Entstehung, Geschichte, Hciligthümer Schciwwnrdigkcitcn. Klagenfurt, 1886. Werrtirr Schaschl Uarm-Iaat seine Entstehung, Geschichte, Keitigthümer und Sehenswürdigkeiten. Zusammengestellt und verlegt von W a v t i n S ch a scht, Stiftsdechant. Klagenfurt 1886. Der Reinertrag ist für den neuen gothischen Hauptaltar bestimmt. "Nachdem die römische Stadt „Virunum", die sich von Maria-Saal bis hinauf gegen St. Michael er¬ streckt haben mag, deren Spuren und Trümmer sich da überall noch vorftnden, und welche im Volksmunde die Stadt „Sala" genannt wird, vermuthlich im 5. Jahrhunderte durch die Hunnen zerstört worden, hat es Gott dem Allmächtigen gefallen, statt dieser heidnischen Stadt ein anderes Gebäude zu errichten, nämlich einen herrlichen Tempel zu Ehren Mariens, aus welchem der wahre Glaube durch Kärnten sollte ausgcbreitet werden. Schon bald nach den Apostclzeiten, glaubt man, ist von Aquileja aus durch den hl. Hermagoras und seine Jünger einiger Samen des Christcnlhums in Kärnten ausgestreut worden. Aber derselbe wurde durch die wiederhollen Durchzüge so vieler barbarischer Völker immer wieder zertreten ; die Bekehrung Kärntens wurde vornehmlich den Kärntner Aposteln Virgilius und Modestus Vorbehalten. 4 I. Modestus. Als Chctumar die Regierung des Landes Kärn¬ ten angetreten hatte, ersuchte er als eifriger, christlicher Herzog den hl. Virgilius, Bischof von Salzburg, er möchte die Bekehrung des kärntuerischen Volkes über¬ nehmen. Weil aber Virgilius nicht selbst in eigener Person nach Kärnten kommen konnte, schickte er den Modestus als Laudbischof dahin, mit den Priestern Wato, Regimbert, Chozhar, Latinns, nnd Ekkclreth einem Diakon. Gott segnete ihre Bemühungen so, daß ein großer Theil des Volkes und Adels sich tanfen lies. Mit Hilfe des Herzogs Chetumar baute Mo¬ destus gegenüber der Karnerbnrg auf einem Felsen¬ hügel ein Gotteshaus nnd weihte dasselbe zn Ehren der Muttergottes Maria in Solio, im Saal, ein, oder erneuerte uur die etwa schou vorher vom heil. Rn- pertus erbaute Kirche, beiläufig ums Jahr 760. Diese von Modestus erbaute erste Kirche oder Kapelle soll der heil. Domitian (ein Herzog von Kärnten, von deni es in der in Millstatt oder „Mühlgestatt" gefundenen Grabschrift heißt: „Domitian, ein Herzog der Noriker und Kärntner mit seiner Ehegemahlin Maria von Meran, erster Stifter dieser Kirche, welcher dieses Volk von deren Unglauben znm Christcnthnm bekehrt hat") erweitert und mit hohen Mauern und Gräben umgeben haben, wie noch jetzt zu sehen ist. Diese Kirche soll zu seiner Zeit Papst Leo IV. in Begleitung von 4 Kardinalen besucht und da eine Weihung vor¬ genommen und dabei einen vollkommenen Ablaß ver¬ liehen haben. Nachdem Modestus Tausende von Heiden mit eigener Hand getauft hatte, entschlief er reich an Ver¬ diensten und gesegnet von der Mit- und Nachwelt im 5 Rufe der Heiligkeit selig in Gott und wurde in der Saaler-Kirche im Jahre 780 bestattet. Seine Grabstätte ist der steinerne Sarg, auf sechs kunstlosen Steinsäulchen ruhend, links vom Eingänge in die Kirche, auf den im Jahre 1885 ein kleiner gothischer Altarschrcin als Aufputz gestellt wurde, da früher die Grabstätte dieses Kärntner-Apostels gar so armselig dastand. Der Sage nach bewegt sich dieses Grabmal dem Kreuzaltare zu, und ein Männlein, das ich in etwas zweifelhaftem