Freytag den 15. April 1791. Inländische Nachrichten. 1l^)ien den ,1. April. Ein dieser Tagen auf dtr Wieden ausgebrochenis Feuer hatte schnell um sich gegriffen / weil man anfänglich mit den Spritzen nicht recht beykommen kontne. Des Erzherzogs Fran; K. Hoheit waren mit von den ersten auf dem Platze, und binnen einer Stunde wurde so weit geholfen, daß nichts als das Innere eines Gebäudes, nebst dem angehäuften Waiden verbrannte. — Gegen das neue Patent, wodurch allen Personen, die keine privilegirten Fabrikanten sind, und zu keiner ordentlichen Handlungsverbindung gehören, die Ausstellung der sogenannten trockenen Wechselbriefe eingestellt wird, ist von Seiten der Wienerischen Handelsschaft eine Vorstellung eingegeben worden, worin angeführt wird, daß, wenn nicht auch den Griechen, den 'handelnden Juden, Firmanten und nber-'Haupt alle.« handelnden Partheyen, ob fi< glnch zu feiner förmlichen Handelsgesell« schast gehören, diese Ausstellung mgestan-den wird, aller Handlungsvcrkchr und selbst der auswärtige Kredit nicht nur fthr darunter leiden, sondern fast völlig zu Grunde gehen würde. — Der Mann eines schönen Weibes , ein Beamter, starb dieser Tage unter heftigen Erbrechen , nach» dem er in dem Hause eines gewissen Barons ein Tasse Schokolade getrunken hatte. Da nun die Anzeigm eines beygebrachten Giftes sichtbar waren, so hat man sich des Barons, der bereits einm unglücklichen Bruder im Spitale hat, bevollmächtiget. Die Sache wird ftharf unter«, sucht. — Der durch seinen F^ustin un5 mehrere allgemein geschätzte Werkc bckann-le Herr Pezzl, Bibliothekar und Vorleser bey dem Fürsten v. Kaunitz ist mit emem jährlichen Gehalt von iocx> ss. bey d.n geheimen Ziffer - Kanztey angestellt lvor- den. — An« verflossenen Dimffag sinh auf dem hiesigen Kömer -Markt , zum Beweis der genauen Befolgung der Marktordnung , beträchtliche Getreidkontrabande öffentlich verkauft worden. Jedermann freute sich darüber, weil dieses einen Kornwucherer vom ersten Adel betraff. — Seine k. k. Maj. haben die Departements der Böhmisch - Qesterreichischen Hofl'anzley mit einer neuen Abtheilung zur ttibersicht, Sy-stcmatisirung und Sammlung der politischen Gesetze zu vermehren, und zum Referenten dieses Gegenstandes den Hofrach besagter Hofstelle, Joseph v. Sonncnfels, zu bestimmen geruhet. — Se. k. k. Maj. haben dem Herrn Anton Louis, in Rücksicht seiner eifrigen Dienstleistung beyder Erzherzoge K. K. HH. d?n Titel eines k. k. Raths, mit Nachsicht der Ta/en, zu verleihen geruhet. — Der Professor Plenk hat die Ehre gehabt, den eben erschienenen dritten Theil seines prachtig mit Farben ausgemalten Medizinalpflanzen - Werkes, Sr. k.k. Maj. zu überreichen, Höchstw-'lche dasselbe mit besonderem Wohlgefallen aufzunehmen, und den Herausgeber mit lc>O Dukaten zu beschenken geruhet haben. — Von Berlin isi hier ein Feldjäger als Kurrier angekommen, welcher nun so lange daselbst vcrweilt, bis die Antwort Sr. Majestät des Kaiscrs auf die Höchstdenftlben nachgeschickten Depeschen erfolgt. — Den 28. wurde mit Umänderung des hiesigen Prie-sierhauses, und dessen Zubereitung für die Bankalbuchhalterey und einige Kassen der Anfang gemacht. — Der Monarch hat das Präsidium der Studien und BücherzetCur Hofkommission bestättiget, und wegen der genauen Ausführung und Befolgung deS neuen Studienplans ein Handbillet voll der huldreichsten Ausdrücke an hen Frey-Herrn von Swieten erlassen. Rlagenfurt ben 10. dem das Regiment Neugebauer nach Frey-durg aufgebrochen, so ist das Regiment Wilhelm Schröder nach Innsbruck in Garnison einmarschirt. In der Nähe von Freyburg wird ein Lager für 3 Regimenter ausgesteckt. Es wird noch mehr Militär aus Luxemburg erwartet. Am 20. dieses sind die kaiserlichen Truppen in daS Bisthum