Schriftkeitung: Natbbau4flaf f e 'Jtr. 5 i£nmsict'rt»es »ichl |BrUA}e4«t«n; »omtntstt Jio» linC-juim ni4t berülkstchrizl, Katiiikigu »>e» noait ttt k>g gtj<» VfRtfutuKi) bet billigst fcO-(tfidltfn ScdLhir» rnlgrzrn. — »fl Bifbfrlioliiiijfi #tri»-Racblajt. tit „Xfiilfitt SB.i4l" rrWidn» |ttc- S»not-g»nb Tcm-ctltaj morgait. Wenvallung: RathdauSqasse Nr. 5 z in'» tau»; Rlilallich . . . « K. —'55 Pi»ttcljä*iia • . • R. l-W la. . . «.— r»«I H< bist K,ojtn: «...«. l.eo • . • flL 3.390 lg . ,ft. «.40 iii'i tid sich »i« iibtin um tu 1)6l|»rc«flc»-S»i«» M«.900. Mr. 71 Gilli, Donnerstag, 3. September 1896. 21. Jahrgang. An die Landtagswähler der Städte und Märkte: cCilli, Rann, Tüffer, Hochenegg, Fichtenwald, Sachsenfeld, Praßberg, Laufen und Oberburg! wenigen Wochen werde! Ihr zur Wahlurne schreiten, um den Dann Eures Vertrauens in die Landstube als Vertreter unserer nationalen und wirtschaftlichen Interessen zu entsenden. Als den zu diesem Amte der Ehre und Arbeit Berufensten und Tauglichsten empfehlen wir Euch Herrn Aloritz Stallner, Vürgermeister in Hochenegg, einen wackeren deutschen Sohn der Stadt Cilli, einen ltrammgesninten deutschen Parteigenossen, einen viel-trsahrenen und erprobten kienner aller unserer wirtschaftlichen An-Gelegenheiten. Stallner ist unser Alann! Slallner wird, ein treuer Sohn seines Heimatlandes, mit aller Entschiedenheit austreten gegen jene Bestrebungen unserer nationalen Gegner, die sich gegen die Uniheilbarkeit des Steirerlandes richten. Unser Wann wird diese heilige Pflicht gegenüber dem Heimallande mnso eifriger erfüllen, al» die flovenischen Bestrebungen, das Steirer-land administrativ zu theilen, dem panflavistifchen Znkunfts-Pro-graninic entspringen, dessen Endziele die Einheit Oesterreichs zerstören wollen. ötallner wird im Sinne des Programms der Deutschen Volke-pariei sich einsetzen für Wahrung des deutschen Charakters der Steirrmark. Im Vereine mit allen anderen Heimattreuen und deutschbewussten Landesboten wird Stallner den anmaßenden Forderungen der slovenischen „Führer" entgegentreten, die durch gewissenlose Verhetzung unserer slovenischen Landesgenossen gegen deren besseres Interesse den Frieden im Lande stören. Die billigen uild [ berechtigten rulturellen und wirtschaftlichen Interessen der slovenischen Landesgenossen werden bei Stallner und den übrigen deutschbewujzten Qndesboten auch dann ein geneigtes Ohr finden, wenn die slovenischen Abgeordneten auch fernerhin die Fürsorge für ihr Volk durch eine ■ lächerliche Abstinenz den Deutsche» allein überlassen sollten. Stallner wird jederzeit an einer freiheitlichen Gestaltung des Landesvolksfchnlwefens festhalten, er wird eintreten für dir Befreiung des lehrerstandes von socialen Einflüssen und eine durchgreifende Besserung seiner Lage, für die Zurückweisung aller Eingriffe der rlerieaten Partei in unser Schulwesen. Stallner wird, selbstschaffend im wirtschaftlichen Leben stehend, ein warmer Fürsprecher sein der zeitgerechten Forderungen des Ge-werdestandes. Er wird eintreten für die genossenschaftliche .Ausgestaltung des Gewerbewefens, sowie ftir die E n t w i ck-lung des gewerblichen Credit wese ns. Stallner wird seine Kufgabe darin erblicken, die Credit-Institute so zu gestalten, dass deren Ertrag nicht provoratorischen Gründungen (ä la Narodni dom), die nur einzelnen Geschäftspolitikern nützen, sondern den Betheiligten selbst zufalle. Stallner wird ein warme» Herz bethätigen für die Leiden und die Doth des Bauernstandes, dem durch eine gesunde Agrar-g e se tz g e b u n g. insbesondere aber im Kampfe mit den zerstörenden Vaturgemalten durch Zubußen aus Staats- nnd Landes-Mitteln unter die Arme gegriffen werden muss. Als uutersteirischec Abgeordneter wird Stallner in erster Linie den Interessen des Unterlandes Rechnung tragen. Er war jederzeit ein Wann ernster, zielbewusster Arbeit, und das wird er auch als Laudtagsabgeordneter sein. Der praktische Erfolg wird sein Handeln bestimmen in nationalen, wie in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Stalln er ist ein Mann der That und darum ist er unser Wann! Wähler! Wit gutem Gewissen empfehlen wir Euch Herrn Stallner als Landtagsrandidaten. Wir haben unsere Pflicht gethan» Euch einen der Berufensten und Geeignetsten vorzuschlagen. Eure Pflicht wird es sein, einmülhig für Herrn Stallner einzutreten und Euren ganzen Einfluß aufzubieten, dass der guten Sache der Sieg werde. D'rnm rufen wir Euch nochmals zu: Wählet Herrn Stallner! Es gilt die Einheit des Steirerlandes! Es gilt für Deutfchthum, Freiheit und Fortschritt einzutreten! Es gilt den Frieden im Lande! Es gilt ein gesundes Wirtschaftsprogramm! (Cilli, im September 1896. Der Wahl-Ausschuß. \ 2 Anläßlich des Wonatswechsels Sitte» wir die geehrten Abnehmer, deren Aezngsberechtigung abgelaufen ist, nm gefällige Einsendung der entfallenden ZZejvgsgebnhre«, damit in der In-sendnng des Alattes keine Anterbrechnng eintritt. Die Verwaltung. politische Wundschau. Anrk Lobanow j>. Unmittelbar aus dem Berufe hat der Tod den russischen Staatsmann Fürsten Lobanow, dm Minister des Auswärtigen, abberuken. Was Bismarcks Wunsch war, wie ein treues Arbeitspferd in den Sielen zu sterben, dem Fürsten Lobanow ist es vergönnt worden, allerdings nach kurzer Wirksamkeit in seinem verantwortungS-reichen Amte. Die erste vom Montag aus PeterS-bürg datirte Meldung lautete: Der Tod des Fürsten Lobanow erfolgte im Eisenbahnwaggon in der Nähe der Station Kasatin. Weitere Einzelheiten fehlten. Die Nachricht wird in der diplomatischen Welt eine an Bestürzung grenzende Ueberraschung hervor» gerufen haben, da in der That mit dem plötzlichen Hinscheiden LobanowS in jener Welt eine Leere entstanden ist, die gerade in dem gegenwärtigen Augenblick der Rundreise des Czaren und der Wirren im Orient besonders fühlbar wird und vielleicht mancherlei Verschiebungen aus dem Schach« brett der europäischen Diplomatie verursache» kann. Ein weiteres Petersburger Telegramm von Montag Nachmittag sagt noch, dass nach amtlicher Quelle der Tod des Fürsten Lobanow-Rostowski Sonntag Abend 8V, Uhr ganz plötzlich im kaiserlichen Zuge auf der Station Schepeiovka der Eisenbahn Brest-Kiew erfolgt ist. Durch kaiserlichen Befehl ist der Adjunct des Ministers, Geheimrath Schischkin, sofort nach Kiew berufen worden. Die Führung der Geschäfte des Ministeriums in Petersburg ist dem Grafen Lambsdorff übertragen worden. Geheim-rath Schischkin reiste Montag ab. Die Leiche deS Fürsten Lobanow bleibt bis zur weiteren Entscheidung der Familie in Kiew. Am II. März 1895 wurde Lobanow in das Ministerium des Auswärtigen von dem Botfchasterposten in Berlin abberufen: er hat also nur etwas länger als ein Jahr die Geschicke der auswärtigen Politik Rußlands geleitet. Ge-stattet diese kurze Amtsthätigkeit auch kein Er» schöpfendes Urtheil über die politischen Fähig-leiten dieses Staatsmannes, da die diplomatische Saat nicht in diesem einen Jahre zur Ernte zu reisen pflegt und da ja noch nicht abzusehen ist, ob alle Erfolge von Dauer sein werden, und ob die neu geschaffenen Beziehungen endgiltig von Vor-theil für Rußland sein werden, so dürfte dennoch die nächste summarische Kritik über den Fürsten Lobanow als russischen