VS I I74 M S3SS4SS24 - Ves Österreichers Wallfahrtsorte von Mre- Hoppe R. v. Flihnch. Maria aber machte sich auf und ging eilends auf das Gebirge. (Luk. I. KO.) ^Vierr, 'berktsVerlaA. kitili obstat. Wien, am 15. Jänner 191Z. Dr. Karl sprech. von Lackelberg-Landau Zahl 1120/912 Imprimatur. Vom f.-e. Ordinariate Wien, am 18. Jänner 191Z. Dr. Josef Pflüger Dr. K a m p r a t h Generalvikar. Kanzleidirekkor. Um den Vorschriften der Kirche zu genügen, erklären wir, daß alle in diesem Buche als „Wunder" und „wunderbare Tatsachen" erklärten Vorkommnisse, insoweit sie nicht von der kirchlichen Obrigkeit kanonisch untersucht und bestätigt wurden, nur rein menschliche Glaubenswürdigkeit verdienen. Druck: „St. Norbert»«" Buch- und Kunstdruckerei in Wien. erhabensten und heiligsten aÄerWak^lhrer: Aesus vonslaMech, derAahr sinrIahr, aehoräiend dem Tesedt?, ^KruWms-Lmyer iw)1nbetunc^ gewidmet vomVerjM^. Vorwort. hrf allen Gebieten sucht man sich heutzutage zu einigen, ! zu konzentrieren. Mit vollen: Rechte: denn in der Einigkeit liegt die Kraft. Wohlan! Das vorliegende Werk versucht die Wallfahrts¬ orte in konzentrierter, lückenloser Phalanx vorzuführen und diese gerüstete und gewappnete Schar dem obersten Kriegs¬ herrn Jesus Christus als apologetische Truppe zur Ver¬ fügung zu stellen. Wir sprechen das Wort „Apologie" aus! Denn das vorliegende Werk ist nicht in letzter Linie ein apologetisches Werk. Wohl, es ist auch ein erbauliches Werk und wir schmeicheln uns mit der Hoffnung, daß sich gar mancher Leser Liebe und Vertrauen herauslesen wird aus diesen unseren schlichten Schilderungen. Aber dieses Buch will mehr sein als ein Erbauungs¬ buch: es will auch Beweise liefern f.ür die Wahr¬ heit, und die Göttlichkeit des Christentums, also, was wir früher gesagt haben: es will ein apologetisches Werk sein. Lind wie will cs diese Beweise erbringen? Etwa durch Hinweis auf die Gebetserhörungen, die in ununterbrochener Kette die Blätter der Geschichte fast aller Wallfahrtsorte füllen? Gewiß gibt auch die Masse dieser himmlischen Gnaden¬ erweise dem ehrlich denkenden und forschenden Leser Beruhigung und Zuversicht betreffs der heiligen Wahrheiten, denen er sein Vertrauen von Kindheit an geschenkt hat. Aber in den Schächten der Wallfahrtsorte liegt viel besseres Gold verborgen, — echtes Gold, das eben wegen seiner tiefen Lage und großen Verborgenheit von so manchem übersehen wird, — echtes Gold, so beschaffen, daß es erst recht zur Geltung kommt, wenn man die Wallfahrtsorte in ihrer Gesamtheit überblickt, das aber dann dem forschenden Gcistcsblickc mit blendendem Glanze cntgegcnschimmert. Denn also sagen wir auf Grund unserer Erfahrungen und diesbezüglichen Studien — und unser Werk wird die schlagenden Beweise für diese Behauptung erbringen: Der Geist, der in den Wallfahrtsorten und in ihrer Geschichte waltet und regiert, ist der echte unverfälschte Gei st des Evangeliums Jesu Christi. Wir werden es mit hundertfachen Beweisen belegen, daß jene grundstürzcndcn Ideen, die Christus in seiner Bergpredigt festgelegt hat, ebenso schroff, ebenso deutlich, ebenso unerbittlich in dem Gepräge der Wallfahrtsorte zutage treten. Jene erhabene Verachtung und Geringschätzung aller irdischen Ansichten, Mittel und Ziele, jene ab¬ sonderliche Wahl von Zeit, Ort und Personen, alles dies ist wie bei Christus so auch in der Geschichte der Wall¬ fahrtsorte schnurstraks und immer wieder systematisch den An¬ sichten des irdisch denkenden Menschen entgegengesetzt. Mit welcher Lust begrüßen wir gerade deswegen unsere Wallfahrtsorte! Diese Stätten, an denen wir das Wirken Christi verfolgen können, wo an allen Ecken und Enden seine Fußspuren, die Fußspuren des Göttlichen zu finden sind, jene Orte, wo uneingeschränkt nur seine Prinzipien herrschen, wo sein weltverachtender, jenseitsstrebcnder Geist den Grundton angibt! „Wessen ist das Bild und die Überschrift (der Wall¬ fahrtsorte)?" — „Christi!"- Ja, die Wallfahrtsorte sind uns die treuen Spiegel, aus denen hcrausblickt das Bild unseres angebeteten Meisters Jesus von Nazareth! Mag sein, daß einem oder dem anderen Leser das, was wir damit sagen wollen, vorläufig nicht ganz einleuchtend er¬ scheint. Aber er möge getrost weiterblättern und lesen, — zum Schluffe, hoffen wir, wird ihm klar sein, was wir meinen. Das Titelblatt des Buches zeigt als Autornamen einen einzigen nur; und doch wär's recht und billig, daß hundert andere Namen diese Ehrenstelle zierten. Denn hundertfache fremde Arbeit war vonnöten, bevor wir selber, einem Schnitter gleich, die goldenen Ähren froh zur Garbe binden konnten. Drum ist das Danken unsere erste Pflicht! Gar mancher freilich, der durch seine Bücher vieles zu uns sprach, er weilt nicht mehr auf Erden, und doppelt wahr wird unser Ruf ins Jenseits: „Bruder, dir vergelt es Gott!" Doch viele, ja die meisten leben noch. Sie mögen wissen und vernehmen, daß wir uns ihrer Mitarbeit mit Dank erinnern, und daß wir anerkennen, daß ohne ihre Hilfe dies Werk un¬ möglich war. Wir kamen zu ihnen, wir waren fremd, nur unseres Bischofs schriftliches Geleite empfahl uns ihrer Güte. Llnd sie empfingen uns mit Wohlwollen, ja mit Herzlich¬ keit. Die Kenntnis ihres Wirkungsortes, die sie sich durch ein vielleicht jahrzehntelanges, mühevolles Wirken hart erringen mußten, die stellten sie uns neidlos, willig zur Verfügung und in Geduld erteilten sie uns Antwort auf gar viele Fragen, die uns nötig schienen. Llnd wie viele wieder waren cs, die sich's nicht verdrießen ließen, uns durch lange, wiederholte schriftliche Berichte über dies und jenes aufzuklärcm Llnd da das Werk mit Gottes Hilfe der Vollendung nahte, da waren sie cs wieder, die durch die Korrektur der ge¬ druckten Spalten dem Buche schätzenswerte Dienste leisteten, Dienste, die wenn sie sie abgelehnt hätten, uns niemand anderer hätte leisten können. Mit Dank und Freude sei cs hier gesagt, daß auch vom hohen Episkopate mehrere V) SsT S^T S^T SsD SsD SsD SsD SsT S^D SsD SsT S^T SsT S^D SfT SsT SsT SsT S^T SsD SsT l§fT S^T SsT S^D SsT SfT S^D S^D S^D SsD S^D SfD SfD SfD S^T SfD S^D SsT S^sT Mitglieder persönlich unsere Arbeit prüften und unsere Drucker-- spalten korrigierten. Doch nicht der Text allein war unsere Sorge, denn auch im Bilde sollte unser Buch zum Leser sprechen. Llnd auch diesbezüglich war uns mannigfache Hilfeleistung seitens anderer nötig. Die Bilder, wie sie jetzt im Buche zu schauen sind, die sind so still und stumm und manchem Leser ist's, als müßte eben gerade dieses Bild an dieser Stelle stehen. Lind dennoch ist's nicht so; und viele dieser Bilder haben ihre eigene, kleine Vorgeschichte, und es wäre manchmal interessant zu erzählen, auf welch verschlungenen Wegen und mit welcher Schwierigkeit das Bild an seine rechte Stelle kam, so daß wir auch in dieser Beziehung gar manches nur dem freundlichen Entgegenkommen und der Hilfeleistung unserer würdigen Herren Mitbrüder verdanken. Lind findet man in diesem Buche ab und zu einen Wallfahrtsort besonders gut und reichlich ausgestattct, so wird man meist nicht irregehen, wenn man vermutet, daß die d o rti g e K ir ch e n v o r ste h u n g uns mit besonderer Willfährigkeit in die Hände arbeitete. Auch dies konstatieren wir hier mit großer Freude, daß unsere Idee, die einzelnen Aufsätze dieses Buches auf Ver¬ langen in Sonderabdrücken herzustellen, schon während der Druckzeit so vielfaches Echo fand, daß die Druckerei sich außerstande sah, all die einlangcnden Aufträge sofort zu erledigen und einen Teil für spätere Zeit verschieben mußte. Schließlich wird darauf aufmerksam gemacht, daß der Nachdruck aller in diesem Werke enthaltenen Original- Gedichtlein, die keine Unterschrift oder das Zeichen M. H. tragen, etwa für Ansichtskarten, Wallfahrtsbüchlein oder Bilder, jedermann freisteht, jedoch ausschließlich unter der Bedingung der jedesmaligen Quellenangabe: Hoppe, „Des Österreichers Wallfahrtsorte". Auch ist die Verlagsanstalt in der Lage, ederzeit, auch nach Jahren, für jeden beliebigen Wall¬ fahrtsort einen Separatabdruck des in diesem Werke enthaltenen Textes mit Beifügung aller Bilder (mit Ausnahme der Vollbilder) in Heftform zu besorgen. Wegen näherer Bedingungen wende man sich an: St. Norbertus-Druckerei, Wien, III/s, Seidlgasse 8. Der Herr, der Allmächtige und Ewige, in dessen Namen dieses schwache Werk begonnen wurde, möge es mit göttlichem Segen geleiten, damit es „gehe. Frucht bringe und die Frucht auch bleibe." (Johannes 15, 16.) Wien, III./l, Lingargasse 38, am 8. Dezember 1913. Alfred Hoppe, pens. Pfarrer im Priester-Kranken- und Desizienten-Institute. Nnhattsvrrzrichnis. Seite Vorwort v Einleitung I Beschreibung der einzelnen Wallfahrtsorte, u. zw. : Größte Wallfahrtsorte 5 — 2Z0 Wallfahrtsorte von 30.000 bis 15.000 Kommunikanten 231 — 372 „ „ 15.000 „ 5000 „ 373—548 „ „ 5000 „ 2000 „ 549—670 „ „ 2000 „ 1000 „ 671—822 „ mit weniger als 1000 „ 823—878 Anhang (Allgemeine Rundschau) 879 1. Übersicht über die einzelnen Kronländer 881 2. Entstehen und Vergehen der Gnadenorte 883 3. Die Gnadenbilder 885 4. Wallfahrtsbüchlein 887 5. Wallfahrtsseelsorge 888 6. Predigten an Wallfahrtsorten 889 7. Mißbräuche 890 8. Wegmarkierungen 891 9. Löhentabelle 892 10. Festkalender 894 l l. Iubiläumskalender für 50 Jahre 895 12. Alterstabelle 901 13. Lichtbilderserie 905 Sachregister 906 Register betreffend die Gnadenbilder 913 Alphabetisches Nameusverzeichnis 916 Übersichtskarte (Beilage). Mariazell. Einleitung. Entstehung dieses Buches. ie erste Anregung zu vorliegendem Werke ging eigent¬ lich von dem Wunsche auch für Skioptikon- besitzer eine Lichtbilderserie über die Wallfahrts¬ orte Österreichs zu schaffen. Schon vor Jahren beschäf¬ tigte sich die in katholischen Kreisen bestbekannte Firma für Photographie und Projektion I. Sengs bratl in Wien, VII., mit diesem Plane, kam aber wegen der Schwierigkeit der Beschaffung des dazu notwendigen photographischen Materials von dieser Idee wieder ab. Als wir nun diesen Gedanken neuerdings anregten, ging obgenannte Firma mit Vergnügen darauf ein und wir machten uns alsbald daran, die notwendigen Photographien zu besorgen. beziehen, und zwar deswegen, weil sie von Seite österreichischer Reichsuntertancn stark besucht werde«: es sind dies die Orte Passau, Altötting, Neukirchen, Albendorf, Wartha, Mariatal, Maria-Schoßberg, Loretto, Eisenstadt und Tersat. Keiner von diesen Orten ist weiter als drei Gehstunden von der öster¬ reichischen Reichsgrenze entfernt. Betreffs der Frage, ob wir vielleicht mit Rücksicht auf unser deutsches Lesepublikum die rein tschechischen Wallfahrts¬ orte in Böhmen und die slowenischen in den südlichen Alpen¬ ländern Hinweglassen sollten, entschieden wir uns dahin, daß diese Orte nicht übergangen werden sollten, und zwar darum, weil sie zum Teile doch auch von Deutschen ausgesucht werden, weil ihre Beschreibung nicht übermäßig viel Raum einnimmt. Phol. I. Kuß, Marinzxsl. Wir ziehen zur Mutter der Gnade. » Partie aus Mariazells Umgebung; links der Siegmundsberg. Diese Arbeit aber brachte uns auf den Einfall, das vorliegende Werk zu bearbeiten. Wahl und Umgrenzung des Stoffes. Vor allein trat an uns die Frage heran, welche Wallfahrtsorte wir eigentlich beschreiben wollten. Wir beantworteten uns diese wichtige Frage dahin, das wir vor allem kein Flick- und Stückwerk liefern, sondern einen möglichst abgerundeten Lä n d c r k o m p lex behandeln müßten. In zwciterLinic schwebte uns der Gedanke vor, be¬ sonders diejenigen Wallfahrts¬ orte zu beschreiben, die die deutsche Bevölkerung Österreichs interessieren könnten. Nach diesen zwei Gesichtspunkten betrachtet, erschien es schließlich als das naheliegendste, die Wallfahrtsorte eines Länderkomplexes zu bringen, der ungefähr demjenigen ent¬ spricht, was wir „Eis leit Hani en" nennen. Doch glaubten wir vor der strengen Einhaltung der politischen Reichsgrenzen absehcn zu müssen. Vor allem wurden die beiden Landesteile Ostgalizicn und Dalmatien ausgeschieden, da für diese Gebiete, als allzuweit abliegend, in Deutsch- Österreich denn doch ziemlich wenig Interesse vorauszusetzen ist. Dagegen schien es unumgänglich notwendig zu sein, eine ganze Reihe von ausländischen, jedoch hart an der österreichischen Grenze liegenden Wallfahrtsorten mit einzu¬ und weil wir durch ihre Beibehaltung das Gute haben, einen festgefügten Länderkomplex behandeln zu können. Es gelangen also in diesem Buche zur Beschreibung: Die Wallfahrtsorte der Länder Nieder- und Oder¬ bster re ich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, K r a i n, K ü st e n l a n d, T i r o l, V o r a r lb e r g, Böhme n, Mähren, Schlesien sowie die nahegelegenen großen Grenz-Wallfahrtsorte der Nachbarländer. Aus dem Vorgesagten ergibt sich sofort, daß das vor¬ liegende Werk betreffs der Nationalität der Wallfahrt^ orte ein recht buntes Bild ergeben muß und wird; man kann wohl sagen: ein Spiegelbild der Völkcrkarte Cisleithaniens. Wir werden deutsche, tschechische, slowenische, polnische, slowakische und italienische Wallfahrtsorte zu behandeln haben. Des Österreichers Wallfahrtsorte. o sss sfs sfs sss sfs sfs Dfs sfs Ess Ess sfs Ess sfs sfs sfs sfs sfs Einleitung Ess Ess Ess sss sss Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Aber vielleicht wird gerade dieser Limstaud dazu bei¬ tragen, das Buch um so interessanter und lehrreicher zu ge¬ stalten, weil wir nämlich daraus entnehmen werden, wie die verschiedenen Sprachgruppen Österreichs, so ungleich und uneins in ihren politischen Zielen, dennoch betreffs der Religion und Gottesverehrung von einem und demselben Geiste durchweht, geleitet und gehoben werden. Wir brauchen wohl kaum zu erwähnen, daß wir von unserer Seite die allerstrengste Llnpartcilichkeit allen diesen verschiedenen Nationalitätcngruppen entgegcnbringen mußten; ja, wir halten diese Unparteilichkeit für so unum¬ gänglich notwendig, daß wir ohne sie, uns von vornherein die Fähigkeit zur Verfassung des vorliegenden Werkes hätten absprechen müssen. Die Reihenfolge der Wallfahrtsorte. In welcher Reihenfolge sollten wir nun diese Wall¬ fahrtsorte bringen? Vor allem wollten wir schon durch die Aneinanderreihung selber irgend eine hervorragende Beziehung der Wallfahrtsorte untereinander markieren; darum mußten wir zunächst von jeder ganz zufälligen und rein äußerlichen Aufzählung abschen (also weder nach dem Alphabet, noch nach den einzelnen Kronländern oder Diözesen). Auch die Aufteilung nach Nationalitäten erwies sich aus mehrfachen Gründen gänzlich unhaltbar. Ebensowenig schien uns das Alter der einzelnen Wall¬ fahrtsorte soweit ausschlaggebend zu sein, daß wir nach dieser Richtschnur die Einteilung vorgenommcn hätten. Wir wollten vielmehr die Wallfahrtsorte nach ihrer Bedeutung und Größe, die sie heute besitzen, also gleichsam nach Rang und Würde, den Lesern vorführen. Das reiche statistische Material, das wir angesammelt hatten, versetzte uns in die Lage, solch eine neuartige Einteilung ver¬ suchen zu dürfen. Betreffs der Bedeutung der Wallfahrtsorte gab es nun wieder hauptsächlich drei Beurtcilungspunkte: 1. Die Zahl der jährlichen Kommunikanten. 2. Zahl der jährlichen Besucher (wir nennen Be¬ sucher jeden, der betreffenden Kirche nicht angehörigen Fremden, der in der fraglichen Wallfahrtskirche eine Weile der Andacht obliegt). 3. Die Zahl der jährlich ankommenden geschloffenen Prozessionen. Gegen die Bemessung nach der B esu ch e r a nz a h l sprach hauptsächlich der ümstand, daß uns etwelche Wall¬ fahrtsvorsteher überhaupt keine Besucheranzahl nannten, da sie sich nicht getrauten, auch nur annähernd eine beiläufige Zahl anzugeben, und daß eben tatsächlich die Feststellmrg der Bc- sucheranzahl recht schwierig ist. Auch die Anzahl der jährlich eintreffenden Prozes¬ sionen bietet für die Beurteilung eines Wallfahrtsortes keine einwandfreie Grundlage. Denn an manchen Orten werden zum Beispiele nur jene Pilgerscharen gezählt, die sich einen eigenen „Einzug", daß heißt Einbegleitung durch einen Wallfahrtspriestcr bestellen. Auch ein anderer Grund spricht gegen die Einreihung nach den Prozessionen: da nämlich die höchste Anzahl der Prozessionen an den besuchtesten Wall¬ fahrtsorten nicht über 400 hinausgeht, so ist die Einteilungs- Skala eine sehr beschränkte, da sie nur 400 Grade aufweist; hingegen hat die Einreihung nach Kommunikanten eine viel größere, ja fast hundertmal erweiterte Einteilungsskala, da die Kommunionen an den Wallfahrtsorten zwischen 0 und 400.000 schwanken. Die Folge davon ist eine viel sicherere, genauere, Einreihung. Noch ein dritter Grund spricht gegen die zu starke Beachtung der Prozessionen: nämlich die sehr große Ver¬ schiedenheit der Stärke solcher Prozessionen, es gibt „Kreuz- fcharen", die nur 20 Personen umfassen, dagegen wieder solche mit 10.000 Menschen! So bleibt denn endlich nur die Einteilung nach der Ko mm unikanten anzahl übrig und sie scheint uns tat¬ sächlich nach langer, oft wiederholter Überlegung noch die allergerechteste zu fein. Sie hat vor allem das Gute, daß die Kommunikantenanzahl in den meisten Fällen ganz genau fest gestellt werden kann und, was noch wichtiger ist: die Kommunikantenanzahl gibt die Menge derjenigen Pilger an, deren Wallfahrt tatsächlich größten Ernst, edelste Ab¬ sicht und würdigste Auffassung der Pilger¬ fahrt durchblickcn läßt. Denn wer am Wallfahrtsorte sich dem Beichtstühle nähert, wer die heilige Kommunion empfängt, zeigt dadurch offenbar, daß ihm seine Wallfahrt tatsächlich ein religiöser Akt, eine Übung der Frömmigkeit ist, während man bei den Scharen der bloßen Besucher (Nicht- Kommunikanten) vielleicht gar viele treffen wird, denen die Fahrt zum Gnadenorte mehr eine Vergnügungsfahrt, eine Zerstreuung bedeutet, als vielmehr einen Akt des Gottes¬ dienstes. Der Empfang der heiligen Sakramente ist und bleibt einmal die Blüte der Wallfahrt. Nicht nach dem üppigen Blätterschmucke, der allerdings dem Stocke zur Zierde dient, schätzt man die Rosenstaude, sondern nach dem Reichtum der herrlichen Blüten, die sie uns bietet. Für die Einschätzung der Wallfahrtsorte gerade nach ihrer Kommunikantenanzahl haben wir noch einen anderen triftigen Grund, nämlich die allgemein herrschende Anschauung betreffs der ausschlaggebenden Bedeutung der S^D SfT SsD S^T S^D SsD S^D S^T S^D S^T S^D S^T SsT S^D S^D SsD S^D S^D EsNlbi^UNg S^D S^D S^D S^D SsD S^D SsT S^D SsD S^D S^D S^T SsT SsD S^D S^D S^sT Kommunikantenzahlen. Wir hatten auf unseren Reisen genug Gelegenheit, mit verschiedenen Priestern über Wallfahrtsorte zu sprechen. So ost sich nun jemand bei uns über die Be¬ deutung irgend eines ihm noch fremden Wallfahrtsortes er¬ kundigen wollte, fragte er nicht: „Wie viele Besucher gibt es dort? Wie viele Prozessionen?" sondern immer nur: „Wie viele Kommunikanten hat dieser Wallfahrtsort?" Ein Zeugnis, wie tief sich bei den Sachverständigen die Überzeugung von der großen Bedeutung der Kommunikantcnanzahl eingewurzelt hat! Allerdings entspricht auch die Einteilung nach Kommuni¬ kanten nicht ganz und gar der unparteiischen Gerechtigkeit, da zum Beispiele dadurch die besonders hoch gelegenen Wall¬ fahrtsorte, die also schwer zugänglich sind, verhältnismäßig in der Reihenfolge etwas zurückgedrängt werden. Denn dies gibt doch jeder zu, daß die 20.000 Wallfahrtskommunikantcn am Luschariberge wesentlich mehr bedeuten, als die 25.000 Wall- sozusagen „in den Weg laufen". Jedenfalls werden sie nur in einem eigenen Anhänge, meist nur mit Angabe der stati¬ stischen Daten kurz angeführt. Eine Absicht, sie alle vollständig auch nur aufzuzählen, besteht durchaus nicht. Wenn wir einzelne von diesen kleinen Orten trotzdem etwas eingehender beschreiben werden, so hat dies von Fall zu Fall seine besonderen Gründe, die dann eigens angegeben werden. Bereisung der Wallfahrtsorte. Llm uns über den gegenwärtigen Stand der Wall¬ fahrtsorte ein möglichst sicheres, unabhängiges Llrtcil zu verschaffen, entschlossen wir uns, alle Halbwegs namhaften Gnadenortc persönlich zu bereisen. Wir hielten dies stu- wesentlich notwendig, um bei der Beschreibung der Orte nicht unsicher und blind hcrumzutastcn und hofften zugleich, durch die sich dabei ergebenden mannigfaltigen Erfahrungen fahrtskommunikantcn in Maria-Enzersdorf! Auch scheinen durch diesen Maßstab der Kom¬ munikanten jene Wall¬ fahrtsorte ini Nachteile, die an Sonntagen keine Meßlizenz, und also auch keine Wallfahrtskommu¬ nikanten haben (zum Beispiele Maria-Fieber- bründl, Maria-Rast am Stein, auch Mariahilf bei Zuckmantel re.) Obwohl wir von diesen Nachteilen wußten, haben wir uns aber endlich doch für die Einteilung nach - Wallfahrtskommu¬ nikanten entschieden, weil sie schließlich alles in allem betrachtet, doch noch den Martazellerbahn-Serpentine bei Vaubenbachmiihle. W ' g - i ,' g sichersten und verläßlichsten Maßstab sür die richtige Beurteilung eines Wallfahrtsortes bietet. einen schärferen Blick für die Beurteilung der Zustände zu erlangen. Wallfahrtsorte bis 1000 Kommunikanten herunter. Wir erkannten sehr bald, daß wir uns, wenn wir nicht ins Llferlose kommen wollten, feste Grenzen nach unten hin legen mußten. Denn der Name der kleinen, schwach- besuchten Wallfahrtskirchen und -Kapellen „ist Legion". Darum hat unser Werk das Programm: Mehr oder minder ausführliche Behandlung aller jener zisleithanischcn Wallfahrtsorte, die jährlich mindestens 1000 Wall¬ fahrts-Kommunikanten a ufw e i s en. Diese größeren Wallfahrtsorte wollen wir, so wenigstens ist es unserer Absicht, lückenlos zur Darstellung bringen, das heißt: wir bemühen uns, auch nicht einen einzigen Wallfahrts¬ ort, der diese Mindestzahl aufwcist, auszulassen. Was die kleineren und kleinsten der Wallfahrtsorte betrifft, so nehmen wir sie nur insofern auf, als sie uns eben Der bei den einzelnen Wallfahrtsorten behandelte Stoff, seine Einteilung und Anreihung. Durch das viele Beschreiben der einzelnen Wallfahrts¬ orte ergab sich mit der Zeit eine gewisse einheitliche Behand¬ lung der einzelnen Orte, die wir nach mancherlei Schwankungen und Änderungen als die für unser Werk geeignetste be¬ trachteten. Es weist nämlich so ziemlich jeder Wallfahrtsort nebst möglichst reicher Illustration folgende Kapitel auf: 1. Motto. 2. Örtliche Lage. 3. Gnadenkirche und Gnadenbild. 4. Geschichtliches. 5. Gebetserhörungen. 6. Statistisches. 4 SsT EsT SsD SsD SsD SsT SsD SsT SsD §sT SsD SsT SsT SsT SfD SsT SsT ElnteltUNg SsT SsD ssT SsD SsT SsT SsD SsD SsD SsT SsD SsD SsD SsT Sss SsD §sD SsT 7. Zufahrten und Bahnverbindungen. 8. Literatur. 9. Kurze Erwägung und Gebet. Bei größeren Wallfahrtsorten sind die einzelnen Kapitel noch weiters in Antcrabteilungen getrennt, manchmal auch ganz spezielle, außerordentliche Kapitel cingeschoben, bei den kleineren Wallfahrtsorten wurden manche Kapitel mit den nachfolgenden zusammengezogcn, ab und zu auch ganz übersprungen. Wir besprechen nun hier in der Einleitung diese ein¬ zelnen Kapitel im allgemeinen. 1. Motto. Kleine anspruchslose Verslcin, meist vom Verfasser selber erdacht; in seltenen Fällen auch verschiedenen anderen Werken, als paffend zu unserem Zwecke, entnommen; des öfteren auch aus der Feder unserer Mitarbeiterin, des Fräulein Maria Koppe aus Brünn. Wir haben die von ihr verfaßten Verslcin stets mit „M. L." gezeichnet. 2. örtliche Lage. 3. Wallfahrtskirche und Gnadcnbild. Bei diesen Kapiteln, die sich mit der Beschreibung der nächsten Amgebung der Kirche sowie mit deren Sehenswürdig¬ keiten befassen, kam uns selbstverständlich der Amstand, daß wir alles selber gesehen, wesentlich zustatten. Wir haben uns denn auch dementsprechend ein ganz selbständiges Arteil gebildet und dieser unserer Meinung oft recht unverhohlen Ausdruck gegeben. Wir kamen nicht, um alles zu loben und alles gutzuheißen. Kein Band irgend eines besonderen Interesses verband uns mit dem einen oder andern Wall¬ fahrtsorte. Wir kamen als Fremdlinge rind liebten es, die allerersten, meist richtigsten und stärksten Eindrücke den Lesern mitzuteilen. Wo uns etwas wahrhaft gefiel, erteilten wir denn auch unverkürzt unser Lob, wo uns etwas entzückte, suchten wir durch möglichst begeisterte Worte diese unsere Seelen¬ stimmung zu schildern. Warum hätten wir in jenen Fällen schweigen sollen, da uns etwas enttäuschte oder direkt mißfiel? Mag sein, daß unsere Einschätzungen und Empfindungen nicht immer die richtigen waren, aber sie waren wenigstens die unsrigen. Steht es ja doch jedem frei, gleich uns in einem Buche seine Anschauungen und Meinungen diesbezüglich niederzulegen. And mögen dann seine Ansichten den unsrigen schnurstracks entgegen sein, was liegt daran? Dem freien Mann geziemt ein freies Arteil und ehrliche Aussprache. 4. Geschichtliches. Lier ist die Sachlage eine wesentlich andere, als beim vor¬ hergehenden Kapitel. Im historischen Teile sind wir nämlich fast ausschließlich nur Nachtreter solcher Pfade, die vor uns schon von vielen anderen gut und cndgiltig ausgetreten wurden. And es ist dies fast nicht anders möglich. Die Geschichte bietet meistens ganz feste, schon längst vollkommen abgeschlossene Tatsachen, an denen nun einmal nichts zu ändern ist. Sie müssen eben immer wieder in derselben Art erzählt werden. vorausgesetzt, daß jemand nicht zum Fabulisten und Lügner werden will. Quellenstudien zu betreiben und somit ein für die Geschichte Halbwegs wertvolles und gelehrtes Werk zu schaffen, war absolut nicht unsere Absicht. Denn erstens wären umfassende Quellenstudien für eine so große Menge von Orten ein Anter- nehmen, das ein ganzes Menschenleben ausgefüllt hätte, zweitens wäre dies bei der großen Verschiedenheit der Sprachen und der schweren Zugänglichkeit der Arkunden einem einzigen Forscher so ziemlich unmöglich gewesen, drittens — und dies ist derLaupt- grund — ist der Zweck unserer Arbeit die Z u s a m m e n- fassung und Konzentrierung des großen Gesamtmate¬ rials, wie cs eben vorliegt, und der Linweis auf die sich daraus ergebenden Tatsachen und Erfahrungen; eine allzu kritische Detailarbeit wäre in diesem Falle nicht nur zwecklos, sondern manchmal direkt störend und hemmend gewesen. Mit Dank sei hier erwähnt, daß uns bei der Bearbeitung des historischen Teiles einer Reihe von tschechischen Wallfahrts¬ orten Lochwürdcn Lerr Rudolf Nemeskal, Spitalseelsorger am Rudolfsspitale zu Wien, sowie auch das vorerwähnte Fräulein Maria Loppe aus Brünn kräftig unterstützten. 5. G e b et s e r h ö run g en. Es war uns von Anfang an klar, daß ein Buch wie das unsrige, daß den Lesern ein möglichst getreues, echtes, lebendiges Bild von den gegenwärtig besuchten Wallfahrtsorten zu geben beabsichtigt, die vorgeblichen Gebetserhörungcn an den Wallfahrtsorten nicht unbeachtet beiseite setzen dürfe. Gebetserhörungcn sind, wenn man es recht betrachtet, das Lebensprinzip der Wallfahrtsorte. Sie sind die geheime Zugkraft, welche die Menschenherzen mit den Wallfahrts¬ orten verbindet und sie immer wieder auf's neue mit magischer Gewalt zu diesen Feuerherden göttlicher Liebe, zu diesen Vorratskammern außerordentlicher Gnadenerweise hinzieht. Gebetserhörungcn sind oft genug die ersten T r e i b k n o s p e n gewesen, aus denen sich der mehr oder minder große Baum der Wallfahrtsorte entwickelte; Gebetserhörungcn sind es, die diesem Baume zu mächtigem Wachstume zur kräftigsten E n t- faltung verhalfen. Gebetserhörungcn sind für den größeren Teil der Wallfahrer Grundursache und treibende Kraft zur Anternehmung einer Wallfahrt. Ohne wirklich und wiederholt vorgekommene Gebets¬ erhörungen sind die Wallfahrten geradezu unlösbare Rätsel. Da ist kein Gebot, das den Menschen zwingen würde, irgend einen Wallfahrtsort aufzusuchen, kein göttliches Gebot, kein kirchliches Gebot, kein anderweitiges menschliches Gebot! — Der Israelite hatte seine vorgeschriebenen Wall¬ fahrten, der Christ hat sie nicht! Es kann einer als der beste, ja heiligste Christ leben, ohne jemals auch nur einen einzigen Wallfahrtsort gesehen und besucht zu haben. Betreffs der Pilgerfahrten zu Wallfahrtsorten schweigt auch die Gewissens¬ stimme, die sonst so laut, so eindringlich zu warnen, zu drohen, zu strafen weiß. Niemand fühlt sich innerlich ver¬ pflichtet (es sei denn, er habe sich freiwillig durch ein Gelöbnis gebunden), irgend einen Wallfahrtsort zu besuchen. SsD SsD SsD SsT SsT SsS SsD SsT S^D S^T SsT SsD SsS SsT SsT SsT SsD SsT Einleitung SsT SsT SsT SsS SsD SsD SsT SsT S^D SsT SsD SsD SsT SsT SfD S^T SfT And trotz alledem sehen wir den Zug nach den Wall¬ fahrtsorten wie eine Flut den ganzen katholischen Erdkreis überschwemmen. Da ist kein Land, das nicht seine Wallfahrts¬ orte hätte, und unzählig, stromgleich wogt und wallt es aus allen Städten und Dörfern, aus den abgelegensten Winkeln der Gebirge; und dieses Wogen und Wallen hat als Ziel die verschiedenen Wallfahrtsorte. Gegen diese Macht sich stemmen, heißt dem Wasser verbieten zu wollen, daß es abwärts rinne, dem Feuer, daß es aufwärts lodere und flamme. Wir haben ja ein gewaltiges Beispiel, daß sich diese Wie nun ist diese zähe, unausrottbare Kraft des Wall¬ fahrens zu erklären, da doch, wie wir gesagt, das Wallfahren eine vollkommen freie, dem Ermessen des Einzelnen überlassene Sache ist? Der Erklärungsgrund liegt überaus nahe, und ist mit den Äänden greifbar: es ist der mächtigste der Triebe, der Selbsterhaltungstrieb des Menschen. Wir erklären dies näher: Wenn der Mensch in Not ist, greift er eben nach jedem Mittel, das auch nur den Schein einer Rettung verspricht. Nun, Nöten und Leiden hat der Mensch übergenug; aber auch das hat sich seit Jahrhunderten im Menschenherzen elementare Kraft, die das Men¬ schenherz zu Wallfahrtsorten treibt, zu messen hatte mit einem entschlossenen Riesengegner, wie er auf Erden kaum stärker, gewappneter zu ' denken ist: Ein Kaiser (Josef II.)'), der Beherrscher eines mächtigen Reiches und mit ihm vereint das wohlgerüstete Ewer seiner Beamtenschaft, erhoben sich mit allergrößter Kraftentfaltung, um den Wallfahrtsorten und den Pilgerfahrten ein Ende zu bereiten. Die Mittel, die damals angewendet wurden, waren brutal genug: Sperrung, Schließung der Kirchen, dann auch Zer¬ störung dieser Gebäude, Ver¬ treibung der Ordensleute, Ein¬ ziehung aller Güter usw. And wenn er heute auf¬ stünde dieser Kaiser, und er müßte sehen, wie allüberall neues Leben in den alten Wall¬ fahrtsorten treibt, wie sogar ehrfurchtgebietende, großartige neue Wallfahrtsorte aufblühten und ihres Ruhmes Glanz weithin verbreiten, dann würde er vielleicht mit dem Worte eines seiner zeitgenössischen Dichter eingestehen und sagen: hoffnungslos Weicht der Mensch der Götterstärke, Müßig sieht er seine Werke And bewundernd untergehn. Jedenfalls bleibt das eine unleugbar: Die Wallfahrts¬ orte gingen schließlich als Sieger hervor. ') Die ganze Anlage unseres Werkes bringt es naturgemäß mit sich, daß wir gar häufig von den wichtigen Ereignissen zu reden haben werden, die sich in der Zeit Kaiser Josefs II. ab- spielten. Wir werden dann der Kürze halber meistens nur den Namen des Kaisers selbst erwähnen, obwohl wir nicht vergessen dürfen, daß eine ganze Armee von Beamten in demselben Sinne tief eingewurzelt, daß gar oft gerade an den Wallfahrtsorten Äilfe für Not und Trübsal winkt. Dies es Bewußtsein, gestützt auf vielhundertjährige Erfahrung der Vorvordern, gehoben und gestärkt durch eigene Er¬ fahrungen oderZdurch die Mit¬ teilungen der Zeitgenossen, wird sich schließlich immer wieder Bahn brechen, auch wenn man cs mit eisernen Fesseln nieder¬ halten will. Der Selbsterhal¬ tungstrieb treibt den Menschen zu den Wallfahrtsorten, tveil ihm seine Erfahrung sagt, daß ihm dort geholfen werden kann. Da schreibet Dekrete, Verbote, Drohungen, so viel ihr wollt: wenn der Mensch krank auf seinem Lager liegt, wenn ihm eure gescheiten Arzte keine Eülfe mehr zu bringen wissen und das Ende ihres Liedes ist: „Wir geben ihn auf" und wenn dann dieser Mensch in seiner Todesnot sich verlobt, im Falle seiner Genesung den oder jenen Wallfahrtsort aufzusuchcn, und wenn er dann wirklich binnen kürzester Frist oder vielleicht momentan in den Vollbesitz wie der Kaiser arbeitete, ja daß oft die kleinsten Kreisobrigkeiten eine Schneidigkeit in der Kirchenverfolgung bewiesen, die jene der großen Zentrale zu Wien beiweitem übertraf. Es war damals nämlich wie eine ansteckende Krankheit der Geist der sogenannten Aufklärung in die Köpfe gefahren, so daß ein wahrer Taumel alles mit sich sortriß; waren ja doch vielfach die kirchlichen Organe selber bedenklich davon angekränkelt. Wenn wir also im Ver¬ laufe unserer Schilderungen von Kaiser Josef II. zu reden haben werden, so meinen wir damit stets das ganze Auf- gebot der Freigei ster ei, die sich damals gegen Kirche, Klöster und Wallfahrten erhob, ohne daß wir den Grad der moralischen Verschuldung irgend einer dabei mitwirkenden Person genau bestimmen wollten. Dazu wäre die Gabe der Allwissenheit nölig, über die wir, wie unsere übrigen Erdenbriider, derzeit nicht verfügen. Phot. I. Kuß, Mariazell. Mariazellerbahn: In den Zinken. 6 Ess Ess Efs sss sss sss Ess sss Ess sss Ess sfs sfs sfs Ess Efs sss Einleitung sss sss Ess sss sss Ess sss sss Ess sss sss Ess sss Ess sss sss Ess Sss seiner schon verlorenen Kräfte gelangt, dann frage ich euch, ob ihr mit euren papicrnen, ungerechten Dekreten diesen Menschen abhalten werdet, daß er, wenn auch heimlich, zu jenem Orte hinflieht, von dem allein ihm Rettung kam, da eure menschliche Weisheit schon längst an ihrem Ende angc- langt war. Wir sagen also: Es müssen Gcbetscrhörungen an den Wallfahrtsorten vorkommen, sonst würde der selbstsüchtige Mensch nicht so unerklärlich zähe an diesen Orten hängen. Nur häufige, auffallende Gcbetserhörungen sind eine hinläng¬ lich Entstehungs- und Erhaltungsursachc der Wallfahrtsorte, aber sie erklären die Sache auch vollkommen ausreichend und gut. Gebetserhörung oder Wunder? Wir haben bisher immer nur das Wort Gebets¬ erhörung gebraucht, und haben das Wort Wunder vermieden. Lind dies mit Absicht. Wunder im eigentlichen Sinne ist nämlich ein sinn¬ lich wahrnehmbares, außerordentliches Vor- ommnis oder Ereignis, das nicht in der uns bekannten Ordnung der Natur, sondern in Gott seine A r s a ch e hat. Für unsere Wallfahrtsorte kommen nun als Wunder insbesonders unerwartete Krankcnheilungen in Betracht; wir sprechen darum sofort von diesen und sagen: Mit dem Worte Wunder kann man, ganz entsprechend den soeben angeführten drei Bedingungen oder Erfordernissen, dreierlei „Wunder" unterscheiden. 1. Wunder für das Volk. Jedes sinnlich wahrnehm¬ bare, außerordentliche Ereignis gilt dem Volke als ein Wunder, oder wie auch der beliebte Ausdruck dafür heißt: als Mirakel. 2. Wunder für die Ärzte oder überhaupt für die Naturkenner. Ein Vorfall, der nicht in der uns bekannten und erforschten Natur seine Arsache hat, ist für den Naturkcnner ein vorläufiges oder auch absolutes Wunder. 3. Wunder der Kirche. Ein außerordentliches Ereignis, das nur in der wirkenden Kraft Gottes seine Arsache hat, ist im kirchlichen Sinne ein Wunder. Die Entscheidung, ob irgend ein Vorfall in solcher Art als Wunder gelten und angesehen und bezeichnet werden darf, hat sich die Kirche Vorbehalten. And darum darf niemand, auch nicht ein schriftstellernder Priester, irgend einen außerordentlichen Vorfall in diesem letzteren strengen Sinne „ein Wunder" nennen, wenn nicht zuvor eine kirchliche Antersuchung denselben Vorfall als wirk¬ lich wunderbar bezeichnet hat. Wenn wir nun in diesem Buche von jetzt an öfters das Wort Wunder oder wunderbar gebrauchen werden, so geschieht dies, wo nicht anders erwähnt, immer nur in dem ersten Sinne: nämlich als Bezeichnung eines außerordentlichen, für den gewöhnlichen Menschen unerklärlichen Vorganges. Gebetserhörungen aus alter Zeit. Wir vermeiden es in diesem Buche geflissentlich, Gcbets¬ erhörungen, die älter als fünfzig Jahre sind, anzuführen. Denn unsere Gebetserhörungen sollen apologetische Kraft haben, mit anderen Worten: sollen imstande sein, die Wahr¬ heit der Kirche und ihrer Lehre zu verteidigen und zu be¬ weisen. Da hätten aber alte, vor Jahrhunderten geschehene Wunder wohl wenig Beweiskraft. Was wollen wir einem Angläubigcn gegenüber mit der Aufzählung von Wundern erreichen, die sich, wenn noch so großartig, im achtzehnten Jahrhundert zugetragen haben? Er wird uns einfach ins Gesicht lachen! Wenn wir außerordentliche Vorfälle bringen, so müssen sie in einer Zeit liegen, aus der noch jetzt lebende Menschen als Zeugen zu vernehmen sind. Dann hat der Vorfall, in solcher Weise durch Zeugen erhärtet, bedeutend mehr Kraft. An dieser Stelle sei uns gestattet, unser Mißfallen an jenen Wallfahrtsbüchern auszusprechen, die sich darin gefallen, ganze Serien solch alter Gebctserhörungen aufzutischen. Wenn neben diesen alten Stücken doch mindestens gleichviel aus neuerer Zeit gebracht werden, so geht dies noch Halbwegs an, wenn aber neben diesen alten Mirakeln aus siebzehn¬ hundert und so und so viel Jahren kein einziges von ncun- zehnhundert so und so viel gebracht wird, so liest jeder sofort aus diesen Zeilen heraus: „Aha, heutzutage gibt es dort keine ,Wundett mehr; sonst würde man sie doch anführen!" — And dieser hat Recht! — Ob aber diese seine auf solche Art gewonnene Aberzeugung dazu beitragen wird, sein Ver¬ trauen auf den Wallfahrtsort zu heben, das erlauben wir uns denn doch stark anzuzweifeln. Daraus die Schlußfolgerung: Wenn keine Gcbets¬ erhörungen aus neuer und neuester Zeit vorliegcn, oder nicht bekannt sind, dann lieber ganz schweigen! Selbstverständlich nehmen wir diejenigen alten Gebets- crhörungcn aus, die mit der Geschichte des Wallfahrtsortes irgendwie Zusammenhängen, also Vorkommnisse, die so eng mit der Entstehung oder Weiterentwicklung des Ortes ver¬ flochten sind, daß man ohne sie manches Geschehnis der Vergangenheit sich gar nicht erklären könnte. Diese müssen notwendigerweise erwähnt und erzählt werden. Anscr oben ausgesprochenes Arteil zielt nur auf private Gcbets¬ erhörungen ab, die für den Wallfahrtsort selber gänzlich belanglos erscheinen. Gebetserhörungen aus neuester Zeit. Es fällt uns gar nicht ein, von jeder einzelnen Gebetserhörung, die wir als des Druckes würdig erachteten, zu behaupten, daß hinter ihr ein wirkliches Wunder stecke. Dies zu entscheiden haben wir weder Vollmacht noch Recht, und zwar ebensowenig Vollmacht und Recht, als diesbezüglich unsere Kritiker sie besitzen. Wenn wir einen Fall vorlegen, so wollen wir nichts anderes damit sagen als: dieser Fall erschien uns persönlich soweit glaubwürdig und soweit auffallend, daß wir ihn einem größeren Leserkreise zum Nachdenken unterbreiten. Wenn wir aber bezüglich eines einzelnen hcraus- gcgriffenen Falles verschiedenen Meinungen ihr volles Recht zugestehcn, so haben wir andererseits eine derartige Fülle von Material zusammcngetragen, daß die Gesamtwirkung aller dieser Fälle für den ehrlichen Leser eine überzeugende und großartige ist. Ein einzelner Mensch mag immerhin irren, S^T Sje) SfD EfT SsD SfZ SsD SsD SjD SjT S^D SsD SsT EsD SsZ SfD §sT SsT Einleitung SsT SsT SsT 6sZ EsT §jT SjD Sst) Sst> SfD SsT SsT SfD SfT SsD SsT Sst) / zwei Menschen irren betreffs desselben Gegenstandes schon schwerer, - wenn Lunderte von Zeugen aufstehen und ihr Wort verpfänden für solche Fälle, dann haben ihre Aus¬ sprüche das Recht, daß man sic achte und höre. Wir halten jedenfalls dafür, daß die Gebetserhörungen an den Wallfahrts¬ orten, in ihrer Gänze überblickt und überdacht, ein unwider¬ leglicher Beweis dafür sind, daß an diesen Orten wirklich übernatürliche Kräfte walten, daß diese Stätten also „Gnaden¬ orte" in des Wortes ureigenster Bedeutung seien. Sucht uns aber jemand durch den Vorwurf der Leichtgläubigkeit in Mißkredit zu bringen, so ant¬ worten wir: wir sind nicht leichtgläubig, aber wir sind gläubig ! Lind während Christus unser Meister oft genug den Unglauben und die Lerzcnshärtigkeit als Lcmm- nis der Gnade getadelt hat, hat er ebenso häufig auf den einfältigen, geraden Glauben hin die schönsten nicht bloß, um durch solche Angaben den unbekannten Leser ein wenig zu orientieren, sondern auch darum, um ihn etwa anzuregcn, wie er in leichter Weise mit einer Wallfahrt gleich eine oder mehrere andere vereinigen könnte. Diese Angaben können jedoch auf vollkommene Präzi¬ sion keinen Anspruch erheben. Denn was die Fahrpreise betrifft, haben wir selbe nach den allgemeinen Kilometertabellen in den Kursbüchern zusammengestellt; nun heißt es aber in diesen Büchern ausdrücklich, daß man aus diesen Tabellen nur eine annäherungsweise Berechnung anstellen kann. Betreffs der Fahrzeiten aber ist es bekannt, das die Züge ost eine er¬ hebliche Geschwindigkeitsdiffcrenz aufwcisen. Trotz dieser Un- vollkommenheit unserer Angaben glauben wir aber trotzdem, gar manchem Leser willkommene Auskünfte erteilt zu haben. Übrigens werden sich Differenzen zwischen unseren Angaben und den wirklichen Fahrpreisen und Fahrzeiten in nicht vielen Beweise seines göttlichen Beifalls gegeben. Wir ziehen es entschieden, für unsere Person wenigstens, vor, das Wort Christi bei Matthäus 8, 10. als jenes bei Markus 16, 14. zu verdienen. 6. Statistisches. Die hier dargebo¬ tenen Daten sind in den weitaus größten Fällen direkt von den Kirchen¬ vorstehern der betreffenden Wallfahrtskirchen angegeben und verdienen daher volles Vertrauen. Wir glauben, gerade durch diese Zahlen unserem Buche einen be¬ sonderen Wert gegeben zu haben. Übrigens sprechen diese Zahlen eben für sich selber. 7. Zufahrt zum Wallfahrtsorte. Mit diesem Kapitel bieten wir etwas ganz Neues, was wir noch nirgends vorgefunden haben, nämlich Reiseangabcn für den Besuch der Wallfahrtsorte, ünd zwar sind gewöhnlich von den Landeshauptstädten aus die nächsten Eisen¬ bahnverbindungen, ihre Dauer, ihr Fahrpreis angegeben, wo dies notwendig war, geschieden nach Pcrsonenzügen .und Schnellzügen. Bei der Fahrpreisangabe nahmen wir durchwegs nur auf die dritte Klasse Rücksicht. Sie wird ja am meisten benützt und zudem hätten noch weitere Ziffern vielleicht nur verwirrt und Anlaß zu Mißverständnissen gegeben. Außer den Verbindungen mit den Landeshauptstädten gaben wir meistens noch Fahrzeit und Fahrpreis zu den benachbarten Wallfahrtsorten an. Dies taten wir . Phot. I. Kuß, Mariazell. Mariazellerbahn: Siegmundsberg. Fällen ergeben, und auch dann dürfte es sich nur um gering¬ fügige Verschiedenheiten handeln. 8. Literatur. Literaturangaben durften in einem solchen Werke, wie das unsrige ist, nicht fehlen; und zwar nicht so sehr, um zu bekennen, welcherlei Hilfsquellen wir selber benützten, sondern vielmehr, weil die Literatur gleichsam eine Ehrenkrone des betreffenden Wallfahrtsortes ist, so daß unbedingt darauf hingewicsen werden mußte. Bei der kolossalen Masse von Schriftwerken und Büchern konnte natürlich an die Darbietung eines vollständigen Literaturverzeichnisses auch nicht im entferntesten gedacht werden. Unsere Absicht war bloß die, auf diverse Artikel in einzelnen beliebten österreichischen Schriften hinzuweiscn, und zwar vornehmlich in solchen, die katholisch-kirchliche Tendenz haben. H SsT SsD SsT §sD SsT SsT SsD GsD SsD SsD SsD SsT SsT SsD EsD SsD SsZ Einleitung SsD 6sT SsD SsT SsD §sT SsD S^D SsD SsD SsD SsT SsD SsT SsT SsD SsT SsD Da wir ein deutsches Buch für deutsche Leser schreiben, begnügen wir uns in vielen Fällen mit deutscher Literatur- angabe. Nur dann, wenn im Deutschen wenig Material vorhanden war, griffen wir auch auf fremdsprachige Literatur, soweit uns selbe bekannt war. 9. Kurze Erwägung und Gebet. Wir beschließen die Abhandlungen über die einzelnen Wallfahrtsorte ganz regelmäßig mit einer sehr kurz gehaltenen Erwägung und einem Gebete. Zu diesem Vorgehen bewog uns erstens die Tatsache, daß ein Großteil der Leser solche Äerzenscrhebungcn, vor¬ ausgesetzt, daß sic nicht allzulange sind, liebt. Aber ein noch viel wichtigerer, wir mochten sagen innerer, organischer Grund veranlaßte uns, dies so und nicht anders zu machen. Es ist die Anregung und Gemütscrhebung sozusagen die Spitze, auf die unsere ganze Arbeit hinausläuft. Was wir mit dieser Arbeit von allein Anfang an beabsichtigten, war nicht etwa dies, den Lesern eine unterhaltende, belehrende, zerstreuende Lektüre zu bieten, sondern in erster Linie der Gedanke, die Äerzen zu erwärmen, den Glauben, das Ver¬ trauen zu beleben, und die Leser zu begeistertem Gotteslobe anzu regen. Wie ein gedrucktes, aber eindringliches „Tedcum", ein „Großer Gott wir loben dich", — also dachten wir uns immer wieder dieses unternommene Werk. Lind der letzte Grundton, der langanhaltende, sortklingendc, in den schließlich all die verschiedenen Akkorde dieses Buches ausklingen sollten, war uns nichts anderes als jenes gewaltige göttliche Anliegen, das unser Weltheiland an erste, souveräne Stelle, vor alle anderen noch so wichtigen Wünsche und Ziele hingestellt hat, indem er seine Schüler in allererster Linie zu beten geheißen: Geheiliget werde dein Name! Ja: Geheiliget werde der Name Gottes auch durch dieses Buch! Dies allein ist sein Ziel, und außer diesem kein anderes! Llnd wenn dieses Buch nicht imstande ist, dieses Ziel bei einem Teile der Leser zu erreichen oder wenigstens zu befördern, dann allerdings wäre es besser ungedruckt ge¬ blieben ; dann war umsonst unsere Arbeit, umsonst unsere Mühe. Aber nein, wir hoffen zuversichtlich, daß dem nicht so sein wird, wir hoffen zuversichtlich, daß manchen Lesers Gemüt, wenn er die Geschichte eines Wallfahrtortcs mit Aufmerksam¬ keit durchgegangen hat, sich wie von selber zu kurzer Andacht erhebt und mit Lust jene Gebete mitspricht, die wir ihm jedesmal in den Mund legen werden. Mariazell im Winter. Eine Rosenkranzstation an der Straße. flltötting. Dir tönen Lieder schon seit tausend Jahren Im großen deutschen Reich, — und deinen Ruhm, Den preisen jubelnd ungezählte Scharen, Du bist Mariens größtes .Heiligtum. Bayern, 300—400.000 Kommunikanten. Vorbemerkung. iclleicht wird man uns Vorwürfe machen, daß wir hier in diesem Buche dem ausländischen Wallfahrts¬ orte Altötting die erste Stelle einräumten, und unserem heimatländischen Mariazell die „Schmach" antaten, erst an zweiter.Stelle erscheinen zu müssen. Aber man sei gerecht: Linser Buch will nicht die Wallfahrtsorte Österreichs, sondern die Wallfahrtsorte des Österreichers behandeln. Lind es ist und bleibt einmal unleugbar, daß der Zuzug nach Altötting auch aus österreichischen Ländern ein starker ist. Religion und Gottesverehrung kennt keine staatlichen Grenzen, und die Liebe Mariazell, das vielgelobtc, diese Perle in den öster¬ reichischen Alpen, steht mit seinen 130—150.000 Kommuni¬ kanten hinter Altötting weit zurück! Also nochmals: Ehre, wem Ehre gebührt! Za noch mehr: Nehmen wir all die nicdcrösterreichischeu und oberösterrcichischen Wallfahrtsorte, die irgendwie hervor- ragen, zusammen, ohne auch einen einzigen von ihnen aus- zulassen, — stellen wir also zusammen Maria-Taferl, Drei¬ eichen, Sonntagberg, Maria-Lanzendorf, Maria-Enzersdorf, Gutenstein, Langegg, Maria-Schutz, — und dazu die ober- österreichischen Maria-Schmolln, Puchheim, Neustift, Adlwang zur allerseligsten Jungfrau hat wenig Respekt vor schwarzgelben oder blauweißen Grenzpfählen. Wohl dachten wir eine Zeit¬ lang ernstlich daran, die aus¬ ländischen Nachbar-Wallfahrts¬ orte in einem separaten Anhänge zu behandeln, aber schließlich wendeten wir uns mit Ent¬ schiedenheit von diesem klein¬ lichen, engherzigen Standpunkte ab. Wenn wir Altötting als einen von Österreichern häufig besuchten Wallfahrsort aner¬ kennen müssen, so wäre es eine Angerechtigkeit von uns, diesen Ott in irgend einen Winkel abzuschieben; Ehre, wem Ehre gebührt! Altötting ist unbestritten die Fürstin aller deutschen Marienwallfahrtsortc. Mit seinen bis an die Zahl 418.000 heranreichenden, jährlichenKommunikantenscharen überflügelt es weitaus alle andern Andachtsorte in deut¬ schen, und zumal in österreichi¬ schen Ländern. Altötting: Portal der Gnadenkapelle. Pöstlingberg, dazu noch alle Wallfahrtsorte des Landes Salz¬ burg, so haben alle diese viel¬ besuchten Wallfahrtsorte zu¬ sammengenommen jährlich etwa 300.000 Kommunikanten auf- zuwcisen; Altötting schlägt die ganze Versammlung: es zählt allein für sich um zirka 100.000 mehr. Ja, um den größten Ruhm Altöttings zu melden: Altötting bedeutet Zwcidrittel von Lourdes. Das Weltheiligtum Lourdes, über dem sich alle Gnadcnschleusen des Äimmels geöffnet zu haben scheinen, hat bloß eine um die Äälfte größere Kommunikantcnzahl als unser Altötting, nämlich 500— 600.000. Dies betrachtend, finden wir uns vor einem großen Fragezeichen, vor einem geheimnisvollen Rätsel, vor einer geschlossenen Pforte, zu der wir den irdischen Schlüssel zu finden nicht im¬ stande sind. 10 Ess SfS SfT EfS Ess EfS sfs sfs Ess sfs Ess Ess sfs Ess sfs Ess sss Altötting SsS sss sss EfS SfS §js sfs sfs EfD sfs SfS Ess Sfs Ess Efs SfS sfs sfs Denn, wenn wir uns fragen: „Was in aller Welt hat denn dieses Altötting den Pilgerscharen zu bieten? Welche Naturreize hat es aufzuweisen? Welche anziehenden Gegen¬ stände nennt es sein eigen? -- so müssen wir, um ehrlich zu sein, bekennen: Nichts, oder fast nichts gibt es in Altötting, was da geeignet wäre, den sinnlichen Menschen zu blenden und zu locken. Betrachten wir die ganze Gegend rings um diesen Ort. - Ja, ja, wir wissen, daß in manchen Altöttinger Büchern, die eben alles und jedes preisen und loben wollen, unter anderem zu lesen ist von lieblichen Gefilden, von an¬ mutigen Landschaftsbildern, von herrlichen Spaziergängen lassen wir solche Träumereien einer überhitzten Einbildungs¬ kraft. Land aufs Herz: Die Gegend um Altötting ist doch ziemlich langweilig! Eine Gegend, vor der jeder Naturfreund flieht, und die der Tourist so rasch als möglich mit Schnell- zugsgeschwindigkeit zu durchstreichen bestrebt ist. Plan des Kapellplatzes. !. Gnadenkapelle. II. Pfarrkirche. III. Tillykapelle. IV. Magdalenakirche. V. St. Annakirche. VI. Mühldorferstraße. VII. Postgebaude. VIII. Neuöttingerstraße. IX. Marienbrunnen. Oder was hat Altötting sonst zu bieten? Die drei Kirchen?*) Die Gnadenkiche, die Pfarrkirche, die Kapuziner¬ kirche? Aber Kirchen sind an und für sich keine Anziehungs¬ punkte; Kirchen, schöne Kirchen, große Kirchen sehen wir in Stadt und Land allüberall nach Dutzenden, ja nach Hunderten. Oder sind diese drei Altöttinger Kirchen durch besondere Pracht und Großartigkeit ausgezeichnet? — Nein, sie sind es nicht! Sie erheben sich in Anlage und Schmuck nicht über eine gute Mittelmäßigkeit. *) Im letzten Jahre l9l2 ist die mächtige Annakirche dazu¬ gekommen ; aber diese ganz neue Kirche hat doch offenbar bisher die Entwicklungsgeschichte des Gnadenortes nicht im Mindesten beeinflussen können. Man mißdeute unsere Worte nicht! Es liegt uns ganz ferne, etwa über die Altöttinger kirchlichen Gebäulichkeiten absprechend zu urteilen; wir wissen recht gut die ernste, er¬ habene Gotik der Pfarrkirche, und die einladende Freundlich¬ keit der hohen, weiten Kapuzinerkirche zu schätzen — aber was sollen diese Altöttinger Kirchen gegen den Mariazeller Prachtdom, gegen den Olmützer Leiligbcrg? Wo bleiben sie, wenn man das majestätische Prunkgebäude des Sonntag¬ berges neben sie vergleichend hinstellt? Aber noch etwas anderes ist merkwürdig : Altötting hat auch sonst gar wenig, was es den zahlreichen Pilgerscharen bieten könnte, um ihnen gleichsam in frommer Weise die Zeit des Aufenthaltes abzukürzcn. Wie weit bliebe Altötting zurück, wenn es sich diesbezüglich mit Albendorf oder mit Kalwarya bei Krakau oder auch mit Wartha zu messen hätte? Allerdings hat Altötting einen Vorzug, der ihm natür¬ licherweise ein Übergewicht über die anderen Gnadenorte Deutschlands zu geben scheint: sein hohes, ja sehr hohes Alter, so daß dieses Heiligtum Mariens wohl als ältestes aller deutschen Muttergottes-Äeiligtümer gelten darf. Aber so sehr wir auch diesen Vorzug des hohen, ehrwürdigen Alters möglichst hoch cinzuschätzen bereit sind, kann doch das Alter allein noch nicht diese Ausnahmsstelle Altöttings genugsam erklären. Denn es hat schon viele alte Heiligtümer gegeben, die eben eingegangen sind; warum nicht Altötting? Ja wir können mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß es auch unter den deutschen Marien-Heiligtümern ältere als Altötting gegeben hat, von denen wir allerdings, eben weil sie zugrunde gingen, keine Kunde mehr besitzen. Nach all diesem neigen wir zu der Ansicht, daß wir in der Große Altöttings unmittelbar ein Werk des gött¬ lichen Willens vor uns haben. Gott wollte und will es noch, daß gerade Altötting ein Mittelpunkt der frommen Maricnverehrung sei und bleibe, und eben darum, weil Gott es will, ist Altötting groß geworden und hat alle anderen Gnadenorte weit übertroffen. Wir sind geneigt, Altötting gleichsam wie ein immer andauerndes Wunder Gottes zu betrachten, das menschlicher Scharfsinn und menschliche Klug¬ heit sich vergebens zu enträtseln sucht. Wir sind geneigt, in Altötting eine beherzenswerte Lehre Gottes entgegenzunehmen, daß nicht Naturschönheit, nicht äußerer Pomp, nicht die An¬ häufung von Heiligtümern bei einem Gnadenorte ausschlag¬ gebend sei, sondern daß die Seele eines Gnadenortes einzig und allein im heiligsten Gutdünken Gottes seinen Lirgrund habe, je nachdem es nämlich dem Allmächtigen zusagt, über dem betreffenden Orte das Füllhorn himmlischer Gnaden¬ erweise mehr oder minder reichlich auszugießen. In außerordentlich fühlbarer Weise ruft uns die Stimme des Herrn aus Altötting zu: Ich führe euch nach Altötting, nicht damit ihr angenehme Wanderschaft habet, sondern damit eure Seele in die Regionen der Andacht wandere, — nicht damit ihr euch an Naturschönheiten erlabet, sondern damit die Schönheit der Religion euere Herzen erquicke, — nicht damit ihr Kurzweil genießet, sondern damit ihr die Stunden der Wallfahrt mit ernster Andacht ausfüllet, — nicht damit ihr schauet, betrachtet, sondern auf daß ihr betet und weinet. SsD SfT SsT SfD SsD SsD SsD SsD SsD SfD SsD SsT SfD Sse) SsD SsD SsT SsD Altötting SfT SsD S^D SsD SfT SfD SsD SfD SsD SsD SsD SsS SsD SsD SsT SsD SsT 1 1 — nicht damit euch die Zeit angenehm verstreiche, sondern damit eure Ewigkeit in Sicherheit gestellt würde. Dürfen wir noch etwas hinzufügen? Als es vor zweitausend Jahren sich darum handelte, eine Mutter für den Erdenheiland zu erwählen, da traf Gottes Wahl eine arme bescheidene, ganz verborgene Iungsrau und zwar wohnend in einem Orte, aus dem sich kein Jude etwas Gutes erwartete. And als es sich später darum handelte, für die deutschen Lande das größte und dauerndste Heiligtum Mariens zu er¬ wählen, da traf Gottes Wahl wieder einen stillen, bescheidenen, vergessenen Ort: unser Altötting. And so wagen wir zu sagen: Die Wahl Altöttings ist so recht ein passendes Seitenstück zu jener Gnadenwahl, durch die Maria selber aus großer Niedrigkeit zur höchsten Würde der Himmelskönigin er- Seit mehr als tausend Jahren ist die Altöttinger Gnaden¬ kapelle der allzeit offene Schalter, an dem himmlische Wohl¬ taten ausgegeben werden all denen, die darum bitten kommen. And wenn wir auch sagen müssen, daß in letzter Linie Gott selber, Gott allein der Geber aller Altöttinger Gnaden ist und bleibt, wenn wir in zweiter Linie die lebendige, wirkliche Königin des Himmels als Vermittlerin dieser göttlichen Gnaden betrachten müssen, so können wir in einer gewissen Art sagen, daß sich die hohe Geberin selber verbirgt und an ihrer Statt uns nur ein irdisch Bild — eben das Gnaden¬ bild — zu sehen und zu grüßen gibt. And nun die interessante Anfrage: Welche Anforderungen wird wohl der Himmel an ein irdisch Bild stellen müssen, damit es gewürdigt werde, gleichsam Träger der Gnaden zu werden? hoben ward. Das Altöttinger Gnadenbild und sein Geheimnis. Sag' an, o Bild, mit welchem Zauberstabe Lat dich der Gnaden Königin berührt; Daß ich der Andacht süßeste verspürt, Kaum daß ich nur dich angesehen habe? Daß fromme Seufzer du entlockst dem Munde, Dem Äug' der Freuden¬ tränen süßen Strom, Daß du gebannt mich hältst im kleinen Dom, Du hehres Bild, gib von dem Zauber Kunde! (M. L.) Ja, wir gestehen es — wir waren dreimal in Altötting — daß in jener dunklen Gnaden¬ kapelle Kräfte auf die Seele Phot. Alfons Adolph, Passau. Altötting: Gnadenaltar. einzuwirkcn scheinen, wie wir sie sonst in anderen großen Gnadenorten nicht oder nicht in diesem Maße wahrgcnommen haben. Es geht ein stiller Segen aus von diesem Bilde. Zarte Fäden, goldene Fäden der Gnade und des Erbarmens scheinen jegliches Herz sachte zu umspinnen, das sich allhicr andachtsvoll niederläßt, zur seligen Begrüßung der Mutter des Herrn. Nicht der Pilger ist es, der mit seinen Mariengrüßen solch süße Lerzensstimmung im eigenen Innern hervorbringt, sondern Maria ist es, die, den Pilger grüßend, sein Herz in wundersam süßer Weise zur Andacht bewegt. And als Vermittlerin dieser Gnadenspendung, als sicht¬ bares Zeichen, steht da eine schon viele Jahrhunderte alte, nicht große Statue der allerseligsten Jungfrau Maria: das Gnadenbild von Altötting. Das Altöttinger Gnadenbild mag uns Auskunft geben. Entfernt man den äußerlichen Zierschmuck, mit dem die Statue gewöhnlich reich umkleidet ist,') so hat man eine aus weichem Holze (Lindenholz) geschnitzte Statue vor sich, die eine Höhe von 66 cm aufweist. Es ist die Darstellung einer sehr schmächtigen, mit lang herabwallenden Kleidern verhüllten, ') Dieses ist alljährlich nur am Aschermittwoch und Kar¬ samstag der Fall, an welchen Tagen das Bild zum Kuß gereicht wird. Von Gründonnerstag bis Karsamstag ist die Statue voll¬ ständig in schwarzen Schleier gehüllt, aus welchem dann die beim Volke so beliebten und hochverehrten „S ch le i e r b i l d e r" ge¬ fertigt werden. Dieser löblichen Gepflogenheit trägt auch die kgl. Kapellstiftungs-Administration entsprechend Rechnung, indem selbe jährlich 30.000 kleine, 3000 mittlere und 3000 große „Schleier¬ bilder" beschafft, und an der Klosterpsorte der Englischen Fräulein an die Wallfahrer unentgeltlich verabreichen läßt; im Kapell- Laden sind solche bei festgesetzten Preisen käuflich zu haben. 12 Sss sfs Efs sfs sfs sss Efs sfs sfs sfs Ess sfs sfS Ess sfs sss sss Altötting sss Ess sfs sfs sfs sss sfs Ess sfs sfs Ess sss sfs sfs sfs Ess sss sft> aber gekrönten Frau, die auf ihrem rechten Arme ein Kind trägt. Das Kindlcin hält in der Land einen Apfel und scheint ihn wie spielend von seiner Mutter zurückziehen zu wollen. Überhaupt ist die ganze Darstellung offenbar als die eines sehr lebhaften, froh spielenden Kindes gedacht, das sich mit Lust auf dem sicheren Arm der Mutter schaukelt. Als Gegen¬ stück dazu zeigt das Antlitz Mariens die wirklich schönen Züge einer über ihr spielendes Kindlein glücklichen, still zufriedenen Mutter. In der Statue selber trägt nur die allerseligste Jungfrau Maria eine eng anliegende Krone, während ihr Kindlein ohne Kopfbedeckung erscheint. Die ganze Darstellung muß, abgesehen von den stark verblaßten Farben und der stark vorgeschrittenen Vermoderung des Lolzes als eine sehr anmutige bezeichnet werden. Wir möchten sagen: Sic schildert uns Mariens Mutterglück. Die Maßverhältnisse der Körperteile sind mehrfach ver¬ fehlte. So erscheint der Kopf der Kllerseligsten Jungfrau zu groß, während ihre Arme fast verkrüppelt klein zur Darstellung gelangen. Das Iesukindlein hingegen, das in ein eng an¬ liegendes Lcmd gehüllt ist, und in einer betreffs Gleichgewicht sehr bedenklichen Lage auf dem Arme der Mutter sitzt, hat einen so kleinen Kopf, daß dadurch die ganze Gestalt des Kindes einer Zwerggestalt eines sonst völlig erwachsenen Menschen gleicht, nicht aber der eines Kindes. Zu dieser gewiß bescheidenen Ausstattung der Statue gesellt sich noch ein anderer Amstand. Das Altöttinger Bild ist nämlich in seinem gegenwärtigen Zustande wegen teil¬ weiser Fäulnis des Materials durchaus nicht mehr schön zu nennen. Die 5 — 6 Jahrhunderte, während welcher es auf seinem Platze steht (es ist nur ein Ersatz eines früheren noch weit älteren Bildes, das die thronende Madonna darstellte und wahrscheinlich durch Vermoderung zugrundegegangen ist) — also die 5 — 6 Jahrhunderte haben unserem ersten deutschen Gnadenbilde ganz gehörig zugesetzt. Und es ist und bleibt Tatsache — und diese Tatsache kann in jedem Devotionalien- gcschäft Altöttings sofort erfragt und bestätigt werden -, daß die Pilger die wahren Abbildungen des Gnadenbildes nur ungern kaufen, und zwar deswegen, weil es fast ab¬ stoßend ist. Dieweitausmeistcn der in den Lande! kommenden Darstellungen des Gnaden¬ bildes sind „verbesserte", stark geänderteAbbilder des eigent¬ lichen Bildes ft. Doch wurde die Statue im Jahre 1912 durch Konservator Lagcn- miller-München restauriert. And dieses schlichte Lolzbild ist seit einer großen Reihe von Jahrhunderten der sichtbare Träger einer überaus reichen, besonders starken Gnadenvermittlung des Limmels! — Lier scheint uns der Limmel durch eine mehr als tausendjährige Tat eine ge¬ waltige Lehre geben zu wollen, die sich etwa in die Worte des Isaias kleiden läßt: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, noch eure Wege meine Wege, spricht der Lerr. Denn wie der Limmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege, und meine Gedanken über eure Gedanken." (Isaias 56, 8. 9.) Vor Gott gilt nicht das Große und Mächtige, sondern vielmehr das Bescheidene, das Demütige, das Kleine. Dies ist die beherzigenswerte Lehre, die das uralte öttinger Gnadenbild dem ehrlich denkenden Pilger gibt. Selig, wer diese Lehre aufnimmt, versteht und darnach handelt! ft Der hochwürdige Lerr Pfarrer Fr. T. Konrad von Altötting hatte die Güte, uns demgegenüber folgendes mitzuteilen: „Ganz unrichtig! Das Gnadenbild ist weit schöner als irgend eine Nachbildung. Das Gnadenbild, im Antlitze der Madonna teilweise schadhaft und abgeblättert, ist kunstverständig aus- gebeffert worden und weist überaus liebliche Formen auf. Jede Spur von Beschädigung, geschweige denn Fäulnis, von der nie die Rede sein konnte, ist verschwunden. Der Bildhauer, ein tüchtiger Meister der späteren Gotik, hat vor allem die Madonna in Kopf, Gesicht, Laartracht und Faltenwurf glücklich behandelt. Weniger Fleiß wurde auf das Christkind verwendet." IW. Wir sind in der Lage, den Lesern eine sehr getreue, große photographische Kopie der Statue aus dem Atelier des k. Lofphotographen Alfons Adolph in Passau zu bieten, deren Reproduktionsrecht nur mit vielen Mühen und Auslagen erworben werden konnte. Der Leser mag an dieser Photographie persönlich seine Studien machen! Gnndenkapelle (rechts) mit Kapellplatz und Magdalencntirche in Altötting. SsT SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsD SfT SsD SsD SsD SfD SfD SsD SfD SfT SfD AltottNlg SfD SfD SfD SsD SfT SsT SfS SsD SsS SsD SfS SfS SfT SsT SfS SfS SfD IZ Der Kapellplah. Die Gnadenkapelle von außen. Bei der Gnadenkapelle in Altötting sieht es ganz und gar anders aus als in den allermeisten anderen Gnadenorten, die Nur auf unseren Reisen geschaut haben. Man findet näm¬ lich die Gnadcnbilder am allerhäufigsten über dem Hochaltar einer mehr oder minder schönen Kirche stehen, oft auch besteht die Gnadenkapellc in einem Zubau, in den man unmittelbar von der Kirche aus gelangen kann, in vielen Fällen hat man irgend einen schöneren Seitenaltar zum Träger und Thron des Gnadenbildes gemacht, in einigen Fällen wieder gibt es zwar eigene Gnadenkapellen, diese aber stehen inmitten einer- größeren Kirche, überdeckt und umschlossen von den schützenden Mauern und Gewölben eines Prunkgebäudes. Ganz anders in Altötting! Da findet man etwa in der Mitte der sehr freundlichen, netten Stadt einen weiten, offenen Platz, den Kapell¬ plah; und auf diesem großen Platze, von Bäumen umschattet, nach allen Seiten hin ganz frei dastehend die Gnadenkapelle, während alle anderen Kirchen und Heiligtümer Altöttings gleichsam in achtungsvoller Entfernung mehr oder minder weit von dieser ehrwürdigen Kapelle entfernt stehen. - Der weite Kapellplah, schön gepflegt, übt eine ganz merkwürdig anheimelnde Wirkung auf die Pilger aus. Es sind wenige, die sich diesen: stillen, einzigartigen Reize entziehen können. Es ist ein Gefühl des ungestörten Friedens, der Be¬ ruhigung, der Sammlung, der Andacht, das da die Herzen überkommt. Sonderbar bleibt es auch, daß dieser Ricscnplatz (er¬ mißt nach seinen Hauptrichtungen hin nach jeder Seite etwa 150 Meter) ganz entschieden die Form eines großen Herzens hat. Die Spitze dieses Herzens liegt dort, wo die Droben am Giebel des E i n g a n g s t o re s, das wir uns zu unserem Ausgangspunkte nehmen, sehen wir in einem umgebenden Wolkenkranze die Himmelskönigin mit ihrem Gottes¬ kinde, strahlenumwobcn, verklärt, gleichsam lichtverbreitcnd, und ihr zu Füßen zwei in Ehrfurcht geneigte menschliche Gestalten. Ein Stück Altöttinger Legende hat man dort droben in Stein verewigt. Denn die Bischofsgestalt dort soll den heiligen Rupert vorstellen, der soeben dem Begründer Altöttings, Otto mit Namen, die heilige Taufe gespendet hat, und ihn nun an feine himmlische Mutter weist mit den Worten: »kicce, mater tua!« „Siehe, d eine Mutter!" Diese Worte am Giebel des Heiligtums haben auch heute noch, nach tausend Jahren, ihre Kraft und Bedeutung, sie¬ gelten ja jedem der hunderttausend Pilger, die durch diese Gnadenpforte einzugehcn wünschen; diese Worte gelten auch dir mein Leser, der du jetzt im Geiste vor Mariens Heiligtum stehest: »Hcce, mater tun!« „Siehe, deine Mutter!" Durch den flach gewölbten Bogen dieses Portales winkt uns die Türe der Kapelle entgegen und wir lesen dort das einladende Wort: „Eingang." — Doch nein, bevor wir eintreten, wollen wir die Kapelle zuerst von außen kennen lernen. And so umschreiten wir denn zunächst, zwischen den umgebenden Bäumen in einem entsprechenden Abstande dahin schreitend, das kleine Bauwerk. Überaus ehrwürdig, altertümlich, anheimelnd, bietet cs sich dem neugierig forschenden Blicke dar. Auch der strengste Kritiker wird gestehen müssen, daß das Ganze schön, ja lieblich sei. And dennoch besteht es aus ganz von einander ver¬ schiedenen Teilen. Da ist zunächst die äußere Hälfte, die Mühldorferstraße einmündct, der obere Einschnitt aber ist in der Ecke des neuen Rat¬ hauses zu suchen (Kapell- platz 2 a). Wir können nicht glauben, daß diese Herzform im Plane der irdischen Bau¬ meister lag; vielleicht aber im Plane der göttlichen Vor¬ sehung? Aber das wird uns jeder willig, ja freudig zu¬ geben: Der Kapellplah ist jedenfalls das g ro ß e Herz von Altötting, und das Herz i m Herzen, das Herz des Kapellplatzes ist wieder die heilige Gnadenkapelle. So komm' denn Leser, wer du auch immer, seist, und beschaue, geführt von unserer Hand, dies trau¬ lich stille Heiligtum der Gottesbraut. Altötting: Gnadenkapclle, Vordcrranm. 1 4 SjT EsT SsD SsT §sT SsT SsD SsD EfT SsD SjD SsT SsT SsT SsD SsD SsT Altötting S^D S^sT SjT S^sT S^T S^fT SsD S^D S^sD S^sD SlfD SsD EsD SjD SsT SsT SsT SsD gar nichts anderes ist, als die a l l c rp r i m i t i v st c Dorf¬ kapelle mit je drei kleinen schmalen Fenstern an den Seiten. And vorn an dieser Kapelle, gerade über deni Eingänge hebt sich ein sehr schlankes und hohes, achtseitiges Türmchen gegen die Wolken. Rückwärts finden wir aber, anschließend an diese Dorf- kapelle, einen achteckigen Bau, mit einem wieder ganz einfachen achtscitigen P y r a m i d e n t urm. Am beide zusammen, um Kirchlein «nd Turm, schmiegt sich wie ein Schutzring ein offener Lallcngang nut abgeschrägtem Dache. Das also ist das Gnadenschlößlein unserer lieben Burg¬ herrin Maria. In seiner schlichten Einfachheit scheint es so recht zu den evangelischen Lehren der Armut und Demut zu passen, und ein inneres Empfinden flüstert uns zu, daß so beiläufig der Eindruck gewesen sein müsse, den das stille Wohnhaus der heiligen Familie in Nazareth übte. Lier eine kleine Zwischenbemerkung. Von dem schon erwähnten achteckigen Turmbau, der den eigentlichen Gnaden¬ altar in sich birgt, sagt der eine von den Schriftstellern, deren Bücher wir in Länden haben: „Sieben Nischen an der Innenfläche der Kapelle machen eine alte Überlieferung glaubwürdig, wonach der Bau ehedem ein den sieben Planeten geweihter Lei de ir¬ rem pel war." Der zweite Schriftsteller aber sagt zuversichtlich: „Ein heidnischer Tempel Ivar diese Kapelle nie." — Die Frage bleibt also ungelöst?) Der offene Hallengang um die Gnadenkapelle. Nachdem wir den ersten Rundgang vollendet, treten wir noch einen zweiten an, und zwar diesmal knapp längs der Mauer des Leiligtums unter den gedeckten Wandelhallen hin. And da sehen wir denn eine Anzahl von Votivbildcrn, die dicht neben- und übereinander hängen und dem aufmerk¬ sam beschauenden Pilger mit großem heiligem Vertrauen zur milden Wunderherrin Maria erfüllen. Anter diesen Bildern ragt eine große Zahl (es sollen ihrer 59 sein) von Lolzbildern hervor, die geschichtliche Er¬ eignisse Altöttings, angefangcn vom Jahre 1520, zur Dar¬ stellung bringen. Sie sind erst wieder im Jahre 1900 neu renoviert worden, so daß ihre Inschriften deutlich zu lesen sind. Auch Kreuze sieht man in den Winkeln lehnen: Bu߬ werkzeuge frommer Pilger sind es. Es gehört nämlich gar nicht zu den Seltenheiten, daß man Pilger und Pilgerinnen auf den Knien rutschend, kreuzbcladen die Rundung um die heilige Kapelle machen sieht. Ja es läuft eine förmliche Doppel- rinnc um die Kapelle herum, stellenweise sehr deutlich erkennbar, die die nachschlcifendcn Kreuze in den Boden gefurcht haben. st Notiz des hochwürdigen Lerrn Pfarrers F. F. Konrad: „Die Lösung ist ganz anders. Die achteckige Kapelle ist eine Pfalz¬ kapelle aus der Zeit der Karolinger. In Altötting befand sich ein Krongut der Karolinger. Lier wohnte zeitweise und starb Karlmann. Davon leitet sich Ursprung (zirka 830) und Form der heiligen Kapelle her. (Vergl. das Achteck im Aachener Dom Karls des Großen.) (Karlmann, Sohn Ludwigs des Deutschen.)" Dieser Kapellenumgang sowie der ganze weitere Platz, wo die Ahornbäume stehen und die Schranken, die könnten wohl erzählen von herzerhebenden Szenen, von tausendfachen flehentlichen Bittrusen, von allerglühendsten, andächtigen Ge¬ sängen : „O Maria hilf! O Maria hilf! O Maria hilf doch mir! Ein armer Sünder kommt zu dir! Im Leben und im Sterben Laß meine Seele nicht verderben, Laß mich in keiner Todsund' sterben!" (Ein Pilgerlied.) Ja, ja, liebe Mutter, laß auch uns nicht in der Tod- sünd' sterben! Die Gnadenkapelle von innen. *rstun endlich hinein in's Leiligtum! Wir betreten zunächst die äußere der beiden Kapellen; man nennt sie gewöhnlich: den „Anbau". Gleich rechts knapp an der Eingangstüre rückwärts ist die Sakristei, dann einige Bänke, vorne links und rechts zwei Altäre, oben zwischen beiden eine Statue des heiligen Rupert. Dies alles sieht das Auge des Eintretenden gleichsam auf den ersten Blick, aber sicherlich nimmt sich nicht der hundertste Pilger Zeit, jetzt in Gemächlichkeit diesen Vorraum zu betrachten. Denn dort ganz vorne winkt eine Tür, und daneben ein vergittertes Fenster: das eigentliche Leiligtum, die Gnadenkapclle vou Altötting. So betreten wir denn diesen hochverehrten Raum! Doch bevor du eintrittst, Pilger, steh' still ein Weilchen und bedenke, daß es eine der höchsten Gna deustätten des Erdkreises ist, die dein Auge jetzt schauen wird. Sammle dich also und suche in deinem Lerzen die Gefühle der Demut und Ehrfurcht zu erwecken. So komm' denn. Schon umfängt uns der-kleine, düstere Raum. Das Tageslicht hat hier wenig Rechte und nur spär¬ lich darf cs, durch kleine Fensterchen hercindringend, einen dämmerigen Schein verbreiten. Dieser Raum ist wie das Menschcnherz: kein Strahl des Lichtes dringt in diesen ver¬ borgensten Teil des menschlichen Organismus, und dennoch ist gerade dieses immer lichtlose Lcrz Lebenssitz und Quell aller Freude, aller Frische. Flackernde Flämmchcn treffen unser Auge, das sich erst nach und nach an die Dunkelheit gewöhnt. Diese Flammen brennen auf fünf s i l b e r n e n Ä ä n g c l a m p e n Tag und Nacht; schön hat man diese fünf Längclampen als Sinnbilder der fünf Erdteile bezeichnet. Geheimnisvoll blinkt uns in solchem Lichte von Rück- und Scitenwand des engen Gelasses Silber glanz entgegen und spiegelnde Glasflächen: wir schauen des Gnadcnaltarcs silberne Zier. Dort in der Mitte in der etwas dunklen Nische, aber umrahmt von reichlicherem Lichte brennender Kerzen erblickt unser Auge nun das Gnadcnbild. Wonnig richten wir unseren forschenden Blick auf dieses Werkzeug hoher, himm¬ lischer Gnaden. Doch es ist zu klein, es ist uns zu weit ent¬ fernt, es ist zu überladen mit Juwelen, als daß wir es in SjT SsD SjT SsD EfT Ess 6jT §jD SsT §sD SjT SsT SjD SsD SjD EsD SsD SjD Altötting SsT SjT SjS SsD SsT SjD EsD SsD SjD SsD SjT SjT SsD SjT SsS SjD ZsD j st seinen Einzelheiten zu erkennen vermöchten. Nur das eine ist uns klar, daß dieses Frauenbild überaus dunkel, ja eigentlich schwarz sei von Farbe P Da klingt in unserem Äerzen der poesievolle Gruß, der uns, seitdem wir ihn das erstemal gehört, nimmer aus dem Gedächtnisse entschwunden ist: Bin dunkelsarben wohl, doch rein und schön! So sang im Lohenlied die Königsbraut; So kündet's hier durch lange Jahre laut Mariens Bild auf Ottings Lauptaltar, Das schwarze Bild, so hehr und wunderbar. O klinge Lied, o Preisgesang ertön' And steige brausend zu des Limmels Löh'n: Schwarz bist Maria Du, doch himmlisch schön! (Max Steigenberger.) Flammengebet der Fürstin Adelheid. Wir sind als Pilger nach Otting gekommen. Ja, auch alle jene, die heute nur als Leser dieses Buches im Geiste fromm die Pfade nach Altötting su¬ chen/ haben gewiß, wie wir, das unab-- weisliche Bedürf¬ nis, bei diesem hohen Gegenstände der Andacht, beim Ottinger Gnaden- bild, das sie soeben glücklich gefunden, eine Weile in sü¬ ßestem Gebete zu verbringen, unbe¬ kümmert run alles andere, unbeküm¬ mert um irdische Dinge, ja selbst un¬ bekümmert um all den Zierat und weiteren Schmuck der Gnadenkapellc. Wir können nicht anders, wir müssen zunächst wenigstens einige Augenblicke hingebender Andacht unserer Mutter selber weihen, müssen abgetrennt von allem anderen mit ihr allein in der Lerzenssprachc eines liebenden Kindes reden. Lind wir wissen nichts Besseres, nichts Feurigeres, als jene Gebete, die eine heiligmäßige Fürstin einst mit ihrem Blute unterschrieben und die bis heute noch in einer silbernen Kassette, wohl verwahrt zu Füßen des Gnadenbildes liegen. Selten loderte die Liebe zu Maria in solch glühenden Gebeten empor, als diese es sind. st Notiz des hochwürdigen Lerrn Pfarrers F. L'. Konrad: „Nein, nur verdunkelt; rote Tunika, weißer Mantel mit Gold¬ borde und blauem Innenbesatze, auch das Internat an den Wangen der Madonna sind trotz der Dunkelung deutlich zu erkennen." Wir öffnen daher im Geiste diese Kassette, nehmen die vergilbten Schreibeblätter heraus und auf unseren Knien vor¬ dem Gnadenbilde liegend, lesen wir sie mit stammelnder Lippe ab und machen jedes einzelne Wort zu unserem persönlichen Eigentum und bemühen uns all die Glut und Liebe hinein¬ zulegen, wie sie einst die heiligmäßige Verfasserin beseelten, als sie solches niederschrieb. I. Leiligste, reinste Jungfrau Maria, Mutter Gottes, glor¬ reichste Kaiserin des Limmels und der Erde! Da ich nach Gott Dir, schönste Königin des Paradieses! die Erhaltung meines Lebens, meinen Stand und all mein Lab und Gut verdanke, so ist es billig, daß ich aus Dankbarkeit mein ganzes Ich Dir als Tribut ausopfere: Lier bin ich also, hingestreckt zu Deinen Füßen mit dem demütigsten Gefühl der Ehrfurcht und Ehrerbietung, um Dir das Geschenk und Opfer meines Lerzens und meiner Seele zu bringen. Ich weiß wohl, daß diese Gaben Deiner unwürdig sind, o höchste Frau! aber als mitleidige und gütige Mutter ver¬ schmähst Du nicht, die noch so geringen Geschenke von der an¬ zunehmen, die Dich ehrt, liebt und de¬ mütig verehrt. Ich schulde Dir alles, und gebe Dir alles, was ich habe, ohne irgend welchen Vorbehalt. Da ich nicht mehr tun kann, so bitte ich Dich de¬ mütig, die Schenkung meiner selbst als Deiner beständigen Sklavin unwideruf- lich für dieses Leben und für die ganze Ewigkeit anzuneh¬ men. LabeGnade, o Mutter der Barm¬ herzigkeit! mit dieser elenden, unwürdigen und undankbaren Sünderin, welche zu Dir ihre Zuflucht nimmt: weil ich auf Dich allein vertraue und hoffe. Auf Dich setze ich alle meine Losf- nung des Leiles und durch Deine unermeßliche Milde hoffe ich Barmherzigkeit bei Deinem Sohne zu erlangen. Deiner Luld und Gnade überlaste ich mich jetzt und in dem Augenblicke meines Todes, o gütigste Frau! Ach! verkäste mich nicht in dem so wichtigen Augenblicke. Erinnere Dich, daß ich Deine Tochter und Leibeigene bin; verlasse meine Seele nickt, die ich in Deine Lände gelegt habe; ich bitte Dich darum um des Jubels willen, den Du gehabt beim Anblick Deines neugeborenen Sohnes Jesus und im Bewußtsein Deiner jungfräulichen Gottes¬ mutterschaft: um der Liebe willen, mit der Du ihn liebtest, um der Milch willen, welche Du ihm gabst. Ich bitte demütig darum durch die Schmerzen bei seinem Leiden und Sterben; ich be¬ schwöre Dich bei der Lerrlichkeit, welcher Du Dich mit der heiligsten Dreifaltigkeit im Limmel erfreuest und die ganze Ewig¬ keit hindurch erfreuen wirst. Ich werfe mich in Deine Arme, o seligste Jungfrau, wunderbarliche Mutter! und aus Überzeugung mein ganzes Vertrauen auf Dich setzend, wage ich Phot. Strauß, Altötting. Altötting, Pfarrkirche. 16 sss sss Ess sss sss sss Ess sss Ess sss Ess sss sss Ess sss Ess sss Altötting Ess sss sss sss sss sss sss sss Ess sss sss Ess sss Ess sss sss sss sss es, mit diesem wenigen Blute, das ich alles für Dich vergießen wollte, zu beteuern, daß ich bin Deine demütigste, gehorsamste, treueste, höchst leidenschaftlich'für Dich eingenommene, arme Dienerin und unwürdige Sklavin L. M. Adelaid. demnach leben und sterben und durch die ganze Ewigkeit sein will Dir, Königin des Paradieses! demütigste, gehorsamste, höchst leidenschaftlich für Dick eingenommene Dienerin, Sklavin und treueste Tochter Otting, 2. Okt. 1658. Lenrietta Maria Adelaid. II. .Heiligste Mutter meines Gottes! Ich L. M. A. elende Sünderin, obwohl unwürdig vor Deinen Augen zu stehen, setze Dich mit der Feder, mit dem Lerzen und mit der ganzen Zu¬ neigung meiner Seele als ft n i v e rsal e rbin ein aller guten Werke, die ich je getan habe und tun werde, all meiner guten Worte, all meiner rechten Gedanken und erduldeten Leiden und all besten, was ich jetzt besitze und besessen habe innerlich und äußerlich und in Zukunft besitzen werde: und dies alles bekräftige ich nachdrücklich durch diese Landschrift, welche, so will ich, die Kraft einer unwiderruflichen Schenkung haben soll, die man nickt für ungiltig erklären, noch durch irgend einen Kodizill ver¬ mindern kann. Ferner mache ich Dich zur Erbin meiner Seele, meines Leibes, meines Lerzens, meines Lebens und meines Todes, Dich, meine gütige und teure Mutter und heiligste Frau! um die Gnade anstehend, mir am Ende meines Lebens beistehen und für mich Sorge tragen zu wollen wie für etwas, das Dein Erbe ist, und ich bitte Dich noch, mit aller möglichen Kraft, diese schwache und unwürdige Erbschaft Deinem Sohne darbieten zu wollen. Endlich beteure ich, daß, wenn ich diese Erbschaft vermehren könnte mit so vielen frommen Werken, mit so vielen Akten der Liebe, des Glaubens und des Dankes, mit so vielen Arten von Tugenden als Sterne am Limmel leuchten, als Sandkörner das Meeresufer bedecken, als man Atome in den Sonnenstrahlen sieht, als es erschaffene lebende und leblose Wesen gibt, gab und geben wird bis an's Ende der Welt, als es die ganze Ewigkeit hindurch geben könnte: (daß) ich es sehr gerne tun würde und ich mich sehr glücklich schätzte, mich im Dienste einer so erhabenen und mit aller erdenkbaren Vollkommenheit über¬ häuften Königin abgemüht zu haben. Indessen erkläre ich mit diesen Tropfen, mit welchen ich meinen Namen schreiben werde, daß ich ganz Dein bin und Lind jetzt erst frommer Pilger, nach solchen demutsvollen Grüßen, laß dein Auge, das bisher wie festgebannt auf Mariens huldreichem Bilde haftete, freier umherschweifen, auf daß du erkennest, in welch anmutiger Weise menschliche Dank¬ barkeit die Wohnung dieses Gnadenbildes ausgestattet hat. Siehe zunächst, wie fromme Lände hoher und höchster Persönlichkeiten, zumal von den bayerischen und österreichischen Lösen, das Bild schon vor Zeiten reich und kostbar gekleidet haben. Lind so sehen wir Ll. L. Frau von Altötting ge¬ wöhnlich mit einem weißscidenen, gold- und silbergestickten Kleide angetan, darüber ein sch w a rz sa m ten es Ska pu¬ li er, reich mit Juwelen besetzt; eine wertvolle Perlen¬ schnur schmiegt sich um den Lals, auf dem Lauptc von Madonna und Iesukind strahlen große, schwere Kronen, -belegt mit Edel¬ steinen und Perlen. In der linken Land führt die Lim- melskönigin ein schwergol- dcnes liliengeformtes Szepter, dem ein Vergißmeinnicht- sträußchen von Brillanten und Türkisen beigebunden ist. Außerdem ruhen noch am Szepter ein schwerer Finger¬ ring von mattem Golde mit drei großen Brillanten, ein zweiter mit einem großen Brillanten, ein dritter, blau emailliert und mit einem Diamanten belegt, und ein vierter mit einem Saphir und zwölf Rosetten und andere wertvolle Ringe. Dieses hehre Gnadenbild nun steht als Mittelpunkt eines ziemlich großen, vertieften Rundbogens da, der sich über dem Altäre wölbt. Den Lintergrund dieses Rundbogens, also gleichsam die Stelle des sonst üblichen Altarbildes vertretend, füllt eine prachtvolle Silberarbeit aus, darstellend die Krönung Mariens durch die allerhciligste Dreifaltigkeit. Goldene Spruchbänder ziehen sich von jeder der drei göttlichen Per¬ sonen gegen das Gnadenbild hin. Die erste trägt die Inschrift: „Die T o cht e r G o ttes, des Vater s," das zweite: „Die Mutter des Sohnes", das dritte: „Die Braut des heiligen Geistes." Zur Rechten und zur Linken des Gnadenbildes erhebt sich je eine hohe, schöne Engelfigur, die ein Spruchband in Länden trägt, das Mariens Lob und Preis verkündet; die Phot. A. Adolph, Pafscm. Altötting: Urnen. 1 2 Mariazell (Steiermark). Phot. I. Kuß, Mariazell. 2 Mariazell (Steiermark), Phot. I. Kuß,'Mariazell. SfD SfD SfT SsD SsD SsD SfT SsT SsD SfT SfD SsD SsD SsD SfD SsD SfD SfD SfT SsD Ss2 SsD SsT SfD SsD SfT SsD SsD SsD SfD SsD SsD SfT SfT SsD 17 eine Inschrift lautet nämlich: „O, Du der Menschen schönste Zier, O, Du der Welt Beschützerin", die andere „O, Du der Engel Glorie und des Himmels Wonne." Überdies bringen sreischwebende Engelsgestaltcn mit den Sinnbildern von Sonne und Mond, Kranz und Palme ihrer Herrin und Königin mit den Worten des Hohenliedes Huldigung dar: „Wer ist die, die da heraufstcigt wie die ausgehende Morgenröte, schön wie der Mond, aus¬ erlesen wie die Sonne, stark wie ein geordnetes Heerlager!" (Lunticum 6, 9.) So die Rückwand jenes Hohlbogcns über dem Gnaden- altarc. Die inneren Scitenwände dieses Bogens sind gleich¬ falls mit einer achtenswerten Silberarbcit geziert: Man sieht nämlich alldort eine Menge Köpfe, die alle durch die Win- Die Königsherzen. sinter all den Votivgeschcnken, die die Altöttinger Gnaden¬ kapelle zieren, sind, wenn auch nicht die auffallendsten, so doch die berühmtesten und sinnreichsten die dort geborgenen Königs- Herzen. Man findet nämlich an den Rückseiten in den Wand¬ nischen der eigentlichen Kapelle, gerade gegenüber dem Gnadcn- altare in mehreren Nischen und Schränken mehrere Llrnen aus edlem Metall, in denen die Herzen bayerischer Regenten bei- gcsetzt sind, sinter anderem auch das Herz des geistcsumnach- tcten, unglücklichen Königs Ludwig II. Ferner birgt die heilige Kapelle noch eine ganze Reihe von Herzen anderer Persönlichkeiten, die aber teils unter dem Marmorpflaster bcigesetzt, teils in den Wänden düngen eines Baumastes von zwei untenstehenden Haupt¬ figuren auszugchen scheinen, nämlich von den Königen David und Salomon. Diese figurenreiche Arbeit soll den Stammbaum der aller- seligsten Jungfrau zur Dar¬ stellung bringen. Als äußerer Vordcr- abschluß des vertieften Bo¬ gens schimmern uns ziemlich auffallend fünfzehn große, herzartige K e rz e nträ g er entgegen, die zusammen einen großen Rundbogen bilden. Ehemals sollen an Stelle dieser fünfzehn Kerzenträger fünfzehn Rosenkranzbildcr gewesen sein; mag sein, daß sie sich an äußerem Prunk und an Zierkraft nicht mit dem, was wir heute schauen, messen konnten, aber unserem Empfinden nach wären Dar- Phot. Strauß, Altötting. Altötting, Magdalenakirche (Franziskaner), Inneres. stcllungen der Rosenkranz- gehcimnisse jedenfalls mehr am Platze, als die eigentlich nichtssagenden, bedeutungslosen Silbcrcmblcme. Rund herum um den Gnadcnaltar, teils in Glas¬ kästen an den geschwärzten Wänden der Kapelle verschlossen, teils über dem erwähnten Bogen in der Höhe hangend, sicht man eine große Anzahl auserlesener Votiv¬ geschenke, den feierliche Dank unzähliger segenbcglückter Menschenkinder. Von allen Wänden ruft's so laut, so laut: „Maria hat geholfen!" O, wie traut! Du Mutterherz, o glühe weiter fort, Laß niemand trostlos zieh'n von diesem Ort! Führ' uns vom dunklen Bild zu lichten Löh'n, Daß droben unser Danklied noch ertön': Schwarz bist Maria Du, doch himmlisch schön! (Max Steigenberger.) der Mauern eingelassen, und also für das Auge des Pilgers nicht sichtbar sind. Außer diesen Herzen sind auch einige wenige ganze Leichname in der Kapelle bestattet worden, unter ihnen Albrecht VI., Herzog von Bayern und seine Gattin Mcchthildis. Die betreffenden Metallplatten tragen zwei schöne Inschriften, von welchen wir hier die zweite den Lesern mitteilcn: „Schweige Wanderer! Mcchthildis schläft hier unter dem Schatten der großen Mutter und bittet, nicht geweckt zu werden; denn süß ist der Schlaf nach heiligen Nachtwachen. Sie war aus dem erlauchten Hause Lcuchtenbcrg, des Herzogs von Bayern vielgeliebte Gattin; und nachdem sie 46 Jahre fromm gelebt, starb sie heiligmäßig zu Laufen, am l. Juli 1634. Sie wird wieder leben, wenn der Posauncnschall des letzten Gerichtes eine neue Erde und einen neuen Himmel ver¬ künden wird." Des Österreichers Wallfahrtsorte. 2 18 SsD S^D SsT SfD S^T SsD SsT SfT SsD SfT S^T S^D SsD SsD SfD S^T SfT Altötting S^T S^T SsT S^T GfT S^T SsD SsD SsD SsD SfT SsD S^T S^D SsD SfD SsD SfD Übrigens hat Papst ürban VIII. aus zarter Rücksicht für die hohe Heiligkeit des Ortes für die Zukunft jegliches Begräbnis eines Leichnams in der Kapelle verboten. Nur die Herzen der bayrischen Könige können auch fürderhin dort beigesetzt werden. Die Gnadenkapelle — das ganze Ötting! Nach einem herzinnigen Abschiede von der heiligen Stätte, die uns gewiß schon beim ersten Besuche lieb und traut und unvergeßlich geworden, schreiten wir wieder langsam hinaus aus dem engsten Bannkreise dieses Gnadenherdes. ünd wieder stehen wir vor dem Hauptportale, durch welches wir vor kurzem ins Heiligtum gelangten. ünd nun vernimm, du Fremdling, was wir dir sagen: „Du hast die Gnadenkapelle Altöttings geschaut, hast das liebe Heilig¬ tum betreten, hast die schwarze Madonna kniend verehrt — kannst nun heimziehen und allen deinen lieben Bekannten melden: Ich war in Altötting, und habe in Altötting „alles" gesehen!" Denn was wir jetzt yoch zu beschauen, zu besuchen haben, ist im Vergleiche zu dem, was wir schon gesehen, ganz und gar nebensächlich. Die beiden Kirchen der Kapuziner: „St. Magdalena" und „St. Anna" sind insofern für die Pilger wichtig, weil sie nur dort in diesen geräumigen Hallen, die Gelegenheit haben, die heiligen Sakramente zu empfangen. Aber als Wallfahrts¬ stätten haben diese Kirchen keinerlei Bedeutung. Sie gehören nur äußerlich zum Gnadenorte, aber eine organische, innere Zusammengehörigkeit mit der eigentlichen Gnadenstätte besteht nicht. Die Pfarrkirche und die übrigen untergeordneten Kirchen dienen entweder der Pfarrseelsorge oder gehören zu Klöstern, Anstalten oder Vereinen. Wir durcheilen einige dieser Stätten, aber gleichsam nur im Fluge. Die Stadtpfarrkirche. Äußerlich fällt diese Kirche durch ihre zwei hohen schmalen Türme auf, die so aussehen, als seien sie das Eltern¬ paar zu dem kleinen, ihnen vollkommen ähnlichen Turme über der Gnadenkapelle. Interessant ist auch die in ziemlicher Höhe hergestellte Verbindungsgalerie, durch die man von der Höhe des einen Turmes zum andern hinüberkommen kann. Sonst zeigt diese Kirche in ihren äußeren Formen die einfachen Linien spätgotischer Kirchen. Als ein aus der Bau¬ linie stark hervortretendes Gebäude fällt die Schatzkammer (eigentlich eine Seitenkapelle her Kirche) sehr bald auf. Sie liegt gerade gegenüber der Gnadenkapelle. Die beiden Portale der Pfarrkirche werden wegen ihrer schönen Schnitzereien von Kunstverständigen gelobt. Das Innere der Kirche ist bald beschrieben: eine ziem¬ lich geräumige, wohl 3000—4000 Menschen fassende gotische Kirche mit drei Schiffen. Der Gesamteindruck läßt ein warmes Befriedigungsgefühl nicht recht aufkommen, da die Hallen etwas zu niedrig sind und es der Kirche überdies an dem nötigen Lichte mangelt. Am schönsten ist der Anblick, wenn man von dem höher gelegenen Presbyterium gegen rückwärts hinschaut. Sehr auffallend ist ein großes, vor dem Presbyterium von der Decke herabhängendes Kreuzesbild. Es hat neben seiner eigenartigen Stelle auch noch eine fast komische Vor¬ geschichte. Einstmals war es nämlich die Zierde des „Kreuz- altares", der vor dem Presbyterium stand und also eigentlich den Hochaltar verdeckte. Dies verdroß einen der Pröpste und er verkaufte das Kreuzbild eigenmächtig um guten Preis. Aber gar bald kam das ünheil in Form einer Zuschrift des Ordinariates: daß der Propst binnen 24 Stunden auf eigene ünkosten das Kreuzesbild wieder zurückkaufen und an die alte Stelle zu versetzen habe. — An dem Hochaltäre sieht man die beiden großen Statuen des heiligen Rupert und des heiligen Benno. Zu den Sehenswürdigkeiten dieser Kirche gehört auch der „Tod von Altötting", eine in einer Ecke stehende große Stockuhr, auf der sich ein silbernes Totengerippe zeigt, das unaufhörlich, und zwar mit jedem Pendelschlage seine dräuende Sense schwingt, als wollte es Menschenköpfe mähen. Wohl ein ernstes »memenko mori!« „Denk an's Sterben!" St. Magdalenakirche. (Obere Kapuzinerkirche.) Diese Kirche, wo die eifrigen Patres Kapuziner ihres Amtes als treue Seelsorgepriester walten, ist merklich kleiner als die Pfarrkirche, faßt etwa nur 2000 Personen, ist aber dafür freundlicher und lichter. Die drei vorderen Altäre, Hoch¬ altar und zwei Seitenaltäre bieten zusammen einen recht eindrucksvollen Anblick. „Den marmornen Hochaltar ziert eine Darstellung der heiligen Maria Magdalena unter dem Kreuze, eine herrliche Kunstschöpfung für Auge und Gemüt, die durch Innigkeit und Sinnigkeit der Auffassung, durch Zeichnung und Farben¬ kolorit in gleicher Weise anzieht." Vieles in der Kirche, darunter auch einige Altarbilder, erinnern an die Jesuitenzeit Altöttings. Übrigens ist die ganze Kirche im sogenannten Iesuitenstil erbaut. Die Decke ist durch Stukkaturarbeiten verziert und zeigt ein gewaltig großes Monogramm des Namens Jesu, von dem aus nach allen Richtungen Strahlen ausgehen. Als Nebenkapelle dieser Kirche muß die ziemlich ge¬ räumige, nette, gut erhaltene Iosefskapelle erwähnt werden. St. Annakirche. (Neue Kapuzinerkirche.) Die Kirche der heiligen Anna ist derzeit das neueste Bauwerk unter den Andachtsstätten dieses berühmten Wallfahrtsortes. Erst im Jahre 1912 erhielt es seine Ein¬ weihung. Dieses Gotteshaus, ein imposanter Bau in Barock mit gefälliger Galerieanlage, wirkt durch seine außer¬ ordentliche Größe. Wir schätzen es auf zirka zehntausend Personen Fassungsraum und haben somit eine Kirche vor uns, die mit den uns bekannten allergrößten Wallfahrtskirchen (Welehrad und Mariazell) einen Vergleich aushält. Jedenfalls ist mit der Errichtung dieser Kirche besonders einem praktischen Erfordernisse abgeholfen, da Altöttings Kirchen bisher tat¬ sächlich dem Massenandrange der Pilger nicht vollkommen zu entsprechen in der Lage waren. S^T DsD SsT S^sD DsD S^D S^T S^T S^T S^T S^D S^D S^D S^D SsT S^D S^D S^D Altötting SsD SsT VsT S^T SfD S^D SsD SsD SsD S^D S^T SsD S^T S^D SsT SsD S^T 19 erhaltenen braunseidcncn Mantel zugcdcckt. Auf einer in die Mauer eingelassenen Platte stehen die Worte: „Der erlauchte Graf Johann Tilly, General, ruhet nach den Kriegen hier im Frieden und erwartet nach so vielen den letzten Posaunenschall. 1632." Die Schatzkammer. Von außen ein efeuumsponnenes viereckiges Gebäude, dessen flaches Dach acht kleine Steinpyramidcn zieren, zeigt sich uns die Schatzkammer von innen als ein im gotischen Stile erbauter, gewölbter Saal, an dessen Seitenwändcn Reihen von Glaskästen eine schwere Menge verschiedenartigster Kostbarkeiten bergen. Am meisten genannt, am neugierigsten angestaunt wird in dieser Schatzkammer eine gegen 60 cm hohe, aus reinem Golde gearbeitete Gruppe, „das goldene Rößl" genannt. Phot. Strauß, Altötting. Altötting, Die neue St. Annakirche. Ferner wären noch zu erwähnen: die Michaels- kirchc, der Kongregationssaal, die Kirche der englischen Fräuleins, die Kirche in der Iosefsburg, die Kirche im Franziskushaus. Wir ersparen unseren Lesern eine Beschreibung dieser einzelnen Stätten. Der Kreuzgang mit der Tillykapelle. Der Kreuzgang ist ein zur Pfarrkirche gehöriger Zubau. Ihn schmücken mehrere alte Gemälde und Votivtafeln von Veterancnpilgerzügcn, vier Nischengruppen mit plastischer Dar¬ stellung der schmerzhaften Rosenkranzgeheimnissc und eine Kreuzigungsgruppe. Nebenan ein Glasgemäldc mit dem Bilde Unserer Lieben Frau von Altötting. In diesem Kreuzgange stehen 1. die St. S e b a st i a n i- Kapelle. 2. Die Schmerzhafte Kapelle und endlich 3. die beiweitem berühmteste Tillykapelle. Die Tilly- kapellc ist so stattlich, daß sie auch nach außenhin gegen die Straßenseite wie eine kleine Kirche aussieht. Tilly war ein bay¬ rischer Feldherr, der sich durch seine Frömmigkeit nicht minder ausgezeichnete, als durch seine Kriegskunst. Er war einer der markantesten Gestalten des Dreißigjährigen Krieges und lebte von 1559—1632. Seine innige Verehrung der Gottesmutter zu Otting war groß. Schon bei seinen Lebzeiten erkaufte er sich daher gerade diese Kapelle für sich und seine Angehörigen als letzte Ruhe¬ stätte. Sein Lerz aber wurde nicht hier, sondern in der Gnadenkapcllc selbst bei den vielen anderen Äerzen beigesetzt. Die Lauptzicr der Tillykapelle ist der Altar, über dem sich auf Leinwand gemalt ein großes Krcuzbild befindet. Der Feldherr Tilly kniet am Fuße des Kreuzesstammcs und weist mit einer Land nach unten auf seine Grabschrift hin, die da in deutscher Übersetzung lautet: Grabschrift des großen Tilly. „Mit Christus bin ich ans Kreuz geheftet, nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Ich rief zu Dir, o Lerr! und sagte: Gepriesen sei der Lerr, mein Gott, der Du meine Lände gelehrt hast den Kampf und meine Finger den Krieg. Du bist meine Stärke im Lande der Lebendigen." Von den Altarstufen führt eine aus Granitsteinen gebaute Treppe in die Gruft hinab, in deren Mitte Tillys Sarg steht. Letzterer wurde am 24. August 1897 geöffnet, die Über¬ reste gehoben und gereinigt, der defekte Sarg ausgebessert und hierauf die Gebeine frisch eingebettet und mit dem noch gut Wir selber haben es nicht gesehen, wie wir überhaupt bei unserem dreimaligen Aufenthalt in Altötting die Schatzkammer nicht betreten haben. Doch sind wir darüber durch sehr genaue Beschreibungen und vortreffliche, zahlreiche Abbildungen ge¬ nügend unterrichtet. Über das eben genannte Stück schreibt ?. Arkafius Landgraf in seinem „Illustrierter Führer durch Altötting" unter anderem folgendes: Das „Goldene Rößl" oder richtiger gesagt „Das Bild Ll. L. Frau mit dem goldenen Rößl". Dieses wertvollste Weihegeschenk der ganzen Sammlung ist ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst in Paris und ein Neujahrsgeschenk der Königin Isabella, Lerzogin von Bayern-Ingolstadt an ihren Gemahl Karl VI. von Frankreich 1404. Infolge eines zu Ingolstadt ab¬ geschlossenen Vertrags gelangte es 1509 nach Altötting als Ersatz für manche von da entführte Schätze. Diese seltene und herrliche Schöpfung der Kunst besteht in einem gotischen Bau mit reicher Gruppierung. 2* 20 sfs Efs Ejs sfs Efs sfs Ess sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Altötting sfs sfs sfs sfs sfs Efs sfs sfs sjs sfs sfs Efs sjs sfs sfs sfs sfs sfs In einer goldenen, mit Rubinen, Saphiren und Perlen gezierten Laube thront Maria in weißem Gewände mit dem Iesukinde auf dem Schoße. Zu Läupten der Madonna strahlt ein gestirnter Nimbus, darüber schweben zwei Engel, eine Krone- haltend. Zu ihren Füßen knien die heil. Katharina im Märtyrergewande, der heil. Johannes der Täufer und der heil. Johannes Evangelist. Auf der Stufe kniet auf einem Kiffen König Karl VI., der Himmelskönigin eine .Huldigung darbringend. Das unbedeckte Laupt ist bekränzt, feine Lände sind zum Gebete gefaltet und von seinen Schultern wallt ein blau emaillierter lilienbesäter Mantel in reichem Faltenwurf herab; hinter dem König steht ein goldener schöngeformter Lund als treuer Wächter, gegenüber befindet sich in halb knieender Stellung ein geharnischter Ritter mit silbernem liliengekröntem Leline. Den Sockel dieser Gruppe bildet ein silbervergoldeter von zwei Treppen flankierter Lallenbau. Darin hält ein Schildknappe oder Page ein weißemailliertes goldgesatteltes Roß, wovon das ganze Kunstwerk den Namen „Goldenes Rößl" trägt. Das Ganze soll an Goldwert 1110 Dukaten gleich-- kommen, also nach unserer Meinung nicht einmal gar so übermäßig viel. Doch soll dem Vernehmen nach die Stadt Paris (woher das Stück ursprünglich stammt) schon eine Million Franken dafür geboten haben. Außer diesem „goldenen Rößl" wird noch das „Tilly- Kleinod" gerühmt, ein ganz goldenes Weihcgeschenk (Kreuz), das mit einhundert Diamantsteinen reichlich besetzt ist; cs heißt richtiger Sebastian Füll-Kreuz. Es hatte nicht lange Ruhe, sondern wurde schon nach zehn Jahren zur Verstellung einer Krone für das Gnadenbild und zur Aus¬ schmückung einer Insel abgcliefert, aber später doch wieder unversehrt zurückgestellt. Phot, Strauß, Altötting. Seins königl. Loheit Prinz Ludwig von Bayern zieht mit den übrigen Loheiten in die neue St. Annakirche ein. Außer diesen zwei Lauptstücken enthält die Schatzkammer in 15 Glaskästen noch eine geradezu beunruhigende Fülle verschiedener Kleinodien. Nach Angabe des P. L. ?. Arkasius Landgraf wurden in dem Zeiträume von 1848—1907 geopfert: 56 Armreife (Brafseletts), 59 Broschen, 8 Becher, 484 Fingerringe, 20 Garnituren, 300 .Halsketten (Kolliers), geschlossene und solche mit Schließen, 303 .Herzen, 71 Ketten (Laar-, Korallen-, Schnür- und Ahrketten), 11 Kreuze, 193 Münzen, 425 Paar Ohrringe und -gehänge (Pendeloque), 526 Rosenkränze, 63 Stecknadeln. 189 Taler, 16 Ähren usw. Wir haben betreffs der Schatzkammern an Wallfahrts¬ orten unsere Privatmeinung, die sich etwa in folgenden Punkten zum Ausdrucke bringen läßt: 1. Wir haben eine unüberwindliche Abneigung gegen diese regellose, unschöne Anei »ander st ellung ganz ver¬ schiedenartiger Gegenstände. Trotz aller erdenklichen und anerken¬ nenswerten Mühe, Ordnung in die Masse hineinzubringen, trotz allerschönster Glasschränke und Aufbewahrungskästen bleibt eine solche Ansammlung ein ganz zufällig zusammengewür¬ feltes Kunterbunt. Außerdem ist uns das Beschauen so vielerlei Materials schon darum peinlich, weil es entweder sehr anstrengt, oder aber fast zwecklos bleibt, jedenfalls aber ziemlich ermüdet. Ja, schon das Durchlesen der oft mit großem Fleiße zusammengestellten Kataloge ist abspannend. 2. Wir haben aber außer diesem rein natürlichen Grunde noch eine viel tiefer greifende Arsache, warum uns die Schatz¬ kammern an Wallfahrtsorten sehr unsympathisch sind. And dieser zweite Grund ist der, weil wir nicht imstande sind, die Ver¬ bindungsbrücke herauszufinden, die von den betreffenden An¬ sichten des großen Meisters Jesus von Nazareth zu den Ansichten seiner Schüler hinüberleiten könnte. Der Meister, ein ausgesprochener Verächter aller irdischen Schätze, die Schüler eifrige Schatzmeister, sowie Bewahrer und Ordner von Gold, Perlen, Juwelen und anderer Kleinodien. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Name und Arsprung. Woher der Name Otting? — Die einen sagen uns: Otting ist nichts anderes als Otinga, das heißt Sitz des Odin; Odin aber war ein altgermanischer Gott. So belehren uns die Schwärmer für heidnische Mythologie und Göttersage. Die andern sagen: Otting zheißt offenbar: Ort des Otto, jenes bayrischen Herzogs also, der hier einst von Sankt Rupert getauft wurde. Dies ist die Meinung jener, die gern alle Ehre zu Füßen der Fürsten zusammcnhäufen. Auch eine dritte Erklärung existiert: Otting leitet seinen Namensursprung von „Od" her, also einsamer, wenig reizender, langweiliger Ort. Zu dieser Erklärung neigen die Natur¬ freunde und Touristen. Wir halten diese dritte Erklärung wohl nur für einen Scherz. Arsprünglich hieß es nicht Altötting, sondern bloß Otting ; erst als sich im dreizehnten Jahrhundert in allernächster Nachbarschaft das heutige Neu-Otting zu entwickeln begann, erfand man den unterscheidenden Namen Altötting. Die alte Arsprungslegende des Wallfahrtsortes ist folgende: Am die Mitte des sechsten Jahrhunderts kam Bischof Rupert nach Regensburg, taufte dort Herzog SfD SfD SsT SsD SfD SfD SfT SfD SfT SfT SfD SfD SfD SfD SfD SfD SfD SfD Altötting SfD SfS SfD SfD SfD Sfe) SfT Sfe) SsT SfS SfD SfS SsD SfD SfD SfD SfD 21 Das erste Pontifikalamt in der neuen St. Annakirche in Altötting. Phot. Strauß, Altötting. Theodo und sein ganzes Laus, und kam dann 580 n. Chr. auch nach Otting. Dort fand er ein turmartiges Bauwerk vor, daß er in eine Kapelle umwandeltc, in die er nun alsogleich eine L o l z st a tue der allerseligsten Jungfrau Maria zur öffentlichen Verehrung aufstellte. Er empfahl überdies die neue Pflanzung dem besonderen Schuhe Mariens und taufte hier auch den Lerzog Otto von Bayern. Das ist der feste Kern einer alten Überlieferung. Allerdings sehen andere die Arsprungsgeschichte um etwa hundert Jahre später an; nach ihnen wäre Bischof Rupert erst 717 gestorben. Dies alles ist legendenhaft und unbestimmt. Die erste nachweisbare Nennung des Ortes Otting stammt aus dem Jahre 748, hat also immerhin auch schon ein sehr ehrwürdiges Alter aufzuweisen. Erste sichere Kunde von der heiligen Kapelle. Wenn wir die ersten geschichtlichen Spuren des Ortes Otting im Jahre 748 vorfindcn, so läßt sich die Tatsache, daß in diesem Otting eine heilige Kapelle gestanden habe, erst zirka 130 Jahre später nachweisen. 877 wird nämlich in einer Urkunde, die König Karlmann ausstcllte, die heilige Kapelle in Otting samt ihren Einkünften dem neuen Benediktinerkloster ge¬ schenkt und überwiesen. Dieser tatkräftige König hatte nämlich ein Jahr zuvor in Otting ein Benediktinerklostcr gegründet. Die Kirche dieses Klosters stand an jener Stelle, wo heute die Pfarrkirche steht. Karlmann selbst ist in Altötting begraben. Aus diesem letzten Amstandc geht hervor, daß Altötting schon damals ein sehr großes Ansehen haben mußte, wenn ein König es sich zur letzten Grabstätte erwählen wollte. S eelsorgsp riester in Altötting. Da wir soeben von der ersten Klostcrgründung in Otting sprechen, wollen wir der Übersichtlichkeit wegen gleich vorgrcifen und kurz die verschiedenen Genossenschaften von Priestern, die während tausend Jahren in Altötting wirkten, aufzählcn. 877: Benediktiner. Das Kloster wurde um 1200 herum von den wilden Angarn verwüstet und zerstört. An Stelle der Benediktiner trat dann im Jahre 1228 ein welt¬ liches Chor Herren stift. Eine klosterähnliche Vereinigung von Wcltpriestern unter einem infulicrten Propste. 1591 wurden, obgleich die Chorherren noch weiter in Otting verblieben, die sehr eifrigen Jesuiten nach Otting berufen und erhielten dort, wo heute die Magdalenenkirche steht, Gotteshaus und Kloster. Sie waren notwendig, weil die Wallfahrtsscelsorge nach und nach größer geworden war. 22 SsT SsT SsT S^D S^D S^D S^D S^T SsD S^T SsT S^D S^T S^T SsD S^T S?T 211lö^ing S^D S^D S^D S^T S^D S^D SsD SsT S^T S^D SsT SsT S^T SsD S^D S^T S^D S^T besonders aber um als Bollwerk gegen die Ausbreitung der Irrlehren Luthers Dienste zu leisten. 1653 kamen zu den Chorherren und Jesuiten noch die Franziskaner hinzu. Sie erhielten Kirche und Kloster von Propst Franz von Wartenbcrg. Es sind dies die Bau¬ lichkeiten bei der heutigen Sankt Annakirche. 1721 ließen sich die englischen Fräulein in Otting nieder und bauten sich Kirche und Schule. 1773. Die Feinde der Kirche siegten; der schwache Papst gab nach und hob den Jesuitenorden auf. Nun¬ mehr gab es in Altötting nur die Chorherren und die Franziskaner. 1802. Auch die armen Franziskaner mußten nun Otting verlassen. Ihr Klöstcrlein wurde mit alten Kapuzinern, die hier aussterbcn sollten, vollgepfropft. 1803 wurde auch das Chorhcrrenstift aufgelöst; fein Vermögen und feine Liegenschaften schob der staatliche Fiskus in seine breiten, allzeit offenen Taschen. (Anmerkung. Ob und welcherlei Geistlichkeit zwischen 1803 und 1812 in Otting war, wissen wir nicht. Wahrschein¬ lich nur die alten Kapuziner im ehemaligen Franziskancr- klostcr. Es waren nämlich damals die Zeiten, da der Kloster- Würgengel mit geschwungenem Todesschwerte durch die Lande ging.) 1812. Errichtung einer Pfarre. Seit dieser Zeit bis heute haben Weltpriester die Stadtpfarrkirche inne. 1841 übernahmen die Söhne des heiligen Alfonsus (die Redemptoristen) Kirche, Laus und Arbeit der Jesuiten (also die Magdalcnenkirche). 1873. Der deutsche Kulturkampf. Infolgedessen mußten die Redemptoristen zum großen Schmerze Altöttings den Wallfahrtsort wieder verlassen. 1874 übernahmen die ?. ?. Kapuziner die Magda- lenenkirche und das anstoßende Kloster, wo sie bis heute noch als Wallfahrtspricstcr wirken. Äeute ist also die Stadtpfarrkirchc von Weltpriestern, die beiden Kirchen, Sankt Anna und Sankt Magdalena, samt dazugehörigen Klöstern von den ?. ?. Kapuzinern besetzt. Rettung aus großer Feuersgefahr. 1630 weist ein bemerkenswertes Ereignis auf. Am 19. November dieses Jahres war Kaiser Ferdinand II. mit großem Gefolge nach Altötting gekommen. Während nun die Fürsten am folgenden Tage ihre Andacht in der Kapelle verrichteten, brach plötzlich Feuer aus und griff infolge eines heftigen Windes in bedrohlicher Weise ungemein schnell um sich, so daß in kürzester Zeit sieben Gebäude und ein Stall in Hellen Flammen standen, wobei 26 Pferde des Kaisers umkamen. In seiner Angst nahm das Volk zu Maria seine Zuflucht. In feierlicher Prozession, an welcher die gesamte kaiserliche Familie tcilnahm, wurde das Gnadenbild dem wütenden Feuer entgegengetragen, und mit demselben der Segen erteilt. Maria erhörte das Flehen ihrer Kinder, denn, wie der Chronist berichtet, legte sich alsbald der Sturm und mit ihn die Wut des Feuers, so daß man nun des ent¬ fesselten Elementes ohne viele Mühe Äcrr werden konnte. „Die schwarze Frau läßt uns nicht hinüber". 1648. Als schon gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges von Norden her wilde Schwedcnscharen gegen Altötting rückten, gerieten die Einwohner in große Furcht und Erregung. Aber siehe da: unerwarteterweise und sehr rasch schwoll der Znnstrom mächtig an. Vergebens suchten die Schweden eine Brücke über das gewaltige Wasser zu schlagen. Ihre Ver¬ suche scheiterten, sie mußten unverrichteter Dinge abzichen. Sie erkannten selber in diesem Ereignis den Finger Gottes: „Die schwarze Frau," so sagten sie, „läßt uns nicht hinüber." Vergebliche Grund st einlegungzu einer großen Ä b e r k i r ch e. 1672 ging man ernstlich daran, die Gnadenkapelle nach dem Muster anderer großer Wallfahrtsorte mit einer statt¬ lichen Kirche zu überwölben. Die herrlichen Pläne zu diesem Prachtwerke lagen schon fertig vor und sind noch heute auf¬ bewahrt. Die projektierte Größe entspricht beiläufig jenem Raume, der heute von den Barrieren umschlossen wird. Schon hatte Kurfürst Ferdinand den Grundstein zu dieser schönen Votivkirche gelegt, und noch bewahrt man die silberne Kelle und den Äammer, der bei dieser Feierlichkeit verwendet wurde, in der Schatzkammer sorgsam auf. Aber es lag nicht im Plane der göttlichen Vorsehung, daß dieses Werk vollendet würde; ja es blieb schon in seinen ersten Anfängen vollkommen stecken. Vielleicht wollte der Lerr Altötting in seiner ganz merkwürdigen Eigenart erhalten wissen. Vielleicht auch ist die Ausführung dieses Planes späteren Jahrhunderten vorbehalten. Entstehung des Sturmliedes. 1704. Damals wütete der spanische Erbfolgekrieg. Als nun in Altötting ruchbar wurde, daß die Österreicher heran¬ rückten, flüchtete sich unter anderem auch der Ottinger Kapell¬ meister mit seiner Frau nach dem drei Stunden entfernten Burghausen. Aber die Frau Kapellmeisterin scheint ein hoch¬ mütig eingebildetes Ding gewesen zu sein und sprach also zu ihrem Manne: „Wo ich bin, dort muß auch das Gnadenbild von Altötting sein. Geh' also und hol' es!" Ihr Mann aber überredete nun den Rentmeister, daß er sich unter dem Vor¬ wande, das Bild in Schutz zu bringen, desselben bemächtigen möge. Wirklich kam der gedungene Bildräuber mit einer großen Schar Bewaffneter nach Altötting und verlangte vom Dechant das Bild. Dieser, selber zu schwach, sich ernstlich zu wider¬ sehen, suchte Zeit zu gewinnen, indem er, wohl absichtlich, eine recht lange Abschiedsandacht vor dem Bilde verrichtete. Während dieser Zeit begann draußen ein großer Tumult, von allen Seiten liefen die Leute zum Schutze des Gnaden¬ bildes zusammen, die große Sturmglocke begann zu läuten, und das Ende davon war, daß der Rentmeister unverrichteter Dinge abziehen mußte. Er gab zwar seinen Soldaten Befehl, Feuer auf das Volk zu geben, aber da meinten die gut¬ mütigen Bayern, sie seien nur gekommen, das Gnadenbild zu begleiten, aber doch nicht, auf die Leute zu schießen. So blieb das Bild in Otting. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wird alljährlich am 26. Juli abends eine Litanei in S^D S^D S^D S^D S^T SsT S^D S^D S^T S^D S^D S^D GsT SsD SsT SsT 23 S^D S^D S^D SsT S^D S^D SsT S^D S^T SsT SsD S^T S^T S^D SsD S^D SsD S^T 2! ltöHiNH der Gnadenkapelle gebetet, und am darauffolgenden Tage ein lcvitiertes Lochamt zelebriert, wobei das eigens für diesen Zweck gedichtete und komponierte Sturmlied gesungen wird. In demselben Jahre genoß Altötting noch mehreremale den auffallenden Schuh Mariens. Nicht nur, daß es, während Neuötting arg zahlen mußte, von jeder Kriegskontribution frei blieb, sondern es sagte auch ausdrücklich einer der Truppen¬ führer zum Dechant: „Lättet ihr nicht die Gnadenmutter bei euch, auf diesem Lause sollte nicht ein Stein über dem anderen geblieben sein." And ein Offizier verkündete: „Wisset, daß wir höhere Offiziere im Lierhermarsche uns untereinander gar viel ab¬ geredet hatten, wie wir uns an diesem Orte verhalten sollten. And wir waren einhellig, diesem Orte unseren Schutz an¬ gedeihen zu lassen; aber wir haben auch Ketzer unter unseren Leuten, Lugenotten, die gehorchen uns nicht immer so, wie wir wollen. Aber ich will euch zu eurem Trost das Bekenntnis mitteilen, das wir selber von diesen ketzerischen Leuten gehört haben, daß, da sie diesen Lof anmarschiert und die heilige Kapelle in das Angesicht gebracht, sei ihnen eine solche Furcht und ein Entsetzen angekommen, daß sie nicht mehr wußten, wie ihntn wäre." Entstehung des Feuerliedes. Im Jahre 1757 fuhr ein Blitzstrahl hernieder und zündete, so daß der ganze Markt in großer Feuersgefahr war; aber auf herzliche Anrufung Anserer Lieben Frau wurde das Feuer fast wunderbar schnell gedämpft. Zur dankbaren Erinnerung an dieses glückliche Ereignis wird alljährlich am Jahrestag, am 21. Juli, auf Kosten der Gemeinde ein Amt gesungen, wobei folgendes Feuerlied zum Vortrage kommt: Erlaub' uns heut'. Gesegnete im Limmel droben. Dich unsrer Losmark Retterin, Vom Lerzen und mit Kindersinn Aus voller Dankbarkeit Zu preisen und zu loben. Wenn Gott in schweren ttngewittern Mit uns durch Blitz und Donner spricht, Daß Leiden und die Kinder zittern: Verläßt uns doch Maria nicht. O ja, das haben wir erfahren. Da, als ein fürchterlicher Strahl Dahier vor vielen, vielen Jahren In Flammen setzte Laus und Stall. Im Sturme wälzten schon die Flammen Von einem Dach zum and'ren sich; Dort stürzten Läufer schon zusammen. Da brannt' es wieder fürchterlich. Wir sahen Menschenhilf' vergebens Wir riefen dich, o Schuhfrau, an: Vertrauensvoll dich, Brunn des Lebens, > Weil deine Fürbitt' helfen kann. Und seht! Der Sturm wich auf Befehle, Statt seiner kam erflehte Ruh': Maria winkte auf der Stelle Den Feuerflammen Einhalt zu. Sieh' deshalb uns zu deinen Füßen, Laß dir, o Frau und Mittlerin I Dafür die Mutterhände küssen. Nimm Lerzen statt der Opfer hin! Nimm unser redliches Bestreben, Geschenke sind für Dich zu schlecht, So rein und fromm wie Du zu leben: Nur das alleine ehrt Dich recht. Gib uns dazu des Sohnes Segen, Der dort auf Deinen Armen ruht. Der führt der Tugend uns entgegen: Dann leben wir und sterben gut. Altötting, Das goldene Rößl. dhot. T. Adolph, Passau. Der Gnadenort erhält den ehrenden Besuch eines Papstes. 1782 war Pius VI., das Oberhaupt der katholischen Kirche, tiefbekümmert nach Österreich gereist, um Kaiser Josef II. von seinen kirchenfeindlichen Plänen durch einen persönlichen Besuch abzubringen. Seine große Reise war, wie die Ge¬ schichte lehrt, so ziemlich resultatlos geblieben. Aber Altötting widerfuhr dadurch eine namenlose Freude: unter ungeheurem Jubel des braven bayrischen Volkes zog nämlich der Leilige Vater auf seiner Rückreise gegen Rom in Altötting ein, um dort, vor dem Gnadenbilde der wundcrbarlichen Mutter kniend, ihr seinen Schmerz und seinen Kummer zu klagen. Die weiteren Schicksale Altöttings bis zu unseren Zeiten herauf weisen keine besonders hervorstechenden Züge auf, 24 Efs sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs sfs sfs Ess SsD sfs sss sfs sfs sfs Altötting sfssfsEfsSfsEsDEfssfssfsSfssfssssssssfDEfssfssfsssTsfs allster etwa den starken Wechsel in der Wallfahrtsgeistlichkeit; diesen Amstand aber haben wir schon weiter oben erwähnt. Altötting. Tilly-Kapelle. Phot. Strauß, Altötting. Gebetserhörungen. Wir entnehmen dem Buche Heinz Rudniki: „Die be¬ rühmtesten Wallfahrtsorte der Erde" folgendes: Indien, dast die Blattern im ganzen Orte heftig wüteten, so daß die Bewohner nach Hunderten der schrecklichen Seuche zum Opfer fielen; nur ihr Konvent sei vollständig davon ver¬ schont geblieben. Die frommen Frauen schrieben das dem Alt¬ öttinger Muttcrgottesbildchen zu, das man an jeder einzelnen Türe angcheftet hatte, so dast dadurch, wie einst bei den Israeliten in Ägypten, der Würgengel fcrngehalten wurde. Schweres Augenleiden. Josef Äerbinger, Briefträger in Schwaben, und dessen Ehefrau Elise bezeugen, dast im Jahre 1885 ihr Sohn in¬ folge eines Gelöbnisses und der Anrufung Unserer Lieben Frau zu Altötting von einem langwierigen schweren Augenleiden Plötzlich befreit worden sei, obwohl ein renommierter Spezial¬ arzt das eine Auge für unrettbar verloren erklärte und an der Leitung des anderen ebenfalls große Bedenken trug. Dem Leben zurückgegeben. Ein gewisser Schlagengeil, Gütler aus der Gegend von Landau, kam 1888 im höchsten Stadium der Lungcnsucht zu Wagen nach Altötting, um sich von Unserer Lieben Frau die Gnade einer glückseligen Sterbestunde zu erflehen, da er bereits von vier Ärzten aufgegcbcn war. Nach dem Empfang der heiligen Sakramente schleppte er sich mühselig in die heilige Kapelle, um Leben und Tod der seligsten Jungfrau Maria zu empfehlen. Als er sich endlich wieder anschickte, die Gnaden¬ kapelle zu verlassen, fühlte er sich auf einmal so gekräftigt, daß er ohne Beschwerde den Weg zum Bahnhof Neuötting zu Fuß zurücklegen konnte und zum nicht geringen Erstaunen der Ärzte bald vollständig genas. Die verschluckte Nadel. Ein vierjähriges Mädchen hatte den 21. April 1894 eine Nadel (5 cm lang, deren Kopf I Vs cm breit) verschluckt. Durch die Fürbitte der Muttergottes wurde dieselbe nach vier Tagen aus dem Körper ausgeschieden, ohne dem Kinde nur im mindesten geschadet zu haben. Gott und der seligsten Jung¬ frau sei tausendmal Dank! (Siche Votivtafel in den Arkaden auf der Nordseite gegen die Post zu.) Am 5. Juni 1879 ging ein englisches Schiff nach Süd¬ afrika in See. Die Ladung des Schiffes bestand aus Pulver und Dynamit. In der Nähe vom Kap der guten Hoff¬ nung strandete das Fahrzeug und schwebte 48 Stunden hindurch in der größten Gefahr. „Wir sind verloren!" rief der Kapitän. Ein junger Kadett, der einzige Katholik auf dem Schiffe, erwiderte: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf; denn ich trage das Muttergottesbild von Altötting auf meiner Brust und darauf baue ich." And in der Tat, Schiff und Mannschaft wurden gerettet. Die Mutter des Kadetten opferte deshalb der allerscligsten Jungfrau von Altötting eine Weiße Marmorplatte mit einer englischen Inschrift, welche in deutscher Übersetzung also lautet: „Die Mutter eines englischen Seekadctten bringt diese Tafel als einen Beweis ihrer Dankbarkeit für die wunderbare Rettung ihres Sohnes dar. München 1879. Sei gegrüßt, Meeresstcrn — bitte für uns!" Weiters folgen eine Reihe von Gebctserhörungcn, die wir aus dem „Illustrierter Führer" von ?. Arkasius Landgraf nehmen: Vor den Blattern bewahrt. M. Seraphine, Mitglied des Institutes der englischen Fräulein, schrieb am 2. Februar 1865 aus Kalkutta in Von tödlicher Krankheit genesen. Stanislaus Freiherr v. Foukier aus Warschau litt der¬ art an Darmkatarrh und Darmverschlingung, daß die Ärzte ihn hoffnungslos verloren erklärten. Seine Frau Anna betete und gelobte eine Wallfahrt nach Altötting, eine Stunde darauf trat eine Wendung zum Bessern ein und als die Ärzte wieder kamen, fanden sie jede Gefahr vorüber. Maria hat geholfen! Beide machten die gelobte Wallfahrt und hinterlegten eine schöne Kerze mit Madonna und goldgestickter weiß-roter Schleife (Maria hat geholfen — A. u. S. v. F. 7. Juli 1898). Das gelähmte Kind. Reutern, 15. September 1902. Auf wunderbare Weise wurde das neunjährige Mädchen des Bauern Schmid von Ed bei Reutern geheilt. Dasselbe mußte schon mehrere Jahre, da die beiden Anterschenkel gelähmt waren, auf den Knien sich fortbewegcn. Es wurden verschiedene Ärzte um Rat gefragt, allein jeder gab den Bescheid, daß hier nicht mehr zu helfen sei. Nun verlobicn sich die Eltern dieses Mädchens nach Ält- ötting. And wirklich, es half. Denn nach der Rückkehr von Altötting konnte das Mädchen auf beiden Füßen stehen und läuft jetzt munter und fröhlich umher. sfs sfs sfs sfs Ess sfs sfs sfs Ess sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs Altötting sfs sfs <§ft> Zfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs sfs §fs sfs sfs sfs 25 Der versäumte Eisenbahnzug. Am 9. Oktober 1905 wollte ein Wallfahrer von Alt¬ ötting abziehen, doch er versäumte den Zug. Nun kehrt er zurück und begibt sich nochmals in die Leilige Kapelle. Wie er so dasteht, ergreift ihn plötzlich eine seltene Rührung und eine innere Stimme drängt ihn zu beichten. Der Pilger sucht unwillkürlich einen Pater auf und erklärt ihm unter Tränen, daß er viele Jahre nicht mehr gebeichtet und viel gesündigt habe. Der Kapuzinerpater flößt ihm Mut und Ver¬ trauen ein, und eine Stunde danach kniet der Mann zu seinen Füßen und legt eine gründliche Generalbeichte ab. Als ihm der Beichtvater dann bedeutete, er könne ja mit dem letzten Zuge noch weiterfahren, antwortete ihm der Lcrr: „Nein, Lochwürden! Ich bleibe heute Nacht hier und will morgen in Altötting auch die heilige Kommunion empfangen." And also beglückt ging er von dannen. Die nun folgenden Fälle sind nach Original-Privat- briefen erzählt. Zwei epileptische Kinder geheilt. Was ich berichte, ist vollste Wahrheit. Ich war vor etwa fünf bis sechs Jahren in Oberösterreich Besitzer eines kleinen Bauerngutes. Mein Nachbar neben mir, ebenfalls ein Gutsbesitzer, war zu gleicher Zeit Wirt. Der hatte zwei Knaben im Alter von vier und fünf Jahren. Der ältere von diesen beiden bekam die Epilepsie. Das Mel griff immer stärker um sich und alle Mittel, die man dagegen versuchte, blieben resultatlos ... Da hatte der Vater einmal die Idee, mit seinem Kinde nach Altötting zu pilgern. Er führte den Plan aus und von demselben Tage an war das Kind von seinen Anfällen frei. Ein Jahr hernach bekam der jüngere Bruder des Ge¬ heilten ganz ähnliche Anfälle. Diesmal wartete der Vater nicht mehr so lange wie beim ersten Kinde, sovdern reiste in verhältnismäßig kurzer Zeit zum genannten Wallfahrtsorte. And zum zweitenmale wurde er erhört. Sein Kind war durch die Wallfahrt von den Anfällen befreit. Diese zwei Knaben sind gegenwärtig recht gesund und scheinen starke Leute werden zu wollen. Faistenau, 1899. Andreas Maislinger. Schwelle L ilfe in N'e r v e n leid'e n. Fanni Kattinger in Ried im Innkreis schreibt uns fol¬ gendes: Durch ein fürchterliches Nervenleiden im Gesichte war ich durch zwei volle Jahre schrecklich geplagt. Ich reiste von einem Doktor zum andern, aber alle behaupteten einstimmig, das sei unheilbar und jede Lilfe ausgeschlossen. In meinem sehr trostlosen Zustande nahm ich also meine Zuflucht zur Gnadenmutter Maria in Altötting. Ich versprach, sobald es mir nur ein wenig möglich wäre, die Reise dorthin, und zwar so viel als möglich zu Fuß zu unternehmen. Nach solchem Versprechen säumte ich nicht lange, sondern machte mich als¬ bald auf die Reise. Es war damals Ostern 1891. Von dem Tage meines Aufbruches an war ich vollständig geheilt, Maria hat mir auf ganz wunderbare Weise geholfen, was ich mit gutem Gewissen bestätigen kann. Statistisches. Altötting liegt 405 Meter über dem Meere, ist eine Stadr, und zählt 6000 Einwohner. Nächste Iubiläumsjahre: 1927 I050jähriges Jubiläum der ersten historischen Nennung der heiligen Kapelle, sowie der ersten Klostergründung. 1949 450jähriges Jubiläum der Erbauung der gegenwärtigen Pfarrkirche. Beständige Wallfahrts priest er: Fünf Weltpriester an der Stadtpfarrkirche und 30 Kapuzinerpatres. Außerdem noch folgende Ordensniederlassungen: Englische Fräulein mit zwei Instituten und Pensionaten. Barmherzige Schwestern im Krankenhaus, Bruderhaus und Marienstift. Franziskanerinnen von Mallersdorf im St. Franziskushaus und in der ambulanten Krankenpflege. Kreuzschwestern von Menzingen im Kreszentiaheim (Mis¬ sionshaus). Jährliche heilige Messen fremder Priester. Im Jahre 1909 wurden 1379 in der Gnadenkapelle und außerdem noch 300 andere wegen Platzmangel in einer der anderen Kirchen zelebriert. Kommunikanten jährlich: (Diese und die folgenden Rubriken nach gütigen brieflichen Angaben des hochw. Äerrn Sakristans ?. Arkasius Landgraf.) 1904 287.775 1907 327.700 1905 292.190 1908 348.115 1906 308.945 1909 373.130 1912 418.150 (Lostienverbrauch.) Besucheranzahl jährlich: 400.000 bis 500.000. Die B e such e r anzahl läßt sich auch aus den Angaben der Bahnen beiläufig erraten. Es zählte die Lokalbahn Mühldorf—Altötting Burghausen: 1907/8 436.202 Passagiere. 1908/9 482.403 Phot. Strauß, Altötting. Altötting, Marienbrunnen. 2 6 SsD SsD SsD SsD SjT SjT SjT SjT SsD SjD SjD SsD SsD SsT SsD SsD SsT Altötting SsD VsD S^T SsD SsD SsD SjD SjD SfD SsD SjD SjT SsD SsD SfD SsT SsD EsD Außerdem noch jene Pilger, die die Dampfstraßenbahn be¬ nützten, also von der Eisenbahnlinie Simbach—München Herkommen, und zwar Dampsstraßenbahnpassagiere: 1907/8 . 214.738 1908/9 . 235.250 Hiezu sind noch die unzähligen Pilger zu rechnen, die zu Fuß kommen, besonders die großen gemeinschaftlichen Pro¬ zessionen. Geschloffene Prozessionen jährlich: 182. L a u p t fest: Mariä Himmelfahrt. Devotionalienhändler: 32, auch eine Rosenkranzfabrik. Gasthäuser: 20. Kaffeeschänker: 2. Gesamtanzahl der verfügbaren Gastbetten in Gasthäusern und Privatwohnungen zirka 3000. Die Frequenz des Wallfahrtsortes ist steigend. Sehenswürdigkeiten (außer den schon erwähnten): der Marienbrunnen am Kapellplatz, ein Panorama, eine mechanische Krippe. Zufahrt zum Gnadenorte. Altötting ist von der österreichischen Grenze (nächst Burghausen an der Salzach) in 3'/- Wegstunden bequem zu er¬ reichen; und so ist es leicht begreiflich, daß es auch von öster¬ reichischen Staatsangehörigen sehr stark besucht wird. Altötting liegt von München in der Luftlinie 90 km gegen Osten hin (18 Wegstunden). Von österreichischen Städten ist die Stadt Braunau etwa 40 km, die Stadt Salzburg 60 km entfernt. Drei Viertelstunden nördlich von Altötting fließt der Inn- fluß dahin. Per Eisenbahn ist Altötting am einfachsten mittels der Hauptlinie, die von Linz über Wels, Ried, Simbach nach München führt, zu erreichen. Man verläßt dabei den Zug drei Stationen außer der Grenzstation Simbach, und zwar heißt die Aussteig¬ station Neuötting. Von Neuötting ist Altötting 1 Stunde entfernt. Seit einigen Jahren ist der Bahnhof Neuötting mit dem Kapellenplatz Altötting durch eine schmalspurige Dampfeisenbahn verbunden (20 Pf.) Wien—Neuötting Pcrsonenzug (12 St.) K 12.-, Schnell¬ zug (8-/2 St.) K 15-50. Linz—Neuötting K 5'30, Schnellzug X 6'60 (6—7 St.) S a lzbu rg—Altötting am besten mittels bayrischer Staats¬ bahn über Freilassing, Laufen, Wiesmühl bis Station Tüßling, von Tüßling I V« Stunden zu Fuß nach Altötting. Von Tüßling nach Altötting führt jedoch auch eine Eisenbahn (7 km), Salz¬ burg-Tüßling IVI 2-20 (2—2V- St.) Benachbarte Wallfahrtsorte. Mit der Fahrt von Salzburg nach Altötting oder um¬ gekehrt läßt sich sehr leicht ein Besuch des kleinen Wallfahrts¬ ortes Maria-Bühel bei Laufen in Bayern verbinden. Dann fährt man aber von Salzburg an nicht mit der bayrischen Staats¬ bahn, sondern mit der österreichischen Lokalbahn bis Oberndorf a. d. Salzach, besucht Maria-Bühel, und geht dann von dort ('/2 St.) zur Station der bayrischen Bahn Laufen, und fährt (wie früher angegeben) nach Tüßling oder Altötting weiter. Altötting—Kirchdorf am Inn. Direkte Eisenbahnfahrt von Neuötting nach Obernberg-Altheim (1V2 St.) ca. K 1'50. Von der Station Obernberg-Altheim bis zum Wallfahrtsort Kirchdorf am Inn 1 Stunde zu Fuß. Altötting—M ariaSchmolln. Eisenbahnfahrt von Neu¬ ötting-Simbach (umsteigen) —Attendorf oder Mattighofen etwa IV2 St. gegen X 2.—. Altötting—M ariahilfberg bei Passau. Eisenbahn Neuötting—Ried (umsteigen) —Passau (3Vs-4V- St.) ca. K 4.50. Altötting— P u ch h e i m. Neuötting—Nied (umsteigen), Station Attnang-Puchheim, ca. 3 St., X 3-50. Literatur. s) Altere Werke. Aventinus, Oeipmus Vü§. Ott. sscrum, deutsche Ausg., Ingolstadt 1519. Eisengrein, Libellum äe Lucello, Ingolstadt 1571. Schrenk, Hundert herrliche Mirakel, Ingolstadt 1613. Irsing, Listoria D. V. Oett., Monachii 1643. Kobolt, Geschichte der uralten Kapelle, Seidl, Altötting 1800-1815. Lipowsky, Geschichte . . . München, Zängl 1814. Hoheneiche r, List, topogr. Beschreibung, München, Fleischmann 1817. Schmid, Neue kurzgefaßte Chronik, 5. Ausl., Oetl, Alt¬ ötting 1863. Buchselner, Die Geschichte der Verehrung, Seidl, Alt- ötting 1855, 6. Ausl. b) Neuere Werke. Landgraf ?. Ark., Illustrierter Führer, Altötting, Lutzenberger 1906, 8", 176 und 44 S., Preis 50 Pf. W i t t m a nn, Altöttinger Pilgerführer, Steiner, Altötting 1906, 8°, 216. Ott, Marianum, 107, 116. Rudniki, Die berühmtesten Wallfahrtsorte, Paderborn 1891, 56. Ave Maria, Linz, XVII, 57. Cordula Peregrin a. Auf nach Altöttina! Schemm, Nürnberg, 32", 56. Reg.-Mar.-Kal. 1875, I. St. Angela-Blatt XVIII, 166. Mitteilungen der Zentral-Kommission VIII, 296; XV, 109, (goldenes Rößl). VIII, 207 (schwarze Madonna). Kunstdenkmale des Königreichs Bayern. Kurze Erwägung. Anserc Liebe Frau von Altötting hat ganz eigenartiges Anrecht auf einen Ehrentitel, den wir ihr geben möchten: „Du Königin der Herzen, bitte für uns!" Bischöfe und Kaiser wetteiferten Jahrhunderte hindurch, für ihr totes Herz ein Ehrenplätzchen in der Nähe dieser ge¬ feierten Statue zu erlangen. And wir sagen: Selig der, dessen Herz in Altötting bei der großen Königin der Herzen ruht. Aber wir setzen hinzu: Dreimal selig der, dessen lebendiges Herz in Liebe und Verehrung der Muttergottes angehört! Es hat wenig Verdienst, sein totes Herz, das nichts mehr fühlt, das nicht mehr schlägt, das keinerlei Begierden mehr kennt, in einer harten, kleinen Arne in das Kapellengewölbe zu stellen. Aber darin liegt Verdienst und Ehre, mitten in den Stürmen des Lebens, wenn die Leidenschaften toben, wenn Versuchungen mancherlei Art uns umdrohen, das warme, schlagende Herz als uneinnehmbares, unnahbares, unent- wcihtes Heiligtum Gottes rein und warm und liebeglühend zu bewahren. So überprüfe denn, 0 Leser, in der Stille deiner Einsamkeit dein Herz und seinen jetzigen Zustand, ob es wohl so geartet ist, daß die Mutter Gottes darnach Verlangen trüge und spräche: „Gebt mir dieses Menschenherz sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sft>sft>sft>sft>Sft> Eft> sfssfsEfssft, Eft) Ess Eft>sft>Eft>Eft>sft> Mariazell Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss sss sfs sss Ess Ess Ess 35 aufstehen, um weiteren Rundgang zu machen, klingt es noch immer in unserer Seele mächtig nach: Dich möge loben jeder Mund! Du sei'st gepriesen alle Stund'! Dich will ich ehren allezeit! Dir sing' ich bis in Ewigkeit: Ave, Ave, Ave Maria! Der rückwärtige Teil der Kirche und die Mariens ä ule. Wir besehen uns nun noch jenen Teil des Gotteshauses, der hinter der Gnadenkapelle liegt, und finden hier zu unserem Erstaunen gleichsam eine neue Kirche, die, wenn wir das breite Querschiff (die Kreuzesbalken im Grundrisse der Kirche) mit einrechncn, sich der vorderen Kirche voll¬ kommen ebenbürtig an die Seite stellen kann. Dieser rückwärtige Teil ist etwas weniger geschmückt als der vordere, macht aber trotzdem einen sehr guten Eindruck. Ganz besonders ist es die Gruppe über dem L o ch a ltare, die unseren Blick unwill¬ kürlich auf sich zieht. Da erhebt sich über einer mächtigen silbernen Erd¬ kugel, die etwa zwei Meter im Durchmesser hat, und über die sich eine Schlange windet, ein gewaltiges silbernes Kreuz. Diese Gruppe soll offenbar den Triumph des Kreuzes über die auf den Boden und in dieser demütigen Lage verharren sie so lange, bis gewisse Andachtsübungen von der ganzen Schar verrichtet sind. Diese eigenartige Bußübung, die übrigens sehr oft zu schauen ist, macht einen erschütternden Eindruck, uud mancher, der mit spöttischen Lippen herbeigekommcn, ging feuchten Auges wieder von dannen. Llnmassen von einfachen Weihegcschenkcn aus Wachs bedecken oft den Sockel der Fraucnsäule, flammende Lichter, von der Land der Wall¬ fahrer hier entzündet, geben ihr stilles Zeugnis, daß auch die Lerzen der Menschen noch in Liebe zur himm¬ lischen Mutter hell auf¬ lodern und brennen. Feierliche Andachts¬ übungen in Mariazell. Wallfahrer waren's, die vor- überschritten, Barfuß und bloßen Lauptes, lange Stäbe In ihren Länden und in kleinen Bündeln Den Notbedarf der Reis' auf ihrem Rücken. Manch bleiches Laupt war still gesenkt, Manch frommer Blick ver¬ trauensvoll gehoben, Und manche Träne fiel ins off'ne Buch. Sie zogen in den Wald „Maria hilf", Und dann noch einmal durch die Föhrenwipfel Wie leiser Widerhall: „Maria hilf" ! iÖsterr. kath. Sonntagsblatt.) Ja, von Weit her kamen sie, wer weiß viel¬ leicht vom Böhmcrlande, oder aus Llngarn, oder aus Kroatien. Abgemüdet von harter, beschwerlicher Reise, begrüßen sie nun iil froher Dankbarkeit den ersehnten Ort der Gnade. Aber sie wollen der Mutter des Leiles größt¬ Schlange, und die glück- Mariazell, Schatzkammeraltar in Form eines Zeltes, mi dem von König Ludwig mögliche Ehre erweisen; liehe Besitznahme der gebrachtem Bilde. so feierlich es eben Erde durch den Erlöser versinnbilden. Dieser rückwärtige Teil der Kirche ist von einer gro߬ angelegten Kuppel überwölbt. Gerade'unter dieser Kuppel steht eine schlanke, mehrere Meter-hohe'Säule, und auf der Säule ein Bild der unbefleckt empfangenen Gottesgebärerin. Wir erwähnen diese „Frauensäule" eigens, weil sie der Gegenstand der besonderen Verehrung fast aller hiehcr- kommenden Wallfahrtsscharen ist. Einstmals, als die Kirche noch kleiner war, befand sich diese Säule, genau an dem¬ selben Orte stehend, schon außerhalb der Kirche. Llm diese Säule stellen sich die Pilger betend auf. Die Jungfrauen aber, die an der Prozession teilnehmen, werfen sich hier platt möglich ist, wollen sie Einzug halten in die Wallfahrts¬ kirche. Nicht genügt ihnen da der eigene Priester, der die Wallfahrt mitgemacht, nein, die Lütcr des Leiligtums selber werden berufen, um die Fremdlinge einzuführen zum Throne der Gcbenedeitcn. Alles rüstet sich unterdessen, so gut und rasch es geht. Die Kleider von langer Wanderung entstellt, werden geputzt, die Vorbeter geben ihre Weisungen, alles stellt sich in Ordnung auf. Da kommen schon die Mariazeller Priester entgegen. Das Kreuz an der Spitze, zieht die fremde Pilgerschar ein und neben dem Kreuze wallen die Fahnen, die Abzeichen der Freude. 3* 36 sfssfDSfDsfssfssfDssssfDEfTEfssfssfssfssfTsfDsfDsfs Mariazell sssEfTEssEfssfssfTsfssfsEfsssTEfssfsssssfssfssfssfsEss Musikanten sind mitgekommen aus der Heimat, und ihre feierlichsten Märsche blasen sie beim Einzuge. Ämter ihnen aber tragen die Jungfrauen ein Muttergottes¬ bild auf leichter Trag¬ bahre. Weiß gekleidet sind diese jungen Scharen, im aufgelösten Haar liegt eine Krone aus Wachs oder ein blütenreiches Kränzlein. Froher Stolz glänzt aus ihren Augen, daß sie in solcher Weise Dienerinnen Mariens sein dürfen. And hinter ihnen die stattliche Schar der Wallfahrer, Männer und Frauen, Greise und Jüng¬ linge. Sie alle sind beseelt von dem einen großen Gedanken, hier zu beten, hier öffentlich dem Herrn Ehre zu erweisen. Ver¬ gessen haben sic ihr Hand- werk, ihren Stand, ihre sonstige Mcnschcnfurcht, vielleicht ihren Leichtsinn; in den Tagen dieser Bu߬ fahrt fühlen sie sich wie andere Menschen mit anderen Pflichten; ihr Tagwerk ist jetzt Gebet und Lobpreis des ewigen Gottes, des Vaters im Himmel; ohne Menschenfurcht singen sie auf allen Straßen, auf allen Wegen ihre Lieder, murmeln ihre Gebete. Mit Freude tragen sie ihre oft großen und auffallenden Wallfahrtsabzeichen auf der Brust. And heute gar, beim Einzuge in Mariazell: jeder tut sein Bestes. Die Herzen übervoll von Rührung. Wie klingt und singt und jubelt ihr begeistertes Lied: „Wir grüßen Dich viel tausendmal, Mariazell, Du Gnadensaal, O schönste Muttergottes!" Vom hohen Turme antwortet ihren Liedern eine Stimme vom Himmel: der eherne Sang der Glocken. So ziehen sie durch das hohe Portal, so kommen sic vor das verehrte Gnadenbild. Dort aber sinken sie in ihre Knie, tief gebeugt beten sie den Herrn des Himmels an, übervoll von Freude bringen sie dem Gnadenbilde Mariens ihren Gruß. Viele gehen alsbald an strengere Bußübung, und auf den Kni een um das Heiligtum rutschend, verrichten sie ihr Rosenkranzgebet. Andere wieder haben ihre langen Stöcke auf die Schulter gelegt und die Arme weit ausbreitend, die Enden des Stockes umfassend, gehen oder rutschen sie, gleichsam Abbilder des gekreuzigten Welterlösers, um den Altar. Was wollen diese Leute mit solcherlei Bußen? Was sie wollen? Sie wollen dem tiefinnersten Bedürfnisse,?das in der Menschenbrust wohnt, dem Bedürfnisse nach Buße und Verdemütigung Genüge leisten! Sie wollen den Herrn ver¬ söhnen, den Herrn, den sie, wie das Gewissen ihnen sagt, ach, nur allzuoft beleidigt haben. Sie wollen sich den Frieden des Herzens erringen. Sie wollen heimkehrend nach verrichteter Wallfahrt mit erleichterter Seele singen und sagen: Durch Reu' und Buß' hab' ich versöhnt Den Herren, dem mein Herze fröhnt. Der meine Reu' mit Segen krönt. Den Herren, dem mein Lied ertönt: Der Gnade Heil ist dem Büßer beschieden. Er geht einst ein in der Seligen Frieden, Vor Höll' und Tod ist ihm nicht bang, D'rum preis' ich Gott mein Leben lang! Alleluja, Alleluja in Ewigkeit! (R. Wagner, Pilgerchor.) Das ist das große Ziel, die große Absicht der heiligen Wallfahrten: Bußfahrten! Sühnfahrten! Am dieses wichtige Ziel um so sicherer zu erreichen, nahen sie hier am heiligen Orte in Demut und Zerknirschung dem heiligen Sakramente der Buße. So haben sie sich's vorgcnommen, als sie die Wallfahrt antraten, so führen sie auch den heiligen Vorsatz aus, und sie würden es nur als halbes Werk betrachten, wenn sie, ohne die heiligen Sakra¬ mente empfangen zu haben, heimkehrten. Leichter, offenherziger, furchtloser als daheim eröffnen sie hier am fremden Orte dem völlig unbekannten Priester ihr Gewissen. And fällt es dem einen oder dem anderen dennoch Mariazell, Monstranzen aus der Schatzkammer. sss sfs Ess Ess sfs sfs Ess sfs sfs sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss sfs Mariazell sss Ess Ess Ess sss sss Ess Ess sss Efs sss sss Ess sss Efs Ess sss Z7 schwer, bei dem hehren Gnadcnbilde auf den Knieen liegend holt er sich Kraft zum beseligenden, umfassenden Geständnisse; überdies reißt ihn das hundertfache Beispiel der anderen unwiderstehlich mit sich fort, und wenn er endlich nach heiligem Geständnis den Beichtstuhl verläßt, da klingt es ihm wie Engclsang in den Ohren: „Vergeben, vergessen ist deine schwere Schuld, zerrissen die Klageschrift deiner Vergehungen, versöhnt bist du mit Gott und dem Limmel!" O, wie strömt dann, wieder vor dem Gnadenbilde, inbrünstiges Dankgebet Die Schatzkammer. Im rückwärtigen Teile der Kirche, und zwar auf der Evangelienseite, führt eine steinerne Treppe zur Schatzkammer empor, die sich im ersten Stocke befindet und den Raum eines mäßig großen Zimmers einnimmt. Die Wände ringsumher sind mit Glaskästen bedeckt, vorne steht ein Altar, auf dem beinahe täglich eine heilige Messe gelesen wird. Betreffs der Geschichte dieser Schatzkammer entnehmen wir dem Buche: „Geschichte und Beschreibung der Gnadenkirche Mariazell und von den Lippen: „Mutter, Mutter, tausend Dank, daß du mir die Kraft gegeben! Tausend Dank, daß du mich verlornen Sohn wieder hingeführt hast zu meinem Lerrn und Schöpfer!" Lorch, da tönt des Glöckleins Helle Stimme vom Altäre: „Auf, ihr Pilger, tretet heran zum Tische. des Lerrn! Zum königlichen Mahle Christi! Zum Empfange der heiligsten Speise! Zum gnadenreichen Genüsse des heiligsten Leibes des Lcrrn!" And sie kommen! Von allen Seiten und Winkeln der großen Kirche eilen sie herbei, die einen in tiefstem Ernst und in bescheidenster, demütigster Laltung, die anderen ent¬ flammt von Liebe und Andacht, das Auge wie verzückt zum Tabernakel erhoben : „Lcce ^xnus Oei! Siehe das Lamm Gottes, welches hinwcg- nimmt die Sünden der Welt!" Mariazell, Wertvolle Kelche und Ziborien and der Schatzkammer. Man beachte die sonderbare Gestaltung des Kelches links unten. Führer durch die Schatz¬ kammer von ?. Gerhard Rodler, Schatzmeister der Kirche Mariazell" fol¬ gendes und führen es wörtlich an: „Nachdem König Ludwig über seine Feinde glänzend gesiegt hatte, kam er hieher, um der Mutter¬ gottes zu danken, ließ hier sein teures Marienbild, seine und seiner Ge¬ mahlin Brautkleider, seine Waffen (!) und unter an¬ deren Kostbarkeiten einen Kelch aus reinem Golde als Opfer zurück. In der von ihm erbauten Kirche hatten die über den Sakristeien be¬ findlichen Räumlichkeiten die Bestimmung, als Auf¬ bewahrungsort für die Schütze der Kirche zu dienen. Das erste Mal wird im Jahre 1359 ein Lustos (Lüter) genannt. Als Begründer einer eigenen Schatzkammer wird in der Chronik 1621 Erzherzog Mariini lian Ernst angeführt. Die erste Ablieferung des Kirchcnschatzes mußte And sie empfangen denjenigen, der sie geliebt, erlöst, der sic jetzt getröstet, und der sie einst richten wird in Gnade und Erbarmung. And mit seiner Kraft ausgerüstet wandern sie heim, froh beglückt mit neuem Mut, zufrieden mit ihrem Schicksal, ergeben in den Willen des Allerhöchsten. Das sind des heiligsten Lcrrn heilsame in Zell und an allen anderen Stätten der Gnade so reichlich, nie versiegend, ihre Wasser spenden zum Leile derer, die da durstend kommen, um zu trinken. Leilige Mutter, Dank! — daß Du uns solche Quellen eröffnet! 1526 zum Türkenkriege erfolgen; da soll auch der goldene Kelch König Ludwigs zum Opfer gefallen sein. Anter Kaiser Leopold I. wurde der Schatzkammer 1703 cbeufalls zum Türkcnkriege ein großer Teil entnommen, wofür die Kirche Obligationen, auf 26.781 fl. lautend, erhielt. In den Jahren 1793 und 1794 (Franzosenkriege) wurden Kostbarkeiten im von 142.363 fl. gegen Obligationen teils ein- geschmolzcn, teils veräußert?) 1802 stieg diese Summe auf 0 Nach einer Ausschreibung waren darunter im Jahre 1793 Muttergotteskleider im Schätzungswerte von 5190 fl.; auch der silberne Altaraufsatz und das schöne Antipendium vonMariaTheresia wurden eingeschmolzen und nur die sechs Amethystsäulen kamen zurück. Brunnen, die Schätzwerte 38 EfTEfTEfsEfsEfDsfTsfssfssfssfsEfssfTEfssfsssssfDsfs Mariazell sssEfDsfssfsEfssssEfsEsDsfsEfssfssfssfssfDsfssfssfsSfs 217.682 fl. Die erhaltenen Obligationen aber sanken nach dem Staatskrach 1811 auf ein Fünftel ihres ursprünglichen Wertes herab. Nach dem großen Brande (1827) mußten 1829 eine Menge von Perlen, Steinen und anderen Pretiosen versteigert werden. Der Erlös worein geringer, 21.000 fl. K.-M., aber die Kirche war in großer Not und bedurfte des Geldes sehr, um Kirche und Türme decken zu können und neue Glocken anzuschaffen. Die silbernen Votivgegenstände, Goldringe und der¬ gleichen werden von Zeit zu Zeit zur Verstellung und zum Vergolden von Kelchen, Rauchfässern und zu den Aus¬ lagen für das übertragen und Montieren alter Meßkleidcr usw. verwendet." So die Worte ?. Rodlers. Petschnigg in den Mitteilungen der Zentralkommission fol¬ gendes: „Dieses Bild, 49 cm hoch und 41 cm breit, dürfte das Mittelstück eines Lausaltares gewesen sein, welchen König Ludwig auch in den Krieg mitführte. Es ist in Tempera auf Vergoldcrgrund gemalt und erinnert in der Behandlung an die italienische Schule des Giotto. Der Kopf der Marias sowie der des Christuskindes sind mit großer Empfindung in einfacher Weise mehr flach behandelt und die Lände haben jene langen, vom zugespitzten Finger, wie es die altitalienischen Maler im Gebrauch hatten; auch das Zusammenlaufen der Augen im Winkel und das Markieren der Augenbrauen in feinen Konturen sind ein charakteristisches Zeichen jener Zeit. Die Gewandstücke sind gemustert, und zwar der Mantel der Maria mit feinen Goldornamenten auf blauem Grunde, das Mariazell, KönigSgewande in der Schatzkammer. Angeblich die Braukmäntel König Ludwigs von Ungarn und seiner Gemahlin. gelbe Anterkleid chat ^ein jzartes Webdessin. Das Anterkleid des Christuskindes schmückt ein ganz eigentümliches Muster, welches an die Panzerhemden Erinnert. Dieses Bild wurde, wie es scheint, später mit Metall und Email bekleidet; so wie es die Chronisten erzählen, soll Maximilian Ernest, Erzherzog von Österreich, das Bildnis auszuschmücken ange¬ fangen haben." Sovielvom Schatzkammer¬ altar und seinem Bilde. Außer diesem enthält die Schatz¬ kammer noch ein vielgenanntes Doppelstück: Die Brautkleider König Ludwigs und seiner Gemahlin, zugleich die angeblichen Waffen des genannten Königs. And nun noch kurz eine allgemeine Übersicht über die einzelnen Kästen: Kasten I. Elfenbeinschnitze¬ reien. 27 Katalogsnummern. Daran schließen sich in dem erwähnten Buche aus¬ führliche Beschreibungen aller einzelnen Gegenstände in der Schatzkammer. Wir halten uns da zunächst nur bei dem sogenannten Schatzkammeraltar auf. Dieser Altar ist als Träger jenes merkwürdigen Marienbildes gedacht und durchgeführt, das König Ludwig nach jenem wichtigen Traume, von dem wir später erzählen werden, des Morgens auf seinem Bette liegen fand. Da sich dieses in einem Lagerzelte zutrug, wurde der Altar in Form eines Zeltes aufgestellt. Er hat manche Veränderungen erlitten; insbesonders wurde das Antipcndium, das die Köpfe verschiedener Personen aus dem kaiserlichen Geschlechte zeigt, schon einmal zum Einschmelzen abgeliefert und später wieder durch ein neues ersetzt. Doch damit wir von dem wichtigsten Gegenstände dieses Altares sprechen, von dem Marienbilde. Darüber schreibt Kasten II. Kelche, Lausaltäre, Reliquiarien. 26 Nummern. Kasten III. Monstranzen, Ziborien, Kronen, wertvolle Juwelen. 110 Nummern. Kasten IV. Gedenkmünzen, Ähren, silberne Stehkreuze, Reliquienhälter. 25 Nummern. Kasten V. Reliquienschrein. 15 Nummern. Kasten VI. Reliquienschrein. 15 Nummern. Kasten VII. Perlenschnüre, Perlmutter-Arbeiten, silberne Kronen. 34 Nummern. ss Wir erlauben uns hier zu bemerken, daß wir Katholiken gewöhnt sind, die Mutter unseres Erlösers etwas respektvoller zu titulieren, als es hier geschieht: „Der Kopf der Maria." In dieser wegwerfenden Weise mag etwa der Lehrer von dem Kinde oder die Gnädige von ihrem Dienstmädchen sprechen. sfs sfs SsS sfs EsS sfs SsS sfs sfs EsS GsT EsS sfs SsS SsS sss Ssö> sfs Mariazell SsTEsSSsSSsSEfDSfSSsSSfSGfDEfSSsSSsTSfTEsSSsSSsSSsS Zg ^SWSS«WSSSS^SS«SMWSSSSSNWWWW Lid^aüLdblM obnc>t(Liiniimchi !>i>uro>diillc(>0tztz ii,Wckp - '»n islistii bchni Mmi» bii- n..iidvdm> nnsfilifi»! vosi> > !>> istlichclchr.'.ichnoiam .»«z« rrMm n» KM.ünLvorN« UckMMia ' MkiiimatUil crkmn.^Zb'^ , I. Ein Benediktincrmönch bringt das Bild in diese Gegend (links unten) und erbaut mit Lilfe der Landleute die erste hölzerne Kapelle (rechts). 2. Markgraf Leinrich von Miihren und seine Gattin erhalten im Traume den Befehl, zu dem Bilde zu pilgern (links) und legen, da sie sich des Morgens gesundet finden, sofort knicend das Gelöbnis der Wallfahrt ab. Bilder aus der Geschichte von Mariazell. Die folgenden neun Bilder sind nach jenen Originalien aus dem siebzehnten (?) Jahrhunderte angefertigt, die heute auf den Seitengalerien der Kirche zu Mariazell zu sehen sind. Die Bilder wurden vor etwa zehn Jahren von ?. Zaoral, einem Benedikkinerpater aus St. Lambrecht, restauriert und von Photograph I. Kuß in Mariazell eigens für dieses Buch ausgenommen. Die beiden letzten der hier gebrachten Bilder sind nicht der Geschichte Mariazells entnommen, sondern stellen wunderbare Ereignisse an Privatpersonen vor. Von derartigen Bildern, die alle von demselben Maler stammen dürften, gibt es in Mariazell noch ziemlich viele. Besonders sei darauf hingewiesen, daß diese Bilder (nach der damals beliebten Methode) fast durch¬ gehends zwei verschiedene Landlungen darstellen, die beide in ein und dasselbe Bild zusammengezogen erscheinen. Kasten VIII. Perlenschnüre, silberne Halsketten, Ohr¬ gehänge und Pokale. 31 Nummern. Kasten IX. Taufmünzen, Orden, Pektorale, Korall- und Kristallgegenstände. 61 Nummern. Paramente der Schatzkammer. Liebfrauenkeider und Meßkleider, gespendet von Mit¬ gliedern des kaiserlichen Hauses. Kasten I. 12 Nummern. Kasten II. 12 Nummern. M eß k l e i d er, gespendet von kirchlichen Würdenträgern und adeligen Persönlichkeiten. Kasten X. 10 Nummern. Kasten XI. 4 Nummern. Liebfrauenkleider von verschiedenen Spendern. Kasten III. 20 Nummern. Kasten IV. 5 Nummern. Kasten V. 9 Nummern. Kasten VI. 6 Nummern. Kasten IX. 6 Nummern. Wen immer es gelüstet, genaueres über diese „Schätze" zu erfahren, der trachte, sich ein Büchlein darüber zu verschaffen. Andere Sehenswürdigkeiten um Mariazell. Hier wollen wir uns kurz fassen. 1. Das Brün dl. Dieses besuchen Wohl die meisten Pilger. Es ist etwa fünf Minuten weit von der Gnadenkirche entfernt, der Weg dahin führt auch zum Aufstieg zum Kal¬ varienberg. Aufmerksamen und bibelfesten Besuchern des Bründls wird auffallcn, daß die Gemälde, mit welchen die Kapelle beim Bründl verziert sind, sämtlich auf irgend welche heilsame Wasser, von denen die Heilige Schrift erzählt, Be¬ ziehung haben. 