„Flcihiit, Wchlstaid, Kildiug str Alle." Nr S« Freitag, t«. Mai R8«V. VI. Jahrgang Die ^Marburger Zeitung" erschein» jeden Sonntag, Mitlwc>ch und Fieitag. Preise — für Marburg: ganzjährig 6 fl., halbjähug 3 fl.. vierteljährig 1 fl. 5V kr; fiir Zustellung ins Haus monatlich 10 kr. — mit Pastversendnng: t',anzjtjhrig 8 fl., halbjährig fl.. vicrteljälirig S fl. Die ein Mai gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 1',, bei dreimaliger mit '.Z0 kr. lierechnet, wozu für jedesmalige Cuischaltung 30 kr. Jnseraten-Skempel^^cbillir kommen. Zur ^kschichte dl'-; Tages. In Kroatien nehmen die Dinge einen für den Ausgleich mit Ungarn nicht günstigen Verlauf. Die Partei, »velche für die Versöhnung einstehen wird, befindet sich offenbar in der Minderheit. Die unfreilvillij^e Entfernung deS Bischofs Stroßmai^r. der Rückktritt deS FithrerS Mazu« ranie. die Hallung der mit Maßregelling bsdiohten ungarfeindlichen Beamten haben die Kluft zwischkn den Parteien noch mehr cnveitert. Welche Stellung die Nationalen in der Ausgleichsfrage behanpteu ivol-len. ersehen lvir auS einem Artikel der „Agramer Zeitung" ; dieses Blatt, tvelcheS die Anfichtcn der Partei Mazuranic vcltriit. liespiicht den Schlachtplan der Nationalen und sagt ain Schlupe: „Eines ist slbrigcns schon jetzt gewiß, und das ist: daß der ungarische Landtag bis zum 15. d. von Kroatien auö nicht beschickt werden ivild. j., tnan könnte mit ziemlicher Gewißheit voraussagen. dliß dcr Pestcr Landtag von hi'r niemals beschickt iverden lvird. So lange eS ein Ungarn «^ali. in tvelchem sich die darin lebenden verschicdrnen Völker in einer fremden Sprache verständigten, so lange hatte die Vertretung des verliündeten Kroatiens im ungarischen Landtage einen Sinn. In einem magyarischen Landtag aber wäre die Betlzeiligung kroatischer Abgeordneten nichls als eine zeitraubende Komödie. Kurz: seitdem Ungarn Ätagyarien geworden, hat Kroatien keinen Platz nuhr in dem Landtag des ncnen Magyarorszag!" Die Räumung Luxemburgs ivlirde Prrupen nach »inern Berliner Berichte nur unter Bedingungen zn,iiestehen, der n Erfiil' lung ktium zu hoffen ist. Um den Frieden zu crlzalten, iviirde nainllch Preußen bereit sein. auS Luxemburg lieraus,ugchen. jedoch erst « ach einer bestimmten, noch zu vereinbarenden Zeit, bis zu »velcher es in der Lage wäre, den Schutz, den die Festung Luxeinburg dem nordivestlichen DeutschllNid und insbesandcre der preußischen Rheinprovinz gelvährt. dnrch eine anderweitige Einrichtung zu ersetzen. Die kleine Festung Saarlouis lvird l)iezu nicht als geniigcnd erachtet. CS wird sich also fragen, ob min sich ivird einigen können: 1. über die Zeit, welche Preußen zur Errichtung eines entsprlchenden Grenzschutzes mit der Maß. gibe beanspruchen di:rfle. daß eö vorher nicht auS Luxemburg herauszugehen habe; 2. Wer die von Preußen zu fordernde Schleifung der Frftung (deren Fortbcftaild übrigens auch mit dem Begriffe der Neutra« lisation unvereinbar lväre); endlich 3. über den Ersatz der durch diese Veränderung für Preußen entstehenden Kosten. Die französische Regierung läßt, allen beschivichtigenden Erklärungen iin „Moniteur" zum Trotte, die Rüstungen eifrigst sortbe-treiben. Man ivciß bestimmt, dasi die Einberufung der Urlauber auS den AltersklusstN 186^. 1864. 186ü. 1866 nicht die geringste Unter-blechung erlitten, und t'.)ensowenig die Absendung von Truppen nach den Ostprovinzen, wo zwischen Straßburg. Metz und ChalonS bereits 125.000 Mann aufgestellt sind. Der Transport geschieht zum größten The>l auf Eisenbahnzügen. die zur Nachtzeit fahren. Halb-omtlich läßt man verbreiten, daß die Stärke des LagerS von ClialonS von den ursprünglich beabsichtigten 60.000 auf 30.000 Mann herabgesetzt »Vörden sei; die „Epoqne" jedoch, wtlche durch ihren neuen Besitzer, den kaiserlichen Leibschneider Dusautoy. in der Lage sein könnte, gerade hierülier etwas zu wissen, erzählt ganz ruhig, daß für daS Lager Lieferungsverträge abgeschlossen ivürden. die für eine Stärke von 100.000 Mann berechnet z>t sein scheinen. In Belfort, dessen gelvöhnlich nur aus Ittsanterie und schverer Kavallerie besteheilde Besatzung neuestenS durch aus Mexiko kommende Artillerie und Pionniere verstärkt worden Die schöne Zcathi. Von Ä. Schräder. (Fortsetzung.) Herr Czabo war wie vernichtet. Er konnte nicht einmal seinen Zorn an NiklaS auslassen, denn der lange Mensch battc nicht gelogen, er hatte sich nur getäuscht. Da stand nun die blendend schone Kathi weinend vor ihm. er hatte sie schlver beleidigt. Was lvürve er daruln gegeben haben, ivenn er seine Wstte hiüte zurücknehmen können. „Kathi", sagte er, „lvcine nicht, ich glaube Dir. Wenn ich in niciner