| j ■ 11 i' i ■ i i ■ 1111 ■ I till ■ ■ i i i ■' ij /m , ..i i... I ..11' III! itil 11 7TJ - . . . RllIIIIIIIII * I III III 11 111111^ Turnschule. Zum Gebrauche fiir Lehrer- und Lehrerinnen- | Bildungsanstalten. Von Julius Schmidt, k. k. Turnlehrer an der k. k. Lehrer* und Lehrerinnon-Bilduiigsanstalt in Laibach. Zweite Abtheilung: Anatomie und Pliysiologie. Turngeseliiclite. Frei- and Gerathiibungen mit deutsoher und slovenisclier Laibach 1882. Im Selbstverlage des Verfassers. ivL'iiii'iiiiiiiiiiii'iiniiiiViMMyiiiiiiMiiiniiniiiiiiiiiiMiiiii’iiiViiiiiiiiMiiiiiiii^'iiii’i^^'iin'iiiiil'' Turnschule Zum Gebrauche fiir Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungs- anstalten. Von Julius Schmidt, k. k. Turnlohrer an der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Laibach. Zweite Abtheilung: Anatomie and Physiologic. Turngeschiclite. Prei- und Gerathubungen mit deutscher und slovenischer Terminologie. Spiele. Lehrverfahren. Laibach 1882. Im S elbstverlage des Verfassers. Alle Reehte vorbehalten. Druck von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach. Vorwort. Die giinstige Aufnahme, welehe die erste Ab- theilung meiner Turaschule (Ordnungsiibungen des Knaben- und Madchenturnens) erfahren hat, ver- anlasste mich, derselben die zweite Abtheilung folgen zu lassen. Der hohe Landtag des Herzog- thums Krain bewilligte fill- die Drucklegung eine namhafte Subvention, wofiir deinselben an dieser Stelle der hbflichste Dank abgestattet wird. Als Mitarbeiter bei Schaffung der slovenischen Terminologie waren die Herren Gerkmann und Tomsic, k. k. Lehrer, und der Lehramtscandidat Herr Vogelnik thatig. Der Verfasser sagt denselben an dieser Stelle offentlich Dank. Ebenso dankt derselbe dem k. k. Sanitatsrath Herrn Dr. Friedrich Keesbacher in Laibach fur die freundliche Durchsicht des ersten Abschnittes. Die bei der Abfassung der zweiten Abtheilung beniitzten Werke sind in der Regel im laufenden Text angegeben. Es sind insbesondere: Angersteins Theoretisches Handbuch, Lions Freiiibungen, Ra- vensteins Volksturnbuch; ferner Jaegers Gymnastik der Hellenen und die in der Oesterr. Turnzeitung enthaltenen Aufsatze iiber Turngesehiehte; endlich Roths Grundriss der pbysiologischen Anatomie, Bocks Buch vom gesunden und kranken Menscben und die ebeufalls in der Oesterr. Turnzeitung ab- gedruckten Vortrage des Dr. Ortner in Znaim iiber Anatomie und Physiologie mit Rucksicht auf das Turnen. Laibach, itn Juli 1881. Der Verfasser. Einleitung*. Leib.und Seele des Menschen stehen in einer untrennbaren Verbindung. Von dem korperlichen Wolilbefinden ist fast immer die Regsamkeit und Frische des Geistes (die Spannkraft der Seele) abhangig. Das Zkl in der Erziekung ist und muss deshalb ein einheitliches, die Entwickelung und Vervollkommnung des ganzen Menschen umfassen- des sein. Das Leibliche verbindet sich mit dem Geistigen, das Geistige mit dem Leiblichen. Jede Leibesiibung kann zugleich eine Geistesiibung sein, da oft schnelles Denken und grosse Aufmerksam- keit erforderlich ist, um kunstvolle Spriinge und zusammengesetzte Uebungen auszufiihren. Die Wichtigkeit der Leibestibungen fur die korperliche Ausbildung der Jugend ist durch die Gesetzgebung fast aller Culturstaaten anerkannt. Und nicht nur zum eigenen Gewinne des heran- wachsenden Geschlechteswird geturnt, sondern auch zu Nutz und Frommen der Familie, des Gemeinde- wesens und des Staates in Friedens- und Kriegs- zeiten. 2 — Der Lelirer hat die Pflicht, sich mit dem Turnen und den Hilfswissensckaften desselben vertraut zu machen. Er soil 1. ) Fertigkeit in der mustergiltigen Ausfiihrung der dem Gebiete der offentlieken Volksschule zufallenden Uebungsformen besitzen; 2. ) die Bewegungsorgane und die Entwickelungs- verkaltnisse derselben im kindliehen Alter kennen; 3. ) die Technik der Bewegung verstehen, die Uebungen zerlegen, methodiseh abstufen und turnspraeklick richtig bezeichnen konnen; 4. ) Einblickin die Turngeschiclite, das Wesen und die padagogische Aufgabe des Volksschulturnens haben und den Geratkebau kennen. Wir gliedern deshalb unser Buck folgender- massen: I. Abschnitt: Ueber Anatomie und Pkysiologie des menschlichen Korpers mit Rucksicht auf das Turnen. II. Abschnitt: Gesckichte des Turnens. Ill Abschnitt: Uebersichtliche Darstellung des Turniibungsstoffes, entkaltend: Das Turnen ohne Geriitke, mit und an Geratken; — Geratk- kunde; — Spiele. IV. Abschnitt: Das Lekrverfahren. Erster Abschnitt. Anatomic und Physioloyie des metisclilichen Kdrpers mit Riicksicht auf das Turnen. I.) Von den Knoclien nnd Gelenken. Das feste Geriist des Kdrpers (Skelett) wird von den Knoclien gebildet. Die Ifnocken bestehen 1.) aus Knochenknorpel, welcher die Grundlage der Knochen bildet und als eine biegsame, elastische Substanz sicb darstellt, die sich beim Kochen in Leim auflost, und 2.) aus kalkhaltiger Knochenerde, welche in der knorplichen Grundlage iiberall ein- gestreut und mit derselben auf das genaueste ver- bunden ist. Beim Erwachsenen betragt das Gewicht des Knochenknorpels etwa ein Drittel, das der Kno¬ chenerde zwei Drittel des Knochens. In friiheren Lebensjabren iiberwiegt der Knochenknorpel, in den spiiteren die Knochenerde. Die an Knorpel reichen Knochen des Kindes sind besonders biegsam und brechen nicht leicht, wahrend die viel Knochenerde enthaltenden Knochen des Greises sprode sind. Eine grossere Menge Knorpel macht den Knochen weich und biegsam, wie dies bei der sogenannten eng- 4 lischen Krankheit (Rhachitis) der Fall ist. Richtige Ernahrung und gute Luft sind fur die Mischungs- verhaltnisse von Wichtigkeit. Nach dem verschiedenen Zwecke, welchem die einzelnen Knochen dienen, ist der Ban und die Form derselben verschieden. Lange Oder Bohren- Tmochen sind an den Gliedmassen, weil diese schnelle Bewegungen auszufuhren und den Korper zu stiitzen haben. Man unterscbeidet an ibnen ein langliches, walzenformiges Mittelstuck und zwei dickere, ku- gelige Enden. Das Mittelstuck besteht zum grossten Tbeil aus Rindensubstanz und enthalt im Innern eine grosse Hohle, die Marlchohle; die Enden da- gegen sind fast ganz aus schwammiger Substanz gebildet. Platte, breite Knochen werden zur Bil- dung von Ilohlen und da verwendet, wo viele Muskeln eine Befestigung brauchen. Wenn binge Knocben zur Hoblenbildung verwendet werden, so wird ibr Mittelstuck flacb gedriickt und sie werden ihrer Liinge nacb entsprechend gekrummt, wie die Rippen. Diese Knocben kommen nur am Kopf und Rumpf vor. Die dicJcen, kurzen Knochen von un- regelmassiger Gestalt kommen in grosserer Anzabl iiber- und nebeneinander dort vor, wo eineKnochen- saule bedeutende Festigkeit neben einem gewissen Grade von Biegsamkeit besitzen muss, wie die Wirbelsaule, die Hand- und Fusswurzel. An den einzelnen Knochen sind Erkabenheiten, Vertiefun- 5 gen und Durchbohrungen. Die Erhabenheiten (Leiste odeu Kamm, Stachel, Hocker, Fortsatz) dienen zum Muskelansatz und fungieren als Hebelarme. Vertiefungen dienen oft zur Bildung eines Gelenkes (Gelenkgrube, Gelenkpfanne). Die Durchbohrungen dienen meist dem Durchtritt von Gefassen und Nerven. Die Knochensubstanz besteht aus einzelnen feinen Blattchen, welche sich mehr Oder weniger dicht (schalenfbrmig Oder netzformig) aneinander legen: dichte Knochensubstanz oder Rindensubstanz und schwammige, netzformige Knochensubstanz, Marksubstanz. Die Knochen entwickeln sich aus Knorpel (lange Knochen) oder Zellgewebe (breite Knochen), in welchen sich an verschiedenen Stellen (Knochen- kernen) die Knochenerde ablagert. Das Wachsthum und die Ernahrung der Knochen wird durch die Knochen- oder Beinhaut von aussen nach innen vermittelt. Verletzungen der Beinhaut sind daher stets zu beachten. Ge- sunde Knochen sind unempfindUch. Die Knochen des menschlichen Korpers gehen entweder bewegliche oder unbewegliche Verbindun- gen ein. 1.) Die beweglichen Knochenverbindungen sind die GelenJce. Zwei oder mehrere Knochen mit iiberknorpelten, congruenten Flachen stossen an¬ einander und werden durch Bander so weit zu- 6 sammengehalten, dass sie ilire Stellung zu einander andern, sich bewegen konnen. Die GelenkTtapsel umschliesst das Gelenk und die Gelenkschmiere er- leichtert das Hin- und Hergleiten. Ausser durch die Bander werden die Gelenkenden durch den Muskelmg und den Luftdruck in Beriihrung ge- halten. "Wir unterscheiden freie GelenJcc, Winkel- oder Charniergelenke, Dreh- Oder RollgdenJce, straff'e Gelenlce. — 2.) Unbewegliehe Knochenverbindung baben Kopf- und Beckenknochen. Die einzelnen Theile des Gerippes, namlieh Kopf, Rumpf und Gliedmassen, sind durch fol- gende Knochen gebildet: A. Das Knochengeriist des Kopfes zer- fallt in den Schadel- und den Gesichtstheil. Der Scbadel, dessen obere Halfte auch Hirnsckale Oder Schadeldach genannt wird, ist aus dem Stirnbein, zwei Scheitelbeinen, dem Ilinterhauptsbein, den beiden Schlafenbeinen und unten (am Schadel- grunde) vom Keil - und Siebbeine zusammen- gesetzt. Der Gesichtstheil wird von 14 Gesichts- knochen aufgebaut. Nur der Unterkiefer hat Be- wegung (die eines gemischten Gelenkes), und zwar in einer Gelenkhohle des Schlafenbeines; alle tibrigen Knochen sind durch Nalite festmit einander verbunden. Bei Neugeborenen heisst die iuhlbare weiche, noch knorpliche und noch nicht verknocherte viereckige Stelle des Schadels zwischen dem Stirn- 7 bein und den beiden Scheitelbeinen die grosse vier- eckige Fontanelle; sie schliesst sicb gewohnlich erst iin zweiten Lebensjahre. Die kleine dreieckige Fon¬ tanelle ist zwischen den beiden Scheitelbeinen und dem Hinterhauptsbein. Schlage auf den K’opf, selbst Maulschellen, konnen sehr gefahrlick werden. Am Kopfe sind die Hohlen fur das Gehirn, das Gesicht, das Gehor, den Geruck und den Geschmack gebildet. B. Das Knochengeriist des Rumpfes bat als Grundlage eine am Riicken schlangenformig sich herabziehende und mit einem Canale fur das Riickenmark versehene Knochensaule, das Buck- grat oder die Wirbelsaule. Ihre Glieder bilden 7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lendenwirbel (wahre Wirbel), 5 Kreuzbeinwirbel (welche im Jugend- alter zu einem schaufelformigen Knocken ver- wachsen) und das Steissbein, aus 4 verwachsenen Wirbelknochen bestehend (falscke Wirbel). Jeder wakre Wirbel bildet einen Ring, das vordere mas¬ sive Sttick heisst der Korper, der kintere diinnere Theil der Bogen. Jeder Wirbel bat 4 Gelenk- und 3 Muskelfortsatze (einen Dornfortsatz und zwei Querfortsatze). Zwischen den Korpern belinden sich die elastischen Zwischenwirbelknorpel (Band- scheiben). — Die Convexitaten der Wirbelsaule (Abweichungen nack vorn) fallen mit denjenigen Theilen zusammen, an welchen sick keine Knocken ansetzen; die Concavitaten (Abweichungen nack 8 hinten) linden sich an den Tkeilen, welche die Trager anderer Knochen sind. Die Verbiegungen der Wirbelsaule nach der Seite (Schiefsein, Skoliosis, liohe Schulter) lassen sich, vvenn sie auf Muskel- schwache beruhen, durch zweekmassige Gymnastik heilen. Zwiscben dem ersten und zweiten Halswirbel, dem Atlas und dem Dreher, ist ein Drehgelenlc-, zwischen dem Hinterhauptbein und dem ersten Halswirbel ist ein Winlcelgelenk. Zwiscben den tibrigen Wirbeln ist straffe Gelenkverbindung. Der Brustkorb, aus 7 wahren und 5 falschen Rippenpaaren sowie dem Brustbein bestehend, kann durch richtiges Ein- und Ausathmen und durch zweekmassige Bewegungen erweitert werden. C. Die oberen Gliedmassen Oder die Arme zerfallen in die Schulter oder Achsel, den Oberarm, den Vorderarm und die Hand (mit Hand- wurzel, Mittelhand und Fingern). 1.) Das Schultergerilst besteht aus dem Schltissel- bein und dem Schulterblatt. Das Schliisselbein halt wie ein Strebepfeiler das Schultergelenk in der gehdrigen Entfernung vom Brustkasten, wodurch es fur die Freikeit der Oberarmbewegungen von Wichtigkeit ist. Am ausseren Winkel des Schulter- blattes ist die ovale flache Gelenkgrube fur den Oberarm. Das Schulterblatt hat eine grosse Be- weglichkeit, welche dem Arm zugute kommt. Es 9 kann nach oben, unten, aussen und innen ver- sckoben werden sowie eine Drehung ausfiihren. 2. ) Das Schultergelenk, zwischen Oberarmbein urid Schulterblatt, ist das freieste Gelenk des ganzen Korp ers. Eine weite schlaffe Kapsel biillt das ganze Gelenk ein. 3. ) Der Vorderarm besteht aus zwei Rohreu- knochen, der Elle und der Speiche. Das Ellen- bogenbein, an der Kleinfingerseite gelegen, ist der grossere Knochen und am oberen Ende viel starker als am uuteren, wahrend die kleinere Speiche, auf der Daumenseite, am uuteren Ende starker ist. Zwischen dem Oberarm und der Ulna ist ein Cliar- niergelenk. Ein Fortsatz der Ulna legt sich bei der Streckung in die hintere Grube des Oberarmbeines und bestimmt das Maximum derselben. Zwischen den beiden Vorderarmknochen ist ein Drehgelenlc, wodurck die Ein- und Auswartsdrehung der Hand bewirkt wird. 4. ) Die Hand setzt sich aus zwei Reihen von je 4 Handwurzelknochen, 5 Mittelhand- und 14 Fin- gerknochen zusammen. Das Handgelenk ist ein freies Gelenk. Die Gelenkgrrwfre bilden die untern Enden der Vorderarmknochen mit dem dreieckigen Zwischenknorpel, den Gelenk/rop/' die drei ersten Handwurzelknochen der ersten Reihe. Das Gelenk umgibt eine schlaffe Gelenkkapsel. 10 5.) Am Daurnen und an den ersten Gelenken der Finger sind freie Gelenke, an den ubrigen Winkelgelenke. D. Die unteren Gliedmassen bestehen aus vier beweglich mit einander verbundenen Ab- theilungen: der Hufte (Becken), dem Oberschenkel mit einem, dem Unterscbenkel mit zwei Kuochen und dem Fusse, bestebend aus 7 Fusswurzel-, 5 Mit- telfuss- und 14 Zebenkuochen. 1. ) Das Huftbein entsp ricbt dem Schulterblatt und ist zusammengesetzt aus dem Darm-, Sitz- und Schambein, welcbe erst mit und nach dem 15. Jahre zu einem Knocben verscbmelzen. Beide Hiiftbeine fassen das Kreuzbein zwiscben sicb und bilden das Becken. 2. ) Durch die Verbindung derKorper des Darm- beins, Sitzbeins und Schambeins wird die Pfanne fiir den Oberscbenkel gebildet. Der Kopf des Ober- scbenkelbeins dringt tief in die Pfanne ein, wodurch die Freibeit der Bewegung bescbrankt wird. Das Gelenk ist ein freies (ein Nuss-) Gelenk und wird namentlicb durcb den Luftdruck zusammengebalten, 3. ) Das Kniegelenlc ist das grosste und zu- sammengesetzteste Gelenk des Korpers und be- steht aus den beiden Gelenkknorren des Ober- schenkels (den Gelenkkopfen) und den beiden obern Gelenkenden (Knorren) des Schienbeines (den Gelenkflachen). Zwischen ihnen befinden sich zwei 11 halbmondfonnige Zwisehengelenkknorpel, welche die Gelenkflachen vertiefen und die Gewalt von Stossen, z. B. beiin Springen, vermindern. Zwei Kreuzbander spannen sich innerbalb des Gelenkes aus und zwei Seitenbander sichern dasselbe bei Streckung des Unterschenkels. Die Knieseheibe (ein Sesambein) ist in die Strecksehne des Unter¬ schenkels eingewebt und beschrankt das Gelenk in der Bewegung nacb vorn. Das Kniegelenk ist ein reines Charniergelenk, in welchem jedoch, wenn es gebeugt ist, noch eine Achsendrehung (Rotation) von innen nach aussen stattfinden kann. 4.) Das Fuss- oder Sprunggelenlc wird einer- seits durcb die Gelenkflacbe des Schienbeines nebst den beiden Kndcheln des Schien- und Wadenbeines, andererseits durcb die obere Flache des Sprung- beines gebildet, welches von den beiden Knocheln wie von einer Gabel umspannt wird. Unter dem Sprungbein liegt das Fersenbein; es reicht nacb vorn ebenso weit, uberragt es jedoch nacb binten betrachtlicb, wodurcb die Ilacke gebildet wird. Das Fussgelenk ist ein Winkelgelenk, die Fusspitze kann geboben und gesenkt, aucb kann dieselbe nach aussen und innen bewegt werden. Die 7 Fusswurzelknoehen sind theils als Dreh- gelenke, theils (wie aucb die Mittelfussknocben) als straffe Gelenke mit einander verbunden. Die Zeben- gelenke sind wie die entsprechenden Handgelenke 12 theils freie, tkeils Winkelgelenke. Das Fussgelenk wird leiekt von Verstauchungen, seltener von Ver- renkungen heimgesuclit. Iialte Umscklage, Rulie und Sickening des Gelenkes durch Umlegung einer Binde sind dann anzuwenden. Der Niedersprung hat stets auf die Fusspitzen undin die Kniebeuge zugescheken. GefeklteSpriinge konnen leickt Knockenbriicke, auck Riickenmarks- und Gekinileiden verursacken. 