Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^N S. Siebenter Jahrgang. R«>. Jänner ^863. S' c i r o c c o. e^cirocco, der glicdcrlöscndc Brütet über dem Golf, Wcichc Nebel hängen herein Uebrr Meer und Stadt, Und trübe brennen in den Gassen die Lichter, Die abendlichen: Doch um so feuriger blitzen Die schwarzen Augen der Schönen, Und die weichen Lüfte stimmen das Herz begehrlich. Ueber den Markt hin lockt es, Zu folgen dcm Schwärm Der Müssiggäuger, Dieweil er arglos in sich trinkt Den holdcrschlaffendcn, Süßaufregcndm, Unucrmcrkt das Herz berauschenden Südhauch. Sie sagen, Müdigkeit triefe von seinen Schwingen Und lahme, weich einschmeichelnd, schaffende Thatkraft; Ich aber lieb' ihn: Himmlische Müdigkeit ist Mnttcr des Schönen. Der Adler nicht, der muthvoll kreist Um die Gipfel des Hochgebirgs, Uud nicht die Lerche, die fröhlich trillert im Morgenroth — D u müder Schwan, Der hinschmilzt in weichen Gesängen Anf stillen Fluten des See's, D u bist der Vogel Aftollouö! Iwischen zwei /euern. Skizze von Josef Friedrich Scuuig. c^An dcm taglichen Leben unserer Frauen, wie eö dahin schleicht zwischen verwegenster Poesie und kleinlichster Prosa, zwischen großen Erwartuugcn und uoch größeru Enttäuschungen, zwischen kleinen Leide«, und noch kleinern Freuden, zwischen Irrlhum, Leidenschaft und schmerzlicher Erkaltung — in diesem täglichen unscheinbaren Leben, in dieser ewigen Drehung um die zwei Pole des Nordens und Südens — liegt, wenn ich nicht irre, ein Schatz von Poesie, der lange uoch nicht gehoben erscheint. Nirgends ist solch' din Schatz von Poesie leichter zu heben, mitfühlenden Seelen besser „mundgerecht", als in einer kleinen Stadt: wo man von der liuut vul^« bis in dio verschwindende Klasse der Aepfelfrauen Alles, Alles weiß. Du brauchst Dich, unglückliche Seele, uur eines kleinen Vergehens bewußt zu sein, so bist Du verloren; morgen »reiß es ganz Treskov oder Stavenhagen. Liebevolle Mit« schwesteru, die täglich mit ihrem Strickbeutel dort vor das alte Thor wandern, kenne:: Deine Leiden uud Freuden, kennen Deinen Scclenzustand besser, als Du selbst. Sie haben Deine Kämpfe, Deine Eulschlüsse viel flüher durchgemacht, eigentlich durchgeklatscht, als Du! Aus diesem Grunde haben kleine Städte wirklich etwas alißcrordciUlich Angenehmes, namentlich wenn mau nicht darin zu wohneu braucht. Strecken wir uns nach dem Essen so recht behaglich auf das Sopha beim Kaffee und der unvermeidlichen Zigarre, um eiu Stündchen zu verträumen, dann wandeln unsere Gedanken nicht selten zu dem Neste, wo man e!» Paar Jahre lebte — ja, es war reizend, allerliebst; doch ist es besser, nicht mehr doit zu sein. Solche „Städte" haben etwas so einfältig Naturwüchsiges — fernab von jedem Verkehr und jeder Eisenbahn — daß man unwillkürlich an das holde Miltelaltcr und die süße Minne denkt; aus manchen Gründen jedoch ist es besser, nicht darinnen zn leben. Die Erinnerung aber umspielt gewöhnlich auf die liebenswürdigste Weise unser ehemaliges Asyl, gleichsam u:u das gut zu machen, was es an uns verbrochen. — Unter solchen Träumereien saßen vier Sekondc-Lieute-nants der A. Vrigade, des Pommer'schcu Kontingcnls, in der „Sonne", dcm ersten Hotel des Städtchens Demmin an der Peene und im eigentlichen Altvorpommern. Hin und wieder gähnte einer dieser nicht mehr allzu jungen Sckon» des und zeigte die größte Lust einzunicken: es war schwül, Mitte der Huudstage und 3 Uhr Nachmittags. Voraus» bestimmbar wird b.ild allgemeines Schweige» eintreten, wenn nicht Etwas geschieht, um die Unterhaltung in Gang zu bringen. G. ermannte sich und proponirte, Jeder möchte ein Erlebnis) zum Vcssen geben, wodurch vier Nachmittage von einer bodenlosen Langweile befreit würden. Und er selbst begann .