In dieser Nummer: Unsere Kongregation Januar/Februar 1957 50. Jahrgang - Heft 1 Zeitschrift der Missionäre Söhne des Hist. Herzens Jesu r------------------------------- STERN DER NEGER Zweimonatsschrift J a n u ar/F e b r u a r 19 5 7 INHALT Vorgeschichte unserer Kongregation . 1 Wir Missionäre Söhne des Hist. Herzens .......................... 4 Missionshaus Josefstal ............. 6 Missionsseminar St. Josef, Ellwangen 8 Missionsseminar Ritterhaus, Mergentheim ............................... 9 Missionsseminar in Neumarkt ....... 10 Herz-Jesu-Missionshaus in Milland ... 12 Missionshaus Unterpremstätten b. Graz 14 Missionshaus St. Heinrich, Bamberg .. 15 Studienhaus in Rom ................ 20 50 Jahre Stern der Neger .......... 23 Ausflug in die Dolomiten 3. Umschlagseite Titelbild Am 18. November 1956 wurde der einheimische Weltpriester Petrus Kimbondo in Kisantu, Belg.-Kongo, zum Bischof geweiht. Eingeborene Priester und Bischöfe sind die Krönung der Missionsarbeit. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Jährlicher Bezugspreis DM 3.- — S. 15 Einzahlung Deuts chland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Postverlagsort: Ellwangen (Jagst) V________________________________________J Neuer Bezugspreis Wie schon in der letzten Nummer angekündigt, beträgt der jährliche Bezugspreis für den „Stern der Neger" nunmehr für Deutschland 3.— DM, für Österreich 15 S. Diese Erhöhung des Bezugspreises wurde nötig, weil die Herstellungskosten der Zeitschrift in den letzten Jahren laufend gestiegen sind. Mit dem Bezugspreis sollen ja nicht nur die Druck- und Versandkosten gedeckt werden, sondern es soll auch — und das ist wohl im Sinn aller unserer Bezieher — ein kleiner Uberschuß für die Belange des Missionswerkes erzielt werden. Aus diesem Grund mußten wir dem Beispiel anderer Zeitschriften folgen und den Bezugspreis erhöhen. Mit Erscheinen dieser Nummer wird die Einzahlung des Bezugspreises für 1957 fällig. Auch hier gilt: Wer schnell gibt, gibt doppelt. Konto siehe nebenstehend! Mit dieser Nummer beginnt der 50. Jahrgang des „Stern der Neger". Die stattliche Reihe der bisherigen Jahrgänge enthält ein bedeutsames Stück Missionsgeschichte. Die Jahrgänge vor dem ersten Weltkrieg befassen sich vor allem mit der ausgedehnten Sudan-Mission. Von 1923 an treten unsere neuen Missionsgebiete in Südafrika, in Peru (Südamerika) und in Memphis, USA, in den Vordergrund. Daneben ist auch laufend über die wichtigeren Ereignisse in unserer Kongregation berichtet. Um nun unsern Lesern einmal ein geschlossenes Bild unserer Genossenschaft und unserer überseeischen Arbeitsgebiete zu geben, werden einige Nummern dieses Jubiläumsjahrgangs als Sondernummern gestaltet werden. So gibt die vorliegende Nummer Einblick in Wesen, Werden und Wachsen unserer Kongregation. Missioiisgebetsmeinungen Für Januar: Für die Priester und Gläubigen in den Kerkern Chinas. Für Februar: Damit die Kirche in Nordafrika in Frieden wirken kann. Bischof Daniel Comboni Apostolischer Vikar von Zentralafrika Vorgeschichte unserer Kongregation Die Suche nach den geistigen Wurzeln unserer Genossenschaft führt uns in das Gebiet der heutigen Republik Sudan. Hier haben um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die ersten Missionsversuche stattgefunden. Die Geschichte dieser Missionsversuche ist ein einziges Heldenlied auf die Männer, die den unglaublichen Strapazen und gesundheitlichen Anforderungen zum Trotz ihr Leben wagten und oftmals auch opferten, um die Fackel des Glaubens in dieses damals nöch wenig erforschte Land zu tragen. Noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts galt Afrika mit Recht als der dunkle Erdteil. Bis dahin war nur ein schmaler Küstensaum des riesigen Kontinents bekannt geworden. Aber das geheimnisvolle Dunkel im Innern lockte immer mehr Entdeckungsreisende an. Durch Wüsten, Urwälder und Steppen, entlang den Flußläufen und alten Karawanenwegen drangen sie weiter und weiter vor und entdeckten völlig unbekannte Völker und Stämme. Opferreiche Mission So erhellte siđi audi bald das Dunkel über den Ländern am Oberlauf des Nil. Da faßten zwei wagemutige Priester den Entschluß, das Licht des Glaubens dorthin zu tragen. Es gelang ihnen, bei der römischen Propagandakongregation Interesse zu wecken, und so wurde im Jahre 1845 das Apostolische Vikariat Zentralafrika errichtet, und zu Anfang des Jahres 1848 zog eine kleine Schar von Glaubensboten, geführt vom polnischen Jesuitenpater Maximilian R y 11 o, nilaufwärts bis Khartum, wo alsbald eine Kapelle errichtet wurde. Ein halbes Jahr nach seiner Ankunft starb P. Ryllo als erstes Opfer dieser Mission. Sein Nachfolger wurde der Österreicher Dr. Ignaz Knoblecher. Er hatte am Propagandakolleg in Rom studiert und an der ersten Expedition unter P. Ryllo teilgenommen. Dr. Knoblecher wurde der eigentliche Bahnbrecher der Sudanmission. In Khartum baute er ein Haus für die Missionare, eine Kirche und eine Schule. Er durchforschte den Süden des Landes fast bis zum Äquator und gründete die beiden Missionsstationen Gondokoro pnd Heiligkreuz. 1850 machte er eine Reise nach Europa, um Personal und Geld für seine Mission zu sammeln. Er erreichte es, daß der österreichische Kaiser die Mission unter seinen besonderen Schutz nahm. In Wien gründete er den Marienverein zur Unterstützung seiner Mission. Dieser heiligmäßige und gelehrte Priester wurde bereits im Jahre 1858 auf einer Romfahrt dahingerafft. Er war schon das 18. Opfer der jungen Mission. Die hohe Sterblichkeit hatte es bereits 1851 der Propaganda nahegelegt, die ganze Mission wieder aufzuheben. Nur den Vorstellungen Knoblechers war es damals gelungen, die Mission zu retten. Aber nun, nach seinem Tode, beschloß man, dieses opferreiche Missionsgebiet endgültig aufzugeben. Da war es der Augustiner-Chorherr Chrysostomus Mitterrutzner aus Neustift bei Brixen, der im Auftrag des Marienvereins in Rom vorsprach und den Fortbestand der Mission abermals erreichen konnte. Dr. Mitterrutzner war zum neuen Provikar ausersehen, lenkte jedoch die Ernennung auf Dr. Matthäus Kirchner aus Bamberg. Dr. Mitterrutzner blieb der Mission bis zu seinem Tode verbunden. Er hat ihr immer wieder neue Glaubensboten zugeführt und während eines halben Jahrhunderts etwa 100 000 Gulden für sie gesammelt. Provikar Kirchner sah sich 1860 gezwungen, die Missionsstationen im Süden aufzugeben. Im nächsten Jahr verfügte er nur noch über fünf Missionare. 50 entschloß er sich, das Missionsgebiet dem Franziskanerorden zu übertragen. Der österreichische Franziskanerpater Reinthaler wirkte schon seit zwei Jahren im Sudan. Ihn ernannte Rom zum neuen Provikar. Nun zogen insgesamt 51 Mitglieder des Franziskanerordens und Laienhelfer nilaufwärts, um die Missionierung im großen Stil zu beginnen. Aber schon zwei Jahre später waren 22 Teilnehmer an diesem hoffnungsvollen Unternehmen Opfer des mörderischen Klimas geworden, darunter der Provikar selbst. Die überlebenden wurden nun fast alle zurückgerufen, das Missionsgebiet wurde der Apostolischen Delegatur Ägypten angeschlossen. Alles schien verloren. Daniel Comboni Da erweckte Gott in dem italienischen Weltpriester Daniel Comboni aus Limone am Gardasee den Retter und Neubegründer der zentralafrikanischen Mission. Comboni war ein Mann von glühendem Missionseifer und ungewöhnlicher Tatkraft, ein Meister im Kreuztragen. Im Jahre 1857 war er das erste Mal in der Sudan-Mission, mußte aber schon nach zwei Jahren, vom Fieber aufgerieben, nach Italien zurückkehren. Nun bereiste er fast alle Länder Europas, um für die Mission zu werben und Gaben zu sammeln. In Rom wurde ihm nahegelegt, ein Missionsinstitut zu gründen zur Heranbildung von Glaubensboten. Im Jahre 1867 konnte er in Verona ein solches Institut eröffnen, das zur Keimzelle der späteren Kongregation der „Söhne des Hist. Herzens" wurde. Diesem Institut wurde 1872 die zentralafrikanische Mission übertragen; schon 1871 war Comboni zum Provikar dieser Mission ernannt worden. Comboni wandte sich einem im Südwesten gelegenen gesünderen Teil seines Vikariates zu und gründete mehrere Missionsstationen. 