Deutscher KlaubenMote. B er ausgegeben von beu Gesellschaft bev „Söhne bes h Ist. Lerzens Jesu". Erscheint monatlich 32 Zeiten flavti. — Preis ganzjährig 3 K :== 3 Mk. = 3 Frcs. 2l r. I. Jänner 1901. IV. Jul)rg. J n halt: Seite Hcsterreichs Mifstonswerl!..................... 1 Lebensbilder deutscher Missionäre:................. 7 P. Moriz Thoman. Der Untergang de-.V ctIjosifeu Abdullahi ... 10 Der jüngste Lrdlljeil und seine Alewoljuer . . 14 per Aberglaube im Sudan........................... 18 Legende den Morgenlandes...........................20 Der 1) s. Paulus, Einsiedler. Aus unserer Misston (Assuan).......................23 Aundschau in den Misstonen.........................24 (Asien: Chinch Kleinasien, Persien, Syrien; Afrika: Aegypten, Nord-Nyanza; Amerika: Ecuador, Peru.) Aus dem Misstonsteüen:.............................26 (Ein Protestant über die protestantischen Mijsions-sräuleins in China. — Ein Protestant über die kathol. Missionäre in China. — „Er hat dem Seite Teufel entsagt." — Erlebnisse eines zwölfjährigen Ncgcrinädchens. — Das religiöse Leben auf den Philippinen) Jiermifchle Nachrichten:.........................30 (Der Verein der hl. Kindheit. — Die russische Kirche in Zahlen. — Das neue deutsche Schutz-gebietsgesetz. — Die Rose Don Jericho. — Die Memorial-Rose.) Waricn-Acrein für Afriba.........................32 Illustrationen: „Der erste Missionär." - Das alte Missionshaus in Mühland. Das neue Missionshaus in Mühland. — Lager ägyptischer Soldaten. — Ein ägyptischer Officier zu Kaineel. - Omderman. — Jagd auf Känguruh's. — Der hl. Paulus. - Kloster des hl. Paulus. — Die chinesischen Märtyrer Peter Ganz und seine Gefährten. — „Was kostet die Welt?" Wiftronshclrrs Mühl'anö ßvt Zörriieen—Hivot. 1901. IVir suchen für den rStern der Neger" an allen 0rton M Förderer und Förderinnen, ^ die um der anten Sache willen, der das Blatt lind das Missionshaus dient, unsere Monatsschrift in freundes- und Bekanntenkreisen zu den denkbär günstig sten Bezugsbedingungen zu verbreiten bereit sind; probeimmmern stellen mir mit Freuden zur Verfügung. Ferner bitten mir unsere Freunde um gütige Bekanntgabe von ZE- Adressen, -W an welche mir mit einiger Bossuung aus (Erfolg probcmimmeru versenden können. Fe mehr Abonnenten das Blatt zählt, desto mehr kann es seinen Lesern bieten; überdies thut jeder, der das Blatt fördert, ein gutes Werk und nimmt Antheil an den Segnungen des Missionswerkes. Für Ansichtskartensammler! Feder, wer uns neue sichere Abonnenten zuführt, erhält über Verlangen ebensoviele schöne Ansichtskarten von Aegypten und Sudan, dortselbst aufgegeben und abgestempelt. Missionshaus Müh land bei Br pr n. §$: Aeltere Jahrgänge öts ,.Ztrrn brr Mger" stub noch erhältlich unb zwar: der erste Jahrgang ä 2 K, brr zweite (2. für sich abgeschlossenes Halbjahr) ä ) K, brr brüte ä 2 K. Ille Jahrgänge zusammen bezogen Kosten nur 4 Kronen. (Sorrefponöeng 6er Expedition. Eingegangene Geldsendungen. ($om 28. November bis 15 December 1900.) ?'ür das MMonshaus: P. Mohn, Kaplan, Gr. Lesewitz...o bg K. Fl. Slang, ftlcpsau ...■■•■ o2-8° *• Gesanimclt d. Br. Klodt....... Almosen für Miihland.......... Dialer, Benes. Absam . . ■ ■ •. •. ■ St. Petrus Claver Sodalitat für Repezpezen Fr. Baronin Steiger-Zamojas, Szeptenez . A. Schönberger, Fürstenzell .. P. Mersa Pfarrer, St. Martin.. B. Erdmann. Hansthal • • , • • • • Expositns, Stallehr........... M. Weber, Linz 250— K. 1, — K. 50.— K. 200.— K. 60 - K. 29.30 K. 10.— ft. 2, — ft. 1,— ft. 2 — ft. ft. ft. 1- ft. Fr. Gärtner, Graz...................... 35.— ft. L. Plaseller, Pfarrer, Miihland....................1.- ft. I. Schmid, Domkapitular........................1.— ft. Frl. Schumann, Brest ........ 11— ft. Fr. Stieglitz, Domkapitular, Linz..................2,— ft. I. Sigl, Pfarrer, Niederkappel.....................7,— ft. Stfir heilige Wessen: P. Mohn, Kaplan, Gr. Lescwitz.................2.— ft. Vollmer, Psarrverw., Lauphcim ...... 47.— ft. Ungenannt..................................... 10.— ft. Rosenauer.....................................20 — ft. F. Miese, Diisscldo?st............................5.40 ft. A. Meckert, Oppeln.............................. 85.88 ft. A. Schmid, Pfarrer, Baycrseld....................80.17 K. Vollmer, Psarrvcrwcser, Lauphcim .... 35.28 ft. Ed. Barowsky, Jka...................... ■ sih G. Peril, 0. Cist. Nein................ 3. Mantinger, Pf. Pslersch................. für" bk Aglinge fStS: XoÄ SBicn; P. I. H., Inns, bruck; Ungenannt, Brixen u. a. m. Diesen und allen übrigen 25oljili)Stern sagen wir ein herzliches ..Dcigctt's o'.oU Z“ und bitte» um weitere milde Gaben für unser Wislionshaüs (Deutscher Glaubensbote). Wr. 1. Jänner 1901. IV. ja irr. lD c ft £ v v £ i tisi 5' M isst cm S w erst. IN 2Ö., 21. und 22. November 1 DIM) wurde in Wien der I. Antiselaveeei-Congress abgehalten, ,»t dem außer vielen Gasten aus dem Adel, dem Clerus und Laienstande mehrere deutsche ststcissionäre erschienen waren. Bei demselben wurde auch die Perbreitung des M arie n v c r e i n e S f ü r Af r i f n und des „ 21crn d e r stieg er" warm empfohlen, 'vit stiach stehenden bringen wir die daselbst vom hochw. I .-t'. G e >1 e r, Oberen des Missionshansts der „Söhne HM. Herzen« Jesu" in Mühland über das österreichische M i s s i o n s w c r k abgehaltene Rede: A ede des hochw. pater then er, Oberer des Missionshauses in Mihlaud bei Mixen, .nochausehnliche Versammlung! Unter den auswärtigen Missionen steht die. Mission von Centralafrika oder Sudan Oesterreich am nächsten. DieseMission ist mit dem Kaiscrstaate durch das Protectorat des Kaisers,, durch byi Opfertod vieler österreichischer Glaubensboten, durch die Opferwilligleit der Gläubigen, die im Maricn-Vcrci» für Afrika ihren Mittelpunkt findet, durch eine halbhundertjährige geschichtliche Wechselbeziehung enge verknüpft. Das große, nun in Trümmern liegende Missiousgebäude in Lhartnm bezeugt den Opfersinn Oesterreichs und die einstige Leistungsfähigkeit des Maricn-Vereincs. Die Gräber der österreichischen Glanbensbotcn bezeugen den Opfermuth der Missionäre: vYiljiv hindurch folgten immer neue stNisfionüre und über die Gebeine der Landsleute wegschreitend, setzten sie mit Todesverachtung das Werk fort. Das Studium des Todtenregisters in Chartum war für mich sehr erhebend: da ist verzeichnet ein stieget.' und gleich dahinter der Missionär, der denselben in der Todesstunde getauft, und so folgt sich eine lange Todten-liste von Priestern und dazwischen Negern: menschlicherweise gesprochen, ist es betrübend, aber ich erbaute mich an dem Opfermuthe dieser Missionäre, welche, den Tod vor Augen, mit apostolischem Eifer auf ihrem Posten standen, stiegerscele um stiegcrsecle dem Satan abrangen und schließlich bei dem heiligen Bckehrungswerkc das Leben ließen. Dem einstigen österreichischen Consulate in Chartnm und den österreichischen Missionären ist es zu danken, dass die Greuel des Negerraubes und des Selavenhandels im Sudan der Welt bekannt wurden und der erste nachhaltige stinstoß zur officiclleu stlbschnsfung der Sclaverci in stlegppten und Sudan gegeben wurde: es ist dies neben anderen ein unsterbliches Verdienst Oesterreichs um die Völker des Sudan/ Es darf daher nicht wunder», dass Oesterreichs Name ein ebenso klangvoller im Sudan war und ist, als seine Maria-Theresien-Thaler die gangbarste Münze sind. — Wer» wir das Wirken Oesterreichs zugunsten der stliis- 2 . Oesterreichs Missions-Werk. sionen betrachten, so finden wir, dass es sich in einem wesentlichen Punkte von den anderen Staaten unterscheid^, ich meine das Ideale und die Uneigennützig-keit der Motive. Man sagt zuweilen, und ich will nicht entscheiden, mit wie viel Recht oder Unrecht, dass andere Völker die von ihnen protegierten Missionen zu politischen Zwecken ausnützen. Oesterreich übt in Afrika außer der Mission des Sudan noch über die katholischen Kopten, deren Hierarchie durch Leo XIII. wiederhergestellt wurde, und die Franciscanermission Ober-ägyptens sein Protectorat ans, und dies in allen Fällen ohne jegliche politische Nebenabsichten, sondern um der Ausbreitung des Glaubens willen und der eigenen Ehre als katholische Nation mit frommer Dynastie wegen. - Dieses uneigennützige und selbstlose Wirken Oesterreichs für die Ausbreitung des Glaubens muss den Segen des Himmels herabziehen auf den erhabenen Schutzherrn, den Kaiser, das ganze Kaiserhaus und alle die Länder und Völker der Habsburgischen Krone; ein ganz besonderer Segen muss ausgehen über Kaiser und Reich, und vielleicht wird cs damit vergolten • werden, dass Oesterreich auch Vortheile einerntet, die es nicht gesucht hat, gemäß der Verheißung dcS Herrn: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtig- I feit, alles klebrige wird Euch beigegeben werden". Und hier kann ich es mir nicht versagen ein Wort über die Colonien einzufügen und dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass Oesterreich auch cine C o l o n i a l m a ch t werde. Es wäre zum S e g e n d e r M i s s i o n e n und zum Lege n Oesterreichs selbst. Denn es ist etwas ganz anderes, wenn die Mission von der eigenen E o l o n i a l-m acht aus eigenem Grunde und Boden als ein wichtiger Factor für die Wohlfahrt der Colonie unterstützt wird, als wenn die Mission auf fremdeu Boden sich nur eines traditionellen Protectorats erfreut, dessen Ausübung auch noch ganz vom Willen der fremden Colonialmacht abhängt. Was man auch immer sonst von der soge-gannten Colonialpolitik denken möge, so ist der Einfluss eines christlichen Colonialstaatcs auf die Entwicklung der Missionen in seinen Colonien viel mehr von Vortheil als von Nachtheil. Mögen auch die Colonialmächte nicht direct die Ausbreitung des Christenthums im Auge haben, so dienen sie alle der Christianisierung der Wilden mehr oder weniger indirect. Alle, welche die Vorgänge in Afrika und anderswo von einem weitschauendcn Gesichtspunkte betrachten, werden mir zustimmen, obwohl mau über einzelne Punkte anderer Ansicht sein kann. Zweitens ist in Betracht zu ziehen, dass das ganze Volk in der Heimat mehr Interesse hat für eine Misssiön in den eigenen Colonien. Welche Summen bringen nicht die deutschen Katholiken für ihre Missionen auf! Wie wachsen dort die Missionshäuser aus dem Boden! Wie mehren sich die religiösen Congrcgationcn! Und dies alles kommt der Heimat selbst zugute. So geht der Aufschwung der auswärtigen Missionsthätigkcit mit der Belebung des Glaubens in der Heimat Hand in Hand. Welchen Aufschwung würde der Maricn-Vcrcin, welche Entwicklung das österreichische Missionshaus in — Mühland nehmen, wenn wir eine Mission in einer wirklich ö st e r r e i ch i s ch e n Colonie hätten! Wie würde da ganz Oesterreichs Volk sich znsammenthun und die Sache dieser Mission zu der seinigcn machen. Ein Land wie Oesterreich muss sich hauptsächlich durch die höchsten Ideen des Glaubens erhalten. Wie im Innern der Glaube, so bildet nach außen die Glaubcnsvcrbrcitung den Einigungspunkt für die verschiedenen Stämme des Landes. Je eifriger dieselben ihre auswärtigen Missionen fördern, desto enger knüpft sich daS einigende Band unter ihnen selbst. Je mehr Oesterreich für die Missionen thut, desto mehr Segen wird cs zuhause haben. Cardinal Wiseman sagte einst, der Glaube werde in England erst dann Fortschritte machen, wenn dasselbe viel für die auswärtigen Missionen thun werde. Dies gilt auch für Oesterreich. Eines der wirksamsten Mittel zur Belebung des Glaubens und zur Herbeiführung wahrer Glaubensinnigkeit und Glaubenswärme ist die möglichst große Förderung des Missions-werkcs in den