^lso, indem er in die allerdings uicht sehr zum Aufhorchen geeigneten Gesichter seiner Kameraden , die ihm Zustimmung nickten, geblickt hatte. Kurz nach meiner Ausmusterung aus der Kriegsschule in Berlin, wurde ich zur ersten Kompagnie des in K. lie> genden Bataillons kommandirt, welche damals ganz idillisch in dem Landstädtchen Ialven lag. Mein Chef, der Hanpt-mann, ei» Premier nud noch ein Sckonde waren die Nota» bilitaten, zu denen noch der Bürgermeister gehörte. Letzterer war Materialist, hatte einen Spezereikram, da ihm die 200 Thaler Besoldung nicht anständig genug als Vater der Stadt zu leben erlaubte». Die linulo vo!('(! war dabei ebenso arm an Mädchen. Es kam zur Minne auf jcdcn Offizier eine ! Dame, und so bcminuten die vier Offiziere vier Damen seit verschiedenen Jahren — die Kompagnie lag 12 Jahre in derselben Garnison — mit ancrkenuensircrthcr Treue und Ergebenheit; es wird kaum nöthig sein, beizufügen, das; ich ! mich mit der Dame des abgegangenen Sckoude zu bcfasjVn ! hatte. Natürlich hatte weder mein Vorgänger noch ich und ^ Julie Notthen, ein liebes Mädchen mit zweifelhaftem Alter, 3090 Thaler, geschweige von den so viel chestörcnden 12.000 zu reden. Doch hatte man darüber keine schlaflosen Nachte, wurde nicht mager, 3u cun!!-, die Taillen wurden immer voller, runder und die Damen vollbusiger und fetter ^ — kontrastirtcu immer mehr mit jenen Lady's, denen Hack-länder nachsagt, ihre kleinen „Tretter" ersticken jede Neigung und der durchaus perpcudikula're Körperbau, iubegriffen der klassischen Plropfzieherlocken, jage uns meilenweit aus ihrer Nähe. Der Mann hat eben darin Studien gemacht. In Ialvcn dagegen hätte eine Trennung wohl leide Theile bc- ! rührt. Gcwohuhcit ist zweite Natur, nud selbst die Trom- ^ pete ein sanftes Instrument, wenn mau sich daran gewöhnt; ungeduldig wurde mau nicht, Gott bewahre — man hiclt ^ es wohl für möglich sich später zu heirathcn, aber nicht für ! gewiß, da man das Ende der störenden Verhältnisse noch gar , nicht absehen konnte. Anzufragen war jeden Tag Zeit, der Antwort war man gewiß. Dieß waren Vorzüge vor dem jetzigen unrnhigen Verlobtscin. ! So hatte unser Premier schon lange Jahre Emilic ! Sparheim beminnt, beide Theile hofften, dabei war beson- ! ders ihr das Warten entschieden zuwider; mau dcuke auch nur eine Brünette mit dunkle», blitzenden Augen, wie sie eigentlich für die Minne nicht passen, dazu gehören blaue, geduldige Augen, blondes und sanftes Haar. Bei Emilien mußte man dagegen immer auf Telegraphen-Schnelligkeit denken, nur kein Warten. Emilie ahnte das Glück nnd den Zauber der Ehe, hatte schon seit 6 Jahren immer „zwanzigsten" Geburtstag gefeiert, daher begreiflich kein Warten, womit ihre Mutter, eine Nentbcamtenswitwe, ganz einverstanden war. Der Premier war, wie Alle jener Zcit, niit 20 Jahren ausgemustert, wartete geduldig acht Jahre, bis er's zum Premier gebracht, und ebenso lauge bekleidete er diese Charge als ich ihn kennen lernte. Immer der fatale Frieden, keine Aussicht auf Avancement. Er sah etwas verblüht aus, doch sonst war er ganz „respektfully" — wenn er den Helm aufhatte; natürlich mußte der Bursch täglich das Haben seiner Haare auf das Soll des Vorderhauptes kunstvoll dirigiren und den Uebcrfluß an Zähnemangel bedeckte gnädig der lange dichte Schnurrbart. Zum