Entrüstung ein lvenig zu lveit ging, sa geschah e^. nnil ich Dir ivirklich gut bin. weil ich alle meine schönen Pläne zertrümmert glaubt«', die ich in Betreff Deiner Person entworfen habe. Gieb mir Deine Hanc^. Kathi!" Während sie mit der rechten Hand imtner noch die Schürze vor die Augen hielt, reichte sie ihm die linke. „Bist Du lvieder gut. mein Kind?" Sie nickte mit dem Kopfe. Herr L^zabo streichelte die kleine, lveiche Hand. „Höre. Katlii'^. flüsterte er ganz leise. „Du hast bei dieser traurigen Gelegeriheit die Gefühle kennen gelernt, die ich für Dich hege. Ich weiß selbst nicht, lvoher sie gekommen sind, aber ich habe sie einmal. Antivorte mir. Mädchen, kannst Du Dich entschließen, für itnmer bei tnir zu bleiben, willst Du" — er sah sich erst nach der Küchenthür um. dann neigte er sich an ihr Ohr und flüsterte ganz leise — „willst Du meine Frau werden?" Kathi schien hinter ihrer Schürze heftiger zu iveinen. Dem Kom-Mandanten ivollte fast daS Herz zerspringen. Er brachte srin»n ilops dem ihrigen noch näher, dabei fiel der Ftderhut zu Boden. Der gute Mann bemerkte eS kaum, denn seine Lippen hatten den Sammt der Wange Kalhi'S berührt und ein Schau r durchrieselte seinen ganzen Körper. „Mädchen", lallte er berauscht. ,.o so antivorte tuir doch : willst Du meine Frau tverden?" Er fühlte, daß Katlji seine Hand leise drückte. Er zag die H.^nd der Köchin an seine Lippen. „Mädchen. Du mußt meine Frau werden l" stammelte er. „Ent-scheide Dich, ich kann ohne Antwort nicht von Dir gehen! Ja oder nein?" ..Sprechen Sie mit meinem Vetter!" flüsterte sie. „Kathi zeige mir Dein Gesicht!" Er wollte die Hand ruit der Schürze zurückziehen; sie aber sprang mit einem kleinen Satze in die Kammer und schloß die Thür hinter sich. Herr Ezakio rieb sich vergnügt die Hä»»de. „Ich soll mit ihrem Better sprechen !" flüsterte er entzückt vor sich hin. ,.D.^s ist eine Eiiilvilligung in bester Form. Ja. liebe Ktithi! daS wird morgen geschelien!" Er ergriff seinen Ftderhut. verließ, aus den Zehen schleichend, die Küche und glng IN sein Zimmer. Der glückliche Witwer hatte gefürchtet, daß er vor Unruhe würde nicht einschlafen könne,, jetzt verscheuchte da^ Klück den Schlaf. (Seg^n Margen übermannte ihn der Schlummer. l>r sah im Traume Kathi; sie trug ein seidenes Kleid und einen kostba« ren Fedelhut. und er selbst hätte darauf wetten lnögen, daß sie nie eine Köchln gewesen sei. „Der arlne Mann!" dachte Kathi in ihrer Katnmer. Gott verleihe mir. daß ich eiiie solche Rolle mit ilztn spiele, d.ch ich ihn so arg täuschen niuß. Aber meine Freiheit, vielleicht mein Leben stellt auf dem Spiele ich kann nicht antlerö. wenn ich mich nicht Verrathen will!" VII. Der Entdeckungen. nächste Morgen brach an. Herr Czabo lvar die Liebe und Güte selbst. Er vermied eS. Kathi zu sehen, denn er sürchtete sie in V^rlegeuiieit zu srpen. Mit llngedul) erlvartete er den Fischer — aber Lajo» kain Nicht. Mehr als einmal ging er in den Garten hinaus, aber es zeigte sich ktin Kahn aus der ruljig ströinenden Save. Auch der Korparal war nicht zr» sehen, er hatte sich in die Stadt zum Appell begeben. „)ch hatte den armen Mann mit Unrecht im Verdachte", flüsterte der Apalheker. alS er »in dem Pavillan vorüberging; ich will ihn dafür entschädigen, er fall nicht in das schwarze Roß. 3eßt kann ich sicher sein, daß er mir nicht schadet!" Der gute Vitiver lzätte die ganze Welt so glücklich sehen möge«, als er selbst war. An der Einwilligung deS Vetters LajoS zweifelte ,r ist. wird glaubwürdigen Mittheilungkn zufolge raftloS an der Erzeugung von MunitionSgegenstanden gearbeitet, auch wird nn diesem Platze, ebenso wie in Metz und Straßburg, ungtheuer viel Kriegsmaterial, besonders für Schiffbrücken angehäuft. ES tonnte auf den erftrn Blick überraschen, d^ß gerade das an sich nicht bedeutende Belfort zum Stapelplatz der Kliegsmaterialien gemacht wird ; aber an diesem Punkte kreuzt sich die von Paris noch der Schweiz führende Eisenbahnlinie mit dem von Lyon unmittelbar nach d»m Norden gehenden Schienenweg, was der Lage Belforts eine besondere Bedeutung gibt. In den übrigen festen Plätzen des östlichen Frankreichs werden die vorhandenen Werke mit großer Beschleunigung ausgebessert und neue Befestigungen aufgeführt. Die französische Presse ist hinsichtlich der Frage, wie die Neutralität Luxemburgs zu gewährleisten sei, verschiedener Meinung. Die ..Debats" glauben nicht nur. daß die Mächte slch insgesammt leicht zu einer Garantie verstehen würden, sondern sie schlagen auch noch vor. daß dieselbe gleich auf die ganzen Niederlande ausgedehnt werde, um so ein« für allemal den in diesem Lande wachgerufenen Besorgnissen