2.) Von den Muskeln. Wie die zum Skelette verbundenen Knocken die passiven Bewegungswerkzeuge des menseklicken Kdrpers bilden, sind die Muskeln dessen active Be- weger. Sie sind entweder willkiirlick zu bewegende oder unwillkiirlick tkatige und besteken aus Muskel- gewebe, welckem Elasticitat, Contractilitat (Zusam- menziekungsfakigkeit) und Sensibilitat (Empfind- lickkeit) zukommt. Die Sensibilitat, welche von so- genannten Empfindungsnerven abkangt, ist nickt bedeutend, denn fur mechanische Verletzungen (Stechen, Sehneiden, Brennen) sind die Muskeln nickt sekr empfindlick. Dagegen besitzt der Muskel ein sekr feines Geftikl fiir seine eigenen inneren Zustande, die sick als der Ueberfluss an Bewe- gungskraft (Kraftgefiikl) und der Mangel desselben (Erniiidung) kundgeben. Der Grad der Contraction des Muskels lasst uns nacli der Grosse des Wider- 13 standes liber Gewicht, Weichheit, Harte und Leieh- tigkeit eines Gegenstandes urtheilen. Die hervorragendste Eigenschaft der Muskeln ist ihre Contractilitat , welche bewirkt, dass der- selbe kiirzer, harter und dicker wird. Die Fahigkeit des Muskels, sicb zusammen- zuzieben, ist in seinem Bau begriindet; die Zu- sammenziehung erfolgt auf Nerveneinfluss Oder an- dere Reize. Nur dann, wenn die Bewegungsnerven in ununterbrocheuem Zusammenbange mit dem ge- sunden Gehirn stehen, konnen sie willkiirlicke Be- wegungen veranlassen.' Man pflegt widernattirliche und unwillkiirlich vor sicli gebeude Bewegungen und Zusammenziehungen der Muskeln Krampfe zu nennen. Wird die Zusammenziehung eine dauernde, so nennt man sie VerMrmng (contractura). Die Unfabigkeit, Muskeln zur Zusammenziehung zu be- wegen, wird als Lahmung bezeichnet. Das Muskelgewebe verliert bei Blutarmut und iiberhaupt bei falscber Bescbaffenheit (besonders Sauerstoffarmut) des Blutes sehr leiclit an Zu- 6ammenziehungsfahigkeit. Durch bfters wiederholte und sicb allmablig steigernde Thatigkeit der Muskeln bei guter Fleisckkost konnen dieselben an Umfang und Kraft, Masse und Gewicht bedeutend zu- nehmen, ihre Faserzahl wird vermehrt. Bei Un- thatigkeit der Muskeln verfettet allmablig eine gros- sere Anzabl von Fasern oder sie bilden sicb in ein- faches zelliges Gewebe urn, die Muskeln schwinden. 14 — Nach dem Tode zieht sick das Muskelgewebe vermoge seiner grosseren Oder geringeren Elasti- citat mehr Oder weniger zusammen, und dadurch entsteht die sogenannte Todtenstarre bei Leieben. Jeder Muskel besteht aus groberen Bundeln, jedes Biindel aus kleineren, mit freiem Auge sicht- !)aren Biindelcben, Strangen von Fasern, und diese aus mikroskopischen Fdserchen. Die Fasern sind entweder quergestreift Oder glatt. Den Haupt- bestandtheil der Muskeln bilden ein stickstoffreicher Faserstoff und 77 % Wasser. Wiirden alle Muskeln mit ihrem Fleische ent- springen oder sieh festsetzen, so fehlte dazu der Raum und der Korper wiirde unformlich erscheinen. Deswegen sind sie an ihrem Ursprung und Elide mit festen, metallisch glanzenden, strangformigen oder breiten und diinnen Strangen oder Ilauten, Sehnen oder Sehnenhduten, verbunden, in welche die Muskelfasern allmahlig Iibergehen. Wird der Bauch eines Muskels durcli eine eingeschobeneSehne in zwei Theile getheilt, so heisst er meibauchig; andere Arten sind die gefiederten, halbgefiederten, zwei-, drei- und vierkopfigen Muskeln. Die Muskeln lassen sicb eintlieilen in solide und hohle Muskeln. Den soliden Muskeln gehoren folgende Formen an: a) Die langen Muskeln, welche sicb an den Gliedmassen und der Wirbelsaule finden; b) die breiten oder Flachenmuskeln, welche diinn 15 und platt sind, vorzugsweise am Rumpf vorkommen und hier die grossen Korperhohlen begrenzen. Meh- rere derselben entspringen mit Zacken und endigen in breite Sehnenhaute. c) Die Ttursen Oder diqken Muskeln haben ziemlich die gleicbe Langen- und Breitenausdebnung. Es sind immer besonders mach- tige Muskeln (z. B. die Gesassmuskeln). d) Die Bing- oder ScMiessmusMn bilden Fleischringe um gewisse Leibesoffnungen (Mund, Auge) herum und konnen diese verengern und schliessen. — Die Hohl- muskeln bilden entweder fur sich hohle Organe (Herz) oder befinden sick als Muskelhaute in der Wand von Hohlen und Canalen (am Magen, Darm- canal). Sie sind dem Willen nicht unterworfen und haben keine Antagonisten. Antagonists (Gegen- kampfer) nennt man diejenigen Muskeln, deren Wirkung einander entgegengesetzt ist; Synergisten (Genossen, Mithelfer) solche Muskeln, deren Haupt- wirkung die gleiche ist oder die eine Wirkung mit- einander gemein haben. So sind die Strecker des Vorderarmes u. s. w. die Antagonisten von den Beugern dieser Theile, dagegen sind sammtliche Muskeln, welche an einem Gelenk fur dessen Beu- gung oder fur dessen Streckung wirken, unter- einander Synergisten. Zuweilen wirken Antagonisten und Synergisten gleichzeitig, um einem Gliede eine besondere Festigkeit zu geben, z. B. werden beim Durchdriicken des Eniees und beim Stemmen oder 1G Stiitzen die Strecker und Beuger gespannt. Wenn die entgegengesetzten Muskeln gleich stark wirken, so wird der Korpertkeil, auf den sie wirken, gar nieht bewegt, sondern in der Mitte zwischen ihnen festgestellt, wie z. B. bei derWirbelsaule. Ungleiche Wirkung der Muskeln erzeugt z. B. die (musku- lare) Skoliosis, das Schielen, den schiefen Hals. Nach den Bewegungen, welche die willkiir- lichen Muskeln, von denen es iiber 500 gibt, aus- fiihren konnen, benennt man dieselben : Beuger und Strecker, Abzieher und Anzieher, (Einwarts- und Auswarts-) Roller. Die Beuger trifft man besonders an Winkelgelenken ; ikre Gegner sind die Strecker , welcbe die gebeugten Theile wieder von einander entfernen. Die Anzielier ziehen die Theile nach der Mittellinie, von einer Seite des Korpers zur anderen hin. Die Abzieher bewirken die entgegen- gesetzte Bewegung eines Theiles, namlich von der Mittellinie des Korpers ab und nach der Seite hin. Die Boiler drehen einen Theil entweder um seine eigene Achse Oder um einen andern Theil in einein Halbkreise, nach aussen oder innen, nach vorwarts Oder riickwarts herum. Die Roll- oder Drehmuskeln sind jederzeit tief gelagert und liegen meist diclit auf dem Knochen auf. Die Bewegung der Knochen durch die Muskeln erfolgt nach den Gesetzen des Hebels. Die Knochen, an welchen sich die Muskeln befestigen, sind die 17 Hebei und die Muskeln daran die bewegende Kraft , welche den Hebei und was daran ist als Last zu bewegen hat, wahrend das Gelenk, in welchem der Knochen sich bewegt, den Stiitz- oder Drehpunkt des Hebels darstellt. Die Hebei sind zweiarmige Oder einarmige. Bei ersteren liegen die Angriffs- punkte der Last, und der Kraft auf verschiedenen Seiten des Unterstiitzungspunktes, bei letzteren liegen die Angriffspunkte der Last und Kraft auf derselben Seite vom Unterstiitzungspunkte. Je naher der Angriffspunkt der Kraft, je ferner dagegen der Angriffspunkt der Last dem Unterstiitzungspunkte liegt, desto grosser ist die Anstrengung des Muskels, um die Last zu bewegen. Rauraersparnis und da- durch bedingte edlere Formen der Korpertbeile erfordern, dass viele Muskeln unter mecbanisch ungiinstigen Verhaltnissen angebracht sind und wirken. Durcb GewoJmung und Uebung der Muskeln und ikrer Nerven zu bestinnnten Bewegungen, d. h. durcb oftere Wiederholung und allmahlige Stei- gerung der Thatigkeit (hinsicbtlich Ausdauer und Schnelligkeit) konnen wir eine bewunderungswurdige Bewegungsgescbicklichkeit und Kraft bekommen, wie die Clavierspieler, Tanzer, Gymnasten u. dgl. Kiiustler. Die vorzugsweise geiibten Muskeln gewin- nen dabei stets an Umfang und Consistenz, zuinal wenn das Thatigsein derselben mit der gehorigen 2 18 Ruhe abwechselt. Deim ein Muskel, der mit weck- selnder Zusammenziekung und Ruke (Ausdeknung) arbeitet, kann nicht nur viel langere Zeit tkatig sein als ein anderer, der fortwakrend oder dock sekr lange in Zusammenziehung verharrt, es wird in demselben auch der Stoffwecksel, die Ernabrung, besser vor sick geken. Geken ermiidet deskalb weniger als Steken. Zu lange und zu stark an- gestrengte Muskeln konnen leickt gelahmt werden. Die allermeisten Muskeln sind paarig vor- kanden und symmetrisch auf die beiden Seiten- kalften des Korpers vertheilt. Die einzelnen Muskeln tkeilt man ein in: 1. ) Kopfmuskeln , welche wieder in Sebadel-, Okren-, Augen-, Nasen-, Wangen-, Lippeu- und Unterkiefermuskeln zerfallen; 2. ) Muskeln des Rumpfes, welcke aus Hals-, Nacken-, Brust-, Riicken-, Bauck- und Becken- muskeln besteken; 3. ) Muskeln der Oberglieder. Dieselben zer¬ fallen in Sckulter-, Oberarm-, Vorderarm- und Handmuskeln; 4. ) Muskeln der Unterglieder. Dieselben tkeilt man in Hiift-, Obersckenkel-, Unterschenkel- und Fussmuskeln. Da der lekrplanmassige Unterrickt in der So- matologie sich mit dem Gefass- und Nervensystem, 19 mit den Sinneswerkzeugen, der Athmung u. s. w. beschaftigt, so wird beim Turnunterriebt ein naheres Eingehen nicht notbwendig sein. 3.) Allgemeine Bemerkungen. „Das Turnen, sagt Med. Dr. Angerstein,* wirkt verhiitend und heilend in Bezug auf unzahlige Krankheiten des Korpers, es belebt und kraftigt ihn in alien seinen Verrichtungen, es erzeugt eine voile und starke Gesundheit des gesammten kor- perlichen Lebens. Auf der Grundlage des korper- lieben Lebens aber beruht das Geistesleben des Menschen. 11 Alle Schuler diirfen nicht nach der gleichen Schablone unterrichtet werden, sondem der Lehrer muss individualisieren. Dabei kdnnen selbst aus schwachlichen Kindern tiichtige und kraftige Jiing- linge herangebildet werden. Kinder mit sckwacher Brust und Blutarme sind mit Vorsicht zu behandeln. Bei Anlage zum Blutandrange nach dem Kopfe regele man darnach die Uebungen mit dem Kopfe und den Halsmuskeln und alle Uebungen mit han- gendem Kopfe. Kinder mit Bracken diirfen nicht turnen. Giirtel zur Befestigung der Beinkleider sind * Theoretisckes Handbuch fiir Turner von Dr. Ed. An- gerstein, Halle, Waisenhaus. 413 Seiten. Wir machen auf dieses Buck ganz besondcrs aufmerksam. 2 * 20 unstatthaft, da sie die Baucheingeweide drucken und zur Entstehuug von Unterleibsbnichen Veran- lassung geben konnen. Auf leichte Hautabschurfungen lege man etwas Heftpflaster, Wundschwamm Oder dgl. Bei leichten Blutungen (Nasenbluten Oder auch aus Wunden) wende man kaltes Wasser, Schnee Oder Eis an. Auf tiefere Wunden gehort., nacb geboriger Aus- waschung, ebenfalls Schwamm Oder Charpie (aus alter, gebraucbter, aber sauberer Leinwand zu zupfen). Bei Yerletzung einer Pulsader ist scbnell wundarztliche Hilfe zu schaffen. Bis zur Ankunft des Arztes driicke man auf die Verwundungsstelle fest den Daumen oder versuche mit, einem Pfropfen von Charpie den Blutausfluss zu. hemmen, und unterbinde einstweilen oberhalb der Wunde die Ader. Bei Verstauchungen (Distorsionen) verschieben sich die Gelenkfiachen etwas, pflegen aber sogleich wieder in ibre richtige Lage zu kommen. Hier ist kaltes Wasser, spater Arnica- oder Kampfer- spiritus-Einreibung und Schonung, oft auch Um- wickelung des Gelenkes mit einer festen Binde anzuwenden. Bei Verrenlcungen (Luxationen) ist eine Tren- nung der Gelenkfiachen und Zerreissung der Ge- lenkbander vorhanden. Es ist sofort zum Arzte zu schicken, und bis zur Ankunft desselben sind Urn- 21 schlage von kaltem Wasser, Eis Oder Schnee zu machen, um der Geschwulst vorzubeugen. Der verletzte Theil ist von saminlichen Kleidungsstiicken vorsichtig zu befreien und moglichst in eine Rulie- lage zu bringen. Knochenbriiche sind ebenso zu behandeln. Bei Quetschungen geniigen kalte Um- schlage. Bei Opimachten entferne man alle beengenden Kleidungsstiicke, sorge fiir horizon tale Lage des Ohnmachtigen, bespritze denselben mit kaltem Wasser und lasse ihn an stark riechenden Essenzen, z. B. Salmiakspiritus, riechen. Bei einfachen, durch MuskelMg bedingten Ab- weichungen der Wirbelsaule von der normalen Rich- tung suche man vor allem die geschwachten Muskeln zu kraftigen, damit sie die Biegungen wieder aus- zugleichen imstande sind. (Dies gescbieht durch Liegen auf dem ebenen Boden, Klopfen, Kneten und Spiritus - Einreibung der sckwacheren Seite, sowie Hangiibungen, Rumpfbeugen nach vorn und nach einer Seite.) Auf die im Abscbnitt „Lehrverfakren“ unter „Gesundheitliche Riicksichten“ gemachten Bemer- kungen verweisen wir hiermit noch besonders. Zum weiteren Studium wird empfoklen: Roth, Grundriss der physiologischen Anatomie, Berlin, Yoss’sche Buchhandlung. Bock, Buch vom gesunden und kranken Menschen, Leipzig, Ernst Keil. Zweiter Abschnitt. Geschichte des Tnrnens. 1.) Gymnastik der Griechen und Romer. Das Wort „turnen“ bedeutet, sich drehen und schwenken, iiberhaupt sich lebhaft bewegen. Im weitesten Sinne ist damit jede willkiirliche Bewe- gung des menschlichen Leibes gemeint. Dureh die Turnkunst wollte Jahn die verloren gegangene GLeichmassigkeit der menschlichen Bildung wieder herstellen, der bloss einseitigen Vergeistigung die wahre Leibhaftigkeit zuordnen, der Ueberfeinerung in der wiedergewonnenen Mannhaftigkeit das no- thige Gegengewicht geben und im jugendlichen Zusammenleben den ganzen Menschen umfassen und ergreifen. So lange die Menschen sich bloss mit der Jagd, der Viehzucht und dem Ackerbaue beschaftigten, trieben sie, durch die Umstande gezwungen, ein Naturturnen. Dadurch wurden sie gewandt und kraftig und leisteten Unglaubliches. Die Helden- sagen aller Volker wissen davon zu erzahlen. Mit der steigenden Entwickelung der Yolker trat jenes Naturturnen in den Hintergrund. Hand- 23 werk und Kunst, Handel und Wissenschaft er- zeugten mehr und mehr ein leibliclies Stilleben. Die natiirliche Kraft und Gewandtkeit des Korpers gieng verloren. Da waren es im Alterthum zuerst die Griechen, welche mit bewusstem Zweck Leibesiibungen zur Staldung des Korpers einfuhrten, dieselben pada- gogisch betrieben und als einen Theil der Er- ziekung betrachteten. Aber nicbt die Jugend allein betrieb die Gymnastik, sie war auch fiir die Er- waehsenen vom Staate angeordnet, geleitet und unterlialten. Die grossten Philosophen (Pythagoras, Sokrates und Platon) sckatzen die Gymnastik hocb und iibten sie selber aus; die Gesetzgeber Lykurg (in Sparta) und Solon (in Atken) wiesen in ihren Verordnungen der Leibesiibung neben der geistigen Erzieliung eine bereehtigte Stellung an. Insbeson- dere waren es die Volker dorischen Stammes, und zwar vorziiglick in Kreta und Sparta, bei welcken der Betrieb der Leibesiibungen am sorgfiiltigsten geregelt war; bier turnten auch die Madchen. Viel mildere Grundsatze der Erziekung aber herrschten in dem kunstsinnigen Atlien. Wakrend die spartanisehe Erziekung rauk und kart war und zum Zweck katte, Burger zu erziehen, welcke freudig fiir den Staat Gefakr, Kampf und Tod er- trugen, betrackteten die Atkener als Ziel der Uebung die schone Ausbildung des ganzen Korpers, 24 den freien ausseren Anstand des Mannes, insofern man diese ausser lichen Wirkungen als Grundlage einer