Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 5. Laibach, 1900. TUL Jahrgang. Das Eisen in Krain. Beiträge zur Geschichte der krainischen Eisenindustrie und des krainischen Eisenhandels. Von A. Müliner. Der Eisenhandel und sein Verfall. IV. Die Eisenhandelgesellsehaft. In einer Eingabe ddo. praes. 30. October 1589 an den Erzherzog schreibt Junauer, er habe vor unlanger Zeit eine Supplication eingebracht, in welcher er vier Artikel vorgetragen hätte, darunter sub Nr. 2 den Vorschlag erstattet, eine Terceria oder Eisenhandelsgesellschaft ins Leben zu rufen. Unterm 6. November 1589 fordert die Kammer in Graz über diesen Vorschlag Junauer’s ein Gutachten vom Vicedom. Dieser wendet sich wieder an den früheren Oberbergrichter Hans Iiolzer, um seine Ansicht zu erfahren, welcher dem Vicedom sub 11. November räth, die Gewerke um ihr Gutachten in der Frage anzugehen. Der Rath gefiel dem Vicedom Bonhomo und er berichtet unterm 13. November an die Kammer, dass er das Gutachten der Gewerke, sobald es einläuft, vorlegen wolle; der diesbezügliche Auftrag erging noch am selben Tage an die Gewerke. Um Weihnachten 1589 überreichen die Gewerke ihr Promemoria, in welchem sie die Junauer’-schen Vorschläge erörtern. Ueber seine beabsichtigte Eisenhandelsgesellschaft sprechen sie sich folgender-massen aus: „Was aber der ander Artici wegen der vermeinten Terzeria, die durch den jezigen Ober-Pergrichter auf-gericht und in ein Ordnung gebracht solt werden, anbelangt, zeigen wir E. Strg: so uill gehorsamblichen an, das uns Hammergewerkhen nichts Lieb er s und ange-nembers wäre, damit er Ober-Pergrichter Pauli Junauer, ein s olii che guette Ordnung im Landt aufrichten möchte, damit die Hammersgewerkhen mit irer Arbeith befördert, und ohne Schaden gehalten möchten werden. Aber der Ober-Pergrichter der hat in seinem bei Irer Durchlt. anbringen, und Suppliciren Nie-mandt nambhafft gemacht, welicher sich umb dergleichen Han dl oder Eys engeseilschafft und Terzeria annemben und unterstehen wirdet. Gleich woll sein wir erwidert, und von guetten Leidten berichtet worden, dass der Oberbergrichter ihr etliche Lackherische Burgers-Leuth darzue nehmen undzudiserTerzeriabefurdernwill,alsnämblichen den Andree Gompa, Sebastian Crischay, Sebastian L uk a n t s ch i t s c h und die Fraun K u n s 11 i n, des gewesten Georgen Kunstls und Burgers zu Lagkh seligen nachgelassene Wittib, welliche Burgersleuth alle miteinander durch die Churfürstlichen freysingischen Herrn Commissarien in dem verwichenen Monat Martii werundes neun-undachzigisten Jars von der Stadt und Gericht Lac k h wan disi rt1)undgeurlaubtseindwor den, ihrer Religion halben, darinen sie noch biss auf dato in ihrem Furnemben Verharren und von derselbigen nit abtretten wollen. Und wann schon dieses nicht wäre, dass sie von der Stadt Laagkh nit wandesirt wären, so ist es nit möglich, dass sie möchten ainen sollichen handl oder Terzeria mit ihrem Vermögen alle die Hämmer im Land Crain und der fürst. Grfscli. Görz aushalten, oder dieselbigen verlegen, und vermainen, dass sie es, und keiner im Landt sich des undterstehen oder annehmen würde. Dann sie müssten nicht zehn- oder z wain zig Taus ent gulden in ihrer Truhenen haben, sondern etliche vili Tausendt Gulden bedörfften sie zu ainer solchen Compania oder Terzeria, wann sie dieselbige recht anrichten, und in Schwung bringen wolten.