einer Ber. gewaltigung durch Preußen ein Ziel zu setzen. — „La Presse" halt diese Frage nicht für so leicht. Man kann einen Staat von sünf Millionen Einwohnern, wie Belgien, oder auch nur von ztvci bis drei Millionen, wie die Schweiz, wenn er durch starke natürliche Grenzen und eine außergewöhnliche örtliche Lage geschützt ist. garantiren. Die Ber-antwortlichkeit. welche man übernimmt, beschränkt fich auf die Ber-pstichtung. einem Staate zu Hilfe zu kommen, welcher nicht im Stande ist. einen längeren Kampf auszuhalten, der aber durch seine Bevölkerung und durch seine ftsategischen Verhältnisse stark genug ist. um nicht das Opser eines UebersaUcs zu werden. Trifft dies über bei Luxemburg zu? Wenn später ein Krieg zwischen Preußen und Frankreich ausbricht, wel-cher General wird dann vor den 2500 Mann der luxemburg'schen Bür« gergarde innehalten? Man wird dieses Gebiet gezwungener, oder srei-willigerweise verletzen und sogleich wird Europa in s Spicl gezogen, wer» ven England. Oesterreich und Rußland genöthigt sein, entweder gemäß ihrer Unterschrift Verwahrung einzulegen oder einzuschreiten. Gibt es eine Macht, welche fich einer solchen Möglichkeit aussetzen wollte? Wir begreifen die Besorgnisse, welche der bloße Gedanke daran im englischen Parlament wachgerufen. Die Londoner Konferenz, die am 7. d. M. ihre erste Sitzung gehalten, ist in derselben über formelle Borbesprechungen nicht hinausgekommen und es wird die nächste Sitzung morgen stattfinden. Diese lange Frist ist keineswegs blas aus Rücksicht auf den abwesenden Vertreter der Florentiner Regierung anberaumt worden, sondern hat ihren Grund in dem Bestreben, hinsichtlich der Bürgschasten sür die Reutralisirung Luxemburgs eine vorläufige Verständigung zn erzielen. Das englische Kabinet weigert sich, i» Uebereinstimmung mit der öffent« lichen Meinung des Landes, wie verlautet, ganz entschieden, irgend welche Garantie dieser Art zu übernehmen, und man hört auch nicht, daß von irgen!) einer anderen Seite ausgiebige Bürgschasten in Aussicht gestellt worden wären. Das Gerücht, daß die Vereinigten Sta,üen den Kaufschilling für die russischen Besitzungen in Amerika nicht in klin« gfndcr Münze entrichten, sondern sür die vereinbarten sieben Millionen Dollar Kriegsschiffe überlassen werden, taucht immer wieder auf. und eS wird jetzt velsichert, daß sich die bestimmten Fahrzeuge demnächst, sobald die Genelzmigung des Vertrages auch von Seite des Kongresses ersolgt sein wird, aus dem Miltelmeer nach den baltischen Gewässern begeben. Für den Fall einer Parteinahme Rußlands in einem preußisch sranzösi« scheu Kriege würde diese Verstärkung der nordischen Seestreitkräfte un-leugbar eine große Bedeutung erlangen. Eine Hstupturfache der Kriege Marburg. 9. Mai. Eine Hauptursache der Kriege sind die stehendeu Heere. Im Volks« beere, dessen Wehrmänner sich alljährlich nur zur Uebung auf kurze Dauer versammeln, und außer dieser Zeit im bürgerlichen Kleide bürger-licher Arbeit nachgehen — in einem solchen Heere spricht man wenig vom Kriege, desto mehr aber von der Bcrtheidigung des Vaterlandes —spricht man wenig von KriegSruhm und krikgrrischer Ehre, wohl aber ost und gerne von der Freiheit und ihrem Stütze. Das stehende Heer ist ein »Berufsheer. Jeder wünfcht. seinen Berus auszuüben — so auch der Krie,^er. Dürfen wir es demselben verargen, falls er zeigen will, daß er das Wafscnhandwerk nicht vergebens erlernt — falls er die Gelegenheit herbeisehnt, die Gelegenheit sucht? Wären diesseits und jenseits des Rheines keine stehenden Heere und in Folge dessen keine Festungen zu gegenseitiger Bedrohung die Lu-ttmburger Frage wäre gar nie ausgetaucht Hätten Frankreich und Deutschland keine stehenden Heere und wäre zwischen Beiden irgend eine andere Frage zum Gegenstant» so weitläufiger Verhandlungen geworden, wie die Frage in Betreff Luxemburgs — am linken und am rechten User des GrenzstromeS näi^e noch kein einziger Wehrmann aufgeboten — der mündliche und schriftliche Verkehr zwischen den Ve» tretern beider Mächte hätte feinen nachbarlichen Ton noch nicht verloren — die Ver-nunftgründe ivären vom Gerassel der Säbel, vom Gepolter der Geschütz« wagen noch nicht übertäubt. Bolksheere sind nur in einem freien Staate möglich. Im freien Slaate besitzt daS Volk die Mittel, seine Meinung unverblümt auszu-sprechen: Presse. Vereine, Massenveisammlungen erklären sich über Krieg und Frieden und namentlich drängt es die Wehrmänner, in zahlreichen Versammlungen über diese Frage abzustimmen. Der Wille des Volkes, mit ollrm Nachdruck geäußert, wird immer beachtet, sollte auch die Ver-sassung nicht vorschreiben, daß ein Angriffskrieg nur gesührt