Tone darüber befragte, erwiderte un¬ wirsch: „als Buab'n Homer rückwärts kaum gean g'kint— und hiaz kom'r knian"; und eine Stadtfrau sagte: „zwischen Himmel und Erden gibt cs gar Vieles, was Niemand versteht". Vielleicht will die Sage das Wort Jesu Christi populär machen: „Wenn ich einmal von der Erde (auf dem Kreuzesstamm) erhöht sein werde, werde ich Alles an mich ziehen". Darum ist Jesus Christus der Mittelpunkt der Weltgeschichte, um den sich Alles dreht, ob man es glauben will oder nicht, es ist doch so. Darum sagt auch F. Ascher in seinem „Briefe an meine Tochter" so schön: Glaube, Hoffnung und Liebe ist das Drcigestirn, das im Pole unseres irdischen Lebens strahlt, und nach dem sich der Blick richten muß, um sich in diesem wirren Leben zurecht zu finden. Der andere, aber finstere Pol ist die Verneinung. Durch beide geht die Axe, um welche sich alles menschliche Denken und Fühlen dreht. Ferner ist eine uralte und fortwährende Erzählung, daß der heil. Leib des gekreuzigten Erlösers im Krcuz- altar von Modestus selbst sei hieher nach Saal gebracht worden. Daher steht auch dieser Theil der Kirche, wo der Krcuzaltar steht, in sehr hohem Ansehen beim Volke und heißt die „Saxerkapelle". Möglicher Weise ist das die Stelle, an der Modestus die erste Kapelle 6 baute, und das sogenannte Modestistöckel unter der Kirche, jetzt Armenhaus, seine Wohnung gewesen. Maria-Saal war beiläufig bis ums Jahr 900 ein slavisches Bisthum, dem folgende Bischöfe Vor¬ ständen : Modestus, Latinus, Modelhamus, Warmanus, Teodoricus, Otho, Oswaldus. II. Die Marienstatue. Vor mehr als 900 Jahren, erzählt die Sage, reisten zwei adelige Herren aus Böhmen durch das Land Kärnten nach Recanat, jetzt Loretw in Italien. Diese adelige Herren führten mit sich die schöne, von polirtem weißen Stein verfertigte Marienstatue, welche sie vom heil. Adalbert, Bischof zu Prag, der ums Jahr 1001 von den heidnischen Preußen gemartert wurde, erhielten. Nachdem sie mit ihrer Reise bis Villach in Kärnten gekommen waren, wurden sie von Gott durch einen Traum belehrt, das Marienbild nicht nach Italien, sondern nach Saal in Kärnten zu bringen, allwo Maria verehrt werden wollte. Die zwei adeligen Herren wollten anfangs ihrem Traume keinen Glauben schenken und luden des Morgens das Bildnis Mariens wiederum auf ihren Wagen, um die Reise nach Recanat fortzusetzen. Allein Pferde und Wagen waren nicht von der Stelle zu bringen. Endlich mußten sie doch ihrem gehabten Traume Glauben schenken und darin den Willen Gottes erkennen. Sie fragten, da sie im Lande fremd waren, nach dem im Traume ihnen geoffeubarten Orte Maria-Saal, kehrten um, und siehe, die Pferde zogen den Wagen ganz willig und eilig nach dem bestimmten Orte. Hier luden sie die Marienstatue ab und überließen dieselbe unserem Kärnten zum Schutze und zur Verehrung. 