“ Die Gewerke behaupten ferner, dass eine solche Gesellschaft, wie sie Junauer plant, den Gewerken und dem Kammergute nur Schaden bringen müsste und die Hämmer würden „in Abpau gerathen, deren schon etlich in wenig Jahrn zimblich verödet und ab-khommen sein. Sonderlichen bey dem Yezigen Ober-Pergrichter Pauln Junauers Regiment“. Er citire die Gewerke unnützer Weise nach Laibach, verursache ihnen dadurch unnütze Auslagen und Schaden hei ihren Werken und Hämmern. Dazu kämen noch Feuersbrünste und Verwüstungen durch Ueberschwemmungen. Für Junauer’s Geschäftsgeist, der sich allerdings etwas spät regte, wie wir gleich hören werden, zeugt auch die Bemerkung der Gewerke, dass er ) Abges chafft. mit den „Pasparten“ ’) ein gutes Geschäft machen wolle. Man wirft ihm vor, er hätte 3000 Stück drucken lassen, welche er zu 3 kr. verkaufen wolle. Da ihm die Drucksorte aber nur 3 Thaler koste, so wolle er 150 fl. verdienen. Er habe vergessen, welcher Artikel der Bergordnung ihn angehe, „aber derselbige Artici trägt ihm nit viel ein, sondern Mühe und Arbeit“. „Es wäre aber kaum für ihn, dass man ihm und seinen Mitconsorten und Gewaltstragern, als dem Andreen Gompa und Mathia Rottenmanner von einem Samb Eisen oder Nägel einen Reichsgulden würde geben, dann sie würdens wohl hindurch bringen und verzehren. Als sonderlich der Bergrichter (Junauer), der seines Vätern seelig eigenen verlassenen Gutes in d i e sech sz ehntaus en d Gulden vertlian. Wie will er dann jezunder einem andern wohl hausen, weil er das Sei ni ge nicht wohl verhütten und erhalten mögen.“ Gefertiget sind: Giovani Coronino (Wochein). Mathia Notar Hammer-Gewerk zu Eisnern und Kropp. N. und N. zu Crop vom untern und obern Hammer. N. und N. die Hammer-Gewerke zu Steinpichel und Kholniz. Lorenz Wriessnegker, Hammer-Gewerk in der Rothwein. Hans Wenzel und Lukas Laushez, Hammer-Gewerk an der Gurk. Marco Plauz, Unterrichter zu Eisnern. Thomas Shustersliitz Hammer-Gewerk zu Ober-Eisnern. Andre Wrezll, Hammer-Gewerk zu Unter-Eisnern. Mathia Warb Hammer-Gewerk zu Unter-Eisnern. Zuane Loco-telio, sito gi Bohin. Jo Orfeo Bucelleni dal Juernik. Adi 18. Xhre. Noi Pauolo e Bernardino Bucelleni alla Sava affermamo. Hans Hainricher, Hammer-Gewerk in der Rad wein. Merth Chunstl, Hammer-Gewerk in den Radtwein. Hans T hren tin, Hammer-Gewerk in der Khanombl. Christof Blas hez, Hammer-Gewerke in der Salla heim untern Hammer. Primus Nagliz, Hammer-Gewerk in der Salla. Florian Saiez, Hammer-Gewerk in der Salla. Den 22. Tag Decembris 89 Jar ist Blasi Schiffmann mit diesen Bericht zu Hudawousha gewesen: Voltten Rumeil Unterrichter daselbst. di 23. Xber io Hieronimo Gneclii al Chobel. ad dito jo Anibal Gneclii al Chobel Merino. Adam Pregel 1, Hammer-Gewerk in der Solla (Sala), Urban Rogel, Hammer-Gewerk in der Solla. Da wir in dem oben pag. 62 citirten Acten-stücke von 1596 die Hämmer am Hubel, in der Sala, Steinbüchel und Kolnitz, in der Kano mb 1, in der Rothwein und an der Gurk schon als abgekommen bezeichnet finden, so muss deren Verfall nach 1589 erfolgt sein, die Werke in der Neuwelt, Brekovca, Tolmein, Neu markt], ') Entlassungsbriefe für die Arbeiter. Idriaund Sibenekaber schon früher eingegangen sein, da sie 1589 nicht mehr genannt werden. Beachtenswerth für den Charakter Junauer’s und für den Ruf seiner Gründung ist die Einstimmigkeit der Gewerke und die Schneidigkeit ihrer Ausführungen. Ueber fortwährendes Drangsäliren durch Junauer verlangte die Kammer wiederholt Gutachten des Vicedomes, so unterm 29. Jänner, 16. März und 15. Juni 1590, doch stets vergeblich, der Vicedom schwieg beharrlich. Inzwischen trat Junauer ab1) und unterm 23. November 1596 verlangt die Kammer abermals ein räthliches Gutachten des Vicedomes Niclas Bonhomo „Ueber Paullen Junauers gewesten Perckhrichters alidori von wegen Errichtung einer Eisenhandelsgesellschaft“ und anderer mehr Punkte. Es sei in Graz bei der Registratur nichts zu finden. „Es sei daher bei der vicedombischen Kanzlei alles Vleiss“ nachzusuchen was mit dem Act geschehen sei? Mit Zuschrift ddo. 27. Jänner 1597 werden endlich die gefundenen Acten der Kammer in Abschriften übermittelt, welche deren Prüfung unterm 3. Februar 1597 anbefiehlt. Dieses Actenstück lässt einigermassen ahnen, warum Junauer’s Suppliken und Zuschriften eingesargt