In dieser Nummer: Zum Missionssonntag Am Ziel Inkastraßen Mörder und Rosenkranz Menschen- fresser September/Oktober 1957 50. Jahrgang - Heft 5 Zeitschrift der Missionäre Söhne des Hist. Herzens Jesu r STE RN DER NEGER Zweimonatsschrift Sept ember/ Okt ober 1957 INHALT Erzbischof Sigismondi: Aufruf zum Weltmissionssonntag . P. Roland Stengel: Am Ziel ........................ P. Lorenz Unfried: Aus dem Arznei- und Kochbuch ... Die Straßen der Inka ............. P. Wilhelm Kühner: Volksmission in Driefontein .... Besuch auf zwei Missionsstationen .. Ein sonderbarer Prophet .......... P. Willi Kühner: Lobola — ja oder nein? ......... P. Karl rischer: Der Mörder und sein Rosenkranz .. Br. August Cagol: Menschenfresser ................ Der hl. Paulus, Euer Vorbild ..... Allen alles geworden ............. Bischof Josef Schröffer: Neues Klerikernoviziat in Mellatz ... Erziehertagung in Ellwangen 3. Umschlagseite Titelbild Kinder sind eine rechte Last, besonders wenn man sie den ganzen Tag auf dem Rücken mit sich herumträgt, aber eine süße Last — man sieht’s dieser Indianermutter aus dem Süden Perus an. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.---S. 15 — Lire 400 Einzahlung Deutschland : Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: ScheCkkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento 97 100 102 103 106 108 HO 111 113 115 117 118 119 Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund SChumm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobem Postverlagsort : Ellwangen (Jagst) V________________________________________7 Millionen warten Die Völker Afrikas und Asiens beugten sich dem harten Zugriff der westlichen Kolonialvölker, aber nur knirschend und mit geballter Faust. Mit erwachtem Selbstbewußtsein suchen sie heute den zivilisatorischen Vorsprung des weißen Menschen einzuholen, um ebenbürtig an seine Seite treten zu können. Praktisch bedeutet dies den Bruch mit dem Gewesenen, mit den bisherigen Lebensformen und Lebensgrundsätzen. Die Lanze hat dem Karabiner zu weichen, das Sing-Sing dem Kino, die Signaltrommel dem Radio und die Hacke dem Traktor. Ein europäisch gekleideter Negerarzt fällt vor keinem Fetisch mehr in den Staub. Seine Bildung und seine — Bügelfalte dulden es nicht. Die heidnischen Religionen sind weithin morsch geworden, und die jungen Völker Asiens und Afrikas halten Ausschau nach einem neuen Weltbild, genau genommen, nach dem besseren Weg zum Glück. „Priester, mein Herz ist wie eine Schaukel, einmal hoch, dann wieder tief, ohne festen Halt. Wo kann ich Halt finden?“ So drückte ein gebildeter Japaner es aus. Das Alte vergeht, und im Gefühl geistiger Leere warten Millionen bewußt oder unbewußt auf eine Antwort nach dem Woher, Wohin und Wozu. Der Westen hat den Auftrag zu antworten, denn ihm wurde die Frohbotschaft anvertraut. Das Samenkorn wartet. Das Erdreich ist aufgelockert. „Die Völker sind reif für die Ernte, und zwar für eine reiche Ernte!", erklärte schon Leo XIII. Heute sind die Erntefelder „größer als sie jemals gewesen sind”, sagte Bischof Fulton Sheen. Moderne Mittel und Wege stehen bereit für die Verbreitung der Frohbotschaft Christi: Presse, Rundfunk, Film, moderne Verkehrsmittel. Waren die Weichen je günstiger gestellt für die Heimführung der farbigen Völker in die Kirche Christi? Der geistige Aufbruch Asiens und Afrikas ist eine einzigartige Chance, zugleich aber auch eine gebieterische Forderung an uns. Missionsgebetsmeinungen September: Für die Studenten der Universitätskollegien Indiens. Oktober: Damit die Katholiken der ganzen Welt den Päpstlichen Missionswerken beitreten und sie tatkräftig unterstützen. Die Päpstlichen Missionswerke sind: Das Werk der Glaubensverbreitung (für die Erwachsenen), das Werk der Hl. Kindheit (für die Kinder), das Apostel-Petrus-Werk für den einheimischen Klerus und der Priester-Missionsbund. Es ist der Wille des Hl. Vaters, daß alle Gläubigen dem Werk der Glaubensverbreitung bzw. dem Werk der Hl. Kindheit angehören. Die Mitgliedsbeiträge sollen dafür sorgen, daß die 700 Missionsgebiete aus der Missionskasse der Kirche tatkräftig unterstützt werden können. Aufruf zum Weltmissionssonntag 1957 Von Erzbischof Sigismondi, Rom Jedes Jahr bietet uns der Missionssonntag eine willkommene Gelegenheit, Euere Hilfe für die Missionsarbeit der Kirche zu erbitten. Wenn wir Euch in diesem Jahre in ganz besonders dringlicher Weise an Euere Verantwortung für die Missionen erinnern, so drängt uns dazu die erst vor einigen Monaten erfolgte Veröffentlichung der Enzyklika „Fidei Donum" des Hl. Vaters, die über die augenblickliche Lage der katholischen Missionen handelt. An Hand dieses geschichtlich bedeutsamen Dokumentes möchte ich Euch kurz darlegen, was die Missionen für Euer christliches Leben bedeuten können und was sie anderseits von Euch verlangen. Die Missionen bieten Euch die Möglichkeit, Euerer christlichen Berufung zu entsprechen. Der Christ ist berufen, Zeugnis für das Evangelium zu geben und allen Völkern die frohe Botschaft von der unermeßlichen Liebe Gottes zu den Menschen, ohne Ansehung der Person, zu verkünden. In Erfüllung dieser Pflicht, auf Grund deren Ihr Euch Katholiken nennt, arbeiten die Missionare, verstreut über alle jene Länder, in denen die kirchliche Organisation noch nicht voll ausgebaut ist, gleichsam als Euere Stellvertreter. Sie sind es, durch die Ihr Euerer bei der Taufe übernommenen Missionsverpflichtung nachkommt. Die Missionen sind für Euer geistiges Leben ein ständiger Ansporn und eine große Bereicherung. Nichts regt mehr zu einer immer besseren Lebensführung und zu einem ständigen Fortschreiten im geistlichen Leben an als das gewissenhafte Befolgen des Befehles Christi, mit ihm an der Rettung der ganzen Menschheit zu arbeiten. Der Gedanke an die Mühen und Opfer, Leiden und Entbehrungen der Missionare läßt es nicht zu, daß verantwortungsbewußte Christen noch ein leichtes oder gar inhaltloses und müßiges Leben führen können. Man beachte auch insbesondere den großen Gewinn für die christliche Gemeinschaft als solche wie auch für jeden Einzelnen, der aus der Tatsache erwächst, daß jedes neu zur Kirche kommende Volk auch immer einen wertvollen Zuwachs an Brauchtum und an meist alter Kultur bedeutet, die von der Kirche, wo immer es möglich ist, anerkannt werden und gewahrt bleiben. So wird das reiche Erbe christlicher Kultur in harmonischer ftVeise um immer neue Züge bereichert. Die Missionen leisten schließlich einen ganz wertvollen Beitrag zur größeren Verständigung unter den Völkern. Die geheimnisvolle, lebendige Einheit der Kirche, die über allen Einzelinteressen, Ideologien und Rassen steht und idie alle guten Eigenheiten der Völker anerkennt und fördert, begründet die Einheit der Geister in der Wahrheit und in herzlicher Liebe. Gerade die Arbeit der Missionare verwirklicht in weiten Teilen der Welt diese Einheit unter den Menschen. Die immer fortschreitende moderne Technik und Wissenschaft setzt auch in den Missionsländern alle ihre Errungenschaften für die Industrialisierung des Lebens ein. Wenn es an christlichen Seelen fehlt, die im Geist der Gerechtigkeit und Liebe diese gewaltigen neuen Gebilde mit christlichem Geiste erfüllen, dann wird es bald zu einem grauenvollen Zusammenstoß zwischen den Kontinenten und Rassen kommen. Um nun ihre segensreiche missionarische Tätigkeit fortsetzen zu können, erwartet die Kirche von allen Gläubigen wohlwollendes Verständnis, Gebet und Opfer und eine tatkräftige materielle Hilfe. Wohlwollendes Verständnis Nicht wenige Chriten haben nur eine unklare und oftmals verzerrte Vorstellung von den Missionen. Um eine Sache lieben zu können, muß man sie kennen. Ich ermahne Euch mit Nachdruck;, die Missionszeitschriften zu halten und zu lesen; Missionsausstellungen, die in allen Ländern von Zeit zu Zeit veranstaltet werden, zu besuchen; den Päpstlichen Missionswerken beizutreten, deren vornehmste Aufgabe es ist, den heutigen Christen die Anliegen der Missionen nahezubringen. Bekundet bei jeder möglichen Gelegenheit Euer Missionsinteresse. Sprecht oft davon in Eueren Kreisen und fördert vor allem die Missionsberufe unter Eueren Söhnen und Töchtern und ganz allgemein unter der Jugend. Nehmt gern die Eingeborenen aus den Missionsländern auf, die zum Studium oder aus andern Gründen in Euer Land kommen. Viele von ihnen sind in die Kirche eingetreten oder in ihr verblieben, weil sie unter den Christen das lebendige Zeugnis echter christlicher Liebe erfahren haben. Ein Leben des Gebetes und des Opfers Wie der Hl. Vater in der oben genannten Enzyklika sagt, hat der ungläubige Materialismus auch in den Missionsländern den Geist der Zwietracht ausgesät, die Leidenschaften aufgehetzt, Völker und Rassen gegen einander