werden darf, wenn die Volksvertretung eingewilligt oder gar die stimmfähigen Bürger in den UrVersammlungen dafür entschieden. nicht einen Augenblick, und Kathi's Einwilligung hat er ja -- er konnte die schöne Köchin schon als seine Frau betrachten. Der Vormittag veiftoß wie gewöhnlich. Nach Tische machte Herr Ezabo sein Mittagsschläfchen. Diese Zeit benutzte der lange Niklas. um bei Kathi zu sondiren, wie es mit dem Korporal stehe. Er schlich in die Küche, um seinen Kaffee zu holen. Als Einleitung zu der Unter-Haltung erzählte er die Neuigkeit, daß man der Gräfin Andrassy. der gefährlichen Revolutionärin, auf l>er Spur sei. Man wisse bereits, das sie sich nach Semlin gewendet habe, um von hier aus über die Grenze zu fiüchten. Kathi hörte schweigend zu. ohne sich in ihrer Arbeit stören zu lassen. Niklas entfernte sich wieder. Die Geringschätzung der Köchin er-bitterte ihn. „Ich werde Soldat", dachte er ; „aber ehe ich gehe, spiele ich der Jungfer noch einen Streich!" In einer fieberhaften Aufregung, und kämpfend mit der Angst vor Verrath. stieg Kathi um drei Uhr die Treppe hinan, um nach der Haus« ordnnng dem Advokaten Ferenz den Kaffee auf das Zimmer zu bringen, den sie auf einem Präsentirteller in der zitternden Hmdeu trug. Leise trat sie ein. weil sie wußte, daß der junge Mann um diese Zeit arbeitete. Ruhig blieb sie steheu. als sie hörte, daß der Advokat in dem Neben-zimmer. dessen Thür weit geöffnet war. auf- und abging und mit lauter Stimme las: Da stand urplötzlich eine hohe Frau Wie einst Johanna d Are im Schlachtaewühl. Die Menge ward begeistert, denn so schön War selbst die gottgesandte Jungfrau nicht! „Ein Dichter", dachte Kathi. und verhielt sich ganz still, denn es war das erste Mal seit langer Zeit, daß sie wikder Verse hörte, sie. die selbst als Dichterin bekannt war. Der Advokat fuhr begeistert fort, da er sich vollkommen allein wähnte: Du bist die Gottgesandte. hohe Tochter Des würdige» Andrassy. denn dich schmückt Das Attribut der höchsten Majestät. Im Kampfe groß, nnls nach dem Siege mild Bist Du es, die die Thräne» Armer stillt; Du trägst mit Würde der Verbannung Schmerz. Vertrauend blickt dein Auge himmelwärts ^ Vom Glorienlicht der Hoffnung mild umzogen. Stehst eine Heldin Du in Sturmeswogen! Die arme Gräfin zitterte, als sie vernahm, daß diese Verse an sie gerichtet waren. Ein Heller Thränenstrom entstürzte ihren schönen Augen. Begeisterter, als ob er diese Tl)räncu gesehen, fuhr der schwärmerische Advokat sort: Und herrlich hat die Gottheit Dich geweiht. Mit Stolz verbindest Du Bescheidenljeit. Der Frauen höchste Schöne strahlt darin. Mein Ideal, du. meine Königin! Mit großer Selbstziisriedenheit. sein Taschentuch in der Hand, trat der Advokat plötzlich in die Thür. Er sah Kathi. deren Gesicht von Thränen erglänzte. „Mein Gott", fragte er erschreckt, „was ist geschehen? Sie weinen. Kathi. Sie befinden sich in einer Ausregung". Die Gräfin konnte nicht ausweichen. „Ach Herr Advokat, diese Berse", schluchzte sie. „Hast Du mich belauscht?" „Ohne daß ich es wollte. O, wie schön, wie groß ist es. eine ver-bannte, eine verfolgte Frau zu besiilgen!" Ferenz starrte die Küchin an. Diese Worte waren nicht in dem gewöhnlichen Dialekte der Landleute gesprochen. Und »velche Empfindung verriethen sie! , Die Gräfin Thekla Andrassy. von ihrem Gesühle hingrriffen. hatte ihre MaSke vergesstn. Doch schon im nächsten Augenblicke erinnerte sie fich daran. Bestürzt trat sie zu dem Tische und setzte das Kaffeeserviee nieder. Ihre kleinen Hände zitterten nnd ihr Gang war schwankend. Sie ivollie sich entfernen; doch ehe sie noch die Thür erreicht hatte, ließ sich ein Trommelwirbel in der Slraße vernehmen. Thekla mußte fich an dem nahestehenden Stuhle halten, um nicht zn Boden zu sinken. . , ^ „Diese Angst, diese Verwirrung!" rief Ferenz. ..Wer bist Du. wer sind Sie?" sügte er rasch tiinzu indem er das Geficht der Gräfin, deren Schönheit selbst der bäurische Kopfschmnck nicht beeinträchtigen konnte. anstarrte. ^ . „Lassen Sie mich! Lassen Sie mich! Ein augenblicklicher Schivindel — er ist vorüber!" ^ ^ ^ ^ Thekla lauschte ängstlich auf das trommeln in der Straße, das noch fortdauerte. ^ . . . „Großer Gott. Sie zittern vor diesem Signale!" rief Ferenz ver- wundert. „Und diese Züge die ich schon im Bilde nein. Sie sind nicht, was Sie scheinen — Sie sind die Grast« Thekla Andrassy!" Weise Denker aller Zeiten haben sich mit der Frage beschäftigt, wie der Friede zu verewigen. So lange die menschliche Natur sich nicht an-dert. wird der ewige Flieden wohl ein frommer Wunsch blrilitn. Was nber möglich, wenn wir den Staat einrichten, wie es der vernünftige