KS903 E-inige Wrrte über die Krami sch en Fischerei-VerlMtniffe, deren Aeketställde mrd die Wittel zur Hebung. H c r a u s g e g e b e n vom Irnlinilchen jilchkreiverkine. Laiv.rch. ch_ Eigcnthum und Verlag des krainischen Mschereivcrcines. >VS903 >^s ist eine leider nicht mehr zu läugnende Thatsache, dass sich die Zahl der in den Flüssen befindlichen Fische seit geraumer Zeit erheblich verminderte und es erscheint die Be¬ sorgnis nicht ungerechtfertigt, dass bei der seit Jahrzehnten be¬ obachteten Abnahme von Fischen, dieselbe sozusagen dem allmäh¬ lichen Aussterben ausgesetzt erscheinen. In früheren Jahrhunderten waren diese für die menschliche Nahrung so wichtigen Wasser- thiere noch in vielen Bächen und Gerinnen zu finden, die heut¬ zutage vollkommen leer sind und in denen auch jeder Aufzuchts¬ versuch fehlschlagen würde; ^dagegen wurde das umgekehrte Ver¬ hältnis, das ist die EinbürgeruiM in srüAr fischlceren Rinnsalen, wohl höchst selten wahrgcnommen. Noch im Mittelalter waren die Fische nicht wie heute ein Leckerbissen, den sich der Reichere öfters, der Aermere doch nur selten gewähren kann, sondern die gewöhnliche alltägliche Nahrung, namentlich der Küstenbewohner; und wenn die katholische Kirche den Fischgcnuß an Fasttagen ge¬ stattete, den des Fleisches aber verbot, so ist dies nur ein Be¬ weis, dass damals die Fische als gemeines, gewöhnliches Nahrungs¬ mittel galten. Noch im Mittelalter waren die Fische selbst in den Flüssen so häufig, dass z. B. der jetzt selten und theuer ge¬ wordene Lachs selbst von Dienstboten nicht mehr gerne genossen wurde und in Dienstverträgen sogar die Anftischung dieses Gerichtes auf bestimmte Tage beschränkt wurde. Doch die überreiche Aus¬ nützung der Gewässer, meist ohne Rücksicht ans die Erhaltung der Brut, ließen auch diesen fast unerschöpflichen Reichthum ver¬ siegen, so dass schon in früheren Jahrhunderten hie nnd da Klagen über die zunehmende Verminderung der Fischbestände laut 1* — 4 — wurden. Wenngleich das Meer in seiner unermeßlichen Aus¬ dehnung und Wassermenge, trotz der allseitigen, ungeheuren Aus¬ beutung doch im großen und ganzen noch seinen Ncichthum an beschuppten Thieren behalten hat, — obschon auch hier bereits eine Abnahme bemerkt wurde — so mehrten sich doch bezüglich der Flussfischcrei und ihren Rückgang schon frühzeitig aus allen Ländern die Klagen. Nicht nur in Norddeutschland, in Ungarn, wo einst z. B. die Theiß wegen ihrer zahlreichen und großen Fische sprichwörtlich geworden, auch in unseren Alpenländern nahm der Fischrcichthum von Jahr zu Jahr ab; in Kram wurde bereits im 16. Jahrhunderte diese Thatsache bemerkt und alte Schriften, die auf uns gekommen und im Landesmuseum zu Laibach ausbewahrt werden, belehren uns, dass z. B. die Herr¬ schaft Veldes bereits um 1560 energische Vorkehrungen traf, die Fischereivcrhältnisse des Veldeser See's und der Rothwein zu bessern und den dortigen Fischbestand zu schonen. Aus dem ehe¬ maligen Kloster Freudenthal ist uns gleichfalls eine Nachricht er¬ halten, dass schon nm 1650 die dortigen Mönche über die ge¬ ringer werdenden Ergebnisse des Zirknitzer See's klagten, und in der archivalischen Ausstellung des RudolfinumS ist unter Glas ein landesobrigkeitlicher Befehl ans dem Jahre 1745 zu lesen, der ähnlich, wie im heutigen Fischereigesetze, die Fangzeit im Laibacher Flusse regelt und eine bestimmte Größe der zum Fange gestatteten Fische vorschreibt. Seither hat sich dieser Uebelstand noch bedeutend ver¬ größert, die Klagen darüber sind endlich so allgemein geworden, dass es nothwendig erschien, energisch dagegen einzuschreiten, um der Menschheit ein Nahrungsmittel für die Zukunft zu sichern, dessen allmähliches Verschwinden von beträchtlichem Schaden für die Bevölkerung wäre und nothwendigerweise eine Vertheuerung auch der übrigen Nahrungsmittel mit sich brächte. '. Unter diesen Umständen erscheint es von großer Wichtig¬ keit auf die Ursachen dieser betrübenden Erscheinung einzugehen und auch auf die Mittel aufmerksam zu machen, wie der stets weiter umsichgreisendeu Entvölkerung unserer Süßwässcr erfolgreich entgegengetreten werden kann. — 5 — Der Grund der Abnahme der Süßwasserfische liegt theils in Erscheinnngcn und Verhältnissen, die ohne Verschulden der Menschen cingetrcten sind und gegen welche wir höchstens mittelbar auftreten können, das heißt, welche wir nur durch fleißiges Nach¬ züchten wieder gut zu machen im Stande sind, theils in solchen, welche der Unverstand und die kurzsichtige Gewinnsucht Einzelner heraufbeschworen hat, die ohne Rücksicht ans die Zukunft den vor¬ handenen Fischbestand mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln säst muthwillig vernichteten und so, statt des erhofften Vortheils, sich und den Nachkommen nur Schaden zufügten. Gegen der¬ artigen Missbrauch kann und soll kräftig vorgegangen werden. Wir wollen zunächst von ersteren, leider unabwendbaren Verhältnissen sprechen. Es ist unläugbar, dass, wie das Wild, so auch die Fische überall dort seltener werden, wo die menschlichen Ansiedlungen Vordringen, dass also mit wachsender Cnltur die unverfälschte Natnrwelt zurückgeht; alle in Freiheit lebenden Thiere vermeiden die Nähe des Menschen; wo letzterer hiukvmmt, stört er natur¬ gemäß die ruhige Entwickelung derselben; das Wild zieht sich ver¬ folgt und vertrieben in die höheren Gcbirgswälder zurück, wo wieder die Rauhheit des Winters und die kargeren Lebensbedin¬ gungen seine Anzahl schneller, als es die Büchse des geübtesten Jägers vermag, lichtet. Die Anlage von Mühlen, Fabriken, über¬ haupt auch von Wasserwerken, Behausungen am Ufer u. dgl. scheucht die Fische auf ähnliche Weise aus ihren bisher innegehabten Ruheplätzen auf; die nut dem Menschen in Verbindung lebenden Hausthiere, namentlich das Geflügel, Enten, Gänse fügen gleich¬ falls dem Fischlaich unberechenbaren Schaden zu; schon ans diese Weise geht also der frühere Fischreichthnm allmählich verloren, oder verringert sich wenigstens in der fühlbarsten Weise. Dazu kommt noch die mit der Entwickelung der Menschen nothwendig werdende und leider auch über diese Grenze hinaus gedankenlos betriebene Ausrodung der Wälder. Es ist ja bekannt, dass durch den massenhaften Abtrieb großer Waldbestände die mannigfachsten Uebelstände im Lande Einzug halten. Der Wald, als bester Bewahrer der Niederschlagsfenchtigkeit, wirkt auf das Klima — 6 ausgleichend, mildernd, große Regenmengen werden von der schützen¬ den Moosdecke aufgesogen und sichern lange Zeit die nöthige Feuchtigkeit; in den zahlreichen Waldbächlein findet die junge Fischbrut eine sichere Zufluchtstätte vor der Verfolgung, bis sie, groß gewachsen, in die mächtigem Wasserarme herabsteigen kann. Alles das hört mit dem Verschwinden des Waldes ans. Die kahle Fläche ist schonungslos dem Sonnenbrände ausgesetzt, oder herabströmende Regengüsse stürzen in Gicßbttchen unaufhaltsam dahin, um in kurzer Zeit wieder gänzlich zu versiegen. Unregel¬ mäßigkeit der