aufgerufen. Er sucht mit allen Mitteln, die Im Juni dieses Jahres wurde im neuen Negerstaat Ghana, Westafrika, der erste einheimische Bischof geweiht. Exzellenz Johannes Kodwo Amissah ist seit acht Jahren Priester. Er erwarb in Rom den Doktorgrad im Kirchenrecht und ist nun Weihbischof von Cape Coast. Das Bild zeigt ihn mit seinen Eltern. Geister zu verführen und sie durch blendende Trugbilder einer besseren Zukunft aufzureizen. Alle diese großen Hindernisse, die sich in den Missionsländern der Ausbreitung des Reiches Gottes in den Weg stellen, können nur durch Gebet und Opfer weggeräumt werden. Die Stunde der Auseinandersetzung ist nahe; eifriges Gebet und selbstloses Opfer sind erforderlich, um die Wogen der Verwüstung aufzuhalten. Tatkräftige materielle Hilfe Die zur Verfügung stehenden materiellen Mittel stehen, wie der Hl. Vater weiter sagt, in gar keinem Verhältnis zur Größe der Aufgaben. Gerade in den nächsten Jahren wird sich in vielen Mis-sionsländem das Bild der Zukunft entscheiden. Wenn die katholischen Missionen aus Mangel an Mitteln ihre Aufgaben nicht erfüllen können, so besteht die große Gefahr, daß andere Bekenntnisse auf den Plan treten, und wer kann sagen, wie lange es dauern wird, bis das Verlorene später zurückgewonnen ist. Es ist deshalb notwendig, daß sich die Katholiken der Dringlichkeit der Missionsaufgabe bewußt werden und sich nicht mit einem einmaligen kleinen Missionsalmosen begnügen. Die Kraft und Lebendigkeit des katholischen Lebens einer Nation wird vor allem auch an den Opfern, die für die Sache der Mission gebracht werden, gemessen. Das gilt auch für die Familien und die Einzelpersonen. Wenn der Missionssonntag in diesem Rahmen gesehen und gehalten wird, wird er nicht so leicht aus Euerer Erinnerung schwinden, sondern sein Sinn und seine Bedeutung werden Euch immer vor Augen stehen. Gott will sich Euer bedienen, um sein Reich auch in den ungefähr 700 kirchlichen Missionsgebieten, die der Hl. Kongregation „De Propaganda Fide" unterstehen, auszubreiten. Möge das Antlitz der aus so mannigfaltigen Gründen mißgestalteten Welt durch Euere tatkräftige Hilfe im christlichen Geiste erneuert und gewandelt werden. Pietro Sigismondi Sekretär der Hl. Kongregation „De Propaganda Fide" Präsident der Päpstlichen Missionswerke Eine besondere Art der Missionsunterstützung ist die sogenannte TAUFSPENDE Früher sprach man vom Loskaufen eines Heidenkindes. In China herrschte einst die unmenschliche Sitte, Kinder, die nicht willkommen waren, auszusetzen und damit jämmerlich umkommen zu lassen. Um diese Kinder zu retten, bemühten sich die Missionare, sie ihren Eltern abzukaufen, und gewannen sie zugleich für den christlichen Glauben. Die Taufspende (21 DM) ist ein hochwillkommener Beitrag zum Unterricht und zur Erziehung der Kinderwelt in den Missionsländem. Der Spender darf einen Namen wünschen, der dann einem Täufling gegeben wird. Taufspenden nehmen alle unsere Missionshäuser entgegen. Am Ziel Von P. Roland Stengel Nun ist es geschafftl Am 8. Juli bin idi hier in Huanuco angekommen. Von Lima aus hat mich Br. Kuno Stößer begleitet. Für ihn war es die erste Fahrt in den Urlaub, die dadurch möglich wurde, daß ihn Br. Hugo Kapraun, der mit mir übers Meer gekommen war, in Mirones vertritt. Für midi war's das letzte Stüde einer langen Reise, die nun nach vielen Wochen zu Ende ging. Dieses letzte Stüde hierher war nochmals eine hochinteressante Fahrt. Mußten wir dođi Gebirgspässe von 4800 Metern und mehr überqueren. Da kommen die schönen Alpenstraßen Südtirols nicht mehr mit. Um möglichst schnell ans Ziel zu kommen, nahmen wir gemeinsam mit drei anderen Reisenden ein Taxi; es war ein eleganter Fordwagen. Morgens um 3.45 Uhr stand das Auto vor der Tür, um uns abzuholen. Die Straßen Limas waren um diese Zeit wie aus-gestorben, aber noch hell erleuchtet wie am Abend. Wir verließen die Stadt und fuhren mit 70 Kilometern pro Stunde hinaus in die Nacht. Bald begann der Weg zu steigen. Aber wir merkten bei dem Tempo kaum etwas davon. Nach zwei Stunden Fahrt hatten wir San Mateo erreicht und befanden uns schon in einer Höhe von 3200 Metern. Draußen begann es Tag zu werden. Erst beim öffnen der Fenster gewahrten wir den eisigen Wind, der um den Wagen pfiff. Bis hierher hatten wir geteerte Straße, aber nun begann ein fürchterlicher Weg, den in Deutschland wohl niemand mit einem so vornehmen Wagen befahren würde. Und doch spielt sich auf ihm ein gewaltiger Verkehr ab. Nicht nur Personenwagen, sondern auch Omnibusse und schwerbeladene Lastautos drängen sich aneinander vorbei und beglücken uns mit dichten Staubwolken, die einem die Sicht nehmen. Ohne Rücksicht auf uns Fahrgäste geht es in hohem Tempo über Stock und Stein, von einer Kurve in die andere, bis wir gegen 8 Uhr auf dem Ticlio-Paß anlangen. Rechts und links ragen gewaltige Bergmassive zum Himmel empor, die ebenso jäh in enge Täler und Schluchten abstürzen. Welch einen Anblick bieten die von der Morgensonne angestrahlten, schneebedeckten Gipfel, deren blendendes Weiß sich scharf vom tiefen Blau des Himmels abhebt. Stellenweise hängen große Eiszapfen von den Felswänden. Der Bergsee am Ticlio ist vollständig zugefroren. Vor dieser Höhe hat man uns in Lima Angst machen wollen, als ob wir hier unser letztes Stündlen zu erwarten hätten. Wir fühlten uns aber pudelwohl und merkten nichts von der Höhenkrankheit. Von Kopfweh und Herzklopfen war nichts zu spüren. Nur als wir ausstiegen, machte sich die dünne Luft bemerkbar. Um 9.30 Uhr kommen wir in Baccho an; auch hier herrscht eisige Kälte. Hier machen wir endlich einmal etwas länger Rast. Mit vor Kälte zitternder Hand nehmen wir in einem Gasthaus heißen Kaffee zu uns und stellen staunend fest, daß wir hier auch Eis kaufen könnten. Zwar ist die Strahlungskraft der Sonne in dieser Höhe ganz besonders intensiv, aber wohlgefühlt haben wir uns hier nicht. Weiter geht die Fahrt; zunächst auf geteerter Straße bis Oroya in nur noch 3200 Metern Höhe, dann wieder stun- Es gibt 27 000 Missionspriester. Hunderttausende wären nötig. Woher dieser verhängnisvolle Mangel? Wenn Gott heute auf den Missionsfeldern eine brennende Aufgabe stellt, wird er dann die Berufe versagen, die nötig sind, sie auszuführen? Ein einfacher, seeleneifriger spanischer Priester führte in den 50 Jahren seines priesterlichen Wirkens über 100 Jungen zum Priestertum und gegen 600 Mädchen zum Schwesternberuf. Bahnlinie und Straße winden sich zum T i c 1 i o - Paß empor und verbinden West und Ost. Kalte Winde lassen den See auf der Paßhöhe zu Eis erstarren denlang auf staubigen und steinigen Wegen über die weite Hochebene hinweg, die sich bis Cerro de Paseo hinzieht. Auf dieser Hochebene ist weiter nichts zu sehen als dürftiges, ausgedörrtes Steppengras; in großen Abständen hausen vereinzelte Indianerfamilien in armseligen Hütten. Punkt 12 Uhr kommen wir in Cerro an, das wieder 4400 Meter hoch liegt. Aber das anstrengendste Stück der Fahrt liegt noch vor uns: die mehr als 100 Kilometer lange Strecke talabwärts bis Huanuco. Doch weckt die immer reicher werdende Vegetation neue Kräfte und läßt uns Müdigkeit und Strapazen vergessen. Wir sehen jetzt wieder grüne Kakteen sowie Bananen- und Eukalyptusbäume, die immer dichter stehen. Zwischen ihnen sucht sich der rauschende Fluß seinen Weg. Das Huanucotal ist überreich an Naturschönheiten, und ein Botaniker hätte seine helle Freude an der Fülle nie gesehener Pflanzen. Wir sind froh gestimmt, denn nun nähern wir uns unserem Reiseziel Huanuco. Wer die 420 Kilometer von Lima nach Huanuco mit Bahn und Omnibus zurücklegt, hat es bis Cerro sicher besser als wir im Auto. Er kann im Zug auf und ab gehen und hat mehr Zeit, sich auf die ungewohnte Höhe umzustellen. Aber die letzten 100 Kilometer muß er in einem alten, primitiven Omnibus absitzen, in dem es schon manchem unserer Mitbrüder schlecht geworden ist. Und er kommt erst um elf oder zwölf Uhr in der Nacht an, ohne etwas von der herrlichen Gegend gesehen zu haben. Wir hingegen waren froh, daß wir schon um 15.45 Uhr in Huanuco eintrafen, nach genau zwölf-stündiger Fahrt. Hier konnten wir uns gleich mit Bananen und anderen Südfrüchten, die hier reichlich gedeihen, erfrischen. Nun waren wir am Ziel, im Kreis unserer Mitbrüder. Große Worte über das Erlebte konnten wir uns sparen. Denn sie alle kennen den Weg hierher aus eigenem Erleben. Als sie dann von ihren langjährigen Erfahrungen und interessanten Erlebnissen berichteten, merkte ich, daß mir noch viel des Schweren, aber auch Schönen bevorstand. Aus dem Arznei- und Kochbuch meiner Indianer Von P. Lorenz Unfri'ed, Llata Indianische Heilkuren All die unzähligen Krankheiten, die je nadi der Jahreszeit krassieren, teilt der Indianer in zwei Hauptklassen ein: „tarisca" und „mal viento“. Für diese beiden Übel hat er dann auch zwei unfehlbare Mittel. Tarisca: Darunter werden alle häufig vorkommenden Krankheiten zusammengefaßt wie Grippe, Kopf-, Hals-, Zahn-, Ohrenschmerzen, allgemeines Unwohlsein usw. Um vom tarisca zu genesen, ist folgendes Mittel gut: Man knete mit den Händen die Blätter einer bestimmten Pflanze, Uyu-patschachsa genannt (eine Art Stechpalme), erwärmt diesen Brei in der Achselhöhle, gibt gekautes Salz dazu und einen Schuß Weihwasser und reichlich hochprozentigen Schnaps. Mit diesem Elixier reibt man dann den ganzen Körper des Kranken ab. Mal viento (schlechter oder böser Wind): Dieser mal viento greift den Kopf oder den Magen an und verursacht heftige Schmerzen. Seine Kurierung ist etwas schwieriger und zeitraubender, da es oft Wochen, Monate oder auch Jahre braucht. Hier die Bestandteile: Man nehme 5 Stückchen Spinnwebe, 5 Scheiben von weißem, rotem, schwarzem und gelbem Mais, 5 linke Hörner vom Ziegenbock, 5 von schwarzen Schafböcken, 5 von Rehböcken, 5 Kronen von Sonnenblumen, Vogelnester von 5 verschiedenen Vögeln, 5 Federn von einem Vogel, den der Habicht geschlagen hat, 5 Blätter, die der Wind dahergeweht hat, 5 Stückchen von verfaulten Grabkreuzen, 4 Handvoll Stroh vom Dach eines alten Hauses usw. Damit nun die Kurierung voll wirksam sei, muß man sich eine einsame Wegkreuzung suchen, wo der Wind tüchtig weht. Dort angekommen, muß zuerst ein Pfund Koka gekaut werden, um das Übel leichter besiegen zu können. Dann wird ein Feuer angefacht und die mitgebrachten fünferlei Sachen angebrannt; während die Hörner anbren- P. Lorenz U n f r i e d aus Ornbau, Diözese Eichstätt, der seit 1951 in Peru wirkt und seit 1952 den sehr ausgedehnten Seelsorgsbezirk Llata betreut. nen, mache man 5 Sprünge über den völlig entkleideten Kranken. Darauf werden in eine Schüssel mit Weihwasser die angebrannten schwelenden Hörner gelegt, das sich so etwas erwärmt. Davon hat der Kranke zu trinken und mit dem Rest wird er dann gebadet, in ein Tuch gewickelt und so nach Hause gebracht ohne zurückzuschauen, weil sonst die Krankheit folgen könnte. Auch in Zukunft darf man ja nicht an diesem Ort vorbeikommen, weil dort die vertriebene Krankheit umgeht und sich ein anderes Opfer sucht. So, lieber Freund, da hast du zwei gute und erprobte Rezepte; ich habe mich genau erkundigt und mir keinen Bären aufbinden lassen. Die Anwendung ist etwas schwieriger als eine Penicillinspritze, aber es soll sogar helfen dieses Mittel — falls der Kranke die Prozedur übersteht. Mache bitte die Probe und gib mir Nachricht. Indianische Leckerbissen Glaube ja nicht, lieber Sternleser, daß der Indianer nicht auch ein Freund von guten Sachen ist. Wenn unter Euch geplagte Hausfrauen sind, die nicht wissen, womit sie den anspruchsvollen Magen ihres Herrn Gemahls täglich befriedigen sollen, so will ich ihnen einige leckere, echt indianische Gerichte verraten. Tocosh (verfaulte Kartoffeln): Ausgesuchte und große Kartoffeln werden in eine unter Wasser stehende und mit Stroh ausgelegte zwei Meter tiefe Grube gelegt und mit großen Steinen beschwert. Das ganze läßt man wenigstens ein halbes Jahr so ruhen. Durch das Gewicht und das Wasser beginnen die Kartoffeln zu fermentieren, und bald verbreitet sich der bekannte Geruch einer vollen Jauchegrube. Schließlich nimmt man die Kartoffeln heraus, die sich auf einen Bruchteil ihres vorherigen Umfanges verkleinert haben, aber beileibe nicht verfault sind. Riechen zwar jetzt bestialisch, aber den Geruch ißt man ja nicht. Gebraten, gekocht oder in Suppe zu servieren. Tschuya: Kleine Kartoffeln werden wechselweise für mehrere Tage und Nächte dem Frost und der Sonne ausgesetzt, dadurch werden sie geleeartig, aber auch schwarz. Gut als Suppeneinlage. Tschitscha de gallina: Angekeimten Mais, Hühnerfleisch und Kuhfüße kocht man in Wasser ab, gibt zum Ganzen, noch warm, Schnaps und gräbt es so in einem irdenen Topf in die Erde. Nach 14 Tagen hat man ein dickflüssiges, säuerlich riechendes Getränk. Einige Gläser davon genügen für ein gutes Räuschlein. Patschamanca: Eine weniger anrüchige Angelegenheit. In einer Grube erhitzt man nichtkalkhaltige Steine im Feuer. Auf die glühenden Steine legt man mit Salz, Knoblauch, Paprika etc. eingeriebenes Schweine- und Hammelfleisch, darüber Kartoffeln; deckt das Ganze mit Stroh und schließlich mit Erde oder besser mit Rasenstücken ab und läßt es bis zu zwei Stunden schmoren. Danach gräbt man das Fleisch aus, und man hat den besten und saftigsten Braten. Zur Nachahmung empfohlen! Guy (gebratenes Meerschweinchen) : Das enthäutete Tierchen wird in der Pfanne im schwimmenden Fett gebraten, bis es schön braun und knusperig wird. Ist dem zartesten Täubchen vorzuziehen. Guten Appetit. Mir schmeckt es. Die Straßen der Inka Als Columbus 1492 westwärts segelte, ahnte im Abendland niemand, daß man 30 Jahre später an die Tore eines Reiches klopfen würde, das in seiner Größe, seiner Organisation und seiner hohen Kunst nur wenig hinter dem alten Römerreich zurückstand. Pizarro machte mit seinen goldgierigen Horden diesem Reich im Jahre 1532 ein so vollständiges Ende, daß es schwer ist, die Einzelheiten dieses Inkareiches, das sich in einer Länge von 5000 Kilometern über den Westen Südamerikas erstreckte, zu rekonstruieren. Leider besaß dieses Volk keine Schrift, die uns von seiner Vergangenheit künden könnte. Und dennoch liegen in seinen Bergen, Urwäldern und Wüsten Schriftzeichen von solcher Großartigkeit, daß man von Bewunderung ergriffen wird. Alt-Peru ist das Land der steinernen Tempel und Burgen, der Königshöfe und Pyramiden, der Ruinen und Gräberfelder, der Ackerbauterrassen und einer hochentwickelten Keramik, nicht zuletzt auch ein Land mit bewundernswertem Straßennetz. In den heutigen Ländern Ecuador, Peru, Bolivien bis weit nach Chile hinein trifft man auf Reste großer Fernstraßen, die alle eine allgemeine Ähnlichkeit haben: Sie ziehen, wo es nur irgend möglich ist, schnurgerade viele Kilometer weit in die Ferne, wie Bahnen mächtiger Geschosse, die die Erde streiften, durch Einöden, Wüsten, Sümpfe und Seen und über Berge. Sechs bis neun Meter breit, sind es Straßen, wie sie Europa seit der Römerzeit bis in die Gegenwart nicht gekannt hat. Im Innern des Landes lief die „Königliche Straße des Gebirges“, parallel dazu die „Königliche Straße der Küste". Zahlreiche Querstraßen verbanden die beiden Hauptstraßen und bildeten mit ihnen ein Netz von mindestens 10 000 Kilometer Länge. In Abständen von 20 bis 30 Kilometer befanden sich Rasthäuser für die Reisenden; außerdem in größeren Abständen Magazine für die marschierenden Truppen, in denen sie ihre Ausrüstung und Verpflegung jederzeit ergänzen konnten. Links und rechts waren diese Straßen von Mauern eingefaßt. Dieses Straßennetz diente vor allem der Verwaltung und Verteidigung des Riesenreiches. Außerdem ermöglichte es einen raschen und zuverlässigen Nachrichtendienst, für den sich in den Postenhäusern Stafettenläufer in steter Bereitschaft hielten. Diese Postenhäuser säumten im Abstand von zwei bis drei Kilometern die Straßen. So wurde nach vorsichtiger Berechnung eines spanischen Chronisten der Erobererzeit die Strecke von Quito im Norden nach Cusco, der Hauptstadt des Reiches, von Nachrichtenläufern in 20, nach einem anderen Gewährsmann gar in zwölf Tagen durchmessen. Für besonders schnelle Nachrichtenübermittlung gab es außerdem einen eigenen Signaldienst mit Rauchzeichen bei Tag und Feuerzeichen bei Nacht. Die Signalstationen lagen auf weithin sichtbaren Punkten, und die Stationswachen hielten sich stets für Aufnahme und Weitergabe bereit. So berichtet ein Chronist, daß Nachrichten über eine Strecke von 2500 bis 3000 Kilometern in zwei, höchstens drei Stunden durchgegeben wurden. Die großen Fernstraßen dieses Netzes wurden im 15. Jahrhundert angelegt. Wenn der Herrscher bestimmt hatte, daß eine dieser Straßen gebaut werden sollte, reisten die aufsichtführenden Beamten durch die Provinzen und bestimmten den genauen Verlauf. Die jeweilige Provinz hatte dann mit ihren Mitteln und ihren Arbeitern das durch sie führende Stück zu bauen, so daß in kurzer Zeit die ganze Straße fertig sein konnte. Welche Ordnung und Disziplin muß in einem solchen Reich geherrscht haben! Ein Mann des 16. Jahrhunderts urteilte, Kaiser Karl V. mit all seiner Herrlichkeit wäre nicht imstande, ein solches Werk zu schaffen. Nur das straff organisierte Inkareich konnte dieses einmalige Werk vollbringen. Aber dieses Reich konnte auch nur bestehen infolge dieses Straßennetzes. Denn es waren Straßen des Heeres und der Verwaltung und verbanden die entlegensten Provinzen fest mit der Hauptstadt Cusco. Die Indianer Perus haben ihre große Vergangenheit noch nicht vergessen und feiern sie