Beilage zur Kaibacher Zeitung. «M Ä4. Siebenter Jahrgang. 4I April K863 /rühlingslied. ai?ei mir gegrüßt nuf Verg und Flur, Tu kindlich frohc Lcuzuatur, Du alinungsuoll bcgiuucudc, In LcbcuSflntcn rinnende, i'anbschlcicr lichtgrün spinnende — Sri nur gegrüßt cmf Berg und Flur, Tu kindlich frohe Lcnznatur! — Nic ist der Himmel tief und blau! Wie funkelt, glänzt und blitzt der Thau! Wic strömt bcr Leben spendende, Nachtwiiitcrfröstc endende, Fnichtbarc Wärme sendende, Wie strömt der liebe Sonnenschein Eo herrlich in die Welt hiuciu. Mein volles Her;, wie schlägst du laut! Wic fühlst du dich der Welt vertraut! Wic trägt der Hauch, der spielende, Abwechselnd wärmend kühlende, In jungen Grästrn wühlende — Wie trägt der Frühlingöhauch mciu ?ied Von West nach Ost, vou Nord nach Süd! O Lied, mein Lied! Schwing' dich empor Zum lichtbeglänztcu Lcrchcuchor, Und singe sanft nnd sinniglich, Und jnbilirend miuniglich, Und recht von Herzen inniglich - Von jenem lieben süßen Bild, Tas mcinc tiefste Brust erfüllt! Verlorene Liebe. Eine Geschichte von Eduard H ö f c r. (Schluß.) H'.ild5erg wußte l,icht, was cr von dem Wesen und den Nedcn des Alten denken sollte. Aber Alles vermehrte nur de:> Truck, der aus ihm lag. Er ahnte ein Vcrhäugniß von den ernstesten, traurigsten Folgen, und er hatte lreder Muth U2ch Kraft, es abzuwenden. Das Stärkste im Menschen ist 5aZ H.^, und es sind nur Wenige in der Welt, die es z;> ^idnickcn vermögen, wcnn cZ kraftvoll und gewaltig auf-sch!>"gt in einer Liebe. ^ '^ Er weilte in dem kleinen, jetzt so stillen Hause so wenig wie möglich; er wich Neginen aus, wo er konnte, ! und kürzte die zufälligen Begegnungen immer mehr ab. Sie hatte freilich auch genug zu thun; was zum Begräbniß der .ssleinen gehörte, ordnete und besorgte sie eifrig und stumm ! und hielt das Hauswesen mit allen kleinen nothwendigen ! Geschäften im ruhigen Gang, ohne von den jetzt häufiger erscheinenden Nachbarinnen irgend eine Hilfe anzunehmen. , An dem Maler schien sie still vorbeizugehen, aber er fühlte ^ es nnr zu wohl, daß sie dennoch zuweilen auf und ihm ^ nachsah und sich dann jäh abwandte. Und in den Abendstunden dieser traurigen Tage, wo er, alle Kraft zusammennehmend, bei der einsamen Frau im todtenstillen Iimmerchen i süß, um sie, so gut cr's vermochte, ;u unterhalten und ein > wenig von dem lastenden Kummer abzuziehen, da sah er's ! nnd spurte es, wie ihre Augen hin und wieder fragend, ^ oder traurig oder träumerisch auf ihm ruhten, bis sie dann ! langsam die Hand erhob und sie für einen Augenblick fest ^ darüberdeckte. Aeußerlich und für sich selbst war sie immer ! gleich, gefas-t, fast kalt und ohne Klage; sie lauschte sogar j wic sonst seinen Rcdcn, hatte Ciinrendungen und Fragen, j Und dennoch mußte sie wissen, wie es in ihm aussah, cr j fühlte ja selbst, wie fieberhaft er war und wie gepreßt. Cr ! hatte weder Nuh noch Nast, nicht in ihrer Nahe und auch i nicht fern von ihr. So war eö über ihn gekommen, so war es emporgeschossen, und dem sonst so ernsten, ja kalten , Manne hals nun kein Umherschweifen mehr, kein Ausweichen, > keine Zerstreuung. So volle, heiße