Heidcnländcrn. Um aber eine wirklich rege Theilnahme und eine alle Volksclassen umfassende und nachhaltige Betheiligung am Missionswcrkc zu ermöglichen, sind die Colonien ein gutes Mittel. Aber noch etwas! Aus eigener Anschauung weiß ich, dass im Auslande das Zusammengehörigkeitsgefühl der Oe st erreich er viel intensiver ist als daheim. Die Oesterrcicher jeder Nationalität und Sprache fühlen sich im Auslande mehr als Landsleute denn zuhause. Die enge Greuze der eigenen Heimat und Sprache macht fanatisch. Der Aufenthalt im Auslande erweitert Herz und Sinn, so dass darin neben der Liebe zur eigenen Heimat auch noch die Achtung für das Fremde Platz findet. Dieser Umstand würde gerade für die österreichischen Verhältnisse von Bedeutung sein. — Außerdem müsste ein Colonialgebict neben anderen Vortheilen auch den haben, dass dadurch ein Ableitungs- oder vielmehr Anziehungs- und Concentrationspunkt geschaffen würde, in dein sich alle Völker der Monarchie finden Oesterreichs Missions werk. und einige» könnten als Oesterreicher, welches Stammes oder Idioms sic auch seien. Es thut einem Katholiken fast wehe, zu sehen, dass überwiegend protestantische Mächte ihre Colonien ausdehnen und dass unsere katholische» Missionäre großen-theils in solchen Gebieten wirke» i dass hingegen das gut katholische Oesterreich gar keine Polonic hat und seine Missionäre gezwungen sind, in fremden Gebieten zu wirken! Die Stellung Oesterreichs als Großstaat würde es verlangen! Abgesehen von allen materiellen und wirklichen Rück- und Absichten, nur die Sehnsucht allein, das katholische Missionswcsen noch mehr aufblühen zu sehen, drängt mir den Wunsch auf die Zunge, cs möge das katholische Oesterreich auch seine Colonien bekommen; und dies allein würde mit einem Schlage im ganzen österreichischen Volke eine größere Begeisterung und thatkräftige Theilnahme für die auswärtige Mission wecken, als viele Versammlungen, Reden und Broschüren ! G o t t g c b c cs, und zwar bald, zum Segen des MissionSwcrkcS und Oesterreichs selbst! Zuweilen begegnet man der 'misstrauischen Ansicht, dass man in Afrika nichts ausrichte, und dass speciell die Mission von Centralafrika wegen Misserfolg aufgegeben und in fremde Hände übertragen worden sei. Die Mission von Centralafrika ist anfangs der Sechziger Jahre theilwcise aufgegeben worden wegen Mangel an Missionären. Eine Mission, die größer war als ganz Europa, deren Bereisung in jenen ersten und erfahrungsarmen Zeiten ungleich schwieriger wär, als heute, brauchte, um sich zu halten und etwas zu leisten, ein Seminar oder eine Anstalt zur Heranbildung von NachwnW und Nachschub von Missionären. Ein solches Seminar fehlte. Nachdem die ausgezogenen Missionäre den Anstrengungen und dem Klima er- legen waren, und neue sich nicht mehr meldeten, so musste die Mission eingehen. Nun ist alles anders geworden. Was längst ein Bedürfnis war, haben wir nun, nämlich ein Missionshaus in Oesterreich selbst für die afrikanischen Missionen. Auf Wunsch des österreichischen Episkopates unter Mitwirkung der Propaganda in Rom und der hohen Regierung gründete die Congregation der „Söhne des heiligsten Herzens Jesu" in Mühland bei Brixen ein solches Missionshaus. Im Jahre 1896 in einem Landhause eröffnet, wurde die Anstalt im letzten Jahre in den Neubau verlegt. Im August 1899 zogen wir 18 Personen stark ein und heute sind cs über 100, nämlich 42 Ordcnspcrsoncn (Novizen und Professen) und 61 . Zöglinge und Gpmnasialschülcr. Es ist sowohl im Interesse der Zöglinge als der Novizen nothwendig, dass erstere in ein eigenes Haus verbracht werden, was bald geschehen soll. Was wir nun zunächst brauchen, ist Geld. Auf dein Neubaue lastet noch eine große Schuld und die Erhaltung des zahlreichen Personales kostet viel. Renten und Capital sind nicht vorhanden, 1 alles muss von milden Gaben erhalten werden. Der größte Wohlthäter von Mühland ist der Marien-Verein. Aber die jetzige Spende des Marienvereines reicht n i ch t zur Erhaltung des dritten Theiles des Personales hin. Daraus folgt, dass der Marien-Verein die größte Verbreitung verdient und vor allen anderen unterstützt werden soll. Er soll ein ganz Oesterreich umfassender Missionsvepei» werden; das war er einst: in den fünfziger Jahren brachte er bis 80.000 fl. jährlich ein. Das muss der Marien-Verein wieder werden und dann wird MüMnd gesichert dastehen und Großes leisten für Afrika. Es ist billig und recht, dass mit den in Oester- l* Der erste Missionär. 4 Oesterreichs Nkissionswerk. r e i ch g c s p c n b e t c n (5> a 6 e n j u c r st sie o st e r -r c i ch i s di c» M issi o n s I, ä u s c r u n d M tili o »c n u n t c r st ü li t m c r 5) c n, und bn bas brr Manen Perein tli ut, so verdient er an erster Stelle die Spmpathie und Unterstützung der österreichischen Katholiken. Die U it t e r ft ü tz n n g d c r Nt issi o n ö h ä n s e r in Europa ist gerade so michtta, ja imd) wichtiger als die Unterstützung der Missionen in Slfrifn. Chur M issi o n s h a n § kein c 'IV issi o n ä r c, o h n c 'XV i > sionäre keine Mission. Je!) war and, >! Jahre wen» damit ei n armer Neger bekehrt wirb, ober wenn damit ein Missionar erzogen wird, der einst eine große.Anzahl von Negern bekehren wird? Aus welche Weise wird GotteS Ehre mehr gefördert t Ich wiederhole, dass der Fortschritt und Erfolg ganz be-sonderS in den asrikanischen Niissionen, wo ein 1st»-rcidjcitbcr eingeborener Ci lento noch für Generationen hinaus fchleit wird, an allererster Stelle nach der Gnade (')pttcs von der verfügbaren Zahl der 'Missionare abhängig fein wird. Je mehr itnb je % hZM Das alte Missionshaus in mübiand. (Originalbild des „Stent der Neger".) in Afrika thätig und muss imd) beut, was ich dort gesehen habe, sagen, dass die Bekehrung der Afrikaner nächst der Gnade Gottes viel mehr eine Trage der genügenden Zahl von Priestern als des Geldes ist. Diese Priester und Missionäre müssen herangebildet werden. Es ist ganz verkehrt zu glauben, dass das Geld, welä>es den Missionshäusern in Europa zugewendet wird, der Mission in Afrika entzogen ober and) nur weniger fruchtbringend angewendet werde als in der Mission! Das Gegentheil ist richtig. Cbcr wann wird das Geld stuchtbringenber angewendet: bessere Missionäre da sind, desto eher ist Afrika bekehrt. Missionshaus in Europa und Mission in Afrika sind enge verbunden und ersteres bildet die Grundlage der letzteren. Eine Uhr zeigt um so besser, je besser bas Werk ist und daher ist die größere Sorgfalt auf das innere Triebwerk und nicht auf das äußerlich sid)tbare Zifferblatt zu ver-raeitbeit. Das Triebwerk einer Mission ist das Mutterhaus in Europa: je besser dieses in Stand gesetzt ist, desto besser geht es in der Mission und desto mehr Erfolge wird diese erzielen. Alles somit, was rrtissionsbaus in müh 6 Oesterreichs Missionswerk. man für die Instandsetzung und Kräftigung der Missionshäuser in Europa thut, kommt direct der Mission zunutzen. Gerade die Geschichte der Mission von Eentralafrika spricht dafür wie kaum eine andere. U nt er st it tzcn w i r also tt it s e r c M i s s i o n s -Häuser tnid vor allem unsere österreichischen Missionshäuser, die ja vor allen anderen auf Oesterreich angewiesen sind. Nach dem Gelde sind viele Berufe nothwendig. Junge Priester und Theologen, welche Beruf zum Ordensstande haben und sich dem Missionsstande widmen wollen, finden Aufnahme in Mühland. Priester sind ganz besonders willkommen, da sie nach dem Noviziate gleich verwendet werden können. Sollte einer sich zu schwach fühlen für Afrika, so kann er in den Häusern der Congregation in Europa arbeiten zum Nutzen seines eigenen Heiles und der Mission. Ganz gewiss gibt es unter dem braven Elerus Oesterreichs manchen hochherzigen Priester, der eine stille Sehnsucht hat nach dem Ordensleben und der Missionsthätigkeit. Gott selbst ruft einen solchen und er folge diesem göttlichen Rufe. Studenten der oberen Gymnasialclassen sind ebenfalls erwünscht, ebenso Laien (Handwerker, Bauern . . .) als O rdenoti rüder. Alle diese finden Ausnahme in M ü h l a n d. Die Studien für Pricstercandidaten sind die in Oesterreich vorgeschriebenen, das ganze Gymnasium und die vier theologischen Curse. Schließlich werden für das Missions-Knaben seminar auch brave und talentierte Knaben angenommen und zu Missionspriestern ausgebildet. Zu allen weiteren Ausschlüssen bin ich gerne bereit, wenn matt sich vertrauensvoll an mich wendet. Wer es kann, nt öge das M i s s i o n s h a u s M ü h l a n d noch unterstützen durch Bestelluug und Verbreitung der Zeitschrift „Stern der Neger", die zugleich Organ des Marien-Vereines ist und gerne Berichte bringt. Als österreichische Missionszeitschrift ist sie vorerst für Oesterreich berechnet und man unterstützt durch Bestellung derselben eine katholische und zugleich österreichische Sache. Hohe Versammlung! ' In diesen Tagen geht von Chartum aus die erste Expedition seit den Zeiten Knoblccher's den Weißen Nil hinaus. Unter Führung des Bischofs fahren zwei Priester und zwei Brüder mit mehreren schwarzen Christen auf dem neuen Missionsschiffe „Redemptor" nach Süden: von Redschef an, wo die Katarakte die Weiterfahrt hindern, geht die Reise zu Fuß weiter in das Land hinein. Es ist dies seit vielen Jähren der erste Vorstoß in das nngehcuere Gebiet der Sudan-mission! Welcher Unterschied zwischen einst und jetzt! Die Karawanen Knoblccher's brauchten von Kairo nach Chartum drei Monate, heute geht cs in sechs Tagen! Wie ganz Afrika näher cut Europa, so ist jeder einzelne Punkt Afrikas näher an die Küste herangerückt worden! Diese und andere Vortheile sind durch die Colonial-mächte herbeigeführt worden. Auch Oesterreich hat seinen Antheil daran. Der D c st e r r e i ch i s ch e L o y d fördert durch die fortschreitende Vervollkommung der technischen Verkehrsmittel, welche eine stete Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit und zugleich Fahrsicherheit ermöglicht, in mächtiger Weise das Ansehen Oesterreichs im Auslande und gar sehr das katholische Missions-wesen in fremden Welttheilen. So sind die Unternehmungen der Mächte und der Gesellschaften in der Hand der Vorsehung ein gewaltiger Factor, um dem Glauben Jesu Christi die Wege zu ebnen! Omnia propter electos! Alles der Auserwähltcn willen! Alles dient dem hohen Zwecke, den die göttliche Vorsehung vorgesteckt hat! Es sollen Mittel sein, um den Sieg christlicher Cultur über heidnische Barbarei herbeizuführen und das Reich Christi auszubreiten. Zeitweilige Misserfolge, aus der einen oder anderen Linie können den Gang der Ereignisse nicht aufhalten, es sind nur die Geburtswehcn der neuen Zeit und der christlichen Zukunft Afrikas. Afrikas Entschleierung gehört zu den größten Errungenschaften des endenden Jahrhunderts. Afrikas Erlösung ist die Aufgabe des neuen Jahrhunderts. Oesterreich darf und will nicht zurückbleiben mit seiner Anthcilnahmc an diesem großen Werke. Einen Ehrenplatz unter den Völkern, welche für die Ausbreitung der Religion Jcstt Christi großes gewirkt und so sich selbst die Huld und Gnade des Erlösers gesichert haben, muss und iviil sich verdienen jenes Reich, welches durch seine Vergangenheit, durch seine echt katholische Dynastie und durch den katholisch-gläubigen Sinn seiner Völker seine eminente Befähigung als Schutzmacht katholischer Interessen bewiesen hat, nämlich das katholische Oesterreich. Lebensbilder deutscher Missionare. P. Woriz HHorncrn. ('■801t ihm selbst erzählt.) Jilt ein Vater Jakob Thoman war Bürger in der kleine» kXeichsstadt Leutkirch in Schwaben und war ein Leinweber. Leutkirch hat eine confessionell