2. Der Ursprung. Beim Gasthause Nabegger, auf dem Wege gegen Rasing, findet sich eine Aufschrift „Aufgang zum Ursprung". Eine Stiege führt da zu einem gespaltenen Felsen. Das soll der Sage nach jener Ort sein, wo der erste, hier angekommene Priester seine Marienstatue hinstcllte. 3. Die Sigmunds-Kapelle (fälschlich auch Ur¬ sprung genannt) liegt gegen Gußwerk hin auf einer Hügelspitze, wurde im 15. Jahrhundert erbaut und mit einer starken Mauer umgeben, hatte offenbar den Zweck, die damals sehr viel benützte Wallfahrtsstraße über Gußwcrk zu beherrschen und die Pilger zu schützen. Wird von vielen Wallfahrern besucht. 40 Efs sfs sjT Ess sfs Ess sfs sjs sfs sfs sfs Efs Ess sfs sfs sfs sfs Mariazell EfssjsEfssfssfsSsTEfsSfDEfssfssfsEjDsjssfsSfsEfDsfssfs Geschichtliches. Entstehung des Gnadenortes Mariazell. Es war im Jahre 1157, als der damalige Abt des Klosters S a n k t L a m b r e ch t den Entschluß faßte, nordwärts in das Aflenzertal eine kleine Gesellschaft von fünf Priestern auszusendcn, damit sie dort das Evangelium Jesu Christi verkündeten. Dies schien dem Abte um so mehr nötig zu sein, weil das Stift dortselbst großen Grundbesitz hatte und die dortigen Leute also eigentlich im Dienste des Klosters standen. Außerdem waren noch gar manche von den Bewohnern dieser Gegenden in der Nacht des Heidentums versunken. Die fünf abgcordneten Priester begaben sich also tat¬ sächlich nach Aflcnz und suchten zunächst ihren neuen Wirkungskreis kennen zu lernen; und da stellte sich denn heraus, daß das Gebiet ein sehr ausgedehntes war. Lind so beschlossen sic, zur leichteren Bewältigung der seclsorglichen Arbeit sich zu trennen und sich einzeln an verschiedenen Orten des Gebietes niederzulassen. Bald war man einig und verteilte nun die Arbeits¬ gebiete. Jener Priester nun, dem das heutige Mariazell und dessen Limgcbung zufiel, war ein äußerst frommer, gottliebender Mann und erbat sich vor seinem Aufbruche die Erlaubnis, ein holzgeschnitztesMarienbild (das heutige Gnaden¬ bild) mit sich nehmen zu dürfen. Die Erlaubnis wurde ihm ohncweiters gegeben und er begab sich alsbald an den Ort seiner zukünftigen Wirksamkeit. Da er nun, geführt von einem der dort ansässigen Leute, in die Gegend des heutigen Gnadenortes gekommen war, verirrte sich sein Führer und er selber mit ihm bei ein¬ brechender Nacht so sehr, daß sie sich nach einiger Zeit des Irregehens vor einem senkrechten Felsen befanden und keinen Rat mehr wußten. Da kniete der Priester zu innigem Gebete nieder und rief um himmlischen Rat und Hilfe. Lind siehe da, ein wundersames Licht drang aus dem Felsen, dieser selber spaltete sich vor seinen Augen und gab ihm freien Durchlaß. Die Stelle, wo sich dieses zugetragen haben soll, wird noch heute gezeigt; sie befindet sich im rückwärtigen Teil eines Gasthauses an der Straße gegen Rasing. Hocherfreut über dieses Zeichen himmlischer Gunst be¬ schloß der Priester alsbald, gerade hier, an diesem Ort der Gnade und des Wunders zu verbleiben, und sah sich nach einem zum Zcllenbau geeigneten Plätzchen um. Eine in der Nähe ansteigende Hügelterrasse (eben der Ort, wo die Kirche heute steht) schien ihm zur Niederlassung besonders geeignet, und so ging er rasch daran, mit Hilfe der willigen Tal¬ bewohner eine Doppelhütte zu bauen, nämlich einen Gebets¬ raum und einen Wohnraum. In dem ersteren, also der L ol z- k a p elle, stellte er nun sein Marienbild auf und empfahl sich selber, alle Ansiedler und überhaupt seine ganze Pflanzung dem Schutze der allcrseligsten Jungfrau. Die Zelle Mariens war also errichtet, sie sollte fürderhin stehen, wachsen und groß werden, und der Segen Gottes sollte auf ihr in reichstem Maße ruhen. Die liebliche Niederlassung zog die Herzen der Berg¬ bewohner mächtig an, sie kamen gern und oft herbei. gewöhnten sich, in aller ihrer Not zur allerseligsten Jungfrau vertrauensvoll aufzublicken und wurden vielfach erhört. Der Ruf dieser neuen „M a ri en-Z e l l" drang langsam, aber stetig weiter, eroberte sich ein Tal nach dem andern, zog von immer weiteren Entfernungen neugierige fromme Pilger herbei, sandte seine Gnadenstrahlen immer lichter, immer deutlicher in die Herzen — — das war der Beginn des großen Mariazell. Was wir soeben erzählt haben, trug sich im Jahre 1157 zu. Wie rasch der neue Wallfahrtsort aufblühte, beweist unter anderem der Limstand, daß schon 60 Jahre später, also im Jahre 1217, auf dem heutigen Annaberge nur aus Rück¬ sicht für die Wallfahrer eine Priesterexpositur errichtet wurde. Die wunderbare Genesung des Markgrafen Heinrich von Mähren. — Erbauung einer steinernen Kapelle (1220). Jedem Halbwegs aufmerksamen Besucher des hehren Gotteshauses in Mariazell fallen gewiß die zwei gewaltigen Statuen auf, die links und rechts vom Hauptportale wie treue Hüter des Heiligtums ununterbrochene Wache zu halten scheinen. Die eine dieser Figuren stellt einen Markgrafen vor, die andere einen König. Diese beiden Standbilder erinnern an zwei wichtige Geschehnisse in der Geschichte des Gnadenortes. Wir beschäftigen uns jetzt zunächst mit der rechtsstehenden Figur des Markgrafen Heinrich von Mähren. Schwere Krankheit fesselte diesen slawischen Fürsten an das Schmerzenslager; vergebens hatten die Arzte alle ihre Künste angcwendet. Llm das Llnglück vollzumachen, erkrankte schließlich auch seine Gemahlin und siechte in unheilbarem Leiden dahin. In diesem großen Jammer hob sich der Blick der beiden Kranken inniger als zuvor zu Himmelshöhe; sie riefen zu Gott um Hilfe; und insbesondere verehrten sie fromm den heiligen Landespatron ihrer Markgrafschaft, den heiligen Wenzeslaus. Da trug es sich zu, daß der kranke Fürst eines Nachts ein eigenartiges Traumbild hatte: vor ihm stand ein Mann von majestätischem Ansehen, von Glorienschein um¬ leuchtet. Der verkündete ihm, daß sein warmes Beten Erhörung gefunden habe, aber er müsse zum Dank ein Marienbild auf- suchcn, das in einem Tale Obcrsteicrmarks in einer bescheidenen Zelle zur öffentlichen Verehrung aufgestellt sei. Der Markgraf erwachte und fühlte sich zu seiner größten Freude und Überraschung vollkommen gesund. Aber welch neuerlicher Jubel: auch seine Gemahlin, die genau denselben Traum gehabt, war von jeglichem Leide befreit. Da machten sich denn die beiden Gatten voll innigster Dankbarkeit auf die Reise, um jenes unbekannte Bild aufzusuchen und dort ihren heißen Dank abzustatten. Doch die Reise war lang, die Wege schlecht, und so traf cs sich, daß während eines Llngcwitters die beiden Gatten von ihrem Gefolge getrennt wurden und nun einsam und be¬ kümmert in fremder Wildnis umherirrten. Aber Gott schickte ihnen einen Engel, der ihnen den richtigen Weg an¬ wies, und so fanden sie denn nach mancherlei Beschwerde das gesuchte Bild. O, wie sie da mit Inbrunst ihre kräftigen Dank- gebcte dem Herrn und seiner gebenedeiten Mutter darbrachten. sfs sfs sfs sfs sfs sfs iIi.vnü iyUk >on pili rrchuil mrni .viiutiitz Mvr srm >mn'(nA Illnhumimer Ivojüju Z. Markgraf Leinrich und seine Gattin kommen, von einem Engel geführt, an die Stätte der Gnade, wo sie das Bild verehren. Dem Markgrafen kam die armselige Brctterhütte, die das Gnadcnbild einschloß, denn doch zu unwürdig vor. And so ließ er eine bedeutende Geldsumme zurück mit dem Wunsche, daß davon alsbald eine stattliche Kapelle aus Stein errichtet werden möge. Mit Freude wurde dieser Befehl ausgeführt und gar bald stand eine schmucke Kapelle da, die bis heute noch zu sehen ist: die eigentliche G n a d e nk a p c l le in der Kirche. Ludwig I., König von Angarn, macht eine Dank¬ wallfahrt. — Die große Gnadcnkirche wird erbaut (1363). In den folgenden Jahren und Jahrzehnten begann sich der Ruf der heiligen Gnadenstätte in den steirischen Bergen in alle Lande zu verbreiten. In ganz Österreich und Böhmen, ja bis nach Kroatien und Angarn hallte das Lob dieser mächtigen Helferin der Christenheit. And da geschah es, daß König Ludwig I. von Angarn von den mächtigen, wilden T ü r k e n Horden, die vom Osten her über seine Lande hereinbrachen, gar arg bedrängt wurde. Wie geringfügig waren seine eigenen Streitkräfte gegen diese überwiegende, riesige feindliche Übermacht! Traurig und verzagt saß er eines Abends auf seiner Lagerstätte. Was sollte er beginnen? Alle seine Kricgsräte hatten ihn eindringlich ge¬ warnt, sich ja in keinen Kampf mit dem weit überlegenen Türkenheerc einzulasscn. And da er so sann, überkam ihn eine weiche, zarte Rührung; und er mußte des hehren Gnadcnbildes in Mariazell — I?mmun Muuarilsj,,lnh> Mahryl.iinl ll v< r, iciitir pptohUarkn rrlinmt Aw liünidiahck AaniMmml du- ,-twiuüm "amiutüvif lun iikiie -Lax'fllin.. j2.ool^> —_ 4. Der fromme Markgraf erlegt so viel Geld, daß davon die noch jetzt bestehende Gnadenkapelle errichtet werden kann (rechts). Seit dieser Zeit erfreut sich die Stätte eines noch größeren Andranges von Wallfahrtsscharen, zu deren Schuhe auf dem nahen Liigel Sigmundsberg erbaut wird (links). gedenken, und unwillkürlich faltete er feilte Hände und empfahl sich und sein Land in inbrünstigem Gebete dem Schutze Mariens. Nachdem er eine Weile allso fortgebetct, senkte sich der Schlummer über seine müden Augen und ein wundersames Bild aus einer andern Welt drängte sich mit Macht vor seinen Geist. Er sah im Traume die lichtumflofsene Gestalt Mariens. Mildiglich blickte sie zu ihm hernieder, ver¬ sprach ihm Sieg und befahl ihm, sich mutig in eine Schlacht cinzulasfen; auch gab sie ihm cm untrügliches Zeichen; er werde, so sprach sic, erwachend ein Marienbild auf seiner Brust liegend vorfindcn. Das Traumbild schwand, der König erwachte. — O, Wunder! Auf seiner Brust lag ein eingerahmtes Marienbild, das er schon früher in seinem Besitze gehabt. Aber wer hatte es hiehcrgclegt? — Mit Inbrunst küßte er das Bild und erzählte alsbald seinen merkwürdigen Traum. Da erfaßte un¬ geheure Freude das ganze, früher verzagende Leer. ,^Auf zur Schlacht!" riefen Tausende begeistert aus und alsbald erklangen die langgczogcnen Klänge derKricgstrompetcn. Todesmutig warfen sich die Christen über die gewaltigen Scharen der Feinde und nach hitzigem Kampfe schlugen sie das türkische Riesenheer in schmähliche Flucht. Der unglaub¬ liche Sieg war errungen, die Freude unermeßlich groß. Aber der fromme König gedachte seiner Schuhfrau und beschloß, alsbald eine Dankespilgerfahrt zum Heiligtum am Erlafsee. Das Bild, das er auf seiner Brust gefunden, brachte er als frommes Opfer dar; es ist noch heute in der Schah- SfT Ese) SfD SsD SsT SsT SsD SsD SsS SsD SsD S^D SsD SsD SsT S^D SsD SsD 42 SsT SsD SsT SsD S^D S^D SsD SsT SsD S^D S^D S^D S^D SsD S^D SfD SsD Ä^a^itlAbü kamnrer Mariazells zu schauen. Aber er tat noch mehr: Eine silberne Krone sür Anserc Liebe Frau ließ er fertigen, sein Schwert, seine Sporen, seine und seiner Frau kostbare Ge¬ wände ließ er am Gnadenort zurück. Aber auch damit nicht zufrieden, ließ er auf seine Kosten eine prachtvolle, geräumige Kirche errichten, damit alle es wüßten und sähen, daß Maria eine gnadenreiche, mächtige Lelferin und Schutzfrau sei. (Von dieser Kirche sind heute noch das Mittelschiff und der schöne gotische Turm erhalten.) Mariazell während der beiden Türken¬ belagerungen Wiens (1529 und 1683). Daß diese Kirche unversehrt noch steht, Das ist wahrhaftig ein Mirakel Gottes! — And unser liebes, teures Mariazell Lat durch den Niesenbrand ein Diadem Sich eingeflochten in die Wunderkrone, Die es am Laupte weithin leuchtend trägt; — Von diesem Brand wird noch nach tausend Jahren Mit Ehrfurcht und Verwunderung gesprochen; Denn es umstrahlt dies Laus der Glorienschein Der wunderbaren Rettung aus Gefahr. Diese auffallende Rettung bei gewaltiger Feuersbruust ereignete sich in dem Jahre der ersten Türkenbelagerung Wiens, da nämlich die weithin streifenden türkischen Lordcn auch den Gnadenort Mariazell aufsuchten und ihn gänzlich einäscherten und zerstörten; aber trotzdem der ganze Markt ein Raub der Flammen wurde, trotzdem die Türken alle Anstrengungen machten, auch das Gotteshaus, und gerade dieses anzuzünden, gelang ihnen dieses ruchlose Vorhaben nicht; sie mußten un¬ verrichteter Dinge abziehen und Kirche und Gnadenbild blieben vollständig unbeschädigt. Da sich im 16. und 17. Jahrhunderte die Wallfahrten nach Mariazell immer mehrten, ward das Bedürfnis einer sehr geräumigen Kirche immer größer, und so ließ denn Kaiser Ferdinand III. im Jahre 1644 den Grundstein zur heutigen großartigen Kirche legen. Vollendet wurde aber dieser gewaltige Bau erst im Jahre 1699. Der Lochaltar wurde erst fünf Jahre nach der Einweihung der neuen Kirche, im Jahre 1704 fertiggestellt. Am diese Zeit geschah es auch, daß Mariazell außer dem schon erwähnten Annaberge noch zwei andere Vorstationen erhielt: es wurde nämlich im Jahre 1644 aus dem „Saurüffel" eine Kapelle erbaut und dem hl. Josef geweiht: es war der Anfang des heutigen Jos ess-Berges. Der Bau ist dem Stifte Lilienfeld zu verdanken. Acht Jahre nachher (1652) wurde auf dem „Berg bei der hohlen Tanne" vom Grafen Joachim Slavata eine Kapelle zu Ehren feines Namenspatrons, der zugleich Vater der aller¬ seligsten Jungfrau war, errichtet, aber erst 1685 eingeweiht: der heutige Joachims-Berg. Als im Jahre 1683 die Türken abermals vor Wien zogen, waren die Mariazeller Bürger schon gewitzigt, und brachten das kostbare Gnadenbild rechtzeitig in sicheren Gewahrsam, indem sie es nach dem weit entlegenen Sankt Lambrecht schafften. Dort war es vor räuberischen Länden gefeit. Nach der gänzlichen Niederlage und der schmählichen Flucht des Türkenheeres brachte man das Bild in feierlichster Prozession wieder nach Mariazell, wo es bis zum heutigen Tage verblieb. Traurige Zeiten. Die Regierungszeit Kaiser Josefs II. (1780—1790) war wohl für Mariazell, ebenso wie für gar viele Gnaden¬ orte Österreichs, eine wahrhaft „traurige" Zeit. Anfangs schien es nicht so gefährlich, ja im Jahre 1782 bestätigte Josef II. noch alle Privilegien Mariazells. Aber schon in demselben Jahre 1782 kam der erste vernichtende Schlag: es wurde alles feierliche Gepränge an den Wallfahrtsorten, sowie das „haufenweise Zusammen¬ gehen" und der feierliche Empfang der Prozessionen untersagt. 1785 wurden alle vorhandenen Wertsachen in Maria¬ zell von den Meßgewändern angefangen bis zur Turmspitze hinauf amtlich geschätzt. Die Schätzung ergab eine Gesamt¬ summe von 358.000 Gulden. Da erhielt der staatliche Schätz¬ meister ein scharfes Dekret von der Lofkanzlei, welches den seit 600 Jahren angesammclten Schatz als „unbegreiflich ge¬ ringfügig" fand, und den Mangel an Bargeld rügte. Der Kommissär verteidigte sich: es nehme ihn selber Wunder/daß er nicht mehr gefunden habe. Daun schob er die Schuld auf die Vorgänger des Kaisers: Leopold I. und Karl VI. hätten schon das beste weggenommen. 1785 verordnete Josef II. für Mariazell die Wegnahme eines Drittels aller silbernen und goldenen Opfertafeln; die „gemalten" aber müßten sämtlich entfemt werden, das sei „unnützer Zierat". — Bei gesperrter Kirche wurde der Muttergottes-Statue und dem Schatzkammerbilde die Krone, die Perlen und die Münzen abgenommen. In solcher Not wandten sich die armen Mariazeller mittels einer Gesandtschaft nach Wien, man möge ihnen nun, da sie durch das Verbot der Wallfahrten brotlos geworden seien, einen andern Erwerb verschaffen. Da ward ihnen der Bescheid zuteil, sie mögen sich mit Wollspinnen (!) befassen. Später wies man sie mit ihrer Bitte nach Graz zu den so¬ genannten Ständen. Diese hielten es für das beste, allen Mariazellern die Lauser abzukaufen und ein großes Militär¬ spital in Mariazell zu errichten. Aber da die Bürger Mariazells auch die Ablösung ihrer großen Vorräte an Wall¬ fahrtswaren verlangten, kam der Plan nicht zur Ausführung. Dann kam der Befehl, die Gnadenkapelle ab¬ zureißen und die Statue auf den Lochaltar zu versehen. Dieser Befehl wurde auf dringendes Bitten der Gemeinde doch zurückgezogen; jedoch mußte die Statue ihrer wertvollen gestickten Oberkleider beraubt werden. 1788 wurden alle Frühämter und Figurallitaneien verboten. Anfangs September desselben Jahres kam der Be¬ fehl, alle Längeleuchter m der Kirche wegzunehmen, auch sollten alle Kreuze an den Straßen und Wegen ent¬ fernt, alle Kapellchen abgetragen werden. Fürsterzbischof Kardinal Migazzi von Wien hielt trotzdem ohne Rücksicht auf diese kaiserlichen Verbote die Fronleichnamsprozession in Mariazell. Das trug dem Verwalter und dem Dechant einen derben Verweis ein; aber von Strafe sah man ab; wahr¬ scheinlich fürchtete man sich doch vor dem Kardinal. 1789 im Juli kam abermals ein Dekret, daß alle mit einer Fahne oder einem Kreuze ankommenden Prozessionen S^T SjD S^T S^T S^D E^T S^sT S^T DsD S^T S^sD S^D SsD S^sD S^T Älkarkazeü SjD SjD SjD SjT SjD SjD SsT SjD SjD SsD SjT SjT EsD lsjD SjD SjD SjT 4 3 S. König Ludwig von Ungarn erfleht sich knieend vor seinem Muttergottesbilde den Sieg über die Türken, und findet des anderen Morgens nach einem ermunternden Traume dieses Bild auf seiner Brust liegen. Es ist Las heutige Schatzkammerbild in Mariazell. 8. König Ludwig läßt sich hierauf in eine Schlacht mit den Türken ein, wobei das Bild der allerseligsten Jungfrau vorangetragen wird. Die Türken werden gänzlich besiegt. König Ludwig macht mit seinem ganzen Leere eine Dankwallfahrt nach Mariazell. aufnotiert, die Kreuze und Fahnen weggenommen und deren Träger überdies mit fünfzig Stock st reichen bestraft werden sollten. Aber trotz dieser sehr strengen Verordnung kamen in diesem Jahre doch noch mehr als 100.000 Pilger nach Zell. Im Anschlüsse an diese übersichtliche Darbietung der Anordnungen Kaiser Josefs II. finde hier eine kleine Geschichte Platz, die wir wörtlich dem Buche: „Donin, Die Marianische Austria" entnommen haben: Es war gerade zur Zeit der Klosteraufhebung im Kaiserstaate, da erschien eines schönen Abends ganz unerwartet Kaiser Josef II. selbst in Mariazell. Früh morgens begab er sich in die Kirche, ließ den Superior des Stiftes herbeirufen, der so wie der Bürgermeister des Marktes (Buchbinder Milde) alfogleich herbeieilte, dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen. Der Superior war ein gerader Mann, welcher ohne Llmstände so sprach, wie er dachte. Josef wollte nun die Gnadenkapelle in Augenschein nehmen. Er ging in derselben herum und schlug mit seinem spanischen Rohr bald nach oben, bald nach unten an die Wände der Kapelle. Dieses sonderbare Benehmen erzeugte großen Mißmut im Herzen des Superiors, welchen er, nur sich selbst bekämpfend, zurückhielt. Nachdem der Kaiser die Kapelle umkreist und ab¬ geklopft hatte, sprach er zum Superior gewendet: „Diese Wände sind ja von Stein." Fast unwillig entgegnete der Superior: „Ja, es hat aber auch noch niemand gesagt, dass sie aus Pappendeckel seien." Der Kaiser war durch diese schneidige Gegenrede nicht übermäßig erbaut, zog das Aktenstück des Antrages zur Auf¬ hebung des Stiftes und der Kapelle aus der Brusttasche und sprach zum Superior: „Da lesen Sie, man hat mich hinter¬ gangen und mir die Kapelle als aus Holz gebaut und feuer¬ gefährlich beschrieben." Der Kaiser fing nun an, etwas freundlicher zu werden. Der Superior führte ihn in der Kirche herum und hierauf zur Schatzkammer. Eine Statue (kleine Figur) mit einem Beile in der Hand fiel dem Kaiser be¬ sonders auf. Er fragte den Superior auf diese Figur hin¬ deutend: „Was soll denn der da hier?" Ruhig erwiderte der Superior: „Der soll jedem die Hand abhauen, der hier etwas wegnimmt." Der Kaiser, im ersten Moment betroffen, sprach aber gleich darauf: „Ich werde nichts nehmen." Mariazell wurde nicht aufgehoben. Dieser Vorgang ist in Mariazell und in Obersteier ziemlich bekannt. Der letzte Zeuge hiefür in zweiter Linie starb, 87 Jahre alt, 1868, es war der Stiftspriestcr von Admont ?. Aemilian Milde, Sohn jenes Bürgermeisters Milde, der dabei Augen- und Ohrenzeuge gewesen. Die letzten Zeiten. Der Nachfolger Josefs II., sein Bruder Leopold II., schien gute Lust zu haben, im Sinne feines Vorgängers weiterzuregieren. Denn vergeblich war alles Bitten, daß Mariazell als Wallfahrtsort wieder anerkannt werde. Doch 44 sss sfs sjs sss Ess sfs sfs sss sjs sjs Ess Ess sss sjs sjs sfs sfs Ma das Lebensziel dieses Kaisers war bald erreicht: nach kaum zweijähriger Regierung starb er. Ihm folgte sein Sohn Franz in der Regierung. Auch er ging in der ersten Zeit die Wege seiner unmittelbaren Vor¬ gänger. Ja, er verbot sogar (12. November 1792) die Abhaltung des Sonn- und Feiertags g o tt e s d i e n ste s in der Gnadenkapelle. Doch bald wurde diese Anordnung zurückgenommen. 1793 ließ er alle Kleider der Gnadenstatue nach Wien kommen und verkaufen. 1794 wurden alle Silberstatuen, die meisten Schätze der Schatzkammer und der Silberaltar nach Wien abgeliefert. Mariazell war nun gründlich ausgcplündert. Endlich, im Jahre 1796, im vierten Jahre der Regierung Kaiser Franz I., kam sozusagen die erste glückverheißende Schwalbe, die für Mariazell einen neuen Frühling verkündete: Mit Erlaubnis des Kaisers kam eine 3000 Menschen starke Prozession aus W i e n in der Gnadenkirche zu Mariazell an. — Welch ein Jubel in Mariazell! And im Jahre darauf, 1797, am 15. Mai wurde die Gnadenstatue wieder bekleidet, wie es vorher Brauch gewesen war. Ein edler Wohltäter hatte Kleider und Kronen aus eigenem besorgt. Da hallten Wohl die Felswände der Mariazeller Berge vom lauten Freudengeläute der Glocken, da ward in festlichstem Amzuge das Gnadenbild um die Kirche getragen, umjubelt von den lang unterdrückten Kindern Mariens, da erstrahlten die Straßen Mariazells des Abends vom tausendfachen Lichtscheine glänzendster Illumination. And als ob man gleichsam für das lange Fasten Genugtuung leisten wollte, drängten sich in diesem Jahre des Jubels nicht weniger als 131.000 Kommunikanten um die Speisegitter der Mariazeller Gnadenkirchc. Die F r a n z o s e n k r i e g e. Auch die Franzosenkricge 1805 und 1807 brachten dem Markte ungemein viel Schaden, da die Soldaten den Ort rein ausplünderten und die hehre Gnadenkirche als Lagerplatz benützten, und dortselbst auch ihre Gefangenen unterbrachten. Freilich war das Gnadenbild rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden; man hatte es forttransportiert, einmal sogar bis nach Tcmesvar in Angarn. Den Kricgsjahren folgte eine schreckliche Hungersnot, die gerade in der Mariazeller Gegend sehr gewaltig gewesen zu sein scheint. Damals trug es sich zu, daß einer ein Gärtchen von hundert Quadratmetern Flächeninhalt um einen Laib Brot verkaufte. Das schrecklichste Los aber ereilte Mariazell im Jahre 1827, als ein wütender Brand fast den ganzen Ort ver¬ nichtete, so daß nur der sechste Teil der Häuser verschont blieb. Auch die Gnadenkirchc ward zum Teile ein Raub des entfesselten Elementes; die beiden Türme und der Dachstuhl wurden zerstört. Innerhalb dreier Jahre aber ward alles wieder hergestellt. Seit dieser Zeit ist Mariazell als Gnaden- und Wallfahrtsort unaufhörlich in hoher Blüte verblieben. SsD S^D SsT SsD VsD SsD SsT SsD SsT SsD SsD SsD SfT SsT SsD SsD SsTSfD Gebetserhörungen. Der bekehrte Rudolf. Als ich im Jahre 1873 heiratete, ach, was für ein Christ war ich da! Mit welchem Glaubenseifer! Ich war schon seit vier Jahren von der roten Pest befangen, also Sozialdemokrat durch und durch, mein Glaube war bereits erloschen, selten kam ich in eine Kirche, zum Beichten über¬ haupt nicht. Als meine junge Gattin mich von dieser Seite kennen lernte, begann sie, sich heimlich aber ernst an Ansere Liebe Frau um Hilfe zu wenden, damit sie ihr ihren Rudolf bekehre, aber ihre Gebetsgeduld wurde auf eine lange Probe gestellt. Sieben volle Jahre verstrichen ohne Änderung. Da trug es sich zu, daß ich, der Anverbesserliche, einmal geschäftshalber eine Reise unternehmen mußte, die mich über Mariazell führte. Sonderbar, je näher es dem Gnadenorte zuging, von um so mächtigeren Gefühlen wurde ich ergriffen; es packte mich etwas wie die Sehnsucht nach einem verlornen Glück. Die langjährigen Bittgebete meiner frommen Frau hatten mir eine große Gnadenstunde vom Himmel erfleht. And da ich nun an jene Stelle kam, wo die Straße eine scharfe Ecke bildet und steil nach aufwärts geht (beim sogenannten Wienerkreuz), da brachte der plötzliche Anblick des Gnadenortes mit seinen drei Türmen einen derartigen Eindruck in meinem Herzen hervor, daß keine Feder es zu schildern vermag. Furchtbare Reue über die so sündhaft und in Gott- vergeffenheit verlebten Jahre schnürte mein Innerstes zusammen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Aufwärts eilend, dem Gottesacker entgegen, besah ich mir die vielen bunten Grabkreuze, dann lenkte ich meine Schritte dem erhabenen Gotteshause zu. Langsamen Schrittes betrat ich die Kirche, sah nach links, sah nach rechts und war endlich vor dem Gnadenaltar angekommen. Demütig, zerknirscht kniete ich nieder, und ich, der ich nur wegen eines Geschäftes hiehergekommen war, besann mich hier auf mein größtes und bestes Geschäft: meine Seele zu retten. Am nächsten Morgen legte ich eine reumütige offenherzige Beicht ab. Von dieser Stunde an war ich von der roten Pest geheilt, mit leichtem Herzem und ruhigem Gewissen ging ich von dannen und gelobte, von nun an ein treuer Diener Christi zu sein und zu bleiben. (In demselben Briefe erzählt der Bekehrte dann noch einen Heilungsfall seines vom Knochenfraße angegriffenen Armes und fügt endlich hinzu:) Es steht Ihnen frei, wenn es Ihnen beliebt, meinen Namen abgekürzt oder vollständig zu nennen. Sollte ein Leser an meiner Angabe zweifeln, so könnte ich alles vor Gott und der Welt beeiden. Pichl in g, Post Ebelsberg, O.-Öst., 11. Mai 1899. Rudolf Reisinger. Zufall oder Gnade?. Anfang der Sechzigcrjahre wurde ich von einem hart¬ näckigen. Augenleiden, dem grauen Star heimgesucht, konsultierte sämtliche Ärzte in der Amgebung und fuhr auch nach Wien, ohne Heilung zu finden, bis ich endlich durch einen einfachen Mann ein Mittel erhielt, welches mir die ersehnte Hilfe bringen sollte. Nun ist aber bei dieser sonst ganz unauffälligen Sache das merkwürdig, daß ich gerade damals mit meiner Gattin das Gelöbnis abgelegt hatte, ich wollte im Falle meiner Ge¬ nesung von jetzt ab so oft nach Mariazell pilgern, als über¬ haupt von uns aus eine Prozession an jenen Gnadenort abginge. Meine inständige Bitte hat Erhörung gefunden und ich erhielt mein vollständiges Augenlicht wieder. Seither pilgerte sfs Ess sfs sfs Ess Ess Ess sss Ess sfs Efs Ess Ess sfs Ess Ess sfs Efs Mariazell sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess 45 7. Die Türken verheeren die Mariazeller Gegend, der ganze Ort geht in Flammen auf, die Kirche selbst bleibt trotz vieler auf sie geworfener Feuerpfeile unversehrt. Links oben ein Türke, der solche Pfeile auf die Kirche schießt. 8, Ein Soldat wird bei der Belagerung einer Stadt schwer verwundet «rechts unten), und gelobt eine Wallfahrt nach Mariazell, worauf er sich sofort gesund fühlt. ich schon sechzehnmalc mit meiner Gattin, und will, wenn der liebe Gott noch weiter die Gesundheit schenkt, noch öfters diesen wundertätigen Gnadenort besuchen und meinen Dank abstatten. Groß-Larras, 5. Mai 1899. Johann Schnitzer. Leitung eines S ch l e i m p o ly p c n. Aloisia Iagerhofer aus Eckersdorf, Post Lartberg, Steiermark teilt uns mit: Es war im Jahre 1875, da ich in der linken Nasenscite ein Leiden bekam, das die Ärzte einen Schleimpolypen nannten. Nachdem ich von mehreren Ärzten vergeblich behandelt worden war, rieten sie mir, ins Spital nach Graz zu gehen. Ich gehorchte, und wurde dort am 5. Juni 1875 zum erstenmale unter großen Schmerzen und mit vielem Blutverluste operiert. Doch ging ich freudig nach Lause; hoffte ich ja, geheilt zu sein. Aber diese Loffnung erwies sich als Trugbild; das Äbel kehrte wieder und im Februar 1876 wurde ich zum zwcitenmalc in ebendemselben Spitale operiert. Kaum war ein Jahr vergangen, zeigte sich das schreckliche Übel aufs neue in der Nase. Was tun? Wieder nach Graz? Wieder operieren? — Lilft ja ohnehin nichts! Geh' ich lieber nach Mariazell. Gesagt, getan; ich ging zu Fuß an den großen Gnaden- ort, um dort die Lilfc der Muttergottes anzurufcn. Während ich mich dem Gnadenaltarc näherte, spürte ich noch ganz deutlich die Krankheit in meiner Nase. Aber noch kniete ich keine Viertelstunde im Gebete vor dem heiligen Bilde Mariens, als ich mich vollkommen erleichtert und frei fühlte. Ich war vollständig geheit, und nie mehr bis heule, da ich dieses schreibe (1899), kehrte das Leiden zurück. Ich war damals, bei meiner Leilung 14 Jahre alt. Lind so empfehle ich jedem gut denkenden Menschen, auf die Fürbitte Mariens fest zu vertrauen. Geheiltes K o p s g e schwür. Karl Ober in Auersbach, Post Feldbach, Steiermark, schreibt wie folgt: Ich hatte schon seit den Tagen meiner Kindheit ein chronisches Geschwür am Kopfe. Es verschlimmerte sich mit der Zeit immer mehr, so daß mein Kopf, als ich etwa 27 Jahre zählte, durch das große Geschwür ganz entstellt zu sein schien. Die Behandlung von fünf verschiedenen Ärzten, sowie ein mehrwöchentlicher Aufenthalt im Spitale hatte sich als vergeblich erwiesen. Bei Nase und Ohr rann beständig Eiter heraus, die Doktoren hielten die Krankheit für Carus (?) (vielleicht Caries) und erklärten sie für unheilbar. Auch wurde mir rechtsseitig ein Teil der Gehörorgane herausgcschnitten, so daß ich vollkommen taub wurde. Linter dem Ohre wurde das Kopsbein durchbohrt. In solch jammervollem Zustande suchte ich den endlich himmlische Lilfe. Ich versprach eine Wallfahrt nach Mariazell, nnd kaum hatte ich sie versprochen, so machte ich mich auch schon auf den Weg. Auf dem Wege zum Gnadcnortc war die Eiterung noch immer so wie früher. Als ich mich aber nach dem Besuche der Gnadcnkirche zum Lcilbrunn (heiligen Brunnen) begab und mein Ohr wusch, hörte die Eiterung auf, und ich bin von Stund an bis heute vollkommen gesund. Freilich blieb das rechte Ohr taub. Ich habe versprochen, jährlich zwei heilige Messen lesen zu lassen, und werde dies auch bis zu meinem Lebensende getreulich halten. Leute (1899) stehe ich im 51. Lebensjahre. Dies ist eine wahre Begebenheit. 4 6 SsD SsT S^sT SsD SsT §sD SsD SsD SfD SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsT SsD Nkarlazelt SsZ SsT EsT SsD SsD S/D SsT §)T EsD EsT SsT EsT SsD SsT SsD SsD SsT SsD Dem letzten Kinde das Leben erdetet. Eine bekannte Frau, die in Winzendorf als Sommer- Partei wohnte, erzählt uns mündlich folgendes: Ich bin Mutter von sieben Kindern, aber nur das erste und das letzte lebt. Das erste, ein Sohn ist bereits 23 Jahre alt, das letzte, ebenfalls ein Knabe, zählt jetzt viereinhalb Jahre. Bevor dieses letzte Kind zur Welt kam nahm ich mir vor, eine Wallfahrt nach Mariazell zu machen, um dort das Leben dieses Kindes zu erbitten, da es für eine Mutter gewiß traurig ist, ihre Schmerzenskinder eines nach dem andern schon in den ersten Monaten ihres Lebens zu verlieren. Sowohl mein Mann als meine Bekannten hielten jedoch eine Wallfahrt nach Mariazell für ausgeschlossen, da ich mich jeden Tag öfters erbrechen mußte und überhaupt sehr elend war. Aber ich wollte es wenigstens versuchen; und siehe da, ich konnte die mehrtägige Wallfahrt anstandslos vollenden, und mußte mich während dieser ganzen Zeit auch nicht ein einzigesmal erbrechen. Noch merkwürdiger aber scheint cs mir zu sein, daß sofort nach meiner Leimkehr die früheren Äblich- leiten sich wieder cinstellten. Der Knabe aber, der dann das Licht der Welt erblickte, ist heute viereinhalb Jahre alt und kerngesund. Sein Leben ist eine Gnade der allcrseligstcn Jungfrau. Von siebenjähriger Gicht geheilt. Meine Mutter lag sieben Jahre im Bett, und zwar an der Gicht. Sie mußte gelegt und gehoben werden. Alle Ärzte, die sie nach und nach behandelten, hatten sie bereits aufgegeben, und auf eine Besserung nicht mehr gerechnet. Da hat sich meine Mutter zu einer Wallfahrt nach Mariazell verlobt, was natürlich für sie, die Schwerkranke, sehr umständlich und mühselig war. Ein Fuhrwerksbesiher tat das Werk der Barmherzigkeit (Gott vergelte es ihm!) und führte meine Mutter am Wagen gegen Mariazell. And wie der Wagen gegen Seeberg kam, konnte die Mutter schon aussteigen und das Bergl selber hinaufgehen. And in Mariazell selber konnte sie auf ihren Kniccn über die Stiege in die Kirche hinaufrutschen. Da kann man denn doch, glaube ich, wirklich sagen, daß dies ein aufgelegtes Mirakel Anserer Lieben Frau gewesen sei. Bald darauf ist meine Mutter zur Danksagung auf den Luschariberg iir Kärnten gepilgert und konnte glücklich auf den sehr hohen Berg hinauf. (Anmerkung: Der Luschariberg er¬ fordert für einen gesunden Menschen mindestens zwei Stunden strenge Steigung.) C r a h a u s en, Antersteier. Anton Äödl, Wagnermeister. Geheilte Fraisen. Joses Plank aus Summerau bei Freistadt, Ober-Öster¬ reich, schreibt uns einen Bries folgenden Inhalts: Meiner Eltern zweitgeborener Sohn Leopold (geboren !851) war ein in jeder Beziehung früh entwickeltes Kind. Mit neun Monaten begann er zu gehen und auch schon etwas zu sprechen. Im Jahre 1853 ließ ein Dienstbubc den damals zweijährigen Leopold zur Erde nicderfallen, so daß das Kind mit dem Kopf an den Fußboden stieß. Die Folge davon war der Ausbruch der Fraisen, und zwar in so schrecklicher Weise, daß die Eltern ununterbrochen durch sechs Wochen hindurch keine Nacht ausgekleidet im Bette ausruhen konnten. Das Schlagwerk der Ahr mußte ausgehängt werden, denn bei jedem Schlag trat ein Anfall der Fraisen auf. Wenn jemand hustete, fiel das Kind in die Fraisen, wenn jemand nieste, wenn die Tür zugemacht wurde, wieder! Die Eltern waren verzweifelt und flehten den Äimmcl um Äilfe an. Aber hören Sie weiter: Eines Tages fand der Vater im Äofraume einen Gnadenpfennig (Medaille) mit dem Bilde Mariazells. Auf die Frage, wie und von wem dieser Gnaden¬ pfennig hingekommen wäre, müssen wir die Antwort unser Leben lang schuldigbleiben. Diese Medaille war den bangen Eltern dasselbe, was der Stern den heiligen drei Königen gewesen. Sie kanien durch diesen unaufgeklärten Fund auf den Gedanken, eine Bittwallfahrt nach Mariazell zu unternehmen. Aber wer sollte die Wallfahrt unternehmen? Die Mutter? Anmöglich! — Der Vater? Auch ihm war es sehr- hart, aber dennoch trieb ihn das Vertrauen, sich im Mai 1853 der Prozession, die von Neumarkt (bei Freistadt) nach Mariazell ging, anzuschließen. Das Scheiden dieses guten Mannes von einem in solchem Elende zurückgelassenen Weibe, die Trennung von einem so schwerkranken Kinde war wohl eine bittere Sache. Werde ich, so dachte der Vater und sprach es auch aus, bei meiner Rückkehr das Kind noch lebend an¬ treffen? Oder wird es bereits tot und am Friedhöfe begraben sein? Werde ich es wohl jemals Wiedersehen? Lören sie weiter: Donnerstag, Christi-Äimmelfahrt, ging die Prozession von Neumarkt weg. Samstag abends kamen die Pilger in Mariazell an, nächsten Donnerstag kamen sie wieder heim. Des Vaters Andacht, sein inniges Bitten, feinen Bußweg zu beschreiben, ist Wohl überflüssig. And wie war nun das Wiederfinden? Die Mutter kam dem von der Wallfahrt heimkehrenden Vater mit dem Kinde auf dem Arme froh entgegen. And ehe noch irgend ein Wort anderweitiger Begrüßung gesagt werden konnte, rief ihm die Mutter freudig zu, daß das Kind seit Samstag abends keinen Anfall der Fraisen mehr gehabt habe. Der Knabe aber hatte, während die Mutter dies in aller Eile berichtete, ein Schnitt¬ chen Brot in seiner Äand und hielt es lächelnd dem Vater entgegen. Also die Zeit des Einzuges in Mariazell war die Zeit des letzten Krankheitsanfalles gewesen. Kann man da nicht deutlich sehen, daß Maria das Leit der Kranken, und daß Mariazell ein großer, wahrer Ort der Gnade und der Barm¬ herzigkeit ist? Von Tobsucht geheilt. Da es nichts Natürlicheres gibt, als einer Dankcspflicht nachzukommcn und der Wahrheit Zeugnis zu geben, nichts Erhebenderes, als aller Welt verkünden zu können, welche Macht und Kraft die Fürbitte unserer lieben Mutter Gottes am Wallfahrtsorte Mariazell für alle jene hat, die zu ihr ihre Zuflucht nehmen, so beeile ich mich, zu berichten, von welch einer schrecklichen Krankheit unsere Tochter Marie dort- selbst befreit und gerettet wurde. Die Tatsache ist folgende: Das Kind wurde, da es im dritten Lebensjahre stand, am Nikolausabende, von drei, mit häßlichen Larven ver¬ mummten Männern aus dem Schlafe geweckt. Es erschrak heftig, fing zu zittern an und betete stotternd das Vaterunser. Als Folgen dieses Schreckens zeigten sich andauernde Tobsuchts¬ anfälle und Krämpfe. Durch sechs Jahre haben wir überall herumgedoktert in Iägerndorf, Troppau, Neustadt und Wien, auf den Kliniken und an anderen Orten. Wohl ließ die Krankheit etwas nach, aber sie kehrte immer wieder. Ja, auch mit dem Pagliano-Sirup aus Florenz, der schon viele Krämpfe geheilt haben soll, versuchten wir es, aber schließlich war alles umsonst nnd vergebens. Die Krankheit hatte die Übermacht. Da nahm meine Frau Zuflucht zur Mutter Gottes. Eine Bekannte von uns aus Äollenstein, die eben nach Mariazell ging, wollte diese Reise für das Leil unseres Kindes darbringen und dort am Altäre in dieser Meinung ein Opfer niederlegen. Tausendfacher Dank für diese rettende SfSSfSSfSSfSSfSEfSSfSEfSEfSSfSEfSGfSEfTSfSSfSSfSEfSSfS Mariazell EsDDfS8ft>SfDEfSGfSSfSEsS§fSSse>EsSSfSSfSSft>SfS47 Tat! Denn von dieser Zeit an ist das Übel gänzlich ver¬ schwunden. Das Kind ist jetzt (1899) zwölf Jahre alt. Alle Zeugen leben noch. Wir sind bereit, unsere Aussagen jeder¬ zeit zu beeiden. Josef Steiner, Schlossermeister in Lcnners- dorf, Ost.-Schlesicn, als Vater. Maria Steiner, als Mutter des geheilten Kindes. Maria Steiner, als das geheilte Kind. Augenlicht und Seelen licht! Ottokar Ianeczck in Leiligenkreuz bei Baden in Nicderöstcreich sendet uns fol¬ genden Bericht: Ich, war (so erzählte mir ein ziemlich nahestehender Mann) von einer recht argen Augenkrankheit befallen, auf deren Beseitigung die Ärzte nach vielen vergeblichen Kuren endlich verzichten mußten. So sehr verschlechterte sich dadurch auch die Sehkraft, daß ich schließlich Brillen Nr. 2 tragen mußte, um nur halbwegs etwas um mich herum unterscheiden zu können. Da die Verschlimmerung mit Riesenschritten voranschritt, da alle Salben und sonstigen Gebrauchsmittel sich machtlos erwiesen, so sann und sann ich, wie ich dem bedrohlichem Äbel Einhalt gebieten könnte. Da kam eines Tages ein treuer Verwandter zu mir, bedauerte meinen elenden Zustand gar sehr, und empfahl mir schließlich dringend, es mit einer Bittwallfahrt nach Mariazell zu versuchen. Ich jedoch, ein gar lauer Christ, antwortete auf solche wohlmeinende Anregung in gar wegwerfender Weise: „Laß mich mit diesem Plunder!" Aber die lange Not hieß mich endlich, doch auch dieses Mittel zu erproben. So ließ ich mich zunächst herbei zu beichten und die heilige Kommunion zu empfangen, dann aber machte ich mich auf die Wallfahrt nach Zell. In Begleitung meines gottesfürchtigen Weibes machte ich, so recht oder schlecht als es eben ging, in acht Tagen die Reise zum Gnadenorte. Ich betete dann wirklich andächtig um meine Genesung, verspürte aber, solange ich in Mariazell weilte, keinerlei Besserung. Aber während meiner Leimreise bemerkte ich zu meiner freudigen Lberrraschung, daß das Äbel langsam aber sehr bemerklich abnahm. Lind als ich endlich wieder daheim, in Llngarn war, war das entsetzliche Augenleiden verschwunden, und die übergroße Kurzsichtigkeit in eine meinem Alter ent¬ sprechende Weitsichtigkeit gewandelt. Darob war ich von Dankbarkeit ergriffen, empfing noch einmal die Sakramente und machte mich alsbald zu einer zweiten Wallfahrt, diesmal einer Dankeswallfahrt nach Mariazell auf. Als ich nun dortselbst die Worte eines Predigers hörte: „Gelobt, geliebt, gebenedeit Sei Maria allezeit!" wurde ich so mächtig ergriffen, daß ich die Worte des Priesters mit lauter Stimme nachsagte, und dadurch beinahe eine Störung in der Kirche hervor¬ rief. Dann schluchzte ich wie ein Kind — seit 45 Jahren wiederum! Von nun an machte ich dann alljährlich eine Wallfahrt zur wundervollen Muttergottes zu Mariazell! VonFallsucht geheilt. Peter Zwetti in Wieden, bei Sankt Peter im Sulm- tale, Steiermark, berichtet uns Anno 1899: Im Jahre 1890 im April habe ich mir durch arge Ver¬ kühlung ein Äbel zugezogen, das sich späterhin in Fallsucht (Epilepsie) äußerte. Zwei- bis dreimal in der Woche, ja manchmal Tag für Tag stürzte ich ohnmächtig zusammen. Bei drei Ärzten suchte ich Lilfe, aber fand auch nicht die geringste Erleichterung. Da verlobte ich mich auf Anraten der Geistlichkeit nach Mariazell und unternahm noch in demselben Jahre die Pilger¬ fahrt. Am Tage unmittelbar vor dem Aufbruche hatte ich noch einen Anfall, so daß ich mich kaum getraute zu gehen. Doch ini heiligen Vertrauen auf Mariens Macht und Güte ging ich doch; und Gott sei Dank, mein Vertrauen wurde nicht zu schänden. Weder auf dem Wege nach Mariazell, noch späterhin bis zur heutigen Stunde hat sich das Äbel wieder eingestellt; ich bin von diesem so schrecklichen Leiden voll¬ kommen befreit. Dies bestätige ich durch meine eigenhändige Unterschrift und bin in der Lage, für die Wahrheit meines Berichtes viele Zeugen namhaft zu machen. Die Wallfahrt versprochen — aber nicht gehalten. Im Eisenburger Komitat, in Bucsu, lebte vor nicht gar langer Zeit ein Gutsbesitzer namens Sz . . . L .. . Er hatte zwei Töchter von 12 und 14 Jahren. Am Anfänge der Siebzigerjahre erkrankten plötzlich beide Mädchen derart, daß der Tod nicht unwahrscheinlich war. Die Eltern nahmen in ihrer großen Not Zuflucht zur Gnadcnmutter in Mariazell und verlobten sich, im Falle der Gesundung der beiden Kinder, zu einer Wallfahrt nach dem großen steirischen Gnadenorte. Die Bitten fanden Erhörung und zur größten Freude der Eltern genasen die beiden Kinder vollständig. Aber schnell vergaßen die Eltern ihr Gelöbnis und unterließen die so feierlich gelobte Wallfahrt. Lind was ge¬ schah? Gerade nach Jahresfrist wurde das eine Mädchen wieder krank und starb auch. Bevor sie aber starb, rief sie durch drei Tage und drei Nächte hindurch zu Wiederholten¬ malen immer wieder dieselben Worte: ^rkoöutt il^en utM s il^en un^u!" Das heißt: „Verflucht solch ein Vater und eine Mutter!" Wohl ein fürchterliches, fast entsetzliches Er¬ eignis, aber zugleich ernstliche Mahnung, gemachte Versprechen treulich zu erfüllen! Pen Ichr heänn.iMtckb Tnmrillrm m.dttinrmmM hip IN dir tPalcSX > tuns inMFM onncallm/chndni nütz dnn'vünri»' Hü sss sft> SfD Ess sfs sft> sfs sft> sfs <öfs sfs sft> sfs sft> sss Ess (Silbergruben), Kaller in „Bl. d. Ver. f. Landest." Bd. 25 und 26 (1892 und 1893). Auch Sepr.-Abdr. (Lest und Schwieder- noch), Wien. Topographie v. N.--O. II. 94. Kirchl. Top. VI., 419 und 495. Becker, der Ötscher II. 174. „Mitt. d. Zentr.-Kom." 1890, 220. Förster, Touristenführer, 290. Niederöst. (Landesverband) Lechner, Wien 231. Leo-Gsschft. d. s. W. d. K. VII. 142, 200, 390. Zosefsberg. (Niederösterrcich.) Geschichtliches. 1644. Lebte da in Lilienfeld ein trefflicher Abt, Cornelius mit Namen. — Ein menschenfreundliches Lerz schlug in seiner Brust, und da er oft genug die frommen Wallfahrer in Lilienfeld sah und wahrscheinlich selber einmal solch ein Waller gewesen, so erbarmte er sich dieser armen Leute, die so schwere Bußfahrt zu unternehmen hatten und denen in dieser felsigen, schluchtenreichen Wildnis gar so wenig Unterkunft und wirt¬ liches Dach geboten war. Besonders die Strecke von Annaberg nach Mariazell! Zwei Stunden von Annaberg legt sich den Pilgern wieder ein breiter Rücken in den Weg, den sie unbedingt überwinden müssen. Dieser Bergrücken, der den hübschen Namen Saurüffel trug, war an Löhe und Anwegsamkeit dem Annaberger Sattel ziemlich ebenbürtig. Dies alles überlegend schickte jener Abt im Jahre 1644 den geschickten Bruder und Werkmeister Christoforus auf jene Löhe und befahl ihm, dort den Bau einer Kapelle unter seine Leitung zu nehmen. And so geschah es auch; und noch in demselben Jahre ward die Kapelle eingeweiht und weil sie eben auf dem Wege nach Mariazell lag, nach dem Bräutigam Mariens: Iosefskapelle genannt; sofort ging der neue Name auch auf den ganzen Berg über, so daß dieser bis heute nicht anders als Iosefsberg genannt wird. Am die Kapelle siedelten sich Leute an, und von Zeit zu Zeit kamen die Priester von Annaberg, um in Iosefsberg Religionsunterricht zu erteilen. Auch wurde eine Lerberge für die Wallfahrer errichtet. Aber dem frommen Pfarrer Amadeus von Annaberg schien es, als ob dieser spärliche Religionsunterricht für die Leute zu wenig fei. Er wollte sonn- und festtäglichen Gottesdienst einführen; schön schrieb er an seinen Abt: „Die Liebe heischt den Anterricht dieser in der öden Wildnis mit den unvernünftigen Tieren aufwachsenden, in der Nacht der Anwissenheit und in den Finsternissen des Aberglaubens versunkenen Seelen. Die Gefahr, in die Irr¬ tümer des Luthertums, das sich unvermerkt in die ötscher- Gegcnd eingeschlichen hat, zu fallen, macht ihn zu einer dringenden Notwendigkeit; unser Beruf als Seelsorger, die Würde unseres Amtes und die Achtung für unseren eigenen Ruf legen es uns zur Pflicht auf, das Leit der uns an¬ vertrauten Seelen zu bewahren." Solch reiner, edler Absicht konnte der Abt keinen abschlägigen Bescheid geben: der sonn¬ tägliche Gottesdienst auf Iosefsberg wurde eingeführt. 1757. In diesem Jahre wurde in Iosefsberg eine Lokalie-Pfarre errichtet. Die näheren Amstände dieser Errichtung sind interessant. Kaiserin Maria Theresia war auf einer Rückfahrt von Mariazell begriffen. Es war August; aber es traf sich, daß es auf diesen Löhen ein Schneegestöber gab. Zufällig gingen auf der Straße zwei Leute. „Wohin des Weges?" „Ein Taufgang nach Annaberg." „Wie viele Stunden habt ihr zu gehen?" „Von unserer Lütte fünf Stunden." — Diese Erfahrung machte auf die Kaiserin einen tiefen Eindruck. Sofort bei ihrer Ankunft in Lilienfeld sprach sie mit dem Abte, und die Folge dieser Besprechung war, daß in Iosefsberg alsbald eine eigene Pfarre errichtet wurde. Nun hatten die armen Keuschenbewohner nimmermehr gar so weit zur Pfarrkirche. Von 1786 angefangen war in Iosefs¬ berg ein eigener Friedhof, so daß nun auch die Toten nimmer¬ mehr den weiten Weg nach Annaberg zu machen hatten. Iosefsberg mit dem Ötscher. 1821 war das Jahr, da eine eigene Schule auf Iosefsbergs Löhen ein¬ gerichtet wurde, nachdem früherer Zeit verschiedene wenig geeignete Leute den kleinen Kindern das gröbste vom A-B-C beizubringen hatten. Das Kirchlein auf dem Iosefsberg ist nicht auf große Menschenmengen be¬ rechnet, darum ist es auch ganz schlicht und klein und hat einen einfachen Altar, die Flucht nach Ägypten dar¬ stellend. Später wurde die Kirche ausgcmalt, bekam einen eigenen Tabernakel, reicheres Kirchengeräte und dergleichen mehr. SsD SfD S^D S^D S^D SsD S^D S^T S^D S^D SsD S^D S^T S^T S^D S^D S^D SsT Ä)!Äs sfD sfs sft>sft>sft>sfs sft>sfs sfD sfs§ss sfs sfssfs Kalwarya sfs Dfi> sfs sss sfs sss sss sss Ess sfs sfi> sfs sss Ess EsT Ess sss ssT Der Bau des Bernhardinerklvsters. Lange Zeit noch betete der fromme Stifter an jenem Tage in der neuen Kirche. Dann trat er hinaus. Sein Auge schweifte forschend über die ganze Amgcbung. „Herr", sprach da zu ihm einer seiner Befreundeten, „mir will cs scheinen, als ob dort, wo die Kreuzigungskirche Jesu Christi steht, auch sein Heiliges Grab nicht fehlen dürfe. And überdies hätten wir dazu schon das Modell." Ihm erwiderte sinnend der Wojwode: „Wenn es Gottes Wille wäre, das Heilige Grab hier zu sehen, so müßte man wohl früher an einen Klosterbau denken. Denn Kalwarya, das Saus Mariens (Kirche). Ein sehr anmutiges Bauwerk mit Kleeblatt-Grundriß. man braucht vor allem Priester als Hüter solcher Heilig¬ tümer." Schon im nächsten Jahre war die flüchtige Idee nicht bloß zur beschlossenen Sache hcrangereift, sondern es war auch die ganze neue Fundation schon gesichert und überdies auch schon in Angriff genommen. Der harte Felsen gründ und das abschüssige Terrain stellte an die Technik und an die Freigebigkeit des Erbauers hohe Anforderungen. Auch gab es zweierlei Ansichten über die Größe des neuen Klostergebäudes. Die Bernhardiner drängten auf einen großen, geräumigen Bau, der Stifter aber verblieb, nicht aus Geiz, sondern mehr aus Eigensinn auf seiner einmal vorgefaßten Meinung: „ein kleines Klösterchen für 10 oder höchstens 12 alte gebrechliche Bernhardiner; sonst nichts." Auch scheint der Wojwode sich allzuviel in das Technische des Baues eingemengt zu haben, so daß ihm der erste Architekt durchging und der Bauherr lange Zeit keinen verläßlichen Mann sand. Da schickte Gott auf merkwürdige Weise Hilfe. War da ein belgischer Goldarbeiter aus Antwerpen, Paul mit Namen, ein leichtsinniger, junger Mensch, aber fabelhaft genial veranlagt. Sein Vater war Architekt gewesen, und so hatte der junge Bursche manches gesehen und aufgegriffen, was er dann später gut verwerten konnte. Durch eine freimütige äußerst treffende Kritik, die er am beginnenden Bau übte, ent¬ deckte man seine technische Gewandtheit. And sollte man cs glauben: dieser junge Fant, der überdies durch seine Trunk¬ sucht nahe an den Rand des Verderbens gekommen war, wurde in der Folge der Ersinner und Erbauer sämtlicher Kirchen und Kapellen, die sich durch geradezu staunenswerten Formenreichtum und höchste Eleganz des Baustiles aus¬ zeichnen. Zugleich wurde ihm selber diese neue, ernste Beschäftigung ein Rettungsanker: er fand Glauben und Gott¬ vertrauen und Mäßigkeit wieder. Die Patronin der neuen Klosterkirche. Mit dem Bau des Klosters ging Hand in Hand der Bau einer neuen Kirche, die allerdings, wie das ursprüng¬ liche Kloster, in ziemlich kleinem Maßstabe gebaut wurde. Dem frommen Wojwoden aber lag nicht wenig die Frage am Herzen: Wem soll die Kirche geweiht werden? And da erzählt man sich folgende hübsche Geschichte. Der Wojwode hatte drei Patrone für seine Kirche im Auge: Die Muttergottes, ferner den hl. Michael, dessen Bruderschaft er einverlcibt war, und endlich den hl. Fran¬ ziskus, den er den Bernhardinern zuliebe haben wollte. Er konnte sich nicht entscheiden. And so wichtig schien ihm diese Frage, daß er ihretwegen die große Wallfahrt nach Czenstochau ge¬ lobte, ja sogar noch zwei Bernhardiner und zwei Jesuiten auf seine eigenen Kosten mit sich nahm. And da er nun vor dem Gnadenbilde in Czenstochau inbrünstig betete, ward es ihm plötzlich klar : die Kirche soll eine Portiunkulakirche sein, also wie diese geweiht der Königin der Engel. Mit einem Schlage waren dadurch alle seine Wünsche erfüllt: die neue Kirche war eine Marienkirche, sie war eine Michaels- kirchc, da ja Michael ein Engel ist, und sie war eine Fran¬ ziskuskirche, da Portiunkula des hl. Franziskus erstes und höchstes Heiligtum gewesen. Bei der Kirchweihe gab es unliebsames Malheur. Man hatte mit den Bauurkunden zugleich eine Menge von eigens zu diesem Zwecke geopferten Gold- und Silbermünzen eingemauert. Noch am selben Abend rissen Diebe das Mauerwerk auf und trugen, was wertvoll war, davon. Die Vermessung der übrigen Leidens st ationen des Herrn. Einstmals stand der Wojwode unweit der Kreuzigungs¬ kirche, wo jetzt auch seit kurzem das heilige Grab, genau nach dem überbrachten Modell erbaut worden war und ließ seinen Blick mit wonnevoller Freude über die prächtige Amgebung §sT SsD SsT SfT SfD SsT SfD SsD Gf8 SfD SfD SfD SfD SsD SfD SfD SfD SfD Kalwarya SfD SsD SfT SfT SfD SfD SfD SsD SfT SsT SfT SfT SfD SfD EfD SfD SfD 65 schweifen. Dann erhob er seine Stimme und sprach zu seinem Freunde Buzki und dem jetzt schon unentbehrlichen Belgier Paul: „Mich dünkt, der liebe Gott habe uns hier nicht bloß Platz für die Kreuzigungskirche gegeben, sondern, wenn mich nicht alles täuscht, wäre hier wunderschöne Gelegenheit, auch die übrigen Leidensstationen des Herrn zu errichten." And alsbald begannen die drei die probeweise Vermessung der Entfernungen und der geographischen Lage. Zuerst die Entfernung von der Kreuzigungskirche zum neuen Cedron- bache, zur Skawinka: sie stimmte aufs genaueste. Dieser Skawinkabach, seine Richtung, sein Lauf, konnten gar nicht passender sein. Dazu gab es im Osten und Westen die zwei Hauptbergc: den Kalvarienberg, auf dem man eben stand und jenseits des neuen Cedron den ansteigenden Oel¬ ber g. Die Erhebung im Süden deckte sich mit dem Berge Sion, eine andere Hügelspitze konnte trefflich an den M o ri a h erinnern. Wo in Jerusalem bedeutende Senkungen des Bodens waren, fand man solche auch in Kalwarya. Bald hatte man genau vermessen, wo des Annas, des Kaiphas, des Pilatus Haus hinzukommen hätte, bald war der Olg arten und der ganze Leidensweg Ehristi fest¬ gelegt. And so herrlich klappte alles, daß sich zum Schlüsse nur bei zwei oder drei Stationen eine etwas größere Ent¬ fernung ergab, als sie tatsächlich in Jerusalem zutrifft. Die Freude des Wojwoden über solche Entdeckung war groß. Aber noch zögerte der eifrige Mann, zur Ausführung zu schreiten: er wollte das große Werk nur beginnen, wenn ihm der Himmel einen erkennbaren Wink und auf diese Arr die Zusicherung des endlichen Gelingens geben wollte. Der Wink vom Himmel. Kurz darauf meldete sich im Schlosse Lanzkorona ein gänzlich unerwarteter Gast: ein Franziskancrpatcr, ein Kommissär des Heiligen Landes, der von Rom aus zum Wojwoden gesandt worden war und ihm eine überaus ehrende Ernennung mitzuteilen und ihm das betreffende Diplom zu überreichen hatte: Mikolai Zebrzydowski war nämlich vom Äeiligen Stuhle zum Prokurator und Ökonom der heiligen Orte in Jerusalem ernannt worden. Das war denn doch der Finger Gottes! Mit großer Freude bestätigte der im Heiligen Lande sehr ortskundige Kommissär, daß sich hierorts tatsächlich in sehr- geeigneter Weise die Leidensstätten des Heilandes genau stimmend in ihrer gegenseitigen Lage und Entfernung an¬ bringen ließen. Nur zweifelte er ernstlich, ob solch ein Riesenwerk nicht weit über vie Kräfte eines, wenn auch reichbegüterten Mannes ginge. Der erste Ablaßtag. In huldreichster Weise hatte der Heilige Vater für die neue Kirche der Kreuzigung einen vollkommenen Ablaß für einen bestimmten Tag des Jahres verliehen. Dieser Tag war das Fest der Kreuzerhöhung. Massenweise kamen an diesem Des österreichers Wallfahrtsorte. Tage Pilger zusammen. Tausende von Slowaken, Tausende von Schlesiern und ungezählte von Polen. Schon an diesem ersten Ablaßtagc zählte man 6000 Kommunikanten. Die Begeisterung war unendlich groß. And doch war damals noch nicht viel zu sehen. Noch standen nicht die herr¬ lich schönen Kapellen. Nur breite Wald st raß en hatte man ausgerodct: die Leidenswege des Herrn. And wo immer eine Station dieser Wege entstehen sollte, da stand unterdessen ein r o h g e z i m m c r t e s, r o t g e st r i ch e n e s Kreuz. Aber um die einfachen Kreuze lag das begeisterte Volk auf den Knien und rief: „Gott fei Dank! Nun können wir sterben, da wir solche Gnaden erlebt und geschaut!" An diesem Tage war es auch, daß sich das Volk für die neue Stätte selber einen Namen erdachte, der dann trotz Kalwarya, Laus des Kaiphas (Kirche), darunter befindet sich das Gefängnis Christi, ein Kellerraum mit einer Säule in der Mitte. mannigfacher Versuche nimmer zu ändern, nimmer wegzu¬ bringen war: die heilige Stätte hieß von nun an wie sie bis heute noch heißt: „Kalwarya." Einweihung von Kirche und Kloster (1609.) VcrschiedeneweitcreBauten. Tod desGründers. Drei Jahre und länger stockte das große Werk. Denn politische Gründe hatten den Wojwoden bewogen, sich gegen den damaligen König zu erheben und einen Aufstand anzuzctteln. Aber er war der schwächere, sein Schloß wurde belagert, er selber gefangen, verbannt und mußte es endlich als sehr günstige Wendung betrachten, daß er im Jahre 1608 die Verzeihung seines Königs erhielt. Er durfte nun auf sein Schloß zurückkehren. And alsogleich machte er sich daran, das einst begonnene Werk wciterzuführcn. Kirche und Kloster wurden ausgebaut, unterdessen auch die neuen Kapellen: Gethsemani, Verrat, Annas, Kaiphas und Herodcs errichtet. 5 66 sss sfs sfs sfs sfs sfs Sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss sss sfs Kalwarya sfs Ess sfs sfs Ess sfs Efs Efs sfs Efs Ess Ess sfs Ess Ess Ess Efs Ess Am 4. Oktober war das Fest der Kirchenweihe. Weinend lag da der Wojwode vor dem Hochaltar und dankte dann mit lauter, zitternder Stimme dem Herrn, daß es ihm gelungen sei, das Werk so weit zu vollenden. Kalwarya, Grabkirche Mariens. Das schönste Juwel im Kapellenkranze Kalwaryas. Im Jahre 1611 wurden die Fundamente zu dem „Grabe Mariens" gelegt und dann in weiterer Folge bis zum Jahre 1617 noch eine ganze Reihe von anderen Kapellen aufgcbaut, und zwar in der Weise, daß beiläufig jedes Jahr zwei neue zu den schon bestehenden hinzukamcn. Der tatkräftige Erbauer all dieser Gotteshäuser starb endlich im Juni 1620. Welches Ansehen er hatte, dafür spricht vielleicht am deutlichsten der Amstand, daß man nicht weniger als 26 Briefe kennt, die die damaligen Päpste an ihn persönlich gerichtet hatten. II. Teil der Geschichte. Der Wojwode Johann Zebrzydowski und seine Werke. (1620-1642.) Erbauung der Grabkirche Mariens. Des alten Wojwoden würdiger Nachfolger und eben¬ bürtiger Sohn hieß Johann Zebrzydowski. Eines seiner ersten Werke war die Neu-Erbauung der Marien-Grabkirche. Wohl hatte schon sein Vater an dieser Stelle eine Kirche errichtet, aber bedeutend kleiner und derartig gebaut. daß sie von jeher das Mißfallen des Sohnes erregt hatte. Aber aus Pietät wollte der Sohn dem Vater nicht wider¬ sprechen, sah sich aber sofort nach dem Tode desselben durch die Baufälligkeit des früheren Werkes veranlaßt, die Kirche nach seinem Geschmacke zu erbauen. Es war eine herrliche Tat, denn bis heute hat jeder Besucher Kalwaryas den Eindruck bekommen, daß die Grabkirche Mariens die Perle aller Baulichkeiten dieses Wallfahrts¬ ortes fei. Wir müßen der Beschreibung dieses Schatzkästleins einige Zeilen widmen. Schon der äußere Anblick ist vornehm und stattlich. Der Anblick, den uns die Photographie bietet, stimmt nicht mehr ganz und gar. Denn durch die gründliche Renovierung im Jahre 1910 (die 120.000 Kronen kostete) wurde die Vorderterrasse, auf der die Statuen der Apostel stehen, halbkreisförmig nach vorne gebogen und in die große Felscn- nische unterhalb ein Bild unserer lieben Frau von Lourdes gesetzt. Ämter der Terrasse eine kuppel¬ tragende Eintri tt s h a ll e und dahinter die Front der eigentlichen Kirche, überragt von einem Turme. Das ganze Bild gewinnt durch die schöne Lage; auf ansteigendem Terrain, ringsum von Wald umschlossen, ist diese Kirche ein stilles, friedvolles Heiligtum. And erst das merkwürdige Innere. Mit Recht sagt Bogdalski in seinem Buche: „Keine Beschreibung ist im¬ stande, das zu schildern, was man da im Innern dieser Kirche schaut: das muß man einfach mit eigenen Augen ge¬ sehen haben." Die Kirche, in den Farben schwarz und gold reichlichst geziert, an der Decke mit sanften Gemälden ver¬ schönert, soll eine Doppelidee zum Ausdrucke bringen: Sie soll Trauer- und Triumphkirche zugleich sein. Darum besteht diese Kirche eigentlich aus zwei übereinander¬ liegenden Kirchen, von denen die obere allerdings nur durch breite ringsum laufende Balustraden angedeutet ist. Die Anter- kirche ist die eigentliche Grabkirche, die Trauerkirche. Wo sonst der Lochaltar steht, steht dort die Tumba mit der Statue der toten Gottesmutter; diese Tumba aber ist von einem Kapellchen umschlossen: nur durch die vergitterten Fenster sieht man auf Mariens Katafalk hinein. Doch steht dort ein wirklicher Altar mit Meßlizenz, allerdings sehr be¬ engt. Von dem Hauptraum der Kirche steigt man zu diesem Grabe Mariens auf acht, die ganze Kirchenbreite füllenden Stufen empor. Links und rechts vom Grabe führt eine marmorne Treppe zur Oberkirche in den ersten Stock. Genau über dem Grabe Mariens ist oben der Triumphaltar der Muttergottes: eine wahrhaft herrliche, überlebensgroße, ganz in Gold funkelnde Statue Mariens thront dort über diesem Altar; wir gestehen, daß wir immer und immer wieder zu dieser goldschimmernden Statue aufblicken mußten; sie hat uns ungemein gefallen. Noch weitere zwei Altäre sind dort droben zu finden. Nirgends sonst kam uns eine so verschwenderische Fülle von Reichtum, von Zierat, von feinster Ausarbeitung aller S^T SsS SsD SsD SsD S^D SfD S^D SsD S^D SsD SsT S^D SsD SsT SsD SsD S^T Kaltv arha S^T SsD S^D SsD SsÄ S^T S^D SsT SsT SsD VsT S^T S^T S^D SsD SsD S^T 07 Einzelheiten zum Bewußtsein, als gerade hier in dieser Kirche. Liebe und heiligste, opferfreudige Verehrung für die tote und nun verklärte Gottesbraut rufen da aus jedem Steine, aus jedem Stücke. Wir gedenken nur mit allergrößtem Wohlgefallen dieser so eindrucksvollen, ernsten und doch zugleich unsäglich lieblichen Kirche. Die Kirche faßt etwa 800 Personen, steht unter Obhut eines eigenen Priesters, der seine Wohnung nebenan hat und ist das Endziel der großen Prozession: „Mariä Begräbnis", während der Oberaltar der Ausgangspunkt der folgenden Prozession: „Mariä Triumphzug", bildet. Weitere Kapelle «bauten. Die Kirche des III. Falles Christi. Bald folgte die schon früher erwähnte Erweiterung der Kreuzigungskapelle sowie der Neubau mehrerer dort befind¬ licher Kapellen. Ferner wurden die Kreuzwegstationen: Cyrenäus, Veronika, die weinenden Frauen errichtet. Dann auch die Kirche des III. Falles Christi unter dem Kreuze. Auch sie verdient eine kurze Betrachtung um so mehr des¬ halb, weil sie in der Tat durch etliche dort vorgekommene Gebetserhörungen zu einer Gnadenkirche geworden ist, wie auch die dort gelassenen silbernen Herzen, Krücken rc. darlegen. Die Kirche, von außen derzeit restaurationsbedürftig bietet im Innern ein ganz überraschendes Bild. Über dem Hochaltars, mit der Land leicht zu erreichen, gleichsam wie auf einer riesigen Tumba liegend, ein gewaltig großes steinernes Bild des Heilandes, wie er unter seinem Kreuze liegt. Darüber ein in grellem Rot leuchtender Ro¬ kokobaldachin und über all diesem eine hohe, lichte, sehr schön ausgemalte Kuppel mit stark hervortretender himmelblauer Grundierung. So sehr wir sonst gegen die Zusammen¬ stellung von blau und rot sind, so wird kaum jemand dieser Kirche das Lob der Zierlichkeit versagen können. In dieser Kirche ruhen die sterblichen Überreste eines h ei li g m ä ß ig en, 108 Jahre alten dortigen Kaplans, der 59 Jahre seines Lebens bei der Kreuzigungskirche wohnte. Er verbrachte in dieser Kirche des dritten Falles manche Nacht im Gebete, war ein bekannter, hochgeehrter Exorzist und starb im Jahre 1872. Die Marienstationen. Die heilige Stiege. Dem Wojwoden Johann Zebrzydowski kam eine neue Idee. So wie sein Vater die Leidenswege Christi durch Ka¬ pellenbauten darstellcn und verewigen wollte, so wünschte nun er die „Wege Mariens" zur Darstellung zu bringen. Es sollten 7 Stationen der Schmerzen Mariens da sein, 7 Stationen des Begräbnisses Mariens, 7 Stationen des Triumphes Mariens. Da viele von den hiezu nötigen Ka¬ pellen sich mit Stationen aus den Leidenswegen Christi deckten, so blieben neu zu errichten nur ihrer neun. Diese sind absichtlich zum Unterschiede von den bisherigen untereinander gleichförmig ausgestattct. Ferner errichtete er vor dem Hause des Pilatus die »heilige Stiege", die hier nicht, wie an anderen Wall¬ fahrtsorten, ein für sich abgeschlossenes Ganzes bildet, sondern wie es der Wahrheit mehr entspricht, nur eine Vorhalle zum Hause des Pilatus ist. Übrigens gehört dieses Haus des Pilatus mit seinen fünf netten Türmchen und der breiten Terrasse, sowie der sich vorlagernden abwärts führenden hei¬ ligen Stiege zu den hervorragend schönen Schaustücken dieses so abwechslungsreichen und vieles darbietenden Wallfahrts¬ ortes. Leider konnten wir in das Innere der Kirche nicht ein¬ dringen, sie befand sich im Zustande tiefgreifender Reno¬ vierung. (Abbildung siehe Seite 56.) (Anmerkung. Hier sei bemerkt, daß uns in Kalwarya ge¬ rade der ümstand so angenehm berührte, daß man ganz sichtlich für die Instandhaltung der Heiligtümer besorgt ist. Wenn in einem einzigen Jahre zwei so große Arbeiten, wie die Restaurierung der Grabkirche Mariens und der Pi¬ latuskirche, unternommen werden, so ist das gewiß eine achtungswerte Leistung und man verzeiht dann leicht, wenn man ab und zu Kapellen trifft, die schon etwas defekt aus¬ sehen; sie werden dann gewiß sehr bald an die Reihe der Neustaffierung kommen. Lind wer das alles zahlt? Pilgergaben, die eigens zu diesem Zwecke aufgcopfcrt werden.) Wir schließen den Bericht über die Bautätigkeit dieses zweiten Wojwoden mit einem schönen Ausspruch, den er seinen besorgten Freunden gegenüber einmal tat: „Wenn ich Kalwarya. Grabkirche Mariens, oberer Feil. Die lateinische Inschrift über den drei Bogen heißt zu deutsch: „Wohlan, unsere Fürsprecherin, wende doch deine barinherzigen Augen uns zu, und zeig uns Iesum, deinen gebenedeiten Sohn". 5* 68 SfSSsT6fssft>sft>sft>SsSEft>sfSSfSEft>SsSSfSSfSEft>SfS Sft> Kalwarya Eft>Sft>Sft>Sft>Sft>Eft>Eft>Eft>Sft>Eft>SfSSft>Sft>Sft>Sft>Sft>Eft> je ein Jahr vorübcrgehen ließe, ohne für Kalwarya etwas zu bauen, so würde mir das Vorkommen, als ob ich Tausende von Talern eingebüßt hätte." Der wackere Mann starb im Jahre 1642. III. Teil der Geschichte. Der Wojwode Michael Zebrzydowski und seine Werke. (1642—1667). Bau des neuen Klosters. Eine Arbeit, die wir nur mit flüchtigen Worten be¬ rühren, die aber dem edlen Wojwoden ungeheure Summen kostete, war die Herstellung des bis dahin viel zu kleinen Klosters in seiner gegenwärtigen Größe und Ausdehnung. Diese Leistung ist um so erstaunlicher, als die Vermögensver¬ hältnisse dieses jüngsten aus dem Gründergcschlechtc nicht mehr in so hohem Grade glänzende waren, wie die des Vaters und Großvaters. Die Bilder in der Kreuzigungskirche. Als wir selber bei unserem Besuche Kalwaryas die Kreuzigungskirche betraten und dort die vier herrlich schönen Altarbilder erschauten, vermeinten wir Kunstleistungen aus den allerjüngsten Jahren vor uns zu haben, so frisch und kräftig waren die Farbentönc, so neu und eindrucksvoll sahen diese Gemälde aus. Lind nun vernehmen wir, daß diese Ge¬ mälde schon gut 250 Jahre alt seien! Lob dem Künstler, der solches zustande gebracht. Es war ein Pole, und zwar ein Bernardine r, namens Franz Lekszycki, der im Auf¬ trage des letzten Wojwoden diese prachtvollen Stücke schuf. Was die dargestellten Materien betrifft, so sind die Bilder Illustrationen zur 11. bis 14. Lcidensstation des heiligen Kreuzweges Christi, stellen also dar die Annagelung ans Kreuz, den Tod Christi am Kreuze, die Äerabnahme des heiligen Leichnams und endlich die Vorbereitung zur Grablegung des Erlösers. Das Beste unter diesen vier dürste die Kreuzannagclung sein. Für diese Bilder, die das Entzücken der Sachverständigen Hervorrufen, wurden schon einmal Per Stück 10.000 Taler geboten. Aber sie sind selbst¬ verständlich nicht abzugeben. Das silberne LorcttobilddesaltenWojwodcn. Nun erübrigt uns noch, von einer letzten großen Arbeit des jüngsten Zebrzydowski zu sprechen: von der Erbauung einer eigenen Kapelle für das Gnadcnbild. Dies aber zwingt uns, stillstehend weit in die Geschichte zurückzugreifen, um die merkwürdige und sehr lehrreiche Vorgeschichte dieses Baues kennen zu lernen. Wir müssen da zunächst in das Jahr 1590 zurück, also in eine Zeit, da der alte Zebrzydowski noch nicht im entferntesten an die Errichtung der Leidenskapellcn dachte. Da traf es sich, daß ein guter Freund von ihm, ein Bischof, vereint mit dem damaligen Könige eine Rom reise unter¬ nahm. Kurz vor dem Abschiede brachte der Wojwode noch ein Anliegen vor: der Bischof möge ihm von Lo- retto, vom heiligen Hause, eine in Silber gearbeitete, genaue Nachbildung jener Statue anfertigen lassen, die alldort zur Verehrung ausgestellt ist. Der Bischof sagte mit Freuden zu, sah sich aber, an Ort und Stelle angekommen, in eine unerwartete Lage ver¬ setzt : man hatte nämlich in Lorctto soeben die bis dahin ver¬ ehrte Statue durch eine neue, ganz anders gestaltete erseht. Welche sollte er nun zum Modell für das versprochene Silberbild nehmen: die alte vielvcrehrte oder die neue? Der Bischof ließ sich bei der Lösung dieser Schwierigkeit schließlich von seinem natürlichen künstlerischen Geschmacke leiten und wählte demnach ohne andere Rücksicht diejenige, die ihm besser gefiel: und das war ganz entschieden die ältere. Nach diesem Bilde aber erscheint die allerseligste Jung¬ frau als E n g els kö n i g in. Zwei Seraphinen halten eine Krone über ihrem schönen Haupte, der Glanz von Licht¬ strahlen umlcuchtet ihren verklärten Leib und aus den um¬ gebenden Wolken schauen liebliche Engelsköpfchen verehrend auf ihre große, heilige Königin. Nach diesem alten Lorettobilde ließ nun der Bischof von bewährter Künstlcrhand eine m ö g- lich st getreue Kopie Herstellen. Man sollte sie ihm nach Rom nachschicken. Die Arbeit, die einige Wochen später in Rom eintraf, war über alles Erwarten gut ausgefallen: ein wahres Kunstwerk! Der Bischof hatte sie deswegen nach Rom bringen lassen, um dem Wojwoden noch eine besondere Freude zu bereiten; seine neue Statue sollte nämlich vom Heiligen Vater selber geweiht sein. Mit großer Willfährigkeit vollzog der damalige Papst Sixtus V. den heiligen Weiheakt und verlieh sogar für die fromme Verehrung des Bildes etliche kleine Ablässe. Niemand war über einen solchen Besitz glücklicher, als unser frommer Wojwode. Wohin immer er ging, ließ er das Bild mit sich führen, zuerst nach Lublin, dann von Lublin nach Krakau, endlich von Krakau nach Lanzkorona. Lind als dann die großen Werke von Kal¬ warya begannen, als die neue Hauptkirche der Voll¬ endung entgegenging, da räumte der edle Wojwode diesem kostbaren Bilde den allerbesten Platz, den Ehrenplatz ein und stellte es über dem Hochaltäre zur Verehrung aus, wo es bis heute noch zu sehen ist. Lind vor diesem Bilde knicend jubelte der Wojwode am Tage der Kirchweihe sein lautes Tedeum. — — — Lind es geschah, daß die Gebenedeite unter den Weibern, die Wunderkönigin, die Gnadenfrau, einen huldvollen Blick auf die Schöpfungen ihres treuen, opferwilligen Kindes sandte und beschloß, diese Kirche in Kalwarya zu ihrer Gnaden¬ kirche zu erheben. Lind sic ging aus, um sich ein passend Gnadenbild zu erkiesen. — Llnd sie kam zur silbernen Statue und — ging vorüber. Aber vor einem großen Landgehöftc hielt sie an und mildreich auf ein einfaches Bild hindeutend sprach sie zu ihren Engeln: dies sei fürderhin mein Gnaden¬ bild auf Kalwaryas Höhen. — — — Das gibt zu denken. In jenem Silberbilde vereinigte sich fast alles, was über¬ haupt die Erde bieten kann, um ein Muttergottesbild kostbar und ehrenwert zu gestalten. Dieses Bild hatte ein erhabenes, wunder- S^D SsT SfD SsD SsD S^T SfT SsT SsD S^D SsT SsD SsT S^D SsT SsD S^T SfD S^D S^D S^T S^D S^D SsT S^D SsD S^T SsD S^T SsD S^sD S^sD S^sD SsD S^D 69 reichstes Modell — es war von einem sehr frommen, treuen Marienverebrer angeschafft, der nur die Ehre Gottes suchte — ein Bischof selber war der Vermittler und Über¬ bringer — der Segen des Heiligen Vaters ruhte auf diesem Bilde — Ablässe waren verliehen worden — es war von berufenster Künstlerhand gefertigt — es war von Silber, also aus dem edlen Metalle — es wurde gleichsam als K r o n e eines Kirchenbaues betrachtet — und sozusagen der Huld der Himmelskönigin angeboten und ihr vor die Füße h in - gestellt, daß sie es wirklich nicht übersehen konnte — und dennoch: „Meine Wege sind nicht eure Wege, meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. .Noch steht es an jenem Ehrenplätze, der ihm einst von gutmeinender Seite zugeteilt war, aber es muß sich gefallen lassen, daß neben ihm in einer Seitenkapelle ein schlichtes Bild die Herzen und Augen der Pilger wie ein Magnet an sich zieht, und warme Strahlen himmlischer Mutterliebe von diesem Bilde herniederleuchten auf die leidenden Herzen, während das silberne Standbild nichts weiter ist, als eine schöne, aber gleichsam kalte, leblose Zierde des Gotteshauses. Gab leicht und oft vergessen die Schüler Christi der Grund¬ sätze ihres großen göttlichen Meisters; sie, die Mutter des Meisters hat noch nie darauf vergessen. Das zeigt im klarsten Lichts die Gesamtgeschichte aller ihrer Gnadenbilder. Arsprungsgeschichtedes Gnaden bildes. Nicht weit von Kalwarya, etwa in der Entfernung einer Meile, lebte stillfriedlich die fromme und edle Landmanns- familic Paszkowski. Nach alter Polnischer Sitte versammelten sich alle Hausbewohner täglich zweimal zum gemeinschaft¬ lichen Gebete, das in dem ge¬ nannten Hause immer vor einem altehrwürdigen, wenn auch einfachen Marienbilde verrichtet wurde. Da geschah es am Feste der Krcuzauffindung, 3. Mai 1641, daß man das Angesicht der Muttergottes mit blutigen Tränen verweint sah. Rasch wurde der Pfarrer und der Kaplan herbeigerufen, um diesen sonderbaren Vorfall zu prüfen. Die beiden kamen, überzeugten sich, daß hier ein unerklärliches Ereignis vorliege und rieten dem Besitzer dringend an, das Bild zur öffentlichen Verehrung in die Pfarrkirche bringen zu lassen. Dem Manne fiel es schwer, sich von seinem ehrwürdigen Familiencrbgute zu trennen, aber endlich ließ er sich, auch von anderen Be¬ suchern dazu gedrängt, herbei, zu tun, wie man ihm geraten. Am nächstfolgenden Tage begann ein großer Zu¬ lauf des Volkes zu seinem Hause, so sehr, daß an diesem Tage von einer Übertragung in die Kirche keine Rede sein konnte. Daher beschloß er eine heilige List anzuwenden und wollte das Bild am kommenden Morgen, einem Sonn¬ tage, in aller Frühe mit eigenen Händen zur Pfarrkirche bringen. And so tat er denn auch. Niemand bemerkte seinen zeit¬ lichen Aufbruch. Raschen Schrittes ging er gegen die Kirche. Da fühlte er sich plötzlich am Arme gezogen und obwohl niemand in seiner Nähe war, erwies sich dieses rätselhafte Ziehen so stark, daß er dadurch gewaltsam von dem ihm sehr gut bekannten Wege zur Pfarrkirche weggezogen wurde. Er mußte, ob er wollte oder nicht, querfeldein gegen den Wald gehen, und dann immer fort auf ungebahnten Wegen, wo er noch nie in seinem Leben gewesen. Es wurde ihm ganz unheimlich zu Mute, und er wußte nicht, wie ihm geschah, bis er endlich, da seine Kräfte schon nachzulassen begannen, aus dem dichten Walde tretend, knapp vor der Kloster¬ kirche auf Kalwarya st a n d. So legte er denn sein Bild in der Kirche nieder und erzählte dann den neugierig horchenden Vätern im Kloster, was Sonderbares sich heule morgens ereignet habe. Die kirchliche Anker¬ s' u ch u n g. In kürzester Frist wurde der Diözesanbischof zu Krakau von den Vorfällen in Kenntnis gesetzt und ihm die Anfrage vorgelegt, was mit dem Bilde zu geschehen habe. Der Bischof hielt es für das beste, die Angelegenheit von einer Kom¬ mission überprüfen zu lassen und bestimmte zu diesem Zwecke eine Reihe von Theologen, Ärzten und Sachverständigen. Die Mitglieder der Kommission waren schließlich über die Vorfälle geteilter Ansicht; die einen hielten alles für wunderbar, die andern zweifelten. Anter solchen Ausständen traf der Bischof die weise Verfügung: Das Bild dürfe nicht an dem ihm vorläufig eingeräumten Platze (nämlich auf einem der Scitenaltärc) verbleiben, sondern sei zu verpacken, mit bischöflichem Siegel zu verschließen und in einem Sakristeikasten unter Schloß und Riegel verborgen zu halten, bis es etwa dem Herrn gefalle, durch deutliche Zeichen irgend eine Willensäußerung kundzugeben. So ward denn zum großen Leidwesen des Volkes das Bild entfernt und in der Sakristei cingesperrt. Aber das Kalwarya, Altar in der Kirche des dritten Falles Christi. 70 6^ S^D S^D S^D S^T S^T S^D S^D S^D SsT VsD SsD SsD SsD SsT SsT VsD Kaltvarha S^T §^T SsD SsT Sse) VsD SsD SsT SsD SsD SsT SsT SsD S^D SsD SsT SsD VsD begeisterte Volk trug dennoch Kerzen und Blumen zusammen, legte sie vor die Sakristeitüre „zu Ehren der verstecklen und cingesperrten Muttergottes" und nahm in allen seinen Nöten vertrauensvolle Zuflucht zu Maria. And die allerseligste Jung¬ frau ihrerseits antwortete durch mancherlei auffallende Gcbets- erhörungen. Bald darauf starb der Bischof, und ein anderer nahm dessen Stelle ein. Da wurde denn wieder die Frage dieses Bildes aufgerollt, und auf dringendes Bitten eine noch¬ malige gründliche Antersuchung eingestellt, wobei die Zeugen eidlich vernommen wurden. Das Endergebnis war, daß der Bischof gestattete, das Bild auszupacken und es in einer Nebcnsakristei auf einem sehr kleinen Altäre auszusetzen. Wohl war der Platz dort sehr beengt, aber im Grunde ge¬ nommen war es ein öffentlich zugänglicher Raum, und auf diese Art schien die Frage in günstigem Sinne beantwortet und entschieden zu sein. Zwölf Jahre lang blieb das Bild in seinem engen Ver¬ ließ und wurde vom Volke hochverehrt und mit einer Anzahl von V o ti v g c sch e n kcn überhäuft. Endlich im Jahre 1658 wurde cs vom Bischöfe selbst feierlichst in die Kirche übertragen, wo es auf einem Seitcnaltare seinen Platz fand. Beschreibung des G n ade n bilde s. Das Bild ist etwa 80 Zentimeter hoch, auf Leinwand gemalt, wurde aber später auf Holz aufgezogen. Von einem quadratisch gemusterten Hintergründe hebt sich das Bild der Muttergottes ab, die in sitzender Stellung aber doch nur als Brustbild dargestellt erscheint. Sie hält mit der Rechten eng an sich gepreßt das Iesukindlein, welches sich wie hilfe¬ suchend an den Kopf der Mutter schmiegt, und in dessen gut gemaltem Antlitze sich unverkennbar schmerzliche Züge wahr- nehmcn lassen; es macht den Eindruck, als ob das Kind- lcin krank wäre und dem Mütterlein nun sein Leid in's Ohr flüstern wollte?) Vollständig entsprechend zeigen die feinen Züge Mariens allergrößte, liebende Besorgnis und mütterlichen Kummer; beruhigend und tröstend lehnt sie ihr Äaupt an ihr leidendes Kindlein. Im übrigen zeigt das Antlitz der Mutter Gottes große Zartheit, ist nach unten zu gespitzt, hat halbkreisrunde Augenbrauen und einen sehr kleinen zierlichen Mund. Wir würden ohne langes Besinnen die ganze Darstellung als sehr gelungen bezeichnen, wenn der Maler in dem offensichtlichen Bestreben, die Mutter Jesu recht zart zu geben, nicht ein wenig zu weit gegangen wäre. Die gemalte Gewandung ist derzeit mit reichem Stoffkleide überdeckt; die auf dem Stoffkleide sichtbaren Blumenmuster sind aus Perlen und Juwelen angefertigt. Diese Dekora¬ tion ist etwas geschmacklos und stört den Gesamt¬ eindruck des Bildes nicht unbeträchtlich. Die neue Gnadenkapclle. Kaum hatte das Bild die uneingeschränkte kirchliche Gutheißung als Gnadcnbild bekommen, als der hochherzige 0 Vielleicht sollte es eine Darstellung der „Mariahilf"- Legende sein. Woswode daranging, diesem großen Schatze einen würdigeren, besser entsprechenden Platz zu bereiten. Es wurde also die gegenwärtig noch bestehende Gnadenkapclle erbaut und zwar außerhalb der damaligen Kirche, gleichlaufend mit dem Presbyterium, und mit letzterem mittels einer eigens in die Kirchenwand gebrochenen Türe in Verbindung gesetzt. Die Form der Kapelle ist die eines Ovales oder genauer ge¬ sprochen eines in die Länge gezogenen Achteckes. Sie ist gegenwärtig sehr kunstreich aus gemalt, so daß sich der Altar, der als Hauptfarbe die schwarze zeigt, von dieser bunten Farbenpracht herrlich abhebt. Diese Gnadenkapclle herzustellen und einzurichten war die letzte Arbeit des letzten der Wojwoden. Es ist geradezu rührend, wie er in seinem langen Testamente aufs ausführ¬ lichste kundtut, was in dieser Kapelle noch alles zu geschehen hätte. Amsonst waren seine vielen, eindringlichen Worte. Nicht alle Menschen haben eben solch hochedle, freigebige Herzen wie die drei Wojwoden: Mikolai, Johann und Michael Ze- brzydowski. Immer noch beten die Pilger für diese drei, und immer noch fließen Segensworte über diese von Gottesliebe entflammten Gründer und Stifter von Kalwarya. Dort unter dem Pflaster der Gnadenkapelle ruhen auch die irdischen Überreste des letzten Wojwoden; er hat sich dieses Plätzchen ausdrücklich gewünscht und hat es wahrhaftig auch verdient; sein Auferstehen wird ein seliges werden. IV. Teil der Geschichte. Vom Tode des letzten Wojwoden bis heute. Ausbau der Kirche. Anter den Nachfolgern der Wojwoden erwähnen wir besonders die Fürstin Magdalena Czartoryski, die, sobald sie nur Kalwarya kennen lernte, diesen Ort von ganzem Herzen zu lieben begann. Sie ist's gewesen, die der bis dahin viel kleineren Hauptkirche die heutige Gestalt gab. Auf ihre Ver¬ anlassung wurde der rückwärtige Teil des Schiffes zugebaut, sowie auch die Fassade der Kirche in der Form hergestellt, wie sie heute noch zu sehen ist. Sie war es auch, die die zweiseitigen Am biten mit den Beichtstühlen vor der Kirche Herstellen ließ. Die Vollendung aller ihrer Pläne sollte sie auf Erden nimmer schauen. Erst acht Jahre nach ihrem Tode konnte die Kirche als fertiggestellt erklärt werden und die kirchliche Einweihung er¬ halten (1702). So waren denn seit der ersten Gründung des Klosters gerade hundert Jahre vorübergegangen. Kalwarya war nun vollendet und konnte von nun an durch den Reichtum seiner Kirchen und Kapellen mit jedwedem Wallfahrtsorte der Erde wetteifern. Böse Zeiten. Das goldene Zeitalter für Kalwarya unter den drei Wojwoden wich dem silbernen unter den Fürsten Czar¬ toryski und ward dann von einem ehernen abgelöst — ehern insoferne, als die Klostervorstehung einer Stirne aus S^D S^D S^T S^D SsL) SsD S^T S^D SsD SsD SsD S^T SsT S^T S^D S^D S^T S^D AültvakhÄ SsD SsD SsT SsD S^D SsT S^D S^D SsD S^D S^T S^D SsD S^D S^T S^D SsD 71 Erz bedurfte, um sich gegen die Abergriffc und Bosheiten seiner Besitzer zu wehren. Wir übergehen diese an Prozessen, Streitereien und Bitterkeiten so reichen Zeiten. Dann — nach dem ehernen rückte das eiserne Zeit¬ alter heran — die harte, bedrohliche Zeit der Aufklärung. Bitter mußte cs insbesondere das polnische Volk empfinden, das bis dahin ein freies Königreich, nun, unter fremde Macht¬ haber geteilt, unter deren Willkür seufzte. Bitter mußte es für Kalwarya sein, zu wissen, daß das Wallfahren verpönt sei, zu wissen, daß jeden Augenblick das Dekret der Auf¬ hebung von der Wiener Hofkanzlei herabkommen konnte. Es kam nicht. — Wir fragen uns verwundert, warum Josef II. Kalwarya schonte. Vielleicht wagte er es nicht recht, in diesen noch ziemlich neu hinzugekommenen Reichsteilcn allzu scharfe Maßregeln anzuwenden. Vielleicht nahm er an, daß die ge¬ waltsame Unterdrückung oder gar Zerstörung Kalwaryas zu Aufständen, ja sogar zu Blutbädern führen könnte. And darum haben wir auch, obgleich sonst die Wall¬ fahrten überall auffallend zurückgingen, in der Geschichte Kal¬ waryas nichts dergleichen gefunden. Kalwarya blieb, was es zuvor gewesen: der verehrte, reichbesuchte Wallfahrtsort der Polen und Slowaken. Die Krönung des Gnadenbildes. (1887.) Wenn irgend ein Bild durch lange oder sehr lange Zeit als Gnadenbild bekannt und berühmt war, wird es in feierlicher Weise, im Namen des .Heiligen Vaters, gekrönt. Diese Krönung wird für den größten und feierlichsten Akt des Dankes gehalten den die Erde leisten kann. Der Gedanke an die feierliche Krönung des Gnaden¬ bildes tauchte schon im 18. Jahrhunderte zu wiedcrholten- malen auf. Aber die Zeiten waren ungünstig und besonders die letzten Jahrzehnte des genannten Säkulums und die ersten Jahrzehnte des darauffolgenden waren solchen Ideen absolut nicht zuträglich. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der lang¬ gehegte Wunsch zur Tat. Im Jahre 1887 sollte die Krönung stattfindcn. Kaum wurde die Kunde hievon ruchbar, so trat eines von den älteren Dienstmädchen des Klosters in Kalwarya zum Pater Guardian und brachte 30 Gulden, das ist den gesamten Iahreslohn, bittend, cs möge dieses Geld als Beitrag für die goldenen Kronen verwendet werden. Da schob der Guardian das Geld von sich: „Ferne sei cs von mir, daß ich diese Summe von dir, der Armen, an¬ nehme." Da stand die Geberin einen Augenblick wie betäubt vor Schreck, dann fiel sie auf ihre Knie nieder und mit Hellen Tränen in den Augen streckte sie bittend die Arme gegen den Priester aus: „Pater, vergällt mir nicht diese Herzensfreude! Im Namen der Gottesgcbärerin bitte ich Euch: Nehmet hin mein Geld!" Da nahm er es, mit innigster Rührung in seinem Herzen ein heißes kurzes Gebet zum Himmel richtend, daß er solche Opferwilligkcit mit tausend¬ fachem Segen belohnen möge. Das war Wohl eine liebliche Einleitung zum kommenden Ehrentage Mariens. Wir übergehen die Schilderung dieser großartigen Feier und begnügen uns, nur eine einzige Szene daraus her¬ vorzuheben. Als am Vortage dieses Festes nach einer Ricsen- prozession endlich gegen 11 Ahr nachts die ganze ungezählte Menge im Tale „Josaphat" beim „Grabe Mariens" ver¬ sammelt stand, da war es, als ob das ganze weite Tal nur ein uferloses Meer von Licht wäre. Droben am nächtlichen Himmel funkelte das Heer der Sterne, drunten wogte ein Strom von Licht. Es standen damals 200 bis 250 Tausend Menschen um das Grab Mariens und alle ihre Stimmen erhoben sich mächtig anschwellcnd zu einem Tedeum, wie cs auf Erden selten zu vernehmen ist. Kalwarya, das Gnadenbild. Wir fügen noch hinzu, daß im Jahre 1902, als das 300jährige En tst ch un gs jubiläum gefeiert wurde, diese Besucherzahl noch übertroffen wurde: es sollen nämlich damals 300.000 Menschen zu gleicher Zeit in Kalwarya ge¬ wesen sein. Die Zahl der Kommunikanten betrug in diesem Jahre 161.000. Hicmit schließen wir den geschichtlichen Teil dieses ge¬ waltigen Wallfahrtsortes. Verzeichnis aller Kirchen und Kapellen, und zwar in jener Reihenfolge, wie sie gewöhnlich von den Pilgern besucht werden. (Die gesperrt gedruckten sind Kirchen, die übrigen bloß Kapellen.) 72 Ess sss sss sss sfs SfD sfs sfs sss sjs 8fs sss sss sss sss sss Kalwarya EsSSfSEfSSfssfSEfSSsöXösSSsSSsSEfDEfDEsDSfSSfSSfSSsSEfS l. Die Leidenswege unseres Lerrn Jesus C h ri st u s. 1. L a u p t k i r ch e. 2. Ll. Rafael (als Patron der Pilger.) 3. A b e n d m a h l s a a l. 4. Jesu Abschied von den Aposteln. 5. Grab Mariä. 6. Gethsemani. 7. Verrat. (4—8 befinden sich jenseits des Cedron.) 8. Cedronbrücke mit Kapelle. 9. Stadttor. 10. Laus des Annas. 11. Laus des Kaiphas. 12. Keller (Gefängnis). 13. Rathaus des Pilatus. 14. Lei- lige Stiege. 15. Laus des Lerodes. Kalwarya, Herz Mariä-Kapclle. Der Grundriß hat Lerzform (links der Einschnitt!), das Dach die Gestalt eines zusammengepreßten Lerzens. Nun folgen die Kreuzwegstationcn: 16. (II.) Auflegung des Kreuzes. 17. (III.) Erster Fall. 18. (IV.) Lerz Mariä. 19. (V.) Simon von Cyrene. 20. (VI.) Ll. Veronika. 21. (VII.) Zweiter Fall. 22. (VIII.) Die weinenden Frauen- 23. (IX.) Dritter Fall. 24. (X.) Entkleidung. 25. (XI., XII.) Kreuzigung. 26. (XIII.) Salbung. 27. (XIV.) Grab Christi. II. Die Stationen der Mutter Gottes. (Wir erwähnen nur jene, die unter den Leidenswegen Christi noch nicht genannt wurden.) 28. Schmerzhafte Mutter. 29. Dasselbe, andere Ka¬ pelle. 30. Laus der Mutter Gottes. 31. Limmcl- fahrt. 32. Apostclvcrsammlung. 33. Stadttor (Stelle, an der jeder Pilger seine Kerze anzündet). 34. Iudenkapelle (er¬ innert an die Legende, daß einem, über Mariens Leichnam spottenden Juden beide Lände abficlen). 35. G r a b k irche Mariens. 36. Begegnung Christi mit Maria im Limmel. 37. Triumphierende Engel. 38. Gruß der Patriarchen. 39. Maria besteigt den himmlischen Thron. 40. Krönung Mariens. 41. Marienlob im Limmel. III. Andere Kapellen. 42. Christi Limmelfahrt. 43. Zweite Ccdron- brücke (Engelsbrücke.) 44. Johannes v. Nep. 45. Teich Be¬ thesda. 46. Kreuz-Auffindung. 47. Kapelle der fünf pol¬ nischen Brüder mit Einsiedelei der hl. Maria Magdalena. Gebetserhörung. Meine Bekehrung. Das war ein Sieg, ein Triumph, den ich vor einigen Jahren erlebte! Lind ich schreibe ihn nur der süßesten Jung¬ frau Maria zu. Es war nämlich wohl — ich kann mir es nicht anders denken — früher eine Strafe Gottes über mich gekommen, weil ich das dritte Gebot freventlich vernachlässigte. Da kam dann eine Zeit über mich, in der man alles Schlechte an mir gesehen hat, je mehr ich arbeitete, desto unglücklicher fühlte ich mich. Lind schließlich traf mich noch das Llnheil, meine Arbeit gänzlich zu verlieren! Da war ich dann ganz trostlos und auch von meinen früheren Kameraden ver¬ lassen. Lind ich dachte schon: alles ist verloren; aber nein! ich wurde gerettet! Lind durch welches Mittel? Anlaß hiezu war ein Marienlied. Es zog nämlich eine mährische Prozession vorbei, gegen Kalwarya in Galizien, und die sangen jenes Lied, das mir so ins Lerz schnitt. Es kam ein unendliches Weh über mich; ich war noch nie in Kalwarya gewesen, aber gehört hatte ich mancherlei davon. Zur Erklärung diene, daß ich damals gerade von Bielitz gegen Llstron reiste. Als die Wallfahrer schon vorbei waren, packte es mich mit Gewalt: ich wollte nach Kalwarya, um dort mein Leid auszuwcinen. Entschlossen kehrte ich um und ging den Pilgern nach. Ich kam allein nach Kalwarya. Ich hörte, ich sah alles. Es war gerade Ostern, also riesig viele Leute dort. Ich lauschte den Predigten, ich weinte. Lind ich machte mir bittere Vor¬ würfe, warum ich nicht früher gekommen wäre, da ich noch mehr Geld hatte, nicht aber wie jetzt, nur mehr ein paar Kreuzer. Aber immer war es mir, als ob ich eine lieblich tröstende Stimme hörte: weine nicht! Klage alles Maria! Lind so tat ich auch; ich fiel auf die Knie vor dem Gnadcnbildc und bereute herzlich meine Sünden; dann stand ich auf und fühlte mich wie neugeboren: Ich hatte das er¬ langt, was ich so lange schon vermißt hatte: die Zu¬ friedenheit. Dann ging ich zur heiligen Beichte und zur heiligen Kommunion. Lind nachdem die Andacht beendet war, machte ich mich erleichtert auf den Rückweg und fröhlich singend zog ich zu meinem Lause, zu meiner Familie zurück. Lind als ich die Türklinke meiner Wohnung soeben an¬ gefaßt hatte, kam ein Mann herbei und meldete mir, ich sollte nach den Feiertagen wieder in die Arbeit kommen. Lind ich bin noch heute an diesem Posten. Lind es geht mir wirklich gut, denn von dieser Zeit an erkenne ich immer klarer und besser, daß nur eines uns glücklich macht: der heilige Glaube an die Religion Jesu Christi! Llstron, 1899. . Franz Kottucz, Elsendreher. Statistisches. Die wichtigsten statistischen Daten sind schon in einem früheren Kapitel enthalten. Wir ergänzen hier nur das dort noch fehlende. Nächste Iubiläumsjahre: 1914 300jähr. Jubiläum der ersten schlesischen Pilgerfahrt unter der Leitung des Adam Venzeslav Lerzog von Tescben. 1937 SOjähr. Jubiläum der Krönung. 1941 ZOOjähr. Jubiläum des Gnadenbildes. 1952 350jähr. Jubiläum der Entstehung. 1961 950jähr. Jubiläum der Marien-Grabkirche. Ständige Priester: 10 Franziskaner der galizischen Pro¬ vinz, 21 Laienbrüder. SfD §jT SjT SsT SsT EsT SsT SsD EsD SjT §sD SjT SjT SsT SsT SsT S-sT SsD Kalwarya EsD SsT SsT SjD S^sT SsT SsT SfD SfD SjT SsT SsD SsD §sT SsD §sT SsT /3 Einwohner der Stadt Kalwarya: 2000 : als Merkwürdig¬ keit sei hier erwähnt, daß die Stadt Kalwarya keine eigene Pfarrkirche hat, sondern in das DorfZebrzydowice eingepfarrt ist. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist im Steigen begriffen. Jenen hochwürdigen Leeren, die Kalwarya zu besuchen und dort zu zelebrieren gedenken, diene zur Kenntnis, daß in¬ folge einer streng befolgten Anordnung des Bischoses von Krakau das betreffende Zelebret nur dann Giltigkeit für Kalwarya hat, wenn es vom Krakauer Ordinariat vidiert ist. Kann am einfachsten früher per Post, in lateinischer Sprache besorgt werden. Re- kommandieren! Markiertes Antwortkuvert beilegen! Literatur. P. Cestaw Bogdalski: Lwi^ta Kalwarya ^ebrrzcckowska— Krakow, nakl. klaskom. 1910. Illustrierter Führer auf den österreichischen Staatsbahnen, Lest 28, Seite 88—90. Mitteilungen der Zentral-Kommifsion, 1992, 27. St. Norbertus-Blatt, 1896, 18 (und viele Fortsetzungen). Zufahrten zum Gnadenorte. Die galizische Kleinstadt Kalwarya liegt, nach Luftlinien ge¬ rechnet, 30 Kilometer südwestlich von Krakau, 45 Kilometer östlich von Bielitz-Biala, und etwa 65 Kilometer nord-nord¬ westlich von den höchsten Spitzen der Tatra, auch Zentral- karpathen genannt. Mehrere Bahnstrecken führen nach Kalwarya. Zunächst eine vom Süden her, aus dem Lerzen der Lohen Tatra, vom be¬ kannten Luft- und Löhenkurorte Zakopane her. Diese Strecke ist jedoch für uns fast ohne jegliche Bedeutung. Wir fassen daher nur jene Linien ins Auge, die, von der N o r d b a h n-Lauptstrecke Wien—Krakau abzweigend, uns mehr oder minder rasch zum Gnadenorte bringen können. Lier kommen nun fünf Aussteigstationen der Nordbahn¬ strecke in Betracht. 1. Abzweigstation L ullein. Von Lullein führt die Flügel¬ bahn über Lolleschau, Friedland, Teschen nach Bielitz, von dort eine weitere Flügelbahn über Wadowice nach Kalwarya. Die Gesamtfahrzeit von Lullein bis Kalwarya beträgt zirka 12 Stunden und ist, weil keine Schnellzüge verkehren, durchaus nicht zu emp¬ fehlen. Doch haben wir sie hier angeführt, weil gerade an dieser Strecke die beiden hervorragenden Gnadenorte L o st e in und Friede! liegen. Es werden also Wallfahrer, die außer Kalwarya diese beiden interessanten Wallfahrtsorte zu besuchen wünschen, sich doch mit der genannten Strecke zu befreunden haben. Wien—Kalwarya K 13-70. 2. Abzweigstation D z i e d i tz. Von der Nordbahnstation Dzieditz führt zunächst eine Flügelbahn in einer halben Stunde nach Bielitz, von dort eine weitere Flügelbahn (und zwar die schon bei Punkt 1 genannte) in 4 St. nach Kalwarya. Wien— Kalwarya K 14.— (Perszg.). 3. Abzweigstation Oswiecim. Von dort führt eine Flügelbahn in genau östlicher Richtung nach Skawina. St. In Skawina umsteigen, dann in einem von Krakau kommenden Zug in einer weiteren halben Stunde nach Kalwarya. Lier sei bemerkt, daß wir bei unserem eigenen Besuche in Kalwarya gerade diese Verbindung als die s ch n e l l st e u n d b i l l i g ste erwählten. Wir fuhren ab Wien 7-40 früh, waren 1-37 nachmittags in Oswiecim, 3-31 in Skawina, dort eine Stunde Wartezeit, endlich 0-I6 in Kalwarya. Also Gesamtreisezeit von Wien nach Kalwarya 9'/2 St. Der Fahrpreis für alle diese Strecken beträgt unter der Voraussetzung, daß man auf der Lauptstrecke der Nordbahn Schnellzug benützt, von Wien bis Kalwarya K 17-— 4. Abzweigstation Trzebinie. Die Nordbahnstation Eft>sfs sft>sfs sft>sft>Sft>sft>Sft>Sft>Sfs sss sfs sft>Eft> Pribram sft> sfs sft> sfs sft> sfs Eft> Sss sft> sft> sft> sfs sft> sft> Sfs sft> sss sft> nach beiden Seiten hin prachtvoll gezierte, verschwenderisch geschmückte Bogengänge, „Am biten", die, wie uns ein weiterer Blick belehrt, im Vierecke die ganze Kirche umschließen. 1. Das Portal. 2. Das Breznitzer Portal. Z. Obere offene Ambiten. 4. Der Kaiseraltar. S. Der silberne Altar lin der Kirche). 7. Der Eingang in die Stadtstiegc. 8. Der Eingang in das Kloster. In diesem Vierecke erhebt sich eine gewaltige, mehrere Meter hohe S t e i n t e rr a s se, die nach den anderen Seite des Burghofes Mariens mit gewaltigen Quadermauern senkrecht abfällt, zu der aber von unserem Standpunkte eine breite, schöne Stiege emporführt. Dort auf dieser Terrasse, die ihrer ganzen Ausdehnung nach von einem steinernen, mit Statuen reich verzierten Ge¬ länder umfriedet ist, erhebt sich der eigentliche Marientempel, die Gnadcnstätte Anserer Lieben Frau vom Heiligen Berge. Aber diese Kirche bietet sich dem Beschauer so ganz und gar verschieden von dem, was wir sonst zu schauen gewohnt sind. Wir sehen nämlich, noch immer auf unserem ersten Platze bewundernd und gefesselt stehend, nicht etwa ein Kirchcnportal vor uns, wir sehen nicht eine kunstreiche Apsis (rückwärtiger Abschluß einer Kirche), sondern wir sehen vor uns oben auf der Terrasse drei nebeneinander stehende über¬ wölbte, aber nach vorne hin ganz offene Altäre, die mit allerbestem Geschmacke geziert und wahre Prunkstücke in ihrer Art sind. Entzückt hängt unser Blick an dieser Herrlichkeit. And nur schwer vermögen wir es, uns loszureißen, um uns doch halbwegs zu orientieren und uns noch ein Weilchen, bevor wir emporsteigcn, umzusehen, was es noch zu schauen gäbe. And wir gewahren bei diesem forschenden Blicke, daß die Ambiten, von denen wir soeben gesprochen, mit reizenden Türmchen geziert sind, mit Türmchen, von denen jeder einzelne seine besondere Gestalt und Form aufweist. Wir ge¬ wahren über der Kirche selber die Spitze eines schönen, schlanken Turmes, in dessen Laterne früher jede Nacht, jetzt aber nur an Samstagen ein Licht angezündet wird, dessen Leuchten weithin zu sehen ist, und das im Volksmunde den schönen Namen: „der Heiligen berge r Stern" führt. Der Anblick, den wir soeben beschrieben, ist in seiner Gesamtheit genommen das schönste, was der Heilige Berg bietet, eine wahre Ehrenzier, eine Ruhmeskrone für diesen herrlichen Gnadcnort. Es geziemt und lohnt sich reichlich der Mühe, dasjenige, was wir bisher gleichsam trunken vor Bewunderung mit einem großen Blicke angestaunt, nun ins einzelne gehend einer näheren Betrachtung zu würdigen. Die Ambiten (Kreuzgangshallen). Die Ambiten vom Heiligen Berge nehmen zwar nicht an Größe, auch vielleicht nicht in der Eleganz ihrer Bauart, aber jedenfalls betreffs der Ausschmückung unbestritten unter allen ähnlichen Bauwerken der österreichischen Wallfahrtsorte den ersten Rang ein. In den Wölbungen der Hallen sind, umrahmt von reichlicher Stukkverzierung, eine Reihe von Ge¬ mälden angebracht, die uns an besonders auffallende Gebets¬ erhörungen erinnern, während an den halbkreisförmigen Rückwänden sehr schöne Bilder aus der Geschichte des Heiligen Berges zu sehen sind. Diese historischen Bilder sind es, die in allererster Linie das Auge des aufmerksamen Beschauers auf sich zu lenken wissen. Außerdem enthalten die Ambiten eine ganze Reihe kapellenartigcr Nischen, die mit Altären ausgestattet sind. Der Kaiseraltar und seine beiden Nachbarn. Jeder Besucher des Heiligen Berges wird dem mittleren von den drei erwähnten großen offenen Altären, die an der Rückseite der Kirche gegen das Portal hin angebracht sind, ohne Zweifel seine uneingeschränkte Bewunderung schenken. Dieser Altar, Kaiseraltar genannt, besticht förmlich das beschauende Auge durch seine berückende Farbenpracht sowie durch die Fülle und Gediegenheit seines architektonischen Schmuckes. Doch gilt dieses Lob eigentlich dem Gesamtbilde, nämlich der ganzen Amgebung des Altares, der ganzen Kapelle; denn der Altar selber ist verhältnismäßig einfach. Er trägt als Bild eine Darstellung von Mariä Heimsuchung, die in sehr lebhaften, lichten Farben geboten wird, und trägt in seinem runden Giebel den Gruß des Engels „Ave Maria" und den Gegengruß Mariens an ihre Base Elisabeth: „IVluAnilicut anima. meu Dominum", „Hochpreiset meine Seele den Herrn". Ober dem Altäre ist als Hintergrund ein großes halb¬ rundes Bild, auf dem eine Reihe fürstlicher Personen vor dem in der Luft schwebenden Marienbilde verehrend zu sehen sind, darunter auch als vorderster Kaiser Leopold I. Anmittelbar vor dem Altar befindet sich eine durch ein Eisengitter umfriedete Gruft, in der mehrere Iesuiten- patres sowie etliche Wohltäter des Heiligen Berges be¬ graben liegen. Links und rechts vom Kaiseraltar finden sich zwei ähnlich ausgestattcte, jedoch merklich kleinere Altäre, von denen der E^T SsD SsD SsT SsD SsT S^D SsT SsD SsD SsD S^D SsD S^T S^T S^D S^T SsT PrlbktlM SsT SsD SsT SsT S^T SsD SfD SsD S^D S^D S^D S^D S^T S^D SsD SsD SsD 77 eine dem heiligen Ehepare Joachim und Anna, der andere dem heiligen Josef geweiht ist. Eingang in die Kirche. Wir stehen jetzt im Geiste noch immer vor dem Kaiser- altare, also schon auf der oberen Terrasse. Nun möchten wir in das Innere der Kirche gelangen. Fünf Eingänge stehen uns da zur Verfügung. Wir können nämlich unmittelbar in der Kaiserkapclle selber und zwar sowohl durch einen zur Linken als durch einen zur Rechten befindlichen Gang in die Kirche, oder eigentlich in die Sakristei gelangen. Wenn wir dies nicht wollen, können wir auf der steinernen oberen Terrasse „auf den oberen Am biten", die mehrere Meter breit sind, um die ganze Kirche herumgehen, von wo aus wir immer in die unter uns liegenden „unteren Ambiten" ausblicken können. Bei diesem Rundgange werden wir außer den soeben erwähnten zwei Eingängen an der Nordseite, noch je einen Eingang an der Ost-, Süd- und Westseite antreffen, also zusammen fünf. Wir gehen zum Laupttore, das dem großen „Portale" gerade gegenüberliegt. Lier waren, wie uns gesagt wurde, früher einmal ebensolche drei offene Kapellen wie beim Kaiser- altare, so daß die Kirche damals nach vorne wie nach rückwärts mit je drei offenen Kapellen abschloß. Später hat man diese drei offenen Kapellen vermauert und den dadurch gewonnenen Raum in den Kirchenraum mit einbezogen, so daß dadurch das Gotteshaus größer wurde. Die Kirche. Wie wir heute die Kirche sehen, war sie nicht immer. Früher einmal bildete nur der jetzige mittlere Teil das ganze Leiligenberger Gotteshaus. Seit dieser Zeit aber hat man es nach drei Seiten hin ausgedehnt: nach rechts und links, Ivo parallele Kapellen zugebaut wurden, und nach rückwärts, wo man die soeben erwähnten drei offenen Kapellen der Kirche einvcrleibte. Dadurch hat man es zuwege gebracht, daß die jetzige Kirche in ihrer Gänze ziemlich geräumig geworden ist: sie dürfte fast 2000 Personen fassen. Man hat sie in den letzten Jahrzehnten geradezu gro߬ artig hergerichtet, und weder Mühe noch Geld gespart, um sie zu einem wahren Schatz- k ä st l e i n umzugestalten. Die herrlichsten Stücke dieser Kirche sind der reich¬ geschmückte Chor bogen mit der großen Inschrift: Lunctu Nuriu, oru pro nobis Leilige Maria, bitt' für uns! ferner die Kanzel, das große Kruzifix an der Epistelseite, ein wahres Meisterwerk, und endlich die prächtigen, fast überladenen Stukkaturen an den Gewölben dieses Gottes¬ hauses. Lell und licht, hoch und wahrhaftig zur Andacht stimmend, ist diese Mittelkapelle, und wo man auch hinsieht, überall wird das Auge durch die elegante Pracht und Schönheit, die allerorts herrscht, vollbefriedigt. — Aber — „der Wahrheit eine Gasse". Alle Menschenkunst konnte bei dieser weitgehenden Restaurierung dennoch nicht die tiefsitzenden Fehler, die eben in der ganzen Anlage der Kirche zu suchen sind, entfernen — und man mag Lob über Lob auf die innere Ausstattung häufen, man mag geblendeten Auges die herrliche Dekoration bewundern, so bleibt diese Kirche nichts anderes, als ein aus vielen Kapellen zusammengestückeltes Flickwerk, oder wie man sagt: ein Winkel Werk. Alle Pracht des Schmuckes kann über diese Wahrheit nicht hin- wcgtäuschen. Wir wissen wohl, wie dieses Winkclwcrk eben durch die nach und nach stattgefundcne Einbeziehung von Sciten- kapellen entstand, aber wenn wir es auch einsehen, so ist dies noch immer kein Grund, das, was uns einmal nicht gefallen kann, zu loben. Llnd aller Eifer der unermüdlichen Redcmptoristen-Patres, der verdienstlichen Lütcr dieses marianischen Heiligtums, wird diesem großen Mißstande in keinerlei Weise abhelfen können, es sei denn, daß einmal die ganze Kirche zusammengerissen und nach neuen Plänen frisch aufgebaut werde?) Der silberne Altar. Der eigentliche Thron des eucharistischen Gottes, zugleich der Gnadenthron des verehrten Marienbildes ist der Lochaltar, oder, wie er meistens wegen des Materiales, aus dem er gefertigt ist, genannt wird: „der silberne Altar". Er wurde nach und nach im siebzehnten Jahrhunderte von verschiedenen hochherzigen Wohltätern hergestellt. Aus reinem Silber ist der eigentliche Gnadenthron des Anmerkung der Wallsahrtsvorstehung: Das Hauptschiff ist die alte, ursprüngliche Kapelle und die will man durchaus beibehalten. Übrigens sind die jetzigen Lüter der Kirche keine Besitzer derselben, sondern all nutum smoviblles, und höhererseits wird.kaum die Erlaubnis dazu erteilt. Der innigste Wunsch wäre wohl da! PNbram, Leiligbcrg. Phot. Forst, Pribram. 78ssTsfsGft>Efsssssfssft>ssDsfDSfsGfssfssfssfssft>Efssfs Pribram sfssfssfssfDEssssTsssssssfsssssfssfsSfssfssfssfssfssfs Bildes über dem Tabernakel, aus Silber die beiden Leuchter- stufen, die anbetenden Engelsfiguren, die sechs großen Leuchter. Aus Silber auch ein sehr künstlerisches Mittel¬ an t i P e n d i u m, dem erst im Jahre 1890 zwei entsprechende Seitenantipendien zugescllt wurden. Der ganze Altarbau ist ausgesprochen Barock, nicht groß, aber zierlich. Mit allem bisher vom silbernen Altäre erwähnten sind wir vollauf zufrieden. Aber die silberne hohe, vielfach durchbrochene L i n ter- wand, an der zwei Prager Goldschmiede arbeiteten, und die im Jahre 1772, knapp vor der Vertreibung der Jesuiten, vollendet und aufgestellt wurde, kann sich unseres, allerdings nicht maßgebenden Beifalles, durchaus nicht erfreuen. Nach unserem Empfinden ist sie in Form und Aufbau (besonders der unschöne Mittelteil) vollkommen mißglückt und unpassend. Sie stört auffallend die vollendete Einheit, die sich in dem zierlichen unteren Teile des Altaraufbaues zeigt. Das hoch oben über dem ganzen Altäre an der Rück¬ wand angebrachte Wappen ist nicht imstande, den minderen Eindruck des Ganzen zu verwischen, geschweige denn zu heben. Das Gnadenbild. Das Gnadenbild, das nur tagsüber auf dem schon erwähnten silbernen Throne ausgesetzt bleibt, über Nacht aber in einer gut verschlossenen Seitcnnische verwahrt wird, ist eine aus Lolz geschnitzte, etwa 50 cm hohe Statue der allerseligsten Jungfrau Maria, und bringt sie stehend, mit dem göttlichen Kinde auf dem linken Arme, zur Darstellung. Die Statue hat als Kunstwerk wohl geringeren Wert. Das Antlitz des Jesu- kindleins ist sehr rundlich und erweckt den Anschein, als ob das Kindlein mit offenen Augen schlafe. Dieser Eindruck wird noch erhöht durch die allzugroße Krone, die man dem Kinde bei der feierlichen Krönung aufs Laupt gesetzt hat. Das Gesicht der allerseligsten Jungfrau, gebräunt wie alle Teile der Statue, zeigt volle Wangen, eine hohe Stirne, beiderseits sichtbares nach rückwärts hin zusammen¬ gefaßtes Laar. Der Gesichtsausdruck zeigt slawischen Typus und sehr regelmäßige Züge, ist aber im ganzen mehr ge¬ mütlich als schön; von den beiden großen Augen ist das linke etwas niedriger als das rechte. Das ziemlich schön ge¬ schnitzte Rokoko-Postament muß wohl als ein zur Statue gehöriger Teil betrachtet werden. Beide Läupter (Kind und Mutter) tragen Kronen. Wir freuen uns herzlich, auch betreffs des Pnbramer Gnadenbildes feststellen zu können: „Nicht das Große, nicht das Schöne, nicht das Wertvolle, nicht das Kunstreiche wählt unsere Liebe Frau zu gnaden¬ reichsten Werkzeugen ihrer Lulden, sondern das Schlichte, Einfältige, Geringe!" Die Kleinodien der Muttergottes vom Heiligen Berg. Der „kostbarste" Schmuck ist der sogenannte „Panzer". Dieser Panzer ist aus gediegenem Golde kunstreich gearbeitet, wird beim Gebrauche an ein aus Goldstoff verfertigtes Kleidchen angelegt und bedeckt dann die ganze Statue vom Lasse bis zu den Füßen. Eine große Menge kostbarer Edelsteine und Perlen ziert diesen prächtigen goldenen Mantel. Anter anderen Juwelen sieht man am Panzer auch ein goldenes Lerz, in dessen Mitte ein von 33 Diamanten umgebener Smaragd, den wieder eine Goldader durchzieht, eingesetzt ist. Übrigens wird der Panzer nur einmal im Jahre, am Jahrestage der feierlichen Krönung verwendet und der Gnadenstatue angelegt. Sonst wird dieser Schatz in einer be¬ sonderen Truhe wohlvcrschlossen aufbewahrt. Außer diesen Kleinodien gab es früher noch eine große Zahl gar wertvoller Weihe¬ geschenke; sie sind nicht mehr da! Wohin sind sie gekommen? Achten wir genau auf die Antwort: 1. Die ältesten dieser Weihegeschenke fielen 1648 den Schweden in die Lände. 2. Später verwendete man solche, aufs neue ein¬ laufende Geschenke zur An¬ schaffung des Krönungs¬ Ambiten auf dem Leiligeu Berge. Rechts Stufen zum Kaiseraltar. Phot. Forst, Pribram. schmucke s. S^D SsD SsD SsD SsD SsD SsT SsT S^D S^T SsD S^T S^D S^T S^D S^D S^D S^T SsD S^D S^D S^D DsT S^D SsT SsD S^T S^T S^D S^D SsD S^D SsD S^T S^T 79 Der Leilige Berg bei Pribram, die Terrasse. Vorne die drei offenen Altäre. 3. Noch später zur Deckung der Kosten des sil¬ bernen Altäre s. 4. Alles übrige verfiel im französischen Kriege dem Münzamte. Damals, im französischen Kriege fehlte nur ein Äaar, daß auch Panzer, Kronen und silberner Altar dem Münz¬ amte verfallen wären. Nur ein sehr rührendes Gesuch des damaligen Propstes rettete diese Stücke vor dem ihnen drohenden Schicksale. Es wäre hoch an der Zeit, kräftige Lehren aus solchen Kapiteln zu ziehen. Mahnend, warnend, säst drohend klingt auch heute noch die eindringliche Mahnung unseres Meisters: „Sammelt euch nicht Schätze!" Es steht nirgends geschrieben, daß die Wallfahrtsorte von dieser Mahnung ausgeschlossen seien. Aus der Geschichte des Gnadenortes P Wie der Berg zu seinem Namen kam. Wann diese schöne Erhebung eigentlich den Namen „Äeiliger Berg" erhalten habe, ist ganz unbestimmt. Doch ist st Mit Benütznug der Bücher: P. Blatäk, „Der heilige Berg" und §>. Rudniki, „Die berühmtesten Wallfahrtsorte". es eine ausgemachte Tatsache, daß um etwa 1250 herum auf diesem Berge bereits eine Kapelle stand, und daß er da¬ mals schon allenthalben seinen Ehrennamen trug. Doch ist die Entstehung des Namens vielleicht schon viel früher anzusctzcn. Es gibt Sagen, die von verschiedenen Lichters ch ein ungcn auf diesem Berge erzählen, ferner, daß man dortselbst Knaben mit brennenden Kerzen geschaut hätte und dergleichen. Alte Chronisten teilen darüber auch folgende, allerdings legendenhafte Erzählung mit. Eine h o ch b e t a g t e M a tr o n e, die einst von der Fremde in die Stadt Pribram zugereist war und dort durch lange Zeit ein musterhaftes, erbauliches Leben geführt hatte, lag im Sterben. Da bat sie denn die Umstehen¬ den, sie möchten ihren Leichnam zur Sühne für die vielen Sünden, die sie begangen hätte, nicht in geweihter Erde be¬ graben, sondern an jener Stelle, wohin ihn ein Paar Ochsen, die man vor den Leichenwagen zu spannen hätte, aus eigenem Antriebe hinziehen würden. Man willfahrte dem bescheidenen Wunsche der Sterbenden, spannte, als die Stunde der Bestattung herangekommen war, ein Paar Ochsen vor den Leichenwagen und ließ sie ruhig gewähren. Die Ochsen aber zogen den Wagen ohne jegliche Leitung oder Führung auf die Bergesspitze nächst Pribram 80 S^T S^D S^T SsD S^D S^T S^D S^D SsD S^D SsT S^T S^T S^D S^T SsD S^D ^rlVkÄUl VsT SsT SsD S^sD DsT S^sD S^sD S^sD SsD S^sT SsT S^sD SsD S^T S^T SsD SsT SsT und blieben endlich dort stehen. Lier nun wurde der Leichnam zur Erde bestattet. Da aber die Matrone heiligmäßig gelebt hatte, und da sich auf dieser Bergcsspihe von nun an manches zutrug, was das Volk nicht recht zu fassen ver¬ mochte, so daß es wunderbar und ungewöhnlich er¬ schien, so begann man diese Anhöhe einen Leiligen Berg zu nennen, ein Name, der in der Folgezeit diesem Orte auch verblieb. Die erste Marien-Kapcllc. Wie nun an diesen Ort die erste Kapelle kam, erzählt uns eine andere Überlieferung beiläufig folgendermaßen: Ein Ritter, Malo wetz mit Namen, sah sich auf einer Reise, die er in Begleitung einer kleinen Schar von Leuten machte, plötzlich von einer Übermacht von Raubgcsellen verfolgt. Sein Gesinde floh erschreckt von dannen. Der Lerr sah das kritische seiner Lage ein und an menschlicher Lilfc verzweifelnd, sprang er vom Roß, stürzte auf die Knie und machte ein schnelles Gelöbnis: er wolle, wenn er glücklich dieser Gefahr entrinne, dort am nahen Leiligen Berg eine Kapelle bauen. Sein Gelöbnis ward gnädig angenommen, denn die Verfolger, die haufenweise herankamen und so nahe an ihm vorbei¬ streiften, daß sie ihn fast mit den Länden fassen konnten, sahen ihn trotzdem nicht, und es war gerade so, als ob ihn eine gütige Macht gänzlich unsichtbar gemacht hätte. Tief erschüttert durch diese so große Gnade löste der Gerettete alsbald sein Gelöbnis ein und baute die versprochene Kapelle. Eine andere Sage, die beiläufig um dieselbe Zeit spielt, weiß zu berichten, daß die Pribramer Bürger einst, da ihre Stadt noch volkreicher war, sich zur Linrichtung der Verbrecher einen geeigneten Platz ersahen, und sich dazu gerade den Leidigen Berg auserkoren hatten. Aber sonderbarerweise fanden sie alles Baumateriale, das sie zu diesen! Zwecke auf den Gipfel hinaufgeschleppt hatten, über Nacht vertragen, und zwar auf eine andere etwas entfernte Anhöhe. Da sich dieser geheimnisvolle nächtliche Vorgang noch zu mehrcrcnmalcn wiederholte, stand man von dem gefaßten Vorhaben ab und ließ den „Leiligen Berg" wie er früher war. Schon damals, als Ritter Malowetz seine Kapelle erbaut hatte, begann der Zuzug der Leute zu dieser Stätte des Ge¬ betes. Aber eine Bedeutung als Wallfahrtsort erlangte dieser Bcrgesgipfel eigentlich erst hundert Zahre später, nachdem nämlich das gegenwärtig noch verehrte Bild in die erwähnte Kapelle gebracht worden war. ürsprung des Gnaden bilde s. Im 14. Jahrhunderte hatte den erz b is ch ö fli ch en Stuhl zu Prag ein sehr frommer, ja im Rufe der Leiligkcit stehender Mann, namens Ernst v o n P a rdubitz, inne. Dieser Erzbischof ist eine vollkommen historische, durch¬ aus nicht sagenhafte Person; er starb im Jahre 1364, ja es existiert bis heute noch ein von ihm verfaßtes Werk. Dieser war es nun, der das heutige Gnadenbild an¬ fertigen ließ, oder wie man vielfach annimmt, es mit eigener Land aus Birnbaum Holz schnitzte. Wie er dazu kam, diese Statue zu schnitzen, das erzählt er in einer ürkunde, die er kurz vor seinem Tode, gleichsam als sein geistliches Testament, niedcrschrieb. Es heißt darin unter anderem: „Alle, die die gegenwärtige Schrift lesen oder von ihr hören werden, mögen wissen, daß ich, Arnestus (Ernst), der heiligen Prager Kirche erster Erzbischof, unter den Sündern der größte, — nicht während der Nacht, sondern am Tage, nicht allein und im Verborgenen, nicht schlaftrunken oder geistesabwesend, sondern wachend folgendes Wunder erlebt habe . . ." ünd nun berichtet er beiläufig folgendes: Einst, da er noch Student war, wohnte er mitten unter seinen Ge¬ nossen in der Kirche zu Glatz der Vesper bei; wie zufällig richtete er seinen Blick auf das Marienbild ober dem Altäre, und sah ganz deutlich, wie die allerseligste Jungfrau ihr Laupt unwillig von ihm abwcndete. Vor Schreck kam er fast von Sinnen, sah dann noch einmal hin, und konnte nur den rück¬ wärtigen Teil des Kopfes wahrnchmen: die allerseligste Jung¬ frau hatte sich also ganz und gar von ihm abgewendet. Da erschauderte er vor sich selber und begann traurig und tief¬ betrübt immer wieder zu bitten: „Liebe, himmlische Mutter, o wende doch dein Angesicht wieder zu mir!" Wirklich begann nach einer Weile die Statue über dem Altäre ihren Kopf wieder langsam zu ihm zu wenden, so daß sie wieder genau so war wie früher; jedoch blieb ein deutlich erkennbarer Zug der ünzufriedenheit in ihrem Antlitze zurück. — Diese gnaden¬ reiche Mahnung zu einem frommeren Leben wagte der Student damals niemand zu offenbaren; er schämte sich näm¬ lich, auf solche Weise eingestehen zu müssen, daß sein junges Leben ernstliche Makel an sich trage. Erst auf seinem Sterbebette machte er das auffallende Ereignis kund und schloß den Bericht mit folgenden Worten : „Ich will, daß Vorstehendes in der Kirche zu Prag und in allen übrigen Gotteshäusern und in den Versammlungen der Ordensgeistlichen und der Weltpriester dem Klerus und dem Volke verkündigt werde, damit alle deutlich erkennen, daß die heilige Maria eine Erbarmerin aller jener Sünder ist, die sich ihrer Milde aufrichtigen Lcrzens empfehlen.. . Geschrieben von mir, Arnestus, der heiligen Prager Kirche unwürdigem Erz¬ bischof, mittels meiner sündigen Lände." Während aber der Student, wie wir soeben vernommen, den beschämenden Vorgang tief m seines Lerzens Schrein verwahrt hatte, und niemand davon etwas sagte, hatte das Vorkommnis auf sein eigenes Seelenleben einen ganz gewaltigen Eindruck gemacht. Mit geheimnisvoller Kraft zog ihn die Wunderstatue an und er fand nicht eher Ruhe, als bis er sich eine getreue Kopie davon anfertigen ließ oder vielmehr mit eigenen Länden schnitzte. Wann diese Kopie «»gefertigt wurde, wie alt und wo damals der ehemalige Student war, ist unbekannt. Aber das eine ist sicher, daß der nachmalige Erzbischof diese Kopie in hohen Ehren hielt und sic immer so viel als möglich bei sich hatte. So stand das Bild zuerst in dem erzbischöflichen Lause zu P ra g, wurde aber dann nach P r i b r a m gebracht, weil dort ein Schloß als Eigentum den Prager Erzbischöfen zu- Mariazell (Steiermark), das Innere der Gnadenkirche. (Seite 82.) Phot. I. Kuß, Mariazell. 2 Phot. I. Kuß, Mariazell. Gnadenbild von Mariazell. Hofphot. A. Adolph, Passau. Gnadenbild von Altötting. (Seite 11.) Beide Bilder V-> der wirklichen Größe. Das Altöttinger Bild nach einer Aufnahme vor det Renovierung lanu» lgi2>. SfD GfD SfD SfD SfT SfT SfD SfT SfD SfD SfD SsD SfD SfT SfD SfT SfD Pribram EfT SfT SfD SfD CfT SfT SfD SfT SfT EfD SfD SfD SfT SfD SfD SfD SfT 8 1 gehörte. Noch heute zeigte man in diesem ehemaligen Schlosse ft. k. Bergakademie) eine Nische, in der das Gnadenbild eine zeitlang seinen Platz gefunden hatte. Nach dem Tode das frommen Gottesmannes wurde das Bild wegen der hercinbrechenden hussitischen Stürme von dem Schlosse weggetragen und fand in der Pfarrkirche ein Plätzchen. Aber auch dort war seines Bleibens nicht für immer, denn die Hussitengefahr gestaltete sich immer drohender und es fanden sich auch in der Stadt Pribram selber An¬ hänger dieser neuen Sekte; und so mußte das Bild, das da¬ mals schon als Gnadenbild verehrt wurde, in die Johanne s- k i r che wandern. Diese Kirche aber wurde mit der Zeit bau¬ fällig, endlich kam ein großer Brand dazu und so mußten sich die Pribramer Bürger einen anderen Ort für das Bild Im Jahre l6Zl brach das kaiserliche Leer in Pri- bram ein und benützte unter anderem die Marien-Kapelle auf dem Berge droben als Pfcrdestall. Außerdem nahmen die Soldaten alles, was aus Holz war, aus der Kapelle weg und schürten damit ein großes Feuer an. Merkwürdigerweise fiel es aber keinem von ihnen ein, die hölzerne Statue auch nur anzurühren. Das erste große Wunder. (1632.) Hundert Jahre der stillen Verehrung gingen für den neuen, noch wenig bekannten Wallfahrtsort dahin. Da gefiel es der ewigen Weisheit, diesen Berg durch ein auffallendes Wunderzeichen weithin bekanntzumachen. Es war dies die erwählen. Da erfüllte sich das Wort der Schrift: „Maria aber machte sich in jenen Tagen auf und ging eilends auf das Gebirge" (Lukas 1, 39.), — man beschloß nämlich, die Statue auf den Heiligen Berg zu bringen. Ereig wisse bis zum Jahre 1632. Seit der Übertragung des Bildes auf den Heiligen Berg begann sich diese Stätte mehr und mehr zu einem Wall¬ fahrtsorte zri entwickeln. Außer den zahlreichen Bergleuten kamen be¬ sonders auch die Mütter mit ihren kleinen Kindern herbei, um sich dort unter den Schutz Mariens zu stellen. Auch das verdient der Erwähnung, daß oft ganze Scharen von Kindern zum Berge hinaufzogen, sich dort die Statue von dem kleinen Altäre der immer offenen Kapelle hcruntcrnahmen, selbe mit Blumen reich bekränzten, sie in Prozession auf dem Berge herumtrugen und ein¬ ander zum Küssen reichten. Auch Ein¬ siedler hielten sich zeitweise daselbst auf und übemahmen freiwillig die Obsorge der heiligen Kapelle. Pribram, Gnadenstatue. Heilung des blinden Bettlers Johannes Prohaska. Dieser Mann war aus N i m b u r g gebürtig und hielt sich späterhin viele Jahre in der Landeshauptstadt Prag auf. Da er ungefähr 47 Jahre alt geworden, erblindete er gänzlich, ward vollkommen erwerbsunfähig und fristete von da ab sein Leben durch Bettelei. An der Karlsbrücke zu Prag war sein gewöhnlicher Standplatz. Dreizehn Jahre der Blindheit waren dahingcgangen. Prohaska war ein Greis von sechzig Jahren geworden. Das rechte Auge fehlte ihm gänzlich; auf dem linken war er vollkommen blind. Ein armseliges Leben! Da sah er einst im Traume einen heiligen Mann, der ihm wundersame Weisung erteilte: „Geh' hin auf den Heiligen Berg, bewache dort das Heiligtum der Muttergottes und du wirst dein Augenlicht wieder erhalten!" „Träume sind Schäume!" — so sprach verachtend und ungläubig Elisabeth, das Eheweib des Bettelmannes. Aber Als im Jahre 1618 der Dreißigjährige Krieg begann, der gerade in Böhmen seinen Anfang nahm, hatte ein Bürger von Pribram, Kloboucnik mit Namen, ein Traumgesicht, in welchem ihn ein Bote Gottes mahnte, das heilige Bild in Sicherheit zu bringen. Er tat cs, holte das Bild aus der Kapelle herunter und hielt es zwei Jahre lang in seinem Wohnhausc verborgen. Als dann das Jahr 1620 den glänzenden Sieg der Katholiken über die Protestanten (am Weißen Berge) brachte, und die Macht her Irrlehre gebrochen war, trug cs der treue Hüter wieder auf seinen ehemaligen Platz zurück. Dasselbe Jahr 1620 ist für den Heiligen Berg auch injoferne ein wichtiges und bedeutsames, als damals die erste geschlossene Prozession zur heiligen Kapelle empor- gesührt wurde. der strahlend schöne heilige Mann, den er im Traume geschaut, ging dem armen Blinden nimmer aus dem Sinne und nur der eine Wunsch beseelte ihn: auf den Heiligen Berg zu kommen und dort zu bleiben. Aber wer sollte ihn führen? In seiner Not und Ver¬ lassenheit gedachte er eines noch gar zarten, erst acht Jahre alten Knaben aus seiner Verwandtschaft. Den beredete er, daß er ihm Führer und Leiter sei. And der Knabe tat's. So kam Prohaska nach Pribram, wo er sich zunächst auf Anraten der Leute an jenen uns schon bekannten Paul Klo¬ boucnik wandte. Wirklich ward ihm durch dessen Vermittlung die Möglichkeit geboten, nicht nur ständig auf dein Hei¬ ligen Berge zu bleiben, sondern auch die eben frei gewordene Einsiedelei dortselbst zu beziehen. Mit großem Eifer und unterstützt von dem Knaben machte sich der neue Ein- Des Österreichers Wallfahrtsorte 6 82 SsD SfD SsD SfD SsD S^D sss S^D Sss SsD SfD SsT SsT Sss Sss SsD SfT Pribram SsT Sss Ess SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsT SsD SsD SsD SfD SsT siedler daran, die vernachlässigte Kapelle soweit in Ordnung zu bringen, als er dies eben vermochte. Er war noch nicht lange da, als sein Traum in Er¬ füllung ging. Es war am 14. Juni des Jahres 1632, als er die Nacht durchwachte, um sich und sein Anliegen der Gnade Gottes inbrünstig zu empfehlen. Zugleich legte er das bindende Gelöbnis ab, er »volle im Erhörungssalle nimmer¬ mehr von dieser Stätte weichen, sondern hier verbleiben bis zum Tode. — Den andachtsvollen Beter überkam darnach ein tiefer Schlaf, und als er erwachte — hatte sich ein merk¬ würdiges Wunder an ihm zugetragen: sein linkes Auge hatte seine Sehkraft wieder erlangt. Das war ein Tag der Freude, wie er ihn bisher noch nicht erlebt hatte — das war zugleich ein bedeutungsvoller Tag für den aufstrebenden Wallfahrtsort, denn der Ruf dieses Wunders verbreitete sich im ganzen Königreiche Marienbrunnen auf dem Lciligen Berg. Böhmen. Sieben Jahre durfte dieser lebendige Zeuge der All¬ macht Gottes und der Gnade Ma¬ riens noch hier auf Erden weilen. Dann ward er abgcrufen, um im Jenseits für ewig denjenigen zu schauen, der ihn hicnieden schon so sehr begnadet hatte. Seine sterb¬ lichen Überreste wuroen in der Kapelle zur Erde bestattet- Der Marien-Brunnen. Demselben hochbegnadeten Manne verdankt der Heilige Berg auch die Entstehung des Marien-Brunncns. Wenigstens schreibt man die Auffindung dieser Quelle dem inständigen Bittgebete dieses Bettlers zu. In der ersten Zeit war er nämlich gezwungen, alles Wasser, was er benötigte, unten in der Stadt zu holen und es den langen Weg hinaufzu- tragcn, eine Arbeit, die dem schon bejahrten Manne sicherlich nicht leicht wurde. Da wandte er sich denn in kindlich vertrauendem Gebete an seine große Wohltäterin im Himmel, sie möge ihm helfen, ihm und vielen andern auch noch, und möge hier am Berge eine Quelle eröffnen. Hoffnungsfroh machte er sich dann auf die Suche. And siehe da, was er begehrte, ward ihm gegeben; ganz nahe vom Heiligtume entfernt, fand sich das erwünschte Wässerlein. Es ward ein Gnaden¬ brunn en; bis heute noch plätschern seine Wasser und bis heute noch trinken die Waller voll Vertrauen und Ehrfurcht aus ihm. And die Heiligenberger Annalen haben eine Reihe von Heilungen ausgezeichnet, die durch den Gebrauch dieses Wassers zustande kamen. Merkwürdige Erscheinungen am Gnadenbilde. Mit dem Eintreffen Prohaskas, den ja die waltende Vorsehung Gottes selber gerufen, schien eine Zeit besonderer Wundertaten zu beginnen, die vom Heiligen Berge, wie von einem Zentralpunkte, ausgingen und allerwärts Segen ver¬ breit eten. So war die neuentdeckte Marienquelle in Wirklichkeit nur ein Symbol und Vorbild einer viel besseren Gnadenquelle, die gleichzeitig dort am Berge ihren Ur¬ sprung nahm. Lind wenn man sinnend Zeit und Ort dieser Gnaden überdenkt, so scheint es keine gewaltsame, unpassende Verknüpfung von Tatsachen zu sein, wenn man sagt: Als über Böhmens Gefilde die ärgste und längste Kriegs¬ zeit hereinbrach, die dieses Land überhaupt je durchzumachen hatte (nämlich der Dreißigjährige Krieg), da ließ die Trösterin der Betrübten im Herzen Böhmens (Pribram liegt ja fast genau in der Mitte des Königreiches) den Hellen Morgen¬ stern ihrer Gnade auflcuchten: sie schenkte den größten, berühmtesten Wunderort, den Böhmens Lande je geschaut! Doch wir wollen Tatsachen erzählen. Jener Prohaska behauptete zu Wiederholtenmalen, daß das Gnadenbild sonder¬ barerweise gar oft seine Züge verändere. Im Ver¬ laufe der Zeiten ward dieses merkwürdige Vorkommnis von vielen anderen Leuten gleichfalls gesehen und bezeugt. Nektins tot-krankes Kind. Mit dieser Veränderung der Züge hängt noch folgende Tatsache zusammen. Als der königliche Rat Nektin von Prag in seiner Verzweiflung über die Schmerzen seiner tot- kranken Tochter fortreiste, um ihren entsetzlichen Jammer »richt mehr ansehen zu müssen, kam er auch nach Pribram. In die Gaststube, in der er weilte, trat da geschmückt und freude¬ strahlend soeben die Tochter des Wirtes herein. Lebhaft be¬ gann sie ihrem Vater zu erzählen, daß sie gerade das hohe Glück genossen habe, mit eigenen Augen am Heiligen Berge droben die Änderungen im Antlitze der Gnaden st atue gesehen zu haben. Nektin horchte auf. Die ihm völlig neue Sache inter¬ essierte ihn lebhaft; er gedachte seines sterbendes Kindes; er gedachte der Güte Gottes, die ihn, wer weiß vielleicht ab¬ sichtlich gerade hierher geleitet hatte. „Ich muß hinauf! Ich muß das sehen!" Das war sein rascher Entschluß. Lind er ritt empor zur gerühmten Höhe des Berges. Droben bezeugten ihm mehrere mit freudiger Stimme das Wunder des heutigen Tages. Da trat er er¬ schüttert in das Heiligtum. Vor dem schlichten Bilde kni een d, empfahl er in stürmischem Gebete der mächtigen Himmelshelferin seine totkranke, liebe Grete. Die Worte ent¬ strömten der Hcrzenstiefe und stiegen hinauf bis zum Throne der Gebenedeiten und fanden gnädige Gewähr. Wie heißt es doch im Evangelium: Lind da er hinabging, begegneten ihm seine Knechte, verkündeten ihm und §ss sss Ess Ess sss Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs sss Ess sss Pribram Efs sfs sss Ess sss Ess sss sfs Ess sss sss sss sss sfs sss sfs ssD 83 sagten, daß sein Sohn lebe. Da erkannte der Vater, daß es um dieselbe Stunde war, da Jesus zu ihm gesagt hatte: dein Sohn lebt! (Ioh. 4, 51. 52.) — Diese herrliche Evangelium- szene fand hier beim Heiligen Berge ihren lieblichen Wider¬ hall. Am nächsten Tage trafen nämlich Eilboten seiner Frau ein, die ihm fagen ließen, daß um diese und jene Stunde sein Töchterlein plötzlich gesundet wäre. And siehe da, es war d i e Stunde, da er beim Heiligtum Mariens betend vor dem Gnadenbilde kniete! Der glückliche Vater, den diese Kunde erst ereilte, da er die Gnadenstätte bereits wieder verlassen hatte, kehrte alsogleich zurück und dankte in glühenden Worten Gewissenhaftigkeit und seltener Pünktlichkeit nach. Daß die Gottesmutter wirklich ihr Antlitz verwandelt habe, beteuerte er fei erlich st bis zu seinem letzten Atemzuge. Derartige Veränderungen im Angesichte des Gnaden- bildes finden wir in vielen Beschreibungen des Heiligen Berges erwähnt. Selbst in neuester Zeit wollen nicht wenige diese Wahrnehmung gemacht haben, Gebildete wie Angebildetc. Doch wurden unseres Wissens diese sonderbaren Vor¬ gänge vonscite der Kirchenbchörde nicht untersucht und geprüft. Das heilige Bild vergraben. (1639.) und köstlichen Taten: er ließ die bisher noch gar- einfache Kapelle mit allergrößter Freigebigkeit schmücken Mehr als zwanzig Jahre hatte der unglückselige, ver¬ hängnisvolle Krieg schon angedauert, und in immer neue und zieren und war bis zu seinem Tode ein Schrecken jagten jene nordischen Wölfe iloslyM der treuer Verehrer und Vorkämpfer jenes Heiligen Berges, ihm und seinem Kinde wahrhaftig zum Berge der Gnade ge- worden war. bckschilMbmmi.MgemchMbram W» ' slsvou ockvsrtzi MM (umeM imlqnM KMW! ooiiPgq wiMaffMMDery )mülkPbmchl!M die Schweden, die arme verhetzte Landbevölkerung. So war es auch im Jahre 1639, als der schwedische Kricgs- obere Banner tics ins Böhmcr- land drang. Damals Listorisches Wandgemälde in den Ambiten anr Heiligen Berge. Phot. Forst, Pnbram. Maria, die Retterin der Seele. Rat Nektin hatte einen Freund; es war ein hoher Adeliger und einer der angesehensten Männer im Königreiche. Allein schon seit zwölf Jahren war dieser vornehme Herr nicht mehr zu den heiligen Sakramenten gegangen, und vor der Beichte hatte er eine förmliche Scheu. Am das Seelen¬ heil des einzigen Freundes ängstlich besorgt, ließ Herr Beneda von Nektin nicht nach mit Bitten und Ermahnungen, bis jener ihm versprach, in seiner Begleitung den HeiligenBerg zu besteigen. Kaum betraten sie die heilige Kapelle, da erfaßte es den großen Sünder plötzlich mit übernatürlicher Gewalt; denn er bemerkte zu seinem nicht geringen Erstaunen und Erschrecken, daß das heilige Bild seinAngesicht veränderte. Tiefe Reue beschlich ihn, und es schmerzte ihn unsagbar, bislang ein so eitles und gottloses Leben geführt zu haben. Es zog ihn mit Allgewalt zum Beichtstühle, um seine Sünden zu bekennen. Bis zu seinem Tode kam er dann seinen religiösen Pflichten mit größter wohnte in der schlichten Einsicdlcrzelle nebst der Kapelle ein gewisser Johann Havranek aus Kuttenberg. Dem ging die Gefahr, die dem Gnadenbilde vonseiten der rohen Kriegshorden drohte, so sehr zu Herzen, daß er sich entschloß, es um jeden Preis zu retten. Er packte die Statue möglichst sorgsam in eine Kiste ein, und vergrub diese Kiste an einem abgelegenen Orte. Was sonst an Kostbarkeiten vor¬ handen war, übergab er verläßlichen Leuten und flüchtete schließlich selbst nach Nepomuk. Erst nachdem ihn die Muttergottes im Traume versichert hatte, daß jetzt dem Gnadenbildc keineGcfahr mehr drohe, kehrte er wieder auf den Heiligen Berg zurück, grub sein verehrtes Kleinod aus und stellte cs wieder in der Marien-Kapellc auf. Die ?. ?. Jesuiten übernehmen die Wall¬ fahrtsseelsorge. (1647). Wohl hatte der Heilige Berg nun schon eine große Berühmtheit erlangt und das Vertrauen des Volkes zur 6» 84 Ess sss sfs sfs sss sss sss Ess sss SfT Sfs sfs sfs sfs sfs Pribram sfs sjs sfs sss sjs sfs sfs sfs sfs sfs Ess sfs Sfs sfs sfs sfs Sfs Sfs Wundcrstatue nahm von Jahr zu Jahr zu. Aber die Ma- rienkapelle war denn doch nur eine bescheidene, einsame Wald¬ stätte. Kein Priester harrte dort der ankommenden Pilger um sie im heiligen Bußsakramente mit Gott zu versöhnen und dann den Versöhnten das Brot der Engel als heiligstes Siegel der neuerlangten Gotteshuld zu reichen. Keine Glocke rief vom Turme zu Messe und Predigt, zu Segen und lieblicher Andacht. Immer stärker, immer gebieterischer ward der Ruf: „Gebt uns Priester!" And der Herr hörte den Notschrei des Volkes. Nach längeren vorausgegangenen Verhandlungen zogen nämlich am Bartholomäustage des Jahres 1647 die ersten Iesuitenpatres zur Bergeshöhe empor, um dort eine neue Ordensniedcrlassung zu begründen. Schon im allernächsten Jahre (1648) mußten sie dem Gnadenbildc wichtige Dienste leisten, indem sie es vor der verehren und zu bewachen. Fünf Monate lang, vom 26. Juli bis zum Dezember, barg sich das Gnadenbild in diesen Wäldern. Fügen wir hier, der Geschichte weit vorgreifend, die Er¬ wähnung einer viel späteren — und gebe Gott: der letzten — Flucht des Gnadenbildes an. Es war dies im österreichisch-preußischen Kriege im Jahre 1866. Da nämlich der Feind bis Prag vorgedrungcn war und bereits auch in der Am- gebung von Pribram sichtbar wurde, trugen zwei Redemptoristen das wundertätige Bild nach Smolotel bei Makowa. Doch am (zweiten Tage schon, da die Nachricht eintraf, der Waffenstillstand sei geschloffen und für den Heiligen Berg sei nichts zu befürchten, kehrte man mit der Gnadenstatue zurück. Starker Aufschwung des Wallfahrtsortes unter den ?. ?. Jesuiten. Es tut einem förm¬ lich wohl, die herrlichen Berichte über die umfassende und reichgesegnete Wirk¬ samkeit der Patres Jesuiten zu lesen. Die Zahl der Kom¬ munikanten schnellte zu einer ansehnlichen Höhe empor. Als die neuen Priester ankamcn, zählten sie im ersten Jahre 275 Kommunionen; dreizehn Jahre später waren es schon mehr als 16.000, und nach weiteren 20 Jahren 94.000. Historisches Wandgemälde in den Ambiten am Heiligen Berge Kaiser Leopold I. betet vor dem Gnadenbilde. In ziemlich rascher Aufeinanderfolge erschienen abermals drohenden Schwedengefahr erretteten. Damals nahm ?. Bernhard Herrmann am 23. Juli einen Teil des Heiligenberger Schatzes und flüchtete damit nach Prag, wo er aber leider nach der Einnahme der Klein¬ seite dennoch in die Hände der Schweden fiel. Ein anderer Priester nun, ?. Johann Jnstitoris, gleichfalls aus der Gesellschaft Jesu, rettete die noch übrigen wertvolleren Gegenstände, darunter auch die Gnadenstatuc, am 26. Juli nach Pribram in das Äaus des Ritters Sigismund M e s l c e k. Als jedoch später auch in Pribram keine Sicherheit für das Gnadcnbild war, trug derselbe Priester das Muttergottesbild nebst den anderen Weihgcgenständcn auf seinen eigenen Schultern in die zwischen den Ortschaften Obccnic und St. Benigna gelegenen dichten Wälder. Eine große Menschenmenge aus Pribram und der Amgebung begleitete den treuen Hüter des Gnaden¬ bildes in die Wildnis, um da die Mutter Gottes zu jetzt Hefte und Bücher über den Heiligen Berg. Der Gottesdienst wurde feierlichst abgehalten, Chorknaben wurden angestellt, die gewisse rührend schöne Manen- Hymnen abzusingen hatten; diese Einführung hat sich vorzüglich bewährt, so daß das Institut der Chorknaben noch heute besteht. Bald wurde der Bau der Kirche oder eigent¬ lich die Erweiterung der Kapelle in Angriff genommen. Das Jahr 1658 brachte die neue Wallfahrts st i e g e, die den Pilgern bei Regen und Sturm erwünschten Schutz gewährte. Immer zahlreicher kamen die Prozessionen, immer weiter verbreitete sich der Ruf dieses Heiligtums im ganzen Böhmerlande; und in verhältnismäßig kurzer Zeit hatte der Heilige Berg unter der zielbewußten und systematischen Leitung des hochverdienten Jesuitenordens den Ruhm er¬ langt, der erste aller tschechischen Wallfahrts¬ orte zu sein. SsT SsD SsT SsT SfT SsT SsD SsD SsT SsD SsD SsT SsD SfT SsD SsD SsD SsD Pribram Sfs Sfs Sfs Sfs Sfs SfD Sfs Sfs Sfs SsD Sfs SsD sss Sfs Sfs Sfs sfs 85 Die feierliche Krönung. (1732). Der Eifer der ?. ?. Jesuiten war es, der diesem da¬ mals schon hochverehrten Bilde die Ehrung einer feierlichen, vom vatikanischen Kapitel bewilligten Krönung verschaffte. Zwei Kronen mit vielen Edelsteinen und Perlen besetzt kamen von der Hauptstadt des christlichen Reiches, von Rom nach Prag, dazu bestimmt, fortan als ehrende Zier die beiden Häupter des Heiligenberger Gnadcnbildes (das Haupt des Iesukindes und das Haupt seiner gebenedeiten Mutter) zu schmücken. Bischofshand sollte diese höchste aller irdischen Ehren dem berühmten Bilde angedeihen lassen. Ein einziger, allzuflüchtiger Tag schien für solche Freudenfeste allzu kurz sein. Darum sollte der Glanz der hehren Feierlichkeit durch volle acht Tage Pnbrams Be¬ wohner und die zahlreich her- Als sie im Jahre 1747 den h un d ert st e n J a hr c s- t a g ihres Einzuges festlich begingen, da ahnten sie wohl das Anheil nicht, das über ihrer Zukunft schwebte. Noch trugen sie sich mit großen Plänen. Durch ihre Bemühung erhielt das Leiligtum den wertgeschätzten silbernen Hochaltar, und wenn man sie weiter am Heiligen Berge belassen hätte, so sollte — sie hatten es vor — in Kürze das Heiligtum ganz neu und prächtig hcrgcstellt den Ruhm Mariens mit neuem Glanze verkünden. Doch der Mensch denkt, und Gott lenkt. Im Trauerjahre 1773 ward von Rom aus der segens¬ reich wirkende Orden als aufgehoben erklärt. Der Dechant von Pribram, Anger mit Namen, sollte vorläufig das Erbe der scheidenden neun Patres übernehmen, er sollte fürder der Verwalter des Heiligen Berges sein. Mit beigeeilten Gäste erfreuen. Am 22. Juli 1732 erfolgte die heilige Handlung. Die Bürgerschaft der altberühmten Silberstadt tat alles Mögliche, um das seltene Fest mit Prunk zu begehen, und es war einer der Glanzpunkte des Festes, als am Nachmittage unter großartigem Zulaufe des Volkes das Weihegeschenk der Stadt hcrbeigebracht wurde: eine Wachs¬ kerze, die nicht weniger als 140 Pfund wog. Sech¬ zehntausend Kommunikanten waren in der Festoktave beim Tische des Herrn zu zählen. Noch bis heute klingt der Jubel dieses Hochfestes nach, wenn sich nämlich am Historisches Wandgemälde in den Ambiten am Heiligen Berge: Die Jesuiten übernehmen die Obsorge für das Heiligtum. Phot. Forst, Pribram. Jahrestage dieser Krönung aus nah und fern zahl¬ reiche Pilger zum Heiligen Berge drängen. Man zählHa dreißig- bis fünfzigtausend Wallfahrer. Da wird dann das hochverehrte Bild nach Absingung des Amtes von etwa 40 Priestern, die sämtlich in Meßgewänder gekleidet sind, abwechselnd in den Ambiten herumgetragen, während Glockenklang und Orgelton erschallen und der brausende Chor der Menschenstimmen der heiligen Gottesgebärerin fröhliche Huldigung darbringt. Die Jesuiten verlassen denH eiligen Berg. (1773.) Wie anders war der frohe Tag, da einst des hl. Igna¬ tius Söhne (man nennt sie die Gesellschaft Jesu oder kürzer Jesuiten) arbeitsfroh zum erstenmalc am Heiligen Berge standen, und wie anders jener, da sie nach 126 Jahren eifervollen Wirkens, mit dem Pilgerstabe in der Hand ins Weite zogen, verjagt, verbannt, vertrieben von geliebter Stätte, für die sie so viel getan. Wehmut beschreibt er in der Chronik diesen Tag des Jammers und der Trauer. Er selber, der neue Hüter, kniete vor dem Superior hin, sich seinen Segen zu erbitten zum Werke, zu dem er sich selber zu schwach fühlte. Beim Abschiede der Jesuiten trauerten alle, denen die Heiligenberger Muttergottes lieb und teuer war. Arm an zeitlichen Gütern waren die Patres vor mehr als hundert Jahren auf den Heiligberg gekommen, a r m an zeitlichen Gütern zogen sie jetzt bis auf einige wenige wieder hinaus in die weite Welt, das Brevier unter dem Arm, Gott im Herzen. Die wenigen, welche" zurückblieben, wurden dem Dechanten von Pribram unterstellt und versahen nach wie vor den Dienst im Heiligtum. Die Wut der Feinde der Kirche hatte den Jesuitenorden, diese Säule der Kirche, nach gewaltigem Ringen und Kämpfen endlich unterdrückt, doch Gott sei Dank, nur für kurze Zeit. Denn schon nach wenigen Jahrzehnten wurde der zum Tode verurteilte Orden von derselben Stimme, die ihn einst zur Vernichtung bestimmt 86 SsD SfD SsT SsD SsT SsD SsT VsD SsT SsD SfT SfD SfD SfS SsD SfT SfD PribraM S^D SsD SsT S^D S^D SsT S^T SsD SsT S^D S^T SsD S^T SsT S^D SsD VsD Sse) hatte — von des Papstes Stimme — zu neuem Leben aus dem Grabe hervorgerufen. Lind mit verjüngter Kraft steht er heute da — dem Glaubenshorte zur Wehr — der Kirche zur Ehr' — den Gläubigen zur Lehr'. — „Heil den wackeren Söhnen des großen Ordensstifters Ignatius!" Insel und Hirt en st ab. Dechant Anger war bloß vorläufiger Verwalter des Heiligtums und schon nach wenigen Monaten ward cnd- giltiger Wandel geschaffen. Am 17. November 1773 zog ein Theatiner Ordenspriester, seiner weltlichen Ge¬ burt nach ein Graf, als Propst zur Höhe des Heiligen Berges. Nach einigen Jahren wurden ihm vier Welt¬ priester als Helfer und Kooperatoren beigcstellt. Lind wieder nach einigen Jahren (1796) wurde das Heiligtum Mariens zur ständigen Propstci ernannt, rind zwar mit der Befugnis, daß der jeweilige Propst die bischöflichen In¬ signien, also Insel und Hirtcnstab, gebrauchen dürfe. Achtundachtzig Jahre war die den Heiligenberger Pröpsten von Gottes Vorsehung beigemeffene Zeit. Über ihre Wirksamkeit ist nicht viel ausgeschrieben worden. Wir müssen aber bedenken, daß eben diese Zeit mit dem Tief¬ stände des ganzen Wallfahrtswesens in Öster¬ reich zusammenhängt. Ein Geschichtsschreiber des Heiligen Berges sagt wört¬ lich über diese Zeit: „Mit gutem Gewissen kann man von den Pröpsten sagen, daß sie sich um den Heiligen Berg kümmerten und ihr möglichstes taten, um ihn im guten Stande zu erhalten. Allein den Heiligen Berg so zu heben und ihn auf jener Höhe zu erhalten, wie es unter ihren Vor- Phot. Forst, Pribram. Die feierliche Krönung des Gnadcnbildes am Leiligen Berge. (Nach einem Gemälde in den Ambiten.) gängern, den ?. ?. Jesuiten, der Fall war, stand nicht in ihren Kräften." Auf d i ese s Art eil weisend, sagen wir den Denkenden die Worte der Schrift: Wer Ohren hat zu hören, der höre! (Markus 4, 23.) Die ?. ?. R e d e m p t o ri st e n. (Seit 1861.) Am die Mitte des vorigen Jahrhunderts fing lang¬ sam die schwerdrückende Nebelwolke des josefinischen Geistes zu weichen an und man begann wieder verlangender nach der Sonne Gottes zu schauen. And so regte sich auch für den Heiligen Berg das vielseitige Begehren, tüchtige, leistungs¬ fähig e K r ä ft e für diesen so wichtigen Posten heranzuziehen. And so erging an den aufstrebenden Redemptoristenorden der einladende Ruf: „Gehet auch ihr in meinen Weinberg!" And die Gerufenen gingen mit Freude. Äberaus viel haben die Söhne des hl. Alfonsus im Laufe der Jahrzehnte droben am Berge geleistet. Das größte, was sie getan, entzieht sich menschlichen Blicken und mensch¬ licher Schätzung: die unermüdliche Gnadenvermittlung an Hundcrttausende von trostbcdürftigen Pilgern. Aber auch nach außcnhin haben sie wacker gearbeitet und allen ihren Werken durch die gänzliche Renovierung des Heiligtums, durch die sich so vieles zum Besseren veränderte, die Krone aufgesetzt. Diese äußerliche Amgestaltung ward gleichzeitig die Veranlassung zur Erwerbung eines neuen Privilegiums: die Kirche am Heiligen Berge wurde nämlich bei dieser Gelegenheit von Rom aus zur Vusilicu minor ernannt (1905.) Es ist dies ein Ehrentitel für die Kirche, so daß sie durch ihn gleich¬ sam aus den übrigen Kirchen hervorgehoben und besonders ausgezeichnet wird. Deutsch übersetzt heißt das Wort Ba¬ silika eigentlich : Königskirche. Wir schließen diesen geschichtlichen Teil des berühmten böhmischen Gnadenortes mit dem herzlichen Wunsche, daß die segensreiche Tätigkeit der jetzigen, verdienstvollen Verwalter des Heiligtums noch dauern möge: „3 6 MUltU8 unnos!" („auf viele Jahre!") Gebetserhörungen. Die außerordentlichen Gnadenerweisungen, deren sich jährlich mehrere ereignen, werden, wenn sie wichtig sind, in die „Chronik des Heiligen Berges" ausgenommen und in böhmischen Zeitschriften veröffentlicht. Wir erzählen hier, dem Wallfahrtsbüchlein von Blat'äk folgend, einige der wichtigsten. Die Lebensbeichte. Im Jahre 1883, am 7. Juni, befand sich unter den Pilgern ein Greis, der seit seiner frühesten Jugend immer¬ fort in der Beichte Sünden verschwiegen und also sein Leben lang noch keine giltigc Beichte abgelegt hatte. Da er nun im Vereine mit anderen Wallfahrern am Heiligen Berge vor dem Gnadenbilde eifrig betete, glaubte er eine sehr deutlich wahrnehmbare Stimme zu vernehmen, die ihm zurief: „Gehe hin und beichte!" Doch die Mahnung erwies sich zu schwach; der in Sünden ergraute Mensch sfs sfs sss sfs Ess sfs Ess sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess Ess Pkibram Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess sss Ess Ess Ess 87 wagte es nicht, seine Bürde wegzulegen, sondern ging ohne Sakramentsempfang wieder heim. Aber die rufende Gnade ließ ihm fortab keine Ruhe. Immer wieder gedachte er des dringenden Rufes: „Gehe hin und beichte!" Doch daheim in seinem Pfarrorte getraute er sich nimmer. So schob er es denn ein volles Jahr auf, bis er endlich gerade nach Jahresfrist wieder auf der Löhe des Gnadenberges stand. Lier offenbarte er sich denn endlich mit Aufrichtigkeit dem Priester und kehrte dann heim, des Dankes und der Herzens¬ freude voll. Merkwürdige Befreiung vom Veitstänze. Der Bericht über die nun folgende Leitung wurde amtlich untersucht. Die Akten tragen nebst der Unter¬ schrift des Pfarrers Moritz Laifsak noch jene von sechs Zeugen und werden auf dem Heiligen Berge aufbewahrt. Karoline Wolf aus Fürstenhut bekam im Alter von elf Jahren den Veitstanz in so schwerer Form, daß sie dadurch auch die Sprache verlor. Ein Arzt aus Winterberg, der die Kranke dreimal besuchte, wußte sich mit der Krank¬ heit nicht zu helfen. Da das Übel schon mehrere Wochen an- gcdauert hatte, machten die betrübten Eltern in ihrer großen Not ein Gelöbnis, daß fortan alljährlich jemand aus der Fa¬ milie auf den Heiligen Berg pilgern werde, wenn Gott der Herr die Krankheit des Kindes beheben wollte. Gleich nach der Ablegung dieses Gelöbnisses machten sich die Eltern des Kindes auf, um ihre Bitte durch eine Wallfahrt zu unter¬ stützen. Die allerseligste Jungfrau erhörte das Gebet dieser Leute, denn siehe da, zur selben Zeit, als Vater und Mutter betend an der Gnaden st ätte weilten, fand die ferne Tochter ihre Sprache wieder. And als die beiden Waller am Samstage nach den Pfingstfeiertagen da¬ heim wieder ankamen, empfing sie zu ihrer allergrößten Freude das geheilte Kind mit dem Gruße: „Grüß euch Gott, Mutter und Vater!" Nachdem die sonderbare und so rasche Heilung durch ein volles Jahr standgehalten und kein Rückfall mehr vorgekommen war, ging die Mutter abermals aus den Heiligen Berg, um in Gegenwart der oberwähnten Zeugen diese Gnadenerweisung zu Protokoll zu geben. Heilung eines blinden Kindes. Am 2. Juni 1876 schickte der hochwürdige Herr Jo¬ hann Rajmann, Pfarrer in Nazabuditz, folgende Bestätigung „8ub licke 8ncsrckoiuii" („unter priesterlicher Treu") auf den Heiligen Berg: Als meine Mutter, Anna Hellcbrand, welche jetzt 76 Jahre alt ist, im Alter von sünf Viertel¬ jahren einmal in der Wiege weinte, versetzte ihr der Vater Franz Hellebrand, Grundbesitzer in Ludlitz, im leidenschaft¬ lichen Zorn einen derartigen Schlag ins Gesicht über die Augen, daß sie erblindete und fünf Vierteljahre blind war. Da sie von einem Arzte zum andern erfolglos getragen wurde, rieten die Taufpaten der betrübten Mutter, mit dem Kinde auf den Heiligen Berg zu fahren. Sie tat es und ließ eine heilige Messe für die Heilung des Kindes lesen. Ein Priester berührte hernach dieAugen der Kleinen mit dem Kleide des Gnadenbildes. Als man darauf das Kind mit sich in die hiesigen (Leiligenbcrger) Krämerbuden auf den Armen mitnahm, merkte man, wie die kleine Anna ihre Händchen nach den Wachsopfern ausstrecktc, die dort zum Verkaufe ausgelegt waren, daß sie also sehe! And in der Tat: von dieser Zeit an hatte meine Mutter die Augen ganz gesund. (Leiligenbcrger Jahrbücher.) Geheilte Epilepsie. Im Jahre 1887 kam Johann Zacek aus Pecirad auf den Heiligen Berg, um hier nicht bloß vor dem Gnaden¬ bilde seinen Dank auszusprechen, sondern auch, um den dor¬ tigen Priestern die Heilung einer Fallsucht mitzutcilen, von der seine Tochter nunmehr durch zwei Jahre völlig und rest¬ los befreit war. PNbram, die gedeckte Wallfahrtsstiege. Dieses arme Kind hatte im Alter von zehn Jahren die ersten Anfälle dieser tückischen Krankheit gehabt und wurde fortan durch sechs Jahre von dem Abel heimgesucht, derart, daß sie durchschnittlich alle drei Wochen den Anfall bekam und niederstürzte. Die heimischen Ärzte waren ratlos und empfahlen eine Überführung der Patientin in das Prager allgemeine Spital. Dies geschah denn auch, aber die Kranke wurde nach einiger Zeit als unheilbar zurückge¬ schickt. Späterhin versagten ihr die Ärzte des Lcimatsortes überhaupt jedwede Behandlung. Da rieten fromme Leute dem hartbedrängten Vater, er möge doch Zuflucht zu Anserer Lieben Frau am Heiligen Berge nehmen. Das tat er denn wirklich, pilgerte hin und ließ dort auf die gute Meinung um Genesung seines gequälten Kindes eine heilige Messe lesen. Merkwürdig! Von diesem Tage an war jede Spur der Fallsucht verschwunden! Mit Eid beglaubigt. Der nächste Fall brachte Gnade und Glück in eine Lehrerfamilie. Man sicht es dem Berichte auch sofort an, daß die begnadete Familie den gebildeteren Ständen an¬ gehört, die sich zu helfen wissen, ihre Dankespflicht nachdrück¬ lich abzustatten. Denn der Vater begnügte sich für diesen Fall n-cht mit einer protokollarischen Ausschreibung, sondern 88 SsD SsD SsD SsT SsD SsD S^D SsD SsD SsT S^T SfD DsD SsD SsD SsT SsT PrtbrtlM SsD SsT S^D SfT SsD SfD SsT SsD S^D SsD SsD SsD S^D SsD S^T <§sD SsD S^D wollte zur Ehre Gottes das, was er erlebt, durch feierlichen Eid- schwur bekräftigen. Wenzel VLehman, so hieß der betreffende Herr, war Anterlehrer an der k. k. Abungsschule zu Prag. Sein drei Mo¬ nate altes Kindlein wurde von den Fraisen befallen und kam durch andauernde Fraisenzustände in vierzehn Tagen so weit, daß es schon ganz blau und starr wurde, und wie tot aussah. In dieser höchsten Not sprachen Vater und Mutter vereint ein Gelöbnis aus: Wenn das Kind gesundete, so wollten sie es zur Gnadenstätte am Heiligen Berge tragen, und es dort gleichsam der Muttergottes dankend vorführen. Die Bitte ward sofort erhört. Das Kind lebte sichtlich auf und war binnen kürzester Frist vollkommen hergestellt. Ein stammelndes Kind. Nicht weit von Pribram entfernt wohnte in Dominika! Passek ein Nagelschmicd namens Johann Klein dienst, der am 6. Juni 1884 folgenden Fall zu Protokoll gab: Er hatte ein Söhnlein namens Johann, das schon beinahe vier Jahre zählte und dennoch mit Ausnahme einiger weniger Worte, die es aussprach, keinerlei Sprach¬ vermögen zeigte. Da versprach der betrübte Vater, er wolle zu Ehren der allcrseligsten Jungfrau auf den Heiligen Berg pilgern und dort sein Anliegen vorbringen, daß seinem armen stummen Kinde doch die Zunge gelöst werde. Im Falle der gnädigen Erhörung verpflichtete er sich, den Fall von der Geistlichkeit am Heiligen Berge aufschreiben zu lassen. Im Juni 1882 war es, als der Mann sein Ver¬ sprechen insoweit einlöste, daß er die Pilgerfahrt auf den Heiligen Berg unternahm. Kaum heimgekehrt, sollte er zu seiner größten Freude die Erfüllung seines Gebetes schauen: denn von diesem Tage an begann das Kind normal zu sprechen. Von Krücken befreit. Ein recht lieblicher, auffallender Vorfall, der allerdings schon etwas weiter zurückliegt, ist der nun folgende, der von Pfarrer Franck zu Bratonitz im Jahre 1871 am Heiligen Berge zu Protokoll gegeben wurde. Durch unvorsichtige Handhabung verbrühte sich Katharina Kosak aus Kysic den rechten Fuß derart, daß sie infolge dieser Verletzung fortab nur mehr mittels einer Krücke gehen konnte. Da dieser erbarmungswürdige Zustand schon zwei Jahre angedauert hatte, ohne daß es den Anschein hatte, als ob eine Besserung zu erwarten stehe, nahm sie wie so viele andere Leidende, ihre Zuflucht zur großen Wunder¬ täterin am Heiligen Berge und bat inständigst um ihre Hilfe. And als sie nun dortselbst verweilte, geschah das An¬ glaubliche: ihre gekrümmten Glieder streckten sich und sie fühlte sich zur selben Stunde gesund. Da nahm sie freudigen Herzens ihre Krücke, legte sie als Weihegabe an den Stufen des Gnadenaltares nieder und kehrte selig und froh in ihre Heimat zurück. Ein prophetischer Traum. Die Kranke wurde mit den heiligen Sterbesakra¬ menten versehen. An diesem für sie so wichtigen Tage hatte sie einen sonderbaren Traum. Es kam ihr vor, daß ihr Vater eine Wallfahrt auf den Heiligen Berg un¬ ternommen hätte. And da sie ihn daheim erwartete, konnte sie Plötzlich wieder im Zimmer auf- und abgehen, und den Heimkehrenden auf diese Art froh begrüßen. Den hoffnungs¬ frohen Traum erzählte sie ihren Angehörigen. Begreiflicher¬ weise griffen die schwer heimgesuchten Eltern mit Eifer nach dieser eigenartig gebotenen Gotteshilfe und gar bald war der Vater auf dem Wege zum Heiligen Berge. Dort betete er mit Inbrunst um Hilfe und Genesung. And da er heimwärts zog und die Schwelle seines Hauses überschritt, sah er seine Tochter über das Zimmer schreiten. Der Traum war er¬ füllt! Doch war die Kranke nicht vollkommen heil und gesund, es war nur eine Besserung gewesen, aber in wenigen Wochen war sie gänzlich hergestellt. Im Jahre 1886 gab der beglückte Vater bei der Dankwallsahrt auf den Heiligen Berg diesen Vorfall zu Protokoll und legte für die Wahrheit seiner Aussage gleich¬ zeitig einen Eid schwur ab. Das rettende Bildchen. Am 9. November 1878 fiel bei dem bosnischen Feldzuge Ferdinand Paldera von der Brücke, die zum Dampfschiffe führte, in die Save; es war Nacht und darum bemerkte niemand den Anfall. Der Anglückliche rief nun die seligste Jungfrau Maria vom Heiligen Berge an, deren Bildchen er im Portemonnaie hatte. And siehe, auf un¬ erklärliche Weise wurde in demselben Augenblicke auf dem Schiffe die Anzeige gemacht, daß jemand unter der Brücke mit dem Tode ringe. Der Verunglückte wurde alsbald herausgezogen und da doch alles, was er bei sich gehabt hatte, auch die Banknoten in seiner Brieftasche ganz durch¬ näßt waren, blieb nur das Bildchen der Gnade n- mutter vom HeiligenBergeganzalleintrocken, gleichsam zum Zeichen, daß die seligste Jungfrau selbst den Armen vom Tode errettet hatte. Der also Gerettete kam auch auf den Heiligen Berg, um der Muttergottes für die Rettung zu danken, und berichtete und bestätigte die ihm von der allerseligsten Jungfrau erwiesene Wohltat in Gegenwart seiner Frau und Tochter. Er war ein Telegraphenbeamter aus Prag. Als diese Begebenheit in dem Büchlein „Heiliger Berg" gedruckt erschien, wurde der Betreffende von der Re¬ daktion eines freisinnigen Blattes gefragt, ob dies, was von ihm im Berichte erzählt wird, wahr sei? Da öffnete er seine Brieftasche und zeigte denen, die gekommen waren, ihn zu fragen, jenes Bildchen und sprach: „Hier ist das Bildchen der Äeiligenberger Muttergottes, die mich vom Tode errettete!" Außer diesen Heilungen, die sämtlich dem oberwähnten Büchlein entnommen sind, liegt uns noch ein anderer hand¬ schriftlich an uns selbst gerichteter Brief vor. Wir lassen den Brief ziemlich wortgetreu folgen. Von der S krofu losis geheilt. Als sechsjähriger Knabe erkrankte ich an Skrofulose oder Halsdrüsen-Entzündung. Meine Mutter, eine Witwe, versuchte alle Mittel, aber es erwies sich alles als vergebens angewendet. Die Beulen, vom rechten Ohr bis zum linken einzige Kette von Geschwüren. Meine Mutter war in Verzweiflung, denn schon hatte das Abel lange Jahre angehalten und ich sollte schon im nächsten In der Nähe von Klattau war es, in dem Orte Vos- tretic, daß ein zwölfjähriges Mädchen namens Barbara Majer schwer darnicderlag. Sie litt an Typhus und mehreren Folgeerscheinungen und kam zusehends dem Grabe näher. Sie erkannte niemand mehr; ein Vierteljahr hatte die Krankheit im ganzen schon angedauert; in der letzten Zeit lag sie eine Woche hindurch ganz besinnunglos da. Die Doktoren waren ratlos und redeten sich dahin aus, daß das Abel nunmehr schon zu alt und darum einer Hilfe nicht mehr zu¬ gänglich sei. reichend, waren nur eine S^D SsD SsD SsD SsD SfD SsT SsD SfD SsD S^D S^T SsD S^D S^T SsT SsT SsD PriöptlM S^D SsD SsD S^D S^T S^D S^D S^T SsT SsT S^D SsD SsD S^T SsD S^D S^D 89 Jahre nach Wien kommen, um eine Profession zu lernen. Da rückte das Pfingstfest 1859 heran, da unsere Gemeinde, wie alle Jahre eine Wallfahrt auf den Leiligen Berg bei Pnbram unternahm. Da verlobte sich denn meine Mutter dorthin und beteiligte sich samt mir an dieser Bußfahrt. Es waren etwa 280 Personen im ganzen. Ich war der Jüngste dabei. Nun erbat ich mir vom Vorbeter die Erlaubnis, daß nur ich allein die Fahne tour-- und retourtragen dürfte, was mir auch wirklich gewährt wurde. Nach zwei strengen Tagen kamen wir in Pnbram an, am ersten Tage wurde am Leiligen Berge Andacht gehalten. Meine Mutter und ich empfingen hier die heiligen Sakra¬ mente und machten das Gelöbnis, im Falle ich gesunden und meine Lehrzeit glücklich überstehen würde, so wollten wir zur schuldigen Danksagung abermals hierher wallfahren. Ob nun Maria, das Leil der Kranken, mich erhört Geschlossene Prozessionen jährlich: 250 bis 300. Kommunikanten früherer Jahre: 1751—150.000 Kommunikanten. 