Wasserläufe, Vertrocknen ehemaliger Rinnsale ist die Folge der übermäßigen Lichtung der waldigen Bergabhänge; der sich dadurch mindernde Wasscrstand der Flüsse, der mit ra¬ pidem Anschwellen in der Schneeschmelzzeit oder nach Wolkenbrüchen abwechselt, bietet den Fischen, namentlich dem Jungbcstande, keinen geeigneten Aufenthalt mehr, entweder sterben sie in den trocken gewordenen Wasserläufen in ungezählter Menge dahin, oder sie werden von den brausenden Hvchfluthen auf die Ufer hinausgetragen, um rettungslos beim Rückgänge des Wassers dort ihren Untergang zu finden. DieS ist wohl jedermann klar und einleuchtend, daher kann der Rückgang der Wälder als eine der vornchmlichsten Ursachen der Abnahme der Fische, namentlich in Gebirgsbächen und Flüssen, bezeichnet werden. Auch bei uns in Kram hat dieser Uebelstand leider bereits großen Umfang gewonnen, wir erinnern beispielsweise nur an den Karstboden Jnncrkrains, der vor Jahrhunderten noch mit dichten Wäldern bedeckt war und heutzutage, abgeholzt, einestheils dürre Hochflächen, Wassermangel, anderseits gefährliche Ueber-. schwemmungen erzeugende Wildbäche anfweist. Neben der zunehmenden Entwaldung sind cs wohl auch die freilich in anderer Beziehung so wohlthätigen Flussregulirungeu, die den Fischstand der heimatlichen Flüsse verringern. Denn vom Standpunkte der Fischerei aus betrachtet, bieten die Unregelmäßig¬ keiten des Flussbettes mit den zahlreichen Tümpeln, seichten Stellen,, treffliche Aufenthaltsplätze für alle Grvßengattungen der Fische, namentlich die Altwässer und ruhigeren Seitenlaufe bilden aus¬ gezeichnete Laichplätze, d^e sich kaum künstlich ersetzen lassen; mit den Flussregulirungen schwinden derlei natürliche Zufluchtstättcn der Wasserthiere; die regelmäßigen Steinmauern zu beiden Seiten des Flusses gestatten den Fischen keine Schlupfwinkel in den Ufer¬ höhlen mehr, das Brntgeschäft wird gestört und so mindert sich die Fischzahl. Dagegen ist freilich nicht viel zu machen, die Fortschritte des Menschengeschlechtes lassen sich nicht von dem Gedeihen der Fischerei abhängig machen, man muss daher sich bemühen, den durch die Kulturarbeit nothwendigerweise gemachten Schaden auf andere Art wieder anszugleichcn. Zu dieser leider unabwendbaren Schädi¬ gung des Fischercibestandcs gehören auch die Eisenbahnbauten mit ihren zahlreichen an nnd in die Gewässer errichteten Objekte und endlich in den größeren Strömen die Dampfschiffahrt, die das Kiel¬ wasser der Fahrzeuge in einer Weise anfwühlt, dass jedes organische Leben, jede thierische Fortentwickelung unmöglich ist. An der Scheidegrenze zwischen den unvermeidlichen und vermeidlichen Schädigungen der Fischerei steht die bei vielen Fa¬ briken übliche Gewohnheit, ihre Abwässer und nutzlosen, meist schmutzigen Abfallsstoffe dem Alles reinigenden, klaren Elemente zuznführen. Es ist klar, dass der Fischerei willen keiner Fabriks¬ anlage der Betrieb gehemmt oder gar eingestellt werden kann und soll, doch ist ebenso begründet der Anspruch der Fischzüchter, dass jede t h uuliche Vermeidung solcher Verunreinigung Platzgreifen muss. Namentlich aus Papierfabriken, Färbereien, den Erzeugungs¬ stätten chemischer Producte, überhaupt aus allen derlei Betriebs¬ orten des menschlichen Fleißes gerathen derartige Mengen giftiger, fauler Substanzen in die Flusslänfe, dass das Leben in dem Ge¬ wässer meist ans weite Entfernung geradezu vernichtet wird. Jedermann wird solche Fälle aus eigener Anschauung kennen und begreifen, dass dort