gesunden und schonen geistigen Entwicke- lung ansah. Die hellenischen Gymnasien, Palastren, Sta- dien, waren anfangs und auch spaterhin iiberall auf dem Lande hochst einfach. In grosseren (Men umgab man jedocb spater die Turnplatze mit den prachtvollsten Hallen, Salen, Baderaumen, Kunst- werken, Gartenanlagen u. s. w., so dass zuletzt die Turnplatze wahre Kunstbauten und die besuchtesten Yereinigungspunkte fiir erholendes geselliges und wissenschaftlich bildendes Leben wurden. Die oberste Aufsicht iiber alle Einrichtungen des Gymnasiums fiihrte der Gymnasiarch. Ihm untergeordnet war der Xystarch , welcher die tur- nerische Aufsicht iiber die zu den dffentlichen Wett- kampfen sich vorbereitenden Personen fiihrte. Der Kosmetes beaufsichtigte die Jugend, und als Htiter der Sittlichkeit waren die Sophronisten aufgestellt. Lehrer des Gymnasiums waren der Gymnast und der Padotribe. Ausser diesen Personen gab es noch Lehrer fiir die Unterweisung im Ballspiel und Diener fiir die Einreibung der Haut bei den Ring- iibungen. Die Uebungen der Hellenen zeigen im Ver- haltnis zur neueren Turnkunst eine itberrasckende Einfachheit. Ftinf Uebungen: der Lauf, der Frei- 25 sprung, das Diskus- und Speerwerfen und der Ringkampf (mit dem Faustkampfe) bildeten den Hauptlibungsstoff und wurden das Penthatlon oder der Fiinfkampf genannt. Dazu kamen nock Ball- spiele und der gymnastische Tanz. Die Laufbahn katte gewohnlick eine Lange von 600 Fuss. Beim Lauf wurde entweder die ein- fache Lange des Stadions Oder die doppelte (Dop- pellauf) durchmessen. Der Langlauf betrug 24 Sta- dien oder 12 Doppellaufe. Der Lauf wurde haupt- sachlich auck von den hellenischen Jungfrauen geiibt. Man erzahlt, dass ein milesischer Knabe Polymnestor Hasen im vollen Laufe gefangen und dass der Tkebaner Lasthenes ein Boss im Wett- lauf besiegt babe. Fiir den Sprung gab es verschiedene Arten der Ausfiihrung. Am meisten geiibt war der Weitsprung, sodann der Hocksprung und end- lich der gemisckte Sprung. Die Spriinge wurden meist in der Luft oder aber iiber wirklicke Hin- dernisse, d. k. iiber Graben, Balken, spitzige auf- rechte Pfahle, durch Reife und iiber feste Seile ausgeftihrt. Ein beliebtes Festspiel der Landleute war der Sprung auf einen gefiillten, mit Oel schliipfrig gemackten Weinscklauck, wobei man auf dem Scklauche stehen bleiben musste. Der Springer bescliwerte seine Hande mit ekernen Halteren, unseren kolbenformigen Handgewickten 26 ahnlich. Die Spriinge des Phayllos von Kroton (55 Schuhe) und des Chionis aus Sparta (52 Schuhe) sind nur als sogenannte Dreispriinge zu erklaren. Als Einzelsprung ist solche Sprungweite unmoglich. Der Diskus war ein linsenformiges Stuck Erz ohne Handhabe und wurde in die Weite geschleudert. Der Ringkampf ist die vollkommenste, all- seitigste Uebung; daher bat auch das Alterthum den Turnplatz selbst Palastra, d. i. Ringstatte, be- nannt. Die Ringkunst wurde nach bestimmten Regeln betrieben; der Korper der Ringenden wurde vorher mit Oel eingerieben, theils um ihn scblupfrig, zum andern aber um ihn gewandter zu machen. Nach dem Turnen folgte das Bad. Sammtliche Uebungen wurden im Zustande der Nacktheit vorgenommen. Yon manchen griechischen Stammen wurde auch der Faustkampfgeiibt. Die Hande der Kampfen- den waren mit weichem Leder umwickelt, zum Schutz gegeu Beschadigungen. Spater nahni man jedoch hartes Leder und besetzte dieses noch mit bleiernen Kugeln und Knoten. Eine Yerbindung des Ringens mit dem Faustkampfe war das Pan- kration. — Ballspiele, Wagenrennen, Reiten, Bogen- schiessen waren allgemein verbreitete Uebungen und die Kunst des Schwimmens war fast ein Gemeingut aller, so dass mit dem Sprichworte „nicht schwim- 27 men, nicht lesen“ ein vollstandig verwahrloster Mensch bezeichnet werden konnte. Di eoffentlichen Oder heiligenSpiele waren Volks- feste und zunachst der Gottesverehrung geweiht. Sie dienten aber zugleich durcli die Art ihrer Ab- haltung der allgemeinen Freude und Erhebung; sie beforderten die Einheit und den Verkehr der Griechen verschiedener Staaten untereinander und die Ausbildung aller in korperlicher und geistiger Beziehung. Die offentlichen Spiele waren die olvm- pischen, pythischen, isthmischen und nemeiscben. Die olympischen Spiele, welche dem Zeus zu Ehren bei der Stadt Olympia am Flusse Alpheus in Zwi- schenraumen von vier Jahren abgehalten wurden, waren die bedeutendsten. Die Zeit von einem der- artigen Feste bis zum anderen, eine Olympiade genannt, bildete die Grundlage der griechischen Zeitrechnung. Grosse Ehren erwarteten die Sieger bei diesen Festen in ganz GrieChenland, und diese Auszeichnungen veranlassten schliesslich viele, sich handwerksmassig der Gymnastik zu widmen. So bildeten sich die Athleten. Mit der Ueberhandnahme des Athletenthums sank die Gymnastik, und nacli dem Untergange der griechischen Freiheit wurde sie fast nur noch fiir diatetische Zwecke betrieben. Bei den Romern wurde die Gymnastik vom praktischen Standpunkte aus betrachtet und fast nur im Heere zur Erhohung der Kriegstiichtigkeit 28 desselben geubt. Erwahnenswert sind die offent- lichen Spiele im Circus und Amphitheater, wo Land- und Seegefechte, Fechterspiele (Gladiatorenkampfe) und Kampfe mit wilden Thieren naturgetreu vor- gefiihrt wurden und in der Itegel einem Theil der Darsteller das Leben kosteten. — Zum weiteren Studium werden empfohlen: Jager, Gymnastik der Hellenen; Krause, Gymnastik und Agonistik der Hellenen, Band I und II, Leip¬ zig 1841. 2.) Leibesubungen im Mittelalter. Die Anschauungen sowie die aussereu menseh- lichen Verhaltnisse des Alterthums wurden tiber- wunden durch die Ausbreitung des Christenthums und durch die zur Herrschaft kommenden ger- rnanischen Vblker. So wurden auch dieUeberbleibsel der alten Gymnastik durch das Christenthum ver- nichtet — an die Stelle sinnlicher Freuden w'urde die Verachtung des Irdischen und eine ascetische Strenge des Lebens gesetzt. Zur schonsten BHite hat sich die mittelalter- liche Gymnastik in dem Ritterthume entwickelt, welches vorwiegend die Wehrhaftigkeit der Nation in sich darstellte, indem es korperliche Ttichtig- keit und kunstgerechte Waffenfiihrung bei seinen Mitgliedern entwickelte. In den Turnieren wurden Kraft und Gewandtheit getibt. Das erste Turnier — 29 in Deutschland wurde 935 zu Magdeburg ab- gehalten, das letzte 1495 zu Worms. Auf dem dor- tigen Reichstage forderte ein franzcisischer Ritter Claudius Barre die deutsche Nation zum Kampfe heraus. Kaiser Maximilian selbst besiegte den Fran- zosen und brachte ihn zum Schweigen. Zu erwahnen sind ferner die Fechtergesell- schaften in den Stadten; ferner bestanden Ball- hauser , in welchen das Ballspiel vielseitig und kiinst- lich geiibt wurde. Laibach hatte ebenfalls ein solches Ballhaus, welches jetzt als Getreidespeicher dient. Yon Volksbelustigungen seien genannt: Mast- klettern, Wettlaufen, Wettreiten, Sacklaufen und Fischerstechen. Ein Fischerstechen veranstaltete z. B. 1092 nach Valvasors Mittheilung der Rath zu Laibach, wobei der erste Preis in einer Saumross- ladung Wippacher Weines (etwa 100 bis 140 Mass), der zweite in drei Ellen Tuch und der dritte in einem Paar Striimpfen bestand." Alten Ursprunges sind auch die Schiitzen- gesellschaften, deren Mitglieder sich im Scheiben- und Vogelschiessen iibten. Naheres in Angersteins „Theoretisches Hand- buch fur Turner, Halle, Waisenhaus 11 . 3.) Begrimdung des dentsclien Tumens. Mit der Erfindung des Schiesspulvers anderten sich die Waffen und die Kriegfiihrung. Die ritter- lichen Uebungen traten in den Hintergrund. Die 30 Dialektik bildete zwar noch immer den Mittel- punkt aller mensehlichen Weisheit, sie herrsehte in alien niederen und hoheren Schulen, und eben dalier nannte man die damalige Philosophie die scholastische. Ihre Spitzfindigkeiten hemmten jede wahre Gelehrsamkeit und den Fortschritt in alien Zweigen des Wissens. Aber eine neue Zeit regte ihre Fittiche. Die Eroberung Konstantinopels durch die Turken (1453) trieb viele Griechen Hack Italien, wo schon Dante (f 1321) und Petrarca (f 1374) dem guten Geschmack einigen Eingang verschafft batten. Das Wiederaufbliihen elassischer Studien, begiinstigt durch die Buehdruckerkunst und die in diese Zeit fallende Grundung vieler Universitaten (Prag 1348, Wien 1365, Heidelberg 1386 und bis 1477 von weiteren dreizehn Hochschulen), balinte eine neue Zeit und eine Besserung in der Er- ziebung an. Bevor wir zu den wirklichen Begrundern und Yertretern der neueren Turnkunst iibergehen, miissen wir kurz einiger „Vorlaufer“ der neuen Bewegung zugunsten der Einfiihrung geregelter Leibesiibungen gedenken. Jakob Sadolet (f 1547), ein aufgeklarter ka- tholischer Geistlicher, schrieb 1538 eine „Anleitung zur rechten Kindererziehung", worin er nacli dem Vorbilde der Gi'iecben forderte, dass die Kinder in 31 der Gymnastik und Musik ausgebildet werden sollten. Martin Luther kielt Leibesubungen and Musik fur ntitzliche, beim Unterrichte nicht zu vernach- lassigende Kiinste. Joachim Camerarius (f 1574) trat eingehender in seinen „Lebensregeln fur Knaben“ fur eine verniinftige korperliche Erziehung der letzteren mit Zugrundelegung der alten Gymnastik auf, indem er namentlicli statt des damals sehr beliebten Wiirfelspieles muntere Bewegungsspiele im Freien, ftir das Haus das Sckachspiel empfahl. Hieronymus Mercurialis (f 1606), ein be- rtihmter italienischer Arzt, machte mit seinem Buclie „de arte Gymnastica" einen bemerkens- werten Versuch, die Gymnastik der Hellenen in ihrem Wesen zu erfassen. Als Freunde und zum Tkeil auch Forderer der Leibesubungen sind noch zu" erwaknen: Ulrich Zwingli, Trotzendorf (Rector der Schule zu Gold¬ berg in Schlesien, f 1556), Rollenhagen (Rector der Domschule in Magdeburg, f 1609), endlich Amos Comenius (1592—1671), dessen Thatigkeit in die traurige Zeit des SOjahrigen Krieges fiel. Dieser ungliickliche Krieg verhinderte nicht nur jede weitere Entwickelung, sondern vernichtete auch die Anfange eines verbesserten Erziehungs- wesens. 32 Audi im Auslande erhoben sidi mebrfacb Stimmen fiir die Gymnastik. Der Franzose Mon¬ taigne (f 1592) und der Englander Locke (f 1704), zwei Pbilosophen, welcbe den Grundsatz ver- traten, dass nicht eine Seele, nicht ein Kor- per, sondern ein Mensch zu erziehen sei, und die deshalb mit grosser Warme, Klarbeit und Be- stimmtheit fiir eine Aenderung der Erziehungs- methode eintraten, sind in ihren Bestrebungen Vorganger von Rousseau (1712—1778). Zu dieser Zeit braeh sich mehr und mehr die Erkenntnis Bahn, welch unentbehrliches Erziebungsmittel die Leibesiibungen seien, und Rousseau selbst machte auf die Notbwendigkeit derselben aufmerksam, in- dem er sagte: „Uebet den Leib des Zoglings auf alleWeise, denn es ist ein erbarmlicher Irrthum zu denken, das Turnen thue der Geistesbildung Abbruch." Rousseaus ,,Emil“ (1762) fand unter den deutschen Padagogen kein unvorbereitetes Pu¬ blicum; schon wenige Jahre darnach machte Johann Bernh. Basedow (geb. 1723) den Versuch, einen formlichen Plan zur Uingestaltung des Schulwesens zu entwerfen, worin die bisherige Pedanterie einem frisclien, naturgemassen, den Korper gleichwie den Geist gesund ausbildenden Jugendunterrichte Platz machen sollte. Er wurde so der eigentliche Be- griinder einer neuen Richtung in der Erziehung, des sog. Philantropinismus. 33 Im Jahre 1774 griindete Basedow in Dessau eine Musteranstalt nach seinen Ideen, an welcher ausser ihm seine Anhanger Campe, Salzmann, Walke u. a. wirkten. Die Uebungen, welche von den Zog- lingen des Institutes ausgefiihrt wurden, waren foigende: Reiten, Tanzen, Fechten, Voltigieren, Tragen von Gewichten oder Sandsacken, Laufen, Weit-, Hoch- und Tiefspringen, Schlittschuhlaufen, Schwebeiibungen, Baden, Schwimmen; ferner wur¬ den Bewegungsspiele gespielt und Turnfahrten unternoinmen. In gleichem Sinne wirkte Salzmann in Schnepfenthal. Diese Erziehungsmethode wurde die Begrtin- derin der neueren Turnkunst. In Schnepfenthal trat Job. Chr. Friedrich Guts- Muths (geb. 1759, gest. 1839) 1785 als Lekrer in das Salzmann’sche Institut ein und iibernahui die Leitung des damals schon eingefiihrten gymnasti- schen Unterrichtes. Er war efh feiner Beobachter und ein Sinner in der Turnkunst, welche ihm das erste praktische Turnbuch, die 1792 in erster(1804 in zweiter) Auflage erschienene „Gymnastik f'iir die Jugend“ verdankt. Wenngieich nun diese „Gymna- stik“, wie auch sein „Turnbuch fur die Sohne des Yaterlands" (1817), seine „Spiele“ (1798) in grosse- ren Kreisen Aufsehen erregten, so wurden doch die Leibestibungen burner nur in engeren Kreisen betrieben, namentlich in den Philantropinen zu 34 Dessau, Marschlins, Ileideslieirn und Schnepfenthal, waren also nur den Sdhnen woklhabender Leute zuganglich. Fiir die grosseMenge des Volkes geschah nichts. Das Turnen in das Volk eingefiihrt zu kaben, ist das Verdienst Jabns; Pestalozsi aber ist der erste gewesen, welcher mit armen Kindern des Volkes Leibesiibungen vorgenommen bat. Pesta- lozzi (1746—1827) begann 1775 seine padagogische Tkatigkeit in der Schweiz. Auf seine Bedeutung als Lehrer und Schriftsteller einzugehen, erscheint hier nicbt nothwendig; wir wollen nur hervorheben, dass er auf die Nothwendigkeit geregelter Leibes- tibungen aufmerksam machte und diese auf die Natur des Leibes selbst und seiner Gliederung zu griinden und folgerecbt und umfassend zu ent- wickeln versuckte. Pestalozzis „Wockenschrift fiir Mensckenbildung 11 brachte 1807, zu derselber Zeit, als von ikm in Yverdon mit dem Betriebe der Leibesiibungen begonnen wurde, verschiedene nock heute lesenswerte Aufsatze. Sie entkalten Aus- fiihrungen iiber das Herunterkommen des Fabriks- volkes, iiber die Versteifung und den Mangel natiir- licker, tracker Riikrigkeit bei den hdheren Standen u. s. \v. und iiber die Nothwendigkeit der Korper- bildung, welcke ein lebendiges, selbstandiges Kraft- gefiikl im Kinde anbaknt. — 1794 bis 1818 erschien von dem 1763 ge- borenen, seit 1786 als Lekrer an der Hauptsehule 35 zu Dessau thatigen und 1836 als Schulrath ver- storbenen Gerh. Ulr. Ant. Vieth der „Versuch einer Encyklopadie der Leibesubungen“. Das Werk hat vorwiegend historischen Wert. Zur Zeit, als Oesterreich und Deutschland unter franzosischem Joche darniederlagen, machte sich ein Mann bemerkbar, der mit besonderer Lust die Leibesubungen betrieb und die Gabe besass, mit der Jugend zu leben und sie an sich zu fesselu. Friedrich Ludw. Jahn, am 11. August 1778 im Dorfe Lanz in der Westpriegnitz geboren, wo sein Vater Prediger war, hatte in Berlin, Halle, Gottingen und Greifswald Theologie, vaterlandische Geschichte und Sprackforschung studiert. Er war ein unruhiger Mensch, der einige Jahre ein Wanderleben fiihrte und 1809 in Berlin Anstellung als Lekrer fand. Im Jahre 1810 eroffnete er auf der Ilasenheide bei Berlin den ersten Turnplats. Auf demselben iibten sich mehr als 2000 junge Leute: Studenten, Semi- naristen, Gymnasiasten, Professoren und Officiere gemeinsam unter seiner Oberaufsicht. Fr. L. Jahn hauchte dem Turnen einen eigenthumlich bele- benden Geist ein und erfand und erdackte auch die deutschen Namen der Geratke und Uebungen. In den Feldztigen von 1813 bis 1815 diente Jahn in der preussischen Armee als Lieutenant, wahrend welcker Zeit sein Schuler Eiselen dem Turnplatz vorstand. In Gemeinschaft mit Eiselen gab Jahn 1816 die „ Deutsche Turnkunst“ heraus. 