Hauptmann konnte er es in damaligen Zeiten in zehn bis zwölf Jahren bringen. Das Leben in Ialven blieb stch Jahr aus, I.,hr ein, so ziemlich gleich. Im melancholischen Späthcrbste, wenn wochenlang ein feiner, kalter Vorwinterregen rieselte, freute man sich auf den ersten Schnee und die Schlittenparlhicn; dabei st,ß mau tagelang in dem kleinen, düstern Kaffeehause, und wenn der erste Schnee kam, was für ein Jubel! In großen, wäßrigen Flocken, mit Negen untermischt, schlägt er an die Scheiben, uud grüßend, wie wenn ein alt^r Bekannter aus weiter Ferne, nach langer Abwesenheit zurückkömmt, lüftig und verwegen blickt man zum Himmel. An den Fenstern erscheinen dan:, lachende Kindergcsichter, kleine Händchen klatschen fröhlich zusammen: welche Gedanken, an weiße Dächer und grüne, funkelnde Tauneubäume!---------und unser Premier dachte wieder au den aus Grcifswalde zu bestellenden Myrthenstock; ach! er hatte schon so manchen bestellt, und die deutungsvolle Antwort blieb nie aus---------er verwelkte. Auch Eiuilie hatte für de» Weihnacht-Abend schon rier bis fünf Zigarrendoseu, jede in ihrer Art einzig, gestickt, sie gingen den Weg alles Irdischen, die kunstvolle N.nncuchiffie „Ch. Halke" war verblichen, die Perlen ab-gcsprengt, das Leder zerrissen — wie ihre Hoffnungen. Nach dem Kalender kouute man ferner die Bälle in der Nesouice berechnen; der Premier nnd beide Sekoude hatteu sich dabei schon total abgenützt, bis sie den Minnig« licheu einstimmig erklärten, nicht mehr zu können. Man dcnlc auch, alle Tänze! Dcr Hauptmann halte stch schon früher vom Tanze emanzipirt und saß mit sciuer, seit zwölf Iahrcu Erwählte» , ruhig an der Seite der mit ungeheuern Haube» geschmückten Ehrenwa'chtcriu. Heut zu Tage ist man ohncdicsi lieber Zuseher als Mitwirkender, es ist keine Nace mehr in den Fähnrichs. Nun erzählte G. von den Soiumerparthien. Von zehn bis zwölf Landpatthien war besonders die erste, Anfangs Mai, heiter, wenn so das erste Giün das Auge erfreute nnd man stundenlang an den Maiblümchcu herum suchte; dieselben dattcu kaum die Köpfchen ans dcr Eide neugierig gesteckt, uud wir wollten Blüthen. — Dann kamen auf der Netze, Fluß auf nnd ab P.nthic!'. zu Staude. Bei demselben Bauer kehrte mall immer ein, lind schwä-.mtc immer für die Poesie des Landlebens, bewunderte den stillen Düughof nnd die aromatischen Viehstallc. Beiiu Nachhausca.ehcn ivars man dann regelmäßig nach und nach alles Geslimmelte weg, die mcikwürdigcn Kieselsteine lind dcntuugsvollcn Blumen. Außerdem »nachte mau täglich Promenaden — wenn es nicht in Strömen goß, oder etwas über das Maß des Gemüthlichen schneite— vor die Stadt, zn den alten blätterarmen Linden, oder gar weiter gegen die Haide, wo der Ginster als der Hauptfaktor der Vegetation erschien. Wenn dann Abends die Stadlkühe eingetrieben wurden, machte man sich auch auf den Rückweg und der letzte Sonnenblick beschien auch unsern Premier und Vmilie, die immer dabei die gewisse Hoffnung auf Verwirklichung ihrer Verbindung aus-sprachen. Natürlich war alle Illusion verschwunden, »renn , sie sich in die reale Welt zurückversetzten und er an seine Monatsg.ige von 3l Thaler und sie an das mütterliche Erbtheil dachte. (Schluß folgt.) Die Lurns-Pehe. Die schönsten der Nauhwaren, die wir zu Pelzen, Kragen und Muffen benutzen, haben einen weiten Weg zu ! machen, ehe sie zu uns gelangen. Sie stammen ohne Ausnahme aus den kälteste» Gegenden der Erde, wo die Temperatur bis zu Graden sinkt, in denen der Mensch kaum mehr auszuharren