7 Die Leibesstellung des Marienbildes in Saal ist sitzend auf einem Throne nach der Apokalypse: „Ich sah eine Frau sitzend auf dem Throne, zu ihren Füßen den Mond". Sie trägt am rechten Arm das Jesu- kind, welches das linke Händchen in die linke Hand seiner jungfräulichen Mutter legt, mit der rechten aber vor der Brust eine Birne hält; es ist ohne Kleid, nur in der Mitte mit einem Tuche umgeben. Die jung¬ fräuliche Mutier aber hat ein langes, faltenreiches, reich vergoldetes Kleid mit indigoblauem Unterfutter. Unter ihren Füßen ist zu sehen der Mond im blauen Gewölle und rechts und links ein Engel, die Fu߬ spitzen Mariens stützend. Vom Haupte herab wallt ein weißer und blauer Schleier, und darauf eine ge¬ spitzte (gothische) Krone, alles aus weißem Steine. Die ganze Statue sammt dem Monde unter ihren Füßen mißt drei Schuh und acht Zoll. Ganz gegen alle kirchlichen Vorschriften Pflegte man diese schöne Marienstatue schon seit vielen Jahren mit allerlei Flitterwerk und altem Zeug bis zum Halse hinauf zu vermummen (anziehen hieß es), so daß man nichts sah, als nur die Köpfe. Erst l885 wurde das alte nichts werthe Zeug beseitiget und die schöne, reich gefaßte Marienstatue wieder in ihrer alten ur¬ sprünglichen Form zur Ansicht gebracht. IlI.^Wallfahrten. Nachdem die wunderbare Ankunft des gnaden¬ reichen Marienbildes in Saal nicht allein in Kärnten, sondern auch in den benachbarten Ländern bekannt geworden war, pilgerten jährlich Tausende, vertrauend auf die Fürbitte Mariens, nach Maria-Saal, ans Kärnten, Oesterreich, Steyer, Krain, Salzburg, Tirol, 8 Kroatien, theils aus Dankbarkeit für erbetene Gnaden, theils, nm in geistlichen und leiblichen Nöthen Hilfe zu erbitten, und die Zahl der Prozessionen wuchs auf 103. Es haben sich aber die Pforten der Hölle, besonders als sich die Irrlehre Luthers auch in Kärnten auszu¬ breiten begann, auf das Aenßerste bemüht, mit dem gesammtcn katholischen Gottesdienste auch die Andacht und Verehrung der Mutter Gottes in Saal zu ver¬ tilgen, aber vergebens. Herr Johann Roseger, Dechant zu Maria-Saal im Jahre 1585, Oberkaplan zu Tanzenberg und ordent¬ licher Pfarrer zu Proyern und Klagenfurt, dessen Grabstein sich in der Kirche, am Pfeiler unter der Johannes-Statue befindet, predigte über die Verehrung der Mutter Gottes. Darüber wurden die „vom ketzerischen Gifte schon ganz eingenommenen Insassen dergestalt aufgebracht, daß auf ihren Befehl sich die ausgelassend- sten Spitzbuben zusammenrotten mußten, um diesen Seelenhirlen durch allerhand Beschimpfungen zu ver- unehren; wie denn ein loser Schlosserbursche sich sogar erfrecht hat, demselben mit dem Werkhammer die Zähne einzuschlagen." Eine fast gleiche Rohheit wurde später an einem anderen, zur Besorgung der noch katholisch verbliebenen wenigen Gemeinden nach Klagenfurt geschickten Priester, verübt. Als dieser nach vollendeter Predigt die heilige Messe las und schon der Wandlung nahe war, griff ihn „gähling ein Lutheraner von hinten an, warf ihn mit großer Gewalt zu Boden, tratt ihn in der Hitze des Zornes mit Füßen, und würde ihn gar mit einem um den Hals geschlungenen Stricke erdrosselt haben, wenn nicht einige in der Kirche anwesende Katholiken zu Hilfe gekommen wären". 9 Aus Eingebung ihres neuen reinen Evangeliums haben die Lutheraner die Prozessionen, die durch Klagen¬ furt nach Maria-Saal zogen, mit höhnischem Gelächter, Schmäh- und Schimpfwortcn rc. empfangen und trak- tirt. Aber der standhafte Eifer des katholischen Volkes, „besonders der allzeit getreu verbliebenen Wenden" war nicht zu brechen. Das gestimmte Erzpricsterthum Rosenthal unter dem damaligen Abte zu Biktring stellte trotz den Ver¬ folgungen eine Wallfahrt nach Maria-Saal an und zog mit fliegenden Fahnen durch Klagenfurt. Die ketzerischen Bürger aber bewarfen die Fahnen