Beilage zur Lmbacher Zeitung. ^^11 Fünfter Jahrgang. KI. Oktober ^^SR. Erinnerung. K»ic Sage spricht von einem Goldkarfunkel, Der über Tage trinkt das Sonnenlicht Und dann der öden Nächte tiefes Dnnkel Mit Zaubcrschcin gehcimnißvoll durchbricht. — Was in des Lebens süßesten Momenten Mit holdem Strahl in unsre Seele quillt, DaS ist ein Schatz von lichten Elementen, Der noch im Schmerz die Brust mit Glanz crfiillt. Die Hinkende. Novelle von Leopold Kordcsch. (Schluß.) ^es andern Morgens hielt eine elegante Equipage vor dem grauen, unscheinbaren Hause in der Wasserstraße, wo ^ Hermine und Cäcilie die Mutter Bremers kennen gelernt hatten. Die Tante Eusebia stieg mit dem Schwesterpaar aus ! und schritt auf das Haus zu. Vald klingelte es in der be» ! scheidenen Wohnung der Offizierswitwe Lind. Eine zwar schon alte, aber stämmige und noch rüstige Frau öffnete rasch und schien über den vornehmen Vesuch erstaunt. „Wundern Sie sich nicht, Madame, gute Bekannte Ihres Zimmerherrn hier eintreten zu sehen," begann die Tante. „Er ist zwar abwesend, wir wissen es, aber dessen Frau Mutter auS Lübeck wohnt bei Ihnen und dieser ist unser Vesuch zugedacht. Ich bin die Tante dieser jungen Damen und ste beide sind die Töchter des verstorbenen Van» kiers Mengen, des frühern Chefs Ihres Zimmerherni." „Wollen sich die Herrschaften in meine geringe Woh« nung bemühen, ich bitte sehr," sprach unter vielen Kniren Frau Lind, führte den Vesuch ins Zimmer und ging zur Frau Vremer hinein, um sie zu auisiren. Vald trat diese mit der Quartierfrau ans ihrem Stüb-chen heraus und erstaunte nicht wenig, als sie die zwei Frau» leins von gestern in Gesellschaft einer ältlichen Dame erblickte. Frau Lind wollte sich schicklichkeitshalber empfehlen und gehen, allein Tante Eusebia sagte: „Bleiben Sie, Madame. Sie haben ein gutes Nccht, Alles zu hören und zu wissen, was uns hierherführt. Meine Nichten hier haben gestern durch einen glücklichen Zufall die Mutter unscrcö braven Buchhalters Bremer gefunden, dic wir in Lübeck glaubte». Auf Familienrath ist beschlossen worden, Sie, verehrte Frau Bremer, zu bitten, daß Sie mit uns gehen, in unserm Hause Wohnung nehmen und da ibren Sohn erwarten. Meine Nichten wollen Sie so lange bitten, bis Sie ein« z willigen und ich will Madame Lind zu bewegen suchen, sich ! ihren lieben Gast entführen zu lassen. Verschämt trat Frau Vremer vor, nahm das Wort und sprach: „Meine Fräuleins, wie hatte ich es gestern ahnen können, als ich so redselig in den Tag hinein plan» derte, daß meine Zuhörerinnen Damen aus demselben Hause sind, dem Moritz dient? Vergeben Sie der Schwäche einer alten, schwatzhaften Mutter!" — „Halten Sie ei», liebe Frau Vremer. Das Haus Mengen ist Ihnen gerade deßhalb einen größeren Dank schuldig, als Sie wohl ahnen können; selbst Ihr Sohn wird eS Ihnen ewig danken — also wollen Sie mit uns die Woh» ! nuug theilen?" Was blieb der Matrone übrig, als einzuwilligen, in- > dem zugleich die Mädchen mit überredenden Bitten in sie ^ drangen. Selbst Frau Lind ward auf den Abend eingeladen, bei der Familie zu erscheinen, damit sie derselben das Leben, Walten, Kargen und Darben ihres „Musterzimmerherrn", wie sie Vremer nannte, haarklein erzählen sollte. Die alte Frau fuhr gleich mit. Ihre Habseligkeitcn wnrden des Abends zugleich mit der Fran Lind zu Wagen abgeholt. Das plötzliche Erscheinen der Mutter Bremers in Amsterdam erklärt sich so: Vremer hatte gegen dieselbe oft den Wunsch anögcdrückt, sie bei sich zu haben, aber so lange als er die Schnldraten nach seinem Vater zu zahlen hatte, ließ sich dieser Wunsch nicht leicht verwirklichen. Nun war jene Schuld getilgt und der brave Sohn gelobte sich, gleich nach seiner Rückkunft aus Wien, seine liebe alte Mutter aus Lübeck kommen zu lassen. Indeß hatte diese aus Ersparnissen die Neise selbst bestritten und war gekommen, den Sohn zu überraschen. —> Der Buchhalter hatte aus Wien geschrieben. Die Angelegenheit mit dcm Wiener Hause war durch seine Klugheit und Umsicht vollkommen beglichen worden; dem Hause Mengen wurde ei» größerer Betrag als 109.900 st. gerettet. Er meldete weiter, daß er binnen 4 Tagen das Geld er« heben und dann sogleich nach Amsterdam zurückkehren werde. Man wußte, daß dem Worte Bremers immer zu trauen war. Man wußte daher auch bestimmt den Tag seines Ein« 162 Treffens. Zufällig siel Cäciliens achtzehnter Geburtstag auf den Tag nach seiner gemeldeten Ankunft, Es wurden große Ansialten gemacht, dieses hausliche Fcst feierlich zu begehen. Der Arrangeur des Festes, Vetter Eügclbrecht, mochte wohl noch eine andere Absicht damit verbinden, denn man sah ihn fast gar nicht im Comptoir, er war immer bei der Familie und alle Hausangehörigen schienen den bezeichneten Tag kaum zu erwarten. Der Posttrain mußte gegen 9 Uhr Abends von Wien eintreffe«. Wahrend Engclbrecht auf den Bahnhof gefahren war, um Bremer zu erwarten und zu begrüßen, erleuchtete sich bei einbrechender Dunkelheit die erste Etage des ansehnlichen Hauses Mengen ihrer ganzen Länge nach, und bevor es 9 Uhr schlug, fingen die gla'nzdndcn Wagen der zahlreich Eingeladenen an vorzufahren. Die beiden Haustöchter sahen iu ihrer prachtvollen Toilette entzückend wie zwei Engel aus. Nach und nach begannen sich die Salons zu füllen. Cäcilie empfing die Gäste selbst nebst den Glückwünschen, die es auf sie von allen Seiten regnete. Nachdem die Gesellschaft so ziemlich vollzählig versammelt war, trat eine Spannung ein. Von allen Seilen horchte man, ob nicht bald Engelbrecht mit Bremer vorfahren und eintreten werde. Endlich brauste ein Wagen die Straße entlang und hielt. Ein Diener öffnete die Saalthüre und Eügclbrecht erschien, Bremer am Arme. „Meine Herren und Damen," sagte er unter freundlichem Nicken auf die allseitigen Ve-grüßungen, „ich bringe Ihnen, wie versprochen, unseren lieben Reisenden zum Feste mit. Er hat im Bahnhofe zur Noth Toilette machen muffen, wie es eben in der Eile ging." Bremer begrüßte achtungsvoll die Gesellschaft, trat dann auf die Geburtstagträgerin zu, küßte ihr dic Hand und brachte in einigen herzliche« Worten seinen Glückwunsch dar, wobei er zugleich bemerkte, wie glücklich er sei, gerade an einem so festlichen Abende zurückgekehrt zu sein. Cäcilie sah aus, ivie die Göttin der Glückseligkeit. Sie dankte dem Ankömmlinge in so inniger