Nlätter am Kram. ^>. V. Erster Jahrgang. 38. Februar R85?. Nö' sleins Werbung. (Slovenisches Volkslied aus dem Kulpathal.) ! "^Un dcs grünen Waldgebirges Saum Rauscht uorbci dcs kühlen Büchleins Schaum, , Grüne Wiesen tränkt das kalte Naß, l Rothes Röslciu birgt sich dort im Gras. . Ianko ging vorbei, der junge Hcld, z Nöslcin diese Worte an ihn stellt: „Willst mich pstückcn Ianko, junger Hcld! „Einen Weinberg Jenem, der mich wählt, „Gold'nc Pfähl' umrankt der Reben Last, , „Angeheftet hält sie gold'ncr Bast, i „Auf den grünen Blättern Perlenthau, „D'runtcr zuckersüßer Trauben Vlau." Also Ianko sprach, der junge Hcld: „Habe Rüslcin, Mädchen, dich gewählt, „Denn es strahlt des Auges sanfter Vlick „Dcincs Herzens Innigkeit zurück; „Weiß wohl, daß dein Wort nicht trüge, ,,Dcine Liebe ist nicht Lüge." Geologische Ercurse in Gesellschaft des k. k. Vergrathes und Chef-Geologen, Herrn M. V. Lipold. Von Val. Konschcgg. (Fortsetzung und Schluß.) II. Das östliche Gebiet von Oberkrain. e. Trojan a. «^er Zufall, daß gerade die größten Städte von Europa, wie London, Paris, Wien, in tertiären Becken liegen, hat einige Geologen zu der gewagten Behauptung verleitet, daß alle älteren Niederlassungen, ja sogar alle älteren Bauern-Gehöfte auf tertiären Schichten angelegt wurden. Diese ertravagante Annahme findet in den Boden «Verbältnissen von Trojana, so wie auch anderwärts eine vollständige Widerlegung. Der fruchtbare Wald-, Wiesen- und Ackerboden von Trojana ist aus der Verwitterung der ältesten Sediment-Schichten, wie sie in Krain vorkommen, die nämlich den, aspinenen Steinkohlen-System angehören und von den österr. Geologen auch Gailthaler-Schichten genannt werden, entstanden. Die grau-schwarze, m's Bläuliche spielende Ackerkrume läßt schon bei oberflächlicher Besichtigung die Beschaffenheit der Unterlage erkennen, der sie das Dasein verdankt; doch zeigen die beiden Schluchten, die südliche am Oielwvoa- und die nördliche am Vc>l8k«-Vach, einen verschiedenen Charakter. Die Schichten in dem viel tiefern Ore-!wvc»-Thale, das bei Sagor in die Save ausmündet, sind mürbe Schiefer-Thone von blau-schwarzer Farbe und geringem Glimmer-Gehalt. Gegen die Höhe von Trojana und l^ö»k werden die regelmäßig geschichtigen Lager immer fester und glimmerreicher, sind von Ouarzadern durchzogen und enthalten da und dort ganze Klumpen eines eisenschüssigen, zerfressenen Quarzes von grau-blauer Färbung. In der nördlichen Thal-einsenkung an der V0ll>ka werden die Quarz-Einschlüsse immer häufiger und die Schichten gestalten sich zu festen Thon-Schiefern. Die schwarzen, vom Quarze weißgebändcrten Bänke, worüber der Volskn-Vach hinabstürzt, sind zuweilen mit braunen Tupfen versehen, die vom verwitterten Eisenkies herrühren, der sich in erbsengroßen Krystallen in diesen Thon-Schiefern eingebacken findet. Geht man eine Viertelstunde weiter thalauf« wärts bis zur letzten Mühle, Vcicilem genannt, gewahrt man im Bette des Baches hin und wieder kopfgroßc Stücke eines konzentrisch schaligen Thon-Eisensteins, der einen Anhaltspunkt mehr bietet, dieses Revier als Kohlengebirge zu bezeichnen. Zugleich findet man im Bache kleine Platten eines festen Sandsteines von gelblicher Farbe und Felostücke jenes kompakten röthlichen Sandsteines, den ich am L»1)»-Berge beschrieben. Dieser letztere Sandstein bricht in dem