1877 wurde er zum Apostolischen Vikar ernannt und zum Bischof geweiht. Nach ausgedehnten Sammelreisen durch Europa kehrte er in seine Mission zurück. Aber schon nach wenigen Jahren war seine Gesundheit aufgerieben von den übermenschlichen Anstrengungen, seine äußere Frische war dahin, sein Haar grau geworden. Schwarzwasserfieber stellte sich ein, und am 10. Oktober 1881 starb er in Khartum, erst 50 Jahre alt. Immerhin blieb es ihm so erspart, den gänzlichen Zusammenbruch seiner Mission erleben zu müssen. Denn schon bald brach der Mahdiaufstand aus und zerstörte sein so hoffnungsvoll begonnenes Werk. Erst im Jahre 1898 fand das Mahdireich sein Ende, und der Sudan wurde für die Missionäre wieder zugänglich. Errichtung einer Kongregation Um die Gründung Combonis in Verona vor dem Zerfall zu retten, gab ihr P. Jakob Lehr, 1. Generaloberer unserer Kongregation (1923—1932). Am 10. Juni 1956 konnte er in Josefstal den 80. Gèburtstag begehen. Seine bisherigen Nachfolger sind: P. Josef Musar (1932—1938), P. Johann Deisenbeck (1938—1955) und P. Richard Lechner (seit 1955). der Heilige Stuhl auf Vorschlag Bischof Sogaros, des Nachfolgers Combonis, 1885 die Form einer Kongregation mit Gelübden. Zwei Jesuitenpatres wurden beauftragt, die Umwandlung vorzunehmen. Die Regeln, die P. Asperti SJ, der geistliche Leiter und Novizenmeister, entwarf, fußen auf den Regeln der Jesuiten, sind jedoch den besonderen Bedürfnissen einer Missionsgesellschaft angepaßt. In der Folge nahm die junge Kongregation einen raschen Aufschwung, und als die Mission wieder zugänglich wurde, standen genügend Missionskräfte zur Verfügung. Im Jahre 1903 wurde P. Franz Xaver Geyer, damals Rektor des Missionshauses in Milland, zum Apostolischen Vikar ernannt und in München zum Bischof geweiht. Er nahm seinen Sitz in Khartum. Der erste Weltkrieg brachte für die aufblühende Mission einen schweren Rückschlag, da die meisten Missionäre deutscher und österreichischer Nationalität die Mission verlassen mußten. Auch nach Kriegsende war es ihnen nicht möglich, das alte Missionsgebiet wieder zu übernehmen. Darum wurde ihnen in Südafrika ein neues Missionsgebiet zugeteilt. Zugleich beschloß Rom, den deutschsprachigen Zweig der alten Kongregation abzutrennen und zu einer selbständigen Kongregation zu erheben. Dies geschah mit Dekret vom 27. Juli 1923. P. General Richard Lechner mit seinen Assistenten. Von rechts: P. General, P. Karl Mönch, P. Anton Baumgart, P. Vinzenz Kirchler, P. Johann Deisenbeck. Wir Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu (MFSC) Unsere Kongregation besteht seit dem Jahre 1923. Sie geht zurück auf das in Verona gegründete Missionsinstitut des Missionsbischofs Daniel C o m b o n i (gest. 1881). Sie ist vor allem im deutschsprachigen Mitteleuropa verbreitet. Äußere Gestalt Wie jede andere Ordensgenossenschaft hat sie die allgemeine Aufgabe, ihre Mitglieder den Weg der Selbstheiligung zu führen durch Befolgung der drei Ordensgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams, durch Beobachtung der Ordensregeln und durch tatkräftige Mitarbeit an der besonderen Aufgabe unserer Kongregation. Diese besondere Aufgabe besteht in der Ausbreitung und Vertiefung des Gottesreiches, vornehmlich in den Heidenländern. Als Missionsgesellschaft untersteht sie der Propaganda-Kongregation, dem Missionsministerium des Heiligen Vaters. Die Kongregation leitet der Pater Generalsuperior mit seinen vier Beratern, Assistenten, von denen er einen zu seinem Vertreter, Generalvikar, ernennt. Dem P. General stehen außerdem zur Seite ein Generalprokurator für die mit dem Heiligen Stuhl zu führenden Geschäfte, ein Generalsekretär sowie ein Generalökonom für die Verwaltung der zeitlichen Güter; diesem letzteren obliegt auch die materielle Unterstützung unserer Missionen. Die Kongregation ist nicht in Provinzen eingeteilt. An der Spitze jedes Ordenshauses steht der Pater Rektor, dem vielfach ein Pater Verwalter beigegeben ist. Die rein geistlichen Belange werden vom Pater Spiritual wahrgenommen. Alle sechs Jahre wird ein Generalkapitel abgehalten. Diese Generalkapitel sind Höhepunkte in der Geschichte der Genossenschaft. Denn hier findet die Wahl des Generalobern und seiner Assistenten statt; hier wird auch über wichtige Angelegenheiten verhandelt und Beschluß gefaßt, so die Übernahme eines neuen Missionsgebietes oder den Antrag an den Heiligen Stuhl um Änderung einer Regel. Mitglieder eines Generalkapitels sind die Inhaber bestimmter Ämter sowie Vertreter, die von den Patres gewählt werden. Die Mitglieder der Kongregation setzen sich zusammen aus Patres, Scholastikern und Laienbrüdern. Werdegang der Patres. Die Kongregation unterhält zur Mehrung ihres Bestandes an Priestern gegenwärtig fünf Missionsseminare (Juvenate), und zwar; in Deutschland die Seminare in Ellwan-gen und Bad Mergentheim, beide in der Diözese Rottenburg, sowie in Neumarkt (Opf.), Diözese Eichstätt; in Österreich das Missionshaus Maria Fatima in Unterpremstätten bei Graz, Diözese Graz-Seckau, und in Südtirol (Italien) das Herz-Jesu-Missionshaus in Milland, Diözese Brixen. Aufgenommen werden nur Jungen, die willens sind, sich später unserer Genossenschaft anzuschließen. Die Missionsschüler besuchen fast ausschließlich die öffentlichen Gymnasien. Nach der Reifeprüfung tritt der Abiturient ins Noviziat St. Heinrich in Bamberg über. Das Klerikernoviziat endet mit erstmaliger Ablegung der drei Ordensgelübde auf ein Jahr. Es folgt das Hochschulstudium im Scholastikat. Die Scholastiker studieren entweder an der Philosophisch - theologischen Hochschule in Bamberg, am Priesterseminar in Brixen oder an den päpstlichen Hochschulen Roms. Während dieser Zeit werden die Gelübde noch zweimal auf ein Jahr, dann auf drei Jahre abgelegt. Während dieser drei Jahre erfolgt ewige Profeß. Nach der Priesterweihe werden die Patres in die Missionen gesandt oder in einem unserer Häuser in Europa verwendet. Werdegang der Brüder. Anwärter für den Beruf des Missionsbruders können Aufnahme finden in der Zeit von der Schulentlassung bis zum 30. Lebensjahr, in besonderen Fällen auch noch später. In den Jahren vor der Aufnahme ins Noviziat werden sie in einem Hand- werk oder in Landwirtschaft ausgebildet, erhalten allgemeinbildenden Unterricht, lernen Fremdsprachen Harmoniumspielen, Kochen und dergleichen, und werden zu einem vertieften religiösen Leben angeleitet. Mit Erreichen des geeigneten Alters werden sie ins zweijährige Noviziat übernommen, dem ein mehrmonatiges Postulat vorausgeht. Nach Ablegung der Profeß stehen sie zur Verwendung in Mission oder Heimat bereit. Bewerber für diesen Beruf werden aufgenommen; in Deutschland im Missionshaus Josefstal, wo sich auch das Brüdernoviziat befindet, in Österreich im Missionshaus in Unterpremstätten, in Italien im Missionshaus in Milland. Der Beruf des Missionsbruders besitzt ohne Zweifel seine besonderen Schönheiten und ist für den guten Fortgang der Missionsarbeit unentbehrlich. Gegenwärtig arbeiten unsere Missionare in drei überseeischen Gebieten: Seit 1924 in der jetzigen Missionsdiözese Lydenburg in Südafrika unter Bischof Anton Reiterer (Negermission und Seelsorge unter den weißen Katholiken) ; seit 1938 in der Diözese Huanuco und der Erzdiözese Lima, Peru (Seelsorge in fünf Pfarreien und an zwei Krankenhäusern), und seit 1956 in der Stadt Memphis, USA (Negerseelsorge). Die Kongregation besitzt im „Stern der Neger" eine eigene Zeitschrift, die vor allem in Süddeutschland und Österreich gelesen wird. Unser Missionsmeßbund „W erk des Erlösers" hat seit Jahren weiteste Verbreitung gefunden. Die Mitglieder zahlen jährlich den geringen Beitrag von —.50 DM bzw. 2.50 S. Für die lebenden und verstorbenen Mitglieder wird täglich eine hl. Messe gelesen. Familien, in denen sich Mitglieder befinden, erhalten jährlich. kostenlos eine Broschüre mit Mis-sionsberichten. Wegen Aufnahme gibt jedes unserer Häuser gern Auskunft. , _ Innere Form Wie sich aus unseren Regeln ergibt, wird das innere Leben unserer Kongregation aus sechs Quellen gespeist: aus den drei Ordensgelübden, der Missionsaufgabe, der Herz-Jesu-Verehrung und der Pflege der mitbrüderlichen Gemeinschaft. Durch die drei Gelübde weisen wir, wie Jesus vor Beginn seines öffentlichen Lebens, die drei Hauptversuchungen des Menschenherzens, die Augenlust, die Fleischeslust und die Hoffart des Lebens, zurück und verschreiben uns den entgegengesetzten Tugenden. Durch sie verzichten wir auch auf erlaubte Dinge, die dem Christen außerhalb des Klosters offen stehen: die Verfügung über Hab und Gut, die Freuden der Familie, die selbständige Gestaltung des Lebens, und setzen an ihre Stelle den Erwerb seelischer Reichtümer, die Sorge für die große Familie aller Gotteskinder und das demütige Dienen im Rahmen einer großen Aufgabe. Wir beziehen die Verheißung Jesu auf uns, daß, wer alles verläßt und ihm nachfolgt, schon in dieser Welt Hundertfältiges erhalten und das ewige Leben besitzen wird. Wenn es wahr ist, daß ein Mensch an den Aufgaben und der Verantwortung, die er übernimmt, wächst, dann darf man wohl sagen, daß den Orden, die sich ganz oder teilweise der Heidenmission verschrieben haben, aus dieser weltweiten, schweren, aber begeisternden Aufgabe stets neue Lebenskraft und den einzelnen Mitgliedern neue Berufsfreude zuströmt. Was der hl. Paulus in einer freudig bewegten Stunde niederschrieb, dürfen wir auch auf uns beziehen: „Mir, dem Geringsten unter allen Geheiligten, wurde die Gnade verliehen, den Heiden die unergründlichen Reichtümer Christi zu verkünden" (Eph. 3,8). Wir freuen uns, den Namen des Heiligsten Herzens Jesu tragen zu dürfen. Die Herz-Jesu-Verehrung ist ein Erbe unseres großen Ahnherrn Com-boni. Er war tief erfaßt von der zu seiner Zeit mächtig aufblühenden neuen Andacht (1856 Einführung des