tnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. »W« Redigirt von Leopold Kordesch. Montag am KO. September R844 ^^5. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede« Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein « Wien von Meisterhand m5tupfer gestochene« tolorirtes C^ssu ^ Volkstrachten in Doppclfigur enthalten», in Großquart. Der Pre.« de« Blatte«,,.st « La.bach ganz. Durch die k. t. Post unter Louuert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halb,»hr>« »orauibezahlt. Alle k t Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher »« Hauptpl»««. Die Franzosen das erste Ma l in Laibach. (I m Jahre l?97.) Von F. X. Legat. »innen sechs Wochen hatte der 2?jährige Ge­ neral Buonaparte, seit er am 30. März 1796 den Oberbefehl über die französische Armee in Italien übernommen, ganz Oberitalien erobert; nur Mantu a widerstand unter dem eisernen Muthe des greisen Feldmarschalls Wurmser durch acht Monate noch seinem Siegeslaufe. Da verlor der k. k. General Alvinzi beiArcole (13—1?. Nov. 1796) die dreitägige Schlacht und den 14. Jänner 1?9? eine neue bei Rivoli ; zwei Tage darauf wird Mantua' s letzte Hoffnung, General Pro vera mit 8000 Mann vor den Thoren der Festung gefangen. Alvinz i rettete sich mit den Resten seines Heeres nach Tyrol, und somit wurde die Haltung oder ein Entsatz des ausgehungerten Mantu a länger unmöglich. Es ergab sich am 2. Februar 179? mit Zoo Feuerschlünden und 12.000 Mann Besatzung, nachdem bereits über 18.000 Mann während der Belagerung durch Ausfälle und Seuchen umgekommen waren. Nur Wurmser nebst seinen Generalen erhielt von Buonaparte aus persönlicher Achtung für sein Unglück und seine unerschütterliche Tapferkeit, mit einer auserlesenen Schaar von 200 Reitern und 500 Fußgän­gern, den freien Abzug unter allen militärischen Ehren. Die übrige Besatzung wurde kriegsgefangen, durfte aber ebenfalls in die österreichischen Provinzen abziehen, doch vor der Auswechselung nicht streiten. Zu spät eilte Erzherzog Car l von seinen Siegen in Deutschland zur Rettung herbei. Den 1?. Februar 179? kam er mit General Bellegarde über Tyrol nach Laibach, reiste von da schleunig nach Wien, wo ein neuer Opera­tionsplan für Italien beschlossen wurde, und von dort ohne Verzug wieder» durch Laibach nach Italien ab. Inzwi­schen war bereits den 28. Februar der aus dem unglück­lichen Mantu a ausgezogene Feldmarschall Wurmse r in Laibach eingetroffen; er nahm sein Quartier im gegen­wärtig Galle'schen Hause am Hauptplatze. Ih n begleite­ten die Generale Provera, Quosdanovich, Funk, Klenau, Ott, Messeros, Hohenzollern, Sebot. tendorf u. A. Die lriegsgefangene Besatzung, beiläufig 12.000 Mann, marschirte vom 1. bis ü. März in drei Abtheilungen hier durch. Als daher Erzherzog Car l den 3. März durch Laibach zur italienischen Armee, die sich am Tagliamento sammeln sollte, reiscte, und den 4. deren Ober­befehl übernahm, fand er überall nur einen kläglichen Stand und wenig Hoffnung, mit den noch übrigen entmuthigten oder erst neu zusammengeworbenen Truppen die Lage bessern zu können. Buonaparte's Soldaten hatten die Ueberzahl und das Uebergewicht eines' durch frische Siege und den republikanischen Freiheitstaumel gestachelten Ungestüms. I m ehrenvollen Rückzuge bestand jetzt die Aufgabe des Erz­herzogs. Vom 12.bis 18. März verließen, von Buonaparte gedrückt, die Kaiserlichen den Po und Tagliamento, und zogen über Palma nuova, Udine und Görz gegen Kärn­ten und Krain. — Auf dem Fuße folgten die Franzosen. Gradiska fällt den 19. und Görz den 20. an Berna ­dotte und