8 * 36 Infolge mannigfacher Verwickelungen begann bald darauf ein Kampf gegen das Turnen, und 1819 wurden in Preussen sammtliche Turnanstalten ge- scklossen, welche Turnsperre sich iiber fast ganz Deutschland erstreckte. Jahn wurde am 13. Juli 1819 verhaftet, in Ketten gelegt und ihm wegen verschiedener, aus der Luft gegriffener Verbrechen, unter anderem wegen Aufforderung zur Ermordung des Geheimrathes v. Kamptz, der Process gemacht. 1820 wurde Jahn auf die Festung Colberg ab- gefiihrt, wo er eine Privatwohnung beziehen und sich freier bewegen durfte. Nach vier Jahren wurde in seinem Processe ein Urtheilsspruch gefallt, der ilm zu zweijahriger Festungsstrafe verurtkeilte. Infolge der von Jahn eingelegten Appellation, bei weleker er seine „Selbstvertlieidigung“ einreichte, wurde er jedoch freigesprochen. Der Konig von Preussen bestimmte indes, dass Jahn in Zukunft weder in Berlin, noch in dessen Nahe, noch in einer Universitats- Oder Gymnasialstadt wolmen dtirfe und unter polizeilicher Aufsicht bleiben solle. So lange er diese Bedingungen erfulle, sollte ihm seine bisherige Pension von 1000 Thalern belassen bleiben. Jahn siedelte darauf nach Freiburg a. d. TJnstrut tiber und beschaftigte sich mit germa- nistischen Studien. Friedrich Wilhelm IV. hob, als er zur Regierung kam, die Polizeiaufsiclit auf und verlieh Jahn das eiserne Kreuz. 1848 wurde Jahn 37 in das deutsche Parlament gewahlt, aber er war eine fremde Gestalt in der neuen Generation. Er starb am 15. Oktober 1852 nacb kurzer Krankheit, bis zuletzt seine Geistesfrische und Gesundheit sich bewahrend. Als Jahns Freund und Mitarbeiter ist Ernst Eiselen (f 1846) zu nennen, welcher in der Zeit der Turnsperre das Turnen, allerdings unter dem Namen „Gymnastik“, in Berlin fortfuhrte. Er gab unter anderem mitltobolski die „ Turn taf ein “ heraus, welcbe 1867 unter dem Titel „Nauk o telovadbi“ aucb mit sloveniscber Terminologie erschienen sind. Der S. 36 erwahnten Turnsperre gieng noch ein 1818 in Breslau ausgebrochener gelehrter Streit fiir und gegen das Turnen voraus, welcher den Namen „Breslauer Turnfehde" erhaltenhat. In dem Streite schrieb ein Freund und Schuler Jahns, der Seminardirector C. Wilh. Harnisch (f 1864), ein hervorragendes Buch: „Das Turnen in seinen all- seitigen Verhaltnissen." Der Anstoss zur Wiedereinfuhrung des Tur- nens wurde nach vielen Jahren des Stillstandes durch die 1836 vom Medicinalrath Dr. Lorinser herausgegebene Schrift: „ZumSchutze der Gesund¬ heit in den Schuler." gegeben. Der Verfasser klagte die Gymnasien der geistigen Ueberladung ihrer Zoglinge und der Vernachlassigung einer verniinf- tigen korperlichen Erziehung an. Infolge des Auf- 38 sehens, welches diese Schrift hervorrief, wurde io Preussen nach einigen Jahren die Erlaubnis zur Betreibung des Turnens in den Schulen wieder ertheilt. Nach Berlin wurde Hans Ferd. Massmann (geb. 1797, gest. 1874) von Miinchen, wo er Uni- versitatsprofessor und Turnlehrer war, als Leiter des Turnens und Organisator desselben fur den ganzen Staat berufen. Massmann betrieb das Turnen nach der Jahn- Eiselen'schen Methode, d. h. es turnten an schulfreien Nachmittagen alle Schulen gemeinschaftlich (Massen- turnen). Die Schuler waren nach ihrer Geschick- lichkeit in Riegen abgetheilt, welche von Vorturnern in den Freiubungen sowohl als im Gerathturnen unterrichtet wurden. Ausser dem Vorturner turnte noch der Anmann an einem zweiten gleichen Gerath vor. Der Turnlehrer fiihrte die Oberaufsicht, gieng von Riege zu Riege, beaufsichtigte den Unterricht, half ein, lobte, tadelte, ermunterte die Schwacheren und w'arnte die Uebermtithigen. Am Schluss der gewohnlick mehrstiindigen Unterrichtszeit war all- gemeines Kiirturnen, Massenlauf in dem Wunder- kreis (in der Schneckenlinie), Ziehen am Tau oder auch Spiel. Mit dem Absingen eines Turnerliedes endete das Turnen, wie es auch mit einem solchen begonnen wurde. Diese Betriebsweise des Turnens mag ihre Sehattenseiten gehabt haben, und die Feinde der 39 neuerr Sache wussten diese herauszufmden und be- nutzten sie. Massmann war es nicht vergonnt, das begonnene Werk durchzufiihren. Mit der Einfiihrung der „schwedischen Gymnastik * nach dem Jabre 1850 trat er von der Leitung des Turnwesens zuriick und wurde durcb den Hauptmann Rothstein er- setzt, welcker in Schweden Peter Paul Linggs neues System der Turniibungen kennen gelernt hatte. Lingg unterschied eine padagogische, militarische, medicinische und asthetiscke Gymnastik. Dieses ktinstliche System, welches durcb den Nachfolger Massmanns, Rothstein (daher Lingg-Rothstein’sches System), noch kiinstlieher ausgebildet wurde, ist in Oesterreich und Deutschland nie heimisch ge- worden. Seine heutige Bedeutung besteht in der Anwendung von Heilgymnastik. Dagegen hat das Spiess' sche System allgemein Eingang gefunden. Adolf Spiess , am 3. Februar 1810 im Stadtchen Lauterbach am Vogelsberg ge- boren, studierte in Giessen Theologie, wandte sich aber spater dem Lehrfach zu und wurde 1836 in Burgdorf (Canton Bern) Geschichts-, Gesangs- und Turnlehrer. Ilier schrieb er „Die Lehre der Turn- hunst“ (4 Bande), ein epocbemachendes Werk von bleibendem Werte. 1844 gieng Spiess als Turn¬ lehrer nach Basel, 1848 mit dem Titel eines Asses¬ sors und Studienrathes nach Darmstadt als Leiter des grossherzoglich-hessischen Schulturnwesens. Er 40 schrieb unter anderem nocb das „Turnbuch fur Schulen", 2 Tlieile. Spiess starb am 9. Mai 1858. Sein System verlaugt, dass jeder Lebrer in seiner eige- nen Classe den Turnunterricbt ertbeile, dass eine Schulclasse aueh eine Turnabtheilung sei, dass die Frei- und Ordnungsiibungen sowie die Gerathiibun- gen als Gemeinubungen betrieben werden, so dass eigentliebe Yorturner nicht nothwendig sind. Dies schliesst aber nicht aus, dass der Lebrer sicb der Beibilfe von kraftigen und gewandten Scbtilern bedienen darf. 4.) Leibesiibungen in fremden Landern. In Frankreich hat der friihere spaniscbe Oberst Francois Amoros (1770 bis 1847), welcber scbon 1807 in Madrid einer Pestalozzi’scben Anstalt vor- gestanden batte, das Turnen zuerst eingefuhrt. In der Schweiz, in England, zum Theil aucb in Frank¬ reich wirkte Heinrich Clias, geb. 1742 zu Boston, gest. 1854 zu Koppet in der Schweiz. Clias’ „An- fangsgriinde der Gymnastik“ haben den Obersten Young veranlasst, das Turnen in Mailand ein- zufuhren. In Danemark ist das Turnen seit 1827 obligat. In Schweden gebtirt Lingg (s. oben) das Verdienst, die Gymnastik verbreitet zu baben. Er batte Theo- logie studiert, hielt (1805) an der Universitat zu Lund Vortrage iiber altnordiscbe Mytbologie, Poesie 41 und Geschichte, unterrichtete ausserdemim Fechten. Spater als Universitats - Fechtmeister angestellt, widmete er sioh ganz den Leibestibungen, studierte mit Eifer Anatomie und Physiologie und versuckte die aus diesen Wissenschaften envorbenen Kennt- nisse mit seinen praktischen Erfahrungen tiber die Wirkungen der Leibestibungen philosophisch in Uebereinstimmung' zu bringen. Nach 1813 wurde er Vorsteher des auf seine Anregung gegriindeten Centralinstitutes fiir Gymnastik in Stockholm. Ling starb 1834, geachtet und geebrt. Sein System hat sich nur in Schweden behauptet. Ausfiihrliches in „Ed. Angerstein, Theoretisches Handbuch." 5.) Das Turnen in Oesterreicli. In Oesterreich finden wir die ersten Anfange des Turnens im k. k. Militar-Erziehungsinstitute zu Mailand , wo unter Leitung despbersten und Coin- mandanten Young Leibestibungen unter demNamen Gymnastik vorgenommen wurden. Young veroffent- liehte 1827 seine „Elementar-Gymnastik nach Clias und Guts-Muths“. Ueber die Dauer dieser gymna- stischen Thatigkeit ist nichts bekannt. Nicht unerwahnt dtirfen auch die Versuche des Directors des Wiener Waisenhauses P. Parhamer bleiben, welcher 1776 neben der Unterweisung der Knaben in andern weltlichen Dingen das „Exer- 42 cieren“ oder die „Kriegskunst“ in die ihm unter- steliende Anstalt einfuhrte. Mit Recht wurde ihm der Vorwurf gemacht, dass hierin keine allseitige Bewegung lage nnd dass sieh unter seinen Zog- lingen gar selten starke und wohlgewaehsene Kna- ben fanden. Spater, zur Zeit als der erste offentliche Turn- platz in Berlin durch Jahn errichtet wurde, mackte in Wien V. Z. Milde auf die Notkwendigkeit der Einfiihrung der Leibeslibungen mit folgendem Aus- spruch aufmerksam: „Die taglich allgemeiner und grosser werdende Schwache, die Verzartelung, der Mangel an Gesckickliehkeit und Geistesgegen- wart bei den kleinsten Gefabren, die wir an der Jugend bemerken, machen die Wiedereinfiihrung der den Korper starkenden und bildenden gymna- stischen Leibeslibungen, welche zwar von denen der Alten versehieden sein miissen, zum dringenden Bedurfnisse." (§ 90 des I. Theils seiner Erziekungs- kunde, 1811.) Aber erst 1838 wurde durch Albert von Ste- phany das Turnen nach Wien verpflanzt, und zwar in Gemeinschaft mit dem Dr. Zink, welche in Wien ein orthopadisches Institut errichteten. A. v. Ste- phany hatte die medicinische Gymnastik in Berlin bei Dr. Blomer kennen gelernt. Der Justizprasident Graf K. Taaffe als Curator der k. k. theresianischen Akademie versuchte 1839 43 die Gymnastik an dieser Anstalt als formlichen Unterrichtsgegenstand einzufiihren, und Stephany wurde zum Lehrer der Gymnastik ernannt. In dem- selben Sommer wurde der gleicke Unterricht fur die k. k. Ingenieur-Akademie von Sr. k. Hoheit dem Erzherzog Johann angeordnet und dem Stephany iibertragen. Dem grosseren Publicum wurde das Turnen durch die 1839 von Stephany emchtete gymnastische Anstalt zuganglich gemacht. In derselben turnten Knaben von 3 und Manner von 50 bis 60 Jahren, spater (1841) auch Madchen. Die Gymnastik war bis etwa 1848 ein Gegenstand der Mode und eine Gesundheitsangelegenheit fiir bevorzugte Stande. Man sah auf vielen Landsitzen in der Umgebung Wiens Turngerathe anfgestelit, und verschiedene Privat-Erziehungsinstitute in Wien beeilten sich, die Gymnastik einzufiihren. Albert v. Stephany starb ..1844, sein Bruder Rudolf v. Stephany, welcher 1843 eine gymnastische Anstalt in Prag gegriindet hatte, wurde sein Nach- folger in den Wiener Privatanstalten. 1848 wurde derselbe provisorisch (1850 definitiv) als Univer- sitatsturnlehrer an der Wiener Universitat ange- stellt. Ausser den Studierenden der Universitat und des Polytechnicums, der evangelisch-theologi- schen Facultat, der Akademie der bildenden Ktinste wurden auch Schulpraparanden zum Turnunterricht 44 herangezogen und erhielten je naeh ihrer Be- fahigung entsprechende Zeugnisse. Auch anderer Orten begann man den Leibes- iibungen Aufmerksamkeit zuzuwenden. So wurden im Jahre 1847 in Innsbruck Turnlehrer Thurner (f 1879) und 1851 in Gras Turnlehrer Augustin als Universitatsturnlehrer angestellt, 1847 auch die noch jetzt bestelieude stadtische Turnschule in Triest gegriindet. In Salzburg (1845) und in Krems (1850) bildeten sich Turngesellschaften, welche jedoch erst 1861 zu neuem, kraftigerem Leben erwachten. Auch in weiterem Kreise sollte die Gymnastik verbreitet werden. Durch den „Entwurf der Organi¬ sation der Gymnasien und Realscliulen Oesterreichs" (1848) wurde niimlich im § 18 bestimmt: „Die Gym¬ nastik ist nach Bediirfnis und Moglichkeit an den einzelnen Gymnasien einzufiihren." Von nun an entwickelte sich allmahlig das Turnen an den Mittel- schulen. Durch kaiserl. Entschliessung vom 8. Sep¬ tember 1859 wurde zwar die Errichtung von Turn- anstalten auf Staatskosten oder deren Subventio- nierung untersagt, und hievon wurden insbeson- dere die Uuiversitatsanstalten in Graz und Inns¬ bruck betroffen, wahrend die Wiener Anstalt von dieser Turnsperre befreit blieb. Die Massregelung dauerte jedoch nur kurze Zeit, denn mit der Grun- dung der meisten jetzt bestehenden Turnvereine 45 (1861) begann ein ungeahnter Aufschwung des Turnens. Dasselbe wurde, insbesondere durch die Bemtihungen der Vereine, in hoheren und niederen, offentlichen und Privatschulen eingefiibrt. Eine all- geraeine Begeisterung fiir die Turnsache kenn- zeichnet diesen Zeitabscbnitt, welchen der Uni- versitats-Turnlehrer Professor Hans Hoffer in Wien als den der „wohlwollenden Duldung" bezeicbnet. Mebr und mehr brach sich die Erkenntnis von der Nothwendigkeit und Nutzlichkeit der Leibesubungen Bahn, welcbe endlich durch das Gesetz vom 14. Mai 1869 als obligater Unterrichtsgegenstand an Volks- und Biirgerschulen sowie an den Lehrer- und Leh- rerinnen-Bildungsanstalten eingefiihrt wurden. Um die Erfolge des Turnens sicherzustellen, wurde durch Ministerialverordnung vom 10. Sep¬ tember 1870, Z. 9167, eine Yorschrift liber die Priifung der Candidaten fiir das Turnlehramt an Mittelschulen, Lehrer- und Leju’erinnen-Bildungs- anstalten erlassen, und zugleich wurden in Wien, spater auch in Graz, Lemberg und Prag, Turnlehrer- Prufungscommissionen eingesetzt. In Wien wurde 1870 unter Leitung des Professors Hans Hoffer ein staatlicher Turncursus zur Heranbildung ge- eigneter Turnlehrkrafte fiir die Mittelschulen er- richtet. Andere Curse wurden an vielen Orten mit den Volksschullehrern abgehalten und trugen ihr Theil zur Verbreitung des Turnens bei. 46 Gegenwartig ist das Turnen in den Lehrplan der Volks- und Biirgerschulen eingefuhrt. Aller- dings ist die Ausfiihrung des Turn - Lehrplanes je nach dem allgemeinen Bildungsgrade des Kron- landes, je nach der Befahigung und dem Eifer der Volksschullehrer eine verschiedene, und es lassen namentlich Turnen und Turneinrichtungen auf dem Lande viel zu wiinschen iibrig. An den B,ealschulen der Monarchic sowie an den Lelirer- und Lekrerinnen-Bildungsanstalten ist der obligate Turnunterricht durcbgefiihrt und es bestehen Classenziele. An den k. k. Obergymnasien ist der Turnunterricht bisher ein freier Gegenstand. Dem Betriebe des Turnens sind die Wege ge- ebnet; an den Lehrern liegt es, diesen Unterricht in der Weise zu ertheilen, dass er den Nutzen ge- wahre, den Leibesiibungen bieten sollen und konnen. Dritter Abschnitt, Uebersichtliche Darstellung des Turniibungsstoffes. Pregled telovadne tvarine. I. Uebungen ohne Gerathe — Vaje brez orodja. A. Freiubungen — Proste vaje. Die turnerischen Thatigkeiten des Leibes werden inoglich durch die Gelenkgliederung des Knochengeriistes und durch die Wirkung der will- kiirlicken Muskeln auf die Knochen. Durch die Muskelwirkung kann entweder eiue feste Stellung des gesainmten Knochengeriisteg oder eines Theiles desselben (eine Haltung, llalte) Oder eine Lagen- veranderung eines oder mehrerer Knochen (eine Bewegung ) hervorgerufen werden. Die Bewegung kann eine ruhige, schwunglose oder eine ruckartige, schwunghafte sein. — Der menschliche Korper besteht aus Kopf, Rumpf und Gliedmassen (Armen und Beinen). Da- nach theilt man die Freiubungen ein in Uebungen des Kopfes, des Rumpfes, in Arm- und Beiniibungen. 48 Den Erdboden oder eine gedielte horizontale Ebene denken wir uns als Uebungsraum. Anf dem- selben kann der Mensch sich in den Ruhezustdnden des Stehens, Liegens, Sitzens, Liegestiitzens und Kniens, sowie in den aus mehreren dieser Ruhe- zustande abgeleiteten Bewegungszustanden des Ge- hens , Laufens, Hiipfens und Springens befinden.— Die Bewegungsthatigkeiten des Korpers und seiner Theile in den Zustanden des Stehens, Gehens, Laufens, Hiipfens, Springens, Kniens, Sitzens, Liegens und Liegestiitzens auf dem ebenen Boden bilden das Gebiet der turnerischen Freiubungen. Nadi Spiess sind diese Uebungen solche, welche frei von Gerathen in Zustanden ausgefiihrt werden, welche die freieste Thatigkeit zulassen, den Leib des Turners frei machen sollen. Als im Schulturnunterrichte ausgeschlossen be- zeichnen wir zunachst diejenigen Uebungen, welche ein anderes Stehen als das auf den Fussen ver- langen (Hand-, Unterarm-, Genick- und Kopfstehen), sodann die Uebungen im Knien, Sitzen und Liegen. 