1774-135.000 1790-106.000 1800-159.000 1820-142.000 1850 - 72.000 Lauptfest: Krönungsfest (dritter Sonntag nach Pfingsten). Ferner der große Freitag (Freitag nach Christi Limmelfahrt). Einwohner von Ptibram: 15.000. Auf den Leiligen Berg führt von Ptibram eine Läuserzeile hinauf. Stabile Devotionalienhändler: oben gegen 100, in der Stadt etwa 50. Gasthäuser: oben 5. Die meisten Wallfahrer übernachten in der Stadt. Der Besuch des Wallfahrtsortes in den letzten Jahren habe, das möge man aus folgendem Berichte entnehmen: ziemlich gleichbleibend. Ansere Prozession trat den Rückweg an. And da wir nun eine halbe Tagreise hinter uns hatten, blieb ich neben meiner Fahne stehen und wartete, bis meine Mutter, die immer neben dem Vorbeter ging, zu mir gekommen war. Dann zog ich das schwarze Tuch, das meine Geschwüre verdeckte, vom Lasse herunter, übergab es ihr und sagte dabei: „Mutter, nehmen Sic das Tuch, ich benötige es nicht mehr. An sere Liebe Frau, die Gottesmutter hat mich geheilt!" Die freudige Kunde ging von Mund zu Mund und machte ungeheures Auf¬ sehen, da alle mich und meinen Zustand gar wohl kannten. And als wir am nächsten Tage in unserem Leimats- orte im Böhmerwalde unseren Einzug hielten, waren alle meine Geschwüre eingetrock- Pnbram, Magdalenengrotte am Leiligen Berge. VH". 8°rst. Pkibram net und ich geheilt. Lob und Dank sei der Mutter Jesu, dem Leil der sKranken! Ebelsberg bei Linz, am 30. April 1899. Rudolf Reisinger, Drechslermeister. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1920, 300 jähriges Jubiläum der ersten Prozession. 1923, 250 jähriges Jubiläum der Kirchenweihe. 1932, 200 jähriges Jubiläum der Krönung. 1950, 700 jähriges Jubiläum des „Leiligen Berges". 1961, 100 jähriges Jubiläum des Einzuges der Redemp¬ toristen. Ständige Priester: 9 Redemptoristen, im Sommer noch Aushilfe. Leilige Messen fremder Priester jährlich: über 300. Kommunikanten jährlich: 70.000 bis 80.000. Besucher jährlich : 150.000 bis 200.000. Nationalität der Wallfahrer: fast durchwegs tschechisch. Doch kommen sie von weither: Böhmen, Mähren, Niederöster¬ reich (besonders Wien), Bayern. Zufahrten. Prag—Ptibram: Schnellzug 2 St., X 4.20; Personenzug 3 St., X 3.20. Wien (Franz Josefs-Bahnhof)—Ptibram, über Protiwin (umsteigen), Schnellzug 7 St., X 15.30; Personenzug über II St. X 11.60. Benachbarte Wallfahrtsorte. Leiliger Berg— S ankt Benigna (16 Kilometer nord¬ westlich vom Leiligen Berge). Am besten zu Fuß, immer auf der Straße, wobei man durch jene dichten, herrlichen Wälder kommt, in welchen im Jahre 1648 das Gnadenbild vom Leiligen Berg aus Furcht vor den Schweden längere Zeit verborgen war. Leiliger Berg—Makowa (12 Kilometer südöstlich vom Leiligen Berge). Eifenbahnfahrt bis Milin, eine Station, 30 Leller, dann zweistündige Fußtour ostwärts. 90 sfssfssfs sfs sss sfssfs sss ssssfs sfs sfs sfs sss sfs Efs sfs Pri Heiliger Berg— S kocih. Eisenbahnsahrt bis Protiwin, 2 St., K 2.80, von dort 2'/4 St. westwärts zu Fuß. .Heiliger Berg— K l o k 0 t y bei Tabor. Eisenbahnfahrt nach Pisek (umsteigen), dann nach Tabor, zusammen 4 St., X 4.60. Heiliger Berg— M a r i asch ei n. Einfachste Verbindung über Prag—Aussig. Schnellzug 5V2 St., X 9.80. Personenzug 7 bis 8 St., X 7.60. Heiliger Berg— F i l i p p s d 0 rf. Über Prag. Schnellzug 6-/2 St., X 12.50, Personenzug 10 bis 11 St., X 9.50. Heiliger Berg— G r uli ch. Über Prag. Schnellzug 7'/2 St., X 13.40, Personenzug IO-/2 St., X 10.20. Literatur. Bald in, Viva mcmtis s. miracula — ?raxas 1655, 4". (Liezu zwei Fortsetzungen.) Heiliger Berg, Prag 1668, 8. Aurora primae ciiei — ?raxae 1747, 4°. 8zmc>p8i8 lli8t. Lacromoritonae von unb. Priester S. I. Oiarium Lancti m., 6 Foliobände, verfaßt von Patres Jesuiten. Popp, Higtoria vivae VirZ. ?raZLS 1758, 4'. Schalter, Topogr. VIII, 125. Sommer, Böhmen XVI, 215. Kaltenbäck, Mariensagen, 56. Austria-Kal. 1845, 205. Krönes, Geistige Wallfahrt, Wien 1872, S. 125. P. Blakäk. Der Heilige Berg, Plibram, Selbstverlag 1905, 12», 148. Wlasak, S. 55. k. Der Heilige Berg 1882. . Nulik, List. Besch. 1832 (fortgesetzt v. P. Palleta.) Iedina: „Der Wallfahrtsort L. .." 1842. Reg. Mar.°Kal. 1887, I. Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. K. Wien. X, 52, 482. ram SsT SsD SsD SfD SsT SsD §sT SsT S^D S^sT S^sD SsD l§sT Kurze! Erwägung. Betrachte du den Perligen Berg als das reiche Silber¬ bergwerk unserer lieben Frau. Dort arbeitet man mit Gebet, mit Gesang, mit Buße, mit Selbstverleugnung. Dort liegt himmlisches Silber der Gnade — hinreichend für die ganze Welt. Auch für dich liegt genug aufgespeichert: geh' und hole es dir. Bedenke, wie viele Menschen seit drei Jahrhun¬ derten dort sich schon heiliges Gnadensilber erbetet, erarbeitet haben. Erwäge, daß das Maß der gehobenen Gnaden ihrem Eifer, ihren flammenden Gebeten, ihrem Vertrauen entsprach, überlege, wie unendlich wichtiger dieses himmlische Silber der Gnade und Huld Gottes gegenüber jenem schlechten Silber der Erde sei, und sorge nach solchen Schätzen. Gebet. O Gott, der du in unendlicher Güte uns am Heiligen Berge einen unerschöflichcn Brunnen der Gnade und ein un¬ ermeßliches Bergwerk himmlischen Silbers eröffnet hast, ver¬ leih' uns, daß wir, von Maria, der himmlischen Mutter unter¬ stützt, in diesem kurzen Erdenleben mit allem Eifer daran ar¬ beiten, dir zu dienen und uns selber nie versagende Verdienste für die Ewigkeit zu sammeln. Amen. Und frag' ich, Mutter, wie das kam. Daß mir's im Herzen jubelnd klang. And mich zu lautem Preise zwang. So oft ich Kunde wundersam. Von deinem Leil'gen Berg vernahm? Weiß ich nur eins: Ich fllhl's, daß dort du Mutter bist. Die müde Herzen, leidverhärmt. Mit Mutterlieb' erquickt, erwärmt; Daß dort die Gnadenquelle fließt, — D'rum, Leil'ger Berg, sei mir gegrüßt! (M. L.) Marths. Preußisch-Schlesien. 80.000 Kommunikanten. S schönes Wartha, wundervoll gezieret Mit deiner Rosenkranzkapellen Pracht, Ein Lorbeerzweig dem Meister wohl gebühret, Der solch erhab'nen Schmuck für dich erdacht. Du kennst den hohen Meister, den ich meine. Der durch sein Leiddir solche Ehr' geschenkt: Vergiß es nie: An jedem deiner Steine Ein blttt'ger Tropfen deines Leilands hängt. Einleitung. Wartha! Edelstein, der du prangest im Lichte der Schönheit und im besseren Lichte der Gnade! Komm, laß dich von tausend Lesern im Geiste beschauen,' damit du ihre Kerzen dir gewinnest, und daß du die also gewonnenen Kerzen huldigend niederlegen könnest zu Füßen deiner Fürstin und Königin Maria! Wartha, uraltes Keiligtum, dem nicht mehr allzuferne die Ruhmeskrone eines tausendjährigen Bestandes winkt! Wartha, das du zahllose Generationen von Menschen über¬ dauernd, Millionen und Millionen von Pilgern die Wege zu deinem Keiligtume ziehen sahst! Llralter Riese, der gerade in jüngster Zeit mit neu entfachter Jugendkraft zu ungeahnter Stärke heranwächst, der jenem Samson gleich die alten Kräfte wiedererwachen sieht, Kräfte der Gnade und Gotteslicbe! Kei, wie wir dich grüßen, du schöne Stadt! Schön von jeder Seite, mag der Pilger kommen von West, von Ost, von Nord, von Süd — aber am schönsten in deinem Kerzen, wo wir die Pulsschläge der Liebe vernehmen, der Liebe einer Mutter, einer Mutter vom Kimmel! Wartha, du funkelnde Krone der Gottesbraut, die du zu dem alten Geschmeide deiner 14 Kreuzwegstationen dich soeben wunder¬ sam schmückest mit dem neuen Strahlcndiademe deiner 15 Rosen¬ kranzkapellen, die gleich erlesenen Juwelen blitzen und leuchten, und aller Kerzen und Augen auf sich ziehen, so daß Tausende bewundernd kommen und staunend stehen vor solcher Pracht! Wartha, du Ort der Zukunft, dem wir herrliches Wachs¬ tum prophezeien, und wenn unsere Prophezeiung sich erfüllen sollte, von ganzer Seele gratulieren! Wartha, du, welches mit Adlerflügeln allen deinen Genossen voraneilest und in Kraftvollem Fluge einen nach dem andern hinter dir zurückläßt, und dessen drangvollem Aufschwünge in kürzester Frist auch das berühmte Mariazell nicht mehr gleichen Schritt zu halten vermögen wird! Ja, höre es, Wartha! Wir sympathisieren mit allem, was innere Kraft, Gesundheit und prächtige Entwicklung zeigt — so sympathisieren wir denn auch mit dir, du herrlicher Ort! Glückauf zu deinem Fluge nach oben! Örtliche Lage. Wenn man das österreichische Kerzogtum Schlesien seiner ganzen Länge nach bis an seine nordwestlichste Spitze durchwandert, und dann in derselben Richtung noch drei Wegstunden weitergeht, so trifft man jenen Ort, den wir heute suchen: den alten Gnadenort Wartha. Das Städtchen liegt am Neißeflusse, der seine Llrsprungswasscr von den Köhen nahe bei dem Muttcrgottes- berge zu Grulich herbciführt, und dann bei Glatz vorbeieilend sich in Bälde darauf zwischen dem Eulengebirge und dem Reichen st cinergebirgc hindurchzwängen muß. Lind gerade dort im Engpässe, wo sich das Wasserband wie eine riesenhafte Silberschlangc zwischen den ineinandcrgescho- bencn Bergeskuppcn seine Wege sucht, gerade dort, im romantischesten Punkte weit und breit hat sich das Städtchen Wartha gelagert, dessen doppeltürmige Kirche sich wegen ihrer etwas erhöhten Lage überaus stattlich repräsentiert. Die Ansichtskartcmnacher und Photographen haben in Wartha leichtes Spiel: Wo immer sie ihre dünnbeinigen Apparate in die Erde senken, überall bietet ihnen die Stadt ein hinreichend schönes Bild. Ja gerade dort, wo noch vor einem Jahrzehnte die einzige etwas öde Ansicht zu tadeln war, nämlich jene gegen Nord und Nordost, gerade diese ist jetzt der Ruhm der kleinen Stadt geworden: denn auf dieser kahlen Bergeserhebung schlingt sich nunmehr der einzig schöne Kranz der Roscnkranzkapellen, die untereinander durch eine lange Allee verbunden sind, und auf die man in ganz Wartha bei jung und alt mit vollstem Rechte stolz ist. Wir werden davon noch sprechen. Kommt man mit der Eisenbahn von Glatz her gefahren, so steigt man nicht erst in Station Wartha, sondern in der Personenhaltestelle „Wartha Stadt" aus und hat rcchterhand den 583 m hohen Warthaberg, der auch durch die deutlichen Spuren einer gewaltigen Bergabrutschung interessant ist, linkerhand den niedrigeren Fuchs berg, den letzten Ausläufer des südwärts streichenden Eulcngebirges. Wartha selber weist eine Mcereshöhe von zirka 300 m auf. Wir gewahren sofort beim Durchschreiten der netten reinlichen Stadt, daß wir uns in einem ganz bedeutenden 92 sfsssssftxsfDSfssfssfTsfsEfssfsEfsEfssfssfDEfssfssfs Wartha S^D S^T S^D S^D S^D S^T S^D S^T S^D S^D DsD S^D VsD S^sT DsT DjsD SsT S^sD Wallfahrtsorte befinden: die zahlreichen offenen, reich aus- gestatteten Buden sind ein sprechendes Zeugnis hiefür. Die Kirche. Die gewaltig große Kirche zeigt sich auf den ersten Blick als ein echtes, gelungenes Kind der Renaissance¬ zeit. Wie ost sahen wir auf unseren Bereisungen der Wall¬ fahrtsorte diese breiten, linierten und gesimsten Fronten mit ihren viereckigen Feldern und Fenstern, mit ihren Nischen und Leiligcnstatuen und ganz oben zwischen dem hochragenden Türmepaar den unvermeidlichen dreieckigen Giebel! Lind um die Renaissanceformen noch kräftiger zu markieren, haben die Türme von Wartha keinen Lelm, sondern sind mit flach ge¬ spitzten Pyramiden abgeschlossen. schon ein wenig verblaßte Goldfärbung zeigt, von der gelblichen Grundfärbelung der gesamten Kirche zu wenig ab, so daß das Auge keinen festen Zentralpunkt oder Ruhepunkt findet, sondern sich gleichsam im etwas eintönigen Farben¬ meere suchend und umherschweifend verirrt. Der L o ch a ltar hat übrigens seine ganz eigenartigen Reize. Er besitzt zum mindesten die eine gute Eigenschaft, daß er von den sonst üblichen und sehr gewöhnlichen Formen ab¬ weicht und eine seltene Gestaltung bietet, wie wir eine ähnliche nur in der schönen Kirche Brünnl bei Grahcn ge¬ funden haben. Der Lochaltar zeigt nämlich vom Eingänge der Kirche aus gesehen, ganz entschieden die Gestalt einer- großen Monstra nze, deren Fuß in unserem Falle der eigentliche, untere Altar ist. Nähertretend sehen wir freilich, daß das Ganze nicht zusammenhängt, son¬ dern daß der untere Altar- merklich weit nach vorne gerückt ist, so daß der obere große Teil der gol¬ denen Monstranzenfornr für sich allein an der Rück¬ wand der Kirche festgefügt erscheint. Dieser rückwärtige Aufbau des Altares zeigt ein großes, länglich hohes Altarbild, das uns die Leimsuchung Mariens vor Augen führt, während von beiden Seiten zwei sehr große Engelsgestalten das Bild sozusagen in den Lüften festhalten. Ganz zu oberst findet sich über dem Altar¬ bilde ein silberner, etwas Wartha, rechts Warthaberg. Auch die Seitenansicht der Kirche bietet nichts Außer¬ gewöhnliches. Ein Dachreiter ziert das Ende des hohen Kirchendaches. Das Innere der Kirche macht insoferne einen er¬ hebenden Eindruck, da ja fast alle sehr großen und dabei hohen Kirchen im Lerzen des Beschauers das Gefühl einer unwillkürlichen Ehrfurcht erwecken. Man kann den Fassungs¬ raum der Gnadenkirche wohl als für 5000 Personen hin¬ reichend bezeichnen, überdies haben auf den breiten, der ganzen Kirchenlänge nach sich hinziehenden Emporen noch etwa deren 1500 Platz, so daß die Gnadenkirche über eine sehr beträchtliche Größe verfügt. Trotz alledem konnte das freudige Gefühl vollkommener Befriedigung betreffs der Schönheit des Gotteshauses in uns nicht aufkommen. Wir wurden uns erst nach einiger Über¬ legung über die Llrsachcn dieser Anzufricdcnheit klar: Es sticht nämlich der Lochaltar, der vorwiegend eine derzeit M-,. R°b. W°l,-uu°., W°„ha. flachs aber schöner Bal¬ dachin. Mit der Färbelung der breiten Gewölbegurten über dem Altäre können wir uns vom Standpunkte der Schönheit nicht zufriedengeben. Da wird der Lochaltar gleichsam an einem von der Decke herab¬ hängenden Gängelbande geführt. Das Gnadenbild, das inmitten eines goldenen Strahlenkranzes auf dem unteren Teile des Lauptaltares zu sehen ist, ist ein 40 cm hohes Lolzbild, das die sogenannte „thronende Muttergottes" darstellt. Die allerseligste Jungfrau Maria sitzt nämlich auf einem Stuhle und hat das Iesukindlein vor sich auf dem Schoße. Das Bild ist immer mit Stoffklcidern umhüllt. Der ganze vordere Teil der Kirche, man kann sagen beinahe ein Dritteil, ist durch ein absperrbares Gitter von dem Lauptschiffe getrennt. Der rückwärtige Teil der Kirche, dessen kühne Bauart jedenfalls zu loben ist, hat neben den vielen Seitenaltärcn in den beiden Seitenschiffen wenig Be¬ merkenswertes. Eines freilich erregte unsere Aufmerksamkeit: S^D S^T S^D SfT S^T S^T SfT DfT SfT S^D DfT S^T S^D S^D S^D S^D S^T S^D SfT S^D L^D S^D E^D SfT S^D S^D S^D S^D S^T SfT 93 die kecke Gestalt des Musikchores. Die stützenden Pseiler verbreiten sich nämlich oben, und zwar in der Richtung nach vorne hin in Form von Palmbäumen, so daß ein großer, den Sängern und Musikern zugehöriger Raum gleichsam in der Luft hängt und nur durch die vorgestreckten palmen¬ artigen dünnen Wölbungen seinen Äalt hat. Wir sind zwar überzeugt, daß das Ganze durch entsprechende Eiscnkonstruktion vollkommen verläßlichen Lalt besitzt, aber wir gestehen, daß unserem persönlichen Empfinden die Sache fast unheimlich und bedrohlich scheinen wollte. Die Orgel verdankt die Gnadenkirche dem Wohlwollen Friedrichs des Großen. Das Material allein kostete 18.000 Taler. Dafür stellte der Meister, Franz Eberhard aus Breslau, aber auch ein Werk her, das an Größe in Schlesien nur von der Orgel zu Grüssau übertroffen wird. Eine besondere Zierde in langen, frei bis zu den Füßen wallenden Mantel gehüllt, trägt auf der einen Äand ihr Kindlein, während sie mit der anderen ein Zepter festhält. Ihre Füße stehen auf der großem Mondes¬ sichel. Die Wartha-Kapelle wird von den Pilgern ziemlich fleißig besucht. So waren imIahre 1912 mehr als 31.000Besucher oben. Auch werden dortselbst jährlich 50 — 60 heilige Messen zelebriert. Die fünfzehn Nosenkranzkapellen. Wir kommen nun zur Beschreibung des Prunkstückes von Wartha, jenes großartig angelegten natürlichen Rosen¬ kranzes, bei dem die seit 1903 angelegte dreiviertel Stunden lange Allee gleichsam die Rosenkranzkette bildet, in die hinein an entsprechenden Stellen die fünfzehn Kapellen eingefügt sind, oder, da ihrer derzeit erst sieben fertig sind, in Zukunft eingefügt werden sollen. ist das künstlerisch hervor¬ ragende Orgelgchäusc, das in der Nähe durch seinen graziösen Rokoko¬ schmuck in allem Ornamen¬ talen und die reizenden Chöre musizierender Engelchen ent¬ zückt. Der Schöpfer dieser Zierde ist der Bildschnitzer Äeinrich Äartmann aus Wartha. Im Jahre 1759 stand das Ganze fertig da, wie eine angebrachte Jahres¬ zahl bezeugt. Der Stationsweg auf den Warthaberg. Südlich von der Stadt Wartha erhebt sich der dicht¬ bewaldete Warthaberg, aus dem schon vor undenklichen Zeiten die vierzehn Leidens- stationcn des Kerrn in ent¬ sprechenden Bildstöcken dargestcllt waren. Diese vierzehn Leidens¬ stationen beginnen gleich unten am Fuße und ziehen sich längs eines sehr schönen, gleichmäßig ansteigenden schattigen Wald¬ weges zur Äöhe empor. Kurz bevor der Waldweg eine scharfe Ecke gegen Norden macht, beiläufig in der Mitte des Weges, findet sich in einer kleinen Waldeslichtung der Marienbrunnen, von zierlicher Kapelle umschlossen; dahinter ein Kreuz, das in solcher Llmgebung einen sehr erbaulichen Eindruck macht. Auf der Löhe des Berges selber, den man von Wartha aus in dreiviertel Stunden leicht ersteigt, findet sich neben einem kleinen Ääuschen die „Wartha-Kapelle", ein alter, etwas unregelmäßiger Bau mit Kuppeltürmchcn. Das Innere der Kapelle, die romanische Formen aufweist, birgt einen Altar, auf dem ober dem Tabernakelaufbau ein etwa 1 m hohes Marienbild in Rahmen und sehr großem Strahlenkränze zu sehen ist. Dieses Bild wird von vielen wie ein Gnaden bild verehrt. Die Mutter des Kerrn, Wartha Phot. Rob. Welzel full, Wartha. Wir wissen nicht, in wessen Kopfe die Idee zu dieser Arbeit entsprungen ist, wir wissen nicht, wer das Geld für die kostspieligen Baustückc hergcgcbciL) hat, aber das ist sicher, daß die ganze Anlage als ein überaus gelungener Glücks¬ wurf für den Wallfahrtsort Wartha bezeichnet werden muß. ImIahre 1903 hat man mit dem Baue begonnen. Offen¬ bar schwebte den Bauherren der westgalizische Wallfahrtsort Kalwarya als Vorbild vor Augen, denn dort wie hier schauen wir in verhältnismäßig großem Llmkrcisc eine Reihe von statt¬ lichen Kapellen, deren Bauart möglichst verschieden ist. ') Notiz der Kirchenvorstehung: Die Anregung ging aus von Gutsbesitzer Förster aus dem benachbarten Baum¬ garten, der auch die erste Spende, 30.000 Mark, zur Anlegung des Roscnkranzberges gab. Die übrigen Kapellen wurden gebaut aus den freiwilligen Spenden der Wallfahrer und anderer Wohl¬ täter. ?. Superior Franz baute die ersten f.inf Kapellen, sein Nachfolger ?. Schweter zwei weitere. Die Statuen in sämtlichen Rosenkranzkapellen stammen vom Breslauer Bildhauer Johannes Baumeister. 94 S^D S^T S^D S^D S^T S^D S^T S^D S^D S^D SsD SsT S^D 6^D S^T SfD SfT S^D S^T S^T S^D S^D S^T SfD DsT DsT S^sD DsD S^sD S^sD SsT S^sD SfT S^sD Von Albcndorf und dem Mariahilfberge bei Zuckmantcl unterscheidet sich die Anlage zu Wartha durch die Größe und herrliche A u s st a ttu n g der einzelnen Kapellen sowie im Innern ein wahrhaft andachterweckendes weihevolles Stück: die Verkündigung Mariens in neuen trefflich ausgeführten lebensgroßen, sehr schön gemaltenStatuen! Diese denk- Wartha, Inneres der Kirche, würdige biblische Szene spielt sich hier in Wartha gleichsam auf einer Bühne ab (so ähnlich auch bei der Mehrzahl der übrigen Kapellen), die speziell bei der ersten Kapelle mit geschmackvoll arrangierten Teppichdarstellungen verbrämt ist. Das Innere der Kapelle ist von oben bis unten mit sehr eleganter O r n a m e n t e n m a l e rei verziert. Dies ist auch bei allen übrigen Kapellen der Fall, wobei oft sehr- dichte, uns Österreichern etwas fremde, aber überaus effektvolle Dessins erscheinen; auch ist treffliche Marmor-Imitation sowie die dekorative Verwendung der R o h z i e g el reichlichst zu sehen. Alle Figuren aller Kapellen sind bezüglich der Ausstattung auf der Löhe der modernen Holzschneidekunst und sind wahrhaft erbaulich. Dies bemerken wir in ganz besonderem Gegensätze zu den Albendorfer Stationen, deren Bilder zum größeren Teile einer älteren Kunst¬ periode entstammen. Mag also auch Albendorf durch die stattliche Zahl seiner 84 Kapellen immerhin mehr bieten als unser Wartha, so sind diese Rosenkranzkapellen von Wartha jede in ihrer Art ein Kabinettstück, ein sehenswertes Objekt, was man eben von Albendorf nur in minderem Grade behaupten kann. Die bisher fertigen Kapellen sind in der Reihenfolge auferbaut worden, daß immer jede zweite vorläufig übersprungen wurde. Man sieht an diesen derzeit noch leeren Stellen einfache Lolz- pflöcke, an denen ein Bild mit der entsprechenden Darstellung befestigt ist. Demnach ist die zweite fertige Kapelle das dritte Rosenkranzgeheimnis, die Geburt Christi. Lier fällt die Meisterschaft der Darstellung aus besonders^ durch den Llmstand, daß in Albendorf und Zuck¬ mantel eine weitaus größere Zahl von Kapellen, respektive Darstellungen auf einen beiweitem kleineren Raum zusammcn- gedrängt erscheinen. Ohne Zweifel sind die Anlagen von Wartha ungleich vornehmer. Freilich gibt es auch wieder Dinge, mit denen wir nicht ganz einverstanden sein können; so will es uns zum Beispiel absolut nicht einleuchten, daß man die so schönen und eigen¬ artigen Kapellen ringsherum mit dichten Bäumen umpflanzt hat; Wohl stört dieses noch junge Grün derzeit den Anblick uoch'nicht; aber in zehn Jahren ist alles verwachsen und so gerade die markantesten Kapellen verhüllt und versteckt. Viel willkommener würde cs uns scheinen, wenn man dafür die beiden Baumzeilen der langen Rundallee durch eine dritte Baumzeile ergänzen und verbreitern könnte. Nun zur Beschreibung der einzelnen Kapellen. Wir wären wirklich in großer Verlegenheit, wenn wir sagen müßten, welche dieser sieben fertigen Kapellen die schönste sei. Jeden¬ falls ist die erste, die nach außen hin zu den kleineren gehört. dem Grunde weniger auf, weil wir gewohnt sind, ähnliche, oft sehr gute Krippenfiguren zur Weihnachtszeit in unseren Kirchen zu sehen. Nach dem Lolzpflocke für die vierte Kapelle begegnet uns die Darstellung des fünften Geheimnisses: die Auf¬ findung Jesu im Tempel. Lier hat die Baukunst ihre Triumphe gefeiert. Die majestätische, in orientalischem Stile aufgeführte, kirchenähnliche Kapelle mit ihren zwei hohen, ab¬ gekuppelten Türmen soll offenbar ein Versuch sein, die Pracht des Tempels zu Jerusalem dem Beschauer wenigstens in schwachem Nachbilde vor Augen zu führen. Der berückenden Pracht des Äußern entspricht vollkommen die geradezu blendend reiche Ausschmückung des Innern. Morgenländischer Märchcnzauber scheint da über die hohen Säulen, über die kühnen Bogen ausgegossen zu sein, und unsere Phantasie füllt sich mit der Ahnung dessen, was jener gewaltige Tempelbau zu Jerusalem war. In diesem hocheleganten Raume sehen wir nun in drei Gruppen jenes so liebliche Ereignis sich abspielen, in der Mitte unseren jugendlichen Weltenheiland SfZ SfT Efe) SfD SfT SfT SfT SfT SfD SfD EfD S/T SfT SfD SfD SfD SfD SfD ÄZartha SfT SfT SfT SfD SfT SfD SfD SsT SfD SfD §fT SfD Sfs SfT SfD SfD SfD 95 im Kreise der Lehrer, rechts davon eine meisterhafte Figuren¬ gruppe von zwei Schristgelehrten, links die suchende Mutter Maria mit ihrem Gemahle, dem heiligen Josef. Die nächste fertige Kapelle bringt uns ein Bild der Geißelung Christi. Man hat es vorzüglich verstanden, uns hier Überraschungen zu bereiten. Denn wie sehr sticht dieses heilige Gemach von dem ab, was wir bisher geschaut. Die blendende Farbenfülle ist verschwunden; ein einfacher gelblicher Ton schmückt die Wände dieses achteckigen Gelasses, nur etwas Stukkatur wagt es, die Nachahmung einer Richt- und Strafstätte ein wenig zu verschönern. Ovale Laternensenster senden Licht von oben, denn Licht von unten war dem leidenden Herrn in diesen so schweren Stunden seines Leidens entzogen. Lind auch die Figuren tragen nicht den freudigen Schmuck der Farbentöne, sondern zeigen sich — man ist überrascht davon — in vollkommenem Weiß. Wie leicht beschwingt sich der Geist an solchen Andachtsstätten zu glutvollem Geistesverkehre mit Gott und wie viel wird tatsächlich — wir haben dies mit eigenen Augen gesehen — auf dieser einst so verlassenen, öden Hügelerhebung gebetet, wie fromm knien ganze Gruppen oder einzelne Personen in den Kapellen, wie erbaulich verrichten sie auf den Knien liegend laut ihre gemeinschaftlichen Gebete, die ihnen der Führer aus dem Gebetbuche vorliest. Ja, wir haben uns in Wartha wie überhaupt in Schlesien an der Andacht des Volkes hoch erbaut. Die nächste Kapelle, die Kreuztragung des Herrn, bietet nebst dem Mittclstücke wieder zwei Scitcnszenen, links die Ländewaschung des feigen Statthalters, rechts die rührend schöne Gruppe der schmerzhaften Mutter Maria rind zweier mit ihr weinenden und klagenden Frauen. Ein Prachtstück von außen und innen bietet sich uns die nächste Kapelle, die der Auferstehung des Herrn dar. Man hält den etwas wuchtigen kurzen Turm von ferne unbedingt für einen gotischen; aber bei näherem Zusehen entpuppt sich die Bauart als ein willkürliches Gemisch allerlei Stilgattungen, das sich übrigens zu einem wohlgelungcnen Gesamtbilde zusammcnfügt. Im Innern dieser Kapelle treten die Rohziegel an den Pfeilern, Gewölben und Gurten vielleicht in höherem Maße hervor, als dies in anderen Kapellen der Fall ist. Auch hier ist die Dreiteilung cin- gehaltcn: in der Mitte der auferstehende Heiland mit zwei Engeln, linkerhand Soldaten, rechtcrhand die Frauen, die zur Salbung kommen. Als letzte Kapelle erblicken wir eine Armen- seelenkapelke ; man hat sich bei der Durchführung Wohl daran gehalten, daß viele Christen bei der Ab- bctung des Rosenkranzes zum Schlüsse noch zehn Ave Maria für die Armen Seelen hinzuzufügen pflegen. Wir nennen diese Kapelle „sehr eindrucksvoll". Ein romanischer Altar in reicher Llmrahmung, die nur Silber und Schwarz aufweist, trägt als Altar¬ blatt eine Reliefgruppe, die uns im unteren Teile das F e g e s e uer, im oberen, und zwar in überaus zarten Farben, den Heiland als Weltenrichter und neben ihm seine fürbittendc Mutter Maria zeigt. Droben an dem Kuppelgewölbe blendet eine brillante Darstellung der apokalyptischen Stadt Gottes das gefesselte Auge. Die Armcnseelen- kapelle zu Wartha nimmt unter allen derartigen Toten¬ kapellen, Armenseelenaltären re. soweit sie uns bekannt sind, den ersten Rang ein. Es sind ernste Gefühle, die solche Darstellungen in der betrachtenden Menschenseele zu lösen imstande sind?) Llnd nun Gruß euch und Glückwunsch, ihr wackeren Erbauer solch ^herrlicher Dinge! Möget ihr und alle jene, die euch bei solcher Llnternchmung geholfen und unterstützt haben, Segen und Lohn erhalten! Möget ihr euren Teil be¬ kommen an den Gebeten, die seit Jahren an dieser Stelle so reichlich und andächtig verrichtet werden, und die ohne diese Kapellen gewiß unterblieben wären! Gott segne das heilige Unternehmen, daß es gedeihe, so daß die Pilger, die nach st Notiz der Kirchenvorstehung. Am 3l. März dieses Jahres (1913) wurde mit dem Baue einer neuen Kapelle begonnen, in der die Herabkunft des heiligen Geistes (das dritte Geheimnis des glorreichen Rosenkranzes) dargestellt wird. Phot. Rob. Welzel^an., Wartha Wartha, Fünfte Rofenkranzkapelle. 96 Sss SsD sss GsD sss Sss SsT SsD SsD SsD Sss SsD §sD SsD SsT SsD SsT Wartha Wartha ziehen, in Bälde den Glanz und die Pracht aller sechzehn Rosenkranzkapellen bewundern und Nutzen daraus ziehen könnten für sich und die Ihrigen! Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Vorbemerkung. Die neunhundertjährige Geschichte Warthas ist so reich an verschiedenen merkwürdigen Vor¬ kommnissen, daß wir selbe zur besseren Übersicht nach den einzelnen Jahrhunderten getrennt den Lesern zur Darstellung bringen. Im 11. Jahrhunderte. Der Ort Wartha soll vom Polenherzog Bolcslav Chrobri im Jahre 1006 als eine Art Festung gegründet worden sein, die durch mehrere Jahrhunderte den Namen Bardo, d. i. Wache, führte. Die Umgebung des heutigen Wartha läßt erkennen, daß die Anlage einer Schuhburg gerade an diesem Orte sehr praktisch war. Im 12. Jahrhunderte. Etwa hundert Jahre später dürfte Wartha sein heutiges Gnadenbild erhalten haben. Übrigens läßt sich der Zeitpunkt nicht genau angeben. Wahrscheinlich ist, daß der heilige Otto, der Apostel Pommerns, bei seiner Durch¬ reise durch Wartha im Jahre 1124 dort schon das Gnaden¬ bild antraf. Die Arsprungs-Legende berichtet nun folgendes : Ein junger Mann, der zur damals böhmischen Besatzung der Festung Bardo gehörte, verrichtete eines Tages außerhalb der Burg auf der Spitze eines nahen Lügels ein Gebet. Da trat ihm eine Frau entgegen (die er als die allcrseligstc Jung¬ frau Maria erkannte), überreichte ihm ein Bild, nämlich das heutige Gnadcnbild und sprach: „Nimm hin, deine Mutter!" Oder wie andere sagen: „Sohn! Deine Mutter! Dies Bild wird wundertätig werden, wenn man es in "Ehren halten wird!" Dies soll sich ihm Jahre 1100 zugetragen haben. Voll Freude erzählte der Jüngling den Vorfall und stellte das Bild auf einer hölzernen Säule gerade an jener Stelle auf, wo es ihm übergeben worden war; heute steht die Kirche dort. Die Neugierde zog bald gar viele Menschen herbei, und Maria zögerte nicht, die Aussage ihres Schützlings durch eine Menge auffallender Begebenheiten, von denen eine rasch der anderen folgte, eindringlich zu bestätigen. Da lebte nun auch ein böhmischer Edelmann, dessen Bein gebrochen war und nicht zuheilcn wollte. Der hörte von den sonderlichen Vorfällen, faßte ein Zutrauen zur aller- seligsten Jungfrau Maria, und versprach den Bau einer Kapelle über dem neuen Bilde, wenn ihm Maria die Leitung seines kranken Fußes gewähren wollte. Maria erwies sich dem Manne gnädig, der Fuß heilte unerwartet rasch, die ver¬ sprochene Kapelle wurde alsbald errichtet. Bei dem immer wachsenden Zuzuge von Leuten sah man bald ein, daß die Kapelle viel zu klein wäre. Man schritt an den Bau einer massiven steinernen Kirche: es war die erste Kirche in Wartha. S^D S^D S^D S^D S^T SfT SfT SsT SfT SsT SfT SsT Im 13. Jahrhunderte. Mutter in tiefsten Schmerzen erscheinend. Zeigst du Dich offen auf Warthabergs Löh', Wo Du den Menschen, klagend und weinend, Kündest ein großes kommendes Weh. And Dein Künden ward jenen zum Leite, Denn mit dem Bilde, dem kostbaren Gut, Flohen zur Festung alle in Eile, Retteten sich vor feindlicher Wut. 1203 übernahmen die Johanniter-Ritter den Wallfahrtsort Wartha; hielten sich jedoch nicht lange; denn schon 1210 ging die Kirche an die damals sehr eifrigen Augustiner über. Es geht die Sage, daß in der Zeit unmittelbar vor den Tartaren-Einfällen ein Weinen und Wehklagen auf dem hohen Warthaberge vernommen worden sei. Die Leute liefen denn voll Schreck und Erstaunen auf den Berg, um zu sehen, was es gäbe; und sie fanden nun dort die allerscligste Himmelskönigin sitzend und weinend, und vernahmen mit Entsetzen ihre Prophe¬ zeiung über ein bald bevorstehendes ünglück. Die hohe Frau verschwand dann gegen den Limmel, soll aber zum Zeichen der Echtheit dieser Erscheinung und Vorhersagung ihre Fußspuren auf dem Gestein eingedrückt zurückgelassen haben. Noch im 17. Jahrhundert sollen diese Fußspuren ge¬ sehen worden sein. Die Bewohner von Wartha ließen sich durch diese übernatürliche Erscheinung bewegen, ihr Lab und Gut in möglichste Sicherheit zu bringen. Auch das Gnadenbild wurde aus der Kirche weggenommen und in die feste Burg Wa,rtha übertragen. Bald zeigte es sich, wie weise sie daran getan hatten. Denn im Jahre 1241 rückten die Tartaren in ungeheurem Zuge gegen Schlesien, erfochten bei Liegnitz einen großen Sieg über die Christen und ergossen sich nun, ohne Wider¬ stand zu finden, über das südliche Schlesien. Freilich wurden sie am Passe bei Glatz von der Böhmen wackeren Scharen am weiteren Vordringen gehindert, dafür blieben sie dann lange Zeit in der Gegend von Wartha liegen; aber die feste Burg widerstand allen ihren Angriffen und die Tartaren mußten schließlich unverrichteter Dinge abziehen. Manche schreiben diesen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria zu, deren Bild in den Mauern der Burg verwahrt und gläubig verehrt wurde. Als die wilden mongolischen Lorden das Land wieder verlassen hatten, bekam das Gnadenbild alsbald wieder eine neue, würdige Leimstätte, indem nämlich Deutsche, Böhmen und Polen zusammenhalfcn, um an Stelle der ver¬ wüsteten Gnade nkirche eine neue aufzubauen. Noch ein wichtiges Ereignis des 13. Jahrhunderts verdient besondere Erwähnung: um das Jahr 1250 über¬ nahmen nämlich die Zisterzienser die Wallfahrtsseelsorge an Stelle der Augustiner. Die Zisterzienser blieben nun durch mehr als 500 Jahre die treuen, opferwilligen Lüter der heiligen Stätte. Filippsdorf (Böhmen-, Hochaltar in der Wallfahrtskirche. (Seite 121.) Filippsdorf, Erscheinung der allerseligsten Jungfrau Maria. (Seite 125-) SfD SfD SfD SfD SfD SfT SfT SfD SfD SfD SfD SfD SfD EfD SfT SfD SfT Wartha SfT SfT SfD SfT SfT SfD SfD SfT SfD SfD SfD SfD SfD 6fD SfD SfT SfD 97 Lim diese Zeit war es auch, daß die bis dahin vorwiegend slawische Bevölkerung sich verzog und dafür die Deutschen massenhaft in die südschlesischcn Gebiete als Ansiedler einzogcn. Seit dieser Zeit kann Schlesien als deutsches Land gelten. Im 14. Jahrhunderte. Die erste Hälfte dieses Jahrhunderts brachte gar manche schwere Heimsuchung über den Wallfahrtsort. 1310 gab es eine schreckliche Q b e rs ch w e m m u n g; 1315, 1316 und 1325 herrschte sowohl in Schlesien als auch in Böhmen große Hungersnot; 1333 kam neuerdings schaudererregende Wassergefahr; 1349 und 1350 schwang der schwarze Tod, die Pest, sein fürchterliches Zepter. Aber gerade dieses vielfache Leid entflammte die An¬ dacht um so mehr und trieb die argbedrängten Menschen zur großen Helferin Maria hin. Schon damals scheint Wartha ein recht bedeutender Wallfahrtsort gewesen zu sein. Man schließt dies aus einer Arkunde des Bischofs von Breslau, nendcn Kirche wußten sie das kostbare Gnadenbild. Da wagte einer von den Mönchen sein Leben; er hieß Jakobus, und trug den ehrenden Beinamen der Beständige. Dieser stürzte sich, keine Gefahr achtend, in die von Rauch und Feuer er¬ füllte Kirche, eilte zum Gnadenbilde, riß es aus dem Versteck, und suchte nun wieder den Ausgang zu gewinnen. Aber über seinem Haupte stürzte krachend das Gebälke hernieder und begrub Priester und Bild in einem furchtbaren Feuergrabe. Vergebens harrte man draußen gespannt auf die Rückkehr des heroischen Priesters: er kehrte nimmermehr zurück. Aber siehe da: als die Bewohner Warthas am nächsten Tage den noch rauchenden glühenden Schutt mit eisernen Hacken auseinanderrissen, um etwa die Gebeine des Märtyrers zu finden, da entdeckten sic das Marienbild unver¬ sehrt, und unversehrt auch die Hand des Priesters, die es festhielt. Alles übrige vom Leichname war verkohlt. Man kann sich die Freude vorstellen, die solch ein Wunder mitten im allergrößten Leid in den Herzen bewirkte. Treulich derdieEinwohnervon Wartha in „Schank¬ wirte und andere Bewohner"^ einteilte. Es müssen also wohl eine erhebliche Menge von Schankwirten in Wartha gewesensein. Warum aber so viele Schankwirte? Doch nur, weil die Wallfahrer zahlreich waren. 3 m 15. Jahr¬ hunderte. Schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts hatte sich herausgestellt, daß die bisherige Kirche am Warthaberge viel zu klein ge¬ worden sei. Darum wurde nun, und zwar noch vor dem Jahre 1411, eine zweite größere Kirche, und zwar ziemlich knapp neben der ersten hingebaut. Diese zweite Kirche war besonders für die immer zahlreicher kommenden deutschen Wallfahrer bestimmt, erhielt auch den Namen deutsche Kirche, zum Unterschiede von der neben ihr stehenden älteren böhmischen Kirche; übrigens wurde wenige Jahre später auch die böhmische Kirche ganz neu hergestcllt. Die beiden neuen Schwesterkirchen sollten sich nicht lange ihres jungen Daseins freuen. 1428 rückten nämlich die fanatischen Hussitcn- scharen gegen Wartha heran': das war, wie jeder wußte, gleichbedeutend mit Tod, Vernichtung und Zerstörung. Wo¬ hin mit dem gefeierten Gnadenbilde? — Man ersann sich eine merkwürdige List: es sollte in der Kirche selber bleiben, und zwar an einem so verborgenen Orte, daß die Plünderer es Wohl schwerlich entdecken würden. Lind wirklich fanden sie es nicht. Aber da sie fortzogen, steckten sie die Kirche in Brand. Nun wurde den Zisterziensern bang; in der brcn- Des Österreichers Wallfahrtsorte. Phot. Rob. Welzel^uu., Wartha. und sorgsam bewahrte man die wunderbar erhaltene Hand und wies ihr einen wahrhaft sinnigen und überaus passenden Aufbewahrungsort an: man höhlte den Teil der Gnaden- Statue, der gleichsam den Thronsitz Mariens bildete, aus, und legte die Hand zum immerwährenden Andenken hinein. Solange die Hussitenzüge noch andauerten (und die Hussiten zogen noch viermal durch das verwüstete Wartha), hielt man nun das Gnad en bild an einem sicheren Orte verborgen. Dann erst wurden die Kirchen wieder anfgebaut. Eine Llrkunde, die verbietet, daß in Wartha mehr als zwanzig Krambuden aufgestellt würden, verrät uns, daß trotz all dieser Llnglücksfälle unser Gnadcnort immer wieder erneuerte Anziehungskraft auf zahlreiche Pilger übte. Das 15. Jahrhundert hatte noch einen unglücklichen Ab¬ schluß ; im Jahre 1493 brannte die böhmisch eKirche ab: sie wurde durch gesammelte Almosen wieder hergestcllt. Im 16. Jahrhunderte. Diese für die Kirche Gottes so traurige Zeit brachte auch für Wartha eine neuerliche schwere Heimsuchung. Denn am 2. Februar (Mariä Reinigung) 1525 brannten 7 Wartha, Inneres der 9. Nosenkranzkapelle. 98 Sss sfs sfs sss sfs sfs sfs Efs sss sfs sfs sfs sfs Efs sfs sfs sfs Wartha sfs sjs sfs sfs EsD sfs sss Ess sfs Ess sss SsT Sfs sfs sss sfs sst> sfs beide Kirchen abermals nieder. Die Arsachc des Brandes blieb unbekannt. Das Bild konnte gerettet werden. Es gibt Geschichtsschreiber, die jenes früher beschriebene Wunder von der unvcrbrannten Priestcrhand erst in diesem Jahre ansctzen. Aber ein fürchterlicheres Feuer, nicht ein wirkliches, sondern ein geistiges, loderte gleichzeitig auf: die lutherische Revolution, der Protestantismus. Merkwürdig: kein Ort in jener ganzen Gegend blieb von der Irrlehre unberührt, nur Wartha erhielt sich stets und vollkommen rein und frei davon. Wer vermöchte es da den frommen Schriftstellern ver¬ argen, daß sic diesen Amstand einem besonderen Schutze der Gnadenmutter zuzuschreiben gesonnen waren? Aber die Lutheraner hatten es gerade auf die Gnaden¬ bilder der allerseligsten Jungfrau abgesehen und hatten sich entschlossen, auch das Bild zu Wartha zu vernichten. Dies erfuhr rechtzeitig der damalige Zistcrzicnserabt und flüchtete das Bild in die Stiftskirche der Zisterzienser nach Kamenz. Dort blieb es nun lange Jahre. Während das Bild abwesend war, trug sich in Wartha wieder ein Anglück zu: die böhmische Kirche stürzte ein; dies geschah im Jahre 1580. Neun Jahre hernach gab cs abermaliges, furchtbares Anglück, das aber durch seine Begleitumstände zu einem überaus rührenden, poesievollem Ereignisse sich umgestalten sollte. Es gab nämlich im Jahre 1589 einen gewaltigen Bergsturz. Von den Löhen des Warthaberges riß sich ein Teil der Felsen los und verstopfte durch die Anmasse des Gesteins die vorüberfließende Neiße. Rasch st i e g e n die Waffe r- fluten: Das ganze Dorf schien dem Antergange geweiht zu sein. Da stimmte einer einen sonderbaren Lilferuf an: „Kinder! Kinder! Kommt! Leist! Betet! Rettet!" Die gro߬ artig schöne Idee ergriff im Nu alle Lerzen. Aus allen Läufern trieben die Eltern ihre unschuldigen Kinder hinaus, den sich heranwälzenden Fluten entgegen! „Kinder! Betet! Schreiet! Rufet!" And sie schrien und weinten im Chor: „Lilf! Vater! — Limmlische Mutter, hilf!" And die betende Kinderschar ward zum rettenden Damme. Denn also geschah es: obwohl der brausende Strom die Fläche des Dorfes schon nicht wenig überstiegen und sie nach den Gesehen der Natur unfehlbar hätte überschwemmen müssen, hielt er inne am lebendigen Damme der An schuld und wagte es nicht, jenes Gebiet, daß die betenden Kleinen bewachten, zu über¬ fluten. And so lange dauerte dieses Wunder an, bis man dem furcht¬ baren Wasserclemente einen anderen Abfluß verschaffen konnte. Im 17. Jahrhunderte. Nachdem das Gnadenbild durch 29 Jahre hindurch von Wartha entfernt gewesen jwar, wurde es endlich im Jahre 1606 wieder im feierlichen Zuge zurückgebracht. Das war wohl eine freudige^Festfeier für den Gnadenort; die Wallfahrten nahmen rasch wieder zu. Im Jahre 1619 erhielt Wartha einen neuen An¬ ziehungspunkt für die Pilger. Wie wir gehört haben, war die allerseligste Jungfrau Maria einst auf der Spitze des Warthaberges als Anglücks-Warnerin erschienen, und hatte dortselbst im Felsen ihre Fußstapfen zurückgelafsen. Diese waren im Anfänge des 17. Jahrhunderts kaum mehr sicht¬ bar: die hunderttausend Küsse und Berührungen, sowie auch das absichtliche Abbröseln kleiner Steinteilchen hatten zur Folge, daß die Amrisse fast ganz verwischt waren. Nun wurde im Jahre 1619 gerade an jener Stelle eine Ki rch e-erbaut, der Altar Wartha, Erste Nosenkranzkapelle. PH". Rob W-st-l Wa-Iha. kam auf jenem erwähnten Steine zu stehen. Das Kirch¬ lein war fast ganz auf eigene Kosten des damaligen Fürst¬ bischofes von Breslau auf¬ gebaut worden. Wir fügen hier ein großes Gnadenwunder ein, daß sich in dieser neuen Kapelle zutrug, und das uns der bekannte Geschichts¬ schreiber von Wartha, nämlich der Jesuit Balbin berichtet: er hat alle Einzelheiten von jener Frau selber erfahren, die eben dieses Erlebnis hatte. Sie war die Gattin eines Generals und war fanatisch lutherisch; ein unbändiger Laß gegen alles Katholische erfüllte ihr Lerz. Sie sand nicht Worte genug, um über die Verehrung der Gnadenbilder diePauge ihres 80.000.75 meist große Prozessionen kamen alljährlich nach Wartha. S^D S^T S^D SsD DsD SsD DsD S^sD SsD SsD SsT S^D SsD SsD S^D S^T SsD S^T S^D S^T S^V S^D S^D SsD S^T S^T S^T S^D S^D SsD S^D SsD 99 Spottes auszugießen. Als sie nun auch von dem Gnadcnbilde zu ster Dankgefühle. Die Besucherzahl steigerte sich auf jährlich Wartha vernahm, sprach sie spottend und höhnend : „Sofort 200.000, die der Kommunikanten schwankte zwischen 60.000 und bei der nächsten Prozession gehe ich mit nach Wartha; denn ich muß doch auch die große Ehre gehabt haben, Maria zu Wartha gesehen zu haben." Sie kam wirklich nach Wartha. Die Gegend gefiel ihr; sie bestieg also den Warthaberg und wollte von dort aus die schöne Aussicht in die Gegend genießen. Sie betratdie Kapelle, aber mit ab¬ sichtlich geschlossenen Augen; sie wollte absolut nichts sehen. Aber eine innere Gewalt zwang sie, die Augen zu öffnen; sie sah auf den Altar; da Wal¬ es ihr, als ob die Augen des Standbildes der hl. Anna und auch die Mariens bohrend auf sie gerichtet wären. Sie geriet in Verwirrung, in un- beschreiblicheAufregung, end¬ lich brach sie zusammen; ohnmächtig sank sie auf das Pflaster der Kirche. Dann kam sie zu sich. „Mein Gott", so rief sie mit lauter Stimme, „ich habe Anrecht getan! And ich gelobe: Nicht eher will ich Wartha verlassen, bis ich katholisch geworden bin!" And sie blieb längere Zeit am Gnadenorte, ließ sich durch einen der dortigen Kapläne unterrichten, und kehrte als fromme, eifrige Katholikin heim. — Es war ein schönes Gnadenwunder unserer Lieben Frau von Wartha! Doch wir nehmen den Faden der Geschichte wieder auf. Der schreckliche Dreißigjährige Krieg war für Wartha nicht so unheilvoll wie für andere Gegenden; ja man kann sagen, daß gerade in diesen Jahrzehnten dieBevölkerung jener Gegend nach und nach zum katholischen Glauben heimkehrte. In den Jahren 1640 bis 1643 war das Gnadenbild wieder irgendwo versteckt, und zwarausFurchtvordenSchweden. Im 18. Jahrhunderte. Das beginnende neue Jahrhundert brachte im Jahre 1704 einen der schönsten Tage für Wartha mit sich: der Riesenbau der heute noch bestehenden Kirche konnte nämlich damals nach siebzehnjähriger Bauzeit eingeweiht werden. Man hatte jetzt endlich mit den schon erwähnten Doppel¬ kirchen „deutsche und böhmische Kirche" aufgeräumt und an ihrer Stelle den gewaltigen Tempel, der heute noch zu schauen ist, errichtet. Nun begann eine Glanzzeit für den Wall¬ fahrtsort. Offenkundige, gut beglaubigte, durch Eide be¬ stätigte Wunderzeichen trugen sich, man kann wohl sagen, in Massen zu. Man zählte derer jedes Jahr zwischen 50 und 100. Kostbarste Weihcgeschenke waren die sichtbaren Zeugen herzinnig- Auch die Art und Weise, wie man A. L. Fr. von Wartha zu verehren Pflegte, ist recht sinnreich und schön. Schon die Kinder im allerzartesten Alter wurden ihr geweiht und unter ihren Schutz gestellt. War eine männliche Person zum Sterben krank, so schickte man gewöhnlich sieben Knaben zur Gnadenmutter, daß sie dem Todkranken Gnaden erfleheten. Eine schwer erkrankte weibliche Person bestellte zu diesem Bittgänge gewöhnlich sieben Mägdelein. Barfuß ging man den steilen Warthaberg hinan. Auf den Empfang der heiligen Sakramente legte man das größte Gewicht. Doch gab es in dieser Zeit des Aufstrebens mehrere besonders hervorzuhebende Vorfälle. Im Jahre 1711 brannte nämlich das „Anglücks- Wartha" (diesen Titel verdient diese so schwer und oft von Anheil heimgesuchte Stätte sicherlich) wieder zum so und so vielten Male ab. Die Kirche kam dabei noch verhältnismäßig gut weg: sie verlor nur den Dachstuhl und alles Äolzwerk der Türme; sonst'blieb sie erhalten. Seit jener Zeit sind die Türme kleiner, als sie ehedem waren. 1727 wurden auf dem Wege zum Warthaberge hinauf die verschiedenen Kapellen errichtet, also neue Zierden für den wunderreichen Ort. Doch brachten gleichzeitig die Reibereien zwischen Preußen und Österreich eine Verminderung der Wall¬ fahrer mit sich: viele von den Österreichern, bisher eifrige Besucher des Wallfahrtsortes, blieben von dieser Zeit an weg. 7» 100 Ess SVT sss S^D Sfs SsT S^D S^D Ess Ess SsD Ess SsD SsD SsD SsT Wtt L tha Ess Ess SsD SsT Ess SsT Ess Ess SsT Ess SsT SsT SsT SsD Ess Ess Ess Ess Im 19. Jahrhunderte. 1807 wurde Wartha von den Franzosen im Sturme genommen und durch 24 Stunden hindurch ausgeplündert. Auch die Kirche ward ihrer Reichtümer beraubt, und das meiste, das bisher die Schatzkammer ge¬ borgen hatte, verschleppt. Was an Kostbarkeiten noch recht¬ zeitig gerettet worden war, wurde 1809 von der königlichen Regierung mit Beschlag belegt und zur Deckung der Kriegskost en verwendet. Ja noch mehr: im Jahre 1810 kam eine königliche Verordnung, wodurch alle Stifte und Klöster gänz¬ lich aufgehoben wurden und ihr Vermögen dem Staate zuzufallen hatte. So fiel Kamenz, das Zisterzienserkloster, so fiel auch Wartha! Seit dieser Zeit besorgten anstatt der vertriebenen Zisterzienser nunmehr W e lt p ri e ster die Wallfahrtsseclsorge. . 1890—1892 wurde die Kirche von Pfarrer Dr. Birnbach unter großen Kosten r e sta u r i c rt und eine Kapelle über dem sogenannten Marienbrunnen auf dem Warthaberge erbaut. Im 20. Jahrhunderte. Das erste Jahr des neuen Jahrhunderts brachte große Veränderungen. An Stelle der bisherigen Weltpriester traten Redemptoristenpatrcs als Besorger der Wallfahrts¬ stätte in den Dienst. Erster Rektor war der als Schriftsteller und Prediger bekannte ?. Dicssel (ch 1907). Seit ihrer derzeit noch kurzen Wirksamkeit hat sich der Besuch Warthas ungemein gehoben. Ein Werk, das ganz dazu angetan erscheint, dein Gnadenorte neue Anziehungskraft zu verleihen und ihn in den Augen der Pilger noch wertvoller erscheinen zu lassen, sind die neuen R os enkr a nz ka p el le n, an einem Berge an der Nordscite des Berges errichtet. Sie sind ein Werk der ?. ?. Redemptoristen; die erste davon wurde im Jahre 1903 hergestellt. Möge das großangelegte Unternehmen recht bald seine Vollendung finden. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1919 300jähriges Jubiläum der Kirche auf dem Warthaberge. 1939 350jähriges Jubiläum des Kinder-Wunders. 1950 Doppeljubiläum. 850jähriges Jubiläum der Entstehung und 50jähriges Jubiläum der Patres Redemptoristen. 1954 250jähriges Jubiläum der Kirchenkonsekration. 1956 950jähriges Jubiläum der Ortsentstehung. Ständige Priester: 1 Weltpriester als Pfarrer für die 1700 Seelen zählende Pfarre und 6 ?. ?. Redemptoristen. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 1200 in der Gnadenkirche, 50 bis 60 in der Warthakapelle. Kommunikanten: 1909 65.000, 1910 80.000,1911 92.000, 1912 92.000 (davon etwa 10—20.000 Andachtskommunikanten der Pfarrkinder.) Besucher jährlich 130.000. G e s chloss e n e Prozessionen jährlich: Zirka 50. Hauptfest: Mariä Geburt. Ständige Devotionalienhändler: 14. Gasthäuser: 13. Kaffeeschenken: 10. plnterkunft im Orte für etwa 5000 Wallfahrer. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist stark steigend. Nationalität der Wallfahrer: 84 Prozent Deutsche, 10 Prozent Tschechen, 6 Prozent Polen. Zufahrten. W i e n—W a r t ha. Schnellzug (von Wien Nordbahnhos oder Staatsbahnhof) über Brünn bis Glah. 6V, bis 7Vs St., zirka K 14.—. Von dort zwei Wegstunden oder Anschluß ab¬ warten. Personenzug bis Wartha über 13 St., zirka K 11.40. Brünn — Wartha. Schnellzug bis Glatz 4V« St. zirka K 8.—. Personenzug bis Wartha über 8 St. zirka K 6.50. Benachbarte Wallfahrtsorte. Wartha — A l b e n d o r f. 4ss Gehstunden. Eisenbahn Wartha— Glah (umsteigen), Mittelsteine; V« St. Mk. —.80. Wartha— G r ulich. Über Wichstadtl Lichtenau (umsteigen) - Grulich Stadt. 2 V« St. Mk. 2.—. Wartha— M a r i a h i lf b e r g b e i Z u ck m a n t e l. Eisen¬ bahn Wartha—Kamenz (umsteigen) Neisse (umsteigen) Ziegenhals, (umsteigen) Niklasdorf(umsteigen)Zuckmantel. Angefähr 2S1.K2.—. Wartha— K r a ut e n w a l d e. Über Glah (umsteigen auf Flügelbahn) Landeck 2 St., zirka K 1.50. Von dort 1 St. zu Fuß. Lier sei besonders hervorgehoben, daß die drei ziemlich nahe beieinander gelegenen Wallfahrtsorte Wartha, Alben¬ dor f un d G r u l i ch von den Pilgern gerne in einer Tour besucht werden. Wir können die kleine Rundreise auch für sehr entfernte Pilger (etwa für Wiener) recht nachdrücklich empfehlen. Der Besuch der drei Wallfahrtsorte läßt sich von Wien aus in drei Tagen sehr leicht vollenden. Die Kosten der Fahrt, und zwar III. Klasse Schnellzug, belaufen sich tour und retour auf zirka 30 Kronen. Diese drei genannten Wallfahrtsorte bieten des Schönen soviel, daß sicherlich jeder, der sie besucht hat, sich mit großem Vergnügen daran zurückerinnern wird. Literatur. B albin, DivaXV.orlx. etmüacuIs.?ra§Le1655(auch deutsch). P o h o t e l y,Neueste Beschr.1875, bei Latscher,Albendors, 88 S. ?. S ch w e t e r, L. 55. K A. L. Fr. v. Wartha. Verl. d. Redempt. Wartha 1904, 8°. 20 S. Ave Maria, Linz, Iahrg. II., 37. K a l t e n bä ck, Mariensagen, 36. Reg.-Mar.-Kal. 1889, VIII. Ott, Marianum, 2318. Kurze Erwägung. Bedenke, wie dieser Ort Wartha, den sich Maria, die Gottesgebärerin zu ihrem Gnadenthrone erwählte, fast unauf¬ hörlich von schweren Anglücksfällen und Heimsuchungen be¬ troffen wurde. And dennoch blieb er unentwegt ein Mutter¬ gottesort, ein Lieblingsort des Herrn, ein Ort der Auser¬ wählung, ein Ort der Gnade. Erkenne hieraus wie in einem tröstenden Spiegelbilde: Wenn Gott Dich noch so sehr, ja vielleicht mehr als andere mit mancherlei schweren Leiden be¬ lastet, so ist dies noch kein-Zeichen, daß er Dich verlassen, vergessen, verstoßen habe. Wer weiß, vielleicht bist Du trotz alledem eine bevorzugte Gnadenstätte des ewigen Herrn. Gebet. O Herr, in dessen Augen die Sünde als Krankheit, das Leiden als Heilmittel, die ewige Seligkeit als vollkommene Genesung gilt, wir, die an Sünden Erkrankten, bitten in¬ ständigst um das hohe Gut der Genesung und unterwerfen uns deshalb willig und unbedingt jedwedem Heilmittel, das immer Du anzuwenden für gut findest. Schenke uns durch die Fürbitte Marias Mut und Standhaftigkeit in der kurzen, schnell vergehenden Zeit der Prüfung und Heilung, und lehre uns jedwedes Leid in Deinem Namen mit Demut und Ergebung tragen. Amen. Hosphot. A. Adolph, Paffoil. Passau, Gesamtansicht. Das Iesukindlein war verfallen Dem blut'gen Tod durch Schergenband, Da fing es plötzlich an zu lallen, In Todesnot die S p r a ch' es fand : „Maria hilf!" Des Kindes Ruf von jener Stunde Ertönt als Echo fort und fort. Denn horch! Es klingt vom Erdenrunde Millionenfach dasselbe Wort: „Maria hilf!" Ser MarmhiMerg bei Ksllsu. Bayern. 60.000 bis 70.000 Kommunikanten. Artliche Lage des Wallfahrtsortes. afsau! Wer kennt sie nicht, die altehrwürdige Bischofs¬ stadt, die hochberühmte, vielgepriesene ! Oder, wenn einer sie noch nicht gesehen, wer hat nicht wenigstens von ihr gehört und vernommen, und zwar nur Gutes und Ehrendes vernommen? Wer kennt nicht ihre Heiligen, den hl. Valentin, der dort gelebt, und Severin, den heiligen Apostel der Donauländer, der dort in der Innstadt gewirkt, den hl. Altmann, den gefeierten Oberhirten dieser schönen Stadt! Ja, schön ist sie, wunderschön! And es ist, als ob zu ihr voller Verwunderung die Flüsse und Ströme zusammenliefen und sich zu ihren Füßen huldigend hinschmiegten, die grüne Donau vom Westen her, der blaue Inn vom Süden, die dunkle Ilz von den nördlichen Strichen des Böhmerwaldes. Dorthin also, nach Passau, zu dieser Perle unter den Städten am Donaustrome, zu diesem „deutschen Venedig", wie man es genannt hat, eilen wir heute im Geiste. Aber nicht die romantische Lage dieser alten Stadt ist es, die uns für diesesmal mächtig anzieht, nicht etwa die alte trotzige Feste Oberhaus ob Passau, nicht auch die Pracht des gewaltigen Domes, nicht der Nonnberg, von wo aus der Zusammenfluß der drei Wasseradern so lieblich betrachtet werden kann, nein, nein, etwas anderes suchen wir: Es wohnt ein schönes Iungfräulein Bekleid't mit Samt und Seiden Ob Passau in ein Kirchlein klein Auf einer grünen Leiden; Dort auf dem Kap uzinerberg In Gnaden sie verbleibet. Mit Zeichen und mit Wunderwerk Sie sich die Zeit vertreibet. (?. Prokop O. Cap. l7. Jahrhundert.) Diesem Iungfräulein gilt heute unser Besuch, ihr, ihr allein wollen wir heute unsere ergebenste Aufwartung machen, sw aufsuchen in ihrem so schön geschmückten Passauer Heim. And wir fragen, wo das Iungfräulein, das holde, wohne. Da zeigt man uns hinauf auf einen mäßigen Berg, der etwa 74 Meter über dem Spiegel der Donau sich er¬ hebt, und vom Berge winkt ein freundliches Doppelpaar ganz eigenartig durchbrochener Türme, die von weitem so aussehen, als trügen sie statt der gewöhnlichen „Laternen" schöne Kronen auf ihren Häuptern. Dort unter den Türmen, so sagt man uns, weilt, wirkt und waltet das schöne Iungfräulein, das wir suchen. Also empor zu den Türmen, hinauf zum Mariahilf- berg, hinan zum Heiligtum der Mutter des Herrn! Die große Wallfahrtsstiege. Man zeigt uns auch den Weg hinauf: wir sollen nur da rechts gehen auf der schönen, gewundenen, schattigen Straße. Schon wollen wir diesem Befehle Folge leisten, da fällt uns weit links ein eigentümliches Mauerwerk in die Augen, das von der ebenen Erde bis hinauf zur Höhe der Kirche ununterbrochen in schnurgerader, schief ansteigender Richtung emporführt. Was ists mit diesem Mauerwerke? Ist cs der Anter- bau einer elektrischen Bahn? Oderist es eine Drahtseilbahn? Oder sonst etwas? Wir müssen dies unbedingt sehen. Es ist eine Wallfahrtsstiege, die direkt zum Heiligtume cmporführt. Ein vollkommen gedecktes, sehr gut erhaltenes Stieg en Haus, das, in zwei große Hälften geteilt, den un¬ mittelbaren Anstieg zu Mariahilf vermittelt. In den Nischen stehen hölzerne Kreuze, wie sie die Pilger auf den Schultern über diese Stiege tragen. Ab und zu sehen wir zwischen an¬ dern Fußgängern auch solche, die auf ihren Knien die ganze riesig lange Stufenleiter cmporsteigen: eine wahre, große Buße. An den Wänden entlang die vierzehn Kreuzweg¬ stationen. Ans reizt diese eigenartige, so schöne Wallfahrtsstiege. Wir beginnen die Stufen abzuzählen (wir wollen ja den Lesern doch berichten, was es an den Wallfahrtsorten zu sehen gibt.) Bis wir hinankommen, haben wir bis auf 324 gezählt. Der freundliche Kapuzinerpater, der uns dann alle 102 sft>Eft>sft>sft>sft>sft>sft>sft>Eft>sft>sft>Eft>sft>sft>sft>sft> Passau sft> sft Efti Eft> sft sft> Efti sft> Efti EsS EsS EsS SsS Efti Efti Eft> Eft Eft möglichen Auskünfte erteilt, macht uns aufmerksam, daß wir uns verzählt haben, es sollen, wie er sagt, nur 321 Stufen sein. Wir wollen ihm gerne glauben. Diese Wallfahrtsstiege erinnert uns sofort an eine an¬ dere, die wir im schönen Böhmerlande erschaut, die von der Silberstadt Pribram emporführt zum Heiligen Berge. Wohl ist diese Stiege mit ihren 333 Stufen um ein Stückchen länger als die von Passau, aber jedenfalls ist die Passauer Stiege unvergleichlich schöner und bester erhalten. Der Klosterhof. Endlich hat das lange Steigen sein Ende erreicht. Wir stehen am Ziele und betreten den stillfriedlichen Klosterhof. Wie stimmungsvoll ist doch hier alles, wie so recht zur Andacht einladend. Ein großer, etwa vier¬ eckiger Los. Eine Reihe von Akazienbäumen spenden ihre Schatten. Man hat den weiten Hof mit Steinen gepflastert. Aber Gottes Gräslein haben in den engen Ritzen der Pflastersteine hinlänglich Raum zum Keimen, zum Leben, zum Wachsen gefunden. Gleich linkerhand beim Eintritte das Kirchenportal und über demselben eine sinnige Darstellung: da neigt sich Ansere liebe Frau, gekrönt mit einer Königskrone, liebreich einladend und schützend hernieder zu einem Kinde, das mit Pilgergewandcn angetan, soeben zu ihren Füßen ermüdet und ermattet niedergcsunken zu sein scheint und nun hilfe¬ suchend Arme und Blicke zur großen Helferin emporhcbt: „Maria hilf!" Dort an den Seitenwänden des traulichen Hofes schauen wir eine Reihe lieblicher Kapellen; ehemals, so sagt man uns, stand dort Bude an Bude; man hat die Krämer weggeschickt und der Rosenkranzkönigin dafür Platz gemacht. And so erblicken wir denn 15 sehr würdige, ganz eigenartige Darstellungen der fünfzehn Rosenkranz¬ geheimnisse; eigenartig darum, weil dabei abweichend von der gewöhnlichen Darstellungsweise der ganze Inhalt des Geheimnisses meist nur durch eine einzige oder doch nur ganz wenige Figuren zum Ausdrucke gelangt. Die Figuren sind in Lebensgröße und sehr frisch und gut erhalten. Vor den Kapellen rankt sich huldigend buschiger wilder Wein. Wir wenden uns nach links. An einer traulichen, ka- pellenartigcn Kuppel vorbei, aus der uns die allerseligste Jungfrau, spielend mit Jesus und Johannes, entgegengrüßt, kommen wir zum kleinen Friedhöfe der hier wirkenden Wallfahrtspriestcr, der Kapuziner. Ein wohlgepflegtes Gärtlein scheint es zu sein; ist ja doch in der Tat jedes eifrige Ordens¬ haus, jedes Klöstcrlein ein frisches Blumengärtlein für den ewigen Gott. And im Friedhofsgärtlein ein Kreuz und am Kreuz der tote Heiland, ganz und gar vergoldet, als wollte er denen, die da drunten um ihn geschart dem Auf¬ erstehungstage entgegenharren, die Beteuerung geben, daß er bereit sei, all ihre Werke der Seelsorge, all ihre apostolischen Missionswerke einst mit göttlicher, ewiger Glorie zu vergolden und hundertfach zu vergelten. Tiefernst wandern wir weiter; da treffen wir ein Brünnlein; ein Gnadenbrünnlein, und über dem Brünn¬ lein thront groß und majestätisch Maria, der nie versiegende Brunnen der Gnade. Auf ihrem Haupte aber trägt sie eine herrliche Krone. Die Kirche. Doch wir haben uns nun, so meinen wir, genugsam umgesehen am äußeren Vorhofe. Zeit ist's, die Schwelle des Heiligtums selber zu überschreiten. Der erste Gedanke, der sich uns da aufdrängt, ist ein etwas überraschender: „Klein und eng ist's da!" Wir hätten bedeutend Größeres erwartet. Zwölf- bis vierzehnhundert Personen, mehr werden da wohl nicht Platz haben. Aber die stille, andächtige Traulichkeit, die in dieser kleinen Kirche herrscht, versöhnt uns bald mit dem Mangel an Größe. Wir blicken gegen den Hochaltar: Dort schimmert uns von oben ziemlich auffallend ein großes, gol¬ denes Kreuz entgegen. Auch wurden wir auf einen Am- stand aufmerksam gemacht: Von den fünfzehn Rosenkranz- gcheimnissen, die hier in Bildern dargestcllt die Seiten- wünde der Kirche schmücken, sind nur ihrer vierzehn vor¬ handen, das letzte hat man absichtlich ausgelassen, weil es im Gnadenbilde selber, über dem hoch oben eine mächtige Krone schwebt, zum Ausdrucke kommen soll: „Der Dich, o Jung¬ frau, im Himmel gekrönet hat." Übrigens ist uns von dieser netten, lieben Kirche nicht mehr viel in Erinnerung geblieben, nur das eine wissen wir, daß wir bei Durchwanderung der Seitenkapellen und Seiten¬ gänge die große Menge der Beicht st ühle bewunderten, die wir da trafen. And sie sind auch notwendig bei einer so großen Anzahl von jährlichen Kommunikanten. Der Hochaltar. Mil vielen zarten Blümelein Ist sie gar sein umstecket, Mit Nelken und mit Nöselein Wird ihr Altar bedecket. Der Hochaltar, auf dem das Bild der Gnade thront, zeigt zwei stark in die Augen springende Hauptteile: den unteren, überaus zierlichen und bis in die kleinsten Einzelheiten sorgfältig ausgearbeiteten und den oberen, mehr massiven, von dem herab das oben erwähnte Goldkreuz schimmert. Zwischen diese beiden Teile drängt sich ein sehr breites, fast zu breites Gesimse. Doch ist der Gesamtein¬ druck des Altares ein recht guter.^ Als Mittelpunkt dieses Altaraufbaues zeigt sich das ziemlich große, in einfachen Rahmen gespannte Gnaden¬ bild, 130 cm hoch, 90 cm breit. Darüber schwebt das Sinnbild des heiligen Geistes: Die slügclausbreitende Taube. Das Gnadenbild?) Mit überaus sanftem, aber ganz ausgesprochen traurigem Antlitze blickt die Gottesmutter aus diesem Bilde auf den Pilger hernieder. Sie sitzt und neigt ihr Haupt wie lieb¬ kosend zum zarten Kindlein nieder, während sie gleichzeitig >) Eine Abbildung siehe später beim Wallfahrtsorte Filippsdorf. S^D S^T SfD SsT SsT S^D SsD SsT SsT S^D SfD SsD SsD S^D S^T SsD SsT S^T Pa^(tU SsD S^D S^D S^T S^D S^T SsD S^T SsD S^D S^T SsD S^D S^T SsT SsD 103 ihre beiden Lande schützend, sorgend und betreuend um den nackten Leib des Iesukindleins legt. Das Gottessöhnlcin selber zeigt sich in gar eigenartiger Stellung; sein linkes Füßchen auf das linke Knie der Mutter gestemmt, hat cs das andere hoch erhoben, als wollt' es an der Mutter empvrklettern, wobei cs die eine Land tastend und gleichsam hilfesuchend an das Kinn der Mutter legt, während die andere, nicht sichtbare, offenbar den Lals der Mutter von der andern Seite umschlingt. Die Augen des Gotteskindcs richten sich mit einem Ausdrucke des größten Vertrauens auf das Antlitz der Mutter. Die Kleidung der allerseligsten Jungfrau Maria besteht in einem blauen Gewände, das an der Brust rechteckig aus¬ geschnitten ist und an die Tracht erinnert, die in der Ent- stehungszeit dieses Bildes vielfach üblich war. Den Ausschnitt des Kleides, bis hoch zum Lalse hinauf, verhüllt ein dichtes, rein weißes, von schwarzen Bänd¬ chen eingefaßtes Schleier¬ gewebe. Ein weiter Mantel fällt in weichem Faltenwurf von den Schultern der aller- seligsten Jungfrau, legt sich leicht und lose um ihre Arme und erscheint zu¬ sammengefaltet auf dem Schoße der Gebenedeiten. Ziemlich glatt anliegend und geteilt umrahmt das Laar die hohe liebliche Stirne, während es in reicher Fülle über Lals und Schultern niederwallt. Ein feiner, durchsichtiger Schleier, so recht das ch a r a k t e r isti- sche Merkmal der M aria h i lfb i ld e r, be¬ deckt das Laupt von Mutter und Kind bj,s tief über die Stirne herab, so daß noch seitlich das Ohr und ein Teil des Laares unter diese anmutige Schleierhülle zu liegen kommt. Das Passauer Mariahilfbild trägt zum Unterschiede von vielen anderen Mariahilfbildern keine Krone und macht dadurch auf den ersten Anblick hin den Eindruck, als sei es eine von den vielfach bekannten Mariahilfbildern stark abweichende Darstellung. Der Unterschied verschwindet aber zum größten Teile, sobald wir uns nur Kronen hinzudenken, die Kind und Mutter am Laupte zu tragen hätten. Dann haben wir sofort das übliche Mariahilfbild, allerdings mit dem Unterschiede, daß gerade das Passauer Mariahilfbild eine gut gemalte, sehr fein ausgeführte Darstellung ist, was man von vielen anderen Mariahilfbildern nicht immer behaupten kann. Die schöne Legende von „Mariahilf." Betrachten wir aufmerksam irgend ein beliebiges, heute gebräuchliches Mariahilfbild! Was will uns eigentlich dieses Bild sagen, welchen Gedanken soll es vorstellen? Man wird kaum mehr das Richtige erraten; denn unsere Maria- hilfbilder, besonders die kleinen Gebetbuchbildchen und die gebräuchlichen Zimmerbilder, haben die Grundidee des Maria- hilfbildes völlig verwischt und außeracht gelassen. Diese modernen Mariahilfbilder zeigen meist einen milden, freundlichen, fast fröhlichen Zug im Antlitze des Icsukindleins und seiner Mutter. In Wirklichkeit aber ist das Mariahilfbild ein Bild des Schmerzes und der ängst¬ lichen Muttersorge. Außerdem legt man sich das Wort Mariahilf gewöhnlich so aus, daß man denkt, dieses Wort sei von Menschen gesprochen und es lautete umschrieben: Leilige Muttergottes, hilf uns, den armen Menschenkindern! Das ist aber nicht die Grundidee. Sondern der Lilferuf geht vom göttlichen Kinde aus, von Jesus, der, wenn er richtig Mariahilsberg bei Paffau. H-sPh-t. A. »d-iph, Passau. dargestellt wird, hilfesuchend an seiner Mutter gleichsam em¬ porklettert. Auch dieses Emporklettcrn prägt sich in vielen ge¬ bräuchlichen Mariahilfbildern kaum mehr deutlich aus, sondern ist vielmehr in eine nichtssagende Paradestellung des gött¬ lichen Jesuknaben übergegangen. Die ersten Darstellungen der Mariahilfbilder wollten uns die Illustration zu einer schönen Legende bieten. Als nämlich, so lautet die sagenhafte Erzählung, König Lerodcs dem göttlichen Kinde nach dem Leben strebte, da habe sich in jener Nacht, da der Engel Gottes den hl. Josef warnte, das göttliche Kindlcin plötzlich erhoben, sei an seiner Mutter Lals cmporgcstiegcn und habe ängstlich ausgerufcn: Mutter hilf! Wir betonen, daß diese Erzählung keinerlei historische Beglaubigung habe. Aber das andere ist ebenso wahr, daß die Maler des Mariahilfbildes bei der Entwerfung des Ge¬ mäldes an eben diese Legende dachten, und das in Farben darstellen wollten, was diese Legende in Worten aussprach. SsT SsD SsD SsD SsT SsD SsT S^D SfD SsT SsD SfD SsT S^D SfD S^D SsT SsT 104 S^T SsT SsD SsD S^D S^D S^T S^T SsT SsD S^D SsT S^D S^D SsD SsD P(t^OU So bleibt die fromme Sage jedenfalls untrennbar mit dem Mariahilfbilde verbunden. Daß die Himmlischen sich ihrerseits um menschliche Kritik und Beglaubigung blutwenig kümmern, Hofphot. A. Adolph. Passau. Passau, Wallfahrtskirche Mariahilf. Links das Dechm.tsstöckl. sehen wir (wie aus manchen anderen Fällen) auch hier wieder, daß nämlich an die Darstellung einer vielleicht völlig aus der Luft gegriffenen Legende eine derartige Gnadenfülle gehängt wurde, daß man in diesem Falle ohne Übertreibung von einem Meere der Gnaden sprechen darf. Eine Reihe von ganz bedeutenden Wallfahrtsorten besitzt als Gnadenbild Kopien dieses Mariahilfbildes; wir nennen hier außer Passau noch das Mariahilfbild in Wien, in Brezje, in Zuckmantel, in Maria-Schmolln, Maria-Plain, Guttaring und vielen anderen Wallfahrtsstätten. Aber ganz abgesehen von der natürlichen Anmut und dem holden Zauber, der uns in dieser Legende so eigenartig anspricht, haben wir in diesen Mariahilfbildern eine überaus erwünschte und herzerhebende Anregung zu heiligen Wallfahrten, da uns in diesem Bilde das Iesukindlein selbst als erstes Hilfe¬ suchen d e s P i l g e r l e in erscheint, das in seiner Angst und Not sich ans Herz Mariä schmiegt und zur Mutter schreit, damit diese Mutter ihm helfe. Maria hilf! Wie solltest Du's nicht können. Auf deren Schutz Gott selber einst gebaut, Die alle, alle eine „Mutter" nennen. Auf die die ganze Christenheit vertraut! Der Abstieg vom Heiligen Berge. Adieu, mein lieber Berg, mein Gnadenberg! Hast mir mein Herz so lieblich gestimmt, daß es mir ist, als töne es einer Harfe gleich in sanften Lobgesängen, in nimmermüden, immer wiederklingenden „Ave, Ave!" Dich auch grüß' ich zum Abschied, trautester Klosterhof! Nimmer werde ich Dein vergessen, immer werde ich mir freundlich erinnernd sagen: am Mariahilfberg bei Passau habe ich Wunderschönes geschaut! Adieu, Du hehres Heiligtum! Langsamen Schrittes, immer wieder umschauend ver¬ lassen wir den Klosterhof bei jenem Tore, das zur prächtigen Auffahrtsstraße hinführt. Einige Schritte ober uns hat man eine lohnende „Aussicht" errichtet. Bänke stehen dort unter schattigen Bäumen. Wir gehen hinauf, wir blicken zu Tale. Wir erkennen neidlos, daß hier ein prachtvoller Anblick sich unserem Auge darbietet; aber unser Herz ist zu voll von andern Bildern. Was soll uns Passau in diesem Augenblicke, da uns ein Blick in himmlische Paradiese vergönnt war? Was soll uns des Donaustromes schimmernder Glanz, da wir des Gnadcnstromes himmlische Flut betrachten? Was sollen die Berge dort drüben, die schönen, wenn wir soeben vermeinten, die ewigen Hügel des Jenseits zu schauen! Bald verlassen wir die Aussichtswarte und steigen sinnend hinab. Viele Leute kommen uns entgegen: sie ziehen zur Mutter der Gnade. Da beginnt ein liebliches Klingen und Tönen: von der Mariahilfkirche schallt des Glöckleins freundlicher Ab¬ schiedsgruß. Wir horchen auf und lassen den ehernen Klang gar willig in die tiefsten Tiefen unseres Herzens hinein er¬ tönen, und eine Stimme antwortet aus unserem Herzen: Dank Mutter, daß Du uns heute gegrttßet, auch wir grüßen Dich in aller Andachtsglut und wollen Dein süßes Grüßen weitertragcn und es vieltausend Lesern kundmachen, daß Du alle liebst und segnest, die Dich auf diesem Berge an¬ dächtig hcimsuchcn. And mit dem süßen Getön der Glocke umspielen uns die sinnigen Worte des alten Klosterdichters, dem gleich uns der Zauberklang vom Turme das Herz umstrickte: » Sie hat ein kleines Glöckelein, Gar wunderschön es klinget. Gleich wie im Wald das Vögelein In aller Früh es singet. Sobald es hört ein gutes Lerz, Vor Freude es aufspringet. Das Volk es locket himmelwärts, Wenn's in die Luft sich schwinget. Wir kommen hinab, wo die Stadt beginnt. And da steht denn endlich der erste, der allererste Devotionalien¬ laden, wo man sich Bildchen kaufen kann, und Rosenkränze, und Wallfahrtsbüchlein und sonstige Angedenken. Wir tun dies auch, denn wir wollen Erinnerungen an diesen schönen Ort mit uns nehmen. Nun über die Donaubrücke hinüber in die Stadt, dann zum Bahnhof. Noch ein Blick hinauf zum schönen Berge: „Adieu, lebwohl, mein trauter, heiliger Berg!" S^D SfT SfD SfD SfD SsD SfD SfD SsD SsD Sft) SsD SfT SfD SsD SsT SfS SfD Passau SsD SsD SsD SsT SsD SsD SsD SsT SsD SsD SsT SsT SsD SsT SsT SsD 105 Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Vorgeschichte: Das Innsbrucker Mariahilfbild. Das berühmte Passauer Mariahilfbild hat insofernc eine Vorgeschichte, als es nur eine Kopie eines schon früher vorhandenen Mariahilfbildes ist, das bis zum heutigen Tage noch in Innsbruck besteht, und unter dem Namen Innsbrucker Mariahilfbild bekannt ist. Man nennt auch dieses Innsbrucker Mariahilfbild öfters ein Gnad en bild. Doch scheint es mehr ein nach menschlichen Begriffen „berühmte s" Bild zu sein (wegen Maler und Besitzer), während die Fülle der Gnade sich ganz sichtlich der Passauer Kopie zuwendct, respektive von ihr ausgeht. Das Original ist von Lukas Kran ach gemalt, einem Manne, der als Maler einen ziemlich bekannten und ge¬ schätzten Namen hat. Der erste Standplatz dieses Bildes war das jetzt ganz protestantische Dresden, und zwar zunächst die dortige Kirche zum heiligen Kreuze. Als im Jahre 1520 in dieser Stadt die neue Lehre (Protestantismus) überhand¬ nahm, wurde das Marienbild aus der Kirche entfernt und in die Dresdner Gemäldegalerie übertragen. Einundneunzig Jahre verbrachte nun dieses religiöse Bild in jener gemischten Gesellschaft von allerlei Darstellungen, wie sie eben Gemäldegalerien gewöhnlich zu bieten haben. Es galt damals als ein numeriertes Stück, gemalt von Kranach — als sonst weiter nichts ! Es fehlt jegliche Spur, daß in dieser langen Zeit dieses Bild sich in irgend einer Weise als Gnadenbild geltend gemacht hätte. Das Bild war, wie die ganze Galerie, Eigentum des Kurfürsten von Dresden. Im Jahre 1611, also wenige Jahre vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, kam der Passauer Fürstbischof, der Leopold hieß- und ein Erzherzog von Österreich war, nach Dresden, um den damaligen Kurfürsten, seinen Verwandten zu besuchen. Selbstverständlich mußte er auch die Bildergalerie besichtigen. In "zuvorkom¬ mender Weise bot ihm sein Verwandter an, er möge sich aus der Sammlung irgend ein beliebiges Bild auswählen und cs sich zum Andenken mitnehmcn. Der Bischof wählte sich das Marienbild von Kranach. Späterhin sagte er, daß ihn eine innere Stimme dazu gedrängt hätte und es wäre ihm gewesen, als verlange das liebe Bild aus der sonst so öden, weltlichen Llmgebung hinaus. Der Fürstbischof verehrte das Bild recht sehr, führte es sogar mit sich auf Reisen herum und verrichtete gerne seine Andacht davor. Nach dem Tode Leopolds verschenkten es seine Verwandten an die Innsbrucker Stadt- Pfarrkirche Sankt Jakob, wo cs zur öffentlichen Verehrung ausgestellt wurde und sich eines regen Zulaufes von Seite des Volkes erfreute. Auch soll es damals gar manche merkwürdige Gebctserhörung gegeben haben, die man durch Andachten vor diesem „Innsbrucker Mariahilfbilde" llch erfleht hatte. Doch sei hier ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß dieses Bild erst im Jahre 1650 nach Innsbruck kam, also zu einer Zeit, da der leuchtende Wundcrglanz der Passauer Kopie schon weithin strahlte, und da die Pas¬ sauer Gnadcnkirche schon jahrzehntelang (seit 1627) bestand. Aus diesem Llmstandc erklärt sich auch (sicherlich zum großen Teile) die Tatsache, daß in Innsbruck alsbald das neue Mariahilfbild vom Volke verehrt wurde; es schimmerte sozusagen im zauberischen Abglanze jenes hochberühmten Passauer Wunderbildes; das Innsbrucker verehrte man, weil das Passauer seine Lichtstrahlen darüber warf. Es sei uns hier gestattet, auf eine Merkwürdigkeit hinzuweisen, die aber eigentlich in der Geschichte der Wall- fahrtsbildcr keine Merkwürdigkeit, sondern altübliche Grund¬ regel und felsenfester Fundamentalsatz ist. Wir begegnen nämlich in diesem Falle einem ähnlichen Vorkommnisse wie in Kalwarya, allerdings nicht gar so auffallend. Denn auch hier haben wir ein Marienbild, das von einem berühmten Meister, Lukas Kranach gemalt, von einem Kurfürsten ge¬ spendet, von einem Erzherzog hoch verehrt wird, und dennoch kann sich dieses Bild, obwohl durch menschliches Wollen fast gewaltsam zum Gnadenbilde bestimmt, als solches nicht lange halten (wir hätten zum Beispiel in diesem unseren Buche heute gar keine Llrsache, jenes Innsbrucker Mariahilfbild auch nur zu erwähnen, wenn es nicht als Arbild des Passauer Gnadenbildes in Betracht käme). Dagegen hat cs dem Lerrn Hofphot. A. Adolph, Passau. Passau, Lochaltar mit Gnadenbild. Der vornehmste und erste Mariahils-Altar der^Erde. 106 Sfs Sfs SfT Sfs Sfs SsT SfD SfD Sfs SfD SfD SfD SfD Sfs Sfs sfs Passau SsD SfT SfT SsD Sss SsD SsD SsT SsD Sss SsD SfT SsD SfD SfD SfT SfT SsD gefallen, eine Kopie dieses Bildes (Kopien werden in Künstlerkreisen ganz wesentlich tiefer cingeschätzt, als die Originale) zu einem ruhmvollen Gnadcnbilde zu machen, dessen mächtiger Wunderglanz Jahrhunderte zu über¬ dauern imstande war. Entstehung des Passauer M a r i a h i lfb i ld e s. Als der genannte Fürstbischof sein neues Marienbild nach Passau brachte, konnte cs begreiflicherweise dem damaligen Bistumsverweser (also Stellvertreter des Bischofs), der doch von amtswegcn viel mit dem Bischöfe zu verkehren hatte, nicht verborgen bleiben. Bistumsverwescr war damals Frei¬ herr von Schwendi, ein sehr frommer Mann. Diesem gefiel das neue Bild seines Herrn über die Maßen und er hätte es herzlich gern in seinen Besitz bekommen. Aber dem Fürstbischöfe war cs selber gar lieb und teuer; er gab es nicht her. Da erwirkte sich Schwendi die Erlaubnis, sich von dem Bilde eine Kopie unfertigen zu lassen. Dies wurde gerne gestattet und alsbald ein Passauer Maler, namens Pius, beauftragt, die Arbeit durchzuführen. Domdechant Schwendi gab den Auftrag und das Geld, Pius seine Kunst und seine Farben, doch den Segen und die Gnade — an die wohl niemand dachte! — gab Gott der Herr — Warum? Weil es ihm, dem Aller¬ höchsten, so gefiel. So ward denn damals in aller Stille und unbeachtet eines der berühmtesten Gnadcnbilder der Erde an¬ gefertigt. Das Bild wurde abgelicfert. Mit Freude übernahm es der Besteller, mit Stolz wohl zeigte er es dem Erzbischof, mit inniger Andacht verehrte er es in seiner Wohnung. Seine Diener sagten nach seinem Tode ans, daß sic ihn da¬ mals des öfteren mit Tränen in den Augen vor dem Bilde kniecn gesch'n. — Es war die Zeit, da das gesegnete S a m e n kö rn lein unbeachtet und vergessen von der Welt im dunklen Schoße der Erde lag — bis die Sonne Gottes es lockte, hervorzutreten an die lichte Welt und zum früchte¬ schweren Baum zu werden. L i ch t e r s ch e i n u n g e n. (1622). Schon etliche Jahre hindurch war das zu so hoher Glorie bestimmte Bild im ruhigen Privatbesitze des gott¬ ergebenen Priesters gewesen. Da gefiel es dem Herrn, es an jene Stelle zu befehlen, wohin es fürder bleiben sollte Jahr¬ hundert für Jahrhundert. Es war des Abends, als Domdcchant Schwendi in seinem Garten, draußen vor dem Kapuzincrtore, sinnend auf und nieder wandelte. Da hob er, wie von ungefähr den Blick zum dunklen, ganz bewaldeten „S ch u le rb er g e". — An¬ willkürlich hemmte er den Schritt und schrak zusammen; was war das da droben? Woher die Lichter zwischen den Bäumen, als ginge eine Wallfahrerschar durch den Forst, als bewegte sich dort ein langer Zug von fackclschwingenden Menschen? Er starrte hinauf, unwissend, was das sei, und wandte den Blick nicht ab, bevor der fremdartige Schimmer- Wieder verschwunden war. „Es werde Licht!" Mit diesem berühmten Worte ward vom Allmächtigen der Anfang der Schöpfung gemacht. „Es werde Licht!" das war auch der erste Schritt der Gnade, die dort auf Bergeshöh' ihren Himmelsthron zu errichten gedachte. Der begnadete Priester, dem diese eigentümliche Offen¬ barung zuteil geworden war, schwieg zunächst. Aber nicht lange hernach, und die Lichter, die er das erstemal gesehen, flammten abermals auf und begannen ihr nächtliches Wandern um die Bcrgcsspitze. Da fiel es dem sinnenden Beobachter auf, daß Samstag wäre; und nicht mehr empfand er wie zum ersten Male Furcht und Schrecken, sondern ein Gefühl inner¬ licher Freude. Von nun an schweifte fein Blick oft und ost zur Löh' empor, und zu Wiederholtenmalen noch sah er dieselbe Erscheinung. Ja, wie sich späterhin herausstellte, hatten auch an¬ dere Personen dieselbe Gnade, das zu sehen, was Schwendis Auge sah. Insbesondere war es ein Mädchen, das nachmals den Schleier Christi nahm, die nebst den wallen¬ den Lichtern auch wundersame Musik vernahm, Musik, wie die Erde sic nimmer kennt. And einmal geschah es, daß des Nachts eine leuchtende Barke am Strome abwärts fuhr, und auf der Barke des Himmels Königin, umstrahlt von herrlichem Lichte, umgeben von glanzvoller, herrlicher Jung¬ frauen Schar, — bis unterhalb der Brücke alles verschwand und verging. Das Bild auf dem Berge. (1622.) Gott will irgend etwas von mir und ich weiß nicht, was es sei! das war der Gedanke, der nunmehr Schwendi nimmer verließ. And so ging er denn endlich zu einem ver¬ trauten Priester, bei dem er sonst zu beichten Pflegte, und sagte ihm kindlich offen alles, was er bisher erlebt. Was sollte er nun tun? Da horchte schweigend der Priester des Herrn. Dann hob er sein Haupt und sprach etwa folgendes: „Getrost mein Freund, und Heil über Sie, da der Herr Sie zum Werk¬ zeug der Gnade ersieht. Da droben am Berge will Gott ein Heiligtum schauen, und der cs errichten soll, ist der, der die Lichter gesehen: Sie selber, Herr Domdechant! — And mir ist's, als ob ich Ihnen raten sollte: Ihr schönes Marienbild, das Ihre Liebe und Verehrung gefunden, das tragen Sie empor zur neuen Kapelle, vielleicht soll es dort zum Bilde der Gnade werden — für Sie und Mil¬ lionen anderer!" So etwa sprach der erleuchtete Greis — und danker¬ füllt ob solch willkommenen Rates erhob sich Schwendi, fest entschlossen, alsogleich zur frohen Tat zu schreiten. — Einige Wochen nur strichen dahin, dann stand die Holzkapelle fertig: die erste Mariahilf-Kapelle der Erde! Bald war auch ein bequemer gangbarer Weg zur Höhe hergestcllt und cs begann, was seit dieser Zeit nimmer aufgehört hat: die ununterbrochene Menschenprozession zum Bilde Mariahilf! SsD SsT SsT S^D S^D SsD S^D S^D SsT S^D S^D S^T S^D S^T SsD S^T S^D Bau der jetzigen Gnadenkirche. (1624—1627.) S^D SsD S^D S^T S^D SsD S^D SsT S^D SsD S^D S^D S^D S^D S^D S^T 107 gleichen zu Ehren des seraphischen Vaters Franziskus aufgerichtet und allda nach dem Maße unseres be¬ scheidenen, zeitlichen Vermögens ein Kirchlein erbaut und ausgestattet." Der fromme Stifter ward am Ende seiner irdischen Pilgerschaft am Fuße des Berges im Kloster der Kapuziner zu Grabe getragen, und zwar wie er ausdrücklich wollte, angetan mit dem schlichten Habite dieser armen Ordcnsleute und mitten unter ihnen, ohne Monument, ohne Grabstein. And dennoch hat wohl selten ein Mensch ein so hehres Denkmal ob seinem Grabe wie er: denn siehe, über ihm hebt sich der Maria¬ hilferberg, von dem er sagen kann: durch die Barm¬ herzigkeit des ewigen Gottes habe ich diese Gnadenstatt der Menschheit gegeben! Gewiß, Maria wird diesem ihrem Sohne eine gütige, treue Mutter sein. Innstadt Pafsau mit Mariahilferberg. Zusammenfluß von Donau und Inn. H°!phot.«. Adolph. Paffau. Wahrhaftig nicht lange dauerte es, bis die schlichte Ka¬ pelle durch stattlichen Steinbau erseht werden mußte; zu groß, zu zahlreich waren die Gnaden Mariens — zu groß, zu dankbar die Schar der beglückten Menschen. Wie freute sich des Domdechants Herz, da er das Samenkorn, das Gottes Hand durch ihn gestreut, so un¬ glaublich rasch und üppig gedeihen sah. Was aber seinen Eifer noch mehr entfachte, war eine neuerliche, ganz außer¬ ordentliche Gnade, mit der ihn der Himmel beschenkte: er sah in herrlicher Erscheinung die Gesegnete unter den Frauen in blitzendem Lichte der Herrlichkeit, wie sie auf ihren Armen den Schatz aller Schätze, den holden Gottes¬ knaben, den Menschenheiland trug. Das Menschenhcrz, das solches schaut, wird warm, be¬ geistert und zu allem Guten fähig. So ging's auch hier: Domdechant Schwendi ward von unermüdlichem Eifer verzehrt; kaum zwei Jahre war das erste Kapellchen fertig, so ward der Grundstein zu neuem, würdigen Bau in die Erde gesenkt. Drei Jahre hernach (1627) war fröhliche, freu¬ dige Kirchweih! — In Österreichs Landen tobte und wütete Krieg und Mord und Brand und Plün¬ derung, und da droben am Berge — welch Friedens¬ bild! — stand die Menschen¬ schar so selig, so hoffnungs¬ froh, und aus aller Munde tönte, in aller Augen leuch¬ tete das hehre Trostes- wort, das Bittgebet: „Maria! — hilf!" Schwendis Heimgang. Gesegnet der Mensch, der es versteht, im kurzen Erden¬ wallen des Ewigen Ehre zu fördern — wie jener fromme Passauer Priester es so treu getan! Doppelt selig er, wenn sich zur wackeren Tat des Herzens Kindeseinfalt, der stillen Demut Bescheidenheit gesellt! And solchen Kindcssinn liest man mit Rührung aus der A r k u n d e Schwendis, durch die er die große Stiftung seines Lebens besiegelte; folgendes ist nämlich dort geschrieben: „In Anbetracht, daß dem Menschen nach dem Tode nichts nachfolgt, als was er Gutes im Leben voraus¬ schickt, so haben wir zum Nutzen und Frommen unserer armen Seele mit der Gnade des Heiligen Geistes diesen Ort nach freiem Entschluß und Ge¬ löbnis zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria, der Menschheit Helferin, und in- Andere Baulichkeiten. In rascher Folge entstanden kurz nach der Fertigstellung der Kirche einige Baulichkeiten, die sich im großen und ganzen bis auf den heutigen Tag erhalten haben. 1628, also ein Jahr nach der Kirchweihe, standen bereits die Wohngebäude für die Patres Kapuziner, denen die Seelsorge auf dem Berge anvertraut worden war, fertig da. Gleichzeitig war der Hof mit einer Mauer umfaßt worden; die beiden Eingangstorc gelangten gleichfalls zur Vollendung. Auch die lange, gedeckte Stiege wurde noch in demselben Jahre errichtet, ebenso eine zweite vom Kapuzinerkloster herauf, die in der ersten Zeit gleichfalls ge¬ deckt war, jetzt aber offen daliegt. Bald darauf entstand auch das „D ech antstö ckl", so genannt, weil es Dechant Schwendi als Eigentum für sich und seine Nachfolger im Amte eines Domdechants bestimmte. 1634 entstand das Mesnerhaus. 1630 war die Wasserleitung hergestellt worden, bei welcher Gelegen- 108 Efssss Eft) Eft> sft> sft>sft>sfssft>sft>Sft>sfssfsDft>sft>si°> Passau sft>sft>sfssst>sft>Sft>sft>sft>Sft>sfssft> Ess sfssft>sft>sft>sfs löst» heit die beiden hübschen, oben erwähnten Brunnen, der Marien- brunnen in der Grotte und der Sankt Annabrunnen, errichtet wurden. So kann man sagen, daß innerhalb 15 Jahren an Stelle einer waldigen Löhe alles das entstanden war, was bis heute noch die Andacht des Pilgers erfreut und belebt. Es war gewiß eine rasche Arbeit. Großer Brand. (1662.) Ein entsetzliches Anglück brach im Jahre 1662 über die schöne Stadt Passau herein: eine Feuersbrunst, der ein großer Teil der Stadt zum Opfer fiel. Vom Sankt Iohannes-Spitale, wo die ersten Flammen aufschlugen, ver¬ breitete sich das verheerende Element mit unglaublicher Rasch¬ heit über die Stadt, ergriff die Innbrücke, fiel über die Inn¬ stadt her und machte alles zu einer großen schrecklichen Brand¬ stätte. Ja noch mehr: die furchtbaren Flammen des Feuer¬ meeres züngelten an der langen Wallfahrtsstiege empor und ergriffen zuletzt Kirche und Gnadcngebäude des Mariahilfer berge s. Man kann sagen, daß nichts außer der Sakristei dort droben verschont blieb. Nur die kahlen Mauern der Kirche blieben stehen; das Innere der Kirche wurde vom Schutt des cingestürztcn Gewölbes erfüllt. Doch war sowohl das Allerheiligste Sakrament als auch das Gnadenbild von den ?. ?. Kapuzinern rechtzeitig gerettet worden; eine Stunde weit flüchtete man damit in den Wald hinein gegen Schärding. Als der Brand gelöscht war, brachte man cs zurück und stellte es in der Sakristei auf, wo unterdessen Not¬ gottesdienst abgehalten wurde. Doch war trotz des herben Anglückes der Schaden in- soferne kein dauernder, da durch die Freigebigkeit der Geist¬ lichkeit und der Bürgerschaft in verhältnismäßig kurzer Zeit alles wieder hergestcllt und bestens eingerichtet war. Tür k e n n o t. (1683.) Nicht als ob Passau durch die Plünderung der Türken zu leiden gehabt hätte. Aber in anderer Weise waren diese traurigen Zeiten auch für die Bischofsstadt am Inn be¬ deutungsvoll. Als nämlich im Jahre 1683 die wilden Horden gegen die Hauptstadt Wien heranrückten, hielt es der da¬ malige Kaiser Leopold I. für das ersprießlichste, die gefahrvolle Verteidigung dieses hochwichtigen Punktes er¬ probten Kräften zu überlassen, für seine eigene Person aber das Leil in der Flucht zu suchen. And so eilte er denn m i t seinem ganzen Hofstaate gegen Passau, um dortselbst während der kritischen Zeit zu verbleiben. Dort wurden nun erschütternde Bitt- und Bu߬ übungen gemacht, und zwar hauptsächlich durch vierzehn eigens hiezu bestimmte Tage. Der Bischof ließ von der Kanzel alle Christen einladen, während dieser vierzehn Tage sich den heiligen Sakramenten zu nähern; das hochwürdigstc Gut wurde oft öffentlich ausgesetzt und andächtig besucht und an- gebctet, Bittprozessionen veranstaltet. Der 14. Juli war ein allgemeiner, strenger Fasttag, an dem alle vom Kaiser an¬ gefangen bis zum Bettler den ganzen Tag bis zum Abend gänzlich nüchtern blieben. Tatsächlich gelang es den vereinigten christlichen Streit¬ kräften, die bedrohte Hauptstadt zu erretten. Zum Danke für das erhörte Gebet wurden späterhin mehrere türkische Waffen u n d K ri e g s g eg en stän d e auf den Mariahilf- berg gebracht, wo sie als Weihegcschenke aufbcwahrt werden und bis heute noch in der Kapelle des linken Seitenaltares zu sehen sind. Das schwere Bußkreuz. Ein Vorfall, der allerdings vollkommen privater Natur ist und mit der Geschichte des Wallfahrtsortes nichts zu tun Hofphot. A. Adolph, Passao. Passau, Rosenkranzkapelle. 14. Der Dich, o Jungfrau, in den Simmel ausgenommen hat. hat, möge hier wegen seiner Eigenart gebührende Erwähnung finden. Es war im Jahre 1726, als ein gewisser Nikolaus Pischoff aus Würzburg, der unschuldigerweise in den Kerker gekommen war und schon dreiviertel Jahre darin schmachtete, ein großes Gelöbnis machte: er wolle mit einem großen Kreuze beladen bis nach Rom gehen, und von Rom zurück auf den Mariahilf- berg. Gott nahm das Gelöbnis an: der Gefangene fand unerwarteterwcise Gelegenheit zu entkommen, benützte sie und flüchtete; noch während der Flucht zeigte ihm Gott seine übernatürliche Hilfe, da er, verfolgt und gedrängt, auf wunder¬ bare Weise durch einen tiefen Fluß kam, dessen Überschreitung S^S SsD SsT SsT SsD SsT S^T SsD S^D SsT SsT SsT SsD SsT S^T S^D SsT SsT Passau EfssfsEfsGfsEfsEfssfssfDsfDEsssfssfssfDssssfDsss 109 fast unmöglich schien. Nachdem er sich solcherart außer Gefahr befand, gedachte er treu seines Versprechens, zimmerte sich ein Kreuz und trug es wacker nach Rom und von dort wieder zurück bis nach Passau auf den Mariahilfcrberg. Als er dortselbst ankam, war der 21. November (Fest Mariä Opferung) 1726. Reiche Opfer gaben. Die Großen und Reichen dieser Welt wetteiferten gar sehr, allerlei irdisches Gvldgeräte und andere so¬ genannte Wertsachen auf dem Berge Mariens zusammcn- zutragen. Wenn nur sie hier erwähnen, geschieht dies Hofphot. A. Adolph, Passau. Paffau, Nosenkranzkapelle. 15. Der Dich, o Jungfrau, im Limmel gekrönet hat. einzig und allein aus dem Grunde, um den Lesern klar und deutlich zu zeigen: Soviel opfert man, um sich der Hilfe Mariens (Mariahilf!) zu versichern, soviel also ist diese Hilfe Mariens, nach menschlichen Maßen ausge¬ drückt, zum mindesten wert! Es sammelten sich aber im Laufe der Jahrzehnte nebst vielen anderen Kostbarkeiten am Mariahilferberge an: Drei große Kronen aus Silber, mit guten Steinen ge¬ ziert; die eine davon wurde (wahrscheinlich mit Rücksicht auf die Spender) die kaiserliche, die zweite die königliche genannt, 25 ganz silberne Brustbilder von verschiedenen hei¬ ligen (Statuetten), 3 schön verzierte Monstranzen, 6 silberne Ziborien, 4 Mcßkelche aus purem Golde, dazu noch 60 Me߬ kelche aus Silber, 1 Ampel aus Gold, 28 Ampeln aus Silber, 16 silberne, mit Gold verzierte Kruzifixe, 24 silberne Altarleuchter, 6 silberne Engel, 1 silbernes Altarantipendium. Viele goldene und silberne Ringe, Gold und Silber¬ stücke (darunter auch zehn- und zwölffache Dukaten). Dazu eine Llnzahl von wertvollen Paramenten und sonstigem Küchengeräte. Dieser Schatz mehrte sich so sehr, daß im Jahre 1729, also etwa hundert Jahre nach der Entstehung des Wallfahrts¬ ortes, die kleinen silbernen Votiv gab en, die man einschmolz, den Silberwcrt von 15.000 Gulden zeigten; aus diesem Silber ward der neue Altar und Tabernakel angefertigt. Wir freuen uns, daß schon kurzsichtige, auf Erden lebende (Menschen die „Maria — hilf" so hoch ein¬ schätzen. In Wirklichkeit ist sie Wohl noch viel mehr wert; — Mutter lieb und Mutter fegen Läßt mit Gold sich nimmer wägen! Des Kirchen schätz es kläglicher Untergang. Die irdischen Gold- und Silbervorräte, die freigebige Hände im heiligtumc am Mariahilferbcrge aufgehäuft hatten, sollten nicht übermäßig lang an Ort und Stelle verweilen. Als man nämlich nach dem Jahre 1792, dem Jahre der französischen Revolution, alles Ernstes einen Einfall der Franzosen nach Deutschland fürchten mußte, be¬ schlossen die Kirchenvorsteher, ihre Gold- und Silbersachen und alles, was sonst einigen Wert zu haben schien, in feste Kisten verpackt zur Flucht bereitzu stell en; tatsächlich wurde es kurz darauf donau-abwärts weggeführt. Aber die Passauer hatten sich die große Mühe des Flüchtens umsonst angetan. Denn wohl kam der Schatz wieder wohlbehalten zurück, aber kein Jahrzehnt mehr und er war endgiltig verloren. Im Jahre 1801 legte nämlich der französische General Moreau die ungeheure Kriegskontribution von un¬ gefähr 400.000 Gulden auf die Stadt Passau, welche Summe binnen 30 Tagen erlegt werden mußte. Deswegen nahm die Statthalterschaft in einem öffentlichen Aufrufe alles entbehrliche Kirchcnsilbcr als ein seinerzeit wieder rückzuerstattendes verzinsliches Darlehen (es wurde natürlich niemals weder verzinst noch zurückgcgeben!) in Anspruch. Damals fanden sich nun im Kirchenschatze der Wall¬ fahrtskirche allein über 44.000 Gulden an Silberwert. Das noch übrige des Schatzes wurde zur Zeit der Säkularisation 1805 vollends widerrechtlich fortgenommen. So waren die reichen Passauer Kirchcnschähe trotz aller menschlichen Vorsicht und Klugheit unwiderruflich und für immer verloren. 110 Sft>Eft>SsSSfSSft>Sft>Sft>Eft>SfSSft>Sft>Sft>Sft>Sft>EfsSft> Passau GfssfsssSSsSSsSSfSEsSSsSSsSSsDSsSSsSDsSEsSSsSEfSSsTSfi) Traurige Zeiten. Was über die österreichischen Lande während der Zeit Josefs II. hereinbrach, das kam über Bayern zwei Jahrzehnte später: Konfiskation kirchlicher Güter, Klosteraufhebung und wie sonst alle diese friedlichen Künste heißen mögen. So traf im Jahre 1803 auch das stille Kapuzinerkloster unter dem Mariahilferberg das harte Los der Aufhebung. Droben am Berge aber wurden unterdessen zwei Weltpricster angestellt; es liegt auf der Land, daß diese nicht imstande waren, das auch nur annähernd zu leisten, was bisher die eifrigen Konventpatres gearbeitet hatten. Im Jahre 1812 wurde die Wallfahrtskirche des Ehren¬ schmuckes jener Votivtafeln gänzlich beraubt, die an den Wänden der langen Wallfahrtssticge aufgehängt waren. Aus welchem Grunde Wohl? — Da muß man die alten Staats¬ weisen von Anno dazumal fragen! Vielleicht haben sie un¬ schuldige Votivbildcr mit Dynamitbombcn verwechselt! — Demgegenüber kann man wohl behaupten: Leute, die Votiv¬ bilder in die Kirche tragen, sind allermeist durchaus keine staatsgcfährlichen, revolutionären Elemente, im Gegenteile: dies sind meistens die verläßlichsten, ruhigsten Stützen eines geordneten Staates. Nach der Beraubung drohte Vernichtung! Der so sehr gefürchtete Franzosenkaiser Napoleon I. rückte von der österreichischen Seite gegen Bayern heran und hatte gerade im Mariahilfcrberge einen ihm wichtigen Punkt erkannt, auf dem er mächtige Schanzen aufwerfen wollte. Alles, was diesen kriegerischen Schanzarbeiten hindernd im Wege stand, mußte fallen. So war bereits das Mesnerhaus zusammengerissen worden, und der Kaiser hatte schon den Plan gefaßt, auch alle übrigen Gebäude samt der Kirche Niederreißen zu lassen. — Lind dennoch geschah dies nicht: die Kirche blieb stehen. Niemand kann den eigentlichen Grund angeben, warum der sonst so eigensinnige und gewalttätige Kaiser von seinem Plane abkam. Aber man wird es frommen Gemütern nicht verargen, wenn sie in dieser unerwarteten Ab¬ änderung des bedrohlichen Planes den wunderbaren gött¬ lichen Schutz erblicken; der Allmächtige ist der Lenker der Mcnschenherzen; er wollte das Leiligtum seiner menschlichen Mutter behüten und es vor dem Llntcrgange bewahren: darum blieb es unbehelligt stehen! Neues Leben. Wenn man das Gesundwerden nach tödlicher Krankheit für Glück und Gnade hält, und wenn man über die Rück¬ kehr der verlorenen Lebenskräfte — möge sie noch so langsam vonstatten gehen — sich innig freut —, so haben auch die meisten Wallfahrtsorte sich des neunzehnten Jahrhunderts mit herzlicher Freude zu erinnern: es war das langsame Ge¬ nesen nach großer, tiefgreifender Krisis. Auch am Mariahilferbcrge zu Passau war es so. In den Dreißiger-Jahren schon faßte der damalige Bischof den Entschluß, beim Leiligtum wieder eine größere Anzahl Priester anzustellen und an ihre Spitze einen eigenen Wallfahrtsdirektor zu ernennen. Dies geschah denn auch. Nach weiteren fünfzehn Jahren (im Jahre 1846) gab es großzügige Renovierungen, so daß das Gotteshaus den ganzen Sommer hindurch abgesperrt war. Zugleich wurde durch die Vermehrung der Wallfahrtspriester auf die staat¬ liche Zahl von 15 bis 20 in ausgiebiger Weise dafür gesorgt, daß die Gläubigen mit Leichtigkeit Gelegenheit finden konnten, ihren geistigen Bedürfnissen nachzukommen. Im Jahre 1862 erhielt der Wallfahrtsort ein Zierstück, das wir schon früher geziemend hervorgehoben: die aus Stein gebaute Wallfahrtsstiege in der Gestalt, wie sie bis heute noch besteht. (Ehemals war sie bedeutend schlichter und einfacher.) Endlich muß das Jahr 1887 als ein für den Wall¬ fahrtsort wichtiges, erfreuliches und segensreiches bezeichnet werden: damals wurden nämlich die ?. ?. Kapuziner be¬ rufen, künftighin die Wallfahrtsseelsorge in der Bergkirche zu versehen. Mögen sie noch lange Jahre hindurch allen frommen Pilgern gütige Tröster und Gnadcnvermittler bei Gott sein! Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1922: 300 iähriges Jubiläum der Entstehung. 1940: 50 jähriges Jubiläum des Einzuges der Kapuziner. 1946: 100 jähriges Jubiläum der feierlichen Wiedereröffnung. Ständige Priester: 7 Kapuzinerpatres, 6 Laien¬ brüder, bayrische Provinz. L e ili g e Messen fremder Priester jährlich: 250. Kommunikanten jährlich: 60.000 bis 70.000. K o m m u n i k a n t e n a n z a h l in früheren Zeiten : im Jahre 1627 10.500 Komm. „ „ 1640 16.600 „ „ 1650 30.000 „ „ 1680 55.000 „ „ „ 1700 84.500 „ „ „ 1738 (höchste erreichte Zahl) 125.000 Komm. Besucher jährlich: mindestens 200.000. Geschloffene Prozessionen jährlich: 15 bis 16. Lauptfest: St. Petrus und Paulus. In nächster Nähe um die Kirche befinden sich weiters keine Ansiedlungen. Meereshöhe: 350 Meter. Ständige Devotionalienhändler: um die Kirche herum keine; in der Stadt mehrere. Gasthäuser: oben bei der Kirche keines. Die Frequenz des Wallfahrtsortes ist steigend. Gebetserhörungen aus den vergangenen Jahr¬ hunderten existieren fünf Bände. In der neuesten Zeit wurden derlei Vorkommnisse nicht gesammelt. Zufahrten. Der Mariahilfberg liegt nur eine Viertelstunde außerhalb der österreichischen Reichsgrenze, und zwar am rechten Afer des Inn, gehört also nach seiner hydrographischen Lage eigentlich ganz zweifellos zum österreichischen Länderkomplexe. W i e n—Passau, Schnellzug 5'/- St., K 13.90; Personen¬ zug 10 St., ic 10.50. Linz—Passau. Schnellzug 2"/« St. K 5.10; Personenzug 4V- St. K 3.90. S^T GfT SsT SsT VfT SsD SsT S^D SsT SsT S^L> SsD SsD SsT SsD VsD SsT SsD Ptl^tlU SsT SsT S^D SsD Sse-S^D SsD S^D SfT SsT S^D SsD SsD SsD S^D S^D 111 Benachbarte Wallfahrtsorte. Passau-Altötting. Passau über Simbach nach Neu¬ ötting 3V-—4'/2 St., zirka K 4.20. Passau— Pöstling berg (wie Passau—Linz). Passau— M a ria Schmölln. Über Ried -Braunau bis Mattighofen oder Munderfing über 4 St. K 3.50. Passau— P uch h eim. Über Schärding 2^4 St., X 3.20. Endstation Attnang— Puchheim. Passau — Maria Plain (Salzburg). Zuerst bis Attnang— Puchheim (Fahrzeit und Preis soeben genannt), dazu noch die Strecke Attnang—Salzburg 2^4 St. K 2.50 (Schnellzug K 3.30). Literatur. Gründlicher Bericht 1745, Passau (mit 5 Bändchen Ge¬ betserhörungen.) Siegler, Mariahils b. P., Coppenrath, Passau 1893, 2. Ausl., 16», 932 S. Ave Maria, Linz, XIV., 9. Ott, Marianum, 1392. Neg.-Mar.-Kal. 1887, X. Kurze Erwägung. Das Mariahilfbild hat sich mit seiner rührenden, lieben Darstellung die Lcrzen des gesamten katholischen Erdkreises bezwungen und mit den Banden unverlöschlicher Liebe an sich gekettet. Lind warum? Weil jeder Mensch nur zu ost in die Lage kommt, mit dem Lerzen, mit dem Munde zu rufen: „Maria hilf!" Weil die Not, die Äilfsbedürftigkeit eine so allgemeine, so große ist. „Maria hilf!" so ruft der Kranke auf seinem Schmerzenslager, dem die menschliche Kunst der Ärzte nicht zu helfen vermag. „MaricLhilf!" ruft der Arme, der Bedrängte, der Verfolgte. „Maria hilf!" schreit das Äerz, dem die dräuende Macht der Versuchung naht, die gleißende Falle der Sünde winkt. „Maria hilf!" ruft die Christenheit, wenn sie sieht, wie die Feinde des Glaubens, der Sitte mächtig und immer mächtiger ihre Läupter erheben. „Maria hilf!" ruft in gleicher Weise der Äeilige Vater in Rom, wie der letzte, neubekehrte Südseeinsulaner. „Maria hilf!" ruft Bischof und Priester, ruft Greis und Jüngling, Kind und Vater. „Maria hilf!" klingt es millionenfach im Leben und glühend, stürmend in der schweren Stunde des Sterbens: Maria hilf in jeder Not! — im Leben Äilf' — und Lils' im Tod laß deine Kinder sehen! Gebet. O Äerr, der du selbst in deiner Kindheit dich an das Lerz deiner Mutter geflüchtet hast, verleihe uns die Gnade, Hofphot. A. Adolph, Passau. Parsau, Walpahrtsstiege zum MariahUfberge. daß wir selber, so oft wir deinem Beispiele folgend zum Muttcrherzcn Mariä unsere Zuflucht nehmen, dort mütterliche Liebe und Gnade, und bei dir selber auf das Bittgebet einer solchen Mutter Äuld und Erbarmen finden mögen. Amen. Maria hilf, wenn in des Lebens Nöten, Zu dir sich flehend uns're Land erhebt; Maria hilf, erhör' das heiße Beten, Wenn angstvoll dir das Lerz entgegenbebt. Maria hilf, o lohne das Vertrauen, Das hilfesuchend Mutter, zu dir flieht. Laß deine Kinder mild dein Auge schauen. Das mitleidvoll auf uns herniedersieht. Maria hilf, ja hilf, du Wunderbare, Du Gnadenbronnen der Barmherzigkeit, Llnd jubelnd nennt dich, Mutter, bis zur Bahre „Maria hilf" der Kinder Dankbarkeit. (M. L.) Brezje von Süden. Im Hintergründe links: Lochstuhl (2238 mH daneben Begunjsica (2063 m), ganz rechts Dobrča (1634 m). Lrr;je?) Oberkrain. 50.000 bis 60.000 Kommunikanten. Es lächelt Maria; mit zarter Land Löst ein Juwel sie vom Liliengewand And wirft es. denkend der Erdenbrüder, Mit stillem Segen zur Erde nieder. Auf Brezje fällt's; und sein Gefunkel Durchblitzt weithin das Erdendunkel; Manch leidendes Lerz, getroffen vom Schein, Das dünkt sich nun plötzlich selig zu sein. Und alles strömet zum blitzenden Lort, — Es ward über Nacht ein Gnadenork. Vorbemerkung. as Lourdes für Frankreich ist, das ist Brezje für das Land der Slowenen!" so hat uns in frohem Stolze ein slovenischcr Priester versichert. Wir möchten dieses kühne Wort nicht bedingungslos unterschreiben. Denn Brezje kann mit Lourdes nicht ver¬ glichen werden. Ja, sogar neben Mariazell hingestellt, wird es jedenfalls den Kürzeren ziehen. Aber was wahr ist, bleibt wahr: Pinter allen slo¬ wenischen Wallfahrtsorten nimmt Brezje die erste Stelle ein. Ferner ist wahr, daß Brezje in den letzten Jahrzehnten durch ganz auffallende Gebetser¬ hörungen hochbegnadet wurde. Wahr ist, daß sich unter den Votivtafeln in Brezje auch solche befinden, die von Wien dorthin gesandt wurden, daß also der Ruhm dieses Wallfahrtsortes weit über die engen Landesgrenzen Krains hinausgeht. Wir sind also sicherlich soeben im Begriffe, ein sehr ehrwürdiges, hochberühmtes Marienhciligtum im Geiste zu besuchen. Örtliche Lage des Gnadenortes. Brezje (zu deutsch: Birkendorf) zählt etwa 600 Ein¬ wohner und liegt im nördlichsten Teile von Kram, im breiten Tale der Save, jedoch auf einem Lochplateau, das sich über das eigentliche Savetal fast genau um 100 m erhebt; die Meeres¬ höhe von Brezje beträgt nämlich 485 m, während die südlich ge¬ legene Savebrücke etwa 385 m Seehöhe aufweist. Die Gnadenkirche ist von der B a h n st a t i o n O tt o t s che in etwa 40 Minuten zu erreichen. Oktotsche ist eine Personen- Laltestelle der Eisenbahn Tarvis—Laibach und ist von Tarvis 61, von Laibach 42 Kilometer entfernt. Lat man in Ottotsche den Zug verlassen, so geht man zunächst einige Minuten bis zur hölzernen S a v ebrücke, für deren Überschreitung man Brückenmaut zu zahlen hat, kommt dann nach weiteren zehn Minuten zu einer zweiten Brücke und kann dann entweder auf der Straße den Umweg machen, oder dafür direkt, aber stellenweise steil zum Teil über Stufen die 100 m Steigung überwinden. Lat man die Löhe erreicht, so sieht ') Sprich: Bresieh. — Übrigens findet man auch die Schreibart: Bresiach. man in der Entfernung von etwa 8 bis 10 Minuten zum ersten Male die Gnadenkirche, die man bisher von keinem Punkte der Eisenbahn oder des Fußweges erschauen konnte. Als weitere Eisenbahn st ation käme vielleicht noch R a d m a n n s d o r f in Betracht. Gehzeit 1 Vi St. Dieser Weg ist länger und ungünstiger, als jener von Ottotsche. Für Freunde der Touristik wäre außer der Eisenbahn vielleicht noch die Straße über den Loiblpaß (1366 m) zu erwähnen, die direkt von Norden (Klagenfurt und dem Rosen¬ tale) nach Süden führt, und sich zwischen herrlichen Bergriesen Lochstuhl (2263 m) und Leims Turm (2095 m), hindurchzwängt. Das Äußere der Gnadenkirche. Die Kirche ist groß (sie faßt etwa 2500 Personen), aber nicht großartig. Sie ist schön, aber gerade keine Sehens¬ würdigkeit. Sie ist, von außen betrachtet, ein ziemlich eben¬ mäßiger, gefälliger, etwas hochstrebcnder romanischer Bau, dessen Vorderfront, obwohl im Grunde genommen ganz flach, dennoch mit vielem Geschicke verziert ist, so daß das Gesamtbild der Front ein sehr harmonisches genannt werden kann: in der Mitte eine mächtige Rosette, links und rechts kleine Zierobelisken, oben ein flacher, dreieckiger Giebel, darüber ein Kreuz. Der hohe Äauptturm steht an der Evangelienseite beim Presbyterium, während sich an der Epistelseite der Zubau der eigentlichen Gnade nkapelle vorfindet, der mit einer etwas hohen, mit Laternen geschmückten Kuppel abschließt, die außen schwarz gedeckt ist und Goldver- zicrung trägt. Der gute Eindruck, den die Kirche von außen macht, und der durch den erwähnten Kapellenzubau ein ganz eigen¬ artiges, nicht leicht zu vergessendes Gepräge bekommt, gewinnt noch besonders dadurch, daß man auf dem großen Platze vor der Kirche schöne Parkanlagen hergestellt hat. Das Portal, das uns in das Innere der Gnaden- kirchc bringen soll, verdient gerechtfertigter Weise unsere Auf¬ merksamkeit. Es ist aus grauem Marmor gehauen, viereckig, mit flachem, dreieckigem Giebel, und zeigt unter diesem Giebel eine schöne Darstellung des Mariahilfbildes in weißem Kalkstein. Die Türflügel sind aus Kolz geschnitzt, die Schnitzereien selber, die uns nicht ganz verständlich sind, gvI sfs sfs EfD sss Ess sss sss sss Ess sss sss sfs sfs sfs sfs sss sss Brezje scheinen alttestamentlichc Vorbilder der Muttergottes dar¬ stellen zu wollen. Das Innere der Kirche. Der Baustil ist hauptsächlich romanisch, doch nicht ganz rein durchgeführt. Die Kirche ist hoch und licht und sehr reinlich gehalten. Sie ist dem hl. Märtyrer Vitus geweiht; daher zeigt das Altarblatt das Bild dieses jugendlichen Blutzeugen Jesu Christi. Diese Darstellung dürfte vom Standpunkte der Kunst als eine mäßige Leistung beurteilt werden, dafür aber besitzt die Kirche in dem w eiß m a rm o rn e n Altar- aufsatze (unter dem Bilde) ein einzig schönes Stück, das unser Interesse in noch erhöhtem Maße erregt, wenn wir er¬ fahren, daß es das selbständige Werk eines sonst ganz schlichten Radmannsdorfer Bildhauers ist. Lind das schönste Der Gnadenaltar, ein wegen der beschränkten Raum- vcrhältnisse niedrig gehaltener Säulcnältar, zeigt ober dem Tabernakel das Gnad en bild, cin M a r i a h i lfb i l d, so ziemlich nach dem Muster in Passau, jedoch mit dem Llntcr- schiede, daß ringsum die Figur Mariens bedeutend mehr Hinter¬ grund vorhanden ist, was zur Folge hat, daß die Figur Mariens verhältnismäßig etwas kleiner erscheint, als man dies sonst bei den Mariahilfbildern gewohnt ist. Das ganze Bild hat eine Höhe von l m. Der Maler wußte offenbar von der den Mariahilfbildern zugrunde liegenden Idee (vgl. das beim Wallfahrtsorte Passau Gesagte) nichts und brachte anstatt der besorgten und schmerzerfüllten Mutter — eine ihr Kindlcin kosende und herzende zur Darstellung. Doch ist der Gesamteindruck ein lieblicher und anmutiger. Die bcidcnKroncn sind merklich zu klein?) DieKapclle sowohl, als auch die Wände des umschließenden Kuppelbaues sind mit Votivbildcrn reichlichst überdeckt. im Schönen ist wieder die prächtig gelungene Kuppel dieses Auf¬ satzes, auf der zu oberst das Bild des heiligsten Herzens Iesuthront. . In die Augen fällt auch die O r g el, die in dieser Kirche sonderbarerweise nahe dem Pres¬ byterium an der Evangclienseite aufgebaut ist. Wenn nun auch der ganze, etwas in die Bau¬ linie vorspringende Bau den Totaleindruck der Kirche sicher¬ lich ein wenig stört, so ist anderer¬ seits die äußere Ausstattung der Orgel mit herrlichen gemalten Rclicfschnihereien so reich und so ansprechend, daß man dadurch wieder mit dem vorhin ange- dcuteten Widerspruche, der in Vrezje in Kram. — Rechts Gnadenkapelle. — Links Franziskanerkloster. Im Lintergrunde Sanntaler Alpen, KriLka gora mit StorLik (2IZ4 m.) ihrer ganzen Anlage zu finden ist, versöhnt wird. DerBlickzum rückwärtigen Teile der Kirche enttäuscht etwas. Wir sind ja gewöhnt, dort irgend einen imponierenden Orgelaufbau als Abschluß zu finden, während in der Kirche zu Brezje anstatt dessen eine gewisse Leere sich breit macht. Doch soll dortsclbst, wie uns mitgcteilt wird, demnächst eine Orgel mit 47 Registern ausgestellt werden. Die Gnadenkapelle. Dem so wundertätigen Gnadenbildc zu Brezje hat man eine eigene Stätte in einem Zubau geschaffen, der, wie wir schon vorhin erwähnten, von einer schwarzgoldencn Kuppel bedeckt ist. In diesem Zubau steht nun unter der Kuppel, und zwar den Raum des Zubaues so ausfüllend, daß man zur Not längs den Wänden herumgehen kann, die eigcnt- liche Gnadenkapelle, ein in seiner architektonischen Struktur höchst einfaches Bauwerk. Es hat unter einem flachen dreieckigen Giebel eine fast genau quadratische Vorderfront, aus der ein Rundbogen ausgebrochen ist, der nun unmittel- dar zum nahen Gnadcnaltare hinführt. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. V o r g e s ch i eh t c. Schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts stand an der Stelle des jetzigen herrlichen Gotteshauses von Brezje ein kleines, ärmliches Kirchlein zu Ehren des hl. Veit. Diese Kirche hatte zwei S c ite n ka p e ll e n, die eine dem hl. Antonius dem Einsiedler, die andere der Mutter¬ gottes unter dem Titel: „Maria hilf" gewidmet. Von dieser letzteren Kapelle ist es bekannt, daß sie der Pfarrer von Möschnach, ftrban AZbc, im Jahre 1800 erbaute. Gar gern versammelten sich die Bewohner der Llm- gcbung an dieser Stätte zum Gebete, und oft wurde daselbst auch während der Woche die heilige Messe gelesen. — Schon damals nahm das gläubige Volk in verschiedenen Anliegen mit großem Vertrauen Zuflucht zur „Maria hilf". ') Eine Zusammenstellung mehrerer Abbildungen berühmter Mariahilfbilder findet sich mit Rücksicht auf den vorhandenen Raum erst später, und zwar im Texte des Wallfahrtsortes Filippsdorf- 8 Brezje EssSfssjssfssjTsjssfsSfssfDsfsEfssjssfDsfssfssfsSfsSfs Das liebliche Altarbild der Marienkapelle wurde von Leopold Layer im Jahre 1814 genialt. Es ist historische Tatsache, daß dieser Maler wegen Banknotenfälschung Brezje: Lochaltar. vom Himmel her; und wie immer winkte sie einem schwachen armseligen Werkzeuge, einem 1 8jährigen armen und dazu kranken Mädchen aus der Nachbargemeinde. Dieser Wink der Himmelskönigin, so unscheinbar und dennoch so mächtig stark, war ein Traum. Zweimal hintereinander träumte ihr, der erwählten Gnadenbotin Gottes (Maria Tavcar aus Begunje), daß sie elend wie immer auf ihren Krücken in die Kapelle „Maria Hilf" nach Brezje gehumpelt und daß sie dann — welch' eine Wonne — heil und gesund ohne Krücken heimgekehrt wäre. So der zweimalige selige Traum. Ein mächtiges Gefühl der Hoffnung ergriff da begreiflicherweise das Herz der armen ver¬ krüppelten Epileptikerin, die nun schon zwölf Wochen ans Bett gefesselt und deren Kniegebogen, steif und tot war. So entstieg sie denn ihrem Lager: mühselig wie sie war, aber getragen von Hoffnung hinkte und stolperte sie zur Muttergotteskapelle. Dort war gerade heilige Messe. Inbrünstig drang ihr Flehen zum Himmel, daß ihr herrlicher Traum sich erfülle. And siehe da, während ihres Betens fühlte sie Erleichterung in ihrem Knie, konnte sich erheben, frei stehen, gehen, sie war geheilt. Der Traum war erfüllt. Was sollte sie, das arme Dorfkind, der Himmelskönigin für solche Huld denn geben? Ihr Herz und ihre Krücken ff) die ließ sie da, und dann eilte sie heim, froh, gesund und glück¬ lich, wie die erste Schwalbe, die den Frühling kündet. Einfach und schlicht erscheint dieses Vorkommnis, aber man drehe und deute es, wie man wolle — Tatsache bleibt, daß mit diesem Tage —22. September 1863 — Brezje zum Wallfahrtsorte ward. „Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!" Diese Einladung lag still, aber deutlich im ersten Wunder zu Brezje. Die zweite Heilung. (2. Oktober 1863.) zu langjähriger Kerkerhaft verurteilt worden war. In seiner Gefängniszelle nahm er Zuflucht zu Maria und bat sie um Rettung. Mit Ketten an den Händen fing er an, ein Marienbild für die neue Kapelle in Brezje zu malen. Sein Vertrauen auf die Gottesmutter wurde nicht zuschanden; kaum war die Arbeit vollendet, so wurde ihm bckanntge- geben, daß er begnadigt und aus dem Kerker entlassen sei. Die Entstehung der Wallfahrt. — Die erste Ä eilung. (22. September 1863.) Mit Lust gehen wir daran, den Spuren des Über¬ natürlichen, das sich bei dem Arsprunge dieser schönen Wallfahrt so handgreiflich geltend machte, staunend und be¬ wundernd zu folgen. Wir fragen den Zweifler, den Nörgler, den Kritikaster, warum denn durch 49 Jahre hindurch, da Bild und Kapelle ebenso stand als später, von Wallfahrt und Gnaden nichts zu vernehmen war, und warum denn dann im Jahre 1863 urplötzlich die Menschcnherzcn wie be¬ zaubert dem alten, bislang so unbeachteten Otte zuströmten? Wir wissen es genau zu sagen, wie es war. Die mäch¬ tige Frau im Himmel oben wollte, daß hier in Brezje ein besonderer Ort ihrer Gnaden erstünde. And sie winkte hold Verhältnismäßig rasch fügte die hohe Frau des Him¬ mels zur ersten Wundertat eine zweite und dritte, daniit jedem ehrlich denkenden Menschen ihr Eingreifen und ihr Wille zweifellos und sicher wäre. Wir bemerken zu unserem Er¬ staunen, daß auch in Fieberbründl in Steiermark drei Heilungen die einleitenden Posaunenstöße einer beginnenden Gnadenzeit waren. Da lebte in selbem Dorfe eine Genossin der Geheilten, Maria Janc, seit acht Jahren durch die Gicht verstümmelt und verkrüppelt, so daß an ihrem rechten Fuße die Ferse nach vorne, die Zehen nach rückwärts standen. Auch sie wußte aus eigener langjähriger Erfahrung nur zu gut, was es heiße, aufKrücken durchs elende, schmerzvolleLebenzuschreiten. And da vernahm sie die sonderliche Mär', daß ihre Freundin, die Tavcar, in der Mariahilfkapelle zu Brezje Heilung gefunden habe, plötzliche Heilung, vollständige Hei¬ lung! Wie ein Sonnenstrahl der Hoffnung fiel solche Kunde in das Zimmer des Krüppels. „And wenn es die Tavcar er¬ langt hat, warum nicht auch ich?" And sie verlegte sich aufs Bitten und Flehen. And schon 10 Tage nach der ersten Heilung, am 2. Oktober 1863, wollte sie des Himmels Gnade >) Zu diesem ersten Krückenpaare sind in 50 Jahren zirka 250 weitere hinzugekommen. Wie sagt doch die Heilige Schrift: „Blinde sehen. Lahme gehen.!" S^D EsT SfD SfD EfD SfD SfT SfD SfT SfD SfD SfT SfD SfD SsD SfD EfT Brezje SsTSfDGfDSfTEfDSfTSfDSfDSfDSfDSsTEfDSfDSsTSfTSsT 115 ernstlich versuchen. Sie hatte sich am Abend vorher zu ihrer Tante nach Brezje bringen lassen. Die Stunden der Nacht schlichen ihr wie Ewigkeiten dahin. Noch war es stock¬ dunkel, als sie ihr Lager verließ und sich, mühselig wie sie war, in der Finsternis zur Kapelle begab. Sie hatte sich vom Mesner den Schlüssel verschafft und konnte also hinein. Mutterseelenallein kniete sie in dunkler Nacht vor dem Gnaden bilde. Dann schleppte sie sich, so gut es ging, dreimal um den Altar herum. And als sie wieder vor dem Bilde kniete, da war es ihr, als ob ihr krankes Bein mit sanftem Öle bestrichen würde. Langsam versuchte sie nun, ihr Knie zu dehnen; es gelang; sie war geheilt. Mit Lust und Seligkeit weilte sie nun an der Stätte der Gnaden, bis sie den ersten Kirchengängern, die mit dem Morgengrauen hcreinkamen, die frohe Kunde mitteilen konnte. Die Begeisterung der rasch herbeiströmenden Menschenmenge war groß und unbeschreiblich; denn die, die achtIahre gebeugt war, stand nun wie die Kerze, — die verkrüppelt gewesen, war heil und gesund! And auf die jubelnde Menge sah freudig das Mutter¬ auge Mariens vom lieblichen Bilde hernieder. Die dritte Leitung. (5. November 1863.) Maria Mulej, aus Smokuc, Pfarre Bresnih, war 21 Jahre alt, als sie an heftigem Reißen im Kopfe und an epileptischen Anfällen zu leiden begann. Sie konnte nur sehr wenig, zeitweise auch gar nichts essen. Einmal war sie eine ganze Woche hindurch nicht imstande, das geringste zu sich zu nehmen oder auch nur ein Wort zu sprechen. Dieser Zustand dauerte sieben Jahre, und verschlimmerte sich schließlich derartig, daß der rechte Arm völlig gelähmt wurde. Die Finger krümmten sich einwärts und waren bewegungs¬ los. Auch die Land bog sich nach innen gegen den Arm zu. Nur mit der Linken konnte sie noch etwas Weniges arbeiten. Jedoch im Laufe eines weiteren Jahres wurde auch diese Land unbrauchbar, da drei Finger derselben erstarrten und sich ebenfalls einwärts krümmten. So stand sie nun ganz hilflos da. Nach sieben Jahren des Leidens hörte sie von den wunderbaren Leitungen zu Brezje. Das bewog sie dorthin zu gehen. Am 5. November 1863 kniete sie vor dem Enaden- bilde. Bescheiden bat sie die Muttergottes Maria, ihr nur soviel zu helfen, daß sie selber essen und sich ankleiden könnte. Während der ersten heiligen Messe, bei der sie andachtsvoll zugegen war, verspürte sie keinerlei Besserung. Doch es kamen ja noch mehrere andere heilige Messen nach. And da bei der zweiten soeben die heilige Opferung stattfand, begann es sich in ihrem kranken Arme zitternd zu regen, während schmerzliche Risse ihren Leib durchzuckten. And da der Moment der Wandlung herangckommmen war, da Jesus, der eucharistische Gott, gnadenvoll nicderstieg in die Versammlung seiner getreuen Jünger, da streckten sich die seit Jahren verkrümmten Finger; aber gleichzeitig raste ein Schmerz durch ihre Glieder, daß sie der Ohnmacht nahestand. Kurz hernach kam neue Überraschung: mit einem Krachen im Arm löste sich nun auch das gelähmte Landgelenk und gleich darauf das Gelenk des Ellenbogens. And als die dritte heilige Messe ihrem Ende zuging, und der Priester soeben zum letzten Evangelium schritt, da hob die Kranke, wie alle andern um sie herum, zum erstenmale seit sieben Jahren ihre Land bis zur Stirne empor und bezeichnete selig, überselig von Wonne und Glück, Stirn und Mund und Brust mit dem Zeichen der Erlösung : „Im Namen des Vaters, des Sohnes, des Leiligen Geistes!" — Vollkommen gesund und hergestellt, ohne Spur ihrer siebenjährigen Krankheit, verließ die Glückliche das für sie so gnadenreiche Gotteshaus. Die Entwicklung ber Wallfahrt. Die Nachricht von den wunderbaren, Schlag auf Schlag sich folgenden Ereignissen zu Brezje ward zum end¬ losen Jubel für die ganze Gemeinde, zum Tagesgespräch für die Amgebung, zur aufregenden Kunde für das ganze Land. Ja, es währte nicht allzulange, bis man den Namen Brezje auch jenseits der Landesgrenzen mit Staunen und Verwunderung aussprach. Bald wurde ein ständiger Gottesdienst einge¬ richtet. Allerdings war dieser im Anfänge nur ein Lxcurrencko- Gottesdienst vonseite der Pfarrgeistlichkeit zu Möschnach, wo¬ hin unser Brezje eingepfarrt war. Es läßt sich leicht denken, welch eine Anstrengung die Besorgung der Wallfahrtsscharen dem ohnedies hinlänglich beschäftigtem Pfarrklerus verursachte. Deshalb wurden bald auch andere Priester aus der Nach- Brezje: Lochaltartabernakelbau. Ein herrliches Kunstwerk aus Marmor, zu Radmannsdorf verfertigt. 8» 116 SfDSfD(^SfDSfDS^Sft)Sft)SfDSft)Sft)Sft)SfTSft)SfDSft) Brezje Sft)Sst)SsDSfTSsDSfi)SsDSfi)Sfi)SsDSsDSsDSfDSsDSsDSfDSsDSsT barschast zur .Hilfeleistung herbeigezogen. Trotzdem ge¬ nügte die Anzahl der Beichtväter häufig nicht. Immer mehr machte sich die Notwendigkeit bemerkbar, die Wallfahrtskirche einer besonderen Obsorge zu übergeben. Da infolge des Priestermangels der Fürstbischof zu diesem Zwecke keine Kräfte zur Verfügung stellen konnte, äußerte er den Wunsch, es möchten die ?. ?. Franziskaner die Seestorge in Brezje übernehmen. Der Verwirklichung dieser Idee standen aber große Hindernisse im Wege. Vor allem war es not¬ wendig, für die Erbauung und Erhaltung des Klosters einen Stiftungsfonds zu gründen, da die milden Gaben der Pilger für die Erbauung der neuen Kirche ver¬ wendet wurden. Die Franziskanerprooinz bekundete zwar ihr Bestreben, die Wallfahrt aufrechtzuerhalten dadurch, daß sie für längere oder kürzere Zeit Patres nach Brezje zur Aushilfe schickte; an die Erbauung eines Klosters war jedoch vorderhand nicht zu denken. Anerwartet kam aber Hilfe. Eine Wohltäterin in Laibach, Franziska Ovijazh vermachte groß mütig im Testamente eine genügende Summe für den Klosterbau . Auf diese Weise konnte im Jahre 1897 der Grundstein gelegt werden. Die neue Kirche. Gleich in den ersten Jahren, als Pilger nach Brezje zu strömen begannen, machte sich die Notwendigkeit einer- neuen Kirche bemerkbar. Das kleine Kirchlein genügte den neuen Verhältnissen nicht mehr. Doch woher die Mittel für die Erbauung eines würdigen Gotteshauses nehmen? Die frommen Pilger legten zwar freudigen Herzens ihre Gaben Maria zu Füßen, doch dauerte es trotzdem lange, bis eine genügende Summe beisammen war. Im Jahre 1889 machte sich endlich der Herr Pfarrer- Fr. Kummer entschlossen an die Arbeit, vertrauend auf die Hilfe Mariä und die Freigebigkeit ihrer Verehrer. — Das Projekt für den neuen Bau machte der berühmte Bau¬ künstler Robert Mikovicz aus Graz. Es war für Brezje ein bedeutungsvoller Tag, als am 9. Oktober 1889 derFürstbischof(derspätereKardinal)Dr.Iakob Missia den G ru n d st e in zur neuen Kirche feierlichst weihte. Der glücklich begonnene Bau wurde in den nächsten Jahren eifrig fortgesetzt. Aber: „Rom ist nicht an einem Tage erbaut worden," — ebenso konnte diese Kirche, die im ganzen sowohl als in einzelnen Teilen ein Kunstwerk werden sollte, nicht in kurzer Zeit fertiggestellt werden. Doch konnte mit Gottes Hilfe am Rosenkranzfeste des Jahres 1900 die Konsekration des schönen Gotteshauses in sehr erhebender und großartiger Weise vorgenommen werden. Gebeiserhörungen. Wir wollen die Reihe dieser erfreulichen Tatsachen mit dem Abdrucke eines an uns selbst gerichteten Privatbriefes beginnen, und zwar darum, weil dieses Ereignis weiter zurück¬ datiert, als die übrigen, die wir im folgendem zu erzählen haben. Duck dich! Am 24. Juni 1866 in der Schlacht bei Custozza war das erste Bataillon des siebenten kärntnerischcn Infan¬ terieregimentes, bei welchem ich diente, gleich in der Früh beordert worden, den Marktflecken Sommacampagna zu be¬ setzen. Nachdem wir fast den ganzen Tag dort zugebracht hatten, kam der Befehl, die Ortschaft zu verlassen rind den Berg Montecroceo zu erstürmen, den bisher der Feind inncgehabt hatte. Nun war aber dieser Berg von der Ort¬ schaft Sommacampagna, wo wir uns eben befanden, durch ein Tal getrennt, weshalb die Aufgabe, die uns zuteil ge¬ worden war, als eine nicht bloß schwierige, sondern auch überaus gefährliche bezeichnet werden mußte. Doch gelang es uns mit Gottes Hilfe trotzdem. Während dieses Stürmens nun ereigrrete sich folgendes: Ich war, immerfort möglichst im Gebüsche kriechend, bereits auf der Anhöhe an- gekommcn; der Feind hatte sich schon zurückgezogen, doch feuerte er während des Retirierens noch immerfort. Wie ich nun so auf der Anhöhe stehe und den Fliehenden nachschieße, kommt es mir plötzlich vor, als ob jemand zu mir sagte: „Duck dich!" Anwillkürlich folge ich dieser Stimme, und bücke mich zur Erde nieder, höre aber in demselben Mo¬ mente das Zischen einer Kugel, die unmittelbar über meinem Leibe vorübcrsauste; es ist fast zweifellos, daß ich ohne jenen Warnungsruf tot oder wenigstens verwundet vom Schlachtfelde getragen worden wäre. Nachdem ich nach beendetem Feldzuge beurlaubt worden und in die Heimat zurückgekehrt war, wurden natürlich alle Erlebnisse bis ins kleinste erzählt; als ich nun auch dieses Vorfalles Erwähnung tat, stellte sich heraus, daß gerade an jenem Tage und zur selben Stunde meine Mutter und meine Frau am Gnadenorte Mariahilf in Brezje, Pfarre Möschnach in Oberkrain, vor dem Altäre der Muttergottes für mich gebetet hatten. 15. Mai 1899. Alexino Lap, Vevce, Post Saloch. „Werd' schon selber geh'n!" Im Dorfe Schmarza, in der Nähe von Stein, wurde im Jahre 1872 ein achtjähriges Mädchen, Katharina Jereb, augenkrank, so daß sie zunächst auf dem einen der beiden Augen, nach vierzehn Monaten aber auch auf dem zweiten völlig erblindete. Zur traurigen Blindheit gesellten sich schreckhafte Epilepsie und furchtbare Krampfanfälle, so daß der kleine arme Körper ganz zusammenschrumpfte, und das gequälte Kind nur mühselig auf allen Vieren Herum¬ rutschen konnte. Vergebens versuchten an der kleinen Patientin die Ärzte von Stein und Prevoje ihre Kunst; ja, der weithin bekannte Neumarkter Arzt Dr. Pirc hatte in drastischen Worten seiner Meinung unverhohlen Ausdruck gegeben: „I ch bin kein Gott, daß ich dieKleine heilen könnte! And ich kümmere mich nicht mehr um sie!" Drei Jahre hatte das Abel gewährt, die Kranke war unterdessen elf Jahre geworden, das Jahr 1875 war heran¬ gekommen. Da hatte die Mutter einmal einen sonderbaren Traum; sic wäre, so träumte ihr, in Brezje gewesen, und hätte dort gar inbrünstig für ihr armselig Töchterlein gebetet; und während sie so träumte, seufzte sie laut. Das hörte ihr Mann und fragte sie, warum sie seufze; und sie erzählte ihm ihren Traum. Da beschlossen denn die beiden, nach Brezje zu wallen und ihre Kleine mitzunehmcn. Der Maria-Himmel¬ fahrtstag ward zur Pilgerfahrt bestimmt. Sobald dieser Vorsatz ruchbar geworden war, nahmen sich noch etliche andere vor, die Pilgerreise mitzumachen, so daß im Ganzen 16 Personen zusammenkamen. Sonderbarer¬ weise sprach das kranke Kind am Vorabende zu seinen Eltern: „Heute kann ich noch nicht g e h e n, a b e r m o r g e n!" Der kleine Trupp kam in der geheiligten Gnadenstätte an. Man setzte unterdessen die Patientin in die Antonius- §sD§fssft>SfssfssssSfsssssft>sfsSft>ssssft>sfssfssfssfsEfs Brezje SfsEssSfssfssfssfssfssjssjsssTsfsSfsSfssfssfssss 117 kapelle und wollte warten, bis gegen Abend der Andrang der Pilger aufgehört habe. Dann endlich konnte die Kleine zum Gnad en alta re. Mühsam schleppte sie sich auf allen Vieren um den Altar herum und stieß, da sie gerade hinter demselben sich befand, einen heftigen Schrei aus, so daß alle erschraken ; aber es war nichts: sie kroch weiter. Dann war sie wieder vor dem Altäre angelangt; und siehe da: hier vor dem Altäre erhob sie ihre Lände, die bisher immer am Boden getastet hatten, frei in die Löhe und kniete auf. Dann begab sie sich auf die zweite Rundtour, diesmal nur mehr auf den Knieen, nicht mehr auf den Landballen rutschend. And noch ein drittesmal ebenso. — Nun hatte sie ihre drei Rundtouren vollendet und kniete also vor¬ dem Altäre. Da fragte eine Frau: „Sollen wir dich vielleicht hinaustragen?" Da schaute die Gefragte zur Löhe, und erwiderte bestimmt: „Werd' schon selber geh'n!" und erhob sich von den Knien — und ging. Das war ein Abend voll des Jubels, eine Rückkehr voll der Seligkeit, ein Empfang voll des Entzückens. Männer und Burschen weinten laut vor Freude. Der Arzt von Stein ließ die vollständig Lergestellte zu sich kommen und erklärte die Tatsache ohne Amschweife als ein Wunder Gottes. Vor dem Gnadenaltarezu Boden gestürzt. Georg Bergant, ein 20jähriger Bursche aus St. Thomas in 6er Pfarre Selzach, bekam in Knittelfeld, wo er als Gärtner diente, im Jahre 1873 einen heftigen Schüttel¬ frost, so daß er alsbald in ein Spital überführt werden mußte, wo nun eine sieben Monate lange, schwere Zeit des Leidens für ihn begann. Die Krankheit, anfangs unbestimmt, konzentrierte sich schließlich auf den rechten Fuß, so daß dieser vollkommen steif und verkrüppelt wurde. Ver¬ geblich bemühten sich die kundigen Ärzte des Spitals, dem Kranken zu helfen. Das traurige Ende des Klageliedes war, daß man dem jungen Burschen harte Eis en schienen für sein krankes Bein gab und Krücken dazu, auf daß er heimwärts wandere in gänzlicher Loffnungslosigkeit. Da wandte sich Auge und Lerz des betrübten Jünglings nach Brezje zum Leiligtum der großen Menschenhelferin und Mutter Maria. Am 19. Oktober des Jahres 1876 stand er vor¬ dem Gnadenbild „Mariahilf" zu Brezje. Mit Krücken und Schienen bekleidet, flehte er gar innig zur heiligen mäch¬ tigen Mutter des Lerrn. Da hatte er plötzlich die Empfindung, als ob ein Rauschen und Sausen durch seine Füße ginge, und unfähig, sich aufrecht zu erhalten, st ü r z t e e r vor dem Gnadcnaltare zu Boden hin. Man eilte herbei, man hob ihn auf, man fragte, man rief. Ihm aber war's, als ob nunmehr sein Bein gelenkig wäre und gar nimmer¬ mehr steif. And er ging aus der Kirche hinaus und schnallte sich die Eisenschiene vom Fuße; er brauchte sie sein Lcbcnlang nimmer aufzuschnallen. Auch die Krücken, die er unterdessen während des Abschnallcns weggestcllt hatte, nahm er nie mehr- unter die Achsel, sondern trug sie nur mehr ein cinzigesmal, aber diesmal frei in den Länden — zum Gnadenaltare, wo er¬ ste wie Siegestrophäcn dem Gnadenbilde der mächtigen Jungfrau zu Füßen legte. Selig, von Dankbarkeit erfüllt, kehrte er heim. Wohl war ihm zum Andenken eine gewisse Steifheit im Knie zurückgeblieben, aber wer würde sich über den kleinen Überrest be¬ klagen, wenn ihm so viel, so großes Leiden abgenommen wurde! Von der Epilepsie glücklich geheilt. Johann Lumar aus Senice bei Kanale in Görz hatte unter vielfachen epileptischen Anfällen zu leiden, die ihn bei der geringsten Aufregung zu Boden warfen. Nach¬ dem er alles, was Mcnschcnkunst für solche Fälle weiß und rät, vergeblich versucht und angewendct hatte, entschloß er sich endlich, bei der Gnadenpforte Mariens in Brezje- als Bettler und Bittsteller zu pochen. Am Tage Maria Geburt 1884 machte er seine Bittwallfahrt zum großen Gnadenorte. Seit diesem Tage zeigte sich kein Anfall mehr. Er hat dann nach längerer Zeit seinen Leilungsfall in einem Schriftstücke in Brezje niedergelegt. An der Pforte des Todes zum Leben zurück¬ gerufen. Im Jahre 1892 lag in Markt Tüffer Johanna Kocbek im Sterben. Eine durch Wochen hindurch währende innere Entzündung hatte sie an den Rand des Grabes gebracht. Sie hatte das Bewußtsein verloren, der kalte Todesschweiß stand in dicken Perlen auf ihrer Stirne, und der Kaplan von Brezje, Votivbild der am iS. August ISO? geheilten Maria Finrgar aus Brezje. Tüffer, den man in Eile hcrbeigcrufen hatte, spendete ihr das heilige Sakrament der letzten Ölung. Dann, als er die heilige Landlung vollendet hatte, fügte er aus innerlichem Antriebe noch ein Gebet zu unserer Lieben Frau von Brezje hinzu, und ermahnte die Anwesenden gleichfalls, sich zu einem letzten Gcbetsversuche an Maria zu wenden. And siehe da: in diesem Augenblicke trat eine Erleichterung ein, die Kranke erholte sich mit unglaublicher Raschheit, und sic, die dem Tode ins Auge geblickt hatte, stand noch an d e m s e l b e n T a g c v o l lst ä n d i g g c s n n d vom Bette auf. Vor dem Gnadcnbildc die Schuhe wieder angezogen. Wir verdanken die noch folgenden Fälle einer schriftlichen Mitteilung des L. L. Pater Damis aus Brezje, der bezeugt, daß er die genannten Personen persönlich kenne, und die Vorfälle gewissenhaft untersucht habe. 118 Ess SsD Sss SsD SfT Sfs SfD SfD SfD §fT SfD SfD SfD SfD SfT SfT Brezje SsD SfD SfD SsT SfZ SsD SfD SsD SfD SsD Sfe) SfD SsT SsD SsD SfD GfD SfD Maria Fin L g ar, vulxo Tončkova aus Brezje war schon drei Jahre leidend und suchte Rat und Hilfe bei den Ärzten: Dr. Voves in Radmannsdorf, Dr. Globočnik in Kram, Dr. Klinik in Veldes, Dr. Prossinagg in Laibach. Schließlich suchte sie auch Dr. Šlajmer im Landesspital in Laibach auf, wo sie zwölf Tage verweilte. Fünf Ärzte unter¬ suchten sie, aber zuletzt wurde sie als hoffnungslos krank aus dem Spital entlassen. Mit der Patientin ging es nun immer schlechter. Seit dem Frühlinge des Jahres 1907 mußte sie schon Krücken gebrauchen; späterhin war sie genötigt, beständig das Bett zu hüten. Die Füße waren angeschwollen, eine Hand erstarrte ihr und im Anter- leibe spürte sie furchtbare Schmerzen. Längere Zeit nahm sie keine andere Nahrung zu sich als saure Milch, einmal blieb sie sogar dreizehn Tage ohne jegliche Speise. Dreimal war sie mit den heiligen Sterbesakramenten versehen worden. Als die Bedauernswerte einsah, daß ihr jede menschliche Hilfe versagt sei, nahm sie mit desto größerem Vertrauen Zuflucht zur seligsten Jungfrau in Brezje. Mit unerschütterter Zuversicht bereitete sie sich auf das Fest Maria Himmelfahrt l 907 vor. Treu zur Seite stand ihr der Bruder. Jeden Morgen durch neun Tage hindurch beteten sie den ganzen Rosenkranz und die lauretanische Litanei. Am Festtage selbst aber führte man sie auf einem Wagen zur Kirche, wo für sie um halb fünf Ahr morgens eine heilige Messe gelesen werden sollte. Ihr Vater und ihre zwei Brüder standen als Helfer ihr zur Seite. Sie aber starrte auf ihre Krücken gelehnt und von den Händen der Helfer gehalten auf den Altar, bis sie endlich — beim Offertorium — in eine derartige Schwäche verfiel, daß man sie notgedrungen auf den Boden hin legen mußte. „Sie stirbt!" Dies und nichts anderes dachten da die meisten derer, die solches sahen. Die Kranke blieb nun etliche Minuten in tiefer Ohnmacht liegen. Da tönte vom Altäre her silberhell das Glöcklcin; es war das Zeichen zur eben beginnenden heiligen Wandlung. Da schlug sie die Augen auf und blickte zum Altäre; und sie blickte noch immer hin. während der Priester den heiligsten Leib des Herrn zur Anbetung emporhob. — Da er aber, nochmals hinkniend, den goldenen Kelch mit dem heiligsten Blut des Erlösers hochhob, — da war für die Kranke der Augenblick der Gnade da: sie raffte sich mit plötzlichem Rucke auf, kniete ohne Beihilfe auf das Steinpflaster hin und dann — nach einem kleinen Weilchen solcher Kraftprobe griffsie alsbald zu ihrenSchuhen, die sie sich in lieblicher Erwartung ihrer kommenden Genesung mitgebracht hatte, und zog sie mitten unter den Pilgern kauernd noch während der heiligen Messe an. Eine ungewöhn¬ liche, aber sinnige und herrliche Verehrung des Herrn! Endlich, als das heilige, für sie so segensreiche heilige Meßopfer seinem Ende zugegangen war, begann sie ihren dreimaligen Rundgang um den Altar, den sie auf den Knien rutschend ohne Schwierigkeit vollendete. Gleich darauf stand sie auf, und ein wenig von ihrem Bruder gestützt, trat sie in die Sakristei, wo sie in den Beichtstuhl hinkniend ihr Sündenbekenntnis ablegte; in kurzer Zeit darauf empfing sie beim Altäre den eucharistischen Gott, der ihr heute bei seiner Wandlung schon so wunderbar gnädig gewesen. — Wir glauben : das war wohl eine andachtsvolle Dankkommunion! Verschwundene Nerve nkrämpfe. Am 19. August 1907, genas hier die neunjährige Natalie Strajner aus Sankt Ruprecht in Anterkrain von lang andauernden, schweren Nervenkrämpfen. Das Kind war am 28. Oktober 1898 geboren. Die ärztlich beglaubigten Nervenkrämpfe äußerten sich in sehr verschiedenartiger Weise, so daß das Kind völlig krank erschien. Wenn starke Anfälle kamen, bot sie einen fürchterlichen Anblick, so daß sogar Männer vor ihr davon- liefcn. Die in Anspruch genommene ärztliche Hilfe linderte wohl das Leiden etwas, doch war von einer Genesung keine Rede. Abrigens verlangte unsere Kranke immer sehnsüchtiger nach Brezje. Man erfüllte denn ihren Wunsch, so daß sie in Begleitung ihrer Mutter am Sonntag nach dem Maria Himmelfahrtsfeste in Brezje ankam. Noch auf der Reise wurde sie einmal vom Anfalle heimgesucht. Am nächsten Morgen wurde auf die gute Meinung, ihre Genesung zu erbitten, eine heilige Messe gelesen. Das Kind selbst wohnte der heiligen Handlung bei, und erlitt hier noch einmal, und zwar zum letztenmale den bösen Anfall. Nach wenigen Wochen konnte die Mutter mit der Freudennachricht zurückkehren, daß das Kind geheilt fei. Die glückliche Änderung des Zustandes hielt stand, so daß der Ortspfarrer noch am 30. November 1911, also nach mehr als vier Jahren die Versicherung geben konnte: „Das Kind ist vollkommen gesund!" Brezje, meine Hilfe! Anter diesem Titel berichtet Martin Stular, Präfekt des fürstbischöflichen Institutes in Sankt Veit ob Laibach folgendes (nach dem slowenischen Originale ins Deutsche übertragen): Infolge einer gefahrvollen Halskrankheit mußte ich mich am Charfreitag 1909 einer großen Operation unter¬ ziehen. Obwohl die Prozedur eine volle Stunde dauerte, war es dem sonst sehr tüchtigen Arzte diesmal nur zum Teile ge¬ lungen, mir Hilfe zu bringen. Es blieb nämlich eine schrecklich eiternde Wunde am Halse zurück. Ich verzagte aber nicht und setzte mein Vertrauen auf die große Helferin der Christen¬ heit, auf Maria. Nachdem die Wunde, die mich begreiflich sehr schwächte, bereits drei Monate hindurch sich als unheilbar gezeigt hatte, schloß sie sich am 9. Juli 1900, an jenem Tage, da ich in Brezje meine Wallfahrtsandachten ganz so ver¬ richtet hatte, wie sie alle andern Pilger zu verrichten pflegen. Die Wunde blieb seit dieser Zeit völlig geschlossen. Österreichische Wallfahrtsorte aus neuester Zeit. Mit dem soeben behandelten Wallsahrsorte Brezje stoßen wir auf den ersten jener hochinteressanten Gnadenorte, die erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden und es dann rasch zu einer ziemlich großen Bedeutung brachten. Es sind dies folgende vier (mehrere minder bedeutende können hier nicht in Betracht kommen): 1. Br e z j e in Krain (entstanden im Jahre 1863), 2. Filippsdorfin Nordböhmen (1866), 3. Fieberbründlin Oststeiermark (1879), 4. Kirchdorf am Inn (1900). Wir können da interessante Vergleichslinien ziehen. Der scheinbar bedeutendste Wallfahrtsort unter den vier genannten ist Brezje mit seinen 60.000 Kommunikanten; trotzdem möchten wir fast dem Wallfahrsorte Filippsdorf eine größere moralische Kraft zuschreiben, denn es will uns ein leichteres Stück Arbeit erscheinen, mitten im Herzen des frommen slowenischen Landes 60.000 Kom¬ munikanten zusammenzubringen, als im etwas glaubensärmeren Nordböhmen deren 50.000, wie sie tatsächlich Filippsdorf aufweist. Lehrreich ist auch die Tatsache, daß jene beiden Orte, deren Seelsorge in den Länden leistungsfähiger und arbeitsfroher Ordensleute liegt (Brezje in jener der ?. p. Franziskaner, Filippsdorf in der der ?. ?. Redemptoristen) zu hoher Blüte gelangt sind, während Fieberbründl, das noch nicht einmal für Sonntag eine Meßlizenz besitzt, noch weniger aber sich einer geordneten Seelsorge erfreut, stark stecken geblieben ist, so daß es, -obwohl es in der deutschen Landeshälfte von Steiermark ohne Zweifel zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten gehört, dennoch kaums3000 Kommunikanten aufweist (Sonn- und Feiertage gibt es nämlich dort keine Kommunikanten). Was den jüngsten dieser vier Wallfahrtsorte betrifft, Kirchdorf a. I., so liegt die Arbeit Esssfssft>sfssfssft>sft>sft>sft>sfsEft>sft>SfDEft>sft>Gfssft>sfs Brezje sft>sft>Sft>sft>sft>Sst>sft>Eft>Est>Eft>Sft>sft>ssssfDEft>Sft> 119 gegenwärtig auf den Schultern des Ortspfarrers, dürste ihm aber bald zuviel werden. Auch dieser Ort wird nur zur Blüte kommen, wenn man einen Orden dafür gewinnen wird. Die Entstehung dieser vier Wallfahrtsorte gereicht uns infoferne zum großen Tröste, weil wir daraus ersehen, daß die aller- seligste Jungfrau Maria auch jetzt noch unseres Vaterlandes gedenkt und ihre mütterliche hocherwünschte Luld und Sorge nach wie vor allen jenen zuteil werden läßt, die darum zu bitten verstehen. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1914 lOOjähr. Jubiläum der Aufstellung des Gnadenbildes. 1950 50jähr. Jubiläum der Konsekration der Kirche, zugleich 150jähr. Jubiläum der Erbauung der Mariahilfkapelle. 1963 lOOjähr. Jubiläum des ersten Wunders. Ständige Priester: 6 ?. ?. Franziskaner der Krainer Provinz. LeiligeMessen fremder Priester jährlich: Einige Lundert. Kommunikanten jährlich: 50.000 bis 60.000. Besucher jährlich: über 100.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 10 bis 15. Lauptfeste: Alle Marienfeste. Einwohner des Ortes: ca.600. Die Kirche ist nicht Pfarrkirche, jedoch unabhängig von Möschnach und untersteht direkt dem Ordi¬ nariate. Der Superior der Franziskaner ist Rektor der Kirche. Ständige Devotionalienhändler: 4 bis 5 (häufig auch mehr.) Gasthäuser: 8. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Wallfahrer ist vorwiegend slowenisch. Zufahrt. L a ib a ch—Ottotsche I V« Stunden, K 1.50. T arv i s—Ottotsche 2 Stunden, K 2.50. Wien S. B.—Laibach Schnellzug 9 Stunden, K 22.40, Personenzug 14V? Stunden, K 17.30. Benachbarte Wallfahrtsorte. Brezje— M aria im Veldessee. 3 Gehstunden. Von Ottotsche bis Lees auch Eisenbahn '/« Stunde, K —.30. Brezje—L u s ch a r i b e r g. Bahnfahrt Ottotsche—Tarvis (oder Saisnitz) 2 Stunden, K 2'50. Brezje— S ankt Iodoci. 4 Gehstunden. Auch Eisenbahn von Ottotsche bis Sankt Iodoci-Laltestelle. 2 Stationen, 17 Mi¬ nuten, 40 Leiter. Brezje—G a ll e n b e rg. Bahnfahrt Ottotsche - Vizmarje 1 Stunde, X 1.30. Brezje —Monte-Santo. Wer Ästling.2"/« Stunden. K4.20. Literai ur. Schriftliche Mitteilungen des?. Damis. — Gruden, Bozja Pot, v Ljubliani 1898, 16", 98 Seiten. E. B. in III. Reise- und Bäderzeitung 1898, S. 649. Schematismus a. prov. S. Franzisci, Ljubljana 1910, 29. Leo-Gschst. d. s. W. d. kath. K., Laibach 1906, IV/I, 26. Kurze Erwägung. Wohl zu beachten ist der Llmstand, daß mehrere der bedeutendsten Peilungen von Brezje sich zur Zeit der heiligen Messe zutrugen, einige genau bei der heiligen Wandlung. So ist Brezje auch ein eucharistischer Wallfahrtsort und erinnert in dieser Beziehung einigermaßen an das weltberühmte Lourdes. Gebe Gott, daß die Erkenntnis der heiligen Eucha¬ ristie, des wunderbaren unvergleichlichen Altarsakramentes, immer wachse und die Verehrung dieses höchsten Gutes immer inniger und zarter würde! — Wie wäre es, wenn man es in Brezje nach dem großen Muster von Lourdes mit Sakramentsprozessionen versuchen wollte? Gebet. Wir bitten dich, o Perr, daß wir, die wir im Geiste deine Gnadenorte durchwandern, ein offenes Ohr und ein verständiges Perz sür die eindringlichen Lehren bewahren mögen, die du uns an diesen bevorzugten Orten deiner Puld erteilest. Laß uns nicht irregcführt werden durch die ver¬ lockenden Stimmen der Welt, laß nur deine Stimme in unseren Perzen tönen, nur deinen Willen die Richtschnur unserer Taten sein! Lind du, allerseligste Jungfrau Maria, Brezje, Gnadenaltar. deren Wonne und Lust es ist, bei den Kleinen und Demütigen zu wandeln und ihnen Gnaden und Wohltaten zu erweisen, erbitte uns ein kindliches, schlichtes Perz, daß wir in Demut unserem Schöpfer dienen, und durch wahren Kindcssinn das Wohlgefallen dessen erringen, der uns richten und für ewig be¬ seligen soll, unserKerr Jesus Christus, dein göttlicher Sohn. Amen. Willst du der Mutter Luld erringen, Vergiß nicht, Demut mitzubringen: An Opfern groß, mußt dennoch klein Im Lerzen gleich dem Kind du sein. Dann holst du dir auf deinen Wegen, Vom kleinsten Ort den größten Segen. (M. s.) Neugersdorf, Sachten. Filippsdorf, St. Josefskapelle, GnaLenkirche. Wllppsdork. Was das kranke Mädchen einst vernommen. Da Maria selbst zu ihr gekommen: „Liebes Kind, von jetzt an heilt's!" Hunderfach hat dies seit sechzig Jahren Dort in Filippsdorf das Volk erfahren „Krankes Kind, von jetzt an heilt's !" Mög' auch mir die Seligste gewähren. Wenn ich leide, ihre Stimm' zu hören: „Liebes Kind, von jetzt an heilt's!' Mutter, wenn nach all' den Erdenleiden Sich mein ewig Schicksal soll entscheiden, Sprich dann: „Kind, von jetzt an heilt's !" Böhmen. 40.000 bis 50.000 Kommunikanten. Örtliche Lage. nser Filippsdorf, der Feuer-- und Lebensherd innigster Glaubcnstreuc in unserer leider so glaubensarmen Zeit, der rettende Bcrgesgipfel in unheilvollen Fluten des Religionshasses, dieses Schuhhaus unserer treuen Limmelsmutter Maria, in welchem alle, die sich als ihre Kinder bekennen, Schirm und Schutz finden in den Stürmen dieses Lebens, dieser stille Lasen des friedvollen Lerzensglückes — liegt im nörd¬ lichsten Winkel des Königreiches Böhmen, hart an der Reichsgrenze, so daß die Klostermauer der Red¬ emptoristenpatres das Kaiserreich Österreich vom Königreiche Sachsen trennt. Die territoriale Rcichsgrcnze ist zugleich religiöse Grenze. Denn während die einheimische Be¬ völkerung von Filippsdorf durchwegs katholisch ist, wird das unmittelbar mit Filippsdorf verbundene sächsische Neu-Gersdorf zum größten Teile von Protestanten bevölkert, so daß unter mehreren tausend Ortsbewohnern nur einige hundert Katholiken zu finden sind. Eine Wegstunde von der gewerbereich en Stadt Rum¬ burg entfernt, gehört es der Pfarre nach zur Stadt Georg swalde, die mit unserem Gnadenorte unmittelbar zusammenhängt. Die Umgebung von Filippsdorf, eine bekannt industrie- reiche Gegend, ist an Naturschönheiten minder ausgezeichnet; nur einige wenige Bergkuppcn unterbrechen stellenweise die öde Eintönigkeit.' Doch was srägt ein Lerz, das in sehnender Liebe der Mutter entgegeneilt, darnach, ob der Weg zu ihr durch Rosengärten oder Wüsteneien führe! Zu ihr, der heißgeliebten Mutter, will das Kind, sonst nichts. An ihrem Lcrzen will cs auswcincn sein Leid, von ihrer milden Land liebkost, ge¬ tröstet, geheilt werden. And hat es erlangt, was es gesucht, dort bei der erbarmungsvollen Mutter, dann will es zu ihren Füßen ausjubcln sein Glück, seine Freude, seinen heißesten Dank, und will von ihr gesegnet mit dem Versprechen scheiden, in Ewigkeit ihrer Liebe nicht mehr zu vergessen, in allen Lagen des Lebens ihr treues, dankbares Kind zu sein, bis zum Tode. So eilen denn auch wir nun hin zum Ziele, zur Gna¬ denkirche unserer lieben Mutter in Filippsdorf und ihrer Geschichte. Die Gnadenkirche. Mitten im Orte Filippsdorf hebt auf einen» ziemlich große»» freien Platz der prächtige Bar» seine zwei Spitz¬ türme zur Limmelshöhe empor. Schon das Äußere verrät uns den Stil: Romanisch nennt man diese Bauart. Vier Engelsfigurei» halte»» an dem schönen Portale Wache, oben, hoch über der große»» Rosette, fast schon am obersten Ende des dreieckige»» Giebels steht in einer Nische die Statue der Lausmutter Maria, während links und rechts zwei sehr schlanke, gefällige Türine ihre große»» Kreuze so hoch in die Lüfte strecken, daß man meinen könnte, sic wollten Ausschau halten nach den vor» ferne kommenden Pilgern und ihnen gleichzeitig Wegweiser zmn Gnaden¬ orte sein. Dieser hochstrebcnde Bar» gewinnt noch dadurch, daß er, wenn auch nicht direkt auf einen» Lüget, so doch immer¬ hin auf ziemlich ansteigendem Terrain liegt, so daß die Kirche dadurch auf sehr weite Strecken wahrzunehmcn ist. Wendet der Beschauer sei»» Angesicht direkt gegen der» Lauptcingang, so hat er zu seiner Linken einen Zubau, die Gnadenkapelle; dort stand einst das bescheidene Läuschen, in dem die so aufsehenerregende Muttergottes- erscheimmg stattfand. So sehr »»ns diese geheiligte Stelle wert und teuer ist, so überaus wir die innerliche Ausstattung dieses hochgeseg¬ neten Ortes lobend anerkenne»» müsse»», so können wir uns S^D SfD SsT S^D Ssc) SsT S^D SsD SsD SsD S^T SsT SsT S^T SfT S^T SsD SsD Filippshorf S^D S^T SsT S^T SsT SfD S^T S^D SsD S^T S^D SsD SsD SsD SsD SsT 121 mit der äußeren Anordnung dieses Zubaues gar nicht ein¬ verstanden erklären. Die Baumeister werden Wohl ihre schwer¬ wiegenden Gründe gehabt haben, gerade so und nicht anders zu bauen; aber der Schlußerfolg ist und bleibt: die Gnaden¬ kapelle erscheint dem Äußern nach als ein minder passendes, das Gesamtbild störendes Anhängsel. Das Innere der Kirche. Mit innigster Freude erinnern wir uns des' tiefen Ein¬ druckes, den diese herrlichen Lallen auf uns gemacht, da wir das Glück hatten, sie zum erstenmale zu betreten. Es war damals noch zeitlich am Morgen; kaum daß die ersten Vorboten des kommenden Lichtes die schwär¬ zesten Schatten der Nacht ver¬ trieben hatten. Wir betraten die Kirche. Aus dem Lalbdunkel schim¬ merten uns in lichterem Grau die Quadern der starken Pfeiler, und die halbrunden Großbögen, die Pfeiler mit Pfeiler verbanden, entgegen. Wir wußten sofort, daß wir in einer gut romanischen Kirche stünden. And wenn nach un¬ seren Erfahrungen unter allen kirchlichen Stilarten gerade die romanische Bauart das Eigentümliche hat, ein feierlich ernstes, fast möchten wir behaup¬ ten, ein etwas drückendes, de¬ mütigendes Gefühl zu erregen, so wurden diese Wirkungen durch das noch herrschende Dämmerlicht sowie durch einige andere Amstände noch erhöht und verstärkt. Es war nämlich soeben heilige Messe. Vom Loch- Einige Stunden später, als die Dämmerung dem vollen Tageslichte gewichen war, hatten wir Gelegenheit, den preis¬ würdigen Bau in allen seinen Einzelheiten zu besichtigen und, sagen wir es unverhohlen: zu bewundern. Da nahmen wir denn zunächst wahr, daß der Grundriß der Kirche denn doch von den ganz reinen, altromanischen Formen abweicht. Es entspricht nämlich nur das quadratische Presbyterium der quadratischen Vierung, während das Querschiff eigentlich zu kurz ist, links und rechts sind nämlich an die Vierung anstatt ganzer Quadrate nur halbe angebaut, die natürlich ebenso wie das Presbyterium zum Abschlüsse die halbrunde Apsis zeigen. Auch sind im Lauptschiffe die Abstände der Pfeiler zu kurz; sie betragen nur etwa zwei Drittel von der Länge einer Vierungsseite. Wir erwähnen dies nicht etwa, um die Ein¬ richtung des Bauwerkes irgend¬ wie zu tadeln, denn es ist tatsächlich sehr schön, sondern nur, um den verständigen Leser über die wirkliche Bauform der Kirche aufzuklären. Die sehr geringe ma¬ lerische Ausschmückung der Decke mit einigen längs den Rippen und Gurten lau¬ fenden schmalen Ornamenten ist so unbedeutend, daß man sie kaum bemerkt und daß dadurch der so gute und stilgerechte Eindruck, den die Quadern machen, kaum gestört wird. Nur dem Presbyterium hat man einen blauen, mit Sternen besäten Abschluß gegeben. Die größten Zierden dieser Wallfahrtskirche sind ohne Zweifel die Altäre. Der Loch¬ altar ist ein wahres Pracht¬ alt are her, wo ein Priester in schimmernden Gewänden die heilige Landlung verrichtete, flutete uns ein Lichtstrom ent¬ gegen, der alles bis auf die Decke des großen Säulcn- Baldachins über dem Lochaltare glänzend beleuchtete. Aber eben nur bis zum Baldachine empor. Aber dem Baldachine aber starrte, in tiefes Dunkel gehüllt, die hohe Lalbwölbung der Apsis schwarz hervor. Dieser Gegensatz: der hellschimmernde Lochaltar und darüber die tiefdunkle Finsternis machte einen ergreifenden Eindruck; und dazu klangen leise die Töne der Orgel und ein andächtiges Me߬ lied drang, von frommen Lippen gesungen, zum Throne des Schöpfers empor; dann beugten wir uns tief, als der eucha¬ ristische Gott uns seinen Segen spendete. Wir werden den erhebenden Eindruck, den diese Szene in unserem Gcmütc zu¬ rückließ, nicht leicht vergessen. stück der Altarbaucrei. Wir bringen ihn im Bilde, man kann seine zierlichen Bestandteile an der Land dieser Ab¬ bildung studieren. Besonders hervortretcnd präsentiert sich auf diesem Altäre die Statue der allerseligstcn Jungfrau (nicht das Gnadenbild, welches ja in der Gnadenkapelle verehrt wird!) Diese Statue, der man den Namen: „Lilfe der Christen" gegeben hat, zeigt uns die Gottesgebärerin in mehr als Lebensgröße, aufrcchtstehend, angetan mit kräftig blauen und roten Gewänden, wie sie, selber gekrönt und Zepter tragend, das ungekrönte, weißgekleidete Kindclcin am linken Arme trägt. Liebreich blicken Kind und Mutter her¬ nieder und zumal das Icsukindlein, das segnend seine Rechte erhebt, scheint voll unendlicher Liebe gegen die Menschen zu sein, und preßt zum Zeichen dafür die kleine Erdkugel mit seiner Linken an sein licbeglühendcs Erlöscrherz. FMppsborf, Gnadenktrche, links Gnadenkapelle. 122 sft>sft>sft>sft>sft>sft>sft>sft>sft>ssssfsSft>sft>sft>sft>sft> Filippsdorf sft>sft>sft>sft>Eft>sft><2ft>sft>sfssfssft>sft>sft>sft>sft>SfsSft>sft> In derselben Stilart wie der Hochaltar sind auch die beiden Seitenaltäre des Querschiffes, die man dem hei¬ ligen Alfonsus von Liguori (dem Stifter des Redemptoristen¬ ordens) und dem hl. Clemens Maria Hofbauer (dem ersten deutschen Redemptoristen) geweiht hat. Ergreifend schön ist auch das Bild der »runter ckolorc>8u,« der schmerzhaften Mutter, das von einem andern der Seiten¬ altäre zu uns herüberblickt. Aber das allerschönste bleibt es doch, wenn all diese kunstreiche Zier der Altäre in funkelnder elektrischer Be¬ leuchtung erstrahlt; wenn all die Gesimse und Bogen, Rahmen, Säulen und Pfeiler des Hochaltares sowohl als auch der Nebenaltäre aufblitzen in farbenprächtigen elektrischen Sternen, so daß ein Meer von Licht auszuströmen scheint von dem wundersamen Bauwerk der Opferaltäre. And das schönste am Schönen: Das Kreuz vor dem Tabernakel, das bei dieser Beleuchtung geradezu feenhaft schön im blendend weißen Zauberlichte das Auge des Beschauers fesselt. Wir standen gebannt ob solch berückender Schönheit und wissen heute noch den liebenswürdigen Patres herzlichen Dank, daß sie uns, dem fremden Pilger zuliebe, eigens den gesamten elektrischen Apparat spielen ließen, der doch sonst nur für Festtage bestimmt ist. And hätten wir all die Lichter zählen sollen, das wäre Wohl eine lange Arbeit gewesen; wir schätzen sie jedenfalls auf viele Hunderte. Später bekamen wir genaueren Auf¬ schluß: Es funkeln bei Vollbeleuchtung am Hochaltars 807 solcher Glühlichter, an den Seitenaltärcn obendrein deren 500. And, setzen wir es gleich hinzu: Auch die Gnadcnkapelle kann sich einer ähnlichen Illumination rühmen, denn auch der Gnadenaltar blendet den Beschauer mit 500 solcher Lichter. Die Gnadenkapelle. An jener denkwürdigen Stelle, wo einst die Himmels¬ königin vor der kranken Kade stand, ihr Heilung verkündend, sieht man heute, in den Boden eingelassen, einen viereckigen Weißen Marmorstein, geziert mit der denkwürdigen Inschrift: „Mein Kind, von jetzt an heilt's!" Anmittelbar über diesem Steine hebt sich der hohe Bau eines Altares, so daß also der Priester, der alldort die heiligen Geheimnisse feiert, genau an jener Stelle steht, an der einst die liebreichste aller Frauen bei einem ihrer huldreichsten und erfolgreichsten Gnadcnwerke stand. Schon dieses Bewußtsein allein erfüllt des gläubigen Wallers Herz mit einem unbeschreiblichen Hochgefühle, das sich noch steigert, wenn man, wie wir es hatten, das Glück genießt, als Priester dort heilige Messe zu lesen. Eine feierliche Befangenheit überkommt uns, wenn wir, aus den Schiffen der großen Kirche kommend, jenen schmalen Gang betreten, der uns über einige Stufen hinunter in den eigentlichen Raum der Gnade bringt. Alles ist dort blitzblank und glänzend; die glasierten braunen Steine an den Gangwänden funkeln in tadelloser Reinheit; was Mcnschenmacht vermag, all das wurde hier aufgewendet, um diesem hochheiligen Raume würdige Ausstattung zu geben. So sei uns denn gegrüßt, heilige Kapelle! Sei mir gegrüßt, hohe, himmelanstrcbende Wölbung, und Du zierlicher Altar, nimm meinen Gruß! Aber Du zumal bist es, schneeweiße Madonna, deren anmutig Bild mein sehnendes Herz wonnevoll sucht! Du bist's, derentwegen ich hiehergekommen. Du das hohe Ziel meiner Pilgerschaft! Lichte Engelsgestalten schweben über Dir, Dich krönend; — ja, sei gekrönt, denn welches Geschöpf verdient wie Du eine Krone der Ehre! Segnend erscheint über Dir das Bild des ewigen Vaters, segnend des Heiligen Geistes symbolische Taube. Deutlich sagt es uns der hohe Triumphbogen, der sich über Deiner Lichtgestalt wölbt, was Du seit einem halben Jahrhunderte hier in Filippsdorf geworden bist: „8ulu8 Inkirmorum", „Heil der Kranken!" And von den Wänden der Apsis, die Deinen Gnadenaltar umschließt, grüßt Dich in lauterem Golde zwischen Engelsfiguren hundert und hundertemale die¬ selbe vielsagende Inschrift: „Ave Maria!" Ja, so grüßen Dich die Engel; aber auch wir. Du Hochgebenedeite, auch wir Menschen haben solches Grüßen längst den Engelschören abgelauscht, und was das Gold der Wände ohne Anterlaß ruft, das rufen lebendige, liebende Menschenherzen Tag für Tag und Jahr für Jahr in dieser gnadenreichen Kapelle zu Filippsdorf: „Ave Maria!" Mutter, liebe Mutter, die Du uns gnädig bist, und unter deren Schutz wir vertrauend flüchten, o blicke auf von dem Altäre Deiner Gnade und schaue und betrachte, was für Prachtgemälde eine geübte Künstlerhand — vor Dir allerdings nur elendes Machwerk — in der Erde prächtigsten Farben, in des Goldes lichtestem Glanze hingezaubert, und lerne, lerne, o himmlische Mutter, aus diesem Bilde, was wir, Deine Erdenkinder, von Dir erwarten, was wir von Dir er¬ hoffen, was wir von Dir erbitten. Sei uns das, was Du dort im Bilde bist, die Fürbitterin bei Deinem göttlichen Sohne. Er hält Zepter und Gerichtsbuch in der Hand, und hat sich bereits gesetzt, um zu richten. Du aber hast Dich vor ihn gekniet und mit gefalteten Händen, mit erhobenen Augen erflehest Du Gnade bei ihm — Gnade für wen? — Nimmer für Dich selber, da Du aller Gnade voll bist — sondern für uns Menschen, die der Gnade, ach, so sehr be¬ dürfen. And aus den tiefsten Tiefen unserer Herzen stoßen wir hier in der Gnadcnkapelle zu Filippsdorf jenen Notschrei aus, der dort dem Bilde unterschrieben, für immer vor Deinem Auge bettelt und fleht: „Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin!" -i- H * Wenn wir uns von der Aufwallung unseres Herzens hinreißen ließen, so daß unsere Schilderung in flammendes Beten überging, so seien denn jetzt in schlichten Worten einige Bemerkungen nachgetragen, die den Leser mit dieser Gnadcnkapelle etwas vertrauter machen können. Sie ist ein länglicher, viereckiger und dabei sehr hoher Bau, der vorne mit einer halbrunden Apsis abschließt; dort eben steht der Altar. Die Kapelle hat einen Fassungsraum von etwa 400 Personen und ist mit auserlesenem Fleiße und mit gutem Geschmacke malerisch verziert. Alle Seitenwände zeigen S^T §fD SfT SfD SfT SfT SfT Sfs SfD SfD SfD SfD SfD SfD SfD SfD SfD sfD Filippsdorf SfD SfT §fD SfT EfD SfT SfD SfD SfD SfD 6fD SfD SfT SfD SsD SfD 123 Über den schon erwähnten braunglasierten Llnterverkleidungen der Wände durchwegs eine sehr elegante, tapetenartige Ornamentmalerei in Grau und Gold. Den oberen Teil des Bauwerkes, die Decke, füllen ge¬ lungene Engelsdarstellungen auf gesterntem Grunde. Fenster, die sämtlich ornamentierte Glasmalerei zeigen, sind zahlreich vorhanden, sie stehen sogar in zwei Reihen übereinander. Das weiße Madonnenbild am Lochaltare, etwa 80 cm hoch, kann eigentlich im strengen Wortsinne nicht als Gnaden- bild angesehen werden; es ist nur eine von Menschenhand versuchte Nachbildung und Darstellung jener himmlischen Er¬ scheinung, die sich hier an dieser Stelle am 13. Jänner 1866 für wenige Minuten zeigte. Der faltenreiche Mantel verhüllt Lände und Füße vollständig; langes Laar wallt zu beiden Seiten des gekrönten Lauptes hernieder. Doch genug! Linser Auge hat soeben Filippsdorf und sein Leiligtum gesehen und schon sehnt sich unser Lerz, die hochinteressante Geschichte dieses neuerstandenen Gnadenortes lauschend zu vernehmen. „H.ve!" O, wer hilft das Wort uns finden, das Dir, Lohe, Sündenreine, Preis und Jubel soll verkünden, besser noch als Wort und Steine? Lorche, von den Wänden nieder tönet hier die hohe Lehre, Wie die Mutter immer wieder gern das Lob vernimmt,^das hehre: Ave! Ave! Sei gegrüßet! — Sei gegrüßet! Ave! Ave! Ave, — Mutter unsres Lebens! — Ave, — unsres Lerzens Sonne! Ave, — Loffnung alles Strebens, unsre Liebe, unsre Wonne! Also lasse, frommer Waller, feurig ihr dein Lob erschallen And sie rieigt, die Zuflucht aller, mild sich Dir mit Wohlgefallen. (M. L.) Entstehungsgeschichte. Einleitung. Die allerseligste Jungfrau und Gottesgebärerin Maria hatte vom höchsten Lerrn des Limmcls und der Erde die Erlaubnis erhalten, — oder auch sich kraft der Machtfülle, die ihr dauernd zu Verfügung steht, entschlossen — einen neuen, reichen Ort der Gnade dem österreichischen Volke zu erschließen. Sie wählte sich Filippsdorf. Dort suchte sie also ein passendes Plätzchen für den ersten Gnadenerweis; daß sie weder ein schönes, neugebautes Laus, noch eine reiche, vor¬ nehme hochgebildete Person zur Gnadenträgerin erwählte, er¬ scheint jedem Kenner der Wege Gottes so ziemlich selbst¬ verständlich. In dem Läuschen Nr. 63 gab es eigentlich nur eine einzige Stube. In diesem dumpfen, niedrigen Gelasse polterten den ganzen Tag zwei Webstühle: ein Schwarm von kleinen Kindern tummelte und lärmte nach Lerzenslust darin. Zu Mittag und gegen Abend kamen etliche Fabriksarbeiter zum Essen herein; in einem Winkel dieser Stube stand ein armseliges Bett und in dem Bette ein Menschenkind, das schon zehn Jahre krank darniedcrlag, dem Vater und Mutter gestorben waren und das der leibliche Bruder aus Er¬ barmen hier in sein Laus anfgenommen hatte. Dies alles sah die allerheiligste Königin des Limmels und es gefiel ihr, sich diesen Ort zur Stätte unermeßlicher Gnadenerweisung zu erwählen. Bevor wir von diesen himmlischen Lulden berichten, müssen wir uns jene mühselige Person ansehen, die dort im Zimmerwinkel krank darniederliegt. Es ist die 29jährige Jung¬ frau Magdalena Kade. Vorgeschichte der Jungfrau Magdalena Kade. Sie hatte bisher die Sonne des Glückes nur spärlich zu sehen bekommen. Der 5. Juni des Jahres 1835 war ihr Filippsdorf, Altar in der Gnadenrapelle. Geburtstag; doch wartete ihrer keine goldene Wiege, auch nicht feinste Brüßler Spitzen: sie war armer Leute Kind; ein gewöhnlicher Weber war ihr Vater, ihr Geburtshaus eine mit Stroh gedeckte Lütte. Dann kamen die Kinderjahre, vielleicht noch die glück¬ lichsten ihres bisherigen Lebens; mit den Genossinnen ihrer Jugend besuchte sie die Dorfschule und lernte dort zur Zu¬ friedenheit ihrer Lehrer und Eltern das Lesen, Schreiben und Rechnen. Als sie dann dreizehn Jahre zählte, traf sie der erste harte Schlag: ihr Vater starb dahin. Nun war sie Grundbesitzerin geworden, denn durch den Tod ihres Vaters fielen ihr drei kleine Äcker zu; das Laus ging auf ihren ein¬ zigen älteren Bruder über. Trotzdem durfte sie auch jetzt noch 124 S^D S^T S^D S^D SsD S^D S^D SsD S^D SsD S^T S^T S^D S^T SsD S^T S^sD SsT SsD S^sD SsT S^sD S^fT SsD VsT S^T SsD S^D VsD VsD S^sD S^sD S^sD S^D zu entschuldigenden Schamhaftigkeit der Kranken, deren ganzer Oberkörper an der linken Brustseite mit eiternden Blasen be¬ deckt war, die sich, eine Kruste bildend und schwärend, immer weiter verbreiteten. Lauwarme Bäder, die man ihr verschrieb, brachten nur die Wirkung hervor, daß sie durch mehrere Tage in Be¬ wußtlosigkeit dalag. Man meinte, das Abel sei eine Art von Krebs. Im Sommer 1865 wurde auch noch ein anderer Arzt beigezogen (Dr. Grttlich), aber' seine Medikamente nahm die Kranke nicht gerne; sie waren ihr zu scharf und zu ätzend. Nachdem sie sich im Sommer noch des öfteren hinaus¬ schleppen konnte, mußte sie endlich Anfang November dauernd im Bette bleiben. Der eine der Ärzte bezeichnete ihre Krank¬ heit als Ekzem (Bläschenflechte), der andere äußerte sich dahin: es wäre ein unheilbares, fressendes Abel. Antcrdessen waren in der Familie Kindermann selber einige Personen krank geworden, so daß die bedauernswerte Magdalena Kade jetzt eine nur recht geringe Pflege hatte, und fo bat sie denn ihren Bruder, er möchte sie doch wieder in sein Laus nehmen. Der tat es und führte sie am 15. Dezember 1865 auf einem Wägelchen in sein Laus, nicht ahnend, welchen Gnaden er damit die Wege bereiten half. Nun kam für die schwer Leidende eine sehr schlechte Zeit. Wenn man sie aus dem Bette brachte, so verfiel sie jedesmal infolge der unerträglichen Schmerzen in tiefe Ohn¬ mächten. Ihre Stimme war kaum mehr als ein schwacher Lauch. Am 21. Dezember kam der Kaplan Franz Storch, der später eine so wichtige Rolle spielen sollte, mit dem aller¬ heiligsten Sakramente und reichte der Todeskandidatin die letzte Wegzehrung. Die Arzte hatten die Leidende bereits auf¬ gegeben: „Kurieren kann ich sie nicht; ich verschreibe ihr Salben nur zur Linderung," so lautete ein Ausspruch des Doktors aus den letzten Tagen der Krankheit. Drei Wochen waren seit dem Empfange der Sterbe¬ sakramente dahingegangen und der 12. Jänner 1866 heran¬ gekommen. An diesem Tage sah eine später beeidete Zeugin nochmals „mit Schaudern" die furchtbaren Wunden am Leibe der Kranken. Es war dieser Tag der schmerz¬ vollste ihres ganzen Lebens, und Magdalena seufzte, weinte und jammerte unter der schrecklichen Wucht der furcht¬ baren Qualen. Am 12 Ahr nachts hob sie ihr Bruder aus dem Bette und verunreinigte sich dabei noch durch den nässenden Eiter, der aus den Wunden durch die umgebenden Kleider hindurch hervorquoll. — Bei der Todkranken wachte ihre Freundin Veronika Kindermann. Es wurde 2 Ahr morgens, Veronika trat an das Bett der Leidenden. Diese hauchte die Worte: „Veronika, besprenge mich mit Weihwasser." Die Wärterin tat's. „And jetzt bitte, bete- mir das Memorare des hl. Bernhard." And Veronika betete es ihr laut vor. Dann erhob die Kranke abermals ihre Stimme und flüsterte: „Gott wird mir nicht mehr auflegen — als ich tragen kann; — und wo die Not am größten — dort ist Gottes Lilfe am nächsten!" — Die Kranke wußte nicht, daß sie mit diesen Worten prophezeite.- im Lause bleiben, sie und ihre Mutter. Sie half dafür in der kleinen Wirtschaft rind ost genug auch hinter den: großen Webstuhle. So wurde rstie gegen 19 Jahre alt. Da ging ihre Leidenszeit am Sie erschrak nämlich einmal überaus Filippsdorf, Wohnhaus der Magdalena Kade zur Zett der Erscheinungen. stark, und seit dieser Zeit schien sie zu beständiger Krankheit verurteilt zu sein. Läufig überfielen sie heftige Krämpfe, und zwar oft ganz unerwartet, und manchmal geschah es dann, daß sie nach solchen Anfällen stundenlang ohne Bewußtsein blieb. Dann bekam sie Lungen- und Rippenfellentzündung, später auch Gehirnhautentzündung. Sie war bei dieser Gelegenheit auch schon mit den heiligen Sterbesakramenten versehen worden. Zu all den körperlichen Schmerzen gesellte sich noch ein schweres, hartes Kreuz: sie verlor nämlich im Jahre 1861, da sie 26 Jahre alt war, ihre Mutter, ihr doppelt teuer, da ihr das liebe verblichene Mütterlein stets gütigste Pfle¬ gerin und Trösterin gewesen war. Aber Magdalena war eine wackere Christin und wie sie als Kind stets bescheiden, fromm und tugendhaft war, so zeigte sie sich nun in den Tagen tiefsten Leides als ein Muster von christlicher Geduld und Ergebung in Gottes heiligsten Willen. Dann kam das Jahr 1864. Magdalena scheint die Empfindung gehabt zu haben, daß sie ihrem Bruder und dessen Familie doch eigentlich nur im Wege stand. Nicht als ob der Bruder ihr etwas gesagt hätte; aber sie fühlte das selber heraus. And so mietete sie sich im Oktober des ge¬ nannten Jahres bei der Familie Kindern: a n n ein. Nun war sie unter vollkommen fremden Leuten. And gleich darauf schickte ihr Gott der Lerr jene große Krankheit, die dann nach vierzehn Monaten ein so glanzvolles, ruhmreiches Ende finden sollte. Sie mußte nämlich drei Monate hindurch im Bette liegen, und wurde wieder mit den heiligen Sterbesakramenten versehen. Dann ging es wieder besser, bald aber neuerdings wieder recht schlecht, so daß endlich ärztliche Lilfe, die sic bisher immer ängstlich vermieden hatte, wohl oder übel in Anspruch genommen werden mußte. Der Arzt, Dr. Albrich, zürnte ob der Verzögerung einer ärztlichen Behandlung, der Folge einer, freilich kaum S^D GjD SsT SjD SfT SjD Ess SjT SfT SjT SjD SsD SsD SjD §jT SjT SjD §jT Fltippsborf S^T S^T S^D SsD Sss §jT l§jT SjT SsD §jD SjT SfD §js sjD SsD SsD 125 Dann sagte sie wieder: „Veronika, geh' jetzt schlafen." And die Wärterin, müde wie sic war, gehorchte willig und legte sich auf die Ofenbank, die neben dem Bette stand; ihren Kopf legte sie dabei auf das Kissen des Krankenbettes. Wieder schlich eine Stunde dahin. Am 3 Ahr kam einer von den Fabriksarbeitern herein, die oben am Dachboden schliefen; er mußte nämlich sehr zeitlich in die Fabrik und schaute auf die Ahr, wie viel es sei. Die Wär¬ terin fuhr auf: „Was ist's?" Die Kranke, die ja vollkommen wach war, fchon wegen ihrer beständigen Schmerzen, tastete mit der Land nach ihr und lispelte: „Laß gut sein, cs ist nur ein Arbeiter, der auf die Ahr schaut." Da ließ Veronika Kindermann ihren Kopf wieder niedcrsinken und schlummerte ein. Die Kranke aber wachte, wie zuvor. Die Erscheinung der Muttergottes. Es ging gegen 4 Ahr, der '13. Jänner 1866, ein Samstag, brach an. Die Todkranke lag bei vollkommener Besinnung, wie sie dies später eidlich bezeugte, auf ihrem Bette. Was sie dann sah, war kein Traum, es war Wirklich¬ keit. Ab und zu seufzte sie leise vor großem Schmerz, dann wieder sah sie beim Scheine des Nachtlichtchens auf das Bildnis der schmerzhaften Mutter hinauf, das neben ihrem Bette hing und dessen Anblick ihr gerade in dieser Nacht schon recht trostvoll gewesen war. Die Stunde der Vorsehung war da, der Augenblick der Barmherzigkeit war gekommen, Maria, die Königin, stieg hernieder von himmlischer ldöhe. Denn sich' da: plötzlich wird es licht in der bisher so kärglich beleuchteten Stube, und ein Glanz wie des lichtesten Tages Äelle durchflutet das ganze Gemach und gerade vor¬ dem Bette scheint dieses Leuchten am stärksten und flammend¬ sten zu sein. Die Kranke greift erschreckt und erstaunt nach der schlafenden Freundin, gibt ihr mit dem Ellbogen einen Stoß: „Steh' auf, schau doch! Wie licht es ist!" Die fährt auf aus ihrem Schlummer, blickt verstört um sich, aber nur das matte Flimmern des Ollämpchens sieht sie, sonst nichts, gar nichts. Da fällt ihr Blick fragend auf die kranke Freundin. Aber um Gotteswillen, was hat diese arme Person? die zittert und bebt ja am ganzen Körper! And wirklich: Die Kranke ist von einer ungeheuren seelischen Er¬ regung erfaßt, so daß sie wie das Blatt der Zitterpappel im Winde zuckt und vibriert. Schnell entschlossen springt ihr die Freundin zu Äilfe und hält sic mit Gewalt im Bette fest, damit sie nicht durch ihres Körpers schüttelnde Be¬ wegungen herausgeschleudert werde. „Ich sehe ja nichts," ruft sie der Äocherregten beschwichtigend zu. Aber das beruhigende Wort verhallt ungehört, denn die Kranke steht einem über¬ irdischen, nie gesehenen Bilde gegenüber. Was schaut ihr Auge? — Das Leuchten an ihres Bettes Ende hat immer zu- gcnommen und jetzt hebt sich aus der Mitte dieses paradie¬ sischen Zauberglanzes eine erhabene Fr au en gest alt. Sie steht so greifbar nahe: dort wo das Bett zu Ende" geht, bei den Füßen der Kranken, unmittelbar neben der niedrigen Lehne der Lagerstatt, hat sie sich hingestcllt und steht einen Augenblick still. Aus ihrem hoheitsvollcn Angesichte flutet himmlischen Lichtes flammender Glanz. Lilienweiße, ent¬ zückend schöne Gewände wallen vom Äalse bis über die Füße hernieder und bedecken in ihren weiten, weichen Falten beide Lände, von denen die linke unter den Kleidern gegen die Brust erhoben, die andere einladend nach unten ausge¬ streckt erscheint. Aber dem schön geformten Laupte, zu dessen Seiten sich langgelockten Laares wallender Schmuck unverhüllt den Blicken zeigt, funkelt im gelben Glanze des Goldes ein Kronendiadem, bereitet in den Werkstätten himmlischer Reiche. And in demselben Augenblicke, da die edle Frau sich zeigt, wird es licht im Geiste der Kranken und sie erkennt mit unzweifelhafter Sicherheit den hohen Besuch : „Es ist die Muttergottes!"- Beängstigung, Verwirrung und Verlegenheit ergreift sie bei diesem Gedanken, bei diesem blendenden Anblick nie ge¬ schauter Pracht. Flüsternd und wie beschwörend wendet sic sich an ihre Freundin, die mit ihr, der Zitternden, noch immer gleichsam ringt: „So knie doch nieder, sichst du sie denn nicht! Dort steht sie!" Doch die Augen der Freun¬ din sind gebunden, sie sieht nichts, sie gehorcht nicht, sie hält nur um so fester und kräftiger ihre arme Frenndin fest, deren Zuckungen immer ärger zu werden drohen. „Ach, dieser Armen ist in der Fieberhitze ein trügerisches Bild zu Kopfe gestiegen!" Das und nichts anderes vermeint die sorgende Wärterin. Anterdesscn beginnt Magdalena zu weinen wie ein kleines Kind, und Veronika, ihre Freundin, weint unwillkürlich mit ihr. Aber der überweltliche Glanz, den Magdalena schaut, Filippsdorf, Erscheinung der Muttergottes. „Kind, von jetzt an heilt's!" 126 sfs sfs sfs sss sfs sss sfs sss sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs Filippsdorf sfs Sfs sfs sfs sfs Sst> Ejs sjs sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs EfN wird immer stärker, wird fast zur Unerträglichkeit, und wie zur Abwehr gegen allzugroße Lichtfülle bedeckt sie nun mit beiden Länden ihr Gesicht: sie kann es nimmer ertragen. Mitleidig starrt ihre Freundin sie an, faßt sie bei den Landgelenken und zieht ihr die Lände wieder vom Angesichte herab; und Magdalena läßt es geschehen, denn auf einmal hat sich alles verändert und nicht mehr scheint der flammende Glanz wehtuend und schreckhaft, sondern ungemein lieblich, anziehend und mild. Unwillkürlich falten sich jetzt zu frommem Gebete die Lände der Kranken, und indem sie nun ihr Auge in trunkener Lust auf der wunderbaren Lichtgcstalt ruhen läßt, stammeln ihre Lippen den herrlichen Lobgesang: „Loch preiset meine Seele den Lerrn, und mein Geist frohlocket in Gott meinem Leilande." Kaum sind diese Worte des Magnifikat verklungen, so öffnet nun ihrerseits die Fürstin des Limmels ihren Mund und mit unsäglicher Wonne vernimmt die kranke Magdalena eine so süße, angenehme Limmels- stimme, wie ähnliches nie ihr menschliches Ohr auf Erden vernommen, und wie bezaubernde Musik klingt ihr die kurze Versicherung: „Mein Kind, von jetzt an heilt's!" So viel — und sonst kein Wort mehr, find sobald diese trostvollen Worte verklungen, verschwindet im nächsten Augenblicke darauf das hehre Lichtgebilde der Wundersamen Frau; der Sonnenglanz verfliegt, es wird düster und dunkel in der Stube, wie es zuvor gewesen und nichts mehr erinnert daran, daß soeben ein himmlischer Gast durch diesen arm¬ seligen Raum geschritten. Magdalenas Seele bleibt aufs tiefste erschüttert, und sie kann nicht anders, sie muß das Preisgebet, das sie so glücklich begonnen, nun zu Ende beten, und mit vor Erregung zittern¬ der Stimme jubelt sie also den Lobspruch weiter, der jetzt schon ein flammendes Dankgebet ist: „Er hat angesehen die Niedrigkeit seiner Magd! — denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Ge¬ schlechter! —- Denn Großes hat an mir getan, der da mächtig ist, und dessen Name heilig! — Barmherzig ist er von Geschlecht zu Geschlecht, denen die ihn fürchten! — Er übet Macht mit seinem Arme, zerstreuet, die da hoffärtig sind in ihres Lerzens Sinne! Die Gewaltigen stürzt er vom Throne, die Niedrigen erhöht er! - Die Lungrigen erfüllt er mit Gütern — doch leer gehen aus die Reichen! Er nimmt sich Israels an, seines Knechtes, gedenkend seines Erbarmens. Wie er einst zu unfern Vätern gesprochen, zu Abraham und seinen Kindern auf ewig! — —" Wie trefflich, wie wunderschön passen diese begeisterten Worte für unsere Magdalena, da sie soeben allerhöchste Be¬ gnadigung des Limmels erfuhr! Die Ereignisse unmittelbar nach der statt¬ gehabten Erscheinung. „Veronika, hast du nichts gesehen?" „Nein!" „So geh', und weck einmal den Bruder, er soll kommen!" Die Angercdete eilte hinweg, um zu tun, wie ihr ge¬ heißen; schon nach wenigen Minuten traten die Geweckten ins Zimmer: es war Josef Kade und seine Frau Cäcilia. Mit einer Stimme, die vor freudiger Aufregung zitterte, rief ihnen die glückliche Magdalena entgegen: „Ich bin heil, ich bin frisch! — Sie hat mir's gesagt!" Die aber standen verdutzt und schauten die Sprecherin fragend an, vermeinend, daß sie nur im Fiebertraume phan¬ tasiere. Von solcher Überzeugung geleitet, näherte sich ihr die Schwägerin nun vollends und begann sie liebreich zu trösten und zu beruhigen. Magdalena schüttelte abwehrend das Laupt: „Laß das! Die Muttergottes hat es mir gesagt, daß ich heil bin!" Unterdessen wunderte sich ihr Bruder, der etwas abseits stand, bei sich selber, woher denn die Kranke auf einmal eine so laute Stimme habe, sie, die seit Wochen nur zu flüstern und zu lispeln vermochte. Da nun Magdalena wahrnahm, daß ihr die Umstehen¬ den noch immer nicht recht glauben wollten, bewies sie es ihnen durch eine rasche Tat. „Bringt einmal das Licht her," und sie brachten es. Da entblößte sie die kranke Seite, griff nach den großen P fl a stern, riß sie mit einem jähen Ruck herunter, und gab sie der Veronika und sagte: „So, nimm sie und leg' sie ins Wasser!" Es waren aber diese großen Pflaster damals noch mit dem abscheulichsten nassen Eiter ganz überdeckt, also ein sicheres Zeichen, daß die Krankheit bis vor wenigen Minuten vorhanden gewesen sein mußte. Die betreffenden Körperstellen jedoch, früher die allerwundesten, zeigten sich geheilt, frisch übcrhäutet und verursachten weder Schmerz noch auch den geringsten üblen Geruch. Nur eine einzige noch nässende Stelle auf der Brust war zu finden, etwa in der Größe eines Kreuzers, die jedoch in wenigen Tagen vollkommen vernarbte. Nun war freilich das Staunen und Verwun¬ dern auf der Seite der Umstehenden. Mit gespanntester Auf¬ merksamkeit lauschten sie jetzt auf die herrliche Erzählung dessen, was sich soeben in der armen Stube zugetragen hatte. Dann beteten sie miteinander; — und es wird wohl ein an¬ dächtig Beten gewesen sein. Endlich aber schickte sich Magdalena, die sich voll¬ kommen wohl und hergcstellt fühlte, an, selber das Bett zu verlassen. Ihr Bruder sprang herbei, er konnte es nicht glauben, daß sie selber das imstande wäre. Seine gütige Lilfe- leistung war ganz überflüssig. Schon am nächsten Tage wollte die Genesene den Fußboden reiben und waschen, und nur das ausdrückliche Verbot ihres Bruders verhinderte sie an dieser schweren Arbeit. Vom 15. Jänner an aber ließ sie sich nimmermehr zurückhalten und verrichtete von diesem Tage an, wie alle anderen, jegliche schwere Arbeit. sss SfS sss EfS SfS sjs EfS EfT sfs Ess sss sss sss sfs Ess sss Ess sjs Filippsdorf sss sss sss sss sss sss Ess sss sss sss sss sss §ss sss sss sss 127 Die bischöfliche Antersuchungskommission. Es ist leicht begreiflich, daß der Leilungsfall der Jung¬ frau Kade ungeheures Aufsehen hervorrief. Daß es dabei Gekläff, Wutgeschrei und Spott vonseite der Wunder¬ scheuen in Massen absehte, ist ganz selbstverständlich. Wir fühlen uns hier jedoch nicht aufgelegt, uns mit derlei aus der Luft gegriffenen Anrempelungen abzumühen, denn Ge¬ spensterkämpfe sind nicht nach unserem Geschmackc. Wir berichten vielmehr in aller Ruhe, auf welche Weise dieser hervorragende Fall ernstlich und gründlich unter¬ sucht wurde: dies geschah durch die vonseite des Bischofs angeordnete kanonische Antersuchungskommission, die am 7. März, also etwa zwei Monate nach der Leitung, ihre Amtshandlung begann. Wir glauben hier gut zu tun, aus der trefflichen Ein¬ leitungs-Ansprache, die der L. L. Kanonikus Rehak Ich bekenne ferner: Die seligste Jungfrau, auf deren Fürbitte der Lerr Sein erstes Wunder gewirkt hat, war und ist die Zuflucht der Christen, besonders der Bedrängten. Ich hoffe, daß Sie eine Mutter ist, nicht bloß jetzt, sondern — das sage ich aus meiner und gewiß Eurer Aller innersten Seele, — daß Sie uns Mutter sein wird in der Stunde unseres Abstcrbens." — Es begann also die von der kirchlichen Behörde bevoll¬ mächtigte Kommission ihre Untersuchungen. Die be¬ treffenden Sitzungen, die täglich acht bis zehn Stunden währten, und durch eine volle Woche ununterbrochen ihren Fortgang nahmen, wurden im Pfarrhause abgchalten. Dorthin wurden alle jene geladen, die betreffs der fraglichen Ereignisse irgendwelche sichere Auskünfte geben konnten, ins¬ besondere auch jene Personen, die vorgaben, geheilt worden zu sein. Alle Zeugen wurden betreffs ihrer Aussagen beeidet. Filippsdorf, Wallfahrtszüge in der ersten Zeit nach der Erscheinung der Muttergottes. am ersten Kommissionstage an die versammelte Pfarr¬ gemeinde hielt, einige kurze Stellen hervorzuheben. Er sprach nämlich unter anderem: „Eine Bitte richte ich an alle, die hier gegenwärtig sind, und an die ganze Gemeinde, die mir, seit ich sie kennen gelernt habe, immer wert und lieb war. Betet, Geliebte, daß der allmächtige und gnadenreiche Gott alles zu seiner Verherrlichung und Anbetung lenke, und daß er in uns das kindliche, ehr¬ erbietige Vertrauen auf die fürbittende Macht der Kö¬ nigin des Limmels vermehre. „Es ist notwendig, daß ich rnit wenigen Worten dell Zweck meiner Absendung bezeichne. Ich bin beauf¬ tragt, das, was sich hier ereignet hat, einfach, gewissenhaft und wahrheitsgetreu zu erheben. Ich bin also nur Bote und habe nichts zu entscheiden. Ebendeshalb darf ich nicht im vorhinein ein Llr teil haben. Ich soll forschen und alle Einwendungen berücksichtigen, damit die geistliche Behörde in den Stand gesetzt werde, soweit es menschliche Kraft mit der Gnade Gottes vermag, ein begründetes Gutachten abzugeben, und damit erst durch die bischöfliche Macht ein Ausspruch erfolgen könne. . . . Llm nun keinen Zweifel über meine Gesinnung zu lassen, so bekenne ich hier an diesem heiligen Orte: Gott ist der einzige, allmächtige, unumschränkte König und Lerr der Welt. Er regiert alles, auch das unbedeutendste. Kein Laar fällt von dem Laupte ohne seinen Willen. Nichts in der ganzen Welt geschieht ohne seine Zulassung oder An¬ ordnung. Sein Arm ist auch heute noch nicht verkürzt. Wie in den Zeiten der Apostel ist er auch heute noch allmächtig, und kann, wenn es seiner Weisheit gefällt, Seine wunderbare Macht unter den Menschen zeigen. . .. Lervorgehobcn sei noch der Llmstand, daß über bischöf¬ lichen Befehl die Geistlichkeit des Pfarrortes sich den Untersuchungen völlig fernzuhalten hatte, ein Befehl, den auch alle in der Umgebung wohnenden Priester strenge befolgten. Die weltlichen Amtspersonen, die bei diesen Unter¬ suchungen zugegen waren, erteilten der Llnparteilichkeit und Strenge der hier geführten Verhandlungen ihr volles Lob nnd sagten es ganz offen heraus, daß sie noch niemals bei irgend einer Sitzung, Beratung und dergleichen eine der¬ artige Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit gefunden hätten. Die Ausschreibungen dieser Kommission umfaßten die stattliche An¬ zahl von 46 Bogen. Rohe Gewalttaten. Die Art und Weise, wie von feindlicher Seite gegen den hellauf strahlenden Wundcrglanz des neuen Gnaden¬ ortes gekämpft wurde, zeigt recht deutlich die ganze Ohnmacht und Wut dieser Leute. Nicht nur daß man in Zeitungen 128 Ess sfs sfs sfDsss sfssfs sfs sfs sfs sfs sfssfs sss sss sfs Filippsdorf sfs sfs sfs sfs Sfs Efs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs allerlei giftsprühende und mit Lügen gespickte Artikel zu lesen bekam, sondern man nahm auch zu handgreiflicheren Mitteln Zuflucht: noch im Jahre 1866 wurde der Versuch gemacht, das Gnadenhäuschen in Brand zu stecken. Wie kurz muß doch der Verstand eines Menschen sein und wie un¬ glaublich groß sein hoffärtiger Eigendünkel, wenn der vermeint, mit derlei Mitteln ein Gottes Werk erfolgreich angreifen zu können! Ein anderesmal wurde ein schwerer Stein durch das Fenster geworfen, der der Jungfrau Kade vermeint war; noch ein zweites Mal wurde, ein ähnlicher Angriff verübt. Ferner mußte man einen Burschen verhaften, der sich ganz auffällig tagelang in der Gegend des Gnadenhäuschcns Herum¬ trieb, und bei dem man schließlich ein großes, scharf- geschliffenes Fleisch ermesse r fand. Diese Beun¬ ruhigungen wurden mit der Zeit so arg und lästig, daß endlich die Mitglieder mehrerer freiwilliger Feuerwehren (aus der ganzen Umgebung) einen Dauer-Wachdienst um die Wohnung der begnadeten Kade einrichteten; dieses Mittel half denn auch insoferne, daß von dieser Zeit an derartige Roheiten unterblieben. Des Spötters Ende. Viel von sich reden machte ein Vorfall, den allerdings die Freigeister als bloßen Zufall zu erklären trachteten : in einem Wirtshause, nahe bei Filippsdorf, aber schon auf sächsischem Boden, gefiel sich ein schon beinahe betrunkener Mensch in gröblichen Auslassungen und Lästerungen gegen den neuen Gnadenort, stand endlich auf und rief: „Diese verfl. . . . Lütte in Filippsdorf muß ich anzünden!" Er¬ ging hinaus. Die übrigen beachteten diese wilde Rede insoferne Monsignore Franz Storch, Erbauer der Gnadenkirche, gestorben Ibbi. nicht, daß sie vermeinten: vom Schreien bis zum Ausführen und Vollbringen sei ein weiter Weg. Nach längerer Zeit ver¬ ließ einer der Gäste die Stube, trat auf die Straße und fand dort vor einem Lause jenen Spötter unbeweglich liegen. Er war tot; ein Schlagfluß hatte seinem Leben ein jähes Ende bereitet — vielleicht auch die böse Tat der frevlen Brandlegung auf diese Art verhindert. Weitere Ereignisse. — Bau der Kirche. Vom Tage der Erscheinung der allerseligsten Jungfrau Maria angefangen wurde das Läuschen des Josef Kade der Mittelpunkt und das Ziel der Aufmerksamkeit für Tausende und Abertausende. Man hatte es bald zu einer Kapelle um gest alt et, die Tag und Nacht nfinmer leer wurde. Man nannte es kurzweg „die Betstube" oder auch „das Gnadenhäusch en". Es lag auf der Land, daß man unter solchen Umständen an den Bau einer hinlänglich großen Kirche schreiten mußte. Von Seite der kirchlichen Behörde, die sich nach jener schon erwähnten gründlichen Llntcrsuchung der Filippsdorfer Angelegenheit nicht mehr ablehnend verhielt, war keinerlei Schwierigkeit mehr vorhanden. Die hciklichste Frage war die der Beschaffung des Geldes, sowie die Lerstellung eines guten Bauplanes. Am die Geldbeschaffung nahm sich der damalige Kaplan von Georgswa^lde, Franz Storch, mit Feuereifer an, und ruhte und rastete nicht eher, bis das große Werk ge¬ lungen war. Zur Entwerfung eines Bauplanes trug sich im Jahre 1868 ein Architekt von Wien, der ungenannt bleiben wollte, an, und zwar versprach er alles ohne jegliche Belohnung leisten zu wollen. Der hierauf eingesendete Plan erwies sich als vollkommen zweckentsprechend: wir sehen diesen guten Plan Heuteschon ins Werk umgesctzt: die Filippsdorfer Kirche wurde nämlich in der Tat nach diesen kostenlos ge¬ lieferten Plänen erbaut. Im Jahre 1870 wurde der Bau in Angriff genommen, nach 15 Jahren wurden das herrliche Bauwerk beendet. Kurz vor der Vollendung der Kirche, im Jahre 1884, wurde der Grundstein zu einem K l o ster für die ?. ?. Re d- emptoristen gelegt. Am 8. Oktober 1885 zogen die ersten Patres in das neue, noch recht leere Laus ein, drei Tage darauf wurde der Schlußstein des großen heiligen Werkes cingcfügt: die neue Kirche wurde nämlich kon- sekriert und feierlichst „der Lilfe der Christen" geweiht. Tod der Magdalena Kade. Die hochbegnadcte Jungfrau Magdalena Kade blieb auch nach der für sie so ehrenvollen und freudenreichen Er¬ scheinung der himmlischen Mutter Maria stets die einfache, bescheidene Person, die sie früher war. Weder Eitelkeit noch auch Gewinnsucht schien über ihr Äerz irgend eine Macht zu haben. Im Gegenteile, sie gab eines ihrer Äckerchen hin, um den Kirchcnbau zu fördern. Später, da ihr liebes Wohnhäuschen niedergcrissen wurde, um der stattlichen Kapelle Platz zu machen, lebte sic in möglichster Eingezogenheit in einem Lause nahe bei der Kirche, das heute noch zu sehen ist. sss sss ssT sfs Ess Ess sfs SfD sfs Ess sss sfs sss Ess Ess sss sfs EfS Filippsdorf Efs Efs sfs sss sfs Ess sss sss sfs sfs sfs GfS sfs sfs sfs sss 129 „Lcilige Maria, bitt' für uns !" Ein schönes Votivbild aus dem Gnadenorke Mariazell, Sie starb in einem Alter von 70 Jahren im Jahre 1905, am 10. Dezember. Ihr Leichenbegängnis gestaltete sich trotz eisiger Kälte, Sturm und Schnee zu einem großartigen Triumphzuge. Mittwoch, den 13. Dezember wurde ihre Leiche in der Franziskuskapelle der Redemptoristen eingesegnct und in einem dort noch nie gesehenen Zuge von Leidtragenden aus nah und fern im neuen Georgswaldcr Friedhöfe in einer eigenen Gruft bestattet. Die gesamte Gemeindevertretung, die Beamtenschaft, die Vereine des Wallfahrtsortes nahmen vollzählig teil. Der reichgeschmückte Sarg wurde von zwölf Jünglingen abwechselnd getragen; vor der Geistlichkeit und dem Sarge schritten zwölf Jungfrauen, deren erste, in lang herabwallende, weiße Kleider gehüllt, eine goldene Krone in den loaaren trug: diese Jung¬ frau sollte stellvertretendes Symbol der allerseligsten Mutter Maria sein, die ja gewiß diesem Leichenkonduktc ihres Lieb¬ lings als himmlische Führerin voranging. Magdalena Kades Andenken wird nicht sobald ver¬ löschen, denn jeder, der Filippsdorf kennt und nennt — und das sind Hunderte und hunderttausende —, kennt und nennt auch Magdalena Kade, die hochbegnadete Jungfrau. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Ihr irdisches Tagewerk ist vollbracht, sie wohnt nun für ewig bei ihrer Mutter Maria, und ihr Name bleibt auch auf Erden gesegnet und gepriesen für und für. Gebetserhörungen in Filippsdorf. Einleitende Vorbemerkung. l. Wir kommen nun zum glorreichen Höhepunkte des Wall¬ fahrtsortes Filippsdorf: Zur Betrachtung des wahrhaft blüten¬ reichen Ehrenkranzes seiner wundervollen Gnadenerweise und Gebetserhörungen. In dieser Beziehung geht unser Filippsdorf allen anderen österreichischen Wallfahrtsorten ganz entschieden voraus: Mariazell, Altötting und die verschiedenen „Heiligen Berge" können sich in dieser Beziehung auch nicht von ferne mit Filippsdorf vergleichen. Wir können diesem Wallfahrtsorte beruhigt den Ehrentitel geben: „O st e r r e i ch i s ch e s L o u r d e s". Sehen wir die Filipps- dorfer Gebetserhörungen auch nur fluchtig durch, so wird uns sofort auffallen, daß da Ereignisse vorgekommen sind, die sich ohneweiters den berühmtesten Lourdes-Leilungen an die Seite stellen dürfen. And noch ein anderer Unterschied besteht zwischen Lourdes und Filippsdorf: In Lourdes arbeitet seit zwei Jahrzehnten ein medizinisches Bureau an der Feststellung der Äeilungsfälle, in Filippsdorf ist dies niemals der Fall gewesen, und nur die 9 IZO sfs Ess sss sfs sfs Ess Ess sfs sfs sfs Ess sfs Ess Ess sss sfs Filippsdorf sfs sfs Ess sfs Ess Ess Ess sfs Efs ssT sfs sfs sfs Sfs sfs sfs sfs sfs wenigsten Fälle sind nachträglich durch schriftliche ärztliche Zeug¬ nisse erhärtet worden. Wir sagen nun: Für unser rein persönliches Empfinden spielen die Zeugnisse der Arzte keine gar so wichtige Rolle; denn die allermeisten von uns tragen soviel Selbstbewußtsein in sich, daß sie sich mit der Ansicht schmeicheln: „Ach was, so gescheit bin ich mir selber, zu ent¬ scheiden, ob irgend eine Leitung natürlichen Mitteln zuzuschreiben ist oder ob da andere Kräfte gewaltet haben." Wenn auch diese selbstgefällige Ansicht manchmal verfehlt sein wird, so ist und bleibt sie dennoch in der Menschenbrust festgewurzelt. — Was aber die große Be¬ deutung ärztlicher Zeugnisse für die Allgemeinheit betrifft, so erlauben wir uns denn doch, nach den Feststellungen und Er¬ fahrungen der letzten Jahrzehnte dies ein klein wenig in Zweifel zu ziehen. Denn früher, als man von einem Arztebureau in Lourdes noch nichts wußte, nahmen sich die großen Lerren Schreier den Mund gar voll und verlangten ärztliche Beweise, dann wollten sie glauben. Nun sind tatsächlich die Ärztlichen Be¬ weise in Lourdes ungefähr für viertausend Leilungsfälle proto¬ kollarisch vorliegend. Wir fragen : Laben nun jene lauten Schreier ihr Versprechen gehalten? Glauben Sie jetzt? — And wir müssen antworten: Nein! Wenigstens zum allergrößten Teile nicht! Es stellt sich also heraus, daß es den Lerren nicht um wissenschaft¬ liche Beweise, nicht um ärztliche Zeugnisse ging, sondern nur ums Leugnen und Krakeelen! So haben sie durch ihr eigenes Vorgehen der medizinischen Wissen¬ schaft ein empfindliches Mißtrauensvotum gegeben. Wir schließen also in aller Stille und Feinheit: Für uns selber haben die ärztlichen Zeugnisse eine nicht gar so schrecklich große Wichtigkeit, — für die anderen, wie man sieht — auch nicht. Wenn also die Filippsdorser Leitungen nicht viele ärztliche Zeugnisse vorbringen können, so werden wir darüber nicht über¬ mäßig grämlich sein, sondern uns die Vorfälle mit unserem eigenen Lausverstande beleuchten und uns dann unseren ehrlichen Teil davon denken. 2. Weiters wollen wir angeben, woher wir diese vielen Gebetserhörungen haben, nämlich aus welcher Quelle? And da sagen wir denn: Filippsdorf hat in dieser Beziehung wirklich „sein Glück gemacht". Es hat einen treuen, gediegenen, ausdauernden Schriftsteller gesunden, nämlich den Georgs- walder Kaplan Franz Storch. Dieser Mann hat im Laufe von zwanzig Jahren nicht weniger als neun L e fte heraus¬ gegeben, in denen mit wahrhaftigem Bienenfleiße viele der neuen Gebetserhörungen in Filippsdorf gesammelt und veröffentlicht erscheinen. Seit seinem Tode haben andere noch zweimal derartige Sammlungen veranstaltet und der Öffentlichkeit übergeben. Wir glauben nun nicht zu viel zu behaupten, wenn wir sagen: Diesen Lesten verdankt Filippsdorf einen namhaften Teil seiner Berühmtheit. Denn gewiß haben viele durch die Lesung dieser Berichte das Vertrauen aus die seligste Jungfrau zu Filippsdorf erhalten, haben dieses Vertrauen dann in an¬ dächtiges Bittgebet umgesetzt und der Schlußersolg war dann: eine neue Gnade, die also ohne Vermittlung jener Leste höchst¬ wahrscheinlich niemals gegeben worden wäre. „Aber, wie unwürdig!" sagt da mancher. „Auf diese Art wäre die Wirksamkeit Gottes (in unserem Falle die Wirksamkeit der allerseligsten Jungfrau) der zufälligen Mitwirkung irg end eines Menschen ausgeliefert?" — Za, ganz gewiß ist dies so, und tausendfältige Erfahrung beweist diesen geradezu schrecklichen Satz. Das ist das tiefe rätselhafte Geheimnis des freien Willens des Menschen. 3. Noch eine dritte Gedankenreihe öffnet sich bei dieser Gelegenheit dem denkenden Geiste. Wir erfahren nämlich bei der Durchlesung der verschiedenen Gebetserhörungen von Filippsdorf, daß oft genug die Vermittler der Leilung ein Stück Lein wand oder Leibwäsche gewesen, die man früher auf jene Stelle gelegt hatte, wo bei ihrer Erscheinung die allerseligste Jungfrau stand. Andere wieder stellten Gefäße mit Wasser dorthin und tranken dann daraus; wieder andere rührten die kranken Teile ihres Körpers an dieser Stelle an re. Wir wollen hier nicht die diesbezüglichen theolo¬ gischen Abhandlungen über die sinnfälligen Zeichen bei Sakramenten und Sakramentalien auskramen, wollen auch nicht aus die tiefsinnige Lehre Hinweisen, daß der Mensch, durch dessen Sünde Fluch über die leblose Natur kam, nun auch zur gerechten Vergeltung in vielen Fällen der Vermittlung eben dieser leblosen Natur bedarf, um sich von den Folgen der Sünde loszumachen, auch daraus haben wir es heute nicht abgesehen, ähnliche Fälle an anderen Gnadenorten nachzuweisen, sondern unser Blick richtet sich mit hoher innerer Befriedigung auf ganz anders geartete Wahrheiten. E r st e n s wird derjenige, der überhaupt den Keilungen in Filippsdorf Glauben schenkt, sich der Tatsache nicht ent¬ ziehen können, daß wirklich in einer namhaften Zahl von Ge- nesungssällen die Anwendung der soeben erwähnten Leinwand rc. die Leilung zur Folge hatte, ja noch mehr, daß in etlichen Fällen durch traumhafte Erscheinungen oder direkt durch prophetische Träume die Anwendung dieser Mittel bedingt und ver¬ langt wurde. Zweitens dürste feststehen, daß die Anwendung solcher Mittel dem Angläubigen als töricht und läppisch er¬ scheinen und ihn fast direkt zum Spotte herausfordern muß; daß ferner für den gläubigen Menschen die Zufluchtnahme zu solchen Leilmethoden unbestritten etwas Verdemütigendes und Erniedrigendes in sich hat. Es ist denn doch eine arge Zu¬ mutung an den sonst so hochfahrenden Menschengeist, daß er hier, verzichtend und vergessend auf die durch mühsames, viel- tausendjähriges Studium erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen, verzichtend und vergessend aller der geistreich scheinenden medizi¬ nischen Anwendungen zu einem Mittel greifen soll, dessen Gebrauch so gar nichts an sich hat, wozu irgend welche Geistesleistung vonnöten wäre, sondern das im Ernstfälle schon ein zweijähriges Kindlein anzuwenden imstande wäre. And gerade dieser Amstand gefällt uns persönlich so außer¬ ordentlich wohl, daß nämlich der Mensch bei dieser Gelegenheit eine empfindliche Lehre der Demut erhält und zur Selbsterniedrigung, zur Selbstentäußerung gezwungen wird. And daß nur derjenige den Schlüssel zu den Gnadenschätzen gefunden hat, der wahre, selbstlose Demut zu üben bereit ist. Wir freuen uns, daß auch hier wieder etwas vorgeht, auf das mit einer geringen Veränderung das hochberühmte Apostel¬ wort angewendet werden kann und darf: „Was ihnen (den An¬ gläubigen) an Gott töricht scheint, ist weiser als die Menschen; und was ihnen an Gott schwach scheint, ist stärker als die Menschen." (I. Kor. 1, 25.) And was unsere Freude noch größer macht, ist die Er¬ kenntnis, daß dadurch wieder nur ein neues herrliches Mosaik- Steinstückchen zu jenem lehrreichen Bilde geliefert wird, das die Wallfahrtsorte, in ihrer Gesamtheit betrachtet, dem Menschen bieten. Je mehr wir die Wallfahrtsorte, ihre Geschichte, ihre geheimen Dispositionspläne durchforschen und beschauen, desto klarer erkennen wir, daß sie eine vortreffliche, lebendige Illustration zu den Lehren unseres Meisters Jesu Christi in sich enthalten, daß dort der wahre Geist Christi webt und waltet, und herrscht und anordnet, und daß sich dieser Geist Christi an diesem Orte besonders darin gefällt, die hoffärtige, aufgeblasene Torheit der Menschen vor den Kopf zu stoßen: „Was vor der Welt töricht ist, hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen; und das Schwache vor der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen; und das Geringe vor der Welt, und das Verachtete und das, was nichts ist, hat Gott erwählt, um das, was etwas ist, zunichte zu machen; damit kein Mensch vor ihm sich rühme." (I. Kor. 1,27.28.) sjs sss sss sss Ess sjs sjs sjs SsD SPS sfs sfs sjs sjs ssä> EPS §fs Filippsdorf Sps SpT SPS EPS SPD Sps EPS Sps Sps sfs SPS SPS SPD EPS SpT Sfs 1ZI Und darum jubeln wir ehrlich, so ost wir daran denken, daß wir bei der Unternehmung dieser Arbeit (der Verfassung dieses Buches) nichts anderes sein können, dürfen und wollen, als ein treues Sprachrohr Jesu Christi, unseres göttlichen, an¬ gebeteten Meisters. Wenn wir nun endlich nach diesen einleitenden Gedanken daran gehen, eine Reihe von Leitungen zu erzählen, so machen wir darauf aufmerksam, daß wir sie alle den schon genannten elf Lesten entnommen haben. Wir haben uns jene Fälle herausgesucht, die uns nicht gerade als die größten, sondern als die interessantesten erschienen, die durch merkwürdige Begleitumstände den Sinn des Lesers fesseln. Wir hoffen zu- »ersichtlich, daß es uns auf diese Weise gelungen sei, trotz der ziemlich bedeutenden Anzahl der angeführten Fälle dennoch dem Aufkommen der Langeweile und der Abspannung bei dem Durch¬ lesen dieser Berichte vorgebeugt zu haben. Die von uns angeführten Bis endlich der Monat Mariä, der liebliche Mai erschien, und mit dem Mai eine Fülle der Gnaden: der Reihe nach gingen Kranke nach Filippsdorf, der Reihe nach kehrten sie gesund zurück. Da gab's auch für unsere Kranke kein Lallen mehr. Am 31. Mai näherte sie sich demütig, aber vertrauend, unter größten körperlichen Schwierigkeiten dem heiligen, gnaden¬ reichen Orte. Sie betrat die Stube, wo unterdessen schon an der Stelle des Bettes ein Altar errichtet war. Wunder¬ same Erleichterung und selige Hoffnung waren die ersten Grüße, die ihr Mariens Mutterliebe entgegensandtc. Bald tönte im engen Raume die laurctanischc Litanei- Lispelnd bewegte auch die Kranke ihre Lippen, um das „bitte für uns" im Chore mit den andern zu sprechen. „Heilige Maria, bitte für uns!" „Heilige Gottcsgebärerin, bitte für uns!" — — Diese zwei ersten Rufe waren vorüber, da kam der Augenblick der Gnade: „H c i l ig e Jungfrau der Iung- Filippsdorf, Maria, unsere Fürsprecherin bei Christus. Deckengemälde in der Gnadenkapelle Leitungen dürsten etwa den zehnten Teil aller derer aus¬ machen, die sich in den genann¬ ten Jahresberichten überhaupt vorfinden. Wir haben die ausge- wählten Leilungsberichte voll¬ kommen neu bearbeitet, jedoch so, daß wir nur die sprach¬ liche Seite einer gründlichen Änderung unterzogen,während wir betreffs der erzählten Tat¬ sachen uns selbstverständlich mit aller Treue an die Originale hielten. „Heilige Jungfrau der Jungfrauen, bitte für uns!" Der letzte Tag des blütenrcichen Wonnemonds des Jahres 1866 sollte den Bewohnern von Filippsdorf und Georgswalde große Freude bringen ; ward ja an diesem Tage, am 31. Mai, ein schwer krankes lediges Mädchen aus Georgswalde, namens Theresia Diesner, durch Mariens Kraft und Huld im „Gnadenhäuschen" zu Filippsdorf plötzlich geheilt. Acht Jahre lang hatte die Bedauernswerte an gänz¬ licher Stimmlosigkeit gelitten; ihre Sprache war wie ein leises Lispeln oder Zischen. Der Ärzte Weisheit hatte ihr Dampfbäder verschrieben, und ihre eigene Sehnsucht nach Genesung hatte sie veranlaßt, einmal deren 24 hintereinander zu gebrauchen. Aber die Stimme kehrte nicht zurück. Nach sieben Jahren des Leidens gesellten sich noch etliche andere Übel zum erstgenannten hinzu: Kurzatmig¬ keit, Entkräftung und Lungentuberkulose. Ge¬ vatter Tod wetzte schon gar vernehmlich seine dräuende Sense, und im Familienkreise hatte man sich bereits mit dem Ge¬ danken abgefunden, der lieben Schwester gar bald das Grab- geleite geben zu müssen. Da tauchte wie ciue leuchtende Rakete am nächtlichen Himmel die unglaubliche Mär von der glorreichen Genesung dfr Magdalena Kade auf, und tiefste Erregung erfaßte die Gemüter. Aber das Gefühl der LInwürdigkeit ließ der frohen Hoffnung Wonnegedanken nicht zum Durchbruch kommen. fr au en" klang es von den Lippen des Vorbcters vom Altäre und „bitte für uns!" klang cs laut — der erste Ton seit langen bangen acht Jahren — von den Lippen der bisher so Stummen. Was sollen wir hinzufügcn? Daß man weinte, jubelte, daß man unaussprechlich glücklich war? Dies alles begreift sich wohl von selber. Eine volle Stunde hindurch vertrat dann die soeben Geheilte die Stelle des Vorbeters und betete einer eben cinlangenden Prozession zu deren unermeßlichen Freude und Erbauung Gebete über Gebete vor. Lind noch eines sei erwähnt; daß jener Arzt, der die Kranke während ihrer langen Leidcnszcit behandelt hatte, späterhin zu wicderholteumalen unumwunden öffentlich erklärte, daß menschliche Kunst umsonst versuchen würde, solch eine Heilung zuwegezubringcn. Schreikrämpfe. Ein schauerliches Leiden, quälend für die arme Kranke selber, fast unerträglich für Eltern, Geschwister und Nachbarn 9» 132 SsD SsT S^T SsD SsD SsD S^D S^T SsT SsT S^D SsD S^T SsD SlfD SsD SsD S^D S^T S^T S^D S^D SsD SsD S^D SsD S^T S^T SsT S^T S^T S^T S^D S^T hatte die 21jährige Helena Günther aus Johnsdorf bei Gabel ergriffen: sie bekam Schrcikrämpfe. Das ist ein krankhafter Zustand, der es mit sich bringt, daß der davon Behaftete in gellende Rufe ausbricht. Dieses Mel kann stärker oder schwächer auftrctcn; bei unserer Kranken hatte es einen sehr hohen Grad erreicht: es gab nämlich Zeiten, in denen sie jede halbe Stunde von solchen Anfällen heim- gesucht wurde und dann in ein ohrenbetäubendes, durch¬ dringendes Geschrei ausbrach. Llnd dieser Zu stand dauerte fünf Jahre und sieben Wochen! Llnd die Bedauernswerte verlebte in solchem L'lbel den Mai ihres Lebens, das 21. bis 26. Lebensjahr! Zu den Schrcikrämpfen gesellte sich gastrische Intoleranz, das heißt Llnsähigkeit, irgendwelche feste Speise zu genießen. Versuchte sie es dennoch, so rächte sich die Natur durch schreckhafte Anfälle von Veitstänzen! Wohl ein erbärmliches Leben! Da hörte die Schwergeprüfte von Filippsdorf und seinen Wundern. Mächtig griff ihr solche Kunde ins Herz. „Dorthin muß ich auch!" Das war von nun an ihre einzige, gewaltige Sehnsucht. Am 25. Juli 1866 führte man sic auf ländlichem Ge¬ spann in das Wunderdorf. Aber gerade da sie absteigen sollte, ergriff sie der furchtbare, gewohnte Krampf und sie begann zu lärmen, daß das halbe Dorf erschreckt zusammen¬ lief. Alles entsetzte sich — und niemand wollte solch einer Kranken Quartier geben. Wie einst Maria selber zu Bethlehem, also ward nun die junge Kranke in Filippsdorf von jeder Türe abgewiesen. Schmerz erfaßte da ihre Seele und traurig sprach sie: „Gut denn, wenn ich schon nicht hier bleiben darf, so bitt' ich euch, führt mich wenigstens in das Gnadenhäuschen hinein, damit ich wenigstens die ehrwürdige Stelle ein einzig es- mal sehen kann. Llnd dann fahren wir in Gottes Namen wieder heim, wenn man uns schon keine Herberge bietet." Man erfüllte ihr den Wunsch und fuhr zur Gnaden- stättc. Da, unmittelbar vor dem Hause, packte sie abermals die schier dämonische Krankheit, und weithin gellten ihre un¬ heimlichen Schreie. Aus der Kapelle heraus liefen die Leute; die Andacht war gestört; aber hie Kranke schrie noch immer; etliche eilten schnell davon, sie konnten es nicht mit¬ anhören. Endlich brachte man sie zum Altäre, schob sie zur Er¬ scheinungsstelle — in diesem Augenblicke trat Ruhe ein — Ruhe, jener zu vergleichen die damals eintrat, als Christus dem tobenden Meere Stille gebot. — Diese äußerliche Ruhe war von dem trostvollen innerlichen Bewußtsein der stattgefundencn Heilung begleitet. Mit innigster Andacht vermochte sie nun zu beten. Die Kraft der Krankheit war sichtlich gebrochen. Mit Bereit¬ willigkeit nahm man sie jetzt als willkommenen Besuch auf, wo man sie vor einer Viertelstunde kurzerhand hinweggewiesen hatte. Zehn Tage blieb sie in Filippsdorf; es waren Tage der Dankesandacht. Dann kehrte sie als gesunde Person voll Lerzensseligkeit in ihre Heimat zurück. ^Dein Gebet ist erhört. Die Leidensgeschichte eines armen Schuhmacherlehrlings! Adolf Rudolf war sein Name. Er wohnte in Filipps¬ dorf selbst; seit anderthalb Jahren hatte ihn der Herr mit einem demütigenden Leiden heimgesucht, mit Epilepsie. Einer Heilung waren diese Zustände unzugänglich. Da begann der arme Bursche im Vereine mit seiner Mutter Helene Rudolf eine neuntägige Andacht im Gnaden¬ häuschen. Der zweite Tag dieser Novene war der 18. August (1866), der Namenstag der Mutter, der Festtag der heiligen Helena, zu der diese Frau ein besonderes Ver¬ trauen hatte. Als sich nun die beiden Bittsteller an diesem Tage abermals im Gnadenhäuschen einfanden, erlitt der Patient wieder einen Ohnmachtsanfall, bei dem jedoch die gewöhnlichen heftigen Zuckungen nicht erschienen. Selbstverständlich erregte der Vorfall große Störung, bis plötzlich ein wunderbarer Zwischenfall eintrat: der Kranke kam zu sich und rief fröhlich: „Laßt uns jetzt drei Vaterunser beten zu Ehren der heiligsten Jungfrau und der heiligen Helena; die haben mir jetzt mein Kreuzlein ab¬ genommen!" Tatsächlich Filippsdorf, Deckengemälde in der Gnadenkapelle. War der junge Mensch von Stund' ab von seinen An¬ fällen und sonstigen Leiden gänzlich befreit. Begreiflicherweise inter¬ essierte sich seine Mutter um eine genaue Beschrei¬ bung des Vorfalles und fragte ihn, warum er jene Worte in der Kapelle ge¬ sprochen hätte. Da gab er Aufschluß: „In dem Augen¬ blicke, da ich ohnmächtig wurde, hörte ich eine innere Stimme, die mir zurief: Dein Gebet ist erhört! Lind als ich wieder zu Sinnen kam, fühlte ich mich gänzlich befreit und wohl." Die große Heilung der Magdalena Langhans. Eine Märtyrin! Seit acht Jahren gänzlich zusam¬ men g e kr ü m mt, die Knie an der Brust, die Fersen gegen den Schenkel, lag sic S^T SsT SsD 6sT SfT SsD S^D S^D SsD S^D SfT S^T SsT S^D SsT SsT SsD S^D SfT S^T SsD S^T SsT SsD S^D SsT SfD SsD SsD SfD SsD S^T S^T S^D 133 auf ihrer Lagerstatt. Elf Jahre wußte sie, was es heißt Rückenmarksdarre zu haben. Schreckliche Kinn¬ backenkrämpfe verschlossen ihr oft durch eine ganze Woche und darüber den Mund, fo daß ihr die Speisen durch eine Zahnlücke und ein Röhrchen eingeflößt werden mußten. Dazu eine enorme Skrophelbeule unter der linken Brust, die ihr oft unerträgliche Schmerzen bereitete. Bei der geringsten Erregung Bluterbrechungen oder schauerliche Krämpfe! — And bei all dem die frömmste Ergebung, ein Edelsinn, der in dem Worte der großen Theresia auflebte: „Nur leiden, Lerr, oder sterben!" Solche Seelen sind die rechten Werkzeuge für die Führungen der Gnade. Sie stand bittend an der Türe Mariens und wurde nicht gehört. Im August 1866 hatte sie sich nämlich nach Filippsdorf tragen lassen; aber ihre Leiden dauerten un¬ geschmälert fort. Da begann mitten im Winter des Jahres 1866 das geheimnisvolle Walten göttlicher Erbarmung. Vor der Kranken stand im Traume eine holde Gestalt, von der sie wußte, daß es die große heilige Dulderin Sankt Lidwina sei. And sie vernahm die Worte: „Geh' nach Filippsdorf!" Sie erwachte. Es war wohl nur ein nichtssagender Traum! Sie war ja schon vergeblich in Filippsdorf gewesen. Da kam die zweite Nacht. And wieder stand die Leilige im Traume vor Magdalena und befahl ihr dasselbe. And auch noch in einer dritten Nacht, in der die himmlische Sprecherin die Worte beifügte: Eine Gnade wirst du dort erhalten, wenn nicht für den Leib, so doch für deine Seele. Der Wille Gottes hatte sich geoffenbart, da blieb dem Menschenkinde wohl nur eines: das Gehorchen. Es war ein wilder Tag, der Tag nach dem Drei¬ königsfeste 1867. Massenweise lag der Schnee auf den Straßen. Langsam nur bewegte sich der grobe Schlitten weiter. Auf ihm gebettet lag, das Bild einer Toten, im jammer¬ vollsten Zustande, von Decken förmlich überlastet, die schwer Erkrankte. Sie wußte nichts von der langen Fahrt, denn Mariens vorsorgliche Muttergüte hatte sie in lange, todes¬ ähnliche Ohnmacht versenk. Spät abends kam sie an. In der ungeheizten Gnadenstube hielt sie es nicht lange aus, man brachte sie für die Nacht in die Wohnstube Magdalena Kades. Wieder lag sie nach kurzer Zwischenpause besinnungslos da. And da es ein Ahr nachts war, trug man sie wieder hinein ins Äeiligtum. Draußen heulte und tobte der Schnee¬ sturm, drinnen flehte eine kleine Schar von Menschen um Leitung für das arme Wesen, das da in ihrer Mitte kauerte, ganz geborgen in Decken, so daß nur das totenbleiche, fahle Antlitz zu sehen war. Am dreiviertelzwei Ahr kam sie zur Besinnung; es war ihr unsäglich weh: „Jetzt muß ich Wohl sterben!" Sie hatte sich getäuscht, denn — jetzt sollte sie leben! — es war der Augenblick der mächtigen Gnade! „Betet laut!" so flüsterte sie. Man betete die laureta- nische Litanei. Da bekam sie einen Krampfanfall, einen Blut¬ husten — der letzte Blutauswurf ihres Lebens. Die Litanei ging dem Ende entgegen: „Du Leil der Kranken, bitte für uns!" so beteten die Versammelten. „Du Leil der Kranken, bitte für uns!" wiederholten sie absichtlich. „Du Leil der Kranken, bitte für uns!" klang es zum drittenmale. In diesem Augenblick streckten sich die ge¬ krümmten Beine und erschienen unter der Bettdecke und rügten weit hervor. Es war der AugenblickderLcilung. Mit einem Aufschrei verkündete die Schwester der Kranken dieses Wunder. Aber die Anwesenden beteten wie gebannt die Litanei zu Ende. Dann erhoben sie sich. „Ich bin gesund, ich fühle keinen Schmerz mehr, laßt mich auf, ich will die heilige Erscheinungsstelle küssen." Filippsdorf, Inneres der Kirche. And sie schob die Decken zurück und stand auf, — und ging hin, — und kniete nieder, — und beugte sich frei, — bis zum Boden, — und küßte herzinniglich die Stelle, wo vor einem Jahre Maria gestanden. — — — Die strahlende Ehrenkrone von Filippsdorf hatte soeben einen neuen, herrlich funkelnden Edelstein erhalten, unter den schönen einen der schönsten und wertvollsten. Noch in derselben Nacht aß die ehemals Kranke mit Appetit und erstarkte dann zusehends von Tag zu Tag. Es war die größte Freude ihres Lebens. Noch eine Merkwürdigkeit: der Tag ihrer Leitung, der 8. Jänner, war der Schlußtag einer Novenc, die sie am 31. Dezember begonnen hatte, um sich einen glücklichen Tod zu erbitten. — Die Wege des Lcrrn sink wunderbar! „Man muß auch laufen weit zu den Doktors, — lauf'ich lieber zur Muttergottes!" Ein Leilungsfall, der weniger durch seine medizinische Bedeutung als durch die gesunde, ehrliche Logik der Kranken auffällt, ist folgender: Maria N. aus Schoßwih in Sachsen war im Kloster Mariastern beschäftigt und litt seit sechs Jahren an eiternden und stets offenen Füßen, so daß sie nur mit Schmerzen auftrcten rind mühsam gehen konnte. Voll Vertrauen machte sie sich im Lerbste 1866 nach Filippsdorf auf und erbetete sich dort tatsächlich die Gnade, daß der eine Fuß in kürzester Zeit verheilte. Vielleicht, so SjD SfT SfD SfT SfD SsT SfD SsT SjT SfD §fD SfT SfT SfT SfD SfD Filippsdorf SfD SfT SfD SfD SfT EfD SfD SfD SfD SfT SfD SfD SfD SfT SfT SfT SfT SfD Phot. Fritz Gratl, Innsbruck. Mariahilf-Btld zu Innsbruck, von Luk. Kranach. a v o l k o m m e n gesund. — Öb das nicht die Stimme der Heiligen Mutter- Maria war! Seit jener seligen Stunde — frühmorgens am Rosen¬ kranzsonntage — war vorbei jeglicher Schmerz, das schwere Leid verflogen, die Mühsal für immer beendet. And der Glückliche, den die Gcbencdeite begnadet, war nun wie früher gesund und kräftig, keine noch so schwere Speise war ihm zu schlecht, und wie vor acht Jahren saß er froh am Webstuhle, froh, daß er nun wieder mit eigenen Händen sich seinen An- tcrhalt erwerben konnte. And nicht lang hernach setzte er sich hin, nahm Papier und Feder und schrieb, seiner großen Retterin zur Ehr', alles nieder, was er erlebt, und wünschte dabei, daß es recht viele Menschen erfahren möchten, was Gottes Güte an ihm getan. 140 sfs Efs Ess Ess Ess sfs sfs Ess sss Ess Efs §fs Ess sfs sfs sjs Filippsdorf Ess sfs sfs sss sfs sfs sfs Ess Ess Sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs „Mutter, ich kann laufen!" Am 16. März des Jahres 1873 wandten sich sehr betrübte Eltern brieflich an H. H. Storch, daß er dahin wirke, daß die damals noch lebende Magdalena Kade sich geistigerweise einer neuntägigen Andacht anschließen wolle, die sie, von obbezeichnetcm Tage beginnend, für ihr krankes Söhnlein halten wollten. Das Kind war auf einem Fuße gelähmt und hatte überdies schrecklichste Krämpfe durchzumachen, die ihm die Sprache raubten. Ärztliche Hilfe hatte versagt. Während dieser Novene wurden die Eltern noch auf eine harte Probe gestellt. Schien es doch, daß all die fürch¬ terlichen Zustände und Krampfanfälle sich nur verstärkt und verdoppelt hätten. Am neunten Tage der Andacht, also am 24. März, stellte sich wieder solch ein Zustand ein. Man be¬ gann aus einem Gebetbuche für den Kranken zu beten. Er aber deutete auf den Rosenkranz. Kaum waren einige Ave vorüber, so schwand der Krampf, sein Mund öffnete sich zum rechten Reden und mit allen andern betete er das Gebet, das er selber verlangt. Von dieser Stunde an kamen die Krämpfe niemals wieder. Aber noch war der Knabe gelähmt wie ehedem. Da kam der nächste Tag, der Tag der Verkündi¬ gung Mariens, der 25. März. Alle erwachsenen Fa¬ milienmitglieder naheten sich dem Tische des Herrn; man opferte die heilige Kommunion für den Kranken auf. Da kam die Mutter heim, es war halb 9 ühr. Welche Überraschung wartete ihrer! Kaum betrat sie das Zimmer, so warf der bisher Gelähmte feine Decken weg, sprang vom Bette, lief ihr entgegen und jubelte kindlich froh: „Mutter, ich kann laufen, jetzt bin ich gesund!" Rasch war die Wundertat Mariens im Orte bekannt und man beeilte sich, auch den Herrn Doktor davon zu ver¬ ständigen. Der kam und sah den munteren Knaben froh und lustig Hüpfen und springen und sagte emst und ergriffen die Worte: „Das hat Gott getan!" Die gesamte Familie aber dankte dem Herrn für solche Gnade. Der 25. März wird stets als hoher Feiertag daselbst betrachtet; erinnert er ja doch an ein wunderbares Ereignis, das niemals aus dem Gedächtnisse entschwinden wird. „Ferdinand, warte! Gott wird Dir schon helfen!" In Nummer 82 der „Ratibor-Leobschützer Zeitung" vom Jahre 1875 war folgende Notiz zu lesen: In einer früheren Nummer unserer Zeitung gedachten wir einer Pilgerreise nach dem bekannten Filippsdorf, und versprachen seinerzeit einen kleinen Nachtrag darüber zu brin¬ gen. Jüngsthin hatten wir nun Gelegenheit, uns zu über¬ zeugen, daß der betreffende Herr, der in Begleitung seiner Ehefrau vor etlichen Wochen die Reise nach dem genannten Gnadenorte unternommen, sich nunmehr ganz Wohl und munter befindet, während er früher nur vegetierte, hinsiechte und infolge langjähriger Kränklichkeit sich endlich veranlaßt sah, seine Stelle als Postbeamter zu quittieren und sich ganz — aufs Krankenlager zurückzuziehen. Einem Freunde, der ihm vor wenigen Tagen begegnete und ihn fragte, wie ihm die Reise bekommen sei und ob er sich jetzt kräftiger fühle, entgegnete er mit ungewohnter Heiterkeit, daß er ihm dies sofort uck oculv8 demonstrieren könne, wenn es ihm beliebte und er sich entschließen wolle, mit ihm zu raufen. Diese Zeitungsnotiz beweist zur Genüge, daß die Heilung, von der wir nun berichten wollen, ziemlichesAufsehcn erregt habe. Tatsächlich kannte sowohl die Geistlichkeit als auch ein Großteil der Bewohner diesen ehemals kranken Herrn, von dem man wußte, daß er schon viele Aerzte konsultiert hatte, aber von ihnen allen aufgegeben worden war. Wir finden über diesen Fall im 7. Heft der Filipps- dorfer Broschüren einen ausführlichen Bericht, den der Ge¬ heilte selbst verfaßt und dessen Wahrheit er jederzeit eidlich zu bekräftigen bereit wäre. Nach diesem Berichte bringen wir hier den Lesern einen verkürzten Auszug. Ferdinand Moraweh, aus Nassiedl, im Leobschützer Kreise, Regierungsbezirk Oppeln in Preußisch-Schlesien, 52 Jahre alt, seit elf Jahren königlicher Postbeamter, kränkelte seit dem Jahre 1871 durch zwei Jahre, bis er endlich im Jahre 1873 bettlägerig wurde. Die Krankheit bestand in einem chronischen Leber leiden, verbunden mit Magen- und Verdauungsschwächen. Das Übel erreichte dann nach weiteren zwei Jahren den Höhepunkt, so daß er im Jahre 1875 so ziemlich von allen auf¬ gegeben war. Den Postdicnst hatte er kündigen, sein Haus verkaufen müssen; der nahende Tod schien diesem menschlichen Skelette nur ein ersehnter Erlöser zu sein. Im Februar des Jahres 1875 kam dem Kranken die Idee, sich nach Filippsdorf zu wenden, um dort bei der barmherzigen Mutter die Gesundheit zu erbitten. So ließ er sich denn Leinwand von dort kommen, die an der Er¬ scheinungsstelle berührt war, und dazu einige Bildchen und begann mit innigster Herzensfreude und größtem Vertrauen, vereint mit seiner frommen Gattin eine neuntägige Andacht. Doch blieb auch dieses Beten vorläufig ohne jedweden Erfolg — der Herr wollte wohl die Geduld und Ergebung seines kranken Jüngers auf die Probe stellen. Tatsächlich bestand dieser die Prüfung und ergab sich in vollkommenster Ruhe in den heiligsten Willen des allweisen Gottes. Vier Monate waren seit dieser Novene dahingegangen, die Krankheit war geblieben wie früher. Da kam der 14. Juli 1875. Es war des Morgens. Der Schwerkranke war in einen leichten Schlummer gesunken. Da zeigte sich ihm ein wun¬ derliebes Traumbild. Er sah sich plötzlich in einer Stube, die er bisher niemals gesehen hatte; die Stube sah aus wie eine Kapelle. Es befand sich ein Altar daselbst und daneben viele Bilder, die die Gottesmutter darstellten, ünd plötzlich erschien ihm eine lebendige Frau in der Stube, die er sofort als die allerheiligste Jungfrau erkannte, und sprach zu ihm die trostvollen Worte: „Ferdinand warte, Gott wird Dir schon Helsen!" — Darauf verschwand die Frau und das Zimmer, und der Kranke erwachte von feinem Schlafe. Er war über den Trauin hocherfreut und sah ihn als eine ihm wirklich von Gott zugeschickte Botschaft an, durch die ihm verkündet wurde, daß er endlich doch seine Gesundheit zurückerhalten werde, wenn dies auch nicht sofort eintreffen sollte, sondern erst nach einer gewissen geduldig hingebrachten Wartezeit. Aber noch eine andere Folge hatte der Traum: Der Leidende nahm sich vor, sobald es nur Halbwegs möglich sein sollte, also- gleich eine Bittwallfahrt nach Filippsdorf zu unternehmen. Wirklich begann sich sein leidensvoller Zustand lang¬ sam zu bessern, so daß er nach 2Vs Monaten in Begleitung seiner Frau die große lange Reise nach Filippsdorf anzu¬ treten wagte, ünd welche Überraschung sollte ihm da nach langer, überaus mühseliger Fahrt zuteil werden: er fand in Filippsdorf in der vielbesuchten Betstube jenesZimmer wieder, das er in den Morgenstunden des 14. Juli im Traume geschallt hatte! Da wurde denn begreiflicher¬ weise seine Zuversicht, seine freudige Hoffnung mir um so größer. Volle neun Tage blieb er nun am Gnadenorte, um dort eine vollständige, ungekürzte Novene zu halten. Es war keine plötzliche Besserung, die ihm dadurch zuteil ward, aber S^T S^T SsD S^T S^T S^T SsT SsT S^T SsD S^D VsT SsD SsT S^D SsD SsD SsT SsD S^sD S^sT DsT DfD S^D S^T S^T S^D S^T S^D SsD S^T S^D S^D S^D 141 cin merkliches, unaufhaltsames Vorwärtsschreiten der be¬ gonnenen Genesung. Er war wenigstens soweit, daß er täg¬ lich die Andachtsttbungen in der Bctkapellc mitmachen konnte. Endlich nach zehn Tagen brach er mit dankerfülltem Lerzen auf und begann die Lcimrcise. Wohl war er noch leidend, als er zurückkam, aber die Besserung nahm rasch zu. Seit seiner Lcimkehr verspürte er keine bedeutenden Schmerzen mehr, konnte alle, auch schwer verdauliche Speisen zu sich nehmen, brauchte keinerlei Medikamente und ärzliche Lilfe mehr. In kürzester Zeit war er vollkommen gesund. Er sowohl als seine Frau schreiben diese Leitung nur der Fürbitte der aller¬ seligsten Jungfrau Maria zu. Der Traum der Klosterfrau. In der tirolischen Landeshauptstadt Innsbruck trug es sich im Jahre 1876 zu, daß die beiden Kinderlein der Familie Weller schwer erkrankten. Das ältere von ihnen, cin Knabe namens Alois, der damals etwa im sechsten Lebensjahre itand, hatte durch volle vier Monate mancherlei zu leiden, da Bräune, Keuchhusten und Entzündung des Mundes ihn quälten. Wohl hatte sich der Doktor alle er¬ denkliche Mühe gegeben, das junge Leben zu retten, doch um¬ sonst schien seine ärztliche Kunst, und seine Ohnmacht erkennend, erklärte er, daß hier wohl nichts mehr nütze. Auch Klein-Marianchen, des kranken Bruders schwer erkranktes Schwesterlein, ein zartes Kind von zwei und einem halben Jahr, schien hoffnungslos verloren und lag an Frieseln schwer erkrankt darnieder; auch sie war gleich ihrem Brüderlein vom Arzte aufgegebcn. Die beiden kranken Kinder hatten eine fromme Tante, die, dem Lerrn geweiht, als Ordensfran im Kloster der Dominikanerinnen ihre Tage verlebte. In des Klosters stille Zelle war von dem schweren Leiden ihrer beiden kleinen Verwandten bisher keine Kunde gelangt. Wohl hatte sie Nachricht von der Erkrankung, aber keine Ahnung von dem Ernst der Lage. Da träumte ihr, der gottgeweihten Jungfrau, es wären zwei Kinder am Sterben und irgend jemand spräche zu ihr, der Klosterfrau : „Legen Sic den kranken Kindern ein Stückchen Leinwand auf, die man in Filippsdorf an der Stätte der Erscheinung ungerührt hat." — Die Träumerin erwachte, legte jedoch dem unerklärlichen Traume gar keine Bedeutung bei. Da traf an demselben Tage ein schmerzvoller Brief ihrer besorgten Schwester cin, in dem sie traurig klagte, daß ihre beiden Kinder wohl Opfer des Todes wären. — Nun war der Traum erklärt. Rasch sandte die Ordcnsfrau Filippsdorfer Leinen, das sic glücklicherweise im Besitze hatte, nach Innsbruck und schrieb dazu, was ihr geträumt. Schnell befolgte die Mutter den Rat und schnell trat auch der erwünschte Erfolg ein: die beiden Kleinen wurden von selbiger Stunde an besser; nun gab es keine Klage der kleinen Patienten mehr, kein Weinen, keine Ungeduld; und in kürzester Frist waren beide vollkommen gesund. „Leg' dir das Bildchen auf, so wirst du gesund!" Im Jahre 1874 war es, daß sich im preußischen Ermelande eine gnadenreiche Leitung an einem Dienstmädchen vollzog, die im bischöflichen Lause bedienstet war. Katharina Thamm, so hieß die Begnadete, war schon seit zwei Jahren ziemlich leidend gewesen, obwohl sie während dieser Zeit nicht immer bettlägerig war. Schließlich verschlimmerte sich das Übel durch Linzutretcn eines schmerzvollen Rück c n m a r k l e i d e n s derart, daß man die Patientin not¬ gedrungen in ein Spital zu Barmherzigen Schwestern bringen mußte. Noch bevor sie dorthin gekommen war, hatte ihr eine fromme Person ein Bildchen von Filippsdorf geschenkt, das für die Kranke von großer Bedeutung werden sollte. Wohl verhielt sich das Mädchen etwas zurückhaltend betreffs der Loffnungen, die sie auf die Gnadenhilfc Lln- sercr Lieben Frau zu setzen wagte, aber dieser Zweifel ent¬ sprang nicht etwa einem mangelnden Glauben, sondern dem demütigen Gefühle der eigenen Llnwürdigkcit. So kam der 13. Oktober des Jahres 1874. Schwer- leidend lag die Kranke in ihrem Bette. Es mochte gegen Filippsdorf, Altar des hl. Clemens M. Lofbauer. 11 LIHr vormittags sein. Da begannen geheimnisvolle Mächte ihre Scelcnkräftc zu beeinflussen und führten ihr wunder¬ same Bilder vor das Gcistesaugc. Es war ihr nämlich zu¬ mute, als sei sie plötzlich in einem herrlichen Garten; — vor ihr stand eine Frauen gest alt, von der sie wußte, daß cs die hochgebcncdcite Jungfrau Maria sei. Lind die himmlische Gestalt begann mit größter Freund¬ lichkeit zur Kranken zu sprechen: „Leg' auf das Bild, das du bekommen hast, dann wirst du gesund!" Da trat soeben die Oberin des Krankenhauses ins Zimmer, und mit einem Schlage war das Traumbild ver¬ schwunden. Die Kranke, jetzt wieder bei vollem Bewußtsein, und sich des soeben erhaltenen Auftrages wohl erinnernd, wagte cs trotzdem nicht davon zu sprechen: „Es ist ja nichts! Es hat nichts zu bedeuten!" so sprach sie zu sich selber. 1^2 SsD SsD SsD SsD 6sD SsT SsD SsT SsD SsD SjD SsD SsT SsT §sT SsT Filippsdorf SjD SfD SfD §fT SfD SsT SfD Sst) SfD SfT SfD S^D S^sD SsD S^T S^sT S^sT DsD Die Oberin ging, und abermals zeigte sich das rätselhafte Bild; aber diesmal war es nicht mehr ein Blick gewinnender, ungetrübter Freundlichkeit im Antlitze der hohen Limmelsfrau, sondern vielmehr ein Zug des leisen Schmerzes und der Trauer. Der Anblick dieser Traurig¬ keit griff tief ins Lerz der Kranken, denn sie vermeinte, durch ihren eigenen Ungehorsam Arsache dieser Traurigkeit geworden zu sein. And alsogleich nahm sie sich vor, bei allernächster Gelegenheit um die Auflegung des Bildchens zu ersuchen. Doch verging eine geraume Zeit, ehe wieder jemand ins Krankenzimmer trat. Endlich gegen 1 Ahr kam die Oberin abermals. And sofort trug ihr die Kranke ihr Anliegen vor und bat, man möge ihr das Filippsdorfer Bildchen, das in ihrem Gcbetbuche liege, herbeibringen und es ihr auf den kranken Körper legen. Genre ward der Wunsch erfüllt, das Bild gebracht und aufgelegt. Die Folge war eine sonderbare: augen¬ blicklich fühlte sich die Patientin überaus leicht und vermeinte, vollkommen gesund zu sein. — Sofort richtete sie sich im Bette auf, verlangte zu essen (was seit acht Tagen gänzlich unterblieben war, denn ihr Mund war wie verfaultes Fleisch gewesen) und nur, weil ihre Amgebung es nicht zu¬ lassen wollte, daß sie sogleich aufstünde, blieb sie noch einige Stunden im Bette liegen. Sic trat dann sehr bald wieder ihren früheren Dienst po sten an. Zum Danke für diese augenscheinliche Lilfe in schwerem Leiden benützte sie fortan jede freie Zeit, um für die Filipps¬ dorfer Kirche eine schöne Altardecke zu sticken. Zwei und ein halbes Jahr widmete sie dieser äußerst mühevollen Prachtarbcit rind freute sich endlich vom Lerzen, der gütigen Gnadcnmutter dieses Wcihegeschcnk als Zeichen kindlicher Dankbarkeit überbringen zu dürfen. Leute ist der Jahrestag der ersten Leitung zu F i l i P P s d o r f. Weit entfernt von der österreichischen Leimat lag im Winter des Jahres 1878 in Rumänien ein höherer Bahn¬ beamter schwer krank darnieder; er war an Typhus er¬ krankt. Wir übergehen hier die lange und ausführliche Kranken¬ geschichte und wenden uns alsogleich zur Erzählung der über¬ aus interessanten Begleitumstände, unter denen seine plötz¬ liche Leilung stattfand. Es war am 12. Jänner des genannten Jahres, als der Patient gegen Abend abermals, wie schon öfters, sich im vertrauensvollen Gebete an die Limmelskönigin wandte, auf daß sie ihn nicht verlasse und seine Krankheit behebe. Fort¬ während hustend erhob er sich dann mühselig ein wenig im Bette und begann mit dem verstreuten Kleingelde, das er auf seinem Nachtkästchen liegen hatte, gleichsam spielend einen Rosenkranz zusammenzulegen, je zehn Kupfermünzen hinter¬ einander. Gleichzeitig begann er im Geiste den Rosenkranz wirklich zu beten. Mit vieler Mühe und Anstrengung kam er hiemit zu Ende. Zum Abschlüsse seines Gebetes rief er dann, so laut er konnte, dreimal die Worte: „Maria, Lei! der Kranken, hilf mir!" Es war damals 6 Ahr abends, also völlige Finsternis; auf dem Tische im Krankenzimmer brannte eine einzige ge¬ wöhnliche Kerze. Kaum hatte der Kranke jene dritte Anrufung aus¬ gestoßen, als es um ihn herum auf eine Zeitlang taghell wurde und mächtiges Licht die Stube durchflutete; gleich¬ zeitig sagte ihm im Innern irgend eine Stimme ganz deutlich: „Leute ist der Jahrestag der ersten L ei lung in F i l i p P s d orf." Das Licht verschwand — aber mit dem Lichte auch die Krankheit. Auf seiner Zunge, die bisher ganz vertrocknet und wie ausgebrannt gewesen war, wurde es feucht, die Fieber¬ hitze hörte auf, völliges Wohlbefinden trat an ihre Stelle. Der Kranke konnte sich sofort leicht im Bette aufnchten, er fühlte selber seinen Puls, der ging wie normal, kurz, es war eine gänzliche, momentane Umgestaltung in seinem Organismus vorgegangen. Das Interessante an diesem Vorkommnis ist noch der Amstand, daß der Kranke tatsächlich früher das genaue Datum der ersten Leilung zu Filippsdorf nicht wußte. Er hatte wohl von Filippsdorf manches vernommen, aber daß die Leilung am 12. Jänner vorgefallcn sei, das war ihm un¬ bekannt. Nachträglich stellte es sich heraus, daß diese seine innere Stimme mit den Tatsachen insoferne nicht stimmte, da ja das Datum der ersten Filippsdorfer Leilung der 13., nicht aber der 12. Jänner gewesen. Doch ist es eine in der Kirche allgemein verbreitete Sitte, daß jedes Fest schon mit der Vesper (Abend) beginnt (denken wir hier an den Leiligen Abend und an die Auferstehungsfeier). Kirchlich also hatte damals um 6 Ahr abends bereits der 13. Jänner begonnen und die Priester hatten schon die Gebete von diesem Tage zu verrichten gehabt. Zum Schlüsse dieses Berichtes erwähnen wir, daß dieser am 12. Jänner noch an schwerem Nervenfieber darnicder- liegende Lerr schon zwei Tage hernach, am 14. Jänner, die Reise nach Wien antrat, wobei er vier Tage und vier Nächte im Waggon zubrachte. Der Geheilte hat seit jener Zeit jedem gegenüber offen und freimütig der Wahrheit Zeug¬ nis gegeben und hat bei jeder Gelegenheit den übernatürlichen Charakter dieser seiner Leilung verteidigt. „Die Muttergottes hat mir gesagt, ich werde jetzt immer wohl sein!" In einer gräflichen Familie zu Prag litt im Jahre 1878 ein Knabe an schmerzlichem Ohrenflusse. Die besorgte Mutter ließ, da andere Mittel nichts gefruchtet hatten, Watte von Filippsdorf kommen, die auf der Erscheinungsstelle gelegen war, und bediente sich dieser Watte dazu, um ihrem Söhnlein damit über Nacht das Ohr zu verstopfen. Als der Morgen kam und man den Patienten unter¬ suchte, zeigte sich die Watte vollkommen trocken, ein Zeichen, daß der Ohrenfluß aufgehört hatte. Zugleich sagte das Kind freudig : „Mama, ich hatte in dieser Nacht keine Schmerzen mehr, weil mir die Muttergottes gesagt hat, daß ich jetzt immer wohl sein werde!" Das Kind war und blieb vollkommen gesund und erlitt späterhin nie mehr einen Rückfall. Nachdem die Mutter längere Zeit hindurch ihren Liebling beobachtet und sich von der un¬ widerleglichen Wahrheit und Beständigkeit dieser merkwürdigen Genesung überzeugt hatte, berichtete sie den Vorfall nach Filippsdorf, damit er zur größeren Ehre Mariens der Öffent¬ lichkeit übergeben werde. „Christus ist erstanden! Alleluja!" Wilhelm Seidel, cin 17jähriger Jüngling aus Fried¬ land in Böhmen, bekam zu Anfang des Jahres 1876 in der Achselhöhle unter dem rechten Arme eine eiternde Beule von bedeutender Größe. Durch volle 15 Wochen war er infolge dieses Abels an das Bett gekettet. Da die Brust auf der einen Seite stark angeschwollen war, konnte er über¬ haupt nur auf der linken Seite liegen. Zwei Doktoren der Medizin behandelten ihn gemeinschaftlich, besuchten ihn mehr als vierzigmal, wendeten allerlei Gegenmittel an — doch schien E^T S^D SsD S^D SfD SsD SsD S^D S^T SsT SsD SsD SfD S^T SsT SsT SsD S^T Filippsdorf SfT SsT SsT SsT SfD SsD SsT SfD Sfe) SsT SfD SsD SsT SsD SsD S^D 143 alles dies vergebliche Mühe zu sein. Der junge Patient litt große Schmerzen, aß nichts und trank nur darum ein wenig, um seine große Fieberglühhitze abzukühlen. Am Charsamstag, um 10 Ahr vormittags, brachte ihm ein Priester die letzte Wegzehrung und gab ihm die letzte Ölung. Dabei versuchte er es, die verglimmende Hoffnung des Sterbekandidaten nochmals anzufachen, indem er ihn auf die mächtige Helferin in Filippsdorf verwies. Diese Worte des Priesters weckten im Herzen des Kranken lebhaften Widerhall und alsogleich machte er in seinem Innern das Gelöbnis, im Falle der Genesung zum Danke nach Filippsdorf zu pilgern. Der Abend kam. In der Kirche sammelten sich die Gläubigen zur festlichen Auferstehungsprozession. Auf feinem Lager lag schwerkrank und schmerzgequält der junge Kranke daheim. Da griff ihm der Auferstehungsgedanke mächtig in die Seele, so daß er plötzlich, seine Schwäche überwindend, laut das Kirchenlied zu singen begann: „Der Heiland ist erstanden. Befreit von Todesbanden, Der als ein wahres Osterlamm Den Tod für uns zu leiden kam. Alleluja!" Der Kranke wußte nicht, daß er seinen eigenen Siegesgesang angestimmt hatte. Denn siehe da, er sank in tiefen, gesunden Schlaf, aus dem er erst am nächsten Tage, am Ostersonntag-Morgen frisch und fröhlich er¬ wachte. Verschwunden war jegliche Krankheit. Ein Wonne¬ gefühl durchströmte den tagsvorher zum Tode kranken Leib, die Wunde war verheilt, der Eiterfluß versiegt, Lunger und Durst hatte sich eingestellt. Alsogleich verließ er sein Lager, lobte und pries den mächtigen Herrn und Maria, die gütige Mutter. Lind im Verein mit ihm priesen und lohten den Herrn alle Nachbarn und alle Bekannten. Bald daraufmachte er sich auf, um das zu erfüllen, was er in der Zeit arger Not gelobt: seinen tiefgefühlten Dank der hohen Gnadcn- mutter persönlich abzustatten an dem Throne ihres Erbarmens, - und dieser Thron, er nennt sich: Filippsdorf. Der Traum der alten Protestantin. Eine siebzigjährige Greisin, die ihr Leben lang dem Protestantismus angehört hatte, und damals in einem säch¬ sischen Dorfe unweit der Stadt Zittau wohnte, lag an Gicht erkrankt IVs Jahre zu Bette. Da war es ihr im Traume, als ob ihr irgend jemand den Rat erteilte, sie möge sich doch zur Muttergottes nach Filippsdorf wenden, dort würde ihr geholfen werden. Sie tat dies wirklich, betete recht vertrauensvoll um die Gnadenvermittlung der Himmelskönigin, verwendete auch Wasser, das auf der Erscheinungsstelle zu Filippsdorf ge¬ standen war, und wurde kurz nachher sonderbar rasch voll¬ kommen gesund. Die Tochter der Begnadeten pilgerte anstatt ihrer Mutter an die Gnadenstätte, um dort ihre Dank¬ sagung zu verrichten und den Leilungsfall bekanntzugebcn. Es war dies im Jahre 1881. Ein Kirchenbau zum Danke für eine Heilung. Gegen Ende des Jahres 1883 langte in Filippsdorf ein Brief der Gräfin Zichy aus einem Orte in der Nähe von Debreczin ein, der folgendes besagte: Da meine einzige Tochter durch Anrufung der Muttergottes von Filippsdorf aus schwerer Krankheit errettet wurde, so ließ mein Mann die katholische Kirche hier aufbauen, und wünscht für den neuen Altar eine Statue der Muttergottes von Filippsdorf, womöglich aus dauerhafter Masse, mit weißer Ölfarbe gestrichen, mit vergoldeter Krone und goldenem Saume des Gewandes, um auch hierorts die Verehrung Mariens als des Heiles der Kranken zu befördern. Von Filippsdorf nach Debreczin ist wohl eine weite Strecke! — Wir freuen uns herzlich, daß der Arm Mariens nicht verkürzt ist, wenn es sich darum handelt, weitentferntc Menschen mit ihrer Gnade heimzusuchcn, und daß überall, wo man ihre Vermittlung anruft, auch ihre Hilfe gegenwärtig ist. Morgen um sieben Ahr erhalte ich mein Augenlicht wieder. Im November des Jahres 1883 erkrankte ein kleines, zehnjähriges Bauernmädchen, Ottilie Weizendorfer aus Bruche, an S tarrkräm psen. Eine Folgeerscheinung dieses Abels war auch der Verlust des Augenlichtes, so daß die Patientin schon durch 14 Wochen des Sehvermögens gänzlich beraubt war. Die verschiedenen ärztlichen Mittel hatten den erwünschten Erfolg nicht gebracht und so wendeten sich Eltern und Kind recht fromm und innig an Ansere Liebe Frau, und verehrten fie insbesondere als Heil der Kranken von Filippsdorf. Da sprach eines Abends ohne irgend einen besonderen Anlaß und ganz unvermittelt die Kleine: „Morgen um sieben Ahr erhalte ich meinAugcnlicht wieder; die Muttergottes wird mir helfen!" Die Vorhersage ging zur allergrößten Freude der Eltern pünktlich in Erfüllung. Filippsdorf, Statue des hl. Clemens M. Lofbauer. 144 sft>sft>sfssft>sft>sft>sft>sft>sfssft>sft>sfssft>sft> Filippsdorf sft>sft>Eft>sfsSft>Sft>sft>sft>Sft>sft>sft>sfsssssft>sft>sft>Ejssfs Am 15. September 1884 unternahm das Kind mit mehreren Verwandten eine Dankwallfahrt zur Gnadcnstättc. Die Muttergottes selber gesehen! In Pilnikau, unweit von Trautenau, lebte im Jahre 1885 die noch junge Gattin eines Schneidermeisters, namens Johann Fetter. Die Frau war im Jahre 1859 geboren, stand also damals im 26. Lebensjahre. Bis dahin allezeit frisch und gesund, verspürte sie plötzlich am Tage Mariä Lichtmeß des genannten Jahres ein Frösteln und ein bedeutendes Anwohlsein, so daß sie alsbald gezwungen war, sich zu Bette zu legen. Bald war eine Lungen- und Rippenfellentzündung, noch verschärft durch einen begleitenden Magenkatarrh, in vollster Entwicklung. Rasch verfielen die Kräfte der Patientin und die einst so blühende Frau ward zum erbarmungswürdigen Bilde des Jammers und des Elends. Wohl bemühte sich menschliche Kunst mit aller Hingebung und Treue um sie und ihr ge¬ fährdetes Leben, wohl wurde sie vom gewissenhaften Arzte zeitweise zwei- und dreimal täglich besucht, wohl wurde auch ein fremder Arzt aus der Stadt Trautenau herbeigeholt und konsultiert — aber dem gewaltsam vordrängenden Mel Einhalt zu bieten stand diesmal nicht in der Gewalt der Mediziner. Ja im Gegenteile, der behandelnde Arzt hatte bereits achselzuckend und mitleidig seine Meinung dahin abgegeben, daß in diesem Falle jegliche Hilfe auf die Erhaltung des jungen Lebens als g e sch w u n d e n betrachtet werden müsse. Die Kranke war eine gottergebene Person. Sie fügte sich in den Willen des Allerhöchsten und dachte bei sich selber: dem Willen Gottes muß man sich ergeben im Leben und im Sterben! And mit schwacher Stimme bat sie ihre Angehörigen: „Rufet mir den Priester und bereitet alles vor, damit ich die heiligen Sterbesakramente empfangen könne." Da rangen Wohl wie verzweifelnd ihre vier Kinder die Hände und weinten gar sehr und wollten die liebe Mutter mit Gewalt bei sich behalten. Aber die fromme Frau blieb stark in christlicher Gottergebenheit. Vielleicht gerade wegen dieser heroischen Antcrwerfung in den Willen Gottes trat das Außerordentliche, das Anerhörtc ein. Während nämlich bereits alle menschliche Hoffnung ge¬ schwunden und auch der leiseste Schimmer von möglicher Wiedergencsung verblaßt war, und während die Sterbenskranke ruhig und gefaßt dalag, bereit, die Schwelle des Todes zu überschreiten — — — da stand vor ihr, sie wußte nicht woher, eine fremde Frau in herrlichem Glanze. Himmlische Majestät umleuchtete sie. Ruhig, bewegungslos, wortlos stand sie da; nicht eine einzige Silbe kam über ihre holdseligen Lippen. Aber ihre Augen waren auf die arme, hilflose Frau gerichtet und sprachen zu ihr in jener stummen, unhörbaren Sprache, die jegliches Herz dennoch so wohl ver¬ steht: in der Sprache der Liebe. Es war die Mutter der Barmherzigkeit, die jetzt soeben diesem armen Menschenkinde die Worte des Liedes zur Wahrheit machte: „Wende, o ivende voll heiliger Ruh' Deine barmherzigen Augen uns zu!" Das Herz der Kranken schwelgte in Jubel und Wonne ob des unbeschreiblich schönen Anblickes. And in ihrem Innern ward es licht und unbczweifelt klar: Es ist Maria, die jetzo vor mir steht! And es ward der Kranken Zeit gegeben, ihre Wünsche und Anliegen vorzubringen. Nicht mit den Lippen, sondern mehr im Herzen stammelte sic ihr glühendes Gebet: O du gütige Mutter, siehe, was soll denn jetzt aus meinen vier Kindern werden, wenn ich nun von dieser Welt scheiden muß? O du liebe Muttergottes, sende du mir Hilfe und Trost von dem Sitze deiner Gnade, von Filippsdorf! Erbitte mir, du Mächtige, noch einmal von Gott das irdische Leben! Wohl bin ich jetzt elend und arm, aber ich gelobe dir, Heilige: wenn ich wieder gerettet werde, so will ich noch im heurigen Jahre zu deinem Gnadenthrone pilgern und dich mit aller Inbrunst und Dankbarkeit des Herzens loben und preisen." Das Gebet war verklungen; die holdselige Erscheinung schwand — und der Tod, schon bereit sein Opfer zu holen, hielt ein im tödlichen Streiche, ließ sinken seine Todessense und verließ für diesmal unverrichteter Dinge die Schwelle des be¬ gnadeten Hauses. Das Leben kehrte zurück; in raschem Fluge begann die Rekonvaleszenz, daß alle, die es sahen, die Ärzte mitinbc- griffen, voll des Staunens waren. Es war ein schönes Gnadenwerk der mächtigen Frau, ein Gnadenwerk für eine Menschcnseele, deren kostbarster Diamant die seltene Tugend war: unbedingte Ergebung in den Willen des Herrn, und zwar Ergebung auch in der schwierigsten, opferreichsten Lebenslage. Du aber, Leser, geh' hin, und tue desgleichen! Von einem protestantischem Pastor als Wunder erklärt. Der folgende Fall ist ganz vorzüglich beglaubigt. Nicht nur daß als schriftliches Dokument der ausführliche Bericht des Ehegatten der Geheilten vorliegt, sondern es ist dieser Fall auch von einem protestantischen Pastor als Wunder Gottes anerkannt worden. Mrigens hat auch der betreffende Ortsseelsorger in einem amtlichen Zeugnisse die Wahr¬ heit dieser Tatsachen bescheinigt und gelegentlich der Visitation auch den Bischof (den apostolischen Vikar von Sachsen) darauf aufmerksam gemacht, der seinerseits erklärte, daß dieser Fall Wohl verdiene in der Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden. Der Vorfall datiert aus dem Jahre 1885. Die Person, um die es sich handelt, ist die Ehegattin des Ignaz Schönfelder, Hausbesitzer und Webermeister in Königshain bei Ostritz in Sachsen. Die Frau, etwas ängstlicher Natur, war kurz hinter¬ einander zweimal einem großen Schrecken ausgesetzt ge¬ wesen; zum ersten Male ward ihr, als sie abwesend war, mitgeteilt, daß ihr Haus in Flammen stehe, dann ward sie von einem Kunde angesallen. Die Folge davon war eine Art von partiellem Nervenchok, der sich in einem ungemein heftigen und unablässig andauernden Schütteln des rechten Armes offenbarte. Diese Zuckungen waren ab¬ stoßend und schreckcnerregend anzusehen und hörten nur dann aut, wenn die Kranke des Nachts in tiefen Schlaf gefallen war; begannen aber sofort beim ersten Erwachen wieder, um mit ungeschwächter Kraft den ganzen Tag anzuhalten. Zwei Ärzte bemühten sich viele Wochen lang, dem Abel Einhalt zu tun. Schließlich mußten sie eingestehen, daß ihre Kunst am Ende angelangt sei. Das schreckliche Herum¬ schlagen des Armes dauerte nach wie vor ungemindert fort. Also — Filippsdorf! — — — Am 9. Oktober 1885 ging die Frau in Begleitung mehrerer Personen an den Gnadenort. Sie hatte schon früher häufig zu Anserer Lieben Frau ihre Zuflucht genommen und konnte von manchen erhörten Gebeten erzählen. Diesmal schien es anders werden zu wollen. Ihr krankhafter Zustand steigerte sich während der Reise derart, daß sich viele Leute vor ihr fürchteten. Vergeblich schien ihr Flehen gewesen zu sein. An¬ geheilt trat sie den Rückweg wieder an. ssssfsEfsEfSSfssssssTsfsEfssfssfssfssfssfssfssfssfssss Filippsdvrf sfTsft>Eft>sfsSsssft>sfsssTsft>sfssfTEfssft> 145 Aber was geschah? Auf dem Leim Wege, schon ganz nahe ihrem Hcimatsorte, hörte plötzlich das Zucken des Armes auf, um nie mehr wieder zu erscheinen. Das Gebet war erhört. — Ein Jahr darnach, nachdem jedermann sich genug¬ sam von der Dauer der erhaltenen Genesung überzeugen konnte, setzte sich der wackere Ehemann nieder und schrieb — es war am Vorabende der ersten Erscheinung zu Filippsdvrf, am 12. Jänner 1887 — den Hergang in einem guten, klaren Briefe nieder und sandte ihn zum Danke nach Filippsdvrf, auf daß durch die Veröffentlichung dieses Schreibens die Ehre Gottes und seiner irdischen Mutter Maria ge¬ fördert werde. „Mutter, ich spüre, das tut mir gut!" Die hier Anterzeich- neten bestätigen, daß der Knabe Adalbert St., ge¬ bürtig zu Kaltenhof bei Trautenau in Bödmen, im Jahre 1886, da er noch in zartem Alter stand, von einem schweren Leiden befallen wurde. Es faulten ihm nämlich in jedes Bein drei Löcher, aus denen unaufhörlich Eiter heraus¬ floß. Dadurch wurden die Beine so hochgradig schwach, daß sie ihn nicht mehr zu tragen vermochten. Später¬ hin krümmten sich die Füße ganz zusammen. Da gab es keinen Arzt in der Amgegend, den wir nicht zu Rate gezogen, kein Mittel, das wir nicht versucht hätten; aber es blieb alles umsonst und vergeblich. In dieser großen Not und Bedrängnis wandten wir unsere Augen zu Gott. Aber auch unsere inbrün¬ stigen Gebete schienen unerhört zu bleiben und die himm¬ lische Hilfe zu versagen. Unterdessen hatten uns die Ärzte einen verzweifelten Vorschlag gemacht: Sie wollten unserem Kinde beide And sie tat's. And zugleich legte sie Leinwandstücke, die sie eigens zu diesem Zwecke mit sich genommen, auf jene Stelle, die einst die Füße der Himmelserscheinung berührten. Dann eilte sie heim zu ihrem Kinde, das mit Bangen und Sehnen der Rückkehr der geliebten Mutter entgegen¬ harrte. „Komm', liebes Kind, ich lege Dir die Leinwand auf, die ich Dir von Filippsdvrf mitgebracht habe." And hochklopfcnden Herzens und Gebete stammelnd wickelte sie die verkrüppelten, eiternden Füße des Knaben in die rettende Leinwand. „Mutter," sagte der Knabe mit leuchtendem Auge, „i ch s p ü re, das tut mir gut!" — And in drei Tagen hernach war er voll¬ ständig gesund und hat seit dieser Zeit an keiner Krankheit mehr gelitten. Zum Danke für solche Huld hat er das größte und beste hingegeben was der Mensch besitzt: Sich selber! Er hat sich ent¬ schlossen, sich ganz dem Dienste des Allerhöchsten zu weihen und wenn es dem Herrn gefällt, das hohe Ziel eines Priesters und Missionärs zu erreichen. And heute, da wir dies schreiben, ist er bereits aut dem Wege zu diesem Ziele: Er ist Zögling des Missions¬ hauses zu Steyl in Holland. Oberwald, 26. Fe¬ bruar 1888. Sechs Anterschriften. „Eher wird ein lahmes Kind gesund als Du!" In anmutiger Einfalt erzählt eine ältliche Frau, Anna K. aus, Z. ihren sonderbaren Heilungsfall aus den letzten Neunzigerjahren. Sie war infolge eines sehr argen Fußübels schon st e rb e n s k r a n k geworden. Nähere Ausschlüsse über die Krankheit dieses bösen Fußes haben wir nicht erhalten. Filippsdvrf, Orgelchor. B e i N c a M p ut i e r e n. Gegen solche Gewalttat aber stemmten wir, die Eltern, uns aufs allerentschicdcnste: „Wenn das Kind schon ein Krüppel bleiben soll, so sollen ihm wenigstens diese großen Schmerzen erspart bleiben und lieber soll es in Gottesnamcn auf zwei Krücken durch dieses Jammertal humpeln, als daß wir es ohne Beine vor unseren Augen sehen sollten." In dieser Not sandte der gütige Himmel seine Hilfe. Denn es brachte uns jemand Kunde von den Wundertaten Mariens, der Gottesbraut, in Filippsdvrf. Das war Licht und Hoffnung in unserer dunklen Leidensnacht. And am 13. September des Jahres 1886 machte sich die Mutter des Kranken auf die Reise, um dort im Gnadenorte der großen Helferin ihr Herz zu öffnen und ihre dringenden Bitten für ihr elendes Kind der Mutter der Barmherzigkeit zu Füßen zu legen. Schon sechs Wochen lag die Patientin im Bette darnieder. Da träumte ihr eines Tages, daß sie wieder gesund werden könnte, wenn sie ein Stückchen Leinwand aus Filippsdvrf bekäme. Diesen Traum erzählte sic kurz dar¬ nach ihrer Freundin. Aber sie fand wenig Glauben bei ihr. Denn diese Freundin schüttelte gar ungläubig ihren Kopf und meinte: „Nein, nein. Du wirst wohl nimmer gesund. Eher wird ein lahmes Kind gesund als Du." Dann aber fügte sie hinzu: „Wenn Du aber wirklich auf Ausere Liebe Frau ein so großes Zutrauen hast, nun so geht ja, wie ich gehört habe, der N. N. in den nächsten Tagen nach Filippsdvrf; laß Dir durch ihn eine Leinwand bringen." And wirklich ließ sich die Kranke die gewünschte Lein¬ wand bringen und erhielt sie bald darauf und nahm sie mit vielen Freuden entgegen; und sogleich legte sie die Leinwand Des Österreichers Wallfahrtsorte. 10 146 Eft>Sft>^SfSEsSSsTSft>SfSSft>Sft>Sst>SsTSft>SsSSst> Filippsdorf E1T auf ihren kranken Fuß; es war aber acht Ahr abends. Sofort hörten alle Schmerzen auf und ein tiefer, gesunder Schlaf umfing die Leidende: sie schlief bis halb vier Ahr früh, stand um sechs Ahr auf und ging in der nächsten Stunde freudestrahlend zu ihrem Arzte Doktor Adolf P. Als der sie erblickte, schrak er zusammen und fragte zweifelnd, ob sie denn wirklich die Anna K. fei, und wie denn dies möglich wäre, daß ihr Fuß gesund sei? Die Kranke aber scheute sich, von der großen Gnade, die sie erhalten hatte, zu sprechen und erwiderte ausweichend: „Herr Doktor, sic haben mir ja doch eine Salbe gegeben; und die Salbe hat mir eben geholfen." „Aber nein! Gewiß nicht! Die Salbe konnte Ihnen gar nicht helfen; die habe ich nur verschrieben, um Sie zu trösten und um doch irgend etwas zu verschreiben; da h a t c i n e a n d e r e M a ch t g e w i rkt!" And gleich rief er seine Frau herbei und stellte ihr die Kranke vor und sagte laut zu ihr: „Geh', sag' einmal dieser Frau, was ich zu Dir selber gesagt habe, als ich unlängst von ihrer Krankenvisite heimkehrtc." Die Frau Dostor aber erwiderte: „Mein Mann hat gesagt: Die K. hat am längsten gelebt, einen so bösen Fuß habe ich, obwohl ich Mcdizindoktor bin, mein Leben lang noch nicht gesehen." Dann nahm wieder der Doktor selber das Wort und drang in die Kranke mit neugierigen Fragen: „Ach, liebe Frau, so erzählen Sie mir doch offen, was Ihnen geholfen hat." And da erzählte sie die ganze Geschichte, wie sich alles zugetragcn. Er aber sagte: „Wahrhaftig, das ist ein großes Wunder. Verbreiten Sie es nur überall zur Ehre der Muttergottes." „Betend legte ich die gelähmte Land auf die Gnadenstättc." Am 27. Oktober 1900 schrieb ein Herr aus Liegnitz an das Rektorat in Filippsdorf: „Preis, Dank und Lob der hochgebenedeitcn Himmelskönigin Maria, dem Heile der Kranken, in alle Ewigkeit! Schon über ein Jahr litt ich durch schwere Krankheit und Sch lag anfall an einer Lähmung der linken Hand, was mir recht großen Kummer und Anbchagen be¬ reitete. Ich unternahm am Rosenkranzfeste, dem 7. Oktober 1900, mit meiner Frau und Tochter und einigen Freunden eine Wallfahrt nach Filippsdorf in Böhmen und setzte mein Vertrauen einzig und allein auf die Hilfe der lieben Gottes¬ mutter. Nach Empfang der heiligen Sakramente legte ich betend die gelähmte Hand auf die Gnadcnstäste, wo Mariens heilige Füße gestanden und wurde den 10. Oktober, zwei Tage später, zu meiner innigsten Freude von der Lähmung vollständig befreit, was ich hiedurch nach Pflicht und Gewissen bekunde." Ein ähnlicher Fall. Ein preußischer Eisenbahnbeamtcr, der von häufigen Kopfschmerzen arg gequält wurde, kam hilfesuchend ins Heiligtum Mariens nach Filippsdorf Demütig trat er zu jener denkwürdigen Stelle, an der Mariens Lichtgestalt ihre erste Gnadenhcilung hier vollbracht hatte. Tief neigte er seinen glühenden Kopf zur Erde und berührte mit der Stirne den harten Stein. Sein Vertrauen ward be¬ lohnt: Denn siehe, als er sein Haupt erhob, war der Schmerz verschwunden. Seine Heilung hatte sich plötzlich und für die Dauer vollzogen. Dieser Fall datiert aus dem Jahre 1903. „Das können Sie einem anderen sagen, nicht aber mir!" Am 21. Juni des Jahres 1906 erschien in Filippsdorf eine Frau, die ein Votivbild mitbrachte, um auf diese Art den freilich etwas verspäteten Dank für die vor 13 Jahren stattgefundene Heilung ihres Mannes abzustatten. Allerdings hat diese lange Zögerung andererseits ihre gute Seite, denn wenn dreizehn Jahre vergangen sind, ohne daß die Krankheit jemals wieder zurückkehrte, so liegt darin sicherlich ein voll- giltiger Beweis von dem Werte und der Dauerhaftigkeit der er¬ fahrenen Gnadenhilse. Ein k. k. F i n an z o b c r a u fse h e r, dessen Name nur in nichtssagenden Anfangsbuchstaben angegeben wird, litt an einer Fistclbeule am Kopfe, die er sich im Jahre 1892 zugezogen hatte. Zwei Ärzte, darunter auch ein Bezirksarzt, hatten ihn in ihrer Behandlung. Der eine Arzt hatte 35 Einschnitte in die Wunde gemacht. Der Bezirksarzt erklärte die Krankheit schließlich für unheilbar. Da also die Menschen nicht helfen konnten, versuchte cs der Patient, durch fromme Bitten bei Gott Hilfe und Erlösung von diesem Leiden zu erhalten. Er wählte sich hie¬ zu einen bevorzugten Tag, den Jahrestag der Erscheinung in Filippsdorf, den 13. Jänner 1893, und empfing an diesem Tage samt seiner Gattin an der Gnadenstätte die hei¬ ligen Sakramente. Vier Tage darnach hörte die Wunde zu eitern auf, elf Tage hernach war er vollkommen geheilt. Interessant ist das Artest der Ärzte. Der Bezirksarzt, der vor vier Wochen die Anheilbarkcit ausgesprochen hatte und jetzt vernahm, daß der Kranke sich in Filippsdorf bei der Muttergottes die Heilung erbeten habe, sagte barsch: „Das können Sie einem anderen sagen, aber nicht mir!" Doch konnte er trotz seines Anwillens die Tatsache der vor¬ liegenden Heilung nicht ableugnen. Auch der andere Arzt, der 35 Operationen an der Wunde vollzogen hatte, kam in Verlegenheit: „Ich bin Protestant," sagte er, „und glaube derlei nicht, aber," so setzte er hinzu, „wenn es nicht mehr aufbricht, dann ist es wirklich wunder¬ bar!" Denn Sie haben da eine Krankheit gehabt, an der die Kunst der Ärzte gerne verzweifelt." Nun die Wunde brach tatsächlich nie mehr auf und die beglückte Familie trug stets die Überzeugung mit sich, daß sie damals der Gegenstand eines besonderen Gnaden¬ blickes der allerseligsten Jungfrau Maria gewesen sei. Lebcnsbesscrung einer ganzen Gemeinde. Im Sommer des Jahres 1871 war aus einer Stadt in Südbö h m e n eine ziemlich ansehnliche Prozession Wall¬ fahrer mit ihrem sehr eifrigen Herrn Kaplan nach Filipps¬ dorf gekommen und hatte durch einige Tage verweilt und ich möchte sagen, fast im beständigen Gebete zugebracht, ohne auch nur die geringste geistige Ermüdung zu zeigen. Aber den Erfolg dieser Wallfahrt schrieb der erwähnte geistliche Herr am 2. Ostober folgenden Bericht: „Meine Wallfahrer grüßen E. H. herzlichst und küssen die Hand und bitten sehr, ihrer Anliegen an der Gnadenstätte stets eingedenk bleiben zu wollen. Der geistige Nutzen unserer F i l i p p s d o r f e r W a l lf a h r t i st s e h r g r oß, denn die Männer können seit jener Zeit ihre Frauen und die Frauen ihre Männer nicht genug loben und manche sagen es geradezu heraus, sie seien seit der Wallfahrtganz anders geworden: friedsam, folgsam, verträglich und an¬ dächtig und dann fluchen sie nicht mehr. Freilich haben es mir meine Wallfahrer sowohl in der Marien- als in der St. Josefs-Kapelle zu Filippsdorf versprechen und mir dies heilige Versprechen einer ernstlichen Lebcnsbesscrung nach unserer Rückkehr in unserer Pfarrkirche erneuern m ü s s e n. Alle Wallfahrer und viele andere mit ihnen freuen sich schon ungemein, künftiges Jahr wieder nach Filippsdorf wallfahren zu können." S^T SsD SsT SsD S^T SsT S^D SfT SsT SsD S^D SfT S^D SsD S^D SsD S^T Flilppsdorf S^D CsD SsD S^T SsD SsD SsT SsT SsD SsD SsD SsT SsD SsT SsT SsD 147 Seid getrost, euer Gebet ist erhört! dh°'- S- Kuß, M°na;-L Dieser knappe, kurzgehaltene Bericht ist ein inhaltsreiches Lehrstück, ja fast sagen wir das große Wort: Dieser Bericht ist ein „Evangelium" für alle jene Priester, die da gemein¬ schaftliche Wallfahrten veranstalten und führen, und die dabei auch den naheliegenden Wunfch hegen, daß diese ihre Wallfahrt zu einer Segensfahrt und Leilfahrt werde für alle, die daran teilnehmen. And darum können wir diese vortreffliche Gelegenheit nicht unbenüht verstreichen lasten, sondern fügen hier den: kurzen Be¬ richte das Vorgehen dieses geradezu musterhaften Wallfahrts¬ führers unsere eigenen, bescheidenen Gedanken über diesen uns so wichtig scheinenden Gegenstand an. Daß eilt p r i e st e r li ch e r Führer für jede Wall- sahrtsschar erwünscht sei — wer vermöchte das zu leugnen? Ist es ja in manchen Diözesen sogar direkte Vorschrift, daß jede Wallsahrtsschar einen Priester als Führer und Leiter haben müsse. Wir erlauben uns nun die Behauptung: Der Reichtum der Segensfrüchte, die eine Wallfahrt für die Teilnehmer mff sich bringen wird, hängt zum Teil, und zwar zu einem gewiß nicht zu unterschätzenden Teile von der Art und Weise ab, in welcher der priesterliche Wallsahrtssührer sich dieses heiligen Ehrenamtes annimmt und es für die großen Absichten Gottes auszunützen versucht. Erwägen wir nun, was uns in jenem obigen Berichte der einzige folgende Sah alles zu sagen weiß: „Freilich haben mir meine Wallfahrer sowohl in der Marienkapelle als auch in der Iosesskapelle zu Filippsdorf versprechen und mir dieses heilige Versprechen nach unserer Rückkehr in unserer Pfarrkirche er¬ neuern müssen." Llnsere uneingeschränkte Anerkennung einem so zielstrebenden apostolischen und dabei herrlichen Vorgehen! Dieser Mann hat, wie das zwischen den Zeilen herauszu¬ lesen ist, bei der Unternehmung seiner großen Wallfahrt (von Südböhmen an die äußerste Nordspitze Böhmens) ein bestimmtes klares Ziel gehabt, das er erreichen wollte: Die Zwistigkeiten in den Familien zu beheben. Vielleicht war die ganze große Wall¬ fahrt nur aus eben diesem Grunde veranstaltet worden! Schon das Vorhandenseinei nes solchen Zieles, einer festen großen Meinung, gibt der ganzen Sache ein feierlich-ernstes, heiliges Gepräge. Sie kommen an den Wallfahrtsort: was tun die Leute dort? Ein fremder Priester (der Schreiber des Filippsdorfer Wallfahrtsbüchleins) gibt ihnen das Zeugnis: „Sie haben dort durch einige Tage verweilt und ich möchte sagen, fast in be¬ ständigem Gebete zugebracht...." Wessen Werk ist dieses beständige Beten gewesen? Gewiß zum großen Teile ein Werk des Wallfahrtspriesters, der seinen Leuten, wie sich aus dem ganzen Sachverhalte ergibt, die Wichtigkeit und Be¬ deutung der Wallfahrt nachdrücklich und ernstlich ans Lerz gelegt haben dürfte. !lnd zu welchen Mitteln greift ferner sein Eifer? Welche Experimente erdenkt sich sein eminent praktischer Sinn? — Er führt seine Leute in die Kapelle der heiligen Muttergottes und dann in die Kapelle des hl. Joses. Wie trefflich ersonnen! — Da 10* 148 sfs Efs sfs sfs sfs sfs Ess sfs sss Ess sfs sfs sfs Efs sfs sfs Filii er die Männer ihren Frauen, die Frauen ihren Männern wieder gewinnen will, führt er sie alle in die Kapelle der heiligsten Ehe¬ gattin und dann des ehrwürdigsten Ehemannes. D o rt m ü s s e n s i e i h m L e b e n s b e s s e ru n g ver¬ sprechen, dort müssen sie laut und gemeinschaftlich kundgeben: Von nun an Hausfrieden zu halten, gegenseitige Liebe und Nach¬ sicht miteinander zu haben. Welch ergreifende, begeisternde Worte wird dieser Priester damals wohl gefunden haben, um solch ein gemeinschaftliches, feierliches Versprechen den Herzen, den Lippen abzuringen I And nicht genug damit. Sie kommen heim, nach langer vieltägiger Wallfahrt. Sie befinden sich in der gewohnten Pfarr¬ kirche: Die Reize einer fremden Kirche und eines durch Wunder und Gnaden geheiligten Ortes wirken nicht mehr so unmittelbar auf die Gemüter; es kommen nun die Augenblicke, da die Wall¬ fahrer das, was sie sich vorgenommen in heiliger Pilgerzeit, nun durch ernstes Werk ins alltägliche Leben umzusetzen haben. Da eifert sie der fromme Priester noch einmal an, hier in der h e i m i s ch e n P f a r r k i r che ihre Gelöbnisse zu er¬ neu e r n. And sie tun es, sie tun es gewiß mit einem heiligen Stolze, während die übrigen, die daheimgeblieben waren und solche Vorsätze vernehmen, tief ergriffen werden und stille auf die lauten Versprechungen vor dem Tabernakel des Allerhöchsten lauschen. — A n d a ll e s d a s ist ein W e r k j e n e s P r ie- sters — und ausschließlich jenes Priesters: In seinem Kopse ist diese Idee entstanden, seine Energie hat das Werk d u r ch g efü h rt, nur was er selbst befohlen, angeordnct, gewünscht hat, das und nichts anderes ist geschehen. Wir wundern uns nicht, daß der Himmel zu solchem Wirken seinen Segen gab und daß solch eine Anternehmung von einschneidenster Wirkung für die Lebensbesserung einer ganzen Gemeinde blieb. Lier scheint auch der richtige Platz zu sein, ein würdiges Seitenstück zu der soeben erwähnten mustergiltigen Führerschaft eines Wallfahrtspriesters zu erwähnen: Wir wissen nämlich aus den bestimmtesten und übereinstimmendsten Nachrichten der be¬ treffenden Wallfahrtsteilnehmer, daß ein Priester, der mit seinen Leuten eine fünftägige, größtenteils zu Fuß gemachte Wall¬ fahrt nach Mariazell unternahm, in diesen fünfTagen nicht weniger als elf Predigten hielt. Wir wissen aber auch, daß diese Wallfahrt noch jetzt nach vielen Jahren ge¬ rühmt und gelobt wird, und daß das Volk noch jetzt von dieser Wallfahrt als von der schönsten und ergreifendsten spricht, die es jemals mitgemacht hat. Solche Wallfahrten und zumal solche Wallfahrtspriester — und rerstummen wird und muß das erbärmliche Geschnatter wallfahrtsscheuer Individuen, deren Augen nur dazu erschaffen scheinen, um Mißbräuche zu sehen, und deren Zunge nur bei Lästerreden kräftig und geschmeidig ist. Wir wollen nun mit diesen Ausführungen nicht etwa zum genauen Nachahmen der erwähnten Muster einladen und mahnen. Die äußere Form, in der sich der Seeleneifer kleiden wird, ist nicht das Wesentliche. Das Wesentliche scheint uns vielmehr zu sein, daß jeder Priester, der eine Wallfahrt zu führen u n t e r n i m m t, d e n A n f o r d e r u n g en, die solch ein Amt an ihn, den Führer, stellt, in der Tat gewachsen s e i, und daß er auch den guten Willen habe, den großen Endzweck jeder Wallfahrt: „Geheiliget werde Dein Name!" mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln ernstlich a n z u st r e b e n. Mangelt jedoch eines von diesen beiden: Leistungsfähigkeit oder guter Wille, so lohnte es sich vielleicht einer vorhergehenden ernstlichen Erwägung, ob es in diesem Falle nicht ersprießlicher wäre, das angetragene Ehrenamt eines Wallfahrtsführers in aller Entschiedenheit zurückzuweisen. Denn gerade bei solchen hei¬ ligen Anternehmungen hat der Grundsatz volle Berechtigung: Lieber gar nichts als halbe Arbeit! EsS sfs sfs Ess sfs Ess sss sfs Ess sfs sfs sfs sfs Ess Ess sfs sfs Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1916 SOjähriges Jubiläum der Entstehung. 1935 50jähriges Jubiläum der Kirchweihe und des Ein¬ zuges der ?. ?. Redemptoristen. Ständige Priester: 7 Nedemptoristenpatres der Wiener Provinz. Heilige Messen fremder Priester jährlich : Gegen 200. Kommunikanten jährlich: 40.000 bis 50.000 (mit Hinzurechnung der Ortsangehörigen: 68.000.) Besucher jährlich: 70.000 bis 100.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 60 bis 65. L a u P t s est: 13. Jänner (Fest der Erscheinung Mariens.) Einwohnerzahl der geschloffenen Ortschaft Filippsdorf: 2400. Stabile Devotionalienhändler: 27. Gasthäuser: In der nächsten Nähe der Kirche: 2 Hotels: „Klosterhotel" und „Goldener Engel", mäßige Preise, und mehrere Gasthäuser. Kaffeeschänker: 1 großer, einige kleinere. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist stark im Steigen begriffen. Nationalität: durchwegs deutsch; ein gewisser Prozentsatz der Pilger sind auch Protestanten! Exerzitien. Alljährlich werden in Filippsdorf hl. Exerzitien gehalten, und zwar für Priester, Lehrer, Lehrerinnen, Studenten, Männer und Jünglinge, für Frauen und Jungfrauen, für Mitglieder des III. Ordens, für marianische Iungfrauenkongregationen. Die Exerzitienordnung wird jedes Jahr in den Zeitungen und religiösen Zeitschriften bekanntgegeben. Priester, Lehrer, Studenten, Männer und Jünglinge bekommen für die Zeit der Exerzitien Anterkunft und Verpflegung im Redemptoriften-Kollegium. Alle diesbezüg¬ lichen Anfragen sind an das Rektorat des Nedemptoriften- Kollegiums zu richten. Zufahrten. Von Prag ist Filippsdorf nördlich gelegen, und zwar nach der Luftlinie fast genau 100 Kilometer entfernt. Prag (Franz Iosefsbahnhof)—Filippsdorf Schnellzug 4^s St. K 8.80. Personenzug 7Lr St. K 6.30. Von Wien aus führt der kürzeste Weg nicht über Prag, sondern auf der Nordwestbahnstrecke über Znaim, Iungbunzlau, Böhmisch-Leipa. Man benützt dabei bis Iungbunzlau den Schnell¬ zug, von dort aus bis Filippsdorf den Personenzug. Diese schnellste Fahrt dauert 11 St. und kostet K 19.80. Benützt man auch von Wien aus schon Personenzug, so dauert die Fahrt um 4Ls St. länger (15 bis 16 St.) und kostet K 15.80. Wir bemerken, daß die nächste Haltestelle sür unseren Gnadenort den Namen G e o r g s w a l d e—Fi l i p p s d o r f trägt, was man nicht mit der Station Georgswalde—Ebersbach verwechseln darf. Von dieser letzteren hat man um 20 Minuten länger zu gehen, und zahlt obendrein, wenn man vom Süden, von Wien oder Prag herkommt, um 30 Heller mehr. Man ver¬ lange am besten beim Schalter eine Karte nach Filippsdorf. Die Endstation von Deutschland her ist: Neu-Gersdorf in Sachsen. Benachbarte Wallfahrtsorte. Filippsdorf— M a r i a s ch e i n. Mariaschein liegt 60 Kilo¬ meter südwestlich von Filippsdorf. Einfachste Verbindung über Tannenberg (umsteigen) und Bodenbach (umsteigen). Bei günsti¬ gem Anschlüsse gegen 4L? St. K 2.80. Filippsdorf— L a i n d o r f (45 Kilometer südöstlich von Filippsdorf), sehr umständliche Fahrt teils mittels österreichischen, teils mittels deutschen Bahnen; viermal umsteigen, Zittau, Herms¬ dorf, Friedland, Raspenau. Gesamtfahrzeit bei guten Anschlüssen über 3 St. zirka K 3.—. ZsD sss §sD SsT Ess §sD SsD SsD SsT Ess Sss SsT Sss SsD SsT SjT SsD SsD Filippsdorf SfT SfT §sD SjT SfS SfD SfT SfS SsD SfD SfT SsD §fD SsD SfT 6fD 149 Filippsdorf- L eiligerBerg beiP kibra m. Nächste Verbindung über Prag (siehe oben). Gesamtfahrzeit Schnellzug gV« St., K 12.50, Personenzug 10 Sch K 9.50. Literatur. Storch, Maria, Das Heil der Kranken, 11 Hefte, je zirka !00 S. 8", Selbstverlag 1867 — 1887. Po liska, Maria Filippsdf. Münster, 1897, 16", 260 S. D il g s k r on, Maria, das Heil der Kranken, Filippsdf. !910, 8° 70 S. Ott, Marianum, 1476. Reg.-Mar.°Kal. 1883, VI. St. Angelablatt, XVI, 351 und XVIII, 58, 328. Leo-Gschst. d. s. W. d. kath. K. Wien. XI, 42. Kurze Erwägung. Durcheile im Geistesfluge all die Vorgänge an diesem großen Gnadenorte : Wie die Königin des Himmels ganz un¬ erwartet, aus freiester Entschließung, ohne mit einem Worte darum gebeten worden zu sein, in eigener Person niedcrslicg, und zwar an einem Orte, den sie selber sich ausersehen, zu einer Person, die sie selber sich erkoren, zu einer Zeit, die ihr niemand vorschrieb als ihr eigener Wille. Erwäge, daß die Himmelskönigin im Grunde genommen außer dem strah¬ lenden Lichte, das sie umfloß, keinerlei Schmuck an sich trug, und daß ein weites, schneeweißes Gewand ihre einzige Klei¬ dung war, daß sie also sozusagen in dcmutvoller Erscheinung sich zeigte; daß sie selber als Demütige zu einer Demütigen kam, um diejenigen, die hoffärtig sind, die Demut zu lehren. Erwäge, daß die allerseligste Jungfrau sich außerordentlich spar¬ sam in Zeit und Worten erwies: Sie blieb kaum länger als eine Minute und sprach nicht mehr als sechs Worte. And doch hat bloß dieses minutenlange Verweilen der Limmelsfürstin zur Folge, daß nun schon durch ein halbes Jahrhundert der Zuzug frommer Waller zu jenem Orte hin stattfindet — und ihre knappen Worte haben bewirkt, daß nie endende Bitten, Gebete und Gesänge von un¬ zähligen Scharen ertönen. Sie war auch sparsam in der Art, daß sie nur der Kranken allein, sonst aber auch nie¬ mand anderem erschien, nicht einmal der Wärterin, und doch hat sie es vermocht, daß dafür eine nicht endende Kette von Besuchern an ihrer Gnadenstätte persönlich erscheint, um gleichsam in ihrer Nähe weilen zu dürfen. Gebet. Heiliger, ewiger Gott, der Du uns in Filippsdorf einen milden Stern der Gnade aufgehen ließest, dessen lichter Schein uns führt, dessen Glanz uns tröstet, der unsere Finsternis er¬ leuchtet, unseren Glauben stärkt, unsere Hoffnung belebt, un¬ sere Liebe entflammt und unsere Herzen zu süßesten Gefühlen der Andacht stimmt, — wir bitten Dich, entzieh' uns niemals diesen holdesten der Sterne: Laß' ihn leuchten über uns, ver¬ scheuche jegliches Gewölk, das ihn umdunkeln könnte und führe uns durch diesen Stern zu Dir! And Du, heiliger himmlischer Stern, Maria unsere Mutter! Nimm unseren innigsten Dank, daß Du uns „Fi¬ lippsdorf" gegeben hast! Dort waltet so sichtbar Deine Mutterhand, so tröstend Deine Mutterliebe, dort wohnt und schlägt in Liebe zu uns Dein hochbarmherziges Mutterherz! So sei gegrüßt in Filippsdorf und hilf, daß wir Dich einst fröhlich grüßen dürfen in Himmelsseligkeit. Amen. Tersat. Lerlat bei Wume. Kroatien. 40.000 bis 50.000 Kommunikanten. Mutter, steh zu Deinen Füßen Breitet sich das Meer sd blau. And der Berge schönste grüßen Ringsum Deinen Thron, o Frau. Aber mag das Meer auch leuchten. Sei auch schön derB e r g e Kranz, Nie an Schönheit sie erreichten, Mutter, Deiner Wunder Glanz. Zufahrt und Aufstieg zur Gnadenkirche. ist wohl eine lange Eiscnbahnfahrt, die uns, auch wenn wir den Schnellzug benützen, von Wien gegen Tersat südwärts führt. 13 Stunden braucht der Eilzug, während der Personenzug deren 20 fährt. Fahrpreis Wien—Fiume Schnellzug K 30.—, Personenzug K 23.10. Die Fahrt geht über Graz, Laibach, St. Peter, dort Abzweigung von der Hauptstrecke der Südbahn nach Fiume. Wenn wir die letzte Bahnstation vor Fiume, Mat- tuglio-Abbazia, erreicht haben, so eröffnet sich uns der Anblick des Adriatischen Meeres, und zwar jenes Teiles, den man den Golf von Ouarnero nennt. Das ist ein herr¬ licher Anblick, viel schöner, als etwa der von Triest aus. Wir begreifen es, daß die gcldstarken Leute in dieses irdische Paradies ziehen, und daß die naheliegenden Orte Abbazia und Lovrana so starken Zuspruch finden. Wir sehen von unserem Waggon aus diese zwei be¬ liebten Orte prächtig unten in der Tiefe am Meeresstrande zu Füßen des Monte maggiore hingebreitet. Doch weder Abbazia noch Lovrana ist heute unser Ziel, wir streben nach besserer, reinerer Lust: nach dem Muttcrgottcsberg bei Tersat. Bald läuft unser Zug in die Eisenbahnhallc der schönen kroatischen Hafenstadt Fiume ein. Wir steigen aus und haben nun die Wahl, sofort die etwa 40 Min. in Anspruch neh¬ mende Fußpartie zum Tersat zu beginnen, oder aber den größeren Teil der Strecke mittels elektrischer Straßenbahn zurückzulcgen. Jedenfalls geht unser Weg dort, wo das Geleise der Straßenbahn gelegt ist, bis wir nach etwa 25 Min. langer Fußtour eine Brücke erreichen, die über einen in das Adriatische Meer 'sich ergießenden Bach führt. Wir sind da noch immer fast unmittelbar am Meeresufer und auf voll¬ kommen ebenem Terrain. Gleich nach Überschreitung der Brücke sehen wir uns gegenüber einer Kapelle, die den Beginn der Stiege zur Gnadenkirche anzeigt. Eine lange, lange Stufenleiter öff¬ net sich vor uns. Diese Stiege, die übrigens unzähligemale von flach ansteigendem Erdreich unterbrochen ist, hat nicht wie die Stiegen in Pnbram oder in Passau eine Überdachung, sondern liegt frei. Nur etwa viermal kommen wir zu Ka¬ pellen, bei denen die Stiege gedeckt ist. Eine gewisse Neugier reizt uns sofort, die Stufen treulich zu zählen. Mit größter Aufmerksamkeit, die uns un¬ willkürlich an den sagenhaften, ganz ins Zählen verlorenen Berggeist Rübezahl gemahnt, machen wir uns ans Werk. Als wir endlich auf der letzten, obersten Stufe anlangcn, sind wir glücklich bei der Zahl 425 angekommen. Also 425 Stufen! Wird's aber auch recht sein? Haben wir uns nicht verzählt? Wir fragen dann später gelegentlich einen freundlichen Franziskanerbruder: „Wie viele Stufen sind im ganzen herauf?" „412," lautet die prompte Antwort. „Ist's möglich? Wir haben deren 425 gezählt!" „Nein, es sind 412." „Dann haben wir uns um einen ganzen Zehner und obendrein noch um etliche einzelne geirrt!" — — Kurz darauf haben wir Gelegenheit, mit dem hoch- würdigsten Herrn Provinzial der hier ansässigen Franziskaner¬ patres zu sprechen. „Herr Provinzial, wie viele Stufen sind von unten bis herauf?" „426." „So? Wir haben 425 gezählt, und der Laienbruder hat gar nur 412 angegeben." „Sie können mir glauben, es sind bestimmt 426. — Übrigens trösten Sie sich: Im Volke geht das Gerede: Auf den Tersat hinauf sind so viele Stufen, daß überhaupt kein Mensch sie richtig abzählen kann." — Wir bemerken hier, daß also die lange Tersatsticge jene von Pribram um 93 Stufen und jene von Passau um 105 Stufen übertrifft: sie ist also die längste Wall¬ fahrtsstiege, die wir kennen. S^T SsT S^D SsT S^D SsD SsD SsD SsT SsD SsD S^T SsD SsD SsT SsT SsT SsD S^T SsT SsT S^D S^T SsD S^D S^D S^D S^D SsD S^D S^D SsT S^D S^D 151 Die Kirche. Oben angekommen, finden wir uns in einem ansehn¬ lichen Dorfe, links herüber grüßt eine stattliche Burg oder Burgruine, die Festung Tersat, gleich daneben die Pfarrkirche von Tersat; denn unsere Gnadenkirche ist nur Klosterkirche, nicht Pfarrkirche. Die paar hundert Schritte, die wir noch bis zum Eingänge der Kirche zu gehen haben, zeigen zwischen ganzen Scharen von zerstreuten Fclsblöcken große Baumanlagen. Wir sind also hier an einem Grenzgebiete, wo die Felsen des Karstes mit der üppigen Fruchtbarkeit des Südens im harten Kampfe zu liegen scheinen. Ein mit Säulen flankiertes Tor bringt uns in einen umfriedeten Raum, dem eigentlichen Vorhof der Kirche. Die Kirche selbst zeigt hier in ihrer äußeren Vorderfront eine einfache und zugleich etwas ungewöhnliche Form. Sie schließt nämlich nach oben in einem breiten Bogen ab, aus dessen drittes Schiff dazugebaut werden; man hofft auf diese Weise dem Baue eine würdigere und schönere Form zu geben. Eine besondere Merkwürdigkeit bilden in dieser Kirche die zahlreichen Votiv bild er mit Darstellungen von Schiffen im stürmischen Meere. Diese Bilder, oft recht kunstreich gemalt, hängen hauptsächlich gleich zu beiden Seiten des Hauptcinganges an den Wänden nebeneinander. Sie verraten uns, daß Unsere Liebe Frau von Tersat sich oft genug schon als rettender „Stern" des Meeres gezeigt habe. Fürchterlich wüten um's Schifflei» die Wogen, Brausen mit wilder grausiger Macht, Flehend hinauf zu des Limmels Bogen Schallet „Maria!" es durch die Nacht. Siehe, sie kommt! — Wo Wellen sich bäumen. Lebt sich's strahlend in leuchtender Fern; And hernieder aus himmlischen Räumen Winket Maria als tröstender Stern! Mitte sich schlank der vier- eckigeTurm zu ziemlicherHöhe erhebt. — Rechts von der Kirche sieht man, über die Mauern der Einfriedung hinweg die Dachgesimse eines Gebäudes und die neugierigen Spitzen hoher, dunkler Zypressen¬ bäume: es ist dies Kloster und Klostergarten der ehrwürdigen Franziskaner¬ brüder. Der Eintritt in das Innere des Gottes¬ hauses bringt uns mehr¬ fache Überraschung. Wir sehen mrs in einem weiten Raume (die Kirche bietet wohl für 3000 Personen Platz), der sich durch gänzliche Regellosigkeitauszeichnet. Euer gibt es keine Einheit, hier schauen wir nur ver¬ schiedenerlei: cs macht den Eindruck, als ob man hier ihrer drei oder vier kleinere Kirchen, jede nach ihrer Manier ge¬ baut, aneinandergefügt und durch das Niederreißen der Sciten- maucrn zu einem einzigen Bauwerke vereinigt hätte. Tat¬ sächlich entstand auch dieses Gotteshaus, wie wir später er¬ fahren, durch immer neue Zubautcn. Die Kirche hat gegenwärtig eigentlich zwei Haupt¬ schiff c, von denen das eine merklich breiter ist, als das an¬ dere. Der Teil unter dem Musikchor sticht mit seinen eng bcisammenstehenden runden dünnen Säulen ganz auffallend von den Hauptschiffen ab, die auf breiten, wuchtigen vier¬ eckigen Pfeilern lagern. Das durch ein Gitter abgctrennte Lunctusrium (Gnadcnkapclle) zeigt sich abermals als ein fast selbständiges Bauwerk. Wie wir vernehmen, soll in kürzester Zeit (schon 191 l) eine durchgreifende bauliche Veränderung vorgenommen werden. Das Mittelschiff soll gehoben, außerdem soll ein Tersat, Südseite. Das Gnadenbild. Das Gnadenbild, das sich meist mit einem Vorhänge verdeckt, über dem Altäre der Gnadenkapellc, des ältesten Teiles der Kirche, vorfindct, wurde von Papst llrban V. dieser Kirche geschenkt. Es soll, wie noch manch andere Ma¬ rienbilder, vom hl. Lukas selbst gemalt sein. Das ganze Bild ist nicht besonders groß (etwa 60 cm im Geviert) und bietet nebst einem Hauptbildc Mariens in der Mitte noch vier kleinere Scitenbilder. Das Hauptbild ähnelt sehr den bekannten Maricndarstcllungcn von der immer¬ währenden Hilfe, während von den vier Scitenbildcrn eines Mariä Verkündigung, ein zweites Christus am Kreuze dar- stcllt; die übrigen zwei blieben uns unverständlich; es schcinenjc drei Heilige dargestellt zu sein, und zwar mehrere davon in Ordens¬ tracht (ein Llmstand, der uns als sehr gewichtiges Zeichen er¬ scheinen will, daß dieses Bild doch nicht vom hl. Lukas selber gemalt sei, sondern erst viel später, nämlich zur Zeit, da schon Ordcnsleute in solchen Trachten existierten). 152 Efs SsD sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Sfs Efs sfs sfs Tersat SfsssssfssfsSfssfssfTsfsssssfssfsSfssfsEfssfssfssfsEst, Links und rechts vom Eingänge in die Gnadenkapelle fallen dem Besucher zwei sehr große, dicke Wachs¬ kerzen auf. Die eine davon, schon gegen vierhundert Jahre alt, hat eine nicht uninteressante Geschichte. Sic trägt das Datum -.^x voto 1527«. Damals belagerten die Türken die dalma¬ tinische Festung Klis. Da trat denn, jenem biblischen Riesen Goliath gleich, ein gewaltiger Türke vor das Christenhccr, und des Christengottes spottend, forderte er höhnend zum Zweikampfe heraus. And sich' es fand sich ein zweiter David, ein mutiges Christenherz, Michael Parisevic war es, der da kühn in die Schranken trat, während er in seinem Kerzen das Gelöbnis machte, Anscrer Lieben Frau auf dem Berge Tersat eine große Wachskerze zu opfern, wenn sie ihm Sieg verliehe. Das Anerwartete traf ein; bald lag der mohammedanische Spötter besiegt und tot auf dem Boden hingestrcckt. Die zweite Kerze schenkte vier Jahre später der Festungs¬ kommandant Krusic, der auch die erste Stiege auf den Tersat empor erbaute. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Das heilige Kaus von Nazareth erscheint in Tersat und verschwindet nach dreieinhalb Jahren wieder. Die Bedeutung Tersats als Wallfahrtsort gründet sich auf eine höchst merkwürdige, im ersten Momente äußerst abenteuerlich klingende Begebenheit. Es handelt sich nämlich um nichts weniger, als daß im Jahre 1291 jenes Käuschcn, Tersat, Gemälde in der Enadenkapelle. Der plötzlich gesundete Ortspfarrer verkündet seinen Traum. in dem einst die heilige Familie in Nazareth lebte, und das durch mehr als ein Jahrtausend an seiner Stelle stand, im Jahre 1291 plötzlich durch übernatürliche Kräfte (man sagt durch Engelshände) nach Tersat übertragen wurde, und sich dort auf einem früher wenig beachteten Kügel nieder¬ gelassen habe. Stellt nun schon diese Erzählung an die Glaubensbe¬ reitschaft des Zuhörers ziemlich hohe Anforderungen, so wird alles noch im hohen Grade erstaunlicher, wenn wir vernehmen, daß dasselbe Kauschen, nachdem es durch dreieinhalb Jahre in Tersat stehen geblieben, sich plötzlich erhob und aufs neue eine Wanderschaft antrat: diesmal übers Meer nach Italien, wo es sich am 10. Dezember 1294 in einem Orte niederließ, der dadurch zum ersten Wallfahrtsorte Italiens und über¬ haupt zu einem der berühmtesten Gnadenorte des ganzen Erd¬ kreises geworden ist; dieser Ort heißt Loretto. Kören wir zunächst die schlichten Berichte, die uns den Tatbestand bekanntmachen. Die Bewohner von Tersat fanden am Morgen des 10. Mai 1291 zu ihrem größten Erstaunen auf jener Stelle, wo heute die Gnadenkirche steht, ein kleines Kaus, das früher niemals dort gestanden, und das überdies nach einer ganz fremden Bauart geformt war. Das Erstauen der Leute war umso größer, als sie sanden, daß dieses Kaus keine Fundamente besäße, sondern frei auf dem Erdboden da¬ stünde. Mit neugierig forschenden Blicken starrten sie auf den kleinen, heiligen Tempel, der da hergetragen worden war von den Engeln auf den Flügeln der Morgenröte, bei klarem Kimmel, bei tiefer Meeresstille. Einfach, schlicht war das Kaus. Die Tür war gegen Mitternacht gerichtet, das einzige Fenster gegen Niedergang. Das Dach trug ein kleines Glockentürmchen, das Gewölbe zierten goldene Sterne. Der Altar war mit Tüchern bedeckt, das tVntipenclium zeigte himmelblaue Farbe. Köstliche Bilder der heiligsten Personen dienten zur Zier des Keiligtums; sie waren aus feinstem Zedernholz geschnitzt und von jener Art, wie sie die Mönche des Libanon zu verfertigen pflegen. Zu diesem wundervollen Vorfälle gesellte sich bald ein anderer: Der bisher an Wassersucht unheilbar krank darniederliegendc Orts Pfarrer und Seelsorger Alexander trat plötzlich vollkommen gesund unter die staunende Menge und berichtete, daß er in der Nacht eine Vision ge¬ habt hätte. In dieser Vision sei ihm mitgeteilt worden, daß das Käuschcn, das er des Morgens vorfinden würde, das Wohnhaus der heiligen Familie aus Nazareth sei, und, so fügte die Erscheinung bei: „Damit Du selber ein glaubwür¬ diger Zeuge Deines Berichtes wärest, so sei gesund!" Alles dies machte begreiflicherweise ungeheueres Auf¬ sehen, und alsbald bekam der damalige Erzbischof Frangi- pani, der zwei Tagereisen von Tersat wohnte, hievon Kunde. Auf seine Veranlassung hin wurde dieses hochwichtige Er¬ eignis genauestens untersucht. Es wurde nämlich eine eigene Gesandtschaft ins Leilige Land nachNazareth geschickt, die sich überzeugen sollte, ob denn in Nazareth wirklich jenes Kaus Christi nicht mehr vorhanden sei, und was man dortsclbst über das Verschwinden denke. sfssfssfssfssfssfssfsEfssfssfsssTEsssfSEfssfssfTEfssss Tersat EfssfsssDsft>sfDsfsEfssft>ssssssGsDsft>lZfssfsssDsft> 15Z Die Gesandtschaft kam unter vielen Mühen und Opfern am Reiseziele an, fand vom heiligen Lause nichts mehr vor, als die Fundamente. Nun wurden ganz genau Maße der Länge und der Breite des Platzes, sowie der Mauer- dicke genommen. Alles dies stimmte dann augenfällig mit dem rätselhaften Lause in Tersat überein. Die eidlich beschworenen Aussagen der Abgesandten wurden dann im Archive zu Fiume hinterlegt. So war denn Tersat buchstäblich „überNacht" berühmt geworden, und von allen Seiten strömten nun Andächtige und Neugierige dorthin zusammen. Aber nicht lange sollte sich Tersat seines Schatzes er¬ freuen. Denn nach dreieinhalb Jahren in der Nacht vor dem 10. Dezember 1294 wanderte das heilige Laus übers Adria- tische Meer und ließ sich in einem Lorbeerhain bei Recanati nieder. Lirten sahen das heilige Laus über das Meer schweben und die Bäume beugten sich, als wollten sic dem vorbeischwebenden Leiligtume Ehrfurcht erweisen. Der Jammer der Tersataner war unbeschreiblich. Seit dieser Zeit ziehen oft und oft Istrianer und Dalmatiner nach Loretto, begrüßen das Bild, das einst in ihrer Mitte weilte, und rufen inbrünstig um gnädige Rückkehr: „Mutter, liebe Mutter, einst unsere Mutter, o kehre wieder zurück! Komm' wieder zu uns!" Aber ungehört verhallen solche Bitten seit mehr als 600 Jahren. — Lind vergeblich sucht der Mcnschengcist die wahre Antwort auf alle diese Rätsel und Geheimnisse. Ob man dieser Übertragung des heiligen Hauses Glauben schenken dürfe. „Das heilige Laus in Loretto.hat in der Reihe derIahrhunderte alle Proben sowohl geschichtlichen Nachweises, als der wissenschaft¬ lichen Untersuchung durchaus bestanden, und es ist menschlich gewiß, daß es dasselbe ist, in welchem die Limmelskönigin Maria zu Nazareth gewohnt und die Verkündigung des Engels in Demut entgegengenommen hat." (Neherj im Kirchen-Lexikon.) Wir wollen hier einige Gründe, die für die Glaub¬ würdigkeit der Übertragungsgeschichte sprechen, zusammenstellen. 1. Die Prophezeiungen. Sowohl dem hl. Franziskus von Assist als dem hl. Thomas von Tolentino ward im vor¬ hinein die geheimnisvolle Offenbarung zuteil, daß das Laus von Nazareth einst in Italien sein werde, und daß dortselbst Mit¬ glieder seines (des hl. Franziskus) Ordens ihre Wirksamkeit ent¬ falten würden. 2. Die bei der Übertragung stattgehabten Wund er (die wir schon erzählt haben) sowie insbesondere die eidlich beglaubig¬ ten Aussagen der Kommission. 3. Die einige Jahre später von Loretto aus veranstaltete Gesandtschaft sowohl nach Tersat, als in das Leilige Land, die wieder nur alle Berichte bestätigen konnte. Diese Gesandt¬ schaft fand im Jahre 1295 statt. 