Schläge ocs Herzens ! übertönen aUes Andere. j Und dennoch suchte er noch immer sich aufzuraffen — wohin sollte das führen? Sollte Ncgine dran zu Grunde ! gehn? Sollte er selbst die tiefe Wuudc mit sich tragen sein ^ Lebenlang? — In dumpfer Verzweiflung beschloß er endlich abzureisen — nützte das noch Etwas? War überhaupt noch Zeit dazu? — und begann langsam seine Sachen zusammen zu tragen und in den Koffer zu legen. ! Eic hatten das Kind erst am vierten Tage zu Grabe > gebracht; der Himmel war so trübe wie die Empfindungen der Theilnehmcuden. Vom Vegräbniß ging Huldberg trotz > des feinen Ncgens in's Feld und an die Dünen hinaus, denn daheim, beim Lcichenschmaufe, vermochte rr nicht zu weilen. Da au der Küste suchte cr einen geschützten Platz, j zog sein Taschenbuch hervor und zeichnete. Aber seine Ge- danken waren nicht dabei. Wie ist das Leben so gar ver« schieden sür den Menschen! — Er dachte der Jahre, die inhaltslos, bleischwer an ihm vorübergegangen, die Nichts in ihm berührt, Nichts getroffen hatten. Und ,nui die wenigen Wochen, die ihm ein neues, helles Leben brachten, neuen Muth, ncue Last, Alles in ihm bewegten, anspann-' tcn, nur um ihm jetzt auch schon wieder das Ende zu bringen und ihn zurückzustoßen in das alte, einförmige Grau. Er liebte die Negine mit seiner ganzen Lebenskraft — eö war, als ob dieselbe nur da:um seit Jahren geschlummert, um jetzt desto gewaltiger hervorzubrechen. Und das Eüde davon war die Trennung. D:mi er hatte Herz genug, um das arme Weib nicht nur für heut' zu lieben, sondern auch für' alle Folgezeit ihres und seines Daseins. So saß er, zeichnete und dachte; die Zeichnung ward nicht fertig, die Gedanken kamen nicht weiter als bis zur Abreise. Neiscn mußte und wollte er — aber wann? Das wußte cr nicht. Und als es darüber zu dämmern begann und Abend wurde, ging cr 'iu's Dorf zurück und in's Vade" ! haus. Dort saß er Stunde auf Stunde, ein einsilbiger Gesellschafter für den kleinen Kreis, der sich zum Abendtisch zusammengefunden hatte; und da er endlich ausbrach, sagte er dem Vadewirth, daß er ihm für den andern Morgen ein Voot zur Stadt bestellen möchte. ^ Daheim blieb er im Garten stehn und sah sich um; ^ das Dorf umher war todtcnstlll — denn es war spat, — ^ und am stillsten war es hier bei dcm kleinen Hause. Die ^ Laden waren geschlossen, von Licht zeigte sich keine Spur. ; Gott segne ihren Schlaf, dachte er; er gebe ihr Ruhe und ^ freundliche Träume! — Wenn ste noch schliefe bei mciucm Scheiden! — ^ So trat er leise ein, schloß die Hausthür, öffnete sein ^ Zimmer und fuhr, wie vom Schlage getroffen, zusammen;-, denn da an seinem Tisch vor der dunkel brennenden Lampe > saß Ncgine, die Arme aus die Platte gelegt und den «stopf 5 mit dem dunklen Tuche darauf, regungslos, alö schliefe sie ! tief oder sei todt. So unheimlich still war's im kleinen Naum. ^ Aber da richtete sie sich langsam und unhörbar auf ! und sah ihn an mit einem trockenen, starren Vlick, und dann sagte sie mit tonloser Stimme: „nehmt's nicht übel, Herr! ^ Aber das Kind ist uun fort, und die Menschen alle davon -. ! es wac so schrecklich still im