Weise, daß dieser im Entzücken schwamm und nicht wußte, wie ihm geschah. „Und jetzt zur Tafel, zur Tafel, meine Herrschaften, wenn es gefällig ist," trieb Eugelbrecht. „Schon unseres Reisenden wegen," sehte er lächelnd hinzu, „dem ich am Aahnbofe keiue Kollation erlaubte — er wird einen gesun-den österreichischen Appetit mitgebracht haben." — Man setzte sich. Dem erstaunten Bremer wurde an der Seite Cäciliens sein Platz angewiesen. Auch erfuhr er von allen Seiten eine so achtungsvolle Begegnung, daß er sich dieselbe nicht erklären konnte. Waren doch dic ansehnlichsten Handelsherrn Amsterdams mit ihren Frauen anwesend, und er, der schlichte Buchhalter, sah von allen Seiten so freundliche Blicke auf sich gerichtet und saß am obern Ende des Tisches an der Seite Cäciliens, an einem Platze, den er einzunehmen nie geträumt haben würde. Das fröhliche Mahl ging seineil Gang, wie alle Festessen. Engelbrecht erhob sich endlich und brachte ein Hoch auf Cäcilien, die Festveranlafserin, aus. Alles stand auf und stimmte ein. „Und nun habe ich uoch drei Sprüche auszubringen," nahm Eilgelbrecht das Wort. als das Glä-sergcklingcl nachgelassen hatte. »Zuerst ein Lebehoch unserm glücklich heimgekehrten Reisenden! Derselbe Vorgang, wie zuvor. „Jetzt eiu herzliches Hoch dem neuen Associe des Hauses Mengen und Kompagnie!" Allseitiges, stürmisches Einstimmen und Anklingen. Bremer schaute verwundert umher, um den neuen Associe zu entdecken. „Endlich das wärmste Lebehoch dem Bräutigam des Fräuleins Cäcilie Mengen!" rief Gngelbrecht. Todtenblä'sse bedeckte jetzt Bre» mers Stirne und Gesicht. Allgemeiner freudiger Tumult wie früher. Bremer konnte sich nicht vom Stuhle erheben. Er saß da, wie gelähmt. Da trat Engelbrecht freundlich auf ihn zu, faßte ihn bei der Hand und sagte: „Den Trink« spruch auf den Reisenden haben Sie akzcptirt. Akzeptiren Sie, wackerer Freund, nun auch die beiden übrigen, denn Niemand Anderer ist der neue Associe, wie Sie, Niemand Anderer Cäciliens Bräutigam, als wieder eben Sie. Meine Herren uud Damen! Moritz Bremer uud Cäcilie Mengen empfehlen sich als Verlobte!" >— Man könnte nur den Gestchtsausdruck Bremers, der einem Seligen glich, sein freudiges Staunen und Aufblicken, das Engelslächeln der hold verschämten Braut zu beschreiben versuchen — das Gefühl Beider vermag keine Sprache auszudrucken. Nachdem die Glückwünsche auögctönt hatten, fragte Bremer mit kindlicher Naivetät im Nundkrcise: „Wodurch, o wodurch habe ich so viel Glück verdient?" „Durch Ihre Solidität, Treue, Ehrlichkeit und die rührendste kindliche Liebe," entgegnete Tante Eusebia. „Der Lohn für letztere harret noch Ihrer," rief sie, und auf einen Wink mit dem Tuche that eine Nebenthür sich auf und laut weinend stürzte eine ehrwürdige Matrone, seine geliebte Mutter, an sein Herz. Kein Auge im Saale blieb trocken bei dieser ergreifenden Szene. Als sich der glückliche Bremer aus der letzten Umarmung erhoben und seine alte Mutter zu ihrem Sessel geleitet hatte, drückte er Cälilien, Herminen, Engelbrecht, der Tante und allen nähern Bekannten die Haud. Reden konnte er nicht. Jetzt trat auch die schelmische Hermine zu Engelbrecht