Minister des Auswärtigen so ziemlich allgemein für den Verstorbenen durch-auS günstig und vorteilhaft lauten. Die öffentliche Meinung von Europa anerkennt — hier gelassen, dort widerwillig — dass Russland im europäischen Concert die erste Geige spielt. Wer das nicht Mdeutschland Kelt! Zum Sedantage. Heiße Liebe, Gut und Leben Weih'n wir dir, Germania. Dir, du Hehre, wie noch Keine Herrlicher die Sonne sah! Heiße Liebe, Gut und Leben Sei Alldeutschland dargebracht. Ihm gilt unser ganzes Streben In der Werkstatt, in der Schlacht. Nimmer sinkt der Einheit Banner, Ist sein Schaft auch gleich zerfpellt, GneS Sinnes, eines Geistes, Trotzen wir der ganzen Welt! So wie einstmals die Burgunden Grimm bestanden ihren Feind, Wollen, lachend unsrer Wunden, Wir auch streiten, eng vereint. Ach, wie hat doch Zwietracht lange Unsres Volkes Sinn verkehrt. Bis der Held, der vielgeliebte. Ihm die Eintracht hat bescheert. Schlingen fester wir die Bande! Diese Pflicht ward unser Theil; Gut und Blut dem Vaterlande! Heil Alldeutschland, Heil und Heil! Hans Kordon« „Deutsche Macht"_ glauben wollte, würde durch die Preßstimmen be-lehrt fein müssen, die beim Beginn und im weitern Verlaufe der kaiserlichen Rundreise in internationaler Gleichförmigkeit das Lob des Czaren als Wahrer des Friedens gesungen und die hohe Bedeutung deS russischen Einflusses in den Händeln der Welt gepriesen haben. Wieviel nun von diesen Verdiensten auf Lobanows Conto gesetzt werden muß, ist schwer zu sagen. Jedenfalls ist unter ihm das Verhältnis mit Frankreich das für Rußland gleich vor-theilhafte wie vordem geblieben: Frankreich ist dem Czarenreich ein ungemein liebenswürdiger und billiger Bankier, da er immer nur freundliche Worte auf das Gewinnconto buchen durfte und trotzdem bis-her nichts von seiner guten Laune verloren hat; England, der schlimmste Gegner Rußlands, ist isolirter und ohnmächtiger denn je; es hat in Ost-asien Fiasko gemacht und wird vermuthlich in Constantinopel keine Erfolge einheimsen, wenn, waS anzunehmen ist. die jüngste Begegnung des Fürsten Lobanow mit dem Grasen GoluchowSki und dem Grafen Eulenburg feste Entschlüsse zur armenischen und kretischen Frage gezeitigt hat, bei denen Deutsch-land und Frankreich jedenfalls nicht auf der Seite des ränke- und gewinnsüchtigen England stehen. Rußland hat ausgezeichnete Beziehungen zu China und zu den mittelasiatischen Völkerschaften, Japan wird in einem allzu raschen Wachsthum zurück-gehalten, die sibirische Bahn wird der natürlichen AusdehnungSpolitik nach Ost-Asien den Weg ebnen und unverwüstliche Brücken schlagen; kurz Rußland hat kaum Mißerfolge in den letzten Jahren zu verzeichnen gehabt und ist in seinen Weltplänen verhältnismäßig still und sicher Schritt um Schritt vorwärts gekommen. Wer nun der Nachfolger deS Fürsten Lobanow sein wird, ist noch nicht ent» schieden, jedenfalls darf man versichert fein, dass ein System Wechsel in der auswärtigen Politik Ruß-lands nicht zu erwarten ist, zumal dazu für Ruß-land keine Veranlassung vorliegt. Kürkki. Die dumpfe Gewitterschwüle, die seit Monaten über der Hauptstadt d«S türkischen Reiches lagerte, hat sich in einer entsetzlichen Weise ent-laden. Die Armenier haben einen Siurm auf die ottomanische Bank unternommen, sie haben sich des Gebäudes bemächtigt, und diese« Ereignis ist der Anfang eines allgemeinen Gemetzels geworden. Der türkische Pöbel hat sich auf die armenischen Quar-tiere gestürzt und Blut stießt in Strömen. Noch ist der Umfang der Greuel nicht klar zu erkennen, allein das. was darüber feststeht, reicht fchon so hin, um Stoss zu den ernstesten Befürchtungen zu geben. Die Art, wie der Angriff ausgeführt wurde, der Sturm auf die onomanische Bank, die sicher-lich mit der Unterdrückung der Armenier nichts zu thun hat, kann die Sympathien für die Sache der Armenier gewiss nicht verstärken. Die Vorgänge in Constantinopel werden aller Wahrscheinlichkeit nach Metzeleien in den Provinzen im Gefolge haben. Man kann die türkische Regierung nicht freisprechen von der Schuld, welche sie selbst an diesen Unruhen trägt. Sie hat Fehler aus Fehler zyr Schutzengel- Novellelle von E. Ritter. Die Vorbereitungen für eine Abendgesellschaft sind getroffen. Geschäftige Dienstboten lauten die teppichbelegten Treppen auf und ab, hier eine Pflanze zurechtrückend, dort einen Shawl Vortheil-hasler drapierend; fertig ist alles, es fehlt nur noch die letzte Hand. Im ersten Stock, nach hinten hinaus, ist es ganz still. Die gnädige Frau hat sich in ihr Aller-heiligstes zurückgezogen, um sich durch ein paar Stunden Schlaf aus die kommenden Strapazen vor-zubereiten, und wir können ungestört einen Blick in da» Ankleidezimmer werfen. Da liegt, vorsichtig auf der Chaise-longue ausgebreitet, da» Ergebnis wochenlanger Unruhe, schlafloser Nächte, unzähliger Anproben, an dem sich soviel« Augen müde gesehen, soviele Hände matt genäht haben. Wie ein Märchen schimmert eS uns entgegen — Wellen von meergrüner Seide, Wolken von Lröpo äo LKiue, über-rieselt von Silbersäden und Brüsseler Spitzen. Auf Tischchen und Stühlen ringsumher stehen und liegen hundert unentbehrliche Kleinigkeiten, von dem weißen Straußfächer, dem kostbaren Spitzentafchentuch bis zu den zierlichen Schuhen aus meergrünem Leder. Doch horch, da nahen Schritte, die Thür öffnet sich und herein schaut zuerst ein Stumpfnäschen, dann ein Lockenköpfchen, bis das ganze vierjährige Dämchen mit weit aufgerissenen Augen und ebensolchem Mäulchen vor den Wundern, die hier auS« gebreitet sind, steht. Wie schön ist daS alles, wie wunderschön! Sie kann sich gar nicht satt sehen 1896 gehäuft. Als nach den kleinasiatischen Metzeleien für die Pforte die unabweisliche Nothwendigkeit entstand, vorsichtig zu sein und die Gefühle der Armenier, von denen etwa 150.000 die Hauptstadt bewohnen, nicht unnütz zu reizen, geschah durchaus das Gegentheil. Hunderte von Armeniern wurden unter den nichtigsten Vorwänden in die Gefäng-nisse geworfen, Hinrichtungen fanden statt, ohne dass von einem ordentlichen Gerichtsverfahren die Rede war. und vollstreckt wurden diese Hinrich-tungen in möglichster Öffentlichkeit. Dem gemischten Rath der Armenier ist die Eröffnung zu Theil geworden, seine Mitglieder würden für weitere Unruhen in Kleinasien persönlich haftbar gemacht werden, und endlich ist dem Patriarchen JSmirlian, der sich eines großen Einflusses zu erfreuen fcheim, das Leben so schwer gemacht worden, dass er um seine Amtsentlassung bitten musste; eine erbarm-liche Creatur der Palastclique ist an seine Stelle gesetzt worden. Dass alle diese Heimsuchungen die ohnehin schon ausS Aeußerste gereizten Armem» zur Verzweiflung bringen mussten, ist schließlich nicht zu verwundern. Die Spanier hausen auf Cuba noch immer wie die Barbaren. Eine geradezu unerhörte Maß-regel, wie solche nur einem an den Stiergefechten verblödeten spanischen Gehirn einfallen konnte, ist der letzte Act spanischer KriegSweiSheit. General Weyler hat nämlich angeordnet, dass die ganze heurige Ernte auf Cuba zerstört werden muss. Tie Spanier wollen den Aufständischen dadurch die Hilfsquellen an Gold und Mundvorräthen ab-schneiden. Nachdem die Spanier also die unglück-liche Insel jahrhundertelang ausgesogen