Serrurier; Triest capitulirt den 23. an General Dugua, und an demselben Tage zieht Berna­dotte in Jona ein. Durch dieses schnelle Nachdrängen der Franzosen kamen die Verbindungen der Kaiserlichen, welche sich theils durch Krain, theils durch Kärnten zurück­zogen, in Gefahr; an einigen Stellen waren sie bereits durchbrochen, und so eilte Erzherzog Carl über Krainburg, wo er selbst in Lebensgefahr kam und nur durch den Oberst­lieutenant Fedak von Erdödy Husaren gerettet wurde, nach Kärnten, um die Verteidigung der Engpässe von Pon­taffel und Chiusa zu leiten. Aber schon fand er diese vor demstürmischen Anlaufe Massena's verlassen; nun waren auch seine eigenen Verbindungen mit Krain abgeschnitten, und er zog sich wohlgeordnet über Klagenfurt nach Ober­ 298 steiermarl zurück. Den 29. März rückte General Mas­se na, und gleich nach ihm der Obergeneral Buona parte in Klagenfurt ein, während General Vernadott e von Idria aus theils über Polland, Lak und Krainburg' gegen Kärnten sich mit der Hauptarmee Buonaparte/s zu ver­einigen suchte, theils über Adelsberg und Oberlaibach gegen Laibäch vordrang. Die allgemeine Furcht, welche in Laibach vor den Franzo­sen herrschte, läßtsich ermessen, wenn man bedenkt, wiesich diese Nation bisher vor der Welt fürchterlich gemacht hatte. Der un­geheuere Königsmord, die gräßlichen Blutströme-der Revo­lution, die Berichte von den wüthenden Schlachten, in denen die entfesselte Tollkühnheit der Sansculotten so oft über die bewährteste Tapferkeit unserer Veteranen gesiegt hatte, der schmerzliche Rückzug unserer Truppen, den selbst ein ruhmgekrönter Erzherzog Car l nicht einstellen konnte, muß­ten von den neuen Gästen das Aergste befürchten lassen. Die Schrecken der türkischen Einfälle, von denen einst das arme Kram durch Raub, Mord und Brand Unsägliches gelitten hatte, waren längst vergessen, oder gaben einen Maßstab für die Drangsale, die der neue Feind mitbrachte. Durch zweihundert Jahre hatte unser Vaterland bereits keinen Feind gesehen. Als nun die letzten kaiserlichen Truppen am 28. März Laibach verließen und über die Save gegen Steiermark oder nach Croatien abzogen, flüchtete sich Alles, was da konnte, mit Familie und Gut nach allen Seiten; wenigstens der dritte Theil der Einwohner wanderte aus. I n der peinlichsten Stille und Spannung gewärtigte man dann jede Minute den Einfall der Franzosen. Jeder Schall galt für Kanonendonner, nur blutige Bajonette, wilde Sie­ger und die entsetzliche Guillotine glaubte man zu erleben. Alles schien verloren. Den 80. März früh um halb acht Uhr ritt der erste französische Oberstlieutenant mit einem Trompeter und einer Bedeckung von fünf Wurmser - Husaren hier ein, nahm^ schnell ein Frühstück und ritt dann zur Savebrücke bei Zhernuzh, wo er seine Depeschen an den l. t. General Hohenzollern abgab. Zu Mittag war er schon wieder zurück, speiste, dahier, und begab sich dann mit drei städti­schen Abgeordneten, welche bei General Bernadott e für Laibach vorbitten sollten, nach Oberlaibach zurück. Den 31. März um 9 Uhr früh sprengte ein fran­zösischer Rittmeister mit einem Lieutenant und 80 Reitern (Chasseurs) in die Stadt und machte vor dem Rathhause Front. Der Rittmeister ging auf das Rathhaus, übergab seinen Auftrag wegen Einzug der Armee, erhielt dafür aus Kärnten eine Depesche General Buonaparte' s für Gene­ral Bernadotte , wurde nebst seinen Begleitern sehr gut bewirthet und ritt dann gegen Mittag zu den Vorposten zurück. Sein ruhiges Benehmen und die freundliche Zu­spräche eines Chasseurs, welcher deutsch sprach, beruhigten etwas die