1.) Kopfubungen. — Vaje z glavo. a) Kopfniclcen. Befehl: Kopfbeugen nach vorn — beugt! (glavo naprej ugibati — ugibaj!); &)Kopf 1. (r.) — beugt! (glavo na levo [na desno] — ugibaj!); c) Kopf riickwarts — beugt! (glavo nazaj -- ugibaj!); d) Kopf strecken — streckt! (glavo 49 pro&iti —■ pro|j!); e) Kopfkreisen 1. (r.) — kreist! (z glavo kroSiti — kro2i!); f) Kopfdrehen 1 . (r.) — dreht! (glavo 11 a levo [na desno] obracati — obracaj!) Eiue zu grosse Bevorzugung der Kopfiibungen wiirde eine starke Halsmuskulatur erzeugen. Des- kalb sind dieselben selten vorzunehmen. 2.) Rumpfubungen — Vaje s trnpom. Die Beweglichkeit der Wirbelsaule ist am grossten in dem untern Tbeile der Lendenwirbel und wird bedingt durch die dort verbaltnismassig bohen Bandscheiben. Der Rumpf kann nach vorn, nach der Seite und riickwarts gebeugt und gestreckt werden. Es kann ferner j Rumpfkreisen (s trupom kro^iti) 1. und r. und Rumpfdrehen (trap obradati) 1. und r. aus- gefiihrt werden. Das Rumpfschwingen (trap zibati) ist das ruckartige Vor- und Riickbeugen und Rurnpf- wippen (s trupom kolebati) ein fortgesetztes Beugen und Strecken des Rumpfes. " Die Rumpfubungen werden gewohnlich von Iiopf-, Arm- und Knie- tbatigkeiten begleitet. — Beispiele: a) Hiiften — fest! Rumpfbeugen nach vorn — beugt! — 1, 2. (Trap zapogibati na vzpredaj — zapogibaj!) — [1. Jahr.J b) Vorbeugen im Seitgratschstande! (Trap zapogibati v stranski razkrdki!) — [2. Jalir.] c) Anne vorhoch — hebt! Vorbeugen im Seit- Gratsehstande mit Schwung — beugt! (Roki pied se 50 vzdignite! V stranski razkrdki trap — zibajte!) Die Arme schlagen, indem die Hande sicli nahern, zwischen den Beinen hindurch. Nach Eiselen „der Sagemann“. (Nagibanje v kolkih „Reza6“.) — [3. J.J d) Arme zum Stoss — an! Vorbeugen im Seit- Gratschstande und abwechselndes Tiefstossen 1. u. r. — 1, 2. (Roki za suvaj! Zibajte trap v razkrdki in ob enem suvajte pod se na levo in desno!) e) In der V orbeughalte abwechselnd Tiefstoss 1. und r., rnit Oder ohne Einkaltung eines bestimmten Zeitmasses, mit moglickster Kraft und Scknelligkeit, [3. Jahr.J — „Stampfe“ („Stope“). f) Rilckbeugen des Rumpfes — beugt! (Trap nazaj upogibajte!) Kopf in den Nacken, Blick nach oben. [2. Jahr.J g) Dasselbe mit Vorhochlieben oder Hoch- stossen. h,) Zum Quer-Gratschstande, 1. Bein vor, — springt! Rumpfwiegrm vor und zuriick — tibt! (V prekrbko levo nogo naprej, — skoci! Na obeh petah se zibajte!) Das ist langsames Vor- und Riickbeugen. [4. Jahr.J i) Vorbeugen des Rumpfes mit Ausfall links und reckts, fallt — aus! (Trap v borilnem nastopu na levo in desno — pripogibajte!) In der ersten Zeit Ausfall 1., in der zweiten Vorbeugen, in der dritten Strecken, in der vierten Grundstellung; dann r. dasselbe. [4. Jahr.J 51 k) Seitbeugen des Rumpfes im Seit - Gratsch- stande mit gleichzeitigem Beugeu eines Knies! (Trup pripogibajte v stranski razkreki in upogujte koleno!) [4. Jahr.] l) Vorbeugen des Rumpfes im Stande auf einem Beine und gleichzeitiges Riiekspreizen des anderen. (Trap pripogujte stojd na eni nogi in drugo nogo izpodmaljajte!) Die Hande erfassen den Ober- schenkel des Standbeins dicht am Knie. B.) Armiibungen — Vaje z rokama. Die an sich zwar moglichen Schulter- und Handiibungen sind nicbt turnschickig; somit blei- ben folgende Armiibungen, die als wichtige zu betrackten sind: A. Mit geatreckten Armen. a) Armheben (und Senken) nach vorn (roki dvigati in roki spuS6ati pred s6), nach der Seite (od sebe), vorhoch (pred se kvi§ku) und seithoch (od sd kvisku) sowie beschrankt nach hinten (nazaj.) b) Armschwingen aus dem Abhange (z rokama kolebati) sowie aus einer Waglialte (v razpetji), Seit- hebhalte (ravnega izpomola), Vorhebhalte oder Hochhebhalte der Arme (od tod do viska). Das Arm¬ heben oder Armschwingen kann in jedem Punkte der Bewegung zu einer Halte (izpomol) unterbrochen werden. Befinden sich in derselben die Arme senk- 52 reclit nach oben gestreckt, so ist sie eine SenJc- halte (izpomol navzdol), befinden sie sicb wagrecbt nach vorn oder nach den Seiten gestreckt, so ist sie eine Waghalte (razpetje). Aus der Waghaltung konnen die Anne durch eine wagreclite Ebene oime Scbwung (Wagschweben, ravna steza) und mit Schwung ( Wagschwingen , z ravno stegneno roko kolebati) bewegt werden. c) Im Schultergelenk ist eine Drebung der gestreckten Arnie um ihre Langenachse moglich (.Armdrehen , roki sukati). MachendieHande dieDre- hung mit, so entsteheu folgende Handlagen: Speich- lage (palecna le2a), wenn der Daumen; Ristlage (nadpestna le2a), wenn der Handrucken; Eliage (ma- zinecna leza), wenn der kleine Finger; Kammlage (dlanska leia), wenn die Hoblhand im Abhang der Arme naeh vorn , in Waghaltung nach oben , in Senkhaltung nach hinten gerichtet ist. — „Vorheben der Anne zur Waghaltung, Ristlage — hebt. Zur Eliage — drekt!“ u. s. w. d) Armlcreisen (z rokama kr62;iti) aus dem Abhange Oder der Waghalte seitwarts (v razpetji) bei schnellerem oder langsamerem Zeitmasse. B. Aus der Beughalte und beim Madchenturnen aucli aus der Kreuzhalte der Arme. a) Armbeugen und Strecken (roki pocasi ker- citi in stbzati v komolcih). 53 b) Schwunghaftes Strecken heisst Armschnellen Oder Unterarmhauen (roki kerciti in potem kole- banje stezati). c) Armstossen (z rokama suvati, pehati). Die zur Faust geballte Hand wil'd aus einer Streck- haltung des Armes in gerader Linie an die Schulter gezogen, die Stosstreckung erfolgt dann ebenso kraftig in gerader Linie aufwarts, vonvarts, seit- warts, abivarts. — Hieran schliesst sieh d) das Armhauen (z rokama mahati). Die Faust wird in einer Bogenlinie vor, liber, neben und miter die Schulter (der gleichen Oder der anderen Seite) gefiihrt; die Armstreckung zum Hiebe er¬ folgt. indem die Hand in einer Bogenlinie sich von der Schulter entfernt. e) Unterarmlcreisen (Haspeln) nach innen und aussen (motati, s komoleema kroziti v sredo in na ven). — Die Anne konnen nun 1.) zugleicb und in gleicher Weise [1. Jah'f]; 2.) nacheinander in gleicher Weise, abwechselnd (credoma) [2. und 3. Jahr]; 3.) zugleich, aber in ungleicher Weise [4. Jahr]; 4.) nacheinander in ungleicher Weise [5. Jahr] thatig sein. Beispiele: Arme — beugt,! Hochstrecken — streckt! — 1, 2. Arme — beugt! Vorstrecken 1. und r. im Wechsel — streckt! — 1, 2, 3, 4. L. zuriick und r. vorhochschwingen — schwingt! - 1 , 2 . 54 Araikreisen aus dem Abhange, 1. nach vorn beginnen, im Wechsel mit Armkreisen r., nick- warts beginnen — kreist! 4.) Beiniibungen — Vaje z nogama. Bei den Beiniibungen sind zu unterscheiden: Uebungen des gestreckten Beines, des Unter- schenkels und des gewinkelten Beines, sowie Fuss- iibungen. A. Uebungen des gestreekten Beines — Vaje s stegneno nogo. Spreizen (nogi izpodmaljati), d. i. Iieben des gestreckten Beines. Die dem Spreizen entgegen- gesetzte Bewegung ist das Beinschliessen. a) Vor-, Seit- und Riickspreizen (1. Oder r.) — spreizt! — senkt! (Nogo pred sd, nogo od sd — nazaj izpodmaljajte — spuscajte!) Schragvor-, Schragriickspreizen (povprefino pred sd [nazaj] iz- podmaljati). Das spreizende Bein muss gestreckt sein. Die Spreiztibungen sind sowohl langsam wie auch sehnell auszufuhren! Wil'd langsame Aus- fuhrung verlangt, so ist das Commando gedehnt auszusprechen. b) Dieselben Uebungen 1. und r. im Wechsel und in Verbindung mit Armubungen. c) Dem Spreizen kann Fussivigtyen (krcistdza) oder Knieuippen des Standbeines (klek kolebanje kolen) zugeordnet werden. Z. B. Anne zum Stoss 55 an! Vorspreizen mit Beugen des Standbeines (kiirzer: mit Kniewippen) und Vorstossen — iibt! (Roki za su- vaj pripravite! Izpodmaljajte pred se s kolebanjem kolen in s kolebanjem rok pred sd — vadi!) — Vorhoehheben beider Anne und Riickspreizen 1. und r. im Wechsel mit 2maligem Fusswippen — iibt! (Roki pred sd dvigajte in nazaj podmaijajte kolebanje z nogama!) — [3. und 4. Jahr.] d) Das Spreizen kann ferner auf Dauer, als Spreishatte, geiibt werden: Riickspreizen mit Knie- beugen des Standbeines und Vorhoehheben beider Anne durch 4 (8) Zeiten (Schwebestellung) — iibt! Beinschlagen (nogo ob nogo udarjati), d. i. schwunghaftes Niederstellen des gespreizten Beines. Beinkreuzen (nogi kriSati), d. i. Spreizen nach innen. Beinkreisen und Bogenspreizen, vorn oder hinten beginnen (z nogo” kroMti, 6ez stol ali cez kozel, pred se ali od zad zacenjati). B. Uebungen des gowinkelten Beines. Fersenheben und Fersensenken (peti vzdi- gati in spuscati). Das Heben des Unterschenkels gegen das Gefass. Knieheben (koleni vzdigati). Fusspitzen ab- warts. Wenn das Knieheben mit Schwung bis zum Beriihren der Brust geschieht, so nennt man es „Knieanreissen a . (Koleni vzdigati do persi.) 56 Knieheben mit Beinstricken, Beinstossen (ko- leni vzdigati s suvanjem nog). Fersenheben mit Beinslrecken nach vorn (peti vzdigati s suvanjem nog pred se), seitwarts (od sd), nach riickwarts (nazaj). Das schwunghafte Strecken lieisst Beinstossen (z nogama suvati). Das feste Niederstellen des Fusses nach vor- angegangenem Knieheben wird Stampfen (top- tati) genannt. Das Kreisen des Unterschenkels und das Fuss- kreisen sind Uebungen von geringer Bedeutung. Als Dauerstellung im Hinkstand, d. i. bei Knieheb- halte eines Beines, mit Hiiftstiitz oder Seitliebhalte beider Anne auszufiihren. 5.) Stehen und Freiiibungen im Stehen — Nastop in proste vaje v nastopn. A. Fusstellungen — Noini nastop. a) Grundstellimg (navadni nastop) heisst das gestreckte Yerhalten des ganzen Korpers im Stehen; Beine und Fersen geschlossen, die Fiisse in einem Winkel von etwa 60° auswarts gerichtet, Arme im Abhang. b) Bei der Schlusstellung (klepcni nastop) sind die Fiisse geschlossen. c) Zwangstellung nach aussen (posiini nastop nazunaj). DieFei'sengeschlossen, die Fiisse stehen in 57 einer geraden Linie nach aussen. Aeknlich Zivang- stellung nach innen. d) Messtellung (merni nastop). Ein Fuss stebt in gerader Richtung vor dem andern. e) Fersenstand (petni nastop). f) Zehenstand (perstni nastop). g) Das fortgesetzte Wechseln des Zehenstandes mit dem Stehen auf dem ganzen Fusse heisst Fuss- wippen (kolebati z nogama). h) Das Heben der Fusspitze vom Boden bei fliichtigem Verharren im Fersenstande und klappen- des Niederstellen derselben heisst FussMappen (z nogo plesketati). Schnelles Ausfiihren desselben 1. und r. wil'd „Fussklappen mit Wirbeln 11 (nogo- plosk z vretenci) genannt. B. Schrittstelliingon — KoraSji nastop. Dutch Spreizbewegungen und Niederstellen des spreizenden Beines in einiger Entfernung vom Stand- bein (stalne noge) entstehen Sc hr it/-, Grdtsch- und Kreuzschrittstellungen (stopni, razkrecni, kri&ni nastop). a) Yorschrittstellung 1. [r.] — stellt! (Pred- stopni nastop levo [desno] — stopi!) Seitschritt- stellung 1. [r.] (Stranskostopni nastop — stopi!) Riickschrittstellung (nazajstopni nastop); Schrag- schrittstellung vorwarts [riickwarts] (povprecno stopni nastop pred sd [za sd], — [2. Jahr.] 58 b) Dieselben Uebungen mit Vorheben der Arme, Vorhochheben, Seitheben und Seithochheben. Des- gleichen mit Arrastossen. [3. Jahr.] 4 Schritte an Ort (oder 3 Scbritte vorw.) und viermal Vorschrittstellung 1. u. r. mit Hocbstossen. Desgleichen andere Gang- und Hiipfarten oder Beiniibungen im Wechsel mit Schritt-, Gratsch- und Kreuzschrittstellungen. [4., 5. u. 6. Jahr.] C. Gratschstellungen — Eazkrefini nastopi. a) Durch eine Seitschrittstellung 1. und eine r. gelangt man in die Seitgratschstellung (stranski razkrecni nastop). b) Durch eine Schragschrittstellung 1. vorne und eine solche r. riickwarts kommt man in die Quergratschstellung (prekre&ni nastop). Die Seit- griitsch- und Quergratschstellung kann auch gewon- nen werden durch den Gratschsprung (krecni skok); erstere auch durch Beindrehen (s premikanjem nog). — [Vorn 3. Jahr an.] — In diesen Stellungen tibe man Fusswippen und Kmeivippen, ferner das Kniewiegen (zibanje nog) nur nach einer Seite oder Kniewiegen 1. und r. im Wechsel in 4 Zeiten Oder in 2 Zeiten [4. Jahr.] Kniewiegen ist die schaukeinde Bewegung des Korpers im Gratschstande durch Beugung entweder eines Knies oder nacheinander zuerst des einen, dann des anderen Knies. 59 Verbindungen: Sprung zum Seit-Gratsch- stande (kurz: Gratschsprung — springt! (Precni skok!) Denselben mit Seitstoss, Vorstoss, Hochstoss; mit Armschwingen zurWaghalte und Hochhebkalte, letztere auch zum Zusammenscklagen der Hande. — Auch aus HebJialten der Arme, z. B. Vorheb- halte — hebt! Gratschsprung mit Wagschwingen der Arme zur Seithebhalte — springt! 1, 2. (An- dere Zusammensetzungen siebe „Rumpfiibungen“.) b) Beindrehen (nogi verteti) n. aussen durcb 4 (8) Zeiten mit Seitkeben und Seitsenken, Vor- beben, Armkreisen, Armstossen u. s. w. — dreht. D. Kreuzschrittstellungen — Kri2ni nastop. Kreuzt das eine Bein vor Oder hinter dem anderen, so dass beide Fiisse einen rechten Winkel bilden, so bezeichnen wir dies als eine Kreuz¬ schrittstellung. Nach dem Beine, welches die Uebung ausftibrt, lieisst die Kreuzschrittstellung 1. oder r., vorn Oder hinten. [Vom 2. Jahr an.] Verbindungen: Eine Seitsehrittstellung 1., dann Kreuzschrittstellung, der r. Fuss vor dem 1. und in der 3. und 4. Zeit Annheben, Armkreisen u. a. m.; oder in der 3. und 4. Zeit Rumpftibungen vor- und ruck warts, seitwarts 1. und r., ebenfalls mit Zuordnung von Armthatigkeiten; oder Fuss- und Kniewippen in der 3. und 4. Zeit und Arm¬ thatigkeiten. 60 E. Hockstellungen — Zgrbe. Zu dieseu rechnet man: 1. ) die tiefe Kniebeuge Oder den Hocks land (nizko pobeniti z grbo) — [3. Jabr]; 2. ) die kleine Kniebeuge (koleni kereiti) — [vom 1. Jabr an] ; 3. ) das Kniewippen (kolebanje kolen, klek), d. i. schnelles Beugen und Strecken der Knie — [vom 4. Jabr an] — und 4. ) im weiteren Sinne die Auslage (borilni nastop) — [7. Jahr]; — endlich 5. ) den Ausfall (napad) — [7. Jahr]. Das Kniebeugen kann ausgefiihrt werden im Zehen- und Sohlenstande, mit geoffneten und mit gescblossenen Knien, ferner in 2 oder in 4 Zeiten. Der Oberkorper ist vollig aufrecbt zu balten. Kniebeugen und Kniewippen zu verbinden mit Armiibungen. In der Hockstellung a) Vorstrecken eines Beines [7. Jabr]; b) Arm- und Hupfiibungen [3. Jahr]. F. Die Auslage — -Borilni nastop — und dor Ausfall — napad. — [7. Jahr.] a) Auslage r. vorwarts •— stebt! (Borilni na¬ stop, desno naprej — stoj!) Bei einer Achteldrehung des Rumpfes nacb links, wobei aucb der i. Fuss naeh 1. dreht, wird das r. Beiu nacb vom gespreizt und niedergestellt. Das 1. Knie ist starker als das r. <>1 zu beugen. Bekannt ist die Stellung als Auslage- stellung der Fechter. Die Schwere des Kdrpers l'uht mehr auf dem hinten stehenden Fusse. Urn sic}] davon za iiberzeugen, befehlige man: Zwei- mal Fussklappen — ldappt! (Dvakrat nogoplosk!) b) Wecbsel der Anslagen 1. und r. durcb Standdrehen auf beiden Fussen — drebt! Es er- folgt */* Drehung auf den Ballen beider Fusse. c) Gehen mit Auslagtritten vorwarts — gebt! (Borilna boja naprej — stopaj!), d. i. Wechsel der Auslage durch Vorscbreiten. Die 1 j 2 Drehung er- folgt auf dem Ballen des vorstebenden Fusses. d) Auslage r. (1.) — stebt! Sprung vorwarts (ruckwarts) — springt! Allen Auslagiibungen kann Armstossen zugeordnet werden. G. Der Fechtorausfall — Borilni napad entstebt aus einem Sebritte vorwarts, schragvor- warts oder seitwiirts mit Kniebeugung nur des ausgeschrittenen Beines. Man verbinde: Auslage und Ausfall, Kniebeuge und Ausfall, sowie Bein- kreuzen und Ausfall. 