und Bildnisse mit Koth und Steinen und suchten das betende Volk durch Gelächter, Rufen und Schreien in der Andacht zu stören rc. Aber mit all' dem vermochten sie nicht die Stand¬ haftigkeit und Rechtgläubigkeit der Katholiken zu schwächen, noch weniger zu brechen, da sic ihre Kraft an diesem Gnadcnorte suchten, von wo ihren Vor- ältern das wahre Glaubenslicht gebracht, und wo ihnen durch die Fürbitte Mariens so viele Wohlthaten in verschiedenen Nöthen und Anliegen zu Theil wurden. Ja, eben von dieser Zeit an haben sich die ordent¬ lichen Prozessionen und auch die außerordentlichen Bittgänge sehr vermehrt. Im Jahre 1683 zogen die löblichen Laud- ständc, von, gesammteu Adel und einer Menge Volkes begleitet, in Prozession nach Maria-Saal, um die Be¬ freiung der von den Türken belagerten Residenzstadt Wien und zum zweiten Male, um die Eroberung der Hauptfestung Ofen in Ungarn zu erbitten. Zum ewigen Gedächtnisse der erhörten Bitten ließen die Landstände auf dem Platze iu Maria-Saal eine steinerne Säule mit der Muttergottesstatue oben errichten, mit einer lateinischen Inschrift, die deutsch also lautet: „Aus 10 Dankbarkeit für die Erhörung unserer zweimaligen Prozessionen und Bitten um Befreiung Wien's und Eroberung Ofen's haben dieses Denkmal zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria in Saal errichten lassen die Stände Kärntens". Äuch ließen sie ein Bild in der Kirche aufhängen, welches die Aufhebung der Be¬ lagerung und den gesammten allerhöchsten Hofstaat darstellt; selbes hängt jetzt noch unter dem Musikchor. Tausende und Tausende von geistlichen und welt¬ lichen Personen wallfahrten seit jener Zeit aus Nah und Fern jährlich zum marianischcn Gnadcntrone und verrichten dort voll Gottesvertrauen ihre Andacht, und es vergieng kein Tag im Jahre, an dem sich nicht ein oder der andere Wallfahrer sehen ließ. Die größte Zahl der Bittenden und Büßenden kam aber an hohen Marienfesten zusammen, so daß man wohl sagen kann, daß jährlich über 30.000 Wahlfahrcr Maria-Saal besuchten. Damit aber die Andacht zur Mutter Gottes noch mehr in Aufnahme käme, hat Papst Clemens XII. von Rom ans am 29. Sept. 1734 einen vollkommenen Ablaß allen jenen ertheilt, welche wenigstens einmal im Jahre an einem belie¬ bigen Tage nach Maria-Saal wallfahren, dort die hl. Sakramente der Buße und des Altars empfangen und auf die Meinung des hl. Paters beten. IV. Belagerung des Gotteshauses Maria-Laal. Vom Jahre 1470 — 1480 war eine der bctrüb- testcn Zeiten für unser liebes Kärnten, da nämlich die Türken einigemale dnrch Eisenkappel, dann durch Friaul und durch andere Zugänge des krainerischen Gebirges in Kärnten cinficlen und, wo sie hinkamen, alles verheerten. 11 Das größte Elend aber war auszustehen 1480, da sie am 5. August bei Möchling über die Drau setzten und unter Sengen und Brennen durch Trixen und Althofen rc. ins Obersteier zogen. Von dort sind sie längs dem Murflusse bis Graz gedrungen und haben, nachdem sie Untersteier und das Lavant- thal ausgeplündert, wieder das oberstcierische Ge¬ birge heimgesucht, und nach verübten unaussprechlichen Grausamkeiten, von dorther kommend, abermals durch Kärnten mit einer solchen Menge gefangener Christen ihren Rückweg genommen, daß unter diesen letzteren au Priestern allein bei 500 gezählt wurden. Die Barbaren hielten