Wille der Melirheit fordert. daS ist die Veschränkung der blutigen Ent« scheidung auf jene Fälle, in denen sie für ein freiheitliebendes Volt un-vermeidlich — ist die Beschränkung deS Krieges auf die liloße Vertliei digung. Zur Vertheidigung genügt cinPoltsheer. Die Angriffs- und Eroberungskriege nchmtn nur mit den stehenden Heeren ein Ende. Vermischte Nachrichten. (Bergbau.) Die Gold- und Silberproduktion in Kalifornien und Newada betrug im Jahre 1866 im l''anzcn an Werth 18.386.000 Doli., der Reingewinn für die Minenbesitzer 2.962.000 Doll. (Die englischen Hinterlader.) Da nunmehr die Einsüh-rung der Snider'schen Büchse in der ganzen britischen Armee eine be-schlossene Thatsache ist. weil alle anderen Systeme sich weniger bewährt, so beginnt die Verthcilung derselben an die einzelnen Tluppcnkörper. Den Anfang macht man mit den in Gibraltar und Malta stationirten Regimentern. . Die irländischen Konstablcr bekommen ausnahmsweise kürzere und leichtere Büchsen. (Bolksunterricht in Frankreich.) Am 31. Deeember 1865 wurden im Seine-Departement ^792 Unterschulen gezählt (von denen 360 öffentliche und 1442 unabhängige), in denen 176.436 Kinder (um 11.457 mehr als im Vorjahre) unterrichtet tvurden. Während im Elsaß und im Lothringischen im Jahre 1865 auf 1000 Brautleute 25 und 54 Männer und 59 und 132 Frauenzimtner kamen, die ihre Na-men nicht schreiben konnten, ergaben sich diese Verhältnisse in den Departements der oberen Seine mit 143 und 228, in denen der Mittel-Loire mit 590 und 618. in denen der unteren Loire mit 464 und 660. in der westlichen Bretagne mit 571 und 680. Diese Ziffern bekunden deutlich genug daS ausgesprochene Versländniß deS deutschen Stammes in Frankreich für die Bedeutung des Unterrichtes. (Wichtige Erfindung für Bienenzüchter.) Wie schwer bisher das Auslassen deS HonigS vor sich ging, welche Schmiererei damit verbunden war. wie sehr der Honig oft litt, lvie viel Wachs ver-loren ging durch Wachsmotten, wie unmöglich eS für den kleinen Bic-nenzüchter »var, auS seinem Wachs den wahren Werth zu ziehen. alleS das ist bekannt. Diesen sämmtlicheu llebelständen ist nun vollständig abgeholfen durch eine Erfindung, die ein schweizerischer Bienenzüchter ge-macht. Der Apparat ist sehr einfach und gewährt folgende Bortheile: In einem Tag kann man damit 4—5 Ztr. Honig auslassen und zwar ohne die mindeste Schmiererei — der Honig wird selbst auS dunkeln Waben ßanz hell — der Honig erhält nicht den mindesten Beigeschmack und ist so dicht, wie in Waben; man erhält also mehr Honig, als auf gewöhnlichem Wege — der Apparat macht jede Wachspresse überflüssig; er bearbeitet auch die kleinste Menge Wachs — er liefert mehr Wache, Die Gräfin erhob sich wieder, ehe der Advokat ihr Beistand leisten konnte. Angst und Besorgnis schienen plößlich verschwunden zu sein, denn auS ihren Augen strahlte dl,s Feuer des Muthes. der große Geist, der Gefahren trotzt — die Schwäche der hohen Frau war vefiegt. „Ja. ich bin es!" sagte sie stolz. „Ihre Hand, mein Herr! dem Dichter darf ich mich vertrauen — ich bin die flüchtige Thekla, auf deren Erlangung man einen Preis geseht". „O. mein Gott", rief der schwärmerische Advokat. „dieS ist der schönste Lohn, der je einen Dichter krönen konnte! Bauen Sie fest da-rauf, daß ich mit meinem Leben bereit bin. Sie den Verfolgungen zu entziehen". Der Advokat ergriff die Hand der Gräfin und küpte sie. „Wissen Sie. was der Trommelwirbel bedeutet?" „Er ruft die Schutzwehr zum Appell, deren Kommandant Herr Lzabo ist. Sie haben für diesen Augenblick nichts zu fürchten". „Und was habe ich von dem Dichter zu hoffen?" „Daß er mehr thun, »l< Verse schreiben, daß rr Sie auch retten wird?" Aus der Hausflur ließ sich Herrn Czabo's Stimme vernehmen, der Niklas, Netti und Kathi rief. „Mein Schiviegervater!" flüsterte Feren». „Tragen Sie Sorge, daß man Ihren »Vahren Stand nicht entdeckt, er ist gut, aber schlvach. Um sich als Kommandanten zu zeigen, könnte er leicht eine Unbesonnenheit begehen^ die Sie in das Verderben stürzt". „Kathi. Rctti. Niklasl" rief lauter der Apotheker. „Meinen Degen, meine Schärpe, meinen Federhut!" „Mein Herr", sagte Thekla, ^daß Sie an meinem Schicksale Theil nehmen, ist mir ein schöner Trost, der mich an meiner Rettung nicht verzweifeln läßt. So darf ich im Augenblicke der Gefahr fest auf Ihre Hülfe jühlen?" „To wahr ich hoffe, daß es eine ewige Gerechtigkeit giebt! Noch diese» Abend werden Sie von mir höre». Beugen Sic sich nur heute noch in das Joch der Köchin". „Ich eile, um keinen Verdacht zu ertvecken". Als Thekla die Hausflur betrat, war sie ganz wieder Köchin, Nlklas und Netti ivaren beschäftigt, Herrn Czabo Säbel