in prächtigen Festen. Links: Eine Sonnen-iungfrau hat sich zum Tanz geschmückt. Rechts: Der Inka-Kaiser betet für sein Volk. Atahualpa, der letzte Kaiser, wurde vom Spanier Pizarro schmählich ermordet. Später traf diesen das gleiche Schicksal. Noch heute wird die Kirche in Lima, in der er begraben liegt, /on den Indianern gemieden.. Straßen — wir denken an rollende Räder. Und doch hat bis zur Ankunft der Spanier nie ein Rad diese Straßen berührt. So erstaunlich es klingt, das Rad war im alten Peru ebenso wie die Schrift unbekannt. Aber jetzt brausen über manche noch erhaltene Teilstrecke Lastwagen und Kettenfahrzeuge dahin. * Kein Zweifel: Viele Menschen haben ihren eigentlichen Beruf verfehlt. Haben nicht gehört, als Gott sie rief. Sie stehen am falschen Platz. Da ist einer in der Heimat ein ehrsamer Maurermeister und ahnt nicht, daß er von Gott ausersehen war, in Afrika Missionskirchen zu bauen. Da sitzt einer als Gelehrter hinter seinen Büchern und sollte doch den Indianern Amerikas den Glauben verkünden. Und auch der Platz so mancher rechtschaffenen Hausfrau und Mutter wäre irgendwo in einem Missionsland. Inneres des Missionskirchleins von Driefontein bei Witbank. Jeden Sonntag füllt es sich zweimal mit schwarzen Katholiken. Wird es im Besitz der Mission bleiben? Die Stadt will den gesamten Missionsgrund enteignen. Bischof Reiferer kämpft mit zwei tüchtigen Rechtsanwälten gegen diese Bestrebungen. Volksitiission in Driefontein Vom 16. bis 23. Juni waren der schwarzen Gemeinde von Driefontein die Gnadentage einer Volksmission beschieden. Es war ein glücklicher Gedanke des Pfarrers P. Walter Klemm, dafür den schwarzen Bischof Dlamini zu gewinnen. Natürlich konnten die Gläubigen wegen ihrer Arbeit bei den Weißen nur morgens und abends kommen. Die Kinder hatten ihre Predigten am Nachmittag. Ich habe den Bischof einige Male gehört, und ich muß sagen, daß die Lebhaftigkeit italienischer Prediger nichts ist gegen die unseres Negerbischofs. Mit seinen lebensnahen Themen hielt er die Leute in Bann. Ich hörte ihn sprechen über Faulheit und Trunksucht sowie über das Stehlen. Die Leute sagten, keiner komme aus der Kirche, der nicht seinen Teil abbekommen hätte. Auch Nichtkatholiken fanden sich ein, sogar Geistliche anderer Kirchen mit ihren Frauen. Die Frau des anglikanischen Religionsdieners machte nach der ersten Predigt die Bemerkung: Kuyashisa — Es ist mir zu heiß! Sie meinte nicht die Hitze, es war ja Winter und Abend. Sie kam kein zweites Mal. In der Negersiedlung (Location) hieß es: Der Himmel donnert bei den Römern. Hoffentlich hat diese Mission viele und bleibende Früchte gebracht. P. W. Kühner * Begründer und lang jähriger Leiter dieser Missionsstation war P. Josef Angerer, dem Br. August C a g o 1 kräftig zur Seite stand. Im Jahre 1926 baute P. Angerer die erste Schule, um auf diese Weise wißbegierige Schwarze mit der katholischen Religion in Berührung zu bringen. Die folgenden Jahre sahen die Gründung eines Kranzes von weiteren Schulen, die zum Teil auch als Kapellen benützt wurden. 1934 endlich konnte ein schmuckes Kirchlein eingeweiht werden. Die beiden großen Hindernisse, die die Bekehrungsarbeit sehr erschweren, sind der Sprachenwirrwarr unter den Minenarbeitern und die Unmenge der protestantischen Sekten, zum Teil von Schwarzen gegründet, die dem Neger den Blick auf die wahre Kirche verstellen. Oben: Bischof Dlamini mit dem Leiter der Missionsschule und dessen Frau und Töchterchen. Jede Familie wollte mit dem Bischof fotografiert werden. Unten: Gäste unserer Bischofs Anton Reiterer in Witbank. Von rechts, stehend: Bischof Reiterer, P. Adolf Stadtmüller, Bischof Dlamini, P. Klemm, Father Hawlett (Weltgeistlicher); sitzend: P. Demel, P. Bonlfaz FFJ (Leiter des Knabenseminars des Bischofs Dlamini), P. Josef Fischer. Besuch auf zwei Missionsstationen Belfast Die Missionsstation St. Eduard, Belfast, ist die höchstgelegene unserer Missionsdiözese Lydenburg. Sie liegt 2000 Meter über dem Meer, auf dem Trans-vaaler Hochland. Das Klima ist rauh, und selbst im Sommer spürt man wenig von der südafrikanischen Hitze. Diese Missionsstation, die 1,5 Kilometer vom Städtchen Belfast entfernt liegt, ist Mittelpunkt eines sehr ausgedehnten Missionsbezirks für Weiß und Schwarz. Hier lebte früher ein irischer Junggeselle. Nach seinem Tod im Jahre 1942 ging die jetzige Missionsfarm gemäß Testament in den Besitz der Kirche über. Heute zählt die Missionsstation drei weiße und 120 schwarze Katholiken. Von Belfast aus werden außerdem vier Außenstationen betreut, die alle noch mit großer Armut zu kämpfen haben. Auf der Hauptstation haben wir ein kleines, zweiklassiges Schulgebäude, das sonntags als Kirche dient, da die eigene Hauskapelle zu klein ist. Während der Woche unterrichten zwei von mir bezahlte Lehrer die wißbegierigen kleinen Krausköpfe. Auf den Außenstationen haben wir nodi nicht einmal die primitivsten Gebäude. In Machadodorp, 26 Kilometer von hier, muß ich in der Hütte eines Schwarzen unterrichten. Gottesdienst halten wir in der Kirche einer protestantischen Sekte. Kirche — besser würde man es einen Stall nennen! Hier scheint die Ernte reif zu sein. Zur Zeit habe ich dort 33 Katechumenen. Jedesmal, wenn ich komme, sind wieder neue Taufbewerber dabei. Eine weitere Außenstation ist W a -terval-Boven, zu deutsch „Oberhalb des Wasserfalls", ein Eisenbahnknotenpunkt. 80 Prozent des Ortes sind Eisenbahner, der Rest Geschäftsleute. Hier leben 20 weiße Katholiken; im Negerviertel sind es nur eine Handvoll Katholiken. Der Gottesdienst wird in Privathäusern gehalten. Auch hier sind die Aussichten auf Bekehrungen unter den Schwarzen gut. Und jetzt weiter zur entferntesten Außenstation. Zuerst geht es in steilem Zickzack den Berg hinunter nach Wa-terval-Onder („Unterhalb des Wasserfalls"), wo mich ein katholischer Hotelbesitzer zu einem kühlen Glas Bier ein- Links: Kirche der Weißen in Middelburg, erbaut von unfern Brüdern mit Hilfe von italienischen Kriegsgefangenen. Rechts: Kirche der schwarzen Katholiken bei Middelburg. lädt. Dann noch 30 Kilometer, und wir sind in Ngodwana River. Hier leben sehr viele Schwarze, unter denen allerdings nur wenige Katholiken zu finden sind, da die Missionsarbeit erst 1953 begonnen hat. Bis dahin hatten die Protestanten ungestörten Frieden. P. E n-g e 1 h a r d t, der hier anfing, übernahm durch einen kühnen „Staatsstreich" die protestantische Schule, und wir konnten drei katholische Lehrer anstellen. Nun ist auch der letzte protestantische Lehrer gewichen und durch einen vierten katholischen ersetzt. Diese vier Lehrer werden, bisher wenigstens, von der Regierung bezahlt. Allmählich melden sich auch Taufbewerber. Das Schulgebäude kann man sich nicht primitiv genug vorstellen. Fenster wären eigentlich nicht nötig, da das Dach genug Löcher aufweist. Auch hier müßte dringend ein Schulgebäude errichtet werden. Aber das liebe Geld fehlt. Und jetzt wieder zurück bis Macha-dodorp und dann scharf nach Nordwesten. Höher und höher gehts, vorbei an Dullstroom nach Tonteldoos, wo sich die vier weißen Familien ein Kirchlein gebaut haben. Diese Leute sind Großbauern und betreiben Rindvieh- und Schafzucht. Dort soll es Bauern geben, die bis zu 10 000 Schafe besitzen. Die Wolle wird tonnenweise verkauft. Diese Leute haben einmal im Monat Gottesdienst. Wenn man alle Fahrten zusammenzählt, die im Laufe eines Monats in diesem ausgedehnten Missionsbezirk zu machen sind, kommt man auf 2000 Kilometer. Belfast könnte Mittelpunkt einer erfolgreichen Bekehrungstätigkeit werden, wenn uns nicht durch die große Armut die Hände so sehr gebunden wären. P. Karl Sieberer Middelburg Unsere Diözese besitzt drei katholische Schulen für weiße Mädchen; davon werden zwei von Dominikanerinnen, in der Mehrzahl deutschen, geleitet, die dritte von englischen Loretoschwestern. Leider besitzen wir keine einzige Schule für unsere weißen Buben. Um ihnen wenigstens hier in Middelburg eine katholische Erziehung zu ermöglichen, er-öffnete Msgr. Alois Mohn, von 1926 bis 1938 Apostolischer Präfekt unserer heutigen Diözese, mit Unterstützung des katholischen Männervereins ein Schülerheim (Hostel) für die weißen Buben, die hier die Regierungsschulen besuchen. P. Karl S t e i d 1 e war der erste Rektor und Br. Gottfried Oberstaller Koch. Es war ein mühsames Beginnen, besonders wegen der Opposition von Seiten der Protestanten. Leichter wurde es, als 1939 drei Franziskanerinnen aus Graz eintrafen und Küche, Wäscherei usw. übernahmen. Die Kriegszeit brachte große Schwierigkeiten mit sich, besonders da der damalige Rektor, unser heutiger Bischof Anton Reiterjer, ganz allein die Sorge für das Haus mit seinen 60 Buben zu tragen hatte. Erst Ende des Krieges erhielt er in P. Franz Koch einen tatkräftigen Helfer. P. Koch gelang es 1945, mit Hilfe der kleinen weißen Gemeinde eine stattliche Kirche zu bauen. Dabei halfen italienische Kriegsgefangene kräftig mit, besonders bei der Ausstattung der Kirche. 