Herz-Jesu-Festes), die viele damalige Ordensgründer veranlaßt hat, ihre Gründung nach dem Hist. Herzen Jesu zu nennen. Darum ist das Herz-Jesu-Fest das Hauptfest unserer Kongregation, und der Herz-Jesu-Freitag wird in unseren Häusern mit besonderer Festlichkeit begangen. Die Liebe, der Seeleneifer und die Opfergesinnung Jesu sind uns Vorbild. Aus unserer gemeinsamen Zugehörigkeit zum Herzen Jesu, aber auch aus unserer gemeinsamen Aufgabe ergibt sich, daß wir eine große brüderliche Gemeinschaft bilden müssen. Der Umstand, daß wir noch eine verhältnismäßig kleine Genossenschaft sind, bringt den Vorteil mit sich, daß fast alle einander von Angesicht kennen und die Entfernung über Ozeane hinweg keine Entfremdung bewirkt. Briefe, die hinüber und herüber gehen, halten die Verbindung aufrecht. Ein eigenes Mitteilungsblatt trägt aus unseren einzelnen Häusern und Missionsstationen regelmäßig zusammen, was berichtenswert ist. So können wir an Freud und Leid aller teilnehmen. Diese Zeilen sollten unseren Freunden einen Begriff geben von der äußeren und inneren Gestalt unserer Kongregation. Anschließend machen wir bekannt mit unseren einzelnen Niederlassungen in Europa. Missionshaus Josefstal Mutterhaus - Sitz des Generalobern - Brüdernoviziat Unweit der Stadt Ellwangen liegt in einem stillen Seitentälchen der Jagst das erste in Deutschland gegründete Haus unserer Kongregation. Schon vor dem ersten Weltkrieg hatte man sich mit der Absicht getragen, in Deutschland ein Missionshaus zu eröffnen. Da aber im kaiserlichen Deutschland dem Jesuiten-'orden und den jesuitenähnlichen Ge- nossenschaften das Niederlassungsrecht verweigert wurde, konnte erst im Nachkriegsdeutschland mit seiner freiheitlicheren Verfassung ein Haus eröffnet werden. So ging denn P. Isidor S t a n g aus Klepsau, Baden, mit großem Unternehmungsgeist daran, ein geeignetes Objekt ausfindig zu machen, um ein Juvenat für den Missionsnachwuchs zu gründen. Seine Wahl fiel auf eine alte Mühle in der Gemeinde Schrezheim bei Ellwangen. Sie wurde samt dem dazugehörigen Grund und Boden erworben und an Lichtmeß 1921 von den Ordensleuten und den ersten Zöglingen bezogen. Der Mühlweiher wurde abgelassen und dadurch fruchtbares Gartenland gewonnen. Es waren mühereiche Gründerjahre. Aber die Tatkraft des ersten Rektors P. Stang, der Fleiß aller Hausbewohner und die große Hilfsbereitschaft der Bauern aus den umliegenden Ortschaften brachten es zuwege, daß sich die Niederlassung gut entwickelte. Dankbar sei hier auch der befreundeten Geistlichen gedacht, die P. Stang mit Rat und Fürsprache zur Seite standen. Die Studentlein besuchten das Ellwan-ger Gymnasium. Um ihnen den weiten Schulweg zu ersparen, wurde 1925 Un der Stadt selbst ein Haus erworben und im März 1926 bezogen. In Josefstal wurden aber weiterhin Buben für den Brüdernachwuchs gesammelt. Die rühige Lage des Hauses legte den Gedanken nahe, hier ein Brüdernoviziat einzurichten. So begann man 1929 mit dem Abbruch eines Teiles der alten Mühle und erstellte einen Neubau, der 1931 eingeweiht und bezogen wurde. Im Mai des gleichen Jahres wurden die ersten 13 Novizen eingekleidet. Novizenmeister war zunächst P. Josef Münch, später P. Josef N i e b e r 1 e r, der dann in Italien den Soldatentod starb. Nach dem letzten Krieg waren hier unsere Ellwanger Missionsschüler untergebracht, bis sie im März 1952 ihr neuerbautes Seminar beziehen konnten. Josefstal beherbergt weiterhin das Brüdernoviziat und die Brüderkandidaten. Die besondere Bedeutung des Hauses liegt aber darin, daß hier P. General Richard L e c h n e r seinen Sitz hat. So laufen in Josefstal die Fäden der Kongregation und der überseeischen Missionen zusammen. In regelmäßigen Abständen ruft P. General seine Assistenten zu sich, um über wichtige Dinge zu beraten. Häufig ist er abwesend, um unsere anderen Missionshäuser zu besuchen, oder er fährt nach Rom zu wichtigen Besprechungen mit den Missionsbehörden. Wenn ihn sein Amt auf Visitationsreise übers Meer nach dem fernen Süden oder Westen ruft, vertritt ihn P. Generalvikar in der Leitung der Kongregation. Nach seiner Rückkehr dürfen wir dann Anteil nehmen an seinen erfreulichen Erlebnissen, aber auch an neuen Sorgen. P. General zur Seite stehen P. Generalsekretär Stephan Lintermann sowie P. Generalökonom Alfred Stadt-m ü 11 e r. Hier in Josefstal befindet sich auch die Schriftleitung des „Stern der Neger", der im nahen Ellwangen gedruckt wird. Rektor des Hauses ist P. Eduard Weiß. Missionssemiiiar St. Josef, Ellwangen Dieses Seminar, auch Josefinum genannt, wurde 1926 bezogen. Die Schülerzahl nahm rasch zu, so daß 1931—1934 ein Anbau aufgeführt werden mußte. 1940 wurde das blühende Juvenat vom Staat geschlossen, im Mai 1941 zog die SS ein, die es bei Kriegsende zerstörte. Die nach dem Krieg neu eintreffenden Schüler wurden zunächst in Josefstal untergebracht. Im März 1952 konnten sie in das neuerstandene Ellwangej Seminar umziehen. Direktor des Hauses ist seit 1929, mit mehreren Unterbrechungen, P. Hermann Bauer. Das Seminar liegt sehr günstig: abseits vom Straßenlärm und doch nahe der Stadt und dem Gymnasium. Im Kreuzgang der Stiftskirche ruht seit über 250 Jahren der ehrwürdige Jesuitenpater Philipp Jeningen. Sein lebenslanger Wunsch, als Glaubensbote in die Heidenmission gesandt zu werden, war unerfüllt geblieben. So wurde er in einer Zeit tiefen Verfalls Apostel der Ellwan-ger Gegend. Er war auch maßgeblich be- teiligt am Bau der bekannten Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg. Die Seminaristen besuchen das hiesige neunklassige Peutinger-Gymnasium, eine traditionsreiche Bildungsstätte von bestem Ruf. P. Direktor und zwei Präfekten leiten Erziehung und Studium der Missionsschüler. Sie sorgen sich in regelmäßigen Aussprachen um ihr seelisches Wohl und helfen ihnen im Ringen um das hohe Ideal des Priester- und Missionsberufs. Besonderer Wert wird auf harmonisches Zusammenleben und selbstlose Hilfsbereitschaft gelegt. Auf dem Stundenplan lösen sich von 6 bis 20 Uhr Gebet, Schulbesuch, Studium und Erholung in wohlüberlegtem Rhythmus ab. In der modern eingerichteten Küche sorgen St.-Anna-Schwestern, die in unmittelbarer Nähe ihr Mutterhaus haben, für ein einfaches, aber kräftiges Essen. Gelegenheit für Spiel und Sport ist ausgiebig vorhanden. Die Blumenfreunde können im Garten mit-arbeiten. Zur Badezeit tummeln sich die Buben gern im Weiher von Josefstal. p. Präfekt Helmut Gröninger gibt Unterricht. Wie man sieht, wissen es diesmal alle. Szene aus dem Spiel „Das heilige Experiment“ (Untergang des Jesuitenstaates in Paraguay), aufgeführt von unsern Missionsschülern in der städtischen Turnhalle, Ellwangen, im Dezember 1956. Basteln und Theaterspiel, Ausbildung in Musik und Gesang werden eifrig gepflegt. In den Schulferien fahren sie heim, so daß auch die wertvollen erzieherischen Kräfte des Elternhauses zur Auswirkung kommen können. Aufgenommen werden Jungen, die willens sind, einmal in unserer Kongregation Priester zu werden. Hat der Seminarist die Gymnasialstudien erfolgreich abgeschlossen, dann tritt er in unser Bamberger Klerikernoviziat ein. Missionsseminar Unterhaus, Bad Mergentheim Das „Geisterhaus" in der Mühlwehr-straße, unser heutiges Missionsseminar, gelangte 1921 in den Besitz von P. Isidor S t a n g. Da es aber weiterhin von Mietleuten bewohnt blieb, konnte das Haus erst im April 1929 als Seminar eröffnet werden. Im April 1940 mußte es geschlossen werden, und erst 1947 konnte der Seminarbetrieb mit elf Schülern wieder aufgenommen werden. Dieses kleine Seminar bietet Raum für 30 Missionsschüler. Sie besuchen das Deutschordensgymnasium der Stadt. Nach Beendigung der vierten Klasse übersiedeln sie in unser Seminar in Ellwangen. Das heutiae Ritterhaus wurde vom Deutschen Ritterorden erbaut, der von 1219 bis 1809 in Mergentheim Besitzungen Jiatte und die Geschicke der Stadt mitbestimmte. Das Haus diente als Wohnung für hohe Ordensbeamte. Der ungewöhnlich hohe, stattliche Renaissancegiebel trägt auf der Spitze einen steinernen Ritter. Rektor ist P. Johann Deisenbeck. Missioiissemhiar in Neumarkt (Opi.) Seit langem war es der Wunsch unserer Kongregation, auch in Bayern ein Juvenat zu besitzen. Dieser Wunsch ist im Sommer 1956 in Erfüllung gegangen. Am 19. Dezember 1953 erhielten wir vom Bischöflichen Ordinariat Eichstätt die Erlaubnis, in Neumarkt ein Knabenseminar für unseren Nachwuchs zu gründen. Die Stadt stellte zu billigem Preis 1,3 ha Grund zur Verfügung. Im Oktober 1954 erfolgte die Grundsteinlegung, im Sommer 1955 stand der Rohbau, am 1. September waren Innenausbau und Einrichtung so weit gediehen, daß die beiden Patres mit 19 Buben von ihrem Behelfsheim in den Neubau umziehen konnten. Das Seminar liegt in schöner, gesunder Umgebung. Es bietet einen herrlichen Blidc über die Stadt, hinauf zur Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg und hinüber zur Burgruine Wolfstein mit dem Aussichtsturm. Neumarkt zählt 15 000 Einwohner, von denen 13 000 