Berge, welcher sich im Norden am linken Vachufer in der Spitze des IlnmnM bis zu einer Höhe von 2600 Fuß über die Meeresfläche erhebt, gehört aber schon in die Triasgruppe, denn die später zur Erwähnung kommenden Petrefakte charaltcrisiren ihn als zu den Werfner - Schichten gehörig. Es zeigt sich demnach in dieser Gegend ganz deutlich die unmittelbare Ueberlagerung der alpinen Kohlen-Schiefer durch die Werfner-Schichten. Auch diese Gegend hat Hacquet untersucht und folgendermaßen beschrieben: „Nachdem ich mich ein wenig gegen Mitternacht wandte, „kam ich zu dem Verge ItnmlH (Knmn^c), welcher der letzte „von dem Zweig der Alpkette gegen Süden ist und die Gränzen „zwischen der windischen Mark und Krain macht. Um diesen „Verg herum fanden sich hin und wieder Schiefer-Lagen, „welche aus Thon und O-uarz bestehen und meistens mit einem „blauen Thon gemischt sind. Von diesem Verg wandte ich „mich gegen Mittag zu dem obenangeführten Verg Ilxliialc „(Ilöali) zu, den die Deutschen irrigerweise Trojana-Verg „nennen, wegen einem nicht weit davon entlegenen Dorfe, „das diesen Namen führt, wie man auf der Karte im ersten „Theil ersehen kann. Hin und wieder fand ich schwarzen und „graulich-gelben Marmor (?) in Schichten brechend. Gegen „Nord-Osten des Berges Ucak hat vor Zeiten eine Gesellschaft „auf Spiesglas gebaut. Vei dieser Kompagnie war auch „Scopuli; da aber selten ein Antimonium-Vau viel an Werth „hat, wegen seinem wenig nutzbaren Halbmctalle, so ist auch „der Van bei Zeiten wieder eingegangen. Ich fand noch die „verlassenen Stollen, welche in Schiefer mit Kalkstein hielten. „Das Erz, wie es da gebrochen und noch in der Tiefe vor-„findig, ist ein ^nlimnnium «omzinotum nmolpnmu, welches „ziemlich reichhaltig war. Nicht weit von diesem Vaue habe „ich auch etwas dunkelbraune Steinkohlen gefunden, aber von „wenigem Werthe, indem sie nur in einem sehr starken Feuer „zum Brennen gebracht werden können." Der hier erwähnte Antimonium-Vau, woran sich auch unser berühmte Botaniker Scopuli betheiliget hatte, lag im Orekovca-Graben und ist schon vor ungefähr hundert Jahren ! eingegangen. Zu Anfang dieses Jahrhunderts waren, nach der Mittheilung des Hrn. Schmidt in Sagor, zwei Stollen noch befahrbar, jetzt ist der ganze Vau eingesunken und die Insassen können nicht einmal genau mehr die Stelle angeben, wo er bestanden hat. Die von Hacquet beschriebene Steinkohle ist aber sicher nichts nnderes als ^ntkraott, von dem sich schwache Spuren bei der Gelegenheit vorgefunden hatten, als vor li Jahren eine Gesellschaft den Abbau des Antimons wieder in Angriff nahm, dieses Vorhaben aber bald wieder aufgab. Auch der i auf die Gewinnung des Vleiglanzes basirte Vau in Kraren enthält zwischen dem Spatheisenstein als Gangmasse Nester ! und Schnüre von ^ntlu«ejt, wodurch sich die Formation als alpines Steinkohlen-Gebirge insbesondere charakterisirt. Außer dem stachrückigen Trojana-Vergc, welchen Gail-thalcr- (Steinkohlen-) Schiefer zusammensetzen, sind alle übrigen höheren Vcrge der Trias-Formation angehörend, die hier wie- > der nur durch zwei Glieder vertreten ist. Die Sandsteine des KlunnM sind Repräsentanten des bnnten Sandsteines (Werfner-Schichten) und die dolomitischen Kalke des 2770 i hohen Keli0r und der beiläufig ebenso Hohen Velli» - i'liven können als Acquivalente für den Muschel-Kalk