Einwohner. Nachmittags um 2 Uhr kamen schon 83 Mann vom berittenen Freicorps, welche durch alle Gassen > mit gespanntem Hahn herumritten und Abends noch 820 Grenadiere in Laibach an, welche sämmtlich im Landhause bequartirt wurden. Den i. April rückte nun General Bernadotte mit klingendem Spiele in Laibach ein und stieg im (damals) fürsterzbischöflichen Hofe ab. Sogleich ließ er eine Procla­mation in drei Sprachen vertheilen, in welcher die strengste Mannszucht und jede mögliche Schonung für die alten Ein­richtungen und Gesetze, für fremdes Eigenthum und Leben, verbürgt wurde. Und wirklich wußte dieser biedere General (dessen Tod erst vor Kurzem als König von Schweden und Norwegen von.seinen beglückten Unterthanen aufrichtig be­trauert wurde) überall, wo es der schwer bezähmbare Ueber­muth seiner im zügellosen Feldleben und republikanischen Schwindel verwöhnten Soldaten nur möglich machte, die trefflichste Ordnung zu erhalten. Laibach und jeder Ort, wo er befehligte, hatte seiner Güte und Gerechtigkeit, vor Allem aber seiner Genügsamkeit, die von der unersättlichen Habgier anderer Generale so weit entfernt war, für die kurze Zeit seiner Anwesenheit sehr viel zu danken. Selbst die für seine Truppen nothwendigen Lieferungen wurden nicht mit jener Herzlosigkeit eingetrieben, wie es z. B.'in jenen Tagen in Triest durch den französischen Commissär Hamelin, oder von Bernadotte's Nachfolgern, und oft sogar durch befreundete Macht geschah. (Fortsetzung folgt.) Die Bojarin. Nach einer walachischen Volkssage bearbeitet von Petri. (Fortsetzung.) „Weibergeschwätz!" rief Demeter; »sei doch ver­nünftig, Helene; der siebzehnjährige Vojarensohn kann doch nicht seine Tage, gleich einem alten Pascha, in den weichen Kissen des Divans verschnarchen!" I n dem Augenblicke, als die beiden Jäger sich ent­fernen wollten, erschien Anastasia in der Thüre des Saales, und als sie sich so unerwartet ihnen gerade gegen­über sah, stand sie voll Verwirrung, über und über errö­thend, still- und hätte beinahe eine silberne Tasse fallen lassen, welche sie in der Hand hielt. Die Bestürzung des Mädchens entging der Fürstin nicht. Es wäre nun viel­leicht natürlich gewesen, dieselbe der Ueberraschung eines so unverhofften, plötzlichen Vegegnens mit der Person ihres Herren zuzuschreiben; allein Helene urtheilte nicht also, wie es scheint, denn sie zuckte zusammen, wie von einem elec­trischen Schlage getroffen, und heftete auf ihre Kammer­frau einen strengen, durchdringenden Blick. — „Ah! bist du es, Anastasia?« sprach in sanftem Tone der Bojar; du kommst eben recht, um deiner Gebie-' terin Gesellschaft zu leisten: trachte, wo möglich, heute noch geistreicher zu sein, als gewöhnlich, um sie aufzuheitern." Der Sohn des Bojaren gab der jungen Siebenbür­gerin ein Zeichen mit der Hand und die beiden Jäger ver­ließen den Saal. Während der letzten Worte ihres Gemahls war He­lene unmuthig von ihrem Sitze aufgesprungen. — „Was willst du hier?" fragte sie trocken und kalt ihre Kammerfrau. —- «, „Ich bringe den Kaffee, meine gnädigste Frau ... " 299 Die Fürstin antwortete nichts. Nachdem Anastasia die Tasse niedergestellt, blieb sie einen Augenblick vor He­lenen stehen. — „Nun, worauf wartest du denn noch?" hob Helene wieder an. — „„Se. Durchlaucht haben mir befohlen, Ihnen Gesellschaft zu leisten —"" — „Mein Gemahl — ganz recht — nun wohlan, nimm eine Stickerei zur Hand und setze dich." Die Fürstin stützte ihr Haupt in beide Hände und beobachtete eine Zeit lang tiefes Stillschweigen. Als sie plötzlich den Kopf zur Seite wandte, bemerkte sie, daß die