haben, soll sie jetzt, zur Strafe dafür, dass sie dieser Aus-saugung ein Ende setzen will, zur Wüste verwandelt werden. In Spanien selbst erregen die fortwähren-den Truppennachschübe große Unzufriedeuheit. In Valencia kam es jüngst zu einer Frauenkundgebung gegen die Einschiffung weiterer Truppen nach Cuba. ES wurden alle möglichen Rufe, sogar ,Viva Cuba libre!" auSgestossen und der zufällig vorbeifahrende commandierende General und Militärgouoerneur wurde auSgepfiffen; doch gelang es der Gendar-merie und Polizei bald, die Ruhestörerinnen z» zerstreuen. Fünf Frauen und Mädchen wurden verhaftet. Eine ähnliche Kundgebung fand in Piso (Sevilla) statt. In Barcelona wurden Aufrufe a» die Soldaten vertheilt, nicht nach Cuba zu gehen, sondern hier für die Freiheit zu kämpfen. Auch an den Straßenecken fand man Flugblätter ähnliche» Inhaltes angeschlagen, die alsbald von der Polizei entfernt wurden. In Logrono sollen verschieden« Persönlichkeiten, die später entflohen, versucht habe», die Soldatenmütter zu den Protestkundgebungen zu veranlassen. Auch auf den Philippinen ze»,i» sich die Einwohner geneigt, die fpanifche Herrschaft abzuschütteln. In Manila haben Verhaftung» stattgefunden und sind zur Unterdrückung jedes Auf-standSverfucheS Truppen zusammengezogen worden. Z>ie Engländer sind im Begriffe, der aru-bischen Herrschaft auf Zanzibar ein Ende zu mache». __________ i und hat gar keine Eile, in die Kinderstube zuml> zugehen. Sie hat sich heute so gelangweilt, in ihn» ganzen Leben hat sie sich noch nicht so gelangn»:!! wie heute. DaS Kindermädchen «st vor zwei Siundei hinuntergegangen, es gibt heute soviel zu thun, du will sie doch ein wenig mithelfen und nebenbei d» zwei jungen Lohndiener, die heute unten ihr ge» schäftiges Wesen treiben, kennen lernen. II»d Gretchen hat zuerst ganz geduldig mit ihren Pupp» gespielt, dann Bilderbücher besehen und Häm« gebaut, aber jetzt fängt eS an, dämmerig zu werde», und da ist eS gar zu einsam, so allein im Kindn-zimmer. Sie steht und schaut und schaut, athemloi vor Bewunderung. Allmählig wird sie kühner iuo fährt mit der nicht allzureinen Patfchhand über die schimmernde Seide. Jetzt hat sie die Schuhe enldeÄ. die kleinen grünen Schuhe. Sie sehen genau so g g, Herr Gottlieb G e r l i tz, Inhaber der orthopädischen Heilanstalt in Graz, Herr Volksfchul-director Josef Petz in G r a z und Herr Schlosser-meister Wenzel Wlcek in Graz. Z>as russtsche Kaiserpaar. Die am Samstag in Wien im Beisein des Kaisers und des Czaren auf der Schmelz abgehaltene Militärparade vertief glänzend. Das Abreiten der Front dauerte dreiviertel Stunden. Hierauf führte der Kaiser dem Czaren das 11. Dra-goner-Regiment vor, worauf die Defilierung der übrigen Truppen erfolgte. Als das Regiment Kaiser Alexander II., dessen Inhaber der Czar ist, kam, stellte sich der Czar an die Teie und führte es dem Kaiser Franz Josef vor, worauf die Defilierung beendet wurde. Die Test-lierung ist ausgezeichnet gelungen und rief allgemeine Bewunderung hervor. Nach der Revue bestiegen Kaiser Nikolaus und Kaiser Franz Josef eine zweispännige Equipage, die russische Kaiserin fuhr mit der Erzherzogin Jofefa. Di« Hen schalten begaben sich auf den Nord-bahnhof. Vor dem Abschiede küfSten sich die beiden Kaiser, ebenso die österreichische Kaiserin und die Czarin. Der Czar küßte der Kaiserin die Hand und ebenso der Kaiser die Hand der Czarin. Um 11 Uhr Mittags verließ der Zug mit dem Czarenpaare di« Halle. DaS-selbe begab sich zunächst nach Kiew zur Grundstein-legung der neuen Kathedrale und von da nach BreSlau. Die Klage gegen einen Minister. In Sachen einer EhrenbelcidigungSklage des Joseph Tomtschik in Stirnberg gegen den Eisenbahnminister FML. R. v. Gultenberg ist die erst« Entscheidung «flössen, indem daS Bezirksgericht Sttrnberg sich zur Beurtheilung dieser Klage für incompetent erklärt hat, mit der Begründung, dass der Eisenbahnminister als activer Feldmarschall-lieutenant dem Militärgerichte unterstehe. Der Klage-Vertreter Dr. Harpner hat nun gegen diese Entscheidung die Beschwerde an daS KreiSgericht in Olmütz ergriffen, die von der Voraussetzung ausgehen dürfte, dass der Eisenbahnminister, wie es heißt, für die Dauer dieser Gatten doch nicht, den ernsten, stillen Gelehrten, der nur seiner Wissenschaft lebt und für sie schon lange kein warmes Empfinden mehr hat. So hatte sie sich die Ehe nicht gedacht, als er vor einigen Jahren so treu und warm um sie warb. Wie schnell war seine Liebe erkaltet!--Ja, sie will ihm folgen, dem schönen, jungen Geliebten, wohin er will, selbst in Noth und Elend. Alles will sie ihm opfern, Glanz und Wohlleben, ge-fellschaftliche Stellung und guten Namen. Mag die Welt sie verurteilen, mag alles vor ihr zurück-weichen, sie will ihn lieben und glücklich machen und in seiner Liebe glücklich sein. Mit zitternden Händen beginnt sie den Zettel zu entfalten; da bewegt sich die Portiöre! Sie fährt zusammen. Ist es ihr Gatte? Oder fchon er, der gekommen, sich sein« Antwort zu holen? Sie lauscht aihemloS! Da trippeln zwei rosige Füßchen über den Teppich, zwei weiche Arme schlinge» sich um ihren Hals, ein thränennasses Gesichtchen schmiegt sich an ihre Wange und ein süßer Mund flüstert: „Ich will eS nicht wieder thun, liebe Mama, Gretchen hat Dich so lieb und kann gar nicht einschlafen." Sie reißt daS Kind an sich, bedeckt eS mit Küssen, und mit einem Schlage wird ihr das entsetzliche Unrecht klar, daS sie soeben dem ahnungslosen Geschöpfchen hat anthun wollen. Ihr Liebling, ihr süßes kleines Mädchen, die Tochter einer Abenteurerin, einer davongelaufenen geschiedenen Frau! Welche Zukunft, welche zerstörte Jugend! Fast betäubt von der Wucht der aus sie einstürmenden Gedanken blickt sie auf — da steht er vor ihr. Ungeduldig be-gehren seine Augen die Antwort auf seine Zeilen. Sie rafft sich auf, zieht ihr Kind fest an sich und feiner Function, als Feldmarschalllicutcnant beurlaubt sei. Damit würd« die principielle Frage aufgeworfen «rschein«», ob ein wegen feiner anderweitigen staatlichen Verwendung beurlaubter Militär alS eine noch innerhalb deS Heeresv«rband«S stehend« Person anzusehen sei. Der Älpcnverein und das Kaiser-Aubitäum. Die General-Versammlung deS deutsch.