gemischte Bevölkerung: Katholiken und Lutheraner. Die Lutheraner aber sind zahlreicher. Zu diesen gehörte auch mein Vater mit seiner Familie, nämlich mit seiner Frau Katharina und zwei Söhnen, Jakob und Josef. Der ältere Sohn Jakob verschwand plötzlich, ohne Zweifel ans innern Antrieb, ans dem väterlichen Hause und begab sich heimlich zu dem katholischen Pfarrer von Leutkirch, Herrn Moriz Waibl, einem gelehrten und sehr eifrigen Manne, und offenbarte ihm seinen Entschluss, katholisch zu werden. Der Pfarrer prüfte die Absicht des Jünglings, und da er sie rein und sein Herz aufrichtig fand, unterrichtete er ihn, nahm sein katholisches Glaubensbekenntnis ab und schickte ihn ganz im Stillen nach Innsbruck zum Studium. Als der Vater erfuhr, was sein Aeltester gethan, verkaufte er sein Haus und zog über Anrathen de8 Pfarrers mit Frau und Kind nach Langenargen, wo sie alle den 19. April 1722 bei den Kapuzinern das katholische Glaubensbekenntnis ablegten. An demselben Tage tvard ich geboren und erhielt in der Taufe den Namen meines Pathen, des Pfarrers von Leutkirch, — Moriz. Meine Eltern verlegten nicht lange darauf ihren Wohnsitz nach Feldkirch und im fünften Jahre meines Alters verlor ich meine liebe Mutter. Der ältere meiner Brüder starb als Kapuziner in der Schweiz sehr früh, der jüngere, ein Seidenfabrikant, gierig nach Italien, und ich habe trotz aller Bemühungen nie über ihn etwas erfahren können. Mein Vater schritt zur zweiten Ehe, und Gott bediente sich derselben, mir meinen Beruf klar zu machen. Denn kaum war das erste Kind der zweiten Ehe geboren, so fieng die Stiefmutter au, mich mit neidischen Augen anzusehen und, wo sie konnte, zu verfolgen. So sah sich der Vater gezwungen, mich aus dem Hause zu entfernen; und weil sein ältester Sohn damals schon in dem Orden der Kapuziner seine Gelübde abgelegt hatte, so wünschte er, ich möchte seinem Beispiele folgen. Er führte mich, bald an diesen bald an einen andern Ort und endlich nach Innsbruck in der Absicht, mich studieren zu lasse». Bei den Kapuzinern erbat für mich der Vater das Essen, von einigen anderen Wohlthätern kleine Beiträge zu meinen übrigen Bedürfnissen und eine bejahrte Jungfrau nahm mich in die Wohnung, wo ich mit einigen anderen Knaben zusammen war., Ich lernte lesen und schreiben und die Anfangsgrüude in der lateinischen Sprache und nach zwei Jahren gieng ich auf das Gymnasium, dessen sieben Classen ich in ebenso vielen Jahren mit mittelmäßigen Fortschritten durchmachte. Immer hatte ich mit Noth und Armut zu kämpfen; bettn vom Pater, der selbst nur mit Mühe sich durchbringen konnte, ward mir keine Hilfe. Nur die Hoffnung auf ein besseres Los, baS ich mir durch nicht Studium erringen wollte, unterstützte mein Vorhaben. Nachdem ich das Gymnasium vollendet hatte, gieng ich nach Bozen und studierte bei den PP. Domini-cintent Philosophie. Hier lebte ich bedeutend besser, denn durch Unterricht, den ich einigen Kindern gab, verdiente ich meinen Unterhalt. — Nach Vollendung der Philosophie war ich in der größten Verlegenheit. "Dicht Vater und mein Taufpathe, auf dessen Hilfe ich mich am meisten verließ, waren beide schon gestorben, und ich hatte nun keinen Menschen, von dessen hilfreicher Hand ich etwas erwarten konnte. Zudem war ich bereits 21 Jähre alt, also in einem Alter, wo es hohe Zeit war, dass ich mich für einen Stand entschied. Ich wählte endlich auf Zureden eines sehr guten Freundes das Studium der Medicin, kehrte nach Innsbruck zurück und studierte hier auf der Hochschule drei Jahre. Nun war es Zeit, dass ich als Doctor der Medicin promovierte: das'war mir aber unmöglich, bettn es fehlte mir das hiezu nöthige Geld. Der einzige Ausweg wäre gewesen, dass ich nach dem Beispiele vieler Anderer einem Frauenzimmer unter der Bedingung, dass sie mir das nöthige Geld lieh, die Ehe versprochen hätte. Aber dazu mich zu entschließen — nein, das war mir nicht möglich. Ich gieng also wieder nach Bozen und fasste da in einer schlaflosen Nacht den Entschluss, nach Italien und hauptsächlich nach Rom zu reisen, dort in den berühmten Spitälern zu praetieieren und endlich wieder in Deutschland einen Lebensunterhalt zu suchen. s Lebensbilder deutscher Missionäre. Um sicherer reisen zu können, kleidete ich mich als Pilger, verliest am 27. December 1747 das liebe Bozen und kam in Gesellschaft eines Dominieauer-Laienbrnders den 20. Januar 174 8 meistens zu Fuß nach Rom. iOiciit Logis nahm ich bei einem päpstlichen Soldaten, der ein Schweizer war. sich sieng gleich an, fleistig die Spitäler besonders das Spital vom heil. Geiste in Snssia zu besuchen. Am Monate "Mai, als ich kaum vier "Monate in Rom m n\ ward zwischen Loretto und Rom ein ungarischer Osfieier von einem deutschen Cavalier aus offener Straße angegriffen und ermordet, und der Marder war nach der That, als Pilger verkleidet, nach Rom zurückgekommen. Dies wusste die Obrigkeit und es wurde ihr zugleich hintcrbracht, der Miffc-lhäter wohne im Vicolo del lico bei einem päpstlichen Soldaten. So trafen alle Umstände ans mich zusammen. Den 15. Mai abends kamen auf einmal vier oder fünf Schergen ins Haus und fragten jeden und endlich auch mich um Rainen, Vaterland u. s. w. Ach wies zu meiner Rechtfertigung meinen Taufschein, meine Studienzeugnissc und meinen Pass vor. Stier das war nicht genug. Ach musste ihnen meinen Koffer öffnen, und als sie da mein Pilgergewand fanden, fragte mich der Chef der Häscher, ob es mir gehöre. "Als ich es befähle, schickte er einen aus seiner Begleitung an die Obrigkeit, der anfrug, ob sie mich gefangennehmen sollten. Dieser Bote kam wirklich bald wieder mit dein fürchterlichen Befehle zurück. Ach wurde nochmals gefragt, ob dieses Pilgergewand mir gehöre, und als ich cs bekräftigte, ward ich gebunden und mit großer Vorsicht in daS große und prächtige Gebäude der römischen Kerker gebracht. Die Straßen, durch die inan mich führte, waren alle mit Häschern besetzt, damit ich ja nicht entrinnen könnte. Ach musste gleich ein Verhör bestehen, wo mir einzelne allgemeine Fragen gestellt wurden: am ganzen Körper untersucht, wurde ich dann in ein Gefängnis geführt, wo fünf Verbrecher lagen. Da lag ich nun aus einem Strohsack uiid einem Kopfpolster, das ich mir von meinem eigenen Rocke machte, im Gefängnisse unter fünf Verbrechern, die verinuthlich alle den Galgen verdient hatten, in einem fremden Lande, ohne Freunde, ohne Hilfe, und selbst des größten Verbrechens beschuldigt. — Ach sagte meinen sauberen Kameraden, ich sei ganz unschuldig. Aber sie gaben mir als tröstliche Antwort, cs sei kaum möglich, dass ein Unschuldiger in dieses Gefängnis geworfen werde. — Doch ich war meiner Unschuld bewusst und schlief drei Stunden ganz ruhig. Den andern Dag morgens früh ertheilte ich einigen Mitgefangenen, die krank lagen, nach meinen medieinischen Kenntnisse» guten Rath, und bald darauf kam der Kerkermeister, befahl mir, mich anzuziehen und mit ihm zu gehen. Ach sagte den Gefangenen mein erstes und letztes Lide und folgte dem Kerkermeister. Dieser gab mir alles wieder, was er mir abends zuvor abgenommen hatte und führte mich in de» Verhörsaal, wo der Lieutenant oder Oberaufseher über die Kerker war. Er fragte mich, mit dem Schlüssel meines Koffers in der Hand, ob ich ihn kenne. Ach bejahte es, denn er war es, der mich tags zuvor hatte binden lassen und mich bis zum Gefängnisse begleitet hat. — „Run vergeben Sie »ns die Unbill und Schmach," sagte er, „die mir Ahnen zugefügt haben. Ähre Unschuld ist erwiesen: Sie können von nun an nach Belieben in Rom leben. ‘Niemand wird Ahnen auch nur ein Haar krümmen." — Und so ward ich in aller Frühe ivieder entlassen und zwar ohne dass ich für die Rnchtherberge was zahlen musste. Mein erster Gang war in eine Kirche, mit Gott für meine Befreiung zu danken. — Tie Freude meiner Freunde war bei meiner Zurückkunft außerordentlich groß. Sie gerade hatten meine schnelle Befreiung erwirkt, indem sie mir das einstimmige Zeugnis gegeben haben, dass ich seit meinem Aufenthalte in Rom nie eine Nacht außer dem Hanse zugebracht habe. Und das war genug, meine Unschuld zu beweisen. Von dem deutschen Cavalier aber war es sicher, dass. er anfangs in Rom gewesen, dann nach Loretto gereist und wieder nach Rom als Pilger zurückgekehrt sei. Sollte dieser Zufall vielleicht eine Probe gewesen sein, ob ich Standhaftigkeit genug besäße, in der Folge einmal in einem schrecklichen, schmutzigen Gefängnisse so viele Fahre zuzubringen, als ich in dem römischen Gefängnisse Viertelstunden zugebracht habe?— Ach fuhr dann wieder fort, die römischen Spitäler zu besuchen: aber die Sorge um die Zukunft lastete mir schwer auf dem Herzen. Ach war nun schon in einem "Alter von ‘27 Fahren und hatte noch immer keine ‘Aussicht, zu dem Ziele zu gelangen, das ich mir vorgesteckt hatte. Aber gerade da, wo ich es am wenigsten glaubte, war ich meinem Ziele, das nicht ich, sondern Gott mir gesteckt hatte, am nächsten. Damals befand sich in Rom der Fcsuit, P. Ar-changelus dOrigni, ein Veroneser, Generalproeurntor der goanischen Provinz, und suchte taugliche Männer, die er als Missionäre nach Indien schicken wollte. Dies erfuhr ich und gleich ward alsdann mein Entschluss gefasst, Jesuit zu werden. Den nämlichen Entschluss hatte ich schon früher in Innsbruck gefasst, aber mir wieder aus dem Sinne geschlagen. Lebensbilder deutscher Missionare. 9 Ich Qtemi also zu dem Pater, entdeckte ihm meinen ernstlichen Willen, als Jesuit und Missionär Gott zu dienen und bat ihn, mich in den Orden aufzunehmen. Ich erhielt auch gleich von ihm die erwünschte Zusage, nur, sagte er, müsste ich dazu auch »och die Zustinunung des hochwürdigen P. Generals und des Provincials der römischen Provinz haben. Ich stellte mich beiden vor und beide hießen mein Vorhaben gut und bestärkten mich in demselben. 'Nachdem ich dem goämschen P. Procurator alle meine mcdicinischcu Zeugnisse vorgezeigt hatte, wünschte er, ich möchte vor meinem Eintritte in die Gesellschaft Jesu noch Doctor der Heilkunde merbcn; deshalb schickte er mich ans Kosten der Gesellschaft nach Maccrata und gab mir ein Empfehlungsschreiben an den Rector des dortigen Jesuiten-Collegiums mit, in welchem ich während meines ganzen Aufenthaltes gut bewirtet worden bin. Macerata ist eine berühmte alte Stadt in Umbrien, die eine Universität hat. Auf dieser ward ich den 2. December 175,0 nach bestandener Prüfung Doctor der Medicin und Philosophie und zugleich Comes PalaLinus und Eques auratae Mil il iac. Nebst den Ceremonien der Promotion ward mir auch wegen meines Titels „Ritter" ein Helm auf das Haupt gesetzt und ein Degen an die Seite gehängt. Als ich mit meinem Doctordiplom nach Roin zurückkehrte, war dies dem 1’. Procurator noch nicht genug. Ich musste noch ei» praktisches Examen in der Medicin machen. Und als ich auch dieses glücklich bestanden hatte, ward mir endlich der 1 ;i. December zum Eintritte ins Noviziat bestimmt. — Der bestimmte Tag kam und ich verabschiedete mich von meinen Freunden. Ganz deutlich kann ich mich noch erinnern, dass mir jemand bei dieser Gelegenheit vorgestellt hat, ich solle doch meinen Vorsatz ändern. Es sei gewiss - besser, meint ich in Deutschland mich verheiraten, als wenn ich in Indien unter den Heiden oder in Afrika unter den Negern schmachten würde. Ohne auf diese falsche Sirene zu hören, eilte ich dem 'Noviziate di Sard, Andrea zu, wo nach altem Brauche einige Patres aus anderen Häusern der Gesellschaft Jesu mich erwarteten und bewillkommten. Ich behielt anfangs meine weltlichen Kleider,, wohnte in einem besondern Zimmer und ward von einem Novizen in den