weit und breit kein Fischlein mehr leben kann. Und doch geht es in den meisten Fällen ganz gut, diese so schweren Schädigungen hintanzuhalten. Ordentlich construirte Fanggruben, in denen die Abfallwässer ihre gefährlichen Stoffe ablagern und aus denen allmählich das, wenn auch nur noth- dürftig gereinigte Wasser in den Fluss geleitet wird, können fast überall angelegt und ohne große Kosten erhalten werden, es be- — 8 — darf hiebei nur des guten Willens der Fabriksnnternehmungen, sowie des energischen Einschreitens der Behörden, welche ja die gesetzlichen Mittel in der Hand haben, derlei ungerechtfertigte Verheerungen von Fischwässern kategorisch zu verhindern. Was in dieser Beziehung gesündigt werden kann, ersieht man am besten aus dem Zustande des Savefischwassers unterhalb Sava, das von der Natur sicher begünstigt, gegenwärtig zu den ärmsten des Landes zählt; hier wäre Abhilfe dringend nöthig. Aber auch die Menschen haben ihren Theil redlich beigetra¬ gen den Fischbestand unserer heimatlichen Gewässer zu verringern. In kurzsichtiger Gewinnsucht und von Eigennutz verblendet fieng und fängt man zur Laichzeit trotz Gesetz und Behörden auch in: fremden Fischwasser die Fische ohne Wahl und bedenkt nicht, dass mit der gefangenen Forelle, die den Rogen noch im Leibe trägt, tausende und tausende Jungfische mit vernichtet werden und dass der Fang eines größeren Mntterfisches zu dieser Zeit ebenso un¬ vernünftig ist, als ob jemand etwa, um die zu oberst hängenden Früchte seines stattlichen Obstbaumes zu erlangen, denselben einfach umhauen würde. Bei den Fischen erscheint aber eine derartig un sinnige Handlung vielen Leuten ganz natürlich. Der Fang der großen Fische an und für sich hat dem Fischbestande nirgends geschadet, im Gegentheil, dieselben sind oft die gefährlichsten Gegner ihrer Wassergenossen und hindern das Aufkommen der Jungbrut, doch mit dem Fische zugleich laufende seiner Nachkommen mitzuver¬ tilgen, ist doch unverantwortlich! Aber nicht blos darin wurde und wird noch heute viel gesündigt, auch in anderer Beziehung leisten die Menschen das Möglichste, um sich selber eines wichti¬ gen Nahrungszweiges zu berauben. Seitdem in Folge der ge¬ schilderten unabänderlichen Verhältnisse und der oft sinnlosen Berau¬ bung der Gewässer der Fischstand abnahm, suchte man den schwindenden Ertrag durch allerlei raffinierte Fangmethodcn für den Augenblick zu heben.' So wurden die Netzmaschcn immer enger, um auch nicht das kleinste Schwänzchen durchzulassen, man legte die seltsamsten, mit Hunderten von Angeln behängten Nacht¬ schnüre (Grundangeln), später rückte man den armen Wasserbe¬ wohnern sogar mit giftigen Stoffen, mit Kokelskörnern, Ätzkalk, — 9 — endlich mit dem gröbsten Geschütze, mit Dynamit, zu Leibe. Nament¬ lich Gegenden, in denen Steinbrüche, Bergban, Straßen- und Eisenbahnbauten betrieben wurden, haben unter diesem empören¬ den Missbrauche am meisten zu leiden und ganze Flussstrecken unseres schönen Landes sind durch eine Bande gewaltthätiger Ranbfischer um ihren Inhalt auf lange, lange Zeit, vielleicht auf immer ge¬ kommen. Ist das nicht unverantwortlich? Verdient ein solcher Schädiger der Landeswohlfahrt nicht die empfindlichste Züchtigung seitens der Behörden und sonstiger Aufsichtsorgane? Noch eine betrübende Erscheinung sei hier bemerkt, näm¬ lich die cigenthümliche Verwirrung aller Rechtsbegriffe angesichts der Fischerei. Ein auch sonst rechtlich gesinnter Mann macht sich oft kein Gewissen, ans