-österr. Alp«n-Vereines in Stuttgart beschloß einstimmig, sich an d«r RegierungS-Jubelftier d«S Kaisers Franz Jostvh von Oesterreich durch Gründung eines Franz-JosephS-FondS zu betheiligen, der zur schnellen Linderung der durch schwere Elementar-Ereignisse hervorgerufenen Noth im Alpengebiete dienen soll. Einstimmig wurden zur Gründung 10.000 Mark btwilligt. Die Sektionen haben ihrerseits noch besondere Beisteuern zu leisten. Man hofft, den Fond bis zur Jubelfeier auf 100.000 Mark zu bringen. — Die nächste Gencral-Persammlung wird in Klagenfurt abgehalten werden. Aus Stadt und Land. ßiklier Hemeiuderaty. Am Freitag den 4. September um 5 Uhr nachmittags findet eine ordentliche öffentliche Gemeinde - Ausschußsitzung mit folgender Tagesordnung statt. Nach Mit-theilung der Einlaufe Erledigung folgender An-gelegenheiten: Wahl eines Sparcasfe-Ausschuß-Mitgliedes an Stelle des verstorbenen Herrn Dr. Wokaun. Wahl von 2 Mitgliedern in die Landtagswahl-Eommission. Bericht der RechtS-section: ErlasS des steierm. LandeSausschusseS in Angelegenheit der Stadterweiterung. Bericht der SanitätSsection: Die Düngergrube des Herrn Dr. Sernec. Bericht der Finanzsection: SubventionS-gesuch der Freiw. Feuerwehr Cilli. Berichte deS FriedhosScomit6S: Die Särgelieferung für die Leichenbestattungsunternehmung. ErlasS deS steierm. Landesausschusses in Angelegenheit der Grabstellen-gebühren. Bericht deS MauthaufsichlScomil6S: Mauthgebührenabfindung mit Peier Majdic. Der öffentlichen Sitzung folgt eine vertrauliche. Auszeichnungen. Der Stadtschulrath hat in der Sitzung vom 25. August Herrn VolkSschul-director Josef Bobisut für seine umsichtige, mit größtem Pflichteifer und seltenem Tacte verbundene Leitung und die hiedurch erzielten ErziehungS- und Unterrichtserfolge die besondere Anerkennung auS-gesprochen. Desgleichen wurde Herrn Stadtamts-secretär Herrn Hans Blechinger für sein pflicht-eifriges und ersprießliches Wirken als Secrelär deS Stadtschulrathes der Dank und die Anerkennung ausgesprochen. Kvaugelische Gemeinde. Sonntag den 6. Sep-tember findet um 10 Uhr vormittags in der evan-gelischen Kirche ein Gottesdienst mit hl. Abend-mahle statt. Wählerverfammlung. Samstag den 12. Sep-tember. 8 Uhr abends, findet im Gasthofe „zum „goldenen Löwen" eine LandtagS-Wählerverfamm-lung statt, in welcher sich unser Eandidat Herr Moritz Stalln er den Wählern vorstellen wird. gibt ihm das »»eröffnete Billet zurück. Zuerst begreift er nicht, dann fühlt er. wie sich etwas kalt und schwer aufS Herz legt. Er hat verstanden. Ein Blick auf ihr schönes bleiches Antlitz zeigt ihnt, dass eS nichts mehr für ihn zu hoffen gibt, dass sein erster LiebeStraum ausgeträumt ist. Gretchen ist an die Thür gelaufen und blickt entzückt auf die tanzenden Paare: „Gretchen möchte auch tanzen, bitte Onkel, nur einmal!" Und er, froh, dem bedrückenden Schweigen ein Ende zu machen, nimmt daS kleine Barfüßchen in den Arm, und hinein geht'S, mitten in die Reihen der tanzenden Paare. Wie sie jubelnd umherhüpft in ihrem weißen Nachthemdchen! Und als ihr Tänzer sich niedersetzt, drängen sich ganze Schaaren schwarz befrackter Ritter um sie her, die alle mit der Tochter des HauseS tanzen wollen. Lange dauert die Freude zwar nicht, denn bald kommt Papa und macht dem Unfug ein Ende, wie er sagt. Er selbst trägt sie hinaus in ihr weiches Bettchen und schon nach wenigen Minuten liegt sie in süßem Schlummer und ruht auS von ihrem ersten Ball. Unten tanzt man noch lange fort. Aber endlich ist der letzte Gast gegangen, die letzte Kerze gelöscht, und alles liegt in tiefer Ruhe. Nur oben, im Kinderzimmer leuchtet noch ein matter Schein. Dort stehen die Gatten Hand in Hand und schauen in Liebe auf ihren kleinen Schutzengel. Sie hat ihm alles gesagt, und als er ihr dann ins Auge geblickt, so tieftraurig und doch voll vertrauender Güte, da wusste sie. dass die alte Liebe nicht todt sei, und in ihr hat sie Schutz gefunden — vor sich selbst. 4 5*«tsrite Wacht Manöver. Die 55. Jnsanteriebrigade ist heute nachmittags „ach 1 Uhr aus St. Georgen hier eingetroffen: circa 1 Uhr marschierte das 97. Ins. Rgmt.. '/,2 Uhr das 87. Jnf.-Rgmt. mit klingen-dem Spiele in die Stadt ein; die Mannschaften sahen trotz der ungünstigen Witterungsverhältnisse der letzten Tage gut aus. Dank den umsichtigen Vorkehrungen seitens des Stadtamies und der Bereitwilligkeit der Bürgerschaft wurden trotz ein« getretener Irrthümer die Truppen doch gut unter-gebracht. Die 56. Jnsanterie-Truppendivision be-findet sich in der Gegend von Sachsenfelv und St. Peter und finden die DivisionSmanöver bis 7. d. M. statt. KiMer Männcrgesangv ereiu. Wegen der Militärconcerte und Manöver musst« die für SamS-»ag den 5. September angesagte Liedertafel ver-schoben werden und wird in der nächsten Woche abgehalten werden. Nationales Kell in Kohenegg. Zum Jahres-schlusfe der Deutschen Schute in Hochenegg fand am Samstag und Sonntag eine Schulfeier statt, die einen glänzenden Verlauf nahm. An dem am Samstag gefeierten Schulseste nahmen 75 Kinder theil, welche um 2 Uhr Nachmittags vom Schulgebäude zum Festplatze bei Herrn PötfcherS Gasthaus abmarfchinen. Der Festplatz war eine auf einer Wiese des Herrn Pötscher befindliche so-genannte „Harpfe", welche für den gedachten Zweck recht hübsch und geschmackvoll mit Fahnen in den steirischen und österreichischen Farben, sowie in schwarzrothgold, dann mit Reisigguirlanden ge-schmückt war. Die Eröffnungsansprache an die Kinder hielt Frl. Dora Hauser, welche ihnen in herzlichen Worten die Wohlthat deS deutschen Unterrichtes nahelegte und mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser schloß, in welches die frohe Kinderschaar begeistert einstimmte. Die genannte Dame vertheilte bann sechs von ihr gespendete, sehr hübsche Preise an jene Kinder, welche im Unter-richte in der deutschen Sprache die größten Fort-schritte gemacht hatten. Hierauf trugen die Kinder unter der Leitung deS Schulleiters, Herrn Lehrers Friedrich Lang einige Lieder sehr hübsch und frisch vor. Einige Kinder trugen Gedichte vor und eS geben die Leistungen der Kinder überhaupt ein be-redteS Zeugnis von der Tüchtigkeit, Umsicht und Ausdauer der Schulleitung. Möge dieselbe aus dem betretenen Wege zum Heile der deutschen Sache fortfahren! Nachdem die Kinder entsprechend be-wirthet worden waren, traten sie in fröhlichster Stimmung den Heimweg an; entfernter wohnende Kinder wurde mit Wagen in ihre Wohnungen ge-bracht. Es sei hiemit allen jenen Factoren, welche zum Gelingen dieses schönen ersten Schulfestes der deutschen Schule beitrugen, der wärmste Dank aus-gesprochen für ihre Liebe zur Sache und für die Spenden, welche das Zustandekommen des Festes ermöglichten, insbesondere den Damen von Hoche-negg und dem OrtSschulrathe der deutschen Schule. Unter recht ungünstigen WetterauSsichun nahm das von der strammen deutschen Bevölkerung HoheneggS am Sonntag den 30. August zu Gunsten ihrer Schule veranstaltete Schulfest seinen Verlauf. Wenn es auch noch TagS vorher und am Vormittage selbigen Tages wie in Strömen vom Himmel heruntergofs, die braven Hohenegger Deutschen ließen sich dies nicht anfechten und obwalteten frohen Muthes den Vorarbeiten für ihr Fest. Wenn auch nicht groß-artig und mit Prunk und Reclame ins Leben gesetzt, so müssen wir gestehen, dass dieses Fest ein echt ländliches und ungezwungenes, ein wirkliches Volks-fest zu nennen war, bei dem sich die Deutschen HoheneggS und ihre nächsten Nachbarn so recht heimisch und gemüthlich zusammenfinden konnten, in fröhlicher Feststimmung und bei Eonfumirung des guten TropsenS, den Pötscher seinen Gästen vergönnt. Beim Durchschreiten deS freundlichen Marktes fiel unS besonders die Haltung der dortigen Schuljugend auf. die in wahrhaft herzlicher und uneingelentter Höflichkeit die nach Hohenegg kom» menden Fremden grüßt, ein Beweis für die stramme Erziehung, die Schule und Haus den Kindern an-gedeihen lassen. Unter den Festgästen bemerkten wir den Herrn Vice-Bürgermeister I. Rakufch, die Herren Gemeinderäthe Altziebler und Rasch, sowie den Herrn AmtSvorstand Th. Fürstbauer auS E»lli u. zahlreiche Festgäste aus Cilli, Neuhaus, Gono-bitz, Meilenstein und anderen Nachbaronen. Zehn Köpfe stark kam die