MARBURGER ZEITUNG AMTLICHES ORGAN DES a ÄS ü'-»;- VÄ„Äf. '.'.Ä 1.mI? .'f. . ?^... „ Por«o beizulegen. Postscheckkonto; Wien Nr. 54 «03. Oeichlfliititlen ia Cilll, Mcrktplati Nr. 12, Fernruf Nr, 7, ond in Pettau, Uniartoreaste Nr. 2, Fernruf Nr. S9. STEIRISCHEN HEIMATBUNDES •'« MorRenmtunr, Bezucsprels (Im voriai zahlbar) moBatllcli RM 2,10 ■taicMtellleli lfl,8 Rpf Pogtzeimngsjebühr: bei Heternnn im Strellba i zuzäRlich Porto; bei Abholen In der Oeselilftnteile , Altreich durch Po»t monatlich RM 2,10 (ein Chi. Ifl.s Rpf Poitzeltunxieebilhr) und 36 Kpf Zattell getjutir. Einzelnummern werden nur itegen Voreinsendung des Einzelpreises und der Portoauslageo nctsndet Nr. 256 — 84. Jahrgang Marburg-Drau, Dienstag, 12. September 1944 Einzelpreis 10 Rpf Den Feind überrascht Starker Druck — empfindliche Gegenschläge an allen Fronten rd Berlin, 11. September Der Erfolq unserer U-Boote an der Ka-■Mlkfkit« und im Kanal, wo der Feind mindeetene elf Schiffe und kostbaren Tranipor träum für seine Armeen in Frankreich ond Belgien verlor, zeigt wieder einmal, daß der Gegner zu jeder Stunde und an allen Fronten mit unangenehmen Überraschungen rechnen muß. Unerwartete und harte Gegen-•chlige, die unsere in harten Abwehr-ktmpfen ttehenden Verbinde dem zah-leiunftßig überlegenen und mit allen KrSfteo auf eia eindrAnqenden Feind ver-tellMi, können im Wehrmachtbericht Ton Yerschiedenen Stellen der Ostfront gemeldet werden. In Belgien wird insbesondere der AI-bert'KAnal hart umkftmpft. An ihm liegt auch der Ort Beeringen, wo unseren Fallschirmiägern ein überraschender FlankenetoB gelang, der dem Nachschub der Engländer erheblichen Schaden zufügte. Im Raum von Lüttich, wo überaß zäher Widerstand geleistet wird, sorgten vorübergehend versprengte deutsche Kan^sfgruppen für eine Überraschung de« Geoners, indem sie feindliche Einheiten abriegelten und vernichteten, und ■ich denn zu den neuen Verteidigungslinien durchschlugen. Wenn der Wehrmachtbericht von einem Vordringet! des Feindes gegen un- sere Nachtruppen auf der Linie Ver-viers—Metz jetzt spricht, so ist damit zum Ausdruck gebracht, daß auch hier der Gegner noch keineswegs auf die von unserer Führung vorgesehene eigene Kampflinie gestoßen ist. Vorerst hat er es offensichtlich nur mit Truppen zu tun, die die Aufgabe haben, sein Vorrücken zu verlangsamen. Sie haben die amerikanischen Panzerkräfte, die bei' Arlons die belgisch-luxemburgische Grenze überschritten, in erbittert geführten Kämpfen so stark geschwächt, daß die feindlichen Angriffe an anderen Stellen, so bei Metz, weniger nachhaltig als In den letzten Tagen geführt werden mußten. Weiter südlich gefährdete bei Besan-con die angreifende nordamerikanische Armee die rückwärtigen Verbindungen unserer auf dem Plateau von Längere stehenden Truppen. Die Front, die hier in eiinem Bogen nach Westen voreprang, wurde planmäßig zurückgenommen. Auch in diesem Raum^ wurden von unseren Truppen ertjitterte Schläge ausgeteilt. Im Wehrmachtbericht wird von den zäh aushaltenden Hafenstützpunkten an der französischen Westküste Le Havre besonders genannt. Die seit Tagen berannte Stadt ist von der Landseite her schweren Angriffen ausgesetzt und ist von der generischeu Luftwaffe wieder- holt mit starken Kräften angegriffen worden. Die Anglo-Amerikaner scheinen erkannt zu haben, daß die Eroberung dieses Stützpunktes nur unter großen Verlusten für den Angreifer möglich ist. Sie versuchen deshalb, durch den Abwurf von unzähligen Flugblättern auf dem für sie weniger gefährlichen Wege die tapferen deutschen Verteidiger zu überwinden. Ein aussichtsloses Unternehmen! Die Meldungen au« Italien, planmäßige Absetzung im-Apennin und Vereitelung aller feindlicher EHirchbruchsversuche, zeigen ebenso wie die erfolgreiche Abwehr aller sehr schweren Angrifle im Osten, die in den ver«chieden6tön Räumen vom Kandalakscha-Abschnitt im Norden bis nach Siebenbürgen im Süden unternommen werden, daß die Lage 60 gefestigt ist, daß der Gegner uns ke'ne Überraschung bereiten kann. Im Osten fehlt es auf, daß die Sowjets ihre «Ite Taktik, auf denl Höhepunkt ihrer Angriffe die Angriffftfront zu verbreitern und sie auf die Flanken aiiszudshnen, diesmal bei den Angriffen in den Räumen von Warschau unid Ostroienka nicht anwenden konnten, daß die Bolschowisten bei den Kämpfen in den Karpaten ganz besonders die Pässe berennen, die nach Ungarn führen, geschieht wohl in erster Linie aus politischen Gründen. Das Eichenlaub dnb Fühierhauptquartier, 11. September . Der Führer verlieh das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisemen Kreuzet an GeneialleutDant Hebiz Greiner, Kommandeur einer Infanterledlvitton, als 572. und an Oberitlautnant Christian Sonntag, Kommandeur einet frinklsch-tudeten« deuttchen Grenadierregiment«, alt 573. Soldaten der deuttchen Wehrmacht G^Mralleutnant Qralner hat Mcfa sowohl an der Ottfront auch In Italien mehrfach hervorragend bewährt, so be-tondert im Landekopf von Nettuno und bei Velletri. Am 2. Juni wurde er auch im Wehrmachtbericht genannt. Er wurde Im Jahre 1895 als Sohn eines Postinspek-tort in Amberg (Oberpfalz) geboren. — Oberttleutnant Sonntag hat als Kommandeur eines Grenadierregiments In der am 20. August im Wehrmachtbericht genannten fränkisch-sudetendeutschen 88. Infanteriedivision sich in den ersten Augusttagen bei den Abwehrkämpfen im großen Weichselbogen erneut hervorragend bewährt. Er wurde 1910 als Sohn etnes Lokomotivheizers in Lichteniels (Obarfranken) geboren. Vergebliches Bemühen Hafenkommandant lehnt Übergabe ab dnb Berlin, 11. September Am S&mstag meldete sich, wie aus dem Verteidigungsbereich von La Rochelle bekannt wird, bei dem deutschen Haien-kommandanten der Atlantikinsel Oleron eine Abordnung der auf dem Festland stehenden Terroristenverbände. Die Abordnung, die unter Schwenken einer weißen Fahne nach der Insel übersetzte, bestand aus einem franzöorischen Kapitän, einem mit einer Armbinde gekennzeichneten Terroristen, einem britischen Oberleutnant sowie dem Polizeichef der durch ihre Austernzucht bekannten kleinen Staidt Marcennes. Die Parlamentäre erklärten, daB auf dem Festland französische Truppen imd eine nordamerikani-eche Division eingetroffen seien und forderten den Hafenkommandanten auf, die Waffen niederzulegen. Dafür sicherten sie ihm und seinen SoJdaten zu, daß