einem fremden Revier seine» Fischbcdarf zu holen, und namentlich die Dorfjngend betrachtet geradezu alle fließenden Gewässer als herrenlos und vermeidet den Fischranb nur dort, wo der Besitzer für eine ausgiebige Ueberwachnng Sorge trägt. Diesbezüglich sei bemerkt, dass alle Fischwässer sich in festem Eigenthum befinden und dass ein Recht zu fischen nur demjenigen zusteht, der ein Fischwasser entweder besitzt oder pachtweise er¬ worben hat und sich darüber schriftlich und mit der behördlich ausgestellten Fischerkarte auswcisen kann. Wer ohne eine solche beim Fischen betreten wird, ist nach dem Gesetze straf¬ fällig ; wer überdies, auf das Nichtgeseheuwerdcn sich verlassend, auf solche Weise Fische sich aneignet, begeht einen Diebstahl, der ihn vor die Schranken des Gerichtes führen kann. Das sollte sich doch Jeder überlegen! Doch nicht blos schmutzige, augenblickliche Gewinnsucht, sondern auch bloße Unachtsamkeit und kindisches Spiel vermag in vielen Fällen der Fischerei empfindlich zu schaden. Unachtsam¬ keit ist es, das Hausgeflügel, mehr als unumgänglich nöthig, scharenweise auf Wasserflächen herumtummeln zu lassen, da er¬ fahrungsgemäß Enten und Gänse dem Laiche und der Brut die gefährlichsten Feinde sind und bei der bekannt raschen Verdauung der Vögel bedeutende Mengen davon vernichten. Kindisches Spiel endlich ist es, wenn die Dorfjugcnd ohne böse Absicht, aber ge¬ dankenlos, mit allerlei Gefäßen die kaum zolllangen Fischlein an — 10 — seichten Stellen abfängt, um nach kurzer Zeit selbe wieder weg¬ zuwerfen. In solchen Fällen bedarf es wohl nur einer recht¬ zeitigen Belehrung, eines Hinweises, dass die Freude daran eine kurze, der angerichtete Schaden aber ein sehr bedeutender ist. Wenn wir also wahrnchmen, dass nicht nur die natürlichen Verhältnisse sondern auch der Muthwille und der Unverstand der Menschen soviel zur Entvölkerung unserer Gewässer beigetragen; wenn wir bedenken, dass das natürliche Entwickelungsgebiet der Fische durch Industrie, Entwaldung u. s. w. ohnehin immer mehr und mehr eingeengt wird, ist es da nicht geradezu selbstverständlich, dass alles ausgcboten werden muss, die vermeidbaren Schädigungen der Fischwässcr hintanzuhalten und der naturgemäßen Abnahme der Fische durch zweckmäßige Pflege derselben entgegen zu arbeiten! Die Pflege kann nun eine doppelte sein: Schutz des natürlichen Nachwuchses und Vermehrung der¬ selben durch k ün st li ch e Z u cht; ersterer bedarf keiner be¬ sonderer Kosten oder Anlagen, an ihm kann sich die ganze Be¬ völkerung, auch der Ärmste mit Erfolg bethciligcn; letztere ist Sache der an der Fischerei unmittelbar Bethciligten, der Wasser¬ besitzer, Fischereiinhaber, Gntsherrschaften rc., vor allem aber der Fischereivereinc. Die Beachtung und strenge Durchführung der bestehenden Fischereigesetze kann allein schon Großes zur Wiederhebnng der Fischzucht leisten, denn diese Gesetze, namentlich das neueste, welches in Bälde in Kraft treten wird, suchen alle Schädlichkeit, so gut es geht, unmöglich zu machen, um der Fischerei wieder aufzu¬ helfen ; ein solches Gesetz ist daher nicht etwa eine lästige Ein¬ schränkung bisher geübter Gewohnheiten und eingebildeter Rechte, sondern eine wahre Wohlthat, welche für die Zukunft und die Nachkommen bessere Fischcreiverhältnissc anstrcbt. Die Beachtung und Einhaltung dieser Gesetze ist also nicht nur Pflicht jedes Ein¬ zelnen, sondern schon durch die Klugheit geboten. Jede Uebertretung derselben anzuzeigen, den schuldigen