und Schärpe anzulegen. „Kaihi". sagte der Kommandant, indem er den großen Federhut auf das Haupt setzte, „ich verlasse auf eine. Vielleicht auch auf zwei Sinndtu das Haus, weil meine Mannschaft auf dem Sammelplatze als Pressen, da kein Wachs irgendwo zurückbleiben kann — das Wachs bekommt eine bisher unbekannte Schönheit. Reinheit und Dehnbarkeit. Dieser Apparat arbeitet mittelst Dampf aus einem gewöhnlichen Koch« ofen. Der Apparat hat auf der Ausstellung der schweizerischen Bienen« tvirthe zu Rapperswyl im Jahre 1865 einen Preis erster Klasse erhal-ten. Seither ist er in mehreren Punkten noch verbessert worden und hat schon ziemliche Verbreitung gefunden und sich überall große Zufrie. denheit erworben. Zu den großen Vortheilen geftllt sich ein äußerst geringer Preis: er kostet nämlich höchstens 7 Thaler. Verpackung inbe-ariffen. Wer nähere Auskunft über diesen Apparat wünscht oder einen solchen kaufen möchte, der sende das genaue Maß des Durchmessers des Hafenrandes, auf welchen er den Apparat aufsetzen will, ftanko an die Adresse: L. Gerster, V. D. M. im Schlößli bei Bern (Schweiz), welcher den Apparat besorgt und eine genaue Gebrauchsanleitung gibt. Ein solcher Apparat wird künftigen 22. Mai auf der Versammlung der Bienenwirthe zu Karlsruhe zur Ausstellung kommen und dort in Thä-tigkeit gesetzt werden. (B et h e i l i g UN g der Arbeiter am Gewinn.) Die „Rostocker Zeitung" erzählt ein merkwürdiges Beispiel von der Betheili-„ung ländlicher Arbeiter am Gewinn auf einem mecklenburgischen Gute. Der bekannte landwirthschaftliche Schriftsteller Thünen hat auf seinem Gute Tellow schon vor ztvanzig Jahren dieses System eingeführt und mit dem besten Erfolg. Alle Dorfbewohner, welche auf dem Gute arbeiten, sowie der Lehrer. Tchäfer und die Handwerker, erhalten von der Einnahme, welche 5600 Thaler (Zins des Gutwerthes) übersteigt. Dieser Gelvinn wird in die Sparkasse niedergelegt und nur in Krank-heltSfallen oder im 60. Jahrc ausbezahlt. Der Durchschnitt der jo ange-sammelten Kapitalien betrug bis jetzt 300 Thlr. für den Kopf — gewiß ein hübscher Erfolg. (Die kleine Lotterie.) Vom 1. Dezember 1866 bis Ende März 1867 betrugen die Einsätze der kleinen Lotterie in Oesterreich 6.800.000 fl., die Gewinnst? 3.010.310 fl.. die VerwaltungSkosten 1.301.964 fl. Der Reinertrag belauft sich daher auf 2.S95.020 fl. — größtentheils die letzten Sechser armer Leute. Marburger Berichte. (Diebstahl.) Bor zwei Mouaten ward der Grundbesitzeri« Maria Schurz von Frau Stauden in der Kanzlei eines hiesigen Rotars ein Schuldbrief im Betrage von 210 fl. gestohlen. Die Beschädigte warf ihren Verdacht auf die Schuldnerin selbst und wurde von dieser wegen Ehrbeleidigung gerichtlich belangt. Die Schlußverhandlung ist noch nicht anberaumt. Run hc»t aber Frau Schurz die Entdeckung ge« macht, daß der fragliche Schuldbrief bei einer Brodverschleißerin um 6 fl. versetzt worden — und zwar von einer gerichtsbekannten Gaunerin aus der Magdalena Vorstadt, die bei der Schuldnerin im Taglohue gedient. zusammentritt. Es ist etwas Wichtiges im Werte. Wahre die Küche und besorge das Abendessen. Sobald es völlig duntel geworden, schließe die Fensterladrn und bleibe ruhig in Deiner Kammer. Meine Hand-schuhe l" Netti eilte in das Wohnzimmer. „Meine Dose!" Nitlas ging mit einem Riesenschritte in die Apotheke. Die Absicht Herrn Czabo'S tvar erreicht, er befand sich mit Kathi allein. „Adieu", sagte er freundlich, und indem er ihr die Wange streichelte; „öffne heute das Fenster nicht wieder, die Abendluft ist sehr kalt. Wenn Vetter Lajos kommt, mag er auf mich warten — ich habe mit ihm zu sprechen. Hörst Du. ich habe mit ihm zu sprechen". „Ich werde Alles pünktlich besorgen. Herr!" sagte Kathi. Dann entschlüpfte sie in die Kammer, um ihre Bewegung zu verbergen. „Ein reizendes, liebes Mädchen!" flüsterte der Apotheker vor sich Hill. „Sie MUS sich prächtig ausnehmen, wenn sie erst seidene Kleider und einen Hut trägt. Ich will —" „Hier ist die Dose!" brüllte Nitlas, indem er seinen langen Arm ausstreckte, und dem Prinzipal daS Verlangte entgegenhielt. „Hier sind Ihre Handschuhe, lieber Vater!" sagte Netti, die in diesem Augenblicke erschien. Der Kommandant wars noch einen Blick nach der Küche, dann schritt er majestätisch der Hausthür zu. „Herr Ezabo!" rief NiklaS im tiefsten Basse. „Aas giebt es noch?" „Warten Sie noch einen Augenblick!" „Warum?" „Sie haben ja den Säbel auf der rechte» Seite!" „Verwünscht!" murmelte Herr Ezabo. Mit Hülfe des langen Riklas »var das Versehen ausgeglichen, u»d der Kommandant schritt stolz durch die belebten Straßen. Niklas stand in der Ttiür und sah ihm »ach. „Ich »vollte. ich