gewöhnlichen Uebungen und Verrichtungen unterwiesen. Nachdem ich die geistlichen Exercitien des hl. Ignatius gemacht hatte, erschien ich am 20. December zum erstenmale im geistlichen Kleide und ward den übrigen Novizen, zugesellt. Zn meinem ganzen Leben habe ich keine so glücklichen Stunden gehabt, als die 21 Monate, die ich in dem Noviziate zu Rom zugebracht habe. — Meine Mitnovizen waren aus hohem Adel, hatten edle Gesinnungen und waren einem hl. Aloysius und Stanislaus ' ähnlich, die ihre Probejahre in dem nämlichen Hause bestanden hatten. — Der Rector, der zugleich NoviMmeister war, prüfte mich zwar einige Monate mit einem verächtlichen Amte, das er mir auftrug. Er dachte vielleicht, ich möchte wegen meines Doctor-titelö und meiner Jahre (denn die übrigen Novizen nannten mich gewöhnlich nur den Alten) mehr Stolz als andere haben. Als er aber sah, wie ich alles mit heiterer Miene und gutem Willen verrichtete, sieng er an, mit mir ganz vertraulich zu werden. Wenn er unwohl wurde, fragte er mich um Stati); auch in Indien habe ich noch schöne Briefe von ihm erhalten. Uebcrhaupt war ich im Noviziat von allen geehrt und geliebt, und ich kann sagen, dass mir damals an Leib und Seele nichts fehlte. Die italienische Sprache hatte ich bereits so gut gelernt, dass man mich kaum mehr für einen Deutschen hielt, deswegen wurde ich an den Sonn- und Feiertagen gewöhnlich auf die großen Plätze der Stadt Rom geschickt, um dem Volke Christenlehre und kurze Predigten zu halten. Am letzten April 175,1 musste ich in Gesellschaft von zwei Novizen mit dem Bündel auf dem Rücken und dem Pilgerstab in der Hand eine Reise nach Assisi antreten. In den Orten, an denen wir varüber-kamen, hielten wir meistens gegen Abend und auf öffentlichen Plätzen christlichen Unterricht und kurze Predigten. Scharenweise begleitete uns das Volk, folgte uns in die Kirche und verrichtete mit uns Gebete. Zu Ende des Monates Mai haben wir frisch und gesund wieder daS liebe Noviziat erreicht. DaS folgende Jahr musste ich wieder den letzten April aus eine solche Missionsrcisc ausgehen, diesmal auf Monte Cassino. Mancher könnte die Frage auswerfen, warum die Gesellschaft Jesu ihre jungen Novizen einen ganzen Monat lang als Pilger ausschickte, da doch kein anderer Orden so harte Prüfungen auferlegt. Ich antworte darauf, dass dieses nothwendig war, weil die Mitglieder der Gesellschaft Jesu mehr als andere Ordcnsmitglieder mit der Welt umgehen und verschiedene Aemter verwalten mussten. Bei Gelegenheit solcher Pilgerfahrten zeigte jeder seine Sitten, seine Leidenschaften, seine Wissenschaft und Standhaftigkeit in seinem Berufe. Mir wurde diese Pilgerfahrt vermuthlich darum zweimal aufgetragen, weil ich für die Missionen in Asien und Afrika bestimmt war und darum eine genauere Prüfung als andere nöthig 10 Ter Untergang des Chalifcn Abdullahn halte. Ich setzte in Rom mein Noviziat dis September 1752 fort. Nun beschloss der goanische Procurator, einige, die er aufgenommen hatte, nach Indien zu schicken, und unter diesen war auch ich. Nach einem herzlichen Abschiede von unserem geliebten Novizenmeister und den 42 Mitnovizen traten wir am 17. September 1752 die Reise an, — vorläufig nur nach Lissabon, wo wir das Ende des Noviziates abwarten mussten. Nach drei Monaten legte ich daselbst die drei gewöhnlichen Ordcnsgclübde ab. Bald darauf erhielt ich die vier niederen Weihen. Es fehlte nicht viel, so wäre ich schon damals meines Alters wegen zum Priester geweiht worden. Aber einige widersprachen und hoben Beispiele hervor von solche», die zu früh zum Priesterthnme befördert worden und dann die Gesellschaft Jesu wieder verlassen hätten. (Fortsetzung folgt.) Der Untergang des Chalifen Aböullahi. Von P. (Stto /inker, F. S. C. m 2. September 1898 war es, wo, wie wir bereits im III. Jahrgange dieser Zeitschrift berichtet haben, der Schauplatz des Ruhmes und der Schande des Chalifen Abdullahi, Omderman, in die Hände der englisch-ägyptischen Truppen gefallen war. Ter Chalife selbst suchte mit der decimierten Schar seiner Getreuen sein Heil in der Flucht. — Am folgenden Tage durchstreiften die Regierungssoldaten die eroberte Stadt, um sie nach Waffen durchzusuchen, nebenbei nahmen sic aber auch sonst alles mit, was ihnen gefiel, ohne lang zu fragen, ob die Eigenthümer damit zufrieden waren oder nicht. „Wir haben schon das Recht, etwas von euch zu erhalten"; sagten sie, „haben wir euch denn nicht von dem Joche des Chalifen befreit e Danket Gott dafür!" Auch ein schwarzer Soldat vom 14. Battaillon streifte so umher und spähte nach einem Fang, als er sich plötzlich vor einem großen Hof befand; er trat ein und stand bald vor einer großen offenen Thür; innerhalb der Thürschwelle erblickte er ein rundes kupfernes Becken (Tetfcht), das mit silbernen Maria Theresia-Thalern, hier göschali genannt, angefüllt war. Der Anblick des glänzenden Metalls electrisierte förmlich den habsüchtigen Schwarzen und ließ ihm keinen Verdacht schöpfen. Gierig stürzte er sich aus das blinkende Geld, aber hinter der Thür stand ein wilder, blutdürstiger Baggara-Emir versteckt, ein wohlgeschliffencs Schwert in der Hand. Kaum hatte sich 6er. schwarze Soldat über dem Geld niedergebückt, hieb ihm der Emir mit einem gewaltigen Streiche den Kopf ab, schleppte den Leichnam in das Vorhaus und.warf ihn sammt dem Kopfe in eine Ecke. So kamen nacheinander sechs Soldaten, alle vom 14. Bataillon, wollten sich gleichfalls des Geldes beniächtigen und alle sechs büßten ihre Geldgier mit dem Kopfe. Der siebente Soldat, der in den Hof kam, war ein schwarzer Christ ans unserer Neger-colonie Gesirah bei Kairo. Dieser war klüger als seine Vorgänger, er machte zuerst eine Runde in dem geräumigen Hofe. Vor dem Eingang eines Zimmers sah er einige Frauen sitzen. „Gibt cs da drinnen Leute?" fragte er sie. „Nur einige arine Verwundete", lautete ihre Antwort. Der Soldat trat ein und fand hier ivirkich mehrere verwundete Krieger. „Wer seid ihr?" fragte er sie. „Wir sind Baggara; tödte uns!" „Das thu' ich nicht, ich bin kein Mörder", erwiderte der Soldat und gieng aus dem Zimmer. Bald traf auch er auf jene verhängnisvolle Thür und blieb davor stehen. Er sah da hinter der Thür den Fuß eines Soldaten hervorschauen, auf dem Boden war eine Blutlache, ebenso war auch das Geld mit Blut befleckt. — „Bei diesem Anblicke", erzählte mir der Soldat, überlief mich ein kalter Schauer, wie ich ihn in der Schlacht nie verspürt hatte. Was ist da los? rief ich mit zitternder Stimme und ergriff die Flucht. Im selben Augenblick pfiff eine Kugel an mir vorüber. Der Baggara-Emir hatte durch eine kleine Thüröffnung auf mich geschossen, zum Glück aber nicht getroffen. In aller Eile brachte ich von der Straße 10 Kameraden herein. Indessen hatte schon der Emir den „Tetscht" von der Thür weggenommen und letztere fast ganz geschlossen. Wir schossen darauf los, — sämmtliche 11 ans ein Mal. Die Thür zerbrach, und der Baggara-Emir, der hinter ihr stand, siel von Kugeln durchbohrt auf seine enthaupteten Opfer. Wir drangen ein und erblickten mit Entsetzen die Leichname unserer armen sechs Kameraden mit abgeschnittenen Köpfen. Obenauf lag der Emir tödtlich verwundet; er ivar ain Fuße, am Kopfe verwundet und hatte an der Seite eine klaffende Wunde, aus der ihm die Eingeweide hervordrangen. Meine erbitterten Kameraden — Mohammedaner — zogen den Halbtodten in den Hof hinaus und machten ihm mit Fußtritten an den Kopf ein Ende. Im Zimmer herumstöbernd fanden wir noch andere 4 Baggara, auch diese wurden von meinen aufgeregten Kameraden ermordet. Außer dem Der Untergang des Chalifen Abdullahs 11 kupfernen Becken fanden wir noch — in der Erde vergraben - zwei Kiste» voll von Maria Theresia-Thalern. Die Nachricht hatte sich indessen wie ein Lauffeuer verbreitet. Eilends kanien ein englischer und drei arabische Officsere herbei. Unsere armen Kameraden wurde» bestattet, das Geld wurde fortgetragen, und unsere Namen aufgeschrieben; nachher erhielten wir ein gutes Trinkgeld." —7 Und der Soldat beendete seine Erzählung, indem er hinzufügte: „So fühlte ich sozusagen mit den Händen, wie sehr mein Bruder, der ebenfalls Soldat ist, Recht Während der Beschießung nämlich hatten sich verschiedene Weiber des Mahdi und des Chalifen und noch andere ins Grabmal geflüchtet. Die abergläubischen Leute hatten sich auf den Boden geworfen und lehnten sich mit den Köpfen an den Grabhügel in der Meinung, die Kraft des Mahdi werde sie gegen die Bomben schützen. Die Bomben aber drangen bis ins Heiligthüm der Derwische ein, setzten sämmtliche an den Wänden aufgehängte Schmuckgcgenstände in Brand, zerbrachen das eiserne Gitter um das Grabmal herum, zertrümmerten selbst den harten Grab- Hager ägyptischer Soldaten. hatte, als er mir vor einigen fahren beim Eintritt in das Militär empfahl: Du, tuen» du im Kriege Geld findest, rühre es ja nicht an, sonst kostet es dir das Leben." — Nach der Niederlage des Chalifen konnten endlich die Christen von Omdermnn wieder einmal anfathmcn. Trauen, denen cs Jahre und Jahre lang unmöglich gewesen war, ihre Häuser zu verlassen, durften nunmehr ohne Furcht ein und ausgehen »ud sie benützten auch diese günstige Gelegenheit, um die Wohnungen ihrer einstigen Unterdrücker zu besichtigen. Sie suchten auch das Grabmal des Mahdi auf und fanden, dass der Boden desselben eine einzige Blutlache mat. stein und schlugen den ringsum stehenden Leuten die Köpfe, Arme und Beine ab. Es war ein grauenhafter Anblick. — Als die christlichen Frauen von ihrem Rundgang durch die Stadt heimkehrten, sahen sie manche ihrer einstigen stolzen und herrischen Unterdrücker, Risegat, Taascha und Hamar, — die Straßen reinigen, Die Regicrungstruppen hatten nämlich bei ihrem Eintreten in Omdcrman die Straßen voll Schmutz und Unrath gesunden. Sie trieben einfach die einst so stolzen und grausamen Derwische, deren sie nur habhaft werden konnten, zusammen, und nun lagen diese da in Gruppen von ungefähr je 100 ans dem Boden 12 Der Untergang be? ChaUfen Abdullah!. C" und mussten mit den Händen den Straßenschmutz zusammenhänfeln; hinter jeder Gruppe standen einige Soldaten mit der Peitsche in der Hand. Das war freilich für die Derwische eine bittere Demüthigung, aber — es kommt halt immer der zahlende Tag. — Der flüchtige Chalife nahm den Weg nach Südwesten und zog gegen El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan; mit ihm eine zahlreiche Menge. Die Perwirrung und Unordnung dieser kopflosen, fliehenden Menschenmasse zu beschreiben, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Den Flüchtigen mangelte es an Wasser und Lebensmitteln; die einen warfen sich auf die anderen, rissen sich gegenseitig die Kleider vom Leibe und sogar das Brot vom Munde. Viele und viele erlagen längs des Weges aus Hunger, Durft und aus Uebermüdnng. Zahlreiche fielen in die Hände der Regierungssoldaten, die zu Pferde in vollem Galopp der fliehenden Menge nacheilten. Ueberall ließ der Chalife an der Bevölkerung seinen Grimm aus über die erhaltene Niederlage. Nach monatelangem Herumziehen machte er endlich auf dem Berge Fogor im Lande der Dar-Nuba, südlich von Kordofan halt. Flotte Mahlzeiten wie anno dazumal hielt er wohl nicht mehr, denn er hatte selbst zuvor schon alles verwüstet und ausgeplündert. Unter seinen Leuten herrschte ein solcher Hunger, dass sic die Blätter von Pflanzen und Bäumen zerrieben und aufzehrten. Leute aus jener Gegend kamen nach Omderman und verriethen dem Sirdar den Aufenthalt des Ehalifcn. H#»,.... «äm Der Sirdar beschloss, ihn gefangen zu nehmen, brach mit seinen besten Truppen ans und begab sich nach Kaka im Lande der Schilluk, um von dort nach Fongor vorzudringen. Schon war das Heer in Be-ivegnng, als der Sirdar die Nachricht erhielt, der Chalife habe Fongor verlassen und ziehe gegen Oin- dcrman. Abdullahi war nämlich in Kenntnis, dass der Sirdar mit den besten Truppen abgezogen war und dass Omderman schwach besetzt sei. Deshalb dachte er die günstige Gelegenheit gesunden zu haben, wieder in seiner alten Rc-sidcnzstadt sich festsetzen zn können Der Sirdar kehrte mit dem ganzen Heere in aller Eile nach O mdcrman zurück und fand die Stadt in Furcht und Bangen Bald darauf musste er sich Nach Aegypten begeben und ließ den Oberst Wcngatc als seinen Stellvertreter zurück. m jgh is Ein ägyptischer Officier zu Kamee!. Nach Verlauf einiger Wochen wurde Oberst Wcn-gate benachrichtigt, dass der Chalife heranrücke, und dass dessen Emir Achmct Fadil schon bei Haschaschoa angekommen sei, wo er den weißen Seit überschreiten und in Scnnar neuenÄusstand erregen soll. Wcngatc brach in aller Eile mit zwei schwarzen Regimentern, mit Kameelreitern, Cavallerie und Geschützen ans. Nach anstrengendem, dreitägigem Marsche gelangte er nach Faschaschoa. Achmet Fadil hatte sich am vorhergehenden Tage zurückgezogen. Wcngatc verfolgte ihn und schlug ihn bei Om-Alida; Achmct Fadil konnte sich nur mit wenigen seiner Leute zum Chalife» retten. Der Chalife hatte sich indessen von Abrntnb nach Omdebriga begeben. Wcngatc zog ihm nun entgegen. Der Untergang des Chalifeu Abdullah!. 