vermag, und wo zur Zeit der Winter- ! sonnemvende eine lange Nacht, durch Schncefelder und Eisberge zn einer matten Dammeruüg hcrabgestimmt und gelegentlich durch den Mond und Nordlichter erhellt, auf der Erde liegl. Alle Thiere, die uns die besten Pelze liefern, haben in der arktischen Zone oder in den an sie angren- ^ zenden Gebieten Asiens u»d Amcrika'6, ihre Heimat. Das ! russische Amerika, Sibirien und die Jagdgebiete der Hud- ! sonsbai-Gescllschaft liefern das Meiste, Grönland und die ! nordamcrikanische Union vcrhältnißmäßig wenig. Felle ans ! wärmeren Ländern, uon südamerikanischen Chinchillas, Nutrias, afrikanischen Leoparden n. s. w., kommen in Deutschland ! nicht, oder nur höchst selten in Betracht. Nur ganz »us- ! nahmsweis!: erscheint einmal ein Pelz ans tropischen Gegenden. Ein solcher Pelz war der, welchen ein Leipziger Pelzhändler vor einigen Jahren dem jetzt regierenden Könige von Sachsen überreichen ließ. Er bestand aus Fellen dcs schwarzen Scheitclaffen, die sich durch ein laugcs Seidenhaar ' auszeichnen. ^ Leipzig ist der große europäische Stapelplatz für den Pelzhaudel. Hier treffen die englischen und russischen Pelz-Händler zusammen nnd tauschen ihre Waren aus, denn diese Urform des Verkehrs hat der Pclzhandel beibehalten. Bloß die Differenzen in dc» Werthen werden mit Geld ausgeglichen. Unter den Kulturländern such Deutschland, England und Nußland diejenigen, welche die meisten Pelze brauchen. Neuerdings ist auch Fi'ankieich in die Neihc eingetreten und kauft, dem dort cingerisseuen Lurus eulspre- l chend, dic theuersten Pelze. Die deutsche Mode hat sich in diesem Winter für Pelze von brauner Farbe cutschieden. Vei den Damen sind Nörze und Bisams am beliebtesten. Der Nörz ist die Sumpfotttr, die besonders nn nordwestlichen Amerika zu Hause ist „„d mu so schöner wird, je weiter sie nach Norden wohnt. Dieser Pelz hat ein sehr glattes und glänzendes Haar von kistauienbrauuer oder schwärzlicher Farbe. Vom Bisam bedauern wir gestehen zu müssen, daß das Thierchen eine Ratte ist. Der Visampclz ist röthlichbraun und hat lange glänzende nnd zarte Haare. Eine Garnitur (Kragen, Mnff und Manschetten) von Visan« kostet in diesem Winter fünfundzwanzig Thaler, eine von Nörz das Vierfache. Zobel, der doppelt so theuer als Nörz ist, wird in Rußland und Frankreich weit mehr getragen, als in Deutschland. Für die schönsten Zobelselle von tadellosester Farbe und mit viel Silber, worunter man die silber-granen Spitzen der Haare versteht, zahlt man fabelhafte Preise. Je ähnlicher einander die Felle sind, die zu einem Pelze gehören, um so theuerer werden sie. Zobelpelze für zehntausend Silberrubcl sind in Nußland noch nicht die theuersten. Iltis, der zwischen Visam und Nörz in der Mitte steht, und für dessen beste Sorte der pommersche gilt, wird nur ganz vereinzelt getragen. Für Theater und Konzerte sind Hermeline sehr Mode geworden. Ein gewöhnlicher Hermelinkragen kostet fünfundzwanzig, ein besonders großer vierzig Thaler. Dagegen ist Schwan (die dünne, mit zarten Federn und Daunen besetzte Haut des Schwans), der früher zu Boas viel verwendet wurde, fast verschwunden. Deutsche Baummarder gehen viele nach Polen, die Felle dcs Fehs oder grauen sibirischen Eichhörnchens finden in England und Nordamerika zur Zeit ungleich mehr Liebhaber als bei uns. Auch die Herren lassen sich, wie die Damen, stark von der Mode beeinflussen. Vor Kurzem gaben sie noch dem Bisam und dem Nörz den Vorzug, in diesem Winter ist der Biber an die erste Stelle getreten. Ein