Stickerei, Anastasiens Händen entfallen, am Boden lag, und daß die Blicke des Mädchens mit ganz sonderbarer Festigkeit am Fenster hafteten. Gerade in demselben Augen­blicke sprengten die beiden Jäger aus dem Schloßhofc; diese waren es sicherlich, denen Anastasiens Auge so unver­wandt nachstarrte, und ihre herabhängenden Arme, der halb­geöffnete Mund, ihr verhaltener Odem bewiesen mehr als hinreichend, daß ihr ganzes Leben in ihr Auge überge­gangen war. Die Fürstin dachte nicht mit Unrecht, daß die Liebe es war, welche Anastasien in dieses extasische Hinstarren versetzt; aber aus Mangel an Beweisen mußte sie ihre Eifersucht bekämpfen. Als jedoch .im Laufe des Tages die Kammerfrau sich eine neue Nachlässigkeit zu Schulden kom­men ließ, konnte sie sich des Zornes, der in ihr tobte, nicht länger erwehren, und derselbe entlud sich nun in einer Flut strenger Vorwürfe über das Haupt Anastasiens. Das Mäd­chen, diesmal ihrer gewöhnlichen Sanftmuth sich entkleidend, antwortete in lebhaftem und gereiztem Tone und die Fürstin, ganz außer sich, entfernte sie aus ihrer Nähe mit der Dro­hung', sie aus dem Schlosse fortzujagen. — Sie behandelt mich nun wie ihres Gleichen, sprach die eifersüchtige Helene zu sich selbst — Das also ist seine Geliebte. Sie sieht in mir nichts weiter, als eine ver­stoßene Nebenbuhlerin! Gleich nach der Rückkehr des Bojaren erzählte ihm Helene, was sich zugetragen hatte und bat ihn, die unver­schämte Kammerfrau des Dienstes zu entlassen. Demeter nahm sich der jungen Siebenbürgerin an und schien sogar in ihrer Vertheidigung immer eifriger zu werden, je mehr Bitterkeit diese in ihre Anklage legte. — „In der Thai," rief Helene, „du scheinst ganz besonders eingenommen für diese Dirne!" — „ „Und dich, Helene,"" antwortete der Fürst, „ „habe ich noch nie so aufgebracht — so unerbittlicy gesehen, um eines so geringfügigen Vergehens willen."" — „O — eine Kleinigkeit, nicht wahr!" erwiederte di? Fürstin, nahe daran, sich zu verrathen; allein der Ge­danke, eifersüchtig zu scheinen auf ihre Kammerfrau, em­pörte ihren Srolz dermaßen, daß sie sich begnügte, hinzu­zufügen: — „So sei es denn! Da dir so viel daran gele­gen ist, daß sie im Schloße bleibe, muß ich für die Folge wohl mäßiger werden in meinen Anforderungen an sie.« Wie der Leser leicht einsehen wird, sah Helene in der Verwendung des Fürsten für Anastasien ein stillschweigendes Bekenntnis; seiner Treulosigkeit. Wie sehr sie darunter litt, läßt sich mit Worten nicht beschreiben, denn, da ihre Ju­gend sich zu Ende neigte, durfte sie nicht mehr hoffen, die verlorene Liebe ihres Gatten je wieder zu erringen. Ihre Leidenschaft verirrte sich; sie lebte nur noch für den glü­henden Wunsch, denen Leiden für Leiden und Qualen für Qualen zu bereiten, die sie ihre Henker nannte; und um den Augenblick der Rache so viel als möglich zu beflügeln, er­niedrigte sie sich bis zur Heuchelei, bis zum Spähen und Horchen. Obwohl sie indeß in dieser neuen Rolle alle List und Beharrlichkeit entwickelte, deren die Leidenschaft fähig ist, wenn sie ein bestimmtes Ziel vor Augen hat, gelang es der Unglücklichen doch lange Zeit nicht, das Mindeste zu entdecken, was ihren Verdacht auf die junge Sieben­bürgen« hätte rechtfertigen können. Eines Tages endlich, als die Letztere, zu wiederholten Malen von ihrer Herrin gerufen, nicht erscheinen wollte, eilte die Fürstin auf einem Seitengange an deren Zimmer und hielt das Ohr an das Schlüsselloch der Thüre. Alsobald vernahm sie die Worte.