sie als Kriegsgefangene welter auf der Insel bleiben könnten. Der Hafenkotnmandant lehnte dieses Angebot energisch ab, so daß die Abordnung unverrichteter Sache nach dem Festland zurückkehren mußte. Schweizer Züife beschossen tc Bern, 11. Septembei Amtlich wird mitgeteilt: „In den Mittagsstunden des Samstag wurde der Luftraum unseres westlichen und nördlichen Grenzgebietes mehrfach durch fremde Flugzeuge verletzt. Es handelt sich dabei hauptsächlich um nordamerikanische Jäger. Diese führten einen Angriff auf einen fahrenden Güterzug in der Nähe von Rafz, der sich teilweise auf schweizerischem, teilweise auf deutschem Boden befand. Dabei wurden zwei Personen schwer und eine Person leicht verletzt. Ferner ist ein Güterwagen in Brand geraten. Überdies haben nordamerikani-tche Jäger einen fahrenden Güterzug bei Weiach mit Bordwaffe^ji beschossen und dabei die Lokomotive und einen Personenwagen beschädigt. Bisher sind twel Schwer, und zwei Leichtverletzte EU beklagen. In der Gegend von Weiach Ist ferner ein Bahnwärterhäuschen in Brand geworfen worden." Finnland auf der Folter Keine »Botschaft« aus Moskau —Massenflucht und Wirtschaftssorgcn hw Stockholm, 11, September Das ganze finnische Volk wartet, wie schwedische Berichte aus Helsinki feststellen, noch immer angstvoll auf Nachrichten über die Sowjeibedingungen, aber die finnische Delegation in Mockau hat bisher nichts von sich hören lassen. An m^Qqebender SteUe habe man wirk^ lieh geglaubt, daß eine Friedensbotschaft im Laufe des Sonnabend einlaufen würde. Sie kam nicht In Helsinki hat man überhaupt keine Ahnung, was eigentlich in Moskau vorgeht übereinstimmend belichten die schwedischen Zeitungen über Evakuierungsmaßnahmen der finnischen Regierung auch in Nordfinnland, nicht nur in Ka-rellen. Es handle sich voi allem um Lappland und die angrenzenden Gebiete. Die dortige Zivilbevölkerung solle nach Süden weggeschafft werden, in erster Linie aus der Nachbarschaft der Sowjetgrenzen, und es seien bereits Verhandlungen mit Schweden eingeleitet worden wegen der Überführung von etwd hunderttausend Personen aus diesen Gebieten auf schwedischen Boden In Stockholm wird diese Frage, dei hauptstädtischen Presse zufolge, gegenwärtig untersucht. Insgesamt handle es sich' aber um zweihundertlausend, die evakuiert werden müßten, Die Sichetheitsmaßnah-men der finnischen Behörden hätten in der nordfinnischen Bevölkerung Unruhe hervorgerufen, Der schwedische Mini- sterpräsident Hansson hat in zwei Reden auf die Unruhe in Finnland Bezug genommen und sich dahin geäußert, daß, sollte eine Evak;iierung wirklich nötig werden, Schweden bereit sein müsse, die Finnen aufzunehmen, aber es müsse eine »wirkliche Notwendigkeit« vorliegen. Von finnischer Seite in Stockholm werden zwar Gerüchte übei »panikartige« Evakuierung det Zivilbevölkerung in den nördlichen Grenzgebieten dementiert, schwedische Schilderungpn bestätigen aber nicht nur planmäßige Evn-kuierungsmaßnahmen sondern auch allerlei Besorgnisse, besonders auf wirtschaftlichem Gebiet 'r cTc>n7. Finnland. So sei ein allgemeiner Aufkauf deutscher Waren im Gang, da solche nicht m-hr hereinkommen. Es werde viel fjehamstorl und an der schwarzen Börse seien die i Preise weiter im Steigen. Daß die Regierung sich auf ernste Probleme gefaßt macht, zeigen Äußerungen dee finnischen Gewerkschaftssprechers Vuori gegenüber der Stockholmer Morgenlidnin-gen«. Er rechnet mit bedeutenden j Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmai^kt, icKiin infolge der zu erwartenden Ge-bietsverluste. Nach Einstellung des Außenhandels mit Deutschland werde man eine Reihe von Exportindustrien stillegen müssen, unter Umständen sei mit schwerer Arbeitslosirjkeit zu rechnen. Von Albeiterseite werde vermehrter politischer Einfluß verlangt. sondere seiner kommunistischen Mitglieder Verhaßten weiter Eine besonders auffallende Maßnahme ist die Verhaftung des alten Charles Maurras von der Das sind die Juden O Genf, 11. September Lord Strabolgl, der in London am Sonn- } PK-KrieiJjhcrichter Vieth |Atl—Seh) Dschungelkrlcg im SUdoslraum Männer einer Division, die im Banden gebiet des Südostens lür Sonderaufgaben eingesetzt sind, werden durch die Kampfosweise des Gegners gezwungen, einen regelrechten Buschkrieg zu führen. — E ne tiefe Feläliöhle wurde ausgeräuchert, die bewaffneten Banditen werden festgenommen. Ein umgekehrter Westleidzug? Ein Ver{*^eich zwischen 1940 und 1944 Von unserem Heereskorrespondenten Edgar Bissinger De Gaulles Verzweiflungsakte Meinungsstreit mit den Parteien — Kommt Giraud wieder? rd. Bern, 11. September schon feststellen, daß sich die Meinuiigs- Der Ausschuß de Gaulles hat durch Verschiedenheiten zwischen de Gaulle e-ne besondere Verordnung das Statut, und seinen Trabanten einerseits und den das Marschall Petain dem ii.iniöh'schen Parteien und Organisationen änderetse'ts Staat auf Grund der Vollmacht und des ständig verschärfen und ihren Höhe- Auftrages der Ndtionalversjnimiung her- punkt zutreiben. Der aus den Maquiston ausgegeben hat, für ungiiitig erklärt, hervorgegangenen Widerstand macht De Gaulle selbst hat die Erklärung ab- nicht länger ein Geheimnis aus seiner gegeben, es müsse alles geschehen, um Unzufriedenheit mit dei Politik de Gnul- slch Marschall Petdins und seines Mini- les und hat in einem Antrag gefordert, sterpräsidenten Laval zu bemucht'gen. die Bildung einer pro^fisorischen Recj:e- Anscheinend möchte er also gegen den rung zu vollenden. Es wird bereits ge- einstigen Verteidiget von Verdun, der munkelt, daß de Gaulle sich des in Al- Irüher einmal sein unmitteioarer Chef gier abgehalfterten Generals Giraud er- gewesen ist, einen Prozeß nach dem innern müsse, um eine weitere Zusom- Muster P'cheu führen. menarbelt mit den Oftizlerskorps 'iber- Zunächst gehen die Maßnahmen gegen haupt zu ermöglichen. die dem Regime de Gaulle« und Insbe- »Action francaise«. Dieser Richtung hat einem Gabelfrühstück zu Ehren flüher de Gaulle selb.it nrcnt ternges'nn- der aus Palästina eingetroffenen Offiziere den, und das möchte ei wohl vergessen der jüdischen Brigaden das Wort ergriff, machen. Zudem ist Maunas stets ein machte den Vorschlag, daß die jüdischen Feind des Kommunismus gewesen. Man Kampfeinheiten, deren Aufstellung das kann ihm aber gewiß keine Freundschaft englische Kriegsmmisterium