13 Die Truppe» marschierten bei Nacht des Donnerstages bis 3 Uhr nach Mitternacht, als sie plötzlich in der Nähe daS Wiehern eines Esels vernahmen. Die gicngen der Stimme nach und gelangten an eine Anhöhe, die sie sofort besetzten. Am Fuße derselben inmitten des Buschwerkes befand sich das Lager dcS Ehalifen, der bereits durch seine Kundschafter vom Heranrücken des Feindes benachrichtigt worden war. Um 4 Uhr fiel in das Lager des Ehalifen der erste Kanonenschuss. Derselbe befahl seinen Weibern zu entfliehe» und liest die Kriegstrommel schlagen. Die Derwische stürzten sich unter der Führung des Scheich al din, etwa 10.000 Mann stark, von verschiedenen Richtungen auf die ägyptischen Truppen, die sich um ein zwischen beiden Lagern befindliches Wasser postiert hatten. „Ich will euch zeige», wie man die Maxime nimmt", schrie der Anführer und stürzte sich mit den Seinen auf das Geschütz los. Jedoch eine.Singel verwundete ihn am Arme, und er zog sich zurück. Der Angriff der Derwische wurde völlig zurückgeschlagen. Als der Chalife davon hörte, sagte er zu seiner Umgebung: „Wer entfliehen will, der entfliehe. Wer sterben will, der nehme Platz an meiner Seite!" Hierauf liest er sein Schafsfell ausbreiten und setzte sich darauf nieder. Um ihn herum nahmen seine Emire und seine Leibwache Platz. Die Aegypter schössen in die Menge hinein, ohne deutlich unterscheiden zu können, beim es war noch dunkel. Endlich drangen sie mit den Bajonetten ins Lager hinein und fanden den Ehalifen todt ans seinem Bette liegen: um ihn herum seine Emire auch mcistentheils todt. Der Ehalife war wohl beleibt und seine Emire ebenso. „Das sind also die fetten Blutsauger, die anderer .Leute Hab und Gut verzehrt haben", sprachen verächtlich die Soldaten und begruben sie. Die zahlreichen Weiber des Ehalifen, welche beim ersten Kanonenschuss die Flucht ergriffen hatten, wurden von den Kameelrcitern eingeholt. Darunter war auch der „Paradiesvogel." Die Weiber des Ehalifen durften auf Kameelcn reiten, die übrigen Gefangenen mussten laufen. Das behagte aber dem holden „Paradiesvogel" nicht, und er fleug an zu fingen, aber nichts weniger als im zarten Tone. „Wer bist denn du, dass du ein so freches Maul hast?" fragte man sie. Ich bin der „Paradiesvogel", gab sie zur Antwort. „Kennt ihr mich denn nichts mich hat der Chalife ebenso geliebt, wie jedes seiner Weiber. Ich will auch ein Kameel haben." Nun so bekam halt der „Paradiesvogel" auch ein Kameel und dann gieng die Reise ohne weiteren Zwischenfall bis Omderman. Die Familie Abdullahi-s wurde nach Rosette in die Verbannung geschickt, der „Paradiesvogel" aber zieht heute hier auf den Straßen herum; sie schimpft die Leute und die Leute schimpfen sie. — — Die Niederlage und der Tod des Ehalifen Abdullahi bei Om-dcbriga waren der letzte entscheidende Schlag für das Derwischreich; es hörte auf zu sein — — — —. Der verderbliche Aufstand des Mahdi hat der Mission von Centralafrika ungeheueren Schaden zugefügt und sämmtliche Missionsstationen des Sudan zerstört. Der Herr hat cs zugelassen. Nun aber der Sturm vorüber ist, wollen wir uns aus allen Kräften bestreben, von neuem die Lehre der Erlösung den Völkern von Centralafrika zu predigen. Dazu erflehen wir uns aber den Beistand der fromme» Leser durch ihr Gebet und ihr Almosen. Omderman. sOriginalbild des „Stern der Neger.") Der jüngste Crötheil (i\cr f“nftc ""d jüngste Erdtheil besteht aus I 9 einem Festlande, drei großen Inseln und lis/ vierzehn Hauptinselgruppen, nebst zahlreichen kleineren Gruppen, Inseln, Eilanden und Klippen des großen Oceans. Die geographische Lage hat diesem Erdtheil verschiedene Benennungen eingebracht ; so nennen ihn die Franzosen O c e a n i c n und rechnen ihn dem ganzen indischen Archipel 51t; englische Geographen machen einen Unterschied zwischen dem Festlande und den nächstgelegcnen Inseln einerseits, sowie den übrigen Inseln andererseits. Jene nennen sie Australasien, diese Polynesien. Einige deutsche Geographen nennen den Erdtheil Süd Indien, andere gar Noth asien, wir bleiben jedoch bei der Bezeichnung Australien. Das Festland von Australien, auch Ncuholland genannt, ist fast so groß wie Europa: es misst 7,559.938 Quadratkilometer. Seine größte Ausdehnung ' von Norden nach Süden betragt etwa 3000 Kilometer, die von Westen nach Osten etwas über 3700 Kilometer. Wohl kamen schon vor 350 Jahren kühne portugiesische Seefahrer, die unerschrocken in unbekannte und unermessliche Meere hinaussteuerten, an die Küsten von Ncuholland, im 17. Jahrhundert wiederum die Holländer, aber weder die einen noch die anderen setzten sich fest, das Land geriet!) über anderen Entdeckungen in Vergessenheit, und so kann man sagen, dass Australien erst vor etwas mehr als hundert Jahren durch den berühmten Wcltumscgler James Goos entdeckt und bekannt wurde. James Eook lgeb.. 1728 > war der Sohn eines armen englischen Landmanns in der Nähe von Pork. Schon früh kam er in die Dienste eines Schiffers, welcher von Newkastle nach London Steinkohlen brachte. Auf diesen kleinen Reisen kam er bald zu der Einsicht, wie ehemals Columbus, dass man ohne Kenntnis der Mathematik ewig ein gemeiner Schiffer bleiben müsse, und das wollte er nicht. Er sparte also alle Pfennige zusammen und nahm Privatunterricht in der Mathematik. Seine Kenntnisse und seine Pünktlichkeit wurden schnell anerkannt, seine Sparsamkeit artete aber leider bald in hässlichen Geiz aus. Bei der englischen Marine angestellt, erhielt er ein Schiff mit zwölf Mann und den Befehl, die Küsten von Neufundland aufzunehmen: diesen Auftrag führte er zur größten Zufriedenheit und seine Bewohner. seiner Oberen aus. Zurückgekehrt lebte Cook in einem kleinen Hause am östlichen Ende Londons, bis die Regierung seine Kenntnisse und seinen Mannesmuth wieder in Anspruch nahm. In der Südsee sollte der Durchgang des Planeten Venus durch die Tonne beobachtet werden, und deswegen wurden die Gelehrten Banks und Solander abgeschickt, Cook führte das Schiff und hatte Gelegenheit, als Säckelmeister für sich einen Gewinn von 3000 bis 4000 Pfund Sterling zu erlangen, aber er machte für die Erdkunde auch wichtige Entdeckungen. Alan steuerte zuerst nach Brasilien, dann in das Cap Horn nach Tahiti, dem Ziele der Reise. Nachdem der Planetendurchgang genügend beobachtet war, steuerte Cook tief nach Süden hinab; er vermuthete nämlich am Südpol ein großes Land, welches Südland heißen sollte. Aber das Eis in der Polargcgcud ließ ihn nicht durch, sondern zwang ihn, das Steuer nach Neuseeland zu richten, wobei er eine neue MeereSstraße fand, die nach ihm Cookstraße benannt wurde. Dann fuhr er in die Bolanybai aus Neu-Holland ein und ergriff (im Jahre 1770) von diesem neuen Festlande für England den Besitz. Die Botanybai, unsern des heutigen Sydney, in welcher er geankert hatte, schien ihm uric geschaffen für die Anlage einer Colonic. Dann segelte er längs der ganzen Ostküste hinauf, unter unsäglichen Mühen und Gefahren: die Gelehrten, die bei ihm waren, machten eine Menge Beobachtungen und sahen neuartige Thiere und Pflanzen so seltsamer Art, wie sie ähnliche noch nirgends in der Welt gefunden hatten. Von da durchfuhr Cook zum erstenmale wieder seit dein Jahre 1606 die Torresstraßc zwischen Neuholland und Neuguinea und kehrte dann um das Cap der guten Hoffnung nach England zurück. So war eine Reise um die Erdkugel vollendet, die drei Jahre lang gedauert hatte.*) *) Da auch die weiteren Schicksale Janies Cook's unsere Leser interessieren dürften, theilen wir sie hier in gedrängter Kurze mit. — Schon im folgenden Jahre 1772 ward Cook abermals ausgeschickt, das Südland aufzusuchen. Er nahm europäische Thiere und Sämereien mit, um die Inseln der Südsee, besonders Tahiti und Neuseeland, mit denselben zu versehen. Zweimal drang er während dieser Reise in die südliche kalte Zone vor, das letztenial bis zum 71° südlicker Breite, und erbrachte den Beweis, dass in dieser Gegend kein bedeutendes festes Land zu finden ist. Die furchtbare Külte und die Anstrengungen hätten Cook Der jüngste Erdtheil und seine Bewohner. 15 Als die Expedition nach Hause sehn, erregten ihre BUttheilungen über das neuentdeckte Wunderland überall das größte Aufsehen; Engländer und Franzosen wollten zn dessen weiteren Erforschung Expeditionen aussenden, aber ernste Ereignisse in Europa und Amerika lenkten die Aufmerksamkeit wieder für lange Jahre von Australien ab. Da nun im Jahre 1770 die amerikanischen Colonien, in welche England bisher seine Verbrecher deportiert hatte, sich vom Mutterlande lostrennten, war man gezwungen, sich nach einem anderen Verbannungsorte umzusehen, und die Wahl fiel auf das ferne Australien. Der Marinccapitäst, Dir Arthur Philipps, der Sohn eines deutschen Frankfurter Bürgers, wurde mit dem Oberbefehl der Flotte und mit der Gründung der ersten Ansiedlung betraut und segelte am 18. Mai 1787 mit elf Schiffen — zwei Kriegsschiffen, sechs Transportschiffen und drei Vorrathschiffen — aus England nach Australien ab. 1026 Personen waren an Bord. Die Beamten mit ihren Frauen und Kindern und die Soldaten zählten 211 Personen; bald den Tod gebracht; denn er meiste nie besser essen und bequemer leben, als der letzte Matrose. Damit er genese, war ihm frisches Fleisch nöthig, aber alle Thiere auf dem Schiffe waren schon geschlachtet, nur Förster, einer der Gelehrten des Schiffes, hatte noch einen treuen tahitischcii Hund. Er ließ ihn augenblicklich schlachte», und so wurde der tüchtige Seemann gerettet. — Cook dnrchfnhr noch die Südsec nach allen Richtungen, besuchte die Pescherähs in Amerika, entdeckte Neukaledonien, berichtigte Milche frühere Entdeckungen und kehrte nach einer säst vierjährigen Abwesenheit nach England zurück. Rn» luiirbc er zum Capitän ernannt und erhielt eine Stelle im Hospitale zu Greenwich. Aber die Ruhe behagte deni eingefleischten Seem aniie nicht. Die Regierung wünschte eilte nördliche Durchfahrt aus dem atlantischen Ocean in die Südsee und setzte für den Entdecker eine Bewohnung von 20 000 Pfund Sterling ans. Cook bot sich an, diese schwierige Aufgabe zu übernehmen. Im Juli 1779 stach er in See. Zuerst