4. Die geradezu wundersame Entwicklung der beiden be¬ gnadeten Orte Tersat und Loretto, die von dem gnadenreichen Zeitpunkte der Übertragung hochbedeutende Gnaden- orte geworden, und es durch mehr als 600 Jahre stets ge¬ blieben sind. 5. Die Bestätigung der Päpste. Von den 67 Päpsten nämlich, die seit der Übertragung des Leiligen Laufes auf dem Stuhle Petri saßen, haben 45 auf die eine oder andere Weise die Geschichte Lorettos bestätigt und diese hvchehrwürdige Gnaden¬ stätte mit zahlreichen und wichtigen Privilegien ausgestattet. Paul II. sagt im Jahre 1471, das Leilige Laus sei durch eine Engelschar nach Loretto gebracht, und „wie er in eigener Person erfahren"^ wirke die gnadenreiche Jungfrau dort unzählige, er¬ staunlich große Wunder. Pius IX. rühmte sich, als Kind in Lo¬ retto Genesung von einer unheilbaren Krankheit erhalten zu Tersat, Gemälde in der Gnadcnkapelle. Papst Urban V. sendet das Gnadenbild nach Tersat. haben, und sandte vor seiner Thronbesteigung Bisckofsring und Bischofskreuz als Geschenk dorthin. 6. Die zahlreichen Wundertaten, die sich in ununter¬ brochener Kette durch 600 Jahre immer wieder ereignen und von denen ein guter Kenner sagt: „Die Wunder, die Gott in Loretto gewirkt hat, find so mannigfaltig, daß es nicht möglich ist, sie zu zählen. Sie sind so offenkundig und so großartig, daß nur ganz unverschämte Leute sie zu leugnen wagen; sie sind ferner so außerordentlich und erstaunlich, daß selbst der gewandteste Red¬ ner sie nicht in erschöpfender Weise zu beschreiben und zu er¬ klären vermöchte." 7. Eine interessante chemische und physische U n- tersuchung aus neuerer Zeit. Der römische Forscher Barto- lini erhielt im Jahre 1860 von Papst Pius IX. die Erlaubnis, aus den Mauern des Leiligen Laufes zu Loretto, und zwar aus verschiedenen Stellen, Stein und Mörtel auszubrechen. Das aus¬ gebrochene Material wurde sorgsam verwahrt und unterdessen in Rom verschlossen gehalten. Der Forscher erkannte übrigens, daß derartiges Steinmaterial in Italien gar nicht vorkomme. Dann aber reiste er, um ja ganz sicher und unparteiisch vorzugehen, in eigener Person nach Nazareth, und holte sich aus dem noch dort bestehenden Fundamente des Laufes gleichfalls Steine und Mörtelproben. Nach Rom zurllckgekehrt, übergab er beiderlei Steine dem Universitätsprosessor Ratti mit der Bitte, ein Urteil über sie abzugeben; doch verschwieg er vollkommen, woher die Steine seien, und worum es sich eigentlich handle. Das Urteil des Gelehrten ging dahin, daß beiderlei Steinmaterial vollkommen gleich sei. Ganz ähnlich wurde nun die Probe mit dem Mörtel gemacht, und auch hierin ergab sich vollkommenste Gleichheit. 154 Eft>sfs sft>sft>sss sft>sft>sft>sfs sft>sfs sft>sft>sft><2ss sss Tersat sfs sft> sft> sss sfs sft> sss sss sss sft> s^> sft> Sft> sft> sft> sft> Eft> 8. Es scheint lohnend, betreffs der Glaubwürdigkeit hier¬ nach einen Gedanken Farlatis anzuführen: „Wenn auch andere Dokumente nicht vorhanden wären, setzt dies schon die uralte, fortwährende und standhafte Tradition (Überlieferung) voraus, die, von zwei Völkern ausgehend, dennoch gleich und un- verändert blieb. Wie wäre es nämlich denkbar, daß zwei Na¬ tionen, die Italiener und die Dalmatiner, durch Sprache, Sitten und das Meer voneinander getrennt, in ihrer Meinung, in ihren Schriften und in ihren Worten betreffs dieser doppelten Über- tragung (nach Tersat und nach Loretto) so auffallend überein¬ stimmten, wenn diese nicht wahr, sicher und außer allen, Zweifel erhaben wäre?" Zu diesen Gründen kommen noch helfend einige an¬ dere Erwägungen hinzu. 1. Man kann doch nicht sagen, daß die Übertragung, wenn auch noch so auffallend, dennoch eine Unmöglichkeit wäre. Gott ist allmächtig: wenn er wollte, konnte er dies bewirken. Diese Übertragung ist, als wunderbare Tatsache betrachtet, we¬ sentlich geringer und unscheinbarer, als zum Beispiele das Wun¬ der der Menschwerdung Christi, das Wunder des Allerheiligsten Altarssakramentes und andere. 2. Die Zeit, in der die Übertragung geschah, bietet in- soferne einen Anhaltspunkt, warum diese Übertragung stattfand, da noch in demselben Jahre Ptolomais, die letzte Festung der Christen, den Türken in die Lände fiel. Die Muttergottes wollte also anscheinend aus einem Lande fort, in dem von nun ab die Angläubigen herrschen sollten. (Ähnliche Züge zeigt die Geschichte der Wallfahrtsorte Mariastein in Tirol und Madonna della corona in Norditalien.) 3. Wenn man einwendet: Warum aber dieses veränder¬ liche Schwanken, diese zweimalige Übertragung? Warum zuerst dreieinhalb Jahre in Tersat? Warum nicht sofort nach Loretto? So antworten wir: Wer die 60l) jährige Geschichte T e r- sats überschaut, wer an den Strom von Gnaden denkt, die von dort seit dieser Zeit ausgegangen, wer an die Millionen be¬ trübter Lerzen denkt, die dort Beruhigung, Frieden, Trost und Leitung gefunden haben, und wer nun andererseits jene ge¬ segneten dreieinhalb Jahre als den Ausgangspunkt all dieser Gnadenfülle betrachtet, dem drängt sich der Gedanke auf: Wahr¬ lich, e s w a r d e r M ü h e wert, um solcher Erfolge willen, gleichsam aus dem Wege nach Italien innezuhalten und durch Verdoppelung des Wunders auch die Gnaden zu verdoppeln. Auf unseren Wallfahrtsreisen haben wir die interessante Tatsache vernommen: daß ein jetzt lebender Bischof an die Übertragung des Laufes nicht glauben wollte. Dann aber las er das Buch von Eschbach „Die Übertragung des Leiligen Laufes" und kam dadurch so sehr aus andere Gedanken, daß er ein be¬ geisterter Verteidiger dieser Anschauung wurde. Es freut uns, hier mitteilen zu können, daß es uns selber ähnlich erging. Die Übertragung des Leiligen Laufes war immer eine harte Nuß, der wir keinen Glauben beimaßen — solange wir nämlich die Sache von ferne betrachteten. Bis wir daran¬ gingen, uns näher und eingehender damit zu befassen, bis wir studierten, lasen, verglichen. And siehe da, wir glauben für un¬ sere Person jetzt an dieses auffällige Gnadenwunder Gottes. Möge es uns gelungen sein, auch im Lerzen der Leser eine ähnliche Wirkung erzielt zu haben. Weitere Geschichte des Gnadenortes. Die Zeit nach der Entfernung des Leiligen Laufes war für die Tcrsataner eine sehr traurige! Unersetzliches hatten sie verloren. Darum strömten sie denn in Scharen nach Loretto. And da traf es sich einmal, daß Papst Arban V. solch eine dichtgescharte kroatische Wallfahrt in Loretto cin- ziehen sah. Er interessierte sich so sehr für sie, daß er nach Anhörung ihrer bitteren Trauerklagen über den Verlust ver¬ sprach, sie Halbwegs zu trösten. Er schickte ihnen tatsächlich bald darauf ein altes, ehrwürdiges Marienbild aus Rom; das heutige Gnadenbild. Die frommen Tcrsataner nahmen das päpstliche Ge¬ schenk mit Freude an, und richteten an der Stelle, wo einst das Leilige Laus gestanden, ein Leiligtum dafür her. Dies geschah im Jahre 1367. Jetzt erst begann Tersat als Wallfahrtsort größere Be¬ deutung zu erlangen. Gegen neunzig Jahre hernach (im Jahre 1453) war es längst zur dringenden Notwendigkeit geworden, eine größere Kirche und mehr Priester zur Wallfahrtssecl- sorge zu besitzen. So wurde denn eine, immerhin kleine Kirche, samt Franziskanerkloster gebaut. Allmählich wurde die Kirche stückweise vergrößert. Der Turm kam erst 1824 dazu. An dem Klostergebäude wurden im Lause der Zeiten mannigfache Veränderungen unternommen, so sehr, daß man sagen kann, es sei einigemale vollkommen neu aufgebaut worden. Im Jahre 1629, am 5. März, ging es ganz in Flammen aus. Glücklicherweise blieb sowohl die Kirche als auch die Sakristei unversehrt, wodurch die wichtigen Grün¬ dungsdokumente dem drohenden Untergänge entgingen. Dock- War die kostbare Bibliothek ein Raub der gierigen Flammen geworden, ein Schaden, der um so größer war, weil gerade in Tersat von verschiedenen alten Patres, die sich vor den Tür¬ ken flüchteten, eine Menge wertvoller Bücher aus kroatischen und bosnischen Klöstern aufgehäuft waren. Schnell dachte man an eine Wiederherstellung des Baues, und die allerseligste Jungfrau, die in ihrer Güte nicht zulassen wollte, daß das Volk der geistlichen Lilse und Tröstung der Religion beraubt würde, fachte in den Lerzen der Gläubigen des Mitleids Flamme an, so daß infolge der einlaufenden Almosen das Klostergebäude tatsächlich wieder aus Asche und Glut zu neuem Leben emporstieg. Der 8. September des Jahres 1715 war ein großer Freudcn- tag für Tersat. Denn an diesem Tage wurde über päpstlichen Auftrag das Gnadenbild daselbst feierlich gekrönt, die höchste Ehre und Auszeichnung, die einem Gnadenbilde widerfahren kann. Trotz der damals noch herrschenden Pest kamen zirka 60.000 Wallfahrer zum Lochfestc zusammen. Von tausend Zungen steigt der Gabe Preis And Ruhm und Lieb' und Dank so warm, so heiß Von Jubel laut der LUgel widerhallt. Von Freudenschüffen donnert Berg und Wald; Gesang und Spiel ertönt so fern und mild, Zu feiern das gekrönte, heil'ge Wunderbild. (Aus einem Wallfahrtsbüchlein). Außer den vielen Votivbildern wird der fromme Pilger heutzutage in Tersat keine großen Schätze vorfinden. Frühcr soll, wie man vernimmt, manches dagewesen sein, aber ver¬ schiedene Anglücksfälle trugen dazu bei, diese Schätze ver¬ schwinden zu machen; man war nämlich manchmal auch be¬ müßigt gewesen, die Wertsachen außerhalb des Klosters zu bewahren, was zu mancherlei Verlusten führte. Ess sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs sss sss sfs Sfs sfs Ess sjs sfs sjs Tersat sfssfssfssjTZfDssssfssssSfsEfsSsssfsssssfssjDSfs 155 Tersat hat sich bis heute immerhin einen noch sehr ehr¬ vollen Platz unter den Wallfahrtsorten Österreichs zu be¬ wahren gewußt. Statistisches. Nach st e Iubiläumsjahre: 1915 200jähriges Jubiläum der feierlichen Krönung. 1917 550jähriges Jubiläum des Gnadenbildes. 1941 650jähriges Jubiläum der Übertragung des Ll. Laufes. Ständige Priester: 7 Franziskanerpatres der kroa¬ tischen Provinz. Leilige Messen fremder Priester jährlich: 500. Kommunikanten jährlich: 40.000 bis 50.000. Besucher jährlich: über 200.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: über 20. Laupt fest: 10. Mai (Übertragung des Ll. Laufes.) Ständige Devotionalienhändler: 6. Gasthäuser: am Berge zirka 10. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Benachbarte Wallfahrtsorte. Tersat—Monte Santo. Fiume-St. Peter in Kram (umsteigen)—Nabresina-Görz. 5 St. K 6.70. Alle übrigen österreichischen Wallfahrtsorte sind von Tersat noch weiter entfernt. Literatur. Slavini cd, bist, ll'ersactana. Mini 1648. Narotti äiss. Kist. Komae 1710, 4. p r a n c e t i c b, ll'ersactum coronata . . . Venetiis 1718 (auch deutsch.) ? a s c o n i, triumpbus coron. . . Venetiis 1731, 4°. Aistoricus prozessus. Ibill. 1744, 4. A n o ny in. Der Wallfahrtsort T., Wels, 8°, 8 S. Austria--Kal. 1845, S. 175. Ave Maria, Linz, Iahrg. VII, 163. Kaltenbäck, Mariensagen, 66. Ott, Marianum, 510. Vgl. Lerders Kirch.-Lex. Titel: Loretto, VIII, 145. Iordänzky, Kurze Beschrbg. Preßburg 1836, 4^, S. 121. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866, I, L56. Kurze Erwägung. Gleich Inseln im weiten und sturmreichen Meere, die von einem Leuchtturme bestrahlt, den Schiffern bei Eintritt einer Gefahr sichere Zuflucht bieten, — so sind auch die zahl¬ reichen Heiligtümer der seligsten Jungfrau Maria mitten un¬ ter den heftigen Stürmen der Welt erwünschte Zufluchts¬ stätten für uns arme Wanderer auf den: Wege zur Ewigkeit. And des Leuchtturmes Licht an diesen Zufluchts¬ orten ist das liebe, treue Mutterherz Mariä. Es ruft und lockt dieses Licht: „Komm' her, mein Kind, — ich bin ja Deine Mutter!" Selig, wer dieses Licht erschaut, seliger noch, wer ihm vertraut! O süße Rast beim Herzen Mariä! Zu Füßen der Mutter ist man hingesunken und fühlt, wenn auch nur für Augenblicke, ihre weiche, zarte Muttcrhand. Draußen gröhlt und tobt der grauenhafte Sturm, und wild schäumend gährt die fürchterliche Brandung. Droben, drinnen aber tröstet, heilt, stärkt, labt die milde Mutter ihr müdes, ermattetes Kind. Doch bald heißt es wieder auf und hinaus in Nacht und Slurm, aber schon ist die Kraft wieder größer geworden, frischer der Mut, stärker die Hoffnung auf gutes Gelingen. And hinaus geht es wieder in Gefahr und Kampf, vielleicht zur letzten Lebensfahrt. „Mutter ich komme bald, und wcnn's zu Ende geht, dann gedenke mein, und steh' mir bei und hilf hinauf — hinauf zu Dir!" Gebet.. O Herr, allmächtiger, ewiger Gott, der Du dem nächt¬ lichen Himmel als schönsten Schmuck die Sterne gegeben, und der Du uns in den Nächten dieses irdischen Lebens als schönsten Hoffnungsstern Maria, Deine Mutter, verliehen hast, gib, daß wir, diesem himmlischen Sternenlichte folgend, die Tersat, Gemälde in der Gnadenkapelle. Feierliche Krönung des Gnadenbildes. Bahnen Deiner Gebote ziehen, und die heiligen Wege Deiner Vorschriften wandeln, damit wir das hohe Ziel, zu dem uns Deine Barmherzigkeit berufen, durch die Fürbitte und die gütige Führung Deiner Mutter Maria erreichen und in Dein ewiges unvergängliches Lichtreich einzuziehen ge¬ würdigt werden. Durch Maria, unsere Mutter, die uns dies alles erbitten möge bei Dir, ihrem Sohne Jesus Christus. Amen. Mutter, wie einst Deine Lütte Dort auf Tersat war zu schau'n. So irr unsres Lerzens Mitte Wolle Dir ein Lüttlein bau'». Lerrsche dort in Freud' und Stürmen, Süße Mutter unsres Lerrn, ünd so oft sich Wogen türmen, Zeig' Dich uns als Meeresstern! ver da Segen braucht, und Trost und Gnad', Zieh' froh empor des »Monte Santo- Pfad. Der Monte Santo/) das Ideal eines Wallfahrts¬ ortes. ag Altötting der besuchteste Wallfahrtsort sein, Mariazell der vornehmste, — Filippsdorf der wunderreichste, — San Romedio der älteste, — Luschari der höchste, — Kalwarya der an Kirchenbauten reichste, — St. Georgenberg der schönste, — mag man an dem einen Wallfahrtsort dieses, an einem andern wieder jenes loben, — — so ist und bleibt nach unserer Ansicht (und wir haben viele Gnadenstätten Österreichs besucht) der Monte Santo bei Görz der idealste aller Wallfahrtsorte; er ist die Perle aller Pilger ziele Österreichs. And hätten wir Lorbeerkränze zu vergeben: den ersten Kranz dem Monte Santo! Wir sagen dasselbe mit anderen Worten: Wenn wir, mit Schöpferkraft ausgestattet, uns einen Wallfahrtsort neu erschaffen sollten nach unserem Gutdünken und Geschmack, jedoch nur nach dem Muster eines der schon bestehenden, so wür¬ den wir uns einen erschaffen, der in den allermeisten Stücken übercinstimmt mit dem Monte Santo. Die Gründe, die uns bewegen, gerade den Monte Santo „das Ideal eines Wallfahrtsortes" zu nennen, sind folgende: 1. Der Monte Santo hat eine geradezu in a j e st ä ti s ch e Lage auf dem Gipfel eines stattlichen Berges, der wieder als Grenzberg zwischen Ebene und Lochalpen, und dann noch unweit des Adriatischen Meeres alle Reize der Natur zu seinen Füßen hingebrcitet schaut. 2. Dieser stattliche Berg scheint sozusagen ausschließlich dazu bestimmt zu sein, nur jene Gnadenkirche auf seinem W ') Wenn wir hier meistenteils den italienischen Namen Monte Santo beibehalten, was zu deutsch „.Heiliger Berg" heißt (slowenisch: Sveta Gora), so geschieht dies nur darum, um ihn ohne weitere Beifügung sofort von den vielen anderen „Heiligen Bergen" zu unterscheiden. Gipfel zu tragen, und sonst nichts. Weit und breit nack- allen Richtungen kein Laus, keine Ansiedlung; in einsamer Weltenferne, dem Limmel nahe, thront dieser Gnaden¬ hort der Muttergottes auf seinem Felsenhorne. 3. Eine trefflich erhaltene, verläßlich markierte Bergstraße führt von der Ebene bis zur höchsten Löhe empor. And diese Bergstraße ist Privateigentum des Franziskanerklostcrs, und nur zum Zwecke der Pilgerfahrten erbaut und erhalten, also gleichsam »terra santa-, „Lei- ligcs Land". 4. Der Monte Santo hat eine herrliche Entstehungs- geschichte, die in mehreren Stücken an das gewaltige Drama von Lourdes erinnert; so daß man sagen kann: die Gründung dieses Wallfahrtsortes ist unverkennbar und aus¬ schließlich ein Werk des allmächtigen Gottes. 5. Der Monte Santo hat eine Kirche, die, wenn sie auch nicht zu den schönsten gehört, doch jedenfalls derGrößc nach einen hervorragenden Platz einnimmt. Die Pilger haben genugsanr Raum in diesen heiligen weitgedehnten Lallen. 6. Der Monte Santo hat die vorzügliche Einrichtung, daß seine schon erwähnte wundersame Entstehungsgeschichte durch meisterhafte Riesengemälde an dem vornehmsten Platze der Kirche, an den drei Teilen des Chorbogens den Besuchern vor Augen geführt wird. Außerdem wird der Wallfahrer schon beim Besteigen des Berges durch die gleichfalls guten Bilder in etlichen Kapellen mit der Ent¬ stehungsgeschichte bekanntgemacht. Dadurch wird erreicht, daß icdcr Pilger sich immer bewußt bleibt, an welch hochbe- gnadetcm Orte er sich eben befinde. 7. Der Monte Santo hat musterhafte ausgedehnte, ganz dem Kloster gehörige Lokalitäten zur B cherbergung der Pilger. Das glückliche Zusammentreffen aller der angeführten Vorzüge in einem und demselben Wallfahrtsorte läßt uns diesen bevorzugten Ort als das Ideal eines Wallfahrtsortes erscheinen. S^T SsT SfD SsT S^D SsD SsD SsD S^T S^D SsD S^D SsD SfT SfT SsT S^D SfD ÄI^ONlö StNttv SsD SfT SsD EfT SsD SsT SsD S^T SsT SsD SsT S^T SsT SsT SsD S^D 15 / Zufahrten zum Gnadenthrone Mariens. Der wackeren Südbahn mächtiges Dampfrotz hatte uns herbeigebracht. Von Wien aus gings die ganze, lange mehr als zwölfstündige Fahrt gegen Süden und Südwesten über Graz, Laibach und St. Peter in Krain. Dann fuhren wir gegen Nabresina weiter und endlich wieder nach Norden über Monfalcone nach Görz- Aber wohlgemerkt: Wir befanden uns dort zunächst auf dem Süd bahnhofe. Ganz draußen am andern, nordöstlichen Ende der Stadt liegt der Staatsbahnhof, der dem Monte Santo um eine halbe Stunde näher liegt als der Südbahnhof. Wir fuhren mittels elektrischer Straßenbahn dorthin. Vom Staatsbahnhofe führte der Weg zum Monte Santo direkt gegen Norden, und zwar die erste halbe Stunde immer an der Bahn fort. Wir kamen nach S a l c a no, einem Dorfe oder Markte von mindestens 1000 Einwohnern, und wun¬ derten uns höchlichst, daß ein Ort von solcher Größe, dem die Eisenbahnstrecke direkt über den Leib geht, nicht einmal eine Haltestelle besitzt. Sie würde den Weg zum Heiligen Berg um 30 Minuten verkürzen. Gleich außer Salcano beginnt sich der Schienenstrang von der Bergstraße zu trennen und läuft nun im Tale, immer hart am Bette des grünen Isonzoflufses nord¬ wärts, und zwar gegen Wochein, Aßling und weiter über Klagenfurt nach Wien. Südwärts von Görz aber führt dieselbe Strecke auf kürzerem Wege als die Süd¬ bahn gegen Triest. Die Staatsbahnstrecke, von der wir hier reden, bildet also die kürzeste Verbindung zwischen Wien und Triest. Aufstieg zum Heilig¬ tums. Beim letzten Hause des Ortes Salcano teilt sich die Straße; linkerhand führt sie ins Isonzotal, wo sie sich neben Fluß und Eisen¬ bahn meilenweit hinzieht, rechts führt sie stetig aufwärts aus einen Sattel und von dort weiter hinauf zum Monte Santo- Den Beginn der Bergfahrt markieren zwei steinerne, Rundsäulen, jede 3 bis 4 m hoch. Auf der einen steht geschrieben: INA7688U8 in VMM — 26 lVlurmn28 KratM8 — monti8 82NLli. (Eintritt zum Wege, der da führt zu marianischen Gnaden des Heiligen Berges.) Auf der zweiten Säule lesen wir: tLnno — p3intue 8sluti8 — NOLLLXXVI. (Im Jahre des uns zuteil gewordenen Heiles 1826.) Also jedenfalls eine vornehme Wegmarkierung. Solch' schöne Einleitung läßt auf manches Gute hoffen, das noch nachkommen wird. Die Straße, immer offen und frei, also sonnig, ist in ihrem ersten Drittel bis zur Paßhöhe eine vortreffliche Lan¬ desstraße. Der Ausblick in das Isonzotal, das wir immer linkerhand haben, wird von Minute zu Minute schöner. Die gewaltige steinerne Eisen bahn brücke über den Isonzo- fluß, die größte Steinbrückc Europas, ist ein herrliches Schau¬ stück. Gar manchmal bleiben wir noch für ein Weilchen stehen, um rückwärtsblickend dieses imposante Bauwerk zu bewundern. Wir kürzen eine sehr weitausgreifcnde Serpentine des Straßeniveges mittels eines steileren Karrcnweges und sind, etiva ein halbes Stündchen nach dem beginnenden Aufstieg auf der Paßhöhe beim Gasthause. Von hier senkt sich die Landesstraße jenseits wieder in das gegenüberliegende Tal, während wir selber auf einer Privatstraße, die der Kirchenverwaltung des Monte Santo gehört, unseren Weg gegen links fortsetzen. Die eben erwähnte Privatstraße ist in allerbestem Zustande; man sicht die sorgende wachsame Hand der Eigentümer. Gewaltige Steinmauern waren ost genug als Unterlage für diese Berg¬ ffraße, auf der sich zur Not zwei Wagen ausweichen können, nötig. Lind was wir noch mehr loben: an jeder Straßenecke die gut erhaltenen Wegzeigetafeln. Ja, an manchen Stellen, an denen vielleicht ein Irregehen denkbar wäre oder eine verfehlte Abkürzung uns locken könnte, stehen gleich zwei solcher Wegtafeln. Lind auf jeder Wegtafel steht das Ziel in allen drei Landessprachen, italienisch, slowenisch, deutsch: lVlonte Lsnto — 8vete Oors — Heiliger Berg. Schon der Zustand des Weges und diese sorgsamen Markierungen erfüllen uns mit einer gewissen Zuversicht und Hochachtung für die Wallfahrtsseelsorger, die dort droben Hausen. Diese trefflich erhaltenen Wege sagen uns im vor- 158 Ess sfs Ess Efs sss sfs sfs Efs Ess sfs Ess Ess Ess Efs Ess sfs Monte Santo Ess sss sss sss Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss sss hinein, daß man uns droben gerne sieht, daß man uns er¬ wartet, daß man für unser Kommen, soviel man konnte, schon im vorhinein gesorgt hat. — Darum herzlichen Gruß, du gastliches Leim, schon von der Ferne! mit der Mutter der Gnade und gleichsam unter ihrem Schuymantel dem Tage der Auferstehung und des Gerichtes cntgegenzuharren. — Der Lerr gebe ihnen die ewige Ruhe, und die himmlische Mutter erbitte ihnen das, was sie von ihr erwarten! — Ausblick vom Monte Santo. Monte Santo, Anblick von, Staatsbahnhofe in Görz (links). Phot. Mazzuc-o, Gorz. Rechts im Hintergründe Dorf Salcano, der Berg links Sabatiniberg; zwischen diesem und dem Monte Santo die Schlucht des Isonzo. Da wir cmporsteigen, kommen wir da und dort an grüßt cs lachend, leuchtend aus So haben wir denn die Löhe erreicht. Wir stehen hier 682 m über dem Meere, während die Stadt Görz, die sich anmutsvoll tief unter uns hinbreitet, nur etwa 80 m über der Adria liegt. Unwillkürlich haftet der Blick an jener fernen grau¬ blauen Fläche, die so schim- merig emporglänzt: der Spiegel des Adriatischen Meeres! Für zahllose Pilger, die aus dem Norden kommen, ist der Anblick des Ozeans ein stiller, langgeheg¬ ter Wunsch; niemals haben sie, die nur Berge und Täler und Ebenen und eisigstarrcnde Gletscher kennen, des Meeres Zauber genossen — heute der Tiefe: Gruß Dir, Pilger einer gemauerten Kapelle vorbei, darin gar nicht schlechte Ölgemälde, die uns nebst manchen Darstellungen aus dem Leben der Gottesmutter auch einige Bilder aus der längst vergangenen Entstehungsgeschichte bringen; wir sind dankbar für solch' bildlichen Unterricht. Der letzte Teil des Weges ist Wohl der schönste. Da des Nordens! Jene Glücklichen, die Gottes Luld mit scharfen Falkenaugen ausgerüstet, schauen in weiter Ferne am Lorizonte die bläulichen Berge von Istrien und ihr Blick schweift dann rechts hinüber, suchend die Perle der Adria, die Lagunenstadt Venedig! Weithin gedehnt, einem ebenen Tische gleich, breitet sich trennt sich der Wallfahrtsweg von der Straße und bringt uns in scharfgespitzten Winkelwegen zur Löhe; Allccbänme bieten uns für dieses letzte Stück Weges ihren willkommenen Schatten. Allüberall dort, wo der Weg einen scharfen Win¬ kel macht, hat man als treue Lüter und geziemende Mahner einfache Kapellen mit schönen Bildern hingebaut. Wir zählen solcher Kapellen samt der letzten, obersten (der schönen Lcrz Iesu-Kapclle) im ganzen elf. So haben wir denn endlich die Löhe erreicht. Da fällt unser Blick voll der Überraschung auf einen Friedhof, der in zwei Terrassen geteilt eine große Anzahl gut erhaltener Gräber, offenbar von nicht armen Personen zeigt. Wie wir nachträglich erfahren, ist dies der Pfarrfriedhof, denn die Gnadcnkirchc am Leiligen Berge ist zugleich Pfarrkirche, rühmt sich allerdings nur der bescheidenen Anzahl von 8umma Zummsruin 40 Pfarrkindcrn. Dies zur Erklärung, daß über¬ haupt ein Friedhof hier oben existiert; daß er aber so reiche vornehme Gräber aufwcist, hat eine andere, liebe Ursache: es lassen sich gar manche fromme Lente von Görz herauf auf den Lcil gcn Berg führen, um noch im Tode vereint vor dem Meere das Friauler Becken, grünlich schimmernd, mit glitzerigem Silberzicrat der Flüsse, die so klingende Namen tragen: Indrio, Isonzo, Torre und Natisonc, Natissa und Corno, Tagliamcnto und Livenza. Altersgrau, ehrwürdig, ein Denkmal besserer Zeit, steht inmitten des flachen Landes der massige Turm von Aquileja; welch eine reiche, wcchselvolle Geschichte umspinnt geheimnisvoll sein altes Gemäuer! Am lachenden Gefilde verstreut, mit silbernen Bändern an die Ebene gefesselt, leuchten im Sonnengoldc des Landes Juwelen: die Städte, die Dörfer; vor allem Görz, die liebliche Stadt, mit winzig kleinen Läuschen, als hätten Engclshändc im Kinderspiele das Städtchen erbaut. Tief unter uns, in der romantischen Schlucht, die den Monte Santo vom Sabatiniberge und der Valcntinihöhe trennt, windet sich der grüne Isonzo, ein echtes Bergkind, daß seine Wasser von den Fürsten der Iulischen Alpen, von den stolzen Schneehöhen des Triglav und des Mangart in endlos emsiger Arbeit herbeiftthrt, und solcherart uns tau¬ send und tausend Wellcngrüße mitbringt vom großen slo¬ wenischen Schwesternheiligtnme, von Kärntens Edelstein: vom SsT SsD SsT SsT SjT 6sT SsT SsT S^sD SsT SsD §jT SsT SsD SsD SsD EsT EsD ÄlkoNte EaNt0 SsT SjT SsD DsD SsT SsT SsD SfD EsD SsD SsT SfZ SsT SsT EfD SsD 159 Berge Luschari. Treu an des Flusses Seite hält sich die blendend weiße Landesstraße und der strenge Doppelstrang der Eisenbahn, deren eiligste Schnellzüge für des Be¬ schauers Auge so trag, so langsa n weiter zu rollen scheinen. Ja wahrhaftig, ein schönes Stück Land schaut hier der wonnetrunkene Blick, und preist des ewigen Schöpfers un¬ begreifliche Macht. Aber nicht des grandiosen Panoramas wegen kommen alljährlich Zehntausende und noch viel mehr die steilen Pfade herauf — für ihr Herz gibt es einen stär¬ keren Anziehungspunkt, ihr Pilgern hat ein wesentlich anderes Ziel: es ist die große Marien-Wallfahrtskirche auf dem höchsten Gipfel des Berges. Darum auf, zur Betrachtung des Heiligtums! Die Gnadenkirche. An einer größeren Kapelle vorbei, die, wie man uns später mitteilt, die Arsprungskapelle ist, kommen wir über einen mit Bäumen bepflanzten ummauerten Vorhof zur Rückseite der Kirche, die freilich etwas unscheinbar aussieht, und haben zunächst Gelegenheit, den starken, viereckigen Turm zu betrachten, dem wir, wenn eine Wünschelrute unser Eigen wäre, mindestens doppelte Löhe anwünschen würden. Dieser kleine Geselle, seiner Turmnatur nach eigentlich dazu berufen, alles andere zu überragen, kommt bei der mächtigen Kirche und dem stattlichen Klostergebäude gar wenig zur Geltung, so daß er von unten aus überhaupt nur bei genauer Kenntnis der Baulichkeiten als Turm er¬ kennbar ist. Wir betreten nun von einem Seitengange die Gnadenkirche, und stehen für einen Moment in unerwarteter Überraschung ganz erstaunt da. Denn wahrhaftig, diese Kirche bietet des Eigenartigen und Absonderlichen über¬ aus viel! Welch ein Gegensatz zwischen dem unscheinbaren Turme, dem ärmlichen Äußeren dieser Kirche, und zwischen den riesigen, breiten Lallen, in die wir uns jetzt mit einem Schlage versetzt finden! Das eine ist uns sofort klar; wir stehen in einer sehr geräumigen weit¬ gedehnten Wallfahrtskirche. 4000 bis 5000 Personen haben hier genügend Raum ! Das zweite, was unsere Aufmerksamkeit fesselt, ist der ümstand, daß diese Kirche keine eigentliche Decke besitzt. Wir sehen die Reihen der Dachziegel vom Innern der Kirche aus. Wir hören, daß diese Dachziegel dem¬ nächst in sehr hübscher Art vergoldet werden sollen; das mag dann herrlich werden. — Doch, um bei dem ersten Gedanken zu bleiben: gerade dieses Fehlen des Dachstuhles verstärkt noch den Eindruck der gewaltigen Größe dieses Gotteshauses. Ein drittes, was uns, schneller als wir es nieder- schreibcn oder auch nur lesen können, in die Augen sticht, ist ein Doppclaltar in der Mitte des Schiffes, umgeben von einer viereckigen, sehr großen, steinernen Kommunion¬ bank. Der Altar ist so eingerichtet, daß zwei Priester zugleich die hl. Messe lesen können; sie stehen einander dabei gegenüber. Der Altar ist, wie uns eine Inschrift belehrt, zum Andenken an den bedrängten Papst Pius IX. errichtet worden. Ein viertes noch verdient rühmendste Erwähnung: Die Gemälde. Lind zwar sind es da zu allernächst drei große Darstellungen, die gleichsam die drei Kirchenschiffe ab- schließcn und die in wahrhaft künstlerischer Weise drei Szenen aus der Ers ch e i nun g s ges ch i ch t e darbietcn. Das mittlere Bild zeigt -uns die Seherin des Heiligen Berges, die jugendliche Llrsula Ferligoiniza, wie sie in¬ mitten ihrer Herden der Erscheinung der Mutter, gottes gewürdigt wird. Dieses, vielleicht das schönste Bild in dieser stattlichen Galerie religiöser Riesengemälde, gewinnt durch die vorzügliche Beleuchtung, deren cs sich erfreut, er¬ höhten Reiz und eindrucksvollen Zauber. Rechts davon, am flachen Chorbogen des rechtsseitigen Kirchenschiffes, erschauen wir das hochbegnadete Hirtenmädchen, wie es soeben, ge¬ troffen und umleuchtet von lichten Gnadenstrahlcn der allerseligsten Jungfrau Maria, aus der Türe des Kerkers heraustritt. Das dritte Bild, links, zeigt uns die jugendliche Seherin, gefesselt mit Stricken vor dem Richter, während in den Wolken die heilige Beschützerin Maria mildiglich auf ihren Liebling hcrniederblickt. Wir können nicht umhin, diese Art der Verwendung der Entstehungsgeschichte als überaus glücklich und passend zu be¬ zeichnen, und würden nur wünschen, daß andere Wallfahrtsvor- Monte Santo, Isonzobrücke (die grötzteZSteinbrücke Europas). Phot. Mazucco, Görz. 160 sfssfssfssfsssssft>Eft>ss°>ssDsfssft>sfs8fssfssft>sft> Monte Santo sfsssssfsssTSfssjssfsssssssEsssfsEsssfssfsSfssfssfssft, stehungen in dieser Beziehung vom Monte Santo lernen möchten. Denn hier nimmt die Lauptdarstellung den Lauptplatz, den vor¬ nehmsten Platz ein, und mit dem Blicke auf den Lochaltar fällt unwillkürlich der Blick auf diese so lehrhaften Gemälde. Man hat diese Darstellungen nicht irgendwo in einen Seitengang ab¬ geschoben, nicht in die Kirchenfenster, nicht an das Chorgewölbe, man hat sie nicht in einen halbvergefsenen Winkel eines Kreuz¬ ganges hinpostiert, sondern ihnen die erste aller Ehrenstellen ein¬ geräumt. Dieser Gedanke und seine einwandfreie Verwirklichung hat unsere vollkommenste Zustimmung erregt, und wir stehen nicht an, den Monte Santo in dieser Beziehung geradezu als mustergiltig zu bezeichnen. Doch, sind die drei erwähnten Gemälde auch die weit¬ aus wichtigsten, so sind sie nicht die einzigen, und auch nicht einmal die größten. Denn die ausgedehnten Seitenwände der Schiffe sind mit einer Reihe von gewaltigen Bildern aus¬ staffiert, von denen besonders das jeweilige Mittelbild wegen seiner ungewöhnlichen Größe sofort auffällt. Diese beiden allergrößten Seiten bilder, die wir meinen, sind nach unserer Schätzung je 8 m lang und etwa 5 m hoch, also Riesen in ihrer Art. Das eine von ihnen stellt die Geburt Christi dar, das gegenüberliegende die Anbetung der hei¬ ligen drei Könige. Es ist ein flotter Zug, der sich in den Entwürfen dieser Bilder zeigt; eine Fülle von Personen ist dort zu schauen, und die Farbenwahl dieser Gemälde kann wohl als eine überaus glückliche bezeichnet werden. Neben den beiden genannten Groß-Bildern befinden sich noch je zwei kleinere Bilder, die, obwohl etwa 4 m im Gevierte messend, gegen ihre ungeheuren Nachbarn dennoch bedeutend zurückstchen. Wie wir nachträglich vernommen haben, sollen alle diese Bilder und auch jene der Kapellen auf dem Wege herauf aus der Land eines und desselben Äealcrs stammen. Wir wissen seinen Namen nicht, aber das sagen wir: wir gratulieren dem Monte Santo, daß er diesen Maler erwählt, und dem Maler, daß er eine so würdige Stätte, wie es eben der Heilige Berg ist, für sein künstlerisches Schaffen gefunden hat. Hochaltar und Gnadenbild. Eine besonders gute Eigenschaft hat dieser Lochaltar: er steht nämlich sehr hoch, so daß der zelebrierende Priester tatsächlich um volle fünfzehn Stufen höher steht, als das Volk, ein Llmstand, der bei der großen Ausdehnung der Kirchenhallen gar sehr willkommen ist. Außerdem bietet diese hohe Lage einen sehr schönen Gesamtüberblick, den man von der gegenüberliegenden Eingangstüre hat, wenn man gegen den Lochaltar hinblickt. Sonst aber ist gerade am Lochaltare nicht gar so viel zu loben. Er ist offenbar für dieses mächtige Laus zu klein, und scheint uns bezüglich seiner Stilart nicht so recht zum Ganzen zu passen. Das Gnadenbild, das sich über dem Tabernakel be¬ findet, ist ein auf Zeder »Holz gemaltes, etwa ein Meter- breites und 70 cm hohes Gemälde, das uns in der Mitte ein Brustbild der allerseligsten Jungfrau bietet, die das göttliche Iefukindlein in ihren Armen trägt. Rechts be¬ findet sich der hl. Johannes der Täufer, der schon als bärtiger Mann dargestellt erscheint (während er in Wahrheit, doch nur ein halbes Jahr älter war als Jesus), links aber ein ehrwürdiger Greis, den einige für den heiligen Joachim ausgeben, von dem uns aber bestimmt gesagt wurde, daß diese Figur nicht Joachim, sondern den Propheten Isaias darstellcn solle. Übrigens ist das Gnadenbild meistens, nach südländischer Sitte, mit einem Vorhänge verdeckt; aber auch nach Ent¬ fernung des Vorhanges ist all das, was wir soeben ge¬ Monte Santo, Gnadenbild. Ph°t. s°r,. schildert, kaum mehr zu erkennen. Das Bild ist vom Alter fast ganz geschwärzt, wurde aber im Jahre 1912 durch das kunsthistorische Institut der k. k. Zentral¬ kommission restauriert. Dieses Gnadenbild steht mit der Er¬ scheinungsgeschichte in keinerlei Zusammen¬ hang. Ursprünglich, in den allerersten Jahren nach der Erscheinung, hatte man auf dem Altäre eine hölzerne Statue auf¬ gestellt, die sich jetzt im Oratorium der Franziskaner zu Görz befindet. Im Jahre 1544 aber schenkte der Kardinal Grimani von Aquileja dieses alte Bild dem Monte Santo; und wahrscheinlich nur diesem hohen Kirchensürsten zuliebe erhielt dieses Bild den Platz am Lochaltare, wo es sich bis heute befindet. Aus dem geht hervor, daß der Monte Santo, ähnlich wie Lourdes, Filippsdorf und andere Wallfahrtsorte, streng genommen, kein Gnadenbild im eigentlichen Sinne des Wortes sein eigen nennt. Ess sjs Ejs sfs sjs sjs EfS EfS Ess sjs DfS sfs EfS sjs sjs sjs sjs sjs Monte Santo sss sss sss Ess Ess sss sss sss Ess Ess sss sss Ess Ess sss sss Ißl Wir erlauben uns hier auf einen Unterschied aufmerksam zu machen: es gibt nämlich Gnaden orte und Gnaden bilder. Gnadenorte (im eigentlichen Wortsinne) sind jene Stätten, an denen irgend eine Erscheinung stattfand; die dort zur Erinnerung aufgestellten Bilder sind erst in weiterem Sinne Gnadenbilder zu nennen. Gnadenbilder (im eigentlichen Wortsinne) sind sinnfällige Darstellungen, deren sich Gott in augenscheinlicher Weise als Gnadenvermittler bediente. Durch die Ausstellung dieser Bilder an einem bestimmten Orte wurde dann dieser Ort erst zum Gnadenort (im weiteren Sinne.) Der Stufenaufgang zum Haupttore der Kirche. Das mag wohl ein wenig ungereimt erscheinen, daß wir heute vom Kircheneingange zu allerletzt reden, nachdem wir schon die Kirche in ihrer Gänze beschaut. Aber dennoch ist es tatsächlich so, daß die meisten Pilger zuerst alles an¬ dere, und dann erst den gegen Westen gerichteten Hauptein¬ gang der Kirche erblicken. Da sehen wir denn zunächst, daß die Vorderfront der Kirche im großen und ganzen nichts anderes ist, als eine einfach aus Quadersteinen zusammengefügte glatte Mauer, die oben in einen gespitzten Giebel ausläuft. Zwei runde Rosetten und einige Fenster bilden den geringen Schmuck, wenn man in diesem Falle das Wort Schmuck überhaupt in Anwendung bringen darf. Aber schön ist in dieser Vorderfront jedenfalls die elegante Eingangstüre, oder eigentlich das Mauer¬ werk rings um sie, und die darüber befindliche Marien- ft a t u e. Die Muttergottes scheint sich in dieser Darstellung ganz auffallend stark zur Seite zu wenden, gleichsam als ob sie, mit ihrem göttlichen Kinde spielend, diesem, das nach ihr hascht, auswcichen wollte. Zwei Englein knien verehrend ihr zu Füßen. Lind noch etwas macht uns diese Statue interessant. Vor etwa zwanzig Jahren geschah es, daß dieses, nur aus Sandstein gefertigte Standbild, das überlebensgroß ist, von seinem hohen Standorte etwa sieben bis acht Meter tief auf das Steinpflaster herabfiel, ohne sich dabei die geringste Ver¬ letzung zu holen.') Vor dem Kirchenportale dehnt sich zunächst eine ziem¬ lich große Plattform aus, die von sehr großen Bäumen überschattet ist. Mitten durch diese Plattform ein gepflasterter Weg, den links und rechts je drei Statuen säumen. Dann aber führt eine Doppelstiege, die ganz und gar aus mächtigen Quadern erbaut ist und einen prächtigen An¬ blick bietet, in die Tiefe, wo sich nebst mehreren Verkaufs¬ buden auch noch ein Gasthaus vorfindet. Linker dem Stiegenaufgange finden wir in der Mitte des Vorplatzes auch eine sogenannte Zisterne, einen Regenwasserbrunnen; denn auf dieser Bergeshöhe, die rings¬ umher als höchster fester Punkt erscheint, gibt es kein Quell¬ wasser; man muß das Regenwasser auffangen und filtrieren (reinigen). Das Wasser ist übrigens nicht schlecht. Es ist ja bekannt, daß man sich in vielen wasserarmen Gegenden der Erde in ähnlicher Weise behelfen muß. ') Nach einer mündlichen, gelegentlichen Mitteilung der hochw. Geistlichkeit am Monte Santo. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Vorsorge für die Pilger. Auf solch luftiger Bergeshöh', die weitab von allen menschlichen Ansiedelungen liegt, muß natürlich, wenn die Monte Santo, Portal der Kirche. Pilger anders ohne Furcht kommen sollen, für ihre Llntcr- kunft halbwegs gesorgt sein. Lind auch in diesem Punkte können wir der rührigen Wallfahrtsvorstehung nur alles Gute nachsagen. Da gibt es zuvörderst zwei große Gasthäuser, die Eigentum der Kirchenvorstehung, aber von fremden Wirten gepachtet sind, die in ihren weiten Räumen auch bei großem Zusammenflüsse des Volkes ein gut Teil der Pilger unter Dach und Fach zu bringen vermögen. Außerdem existiert noch ein separates Pilgerhaus, das unmittelbar von der Kirchenvorstehung besorgt wird, die außerdem noch in einem langen Trakte des Klostergebäudes zur Näch- tigung der Pilger Räume zugerichtet hat. Die Lagerstätten dieses Pilgerhauses sind nach drei Klassen eingeteilt, und zwar kostet ein Bett I. Klasse K 1'20, II. Klasse K —'70, III. Klasse K —30; gewiß bescheidene Preise! Zur In¬ standhaltung der Bettwäsche sind drei Wäscherinnen ange¬ stellt. — Pilgerhaus und Klostertrakt bieten zusammen 180 Betten. Wie wir hören, sollen diese Betten in den drei stärksten Wallfahrtsmonaten, August, September, Oktober, an den Samstagen so ziemlich bis aufs letzte Plätzchen belegt sein. II 162 Ess sfssfs ssT ssssss sfsSfssfssss sfs sfs sfs sfs sss sfs Monte Santo Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess sfs Ess Ess sfs sfs Ess sss sfs Ess sss Ess Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die Erscheinung der Muttergottes. In Gcrgar, einem kleinen Dorfe am nördlichen Fuße des jetzigen Gnadenberges, lebte im 16. Jahrhunderte still und verborgen, ungekannt ein schlichtes Bauernmädchen, namens Arsula Ferligoiniza. — Auf sie fiel der Blick der Himmelskönigin, als es sich darum handelte, ein geeignetes Werkzeug für die Ausführung ihrer gnadenreichen Pläne zu finden. Es war im Jahre 1539, und zwar an einem Sams¬ tage, als Arsula Ferligoiniza die Schafherde ihrer Eltern, langsam vorwärtsdringend, gegen die Spitze des Berges Tkalnica hinaufgetriebcn hatte. „Stalnica" aber war ehedem der volkstümliche Name für den heutigen Monte Santo. Das Lirtenkind war fromm erzogen, und verbrachte einen Teil der vielen Zeit, die ihr reichlich zu Gebote stand, mit frommen Gebeten. So tat sie auch damals an jenem denkwürdigen Samstage. Auf das andachtsvolle Beten des unschuldigen Kindes sah mit innigster Freude eine erhabene Zeugin hernieder: Maria, die Mutter des Lerrn. And sie würdigte sich, in herrlicher Lichtgestalt sich den Augen der Kleinen zu offen¬ baren. Mit ihrem göttlichen Kinde auf den Armen, stand sie oder schwebte vielmehr, von flammendem Lichte umgeben, plötzlich vor dem überraschten Lirtenkinde. Jäher Schreck fuhr der armen Seherin durch die Glieder, als die herrliche vor ihr stand; aber der Schrecken wich der Freude, die Freude dem seligsten Entzücken, als die erhabene Frau mit einem lieblichen Lächeln und herzgewinnender Freundlichkeit ihre erkorene Botin die Worte vernehmen ließ: „Sage dem Volke, es möge mir hier ein Laus erbauen und mich um Gnaden bitten." Die Kleine bebte, da sie solchen Auftrag vernahm und ihre Miene, ihr Benehmen zeigte nur zu klar, daß sie vor der Ausführung zurückschrcckc. Da ward sie abermals ge¬ tröstet und gestärkt und erhielt die nachdrückliche Zusage, daß sic, die Limmelskönigin, ihrer Sendung einen außerordentlichen, ja wenn nötig auch wunderbaren Schutz verleihen werde. Nach einem anderen Berichte soll die allerseligste Jungfrau noch hinzugefttgt haben: „Sage den Leuten, sie werden beim Bauen der Kirche einen Fund machen, der sie davon überzeugen wird, daß die Errichtung dieses Gottes¬ hauses tatsächlich mein Wille sei". -- Wir werden von diesem Funde noch berichten. Da ging die neue Botin, von ungeahntem Mute beseelt, ans Werk. And in allen umliegenden Dörfern sowie auch in der Stadt Görz verkündete sie den sonderbaren Auftrag, den sie erhalten hatte, und erzählte die Vision, die sic auf der Bcrgcsspitze geschaut. Anter dem Volke rief dieser begeisterte Aufruhr der jugendlichen Seherin unbeschreibliche Aufregung hervor. Die einen schenkten ihr, wie dies immer zu geschehen pflegt, alsbald ihren vollen Glauben, die andern schalten sie eine Betrügerin oder eine überspannte schwärmerische Person, die von religiösem Wahnsinne befallen sei. Da das Interesse, das man der völlig neuen und überraschenden Sache entgegenbrachte, allseits überaus groß war, sahen sich auch die Behörden, die weltlichen sowohl als die geistlichen, veranlaßt, einzugreifen. Den Anfang machte, wie es meist bei derlei Dingen geschieht, der Arm der weltlichen Gerechtigkeit. Kein geringerer als der Reichs- vcrweser der Grafschaft Görz war es, der gegen das junge Bauernkind in die Schranken trat: er ließ sie verhaften und in sicheren Gewahrsam bringen. Abrigens sagt man, daß dieser Reichsverwcscr der Grafschaft Görz, Gabriel von Salamanka, Graf von Ortem- burg, nicht aus Anglauben und Böswilligkeit, sondern aus Vorsicht und mit dem besten Willen, die Wahrheit zu er¬ fahren, in derart strenger Weise gegen die Botin des Limmcls vorgegangen sei. Das Hirtenmädchen befand sich also hinter Schloß und Riegel. Antcrdessen ging halb offiziell, halb neugierig eine kleine Gruppe von Lerren auf den Berg hinauf, um die Sachlage und die Örtlichkeit dieser vorgeblichen Erscheinungen zu studieren. Wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie auf der Bergesspitzc das Hirtenmädchen bei ihren Schafen fanden, das Hirtenmädchen, das sic doch im Kerker vermuteten. „Wie bist Du hierhcrgckommen?" „Die Muttergottes hat mich befreit, und mich, ich weiß' selber nicht wie, hierhergebracht!" „Närrin, Betrügerin! Ausgemacht hat Dir jemand, durchgebrannt bist Du, entflohen! Komm' nur wieder, komm' mit uns, wir wollen Dich wieder in Dein gesichertes Leim geleiten!" So kam das Mädchen zum zweiten Male in die Strafzelle. Sic wurde gut bewacht. Doch als man sie am nächsten Tage zum Verhör holen wollte, fand man das Gefängnis leer, die Schlösser und Riegel tadellos. Merkwürdig! — Bald eilten Leute aus Neugierde und auch in der Erwartung, die Vermißte auf der Bcrgcshöhe zu finden, die steilen Länge hinan. And siehe da, wieder fand man das Kind bei seinen Schafen, versunken in Andacht. Da ward es zum dritten Male ins Verließ geführt, und mit aller erdenklichen Sorgfalt bewacht. Doch die All¬ macht des Lerrn war stärker als die Lut der Menschen: Zum dritten Male ward das Lirtenkind von geheimnisvollen Mächten zum Orte der Erscheinung emporgetragen. Nun er¬ faßte freudiger Schreck auch die bisher noch Zweifelsüchtigen und Angläubigen. Sogar die Obrigkeiten, sowohl die geist¬ lichen, als auch die weltlichen, waren nunmehr der Ansicht, daß hier nicht Menschenbetrug im Spiele sei, sondern daß der Finger Gottes walte. Monte Santo und Lourdes. Ganz auffallend ist die große Ähnlichkeit, die zwischen dieser Muttergotteserscheinung am Skalnitzaberge und jener hochberühmten Offenbarung in Lourdes besteht. Lier wie dort wird ein junges Mädchen zur Vermittlerin der Gnaden erwählt, dazu ein armes Mädchen, ferner obendrein ein L i rt e n mädchen (da auch Bernadette Soubirous bis zur Zeit der Erscheinung als Hauptgeschäft das Schafweiden gehabt sss sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs GfT sss sss sfs sfs sfs sfs EfS Monte Santo SfSSsSSfSSfSEfSSfSEsDSsSSsSEfSSfSEfSSfSSfSSfSSfT I6Z hatte). Das Lirtenvolk scheint bei der allerseligsten Jungfrau Maria in sehr hohem Ansehen zu stehen; vielleicht leitet sich diese Zuneigung schon von Bethlehem her. Beide Mädchen erhalten den Austra g, einen K irch e n bau zu veranlassen, beide erhalten die Zusicherung von Gnaden. Beide er¬ ledigen ihre Aufgabe und machen dabei dieselben Erfahrungen: sie werden als krank oder betrügerisch verrufen. Beide werden vor das Tribunal der öffentlichen Gerichte geschleppt, für beide geht die Angelegenheit zum größten Ruhme aus, herrliche Ä e ilig tü m er erheben sich auf den Rus dieser schwachen Mädchen hin auf Bergen und Felsen, die bis dahin verödet und vergessen waren. Wir tragen kein Bedenken, diese augenscheinlichen Be¬ rührungspunkte beider Entstehungsgeschichten als einen kleinen Beweisgrund für deren Echtheit mitanzuführen; sie tragen sozu» sagen — man verzeihe uns den etwas modernen Ausdruck — „die Fabriksmarke" Anserer Lieben und planiert werden. Riesige Felsenmassen waren wegzusprcngen. Stellenweise gingen diese Erd- und Gesteinsbewegungen 10m tief. Aber der Eifer der Unternehmer war unbesieglich. Daß der Kirchenbau selber ganz enorme Schwierig¬ keiten bot, wird jeder leicht einsehen, der die stattliche Berg¬ pyramide mit eigenen Augen gesehen und selber schon die langen Bergpfade steil bergan gepilgert ist. Alles Wasser, alles Holz, aller Kalk, alles Eisen mußte, vielfach durch die persönlichen körperlichen Anstrengungen der Pilger, dort hinaufgeschafft werden. Es war ein glanzvolles Werk mensch¬ licher Opserwilligkeit. Auch die Geldmittel stossen unerwartet reichlich. Das ganze Anternehmcn zeigte unleugbar den Stempel des reichsten Gottessegens. Monte Santo, Inneres der Kirche. W°t. M°z»cco, G°rz. Ausblick auf den Lochaltar und das große Gemälde der Erscheinung Mariens. Vorne der freistehende Doppelaltar in der Mitte der Kirche. In fünf Jahren stand die Kirche am Berge fertig da. And schon gehörte der Monte Santo zu den besuchtesten Heiligtümern des ganzen Landes. Frau an sich. Sie liebt es, gerade in dieser Art ihre Gnadenerweise einzuleiten; verstärkt wird dieser Amstand noch dadurch, daß auch andere Wallfahrtsorte, obgleich nicht gar so auffallend, ähnliche Momente in. ihrer Entstehung häufig genug aufweisen. Der Bau der Kirche. Die bisher so öde Bergesspitze war plötzlich zur Berühmtheit geworden, und die Hänge des Berges, den sonst selten ein Fuß betrat, erfreuten sich nun gar vieler Besucher. Jeder wollte die Stelle beschauen, wo Maria gestanden, den Ort, den sie selber zur Gnadenstatt er¬ koren, wo sie mit klaren, zweifellosen Worten den Bau einer Kirche gewünscht. Schnell fertig waren die Eifrigsten, und zimmerten eine provisorische Holz¬ kapelle und stellten ein hölzernes Bild Mariens hinein, so gut sie cs eben fanden. Aber unterdessen berieten sich die Bedächtigen, wie sie dem Wunsche Anserer Lieben Frau in würdigerer Weise nach¬ kommen könnten. Ein großes Werk fürwahr verlangte die Himmlische von den Görzern, aber das wußten sie alle: wer einer solchen Stimme gehorcht, den werden die Opfer, die er bringen muß, nimmer reuen. And so bildete sich denn alsbald eine Vereinigung von Bürgern, an deren Spitze Graf Attems stand, die es sich zu ihrem Ziele setzte: Was Maria ge¬ wünscht, wir stellen es her: dort auf den Bergesgipfel hinauf kommt eine Kirche! And — es soll kein Pfuschwerk werden ! Den edlen Entschlüssen folgten in kürzester Frist ener¬ gische Taten. Vor allem mußte das Terrain fundamentiert Der merkwürdige Stein. War es Lohn? War es Ermunterung? War es ein Äimmelszeichen? Während der Ebnung des Platzes stießen die eisernen Lebestangen an eine festsitzende Gesteinsmasse, die erst nach großen Anstrengungen wich; aber siehe da! Es war ein glattpoliertcr Stein von gelblicher Farbe, auf dessen Amrandung in altertümlichen Schriftzeichen der englische Gruß geschrieben stand, daneben verschiedene Symbole, als Taube, Palmen re. Das Erstaunen und die Freude über solch unerwarteten Fund war allseits eine große. Ver¬ geblich müht sich der Mcnschenwih, einen stichhältigen Grund 11* 164 Ess sfs sss sfs sjs sfs Ess sss sfs sfs sss sfs Ess sfs sss sfs Monte Santo sss sfs sfs Ess sss sjs sss sss Monte Santo Efs sfs sfs sfs sss sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs sfs Mariens Gnadenlicht in lieblicher Weise zeigen wollte. Da er nämlich das Bild erschaute, ward sein Herz von namenlosem Jubel ergriffen, und der überwallenden Freude voll rief er aus: „Ich werd' ein Christ, ich werd' ein Christ!" — Lind er ging hin und ließ sich unterrichten und ward ein Jahr darnach getauft. Ihm war Maria zum Morgenstern des Paradieses geworden! — Ganz Görz war im Hellen Jubel, daß Maria „übers Gebirge gegangen"; und mit Elisabeth rief man mit Staunen aus: Woher kommt mir dies, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? (Lukas 1, 43.) In der Stadt bestanden damals zwei Fraucnklöster mit strenger Klausur, die A r s uli n n e n und die Kl a r is si n n e n Die frommen Bewohnerinnen dürfen nach ihrer Klosterregel ihren Fuß nicht über die Schwelle des Laufes setzen. Aber sie hatten es sich erbeten, daß das verehrte Bild wenigstens für ein kurzes Stündchen zu ihnen getragen und in ihrer Mitte verehrt werden dürfte. Man kann sich die Freude dieser Klosterfrauen denken, da diese Bitte gewährt ward. Aber Nacht wurde das Bild noch in der Pfarrkirche Salkano belassen, am nächsten Morgen jedoch in einem glorreichen Triumphzuge bergan getragen. Dort wurden dann eine ganze Woche hindurch erhebendste Feierlichkeiten abgehalten. Nicht weniger als 130.000 K o m m u n i k a n t e n empfingen in dieser Woche die heiligen Sakramente. Wie hochgeschätzt diese Wallfahrtsstätte war, geht auch aus dem imstande hervor, daß bald darnach das Fest der Erscheinung am Monte Santo alljährlich am dritten Sonntage nach Pfingsten mittels einer eigenen heiligen Messe und eines besonderen Offiziums (Breviergcbct der Priester) gefeiert werden durfte. Jedenfalls ein sicheres Zeichen, daß man in Rom von dem übernatürlichen Ursprünge dieses Wallfahrtsortes voll und ganz überzeugt war. Das Ende der Herrlichkeit. Anter den zehn Plagen, die über das unglückliche Land Ägypten heraufbeschworen wurden, lesen wir im zweiten Buche Mosis auch folgende: Es sprach der Herr zu Moses: „Strecke Deine Land über das Land Ägypten nach der Leu sch recke, daß sie komme und alles fresse.... Lind da es Morgen ward, er¬ hob der brennende Wind die Heuschrecken.... und sie be¬ deckten den ganzen Boden des Landes und verwüsteten alles, und so ward gefressen jegliche Frucht, und nichts Grünes blieb übrig an Baum und Kraut." (II. Mos. 10, 12.—15.) Ist's unrecht, sich dieser Schriftstellc zu erinnern, wenn man an das wüste Walten und Wüten der josefinischen Zeit gedenkt? Nur in der kleinen Görzer Provinz allein wurden vernichtet: das Kloster der Konvcntualcn des hei¬ ligen Franziskus, jenes der ehrwürdigen Klariffinnen, die Heimstätte der Karmeliter-Barfüßer am Hügel Castagnavizza, die Dominikanernicdcrlassung zu Fara, die mehr als tausend¬ jährige Bencdiktinerinncn-Abtci zu Monastcro: „Die Völker sinnen Empörung, die Erdenkönige erheben sich, es kommen zusammen die Fürsten wider den Herrn!" (Psalm 2, 1. 2.) Auch über den herrlichen Berg Mariens kam der ge¬ fräßigen Heuschrecke furchtbare Plage. Am 30. April des Jahres 1785 ward dem Monte Santo in Wien das LI r teil des Todes geschrieben. Es ward nach Görz geschickt ans Landesgubcrnium, und wohl mit ingrimmigem, vielleicht verstecktem Hohnlachen brachte cs der Krciskommissär dem hochadeligen Dompropst Baron von Codelli . . . And man machte sich auf, den Berg der Gottesmutter seines Schatzes zu berauben. Das Bild ward gehoben, am nächsten Morgen um halb 5 Ahr zelebrierte der genannte Dompropst noch eine heilige Messe am Monte Santo, dann wurden sämtliche Altäre exsekriert, das heißt entweiht, indem man die Altarsteine herausriß, und endlich setzte sich der sonderbare Zug in Bewegung. Sonderbar sagen wir! Denn wir haben dergleichen bei keinem einzigen Wallfahrtsorte ähnlich gelesen. War da in Salkano damals ein Kaplan namens Nag.lin. Der nahm das nicht ganz leichte Bild auf den Kopf und trug es so hinunter bis nach Salkano! And links und rechts von ihm schritt, ihn bewachend, eine Militäreskorte! — Wir sind der Privatansicht, daß jener gute, kräftige Kaplan damals ein sehr ehrenwertes Werk vollbrachte, denn wir denken, daß er selber dieses Bild mit großer Anstrengung deshalb trug, damit es wenigstens die eine Ehre hätte, von Priesterhänden getragen zu werden, und damit es nicht von zusammcngelau- fenen Soldaten achtlos und ehrlos bergab geschleppt würde. — Welch ein Anterschied zwischen jener pomphaften Krö¬ nungsprozession vom Jahre 1717 und dieser sang- und klang¬ losen Talfahrt! In Salkano ward das heilige Bild auf einen Nebcn- altar postiert und blieb unterdessen daselbst. Zerstörung der Kirche. Droben am Berge ward unterdessen gründlicher Kehr¬ aus gemacht. Den Klostcrleutcn ließ man einige Paramente und Bücher und Kleider und sogar das Leben, und schickte sie nach Görz in das ehemalige Kloster der Franziskancr- Konvcntualen; späterhin wurden sie in das aufgehobene Karmcliterkloster Castagnavizza abtransportiert, wo sie bis heute ein Heim besitzen. Die Kirchen- und Klosterbaulichkeiten am Berge aber wurden regelrecht verschachert. Einer, der die wenigen nutzbaren, mageren Gründe am Berge droben bewirtschaften wollte, kaufte alles, wie es lag und stand, um 3000 Kronen zusammen (der Aufbau hatte etwa dreihundertmal mehr ge¬ kostet!) und übernahm dazu noch die strenge Verpflichtung, das Kirche ngebäu de gänzlich zu demolieren. Der Mann hatte guten Willen, gute Spitzkrampen und gute Arbeiter, aber als er nach Abtragung des Daches an die massiven Kirchcnmaucrn kam, stellte er die Arbeit ein. Man hatte beim einstigen Aufbau wahrlich keine Not an Steinen gehabt und hatte munter und fest gebaut; das nicdcr- zureißen, wäre beinahe eine Herkulesarbeit gewesen. And so blieben die Mauern stehen. Das Klvstcrgebäude jedoch, sowie das Pilgerhaus wurden bis auf wenige Reste demoliert. Das Volk aber kam auch jetzt noch zu den öden Ruinen und betete und seufzte um Wiederherstellung dessen, was es hier verloren! Ess sfs Ess sss sfs Ess Ess Ess sjs Ess Ess sjs Ess sss sfs Ess Ess Ess Monte Santo EssssssssssssssEsTEsTEssssDsssssssssEsssssDsDLss Die Geburt Christi. Die Anbetung der heiligen drei Könige. dh°t. Majllci», Gorz. Zwei Koloffalgemälde (jedes ca. 8 m lang) an den Wänden der Kirche am Monte Santo. „Ich aber stand am Berge wie früher!" Kaum hatte Kaiser Josef I!. im Jahre 1790 den Schau¬ platz seiner irdischen Tätigkeit verlassen, so regten sich sofort in den südlichen Ländern der Monarchie die allseitigen Wünsche nach der Wiedereröffnung des geliebten Monte Santo und anderer kassierter Andachtsstätten. Das Majestätsgesuch erhielt eine vom 15. Februar 1793 datierte kaiserliche Antwort, die den Wiederaufbau des Monte Santo erlaubte. Sehr bezeichnend für die Wirtschaft der Kirchenstürmer ist in dem Dekrete die folgende Stelle: „anordnend, daß die nötigen Auslagen zur Restaurierung der Kirche, sowie für die künftige Erhaltung derselben, da man nicht dem Re- ligionsfonde zur Last fallen könne, welcher samt der Besteuerung des Klerus kaum ausreicht, um die unum¬ gänglichen notwendigen Ausgaben zu decken, mittels frei¬ williger Beiträge bestritten, gar kein Zwang angetan, noch zu diesem Bchufe förmliche Sammlungen eingelcitet werden sollen." Wir entnehmen daraus folgendes: 1. Der Rcligions- fonds, der doch das Ergebnis einer vielfachen Ausraubung der Klöster war, und der auch den Monte Santo eingestrichen, erklärte sich für unfähig, den Schaden gut zu machen, den er angerichtct, oder das hcrauszugcben, was er genommen! 2. Man Hatte eine hohe Meinung von der Opfer¬ willigkeit des Volkes, weil man annahm, daß ohne förm¬ liche Sammlung so viel zusammenkommen würde, um solch ein Riesenwerk wiedcrherzustellcn. And diese offizielle Voraussetzung erfüllte sich in einer geradezu b e w u n d c ru n g s w ü r d i g e n W e i s e. Man denke nur: Im Frühjahr 1793 stehen am hohen Berge droben nur die kahlen Kirchcnmaucrn. Es ist kein Kreuzer Geld da, kein Plan. And in einem halben Jahre draus wird die neue Kirche ein geweiht und fünfzigtauscnd Menschen wohnen der ersten heiligen Messe am Berge droben bei! Welch ein vernichtendes Volksurtcil über die Wiener Wirtschaft! Geradezu genial muß der Einfall bezeichnet werden, daß man damals unter die große Marienstatue am Äaupt- portalc die Worte der Äeiligcn Schrift einmeißeln ließ: »L Z o sutem stetiin monte sicutprius!« „Ich aberstand am Berge wie früher" (Deut. 10,10.), ein friedlicher, aber zugleich majestätischer Siegesruf der mächtigen Gottcsbraut. N c u e stc Ereignisse. Am das schnelle Zustandekommen dieser Wiederherstellung hatte sich mit staunenswerter Energie der Weltpri ester Josef von Giro n koli angenommen. Er war es auch, der nunmehr als erster Kirch en direktor am Monte Santo angestcllt wurde. Mit allem Eifer sorgte er für das ncu- erstandene Bergheiligtum. Ihm folgten dann andere Weltpriester in der Verwaltung der Kirche, und so blieb es, bis an der Wende des zwanzigsten Jahrhunderts im Jahre 1900 die Franzis¬ kaner für die immer mächtiger anwachsende Wallfahrtsseelsorgc auf die luftige Stätte berufen wurden. Wir begreifen, daß mit diesem Ereignisse ein g c w a lt i g c r A u fsch w u n g im Wall- fahrtslebcn begann, der segensreich anhält bis zum heurigen Tage. Notwendigerweise mußten für die neuen Bewohner ent¬ sprechend große Klosterräumc geschaffen werden. Gleichzeitig wurde der Bau dcsneucnPilgcrhauses in Angriff genommen, da sich das frühere in mehrfacher Art als nicht mehr genügend erwiesen hatte. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts sah der Monte Santo unter anderem drei besonders große Prozessionen. Die erste fand im Jahre 1872 statt; der greise Fürst¬ erzbischof beteiligte sich persönlich daran; vierzigtausend Menschen begleiteten ihn zum Throne Mariens empor. Es galt damals für den seines Landes beraubten Lciligcn Vater in Rom feierliche Fürbitte einzulegcn. Der Monumental- 168 sfs sfs sss sfs sjs sss sfs sss Ess sfs sss sfs sss sfs sjs sfs Mont»! Santo sfs sfs sss sjs sfs sfs sjs sss sss sfs sfs sfs sfs Gfs sfs sss sjs sfs Altar in der Mitte der Kirche und zwei neue große Glocken sind die Erinnerungszeichen an diese Festlichkeit. Die zweite, mindestens ebenso starke Prozession bewegte sich im Jahre 1890 über die Länge des Monte Santo. Die eigentliche Veranlassung zu dieser außerordentlichen Wallfahrt ist uns nicht bekannt. Die dritte Maffenprozession war ein Freudcnecho und Dankesjubel für die vor hundert Jahren stattgehabte Wiedereröff¬ nung des Monte Santo; sie wurde (weil sic im Jubeljahre 1893 wegen andauernd starken Epidemien nicht zustandekam) im darauf¬ folgenden Jahre 1894 mit großem Prunke unternommen. Bemerkt soll noch werden, daß derersteKardinal aus dem slowenischem Volke Dr. Jakob Missia auf seinen besonderen Wunsch hin am Monte Santo, den er im Leben sosehr geliebt, nach seinem Hinscheiden von dieser Welt begraben wurde. Die Slowenen verehren bis heute noch mit großer Liebe diesen tugcndreichen, energischen Vertreter der Sache Christi. Statistisches. Nach st e Iubiläumsjahre: 1917 200jähriges Jubiläum der Krönung. 1939 400jühriges Jubiläum der Entstehung. 1943 150jähriges Jubiläum der Wiederherstellung des Wallfahrtsortes. 1944 400jährigesIubiläumderKonsekration der erstenKirche. Ständige Priester: 6 bis 7 Franziskaner von Heiligenkreuz, Kramer Provinz. Heilige Messen fremder Priester jährlich: Zirka 300. Kommunikanten jährlich: 36.000 bis 47.000. Besucher jährlich: Gegen 100.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: ca. 15. Lauptfest: Fest der Erscheinung der Muttergottes am Heiligen Berge (lil. S. n. Pfingsten.) Stabile Devotionalienhändler: 16. Gasthäuser: 2 (Klostereigentum, verpachtet.) Die Frequenz des Wallfahrtsortes ist steigend. Das Personal der Bergfchule besteht gegenwärtig aus einem Priester (der Lehrer und Katechet zugleich ist) und 4 Schülern (hievon 3 Knaben und ein Mädchen). Sie ist schon ihrer natürlichen Lage nach unter die Hochschulen zu rechnen. Zufahrten. Wien (Südbahnhof) Görz (Südbahnhof) — über L a i- b a ch. Schnellzug 13V- St., K 32.—, Personenzug 20 St., K 24.70. Wien (Westbahnhof)—Görz (Staatsbahnhof) — über A m st e tten, Aßling. Schnellzug 13 St., K 24.40, Personen¬ zug 22 St., K 20.—. Wien (Südbahnhof)—Görz (Staatsbahnhof) — über Leoben, Klagenfurt, Aßling. Schnellzug 12 St., K 24.40, Personenzug 18 St./ K 18.60. ('Also schnellste und billigste Fahrt.) Wien (Westbahnhof)-Görz (Staatsbahnhof) — über Schwarzach (Tauernbahn) zum Teil Schnellzug, zum Teil Personenzug. 18 St., K 20.80. Benachbarte Wallfahrtsorte. Monte Santo— L u s chari. Görz (Staatsbahnhof)— Aßling (umsteigen)—Tarvis; oder noch eine Station weiter bis Saifnitz. Görz—Tarvis 4 St., K 4 90. Monte Santo —Insel Barbana. Bahnfahrt von Görz (Südbahnhof)—Monfalcone—Villa Vincentina—Belvedere. 2'/- St. K 2.20. Monte Santo-Tersat (bei Fiume.) Von Görz (Süd¬ bahnhof) über Nabresina (umsteigen)—St. Peter in Krain (um¬ steigen)—Fiume. 5 St., X 6.70 (Personenzug.) Monte Santo-M ariahilf in Brezje. Görz (Staatsbahn¬ hof) über Aßling (umsteigen) nach Radmannsdorf. 2V« St>, K 4.20. Literatur. pasconi, disk. eccl. Vsnetils 1746. 4". Der Hl. Berg b. G., Verl. Franz.-Kloster, 1908, 8", 28 S. Kaltenbäck, Mariensagen, 128. Austria-Kal. 1845, 192. Ave Maria, Linz, Iahrg. XIII, 45. Reg. Mar. Kal. 1906, III. Rudnik i,Dieberühmt.Wallstsort.,Paderborn1891 S. 152. St. Angelablatt, IV, 64. Mitt. d. Zent.-Kom. 1886, XXXIV. St. Norbertusblatt 1898, 168. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866, I, 84. Lcbsmatismus prov. 8. Lrucis 8. L. kfiancisci, Ljublana. Kurze Erwägung. Betrachten wir in der wunderschönen Entstehungs¬ geschichte des Monte Santo das Vorgehen der allerseligsten Jungfrau. Sie hat die Gründung eines großen Wallfahrts¬ ortes vor. Mit welchen Mitteln arbeitet sie da? Mit den geringsten, schwächsten Werkzeugen. Sie wählt ein Mädchen hiezu, nicht einen Mann, wohl deshalb, weil das Frauen¬ geschlecht als das schwächere gilt. Sie wählt sich ein junges Mädchen, nicht ein schon im Denken und Handeln herangereiftes. Sie wählt ein armes Mädchen, nicht aber ein reiches. Sie wählt sich ein Hirtenmädchen, nicht eine Prinzessin; überhaupt scheinen die himmlischen Wesen gerade für den armseligen Hirtenstand große Vorliebe zu haben. Sie läßt dieses Mädchen um ihrer guten Sache willen mancherlei leiden: Verfolgung, Verleumdung, ja selbst Kerkerhaft. Sie führt aber alles schließlich zu einem glor¬ reichen und sogar raschen Ende. Denn schon in fünf Jahren stand der gewaltige Bau auf der Bergeshöhe fertig. Wieder glänzt hier, wie auch sonst gar häufig, aus der Geschichte der Wall¬ fahrtsorte die wundersame Lehre von der unbedingten Not¬ wendigkeit der Demut heraus. Lind der verständig lauschende Mensch hört aus dieser Geschichte dieselbe Mahnung, die ein schönes Volkslied in die Worte kleidet: Mit dem Herrn fang' alles an! Kindlich mußt Du ihm vertrauen. Darfst auf eig'ne Kraft nicht bauen; Demut schützt vor stolzem Wahn; Mit dem Herrn fang' alles an! Die sich ihn zum Führer wählen, Können nie das Ziel verfehlen, Sie nur geh'n aus rechter Bahn : Mit dem Herrn fang' alles an! Gebet. (Aus dem Meßbuche der katholischen Kirche.) O Herr, der Du den Hoffärtigen widerstehst und Deine Gnaden nur den Dcmutsvollen gewährest: Verleihe uns der wahren Demut heilige Tugend, deren leuchtendes Beispiel Dein eingeborener Sohn uns so wundersam gezeigt hat; damit wir niemals durch eitles Wesen Deinen göttlichen Unwillen herausfordern, sondern durch wahre Demut Deiner Gnadengütcr teilhaft werden und durch Lbung wahrer Herzcnseinfalt himmlischen Reichen entgegengeführt werden mögen. Durch Christum unfern Herrn. Amen. Ess sss sss Ess Ess sss sss Ess Ess Ess Ess sss sss sss Ess sss sss sss Monte Santo sss Ess Ess Ess sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess 169 Kostanjevica^) (bei Görz). 32.000 Kommunikanten. Vor Jahren rauschte manch' Kastanienbaum Allhier verehrend um das Gnadenbild; — Des Laines Pracht verflog als wie ein Traum — Doch immer lächelt noch Maria mild. Trotz seiner ganz bedeutenden Kommunikantenanzahl können wir dieses Franziskanerkloster nicht als eigentlichen, selbständigen Wallfahrtsort betrachten, sondern bloß als An¬ hängsel oder Vorwerk oder wenn wir einen modern-fremd¬ wörtlichen Ausdruck wollen: als Dependance vom gewaltigen Monte Santo auf der benachbarten Bergeshöhe droben. Eigentliche Prozessionen werden nach Kostanjevica nicht ver¬ anstaltet, doch besuchen sehr viele Pilger, die den Monte Santo besteigen, früher oder später die Klosterkirche. Auch scheint dieses so knapp an der Stadt Görz liegende Franzis¬ kanerkloster für die Einwohnerschaft von Görz ein beliebter und sehr besuchter Beichtort zu sein. Örtliche Lage. Östlich von der Stadt Görz, auf einer mäßigen Er¬ hebung, die eine relative Höhe von 60 m aufweist, erblickt man eine Kirche, die von den Einwohnern von Görz kurzweg Kapela genannt wird. Einen anderen Titel weiß man im Volke kaum. And doch heißt diese Kirche sowohl in allen Büchern und auch auf der Landkarte Kostanjevica, italienisch Castagnavizza, zu deutsch Kastanienwald. Mit Recht hat das Volk dem Orte diesen Namen entzogen, denn Kastanien sucht man ver¬ geblich dort droben. Doch dürfte zweifellos in früherer Zeit eine derartige Anpflanzung bestanden haben. Die sieben Aufstiegs-Kapellen. Dem frommen Waller, der von der Stadt Görz aus nach Kostanjevica schreitet, begrüßen am Wege dahin sieben Kapellen, die mit Ausnahme der letzten, obersten sämtlich irgend ein Geheimnis aus dem Leben der Gottesmutter Maria zur Darstellung bringen, und zwar von der Stadt aus gerechnet der Reihe nach: Mariä unbefleckte Empfängnis, Geburt, Verkündigung, Reinigung, Himmelfahrt, Rosenkranz¬ königin. Die oberste Kapelle zeigt Christus am Kreuze und Maria Magdalena daneben. Die Gnadenkirche. Von außen ist diese vielbesuchte Kirche nicht gerade großartig zu nennen und macht mit ihren kleinen Fenstern keinen übermäßig vornehmen Eindruck. Doch entschädigt dafür einigermaßen das Innere. Wir haben da eine hohe breite Halle im Rokokostile vor uns. Die Kirche dürfte gegen 1000 Personen Fassungsraum haben. Die Seitenwände und ins¬ besondere die Decke sind ganz und gar mit reichster Stuckverzierungen überladen, auf denen stellenweise (echte Kinder der Rokokozeit) verschiedene Engelsfiguren ihre Turnübungen machen. An vielen Stellen verdichten sich die Phantastischen Stukkaturen zu sc sten, reichgezierten, großen Rahmungen, in denen verschiedene farbenprächtige si Andere Schreibart: Castagnavizza. Fr e sko g em ä l d e des Beschauers Blicke mit Recht an sich fesseln. Das schönste aller dieser Gemälde, oder um genauer zu sagen, das auffallendste, das uns von der Höhe des Chorbogens cntgegengrüßt, ist ein halbkreisförmiges Bild, das nns An sere Liebe Frau von Kostanjevica vorstellt, wie sie (der Arsprungsgcschichte gemäß) mit ihrem Gotteskindlein im Schatten eines Baumes sitzt, während hilfsbefliffene Engel ihr verschiedene leidende Menschen zuführen. Ein recht sinniges, erbanliches Bild! Der Hoch¬ altar selber, der in einer mit Rundbogen geschlossenen Nische steht, ist ein ziemlich hochanstrebender, enger, und für die Höhe der Altarnische sogar zu hoher Bau, der in seiner Mitte das Gnadcnbild zeigt. Dieses Bild nimmt insoferne unter den verschiedenen Gnadenbildern eine besondere Stelle ein, da es ein auf Stein gemaltes Bild der aller¬ seligsten Jungfrau ist; also eine verhältnismäßig seltene Dar¬ stellungsart. Von dem Bilde, das etwa I m hoch ist, sind übrigens nur die beiden Köpfe zu sehen, alles übrige ist mit einer Art Schild verdeckt, über den sich kostbare Weihe¬ geschenke als Ehrenzierat ausbreiten. überdies ist das Bild meistens noch mit einem Vor¬ hang bedeckt, der nur bei öffentlichen Gottesdiensten und sonst zu besonderen Zeiten entfernt, das heißt aufgerollt wird. Die Kirche enthält noch zwei Seitenkapellen. Sie ist recht gut und nett erhalten. Nebenbei erwähnen wir noch das Vorhandensein einer Gruft mit sechs Särgen der franzö¬ sischen Königsfamilie Bourbon. Für viele Besucher ein hochinteressanter Anziehungspunkt, — für uns selber weniger. Die Särge sind uns zu kalt und öd, Äs daß sie unser Herz besonders erwärmen könnten. Aus der Geschichte des Gnadenortes. Die Arsprungsgcschichte des Gnadenortes ist recht lieblich und anziehend, doch nicht außerordentlich. In der Nähe der vierten Aufstiegskapelle steht noch heutzutage eine sehr alte, knorrige Rieseneiche. Sie dürfte sicherlich schon in jener Zeit, da das Gnadenbild als solches bekannt wurde, an ihrem jetzigen Standorte dagewcsen sein. Dort bei dieser Eiche soll nämlich zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts ein Kastanienwald gewesen sein, und inmitten dieses Kastanien Waldes eine Hirten Hütte; an der Mauer dieser Hütte hatte irgend eine, nicht ungeschickte Künsterhand jenes Marienbild auf eine Stein¬ platte gemalt, das heute noch als Gnadenbild verehrt wird. Zu diesem Steinbilde faßte eine sehr gottesfürchtige Jungfrau innigstes Vertrauen und besuchte es häufig in großer Andacht, ihrem Beispiele folgten andere, und so geschah es mit der Zeit, daß man (cs war dies im Jahre 1623) eine Kapelle hinbaute, die vom Volk allgemein Kapela ge¬ nannt wurde. Der Zuzug zu dieser Kapelle wurde aber in den folgenden Jahrzehnten ein so bedeutender, daß man im Jahre 1654 ein vergrößertes, erweitertes Heilig¬ tum errichtete. Diese zweite Kirche besteht in ihrer damaligen Gestalt eben noch bis auf den heutigen Tag. 170 sfDsfTsfssfssfssfsssssssssssfsssssfssfssfssfssfs Monte Santo sfssfsssssfssfsssssfssssssssfssssssssfssfsEfssfsssssfs Am die Wallfahrtsseclsorge bewarben sich damals drei Orden, Dominikaner, Franziskaner nnd Karmeliter; Kaiser Ferdinand IH. entschied sich sür die letzteren. Es zogen also Karmeliter in Kostanjevica ein nnd wirkten daselbst 135 Jahre recht segensreich. 1785 wurde das Kloster aufgehoben, und auf diese Art dem erfolgreichen Wirken der Mönche ein jähes Ende bereitet. Die vertriebenen Patres zerstreuten sich nach allen Richtungen. Die kostbaren Paramente wurden weg- genommen, ebenso die Glocken. Die Kirche wurde abgcspcrrt. Die heilige Stätte verödete. Die Wallfahren hörten auf. Das Kloster wurde zur Kaserne! Wie heißt es doch in den Klageliedern: „Seine Hand legt der Feind an alles, was sie Erwünschlichcs hat; denn sie sicht emgcdrungcn in ihr Heiligtum die Heiden, von denen du geboten, daß sic nicht kommen sollten in deine heilige Gemeinde." Aber außerordentlich rasch ward die heilige Stätte wieder ihrer Bestimmung zurückge- geben, und zwar schon im Jahre 1794. Wir haben hier nebst dem Monte Santo und dem Luschariberge einen dritten Beweis, daß die Slowenen die Wiederherstellung ihrer Heilig¬ tümer mit allergrößtem Eifer betrieben. Kein deutscher ge¬ sperrter Gnadcnort war (unseres Wissens) noch freigcgebcn worden, und schon hatten die Slowenen ihre drei großen Gnadenstättcn wieder erobert. Nach der Wiederherstellung wurde die Wallfahrtskirche zunächst von sranzösischcn ausgewandertcn Priestern versorgt, dann aber, und zwar im Jahre 1811, dem Franziskaner- ordcn übergeben, der bis zum heutigen Tage, nun schon über hundert Jahre, mit reichstem Segen an der heiligen Stätte seine ersprießliche Tätigkeit entfaltet. Statistisches. Nächste Iu b i l ä u m s j a h re: 1923 300jähr. Jubiläum der Erbauung der ersten Kapelle. 1954 300jähr. Jubiläum der Erbauung der jetzigen Kirche. 1961 löOjähr. Jubiläum der Franziskanerpatres. Ständige Priester: 7—10 Priester aus dem Fran¬ ziskanerorden, Kramer Provinz. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 150. Kommunikanten jährlich: 32.000. Besucher 36.000. Geschlossene Prozessionen: keine. H a upt fest: Patrocinium: 25. März. Dann noch: 19. März (Sankt Josef), 16. Juli, Portiunkula, und alle Muttergottestage. Devotionalienhändler und Gasthäuser: nicht vorhanden. Besuch des Wallfahrtsortes gleichmäßig anhaltend. Nationalität: die Mehrzahl Slowenen, daneben auch Italiener, Friauler, Kroaten und Deutsche. Zufahrten, siehe bei Monte Santo. Literatur. Ave Maria, Linz, VII. 148. Kaltenbäck, Mariensagen, 187. Mitt. d. Zent.-Kom. 1886, XXXIV. Schematismus prov. Larnioliae S. Franc. Ljublana. Kostanjevica. Phot. Majucco, Görz. Es quälet der Durst: die Feinde bedrohen Das mährische Volk am Berge Loftein, Da ruft es zur Mutter, zur starken, zur hohen: „O hilf uns, Maria! Gedenk': Wir sind dein!" Schon nahet die Mutter: aus Felsen springen Die labenden Quellen für Durstes Glut, Lind Blitzes Strahlen vom Limmel bezwingen Der wilden Tartaren bedrohende Wut. Der heilige Woltem. Mähren, 35.000 — 42.000 Kommunikanten. Aufstieg zum Heiligtum. heilige Hostein liegt etwa 20 Kilometer osksüdöstlich von der Stadt Preran, etwa 50 Kilometer süd-- östlich von Olmütz, etwa 85 Kilometer ostnordöstlich von Brünn und zirka 160 Kilometer nordöstlich von Wien. In der sonst ziemlich öden Gegend, die der Schienen¬ strang der Nordbahn durchzieht, bilden die Berge um Bystritz herum eine angenehme, wenn auch kleine Ab¬ wechslung. Während einer halben Stunde Fahrzeit auf der Nordbahnstrecke sicht man weit im Osten auf einer mäßigen Bergeserhebung ein weißschimmerndes Gebäude: dies ist der heilige Hostein. Haben wir uns mittels Flü g e lb a h n über Holle¬ schau dem Berge schon mehr genähert, so erblicken wir zuerst auf dem Bergesrücken die Kirche, bald verschwindet sie wieder und wir sehen dafür (offenbar auf der äußersten Bergesspitze) einen schlanken hochstrebenden A u s s ichtsturm. Nach dem Verlassen des Bahnhofes Bystritz hat man zuerst etwa zehn Minuten längs des Schienen¬ stranges gegen die Stadt zu gehen, dann aber biegt der Weg in scharfem Winkel direkt gegen den Berg ab. Auch jetzt geht es noch etwa zwanzig Minuten mit wenig merklicher Steigung vorwärts, bis man endlich, im Walde angelangt, sich zur Überwindung der Steigung bequemen muß. Nach einer starken Stunde des Wanderns (vom Bahn¬ hof aus gerechnet) hat man endlich den ersten Vorposten des Heiligtums erreicht: den heiligenBrunnen, eine ziemlich weitläufige, gemauerte Anlage, wo aus mehreren Röhren frisches Quellwaffer hervorsprudclt und dann einige längliche Bassins anfüllt, wo sich, wie wir vernommen, die Pilger gerne Hände und auch Füße waschen. Die Brunnenanlage wird oben von einer hübschen Muttergottcskapelle abgeschlossen, die, wie alles übrige am Hostein, sich durch Nettigkeit und tadellosen Zustand auszeichnet. Die Wände sind mit großen Gemälden verziert. Von diesem Brünnlein an führen bis zur Kirche empor breite, sehr gut erhaltene Stufen, und zwar 262 an der Zahl. Die Stufen sind einzeln von christlichen Vereinen oder frommen Einzelpersonen der Kirche gespendet worden, wie es die Namen auf jeder Stufe deutlich berichten. Eine Stufe kostet 120 Kronen. Eine derselben ist das Ge¬ schenk einer 13jährigen Schülerin, welche sich die Summe durch lange Zeit von ihrem Taschengelde, das ihr die Eltern gegeben, zusammengespart; ein schöner Zug von Opfergeist. Die Stiegenlage geht nicht in gerader Richtung empor, sondern beschreibt einen großen Bogen. Durch eine Stange, die der ganzen Länge der Stiege nach diese in zwei Hälften schneidet, ist bei großem Andrange für die Erhaltung mög¬ lichster Ordnung vorgesorgt: deutlich geschriebene Tafeln mahnen nämlich, nur die linksseitige Sticgenhälfte beim Auf¬ oder Niederstcigen zu benützen. Schon diese Stufenanlage allein verrät den großen, bedeutenden Wallfahrtsort. Haben wir uns endlich der Kirche soweit genähert, daß wir sic mit eigenen Augen schauen können, so sehen wir auch sofort noch andere untrügliche An¬ zeichen des bedeutenden hier herrschenden Wallfahrtsverkehres: rechts und links säumen nämlich unseren Weg die Ver¬ kaufsbuden, von denen jederzeit mindestens zirka 10 offen stehen. Linkerhand steht neben der Stiege, schon ziemlich weit oben, ein schön gearbeitetes Steinkreuz. Die Wallfahrtskirche. Nun endlich haben wir das Gotteshaus am Hostein, das Ziel und die Sehnsucht so manchen frommen Pilgers in unmittelbarer Nähe vor uns. Sie ist so eigenartig in ihrem Bau, daß man sie leicht von allen anderen Kirchen unterscheiden kann. Ein Rund- 172 EsssfssfssfssftxZsssfssfssfsEfsEfsSfssssSsssfsEfs Heil. Hostein sfssfsssssfssfsSfssfssfssfssfssfssfsssssfssfsEfssssEfs bau, mit einer Kuppel überdeckt, über dem Eingangstore ein etwas geschmackloser Rcnaissancegiebel, und links und rechts zwei Türme, gleichfalls Renaissance, viereckig, mit zwei ganz einfachen, spitzzulaufenden, vierseitigen Helmen. Die Höhe der Turmspitzen ist mit der Höhe der Kuppel beinahe gleich; daraus ergibt sich von selber, daß die Kuppel sich ziemlich massig zwischen den Türmen aufdrängt, und eben dieses Verhältnis zwischen Türmen und Kuppel ist das eigentlich charakteristische Merkmal der Kirche am heiligen Hostcin. Von der Seite beschaut, erscheint der große Rundbau äußerst einfach und massiv, und gleicht fast eher einem alt¬ römischen Festungsturme als einer katholischen Kirche. Einige große, ovale Fenster glotzen dem Beschauer wie riesenhafte Augen entgegen, während die Kuppel, etwas formlos zu¬ sammengedrückt, von hier aus fast das Aussehen eines mittel¬ alterlichen Sturmhutes oder das einer neuzeitlichen kneippischen Haube hat. Der Vollständigkeit halber sei nur noch erwähnt, daß nach rückwärts hin sich ein kleiner, niedriger Zubau an das Hauptgebäude anschließt, auf dessen Dächlein ein dünner Dachreiter sitzt. Dieser Zubau ist aber so klein, daß er kaum eine wesentliche Rolle im Bauwerke spielen kann. Das Innere der Gnadenkirche. Wir haben das Äußere genugsam beschaut und beredet, nun geziemt cs sich, dem Inneren einen Blick zu widmen. Wir betreten also die große, sehr nett gehaltene Rund- kirchc. Ihre Äauptfarben sind dunkelbraun und gold. Die Kirche macht, wie die meisten säulenlosen großen Rund- tirchen jedenfalls einen erhabenen Eindruck. Hochaltar und Gnadenbild ist für den Eintretenden kaum deutlich wahrzunehmcn, denn das Presbyterium ist allzufinster. Langsam vorwärtsschreitend beschauen wir, was die Kirche bietet. Sie ist mit ornamentiertem, gebranntem Pflaster bedeckt. Bänke gibt es nicht allzuviele. Im Umkreise herum gruppieren sich sechs halb¬ kreisförmige Nischen, je drei an jeder Seite. Die mittlere dieser Nischen ist beiderseits für einen Ein¬ gang reserviert, während die übrigen vier schöne Altäre enthalten. Wir schauen zur Kuppel empor; sie ist etwas flach, mit himmelblauer Farbe übermalt, und zeigt auf diesem blauen Grunde gol¬ dene Sterne. Bei Lichter¬ umzügen soll, wie man hört, der Anblick dieser Kuppel sehr erhebend sein, da es dann denn Anschein erweckt, als habe man den wirklichen gestirnten Himmel über sich. Die Chorbögen der Seitenaltäre, sowie die Wöl¬ bungen und Seitenwände sind reich mit Malerei bedeckt. Interessiert hat es uns, daß die Hintergründe der Scitcnaltäre ein starkes Rot auf- weisen. Das Blau an der Decke, das grelle Rot an den Seitenaltären, — ein sicheres Anzeichen, daß wir in einer slawischen Kirche stehen. Doch stört die Zusammenstellung nicht, da der dunkelbraune Hauptton der Kirche jedenfalls alles andere mehr verschwinden läßt. Schließlich wollen wir hier noch der kleinen, aber sehr zierlichen Kanzel, über welche sich die zwei Gesetzestafeln erheben, rühmliche Erwähnung tun. Hochaltar und Gnadenbild. In einer ziemlich geräumigen Nische, unter einer himmel¬ blau ausgemalten Halbkuppel, erhebt sich der einfache S ä u len - Hochaltar. Zur Linken und zur Rechten erblickt man zwei weiße Standbilder, die Schutzpatrone der mährischen Lande: die beiden Heiligen Cyrillus und Methodius. Der Hintergrund der deckenden Kuppelwölbung ist durch ein ovales Fenster durchbrochen; durch das hier ein¬ strömende Licht, das die Augen blendet, wird der Anblick des Hochaltars bedeutend behindert. Wir glauben wohl sagen zu dürfen, daß eine Vermauerung dieser Lichtöffnung der Hosteiner Kirche nur zum Vorteile sein könnte. Allerdings wäre dafür umfo dringender die Herbeischaffung von Seiten¬ licht für das Presbyterium erwünscht. Inmitten des Hochaltares thront das von einem reichen Strahlenkränze umgebene Gnadenbild: „Die siegreiche Jungfrau von Sankt Hostein". Dieses überlebens¬ große Bild, das sich übrigens erst seit dem Jahre 1845 in diesem Gotteshause befindet, gehört unseres Erachtens zu Löstet». SsD SfD SsD SsT SsT SsT SsT SsD SsD SsD SsD SsD SsT SsT SsD SsT SsT SsD Hell. Hostein EsD SsD 6sD SsD SsT SsD SsD SsD SsD 6sT SsD SsD SsD 6sD SsD SsT 173 den schönsten Gnad en bildern der österreichischen Lande. And es ist uns, als wäre in diesen: gefeierten Bilde die Prophezeiung Christi zur Wahrheit geworden: „Denn gleichwie der Blitz vom Aufgange ausgeht und bis zum Antergange leuchtet, also wird es mit der Ankunft des Menschensohnes sein.... And sie werden den Menschensohn kommen seh'n in den Wolken des Kimmels, mit großer Kraft und Herrlichkeit." Ja, auf den Wolken des Kimmels kommt er im Kosteiner Bilde; und Blitze zucken in seiner Kand; aber — noch trägt den jugendlichen Weltenrichter seine liebe Mutter, die Mutter der Barmherzigkeit. Die ganze Haltung von Sohn und Mutter, die gütig herniedergeneigten Häupter, die milden, barmherzigen Augen, und ganz besonders die wundersam gnadenreich ausgestreckten Arme sagen uns, daß wir trotz des drohenden Blitzbündels hier nicht ein Bild des Schreckens, sondern ein echtes, wahres Bild des Segens und der Gnade schauen dürfen. — Reich geschmückt, einer Königin gleich, tritt uns die Mutter in diesem Bilde entgegen: „Deine Augen sind wie Taubenaugen;.... wie eine Purpurschnur sind deine Lippen .... Schön sind deine Wangen, wie die der Turteltaube, und dein Hals verziert mit reichem Geschmeide; Halsckettlein wollen wir dir bereiten, aus purem Golde, mit Silber reich besetzt." (Hohelied 2, 1.) Eine Krone ziert das Haupt der Himmelsfürstin; dichtes, blondes Haar wallt unter der Krone hernieder. And während das Gottessöhnlein ein schneeweißes Hemd trägt, ist die Mutter angetan mit rotem Gewände, und blauem, reich¬ gefaltetem Prachtmantel. Ihre Füße aber ruhen leicht auf der blitzenden Mondsichel und den willig sich bietenden Wolken. Kommt, lasset uns hinknien vor diesem anmutsvollen Gnadenbilde, und lasset uns aus ganzem Herzen jenes kurze, aber inhaltsreiche Gebet stammeln, das auf der großen Haupt¬ bordüre des Kuppelgesimses für aller Augen leicht sichtbar, jedem Besucher der Kirche alsbald in die Augen fällt, und das da zu deutsch lautet: „Sei gegrüßt, du siegreiche Schutzfrau Mährens, bleib' auch ferner Mutter deines Volkes!" Nun, wenn wir auch nicht zum Volke Mährens ge¬ hören, wir hoffen, sie wird auch uns liebevolle Mutter sein und bleiben, und wird unsere Gebete am schönen Hostein in Gnaden entgegennehmen und erhören. Die Kapellen. Wenn wir fragen, was denn die Herzen so vieler gar so mächtig zum Hostein emporzieht, so sind es, unserer Meinung nach, außer den stillen Gnadenwirkungen, die eben das wundertätige Bild auf die Kerzen übt, hauptsächlich drei Amstände, denen der Hostein seine große Beliebtheit verdankt : 1. Die romantische, natürliche Lage des Heiligtums auf einer prächtigen, weithin sichtbaren Berges¬ spitze, die auf viele Meilen hin an Schönheit ihresgleichen sucht. 2. Die eigenartig gebaute Kirche mit den vielen historischen, interessanten Gemälden. 3. Der reiche, würdige Kranz der Kapellen, die dem frommen Pilger mannigfache Gelegenheit bieten, seiner Andacht in Gottes schöner Natur freien Lauf lassen zu können. Von diesem lieblichen Kapellenkranze auf der Berges¬ höhe müssen wir noch einiges erwähnen. Die Kirche am Hostein steht nicht auf der höchsten Spitze des Berges, sondern etwas niedriger, so daß man bis zur eigentlichen, höchsten Erhebung noch gut fünf Minuten zu gehen hat. Dieser Raum zwischen Kirche und Gipfel, zum Teil von schönem Walde bestanden, zum Teile das Gepräge einer ziemlich unebenen offenen Waldwiese an sich tragend, ist mit etwa zwanzig verschiedenen, sehr netten und gut er¬ haltenen Kapellen im Halbkranze beseht, und endigt schließlich mit einem hohen Aussichtsturmc, den: man aber ein durchaus religiöses Gepräge gegeben hat: enthält er ja doch in seinem Innern einen Altar der schmerzhaften Mutter Christi. Von den genannten Kapellen ist die schönste gleich die allererste, in unmittelbarer Nähe der Kirche. Sie soll früher dem heiligen Ägidius geweiht gewesen sein; doch war sie. Lostein. Oben GnadcnbUd, unten Darstellung der Tartarenschlacht. 174 sfssft>sft>sft>sft>sfsSsssft>sfssfssft>sfssfssft>sft>sss Heil. Hostein sft>sfTsssDjTsft>Efssfssft>SfsEft>sft>sft>Efssfssft>sft>sft> wie man hört, schon sehr vernachlässigt. Nun haben die rührigen hochwttrdigen Patres Jesuiten sich der halb ver¬ fallenen Kapelle nachdrücklichst angenommen, sie dem sehr- beliebten mährischen Märtyr.er Sarkander geweiht, und sie nach innen und nach außen hin zu einem wahren Schmuckkästlein umgewandelt. Der Lochaltar in dieser Kapelle trägt die Statue des heiligen mährischen Blutzeugen, während die Seitenwände reichlich und würdevoll in lobenswerten, großen Gemälden Darstellungen aus der Lebensgeschichte dieses frommen Dieners Jesu bringen. An diese erste Kapelle schließen sich vierzehn vortrefflich erhaltene Leidens st ationen Christi von nicht ganz gleicher Bauart. Lat man diese vierzehn abgeschritten, so kommt man noch zu mehreren anderen^ ganz absonderlich geformten Kapellen, die ebenfalls, und zwar in Glasurmosaik, Leidens¬ szenen Christi darstellen. Die Bauform dieser Kapellen ist, wie man uns mitgeteilt hat, mährifch-wallachischer Baustil. Man hat vor, sobald die nötigen Geldmittel dafür aufgebracht sein werden, alle andern, zuerst erwähnten Leidensstationen zu entfernen und dafür diese wallachischen Kapellen hinzustellen. Daraus ergibt sich, daß man also auf dem heiligen Lostein mit großer Folgerichtigkeit auf em festes, bestimmtes Ziel losgeht: Man will den Lostein zu einem ganz mährischen Landesheiligtum umgestalten, in erster Linie wohl deshalb, um es dem Lerzen der Mährer noch liebwerter zu machen, als es ohnehin jetzt schon der Fall ist. Wir können uns mit dieser Absicht nur einverstanden erklären. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Der heilige Cyrillus und Methodius auf dem Berge Lostein. Der heilige Berg Lostein hat mit der Christianisierung des Landes Mähren durch die beiden heiligen Brüder Cy¬ rillus und Methodius seine Bedeutung erlangt. Früher stand hier auf dieser weithin sichtbaren Bergeshöhe irgend ein altheidnisches Leiligtum. Dieses zu zerstören, und dafür das Kreuz des Christengottes aufzupflanzen, war eine hervorragende Arbeit der beiden Brüder. Auf den Berg Lostein verlegten sie für eine Zeitlang den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit; zum Lostein zog in großen Scharen das mährische Volk empor, um sich von den beiden Glaubensboten unter¬ richten zu lassen; am Lostein erhielt der mährische Bischof die heilige Taufe. Aber mit der ersten Verbreitung des Christentums lebte auch- die Mutte rgottesverehrung im Lande Mähren auf. Am Lostein droben soll, so erzählt man sich, in jenen Zeiten eine mächtige Linde gestanden haben; diesen Riesenbaum erkor sich der heilige Mcthod, um hier ein Muttergottesbild, — wohl das erste in mährischen Gauen, zur öffentlichen Verehrung aufzustellen; zugleich empfahl er die ganze, soeben aufsprossende geistige Pflanzung dem mächtigen Schutze Unserer Lieben Frau. Doch nicht übermäßig lange blieb das Bild an der Linde, denn gar bald dachten die beiden Brüder daran, der heiligen Gottesgebärerin eine bessere, würdigere Stätte zu ver¬ schaffen, indem sie auf des schönen Berges luftiger Löhe die erste Muttergotteskapelle errichteten und in dieser Kapelle den Ehrenplatz jenem Bilde, das bisher an der Linde hing, einräumten. Von dieser Zeit an war der heilige Lostein für das mährische Volk ein Wallfahrtsort, ein heiliger Ort, ein Ort der Andacht und der Gnaden. And wie sehr die allerseligste Jungfrau diese Verehrung ihrer Kinder schätzte und durch vielfache, auffallende Gebetserhörungen belohnte, das geht am besten aus dem Namen hervor, den damals der Berg Lostein allgemein trug — „Der Berg, auf dem die Muttergottes Wunder wirkt!" Der Sieg über die Tartaren. „Die Tartaren im Lande !" Dieser Schreckensruf durch¬ zitterte im Jahre 1241 die blühenden Gefilde des mährischen Landes — und wo immer der Ruf erscholl, da krampfte Weh und furchtbare Angst die Lerzen des Volkes zusammen. Von Norden her rückten sie ins Land. Der Polen¬ könig, Leinrich der Fromme, war von den wilden Lorden bei Liegnitz geschlagen worden. Nun drangen sie mordend und sengend und brennend südwärts. Ja¬ roslav von Sternberg hatte sich nach O lmütz zurück¬ gezogen und sich dort mit 12.000 Mährern und Böhmen im königlichen Schlosse verschanzt. Ihn zu vernichten und Olmütz zur Übergabe zu zwingen, schlugen die Tartaren, zwei- bis dreihunderttausend Mann stark, ihre Zelte auf. Doch unternahmen große Abteilungen von ihnen Streif¬ züge gegen Süden. Bei Lull ein kam es zu einer größeren Schlacht. Vneslav kam mit einem ziemlich bedeutenden mährischen Leere dahergezogen, wurde jedoch von der Über¬ macht der Feinde umzingelt, und rettete sich durch einen bravourösen Durchbruch durch die Feinde gegen Süden hin, gegen den Berg Lostein. Dort hin auf diese einsame, weithin sichtbare Berges¬ spitze hatten sich unterdessen viele Leute aus der ümgebung hinaufgeflüchtet. Zu ihnen stieß nun Vneslav. Bald rückten die Tartaren nach. Solch ein Berg wie der Lostein konnte nicht verborgen bleiben. In Eile hatte man Wälle aufge¬ worfen, Verhaue gemacht. Zwei Tage lang währte der Kampf, da fiel der. mutige Führer Vneslav. Liezu kam die Qual des Durstes. In der Iunihitze war die Bergesspitze wie ausgedorrt; drunten in der Ebene aber harrte der sichere Tod. Verschmachtend lagen die Soldaten herum, die Waffen ent¬ glitten ihrer müden Land, die Kinder starben dahin. Es war eine schreckliche Zeit. Einer der Führer riet ernstlich zur Übergabe. Ihm aber widersetzte sich der kühne Wratislav. „Nicht den Mut verlieren, sondern die Muttergottes, deren Leiligtum hier ist, um Lilfe anflchen. Mir nach, ihr Männer! Wer meines Sinnes ist, folge mir zum Throne der Muttergottes!" Sein Vertrauen fand baldige Erhörung. Am Limmel erschien eine kleine, aber rasch anwachsende Wolke; bald strömte der Regen hernieder, und seine Wasser §sD SsD SsD SjD Efl) SsT SsT SjT SsZ SsT VsT S^D S^sD SsD DsT VsD S^D 6^D s)erl. HostelN 6sT 6sD EsT SsT SsD SsD SsT SsD SsT SsZ SsD SsT SsD SsT SsD SsT 1/5 erquickten die ermattete Christenschar, zugleich entsprang dem nahen Felsen eine reichliche Quelle, Sturm und Blitze ver¬ wüsteten und vernichteten die Zelte der Tartaren, die erschreckt und verwirrt die Flucht ergriffen und gegen Olmütz eilten, wo sic aufs Haupt geschlagen wurden. Ereignisse bis zur Zerstörung der Kirche. (Bis 1787.) Nachdem der glorreiche Sieg über die Tartaren er¬ fochten war, wurde an Ort und Stelle ein Kirchlein ge¬ baut, dder richtiger gesagt, das frühere Kapellchen durch einen Zubau vergrößert. Gleichzeitig wurde ein Votivbild auf¬ gestellt. Auf diesem Bilde war die allerseligstc Jungfrau dar¬ gestellt, wie sie über dem Berge Hostcin in den Lüften schwebt und dabei gleichzeitig ihren Mantel schützend über das mährische Volk ausbreitet. So blieb cs durch einige Jahrhunderte, bis im Jahre 1620 der damalige Besitzer der Bystritzer Herrschaft, nämlich Wenzel Ritter von Bitovsky, die Kirche samt ihren Bildern zerstörte. Übrigens war dieser Mann derselbe, der den seligen Sarkander zum Martertode verurteilte. Es will uns wie ein Akt der göttlichen Vorsehung er¬ scheinen, daß an jenem Orte, an dein jener gewalttätige Mensch seiner Zerstörungswut freien Lauf ließ, nicht nur nach wie vor eine herrliche, vielbesuchte Wallfahrtskirche steht, sondern daß un¬ mittelbar neben der Kirche eine nette, wunderliebe Kapelle das ehrende Andenken an senen Priester bewahrt, den er damals der Marter überantwortete. Schon dreißig Zähre darauf fand sich ein neuer Wohl¬ täter für den Heiligen Berg, Graf Rotal, der nicht nur die frühere, kleine Kirche wieder aufbaute, sondern noch eine neue, zweite, nebenan hinzufügte. Beide Kirchen standen etwas nördlich vom Platze, auf dem heute die große Kirche zu sehen ist. Im Jahre 1700 erhielt der heilige Hostein ein neues Bauwerk, nämlich jene Kapelle, die über der Felsen¬ quelle, einige hundert Meter von der Kirche entfernt, er¬ baut ist. Der Erbauer ist der Pfarrer von Bystritz, Thomas Požarnik. Endlich im 18. Jahrhunderte erhielt der Muttergottes- bcrg gleichsam seine Krone durch die Errichtung jener großen Kirche, deren Mauerwerk und Form sich bis zum heutigen Tage erhalten hat. Graf Franz Anton von Rotal war der freigebige Bauherr. 27 Jahre lang wurde vom Bau¬ meister Sturm daran gearbeitet. Endlich konnte das neue Gotteshaus, zu dem im Jahre 1721 die Fundamente gelegt worden waren, im Jahre 1748 eingeweiht werden. Die Einweihung der neuen Kirche war eines der herrlichsten Feste, die der Berg Hostcin jemals geschaut und erlebt hat. Damals wurden zugleich Wohnungen für drei Secl- s o r g c p r i e ste r eingerichtet, die von nun an für das geist¬ liche Wohl der zahlreichen Hostcin-Pilgcr Sorge zu tragen hatten. Im Jahre 1769 wurde die Kirche durch ein Elcmcntar- unglück betroffen. Bei einem heftigen Gewitter schlug der Blitz ein, schmolz die Glocken und richtete auch sonst mancherlei Schaden an. Sehr treffend bemerkt dazu einer der Berichterstatter, daß dieses üngcwittcr und dieser Blitzstrahl nur ein Vorspiel und eine schwache Kostprobe für jenes ün- wctter werden sollte, das den Heiligen Berg achtzehn Jahre später traf: Die Zerstörung der Kirche. Im Jahre 1787 schlug dieser noch ärgere Blitz ein, und zwar in Form eines kaiserlichen Dekretes von . Lostein, Übertragung des Bildes. Wien. Zwar hatte man diesen vernichtenden Schlag schon einige Jahre früher vorausgcschen und sozusagen alle Tage erwartet, aber er blieb dennoch der furchtbarste Schlag, der jemals über den Wallfahrtsort gekommen war. In dein Dekrete wurde bestimmt, daß fürderhin alles Wallfahren zum Hostein verboten sei, daß die Kirche, als ganz überflüssig, abzuspcrren und teilweise abzutragcn sei, so¬ weit, daß nach Entfernung des schützenden Daches das übrige Mauerwerk dem zerstörenden Einflüsse des Wetters überlassen bliebe. Die Seelsorger mußten sich entfernen. Das Gnaden- 1/6 Efs sfs Ess Efs Ess sfs sfs Ess sfs sfs Ess Ess Ess Ess sfs sfs Heil. Hostein sfs sfs sfs Ess Ess sfs sfs Efs sfs sfs Ess Efs Ess sfs Ess sfs Ess Ess bild wurde in die Pfarrkirche Bystritz übertragen, die Glocken verschleppt, das Pflaster aufgerisscn, die Altäre zerstört. An jener Stelle, wo ehedem der Hochaltar gewesen, errichtete man einen großen Stein. Bald wuchs an seiner Seite ein Birkenreis hervor und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Baum. Zu dem Steine kam nach wie vor das mährische Volk und betete an jener Stelle, wo einst das verehrte Gnadenbild gestanden, zur geliebten, siegreichen Jungfrau. Die Zerstörung machte unterdessen Fortschritte. Auf den breiten Mauerresten trug der Wind den Staub zusammen, Samenkörner wurden herbeigetragen, und es wuchsen nun Loslein, SeitenalLar. Phot. I. öubert, Bystritz. Sträucher und Bäume. Ja, einmal gelang es einem Forst¬ meister in diesem neuen Wäldchen auf den Kirchenmauern sogar einen Fuchs zu erschießen. Auferstehung. Nachdem durch mehr als fünfzig Jahre der Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte gestanden, fanden sich endlich energische Leute, die nach Überwindung sehr großer Schwierig¬ keiten die Erlaubnis zur Neuerrichtung der Hosteiner Kirche erwirkten, und alsbald darangingen, das große Unternehmen tatsächlich durchzuführen. Die alten Mauern konnten noch ohneweiters verwendet werden, und so nahm die Restaurierung nur wenige Jahre in Anspruch: am 2. Juli 1845 war man so weit, daß die Kirche die Weihe er¬ halten konnte; es sollen damals zirka 50.000 Pilger am Berge anwesend gewesen^sein. Doch hatte man nach der Einweihung noch durch drei Jahre hindurch verschiedene nachträgliche Arbeiten durchzu¬ führen. Der Eifer und die Freude des mährischen Volkes war so groß, daß viele von ihnen das Material zum Kirchen¬ bau auf ihren eigenen Schultern über den steilen Berg hinauf¬ trugen, und daß sie aus einem ümkreise von 20 Stunden herbeikamen, um bei der Hinwegräumung des vielen Meter hohen Schuttes hilfreich Land anzulegen. Dieser Auferstehung aus Trümmern und Schutt gesellte sich im Jahre 1887 ein Ereignis hinzu, daß nicht wenig bei¬ trug, auch die geistige Auferstehung des Berges Hostein mächtig zu befördern : in dem genannten Jahre wurde nämlich die Seelsorge auf dem schönen Berge den Jesuiten über¬ geben. Lind wie immer, so ost ein Wallfahrtsort in die Hände eifriger Ordensleutc kommt, so geschah es auch hier: seit diesem Jahre wurde der Zuzug der Pilger noch beträchtlich stärker, als er ehedem war. Statistisches. Nach st e Iubiläumsjahre: 1942 700jähriges Jubiläum des Sieges über die Tartaren. 1921 200jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung der jetzigen Kirche. 1945 lOOjähriges Jubiläum der Restaurierung. 1950 250jähriges Jubiläum der Brunnenkapelle. 1937 öOjähriges Jubiläum der ??. Jesuiten auf dem Hostein. Ständige Priester: 4 Zesuitenpatres. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 600. Kommunikanten jährlich: 35.000 bis 42.000. Besucher jährlich: 200.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: zirka 300. Hauptfest: Alle Muttergottesfeste. Vierter Sonntag nach Ostern ist Gedächtnistag des Sieges über die Tartaren (dann immer dreitägiger großer Konkurs). Einwohnerzahl auf dem Berge: 20 bis 30 Personen. Devotionalienhändler: Zirka 30. Gasthäuser: 1. Die Frequenz des Wallfahrtsortes ist stabil, eher noch etwas steigend. Nationalität der Besucher: Zwei Prozent Deutsche, sonst Slawen. Zufahrt. Wien (Nordbahn)—Heiliger Hostein. 3V, St. Schnell¬ zugsfahrt bis Äullein, 1— IV- St. Fahrt bis Bystritz. Zusammen Reisezeit samt Wartezeit in Hullein und Aufstieg zum Berge, Wien—Heiliger Hostein: mindestens 6 St. Fahrpreis K 8.60 (Personenzug K 6.70). B r ü n n—Heiliger Hostein. Eisenbahnfahrt nach Kojeteiu, von dort direkt bis Bystritz. Fahrzeit 4V- St., dazu 1V4 St. auf den Berg hinauf. Fahrpreis Brünn—Bystritz K 3.90. Olmütz—Heiliger Hostein. Billigste und schnellste Ver¬ bindung : Von Olmütz per Bahn nach Prerau (34 Min., K —.80), von Prerau 4 St. zu Fuß. Benachbarte Wallfahrtsorte. Heiliger Hostein- F r i e d e k. Direkte Eisenbahnfahrt nach Friedek, 2V- St., K 2.80. Monte Santo, Erscheinung der Muttergottes. Hostein, derzeitiges Gnadenbild. sft> sfs Ess sfs sss sjs Ess Ess sss sfs Ess sfs sfs sfs sfs sfs Ess sfs Heil. Hostein sjs 8ss Sfs sjs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs sfs Efs sfs 177 Heiliger Lostein—S t i p a. 3'/» St. Fußtour fast genau südlich. Schlechter, schwer zu findender Weg. Dafür besser: Eisenbahnfahrt Bystritz—Lullein (umsteigen), Otrokowitz (um¬ steigen) nach Zlin; von Zlin IVs St. Fußweg nach Stipa. Heiliger Hostein— H e i l i g b e r g (oder auch Dub bei Olmütz). Vergleiche das oben bei Olmütz Gesagte. Heiliger Lostein— V e le h r a d. Bahnfahrt Bystritz— Lullein (umsteigen)— Angarisch-Lradisch, von dort I V» St. Fußtour nach West., gegen 2Vs St., K 1.80. Heiliger Lostein— Z a s chau. Bahnfahrt bis Wall.-Mese- ritsch 50 Min., K —.90. Von dort noch eine Station mit Flügel¬ bahn oder zu Fuß. Literatur. Anonym, Beschreibung, Brünn—Raigern, 1903,12", 52 S. Stojan, Lamlltks, tisk. Llovaka XrometiLi ohne Zahl, 12', 104 S. Krön es, Geistige Wallfahrt, Wien 1872, 89. Ott, Marianum, 1886. Reg.-Mar.-Kal. 1905, IV. Mitt. d. Zent.-Kom. 1875, XX. Gebhard, Die heilige Sage, Wien 1866, I, 196. Kurze Erwägung. Willst du siegen — so gehe zur Königin des Sieges! Bedrängen dich Feinde — eile zur mächtigen Jungfrau! Dürstet deine Seele im heiligen Durste nach Gerechtigkeit — so flieh' zu Maria, sic wird dir labende Quellen eröffnen! And bist du traurig und verzagt, so nimm dir ein Bild der siegreichen Jungfrau vom heiligen Lostein: schau an dieses milde, liebe, lichtumflossene Antlitz deiner Mutter: aus ihren Auge lies ab die Barmherzigkeit und Liebe zu dir: in ihren offen ausgebreiteten Länden steht dein Name geschrieben un¬ auslöschlich, daß sie deiner nimmer vergessen kann, in Ewigkeit nicht. Schau hinauf zu ihr, siehe, schon neigt sic sich nieder zu dir! Nicht Weh' und Leid und Schmerz bringt sie dir entgegen, sondern Glück und Segen und Friede des Lerzens! And wie ein Lichtstrahl aus dem Paradiese leuchtet es aus ihrem verklärten, himmlisch schönen Angesichte. So geh' denn, arme Seele, zu Maria! Gebet. Maria mit dem Limmelskinde, Zu deinen Füßen steh' mich hier; Weil nirgends rechten Trost ich finde. So such' ich einzig ihn bei dir! Führ' mich im Leben und im Sterben, In Lieb und Leid, in Glück und Schmerz, Dann hoff' ich einstens zu erwerben. Den Himmel, wo mein selig Herz Dir jubeln soll in Heller Freud' Jahrtausende, ja Ewigkeit! (Nach Cordula Peregrina.) Des Österreichers Wallfahrtsorte. 12 Phot. I. Walter, Grulich. Der Muttergottesberg bei Grulich. „Laßt die Kleinen zu mir kommen!" Klang so mild das Wort des Lerrn, Und die Kinder, die's vernommen. Kamen willig, kamen gern. „Laßt die Kleinen zu mir kommen!" Rief die Limine lskönigin, Grulichs Kinder froh erklommen Da den Berg der Ruferin. Der Muttergottksberg bei Grulich. Klmg..sm^-)eüV'n°^erd"'^ns " Kindersinn nur kann uns frommen Böhmen. 40.000 Kommunikanten. And ein demursvolles Lerz. Artliche Lage. ist die östlichste Stadt des Königreiches nnen; sie ist in jenem Winkel zu finden, wo junge March, soeben an den Längen des Schneeberges (1422 Meter) entsprungen, ihre weite Reise südwärts antritt. Laben uns der Staatseisenbahn surrende Räder in eiliger Lalbtagsfahrt von Wien aus ständig nach Nord und immer nach Nord getragen, so beginnt der Schienen¬ strang von Wildenschwert an mehr und mehr gegen Osten zu streben, bis er sich endlich bei der Station Wichstadtl— Lichtcnau entschieden der ausgehenden Sonne entgegenwendet — diese Sonne ist in unserem Falle zugleich ein statt¬ liches Bcrgheiligtu m, das voll der genannten Station aus in der Ferne zu schauen ist. Da hebt sich vor uns, gänzlich in grünenden Waldes¬ mantel gehüllt, der Ebereschberg bis zur leicht zu merkenden Löhe von 999 Meter. Links von dieser grünen Bergeskuppc zeigt sich bedeutend niedriger, gleichsam nur eine Schulter des ersteren der „Muttergottesberg". Er ist zum Gegensatz seines großen Nachbars vollkommen kahl, nur eine schnurgerade Allee führt von Grulich zu einer Löhe empor, auf der eben jenes weitausladcnde Kirchcngebäude thront. Dies alles sieht man schon von der Llmsteigstation Lichtcnau aus. Gar bald heißt es wieder einsteigen; und nun geht es fast 10 Minuten lang fast schnurgerade gegen den Berg hin, bis wir (schon bei der ersten Laltestclle) abermals aus- stcigcn müssen; wir sind in Station Grulich angclangt. Von hier aus bis zum Berg hinauf ist's eine Stunde zu gehen. Meistens trifft es sich, daß man mittels einer weiteren Flügelbahn noch vier Kilometer näher an den Berg heran¬ kommen kann; die betreffende Laltestelle nennt sich „Stadt Grulich". Von dieser Laltestelle geht es zunächst mitten durch das reinliche Städtchen hindurch, bis uns, noch immer in der Ebene gelegen, ein Bogen in die Allee geleitet, die dann kerzengerade emporführt. Auf dem Bogen aber steht geschrieben (lateinisch) : „Wie Moses einst in der Wüste die Schlange erhöhte . . ." Wir können diese Aufschrift uns nicht anders deuten als einen geistreichen Linweis auf die Entstehungsgeschichte dieses gnadenreichen Ortes, den Gott der Lerr auf dem „kahlen Berge", also gleichsam in unfruchtbarer Wüste, erhöht hat, damit er vielen, vielen zum Leile sei (wie jene Schlange des Moses). Doch weil wir gerade an die „Erhöhung" erinnert werden, so fügen wir gleich hinzu, daß die Differenz zwischen der Stadt Grulich und dem Muttergottesberge 185 Meter beträgt, da Grulich 575, der Berg aber 760 Meter Meeres¬ höhe aufweist. Aufstieg uud Umgebung. Man hat mitten zwischen die schönen Alleebäume (meistens Eschen und Linden) ein Bußpflaster eingelegt; wenigstens trägt der Aufmarsch über diese grimmigen Löckcr ganz entschieden den Charakter einer Abtötung an sich. Daß nun viele Pilger diesen geheimen Sinn dieser harten Steine entweder nicht begreifen oder nicht begreifen wollen, dafür spricht die Tatsache, daß neben der Allee, also gleichfalls in deren angenehmem Schatten, ein sichtlich sehr stark abgetretener, breiter Weg emporzieht. Eine ganze Reihe von Kapellen, in denen mittels lebensgroßer Statuen Szenen aus dem Leiden Christi dar¬ gestellt werden, tragen dazu bei, den Geist des aufwärts- strcbcnden Wallers auf ernste Dinge zu richten. sfs sfs Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess Ess sfs sfs Muttergottesberg bei Grulich Efs sss Ess Ess Ess Ess sfs Ess sss Ess sss Ess Ess 179 Der Gesamtanblick der Kirche ist, besonders von vorne gesehen, überaus stattlich. Eine breite Mauer, und zwar die eine Langseite der Ambiten, zeigt sich hier in ihrer ganzen Größe und wird, vollkommen symmetrisch, von vier Türmen überragt, von denen zwei an den Ecken stehen, während die anderen zwei (die Äochtürme des eigentlichen, rückwärts stehenden Gotteshauses) in der Mitte aufragen. Zwischen den beiden Lochtürmen öffnet sich uns des Por¬ tales Pracht, das nach Art eines schmalen römischen Triumphbogens, jedoch mit entschieden ausgesprochenen Re- naifsanceformen, dem Pilger Einlaß gewährt, allerdings nicht früher, als bis er die vielen, breiten, mit schönen steinernen Geländern eingefaßten Aufgangsstufen erklommen hat. Auf dem Portale prangt, in schönen Farben gemalt, das Wappen des Stifters. Die Ambiten. Sind wir durch den hohen Rundbogen des Portales geschritten, so können wir entweder nach links oder nach rechts den viereckigen Ambiten entlang einen Rundgang machen, oder wir können, direkt über den großen offenen Los hinschreiten und die unserem Portale gegenüberliegende Kirche betreten. Die Ambiten umschließen nämlich hier in Grulich nicht (wie meistens an den anderen Orten) die Kirche, sondern sie sind vorne an die Kirche angefügt, wodurch das gesamte Bauwerk, von der Seite besehen, eine recht bedeutende Ausdehnung gewinnt. Zn den Ambiten finden sich allerlei Kapellen, Statuen, Bilder und dergleichen ähnliche Andachtsgegen¬ stände. Die beiden schönsten Stücke dieser Ambiten sind wohl die beiden Kapellen: Armenseelenaltar und Lourdesgrotte. Der Armenseelenaltar macht durch die beiden großen Totengerippe, die die Stelle der üblichen Seitenstatuen einnehmen, sowie durch die zahlreichen Abbildungen von Toten¬ köpfen, durch das ergrei¬ fende Altarbild, das das Fegefeuer darstellt, so wie durch die ernsten Inschriften einen tiefen Eindruck auf das Gemüt des Beschauers. Der Lourdesaltar aber ist in seiner Art — und wir haben vieles Der¬ artige gesehen — hervor¬ ragend und bemerkenswert: Kunstsinn und kindliche Liebe zur unbefleckt empfangenen Gottesbraut haben hier sicht¬ lich zusammengewirkt, um der Lochgebenedeiten ein wahrhaft weihevolles Plätz¬ chen zu verschaffen. Außer diesen beiden Stücken haben uns durch die etwas ungewöhnliche Art der Darstellung und der Farbenwahl zwei große in Relief hergestellte Bilder der Mutterg ottes gefallen, das eine die schmerzhafte Mutter darstellend, das zweite ein Bild der Unbefleckten Empfängnis. Besonders dieses letztere ist es, das durch das gleißende Silberkleid und durch den schönblauen Mäntel, sowie die in Rokokomanier dargestelltcn, auf Wolken schwebenden Engclein und die goldenen Strahlen ringsherum großen Effekt macht. Die heilige Stiege. Der große viereckige Los vor der Kirche, den die Ambiten umgeben, ist nicht leer, sondern umschließt ein etwas seitwärts stehendes Gebäude, das eine heilige Stiege enthält. Diese Grulicher heilige Stiege ist eine genauere Nachbildung jener heiligen Stiege zu Rom, als die meisten anderen heiligen Stiegen, die wir gesehen haben. Denn sie hatunten die beiden Gruppen „Jesus und Pilatus", sowie „Jesus und Judas" und ist außerdem dreifach (drei Stiegen nebeneinander), von denen die mittlere immer nur kniend erstiegen wird, während die beiden Seitenstiegen zum Abgänge dienen. Übrigens ist dieses „ Stieg en-L aus" ziemlich einfach, macht jedoch durch die an der Decke befindliche große bildliche Darstellung der Auferstehung Christi eindrucksvolle Wirkung. Die Kirche. Die von den beiden Türmen begrenzte Front ist eine ganz gewöhnliche Renaissancefront, die gegenwärtig in weiß und braun gehalten ist, allerdings hat sie gegen andere Fronten ihrer Art ein unterscheidendes Merkmal: ihre Nischen für die Heiligenfiguren sind nämlich leer?) ') Nachtragsnotiz der Kirchenvorstehung. Inder geschmackvoll ausgemalten Nische über dem Kirchenportale wurde kürzlich eine überlebensgroße Statue aus Zementguß, „die Gnadenspenderin" aufgestellt. Sie ist 3 Meterzentner schwer. Die ganze Front hat dadurch an Schönheit und Leben gewonnen. Die seligste Jungfrau breitet segnend ihre Arme aus, als wollte sie allen Ankommenden freundlichen Willkommgruß anbieten. Wallfahrtskirche und Redsmptoristenkloster auf dem Muttergottesberge bei Grulich kBöhmen.) 12* 180 Phot. I. Walter, Grulich. Muttergottesberg bei Grulich, Oberes Portal. Finger Gottes?" Bald hernach ereigneten sich Dinge, die von Tausenden gesehen und bestätigt, die Gemüter noch mehr in Spannung brachten. Es zeigte sich nämlich im Jahre 1696, als noch niemand im Ernste an einen Kirchenbau dachte, auf der Bergesspitze ein Feuerschein, der mitunter so beträchtlich war, daß die umliegenden Hügel und die dort befindlichen Wälder so hell erglänzten, daß (wie man mit Übertreibung sagte) von der Stadt aus „die Baumblätter gezählt werden konnten".. Der Entschluß zum Kirchen baue. Da nun der damalige Stadtpfarrer in jener Zeit aus nicht näher bekannten Gründen von Grulich nach Prag reiste, verständigte er bei dieser Gelegenheit den schon genannten Tobias Becker, der damals Domherr bei St. Veit in Prag war, von diesen sonderlichen Vorfällen. Dieser, als ge- borner Grulicher und einstiger Prozessionsteilnehmcr, horchte beschloß, eine große Kirche zu bauen." — Noch mehr bestärkt wurde er dadurch, daß bei der Untersuchung des Erdreiches alte Grundmauern zutage traten, die wohl einst einem nun¬ mehr verfallenen Götzentempel angehört hatten. Und welch liebliches Wortspiel sich nun ergab. Der alten Sage nach war dieses Götzenheiligtum einst dem Kriegs¬ gotte, dem Mars geweiht, und es soll dieser Berg in lateinischer Sprache den Namen getragen haben: „Mons Martis", „Berg des Mars". Nunmehr wollte man einen einzigen Buchstaben dieses Namens mit seinem Nachbar- buchstabcn vertauschen, sonst aber dem alten Namen seine vollen Rechte belassen — und dennoch ungleich Höheres und Erhabcneres damit ausdrückcn: „Mons Matris", „Berg der Mutter!" Vielleicht mag diese Erwägung ein klein wenig die Namenswahl der neuen Gnadcnstätte mit beeinflußt haben: denn der ehemalige Marsberg, dann Kahler Berg, hieß von nun an, wie er bis heute heißt, „Der Muttergottesberg". 182 Ess sfs sfs sfs sfs sfs Ess sfs sss Ess Gfs Ess sfs Muttergottesberg bei Grulich sfssfsGsssfssfssfsssssfsssDEfsSfssfsEfssfssss Der Bau der Kirche. Am 6. August 1696 wurde der Grundstein zum großen Werke gelegt. Die Beteiligung am Bau war eine ganz wunderbare, die Spendenzuschüfse unerwartet große. Aus Muttergottesberg bet Grulich, der Lochaltar. Grulich und aus weiter Umgebung eilten Leute aller Stände und von jeglichem Alter herbei, um beim Bauwerk behilflich zu sein. Rührend war es, wenn manchmal viele Leute vereint irgend einen recht großen Baumstamm auf ihren Schultern emportrugen, dabei Marienlieder singend und laute Gebete verrichtend. Auch mit Ziegeln, Steinen und sonstigem Ma¬ teriale ging man. prozessionsweise die Länge des Berges hinauf und sang der künftigen Lerrin des Berges begeisterte Begrüßungslieder. Zwischenbemerkung. Wir machen hier mit Vergnügen die trefflichen Ge¬ danken ?. Anton Ieglingers, des Verfassers des mustergiltigen Wallfahrtsbüchlein: Der Muttergottesberg — zu unseren eigenen, indem wir die Worte zitieren, die dort Seite 16 gelegentlich des Berichtes vom Kirchenbau gesagt werden: „Wir staunen mit Recht über diesen Eifer und Opfersinn des Volkes und fragen: wie haben sie dies zustande gebracht?... Man gehe hin in die Städte und in die Dörfer, wohin immer man will und sage Tausenden, sie sollten da oder dort auf diesem Berge, auf jener Löhe eine große Kirche bauen und sie selbst müßten Land an's Werk legen. Diese Tausende werden mit ihren zweitausend Augen verwundert dreinschauen und uns fragen: seid ihr toll oder haltet ihr uns für Narren? Keinem Menschen wird es einfallen, auch nur einen Finger zu rühren.... Diesen Bau hat der L i m m el gewollt, ganz wunderbar gewollt, und darum sollte er auch zustande kommen." Wir fügen hinzu: Was der geistreiche Schriftsteller hier von feinem Muttergottesberge sagt, das dehnen wir, gestützt auf unsere diesbezüglichen Erfahrungen, auf die Allgemeinheit aus und behaupten: Das Zustandekommen einer ganzen Reihe von großen Wallfahrtskirchen auf zum Teil schwer zugänglichen und manchmal gänzlich wasserlosen Bergesspitzen (zum Beispiel Monte Santo, Luschari, Lostein, auch Weißenstein, Georgen¬ berg re. re.) sehen wir als einen Beweisgrund dafür an, daß diese heiligen Stätten in der Tat Werke Gottes sind, das heißt nur durch besondere, von Gott in die Seelen gelegte Be¬ geisterung zustandekommen konnten. Also: schon der Bestand der¬ artiger Wallfahrtsstätten ist eine achtunggebietende Mahnung, die auf überirdische Beweggründe hinweist. Aufstellung des G n a d e n b ild es. Der schon öfters erwähnte Stifter Tobias Becker nannte ein altes Marienbild sein eigen, das er sich einmal von einer adeligen Dame durch vieles Bitten erworben hatte, und das er zeitlebens hochverehrte. Wohin er zog, dorthin nahm er das Bild mit, und als er Pfarrer geworden war, stellte er es auf den Lochaltar seiner Kirche, und hatte die Freude, daß seine Pfarrkinder von gar mancher auffallenden Gebetserhörung zu erzählen wußten. Sobald er nun den Plan gefaßt hatte, die neue Kirche auf dem Muttergottesberge zu errichten, war er entschlossen, sein Bild dorthin abzugeben und es am Lochaltare aufzu¬ stellen, und hoffte, daß Gott es als Gnadenbild der neuen Kirche annehmen und durch seine Gnadenerweise anerkennen und bekräftigen werde. Sein Loffen erwies sich als gerecht¬ fertigt, wie die endlose Kette von Gnaden in späteren Jahren deutlich genug bewies. Im Jahre 1700 wurde es denn in feierlichster Pro- auf seinen neuen Thronsitz getragen. Verschiedene Ereignisse bis zur Jetztzeit. I I. September 1710 starb in Königgrätz der selige Stifter Tobias Becker. An demselben Tage veränderte das ferne Gnadenbildnis in Grulich sein Angesicht, nahm einen wehmütigen, tieftrauernden Ausdruck an. Volk, Priester und ein fremder Kommissär aus Königgrätz sahen deutlich die Veränderung, und man erwartete allerseits ein Anglück. Späterhin erfuhr man, daß um dieselbe Stunde Bischof Becker gestorben sei. In den schweren Kriegszeiten des achtzehnten Jahrhunderts erfreute sich der Muttergottesberg zu wieder- holtcnmalen eines fühlbaren Schutzes des Lerrn. 1720, als wilde Räuberscharen das Kloster plündem wollten und schon die Leitern an den Mauern angelegt hatten, um einzudringen, erfaßte ihren Lauptmann plötzlich eine derartige Seelenerschütterung, daß er seinen Leuten eine eindringliche Rede hielt, von dem Vorhaben abzustehen. 1721 war eine nicht unbeträchtliche Zahl von Räubern des Nachts in die Kirche cingestiegen und hatten schon eine große Menge von Beute vor dem Lochaltare zusammen¬ getragen, da warf einer von ihnen unversehens einen großen Engel herunter, was ein so arges Gepolter verursachte. sfs sfs sfs sfs sss sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs Ess sfs Muttergottesberg bei Grulich EjDEsssssEfDsfssfssfsssssfssfssfssfsEfs 183 daß sie allesamt eiligst entflohen. Eine einzige blecherne Lampe, die sie wohl für Silber gehalten hatten, schien in ihren Länden geblieben zu sein. 1745. Während feindliche Kriegsheere die nahe Stadt Grulich derart ausplündertcn, daß sie nicht einmal, wie man sagt, einen Nagel in der Wand stecken ließen, blieb der Muttergottesberg gänzlich verschont. Man sah darin das Walten einer himmlischen Schuhmacht. Tatsächlich waren damals die Preußen schon auf dem halben Wege zum Berge empor gewesen, als es dem Anführer plötzlich einfiel, die Plünderung am Muttergottesberge später einmal vor¬ zunehmen. Vielleicht hat man diesen himmlischen Schutz mit jener Maßregel in Verbindung zu bringen, daß die Patres am Berge in diesen harten Zeiten täglich in feierlicher Weise vor das Gnadenbild traten und dort das Salve Regina sangen. Gerade in diesen gefahrvollen Zeiten (1723 — 1736) hatte der Gnadenort seine Blütezeit. In den genannten Jahren wies er stets über 100.000 Kommunikanten auf. Die größte Anzahl hatte das Jahr 1728, nämlich 152.000 Kom¬ munikanten. Damals war man auch in der Lage, jährlich etwa zweihundert Gebetserhörungen zu registrieren. Doch sank die Bedeutung des Ortes vom Jahre 1742, als nämlich Schlesien und Glatz an Preußen abgetreten wurden. Die Regierungszeit Josefs II. verlief für unseren Wallfahrtsort verhältnismäßig sehr gut. Kaiser Joses II. kam persönlich auf den Muttergottesberg. Dort traf er zufällig einen Servitenbruder in der Peregrinikapelle; diesen wollte er hänseln und in Verlegenheit bringen und fragte ihn, wo der Mittelpunkt der Erde sei. Sofort antwortete ihm der schlag¬ fertige Bruder: „Immer dort, wo Eure Majestät gerade stehen!" Der kaiserliche Besucher sah bei seinem Aufenthalte, daß am Muttergottesberge wahrlich keine irdischen Schätze zu suchen seien, und darum wurde auch merkwürdigerweise weder das Kloster aufgehoben, noch auch das Verbot der Wall¬ fahrten nachdrücklich durchgesührt. Viel mag dazu beigetragen haben, daß die benachbarten katholischen Bewohner der Grafschaft Glatz keine österreichischen Untertanen mehr waren. And über die Reichsgrenzsteine hinaus hatte der josefinische Geist keine Macht. 1846 zündete der Blitz, und die Kirche wurde ein Raub der Flammen. Das Gnadenbild konnte rechtzeitig hinweggeschafft werden. Mitten in der Kirche blieb eine kleine Marienstatue mit einem Kreuze unversehrt. Ebenso im Ora¬ torium der Thron, auf dem einst das Bild feierlich hcrbci- gebracht worden war. 1883 wurde die Verwaltung des Wallfahrtsortes, den bisher die ?. ?. Scrviten inne gehabt hatten, diesen ab¬ genommen und den ?. ?. Redemptoristen übertragen. Die Folge davon war, daß die Kommunikantenzahl, die im Jahre 1882 schon auf 5000 zusammengeschmolzcn war, nunmehr stark stieg, und derzeit wieder auf 40.000 steht. Aber den Sakramentsempfang am Wallfahrtsorte. Wir können nicht umhin, aus dem vortrefflichen Büchlein p. Jeglingers einen Gedanken herauszuheben, der für Wallfahrer von großer Wichtigkeit ist. Nachdem der L. L. Verfasser nämlich die ersten Wall¬ fahrer des Neuen Bundes die heiligen drei Könige als mustergilig hingestellt hat (1. Wir sind gekommen, um ihn anzubeten, 2. Sie brachten ihre Geschenke dar, 3. Sie kehrten auf einem anderen Wege heim), sagt er wörtlich folgendes: Überaus besser ist ein Wallfahrer daran, der sich durch eine gute Beicht, durch eine eifrige Kommunion mit Gott vereinigt, wenn er auch nicht den Kreuzweg, nicht die verschiedenen Kapellen besucht, als jener, der, nachdem er vor allen Altären und Bildern gebetet, fein schuldbeladenes Gewissen wieder nach Lause trägt. Der erstere „geht gerecht¬ fertigt von dannen, dieser nicht." Jener geht mit den heiligen drei Königen „auf einem anderen Weg" als er ge¬ kommen in seine Leimat zurück, dieser aber aus dem alten Weg, auf dem er gekommen. Sehr tadelnswert sind darum manche „Wallfahrer", welche ost die Wallfahrt machen, viele Gebete und Lieder kennen, aber von den Beicht stählen nichts wissen wollen. Sie legen auf Nebensachen zu viel Wert. Sie jagen die Leute ihrer Pro¬ zession von einem Altar zum anderen, auf den Kreuzweg, zur heiligen Stiege, lassen ihnen aber keine Zeit, zu den heiligen Sakramenten zu gehen, ja oft kaum ein andächtiges „Vater unser" still für sich zu beten und das, was sie drückt, der Limmelskönigin zu klagen. So kann es vorkommen, daß manche immer wieder die Prozession „mitmachen" und Jahre lang nicht mehr gebeichtet haben; daß sogar an Sonn und Feiertagen vor lauter Nebenandachten kaum eine heilige Messe gehört wird. Ein be¬ klagenswertes Vorgehen. Muttcrgottesberg bei Grulich, Lourdcskapelle. 184 sfssfssft>6ft>sfssft>sft>sfsssssft>Eft>sft> Muttergottesberg bei Grulich Eft>sft>Eft>8ft>sft>sft>sfssft>sfssft>sfssfssft>Eft> Gebetserhörungen. Wir erwähnen, daß in 47 Jahren, nämlich 1702 bis 1749 in der Chronik von Grulich nicht weniger als 7862 wunderbare Gebetserhörungen verzeichnet sind. Es kommt uns persönlich schwer an, aus Zartheit sür unsere Wunderleugner zu behaupten: Alle diese 7862 Fälle waren Irrtum oder Betrug, und kein einziger eine wirkliche Gnade des Himmels. And dennoch: Wenn nur ein einziger (sage: ein einziger) dieser Fälle als wahres übernatürliches Ein¬ greifen helfender Mächte übrig bliebe, wo bliebe dann der Atheismus, wo die Wunderleugnung? — Ja, unsere Wallfahrtsorte führen eine kräftige Sprache uns selber wie Himmelsmusik, den Anglüubigen wie dräuendes Grollen des Donners. Nun einige Fälle aus der neuen Zeit. N i e r e n b l u t u n g. 1890. In Schlesien lebte ein Herr, den die Kunst der Ärzte bereits als rettungslos dem Tode verfallen bezeichnet hatte. Er hatte ein böses Leiden, Nierenblutung genannt, und zwar schon dreiviertel Jahre hindurch. Als er bereits dem Tode entgegenging, eilte die betrübte Schwester des Patienten auf den Muttergottesberg, trug dort am Heiligtume ihre Muttergottesberg bei Grulich, EnadenbrUnnlein. Ein idyllisches Fleckchen Erde, eine Art Waldandacht, auch Krefsenbrunnen genannt. Früher floh das Wasser in sieben Strahlen, wovon man heute nur einen belassen hat. Am Sockel steht in verwitterten Lettern geschrieben: „Wallfahrer, hier erfrische dich. Geh' auf den Berg und grüße mich. Alsdann wirst du oben finden, Nachlaß aller deiner Sünden". innigste Bitte um Genesung ihres armen Bruders vor — und ward erhört. In zwei Tagen war der Bruder von seinem Leiden befreit und vollkommen gesund! Epilepsie. Im Jahre 1891 kamen zwei Pilgerinnen, Mutter und Tochter, in schwerem Anliegen auf den Muttergottesberg. Die Tochter litt an epileptischen Anfällen, stürzte infolge davon häufig hin und hatte schon eine Menge von Wunden und Narben, die sie sich bei derartigen Stürzen zugezogen hatte. In ihrer großen Ratlosigkeit brachte nun die Mutter ihre leidende, geplagte Tochter hiehcr und weihte sie der Muttergottes. Von diesem Tage an war das schreckliche Abel gänzlich verschwunden und kehrte nie mehr wieder. Ein Jahr darauf, im Jahre 1892 kam die Mutter abermals zur Danksagung hieher und brachte den Fall bei den Wallfahrtspriestern zur Anzeige. Generalbeichte vor dem Sterben. Im Frühlinge des Jahres 1894 kam ein schon be¬ jahrter Mann auf den Muttergottesberg, um sich hier durch eine Generalbeichte zu einem guten, christlichen Sterben vor¬ zubereiten. Diese Beichte hatte ihm, wie er fest behauptete, nur die Muttergottes selber vermittelt. Da ihn nämlich vor längerer Zeit der Schlagfluß gestreift hatte und er gar nimmermehr fähig war zu gehen, so hatte er die Mutter¬ gottes gebeten, daß sie ihm die Gesundheit soweit wieder zurückgebe, daß er noch auf den Muttergottesberg eilen könne, um dort eine Lebensbeichte abzulegen. Sein bescheidenes Gebet hatte rasche Erhörung gefunden: denn schon am darauffolgenden Tage sah er zu seiner großen Freude, daß er wieder frei gehen konnte. Nun war er ge¬ kommen, unr die gewährte Gnade in Treue auszunühen. Der unheilbare Holz kn echt. Mit einem Eidschwur bestätigte ein armer Mann aus Schwilbogen in Mähren folgenden Fall. Durch einen bösen Zufall bei der Arbeit fiel ihm beim Holzfällen ein Stück Holz derart auf die Hand, daß diese Hand lahm und gänzlich gefühllos wurde. Das war für den armen Taglöhner ein sehr harter Schlag, war er ja doch dadurch seines Lebensunterhaltes beraubt und zum Bettler geworden. Wohl ging er zu den Ärzten, und zwar nach Olmüh in das Spital; aber geholfen ward ihm doch nicht; im Gegenteil, man sagte es ihm trocken heraus, daß in diesem Falle nichts mehr zu machen und zu erwarten sei; die Lähmung sei nicht zu beheben. Da ging er ganz trostlos in die Spitalskapelle und begann in heiligen, innigen Gebeten um seine Heilung zu bitten. Besonders verlobte er sich, er wolle auf den Grulicher Berg eine Wallfahrt unternehmen, dortselbst eine recht¬ schaffene G en era l b ei ch te ablegen, und dann nach besten Kräften ein christliches, erbauliches Leben führen. Das Gelöbnis gefiel dem Herrn und fand Berücksichtigung. Denn siehe da, schon nach etlichen Tagen begann das Mel sichtlich zu weichen, die Hand wurde biegsam, gebrauchsfähig und tauglich zur schweren Arbeit. Nur eine Narbe und eine kleine Spannung blieb zum Angedenken zurück. Dieser Fall datiert aus dem Jahre 1895. Durch elf Jahre keinen Rückfall mehr. Im Jahre 1886 hatte eine Frau ihren damals fünf¬ jährigen Sohn auf den Muttergottesberg gebracht, um allhier die Hilfe der Allerseligsten Jungfrau in den epileptischen sfs sfs Ess Ess Ess Ess sfs sfs Ess Ess sfs Ess sfs sfs Ess Muttergottesberg bei Grulich EssEsssssssssssssssssEsssfssssssssssSss 185 Anfällen ihres Kindes zu erflehen. Tatsächlich hörten die Krankheitszustände von dieser Zeit an gänzlich auf. Nach elf Jahren, am 8. September 1897 kam die Mutter wieder auf den Berg und erklärte, daß in der Tat die epileptischen Anfälle, die damals verschwunden waren, seit elf Jahren sich nicht mehr gezeigt hätten. Durch achtzehn Jahre hinkend gewesen. Im Jahre 1892 traf sich ein durch Eidschwur be¬ glaubigter Fall, der besonders wegen der langen Dauer des vorangegangenen Mels (achtzehn Jahre) hervorragend erscheint. Durch eine Verstauchung des Fußes, die im Jahre 1874 stattfand, hatte sich Sophie P. aus Friedeberg in Schlesien ein Fußleiden zugezogen, welches sich in einem fortwährenden, und zwar schmerzvollen Linken kundgab. Als nun im Jahre 1892 sich von ihrem Leimats- orte aus eine Wallfahrt nach dem Muttergottesberge bildete, verlangte auch sie durchaus, sich daran zu beteiligen und machte die Prozession mit großen Schmerzen mit. Bei der Lauptstiege fühlte sie (beim Einzuge) eine Erleichterung im Fuße, ebenso vermeinte sie beim Verlassen des Heiligtums das sichere Gefühl zu haben, daß sich in ihren Fußgelenken etwas zum Besseren wende, als ob der Knöchel sich von selber einrichtete. Doch betete sie noch immer beim Abwärtssteigen der langen Allee inbrünstig weiter. And da sie endlich unten beim Beginne der Allee (auf dem Leimwege) angekommen war, spürte sie im kranken Knöchel ein Knacken, jeder Schmerz hatte gleich¬ zeitig aufgehört; feit dieser Zeit war ihr Leiden spurlos verschwunden. Statistisches. Nächste Jubiläum sjahre: 1933: 50jähr. Jubiläum der ?. ?. Redemptoristen. 1950: 250jähr. Jubiläum der Ausstellung des Gnadenbildes. Ständige P r i e st e r: 8 ?. ?. Redemptoristen. Leilige Messen fremder Priester jährlich: 200. Kommunikanten jährlich: 40.000. Besucher jährlich: gegen 100.000. Geschlossene Prozessionen jährlich : 200 bis 240. L a u p tfest: Mariä Limmelfahrt. Ständige Devotionalienhändler: zirka 30. Gasthäuser: 1. Kaffeeschänker: 1. Zur Unterbringung von Wallfahrern und auch Exerzitanten existiert das Klosterhotel „Pilgerheim" mit 88 Betten und 400 ein¬ facheren Lagerstätten. In Privat- und Gasthäusern können gegen 4000 Wallfahrer untergebracht werden. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Besucher: 65 Prozent Deutsche, 35 Pro¬ zent Tschechen. Zufahrt. Wien N. B. oder St. B.—Grulich über Brünn, Wilden- schwert, Schnellzug, 7 Stunden, K 13.—, Personenzug 12 Stunden, K 10.20. Prag N. W. B.—Grulich, 6V2 bis 7 Stunden K 7.40. Brün n—Grulich, Schnellzug 3Vs Stunden, K 7.—. Per- sonenzug 6 Stunden, K 5.30. O l m ü tz—Grulich, Personenzug 4'/» Stunden, K 4.90. Benachbarte Wallfahrtsorte. Grulich-A l b e n d o r s (Station Mittelsteine) 2V- Stunden, Mk. 2.05. Phot. Walter, Grulich. Muttsrgottesberg bet Grulich, Aufgangs-Portal. Grulich-W a r tha. 2'/« Stunden, zirka Mk. 2.—. Grulich-M a r i a h i l fb e r g bei Zuckmantel. Von Grulich-Stadt über Grulich (umsteigen)—Lannsdorf (umsteigen) und Niklasdorf (umsteigen) 4 Stunden, K 3.50. Grulich-L> e i l i g e r Berg bei Pkibram. Mer Prag. Schnellzug 7 Vs Stunden, K 13.40. Personenzug Illl/s Stunden, K 10.20. ' Literatur. D r e y z e h e n fa ch e Leylsame Andacht aufs dem so genannten Mutter Gottes-Berg bey Grulich von Tobias Joannes Becker, 1707, 546 Seiten. Marianische Gnaden-Burg aufs dem So ge¬ nannten Mutter Gottes-Berg bep Grulich, Prag 1721, 80 Seiten. Mit neueren und neuesten Neuauflagen. Lieb- und Lob-Verse..... von Johann Frantz Anthon de Tschernichen. Prag 1721, 110 Seiten. Gedenkblatt zur Feier des 200jährigen Jubiläums auf dem Muttergottesberge bei Grulich in Böhmen. Warns¬ dorf 1900, 36 Seiten. 186 Ess Ess sss sfs sjs sfs Ess sfs sfs sfs Ess Ess sjs Muttergottesberg bei Grulich sfsssssfssfsEfssfsEfTSsssfssfsEfssfssfssfssfs Schaller, Topographie d. K. B. Prag 1786. Som m e r, Böhmen, Königgrätzer Kreis. Prag 1836, 287. Austria-Kalender 1846, S. 120. Phot. I. Walrer, Grulich. Muttergottesberg bei Grulich, der Armenseelenaltar. Ieglinger, Der Muttergottesberg. Warnsdorf 1902. 3. Aufl. 16° 278 S. Mader, Die Kongregation des allhgst. Erl. 1887. Ave Maria, Linz, XV, 37. L e o, Gschst. d. s. W. d. kath. K. Wien, XII, 134, 148. Anonym. Der fünfte Bischof von Königgrätz Tobias Johannes Becker, ein großer Sohn Grulichs, und seine Gründung auf dem Muttergottesberge. Muttergottesberg 1911. Selbstverlag des Redemptoristenkollegs, 172 Seiten. Kurze Erwägung. Wir bedenken mit Andacht, daß dieser Berg, der ehemals ein Berg des Krieges (dem Kriegsgotte geweiht) gewesen, nun für Tausende und Tausende ein Berg des Friedens geworden ist (geweiht dem Fürsten des Friedens und feiner Mutter). — Wir bedenken ferner, daß dieser Berg, der einst der Kahle Berg genannt wurde und wirklich auch kahl war, jetzt ein sehr üppiger geworden ist, wo die reichsten Verdienste blühen, reifen und zu schönsten Früchten werden, und daß dies alles geschehen fei von dem Momente an, da sich die Himmelskönigin diesen Berg zu ihrer Leimstätte auserwählte. Gewiß wird auch unser eigenes Lerz, sobald wir es ernstlich zu einem „Muttergottesberge" gestalten, eine Stätte des Friedens und ein gesegnetes Paradies reichlichster Verdienste werden. Darum wohlan, machen wir eine Schenkung: widmen wir unser Lerz unein¬ geschränkt der Muttergottes, auf daß sie dort einziehe, herrsche und es zu einem „Muttergottesberge" umgestalte. Gebet. O Mutter, sieh' doch auf mich, den armseligen, kahlen, öden Berg! Den Berg, wo Stürme toben, Anwetter wüten, wo der Friede mangelt! Aber siehe auch meinen guten, meinen besten Willen! Löre: ich rufe Dich, ich lade Dich ein, ich stelle mich Dir zur Verfügung! Ich wünsche, daß Du ein-- ziehest in mein Lerz, verbleibest, wohnest und herrschest! Wann wirst Du meine Rufe hören, wann wird die selige Stunde kommen, da Du mir sagen wirst: Mein Sohn, siehe, von heut' an erkenne und bewahre ich dich als mein unein¬ geschränktes Eigentum! — Mutter, weise, barmherzige Mutter, sprich: was soll ich tun, um diese selige Stunde zu be¬ schleunigen? Welche Bedingungen stellst Du, auf daß Du einziehest, bleibest und herrschest? Siehe, Dein Diener hört. Dein Diener ist bereit! So sprich, so befiehl, so verlange, und dann — komm'! And mache selig das Lerz, das nach Dir, nach Deiner heiligen Gegenwart verlangt. Amen. »Mons Mains«, „Berg der Mutter!" Du süßes, schlichtes Wort, »Mons Matris«, „Berg der Mutter!" Von Gott geliebter Ort! Dich haben einst die Kinder zu allererst geahnt. In Einfalt manchem Sünder den Weg zum Leil gebahnt. Denn sie, die dort nun thronet am Muttergottesberg, Maria, sie belohnet der frommen Anschuld Werk. >M. L.) Marbach an der Donau mit Maria-Taferl. Wgria-Lskerl* Niederösterreich. 40.000 Kommunikanten. Lieblicher Engel wallende Fahnen, Himmlischer Geister leuchtender Chor! Sieh', in lichten ätherischen Bahnen Schweben sie froh zum »Taferl- empor. Erdenbewohner! — Seraphischen Chören Jubelnd zu folgen zögerst Du noch? Könnte denn mehr Dich etwas verklären? Mensch, o folge den Engeln doch! Aufstieg zum Gnadenberge. hat ihn „Myrrh enberg" genannt, Leidens- rg, Schmerzensbcrg. Denn das Bild der unerzhaften Mutter Jesu wird dort droben am Taferlberge geehrt. Zum Myrrhenberge Österreichs geht also heute unsere frohe Fahrt. Am es rasch zu machen, um bald das Ziel un¬ serer Sehnsucht zu erreichen, haben wir uns dem Schnellzuge anvertraut, ein schneller Zug fürwahr, der uns in kaum zwei Stunden zur Absteigestation bringt, nach Pöchlarn, der alten, sagenumsponnenen Stadt des Nibelungenliedes. Aber unser Verlangen, den Taferlberg zu sehen, über¬ flügelt noch die Schnelligkeit des wackeren Dampfrosses und, uns dem Ziele nähernd, haben wir des öfteren unseren Kopf aus dem Waggonfenster hinausgesteckt und ausgelugt gegen Westen hin, und forschend suchte der sehnende Blick den trau¬ lichen Ort, das schöne Maria-Taferl mit seinen zwei Türmen. And siehe da, hinter Melk etwa haben wir sie erschaut, die Türme, und haben der Gottesbraut von ferne unseren Erstlings¬ gruß angeboten und ihr ein herzinniges Ave zugerufen. Wir haben zwar ungünstige Beleuchtung, die Sonne ist uns entgegen, Nachmittag ist's ja, und hinter der Kirche lagern sich als Hintergründe noch etliche überragende Höhen, die den Anblick erschweren — aber trotz alledem: es ist und bleibt unser Ziel, es ist und bleibt das Heiligtum Mariens, der Gottesmutter schönster Thronsitz, den Niederösterreich aufzuweisen hat, der be¬ suchteste und erste Wallfahrtsort unseres gesegneten Kronlandes. Schon beginnt der schnellfüßige Eisenbahnzug seinen un¬ gestümen Lauf zu hemmen, und über Wcchselschicnen polternd rollt er in die Eisenbahnstation. — Wir steigen aus, wir ver¬ lassen das Bahngebäude, und sputen uns, an das Gelände des schönen Donau ström es zu kommen. Die fliegende Brücke soll uns dann ans andere Afer befördern. Anterdessen sucht unser Blick wieder und wieder das Heiligtum. Ei, wie sich doch von hier aus die Türme der Gnadenkirche so malerisch ausnehmen! Wie ein hohes Berg¬ schloß thront dort oben die gewaltige Wallfahrtskirche, fast trotzig und finster, oder doch gewiß mit einer eigenartigen Strenge bietet sie uns ihren ernsten Willkommgruß. Steil und schroff scheinen da die Gehänge des Taferlberges zur Donau abzufallcn. Aber uns schreckt nicht der majestätische Ernst, wir wissen doch, daß da droben unsere gütige Mutter weilt und wohnt. „Ave Maria!" Jetzt trägt uns die große fliegende Brücke, die auch schwer beladene Lastwagen samt Pferden zu transpor¬ tieren imstande ist, über den breiten ruhelos hastenden Strom. Vom Westen her leuchtet die Sonne über die Wellen und wie ein See von geschmolzenem Silber, wie ein brennendes Feuermeer flimmert und glitzert die riesige Fläche des Wassers. And da wir sanft und sachte über das herrliche Wasser¬ band gleiten, fällt uns etwas aus der Geschichte Maria- Taferls ein. Auf diesem Donaustrome, den wir jetzt befahren, hatte der Wallfahrtsort Maria-Taferl einst ein ständiges Sammelfchiff. Länger als hundert Jahre lag es mit kaiserlicher Bewilligung und Gutheißung an den Donauufern bei Marbach, um alle jene, die da den Strom befuhren, oder an der Straße am Afer entlang dahinpilgerten, anzu- haltcn und sie im Namen Mariä um ein Almosen anzu- sprechcn für den Bau der Gnadenkirche. Es ist längst nicht mehr, dieses Sammclschiff. Am Ende des achtzehntel, Jahr¬ hunderts wurde es, wieder auf kaiserlichen Befehl, endgiltig abgeschafft. Wir steigen ans Land. Wir sind am linken Afer der Donau. Nicht mehr trennen uns neidische Wassertiefcn vom Heiligen Berge. Es will uns vorkommen, als hätte unser Fuß ein „Heiliges Land" betreten, »terra sancta«. Von hier aus wird uns ein einstündigcr Marsch auf lieb¬ lichen Waldwegen dem Throne der Gnade cntgegen- ftthren. Noch einen Blick hinauf auf das so reizvoll daliegcnde 188 Ess sfs sfs Ess sfs 83, die zum Tode betrübte Mutter, die den göttlichen Sohn auf dem Schoße trägt: Deines Heilands, Deines Sohnes Leiche, Wund, zerrißen, blutend, kalt und bloß. Nahmen sie vom Kreuz; o Iammerreiche Du, o Jungfrau, nahmst ihn auf den Schoß. — Habe meiner vor dem Tod Erbarmen, Laß mich ihn im Sakrament umarmen. a-Taferl. 192 sfs sfs sfs sfs sjs sjs sfs sjs sjs sfs sfs sjs sfs x Sonntagberg (Niederösterreich). Phot. Prictzl, Steyr. sfs sfs sfs sfs Efs sfs Efs Ess sfs sfs Efs Ess sfs Ess sfs sfs Ess Ess Maria-Taferl Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss sss Ess Ess 193 Wilhelm, Erzherzog von Österreich, . .. wurde, nachdem man wiederholt Erscheinungen gesehen, als wenn Prozessionen so¬ wohl aus der Erde, als auch in der Lust schwebten, und sehr viele Mirakel daselbst erfolgt sind, der erste Stein zur Grund- feste gelegt, und die Kirche zu Ehren der schmerzhaften Jung¬ frau geweiht, durch den Kerrn Jodok Äöpfner von Prandt,... geistlichen Generalvikar, wobei gegenwärtig waren (hier folgen mehrere titelschwere Namen .. .)" Der Grundstein war also gelegt, die Kirche begonnen, aber bis sie fertiggestellt war, rann drunten bei Marbach wohl recht viel Donauwasser vorbei; nicht weniger als 64 Jahre wurde an der Kirche gebaut; ein Trost für gar manchen von unseren heutigen Kirchenbauern, bei denen wegen bedauerlichen Geldmangels die schönen Bauarbeiten auch nur recht langsam vonstatten gehen. Doch endlich war das große Werk soweit fertig, daß es 1724 eingeweiht werden konnte. Nun begann für Maria- Taferl eine großartige Blütezeit; hatten doch da¬ selbst beständig 12 bis 24 Wallfahrtspriester Beschäftigung. Jeden Nachmittag war musikalische Litanei, jeden Freitag ein Lochamt. Böse Zeiten. Der Kirchensturm begann. Mit den gierigen Augen des Luchses wurden die Stätten der GnadeIgemustert, und jene Stellen geprüft, an der man die Raubtierzähne am besten zuni tödlichen Bisse ansetzcn könnte. Schade! Es war nicht viel auszurichten mit dieser mißliebigen Kirche dort droben am Donaugelände; man brauchte sie notgedrungen als neue Pfarrkirche. And deswegen konnte von einem Verkaufe oder einer noch erwünschteren Zerstörung keine Rede sein. Auch das Gnadenbild ließ man an Ort und Stelle, denn man wußte sich keinen Rat damit, wohin man es etwa zu bringen hätte. And so begnügte man sich damit, der heiligen Stätte die Lebensadern zu durchschneiden: es wurde jegliche Wall¬ fahrt und besonders das haufenweise Zusammengehen bei Geld- und Prügelstrafe untersagt; auch wurde die Kirche zu einer Pfarrkirche erhoben. Lier ergeben sich zwei Gedankensplitter. Nämlich: Es ist uns in der ganzen, langen Reihe der Wallfahrtsorte kein einziger bekannt, dessen Entstehungsgeschichte so augenscheinlich und so andauernd gerade das gemeinschaftliche Äinziehen zur Gnadenstation empfehlen würde, als eben die häufigen En° gelsprozessionen, die gegen die Bergesspitze zum Taferl zogen') Wir konstatieren also einfach, daß jener Befehl der Regierung ganz und gar dem deutlich erkennbaren göttlichen Willen zuwiderlief. Maria wollte diese gemeinschaftlichen Prozessionen, die Staatsgewalt nicht! Marie munterte dazu auf, die Behörde untersagte sie. Maria versprach (in vielen andern Entstehungsgeschichten) reichliche Gnaden für das Lerbei- kommen, die Lofdekrete bestimmten dafür reichliche Prügel (50 Stockstreiche pro Mann). Das zweite ist der Umstand, daß man damals, gleichsam als Ersatz für die vielen Wallfahrtsstrangulierungen, sehr viele Pfarren errichtete, so auch unser Maria-Taferl. Darin liegt der Gedanke: der gewöhnliche Pfarrgottesdienst muß euch Christen genügen, um eure seelischen Bedürfnisse zu befriedigen. Dieser Ansicht gegenüber konstatieren nicht etwa wir allein, son- ') Vgl. übrigens Leiligwasser in Tirol. Des Österreichers Wallfahrtsorte. dern ganze Reihen von Psychologen (Seelenkundige), daß die Menschenseele ihrer ganzen Natur nach zeitweise Ab¬ wechslung, Aufrüttelung, außerordentlicher Mittel bedarf, um das Gleichgewicht zu erhalten und nicht zu versumpfen. Wenn diese letztere Behauptung richtig ist (und sie wird von sehr bedeutenden Autoritäten mit Nachdruck verfochten) so ergibt sich daraus: das Verbot der Wallfahrten und das dafür ge¬ botene Surrogat von „mehr Pfarrkirchen" dokumentiert sich, falls es in der Tat, wie vielfach vorgegeben wird, damals „gut gemeint" war, — als ein großer psychologischer Schnitzer. Fragen wir dieGeschichte, so sagt sie uns, das gerade die Jahrzehnte nach den Wallfahrtsverboten einen religiösen Tief- Phot. Ferd. Thom, Maria-Taferl. Maria-Taferl, Inneres der Kirchs. stand aufweisen, wie man ihn früher nur selten findet; dieser religiöse Tiefstand mag freilich vielleicht Ursache sein, daß es damals so kam, ist vielleicht aber zum Teile auch „Folge" (Er¬ gebnis, Resultat) solcher unpsychologischer Maßnahmen. Die obigen Bestimmungen verfehlten nicht, dem früher so blühenden Wallfahrtsorte Maria-Taferl beträchtlichen Schaden zuzufügen. Denn wenn auch das Wallfahren nie¬ mals ganz aufhörte, so hatte teils Menschenfurcht, teils Mißverständnis der ganzen Sachlage und der damit verbundenen Pflichten zur Folge, daß ein großer Prozentsatz der Wallfahrer ausblicb. Dazu kam dann im Jahre 1810 noch ein weiteres Er¬ eignis, durch welches dem Wallfahrtsorte scheinbar Schaden zugcfügt wurde. Es erschien nämlich ein kaiserliches Patent, 13 194 Ess Ess Ess sjs Ess sss Ess Efs SsS Ess Ess sjs Ess Ess Ess Ess Maria-Taferl Ess sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess infolgedessen alles Gold und Silber anläßlich der großen Finanzmisere zur Zeit der napoleonischen Kriege abge¬ liefert werden mußte. Da erzählt man sich nun das Stück, daß die damaligen Vorsteher der Kirche von Maria-Taserl, erfüllt von einem namenlosen Respekt vor diesem kaiserlichen Befehle, die Kirche derart ausplünderten, daß Kaiser Franz, der nachmals persönlich nach Maria-Taferl kam, seinem Un¬ willen darüber Luft machte, daß man in solcher Art und Weise sein Dekret zur Ausführung gebracht habe. Seit jener Zeit hat sich Maria-Taferl wieder langsam erholt, und man kann wohl sagen, daß es ein Lieblingsort für manchen Marienverehrer geworden ist; mit Stolz und Freude blicken die Katholiken empor zum weithin sichtbaren Kirchlein droben auf der Bergeshöhe, so ost sie unten gar eilig per Bahn oder Schiff vorüberfahren. And, Gott sei Dank, es wird nicht nur vorbeigefahren, sondern man zieht auch willig uud gern empor zur heiligen Stätte. Gebetserhörungen. Das Kind des Wagners. Von verläßlicher Seite wurde uns ein Vorfall mit¬ geteilt, den der Verfasser dieses Buches schon einmal, und zwar in Form einer Erzählung im „Glücksradkalender" 1906 ver¬ öffentlicht hat. Maria-Taferl, Wiener Kreuz. F. Thom, Maria-Taserl. „Der S. Schmerz Marias Lerz durchdringt, da man den Leichnam ihr auf den Schoß zu legen bringt." Es handelt sich um eine Wagnerfamilie in Eisen¬ stadt (Angarn). Der Vater kam durch böse Kameradschaft auf sehr schlimme Wege und sank nach und nach zu einem ganz verkommenen Alkoholiker herunter. Der Sohn, vom Vater selber frühzeitig zum Branntweingcnuß angelcitet, artete aus und verunglückte im Rausche durch einen Absturz. Nun war noch eine Tochter da, ein vierzehnjähriges Mädchen. Diese wurde einmal von einer bösen Nachbarin derart mißhandelt, daß sie schwere Anfälle von Katalepsie (hinfallende Krankheit) bekam. Die Nachbarin wurde gerichtlich abgestraft, aber damit war die Gesundheit der Tochter nicht hergestellt. Die schreckhaften Anfälle des Kindes waren für den Vater eine eindringliche Bußpredigt, denn als er seine nunmehr einzige Tochter zehn- und zwanzigmal sich schäumend am Boden wälzen sah, begann er in sich zu gehen und wieder die Kirche aufzusuchen. Endlich machte er, mit Frau und Kind vor einemMarienbildekniend, ein Gelöbnis: „Leilige Jungfrau, ich will barfuß nach Maria-Taferl pilgern, will keinen Tropfen Branntwein mehr trinken und auch sonst mäßig sein, nur mache mir mein Kind gesund, und hilf mir, daß ich das, was ich versprochen habe, auch halten kann." Schon beim nächsten Morgengrauen war der Mann auf der Fußreise nach Maria-Taferl; er hatte mehrere Tage dahin zu gehen. Er ging in aufrichtiger Bußgesinnung. And als er nach etlichen Tagen wieder heimkehrte, war die erste frohe Botschaft, die ihm sein Weib brachte: „Seitdem du fort bist, ist unsere Lisi nimmer zusammen¬ gefallen." Die Besserung war von Dauer; niemals mehr kehrte der Anfall zurück. And auch der Wagnermeister nahm sich tüchtig zu¬ sammen und hielt getreu, was er zugesagt: er war von der Stunde an ein braver, nüchterner Arbeiter und Familien¬ vater. Zwei Krücken in Maria-Taferl gelassen. Matthäus Zwettler, Mesner in Arbestal, berichtet uns folgendes: Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen von einem Mann berichte, der mir alles selber gesagt hat, der mit zwei Krücken nach Maria-Taferl ging, und ohne dieselben wieder heimkehrte. Dieser Mann ging dann alle Jahre wieder zum Gnadenorte, nur in den letztem Jahre sehe ich ihn nicht mehr; er kam immer mit den Langschlägern, die ebenso wie wir von Arbestal alljährlich eine Prozession unternehmen, und da fragte ich ihn, warum denn er, als ein so alter Mann die Fahne oder das Kreuz trage, da doch jüngere Leute genug da wären und es auch gerne täten; und da gab er mir die schöne Antwort: „Einst bin ich mit zwei Krücken nach Maria-Taferl gegangen, und die Muttergottes hat mir geholfen, so daß ich ohne dieKrücken leicht nach Lause gehen konnte. Zum Dank dafür habe ich dieses Versprechen gemacht, die Fahne zu tragen, so lange ich es überhaupt imstande wäre; und dieses Ver¬ sprechen habe ich bisher auch treulich gehalten." Gestrafter Spott. Wenzel Bauer in Gaisleithen bei Oberplan in Böhmen teilt uns folgenden Fall mit, der zwar kein eigentlicher Gnadenerwcis Mariens ist, aber dennoch ganz geeignet er¬ scheint, uns von dem Walten übernatürlicher Kräfte zu über¬ zeugen. Im Jahre 1852 war mein Vater mit der Friedberger- Schar nach Mariazell wallfahrten gegangen. Als nun in Maria-Taferl die Malschinger Kreuzschar (eine Nachbarge¬ meinde von Friedberg) gemeinsam auf den Knien um d en Al¬ tar rutschte, begann ein Mädchen von Friedberg darob Ess sss sss Ess Ess Ess sfs Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess Ess Ess sfs Maria- zu spotten und zu freveln und sagte: „Ei, ei, die Leute Hüpfen da herum wie die Frösche." Lind was geschah? Am nächsten Tage fuhr dem Mäd¬ chen irgend ein Schmerz indieunterenGliedmaßen, daß es sich darob nicht mehr aufrechthalten konnte und gar jämmerlich hinkte. Zwei Männer mußten sie unterstützen, damit sie sich überhaupt „hüpfend wie ein Frosch" weiterbewegen konnte. Dieser Vorfall wurde allgemein als Strafe Gottes betrachtet. Das leichtsinnige Mädchen selbst aber war in Todes¬ ängsten und rief laut zur Muttergottes und versprach: Wenn sie doch aus Gnade nach Mariazell gelangen könnte, so wolle sie vor aller Welt sechsmal auf ihren Knieen um den Gnadenaltar Herumrutschen. And der Äimmel hörte auf das reumütige Stammeln, und der absonderliche Fußschmerz legte sich alsbald wieder und das Mädchen konnte ohne Lindernis ihre Wallfahrt fortsetzen. Treulich erfüllte sie dann in Mariazell, was sie versprochen. Kam auch glücklich wieder heim und ist feit dieser Zeit stets gesund geblieben. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1924 200jähriges Jubiläum der Kirchweihe. 1942 300jähriges Jubiläum des Gnadenbildes und seiner Auf¬ stellung. 1960 ZOOjähriges Jubiläum der Grundsteinlegung der Kirche. Ständige Priester: Ein Pfarrer, ein Kooperator aus dem Weltpriesterstande, dazu 4 Lilfspriester aus dem Orden der beschuhten Karmeliter. Leilige Messen fremder Priester jährlich: Etwa 300. Kommunikanten jährlich: 40.000. Besucher jährlich: 120.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 2Z0. Lauptfest: 3. Sonntag im September. Einwohnerzahl des Ortes Maria-Taferl: zirka 400. Beständige Devotionalienhändler: 8 (mit je mehreren Ver¬ kaufsständen). Gasthäuser: 7. Kaffeeschänker: 2. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nachtlager sind in Maria-Taferl wie in allen Wallfahrts- orten sehr billig zu haben. Eigene Zimmer mit einem Bett etwa K 1.—. Anvergeßlich wird dem Verfasser jener Abend bleiben, da er in Maria-Taferl zu seinem Nachtzimmer emporstieg, und überall auf den Bänken in den Gängen die slowakischen Pilger ohne irgend einem Polster aufdem hartenBretterboden liegen sah. „Ei, welch eine Abtötung, welch eine wahrhaftige Bußfahrt! Welche Opfer diese armen Leute doch bringen", sagten wir leise zum Wirt. „Ja, ja," erwiderte dieser „man schämt sich fast der eigenen Bequemlichkeit, wenn man solches sieht." „Aber Lerr Wirt, sagen Sie mir, wieviel zahlen denn die Leute für diese Liegestatt?" „Fast gar nichts, gerade daß es einen Namen hat: Per Person vier Leiter!" Gottsei Dank, der Geist der Buße, so recht der Geist des Christen¬ tums blüht noch immer an den hehren Gnadenstätten Mariens. Zufahrten von Wien. 1. Schnellste Verbindung. Mittels Schnellzug der Westbahn bis Pöchlarn, dann mittels fliegender Brücke über die Donau, endlich einstündiger Marsch nach Maria-Taferl. Wien—Pöchlarn Schnellzug gegen 2 St., X 5. — . (Nicht alle Schnellzüge halten in Pöchlarn.) Dieselbe Strecke mittels Personenzuges, jedoch gleich bis Sration K ru m m n u ßb au m, gegen 3 St., K 3.50. Von Krumm- nußbaum mittels fliegender Brücke nach Marbach, dann eine halbe Stunde Bergtour über den Bußweg. -Taferl EfSEsSSfSEfSEsTSfDEfSEsSSsSEfSSfSEfSSsSEfSEfSEsS 195 2. Mittels Dampfschiff. Empfiehlt sich nur für die Rückfahrt. Fahrzeit 5V» St., II. Klasse K 3.40, Verdeck billiger. Täglich nur ein Schiff nach Wien, Marbach ab 12 Ahr 30 Min. Das Frühschiff ab Marbach 7 Ahr 30 Min. fährt nur bis Lol¬ len bürg, deshalb in Krems ein Amsteigen aus die Bahn not¬ wendig. Die Bergfahrt Wien-Marbach dauert beinahe 12 St., II. Klaffe X 2.80, Verdeck K 2.—. Täglich ab Wien 10 Ahr nachts. Die Donauschiffe verkehren meist mit bedeutenden Verspätungen, sind unverläßlich und daher wenig empfehlenswert. 3. Mittels Eisenbahn von Wien Franz Josefs-Bahnhof über Krems (umsteigen) nach Marbach. Gesamte Fahrzeit samt Wartezeit in Krems zirka 5 St., X 4.90. Täglich dreimalige Verbindung Wien—Maria-Taferl in jeder Richtung. 4. F a h rs ch e i nh e ft für die Rundfahrt Wien— Krummnußbaum (Bahn), Marbach—Krems (Schiff), Krems- Wien (Bahn oder Schiff). Die Reise kann auch in umgekehrter Richtung (Wien—Krems—Marbach, Krummnußbaum—Melk- Wien) gemacht werden. Die Karte hat fünf Tage Giltigkeit. Preis X 6.20. Inbegriffen freie Fahrt auf der Wiener Stadt- und Verbindungsbahn. Benachbarte Wallfahrtsorte. Mariazell — Sonntagberg — Maria-Taferl. Nicht wenige Wallfahrtsprozeffionen verbinden diese drei Gnaden¬ orte durch eine einzige Pilgerfahrt. Liebet ist der schwierigste Teil der übrigens sehr schöne Fußweg von Mariazell über Ga- ming aus den Sonntagberg, der durch Bahnfahrt nur wenig ab¬ gekürzt werden kann. Diese Teilstrecke erfordert zwei Tagreisen, davon die erste Mariazell — Gaming etwa 9 St., die zweite Ga- ming über St. Leonhard im Walde oder über "Mbsitz etwa 8 St. Zeit erfordert. Von Sonntagberg nach Krummnußbaum kann die Eisenbahn benützt werden. M a r i a z e l l—M aria- Taferl (über L u nz). Diese Tour kann tüchtigen Fußgehern und Freunden von Raturschön- heiten nicht dringend genug empfohlen werden. Aufbruch von Mariazell spätestens sechs Ahr früh, Fußtour längs des Erlaf- fees, dann nach Neuhaus hinauf, dann bergab an der schönen Mbs (auch Ois genannt), weiter über Langau, dann links ab¬ zweigen über den „Durchlaß" zum lieblichen Lunzersee, endlich Station Lunz. Diese Fußpartie ist, Rastzeiten nicht miteinge¬ rechnet, in etwa 7 bis 8 St. zu bewältigen, so daß es ohne be¬ sondere Anstrengung möglich ist, den in Lunz um 3 Ahr 57 Min. abgehenden Nachmittagszug zu erreichen. Von Lunz dreistündige Bahnfahrt nach Pöchlarn K 2.40. Ankunft Pöchlarn 6 Ahr 50 Min. abends. In den Sommermonaten ist um diese Zeit ein Aufstieg nach Maria-Taferl noch recht leicht möglich. Maria-Taferl—S onntagberg. Eisenbahnfahrt von Krummnußbaum über Amstetten nach Rosenau IV- St., X 1.50. Maria-Taferl—P ö st l i n g berg, Eisenbahnfähre Per¬ sonenzug von Krummnußbaum nach Linz 2^tt St., X 3.20 oder Schnellzug von Pöchlarn nach Linz IV« St., X 4.60. Maria-Taferl— L a n g e g g (Wachau). Eisenbahnfahrt von Marbach nach Aggsbach Markt, 50 Min., X —.80. Von dort über die Donau, dann eine gute Stunde Fußweg. Auch mittels Dampfschiff möglich. Maria-Taferl— D r e i e i ch en. Eisenbahnfahrt von Mar¬ bach nach Krems (umsteigen) über Ladersdorf (umsteigen) nach Mold gegen 4 St., X 3.20. Literatur. J a m a i g n e. Siebenfache Wallfahrten, Wildberg 1703,8". Österreichischer Myrrhenberg, 7. Auflage, Crems 1777, 8". llttansacti primi (deutsch). Paffau 1761, 4". L osma nn. Der Pilger nach dem Sonntagberg u. M.-T. Wien 1825, 12». Kaltenbäck, Mariensagen 189. Austria-Kal. 1845, S. 206. 13* 196 SsD SsT SsT §fD EfD SsD SsT 6fD SsD SsT §fD SfT SsD SsT SsD SsD Nkaria-Taferl SfZ SsT SfT SfD SsT SfD SfT SsD SsD SfD SsD SsT SfD SsD SsD SsT SsD SfD Ave Maria, Linz, XVII, 107 u. 246 und I., 5. Lest. Kröne s, Geist. Wallfahrt. Wien 1872, 113. D o ni n, Mar. Austria, 163. Ott, Marianum, 220. Reg.-Mar.-Kal. 1877, VII. Glücksrad-Kalender 1910. Rudniki, Die berühmtesten Wallfahrtsorte, Paderborn 1891, 139. Maurer-Kolb, Mar. N.-O. 382. Topographie v. N.-O. II, 333. Kerschbaum er I, 545. Reil, Das Donauländchen, 164. „Lippolytus", Iahrg. 1860 (Abdruck des Zeugenverhörs). „Kippolytus", Die Wallfahrtskirche . . . und Jubelfeier 1861 (Separatabdruck bei Pichler, Wien.) Johann Stöber, Maria-Taferlbuch. Wien 1892. Dobner, M.-T. Selbstverlag Pfarramt, St. Pölten 1909, 44 S. 8°. Feyertag, Myrrhenberg, Wien, Opitz 1906, Gedicht. 8°, 62 S. Der öft. Myrrhenberg, Ver.-Buchh. Innsbruck, 16°, 61 S. 20 Leller. Loppe in Vaterland, 30. Iänn. 1909. Wiener Diözes.-Bl. (Jubelfeier) 1909, 277. Wallfahrtsort. (Aus Anlaß d. 250jähr. Iub.) St. Pölten 1909, Kl.-8°. F. Kg. in der Bote aus d. Waldviertel 1904, Nr. 650. Bacciocco in Wiener Zeitung 1896, 25. Okt. Kinn er in Neunkirchner Bez.-Bote 1896, S. 116. Zll. öft. Weckstimmenkal. 1894, S. 99. Mitt. d. Zent.-Komm. 1902, 52, 129. Top. v. Nied.-Sst. VI., 152. Niederösterreich (Landesverbd.) Lechner Wien, 327. Leo-Gfchft. d. s. W. d. kath. K. Wien. VII, 46, 63, 84, 324. Kurze Erwägung. Von dreierlei Wegen haben wir vernommen: Vom Engelweg, vom Bußweg, vom Weg mit den Stationen der sieben Schmerzen. Drei ähnliche Wege führen zum Kimmel: 1. Der Engelweg, das ist der Weg der un¬ schuldigen Kinder und jener, die in auserlesener Tugend die erhabenen Wege unbefleckter Reinheit wandeln. 2. Der B uß- w e g, das ist der Weg der Märtyrer und der großen, eifrigen Büßer. Z. Der Weg mit den sieben Schmerzens¬ stationen, das ist der Weg der allermeisten Menschen; den mußt auch Du gehen. So mach' Dich denn gefaßt auf solche Stationen, und wenn der liebe Gott Dir Leiden schickt, so halte still und denke: es ist der Weg zur Kimmelshöhe, zur Limmelsfreude. Gebet. O Maria, große Keiferin der Christenheit, die Du schon durch drei Jahrhunderte am Taferlberge den Betrübten eine Trösterin, den Ermatteten eine Keiferin, den Sündern eine Versöhnen» geworden bist, siehe, wir nahen uns heute im Geiste Deinem Gnadenbilde, und bitten Dich bei dem herben Leiden, das Du selber siebenfach empfunden hast: Ver¬ stoße uns nicht wegen unserer Sünden, sondern lasse uns durch geduldige, christliche Ertragung unserer Leiden den wahren und einzigen Weg zu Dir und Deinem göttlichen Sohne finden, damit wir einst. Dir nachahmend in der Ge¬ duld der Leiden, auch teilnehmen dürfen an Deiner himm¬ lischen Glorie. Amen. O Jungfrau, die Du selber einst zur Neige Des herben Schmerzes Becher hast geleert — Als Trösterin Dich den Betrübten zeige Die Kümmernis und Kerzeleid verzehrt. Ja, neig' Dich nieder Süße, voll Erbarmen, Denk' eignen Pilgerns einst im Tränental — And führe uns mit treuen Mutterarmen Den Dornenweg empor zum Kimmelssaal. sft>sft>sft>sfssft>sft>sfsEft> der Glan, winkte mit Liebe dieselbe gnädige, hohe, himm¬ lische Frau." i) Da küßten sich die Wellen im feuchten Freundesknssc und geeint durch gemeinschaftlichen Segen rannen sie weiter dahin durch die Lande, wartend, ob denn nicht noch einmal die Abcrholde käme, sie zu begrüßen. Lind sie erschien in der Tat, einmal,-) — zweimal/) — zur namenlosen Freude des nun schon mächtigen Stromes. Da plötzlich zitterten wonncbeseelt der eilenden Schwestern hastende Scharen. „Seht!" so riefen die ersten mahnend. „Seht!" so lispelten Hunderte nach. „Seht!" so rauschte es bald im wogenden Chore tausend und tausender Wellengeschwister. Ave! Mutter der Barmherzigkeit! Ave!" And die Bäume säuselten mit in millionenfachem Blätterchore : „Ave! Ave! Mutter der Barmherzigkeit! Ave!" And die Blümlein nickten lebhaft ihre Grüße, und die Sternlein blinkten und winkten so licht als sie konnten. Es war ein wonnevolles, heimliches Grüßen und Beten. And die Engel brachten der Holden die Grüße der Natur. And sic, die Verehrte, erhob sich mit ihrem Kinde und winkte Segen, Segen den Blümchen, den Bäumen Segen, den Sternen auch, und Segen vor allem den nimmer- ruhenden, immcrgrüßendcn Wogen des Flusses. Das sind die nächtlichen Grüße der Drau — das die täglichen Gegengrüße der Frau! Marburgs Herrin, sei gegrüßt! „Ave! Ave! Mutter der Barmherzig¬ keit! Ave!" Das Äußere der Gnadenkirche. Wir haben als fremde Pilger den Hauptbahnhof der Stadt Marburg verlassen, und fragen den Nächstbesten nach der Franzis¬ ka n c'r k i r ch e. Denn die Franziskanerkirche ist ja die von uns gesuchte Gnadenkirche. Sie ist gleichzeitig Pfarr¬ kirche der sogenannten Grazer Vorstadt. Wir bekommen schnelle und willkommene Antwort: „Gleich dort droben in der Straße, die große, rote zwei- türmige Kirche." Marburg, die Basilika zur Mutter der Barmherzigkeit. (Auszug aus der Nottirche in die neue Pfarrkirche).») Ein Türmepaar, so hoch, so schön, und eine Frau, vom Himmelsglanz umstrahlt, begrüßte, ihr himmlisches Kind in den Armen, die guten, bekannten Wogen der Drau?) Ei, wie sic rannen, ei, wie sie schossen, ei, wie sie flössen, wie sie sich hoben, wie sie spritzten voll Freude, als gält es in Huldigung die Füße der Holden zu netzen. And sie begannen den Wogensang, den leisen und doch so übermächtig starken: „Ave! Ave! Mutter der Barmherzigkeit! Ave!" Die Vöglein, die txaumumfangen auf den Zweigen sich wiegten, erwachten, und fröhlich stimmten sie ein: „Ave! ft Maria-Saal an der Glan. ft Maria in der Wüste. -h Maria-Rast. ft Zu diesem und allen folgenden Bildern hat Se. Exzellenz Dr. M. N a p o tn i k, Fürstbischof von Marburg, die Klischees bereitwilligst zur Verfügung gestellt. ft Marburg. Wir danken höf¬ lichst für die Orientierung und eilen an Ort und Stelle. Fünf Minuten mag der kurze Weg beanspruchen. Ja, ja, eine große, rote Kirche, ein Rohziegelbau und romanischer Stil; das alles sieht man schon von weiter Ferne. Wir kommen näher. Wir sehen links an der Kirche angebaut die Flucht des Klostergebäudes, den Aufenthalt der treuen, emsigen Hüter der Gnadenstatt. Doch dies haben wir nur nebenbei flüchtig erwähnt. Also auf zur Betrachtung des Kunstwerkes, das noch alle Reize der Neuheit auf den Beschauer wirken läßt. Zuerst Gruß dir dort droben auf dem Gie b e l d a ch e, mctallnes Groß bild unserer Frau, Stern vom Himmel, Krone deiner Kirche, treues Abbild der Gnadenstatue! Des Künstlers Hand hat dich aus Kupfer gefertigt, aber, da du ja besseren Materiales würdig bist, dich mit Silber und Gold übcrkleidct. S^T SfT SfD S^T SfD SsT SsD SsT S^T SsT SsD SsD SsD Mutter der Barmherzigkeit iu Marburg ssssfssssssssfssfssfssssssDsfssfs 199 Lind aus ganzer Seele beten wir fromm die Inschrift ab, die dem Sockel dieses Goldbildes eingeritzt erscheint: Allen, die dies Laus betreten. Fromm und andachtsvoll hier beten. Sei im Leben Meeresstern, Führ' im Sterben sie zum Lerrn, O Maria! Nicht unerwähnt wollen wir hier lassen, daß in jenes metallne Standbild ein älteres, aus Kupfer gefertigtes, gleich¬ falls vergoldetes Marienbild eingeschlossen wurde, das ehemals auf dem Dachgiebel der früheren Minoritenkirche am linken Drauufer sich befand. Doch nun weiter. Links und rechts vom Bild ünserer Lieben Frau stehen in ehrerbietiger Entfernung zwei kolossale Leibgardisten der Limmelsfürstin, die beiden Türme. Sie tragen rote, ziegelfarbige Montur, spitzige Kupferhelme, und ganz droben das Abzeichen Jesu Christi: das Kreuz. Sie sind ihrer Löhe nach in sechs Stockwerke eingeteilt, stehen auf vollkommen qua¬ dratischer Grundlage und tragen im untersten Stockwerke je ein Seftenportal, während das Lauptportal sich zwischen ihnen in der sogenannten Fassade vorfindet. Dieses Lauptportal zeigt schöne romanische Formen und hat gleichsam als Krone eine große sechskreisige Rosette über sich. Das Tympanon des Portals ist mit einem herr¬ lichen Mosaikbilde der Verkündigung Mariens ausgefüllt. Der Gesamtanblick von Front und Türmen ist ein sehr gefälliger, da man es verstanden hat, durch geschickte Anbringung recht verschiedenartiger Öffnungen Abwechslung in die riesige Fläche zu bringen, und da weiters die eigentlich etwas zu breiten Lelme der Türme von unten aus, wegen der größeren Entfernung kleiner scheinen, so daß man dieses Übermaß an Breite nicht verspürt. Die Seitenfront der Kirche zeigt sehr regel¬ mäßige Formen, spricht überaus an, hat ziemlich niedrig¬ stehende, breite Bogenfenster mit Rosetten und zeigt dem Halbwegs Verständigen eine kleine Überraschung: Strebepfeiler und Strebebögen fast nach Art der gotischen Kirchen. Die Apsis (der rückwärtige Chorabschluß), zeichnet sich nicht so sehr durch reichliche Gliederung aus, die eigentlich fehlt, sondern durch ihr künstlerisch harmonisches Gesamtbild, so daß gerade diese sozusagen beruhigende Harmonie bei mäßigen Mitteln von der hohen Kunst des Architekten Zeugnis ablegt. Das Innere der Gnadenkirche. Sei gegrüßt, du Laus der Gnade! Des Sakramentes reizereicher Ehrenpalast! Der Gottesmutter glanzvoller Thronsaal! Schon nimmt uns die mächtige Doppelreihe stattlicher, bogentragender Pfeiler in ihre Mitte. Achtfacher Spangen täuschende Bilder umschließen gürtend jedwede Säule und geben ihr der strotzenden Kraft herrliches Gepräge. Ähnlich gemalt prangen der Bogen prächtige Runden, über ihnen läuft einercichgeschmückteblindeGalerie auf zierlich geformtem Gesimse, während von hoch droben herab der Zwillingsfenster lichte Reihe dem erwünschten Tageslichte willigen Zutritt gewährt. Loch über uns wölben sich kühngespannt romanische Rundbogen, Triumphesbogen Unserer Lieben Frau. Die dreieckigen Felder zwischen den Rippen der Ge¬ wölbe prunken in künstlerisch gewählten Farbentvnen und zeigen uns unserer heiligen Vorbilder, der Seligen des Limmels, lichtvolle Gestalten. Wahrlich ein schönes Gotteshaus hat man erbaut, und auch ein mächtiges dazu, ein weitgedehntes: mehr als 50 m hat cs an innerer Länge, 22 m an innerer Breite aufzuweisen. Wohl 5000 Personen haben in den weiten Lallen genügend Raum zur Andacht und zum gemeinschafft lichen Gebete. Der Hochaltar. Durch die Doppeltüre eines reich in Marmor ge¬ arbeiteten Speisegitters betreten wir den heiligen Raum des Presbyteriums, wo sich tagtäglich das Wunder aller Wunder, das Niedersteigen Christi in Brotsgestalt vollzieht. Es herrscht hier, wie man nicht anders voraussctzen konnte, feinste Eleganz mit kostbarstem Prunke. Marburg. Die Fassade mit dem Glockenturme der alten Pfarrkirche und die neue Marienkirche im Bau. 200 EfssssEft>sfssssEst>sft>sfssft>Sft> Mutter der Barmherzigkeit in Marburg Eft>sft><öft>sft>sft>sft>sft>sst>Eft>sst>sft>sft>sfs Wohl stören ein wenig die Massen des Lichtes, die durch drei Nundbogenfcnster der Apsis den Augen des Beschauers blendend entgegenfluten und ihm den Anblick des formcnreichen Altares erschweren. Doch wohlan, studieren wir eingehender die einzelnen Teile dieses wichtigsten Stückes der herrlichen Basilika. Romanisch in Ausbau und Gliederung, jedoch mit äußerst feinen und zahlreichen Detailarbeitcn! Ein freistehender Bau in jener schönen Form, die etwa einer breiten ge¬ drungenen Mon st ranze ähnelt, allerdings mit dem Anters chiede, daß der Schaft ganz besonders breitgezogcn erscheint. Der Lochaltar der Basilika zu Marburg hat im Grunde genommen vier Stockwerke, die durch streng gezogene Querlinien getrennt sind. Wir möchten diese Stockwerke fast im Vergleiche mit modernen Läufer folgendermaßen benennen: Par¬ terre, 1., 2., 3. Stock und dazu ein Ziertürmchen. Parterre: der unterste Teil bis zur Mensa hinauf, also die Altarstufen und das Antipendium; das ist das Wirkungsfcld des Priesters, der hier, wie auch sonst die Diener, in den unterenLokalitäten wohnt. Der e rste Stock, immer der vornehmste, birgt hier in unserem Altäre den reich gezierten Tabernakel, die Wohnstätte Jesu, und zugleich jene Stelle, wo sich täglich die heiligste Landlung der heiligen Messe erneuert. Der zweite Stock zeigt in der Mitte ein großes kostbares Kreuz, das allerdings bei Segenmessen oder sonstigen Aussetzungen des Allerheiligsten diesem Platz machen muß; auch hat dieser zweite Stock noch anderen Bewohnern Anter- kunft gegeben, nämlich vier heiligen Personen, die hier in ihren Standbildern vertreten sind. Endlich der oberste Stock, vom Standpunkte der Kunst wohl der schönste. Dort wohnt umgeben von zierlich geführten Bögen in einer stattlichen Nische das Gnadenbild Anscrer Lieben Frau, während ihr zur Seite auf den äußersten Spitzen der Verzierungen schwebend vier große Gestalten von Seraphinen mit hochgezogenen Flügeln Ehrenwache halten. Ganz zu oberst aber der dreieckige Giebel der Gnaden¬ bildnische, geziert mit dem heiligen Kreuze. Seitenaltäre. Außer dem Lochaltar und dem später erwähnten Lourdes- altare befinden sich in der Basilika noch fünf Seitenaltäre: St. Antonius-, St. Philumcna-, Kreuz-, Lerz Jesu- und St. Franziskus-Altar und in der Seitenkapelle beim Pres¬ byterium ein wunderlieblicher Marienaltar: Ansere Liebe Frau vom Heiligsten Lcrzcn, geschmückt mit den Bildern des seligen Ludwig Maria Grignon und der seligen Margareta Alacoque. Marmor- und Steinmaterial der Kirche. Es lohnt sich wahrlich der Mühe, bei der Beschreibung dieser Marburger Basilika ausführlich die reichhaltige Samm¬ lung von Steinen zu schildern, die bei dieser kunstreichen Arbeit zur Verwendung kamen. Wir hoffen dadurch dem Leser höchst Interessantes mitzuteilen, und ihm zugleich einen Begriff zu geben, aus wie vieler Herren Länder manchmal bei solch einem Kirchenbaue die Steinsorten herbeigeschafft werden müssen. Freilich wissen wir nicht, ob man bald wieder eine Kirche antrcffen wird, bei der dieses bunte Steingemisch so unglaublich reich und verschiedenartig ist, als gerade bei diesem Bau. Daß wir aber gerade hier das Gefüge der Marmor¬ arten so ausführlich anzuführen vermögen, verdanken wir den peinlich genauen diesbezüglichen Mitteilungen des Ver¬ fassers des schon früher erwähnten Buches. Man höre also und staune: Der Hochaltar ist aus nicht weniger als siebzehn verschiedenen Mar morvarie- täten zusam¬ mengefügt. And aus welchen Entfernungen sind diese zierlichen Steine zusammen¬ gebracht worden! Lier ein Ver¬ zeichnis davon: Die steiner¬ nen Stufen sind polierter Marmor aus Nabresina (Küstenland). Die Tritt- flache des Al¬ tares sind grün¬ liche Feinklinker- Platten mit ro- manischemMuster vom Wienerberge (N i e d e röster- r e i eh). Marburg, Die Feier der Vornahme des ersten Spatenstiches. sfssfssft>ssssfTsfssft>Est>sft>sft>sft>sft>Eft> Mutter der Barmherzigkeit in Marburg EfsEsssfsssssftxZfsSfsssssfssfssfs 201 Das Antipendium ist vorne Karstmarmor (Krain) mit Füllungsplatten aus grünem Tiroler Serpentinstein, versehen mit mosaikartigen vergoldeten Gravierungen. Die Seiten des Antipendiums sind aus Girolamo- Aber nicht nur die feinen Arten der Ziersteine wurden nach sorgfältigster Wahl unter großen Kosten allüberall her zusammengebracht, sondern auch das gröbere Bau¬ Marmor (Istrien). Die vier Säulchen unter dem Altartische sind unten und oben aus weißem Carrara-Marmor (Italien), in der Mitte aus Tiroler Rottropf-Marmor. Die Altarplatte ist Zola Bianco-Marmor. Die Leuchterbank gelblicher Girolamo-Marmor aus Istrien. Die Aussüllquadern des Unterbaues sind aus Aslenz (Steiermark); zum Teile auch Sandsteine von Maria Neustift bei Pettau (Steiermark). Die vier Tabernakelsäulen sind aus Bronze, die Kuppel darüber aus Glas. Die Tabernakeltüre selber ist mit Kunst-Edelsteinen verziert. Der Oberbau des Altares besteht aus rosen¬ farbenem Momiano-Marmor (J strie n), aus welchem Materiale bisher noch keine derartige Arbeit angefertigt wurde. Die Säulen neben den vier Nischen sind aus rotem Marmor aus Bosnien, ihre unteren Teile aus gelbem Anita Verona-Marmor, ihre oberen Abschlüsse aus vergoldetem Melera-Stein. Der Nischengrund des Aussetzungsthrones ist weißer, geaderter Carrara-Marmor (Italien). Die zwei daneben stehenden Säulen zeigen die blutrote Farbe des Brece-Marmors (Istrien). Den Hintergrund des aus Momiano-Marmor bestehenden Gnadenthrones bildet roter Marmor aus Gran (Angarn). Weitere zwei angrenzende Säulen sind lichtester Veroneser Marmor, unten aus gelbem Anita Verona, oben vergoldeter Melera-Stein. Die Säulen der Galerie bestehen aus grünem Verde Polcevere, ihre unteren Teile aus Brocatcllo-Marmor. Das weiße kleine Fundament des Gnadenbildes ist weißer steirischer Marmor von der Gle in alpe, das Ge¬ simse gelber Anito Marmor. Alle Marmorarten sind fein poliert und schwer verzapft und verklammert, so daß ein Abtragen des Altares nur durch Zerschlagen der Steinteile möglich wäre. Alles in allem benötigte man zu dem 8'30 m hohem Altäre fünf Waggon Steine, 270 Kilogramm Blei und 30 Kilogramm Ölkitt. Die Gesamtkosten beliefen sich aus fast 33.000 Kronen. Auch die Seitenaltäre sind ähnlich zusammen- gestelll. Wir erwähnen hier nur noch flüchtig die Namen der dort verwendeten Marmorsorten: Repen - K a r st - Marmor, grüner Gasteiner, Veronese rosso, Lotovlje, dalmati¬ nischer Brazza, roter u n g a r i s ch er, roter Engelsberger, französischer Bildhauer-Sandstein (Savonieres), blauer Carrara-Marmor, belgischer Portovenere mit gelblichen Adern, dunkelgrüner Verde Polcevere. Wahrlich eine inter¬ essante steinerne Gesellschaft! Marburg, Inneres der Basilika vor Aufstellung des Lochalkars. material ist von bewundernswerter Mannig¬ faltigkeit, so daß wir nicht umhin können, den Lesern kurz ein Materialverzeichnis dessen vorzuführen, was bei diesem Prachttempel an Bausteinen in Verwendung kam : 1,000.000 Mauerziegel lieferte Marburg selber. 160.000 rotgeschlemmte Verkleidungsziegel wurden jedoch aus Wien (Wienerberg) bezogen, ebenso 16.000 Patent- Dachziegel. 21 Waggon Weißkalk aus Sagor (Krain) und Riezdorf (Sanntal). 18 Waggon hydraulischen Kalk aus Kufstein (Tirol). 95 Waggon Bausteine aus Aslenz bei Leibnitz (S t e i er- m a r k). 21 Waggon Brunner Stein bei Wiener-Neustadt (N i e d e r ö st e r r e i ch). 9 Waggon Äuudsheimer Stein (Niedcrösterreich). 4 Waggon Budinzincr Stein (Kroatien). 6 Waggon Steine von Store bei Cilli. 202 Ess Ess Ess Ess sst> Efs Ess sst> Ess Ess sfs Mutter der Barmherzigkeit in Marburg EfssssEsssfsEsssfssfsEsssfsssssfssssEss 10 Waggon Steine vom Karst. Iesukindlein auf dem rechten Arme, ist eine Neliefstatue in 2 Waggon Steine aus Maria-Neustift bei Pettau. beiläufig natürlicher Größe. Die eigentliche Statue, nämlich ohne 6 Waggon Steine aus Lindabrunn (Ni cderösterrcich). zierenden Puh der Stoff-Prunkgewande, ist wohl selten zu Marburg, Sochaltar mit Gnadenbild, sehen. — Für gewöhnlich zeigt sich uns das Gnaden¬ bild in krinolin artigem Gewände sehr hoch und eng gegürtelt mit verhältnismäßig kleiner Büste : man hat die allerseligste Jungfrau eben nach der Mode des achtzehnten Jahrhunderts bekleidet. Das göttliche Kindlein, entsprechend den Gewänden seiner Mutter mit zierlichen Um¬ hüllungen angetan, zeigt viel Leben und Be¬ wegung in seiner Äaltung. Das rechte Füßchen wie spielend etwas erhoben, die beiden Äände ge¬ öffnet, so etwa, als ob es einen Ball erhaschen wollte; der Kopf ganz sichtlich eben diesem zu er¬ wartenden Ball nut großer Aufmerksamkeit zuge¬ wendet. Das Krönlein des Heilands sitzt ein wenig schief und ist zuviel in die Stirne gedrückt. Die Mutter Jesu hat ein etwas schmales, sonst recht regelmäßiges Antlitz, bei dem wir nur etwa mit den zu tief ins Holz hineingeschnihten Augen nicht ganz einverstanden sein könnten. Sonst spielt ein heiterer, zufriedener Zug um das Gesicht. Die Locken hat man in der Mitte des Hauptes gescheitelt und ließ sie zu beiden Seiten einen Teil der Stirne bedeckend vorhangartig her¬ niederwallen. Mer den Haaren liegt ein großer Schleier, der nach rückwärts hin sich verbreitet und dann nach unten reichend die ganze Gestalt mit fächerartigem Hintergründe umkleidet. Die gesamte Haltung sowohl des Kopfes als der beiden Arme zeigt eine gesteifte Parade¬ haltung, so etwa, wie sie ein nervöses Kind bei der zu langen Vorbereitung zu einer photographischen Aufnahme zu bekommen Pflegt. Ganz auffallend sind die gewaltsam in die Lust gestreckten Finger der rechten Kand. Übrigens sind beide Arme mit recht zierlichen Gelenkskrausen geschmückt. D i e Kro ne, die man der Statue Mariens auf Was sollen wir diesem überraschendem Berichte schließlich anfügen? Vielleicht schildern schlichte Verse am besten die Gefühle unserer Brust: Der Heiland sprach: „Die Steine werden rufen!" Dies große Wort — in Marburg ist es wahr. Vom Turmeskreuz bis zu den letzten Stufen Wird dort der Steine Predigt offenbar: Sie rufen: „Menschen, wollt gleich uns, den Steinen, Zu Ehren dieser lieben Friedensfrau, In Bruderliebe eure Kerzen einen. Dann seid ihr Christen — seid ein Gottesbau!" Das Gnadenbild. Das Marburger Gnadenbild, eine aus Lindenholz ge¬ schnitzte Statue der allerseligsten Jungfrau Maria mit dem das Haupt gelegt hat, scheint eben bloß „hinauf¬ gelegt" zu sein; von einem Passen ist wenig zu bemerken. Sie scheint zu weit nach rechts verschoben, da sie nur auf die senkrechte Mittellinie der gesamten Statue Rücksicht nimmt, nicht aber auf die Haltung des Kopfes. Zu beiden Seiten der Krone wiegen sich in den Lüften zwei Enge le in (in Barockstil), offenbar nicht von dem¬ selben Schnitzer gefertigt. Eine recht ausgiebige, fast zum Kreise zusammenge¬ schlossene Mondsichel ruht zu Füßen des Bildes. Wer interessante Studien über die Wandlungen machen will, die ein Bild durch das Abmalen (Kopieren) erleidet, der betrachte einmal eingehend im Buche Dr. Napotniks die acht verschiedenen Darstellungen des Mar¬ burger Gnadenbildes, wie sie sich in vielerlei ölge- gemalten Nachahmungen darstellen. Wie abweichend von- sss sfs sfs Ess sfs sss sfs Ess sfs sss sfs sfä> sfs Mutter der Barmherzigkeit in Marburg SsssfsssTssssfsEfssfTEfssssEsssfs 203 einander erscheinen da die Kaltung der Köpfe, der Gesichts¬ ausdruck, die Richtung des Blickes, die Frisur und so weiter. Gerade bei solchen Betrachtungen erkennen wir erst recht die großen Vorteile, die uns die Photographie bietet: Sie gibt uns die Bilder haarscharf genau in der Ausstattung, in der sie sich wirklich befinden. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Wie das Bild nach Marburg kam. Die fromme Gräfin Johanna Felicitas Khünburg kam am 23. Mai des Jahres 1746 auf ihrer Keimreise von der Wallfahrt zum Gnadenorte des hl. Franz Javer bei Oberburg in den Ort Gonobiz in Südsteier¬ mark. Dortselbst begab sie sich in die Pfarrkirche, um einer heiligen Messe beizuwohnen. Als sie von der heiligen Messe fortgehend in die Sa¬ kristei trat, fiel ihr Blick auf ein großes Marienbild, das ihr recht gut gefiel, und das sie gern in ihren Besitz gebracht hätte. Das Bild schien ihr sehr lieblich und anziehend zu sein. And so trug sie denn alsbald dem Pfarrer der dortigen Kirche ihren Herzenswunsch vor: Er möge ihr die Statue gütigst überlassen. „Weilen selbe all, schlecht gekleidet, in keiner Kochachtung Ware; sintemalen schon eine andere neue anstatt selber verfertigt, hat ihr Ansuchen gar bald Statt und Platz gefunden." Kier sei erwähnt, daß diese Statue gleichsam als überflüssig in die Sakristei gestellt worden war, denn man hatte für jenen Seitenaltar der Gonobizer Kirche, wo sie früher ihren Platz hatte, ein neues Bild an¬ geschafft. Man erzählt sich, daß schon an diesem Tage ein kleines Ereignis vorfiel, wodurch angedeutet wurde, daß von diesem marianischen Bildnisse einst häufige Gnaden fließen würden. Als sich nämlich die gottinnige Gräfin zur ersten Verehrung ihres neuen Bildes auf die Knie niedergelassen und ihr Gebetbuch von ungefähr auf¬ geschlagen hatte, stand vor ihren Augen das „Gebet zu einem gnadenreichen Bildnisse". Nachdem die gute Frau für die Statue der Gonobizer Kirche ein entsprechendes Ablösungsopfer gewidmet hatte, brachte sie das Bild, das nun unwider¬ ruflich ihr Eigentum war, nach Graz, damit es allda restauriert und frisch staffiert würde. Schon damals in Graz, so berichten uns alte Chronisten, fingen mehrere Leute aus innerlichem Antriebe an, das Bild zu verehren. Kier in Graz trug sich auch die erste beglaubigte Gebetserhörung zu. Denn anläßlich der Neuherstellung dieses Gnadenbildes nahm die schwerkranke Frau des Malers Wigelsföls, der eben mit der Staffierung des Bildes betraut worden war, ihre Zuflucht zur Mutter der Barmherzigkeit und wurde von der Glicdersucht, die sie früher Tag und Nacht mit großen Schmerzen geplagt hatte, augenblicklich befreit. Diese Genesung wurde vom Maler und seiner Frau durch ein schrift¬ liches Dokument bezeugt. Nachdem die Statue entsprechend restauriert war, kam sie in diegräflicheKapelle des Schlosses zu Frei¬ büch l. Da eilten denn alsbald Leute aus der Umgebung herbei, so daß manchmal der ganze Tag mit Singen und Beten zugebracht wurde; und schon damals wurden silberne und wächserne Opfergaben als Dankgeschenke für erhaltene Gnaden auf den Marienaltar gelegt. Ergriffen und gerührt von diesen augenscheinlichen Gunstbczeugungcn des Kimmels, entschloß sich die Gräfin, dieses kostbare Bild nicht in ihrer Privatkapelle zu belassen, sondern es an eine öffentliche Kirche abzutreten, wo es der allgemeinen Verehrung mehr zugänglich wäre. Sie erwählte sich dazu die altehrwürdige Marienkirche der Mino riten zu Marburg, wo die Söhne des heiligen Franziskus schon seit dem Jahre 1284 ein vielbesuchtes Kei- ligtum besaßen. Gerne wurde die hochherzige Spende der Gräfin angenommen und mit Freude das Marienbild in die Minoritenkirche übertragen. (25. Jänner 1747.) Weitere Ereignisse. Gar bald kam die Statue in den Ruf eines Gnaden¬ bildes, so daß in der Marienkirche nun viel gesungen und gebetet wurde. Schon in den ersten fünf Jahren stieg die Zahl der herbeigebrachten Opfertafeln auf 500; viele eigen¬ händig geschriebene Urkunden bekräftigten die vorgefallenen Gebetserhörungen; kostbare Kleider, Ringe, Perlen, Marburg, Gnadenbild. 204 sft>Sft>ssssfsssssft>sfssft>sft>sft>sft> Mutter der Barmherzigkeit in Marburg Eft>sft>Sft>sft>sft>sft>Eft>Eft>sft>sfssft>sft>sft> Ornamente, sowie auch Krücken, Stelzen, zerbrochene Werk¬ zeuge re. verkündeten laut den Ruf der erhabenen Wunder¬ täterin Maria. Von allen Seiten, ja auch aus Österreich und Slawonien und der türkischen Grenze her kamen die Wall¬ fahrer. Einen ganz sonderbaren Ehrentitel bekam das werte Gnadenbild zu Marburg, wie ihn sonst kein anderes Bild erhalten hat. Anfänglich nämlich hieß die Statue im Volke „die Schöne", späterhin jedoch wurde sie wegen der Marburg, Gnadenbild. mannigfachen, raschen Erhörungen mit dem Titel „Die Ge¬ schwinde" ausgezeichnet, was nichts anderes sagen will, als daß Maria geschwind sei in der Erhörung der Gebete und Äcrzcnsanliegen. Auch das wurde dem Gnadenbilde schon frühzeitig nachgesagt, daß das Angesicht dieser Statue nie¬ mals Staub oder Schmutz annehme, und deshalb niemals gereinigt zu werden nötig hatte, während Altäre und Prunkkleider oft genug einer solchen Erneuerung und Reini¬ gung bedürftig schienen. Ähnliches versichert etwas später, und zwar zu Beginn des 19. Jahrhunderts, der Provisor der windischen Vorstadtpfarrc, daß nämlich das Antlitz der Gottes¬ mutter keine Renovation angenommen habe. Wohl nahm der erste Eifer der Verehrung im Laufe der Zeit etwas ab, wie dies in den allermeisten ähnlichen Fällen stets der Fall ist, aber man kann sagen, daß Mar¬ burg immer den Besitz dieser Gnadenstatue zu schätzen wußte. Erst im Jahre 1898 hat der Gemcinderat eine bei der Kirche vorbeiziehende neue Straße mit dem Ehrennamen Marien- gasse benennen lassen. Der Bau der neuen Kirche. Wie schon erwähnt, hatten die Minoritcn seit 1284 knapp an dem linken Afer der Drau ein Kloster. In diese Klosterkirche kam also im Jahre 1747 das Bild Mariens. Doch blieb es nur 37 Jahre dort; dann mußte es in¬ folge kaiserlicher Entschließung wandern. Denn im Jahre 1784 wurde das besagte Mi noritenklo st er kassiert und von nun an als Militärkaserne, die Kirche selbst aber als Montursmagazin verwendet, den Minoritenpatres aber wurde eine andere Heimstätte angewiesen, nämlich der Platz, wo heute die Franziskaner wohnen, und die neue Basilika steht. Dort war aber ehemals ein Kapuzinerkloster. Dieses Kapuzinerkloster wurde in demselben genannten Jahre 1784 durch Kaiser Josef II. aufgehoben und die Kapuziner fortgejagt, und dafür die Minoriten hineinbefohlen. Die Mi- noriten brachten natürlich aus ihrer früheren Kirche das Gnadenbild mit, und so stand es seit 1784 in der soge¬ nannten „windischen Pfarrkirche" der Grazer Vorstadt. Die erzwungene Übersiedlung scheint jedoch die vielleicht erwünschte Vergessenheit des Gnadenbildes nicht bewirkt zu haben: Die Muttergottes schlug sich an neuer Stelle den Ort neuer Gnaden auf. Das Bild war auch hier nach wie vor ein Gnadenbild. 1833 bis 1849 versahen die ?. ?. Redemptoristen die Gnadenkirche; während dieser 16 Jahre wurde das schon ziemlich baufällige Kloster neu hergestellt. 1849 bis 1864 wurde die Pfarrkirche von Welt¬ geistlichen versorgt. 1864 zogen endlich ?.?. Franziskaner der ver¬ einten steirisch-tirolischen Ordcnsprovinz ein. Schon im Jahre 1847, also noch zur Zeit der L. ?. Re¬ demptoristen ward die Neuerbauung einer Kirche für die windische Pfarre bewilligt worden. Aber der Ausführung stellten sich allerlei Schwierigkeiten entgegen. Anstatt der ge¬ wünschten Neuherstellung einer Kirche mußte man sich mit einer umfassenden Renovierung der alten Kirche be¬ gnügen; diese fand in den Jahren 1860 bis 1862 statt. Wieder vergingen dreißig Jahre, da wurde derWu n s ch nach einer neuen Kirche abermals lebendig, denn die bestehende alte Kirche wurde immer baufälliger und war auch schon längst für die anwachsende Pfarre zu klein geworden. 1890 wurde der Neubau angeregt, es fanden sich ener¬ gische Leute, die die ganze Angelegenheit mit Wärme be¬ trieben, alle Vorarbeiten wurden verhältnismäßig rasch er¬ ledigt und so konnte schon zwei Jahre hernach, am 26. Juli 1 892 der erste Spatenstich zum großen Werke gemacht werden. EfsDfssfssfssfsEfssfssfsssssfssfssfssfs Mutter der Barmherzigkeit in Marburg sft>sft>Sfssft>sst>Sft>sft>sft>sfssft>sft> 205 1893 wurde der Grundstein gelegt, 1895 war die Weihe der beiden Turmkreuze, endlich im Jahre 1900 am ll. August ward die neue Kirche feierlich kon- sekriert. Im Jahre 1906 erhielt die Kirche Namen und Rang einer Basilika. Der Lourdes-Altar. Noch in den Zeiten der alten Pfarrkirche hatte Marburg einen neuen Anziehungspunkt für alle frommen Seelen und insbesondere für alle Marienvcrehrcr erhalten: Es wurde nämlich nach dem Muster der Statue in der Nische zu Lourdes ein Bild der „weißen Pyrenäen-Madonna" «»gefertigt, und am 5. Oktober 1884 von seinem provisorischen Orte im In¬ stitute der Schulschwestern in die 'Pfarrkirche übertragen. Dieser Feierlichkeit, an die sich eine Festnovene schloß. dennoch so laut sprechende, rührende Huldigung, um die Stätte Ll. L. Frau aufs beste zu zieren. Dieser sehenswerte, herrlich gelungene Lourdes-Altar erhielt die kirchliche Weihe am Kirchweihsonntage, das ist am 18. Oktober 1908, also im fünfzigsten Jahre der Erscheinung Ll. L. Frau zu Lourdes. Er trägt daher auch den Titel Lourdes-Mutter- g o t t e s - I u b i l ä u m s a l t a r. Wer vermöchte die Andächtigen zu zählen, die dort an den schönen Marmorstufen schon gekniet, wer vermöchte zu zählen die hunderttausende inniger Gebctsseufzer, die von dort aus zum Herzen Mariä cmpordrangcn und sich in die heißen Worte kleideten: „Llnsere Liebe Frau von Lourdes, bitte für uns!" folgte im nächsten Jahre eine weitere: Die Krönung Ll. L. Frau von Lourdes zu Mar¬ burg. Beide Fest¬ lichkeiten 1884 und 1885 sollen ge¬ radezu großartig gewesen sein. Wir finden darüber nebst anderem fol¬ genden Bericht: „Da hat Mar¬ burg wiedereinmal so recht gezeigt, welchen Glauben seine Mauern bergen und wie groß die Gottes¬ liebe, besonders die des sloweni¬ schen Volkes ist. Marburg, Einführung der neuen Glocken in die neue Pfarrkirche. Ja, die Verehrung, die Marburg bei der Aufstellung der Lourdes-Statue und jetzt wieder bei der feierlichen Krönung Li. L. Frau v. Lourdes bewiesen hat, steht einzig da in ganz Steiermark." Nachdem nun die neue Prachtkirche vollendet war, ge¬ dachte man auch Ll. L. Frau von Lourdes ein besonders schönes würdiges Plätzchen herzurichten. Man erbaute d e n n c u e n Lourdes-Altar. Was sollen wir davon sagen: Auch hier wie in der ganzen Kirche wurden von allen Gauen Österreichs die trefflichsten M a r m o r s o r t e n gewählt und zum wunderbar schönen Gesamtbilde zusammengefügt: Grastaler Marmor aus Oberkärntcn, grüner Vert-Vcrt aus Frankreich (gleichsam heimatliche Steine Ll.L. Frau von Lourdes) ebenso roter Rouge incarnat aus Frankreich, obcrstcirischcr weißer Marmelstein, roter Hotovlje-Marmor, Arkostein, kar¬ rarischer Marmor und dazu die edelsten aller Metalle, — alles dies vereinigte sich als ewig schweigende, harte und Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1947 2VOjähriges Jubiläum der Aufstellung der Gnaden¬ statue. 1950 50jähriges Jubiläum der Vollendung der Kirche. S t ä n d i g e P r i e st e r: 10 ?. ?. Franziskaner aus der Krainer Provinz (Heiligenkreuz). Heilige Messen fremder Priester jährlich: Über 3000 (dreitausend.) Kommunikanten jährlich: 30.000 bis 40.000 (dazu noch etwa 100.000 Einheimische). Besucher jährlich: 150.000. G e s ch l o s s e n e P r o z e s s i o n e n: jährlich: 2 bis 7. Hauptfest: 25. Jänner (Latrocinium), Jahrestag der Übertragung des Gnadenbildes (an diesem Tage jährlich drei deutsche und drei slowenische Predigten). Seelenzahl der Pfarre: 12.000. 206 sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs sss sfs sfs sfs Mutter der Barmherzigkeit in Marburg EfsssDEfsssssfssfssfssfssfDsfssfssfssfs Devotionalienhändler: Keine besonderen bei der Kirche, doch mehrere in der Stadt. Gasthäuser: Zahlreiche in der Stadt. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Wallfahrer: Zwei Drittel Slowenen, ein Drittel Deutsche. Zufahrten. Marburg liegt an an der Südbahnstrecke Wien—Triest so ziemlich in der Mitte (290 Bahnkilometer von Wien, 299 Kilo¬ meter von Triest entfernt. W i e n—Marburg. Schnellzug 5Vs St. K 15.—, Personen¬ zug 10 St. K 11.50. G r a z—Marburg. Schnellzug 1 St. K 3.50, Personenzug I V. St. K 2.70. K l a g e n f u r t—Marburg. Schnellzug 2Vs St. K 6.50, Personenzug 3Vs St. K 5.—. Benachbarte Wallfahrtsorte. Marburg— M a r i a - T r o st bei Graz. Marburg— St r a ß- gang. Marburg— S t r aß e n g e l. Alle drei ungefähr wie Marburg—Graz. Marburg—Ä e i l i g e Dreifaltigkeit in W. B. 4 bis 4V- St. zu Fuß östlich. Marburg-Maria-Neustift bei Pettau. Eisen¬ bahn Marburg—Sterntal (ohne Llmsteigen in Pragerhof) V. St. K 1.20. Von dort eine gute Stunde südwärts zu Fuß. Marburg— M a r i a - R a st. Vs St. K —.60. Marburg— M a ri a in der Wüste. Fahrt bis Sankt Lorenzen "/« St. K 1.20. Literatur. Napotnik, Die Basilika. Marburg, 1909, Selbstverlag, reich illust. Groß-8", 538 S. 2. Ausl. OroLen, Bistum und Diözese Lavant. Gnadengeschichte, Steher 1753, 8". Austria-Kal. 1847, 104. Echo der Annalen A. L. Fr. v. L. 1885. St. Norbertusbl. 1896, 25. Lcdemat. prov. Larniol. 8. prane. Kurze Erwägung. Welch ein lieblicher Ehrentitel: „Die Geschwinde!" Wie notwendig ist solch eine geschwinde Barmherzigkeit für uns Erdbewohner: Denn geschwind verfließt unser Leben, ge¬ schwind vergeht oft die kurze Freude, geschwind kommt Un¬ glück und Leid, und geschwind naht der Tod, geschwind hat das Leben auf dieser Erde ein Ende erreicht, geschwind werden wir vor Gottes Richterstuhle stehen. Darum Heil uns, daß wir eine geschwinde Helferin haben! Sie hilft uns jetzt, sie hilft uns in der Stunde unseres Absterbens. Aber sie ver¬ langt als Gegenleistung von uns, daß auch wir nicht lange zögern und zaudern, sondern geschwind und hurtig sie lieben, ihr Verehrung und Huldigung erweisen. Darum auf, meine Seele, geschwind, geschwind! Heute lieber als morgen! Wir sagen nicht: Wende Dich zu Maria, gehe zu Maria, sondern wir sagen: Eile zu Maria, laufe zu ihr, damit auch sie sich beeile. Dir zu helfen! Gebet. . O Du liebevolle Mutter, deren Herz die Liebe, deren Marburg, die alte Minoritenkirche, ehemals Gnadenkirche, jetzt Montursmagazin. Ein Stimmungsbild für die Tätigkeit des josefinischen Geistes! Hände die Güte, deren Augen die Milde, deren Gewand die Barmherzigkeit, o Mutter schmücke Dich doch mit Deiner besten und wertvollsten Krone, in der Du unseren Herzen am nächsten stehest: und diese Krone nennt sich: Geschwindigkeit. Erwäge, o Mutter, daß doppelt gibt, wer rasch gibt, und daß auch Deine Gnaden doppelt gelten, wenn sie eilig gespendet werden. Mutter, siehe, wir brauchen Dich rasch, wir brauchen Dich schnelle, wir brauchen Dich bald. Zögere nicht allzusehr, und suche heim Deine Kinder, die nach Dir, der Mutter, sehnsüchtig ausschauen, nach Dir verlangen, zu Dir rufen, auf Deine Hilfe warten. Komm', Mutter, komm' zu Deinen Kindern, mache sie glück¬ lich und selig durch Deine Gnade, durch Deine Liebe! Amen. Phot. A. Pichler, Graz. Maria-Trost bet Graz. Die große Stadt! — Dort weinen viele still. Verzweifelnd, weil sie niemand trösten will. Ihr Armen! Sagt, habt ihr noch nie geseh'n „Maria-Trost" in eurer Nähe steh'n? Die Loffnung sinkt, der müde Glaube wankt. Die Seele traurig und zum Tod erkrankt. O sagt: Trugt ihr noch nie den bittern Schmerz Rach „Maria Trost", zum treuen Mutterherz? Msris-Lrolt bei Grs;. Steiermark. 33.000 bis 38.000 Kommunikanten. Wozu die Kirche und der Türme Paar, Wozu das Gnadenbild am Lochaltar? Wißt ihr es nicht? S so vernehmt es heut: „Maria Trost" es steht für euch bereit! Labt lang genug geplaget euer Lerz, Trugt lang genug den überbiltern Schmerz! Gebt her die Last und legt sie nieder hier, „Maria-Trost" gibt euch das Glück dafür. Artliche Lage des Wallfahrtsortes. raz! — Wer braucht da Wohl erst nähere Auskunft über die Lage dieser Hauptstadt des schönen Steirer¬ landes ? Ist man aber einmal in Graz, dann ist's nach Maria- Trost nimmer weit. Man besteigt die Straßenbahn, die uns in einer schwachen halben Stunde bis zum Hilmteich bringt (man bezahlt dafür 22 Heller), steigt dort aus, wartet auf den nächsten elektrischen Wagen nach Maria-Trost (es fährt alle zehn Minuten einer in der Sommerszeit), steigt wieder ein, zahlt abermals 26 Heller (etwas viel!) und ist nach zirka 20 Minuten am Ziele. Die Gesamtfahr¬ zeit vom Südbahnhofe Graz bis Maria-Trost beträgt also zirka 50 Minuten. Fußgeher müssen für denselben Weg wohl etwa zwei Stunden aufwenden; besonders schnellfüßige Personen legen die Strecke vielleicht in anderthalb Stunden zurück. Während der letzten Minuten der Fahrt sehen wir bereits von Ferne die Kirche, die uns mit ihren zwei roten Blechtürmen, freundlich einladend zuzuwinken scheint. Von der Endstation der Elektrischen, die sich unmittel¬ bar unter dem Kirchbühel befindet, ist noch der Anstieg zur Höhe notwendig. Diesen kann man entweder auf der weit gewundenen, bequemen Straße machen, oder auch kürzer über die schöne, nicht gedeckte Wallfahrtsstiege mit ihren 202 Stufen. Wir brauchen wohl nicht zu erwähnen, daß so¬ wohl Straße als Stiege durch verschiedene Statuen und Figuren entsprechend geziert erscheinen. Gnadenkirche und Gnadenbild. Das eine ist und bleibt unbestritten: schön ist die Maria-Trost-Kirche, wunderschön! lind zwar ist sie deshalb so schön, weil sie trotz ihrer Größe und Ausdehnung (sie bietet Platz für 5000 Personen) dennoch einem Haupt¬ grundsatze der Schönheitslehre vollkommen Rechnung trägt, einem Grundsätze, der da heißt: „Schön ist alles das, was Einheit in der Vielheit zeigt." And diese Einheit in der Vielheit zeigt die Grazer Kirche sowohl in ihrer Bauart, als auch in ihrer inneren Einrichtung; der Barockstil ist hier nämlich in feiner ganzen Prachtentfaltung zu schauen; diese Einheit in der Vielheit zeigt aber diese Kirche auch (und dies fällt bei großen, gut belichteten Kirchen überaus in die Wagschale) in der malerischen Ausstattung der Kirchenwände und der Decke. Von vorne bis rückwärts reichlichst mit Gemälden ver¬ ziert, zeigt die Kirche in allen diesen zahllosen Dekorationen die Einheit des Gedankens, die Einheit der künstlerischen Dar¬ stellung. Wohl wäre es unserem GeschMacke mehr zusagend, wenn bei allen diesen Gemälden eine etwas größere Farben- fattheit vorhanden wäre, da es uns scheinen will, daß die Wahl der Farben hier allzu vorsichtig stattfand, so daß das Gesamtergebnis des Eindruckes das ist, als seien diese Ge¬ mälde zu matt — aber dennoch wird dieser Nachteil durch die eben schon erwähnte Einheitlichkeit des Ganzen wieder zum großen Teile gutgemacht. Was den Inhalt dieser Gemälde betrifft, so sind sie alle miteinander echte Kinder ihrer Zeit; man liebte damals in der Blütezeit der Barocke und des Rokokostiles jene halb sinnbildlichen, halb geheimnisvollen Darstellungen von An¬ massen von schwebenden Engeln, Heiligen, Wolken rc., kurz man versuchte sich mit der Darstellung von übernatürlichen Vorgängen, und so geschieht es denn, daß wir armselige irdische Beschauer zum Schluß wirklich nicht wissen, was denn 208 EfT SfD SfD SfT EsD SfD SfD SjD EfT SfT SsD SfD SfD EfD SfD SfT Dkarla-Trvst SfD SfD SfD SfD §jT SfT SfT SfD SfD SsT EfT SjT SfT SfT SsD SfT SfT SsT diese wunderschönen, figurenreichen Gemälde da droben zu sagen hätten. So geht es uns in der Kirche zu Maria-Trost bei Graz eben auch: Wir schauen empor, einen ganzen Kimmel von Leiligen enthüllt uns das reichbemalte Gewölbe, aber alle diese kunstreichen Figuren bleiben uns ein Rätsel, ein mit Siegeln verschlossenes Buch, das wir nicht v e r st e h en. And wenn man uns erst von verständiger Seite des Langen und Breiten aufklären und uns die mystische Bedeutung all dieser Figuren auslegcn soll, dann — danken wir für diese Bilder: denn das Bild ist für das Auge, nicht aber für das Gehör, und die Kallen des Gotteshauses eignen sich wenig zu langatmigen Bilderklärungen. Da loben wir jene Kirchenausmalungen, die sich auf leicht zugänglichen Gebieten halten, und die uns Szenen aus der bibli¬ schen Geschichte in lichten Farben vor Äug' und Geist zu bringen wissen. Hochaltar und Gnadenbild. Kochaltar und Gnadenbild bedarf einer besonderen rühmenden Erwähnung. Der Erbauer des Altares hat es meisterhaft verstanden, die bekannten Formen eines Rokoko- altares dem mächtigen Kintcrgrunde dieser Kirche würdig an¬ zupassen. Zu diesem Zwecke erscheinen die geschraubten Säulen, die sonst enger aneinander zu stehen Pflegen, gleichsam aus¬ einandergezogen, so daß der Altar dadurch den Eindruck einer für diese Kirche überaus passenden gewaltigen Breite gewinnt. Ebenso ist der herrliche, große Altaraussatz von vor¬ nehmer Schönheit. Durch die schon erwähnte außerordentliche Breite wird für das etwa lebensgroße, aus Kolz geschnitzte Gnadenbild ein entsprechender Raum gefunden, so daß die starken, goldenen Gloricnstrahlen, die von dem Bilde ausgehcn, zur vollsten wirkungsrcichen Geltung kommen. Wir erinnern uns nicht, in irgend einer andern Kirche einen so grandiosen Strahlenkranz gesehen zu haben, wie in Maria-Trost. Wohl gibt es deren nicht wenige, die unserem hiesigen Strahlenkränze an Größe kaum nachstehen, aber der hierortige hat eben als Kintergrund den breiten, leeren Raum, von dem er sich in vollendeter Schönheit abhcbt. Das Gnadenbild selber auf großer goldener Wolke schwebend, überragt von einem muschelförmigen Baldachine ist von hervorragender Lieblichkeit. Die Kimmelskönigin, die ihr Kindlein auf dem linken Arme trägt, ist mit silbernem Anterklcid geziert, über das ein goldener Prunkmantel her¬ niederwallt. Schon dieses funkelnde Goldkleid sowie die nicht unbeträchtliche Größe des Bildes geben dieser Maria- Troster Statue ihren verdienten Ehrenplatz in den ersten Reihen effektvoller G n a d en b il d e r Österreichs. Auch vom Standpunkte der Schnitzerei kann sich diese Arbeit immer¬ hin sehen lassen. Wenn wir auch mit der in der Barockzeit beliebten bogenförmigen nach vorne gespreizten Körperhaltung nicht einverstanden fein können, so werden wir den edlen Formen des Angesichtes Ll. L. Frau unsere Anerkennung nicht versagen. Allerdings erscheint (wir führen dies nur an, um der Wahrheit Zeugnis zu geben) das rechte Auge und die es überschattende Braue ein klein wenig zu weit nach oben gezogen. Das Kaupthaar, das in zwei breite Wülste gelegt das Antlitz beiderseits umrahmt, verliert sich am Nacken nach rückwärts hinter dem Schleier. Das liebe Jesulein, das eine Frucht in der Kand trägt, ist ein recht kleines, herziges Figürlein in der Größe eines neugebornen Kindes, dem man allerdings gereiftere Weisheit in das Antlitz gelegt. Leider sind die beiden Zier- kroncn, die man späterhin den Käuptern aufgesetzt, betreffs ihrer Kopfreifen viel zu klein. — Barock-Engelein, die keck auf den Wolkenbarren sitzen, schwingen der Gottesbraut verehrend Maria-Trost, mit dem Stiegenaufgang. Kerzen tragende Kerzen entgegen. Außer dem Koch- altare verdienen ohne Zweifel auch die prächtigen Sei¬ tenaltäre unsere Auf¬ merksamkeit. Kervorheben möchten wir hier insbeson¬ dere den Altar Mariä Geburt, der, in einer Sciten- kapelle postiert, ein beachtens¬ wertes Altarblatt aus der Schule Luca Giordanos zeigt, ferner den Altar von St. Joachim und Anna mit einem Gemälde von Tiepolo. Durchschreiten wir end¬ lich abschiednehmend noch¬ mals die weiten Kallen der Kirche, so wird uns sicher die herrliche reich¬ verzierte Kanzel auffallcn, SsD SfD 6fT SfT SfD SfD SfD SfD SfD SjT SfD SfT SfD SfD SfD SfD Älkarka-Trost EfD SfD EfD SfT SfT SfT SfT EfT Sf2 SfT SfD SfT SfD §fD Sf8 SfD 209 deren kunstvolle Skulpturen einige Krankenheilungcn darstellen, die durch die Anrufung des Namens Mariä bewirkt wurden, — ebenso knapp beim Eingänge eine geschmackvolle Lourdes- grotte auffallen, die in tiefer Nische, ja eigentlich am Ende eines Ganges errichtet ist. Diese Lourdesgrotte wird, wie man uns mitteilte und wie wir uns selber überzeugen konnten, von den Besuchern der Kirche gerne und mit Andacht ausgesucht. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die verschiedenen Namen. Eine Besonderheit hat jene Anhöhe bei Graz vor vielen anderen Orten voraus, so daß sich in dieser Beziehung nicht bald ein anderer Wallfahrtsort mit Maria-Trost wird messen können, nämlich die vielen wechselnden Namen, die diese Stätte im Laufe der Zeiten erhielt. Es sind folgende: 1. Die heilige Kreuzkirchc. So hieß sie vor etwa 600 bis 700 Jahren, weil nämlich dort eine Kirche stand, in der ein ziemlich bedeutendes Stück vom Kreuze Jesu Christi verehrt wurde, das die Kreuzfahrer aus dem Heiligen Lande mitgebracht hatten. 2. Der Landestrost. So hieß der Ort deshalb, weil sich daselbst eine große Herberge für arme Reisende und kranke Pilger befand. Mit diesem Namen Landestrost wurde der Ort nicht bloß vom Volke, sondern auch in öffentlichen Urkunden genannt. 3. Der Purberg. Dieser Name entstand nach dem Jahre 1480, da die Türken die Kirche nicderbrannten und sie total zusammenrissen und zerstörten, so daß der „pure Berg" übrig blieb. 4. Der Ioachimsberg. Diesen Namen erhielt die Anhöhe, weil am Fuße des Berges zu wiederholten Malen der hl. Joachim erschienen sein soll. Späterhin wurde diesem Heiligen auch ein eigener Seitenaltar in der Kirche gewidmet. 5. Der heilige Berg. So hieß der Ort im all¬ gemeinen wegen der Wundertaten und auffallenden Ereignisse, die sich dort zutrugen. 6. Maria-Tro st. Dies war der letzte und jüngste Name, der damals auskam, als die heutige Kirche gebaut wurde, und der wahrscheinlich bleiben wird, solange die Kirche am Berge steht. Ursprung des G n ade n bilde s. Im Jahre 1676 hatte sich Baron Hans von Willfers- dorf auf jener Anhöhe ein Schlößlein erbaut. Da geschah es, daß er zu seinem geistlichen Bruder ?. Dezelinus, dem Zisterzienser, zu Besuch kam und in seiner Zelle eine große Marienstatue antraf, die ihm fo wohl gefiel, daß er nicht nachließ, bis sie ihm von Stiftsabtc zum Geschenke gemacht wurde. Freudig nahm er sie in fein Schlößlein mit und ahnte nicht, daß er unbewußt zum Werkzeuge einer lieblichen Gnadenvermittlung gebraucht worden war. Es gefiel dem Herrn, gar bald seine Absichten, die er mit dieser Statue hatte, kundzutun. Die Tochter des Barons lag damals schwer krank darnieder. Sie vernahm von der neuen Statue, die ins Des Österreichers Wallfahrtsorte. Haus gekommen, faßte schnell ein Vertrauen zu Maria, und versprach für die neue Statue ein schönes Kleid anzu¬ fertigen, wenn sie die Gesundheit wieder bekäme. Der Maria-Trost, Inneres der Kirche. Augenblick des Gelöbnisses ward zum Augenblicke der völligen Gesundung. Der stille Gnadcnlauf des gottbegnadeten Bildes hatte begonnen. Die erste Kapelle. Schnell baute der hocherfreute Baron für das neue Gnadenbild eine Kapelle, und rasch verbreitete sich in der Umgebung das Gerücht davon, so daß viele Leute zusammen¬ strömten, um hier zu beten. In diesem Jahre spielt auch die herrliche P c st g e s ch i ch t e, die wir später erzählen werden. Aber in ebendemselben Jahre, da die Pest wütete, wurden auch einige Frevler g e st r a ft. Es fuhr nämlich eine heitere Gesellschaft nahe am Berglein vorüber und machte sich lustig über das „Schneiderschlößlein" und die neue Kapelle. Da trat ihnen ein alter, unbekannter Mann entgegen, rügte mit strenger Gebärde den groben Llnfug, und fügte in prophetischem Tone bei: „Wisset, daß dieser Ort einst ein großer Gnadenort Mariens sein wird; und wisset auch, daß euch selbst großes Anglttck bcvorsteht." Rasch sprang der Kutscher vom Bocke, wahrscheinlich um den verwegenen Alten zu züchtigen; aber der war nicht mehr da. Er war verschwunden. Man glaubte dann allgemein, 14 210 S/T SsD SsT S^D SsD 6sD SfD SsD S^D SfD S^D S^T SvT SsD S^D S^T SsT S^D SsD S^D S^T S^T SsD SsD SsD SsD S^D SsD S^D S^D S^T SsT SVT cs sei der hl. Joachim gewesen. Eine halbe Stunde darauf wurden die Pferde jenes Gefährtes scheu, und alle Personen, bis auf ein einziges Mädchen, erlitten den Tod. Der Traum des Protestanten. Eine ganz eigenartige Geschichte trug sich um jene Zeit auf dem Schlosse Purberg zu, die wir, obwohl sie schon ver¬ altet ist, ausnahmsweise erzählen wollen. Zu den damaligen Schloßbewohncrn gehörte auch ein im Protestantismus aus¬ gewachsener Mensch. Dieser hatte einst einen sehr lebhaften Traum, daß er nämlich wegen seiner begangenen Sünden in ein ganz mit Nägeln und Stacheln gespicktes Faß hincingcstcckt und in diesem sehr schmerzlichen Fahrzeuge eilends wcitcrgerollt wurde — wie er sicher wußte: der Hölle entgegen. Da schrie er zur Muttergottes auf (die er in seinem Leben wohl öfters gelästert), sie möge ihn befreien, so wolle er die katholische Religio» annehmcn. Als er des Morgens erwachte, fühlte er am ganzen Leibe sehr große Schmerzen, die auch späterhin anhieltcn. Dies machte ihn um so nachdenklicher, da er nun in diesem außerordentlichen Traume sicherlich einen Fingerzeig Gottes zu erkennen vermeinte. Lind so hielt er es denn für gut, das zu erfüllen, was er im Traume versprochen : er schwor der protestantischen Irrlehre ab und ließ sich in der Kapelle Maria-Trost in den Schoß der heiligen katho¬ lischen Kirche aufnehmcn. Von dieser Stunde an fühlte er sich von seinen Schmerzen, die ihn seit der Traumnacht geplagt hatten, für immer befreit. Jedenfalls eine selten vvrkommcnde Weise, wie jemand zum Eintritte in die katholische Kirche bewogen wird. Eine Erscheinung der Muttergottes. Im Jahre 1693 wurde die erste Kapelle erweitert und verschönert. Eine Reihe von recht auffallenden Gebctserhörungen und Gnadcncrwcisungcn trug sich zu. Ein besonders erwähnenswerter Fall, der späterhin gerichtlich aus¬ genommen und eidlich bezeugt wurde, sei hier mitgeteilt. Bei einer Feuersbrunst zu Tobcring in Angarn, und zwar am 1. Mai 1699, trug es sich zu, daß man bei der allgemeinen Verwirrung und Angst eines neunjährigen Knaben vergaß, der sich selber nicht zu retten vermochte und also in der Flammenglut zurückgeblieben war. Als man sich seiner erinnerte, war cs zu spät; keine menschliche Macht konnte da noch irgend etwas aus dieser fürchterlichen Lohe herausholen. Da warfen sich die Eltern weinend und schreiend auf die Knie nieder und riefen die große himmlische Retterin, Maria an, und verlobten sich feierlich zu einer Wallfahrt nach Maria-Trost, falls das arme Kind lebendig zum Vor¬ schein käme. Das Feuer erlosch, nachdem es so ziemlich alles ver¬ zehrt hatte — und man ging daran, mit großen Eiscn- stangcn die verkohlten Trümmer auseinanderzureißen. An ein Wiederfinden des lebenden Kindes war jede Hoffnung dahin. Aber welch ein Wunder! Anter den schwarzen Balken und Pfosten kam eine wohlerhaltene Truhe zum Vorschein; man drehte sie um, da kroch frisch und munter der junge Prezinger (so war sein Name) hervor. Ein Iubelschrci aus Dutzend Lippen. Ein Weinen, Amarmen und Küssen und Herzen. Daun aber wurde stürmisch gefragt: Wie ist das gewesen, wie bist du gerettet worden? — Da erzählte der Knabe den staunenden Horchern: Lils rings um mich die Flammen aufloderten und ich nirgendsmehr hinaus- fand und aus Schrecken schrie, da w a r auf ei n m al eine sehr schöne, junge Frau bei mir und führte mich eiligst hi eh er und befahl mir, mich da zu ver¬ stecken — aber, so sagte sie, meine Eltern und ich müßten dann wohl eine Kirch fahrt nach .Maria-Trost unternehmen. Da kroch ich schnell hinein und es ist mir nichts geschehen. Wir brauchen wohl nicht zu erwähnen, daß die ge¬ forderte Pilgerfahrt gar bald mit tausend Freuden ausgeführt ward. Bau der heutigen Kirche. 1708 wurde das Heiligtum zu Maria-Trost in Graz den ehrwürdigen P a uli n e r n übertragen, die nun an dieser gnadenreichen Stätte eine ersprießliche Wirksamkeit entfalteten. Da die Pilgerscharen immer größer wurden, so mußte man sich endlich entschließen, an den Bau einer großen Kirche zu schreiben. Der damalige Kaiser Karl VI. gehörte selbst zu den größten Förderern und Wohltätern des Gnaden¬ ortes und ließ alle Adeligen Steiermarks zur Mithilfe an dem Monumentalbau auffordern. 1714 wurde der Grundstein gelegt; 1719 war die Kirche erst zur Hälfte fertig, jedoch schon so weit, daß sie eingewciht werden konnte. Endlich 1746 stand sie vollendet da, so daß am 4. September das Gnadenbild unter feierlichstem Gepränge übertragen werden konnte. Es kam auf den Hochaltar zu stehen, wo es bis zum heutigen Tage seinen Ehrenplatz bewahrt hat. Rinder als Kirchensänger. Kaiser Karl VI. und nut ihm im Verein eine Reihe von edelsten und vornehmsten Landesleuten hatten miteinander gewetteifert, auf dem Purberge ein Heiligtum zu schaffen, das zu den schönsten in der ganzen S te i c r m a rk gehörte. Die Paulinermönche trugen das ihrige dazu bei, um in den 78 Jahren ihrer Wirksamkeit das hehre Gottes¬ haus in bestem Stande zu erhalten und die berühmte Wall¬ fahrt (mit dem so s chö n c n Namen) zu höchster Blüte zu bringen. Doch da die herrliche Blume sich soeben zum prächtigsten Flore entfaltet hatte, sollte sie plötzlich all ihre Schönheit verlieren. Am 12. Februar 1786 hob Josef II. das Kloster auf, und wies die bisherigen Hüter des Heiligtums in die Verbannung. Von dieser Zeit an nannte man die Kirche eine „Pfarrkirche" und ein Wcltpriester residierte nun¬ mehr an der verfallenden Stätte. Aus dem rechten Trakte §fT §fD SfT SfT SfT SsT EfT SfD SfD §fD SfT SsD SfD SfT SfD SsD SfD 2)karia-Tr0ft Sfs SfZ SfT SsD SfT SfT SfD SfD §fT SfD SfT SfZ SsD SfD SfT CfD 21 j des Klostergebäudes hatte mau ein Wirtshaus gemacht, alles, was schön und gut und kostbar war, hatte man ver¬ schleppt, zu Spottpreisen verkauft und wie es schon bei solchen Gelegenheiten geht: auch teilweise gestohlen. Dem jeweiligen Pfarrer ward für fein Vieh nur die jetzige Sakristei gelassen, so daß man die Kühe in nächster Nähe des Lochaltares brüllen hörte, und daß zeitweise die Jauche des Kuhstallcs vor dem Hochaltäre vor beifloß; es waren heillose Zustände! Man greift sich an den Kopf und fragt, warum denn der damalige Pfarrer unter solchen Ausständen nicht auf seinen Vichstand verzichtete?! — Lasset eins ein Klagelied anstimmcn, ein uraltes, und ewig neues: „Wie sitzet einsam die schöne Stadt, die einst an Völkern reiche! Hinweg ist von der Tochter Sions all ihr Schmuck ! Ihr Anflat klebt an ihren Füßen, tief ist sie gestürzt und (die Maria Trost hieß) hat nun selber keinen Tröster!" (Ierm. Klageld. 1, 1.6.9.) Erst nach langem Harren, nach schwierigen Kämpfen gelang es, Ordnung zu schaffen, und das Morgenrot einer besseren Zeit flammte auf am Horizonte der berühmten Enadenstadt; am 16. März 1846 war cs, als in Maria- Trost die Franziskanerpatres ihren Einzug hielten. Sie sollten fortan allda den Schatz der Gnade hüten, ihn weitergeben mit tätiger Hand, sollten, soviel in Menschen¬ macht liegt, das liebe Wort „Maria-Trost" ihren trost¬ bedürftigen Menfchenbrüdern zur Wahrheit werden lassen. Bis heute noch erfreuen sie sich ungestört ihres neidens- wcrten Besitzes und haben erst kürzlich, im Jahre 1911, den schönen Gnadenthron, der ihnen anvcrtraut ist, gründlich re¬ stauriert, so daß er nunmehr in neuem, bunten Feierkleide das Äug' des frommen Pilgers hochentzückt. Die Pest in Graz. (Wir entnehmen dieses ergreifend schöne Kapitel wörtlich dem alten Wallfahrtsbüchlein: Josef Stolz, Geschichte und Be¬ schreibung des Wallfahrtsortes Maria-Trost). Eine Schar von 60 Taglöhncrn aus Graz stand 1680 vor dem Tore der neuen Kapelle zu Maria-Trost. Ihr An¬ führer, Paul Menitzer, hielt eine Anrede au seine Kameraden. Er schilderte die damals in Graz alles verheerende Pest mit ergreifenden Worten : „Jeder Atemzug," sprach er, „in dieser verpesteten Stadt kann uns das Leben kosten. Mitten im Gebete, an den Kirchentttren, an den Altären sind manche tot hingesunken. Wir können nicht wissen, ob wir diesen Abend oder den nächsten Morgen sehen. Darum, Brüder, habe ich Euch zu dieser Wallfahrt cingeladcn, um unsere» Heiland durch seine liebe Mutter erstens um einen seligen Tod zu bitten. Bereiten wir uns mit aller Sorgfalt vor, damit wir, wenn es dem Herrn gefiele, auch uns hinwegzunehmcn, im Frieden scheiden. Ja, wir müssen uns, Brüder, auf einen gewissen Tod vorberciten!" Der Greis hielt tief gerührt etwas inne. Ein dumpfes Murmeln drang durch die Menge. Menitzer blickte ernst um fich und fuhr mit erhöhter Stimme fort: „Werden wir Barmherzigkeit im Himmel zu hoffen haben, wenn wir sie auf Erden nicht üben? Wie viele Leichen liegen unbcgrabcn in den Häusern, auf den Grazer Straßen! Die Toten begraben — gibt uns ein seliges Ende. Gott läßt es uns nicht unbelohnt! Brüder! Die Stadt stirbt aus. Denn alle fürchten sich, die Pcstleichcn anzu- grcifen, und niemand ist zu haben, selbst um schweres Geld nicht, sie in die geweihte Erde zu legen. So häufen sich die Leichen und das Abel wächst. — Fassen wir, um der Barm¬ herzigkeit Gottes Willen, Mut! Erweisen wir Taglöhner den verstorbenen Brüdern die letzte Ehre und den Überlebenden diese Wohltat! Gott kann uns auch da erhalten — und rüst Maria-Trost, rückwärtiger Teil der Kirche. er uns dabei heim, so werden auch uns christliche Hände in geweihte Erde legen und unsere Seele erlangt ein seliges Ende. — So verloben wir uns jetzt zu diesem Dienste. Von der nä ch st e n S tun«> e gehört jeder Gott allein an und Maria-Trost." „Ja, Paul, das tun wir!" rief die wackere Schar, „wir wollen die Toten begraben und die Stadt retten." „Wohlan denn, Brüder!" fuhr Menitzer fort, „wenn Gott uns fordert, so soll er uns bei dieser Arbeit finden. Er gibt uns den Himmel dafür und unsere überlebenden Brüder werden uns segnen und für unsere arme Seele beten. Jetzt aber wollen wir uns durch die heiligen Sakramente zu der Arbeit, die wir gelobt, vorberciten, als ob die nächste 14* 212 Ess Efs sfs sfs Ess sfs Efs sfs Ess sfs sss sfs sss Efs Sfs sfs Maria-Trost Ess sss Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess sfs sss Ess Ess Ess Ess Ess sfs sss Stunde auch unsere letzte sei. Dann frisch und mutig an die Arbeit!" „Das wollen wir, ja das wollen wir!" erscholl der Ruf der Männer. Aber die gebräunten Wangen Maria-Trost, Gnadenbild. flössen Tränen, aber nicht des Schmerzes, sondern heiliger Begeisterung. Während des Gottesdienstes opferte jeder sein Leben Gott dem Lerrn auf und gestärkt durch das Brot des Lebens zog die edle Schar unter lautem Gebete nach der Stadt zum Werke der Liebe, „die Pestleichen zu begraben". Paul Menitzcr war nach der Rückkehr von Maria- Trost ganz glücklich,« daß sein heldenmütiger Plan gelungen, in sein Läuschen geeilt, um von seiner Anna Abschied zu nehmen. Dann aber begab er sich zu Gras Dietrichstein, dem damaligen Pestkommissär und stellte sich ihm mit seinen Zunftgenossen zur Verfügung. Wie staunte der Graf, als er Pauls Worte vernahm: „Jetzt kann geholfen werden; wir Taglöhner sind zum Tode be¬ reitet. Verfügen Sie, Lcrr Graf, über uns, wir warten auf Ihre Befehle!" Dietrichstein ließ sich alles erzählen. Dann trat er auf Paul zu und drückte mit Tränen im Auge die harte Äand desTaglöhncrs. „Paul! der Lümmel gab Euch den Gedanken und Maria-Trost Euch allen den Mut. Ja, jetzt verzage ich nicht mehr an der Rettung der Stadt. Nun aber komm', Alter, ich will Euch zeigen, daß ein Dietrich- steiner wenigstens nicht zurückblcibt, wenn es gilt, so loohes zu wagen!" Beide erschienen dann am Lugeck unter den Tag¬ löhnern. Diesen wiederholte der Graf seinen wärmsten Dank, und: „Nun an die Arbeit! Gott und Maria-Trost schütze uns," rief er, und gab die nötigen Anordnungen. Einen warmen Äändedruck wechselten nun die todesmutigen Männer und dann schickten sie sich zur schrecklichen, grauenvollen Ar¬ beit an. Die einen trugen die Leichen aus den Käufern und auf den Straßen zusammen, die andern zogen Pferde aus den Stallungen, aus denen die Stallknechte entflohen, und be¬ luden die bereitstehenden Wagen mit den verwesenden Resten der Verstorbenen; wieder andere schleppten die verpesteten Betten und Wäschstücke zusammen und beluden damit andere Wagen. Dann ging es eilends hinaus aus der Stadt, um die Opfer der Seuche in gemeinsame Ruhestätte geweihter Erde zu bestatten. Betend vollbrachten die Wackeren ihre unheimliche Arbeit und manches Auge schaute tief bekümmert ihrem Treiben zu, in der Furcht, über kurz oder lang einen oder den andern dieser Rettungsengel von der Seuche befallen hinsinken zu sehen. Spät abends schieden Alle mit den Worten: „Morgen früh am Lugeck!" Gar mancher fürchtete, daß ihre Zahl für morgen nicht vollständig sein werde, allein der Gedanke an das Gelöbnis, das sie dem Kenn gemacht, gab ihnen Mut und Koffnung. Am frühen Morgen fanden sich die Taglöhner wieder ein, Paul überzählte besorgt die ganze Schar; da leuchtete ein Freudenstrahl über sein Antlitz; er zog andächtig seine Mütze und rief unter Hellen Tränen: „Großer Gott, sei gelobt! Keiner ist verloren!" Llnd nun begann dieselbe Arbeit von gestern, die Be¬ erdigung der Leichen, die Verbrennung der verpesteten Betten und Wäsche und die Reinigung der Stadt. So setzte die wackere Schar die gefährliche Arbeit fort, bis die Gewalt der verheerenden Seuche sich brach. Täglich schieden sie mit dem Vorsatze: „Morgen wieder am Lug eck!" und täglich hatte Paul Menitzer Llrsachc, Gott zu loben und zu preisen: es blieben alle wunderbar verschont. Menitzer aber führte seine wackere Zunft zu einem Jubelfeste nach Maria-Tro st, um dort den heißesten Dank abzustatten, wo sic die Kraft und Gnade zur gefähr¬ lichsten aller Arbeiten erhalten. Zur Danksagung für das glückliche Gelingen des gewagten Unternehmens verlobte sich nun die Zunft der Taglöhner, alljährlich nach Maria-Trost in Prozession zu ziehen. Über zweihundert Jahre zieht diese Zunft nun schon zur jetzigen heiligen Kirche. Dieselben Kreuzfahnen, die zur Zeit Menitzers den Taglöhnern vorgeweht, sie führen auch jetzt noch die Nachkommen derselben zur Muttergottes. S^T S^T S^D S^D SsD SsT SfT SsT S^D SsD SfD S^sD SsT SsT E^D S^T SsT S^D SsT S^D S^T SsD SsD S^D SsD SsD SsD SsD S^D SsD S^D S^T S^D SsT 213 Paul Menitzer und seine Genossen sind längst in Staub und Asche zerfallen, aber ihr Andenken lebt fort in den Herzen der Taglöhner, ihre Namen stehen glänzend im Buche des Lebens. Möchte doch aufgefrischt werden unter den Ar¬ beitern dieser Geist echter Bruderliebe anstatt dem jetzigen Zeitgeist der Revolution und der falschen Freiheit. Gebetserhörungen. Heilung krummer Füße. Theresia Pfeiler in Graz teilt uns folgendes mit: Seit meiner Kindheit, das ist seit den ersten Jahren, war ich durch volle fünf Jahre krumm, konnte keinen Fuß brauchen. Man wandte sich an verschiedene Doktoren, auch schickte man mich ins Bad, aber alles erwies sich als erfolglos. Endlich ent¬ schlossen sich meine Eltern, zur Gnadenstätte Maria-Trost bei Graz ihre Zuflucht zu nehmen. And welch ein Wunder trug sich da zu! Denn als man das Gotteshaus verließ, war ich, das seit fünf Jahren krumme Kind, vollkommen gerade und konnte nun wieder gehen. Seitdem bin ich auch noch jedes Jahr einmal zur Mutter des Trostes nach Graz gereist, und werde es auch künftighin niemals unterlassen. Englische Gliederkrankheit geheilt. Ich hatte ein Kind, das schon zwei Jahre alt war und noch nicht gehen konnte; es hatte die englische Gliederkrankheit. Wir hegten ernstliche Zweifel, ob denn das Kind noch jemals werde gehen können. Da menschliche Hilfe nichts fruchtete, nahmen wir (meine Frau und ich) uns vor, nach Maria- Trost bei Graz zu pilgern, und führten unseren Plan auch aus. Am dritten Tage nach dieser Wallfahrt erhob sich das Kind zum erstenmale auf seine Füßlein und ging auf die Mutter zu. Diese war vor Schreck außer sich und lief zu mir hinaus, erzählt mit fliegender Hast das Vor¬ gefallene; ich soll geschwind kommen; ich will hineingehcn, da läuft mir das Kindlein jubelnd entgegen. Da gingen wir wohl mit dankbarem Herzen ein zweites¬ mal nach Maria-Trost und brachten ein Bild als Wcihc- geschenk mit; ich habe über diese Gnade schon mit gar manchem Angläubigen heftig gestritten. Hochwürden, ich bestätige die Wahrheit dieses Wunders vor Gott und vor unserer gemein¬ schaftlichen himmlischen Mutter Maria. Zangtal, 1899. Stefan Karl Mellag, Bergarbeiter. Statistisches. Nächste I üb i l ä um s j a'h re: 1914 200jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung. 1926 250jähriges Jubiläum der Entstehung. 1946 Doppeljubiläum, und zwar: 200jähriges Jubiläum der Vollendung der heutigen Kirche. lOOjähriges Jubiläum des EinzugeszderP. ?. Franziskaner. Ständige Priester: 4 Franziskaner der öster¬ reichischen Provinz. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 200 bis 300. Kommunikanten jährlich: 33.000 bis 38.000. Besucher jährlich: 200.000 bis 250.000. Geschlossene Psr ozessionen jährlich: 200. Seelenzahl der Pfarre: Mer 2000. Devotionalienhändler: 4. Gasthäuser: 6. Kaffeeschänker: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist stark steigend. Zufahrten. Wien (Südbahnhof)—Graz. Schnellzug 4 St. K 11.20, Personenzug 8 St. K 8.60. Wien (Aspangbahnhof)—Graz. Wechfelbahn. Personen¬ zug zirka 9 St. kl 9.20. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Trost—W e i z b e r g. Zu Fuß 444 bis 5 St. oder per Bahn Graz (Staatsbahnhof)—Gleisdorf (umsteigen)—Weiz. 2 St. K 1.60. Maria-Trost— L a n k owitz. Eisenbahn Graz—Köflach. 144 St. K 1.90. Maria-Trost—F ieberbründl. Eisenbahn Graz - Gleis¬ dorf 1 St. K 1.10. Von dort 4 St. zu Fuß. Maria-Trost ^M a r i a Straßengel. 3 St. zu Fuß oder Eisenbahn Graz—Iudendorf 44 St. K —.40. Maria-Trost—Ä e i lbrunn. Zuerst nach Weiz (wie oben), von dort 4V- St. zu Fuß. Lauptfest: Mariä Geburt. Maria-Trost, die Kanzel. ^14 S^D SsD SsT SsD SsD S^D SsD SsT SsD SsD SsD SsD S^D S^D SsD SsD SsD SsD S^sD SsD SsT SsT S^D S^D S^D S^T S^sD SsD SsD S^sD SsD S^sD SsD S^T Literatur. Fama (... Gnadenorth Mariatrost. ..) Verfasset durch einen Priester. Wienerisch-Neustadt 1725, 8", 114 S. D a n n h a u s e r, Frz. Ursprüngliche Beschreibung . .. Gratz 1735, 8», 26 Bl. Beschreibung, ursprüngliche ... Gratz 1740, 12°, 24 Bl. Mariatrost, ein romantischer Wallfahrtsort, d. Aufm. !814, Nr. 144. Rausch I., Vom Ursprünge. Graz 1815 u. 1821, 48 S. Kumar J. A., M.-Trost. Mahl. Taschenbuch v. Sartori, 4. Iahrg. 1816, 86. S chlor Alois, Die Wallfahrtskirche... Graz 1846, 8° 39 S. Sonntag J. V., Kal. Inneröst. Heimatsfreund. 1847, 45 bis 47. Pilgerfahrten, d. Aufm. 1856, S. 425 bis 426. Beschreibung, Einzig wahre und glaubwürdige . .. Graz 1869, 8", 48 S. Clara, Raimund, M.-Tr. Der Alpenfreund v. Amthor 1878, 237 bis 241. Kreuz, Das im M.-Tr. Walde, d. Aufm. 1833, Nr. 27 (Erzählung). Kollmann I., Die Spötter, d. Aufm. 1828, Nr. 20. Stolz F., Geschichte und Beschreibung. Ohne Druckort und Iabreszahl, 16°, 64 S. Austria-Kal. 1845, S. 171. IV! aister, narratio bist. post. Lraseii 1750, 8°. Reg.-Mar.-Kal. 1903, VIII. Neueste Geschichten u. Beschr., Traßler, Brünn 1821,1, 225. Leo-Gsschst. d. s. W. d. kath. K. Wien I!, 215. Kurze Erwägung. Maria-Trost bei Graz ist eines jener zahlreichen Heilig¬ tümer, die in der Nähe größerer Städte gelegen, von der allerseligsten Jungfrau Maria gleichsam als Troststätten für das tausendfache Leid der Großstadtkindcr gesetzt find. So hat Wien sein Enzcrsdorf und Lanzcndorf, Linz seinen Pöstlingberg, Salzburg sein Maria-Plain, Innsbruck sein Absam, Görz seinen Monte Santo, Fiume sein Tersat, Ol- mütz feinen Äeiligcnbcrg, und so hat eben auch Graz sein Maria-Trost. So verläßt die Mutter auch ihre Stadtkinder nicht. Schwerer haben es diese, ihren Glauben, ihr Vertrauen zu bewahren, als die einfachen Kinder des Landes, und mehr bedürfen die Stadtbewohner der Unterstützung ihrer Seelen, als jene am Lande. Nun, die Muttergottes hat für sie gesorgt. Wenn nur alle diese Gnaden auch zu schätzen wüßten! Gebet. O liebenswürdige Mutter, die Du unter vielen anderen schönen Namen, die Du für Deine Heiligtümer wähltest, gerade für diesen Gnadcnort „Maria-Trost" einen der aller- lieblichsten Benennungen erkoren hast, wir bitten Dich, laß diesen Namen für uns selber nicht zum leeren Schalle werden, laß es wahr werden, was er sagt, laß uns insbesondere dann seinen Tiefsinn empfinden, wenn unser Herz sich in Kummer und Leid befindet: Dann erweise Dich, Maria, als eine Mutter des Trostes für Deine trauernden Kinder und wandle unsere Schwermut in Ergebung, unsere Ergebung in Freude. Amen. Montagnaga, Gesamtansicht. Montagnaga (Dine.) 32.000 Kommunikanten. Südtirol. 30.000 bis Von Maria selbst gesegnet Steht ein Bild im Tal Pme. — Wem im Leben Leid begegnet, O, der walle voll Vertrauen Lin zu Ans'rer Lieben Frauen: Und verflogen ist sein Weh! Zur Aufklärung. a. wir anfingen, uns nach den verschiedenen bestehenden Wallfahrtsorten zu erkundigen, wurde uns von drei oder vier Seiten „Pins bei Trient" als bedeutender Gnadenort genannt. Wir suchten also auf unserer Landkarte Pins auf, gingen hin und erfuhren zu unserer Über¬ raschung, daß wir eine volle Stunde zu weit gegangen waren; denn nicht im Orte Pine ist die Gnadenkirche, sondern in dem Dorfe Montagnaga. Das Mißverständnis kam wohl daher, weil mit dem Namen Pine nicht bloß ein einzelner Ort, sondern auch ein großes, langes Lochtal bezeichnet wird, in dem nun allerdings auch unser Montagnaga zu finden ist. Wir setzen also zunächst fest: nicht Pins heißt der Wallfahrtsort, sondern Montagnaga. Ferner dürfte es sich empfehlen, gleich zu aller Anfang auf einen besonderen ümstand aufmerksam zu machen. Wir finden in Montagnaga eigentlich zwei von einander ganz verschiedene An¬ dachtsorte, die fast eine Viertelstunde Weges auseinander liegen, nämlich erstens die M a r i e n - G n a d e n k i r ch e inmitten des Dorfes Montagnaga, und zweitens südlich davon, auf einer weithin sichtbaren Bergesspitze die „Lei lige Treppe". Während die Gnadenkirche als solche schon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt, wurde die Leilige Treppe erst in aller¬ neuester Zeit, im Jahre l898, dem Erlöser zu Ehren von der Diözese Trient errichtet, wobei man allerdings bei der Wahl des Platzes offenbar darauf Rücksicht nahm, daß nun die sehr zahlreichen Besucher der Gnadenkirche in Montagnaga einen neuen, anziehenden Andachtsort erhielten, und daß dann die Marienkirche und die Leilige Stiege als ein einziges, zusammen- gehöriges Leiligtum betrachtet werden könnten. Örtliche Lage. Für die allermeisten österreichischen Pilger ist der letzte Ausgangspunkt füreinen Besuch Montagnagas wohl die bedeutende slldtirolische Stadt Trient. Von der Station Trient liegt die Gnadenkirche ostnordöstlich, in der Luftlinie zehn Kilometer ent¬ fernt. Der Löhenunterschied zwischen Trient (195 Meter) und der Wallfahrtskirche (810 Meter) beträgt 615 Meter. Die Leilige Treppe dürfte noch um etwa 30 bis 40 Meter höher liegen, als Dorf und Gnadenkirche. Von Trient aus eröffnen sich zwei Möglichkeiten, nach Montagnaga zu kommen: der Weg zu Fuß (3 Gehstunden) oder eine Eisenbahnsahrt bis Civezzano, Roncogno oder Perg ine; alle drei Stationen liegen an der sogenannten V a l s u g a n a b a h n, die von Trient aus östlich in die Berge zieht, das lange Valsuganatal durchfährt und in der letzten Zeit auch Verbindung nach Italien (Bassano, Vincenza) erhalten hat. Von allen drei Stationen ist Montagnaga in etwa anderthalb Stunden zu erreichen. Obwohl nun von den Stationen aus das zierliche, weit¬ hin leuchtende Gebäude der Leiligen Stiege auf hoher Bergesspihe deutlich zu sehen ist, so ist der Zugang gar nicht leicht zu finden, besonders von den beiden erstgenannten Stationen. Wir empfehlen darum jedenfalls als Absteigestation P e r- g i ne, von wo aus der Wallfahrtsort in genau nördlicher Richtung zu suchen ist. Auch ist von dort aus wegen der hohen Lage von Pergine die Steigung eine geringere. Eine Straße führt nach Montagnaga nicht, nur einige mehr oder minder gute Feldwege. Es ist überhaupt sonderbar, daß oft sehr bedeutende Wallfahrtsorte (wir denken zum Bei¬ spiele an Weißenstein, Luggau) so schlechte Zufahrtsstraßen be¬ sitzen. And es will uns dann manchmal scheinen, als ob Gott uns hochmütige Fortschrittsmenschen leise anmahnen wollte, daß er selber, um die Menschen an sich zu ziehen, nicht jener menschliche» Lilssmittel bedürfe, die uns für irdische Dinge so unentbehrlich erscheinen. Auch in dieser Beziehung, was Straßen und Zu¬ fahrten anbelangt, scheint Gott der Lerr nach seiner beliebten Methode, das Geringe, das Verachtete, das Niedrige benützen zu wollen, um dadurch Großes,Lerrliches,Gnadenreiches zu vermitteln. Es begreift wohl jeder, daß wir damit nicht der trägen Gleichgiltigkeit das Wort reden wollen; im Gegenteile, wir sagen eindringlich: „Ihr alle, denen am Blühen und Gedeihen des Gnadenortes Montagnaga (resp. anderer Gnadenorte) gelegen ist, sorget um baldige Lerstellung von guten Straßen, bewerbet euch nachdrücklich darum, und kümmert euch auch darum, daß die schier unauffindbaren Wege durch eure Wildnisse gut und ver¬ läßlich markiert werden!" Im Nachtrage bemerken wir, daß der erste Teil des Weges von Trient aus, wo noch die prächtig gemauerte und musterhaft gehaltene Straße Trient—Pergine läuft, und wo auch am andern Ufer der Fersina die Eisenbahn hinzieht, reich a n landschaftlichen Reizen ist. Wir wandeln fortwährend in enger Felsenschlncht dahin, bis nach anderthalbstündigem Marsche (vom Bahnhof Trient aus) das Tal sich erweitert, und wir von der sicheren Straße abweichend durch unwegsame Wald- Partien, stellenweise nur dem allzeit getreuen Kompasse folgend, uns auf gut Glück den richtigen Weg suchen müssen. 216 Ess sfs Ess Ess sfs sfs Ess sss Sfs sfs sjs Ess Ess sfs Ess sjs Montagnaga EssEssEsssssEsssssssssssEssEssEssEssssTEsDEssssssssEss Das Dorf Montagnaga. Wir betreten das Dorf Montagnaga. Die Lage ist nicht übe!. Liegt cs ja doch knapp über einem engen steilen Graben, durch den sich von Nord nach Süd ein Bach hindurchzwängt, während am jenseitigen Llfer sich ein Weg hinschlängelt, den man kühn in die Felsen hänge des Monte Brada ausgebrochen hat. Nicht unbedeutende Berge, die sich bis gegen 2000 m Meereshöhe erheben, um¬ geben im grünen Kranze Mariens Heiligtum. Wir stehen am Hauptplatze des Dorfes. Einige nett ausge¬ stattete „Alberghi" (Gasthäuser)sowie vier oderfünfDevotionalien- buden, die man auf offenem Platze aufgestellt hat, verraten, daß wir uns an einem Wallfahrtsorte befinden. Alles andere dieser Ortschaft ist eben sonst nichts als ein „italienisches Dorf"; wer diese italienischen Dörfer kennt, weiß, was damit gesagt ist. Die Gnadenkirche. Das schönste und wichtigste Bauwerk dieses Dorfes ist die Gnadenkirche. Ein hoher viereckiger Campanile (Glocken¬ turm) ragt weit in die Lüfte empor. Eine Kuppel, die sich über der Mitte der Kirche wölbt und mit schöner Laterne (Kuppclaufsatz) geziert ist, bleibt an Höhe weit hinter dem Campanile zurück. In ihrer Form hat diese Kirche etwas ganz Eigen¬ artiges: sie ist nämlich, wie man selten eine andere Kirche findet, in wunderschön regelmäßiger Kreuzes¬ form erbaut. Von der Vierung aus, die mit der schon erwähnten etwas flachen Kuppel überwölbt ist, gehen nach allen vier Richtungen, Nord, Süd, West und Ost, ganz gleiche, viereckige Zubauten aus, die mit flachen Dächern ein- gedcckt sind. Daß sich zur Durchführung dieser Idee der Renaissance¬ stil mit seinen etwas eckigen, strengen und spröden Formen vorzüglich eignet, ersieht man unzweideutig aus dem Gcsamt- eindrucke, den dieses Bauwerk macht: es ist gefällig — und gerne ruht des Beschauers Auge auf des Baumeisters ge¬ lungenem Werke. Wir bemerken, daß man im Jahre 1881 in die Zwickel dieser vier Kreuzesbalken hinein Nebenräume eingebaut hat, die aber, weil ganz bedeutend niedriger als der Hauptbau, die zugrunde liegende Idee der vollkommenen Kreuzesform nicht im mindesten stören?) Wir stehen vor der Front, vor dem Portale. Lins zu Füßen ein Pflaster, in das mit dunkler Steimnosaik in fast metergroßen Buchstaben der Engelsgruß eingeschrieben er¬ scheint: „Ave Maria!" Eine Mahnung für den Pilger, daß er nicht vergesse, der Herrin des Hauses Gruß und Huldigung zu bringen. Portal und Front samt dreieckigem Giebel sind einfach, aber hervorragend stilgerecht; man erkennt, daß der wackere Baumeister be¬ strebt war, überall eine wohl¬ tuende Einheit in seinem Bauwerke hervortreten zu lassen. Wir betreten die Kirche. Vor uns dehnt sich ein Raum, der für etwa 1500 Personen Platz bietet; rechnen wir die Seitenräume dazu, so erhöht sich der Fassungsraum auf etwa 2000. Vor allem wünschten wir die Kirche etwas lichter; die Fensteröffnungen sind klein und lassen das Licht nur sparsam in die heiligen Hallen eindringen. Die Kirche ist ge- färbelt, hat jedoch an den Seitenwänden eine ganze Reihe von großen Ölgemälden in Stucco-Rahmen, so daß die Kirche dadurch den Reiz einer nicht bloß gefärbelten, sondern einer prächtig ausgemalten bekommt. Der Hochaltar ist niedrig, zeigt als Altarblatt ein Bild der heiligen Anna und hat ein herrliches An ti¬ pen di um: eine Darstellung der fünf Erscheinungen der Muttergottes, von denen im geschichtlichen Teile die Rede sein wird. Hoch oben über dem Hochaltar ragt aus der Rückwand ein goldener Baldachin weit hervor; er hat den Zweck, zu Festeszeiten als Träger der Dekorationsvorhänge zu dienen. Der eigentliche Gnadenaltar befindet sich im rechten Querschiffe und ist durch ein eisemes Gitter abgesperrt. Hier findet sich als Gnaden bild (das aber nach südländischer Sitte meist verhängt ist) eine Nachbildung des hochberühmten Gnadenbildes »iVlackonna cle LurrnvgMO« (in Italien). Etwas Ähnliches, aber bei weitem großartiger, findet sich im Prachttempel zu Kiritein in Mähren. Phot. Ed. Paoli, Roncogno. Montagnaga. sss sfs sss sfs sss Efs Efs Ess Efs Efs Ess sfs sss Sfs Efs Ess sfs ^s Montagnaga ssssss Efs Efs Efssss sfs sss sfs Efs Ess sfs sfs sss sfs Ess 217 Alle Scitenwände sind bis ganz hinauf zur Decke mit Votiv¬ bildern überdeckt, während sich oben als würdiger Abschluß ein merkwürdiger Triumphbogen wölbt: eine Anzahl von Krücken, mit denen man den abschließenden Äauptbogen dieses Kirchenteiles geziert hat; wir sagen noch einmal: „ein Triumphbogen", und zwar ein Triumphbogen der Liebe, der Macht und des Erbarmens. Die Grotte der Geburt Christi. Bevor wir die äußerst interessante Entstehungsgeschichte des Wallfahrtsortes vernehmen, wollen wir zunächst die Ört¬ lichkeit genauer besichtigen, damit wir den Schauplatz dieser Erscheinungen kennen lernen. Wir müssen also von Monta¬ gnaga südwärs wandern. Schon nach fünf Minuten finden wir außerhalb des Dorfes, und zwar knapp an der Straße eine Felsen¬ grotte und in ihr eine äußerst anmutige Dar¬ stellung des dritten Rosen¬ kranzgeheimnisses : die Geburt Christi. Wie wir vernehmen, besteht in Montagnaga der große Plan, alle fünfzehn Ge¬ heimnisse des Rosenkranzes in großzügiger Weise dar¬ zustellen. Geldmangel ist die Arsache, warum bis jetzt erst zwei dieser Sta¬ tionen fertig sind: 1. die fünfte Station des schmerz¬ haften Rosenkranzes (die Kreuzigung Christi); diese ist nämlich im prachtvollen Heiligtum der „Heiligen Treppe" bereits fertigge¬ stellt, und 2. das dritte Geheimnis des freuden¬ reichen Rosenkranzes: die Geburt Christi; vor dieser letzteren wunderlieblichen Station stehen wir soeben betrachtend, oder nein, sagen wir lieber: wir knien davor, denn wahrhaftig: der überraschende Anblick dieser wunderliebcn Grotte ist so eigenartig, daß es uns unwillkürlich auf die Knie niederzieht. Wir sehen da nämlich in natürlicher Felsengrotte, die man mit hübschem Gitter eingefriedet und zu einem wahren Paradiesesgärtlein umgewandelt hat, eine sehr würdige Dar¬ stellung jener Szene, da Maria und Josef im Stalle zu Bethlehem das neugeborene Kindlein anbeten. Es sind drei fast lebensgroße Statuen. Als wir das Heiligtum von Montagnaga aufsuchten, war keine Festeszeit, cs war ein gewöhnlicher Wochentag. And doch fanden wir diese Station, wie alles übrige, in Peinlichster Nettigkeit und Schönheit vor, und in üppigster Fülle prangten allhier die frischesten Blumen, als ob es höchster Festtag wäre. Wahrlich, wenn Montagnaga einmal sämtliche fünfzehn Rosenkranzgehcimnisse in dieser vornehmen Art dargcstellt besitzen wird, dann mag es sich mit freudigem Stolze solch eines Schatzes rühmen! Die Heilige Stiege. Kaum sind wir bei der Geburtsgrotte Christi vorbei, so winken uns schon von einer waldigen Hügelspitze her die zierlichen Türme der Heiligen Treppe. Mit Vergnügen und stiller Anerkennung pilgern wir die vorzüglich er¬ haltenen P r o m en a d c w e g e durch das Waldesgrün dahin. Ein Viertelstündchen nur von Montagnaga haben wir gebraucht, uud wir stehen auf der Anhöhe. Ein prachtvoller Talblick fesselt unser Auge. Wir schauen die grünenden Hänge waldiger Höhen, wir schauen im Hintergründe die gewaltigen Massen der Trienter Bergriescn, rechtcrhand das tiefeingeschnittene schluchtartigc Valsuganatal; über die Stadt Pergine hin aber schimmert aus dem Tale wie flüssiges Silber die weite Fläche des Lago di Caldonazzo. Hier also, an dieser wundersam schönen Stätte hat die Diözese Trient im Jahre 1898 eine möglichst getreue Nachbildung der Scala Santa (Heilige Stiege), wie sie sich in Rom vorfindet, geschaffen. Lier zunächst in einigen Worten die Geschichte dieser Scala Santa. Als Christus der Lerr für die Sünden der Erden¬ kinder litt, wurde er, wie bekannt des öfteren vor den Land¬ pfleger Pontius Pilatus geführt. Zum Prätorium (Richthause) des Landpflegers führte aber damals eine Marmorstiege, die aus 28 Stufen bestand. Dreimal mußte unser göttlicher Erlöser diese Stufen emporsteigen: als man ihn das erstemal vor Pilatus Montagnaga, Leilige Stiege im Bau. ?18 sss sss sfs Ess sss sss sss sfs sfs Efs sfs Ess Ess Ess Efs sfs Montagnaga sss sss Ess sss sss sss Efs Ess sss sss sss sss sss sss Ess sss sss sss führte, als er, von Herodes zurückgeschickt, «dermal vor dem Landpfleger erscheinen mußte, und endlich da er nach der Geißelung, mit der Dornenkrone gepeinigt zum drittenmale zum Landpfleger gebracht ward, um dort oben endlich sein Todes¬ urteil zu vernehmen. Die Comparsa (Erscheinungsstätte). Nachdem wir uns an der Pracht der „Heiligen Treppe" sattsam geweidet, suchen unsere Augen die Comparsa, die, wie man uns gesagt hat, ganz in der Nähe sein soll. And siche da: durch die Bäume hindurch schimmert das Grün einer Wiese, und wenn uns das Auge nicht täuscht, sehen wir dort jenen gittcr- umfriedeten Rau m, den wir bereits von einer Abbildung her kennen, und der nichts anderes als die Comparsa sein kann. Rasch eilen wir durch den Wald hinab und stehen schon nach etwa hundert Schritten auf einer idyllisch schönen, kleinen W a l d wi e se, die ringsum von hohen, dunklen Nadelbäumcn um¬ standen ist, und auf deren grüner Fläche wir wirklich das finden, was wir gesucht: die Comparsa. Das Ganze sieht aus, wie ein recht großer, cin- Montagnaga, Gruppe am Erscheinungsplahe, genannt „Comparsa". Es. P°°a, Ronc-gno. Dreihundert Jahre blieb diese Marmorstiege in Jerusalem an ihrem Orte, wurde aber dann von der frommen, heiligen Kaiserin Helena nach der Hauptstadt Rom überführt, wo sie gegenwärtig in einem eigenen Gebäude neben der Kirche Sankt Johann im Lateran verehrt wird. Sie ist aus weißem Marmor und hat 28 Stufen, die man ganz mit Nußbaumholz überkleidet hat. Diese Stiege wird von den Gläubigen nur auf den Knien bestiegen. Nach diesem römischen Vorbildc hat nun die Diözese Trient auf den Bergen Südtirols ein möglichst getreues Nachbild errichtet, das ihr wunderbar gelungen ist. Eine Vorderfront, die von zwei schlanken Türmchen geziert in strengem Renaissancestile durchgeführt ist, — ferner eine prächtige Vorhalle mit zwei Marmorgruppen: Jesus und Pilatus, und Jesus und Judas, — dann eine dreifache Stiege empor: die mittlere Stiege vollkommen gedeckt, marmorn, mit Nußbaumholz überzogen, mit Wand¬ bildern kunstreich geziert, und zwei halboffene Seitenstiegen links und rechts, und endlich oben der Kreuz alt ar und darüber eine hohe, lichte, achtseitige Kuppel, — das Ganze außerordentlich reich und rein und nett — so stellt sich unseren Blicken diese schönste aller „Heiligen Stiegen", die wir in Österreichs Gauen erschaut, zur Bewunderung dar; und wir stehen nicht an, diesen Prachtbau ein vollendetes, harmonisches Kunstwerk — im Innern wie im Äußern — zu nennen, ein Kunstwerk, das dem leidenden Gott zur Ehre, den Erbauern zum Segen, und den massenhaft hieher- strömendcn Pilgern zum Heile gereicht. Lob dir, Trienter Diözese, da du solch einen Schatz dein eigen nennst! gefriedeter Grabeshügel, allerdings etwa dreimal so lang als wie ein F ri c d h o fsg ra b. An den vier Ecken des Eisen¬ gitters eiserne, schön gearbeitete Kandelaber. Innerhalb dieses Gitters, etwa einen Meter hoch über der Erde erhöht, zwei Statuen, von denen die eine die Muttergottes, die andere ein knieendcs Bauernmädchen vorstcllt. Die Statuen sind entweder aus Metall oder aus Holz mit m c t a l l a rt i g e m Anstriche. Hier in dieser reizenden Waldeinsamkeit, an dieser hochgesegneten Stätte beginnt die Geschichte des Wall¬ fahrtsortes Montagnaga. And nachdem wir betend die allerseligste Jungfrau begrüßt, wollen wir, die „Com¬ parsa" immer vor Augen habend, uns auf eine der Ruhebänke im Schatten der Fichten niederlassen, und in unseren Büchern lesen, welch herrliche Ereignisse sich im 18. Jahrhundert an diesem bevorzugten Orte ab¬ gespielt haben. Entstehungsgeschichte des Wallfahrtsortes Cara¬ vaggio bei Cremona in Italien. Bevor wir an die Erzählung des ürsprunges unseres Wallfahrtsortes Montagnaga gehen können, müssen wir unbedingt einige Mitteilungen über Caravaggio in Italien machen. Der Grund hiefür ergibt sich bei weiterer Lesung von selber. Im Orte Caravaggio bei Cremona in Norditalien lebte im Anfang des 15. Jahrhunderts ein sehr frommes Weib namens Johanna. Sie hatte aber einen bösen, fast grausamen Mann, unter dessen roher Behandlung sie vieles leiden mußte. Ess SsT EsT DsT Ssc) EsT SsT SsT SjT SjD EsD SsD SsT SsD SsD SsD SjD SsD ÄllvNtagNaga SsD Sst) SsT SsT SsT EsD SsT SsD SsT SsD SsZ SsT SsD SsT SsD EsT 219 Als sie MM am 26. Mai 1432 im Freien Gras jätete, erinnerte sie sich wieder dieses ihres Hauskreuzes und wurde vom Leide so übermannt, daß sie hinkniete und sich in heißem Gebete der allerseligsten Jungfrau empfahl und ihren Schutz verlangte. Da flammte vor ihr ein strahlendes Licht auf und im nächsten Momente sah sie eine fremde Frau von über¬ natürlicher, unbeschreiblicher Schönheit vor sich. Ein prachtvolles Gewand, dem der Himmel seine Bläue gegeben, umhüllte den Körper der himmlischen Erscheinung, ein weißer Schleier bedeckte das Haupt und die Schultern; die Füße waren unbekleidet; in ihrem schönen Antlitze malte sich Trauer und Schmerz. „O Jungfrau Maria!" — rief da überglücklich das arme, begnadete Weib. Da trat die Himmelskönigin näher an die Kniende heran, gab ihr mit sanftem Worte Trost und versicherte sie ihres be¬ sonderen Schutzes. Dann aber sagte sie noch mit großem Nach¬ druck und feierlicher Betonung: „Johanna!— Achte auf meine Worte, und mache sie allen kund! — Schwer haben die Men¬ schen gesündigt und so die Majestät meines göttlichen Sohnes erbittert. And schon war er bereit, große Strafen über sie zu verhängen. Ich aber habe mit dringender, andauernder FürbittedasAnheilvondem Menschengeschlechts abgewendet. — And ich verlange nun von dir, daß du zum Danke für diese Gnade am Freitage faste st und am Samstage dieZeitnachderVesper heiligest. — Geh' nun hin, und mache allen dieses m e i n B e g e h r e n k u n d I" Da schrak das arme Weib zusammen: „Aber wird mir denn dieses auch möglich sein? Man wird mir ja keinen Glauben schenken!" Drauf mit Nachdruck die Himmlische: „Gehe nur und fürchte dich nicht! Ich selber werde mit dir sein, und deine Worte durch Wunderzeichen be¬ kräftigen, so daß alle dir glauben w erde n;ja, diese rOrtwirdwegendervielenWun de rzeichen, die sich hier ereignen werden, in der ganzen Christenheit hohe Berühmtheit erlangen!" Nach diesen erhabenen Worten verschwand die merkwürdige Erscheinung dem Blicke des Weibes. Was konnte Johanna da anders tun als gehorchen? And so verkündigte sie denn allen, die sie traf, was sie gesehen und gehört hatte. Da liefen die Leute neugierig zu jener Stelle hin. die Johanna ihnen angab. And sonderbar: Im Boden eingedrückt fand man genau an der Stelle, die Johanna als Erscheinungsort bezeichnete, die Fuß stapfen eines weib¬ lichen Fußes, während in unmittelbarer Nähe eine frische Quelle aus der Erde hervorsprudelte, die früher niemals dagewesen war. Aber unter der Menge derjenigen, die da zusammengeströmt waren, befand sich auch ein ungläubiger Spötter. Keck drängte er sich durch die Massen vor, und nachdem er am Orte der Erscheinung angekommen war, stieß er seinen Stock in die Erde und rief übermütig aus: „Wenn wirklich die Muttergottes diesen Ort be¬ treten hat, so möge sie diesen dürren Stab zum Grünen bringen!" And welch ein Wunder: In wenigen Augenblicken schien durch den trockenen Stock Leben zu pulsieren, Blättchen sproßten an ihm heraus, und in kürzester Frist war vor den Augen der Menge aus dem Stock ein kleines, frisches Bäumchen geworden. Dies die Arsprungsgeschichte von Caravaggio. Die alldort stattgehabte Erscheinung wurde bald in einem Bilde festgehalten. Man sieht daselbst neben der Himmelskönigin eine kniende Frau, dazwischen in einer Wafferquelle einen ausrechtstehenden knospenden Stak Neben der Frau Sichel und ein Grasbündlein. Geschichte des Wallfahrtsortes Montagnaga. Die erste Erscheinung. Hell am Mittag steht die Sonne, Sieh', da zeigt sich, weiche Wonne, Lichtverklärt die Königin! Sie, die Seraphinen preisen Mit des Himmels Iubelweiseu, Spricht nun mit der Schäferin. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebte in dem Dorfe Guardia (in der Nähe von Montagnaga) ein armes, 30jähriges Mädchen, namens Dominica T a rg a. Sie ver¬ lebte ihre Tage in einem ziemlich armseligen Häuschen, das ihren Eltern gehörte. Da nun ein gewisser Jakob Moser, ein begeisterter Verehrer Unserer Lieben Frau von Caravaggio, zu wicderholtcnmalen von dorther seinen Landsleuten ver¬ schiedene Andenken mitgebracht und schließlich auch ein Bild dieser Madonna hatte ansertigcn lassen, — so entstand auch im Herzen der Dominica Targa der Wunsch, diesen be¬ rühmten italienischen Wallfahrtsort auszusuchen und dort ihre Andacht zu verrichten. Ja, sie hatte sich sogar durch ein Gelöbnis verpflichtet, eine Pilgerfahrt dorthin zu unternehmen; allerdings machten dann verschiedene unerwartete Zwischen¬ fälle die Ausführung des Versprechens zur Unmöglichkeit, worüber sich die fromme Jungfrau nicht wenig kränkte. Doch sollte sie dafür gar bald durch eine übergroße, außerordentliche Freude reichlichst entschädigt werden. Es war um die Mittagszeit des 14. Mai 1729. Dominica weidete wie gewöhnlich das Vieh und befand sich Montagnaga, Wohnhaus der Seherin Dominika Targa. 220 Efs sfs Ess sfs sfs sfs Ess sfs sfs Ess Efs Efs §fs sfs sfs sfs Montagnaga sss sss sss sss sss sss Ess Ess sss sss §ss Ess sss sss sss Ess sss Ess soeben in dem schönen Wäldchen, wo heute die Comparsa zu sehen ist. Da wurde das Vieh urplötzlich ohne irgend eine bemerkliche Ursache scheu und begann wie närrisch aus¬ einanderzulaufen. Ganz erschreckt stieß die überraschte Hirtin nur die Worte aus: „Jesus! Maria! Helft!" Sie hatte nach Hilfe gerufen — und die Hilfe kam; ja, es kam noch viel, viel mehr: es begann das geheimnis¬ volle Walten himmlischer Mächte, die sich diesen Ort zur Gnadenstätte erkoren hatten: denn siehe da: Maria die Gottesgebärerin stand vor Dominica Targa. Ihr Kleid war weiß wie der Schnee und wallte in schönen Falten bis zu den unbedeckten Fußspitzen hernieder. Montagnaga, das Innere der Kirche. Ein weißer Schleier umhüllte den Kopf, bedeckte die Schultern und fiel nach rückwärts hinunter. Alles an der holden Erscheinung atmete würdevollen Anstand, Ehrfurcht und Liebe. Llnd sie öffnete ihren Mund und fragte mit gewinnender Freundlichkeit: „Was tust du da?" „Ich bete den Rosenkranz." „Du hast soeben Jesus und Maria um Hilfe an gerufen? Sic werden dir auch helfen. Erinnere dich stets des Leidens Jesu!" — — „Sag', hast du nicht beschlossen, die Mutter¬ gottes in Caravaggio zu besuchen?" „Ja, wenn meine Eltern damit einverstanden wären." „Höre mich und gehorche mir: Gehe nicht nach Caravaggio! Sondern gehe dafür am Feste Christi Himmelfahrt*) nachmittags zur Kapelle der heiligen Anna in der Kirche zu Montagnaga; dort wirst du ein Bild der seligsten Jungfrau von Caravaggio aus¬ gestellt finden. Knie dann auf die erste Stufe des Altares, verrichte deine Andacht zu Jesus und Maria und du wirst Wunderbares sehen, das dich mit Freude erfüllen wird." „Aber wie kann ich nach Montagnaga gehen? ich muß gerade um diese Zeit immer das Vieh hüten; da werden meine Hausleute es mir nicht erlauben." „Sie werden es erlauben, und dein Vieh wird gehütet werden wie heute. Gehorche!" And die geheimnisvolle Dame hob sich langsam in die Lüfte und verschwand. Die harmlose Hirtin aber dachte bei sich: „Was mag denn das gewesen sein? And sie blickte umher, und sah ihr Vieh in aller Ruhe auf den gewohnten Plätzen lagern oder weiden. Da freute sie. sich gar sehr und wartete sehnsuchtsvoll auf den bezeichneten Tag. Die zweite Erscheinung. Königlich in Gang und Würde, Ringsumslammt von Lichtes Zierde Steht die Frau im Goldgewand ; Schimmernd im Iuwelenglanze, Strahlt das Kreuz am Rosenkränze In der blendend weißen Land. Mit Freuden hatten die Eltern die Erlaubnis zum be¬ wußten Kirchenbesuche gegeben, ja noch mehr: Mutter und Bruder schlossen sich persönlich an. Dominica eilte zur Seitenkapelle und fand in der Tat ein kleines Bild von Caravaggio ausgestellt; jener Jakob Moser hatte es hergetragen. Kaum hatte sie sich vor dem¬ selben hingekniet, so sah sie einen Jüngling von über¬ irdischer Schönheit in der Ecke neben dem Altäre stehen, der sie liebevoll ermahnte: „Knie auf die erste Stufe!" Jetzt erinnerte sie sich, daß ja dies jene unbekannte Frau selber verlangt hatte, und rasch folgte sie der über¬ natürlichen Weisung. So kniete sie und betete gemeinsam mit dem Volke. Zuerst kam der ganze Rosenkranz, dann die lauretanische Litanei und endlich die Litanei von allen Heiligen. And als man zu der Anrufung gekommen war: „Alle heiligen Mär¬ tyrer, bittet für uns!" sank sie mit einem lauten Aufschrei nieder und blieb regungslos auf der Altarstufe liegen, wobei sie jedoch die Augen geöffnet und starr gegen den Altar hin gewendet hielt. And was sah sie? — Ein ungewöhnlicher Glanz durchflutete die Kapelle und blendete mit seinem Schimmer das verklärte Auge der armen Seherin. And siehe, ans dem Glanze heraus trat das majestätische Bild einer un¬ beschreiblich schönen Frau en gestalt. Sie schien ff Dieser Feiertag fiel in jenem Jahre gerade auf den 26. Mai, den Tag der Erscheinung in Caravaggio. sss sfs sfs sfs Ess sfs sfs sfs sss sfs Ess Ess Efs Ess Ess sfs sfs Ess Montagnaga sfs sfs Ess Ess Ess sss Ess sfs Ess sfs sfs Efs Efs Sfs sss sfs 221 sich diesmal besonders festlich gekleidet zu haben: in lauterem Eolde schimmerte das lange weite Gewand, das ihren zarten Leib umschloß, ein goldenes Strahlcndiadem blitzte und funkelte als Krone auf ihrem sonst unbedeckten Äauptc, in prächtigen Locken umrahmte üppiges Kaar das herrliche Antlitz. Auf ihrem linken Arme trug sie ein herziges Kindlein, das, ebenso wie die Mutter in pures Gold gekleidet erschien. In ihrer Rechten hielt die glanzvolle Frau einen Rosenkranz, dessen Kreuz fünf glitzernde Sterne trug, als Sinnbilder wohl der fünffachen Wunde des gekreuzigten Keilands. So stand sie, ein Bild vollendeter Schönheit vor dem entzückten Mädchen, vor ihr in den Lüsten auf glänzenden Wolken schwebend, die ihre unbedeckten Füße leicht berührten. So ausgerüstet näherte sie sich in würdiger Äoheit der armseligen Bauern- tochter. And sie tat ihren Mund auf und sprach: „Tochter, es freut mich, daß du meine Be¬ fehle erfüllt hast." Von der melodischen Stimme entzückt, rief ihr Dominica dazwischen: „O, wie schön bist du!" „Ich bin Maria, die Mutter des Äerrn!— Gehe und erzähle, was du gesehen, den Priestern des Ortes." Da schwieg sie angstvoll und in ihrem Kerzen drin flüsterte ihr eine Stimme zu: man wird dich verlachen und übel behandeln. Aber schon hatte Maria ihre Zweifel erkannt und tröstete sie mit liebendem Worte: „Fürchte dich nicht! Nichts Schlimmes wird dir begegnen. Ich selber werde mit dir sein!" And sie erhob ihre weiße Land und segnete ihre neue, in Gnaden erkorene Botin. And alsogleich fügte sie hinzu: „I «meinem Namen sollst du verkünden, daß alljährlich der heutige Tag festlich be¬ gangen werde; auch will ich, daß du das, was du jetzt geschaut, alsogleich den Anwesenden verkündest." Da ward dem beglückten Mädchen unendlich wohl und von einer unwiderstehlichen Sehnsucht getrieben verlangte sie, das goldig schimmernde Kreuz am Rosenkränze mit den Künden zu berühren. Schon streckte sie ihren Arm begehrend auch schon näherten sich ihre Finger dem himmlischen Kleinod — da wurde sie von den Amstehenden in derber Weise auf¬ gerüttelt, kam augenblicklich zu sich und sah sich umrungen von einer Schar besorgter Leute, die ihr, der vermeintlich Ohnmächtigen, zu Kilfe gesprungen waren. Da blickte sie ver¬ stört umher und ihren Lippen entrang sich die bittere Klage „O, welch einer Freude hat man mich beraubt!" Das Ende des Gottesdienstes war nahe, die Leute begannen die Kirche zu verlassen; der Ohnmachtsanfall Dominicas hatte nur eine ganz unbedeutende Störung ver¬ ursacht. Auch das Mädchen selber schickte sich an, fortzugchen. Wohl erinnerte sie sich des Befehles: „du sollst das, was du geschaut, sofort den Anwesenden verkünden!" aber sic brachte nicht den Mut auf, und versuchte, stillschweigend hinwegzugehen. Da ward sic bei der Tür von einer geheimen, aber unwiderstehlichen Macht festgebannt, daß sie keinen Schritt mehr weiter machen konnte. And zugleich löste sich das Band ihrer Zunge und sie rief nun mit weithin hörbarer Stimme aus: „O, wie schön ist die allerseligste Jungfrau! Sic ist heute soeben in dieser Kirche erschienen! O, wie schön, wie wunderschön sie ist!" Da gab es Aufregung und Spott und Bemitleidung, aber auch Neugierde und dringendes Fragen. And bald ward Montagnaga, vierte Erscheinung der Muttergottes. es ruchbar im Orte und in der ganzen Gegend, was sich in der Kirche zu Montagnaga zugetragen habe. Verschiedene Beurteilung. Wie immer bei solchen Anlässen war die Aufnahme dieser neuen Kunde eine sehr geteilte. Zu den offenbaren und entschie- d e n st e n Gegnern gehörte jedenfalls der O rt s p s a rrer. Er wollte von der ganzen Sache überhaupt nichts wissen. 222 EfT SsT SsT Sss SsD Sss SsD 6sD SsD sss SsT SsD SsD sss SsD Vlontagnaga SsT Sss SsD SsD SsD SsD SsD SsD §sD SsD Ss3 CsD SsD SsD Sss SsD SsT SsD Andere dagegen waren Feuer und Flamme für die Sache und hielten sich für glücklich, zur Verbreitung der¬ selben irgend etwas beitragen zu können. Insbesondere war es der schon öfters erwähnte Jakob Moser, dem es begreif¬ licherweise gar sehr wohltun mußte, zu sehen, daß das von ihm besorgte und auf seine Veranlassung öffentlich ausgestellte Bild der Gegenstand so hoher himmlischer Beachtung wäre. Auch ein namhafter Teil des Volkes ereiferte sich für die An¬ gelegenheit und gab freiwillig nicht unbeträchtliche Spenden für die Kirche in Montagnaga. Der Einfluß der gläubigen Partei wurde noch größer, als sich ihnen offen und entschieden ein hoher kirchlicher Würdenträger anschloß, der Trienter Domherr Graf Buccelari. Dieser und Jakob Moser wurden dadurch bald Freunde, und während Moser auf seine Kosten in Trient ein neues, größeres und schöneres Bild der Erscheinung in Caravaggio besorgte, nahm der Domherr die Herstellung eines Marmoraltares für die Seiten¬ kapelle der Kirche in Montagnaga auf sich. Beide Arbeiten, Bild und Altar, wurden für den 8. September fertiggestellt und erhielten an diesem Tage die kirchliche Weihe. Die dritte Erscheinung. Lorch ! es tönen süße Sänge! Sieh ! in Lüften ein Gepränge, Lind voran die Königin! Die da spricht: Dominga, eile, nünd' es allwärts ohne Weile: Daß ich — Christi Mutter bin! Die allerseligste Jungfrau würdigte sich, diesem Eifer der beiden genannten Männer indirekt ein ehrendes Zustimmungszeugnis zu geben, indem sie gerade am 8. Sep¬ tember Dominica Targa mit einer neuen Offenbarung beglückte. Das Mädchen hatte sich sclbstverständlicherwcise zu der Feier der Weihe eiugefunden, und war schon so frühzeitig gekommen, daß sie knapp vor dem neuen Altäre niederknicen konnte. Vielleicht hatte ihr auch die Ehrfurcht des Volkes diesen Ehrenplatz reserviert. Während sie nun in Andacht versunken dakniete, vernahm sie einen lieblichen Gesang von vielen Stimmen, von denen cs schien, daß sic immer näher kämen. „Ach," dachte sie bei sich, „jetzt kommt die Pfarr¬ prozession von Pme". Denn diese sollte jedenfalls zur Feier eintreffen und konnte tatsächlich jeden Moment erwartet werden. Aber nach einer Weile kam ihr das Singen so außerordent¬ lich schön vor, daß sic befremdet um sich blickte; und da sah sie Wunderbares: die ganze Kirche strahlte im himmlischen Glanze, und von der Kirchentüre her zog, in den Lüften schwebend, eine Schar blendend schöner Ge¬ stalten, und diese waren es, die da gar so wunderlieb sangen. An ihrer Spitze zog Maria, die seligste Jungfrau; wieder hatte sie ihr göttliches Kindlcin auf den Armen, aber — welch ein Weh! — diesem Kindlein rannen blutige Tropfen über das holde Angesicht. Der Himmelskönigin folgten drei Personen, die Domi¬ nica durch eine innerliche Erleuchtung als den heiligen Josef und das heilige Elternpaar Mariens, nämlich Joachim und Anna erkannte. Außer diesen schwebten noch eine Reihe von Lichtgestalten, Engeln daher, von denen mehrere Kerzen trugen, während wieder einer in ein Buch zu schreiben schien, ein anderer aber sein Antlitz gleichsam weinend mit den Händen bedeckte. So also schwebte der wahrhaft himmlische Zug singend gegen das Gnadenbild, wo sich alsogleich zwei Engeln an der Seite dieses Bildes aufstellten. Die allerseligstc Jungfrau aber erhob würdevoll ihre rechte Hand und segnete Altar und Bild. Hierauf schwebte die ganze Prozession gegen den Hochaltar der Kirche hin, dann noch zum zweiten Seiten- altare, dem Roscnkranzaltare; vor beiden schienen die himm¬ lischen Gäste kurze Andachten zu machen. Da endlich kehrte die leuchtende Schar zum Gnaden¬ bild zurück. Lind jetzt erst begann die Himmelskönigin zu Dominica zu sprechen: „Rufe mit lauter Stimme dreimal: Es kommt die allerseligste Jungfrau!" Gehorsam, wenn auch zaghaft, erfüllte das Mädchen diesen Auftrag und rief dreimal mit erhobener Stimme: „Es kommt die allerseligstc Jungfrau!" Das war ein Aufsehen in der Kirche, und alles drängte sich herzu. Mit Mühe ward der Gottesdienst zu Ende geführt. Unterdessen aber genoß die Begnadete der liebevollen Ansprache der hohen, himmlischen Frau: „Es freut mich, daß mein Bildnis bei dem meiner Mutter zur Verehrung ausge¬ setzt ist (es war ja eine St.-Annakirche), die du hier zugleich mit meinem Vater zugegen siehst" und hiebei zeigte sie mit würdevoller Geste auf die zwei ersten Personen ihres himmlischen Gefolges. „Ich selbst wählte mir diesen Ort zum Throne der Barmherzigkeit, und wer immer mich hier mit lebendigem Glauben um Gnaden anfleh en wird, wird nicht leer nach Hause kehren. Sorge dafür in meinem Namen, d.aß eine geräumigere und größere Kirche ge¬ baut werde, damit sie meine Verehrer, die von nun an in großer Anzahl herbeiströmen werden, fassen könne. Ich habe es mir bei meinem göttlichen Sohne erbeten, hier in Montagnaga meine Gnaden austeilen zu dürfen. Siehe den schreibenden Engel: er verzeichnet jene, die andachtsvoll herb ei- ko mm en, um mich hier im Bilde zu verehren. And siehe jenen weinenden Engel: er be¬ weint den An glaub en jener harten Herzen, die meinen Erscheinungen in dieser Kirche keinen Glauben beilegen wollen." „Aber wie wird man mich dann behandeln?" erlaubte sich Dominica zweifelnd zu entgegnen, indem sie dabei des S^T SfD SfT SfT SfT SsT §fD SfD SfD SsD SfD SfT SsD SfT CfT SsD SfT SfD ÄlkvNtagNaga 6fD SfD §sD SfT SfT SfD SfD SfD SfD SsD SsT SsD SfT VsD SfD EfT 223 Spottes und der Verachtung gedachte, dessen sie bisher von vielen Seiten teilhaftig geworden war. „Labe keine Furcht; ich, die ich dies be¬ fehle, bin Maria, die Mutter des Lerrn. Mache ohne Scheu alles bekannt, was du ge¬ sehen und gehört hast, und gehe vor allem zum Lerrn Pfarrer!" So etwa sprach die Allerseligste und verschwand dann samt ihrem Lichtgefolge den Augen der Seherin. Diese machte sich nun auf den Weg zum Pfarr¬ hofe. Aber sie wußte im vorhinein, daß der Pfarrer ihr übel gesinnt sei. So ging sie denn schweren Lerzens und begann zu erzählen. Kaum hatte der Pfarrer vernommen, in welcher Angelegenheit sie sprechen wollte, so wies er ihr barsch die Tür. — So ging denn Dominica betrübt Die kirchliche Untersuchung. Mit Aufmerksamkeit horchte der Priester und fühlte sich um so mehr bewegt, da er direkt von der himmlischen Mutter als geeigneter Vermittler und Förderer genannt worden war. Die schlichte, ungekünstelte Erzählung gewann alsbald sein Lerz. Übrigens halte er ja doch längst schon von der Sache gewußt, und war schon aus dem Grunde nicht abgeneigt, den Berichten Glauben zu schenken, weil sich unterdessen mehrere ganz auffallende Gnadcncrweisungen zu¬ getragen hatten, die man nicht kurzerhand leugnen und von sich weisen konnte. Doch hielt er es für passend, nicht eigenmächtig vorzu- gehen, sondern die kirchliche Obrigkeit, also in diesem Falle den Bischof von Trient, davon zu verständigen. Nach mancher¬ lei Vorverhandlungen, wurde schließlich von Trient ein ge¬ nach Lause. Vierte Erscheinung. Bei der Serbe, auf der Weide Weilt die Lirlin, voll vom Lewe; Doch schon naht die Trösterin: „Fürchte nicht! in meinen Länden Muß ja alles glücklich enden. Denke doch, daß i ch er bin!" Zwei Tage nach dieser dritten Erscheinung weilte Dominica wieder im Freien bei ihrer alltäglichen Be¬ schäftigung; sie weidete auf der „Langwiese" (prL'IonZo) das Vieh. Sie gedachte der Enttäuschung, die sie beim Pfarrer erlebt hatte und überließ sich der Traurigkeit. Dann betete sie den Rosen¬ kranz. Es war gegen vier ühr nachmittags. Da kam ihre er¬ habene himmlische Gönnerin wieder zu ihr. Sie war genau so gekleidet, wie da¬ Montagnaga, fünfte Erscheinung der Muttergottes. mals, als sie ihr das erstemal erschien. „Warum so traurig?" war ihre teilnehmende, freundlichste Anfrage, „etwa deshalb, weil dir der Pfarrer kein Gehör geschenkt hat?" „Ja, deshalb. Ich weiß ja gar nicht mehr, was ich eigentlich beginnen soll. „Erzähle das Ganze deinem Beichtvater, dem hochwürdigen Lerrn Michael Bernardi und lasse ihn die Angelegenheit in die Land nehmen. Mag man wollen oder nicht, man wird dir Glauben und Gehör schenken müssen; bleibe mit Gott und hege keine Zweifel!" So sprach die „Trösterin der Betrübten", dann erhob sie sich himmelwärts und verschwand. Lochbcglückt und frohen Lcrzens eilte Dominica bei allernächster Gelegenheit zu ihrem Beichtvater und berichtete ihm dort in Gegenwart eines noch anderen Priesters alles, was sie bisher erlebt hatte, umständlich und genau. lehrter Priester abgeordnet, der an Ort und Stelle Er¬ hebungen pflegen sollte. Nachdem dies geschehen, wurde zur eigentlichen ünter- suchung geschritten, zu welcher die Zeugen nach Trient vor¬ geladen wurden. Diese Antersuchungen fanden an vier Tagen, und zwar vom 20. bis 23. Mai des Jahres 1730 statt. Ein endgiltiges ürkcil wurde damals nicht gefällt. Die fünfte Erscheinung. Selig! — Darf noch einmal schauen Dich, die Jungfrau der Jungfrauen, — Glanzumflvif'ne Königin! Darf mich beugen deinem Segen, Darf in deine Lände legen. Was ich habe, was ich bin! Karim war das begnadete Mädchen von der kirchlichen Untersuchung hcimgckehrt, als ihr die allcrseligste Jungfrau Maria mit neuerlicher Luld entgcgcnkam: Dominica Targa hatte das Glück, zum fünften und zugleich zum letzten 224 sfssss sfssfs sfssfs sfs sfs sfs sfs sfssfs sfs sfssfs sfs Montagnaga EfsEfssfDsfssssSfssfsSfssfssfssfssfDsfsSfssfsEfsGsssfT Male die erhabene Mutter Jesu Christi von Angesicht zu Angesicht zu schauen. Es waren gerade drei Tage seit der Untersuchung ver¬ flossen, und es jährte sich der große Tag der zweiten Er¬ scheinung, der 26. Mai. In Montagnaga war nachmittags feierliche Vesper, bei der selbstverständlich unsere Dominica nicht fehlen durfte. In dem Augenblicke nun, als der marianische Preis-- gesang: „Magnificat", „Hoch preiset meine Seele den Herrn" von den Priestern angestimmt wurde, flammte die Kirche vor den Augen des Mädchens in überirdischem Lichte auf und an ihre Ohren schlug der Lall himmlischer Ge¬ sänge, unaussprechlich lieblicher und ergreifender als der Gesang in der Kirche. And da schwebte sie »auch schon herbei, die Glorwürdige, die Heilige, die Gebenedeite unter den Weibern. Diesmal hatte sic andere Begleitung: eine entzückend schöne Schar von Jungfrauen, alle mit schneeweißen Kleidern angetan, folgte den Spuren der voranschreitenden „Königin der Jungfrauen". Die Herrliche hatte sich diesmal wieder in lauteres Gold gekleidet, und eine schimmernde Krone zierte das reichlich wallende Haar. Nebst dem Rosen¬ kränze, den sie schon früher getragen, hielten ihre Finger dies¬ mal ein zierliches mit Rosengcwinde geschmücktes Zepter. And es geschah alles wieder so, wie es am 8. Sep¬ tember des vergangenen Jahres sich zugetragen hatte: Der leuchtende Zug besuchte alle drei Altäre der Kirche, zuerst den Muttergottesaltar, dann die beiden anderen. And als dies geschehen, erhob die Mutter des Herrn ihre Rechte und segnete das anwesende Volk; in diesem Augenblicke erhoben mehrere in der Kirche anwesende Per¬ sonen ein klägliches, ja fast fürchterliches Geheul. Es entstand eine Panik in der Kirche, wußte ja doch niemand, warum diese Leute auf einmal so entsetzlich schrieen; nur die Augen Dominicas hatten die Arsachen erspäht: der Segen Mariens war es, der denen, die sich mit Leib und Seele dem Satan überliefert, zum Schrecken und Entsetzen gereichte. Sie selber aber, Dominica, vernahm in diesem Augen¬ blicke noch das Läuten jener Glocke, die neben dem Mutter- gottesaltare hing, und ihr Blick fiel zugleich auf eine merk¬ würdige Erscheinung: ganze Scharen großer, schwarzer Fliegen wurden sichtbar und flogen summend so rasch sie konnten, bei Tür und Fenster ins Freie. Auch dies schien eine Wirkung des Segens der allerseligsten Jungfrau zu sein. Run war Ruhe, und die hohe Frau begann mit ihrem irdischen Liebling holdes Zwiegespräch: „Es freut mich, daß so viele mir in diesem Bilde Ehre er¬ weisen. And ich versprechefür die Zukunft und ganz besonders für den 26. Mai, allen jenen, die mich hier verehren, reichlichste Huld und Gnade". Das war das allerletzte Versprechen der seligsten Jung¬ frau in Montagnaga. Darauf verschwand sie, und ward seit dieser Zeit nicht mehr gesehen. Aber ihre Gnade wirkt seit diesen Tagen ohne Antcr- brechung fort und fort in der lieben Wallfahrtskirche zu Montagnaga. Bau der Kirche. Die kirchliche Antersuchung, die im Mai des Jahres 1730 stattgefunden hatte, wurde im Herbste desselben Jahres in Montagnaga wiederholt. Hiebei konnte Dominica über die neuerliche fünfte Erscheinung Bericht erstatten, und wohl hatten sich auch neue Hulderweise des „Heiles der Kranken" ereignet, so daß die kirchliche Obrigkeit die Tatsache der Er¬ scheinung anerkannte und den Bau einer Kirche gestattete. Don Bernardi, der Beichtvater der Seherin, nahm sich mit Feuereifer der Idee an, und obwohl es eigentlich Ver¬ wegenheit schien, daß ein Dörfchen, das kaum 20 Familien zählte, an die Errichtung einer großen Kirche dachte, so wurde dennoch im Vertrauen auf die Hilfe Mariens der Bau in Angriff genommen. 1736 ward der Grundstein gelegt, 1750 stand die Kirche vollendet da. Weitere Schicksale Dominicas. Die Seherin von Montagnaga lebte nach den stattge¬ habten Erscheinungen noch 34 Jahre. Sie führte wie zuvor ein Leben derArbcit, derEntbehrungundMüh- s e l i g k e i L. Von allen, die sie kannten, ward sie als ein Muster jeglicher Tugend, als eine heiligmäßige Person geehrt, geliebt und geachtet. Niemals sprach sie über ihre Erscheinungen, es sei denn, daß sie dazu direkt aufgefordert wurde. Jeden Morgen ging sie in die Kirche. Späterhin wurde sie ganz gebrechlich und untauglich zu jeglicher Arbeit. Da verblieb sie dann viele Stunden lang an jenem Orte, der ihr der liebste war: beim Altar mit dem Bilde A. L. Frau von Caravaggio. Endlich am 24. Oktober des Jahres 1764 hauchte sie nach besonders andächtigem Empfange der heiligen Sakramente ihre reine Seele aus, um diejenige für immer zu schauen,, die sie schon mit ihrem sterblichen Auge in seliger Wonne hatte betrachten dürfen. — Ihre Wohnung wird noch bis heute gezeigt: Eine recht ärmliche Hütte mit Lehmboden, die sonst weiter nichts hat als eine Türe und ein kleines Fenster. Allerdings hat man im Jahre 1891 ein Stockwerk dpraufgcbaut. Durch eine entsprechende Inschrift ist es erkenntlich gemacht. Das Gnadenbild gewaltsam verschleppt. Achtzig Jahre waren seit der Entstehung dieses herr¬ lichen Wallfahrtsortes in Ruhe und Stille dahingegangen. Da kam ein Sturmjahr. Es war das Jahr 1808. Damals stand Südtirol unter bayrischer Oberhoheit. Nun gelüstete es die biederen Bayrer, allerdings etwas verspätet, das nachzu¬ machen, was ihnen Josef II. in Österreich vor zwanzig Jahren vorgemacht hatte. Also ermannte sich die bayrische Regierung zu einer Heldentat und schwor dem Wallfahrtsorte Montagnaga Tod und Antcrgang. Auch vermochte sie nichts Originelles zu er¬ sinnen, sondern machte alles ganz genau so, wie es Kaiser Josef sich erklügelt hatte: Es kam nämlich der gemessene §sT SfD SfT SfT EfT SfD SfT SfT EfT EfT EfT SsT SfT SfD SfD SfD SfT NkvNtagNaga SfD SsT SfD SsT SfD SfD SsT SsD §sD SsT SfT SfT SfT SfT SfD SfD 225 Befehl, das Gnadenbild in die Pfarrkirche Civezzano zu über¬ tragen. Das geschah. — Dann hätte die Regierung gern ge¬ sehen, daß die Leute nicht mehr nach Montagnaga beten gingen. Dieser Wunsch wurde aber nicht erfüllt. Alles eilte nach wie vor nach Montagnaga und schimpfte natürlich dabei ganz gehörig über die Regierung (wodurch natürlich die ge¬ rügten „Mißbräuche" an Wallfahrtsorten ganz erheblich ver¬ mehrt wurden: nämlich durch die Schimpfereien). Nun konnte aber doch die hohe Regierung nicht dulden, daß ihr vom gemeinen Volke solcher Widerstand geleistet wurde. Ein genialer .Handstreich sollte der ganzen mißliebigen Geschichte ein jähes Ende bereiten. Es kam der 26. Mai, der große Feiertag für Montagnaga. Llnd also dekretierte die hohe Regierung: Am 26. Mai hat die Kirche in Montagnaga überhaupt geschlossen zu bleiben. So stand cs am großen Papier, so wurde es mit Profoßenmiene verlautbart. Es kam der 26. Mai 1808. Alle die Andächtigen, die sonst an diesem Tage am Wallfahrtsorte zu- fammenströmten, waren voll¬ zählig beisammen, und dazu noch ungezählte Scharen von Neugierigen, die ge¬ rade wegen des Verbotes des Gottesdienstes hieher- gekommen waren. Monta¬ gnaga hatte noch selten so viele Leute auf einmal bei¬ sammen gesehen. Rings um die gut geschlossene Kirche knieten und beteten Tausende von Pilgern. Irgend ein Anbckanntcr hatte an die äußere Kirchcnmauer ein Ab¬ bild des Gnadenbildes an¬ gebracht. Das genügte den Leuten in dieser Not vollauf. So ging es lange Zeit fort. Plötzlich kam etwas, auf das niemand gerechnet. Wie sagt doch Llhland, der bayrische Dichter: „Da wallt dem Deutschen auch sein Blut — Er trifft — die Kirchentür so gut .... ." Da waren nämlich auch vier Deutsche, gute Freunde, denen wurde die Regicrungsfrozzelci zu dumm. „Schlagen wir die Türe ein!" Gesagt, getan! Lag da in der Nähe ein Holzklotz. Diesen hoben sic auf, warfen ihn gegen die Türe. Die Türe ging auf den ersten Schlag auf, ohne die mindeste Verletzung zu zeigens und hinein strömte jubelnd das Volk. Spitzel flogen mit der Neuigkeit nach Civezzano und berichteten brühwarm die unglaubliche Mär. Sofort beorderte die beleidigte Obrigkeit sämtliche Sicherheitsorgane von Ei¬ st Ein ganz ähnlicher Fall trug sich in Loheneich, N.-Öst., zu, nur noch auffallender, da die verrammelte Tür durch einfache Berührung mit dem Kreuze aufsprang. Des östcrreichers Wallfahrtsorte. vezzano an den Ort des Verbrechens. Es waren ihrer vier Gcrichtsdicner, jeder mit einem scharf geladenen Gewehr und überdies viel Munition, Pulver und Kugeln. An Ort und Stelle angelangt suchten sie die Schuldigen zu verhaften und das Volk hinauszudrängen. Alles vergebens. Jetzt wurden sie ernst. „Feuer!" kommandierte der Be¬ fehlshaber und vier Schüsse knatterten mitten in die Menge: Resultat: Niemand verletzt. Achtmal nacheinander wurden noch vierfache Salven abgegeben: Resultat: Niemand verletzt. Ein gewisser Bonaventura Grisenti erhielt zwei Kugeln an die Brust; sie prallten ab und konnten von der Erde aufge¬ hoben werden. Die Gerichtsdiener selber waren entsetzt. Lind ihr An¬ führer rief endlich laut aus: „Gegen Maria hat Menschen- wih keine Macht! Wir haben Wunderbares genug gesehen! Kehrt euch! Marsch!" Dann ging er zum Ortsseelsorger und überreichte ein Almosen für den Gnadenaltar und ließ zwei Dankmcsscn lesen, daß kein Anglück geschehen sei. Späterhin brachte der nämliche noch ein Meßgewand als Geschenk für die Kirche. Wohl blieb das Bild nach wie vor in Civezzano, und zwar so lange, bis die Herrschaft der Bayern in die Hände der Österreicher überging. Schon am 30. April 1809, also nicht ganz ein Jahr nach der Entfernung wurde die Zurück¬ bringung des Bildes ungeordnet; vielleicht tat es der öster¬ reichische Staat, um den wackeren Tirolern seine besondere Dankesgunst zu erweisen. Wichtige Ereignisse seit dem Jahre 1881. Nachdem früher der Wallfahrtsort Montagnaga eine Art Stilleben geführt hatte, drängte sich seit dem Jahre 1881 eine derartige Anzahl von wahrhaft erstklassigen Ereignissen zusammen, daß wir wohl vergeblich einen zweiten Wallfahrts- 15 Montagnaga, Kirchenfront und Portal. 226 SsD SsD SfD SfD Ese)SsT SfD SsD SfT S^T SsD SfD SsD S^D SfT SsD ^NoNtagNaga SsDSfD SfD SsD SsD SsS SsDSfD SsD SfT SsD SsDSsD SfT SsTSsDSsD SfD ort suchen werden, der im Laufe von dreißig Jahren eine so achtunggebietende Kette von großen Vorkommnissen aufzu¬ weisen hätte. Diese Ereignisse sind folgende: 1881: Bedeutende Vergrößerung der Wallfahrtskirche. 1887: Ankauf des Ortes der ersten Erscheinung und Aufstellung des prachtvollen Denkmales daselbst, „Comparsa" genannt. 1894: Feierliche Krönung des Gnadenbildes. 1898—1903: Errichtung der herrlichen Lcula Lanka. 1903: Inangriffnahme der Herstellung der 15 Rosen¬ kranzgeheimnisse in großartig angelegten Kapellen. Die zerbrochenen Flaschen. Bei dieser Gelegenheit teilen wir ein kleines Vorkomm¬ nis mit, das sich am Tage der Einweihung der Comparsa zutrug. An diesem festlichen Tage gab es in Montagnaga einen großartigen Vokkszusammenlauf, wie ihn dieser Ort noch nie zuvor gesehen; man zählte etwa sechzehntausend Besucher. Was Wunder, wenn bei solch einer vortrefflichen Gelegenheit einem findigen Geschäftsmanne einfiel, daß sich da spielend leicht ein netter Ncbengewinn cinstreichen lasse. Das Mittel zum Zweck sollte ihm der Branntwein sein. Er dachte, daß bei der Comparsa ein sehr geeignetes Plätzchen zum Ausschenken wäre und traf seine Vorbereitungen. Er nahm zwei Flaschen des edlen Feuertrankes mit sich, die eine große etwa zehn Liter hältige trug er auf der Schulter, die kleine, etwa einen Liter fassende steckte er in den Sack. Auf dem lauschigen Enadenplätzchen angekommen, machte er sich froh¬ gemut ans Werk und hob vorsichtig seine große Flasche von der Schulter und ließ sic sachte zu Boden gleiten. Aber, als sie den Boden berührte, barst sie und all der In¬ halt war dahin! And der gute Mann war doch so vorsichtig gewesen! Da griff er denn nach seiner zweiten Flasche und bot den Ausstehenden den Branntwein zum Kaufe an. Käufer fanden sich bald, er gab dem einen das Gläschen in die Hand, hob seine Flasche zum Einschenken in die Höhe, da hatte er plötzlich den leichten Flaschenhals in Händen, alles übrige lag im Grase. Das war sonderbar! Daß hier ein bloßer Zufall walte, war möglich, aber schwer, sehr schwer zu glauben. Es lag näher, unter Erwägung aller Ausstände, an einen deutlichen Fingerzeig Gottes zu denken. Der Fingerzeig wurde begriffen und aufgefaßt: Weder jener spekulative Erstlings¬ händler, noch jemals irgend einer nach ihm haben es versucht, ein ähnliches Handelsgeschäft an dieser geweihten Stätte zu beginnen. Am so mehr gilt den Leuten das Wasser eines Ziehbrunnens, der wenige Schritte von dem Denkmale steht, als Gnadenwasser und sic benutzen es vielfach in ihren leiblichen Nöten, weil sie dadurch die Hilfe Mariens zu er¬ langen glauben. Montagnaga und Lourdes. Die Entstehungsgeschichte dieser beiden Wallfahrtsorte hat eine geradezu frappante Ähnlichkeit. In beiden Fällen wird ein armes Hirtenmädchen zur Vermittlerin der Gnadenkunde auserkoren, und für einen be- stimmten Tag wieder herbestellt. In beiden Fällen er- scheint die allerseligste Jungfrau zu wiederholten malen. Die unbedecktenFüße, das w e i ß e K l e i d, der S ch l e i e r über dem Haupte, der N o s e » k r a n z am Arme findet sich in Lourdes ebenso wie in Montagnaga. Hier wie dort zeigt sich zu¬ erst ein Licht glanz, aus dem dann die Gestalt hervortritt. In beiden Fällen erhalten die Botinnen den A u f t r a g, das Geschaute zu verkünden, werden insbesondere zu den Ortspfarrern geschickt, und sollen für die Errichtung eines Gotteshauses Sorge tragen. In beiden Fällen verspricht die Erscheinung den Kommenden viele G n a d e n erweise. In Lourdes fordert sie zur Buße auf, in Montagnaga erklärt sie, daß sie ihrem erzürnten Sohne diese Gnaden im Gebete ab¬ gerungen habe. In beiden Fällen kommen ganz außerordentliche Vorfälle betreffs dämonischer Einwirkungen vor. In beiden Fällen werden die Seherinnen zuerst von den Priestern sehr schroff behandelt, dringen aber dann glänzend durch. Do¬ minica Targa wie Bernadette Soubirous leben fortan ein heiliges Leben. Wir fragen: Ist das alles Theater, ist das abgekartet, gemacht? Dann müßte offenbar die später lebende Bernadette von der älteren Kollegin Dominica gelernt haben. Aber wir fragen: Ist nicht schon die Annahme drollig, daß die vierzehnjährige Schäferin in den Pyrenäen, die nicht lesen und schreiben konnte, von Montagnaga in Südtirol schon etwas gewußt habe? — Wir zweifeln gar nicht, daß es derartige Kraftgenies geben wird, die diese Schule Dominica-Bernadette für ausge¬ machte Tatsache hinstellen werden! Wir kennen unsere Atheisten ! Wir für unsere Person jedoch sehen in diesem herrlichen Einklänge der Tatsachen etwas ganz anderes: Wir sehen daraus einfach, daß es dieselbe himmlische Frau war, die dies alles nach ihrem Gutdünken arrangiert hat, wir sehen, daß es dieselben diabolischen Machenschaften waren, die gegen das aufstrebende himmlische Licht rebellierten und daß sich schließlich in Monta¬ gnaga wie in Lourdes nur die große biblische Szene in einem allerdings bescheideneren Abglanze wiederholte: „Ich will Feind¬ schaft setzen zwischen Dir, der Schlange, und dem Weibe; sie wird Dir den Kopf zertreten. Du aber wirst ihrer Ferse nach¬ stellen." Montagnaga, eine Schule der Demut. l. Wenn wir das uns geschilderte Auftreten der Mutter¬ gottes in Montagnaga studieren, ihre Kleidung, ihre Worte, so werden wir nirgends irgend etwas Anwürdiges, Anpassendes ent¬ decken. Diese Erscheinung benimmt sich so, wie wir es von dem Idealbilde unserer himmlischen Mutter voraussetzen würden. Aber geradezu auffallend ist es, in welch kritische Lagen die Königin des Himmels ihre auserlesene unschuldige Botin durch ihre Befehle hineinzwingt. Sie läßt sie direkt zur „Nä r r i n" werden. Man stelle sich nur vor, was jene Dominica zu Wieder¬ holtenmalen aussühren mußte: Sie sollte in der menschenvollen Kirche laut aufschreien. Mußte man sie da nicht für toll halten? Sie mußte vor dem Altäre hinsinken und wie leblos liegen bleiben, und also den naheliegenden Verdacht erwecken, sie sei eine krank¬ hafte, hysterische Person. Das sind schwere Verdemütigungen, harte Prüfungen! Was sollen wir davon sagen? Vielleicht hielt es Gott für gut, uns hier eine Illustration zu jenen Worten zu bieten, die die Schrift enthält: „Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? ... . und was an Gott ihnen töricht scheint, ist weiser, als die Menschen.und was töricht ist vor der Welt, hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen." (I. Cor. 1. Kap.) Jedenfalls enthalten diese Vorgänge eine sehr empfind¬ liche und drastische Lektion für die hoffärtige Aufgeblasenheit tzss SfT SfT EfT SsD SfD SsD SfD Sss SsT SfT SfD Ess sss SsD SfD §fD Sss NkvNtagNagN SfS EfD SsD SfD SfD SfD SsS SfT SfT SfD SfT SfD SfD SfT SfT SsD 22/ des sich sehr weise blinkenden Menschen. Der Mensch möge sich ja nicht einbilden, daß Gott der Herr, wenn er Großes und Er¬ sprießliches leisten will, auf die Weisheit der Menschen ange¬ wiesen sei; ebensowenig wie er die Reichen oder die Vornehmen benötigt, ebensowenig bedarf er auch, wenn es ihm gefällt, der Weisen und Gescheiten. Gott richtet mit einem e in - zigen Narren mehr aus auf der Welt, als alle Welt weisen dieser Erde ohne Gott. 2. Eine weitere Schule der Demut ist das Gnadenbild selber. Man erinnere sich, daß gerade dieses Bild nicht nur, wie andere Bilder, ein „Gnadenbild" sei, nein, noch mehr: Dieses Bild ist zweimal von himmlischer Prozession ausgesucht worden, an die Seite dieses Bildes haben sich Engel mit bren¬ nenden Kerzen hingestellt, und man höre: Dieses Bild hat den gegenbringt, ist unglaublich ausgeartet. Gott aber spricht in viel¬ fachster Stimme aus den Wallfahrtsorten: Ich brauche weder eure Könige, noch eure Fürsten, sondern ich wähle die Werk¬ zeuge meiner Gnade aus den ärmsten Schichten der Bevölkerung, rufe sie von ihren Schaf- und Ziegenherden weg zum Pro¬ phetenamte. L. Es posaunt der Mensch sein Schlagwort in die Welt hin¬ aus : „Mein Gott ist das Geld! Gebt mir Reichtum, behaltet das andere!" — Gott aber spricht in vielfacher Stimme aus den Wallfahrtsorten: Ich wirke nicht mit Geldbaronen, nicht mit Wertheimkaffen, sondern blutarme Bauernkinder sind die Fun¬ damente meiner Großtaten. 0. Die Welt ehrt ihre Günstlinge mit goldenen Ketten, mit Verhimmelung, mit Ehren aller Art. — Gott aber spricht in speziellen Segen der Himmelskönigin erhalten! — And wie sieht dieses Bild nun aus? Wohl entdecken wir darin einige vielfacher Stimme aus den Wallfahrtsorten: Meine Günstlinge und Lieblinge müssen arm, bescheiden, demütig bleiben bis an ihr Züge, die an die Rafaelische Manier erinnern (ist ja das Bild in „Civezzano" von einem Schüler Rafaels gemalt). Aber jedenfalls hat die Kopie in Montagnaga ganz gewal¬ tige Schönheitsfehler. Man sehe auf die kurzen Arme der Muttergottes, auf den plumpen Faltenwurf beim linken Arme, man" beachte die zutagetretende Genickstarre der Seherin, und deren ganz verfehlt gemalten rechten Arm! — And ein solches Machwerk erhält den Segen der aller- seligsten Jungfrau, während Murillos und Rafaels „Mei¬ sterwerke" bis heute noch vergeblich darauf warten. And dabei wagt man es, ein Damoklesschwert über die Häupter jener Pfarrer hinzu¬ hängen, die sich herausnehmen in einem katholischen, (bitte: nicht staatlichen!) Gotteshause irgend etwas anzuschaffen oder zu ändern, was den drakoni¬ schen Gesetzen einer sogenann- Montagnaga, Grotte der Geburt Christi. (Dritte Station der neuen Rosenkranzkapellen). ten Kunst sich nicht fügen will! Es wundert uns fürwahr, daß bisher noch keiner der Kultur¬ staaten einen Erlaß an die allerseligste Jungfrau herausgegeben hat, der diese so wenig kunstsinnige Persönlichkeit entsprechend aufzuklären, und ihr Anweisungen zu geben hätte, worauf sie in Hinkunft bei der Wahl ihrer Gnadenbilder Rücksicht zu nehmen habe. Wir fügen mit Freuden diese neue, an Wallfahrtsorten gemachte Erfahrung den bisherigen anderen, aber ähnlichen an, und sind schon jetzt in der Lage,, ein frappantes Mosaikbild gött¬ licher Wege und göttlicher Mittel zusammenstellen zu können: Die Sippe der Kü n stler und ihre zahllosen An¬ hänger sind berauscht von den Leistungen menschlicher Kunst. Gott aber spricht in vielfachster Stimme aus den Wallfahrts¬ orten: Ich verzichte auf eure Kunst, und nehme mir Gnaden¬ bilder, die ihr verachtet, hauche ihnen den Geist meiner Gnade ein, und leiste mit einem einzigen dieser Bilder mehr Gutes, Veredelndes, wahrhaft Nützendes, als ihr Künstler der Erde mit allen euren allerbesten „Kunstwerken" leistet und geleistet habet. 8. Der Mensch hat sich in P e r s o n e n k u lt u s verirrt, und die Schmeichelei, die man hochgestellten Persönlichkeiten ent¬ Ende, und ich sende meinen Propheten und Wallfahrtsgründern mit Vorliebe Schmach, Verfolgung, oft auch Gefängnis, meistens aber viele, lange Leiden. 8. Es feiert die menschliche Schulweisheit ihre Triumphe, und die Wissenschaft ist pfauenstolz auf das, was sie ge¬ leistet zu haben vermeint. — Aber es beschämt der Herr diese Weisen der Erde: denn weder Physiker, noch Astronomen, noch Philosophen, kein Kant und Hegel, kein Spinoza und kein Schopenhauer wäre z. B. in der Lage gewesen, im vorhinein die künftige Entstehung des Wallfahrtsortes am Grulicher Berge zu erkennen: Die kleinen Kinder aber wurden zu Gotterleuchteten, zu Propheten, zu Pfadtretern für ungezählte Tausende. 8. Die Medizin bläht sich und spricht „LZo sapiens!" „Ich bin der Weise!" und sieht in ihrer Blindheit nicht den brennenden Hohn, der aus tausend Spitälern ihrer vermeintlichen Wiffensgröße entgegengrinst — sieht und hört nicht den gut¬ mütigen Spott, mit dem Gevatter Tod den hoffärtigen Medizinern zublinzelt und ihnen ins Landwerk pfuscht. Da spricht Gott in der vielfachen Stimme aus den Wallfahrtsorten: Eitle Menschen! 15* ?28 sft> Ess sfs sfs Efti sss sft> sft> sft> sft> sft> sft> sfs Montagnaga sft> sft> sft> sft>sfs sfs Eft> sft> Ess sfs sfs sft> sfs sfs sfs sft> sfs mit einem einfachen Leinwandstückchen n. dgl. wirke ich, wenn es mir beliebt, .Heilungen, die ihr alle miteinander niemals zuwege bringen könnt! — So stellen die Erkenntnisse, die wir in den Wallfahrtsorten erringen, alle menschlichen Grundsätze aus den Kopf, und das Mosaikbild dieser Lehren, die wir aus den Wallfahrtsorten ziehen, entpuppt sich als wunderbares, gleichwertiges Seitenstück an dieser Frau sofort eine chirurgische Operation vorgenommen werden könnte. Die Antwort lautete verneinend. So ging es dem sicheren Tode entgegen. Der Priester ward gerufen, um die Kranke mit den heiligen Sakramenten zu versehen. Als es nun schon soweit war, daß der Priester der Sterbenden die scheidende Seele ausscgnctc, machte eine anwesende Person den Vorschlag, ein Ge- Monlagnaga, Prozession bei der dritten Nosenkranzkapelle. der Bergpredigt Jesu Christi, die sich darin gefällt, in ihrer großartigen Einleitung, nämlich in den acht Seligkeiten, ein für menschliches Denken geradezu haarsträubendes Programm in die Welt zu werfen. Lind darum sagen wir: Der Geist, der in den Wallfahrtsorten weht, ist unverfälschter, echter Geist Jesu Christi! Gebetserhörungen. Das Muttergottes bild vom Blitzstrahl ver¬ schont. Während eines starken Gewitters im Jahre 1895 flüch¬ tete sich ein Italiener Namens Peter Bette ga in eine Scheuer. Einer inneren Eingebung Folge leistend empfahl er sich dem Schuhe ünscrcr Lieben Frau von Montagnaga. Kaum war sein kurzes Gebet vollendet, so fuhr krachend ein Blitzstrahl gegen seinen Kopf und dann längs seines Körpers, ohne aber diesen zu beschädigen, in die Erde. Sonderbarerweise war der Draht des Rosenkranzes, den Bettcga um seinen Pals trug, von der Glut des Strahles zerschmolzen, während die daranhängende Medaille !l. L. Frau von Carravaggio gänzlich unbeschädigt blieb. Der Mann kam am Pauptfeste (26. Mai 1896) nach Montagnaga, um dort seinen Dank zu sagen und ein Votivbild zu opfern. Er hatte wohl Llrsache zu danken! An der Schwelle des Todes gerettet. Im Jahre 1894 lag eine Frau namens Marga¬ retha Tamburini aus Ciinega in schweren G.nöten darnieder. Zwei Ärzte mühten sich vergeblich, ihr Äilfc zu bringen. Ihr Zustand wurde bedenklich, dann lebensgefährlich, schließlich geradezu aussichtslos. Es ward ein Telegramm nach Turin gesandt: Ob im Spitale Platz wäre und ob löbnis einer Wallfahrt nach Montagnaga zu machen. Lebhaft griff die Sterbende diesen Gedanken auf: „Ja, wenn ich gesund werde, will ich am nächsten Äauptfeste nach Pine gehen und dort meinen schönsten Ring opfern." Es war zwei LIHr nachts, da dieses Gelöbnis ausge¬ sprochen wurde. Kaum war cs gemacht, änderte sich wie mit einem Schlage die Sachlage: Alles ging glatt und ohne weitere Schwierigkeiten vor sich. Die Genesene säumte nicht, ihr frommes Gelöbnis zur festgesetzten Zeit getreulich zu lösen. Zufall oder Gnade? Ein Vorkommnis, das allerdings als glücklicher Zufall erklärt werden kann, das aber alle Beteiligten als ein Wunder Gottes erklärten, trug sich im Jahre 1894 im Keller des Johann Nardin zu. — Vorausgeschickt sei, daß die Ehefrau dieses Mannes einige Tage zuvor eine Wallfahrt nach Montagnaga unternommen und von dort ein kleines Wallfahrtsbildchen mitgebracht hatte. Sic ging damit in den Keller und befestigte es gerade an dieses große volle Faß. Wenige Tage nach nachher sollte der Wein abgezogen werden. Das Faß war groß. Nicht weniger als fünf Männer waren notwendig, um es gegen Schluß in jene schiefe Lage zu bringen, durch die auch die letzten Reste des Weines ablaufen konnten. Einer beging dabei die Llnvorsichtigkeit, daß er, um nachdrücklich zu helfen, hinaufstieg, um, sich an die Wand stemmend, mit dem Rücken das Faß zu heben und nach vorne zu drücken. Ohne zu fragen, ob die andern schon bereit wären, begann er seine Arbeit, da stürzte das mächtige Faß mitten unter die vier knapp davorstehenden Männer. Keinem einzigen von ihnen geschah dabei ein Leid. Im November gingen alle Beteiligten nach Pinö, um für diese Gnade zu danken und eine Votivtafel zu opfern; sjs SsS SsS SsS SsS Ejs EsS SsS EsS SsS EsS Ess EsT SsS EsS Ess SsS MvNtagNaga EsS SsS SsS ZsS SsS Ess EsS SsS SsS SsS EsT EsT SsS Ess EsD SsS 229 ein Zeichen, wie sicher nach ihrem persönlichen Dafürhalten damals ein wunderbarer, übernatürlich erhaltener Schuh an¬ zunehmen war. Beim Anstiege zum Berge geheilt. Im Jahre 1895 verrenkte sich Rafael Gobber aus Gobbera den Schenkel, so daß er zwar mühselig gehen konnte, aber immer Schmerzen empfand. Vierzig Tage wurde der Fuß elektrisiert und mit Gewichten beschwert; jedoch erfolglos. Da wollte sich der Patient in die Klinik nach Inns¬ bruck begeben. Als er mit dem Postwagen nach Pergine gekommen war, gedachte er der Gnadenmutter in Montagnaga und es erfaßte ihn der Drang, einen Versuch zu machen, zu ihrem Heiligtume emporzusteigen. Die Idee war menschlicher¬ weise eine Narrheit; aber der Kranke wollte es wenigstens versuchen. Langsamen Schrittes humpelte er bis Br a z z a ni go. Dort erst beginnt die eigentliche Steigung. Wird der Anstieg gelingen ? Schon die kurze Strecke auf fast ebenem Boden bis Brazzanigo hatte ihn so sehr ermüdet, daß er gründlich aus¬ rasten mußte. Endlich erhob er sich wieder. Aber was war das? Er spürte weder Müdig¬ keit noch Schmerz mehr in seinen Gliedern. Den kranken Fuß konnte er biegen und bewegen, als ob er niemals leidend gewesen wäre. Eine ungemeine Herzensfreude bemächtigte sich da des glücklichen Burschen und wacker schritt er bergan, den steilen Pfad empor. Ohne Ermattung, ohne Müdigkeit langte er am Wallfahrtsorte an. Mit großer Rührung sagte er seiner himmlischen Helferin innigsten Dank und empfing dann mit großer Andacht die heiligen Sakramente; am nächsten Morgen aber trat er den Heimweg an. Er wählte dazu einen kürzenden Alpenweg. Unterdessen war sein besorgter Vater dem kranken Sohne nachgegangen. Die bevorstehende schwere Operation seines Kindes ging ihm überaus zu Herzen. And so hatte er sich am nächsten Tage nach dem Weggange seines Sohnes ebenfalls aus den Marsch gemacht gegen Innsbruck hin. Aber horch! Von einem Waldjoche her vernahm er plötzlich die jauchzende Stimme eines frohen Sängers, der sich Iubellieder sang. Der alte Mann blieb stehen: „Das ist die Stimme meines Sohnes!" Rasch eilte er voran, — eine Biegung des Weges und er hatte den fröhlichen Sänger erschaut! Es war sein Sohn! Da gab es Amarmungen und Tränen der Freude! — And der Sohn mußte alles erzählen, und wie ein horchendes Kind lauschte der glückliche Vater auf die uner¬ wartete Gnadenkunde. Dann gab es selig frohen Rück¬ gang in die Heimat, und manches Dank-Ave entquoll den Lippen der beiden Pilger. Anter den Wcihegeschcnken zu Montagnaga findet man auch zwei goldene Ohrringe und eine Kerze; es sind dies die Dankesgaben, die der Begnadete kurz nach seiner Heilung zum Berge Mariens brachte: Stumme Zeugen seines anhaltenden Wohlbefindens. „Ich bin gesund!" Am Vorabende des Festes Mariä ^Verkündigung 1896 fand bei der Comparsa ein fünfeinhalbjähriges Kind eine auffallende und schnelle Heilung. Angelina Ber¬ nardi, gebürtig im Gnadenorte selber, in Montagnaga, hatte vor sechs Wochen ein unerklärliches Leiden bekommen, durch das ihr Hals und Kopf verdreht wurde. Die Salben und Tränklcin, die der Arzt zu geben wußte, vermochten es nicht, dem Abel Einhalt zu gebieten. Da nahm die Mutter ihr leidendes Kind am Vor¬ abende des Marienfestes mit sich in den stillen Hain der Comparsa. Dort wusch sie ihrem kranken Lieblinge den Hals und den Kops mit dem Wasser aus dem Ziehbrunnen, salbte das Kind mit dem Ole aus der Heiligtumslampe, um¬ band den Hals der Patientin mit einigen Kräutlein, wie sie in der Nähe des ehernen Standbildes sproßten, — kurz sie tat alles, was ihr erfinderische Liebe eingab. Dann ward das Kind heimgeführt und zu Bette ge¬ bracht. Die Mutter empfahl es innig dem Schutze Mariens. And als der Morgen d e s M a r i e n s e st e s graute, begrüßte die kleine Patientin ihre Eltern mit gar freudigem Gruße: „Mutter, ich bin gesund!" Tatsächlich war jegliche Beschwerde, Verzerrung und dergleichen von der Stunde an verschwunden. Die beglückten Eltern ließen zum Danke eine heilige Messe lesen. Der heilende Segen. Anton Speretto aus Fara in Venetien hatte seit vier Jahren ein Rückgrats lei den, das ihm das Gehen erschwerte und ihn zu einer fortwährenden gebückten Leibes st ellung zwang. Er litt auch ziemlich viele körper¬ liche Schmerzen. Daß er bei einem so langen und schmerz¬ lichen Leiden ärztliche Hilfe versucht und erprobt hatte, ist eigentlich von selbst verständlich. Aber es hatte all das Me- dizinieren nichts gefruchtet. Da ließ er sich am Hauptfeste des Jahres 1895 zum berühmten Wallfahrtsorte bringen. Bei der Comparsa an¬ gelangt, erbat man für ihn eine spezielle Segnung. Während des darauffolgenden Gottesdienstes fühlte er sich merklich besser. Des Nachmittags aber, da er die Heimkehr antrat, sollte die begonnene Heilung in glücklichster Weise voll¬ endet werden; die Schmerzen verzogen sich allmählich und schwanden dahin, ohne daß er recht daran dachte. Sein Körper streckte sich, sein Gang wurde frei und leicht — kurz er erhielt binnen wenigen Stunden vollendete Genesung. And nachdem Montagnaga, die goldene (mit Ilvo Edelsteinen gezierte) Krone. 