uud senkte verschämt ihr Köpfchen. Die Tante aber ergriff ! die Hände Beider und sprach feierlich: „Noch ein zweites Paar! Engelbrecht und Hermine Mengen thun da5 Gleiche, ^ wie die frühern, und in vier Wochen von heute sind alle verehrten Anwesenden zur Doppelhochzeit hiermit eingeladen!" Mder aus der Heimat. II. Sir Humphry Davy's Reisen in Kram. (Fortsetzung.) — Wir erreichten die Thore von Triest etwa um 4 Uhr und nachdem wir durch eine Menge schöner und breiter, ganz 163 mit Quadersteinen gepflasterter Straßen, gefahren, gelangte» wir über den?unlc> vo^a , eine elende kleine Brücke, in unser Absteigequartier in der I.ocunt!n xrlwck; auf dem Marktplatz; unsere Gemacher hatten die 'Aussicht nach der See und dem Hafen zu und unmittelbar unter uns hörten wir das fröhliche Lärmen und Jubeln der Seeleute. Welcher Gegensatz zwischen dieser Stadt und den Vinnenstädteu Deutschlands! Dort scheint Alles todt und schläfrig und kaum sieht man eine lebende Seele in den Straßen, hier im Gegentheil ist alles Leben und Bewegung. Die Repräsentanten aller Nationen scheinen hier versammelt zu sein—Italiener, Deutsche, Engländer und Amerikaner, mit Griechen und Türken in ihren Nationaltrachten, sieht man dlirch die Sttaßen wandeln oder vor den Thüren der Cafe's sitzen; dieß letztere gilt besonders von den Türken, welche in ihrer geschmackvollen Tracht mit ihren langen Pfeifen die Aufmerksamkeit jedes Reisenden auf sich ziehen, der nicht gewohnt ist, Indi-viduen dieser Nation zu sehen. Nachdem ich Sir Humphry verlassen, welcher sich zu Bett begab, machte ich einen Spaziergang durch die Stadt und den Hafen. Die Straßen sind durchaus breit, gut gepflastert nnd reinlich, die Häuser hoch und schön gebaut. Der Hafen ist voll kleiner Schiffe, aber ich sah einen einzigen großen Kauffahrer, der eben von Vra« silien gekommen. Nahe am Molo San Carlo, einem kleinen Hafendamm, lag ein Dampfboot, welches den nächsten Morgen nach Venedig abgehen sollte. Rechts von der Stadt, gegen die See hinaus, in einer beträchtlichen Entfernung von dcn Häusern, ist das I^AareUo, ein großes und weitläufiges Gebäude und dabei ein Bassin oder Dock, in wel' chcm die Schiffe während der Ouarantainezeit liegen. Nach dem Diner ging ich mit Sir Humphry in das Theater, ein eleganter und hoher Van, mit 6 Reihen von Lögen, die sehr geschmackvoll verziert sind. Das Stück, das wir sahen, war eine Oper „Die Araber in Gallien." Aber trotz der prächtigen Ausstattung und der wirklich schönen Musik wurde es Sir Humphry bald müde und wir kehrten zu unserem Shakspeare und Ccart0 zurück. Ich schlief diese Nacht, znm ersten Mal in meinem Leben, im Schlafzimmer eines Kaisers; ein kleines Gemach mit einem einzigen Fenster und womit, wie ich glaube, kaum ein Kaiser der Jetztzeit zufrieden sein würde. Ober dem Bett ist eiue prächtige Krone gemalt, mit einem sie umgebenden Baldachin, unter welchem auf einer kleinen Marmortasel folgende Worte stehen.- I^ocus ilito ImpLl'3t0l-i8 ^us^In Zl'ciinlli Knditttlic) iuit XV. Zl^i. Das Jahr war entweder nicht angesetzt oder ausgelöscht. 