Hause und ich so allein. Da ! bin ich hier herübergegaugen; Eure Sachen sind ja gepackt, ! und ich dachte, Ihr wäret auch schon davon und kämet nicht ! mehr wieder." — Er war näher getreten; der Klang der Stimme, der Inhalt der Worte traf ihn bis in's Herz und ! lockte Thränen in seine Augen. Er beugte sich zu ihr nieder ! und sagte vorwurfsvoll und traurig: „Negiue! -— Konntet ^ Ihr das von mir glauben?" — Und als wär' ihr Name, ! den er nie bisher genannt, das Wort gewesen, welches den ! finstern Zauber brach und ihr ganzes Wesen davon erlöste, ! so fuhr sie empor, jäh und heftig, und ließ die Arme um ^ seinen Hals fallen und den Kopf auf seine Schulter und ^ brach in ein leidenschaftliches, herzzerreißendes Weinen aus. ! ' Et war tief erschreckt und tief beglückt. Wo war die ! Starrheit bin und die Kälte, die Niche und der Ernst, ^ welche die Züge ihres Gesichts beherrscht und ihre Gestalt ^ durchdrungen, ihre Bewegungen, ibr ganzes Wesen, ihr ! ganzes Thun und Handeln erfüllt hatten? Wie mit eine«! ! Schlage war das Alles vorbei; wie uiit ciuem Schlage war ! die Tiefe ihres Innern aufgedeckt, und es war Nichts darin ^ als Leidenschaft, heißer Schmerz, tiefe Verzweiflung, wilde — Zärtlichkeit. „Als ich dachte, daß auch Ihr fort wäret, der in der schwersten Zeit meines Lebens bei mir gewesen, wo mein Herz leer ward und wieder voll", sprach sie aufgeregt und wischte heftig die letzte Thräne vom Auge, — „düs war ein schrecklich Denken. Meine Treue hab' ich umsonst hingegeben; meine Liebe liegt bei meiner Kleinen draußen in der Erde, uud was ich davou uuu noch habe, noch fühle, ist durch Euch da. Aber Il?r wäret fort, dacht' ich, und auch das war umsonst; ich mußte cs hinter Euch drein schicken, uud Ihr erfuhrt Nichts davon. So dacht' ich. Es ist eben Alles in meinem Leben umsonst. Das weiß ich wohl, auch wenn Ihr jetzt doch von mir gehört, daß ich Euch lieber gewounen, als die ganze Welt. Denn Ihr rcis't nun ab, und es ist aus. Darum mögt Ihr es immerhin wissen, denn es nützt nicht mir, nicht Euch. Es ist Alles vorüber." Wer einmal hi,nei»seh'n könnte in die Gi'üudc ni'.d Ursachen der Diugc, in dic Strömungen r:s Echick^lö u:',d des Lebens! — Am fühlen klare» Morgen sagte Huldberg :u ihr: „nun geh' ich nicht mehr fort. Man muß das Voot abstellen." — Aus dein traurigen Rausch, der ihren erschöpften Körper, ihre — erschöpfte Seele erfaßt, war sie längst wieder eiwacht und zu kaltem, klarem Bewußtsein gekommen. Sie sah ihn jetzt starr an. „Nicht fort?" fragte ste endlich. „Doch, Herr, Ihr müßt. Dic Zeit ist da." — „Ncgiuc", sprach er ernst, „Du irrst Dich. Wie sollte ich nun fortgehn, wo uns klar geworden, daß unser Leben Eins ist? — Ich bleibe uun, bis Alles in Ordnung, biö Du frei bist und mit mir gehen kannst. Deine Liebe ist m'cht verloren, sie ist sicher in meinem Herzen." — „Vorbei!" erwiederte sie mit schwermüthigem Lächeln; „vorbei, Herr!" Und wieder düster und starr schte sie hinzu: „wer kcincn Glauben mehr hat an jich selbst, -- wer nicht mehr denken mag an sich, was er. war und waö er ward, — dem hilft kein Lieben mehr." — „Rcginc!" rief er fast