sich mit der Belagerung der befestigten Plätze nicht auf, deshalb hatte auch die be¬ festigte Maria - Saalerkirche von ihnen nichts Leides erfahren. Kaum aber waren die Türken aus dem Lande, so bekam cs einen neuen und unerwarteten Feind zu Gesiebte. Wegen der Zerwürfnisse, die damals Kaiser Friedrich III. mit dem Erzstifte Salzburg und zugleich mit dem Könige in Ungarn, Mathias Korvinus, hatte, waren ungarische Kriegsschareu als salzburgische Hilfs¬ völker in Kärnten cingerückt und besetzten hier die meisten salzburgischen Oerter, als Friesach und an¬ dere mit Gewalt, weil man sie wegen ihres rohen Betragens auch gegen die Bundesgenossen freiwillig nirgends cinlassen wollte. So lange die Türken im Jahre 1480 in Untcrkäruten wütheten, that Maubie, der ungarische Feldhauplmann, in Oberkärnten fast ein gleiches; als aber jene abgezogen waren, kam er nach St. Veit, brannte auch dort die Vorstädte ab, und rückte am Freitag nach Kreuzerhöhung (17. Sept.) mit seinem Kriegshaufen vor Maria-Laal, willens diesen Ort gleich anderen zu bezwingen, die Kirche und die Mutter Gottes aber zu berauben. 12 Deshalb setzte er dem Gotteshause nach allen Kräften zu, nicht nnr durch Abschiebung von spitzigen Pfeilen, sondern auch steinernen Kugeln aus großen und kleinen Stucken, dergleichen noch eine vor der Kirchthüre hängt. Die benachbarten Bewohner hatten sich in dieser Gefahr zur Kirche gefluchtet, und er¬ warteten voll Schrecken und Angst den Ausgang der Belagerung. In diesen Aengstcn tröstete sie Herr Jakob Radhanpt, ein Chorherr von Maria- Saal, der vom Thurme der großen Glocke aus das Kommando führte, nach seinem Vermögen und sprach zu ihnem „Sie sollen all' ihr Vertrauen auf Gott und die Fürbitte Mariens setzen, unter deren Schutz sie sich allda versammelt hätten, zugleich aber auch nach ihren Kräften dem Feinde Widerstand leisten". — Ans diese Anrede stellten sich unter deni Schutze Gott»s und Mariens tapfer zur Gegenwehr nicht nur die Männer, sondern auch die Weiber mit Steinewerfen, Herabgießen siedenden Wassers, Oels und Kalkes, wodurch die andringenden Feinde der¬ maßen beschädigt wurden, daß sie sich nicht mehr so nahe hinzu getrauten. Die augenscheinliche Hilfe Gottes und Mariens ließ sich besonders sehen, als den Feinden gleich zu Anfang der Belagerung ihr größtes Stuck (Kanone) zersprang, und der Feuerwerker dabei lödt- lich verwundet worden ist. Noch mehr aber verging ihnen der Muth, da sie mit Verwunderung sahen, „daß weder die abgcschossenen großen Kugeln der Kirche einen Schaden zufügen, noch die abfliegenden Pfeile Menschen beschädigen konnten, sondern in den Kirchenfenstcrn nicht anders, als wie in einem weichen Wachs stecken blieben"; ein altes Bild neben dem Kreuzaltar stellt diese Belagerung dar. Nachdem also Maubiö mit seiner feindlichen Kriegsschaar drei Tage und Nächte sich vergebens be- 13 müht hatte, diesen Ort zu erobern, nnd zugleich er¬ fahren hatte, das; Balthasar Weißbriach, Landeshaupt¬ mann in Kärnten, mit einem wohlgerüsteteu Kriegs¬ haufen den beängstigten Saalern zu Hilfe eile, hob er die Belagerung auf und begab sich mit seinen Leuten gegen Friesach in die Flucht. V. Feuersbrunst in Maria-Saal. Anno 1669 den 5. November entstand in einer- kleinen Behausung nächst der Propstei spät in der Nacht eine Feuersbrunst. Das wüthende