­ — „Um des Himmels willen, haltet mich nicht länger auf; man ruft mich, laßt mich fort; erführe es meine Herrin, daß Ihr hier seid, so wäre ich verloren. Schon ist ihr Verdacht rege geworden, sie beobachtet mich, und die Angst, daß'sie meine Liebe entdecke, welche in ihren Augen ein unverzeihliches Verbrechen wäre, foltert mich bei Tag und Nacht." „Entfernt Euch, Fürst, aus Barmherzigkeit — ent^ fernt Euch, Demeter. Diesen Abend, sobald es dunkel wird, will ich trachten, mich fortzuschleichen und mich an der Quelle unter den Linden einzufinden. Um acht Uhr könnt Ih r mich dort erwarten. — Indem Ih r eure Abwesen­heit für den ganzen Tag ankündiget, werdet Ihr jeden Ver­dacht der Fürstin —" Das Ende dieses Satzes konnte Helene nicht hören, denn das Mädchen war in ein Nebenzimmer getreten, um von da aus in den Hauptgang zu gelangen. Kaum hatte die Fürstin die Stimme ihrer Kammerfrau erkannt, als sie auch durch das Schlüsselloch in das Innere des Gemaches zu sehen versuchte, ohne jedoch Jemanden darin ausnehmen zu können. Ih r Gehör unterrichtete sie übrigens ziemlich klar von der Schuld Anastasiens, und ihre erste Be­wegung war, in das Zimmer hineinzustürzen, um ihre Ne­benbuhlerin zu demüthigen und Rechenschaft zu fordern von ihrem Gatten für den begangenen Verrath; aber die Ueber­legung kam noch zu rechter Zeit, sie von diesem Gedanken abzuwenden, und sie zog sich eiligen Schrittes zurück. (Fortseyung folgt.) ^ Feuilleton des Mannigfaltigen. (Technisches.) In Paris wurde dieser Tage in Gegen­wart zweier Regierungs-Commissäre und zahlreicher Zuschauer ein gelungener Versuch mit einer Locomotive gemacht, bei welcher d« bewegende Kraft in comprimirter Luft besteht. (Wien-Triester Eisenbahn.) Die Arbeiten an dem Eisenvllhnoberbaue auf der Strecke von Mürzzuschlog bis Gratz werden mit außerordentlicher Thätigkeit betrieben, da die Eroff­ 300 nung der Bahn, wie wir bereits früher gemeldet, wirklich schon am 15. künftigen Monats erfolgen soll. Von Mürzzuschlag bis Brück ist die Bahn bereits fahrbar gemacht. Die Felsensprengungs­arbeiten bei der Badelwand sind so weit vorgeschritten, daß vor­läufig provisorisch die Bahnlinie knapp neben der neu anzule­genden Chaussee führen kann. Die Bahnhofsgebäude in der Haupt­station Gratz am Eggenbergerfelde nahen sich ebenfalls ihrer gänz­lichen Vollendung. (Ein seltsames Experiment.) In München ertränkte sich in der dortigen Schwimmschule in einem 9 Fuß tiefen Bassin des Flüßchens Wurm ein junger Mann, der daselbst schwimmen lernte. Er ward herausgezogen und durch den Rettungsapparat »ollständig wieder hergestellt. Nun erklärte er, daß er blos deß­wegen untergegangen sei, um zu erfahren, wie das Ertrinken thue, denn er habe wohl gewußt, daß man ihn retten würde. Der Mann könnte als Arzt etwas leisten: er sollte sich eine Krankheit nach der andern einimpfen, um zu sehen, wie der Körper sich da­bei verhält — er könnte so durch seine Erfahrungen die besten Kurmethoden ergründen. (Ein guter Einfall.) Bei einer der letzten Deputirten­wahlen in Griechenland fiel es einem Bauer ein, unter die er­hitzten Parteien, als sie eben im Begriff waren, handgemein zu werden, einen Bienenstock zu schleudern. Die Bienen versahen ganz trefflich den Dienst als Polizei und durch ihre Stiche wurden be­denkliche Verwundungen verhütet. (Die längste Pause.) Ein alter, phlegmatischer Hollän­der ritt über eine Brücke bei Maestricht, drehte sich nach seinem Reitknecht um und fragte: »Adam, ißt du gerne Eier?« — »»Ja wohl, myn Heer!«« sprach der Diener und das Gespräch hatte ein Ende. Gerade ein Jahr später ritt derselbe Herr wieder in Begleitung seines Dieners über dieselbe Brücke; er wandte sich um und fragte weiter: »Aber wie?