Abordnung der Cillier Freiwilligen Feuerwehr mit einem Viergespann sammt Vorreiter vor ihrem Mannschaftswagen angefahren. Die Feststunde rückte immer näher und näher, doch immer noch hüllte der Himmel sich in düsteres, hässliches Grau, als wollte er eine festliche Stimmung nicht aufkommen lassen und die Festtheilnehmer und Veranstalter einmal durch einen vorwitzigen Sonnen-strahl und schmalen blauen Aetherstreif, gelegentlich aber durch einen tüchtigen Spritzer srozzeln und in Angst und Ausregung um ihr schönes Fest erhalten. Eine kleine Schar von hübsch und geschmackvoll gekleideten Festdamen waltete mit Eifer ihres Amtes als Blumen- und Cocardenverkäuferinnen. Gerne ließen wir uns in Anbetracht des nationalen Zwecke? und bestimmt von fo viel Anmuth und Liebenswürdigkeit unseren Obulus abnehmen. Heil den wackeren deutschen Frauen und Mädchen Hocheneggs, die für unsere gute deutsche Sache mit solcher Auf-opferung und Hingebung, aber auch mit solchem Erfolge gewirkt! Der Jubel und die Festesstimmung erreichten ihren Höhepunkt, als die erst vor Kurzem von dem Leiter der deutschen Schule Herrn Lang in'S Leben gerufene Sängerriege unter strömendem Regen ihre bisher einstudierten GesangSnummern zum Vortrage brachte und Herrn Lang hieraus der von den Deutschen Bürgern Hocheneggs gewidmete Takt« stock überreicht wurde. Ein Heil diesem wackeren Kämpen, der sich solch' großen Ausgaben in voller Liebe zu seinem angestammten Volke unterzieht und der ein gutes Theil beiträgt für die allseits bekannte und gerühmte gute Erziehung der Hochenegger deutschen Schuljugend! Die Musik besorgte die Hochenegqer Capelle in vortrefflicher Weife. Diese Capelle ist auS jener Schuljugend hervorgegangen, die einst Herr Lehrer Kupnik in Hochenegg zu einem kleinen Orchester ausgebildet hat. Heute bilden diese Musiker eine Musikcapelle, zu welcher man den Markt Hochenegg nur beglückwünschen kann. Wir hoffen, dass das zu einem solch' hehren Zwecke veranstaltete Fest, welches, wie wir beobachten konnten, ein äußerst gut besuchtes war, auch einen recht guten Ertrag abgeworfen haben wird und stellen mit Freude fest, dass zahlreiche unserer Volksgenossen trotz der widrigsten Hindernisse, wie z. B. das ganz miserable Wetter, die überschwemm-ten Straßen und die großen Entfernungen, herbei-geeilt waren, ihre nationale Pflicht zu erfüllen und die unwandelbare Liebe zu unfeiem schwer be-drängten Volke zu erweisen. Heil und Siez! Wie sollen die durch Hagel beschädigten Reben-anlagen jetzt im Herbst und im kommenden Frühjahr behandelt werden? Der heurige Traubenansatz ließ außerordentlich reiche Weinernte erhoffen. Leider war diese Hoffnung nur von kurzer Dauer, denn schon die Trauben-blüthe gieng. von ungünstiger, kalter und regnen-fchen Witterung begleitet, vielfach schlecht von statten. Zu dieser Erscheinung gesellte sich Heuer der größte Feind unserer Culturen, der Hagel, welcher mehrere Gebiete arg beschädigte. Schreiber dieses will nur die großen Schäden, die diese» Unwetter den Rebenculturen zufügte, im Auge behalten und vor allem darauf hinweisen, dass man heute gegen die Verheerungen in den Rebenanlagen nicht müßig bleiben sollte und vieles anwenden müsse, um sie überhaupt noch zu erhalten, um es nicht zu erleben, dass sich der Schaden noch vergrößere. Was soll man nun thun? In den Rebschulen sind die zarten Triebe, sowohl der veredelten wie der nicht veredelten Reben, zumeist entgipfelt und zahlreiche Blätter abgeschlagen; die noch stehen geblieben, sind zerfetzt und die Triebe arg verwunde». Da empfiehlt es sich, die noch daran befindlichen, halbwegs gesunden und die mit der Zeit sich noch bildenden Blätter durch wieder-holte» Bespritzen mit 3°/o Kupferkalklösung zu erhalten, damit daS Holz noch zur Reife gelangen könne. Im Herbste sind die Reben vor Eintritt der strengen Fröste durch Behäufeln mit Erde zu schützen. Im Frühjahr werden die Reben, aus der Rebschule entnommen, sortiert; die vollkommen ver-wachsenen Veredlungen werden für Neuanlagen verwendet, die übrigen nachdem sie beschnitten wurden, wieder in die Rebschule eingelegt. Die gesunden amerikanischen UmerlagS-Wurzelreben werden entweder trocken veredelt und wieder in die Rebschule eingelegt, oder in Weingärten zu Neu-anlagen verwendet, wo sie im zweiten Jahre grün-veredelt und im dritten Jahre und zwar im Früh-jähre an Ort und Stelle vergrubt werden; oder eS wird im zweiten Jahre im Mai die Zapfenver-edluna (StadortStrockenveredlung) ausgeführt. Die amerikanischen Mutterstöcke, bestehend auS den Sorten Riparia, Solonis und RupestriS, sowie die im heurigen Sommer auf diesen Unterlagen in Neuanlagen ausgefühnen Grünveredlungen dürften derart gelitten haben (da das Holz noch so kraul-artig war), dass auf Gewinnung von Schnittholz bei den Unterlagssonen und an ein Vergruben der veredelten Reben zumeist nicht zu denken sein wird. Sollten Grünveredlungen durch irgend einen Schutz, wie Rebpfähle u. s. w.. verschont geblieben sein, so sind die Triebe fleißig anzubinden und die Pero-nospora zu bekämpfen, damit daS Holz noch entsprechend ausreift. Im Herbst sind diese Veredlungen niederzulegen und mit Erde zu bedecken. Haben die Veredlungen gut überwinten, so können sie im kommenden Jahr als bewurzelt« Ableger (Däcker) für Neuanlagen verwendet werden. Die amerikanischen Mutterstöcke sind im kom-menden Frühjahre so zu beschneiden, dass man alle Triebe knapp am Entstehungspunkt entfernt. In den Ertragsweingärten, seien es junge veredelte, oder alte, nicht veredelte Anlagen, hat man vor allem zu trachten, die noch vorhandenen, wenn auch von Hagel zerzausten Blätter durch fleißiges Bespritzen mit 2% Kupferkalklösung zu erhalten, damit wenigstens die Augen, die am Entstehungspunkt der Ruthen gewöhnlich weniger verletzt sind, vollkommen ausreifen können. — Eine Haue vorzunehmen, könnte auch anempfohlen werden, weil in den gelockerten Boden die Wärme und die Luft leichter eindringen können und Rebstöcke zu neuer Thätigkeit anspornen und neue Trieb« und Blätter gebildet werden, welche wesentlich zur besseren AuSreisung deS HolzeS beitragen, besonder» dann, wenn der Herbst ein günstiger ist. Vor dem Gipfeln oder Einkürzen dieser Triebe und Geize muss auS vorgenanntem Grunde gewarnt werden. Ein Anhäufeln der jungen und alten Rebstöcke im Spätherbst mit Erde ist sehr empfehlenswen, damit die unteren Stocktheile, wenn ein kalter Winter folgt, erhalten bleiben. Ist der Winter ei» sehr strenger, so werden viele Stöcke daS Opfede Stadt mit sogar etwas unter 5000 Einwohner» aufgenommen werden. Die größten Städte würd« dem Maßstabe entsprechend eingezeichnet und die Einwohnerzahl durch verschiedenartige Schriftliche» gekennzeichnet. Die Oberfläche des Globus hat eine Ausdehnung von 2200 Ouadratfuß und würde in Form eines ein Fuß breiten Bandes abgerollt, eine Strecke von 6 kni bedecken. RingS um den GlobuS soll eine spiralförmige Gallerie angebracht werden, zu derem oberen Ende die Besucher initteln Elevators befördert werden. Der GlobuS wird m langsamer Drehbewegung erhalten und gestattet somit eine eingehende Besichtigung aller Theile. Flüsse und Seen werden in blauer Farbe dargestellt. 