zur Zeit zu Deutschland nachsagen. Verhaltet erwägt, einen Teil der Besatzungsarmee wurde auch der Pianist Alfred Colot, für Deutschland bilden könnten. Das sind Der weltberühmte Musiker Ist polltisch Juden; »kämpfen« mögen sie erst nie hervorgetreten, obwohl er als Ver- dann, wenn der Krieg vorbei Ist. Dann treter des französischen Kulturlebens, wollen sie als Blutsauger in Uniform dem von Marschall Petain eingesetzten nach Deutschland kommen. Ihre Rech- Natlonalrat angehört hatte. Sein »Ver- nung freilich wird niemals aufgehen. brechen« ist, daß er den Ausschuß ge- --- leitet hat, det die musikalischen Sendun- Inder spenden eine MUlion Yen für gen des französischen Rundfunks aus- Flugzeugbau Japans. Der japanischen gewählt hat. ' Armee und Marine wurde durch Subhas Alle diese von de Gaulle ergriffenen Chandra Bose, dem Führet der freien Maßnahmen dürften Im Grunde nichts indischen Nationalbewegung, eine Spen- anderes als Verzweiflungsakfe ^ein, Auch de von einer Million Yen für den Bau die eDglifiche Zeitung r^Observer« muß von Flugzeugen übergeben. PK. Im Westen, im September In diesem Tagen hat der Kampf im Westen Gebiete erreicht und Ortsnamen wieder aufleben lassen, die jedem Deutschen ein Begriff sind. Es sind dies die •Schlachtfelder an der Ma^s und Somme wie In der Champdf]ne, auf denen 1914 bere'ts unsere Vater gekämpft haben. Im Westfeldzug 1940 dagegafi i Me riüsiSG keinerlei überragende Roll« g9Sf>iclt> Sie wurden- nach kurzem Anlauf von uns ebenso wie alle anderen Fluflnbschnittfi, die im ersten Weltkrieg Hundertausenden das Leben kosteten, gewonnen und überschritten. So zeigte sich schon vor vier .lahren, daß die veränderte Krieg.jlechnik eine zunf»hmende Entwertung der Flüsse als bndeulsame Geländehindernisse mit s.'ch gebracht h-nMp Morh rlcutlicher macht sich diese Erkenntnis im Sommer 19J4 brm'^rktiar eine'in derartigen Luftsrhirm, wie ihn die Anglo-Amerikaner einsetzen können, wird der .\ufenthall an Plviftühergängen bei einem Vormarsch immer geringer. Der Kr'eg im Wrsten wird sich also keinesfalls im Kampl um bestimmte Flurtab-srhnitte oder Landschaften entscheiden. Nachr'em die Kämpfe gegen die Invasion? "rrnaen den Charakter des Stel-lungskrierjes in den Hecken der Normon-dio verloren hatten und fi'ch ein reiner Bewegungskrieg aus den überholenden Flankenoporrat.onen der Nordamerika-ner und unseren Absetr.bewogungen entwickelte. waren dir^ Franzosen die ersten, die un.s mit Genuntung das Wort vom »umgekehrten We.sifeldzugx entgegenhielten. Wenn m.in qew'sse Gemeinsamkeiten der Kampfhandlungen der Jahre 1940 und 1944 für sich allein betrachtet, liegt diese Schlußfolgerung nahe. Damals war die Luftiiberlegenheit auf unserer Seite, heule besitzt sie im wesentlich verstärkten Masse der Gegner. .Atrch das Tempo, das der Krie^ mgenblicklich angenommen hat, ähnelt sehr dem des Jahres 1940. Trot7dcm aber lassen sich be'de Feldzüge nicht miteinander vergleichen, Erstens haben wir keine acht Wochen gebraucht, um aus den Grenzkämpfen in Belgien und an der Maginotlinie zum Bewegutigskrieg über-■'.iigehen, sordeni nur wenige Tage. Und zweitens fehlt allen Operationen der Anglo-Amerikaner der Erfolg, den unsere Panzerspitzen und Panzerkeile damals schnellstens erreichten, nämlich durch Einkesselungen größten Stiles die Vernichtung der Kampfkraft der belgischen und französischen Armeen, wie dee englischen Expeditionskorps. Trotz aller Raumgewinne, in denen sich beide Feldzüge ähneln mögen, fehlt jeweils der strategische Schlußstein, nämlich die Gefangennahme ganzer Armeen, die seinerzeit die schnelle Beendigung brachten. Wo der CSegner d'es vei-suchte. oh in der Linie Alencon, Argentan und Falalse, oder an der unteren Seine, sind ihm diese Erfolge versagt geblieben. Wohl konnte er uns bittere Verluste an Menschen und Material zufügen, niemals aber eine wirkliche Vernichtungsscblacht schlagen. Ebenso blieben damals weder l.üttich noch Antwerpen, Sedan oder andere Städte als sich zäh verteidigende Bollwerke hinter unserem Vormarsch Hegen, wie dies heute mit Brest, St. Na-zaire, Le Havre der Fall ist die als Wellenbrecher starke Feindkräfte auf sich zog'en. Die Grenzfestungen Frankreich« und Belgiens, die 1940 die gleiche Rolle hätten spielen können, fielen bekanntlich im ersten Anlauf. Wenn auch die feindliche Agitation diese Unterschiede nicht sehen will, sq aimd «ie (k>Qb dar gegneriacben Fühniog genau bekannt. Anders wenigstens Ist die zurückhaltende Sprache aller amtlichen Auslassungen, ob sie nun von Churchill, Eisenhower oder Montgomery stammen, nicht zu erklären, die stets erneut darauf hinweisen, daß die schwersten Kämpfe erst noch zu erwarten seien. Daß damit nicht die Erzwingung weiter Flußübergänge gemeint sein kann, steht fest, denn wem mit Hilfe einer übermächtigen Luftwaffe der Sprung über den Kanal und der Durchbnich durch die befestrlgte Küaten-lirTie geling», dem braucht der Übergang über Flü5Ae, die etwa größenmäßig und ienrlschaftlich unserer Saale oder dem Main entsprechen, kein übermäßiges Kopfzerbrechen zu bereifen. Obwohl unsere Lage im Westen ernst und schwierig ist, so wissen wir doch, daß dieser Krieg entschieden werden wird» durch eine Revolutionierung der Technik und der Ideen, nach der m sein strategischer .Atilauf sich bestimmen wird. Damit sind wir erneut auf dem gleichen Punkt (ingelangt, den wir zu Beginn des Krieges kannten. Neue strategische Gedanken und die mit ihnen verbundenen neuen Waffen werden im Zusammenwirken abermals eine Situation schaffen, in der dem Gegner seine größere Zahl an Menschen und an Material nichts mehr nützen vnrd. Zum Gelingen dieser Pläne benötigen wir weniger den Raum, so schmerzlich dessen Verlust auch ist, son dem vor allem die Zeit, um sie anlatüer zu lassen und zur Verwirklichung bringen. Nur unter diesem Gesichtswin kel k'inn das Opfer der zurückgelasse nen Festungsbesatzungen und der Div' sionen, die die Absetzbewegungen dek ken, gefordert und verslanden werder Deshalb hat die scheinbare Aussichtslc sigkeit des Kampfes abgeschnittene Stützpuakthesatzungen Ihren höhere strategischen Sinn für die Gesamtkrie^ führung. Ob und an welchen Punkten dies Wendung in der Kriegführung eintretei wird, ob sie der Reichsgrenze näher ode ferner kommen wird, kann heute nocl niemand sagen. Sicher ist jedoch, daß