« — »»In Butter gebacken, myn Heer!«« — (Die Kaffee-Ernte des vorigen Jahres.) Nach einem englischen Handelsblatte wurden im Jahre 1843 in Brasilien 170 Millionen, auf Java 140, auf Cuba 45, auf St. Domingo 38, auf Portorico 26, auf den englischen Antillen 10, in Indien und Mocca 6, in den französischen Colonien 4 und auf den holländi­schen Antillen 3 Millionen, also im Ganzen 442,000.000 Pfund oder 4,420-000 Centner Kaffee gebaut. Eine interessante Neuig­keit, wenigstens für — Kaffeeschwestcrn. (Gi n Kaffeesieder i n Öfen) , der die Pesther Journale durchaus nicht goutiren mochte, rief einst, wie der »Humorist« erzählt, in seinem kritischen Unmuthe aus: »Die Pesther Journale können mir alle gestohlen werden!« —Ma n nahm ihn beim Worte, denn seit jener Zeit fehlt ihm fast jeden Tag ein anderes Journal. Nothgedrungenes Sendgeschreibsel. (An Herrn von Schm —kpfl. und Herrn Franz von der Linde,im »Pilger« No. «4 und ?l.) »Spiegelberg, ich kenne Dir!« Wenn mansich einerseits recht herzlich freut, zur allgemeinen Belehrung oder Unterhaltung durch die Tagespreffe öffentliche Erscheinungen nach Recht gewürdiget oder getadelt, und Personen, deren Schriften, Worte und Thate« sich offen vor das allgemeine Urtheil der Welt hinstellen, auch von biederen und hierzu berufenen Richtern offen besprochen zu sehen: so muH uns ander­seits das hämische, grundlose und lappische Geschwätz anderer namenlosen und »ertappten Kritikaster und Correspondenzler in das Innerste anwidern und empören, und es ekelt Einen wahrlich bei jedem Buchstaben durch und durch »», wenn man dann noch gegen solche journalistische Zugvögel einen Federzug machen soll. «2° hat unser krainisches Chamäleon, Herr v, Schm—kpfl. (oder wie etwa Don Eaton, Aregui, ohne Zweifel auch Franz von derLinde u. s. «, die albernen Pseudonymen Prädieote noch sonst heißen mögen) in den Karlstädter »Pilger« No. 64 d. I. Einiges über Herrn Saphir und dessen Anwesenheit in Laibach hineingescribelt, was Anfang« einem pfiffigen Lobe gleichsehen, dann aber den maßlosesten Tadel besagen will. Und warum das? — Wahrscheinlich,'weilSavhir — nach Schm—kpfl's anscheinender Erwartung — nicht Jedem, der ihm auf der Gasse begegnete, entgegenlief, und personlich den halben Gulden für seine Vorlesung abbettelte,- oder, weil er in der Sternallee, wo zur Zeit der so besuchten Abendmusik beinahe Alles nach ihm blickte, nicht schon H conto des Eintritts zur allgemeinen Belustigung einige Schock Witze losließ; «der, weil es vielleicht einem wackern Verehrer von Saph ir's Muse aus gewohnlicher Artigkeit und Freundschaft gefallen hat, im schwarzen Frack vor dem langersehnten Gaste zu erscheinen; «der, «eil Saphir nicht Jedem, der bei seiner Acodemie etwas zu thun hatte, bis zum Lampenputzer hinauf, eitr» eine humoristische Dankrede hielt; «der, weil er Herrn von Schm—kpfl., »ls er sich »n ihn drängte, nicht sogleich um den Hals fiel und ihn vor Aller Augen für seinen lieben und einzige» Mitrcgenten alles irdische« Witzes und Scharfsinnes erklärte? Weil nun dieses und noch mehr Tolles «ach jenem Begehren nicht ge» schehe« ist, so schreibt Herr von Schm—kpfl, einen Wisch voll Unsinn, voll Eigendünkel und Lüge nach Karlstadt, worin er (Hort es, Oesterreich und ganz Deutschland!) Herrn Saphir jede Menschlichkeit abspricht; als Schriftsteller will er ihn noch s« ziemlich gnädig hinnehmen, aber «ls Menschen läugnet er ihn vollends ab. O du fürchterlichster Spiegel aller Menschheit, nur du allein weißt es nicht, was dem Unmenschen Saphir