katholisch sind. Die Stadt liegt in einem weiten Talkessel, wird vom Ludwigs-Kanal durchzogen und liegt an der Bahnlinie Nürnberg—-Regensburg. Um die Altstadt schlingt sich ein Kranz von Laubbäumen. Im April 1945 brannte die Innenstadt fast völlig aus, wurde aber historisch getreu zum größten Teil wieder aufgebaut. Die Stadt wird überragt von der Pfarrkirche St. Johannes aus dem 14. Jahr- hundert und der Hofkirche. An klösterlichen Gemeinschaften finden sich hier: die Niederbronner Schwestern mit Provinzialmutterhaus; die Armen Schulschwestern von München, die an den Volksschulen unterrichten und die Mädchen-Mittelschule leiten; Franziskane-rinnen von Mallersdorf versehen die ambulante KranKenpflege in Stadt und Umgebung; Barmherzige Schwestern sind im Kreiskrankenhaus tätig. Ferner befindet sich auf dem Mariahilfberg ein kleiner Konvent der Unbeschuhten Karmelitern Die Stadt besitzt Oberrealschule und Gymnasium mit zusammen 800 Schülern; das Gymnasium wird von unseren Buben besucht. Unser Seminar ist ein moderner, neuzeitlich eingerichteter Bau. Die Bauleitung hatte wie beim Wiederaufbau in Ellwangen und beim Erweiterungsbau in Milland P. Josef Würz. Die Schreinerarbeiten wurden von unseren Brüdern in Josefstal ausgeführt. Die Leitung des Hauses liegt in Händen von P. Rektor Anton Fichtner. Ihm zur Seite steht ein Pater als Präfekt. Sie überwachen das Studium der Seminaristen, kümmern sich um ihre Hausaufgaben, geben Nachhilfe- bzw. Vorbereitungsunterricht und führen sie dem Ziel, einmal Missionspriester zu werden, entgegen. Den Haushalt besorgen Schwestern vom Mutterhaus der Dillinger Fran-ziskanerinnen. P. Rektor Anton Fichtner (links) und P. Präfekt Josef Neher mit den ersten Studentlein des neuen Seminars Bjr:’-' Jj ßmMi 1H51 p-lL Mé ■' Das Grundstück hinter dem Haus, zum Teil mit Föhren bewachsen, bietet Gelegenheit zu Spiel und Sport. Wer Lust hat, kann sich an der Pflege der Anlagen und der Blumenbeete beteiligen. Aufnahme in unser Seminar finden gesunde, brave Buben im Alter von zehn bis zwölf Jahren, die genügend begabt sind und Neigung zum Priester- und Missionsberuf haben. Erwünscht sind auch ältere, die bereits das Gymnasium oder die Oberrealschule besuchen. Schulbeginn ist im Herbst. Doch möge die Anmeldung bis Ostern, spätestens bis Juli erfolgen. Wer in unser Seminar ein-treten will, wende sich an den P. Rektor des Missionsseminars Neumarkt (Opf.). Missionshaus in Mellatz 1928 erwarb unsere Kongregation in Mellatz, Gemeinde Opfenbach im bayrischen Allgäu, ein bäuerliches Anwesen, zu dem nebenstehende Kapelle gehört. Sie dient unsern dortigen Mitbrüdern als Hauskapelle. Da unser Bamberger Missionshaus die wachsende Zahl der Novizen und Scholastiker bald nicht mehr fassen kann, entschloß man sich, das Noviziat hierher zu verlegen. — Nach Tausch unseres Hauses mit einem ruhiger gelegenen Hof wird also in den nächsten Jahren hier ein neues Noviziatshaus erstehen. Herz-Jesu-Missionshaiis in Milland Das Herz-Jesu-Missionshaus in Milland war die erste Niederlassung der „Söhne des Hist. Herzens" im deutschen Sprachgebiet. Damit hatten die deutsch-sprechenden Missionare, die in der Mission von Zentralafrika arbeiteten, eine Heimat in Europa, und die Werbung von Nachwuchs deutscher Zunge war nun wesentlich erleichtert. Schon die schöne, ruhige Lage des Hauses inmitten der großartigen Alpenwelt, von fruchtbaren Obstgärten umrahmt, mit dem malerischen Blick auf die alte Bischofsstadt Brixen, auf das von Rebenhügeln und mächtigen Edelkastanien umgebene Talbecken und die schneegekrönten Häupter des Hochgebirges zog viele junge Leute aus Österreich und Deutschland an, die hier ihre Ausbildung als Missionare erhielten. Das angenehme Winterklima (viel Sonne auch in der kalten Jahreszeit) und die für Herz und Lunge gesunde Höhenlage von 600 Metern machten das Haus von Anfang an für erholungsbedürftige Missionare aus den Tropen besonders geeignet. Die Niederlassung in Milland wurde im Jahre 1895 auf Verlangen der österreichischen Regierung und auf Befehl der römischen Missionsbehörde vom Mutterhaus in Verona aus gegründet. Die Rektoren P. Xaver Geyer (1897 bis 1903) und P. Dr. Matthias Raffeiner (1904 bis 1919) bauten die Niederlassung ständig aus. Im Januar 1900 trat der erste Zögling ein, am Ende des Jahres waren es schon 100. Noviziat und Scholastikat blühten. Bis dann der erste Weltkrieg mit seinen Folgen einen schweren Rückschlag brachte. Infolge des Verbotes deutscher Schulen nach der Besetzung Südtirols durch Italien mußten die Missionsschüler nach Graz in Österreich übersiedeln. Das Klerikernoviziat wurde 1934 nach Bamberg verlegt. Nach dem zweiten Weltkrieg, am l.März 1946, konnte wieder ein Juvenat eröffnet werden. Zahlreich kamen sie, die Tiroler Buben, von den Bergen herab und aus den Tälern, und bald waren die Räumlichkeiten zu eng. So mußte für sie ein Neubau erstellt werden, der Bild links : Die beiden Hauptgebäude unserer Niederlassung in Milland. Links das neuerbaute Juvenat, rechts das Haus der Ordensleute. Dahinter (auf dem Bild nicht sichtbar) das Werkstätten- und das Ökonomiegebäude. Von rechts grüßt die Pfarrkirche von Milland herab, in deren Schatten mehrere unserer Mitbrüder, so P. Isidor Stang, ihre letzte Ruhe gefunden haben. Bild rechts: Blick über das weite Tal des Eisack, in dem die alte Bischofsstadt Bri-xen liegt. Am diesseitigen Talrand führen die Straße und die Bahn vom Brenner herunter nach dem Süden. In der Bildmitte erkennt man die Kirche von Milland. Im Hintergrund ragen die Geislerspitzen, ein Teil der Dolomiten, auf. Die Saß Rigais, die höchste, pyramidenförmige Spitze mit über 3000 m, ist ein beliebtes Ausflugsziel. dann im Juni 1956 bezogen werden konnte. Die Missionsschüler besuchen bis zur vierten Klasse das Stadtgymnasium, die höheren Klassen bis zur Reifeprüfung das bischöfliche Gymnasium im Vinzentinum. Schulbeginn ist jeweils im Herbst. Wir hoffen zuversichtlich, daß aus den über 90 Buben ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz sein Ziel erreicht. Stammen sie doch alle aus tiefreligiösen und opferstarken Familien, aus einem Land, in dem der Glaube noch nicht zum leeren Lippenbekenntnis geworden ist. Die durchschnittliche Geschwisterzahl unserer Schüler beträgt acht! Das Missionshaus Milland beherbergt in seinen Mauern auch ein Scholastikat. Die gegenwärtig sechs Scholastiker besuchen die Vorlesungen am Priesterseminar in Brixen. Im Missionshaus Milland hat die ganze ältere Generation unserer Kongregation ihre Ordensjugend verlebt. Die Apostolischen Präfekten und Bischöfe, alle unsere Genéraloberen mit ihren Assistenten ~und nicht zuletzt die Redakteure des „Stern der Neger" gingen aus diesem Haus hervor. Von hier aus wurde auch ü920 unsere erste Niederlassung in Deutschland gegründet, das Missionshaus Josefstal. Derzeitiger Rektor ist P. Josef Etti, der schon in früheren Jahren hier als Präfekt, Novizenmeister und Rektor gewirkt hat. Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstetten Im März 1924 konnte in Graz am Paulustor das ehemalige Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern erworben werden. Und alsbald trafen die ersten kleinen Missionsschüler aus der grünen Steiermark ein. Dazu kamen aus Milland die Studentlein (darunter der heutige Missionsbischof Anton Reiterer), die wegen der dortigen politischen Nachkriegsverhältnisse die Schulen in Brixen nicht mehr besuchen konnten. 1931 bot sich eine willkommene Gelegenheit, dieses Haus günstig zu verkaufen und dafür außerhalb der Stadt ein großes Gutsgebäude mit Garten, Park und zwei Weihern zu erwerben. Hier konnte sich das Seminar unter P. Rektor Alois Wessels prächtig entfalten. Die unteren Klassen wurden im Haus unterrichtet, die oberen fuhren mit einem eigenen Omnibus zur Schule nach Graz. 1937 wurde eine Kapelle gebaut. Als eben die ersten Früchte heranreiften und die Schülerzähl auf 150 ge- stiegen war, wurde der Seminarbetrieb durch die nationalsozialistische Regierung geschlossen. Nach dem Krieg hausten russische und englische Besatzungstruppen in dem einst so gepflegten Schlößchen und demolierten es gründlich. Im September 1948 konnten wieder die ersten Seminaristen einziehen. Heute ist ihre Zahl auf 80 gestiegen. Wie vor dem Krieg erhalten die Unterklassen Unterricht im Haus, die Mittel- und Oberklassen fahren zur Schule nach Graz. Rektor des Hauses ist P. Paul Vogel. Missionshaus in Messendorf Diese Niederlassung in der Nähe von Graz wurde 1908 von Milland aus gegründet. Seit 1909 erhebt sich neben dem Haus ein schmuk-kes Kirchlein zur Schmerzhaften Muttergottes. Die Patres widmeten sich von Anfang an der Seelsorge und dem Religionsunterricht. P. Johann K o 11 n i g wirkt hier seit 1926. In Laibach, Jugoslawien, wurde 1937 ein Haus erworben und als Juvenat eingerichtet. Die verheißungsvollen Anfänge wurden durch den Krieg zunichte gemacht. 