je der Tag Zeitgewinn, der durch die hnr ten Rückzugskämpfe erzwungen wird nicht nur die Kräfte des Gegner schwächt, sondern ihn auch dieser dro henden Gefahr näher bringt. Die Gegen Seite hat dies ebenfalls klar erkannt um drückt mit aller Macht, die Ihr lu Ge böte steht, auf das Tempo. Will man also die bisherigen Ergeh nisse von einem Vierteljahr Invasiom krieg zusammenfassen, so kann man w gen, daß dem Gegner große Erfolge ge jungen sind. Er konnte durch sein« Lan dung an der schwächsten Stelle de» Atlantikwdlls ihn nicht nur durchbre chen, sondern in weiterem Verlauf de Kämpfe in Frankreich weile Strecken die ses Befeshgungswerkes ausflankieren und zum Einsturz bringen, es ist ihm aber trotz aller übermäßigen Anstrengunger nicht gelungen, eine Entscheidung, die über das Ende und den Ausgang de« Krie ges bestimmt, herbeizuführen. Nach wie vor ist das Spiel durchaus offen. Der Ge'wirkt haben und damals e;ne Reqierunq de« Verrats unter Auslieieriinq dos deutschen Volke« an seine Feinde aufrichten wollten. Eb sind politische Iqnoianten, skriipel-lc)*-:e Ehrqelzlinqe, abqewirtschaftete Par-tp'politikor lind eh:verqcssene Rcaktlo-nare, dii' die Aiiki.iqfhank füllen. Sie hatten sich unter clor Fiihrunq des ehe-maliqua Übeibuiqu-rmeisters und Preiskommissars Goerdeler zuöammenqefun-den, bereit ihrem persönlichen Ehrqeiz Leben, Freiheit und Zukunft des- deutschen Volkes bedenkenlos zu opfern. Den »LiquidaÜonfiausschuß des deutschen Reiches und Volkes« nannte der Präsident des Volksqerichtshofoe mit Recht diese Anhtiulunq politischer Verbrecher, die sich ais eine »deutsche Re-qierunq« etablieren wollten. Ehemaliqe Parlamentarier, wio der frühere Abqe-ordnete Paul Lejeune-Juuq, ehemaliqe Systemminister, wie der frühere hessische Innenminister Wilhelm Leuschner, em ehemaliqer Rechtsanwalt Josel Wir-inrr, ehemalirie Diplomaten, wie der frühere Botscliafter Ulrich von Hassell und der eh nnnliqe Leqatiopsrat im Auewärti-qen Amt Trott zu Solz, der ehemaliqe Po-lizeipräuiclont von Berlin, der inzwischen ai's der Parlei, dem Beamtenstand und dem Roichstaq ausqestoßene Graf flell-dorf, h Ilten sich zu'samnienqefunden, um iiiirh der beabsrchtiqicn Ermordunq des Fuhrers zusammen mit eidbrüchiqen ehe-maliqen Generalnn euic Diktatur aufzurichten, die die kämpfende Front durch f'tie Kaijitiil'itirjn veriaten und das qanze deutsche V(jlk seinen haßerJülUen Feinden aublirlein Süilte. Die Verhandlunqcn vnr rU'in \ olksqerichtfchof haben den Verdtirht, (IjH die Versrhwörerbanden von Anlanq an Verbindunq zu den Feinden qehribt und von ihnen sowohl Wei-sunrien als auch Mittel zur Durchtührunq des Artmlots auf den Führer erhalten haben, nur.niehi zur traunqen Gewißheit werden lassen. Bei C'ioerdeler, der als Kopf der Ver-ßchwörunq tiir den Posten des »Reichs-k<»nzlers< aiifiersihen war, liefen alle Ftideri zusammen. Fr war es, der die Verrats- und Alientatspläne mil dem feindlichen Ausland abstimmte, der seit 1942 die Veihiiidunq zwischen den militärischen Veridtern einerseits und den politischen Vervifhwörern anderseiis her-stelllü und in zohlreichen Unlerredun-qen alle Einzelheilen dos Komplotts und des Attentats vorbereitete. Er hat von Anfanci an darauf qedränqt, die Uin-slurzpläne durch einen direkten Mord-onschlaq auf den Führer einzuleiten. Ndch dem Gelinqen des Attentats wollte er eine Mililärdikldtur einführen, Stand-{ferirhto eir.6etzen und vor dem Feinde kapitulieren. Schärfste Sozuilreaktion nach inne n ikkI wiirdolosrste und feinste Unterwerfupci nach außen — das waren die C^runrllaqcn dos von ihm aufqeslell-ten :)Ro;ch'proqriimins«, Leuschner, der zum «Vizekanzler« aus-cr«ehen war. v/ tr ebenfalls übe»' rlin Absichten e'nrs Mord infirhlaqs auf dem Führer volliq unterrichtet. Im übriqen spielte Leuschner bereit.«; mil dem Gedanken, rnth vor dem Putsch mit Hilfe von Slaiiflenlierq wieder den Goerdeler zu stürzen urd selbst Kanzler zu werden. H.dss^d, den man aul Grund seiner früheren auPjenpoali^chen Täliqkeit als zum »Außenminister-; pradeetiniert qlnubte, hat olienlalls qeslanden, sich »an den VorbereiUi'viiMi und 1 l.mdlunqen, die eine qew.Tlti^amf^ H^seitifiund der deutschen Rfichsrpqierunci zum Ziel halten, beleiJicit 7.\i hali^n^t E» ha' laufend an den. Aktiniishesprerhnnqen teilqenom-Tiien und wußte fir>it spalnstens im Früh-j.
''i von HjtueS oahfirte Trotz xii Solz, der «ich Staufienberg all »auBsnipolitl-scher Berater« zur Verfüqung stellte und u. a. seine dienätlichen Reisen nach Schweden dazu benutzte, um wichtige Geheimnisse der deutschen Kriegführung mit feindlichen Ausländem zu besprechen. Damit vollendet sich das Bild des Verrats. Nach der Anklagerede des Ober-reichsanwaltea verkündet der Präsident des Volk«jerichtshofes da« Urteil; Todesstrafe durch den Strang für alle Anq©-klaqienl U-Boote versenkten 43000 brt Fallschirmiäger stoßen den Briten in die Flanke — Neue Durchbruchsversuche in Italien vereitelt ■ Gescheiterter Söwjetansturm zwischen Weichsel und Narew — Terrorangriffc auf Wien Der OKW-Berichf dnb Fühlerhauptquartier, 11. September Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Im Abschnitt Brügge bis in den Raum nordwestlich Hasselt zerschlugen uneere Kampfgruppen alle Versuche des Feindes, seine Brückenköpfe über den Albert-Kanal zu erweitern Im Einbruchsraum von Beeringen stießen Fallschirmjäger überraschend den Briten in die Flanke, vernichteten eine große voll beladene Transporlkolonne und sprengten Muni-tions- und Brennstofflaqer in die Luft. In diesem Raum wurden in den letzten Taqen 52 enqlische Panzer, zumeist mit Nnhkampfmitteln, vernichtet. Schwere Kämpfe qeqen den mit Panzern weiter nach Norden vorstoßenden Feind sind dort im Gange. Geqen die Linie Verviers-Metz drinqt der Feind auf breiter Front qeqen unsere Nachtruppen vor. Zahlreiche Vorstöße wurden abgewiesen. Starke feindliche Angriffe qeqen die Landfront der Festunq Le Flavre hielten den qan-7Pn Taq und die Nacht über an. Erst nach schweren Kämpfen konnte der Feind unter hohen Verlusten einen qe-rinffen Einbruch erzielen, der nbqerleqelt wurde. Südlich des Mnnt Cenis und am Miiddnlena-Paß nahmen unsere Truppen wirhtiqe IInhenstellunqen in Besitz, An der englischen Kiitle und im Ka- nal versenkten Unterseeboote elf Schiffe mit 43 000 brt sowie einen Zerstörer, eine Freqatte