1950 übernahm P. Matthias Roth das Schülerheim und baute noch im gleichen Jahr mit Hilfe der Brüder Dorn, V o -g e 1 und Hirschlein vier Kilometer Maiiri Mampuru, der An einem Sonntagnachmittag vor ungefähr einem Jahr ließ sich auf unserer Missionsstation Gien Cowie ein junger Mann blicken, der allgemeines Aufsehen erregte. Er trug ein langes, weißes Gewand; ein rotes Band hing wie eine Schärpe über seine Schultern. Im grünen Gras vor der Kirche setzte er sich nieder und alsbald fand sich eine neugierige Menge ein, die den sonderbaren Mann bestaunte. Für Extravaganzen haben die Schwarzen immer etwas übrig. Schließlich wurde er zur Wohnung des Missionars gewiesen. Eigenartig war seine Begrüßung: Er neigte dreimal das Haupt tief zur Erde und murmelte: „Sei gegrüßt, Herr!" Dann kniete er sich hin und verharrte in gebeugter Stellung, als warte er auf den Segen des weißen Mannes. Mein erster Gedanke war: Bei dem stimmt's im obern Stock nicht ganz. Er müßte sofort dem Arzt überwiesen werden, der ihn dann weiterbefördern könnte. Als er aufgestanden war, bat er, in die Kirche aufgenommen und getauft zu werden. Als katholischer Christ wolle er einer Gruppe von Leuten den Weg in die Kirche weisen. Dieser Mann wohnt in einer Negersiedlung, etwa 60 Kilometer von Gien außerhalb des Städtchens eine Kirche für die Schwarzen. In den letzten sechs Jahren wurden im Distrikt für die Schwarzen fünf katholische Schulen eröffnet. Besonders hat sich um diese Schulen P. Josef Beck verdient gemacht. Gegenwärtig ist P. Josef Fischer Präfekt der Buben. Seine musikalische Tüchtigkeit hat er anläßlich der Firmung im Dezember vorigen Jahres unter Beweis gestellt. Pfarr-chor und Bubenchor ernteten ungeteiltes Lob. So ruht auf den beiden Priestern hier ein gerütteltes Maß anstrengender Arbeiten: Am Morgen starten sie zum wöchentlichen Besuch der Außenstationen. Am Nachmittag widmen sie sich den 60 Buben. P. Matthias Roth, Superior sonderbare Prophet Cowie entfernt. Vor Jahren hatte er sich einen katholischen Katechismus gekauft und ihn mit anderen Lehren seinen Anhängern beigebracht. P. B r o s i g geht seit einem halben Jahr dorthin und versucht, ihm und seiner Anhängerschaft den wahren Weg zu weisen. Er stellte fest, daß dieser „Prophet" vom echten Christentum keine Ahnung hat, obwohl er mit Eifer und Hingabe den katholischen Katechismus unterrichtet. Sein Leben steht in Widerspruch zu seiner Lehre: Er hat zwei Frauen, betätigt sich als Gesundbeter und Zauberkünstler. Auch hat er „Erscheinungen". So sah er z. B. Adam und Eva. Als P. Brosig einmal über das ölbergleiden Christi sprach, warf er sich auf den Boden und schluchzte. Bei einer der folgenden Katechesen erschien er in einer Art Meßgewand. P. Brosig nahm diese Spinnereien nicht wichtig. Auf die Frage, wovon er lebe, antwortete der Mann: „Gott hilft mir.” „Wer hat dir Lesen und Schreiben beigebracht?" Antwort: „Der Geist." Obwohl dieser sonderbare Kauz dem Missionar den Weg bereitet hat, scheint es, daß er selbst dem Christentum fern bleiben wird. P. Brosig unterrichtet hier neun Katechumenen, die den Grundstock einer neuen Außenstation bilden werden. Lobola - ja oder nein? Von P. Willi Kühner Unsere Missionare müssen sich mit vielerlei Problemen herumschlagen, von denen wir europäischen Christen keine Ahnung haben und die wir, um Rat gefragt, mit einem raschen Ja oder Nein beantworten würden. Wie behutsam die Dinge angefaßt werden müssen, wird am Beispiel der „Lobola“, der Vergütung, die der Mann dem Vater seiner Braut zu entrichten hat, sichtbar. (D. Red.) In Pietermaritzburg war jüngst eine Versammlung der katholischen afrikanischen Frauen Natals. Man kam auch auf die Lobola zu sprechen. Eine Negerfrau verkündete in der bilderreichen Sprache ihres Volkes: „Die Geier kreisen über der Lobola wie über einem sterbenden Tier, um sich auf das Aas zu stürzen." Sie war der Ansicht, daß die Vergütung vonseiten des Bräutigams an den Vater der Braut, sei es in der bisher gebräuchlichsten Form von Ochsen, sei es in der immer mehr aufkommenden Form von Geld, sowohl in den Städten wie auch auf dem Lande aufgegeben werden müsse. Als Folge davon, meinte sie, werde die Zahl der Eheschließungen zu-und die der unehelichen Kinder abnehmen. Denn es sei eine häufige Erscheinung, daß der Bursche das Mädchen sitzen läßt, weil er die Lobola nicht aufbringen kann. Die junge Mutter mit dem außerehelichen Kind sei dann sich selbst überlassen und die gute Erziehung des Kindes äußerst gefährdet. Die Rednerin wünschte, daß die guten Stammessitten der Zulu erhalten bleiben; aber die Lobola sei überholt und keine Hilfe mehr, sondern hemme die Entwicklung der Eingeborenen. Nicht gerade folgerichtig schlägt nun diese schwarze Dame vor, statt der Lobola dem Vater bzw. Vormund der Braut ein Geschenk zu geben, was doch in der Praxis auf das gleiche hinausläuft. Denn der Vater oder Vormund wird sagen: Ich gebe dir das Mädchen nicht, bevor du mir nicht ein Geschenk in bestimmter Höhe gemacht hast. Jeder Missionar in Südafrika beklagt es sehr, daß unter den Eingeborenen die Zahl der unehelichen Kinder so hoch ist, und weiß den Wert der Lobola zu schätzen: Der junge Mann muß so erst einmal für die Erkorene seines Herzens tüchtig arbeiten und sparen und ihr dann später die Treue halten, weil sonst seine Frau zu den Eltern zurückkehren könnte und er so um Weib und Ochsen und Geld käme. Umgekehrt veranlaßt die Lobola auch die Braut und Frau, sich gut zu führen, weil sonst ihr Vater alles wieder zurückgeben müßte. Nebenbei bemerkt, stellt die Lobola häufig die notwendige Altersversorgung für die Eltern der Braut dar. Aber der Missionar sieht auch, daß sich die sozialen Verhältnisse der Schwarzen gründlich geändert haben, besonders bei den verstädterten Negern, die dem Land- und Stammesleben entfremdet sind. In vielen Fällen kommt die Forderung der Lobola auch in Widerstreit mit dem Grundrecht des Menschen auf die Ehe, weil zu hohe Forderungen manchem jungen Mann das Eingehen einer Ehe einfach unmöglich machen. Es kommt auch vor, daß sich der Vater des Mädchens zunächst mit einer Anzahlung zufrieden gibt und einstweilen in die Eheschließung einwilligt. Doch kann es dann sein, daß der junge Ehemann endlos zahlen muß, weil der gierige Schwiegervater nie genug bekommt und immer wieder betont, daß seine Tochter viel mehr wert sei, und damit droht, sie wieder zurückzuholen. Man sieht, daß dieses „Eherecht" auf heidnischen Ideen gründet und keine Rücksicht nimmt auf die beiden wesentlichen Eigenschaften einer christlichen Ehe: Unauflöslichkeit und Einheit. Früher war diese Gegenleistung für die Braut noch eher am Platz, weil sie mehr ein Ausgleich zwischen den beiden Stämmen war, denen die Brautleute angehörten, als zwischen den beiden Famalien oder gar nur dem Bräutigam und dem Brautvater. Als die Stammesverfassung noch voll in Geltung war, konnten die Häuptlinge auf Recht und Ge- rechtigkeit achten und wenigstens die gröbsten Mißbräuche verhindern. Aber heutzutage ist das Stammesgefüge erschüttert und in den Städten sogar gänzlich zusammengebrochen; hier haben die Häuptlinge nichts mehr zu sagen. Der Staat müßte nun einspringen und an Stelle der alten, verloren gegange-^/* nen Ordnung eine neue schaffen. Aber leider kümmert sich die Regierung diesbezüglich um die Schwarzen sehr wenig. Was sie tut, ist das Verbot für die Eingeborenen, nach christlicher Eheschließungsform zwei Frauen zu nehmen. Wieviele Frauen ein Schwarzer nach Eingeborenensitte heiratet, kümmert den Staat nicht. Und die katholische Kirche? In Belgisch Kongo hat man unter den katholischen Eltern Vereine gegründet, deren Mitglieder sich verpflichteten, für ihre Töchter keine Lobola zu verlangen. In Südafrika hat man in dieser Frage noch keine bestimmten Entschlüsse gefaßt. Die beiden Bilder lassen erkennen, wie der christliche Glaube das Antlitz des Menschen veredelt Das Mädchen links hält bei seiner Taufe die Taufkerze. Der Mörder und sein Rosenkranz Von P. Karl Fischer Die Geschichte begann am 2. Oktober 1956 und zwar in der Nähe unserer Missionsstation St. Joachim an der Südküste Natals, in der Gegend von Umtwalumi, genannt nach dem gleichnamigen Flüßchen, das dort ins Meer mündet. Ein ungefähr 17 Jahre altes Mädchen, Sekretärin in einem Geschäft in Durban, bat einen ihr bekannten Mann aus der nahen Stadt, wo beide wohnten, sie nach Geschäftsschluß in seinem Auto mit nach Hause zu nehmen. Sonst machte sie diesen Weg mit dem Bus. Aber an diesem Tag wollte sie Zeit gewinnen, weil sie am Abend noch mit