Feuer, zugleich von einem heftigen Winde angefacht, verzehrte die Wohnungen zweier Chorherren ober der Schlag¬ brücke, dann die Dechantei und Propstei, kam von da unter das mit Schiefern gedeckte Kirchcndach und legte alles, was von Holz war, in Asche. In den zwei Thürmen schmolzen alle Glocken, unter welchen die größte 90 Zentner wog. Endlich drang die Wnth des Feuers sogar in die Kirche und verzehrte die gothischen Altäre und so manche geopferte werthvolte Gabe. Der damalige Dechant, Peter Stickelberger, wollte durch 6 handfeste Männer, die in augenscheinlicher Gefahr stehende Marienstatue in Sicherheit bringen lassen, allein die sechs Männer konnten sie nicht forlbringcn. Der Marienstatue aber ist nicht der geringste Schaden geschehen. Aus dem geschmolzenen Glockenmctalle wurden das nächste Jahr schon, 1670, von Lorenz Petz, land¬ schaftlichem Stuck- und Glockengießer zu Klagenfurt, vier Glocken gegossen, die größte davon wog 40 Ztn. Mit dem Guße der großen Glocke für den anderen Thurm mußte aber aus Abgang der dazu erforder¬ lichen Mittel länger gewartet werden. Erst 1687, 14 nach langen Bemühungen und Sammlungen des da¬ maligen Dechantes Stickelberger, wurde der Guß der Glocken ermöglicht. Es muß hier bemerkt werden, daß schon vor vielen hundert Jahren eine schöne große Glocke im nordseitigen Thurme gehangen ist, aus welcher, weil sie altershalber nicht mehr zu brauchen gewesen, im Jahre >540 eine neue gegossen worden, mit daraufgesetztcn folgenden Versen: Im Jahre Christi ein tausend fünfhundert Darzu vierzig, daß ist groß' Wunder Von Heuschrecken kam ein Mönig Blunder, So alles zart und grien verzehrt, Was auf den Bäumen und auf der Erd. Diese nuu 1540 übergossene Glocke, die über 90 Zentner wog, zerschmolz mit dem anderen Geläute. Die jetzige große Glocke wurde am 4. Oktober 1687 von Mathias Landsmann, Glockengießer zu Klagenfurt, glücklich gegossen. Bei dem damals so regen Gemeinsinn wetteiferten Hohe und Niedere, in Ge¬ meinschaft mit Sr. kaiserlichen Majestät Leopold I., Allerhöchstwelcher 30 Zentner Kanonenmetall schenkte, an dem Zustandekommen dieser herrlichen Glocke, die nun 118 Zentner wiegt. Am 5. Februar 1688 wurde die Glocke auf einer Schleife (Schlitten) mit 20 ein¬ gespannten Pferden, neben welchen noch über 100 Personen freiwillig an Stricken mitzogen, unter Jubel uud Gesang iu drei Stunden von Klagenfurt bis auf deu Thurm gebracht. Iu zwei Jahren wird diese Glocke — Maria genannt — ihr 200jähriges Jubi¬ läum feiern. Zwei Jahrhunderte schon ruft sie in herzergreifenden schönen 1-Töncn über Berg und Thal bis nach Klagenfurt vernehmbar, die Katholiken zur Kirche des heil. Modestus, der Wiege des Christeu- thums für Kärnten, und zum Throne der Mutter 15 Gottes, der Hilfe der Christen — beweint die Ver¬ storbenen und eifert zu Hilfeleistungen in Feuers¬ und Kriegsnöthen! VI. Die Kirche und ihre Umgebung. Die Kirche in Maria-Saal ist ein einfacher, aber imposanter gothischer Bau mit romanischen Anklängen. Sie ist dreischisfig, fünfzig Meter lang und zwanzig Meter breit. Sie macht auf jeden Besucher einen freundlichen, wollhuenden Eindruck. Da das restau- rirte Wandgemälde die Jahreszahl 1435 trägt, so muß der jetzige Bau sicherlich einige Jahrzehnte älter fein, ohne eine bestimmte Angabe machen zu können. Sehr hübsch in