hätte ihn nicht darauf aufmerksam gemacht!" murmelte er. Anstatt dab die Leute ihn grüßen, würden sie über ihn lachen !" Aergerlich ging er in seine Apotheke. (Fortsetzung folgt.) (Gast freunde.) Am Freitag Abends trafen ein GlaSkrämer und ein Wurstler in einem (Nasthause der Mal^dalena-Borstadt zusammen unv kneipten miteinandrr. Der Krämer btzahlte die Zectie. die sich auf zwei GllldtN belief. In einer Schenke bti St. Joseph ließ der Wurstler ein Seidel Wein auftischen und begtib sich auf den Hkimwfq Nkich der Stadt. Der Krämer qing auf der Lembach,? Straße iveiter: nach einer Vicktclslunde kam der Würstler qeraunt und forderte einen Sechser, da er diesen Betrag für den Wein ausgelegt. Als der Angesprochene seinen Beutel gezogen, griff der Würstler danach und zerrte: der Bedrolite tzielt aber den 'Erntet fest, bis tlerselbc entzwei riß. Der Krämer wurde endlich vom Würstler zu Boden geschlagen und dcr Hälfte seiner geringen Ba<,rschaft beraubt. (Todesfall.) Zu Grob WinterSbach ist am 7. d. M. Iolianna Patschto, die dreijährige Tochter eineS Winzers, in den Hausteich gestürzt und ertrunken. (Der Bezirksausschuß) hat vor einigen Tagen sich versam-melt. um den Beginn der öffentlichen CiKungen dir Bezirksvertretung n»d die Tagesordnung festzusetzen. Letzte Post. Die Koi^erenz dürft« vor Erledigung der Hauptfragen die frauzöftfchen Sküstunaen m Erwägung ziehen Frankreich will nieht dulde«, daß die Diplomatie aus der Konferenz Vorstellungen gegen feine Stüstuagen mache. England soll fiw bereit erklärt haben, die Gewähr für die Neutralität Luremburgs mit übernehmen zu wollen. Admiral Karraaut wurde zum Kommandanten de« amerikanischen Mittelmeer-Geschwaders ernannt. Eingesandt. Wenn in einer Zeit, da MarburA bereits fünf Vereine und außer diesen mehrere „geschloffene Gesellschaften" zählt, welche mehr oder wem-ger auch der geselligen Unterhaltung zugänglich sind, der Rus nach Bll-dung einer neuen „geschlossenen Gesellschaft" in die Oeffentlichkeit dringt, deren Tendenz, wir aus den Einladungen deS Herrn Kopriwa ersichtlich, eben wieder nur die llnterhaltung sein soll, so muß dieser Ruf wol)l zunächst darin seine Begründung haben, daß die bestehenden Vereine ihren Mitgliedern nicht daS bieten, wiiS dieselben ansprechen. Ganz be-sonders muß der Kasinoverein sein zweckwidriges Wirken einsehen, und sich durch den Zusammentritt eineS „WinkelvereineS" in seiner Existenz bedroht fühlen, weßhalb sich auch „Ein Mitglied deS Kasino im Stamen Vieler" Veranlaßt gesunden hat. zu dessen Gunsten eine Lanze einzu« legen. Man wendet »in. daß diese „Kränzchen" nur den Zweck haben sol« len. dem „Kasino" Konkurrenz zu machen. Dieser Borwurf aber ist einfach durch die Gegenfraj^e zu entkräften, ob denn eine Unternehmung, wie daz Kasino, sobald sie ihrer Aufg<,be als Sammelpunkt geselliger Unterhaltung nachzukommen weiß, in dieser Richtung eine Konkurrenz zu scheuen habe? Wenn aber, anstatt die Geselligkeit zu pflegen, man AUeS aufbietet, um der Etiquette und dem Luxus eine möglichst breite Basis zu ver-schaffen, so ist eS ganz natürlich, daß der einfache Bürger, der dem nicht so gen will und kann, eine solche Änregnng. wie jene deS Herrn K., mit Freuden begrüß: und sich einer GeseUschäst anschließt, welche so viel Lelbslverlengnnng hat. die Rücksichten steiser Etiqiiette abzustreifen und sich dafür einer tieitern Geselligkeit hinzugeben. Wenn übrigens Herr K. in seiner Einladung m^int. die Damcn mögen, wenn möglich, mit ihrer Handarbeit erscheinen, so ist dieses Ansinnen nicht so auszulegen, als ob dadurch die Errichtung einer „Aktien-WäschauebesserunqS- und Strumpfstrickanstalt" angestrebt würde; denn zuviel Gemüthlichkeit hört auch auf. gemüthlich zu sein, und wer weiß, ob man von der „Handarbeit" mit der Zeit nicht noch auf andere, ebenfalls im Bereiche der Gemüthlichkcit liegende Beschäftigungen verfallen würde — die Perspektive, in welcher wir ein Schaff Wasser nebst Seife, Bürste u. dgl. beim Saale hereintragen sehen, ist tvohl nicht all-zukühn. Eine weitere Frage, die wir den Verfechtern deS Kasino entgegenhalten. ist der Kostenpunkt. Es ist bekannt, daß man an den heurigen Faschingsabenden im Kasino sich an Reichtljnm und Glanz der Toiletten zu überbieten suchte und mancher mit Töchtern gesegnete Familienvater mag seuszend Belege für die Kosilpieligkeit der ailt^eschafften „HauSklei-der" zu liefern im Stande sein. Auch iu dieser Richtung und ganz besonders in dieser stellt sich die neue „geschlossene Gesellschaft" die Ans-gäbe, dem Bedürfnisse des Publikums n.ich einer billigen Unterhaltung zu entsprechen, denn grundsätzlich soll die „Balltailette" ganz und gar auS