ihrer Mutter zu einer Tanzunterhaltung gehen wollte. Der Mann war verheiratet und hatte zwei kleine Kinder. Als Geschäftsreisendem einer Firma in Durban stand ihm ein Auto zur Verfügung, mit dem er auch täglich nach Hause fuhr. In echt südafrikanischer Zuvorkommenheit erklärte er sich bereit und erschien pünktlich an der vereinbarten Stelle. Man machte noch einige Fahrten in der Stadt, um kleine Besorgungen zu erledigen. Da geschah es, daß der Mann Gelegenheit fand, sich noch einige Gläschen Branntwein zu genehmigen. Er bot auch dem Mädchen an. Doch das lehnte ab und bestellte ein Glas Limonade. Dann machten sie einen Abstecher an die Küste, um noch einen Blick aufs Meer zu tun. So kamen sie auf die schöne Küstenstraße. Und hier geschah das Verbrechen. Wo und warum, man weiß es bis heute nicht und wird es nie erfahren. Der Mann tötete das Mädchen durch mehrere Revolverschüsse. Als er sah, was er angerichtet hatte, verlor er anscheinend den Kopf. Er wußte nicht, wie er auf der belebten Straße den Leichnam loswerden sollte, und raste mit seinem Wagen in die Nacht hinein, 120 Kilometer bis Port-schepston und wieder zurück nach Durban, wo er sich der Polizei stellen wollte. Aber bevor er dort ankam, verlor er den Mut und machte wieder kehrt gegen Portschepston. Auf dem Weg hatte er eine Panne. Er mußte mitten in der Nacht eine Reparaturwerkstätte in Hi-berdene anrufen. Bis der Mechaniker eintraf, trank er in einem Hotel neben der Straße in Umtwalumi wieder Branntwein. Der Leichnam lag unbekleidet in die Rüdesitze eingezwängt und gut bedeckt. Niemand, weder die Angestellten des Hotels noch der Mechaniker, fand etwas Auffälliges am Wagen. Nur bemerkten sie, daß der Mann etwas aufgeregt und mitgenommen war. Dann fuhr der Mann weiter. Wie sich später herausstellte, reinigte er unter einer Brücke, die über den Umtwalumi führt, mit den Kleidern des Mädchens seinen Wagen vom Blut der Ermordeten. 300 Meter weiter fand man Reste von verbrannten Kleidern. An dieser Stelle verbarg der Mörder den Leichnam in einer Wasserrohre, die unter der Straße hindurchführt. Hier fand man sie nach acht Tagen. Als das Verschwinden des Mädchens der Polizei bekannt wurde, hatte man auch alsbald den Schuldigen entdeckt. Man fand am Morgen in dessen Wagen, der vor seinem Hause stand, Blutspuren. Ein Tankwart in Durban erinnerte sich, daß der Mann in der fraglichen Nacht bei ihm Benzin gefaßt hatte. Der Mechaniker von Hiberdene wußte, daß er diesen Wagen reparierte, und die Hotelangestellten konnten ebenfalls Angaben über den Mann machen. Aber wo war dieser Mann, dem der Wagen gehörte? Man suchte ihn zunächst in der Gegend von Umtwalumi. Aber bald fand man ihn ganz in der Nähe seiner Wohnung, im Busch versteckt. Das Verhör begann und dauerte einige Wochen. Das Urteil lautete: Hinrichtung durch den Strang. Der Verurteilte wurde nach Pretoria geschafft und in das Gefängnis für die zum Tode Verurteilten eingeliefert. Er war geborener Südafrikaner holländischer Abstammung und schon vorbestraft. Der bekannte Father Peyton, der vor zwei Jahren auch in Südafrika auf gewaltigen Kundgebungen für die Verbreitung des Rosenkranzgebetes warb, schenkt einem kleinen Afrikaner einen Rosenkranz. Was an ihm allgemein auffiel, war, daß er bei allen Verhandlungen und auch bei der Verurteilung einen Rosenkranz um die Hand geschlungen hatte, obwohl er nicht katholisch war. Er scheint überhaupt keine Religion gehabt zu haben. Dieser Rosenkranz trug ihm bei den Gerichtsverhandlungen lauten Ende des Man Der Anführer der berüchtigten Mau-Mau-Bewegung in Ostafrika, Häuptling Kimathi, ist wie der gute Schächer gestorben. Man war endlich seiner habhaft geworden. Der Hunger hatte ihn und zwei Genossen an den Rand des Urwaldes getrieben. Sie hatten sidi mit Leopardenfellen getarnt. Aber die Polizei bemerkte sie und eröffnete das Feuer. Einer der Männer konnte entkommen, der zweite wurde tödlich getroffen. Kimathi selbst wurde am Bein verletzt, so daß er nicht fliehen, konnte. Er wurde zum Tode verurteilt und durch den Strang hingerichtet. Kimathi war früher protestantischer Lehrer und hat dann als Anführer der Mau-Mau Spott und Schmährufe der Anwesenden ein. Wie einst die Juden den Heiland am Kreuz verhöhnten: „Wenn du der Sohn Gottes bist, so steige herab vom Kreuze!", so zischten auch hier die Spötter: „Wir wollen sehen, ob dich der Rosenkranz vor der Schlinge retten kann." Und bei der Verurteilung riefen sie ihm zu: „Wirf doch das Ding weg, es hat dich nicht gerettet!" Doch der Mann hielt den Rosenkranz fest und hatte ihn auch um die Hand geschlungen, als er wieder ins Gefängnis zurück kam. Wie zufällig begegnete er dabei dem katholischen Gefängnisseelsorger und bekannte ihm, er habe den Rosenkranz von P. Peyton damals bei den Rosenkranzpredigten in Durban erhalten und seitdem immer bei sich gehabt. Da er sterben .müsse, wolle er als Katholik sterben. Das war für den Gefängnisgeistlichen eine gute Nachricht, und er begann gleich mit dem Taufunterricht und spendete dem Todgeweihten das Sakrament der Wiedergeburt. Am 26. Mai dieses Jahres machte der Verurteilte, begleitet vom Priester, mutig und vertrauensvoll den schweren Gang zur Hinrichtung. Mögen die Spötter sagen, was sie wollen, die Rosenkranzkönigin hat geholfen. Sie entriß den Mörder zwar nicht der menschlichen Gerechtigkeit, dafür aber dem ewigen Tode. Lieber Leser, bete für unsere Mission hin und wieder den Rosenkranz, damit der Großangriff auf das katholische Missionsschulwesen in Südafrika siegreich abgeschlagen werden kann. Mau-Führers Schandtaten vollbracht, die nicht zu beschreiben sind. In der Zeit der Haft ging er in sich und sagte: „Ich will als Katholik sterben!" Er wurde getauft und empfing vor der Hinrichtung die hl. Kommunion. Als er schon den Strick um den Hals hatte, sagte er: „Ich will sterben für mein Volk und für meinen Glauben." Diese Einstellung hat allgemein große Verwunderung hervorgerufen. Im Gebiet der Kikuju ist seitdem der Andrang zum katholischen Glauben und die Beteiligung am religiösen Leben über alle Erwartungen groß. Die Priester müssen auch an Wochentagen zwei heilige Messen feiern. („Mariannhill“ August 1957) Von Br. August C a g o 1 Löwen leben von Wild, hauptsächlich von wiederkäuenden Antilopen und von Einhufern, wie Zebras. Den Menschen greifen sie gewöhnlich nicht an. Eine triebmäßige Scheu vor diesem aufrecht gehenden Wesen scheint sie zurückzuhalten. Trotzdem gibt es Löwen, die auf Menschen Jagd machen; man nennt sie Menschenfresser. Was veranlaßt einen Löwen, Menschenfresser zu werden? Ein erfahrener Großwildjäger sagte, ein Löwe würde Menschenjäger, wenn er infolge hohen Alters oder einer Verletzung nicht mehr imstande sei, seine gewöhnliche Beute, die flink und vorsichtig ist, zu erjagen. Er entdeckt, daß es leicht sei, harmlose Schwarze zu überraschen und zu überwältigen. Seine abgenützten Zähne sind noch gut genug für das weiche Menschenfleisch, und so bleibt er bei dieser Kost. Andere meinen, ein Löwe, der zufällig einmal Menschenfleisch gekostet habe, finde Geschmack daran und ziehe es jeder anderen Nahrung vor. Jedenfalls ist es Tatsache, daß ein solcher Menschenfresser der Schrecken einer ganzen Gegend sein kann durch die große Zahl der Opfer, die er sich als Beute holt. Viele Eingeborene halten solche Löwen nicht für Tiere, sondern für Leute ihres Stammes, die sich aus Rachsucht oder Bosheit nachts in Löwen verwandeln und sich bei Tagesanbruch wieder in Menschen zurückverwandeln. Eines Tages hörte ein weißer Jäger, der sich in einem Eingeborenendorf aufhielt, großes Geschrei und Gejohle. Da meldete man ihm, die Leute hätten einen menschenfressenden Löwen gefangen. Als er hinging, sich das reißende Tier anzusehen, fand er, daß die Leute, wohl hundert an der Zahl, einen alten Mann in ihrer Mitte hatten, fest an einen Pfahl gebunden. Sie waren über ihren „Fang" sehr erfreut und wollten von einer Freigabe nichts wissen. Tatsache war, daß sie diesen Mann gesehen hatten, wie er bei Tagesanbruch zu seiner Hütte zurückkehrte. Derselbe Jäger wurde in ein Dorf gerufen, wo menschenfressende Löwen viel Unheil anrichteten. Er schlug sein Lager ungefähr 400 Meter von den Negerhütten entfernt auf. Früh am Morgen rief ihn sein Diener und teilte ihm mit, es seien Löwen da und überfielen die Schwarzen. Der Jäger zündete eine Lampe an und machte sich auf den Weg. In einer Hütte fand er vier Tote und einen ganz kleinen Knaben, der sich in eine Ecke gedrückt hatte und vor Schrek-ken unfähig war zu sprechen; Vor seinen Augen waren seine Eltern und seine beiden Schwestern getötet worden. Der Jäger brachte den Knaben in sein Zelt und kehrte dann zur Hütte zurück, gerade als die Löwen diese knurrend verließen. Sie entkamen ins hohe