engeschen werden. Der Verg KumilM — auch lui'liciva äpicn — bildet im Norden von Trojana einen scharfen, spärlich bewaldeten Kamm, der sich von Westen nach Osten hinzieht und nicht > mehr als l>0 Klafter Länge besitzt. z Der schroffe südliche Abhang ist mit wirr über einander j liegenden, zum Theil mit Moos und^otl-arill lslantlica bewach- ! senen Felsblöcken und Trümmern von imponirender Größe ' ganz überdeckt. Diese Trümmer bestehen, wie der Vcrg selbst, aus einem festen, grobkörnigen Sandstein, welchen abgerundete Quarzstücke von Erbsengroße und darüber von röthlicher Farbe zusammensetzen. Darneben liegen wieder Felsblöcke von blässerer Färbung und feinerem Korn. Jenseits des Verg-kammes nimmt das Gestein wieder einen andern Charakter an. Die Lagen werden blättrig und schiefrig; das röthliche Aussehen geht allmälig in eine graue Färbung über. Ein Insasse von V,'n ^Im-ln> und Nvncil^s lÄ88ll0N8i5. Die Werfner-Schichtcn mit ihren röthlichen Conglome-raten, Sandsteinen und Schiefern beherrschen die Gegend von Knnu^ee gegen Osten bis an den >lu«elnik. Man findet auch dieselben charakteristischen Muscheln, die am Kmnn^e so massen--haft erscheinen, in einem dnnkelrothen glimmcrreicken Sandsteine von schiefriger Struktur, der in den Gräben zu leiden Seiten des I^mn^ee als Vachgerölle auftritt. Westwärts von XnmnM werden die Werfner-Schichtcn bald vom Kalk überlagert. Schon die in Ackergrund verwandelte Einsattelung von VMa-raven, 2800 Fuß hoch, zeigt auf ihrer Oberfläche, daß der aus der Verwitterung der Werfner-Schichten entstandene Sand mit Kalkgrus gemengt ist. Auch jene schiefrigen Sandschichten, von denen ich bemerkte, daß sie ganz aus Muschel-Kernen zusammengesetzt sind, nehmen nach Oben ein allmälig festeres Gefüge an und werden schon in einer Höhe von zwei Klaftern über jenem Steinbruche zu grauen Kalken, die auch noch einige, jedoch nur wenige Muscheln (ÄIvacit,e8 l'«88ll«n8i8) einschließen. Auf der Südseite des knmnjpo aber hat das früher erwähnte, mit Sandstein-Trümmern angefüllte Terrain westlich gegen Veika-i-uv^n hin eine scharfe Gränze. Am Saume des Trümmer-Feldes, der von größeren Felsblöcken gebildet wird, gewahrt man einen braunen, schwarzgcsteckten Stein, wobei die schwarzen Flecken von kleinen, oft halbmondförmigen Vertiefungen, kaum über 3—4 Linien lang und 1—2 Linien breit, herrühren, und dem Gestein das Aussehen eines mit gehacktem Vlei zerschossenen Brettes geben. Schlägt man mit dem Hammer daraus, zerspringt der Stein mit ciner großen Leichtigkeit und zeigt aufsattend ebene Vruchslächen von bläulich grauer Färbung, zugleich sieht man eine große Menge kleiner Drüschen, die mit einem graulich-braunen, der Asche ähnlichen Staube ausgefüllt sind, der sogleich herausfällt. An der Tages-fiä'che sind natürlich diese Drüschen ausgewaschen, und davon rührt das narbige und fleckige Aussehen des Gesteins, welches nichts anderes ist, als dolomitischcr Kalk. Diesen Charakter behält der Dolomit bis zum Weiler V<>Ikn-i'aven. Der über dem Weiler sich von Süd nach Nord erstreckende, den Ivnmnzeo 200 Fuß überragende Kalkrücken ist ebenfalls dolomitisch, hat aber die mannigfaltigsten Struktur-Verhältnisse aufzuweisen. An einem Punkte, wo eine starke, ungemein kalte Quelle aus den Felsen hervorquillt, welche die Insassen von Ve1Illl-r»ven mit dem nöthigen