1946 zwang uns der Staat, das Haus zu räumen. Missionshaus St. Heinrich, Bamberg klerikeriiovizial - Scholastikut Die zunehmende Enge in unserem Südtiroler Missionshaus in Milland zwang zur Verlegung des Klerikernoviziates. In Bamberg fand sich 1933 ein geeignetes Gebäude, das sich im Besitz des Barons von Gebsattel befand. Hochw. Prof. Dr. Kraft von der Bamberger Hochschule hatte uns auf das Haus aufmerksam gemacht. Zu Ehren des heiligen Kaisers Heinrich II., des Gründers von Dom und Bistum, wurde es „St. Heinrich" genannt. 1934 übersiedelte P. Novizenmeister ^Josef Etti mit seinen Novizen hierher. Nach Beendigung des ersten Noviziatsjahres beginnen die Kleriker mit dem Studium der Philosophie und Theologie an der Hochschule. Rektor des Missionshauses ist P. Karl Mönch. Noviziat: Schule des Ordenslebens Das Noviziat, dem einige Wochen Postulat vorausgehen, beginnt mit der Einkleidung. Diese stille, gesegnete Zeit dient der theoretischen und praktischen Einführung ins Ordensleben. Unter der kundigen, liebevollen Anleitung des Pa- ter Novizenmeisters lernt der angehende Ordensmann sich selbst mit allen seinen Schwächen, aber auch seinen guten Anlagen kennen. Durch beharrliche Übung sucht er seine Fehler abzulegen. Immer mehr dringt er ein in die Kunst des betrachtenden Gebetes und einer vertieften Mitfeier der hl. Messe. In der geistlichen Lesung tritt ihm das leuchtende Beispiel großer Heiliger und vor allem Christi selbst vor die Seele. Eine tiefe Freude am religiösen Leben erfaßt ihn. In täglichen Unterweisungen wird er in den Geist der Gelübde und der Ordensregeln eingeführt. Es wird auch nicht an empfindlichen Proben des Gehorsams, der Verdemütigung und Abhärtung fehlen. Besonderer Wert wird auf Pflege des gemeinschaftlichen Lebens gelegt. Diese Zeit dient auch der Überlegung: Bin ich zum Ordensleben berufen? Werden die Worte bei der Gelübdeablegung: „Angetrieben vom Wunsche, Dir treu zu dienen", mein ganzes Leben lang wahr bleiben? Das Noviziat schließt mit der Ablegung der Gelübde auf zunächst ein Jahr. Scholastika!: Aufstieg zum Priestertum Von Frt. Udo B a u m ü 11 e r Ein Scholastiker ist ein junger Mann, der einen langen, schwarzen Talar anhat, eine Kollegmappe unter den Arm klemmt und in mehr oder weniger würdevoller Haltung zur Hochschule geht, um einmal Pfarrer zu werden. Au weh! Diese Beschreibung ist ziemlich schwach und nicht ganz fehlerfrei. Ich kann mir aber denken, daß viele unserer freundlichen Leser nicht mehr von einem Scholastiker wissen (oder noch weniger?), und versuche daher, Genaueres über uns Scholastiker in Bamberg zu berichten: wer uns ausbildet, was wir treiben, wie wir in Gemeinschaft leben. Zunächst wird euch das Wort Scholastiker „spanisch" Vorkommen. Es ist aber nicht spanisch, sondern lateinisch und kommt von „Schola", Schule. Wir Scholastiker sind also Schüler, sogar Hochschüler, und unsere vornehmliche Aufgabe ist es, sowohl die menschliche Weisheit in der Philosophie als auch die göttliche Weisheit in der Theologie zu ergründen und uns einzuverleiben. Wir wollen einmal Priester werden; aber keine Weltpriester, sondern Ordenspriester, Patres. Wir schlossen uns daher einer Ordensgemeinschaft an, legten die drei Ordensgelübde ab und werden einmal bereitstehen, in die Heidenmis-sicn gesandt zu werden. Damit sind wir uns über den Namen Scholastiker im klaren. Unser Haus steht mitten auf dem Domberg, man kann sagen, noch im Schatten der Türme des ehrwürdigen Kaiserdomes. Das Haus war einst ein alter Adelssitz, und die Residenzen und Häuser ringsum atmen Kultur und jahrhundertealte Geschichte. In solcher Umgebung kann man sich wirklich wohl fühlen. Die hohen und großzügigen Räume unseres Hauses beherbergen gegenwärtig — außer den Novizen — zehn Scholastiker. Der eine hat einen rabenschwarzen, der andere einen braunen oder blonden Haarschopf — Sinnbild dafür, daß jeder ein eigener Typ und Charakter ist und sein soll. Zehn, das ist eigentlich eine kleine Schar. Aber der Nachschub aus dem Noviziat wird von Jahr zu Jahr P. Novizenmeister Anton Baumgart mit seiner jungen Schar Bei der Ablegung der hl. Profeß. größer werden; außerdem haben wir noch Scholastiker in Milland (Südtirol) und Rom. Religiöse und wissenschaftliche Ausbildung Wenn der junge Mensch leiblich und seelisch gedeihen soll, dann braucht er etwas Ordentliches zu essen. Dafür sorgt bei uns P. Rektor in seiner Eigenschaft als Verwalter des Hauses. Zwei Schwestern und eine Küchenhilfe bereiten uns zwar keine großen lukullischen Genüsse, aber was sie auf den Tisch bringen, ist fein, gesund und nahrhaft. So etwas brauchen wir. Weil es aber in den Anstandsbüchern heißt, man solle nicht übers Essen sprechen, will ich nicht weiter „unanständig" sein und auf etwas anderes übergehen. Um unseren religiösen Fortschritt bemüht sich in erster Linie Pater Spirifual. In wöchentlichen Konferenzen, monatlichen Geisteserneuerungen und in persönlichen Aussprachen leitet er uns an, wie wir gute Ordensleute, Priester und Misionare werden können. Er ist auch unser Beichtvater. Pater Rektor hält ab und zu eine Ordnungskonferenz, und jährlich gibt uns ein fremder Pater achttägige Exerzitien. Wir Scholastiker werden wahrlich gut betreut; Pater General soll ja auch zufrieden sein können, wenn er zur Visitation bei uns erscheint. „Ich versteh' gar nicht, daß euere Ausbildung länger als fünf Jahre dauert." So wundert sich mancher über die lange Dauer unseres Studiums. Nun, es ist nicht leicht, ein rechter und gut ausgebildeter Priester und ein weitgehend selbständiger Missionar zu werden. Das erfordert viel Studium in allen möglichen Fächern, viel Selbsterziehung und auch ausgiebige Aneignung praktischer Fertigkeiten. Gewöhnlich geht der Studiengang so vor sich: Zwei Jahre lang, das sind vier Semester, hören wir philosophische Vorlesungen. Da lernt man z. B. eine schwindelhafte Beweisführung durchschauen; oder im ontologischen Kolleg wird einem beigebracht, daß das Nichtsein kein Sein sein kann. Am Ende dieser zwei Jahre muß man eine Abschlußprüfung bestehen, Admissio genannt, d. h. Zulassung zum Studium der Theologie. Anschließend bekommt man auch gleich die vier niederen Weihen und steigt in die theologische Fakultät auf. In den theologischen Semestern wird man eingeführt in die religiösen Fächer: die Glaubenslehre, Sittenlehre, Gnadenlehre, Schrifterklärung, Seelsorge und vieles andere. Die Vorlesungen hören wir an der Hochschule oder am Priesterseminar. Win kommen dabei viel mit den Priesterseminaristen und den Karmelitermönchen zusammen. Manch interessante wissenschaftliche Diskussion entspinnt sich da. Am Ende des neunten Semesters findet dann im Beisein der Professoren und des Erzbischofs das sogenannte Synodale, die theologische Schlußprüfung, statt. Nach dieser Prüfung legen die Scholastiker die ewigen Gelübde ab, denen schon die zeitlichen Gelübde für jeweils ein Jahr vorausgegangen sind. Ein erster Höhepunkt sind dann die beiden höheren Weihen der Subdiakonatsund Diakonatsweihe. Diese Weihen berechtigen zur feierlichen Taufe, zur Austeilung der hl. Kommunion und zur öffentlichen Predigt. Um dies in rechter Weise tun zu können, muß man sich darin natürlich vorher geübt haben. Neben den Professoren, unter denen sich namhafte Größen befinden, stehen uns auch Privatlehrer in der Stadt zur Verfügung. Gar mancher nimmt Unterricht in Gesang und Klavier- und Orgelspiel. Die praktische Seite unserer Ausbildung wird wahrlich nicht klein geschrieben. Oft stellen wir Diakone und Subdiakone für feierliche Gottesdienste in den Pfarrkirchen. Unsere Schola singt manchmal im Dom und vielmals in unserer Hauskapelle zum feierlichen Hochamt. In der Hauskapelle halten wir auch unsere Probepredigten, die auf Tonband aufgenommen werden, so daß der Prediger sich dann selbst kritisch anhören und seine Fehler verbessern kann. Der Bischof erteilt die Weihe des Akolythates, die vierte der niederen Weihen. Haben wir das elfte Semester absolviert, dann empfangen wir die Krone unserer langen Ausbildung, die Priesterweihe. Unser Tageslauf Selbst ist der Mann, so sagt das Sprichwort. Ich glaube, das kann man in erhöhtem Maße von jedem Scholastiker sagen. Jeder muß das Seine tun, um sich wissenschaftlich und religiös zu vervollkommnen. Wer dazu nicht entschlossen ist, der stellt zweifellos eine traurige Figur dar und paßt keinesfalls zu uns. Es bedarf einer festen inneren Haltung und einer starken Willenskraft, um sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich an den straffen Tagesplan zu halten. Wir fühlen uns aber durch den Stundenplan keineswegs tyrannisiert; jede einzelne Übung ist zeitlich so sinnvoll und harmonisch abgestimmt, daß nichts unnatürlich wirkt. Wir stehen gewöhnlich um 5.15 Uhr auf. Ist das zu früh? Für einen gesunden Menschen sicher nicht. Dann folgt das gemeinsame Morgengebet und die dreiviertelstündige Betrachtung. Wir versenken uns dabei vor allem in das Leben Jesu, wie es sich in den Evangelien darbietet, und ziehen daraus die praktischen Folgerungen für unser persönliches