Gras. Doch der Jäger wußte, daß sie zurückkehren würden. Die Hütte hatte zwei Räume. Er schlug ein Loch in die Zwischenwand und bezog den leeren Raum, von dem aus er die Leichen übersehen konnte. Er schlief ein wenig, da er wußte, daß die Löwen nicht sogleich zurückkehren würden. Erst nach vier Uhr machte er sich zu ihrem Empfang bereit. Um fünf Uhr kamen sie: ein Löwe, eine Löwin und zwei vollerwachsene Junge. Er schoß zunächst den Löwen. Die Löwin erlegte er, als sie durch die Türöffnung schlüpfen wollte. Die Jungen entkamen. Zwei Jahre später zieht eine Eingeborenenfamilie in der gleichen Gegend des Wegs, Vater, Mutter und Tochter. Plötzlich werden sie von einem Löwen überfallen, der Vater und Mutter tötet, während es dem Kind gelingt, sich auf einen Baum zu retten. Von diesem Zufluchtsort aus muß es nun Zeuge sein, wie seine Eltern von vier Löwen — es waren noch drei dazugekommen — zerfleischt werden. Erst nach Stunden konnte sich das Mädchen vom Baume herunterwagen und das sichere Dorf erreichen. Eines Tages beackerte eine schwarze Frau ihr Maisfeld. Auf dem Rücken trug sie ein Bündel, in dem ihr Kind schlief. Da schleicht aus dem nahen Busch ein Löwe hervor, die Augen gierig auf die Ahnungslose gerichtet. Er springt sie an und reißt sie zu Boden, während seine Krallen an dem wunderlichen Auswuchs ihres Rückens zerren, der sich zu seinem Erstaunen vom Körper der Frau loslöst. Mit ihm macht er sich davon. In ihrem Mutterzorn erhebt sich die Frau eilends vom Boden, stürmt dem Unhold nach und bearbeitet sein Hinterteil mit der Hacke. Dann macht sie sich an seine Seite, greift nach vorn und reist ihm eine Handvoll seiner Schnurrhaare aus. Da läßt der feige Räuber seine Beute fallen und verzieht sich in den Busch. Die Mutter rafft ihr unverletztes Kind auf, bindet es sich wieder auf den Rücken und macht sich eilends auf den Weg ins Dorf, wo sie ihren Bericht mit einem Büschel fahlgelber, harter Löwenhaare belegt. Ein Löwe suchte nächtlicherweil ein Dorf in Nordrhodesien heim und drang in eine Hütte ein, aus der er einen alten Mann, der sich nicht kräftig zur Wehr setzen konnte, ins Freie schleppte. Das Geschrei des Alten weckte sein Weib. Obwohl fast eben so alt wie er, zögerte die Frau nicht einen Augenblick, sondern ergriff einen Stein und lief hinter dem Löwen her. Mit dem Stein schlug sie dann dem Löwen derart auf den Kopf, daß er sein Opfer fahren ließ und sich ihr zuwandte. Mit einem Schlag seiner Tatze riß er ihr die Kopfhaut vom Schädel. Schon wollte er die Frau als Beute Neben den Löwen gehören die Elefanten und fortschleppen, da kam ihr Mann mit einem alten Vorderlader aus der Hütte und erschoß den Löwen aus nächster Nähe. Zum Glück für die beiden Alten kam am nächsten Morgen ein weißer Arzt durchs Dorf. Er verband ihre Wunden. Die Verletzungen des alten Mannes waren unbedeutend; er hatte einige Kratzwunden und einen Biß in die Wange erhalten. Die Kopfhaut der Frau wurde wieder an ihren Platz gebracht. Damit sie sich nicht verschiebe, wurde sie mit einer Kappe und Binden gesichert. Der Arzt schärfte der Frau ein, diesen Kopfverband ja nicht abzunehmen, bevor er es erlaube. Als er jedoch nach zwei Tagen wieder kam und nachsah, fand er zu seinem Schrecken unter der Kappe einen Helm aus Töpferton, der vollständig verhärtet war und nur mit Mühe entfernt werden konnte. Da hatte ihm also ein „Kollege", ein einheimischer Zauberdoktor, ins Handwerk gepfuscht. Seine Kur schien aber von Erfolg gekrönt, denn die Frau war bald wieder hergestellt. Nicht selten trägt das Stachelschwein die Schuld, wenn ein Löwe zum Menschenjäger wird. Ein Löwe hat nach einer Auseinandersetzung mit diesem Gegner meist so viele der 30 Zentimeter langen Stacheln abbekommen, daß er an den Folgen eingeht oder wenigstens für längere Zeit gehindert ist, seine gewöhnliche Beute zu jagen. Der Hunger treibt ihn dann dazu, Frauen und Kinder anzufallen. Giraffen zu den besonderen Attraktionen der a Tierwelt. Der heilige Paulus, Euer Vorbild Aus der Predigt des Hochwst. Bischofs Josef Schroffer anläßlich der Einweihung des Paulinums am 17. Juni dieses Jahres. Wir haben nun dieses schöne Haus geweiht auf den Namen des heiligen Paulus, des großen Apostels und Weltmissionars. Dieses Haus wurde gebaut und geweiht für die Jugend einer religiösen Gemeinschaft, die sich nach dem Herzen unseres Herrn benennt. Es wurde geweiht für eine dreifache Aufgabe, die sich an der Jugend dieses Hauses erfüllen soll: Bildung des Geistes, Bildung des Willens und Bildung des Herzens. Wir bitten den Schutzpatron dieses Hauses um ein Wort im Hinblick auf das Herz unseres Herrn, um je ein Wort zu der dreifachen Aufgabe, die dieses Haus erfüllen soll. Ein erstes Wort, das der Völkerapostel über das Herz des Herrn, über den inneren Reichtum unseres Erlösers gesprochen hat: „In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen“, dazu ein Imperativ an die jungen Bewohner dieses Hauses: „So möget auch ihr reich werden an Einsicht und jeglicher Erkenntnis." Der Bildung des Geistes ist doch dieses Haus zunächst gewidmet, der Aneignung echten und soliden Wissens. Ihr braucht dieses Wissen, das ihr euch in den Jahren des Besuches der Schule erwerben sollt. Es ist das Rüstzeug für euren späteren Beruf. Jedes Versäumnis werdet ihr später bedauern. Habt den heiligen Paulus vor Augen, dessen Studien- und Entwicklungsgang so vieles mit dem euem gemeinsam hat. Aber das ist nicht alles. Es muß hinzukommen die Schulung des Willens. Ein Wort des Paulus wiederum in Beziehung zum Herzen unseres Erlösers und ein Imperativ für euch, meine lieben jungen Freunde: „Ihr sollt so gesinnt Der Völkerapostel Paulus, den die Liebe zu Christus drängte, den Heiden die Reichtümer des Herzens Jesu zu bringen. sein, wie Jesus Christus gesinnt war!" Dieses Wort, wie ist es doch verwandt mit einem andern, das Jesus selbst gesprochen hat: „Lernet von mir!" Lernet die Gesinnungen meines Herzens: Milde, Sanftmut, bescheidene Zurückstellung des eigenen Ich. O, daß ihr diese Aufgaben sähet und angreifen wolltet mit dem ganzen Elan eures Willens. „Ziehet an den Herrn Jesus Christus!" Fragt in stillem Zwiegespräch in der Kapelle den Herrn, was er zu eurem Leben meint: Worin bin ich ihm noch am meisten unähnlich? Welche Züge sollten an mir verwirklicht werden? Wo ist eine gute Anlage in mir, die ich weiter ausbilden sollte, über das Mittelmaß hinaus? Euer Wesen ist noch geschmeidig und bildungsfähig. Ihr habt noch den Schwung der Jugend. Lernet vom Bild unseres Herrn! Dieses Haus ist nicht nur ein Studienseminar, nicht nur ein Ort der Vorberei- Die Plastiken der Hauskapelle des Paulinums stammen vom Ellwanger Künstler Scheble. Das große Kreuz über dem Hochaltar zeigt Christus als angenagelten Schmerzensmann und zugleich als thronenden König. Die Madonna ist ein Bild jungfräulicher und mütterlicher Innigkeit. tung auf das Priestertum. Es nennt sich Missionsseminar. Meine lieben jungen Freunde, hütet euch vor der Enge des Herzens! Ein weiter Horizont soll euch aufgerissen werden. Ihr sollt die Felder, die reif sind zur Ernte, sehen. Laßt euch den Blick und das Herz weiten vom Herrn. Ihr müßt euch bemühen um die Liebe. Um eine Liebe besonderer Art, die so weit ist wie die Welt, stark und innig wie jene, von der Paulus spricht: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen Sohn für sie dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe." Wir wollen noch ein letztes Wort über dieses Haus schreiben: „Die Liebe Christi drängt uns." Uber allem habt die Liebe, trachtet nach der Liebe. Der Segen Gottes möge herabströmen in seine ganzen Fülle über dieses Haus. Wie wäre ich glücklich, wenn auch aus diesem Hause viele Missionare hervorgingen, die geistig auf der Höhe sind, ausgerüstet mit der Bildung ihrer Zeit; junge Männer, die an sich gearbeitet haben und sich ehrlich bemühen, dem Vorbild des Herrn ähnlich zu werden, die in ihrer Herzensliebe weit geworden sind und nicht nur an sich selbst denken, die bereit sind, hinausgesandt zu werden auf die Felder Gottes. Dazu gebe uns der Herr seine Gnade und seinen Segen. Allen alles geworden „Der Heilige stirbt!" So rufend durcheilten in der Morgenfrühe des 7. September 1654 Kinderscharen die Straßen und Gassen der geschäftigen Stadt Cartagena an der Nordküste Südamerikas. Der Heilige — nur er konnte es sein, den die Undankbarkeit seit vier Jahren vergessen hatte. Wie aus dem Schlaf schienen sie zu erwachen, Geistliche und Laien, Vornehme und Sklaven. Die Stadt kam in Bewegung. Schon waren die Kinder zum Kolleg der Jesuiten geeilt und hatten stürmisch Einlaß begehrt. In kindlicher Unschuld küßten sie dem Sterbenden die Hände und gingen dann still davon. Bald fanden Neues klerikermm/ial in Mellatz 1928 erwarb