und ein Minensuchboot. Drei weitere Transportschiffe und ein Zerstörer wurden durch Torpedotreffer schwer beschädigt. Mit dem Sinken eines Teiles dieser Schiffe kann gerechnet werden. Sicherungsfahrzeuge der Kriegsmarine «cho&sen über der Deutschen Bucht und im Mittelmeer sechs feindliche Jagdbombe! ab. An der italienischen Südfront wurden die Absetzbewegungen in die Apennln-stellung planmäßig und ohne Feinddruck; beendet. Auf dem Ostflügel vereitelten unsere Truppen auch gestern wieder alle feindlichen Durchbruchsversuche. Im Süd- und Südostteil Siebenbürgens wiesen deutsche und ungarische Truppen erneute Angriffe der Bolschowisten in harten Kämpfen äb. Bei Sanok und Krosno wurde gestern in Angriff und Abwehr schwer gekämpft. Im Raum von Warschau nahm der Feind zwischen Weichsel und Narew seine Angriffe unter Einsatz von starken Schlachtflieger-vcrbänden wieder auf., Sein Anstu'm scheiterte an der zähen Abwehr der Truppen dos Heeres und der Wnffen-ff. Auch nordöstlich Ostrolenka wurden heftige Angriffe der Sowjets abgewiesen, Elnbruchsstellen durch Gegenangriffe abgeriegelt. Im hohen Norden brachen im Kandalakscha-Abechnitt zahlreiche feindliche Angriffe verlustreich für den Geqner zusammen. In der Nacht bekämpften Kampf- und Nachlschlachtflie-qerverbände den, sowjetischen Nachschub im baltischen Frontgebiet mit guter Wirkung. Feindliche Terrorbomber griffen am Tage südwest- im südostdeutsches Gebiet an. Besonders betroffen wurden die Städte Ulm, Heilbronn, Stuttgart Nürnberg und Wien. 45 feindliche Flugzeuge, darunter 29 viermotorige Bomber, wurden abgeschossen. In der vergangenen Nacht warfen einzelne feindliche Flugzeuge Bomben auf Berlin. * Bei den erbitterten Kämpfen um die Karpatenpä.ese hat sich das unter Führung des Rittmelvsters Köhler stehende Füsilierbataillon der 46 Infanteriedivision durch Angriffsschwung und Zähigkeit in der Abwehr hervorragend bewährt. Im gleichen Kampfraum zeichnete sich Lpntnfint Faltis, Schwadronführer in einem FüsiUerbatnillon durch Tapferkeit und umsichtige Führung besonders aus. In den schweren Abwehrkämpfen an der Adriaküste hat sich das Gebirgsjäqerre-qiment 100 unter Füh'imq von Oberstleutnant Ernst durch besondere Stand-haftiqkeit und erfolorpirhe Geqenangriffe im Ra'im Gemmnno zu'Jiarnmon mit einer hier eingr^sefzten Artillerieqruppe besonders hervorqetan Flottillen klar zu neuem Einsatz Sicherungsverbände durchbrachen die Doover-Enge — Zurückfühninj» trotz feindlicher Sperren Von unserem Marine-Korrespondenten Kriegsberich ter Hans H. Reinhardt PK Im Westen, im September Mit der Einschließung und Sperrung von Le Havre und der Einbeziehung in die Landoperatiouen haben die deutschen Schnellboote und die Verbände der Kü-stensicherunq, die in diesem Raum stationiert waren, ihre Stützpunkthäfen verloren. In dieser Situation mußte es Ziel unserer Seekriegführung sein, die nach Erfüllung letzter Aufgaben frei werdenden Sclinellbootflottillen, Minen-siich- und Sichorungsverbände nach der Nordsee zu verlegen, um angesichts der — vor allem in der Ostsee — heraufziehenden neuen Aufgaben diese in harter Scliule bewährten Flottillen zu neuen Einsätzen bereitzustellen. # Die letzten Wochen und Tage waren der unbestrittene Höhepunkt an Leistung und Beanspruchung der Kanalflottillen, die seit mehr als vier Jahren Träger des Kampfes zwischen den feindlichen Küsten waren. Die letzten Aufgaben der Sichorungsverbände waren Munitionsiransporte nach der Festung Le Havre, waren Minenverseuchungen von Fahrwassern, die für die Bewegungen eigener Verbände in Zukunft nicht mehr in Frage kommen, während die Schnellboote zur Entlastung dieser Unternehmungen auf die im Vorfeld operierenden Feindverbänrle angesetzt waren. Schon diese Unternehmungen mußten unter sKirkslem i>Turk der feindlichen Überlegenheit durchgeführt werden, denn der Ciegner hatte hier seine Seestreitkräfte In der letzten Zeit ständig verstärkt und ihnen in steigendem Maße Jagdboraber-verbände zugeteilt. Es konnte nicht zweifelhaft sein, daß der Gegner in diesen Tagen alles daransetzen würde, die Zurücktührung unserer Flottillen nach Osten zu verhindern. Heute kann indessen gemeldet werden, daß die Verlegung der Kanalflottillen in vollem Umfang gelungen ist, wenn auch unter harten Kämpfen. Cap d'Antifer, Fecamp, Dieppe, Cap Gris Nez, Bou-loyne, Dünkirchen, alle diese Namen, die jedem Kanalfahrer Erinneiungen tung Anton Gerschack. beide 1b MHriiurg a d Drau. Badgansf 8. !ttr Zell rOi Aorolaas dit PreUUite Ni 3 aflltlg Zu cinsm Band Gedichte Ein Brief an die Front Lflnni-:i!n, uiiverrichlwter .Sache wifpg';islerter Anhänger der sogenaimtei) Blütciilt-'aen hin, die man auch Antni>l()qi'. u heißt, eine Bozeich-nung, du ch die (icr oft wahlldse und mnrkwürdig ein-seit:tf ausf|cwählle Inhalt nif?ist nicht be.-n dorn unverciänqlichen Angelus Sili-i.iu«, vom wanderseligen Eichendorlf, dem frommen Fleming und dem schlichten Uhlfind. Dtis sind Go-dichte, die um das E nfachste und das Tiefste wiMsen und bald in freien Rhyth-mun, bald in begnadet-ungeauchtem Keim die ganze Welt mit WaW, Gebirg und Gt.'Stirn, mit Liebe, Not und Hoffnung ausfiagen und ansingen. Diesen Band, das hoffe ich, wirst Du bei Dir tragen, in guten und schlimmen .Stunden, im Ausruhen von unvorstellbaren Unternehmungen, beim lautlosen Anschleichen des Feindes, beim gespannten Hinhorrhen auf den Bi^fehl zum Angriff. Diesen Band wirst Du bei Dir tragen und die Geister der Abgeschiedenen werdun tröstend und nahe um Dich und mil Dir sein. Was hätte ich Dir Schöneres, Edleres, Trostreicher^es, Mahnende-res, Geist, Gefücht und Gewissen Schär-f»;ndfiii-*i schicken hönnen, nach Dehiem Brief, der kurz und herzlich war und vnli Sehnsucht nach einem Gefährten, der um Dich sein müßte. Tag und Nacht, im Laqor und im Gruben. Vielleicht wirst Du diesen Band eines Tciqes, völlig zerlesen, vielleicht auch voll einer Kuqel g(«treift, zurückbringen in die Heimat, deren hegende, haltende, hütende Kraft er besingt, deren Musik und unterirdisch rauschende Sliü-mo er entbinr!el, deren ewigen Besitz und ewign Gefährdung er verkündet. Und gleich, ob «ich Dir die sechs flammener-hltztcn Zeilen aus dem »Ecc« homo« un-Biifilösc hlich ins Gesicht prägen werden oder das trunkene Lied desselben Nietzsche, gleich ob Du tius Novalis' oder Klopstocks Versen