Freptag den 2. Iuly 1824. Ueber die Erstickung der Feucrsbrünst". durch aufzurollende Feuerdecken. §Aus dem Wanderer). ^as Feuer ist dleWirkung eines chemischen Gahrungs-prozesseZ, wobey der Sauerstoff der Lebensluft mit einem brennbaren Körper unter einer erhöhten Temperatur verbunden, und der in den vorigen Verbindungen gestandene Licht- und Wärmestoff entwickelt wird. Atmosphärische Luft, eigentlich deren Sauerstoffgaö (Le-Hensluft, Feuerluft)/ dann entwickelte Warme und ein brennbarer Körper sind daher wesentlich zur Verbrennung nothwendig, die um so ledhafter ist, je mehr jene Luft mit dem brennenden Körper in Berührung gebracht und derselbe erhitzet wird. Wenn nun mittelst des Sauer' stosses und der Wärme die schnelle Zersetzung eines brenn-baren Korpers durch das Feuer bewirkt wird,, so ist das' selbe eine Folge der Zersetzung nicht nur des brennenden Körpers, sondern zugleich auch der Lebenslust, daher kein Feuer ohne derselben bestehen kann, indem eS su5 den Bestandtheilen der atmosphärischen Luft und des brennenden Körpers zugleich, mittelst »sechsseitiger Einwirkung, entbunden wird. Dieser Gährungtzprozeß durch Zersetzung der Luft und des brennenden Körpers, ist 'U seiner Vergrößerung sehr um sich greifend und bewirkt durch Wärme die Empfänglichkeit des Kohlenstoffes der nahen brennbaren Körper für den Sauerstoff zur Begründung und Erhaltung deS Feuers, das als Flamme betrachtet, bloß brennender Dampf ist. Soll nun ein Feuer zum Erlöschen gebracht werden, so muß ihm sein« Nahrung, nähmlich entweder der brennende Körper, oder die Luft entzogen werden. Der brennende Körper selbst wird gelöscht, wenn ihm Wärme und Zufluß der Luft benommen sind. Man pflegt dießfalls Wasser anzuwenden, weil dasselbe durch seine Flüssigkeit die brennenden oder brennbaren Körper bedeckt, umgibt, so dieselben von der Luft absondert und ihre unmittelbare Berührung hindert; auch bewirkr das Wasser eine Abkühlung. Allein dieses Mitteilst in den meisten Fallen, nähmlich, wenn et nicht in großer Menge und ununterbrochen gebraucht werden kann, mehr schädlich als nützlich, weildasWasser vom heftigen Feuer schnell in Dünsie (Dampf) und dieselben in Wasserstoffgas (brenl.bare Luft) und in Sauer» siossgas aufgelöset und zersetzt werden, welche beyden Luftarten dem Feuer vorzügliche Nahrung gewähren und so dessen Erhaltung und Vergrößerung begünstigen. Die tagliche Erfahrung überzeugt uns, daß eine geringere Menge deS Wassers zur vermehrten Entwicklung des Feuers/ besonders des Wärmestoffes, beytrage, daher auch vom Schmiede die erhitzende Kraft und Flamme seines Kohlenftuers durch dessen Bespritzung mir Wasser vergrößert wird» Auf dem Lande bestehen wenig Erfahrungen, daß bedeutende Feuerübrünste durch das aus Spritzen ver« theilte, bald verdunstende Wasser, getilgt worden seyen. Denn diese Wassersplitzen(Feuerlöschspritzen) verbreiten gewöhnlich in ein ausgsdehntss Feuer.fo wenig Wasser an einen Ort, daß dasselbe nicht fähig ist, das Feuer ersticken zu können, sondern demselben als Stärkung dienen muß. Die das Wasser tropfenweise zerstreuende verwirrte Richtung der Spritzen, .die im Verhältnisse '— io5 — zur Größe bei Feuers zu geringe Menge des vertheil, ten Wassers, dann die mit Lebensgefahr verbundene Beschwerlichkeit, dem Mittelpuncte der Flammen beykommen zu können und daher die fast gänzliche Uiibrauch« barkeit der Hanbspritzen, gewähren bey einer Feuers« brunst um so weniger Nutzen und oft Schade«/ weil gewöhnlich mit diesem Vollzuge der das Feuer begün« stigenden Gewohnheitckmaßregeln