Leben. An die Betrachtung schließt sich das hl. Meßopfer an. Von acht bis zwölf Uhr hören wir die Vorlesungen an der Hochschule bzw. am Priesterseminar. Da heißt es mächtig aufpassen, um alles zu verstehen und möglichst auch gleich im Kopf zu behalten. Um zwölf Uhr ;st dann daheim Gewissenserforschung über die abgelaufene Tageshälfte. Hat man sich etwas Ungehöriges vorzuwerfen, dann schmeckt das Essen nicht ganz so gut, man hat aber trotzdem einen gewaltigen Appetit. In den nächsten 45 Minuten ist Erholung, Erfrischung von Leib und Seele durch Unterhaltung, Spiel und Sport. Es folgt ein kurzer Besuch des Allerheiligsten in der Kapelle, wo wir auch jedesmal für unsere Wohltäter beten; dann eine kurze geistliche Lesung. Von zwei bis sieben Uhr ist, mit kurzer Unterbrechung um vier Uhr, Studium. Wir verarbeiten das am Vormittag Gehörte und bereiten uns auf den nächsten Tag vor. Jeder muß viel und gründlich studieren, um den Aufgaben der Seelsorge gewachsen zu sein. Wir lernen auch eine Fremdsprache, Englisch oder Spanisch, für unsere spätere Missionsarbeit. Gerne wird der eine dem andern helfen, wenn Schwierigkeiten auf treten. Wenn dann Abendessen, Rosenkranz und nochmals eine kurze Erholung hinter uns liegen, danken wir Gott für den abgelaufenen Tag und sinken rechtschaffen müde in den wohlverdienten Schlaf. Spätestens um halb zehn rührt sich kein Scholastiker mehr. So ungefähr sieht also unser Tageslauf aus. An Sonn- und Feiertagen und besonders in den Ferien ändert sich da natürlich einiges. Vor allem gibt’s da mehr Freizeit. Diese verwendet man dann gern dazu, sein persönliches Stek-kenpferd zu reiten: als Elektriker, Bastler oder Musiker, als Graphiker oder Photograph. Jeder hat da eine Liebhaberei, die ihm im Missionsleben einmal zustatten kommen wird. Jährlich fahren wir für vier Wochen in Urlaub nach Hause. Auch diese Ferien haben in unserer Berufsausbildung einen wichtigen Platz. Geben sie uns doch die Möglichkeit, Einblick zu bekommen ins wirkliche Leben und die Menschen in ihren leiblichen und seelischen Nöten verstehen zu lernen; auch ergibt sich manchmal die Gelegenheit, in einem Streitgespräch seine hohe Gelehrsamkeit in verständlichem Deutsch an den Mann zu bringen. Leben in der Gemeinschaft Die Gelehrten sagen, der Mensch sei ein „Ens sociale", ein Gemeinschaftswesen. Das heißt, daß er sich ziemlich unwohl fühlt, wenn er allein leben soll. Die Urform der Gemeinschaft ist die Familie. Eine Familie, nur in vergrößertem Umfang, bilden auch wir Scholastiker, zusammen mit unseren Vorgesetzten. Fragt nicht, wie es da oft zugeht, welch Leben da herrscht! Glaubt ja nicht, wir seien in Zellen eingemauert oder müßten immer nur beten. Man ahnt es kaum, was sich bei uns tut, wenn zur Erholung geläutet wird. Diese wickelt sich im Sommer im Freien ab. In einer Ecke wird Ringtennis gespielt, in einer andern Tischtennis oder Federball. Eine Gruppe lustwandelt unter der Weinlaube, eine andere läßt frohe Lieder ertönen, begleitet vom Klang der Gitarren. Sonntags unternehmen wir gewöhnlich einen Spaziergang. Im Winter verziehen wir uns zur Erholung in die warmen Gemächer, hören Radio, spielen Karten oder Schach. Da wird geplaudert, gesungen und gelesen; wenn dann einem ein zünftiger Witz gelingt, sind wieder alle vereint in gemeinsamem Gelächter. Zweimal im Jahr halten wir es in Bamberg einfach nicht mehr aus. Wir fahren jeweils einen Tag lang in die Fränkische Schweiz, klettern an den Felsen herum und machen die ganze Gegend unsicher, öfters besuchen wir gute Filme und Vorträge über verschiedene Wissensbereiche. Im Rahmen zahlreicher musikalischer Veranstaltungen hatten wir vielfach Gelegenheit, die berühmten Bamberger Symphoniker zu hören. Mancher könnte denken, wir würden ganz einseitig geistig ausgebildet. Das ist aber nicht der Fall. Die körperliche Ausbildung kommt auch zu ihrem Recht. Das ist bitter nötig. Wie wollten wir sonst die Strapazen in der Mission aus-halten und auf die Dauer gesund bleiben? Wir müssen doch so ein Maultier in den Bergen Perus bändigen können und dürfen uns von ihm nicht in den Abgrund kippen lassen! Der Montag ist der Tag des Sportes. So manche Fußballkanone findet sich da unter uns. Fußball-wettspiele trugen wir schon mehrmals gegen das Priesterseminar aus. Freilich verlieren wir gewöhnlich; das erschüttert uns aber nicht. Immerhin schlagen wir uns ganz gut. An heißen Tagen stürzen wir uns ins kühle Naß, und im Winter schnallt der eine oder andere seine Skier an. Jeder tobt sich auf seine Weise aus, und abends kommt man sehr ermüdet nach Hause. Eine ganz besondere Pflege erfährt das Gemeinschaftsleben an den Sonn-und Feiertagen. Das Herz-Jesu-Fest und die Feste unserer Patrone und natürlich die hohen Feste der Kirche feiern wir mit erhöhtem Glanz. Bei besonderen Anlässen halten wir eine sogenannte Akademie ab. Ein Referat, Musikstücke, Chöre und Gedichte kommen da zum Vortrag, das Ganze getragen und feierlich ernst. Froh und heiter gestimmt aber sind wir am Heiligen Abend. Wie eine große Familie sitzen wir beisammen, singen Lieder und machen Musik. Ich kann euch sagen, da fühlt man sich zuhause wie bei Vater und Mutter und Geschwistern. An Fastnacht haben wir jedesmal eine Riesen-Gaudi. Fast alle haben sich verkleidet, das ganze Haus ist auf den Kopf gestellt. Im Speisesaal, der bis zur Unkenntlichkeit verwandelt ist, wickelt sich ein Programm von ungeahnter Komik ab; vom Kinderaufsatz über die Kuh bis zur verrücktesten Jazzbande. Na ja, Spaß muß sein, auch bei uns Scholastikern. Die Scholastiker sind zum sportlichen Wettkampf angetreten. Freilich, die eigentlichen Schwerpunkte unserer brüderlichen Gemeinschaft sind die gemeinsamen religiösen Verrichtungen, Gebet und hl. Meßopfer. Das Bewußtsein der Zugehörigkeit zu Christus verbindet uns mehr als alles andere zu einer Familie. Vieles könnte noch erzählt werden über unser gemeinsames Leben und Treiben hier im Scholastikat. Nur einen Festtag will ich noch nennen, den Tag der Priesterweihe eines oder mehrerer Mitbrüder. Das ist das Fest der Feste in unserer Gemeinschaft. Schon lange vorher treffen wir Vorbereitungen zur würdigen Feier dieses Tages. Im hohen Kaiserdom erleben wir die Weihe unserer Mitbrüder aus unmittelbarer Nähe mit. Wir freuen uns, wenn wieder einer sein hohes Ziel erreicht hat und den Traum seiner Bubenjahre erfüllt sieht. Priester wollen wir jungen Menschen werden, und in der Heidenmission sehen wir unsere besondere Aufgabe, zur Ehre Gottes und zur Ausbreitung seines Reiches auf dieser Erde! Studienliaus in Rom Von Frt. Josef Uhl Alljährlich am Lichtmeßtag erlebt man im Vatikan eine denkwürdige Zeremonie. Viele Gestalten in allerlei geistlicher Gewandung eilen über die Gänge und Treppen in den festlich geschmückten Saal. Darin bietet sich dem Auge ein buntes Bild der verschiedensten Ordenstrachten. Lichtmeß ist ja der Tag, an dem alle Studienkollegien der Ewigen Stadt und alle Ordenskongregationen, die in Rom ihren Hauptsitz oder wenigstens eine kleine Niederlassung haben, dem Heiligen Vater ihre Huldigung darbringen. Jeder Vertreter überreicht ihm eine schön geschmückte Kerze, küßt ihm die Hand, der Papst spricht einige Worte mit ihm und erteilt ihm den apostolischen Segen. Unter der großen Zahl der Versammelten befindet sich seit einigen Jahren auch eine Vertretung unserer Kongregation der „Missionäre Söhne des Hist. Herzens Jesu". Irgendwann, nach hundert oder mehr Aufrufen, werden wir vom Zeremonienmeister in den feierlichen Zug eingereiht, der uns an den Thron des obersten Hirten führt. Wo wir wohnen In dem Haus, das unsere Kongregation 1950 in Rom erworben hat, weilt der Generalprokurator. Seines Amtes ist es, im Geschäftsverkehr mit dem Heiligen Stuhl den Generalobern zu vertreten. Weiter dient diese Niederlassung als Studienhaus. Gegenwärtig widmen sich hier ein Pater und vier Scholastiker den philosophischen und theologischen Studien. Daneben ist das Haus ein willkommenes Absteigequartier für unsere durchreisenden Mitbrüder. Ursprünglich als Wohnhaus für eine Familie gebaut, unterscheidet es sich äußerlich kaum von den benachbarten Häusern. Doch wenn man die Straße heraufkommt, die an der vatikanischen Stadtmauer entlangführt, liest man an einem eisernen Gartentor die Aufschrift: „Missioni Estere", was bedeutet, daß hier eine Missionsniederlassung ist. In diesem nicht allzu geräumigen Haus spielt sich Tag für Tag das Lebei unserer kleinen achtköpfigen Gemeinschaft ab. Dem Hauseingang zunächst liegt -der Raum, in dem sich zu bestimmter Stunde alle zu Mahlzeit und Geselligkeit zusammenfinden. Eine kleine handbetriebene Aufzugsvorrichtung bringt die Speisen aus der Küche, die einen Stock tiefer liegt, herauf. Dort waltet Br. Kraker seines Amtes als Küchenchef. Er hat seine Kochkunst und unsern Gaumen schon weitgehend an Pasta asciutta und ähnliche italienische Leibgerichte gewöhnt. Ist der Hunger gestillt, erzählt man sich in froher Runde die