wurden. Es heisst nämlich hier, dass der Kammer über deren Verordnung von 23. November 1596: „vom substituirten V erwalter Eurer A m bts-Administr a-tion Gregorn Comarn“ die Junauer’schen Acten in Abschriften überschickt wurden. Nun war aber Cornar zweiter Oberbergrichter und hatte Junauer’s Intriguen seinerzeit ebenfalls durchgekostet;* 2) jetzt aber hatte er ihn in der Hand und liess ihn zappeln, da selbstverständlich der Vicedom selbst sich nicht im Bureau um die Einläufe kümmerte und kümmern konnte. Die ganze Correspondenz wurde von Cornar cum reverentia ad acta gelegt. Unterm 26. September 1598 verlangt die Kammer vom Vicedom Rabatta (seit 1596 Nachfolger Bonhomo’s) nochmals ein Gutachten. Ob dasselbe erfolgte, ist nicht ersichtlich. Gewiss aber ist es, dass aus Junauer’s „Terceria“ nichts geworden ist. Ursachen des Verfalles der Gewerke. Fassen wir nun die von den katholischen und lutherischen Gewerken angegebenen Ursachen des zu Ende des XVI. Jahrhunderts eingetretenen Niederganges des Eisengeschäftes zusammen, so finden wir folgende genannt: 1) Cf. „Argo“ V., p. 78. 2) Cf. „Argo“ V., p. 62. Cornar war übrigens selbst Protestant. 1. Devastation der Wälder und Ansiedlung der Bauern in den Gereuten, wodurch das Kohl sehr vertheuert wurde. 2. Schwierigkeiten bei Beschaffung der Lebensmittel für die in den Wäldern weit ab und fast unzugänglich gelegenen Hammerwerke. 8. Verluste an Geld bei nach Kärnten entweichenden Arbeitern. 4. Mangelhafter Rechtsschutz für die Gewerke, gegen welche die Pfleger Partei nehmen, willkürlich vorgehen, ja sogar Urbarsteuern und den zehnten Pfennig bei Besitzwechsel verlangen. 5. Fiscalische Massregeln der Kammer und Landschaft, Besteuerung des Erzeugnisses, des Weines, und die Leibsteuer der Arbeiter, hohe Mauthen und theuere Frachten bei elenden Strassen und Wegen. 6. Processe mit Junauer, welche nie zu Ende kommen und den Gewerken viel zeitraubende unnütze Reisen und Geld kosten. 7. Unsicherheit der Eisenpreise in Kärnten, Unkenntniss der Marktverhältnisse in den entfernteren Absatzgebieten, Mangel von Commissionslagern in Laibach, Triest, Fiume und Neapel. 8. Devalvirung der Venetianischen Münzen, mit denen sie bezahlt werden, wenn sie nicht zu Baratto oder Tauschgeschäften gezwungen werden, welcher Handel abzuschaffen, und ihre Waare gegen baar zu verhandeln wäre. 9. Elementarereignisse, als Feuersbrünste und Ueberschwemmungen bei den Hämmern; endlich 10. die allgemeine Handelsstockung in Folge der Türkeneinfälle im Osten der Erblande. Diesen rein sachlichen und in den Zeitverhältnissen begründeten Ausführungen gegenüber, ist es befremdend, wie der Rückgang des Gewerkes mit den damals 1530—-1600 viel Aufsehen und Wirren verursachenden Religionsstreitigkeiten verquickt werden konnte. So Bergrath Riedel in seiner schönen Monographie über den Litteier Bergbau mit Berufung auf Valvasor II. Cap. XXVII.1) Auch Dimitz* 2) welcher die Nichtdurchführung der Lutheranisirung Krains als eine Art Nationalunglück beklagt, meint, dass bei Ablehnung des Terzeria Projectes Junauer’s „ein religiöser Antagonismus den Ausschlag gegeben zu haben“, scheint, für die er, mit Berufung auf v. Globočnik,3) die von Eisnern ver- ') OesteiT. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 1866. — Valvasor spricht hier wohl von Holzmangel, aber kein Wort vom Protestantismus. 2) III., p. 226. 