Wasser versieht, ist der Dolomit so zerfressen und porös, daß er ganz zur Rauchwacke wird. An andern Stellen gucken aus einem gelblichen dolomitischen Sande graue, ! abgerundete Kalkstücke, die mit der Gesteinsmasse des Berges zusammenhängen; auf ihrer Oberfläche tragen sie Halbzottbreite braune Wülste, welche die der Verwitterung länger wider» stehenden Kalkspath-Adern hervorbringen. Auf der Gräte des Berges treten die Dolomite zurück und die Kalke werden dunkler. Wir sind also wieder in den Guttensteincr-Kalken. Das Gebirge am linken Vo^ka-Ufer hat, nach dem bis her Erzählten, zur Vasis die Gailthaler-Schichten (dunkle Thon-Schiefer): auf diesen ruhen die sandsteinrcichen Werfner-Schichtcn, die wieder von Guttensteincr-Kalken überlagert werden. ! Genau dieselbe Aufeinanderfolge der Formationsglieder ! beobachtet man an dem Gebirgszuge am rechten Voi^-Ufer, z 8ipek genannt. Nur daß hier die der alpinen Steinkohlen-Formation (Gailthaler-Schichten) gehörenden dunklen Schiefer- ! Lagen — in der Tiefe weiche Schiefer-Thone, in der Höhe glimmer- und quarzreiche Thon-Schiefer— viel länger, nämlich bis zu einer Meereshöhe von 2499 Fuß, anhalten, und die Wcrfner-Schichten keine so bedeutende Mächtigkeit und Ausdehnung, wie am linken Ufer erreichen. Doch besteht auch hier, so wie am Xmnnjec, der Gipfel des 6ipek, na Frodeli sauf den Gräbern) genannt, aus Werfner-Echichten, die auf dem höchsten Punkte eine Mächtigkeit von 60 Klaftern haben dürften. Diese Gräber (ssrodovi) — die Sage hat sie zu Türken-Gräbern gestempelt — sind, wie ihre Einschlüsse unzweifelhaft darthun, nichts anderes als verlassene Kohlen-Meiler aus längst vergangenen Zeiten; denn die in jüngster Zeit erst gefällten riesigen Tannen und Buchen, die auf den Gräbern wuchsen, lassen an ihren Stöcken 150 bis 200 Jahresringe zählen. Auf der Westseite unter diesen Gräbern bildet der 8ipcck ein sumpfiges, von üppigem Baumwuchs beschattetes Plateau, wo die Waldschnepfe im Sommer brütet. Die Repräsentanten des bunten Sandsteines haben bier oben einen von den Werfner^Gebilden am Knnmjec; abweichenden Charakter. Ein dunkelrother, kieselsandiger Letten deckt die Oberfläche; in den Hohlwegen und im „Tiefen Graben" (gio-boki Frndmy, wo sich die Vnl«!«, deren Quellen von "den Sümpfen jenes Plateaus genährt werden, ein tiefes Bett gegraben hat, stehen rothe, glimmerhältige Sandsteine von schiefrigcr Struktur an, die nur selten einen, in der Regel schlecht erhaltenen Muschel-Kern einschließen. Die Schichten von Werfen werden gegen Westen immer seichler und stoßen unter die Kalke beim I^pnväok. Auch hier ist das Erscheinen des Kalkes, wo cr am Saume die Werfner-Schichten abgränzt, von hohem gcoguostischen Interesse. Wieder sind es Dolomite, mit welchen der Reigen der Kalke anhebt, sie zeigen abcr gar absonderliche Struktur-Verhältnisse. Gleich jenseits des „Tiefen Grabens" verschwinden die Sandsteine, und man sch, bcr mächtigen Bänken eines undeutlich geschichteten, mehr massigen Gesteines, das an den Stellen, wo der Weg znr Viehtränke des Insassen I^ipuuseli führt, in Folge der Verwitterung ein höckeriges Aussehen gewinnt, sonst aber ganz einer Trümmer-Vreccie gleicht. Es sind nämlich dunkelgraue Brocken in einer lichter«, etwas gebräunten Grundmasse mosaikartig eingebacken. Diese dunklern Brocken sind quarzhältiger