Biberpelz, der ebenso warm als dauerhaft ist, wird mit sechszig bis hundert und zwanzig Thaler bezahlt. Klihlenstö'psel für Nancher. In der Zeitschrift „Natur" macht Karl Müller sol-gendc Mittheilung: Man hat eine Vorrichtung erfunden, die dazu bestimmt ist, die narkotischen Oele des Tabaks beim Rauchen zu absorbiren und dadurch das Tabakrauchen gänzlich gefahrlos für die Gesundheit zu machen. Dieselbe besteht auZ einem kleinen Stück reiner poröser Kohle, deren Gestalt konisch zuläuft, uin sie bequem in den Pfcifcnkopf legen zu können, während der obere Theil, anf welchen der Tabak zu liegen kommt, glatt ist. Ein Freund brachte mir dergleichen Stöpsel von der vorjährigen Weltausstellung aus London mit, und ich kann denselben aus eigener Erfahrung nur das beste Zeugniß ausstellen; der Tabaksrauch ist ein ungleich milderer und frei von dem Aetzeuden narkotischer Oele und ammoniakhaltiger Dämpfe. Sie eristiren bis jetzt unter dem englischen Namen ,/liie I>n!^>it Nnulck>cl ^arkon ^nlincco ^iIlml« bei T. Atkins und Sohn iu London, 62, I^el, 8ti'«et, die Büchse C/2 Dutzend) zu 6 Sgr. Wir sind jedoch überzeugt, daß diese Plug's mit Leichtigkeit in jenen Fabriken dargestellt werden können, welche hier zu Lande die ans Kohle bestehenden Filtrir-Apparate für brakisches Wasser anfertigen. Es bedarf folglich wohl nur dieses Hinweises, um unsere Landsleute darauf aufmerksam zu machen, daß aus dieser > Erfindung möglicherweise ein sehr einträglicher neuer Industriezweig hervorgehen könne. Ein Surrogat des persischen Insektenpulvers. Nach einer Notiz im „Journal de Pharmacie d'Anverö" verdient die ^nllicmii» colul«, die auch bei uns unbenutzt in großer Menge wächst, alle Beachtung. Es ist daselbst gesagt: Aus vergleichenden Versuchen, welche mit verschiedenen Arten I^rt.'!lil-um und ^lNdomis^ besonders mit ^n-tliemis colulu, angestellt sind, ergab sich, daß das Pulver des Vlüthenköpfchens der letzteren Pflanze eben solche insekten-tödtende Eigenschaften besitzt, als das persische Insektenpulver des Handels. Seine Wirkung steht iu einem gleichen Verhältnisse zu seiner frischen und guten Beschaffenheit. Seine Wirkung gegen Wanzen, Flöhe, Fliegen bestätigt sich, sie war aber Null gegen den Gctreidewurm und verschiedene andere Raupen. Die Ameisen werden davon nicht bcu»- ! ruhigt, indeß haben sie dennoch einige Male ihre Nester, ,' in welche das Pulver eingeblascn wurde, verlassen. Die Plattläuse widerstehen aber am wenigsten. Die Wirkung dieses Pulvers, auf damit besetzte Stachelbeersträucher und ^ Pfirsichbäumchen gestreut oder geblasen, ist außer allem ! Zweifel. Eigenthümlicher Genuß van Sumpswaser. ! Bekanntlich hat der Mensch, dessen E,risteuz auf das ^ Dasein von brakischem Wasser angewiesen ist, vielfache Wege ^ eingeschlagen, um sich der Schädlichkeit dieses Genusses zu i entziehen. So z. V. setzt man in Venedig solchem Waffer Citronensaft oder Liqueure, in den ungarischen Ebenen Branntwein zu. Anders helfen sich nach Wutzer die Anwohner des gegen 8 ^»Meilen Landes deckenden Sumpfes Hünsag, der zwischen Ungarisch - Altenburg, Wieselburg, Oedenburg bis gegen Raab hin sich erstreckt. Sie stoßen ein langes, ! starkes Schilfrohr (ein eisernes thäte natürlich dieselben -Dienste) durch den Morast bis in den daruuter liegenden ^ festen Boden, der wahrscheinlich aus Tbonlagen besteht, und ! saugen nun das Waffer auS dieser Nöhre, indem sie be- ! baupten, daß so genossenes Wasser keinerlei Schaden bringe. Vielleicht ein zweckmäßiger Wink für manche Moorgegenden ! Deutschlands! Die Sprachen und Dialekte Frankreichs. ! Herr Louis de Bäcker liefert in seiner vergleichenden ^ Grammatik folgende statistische Ziffern. In Frankreich sprechen ^ vlämisch........ 