zornig, „bereust Du, was D^! mir gesagt, was Du mir geworden?" — Sie schüttelte leisä den Kopf. „Was hülfe die Reue?" entgegncte sie. M ist, wie es ist. Es sollte eben ganz aus sein. Ich bin nlir selbst Nichts mehr — was könnt' ich Euch noch sein? — Ihr müßt fort." , Und was er sagte und that, wie cr bat und zürnte, cs blieb umsonst. Sie ward immer fester, immcr ral-e». entschlossen. „Geht Ihr nicht, so gehe ich," sagte ue wiederholt. „Ich bin mir selbst Nichts mehr und kann Niemand wieder Gtn-as sein. Es ist auch genug — ich bin mit meinem Loos wohl zufrieden. Des Menschen Leben ist eine-Stunde, und wenn sie vorbei ist. bringt sie Nichts mehr zurück." So mußte er gehen, sie trieb ihn fort. Dovon ist Nichts mehr zu sagen. Als er dem Manne, der sein Gepäck trug, gefolgt war und sie noch schweigend an der Gartenpforte stehend ihm nachsah, trat der alte Peter händcreibcnd zu ihr: „Es ward Zeit," sagte cr. „Sei»e Narrheit mußte Euch bei andern Leuten Schadcu thun. Nün hübsch den Kopf in die Höh' und unverzagt! Es wird schon wieder gut werden." Durch ihr Gesicht zuckte ein sinst'reö Lächeln. „Laßt's gut sein, Peter," versetzte sie. Ihr meintet ja, mit dem da brächtet Ihr mir das Glück in's Haus. Und so war's auch. Ob schwer, ob leicht, ob lang, ob kurz — das Glück bleibt Glück. Was geht das andere Leute au? Das Glück ist unser eigcu, ob wir d'ran aufleben oder sterben." — Er sah sie scharf an: «Ihr seht mir nicht aus nach vielem Glück", meinte er. „Ich weisi nicht, was eö mit Euch ist, aber mir ist fast, als sollte ich die Stunde verfluchen, da ich ihn i zu Euch brachte." — Sie zuckte die Schultern. „Für wen? ! Für mich? Was schadet oder nützt mir Fluch oder Segen?" ! murmelte sie, indein sie langsam in's Haus ging. ! Zur Stadt »rar Huldberg uor ihrem Willen hinüber- ^ gegangen, aber weiter konnte cr nicht. Stets rechnete er ! auf eine Votschaft, eine Nachricht von ihr. Sie miißte sich ja besinnen, sie mußte ihn zurückrufen, sie hatte ihn ja lieb und Nichts außcr ihm in der Wclt. Aber es verging Tag auf Tag, ciue ganze Woche, ohne daß ihm Kunde geworden. Da hielt er's nicht länger aus und fuhr hinüber, «m noch einmal zu versuchen, was seine Bitten, seine Liebe, seine Leidenschaft vermöchten. Das kleine Haus war verschlossen, der Garten einsam, und Niemand in der Na'l^c, den er hätte fragen mögen. Er ^ ging zum Kirchhof: aber auf dem kleinen Grabe lagen nur die welken Kränze. Da wandte er sich den Dünen zu. ! Sollte sie zur ruhigen Abendstunde den alten Platz doch ! wieder aufgesucht haben? ! , Und er hatte slch nicht getäuscht. Da saß sie, wo er sie ! zuerst gefunden, und in derselben Stellung, wie damals; ! «ur der Kopf war ein wenig tiefer geneigt. Freudig eilte ! er näher, mit Zärtlichkeit nannte er ihren Namen. Aber Ne sah nicht empor, sie regte sich nicht. Schläft sie denn? ^ pachte cr und kniete leise neben ihr nieder, um iu das Gc- ' l'.cht zu seh',,, dgg ^. so s^. z^ht^ Doch wie lange — ! wie angstvoll er hinschaute, — ihr Auge schloß sich nicht ! auf und sah ihn nicht wieder an, und ihr Athem ging nicht ! mehr. Sie war todt. H„ldberg war ciue halbe