Gnade und Tröstung empfängst oder den ruhigen Flufi Goethescher Lebensweisheit in Dich auf-nimuist: Immer wird ein Teil des Besten um Dich seiin, das Dir die Heimat in diesem Augenblick zu gehen vermag. Immer wird dai Raucciion ihrer sommer- seligen Wälder, der Glanz ihrer Gestirne, die Weite gesegneter Felder Dich umgeben und nie kannst Du ganz veriasaen sein, mag auch der Atem des Schicksals oder der Wind des Zufall» Dich hierhin oder dorthin wehen. Deshalb schickte ich dir dieseir äußerlich so anspruchslosen. Innerlich so beglückenden Band. Ich weiß. Du hast immer gute Freundschalt mit Gedichten gehalten, niie zu ihren Verächtern, immer zu ihren Lobpreisern gehört. Mit Härte und Tadel aber auch jene beflacht, die unechten Gefühls waren; in manchem Nachtgespräch mit mir und anderen die Dilettanten verdammt, die ein falscher Ehrgeiz zur Nachahmung trieb. Und im- mer wieder Einkehr hei jenen gesucht, die aus der Gnade schufen. Die Gespräche sind verklungen, aber geblieben sind die, um die diese nacht-durchdaueriiden gingen: <'ie ewigen Gedichte der Deutschten, ein Besitztum, das unveräußerlich und unvergänglich ist und so verläßlich wie der ewige Wechsel von Tag und Nacht, von Sommer und Winter. Wie oft und wie selten Du nun zu ihnen zurückkehren wirst: Du wirst sie geläuterter und gefaßter und gereifter lesen denn je zuvor. Du wirst sie in Dich aufnehmen wie einen stärkenden Trank, eine nährende Speise, einen trost-vollen Zuspruch. Dessen bin ich gewiß. Richard Drewa Vom Filmatelier in-die Fabrik Kaum haben sich die Theater geschlossen, da reihen sich auch schon die Kulturschaffenden dem totalen Kriegseinsatz des ganzen Volkes ein. Für sie, die bisher die Träger einer heiteren, lichteren Welt waren, gebietet der Donner des Krieges vorübergehend Halt auf dem musischen Wege, und es beginnt ein neues Stück für sie; Kriegseinsatzl Ihr eigener Antrieb sorgt dafür, daß die neuen „Rollen" ehrlich gespielt werden, daß nun, da sie das Reich in schwerster Stunde gerufen hat, durch ihrer Hände Arbeit die Erfordernisse dos Krieges mitgestaltet werden. Als erste der Berliner Kulturschaffenden haben die Mitglieder des 1. Deutschen Filmballetts ihre Trainingsstätte und die Filmateliers verlassen und sich als neu« Arbeitsgemeinschaft in den totalen Kriegseinsatz eingegliedert. Die 90 Mädels dieses Balletts kamen in eine Berliner Glühlampen-Fabrik. Die vielen feinen Hantierungen, die das Zusammenbauen von Glühlampen aller Arten und Größen erfordert, sind für Frauenhände auch besonders geeignet. Wenn man in den hellen Fabriksräumen nun die Tänzerinnen sucht, um sie vielleicht nach ihrem Äußeren herauszufinden, ist man überrascht. Denn sie unterscheiden sich kaum von ihren Kameradinnen, die ebenso gut gepflegte Köpfe haben und ebenso zweckmüßig angezogen sind. Sie haben sich auch keine falschen Vorstellungen vom Fabrikleben gemacht, wollen sich willig einreihen und nicht aui-falten, höchstens «lurch ihre Arbeitsleistung. Die älteren Kameradinnen beraten und unterrichten sie. Sie nehmen sie mütterlich unter ihre Fittiche, wenn sie I zur Werkmesse gehen. Sicherlich ist die I Zeit, die die Mädel vom Ballett hier ver-I bringen, auch für ihre innere Reife von j^utzen. Sie sprechen mit Menschen aus einer ganz anderen Umwelt, all die Papiv- Zauberwelt w.ar, in der sie bis jetzt gelebt haben. Sie lernen Frauenschicksale kennen und werden später in ihrer Kunst von den gewonnenen Erfahrungen Nutzen ziehen. I Stilecht gebunden Alexander Dumas der Jüngere erfreute sich durch seine Romane besondere beim weiblichen Leserpublikum allergrößter Beliebtheit. Als die »Kamelien-dame« erschienen war, erreichte der Sturm der Begeisterung den Höhepunkt. Waschkörbe voller Briefe von Verehrerinnen wurden ihm in« Haus geschleppt. Viele dieser Briefe enthielten teils versteckte, teile ganz offenkundige Liebeserklärungen. Dumas war sehr eitel, deshalb sammelte er gewissenhaft die herzbewegendsten dieser Liebesbriefe, ließ slo in weiches Leder einbinden und verleibte den Band seiner Bibliothek ein. Einst besuchte jhn ein guter Bekannter, der Romandichter Jules de Goncourt. Voller Stolz zeigte ihm Dumas seine gesammelten Liebesbriefe Goncourt hielt das Buch in der Hand, betrachtete den Einband und meinte anerkennend: »Und ganz stilecht gebunden — in Ziegenleder!« Aus dem Kulturleben Einer der vielseitigsten deutschen Künstler, der Architekt, Maler, weltberühmte Keramiker und Bildhauer Oberbaurat Professor Dr. Ing e. h. Max Laeuqer begeht seinen 80. Geburtstaq. Heinrich Zerkaulen hat einen Roman »Die Frau von Mecheln« beendet, der Albrecht Dürers niederländische Reisa und seinen Gastauienthalt am Brabanter Hof in Mecheln zuza Hintergrund hat. MARBURGER ZEITUNG Dienstag, 12. September 1944 * Nr 256 * Seite 3 Die 60'Stundenwoche Der Geltungsbereich der Verordnung für die Kriegswirtschaft Sondfrimt^s^ntzung fflr Werbungikoaten hs höben sich Zweilei über die Art der Berücksichtigung von Werbungi-kosten ergeben, wenn Sonderunter-Im Relcb«g«8etzblatt vom 8. September brechungen oder Arbeitseinschränkungen Stützung bei Dienstverpflichtung zur tat die Verordnung über die 60-Slunden- in besonderen Fällen und anderen außer- Sicherung des Famitienunterhalts ge-woche in der gesamten Kriegswirtschaft gewöhnlichen Fällen. Von Störungen, wahrt wird In allen Fällen, in denen ■mtlich bekanntgegeben worden. die länger als drei Tage dauern, ist dem such die Sonderunterstützung für den Sie besagt; Arbeitsamt unverzüglich Anzeige zu er- Unterhaltsbedarf um den vollen Betrag »In allen Betrieben und Verwaltungen, statten. Der Reichsarbertsminister und der Werbnnyskosten erhöht hat, würde In de^en e« der Aibeitsanlall und die der Generalbevollmächtigte für den Ar- eine Erstattung der Werhung«ko«ten ihre Produktionslage bedingen, ist ab sofort beitseinsatz erlassen die zur Durchfüh- doppelte Berücksichtigung m.t sich brin-die regelmäßige Arbeitszeit von 4ö Wo- mng der Verordnung notwendigen gen. Das Ist nicht zulässig. In der Praxis chenitunden um 12 Uberstunden Wochent- Rechts- und VerwaUungavorschriften. kommt dte unmittelbare Erstattung der Uch zu erhöhen. Die durch die Erhöhung Gleichzeitig wird eine entsprechende Werbungskosten nur in Betracht, wenn der regelmäßigen Arbeitszeit geleisteten Anordnung des Reichsminister» dM In- eine Sonderunterstützu^ig füi den Unterüberstunden werden nach den geltenden nern übe; die Arbeitszeitregelung Im haltsbedarf sich überhaupt nicht oder nur Bestimmungen veigütet.