Erlebnisse, Begegnungen, Freuden und Leiden, die der Tag mit sich bringt. Manchmal blättern wir in einem Liederbuch und singen deutsche Volkslieder. Oder es wandelt uns die Lust zu einer entspannenden Kartenrunde an. An kühlen Wintertagen tut in einer Wandnische ein wärmender Ofen seine Dienste. Gegenüber dem Kruzifix steht in zierlichen Buchstaben der biblische Spruch: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. So gehen wir denn nach jeder Mahlzeit für einige Augenblicke in die Hauskapelle zu einem Besuch des Allerheiligsten. Die Kapelle ist der Ort, wo sich im Ablauf des Tages immer wieder eine Gemeinschaft von Betern zusammenfindet. Die Kapelle ist schlicht, sicher einer der kleinsten Gottesdiensträume der Ewigen Stadt, und ohne die prunkende Pracht, in der mit Recht so viele Heiligtümer Roms erstrahlen. Doch über dem marmornen Altartisch steht der Tabernakel, in dem Christus in unserer Mitte zugegen ist. Hier ist jeden Tag mehrmals Opferfeier, hier verkündet jeden Sonntag der geistliche Leiter der Gemeinschaft in der Predigt das Wort Gottes. Zu prunkvoller Gestaltung des Gottesdienstes fehlen uns Leute und Ausrüstung. Doch vergeht kein Sonntag und Feiertag, an dem nicht der Meßchoral oder vertraute Lieder erklingen würden. Einigemal im Jahr versuchen sich die einzelnen in einer übungspredigt. Eine Marmortreppe führt in engen Windungen zu den oberen Stockwerken und den einzelnen Wohnzimmern. Da wird tagsüber eifrig studiert. Man muß schon kräftig anklopfen, wenn man gehört werden will. Auf dem Tisch liegen lateinische Bücher ausgebreitet, über denen der Student sein Tagewerk leistet. Ist der Geist nach angestrengter Arbeit müde, mag man sich Abspannung schaffen; man greift zu einem unterhaltsamen Buch, zu einer guten Zeitschrift; oder man holt Fiedel oder Geige herbei und spielt den eigenen Ohren was vor. Und braucht die Lunge frische Luft, dann steigt man flink die Treppe hinauf und macht auf der Dachterasse ein paar tief er Atemzüge. Dieses Flachdach, ganz südländischer Bauart entsprechend, ist eines der schönsten Plätzchen des Hauses. Zur Rechten sehen wir uns unmittelbar der schrägen Mauer gegenüber, die den Vatikanhügel, das päpstliche Hoheitsgebiet, umsäumt; nur die breite, belebte Straße, der Viale Vaticano, trennt uns davon. Da der Mauerrand auf gleicher Höhe mit unserem Standort ist, sehen wir zwischen den Bäumen hindurch da und dort Wege und Blumenanlagen; Es sind die Vatikanischen Gärten, wo bekanntlich der Papst täglich seinen Erholungsspaziergang macht. Aber leider pflegt er dieses uns nahegelegene Revier selten aufzusuchen, jedenfalls haben wir noch nie seine weiße Gestalt erspäht. Vier schlanke Sendemasten recken sich hoch und tragen ein weitverzweigtes Netz von Antennen. Im Hintergrund erkennt man die Radiostation und, fast ganz von Bäumen verdeckt, die Kuppel von St. Peter, während das Stadtzentrum jenseits des Hügels liegt. Dafür schweift der Blick nach der anderen Richtung hin umso weiter über das Land, an klaren Tagen bis zur blauen Bergkette der Abruzzen. Direkt vor uns senkt sich das Gelände steil in die Tiefe; zwischen etlichen Obstbäumen liegt unser Gemüsegarten. Uber viele Stufen gelangt man vom Hause aus hinab; die Beete sind in schmalen Terrassen angelegt. Im Tal dehnen sich westwärts weite Ziegeleien, die aber immer mehr von neuen Stadtvierteln verdrängt werden. Ununterbrochen sind Bauleute und Maschinen am Werk. Mächtige Wohnblöcke erstehen, deren jeder für mehrere hundert Menschen Wohnung bietet. Wer zählt die Völker... Morgens nach dem Frühstück machen wir Studenten uns auf den Weg zu den Vorlesungen. Mit dem Fahrrad dauert das nur wenige Minuten an der Vatikanischen Mauer entlang zum Monte Gia-nicolo, zu Fuß dauert’s eine Viertelstunde. Ein schmucker, symmetrischer Bau grüßt herab, das päpstliche Propagandakolleg, in dem mehr als 150 Priesterkandidaten aus allen Missionsländern untergebracht sind. Gleich dahinter taucht auch das Universitätsgebäude auf, wo sie die Vorlesungen besuchen. Ein reiches Gemisch von Völkern und Hautfarben! Neben Scholastikern vieler europäischer Missionsorden begegnen wir Das Päpstliche Kolleg Urbanum Studenten aus allen übrigen Erdteilen. Unsere Kollegen aus Japan und dem übrigen Fernen Osten überraschen durch ihre höfliche Umgangsart. Die Schwarzen aus Afrika pflegen gesellige Kameradschaft, erkenntlich schon an ihrem herzlichen Lachen. Zwei von ihnen sind aus dem Stamm der Zulu, Südafrika; ihnen ist unser verstorbener Bischof Riegler noch in lebhafter Erinnerung. Auch mit den Angehörigen der vielen Stämme Indiens verträgt man sich gut; sie sind begabt und redegewandt. Einer aus ihnen, schon Priester, erzählte uns, er sei letzten Sommer zwei Monate in Deutschland gewesen. Obschon er vorher kein Wort Deutsch verstand, spricht er jetzt fließend unsere Sprache. Die blonden, langgewachsenen Australier sprechen einen eigenen englischen Dialekt und geben damit ihren Gesprächspartnern oft unlösbare Sprachrätsel auf. Im Verkehr mit all diesen Studenten läßt sich erahnen, wie weit heute die Segenswirkungen unserer katholischen Kirche reichen. Da sitzen zwei nebeneinander auf der selben Schulbank. Der eine ist Angehöriger eines orientalischen Ritus, der auf die Zeit der Urkirche zurückgeht; der andere ist Neuchrist, hat erst vor ein paar Jahren die Taufe empfangen. Beide studieren die christlichen Wahrheiten, um sie dann in ihrem Volk und Land weiterzupflanzen. Der Donnerstag ist schulfrei. Da besuchen wir dann manchmal die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es gibt ja keinen Ort auf der Welt, der so viele Schätze und Kunstwerke aus allen Epochen der Vergangenheit birgt wie Rom. Auf den Plätzen der Stadt stehen die braunen, steinernen Obelisken, in Ägypten bereits Jahrtausende vor Christus aus den Felsen gehauen. Aus dem römischen Heidentum um die Zeitenwende stammen die Ruinen von Kaiserpalästen, Theateranlagen und Tempeln, die heute noch den Kern der Stadt kennzeichnen. Und jedes der folgenden Jahrhunderte hat christliche Gotteshäuser geschaffen, erst enge Katakombenräume, dann weit-schiffige Basiliken. Von Zeit zu Zeit wird unser Haus zu Veranstaltungen der deutschen Gemeinde eingeladen, so zu Vorträgen und Konzerten in der deutschen Nationalkirche S. Maria deli' Anima. Bei solchen Anlässen bietet sich uns willkommene Gelegenheit, mit deutschen Bekannten zusammenzutreffen. Vor den letzten Sommerferien hatten wir eine Begegnung mit dem weltbekannten Weihbischof Fulton Sheen von New York. Wie er immer zu tun pflegt, wenn er nach Rom kommt, lud er auch diesmal die Studenten der Propaganda-Universität zu einer Konferenz über ein aktuelles religiöses Thema ein. Seine Persönlichkeit, wie auch seine Art zu sprechen, ziehen jeden Zuhörer in seinen Bann. In Amerika kennt ihn jedermann von seinen Vorträgen im Fernsehen; das gesamte Honorar, das er mit seinen Sendungen verdient, schickt er zu Missionszwecken an die päpstliche Behörde für die Ausbreitung des Glaubens. Ein Vorbild missionarischer Opfergesinnung! Frohe Wiedersehensfreude herrscht im Haus, wenn Mitbrüder eintreffen. Jeder Missionar hegt ja den Wunsch, bevor er in sein fernes Arbeitsfeld ausreist, die Ewige Stadt und vor allem den Heiligen Vater zu sehen. Wir begleiten unsern Gast zu den vier Hauptbasiliken, zu den Märtyrerkirchen und Heiligengräbern. Das tiefste Erlebnis wird für ihn die große Audienz sein, wenn der Stellvertreter Christi zu den Pilgern spricht und vom Grabe Petri aus auch ihm den apostolischen Segen ins ferne Missionsland mitgibt.' P. Generalprokurator Anton Fink ist zugleich auch Rektor des Hauses. Stern der Neger Mit Beginn des Jahres 1957 trat unsere Zeitschrift „Stern der Neger" in ihren 50. Jahrgang ein. Eigentlich hätte es schon der 60. sein sollen. Aber unser „Stern" hat sich während des letzten Krieges und der ersten Nachkriegsjahre ein ganzes Weilchen hinter den düsteren Wolken der Zeit verborgen gehalten, bis er sich 1954 wieder hervorwagte und im alten Glanze weiterstrahlte, als ob nichts gewesen wäre. Gegründet wurde die Zeitschrift im Jahre 1898 von P. Xaver Geyer, dem tatkräftigen Rektor des 1895 eröffneten Missionshauses in Milland im sonnigen Südtiroler Bergland. Hier erstanden alsbald Juvenat, Noviziat und Scholastikat. P. Geyer wollte dieser Niederlassung eine breite Basis in Österreich und Deutschland verschaffen und ein Heer von Wohltätern gewinnen. Dazu schien ihm eine eigene Zeitschrift das beste Mittel zu sein. Bis zu seiner Ernennung zum Missionsbischof im Jahre 1903 trug er die Last der Redaktion und schrieb auch viele Beiträge selbst. Die erste Nummer wurde — wie hätte es anders sein können! — mit einem Beitrag über das Hist. Herz Jesu eröffnet. Die großen Themen der Jahrgänge bis in den ersten Weltkrieg hinein stellte natürlich das Missionsgebiet von Zentralafrika. 