6.) Gelien, Laufen, Hiipfen und Springen — Hoja, tekanje, skakljanje in skakanje. Die Lauf-, Htipf- und Springtlbungen bringen, abgesehen von ihrem sonstigen bildenden Einfluss auf den Korper, eine vermehrte Tliatigkeit der 62 Lungen und des Herzens mit sicli. Durcli die Beforderung des Blutumlaufes wird der Stoffwechsel erhoht. — Lungenkranke und mit Herzfehlern Behaftete diirfen derartige Uebungen nicht mit- machen, Kinder von schwachlicher Constitution nur mit Vorsicht. Wo im Freien gelaufen wird, venneide man kalte Winde. Nach dem Laufe er- folge die Abkiiblung nicht durcli Rube (Sitzen oder Stehen), sondern durch Fortbewegung im Gehen. A. Gehen. a) Aus der Grundstellung geht der Grund- gang an Ort und von Ort (navadna hoja na mestu in od mesta) hervor. Der Gang von Ort kann nach den verschiedensten Richtungen erfolgen; ferner als: b) Gehen mit Uebertreten , das iibliche Gehen, oder: c) Gehen mit Nachstellen , Nachstellgang (pre- mikajoca hoja). Vgl. S. 93, I. Abth. 1st die Ausgangsstellung eine andere als die Grundstellung, so ergeben sich andere Arten des Gehens: d) Zehengang (perstna hoja); e) Fersengang (petna hoja); f) Gehen in der Zwangstellung, Zwanggang (posiljena hoja); — 63 — g) Gehen aus dem Hockstande, Hockgang (zgrbna koja); h) Gehen aus der Feckterauslage, Auslage- gang (borilna hoja); i) Gehen aus dem Fechterausfall, Fechter- gang (napadna hoja). Alle Gangarten konnen auf langere Zeitdauer als Dauergang (trajna hoja) Oder Schnellgang (hitra ali berza hoja) Oder als Langsamgang (po- tasua hoja) geiibt werden. In der Regel gelit man im Gleichmass der Schritte: Taktgang (taktna hoja), und unterscheidet noch das Gehen mit lautem Niedertritt, Stampfgang (teptalna hoja), und den Leisegang (tiha hoja). Als von den Freiubwngen abgeleitete Gang¬ arten waren zu beachten: h) Gehen mit Fusswippen (hoja s kolebanjem nog); l) Gehen mit Anfersen (hoditi bijo6 se s pdtama); m) Gehen mit Knieheben, Steiggaug (koleni k verhu vzdigaje); n) Spreizgang (uogo izpodmaljaje), bei Auf- schlagen der Fussokle auf den Boden Sehlaggang (toldna hoja) genannt; o) Kniewippgang (hoja s kolebanjem kolen); hiebei erfolgt in der 1. Zeit das Vorspreizen und Niederstellen des Beines, in der 2. das Kniewippen — 64 — des vorgestellten Beines, in der 3. das Strecken desselben und in der 4. das Vorschnellen und Yor- spreizen des hinten stehenden Beines zur Fort- setzung des Ganges; p) Geheu mit Kreuzen (skriSema hoditi); q) Gehen mit Zwischentritten (hoja z dvo- kratnim nastopom) bei jedem Schritt 1. (r.) oder auf den ersten von 2 (4) Schritten. Nacb dem Niederstellen z. B. des linken Fusses wird derselbe nocbmals gehoben und wieder niedergestellt, worauf erst das Weiterschreiten erfoigt. r) Schrittwechselgang oder Ribitzschritt (pribja hoja, pribja hoja z izpremenom). Vrgl. S. 93, I. Abth. — Zu entwickeln aus dem Geken a. 0. mit Stam- pfen des ersten von 3 Schritten. Zu iiben: Schrittwechselgang im Zehengang oder 1. auf den Zehen, r. mit Stampfen; 1. seitwarts, r. a. 0.; mit Stampfen des ersten, des zweiten oder aller Schritte; beim Geschritt 1. Vorkeben der Arme, Seitbeben, Armkreisen u. s. w. s) Schaukelgang, auch Dreitritt genannt (hoja z guganjem). Im 8 / 4 -Takte schreitet in der l.Zeit das 1. Bein vor, in der 2. Zeit macht der r. und in der 3. der 1. Fuss a. 0. einen Tritt, sodann schreitet das r. Bein zu einem neuen Schritt vor. t) Gehen mit Hopsen oder Ilopsergang (hoja s poskokom) seitwarts, riickwarts, vorwarts. Das scbreitende Bein hiipft nacb seinem Niederstellen 65 einmal auf und nieder. — Jeden rechten Schritt hopsen, 1., r. — hopst! — Jeden 4. Schritt Hopsen. u) Wiegegang seitwarts, vorw. und rttckw. (hoja s ponicanjem). — [4. J.] Vgl. S. 93, I. Abth. — 3 / 4 -Takt. — Zur Abwechslung auszufiihren mit Schleifen, Schlagen, Knie- Oder Fusswippen, mit Niederliiipfen beim 1., 2. oder 3. Tritt, mit Leise- tritt, auf den Zeben etc. Wiegeschritt seitw. 1. und r.; — Wiegeschritt i. seitw., dagegen r. vorw.; — 2 Wiegeschritte seitw., 2 a. 0. oder vorwarts; — Wiegeschritt mit Kreuzen der Arme vor der Brust zu dem 1. und auf dem Riicken zu dem 2. Schritt; — Kreuzen der Arme vorne und Aus- breiten zur Waghalte seitwarts; — Seithebhalte oder Vorhebhalte bei einem oder zwei Schritten, Huftstiitz bei den folgenden; — Seithebhalte 1. o. r. beim Schritte 1. und widergleich; — Schwingen beider Arme nach derselben Richtung u. s. w. Wiegegehen nur seitwarts 1. oder nur r. er- iordert 4 / 4 -Takt und einen Schluss- oder Nacbtritt Oder ein Niederhiipfen. Wiegelaufen (ponicaje teci) geschieht auf den Zehen im 8 / 8 -Takt, also noch einmal so schnell als das Wiegegehen. Wiegehupfen (ponicaje poskakovati), friiher Baskensprung genannt. 5 G6 B. Laufen — Tekanje. Der Lauf kann auf langere Dauer als ein Dauerlauf oder Trablauf (terpotek), als Schnellauf (berzotek), als TaUlauf (taktni tek) und mit lautem Niedertritt als Stampflauf (teptalni tek) geiibt werden. Als verwendbar sind, von den Gangarten ab- geleitet, zu bezeichnen: Zehenlauf (poperstni tek), — Anferselauf (tebi bijob se s petama), — Spreizlauf (teci nogo iz- podmaljaje), — Kniebeb- (Steig-) lauf (tebi koleni k verhu vzdigaje), — Kibitzlauf (pribji tek), — Schot- tischlauf (poskobni tek), — Wiegelauf (ponicaje teci). Zu verbinden mit Schritt- und Hiipfarten. — [4. Jahr.j Die Lauflinie kann wie die Ganglinie eine gerade, eine Schlangel- oder eine Kreislinie sein, auch kann sie die Form eines Kreuzes liaben. (Gehen, Laufen, Htipfen im Kreuz.) C. Hiipfen — Poskok. a) Htipfen beidbeinig nur mit Fusswippen, d. i. mit gestreckten Knien, kurz: Htipfen beidbeinig steif — hiipft! (Dvonogni poskok togonogo — skoci! — [1. Jakr.] b) Htipfen mit Kniewippen — luipft! (Poskok s kolebanjem kolen — skoci!) — [l.Jakr.] 67 c) Oehen mit Niederhiipfen an und von Ort (hoja z nizkim poskokom na mestu in od mesta) beim 2., 3., 4. Schritt Oder beim 1. von 3 oder 4 Schritten. Aueh beim Ruckwarts- und Seitwarts- gehen zu iiben; desgleicben mit Kniewippen .— [Vom 2. Jakr an.] d) Wechselhupfen (poskakovati zdaj naj tej, zdaj 11a onej nogi), d. i. fortgesetztes Hiipfen 1. u. r. im Wechsel an und von Ort; im Anfang mit Fersen- heben, spater mit Seitspreizen im langsamen und schnellen Zeitmass. — [Vom 1. Jakr an.] e) Doppelhupfen (poskakljati zdaj na tej, zdaj na onej nogi) nennen wir kurz ein zweimaliges Hiipfen auf jedem Bein, wie es die Tanzweise des „Hochlanders“ oder „italienischen Walzers" mit sick bringt. — [2. Jakr]. f) Hiipfen mit Vor- und Riickschwingen eines Beines, Spreizhupfen (izpodmaljaje poskakovati), fortgesetzt auf einem Bein oder im Wechsel 1. u. r. — [3. Jakr.] g) Hinlcen (sepanje) [1. Jahr] ist das fort- ^esetzte Hiipfen auf einem Beine bei Fersen- oder Kniehebhalte des freien Beines. h) Erwahnt sei noch das Kreuzhupfen (skri- zema nog poskakovati). — [4. Jakr.] i) Kibitzhupfen (pribji poskok). — [4. Jahr.] h) Wiegehiipfen (ponieaje poskakovati zibajoc); die einzelnen Tritte kaben mit Niederhiipfen zu erfolgen. — [4. Jakr.] a* 68 l) Galopphiipfen (v propanj poskakovati). — [3. Jahr.] m) Sehottischhupfen [polka] (poskocnica) an Ort, seitwarts 1. und r., vorwarts, riickwarts; auch mit Vor- und Seitspreizen. — [3. Jahr.] n) Hackenschottisch (Skotsko); 4 / 4 -Takt. Es erfolgt ein Aufschlagen mit der 1. Ferse in der 1. Zeit, ein Aufschlagen mit der 1. Fusspitze in der 2., in der 3. und 4. Zeit dagegen ein Schottisehhupf links; rechts ebenso. o) Doppelschottisch (dvoSkotsko); 4 / 4 -Takt. — Aehnlich dem Hackenschottisch, nur ist anstatt des Aufscklagens ein Doppelhupf auszufuhren. Z. B. zweimal links hiipfen (Doppelhilpfen) und ein Schottisehhupf rechts, dann r. zweimal hiipfen und 1. ein Schottisehhupf. IJacken- oder Doppelschottisch mit Dreitritt (Schrittwechsel) bei Stampfen des 1. Schrittes, mit Niederhiipfen beim 1. Oder bei alien 3 Tritten, mit Sehottischhupfen, dabei vorspreizend. Alle Uebun- gen an Ort, seitwarts, vorwarts, riickwarts, einzeln oder in kleineren oder grosseren Reihen mit vor dem Leibe verschrankten Armen, in Stirnpaaren oder von zwei Gegnerinnen. Ferner mit Zuordnung von Handklappen und Armbewegungen; dann in Verbindung mit Schrittzwirbeln; endlich mit Drehen 1. und r.; mit fortgesetztem Drehen naeh einer Seite; auch bei Tanzfassung mit Walzen (Rund- tanzen) an und von Ort. 69 p) Schwenkhiipfen seitwarts, vorwarts (obratni poskoki [mazurka]); 3 / 4 -Takt, die Mazurka der Polen. Nach dem Seit- Oder Vorstellen z. B. des linken Beines schlagt das rechte nacbkiipfend das linke vom Bo den weg, so dass dieses seitspreizt. Sodann (also in der 3. Zeit) htipft das r. Bein an Ort, das ]. Bein wird nach innen gewinkelt und schlagt gegen den Unterschenkel des r. Beines. — Auszuftihren in der Einzelstellung, von Gegnerinnen bei Handfassung, bei der Fortbewegung vorwarts von Paaren mit Tanzfassung. Schwenkhiipfen seit¬ warts (vorw.), 1. (r.) fortgesetzt. — Ein-, zwei- oder dreimal Schwenkhiipfen links, ein Dreistampf, dann Schwenkhiipfen rechts. — Dasselbe mit zwei Drei- tritten an Ort. — Zwei-, drei- oder viermal Schwenkhiipfen 1. vorwarts und halbe Drehung links mit 2 Dreitritten, dann wieder Schwenkhiipfen vor¬ warts. — Dreimal Schwenkhiipfen links, V* Drehung links mit einem Dreitritt, dreimal Schwenkhiipfen rechts und sodann 1 j i Drehung rechts mit einem Dreitritt; — fortgesetzt. q) Schleifhopsen seitwarts, vorwarts, im Zick- Zack (skakljanje z drsanjem); 8 / 4 -Takt. — In der 1. Zeit schleift das eine Bein wie beim Schlitt- schuhlauf z. B. seitwarts rechts, das seitgestellte rechte Bein hopst sodann in der 2. Zeit einmal an Ort, wobei das linke Bein in der Seitspreizhalte sich befindet; in der 3. Zeit gewohnliche Stellung. 70 D. Springen und Sprungarten — Skakanje in nafiini skakanja. Beim Springen sind vier Hauptthatigkeiten zu unterscheiden: 1.) Beugen der Fuss- und Knie- gelenke; 2.) Abschnellen und Hochfliegen mit Streckung des ganzen Korpers; 3.) Niederkommen mit Kniebeugen; 4.) Aufrickten zur Grundstellung. — Man springt aus dem Stande beidbeinig oder aus einer Scbrittstellung, d. i. Standspringen (skok iz mesta), mit Angehen (prihodi). und mit 3 oder mebr Schritt Anlcmf (nalet, natek), links oder rechts abspringend mit 1 / i oder J / 2 Drehung wakrend des Sprunges. Ferner springt man aus der Grundstellung in Schritt-, Kreuzschritt- und Gratschstellungen und umgekehrt. 7.) Freiubungen ini Liegestiitz — Vaje v oprtej lezi. In diesen Abschnitt gehorten der Vollstandig- keit wegen die Uebungen im Knien, Sitzen und Liegen. Da der Lehrplan dieselben jedoch nicht fordert, sie in der Regel aucli nur als zum System gehorig aufgefuhrt werden, so iibergehen wir die¬ selben. Die folgenden Uebungen entnekmen wir dem Lion’schen Leitfaden, auf dessen Abbildungen wir uns berufen. a) Zekenstand — steht! Tiefes Kniebeugen — beugt! Hiinde (neben den Fiissen) auf den Boden — stiitzt! Vorstiitzeln mit den Handen oder 71 Ruckgehen mit den Fiissen. Man befindet sich sodann im Liegestiitz vorlings (oprta 162a vspred). Bliek erdwarts, Korper und Beine gestreckt. b) Zum Liegestiitz seitlings (oprta ldza na stran) links — um! Der reehte Arm stiitzt und der rechte Fuss stemmt mit der ausseren Fusskante auf den Boden. c) Zum Liegestiitz vorlings rechts — um! — [4. Jahr.] d) Zum Liegestiitz riicklings (oprta 162a vznak) reelits — um! Der Blick ist aufwarts gerichtet, die Fiisse stemmen mit den Fersen gegen den Boden. — [6. Jahr.] e) Zum Liegestiitz vorlings, 1. kehrt — euch! f) Stiitzeln (opirkati se) vorwarts Oder riiek- warts zum Hockstand — hockt! g) Aufrichten zum Stehen — steht! Erweiterte Uebungen vom 5. Schuljahr an sind das Armwippen, Stiitz auf einem Arm, Knie- heben, Hupfen zum Gratschstande u. a. m. 8.) Drelien und Uebungen im Drehen — ObraCanje in vaje v obracanji. Drehen heisst die Bewegung des Leibes um seine Achsen. Beim Siawddrehen dreht man um die Langenachse. Militarisch wird die Drehung links auf der 1. Ferse und r. Fusspitze ausgefiihrt, „rechtsum“ entgegengesetzt. Vrgl. S. 4, I. Abth. 72 Man unterscheidet Standdrehen (obrniti se na mestu), d. i. Wechsel der Stellungen durch Drehung; Gangdrehen (koracno obracanje), wobei durch Gegen- drehungen (einmal links, einmal rechts) eine Fort- bewegung seitwarts stattfindet; ferner Hiipfdrehen (obrniti se v poskoku). — Ein fortgesetztes Hiipf¬ drehen nach einer Richtung (z. B. tanzend) wird „Walzen“ genannt. A. Standdrehen — Obrafianje na mestu. a) Drehen in die Vor-, Riick-, Seit- und Kreuzschi'ittstellung; in die Gratsch- und Hock- stellung. 2 Zeiten. [2. Jahr.] — Drehen in die Aus- lage- und Aiisfallstellung; auch mit Htipfen. [7. Jahr.] b) Rechtsum mit Vorstossen aus der Beughalte der Arme — dreht! 1, 2. — Dasselbe mit Yorheben und Senken etc. [2. Jahr.] B. Gangdrehen — Korafino obraJanje. a) Besonders wichtig fiir das Knabenturnen sind die Drehungen wahrend des Marsches und Laufes. Jede Stunde zu iiben! Anfanglich [3. Jahr] folge der Vierteldrehung ein Gehen an Ort. „Links — urn! An Ort — gekt!“ DerBefehl „um!“ erfolgt beim Niederstellen des r. Fusses; „Rechts — um!“ beim Niederstellen des 1. Fusses. b) Das Gehen im Kreuz. c) Schrittzwirbeln (koracni zasuki). Vgl. S. 94, I. Abth. — [4. und 5. Jahr.] Schrittzwirbeln 1. und 73 r. mit kleinen oder grossen Schritten, 1. mit kleinen, r. mit grossen Schritten, mit Stampfen des 1. Schrittes, mit Stampfen sammtlicher Schritte, im Zehengang; 1. mit Stampfen, r. im Zehengang. d) Kreuzzwirbeln (koraiini zasuki s krizanjem) [4. und 5. Jahr], Vrgl. S. 94, I. Abth. — 4 / 4 - oder s / 4 -Takt; mit ganzer oder halber Drehung. e) Spreizztvirheln (izpodinoljni zasuk). [6. Jahr.] Nach einem Schleiftritte seitwarts mit Kniebeugen des schreitenden Beines erfolge wahrend zwei- maligen Hiipfens desselben Beines an Ort eine ganze Drehung um die Lange mit Spreizhalte des auderen Beines ( s / 4 -Takt). Mit drei Hiipfen und einem Nacbtritt im 4 / 4 -Takt. Zu verbinden mit Dreitritt oder Wiegeschritt im 4 / 4 -Takt. f) Dreitritt- oder Walzerzwirbeln (zasuki v plesu). Wie Schrittzwirbeln, nur folgen auf jeden der 3 Tritte desselben 2 Nachtritte an Ort, was drei 8 / 4 -Takte erfordert. Des rhythmischen Ab- schlusses wegen reiht sich hieran noch ein Zwei- tritt in einem vierten 8 / 4 -Takte, worauf nach der andern Seite gezwirbelt wird. C. Hiipfdrehen -- Skakljavni obrat. In alien Hiipf-, Spring- und Laufarten sind Drehungen um die Langenachse moglich, z. B. beim Hinken, Hiipfen beidbeinig, Niederhupfen mit Drehen. [3 Jahr.] — 4 Schritte an Ort und ! / 4 Lre- 74 hung links mit 2 Hlipfen beidbeinig; desgleichen mit Niederhiipfen u. s. w. [5. Jahr.] 9.) Uebungen nach Eintheilung in Rotten — Vaje v razverstenih tropah. Bei geiibteren Schiilern (vom 4. Schuljahr an) empfiehlt es sicb, dann und wann nacb der Ein¬ theilung der Ilotten die Frei- und Htipfiibungen u. s. w. vorzunehmen. Z. B. die 1. Rotten Fusswippen mit Seitheben, die 2. Rotten Kniebeugen mit Hoch- stossen. Es wird dem Lehrer leicht werden, passende Verbindungen zu finden. Aufmerksam macben wit auf die von zwei Nebnern nach innen und aussen auszufiibrenden Auslagen und Ausfalle, beim Mad- chenturnen auf die Htipfiibungen (Schrittzwirbeln u. s. w.) bei Antreten mit den ausseren Filssen. II. Das Turnen mit &erathen — Vaje z orodji. A. Hanteliibungen — Vaje z roeki. Das Gewicht der Hanteln soli 1 bis 1 1 j 2 Kilo- gramm betragen. Man ftihre die Freiubungen mit Hantelbelastung aus. — [7. Jahr.] B. Stabiibungen — Vaje s palieami. Man versteht darunter Uebungen mit einem 1 Meter laugen Holz- oder Eisenstabe von etwa 1 bis 2Vs Kilogramm Gewicht. Dieselben wurden durch Prof. Dr. Jager in Stuttgart eingefiihrt. 