200.000 Einwohner. ! deutsch........ 1,160.000 bretonisch ....... 1,070.000 baskisch ........ 160.000 „ italienisch ....... 200.000 catalonisch . . . . . . . 100.000 Einwohner. provencalisch ......14,000.000 „ reinfranzöslsch......19,000.000 „ Literatur. Uuter den Fremdwörterb ü ch ern, deren es Ja so treffliche gibt, fehlte bisher ein speziell für Handel und Gewerbe bestimmtes. Ein Solches erscheint nun, herausge» geben von A. Kretzschmar, bei Otto Spanier in Leipzig. GZ ist nns demselben mit richtigem Takte alles der abstrakten Gelehrsamkeit Angehörende weggelassen, dagcgcn alles Dasjenige aufgenommen worden, was, wenn nuch »icht cigcnt« lichcs Fremdwort, doch als Iln'niinus lec-Imicu« für Handel und Gewerbe ein Anrecht auf Erklärung in einem solchen, dem praktischen Bedürfniß gewidmeten Bliche hat. So z. V. finden »vir unter den» Buchstaben li das Wort Blume, allerdings kein Fremdwort, aber als „Blume dcs Weines", „Blume des Hirsches", gewiß mit vollem Rechte hier erklärt. Die Idee, selbst die Ausdrücke dcr Gaunersprache in den Bereich dieses Buches zu ziehen, ist eine eben so originelle als dankenswerthe. Unter dem Motto-Titel „Vorwärts!" erscheint gegenwärtig i.n Verlage von Otto Spamer in Leipzig eine neue Folge des von dein Direktor einer Handelsakademie, Dr. Ed. Ämtbor, redigirten „Magazin für Kaufleute", welches so eben seinen fünften Vand beginnt. In monat« lichcn Heften ü 7 ^ Ngr. — 27 kr. erscheinend, enthält dieses „Magazin" eine solche Fülle von belehrendem, anregendem und unterhaltendem Material für junge Kaufleute, daß cs als eiüc wahre Fundgrube des Wisscnswürdigsten, nicht genug empfohlen werden kann. Es würde zu weit führen, einzelne der zahlreichen, empfehlenswerthen Artikel aus dem vorigen Baude hier namhaft aufzuführen; nur beispielsweise erwähnen wir des mit den Original-Abbildungen reich illustrirtcn Artikels über die Weltfahrt dcr österreichischen Fregatte „Nouarn" , so wie des jedem Hefte beigege« benen Feuilletons des Neuessen auf merkantilen! Gebiete. Die große Gunst des kaufmännischen Publikums, deren sich dieses periodische Unternehmen erfreut, steigert sich mit jedem neuen Bande und erscheint in der That als eine durch den inneren Gehalt desselben vollkommen bcrcchtiglc. Ein reich illustrirtes Bau-Lerikon erscheint gegenwärtig (Leipzig, bei Otto Span, er) nus dcr Feder des rühmlich bekannten Architekten Oskar Mothes in Leipzig. Es ist auf zwei Vände, zusammen in etwa 25 bis 30 Lieferungen ä 8 Ngr. m 28 kr. im l Frc. berechnet und soll über 1000 in den Tert gedruckte Holzschnitte eixhalten. Das uns vorliegende erste Heft entspricht den Erwartungen, die man an ein derartiges Unternehme» stellen darf, und zu denen wir nach dem Prospektus des Werkes berechtigt sind, welcher sich nicht bloß an Vaubeflisfcne, Architekten, sowie an Haudncrkcr überhaupt wendet, sondern auch Bildhauern, Malern, Kunstfieunde!,, Sammlein, kurz Iedcm, dcr zu den bildende» Künsten in irgend einer Beziehung steht, des > Interessanten genug verspricht. Ob das Versprochene auch gehalten rverdc/ davon kan» sich Jeder die bejahende Ueberzeugung durch den Augenschein um so leichter selbst ver« schassen, als daS erste, Heft in allen Buchhandlungen als Probeheft gratis ausa/a.eben wird. Bamberg in Laibach. — Vcraulwlirtlichcr Redacteur I. v. Kleinmayr.