Stunde zu ! spät gekommen. . ^ Was führt die Mensche zusammen? Wa5 nimmt sie ! wieder von einander? ! ,i ! Die Erfindung der Duchdruckcrkunst. Es ist allbekannt, daß dic Holländer die Ehre dcr Er» ! sindung der Vuchdruckerkuust für ihren Landömann Laurcns ! Ianszoon, genannt Koster, aus Haarlem, beanspruche!,, z Dieser „Lorcnz, Sohn des Johann," führt den Namen , Koster von seinem Amte, denn er soll Küster zu Haarlcm ! gewesen sein. Es ist aber den holländischen Gelehrten nicht gelungen, die ihn betreffende Sage, deren Ursprung nicht ! über die Mitte des scchszebuten Jahrhunderts hinausgeht, ! zu einer geschichtlichen Wahrheit zu stempeln. Albcrt Wild ! gibt in seinem reichhaltigen Buche über dic Niede, lande ! das Ergebniß feiner Forschungen über dieses Thema. ! Die Staatsbibliothek zu München bentzt sowohl den ältesten Druck von Gutenderg, die zweiunduierzia^cilige Vibcl iu lateinischer Sprache, als dcn ältesten dcr sogenannten Kostcr'schen Drucke, das „8^t)ulm>, timmmiw klUvulianiX" oder den „Heilöspicgel." Der gewichtige Foliant der lateinischen Bibel ist meisterhaft gedruckt, sauber, mil schnurgeraden Kolumnen; der S»tz ist korrekt, das Vapier von unvergleichlicher Güte und untadclhaft weiß, die Drucker-schwarze glänzend schwarz. DaZ Werk ist mit vollendeter Kunst gedruckt. Nur die allcrthüinlichcn, et^as plumpen und ungleichen Buchstaben erinnern dcn Beschauer ai» das hohe Alter des ehrwürdigen Vuchcs. Die Vervolltoimnnung in der Gicßkunst der Typen war Gntcnbcrg3 Nachfolgern ! vorbehalten; für cincn einzelnen Mann hat cr dcs Nnsicrb« ! lichen genug geleistet. Dcr Vibcl fehlt die Ai'gabe des Jahres, des DruckorteS und dcs Druckers, wahrscheinlich weil dic neue Kunst noch geheim gehalten werden sollte; ! man weiß jedoch, daß die Vibcl in der Zeit zwischen l4^l) ! und 1H«il> erschienen ist. Höchst merkwindig ist der Umstand, ! daß dieselbe „in Lagen von ^ fünf Vogen gebunden" ist, ! so nämlich, daß je fünf Vogcn in cinandergclcgl N"d. Dar-! aus folgt, daß je Nmf Vogcu zuzlcich gesetzt uno gedruckt ! worden sli:d; Gutenberg hatte also ;um niindcstcil mr fünf Foliobögcn Schrift. Heuc,: gibt cs viele Vruckercicn, die bei weitem nicht so reich sind. Gan; anders nimnt sich das Koster'sche Druckwerk aus. Ihn, fehlt durchweg daS Oe« präge des Vollendeten. M ist ein dünnes Büchlein in Quartformat ohne Titel, ohne Augadc des Druckers, des Jahres :c. und erschien zwischen l440 und 1470. Mit Ausnahme dcr zirei oder drei ersten Blätter befindet sich auf jeder der bedruckten Seiten cin ziemlich guter Holzschnitt von branner Farbe, dcr cin Drittel dcr ganzen Seite aucfüllt. Untcr diesca, Holzschnitte sieht cinc Zcile Tert, welch- gleichfalls in Holz geschnitten ist und dic Erklärung des erftcri, enthält. Säinunliche Bilder sind Darstellungen aus der biblischen Ge« schichte. Eine genaue Vctrachtung dieser Abbildungen führt zu der sichern Ueberzeugung, d.'.s: dic Holzdruckc mittelst des Ncibcrs in der Weise gedruckt norden sind, wie es beider, Spielkartc-isabrik^tion noch l)cuic geschieht, wa'l,'retld die übrigen zwei Drittel dcr Scne mit bclvczlichcü Mctalltypeu bedruckt sind. Dic Maüipulalion bcim Druck des Heil?