9. Der Lärm der Matrosen und das Summen des Gcschäftstreibens, lange schon meinem Ohr entfremdet, begrüßten mich beute Morgen beim Erwachen und als ich einen Blick auö dem Fenster warf, sah ich eine Volksmenge anf dem Quai uuten um Fische feilschen, mit dcn Leuten einiger Fischerboote, die eben in dcn Hafen gekommen waren. Nach dem Frühstück begleitete ich Sir Humphry auf dem Besuch bei dem britischeil Konsul, Oberst D—, der höflichst zusagte, Sir Humphry elucn Fischer zuzuschicken, der ihn mit einigen lebenden I°a7pe<1a's versorgen sollte. Sir Humphry machte dann in George's Begleitung einen Ritt anf dem Pony, während ich einen Gang auf den Hügel ober der Stadt machte. Ich hatte im Sinne, heute die Grotte von ^olnellls zu besuchen, da Sir Humphry, der sie vor zehn Jahren gesehen, sagte, sie verdiene gesehen zu werden; aber als wir von Oberst D— zurückkehrten, fand ich, daß es zu spät war. 49. Ich verließ Triest heute sehr früh mit einem Führer, um die Grotte zn besuchen. Nach einem drei Stunden langen Wege über zwei sehr lange und steile Hügel, von welchen die Aussicht auf das adriatische Meer mit dcn zahllosen weißen, auf seinen Wellen flatternden Segeln, den beiden Küsten, den Hafen mit seinen Schiffen, die Stadt und die sie umgebenden, mit Cyprcffeu und Oelbäumen bepflanzten Gärten prachtvoll war, erreichten wir ^oi'Nt,>nIe, ein kleines schmutziges Dorf und nachdem wir hier einen Mann mit einer großen Lampe und einige Knaben mit Kerzen mitgenommen, gingen wir über sehr unebene und steinige Felder zur Grotte. Der Eingang war nicht, wie ich erwartete, in der Wand eines Hügels, sondern im offe-nen Felde und mit einer Mauer umgeben. Nachdem wir unsere Lampe uud unsere Kerzen angezündet, zog ich meinen Rock aus und wir singen an, eine sehr schwache hölzerne Stiege hinabzusteigen, deren Stufen und Geländer, wie ich später zu meinem Schaden erfuhr, von dem beständigen Herabtröpfeln nicht allein schlüpfrig, sondern ganz gebrochen waren. Der Eingang, oder die Halle ist ein schönes hohes und finsteres Gewölbe, in der Mitte von einer ungeheuern Stalaktitsäule getragen. Weiterhin wird die Höhle enger und die unzähligen Stalaktiten von allen Größen zeigen eine größere Mannigfaltigkeit der Formen als sich beschreiben läßt; ungeheuerer Blumenkohl, Baumstämme, Früchte, Kugeln und Ovale in allen Größen, von jener eines Kreiscls bis ! zu Globen von mehreren Fuß im Durchmesser; Pyramiden steigen aus der Tiefe empor, deren Grundfläche sich in dichter Finsterniß verliert; Myriaden von Spitzen, von der Decke herabhängend und oft kaum dem Auge sichtbar, zeigen sich auf jedem Schritte. Diese wechselnden Gestalten, die todtenähnliche Stille der Höhle, die vollkommene Finsterniß, ausgenommen au jenen Stellen, an welchen die Führer sich aufstellten, um die auffallendsten Objekte zu beleuchten; die tiefen Abgründe vor mir und u.n mich herum, aus welchen hie und da eine einzelne schneeweiße Säule emporragte, gebildet und immer noch fort sich bildend aus dem Nasser, daö in gemessenen Zwischenräumen von der unsichtbaren Decke herabfiel; die flackernden Lichter unserer Kerzen, dieses Alles und der Gedanke, wie leicht ich von dcn schwachen Stufen in einen , jener finstern Abgründe ausgleiten könnte, brachten eine ! unbeschreibliche Empfindung von Furcht und Scheu hervor. Weiter in die Höhle hinabsteigend, kamen wir beim „Löwenhaupt", der „Melone", dem „Todtenkopf" und zwei einzelnen prächtigen Pfeilern vorbei, der eine glatt, der andere ! 