ihrer Anlage sind die beiden steiner¬ nen Schneckcnstiegen, die bis unter das Dach führen. Vor dem südlichen Eingänge zur Kirche, steht die go- thische Lichtsäule, eine alte Stiftung des Erasmus Ka- pauner, eines Geistlichen in St. Veit, vermöge welcher Tag und Nacht für die armen Seelen darin das Licht brennen sollte. Erwähnenswerth sind auch die 3 schönen Grab¬ steine der Keutschacher und Möderndorfer aus rothem Salzburger Marmor, welche, namentlich den größer», Herr Leopold v. Bekh-Widmansteltcr ins Detail be¬ schrieben hat. Auch fesselt die Aufmerksamkeit das imposante Oktogon, im Volksmunde „Heidentempcl", mit seinen jedoch schadhaft erhaltenen vier Kreuzwegbildern aus 1521. Nach Dr. Al. Huber's Christianisirungsgeschichte Kärntens, Heft 7 nnd 8, Pag. 182, ist dieser Bau das alte Baptisterium (Taustaus), da die bischöflichen Kirchen dazumal ihre eigenen Baptisterien hatten, die immer in nächster Nähe der Kirche standen, also auch die quasi-bischöfliche Kirche des hl. Modestus. 16 Als das Baptisterium überflüssig wurde, da mau iu die Kirche grüße Taufsteine setzte, wurde daraus ein Karner und vielleicht noch später eine Gruft der Keutschacher und Mödcrndorfer, wie ein iu Stein gehauenes Wappen aus dem 14. Jahrhunderte (nach Bekh-Widmaustettcr) audeutet. Sehenswerth in der obern Etage ist das schöne gothische Portale. Viele Römersteine, die ringsherum cingemauert sind, namentlich „die Wölfin mit Romulus undRemus", und ganz besonders der sehr seltene römische Stell- wagen, neben der Sakristeithür, ziehen die Aufmerk¬ samkeit der Archäologen auf sich. Schließlich sei noch erwähnt der Lispelpforte in der Schlag- oder Schlepp¬ oder Schlägbrücke, die besonders der Jugend viel Unterhaltung gewährt, des sogenannten „Pestkreuzes" mit den schönen alten Malereien, aus dem Jahre 1521 stammend, sowie des schlichten Grabsteines eines Klagenfurter Bürgers, am Pfeiler unter der Kanzel mit der Inschrift: An diesem Grabstein, Wanderer, kannst lesen, Daß, wer dn izt noch bist, ich vor war auch gewesen. Mein Haus hies Rosenbök, mein Vater schrieb sich, Alt. Und vor ich das Gesäz der Natur hab bezalt, Nam mich in Ehestand, Magdalena Schülerin Zu Clagenfurt war ich ein Bäkermeisterin. tEom« in nnwci^irrrnn vor dem Gnadenbilde in Maria-Saal. wir flehen mit vollem Vertrauen zu Dir an diesem Gnadenorte, wo Du besonders verehrt zu wer¬ den verdienest. Durch Deine Fürsprache erlangen wir alles reichlich, was wir an Leib und Seele bedürfen. Verschaffe uns wahre Liebe zu Gott und Rene über unsere Sünden. — O Königin der Apostel und der ganzen Kirche, befreie den Papst ans den Händen feiner Bedränger, damit er seine volle Freiheit wieder erlange. Beschütze den Kaiser, stärke unseren Ober- Hirten und gib ihm noch viele Priester, die durch Lehre und Beispiel uns auf dem Wege des Heiles leiten. — O heiligste Jungfrau, laß nicht zu, daß die Gläubigen der heiligen Kirche verführt werden und in Sünden fortleben. Erflehe ihnen Eintracht und Liebe, und Eifer für das Gute. O gütigste Mutter, halte von uns ab ansteckende Krankheiten, Kriege, Theuerung und Hungersnoth. Verleihe uns Freude am Gebete, und großes Verlangen, die heiligen Sa¬ kramente oft zu empfangen. Verlaß uns nicht, o Maria, in der Stunde unseres Todes, damit wir zur Anschauung Gottes gelangen in der Ewigkeit. Amen.