Unordnung und Ver> wtrrung verbunden sind, welche von denjenigen mitbe-wirkt werden, die aus Vermeidung d« Arbeit mitNach und Getöse Verdienste erwerben wollen. An den mei» sten Orten/ besonders im Winter, ist auch Mangel an Wasser vorhanden; und wenn berücksichtiget wird, daß es beynahe unmöglich sey, ein großes Feuer durch ein« Wasserfiuch plötzlich unterdrücken zu können/ so ist eZ einleuchtend, daß die zu fruchtlosen Wasserkünsten ver« wendeten Menschenkcäfte zweckmäßiger angewendet werden sollten. Auf dem Lande, wo die armen Wirthschafts» besitzer bloß mit Stroh und Holz ihre Gebäude decken muffen, sind daher zweckmäßige Nschanstalten unent' behrlicher, weil meistens ganze Dörfer sammt Feldfrüchten schnell ein Naub der Flammen werden, di« durch Waffer nicht unterdrückt werden können. In mehreren Minuten stehen schon viele Strohdächer in Flammen, deren weit verbreitete Hitze keine Löschung und oft keine Rettung der Menschen und Thiere gestattet. Gebäude und deren Dacher aus Stein waren die besten Vorsichtsmaßregeln wider Feuersbrünste; doch das Vermögen hiezu ist selten vorhanden. Durch gemeinschaftliche Beytrage sollten in großen Dörfern einst, weilen mehrere Häuser mit Stein gedeckt und mit hohen Mauern gesichert werden, zur Unterbrechung des Feuer« zugeS. Versicherungsanstalten, die dem ahgebrannten Hausbesitzer gegen jahrliche Beyträge einen Theil des Schadens ersetzen, und gegen Feuersgefahr im Großen wirken können, gewähren sehr wohlthätige Folgen, obschon sie eine Verwaltung benöthigen und der unge. gründete Verdacht bestehen soll, daß der Besitzer eines baufälligen Hauses dessen Verbrennung begünstigen will, um einen Theil der Baukosten ersetzt zu erhalten. Die Löschung des heftigen StrohfeuerS durch Was. ser ist ferner zuweilen um so nachtheiliger, weil von demselben die mit ungebrannter Erde gemauerten Gebäude, besonders deren Decken, Einrichtungen und aufbewahrte Gegenstände naß und verletzt werben. Auch brennt jeneS Feuer durch kürzere Zeit und ruhiger, da-her mit weniger Gefahr, wen^: es nicht von der beym Bespritzen verursachten Luftbewegung zur größern Aufwallung gebracht wird. Nup dann ist Wasser zuc Lo'< fchung des Feuers sehr gut anwendbar, wenn dasselbe erst im Beginnen ober schon im Aufhören ist, oder wenn entfernte Gegenstände wider die Einwn'km:g des Feuers gesichert bleiben sollen; jedoch muß m jedem Falle eine angemessene Menge Wassers zur schnellen Verfügung vorhanden seyn.. Allein weil dieses nur sehe selten, besonders bey Unterdrückung eines großen Feuers/ der Fall seyn, auch das Wasser nichj an allen OrttN zweckmäßig angewendet,werden kann, so läßt sich von w«nig Wasser und dessen Zertheilung durch Spritzen/ der Erfahrung genaß, kein sichererNutzen versprechen, besonders in Dörfern, wo die Feuerlöschspritzen erst dann ankommen, wenn das Feuer berettS das Meiste verzehrt hst, und worauf durch Wasser erst dasjenige noch bs' schädiget wird, was unverletzt vom Feuer blieb. Auch sind die Falle nicht selten, daß von gespritztem Wasser das schon halb erloschene Strohfeuer neue Nahrung erhielt, und durch Bewegung zur neuen heftigen Auf» waNling gebracht wurde. Häufig entstehen Feuersbrünste durch Selbstentzündungen aus der Gährung leicht brenn^ barer Sachen, dann durch Schmelzung und Entzündung des thierischen Fettes. Auch diese Flamm» läßt sich nicht durch Wasser löschen, weil dasftlb» vom häufig entwickelten Wärmestoffe schnell zersetzt wird, durch seine Dünste das Feuer wirkend erhebt, ober Fett sammt Flamme schwimmend erhalt. Bedeckung mit