segelte er mit das Cap, besuchte Nenholland, Neuseeland und die Gesellschastsinseln und steuerte dann nach Norden, an der asiatischen und amerikanischen Küste vorbei, konnte aber endlich des Treibeises wegen nicht weiter. Unterwegs entdeckte er die Sandwichs in sein. Als er bald nachher nach denselben zurückkam, nahmen die Bewohner der Insel Hawaii ihm ein Boot weg. Cook stieg ans Land, mit cs von dem Oberhaupte der Insel zurückzufordern. Ein Eingeborner aber begegnete ihm mit Frechheit, und Cook gab tut Zorn Feuer ans denselben. Dies empörte die Wilden, sie fielen über den Engländer her und rissen ihn in Stücke (14. Februar 1779). So endete Cook, der unerschrockene Seefahrer, der zehn Jahre auf dem Wasser verlebte und im ganzen 40.000 Meilen in gerader Linie zurücklegte, der einzige, der in die südliche kalte Zone vorgedrungen ist. — die Gefangenen — zumeist Betrüger, Fälscher, Diebe, Vagabunden — waren 565 Männer, 192 Frauen und 18 Kinder. Zu Anfang des Jahres 1788 kam Philipps glücklich in Botanybai an, aber sofort merkte er, dass trotz der staunenerregendeu Vegetation der Boden dennoch für eine Niederlassung nicht geeignet sei, und unverzüglich begab er sich auf die Suche nach einer anderen Stelle. Während er längs des felsigen, wild zerrissenen Gestades dahinführ, entdeckte er zwischen schroffen, steil aus dem Meere emporragenden Felsen einen schmalen Einschnitt, den wohl schon Cook entdeckt und „Port Jackson" benannt, aber weiter nicht untersucht hatte. Philipps aber drang zwischen den Fclsenmauern durch und gelangte bald in ein großes, ringsum von Land umschlossenes meilenweites Wasserbecken — es war einer der schönsten und größten Häfen der Welt. Nach allen Seiten stellte nun Philipps Untersuchungen an, man fand einen schönen, fruchtbaren Boden, Süßwasserflüsse/ und so wurde dann beschlossen, hier zn landen und die An-siedlung zu gründen. In wenigen Tagen waren sämmtliche elf Schiffe herbeigekommen und, ohne von den wenigen schwarzen Eingebornen, die am Mecrcs-strande herumliefen, belästigt zn werden, betraten die ersten weißen Ansiedler den Boden Australiens — an der Stelle, wo jetzt die Stadt Sydney steht — um sich hier eine neue Heimat zu gründen, und die Wildnis für die Cultur zu gewinnen. Es war der 26. Jänner 1782, und alljährlich wird dieser Tag in Australien als wichtiger Gedächtnistag festlich begangen. Mit dieser kleinen Ansiedlnng, die eigentlich ein Zuchthaus im Urwald war, begann die Besitzergreifung AuMnliens für die europäische Cultur. Die Entwicklung gierig anfangs nur langsam vor sich, die strenge Militärverivaltnng, welche den Verbrechern gegenüber nothwendig war, sowie die Verbrecher selbst hielten lange Jahre freie Einwanderer ferne; Hungersnoth und blutige Empörungen drohten der Colonie wiederholt mit dem Untergange, aber sie war doch der Anfang des heutigen Australiens, das, vor hundert Jahren noch eine Wildnis, jetzt zn den reichsten und wichtigsten Handelsgebicten der Welt gehört. Neuholland liegt fast zur Hälfte in der tropischen Zone, und der übrige Theil auch in der heißen, denn die südlichsten Striche haben noch immer ein Klima wie Sieilien und Südspanien, daher höchst angenehm und heilsam; man hat dasselbe Schwindsüchtigen empfohlen. Der Sommer beginnt int December und dauert bis März, während welcher Zeit die Wärme beträchtlich ist. In den niedrigeren Gegenden wird aber diese durch den angenehm kühlen Seewind ge- 16 Der jüngste Erdtheil »ud seine Bewohner. müßigt, der regelmäßig am Tage weht, und dem ein ebenso anhaltender Landwind des Nachts folgt. In den höher gelegenen Gegenden fällt im Winter zuweilen Schnee, den man jedoch, feiner Seltenheit wegen mit dem Namen „weißer Regen" bezeichnet. Eine Eigenthümlichkeit des australischen Klimas sind im Sommer die heißen Winde. Diese wehen von Nordwesten und gleichen einem starken Luftstroin aus geheiztem Ofen, dass das Thermometer im Freien auf 48-° R. und im Schatten auf 340 R. steigt. Diese Winde, welche jedoch nur wenige Tage währen, -müssen ihre Wärme dadurch erlangen, dass sie über einen großen Strich dürren und erhitzten Landes wehen, wodurch sie aller Feuchtigkeit beraubt werden. Gebirge gibt es wenige und verhältnismäßig von geringer Höhe. Am Rand der Süd- und Ostküste ziehen sich die Grampiansberge und die Australpyrenäen hin mit Erhebungen bis zu 2460 Meter, die Australalpen mit Bergspitzen von ca. 2200Meter, im Westen erreichen die Höhen nur mehr 1000 bis 1500 Meter. Das Innere ist ein unabsehbar weites, ganz ebenes Tiefland: das Wasser ist daher in Australien durchschnittlich sehr wenig. Den Gebirgen entströmen wohl einige schiffbare Flüsse, die in der heißen, regenlosen Jahreszeit oft bis gu kleinen Bächen austrocknen, dagegen in der Regenzeit oder bei Gewittern plötzlich so gewaltig anschwellen, dass sie meilenweit alles überfluthen. Im Innern aber fehlt es ganz an Duellen und Flüffen, und dieser Wassermangel hat es bisher noch immer unmöglich gemacht, das Innere von Neuholland gründlich zu durchforschen, geschweige denn zu cultivieren. Der Boden Neuhollands ist fruchtbar und die aus Europa hieher verpflanzten Gewächse, namentlich Getreide und Küchenpflanzen, kommen sehr gut fort; doch herrscht außerhalb der gesegneten Flussthäler des Berglandes und der tropischen Vegetation des Nordens in einzelnen Revieren und auf weiten Räumen eine und dieselbe Thier- und Pflanzenart vor und drückt den Landschaften den Stempel steppenartiger Eintönigkeit auf. Die krautartigen Gewächse und Tchilse nehmen in ihrer über mannsgroßen Höhe eine wichtige Steife in der Vegetation Australiens ein, und eine ausfallende Erscheinung bilden die schönen und honigreichen, aber geruchlosen Blumen. Unter den Thieren sind die bedeutendsten die Beutelthiere, welche sich durch Springen fortbewegen. Das hauptsächlichste darunter ist das Känguru, welches bisweilen in einem Sprunge sechs Meter zurücklegt und durch diese Bewegung ein Pferd in vollem Galopp übertrifft. Auch gibt es hier Vögel ohne Flügel und mit Haaren statt mit Federn bedeckt; ferner ein Thier, halb Vogel, halb Vierfüßler, mit dem Schnabel und den Füßen einer Ente und dem Körper eines Maul-wurfs (ornithorhynchus paradoxus); weiße Adler, verschiedene Arten Bienen ohne Stachel, die einen vortrefflichen Honig liefern u. s. w. Wilde Thiere sind unbekannt, mit Ausnahme des eingebornen Hundes, der in einigen Gegenden stark gejagt wird. Außerdem findet man in Australien die verschiedensten Papageien und Kakadus mit dem schönsten Gefieder, grün, roth, purpurn und weiß. An den Ufern des Adelaidefluffes, die theils waldig, theils von hohem Bambusrohr bewachsen sind, gibt cs viele Krokodile, und in mancher Gegend wimmelt es von giftigen und gefährlichen Schlangen. Mosquitos schwärmen in ungebauten Districted umher, bieten jedoch nicht jene so furchtbare Plage, wie beinahe in jedem Theile Nordamerikas. Die Ströme haben Ueberfluss an Fischen, worunter Kablian von ungewöhnlicher Größe. Die Fischerei der Robben und Walfische hat fast ganz an Bedeutung verloren, seit die Amerikaner in Concurrcnz getreten sind. — Die ersten Ansiedler fanden überall nur Wildnis und Urwald; cs gab keine essbaren Früchte, wenig jadbarc Thiere, die Einwohner waren vollkommen Wilde, von denen man keine Lebensmittel erhalten konnte. Es ist begreiflich, dass unter solchen Verhältnissen die Ansiedlung in den ersten Jahren sich nur langsam entwickelte. Es kamen immer mehr Einwanderer aus England, in der späteren Zeit auch aus Deutschland, der überaus fruchtbare Boden wurde in weiter Ausdehnung bebaut, die Schätze des Landes wurden entdeckt und nutzbar gemacht. — Während nun die Mehrzahl der australischen Kolonien mittelbar oder unmittelbar von der Ansiedlung aus, welche mit der Vcrbrechcr-Colonic in Neusüdtvalcs begann, angeregt oder gegründet wurden- ist die Eolonie Südaustralien die einzige, welche unmittelbar von freien Ansiedlern aus England ins Werk gesetzt ward. Die Gründung der Eolonie aber begann mit einem großen Schwindel, ganz von der Art des Gründcrschwindels an den Börsen in unseren Tagen. Eine Gesellschaft von Kapitalisten und Spcculanten in England erbat sich von der englischen Regierung die Befugnis zur Gründung einer neuen Eolonie auf dem australischen Festland. In allen Zeitungen, in Flugschriften, in Reden bei öffentlichen Versammlungen wurden die übertriebensten Schilderungen verbreitet, wie schön das Land, wie reich und fruchtbar, wie groß die Annehmlichkeiten, die Vortheile einer An-sicdlung daselbst, und die Leute wurden angelockt zur Auswanderung in jenes Wunderland. Die Unternehmer, welche sich die „südaustralische Landcompagnie" nannten, verkauften im voraus, in England schon, Der jüngste Erdtheil und seine Bewohner. 17 mt AuSwanderungSlustige Anweisungen auf Land in urbar machen und bebauen müsse, machten sich diese der zn gründenden (Solontt. Solche Anweisungen Wucherer und Schwindler keine Sorge, sie verdienten gaben da» Recht auf einen Acre*) Land in der pro- i sich ja mit dem Landschacher ungeheure Summen; sie jectierten Hauptstadt »nd ans 120 Acres in der verstanden es auch durch Berichte in den Zeitungen nächsten Umgebung. die Zustände immer lockender zn schildern, dass sich wurde schon in England viel Geld aufgebracht in Adelaide bereits die herrlichsten Gebäude erheben, für ein Land, das noch eine ganze Wildnis war. Regierungspaläste, Kaufläden, Priväthänser, öffentliche Fahre 1836 langten die ersten Ansiedler im Gärten, dann wieder durch Schilderungen von Fest-Golf von ist. Pincent an, bestimmten eine Bai, : lichkeiten, Bällen, Ausstellungen u. s. ro. welche sie Port-Adelaide nannten, als den Hafen, und 1 Viele arglose Leute wurden dadurch getäuscht, bedrci Stunden davon landeinwärts steckten sie den mittelte Engländer wanderten hinüber nach Süd-Platz für die neue Hauptstadt ans, die Adelaide australien, Capitalisten wagten ihr Geld, Fabrikanten heißen sollte. Schnell wurden die Plätze vermessen, > und Kaufleute gaben ihre Waren auf Credit nach 3agd auf Kängurub’s. (Originalbild des „Stern der Neger".) die Besitzer von Anweisungen suchten sich ihre Antheile Australien. Die Regierung bewilligte große Summen in der Stadt und in der Umgegend ans, die übrigen zur Herstellung von Hafenbauten' in Port-Adelaide Bauplätze wurden »ersteigert; auf diese Weise kam unb zum Baue öffentlicher Gebäude und Anlagen in das ganze Gebiet der Hauptstadt in die Hände weniger , der Hauptstadt. Indessen vergnügten sich in Adelaide Spekulanten. Es gelang bald, sich wohnlich einzn- : die feinen Herren bei Champagner, Rheinwein und richte», denn Geld hatte man im UeberflnsS, und Leckerbissen, bei Bällen »nd Festlichkeiten und bic-wusste sich durch Schwindel und Wucher noch immer Sorge für das Land überließen sie den Känglmch's. mehr zn erwerben. Die Besitzer der ersten Ansicdlungs- Die Lebensmittel stiegen im Preise, weil das Land Plätze dachten nicht in, mindesten daran, dieselben : selbst noch nichts prodncierte, alles müsste entweder auch zu bearbeiten; sie zogen lieber int Lande herum, ; aus Europa oder aus den NaKarcolomen eingeführt suchte» sich überall die schönsten Strecken aus, kauften : werden. dieselben von der Regierung um 10 Gulden per j Aber jeder Schwindel, und mag er noch so gut Acre und verkauften dieselben an die später Kommenden ringefädelt sein, verkracht mit der Zeit. Vier Fahre um 100 Gulden. Darüber, dass man das Land | [ang dauerte das Schlaraffenleben in Adelaide, auf *) Ein englischer Acre misst nicht ganz 'J/4 österr. Joch i l'*nini'* blieben die Länderkäuscr aus, die englische IS Der