75 a) Der Stab liegt quer vor dem Leibe, wird mit beideu Handen gehalten und ist in Ristgriff (nadpestno prijetje) gefasst, wenn beide Handriste oben, in Kammgriff (dlansko prijetje), wenn die- selben unten, in Speichgriff (palecno prijetje), wenn dieselben nacb aussen sind; Ellengriff (mezinicno prijetje) ist daun, wenn die Anne soweit einwarts gedreht sind, dass die kleinen Finger sich innen befinden; Zwiegriff (nasprotno prijetje) ist vor- banden, wenn jede Hand einen andern Griff hat. b) In den gedaekten Griffen kann der Stab vor, vorhoch, zur Nackenhaltung, zur schragen Haltung hinter dem Eiicken und zur wagrechten Haltung hinter demselben gehoben werden. Beim „Hinterheben“ kann der Stab am Riicken anliegen Oder abgestrecM werden. c) Aus dem Armbeugen findet das Vor-, Ruck-, Seit-, Tief- und Hochstossen Statt. d) Stabkreisen mit Rumpfkreisen (palico in trup kroiiti). e) Aus der Stabhaltung seitlings kann der Stab, indem die freie Hand iiber den Kopf das obere Ende erfasst, seithoch geboben werden. f) Uebersteigen des Stabes (prestopati palico). Die Verbindungen mit Bein- und mit Rumpf- ubungen ergeben sich von selbst. 76 Naheres liber Stab- undHantelturnen: Niggeler, Anleitung zum Turnen mit dem Eisenstabe, Zurich bei Schulthess; Ravensteins Volksturnbuch, Frank¬ furt a. M. bei Sauerlander; Jagers Turnschule, Leipzig bei Keil (in ungebraucklieher und deshalb unverstandlicher Turnsprache geschrieben). C. Wurfubungen — Vaje v metanji entweder mit dem kurzen oder einem 5 bis 6 Schuh langen Stake, dem Ger; Madchen werfen mit schweren Ballen. Man wirft in gerader Linie (Kern- wurf) oder im Bogen (Bogenwurf), entweder mit gesenktem oder gehobenem Arm. Als Ziel dient der Pfahlkopf. D. Sprung im kurzen Seil, Rohr oder Reifen — Skakanje na kratkej vervi ali obrocu. Das Seil etc. wird iiber dem Kopf gesckwungen, und indem die Schiilerin aufhiipft, gleitet es unter den Fiissen hindurch. Spriugen beim Niedersprung vorwarts oder riickwarts aus der Grundstellung, im Hinkstand, mit Wechselhiipfen an Ort und in der Fortbewegung. Die Uebungen sind fast nur beim Madchenturnen verwendbar. E. Ziehen, Sehieben und Ringen mit Staben — Vlaeenje, pomika in borba s palicami, auch ohne dieselben, von zwei Gegnern. Ziehen von grosseren Abtbeilungen am Tau. 77 III. Das Turnen an Gerathen — Vaje na orodji. A. Lauf und Sprung im langen Schwungseil — Tek in skok na dolgej zagonovervi. Laufen unter dera im Bogen geschwungenen Seil hindureh von Einzelnen, von Mehreren, bei jedem 3., 2. und bei jedem Schwunge; in ver- schiedenen Laufarten, mit Handldappen, Arm- und Beinthatigkeiten. — Hiipfen, Hinken, Hiipfen in Kreuzschritt-, Gratsck- und Schrittstellungen, Hiipfen mit Drehen. Umkreisen von Zweien. — Sprung (iber das im Bogen dem Turner entgegen geschwungene Seil. Aus dem Stande und mit An- lauf. Hineinspringen und sofort zur Anlaufstelle zuriicklaufen: „Augenblick im Seil“. — Verbindung von Lauf und Sprung, von zwei gegeniiberstehenden Flankenreihen auszufiihren. — Uebungen im Lauf und Sprung an zwei Seilen, wovon das eine ent¬ gegen gescbwungen wird. Die Entfernung muss s n sein, dass sicli die Seile nicht beriihren. B. Freispringen — Prosto skakanje. Der Freispringel besteht aus zwei 2 Meter hohen und 6 cm. starken Saulen, welche am besten trag- bar eingerichtet und deshalb mit einem Holzkreuze verseken werden, damit sie auf dem Boden stehen konnen. Von 5 zu 5 cm. ist jede Saule mit einem Pflocke verseben; iiber zwei gleich liohe Pflocke wird eine 5 mm. starke Schnur, an deren beiden 78 Enden sich Sandsackchen befinden, gelegt. Zum Absprung bedarf man eines Sprungbrettes; das- selbe ist von weickem Holz rauh, also unbehobelt, anzufertigen. Zum Niedersprung muss der Erd- boden gelockert werden. a) Vorubungen. Zehenstand, Fusswippen, kleine und grosse Kniebeugung, Knieheben, Beinspreizen, Hiipfen mit Beinschluss an Ort, desgleicben vor- warts, seitwarts, riickwarts. b) Weitsprung. Sprung aus dem Stande mit geschlossenen Fiissen. Jedem Absprung geht ein Heben zum Zehenstand und kleine Kniebeuge voraus. Der Niedersprung erfolgt zum Zehenstand mit Knie¬ beugung. — Spreizsprung aus Vorschrittstellung. Desgleichen mit 3 Schritten Angang und Anlauf; Absprung links und rechts. c) Hochsprung und d) Koch- und Weitsprung. Die Spriinge sind mit Viertel- und halben Drehungen, auch aus dem Hockstande und als Hink- spriinge zu iiben. e) Fenstersprung zwischen zwei leicht gespann- ten Schniiren hindurch. f) Spriinge von Zweien und Mehreren. C. Tiefsprung von derLeiter — Nizoskok z lestvice. Mit Vorsicht und gutem Niedersprung zu iiben! 79 D. Sturmspringen und Sturmlaufen — Naskok in dir. Auf allmahlieh steiler gestelltem Brett. Das Springen sowohl in die Hohe als auch hochweit und nur in die Weite auszuftihren. E. Boekspringen — Skakanje cez kozla. Spriinge, bei welchen neben der Beinthatig- keit aucb die Armthatigkeit, durch den Abstoss vom Gerath (Bock, Pferd, Barren, Reck u. s. w.) wirkt, heissen im Gegensatze zu den Freisprfingen gemischte Spriinge. Ausffihrliches dariiber in Lions ,,Turniibungen des gemischten Sprunges". Nacli entsprechenden Yoriibungen : Hiipfen in den Stutz aus dem Stande (skok v oporo iz na- vadnega nastopa, t. j. brez nagona); Seitgratschen; Sprung in den Reitsitz aus dem Stande, mit An- gang, mit Anlauf. — Gratschsprung fiber den Bock (krekoskok cez kozla) als Hochsprung und als Weit- sprung • ferner in die Holie und Weite, desgl. fiber eine vor oder hinter dem Bock gespannte Schnur. ^ugeordnet kann werden: HandMappen beim Ab- sprung, beim Niedersprung; ferner Drehungen. F. Pferdspringen — Skakanje cez konja. Man unterseheidet am kfinstlicben Pferde Hals, Sattel und Kreuz. Die Vorderpausche ist am Hals, die Hinterpausche am Kreuz. Die Sprunge sind e ntweder Seiten- oder Hintersprunge. 80 1.) $eitenspriinge (stranski skoki): a) Sprung in den Stitstiitz vorlings. Bein- ubungen im Stutz: Spreizen, Gratschen, Knieheben, Knien ein- und beidbeinig; Eniesprung (Muth- sprung). b) Hocke (zgrba) zum Hockstand und Streck- stand ; Affensprung (opicni skok); Durcbhocken mit einem Bein, mit beiden Beinen. Hocke zum Stutz rucklings; Hocke mit Loslassen, mit Nachstossen, mit Vi und */ g Drehungen. c) Schafssprung (ovcji skok). d) Wolfssprung (volcvji skok). e) Gratscbe (razkrdka). — Ililfe! f) Aufsitze: Spreizaufsitzen (izpodmaijevalno sesti), mit feststehenden Handen zum Seitsitz auf einem Schenkel Oder zum Reitsitz; Flankenaufsitzen (bocno sesti); Wendeaufsitzen (obratno sesti); Kehr- aufsitzen (okretno sesti). Zu jedem Aufsitzen das gleiche Absitzen. g) Aebnliche Aufsitze im Stutz rucklings. h) Flankenspnmg (bocni skok); Wende (oberta); Kekre (okret). Sammtliche Uebungen zuerst mit Anlauf, An- gehen, dann aus Stand, endlicb aus dem Stutz. i) Scheere (§karje). lc) Geschwunge (kolebanje); Halbkreise (polo- krogi); Kreise (krogi); halbe Rader (polokolesa), d. i. Yor- und Ruckschwingen eines Beines mit hin- 81 zugeftigtem Aufsitzen naeh der anderen Seite. Game Rader, d. i. dasselbe mit himugefugtem Ueber- schwunge iiber das Pferd. 1) Freisprunge — Diebsspriinge (Prosti skoki — tatji skok). An einem Pferde konnen auch von mehreren zugleick Sprunge ausgefiihrt werden. 2.) Hintersprunge (nazadnji skoki) konnen Langenspriinge, Hock- und Katzenspriinge, Kehr-, Flanken- nnd Wendespriinge sein. G. Der Stemmbalken, Sehwebebanm — Gred eignet sich ebenfalls zur Vornahme von Schwungen und Sprungen, wenngleicli das Uebungsgebiet ein beschrankteres ist. — Der Schwebebaum ist rund, bat eine Lange von 7 bis 10 Metern und ist am diclten Ende etwa 25 cm. stark. Er rukt auf zwei Standerpaaren, 60 bis 80 cm. tiber der Erde; vortheilhaft ist, ihn hoher stellbar einzuricbten. Das diinne Ende pflegt frei zu schweben. Fill- die Volkssckule geeignet sind: Auf-, Al- und Uebersteigen, Schwebeubungen: Steken mit Zuordnung von Arm- und Beinbeweguugen; Gang-, Lauf- und Hiipfubungen. Vorbeischweben von zwei sich Begegnenden; SchwebeJcampf. An Schwebegerathen gibt es noch Schwebe- stangen, -Kanten- und -Ffable ; ausserdem die SchauJceldiele und Stelzen. e — 82 — H. Stabspringen — Palicno skakanje. Der Stab muss eine Lange von 2 bis 2'50 Meter baben, etwa 4 cm. stark und aus astfreiem Holze angefertigtsein. Stabspriingesind gemischte Spriinge und eignen sicb nur fur grossere Schuler. Sollte der Stabsprung in der Volksschule getibt werden, so ist er nur als TFeifeprung zu iiben. J. Uebungen am Barren — Vaje na bradli. Der Barren ist vorwiegend ein Stutzgerath. Er bestebt aus zwei wagrecht gleicblaufenden, mit der Hand leicbt zu umspannenden Iiohnen (lest- venikih) und aus 4 senkrechten, diesen als Stiltze dienenden Standern. Die Stander beim festen Barren sind in den Erdboden eingegraben, beim tragbaren sind sie in Sckwellen eingezapft und verschraubt. Die Breite des Barrens bat ungefahr der Schulter- breite des Uebenden zu entsprechen. a) Im Querstutz (navadna opora) auf beiden (einem) Holmen befindet man sicb, wenn die Schul- terbreite von den Holmen recbtwinldig durch- schnitten wird. Im Seitstuts (prefina opora) sind Holme und Schulterbreite gleichlaufend. Der Quer- und Seitstiitz kann in den verscbiedenen Griffen, auf kiirzere oder laugere Dauer, im Streck-, Knick- und Unterarmstiitz (opora v stezi, na komolcih in v zgibi) eingenommen werden. 83 b) Liegestutz (opora v le£i) yorlings, riicklings, seitlings im Quer- und Seitstiitz auf beiden Handen und beiden Beinen. In diesen: Liegestutz Hand- beben 1. und r., Beinbeben 1. und r., Heben der gleicbseitigen Hand und des gleicbs. Beines u. s. w. c) Stiitzeln (v opori pobajati), d. i. wecbsel- bandiges, und Stiitzlmpfen (v opori skakljati), d. i. gleiebhandiges Fortbewegen vorwarts und riiek- warts in den verscbiedenen Arten des Stiitzes. d) Stiitzwechsel (oporo menjati) aus Speich- in Kammgriff; durcb Drebung urn die Langenacbse aus Quer- in Seitstiitz ; Aufstemmen (povpor) wecb- selarmig aus dem Unterarmstiitz und Aufhippen (vzkip). e) Beinthatigkeiten im Stiitz, beim Stiitzeln und StutzhUpfen, wie Knie-, Fersen- und Beinbeben ein- beinig, wecbsel- und gleichbeinig, Seit- und Quer- gi'atscben, Beinstossen u. s. w. f) Schivingen im Querstiitz (kolebati v precnej °pori) mit Seit- oder Quergriitschen, Beinstossen, Beinkreuzen am Barrenende, in der Barrenmitte und in der Fortbewegung. Fortbewegung beiin Vor- schwong vorwarts, beim RUckschwung vorwarts, bei jedem Scbwunge vorwarts; beim Riickscbwung oder beim Vorscbwung riickwarts. Als Erscbwerung mit Beintbatigkeiten. g) Sitz und Stand sowie Sitz- und Stiitz im Wecbsel (sejo in nastop kakor tudi sejo in oporo 6 * 84 menjati). Aus Stand zum InnenAtz 1 . und r., als Quersitz, desgl. zum Reitsitz 1. und i\ vor der Hand, sowie zum Aussensitz 1. und r. und zum Gratsch- sitz auf beiden Holmen. Dieselben Uebungen aus dem Stute und im Wechsel 1. und r. mit und oline Zwischenschwung als Sitmechsel. h) Kreuzen auf einem Holm hinter und voi¬ der Hand, auf einem Holm und auf beiden Holmen als Schere (§karje). i) Kehre (skret), d. i. Schwingen im Querstutz, Ueberschwingen vor der r. Oder 1. Hand und Nieder- springen seitlings vom Barren. h) Wende (obert); das Ueberschwingen ge- schieht hier hinter der Hand. l) Kehre und Wende sowie Hocke undGratsche konnen auch als Barrenspriinge ausgefiihrt werden. m) Hangubungen am hohen Barren im Seit- und Querhang, Hangeln, Hangzucken u. s. w., Unter- armhang, Oberarmhang. — Abhang (Sturzhang [po- vesa]) mit Beintibungen, auch in der Fortbewe- gung. Ueberdrehen (prevrat) aus dem Sturzhang in Quer- und Seithang; aus letzterem auch das Durchschieben (provlek) liber den entgegengesetz- ten Holm. — Liegehang (le2a v vesi) als Seithang vorlings, riicklings ( Nest [gnjezdo]); als Querhang vorlings, riicklings (Schwimmhang [plavalna vesa]). n) Ueberschliige (prevernitve) am Ende des Barrens und in der Mitte. — . 85 — K. Uebungen am Reck — Vaje na drogu. Zum Reck geboren zwei feststehende Saulen, Reckstander, in deren seitlicben Durchbobrungen und gestemmten Lochern die Reckstange befestigt wil'd. Die Stange kanu brustboch, stirnbocb und reichhocb eingelegt werden. Man unterscheidet einen Seitstand, Seitstiitz und Seitsitz, ferner Querstand, Querstiitz oder Quersitz. Im Seitbang und Seitstiitz bat man gewobnlicb Rist- Oder Kammgriff, im Querhang dagegen Speich- oder Ellengriff. Die Hauptiibungen am Reck sind Hang- und Stemm- tibungen, Auf-, Ab- und Umscbwiinge. Der Hang ist hauptsacblicb ein Handhang, Armbang und Knie- hang. Die UmschwUnge aus dem Handhange heissen Felgen, aus dem Armhang Speichen, aus dem Spalt- sitz Muhlen und aus dem Hange an den unteren Gliedern Wellen. Der Stutz erscheint vorlings und riicklings. a) Seithandhang (stranska rocnavesa) mitRist- und Kammgritf, Beinthatigkeiten. Haugeln und Hang- zucken im Seitbang bei Streck- und Beugehang an und von Ort; Armwippen; Griffwechsel. Vor- und Riickscbwingen aucb mit Beinstossen ; Absprung riickwarts. b) Aehnliche Uebungen aus dem Querbang. c) JJnterarmhang, Hang im Ellenbogengelenk (komol&ja vesa) als Querbang, als Seithang vorlings und riicklings; Oberarmhang (nadlahtna vesa) als 86 Seithang; Rumpf- und Beinthatigkeiten; Wechsel von Hand-, Unter- und Oberarmhang. Aus dem Seithang vorlings die Brustwelle (persno kolo), aus dem Seithang riicklings die Ruckenwelle (herbtni obgon), das sind Speichen. d) Unterschwung (podkolebljej). Sehwingen im Seithang bei Ristgriff und Ueberschwingen einer vorn befindlicben Sehnur. e) Drehhangeln (sukalno veskati) obne und mit Scbwung zu 1 / i Drehung; Hanglcehre (vesni okret) mit 1 j i Drehung um die Langenachse. f) Querschwebehang (precna vesa s pomolom); Seitschwebehang (stranska vesa spomolom); Sturz- bang (zvernitna vesa). g) Liegehdnge: Seitliegehang an Handen und Fussristen vorlings und riicklings (Nest); an einem Oder beiden Knien und einer Hand Oder beiden Handen. — Querliegehang vorlings und riicklings (Schwimmhcmg); an einem Knie, Hand oder Unter- arm. — Kniehange im Seit- und Querhang; im letzteren Wage unter dem Reck mit Gegenstemmen der Fusspitze unterkalb der Stange. h) Stiitzubungen (vaje v opori), Stiitz, Stiitzeln und Stiitzkiipfen im Streck-, Knick- und Unterarm- stiitz. — Aus Streckstiitz: Spreizen, Durchspreizen mit Liiften der gleicbseitigen und der ungleich- seitigen Hand; Ueberspringen als Flanke, Kehre, Wende. Reckspringen am niederen Reck zu tiben. 87 i) Abschwiinge (navzdolnji kolebljeji) vorwarts aus dem Seitsttitz mit Kammgriff (Daunien nach ■vorn), d. i. Felgabschwung (navzdolnji kolobar), Ab- scbwung mit Auflegen eines Knies, beider Knie; ferner Rist- und Gratschabschwung. h) Kniehangsaufschwung (kolenja vesa z na- vzgornjim kolebljejem) 1. und r.; Knie innerhalb Oder aueh ausserhalb der Hande; vorw. und riickw. — Der Umschwung wil’d kurz Kniewelle genannt. l) Sitmellen sind Umschwiinge aus dem Sitz. m) Aus dem Spaltsitz lassen sick nacb der Seite (Reiterwelle) und nach vorn Umschwiinge (Miihlen) darstellen. Beine und Korper gestreckt. n) Felgaufschwung (navzgornji kolobar), ge- wohnlich Bauchaufschwung genannt. o) Umschwiinge als Felgen (kolobari): Felge fuck warts aus dem Stiitz vorlings mit Ristgi’iff (Bauchwdle) ; dieselbe Felge vorwarts mit Auf- stemmen; Felge vorwarts aus" dem Stutz rucklings fflit Kammgriff (Armwelle). — Bei der freien Felge beriihrt der Leib die Stange nicht. p) Aus dem Seitliegehang an beiden Knien und Hiinden erfolgt ein Kreuzaufsug (kri^na vzteza). g) Aufstemmen als Zug-, Ruck- und Sckwung- stemmen (vlakji opor, zaopor in kolebni opor), sowie Aufkippen (vzkip) sind Uebungen, welche zum Theil nicht in die Volksschule gehoren. 