1896 Gebirge in ihrer natürlichen Farbe. Die Farbe der Continente wird wärmer gegen den Aequator harter gegm die Pole hin. Bezüglich des Aus-waßeS in welchem die physikalischen Momente, die llndulanonen der Erdoberfläche Berücksichtigung finden, soll eine Gelehtten-Conserenz entscheiden. Ja den Oceanen werden Wasserströmungen, Temperatur, Salzgehalt, Tiefe und Art des Meeresbodens angezeigt werden. Vor Allem soll dieses interessante und bedeutende Werk einen detailirten Ueberblick über die Verhältnisse der Erdoberfläche geben und das Studium von Detail-Karten erleichtern und verallaemeinern. Hm neuartiger Motor für Locomotivcn. Gegenwärtig wird von einer der amerikanischen Eisenbahnen (der New-Dork Central Radway) mit emem neuen Motor experimentirt. der seinen Antrieb weder durch Dampf noch durch Electricität, sondern durch heißes Wasier erhält, welches unter großem Trucke in Reservoirs ausbewahrl und unter dem-selben Drucke in die Cylinder des Motors gemhrt wird. Wie uns daS Patentbureau I. Fischer in Wien diesbezüglich mittheilt, wurden diese Experimente der New-^)ork Central Road schon seit langer Z«t geheim durchgeführt. Demnächst sollen end-giltige Versuche gemacht und der Motor bei günstigem Erfolge eingeführt werden. Die Idee eines Heißwassermotors kam ursprünglich in Deutschland aus. wurde aber zuerst von einem amerikanischen Ingenieur NamenS Lamm praktisch verwendet, indem er eine mittelst heißen Wassers bewegte Maschine vor ungefähr 15 Jahren durch die Straßen «cn New-Orleans führte. Die Sache bewährte sich aber damals nicht. Ein Hauptvortheil dieses MotorS wäre seine Billigkeit im Betriebe. Die pariser Mitter sind vor ein paar Tagen einmal gründlich auf den Leim gegangen. In dem Bericht einer bekannten Agentur über die Nansen-sche Nordpolfahr: hatte sich, trug nun die Hitze die Schuld oder war es ein einfacher Schreibfehler, eine falsche Zahl eingeschlichen. Nur zwei von sämmtlichen Zeitungen merkten die Geschichte, in allen übrigen konnte man die erstaunliche That-sache lesen, dass Nansen in einer Breite von 90 Grad 3 Min., also reichlich fünf Kilometer nörd-licher als der Nordpol, noch im April unter un-geheurer Kälte zu leiden gehabt hat. eine That« fache, die alle bisher ausgestellten Ansichten über den Haufen wirst." Allerdings erstaunlich! Hin?»ell zwischen Wiesel und Wanderratte. Ein Duell, daS vor meinen Augen zwischen einem gewöhnlichen Wiesel und einer mehr als noch einmal so großen und schweren Wanderratte auS-gefochten wurde, endete — so erzählt ein nalur-wissenschaftlicher Mitarbeiter der illustrierten Zeit-schrist „Zur guten Stunde' — mit dem Tode der letzteren. Die Ratte focht muthig und entschlossen, der Gegner aber verstand die Sache besser, er war der weitaus gewiegtere Taktiker. Die Ratte ging hitzig ins Zeug, das Wiesel dagegen schien die ganze Affaire sehr kaltblütig zu nehmen und nur auf die Defensive bedacht zu sein. Dabei brachte «S aber in günstigen Momenten Bisse an, die jedesmal dem drallen Körper der Ratte Blut ab-zapften, während die Zähne dieser durch den dichten behaarten Pelz und die lose sitzende Haut deS Wesels verhindert wurden, sich tief in dessen Fleisch einzubohren. Nachdem der Kampf etwa fünf Mi-nuten gedauert, zog die Ratte sich in einen Haufen Reisigbündel zurück, wohin das Wiesel ihr folgte. Füc eine Weile gabS da drinnen einen gewaltigen Rumor, und die Ratte quitschte ein paar Mal ganz erbärmlich. Schließlich wurde sie von dem Gegner, der jetzt ausgesprochenermaßen die Offensive er-griffen hatte, wieder ins Freie getrieben, und ihr hier mit einem Biss in den Nacken der Garaus gemacht. DaS Wiesel war indessen auch so erschöpft und mitgenommen, dass es sich nicht von der Stelle bewegen und von mir. der ich jetzt hinter dem Baume hervortrat, der mir als Deckung gedient hatte, nun vollends getödtet werden konnte. Kharles A. Locke in New-Aork war einer der fchlauesten amerikanischen Theaterdirectoren. Er war der Leiter einer reisenden Operngesellschast. Man denke sich 360 Personen, welche fortwährend auf Reisen, neun bis zehn Opern, zumeist solche schwersten Wagnerischen Kalibers, auf dem Spiel-plan haben, die sie in allen größeren Städten der Vereinigten Staaten aufführen. Herr Charles I. Lecke leistete das Vorzüglichste in Decorationen, Coftümen und in erster Reihe natürlich in derBe-stellung hervorragender Künstler, eines großen, treff-lichen Orchesters und ChorS. Diese Riesenkarawane kofteie den Director wöchentlich 13.000 Dollars. Nun kommt aber der Witz: Freund Locke blieb Alles schuldig, was nur irgendwie schuldig ge- „Deutsche Wacht" blieben werden konnte. In Minneapolis erfuhr er einst, wie daS „B. T." erzählt, dass ihm eine Pfändung drohe, und zwar, dafs nur die Deco-rationen und Costüme für die erste Vorstellung in der nächsten Stadt beschlagnahmt würden — daS war ja daS wirksamste Mittel. Da hieß eS denn: zahlen, oder die längst ausverkaufte Vorstellung war unmöglich. Am letzten Abend gab man in Minneapolis den „Faust." Mr. Locke ließ die ganze Nacht arbeiten. Er wusste, dass der Ver-treter der klageführenden Gesellschaft Kenntnis davon habe, dass in Milwauke der „Lohengrin' gegeben werden soll, folgerichtig musste auch der »Lohengrin" gepfändet werden. — Er rettete ihn dadurch, dass er alle „Faust"-Decorationen und Costüme in die mit „Lohengrin' bezeichneten Kisten packle, während „Lohengrin" in den mit »Faust' bezeichneten Kisten untergebracht wurde. Auf dem Bahnhofe wurde thatsächlich nur der in „Lohen-grin'-Kiste» versetzte .Faust" gepfändet, die wirk-lichen „Lohengrin"-Decorationeu wanderten heil und gesund in den „Faust"-Kisten nach Milwaukee. Der wackere Vertreter der Gesellschaft, der siegessicher mit nach Milwaukee gekommen war, um dort von Herrn Locke das Geld in Empfang zu nehmen, sah mit Entsetzen, dass er hintergangen worden sei. ES blieb ihm nichts anderes übrig, als an seine Vorgesetzten die folgende Depesche abzusenden: „Locke ist raffinierter wie der Teufel, geschweige denn wir. Ich beantrage einen 30 v. H. Ausgleich." — „Angenommen," lautete die Antwort. Und Locke — blieb auch die 30 v. H. schuldig. Z>ie Logik der Iran. Einem Aufsatze von Dr. Robert Plohn über dieses Thema entnehmen wir Folgendes: „In einem Punkte stimmen der ga-lanteste Don Juan und der größte Weiberfeind in ihrer sonst so verschiedenen Beurtheilung des von dem Einen so sehr mit seinem Haß, vom Andern mit seiner Liebe verfolgten weiblichen Geschlechtes überein, nämlich darin, daß sie den Frauen so viele Launen und so wenig Logik, so viele Worte und noch mehr Widersprüche vorwerfen. Man mag auch gewisse „Eigenheiten" im Denken der Frau, die ja sogar von einigen starken Vertreterinnen des schwache» Geschlechtes selbst zugegeben werden, nicht ganz und gar abstrei-ten, so bleibt es dennoch ein entschiedenes Unrecht, sie als Fehler weiblicher Logik zu bezeichnen. An zahlreichen Widersprüchen mit den eigenen Worten lassen es die Männer nicht weniger fehlen als die Frauen. Einen eigenen Unterschied im Denken, das heißt in der Gehirnkonstruktion des Weibes und des Mannes gibt es nicht. Der einzige schein-bare Unterschied liegt nur darin, daß die Frauen — auch viele Männer — es lieben, laut zu denken, ihre Gedanken auszudrücken, das heißt zu