Aberglaube im Sudan. Regierung streckte nichts mehr vor, die Kaufleute gaben keinen Credit mehr, und in einigen Wochen war Noth und Verzweiflung eingekehrt, wo bisher nur der üppigste Uebcrmuth des gennsssüchtigen Schlemmers und Geldprotzen sich breit gemacht hatte; die Festlichkeiten hatten ein Ende, von allen Seiten sah der Hunger herein, und drohte der Ansiedlung den gänzlichen Verfall. In Kurzem hatte sich die Einwohnerzahl von Adelaide um die Hälfte vermindert, die Arbeiter und Handwerker zogen fort, weil es nichts mehr zu verdienen gab, die geprellten Capitaliften, die bankerotten Kaufleute verloren sich geräuschlos im Land, und begannen irgendwo auf einem geeigneten Platz die Arbeit, gegen die sic sich so lange gesträubt hatten, die Bebauung dcS fruchtbaren Bodens, der ihnen ein wenn auch geringes doch sicheres Einkommen verhieß. In dieser Noth, wo alles auseinandcrzugchen und zu zerfallen drohte, kamen die Viehzüchter aus den Weidebezirken von Neusndwalcs und Victoria an. Sie hatten von der in Südaustralien ausgebrochenen Noth gehört und unternahmen es durch die Wildnis, über Flüsse und Berge, durch Sümpfe und Moräste ihre Herden nach Adelaide zu treiben. Das Wagstück gelang und die Colonic ward damals durch sie vom Untergang gerettet. Der schon drohende Hunger wurde abgewendet, die bisherige Noth hatte vielen den Leichtsinn vertrieben, sie hatten schon die Arbeit probiert, die einen trieben Ackerbau, die anderen begannen die Viehzucht, und nun war für die Entwicklung auch dieser Colonie gesorgt. lF-ortsetzuug folgt.) Der Aberglaube im Sudan. c*^fgV er Glaube an Hexerei ist bereits in Unter« I 1 Aegypten sehr verbreitet, wie wir schon im ersten Jahrgange dieser Zeitschrift ausführlich berichtet haben. Je weiter-inan aber gegen den Sudan vordringt, desto dunkler wird die Haut des Eingeborenen an den Ufern des „heiligen" Nils, und in dem gleichen Grade nimmt auch sein Aberglaube an Färbung zu. Der Glaube des Nordländers an Geister verschwindet fast vollständig in dem realistischen Sinn des Südens. Während im Nildelta der Zauberer meistens nur in der Beschwörung des „bösen Blickes", in der Zubereitung von „Liebes-tränklein" u. a. „macht", hat der Sudanese an solchen Kleinigkeiten bei weitem nicht genug; er muss etwas haben, wobei ihm die Gänsehaut über den Rücken läuft. Und so verwandelt sich zum Schrecken und Entsetzen des Nubiers und des Negers, denen beiden Allah eine lebhafte Phantasie verliehen hat, der Hexenmeister zur Nachtzeit in das nächstbeste Raub-thier — je gräulicher, je lieber — und quält und frisst seine unschuldigen Opfer. Da gibt es einmal in dem arabisch sprechenden Sudan die häufig vorkommende gesteckte Hyäne, „maraful“ genannt. Dieses Thier — besser gesagt Unthier — spielt in dem afrikanischen Aber- glauben eine wichtige Rolle wegen seines nächtlichen Unwesens, seines Aenßeren und besonders der garstigen Stimme wegen, die vom tiefen Ge-hetil bis zum durchdringenden Gekreisch wechselt und an das Gelächter eines Wahnsinnigen erinnert. In e China einestsjeifö über die Emancipation der , Jahreslohn von 200 Dollars (640 Mark). Jnfolge-Anincn Begriffe und Anschauungen herrschen, welche ; dessen mussten sie selbst auf die gewöhnlichen Be-vou den unsrrgen gar sehr verschieden sind, und au- ' quemlichkeiten des Lebens verzichten und konnten derertheils in der Zusaw.mensetzung des einheimischen nicht einmal ToiletteZmachen, ohne sich den unver- Charakters ein Element fast brutaler Roheit hec vortritt. Man wird daher gewiss zugeben müssen, dass die Einrichtung solcher „Schwesterschaften", die an der Seite männlicher Genossenschaften arbeiten, das Schauspiel unverheirateter Personen beiderlei Geschlechtes, die zusammemvohnen und privatim und öffentlich zusammenarbeiten, der Anblick von Mädchen, die ohne entsprechende Begleitung weite Reisen ins Innere unternehmen, eine Quelle von Missverständnisse» und Missdeu-tungen werden muss. Erst letztes Jahr nod; begegnete ein Freund von mir in der tief im Innern gelegenen Stadt Queihwa-cheug einer Missionstruppe, die aus einem Manne und zwanzig jungen schwedi- scheNMüdchen bestand. Die Misfionsthütigkeit dieser letzteren bestand darin, dass sie durch die Straßen paradierten und zum Spiel von Tamburinen und Guitarren fromme Hymnen saugen. Die Missionsgesellschaft, welche die Niedertracht begieug, diese mtschuldigen Mädchen Die ebinesisben Märtyrer Peter Sanz und teilte Gefährten. schämten Blicken der Chinesen auszusetzen, welche durch die papierenen Fensterläden sie beobachten. Kann mau sich wohl ein unschicklicheres und schuldbareres • Missiousuuter-nehmen denken als ein solckies?" Ein Protestant über die katholischen Missionäre in Lhina. B r. Arnold Neid, ein Protestant stellt den katholischen Missionären in seinem kürzlich herausgegebenen Buche folgendes Zeugnis aus: „Der römisch-katholische Priester lebt unter dem Volke und für das Volk, isst dieselbe Nahrung, theilt mit ihm seine Ent behrungen. Der protestantische Missionär dagegen führt ein Leben, das dem Denken und Fühlen der Chinesen fremd ist. Es ist nicht meine Lache, Lob und Tadel zu vertheilen; gewiss aber ist, dass die Methoden beider Kirchen völlig verschieden sind. Der liefere Grund liegt selbstverständlich in den verschiedenen Bedingungen eines ehe-losen und beweibten Clerus. Der verheiratete prote- es Aus dem Missionsleben. stautische Missionär mit Weib und Kind beansprucht sein hübsches Wohnhaus und ein Pony-Gespann oder etwas Entsprechendes an dessen Stelle. Dem Chinesen, wenigstens dein ilnti , der Mitleid mit mir hatte und mir 3 Stücke Zeug schenkte. "Nach zehn Tagen sandte er mich mit einigen ander Kindern» zu den Missionen in Bnlnndi, die ihrerseits mich wieder nach Uschirombo schickten." Das religiöse Leben auf den Philippinen. Die Katholiken der Philippinen wurden so oft von den protestantischen besonders amerikanischen Blättern in unwürdiger Weise derart verketzert, dass selbst protestantische Geistliche darüber die Geduld verlieren. So schreibt der protestantische Feldgeistliche des Aus bem Missionsleben. 29 I :S. oiifantcviereciimenieš auf der Insel Luzon, Dr. Henry Swift, in dem englischen „Tablet" über die Anstände in den einheimischen Ortschaften. Ob und inwieweit dies alles mit Aberglauben gemischt ist, weif; ich nicht. Wohl aber weiß ich aus den Unterredungen mit Männern und größeren Knaben, „Das Gotteshaus ist hier der Schauplatz fast be- ; dass sie über die theologischen Begriffe der Mensch- lverdnng, der Erlösung, der göttlichen und menschlichen Natur Jesu Christi, über den hl. Geist, die Anserstehnng, dar, Gericht u. s. w. verständig deuten nab rechtschaffen Bescheid wissen. Soweit meine Beobachtungen reichen, muss ich urtheilen, dass die Religion auch ihr Privatleben in sittlicher Hinsicht mächtig beeinflusst, besonders mit Bezug a 's die Reinheit und die Redlichkeit im geschäftlichen Perkehr. (Wohlgemerkt, ich rede von den einheimischen Ortschaften, die noch unberührt geblieben sind von den Ein-slüssen der von unsern amerikanischen Än-kömmlingen eingeführten Civilisation und Religion.) Von Religionsverachtnng ist hier keine Spur. Die Männer nehmen ihren Hut ab, so oft sie vor einer Kirch-thüre vorübergehen oder einem Leichenzug begegnen." Den Amerikanern, welche ans den Philippinen Bekehrungs-Versuche beabsichtigen, gibt Dr. Swift eine Antwort, die ihnen keineswegs angenehm sein kann. Er schreibt: „2-'!l etwa Amerika den Philippinern seinen hochniüthigen Unglauben, seine Laster und seine ;iimtcreieit bringen ? Sollen wir ihnen etwa sage», dass Opaniens Mission unter ihnen eine falsche Anmaßung gewesen) dass sie getäuscht worden seien, und tvieder von vorne ansangen müssten? lind solle» die hundert verschiedene» Religionsparteien, die ins Land Hereinströme», ihnen etwa die Segnungen des ständiger gottesdienstlicher Thätigkeit. Täglich ist dort Messe, tind Hunderte wohnen derselben bei. Außer anderen Andachten läutet die Glocke immer und wieder für Taufen, Trannneen oder Begräbnisse, und in den Zwischenzeiten wird man dort stets Leute ans den Knien antreffen, die ihre Privatandacht verrichten. Weiterhin werden Sie in jedem Hause ein kleines Ziinmerchen oder eine Ecke vorfinden, die für ein Hausaltärchen reserviert ist. Allabendlich zwischen 8 und IO Uhr tönt die Luit »lieber von frommen Klängen. Es sind geistliche Lieder, im Kreise der Familien von alt und jung gesungen, eigenartige Weisen und Melodien, wie sie wahrscheinlich seit drei Jahrhunderten fortleben. Prozessionen sind häufig zu sehen, und es ist ein ganz gewöhnlicher Anblick, auf dem großen Torsplatze Hunderte von Män-nern und Frauen, am Boden kniend zu treffen, im Begriff, die Kreuzweg - Stationen zu machen. Männer und Frauen gehen dabei in getrennten Gruppen. Die Männer tragen Bilder des krenztragenden Heilandes, das Charfreitags-Crneisx und Heiligenbilder, die Frauen solche der seligsten Jungfrau und der Startn Magdalena. Alle diese Bilder und Statuen sind in prächtige, mit kunstvoller einheimischer Stickerei reich besetzte Kleider gehüllt. Dabei spiegelt sich int Ausdruck aller Theilnehmer andächtiger Ernst und Ehrfurcht .... ,Uias kostet die eöeit?“ so Vermischte Nachrichten. Sektenwesens und jener unglückseligen Spaltungen im Cristenthnnr bringen, dieser Duelle all der Gleichgiltigkeit, der Religionsverachtung und des trostlosen Unglaubens bei uns? Man mag thun, n>as inan will, ich meinerseits bin der Ueberzeugung, dass wir uns überhaupt in keiner Weise hier eindrängen sollen, ebenso als es uns beifallen dürfte, Italien, Spanien und Portugal in Diöcesen abzugrenzen und eine Anzahl schismatischer anglikanischer Bischöfe dorthin zu schicken. Wir können im Gegentheil von diesen, Volke mehr lernen an echtem und thätigen Glauben, als wir ihnen geben können. In ihren Kirchen ist kein Unterschied zwischen reich und arm. Vor ihren knienden Beterscharen müssten unsere versammelten Gemeinden sich schämen. Fällt es doch in diesen allgemein auf, wenn er oder sie met hinkniet. Ser Kirchenbesuch der Philippiner contrastiert gar sehr mit unserem Zuhausebleiben und mit unserer lärmenden Theilnahme an sonntäglichen Spielen und Wettkämpfen." Der Behauptung, die Philippiner seien faule Tagediebe begegnet Dr. Sivist mit folgender Schilderung: „DaS Volk ist fleißig. Freilich würden sie das nicht meinen, wenn Sie n,eilenweit zwischen den Reihen ihrer Hütten hinreitend, überall Männer, Frauen und Kinder um ihre Wohnungen lungern und schlafen sehen. Das ist aber bloß in der Zeit von 9 oder 10 vormittags bis 3 oder 4 nachmittags der Fall. Man muss eben die klimatischen Verhältnisse berücksichtigen. Das Geräusch des Tagewerks beginnt hier bereits mit 4 Uhr in der Frühe; da hört und sieht man die Leute dreschen, graben, spinnen, webe» it. s. id., bis die Sonne schon ziemlich hochgestiegen ist. Dann folgt eine lange Pause der Ruhe und Siesta. Mit dem Sinken der Sonne im Westen wird das Tagewerk von neuem aufgenommen, und man kann den dumpfen Lärm der Arbeit bis 9 Uhr abends hören. So viel ich urtheilen kann, werden täglich 8 Stunden der Arbeit gewidmet." —fr— Vermischte Nachrichten, Der Verein der ßs. Kindheit. 