164 schön kanellirt; beide geben, daran schlagt, einen lauten und tiefen Ton von sich, der traurig durch die ringsum lagernde Stille dringt. Weiter kamen wir zum „Wasscrfall", eine der schönsten Stalaktit-bildungsn in dieser Höhle; dann zu anderen Säulen und Pyramiden, und zuletzt zum „Baldachin", gebildet aus schön ! in Falten herabhängenden Tropfsteinen. Ueber diesen Punkt hinaus ist die Höhle noch nicht erforscht worden, da die Abgründe sehr gefahrlich sind. Selbst das Herabsteigen zu dieser Stelle ist nicht sehr sicher, denn es führt oft auf sehr schmalen Pfaden und zerbrochenen Stufen, oder vielmehr Leitern. Auf meinem Rückwege zeichnete ich verschiedene Punkte der Höhle und indem ich noch die Eingangshalle skizzircn wollte, setzte ich mich unvornchtia.erweise auf das hölzerne Gelander, als ich ein plötzliches Krachen hörte und und mich rückwärts fallen fühlte. Ohne mich erhalten zu können, glitt ich von Felsen zu Felsen, indem ich zwei Mal kopfüber stürzte, aber ohne Verletzung und mit voller Geistesgegenwart, obwohl ich jeden Augenblick über den Raud eines Abgrundes zu stürzen erwartete. Wie ich fühlte, daß der Fall langsamer werde, hielt ich mich mit den Handen, den Kopf nach unten und mit den Fersen in der Luft schwe» bend. In dieser Lage blieb ich einige Minuten, ohne einen Finger bewegen zu dürfen, bis mir der Führer mit seiner Lampe die Felsen herab zu Hilfe kam; mit seinem Beistände kam ich wieder auf die Füße und fand, daß ich auf dem Nande eines glatten Felsens gelegen hatte, unter welchem ein finsterer und undurchdringlicher Abgrund gähnte. Mein nächster Fall wäre wohl jener in die Ewigkeit gewesen. Nachdem sich dev Wirbel in meinem Gehirn gelegt, fand ich mich, mit Ausnahme einiger leichten Quetschungen, ! ganz unbeschädigt, weil die Felsen sehr glatt und abgerun» det waren. Wir stiegen wieder hinauf und verließen die Höhle und ich saß lange Zeit an der frischen Luft, da ich mich sehr unwohl fühlte. Der Führer und der Knabe waren auf das heftigste erschreckt worden und sahen noch jetzt nicht weniger bleich aus, als ich ausgesehen haben mochte; auch werde ich nicht bald den Schrei vergessen, den sie auZstießen, als sie mich fallen sahen. Nachdem ich einen Trunk Wasser ! genommen, der mich sehr. erfrischte, obwohl es aus einer schmutzigen Pfütze im Felde herrührte, und nachdem ich den Führer und die Knaben, die in der Grotte mehr als 2 Stunden mit mir gewesen waren, bezahlt, kehrte ich nach Triest zurück, wo der Schneider und ein gutes Diner Alles wieder in das gehörige Geleise zurückbrachten. Sir Humphry hatte eben zwei lebende Torpedo's erhalten und viele Versuche mit ihnen angestellt über die Stärke und Wirkung ihrer Elektrizität, welche er geneigt schien für eine ganz eigenthümliche zu halten. Nachdem diese beendigt waren, beschloß er Triest morgen zu ve> lassen ' und nach Laibach zurückzukehren. 