- spicgelö isl also jedenfalls eine doppelte gewesen' erst wurden die eimelncü Blätter mit den Holzschnitten versehen, dann folgte der Druck des Tertes mit den beweglichen Metall- ! tvpen. Das verwendete Papier ist grob, die Druckerschwärze ! schön schwarz, aber die Kolumnen flehen zuweilen schief, ! häufig treten „Spieße" zu Tage, das Ganze macht den Eindruck des Unfertigen. Die Hauptsache aber ist: die Blatter sslid nlir auf ci»cr Se/te l'cdtlllft: oft slnd zwei B/ä'tter mit / ihrer weißen Fläche an einander gellebt. > Das Facit des Ganzen würde also etwa Folgendes sein. ! E/n .ssüsscl- zu H.iarscm, den d/e Sage „kosen,, Johannes ^ Sohn" nennt, hat wahrscheinlich in der ersten Hälfte des ! fi'iüfzchnten Jahrhunderts das damals schon einträgliche Ge- > n'cidc ci»cs Vuchdlllcfelö betrieben. Als denkender Kopf i ka,n er so weit, bald nach 1440 nicht nur Bücher von ge-riüger Blätterzahl in Holztafeln cinzuschneiden und mittels dc-5 Reibe» s zu vervielfältigen, sondern selbst hölzerne be« wcgliche Typen zu schneiden und dann metallene Typen zum ^ Druck z« verwenden. Die bis zum Jahre 1470 in Holland > erschienenen Druckdenkmalcr stammen von ihm oder seinen ,' Schule,» her. Allein die holländische Erfindung blieb für ! sich abgeschlossen, und während sie noch in Kinderschuhen wedelte, war die Idee des Vücherdrucks, welche damals ^ viele Geister gleichzeitig bewegte, von Glilcnl'ergs Genie zur ^ herzlichen Thatsache gemacht wolden, vor deren Erfolgen i die Welt erstaunte. Nun verbreitete sich die neue, bereits zur Klinst erhobene Erfindung rasch nach allen Ländern, und besonders Holland nahm die fertige Kunst mit Euthu» , siaömuS auf. Die selbststäudig einheimischen Keime der Buch- ^ druckerflüis: N'urocn im eigenen Lande nicht weiter beachtet; ! sie vcidc'.rten noch vor ihrer Entwicklung. ! Archäologisches. ^ Ei!i Korrespondent des,Journal dc Gencve," der soeben ! i„ Pom^czi »rar, gibt einen interessanten Bericht über die ^ neueste:-. Ausgrabungen daselbst. Er erzählt Folgendes: An i verschiedenen Stellen von Vompeji hat das Gemisch von Aschi u>ld Wasser eine solide Decke gebildet, welche die Ge- ^ geostälidc bedeckend deren Abdrücke bewahrte. In einem Hause, i welches man jüngst nach dem neuen Systeme vertikal aus- i gr»b< erschien, als man ein Stuck einer solchen Decke weg- ^ »lahm. eine Höhle, welche Knochen enthielt. Man goß sofort Gypv i,i diese vom Vesuv gebildete Form. Als der Gyps . fest geworden war, nahm man die Decke weg, worauf sich > den Augen ein Anblick darbot, so herzzerreißend, als die 5 Phantasie sich nur vorstellen kann. Man erblickte mehrere ^ deichen in der Stellung, in der bei ihnen der Tod cmgc« treten war- cinc altere Fran und ein jnngeS Mädchen, die ! eine zu Füßen der anderen liegend, diese gegen die Erde ! gewendet, das Haupt auf dem Arme, die Hände zusammen- ^ gebaltt. Nach 18 Jahrhunderten noch von den Todcszucklin- ! gen erzählend, welche ihrem Ende vorhergegangen, sind diese ^ Leichen gleichzeitig ein Oild des Todes und der Agonie. In den Abgüssel! und die Skelette enthalten. Hier