Asche, Sand, Erde, oder den weiter unten besprochenen De« cken ist daS sicherste Loschungsmittel. Reines Wasser in gelinger Menge ist um so weniger in jedem Falle ein gutes Loschungsmittel^ weites wegen der schnellen Verdampfung durch die Hitze den begossenen Körper bald Nocken und für das Feuer wieder empfänglich macht. Damit nun nach der Verdunstung des Wassers die heißen brennbaren Körper doch einen die Berührung der Luft hindernden Überzug behalten , so soll das Lösch' wasser Schlamm, Thon, Urin, Steinsalz, Alaun oder Vitriol aufgelöst enthalten. Ein Eimer solchen Wassers gewahret mehr Vortheile als gegen zehn Ei/t,er remcn Wassers. —» 107 -» Da nun das Wasser selten em zweckmäßiges Mit» tel zur Unterdrückung einer Feuersbrunst auf dem Lande ist, so müssen zu deren Löschung entweder die dem Feuer nahen brennbaren Gegenstände entfernt, oder es muß verhindert werden, daß die Luft dem Feuer zur Nahrung dienen kann. Im ersten Falle < einen mäßig feuchten On zu legen, oder besser, der Dauer wegen, vor dem Gebrauche eiligst der Lange nach mit Wasser zu begießen. Beym Zusammenrollen der Decke ist zu berücksichtigen, daß dieselbe, wegen Dicke und Steife, nicht breche, daher nicht zu dick seyn darf; dann daß sie durch keine Nässe sich ausiöse, verbinde und dk leichte Aufrollung verhindere, daher erst kurz vor der Ausbreitung oder nach derselben angefaßt wer» den soll. Auch wäre nicht überflüssig, bey Bereitung ' der auf das Feuer zu legenden Seite der Decke diese Seite allein nach ^hrer Vollendung und wahrend sie noch naß ist, mit einer Mischung aus gestoßener Kreide und Schwefel dünn zu bestreuen, weil hieraus durch Hitze ein das Feuer verlöschendes GaS sich erzeugt. An« statt aus Stroh können die Feuerdecken auch aus Zro» ber Leinwand gemacht werden, die in einer gesättigten Alaunauflösung zu erweichen, dann zu trocknen und mit jener feuerfesten Masse zu überziehen ist. Solche Decken sind leichter, biegsamer als Strohdecken, und dienen gut zur Verwahrung der Dacher wider Feuer« angrisse. (Der Beschluß folgt.) Blut/ Rettungsmittel in der Wasserscheu. Der Oberarzt des Marine.Hospitals zu Pawlo wsk, Herr Etats rath Rittmeister, theilt folgende Er« fahrung mit, durch welche sich die schon mehrmahls von ihm empfohlene Anwendung des warmen Blutes als VorbauungZmiltel gegen die Wasserscheu zu bestätigen scheint. Ein achtjähriger Vauernknabe aus dem Dorfe Lipitz bey Pawlowsk ward am 3i. Iuly v. I. aus der Straße von einem Hunde angefallen, den er nicht gereift hatte; nur in einfache Leinwand gekleidet, erhielt er an beyden Oberschenkeln fünf liefe Zahnwunden, eben so viele leichte Hautbeschudigungen abgerechnet. — io8 — Die Einwohner dss Dorfes erklärte» den Hund für toll, weil er vier Wochen früher nebst einer Kuh von einem tollen Hunde war gebissen worden, und weil gebissene Thiere seit einigen Tagen krank geworden waren. Als der Hund den ihm bekannten Knaben ungereitzt angefallen hatte, erschlugen sie ihn. Die Kuh starb drey Tage nachher mit allen Anzeichen der Wasserscheu." „Da nun an der Wuth des erschlagenen Hundes nicht zu zweifeln, war, so ward ich zu Hülfe gerufen. Ein vollkommenes Ausschneiden so vieler und so tief in die Muskeln des Oberschenkels eingedrungenen Zahn-wunden gestatteten das zarte Alterund die Reitzbarkeit des Knaben nicht; ich wusch daher, so gur es sich thun ließ, die Wunden mld Salzwasser aus, und verband selbige mit Spanisch-Fliegenpulver; eine Behandlung/ von welcher freylich, unter diesen Umstanden, wenig oder Zar kein Erfolg zu erwarten war. Ich wauote daher