230 ssssfsEfsEfssfssfssfsEfssfssssSfssfssfDsfssfssfs Montagnaga sfssfssfssfssfsEfssfsssssfssfsEsssfsSjsEfssssEsssfsEfs er sich cin Jahr lang, ohne irgend einen Rückfall, vollster Gesundheit erfreute, ging er freudigen Lcrzens abermals zur Gnadcnstätte Mariens, um für das zu danken, was sie ihm vor Jahresfrist so gütig bescher: hatte. -i- * Schlußbemerkung. Dem aufmerksamen Leser wird cs nicht entgangen sein, daß alle vorangcführten Fälle aus den Jahren 1894 bis 1896 datieren. Sic wurden hier des¬ halb gebracht, weil sie sich so im Büchlein von Ploner fanden. Doch bemerken wir, daß das genannte Büchlein noch mehrere Vorkommnisse dieser Art erwähnt. Wir dürfen nun mit Recht schließen: Wenn sich in Montagnaga innerhalb einer kurzen Zeit so mannigfache Gebetserhörungen er¬ eignen, so darf man diesen Ort als einen der gegen¬ wärtig bedeutendsten Gnadenorte Österreichs bezeichnen. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1914 150jähriges Jubiläum des Todestages der Dominica Targa. 1929 200jähriges Jubiläum der ersten Erscheinung. 1944 50jähriges Jubiläum der Krönung. 1953 50jähriges Jubiläum der Lcala sanka. Ständige Priester: 3 Weltpriester. L> eilige Messen fremder Priester jährlich: Gegen 1000. Kommunikanten jährlich: 30.000 bis 32.000. Besucher jährlich: 50.000 bis 60.000. (Diese Zahl scheint zu niedrig zu sein; das Buch von Ploner schätzt die Besucher auf 150.000') Geschlossene Prozessionen jährlich: 6 bis 8. Äauptfeste: 26. Mai (12.000 Besucher), 8. September (10.000 Besucher) und St. Anna. Ort Montagnaga zählt 700 bis 800 Seelen. Ständige Devotionalienhändler: 4, in Festzeiten etwa 10. Gasthäuser: 3. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist gleichmäßig anhaltend (nach I. Ploner stark steigend.) Jeden zweiten Sonntag im Monate ist theophorische Pro¬ zession, im Sommer um die Kirche, im Winter in der Kirche. Am 14. Mai ist bei schönem Wetter heilige Messe bei der Lomparsa. Zufahrten. Wien (W. B.)—Trient (über Wörgl). Schnz. 16 St., K 33.20, Persz. 25 St., K 25.90. J n n s b r u ck—Trient. Schnz. 5 St., K 10.—, Persz. 7'/- St., X 7.70. Trient—Perg ine. St., K —.90. ') Zu diesen Besuchern zählte vor etlichen Jahren auch Weihbischof Ioh. Schneider aus Wien. Benachbarte Wallfahrtsorte. Montagnaga—Weißen st ein. Eisenbahnfahrt von Per- gine über Trient (umsteigen) nach Leifers. 2'/- St., K 2.80. Montagnaga— S a n Romedio. Eisenbahnfahrt von Pergine über Trient (umsteigen) nach Sanzeno. 4' 2 St., K 2.80. Literatur. Ploner, Der Wallfahrtsort Trient 1903, 2. Aust., 8», 86 S. ^risanco O- ?. IVI., krsvi notime s. Lcsla Zanks, 'brento 1906, 8", 140 S. Austria-Kal. 1847, 99. Kaltenbäck, Mariensagen, 284. Beda Weber, Das Land Tirol, II. 510. Ott, Marianum, 403. Neg.-Mar.-Kal. 1900, IX. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866, I, 109. Kurze Erwägung. Erinnern wir uns, daß die allerseligste Jungfrau selber zweimal zur Prozcssionsführerin ward, indem sie eine Schar himmlischer Personen in die Kirche führte und mit ihnen andächtig von einem Altäre zum andern pilgerte, während alle dabei herrliche Lieder sangen. Sie hat dadurch dem prozessionsweisen Zusammengehen ihre stillschweigende Gutheißung gegeben; sie hat uns zugleich ein Vorbild gesetzt, in welcher Weise sich eine Wallfahrtsschar am Gnadenorte zu benehmen habe. Kommst nun Du selber, o Leser, an einen Gnadenort, so erinnere Dich daran, und benimm Dich, wie einer aus der himmlischen Schar. — Sie hat ferner am neuen Gnadenorte das Volk gesegnet. So erteilt sie noch heute Segen an ihren Gnadenorten. Brauchst Du also Segen, so gehe und hole ihn Dir: Besuche fromm und andachts¬ voll die Gnadenftätten der Muttergottes. Gebet. O allerseligste, glorwürdige Jungfrau! Die Du auf wunderbare Weise durch fünf Erscheinungen den großen Ort der Gnade begründen wolltest, gib, daß wir, die wir uns solcher Gnadenorte erfreuen, den Wert dieser heiligen Stätten erkennen, und, verlangend nach Deinem mütterlichen Segen, diese Orte in heiligster Gesinnung voll innigster Andacht auf¬ suchen, — und uns dort besonders jene große Gnade erbitten, daß wir einst nach Vollendung der irdischen Wallfahrt das große Pilgerziel, den Pimmel, glücklich erreichen. Dies erflehe uns armen, unwürdigen Sündern durch Deine mächtige Für¬ bitte bei Gott! Amen. Tausenden an diesem Orte, Wardst Du schon zur LimmelSp forte And zur mächt'gen Äelferin! O, wer wollte Dich nicht loben, Jungfrau, himmelsglanzumwoben, Äehre Gnadenspenderin! sfssfs sss sfs sfs sfs cinem Muttergottesaltarc kniet. Dicsc Fürstin, so sagt uns die Unterschrift, sei aus dem Frankcnlande gewesen und habe Ehrentrudis geheißen, und sie wäre es gewesen, die in diesem Kirchlein vor einem Muttergottesbilde zum ersten Male in diesem Lande den englischen Gruß gebetet habe. Das fünfte Bild führt uns in die Zeit des ruhmreichen deutschen Kaisers Karls des Großen; der hatte gewaltige Kämpfe mit den wilden Lunnen zu be¬ stehen, die von Osten her in seine Lande drangen und alles brandschatzen. Mit Gottes Lilfc gelang cs ihm, diese gefährlichen Gegner mit mäch¬ tiger Land zu schlagen; sein dankbarer Sinn schrieb diesen herrlichen Sieg nur über¬ natürlicher Lilfe zu, und alsbald entschloß er sich, auf der Leide bei Wien das von den Lunncnscharen zer¬ störte Kirchlein wieder zu errichten und eine Marien - statue, die er immer bei sich trug, alldort auf dem Altäre aufzu stellen. Das sechste Bild zeigt uns, wie Leopold der G lorreiche, Lerzog von Österreich, seinen vom Blute rot¬ gefärbten Waffenrock in der Kirche „auf der Leide" zum Opfer darbringt. Dieser tapfere Babenbergerfürst hatte nämlich, bevor er den Kreuzzug ins Leilige Land unternahm, das Ge¬ lübde getan, er wolle, wenn er als erster die türkische Festung Ptolomais erstürme, eine Dankwallfahrt zur Mutter auf der Leide machen. And da nun das, was er sich gewünscht, in der Tat eintraf, löste er sein Versprechen und ließ seinen Waffenrock in der Kirche zurück. Das siebente Bild endlich zeigt uns eine Pro¬ zession von Männern, die ein Bild des hl. Sebastian mit sich führen. Es lebte nämlich gleichzeitig mit dem früher er¬ wähnten Lerzoge in Brunn am Gebirge (nächst Lanzcndorf) ein Befehlshaber von Bogenschützen, der Kilian Rausch hieß und auch die Fahrt ins Leilige Land mitgemacht hatte. Nach seiner Rückkehr stiftete er unter dem Namen des hl. Sebastian (der ein römischer Lauptmann gewesen und mit Pfeilen er¬ schossen worden war) eine Bruderschaft, die alljährlich eine Wallfahrt zu Maria auf der Leide unternehmen sollte. Die erste Prozession führte er selber. Es soll dies überhaupt die erste gemeinschaftliche Wallfahrt nach dem heutigen Lanzcndorf gewesen sein. Im Jahre 1893 wurde das 600jährigc Jubel¬ fest dieser ersten Prozession feierlichst begangen. Dies also wären die Berichte, die uns jene Gemälde rings um die Gnadenkapelle herum zu bringen wissen. Sie sind jedenfalls schön und interessant, ja sogar erbaulich. Geschichtliches. Wenn wir nun auch diese Erzählungen aus grauer Vor¬ zeit zum größten Teile als Dichtung und Märchen bezeichnen müssen, so steht andererseits ziemlich fest, daß „Maria auf der Leide" schon sehr frühzeitig von frommen Pilgern be¬ sucht und verehrt wurde und die ersten Wallfahrten jedenfalls nicht viel später als in das 12. Jahrhundert fallen. Dafür bürgen Äberlieferungen, die in den benachbarten Orten noch bestehen. Darum muß Maria-Lanzcndorf ohne Zweifel zu den altehrwürdigsten Wallfahrtsstätten Österreichs gerechnet werden. Das Kirchlein, das früher immer zur Muttergottes „auf der Leide" benannt war, bekam in späteren Zeiten einen andern Namen: Lanzendorf. Es wurden nämlich, so lautet die Erklärung, bei Ausgrabungen des Erdreiches an jener Stelle eine Menge römischer Lanzcnrcste aufgcfundcn; davon dann jener Name. Im Jahre 1696 kamen die Franziskaner, die bis heute noch den Wallfahrtsdienst versehen, nach Lanzendorf, und machten sich alsbald daran, über der bisherigen kleinen Kapelle die große Kirche zu bauen, die wir jetzt noch sehen. Der Grundstein dazu wurde 1699 gelegt, also vor mehr als 200 Jahren. Im Jahre 1731 war auch der rückwärtige Teil hinter der Gnadcnkapcllc schon vollständig fertig, so daß er eingeweihk werden konnte. Ein ergötzliches Geschichtlcin wird aus jener ersten Zeit der Franziskanerniedcrlassung erzählt. Kaiser Josef I. besuchte, wie sein Vorgänger Leopold I., mit großer Vorliebe das Gotteshaus und Kloster in Lanzendorf, besonders wenn er gelegentlich einer Jagd in die Nähe kam. Da wußten nun die Franziskanerpatres dem Kaiser ein gewisses kleines Gebäck zu bereiten, das dem hohen Lcrrn so vortrefflich mundete, daß er immer die übriggcbliebcnen Stücklcin eigenhändig Maria-Lanzendorf, Kalvarienberg und Keiliges Grab. dh°t. CH. , Wi-n. 236 SsT SfT SsT SsT Sfs SjD 6sD Ess SfD Sfs SfT SfT SfD SsT SsT Ästaria-Lanzendorf SfT SfT §fT SsD SfT SfT SsD Sfs sfs SsD GsT SfD SsD SfT EsD SfD Sst) in seine Jagdtasche und die Säcke seiner Kleider einsteckte und davontrug. Nun hatte der Pater Guardian schon lange Zeit ein großes Anliegen; denn er hätte gar zu gern für sein Kloster aus den kaiserlichen Waldungen Deputatholz (unentgeltlich ge¬ liefertes Brennholz) erlangt. Doch bisher waren feine Bitten vergeblich gewesen. Da benutzte er einmal die gute Laune des Kaisers, der sich soeben wieder vom Tische erhoben und die Stücklein fleißig eingesammelt hatte. Wirklich sagte der Kaiser zu. Aber Graf Lamberg, der Oberjägermeister, drehte sich noch, bevor die Gesellschaft draußen war, um und sprach, halb im Ernst, halb scherzend, laut zum Guardian: „Soviel kleine Kuchen (mitgenommen wurden), s o v i e l K l a ft e r D o l z!" Kurze Zeit darauf bekam der Prior die Anweisung auf jähr¬ liche 80 Klafter Dolz! Da hätten sich also in des Kaisers Taschen 80 mitgenommene Stücklein vorgefunden! Deute be¬ steht dieses Dolzdeputat nicht mehr. Seit etwa 200 Jahren blieb Lanzendorf als Wallfahrts¬ ort ziemlich unverändert: die „Schmerzhafte Mutter" von Lanzen¬ dorf ist für viele Wiener ein Gegenstand innigster Verehrung, und besonders am Schmerzensfreitag ist der Besuch ein massen¬ hafter. Es finden sich an diesem Tage durchschnittlich acht- bis zehntausend Pilger ein. Als besondere Patronin wird Ansere Liebe Frau zu Lanzendorf von den Fleischhauern verehrt. Eine Gebetserhörung aus neuer Zeit. Der Regenschirm. Die im folgenden erzählte Gebetserhörung ist gewiß nichts Großartiges, aber wir bringen sie deshalb, weil sie uns in allen Kleinigkeiten bekannt ist und weil wir die betreffenden Personen, und zwar alle, kennen. Als der Verfasser dieses Buches Kooperator in Maria- brunn war, also anfangs der Neunzigerjahre (1892 —1896), lebte in seinem Pfarrorte Dadersdorf ein armer Familienvater, der sich ebensosehr durch seine hervorragende Glaubenskraft als durch fein „Pech" im Leben auszeichncte. Er hatte mehrere Kinder und brachte sich als Dausmeister oder Dausgärtner mühselig genug fort. Am nun endlich einen dauernden und Halbwegs annehmbaren Posten zu bekommen, entschloß er sich, eine Wallfahrt nach Maria-Lanzendorf zu unternehmen. Aber es sollte eine wahre Bußfahrt werden! Am 9 Ahr abends brach er von Rekawinkel, wo er in den letzten Wochen an¬ gestellt war, auf, und marschierte die ganze Nacht hindurch; um 6 Ahr früh war er am Gnadenorte, brachte mit instän¬ digem Gebete sein Anliegen bei der Gnadenkönigin vor und marschierte nach dem Empfange der heiligen Sakramente wieder heim. Seine Nahrung bei der Wallfahrt war Wasser und Brot. Auf dem Rückwege ging er zu einem bekannten Derrn, um diesem Derrn ein „Bildl" von der Wallfahrt zu über¬ bringen. „Ach, das ist gut, daß Sie kommen! Bitte, könnten Sie nicht einen Sprung ins ,NorbertinunL in Preßbaum machen?" (dies liegt auf dem Wege nach Rekawinkel) „Ich habe dort meinen Schirm vergessen; daß ich ihn doch sicher wieder be¬ komme!" Anser Wallfahrer ging wirklich ins „Norbertinum" und traf auch den dortigen Direktor, der sich mit ihm in ein Gespräch cinließ. Im Verkaufe dieses Gespräches fragte ihn der Direktor, ob er die Gärtnerei verstünde? — „O freilich, ich bin gelernter Gärtner." — „And wollten Sie nicht die Gärtnerstelle in unserem Dause übernehmen?" — „Von Äerzen gern!" — „So können Sie sofort Ihrer Derrschaft kündigen und in 14 Tagen Herkommen." — And so geschah cs. Es traf sich aber, daß der Tag, an dem der neue Gärtner seinen Posten antrat, der 19. März war, das Fest des hl. Josef. „Sonderbar," meinte der Direktor, „Sie haben sich in Lanzen¬ dorf ihre Stelle erdetet, und ich habe gerade eine Novene zu Ehren des hl. Josef angefangen gehabt, daß er uns doch einen tüchtigen, frommen Mann als Gärtner ins Daus sende, dem wir unsere Lehrburschen sorglos anvertraucn könnten." Deute noch, nach etwa 15 Jahren, ist sener Mann im „Norbertinum" als Gärtner, und fühlt sich zufrieden in seiner Stellung, die er sich so auffallend und rasch durch seine nächtliche Bußfahrt nach Maria-Lanzendorf crbctete. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1931 200j. I. der Vollendung der Kirche. 1943 6Z0j.I.der ersten Prozession, zugleich etwa das800j.Z. des wahrscheinlichen Bestandes. 1946 250j. Z. der ?? Franziskaner. Ständige Priester: 7 Franziskaner der österr. Provinz. Zeitige Messen fremder Priester: jährlich ca. 25. Kommunikanten: jährlich 30.000. Besucher: jährlich 80.000—100.000. Geschlossene Prozessionen: jährlich 95, darunter 25 von Wien. Lauptfest: Schmerzensfreitag (im Frühling). Devotionalienhandlungen: 37. Gasthäuser: 11. Kaffeeschänker: 2. Ortseinwohner: 700. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist anhaltend gleichmäßig. Nationalität der Wallfahrer: Meist deutsch. Zufahrt. Wien (Asp.-B.)—Maria-Lanzendorf, V- St., K —.40. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Lanzendorf—Maria-Enzersdorf, 2 Gehstunden westwärts. Maria-Lanzendorf—Maria-Brunn; über Wien. Maria-Lanzendorf—Maria-Loretto (Angarn). Fahrt von Lanzendorf—Rannersdorf über Grammat-Neusiedl (umsteigen) nach Anter-Waltersdorf. Literatur. Lsccis, IVluter äolorosa, Vienne 1703, 8°. Marianifcher Gnadenthau, Wien 1744, 8'. Lernst ein, Geschichte des Wallfahrtsortes, Wien 1844, 8". Austria-Kal. 1845, S. 152. Kaltenbäck, Mariensagen, S.7. Maurer-Kolb, Mar. N.-S., S. 190. Donin, S. 116. Schweickhardt, III, S. 70. Reg.-Mar.-Kal. 1890, III. Monat-Rosen 1893, S. 140. Anonym. Gesch. Wien, St. Norb.-Druck. 1889, 8°, 20 S. Top. v. N.-O., V, S. 671. SsssfssfssfssfssfTsfsssDssssfsssssfssfssfsssDsfsSfs Maria-Lanzendorf sfDEfssfä>sft>sfssfssft>sfsEfssssEfs<-sDsft>ssssfssfsssDsfsEft>sfssft>sssssssfDEfs 241 und sie ganz fremdartigen Patronen geweiht hat, die mit dem Grundgehcimnissc des Gnadenortes in keinerlei Verbindung stehen. Mag sein, daß für die dortige Gegend die Benennung und die Wahl des betreffen¬ den Patrones seine Berech¬ tigung hat und daß man sich dabei im kleinen Lokal¬ patriotismus geschmeichcltund sehr wohl fühlt. Wir aber, die wir von ferne kamen, und natür¬ licherweise dem Einflüsse der¬ artiger Bezirksströmungen weniger ausgesetzt sind, haben diesbezüglich einen freieren und unbefangenercn Blick. Mit einigem Erstaunen lasen wir die Titel dieser sieben Kapellen: 1. Die Reichsstädter oder herzoglich Sachsen- Lauenbur'gsche Kapelle. 2. Die Clarysche oder Teplitzcr Kapelle. 3. Die Leitmeritzer Kapelle. 4. Die Bleilebcnsche Kapelle. 5. Die Kulmer oder Kolowrat-Kapelle. 6. Die Offegger Kapelle. 7. Die Durer oder Waldstcinsche Kapelle. Ans, dem Fremdling, macht schon die Wahl der Namen unwillkürlich den Eindruck, als ob hier allzusehr der mensch¬ lichen Eitelkeit gcfröhnt würde. And dieser Eindruck steigert sich, wenn wir am abschließenden Gitter der fünften Kapelle ein kolossales Wappenbild erblicken, das sich so aufdringlich breit macht, daß man nur mit Mühe zwischen den Figuren des Wappenbildcs in das Innere der Kapelle blicken kann. Wie schön, wie sinnreich wäre es hingegen, wenn diese Kapellen, wie es ursprünglich der Fall war, den Titel je eines der sieben Schmerzen Ansercr Lieben Frau bcibehaltcn hätten ! Welch eine gewinnende Einheit, welch eine Verklärung und Verstärkung des großen Gedankens, der im Gnaden¬ bilde liegt. Wir gestehen, daß wir anfangs bei Betrachtung des Kreuzganges uns der Siebenzahl der Kapellen gar nicht bewußt wurden ; man machte uns erst späterhin darauf auf¬ merksam, und erst von diesem Augenblicke an entstand unsere Begeisterung für dieses Bauwerk, oder eigentlich für die Idee dieses Bauwerkes. Sonstige Sehenswürdigkeiten im Wallfahrtsorte. Das Brünnlein an der Seite der Kirche, inner¬ halb der Kallen. Es ist kapellcnartig ummauert und überdacht, fleht ganz für sich. Auf einigen Stufen steigt man zum eigentlichen Brunnenhause hinab, in welchem man unter einem Marienbilde die Quelle antrifft, die aber nicht der Marien- Des Österreichers Wallfahrtsorte. brunnen ist, sc »dem gewöhnliches Trinkwasser bietet. Der eigentliche wunderbare Marienbrunnen ist nicht mehr im Gebrauch. Eine gedeckte, mit Glasfcnstern versehene Galerie, die über dein Kaupteingange als erstes Stockwerk des oft erwähnten Kreuzganges zu finden ist. Sie diente in früheren Zeiten als Zufluchtsort und zugleich als Schlafstätte für die ärmeren Pilger, steht aber heute leer. Der Kalvarienberg, den wir bereits erwähnt haben. Ein schöner, zum Teil bewachsener Kügel, der auf seiner Spitze eine Gruppe von drei großen Kreuzen trägt, während man in der Mitte des aufwärtsführcnden Scrpcn- tinenwcges noch eine Kapelle antrifft. Von den Mariascheincrn Wallfahrern wird auch gerne noch die Keilige Stiege im benachbarten Graupen aus¬ gesucht (Vs Stunde Gehzeit), die jedoch in ihrer Ausstattung nichts besonders Auffälliges an sich trägt. Geschichtliches. I. Teil. Die Anfänge von Mariaschein. Die Frcskogemäldc im Kreuzgang. An den halbrunden Flächen der Rückwand des Kreuz- ganges hat man eine ganze Reihe von Fresken angebracht, von denen mehrere für die Geschichte des Wallfahrtsortes sehr aufklärcnd sind. Freilich stellen sie uns oft genug bloß Sagenhaftes vor, das auf historische Wahrheit nicht Anspruch erheben kann. Wir werden aber trotzdem hier an der Kand einiger dieser Fresken die betreffenden Sagen mitteilen, weil sich diese schon ganz und gar mit dem Wallfahrtsorte verwebt haben und gleichsam unzertrennlich mit ihm verbunden sind. 16 Mariaschein, Iesuitenkollegium und Konvikt. 242 Ess Ess sfs sfs Ess sfs Ess sfs sfs Ess Ess sss sfs sss sfs Ess Mariaschein SfSEsSSfSEsSSsSSfSSfSEfSSsSEsSSfSEfSSfSSfSEfSEfTEfSSfS Die vor dem Marienbilde betende Nonne. Es ist dieses das zweite Bild der ganzen Reihe. Man-glaubte nämlich, daß einst an der Stelle des laut auf, aber nach wenigen Augenblicken schon läßt sich das erboste Tier, ohne des Mädchens Kand verletzt zu haben, wieder zur Erde gleiten und verschwindet. heutigen Wallfahrtsortes einige Klosterfrauen, die aus Schwaz bei Bilin durch die Äussiten vertrieben worden waren, allhier in Verbannung gelebt hätten. Eine dieser Die Magd erzählt, daheim angekommen, den Vorfall ihrem Dienstherrn. Dem will es nicht aus dem Kopfe, daß die Schlange gegen den alten Baum hin ge- unglücklichen Verbannten zeigt uns nun das Bild, wie sie eben vor der kleinen Statue Mariens, dem heu¬ tigen Gnadenbilde, kniet und betet undvor dem¬ selben der allerse¬ ligsten zischelt habe. Dort müsse es etwas geben, meint er. Vielleicht gar einen Schah. Lind so gehen denn ihrer zwei hin, die Sache zu untersuchen. Beim Baume ange¬ kommen, steigt der Mariaschein, die Auffindung des Gnadenbildes. Phot. F. Horak, Tepliy. Jungfrau ihr Leid klagt. Das Bild, so erzählt uns die Sage, sollen die frommen Frauen aus ihrem Klösterlein mit¬ genommen und allüberallhin mit sich getragen haben. Das Mädchen mit der Schlange. Das folgende Bild, das ein Mädchen darstellt, um dessen Arm sich eine Schlange windet, bedarf einer weiteren Erklärung. Die vorhin erwähnten verfolgten Nonnen starben vor Elend und Kummer gar bald eine nach der andern hinweg. Die letzte von ihnen verbarg vor ihrem Tode das verehrte Bild in einer hohlen Linde. Dort blieb es manches Jahr versteckt und verschollen. Da traf es sich, daß einmal (es soll der Festtag Maria Geburt gewesen sein) eine Dienstmagd aus dem be¬ nachbarten Orte Graupen gerade zu jener Linde hinging, um dort Grünfutter abzusicheln. Aber siehe da, während der Arbeit fährt aus dem Grase eine Schlange heraus, windet sich blitzschnell um den Arm des erschreckten Mädchens und beginnt mit hocherhobenem Kopfe gegen die alte Linde hin zu zischeln und zu pfeifen. Das Mädchen schreit eine hinauf, räumt Astlein und Laub beiseite und findet zwar nicht den erwarteten Goldschatz, aber dafür ein anmutiges Marienbild aus Ton. Das war nun allerdings ein überraschender Fund. Den Findern will es vorkommen, als ob das Ganze seine besondere Bewandtnis haben müsse und eilig gehen sie zum Pfarrer, um ihm getreulichen Bericht zu erstatten. Der hört zu, läßt sich alles genau erzählen und entschließt sich alsogleich, den seltsamen Fund in Empfang zu nehmen. And so läßt er durch den Ton der Kirchenglocke seine Pfarrkinder zur Kirche rufen, erzählt, was er gehört und ladet sie ein, ihn zum Baum hinauszubegleiten. So setzt sich denn eine ansehnliche Prozession in Be¬ wegung. Bei der Linde angekommen, hebt der würdige Pfarrherr sorgsam den willkommenen Schatz aus seinem Versteck und trägt ihn, vom freudigen Volke umrungen, in die Pfarrkirche. Doch siehe da, als am nächsten Morgen gar zeitlich in der Früh sich die frommen Bewohner von Graupen in der Kirche einfinden, um ihre neue, liebe Mitbürgerin Maria freundlichst zu grüßen, finden sie das liebe Bild gsssfssfssss . Die ehrw. Jungfrau Maximilian« aus dem Stifte Doxau erhält nach mehr¬ jähriger Blindheit wunderbar ihr völliges Augenlicht. Im Gegenteile! Da die ganze Teplitzer Gegend von der neuen Lehre schon verseucht war, begann Mariaschein wie ein Troststern zu blinken und war für alle treu ge¬ bliebenen Katholikender Sammelpunkt. Dorthin eilten sic, wenn die blinde Wut der Grundherren ihnen die Priester geraubt und dafür protestantische Prädikanten aufgehalst hatte, um da bei der schmerzhaften Muttergottes zu opfern, zu beten und sich gegenseitig im treuen Ausharren aufzumuntern. Diese Bedeutung des Gnadenortes sah man auch hohenorts gut ein, und so wurde dafür gesorgt, daß dieser 16« 044 SfD SsT GfD SfT Ese) SfD SsD SfD SsT SsD SfD SfD SfD SsT SfD SfD Nkarlascheln SfD SsD sss CfT Sss SfT SfT SsT SfD SsD SfD SfT SfD SfT SfD SsT SsD SsT Ort einem strenggläubigen Lerrn übergeben wurde. Dies geschah im Jahre 1584. Lind alsbald begann ein mächtiges Aufblühen. Rings um die Kirche wurde eine feste Mauer aufgeführt, und von Strecke zu Strecke kleine Kapellen eingefügt, die den sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau geweiht wurden. Jede derselben schmückte man mit einer bild¬ lichen Darstellung des betreffenden Geheimnisses. Für jeden Samstag wurde eine heilige Messe gestiftet, und zwar auf eine herrliche gute Meinung: „daß der wahre Gottesdienst und die Ehre seiner aller¬ heiligsten Mutter sowohl anderwärts als besonders an diesem Orte vermehrt werde, die Ketzereien vertilgt, die Glaubens¬ spaltungen behoben und der katholische Glaube allerorten in der Welt ausgebreitet werde." 1587 war ein sehr wichtiges Jahr in der Geschichte des Wallfahrtsortes: Am 30. April dieses Jahres wurde die Kirche Mariaschein dem eifrigen neugegründeten Orden der Iesuitenpatres übergeben und blieb von da an mit wenigen Unterbrechungen in dessen Besitz. Ein Jahr, in welchem irgend ein Gnadenort in den Besitz eines eifrigen Ordens kommt, ist immer ein Jahr größten Segens für diesen Ort. So auch das Jahr 1587 für Mariaschein. Erste Flucht des Gnadenbildes (1618—1624). Im Jahre 1618 erschien vonseite der damals über¬ mächtigen Aufständischen das Vcrbannungsdekret der Jesuiten. Sic sollten sofort das Land verlassen. Durch eine List gelang es dem mutigen Rektor, in eigener Person das Mariaschciner Gnadenbild den bildcr- stürmenden Protestanten zu entreißen. Am 2 Ahr nachts wurde das Bild nebst manchen Kostbarkeiten der Wallfahrts¬ kirche weggebracht, und als zeitlich am Morgen die feindlichen Scharen in die Kirche stürmten, um sich sowohl des Bildes als auch der anderen Wertsachen zu bemächtigen, fanden sie sich arg getäuscht. Das Bild wurde damals nach Dux getragen. Der Besitzstand der vertriebenen Ordensleute wurde sofort versteigert. Aber schon zwei Jahre nachher gab die Schlacht am Weißen Berge den Katholiken das Übergewicht in Böhmen. Am 11. Jänner 1621 kehrten die Jesuiten nach Komotau zurück, und alsbald begannen auch wieder die Wallfahrten nach Mariaschein, das den Patres wieder „abgetreten, gänzlich übergeben und eingeräumt" worden war. Doch wurde erst im Jahre 1624 -das Gnadenbild aus seinem Zufluchtsorte nach Mariaschein zurückgebracht. II. Teil. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648). Der unselige Dreißigjährige Krieg, der soviel Anheil und Jammer über Böhmen brachte, hatte zur Folge, daß das Gnadenbild während dieser dreißig Jahre nicht weniger als fünfmal vor räuberischen Äändcn in Sicherheit gebracht werden mußte. Deutet dies schon recht grell auf die entsetzlichen Kriegsunruhen dieser Zeit hin, so leuchtet daraus zugleich eine hohe Liebe und Verehrung des Volkes gegen das heilige Gnadenbild hervor. Zweite Flucht des Gnadenbildes (1631 — 1634). Vom Norden her nahte Anheil; nordische Wölfe waren in Deutschland eingebrochen, raubgierig, beutesüchtig; die Schweden waren es. — Eifer für das Evangelium schrieben sie auf ihre Fahnen, aber tatsächlich war es nur wilde Eroberungslust, die alsbald in einen ganz gemeinen Plünderungszug ausartete. Das hehre Gnadenbild hielt man in Mariaschein für allzu gefährdet. Es wurde darum nach Prag in Sicherheit gebracht und dort im Kollegium der Jesuiten aufbewahrt. Mariaschein, Inneres der Wallfahrtskirche. Die Sorge hatte sich als begründet erwiesen. Denn die Schwedenscharen fielen tatsächlich in die Kirche Mariaschein ein, und plün¬ derten sie bis auf einige alte Meßgewänder rein aus. 1634, nachdem Öster¬ reichs siegreiche Truppen die fremden Räuber etwas ein¬ geschüchtert und die ärgsten Kriegsstürme sich gelegt hatten, ward das gefeierte Bild nach Mariaschein zu¬ rückgetragen. Dritte Flucht des Gnadenbildes (1639—1640). Wieder war es die Furcht vor denSchw e d c n, deren Macht unterdessen gfsssssft>sfssfsSfssft>sfssft>sfsEft>sfssfssfssfssfssft> Mariaschein sss sss sfs Sft>Eft>sft> Efti Efti sft>sfs s?s sft>sft><öft>sft>sss 245 neuerdings angcwachsen war, die die Patres bewog, ihren kostbaren Schah abermals in Sicherheit zu bringen. And wieder war es die Stadt Prag, die man für vorläufigen Aufenthalt des Bildes am geeignetsten ansah. Dann kam ein schreck¬ liches Jahr für Nordböhmen: ein Jahr der Feuersbrünste, der Krankheiten, ein Jahr der Mißhandlungen und Plünderungen, ein Jahr der Not und ärgsten Drangsal. And als es dann endlich doch wieder dazu kam, daß das Gnadenbild zurückgebracht wurde, da war es gleichsam nur ein einziger großer tau¬ sendfacher Iubelruf, der durch die ganze Gegend hallte. In überaus feierlichem Zuge, auf. einem eigens her¬ gestellten Prunkwagen, dem man sechs Schimmel der alleredclsten Rass e vors pannte, begleitet von Priestern, von einer berittenen Ehrenwache und von einer zahllosen Schar des Volkes ward das Bild zunächst in die Stadt Komotau, und von da am nächsten Morgen gegen Mariaschein gebracht. Da wehten die Fahnen, da wirbelten die Trommeln, da dröhnten zum Gruß die ehernen Schlünde der Kanonen. And als endlich das Gnadenbild seinen gewohnten Thron in der vom Feuer verschonten Kirche wieder eingenommen hatte, klang ein begeistertes Tedeum aus vielen tausend Lippen und Herzen zum Himmel empor. Vierte Flucht des Gnadenbildes (1642). Leider dauerten die Tage der Freude nicht allzu¬ lange an. Die blutige Schlacht am Breitenfelde bei Leipzig, für die Schweden so siegreich, für die Kaiserlichen so ver¬ hängnisvoll, hatte zur Folge, daß sich allenthalben in Nord¬ böhmen die Furcht vor diesem schrecklichen Feinde mehrte. Man hielt es für angezeigt, das Mariascheiner Gnadenbild abermals fortzubringen, und zwar nach Komotau. Nach etlichen Monaten fortwährender Anruhen wagten es die Kongreganisten von Komotau, wieder eine Wallfahrt nach Mariaschein zu unternehmen und brachten bei dieser Gelegenheit das Gnadenbild wieder an seinen eigentlichen Ort zurück. Fünfte Flucht des Gnadenbildes (1643 — 1651). Im August des Jahres 1643 stand der schwedische Feldherr Torstenson siegreich mit seinen Truppen in Leit- merih, also in bedrohlicher Nähe von Mariaschein. Trotzdem beließ man das Bild noch bis zum 8. September dort. Dann aber schien es höchste Zeit, es wegzubringen. Von K o m o ta u aus machte sich eine Prozession auf, um es abzuholen. Nur durch besonderen Schuh der allerseligsten Jungfrau scheint diese Prozession den Nachstellungen der schwedischen Soldaten entgangen zu sein. Es war die letzte Flucht des Gnadenbildes in diesem grausamen, langwierigen Kriege. Im Jahre 1648 wurde der Westfälische Friede geschlossen, doch hatte die Gegend noch bis 1650 von den Feinden zu leiden. Erst im folgenden Jahre, als die Schweden endgiltig abgezogen waren, wurde das Bild nach Mariaschein zurück¬ gebracht. — Die ärgsten Stürme waren vorbei, nun sollte eine Zeit des Friedens und der Entwicklung anbrechen. III. Teil. Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis heute. Erbauung der Kapellenundderjehigen Kirche. Langsam, aber stetig hob sich der Wallfahrtsort Maria¬ schein und gewann immer mehr Ansehen und Einfluß. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden die meisten der jetzt bestehenden Kapellen ganz neu und viel herrlicher als zuvor von verschiedenen Wohltätern auferbaut, zugleich der Kreuzgang sehr verschönert. Da sich übrigens auch die Kirche, wie sie damals bestand, längst als unzureichend und obendrein als baufällig erwiesen hatte, so ging man daran eine neue gro߬ artige Wallfahrtskirche zu errichten: 1701 ward der Grundstein zu diesem Pracht¬ gebäude gelegt; 1706 wurde das neuerbaute Gotteshaus (das heute noch steht) „mit unerhörter Pracht und Herrlichkeit, im Beisein einer unabsehbaren Menge Volkes niederer und höchster Herkunft eingcweiht." Tagsdarauf wmde das Mariaschein, Fronleichnamstag. 246 Efs Ess sfs Ess sfs sfs sfs Ess sfs Ess sfs sfs sfs Efs Ess sfs Mariaschein ssssssssTssssfssssssssfsEssssssfsEfssfsEsssfsEfssfsEss Gnadcnbild, das unterdessen in einer der Kapellen unter¬ gebracht war, feierlich in die neue Kirche übertragen und auf dem Äochaltare zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Sechste Flucht des Gnade nbildes (1706). Wegen Feindesgefahr wurde das heilige Bild noch in dem¬ selben Jahre (1706) nach Prag gebracht. Doch kaum war nach etlichen Monaten die drohende Gefahr verschwunden, so wurde das kleine vielgeehrte Bild alsbald unter massenhafter Beteiligung aller Stände und Würden in die Mariascheiner Kirche zurückgetragen. SiebenteFlucht dcsGnade nbildes (1756—1757). Im Jahre 1756 brach der Siebenjährige Krieg aus. Mit Llngcstüm überfluteten preußische Lusaren die ganze Gegend und alle Greuel des Krieges tobten im schwer¬ geprüften Lande. Aus Furcht vor drohenden Ausschreitungen dieser Protestanten sandte der damalige Rektor das heilige Bild nach K o m o tau, schon zwei Tage darauf wurde er selber gefangen genommen und erst im Frühjahre wieder freigegeben. Erst nach der siegreichen Schlacht des General Daun wurde das Bild (August 1757) zurückgebracht und der Gottesdienst, der in der Kriegszeit nur bei verschlossenen Türen abgehalten wurde, mit aller Pracht gefeiert. Achte Flucht des Gnade nbildes (1762). Noch einmal imLaufe des genannten S icbenjährigen Krieges schien es entsprechend, die heilige Statue vor Feindeshand zu sichern. Dies war im Jahre 1762, da wegen der zahlreich herumschwärmenden Feinde das Gnadenbild weggebracht wurde; und zwar diesmal nach Leitmeritz. Doch bald hernach schlug Fürst Löwenstein die Preußen bei Teplitz, drängte sie über die Grenze zurück, und das Bild konnte infolgedessen wieder heimgebracht werden. Aufhebung des Jesuitenordens (1773). Ein sehr empfindlicher Schlag traf den Wallfahrtsort, als durch päpstliches Dekret der Jesuitenorden, dessen Mitglieder bisher in mustergiltiger Weise die seelsorglichen Arbeiten im Wallfahrts¬ orte verrichtet hatten, aufgehoben wurde. Man trug zwar Sorge, daß der Gottesdienst möglichst in bisheriger Weise fortgeführt wurde, doch niemand verhehlte sich, daß Mariaschein durch die Beraubung seiner eigentlichen Seelsorger nunmehr lendenlahm geworden sei. Doch es sollte noch ärger kommen. Mariaschein und Kaiser Josef II. Kaiser Josef II. untersagte im Jahre 1782 alle Pro¬ zessionen und Wallfahrten zu den sogenannten Gnadenorten. Der Schlag traf auch Mariaschein. Alle Votivgeschenke mußten entfernt, alle Halbwegs kostbaren Gegenstände nach Prag abgeführt werden — auf Nimmerwiedersehen. Das Volk, das sich von althergebrachten Gebräuchen nicht ohne- weiters abbringcn lassen wollte, wurde mit Strafen bedroht. Das bischöfliche Konsistorium in Leitmeritz verbot leider dem sehr eifrigen Rektor der Kirche von Mariaschein alles, was er zur Belebung der Wallfahrten tun wollte. Ja, dem herrlichen Gotteshausc drohte sogar Ver¬ wüstung und Zerstörung. Schon wurde zum Schlage ausge¬ holt. Da gelang cs der rastlosen Bemühung des wackeren Rektors Kindermann, es dahin zu bringen, daß man das prächtige Bauwerk stehen ließ, und hinfür dort ein sogenannter Lokalkaplan bleiben durfte. Was noch an reichen Paramenten und Geräten übrig geblieben war, verfiel bald der Einziehung. Im Jahre 1807 wurde nämlich alles Halbwegs Wertvolle zum Bezahlen der hohen Kriegssteuern eingezogen. Von den vielfachen Schlägen, die über die Wallfahrts¬ kirche und den Wallfahrtsort niedergegangen waren, konnte er sich bis heute nicht mehr ganz erheben. Lind wenn er auch jetzt unter den Wallfahrtsorten Böhmens einen ehrenhaften Rang einnimmt, so sind jene Glanzzeiten des 18. Jahr¬ hunderts, da Mariaschein als Maximum eine jährliche Kom¬ munikantenanzahl von 115.000 aufwies, dahin. Zurückberufung des Jesuitenordens (1852). Nachdem die Iesuitön durch fast 80 Jahre hindurch von der Leitung des Wallfahrtsortes entfernt gewesen, ward ihnen wieder Gerechtigkeit zuteil; schon im Jahre 1814 hatte der römische Papst Pius VII. das Dekret seines Vor¬ gängers widerrufen und den Jesuitenorden aufs neue be¬ stätigt und ins Leben gerufen. Lind im Jahre 1852 wurde endlich die Gnadenkirche Mariaschein der liebevollen Pflege der eifrigen Gesellschaft Jesu aufs neue übergeben. Wohl übernahmen die ?. ?. Jesuiten nicht die Pfarre selber, sondern es wirkt ein Pfarrer aus dem Weltpriester¬ stande in Mariaschein. Aber tatsächlich sind die Jesuiten nicht bloß die Wallfahrtsseelsorger, sondern zum großen Teile auch die pfarrlichen, da drei aus ihnen die Stellen der Kooperatoren (Kapläne) der Pfarrkirche Mariaschein einnehmen, überdies besitzen die Patres in Mariaschein ein blühendes Gymnasium mit Offentlichkeitsrecht und ein Konvikt, das 300 Zöglinge zählt, von denen jährlich 12— 18 Maturanten in das Seminar nach Leitmeritz eintreten. So möge denn Mariaschein aufblühen, möge es wachsen zur Ehre Gottes und zur Ehre der allerseligsten Jungfrau, und feine einstige Größe gar bald wieder voll und ungeschmälert erreichen! Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1926 500 jähriges Jubiläum der Entstehung. 1951 250 jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung zur heutigen Kirche. Ständige Priester: 1 Weltpriester als Pfarrer und ein Kollegium der ?. ?. aus der Gesellschaft Jesu mit 25 bis 28 Priestern. L eilige Messen fremder Priester jährlich : 200—300. Wallfahrtskommunikanten jährlich: Zirka 30.000 (samt den Andachtskommunionen der Pfarrangehörigen und der Konviktszöglinge 80.000—90.000). Besucher jährlich: Über 50.000 (Anm. des Verfassers: Diese Zahl dürste zu niedrig angegeben sein). Geschlossene Prozessionen: jährlich 30. Lauptfest: Mariä Geburt. Einwohnerzahl der Pfarre: Gegen 8000. Ständige Devotionalienhändler: Etwa 20 (mit bedeutend mehr Verkaufsstellen). Gasthäuser: Sehr viele. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist etwas steigend. Nationalität der Wallfahrer: Größtenteils deutsch. sfs sss Ess sfs sfs Ess Ess sjs sfs Efs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss Mariaschein ssTEssEfssfssfssfssfsEfSGfsssssfssfssfssfsssssfs 247 Zufahrten. W i e n— Mariaschein. Wien Nordbahnhof oder Staats¬ bahnhof über Aussig Stadt. Bis Aussig Schnellzug lOV? St., K 23.50, Personenzug 18 St., K 17.80. Wien (Nordwestbahnhof) über Aussig (Ndwstbhf.) (Bis Aussig Schnellzug) 8—9 St., K 20.60, Personenzug 16 St., K 15.70. P r a g— Mariaschein. Schnellste Verbindung über Aussig. Bis Aussig Schnellzug 3Vi St-, K 5.60 — durchwegs Personen- zug 4V- St., X 4.40. Eine bedeutend längere und kostspieligere Verbindung zwischen Prag und Mariaschein ist jene über Laun, Bilin, Teplitz. Teplitz -Schöna u—Mariaschein. IV« Gehstunden nord¬ östlich. Eisenbahnfahrt 10 Minuten. Benachbarte Wallfahrtsorte. Mariaschein— M aria-Ratscht tz. (25 Bahnkilometer westsüdwestlich von Mariaschein). Direkte Züge, 1 St., K —.90. Mariaschein— Q u i n a u. (40 Kilometer westsüdwestlich von Mariaschein). Bahnfahrt bis Komotau IV» St., X 2.10. Von dort 2 Gehstunden. Mariaschein— K o st e n b la t t. (14 Kilometer südlich von Mariaschein). 3 Wegstunden oder Eisenbahnsahrt von Marii¬ schem nach Ratsch, -'/«—1 St., K —.70. Von dort 1V4 St. Fußtour. Mariaschein— K r z e s chi tz. (30 Kilometer ostsüdöstlich von Mariaschein) über Schreckenstein, Aussig. Bahnfahrt mit zwei¬ maligem Amsteigen 1'/-—2 St., X 1.60. Mariqschein— F i l i p p s d 0 rf (60 Kilometer nordöstlich von Mariaschein) über Bodenbach (umsteigen), Tannenberg (um¬ steigen). Bei günstigen Anschlüssen gegen 41-'- St., X 2.80. Mariaschein—L eiliger Berg beiPribram. (110 Kilometer südlich von Mariaschein). Fahrt über Prag und Aussig. Schnellzug 51/- St., X 9.80, Personenzug 7—8 St., K 7.60. Literatur. Miller S. I. List. M. d. i. Ausführl. Bericht, Prag 1710, 4°. Kroehs S. I. Der Wallfahrtsort M. Warnsdorf 1893, 12°, 110 S. Anonym, Geschichte der Entst. Langer, Georgental, 16°, 16 S. Anonym, Geschichte der Entst. Nickt, Mariaschein, 16 , 16 S. Austria-Kal. 1845, 181. ?. Andreas Prinz, 8.3. Kurze Geschichte. Mayer, Wien. 3. Aust. 1868. Krön es, Geist. Walls. Kirsch 1872, 57. Kaltenbäck, Marien- sagen, 46. Ott, Marianum, 273. Reg.-Mar.-Kal.1877, IV. Schalter, Top. V, 162. S o m m e r, Böhmen, I, 201. Neueste Geschichten u. Beschreibungen, Traßler, Brünn, 1821, II, 24. Gebhard, Die heil. Sage, Wien 1866, II, 221. Leo-Gsschft. d. soz. W. d- kath. K., Wien XI., 40. Kurze Erwägung. Die Schlange zischt feindselig gegen das Marienbild hin! — Das war so im Paradiese und wird so bleiben bis zum Ende der Zeiten: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe; sic wird dir den Kopf zertreten, du aber wirst ihrer Ferse nachstellen." Auch die Geschichte des Wallfahrtsortes Mariaschein ist ein Beleg dafür: die acht¬ malige Flucht des Gnadenbildcs zeigt zur Genüge, daß die Schlange eifrig nachstellte der Ferse des Weibes. Immer ist das Zischen gegen Maria und gegen die Muttergottesverehrung ein bedenkliches Zeichen für den Ver¬ fall des inneren Glaubenslebens; im Gegenteile haben alle großen Lehrer der Kirche eine innige, begeisterte Liebe zur allerseligsten Jungfrau als ein verläßliches Merkmal der Auserwählung betrachtet. Die Anwendung für Dich, 0 Leser, ist leicht: Murre nie gegen Maria und ihre Verehrung, sei ihr immer ein liebevolles, trenergebenes Kind. Gebet. O schmerzhafte Mutter! Du hast es einst in Deinem Erdenleben genugsam erfahren, was es heißt, das Kreuz zu tragen und zu leiden. War ja Dein ganzes Leben nur eine Kette der Schmerzen, und mit siebenfacher Schneide durch¬ furchte das herbe Schwert der Lual Dein heiliges, reines Perz. — Siche, auch ich, Dein Kind muß leiden und so komme ich zu Dir, Mutter, um Dir mein Elend zu klagen und vor Dir mein Perz auszuschütten! O höre mein Gebet, und verleihe mir Trost, Geduld und Beharrlichkeit! Mein ganzes Leben lang will ich Dir dankbar sein. Ja, aufs neue wähle ich Dich heute zu meiner Mutter, zu meinem Vor¬ bilde, zu meiner Beschützerin. Dir empfehle ich alles, was ich habe und bin, Dir ergebe ich mich für Leben und Sterben, für Zeit und Ewigkeit. Amen. Phot. Glöditsch, Mariaschehi Mariaschein, Kalvarienberg. Die Gnadenkirche und das Gnadenbild. Eine zwcitürmige Kirche, die ihrem ganzen Äußern nach die Merkmale der Hochrenaissance an sich trägt: die breiten Gesimse, die rechteckigen Amrahmungen der übrigens halbkreisförmig abgeschlossenen Fenster, die in Reih und Glied stehenden Pilaster an den Wänden und dazu endlich die netten Turmhelme in der so allgemein beliebten geschwungenen Barock- form. Schon von außen bemerkt man, daß diese Kirche weite, große und auch hohe Innenräume umschließen müsse. And tatsächlich hat uns unsere Voraussetzung nicht ge¬ täuscht. Wir betreten ein großes, weitgedehntes Gottes¬ haus, das wohl für 4000 Personen Platz bietet, und wo obendrein auf den hohen Emporen, die sich rechts und links über den Seitenschiffen hinziehen, noch etwa 500 Personen sich aufhalten können. Insbesondere macht die stattliche Höhe des Gewölbes einen guten Eindruck. Leider hat dieses Gotteshaus einen Schönheitsfehler, der allerdings verhältnismäßig leicht wegzubringen wäre: die Kirche macht den Eindruck, als ob sie zu leer, gleichsam nackt sei. Hauptursache davon ist, daß sowohl Gewölbe als Seitenwände ohne jeglichen malerischen Schmuck, also nicht einmal gefälbelt sind: sie sind einfach mit Kalktünche geweißt. Wir wiederholen noch einmal, daß dieser Schönheitsmangel so zu¬ fälliger Natur ist, daß er eigentlich nur als vorübergehender Fehler bezeichnet werden kann. Zu dem gegenwärtigen Zustande der Leere kommt noch die Tatsache als verstärkend hinzu, daß nur sehr wenige Kirchenbänke vorhanden sind und daß auch diese wenigen ausschließlich sich im Halbkreise um die Pfeiler des Mittel¬ schiffes schmiegen. Also erscheint dadurch auch der weite, mit Kehlheimer Platten gepflasterte Boden der Kirche groß und leer. Im Gegensätze zu dieser Leere erquicken die Doppelreihen der rundbogigen Fenster durch ihre lieblichen, schönen Glasmalereien; sic sind jedenfalls eine Zierde des Gotteshauses. Der Hochaltar bildet ein vollkommen für sich ab¬ geschlossenes, von dem übrigen Bauwerk der Kirche getrenntes Stück. Er ist im Barockstil gebaut und sehr charakteristisch; wir möchten ihn phantastisch nennen. In dem durch das Marmorspeisegitter abgefriedeten Raume erhebt sich ein huf¬ eisenförmiger Anterbau, der den eigentlichen Hochaltar gleichsam mantelförmig umschließt. Auf diesem hufeisenförmigen Bau (der nach vorne offen ist und eben den Hochaltar zeigt) er¬ heben sich von etwa 3 m Löhe an sechs schlanke Säulen, die nach oben hin wieder mit einem breiten hufeisenförmigen Barockgesimse abgeschlossen erscheinen. Auf diesem Barockgesimse erhebt sich nun ein durch¬ brochener, goldener, gewaltiger Kron en aufbau, an dessen äußerster Spitze ein großes, sehr gefälliges Kreuz zu bemerken ist. Von der braunen Grundfarbe des gesamten Altarauf¬ baues heben sich eine ganze Reihe von schneeweißen Lriedek. Schlesien. 30.000 Kommunikanten. 248 GsD SsD SsD SsT SjT SsT DsD SsD EfT SsD SsD SsZ SsD SsD SkD k§sD Frledek SsD S^T SsT SsT SsT SsD SsD SsD SsT SsD SsT SsT SsD SsD DsD DsT S^D Friedel, zarter, holder Name, Weil der Friede drin erklingt. Well aus ihm gar wundersame, Traute Friedens Hoffnung winkt. Leil dir, Friedet, schön im Worte, Schöner noch im wahren Sinn: Denn in dir, am Gnadenorte, Thront des Friedens Königin! Örtliche Lage. ie Flügelbahn Mährisch-Ostrau—Friedel führt uns fast in Südrichtung immer hart an der mährisch- schlesischen Landesgrenze durch welliges Hügelgelände in 1 St. nach Friedek. Einige Minuten, bevor der Zug Halt macht, sehen wir linkerhand die doppeltürmige Gnadenkirche zu uns Hemiederwinken. Nachdem wir ausgesticgen sind, müssen wir in beinahe halbstündigem Marsche die nette, schmucke Stadt Friedek fast ihrer ganzen Länge nach durchschreiten, haben dann, nachdem wir immer sachte auswärts stiegen, wieder in eine Terrain¬ senkung abzusteigen und sofort darauf die letzte kleine Strecke etwa 30—40 m hoch zur stattlichen Gnadenkirche aufwärts zu gehen. Links und rechts begrüßen uns lange Reihen von D e v o ti o n a li e n g e s ch ä ften, die allerdings nur an Kon¬ kurstagen in Betrieb, sonst aber geschlossen sind. Die weitere Umgebung der Kirche kann man lieblich und anmutig, die nächste Umgebung der Kirche idyllisch nennen, während die Kirche selber als ein Prachtbau gelten kann. Das prächtige Bauwerk erhebt sich auf einer erhöhten gepflasterten Terrasse, die gegen die vorbeizichende Straße hin mit einer 3—4 m hohen Mauer abschließt und überdies mit einem eisernen Gitter, auf welchem Heiligen¬ statuen stehen, abgegrenzt ist. In einer sehr sinnigen, freilich auffallenden Weise kehren diese Statuen alle ihr Antlitz zur Kirche hin, zeigen also der Straße den Rücken. Eine Stellung, wie man sie sonst kaum irgendwo anders antrifft. Ist die Kirche nach vom hin mit einer breiten, stein- gcpflasterten Terrasse abgeschlossen, so ist sie nach den drei übrigen Seiten in ziemlich weitem Amkrcise von einem Kranze geradezu herrlicher, großerKreuzwegstationen umschlossen, die alle untereinander gleich, jede etwa 4 m hoch und I Vz m breit, in lobenswerter Reliefarbeit das betreffende Leidensgeheimnis zur Darstellung bringen. Diese Stationen kommen um so mehr zur Geltung, weil zwischen ihnen und der Kirche eine große p a r k a r t i g e A n l a g e sich ausbreitet, wo uralte, ehrwürdige Bäume auf saftiggrünem Grasboden treue Wache ums Heiligtum Mariens halten. Inmitten dieser Stationen, und zwar gerade hinter der Kirche, also gleichsam wie ein Edelstein in der Mitte einer Krone, erhebt sich ein kleines Kuppelkirchlein, zu dem man auf mehrere Stufen emporsteigt: die Kapelle des heiligsten Herzens Jesu. Ans däucht, daß mit solcher Amgebung die Gnadenkirche von Friedek und ihre erhabene Hausmutter Maria wohl zu¬ frieden sein dürfte. E^D SsD SsT SfD S^D SsD S^D S^D S^T SsT S^D S^D S^T S^D S^T SsD SsD Ariböbk E^D SsD SsD S^T S^T SsD SsT SsD S^D S^T S^D S^D S^D EsD SsT S^D 249 Engelsfiguren (mehrere davon sehr groß) deutlich ab. Sie scheinen himmlische Reigentänze um den Mittelpunkt, das Gnadenbild nämlich, aufzuführen. Dieses Gnad en bild ist eine steinerne, ganz dunkel¬ braune Statue der Gottesmutter von etwa k m Löhe. Das Bild, das mit reichem Strahlenkränze und mit einer Sternen- kronc verziert ist, steht auf der Mondsichel, die ihrerseits wieder auf einer, gleichsam aus dem unten befindlichen Hoch¬ altäre herauswachsenden Rundsäule ruht. Mutter und Kind tragen Kronen, das Kindlein hält die Weltkugel in der Land, die Mutter hält in der Rechten ein Zepter. Die Figuren sind nicht schlecht gearbeitet, die Formen des Ant¬ litzes Mariens sehr regelmäßig und fein, aber doch eigentlich ohne Leben und ohne besonderen Ausdruck, etwa so, wie es unsere modernen, schönen Spiclpuppen zeigen. Die Statue selbst trägt keine Stoffkleider, aber man hat es verstanden, durch sehr reichgestickte, weiße, fächer¬ artig hinter der Statue aus¬ gespannte Draperie die dunkle Statue wirkungsvoll zur Geltung zu bringen. Es mag vielleicht der abenteuerlich geformte Kro¬ nenaufsatz, der den oberen Teil des Altares bildet, nicht nach jedermanns Ge¬ schmack sein; jedenfalls aber ist die Statue selbst und ihre nächste Umgebung als w u n- derschön zu bezeichnen. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die steinerne Bild¬ säule. Die Entstehung dieses schönen Gnadenortes reicht in das vielbewegte, kriegsrciche siebzehnte Jahrhundert zurück. Das Jahr 1665 kann sich rühmen, das Geburtsjahr dieser schlesischen Gnadenstätte zu sein. Der erste Beginn und Anlaß war ein Akt der Frömmigkeit vonseite des damaligen Friedeker Grund¬ herrn Gras von Oppersdorf. Er ließ nämlich an dem Platze, wo heute die mächtige Kirche ihre beiden Türme himmelwärts hebt, eine steinerne Säule aufstcllen und darauf ein steinernes Marienbild; noch steht die Säule heute, wie sie damals stand, aber erhöht auf dem Lochaltare. Daß diese Säule sozusagen das steinerne Samenkorn für einen früchtereichcn Gnadenacker Mariens werden sollte, — das ahnte damals wohl niemand. Die waltende Gottes gnade. Wie verschieden sich doch die Schicksale solcher Denk¬ säulen gestalten, wie sie ja doch zu Lunderten und Tausenden in katholischen Ländern an den Wegen zu finden sind. Die allermeisten bleiben eben, was sie sind: Denksäulcn am Wege. Auf manche aber wirft Gott einen . warmen Blick des Segens, und aus der Denksäule wird eine hehre Gnaden¬ stätte. So auch hier in Friedek. Kaum stand sie, so kamen die Leute und beteten mit sonderbarem Flciße und mit an¬ dauerndem Beharren davor. Eine innerliche Kraft lockte sie hin. Anter anderen kam auch die Gr und her rin von Tobitschau. Sie war mit einem schmerzlichen Übel be¬ haftet und fand von Ärzten keine Leitung. Da kam ihr die Gottesgnade helfend und weisend im Traumbilde entgegen. Es sagte ihr nämlich jemand im Traume, sie möge sich nach Friedek wenden, zu Maria, dem „Leile der Frieder, Wallfahrtskirche. Kranken"; dann werde ihr leibliches Gebrechen wohl bald geheilt sein. Mit vielen Freuden folgte die geplagte Frau der liebreichen Einladung und ließ sich in einer Sänfte an die bezeichnete Stelle bringen: zur steinernen Bildsäule in Friedek. And siehe da, vor der Bildsäule ward sie plötzlich und gänzlich gesund. Mit allem Eifer, wie ihn eben dankbare Liebe zu zeigen pflegt, begann sie nun alle ihre Antertanen auf diese neue und so wunderbare Gnadcnstätte aufmerksam zu machen und ward nicht müde, von Jahr zu Jahr immer neue Pilgcr- scharen persönlich an jenen Ort zu führen, wo ihr selber so Anvergeßliches zuteil geworden war. Die hölzerne Marienka pelle. Dem Beispiele der Tobitschaucr Leute folgten alsbald andere, und diesen wieder neue, so daß Friedek mit der Zeit ein ganz regelrechter Wallfahrtsort wurde. Die 250 Ess sss Ess Ess sss sfs sss sfs sfs sfs Ess sfs sfs Efs sss sfs Friedek SsS SsD EsS EsS SsS EsS EsS SsS SsS EfS EsS SfS SsS SsS SsD SsS EsS EsS alte Ortskirche, in die bei solchen Pilgcrzügen die Fremden eilten, um dort ihre Andachten zu verrichten und besonders die heiligen Sakramente zu empfangen, erwies sich dem immer anwachsenden Andrange nicht recht gewachsen und so versuchte man es, den Pilgerscharen an Ort und Stelle ein Heiligtum zu schaffen, und erbaute im Jahre 1706 eine Kapelle aus Holz, welche die steinerne Gnadensäule umschloß. Die Mittel zum Bau waren durch verschiedene Opfergaben zusammen¬ gekommen. Sturm. Die junge Kapelle erfreute sich nicht lange der Ruhe. Der damalige Grundherr — dessen Namen wir freundschaftlich verschweigen — war der Gnadenkapelle nicht hold und be¬ schloß, das steinerne Bild einfach zu rauben und es n ach Troppau überführen zu lassen. Sein Plan wurde ruchbar und gelang nur zum Teile. Wohl wurde durch seine Soldaten während dec Nacht zum 22. Februar 1712 die Kapelle erbrochen, das Bild von der Säule genommen und unterdessen in sein Schloß gebracht. Aber alsbald versammelten sich bewaffnet die Ortsbewohner von Friedek und umzingelten das Schloß und forderten die Herausgabe des beliebten Bildes. Da dies nicht gutwillig Friedek, .Hochaltar. geschah, harrten sie in treuer Wache beim Schlosse aus, bis durch rasche Boten ein Befehl des damaligen Kaisers Karl VI. herbeikam, der strenge verlangte, daß das Bild sofort an seinen ursprünglichen Platz zurückgegeben werde. Die große Kirche. Nun begann der Gnadenort immer mehr zu erstarken und immer weiter bekannt zu werden, bis endlich im Jahre 1759 die heutige so majestätische Kirche an Stelle der alten Kapelle erbaut wurde, ein wahres Ehrendenkmal Unserer Lieben Frau. Dieses Gotteshaus überstand auch die harten josefinischen Zeiten glücklich und heil, und es werden wohl auch in Zukunft sich dortselbst noch Hunderttausende Frieden des Herzens und Trost für ihre Leiden holen. Gebetserhörungen. Das grüne Herzl. Im Jahre 1893 sandten wir unsere älteste Tochter, damals 18 Jahre alt, nach Brünn, damit sic sich dort noch in der Musik ausbilde. Sie war ein strammes Mädchen, und als sie hinging, ganz gesund. Sie wohnte bei ihrem Großvater. Als das Schuljahr zu Ende ging, freuten wir uns schon, unser Kind wiederzusehen. Sie kam am 5. August nach Dombrau, in ihre Heimat. Aber wie sah das arme Kind aus! Sie hatte große Hitze, so daß ich sofort um den Arzt schickte; dieser konstatierte 40 Grad Fieber; in den nächsten Tagen schon hatte sich ein Bauchtyphus heraus¬ entwickelt. Anfangs schien er normal verlaufen zu wollen, aber bald stellten sich Komplikationen ein, so daß wir eigene Krankenpflegerinnen nehmen mußten und noch mehrere Ärzte zu Rate zogen. Aber das arme Kind lag zehn Wochen im Fieber, wurde zweimal rückfällig, außerdem gesellten sich Lungen¬ entzündung, Rippenfellentzündung, H erz- klappenentzündung dazu. Als dann Bluterbrechungen eintraten und sich sogar Anzeichen einer beginnenden Blutzersetzung zeigten, da gaben sie die Ärzte auf (Dr. Eichenwald, Dr. Großmann, Dr. Hinterstoißer aus Tcfchcn). Sie können sich meinen übergroßen Schmerz denken; ich betete Tag und Nacht zum lieben Gott um Hilfe, und zwar im Anfänge der Krankheit um Genesung, späterhin, als es schon dem Ende zuging, bat ich immer um Kraft, den Willen des Herrn zu tragen, und wendete mich besonders innig an die Muttergottes. Als das Blutbrechen kam, rieten mir alle, das Kind versehen zu lassen, ich aber konnte mich leider nicht dazu ent¬ schließen, ging aber selber zu unserem Herrn Pfarrer, beichtete und kommunizierte, und bat den lieben Gott für die Kranke um Hilfe. Da kam mir der Gedanke, nach Friedek zu fahren. — Ich sagte meinem Manne von dieser Ent¬ schließung: „Ich fahre morgen mit Pferden nach Friedek." — Aber nur meinem Manne sagte ich so und meiner Schwester Marie, sonst vor den Dienstleutcn sagte ich: „Ich fahre nach Frcistadt," und so auch der Kranken selber. Dieser sagte ich beruhigend, ich wolle ihr in Freistadt einen Schlaf¬ rock machen lassen, damit sic beim Aufstchcn etwas anzn- zichcn hätte. So fuhr ich denn zeitlich Früh vom Lause weg und kam gegen 9 Ahr in Friedek an. Ich ging in die Kirche zum Muttergottesbild; da war ich denn mit Gott allein und klagte ihm all meinen großen SsT SsD SsD S^sD SsT S^T S^T SsT SsT S^e) SsD SsD S^T S^D SsT SfT S^D Friede! S^D SsD S^T DfT SsT SsT SsD S^D S^T S^e) SsD VsD SsT S^T VsD DfT 251 Kummer und maßlosen Schmerz und bat die allerseligstc Jungfrau um Lilfe. Als ich so ganz aufgelöst in Schmerzen war, kam ein Geistlicher zu mir und fragte mich, warum ich denn so bitterlich weine; und ich erzählte ihm alles, und wie jetzt daheim mein gutes Kind vielleicht im Sterben liege, ja vielleicht schon gar tot sei! Der tröstete mich und sagte mir, ich möge sie Maria empfehlen, die werde helfen, wie es Gottes Wille sei, aber helfen werde sie in irgend einer Weise. Ich aber gab dem Priester Geld, damit er eine heilige Messe auf meine Meinung lese, und zugleich überreichte ich ihm ein goldenes Lerzl als Opfergabe für die Kirche. Da ich nämlich vom Laufe wcggefahren war, hatte ich mir überlegt, was ich denn der Muttergottes als Opfer bringen könnte, und da fiel mir ein, daß der Lieblingsschmuck der Kranken ein grünes Lerzl sei, — es war ja nicht wertvoll: aus grünem Stein in Gold gefaßt, die Kranke trug es sonst immer am Lals. Dieses Lerzl also hatte ich mitgenommen. Ich muß aber betonen, daß von diesem Lerzl niemand etwas wußte, nicht einmal mein Mann, sondern nur Gott und ich allein. Dieses also gab ich dem Priester, ihn bittend, er möge es an die Muttergottes-Statue hängen oder irgend wo an passender Stelle beim Altäre anbringen, ersuchte ihn dann noch um sein Ge.bet und fuhr nach Lause. Schon um zwei Ahr nach¬ mittags war ich bei den Meinigen: Die Kranke fragte, ob ich den Schlafrock bestellt hätte; was ich bejahte. Das war Dienstag. Als es Abend zur Nachtwache kam, wachte meine Schwester Marie bis zwei Ahr nachts, dann weckte sie mich und ich blieb allein beim Krankenbette, während meine Schwester schlafen ging. Ich faß ruhig da und betete ununterbrochen, bis es fünfeinhalb Ahr morgens geworden war. Da auf einmal rührte sich die Kranke und sagte zu mir (die folgenden Worte kann ich jederzeit beschwören): „Mann, — das bist du?" „Ja," sagte ich, „mein Kind, das bin ich!" Drauf die Kranke: „Nicht wahr, Mann, du warst gestern in Friedek?" „Nein, mein Kind, du irrst, ich war gestern in Freistadt, dir einen Schlafrock zu kaufen." Drauf wieder die Kranke: „Nun, Mami, dann hat mir das nur geträumt. Denke dir. Mami, mir hat geträumt, ich war mit dir in Friedek, und da knieten wir nieder, und ich bat die Muttergottes so vom Lerzen, sie möchte mich doch gesund machen, und denke dir Mami, die Muttergottes kam in Wolken herunter, legte mir die Lände auf meinen Kopf, segnete mich und sprach: ,Mein Kind, mach' dir nichts daraus, du wirst wieder gesund werden/ And denke dir Mama, was ich der Muttergottes gab: ich o p f e r t c ihr mein grünes Lerzl!" — — Ich war im ersten Momente so ergriffen, daß ich selber vermeinte, ich träume nur; denn das vom Lerzl, das hat nur Gott gewußt! Ich rief alsogleich meine Schwester herbei. And das Kind erzählte alles wieder, Wort für Wort, schwach, matt, aber jedes Wort verständlich. And da sagte es denn auch ich den andern, daß ich gestern in der Tat das grüne Lerzl mitgenommen und in Friedek geopfert hätte. Dann verstummten alle, wie in Ehrfurcht. — — Nun sehen Sie, mein Kind ist durch Gottes Lilfc und Mariens Fürsprache wirklich wieder gesund geworden. Nur ihr, der Mächtigen, ist diese Lilfe gelungen, nnd darum ist mein Kind auch ihr geweiht! And als sie dann später stärker wurde, da sagte sie, daß ihr erster Weg nach Friedek sein werde, sich zu bedanken. And sie erzählte, daß ihr der Traum so wunderbar klar im Gedächtnisse sei, daß sic jetzt noch die Muttergottes in den Wolken schwebend vor sich erschaue, daß sie jetzt noch sehe, wie sic segnend ihre heilige Land erhob. Friedek. Das Gnadcnbild auf der Steinsäule. Langsam zwar, aber anscheinend kam dann die Ge¬ sundheit wieder, und alle wunderten sich, daß das Kind noch lebe. Gott der Allmächtige und unsere Gnadenmutter von Friedek mögen sie weiter beschützen! Dies, was ich hier niedergeschrieben habe, ist die volle Wahrheit. Dombrau, 1899. Anna Simacek, Oberingcnicursgattin. Statistisches. Nächste Jubiläum sjahre: 1915 250 jähriges Jubiläum der Entstehung. 1959 200 jähriges Jubiläum der Kirchenkonsekration. Ständige Priester: Ein Administrator, dazu die Priester im Emeritenhaus (in wechselnder Anzahl). Die Kirche ist Filialkirche der Pfarre Friedek. Leilige Messen fremder Priester, sowie Besucher¬ anzahl wurden nicht angegeben. , Kommunikanten jährlich: 30.000. Geschlossene P r o z essi o n en jährlich: 120 bis >40. Lauptfest (zugleich Beginn der Wallsahrtssaison): Mariä Leimsuchung. Ständige Devotionalienhändler: 8. Gasthäuser: 3. Kaffeeschänker: 2. Einwohnerzahl der Stadt Friedek: über 10.000., Der Besuch des Wallfahrtsortes nimmt ab. 252 sfssft>sst>sft>sft>sft>Eft>Eft>Eft> Heilige Dreifaltigkeit in Windisch-Büheln sfssfssfssfsEsssftxssssfsEfsssTSfssssssD Nationalität der Wallfahrer: 95 Prozent Slawen, 5 Pro- zent Deutsche. (Diese Angabe klistgt darum unwahrscheinlich, weil ein großer Prozentsatz der dort verkauften Ansichtskarten und Wallfahrtsbilder deutschen Aufdruck zeigen.) Zufahrten. Wien N.-B.—Friedek. Wer Lullein. Personenzug 9 bis 10 Stunden. K 9.50. Bei Schnellzugbenützung bis Lullein 7 Stunden, K 11.40. Wien N.-B.—Friedek. Wer Mähr.-Ostrau, dort um¬ steigen, Personenzug 8 bis ^Stunden, K 10.30. Bei Schnellzugs- beniihung bis Mähr.-Ostrau 5 bis 6 Stunden, K 13.30. Benachbarte Wallfahrtsorte. Friedek—Heiliger Lostein. Direkte Eisenbahnfahrt, 2°/» Stunden, K 2.80. Bystritz liegt 60 Kilometer südwestlich von Friedek. Friedek— K a l w a r y a. Kalwarya ist etwas über hundert Kilometer östlich von Friedek zu suchen. Über Teschen, Bielitz, Wadowice nach Kalwarya. 5V» Stunden, X 4.60. Friedek— C z e n st o ch owa (Russisch-Polen) — Czenstochau liegt 140 Kilometer nordöstlich von Friedek. Bahnverbindung zuerst per Flügelbahn Friedek—M ä h r. - S st r a u (1 Stunde Fahrzeit, 80 st Fahrpreis), von dort mittels Nordbahn über Granica (ein von der russischen Behörde vidierter Reisepaß nötig) nach Czenstochau. Schnellzug ca. 5sts Stunden gegen 10 Kronen. Personenzug 8 Stunden, st 7.— (Liezu obgenannte Seitenstrecke Friedek—Mähr.-Ostrau). Friedek—A l t w a s s e r. Sankt Anna in Altwasser findet sich 58 Kilometer westlich von Friedek. Eisenbahnfahrt Friedek— Mähr.-Ostrau (umsteigen)—Zauchtel (umsteigen)—Bautsch, 4'/s bis 5 Stunden, st 3.50. Literatur. K rö n es. Geistige Wallfahrt, Kirsch, Wien 1872. S. 93 Reg.-Mar.-Kal. 1887, VIII. Mitt. d. Zentr.-Kom. 1897, 232. Kurze Erwägung. Das Interessanteste aus der Geschichte dieses Gnaden¬ ortes ist wohl die energische Bewachung des in Gefahr stehenden Marienbildes vonseite der Friedeker Bürger. Möchte uns dies zum Vorbilde sein! Möchten auch wir die Marien- liebe, die Marienverehrung in unseren Leizen mit größter Treue bewahren! Das Vertrauen auf Maria wird uns im Leben mannigfachen Trost und selbst im Tode noch seligste Loffnung geben. Ist es doch ein so oft und gern gesprochenes Wort, daß ein treues Marienkind die Verdammnis nicht zu sehen bekommt. Lasten wir also treu zur starken, verläßlichen Mutter Maria. Gebet. Verzeih', o Mutter, wenn wir heute reuig gestehen müssen, daß unsere Treue manchmal unverläßlich, unser Lieben manchmal lau, unser Vertrauen armselig war. Wir wissen es, daß wir damit nur uns selber geschadet haben! So sieh' denn gnädig auf die Erneuerung aller unserer besten Vorsätze, die wir diesbezüglich jemals in unserem Leben gefaßt haben. Ja, Mutter, wir wollen Dich wieder inniger lieben, wir wollen treu und fest zu Dir stehen, wir wollen Marienkinder sein und heißen, und alle Welt soll wissen, daß wir auf diesen Ehrentitel stolz und darob herzlich froh sind. So nimm uns denn in deinen mütterlichen Schutz, und segne uns. Deine Kinder, mit dem heißen Segen einer Mutter. Amen. -O? '0.- 'O- heilige Dreifaltigkeit in MinLilch-Mheln. Steiermark. 30.000 Kommunikanten. Drei Türme rufen mit Stimmen aus Stein: Der heil'gen Dreiheit Ehre soll sein! Mit Stimmen aus Erz der Glocken Ton Ruft: Ehre dem Vater, dem Geist, dem Sohn! Gebet und Lieder und s r g e lbraus All dies klingt stets in die Weise aus: Wir loben den Vater, den Sohn, den Geist, Den dankend die Schöpfung ewig preist. örtliche Lage. N s wird für jeden ein hoher Genuß fein, heute im Geiste mit uns zu pilgern; denn Schönes werden wir erschauen. Diese Stätte, von der wir ehedem nicht einmal den Rainen kannten, gehört nämlich mit zu den erhabensten Andachtsorten der österreichischen Länder. Der Wallfahrtsort Leilige Dreifaltigkeit liegt fast genau in der Mitte zwischen den vier österreichischen Städten: Marburg, Mur eck, Radkersburg und Pettau, so daß er von jeder derselben in ziemlich gleicher Zeit, näm¬ lich in etwa 4—5 Gehstunden zu erreichen ist. Für die meisten Pilger wird wohl die Stadt Mar¬ burg jene Eisen bahnst« tion sein, in der man ab¬ steigt, um sich dann zu Wagen oder zu Fuß dem Gnaden¬ orte zu nähern. Es fährt täglich von Marburg der Post¬ wagen nach Sankt Leonhard in Windisch-Büheln (3 St., K 2. — ), doch muß er wegen der Bodenbeschaffenheit einen so bedeutenden Llmwcg über Pößnitz machen, daß tatsächlich der Fußgeher das Ziel eher erreicht als der Postwagen. Der Fußgeher geht zuerst eine schwache Stunde längs der Drau abwärts bis Sankt Peter, und schlägt von dort den nordöstlich verlaufenden Karrenweg ein, der ihn mittels Übersetzung eines mäßigen Bergrückens nach einer Gehstunde in das Pößnißtal hinabführt, wo er sich dann mit der von Pößnitz kommenden Straße vereinigt. Nun geht es immer gegen Ost und immer auf der Straße nach Sankt Leonhard (l'/z St.) Von dort weiter in l Vr Stunden auf der Straße oder in 50 Minuten über einen ziemlich sfsSfssfsEfssfssfssfssfssfsssssfsssDEfs Heilige Dreifaltigkeit in Windisch-Biiheln sft>sft>6fssft>sft>ssssft>sft>ssTsft>sft> 253 leicht zu findenden Wiesenweg (immer östlich) zur dreitürmigen Wallfahrtskirche, die sich ab und zu von ferne dem nahenden Pilger zur Beschauung bietet. Gegen Ende der vierstündigen Fußtour von Marburg her hat man noch den eigentlichen Kirchenbühel von etwa 60 m relativer Höhe zu erklimmen, den man zum Teil über gute Stufen (es sind von dieser Seite ihrer 150), zum Teile auf schattigem Fußsteige gewinnt. Längs dieser Stiege trifft man 14 ganz einfache kleine Holzkreuze mit den Kreuzwegbildern. Die Wallfahrtskirche selbst steht 287 m über dem Meere, die unten liegende Mühle an der Pößnitz weist 227 m Meereshöhe auf. Das Äußere der Wallfahrtskirche. Die Kirche ist schon ihrem Äußeren nach ein wahres Schaustück. Wenn schon der Fernblick auf ihre drei Türme ganz eigenartig an¬ ziehend wirkt, so muß der Nahblick, insbesondere von der Marktseite her oder noch besser von einem benachbarten Hügel der Nordseite, ein geradezu großartiger genannt werden. Sie ist und bleibt jedenfalls eine Sehens¬ würdigkeit und lohnt die Strapazen der Reise reichlich. Mit dem hochberühm¬ ten Mariazell hat unser Gnadenort die drei Türme gemein. Doch während Maria¬ zell Türme hat, die von einander in der Gestalt ab- wcichen, bietet Heilige Drei¬ faltigkeit drei ganz gleich hohe und gleich schöne Türme. Wie schön, wie passend wird die heiligste Dreieinig¬ keit gerade durch diese drei Türme geehrt! Von der Marktseite führt über ein steiles Rasengehänge eine doppelte, breite Stiege empor, deren beide Seiten¬ teile sich oben auf einer großen Plattform vereinigen. Die Stiege zählt 86 Stufen. Als Hintergrund dieser Stiege erhebt sich zu stattlicher Höhe die gewaltige Vorderfront des Gotteshauses, links und rechts von einem Barockturmc begrenzt und überragt; der dritte Turm steht an dem anderen Ende der Kirche. Sehr schön gearbeitet ist der Giebel der Front, wo ein großes „Auge Gottes" herniederschaut, während oben etliche Figuren das Gesimse schmücken. Das schöne Portal an der Vorderfront ist säst immer geschlossen; es wird nur bei Ankunft großer Prozessionen und an höheren Festtagen geöffnet. Die beiden gewöhnlichen Eingänge befinden sich nur auf den beiden Längseiten des Baues. Wir gehen daran, die Kirche von außen zu umschreiten. Wir staunen dabei die ganz bedeutende Größe dieses Bau¬ werkes an. Dann treffen wir an den Außenseiten der Kirche, in diese gleichsam hineingebaut, mehrere geräumige Ka¬ pellen mit sehr schönen Darstellungen: Maria unter dem Kreuze, ferner eine Kreuzigungsgruppe, und endlich Maria als Königin; alles verrät hier Sorgfalt und emsige Pflege. Das Innere des Gotteshauses. Eine erhabene schöne Kirche im Renaissance-Stile ent¬ hüllt sich unserem freudigen Blicke. Mächtig dehnt sich die riesige Halle, die 4000 bis 5000 Personen zu fassen vermag. Kaum haben wir diese ehrfurchtgebietende Stätte ge¬ schaut, so drängt sich eine andere, ähnliche Kirche vor unser Geistesauge, die wir einst jubelnd und frohlockend betrachtet und die ebenso wie dieses Prachtgcbäude der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht ist: die vielgerühmtc Sonntag- bergkirchc in Niederösterreich. Sollen wir einen Vergleich wagen? An Größe dürften beide Kirchen so ziemlich gleich sein; vielleicht, daß die in Windisch-Büheln unwesentlich geräumiger ist. Der Unterschied der beiden Kirchen liegt hauptsächlich in der Malerei und der sonstigen Ausschmückung der Wöl¬ bungen, die am Sonntagberg in reichlichem Golde strahlen, während die Drcifaltigkeitskirchc in Windisch-Büheln in den bunten Farbcntöncn guter Ölgemälde prangt. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit den prachtvollen Ge¬ mälden zu, so findet zunächst der Gedanke, das Pres¬ byterium mit den neun Chören der Engel zu ver¬ zieren, unsere vollste Zustimmung. Es erinnert das an das große ewige Preislied, an das endlose Heilig und himmlische Alleluja, das in einer besseren Welt zu Ehren der hochge- benedeitcn Dreifaltigkeit ohne Ende forttönt. Lerlrge Dreifaltigkeit in Windisch-Büheln, die Wallfahrtskirche. 254 ssTssssfssfsEsssssssssssssssfsssD Heilige Dreifaltigkeit in Windisch-Büheln sft>sft>sft>Eft>sfssft>sft> Weniger glücklich in der Wahl des Stoffes, aber einzig schön in der Ausführung sind die Deckengemälde des Haupt¬ schiffes. Es sind dies, wie wir nachträglich erfuhren, Dar¬ stellungen der vierzehn Nothelfer, von denen jeder für sich in einem Rippenfelde des Gewölbes erscheint. Liebei ist die verzierende Ornamentik in einer so eigenartigen und dabei glücklichen Weise gewählt, daß wir nicht bald schönere Decken¬ gemälde gesehen haben. Freilich müssen wir von einer ein¬ gehenderen Schilderung dieser merkwürdigen Ornamentik ab¬ sehen; wir sind nicht fähig, das zu beschreiben, und auch die Leilige Dreifaltigkeit in Windisch-Büheln, der Lochaltar. beste Beschreibung würde dem Leser erst recht keinen Begriff davon geben; das muß man eben mit eigenen Augen ge¬ sehen haben. Auch sonst hat man an den Kirchenwänden, wo immer ein geeigneter Raum dazu sich ergab, den Malerpinsel fleißig in Bewegung gesetzt. Mit Vergnüge« erinnern wir uns da der beiden schönen Bilder, die die eine Seite des Pres¬ byteriums schmücken: Mana empfängt den Gruß des Erz¬ engels Gabriel und: Maria als Königin der Engel. Anter den zahlreichen anderen Wandgemälden hat uns die liebliche Darstellung des göttlichen Kinderfreundes (ganz rückwärts in der Kirche) besonders zugesagt. Nun die Altäre. Wir haben deren außer dem Hoch¬ altäre acht gezählt, da wir die beiden ganz rückwärts befind¬ lichen Seitennischen mit den Statuen der Muttergottes und der besonders schönen Statue des guten Hirten mit den Schäflein rings um ihn herum (alles in Lebensgröße) nicht recht zu den Altären rechnen können. Die Seitenaltäre stehen sämtlich in tiefen Nischen und sind durch weit vorspringende Querwände von einander getrennt. Die Querwände sind oben durch Bogen verbunden, darüber- hin laufen geräumige Emporkirchen. Die Seitenaltäre sind mehr oder minder schöne Barockaltäre. Im Barockstile ist auch der Hochaltar aufgebaut, der entsprechend groß, dennoch keine besonders hervorstechenden Eigenschaften an sich trägt. Es ist einer von jenen bekannten Säulenaltären mit den vier großen Heiligenstatuen zu beiden Seiten. Im Jahre 191 l wurde am Hochaltäre statt des Drehtabernakels ein wertvoller, stilgerechter, kupferner und reichvergoldeter Tabernakel angebracht. — Wir bemerken schließlich, daß der Grundton der Gesamt¬ malerei der Kirche eine gelbliche Farbe aufweist. Die Kirchenfenster sind in der Emporkirche mit gewöhn¬ lichem Glase eingeschnitten, während die Seitenkapellen fünf kunstvolle gemalte Fenster zieren, und zwar zum Andenken an das eucharistische Jahr 1912. Das Gnadenbild. Die Kirche Heilige Dreifaltigkeit besitzt eigentlich kein Gnadenbild im gewöhnlichen Sinne des Wortes; sondern das Hochaltarbild ist gleichzeitig Gnadenbild. Dieses Altarblatt, etwa 3 m hoch, ist ein auf Leinwand ge¬ maltes Dreifaltigkeitsbild. Die Geschichte, wie es zum Gnadenbilde wurde, ist sehr interessant und erbaulich. Es wurde nämlich beim Baue der Kirche die Anfertigung dieses Gemäldes aus uns nicht näher bekannten Gründen einem geschickten Meister übertragen, der Protestant war. Den Auftrag dazu gab ihm der als Grün¬ der und größter Wohltäter dieser Kirche bekannte Graf Wolfgang von Stubenberg, der in feinem Schlosse ein schönes Dreifaltigkeitsbild besaß; dieses übergab er dem Künstler, damit er eine Kopie davon anfertige. Als nun der geschickte Meister mit seiner Arbeit fertig war, gefiel ihm die von ihm vollbrachte Arbeit so sehr, daß er in seliges Sinnen versunken sprach: „Dieses Bild habe nicht ich gemalt, son¬ dern Gottes Land!" And merkwürdig, bald darnach fühlte er den Drang in sich, katholisch zu werden, und legte auch wirklich das katholische Glaubensbekenntnis feierlich und öffentlich ab. Dieser Vorfall wurde ruchbar, das Bild wurde dadurch bekannt und bald begann der Zuzug zu diesem Gnadenbilde; auf diese Weise entwickelte sich dieser blühende großartige Wallfahrtsort. Die Loretto-Kapelle. Auch ein M a r i e n Heiligtum umschließt diese schöne Kirche der heiligsten Dreifaltigkeit: Es ist nämlich ganz nahe ssssfssfssssEsDsfsEfssfsssssfssfTsfsssT Heilige Dreifaltigkeit in Windisch-Büheln sfsSjDsfsSfsEfssfsssssfssssssssfs 255 beim Hochaltar an der Epistelseite eine Loretto-Kapelle angebaut. Sie ist sehr gut erhalten und mit lieblichen Gemälden ausgeschmückt. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die Geschicke dieses Wallfahrtsortes haben kaum irgendwie hervorstechende Züge aufzuweisen. Es wickelte sich im Laufe der Jahrhunderte alles ziemlich ruhig und unauffällig ab. Die erste Kapelle (1631). In diesem Jahre erhielten die hiesigen Ortsbewohner bende Frage endgiltig geschlichtet war, führte Graf Stuben¬ berg eigenmächtig rind gewiß unrechtmäßig die Augustiner- Eremiten als Wallfahrtsseelsorger hier ein. Nach mancherlei Ausgleichsverhandlungen ließ man endlich die geschehene Tat¬ sache gelten, und die Augustiner blieben als zu recht aner¬ kannte Seelsorger in Heilige Dreifaltigkeit. Sie zogen im Jahre 1663 ein. Bald darauf vernehmen wir von einer neuerlichen Einweihung der Kirche; es scheinen also die Patres manche durchgreifende Veränderung an dem Baue vorgenommen zu haben. Im Jahre 1689 war das von den beiden Herren Kaspar und Paul Lorber, schon früher hergerichtete Kloster soweit ansgebaut. sowie von dem Mitbesitzer Graf Wolfgang von Stubenberg das Eigentumsrecht über den Hügel, auf dem heute die Kirche steht, und zwar zu dem Zwecke, um darauf eine Kapelle zu errichten. Nur behielt sich Graf Stuben¬ berg das Vogteirecht vor, die beiden Vetter Lorber aber die Standgeldbefreiung, wenn sie an starken Konkurstagen auf dem Hügel Eßwaren verkaufen wollten. Die erwünschte Kapelle wurde wirklich erbaut, doch war sie recht einfach und nur aus Holz; sie war dem Heiligen Geiste geweiht. Da der An¬ drang des Volkes zur neuen Kapelle ziemlich groß war, mußte man gar bald daran denken, eine größere Kirche herzustellen. Bau der neuen Kirche (1636—1643). Nach etlichen Vorver¬ handlungen wurde im Jahre 1636, und zwar vom Bischof selber, der Grundstein zum neuen Gotteshause gelegt. Das daß nunmehr sechs Patres und zwei Laien¬ brüder darin Wohnung finden konnten. Die Loretto-Kapelle (1693). Graf Ferdinand Trautmanns¬ dorf und seine Gemahlin ließen im Jahre 1693 die Loretto- Kapelle auf ihre eigenen Kosten errichten. Später erhielt sic erst ein steinernes Pflaster und wurde auch durch Ver¬ leihung von Ablässen vonseite des Heiligen Vaters ausge¬ zeichnet. Die Feierlichkeit der Einweihung dieser Kapelle soll großartig gewesen sein. Die schwarze Muttergottes (Loretto- Muttergottes) wurde früher an dem Nachbarorte Heilige Drei¬ könige aufbewahrt, und dann in herrlichem, riesigem Menschen zuge, der sich von dem ge¬ nannten Orte bis zur Kirche Heilige Dreifaltigkeit erstreckte, ausgestellt. Die heutige Kirche (1735—1779). Im Jahre 1735 ging inan daran, das heute noch be- Volk interessierte sich überaus dafür und kam fleißig auf den Leilige Dreifaltigkeit in Windisch-Büheln, das Gnadenbild. stehende, gewaltige Gotteshaus zu errichten. Doch schonte man Hügel, um dort seine Andacht zu verrichten. Dafür sprechen die zahlreichen Votivtafcln aus den Baujahren, auf denen man gar manche auffallende Heilung berichtet findet. Doch war diese Kirche nicht etwa die heute bestehende, sondern viel kleiner, sie nahm den Raum des heutigen Pres¬ byteriums ein. Erst nach siebenjähriger Bauzeit war sie soweit fertig, daß sie die kirchliche Weihe erhalten konnte. die bisherige Kirche und ließ sie samt der Lorettokapelle stehen. Die alte Kirche ist heute Presbyterium; darum aber hat die Lorettokapelle den sonderbaren Platz neben dem Presbyterium. 1740 wurde die neue Kirche, die jedoch damals nur einen Turm hatte, eingeweiht. Erst im Jahre 1779 kamen die beiden anderen Türme dazu, so daß man eigentlich dieses Jahr als das Jahr der gänzlichen Vollendung des hehren Gotteshauses betrachten kann. Die Augustiner-Eremiten (1662). Es entspann sich unterdessen wegen des Patronats¬ rechtes der neuen Kirche ein Streit zwischen dem Abte von Admont und dem Grafen von Stubenberg. Bevor die schwe- Weitere Ereignisse. Die Augustiner-Eremiten lebten teils von den festen Besitzungen der Kirche, deren cs aber nicht übermäßig viele gab, teils auch von den ziemlich bedeutenden Einnahmen und 256 sft>Est>sft>Esssft>Eft>sft>sft>Eft>sft>sfs Heilige Dreifaltigkeit in Windisch-Büheln Efssft>sft>Eft>sft>Eft>sft> Zufahrten. W i e n—Marburg, Schnellzug 5^/s St., K 14.70, Personen¬ zug 10 St., K 11.30. Graz-Marburg. Schnellzug 1'/» St., K 3.50, Personen¬ zug 1°/» St., X 2.70. Opfern, die die großen Konkurszeiten brachten, endlich von anderen Sammlungen, die sie ab und zu veranstalteten. Als nun Kaiser Josef II. die beiden letzteren Ein- nahmsquellen unterband, da er nicht nur das Wallfahren sondern auch die Sammlungen verbot, sahen sich die Mönche nicht mehr in der Lage, weitervegetieren zu können, und so stehen wir vor dem interessanten Falle, daß der damalige Konvent (I Prior und 11 Geistliche) selber das An¬ suchen um Auflassung ihres Klosters bei der Re¬ gierung einbrachten. Einer solchen Bitte konnte natürlich die Beamtenschaft Josefs II. nur mit Wonne und Lust entsprechen, pensionierte die alten Mönche, erhob die bisherige Wallfahrtskirche zur Pfarrkirche (1787) und bestellte als Pfarrer und Kapläne den früheren Prior mit zweien von seinen ehemaligen Mönchen. Aber auch dieser Rest konnte sich nicht mehr lange halten. Der Provinzial zu Wien erklärte sich nämlich außer¬ stande, fernerhin die Kirche mit geeignetem Priestermateriale zu versehen, und so wurde endlich die gänzliche Auf¬ hebung und Auflassung des Klosters be¬ schlossen (1811). Weltpriester übernahmen nun die große Kirche; aber schon im Jahre 1828, also nach 17 Jahren begannen die Gesuche der Gemeinde um Beistellung von Ordenspriestern, da die Weltpriester nicht imstande waren, die großen Mengen der Ankömmlinge zu besorgen. Es dauerte lange, bis diesem Ansuchen entsprochen wurde. Doch endlich im Jahre 1854 wurde der Wunsch doch zur Tat, und Kirche und Kloster den ?. ?. F r a n z i s - kanern übergeben, die seit dieser Zeit mit größter Hingebung dem schönen Wallfahrtsorte ihre Kräfte widmen. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1931 300jähriges Jubiläum der ersten Kapelle. 1940 Doppeljubiläum: 300jähriges Jubiläum der Vollen¬ dung der ersten, und 200jähriges Jubiläum der Vollendung der zweiten Kirche. 1943 250jähriges Jubiläum der Lorettokapelle. 1954 lOOjähriges Jubiläum des Einzuges der ?. ?. Fran¬ ziskaner. Ständige Priester: 5 Franziskaner der Kramer Provinz (Leiligenkreuz), außerdem 1 Messeleser. HeiligeMessen fremder Priester jährlich: 400. Kommunikanten jährlich: 50.000 bis 60.000, davon die Hälfte Wallfahrer. Besucher jährlich: 60.000 bis 70.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 70. Hauptfeste: Dreisaltigkeitssonntag, Schutzengelfest, Äerbstquatember und Florianitag. Seelenzahl der Pfarre: 1800, des geschlossenen Ortes: 300. Devotionalienhändler: 1. Gasthäuser: 4. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist betreffs der Slowenen gleichmäßig, betreffs der Deutschen etwas fallend. Nationalität der Wallfahrer: 2 Drittel slowenisch, 1 Drittel deutsch. An Konkurstagen (viermal im Jahre) werden zu gleicher Zeit zwei Predigten gehalten: eine deutsche in der Kirche, eine slowenische im Freien. Benachbarte Wallfahrtsorte. Heilige Dreifaltigkeit—M aria-Schnee. Gehzeit nord¬ wärts fast 4 St. Heilige Dreifaltigkeit— N e u st i f t bei Pettau. Weg zuerst bis Pettau, dann südwestlich noch weitere 2'/, St. zu Fuß. Heilige Dreifaltigkeit— M a r i a in der Wüste. Zuerst nach Marburg, dann St. Bahnfahrt nach St. Lorenzen, K 1.20. Heilige Dreifaltigkeit— M a r i a - R a st. Zu Fuß nach Marburg. Dann ^2 St. Eisenbahnfahrt nach Maria-Rast, K —.60. Literatur. OroLen, Das Bistum und die Diözese Lavant, Verlag des Lavanter Ordinariates Marburg, dlaroäna twlrarna 1875, I, 218 ff. Austria-Kal. 1846, 102. Mitt. d. Zentr.-Kom. 1887. LXVII. Lcdemat. prov. Lsrniol. 8. branc. Kurze Erwägung. Schon der heilige Apostel Paulus nennt uns Tempel des Heiligen Geistes. Wenden wir dieses große Wort mit besonderem Hinblicke aus die soeben jetzt behandelte Kirche an. Wir sind geweiht der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, wir verdanken dem Vater, dem Sohne, dem Heiligen Geiste alles, was wir haben. Wir sollen das Bild der Heiligsten Drei¬ faltigkeit auf dem Hochaltäre unserer Seele, nämlich im Herzen unverlöschlich tragen. Drei Türme sollen uns zieren : Der Glaube, die Hoffnung, die Liebe: sie weisen alle drei nach oben zum Himmel. Die schönsten Gemälde vielfacher Tugenden seien unser Schmuck. And immer sollen wir ein kleines Seitenkapellchen haben, bestimmt und reserviert für Ansere Liebe Frau- Wenn dies alles zutrifft, dann mag Gott mit dem Tempel unserer Seele vielleicht zufrieden sein. Gebet. O heiligste, ewige, unzerteilte Dreifaltigkeit! Von der ich Leib und Leben, irdische und ewige Güter habe, die mir Erlösung, beste Lehre und leichteste Gebote gibt, aus der die reichlichste, unerschöpfliche Gnade, Führung und Liebe auf mich herniederströmt — ich bete Dich an, ich preise Dich, ich benedeie Dich! Ich danke Dir, daß Du mich erschaffen, erlöst, geheiliget hast! Ich bitte ab, was ich jemals Sündhaftes oder Anvollkommenes getan, geredet, gedacht! Ich bitte Dich um weitere Gnade: Erhalte mir das Leben, das Dein Geschenk ist, festige die Erlösung, vollende die liebliche Gnadenführung, auf daß ich heute und allezeit, auf Erden und in Ewigkeit Dich lobe und preise, und für immer Dir angchöre, und durch nichts von Dir getrennt werde. Dies verleihe mir. Du erhabene Dreifaltigkeit, und segne mich mit dem dreifachen Segen Deiner unbegreiflichen Gottheit. Amen. L I. Gamsgartenklamin. 8. Auf der Platten. J. Hahnlampl (8084 m.) St. Georgenberg (Tirol). Phot. Fritz Gratl, Innsbruck. Lilli, Iosefiberg. St. lsülek üb Lilli. Steiermark. Über 30.000 Kommunikairten. Du Berg ob Lilli, der wie eine Krone Ein doppeltürmig Kirchlein trägt. Um seine Schultern einen Mantel schlägt Bon dunkelgrüner Fichtenbäume Samt, Dich hat ein Fürst zu seinem Gnadenthrone Srwähtt: St. Josef! — Dir entflammt Manch Gnadenstrahl — für fromm Gebet zum Lohne. Einleitende Gedanken. Ein heiß umstrittener Boden, der schon so man- chen nationalen Kampfesruf zu hören bekam. Der Deutsche sagt und schreibt: „CM ist die südlichste deutsche Stadt! Der Slowene dawider: „Mit Nichten! Denn CM ist Slowenen st adt!" Dieser Lader hat sich gleichsam versteinert und in mächtigen Baudenkmälern, die sich unmittelbar nebeneinander hindrängen, haben sowohl Slowenen wie Deutsche mittels gewaltiger Lausinschriften ihre nationalen Rechte zur Geltung zu bringen gesucht. Ans aber, die wir als Fremdlinge in die Stadt kommen, und deren Ziel eine liebliche Wallfahrtskirche auf einem nied¬ rigen Berge ob der Stadt ist, will es scheinen, als ob gerade dieses Bergheiligtum die beste Lösung des oft so leidenschaft¬ lichen Streites andeute. Dort nämlich erschaut unser Auge zwei himmclstrebcnde Türme, gleich an Gestalt und Löhe, beide geziert mit einem Kreuze, beide als Bestandteile der einen, schönen Wallfahrtskirche. — Sind nicht die Nationen vor Gott wie die Türme einer einzigen Kirche? Trägt nicht jede Nation ihr Kreuz und ist sie nicht (als Nation betrachtet) ein allen an¬ dern Nationen vollkommen ebenbürtiger Teil, der nur die eine große Aufgabe hat, im Vereine mit den anderen Nationen Gottes Kirche zu zieren und zu schmücken? Ferner: wir betreten das Leiligtum auf dem Berge; wir erschauen das Gnadenbild der Darstellung der Ver¬ mählung Mariens mit Josef, wir schauen da im Bilde, wie sich zwei tugendreiche Personen die Land zum Friedensbunde reichen. In diesem Gnadenbilde liegt die Lösung des nationalen Problems versteckt: Reicht euch die Lände zum treuen Bunde, bringt mit dem Wohlwollen, das ihr einander schenket, zugleich den festen Des Österreichers Wallfahrtsorte. Willen mit, in heiliger Eintracht miteinander und nebenein¬ ander zu leben! So wird das Sankt Iosefs-Leiligtum ob CM zum mahnenden Rufzeichen, wenn nationale Reibereien die Lerzen mehr als gebührend in Wallung bringen wollen. So sei uns denn gegrüßt, du Friedensheiligtum ob CM! Die Schloßruine der Grafen von Cilli. Wenn wir die Eisenbahnstation Cilli verlassen und uns gegen rechts wendend, durch eine Brücke unter der Eisenbahn hindurch unseren kurzen, viertelstündigen Spaziergang gegen den Iosefsberg aufnchmen, so fällt uns linkerhand vom ge¬ nannten Berge eine weitläufige Schloßruine in die Augen, die, wie uns mitgeteilt wird, zu den schönsten in ganz Steier¬ mark gehört. Wir nehmen von diesem uralten Mauerwerke heute insofcrnc Notiz, daß wir uns einer alten Sage erinnern, die wegen ihres erschütternden Ernstes gar nicht ungeeignet erscheint, unsere eigene Seele in eine heilsame Stimmung zu versehen; wir werden dabei an Gottes Gerichte lebhaft ge¬ mahnt und erinnert werden. Dort oben hauste, so weiß uns die gesprächige Sage zuzu¬ flüstern, im Jahre 1454 ein gar gewalttätiger Sproß der Grafenfamilie derer, die sich „von Cilli" nannten, ein Wüstling zugleich. Von sinnlicher Lust getrieben, hatte er die Tochter eines Bauersmannes gewaltsam in sein Schloß geschleppt. Da kam der beraubte Vater vor die Zugbrücke der Zwing¬ burg und weinend und flehend verlangte er seine einzige Tochter, den Trost seines Alters, den Stern seines Lebens, vom gräflichen Räuber zurück. Dieser aber hörte wohl das Klagen und Bitten, aber sein Lcrz blieb hart wie die Grund¬ felsen seiner Burg. And nur mit höhnischem Spottgclächtcr beantwortete er des Bauern flehentliche Bitten. Nie wieder sah der verzweifelte Vater sein Töchterlein! l7 258 Ess Ess sfs sfs sss Ess sss Ess sfs sss sss sfs Ess Ess Ess St. Josef ob Cilli sss sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Da faßte wilde Wut des Vaters Herz und mit ge¬ ballter Faust schrie er seinen Fluch zu den Zinnen der Trutzburg empor, daß es dem Burgherrn grauenhaft in die Ohren gellte: Fluch sei dir, du ruchlose Burg und Fluch deinem Schicksal, Weil du den Bauer verhöhnst, — werde ein Bauer dein Herr! Fluch auch sei deinen Mauern, Fluch deinen Türmen, Leute noch trotzig und stark, morgen nur Trümmer und Schutt! Die Fluchwortc verhallten; — und siehe da, wenn auch nicht sofort erfüllt, wurden sie im Laufe der Zeiten zur traurigen Wahrheit. Leute ist von all der früheren Herrlichkeit nur mehr ein öder Schutthaufen übrig. Rimmer klingen dort Lieder bei fröhlichem Weingelage, nur der Raben Gekrächze unterbricht die Totenstille, die dort herrscht. Fledermäuse huschen in den geborstenen Zinnen und lautlosen Fluges schwebt die Nacht¬ eule zwischen den Trümmern einstiger Prunkgemächer. Des Sturmes Tosen, der Sonne Glut, des Regens Schauer haben freien Eintritt, während unter den riesigen Steinhaufen der Würmer ekeliges Geschlecht sein Dasein führt und Kröte und Eidechse erwünschte Freistatt finden. Aufgang zur Gnadenkirche. Nur wenige Minuten haben wir zu solchen Erinnerungen Zeit, denn gar bald sind wir an jenem Platze angelangt, wo der eigentliche Aufstieg zur Gnadenstätte seinen Anfang nimmt. Wir haben hiebei die Wahl zwischen einer Straße, die sich in einigen Windungen bis zur Löhe emporzieht und dem Pilgerwege, der zunächst steil ansteigend, uns dann ziemlich eben der Kirche zuführt. Wir wählen diesen letzteren, erklimmen zunächst die 8l Stufen, die uns an fünf Kapellen vorttberführen, in denen wir Szenen aus der Leidensgeschichte Christi dar¬ gestellt erblicken. Endlich, oben angelangt, erschauen wir linkerhand eine schöne Kreuzigungsgruppe unter freiem Limmel, die außer den drei Kreuzen noch drei Personen am Fuße des Kreuzes zur Darstellung bringt. Diese große Gruppe macht hier, ganz und gar von Waldesgrün umgeben, einen ganz eigenartig ergreifenden Eindruck. Nun führt der Weg noch etwa fünf Minuten weit ohne besonders merkliche Steigung immer durch schönen Wald zur Ioscfskirche. Auf einer sehr schönen, offenen Waldlichtung erhebt sich dieses Gotteshaus, ziemlich ferne von jeder mensch¬ lichen Wohnung, in stiller, erhebender Einsamkeit. Nur das Kloster der bochwürdigen Herren Lazaristen (Missions¬ priester vom heiligen Vinzenz von Paul), die ja die treuen Hüter des Zosessberges sind, schließt sich unmittelbar an die Kirche an. Lier oben gibt es kein Gasthaus, ja sogar das große Pilgerhaus, das für etwa 300 Personen Platz bietet, hat man nicht in unmittelbare Nähe der Kirche, sondern unten am Fuße des Berges hingebaut. Wir können als Grund dieses Vorgehens Wohl keinen anderen finden, als die Bemühung, diesen Gebets- und Gnadenort möglichst friedlich und ungestört vom Weltengetriebe zu erhalten, damit sich Gebet und Andacht um so leichter und freier entfalte. Die Gnadenkirche. Beschauen wir uns ein Weilchen die Kirche von außen. Wir sehen gar keinen Grund, warum wir etwa alles loben und preisen sollten; wir wollen das niederschreiben, was wir fanden, was wir fühlten. Also reden wir frei: Die Front- (Vorder-) Ansicht der dvppeltürmigen -Ioscfskirche ob Cilli kann uns Cilli mit St. Josef stechts oben). nicht gefallen. Die Aufsätze über den zwei achteckigen Unterbauten der Türme sind gar zu plump und gleichen aufs Laar irgend einem umgestülpten Kübel. Nicht minder unglücklich ist der große dreieckige Giebelauf¬ satz in der Mitte, den in ziemlich geschmackloser Weise eine große Llhr, zwei quadratische Fenster und darunter zwei sternförmige Löcher verunzieren. Etwas besser behagt uns der ganze untere Teil der Fassade, der, wenn auch einfach und ziemlich glatt, dennoch das Auge wenig¬ stens nicht beleidigt. Wenn wir nach Be¬ sichtigung der Front noch die Seitenwände der Kirche ssssfssfssfssfssfssfsssssfsSfsEfsSfsDfssfssfssfsSfs St. Josef ob Cilli sssssssfssfssfDEfssfsEfsssssfDsfDSfssfssfDssD 259 von außen betrachten, so finden wir an der rechten Seite eine Kanzel. Es scheint also, daß die Massen der Pilger manchmal so groß gewesen seien, daß Ansprachen im Freien sich als notwendig erwiesen hätten. Freilich müssen wir hinzusetzen, daß die Kanzel keinen Zugang zeigt; man muß also offenbar, wenn man dort eine Predigt halten will, mittels Leiter zu ihr emporsteigen. Wir vermuten demnach, daß ein ehemaliger Zugang irgendeinmal ver¬ mauert wurde, und daß die Kanzel gegenwärtig nicht mehr dem praktischen Ge¬ brauche diene, sondern nur als Verzierung der Kirche an ihrem Platze belassen wurde. Auf dem großen Vor¬ platze der Kirche sehen wir auch, unweit der eben ge¬ nannten Kanzel eine hüb s che Kapelle, in der sich eine große Statue Unserer Lieben Frau von Lourdes zur Verehrung der Gläubigen aufgestellt findet. Doch betreten wir endlich die Kirche. An der Eingangstüre treffen wir eine beachtenswerte Holzschnitzerei, darstellend die beiden Apostelfürsten Sankt Petrus, und Paulus. Nun betreten wir das Innere der Gnadenkirche. Wir müssen gestehen, daß uns diese innere Ausgestaltung vollkommen mit den Mängeln der Außenseite versöhnt. Denn wir finden da eine lichte, schöne, sorgsam erhaltene, herrlich gemalte Kirche, deren reicher, gut gewählter Schmuck uns sofort verrät, daß da kunstsinnige, liebevolle Hüter walten rind wirken. Prächtig baut sich da vor unseren Augen der zierliche Hochaltar auf; insbesondere zieht das Gnadenbild unsere Blicke auf sich. Es ist ein in Relief (erhabene Arbeit) aus Holz geschnitztes Stück, das in Lebensgröße die Ver¬ mählung der Gottes braut mit dem heiligen Josef darstellt; zwischen beiden steht segnend ein jüdischer Priester. Der ganze Altar ist geschmackvoll gearbeitet, die beiden Figuren neben den Säulen (wieder Maria und Josef) scheinen besonders gelungen, während wir nicht anstchen, gleichzeitig die gerade Abschlußlinie unmittelbar unter dein Gnadenbilde, sowie die unter dieser Linie rechts und links befind¬ lichen Engelsköpfe als eine Geschmacksverirrung zu bezeichnen. Herrlich und tadellos prangen die beiden vorderen Seitenaltäre: Herz Jesu und Herz Mariä mit zwei knienden Engeln zur Seite. Die Beichtstühle sind sehenswerte Arbeiten; die Kanzel nicht minder. Im rückwärtigen Teile der Kirche verkündet uns ein netter Altar des heiligen Cyrillus und Methodius, daß wir uns in slawischer Gegend befinden. Ihm gegenüber hat man durch Altar und Bild das Geheimnis der unbefleckten Empfängnis zu ehren getrachtet. Wenn wir nach all diesem die Kirche endlich verlassen, so geschieht dies mit dem angenehmen Gefühle der Be¬ friedigung, das uns das Bewußtsein verleiht, Schönes und Erhebendes geschaut zu haben. Aus der Geschichte der Wallfahrtskirche. Die vielbesuchte Ioscfikirche ob Cilli gehört nicht zu jenen uralten Heiligtümern, deren Entstehung in sagen¬ umsponnene Vorzeit zurückgreift. Sie ist ein verhältnismäßig junges Bauwerk, und die Entstehungsursachen sind vollkommen beglaubigte historische Daten. Das Erbauungsjahr der Kirche ist das Jahr 1680, die Llrsache der Erbauung ein Gelöbnis der Gemeinde Cilli bei großer Pestkrankheit. Doch wir müssen hier ein wenig in die Vorgeschichte zurückgreifen. Schon öfters war nämlich dieser Landstrich von dem verheerenden Äbel des „schwarzen Todes" heimgesucht worden. 1389 wütete die Pest in der Umgebung von Cilli in so erschreckender Weise, daß man in jenen Zeiten behauptete, seit den Tagen der Sündslut seien noch nicht so viele Menschen zugrunde.gegangen, als eben damals. Anläßlich dieses Unglückes wurden große öffentliche Bußwerke unternommen, uni von Gott die Abwendung dieser Geißel zu erbitten. 1644 grassierte die gewalttätige Krankheit abermals. Wieder nahmen die Bewohner von Cilli zu höheren Mächten ihre Zuflucht und opferten eine große silbcme Monstranze. für die Hauptkirche Sankt Daniel als Votivgeschenk. 17* St. Josef ob Cilli. 260 sfs sjs Ess Ess sjs Ess sjs Ess Ess sfs Ess sjs sfs Ess Ess St. Josef ob Cilli sjs Ess Sjs Sfs sjs sjs sfs sss Ess sjs sjs sjs sjs sfs sjs sss sfs 1647, also nur drei Jahre darnach, trat die Pest abermals auf und raffte nicht weniger als 10.000 Menschen dahin. Als dann im Jahre 1679 diese entsetzliche Krankheit aufs neue ihre verheerende Arbeit begann, schrien die geängstigten Bürger von Cilli wieder zum.Herrn des Himmels und der Erde um .Hilfe auf. Am 11. November 1679 war es, als die Einwohner von Cilli in großer Prozession, alle barfuß, zu jenem .Hügel hinauspilgerten, den wir heute den Iosefiberg nennen. Zn ihrer Mitte trugen mehrere ein großes, schweres Kreuz; das schleppten sie auf die Hügelspitze und während das Volk zitternd betete, weinte und die Hände rang, machten alldort die Häupter der Gemeinde, selber vor Erregung totenblaß, das feierliche Gelöbnis: sic wollten, wenn Der heilige Josef nimmt die Pest von den Cilliern weg. 1680. Am regelmäßigen Gottesdienst in dieser vielbesuchten Kirche zu haben, schenkte die Stadt Cilli im Jahre 1772 den Platz zur Erbauung eines Priesterhauses. Durch mehrere Jahrzehnte hindurch wurde dann die Kirche von einem Kuraten verwaltet. Doch erst im Jahre 1852 wurde nachhaltig dafür gesorgt, daß den mannigfachen Bedürfnissen der vielen Pilger Rechnung getragen werde: es wurde nämlich die Kirche den ?. ?. Lazaristen übergeben. Dies geschah in der Art, daß man drei junge einheimische Priester eigens zu diesem Zwecke nach Paris in das Noviziat der Lazaristen schickte. Nach ihrer Priesterweihe übernahmen sie, allerdings nach Aber- Windung mancher Schwierig¬ keit, Kirche und Missions¬ haus und wirkten seit dieser Zeit höchst segensreich an dieser auserwählten Gnaden¬ stätte. Das Jahr 1902 brachte mit dem fünfzigjährigen Jubiläum des Einzuges der ?. p. Lazaristen noch eine er¬ hebende, große Feier: Das Gnadenbild wurde nämlich durch Se. Gnaden Fürst¬ bischof von Lavant Dr. MichaelZ Napotnik feierlich gekrönt. Statistisches. Nächste Iubiläums- j a h re: 1930 250jähr. Jubiläum der Entstehung. 1952 lOOjähr. Jubiläum des Einzuges der ?. ?. Lazaristen. St. Josef ob Cilli, das Innere der Kirche. Gott der Herr dieses furchtbare Abel hinwegnehme, hier arr dieser Stelle ein Gotteshaus zu Ehren des heiligen Josef errichten. And wie zur Besiegelung dieses Gelöbnisses pflanzte man das mitgebrachte Kreuz an jener Stelle auf. So ist dieser Boden hochgeweiht durch die Tränen, Bitten und Gelöbnisse eines schwer leidenden Volkes. Die Pest hörte dann im Anfänge des Jahres 1680 gänzlich auf, und alsbald erinnerten sich die braven Orts¬ bewohner ihres Gelöbnisses und unter Beihilfe von acht benachbarten Ortschaften begannen sie frischweg mit dem Bau. Am dritten Sonntage nach Ostern wurde der Grund- stein gelegt und noch in demselben Jahre die Kirche vollendet. Das Wappen von Cilli und ein Dcnkspruch ober dem Portale erinnern an die Entstehungsgeschichte dieser Kirche. Dieser Spruch lautet zu deutsch: Ständige Priester: 5 oder 6 Missionspriester vom heiligen Vinzenz von Paul (Lazaristen). Heilige Messen fremder Priester jährlich: 80 bis 90. Kommunikanten jährlich: über 60.000 (davon 30.000 Wallfahrts-Kommunikanten). B e suche.r jährlich: nicht zu bestimmen. Geschlossene Prozessionen jährlich: 3. Lauptfeste: Sankt Josef und 3. Sonntag nach Ostern und Schutzengelfest, an welchen drei Festen wohl je 5000 Menschen zusammenkommen. Die Wallfahrtskirche liegt einsam im Walde; die nahe Stadt Lilli hat zirka 8000 Einwohner. Stabile Devotionalienhändler: keiner. Nur bei Festen und Exerzitien (zirka sechsmal im Jahre) ihrer 15 bis 20. Gasthäuser: am Berge keines. Am Fuße des Berges das Pilgerhaus. Der Besuch des Wallfahrtsortes steigt von Jahr zu Jahr. SsDsfssfssfssfsEssssDsfsSfsssTEfssfsEfsEfssfssfssfsssD Albendorf sfs SsS sft> sfs sfs sfs EsS sss sfs sft> sfs sfs Ssä> sfs sfs sfs 261 Zufahrten. W i e n—Cilli. Schnellzug 7 Stunden, K 20.—. Personenzug gegen 12 Stunden, K 15.30. Graz—Cilli. Schnellzug 2-"/4 Stunden, K 7.50. Personen- zug 4^4 Stunden, K 5.80. Benachbarte Wallfahrtsorte. Cilli—Pletrovitsch. Zu Fuß 2 Stunden gegen West. Eisenbahn 10 Minuten K —.30. Cilli—K lo st er Nazareth. An derselben Flügelftrecke gegen Zeltweg, Eisenbahnfahrt gegen Nordwest, bis Rietzdorf 1 Stunde K —.80, dann 2^/4 Stunden Gehzeit westlich in die Berge. Cilli—Maria-Neu st ist (bei Pettau). Mit der Südbahn-Äauptstrecke bis Station Pragerhof, 1V4 Stunden, K 1.90, von dort, wenn Anschluß, mit der Flügelbahn gegen Angarn hin bis zur nächsten Station Sterntal, dann noch Kst Stunden zu Fuß gegen Süden. Wenn kein Anschluß, D/4 Stunden Gehzeit von Pragerhof. Literatur. P ichler, St. Josef ob Cilli. Kurze Erwägung. Not und Krankheit trieb die Menschen zum Baue dieses Gotteshauses. Not und Krankheit hat auch schon anderwärts viele wieder in die Arme Gottes gebracht. Die menschliche Poffart und der menschliche Größenwahn hält eben nur so lange stand, als es dem Menschen wohl ergeht. Aber es kommen für jeden Zeiten, da er hilflos und verlassen bei den Pforten Gottes als Bettler klopfen muß. Peil den» Menschen, der diese ernste Wahrheit rechtzeitig cinsieht und sein Leben darnach gestaltet, der dem Perm, dem größten, dem ewigen, dem unbeschränkten in Treue dient alle Tage seines Lebens. Peil ihm, denn dieser mächtige Perr wird ihm Rettung und Zuflucht schaffen in den Tagen der Trübsal und Not. Gebet. Allmächtiger, ewiger Gott, der Du den Menschen die Leiden sendest, damit sie, ihre eigene Ohnmacht erkennend, um so eifriger Dir allein dienen, wir bitten Dich inständigst. Du wollest uns in den Zeiten des Leidens erleuchten und stärken, damit wir uns in Demut neigen und es im christlichen Sinne standhaft und geduldig zu ertragen vermögen, durch Jesum Christum, unseren Perm. Amen. fllbendork. Preußisch-Schlesien. 34.000 Kommunikanten?) Engel herbei! In nächtlicher Stunde Füget Gebälk zum stockenden Bau, Daß eures Merkes rühmende Kunde Preise des Lümmels herrschende Frau! Menschen, 0 lernet nie zu verzagen. Auch wenn des Leidens Nacht euer Teil, Lernet wie Engel Balken zu tragen, Balken des Kreuzes! — Im Kreuz ist Keil ! Örtliche Lage. ort, wo die Grafschaft G l a h dem österreichischen Länderkomplexe gleichsam tief ins Fleisch schneidet, so daß sie zu fünf Sechstel ihrer Grenzen von wandert man gegen Süd, so wird man in etwa drei Stunden die österreichische Reichsgrenze treffen. Daher ist es leicht begreiflich, daß Albendorf auch von österreichischen Gebieten starken Pilgerzuzug aufweist. österreichischem Gebiete Sechstel mit Preußisch- Schlesien zusammen¬ hängt — dort liegt, und zwar im nordwest¬ lichen Teile dieser Graf¬ schaft, derhochberühmte Gnadenort Albendorf. Wandert man von diesemDorfe gegen Nordwest, so wird man in etwa einer Stunde, ') Infolge dieser erst während der Druck¬ legung richtig gestellten Zahl der Kommuni¬ kanten wäre der Wall¬ fahrtsort Albendorf schon früher, und zwar zwischen Maria-Trost und Montagnaga ein¬ zureihen gewesen. umschloßen, nur mit dem letzten Die Gegend um Albendorf ist noch immer als Gebirgs¬ Albendorf, Sliegenaufgang und Fassade der Kirche. gegend zu bezeichnen, wenn sie sich auch gegcnNorden hin schon merklich verflacht. Da¬ für lagern im Süden und Westen ganz statt¬ liche Gebirgszüge, das Peuscheucr- und Faltengebirge. Die höchste Berges¬ spitze nächst Alben¬ dorf erreicht immerhin eine Mcereshöhe von 919 m, während das Dorf selber etwa 400 m hoch gelegen ist. Als Eise n- b a h n st a ti 0 n kommt für die meisten Pilger wohl „Mittel- ^62 SfT 6fD SsD SfD 6fD SfT SfD SjD SsD SfD SjT EfD SfT SjT Sf8 SfT Albendorf NsD VsT S^D SlsT S^D S^sT S^T S^T S^D S^T SsD S^T E^D S^D S^T S^T S^T S^T steine" in Betracht, cine Eilzugsstation an der großen Strecke Glatz — Breslau. Von Mittelstcine ist Albendorf gegen Südwest hin auf schöner Straße, die in einem Tale zwischen zwei mäßigen Bergeshöhen läuft, in fünf Viertelstunden Gehzeit leicht zu erreichen. Die Straße ist fast vollständig eben zu nennen. Wohl führt von Mittelsteine noch eine Flügel¬ bahn nach Wünschelburg und Albendorf, doch wird diese ganz kurze Strecke wohl nur von einem geringen Teile der Pilger benützt werden, da wohl behauptet werden kann, daß man infolge der Eisenbahnwartezeiten von Mittelsteine zu Fuß ebenso rasch in Albcndorf ist als per Bahn, in sehr vielen Fällen sogar noch früher. Übrigens ist von der Station Alben¬ dorf (an dieser kurzen Flügelbahn) noch immer zehn Minuten bis zur Kirche hin zu gehen. Kommt man dem Dorfe in die Nähe, so gewahrt man zwei niedrige, aber markante Bodenerhebungen; rechterhand liegt nämlich auf einem Hügel die Kirche samt ihrer herrlichen Aufgangsstiege, linkerhand, gerade gegenüber der Kirche, eine waldige Kuppe, in deren dichtem Grün wir nachher die zahlreichen, so berühmten Leidensstationen des Herrn finden, also der Kalvarienberg. Wir haben vernommen, daß die Gegend um Albendorf herum Ähnlichkeit mit der Gegend in Jerusalem haben soll. Da wir Jerusalem nicht kennen, so vermögen wir nicht anzugeben, in welcher Beziehung und bezüglich welcher Teile diese Übereinstimmung statthat. Die Aufgangsstiege und das Portal. Wer jemals auch nur eine Ansichtskarte von der Kirche zu Albendorf geschaut hat, dem ist gewiß die ganz eigenartige Stiegenanlage samt dem darüber zu sehenden Bau in Erinne¬ rung und er hat sich vielleicht — wie wir selber — gefragt: Ja, was soll denn dies sein? Wir glauben diese berechtigte Frage wohl mit der einzig berechtigten Erwiderung beantworten zu dürfen: diese ganze vordere Anlage ist sicherlich ein herrliches Zierstück, für Gott und die Muttergottes ein Ehren stück, für den Gnadenort ein besonderes charakteristisches Merkmal, für den Pilger ein erhebendes Schaustück, für den Fremden zugleich ein trefflicher bildlicher ünterricht bezüglich der Entstehungsgeschichte dieses Wallfahrtsortes. Dieses Portal hat sich im Laufe der Jahrhunderte aus einer ganz primitiven Aufgangsstiege heraus entwickelt. Man kommt also über die ganz besonders breite Auf¬ gangsstiege zunächst auf eine schmaleTerrasse, von dieser Terrasse über drei kleinere und engere Stiegen zu einer zweiten erhöhten Terrasse, sieht sich dort von drei prunkvollen, geschmückten hohen Mauern umgeben und gelangt dann, durch eine der zahlreichen Türen weiter eindringend, nach wenigen Schritten in das Presbyterium (zugleich Gnadenkapelle) der Kirche. Die Kirche wendet nämlich dem ankommenden Pilger das Presbyterium zu. Bleiben wir noch ein Weilchen bei der Beschauung des großen Portals stehen, so machen wir vor allem die Bemerkung, daß demjenigen, der dies alles nur im Bilde schaut, die ganze Anlage vielleicht etwas flach vorkommen mag. Wie sehr sieht man sich jedoch überrascht, wenn man alles mit eigenen Augen zu schauen Gelegen¬ heit hat. Das ist ein reich gestaltetes, vielfach gegliedertes Bauwerk, dem besonders die zwei weit hervortretenden Trakte links und rechts den Charakter einer halboffenen, allerdings gewaltig großen und herrlichen Veranda verleihen. Mögen nun die ürteile verschiedener Beschauer noch so mannigfach lauten, so werden gewiß alle in dem einen übereinstimmen: dieses Portal bildet das unterscheidende Merkmal, wodurch Albendorf unter hundert anderen Wallfahrtsorten sofort erkenntlich ist und bildet zugleich das anziehendste Schau¬ stück dieses großen Gnadcnortes. Ganz besonders loben wir an diesem Portale, daß es in großen, sehr in die Augen fallenden Gemäl¬ den die wichtigsten historischen Ereignisse der Vergangenheit/) und zwar mit sehr deutlich ange¬ brachten entsprechenden Jahreszahlen dem Pilger vorführt und so gleichzeitig einen ünterricht über »er¬ st Notiz des hochw. Herrn Pfarrer Zimmer. Erst nach manchen Kämpfen seit I90l angefertigt. Albendorf, Inneres der Gnadenkirche. sfs EfT EfS sss SfS Ess sss SfS EfD SfD sfs EfT sjs sss sfs sjs sjs Albendorf EfS EfS SfS EfT EfD !Sft> EfD EfT SsS SfT EfD EfD EfT SfS 263 gangcne Ruhmeszeiten bietet. Wir müssen sagen, daß wir gerade für derlei bildliche Unterweisungen allzeit schwärmen und für selbe, Ivo immer sie uns entgegentreten, stets dankbar sind. Gewände: über dem Kleide, das man nur in seinen unteren Partien und vorne an den Armen erblickt, legt sich in sehr regelmäßigen Formen und Falten wie eine umgestülpte Die Ambiten. Machen wir zunächst, bevor wir das Heiligtum selber betreten, gleichsam zur gezie¬ menden Vorbereitung einen Gang durch die knapp um das Gotteshaus sich hinziehenden gedeckten Wandelgänge, so können wir im all¬ gemeinen sagen, daß sie sich an Schönheit und Reichtum nicht über das gewöhnliche Mittelmaß derartiger Anlagen erheben. Nur eines haben sie, wodurch sie sich etwa von allen anderen unterscheiden: den Reichtum an Seiten¬ kapellen und sigürlichenDarstellun- gen; wo immer ein Platz sich bot, dort hat man eine Kapelle hineingebaut und darin in lebensgroßen Statuen ein Geheimnis der K in d- heit Jesu eingesügt. Denn auch dieses Eigen¬ tümliche haben diese Ambiten, daß sich eben die meisten ihrer Darstellungen auf das Leben der Muttergottes und auf die Iugendjahre Christi Albendorf, der Kalvarienberg von der breiten Kirchenstiege aus gesehen. beziehen, während der gegenüberliegende Kalvarienberg aus¬ schließlich dem großen Leiden des Heilandes geweiht ist. Die Kirche. Der Baustil ist Barock. Die Kirche besteht ganz deutlich sichtbar aus zwei Teilen, von denen der vordere (in seinem Grundriß ein Ovalbau) den Hochaltar mit dem Gnadenbilde umschließt, während der rückwärtige größere Hauptteil ein großes Achteck zeigt, in das allerdings mächtige Pfeiler ziemlich tief hineinragen. Die Pfeiler sind noch von der ehemaligen cingestürzten Kirche. Der vordere Teil (das Presbyterium) hat sich unser uneingeschränktes Lob erzwungen. Aber den nicht großen Ovalbau, der kaum für mehr als zweihundert Personen Platz bieten dürfte, wölbt sich nämlich eine sehr hohe Kuppel, von deren durchbrochener Laterne eine Menge Licht und Glanz auf den Hochaltar herniederstutet, so daß die Beleuch¬ tungsverhältnisse außerordentlich gute genannt werden müssen. Ganz zu oberst in der hohen Laterne erglänzt ein liebliches Bild der Krönung Mariens. Die langen Seitenflächen des Kuppeldaches sind mit farbenprächtigen Gemälden ausgeschmückt, die, dem Raum entsprechend, die Form langgezogener Trapeze haben und uns treffliche Szenen aus dem glorreichen Leben unseres Meisters bieten. Alle übrigen Teile der Kuppel (zwischen den Gemälden) sind reich und würdig dekoriert. Der Gnadenaltar selber zeigt sich uns als ge¬ lungenes Stück der Barockkunst, erfreut sich in hohem Maße der Zier der Vergoldung und bietet uns ob dem Tabernakel in köstlichem Schreine, von Strahlcnglanz umwoben, das altehrwürdige, vielbesuchte Muttergottcsbild. Das Gnadenbild ist nur 30 cm hoch, aus Holz geschnitzt und bringt uns Anserc Liebe Frau in seltsamem Papicrdüte der Mantel. Entsprechend der Form des Mantels besitzen auch die halblangen Ärmel ganz ausgesprochen die Form von offenen Düten. Die Hochgebenedeite zeigt sich uns in streng symmetrischer Vorderansicht; überhaupt gehört das Albendorfer Gnadenbild zu den allerebenmäßig¬ sten, die uns untergekommen sind. Während Maria in der linken Hand ganz genau in der Mitte ihrer Brust einen etwas großen Apfel an sich gepreßt hält, trägt sie mit der Rechten ihr göttliches Söhnlein, das in sehr eleganter und zierlicher Haltung ans dem Arm der Mutter sitzt. Das Antlitz der Hohen, das sich uns voll zuwendet, zeigt s ch ö n c regelmäßige Züge, in denen sich jedoch keinerlei Seclen- zustand in besonderer Weise kenntlich macht. Am ehesten wäre der Gesichtsausdruck Mariens mit dem Worte „nach¬ denklich" zu bezeichnen. Eine in die Breite gehende Krone, sowie über der Krone eine phantastische Kreuz es gestalt, die fast an eine Edelweißblüte errinnert, bilden nach obenhin den Abschluß des sehr eigenartigen und hochbefriedigenden Gnadenbildes. Der rückwärtige Teil der Kirche, an Schönheit und Eleganz dem Presbyteriiun merklich nachstehend, prunkt trotzdem durch seine Höhe, durch seine gewaltigen Rund¬ bogen an den acht Seiten, durch die reiche Zier der Kapitäler, sowie durch die hohen schönen Emporen. Als das vornehmste Stück dieses rückwärtigen Teiles jedoch möchten wir die Kanzel bezeichnen, die einen geradezu großartig figurenreichen Schalldeckel besitzt, der noch überdies hoch oben den Abschluß einer Barock-Strahlenrosctte findet. Der Kalvarienberg. Wie schon erwähnt, hat man die der Kirche gegen¬ überliegende Höhe zu einem Kalvarienberge umgewandclt. Man kann sagen, daß im Ganzen zwei Hauptzüge von unten 264 Ess Ess sfs Ess Ess Ess Ess sfs Ess Efs Ess Ess Ess Ess sfs Ess Albendorf SsssfssfsEfssfDsfssfssfssfssfsEfsssssfssfsEfssfssfssfD nach oben hin, beide reich mit Kapellen besetzt, emporführen, während rechterhand noch eine dritte derartige Reihe, jedoch nur bis zur Hälfte der Kuppe ansteigt. Die wichtigste dieser drei Reihen ist die mittlere, die in fast gerader Richtung, und vielfach wegen ihrer Steilheit über Stiegen führend, zur Höhe emporleitet. Außerdem ist die Waldesanlage von Promenadenwegen durchzogen, die aber nicht sehr- ausgedehnt sind. Der ganze Wald scheint überhaupt erst wegen des Kalvarienberges angelegt zu sein und ist infolge¬ dessen gegen die benachbarten Felder scharf abgegrenzt. Aber man hat sich mit dem Kalvarienberg allein nicht begnügt. Es ist vielmehr der ganze Raum zwischen Kirche und Kalvarienberg dicht mit Kapellen und Standbildern an- gefüllt, so daß man behaupten kann, daß in Albendorf — natürlich nur im Bereiche des Heiligtums — jeder Winkel zu einer Kapelle umgewandelt wurde; die kleinen Bauwerke kleben sozusagen direkt aneinander wie in einer Stadt die Häuser. Mail zählt im ganzen 74 Kapellen. Auf besondere Stilart (etwa wie in Kalwarya oder in Wartha) machen die meisten dieser Baulichkeiten keinen Anspruch. Sie sind der Mehrzahl nach im Baustile etwas großer Feldkapellen errichtet. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß den Alben- dorfer Pilgern genug zum Betrachten und zum Beschauen geboten wird. And soviel wir selber bemerkt haben, wird von dieser Gelegenheit fleißig Gebrauch gemacht und man sieht immerfort einzelne Beter oder ganze Gruppen von Kapelle zu Kapelle ziehen, dort niederknieen und nun jene Stationsgebete verrichten, die in eigens hiefür gedruckten Büchern aufliegen. Der Besuch aller Kapellen und die Ver¬ richtung der üblichen Gebete dürste wohl fast zwei Tage in Anspruch nehmen. Was nun die Ausstattung der Figuren be¬ trifft, so sind die betreffenden Ereignisse zum Teil durch lebensgroße Statuen, zum Teil auch mittels bemalter Silhouetten (entsprechend ausgesägte Bretter) versinnbildlicht. Obwohl nun die Stationen seit ihrer ersten Entstehung schon vielfach verändert und verbessert wurden, so muß man ander¬ weitig sagen, daß der Großteil davon vom Standpunkte der heutigen Holzschneidekunst und Bildhauertechnik schon über¬ holt scheint. Doch zeigt sich hinwiederum mehrfach das Bestreben, die alten Bilder durch neue, sehr würdige Arbeiten zu ersehen. Insbesondere wurde diesbezüglich in den letzten zehn Jahren (seit 1902) unter Leitung des hochw. Herrn Pfarrer Zimmer sehr vieles getan. So ist die Gruppe: Christus nimmt sein Kreuz auf sich, wahrhaft schön, ebenso gleich unmittelbar daneben die Figuren: Maria mit dem Schwerte im Herzen und neben ihr zwei tröstende Frauen. Ebenso lobenswert scheint uns die Erscheinung Christi vor Magdalena, dann die achte Station des Kreuzweges: Christus erscheint den weinenden Frauen. Richt minder ist die Darstellung der Versuchung Christi recht eindrucksvoll. Satan ist hiebei in der Figur eines halbnackten Negers mit Flügeln zur Dar¬ stellung gebracht. Auch muß inan im großen und ganzen sagen, daß die Figur des Heilandes selber in recht vielen Fällen mit größerer Sorgfalt und besserem Geschick angefertigt ist als die Nebenfiguren?) Außer den geschnitzten treffen sich ab und zu auch gemalte Darstellungen, von denen uns die Himmelfahrt des Herrn in besonders guter Erinnerung geblieben ist. Die Leidensstationen sind an einigen Stellen mit andersgearteten Kapellen unterbrochen, so durch eine schöne Herz Jesu- k a p e lle sowie durch eine Kapelle der schmerzhaften Muttergottes, deren Gold-Barockaltar als sehr gelungen bezeichnet werden muß. Schließlich bemerken wir noch zur Ergänzung, daß die Gesamthöhe des Kalvarienberges nach unseren beiläufigen Schätzung etwa 60 Meter betragen mag. Jedenfalls macht der Wallfahrtsort mit seinen mannig¬ faltigen Darbietungen auf jeden Beschauer einen tiefen und dauernden Eindruck; wer Albendorf einmal gesehen hat, wird sein Leben lang nimmermehr darauf vergessen. Wir selber gestehen ohne Bedenken, daß uns der Tag, an dem wir Albendorf kennen gelernt haben, ein schöner und inhaltsreicher Tag gewesen ist. Aus der Geschichte des Gnadenortes. Das Bild ander Linde. Wer vermöchte heute noch zu sagen, wie die bescheidenen Anfänge des herrlichen „glatzischen Jerusalem" sich eigentlich zugetragen haben? Diejenigen, die uns darüber Auskünfte erteilen, tasten offenbar nur im Dunkel und die Ergebnisse ihrer emsigen löblichen Forschung sind doch nur unsicher und wenig beglaubigt. Auf folgende Art aber mag es sich etwa zugetragen haben. Im zwölften Jahrhunderte deckte jene Gegend, wo heute Albendorfs berühmtes Heiligtum steht, des Arwalds dichte Wildnis. Bewohner gab es noch wenige damals und diese wenigen waren tschechischer Nationalität. Da geschah es, daß der Grundherr jener Gegend, ein Mann von riesenhafter Leibesstatur, sich den aufregenden Genüssen der Jagd widmete. Sein ziellos streifender Fuß brachte ihn wahrscheinlich auf einem schmalen, schlecht aus¬ getretenen Pfade, der sich durch die Wildnis zog, an jene Stelle, wo heute die Kirche ihren Turm erhebt. Damals gähnte dort eine Schlucht, die man längst ausgeschüttet hat; nahe bei der Schlucht wiegte ein stattlicher Linden¬ baum seine Krone. Dieser Herr v. Wamberg (so hieß er) fand Gnade vor Gott und ward beim Lindenbaume einer Erscheinung der allerseligsten Jungfrau gewürdigt. Vielleicht auch so, daß er, im Schatten dieses Baumes hingestreckt, im Traume ein hehres Bild ersah: die Himmelskönigin mit dem Jesulein und das Jesulein mit seinen Händchen einen Apfel und eine Taube haltend. Die Stätte dieser gnadenvollen Erscheinung war von nun an dein Ritter ein heiliger Ort und zum Gedächtnisse Notiz des hochw. Lerrn Pfarrer Zimmer. Neu sind noch : Gastmahl bei Simon, Laus des Kaiphas (1912) und Abschied Jesu von Maria (1910). Übrigens werden die Kapellen nach und nach alle erneuert. Bildhauer Rifeffer von St. cklrich-Gröden hat die betreffenden Schnitzarbeiten übernommen. sss sft> sss sfs sss sfs sfs Sfs sss sss sfs sfs Ess Ess sfs Ess sfs Albendorf EsssfssfsEsssfssfssfssfssfDsfssfssfssfsssDsfssss 265 dessen, was er geschaut, ließ er ein Marienbild aus Zedernholz schnitzen, nicht hoch, nach den damaligen Maßen nur einen Schuh, und auch nicht kunstreich, denn die kunst¬ verständigen Bildschnitzer waren damals seltene Leute. Doch wenn auch die Statue nicht schon war, so war sie doch im Notfälle hinreichend, als schlichtes Erinnerungs¬ zeichen zu gelten; und der Gutsherr ließ sie an jener Linde anbringen, gerade dort, wo die mächtigen Äste dem massigen Stamme sich entwanden. Das Ereignis an der Linde blieb dem Lerzcn des Ritters mit unauslöschlichen Zügen in die Seele geprägt und der Ort schien ihm so heilig und wert, daß er sich ihn zur Grabstätte erwählte. Dort, wo Mariens holde Licht- gcstalt ihm einstens Trost gespendet, dort wollte er ruhen und rasten von irdischer Tagfahrt. Wahrscheinlich schon zu Leb¬ zeiten ließ er sich zu Füßen des Baumriesen sein Gruft- gcwölbe bauen und ward dann nach seinem Tode dortsclbst bestattet, eingebettet in dreifachem Sarge. Der blinde Ian. Des Ritters Beispiel wirkte zündend auf manches Lerz. So lebte denn auch im nahen Weiler Vumberic ein ziemlich betagter, stockblinder Mann. Ihn zog es mächtig zum Maricnbilde an der Linde, von dem er vernommen hatte. Anfähig, auf Erden irgend welche brauchbare Arbeit zu ver¬ richten, weihte er seine Tage dem hehren Gebetsdienste und ließ sich, vertrauend auf Mariens Fürbitte, von seiner Tochter täglich zur Linde führen. Dort verbrachte er die Stunden des Tages und ward am Abende von der¬ selben Tochter wieder abgeholt und heimgeführt. Da traf es sich, daß eines Tages das Mädchen länger ausblicb als sonst, oder auch daß der alte Ian früher heim¬ wollte und es demnach versuchte, seinen Weg selber zu finden. Er erhob sich — aber nach wenigen Schritten fuhr er mit der Stirne an den Stamm der Linde. Der Moment dieses Anfalles ward der Moment des Leilcs: er erhielt in demselben Augenblicke sein A u g c n l icht zu- rück und sah nun mit wonnevollstem Jubel droben im Geäste das Bild jener Frau, deren Fürbitte er allein seine Teilung zu verdanken glaubte. Wie andachtsvoll mag da an diesem Tage sein feuriges Dankgcbet gewesen sein. Die Kunde dieser glorreichen Gnadentat Mariens ver¬ breitete sich rasch, machte die einsame Waldstätte bekannt und nicht lange nachher ward am Orte der Gnade ein Altar¬ stein, ein Weihbrunnkesscl und ein Ständer für Wachskerzen aufgestellt. Die Aufstellung dieser drei Gegenstände geschah nach einer im Altarstcin eingegrabcncn Inschrift im Jahre 1200?) Der Engelbau (1263). Als auf König Ottokars Geheiß zahlreiche Einwanderer deutscher Nation sich im Glatzer Gebiete niedcrlicßcn, ward 0 Notiz des hochw. Lerrn Pfarrer Zimmer. Diese drei Stücke müssen jedenfalls schon vor dem Wunder am blinden Ian dagewesen sein; das Wunder selber geschah, wie nunmehr fest¬ steht, 1218. unter anderem auch das heutige Albendorf ge¬ gründet. Im heute sogenannten „Obcrdorfe" wurden die ersten Lütten gezimmert. Die kleine Ansiedlung erhielt nach dem Namen des Sohnes jenes Ottokar die Benennung „Albertsdorf"; daraus entstand mit der Zeit der Name, der heute noch gilt: „Albendorf". Die Kolonisten waren fromme Leute und wollten sich jedenfalls eine Kirche b'a uen. Aber wohin? Sie entschlossen sich nicht für Ober- dorPselbst, sondern für die Stelle der Bildlinde, für jenen Platz,der zwar von ihrer Niederlassung weit entfernt, aber dafür durch Gnaden des Limmels ausgezeichnet war. Lingen Albendorf, Leilung des blinden Jan. ja doch schon damals rings um den Baum Votivgeschenke aller Art: Krücken, Fesseln, Stelzen, Stäbe, Land- und Fußschellcn! Also auf zum Kirchenbau! Freilich sollte es nur ein L o l z ba u werden, aber doch eine Stätte des Gebetes. Da traf es sich im Jahre 1263, als die Zimmerleute in später Nachmittagsstunde an einem Samstage heimkchrten, ohne daß sie es vermocht hätten, die so dringende Arbeit an diesem festgesetzten Tage vollendet zu haben, daß ihnen mitten im Walde ein fremdartig gekleideter junger Mann entgegen kam, der ihnen mitteilte, daß er ihnen beim Kirchenbaue helfen wolle. Die Zimmerleute schauten ihn groß au, schüttelten die Köpfe und ließen den vermeintlichen Narren — seiner Alhendorf S^e) SsD S^D SsD S^T CsD SsT SsT SsD VsT Ss2 S^T SsD S^T SsT S^D S^T Wege ziehen. Am nächsten Tage jedoch stand die Kirche vollendet fertig?) Das kirchliche Interdikt (1467 — 1473). Im 15. Jahrhunderte brachte die Irrlehre des Prager Professors Huß eine endlose Kette von hob, also ihm große Ehre antat. And so blieb ihm die junge Grafschaft treu, auch dann noch treu, als er wegen seiner offenen Irrlehre mit dem Ausschlüsse aus der Kirche bestraft wurde. And da nun trotzdem das ganze Land in Treue an seiner Seite blieb, traf es endlich die große kirchliche Strafe: die Grafschaft Albendorf, der Engelbau. wurde mit dem Interdikt belegt, das heißt, es durfte im ganzen Lande weder die heilige Messe gelesen noch irgend ein Sakrament gespendet werden; und dieser trostlose Zustand dauerte damals sechs Jahre an. Man denke sich den Wallfahrtsort Albendorf in solch einem Zustande! Kein Pilger betrat mehr die stets geschlossene und versiegelte Schwelle des Gotteshauses! Kein Gebet, kein frommer Gesang ertönte an der sonst so lebendigen Gnadenstätte! Zu dieser geistigen Not kamen noch weltliche Schreck¬ nisse. Der kaiserliche Feldherr Franz v. Hag fiel in die Grafschaft ein, brannte alle Ortschaften nieder und verwüstete ringsum das ganze Land. Auch das Kirchlein wurde geplündert und als traurige Ruine zurückgelassen. Endlich starb der unselige König Georg Podiebrad und des Kirchenbannes traurige Zeit hatte ihr Ende erreicht. And wieder war Albendorf das, was es früher gewesen, der verehrte, vielbesuchte Gnadenort Mariens, der himmlischen Frau. Die Pannwitz-Kirche (1512). Die nach dem Interdikte wieder zur Not zusammen¬ gerichtete Engelskirche konnte nunmehr dem Pilgerandrange nicht mehr genügen. Sehr häufig wurde daher der Gottesdienst außerhalb dieser Kapelle im Freien abgehalten. Ein Adeliger aus der Amgebung, Heinrich Herzog von Münsterberg, wohnte gern und oft den gottesdienstlichen Äbungen bei. Er hatte sich zu diesem Zwecke sogar ein eigenes Zelt Herrichten lassen. Da sah er denn nun den Zuzug der Pilger immer wieder mit eigenen Augen. Manchmal standen die Pilgerwagen Anruhen über das böhmische Land. Auch unser Wallfahrtsort Albendorf, der sich im Laufe von zwei Jahrhunderten schon recht gekräftigt hatte und zu einem achtenswerten Gnadenorte auf der Straße bis gegen das Nachbardorf Rathen hin. Da machte der fromme Herr kurzen Prozeß, ging zum Grundherrn von Albendorf, Herrn v. Pannwitz, erlegte hcrangewachsen war, sollte die schrecklichen Folgen dieser Ketzerei nur allzudeutlich an sich selber empfinden. Es herrschte nämlich damals über das Böhmerland ein gewisser Georg ».Podiebrad, ein Schwächling, ein Rohr, das vom Winde des Zweifels hin- und hergeschwankt wurde. Er wurde sich lange Zeit nicht klar: sollte er katholisch bleiben oder hussitisch werden? Endlich wurde erLussit! Nun hatte aber das Glatzer Ländchen, das auch unser Albendorf umschloß, diesem König den Treueid geschworen und wollte den Eid auch halten. Der König selber belohnte die Treue des Landstriches, indem er ihn zur Grafschaft er- ') Notiz des hochw. Herrn Pfarrer Zimmer. Man sagt sich - Nur himmlische Mächte können hier geholsen haben, und wegen des fremden Jünglings nannte man die himmlischen Helfer „Engel". dort eine namhafte Summe und bat um einen n euen K i r ch e n b a u. And so wurde in der Tat der Neubau begonnen und im Jahre 1512 vollendet. Die alte Linde sowohl als der darunter befindliche rohe Steinaltar blieben bei, diesem Neubau außer¬ halb der Kirche stehen. Der Steinaltar wurde von dieser Zeit an nie mehr benützt, sondern galt nur als historisch berühmtes Schaustück. Das Gnadenbild jedoch hatte man vom Baume abgenommen und durch Bischofshand am Hochaltäre der neuen Kirche aussetzen lassen. Rings um die neue Kirche herum zog sich eine ziemlich hohe Mauer. Zum Portale der Kirche führten über die steilsten Hügelhänge schmale Stiegen hinauf. Diese Pannwitz-Kirche blieb durch 162 Jahre, das ist von 1512 bis 1674, in Gebrauch. S^T SsT SsT SsD SfD SfT SsT SsD SsT SsT SsD S^T S^T SsT SsT SsT SsD SsD Albendorf sfsEfsEfssfssfssfssfTsfssfsssDSfssfDEfssftxZfsEfs 267 Stürmische Zeiten. Im 16. Jahrhunderte erhob Luthers Land die Fahne der Revolution. Ihm folgte sein Schüler Schwenkfeld und hob des ehemaligen Meisters Fahne noch höher. Lind besonders Schwenkfelds Irrlehre war es, die sich in der Graf¬ schaft Glah cinnistete. Entsetzliche Ansittlichkeit und Laster¬ haftigkeit machte sich überall breit. Schlechte Priester gingen dem Volke im Abfälle voran. Strafgerichte Gottes brachen augenscheinlich über das Land herein. Aber Albendorf selbst blieb katholisch: cs stand unter dem Schuhe Mariens; freilich die Wallfahrten hörten fast gänzlich auf. Die allertraurigsten Zeiten begannen aber erst im Jahre 1563, als sich Ludwig v. Pannwitz, der Grundherr von Albendorf, offen zur neuen Lehre bekannte. Die Folge davon war, daß nach dem Abtreten des damaligen katholischen Pfarrers lutherische Prediger in der Albendors er Kirche hausten und den Kirchenschatz möglichst zu verringern trachteten. Merkwürdigerweise aber blieb das Gnadenbild auf dem Altäre völlig unberührt stehen. Diese Wirtschaft dauerte im ganzen 60 Jahre. Dann kam die sogenannte Gegen¬ reformation, da man von oben herab die Leute wieder zwang, zum katholischen Glauben zurückzukehren. Infolgedessen machte sich der letzte lutherische Prediger von Albcndorf des Nachts heimlich aus dem Staube, indem er seine Gemahlin einfach sitzen ließ; sie aber half sich bald und verehelichte sich mit einem Bauer aus dem Obcrdorfc, Als Folge der lutherischen Revolution kam der schreckliche dreißigjährige Krieg. Uner¬ schwingliche Kriegslasten, häufige Plünderungen, Ein¬ quartierungen, dazu Krankheiten und obendrein Mäuse- und Heuschreckenplagen sind die Zeichen dieser trostlosen Zeit. Albendorf war keine selbständige Pfarre mehr: man hatte diesen einst so blühenden Wallfahrtsort einem Nachbardorfe als Filiale eingepfarrt. Dabei verödete derOrt sosehr, daß zum Schluffe nur mehr zehn Wirtschaften übrig waren; alles andere war verwüstet und verlassen. Zu guterletzt wurde Albcndorf im Jahre 1645 nochvon denSchwcdenhorden in Brand gesteckt. Am diese Zeit ereignete sich auch das Wunder an einem alten Muttergottesbildc im sogenannten Fleischerbuschc, auf welches schwedische Soldaten vergeblich schossen: sie konnten es nie treffen, bis endlich einer aus unmittelbarer Nähe eine» Schuß darauf abfeuerte; die Kugel prallte zurück und traf den gottesräuberischen Schützen. Das Bild mit den Spuren des Schusses ist noch heute vorhanden. Die Entstehung des Marienbrunncns (1678). .Heißesten Dank für heilende Quelle Bringt Deiner Kinder glückliche Schar Dir, liebe Mutter! — An heiliger Stelle Schenktest Du uns ein Brünnlein klar. Gabst das Wasser an festlichem Tage, Da man Fronleichnam fröhlich begeht. Daß »ns das Brllnnlein plätschernd sage: „Selig, wer dürstend zu Jesus geht!' Wir erwähnen nebenbei, daß das Jahr 1651 mit einem gewissen Rechte als das Jahr der zweiten Gründung Albendorfs angesehen werden kann. Denn in dieser Zeit trafen etliche Pfarrer der Amgcbung das Ab¬ kommen, fortan wieder jährlich in Prozession nach Albendorf zu ziehen. Von diesem Zeitpunkte begann der neuerliche Aufschwung des Gnadenortes. 27 Jahre darauf, im Jahre 1678, traf ein Ereignis ein, das vollkommen aktenmäßig festgestellt als unzweifelhafte historische Tatsache angesehen werden muß. Vor dem Fron¬ leichnamsfeste reinigten nämlich die Bediensteten der Kirche den großen Kirchenplatz unter den Linden und trafen dabei auf eine feuchte Stelle, die sie früher nie bemerkt hatten. Sie gruben ein wenig nach und kamen sehr bald auf zwei Steine, zwischen denen Wasser hervor¬ quoll. Anbesonncnerweise rissen die Leute die Steine weg und nun schoß ein Wasserstrahl von so großer Stärke hervor, daß der ganze Kirchenplatz inGefahr stand, über¬ flutet zu werden. Schleunigst mußte man einen Abzug¬ graben Herstellen, bedeckte dann die Quelle mit einer alten Tür und machte sich über das Ereignis weiters gar keine Gedanken. Kurz darauf verlangte eine sterbenskranke Person in Seifersdorf nach einer schlaflosen Nacht von ihrem Manne, er möge ihr Wasser aus dem Marienbrunnen in Albcndorf Albendorf, Denkmal des Lerrn v. Oslerberg. 268 SsD SsD §sD SjZ SjD SjZ sjD SjT §jD Sss ZsD Sss sss SjD SjT SjT Atbenbors SjT SsT SsD SsT SsD SsD SjD SjD SjD SsT SjT SsT SsT SjT CsT SjD SjT SjT verschaffen. Angern nur ging er; niemand konnte ihm in Albendorf Kunde von einem Marienbrunnen geben; endlich verfiel man auf den Einfach den Bauer auf die neue Quelle zu verweisen. Wirklich schöpfte er dort Wasser und dieses Wasser brachte der Todk r anke n schnell st eLilfe und vollständige Genesung. Jetzt erst achtete man des Brunnens, ließ ihn in Form eines Bassins einfassen und ein Abbild der Gnaden¬ statue darüber anbringen. Der Brunnen hat sich als heilsame Quelle in manchen Fällen bis auf den heutigen Tag bewährt. Erwähnt sei, daß das Wasser im Gegensätze zu allen anderen dortigen Brunnen, die kalkhältig sind, sich durch seinen Eisen¬ gehalt auszeichnet. Lier mag der geeignete Platz sein, eines merkwürdigen Vorfalles zu gedenken, der sich einige Jahre später zutrug. Da nämlich im ganzen Lande die Pest wütete, stellte es sich heraus, daß Albendorf allein von dieser er¬ schreckenden Seuche verschont blieb. Diese augenscheinliche Tatsache ärgerte gar sehr zwei glaubenslose, verruchte Bösewichter und sie beschlossen, den Marienbrunnen in Albendorf zu vergiften. Auf dem Wege nach dem Gnadenorte (die Verbrecher waren aus einem Nachbardorfc) kamen sie an einer alten Marien st atue vorbei. Da ward durch eine unsichtbare Gewalt ihr Schritt gehemmt, so daß sie nimmer weiter konnten und eine schreckliche Stimme rief ihnen zu: „Z u rück mit eurer Freveltat, ihr kommt damit nicht durch!" Zugleich begann der Erdboden unter ihren Füßen zu schwanken und gleichsam zu verschwinden. Entsetzt kehrten sie um und liefen davon. Der eine starb aus Schreck darüber und bekannte vor dem Tode das Verbrechen. Daraufhin ward der andere verhaftet, in Glatz peinlich verhört und endlich dem Flammentode preisgegeben. Ost er berg, der große Wohltäter des Gnaden¬ ortes (1676—1711). Das Jahr 1676 bedeutet einen Wendepunkt in der Geschichte dieses großen Gnadenortes. Denn um diese Zeit übernahm Daniel Paschasius v. Osterberg, ein junger Ritter, das Gut Rathen und begann alsbald weitgehende Pläne zu verwirklichen. Albcndorf, der Lochattar mit dem Gnadenbilde. Zunächst sandte er ein Gesuch an das Kon¬ sistorium, daß Albendorf doch endlich wieder zur eigenen Pfarre erhoben würde. Das Gesuch wurde aber erst im Jahre 1679 erledigt, so daß erst von da ab in Albendorf ein ständiger Pfarrer zu finden ist. In diese Zeit fallen apch die schon erzählten Vorfälle von der Entstehung des Marienbrunnens und des Versuches, sein Wasser zu vergiften. 1683 bis 1699 führte Lerr Osterberg jene Idee aus, die eigentlich dem Wallfahrtsorte sein besonderes Gepräge als des „Glatz er Jeru¬ salem" gab. Er errichtete nämlich auf dem der Kirche gegenüberliegenden Berge eine Kalvaria, ließ dann nach dem Muster von Jerusalem alle Stellen des Leidens Christi ausstecken und baute an allen diesen 95 Stellen kleine Kapellen. Doch um etwa Mißverständnisse zu ver¬ meiden, fügen wir gleich bei, daß diese Osterberg- schen Stationen eigentlich nur Lolzgerüste aus Balken waren, während die zwischen diesen Balken sich ergebenden Wände mit Binsen und Reisig ausgelegt wurden; also einfach im aller¬ höchsten Grade. Dementsprechend klingt auch aus dem Namen, den das Volk diesen Stationen gab, ein leiser Spott unverkennbar heraus: man nannte sie nämlich allgemein „die Löh len". Diese Schöpfungen etwa mit den Leistungen des Woj- wodengeschlechtes Zebrzydowski in Kalwarya ver¬ gleichen zu wollen, wäre großes Anrecht. Die Albendorfer „Löhlen" waren in ihrem Arzustande auch nicht einmal ein Schatten von Kalwaryas Prunkkapellen. Abrigens war Lerr Osterberg, dem man im 19. Jahrhunderte ein Denkmal errichtete, nicht seine Sünden, rief die Himmelskönigin um ihre Kilfe und Fürbitte an und machte das Gelübde, nach wiedererlangter Gesundheit nach Albendorf zu wallfahrten. Er fiel hierauf GsD SsT SsD SsD SsD SsT SsT SsT SsD SsD SsD SsD SsT SsD SsT SsD SsT Albendors SsD EsD SsD SsD 6sN SsD SsD SsD SfT SfD SsT SsT SsT GsD SsD SsD 269 gar so übermäßig freigebig, da er gern die Bezahlungen anderen Personen aufhalste und sich davon möglichst sreihiclt. Doch sei zur Erklärung hinzugefügt, daß er nicht außerordent¬ lich reich war und daß ja doch er als der eigentliche Zntcrnehmer und Bauherr anzuschen ist. Späterhin wurden jene Löhlcn nach und nach durch Steinbautcn ersetzt. Nach langem Drängen des bischöflichen Ordinariates ging Osterberg endlich auch daran, die ruinöse Kirche neu aufzubauen. Es war dies ein um so größeres Werk, da der zum Baue nötige Platz erst durch V e r- schüt tu n g der schon erwähnten Schlucht gewonnen werden konnte. Osterberg wollte eine recht große, aber dabei möglichst billige Kirche haben. Der italienische Baumeister, dem sich der Bauherr dabei anvertraute, verstand entweder seine Sache nicht, oder er war ein Betrüger: er fundierte jedenfalls liederlich, nämlich auf Geschiebe und stellte überdies die Pfeiler hohl her und verschüttete die Jnnenräume bloß mit Schutt. Wir werden bald sehen, welch traurige Folgen dieser Leicht¬ sinn hatte. „Mein Sohn, mein Sohn, warum kommst du nicht zu mir?" In diese für Albcndorf so wichtige Zeit, in der pch der Wallfahrtsort gleichsam aus einem Grabe des Niederganges zu einem nie gekannten Blütestande erhob, fällt auch ein Ereignis, das wir dem Buche Äeinz v. Rudnikis: „Die wichtigsten Wallfahrtsorte der Erde" entnehmen und wegen feiner Merkwürdigkeit ausführlich berichten wollen. Zu Beginn des Jahres 1696 fiel der deutsche Gesandte am polnischen Königshofe zu Warschau, Äerr .Heinrich Franz Ku bin de Tilly, in eine lebens¬ gefährliche Krankheit, welche ihn trotz aller Kunst der Ärzte an den Rand des Grabes brachte. In der Oster¬ nacht lag er unter furchtbaren Oualen auf seinem Albendorf, Altar in der Kapelle der schmerzhaften Mutter. Schmerzenslager, bis er endlich gegen Morgen sanft ein¬ schlummerte. Im Traum erschien ihm das wundertätige Bild Unserer Lieben Frau von Albcndorf, welches er zwanzig Jahre zuvor einmal gesehen hatte, drohte ihm mit den Finger und sprach: „Mein Sohn, mein Sohn, warum kommst du nicht zu mir?" Die Worte erschütterten den Kranken derart, daß er sofort erwachte. Er erzählte seinen Traum feinen Verwandten, den Ärzten und einigen Bekannten, welche sein Bett umstanden. Einer der Anwesenden, ein angesehener Kaufmann in Warschau, namens Wagner, welcher aus Neurodc gebürtig war, erzählte ihm hierauf mehrere Wunder, die in Albendorf geschehen sein sollten. Bevor noch der Kaufmann seine Erzählung beendigt hatte, schlief der Gesandte abermals ein und hatte wieder eine Erscheinung. Dieses Mal war das Gnadenbild von Flammen und Wolken umgeben und rief ihm zu : „Komm zu mir, komm zu mir, ich bin in Albcndorf!" Der Schlaf währte nicht länger als die Erscheinung und der Diplomat erkannte deutlich Gottes Finger, bereute aufrichtig in einen festen Schlaf, und als er nach fünfzehn Stunden erwachte, fühlte er sich vollständig gesund und verließ augen¬ blicklich das Bett. Die wunderbare Wanderung der Kreuz- kapclle (1699). Menschen erbauten schön die Kapelle, Doch des Allmächtigen weiseste Land Rückte den Bau zu jener Stelle, Wie sie sich findet im Leiligen Land. Aerr, wenn ich selber im geistigen Baue Töricht manches verkehrt gestellt. Gnädig zum irrenden Kind dann schaue, Änd're mild, wie's Dir gefällt I Die Geschichte Albendorfs ist wahrhaftig reich an sonderbaren, außerordentlichen Vorfällen. So haben wir aus dem Jahre 1699 wieder einen von dieser Sondcrart, und zwar einen durchaus beglaubigten, hier zu erwähnen. Ursprünglich führte der Weg von der Kirche direkt auf den Kalvarienberg hinauf, so daß man von der Kirche die Kreuze droben sehen konnte. Jetzt ist dies nicht mehr so. Die 270 Ess sfs sfs Ess sfs sfs sfs sfs sss Ess sfs sss sfs sfs Ess Ess Albendorf sss sss Ess sss Ess Ess Ess sss sss Ess sss sfs Sss sss Ess Efs Ess sss Arsache der Verlegung des Weges ist eine nicht nur inter¬ essante, sondern ganz einzig merkwürdige. In den Jahren 1698 und 1699 wurde nämlich auf der Löhe des Kalvarienberges vor den drei Kreuzen die Krcuzka pelle errichtet. Man gab ihr einerecht schöne Stellung, so daß ihre vordere Breitseite der unterhalb liegen¬ den Gnadenkirche zugewendet war; infolgedessen konnte man schon von der Kirche aus in die Kapelle selber hineinsehen. Man denke sich nun das Erstaunen der Leute, als kurz vor der Vollendung des Baues festgcstellt wurde, daß das Lauptkreuz hinter der Kapelle seine Stellung verändert habe. Selbstverständlich begann man sofort genaue Messungen zu machen. Ja, auch an der Kapelle selber wollte man, und zwar noch in der Bauzeit, derartige uner¬ klärliche Verschiebungen bemerkt haben. Man schlug Be¬ stimmungszeichen, Richtpfähle ein, und siehe da, es stellte sich unwiderruflich heraus, daß die Kapelle samt den Kreuzen sich gegen das Leilige Grab hin gewendet hätte. Man fand die Richtblöcke abgebrochen und die Mauer über dieselben hinaus verschoben. Der ganze Anblick war dadurch vollkommen geändert. Die Abweichung der Kapelle von ihrer ersten Lage betrug mehrere Ellen. Lerr v. Osterberg ließ diese Vorgänge nach Möglichkeit auf das genaueste gerichtlich feststellen; es gab keinen Zweifel an der Tatsache selber; aber niemand wußte sich für das Ereignis einen hinreichenden Erklärungsgrund. Leute weiß man den Grund sehr genau. Die ohne menschliche Lilfe und ganz gegen den Willen der Menschen stattgehabte Ver¬ schiebung der Kreuzkapelle brachte Kreuzkapelle und Grab¬ kirche zu einander in eine solche Stellung und Richtung, wie sie tatsächlich auch in Jerusalem vor¬ find lich ist. — Wer erkennt hier nicht das Walten und den Willen Gottes! — Die historische Tatsache der Ver¬ rückung als solche ist unleugbar. Wir fügen nur kurz an, daß Lerr Oslerberg, sobald die Kapelle ihre Stellung geändert hatte, auch den Z u g a n gs- w"c g zu ihr dementsprechend veränderte; er führte also nicht mehr in gerader Richtung von der Gnadenkirche empor, sondern machte einen kleinen Amweg. Zusammenbruch der Kirche. 1710 war die neue große Kirche eingeweiht worden. 1711 starb Lerr Osterberg. Schon in zwei Jahren darauf bekam die Kirche Risse und Sprünge. 1715 war ein Aufenthalt in ihr schon lebensgefährlich und der Zusammenbruch unausbleiblich. Der italienische Schwindler (der Baumeister) machte sich, sobald die ersten Risse bemerkbar wurden, heimlich aus dem Staube. Lerr v. Götzen baut die heute noch bestehende Kirche. Man begreift, daß der Sohn Osterbergs gar wenig Lust hatte, den schon wieder notwendigen Neubau der Kirche vom Fundamente auf zu beginnen. Er suchte darum seine Grundherrschaft zu verkaufen. Ein junger, erst 23 Jahre alter Graf v. Götzen fand sich als Käufer, zahlte sogar einen sehr- hohen Kaufpreis und machte sich frisch ans Werk. Er war aber sehr reich, viel reicher als der alte Lerr Osterberg cs gewesen und spendete aus eigener Tasche auch ungleich mehr für die neue Kirche, als der frühere Patron es getan hatte. Jedenfalls ist Graf v. Götzen als Wohltäter der Albendorfer Wallfahrtskirche ein vollkommen.ebenbürtiger Nachfolger des Lerrn Osterberg gewesen. Lind mit Recht wirst ein Geschichts¬ schreiber die Frage auf: Wenn man Osterberg ein Denkmal errichtet hat, warum denn nicht auch eines dem Lerrn v. Götzen? Wir führen nun die wichtigsten Stücke an, betreffs derer Lerr v. Götzen die damals bestehende Osterbergsche Kirche veränderte. Betreffs der K ir ch e selb er verkleinerte er sie ganz bedeutend. Die frühere hatte drei Schiffe, er aber ließ von diesen dreien nur das Mittelschiff stehen; die beiden anderen wurden entfernt. Die schwachen, hohlen Pfeiler ließ er an Ort und Stelle, verstärkte sie aber durch lange Strebemauern, so daß dadurch die unschönen und ganz zwecklosen kleinen Löse um die Kirche herum entstanden. Was der neue Bauherr in dieser Weise am Äußeren verschlimmerte, das ersetzte er reichlich durch die prächtige Ausgestaltung der Kirche in ihrem Innern. Er scheint sehr darauf geachtet zu haben, daß alles „stilrein" gebaut wurde, das heißt in einer und derselben Manier. Die Albendorfer Kirche ist also im Barockstile erbaut und hat eine eirunde Form, wenigstens in ihrem großen rückwärtige« Lauptteile. Sehr verändert wurde gegen früher der Gnaden» altar; übrigens mußte der Bauherr ziemlich lange darauf warten, bis ihm das bischöfliche Ordinariat die Bewilligung gerade zu dieser Umgestaltung der Gnadenkapelle erteilte. Ganz besonders aber muß es als ein Verdienst des Graf v. Götzen bezeichnet werden, daß er die herrliche breite Vorderfront in der heutigen Gestalt herstellte. Sie bildet ja jedenfalls die Lauptzierde des ganzen Gebäudes in Albendorf. Aber gerade wegen der Neuherstellung, oder doch ganz wesentlichen Umgestaltung dieser Fassade, machte sich auch eine gründliche Abänderung der vorderen Stiege wünschenswert. And so entstand denn die heutige sehr breite und schöne Aufgangstreppe, die in ihrem unteren Teile 33 Stufen zählt und weiter oben noch 15 Stufen aufweist. Weitere Ereignisse. Die Kriege des 18. Jahrhunderts schadeten im großen und ganzen betrachtet dem Wallfahrtsorte nicht gar sehr, ob¬ wohl sie freilich einzelne recht traurige Vorkommnisse im Gefolge hatten. Aber der Wallfahrtsort blieb so ziemlich auf seiner Löhe und nach wie vor strömten Schlesiens Bewohner mit Andacht zur großen, hochgeheiligten Stätte. Der Beginn des 19. Jahrhunderts jedoch machte sich für Albendorf recht schmerzlich fühlbar. Die entsetzliche Teuerung vom Jahre 1804 lastete auch auf den Bewohnern von Albendorf. HSSfSSsSSfDSfSSfSSsSSsTSfSSfSSfSEfTSfSSfSSsSSfSEsSSsS Albendorf SfDSfSSsSGfSSfLSfSEfSSfSSsTSfSSfSSfSSfSSsSEfSSfS 271 Im Jahre 1806 kamen dann noch die unglück¬ lichen Franzosenkriege, durch die Preußen fast an den Rand des Verderbens geriet. Da gab es häufige Durch¬ märsche, Einquartierungen, Kriegssteuern, härteste Abgaben. Im Jahre 1809 vergriff sich die Staatsgewalt an den Kirchengütern, indem die sogenannte Säkularisation stattfand: der Staat nahm sich von den Kirchen alles, was ihm gefiel, weil er sagte: „Ich brauch's!" Anter anderem hatte vor hundert Jahren Graf v. Götzen den Lochaltar mit einer Reihe von echten Edelsteinen geziert; der Staat nahm sie einfach weg: „Die gehören jetzt mir!" Zwei große massiv-silberne Engel wurden gleichfalls „säkularisiert"; an ihre Stelle kamen häßliche Lolzfiguren. 1815 bis 1820 wurde ein namhafter Teil der Kapellen am Kalvarienberg restauriert, einige sogar ganz neu gebaut. Nationale Reibereien zwischen Deutschen und Tschechen hatten zur Folge, daß im Jahre 1816 böhmische Wallfahrer groben Anfug verübten und den Wallfahrtsort sogar in Brand stecken wollten. 1907 und 1908 wurde die letzte große Renovierung der Kirche unternommen, die jetzt also wieder in neuer, herr¬ licher Ausstattung vor des Pilgers Auge steht?) Gebetserhörungen. Auf unsere diesbezügliche Anfrage teilte uns Lochw. Lerr Pfarrer Zimmer folgendes mit: Gebetserhörungen kommen fortwährend vor; erst seit 26. August 1910 mache ich mir kurze Notizen darüber; doch halte ich dafür, solche nicht zu veröffentlichen. Vom genannten Tage bis 24. Juni 1913 wurden mir 97 Gebetserhörungen mündlich mitgeteilt, darunter manche wirklich sehr wunderbare. * -i- -i- Wir sind in der Lage, einen an uns selber gerichteten Privatbrief mitzuteilen: Kind und Vater geheilt. Ich bin verheiratet. Mein Weib gebar vor elf Jahren einen kranken Knaben. Längere Zeit blieb das Abel unver¬ ändert. Da nahm ich meine Zuflucht zur allerseligsten Jung¬ frau, machte eine Wallfahrt nach Albendorf und betete daselbst um Gesundheit meines Kindes. And als ich zurück- kam, erklärte mir mein Weib mit Freuden, daß das Kind gesund sei. Die Stunde der Genesung war aber zugleich die Stunde meines Einzuges in Alben¬ dorf. Da möchte ich denn doch fragen: Wer hat mein Kind gesund gemacht? Ferner wurde ich selber alljährlich vier- bis sechsmal von einer heftigen Augenentzündung befallen, die dann manchesmal wochenlang anhielt. Soweit meine Mittel reichten, wendete ich alles an, aber vergebens. Die Ärzte hatten mir schon längst alle anstrengenden Arbeiten sowie gewisse Speisen verboten. Dieser Zustand dauerte 36 Jahre. Da ich nun das augenscheinliche Wunder, das an meinem Kinde geschehen war, sah, ging ich abermals an den Gnadenort, um für mich selber Leitung zu erbitten. And seit jener Zeit — cs sind jetzt schon viele Jahre vergangen — hat sich keine Spur ') Notiz des hochw. Lerrn Pfarrer Zimmer. 1912 wurde die elektrische Illumination angelegt und zwar für die Fassade durch 1300 Birnen, für den Lochaltar durch 250 Lampen. mehr von jener Augenkrankheit gezeigt; ich kann essen und arbeiten, was ich will. Ich frage wieder: Wer hat mich geheilt? And wenn ich selber antworten soll, so sage ich: die Muttergottes allein war meine Lelferin! L c r m e r s d o r s - Zwitt a u 1899. Josef Seewald. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1918 700jähriges Jubiläum des ersten sicheren Wunders. 1928 250jähriges Jubiläum des Marienbrunnens. 1921 200jähriges Jubiläum der Konsekration der Kirche. Albendorf, das Gnadenbild. 1950 750jähriges Jubiläum des sicheren Bestandes der Wallfahrt. 