1. Sie Einnahmen des Vereines betrugen vom 1. März 1899 bis 1. Mjärz 1900 3.676,341 Fr.' 12 Cts., d h. über 60.000 Fr. mehr als im Vorjahr. Der Uebersckmss kommt, wie der französische Rechenschaftsbericht offen anerkennt, vorwiegend auf Rechnung der deutschen Zweigvereine, zumal der von Aachen und München. Sie deutschen Kinder marschieren mit 1,228.178 Fr. 40 Cts. weit an der Spitze; Frankreich folgt mit 1,088.281 Fr. 47 Cts.; an dritter Stelle kommt Belgien mit 886 109 Fr. 78 Cts.; dann Italien mit 280.610 Fr. 58 Cts.; Holland gibt 146 399 Fr. 83 Cts. — relativ sehr viel; Oesterreich-Ungarn 145.810 Fr. 53 Cts.; die kleine Schweiz 97.811 Fr. 60 Cts, also nicht viel weniger als die Verein. Staaten mit 119.704 Fr. 88 Cts; das arme Irland gibt 28 657 Fr. 95 Cts.; das reiche England mit Schottland nur 5519 Fr. 50 Cts. u. s. w. Sass der Kindheit Jesn-$ eiein in Seutschland so glänzend dasteht, ist in erster Linie der Aufopferung und betn hingebenden Eifer des Centralvorstandes in Aachen zu danken. Leider steht der ältere Verein der Glaubensverbreitnng, d. h. der Missionsverein der Erwachsenen, in Seutschland nicht auf der Höhe seines jüngeren Brüderchens. Während dieser Verein in Frankreich über vier Millionen Fr. aufbringt, hat er in Deutschland nur 791 286 Fr. 7 Cts. auszuweisen, wovon zudem 454.790 Fr. 82 Cts., d. h. mehr als die Hälfte, aus Elsaß-Lothringen entfallen. 2. Sie Thätigkeit des Vereines. Der Verein unterstützte im abgelaufenen Rechnungsjahre 199 Missionen mit 933 Waisenhäusern, 5676 Schulen, 574 Arbeitshäusern, 238 Ackerbauschulen und 1286 Armcnapotheken. Heldenkinder wurden 438 908 getauft, 22.916 losgekauft und 318 501 erzogen. Die russische Kirche in Zahlen. Sie russische „heilige Synode" veröffentlicht über den Stand der russischen Kirche folgende Statistik. 1. Hierarchie Zn Ende 1897 zählte die russische Kirche im ganzen 65 Diöcesan-Vorslände (mit Einschluss des russischen Bischofes in Amerika). Unter diesen waren 3 Metropoliten «Petersburg, Moskau und Kicwh 14 Erzbischöfe und 48 Bischöfe, außerdem zählte man an verschiedenen Orten noch 38 Titnlarbischöfe. 2. Kirchen Solche gab es zu Anfang Jänner 1898 im ganzen 64.361. 3 CI er ns. An den Kirchen wirkten 2035 Erzpriester 42.005 Priester, 14.062 Diacone und 43.950 niedereCleriker. 4. 5t löst er. Männliche 495 mit 15.051, weibliche 268 mit 36.108 Mitgliedern. Bemerkenswert ist, dass in bett russischen Klöstern verschiedene Künste betrieben werden als Buchdruckerei, Lithographie, Malerei, Kunststickerei, Güttlerei n. s to.; das russische Volk bezieht auch aus den Klöstern seine meisten und schönsten Bilder, sowie wohlfeile religiöse Schriften. 5. Missionen. Dieselben finden sich theils innerhalb der russischen Besitzungen, theils außerhalb derselben. Die ersteren zählen in Europa und russisch Asien 23 Stationen und wurden im Jahre 1897 mit einer Summe von 396 961 Rubeln unterstützt, welche durch die 243 Gruppen des Vermischte Nachrichten. Bi „Orthodoxen Missionsvereines" aufgebracht wurden. Die ! äußeren Missionen haben ihr Arbeitsfeld in Korea, Japan lind Nordauurika. Die koreanische Mission wurde erst 1897 ins Leben gerufen. — Die Mission von Japan zahlte Ende 1897 23 856 Seelen und 34 Klerikers 1 Bischof, 1 Archimandrite», 27 Priester und 5 Diacone), wovon 26 Priester und 4 Diacone geborne Japaner sind Dieselbe hat drei eigene Zeitungen, eine Katechistenschule, ein Seiilinar, eine Gesangsschule und eine Schule für kirchliche Malerei Im Jahre 1896 weist sie 937, int Jahre 1897 693 Taufen auf. — Die amerikanische Mission zählt 30 Kirchen, 70 Kapellen und sammt den dortigen Hellenen etwa 50.000 Seelen, für die im Jahre 1896 ein eigenes Blatt gegründet wurde. 6. Kirchliche Lehranstalten. In Russland be-stcheil vier theologische Akademien (Petersburg, Moskau, .Uiim und Kasan), deren jede im Durchschnitt 25—30 Professoren zählt; im Jahre 1897 hatten alle vier zusammen, die fremden Orthodoxen .eingerechnet, 938 Hörer. Die in verschiedenen Städten Russlands zerstreuten 58 Seminarien beherbergten im selben Jähre 19.151 Schüler mit 1017 Professoren. Die 185 Proseminarien (Knabcusemiuare) zählten 31,038 Schüler mit 1818 Lehrern. Das neue deutsche Schuhgekietsgesetz. Ter Novelle zum Gesetz vom 17. April 1886 bezw. vom 15. März 1888 über die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, welche am 7. Juni 1900 dem Reichstage vorgelegt wurde, hat der Reichstag folgenden Paragraphen zum Schutze der Religions- und 'Missionsfreiheit eingefügt: „Den Angehörigen der im deutschen Reiche anerkannten Ncligionsgescllschaften werden in den Schutzgebieten Gewissensfreiheit und religiöse Duldung gewährleistet. Die freie und öffentliche Ausübung dieser Culte, das Recht der Erbauung gottesdienstlicher Gebäude und der Einrichtung von Missionen der bezeichneten Religionsgescllschafteu unterliegen keinerlei gesetzlichen Beschränkung noch Hin bcnirrg." Die Zlose von Jericho. Die eigenthümliche und höchst interessante Wüstcnpflanzc, die Rose von Jericho, wächst in den unfruchtbaren Einöden von Palästina, Arabien, Aeghptcn und der Siuaihalbiusel. Schon die alten Aeghpter und Griechen schrieben dieser Rose wnnderthätigc Kräfte zu, auch spielte sie in der mittelalterlichen Heilkunde und zur Zeit der Krcuzzüge eine wichtige Rolle und auch heutzutage knüpft sich an dieselbe im Morgen- wie im Abcndlaudc infolge der in ihr wohnenden Kraft noch mancher Sonderglaube. Wenn der Sommer in aller Glut des Südens eintritt, loirft die Jerichorose ihre Blätter und Blüten ab und die Zweige rollen sich in Gestalt einer Kugel fest zusammen: brennende Ostwinde lockern die Pflanze aus der Erde und entführen sic meilenweit in das Meer. Auf dieser Wanderung wird die Jerichorose von den eingeborenen Beduinen an bekannten zugänglichen Orten gesammelt und nach Bethlehem auf den Markt gebracht. Kommt eine Jerichorose nun, nachdem sic an dem Mce es-slrand angekommen ist, mit dem Wasier in Berührung, so entfaltet sie sich, die Samengefäße springen auf und die Samenkörner werden durch die im Orient regelmäßig wiederkehrenden Westwinde wieder zurück in die verlassenen Einöden getrieben, wo sie die kahle Wüste angenehm beleben Man kann die eben beschriebene höchst interessante Erscheinung an jeder dieser Wunderpflanzen bequem wahrnehmen, wenn dieselbe in ein genügend großes Gefäß mit kaltem Wasser gelegt wird. Schon nach einer halben Stunde beginnt das Schauspiel; Die Rose entfaltet sich, auch wenn sie vielleicht jahrelang trocken gelegen, bis zu ihrer doppelten Größe, das Pflanzengerippc fangt an, sich zu dehnen, es wird vollsaftig, färbt sich blau oder bläulich, es bilden sich kleine Blumenblätter, welche kleine gelbrothe Blüten entfalten. Herr Albert Fürst in Schmalhof (Post Vilshofen in Niederbaycrn) hat direct ans Palästina solche Rosen von Jericho importiert und erlässt selbe zu den in dem, in der heutigen Nummer unseres Blattes befindlichen Inserate angegebenen Preise»; ein interessantes Geschenk für jeden Blumenfreund und eine höchst anziehende Schmnckpflanze für Aquarien. Die Mcmoriak-Zlole. Diese neue kriechende Rose mit ihren tausenden von kleinen weißen Blümchen und den glänzenden immergrünen Blättern eignet sich >vie keine andere Schlingrose zur Einfassung von Roscnbeeten, zur Bedeckung von Abhängen und Fclsenpartien, für Grabhügel, Säulen und Bögen, kurzum überall hin, Ivo man sie pflanzt, fängt sie sofort an, alles zu nmspintien wie der Epheu; sie nmkletlert einen Bogen bis zum andern Ende, fasst da Wurzeln, um vom andern Ende wieder hinaufzuklettern, sie ist eine Schlingrose allerersten Ranges! Sie stammt aus Japan und China, blüht vom Juli an und so reich, dass die von dieser Rose bewachsenen Flächen oft einem Schnecselde gleichen und bis in den Winter hinein bietet sie durch ihr prächtiges Grün, geziert mit zahlreichen dunkelrotheu Früchten einen angenehmen Anblick. Als Trauerrose ist sie geradezu prachtvoll mit ihren reich-blühenden, tief herunterhängenden Zweigen. Sie war auf der Frankfurter Rosenansstellnng, Ivo sie als Felsenpflanze zur Einsafsnng wie als Trauerrose ausgestellt war, der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Kräftige Topf-exemplare liefert Herr Albert Fürst in Schmalhof, Post Vilshofen in Riederbahern, vide die Annonce in der heutigen Nummer. t Marien^Derein L k ^>^*4^^*4f>>4V£‘|( V > für Afrika. ,. In der Pfarrgruppe Zt. Nochns auf der VmibftvnRC wurde eine sehr gut besuchte Verlainu,-lung, im großen Gemeindehaussaale des III. Bezirkes abgehalten. Der bekannte Redner, P. Remigius Rue», T. M., welcher auch bei dem kürzlich stattgefundenen Congress als Revident thätig war, theilte seine dabei gemachten Erfahrungen mit und zeigte, warum gerade die Iran berufen fei, sich an der Anti-sclavereibewegung zu betheiligcn. Dieselbe war ja im Alterthum nur eine Dclaviu des Mannes und in keiner Weise ihm ebenbürtig und bis heute noch bei allen heidnischen Völkern gänzlich der Tyrannei des 'Mannes ausgesetzt. Erst das Christenthum hatte die Frau frei gemachi und ihr eine würdige Stellung angewiesen. Daher soll auch die christliche Frau ihr Möglichstes thun, um den armen Delaven in Afrika zn Hilfe zu konimen durch Gebet und materielle Unterstützung. Ter hochw. Pfarrer von 3t. Rochus, der geistl. Rath Gold stellte sich den Anwesenden auch als Bettelpfarrer vor, inde», er eindringlich die Roth und Opfer schilderte, denen die eifrigen Missionäre unterworfen sind und die daher so sehr auf unsere Unterstützung angewiesen sind. In wahrhaft „goldenen" Worten zeigte hochw. Pfarrer Gold, wie wir Alle, nicht nur die berufenen Missionäre, die Verpflichtung haben aus allen Kräften mitzuwirken, bis so vielen armen Deelen, die noch in der Nacht des Unglaubens schmachten, das ewige Heil znthcil werde. Der hochw. Diöcesan-Vice-Präses hielt auch einen Rückblick auf den Antisclavcreicongrcss, erzählte von den großen Opfern und Arbeiten der Missionäre und von den grausamen Vorkommnissen auf den Dclaven-märkten. Er sprach auch des Weiteren über die Missionsanstalt, wo hundert junge Leute zu Missionspriestern herangebildet werden, wie viele Deelen werden diese einmal retten können! Der hochw. Redner bat daher alle Mitglieder in ihren bisherigen Eifer zu verharre» und durch Anwerbung neuer Mitglieder sich große Verdienste zn machen, und schilderte in begeisterten Worten, welche Freuden uns alle einst in, Himmel erwarten u,erben, wenn wir so vielen Deelen durch unsere Beihilfe zu», einigen Leben halfen. Vom hochw. Consnlcnten Herrn Johann Pflüger werden wieder IGO lv übergeben, die seit der letzten Versammlung eingegangen sind. Die Aufmerksamkeit und der Beifall, mit welchen alle Ansprachen von den zahlreichen Anwesenden ausgenommen wurden, lassen hoffen, dass die schönen Worte nicht auf ausgedörrten Boden gefallen sind. Tie Filiale 2t. Johann (Sti. von Marien-Pereil! für Afrika hielt, am 21. October im X. Bezirk in Rappels Roscnsäle» eine großartig besuchte Versammlung. Der etwa 1000 Personen fassende Saal war dicht besetzt mit Theilnehmern. Cooperator Peter Dir führte den Vorsitz. V. Hiller S. Missionar aus dem Zambesi, erschien mit dem l 4jährigen Mohrenknaben Pedro Canisio und hielt einen sehr eingehenden Vortrag. Canisio sang in der 'Negersprache das I > Sanctissima und ein anderes Marienlied. Canonicns Schöpflcuthner hielt eine kurze Ansprache. Großen Eindruck machte die Ausführung des sünsactigen Drainäs „Snema, die kleine afrikanische Negerin" durch Mit gliedcr des Apostolates der christlichen Tochter. Als Nachbar des Don Pedro Canisio konnte Schreiber dieser Zeilen beobachten die Freude und das Entzücken des Negerknaben, als i» dem Drama nach und nach 13 Mädchen des X. Bezirkes als ganz schwarze Negerinnen auftraten. Das bewirkt die Liebe zur Heimat und zu den Landsleuten. Das Reinerträgnis des Abends wurde theilmeise dem Marien-Verein für Afrika, theilweise de». Dt. Philumenen-Kirchenban-Verein zugewendet. A. v. P. Fiir die Redaction: P. Xaver Geyer F. S. C. — Druck von A. Weger's fb. Hofbuchdruckerei, Brixen.