Frevler der verdienten Be¬ strafung zuzuführen, ist nicht nur die Aufgabe der öffentlichen Sicherheitspersvnen: wie Feldhüter, Gemeindedicncr, Sicherheits- Wachen, Gendarmen, sondern soll von Jedermann, namentlich — 11 — aber von den Gemeindevorstehungen mit dem größten Eifer ge¬ pflogen werden. Auch der Einzelne kann hier höchst ersprießlich wirken, weil durch Unterlassung dessen alle Gesetzgebung und Be¬ mühung zwecklos ist, denn „wo kein Kläger, ist auch kein Richter." Mancher Fischfrevler nnd Raubfänger, der sich um Laichzeit und Größemnaß nicht kümmert und nm eines gefangenen Fisches nullen oft die ganze Brut verdirbt, kann sein unsauberes Handwerk nur deshalb ungestraft weiter führen, weil niemand seiner Nachbarn es der Mühe wert hält, einem solchen Treiben Einhalt zu gebieten. Was macht mau mit dem Baumfrevler, mit den Schädigern der Feldfrüchte? Warum soll gerade der Fischfrcvler, dessen ange¬ richteter Schaden ost größer ist, als der Wert eines verletzten ObstbaumcS, eines zertretenen Wiefenstückes, leer ausgehen? Hier also thut Energie noch, das Fischereigesetz muß ebenso gehand¬ habt, ausgeführt und überwacht werden, als das Jagd- und andere Gesetze. Namentlich in den Städten und größeren Ort¬ schaften wäre es von unendlichem Borthcil, wenn der Verkauf der Fische von der Marktpolizei besser überwacht und jede Ucbcr- tretnng der Schonzeiten und der Größcngreuze rücksichtslos be¬ straft würde. Es muß dem Fischereifreuude das Herz wehe thuu, wenn er z. B. allwöchentlich auf dem übrigens kärglich genug bestellten Laibacher Fischmarkte hie und da Forellen von Finger- lünge, spannlauge Hechte u. dgl. ungehindert zum Verkaufe ausge¬ boten sieht, woher sollen große Fische kommen, wenn auf die kleinen, zum Genüsse überdies noch wenig geeigneten, in derartig blinder Habgier Jagd gemacht wird? Würde die Ortspolizei ein- zweimal energisch derlei Ver¬ höhnern aller gesunden Fischereipflege entgegentreten, so würden derlei Übelstände wohl rasch verschwinden, denn mit der Un¬ möglichkeit des Verkaufes würde auch der Fang wert- und be¬ langlos fein. "In dieser Beziehung könnten auch die Gasthäuser und Restaurationen besser überwacht werden. Leider findet gar manches Raubbeutestück, mit dem der Thäter doch nicht recht offen zu Markte zu kommen wagt, trotz Schonzeit und Gesetz, freund¬ liche Aufnahme in der Küche des Wirthes, wenn es nur billig ist und mancher Gast ergötzt sich an der gebotenen köstlichen — 12 — Speise, beide unbewußt, dass sie dadurch nicht nur gegen ihren wahren Bortheil der Fischverminderung, sondern auch der Ge¬ setzesverletzung und meist sogar dem Diebstahl Vorschub geleistet haben. Sorget nnr durch strenge Aufsicht für die genaue Durch¬ führung und Einhaltung der bestehenden Vorschriften, dann werdet ihr bald billige Fische auf rechtliche Weise erwerben können! Wie schon erwähnt, ist es meist Unbedachtsamkeit, Mangel an Erkenntnis des bedeutenden Wertes der Fischerei, welche die Lässigkeit in der Ueberwachuug der Fischereigesetze erzeugen und es bedarf daher wohl nur einer kräftigen Mahnung, rechtzeitigen Aufklärung und der Erweckung des gesunden Sinnes der Be¬ völkerung, daß sie nicht länger ruhig zusehe, wie durch Einzelne der Bortheil der Gesannntheit geschädigt wird. In dieser Beziehung wäre es namentlich die Pflicht und Aufgabe der Gutsvcrwaltuugen überall ihren mächtigen Einfluss auch auf die Hebung der Fischerei, auf die Hintanhaltuug aller Missbräuche, auf die strenge Ueberwachuug