unsere Kongregation in Mellatz, Gemeinde Opfenbach, im bay-rischen Allgäu, etwa 20 Kilometer vor Lindau i. B. ein bäuerliches Anwesen. In den folgenden Jahren tummelte sich hier vorübergehend eine muntere Schar von Bruderzöglingen. Zum Haus gehört eine Kapelle, deren spitzes Türmchen schon von weitem aus den Obstbäumen grüßt. Da sie unmittelbar an der Straße nach Lindau liegt, finden sich hier immer sich vornehme Herren ein, die den bewußtlos Daliegenden noch einmal sehen wollten. Man konnte ihnen den Zutritt zu seiner Kammer nicht verwehren. Der Zulauf wurde immer größer. Die begeisterte Menge ließ sich nicht zurückhalten, sondern brach mit Ungestüm durch die Pforte. Bis in die Nacht dauerte der Zustrom, und nur mit Mühe gelang es, die Türe des Kollegs zu schließen. Die höchsten Würdenträger der Stadt stritten sich um die Ehre, den verehrungswürdigen Leib in die Kirche tragen zu dürfen. Kaum erschien der offene Sarg mit dem Toten, als die Menge mit südländischem Ungestüm herbeidrängte, um dem Toten Hände und Füße zu küssen. Jeder suchte eine Reliquie zu erhalten. Mehrere Jesuiten, unterstützt von anderen Ordensleuten, vermochten kaum dem frommen Eifer zu wehren. Gegen Abend wurde mit der Ankunft der Neger und der Arbeiterbevölkerung der Andrang noch größer. Der Statthalter schickte zum Schutz der Leiche die Wache herbei. Aber auch diese konnte es nicht hindern, daß man dem Toten das Birett, die Schuhe und den Rosenkranz wegnahm, um ein Andenken zu haben. Auch während der Nacht hörte der Zustrom des Volkes nicht auf, so daß es unmöglich war, die Kirche zu schließen. Mit dem Morgengrauen wurde das Gedränge wieder größer. Gegen acht Uhr begannen die feierlichen Gottesdienste; danach sollte die Leiche beigesetzt werden. Aber das Volk wurde so ungestüm, daß es den Wachen nicht gelang zu ver- wiedei“ fromme Besucher ein, die etwa per Rad das schöne Allgäu durchwandern. Täglich wird hier von unsern Patres die hl. Messe gefeiert. Da unser Bamberger Haus die ständig anwachsende Zahl der Novizen und Scholastiker nicht mehr fassen kann, entschloß sich die Leitung der Kongregation, ein Noviziatshaus zu bauen, und wählte dafür das gesunde, mit herrlichen Ausflugsmöglichkeiten in die Berge und hindern, daß man dem Toten das Meßgewand raubte und die Albe, das Ordenskleid und alles in Stücke riß. Da griff der Sakristan zu einer List: Er brachte das Kopfkissen, auf dem der Heilige gestorben war, herbei, um es in Stücke zu schneiden und zu verteilen. Doch kaum erschien er damit unter der Tür, als man es ihm auch schon entwand und in tausend Stücke riß. Mit Mühe konnte er sich auf das Predigtpult retten. Von dort aus warf er Beichtzettel, von des Verstorbenen Hand geschrieben, unter die Menge. Während so das Volk abgelenkt war, wurde der Leichnam auf der Epistelseite der Christuskapelle beigesetzt. — Wer war der Tote, der die Menschen zu solchen Äußerungen der Anhänglichkeit hinriß? Der Jesuitenpater Petrus Claver, der aus dem fernen Spanien hierher gekommen war, um den aus" Westafrika eingeschleppten Negersklaven sein Herzt zu schenken. Er hat es ihnen bis zur Selbstaufopferung geschenkt. Fast 40 Jahre lang war er in Cartagena der gute Engel der Negersklaven, eilte zu den ankommenden Schiffen, um sich ihrer anzunehmen, unterrichtete sie mit Hilfe von Dolmetschern im Glauben und taufte sie, bevor sie auf die Plantagen und in die Bergwerke weiterverkauft wurden. Kurz, er war ihnen alles geworden. * Der hl. Petrus Claver, dessen Fest am 9. September begangen wird, ist der besondere Schutzpatron unserer Kongregation. an den Bodensee gesegnete Allgäu. Die Lage unseres Hauses in Mellatz unmittelbar an der verkehrsreichen Straße bewog zu einem Tausch mit einem höher gelegenen Hof. Hier also wird das neue Klerikernoviziat der Kongregation erstehen. So sehr es den Novizen bisher in Bamberg gefallen hat, hier werden sie sich weitaus wohler fühlen. Nach wenigen Minuten Anstieg wird sich ihrem Auge ein Panorama von seltener Schönheit bieten: im Westen der Silberspiegel des Bodensees und die gleißenden Schneeberge der Schweiz, im Süden und Osten die österreichischen und bayrischen Alpen und im Norden die auf saf- In unsere südafrikanische Mission flog im Juli P. Josef N e h e r aus Hülen, Kreis Aalen (Württemberg). Pater Neher, geboren 1927 in Hülen, zum Priester geweiht 1954 in Brixen, war zunächst Präfekt in unserem Knabenseminar in Milland, dann Präfekt im Pau-linum in Neumarkt. Bei der Aussendungsfeier in seiner Heimatkirche überreichte ihm P. General persönlich das Missionskreuz. Am Abend des 24. Juli bestieg er in Frankfurt/Main das Flugzeug, schon 24 Stunden später landete er auf dem Flughafen von Johannesburg, Südafrika. Nun lernt er auf der Missionsstation Maria Trost die Zulusprache mit Ihren vertrackten Schnalzlauten, und schon hat er beim Vorbeten der Lauretanischen Litanei die erste Probe seines Könnens abgelegt. tig grünen Teppich hingestreuten Einzelhöfe, Dörfer und Städtchen. Ringsum locken Ausflugsziele ohne Zahl. Sicher werden sie den Wintersport ganz groß schreiben, und schon sehen wir diese jugendlichen Mönchlein der Reihe nach von einer nahen Sprungschanze durch die Lüfte herabschweben. Unsere Freunde im Allgäu, die uns schon bisher durch den „Stern der Neger“ oder das „Werk des Erlösers" verbunden waren, werden sidi freuen, in ihrer Mitte bald eine klösterliche Niederlassung zu wissen. Schon sind die Grundmauern um einige Meter aus dem Boden gewachsen. Im Wettlauf um die Seele der Heidenvölker ist der Priesternachwuchs bei den missionierenden Orden vielleicht der entscheidende Faktor. Keine Berufung für den Weinberg des Herrn darf verloren gehen. Die Pforten unserer fünf Missionsseminare stehen weit offen für jeden Jungen, der Missionspriester werden möchte. Missionsseminar St. Josef, Ellwangen (Jagst), Württemberg: Missionsseminar Ritterhaus, Bad Mergentheim, Württemberg; Missionsseminar Paulinum, Neumarkt, Opf.; Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz; Herz-Jesu-Missionshaus Milland bei Brixen. Eintritt zum Beginn des Schuljahres, doch auch während des Jahres, da notfalls Hausunterricht gegeben wird. Ellwangen und Unterpremstätten versenden auf Wunsch gern ausführlichen Prospekt. Zwei Neupriester wurden uns in diesem Jahre geschenkt. Es sind P. Oskar Hofmann (links) aus Würzburg und p. Alfred Ziegler (rechts) aus Kerkingen bei Ellwangen (Jagst). Beide empfingen die Priesterweihe am 29. Juli in Bamberg. Erziehertagung in Ellwangen An den beiden letzten Augusttagen waren in unserem Ellwanger Seminar die Patres versammelt, denen die Erziehung unseres Ordensnachwuchses obliegt, um ihre Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Grundsätze und Richtlinien zu erarbeiten. Auch P. General R. Lechner nahm an den Beratungen teil. Es waren erschienen: Vom Ellwanger Seminar P. Bauer, der den Vorsitz führte, sowie P. Gröninger und P. Hügel, vom Ritterhaus in Mergentheim P. Kieferle, vom Paulinum in Neumarkt P. Fichtner und P. Kurz, vom Missionshaus M. Fatima in Unterpremstätten P. Vogel, P. Mosti und P. Nagler, vom Missionshaus Milland P. Lang; dazu die beiden Novizenmeister: P. Baumgart, St. Heinrich, Bamberg, und P. Hagele, Josefstal. P. Bauer verlas zunächst wegweisende Worte des hl. Vaters. In zwei Referaten, denen siđi ausgedehnte Diskussionen an-sdilossen, behandelte er sodann Fragen um die beiden Themen „Zögling" und „Erzieher". Die Grundhaltung des Erziehers muß eine tiefe, ehrfürchtige Liebe zu den zu Erziehenden sein. Er muß das leuchtende Vorbild sein für alles, was er lehrt und fordert, nach einem Wort Stifters: „Lehren ist viel leichter als Erziehen. Zum Lehren braucht man nur etwas zu wissen, zum Erziehen muß man etwas sein!" Der Erzieher muß sich stets bewußt sein der Verantwortung, die er gegen den Zögling, seine Eltern, die Kongregation, die Kirche und zuletzt Gott trägt. Dem Erzieher gilt die Mahnung Schillers: „Des Menschen würde ist in eure Hand gegeben, bewahret sie. Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben." Fragen der Aufnahme und Entlassung, der wissenschaftlichen Ausbildung und religiösen Formung, der Hausordnung kamen ausgiebig zur Sprache. In seinem Schlußwort betonte P: General, wie wichtig es sei, die jungen Menschen auf den Missionsberuf hin zu erziehen^das aber heiße vor allem, sie zur Opferbereitschaft zu erziehen. Unsere Bilder: Archiv 8, W. Brecht 1, Erdkr. 2, Fides 4, K. Fischer 1, W. Kühner 3, Lowveld Leader 2, H. Scheble 2, L. Unfried 1. Ein Blumenopfer bringt dieses heidnische Mädchen von der Insel Bali, Indonesien, der Gottheit dar. Das Bedürfnis, der Gottheit Opfer darzubringen, wurzelt tief im Menschenherzen. Es findet seine höchste Erfüllung im Kreuzesopfer Christi und im heiligen Meßopfer.