Kalk, welcher der Verwitterung länger widersteht als die dolomitische Grundmasse, die sich vom Regen leichter auswaschen laßt, wodurch sich die höckerige Oberfläche dieses ungefähr 130 Klafter lang anhaltenden Dolomit-Kalksteines recht leicht erklären läßt. Herr v. Morlot beschreibt ein ganz ähnliches dolomiti-schcs Vorkommen bei der Schilderung der geologischen Verhältnisse von Naibl *). Schon an der besagten Viehtränke ist von diesem Dolomit nichts mehr zu sehen. Nochmals zeigt sich hier ein schmaler Streifen der röthlichen Sandstein-Schiefer, aus welchem die Quelle rieselt, dann aber behaupten die Kalke das Terrain. Sie sind Anfangs, wie ihr zerklüftetes Wesen zeigt, noch immer dolomitisch; erst in einer halben Stunde Weges, abei.dseits gegen linkiluvc^ betritt man wieder die kompakten, mit weißen Kalkspath-Adcrn durchschnürten Gutten-steiner-Kalke. Der südliche, im Angesichte von Trojana von West nach Ost streichende Berg, der das vrekove» Thal von llolobrat scheidet, und lil'izunova Fora oder lieber genannt wird, hat in der Thalsohlc von Oenov<-n schwarze Thon-Schiefer, worin der verlassene Autimonium-Vau liegt, zur Basis. Unmittelbar über diesen Kohlen-Schiefern lagern, mit Auslassung der Werfncr-Schichten, dolomitische Kalke, welche dem Berge ein rissiges Aussehen geben und ihn schon von Weitem in die Augen fallen machen. Verschiedenes. Humboldt's Tagesordnunss. Humboldt steht gegen i halb neun Uhr des Morgens auf; beim Frühstück liest er die eingegangenen Briefe, welche er auch sogleich zu beantworten pflegt. Es gibt wohl keinen pünktlicheren Vriefschreiber als ihn, obgleich wenig Menschen eine so ausgebreitete Korrespon-^ denz nach allen Weltgegenden führen mögen. Hierauf zieht er sich mit Hilfe seines Kammerdieners an, um die angemeldeten Besuche zu empfangen, oder selber welche bis zwei Uhr Mittags abzustatten. Um drei Uhr geht cr zur königl. Tafel, woran er für gewöhnlich speist, wenn er sich nicht in irgend einer befreundeten Familie, meist bei Alerander Mendelssohn, selbst > zu Tische ladet. Erst um sieben Uhr Abends kehrt er in seine ! Wohnung zurück, wo er bis neun Uhr lesend oder arbeitend ! verweilt. Von Neuem eilt er an den Hof oder in die Gesellschaft, aus der er gegen halb zwölf Uhr des Nachts wiederkommt. Erst jetzt beginnt seine eigentliche und liebste Arbeitszeit; in der tiefsten, nächtigen Stille schreibt er an seinen ! «) Jahrbuch dcr f. l. geologischen Rlichsanstalt 1850. 1. Jahrg. unsterblichen Werken, oft bis der helle Tag im Sommer durch die Fenster scheint. Drei Uhr des Morgens ist es schon geworden, wenn dieser jugendliche Greis seinem fast neunzigjährigen Körper eine kurze Ruhe gönnt, um die nöthige Kraft zum neuen Tagewerke zu sammeln. Man glaubt in der That ein Mä'hrchen zu lesen, und doch ist diese Lebensweise Humboldt's ! buchstäblich wahr. So sehr herrscht der Geist über den Körper, daß er kaum der Erholung gewöhnlicher Sterblicher zu bedürfen scheint. Eine Corsoj'üyrt in Laiüach. Am Faschings-Dinstag fand die an diesem Tage übliche Corsofahrt Statt, ein Carncvalsfcst, das erst seit drei Iahrcn in unsern Mauern das Bürgerrecht erlangt hat. Die Fahrt bewegte sich durch eine Stunde hindurch im Umkreist der Stern-Allcc, später über die Franzcns-Vrückc über den Hauptplatz mid alten Markt. Die Zahl der daran Theil nehmenden Equipagen schwankte nach einer beiläufigen Schätzung zwischen ! 