der bestehenden Ge¬ setze zu verwenden und namentlich bei Verpachtung von Fischcrei- gewässern auf die Art des Fischcreibetriebes ihrer Pächter ein wachsames Auge zu haben, damit nicht nach kurzer Zeit eine er¬ giebige Einnahmsquelle zu Grunde gehe; weiter gebührt es den Gemeindevorstehungen, die ja als erste politische Obrigkeit die Ein¬ haltung der Gesetze zu überwachen haben, ans das Fischerei¬ gesetz nnd die dazu gehörige Durchführungsverordnung mehr zu achten als bisher, ihre Wachorgane anzuwcisen, dem Fifchfrevel ebenso nachzugehen wie dem Jagdfrevel, namentlich jeden Fischenden zur Vorweisung der Fischerkarte zu verhalten. Ja, größere Fischerei- Interessenten, vielleicht die Fischereivereine würden sich gerne be¬ reit erklären, erfolgreiche Anzeigen, wenn selbe zur Abstellung eines bedeutenden Schadens geführt, entsprechend zu prämiiren. Namentlich wäre es aber die Gewissenspflicht derjenigen, welche zur Wahrung des geistigen Wohles der Bevölkerung berufen sind, der hochwürdigen Geistlichkeit und der löblichen Lehrer¬ schaft, anfklärend und belehrend einzugreifen. Wenn der im Orte das größte Ansehen genießende Seelsorger die Dorfbewohner auf¬ merksam machte, wie unrecht die muthwillige Vergeudung eines — 13 — von Gott dem Menschen gespendeten Nahrungsmittels sei nnd dass die Befolgung der darüber erlassenen Gesetze, ebenso Gewissens- sache ist, wie die Erfüllung anderer Bestimmungen, dass endlich die unberechtigte Aneignung eines Fisches ein gleicher Diebstahl ist, wie jeder andere, so würde der Erfolg gewiss ein mächtiger sein. Wenn endlich die Lehrerschaft schon der Jugend die Be¬ deutung der Fischerei nahelegte nnd das Interesse an der Auf¬ zucht und dem Gedeihen der munteren Wasserthierchen wachriefe, kindischen Uebermuth in dieser Beziehung aber strenge rügte nnd strafte, es müsste sicher in der Heranwachsenden Generation ein richtigeres Gefühl und Verständnis für die Behandlung der Fische, für die Schonung derselben als fremdes Eigenthum wach werden; dann wäre viel gewonnen, darum frisch ans Werk! Dort, wo der natürliche Nachwuchs der Fische jedoch durch frühere übermäßige Ausbeutung ganz anfgchört, oder wo es gilt verschwundene oder ansgerottete Fischarten wieder einznführcn, ferner um der Natur, die zwar sicher nnd stetig, aber oft lang¬ sam sortschreitet, behilflich zu sein, bedient man sich der künstlichen Fischzucht, um deu entvölkerten Wasserläufen neue nützliche Be¬ wohner znznführen. Der Vorgang hiebei ist bereits derart all¬ gemein bekannt, dass eine Auseinandersetzung desselben hier wohl überflüssig erscheint. Da die Ausbreitung der aus lebenden Mutter- fischen gewonnenen, mit Milch befruchteten Eier besonderer Vor¬ richtungen bedarf, so ist diese Art der Fischzucht meist Sache von Gutsherrschaftcn, größeren Wirtschaftsbesitzern, vor allen der Fischereivereine, von denen einer auch fiir Urain, mit dem Sitze in Laibach, wirkt. Doch könnte wohl auch jeder Bcrnfsficher, der sein Geschäft mit Verständnis betreibt, nnd nicht wie es leider noch oft ge¬ schieht, selbst der größte Feind seines eigenen Fischbcstandes ist, sich eine solche kleineren Umfanges anlegen, um stetigen Nach¬ wuchs jener Edelfische zu erzielen, deren Verkauf ihm am Vortheil¬ haftesten erscheint. In Krain hat die künstliche Fischzucht schon recht tüchtige Fortschritte gemacht. Abgesehen von der Brutanstalt des krainischen Fischereivereines zu Studenz, welche in den Jahren 1884 — 1888 nicht weniger als 162.000 