88 L. Uebungen an der wagrechten Leiter — Vaje na razovni lestvi. Eine Leiter besteht aus zwei 5 Meter langen, gut abgerundeten, leicht umgreifbaren Holmen und den je 25 cm. von einander entfernt eingestemmten Sprossen, welche gedreht und nicht zu diinn sein diirfen. Es ist empfehlenswert, zwei Leitern anzu- schaffen, dieselben mit Charnieren an einem Quer- holz zu befestigen und dieses Querholz in einen Schlitzbalken zu geben. Durch Verschiebung kbnnen die Leitern schrag, senkrecht und, indem das Leiterende auf ein Untergestell gelegt wil'd, auch wagrecht gestellt werden. Bolzen, in gebobrte Locker des Schlitzbalkens gesteckt, stellen die Leitern an dem oberen Ende fest. Die wagrechte Leiter dient zu Uebungen im Hangen, Hangeln, Hangzucken mit und oline Schwingen. Die Uebungen konnen vorgenommen werden an den Holmen (na lestvenikih) im Seit- und Querhang, an den Sprossen (na Sprikljah) im Seit- und Querhang und an einem Holm und den Sprossen. a) StrecJchang in den verschiedenen Griffarten mit und obne Beinthatigkeiten. Audi Zwiegriff. b) Beugen und Strecken der Arme (Wippen). c) Schwingen an einem, an beiden Holmen, an den Sprossen, vor- und rtickwarts, seitwarts und im Kreise. 89 d) Drehungen urn die Langenachse. viertel und halbe. e) Ueberheben zu Sebwebehangen, Abhangen, Liegebangen riicklings (Nest, Schwimmhang). f) Liegehange (povesa v stran) vorlings, Hdnde an den Holmen Oder Sprossen, Fiisse, Fersen Oder Knie an den Sprossen Oder der inneren Seite der Holme oder dem gegenuberliegenden Holme. g) Liegehang an einem Arm und einem Bein. h) Hangeln (veskati) an und von Ort, im Quer- hang vorw. und rtickw., im Seithang seitw.; mit Nachgriff, mit Uebergriff, mit Gritfwechsel; mit Vor- und mit Rtickscbwingen, mit Seitscbwingen, Kreisscliwingen; desgleicben mit Beintbatigkeiten. i) Hangzuclcen (z uzmetom vdskati) in der- selben Weise. h) Unterarmhang und Oberarmhang (komo- lja in nadlahtna vesa). 1) Stemmubungen lassen sich auf der oberen Seite der Leiter im Stiitz und Liegestlitz darstellen. M. Uebungen an der sehragen und senkrechten Leiter — Vaje na posevni in navpieni lestvi. An der sehragen Leiter sind theils Hang- ubungen, ahnlich denen an der wagrechten Leiter, theils Stiitzubungen (Liegestutz) auf der oberen Seite, theils Drehungen urn die Langen- und Breiten- 90 achse des Leibes und theils Steigubungen auf der oberen und unteren Seite der Leiter ausfiihrbar. 1. ) Hangubungen: Seithang (die Sprosse ist hier parallel mit der Breitenachse des Rumpfes) an den Sprossen mit Rist-, Kamm- oder Zwiegriff, an den Holmen gewohnlich mit Speichgriff; aueb im Querhang. Beinthatigkeiten und Rumpfthatig- keiten (Drehen, Schwingen, Ueberdrehen). — Arm- wippen, Hangeln, Hangzucken. — Unterarmhang und Oberarmhang. — Schwebehange dureh Ueber¬ drehen zum Hang rticklings. — Liegehange und Beinhange. Hangubungen auf der oberen Seite der Leiter sind von geringer Bedeutung. Auf der oberen Seite der schragen Leiter erfolgt aus dem Liegen auf dem Riicken, Kopf nach unten und die Hande auf eine Sprosse gestiitzt ein beliebter Ueberschlag. An der senlcrechten Leiter lassen sich gleich- falls Hang- und Hangelilbungen ausfiiliren. 2. ) Steigubungen: Auf der oberen und un¬ teren Seite der Leiter Steigen vorlings, riicklings, seitlings, auf- und abwarts, wechselbeinig mit Nack- tritt oder mit Uebertritt, mit gleichbeinigem Hiipfen, mit Hocken. Hande auf den Holmen oder Sprossen oder mit zugeordneten Armthatigkeiten, aueb mit Tragen einer Last. — Steigen auf der oberen Leiter- seite, Umsteigen auf die untere und umgekehrt. — Freisteigen auf der oberen Leiterseite. 91 3.) Wage seitlings an der schragen und senk- rechten Leiter. N. Kletterilbungen — plezi. Die Uebungen an den schragen Stangen konnen durch die schrage Leiter ersetzt werden. Wir behandeln nur das Klettern an den senkrechten Stangen, da nach diesem das Klettern am Sprossen-, Knoten- und glatten Tau- sowie das Mastklettern sich ergibt. 1. ) Vorubungen: Streckhang, Beugehang an zwei Stangen mit Beintbatigkeiten; Liegehangs- iibungen vorlings, rucklings an zwei und seitlings an einer Stange; Sturzbang und Ueberdrehen an zwei Stangen. — Kletterschluss an einer Stange, an zwei Stangen. Fussrist und Schienbein driicken biebei von der einen, Ferse (Aehillessehne) und Wade von der andern Seite gegen die Stange. 2. ) Ziehklettern (plez s potezi): An einer Stange, aufwarts und abwarts mit Nachgriff und Uebergriff; an einer Stange aufwarts, Ueberklettern auf eine andere und an dieser abwarts; mit Griff an zwei Stangen und Kletterschluss an einer Stange, auch mit Wecbsel des Scklusses von einer auf die andere Stange; mit Griff an beiden und Stemmen beider Beine an beide Stangen oder eines Beines an eine Stange; ferner mit Stemmen beider Beine gegen beide Stangen und Griff an einer Stange. 92 — Das Aufwarts- sowokl wie das Abwartsklettern kann unterbrochen und es konnen dann im Hang Beinthatigkeiten vorgenommen werden. — Wander- klettern wird an einer Reihe senkrechter Stangen das Ueberklettern von der einen zur anderen schrag aufwarts, schrag abwarts Oder wagerecht seitwarts genannt. 3.) Hangeln und Hangzuchen ist das Auf- oder Abwartsbewegen an einer oder zwei Stangen ohne Kletterschluss. — Im Madchenturnen wird Klettern nicht, sondern nur Hangeln geiibt. O. Uebungen an den Sehaukelringen — Vaje na roeih. 1.) Ohne Schaukelschwung Hang- und Stiitz- libungen mit Bein- und Rumpfthatigkeiten: Streck- hang, Beugehang, Armwippen. Unterarmhang vor- lings, riieklings; Oberarmhang. Beinthatigkeiten wie Knieheben, Spreizen, Gratscben u. s. w. — Rumpf¬ thatigkeiten wie Ueberdrehen vonyarts und riick- warts aus Hang oder Stand. Abhang mit ge- streckten oder gebeugten Huft- und Kniegelenken; Beinstossen, Spreizen, Gratsehen im Abhang. — Seitliegehang riieklings (Nest ); Rumpfschtvingen in den verschiedenen Hangen vor- und riickwarts, seit¬ warts und im Kreise. Liegehang, Hande an den Ringen, Fusse auf dem Boden: vorlings, riieklings, seitlings, als Streek- 93 oder Beugehang, an beiden oder einem Arm, mit Armwippen, mit Armstrecken nach der Seite im Beugehang. Liegehang vorlings und riicklings im Wechsel; links und rechts seitlings im Wechsel; Kreisen des Korpers. Stiitzubungen in den Bingen sowohl wie im Liege stilt z, ahnlich dem Liegehang. 2. ) Mit Schaukelschwung (majalni kolo- bar) siud die meisten oben beschriebenen Uebun- gen, naturlich mit Ausschluss der Liegehang- und Liegestiitziibungen, ausfiihrbar. 3. ) Im Stehen in den Ringen sind ohne und mit Schaukelschwung namentlieh Knie- und Rumpf- iibungen darzustellen. P. Auf das Schaukelreek — Na majalnem grodu sind verschiedeneUebungen des festen Reckes iiber- tragbar. — Mit Vorsicht zu iiben! Q. Uebungen am Rundlauf — Tekanje v krogu. Der Rundlauf ist insbesondere fur das Kreis- laufen, Kreisgehen oder Kreishiipfen, u. zw. rechts oder links, vorwarts oder riickwarts oder seitwarts zu verwenden. R. Uebungen an der Wippe — Yaje na zgibi. Die Wippe, einer Leiter ahnlich, besteht aus zwei gleichlaufenden, 5MeterlangenHolmen, welche sicli gegen die Enden verjiingen und dort gut um- greifbar sein miissen. 20 bis 30 cm. von beiden 94 Enden entfernt ist je eine Sprosse, welche, der Schulterbreite eines Maunes entsprechend, die beiden Holme verbindet. Zwei Querriegel in der Mitte sichern die Haltbarkeit. Die in der Mitte starkeren Holme sind durehbohrt und durch die Loeher gelit eine Eisenstange. Die Wippe kann auf einem Untergestell boch und nieder gestellt werden. An der Wippe sind Hang- und Stemmtibungen ausfiibrbar. Quer- und Seithang vorlings und ruck- lings , auch als Unter- und Oberarmkang; an den Holmen wie an den Sprossen mit versckiedenen Grift'en. Auf- und Abwippen (kvisku in navzdol vzmabniti se) in diesen Hangen, auch mit Arm- tbatigkeiten (Annwippen, Handliiften, Wecbselhang an je einem Arm), ferner mit Beinthatigkeiten im Fliegen (Fussklappeu, Knieheben, Spreizen, Seit- oder Quergratschen, Kreuzen) oder im Nieder- sprung (Grund-, Schritt-, Gratsch-, Krenzstellung u. s. w.); ferner mit Rumpfdrehen, Seitscbwingen u. s. w. Stutmbungen mit Vorsickt zu tiben. —- Fur die sloveniscke Terminologie der Geratk- iibungen wird auf das Buck: „Nauk o telovadbi. Drug! del. 1869. Natisnil J. Blaznik v Ljubljani 1 * aufmerk- sam gemackt. Fiir die Gerathkunde kann Robert Kellers „Turneinrichtungen in Stadt- und Land- scbulen, Commissionsverlag von Picklers Witwe“, Preis 80 kr., empfoklen werden. 95 III, Turnspiele. Das Spiel hat fur die leibliche und geistige Entwickelung der Jugend eine grosse Bedeutung. Es gibt Gelegenheit, die erlangte Geschicklichkeit und Kraft zu bewahren, leitet zur Sicherheit des Blickes, Rasehkeit des Entschlusses, Walirnehmung und Beniitzung des giinstigen Augenblickes an. — Ortsubliche Jugendspiele (mit Ausnakme soldier, die um Gewinst gehen) sind vom Lehrer stets zu pflegen, namentlich audi die Ballspiele. Das ge- wohnliche Fangspiel („Fang’ uns!“) sowie Jakob, wo hist du?, ferner Katze und Maus und Schwarzer Mann, dann Kammerchen-Vermieten („Vater, Mut¬ ter, leih’ mir die Scher!“) und das Plumpsackspiel („Sdiaut in den Brunnen“) sind so bekannt, dass sie einer Beschreibung nidit bediirfen. Wir geben deshalb nur folgende Spiele an: 1.) Komm mit! Die Sdiar bildet eiuen Kreis, in welckem alle (Gesidit nach innen) Hand in Hand stehen. Einer bleibt ausserkalb des Kreises, umgekt denselben und gibt sodann einem der im Kreise Stehenden einen leicliten Seblag auf den Riicken und ruft: „Komm mit!“, worauf er sofort in der Riditung seines Ganges zu laufen beginnt, wahrend der andere nach der entgegengesetzten Richtung bin um den Kreis lauft. Wer zuerst in die Liicke eingetreten ist, hat gewonnen. Der andere setzt das Spiel fort. 96 2. ) Fanchon oder letzles Paar herbei! Die Spielenden stellen sick zu Paaren hintereinanderauf. Einer steht vor dem ersten Paar, diesem den Riicken zukehrend. Auf seinen Ruf: „Letztes Paar herbei 1“ wobei er in die Hande klappt, laufen die beiden letzten, der eine rechts, der andere links, an deni ersten voriiber, welcher einen von beiden zu erhascben tracbtet. Der IfacM-Gefangene ist Fanchon und muss fangen, Der Gefangene stellt sich mit dernjenigen, der ilin erhascht hat, als erstes Paar auf. 3. ) Das Geierspiel (Geier und Henne). Eine Schar von 10 bis 12 Schiilern stellt sich in Flanke, Hande auf Vordermanns Schultern oder um die Hiiften, auf. Der erste ist die Henne, die andern sind KUchlein. Ein anderer Schuler ist Geier und sucht, immer den Blick auf die Henne gerichtet, also riickwarts gehend, eines der Kiichlein aus der Reihe zu erwischen, d. h. am Arm zu packen. Die Kiichlein miissen somit den Beweguugen der Henne schnell folgen. Erwischt der Geier einen am Anne, so ist dieser und die nach ihm Stehenden gefangen. 4. ) Den Britten abschlugen (drei Mann hock). Die Spielenden steken je zwei dicht hintereinander im Kreise. Der Abstand von Paar zu Paar muss mindestens zwei Armlangen betragen. Einer mit dem Plumpsack in der Hand hat einen andern zu fangen, welcber zu trachten hat, dass er schnell 97 vor eines der Paare springt. Da drei in einer Reihe nicht stehen dtirfen, so hat nun der letgte zu laufen, den der Plumpsacktrager verfolgt. Schlagt der Plumpsacktrager den letzten entweder in der Reihe oder wenn er sich im Laufe befindet ab, so wirft er den Plumpsack auf die Erde und springt seinerseits als Erster vor ein Paar. Das Laufen durch den Kreis ist nicht gestattet und wird mit drei Hieben geahndet. 5.) Barenschlag. Einer der Mitspielenden wird zum Urbaren bestimmt und stellt sich an einem vorher bestimmten Platze, dem Barenmale, auf. Von diesem auslaufend, sucht er einen der Mit¬ spielenden (deren jeder einen Plumpsack hat) durch einen Schlag mit den susammengefassten Handen zu fangen, vvorauf er schnell in das Barenmal zurilckkehrt. Jetzt laufen beide, Hand in Hand, auf den Fang aus. Bei jedem Ausflug darf nur Einer abgeschlagen werden, den die andern mit Schlagen ins Mai jagen. So lange die Ausgelaufenen die Hiinde beisammen halten, darf sie niemand schlagen; Ibsen sie die Fassung, so werden sie ebenfalls bis ins Mai getrieben. Die Kette wird durch den Fang neuer Baren immer grosser, und es endet das Spiel, wenn niemand mehr zu fangen ist. Die Grenzen des Spielplatzes miissen hier wie bei anderen Spielen genau abgegrenzt sein, und es ist 7 98 auch derjenige als abgeschlagen oder gefangen zu betrachten, der liber dieselben hinauslauft. 6. ) Fuchs ins Loch. Einer tritt als Fuchs in das Fuchsmal und sucht nach dem Ausrufe: Fuchs arcs dem Loch! aus diesem, die drei ersten Schritte laufend, dann hiipfend (hinkend), wobei abwechselnd auf dem rechten oder linken Fuss zu hiipfen ge- stattet ist, einen andern mit dem Plumpsack zu trelfen. Der Abgeschlagene sucht so schnell als moglich das Mai zu erreichen, yerfolgt von den Plumpsackschlagen der Mitspielenden. Den Fuchs darf niemand anruhren, so lange er hinkt. Tritt er dagegen mit beiden Fiissen auf, so wird auch er in's Mai gepriigelt. 7. ) Ballspiele sind gewohnlich ortsiiblich. Wir machen noch auf das Balltreiben zwischen swei Parteien aufmerksam, wo der Ball entweder dureh Stoss mit dem Fuss (dem rechten oder linken) oder dureh Werfen (mit der rechten oder der linken Hand) getrieben wird. Jede Partei hat den Ball von dort aus zuriickzutreibeu, wo er niedergefallen ist, kann ihn aber, bevor er noch den Boden erreicht, zuriickstossen oder mit der Hand zuriick- schlagen. Vierter Abschnitt. Oas Lehrverfahren — Ucni navod. I, Allgemeines. 1.) Der Turnunterricht ist aus dem Gesichts- punkte der harmonischen Entwickelung der Ge- sammtanlagen und der Herstellung des Gleich- gewichtes zwischen geistiger und leiblicher Thatig- keit ein unentbehrlieher Bestandtheil der Erziehung und des Unterricbtes. Neben diesem mebr formalen Charakter hat das Turnen aber auch eine unersetzliche Bedeutung fur die Gesundheit, indera es als eine Sckule der Bewegung dieselbe in geregelter und gedrangter Form vermittelt. Endlieh ist der durch das Turnen erzielte Erwerb an Kraft und Gewandtheit und gleiehlaufend damit an Geistesgegenwart, Selbst- beherrschung, Mutli und Ausdauer, iiberkaupt der Einfluss des Turnens auf die Charakterbildung fiir jede Lebensrichtung, namentlich fur die ktinftige Wehrtuchtigkeit der mannlichen Jugend, von un- scbatzbarem Werte.*) *) Naoh Prof. Hans Hoffers Instruction fur den Turn- unterricht an Realsckulen Verordnungsblatt 1879. St. XII) 100 Diese Auffassung der Bedeutung des Turnens ist massgebend fiir den ganzen Vorgang beim Unterrichte. 2.) Der Turnraum (Platz, Saal) ist in der Regel ein Rechteekmit erkennbaren Schranken, inwelchem ein Tbeil fur die Frei- und Ordnungsiibungen re- serviert ist, wahrend der andere, kleinere Theil mit theils festen, tkeils beweglichen Gerathen ausgestattet ist. Wo Absprungstellen sind, soil der Boden mit Lobe Oder aufgelockertem weichen Sande bedeckt sein. Welehe Geratbe vorhanden sein miissen, richtet sich nach der Vielklassigkeit der Scbule und ist durch das Gesetz bestimmt. Die Landesgesetze „iiber die Einrichtung derVolks- sehulen und liber die Gesundheitspflege in den- selben“ bestimmen fiir alle Kronlander, dass jedes Schulhaus womoglich einen beizbaren Turnraum von mindestens 4 Meter Hohe besitzen muss, welcher mit doppelten Brettern gedielt sein soil. Die Freiturnplatze sind in der Nahe des Scliul- bauses zu beschaffen, mit Gefiill anzulegen, mit Hecken zu umgeben und an den Grenzen mit Schatten gebenden Baumen zu bepflanzen. un