die arme lei' dende Menschheit zu danken habe, wie viele tausend Gulden seit mehreren Jahren Saphir' s Academien den verschiedenen Wohlthätigkeits-Anstalten, z. B. für kleine Kinder, für Blinde und Taubstumme, für Verunglückte und andere Nothlcidende u. s. w. in Wien, in Prooinzialssädtcn, j» in fremden deutschen Landern, getragen haben, wie herrlich sein Name — sein Genius, wie seine Menschlichkeit — in den höchsten Kreisen, wie in den besten Zeit« schriftc« gefeiert werden, nicht zu gedenken, wie viele angenehme Stunden jeder empfängliche Leser «der Zuhörer seinen Worten schulde, oder welch' thcuere Früchte die bessernde Zuchtruthe seines Witzes schon oft im Stillen gereift habe» möge u. s. w. Noch läßt sich dann auch ein Franz von der Linde (he, Adam Schm—tpfl., wo steckst du? Allemal derjenige, welcher —) im »Pilger« No. 71 verlauten, und will auf die biedere Erklärung der »Carnioli»« in No. 69 etwas von Doppelsinnigkeit, Thorheit, Charakterschwäche der Well in unserer Zeit u. dgl. mit etlichen Worten im Vorbeigehen entgegnen; er will behaupten, daß jener vorhin erwähnte Aufsatz des Hrn. ». Schm—kpfl. in Laibach mit großem Interesse gelesen wurde, und daß er nur das öffentliche Benehmen Saphir' s und sein Schriftstellertalent betraf. — Der erstere kann höchstens einigen erbärmlichen Schwätzern und Faulenzern in Kaffee« hausern, Wirthsstuben nnd Klatschzirkeln gefallen haben, welche natürlich Sa» phir' s tiefen Geist nimmer verstehen tonnen, und denen jeder ärgerliche Fe» derkrieg, jeder Raub «n fremden Verdiensten, jede leichtsinnige Beschmutzung/ fremder Ehre die leckerste Nahrung bietet; die zweite Behauptung aber, daß nämlich blos Saphir's öffentliches Betragen getadelt worden sei, ist unwahr» und auch »us diese Art nie und nirgends am Platze; denn zu dem öffentlichen Lebe» eines berühmten Schriftstellers gehört nicht die kleinliche Schilderung, wie er feine Freunde «der Fremde empfängt, wie er sich bei« Spazierengehen, beim Gefrornen, hinter den Couliffen, in seiner Stube beträgt u. s. w. — Wahrlich, ich kann über so böses und fades Zeug nicht, länger schreiben. Herr ». Schm —kpfl, oder »Iter läem Hr. v«n der Linde mögen dem Himmel danken, daß Saphir solches Gebell nicht beachtet, «der daß der »Pilger« vielleicht nicht direkte zu ihm pilgert, «der daß wir einige Standesrücksichten für Herrn ». Schm—kpfl. nehmen wollen. L. Mandeln auszulesen. i. (Zweisilbig.) Die erste Sylbe ist zwar schon das Ende aller Dinge, und doch nach dem Ende kommt gewöhnlich die Zweite, und diese Zweite, wenn sie nach der Ersten kommt, ist das Ganze. Im Lottospiele, im Rathssaale, im Theater findet man die Erste; in der Musik, überhaupt in Noten, Akten, Journalen, Briefen, überall ist die Zweite zu finden. Zur leichtern Aus« lesung dieser Mandel setze ich gleich das Ganze her. 2. (Dreisilbig.) Die erste Sylbe ist die Geliebte jedes Mensche«; j» Mancher ist ihr' mit wahrer Affenliebe zugethan; die Zweit e existirt eigentlich unter der Sonne nicht, die unsere Erde beleuchtet, und doch ist es jedes Ding, auch das unbedeutendste, für uns ein Mal gewesen; die dritte Sylbe bedeutet gar nichts; hängt man ihr aber noch ein Zeichen an, so wird sie zu einem freund» lichen, wohlthätigcn Sterne, oft auch zu einem Gotte abergläubischer Völker oder Leute; die Zweite und Dritte mit diesem Zeichen bildet eine Ve» wandlungsscene, die wir »uf keiner Theotcrbühne sehen. Das Ganze ist eine Gattung Maus, die auch bisweilen, aber nicht hier, den Namen eines Kö° nigs trägt. Moschus. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.