11. Wir reisten diesen Morgen früh von Triest ab und nachdem wir die Höhe ober dcr Stadt erreicht, von welcher wir bei uniererAl'kunft eine so herrliche Aussicht auf die Stadt genossen, leukten wir von der Straße ab und fuhren kreutz und quer über Land auf sehr schlechten Wegen nach Wippach, wo wir erst am Abend ankamen. Mittags waren wir in einem elenden kleinen Dorfe eingekehrt und nachdem wir dasselbe verlassen, verirrten wir uns, da Robert (der Kutscher) in diesem Theile des Landes ganz fremd war und verloren einige Stunden, bis wir wieder auf den rechten Weg kamen. Wippach liegt in einem schönen fruchtbaren Thale am Fuße einer hohen Gebirgskette. Der Fluß gleichen Namens entspringt gleich hinter der Stadt aus dem Felsen, in derselben Art, wie der Laibachfluß. Die Forelle in diesem Flusse war das Ziel von Sir Humphry's Hierher« reise nnd sofort nach seiner Ankunft, obgleich der Abend schon zu weit vorgerückt war, um das Fischen möglich zu machen, ging er aus, nm den Strom zu sehen und fand ihn vom Regen sehr angeschwollen. Ins Gasthaus zurückgekehrt, diktirte er mir seine Beobachtungen über die, mit dem Zitterrochen (lorpecw) in Triest angestellten Versuche. (Fortsetzung folgt.) Herausforderung des Todes. Als der tapfere Kriegsheld Sigwart, Herzog von Noi-thumberland, im Jahre 1303 in eine schwere Krankheit fiel, hielt er es mit seinem so oftmals bewiesenen Muth nicht für verträglich, den herannahenden Tod im weichen Vette zu erwarten; er wollte mit den Waffen in der Hand sterben. Er ließ sich demnach im Vorgefühl seiner letzten Stunde von seinen Leuten mit all den Waffenstücken ausrüsten, welche er sonst in der Schlacht zu tragen pflegte, setzte sich in einen Lehnstuhl, zog sein Schwert — und gab seinen Geist auf. Musikalisch 63. Von Hallberge r's Prachtausgabe der Classiker Beethoven, Clementi, Haydn, M o z a r t in ihren Werken für das Pianoforte allein. Neu heraus« gegeben mit Bezeichnung des Zeitmaßes und Fingersatzes von I. Moscheles. Vierle Auflage. Vollständig in 395 ! Notenbogen elegantester Ausstattung in 87 wöchentlichen Lieferungen im Subskriptionspreis zu nur 1 Sgr. für den Musikbogen. (Einzelne Piccen nur Vz Sgr. per Bogen theuerer.) Stuttgart, Eduard Hallberger, liegt der Redaktion dieses Journals wieder eine Reihe neuer Lieferungen vor, und finden wir uns dadurch veranlaßt, die Musikliebhaber unseres Leserkreises wiederholt auf diese ausgezeichnete Ausgabe dcr klassischen Sonaten aufmerksam zu machen. Noch nie wurden letztere dem Publikum auf so mustergiltige Weise geboten. Durch prachtvolle Ausstattung und größte Korrektheit jede andere derartige Sammlung übertreffend, besitzt vorliegende Edition noch den für die Verbreitung klassischer Musik nicht genug zu schätzenden Vor-! theil außerordentlicher Billigkeit. Es sind somit alle Anforderungen erfüllt, welche an ein derartiges Werk gestellt werden können, und hoffen wir, daß die Klavierspieler un« serer Gegend dem Unternehmen dieselbe Theilnahme zuwenden ! werden, welche es in allen andern Theilen Deutschlands fand. Druck und Verlag von Ign. v. Klcimuayr L5 F. Bamberg in Laibach. — VcrantwDrtlichcr Redacteur F. Bamberg.