sprechen, während die Männer sich sonst öfter zu dem Spruche Talley-rands bekennen: „Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verderben." Seit den letzten Zahrzenten, in denen die Frauenbewegung einen so großen Umfang angenommen hat, und, wie schon gesagt, selbst von Frauenseite die „Gedanken-schwäche", das heißt die bisherige Gedankenschwäche der Frauen als solche nicht geleugnet wurde, hat man sich bemüht, dieselbe dadurch zu erklären, daß man sagte, daran wäre nur das geringe Maß der Schul-bildung schuld, das man dem weiblichen Geschlecht zutheil werden lasse. Gerade aber Männer von akademischer Bildung, deren Fach das Denken und Dichten ist, haben oft zugeben müssen, daß ihre Frauen, die eS an Wissen nicht mit ihren Schülern aufnehmen konnten, für jene Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen ihre Schulweisheit sich nichts träumen ließ, ein ausgezeichnetes Verständnis besaßen. Am allerwenigsten kann man aber jenen Frauen eine schwache Logik vorwerfen, die genöthigt sind, auf eigenen Füßen zu stehen. Telegraphistinnen, Beamtinnen. Lehrerinnen, Komptoirisrinnen u. s. w. geben an-erkanntermaßen den Männern weder an sachlichem Wissen, noch an Pflichteifer, noch an Schärfe, Treue und Beständigkeit des Denkens nach. Wenn aber dennoch den Frauen vorgeworfen wird, daß sie so gern von der klaren und geraden Bahn ruhigen Denkens ab-weichen, um kurz und quer in den Seitenwegen der Launen, Widersprüche und Wiederholungen umherzu-schweifen, so geschieht dies nur, wenn wir den Vor-wurf schon durchaus gelten lassen wollen, auf dem Boden häuslicher Thätigkeit. Aber ist das Feld häuslicher Thätigkeit ein von Mathematik, Logik und Philosophie genau erforschtes und bemessenes Terrain ? Der Fehler der Frauen wenn es überhaupt ein Fehler oder gar ein Schaden ist, was zum mindesten nicht jeder Mann und auch jede Frau zugeben wird, dass sie ihrer Lebtag Kinder bleiben, ist nicht ihre eigene Schnld, sondern die Schuld der Männer, die Schuld der Erziehung. Die Frauen sollen nicht die gelehrten und pedantischen Formeln und Formalitäten unseres 5 heutigen Schulwesens mitmachen, um zu wissen, was das Lebe», was die Gesellschaft fordert. Praktische Bildung, praktisches Denken lehr: nur das Leben selbst, das mitzuthun, das mitzudenken, was Vater und Gatte, was Bruder und Bräutigam thut und denkt, daS stärkt auch die Gedankenkraft, die Logik des Weib:s. Was der menschlichen Gesellschaft noth thut, das Leben zu ver-stehen und zu erwerben, sich auf der Höhe der Zeit und des DaseinS zu erhalten, das thut auch dem weiblichen Geschlechte noth." per Hisielthurm übertrumpft. Der Riesen-thurm im Wembley-Park bei London, der dazu bestimmt ist, das höchste Bauwerk der Welt zu werden, ist nach dem englischen Fachblatte „Engin-cering' bis jetzt zur ersten Plattform vollendet, deren Eröffnung am 18. Juli festlich begangen wurde. Sie befindet sich 155 Fuß über dem Erd-boden und 503 Fuß über dem Meeresspiegel. Sicher wird der Bau schon jetzt als große Neuheit und als ein prachtvoller Aussichtspunkt eine starke Anziehung auf das Publieum ausüben, umsomehr als der Wembley-Park ohnedies bereits zu den besuchtesten VergnügungSorten Londons zählt. Der Bau des ThurmeS wurde durch den des Eiffel-thurmeS veranlaßt, dessen Ruhm die Engländer nicht schlafen ließ, so dass im Jahre 1889 bereits Preisausschreiben für Pläne zu dem englischen Bauwerk erlassen wurden. Der Thurm erinnert auch äußerlich ein wenig an den Pariser Koloß, wird aber nach der Vollendung 150 Fuß höher sein, als der Eiffelthurm, d. h. im Ganzen 1150 Fuß oder ungefähr 380 Meter. Der Thurm ruht auf vier Pfeilern, welche auf Cementfundamenten auS je vier Gliedern errichtet sind, die durch Eisen-gitter miteinander verbunden find. Die Grund-fläche des Thurmes mißt im Ganzen über 400 Fuß im Quadrat. Die erste jetzt fertiggestellte Plattform hat eine Fläche von ungefähr 1 Acre, 40 Ar, oder ungefähr anderthalb preußischen Morgen LanveS; sie ruht auf Gitterwerk, der Fußboden ist cementirt. In den vier Ecken der Plattform befinden i«ch Pavillons und in der Mitte vier mit Dampfkraft betriebene, in starken Leitschienen laufende, riesige Aufzüge für je 55 Personen. Die nächste Platt» form wird in 500 Fuß Höhe errichtet werden. Unternehmer des Bauwerkes ist die Firma Heenau und Froude. Bis jetzt wurden 52.000 Centner Stahl verbraucht, während der ganze Bau wohl 140.000 Centner beanspruchen wird. Wie das KrinKgeld erfunden wurde. Eine köstliche russische Legende erzählt der „Gil BlaS" vom Sonntaa. Eines Tages ergiengen sich Gott Vater und Gott Tobn auf einer weiten Ste^e Russlands, lange über Optimismus sich unter« haltend. Der Sohn, respectvoll das Haupt gesenkt, hörte zu, wie Gott Vater sein Werk lobte, obwohl er beim Anblicke dieser öden und ohne Ende sich hinziehenden Steppen mit ihrer düsteren Monotonie nicht umhin konnie, zu meinen, dass doch nicht alles zum Besten eingerichtet sei, in dieser besten aller Welten. Er ließ also in einer schüchternen Be-merkung seine Ansicht über die unbewohnte Oede durchschimmern. Gott Vater aber runzelte zuerst die Augenbrauen, über diesen Vorwurf, dann aber, dessen Richtigkeit einsehend, und um seine Vergeß-lichkeit wieder gut zu machen, schlug er zweimal den Boden mit seinem Fuße. Die Erde erzitterte und ein Schlund öffnete sich mit einem Donner-krachen. daS wohl jeden anderen als einen Gott heftig erschreckt hätte. Aus dem Schlunve indessen stiegen zwei MufchikS hervor, ein Mann und ein Weib, schon ganz fenig und bekleidet. „Wachset und vermehret Euch." sagte ihnen der Ewige, „ich schenke Euch diese ganze Erde.' Doch der Muschik zog ohne weiteres seine Mütze und sagte ehrerbietiig: „Prachou natchai!" .Bitt' um ein Trinkgeld, Herr!" Der heilige Kiemand. Sana Nemo spielte schon im Mittelalter eine bedeutungsvolle Rolle. Das geht aus einer Handschrift der palati-nifchen Bibliothek zu Heidelberg hervor, welche die lateinisch geschriebene Legende des „heiligsten und glorreichsten Sanct Nemo' (Niemand) enthält. Nie-mand ist danach der Zeitgenosse des ewigen Vaters, dessen Himmel ihm stet« offen steht, denn es heißt in der heiligen Schrift: „Niemand kommt zu mir u. s. w." und .Niemand sieht den Herrn." Seine Macht kommt der des Erlösers gleich, denn es steht geschrieben: „Niemand thut solch: Zeichen wie Du." Dabei kann er vielfach thätig fein, denn „Niemand kann zwei Herren dienen'; er darf sogar in Doppelehe leben, denn „Niemand darf zwei Weiber haben." In seinem Lande ist Niemand ein großer Prophet. Dass er ein großer Heiliger ist, erhellt aus den Worten „Niemand ist ohne Sünde"; er bedarf keiner Absolution, denn „Niemand wird ohne Buße selig.' Dass wir in dieser aus dem 15. Jahr- „jpeutsdje Wacht" 1K9C. hundert stammenden Legende des heiligen Remo es mit einer witzigen Verspottung der unzähligen Le» funden der Heiligen zu lhun haben, erscheint klar. Das alte deutsche Sprichwort sagt außerdem: „Der liebe Niemand ist an allem schuld.' Aemefis. Der Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar machte mit seiuem Liebling Goethe manche „Suiten", allerdings nicht bösartiger Natur, und die biederen Weimaraner ließen sich diese „tolle Zeit" gern gefallen, die der Name Goethe noch