und dort starren die Knochen durch den Gips. Wohl keine Statue auf der Welt macht einen Eindruck gleich dieser. Dazu das wissenschaftliche Interesse, das hier gewährt wird. Der Abdruck der Kleider ist sehr bestimmt; um die Beine stnd Vändcr gewunden von einer Art Trikotston, an welchem die Maschen noch gan; deutlich zu erkennen sind; feine Unterhosen, welche bei dem jungen Mädchen bis zi, den Knieen herabgehen. Außer diesen zwei Leichen fand man die Formen von noch einer Frau und einem Manne. Letzterer mißt 6 Fuß und trägt einen Schnurrbart. Er liegt auf dem Nucken» Seinen» Ant//ße sieht man die Schmerzen an, welche er gelitten, doch muß er mit Resignation den Tod erwartet haben. Die Formen der Frau sind von bewunderungswerther Schönheit. Dohren der Felsen mit Hilfe des Diaumnts Zum Schleifen des Diamants und anderer sehr harter Stciuarten wird jetzt allgemein eine dunkelbraune oder schwarz-gefärbte Varietät des Diamants aus der brasilianischen Provinz V.ibia angewendet, die „eben ihrer ungeheuern Härte noch den Vorzug besitzt, verhältnißmäßig billig zu sein. Ein interessanter Versuch des französischen Ingenieurs Leschot besteht darin, diesen schwarzen Diamant auch zum Vobren harter Felsarten anzuwenden. Sein Bohrinstrument besteht aus einer Mctallröhre, deren Kranz mit Bruchstücken von schwarzem Diamant besetzt >st. Iudcm man dieses Rohr auf den Stein aufsetzt und nuter ziemlich staikeill Druck ziemlich rasch umdreht, schneidet es eine ringförmige Furche in den Stein ein. Das bohle Rohr nimmt dabei einen Steinkern auf, den man später leicht abbrechen kann. Man bohrt auf diese Art in Granit in einer Stunde Löcher von 3 ^—^ Fuß Tiefe mit einem Durchmesser von nahezlt 2 Zoll, ;n deren Herstellung auf gewöhnlichem Wege zwei geübte Bergleute über 2 Tage zu thun hätten. Die Diamant-splittcr, nach der Operation mit der Loupc genau untersucht, zeigten keinerlei Abnutzung. Literatur. Viuc neue interessante Erscheinung unserer Literatur ist das Platt „Heinrichs Ingendzeitnng oder die H u m anit ä t," welches von dem als Schriftsteller Vortheil-haft bekannten k. k. Gymnastal-Professor Heinrich in Troppall vom l. Mai l. I. an ausgegeben werden wird und dessen halber Ertrag der Gründung eines Fondes gewidmet sein wird, aus welchem Gymnasial- nnd Ncalschul-Professoren, wenn sie länger als ein Jahr krank nnd mittellos sind, unterstützt uud Witwen derselben, wenn die Männer vor voll-strccktem Dezennium ihres Lehramtes sterben, pensionirt werden sollen. Das Vlatt wird die vorzüglichsten Wissenschaften uuser Zeit populär und interessant vortragen, auf Belebung des Unterrichtes und Bildung des Charakters hinwirken und zugleich Belletristisches bringen. Bereits nnd tüchtige Kräfte, wie z. Ä. Geibcl in München, Nieritz, Vumüllcr, Karl v. Hcldreich, Dr. Drdal u. A. für das Blatt gewonnen. Wir machen alle Freunde der Schnle und pädagogischen Fachmänner auf diese Zeitschrift aufmerksam und begrüßen freudig ein Unternehme!!, welches Tüchtiges zu liefern verspricht. Tv.:ck uud Verlag von Ign. v. Kleinmayv 35 F. Bambera in Laibach. - Ncranlwortli^r Ncdactcur I. v. McilMlayr.