1898 war durch eine siegreiche Schlacht bei Khartum das Mahdireich endgültig niedergeworfen, und die alten und neuen Glaubensboten warteten voll Ungeduld auf den Tag, da sie ihr Bündel schnüren und nilaufwärts in die verwüstete, aber nie aufgegebene Mission gelangen könnten. Da schreiben P. Münch, P. Zorn, P. Stang und viele andere von Land und Leuten, von der Gründung neuer Stationen, von den Gefahren des Islam und den Greueln der Sklavenjagden. Da wird auch immer wieder voll Dankbarkeit des österreichischen Kaiserhauses gedacht, das diesem Missionsgebiet so viele finanzielle Mittel zukommen ließ. Und natürlich erfahren wir vom Leben und Treiben der Missionsjugend in Milland und vom Ausbau der Niederlassung. Während des ersten Weltkrieges spiegelt sich dann der verhängnisvolle Rückschlag des Missionswerks in den Blättern unserer Zeitschrift. Die meisten österreichischen und deutschen Missionare müssen den Sudan verlassen, viele werden in Ägypten interniert. Die einzelnen Nummern werden nun bedenklich schmal, der Bezugspreis hinkt hinter der davoneilenden Geldentwertung her, so daß der Schriftleiter bitten muß, einen freiwilligen Aufschlag dazuzulegen. Eine Folge des Kriegsausgangs ist es .auch, daß unsere Missionare in Südafrika ein neues Arbeitsgebiet zugeteilt bekommen. Und bald meldet der „Stern“ auch die Gründung unserer heutigen Kongregation der „Missionäre Söhne des Hist.. Herzens" im Jahre 1923. Neue Niederlassungen werden gegründet, und in der Mission schreitet der Aufbau rüstig voran. Schriftleiter P. Heinrich Wohn-h a a s kann aus dem Vollen schöpfen. Das Dritte Reich beginnt die Presse gleichzuschalten bzw. abzuwürgen. Um unsere Zeitschrift weiterhin am Leben erhalten zu können, müssen nun Aufrufe zum Winterhilfswerk und dergleichen auf genommen werden; auch ein Führer-Bild verirrt sich in diese frommen Blätter. Die Leser im großdeutschen Reich verstehen, wie es gemeint ist. Aber aus der Schweiz kommen nun zahlreiche Proteste und Abbestellungen. Die Lage wird für eine katholische Zeitschrift, die etwas auf sich hält, unmöglich, und so entschließt sich P. Stephan Linter-m a n n, der damalige Schriftleiter, nach der Oktobernummer des Jahres 1939 den „Stern der Neger" nicht mehr erscheinen zu lassen. P. Lintermann hat den „Stern“ zu Grabe getragen, er durfte ihn auch wieder zum Leben erwecken. Und nun hofft sein Nachfolger, daß die immer zahlreicher werdenden Leser weiterhin Gefallen finden an dem, was er aus Mission und Heimat zu berichten weiß. Der Schriftleiter möchte an dieser Stelle seinen herzlichen Dank aussprechen: allen Lesern, die durch diese Blätter unserer Kongregation und Mission verbunden sind; den Patres und Brüdern in der Ferne, die uns über ihr Wirken berichten; den Mitbrüdern und Lesern, die ihn verbreiten helfen; nicht zuletzt auch dem Schwabenverlag, in dessen Ellwanger Druckerei der „Stern der Neger“ seit Jahren hergestellt wird. Wir wissen das Entgegenkommen, das wir hier jederzeit erfahren durften, zu schätzen. Aufgabe der Missions*citschriften Die Missionszeitschriften sind berufen, die Liebe zu den Missionen in den Herzen der Gläubigen zu wecken und zu fördern. Sie sind das Bindeglied, das einen bestimmten Kreis von Gläubigen zu einer Art Missionsfamilie zusammenschließt. Sie sind das wirksamste Mittel der Missionsgesellschaften zur Werbung von Berufen und zum Erwerb der notwendigen Missionsmittel. Das Wichtigste und Wesentlichste aller Missionstätigkeit ist und bleibt der Missionar, für des- sen Ausbildung und Studiengang die Missionsgesellschaft allein aufkommt und für dessen Unterhalt in den Missionen sie das Meiste beiträgt. Wer das klar bedenkt, kann keiner Missionsgesellschaft das Recht absprechen, sich mit einer Zeitschrift einen festen Kreis von dauernden Freunden zu schaffen. P. Nikolaus Kowalsky OMI im Kommentar zur Missionsenzyklika Pius XII. Ein AiisUiig in die Dolomiten Von Frater Alois Starker An einem klaren Septembermorgen zogen wir los zu einem zweitägigen Ausflug auf die Saß-Rigais. Beim Fischerwirt ging's vorbei, hinauf nach Afers. Dann stiegen wir hinunter bis zur Talsohle, überquerten einen lustig sprudelnden Bergbach und gelangten über die „Katzenleiter" und einen steilen Zickzackweg nach St. Peter im Villnößtal. Beim Wirt zum Edelweiß machten wir Rast. Es gab Brot, Butter, Wurst, Speck, Käse und ein Glas Wein dazu. Inzwischen war es später Nachmittag geworden, und wir wanderten weiter in Richtung Varlottihof. Wir kamen aber nur langsam voran, nicht so sehr wegen der zunehmenden Müdigkeit, sondern weil wir immer wieder stehen blieben und staunend hinüberstarrten auf die wuchtigen Felstürme der Geislergruppe. In der untergehenden Sonne begannen sich die Felsen zuerst weißgrau zu färben; dann wurden sie plötzlich rosa, wechselten rasch die Farbe in allen Tönungen von rot bis violett, um dann fast unvermittelt wieder in ihr kaltes, trotziges Grau zurückzufallen. So wurde es Nacht. Auf dem Varlottihof wurden wir freundlich wie immer auf genommen. Nach einem kräftigen Abendessen, das aus Schmarren, Kaffee und einem Gläschen Rotwein bestand, beteten wir gemeinsam mit der zwölfköpfigen Familie den Rosenkranz. Dann saßen wir noch eine halbe Stunde lang in froher Runde um den großen Tisch, sangen Volkslieder und unterhielten uns vortrefflich. Nachdem wir noch eine Zeitlang über das Aufstehen diskutiert und uns schließlich auf drei Uhr geeinigt hatten, wünschten wir allen eine gute Nacht und verkrochen uns ins duftende Heu, und schon nach wenigen Augenblicken dröhnte ein fünfstimmiger Schnarchchoral durch den Heustadel. Punkt drei Uhr wurden wir geweckt. Ein bißchen faul krochen wir aus den warmen Löchern, schüttelten die Halme aus Kleidern und Haaren, tauchten die verschlafenen Gesichter ins kalte Wasser am Brunnentrog und waren auf einmal ganz wach. Rasch gefrühstückt, die Rucksäcke übergeworfen, und dann marschierten wir hinaus in die sternklare, kühle Nacht. Vorbei ging's an den letzten Häusern. Einmal bellte ein Hund, sonst blieb alles feierlich still. Auch wir sprachen nicht viel. Neben uns rauschte der schäumende Bach, über uns funkelten die Sterne, vor uns breitete sich ein dunkler Waldstreifen aus, und schwarz und drohend türmten sich die Felsformationen der Geis-lerspitzen, unser Ziel. Allmählich wurde der Weg steiler und steiniger. Ab und zu überzeugten wir uns mit der Taschenlampe, daß wir uns noch auf dem weiß-rot markierten Weg befanden. Als es Tag wurde, hatten wir bereits die ungemütlichen Geröllhalden hinter uns, gelangten um sieben Uhr an der Scharte an und machten in der warmen Morgensonne Rast. Wir frühstückten ausgiebig und ließen die Schnapsflasche die Runde machen. Gestärkt und ausgeruht wagten wir dann den Einstieg und turnten uns am nackten Fels empor. An schwierigen Stellen sind Drahtseile angebracht, und so kamen wir rasch voran und standen nach zweistündiger Kletterei am Gipfelkreuz. Wild hämmerte das Blut in den Schläfen, die schweißnassen Hemden klebten uns am Leibe, wir atmeten schwer. Aber wir beachteten das kaum. Wir standen nur da und schauten und waren einfach überwältigt von diesem Anblick. Es läßt sich nicht gut schildern, man muß es selbst erleben. Die Luft ist hier oben von gläserner Klarheit, die Bergspitzen funkeln in strahlendem Weiß, und der Himmel ist von so unwahrscheinlicher Bläue, daß einem fast die Augen weh tun. Wo immer man hinblickt, dehnt sich bezwingend und allgewaltig die Ferne, die Endlosigkeit und der Strahlenkranz der Gletscherfelder, Firne und Bergketten rings am Horizont. Man vermag den Anblick von so viel Schönheit einfach nicht zu fassen und ist ganz still. Aber dann löst sich der Bann, und man fängt an, laute Jauchzer auszustoßen, zu jodeln und zu singen. Und da merkten wir auch, wie empfindlich kühl es hier oben war trotz der hellstrahlenden Sonne. Wir zogen unsere Wolljacken und Anoraks an, stülpten die Kapuzen über und beschlossen, nun auch etwas für unseren Hunger zu tun. Während wir mit vollen Backen kauten, versuchten wir, die Namen der einzelnen Gebirgszüge festzustellen, z. B. die -Ortlergruppe, die Ötztaler, Zillertaler Alpen,~ die Sellagruppe, Marmolata. Dann stimmten wir nochmals einige Lieder an, trugen uns ins Gipfelbuch ein und traten den Abstieg an. Als wir abends acht Uhr wieder in Milland einzogen, waren wir todmüde, aber frohgemut und um ein großes Erlebnis reicher. Bildernachweis: Fides-Foto 1 (Titelbild), G. Milli/Foto-Ilustrierte 1 (Rückseite), O. Heinrich 1, A. Lipp 4, E. Schümm 1, Foto-Zirlik 2, Archiv 11. Wir alle haften einmal so gespielt — sahen voll Staunen, wie die Seifenblase dem Strohhalm entschlüpfte, wie sie größer und größer wurde und dann, in vielen Farben schillernd, davonsehwebte und, ach!, zu einem Nichts zerplatzte. — Liebes kleines Chinesenmädchen! Dir werden im Leben noch viele Seifenblasen zerplatzen. Wir möchten Dir Kunde bringen von einer Welt, die nie, auch am Grabhügel nicht, zerschellt. Ihr Buben und Mädchen, helft mit, daß „alle Kinder dieser Erde Gotteskinder werden“. Seid Ihr alle Mitglied im „Werk der Hl. Kindheit“ (Kindheit-Jesu-Verein)?