Basel eingerücket» Criest den 1. April. Der am 29. eingesegelte französische Kapitän Franz Taffe, welcher mit seiner Polacke, die schöne Sklavin von Navarino in Morea käme, sagt aus, daß er unterwegs von dem venezianischen Kapitän Morretti, welcher von Smirna nach Triest bestimmt ist, vernommen habe, wie 6 Tage vor der Abreise des Moretti von Smirna aus ' Konstantinopel die Nachricht dahin gekommen wäre, daß der auf die Fortsetzung des Kriegs beharrende Sultan plötzlich gestorben sey. — Von Venedig schreibt am 26. dieses unser Gönner, daß nach einem kurzen Aufenthalt der k. k. dann königl. Sizilianischen Majestäten, der K. Erzherzogen, Höchsidero Gefolge und Begleitung die höchsten Reisenden am 24. in der frühe gegen is Uhr von Trebiso nach Marghera abreisten, woselbst die erlauchten Herrschaften beliebten , in dem Pallast des Graf Alcaini (Vaters des k. k. Obristen ben Wilhelm Schröder In« fanterie) ein Frühstück auf englisch mit Käß, Butter, Thee, Kasse und Austern zu nehmen; und reisten sohin nach Me-sire, wohin Höchstselbcn die Erzherzoali-che Statthalter von Mauland entgegen gekommen waren ; von hier aus setzten sich die kais. und königl. Herrschaften in die schön verzierte Gondel des Grafen von Brenner, und fuhr?« unter VegünsimunA bes Himmels an dem schönsten Tage^ unter Begleitung unzahliger Bissonen, Gondeln, Renschiffen, und anderen kleinerer und grösserer Schiffen / durch die 6 Meilen andaurende Lagunen, einen sonst sehr traurigen Weg, bis nach Venedig, woselbst der glanzende Zug um 18^ Uhr frühe anlangte. Als die höchsten Herrschaften in den grossen Kanal fuhren, begaben sich die königl. Sizil. Majest. mit dem Gwß-hcrzogen von Toskana in das königl. Gasthaus , der Erzherzog von Mayland zu den 3 Königen, der Kaiser mit den zwey Erzherzogen aber in Dero Absteigquartier zum weisscn Löwen, wo die gesarmmen höchsten Reisenden das Mittagmal einnahmen. Nachmittags geruhten sodann die Erlauchten Herrschaften, die Stadt in Augenschein zu nehmen; der König von Neapel sahe dem' Wettrennen , wovon täglich Probe gemacht wird, Zu. — Am 25. als an dem Mariaverkündigungsfest, lmd dem doppelten Iahrtag der im Jahre 1425 erfolgten Gründung von Vn!?-. dig, dann der Krönung des vor 2 Jahr neuerwahlt regierenden Doge, verfügte sich der Doge in stattlichem Pompe in die St. Markuskapelle, woselbst die erlauchten Reisenden dem Gottesdienst sowohl als übrigen Feyerlichkeit beywohnten. ^.emberg den 28. März. Vor einiger Zeit starb allhicr ein Magistrats-rath, welcher erst vor einigen Monaten als d?sscn Mitglied angenommen wurde, indem er zuvor bey dem neuen Steuersystem als Kommissar angestellt war, und nach Aufhebung desselben, gleich vielen anderen, seine Entlassung erhielt. Er hinterließ eine Wittwe mit 6' unmündigen Kindern ohne alles Vcrmögen, folglich ohne Mittel, sich selbst zu rathen zu helfen, besonders da der Verstorbene nach dem Normals auch nicht einmal ptnslMs.^ fähig war. Ein Menschenfreund, bey dem schon mchr Unglückliche Trost und Hilft fanden, hörte diesen Todesfall in seinem Hause bey einer musikalischen Akademie erzählen , erkundigte sich sogleich um die Umstände der ihm unbekannten Wittwe, und schickte auf der Stelle einen Beam« tm mit einigen Dukaten an sie ab, um der äußersten Noth der Familie zu steuern. Nach ein Paar Tagen ließ die Bedrängte dm Großmüthigen um seine Unterstützung bitten , damit wenigstens die Kinder eine Pension erhalten möchten. Dieser antwortete "Bey der beste« henden Normalvorfchrift möchte meine Em« pfehllmg, aller Vermuthung nach, fruchtlos seyn; indessen bedürfen die armen Mai« sen einer geschwinden und thätigen Hilfe. Mein Sohn gcnüßt ein jahrliches akademisches Stipendium von 2Oo Gulden, und ^ dieses will ich der Wttwe