« Wie die Verordnung weiter bestimmt, gelten ihre Vorschritten nicht für ge-sundheitegefährlicho Arbeiten, für die eine besondere Regelung dei Arbeitszeit besteht. Unberührt bleiben ferner die Vorschriften über den Arbeitssdiutz der Frauen und dei Jugendlichen Die regelmäßige Arbeitszeit dei Frauen und Jugendlichen über 16 Jahre ist nui um acht öffentlichen Dienst während des Krieges mit einem geringeren Betrage als dem verkündet. der Werbungskosten enechnet Die für ttorutig« Verbindlichkeiten und Wer-bung&kosten zu bewilligende Sonderunterstützung darf zuzüglich des um di« Werbungskosten gekürzten neuen Arbeitseinkommens nicht höher sein, als dps bisherige Arbeilseinkommen Spartätigkeit In den Alpen- und Donau-gauen Der Stand der Spar- und Giroanlagen der 189 donau- und alpenländischen Sparkassen bellet sich am 30 Juni auf 4,06 Mtd RM verglichen mit 3,53 Mrd. RM am 31. Dezember 1943. Es ergibt sich demnach bei den Sparkassen der Donau-und Alpenqaue eine Steigerung der Einlagen im ersten Halbjahr 1944 von 15% und in der Zeit vom 31. März 1938 bis 30. Jum 1944 von 237% Berüchtigte historische Kerker Vom »Ohr« des Dionysios bis zur Bastille und Schlüsselburg Staatliche Strafgefängnisse tauchen in der Geschichte erst verhältnismäßig spät Überstunden wöchentlich zu erhöheni auf. In den Republiken des Altertums die regelmäßige Arbeitszeit dei Jugendlichen unter 16 Jahren beträgt, aua-ftdiließlich der Berufsschuheit, wöchentlich 48 Stunden. Sind durch die Verlängerung der Arbeitszelt in bestimmten Ausnahmefällen keine höheren Arbeitsleistungen zu erzielen oder lassen sich wie Griechenland und Rom kannte man sie nicht, die Stacitsgefangencn wurden entweder sofort getötet oder aus dem Lande verwiesen. Kriminalverbrecher aber wurden zur Sklaverei oder Zwangsarbeit verurteilt Die erste Nachricht von einem Kerker Männer und Frauen der Dcutiehen Reichsbahn die Arbeltsaufträge der Gefolgschaft in stammt aus Syrakus, und zwar aus der kürzerer Arbeltszelt erledigen, so ist eine Zelt Dionysios des Alteren, des Tyran-kürzere Arbeitszeit zulässig. Im übrigen nen (430—^367), der im Jahre 405 vor un-finden alle Vorschriften (Jec Verordnung serer Zeitrechnung sich der Alleinherr-keine Anwendung bei Arbeitsunter- , schaft bemächtigte und seither ein Le-———— j ben voller Todesangst führte. In stetem I Mißtrauen selbst gegen seine Verwand-I ten, verschanzte er sich in seinem Schlaf-I Zimmer wie in einer Festung und ließ I Bich von seinen Töchtern den Bart mit glühenden Nußschalen absengen, damit er nicht der Gefahr eines Barbiermessers ausgesetzt wäre. Er ließ ein Gefängnis erbauen, das unter dem Namen das ,,Ohr" bekannt war. Es bestand aus einer Anzahl unterirdischer Verließe, deren Wölbungen so ausgeführt waren, daß sie an einem bestimmten Punkt zusammentrafen, wo ein in den Verließen auch nur ganz leise gesprochenes Wort gehört werden konnte. In einem kleinen versteckten Raum belauschte der Tyiann die Gespräche seiner Gefangenen. Zur Zeit der römischen Kaiser, und zwar unter Caligula (12—41), sollen Gefängnisse ähnlich wie das „Ohr" in Rom errichtet worden sein. Im Mittelalter gab man sich bei der Ein Heldenlied von der lleimatfrontt Nur ein Beispiel »on vielen: Lokführer Ernst Pogge aus Hannover. Niehl mfthr der jQn^Hte — aber stolz und unerschOtrerlich erfüllt er seine schwere Pflicht - ein Viel-faciiei dessen, was er frOher leisten mutiie t Dennoch behält er bei seinem schweren verantwortungsvollen, oft von Gefahren umlauerten Dienst stets seine eiAerne Ruhe, unbeirrbare Aufmerksamkeit und freundliche Kameradschaftlichkeit. — Habe auch Du Verständnis für di« großen Aufgaben der Reichsbahn. « Wena Didi «tat Arbeilianit ruft, denk« daran, daß Uu je nadi Kenntniuen und Vorhildunff al» tlfflfer der Iteichabahn in ihrem KarnnradenUrri« immer willkommen bUl, Koitim cu uns. Metdung fflr den F^inaati Aber da« luitiadigtt Arbeiuaiiil. Rfider mQssen rollen für den Slegl l'Horloge. Während der Schreckenszeit zu Ende des 18. Jahrhundorts beherbergte es die zum Tode Verurteilten, wie Danton und Robespierre. Auch die Königin Maria Antoinette verbrachte hier ihre letzte Nacht, bevor sie — am 16. Oktober 1793 — enthauptet wurde. Bis dahin war sie mit ihrem Gatten Ludwig XVI. und ihren Kindern im berüch-tigsten Pariser Gefängnis, dem Temple, eingeschlossen gewesen. Dieser w*r ursprünglich eine Niederlassung der Tempelherren und 1222 erbaut worden. Der Gebäudekomplex bestand aus einer Kirche, einem Turm und dnm Schloß. Der Turm wurde später in das Slaatsgefäng-nls umgewandelt. Einer der berüchtigsten Kerker ist der Tower im Osten der Londoner Altstadt. Er ist das älteste noch einigermaßen erhaltene Bauwerk der englischen Hauptstadt, sein frühester Toll stammt aus dem Jahr 1078. Der Tower ist ein Erinnerungszeichen der blutigsten Taten der englischen Geschichte. Sehr viele berühmte Männer und Frauen wurden hier gefangengehalten, hingerichtet oder heimlich ermordet. Einen sehr üblen Ruf genossen auch die „Bleikammern" von Venedig, das Stftatsqefiingnis unter dem Bieldach des Dogenpalaiites. Von ihnen führte die sogenannte „Seufzerbrücke" über den Kanal Orfatio in ein besonderes Gefängnis hinüber. Die Bieikamniern wurden 1797 zerstört. Zu erwähnen wäre hier noch die rus- Anlegüng sicherer Kerker die größte ' slsche Schlüsselburg, am Ausfluß der Mühe. Die meisten ,,berühmten" Gofäng- ' Newa aus dem Lndogasee 1323 als Fe-nlsse besaß Frankreich. So die Baslille, stung angelegt. Es war das Gefängnis die im 14. Jahrhundert am Tor St. An- für politische Gefangene. Hier Echmach-toine zu Paris erbaut wurde und vor i tele Iwan VI., russischer Kaiser 1740 41, allem zur Zelt des Absolutismus im 17. | ein Sohn des Herr.ons Anton Ulrich von und 18. Jahrhundert als Staatsgefängnis i Braunscliweig-Wolfenbüttel. Er wurde diente. Sie wurde am 14. Juli 1789 von durch Elisabeth, die Tochter Peters einer bewaffneten Volksmenge gestürmt und am nächsten Tag zerstört. Weiter besaß Paris noch die Conciergerie, das Untersuchungsgefängnis am Qual de d. Gr., vom Thron gestürzt und blieb 23 Jahre eingekerkert, bis er bei einem BefreiungsTersnch am 16. Juli 