3) Mitth., 1867 p. 12. antwortlich macht. Wie wir aber oben gesehen haben, waren es ganz andere, rein geschäftliche Gründe, welche die Gesammtheit der krainischen Hammersgewerke gegen die, allerdings lutherischen Gründer der Gesellschaft ins Feld führten. Dass die Geschichte mit der Urkunden-Entführung durch den ebenfalls lutherischen Felizian Gompa,1) ihn denen von Eisnern nicht eben sympathisch machte, ist begreiflich. In den gesammten, uns vorliegenden montanistischen Acten wird des Lutherthums nur in folgenden Fällen, und da sine ira et studio Erwähnung gethan: 1. Der lutherische Gregor Komar wird 1580 gegen den Vorschlag der Gewerke vom Erzherzog zum Oberbergrichter ernannt, 1583 als Verweser nach Idria berufen und fungirte 1598 als Commissär bei der Urbar-Reformation.2) 1600 can-didirt er abermals um das Oberbergrichteramt und erst bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass er wegen seines hohen Alters und nebenbei „er auch der widerwertigen Religion“ sich katholisch niemals und alle Zeit sektisch erzeigt“3) abzulehnen wäre. Sein Lutherthum wird somit erst in zweiter Linie, und nebenher erwähnt, nachdem er unangefochten hohe cammeralische Vertrauensposten bekleidet. 2. Bei der Ernennung Harrers zum Oberbergrichter als Nachfolger des lutherischen Junauer, welcher ob seines Charakters höchst missliebig, dazu noch sehr gebrechlich und blind Avar. Seiner Armuth wegen, da er sein väterliches Erb-theil verthan hatte, gab ihm der Freisinger Bischof eine Mühle zur Nutzniessung4) für seinen Unterhalt. 3. Anlässlich der oberwälmten Urkunden-Affaire mit Gompa in Eisnern und 4. anlässlich der Eisenhandelgesellschaft Juli au er s. Cf. oben, p. 82. Angesichts der politischen Ereignisse und der Gruppirung der Religionsgenossen mussten die Habsburgischen Regenten damals die Bekämpfung des Luthertums als ein Postulat der Selbsterhaltung an-sehen. Hans v. ZAviedineck-Siidenhorst schreibt in seinem schönen Buche: „Venedig als Weltmacht und AVeltstadt“ p. 170: „Man durfte es aber auf österreichischer Seite auch nicht zu einem Bruche mit der Republik kommen lassen, denn es war die 0 Cf. „Argo“ VIL, p. 109. Er war der bedeutendste Gewerke in Eisnern und besass 4y2 Wochen an beiden Hämmern; er starb vor 1604. Cf. p. 6, 2) Vicedom-Archiv. Ease. I, 69. 3) „Argo“, V. p. 89. 4) L. c. V., p. 75. höchste Gefahr für Ferdinand damit verbunden, wenn i sie mit den Aufständischen gemeinsame Sache gemacht und die innerösterreichischen Protestanten zu einer kräftigen Erhebung angeregt hätte. Mit Geld war das gewiss zu erreichen.“!) Auf den Gang des Gewerkenwesens wirkten hei uns die theologischen Streitigkeiten nicht weiter ein; in den Acten wenigstens kommt ein Antagonismus oder irgend eine Erregung in diesen Kreisen nirgends zum Ausdrucke. ---—------- Die Zukunft der Stadt Laibach. XXXV. Die Fahrzeuge und ihr Verkehr auf der Save. Von der Handelsschifffahrt auf der Laibach und Save spricht schon Strabo p. 207. „Bei Nauport, fliesst ein aus Illyrien kommender schiffbarer Fluss vorbei, welcher in den Savus fällt, so dass die Waaren leicht nach Segestika (Sissek) und zu den Pannoniern und Tauriskern hinab geführt werden.“ Von welcher Art und Construction die Save-Schiffe der Zeit um Christi Geburt, als Strabo schrieb, gewesen sind, ist schwer zu bestimmen. Sicher ist es indess, dass das älteste Fahrzeug auch bei uns der Einbäumler war, wie dies die vielfältig am Laibacher Moore unter dem Torf begrabenen Exemplare beweisen. Selbst die Donau wurde in älterer Zeit nur mit Einbäumlern befahren. Nach Arrian Anab. I. 3 liess Alexander bei seinem Zuge gegen die Geten „alle aus einem Stamme gehauenen Kähne ([rovo'&Aa) aus der ganzen Gegend Zusammenhängen. Die Anwohner des Istros bedienten sich ihrer, tlieils zum Fischfang, theils um sich zu besuchen, grossentheils auch, um damit Räuberei zu treiben“. Er übersetzte damit 4000 Mann mit 1500 Pferden. Nach Dio Cassius XLIX. 37 „konnten die Pannonier (bei Siseia) den Römern bloss aus einem Stamm gefertigte Kähne entgegenstellen“. Auch Priscus Rheto1' spricht c. 3 öfter von den Einbäumlern — (jloLo^Aoi? —, deren sich die Völker unter Attilas Herrschaft bedienten, und Georgios Pisida (circa 635 n. Chr.) bell. Avar. 409 beschreibt die Slaven als in Einbäumlern kämpfend, (yku^a? yap siysv £oxu