Forelleneier zum Aus¬ brüten brachte, unterhalten die rühmlichst bekannten Fischzüchtcr 14 Professor I. Franke in Krainbnrg, Mallner und Mnhr in Veldes, A. Kappus v. Pichelstcin zu Steinbüchel, die Gewerkschaft Weißen¬ fels, die Gntsverwaltungen Haasbcrg, Schneeberg und viele andere eigene Bruthütten nnd besetzen die ihnen gehörigen Fischwässer alljährlich mit Tausenden nnd aber Tausenden von Jungfischen. Was durch die künstliche Fischzucht in anderen Ländern schon geleistet worden, ist großartig; in Böhmen wurde z. B. der schon fast gänzlich ausgcrottete Lachs wieder zum regelmäßigen Bewohner des Elbcgcbietes gemacht; in Deutschland, wo die vcr nünftige Fischpflege schon längst mit bestem Erfolge betrieben wird, mehrt sich der Fischstand zusehends, ja die künstliche Fisch zücht hat es dahin gebracht, sogar den Aal, der früher dem Donau¬ gebiete vollständig fehlte, dahin einzubürgern. Allenthalben be¬ mühen sich die Fischereivercine, die der Fischerei in den letzten Jahrzehnten geschlagenen Wunden nach Möglichkeit wieder zu heilen und die sich zeigenden Ansätze znm Besseren sorgfältig weiter zu pflegen. Darum unterstütze jeder, der dies vermag, die Bestre¬ bungen unserer Fischcreivereine, namentlich des krainischen, aber auch, wer nicht in der Lage ist, demselben beizutreten, oder sonst selbstständig an der Hebung der Fischerei mitzuwirken, kann seinen Theil dazu redlich beitragen, wenn er einerseits jede vermeidbare Störung der natürlichen Fortpflanzung der Fische hintanhält, selbst die bestehenden Fischereigesetze genau befolgt und die Uebertetung durch andere nicht duldet. Welcher Nutzen aus dem besseren Stande der Fischzucht der gejammten Bevölkerung, auch der ärmsten, zuströmen wird, ist klar. Nicht blos der Fischereieigenthümer wird bessere Geschäfte machen und der Fischer fein karges Brod in ein reiches verwandeln können, auch die Zahl derselben wird bei doppeltem Fischstande auf das Doppelte steigen können und so mancher einen neuen Erwerb, sei es als Unternehmer oder Hilfsarbeiter, findeü. Die Fische werden nicht mehr, wie jetzt, ein Leckerbissen für reiche Leute, sondern eine wohlschmeckende, billige Nahrung auch für die unteren Elasten fein und der Fischhandel, der jetzt ganz darnieder- liegt, wird, wenn der Fischreichthum der Heimat, dank sorgfältiger Achtsamkeit nnd Pflege, größer geworden, als in den Nachbar- ländern, sogar zum Export führen, der manches Stück Geld — hier sei nur an den ehemals blühenden Krebsenfang erinnert — ins Land bringt. Die oberkrainische Gcbirgsforellc, der so ge¬ schätzte Huche könnte sich einen ebenso großen Weltruf erobern, wie ihn seinerzeit der Gurkerkrebs besessen. Darum mögen vorstehende Ausführungen beherzigt werden, die verständige Pflege der Fischerei, die Hintanhaltung aller ver¬ meidbaren Schädigungen ist für die Landesökonomie eine zu wichtige Sache, als dass man gleichgiltig darüber hinwegsehen könnte. Wie überall, so bedarf es auch hier einigen Borgehens, ein¬ trächtigem Zusammenwirkens aller hiezu berufenen Kreise, der Be¬ sitzer, Ausüber, wie der Behörden, der Geistlichkeit und Lehrer¬ schaft, damit endlich die wohlthätigen Früchte sich zeigen. Stets schwebe nicht nur Jenen, die mit der Fischerei un¬ mittelbar oder mittelbar in Verbindung stehen, sondern allen Landcs- bewohnern unseres schönen Krain in dieser Hinsicht der goldene Wahlspruch der österreichischen Fischereivereine vor Augen: Vermehren und hegen, Dem Schöpferzur Ehr', Dem Nächsten zum Segen!