eine andere Curmethode an, die sich mir schon bey dreyßig Fallen bewahrt erwiesen hatte; ich gab " nähmlich dem Knaben daä warme Blut eines eben geschlachteten Huhnes, mit etwas warmem Wein vermischt, zu trinken; die ersten drey Tage hindurch tag-lich ein Mahl, in der zweyten, dritten und vierten Woche aber wöchentlich ein Mahl. Dabey suchte ich die Ältern des Knaben durch die Erzählung des vielfältigen Gelingens dieser Curmethode, so wie den Kranken selbst durch kleine Geschenke, von Unruhe zu befreyen und bey Frohsinn zu erhalten. Die Wunden erfordern bey dieser Behandlung keine besondere Sorgfalt; indessen hiell ich si« bey dem Knaben durch Reitzmitttl Vie« Wochen lang offen, und ließ sie dann erst zuheilen. Der Knabe blieb gesund." „Bey meinen täglichen Besuchen sah ich jedes Mahl sorgfältig nach den Bläschen, die sich, zu Folge der Beobachtung des Herrn Marochetti, zur Ablagerung des Wuthgiftes unter der Zunge zeigen sollen, fand, aber niemahls eine Spur davon. Zwar habe ich diese Bläschen ein Mahl, acht Tage nachdem der Kranke gebissen worden, aber a:.ch oft bey andern Personen, tnenicht m diesem FaNewaren, wahrgenommen. Jenem Kranken gab ich Blut zu trinken, und lie^ dabey die Bläschen unberührt; er lebt noch jetzt nach mehreren Jahren und ist vollkommen gesund. Bey andern nicht gebissenen Personen hatten diese lymphatischen Ge-schwülsichen, die vergingen und wieder kamen, auf den Gesundheitszustand gar keinen Einsiuß. Diese Beobachtung Jann der Herr Stabsarzt Asonaßielv bestätigen, der sie mit mir gemacht hat." „Da das Blut des HuhnS, der Änle ober des warmblütigen Thieres, dessen man sich zu diesem Endzweck bedient, leicht gerinnt, wenn es in ein kaltes Gefäß gelassen wird, so muß man dieß zu verhüthen suchen. Ich pflege einen Eßlöffel voll schwachen Wein oder verdünnten Branntwein in die Oberschale eine''' Theetasse zu gießen und dieselbe so lange im heißen Wasser zu halten, bis der Wein lauwarm geworden ist; dann lasse ich das warme Blut aus dem geschlachteten Tlüere unmittelbar in den Wein stießen. Die Mischung wird mit einem gewärmten Theelöffel s» lange umgerührt, bis die Tasse etwas über halb voll ist, und dann dem gegenwärtigenKranken zum schnellen AuStrinken gereicht. Es ist guc, etwas Wasser nachtrin' ken zulassen, um den Blutgeschmack zu vertreiben, det übrigens durch den Zusatz des Weins vermindert wild." Blitzableiter aus Platina. Herr Ziegler, Steiner m Wmterthur (Schweitz) verfertigt jetzt Blitzableiter aus massiver Planna. Die gewöhnlichen kupfernen und vergoldeten Spitzen werden nicht selten o^idirt, zerfressen und gekrümmt angetrof' fen; von dem härteren, dem Blitz vollkommen Widerstand leistenden und^ durch Säuren nicht leichr angreif« baren Platina ist Ähnliches nicht zu befürchten; dieß veranlaßte Herrn Ziegler zur Anwendung des letzteren Metalls. Messingene und starke, dazu eigens gegossene Spitzen, die hinwieder in eine Platinaspitze auslau-fen, werden auf ein Stück Eisen geschraubt, das her? nach auf die Wetterstange aufgeschweißt wird; die Stange darf, wofern nicht nahe steheüdeCamme mehr fordern, nicht über sechs Fuß deiragen, und die Leitung wird durch Neifeisen der Lauge des Hauses nach hinab in den Boden, in diesem aber durch ein Stück Bley fortgeführt. Die eiserne Schraube, das messingene Stück und die Spitze von reiner Platina lieferc Herr Ziegler-Steiner um den sehr billigen Preis von vier Francs, und der ganze Ableiter kann also bey einfache« Gebäuden niemahls lästige Kosten verursachen. Gedruckt b«y Ignaz AloyZ Edlen von Kleinmay?.