1764 ermordet wurde. Neues aus dem FriseurUden Der Oberbürgermeister von Eger hat als Ortspolizeibehörde eine Verordnung erlassen, wonach in den Friseurstuben der Stadt Haarschneiden bevorzugt vor Rasieren ausgeführt wird. Eine A'bs-naftne ist nur für Hand- und Armversehrte zugelassen. Wer noch nicht zum Selbstrüsieren übergegangen Ist, muß es I sich also gefallen lassen, daß er erst I nach Abfertigung aller, auch der nach Ihm gekommenen Haarschnittkunden be-j dient wird. Die Anordnung gilt auch für j Männer, die gleichzeitig Hdarschnitt und I Rasleren wünschen. — In einem Orte i im Teutoburger Wald kam ein künden-I freundlicher Fnseurmeister auf einen j anderen Ausweg. Der Mann kann infolge ! seines Alters, und weil er die einzige 1 Kraft seiner ,,Stube" ist, nur noch das Haarschneidcn besorgen. Um seinen bisherigen Rasierkunden jodoch nicht schroff abzusagen, stellt er ihnen Rasier-stuhl, Spiegel und Waschhecken sowie j andere Raslerutonsilien zur Verfügmig, I Neben dem htiiirschneidonden Meisler ' sitzen also seine Kunden in den anderen Sesseln und rasleren sich — gegen eine geringfügige Gebühr — selbst * 35 110 kg Getreide durch Ährenlese der Schül.'n" cn|. Jialt die .,KI<"ine ltHion\»njung". Oicie wird lioiti'nloi von u'«« WECK-Verkoutsstellcn obcjeii'rben oder gegen Einiendung a(eiei aul »ine Poi'liarlB qsVleblt n An;c i» von der Oeilerr. Kansetven.^las Ivö Brauer & Co , V.'lun I, Sladi jngoiK 5 (Generalreprai der Mari.e WtCKl. • «latuC/ ■■ t j Seitdem der Meister Soldat Ist, arbeitel Frau AAcisterin in der Werkstatt. Aber auch der H jui-halt und der Wasciifcig w'„rden bewältigt. Henkel's bewährte Rein'gungshelfer stehen ihr treu zur Seife. Henko.SillNii ATA oui den Persü-Werkcn. / •■* -V - W ^ - Seite 4 ♦ Nr. 256 ^>^ Dienstag, 12. September 1944 MARBURGER ZEITUNG HeiiHafiitUe hiudiäuut Die unfersteirischen Arbeitsmaiden auf ihrem Posten' Allf ricr rU ^ U ^4»I Lf-. Glückwunsch des Gauleiters Parteigenosse Heinrich Jammernegq, städtischer Kanzleidirekfor i. R., beging In Graz am 11. September seinen 80. Geburtsfaq. Der Gauleiter übermittelte dem um da» deutschvölkische Turnwesen verdient^ Parteigenossen ein Glückwunsrh-»chreiben. Parteigenosse .lammernegq, der sein ganzes Lehen und seine ganze Kraft in den Dienst einer höheren Idee gestellt und der sportlichen Ertüchtigung Schwielen und Schweiß sind jetzt große Mode — und dennoch erlischt die ungetrübte Freude nicht Seit Jahren sind sie uns bekannt, die Arbeitsmaiden im blauen Kleid und viele unterfiteiriftche Mädel, die in die Loger des weiblichen Reichsarbe tsdien-Wo qehst du hin? Darf ich mit?« »Auf die Hohe! Komm mit!'< Hin Luft war warm, der Himmel tiefblau. In Scharen huschten Amseln über die Woge und verschlangen Würmer und Schnecken, die der Regen heivorgelockt halle. Vom Waldrand rief der Kuckuck. Sie schritten durch die Au. »Morell hat mir GeseHschalt geleistet und mir allerlei erzählt«, begann Stefanie erregt. »Er wich nicht von meiner Seite und wi.>llfe allerlei über dich wissen. Da ich einsilbig war, fragte er mich, ob ich etwas gegen ihn habe. Ich verneinte natürlich. Und dann wurde er aufsässig und wollte wissen, ob ich einen Mann liebe.« »Nicht möglichl« Uber Ingelfiagen kreiste ein Storchenpaar. Öie Mädchen blietien entzückt stehen unrtnn starrte er auf seine Rechte, die ein Bündel Zittergrus, Schachtelhalm und wilde Kamille um-klüminerte, und mednte zu Gabriele: »Auf ein Wort, Fräulein Uth!« Stefanie schlenderte weiter. Er strich sich mit wachsender Verlegenheit über den grauen Knebelbart und schien keine passende Einleitung zu finden. Schließlich brachte er hervor: »Herr Pleß hat gepackt und ist abgereist. Man kann ihn über den Bildhauer Bücher in Künzeslau erreichen«. »Hm — und?« »Die dringenden Arbelten liegen nun da, Fräulein Ulh. Dabei müssen sie Ende nächster Woche unbedingt fertig sei".« »Wenn mnh eine Arbeit liegen läßt, wird siü nicht lartiq, Uder nichtig Wiei^ So ist es doch.« Ihre Stimme klang ein wenig heiser. »Nicht wahr, Polonius?« »Gewiß, dann wird sie nicht fertig.« . »Nun, und was soll ich dabei?« In Polonius brach die Eriequnq durch. »Kurz vor Mittaq kam Herr Pleß nach Hause, sperrte sich ein, rannte plötzlich fort, sperrte sich wieder ein, packle eine Handtasche mit Wäsche und stürzte auf den Zug nach Künzeslau. Er war bei Ihnen, Fräulein Uth! Ich weiß es! Ach, snqen Sie mir doch bitte, ob Sie ihn fortqeschickt haben, und saqen .Sie mir doch bitte, Fräulein Uth, warum?« Sie war zurückgewichen. »Am besten wird es sein, Polonius, wenn Sie Herrn Pleß schreiben, daß er den Auftraqqeber verliert, wenn er die Arbeit nicht pünktlich abliefert. Nicht wahr?« Er machte eine kraltiose Gebärde. »Von mir aber kein Wort, Polonius. Ich habe in dieser Sache ja nichts zu tun. Nicht wahr?« »Jaja, nichts«, murmelte er. Sie reichte ihm hastig die Hand und eilte davon. Er blickte ihr wie betäubt nach und sah, wie ihr die rothaarige Schwester entqegenginq und wie beide dem Klebwald zustrebten und bald darauf verschwanden. Stimrnen hinter ihm schreckten ihn auf. Biankö Uth und Mnrell kamen durch die Au. Sie trug ein Abendkleid in leuchtendem Blau und einen weißen Mantel. Morell hatte einen dunklen Anzug an und eine Sportmütze auf. Sie hielt das Kleid gerafft imd schritt leichtfüßig dahin. Ihre Augen blitzten vor Stolz und Unternehmungslust, und plötzlich, kaum daß sie Polonius erkannte, erwachte in ihr das übermäßige Bedürfnis, den Vetter zu ärgern, und als sie Polonius erreichten, legte sie den Kopf ein wenig in den Nacken und näselte wie der ehrwürdige Apotheker Sint-precht: »Saläm alelkom, ödlet Polonioßl« Der Vetler zog augenblicklich das Genick ein und platzte, als sie außer Hörweite des Dieners warqn, sogleich los: »Bist du närrisch geworden?« »Jawohl«, antwortete sie tief befriedigt. »Soll das etwa vornehm sein?« »Jäwohll« — Morell hatte plötzlich ausgehen wollen, und Mama hatte Bianka mit ihm gehen lassen. »Vielleicht treffen wir Gabriele und Stefanie beim Kurkonzert«, hatte Bianka gemeint. Aber als sie sich eilig umgekleidet und mit Morell die Ka-stanienallee betreten hatte, wurde von Morell anders beschlossen. »Wir gehen zum Tanz in den Pfauenhof.« »Herrlich!« hatte sie ausgerufen. »Zuvor gehen wir aber durch den Kurpark, und wenn wir Gabriele und Stefanie treiiou, nehmen wir sie mit.« ♦