80 und 90, immerhin cine respektable Anzahl bei dem Umstände, daß die Mehrzahl dcr hiesigen Lohnkutschcr dabei gar nicht konkurrirte, wahrscheinlich im vernichtenden Bewußtsein, welch klägliche Rolle ihre antiquarischen Numpclkästcn, deren höllischer Lärm wahrend des Faschings gar manchen friedliebenden Schläfer aus den süßesten Morgcu-Träiimen ^ aufrüttelte, bei einem öffentlichen Auszüge spielen würden, Wo es gilt, ! den Anforderungen dcs guten Geschmacks und des Fortschrittes zu genügen. ! Das zahlreiche Publikum aus allen Ständen zu Wagen, zu Pferd und zu Fuß ! gefiel sich im Werfen und Veworfenwerdcn mit Confctti. Bei dieser lebhaften j Theilnahme am öffentlichen Vergnügen und bei dcr allgemein herrschen- ! den Heiterkeit nmßtc sclbst der hartnäckigste Skeptiker die Thatsache ein- ! gestehen, daß die Aeciimatisirmig dcr Corsofahrt, welche wohl nur unter dem italischen Himmel ihre volle Entfaltung und den wahren poetischen Hauch erhält, nunmehr auch bei uns, insoweit es dic klimatischen nnd ! sozialen Verhältnisse, endlich auch dcr minder geschmeidige Charakter einer transalpinen Bevölkerung gestatten, vollkommen gelungen sei. Dem uns unbekannten Mitbürger, der zuerst dic Idee anregte, einen solchen Aufzug in Laibach zu veranstalten, gebührt dic dankbare Anerkennung der Mit- und Nachwelt, nicht etwa bloß im Interesse dcr Zuckerbäcker, denen daraus ein erklecklicher Vortheil erwuchs, sondern auch aus andern Rücksichten, deren allseitige Beleuchtung unS zu wcit führen würde. Vor Allem ist das Aufblühen dieser CarneUals-Bclustiguiig cin erfreulicher Fortschritt, weil durch dieselbe dem seit einigen Dezennien völlig in Verfall gekommenen und nur mehr cin kümmerliches Leben fristenden Masken-Umzügen in den Vorstädten dcr Todesstoß versetzt wird. Selbst dic Straßen-Jugend, dic an den gemeinen Späßen einiger mit Besen bewaffneten Harlekine und Domino's ihr Hauptvcrgnügcn fand, ist ihnen ungetreu geworden, nnd findet bei einer Corsofahrt cincn viel lohncn-dern Tummelplatz, wo sie mit wahrer Todesverachtung den Hagel voir Süßigkeiten vor der Vernichtung durch die Pferdchufc und Wagenräder ! entreißt nnd sich damit dic Taschen füllet. Ein wcit höheres Vergnügen gewährt aber das Studium des beim Confctti - Werfen in Anwendung gebrachten Systems dcs Angriffes und der Vertheidigung, wobci, wie in den verflossenen Jahren, so auch heuer, das schöne Geschlecht wirklich glänzende Siege feierte. Wir bescheiden uns nur dieses Resultat anzuführen, können jedoch nicht umhin zu bemerken, daß wir auch hier von dcr Wahrheit dcs Spruches: „den Kühnen gehört dic Welt," die vollcste Ueberzeugung gewinnen. So sicher auch mancher Schönen dic Schutz-wchr dcS Schleiers crschicn, so war doch dcr gcwissc Sieg der Kühnen bcschiedcn, welche mit unvcrschlcicrten Blicken und ein Paar ausgiebigen Griffen in dic auf Wagensitze, aufgehäufte Munition selbst den cnragier« testen, Gegner aus dem Fcldc schlug. Nach bccndctcr Fahrt begingen wir nochmals das Schlachtfeld. Gin wahrer Manna-Regen von Corian- .