von nun an« fnr beständig überlassen; erst muß malt« sich aber an den Monarchen wenden, daß« Se. Maj. gnädigst geruhen mö^en, die« ordentliche Umschreibung auf bcn ältesten Z Sohn der armen Wittwe ^u genehmigen, z weil der verstorbene Vater bei dem Steu«« ergefchafte durch seine viele Reisen ins Ge-« birg wirklich ftine Gesundheit aufgeopfert« halse. „ Sogleich wurde hierüber eine« Schrift aufgefetzt, die man nun mit der» allerhöchsten Bestätigung zurück erwartet.,« Es ist billig, noch beyzusetzen, daß dies« der k. k. Hofrath von Kranzberg ist, de»« sich schon durch mehrere ähnliche Hand-V lungen als ein wahrer Menschenfreund« ausgezeichnet hat. V Brüssel den 23. März. Unterm« 22sten dieses erließ der bevollmächtiget« Minister, Graf von Mercy Argenteau,« ein Schreiben an die Gtande der Pro-H vin; HinneaM >.?bst folgendem Dekrete: " Der Dienst Sr. Majestät und das ^gemeine Beßte geben nicht zu, die Zu-sammenberufung eines für die Grafschaft Hennegau gesetzmäßig organifirten odristen Gerichtshofes langer aufzuschieben. Wir ha,ben bisher nur dafür zu sorgen verweilet , weil uns Schwierigkeiten und Hindernisse aufsteigen, welche die Milde dls Msets durch Aussöhnungsmittel heben wollte; da nun solche aber fruchtlos geblieben sind, so haben wir für und im Namen Sr. Majestät kraft Höchstdero obersten Gewalt beschlossen, den Rath Von Hennegau zu ergänzen und dam folgende Glieder und Beamte anzustellen, nämlich zum Presidenten den Graftn Franz Franeau von Gomequies, Kammerer, auch adelichen Staatsrath Sr. Majestät; zu geistlichen Rathen: Garin und Qbert de Quevy; Ul gelehrten Rathen: Delcourt, Papin, Sebille, Karl v. Marbair. Pa-rjdeus, Kornet, Abrasart, Godart, Du^ mont , R^ouy , Marouse, Henry; ;u Gerichtschreibern; Petit, Marbaix, Se» nault, du Reux. Weil nnter den vorgenannten Räthen und anderen Beamten ei« nig? sind, die während den Unruhen andere Eide abgelegt haben, so müssen sie Vor ihrer Amtsantrettun-l ihren neuen Eid in die Hände des Präsenten ablegen ic. " — Indessen sind in der Nacht Hom 19. auf den 2o. verschiedene Per. fönen aus Mons gefessült hier eing.bracht worden. Auch sehen wir seit einigm Tagen von jenen in gesanglich: Hast bringen » die während der Revoluzion Verbrechen begingen haben, w?sche nicht in der Amnestie kölmen begriffen se^n. Da- gegen Hot die Regierung zur Schidlos-haltung derjenigen, die zur Zeit der Unruhen an ihren Personen oder Gütern gelitten haben, ein Bureau eröffnet. Ausländische Nachrichten. Italien. Neapel den 19. März. Dek Berg Vesuv hat wieder zu speyen begomien, der Auswurf ist nicht mit jener Ungi-stüm begleitet, die sonst dü umliegenden Felder verwüstet, deswegen zur Abendszeit sich die Zuschauer häusig einsinden, und sogac viele Fremde aus Rom anhn kommen, um dieses Schauspiel anzusehen. Auch die Ausgrabung der dlNch einen Ausguß des Vesuvs mit Asche verschütteten Stadt Pompeja lockt viele Fremde, besonders Engländer Hieher. — Die Tanten Ludwigs XVl. sind glücklich zu Cham-bray in Savoyen angekommen. Der König v. Sardinien schickte Ihnen einen Deta* schement, seiner Garden nach Beauvoision entgegen. In Turm b?wohn?n sie das Haus, welches der Prinz 0. Conde inne hatre. Rom dcn 20. ^N«5. Bey Gelegenheit der Durchreise Ihro königl. Si;i-lianischen Majestäten durch unsere Hauptstadt sind bereits 4 Fürstinen zur Aufwartung ernennt worden, nämlich : die Großconstablerin Colonna, die Fürstin Vorghese, die jüngere Fürstin Barbari-ni, und die Fürstin Gabrielli. Laibach. Es heist: die drey Kai-serhöse haben ohne Dazwischenkunst der ssch zu Vermittlern aufwerfendetl Mächte den Frieden geschloffen. Wird -alle Dienst -und Freytaqe nachmittags um,4. Uhr auf dem Platze ^ro^ «83. m der von Kleinmaysrscheu Buchhandlung ausgegeben^