der „Gcsellschast" verbannt und sowohl bei Damen, als auch bei Herren nur daS Hauskleid zugelassen sein. Ein Mitglied der neuen Gesellschaft. Giugefand». An die Dame von Distinktion. als „allgemeine Stimme Marburgs". In Erwik»tlung 0eS sehr Geehrten am 8. d. erlaube ich mir, achtungsvoll zu bemerken, daß eS Niemandem beifUlen kann, eine hervorragende Rolle fpieltn zu wollen; im Gegentheile steht zu erwarten, daß Alles bemüht sein wird, dem gemüthlicheu Vergnügen und nur diesem allein seine besten Kräfte zu widmen. Mit unbegrenzter Hochachtung Der Adressat. Telegraphischer Wiener Coitrs voin 9. Mai. Kreditaktien........168.80 London ..................130.60 Silber.........12S 25 K. K. Milnz-Dukaten .... 6.l7 ö'/, Metavique» . - . . . 59.— 5'/^ Stational-Anlehen .... 69.70 1860er Staats Anlehe» . . . 84.— Bankaktien.......7!tO.— Verstorbene in Marburg. Am 29. April: Dem Bindermeister Joses Wolf seine Tochter 3 3. alt, an Bräune. — Am 1. Mai: Dem SchneidermeiNer Theodor Haas sein Sohn Theodor, 6 Mon. alt. an Hydroeephal. aeut. — Am L.: Simon Achatz, Mauree, 76 I. alt. an AlterAschwache. — Am S.: Sakob »apaun, Taalöhner, 6» I. alt. an «affersuch^ — Am 4.: Elisabeth Kömter, Inwohnertweib, 64 Z. alt, an Wassersucht. — Am 5. Ma»: Maria Siegler. Inwohnerin, 81 I. alt, an Wassersucht._ Morgen. SamStag den 11. Mai: a«sii>oi»a8 - 241) in Kartin's Saale. Z. !l Roptiwa. von drr MusiNaptiie dt« libl. k.!. I». Husaren Rtgimt«», welche Tvnutag «od Montag» d. i. den 12. und 13. d. M. im Gastbaus'Garten der Kartins»'« Restanrattoi, abg-halte» wird. Bei ungünstig-r Wilterung mit Streichinftrumeiitrn im Tanzsalvn. 24ij) Anna Schlichtiag. Trkliri»!!. DaS allgemein verbreitete Gerücht, ich hätte die Stelle eineS Kapell-meisterS beim Theater in Prtbburg erhalten, bestimmt mich, meinen Freunden und Gönnern zu erklären, daß ich Marburg nicht verlasse uud nach wie vor bereit bin, Unterricht im Klavier- und Violinspiele zu ertheilen. Marburg. 9. Mai 1867. Max «rava. Nr. 104V. (225 Exekutive Fahrniffen-Versteigerung. Vom k. k. Bezirksgerichte in Marburg wird bekannt gemacht: ES sei über Ansuchen der Josefa Pettek die Reüssumirung der exekutiven Feilbietuug der dem Stefan Kovatj'chitsch in Lendorf gehörige«, mit gerichtlichem Pfandrechte belegten u»d auf 100 fl. öst. W. geschätzten Fahrn'ffe, alS: zweier Ochsen, bewilliget und hiezu zwei FeilbietungS-Tagsatzungen, die erste aus den 14.Mai,die zweiie auf den 4 Juni 1867, jedesmal von 11—12 Uhr Vormitt^igs in Lendorf Nr. 23 mit dem Bei-satze angeordnet worde», vaß die Pfandstücke bei der ersten Feilbietung nur um oder über de« Schätzwerth, bei der zweiten Feilbietuug aber auch unter demselbe» gege« sogleiche Barzahlung und Wegschafsung hintanqegebeu werden. K. t. Bezirksgericht Marburg am 30. März 1867._ Gasthaus-Eröffnung. Der Gefertigte macht hiemit dem geehrten Publikum die ergebenste Anzeige, daß er daS GafthauS „zur Karntnerbahn" in der MagdalenaVorftadt, im Hause deS Herrn Dir. Perko nächst dem Kadetten Institute eröffnet habe und ladet höflichst zu recht zahlreichem Besuch ein. indem er die Versicherung ertheilt, die t.?. Gäste durch gute, billige Speisen und Getränke zufrieden zu stellen. Marburg. 9. Mai 1867. Josef Tch««S, 244) ehmalS Birth im Straschill'schen Brauhause. Zwei schöne Wohnungen im ersten Stocke, sonnsciti». bestehend au« 2 uad 3 Zimmern sammt Zugehör, sind bis 1. Zuai zu vergeben. — R«hcre» im Komptoir dieses Blatte«^__^ (2ZS Ein Lehrjunge, der deutschen und slovenischen Sprache mächtig, wird in der gemischten Waarenhandlnng deS Ioh. Schober in Hohenmauthen ausgenommen. Fein geriebene Veltlriij8ijfsrl»en> l^aeli«I^srliviiaron empfiehlt zur gefälligen Abnahme Herm. Billerbeck, ° ^ Maler und Lackirer. 234) Kärntnergaffe Rr. 227._ twiiil - iimMkIiIe - tkli«« - keselktliüll i« Pest (217 ^eigt ergebenst an. daß Frau Theresia Ehrist in ihrem neu errich-teten vikwalien'Geschaft, Grazergaffe (neben Herrn Klein schufter) unsere Mehlprodukte zum Verschleiß im Großen wie im «leinen übernommen hat, und empsehlen dal)er dem geehrten Publikum zur ge« neigten Abnahme von unseren Mehlsorten, die aus schwerstem Banater Weizen erzeugt sind, mit der Versicherung der reellsten Bedienung. abgepreßt in Zeigform oder getrocknet kaufen zu den besten Preisen uud in jeder Quantität Wage«ma«n, Seybel ^ Comp, in Wie«, Wieden, 158) Resselgasse ' Eisenbahn-Fahrordnung fiir Marburg. Nach «ie«: «ach ^ Abfakrt- 6 Uhr 25 Ml« Früh. Abfahrt: 8 Uhr 14 Mm. Krüh. 7 Uhr S Min Abend». S Uhr 48 Min. Abend«, «ach «itlach: «l,fahr»: 9 Uhr Krüh. VeranNvottlicher NedaNeur: Kranz «iesthaler. /. Ii. Lt. Druck »«d Aerlsg »sn Ed«ar» I«»schitz in Marburg.