jetzt mit einem gewissen Nimbus umkleidet. Wie oft wurden die auf ihre Bürgerstunde haltenden Bürger in einer Winlernacht aus dem ersten Schlaf durch Peitschenknall, Schellengeklingel und Hunde-gebell ausgeschreckt, wenn die lustigen Herren vom Hose in sausenden Schlitten heimkehrten, während in Sommer« und Herbstnächten rasselnde Jagdwagen und Histhorntöne die Weckuhr ersetzten. Bei einem solchen JagdauSfluge kamen Fürst und Dichter zu-fällig vom Gefolge ab und wollten in einem ein-samen Bauerngehöfte ihren Durst löschen. Eine ländliche Matrone war am Buttersaß thätig, unter-brach jedoch ihre Beschäftigung und holte Milch auS der Kammer. Ihre Dienstwilligkeit galt nur den durstenden Jägern, denn ihren LandeSherrn kannte sie im einfachen Jagdrock nicht. Kaum hatte sie die Stube verlassen, als der Großherzog einen, schon vorher auf der Ofenbank bemerkten, feisten Kater mit raschem Griff beim Fell nahm, in das Butterfaß steckte, den Deckel darüber stülpte und eine schwere WeidmannStasche aus diesen warf, so dass der arme Hinz sich unmöglich befreien konnte. ArgloS trat die Bäuerin wieder ein, reichte den Jägern den Labetrunk und wurde von beiden, bis die Gläser geleert waren, dergestalt mit Fragen überhäuft, dass die selbst redselige Frau ihren Kater nicht vermißte. Dann empfahlen die Beiden sich schleunigst und bedauerten nur, daS Gesicht ihrer Wirtin nicht sehen zu können, wenn sie das Thier in seinem improvisirten Käfig fand. Natürlich nahm sich Karl August vor. sie bei nächster Ge-legenheit für den Butterverlust zu entschädigen, und suchte gelegentlich einer Jagd daS HauS wieder aus. — „Ei, Herrje!" tief die Frau ihnen entgegen, „daS sind ja die Herren ..„Die Euch," fiel der Großherzog ein, „damals den kleinen Schabernack gespielt. Mütterchen, aber hier, nehmt Eueren Entgelt dafür, mit der Butter konntet ihr doch nichts anfangen!" Die ehrliche Alte strich zunächst schmunzelnd daS dargebotene Goldstück ein, dann blinzle sie schlau und erklärte lächelnd: „Die Butter ist an den Hof von Weimar gekommen, da freien (fressen) sie AlleS!" Einen Moment standen die Beiden starr. Karl August schüttelte sich. Freund Wolfgang aber sprach mit Pathos das einzige Wort: „Nemesis". Z>ie JU< Adee. Professor: „Was verstehen Sie unter einer fixen Idee?" — Eandidat: „Eine fix« Idee ist eine dauernde Wahnvorstellung." — Professor: „Richtig; und der mit einer solchen Wahnvorstellung Behaftete ist also?" — Eandidat: „Verrückt." — Professor: „Wie liegt aber der Fall, wenn jemand die fixe Idee hat, verrückt zu sein? — Eandidat: „Dann ist zweierlei möglich: wenn der Betreffende geistig gesund ist, dann ist er verrückt, denn dann leidet er ja an einer Wahn-Vorstellung; ist er aber verrückt, dann ist er geistig normal, denn in diesem Falle entspricht seine fixe Idee der Wahrheit." Modernes StUlleven. Die Wanduhr steht, das Baby schreit, Verkündet sicher die Mittagszeit. JndeS Papa sitzt fröhlich beim Bier. Klimpert die Gattin am Elavier. Die heutige Zeitung die Köchin lieSt, Ein Herr tritt ein, der höflich grüßt. Der schreibt alsdann die Möbel aus, Und in acht Tagen ist — Ausverkauf. Cur-Liste des Kaiser Franz Josef-Bades „Tüffer." Herr Dr. Carl Pelz, k. k. Universitats-Profeiwor, mit Frau Gemahlin, au« (iraz. — Herr A. Bolal'fio, Großhändler, mit Frau Oemahlin, Herrn Sohn und Frln. Töchter, aus 08«. — Herr I»r. M. Murko, k. k. Professor an der orientalischen Akademie, in Verwendung-im k. k. Ministerium de» Aeusseren, aus W ien. — Frau Dominica Cossovel, Private, aus Pola. — Herr Christoph Cossovel, Kaufmann, aus Pola. — Herr Eduard Cossovel, k. k. Seecadett, aus Pola. — Herr Friando-fülo G. Giro, t.loyd-CapitSu i. P., aus Triest. — Herr M. Preis, Privatier, mit Frau Gemahlin nnd 2 Kindern, aus TrieBt. — Herr Georg Raacli. k. k. Tiandesgerichts-rath, mit Frau Gemahlin und Frln. Tochter, au« Wien. — Herr Carl Hlühdorn, Kaufmann, mit Frau Gemahlin und Stubenmädchen, aus Wien. — Frau Wilhelmine Tiüvinger, Lagerhausvetwalters-Gattin, mit 2 Fräulein Töchtern, ans Marburg. — Herr W. Hellersberg, Kaufmann, aus Wien. — Herr Josef Klein, Privatier, mit Frau Gemahlin und 2 Kindern, aus Prag. — Herr Baron Fritz Tendiert•Kantl'manu. k. k. Oberlieutenant im 47. L-R., aus Gör*. — Frau Anna Cheveaich, Private, mit Dienerin, aus Fiume, — 8e. Excellenz Herr Graf C. Ludolf, k. k. Geheimrath und k. k. Botschafter, mit Diener, aus Wien. — Frau Fanny Blau, Private, mit Frln. Tochter und Stubenmädchen, uu« Grai. — Herr Josef Nendl, Gärtner, aus Cilli. — Herr Wilhelm Patacheider, Oberingenieur der SQdbabn, mit Frau Gemahlin, aus Wien. — Herr R. Hiiniuelhauer, Privatier, mit Herrn Sohn, aus Veldoa. — Herr Dr. Adolf Spanlos, k. k. Stabsarzt i. R., aus Triest. — Herr Alesander Gaaperotti, k. k. Major >. P., aus Triest. — Herr Franz Oraachem, k. k. Major i, P., aus Triest. — Frau Gisela Bliibweias, Private, mit Frln. Tochter, aus Warasdin. — Frau Baronin Ridell, Private, mit Frln. und Herrn Ortwein, aus Grass. — Herr Josef Petz, Südbahnbeamter, aus Graz. — Frau Emilie Marlierr, Private, aus Gra*. — Herr Victor Terenzio, Lloydbenmter, aus Triest. — Herr Franz Wimmer, Reisender, aus Wien. — Herr F. E. Dorn, Schriftsteller, aus Wien. — Passanten und Gäste aus der Umgebung. Cur-Liste der Landes-Curanstalt „Neuhaus" bei Cilli. Herr Heinrich |Artari Utftisch« Beilage, einen großen, doppelseitigen Schnittmuster-bogen, mit li« Schnitten, einen orientirenden, elegant jtylifirten Modenbericht u. v. a., genug, um ein Abonnement aus die „Große Modenwalt", mit bunter Aacher-AigneUe. da» nur 75 kr. vierteljährlich beträgt, als äußerst lohnen» und nutzbringend erscheinen zu lassen. Alle Buchhandlunge» sowie die HauptauSlieserungjstelle fstc Oesterreich-Ungar». Rudolf Lechner & Sohn, feien L, liefern Gras-Proke-nummern. Abonnements ebenda, sowie bei den Zettungi-verschleißern und durch die Post. FRITZ RASCH, Buchhandlung, J. Karecker8 Uhrenfabrik, Linz reraen.lec per oumptau: echt ailLer-L'ylinJer-Rrmootoir von 11. Anker nitt iwet oitrr drei Hilbenteckcl von 7 !>.. «ehwente Tal«, von IS a. un «. *ufwiiri«. Weck«. Penil«!-uhren umt l'hrkciten et«, billiger wie überall. — Aacb nenn:« and best? Sjrti K*hrrä;r1?r falsjui eilt l mit rtiwr Rlterntn flotritl Dtt14(on» ii Ich« »«»« Rtrma A«olf Tbierry, Apathate „i«m Schati-. " In Pregride tinactxiigt ist. unb mrnn |ebt< Alil»»«, mit rinn grten tttl^orttr »rtlfben t(t Bit brr zen, jltichen meist nie ftarx oben. Man nebte etete ans dJeae Schutzmarke I fille« unt 4te Blii» •e*tiaf«e »e» »jlschnnean Da» S-chi^i«lnltli«n.»lit» Mm f. trakctRgitmng (.fSTBlB. «>«» besagt tast aaalgtHäta Befand baf atla Vtibarot Erlnftln rnbotrn« obo »et Ichibttch« «Slofft tatbttt. BQo (tla Ctne« m»Ie,» »elsem« «rlfKe«. D««teile >nn direot un« adraialre! An die Sebetiaagal-Aaotbete da« A. Tbl«rry la Prearnda bei Roblttob-Saearbraea. «« tötn «taute |(bn VoefUtien Ct|lttttl>Una«rnl I» tjrin» »trr « Xorwt-teiäta « Ära et«, nach BUnitn nn» 5tt(tj)oitr\n« l> tlitM ;3n • ®»W«t|«jchen 4 tfrootn 1)0 Htllti tSeniitt ot» li tlit» 5bn e XaebellUMta aaerbta nicht ctrffnbet Bntfenbioia n«t gifta BersalanMlfug tbn KutsaiOK M Brtrajil Adolf Thlerry, Apotheker la Pragrada bei Rohitsch-Sauerbroau. tn •eget'