^ doli, mitunter auch von Reiskörnern, lag über dasselbe aufgegossen; buntfarbige Envcloppcs, ihres süßen Inhalts ledig, brachten einige Abwechselung dcs Kolorits in die trübe Färbung dcs Straßen-KothS. Dic Masse der verschossenen Munition lieferte den sprechendsten Beweis, daß die größte Hitze dcs Kampfes sich längs dcr Fronte dcs Casino-Gcbäudcs entwickelt habe. Zum Abschicdsgruß warfen wir noch einen Blick anf dic Fenster des Casino - Saales in dankbarer Erinnerung an dic heitern Feste, welche Prinz Carneval daselbst während seines fröhlichen sicbcnwöchentlichcn Regiments gefeiert hatte. Noch vibrirtcn im Ohre dic clcktrisircndcn Walzer-Klänge, manche anmuthigc Gestalt flog wie im Traume vor unscrn Augen vorüber, und wir riefen dcm scheidenden Frcudcspcndcr mit bewegtem Vcmüthc ein herzliches Lebewohl nach. — 5t — Theater in Laib ach. l'. Dic Darstellung dcr Posse „Hutmachcr und Strumpfwirker" war im Allgemeinen befriedigend zu nennen. Schr liebenswürdig war Frl. Julius, die uus auch eine Probc ihrer Geistesgegenwart gab, indem sie durch' eine Verspätung eine ganze Szene hindurch zn improvisircn gezwungen war. Herrn Wittmann's Komik als „Dckel" war, wie immcr, recht wirksam und besonders sei» Couplct-Vortrag erntete vielen Beifall; nur rathen wir ihm, künftig das Sprechen zum Auditorium zu meiden. — Herr Julius (Zwikcl) ist auch im komischen Genre recht verwendbar, und besonders die Szenen in weiblicher Maske waren ganz gelungen zn ncnncn. Auch Herr Haj ck (Igclsisch), so wic Frau Julius (Ohrlöffcl) und Frl. Reiß (Kathi) wirkten ganz entsprechend. Samstag den 21., zum Vortheile dcs Frls.Iulius, „Dic Tcufcls-nmhle am Wicucrberge." 'Wir wollen übcr dic Wahl des Stückes, in Berücksichtigung dcs Faschings, schweigen, müssen abcr bemerken, daß dic Durchführung eine nicht schr lobcnswcrthc war. Donnerstag, zum Vcstcn dcr Lokalsängcrin Rosine Reiß, „Elmar's Mädchen von dcr Spule." Die Leistung dcr Vcncsiziantin als ,,Leni" war daS Beste, was wir bisher von ihr gcsehcn. Hcrr Wittmann und Julius (Florian und Körndl) rntwickcltcn viel Komik. Frl. Julius (Käthchen) war rccht bcfricdigcnd, nur rathen wir ihr, an manchen Stellen das Singen zn vcrmcidcn. Herrn Müll cr (Aoalbcrt) sagen derlei sentimentale Liebhaber-Rollen nicht zu, nnd Hcrr Gcißlcr hatte nicht dcn lciscstcn Anfiug eines Fabrikanten. Hcrr Brauuh o fcr (Ralf) crzellirte. Ein uergnügter Übend. In dcr Mädchen-Lehranstalt im Fnrsicnhosc allhicr fand am 2N. d. M. eine Musik-Prüfung, und zwar im Gesänge nnd Piano, und cin Kinder-Theater in deutscher und französischer Sprache Statt. Die musikalischen Produktionen der Zöglinge dicscs jüngsten, abcr kräftig anfblühcndcn Institutes unserer Stadt befriedigten die anwesenden, zahlreichen Zuhörer im hohen Grade, und dic Aufführung dcs französischen Stückes: »I,'m<:on8<.l>nto, c>u uno 1«(M, d'^lronomio,« bcwicS das Verständniß und dic Fertigkeit, welche dic Zöglinge in dcr Behandlung dcr französischen Sprachc erlangt habcn; dic Aufführung dcs dcutschcn Stückes: „Dcr Waisenknabe," abcr zeigte dic richtige Auffassung dcs-selbcu und dic ungczwungcnc Vewcgung dcr Mädchen sclbst vor cincm sD zahlreichen nnd gewühlten Zuhörer-Kreise, denn es habcn auch die Hochgcburuc Frau Gcmalin Scmcr Grzcllcuz dcs Hcrrn Statthalters, dann dcr Hcrr Präsident des l. k. Landesgerichtcs mit den rcspcktivcn Familien und andere Notabilitäten dcr Stadt diese Abcnduntcrhaltung mit ihrcr Gegenwart bcchrt. Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr 35 F. Bamberg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur: F. Bamberg.