1951 250jähriges Jubiläum der Einweihung des Leiligen Berges und seiner Kapellen. 1963 700jähriges Jubiläum des Engelbaues. Ständige Priester: 2 Weltpriester, "Aushilfe von Seite der Benediktiner zu Braunau und Raigern, der Kapuziner aus Prag und der Weltpriester aus Prag. LeiligeMessen fremderPriester jährlich: 90. Kommunikanten jährlich: 34.000 (1912). Besucher jährlich: 120.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: zirka 200. Lauptfest: Äeimsuchung und Geburt Mariens. Seelenzahl der Pfarre: 1700. 272 Efs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess Ess Maria-Schmolln Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Ständige Devotionalienhändler: 12 Geschäftsläden, 42 Buden, 2 Grossisten. Gasthäuser: I I. Kaffeeschänker: etwa 20. Unterkunft für etwa 9000 Personen. Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Wallfahrer : 48V» Deutsche, 52°'» Slawen (Tschechen, Slowaken und Polen.) Zufahrten. W i e n— Albendorf. Schnellzug (von Wien-Nordbahnhof oder Staatsbahnhof über Brünn) bis Glatz 6V«— 7Vs St. L 12.80. Von Glatz noch mittels Personenzug zwei Stationen, 20 Min. bis Mittelsteine, zirka K —.80. Personenzug bis Mittelsleine (von Wien) 13V- St., zirka K 10.50. P ra g—Albendorf. Bequemste Fahrt : Prag (Nordwest¬ bahn) über Königgrätz—Tinischt (umsteigen)-Mittelsteine, 702 St. L 8.40. Benachbarte Wallfahrtsorte. Albendorf—W a rtha. 4 Vs Gehstunden. Eisenbahn Mittel¬ steine—Glatz (umsteigen)—Wartha. V« St. Mk. —.80. Albendorf—Gr ul ich. Uber Lichtenau (umsteigen)— Grulich (umsteigen) — Grulich-Stadt. 2V- St. Mk. 2.05. Albendorf — Klein - Schw a d owitz. Mittelsteine— Weckelsdorf (umsteigen)—Radowenz. 3 St. zirka L 2.1 0. Von Radowenz 1 St. Gehzeit. Literatur. Albendorfisch-Marian. Gnadenthron, 2 Bd„ 1696 u. 1735. Oslmetum Osterbsrxianum. 1b89. Koegler, Chronik v. Alb. 1805. Bach, Kirchengesch. der Grafschaft Glatz. ?. E. Zimmer, Albendors, Selbstverl. Albendorf 1893, gr.-8° 372 S. (gut illustr.). (Aus diesem Werke wurden uns die Klichees bereitwilligst zur Verfügung gestellt.) p. E. Zimmer, Kurze Geschichte (Auszug des ob.Werkes). Selbstverl. 1908, 12°, 80 S. Xve IVIans, Linz, XVII, 146 u. mehr. Forts. Ott, Marianum, 678. Reg. Mar. Kal., 1878, II. Rudniki, Berühmt. Walls., Paderborn 1891, S. 46. Kurze Erwägung. Das hervorstechendste Moment an diesem unseren Wallfahrtsorte und feiner Geschichte sind die hervorragenden, größtenteils historisch unumstößlich beglaubigten Wunder, die immer wieder vom neuen in der Geschichte dieser Kirche auf¬ tauchen und eine ganz besondere Fürsorge Gottes für diesen Ort verraten: Der Wallfahrtsort entsteht durch eine Er¬ scheinung der Muttergottes — die wunderbare Leitung des alten Ian macht den Ort bekannt — Engel selber helfen beim Kirchenbau — aus ganz merkwürdige Weise tritt der Marienbrunnen zutage und wird durch übernatürliches Ein¬ greifen Marias vor Vergiftung geschützt — Kreuzkapelle und Kreuze werden durch ein einzig dastehendes Wunder von ihrem bisherigen Standorte weggeschoben; zu diesen außer¬ ordentlichen Ereignissen gesellen sich noch zahlreiche Gebets¬ erhörungen und Krankenheilungen, wie sie übrigens an allen Gnadenorten so sichtlich zutage treten. So ist Albendorf wahrhaftig ein Ort, „wo Gottes Land sichtbarlich waltet und segnet". Gebet. O Lerr, der du es so gefügt hast, daß das Leben unseres Leibes sowie auch das Leben unserer Seele einer herrlichen ununterbrochenen Kette von Wundern gleicht, und der du als Abschluß und Fortsetzung dieses irdischen Lebens uns ein anderes besseres verheißen hast, das in noch höherem Grade wunderbar genannt werden muß — wir bitten dich, du wollest unseres Geistes Auge erleuchten, damit wir in unserem eigenen Leben die Spuren deiner Vorsehung und Barmherzigkeit erkennen, und diesen Spuren mit Freude folgend das große Ziel erreichen, das du uns allen vor¬ gesteckt hast: Dich selber und deine himmlische Lerrlichkeit für alle Ewigkeit zu sehen und dadurch unaussprechlich glücklich und selig zu sein; dies verleihe uns auf die mächtige Fürbitte Mariens, deiner glorreichen irdischen Mutter. Amen. Maria-Schmolln. Oberösterreich. 28.000—30.000 Kommunikanten. Kennst du die Stätte .voll der Gnaden", Am Berg das schlichte Frauenbild? Bist jederzeit dort eingeladen. Komm' nur zur Mutter Jmmermild! Sie trägt ihr Kindlein auf den Armen, Lat auch für dich ein Plätzchen noch An ihrem Lerz, dem liebewarmen, O Pilger, komm' zur Mutter doch! Örtliche Lage. liegt Maria-Schmolln? Im oberösterreichischen Innviertel und zwar in den westlichen Ausläufern des großen Ko¬ bernaußer Waldes auf einer Bergkette, die ehedem den Namen „die Schmölln" führte; der Name dürfte „schmaler" (Bergrücken) bedeuten. Von größeren Städten, die in der Nähe liegen, wäre eigentlich nur Braunau am Inn und etwa noch Ried zu nennen. Maria-Schmolln ist von Braunau aus in ungefähr fünf Gehstunden, von Ried in etwa sechs Stunden zu er¬ reichen. Es liegt von Braunau in südöstlicher, von Ried in südwestlicher Richtung. Was die nächste Eisenbahnverbindung betrifft, so kommt dafür nur die Strecke Braunau—Steindorf in Betracht. Fährt man nun von Braunau gegen Steindorf, so hat man linker¬ hand fortwährend einen Bergrücken als Begleiter, der, bald höher bald niedriger, bald schmäler bald breiter, den Zugang nach Maria-Schmolln versperrt. Aber diesen Bergrücken drüben dehnt sich, wieder mit der Bahnstrecke ziemlich parallel laufend, Welehrad (Mähren). Kunstreiche, von den Zisterzienser-Mönchen geschnitzte Kirchenstühle. Dahinter Prpben der allerreichsten Mauerverzierung der Kirche.) (Seite 338). g^> sfs sjs sss sfs sfs Ess sfs Ess Ess Ess Ess sfs Efs sfs sfs Ess Maria-Schmolln EssssssssEsssssEsssfsEssssssssSssssssssEssEss 273 cin langes Tal. And jenseits dieses Tales erhebt sich ein wal¬ diger Äugel oder Berg, auf dessen Spitze die Wallfahrtskirche Maria-Schmolln liegt. Von den Eisenbahn st ationen für Maria- Schmolln kommt als erste und wichtigste die Station Ittendorf— Äelpfau in Betracht. Von dort aus ist nämlich die Steigung über den genannten Bergcsrücken die allergeringste. Dieser Weg wird auch, wie man uns mitteilte, am meisten benützt. Gute Fußgeher erreichen Maria-Schmolln von dort aus in 1^/» St. Kaum hat man in etwa einer halben Stunde den Bergrücken erreicht, so sieht man schon von weitem über das Tal her rechterhand den Turm der Wallfahrtskirche über die Wald¬ bäume ragen. Ein zweiter Weg, der ganz bestimmt schöner, weil waldreicher ist, aber dafür auch vielmehr Anhöhen zu überwinden gibt, ist der Weg von der Station Mattig Hofen. Er ist beiläufig ebenso lang wie der erstgenannte, führt eine halbe Stunde lang (über Schälchen) in ebener Gegend dahin; dahei kommt man an einem großen Kreuze vorüber, das, von riesengroßen Tannen umgeben, einen erhebenden Eindruck macht. Nach einer halben Stunde beginnt dann die Wanderung auf zum Teil ganz neu hergerichteter, schöner Bergstraße, von der aus man ab und zu die ferne Kirche erschauen kann. Wir können diesen zweiten Weg von Mattighofen allen Fußgängern bestens empfehlen, besonders an sonnigen Tagen, weil der erste Weg dann wenig Schutz bietet. Ein dritter Weg, ebenfalls ein Waldweg, führt nach Station Munderfing, ist aber, weil nicht markiert, schwer zu finden und deshalb fremden Leuten nicht zu empfehlen. Gehzeit beiläufig ebenso lang als auf den beiden erstgenannten. Da auf keinem der genannten drei Wege Stellwagen oder dergleichen verkehren, so kann man Maria-Schmolln nur zu Fuß erreichen, wenn man nicht vielleicht in der Lage ist, sich Privatfuhrwerk besorgen zu können. Kirche und Gnadenbild. Äaben wir die Talwanderung glücklich beendet, so müssen wir nur mehr den kleinen, schönen Aufstieg zur Spitze des Wallfahrtsberges machen; 14 Kreuzwegstationen weisen uns den Weg. In etwa zehn Minuten ist die kurze Steigung glücklich überwunden. Gar bald winkt uns die nahe Kirche freundlichen Gruß zu. Vorbei am A syl h a u s e der ehrwürdigen Schwestern geht ein schnurgerader Weg zum Gotteshause, das uns seine Vorder¬ front zuwendet. Ein schlanker, achtseitiger Turm mit zierlicher Spitze erhebt sich gerade über dem Eingangsportale zum Äimmcl. Wir betreten die feierlich schönen Äallcn. Was sollen wir davon sagen? Wir erwähnen bloß jenes Wort, das der Bischof von Linz bei der Einweihung der Kapelle aussprach: er nannte sie damals „die Perle der Romanik", Des Österreichers Wallfahrtsorte. das will sagen, sie sei unter allen Gotteshäusern, die im so¬ genannten romanischen Stile erbaut sind, als schönste und edelste zu bezeichnen. Dieses Bischofswort enthält wohl ein sehr bedeutendes Lob für diese Kirche. Äinzufügen können wir, daß nicht bloß die Bauart, sondern auch die Erhaltung und der Schmuck tadellos und alles Lobes würdig sind. Doch wir suchen das Gnadenbild. Man weist uns auf einen Seitenanbau, der etwa in der Mitte der linken Evangelienseite der Äauptkirche an¬ Maria-Schmolln, Vorderfront der Gnadenkirche. gefügt wurde. Dieser Anbau ist eine ziemlich geräumige, gleichfalls in rein romanischem Stile erbaute Kirche; drei Altäre befinden sich dort, der mittlere ist der Gnadenaltar. Der Gnadenaltar ist zugleich Kommunionaltar. Gar inhaltsreiche Mahnung weiß das Spciscgitter allen denen zu geben, die sich dem Tisch des Äerrn nahen; denn es zeigt die Inschriften: „Wer mich findet, der findet das Leben und schöpfet Äeil vom Äerrn," und auf der Epistelseite die Worte: „Es prüfe sich aber der Mensch, und so esse er von diesem Brote!" 18 274 Ess sss sfs sss Ess sfs sjs Ess sss Ess Ess Ess sss Ess Ess Maria-Schmolln Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Wahrhaft schöne Betrachtungspunkte für jeden Kom¬ munikanten. Doch nun den Blick zum Altäre empor. Ziemlich weit oben lesen wir die einfachen Worte geschrieben: „AveMaria!" Ja, sie passen wohl trefflich, denn so oft man solch einem Gnadcnthrone der allerseligsten Jungfrau naht, ist es ja doch dieser Gedanke, der uns Lerz und Sinn erfüllt: „Ave Maria!" Es ist ein recht kleines Bildchen, das hier als Bild der Gnade, als Vermittler himmlischen Segens gefeiert wird: ein auf Lolz gemaltes, einfaches Mariahilfbildchen, das, ohne den breiten Rahmen gerechnet, kaum 30 oder 40 cm hoch sein dürfte. Wie dieses Bild entstand, wie es sich hier seinen Ehren¬ platz errungen, wie es zum Mittelpunkte großer Wallfahrten und zum ersten Gnadenbilde Oberösterreichs geworden, das soll in den folgenden Zeilen dargestellt werden. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Obgleich der Wallfahrtsort Maria-Schmolln verhältnis¬ mäßig noch als „jung" bezeichnet werden kann, so ist seine erste Entstehungsgeschichte dennoch ziemlich ungewiß und sagen¬ haft. Es macht uns ganz den Eindruck, als ob hier aus einer einfachen Waldkapelle, die obendrein noch anläßlich eines ziemlich unbedeutenden Vorfalles errichtet wurde, nach einem etwa hundertjährigen Bestände sozusagen „über Nacht" ein Wallfahrtsort sich herausentwickelt habe. And nachdem man sich auf solche Art von dem Lauf der Dinge hatte über¬ rumpeln lassen, fragte man sich voll Erstaunen: Ja, wie ist denn diese Kapelle hergekommen, wie ist sie entstanden? Aber da schon hundert Jahre vorbei waren, gab es begreiflicher¬ weise nur unbestimmte, unsichere Antwort. A r s p ru n g s g e s ch i ch t e. In den verschiedenen Büchlein, die die Geschichte des Wallfahrtsortes beschreiben, wird als einziger Zeuge für die Entstehung der Waldkapelle ein alter Bauer der dortigen Gegend aufgeführt, der im Jahre 1860, als die herrliche neue Kirche gebaut wurde, aus seiner Erinnerung beiläufig folgendes angab: In Anterminichtal hauste in der ersten Lälfte des 18. Jahrhunderts der Bauer Michael Priewasser. Nun trug es sich im Jahre 1735 zu, daß er mit seinem eigenen Sohne in Streit geriet, der soweit ausartete, daß der ungeratene Sohn fluchtartig das Laus seines Vaters verließ und von Stund' an nimmer gesehen wurde. Den Vater wurmte es tief und er konnte den einst so geliebten Sohn nimmer vergessen. In der Religion fand er Trost und Beruhigung. And er verfiel nun auf den Gedanken, gleichsam zur Sühne an drei verschiedenen Stellen Bildsäulen zu errichten, damit die Leute, die dort vorüberschritten, für den Erbauer und Spender ein andächtig Vaterunser sprächen und es ihm von Gott erbeteten, das Leidenskreuz ergeben zu tragen. Für eine dieser drei Säulen ersah er sich den Ort, wo heute die Kirche steht und für diese Säule wählte er ein einfaches Bild — Maria hilf. Das ist der erste Beginn des besuchtesten Landesheilig¬ tums von Oberösterreich. Die ersten Ansätze. In der allerprimitivsten Weise begann ganz heimlich und verborgen das Wachstum dieser wahrhaft einfachen Stätte. Ab und zu blieb einer stehen vor dem schmucklosen Mariahilf- bilde und sprach, wie das Bild ihn lehrte: Maria hilf! — und siehe da: Maria half! Voll Freuden ging er heim, und da er andere leidend sah, sprach er ihnen zu und redete vom Bilde im Walde, wie ihm selber dort so leicht geworden und wie er vermeinte, die Muttergottes hätte ihm wirklich ge¬ holfen, und er riet also freundschaftlich: Geh' auch du zu Maria hinaus, zur Mariahilf im Walde, vielleicht hilft sie auch dir. And er ging und stand und schaute hinauf und sprach: Maria hilf! — And Maria half! And andere taten ebenso. Das ist die uralte Gnadengeschichte, die Geschichte, wie Wallfahrtsorte entstehen. Von einem Lolzhacker erzählt man sich, der auf die stark blutende Wunde seines Fußes ein Stück Rinde vom Bildbaume gelegt und das Blut sei momentan stillegestanden. Dieses Mirakel, wie es die Leute nannten, zog manchen hin¬ aus zum stillen Waldesbilde. Bald kamen Leute und brachten Bilder herbei und hängten sie an den Baum. Das erste Votivbild, das man kennt, stammt aus dem Jahre 1747. So war Maria-Schmolln durch Jahrzehnte hindurch eigentlich sonst nichts, als was wir heute eine Wald¬ andacht nennen; wir kennen ja dergleichen in unseren lieb¬ lichen Wiener Wäldern. Es dauerte recht lange, bis sich die Schmöllner Bauern soweit aufschwangen, aus ihrer Waldandacht eine wirk- licheKapelle zu machen. Das Jahr des Baues ist 1784. Kaum hatte man sie fertiggestellt, so wurden alle bisher zu¬ sammengetragenen Votivgeschenke, Bilder, Wachshände u. dgl. hineingetragen. Auf den primitiven Altar kam das Mariahilf- bild. Merkwürdig bleibt hiebei, daß diese erste Kapelle gerade damals errichtet wurde, als von Wien aus geradezu vernich¬ tende Wetter über alle Gebetsstätten Österreichs losgingen. Aber wer achtete diese kleine, ganz unbedeutende Kapelle mitten im allerdichtesten Walde „auf der Schmölln"! Zerstörung der Kapelle. Doch es sollte anders kommen. Mit der Zeit wurde man doch auch auf diese unschuldige Waldandacht aufmerksam, und da der josefinische Geist noch jahrzehntelang nach dem Linsterben des Kaisers selber in vielen Schichten des Beamten¬ standes fortlebte, so ward im Jahre 1810 über die liebliche Waldkapelle das Todesurteil gefällt und gar bald auch vollstreckt. Die Kapelle wurde demoliert und auf zwei Wägen das Material fortgeführt, das Marienbild aber wurde als gänzlich unnütz einfach weggeworfen. Bevor man es endgültig irgendwohin in ein Gebüsch warf, riß man es noch mitten auseinander. Es war nämlich auf Lolz gemalt. Die Herren von der Kommission dachten dabei (vorausgesetzt, daß sie überhaupt etwas dachten) sicherlich mit Schadenfreude und Lohn: Aus ist's mit dem Aber¬ glauben. Im Limmel droben aber war ein Stärkerer, der sprach anders: Nein, es nicht aus, sondern jetzt beginnt es erst! SjD §jT SsT SsD SsT SjT SjD SsT SjT SjT SjT SjT SjD SjT Älkarla-EchMvllN S^D S^D S^D S^D SsT D^D SsD SsD SsT SsT SsD SsD SsD SsT S^lT 2/5 A u f e r st e h u N g. Als seinen Boten sandte der himmlische Lenker der Menschcngeschicke einen einfachen Bauers in ann namens Hinterher ger. Der kam mit seinem hölzernen Rechen, um Streu zusammenzuhäufen. Da stieß er auf das Bild. Er hob es auf und schaute es an und kannte es gleich: Das ist ja das Mariahilfbild aus der Kapelle. Lind er nahm es mit Ehr¬ gedachte man doch, die neue Kirche zur Pfarrkirche eines neuen Sprengels zu machen, den man von den anderen nahen Pfarren abtrennen wollte; selbstredend wäre dies für alle Leute der nächsten Umgebung eine wahre Wohltat gewesen. Mit allseitigem Jubel wurde es also begrüßt, daß nach längeren Verhandlungen der schöne Entschluß feststand: In Schmölln wird eine neue Kirche gebaut! Die Landleute zeigten furcht und Freude auf und trug es heim. Dort begann er mit lobenswertem Kunstsinn die stilgerechten Restaurierungs¬ arbeiten: ein Stück Spagat sollte die beiden auseinander¬ gespalteten Bildteile in ihrer ursprünglichen Lage erhalten. So blieb es etliche Tage, bis der Bauer, mit seiner Kunst¬ leistung doch nicht ganz zufrieden, den Spagat entfernte und anstatt dessen zwei hölzerne Rückenleisten annagelte. bei diesem Bau eine seltene Opfer Willigkeit. In rühriger Arbeit gingen die Wintermonate l 859/1860 dahin und es wurde von allen Seiten das nötige Baumateriale (zum großen Teile Gratisspenden) zugeführt. Holz brauchte überhaupt kein weiteres gekauft zu werden; es wär alles gcschenkweise auf den Bauplätze zusammengekommen. Auch Geld fand sich in den Opferbüchsen immer ziemlich viel. Weil es ihm keine rechte Ruhe gab, so vermeinte er das beste zu tun, wenn er das Bild wieder an seinen eigentlichen Platz zurücktrüge. So tat er denn auch und hing es an derselben alten Fichte auf, an der es einst gehangen. Auch ein kleines Schutzdach gab er dem alten Bildnisse Mariens. Dies war die zweite Gründung von Maria- Sch molln (1810). Lind nun war Maria- Schmolln wieder eine Wald¬ andacht wie ehedem. 40 Jahre blieb es so. Wie langsam doch manche Gotteswerke heranwachsen! Viel zu langsam für die menschliche Ungeduld! Unter¬ dessen brachten verschiedene Leute allerlei Opfer und Maria-Schmolln, Rückansicht der Kirche mit dem Franziskanerkloster. Bilder, schleppten große Kreuze herbei und nahmen sich (dies war eine besonders beliebte und in Maria-Schmolln fleißig geübte Wallfahrersitte) Rindenabschnitte von den nächsten Bäumen mit, wohl zur Erinnerung an jenes Blut¬ stillungswunder des Holzfällers. Endlich im Jahre 1850 kam es zum neuerlichen K a p e ll e n bau. Schon war die Beliebtheit dieses Ortes eine große und in kurzer Zeit waren alle Wände des neuen Heilig¬ tums mit Bildern gänzlich bedeckt. Im Juni des Jahres 1860 wurde die feierliche Grund¬ steinlegung vorgenommen. Sommer und Herbst verstrich mit dem Rohbau, im nächsten Jahre entstand der Turm. Zum nicht geringen Leidwesen der Leute mußten nun auch die beiden ehrwürdigen Fichten, zwischen welche hinein die Holz¬ kapelle gebaut worden war, gefällt werden. Man zeigt noch heute den Ort, wo sie einst gestanden (in unmittelbarer Nähe des Altars). Am 28. Oktober 1863 war man endlich so weit, daß Bau der neuen Kirche 1859 — 1862. Nun ging es in der Entwicklung dieser Wallfahrtsstätte mit großen Schritten weiter. Schon längst hatte man den Plan erwogen, ob man nicht an Stelle der Waldkapelle eine geräumige Kirche aus Stein aufbauen sollte. Nicht bloß der Zudrang der Pilger heischte dies, sondern es verband sich damit auch ein praktisches Interesse der nächstgelegenen Bevölkerung; die Konsekration vorgenommen werden konnte. Ein Tag der Freude für Schmölln und die ganze weite Umgebung. Die Franziskaner kommen. Länger als ein Jahr stand die neue Kirche verwaist; man wußte noch nicht recht, wer die Wallfahrtsseel¬ sorge übernehmen würde. Doch kam auch diese gewiß nicht unwichtige Angelegenheit zur befriedigenden Lösung und man 18* 276 sfsEft>sft>sft>ssssfssfssft>sfsEft>sft>sft>ssssfssft> Maria-Schmolln sft>sft>Esssft>sft>sfsEft>ssssfsEssEssEft>sft>Sft>Eft> schloß ein Abkommen mit den Franziskanern der nordtirolischen Provinz, infolge dessen sie am 1. Februar 1864 als Ver¬ walter der Kirche und Seelsorger der Wallfahrt in Maria- Schmolln cinzogen. Sie wurden von der massenhaft angcsam- melten Landbevölkerung mit Heller Freude empfangen und in ihr neues Keim eingeführt. Wieder vergingen drei Jahre, bis daß ein neuer, längst gehegter Wunsch zur Erfüllung kam: Maria-Schmolln wurde im Jahre 1867 zur Pfarre erhoben. Nunmehr war der Bestand von Maria-Schmolln als Wallfahrtsort gesichert und die Pilgerscharen kamen von weit und breit herbeigezogen. eignet erscheinen, um hier ein trautes Keim für ruhe- bedürftige alte Leute zu gründen; also ein Asyl. Im Verein mit den ehrwürdigen Schulschwestern von Vöcklabruck wurde diese Idee durchgeführt und ein ge¬ räumiges Kaus gebaut, in dem nicht bloß dauernd eine An¬ zahl von Schwestern wohnen, sondern wo (und dies war die eigentliche Bestimmung) alte Leute gegen gewisse festgesetzte Preise volle Verpflegung und Wohnung bekommen könnten. Die Erbauung des Asyls war begreiflicherweise ^ mehr¬ facher Beziehung für Maria-Schmolln zum Vorteil, da ja bisher auf jenem Kirchenhügel nur ganz wenige Käufer standen, also eine Vermehrung der Ansiedlungen recht sehr erwünscht war, und da insbesondere Maria-Schmolln, Inneres der Kirche. durch den Aufenthalt und die Wirksamkeit der Schwestern die Pfarrangehörigen und zumal die Kinder nur ge¬ winnen konnten. Auch wirt¬ schaftlich bedeutet die Ent¬ stehung eines derartigen gro¬ ßen Kauses für eine ver¬ schlagene Waldgegend immer die Eröffnung eines neuen, ständigen Absatzgebietes für die verschiedenen landwirt¬ schaftlichen Produkte. Ferner war auch zu hoffen (wie es in der Tat eintrat), daß sich unter denAsylbesuchernmanch eine wohltätige Person finden würde, die sich für die schöne Kirche interessieren und für deren Erhaltung und Schmückung Opfer bringen werde. Aufnahmsbedingungen im Asyl. Wer im Asyle ausge¬ nommen zu werden wünscht, hat sich einige Wochen früher Weil aber alles Irdische veraltet, so fand es sich Ende der Siebzigerjahre, nach etwa 15 jährigem Bestände des Gottes¬ hauses, daß alles schon recht geschwärzt und vom Kerzcnrauche verrußt war. Es wurde also das Innere frisch ausgemalt und gleichzeitig ein neuerer Plan zur Durchführung gebracht: die Erweiterung der eigentlichen Gnadenkapelle. Ein Franziskaner ?. Johann M. Reiter unterzog sich dieser Aufgabe mit lobenswertem Verständnisse und stellte das neue Marienheiligtum in jener Größe und Ausdehnung her, wie man es heute noch in Maria-Schmolln sehen kann. Dieser neue Zu bau entstand im Jahre 1880 und er¬ hielt ein Jahr darauf (1881) die kirchliche Konsekration. Das Asyl. Die anmutige Lage des Wallfahrtsortes, die vielen duf¬ tigen Wälder ringsumher ließen das Plätzchen als sehr ge¬ brieslich an die Lausoberin daselbst zu wenden und den ge¬ wünschten Tag der Ankunft sowie die Klasse der Verpflegung anzugeben. Preise. I. Klasse. Wenn eine Person Bett und Einrichtung selber mitbringt, so beträgt der im vorhinein zu entrichtende Verpflegsbetrag per Monat 60 Kronen. — Wünscht man Bett und Einrichtung vom Asyl, so erhöht sich der Preis um 10 Kronen. Beansprucht man ein Eckzimmer, um 20 Kronen (also in letzterem Falle zusammen 80 Kronen). II. Klasse. Wird Einrichtung mitgebracht, per Monat 46 Kronen. Wenn nicht, 50 Kronen. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1935 200jähriges Jubiläum der Entstehung. 1963 lOOjähriges Jubiläum der Weihe der Kirche. Ständige Priester: 8 ?. ?. Franziskaner der nord¬ tirolischen Provinz. Leilige Messen fremder Priester jährlich: 300. sfs sfs Ess sfs sfs Ess sfs sfs sfs sfs Ess sfs Ess Ess sfs Efs Maria-Schmolln sss sss sss sss sfs sss Ess sss sfs Ess sss Sfs §sT sfs sss 277 Kommunikanten jährlich: 28.000 bis 30.000. Besucher jährlich: 80.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 150. L a u P tfest: 24. Mai (Mariahilf). Seelenzahl der Pfarre 1105, des geschlossenen Ortes 200. Meereshöhe der Wallfahrtskirche 557 m, relative Löhe zirka 60 m. Ständige Devotionalienhändler: 4. Gasthäuser: 5. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist stabil. Nationalität der Pilger: deutsch. Zufahrten. L i n z—Maria-Schmolln. Aber Steindorf (umsteigen)— Mattighofen. Schnellzug über 3 Stunden, K 5.50. Personenzug gegen 5 Stunden, X 4.20. Salzburg — Maria-Schmolln. Über Steindorf (um. steigen)—Mattighofen. Schnellzug 1'/. Stunden, X 1.80. Per¬ sonenzug über A/s Stunden, X 1.50? Benachbarte Wallfahrts¬ orte. Maria-Schmolln — Pö st- l i n g berg. Wie nach Linz. Maria-Schmolln—M aria- Plai n. Wie nach Salzburg. Maria - Schmölln — Al t- ötting. 9—lOstündige Tages¬ tour über Attendorf—Schwand— —Burghausen. Bei Benützung der Eisenbahnstrecke Attendorf— — Braunau (umsteigen) — Neu¬ ötting A/s Stunden gegen X 2.—. Maria-Schmolln— K i r ch- dorf am Inn. Am besten Fußtour über Altheim 4 bis 5 Stunden. Bei Eisenbahnbe¬ nützung : Attendorf—Braunau— — Oberndors-Altheim IV» Stunden, X 1.10. Maria-Schmolln— M a ri a h i lfb e r g bei Passau. Eisenbahnfahrt Attendorf —Braunau (umsteigen) — Ried (um¬ steigen) — Passau über 4 Stunden, X 3.50. Gute Fußgeher legen den Weg Maria-Schmolln—Ried zu Fuß zurück (5 bis 6 Stunden). Literatur. Anonym, Mariahilf, Endl, Salzburg 1860, 12°, 56 S. Elfterer, Wallf.-Büchl., St. Norbertus, Wien, 1896, 12°, 88 S. Arsprung und Wallf. Fischer, Innsbruck, 16°, 40 S. Reg. Mar.-Kal. 1887, IV. Loppe, im ,,Vaterland", 28. August 1911. (Feuilleton.) Kurze Erwägung. Das einfache Bild, das die „aufgeklärten° Beamten hochmütig zerrissen und als unbrauchbar wegwarfcn, fand Beachtung bei der Himmelskönigin. Wie sagt doch die Heilige Schrift: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Ecksteine geworden". (Matth. 21, 42.) Lind welche Vermittler wählte sich Ansere Liebe Frau weiter? Ein oberösterreichischer Bauer sollte das Bild mit Spagat wieder zusammenschnüren, und nagelte dann zwei Holz¬ leisten quer darüber. And siehe da: dieses erbärmliche Bild ward das lebenspendende Samenkorn für den größten Wall¬ fahrtsort Oberösterreichs! — Wir erkennen klar und scharf: dieselben Lehren, die der Göttliche einst den aufhorchenden Leuten Galiläas ans Herz legte, genau dieselben Lehren sprechen unzweideutig heute noch nach 2000 Jahren aus allen Gnadenbildern und Wallfahrtsorten. Es liegt „Programm" in dieser Sache und ziclbewußte Ausarbeitung göttlicher Pläne, Pläne, die unendlich erhaben sind über die lächerlichen Anschauungen des platten Menschenverstandes. Gebet. O Herr, der Du dem Volke Oberösterreichs im Gnaden¬ orte Maria-Schmolln eine reichlich fließende Quelle Deiner Erwartungen eröffnet hast, gib daß wir an allen Orten, zu allen Zeiten, in jeder Lage Dir treu und ergeben dienen, damit wir nach gut vollbrachter Pilgerfahrt auf Erden das große, heilige Wallfahrtsziel erreichen: Dich selber, dreieiniger Gott und in Dir und durch Dich die ewige Glorie der Seligkeit. Dies erflehe uns durch mächtiges Bittgebet Maria, Deine Mutter, die erwünschte Führerin und Patronin unserer irdischen Wanderschaft. Amen. Lat sich Maria einen Ort erwählt. So kann kein zornig Machtwort ihn zerstören. Er wird ihr dienstbar ewig angehören. Mag auch vor Grimm erstarren alle Welt. So traf auch dich, unscheinbar Bild, ihr Blick, Mocht' auch ob dir sich Feindeswut entladen, Du warst und bist die Quelle reicher Gnaden, Aus deinen Trümmern sproßte neues Glück. (M. L.) 278 sfs sfs sfs Ess sss sfs sss sfs Ess sfs sss Ess sfs sfs sfs Ess Bechin Ess sss EsT sss sfs Efs sss Sss Ess Efs sfs Ess sfs Efs sss sfs sss SsI Des Flusses träumerisch Fließen — ein Lerold flüchtiger Zeit, Die Felsen zu Deinen Füßen — ein Bild der Ewigkeit! Die Blumen im Felsengarten — gemahnen an Tugendzier Die Wallfahrtsstufen, die harten — sie sprechen vom Leiden mir. Das hohe Gewölbe der Säulen, — ein Zeichen stolzer Kraft — Doch laßt uns zum Größesten eilen: Zum Bilde, das Gnade schafft. Sechin. Südböhmen. 25.000 bis 30.000 Kommunikanten. Örtliche Lage. Tabor aus, der stolzen, hochberühmten Stadt im Süden Böhmens, führte uns die elektrisch betriebene Kleinbahn durch eintöniges, welliges Äü g e ll a n d eine Stunde gegen Südwest. Auch dann noch, als wir schon die Kirchentürme unserer Endstation erschauten, hatten wir kaum beflere Augenweide genoffen: noch dehnten sich die mäßigen Kügel nach allen Seiten, noch hatte sich die waldige Gegend ihrer Einförmigkeit nicht entwunden; und wir ahnten nicht, was wir heute noch Schönes erblicken sollten. Wir stiegen aus und kamen nach wenigen Minuten an eine Stelle, wo sich das Terrain plötzlich senkte, und wo ein gutgcpflcgtcr P r o m e n a d c w e g, die lange Straßenserpentine wesentlich abkürzend, in das tiefein gegrabene Bett der dunklen Luschnitz hinabführte. Wir durchschritten den abschüssigen Wald und standen kurz hernach am Äser des genannten Flusses, der hier in schluchtartiger Felsenenge seinen Weg gefunden hat. And wir schauten empor zu den Felsengcbilden des jen¬ seitigen Äsers, wo Schloß und Kirche und Stadt aus steinernen Thronkoloffen ihre Stätte sich erkoren haben. Es war ein Anblick, der Lust und Freude in unserem Kerzen löste. So überschritten wir denn auf langer Brücke den me¬ lancholisch ernsten Fluß und standen nun, kaum drüben, hart unter hohen übcrhängenden Gesteinsmassen, von wo aus lin¬ kerhand die schöne Straße durch Wald und Fels an Türmen vorbei zu des Schlosses stolzer Pracht, und durch das Schloß hindurch zum Kerzen der kleinen Landstadt führt. Rechterhand jedoch — und dies war unser Weg — führte der Fußsteig an ein paar in die Felsen hineingebauten Läuschen vorbei, zuerst dem Flusse entlang und dann auf hoher Steilstiege direkt zur Wallfahrtskirche empor. Von den Felsen herab grüßten tausend Büschlein grell¬ gelber Kresse, die gerade damals die Zeit ihrer Kochblüte hatte. Sie grüßten, die tausend kleinen, genügsamen Felsen- blümlcin und wir wußten nicht, galt ihr stiller Gruß uns, dem fremden Wanderer, oder war's ein Grüßen hinauf zur hohen Kirchenfrau Maria? Wir faßten es in der zweiten gerechteren Weise, und vereinigten freudevoll unseres Kerzens Grüße mit dem der Blümlein und sahen zielfroh zu den hohen stattlichen Mauern unserer Wallfahrtskirche hinauf, die in m a je- stätischcr Gotik uns entgegenstarrten. Droben auf des Daches breiter, hoher Masse ein einzig Türmlein, ein Dachrciterlein, ein Zwerglein im Reiche der Kirchturmriescn; aber das hehre Gotteshaus scheint zufrieden zu sein mit seinem kleinen Turm- fingcr und hätte die Kirche Menschensprache, wer weiß, sie spräche vielleicht mit zufriedenem Blick auf ihr kleines Türm¬ chen: „Klein, aber mein!" Wir wüßten sofort ein anderes niedliches Wortspiel, das wir uns selber erdacht beim Anblick der Front dieser Gnadenkirche: „Groß, aber bloß!" Wahrhaftig groß und hoch ist diese Front; aber sie ist die allereinsachste und leerste, die uns jemals unter die Augen gekommen ; übertrifft sie doch an Einfachheit sogar die Front von „Maria in der Wüste" im Südsteirischen. Es ist nämlich nur eine vollkommen kahle, bloße, g r a kle Mauer, die oben in eine Spitze ausläuft, und die in der Mitte, und zwar etwas über halbe Köhe hin¬ auf einen einzigen schnurgeraden, einfachsten Strebepfeiler als Stütze und Kaltmittel aufweist. Weiter kann die Einfach¬ heit schon gar nimmermehr gehen. Doch Geduld, mein Leser! Geduld! Wir werden besseres zu sehen bekommen, wenn wir das Innere des Gotteshauses beschreiten, Geduld aber auch, ehe wir es beschreiten können, denn dies wird solange ver¬ zögert werden, bis wir uns an der Klosterpforte den Kirchenschlüssel ausgebettelt haben. Denn auch diese doch ansehnliche Wallfahrtskirche lag hinter Schloß und Riegel, wie so viele andere böhmische, besonders tschechische Wallfahrtskirchen. Man scheint in allen diesen Gegenden das Wallfahren überhaupt nur als Sonntagsbeschästigung zu kennen, während die Gnadenbilder an den anderen Wochen¬ tagen unter die „Dornröschen" zu zählen sind. Also gewiß ein einschneidender Gegensatz zu den meisten unserer deutschen Wallfahrtsorte. Die Gnadenkirche. Wir betraten also das Gotteshaus und zwar durch die Sakristei. Alsogleich boten sich uns zwei Anblicke, die eben zugleich die schönsten sind, die die Kirche überhaupt zu bieten hat; der erste Blick war der auf den Kochaltar, wir werden davon ein wenig später sprechen, der zweite Blick nach rück¬ wärts, schief durch die Kirche hindurch, gegen die ferne Seite nkapelle hin. Man braucht nicht viel Kunstgeschichte zu verstehen, so weiß man sofort, daß hier ein spätgotischer Bau die Blicke fesselt; und auch die Spätgotik hat ihre unbestrittenen Reize. Wer vermöchte die drei schlanken Säulen mit ihren saft palmenartigen Bogenbildungen tadeln, die das große rückwärtige Schiff der Kirche in zwei Schwesternschiffe teilen? Wer vermöchte das soge¬ nannte „diamantene Zellengewölbe", das wir nir¬ gends so schön gefunden haben, als gerade hier, ohne auf¬ richtiges Bewundern betrachten? Wie treffend ist diese Be¬ zeichnung: „Diamantenes Zellengewölbe", denn das ganze sieht aus wie die großen Schleifflächen eines Brillanten. gss sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Bechin S^T S^T S^T S^T S^T E^T S^D S^T S^T SfT S^sD S^sD SsD EsT SsT 2/9 Wir stehen nicht an, gerade diese Form des Gewölbes der Kirche zu Bechin als ein seltenes Schaustück zu bezeichnen, dessen Anblick die Reise von Tabor her Wohl befriedigend belohnt. Eine Blume der Spätgotik! Wir haben schon angedeutet, daß die Kirche aus zwei von einander streng geschiedenen Hälften besteht, von denen die soeben geschilderte rückwärtige entschieden die größere, breitere, und baulich wohl auch schönere ist, während die vordere Hälfte eigentlich nur als eine Fortsetzung des einen Schwesterschiffes betrachtet werden kann. Am klarer zu sprechen, sagen wir: Man stelle sich den Grundriß der Kirche so vor, wie ein viereckiges Fenster mit vier Scheiben, von denen aber die obere, rechte Glas¬ scheibe fehlt; die drei übrigbleibenden Scheiben geben den Grundriß der Kirche; die obere linke entspricht dann dem Pres¬ Dcr Anblick des H o ch a lt a r e s i st herrlich. And zwar nicht so sehr wegen seines Aufbaues, sondern insbeson¬ dere wegen des feinen Geschmackes, mit dem man es ver¬ standen hat, alles zu arrangieren. Den Mittelpunkt bildet wohl das Gnadenbild, ein Bild der schmerzhaften Muttergottes, etwa 130 cm hoch, und zwar geschnitzt in der ganz ausgesprochenen Manier des 15. Jahrhunderts. Es werden uns wohl die meisten zustimmen, daß die Kunst dieser Zeit für uns überholt ist; wir können vom Stand¬ punkte der Schönheit daran wenig vorfinden, was uns etwa in Begeisterung versetzen könnte. Doch es ist einmal Gnaden¬ bild und darum für uns ein Gegenstand der Verehrung. Aber dieser Gruppe der schmerzhaften Mutter hat man nun das erwähnte große Kruzifix postiert. Man hat seine erhabene Ein¬ fachheit durch gut angebrachte Strahlen vortrefflich byterium, die beiden unteren dem zweiteiligen Hauptschiffe. Verweilen wir noch ein wenig bei der großen rückwärtigen zweischiffigen Halle. Sie ist es, die dem gesamten Gotteshause das Gepräge der Erhaben¬ heit verleiht. Sie ist licht, hoch, und wie es sich für gotische Kirchen geziemt, ohne jedwede malerische Ausschmückung. Gegen rückwärts hin hat sie (an der Seite) noch einen Anbau, eine ziemlich geräumige K a p elle, zu der man über etliche Stufen em- pvrsteigen muß. Diese Kapelle weist Barockstil auf und hat eine kleine gemalte Kuppel mit Laterne; ferner einen ziemlich dunklen Barockaltar Bechin. Gesamtansicht der Kirche und des Franziskanerklosters. mit gewundenen Säulen. Ehemals stand in dieser Seitenkapelle jenes schöne große Kruzifix, das heute die Zierde des Hochaltares der Äauptkirche bildet. Die staatlichen Organe Kaiser Josefs II. hielten diese Scitenkapelle für unnötiges Beiwerk und ließen sie darum von Staatswegen vermauern, das erwähnte Kreuz jedoch auf den Hochaltar bringen. Was half die staat¬ liche Maurerarbeit? Heute ist die anbcfohlene Mauer längst wieder niedergerissen, wieder steht wie früher die schöne Ka¬ pelle allen Pilgern offen, ja am Kapcllenaltare hat sich An- sere Liebe Frau von Lourdes ein Ehrenplätzchcn errungen. Wie triumphierend und selig bei solchen Gedanken unser „Ave!" klingt, das wir gerade in dieser Kapelle unserer hoch¬ verehrten Anbefleckten Empfängnis widmen! Nun noch ein wenig von der schmäleren Vorderhälfte der Kirche, an deren Ende sich der Hochaltar mit dem Gnadcn- bilde findet. Lier sei nebenbei erwähnt, daß neuestens die ganze Kirche, besonders aber Hochaltar und Lourdeskapelle elektrisch beleuchtet werden können. gehoben und hat dem Kreuze — wir können dies nicht genug loben — den richtigen Hintergrund zu geben ver¬ standen. Es befindet sich nämlich dahinter irgend ein großes Altarbild. Dieses Altarbild hat man — wir glauben, es war der gegenwärtige ?. Guardian, der diesen genialen Gedanken faßte — mit einem großen dunkelroten Tuche völlig überdeckt, so daß nun das von Gvldstrahlen umgebene Kruzifix einen außerordentlich guten Hintergrund besitzt, von dem es sich vortrefflich abhcbt. Der Gcsamtanblick des Altarcs hat da¬ durch ungemein gewonnen. Auch sonst macht der Altar in seinem würdigen Auf¬ bau und durch seine reichlich und gut erhaltene Vergoldung einen sehr befriedigenden Eindruck. Noch einer kleinen Nische müssen wir Erwägung tun, die sich ebenfalls in diesem vorderen Teile der Kirche befindet. Man sieht dort auf einem ganz kleinen Altärchen eine etwa spannen hohe Statuette der schmerz- 280 S^D SsT SsD SfT SsD SsT SsD SsT SsT SsT SfD S^D S^D SsD SsT S^D VbÜ)iN S^T SsD SfD SsD SsT S^T SsT SsT SsT SsD S^sD SsT S^D SsD SsD S^D SsD S^T haften Muttergottes, die hier in dieser Kirche gleich¬ sam als zweites Gnaden bild verehrt wird. Jedenfalls steht historisch fest, daß die Schweden diese kleine Lolzfigur dreimal ins Feuer warfen, und daß sie dennoch, ohne irgend einen Schaden zu nehmen, in den Flammen wunderbar erhalten blieb, welche Begebenheiten wir wie folgt verzeichnet finden?) „Die kleine schmerzhafte Jungfrau." Als einst ketzerische Soldaten in die Kirche ein- drangen und dieses Gnadenbild erblickten, machten sie, trotz Bechin, Inneres der Kirche. des bitteren Leides einiger in der Kirche anwesenden K a th o- liken, in der Mitte der Kirche einFeuer, ergriffen die Gnadenstatue und warfen sie unter greulichem Lästern in die Flammen. Aber siehe, das Bild entwich auf wunderbare Weise dem Feuer und fand sich unversehrt auf seinem Platze am Altäre. Wütend rissen die Soldaten das Bild herab und schleuderten es abermals in das Feuer. Doch auch dieses- und noch ein drittesmal entschwand die Statue den Flammen und kehrte unsichtbar auf den Altar zurück. Erschreckt, wut¬ schnaubend und sowohl das Gnadenbild, als auch die an- ') posellczmL starček kttibökü cssIFcb II. 127. wesenden Katholiken furchtbar lästernd, flohen die Ketzer aus dem Gotteshause. Vierzehn mit Namen und Charakter angeführte Augen¬ zeugen bestätigen diese wunderbare Begebenheit. Aber noch eines dritten Gnadenbildes rühmt sich diese Kirche, und auch dieses dritte ist, wie die beiden andern, ein Vesperbild, also ein Bild der schmerzhaften Mutter des Lerrn. Es steht auf einem der Seitenaltäre und ist etwa 70 cm hoch. Es ist wie die beiden andern aus Lolz ge¬ fertigt. Die Legende weiß zu berichten, daß in der Zeit der Rebellion, da diese Kirche leer stand, ein plündernder Soldat in die Kirche drang und in frevlem Ubermute der Statue den Kopf vom Leibe trennte und dabei grä߬ liche Lästerungen ausstieß. Aber schnell folgte die Strafe des Allerhöchsten, denn alsbald stürzte der Frevler zu¬ sammen, ward irrsinnig und begann zu brüllen wie ein wildes Tier. Mit Gewalt mußte man den tobsüchtig um sich Schlagenden aus der Kirche tragen, ihn mit Ketten binden und streng bewachen. Er aber schrie wild auf, daß ihn der böse Feind verfolge. Dann, ruhiger geworden, gestand er seinen Fehler, ließ untrügliche Zeichen wahrer Reue schauen und starb nach fünf oder sechs Tagen. Die nächste Umgebung der Kirche. Unser würdiger Führer, der Pater Guardian des Fran¬ ziskanerklosters, hatte die Güte, uns allüberall herumzuführen, wo immer sich auch nur irgend etwas Sehenswertes befand. Da sahen wir denn zuvörderst die Sakristei, ebenfalls mit einem diamantenen Zellengewölbe von hervor¬ ragender Schönheit ausgestattet, sonst aber dunkel und darum für Sakristeizwecke kaum zu brauchen. Weiter wurden wir in die weiten Grufthallen geführt; irgend ein adeliges Geschlecht, oder ihrer zwei, halten dort ihren Todesschlaf. Es ist nicht viel zu sehen in dem geräumigen Gewölbe: Sarg neben Sarg, des Todes Beute¬ stücke! — starre Rufzeichen der Vergänglichkeit! Idyllischer schon hat man die Franziskanerpatres gebettet. Auf hoher Felsenklippe, hoch über derLuschnitz unter freiemLimmel sind ihre Gräber und mitten unter ihnen das Bild des Gekreuzigten. Und wieder standen wir in schwindelnder Löhe auf Felsenterrassen im Klostergarten. Knapp hinter uns die hohen Mauern des Gotteshauses, der Gruftgewölbe, tief unter uns die Schlucht der Luschnitz, zur Rechten auf tiefer gelegenen Seitenterrassen blühende Apfelbäume, und weiter hinüber ein Blick zu den breiten Fronten eines gräflichen Schlosses — wahrlich ein wonniges Schauspiel. Nicht umsonst waren wir hier. Wir werden des schönen Wallfahrtsortes und seiner Felsgehänge, seiner Steinkobolde, seiner gelben Blumen¬ büschlein nimmermehr vergessen! Und nimmermehr vergessen der schönen Kirche stattlichen Lallen, wo da wohnt und thront der Gnade Bild, das Bildnis einer, die den Schmerz verkostet in siebenfach schneidender Qual. Ave Maria! Ave Dolorosa! Kurzer geschichtlicher Überblick. Das Franziskanerkloster in Bechin mit der Kirche zu Mariä Limmelfahrt war ursprünglich ein Mino riten- §sD EsD SsT SsD SsT SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsT SsD SsD SsT SsD BechlN EfS EsS SfD SfS EfS EfD sfs Ess EfS SsS SsS SfS 281 sloster, das von den Bürgern im Jahre 1274 erbaut, im Hussitenkriege 1420 aber zerstört wurde. Im Jahre 1491 stellte Graf Zdislav von Sternberg das Kloster nebst Kirche wieder her und übergab es Franzis- kanerordcnspriestern. Bis zum Jahre 1619 weilten die Franziskaner hier in Frieden; in diesem Jahre jedoch von den Ketzern ver¬ trieben, flohen die Mönche nach Prag. Einige wurden von den feindlichen Soldaten gemartert und ins Gefängnis geschleppt, das Kloster bis auf die Steine n i e d e r g ebrannt. Das Allerheiligste, die Altäre und Bilder wurden verunehrt, die Leichen aus den Grüften gerissen und zerstreut, und alles, was irgend einen Wert bezeigte, mitgenommen. Von zwei, am Eingänge des Klosters befindlichen, aus dieser Zeit stam¬ menden Bildem, zeigt uns eines einen Ketzer auf der Kanzel stehend und einen Stein nach dem Bilde des Gekreuzigten schleudernd (der Stein prallte ab und traf zurückweichend den Frevler selbst, der kopfüber die Kanzel hinunterstürzte). Nun lag an der Stelle des Klosters eine Brandstätte und auch die Kirche trug noch immer die Spuren der Verwüstung. Die Gnadenbilder wurden indes in den Häusern frommer Stadtbürger aufbewahrt, wo sich die Gläubigen ver¬ sammelten, um vor denselben ihre Andacht zu verrichten. Späterhin ließ Graf Adam von Sternberg die Bilder in seine Bechiner Schloßkapelle bringen, wo sie verblieben, bis im Jahre 1623 Kirche und Kloster von ebendemselben Wohl¬ täter w i e d er e r b aut, die Franziskaner wieder hier ein¬ geführt, und von ihm und seinem Sohne mit Einkünften ver¬ sehen wurden. Anter dem Hochaltäre ist eine Kapelle S. Callixti, gleichfalls von Adam von Sternberg 1623 erbaut. Früher wurde dortselbst an jedem Freitage das heilige Meßopfer dargebracht; gegenwärtig ist sie geschlossen. 1673 wurde von Johann Graf von Sternberg die schöne Meß k a p e lle zu Ehren der schmerzhaften Muttergottes angebaut. 1725 wurde diese Kapelle vergrößert und eingeweiht und 1884 die Statue der Anbefleckten Empfängnis, eine prächtige Arbeit des Tiroler Meisters Ferdinand Demetz, dort aufgestellt. Statistisches. Räch st e Iubiläumsjahre: 1924 650jähriges Jubiläum der ersten Klostergründung. 1941 450jähriges Jubiläum der Kirchenkonsekration und zweiten Klostergründung. StändigePriester: 3 Franziskanerpatres der böhmi¬ schen Provinz; außerdem ein definitiver Weltpriester. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 250—300. Kommunikanten jährlich: 25.000 bis 30.000 (samt Andachtskommunikanten 60.000). Besucher jährlich: 50.000 bis 60.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 80 bis 90. Hauptfest: 15. August. Ständige Devotionalienhändler: 3. Gasthäuser (in der Stadt): 17. Fassungsraum der Kirche: 2300 Personen. Einwohnerzahl der Stadt: Gegen 5000. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist fallend. Nationalität der Wallfahrer: Nicht einmal IP Deutsche, sonst Tschechen. Zufahrten. Wien (F. J. B.)—Beckin. Uber Tabor (umsteigen). Bis Tabor Schnellzug 4 V? St-, X 11.60, Personenzug 8 St., X 8.80. Von Tabor nach Bechin 1 St., X 1.30. (Retourkarte X 2.20.) Prag (F. I. B.)—Bechin. Über Tabor (umsteigen). Bis Tabor Schnellzug 1 'ü St. X 5.16, Personenzug 3 St., X 3.90. Dann weiter nach Bechin. Benachbarte Wallfahrtsorte. Bechin— K l o k o t. Klokot liegt nächst Tabor. Fahrt bis Tabor wie oben. Literatur. Sch all er, Topographie. Prag und Wien 1789. XIV, S. 137. Sommer, Böhmen. Prag 1842. X, S. 30. KoZnar, poutnicka miska, Prag 1903. 407 — 412. ?outni misto kectüne. Anonym, bei Nedvidka, Tabor. 4», 8 S. Beckovsky, poselkzmö. II, 127. Labe Äenr. Inas sucra. kttsZae 1b85, 8". <3eL. Xr/st. bl^stor^e o kteck swatyck obra^cb. kttare 1746, 8°. Kaltenbäck, Mariensagen. Wien 1845. S. 173. Mitt. d. Zent.-Kom. 1886, XVI, SXI-XVIII, 290-1894, 101-1896, 12. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866, II, 228. Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. K. Wien IX, 86. Kurze Erwägung. Der reizvolle Name „diamantenes Zellcngewölbe", den man jener eigenartig geformten Gewölbekonstruktion gegeben hat, löst in unserem Herzen eine Gedankenreihe, die es wert ist, daß man ihr ein Weilchen sinnend folge. Möchte doch — so wünscht es jeder — das Heiligtum unseres Herzens ein¬ gewölbt sein mit einem geistigen diamantenen Zellengewölbe! Möchte sich, wie Zelle an Zelle, Tugend an Tugend reihen! Möchte unser Glaube mit dem Diamant an Härte, Reinheit und Glanz wetteifern! Möchten die schlanken Palmensäulcn echt christlicher Werke unser geistiges Gebäude tragen, stützen und festigen! Möchte unser Herz allzeit ein schönes, ge¬ schmücktes, dem Herrn geweihtes, ihm allein gewidmetes Heiligtum sein. Gebet. O Herr, der Du den Felsen, den Wassern, den Blumen die Stimme versagt, dem Menschen aber die Gabe der Sprache gnädigst verliehen hast, — wir bitten Dich, daß im ernsten, ewigen Schweigen der Steine, der Wasser und der Blumen wir Menschen unsere Lobesstimme um so mächtiger erheben und dankbar Dich preisen möchten, den Schöpfer, den Vater, den Richter! And wenn schon Mauern und Steine Dich, o Herr, durch ihre schöne Gestaltung allein zu loben ver¬ mögen, so gib, daß wir Menschen in solchen Lobpreisungen niemals der willen- und stimmlosen Natur nachstehen, sondern als begeisterte Chorführer im großen Weltenkonzcrte, Dich, den Ewigen, den Heiligen, den Allmächtigen verehrend Preisen alle Tage unseres Lebens. Amen. 282 EfsssDEfssfssftxZssSfssfssfssfssfssfssfssfsEss Die Insel Barbana sfssfDsjssfsEfsssssfssfsEfssfsssssfssfsEfsEfTsssEjT Me Me! Barbana. Im Adriatischen Meere. 25.000—30.000 Kommunikanten. Viel kaufend Wellen, vom Winde geführt. Sie haben, Barbana, dein User berührt. Lind jede lernt' ein Preislied dort Und trug es mit sich in die Weite fort. And murnielt fortan in Wellenweise Ihr „Ave Maria!" bald laut, bald leise. Zufahrt zur Insel. Insel Barbana liegt im nördlichsten Teile des Adriatischen Meeres, nur 3 km von der Küste ent- fernt, in den Lagunen der Seestadt Grado. Von Triest beträgt die Entfernung 24 km (west¬ nordwestlich); die, Insel kann von dort aus tatsächlich mittels Dampfers erreicht werden; freilich landet der Dampfer nur in Grado, nicht aber in Barbana selbst. Der gewöhnliche Zugang zur Insel ist der von der Nordseite. Die Eisenbahn bringt den Pilger bis hart an die Meeresküste (Belvedere); von dort aus ist die nahe Insel mittels Mietboot (2 K) in einer halben Stunde zu erreichen. Läufig kommen auch Gäste von Grado; dieses Seebad liegt aber schon weiter draußen im Meer. Boote von Grado fahren nach Barbana in drciviertel Stunden. Fahrpreis (hin und zurück) 3 K. Gnadenkirche und Gnadenaltar. Linser Schifflein landet also unmittelbar vor dem Kirchen¬ platze der Insel Barbana. Wir begrüßen im Geiste Kirche und Gnadenbild und steigen aus, um uns über einen mit vielen großen Bäumen besetzten Platz hin dem Heiligtum zu nähern. Dazu ist es notwendig, daß wir uns nach rechts (westwärts) wenden, denn unser Landungsplatz liegt an der Rordseite des Inselchens, also an einer der Breitseiten der Kirche. Als wir im Jahre 1911 die Insel besuchten, fanden wir noch die alte Kirche, die ganz anders ausfah, als die jetzige neue, welch letztere bis zur Zeit der Drucklegung dieses Buches (1913) zur Hälfte fertiggestellt war. Wir bringen diese alte Kirche im Bilde. Sie hatte eine stattliche Vorhalle, die uns jedenfalls besser zusagte, als die neue romanische Front, die man der Kirche nunmehr gegeben hat. Sie hatte nach vorn hin (gegen Westen) drei hohe offene Steinbögen, nach jeder andern Seite aber deren zwei. Rings um die Gesimse, sowie an den Flächen der Wände, sahen wir da nebst anderen Bildern ganze Reihen von Kirchenfürsten, Brustbilder in Lebensgröße, weiße Stuck¬ arbeit. Wir hielten sie anfangs für Bilder der Päpste. Aber man hat uns eines Bestem belehrt, es waren die Bilder der Patriarchen von Aquileja. Patriarchen von Aquileja! Wie eigenartig wird unser Lerz durch die Nennung solcher Worte berührt. Wir haben ja gestern dieses Aquileja geschaut. Wir haben gesehen, welch herunter¬ gekommenes Dorf es sei. Wir hätten dort beinahe nicht einmal ein Nachtlager zum Schlafen gesunden. And das ist die einst so mächtige, gewaltige Patriarchenftadt, die ehemals zweitgrößte Stadt des Römerreiches. Heute sitzt dort statt eines Kardinal- Patriarchen ein Pfarrer mit seinem Kooperator. And hier auf der Insel Barbana müssen wir die Bilder dieser längst dahin¬ gegangenen, einflußreichen Kirchenfürsten schauen. Ein Stück Ver¬ gangenheit lebt wieder auf in unserem Geiste und mächtiger als sonst klingt die alte Arwahrheit in unser Ohr: O Eitelkeit der Eitelkeiten, und alles ist eitel! Der Baustil der alten Kirche, die etwa für 1000 Per¬ sonen Platz bietet, ist außerordentlich einfach: man denke sich einen rechteckigen Kasten, der mit einer Langseite auf der Erde liegt, so haben wir das zutreffendste Bild dieses Gottes¬ hauses: „Kastenstil!" Dieser Kasten hat an der Vorderseite eine von einem Bogen überwölbte Öffnung, durch die man zum Hochaltar gelangt, der in einem hohen, sehr lichten Turme zu stehen scheint. Dieser Hochaltar, mit der von oben einströmenden Licht¬ fülle ist wahrhaft schön zu nennen und versöhnt uns in etwas mit der übergroßen Einfachheit des Kirchen¬ schiffes. Za, wir stehen nicht an zu sagen, daß durch diesen hellbeleuchteten Altar das ganze Bauwerk ungemein gewinnt und daß man eben deswegen im großen und ganzen die Kirche immerhin als schön bezeich¬ Insel Barvana, Landungsplatz. nen kann. SsD SsT SsD SsD SsT SsT SsT SsT SsD SsT SsD SsT SsT SsD SsD 6sD Die Insel VarbaNa SsT SsD EsD SsS SsT SsT SsT SsD SsT SsT SsD SsT SsT GsD 6sD 283 Den Ehrenplatz dieses Kochaltars, nämlich den Platz über dem Tabernakel, nimmt die etwa lebensgroße Statue Unserer Lieben Frau ein. Sie ist aus Kolz geschnitzt, zeigt die Mutter- Schon seit vielen Jahren wurde von allen Seiten der Wunsch ausgesprochen, die alte, kleine Gnadcnkirche — wenn auch allen Freunden des Gnadcnortes lieb und teuer; weil Insel Barbana, die alte Gnadenkirche mit Vorhalle, an welcher Stelle jetzt die neue Kirche gebaut wird. sie jedoch viel zu klein und elend war — , durch eine neue, geräumige und dem heiligen Orte angepaßtc Kirche zu ersetzen, die imstande wäre, die immer zahlreicher und stärker werdenden Pilger- züge aufzunehmcn und die als wahres Denkmal des Glaubens und der Liebe inmitten der Lagunen von Grado gelten könnte. Die vom Erzbischos von Görz, Kardinal Missia, an den Enadcnort berufenen Patres Franziskaner griffen den frommen Wunsch nach einem neuen Maricntcmpel liebevoll auf und entschlossen sich, im vollen Vertrauen auf Maria, zum Baue der neuen Kirche, von der bis jetzt nur die vordere Kälfte (wo nämlich früher gvttcs in sitzender Stellung, das Jesulein sitzt gar lieblich auf dem linken Oberschenkel der Mutter. Das Bild wurde im Jahre 1863 feierlich gekrönt und ist gewöhnlich mit Prunkgewanden umgeben. Der Gesichtsausdruck von Mutter und Kind ist sehr anmutig, besonders das Antlitz Mariens zeigt einen Ausdruck von Milde und Ernst, der uns das Bild recht lieblich erscheinen läßt. Eine Sehenswürdigkeit für sich bildet die Sakri- die alte Vorhalle stand) vollendet ist. Die neue Kirche ist im romanischen Stile geplant, dreischiffig, mit einem schönen Ehor. Die Baukosten, welche mehr als 100.000 Kronen betragen, werden durch milde Gaben der Marieuverchrcr allmählich zusammengebracht werden. Nicht unerwähnt mag die sogenannte Ursprungs- k a p c llc bleiben, die, ganz abgetrennt von den übrigen Bau- stci; sic ist mit sehr lehr¬ reichen Bildern, die die Ent¬ stehungsgeschichte sowie wei¬ tere Schicksale der Gnaden¬ kirche und des Gnadenbildes darstellen, reichlich geziert, trägt unterhalb der Decke wieder ein schönes Gesimse mit einer langen Reihe von Brustbildern verschiedener Kirchcnfürsten und ist auch sonst in weißer Strickarbeit Prächtig ausgestattct. An die beiden Breit¬ seiten der Kirchen schließen sich zwei kleinere Krcuzgänge an, von denen der eine ziemlich vernachlässigt ist, während der andere, wohl- erhalten, in die Wohnungen der gegenwärtig dort befind¬ lichen Geistlichkeit führt. Insel Barbana, Inneres der Kirche. 284 sfs sfs sfs sfs Ess Ejs Ess Ess sfs sfs sfs Ess sfs sfs sfs Die Insel Barbana sfs sss Ess SsT sfs sfs sss sss sfs sss sfs sfs sss sfT sfs sss ssI lichkeiten, gegen Süden hin zwischen Bäumen und Gras- anlagen sich erhebt. Innerhalb einer steinernen niedrigen Ain fricdung sehen wir da eine kleine, achteckige Kapelle, deren einziger Altar als Altarblatt ein Bild Papst Pius' IX. zeigt, wie er vor der ihm erscheinenden Muttergottes kniend, sich ihr durch einen Weiheakt hingibt. Die übrigen Wandteile der Kapelle bedecken Bilder aus der Entstehungsgeschichte, unter denen wieder das Erscheinungsbild der Muttergottes auffällt, die im Jahre 582 n. Ehr. an dieser Stelle dem Patriarchen Elias zuteil ward (nicht zu verwechseln mit dem Propheten Elias, der dem Alten Testamente angehört). Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die Arsprungsgeschichte des Marienwallfahrtsorts Bar¬ bana reicht in ein sehr weit zurückliegendes Zeitalter hinauf, so daß diese Insclwallfahrt zu den ältesten und ehrwürdigsten Gnadcnorten der allerseligsten Jungfrau gehört. Man kann sich denken, init welchen Gefühlen die arme Bevölkerung diesen vom Äimmel gesandten Schatz empfing, mit welcher Verehrung das Volk zu dieser Statue aufblickte, als sie dieselbe nach dem Sturme hoch im Baume hängend erblickte. Von dieser Stunde an datiert die Verehrung Mariens in Barbana; und wie man aus den statistischen Angaben ersieht, hat sich diese Verehrung bis auf den heutigen Tag sehr rege erhalten. In kürzester Frist wurde die Kunde von dem ange¬ schwemmtem Marienbild dem damaligen Patriarchen von Aquileja, dem Erzbischöfe Elias hinterbracht. Elias, von Geburt ein Grieche, war ein Mann von heiligem Lebens¬ wandel und hochgeehrt von allen, die ihn kannten. Auch er sah in dieser sonderbaren Ankunft des Bildes ein Wunder des Lerrn und einen deutlichen Fingerzeig, daß Gott die besondere Verehrung dieses Bildes auf diesem kleinen Eilande wünsche, so daß er sich also sofort entschloß, am Fundorte Phot. Heß u. Wessely, Grado. Insel Barbana, Auffindung des Gnadenbildes. In jenen spätrömischen Zeiten, da die Stadt Aquileja noch eine führende Rolle spielte und zu den ersten Städten des Weltkreises gehörte, hatten die Bürger von Aquileja auf der benachbarten Insel eine Quarantainestation ein¬ gerichtet, wo die aus der Fremde kommenden Schiffe und Boote ihre Kontumazzeit zu verbringen hatten. Auch ein Lazarett war bei dieser Gelegenheit für die etwa kranken Passagiere errichtet worden. Nun traf es sich im Jahre 582 nach Christi Geburt, daß ein ungeheurer Stur in die Lagunen des Adriatischcn Meeres aufpeitschte und die wilden Wogen mit solcher Wucht über die Insel trieb, daß alle darauf befindlichen Gebäude, also auch das Lazarett, zusammenstürzten und der Vernichtung anheimfielen. Doch dieselben Meereswogen, die der bedrohten Insel so schweres Unheil brachten, sollten für Jahrtausende hin zum Segen gereichen. Denn siehe da, von den Wellen getragen schwamm ein hölzernes Marienbild, eben die heutige Gnadenstatue, herbei, und verfing sich in dem G eäste eines Baumes, der an der Stelle der heutigen Ursprungs¬ kapelle seinen Standort hatte. der Statue eine Kapelle zu Ehren der allerseligsten Jung¬ frau Maria zu errichten. Die Kapelle ward also erbaut. Nun wird aber von etlichen alten Schrift¬ stellern, die in den damaligen Zeiten lebten, berichtet, daß die Gottesgebärerin dem Patriarchen Elias zu mehrerenmalen er¬ schienen sei und mit ihm geredet habe. Insbesondere sprach sie den Wunsch aus, daß man auf der ihr so liebgewordenen Insel e i n e K irche und ein Wohnhaus für Priester errichte. Zu¬ gleich versprach sie, sie wolle dann die Insel zu einem heiligen Orte machen, wo alle Gläu¬ bigen, die mit Vertrauen fich zu ihrem dortigen Leilig tume wendeten, einen sicheren Lasen für die Stürme der Leiden und eine Trost¬ stätte in allen ihren Seelenanliegen finden würden. Der fromme Patriarch zögerte nicht lange, diesem Wunsche Mariens nachzukommen und erbaute alsbald die gewünschte Kirche. Mit großem Pompe und unter Be¬ teiligung gewaltiger Volksmassen wurde am Tage der Ein¬ weihung die Gnadenstatue auf den Ehrenplatz ob dem Laupt- altare übertragen, eine Wohnstätte, die sie nun mehr als ein Jahrtausend in ungestörtem Besitze hat. Bald darauf, als die herankommenden Pilgerscharcn immer größer rind das Bedürfnis einer geordneten Wallfahrts¬ seelsorge immer ausgeprägter wurde, schritt man auch an die Errichtung eines Klosters, das dann an die Brüder des heiligen Ben edikt us überging. Der erste Prior, der mit einem Genossen als Flüchtling von Tarvis gekommen war gss sfs sfs sfs Ess sss sfs Ess sfs sfs sss Ess Ess sfs Ess sfs Ess Die Insel Barbana sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess 285 und späterhin auf der Insel das Amt eines Abtes bekleidete, kmg den Namen Barbanus, der dann auf das Eiland selber überging: „die Insel des Barbanus"; sie hat den Namen bis heute bewahrt. Wie die Insel früher hieß, ist uns nicht bekannt. Der Baum, an dem das Bild der allerseligsten Jungfrau zum erstenmale erblickt wurde, war begreiflicher¬ weise für das Pilgervolk ein Gegenstand allerhöchsten Inter¬ esses und man begann sehr bald damit, sich irgend einen Splitter oder auch ein größeres Stück abzuschneiden und als kostbares Andenken mit nach Hause zu nehmen. Da nun Tausende und Hunderttausendc dasselbe taten, schrumpfte der Baumstrunk begreiflicherweise bald zusammen, so daß zum Schluffe der Klostervorstehung mit Mühe und Not ein einziges größeres Stück übrig blieb, das nun in guter Obhut auf der Insel selbst verwahrt wird. Dieses letzte Stück des Baumes wurde im Jahre 1730 von dem Superior in Ge¬ wahrsam genommen. Zugleich richtete derselbe an seine Nach¬ folger im Amte die Bitte, sie möchten diese kostbare Reliquie sorgsam bewahren, damit sie als letzte Erinnerung an die gnadenreiche Ankunft des Bildes Mariens auch noch für spätere Zeiten aufbewahrt bliebe. Nachdem die Insel jahrhundertelang unter der Leitung der Benediktiner gestanden war, wurde sie späterhin im 15. Jahrhunderte der Obsorge des aufstrebenden Franzis¬ kanerordens übertragen. Im Jahre 1593 wurde die Kirche einer gründlichen Renovierung unterzogen. Nachdem die Franziskaner durch mehr als drei Jahr¬ hunderte Kirche und Kloster treulich verwaltet hatten, gefiel es dem venetianischen Senate im Jahre 1768, die Ordens¬ brüder von der Insel zu vertreiben. An ihre Stelle traten Weltpriester, denen nun durch 133 Jahre die Fürsorge für das Leiligtum oblag. 1901 brachte abermals eine große Änderung, indem durch den seligen Erzbischof von Görz, Kardinal Missia, zum zweitenmale die Franziskaner eingeführt wurden, die nun bis zur Stunde des Heiligtums treue Hüter sind. Gebetserhörung. Der 28jährige Melchior Romualdo von Gemona er¬ krankte im Jahre 1899 an beiden Füßen und konnte sich nur mit Krücken bewegen. Aber er hatte ein lebendiges Vertrauen zur seligsten Jungfrau von Barbana. Er ließ sich also in das Heiligtum Mariens tragen. Wie groß mußte sein Zu¬ trauen zur Madonna gewesen sein! Kaum wurde er in die Kirche hineingetragen, kaum hatte er sein inbrünstiges Gebet gesprochen, so wurde er sofort von der Madonna erhört, legte seine Krücken nieder und ging fröhlich in seine Heimat zurück. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1932 1350jähriges Jubiläum der Entstehung. 1963 lOOjähriges Jubiläum der Krönung. Ständige Priester: 3 bis 4 Franziskaner der dalmatinischen Provinz. Im Sommer 6 bis 8, in starken Konkurs¬ zeiten 12 bis 14 Priester. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 300'. Kommunikanten jährlich: 25.000 bis 30.000. Besucher jährlich: 40.000 bis 50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 60, darunter eine sehr interessante Prozession auf dem Meere von Grado nach Barbana und zurück, jährlich am ersten Juli-Sonntage. Lauptfest: Maria Himmelfahrt. Inselbewohner: 17 Personen. Meereshöhe: 1 m. Devotionalienhändler: 1. Phot. I. Sengsbratl, Wien. Insel Barbana, Gnadenkirche. Gasthäuser: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Zufahrt. W i e n—Barbana. Eisenbahnfahrt von Wien-Südbahnhof über Laibach, Monfalcone nach Belvedere. Schnellzug zirka 13 Stunden, K 29.—. Personenzug 22 Stunden, K 22.10. Trie st—Grado. Dampfer 2'/- Stunden. Benachbarte Wallfahrtsorte. Insel Barbana — M o nte Santo bei Görz. Eisenbahn Belvedere—Cervignano (umsteigen)—Monfalcone (umsteigen) — Görz-Südbahnhof, zirka 2V- Stunden, K 2.20. 286 sfs sfs sfssfs sfssfs sfs sss sfs sfsÄs sfs sfs sfs sfs Weißenstein SfsssTEfsSsTEfssssssTEsDEsDEfssfsEssEfssfssfssfsssTEfT Literatur. Ave Maria, Linz, VI, I8Z. II Lsntumio äi Osrbans, Tarcento 1908, gr.-8st 66 S. II Lantusrio cii Karbons, Hermanstorfer, Triefte 1896, 8°, 24 S. Zeitschrift: Ls IVIsckonns cki ksrbsns, seit 1910, Monats¬ hefte, illustr. per Jahr K 1.—. (Franz. Konvent Barbana) Kurze Erwägung. Kommet, lasset uns nach Barbana eilen, zu Maria! Nur ein Schiff le in kann uns in ihre Nähe bringen, dieses Schifflein ist der heilige Glaube. And schneller gleitet das Fahrzeug, wenn der Wind seine Segel bläht, der Wind des heiligen Vertrauens, oder auch der der kindlichen Liebe. Der Ruder kräftige Stöße helfen uns unser Ziel zu erreichen: Buße, Mühe, Selbstüberwindung sind unsere Ruderschläge. Fest eingerammte Pflöcke zeigen uns die einzigen Zufahrtsstraßen zu der gnadenreichen Insel in der Lagune; auch der Christ kennt gar wohl jene heiligen Straßen der Tugend, die ihn zu Gott bringen und seiner heiligen Mutter, jene Straßen, die durch die tausendjährigen Richtpflöcke der Gebote bezeichnet sind. Also Glück auf zur lieblichen, sinnigen Fahrt! And bist du bei ihrem Heiligtum angelangt, hast du deinen Fuß über die Schwelle ihres Gnadentempels gesetzt, so grüß' auch von uns aus die liebe Mutter in den Lagunen und sag' ihr, daß wir sie noch immer lieben, wie wir sie zuvor geliebt haben. Gebet. O mildeste Mutter, die Du unseren heilsbedürstigen Herzen auf der gesegneten Insel Barbana ein heilkräftiges Seebad eröffnet hast, verleihe uns die Gnade, daß wir in den Wellen Deiner Liebe, in den Wassern Deiner Gnade, in den Tiefen Deines Erbarmens gerne und willig unsere Herzen baden, auf daß wir gestärkt, gereinigt und getröstet Dir mit immer größerer Liebe, mit immer heiligerem Vertrauen ergeben seien und in dieser kindlichen Ergebenheit unwandelbar verharren bis zu unserem Tode. Amen. Wkißenltein. Südtirol. 20.000 bis 25.000 Kommunikanten. Weistenstein, dein schöner Anblick Ist der Preis des Müdegehens: Rur wer treu und lang gepilgert, Lat den Wonnelohn des Sehens, Bist ein Vorbild so des LimmelS, Den nur jene froh erlangen. Die die harten Erdenwege ' In Geduld und Treu gegangen. Örtliches Lage und Zugänge zum Wallfahrtsorte. eißenstein liegt von der Stadt Bozen in südwest¬ licher Richtung 12sts km Luftlinie entfernt. Der Höhenunterschied zwischen Bozen (265 m) und Weißen¬ stein 1520 m) beträgt 1255 m. Ein gut markierter Weg sührt direkt von Bozen nach Kohlern, an Stadlegg-Notwand vorbei über Deutschnofen nach Weißenstein. Dieser Weg ist besonders zu empfehlen, weil jetzt die Schwebebahn in wenigen Minuten nach Kohlern hinaufführt. Dadurch ist schon die Lauptsteigung des ganzen Weges, der vier bis fünf Stunden beträgt und fast ununterbrochen durch schattigen Wald führt, überwunden. Der gewöhnliche Weg ist der von den Pilgern von jeher begangene Wallfahrerweg von Station Leifers aus. Von dieser Station führt eine gute Straße in das Dorf Leifers (20 Minuten). Hinter dein Dorfe führt der durchwegs gute und trefflich markierte Steig rechterhand vom tiefeingeschnittenen Brantentale bei einer halb verfallenen, schon ziemlich hoch gelegenen Kapelle vorbei, bleibt dann immer oberhalb der Branten- taler Schlucht und führt fast in direkter Linie, ohne viele Umwege und immer durch schattige Wälder zum Ziele. Dort, wo außerhalb Leifers beim Wirtshaus „zum Steilenberg" die eigentliche Steigung ihren Anfang nimmt, findet sich die erste K r e uzw e g st a..t i o n; die zweite trifft man schon hoch oben nach einer guten Viertelstunde, die vierzehnte und letzte nach drei Stunden! — So weit auseinanderstehende Kreuzweg¬ stationen haben wir noch nie gesehen, aber sie haben das Gute, daß sie, weil in ziemlich gleichen Abständen ausgestellt, dem Pilger ein untrügliches Zeichen sind, wie weit er schon sei. Ein dritter Weg, der als Proviantweg für Weißenstein gilt, weil auf ihm allein, wenn auch mühselig, gefahren werden kann, führt unten in der Schlucht des Braute ntalbach es weiter, umgeht dann in großem Bogen den Wallfahrtsort und trifft endlich von Südosten her am Ziele ein. Er ist um Vs St. länger als der zuvor beschriebene. Ein vierter Weg, zwar etwas umständlicher,aberfürdiejenigen zu empfehlen, die sich etwa ein Drittel der Steigung ersparen wollen, führt über die noch südlicher gelegene Eisenbahn¬ station N e um ar kt-T r a m in; von dort ein Stück Fahrt mit dem Staatsautomobil, endlich über Dorf Aldein in schwach 3 Stunden nach Weißenstein empor. Die übrigen Zugänge nach Weißenstein vom südlich ge¬ legenen Fleimstal und vom östlichen Fassatal sind alle bedeutend weiter, für die Allgemeinheit viel weniger von Interesse; daher wir nicht weiter darauf eingehen. Das Kreuz in Steinen. Wir kommen also — so nehmen wir es an — auf dem Wege von Leifers her. Da treffen wir, nur mehr etliche Minuten von der Gnadenkirche entfernt/ eine lebensgroße Kreuzgruppe. Rings um den hohen Stamm des Kreuzes ein ganzer Hügel von kleineren und größeren Steinen. Wir erfahren, daß diese Steine von den Pilgern aus Buße weither zusammengetragen worden seien, viele sogar vom Tale unten. Dasselbe Schauspiel wiederholt sich noch einmal beim sogenannten Arlaubskreuz, auch hier rings um das Kreuz ein ansehnlicher Steinhügel, gleichfalls auf die ange¬ gebene mühevolle Weise zusammengetragen. Die Gnadenkirche. Durch die Fichten und Lärchen, die dichtgedrängt die letzte Teilstrecke unseres Weges umgeben, lugt endlich der S^D SsD SsT SsD SsD SsD SsD S^fD S^D SsD S^D S^D S^D S^T SsT S^T S^D Ä)btAbN^Eb^N S^T SsT S^T SsD S^D SsD S^T S^D S^D SsD SsD S^D S^T SfD SsD S^fD 28/ breite Bau des ersehnten Gnadenortes hervor. Wir mußten wahrhaftig an jenes Knabenseminar in Ober - Lollabrunn denken, wo wir unsere Studentenjahre verbrachten, als wir dieses Weißensteiner Gebäude vor unseren Augen austauchen sahen. Die Lage auf einer ansteigenden Wiese, der Mitte laufgang, die breite Fenster front, der Turm in der Mitte, — alles dies sind auffallende Ähnlichkeitspunkte. Wir wissen alsbald nach dem ersten Anblicke, wie der Lauptplan des Gebäudes sei. In der Mitte die Kirche, die uns ihre schmale Vorderfront zuwendet, rechts und links un¬ mittelbar angebaut das Klostergebäude der Serviten. Die Kirche hat von uns aus betrachtet etwas nach rückwärts stehend einen viereckigen Lauptturm mit birnförmigem Das rückwärtige ist eine Verklärung, eine Glorifizierung der schmerzhaften Mutter, die, von Limmelslicht umflossen, von huldigenden Engeln umschwebt, ihren toten Sohn auf dem Schoße hält. Dieses Bild ist großartig! Das zweite, vordere Bild ist gleichfalls herrlich im Entwurf; es stellt dar die .Huldigung des christlichen Volkes und des Servitenordens in der Gnadenkirche; leider läßt die Perspektive an diesem Bilde manches zu wünschen übrig. Ganz vorn an der Decke sieht man das Bild von Wcißenstein. Aber das Vollendetste vom künstlerischen Standpunkte sind die beiden Deckengemälde unter dem Musikchor: Auf¬ findung des Gnadenbildes durch den seligen Leonhard und der Ritt der Karnuderritter, die nach einer Legende das im Leben gemachte Gelöbnis einer Wallfahrt nicht Lelm, außerdem in der Mitte des Gebäudes einen acht¬ eckigen niedrigeren Turm mit achteckigem, sich verjüngendem Lelme und endlich links und rechts von dem drei¬ eckigem breiten Frontgiebel zwei Ziertürmchen. Die Front zeigt drei sehr hohe, schmale, vier¬ eckige Fenster, die dazwischen liegenden Mauerteile sind rosarot gefärbelt, im drei¬ eckigen Giebel leuchtet in Hellen Farben ein prächtiges M o s a ik bild, die Gottes¬ mutter von Weißenstein dar¬ stellend, in der Größe von 24 m2. Zwei Engel um¬ schweben die Schmerzens¬ mutter; der eine zeigt ihr die zu ihr kommenden hilfs¬ bedürftigen Pilger, der an¬ dere weist die Pilger zur Mutter der Gnaden. An Weißenstein, Vorderansicht. sonnigen Abenden sieht man tief unten im Tale der Etsch das Bild leuchten und glitzern, ein Abendgruß für die müden Talbewohner. Anter dem Mosaikbilde steht die Inschrift: „Maria, Zuflucht der Sünder, bitte für uns!" Von einer gewissen Stelle, etwa unter der Aufgangs¬ stiege aus betrachtet, bietet diese Front mit all der eben be¬ schriebenen Zier einen wunderliebcn Anblick, den man nicht so leicht vergessen kann. Das Innere der Gnadenkirche. Wir betreten eine mittelgroße gefällige Kirche. Ziemlich reiner Renaissancestil, ab und zu Anzeichen der beginnenden Barocke, licht, hoch, schön, Platz für 1000 Personen, vielleicht auch für 1500. Sehr in die Augen stechend sind die großartigen Deckengemälde des Lauptschiffes. Es sind deren zwei, sie stammen beide vom Kunstmaler Sieber aus den Jahren 1895/96. erfüllten und darum noch im Tode nach Weißenstein hinauf¬ reiten mußten. Außer der reich in Stukkatur und Gemälden prangenden Decke zeigt sich die Kirche an ihren Scitenwändcn einfach weiß ausgemalt und nur die hochstrebcnden Mamorpilaster (Lalb-Pfeiler) mit ihren goldenen Kapitälern bringen Leben und Abwechslung in das Weiß. der Wände. Ein Kleinod der Kirche ist die schmucke Kanzel. Merkwürdig bleibt jedenfalls der Rückblick vom Pres¬ byterium auf das Musikchor, denn dort scheint Limmelslicht von oben hcrniederzufluten. Das Musikchor steht nämlich genau unter dem Mittelturme, der, wie sich nun herausstellt, eigentlich eine wenn auch etwas schmale, aber dafür um so höhere, achtseitige Kuppel ist: cin li ch te rRi e sen b a l d a ch i n über dem Musikchor! Noch etwas verdient ganz besondere Erwähnung: Etwa 15 Schritte vom rückwärtigen Eingänge entfernt steht an der ^>88 Ess Efs sss Efs Ess sss sss sfs sss Ess Ess sfs Ess sfs sjs sfs Weihenstein sss Ess sfs Ess Efs Ess Ess Ess sfs sss sfs sfs sfs sfs Ess Ess Ess sfs Evangeliumseite eine ganz kleine, gänzlich schmucklose Ka¬ pelle. Sie hat kaum zwei Quadratmeter Flächeninhalt; ein halbwegs hoher Mann stößt mit dem Kopfe an die Decke, Dieser von himmlischen Mächten gewählte Ort war eben Wcißenstein, in unmittelbarer Nähe des Weißhvrncs, eines 2316 m hohen Kalkkegcls. Ursprünglich lagen an dem Orte zwei Bauernhöfe, der Lypoldhof und der Weißenstein im Winterkleids, Rückansicht. Eintritt nur in gebeugter Stellung möglich, die beiden Seiten¬ wände leicht mit beiden Armen gleichzeitig zu berühren. Das ist jene Llrsprungskapelle, die von der Land des frommen Leonhard gebaut, in der Entstehungsgeschichte der Wallfahrt eine große Rolle spielt. Man hat sie in ihrer ersten Einfach¬ heit und Schmucklosigkeit belassen. Nur eine Marienstatue, von Trauerengeln umgeben, steht auf einer Art Altarplatte; Kerzen brennen davor. Diese Kapelle, klein und unschein¬ bar, ist dennoch der Magnet der Kirche, wo im Sommer von früh morgens bis spät abends fromme Beter sich befinden. Der Lochaltar hat edle Renaissanceformen und zeigt als Altarblatt Mariä Himmelfahrt. Auf dem kostbaren, mit Goldblättchen überzogenen Tabernakel steht als größter Schah das zierliche Gnadenbildchen aus Alabaster, kaum 15 cm hoch, an Kleinheit nur übertroffen von der Lollbrucker Marien¬ statue und vom Steyrer Christkindlein. Zwei fliegende Engel scheinen das auf einem Steinsockel ruhende Bild zu tragen. Darstellung: Die schmerzhafte Muttergottes mit dein toten Herrn aus den Knien. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Des frommen Leonhards Krankheit und Ge¬ sund u n g. Llm die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, also in jener Zeit, da sich die Irrlehren Luthers schon ziemlich weit in den deutschen Landen verbreitet hatten und in immer weitere Gegenden vordrangen, gefiel es der allerseligsten Jungfrau Maria, dem frommen Tiroler Volke eine neue Gnadenstätte zu eröffnen und einen Ort zu begründen, in welchem sein alter katholischer Glaube gleichsam ein Asyl, einen Zufluchtsort finden, mit frischer Kraft aufblühen und neu erstarkt die Herzen der Gutgcwillten gewinnen könnte. Weißensteinerhof. Von diesem letzteren Los hat das jetzige Weißenstein seinen Namen erhalten. Den Weißensteinerhof bewirtschaftete damals „Leonhard Weiß en st ein er", ein äußerst frommer, tugendhafter Mann, der, wenn man den glaubwürdigen Berichten traut, nach jeder Richtung hin ein geradezu musterhafter Christ genannt werden konnte. Dieser gottesfürchtige Mann wurde zum Werkzeuge göttlicher Gnade gewählt; der Weg aber, aus dem er diesem Ziele entgegcngeführt wurde, war der Kreuzesweg, der Weg aller¬ bittersten Leidens. Es trug sich nämlich zu, daß dieser Diener Gottes im Jahre 1547 in eine Geisteskrankheit verfiel, die bald sso stark ausartete, daß er voll¬ ständig tobsüchtig wurde. Er verlor gänzlich seinen Verstand und wurde so unbändig und ge¬ fährlich, daß man ihn zum Leidwesen aller seiner Angehörigen mit starken Stricken an sein Bett fesseln mußte. Drei Jahre dauerte dieser mitleid¬ erregende Zustand. Irrenhäuser gab es damals noch nicht, helfen konnte ihm auch niemand, und so mußte er denn sein großes Leid tragen, wie es ihm Gott eben geschickt hatte. Ab und zu hatte er lichte Augenblicke. Dann erfüllte immer große Traurigkeit sein Herz und er rief inständigst zum Himmel um Hilfe und Heilung. Lind siehe da: Es geschah, daß die allerseligste Jungfrau Maria sich würdigte, ihn in einigen Erscheinungen (die wohl Traumbilder gewesen sein mögen) zu trösten. Sie deutete ihm an, daß dieses sein Gehöfte einst ein Gnadenort sein werde, ferner, daß er selber berufen sei, ihr hier an diesem Orte eine Kapelle zu er¬ richten. Solche Zuflüsterungen trösteten den armen Leidenden ungemein und er glaubte dann immer, in des Paradieses Seligkeit sich zu befinden; aber leider waren diese himmlischen Trostbilder nur allzuschnell wieder seinem Auge entschwunden und er mußte wie früher sein arges Leid weitertragen. Nachdem nun das große Weh schon drei Jahre an¬ gedauert hatte, traf es sich, daß unser frommer Leonhard einen so heftigen Anfall seiner Tobsucht bekam, daß er alle Stricke, die ihn an die Lagerstatt fesselten, mit fürchterlicher Kraftanstrengung zerriß und wahnsinnig aus dem Lause rannte; über Stock und Stein eilte er von dannen und zwar in nördlicher Richtung, dorthin, wo heute die Leonhardikapelle zu schauen ist. Dort stürzte er nun kopfüber über den schauerlichen Abgrund hinunter. Nach menschlicher Vor¬ aussicht hätte er in der grausigen Tiefe nicht anders als tot und zerschmettert ankommcn können; aber dem war nicht so. Er blieb auf dem Rasen liegen, ohne daß ihm irgend ein Leid geschehen wäre. Gleichzeitig klärte sich sein umnachtctcr Geist vollends auf und er sah mit großem Erstaunen umher und wußte nicht, wo er sich eigentlich befinde. sss SfT SfD SfD SfT SfD SfD EfD SfD SfT SfD SfT SfD SjT SfD SfD SfD WelßenstelN SfT SfT SfT SjT SfT SfT SfD SfT SfD SfD SfD SfT SsT SfT SfD SfT 289 And wieder kam m dieser Not eine himmlische Er¬ scheinung, die allerseligste Jungfrau, um ihn zu trösten. Von Glanz umleuchtet trat sie vor ihn, verlangte abermals, er möge eine Kapelle errichten, und fügte endlich beiläufig folgendes hinzu: „Damit du alle diese Vorgänge als übernatürlich erkennest, so sage ich dir, daß du hier neun Tage und neun Nächte ohne Speise und Trank verbleiben wirst; du wirst aber dadurch keinerlei Schaden an deiner Gesundheit erleiden; und dann erst werden dich deine Angehörigen auffinden." Zur Erinnerung an diese Erscheinung steht jetzt hart am Wege, der zur Leonardi-Kapelle führt, ein zierliches Bildstöckchen aus ungehauenen Porphyrsteinen; ein künstlerisch vollendetes Lochrelief vergegenwärtigt den Vorgang. Die Vorhersage traf pünktlich ein, und der wieder¬ gefundene Bauersmann wurde mit großem Jubel in sein Laus gebracht. Der Bau der ersten Kapelle. Mit großem Schrecken sah der glücklich Gesundete, daß während der drei Jahre seiner Krankheit die schöne Wirt¬ schaft seines Gehöftes stark bergab gegangen sei, und mit allem Eifer ging er daran, das Versäumte wieder cinzuholen. Dabei vergaß er aber des Kapellenbaues, den er nun schon einigemale gelobt und versprochen hatte. Die Sorgen um's Irdische schienen ihm drängender, wichtiger. And er ver¬ schob und verschob. — Da zürnte ob solcher Antreue der Limmel und schickte ihm das, wovon er ihn in Gnaden be¬ freit hatte: Raserei und Wahnsinn. Der Bauer Leonhard war wie früher: tobsüchtig und geistesgestört. In derselben Zeit aber sahen die Leute des Loses in der Nähe ein sonderbares Licht. Immer war es auf derselben Stelle; kein Sturm, kein Regen konnte es verlöschen. Sie wußten sich die Erscheinung nicht zu deuten. Leonhard selber aber hatte wie in den früheren Zeiten wieder lichte Augenblicke. O, wie er in solchen Zeiten weinte, bereute, versprach und gelobte! And der Limmel hatte Mitleid init seinen Tränen, mit seinen Leiden und machte ihn abermals gesund. Nun aber gab's für den frommen Mann kein Lalten mehr: die Kapelle, die Kapelle! And wenn alles darüber zugrunde ginge! Wohin mit der Kapelle? Seine Leute erzählten ihm von den absonderlichen Lichtern. Er horchte auf: „Das ist der Finger Gottes! Das ist der Platz für die Kapelle!" Er ließ sich den Ort des Lichtes genau zeigen. Man führte ihn dorthin, wo heute noch die kleine Kapelle in der Gnadenkirche steht. „Lier also bau' ich die Kapelle!" And er entwarf sich einen Plan, allerdings einen recht einfachen, bezeichnete am Erdboden die Amrisse und begann die Fundamcntaushebung. Nicht lange hatte er geschaufelt, da fuhr er mit dem Eisen an einen harten Gegenstand, faßte ihn mit der Land und zog ihn heraus: das heutige Gnadenbild! Eine kleine Alabasterstatue der schmerzhaften Mutter Maria! Daß dieser merkwürdige Fund seinen Eifer ver¬ doppelte und daß er nun alle Kräfte anspanntc, um bald das begonnene Werk zu vollenden, ist leicht zu begreifen. Des Österreichers Wallfahrtsorte. So stand denn in kürzester Frist die Kapelle vollendet da, und mit Jubel trug nun Leonhard die vom Limmel gesandte Statue in das kleine von ihm erbaute Leiligtum. Dies trug sich im Jahre 1553 zu; e's war der bescheidene Anfang des großen Tiroler Wallfahrtsortes Weißenstein. Beginn und Fortschritt der Wallfahrt. Ein so merkwürdiges Ereignis, wie es Leonhard erlebt, konnte begreiflicherweise nicht verborgen bleiben und wurde in der Amgebung viel besprochen. And es kamen viele den langen weiten Weg herauf, uin mit eigenen Augen zu sehen was cs dort gäbe. Oft und oft mußte der Erbauer der Kapelle seine Geschichte erzählen. Er tat es unverdrossen, und ward so ein bereitwilliger Verkünder und Förderer der Ehre Mariens. Doch war es ihm nur mehr vier Jahre vergönnt, dieses apostolische Amt zu üben; 1557 ward er ins bessere Jenseits abberufen. Der Stein, der in's Rollen gekommen war, hielt in seinem Laufe nun nicht mehr auf. Der Zuzug der Neu¬ gierigen und der Frommen, ließ es bald für nötig erscheinen, die allzukleine Kapelle durch eine größere zu ersehen. Dies geschah im Jahre 1561, das ist vier Jahre nach dem Tode Leonhards. Weißenstein, die Leonardikapelle an der Absturzstelle. 19 290 sfs Sfs sfs sfs Efs sfs sjs Efs Ess Ess sfs sfs Ess sfs Ess sfs Weißenstein Ess Ess Ess sss sss sss Ess Ess Ess Ess sss Ess sss sfs Ess Ess Ess Ess Der Bau der Kirche. (1638 bis 1654.) Run kam eine lange Zwischenzeit (77 Jahre), bis end¬ lich ein großer entscheidender Schritt nach vorwärts unter¬ nommen wurde: der Bau der heutigen Kirche. Diese Zwischen¬ zeit war jedoch nicht müßig verstrichen; im Gegenteile hatte sowohl der Äimmel gar manche Gnade geschenkt, und auch die Menschen hatten das ihrige dazu beigetragen, um durch langjährige, genaue, kanonische Untersuchungen eine feste Grundlage zu erhalten, auf der dann weitergebaut werden konnte. Anter Bewilligung und Gutheißung des Bisch ofes Madruz ward also das Werk des Kirchenbaues in Angriff genommen und mit Gottes Äilfe vollendet, allerdings in Weißenstein einziehen. Mit diesem Tage beginnt die höchste Glanzperiode des hochberühmten Bergheiligtums. Die drei Patres,- die anfänglich den Wallfahrtsdienst versahen, erwiesen sich in Bälde als beiweitem nicht hin¬ reichend für das scharenweise herbeiziehende Volk; so kam es, daß zeitweise 8 bis 10 Priester in Weißenstein wohnten. And auch diese große Priesterzahl wollte bei den größten Konkursen nicht immer hinreichen, und die Patres waren zeitweise im Beichtstühle sehr angestrengt. Im Jahre 1753, gelegentlich des 200jährigen Entstehungsjubi¬ läums, wurde die Kirche durch gründliche Renovierung in neuem Glanze hergerichtet. Es war ein würdiges, erhebendes Fest. „Äerr, schau' mein Trübsal, Denn der Feind hat sich erhoben!" (1787.) (Klagelieder 1, 9.) Wie ein Wettergewölk zog's heran, finster, dumpf, grollend, unheilschwanger. Von der Äaupt- und Residenzstadt Wien ging es aus, und mit unheimlicher Raschheit hatte es sich bis an die äußersten Grenzen des Kaiserstaates verbreitet. Blitze zuckten hernieder, und jeder dieser Blitze galt einer geheiligten Stätte des Gebetes und der Andacht: dort sank ein Kloster in Trümmer, dort wieder ward ein alter gnadenreicher Wallfahrtsort gesperrt. Es waren Triumphestage sür die Freimaurerei und den Anglaubcn, Trauertage für Religion und Christentum. In Weißenstein zitterte man, wie ein Sterbender zittert, dem der nahende Tod vor Augen schwebt. Aber um der rohen Gewalttat das Mäntelchen einer langen, bedächtigen Aberlegung umzu¬ hängen, ließ man die Opfer langandauernde Todeskämpfe verkosten. Weitzenstein, Partie der Kirche nächst dem Eingänge. Rechts die ursprüngliche Gnadenkapelle. erst nach 16 Jahren. Weitere neunzehn Jahre gingen dahin, bis das längst fertige Gotteshaus 1673 die kirchliche Kon¬ sekration erhielt. Im selben Jahre, in welchem der Kirchcnbau vollendet wurde, stiftete die gräfliche Familie von Khuen zur Besorgung der Wallfahrtseelsorge ein Benefizium für einen Priester in Weißenstein. Die Stiftung war gut gemeint, erwies sich aber in Kürze als gänzlich un¬ zulänglich. Außerdem ergaben sich anderweitige Schwierig¬ keiten, und so mußte man endlich daran denken, den groß gewordenen Wallfahrtsort einem leistungsfähigen Orden zu übergeben. Äiezu wurden denn die Servilen, „die Diener Mariens", ausersehen und konnten nach Abwicklung aller amtlichen Vorverhandlungen endlich am 21. November 1718 Das Jahr 1785, das für so viele Ordensniederlassungen ein verhängnis¬ volles war, ging an Weißcnstein glück¬ lich vorüber. Als auch der Sommer 1786 vorbeistrich, ohne daß das Anheil hereingebrochen wäre, begann man droben im Kloster wieder aufzuatmen. Doch kamen schon im Äerbst sehr beunruhigende-Gerüchte. And da war droben in Weißenstein auch ein 66jährigcr Servitcnpater Namens Fortunat Snalsberg, dem ging das drohende Anheil seines geliebten Klosters bjtter zu Äerzen, und er verlegte sich also aufs Beten und Bitten bei Gott, daß der Äerr seine Augen dieses Anheil doch nicht sehen lassen möge. And wenn cs nicht ab- zuwendcn sei, so bitte er früher aus diesem Leben ab¬ berufen zu werden. Der Äimmcl hörte das Beten des frommen Paters. Am 12. November 1786 eilte seine Seele ins himmlische Vaterhaus — der Weg für die Kirchenstürmer war frei. And sic ließen in der Tat nicht mehr lange auf sich warten. Zwei gjs sss sfs sfs sfs sfs Ess Ess sfs sfs sfs Ess sfs Ess Efs Efs sfs Efs Weißenstein sss Ess sfs Efs sfs sfs Ess sfs sfs sfs sfs Efs sfs sfs sfs sfs 291 Tage vor dem Fronleichnamsfeste 1787 erschien plötzlich der Richter von Deutschnofen und las dem ver¬ sammelten Konvente von einem Bogen Papier das Todes¬ urteil des Wallfahrtsortes Wcißenstein vor. Zugleich wurden alle Ordensbrüder zu einem Eide gezwungen, daß sie ja nichts vom Klostervermögen verheimlichen, verschleppen oder verbergen wollten. Lind alsogleich wurde das auf solche Weise neu und „vollkommen rechtlich" erworbene Staatsvermögen abgeschätzt Namen „D i e b s m a n i e r" bezeichnen darf. Die Statue wurde nämlich um Mitternacht aus der Kirche entfernt, und noch in derselben Nacht zu Tal getragen. Die Träger hatten strenge Weisung, Seiten st eige und abgelegene Waldpfade zu wählen. In Lcifcrs wurde die Statue bei gesperrter Kirche, ohne daß jemand dabei Zeuge sein konnte, auf einem Seitenaltare hingestellt. — Wie haben sich diese Lerren durch solches Vorgehen doch selber das Kains¬ zeichen der Anehrlichkeit und des Anrechtes auf ihre und genau verzeichnet. Das traurige Dokument dieser A b- Stirne gebrannt! sch ätz un g ist noch vorhanden. Einige Stichproben daraus dürften interessant sein; es sind zugleich Stich¬ flammen, die das kirchcnfeindliche Treiben grell beleuchten. Das ganze Klostergebäude mit mehr als 40 Räumlichkeiten wurde auf 533 fl. 12 kr. abgcschätzt. (Diese Abschätzung bis auf einen Kreuzer ist geradezu drollig!) Die Kirche mitsamt allen Altären erzielte einen um 1 2 fl. höheren Preis: sie war nämlich genau 545 fl. und 6 kr. wert. Die 14 Stationen in der Kirche erhielten die Bemerkung : ganz wertlos. Ein Gemälde der schmerzhaften Muttergottes wurde auf 4 kr. taxiert. Von der B ib lioth e k hieß es: „Diese besteht aus in drei Schränken befindlichen Büchern und die Äälfte davon in derzeit unbrauchbaren Asceten (Gcisteslehrern)." Dann geriethcn die ehrenwerten Äerren auf ein klösterliches Dcvotionalienge wölbe. Daselbst fanden sie „mehrere Centner Mirakul- und Wallfahrtsbücher, dann Bilder und außerdem bei 100 figirln Maria Weissenstein vorstellend"; über diesen Fund ward das salomonische Artcil gefällt: „wird ohne Anschlag belassen, da solche zu vertilgen sein dürften." In einem anderen Zimmer befanden sich : „Lcngleichter und verschiedene unbrauchbare Auf¬ sätze, Engelsköpfe, Krippenberg und anderes dergleichen unnutzes Gezeig" (Kirchen-Einrichtung usw.), geschäht auf 1 fl. 30 kr. Interessante Schicksale des Gnaden¬ bildes. Für das Weißensteiner Gnadenbild hatte man gelegentlich des Jubiläums 1753 eine Art Mon- stranze angeschafft, die ziemlich reich mit Edelsteinen verziert war. So zählten die Äerrcn Schätzmeister damals 41 Diamanten, 42 Rubinen, 19 Smaragden re. Weißenstein, Inneres der Gnadenstrche. Alles dies gehörte jetzt „selbstverständlich" dem Staate. Man verschacherte es an einen G o l d ar b eit er, der das ganze Stück samt allen Edelsteinen um einen verhältnismäßig geringen Preis erstand. Er hatte scheinbar ein glänzendes Geschäft dabei gemacht. In wenigen Jahren war er ein Bettler. Die Leute sagten: „Das ist der Finger Gottes!" Mit der Statue selbst, die man ober dem Altäre fand, verfuhr man sehr gnädig; man erlaubte nämlich, daß sie an einen andern, anständigen Ort übertragen werde, und zwar auf einen Seitenaltar zu Lcifcrs. Aber die Über¬ kragung geschah auf strenges Einschärfen der Obrigkeit in einer so famosen Manier, die man wirklich nur mit dem Aber wer weiß, ob nicht einige von den vertriebenen ??. Servitcn sich bei dieser großen Prozedur heimlich ins Fäustchen lachten. Denn wenn man einer vielverbrcitctcn, gut beglaubigten Sage trauen darf, so war diese so sorgsam und heimlich verschleppte Statue gar nicht das Gnadcnbild. Die schlauen Patres hatten denselben Kniff angewcndet, den man in Maria-Lankowih mit prächtigem Erfolge durchführtc: sie hatten die Gnadenstatue vergraben und dafür ein in der Eile «»gefertigtes ähnliches Bild auf den Altar gestellt. Doch wie dem auch sei, so steht jedenfalls das eine fest, daß man in Leifers mit dem Weißensteiner Bild nicht viel 19* 292 SfT sss sss SfD SfT SfT S^) SsD SsD Sss SfD SfT SsD SsT SsT SsD Weißenstein SsD SsD sss SsT SsS SsD S^D S^D SsD SsD SsD SsT SsD SsD sss sss SsD SsT aufsteckte. Wohl kam das Volk, solange Weißenstcin zerstört darniederlag, zur vermeintlichen Gnadenstatue nach Leifers, aber sobald nur wieder Weißenstein auslebte, vergaß man das Bild in Leifers und eilte nach wie vor nach Weißenstein hinaus. Auch bei der später erfolgten Krönung kümmerte sich die Kirche um das Leiserer Bild nicht im mindesten. Es wurde einfach das in Weißenstein vorhandene Bild feierlich gekrönt. Wir fragen aber erstaunt: Warum haben die in Leifers das Bild nicht zurückgegeben, als Weißenstein wieder (und für den sie wirklich wenige Jahre nachher ohne Zögern ihr Leben in die Schanze schlugen), daß ihnen dieser Kaiser die Stätten, an denen ihr Äcrze hing, ohne Erbarmen raubte. Gerade an diesen Stätten hatten sie unter anderem gelernt, der Obrigkeit sich zu unterwerfen; sie taten's, wenn es auch im Innern mächtig räsonnierte und grollte. Die meisten wollten von dieser himmelschreienden Ver¬ steigerung nichts wissen. Aber einer von Bozen kam hin, und Gutes sinnend, kaufte er alles, was da war, um 8000 fl. Weißenfiein, Deckengemälde. Luldigung der sieben Stifter des Servitenordens vor der schmerzhaften Mutter, zusammen. Er hatte beim Kaufe sich verpflichten müssen, alles zu zerstören. Wohl versprach er's, aber er wollte den Bau jedenfalls erhalten. Am den Wichtig¬ machern Sand in die Augen zu streuen, trug er die zwei Türmchen und die Kuppel ober, dem Chore ab. Dann ließ er alles stehen und machte sich aus der Kirche ein Äeu- und Lolzmagazin. Nachdem er es einige Jahre besessen, gab er es wieder weiter, denn er bildete sich ein, daß er mit dem neuen Besitztum gar ke nen Segen hätte. Der zweite Besitzer hielt nicht lange aus; voller Schulden und ohne Kredit mußte er Weißcn- stein nach wenigen Jahren Weiterverkäufen. Der dritte Besitzer hatte zwei Großgasthäuser und dazu noch einen Bauernhof. Der richtete die Ruine Weißenstein zu einer Sommerfrische ein. Auf vier verschiedenen Kegelbahnen tummelten sich die Einheimischen und die Sommerfrischler, und bald gab es dort, wo ehemals Gebet und heilige Gesänge schallten, Aus¬ schreitungen aller Art, Saufereien, Flüche, Roheiten und sogar blutige Schlägereien. Das ärgste war, daß auch schwere Ansittlichkeiten an der Tages¬ ordnung waren; kurz ein Greuel der Verwüstung. Das nahm so überhand, daß man allgemein verlangte, daß dieses Gebäude endlich gesperrt oder gänzlich vernichtet werde. Übrigens hatte der Besitzer gar kein Glück damit, und bekannte selber: Was er an seinen zwei anderen Großwirtshäusern gewann, das mußte er in Weißenstein draufzahlen *). And so kam der ganze Komplex wieder in andere Äänd c, doch auch dieser neue Besitzer hielt nicht lange aus, er merkte, daß es schief ging. — Es war gerade, als ob ein Fluch auf diesem Orte lastete! Endlich, als schon ernstliche Verhandlungen wegen eröffnet wurde? Wer cs wissen will, lese im Wallfahrts¬ büchlein „Die Wallfahrt zur Schmerzensmutter nach Weißen¬ stcin" auf Seite 70 nach. Die Arsachen sind auch dort nur verschleiert angedeutet. Sie sind etwas zu unwürdig und taugen deshalb weniger zur Veröffentlichung. „In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen." „Versteigerung von Kloster, Kirche und sämtlicher Einrichtung!" — So ward es kundgemacht in allen Nachbar¬ orten. Aber es kamen der Käufer nicht viele; es trauerten die Bewohner der ringsumliegenden Orte, daß ihnen der Kaiser, für den sie bereit waren, ihr Äerzblut zu vergießen des Niederreißens mit dem Fürstbischöfe von Trient st Dieses Vorkommnis legt uns zwei Gedanken nahe: 1. Die Zugkraft, die von Weißenstein ausgeht, scheint durchaus nicht in den-Reizen der Natur gelegen zu sein, vielmehr vermag nur die Begeisterung eines großen religiösen Gedankens so viel Waller dorthin zu ziehen. Die Muttergottes war und ist imstande, jährlich 40.000 bis 50.000 Pilger dort zusammenzubringen, — ein erfahrener Wirt aber wurde ebendort beinahe bankerott. 2. Die Kloster- und Wallfahrtskirchenwürger führen und führten gern das Wort im Munde: „Durch das Wallfahre» geschehen viele Anzukömmlichkeiten, an den Wallfahrtsorten gibt es viele Mißbräuche." In der Geschichte von Weißenstein jedoch ersehen wir, daß die ärgsten skandalösen Mißbräuche sich dann e r st breitmachten, als längst die Wallfahrt aufgehört hatte. SsD SjT SsT SsD EsD S^sD SsT SsD SsD 6^sD DsT S^sD SsD SsT S^D SsD S^lD ÄöekßenstelN SjD EjT §fD SfT EsD issD SsT SsT SsT SsD SsD EsT EsT SsD SsD SsD 293 gepflogen wurden, kam dieser selber gelegentlich einer Visitations¬ reise nach Deutschnofen, stieg dann auch zum Weißenstein empor, und war von der Lage so entzückt und hingerissen, daß er ausricf: „Nie und nimmer wird dieses Gotteshaus geschlossen, nie und nimmer diese G n a d'cnst ätt e zerstört!" Es wurde auch tatsächlich bald darauf bestimmt, daß die Kirche, soweit dies möglich war, in einen besseren Stand zu sehen sei, und daß allsonntäglich ein Kooperator vom nahen Petersberg dort die heilige Messe zu lesen habe. Weißen st ein wieder unter den ??. Servilen. Eine liebliche, im Volke weitverbreitete Sage erzählt: Als im Jahre 1787 die Servilen ihr lieb- gewonnencs Kloster verließen, legte einer von den Patres einen Kirschkern in die Erde neben der Kirchentüre gegen Süden hin und sprach also: „Wenn aus diesem Kern ein Baum wird, und wenn auf dem Baum schwarze Kirschen wachsen, dann kommen die schwarzen Ordenspriester, das ist die Servilen, wieder nach Weißen¬ stein." Wirklich traf beides ein: der Baum wuchs, trug schwarze Kirschen, und — die Servilen kehrten fast genau nach 50 Jahren ihrer Ver¬ treibung wieder zurück. Im Jahre 1835 zogen die ersten Patres wieder ein, nachdem die tirolische Ordens¬ provinz das Laus und die Kirche, die sich beide jetzt im ruinenhaften Zustande befan¬ den, um den Preis von 21.000 fl. gekauft hatte. Von jetzt an gab's wieder fröhliches Emporblühen der heiligen Stätte, und von weit und breit kamen die Tiroler wieder zum neuerstandenen Gnadenorte. Im Jahre 1853 wurde mit großem Glanze das drei¬ hundertjährige Jubiläum gefeiert. In den acht Tagen der eigentlichen Festesfeier wurden 10.000 Kommunionen gespendet, während die Zahl der Anwesenden auf 15.000 geschätzt wurde. Als ein wahres Mirakel aber wurde bei dieser Festlichkeit ein steinaltes Mütterchen aus dem Nonstale angestaunt, dem es gegönnt war, nun schon das zweite hundertjährige Jubiläum aus den: Weißenstein mitzumachen; sie war nämlich als siebenjähriges Mägdelein beim 200jährigen Jubi¬ läum im Jahre 1753 in Weißenstein anwesend gewesen, und war nun auch als hundertsiebcnjährige Greisin hiehergewandert, um der Gnadenmutter ihre Huldigung zu zu Füßen zu legen. Noch großartiger als dieses Jubiläum gestaltete sich im Jahre 1884 in der Oktave des Festes Mariä .Himmelfahrt die feierliche Krönung des geliebten Wallfahrtsbildcs. Man schätzte damals die Zahl der Anwesenden auf 40.000 bis 50.000; im Verlaufe der Woche wurden 16.000 Kom¬ munionen ausgespendet. Es nahmen an der Feier mehrere Bischöfe und 130 Priester teil. Im ganzen wurden während dieser acht Tage 23 Predigten gehalten, also gewiß eine an¬ erkennenswerte Leistung. Neuherstellung der Einsiedelei. Der Ort, wo Leonhard Weißenstciner einst in die Tiefe stürzte und der also mit der Entstehungsgeschichte des Wall¬ fahrtsortes innigst zusammenhängt, war den Weißenstciner Pilgern stets eine liebe traute Stätte, zu der sie gerne zogen. Man nannte dieses romantische Plätzchen von jeher Einsiedelei. Bald nach dem Beginne der Wallfahrten wurde dieser denkwürdige Platz durch eine Kapelle verziert. Daneben ward ein einfaches Haus gebaut, das weltflüchtigcn Einsiedlern Gelegenheit gab, hier dem Gebete und der Betrachtung zu leben. Als später das Kloster zerstört und die Kirche dein Verfalle prcisgegeben wurde, sank auch das verlassene Kapell¬ chen in Trümmer, so daß nach mehreren Jahrzehnten nur mehr einige geborstene Mauern und hcrumliegende, abge¬ bröckelte Steine den Platz der Gnade bezeichneten. Nach langer Zeit sollte auch für diese Ruinen die Auferstehung kommen. Im Jahre 1870 faßte ein Priester des Klosters den Plan, die Einsiedelei wieder herzu¬ richten. Er fand begeisterte Helfer und erhielt viele Gcld- sp enden. So ging das Werk leicht rind flott vonstatten. Zuerst wurden nur die Wege geebnet und ein Kreuzweg auf¬ gestellt, während man die Kapelle nur provisorisch mit Be¬ nützung der alten Mauerteile herstellte. Doch flößen die Gaben so reichlich, daß schon im darauffolgenden Jahre 1871 dieser provi¬ sorische Bau kassiert und dafür eine recht nette, kleine Kirche mit einem Spitztürmchen aufgebaut wurde. Den Altar ziert ein schönes Bild der schmerzhaften Mutter von Weißenstein. Das Kirchlein hat uneingeschränkte Meßlizcnz und wird der¬ zeit fast von allen Weißenstciner Wallfahrern mit Vorliebe ausgesucht. Hier nur noch einige Worte über die landschaftlichen Reize, die gerade dieses Hochplateau der Leonardikapelle, und zwar in wesentlich erhöhtem Maße zeigt, als die Kirche selber. Wir befinden uns hier in einem der schönsten Landestcile Tirols; ringsherum stehen in einem kolossalen Bergeskranze die gefeiertsten und schönsten Spitzen der Tiroler Dolo¬ miten: der Schiern (2565 m), die gepriesene Rosengarten- SsD SsD SsD SsD SfD SfT SsT SsD SfT SsT DfT SsD SsT SsD S^T S^D 'Wbi^bN^biN S^T SsT S^T S^T SfD S^T SsT S^D SsD SsT SsT SsD S^D SfD S^D S^T S^T S^D gruvpe (bis 2998 m), der Latemar (2846 m) und die Palla di Santa (2493 m), eine wahrhaft vornehme Gesellschaft er¬ lesener Bergmajcstäten! Statistisches. Nach st e J u b il ä u m s j a h r e: 1918 200jähriges Jubiläum des Einzuges der ??. Serviten. 1934 50jähriges Jubiläum der Krönung. 1953 400jähriges Jubiläum der Entstehung. Ständige Wallfahrtspriester: 5 Serviten der Tiroler Provinz. Ä eilige Messen fremder Priester jährlich: 200—220. Kommunikanten jährlich: 20.000 bis 25.000. Besucher jährlich: zirka 50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 20 — 30. L a u ptsest: III. Sonntag im September. (Fest der sieben Schmerzen.) Einwohner um die Kirche herum: 40. Ständige Devotionalienhändler: 1. Gasthaus: 1 (auch ein Pilgerhaus mit 109 Betten). Seit 1910 ein Neubau, Bethania genannt, mit über 100 Betten. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalitäten der Wallfahrer: Vs Deutsche, Vs Italiener. Zufahrten. Wien (Südbahnhof)-Bozen; über Leoben—Villach. Schnellzug über 14 St., X 32.50, Personenzug 22 St., X 25.—. Wien (Westbahnhof)—Bozen; über Salzburg oder Selztal—Wörgl. Schnellzug 13 St., X 30.70, Personenzug 22V- St., X 24.-. J n n s b r u ck—Bozen. Schnellzug 4 St., X 7.50. J n n sbru ck—Leisers. Personenzug 6 St., X 5.80. Benachbarte Wallfahrtsorte. Weißenstein—Mo nta g n a g a. Von Leisers Eisenbahn¬ fahrt nach Trient I V- St., X 1.70. Von dort 2V- St. Fußpartie. Oder von Trient auch per Bahn nach Civezzano oder Pergine, von dort I V- St. zu Fuß. Weißenstein— S a n No medio. Zunächst nach Bozen. Von Bozen nach Kaltern, dann mittels Drahtseilbahn zum Mendelpaß; dann per Bahn weiter nach Sanzeno, von dort V2 Gehstunde nach San Nomedio. — Vom Mendelpaß auch zu Fuß direkt nach San Romedio in 2t'- St. Fahrzeit von Leisers nach Sanzeno bei guten Anschlüssen etwa 4 St. Weißenstein—W a l d r a st. Eisenbahnfahrt von Leisers nach Matrei (über den Brenner) 5 St., X 5.—. Von dort 2 St. Fußtour. Weißenstein—T r e n s. Eisenbahn Leisers nach Freienfeld 3V- St., X 3.10. Von dort '/4 St. Gehzeit. Weißenstein—S ä b en. Eisenbahnfahrt Leisers—Klausen I V2 St., X 1.60. Von Klausen auf den Säbener Berg V4 St. Literatur. Trost- und freudenreicher Myrrhenberg, Brixen 1733, 8". Kurzer Auszug. München 1754, 12°. Gump Pen berg, Mar. Atlas. München 1673, I. 568. Beda Weber, Das Land Tirol, II, 238. Austria-Kal. 1845, 194. Kaltenbäck, Mariensagen, 132. Krön es. Geistige Wallfahrt, Wien 1872, 40. Ave Maria, Linz, Iahrg. VI, S. 17. Anonym, Die Wallfahrt z. Schm. n. W., Selbstverlag ??. Serviten in W., 1885, 16°, 414 S. Anonym, Kurze Geschichte, Fischer Innsbruck, 16°, 64 S. Ott, Marianum, 2276. Neg.-Mar.-Kal. 1894, XI. Volksvereinskal. 1906 (Erz. v. Gheri). Brixener Chronik 1906, Nr. 74. Tiroler Bauernkal. 1907. Dietrich in Allg. Tir. Anz. 1909, Nr. 294. Dietrich in Monatrosen, Innsbruck 1910, Nr. II. Buol, Eine seltsame Wallfahrt, in Monika 1909, Nr. 45. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866, I, 96. Kurze Erwägung. In der geheimen Offenbarung des hl. Johannes steht ein verheißender Satz geschrieben, der in mehrfacher Beziehung für unseren lieben Gnadenort angewendet werden kann. Dieser Satz lautet also: „Wer überwindet, dem will ich von dem verborgenen Manna geben, und will ihm einen Weißen Stein geben, und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt, als der ihn empfängt." (Off. 2, 17.) Lier könnte folgendes bedacht werden: 1. „Wer überwindet..." Der Weg zum Weißen¬ stein bedarf mehr Überwindung, als irgend ein anderer Weg zu einem Wallfahrtsorte Österreichs: keine Wallfahrtskirche ist vom Tale aus so hoch gelegen wie Weißenstein. 2. „Dem will ich von dem verborgenen Manna geben." Äier denken wir an die vielen tausend Kommunionen, die dort auf rauher Bergeshöhe gespendet werden. 3. „And will ihm einen weißen Stein geben," und zwar einen weißen Stein in dreifacher Be¬ ziehung : erstens, er wird schauen den Wallfahrtsort „Weißen¬ stein", zweitens er wird schauen die weißen Felsen des Wei߬ horns, drittens er wird schauen den Weißen Alabasterstein des Gnadenbildes. 4. „And auf denStein einen neuenNamen geschrieben"; d. h. der Pilger wird im Innern um¬ geändert, mit neuem Äerzen, mit neuem Mute ausgerüstet werden. 5. „Den niemand kennt, als der ihn empfängt"; die meisten, und gerade die schönsten Gnaden bleiben verborgen, sind nur demjenigen bekannt, der sie er¬ halten hat. Gebet. (Erste Begrüßung der Gnadenmutter beim ersten Anblicke der Gnadenkirche. Entnommen dem Wallfahrtsbüchlein.) O seligste Jungfrau und Muttergottes Maria, im Namen aller Engel und Erzengel, im Namen aller Cherubim und Seraphim, im Namen aller Patriarchen und Propheten, im Namen aller Apostel und Evangelisten, im Namen aller heiligen Märtyrer und Bekenner, im Namen aller heiligen EsDsfssfsSfsSfssfsEfssfsEfssfsEfssfssssSsssfsSssEss Maria-Enzersdorf sft>sfsEft>sft>sft>Efssft>EfDsfs 295 Jungfrauen und Witwen, in der Ävhcit der allerheiligsten Dreifaltigkeit selbst grüße, lobe, preise, ehre und benedeie ich Dich in tiefster Demut soviel millionentauscndmal als Sand- körnlcin am Ufer des Meeres, Tröpflein im Wasser, Blätter auf den Bäumen, soviel Blümlein auf den Wiesen, soviel Sonnenstäublein in der Lust, soviel Sterne am Firmamente sind. Alle diese Grüße begehre ich alle Augenblicke zu er¬ neuern geradeso, wie Dich der Erzengel Gabriel als die aus- crwählte Mutter des Sohnes Gottes begrüßet hat und spreche daher aus dem Grunde meines Lerzens: (Begrüßet seist Du Maria voll der Gnaden usw. Sei mir gegrüßt. Du Schatz von Weißenstein, Schneeweißes Marmorbildchen, zart und fein! Von Lieb umjauchzt, von Tausenden verehrt. Blickst Du unendlich milde und verklärt Lerab auf der Tiroler fromme Schar, Die betend knien um Deinen Lochaltar! Und mancher lernte wieder glücklich sein Vor Dir, Du Marmorbild von Weißenstein! 297 besondere Schutzfrau für die unschuldsvolle, fröhliche Kinder- well wäre. In einer Ecke des Kreuzganges, und zwar linker Land vom Eingänge, ist der Zu¬ gang zu einer Lourdes- Grotte. Ein dreifacher Felsenbogen aus Kalksteinen ist hier errichtet; in dem mittleren sieht man eine bei¬ läufig lebensgroße, schöne Statue der vielverehrten weißen Muttergottes von Lourdes. Zu ihren Füßen sprudelt eine klare frische Wasserquelle, die man künst¬ lich hiehergeleitet hat. Die Pilger lieben es, von diesem Wasser zu trinken und sich damit zu benetzen. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Vorgeschichte. 1454. Gründung des Franziskanerklosters in En- zersdorf, und zwar durch Äerrn Lllrich Graf Cilli. Bei dieser Gründung half auch der sehr berühmte Prediger, der heilig gesprochene Franziskanerpater J o h a n n v. K a p i st r a n mit. Man sieht vom Kreuzgange des Klosters aus im Garten auf hoher Säule das Standbild dieses redegewaltigen Mannes errichtet. Etwa 75 Jahre lebten die Franziskaner ruhig und ungestört in ihrem kleinen Konvent. Da kam ein schweres Jahr, nämlich: 1529, die erste Belagerung Wiens durch die Türken. Bei dieser Gelegenheit wurde Kirche und Kloster in Enzersdorf von den wilden Lorden zerstört, ge¬ plündert und niedergebrannt. Alle Klosterleute hatten die Flucht ergriffen, nur ihrer zwei nicht. Von diesen beiden berichtet die verläßliche Chronik: „Pater Wolfgangus von Steinkirchen, ein andächtiger Priester und fürtrefflicher Pre¬ diger, hat zu Enzersdorf derentwegen die mögliche Flucht nicht ergriffen, damit er durch den türkischen Schwertstreich zur Marter und Belohnung wurde ausgenommen. Pater Germanus de Kreuzcnach (Kreuzbach), sein Mitgespann zum Marterkranz, ein sehr alter Priester, welcher des Tages nur einmal speisete und von dem andächtiglich besuchten heiligen Land an dem Armb sein Kennzeichen aufweisete, war mit ihnen von den Muchametanern an den Stufen des Altares getötet." 1632 kamen die Franziskaner, die fast hundert Jahre hindurch wegen Personenmangel das Kloster nicht mehr inne gehabt hatten, wieder zurü ck, und zwar zur großen Herzens¬ freude aller Leute der ganzen Umgebung, die sie mit feier¬ lichstem Jubel empfingen. 1683 standen die Türken zum zweiten Male vor den Toren Wiens. Wieder brandschatzten sie ohne Erbarmen die ganze Gegend ringsumher; wieder steckten sie Kloster und Kirche zu Enzersdorf in Brand und schleppten alles, was sie nicht mordeten, in harte Gefangenschaft. Auch diesmal war als Lüter des Klosters ein Laienbruder zurückgeblieben. Er wurde von den Türken niedergehauen. Sein Totenfchädel ist noch in einer vergitterten Nische im Krcuzgange (und zwar im mittleren Quergange) zu sehen. Man bemerkt noch die Spur eines gewaltigen Liebes durch die Hirnschale. Darunter liest man eine Inschrift „Lier ruht in Gott Frater Guttbcrtus Lenz, Ordens Sancti Franzisci Laien und Convcntkoch, welcher den 13. Juli 1683 von den türkischen Tartaren, nach vielen empfangenen Wunden um Christi willen enthauptet, und allhier, wo er nach der Wienerischen Belagerung gefunden, begraben worden". Durch die Freigebigkeit von edlen Gönnern wurde Kirche und Kloster nach dieser schweren Kriegszeit bald wieder aufgebaut. Die Entstehung der Wallfahrt. Bis zum Jahre 1729 dachte niemand daran, daß jenes Enzersdorf einmal Maria-Enzersdorf heißen und ein berühmter Wallfahrtsort sein werde. Das eben genannte Jahr aber brachte unerwartete Änderung. Ein vornehmer Mann, namens Franziskus v. Ghelen, hatte sich nämlich sechs Jahre zuvor (1723) jener Maria- zeller Prozession angeschlossen, die alljährlich vom Franziskanerkloster in Wien aus unternommen wurde. Am Gnadenorte angelangt, wurde er so sehr ergriffen, daß er sich kaum von der lieben Stätte zu trennen vermochte. Llm nun wenigstens irgend ein teures Angedenken zu haben, erbat er sich von den Patres eine Nachbildung des Mariazeller G n ade n bilde s, eine Bitte, deren Er¬ füllung ziemlich schwierig war. Aber er bekam die Kopie Maria-Enzersdorf mit dem neuen Vorplatze und der neuen Zufahrtsstraße zur Kirche. 298 Ess Ess Ess sfs sfs sss Ess sss sss sss Ess sfs sfs Ess sss Maria-Enzersdorf Ess Ess Ess Ess sss sss Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess doch. Voll Freude reiste er mit diesem so wertvollen Schatze heim. Schon auf dem Wege sollte er die Gnadenhilfe der Muttergottes empfinden. Da nämlich die Pilgerschar wegen beständigen Regens in große Wassergesahr kam, gelobte er, dieses Bild treu zu hegen und es in seinem Lause auf ehrenvollem Platze auf eigens hiezu errichtetem Altäre zu stellen. Die Gefahr ging in der Tat schadlos vorüber. Gar andächtig verehrte nun der fromme Mann mit seiner Familie das Mariazeller Bild und in kürzester Zeit fanden sich auch nicht wenige andere Leute aus der Nachbar¬ schaft, die in ihren Nöten zu diesem Bilde ihre Zuflucht nahmen. Ja, einigen war es sogar im Traume vor¬ Auch im darauffolgenden Jahre ward das Bild aber¬ mals in Enzersdorf während der Prozession nach Mariazell zur Verehrung ausgesetzt und die Begeisterung wurde nur noch größer, ja so sehr, daß viele von da ab den glücklichen Besitzer bestürmten, er möge die Statue als gemeinschaftliches Gut hergegeben und sie für immer der Enzcrsdorfer Kirche belassen. Großmütig willfahrte er dieser Bitte, einerseits schmerzlich bewegt, daß sein eigenes Laus diesen Edelstein verlieren müsse, andrerseits voll heiliger Freude über die große allgemeine Verehrung für dieses Bild. Lind so ward denn dieses Abbild der Mariazeller Muttergottes am 8. Dezember 1730, also am Festtage der unbefleckten Emp¬ fängnis Mariens, unter unbeschreiblichem Jubel des zahllosen Maria-Enzersdorf, vor der Erweiterung der Gnadenkirche. Volkes feierlich auf dem Lochaltare der Enzersdorfer Kirche erhöht, um von jetzt an allda zu bleiben für immer¬ währende Zeiten. Liemit hatte Enzers¬ dorf begonnen, ein Wall¬ fahrtsort zu fein. Der da¬ malige Kardinal-Erzbischof von Wien aber verfügte, daß dieses neue Gnadenbild nunmehr den schönen Titel tragen möge: „Maria, Leil der Kranken." Von dieser Zeit an steigerte sich der Besuch dieses neuen Wallfahrtsortes von Jahr zu Jahr. In der Zeit Kaiser Josef II. Da kam das Jahr 1784, dieses für die Wallfahrten in Österreich so verhängnis¬ volle Jahr, in welchem Kaiser gekommen, daß ihnen die Muttergottes oder ihr göttliches Kindlein von dieser Statue aus ihre Land zum Kusse ge¬ reicht hätte. So blieb es mehrere Jahre hindurch. Da nun im Sommer 1729 abermals die Mariazeller Prozession durch Enzersdorf zog, bat der damalige Pater Guardian zuvor den Besitzer dieser Mariazeller Statue, er möge zur Freude der Wallfahrer seine Statue öffentlich in der Enzers¬ dorfer Kirche aus stellen und sie dort bis zur Rückkehr der Prozession von Mariazell belassen. Gerne willigte der gute Mann ein und bereitete dadurch den Wallfahrern herzlichste Freude. Diese Lerzensfreude aber steigerte sich zu einem wahren Jubel, als es ruchbar wurde, daß ein kranker, und zwar u n h e ilb a r e r K n abe, nachdem seine Eltern vor dieser ausgesetzten Statue innigst um seine Gesundheit gestehet hatten, alsbald völlig genesen sei. Josef II. das Wallfahren verbot. Es wurde auch für Maria- Enzersdorf verboten. Nun hatte aber Maria-Enzersdorf damals außer den Franziskanern keine anderen Priester, und so wurde der Kaiser gebeten, er möchte doch Enzersdorf zu einer Pfarre machen. Er wollte nicht recht und tat es erst auf ein zweitmaliges Bitten. Merkwürdigerweise aber übergab dieser hitzige Klosterstürmer die Pfarre Enzersdorf nicht den Weltpriestern, sondern den Franziskanern, die eben dort an¬ sässig waren. Seitdem ist der Guardian immer Pfarrer in Enzersdorf. Das Verbot der Wallfahrten konnte sich nicht lange verbindlich erhalten. Kaum war Kaiser Josef II. tot, so regte sich allenthalben wieder die alte Lust und der tief im Lerzen innewohnende Zug nach dem Wallfahren, und überall begann der gewaltsam unterdrückte Brand wieder aufzulodem. So sehen wir auch in Maria-Enzersdorf schon etwa zwei Jahre SsT SfT SsD EfD EsD SfD SfT SfD SfD SfD SsD SfD EfD SfD SfD SfD SfD Nkarla-Enzersdors SfT EsD SsT EfT Ese) SsD EfT SfD SsD SfT EsD SsD SsD SfD SfD 299 nach der strengen kaiserlichen Verordnung wieder Wall¬ fahrer um das Gnadenbild. Seit dieser Zeit bis heute gilt Maria-Enzersdorf als einer der besuchtesten Gnadenortc von Niederösterreich. Gebetserhörungen. Vom Laster befreit. Tausend Dank der Muttergottes sür die Gnade meiner Bekehrung! Fünfzehn Jahre lang war ich einem abscheulichen Laster unterworfen, habe tausendmal meine arme Seele und beinahe auch meinen Körper getötet. Es hals kein Flehen, Bitten und Seufzen; alles schien vergeblich zu sein. Vielleicht wollte Gott nur meine Beharrlichkeit im vertrauenden Gebete auf die Probe stellen. Da lenkte ich denn am 8. Dezember 1898, am Feste der Geburt Mariens, meine Schritte nach Maria-Enzersdors. Die Augen tränenvoll, das Kerz in Reue zerknirscht und voll Demut warf ich mich dort vor den Gnadenthron der Mächtigen nieder. And aus meiner Seele quoll der Ruf: „Maria, barmherzige, liebe Mutter, wenn Du die Macht hast, so befreie mich von diesem Laster und erbitte mir die Gnade einer aufrichtigen Be¬ kehrung !" And siehe da, meine Mutter hat mein Seufzen und Rufen vernommen und erhört. Denn von dieser Stunde an war diese böse Gewohnheit eud- giltig über Bord geworfen. Seit dieserZcitfühle ich michun- sagbar glücklich, Gottes Friede, jener Friede, den die Welt nicht geben kann, jener Friede, den mein geplagtes Lerz jahre¬ lang gesucht, aber niemals gefunden, dieser Friede war nun eingekehrt in mein seliges Äcrz. Nochmals tausend Dank Dir, o barmherzige Mutter, daß Du Dich meiner erbarmt hast, und zum Dank dafür verspreche ich Dir, Dein treues Kind bleiben zu wollen bis zum letzten Atemzuge. Amen. P. W. in O. Dem Kinde die Gesundheit crbetet. Im November des Jahres 1899 erkrankte mein damals zweijähriges Söhnlein plötzlich an heftigem Erbrechen und hochgradigem Fieber. Die vom Arzte verordneten Mittel steigerten nur das Fieber, so daß der Arzt den Ausbruch einer schweren Krankheit befürchtete. Das Kind lag wie be¬ sinnungslos da, purpurrot im Gesicht. Da lief ich in den Stephansdom, fiel vor dem Altäre des hl. Aloisius hin und flehte mit Inbrunst zum Heiligen und zur Muttergottes um Hilfe sür meinen Knaben und gelobte, zu Ehren der mächtigen Jungfrau am ersten Sonn¬ tage nach der Genesung des Kleinen nach Maria-Enzersdorf zu fahren und dort die heiligen Sakramente zu empfangen. Das war am Abende. In der Nacht weckte mich meine Frau, mich ersuchend, ich möchte das Kind anfühlen. And siehe da: das Fieber war vollständig verschwunden und mein Walter schlief ruhig; ein paar Tage darauf war er gesund. Freudig brachte ich in Maria-Enzersdorf mein Dank¬ opfer dar. Wien, 1899. Max Taubert, Beamter. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1954 500jähr. Jubiläum der Klostergründung. 1930 200jähr. Jubiläum der Wallfahrtsgründung. Wallfahrtspriester: 6 Patres aus dem Franzis¬ kanerkloster in Wien. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 70—75. K o m m u n i k a n t e n jährlich : 25.000. B e s u ch e r jährlich 250.080 (V» Million), davon Wall¬ fahrer: 40.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 35—40. L a u p tfest: Mariä Geburt und Mariä Namen, doch zeigen alle Marienfeste des Jahres sehr starken Besuch. Einwohnerzahl des Ortes: Gegen 3000. Devotionalienhändler 27 (davon 10 im Brunner Ge¬ meindegebiet). Gasthäuser: 15 (davon 3 im Brunner Gemeindegebiet). Kaffeeschänken: 4. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist ein gleichmäßig an¬ haltender. Zufahrt. Wien, S.-B.—Maria-Enzersdorf. V- St. li —.80. Wien, Lainz (Dampfstraßenbahn) — Maria-Enzersdorf. 50 Min. K -.42. Benachbarte Wallfahrtsorte kommen bei Maria-Enzersdorf kaum in Betracht, da dieser Wallfahrtsort fast immer nur für sich allein besucht wird, wie dies seine große Nähe an der Zweimillionenstadt begreiflich macht. Doch sei nebenbei bemerkt, daß der Gnadenort Maria-Lanzendorf, der Maria-Enzersdorf, Urlaubskapelle am Liechtenstein. «°'- W-«ng°-.sh°,°-, ZOO EfssfssfssfssfDsfssfsssDssssfssfsEfssfsssDsfs Maria-Lankowitz sfssfsEfsEfTEssssDsfssfsEfssfDEfssfsEfsEfsEfsssssss 11 km östlich liegt, von Maria-Enzersdorf aus in 2Vs Stunden am besten wohl über Vösendorf, bequem zu erreichen wäre. Die Besucher Maria-Enzersdorf können auch mittels halb¬ stündigen Spazierganges das Missionshaus Sankt Gabriel besichtigen. Schöne, sehenswerte Kirche. Im Klostergarten eigen¬ artige, unterirdische Grotte: Leidensstationen des Herrn in färbiger Beleuchtung; sehr interessant. Nur gegen'Anmeldung bei der Pforte zugänglich. Literatur. Kurzer Bericht, Wien 1781, 12°. Bericht und Betrachtung, Wien 1830, 12° (Iub.-Schrift). Maurer Kolb, Mar. N.-O. 146. Zehetbauer O. 8. br., Guardian, Kurzgef. Gesch. Wien, Norb.-Druck. 1890. Kaltenbäck, Mariensagen, 289. S chw e ick h a rdt, I, 161. D o n i n, Mar. Austr. 107. Reg.-Mar.-Kal. 1896, V. Austria-Kal. 1847, S. 100. Jordan im Wiener Diöc.-Bl. 1909, Nr. 15. Pürrer (Regesten) im W. Diöc.-Bl. 1807, Nr. 10, I I und 12. Jordani» Monatsbl. d. Alt. Ver. VIII, Nr. 6, 7 (1907). Starzer in „Reichspost", 1907, Nr. 159, 14. Juli. „Der Bote aus dem Waldviertel", 1903, 1. April. Monat-Rosen 1893, 174. Niederöst. (Landesverband), Lechner, Wien 1911, S. 63. Förster, Touristenführer, Wien. S. 48. Kurze Erwägung. Siehe hier das „Peil der Kranken"! O, wie mannig¬ fach sind doch die Krankheiten der Menschenkinder! Wie mannigfach warst du selber schon krank, oder bist es noch immer. Bist du krank am Leibe, so eile zu Maria, sie ist das Heil der Kranken, sie wird vielleicht auch dir gnädig sein! Bist du krank an deinem Herzen, nagt die Not an dir, der Kummer, der Verdruß, o, so eile zu Maria, sie ist ja das Äeil der Kranken, auch der kranken Herzen. Bist du krank im Gewissen, quält dich das Bewußtsein vielfacher Sündenschuld, so nimm schnell deine Zuflucht zu Maria, sie ist ja das Heil der Kranken, auch der kranken Gewissen! Bist du krank in deinem Glauben, ängstigen dich bange Zweifel, will die Hoffnung nicht recht aufkommen in den Nebeln deiner Versuchungen, o, so eile, fliehe, rette dich zu Maria, dem Heile der Kranken, damit sie gesund und licht mache deinen kranken Glauben. Kurz: Mag deine Krankheit noch so eigenartig, noch so tief, noch so alt sein, geh' zu Maria, arme Seele, und bitte sie, daß sie auch dich wie tausend andere heil mache und gesund. Gebet. Heilige Mutter, erhöre das innige Flehen deiner irdischen Kinder! Am deinen Thron versammelt, rufen sie zu dir. Von Krankheit gequält, vom Leide verfolgt, von Kummer bedrückt schreien sic auf zu dir, Mutter, Retterin, Helferin der Christenheit! Dir, o Maria, empfehlen wir uns! Du schütze uns auf unseren Wegen, du halte ferne von uns jeglichen Schaden am Leibe und an der Seele, du erfülle unsere Herzen mit zeitlichem und himmlischem Segen, auf daß wir dir fröhlich und heiter dienen mögen alle Tage unseres Lebens. O, heilige Mutter der Gnade, bringe allen, allen deine Gnade! Sei mit uns, o Mutter, alle Tage unseres Lebens, sei mit uns am Tage unseres Sterbens! Wenn das Lebensschifflein zusammenbricht, dann führe uns in Frieden ein in selige Ewigkeit. Amen. Maris-Lankowltj. Steiermark. 25.000 Kommunikanten. O zartes Bild, so unscheinbar. Und doch an Gnaden wunderbar. So klein, io einfach und so bleich Und doch an Ehren überreich! An Größe eine Spanne bloß. An Lerrlichkeit unendlich groß! örtliche Lage. sehr frühzeitig, im Jahre 1860 wurde die Eisen- r von Graz nach Köflach gebaut. Es handelte da um den raschen Transport der schönen Kohle, in Köflach, Lankowitz und Voitsberg zutage ge¬ fördert wurde. Diese Bahn kommt uns wie gerufen; sie bringt uns in raschem Fluge bis an die Endstation Köflach, von wo aus wir in einer schwachen halben Stunde unser Wallfahrtsziel erreicht haben. — Die Eisenbahnfahrl bis Köflach ist nicht übermäßig romantisch und großartig, aber gerade an der Endstation öffnet sich der Ausblick auf ein hohes Hinterland, durch welches die ganze Gegend das herrliche Gepräge einer Gebirgslandschaft bekommt. Erheben sich doch im Norden und Westen die Berg¬ züge der Gleinalpe und der Stubalpe bis nahe an 2000 m Meeres höhe. Am Fuße der Stubalpe nun, und zwar auf einem Hochplateau, liegt unser Wallfahrtsort: Maria-Lankowitz. Lat man, vom Bahnhofe Köflach kommend, nach etwa 20 Minuten Wanderung auf sehr gleichmäßig sanft an¬ steigender Straße den Markt Maria-Lankowitz erreicht, so muß man noch weiters, um zur Kirche zu gelangen, den Ort so ziemlich in seiner ganzen Länge durchschreiten, was noch 5 bis 6 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Dann kommt man zu einer breiten, kurzen Allee, die mit drei Paaren steinerner Standbilder geziert ist und direkt bei der gemauerten Eingangspforte endet, die, einem bemalten Triumphbogen gleich, in den eigentlichen Kirchen- plah führt. Dieser Platz ist ringsherum von einer Ring¬ mauer eingeschlossen, mit Bäumen besetzt und enthält nebst der Kirche noch eine ziemlich geräumige, ganz abseits frei¬ stehende Antoniuskapelle, an deren Außenwand sich ein Bild des Dismas, des guten Schächers befindet. gss sfs Ess sjs Efs sfs sfs sfs Ess Ess sfs sfs Efs sfs sfs sfs Ess Maria-Lankowitz sss Ess sss sss Ess sss sfs Ess Ess sss Ess sss Ess Ess Ess 301 Die Gnadenkirche. Die Gnadenkirche, die mit dem daranstoßenden Franzis¬ kanerkloster ein zusammengehöriges Bauwerk bildet, trägt als Lauptzier einen schlanken Turm von gefälligen Formen, dazu am anderen Ende der Kirche noch einen zierlichen Dachreiter. Wir betreten durch das Hauptportal, über das sich, auf Säulen ruhend, ein schönes Schutzdach breitet, das Innere der Kirche. Groß, licht, gefällig in den Formen, mit besonderer Sorgfalt reichlichst ausgemalt — das sind die sofort in die Augen springenden Haupteigenschaften dieses Gotteshauses. Der Baustil ist Renaissance, Fassungs¬ raum etwa für 2500 Personen, die zahlreichen Gemälde zum Teil schon efwas verblaßt, aber immerhin noch schön. Inhaltlich blieben uns die Deckengemälde seine große Zahl einzelner .Heiligenfiguren in den einzelnen Feldern der Wölbung) rätselhaft. Wir wissen nicht, ob ein einigender, großer Gedanke all diese mannigfachen Figuren miteinander verbindet. Leichter und durchsichtiger sind die großen Seiten¬ gemälde, die verschiedene Szenen aus dem Leben Jesu und auch aus der Hciligengeschichtc des Franzis¬ kanerordens darbieten. Zwei Dinge fielen uns besonders auf und fanden unsere vollste Zustimmung. 1. An den Kirchcnwändcn hängen, und zwar (was wir besonders loben) so niedrig, daß man sie genauestens besehen und studieren kann, eine ganze Reihe von älteren Ölgemälden in ovalrunden Rahmen, die verschiedene Ereignisse aus der so reichen Geschichte dieses Wallfahrtsortes in Wort und Bild zur Darstellung bringen. So ist man in der Lage, mittels eines einzigen Rundganges um die Kirche gleichsam spielend und vergnüglich die ruhmvolle Vergangenheit dieser Gnadcnstätte kennen zu lernen. 2. Sehr wohl gefielen uns die beiden hohen, schon von außen leicht erkennbaren S citenkapell en, die neben einander an der Epistelseite an das Haupt¬ schiff angebaut sind. Die innere Ausstattung dieser Kapellen zeugt von gutem Geschmack. Die vordere der beiden Kapellen enthält ein Bild des heiligen Ordens¬ stifters Franziskus, die rückwärtige ein Kreuzigungs¬ bild mit den beiden Schächern. Die Hauptfiguren in beiden Kapellen sind plastisch gearbeitet, alles übrige ist Malerei. Die Höhe und Lichtfülle dieser Seitcnkapellen trägt nicht wenig dazu bei, daß sie einen guten Eindruck auf den Besucher machen. Nun zum Hochaltar. Es ist ein würdiges, großes, stilgerechtes Bauwerk, daß aber keine hervorstechenden Eigen¬ schaften zeigt. Das Gnadenbild selber ist sehr klein, kaum 30 em hoch. Man hat es daher von seinem Sockel getrennt und ihm längere Stoffkleidcr gegeben, so daß es tatsächlich größer erscheint, als es in Wirklichkeit ist. Das Bild hak' seinen Platz in einer Art von Drehtabcrnakel und ist von einem netten Baldachin überragt. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die alte Prophezeiung. Vor etwa 500 Jahren war an jener Stelle, wo heute die Gnadenkirche und das Kloster zu schauen sind, eine stille Waldwiese. Anentweiht, ungestört prangte sie in üppigem Grün und brachte dem Schöpfer alljährlich tausendfache Opfergabe von duftenden, leuchtenden Blumen. Am Waldes- Maria-Lankowih, gegen Köflach. Ph°>- H. Ikor-N, Sofia«. säum wiegte eine mächtige Linde ihre Krone; am Stamm aber trug sie als zierenden Ehrenschmuck ein holzgeschnihtes Kruzifix; stille hing es da, jeden der vorübcrging, zu kurzem Geistesaufschwunge einladend. Hier vor diesem Bilde des Gekreuzigten kniete nun gar oft ein Bauernbursche — Thomas Weiß war sein Name — im stummen, verzückten Gebete. -Dieser Bursche war ein außerordentliches Gnadenkind Gottes. Er stand im wohlver¬ dienten Rufe der Heiligkeit; oft und oft war er vor dieser Linde zu sehen; es war sein Licblingsplätzchen. Befragt, was ihn den gerade an diesen Ort so macht¬ voll hinziche, sprach er in prophetischem Geiste: „Weil hier 302 Ess Ess sfs Ess sfs Efs Ess Ess Ess §fs sfs Ess sfs sss sss Maria-Lankowitz EssEssEsTEsssssEssssssssssssssEssssssssssssssssssss an dieser Stelle einmal ein großer Gnadenort der aller- seligsten Jungfrau Maria entstehen wird; Mönche in grau¬ braunen Kleidern werden hier wohnen; anfangs nur wenige, dann aber immer mehr; später werden sie durch eine neue gottlose Lehre (Ketzerei) vertrieben werden, worauf dann der Gnadenort öde und durch 20 Jahre verwüstet dastchen wird; endlich aber werden die Mönche doch wieder zurückkchren und dann dableibcn bis zum Ende der Welt." Diese Prophezeiung wurde ausgesprochen etwa 100 Jahre vor der Begründung des Wallfahrtsortes Maria- Lankowitz. Derselbe Bursche hatte zu wiedcrholtenmalen deut¬ liche, unwiderlegliche Beweise seiner wahrhaftigen, über¬ natürlichen Gabe der Prophezeiung abgelegt. Er starb eines sehr erbaulichen Todes, nach einer Wallfahrt nach Mariazell. große Schar der Ortsbewohner eilten hinaus, um den so lange verlorenen Schatz wieder in die Kirche zu tragen. Aber sonderbarerweise waren sie nicht imstande, die Statue von der Stelle zu bringen. Da gab der Pfarrer guten Rat. „Wer weiß, was Gott mit dem Bilde vor hat! — Machen wir cs so, wie die Philister es einst mit der Bundeslade machten: spannen wir die zwei Ochsen, die das Bild gefunden, vor einen Wagen, legen wir das Bild darauf und lassen wir sie ohne Fuhrmann gehen, wohin sie wollen. Der etwas abenteuerliche Rat fand großes Wohlgefallen bei der versammelten Menge, und zwar schon deshalb, weil er doch etwas Außerordentliches war und die Neugier nicht wenig reizte. Alsbald war das Gespann hergcrichtet. Man trieb die Ochsen an und sie gingen. Aber wie verwunderten sich alle, als sie beim nächsten Scheidewege nicht etwa in das Vier Proben der allen, in den Kirchenwänden eingcmauerlen Ölgemälde in Maria-Lankowitz. Das Gnadenbild kommt an gefahren. Weitab von Maria-Lankowitz, ganz im Osten Cteier- marks, schon in der Nähe der ungarischen Landes- grcnze, liegt unweit des Ortes Radkersburg das Dorf Warth. Dieses erhielt wie viele andere Orte im Jahre 1426 den sehr unliebsamen Besuch der wilden rohen Türken¬ horden. Es war ein Jammer ohne Grenzen! Die Türken raubten und plünderten alles aus und nahmen unter anderem zum größten Leide der Ortsinsassen auch eine kleine, hochverehrte F r a u c n st a tuc mit sich; doch von den nachfolgenden Christen hart bedrängt, warfen sie „den Plunder" ins Gebüsch. Sieben Jahre lang blieb die Statue verborgen. Dann endlich wurde das Bild durch ein Mirakel wieder gefunden. Ein Lirt fand abends zwei seiner Ochsen in kniender Stellung vor dem Dornstrauche, durch¬ stöberte hierauf aus Neugierde das Dickicht und fand die Maricnstatue, die noch jenes Kleidchen an sich trug, das heute in Lankowitz sorgsam aufbewahrt wird. Die Nachricht von solch liebem Funde verbreitete sich alsbald im Dorfe und sowohl der Pfarrer als auch eine gewohnte Dorf trabten, sondern auf jene Straße abbogen, die gegen Obersteiermark führt. Vergeblich suchte man sie zum Dorfe zu lenken; sie blieben auf dem einmal eingeschlagenen Wege und gingen ohne Futter zu nehmen drei Tage hindurch an der Mur aufwärts gegen Köflach hin und hielten endlich zwischen Köflach und Voitsberg für kurze Zeit an. (An diesem Orte der Rast hat man später eine Kapelle erbaut, die G r a d n e r k a p e llc.) Dann gingen sic wieder weiter und blieben schließlich vor jener Linde mit dem Kruzifixe stehen. Versuche, die man anstellte, sie noch weiterzubringen, blieben ohne Erfolg; die Tiere verweigerten hartnäckig jede weitere Arbeit. Man sah in diesem Vorfall einen Fingerzeig Gottes, daß er gerade an diesem Orte dieses Bild verehrt wissen wolle. — So nahm man cs denn vom Wagen und brachte es vorläufig am Stamme der Linde an. Dies geschah im Jahre 1433; diese Jahreszahl muß sonach als Grttndungsjahr für den Wallfahrtsort Maria- Lankowitz angesehen werden. §jD SsT SsD SsT DfT SsD SsT SsD §jD SsD SsT SsD SsD SsD SsD GsT Vlarla-Lank0wltz SsD SjD SsT SsD SjD Sss SjD Sss Ess Sfs SjT SsT SsT SfD Sss 303 Die Prophezeiung erfüllt sich. 23 Jahre nach diesem Vorfälle wurde, da der Zudrang zu dem Gnadenbild ein großer war, an dieser Stelle d i e erste Kirche und daneben ein Kloster für die Franziskaner erbaut, — es zogen also, wie es jener Prophet vorhergesagt, Mönche mit graubraunen Kleidern ein. Aber hundert Jahre blieben sie daselbst. Dann kamen die Protestantenstürme und im Jahre 1566 mußten die Franziskaner dem ruchlosen Treiben dieser Religions¬ verbesserer weichen, wurden vertrieben und die Kirche aus¬ geplündert; wieder war ein Teil der Prophezeiung zur Wahrheit geworden. Unterdessen geschah es, daß eine adelige Frau sich mit der Gnadcnstatue ihren Spott gestattete und sie mit Nadel¬ stichen, die heute noch zu sehen sind, am Angesichte zerstach und dann anspuckte. Kurz darauf wurde die Spötterin von einer argen Krankheit befallen und vom Tode hinweggeraf^t. 22 Jahre nach der Vertreibung der Franziskaner kehrten sie durch die Äilfe Herzog Karl II. wieder zurück und brachten unter unsäglichen Mühen Kirche und Kloster wieder in guten Zustand, so daß die Wallfahrt wieder zu Ehren kam. Seit jener Zeit — es sind seitdem schon mehr als drei¬ hundert Jahre vergangen — wirken Mitglieder des Franzis¬ kanerordens noch immer segensreich an jener Gnadcnstätte. Wir sehen also wieder eine glänzende Erfüllung jener geheimnisvollen Vorhersagung, und wünschen, daß die mühe¬ volle Tätigkeit der Ordensmänner, wie es die Prophezeiung verkündete, von Daüer sein möge: bis an das Ende der Tage. Das durch viele Wundertaten verherrlichte Bild wird feierlich für „gnadenvoll" erklärt. Die auffallenden Gebetserhörungen, die sich fromm¬ gläubige, vertrauende Pilger von diesem Gnadenorte mit heim¬ trugen, wurden so zahlreich, daß sich im Jahre 1653 der damalige Bischof von Seckau eingehend mit der Unter¬ suchung dieser Tatsachen befaßte, und als Schlußurteil in einem Hirtenbriefe das Gnadenbild als wirklich „gnadenvoll" erklärte. Wir geben aus dem Hirtenschreiben einige Stellen wieder: „. . . . da wir vernommen haben, daß zu Lankowitz in unserer Diözese .... ein Bildnis der seligsten Jungfrau „von den Gnaden" genannt, unter häufigem Zulaufe des Volkes verehrt werde .... so haben wir es auf uns genommen, die Sache genau zu untersuchen, da wir doch früher niemand Glauben beimessen, bis wir nicht einen vollständigen und bewährten Bericht der ganzen Sache, und zwar von glaubwürdigen und ernstlich geprüften Personen entgegengenommen hätten. Wir haben uns daher .... mit der uns gebührenden und schuldigen Sorgfalt an obbenannten Ort verfügt, um die Wahrheit der Gnaden zu erforschen, und nachdem wir von den früher erzählten und durch den Ruf verbreiteten Dinge zur Genüge unterrichtet waren, haben wir die betreffenden Zeugen, abgesondert, sowohl über die wirklichen Tatsachen und Gnaden, als auch über die einzelnen Ausstände derselben. Persönlich verhört. Endlich, nachdem wir die Aussagen vieler gesammelt und Dokumente geprüft hatten, und sonach viele. durch die Hilfe der allerseligsten Jungfrau gewährte Gnaden gut beglaubigt vorlagen, überzeugten wir uns, daß .. . . dieselben wahrhafte Gnaden waren und daß sie nach dem Arteile der Ärzte und anderer glaubwürdiger Personen jede menschliche Kunst und natürliche Kraft überbieten. Nach der uns zustchenden Macht erklären wir hieinit das genannte Bildnis.... für gnadenvoll und empfehlen allen Christgläubigen, dasselbe als ein gnadenreiches Bild besonders zu verehren.... Graz, am Feste Maria Schnee, 5. August 1653." Fromme List und sichtbarer Schutz in der josefinischen Zeit. Nachdem im Laufe der Jahrhunderte wegen stets an¬ wachsenden Zudranges die Kirche immer mehr vergrößert und Mana-Lankowitz, GnadenbUd. verschönert wurde, kamen auch für Maria-Lankowitz jene düsteren Zeiten der Klosteraufhebungen und Wallfahrts- stürmereien, wie sic unter Kaiser Josef II. in Szene gesetzt wurden. Am die Wallfahrt in Maria-Lankowitz endgiltig umzu¬ bringen, wurde durch hohes Dekret verordnet, daß das Gnadenbild von Lankowitz weggetragen und im benachbarten Köflach auf den Altar gesetzt werde. - Der damalige Oberhirte gab sich wirklich dazu her, dies Dekret durch seine Gutheißung gleichsam zu sanktionieren und beorderte einen hochgestellten Geistlichen dazu, nach Lankowitz zu fahren und alldort die Übertragung des Gnadenbildes zu bewerkstelligen. Nun lebte damals in Maria-Lankowitz ein schlauer Pater. Dem kam es in den Sinn, ob man den hohen, eifrigen Ferren nicht doch ein feines Schnippchen schlagen könnte. In aller Heimlichkeit wurde, so gut cs ging, ein Z04 Ess sfs Efs Efs Efs sfs sfs Efs sss sfs Efs Efs sfs sfs sfs Maria-Lankowitz ssDsssssssfsEssEssSssEssssssfsssssssssTEsssssssTEss einfaches Abbild der Gnadenstatue geschnitzt, grob übermalt, anstatt der kostbaren Prunkgewänder wurde ein grober be¬ malter Äolzmantel dazu angefertigt und dieses neue Schnitz¬ werk in aller .Heimlichkeit an Stelle der hochverehrten Gnaden¬ statue hingesetzt; die Gnadenstatue selber am wohlgewählten Verstecke für bessere Zeiten aufbewahrt. Goch die allerseligste Jungfrau schien selbst dafür sorgen zu wollen, daß ihr Bild, das so wundersam einst hieher- gebracht worden war, auch hier verbliebe; und dieses Ver¬ bleiben sollte nicht Menschenwitz zustande gebracht haben. Ruhe. Aber die Bevölkerung von Lankowitz brach in Hellen Jubel aus. Dem Gnadenorte drohen unterirdische Gefahren. Maria-Lankowitz steht auf einem Boden, der sehr große, geschätzte Steinkohlenlager enthält. Da nun gerade unter der Kirche und dem Kloster eine vorzügliche Sorte zu finden ist, so wurde der Berg darunter ausgiebig durchwühlt, so sehr, daß man schon ernstlich fürchtete, es müsse schließlich zu einer Maria-Lankowitz, Lochaltar. sondern sie wollte zeigen, daß es ihr eigenster Wille und ihr persönliches Werk sei. Als nämlich jener vornehme Priester eben daran war, die Gnadenstatue von ihrem bisherigen Standorte abzuheben, hielt er Plötzlich inne, auf seinen Mienen sah man, daß ein heftiger Kampf in seinem Innern ausgebrochen sei, eine ganze Weile stand er stille, sah empor, dann sagte er laut mit feierlicher Stimme: „O, Mutter, bleib auf deinem Throne Mit deinem vielgeliebten Sohne!" — verbeugte sich dann, stieg wortlos herab und kehrte unver¬ richteter Dinge heim. Das Bild hatte von dieser Zeit an Katastrophe führen. Da schickte der Lerr scheinbar ein großes Un¬ glück, das sich aber endlich als sehr segensreich und nutzbringend für den Wallfahrtsort erwies; am Feste der unbefleckten Empfängnis 1861 brach'nämlich unter der Kirche in einem Stollen Feuer aus, welches dann, weil man es nicht löschen konnte, durch sechs Jahre innerlich fortfraß, bis es endlich am Rosenkranzsonntage 1867 durch einen Schacht hervorbrach. Da an ein Löschen nicht zu denken war, wurden alle in der Nähe liegenden Schachte verschüttet, so daß das Feuer ersticken mußte; zugleich wurde endgiltig beschlossen, fernerhin in dieser Gegend um die Kirche herum keine Kohlen mehr zu graben. So bekam der Wallfahrtsort Ruhe. Das Feuer ist wahrscheinlich längst erstickt. Die unterirdische Gefahr ist beseitigt. And wer weiß, vielleicht ist jener Feuerbrand vom 8. Dezember 1861 eines der größten Luldbeweise, den die allerseligste Jungfrau Maria ihrem so oft bevorzugten Gnadenorte erwiesen hat. Möge sie diesen Ort fernerhin schützen, bewahren, segnen, fördern! Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1933 500jähr. Entstehungsjubiläum. 1953 300jähr. Jubiläum der kirchlichen Anerkennung als Gnadenort. 1955 500jähr. Jubiläum der ersten Kirche und der Patres Franziskaner. (Stistbrief-Ausfertigung.) L a u P t s est: 2. Juli (Mariä Heimsuchung). Ständige Priester: 8 Franziskaner aus der österreichischen Provinz. LeiligeMefsen fremder Priester jährlich: 25. Kommunikanten jährlich: 25.000. Besucher jährlich: 40.000—50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 35. Seelenanzahl Wer Pfarre 3300. Gasthäuser: 10. Ständige Devotionalienhändler: 4 (mit 6 Buden). Der Besuch des Wallfahrtsortes ist etwas abnehmend. Zufahrt. Graz—Köflach, l'/s St. K 1.90. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Lankowitz— S t e inwand bei Ligist. Bahnfahrt Köflach—Krottendorf, V- St. L —.60. Maria-Lankowitz— S t r a ß g a n g, 1 St. L 1.60. Alle übrigen Wallfahrtsorte über Graz. SsT SsT SsT SfD SsD SsT SsT SsT S^D SsT EsT SsD SfD Der Trauerberg bei Nassenfuß SfDSfDSfDSsDSfDSfDSfDSfDSfTSfTSfTSfsSfT 305 Literatur. Lanscea blariana Lancoviensis, Wien 166l und 1684, 12°, 422 S. Lietling, Marianisches Jahrbuch, Wien 1720, 4°, 640 S. Geschichts-Auszug, Wien 1720, 8°, 432 S. Bericht von dem Gnadenbilde, Graz 1766, 8°, Ib Bl. Geschichte des Gnadenortes (vierte Säkularfeier), Graz 1837, 8°, 76 S. Geschichte des Gnadenortes, Graz 1858, 8°, 71 S. K o ll m a nn, Maria-L. in „Der Aufmerks.", 1825, Nr. 34. Kollmann, Schrecklich gebüßter Frevel (Sage), „Der Aufmerks.", 1837, Nr. 19-21. (Anonym), Geschichte, Verlag Franziskaner in M.-L., 1892, 8", 344 S., geb. L 2.—. (Anonym), Der Wallfahrtsort, Verl. Franz, i. M.-L., Druck Schemm, Nürnberg, 16°, 104 S. Austria-Kal., 1845, S. 181. Reg.-Mar.-Kal., 1886, V. Mitt. d. Zent.-Komm., XIX, 242. Leo-Gschft. d. soz. W. d. kath. K. Wien, II, 225. Kurze Erwägung. Betrachte, wie der Gnadenort Maria-Lankowih viel¬ leicht mehr als viele andere ein Ort besonderer Gnaden¬ auswahl Mariens ist, also ein Lieblingsort der Muttergottes. Sein Entstehen wurde hundert Jahre früher vorhergesagt. Die Gnadenstatue drei Tagreisen weit ganz merkwürdigerweise an diesen Ort gebracht. Der Gnadenbezeigungen waren so viele, daß der Ort von der kirchlichen Behörde aus feierlich als „gnadenvoll" bezeichnet wurde. Lind bis in die letzte Zeit scheint Maria über das Wohl dieses Ortes treulich zu wachen. Darum: ist es dir möglich, einmal diesen auserlesenen Ort aufzusuchen, wohlan, so begib dich hin; ist dies aber ausgeschlossen, so grüße wenigstens von ferne, im Geiste, im vollen Glauben, in dankbarer Liebe und Verehrung die „gnadenreiche" Mutter. Gebet. Mutter, siehe dein Kind steht vor dir, armselig, ge¬ brechlich, schwach, voller Leiden und hilflos. Der Gnade bedarf es, nach Gnade verlangt es, nach Gnade ruft es zu dir, die du bist voller Gnade, die du die Mutter der Gnade bist, die du genannt und gepriesen wirst: „gnadenreich" ! So sende uns deine Gnade: Gnade sür unser Arbeiten und Beten, Gnade, daß wir unsere Schwachheit einsehen, bereuen und unser Leben bessern könnten. Gnade, daß wir stets den Weg zum Limmel pilgern; Gnade, daß wir die Gebote Gottes treu befolgen; Gnade, daß wir selig sterben, und größte Gnade, daß wir ein gnädig Gericht bei Gott erlangen mögen. Mutter der Gnade, verschließe nicht dein Ohr, neig' dich zu uns, sei gnädig, sei versöhnlich! Dich haben wir geliebt, dich lieben wir noch heute, dich wollen wir lieben in Ewigkeit. Amen. Der Lrsuerberg bei Asllenkuß. flslostns koi-s Pli MMW.) Llnterkrain. 20.000 bis 25.000 Kommunikanten. Laßt uns ziehn zum Berg der Trauer Und in heil'gem Mitleidschauer Bei der Schmerzensmutter stehn, Die wir dort am Gnadenthrone Mit dem lieben, toten Sohne Unterm Kreuze weinen sehn. Örtliche Lage. er Traucrberg, unter den Wallfahrtsorten Llntcrkrains wohl der bedeutendste, liegt ostsüdöstlich von der Landeshauptstadt Laibach, von wo er in drei¬ stündiger Eisenbahnfahrt (Llmsteigen in Treffen) zu erreichen ist. Fahrpreis X 2.50. Absteigestation heißt Nassenfuß- F c i st r i tz. Für die aus Norden kommenden Pilger bietet sich noch ein anderer Zugang: Man verläßt nämlich die Hauptstrecke der Südbahn bei Steinbrück, fährt von dort mit der Flügelbahn, die südöstlich gegen Agram zieht, zwei Stationen weit, nämlich bis L i ch t e n kv a l d (V? St. X — .80), steigt dort aus und hat nun dreierlei Möglichkeit, nach Nassenfuß und somit auf den Trauerberg zu kommen, nämlich: 1. zu Fuß, etwa 4 St. Gehzeit, durchwegs Straße; 2. teils zu Fuß (bis Johannistal), teils per Bahn (von Johannistal zwei Stationen bis Nassenfuß). Äiebci Ersparnis an Gehzeit un¬ gefähr 1 St. oder etwas mehr; 3. per Stcllwagen von Lichtenwald nach Nassenfuß, 4 St., X 2, — , täglich eine Fahrt in jeder Richtung. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Sind wir in Station Nassenfuß-Feistritz abgesticgen, so sehen wir den Trauerberg südöstlich als ziemlich bedeutende Erhebung aufragen. Eine zierliche Kirche winkt uns entgegen, lind ein hoher schlanker Turm gereicht dem Gottcshausc, wie dem Äügel selber zur Zier. Übrigens ist unser Trauerberg nicht die einzige Kirche in der Gegend, die frommen Slowenen haben ja Kirchen und Kirchlein auf allen Äügeln. So winken weiter rechts auf niedrigeren Äugeln zwei andere turmgekröntc Gottes¬ häuser, während links gar nicht weit von unserem Weg die Kirche von Martinsdorf steht. Linser Trauerberg aber ist unter allen diesen die höchste und wohl auch die schönst¬ gelegene. Wir können nicht umhin, zu bemerken, daß unweit des T r a u e r b e r g e s, von diesen: in 1St. zu erreichen (gegen Nordwesten), in der Pfarre St. Ruprecht, auf einem Äügcl eine zweitürmige Kirche liegt, die den Namen Freuden¬ berg führt. Sie ist offenbar ein Gegenstück zu unserem Trauerberge (den sieben Freuden Marias geweiht), hat jedoch als Wallfahrtsort keinerlei Bedeutung. 20 306 sfssfssfssfssfssfsssssfDsfsEfDSfssfsEss Der Trauerberg bei Nassenfuß SssEsssfssfssfsEsssfssfssfsSfTsfssfssfsEfDEsI Die Straße bringt uns in einer halben Stunde von der Eisenbahnstation in den Ort Nassenfuß, der allerdings seinem größten Teile nach linkerhand liegen bleibt, während wir uns nach rechts wenden, und den Trauerberg etwas um¬ gehend, beim Pfarrhofe anlangen, von wo der Trauerberg in zwei Minuten zu ersteigen ist. Die Meereshöhe der Gnadenkirche beträgt 336 m., diejenige des Ortes Nassenfluß 251 m., so daß die relative Äöhe des Berges 85 m ausmacht. Allerdings hat man, beim Pfarrhofe angelangt, etwa schon die Äälfte dieser 85 m überwunden. Kirche und Gnadenbild. Der Äugel, auf dessen Spitze die Kirche thront, ist ein recht idyllisches Plätzchen. Von dem grünen Rasenteppich und zu sein. Sie ist mäßig groß und dürfte etwa für 1500 Per¬ sonen Platz bieten. Das Gnadenbild ist ein schönes steinernes Bild in Lebensgröße und stellt die allerseligste Jungfrau Maria unter dem Kreuze vor (daher der Name Trauerberg). Die Statue ist bemalt, und zwar trägt die Muttergottes einen blauen Lbermantel und einen roten Rock. Bezeichnend ist, daß sowohl die allerseligste Jungfrau selbst, als auch die beiden Schwebe-Engelein zu ihren Ääuptern Skapuliere in den Äänden tragen. Geschichtliches. Diesbezüglich besitzen wir nur die spärlichsten Nach¬ richten. Das Jahr 1670 dürfte das Erbauungsjahr des Gotteshauses sein. Fünf Jahre nachher, 1675, wurde der Äauptaltar, eine schöne Marmorarbeit im Barockstile von Johann Daniel Kajzel ge¬ spendet. Sehr alte noch vorhandene Lx voto-Tafeln aus den Jahren 1690, 1712, 1730 und späteren Datums bezeugen das Alter der Wallfahrt. In das Jahr 1730 fällt auch die Stiftung der Bruderschaft von der schmerzhaften Muttergottes. Statistisches. Nächstes J ubi - läumsjahr: 1920 250jähr. Jubiläum der Entstehung. Ständige Prie¬ ster: 2 Weltpriester. Lei lige Messen fremder Priester jährlich: 100. Kommunikanten jährlich: 20.000-25.000. Trauerberg bei Naffenfuß, rechts oben die heilige Stiege. Besucher jährlich: 100.000 oder mehr. den gewaltigen Kronen einzelstehender Bäume heben sich die blendenden Mauern der Kapellen und der Kirche deutlich ab. Ein breiter, wenig gepflegter, aber sehr stark abgetretener Weg führt an etlichen kleinen Kapellchen vorbei zur Äöhe. Die Kapellchen enthalten Darstellungen der sieben Schmerzen Mariä. Die heilige Stiege, schon ziemlich weit oben gelegen, trägt über der Eingangshalle einen kurzen, dicken Turm, steht im übrigen vollkommen frei und zeigt schon nach außen hin durch ihr schräg ansteigendes, übrigens einfaches Bauwerk ihre Bestimmung. Nun sind wir bei der Kirche angelangt, die nach unten, gegen den Pfarrhof hin, ihre Breitseite zeigt, und deren schönste Zier ein schlanker quadratischer Turm ist, der in seiner oberen Äälfte mit vier Schmucktürmchen aus- gestattct, in einem achtseitigen gespitzten Äelm ausläuft. Im übrigen erhebt sich das Bauwerk der Kirche nicht über die gewöhnlichen Formen einer landläufigen Dorfrcnaissancc. Was das Innere der Kirche betrifft, so ist sie in einfachem Barockstile gehalten, ohne dabei besonders überladen Geschlossene Prozessionen jährlich: 30. Lauptfest: 3. Sonntag im September (Sonntag der sieben Schmerzen). Seelenzahl der Pfarre: bei 2000, der geschlossenen Ort¬ schaft: 800. Devotionalienhändler: keiner. Gasthäuser: 9. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität: Slowenisch. Benachbarte Wallfahrtsorte. Trauerberg— Z a p las. Eisenbahn Nassenfuß—Groß-Lack 1 St. K 0.70. Trauerberg— N e u st ift i n K rain. Eisenbahn Naffenfuß -Groß-Lup (umsteigen)—Reifnitz 3Vt St. K 3.20. Trauerberg—B r e z je. Eisenbahn Nassenfuß—Laibach (um¬ steigen)—Ottotsche. 4>/s St., K 3.90. Literatur. Leo-Gschst. d. s. W. d. kath. K. Laibach 1906. IV, 27. grsSft>ssTsft>Ssssft>sft>sfTEfsEfssfssfsssTEft>sfssfssft> Maria-Dreierchen sft>Eft>sft>Esssft>sfssfsEst>sft>Eft>EfDsfSSfs 307 Kurze Erwägung. Also auch im fernen Kram, im Lande der Slowenen, hat man einen Trauerberg errichtet. So ist denn auch dort das Leiden daheim, denn hätte man wohl einen Trauer¬ berg erbaut, wenn man Trauer nicht kannte? And auch in diesem fernen Lande geht man mit seiner Trauer — zu Maria der Mutter des Herrn, auch dort gereicht ihr Bild, wie sie den toten Sohn auf dem Schoße hält, allen Trauern¬ den zum Trost, zur Stärkung und Erquickung. And da sich jährlich Hunderttausend und mehr zu diesem Heiligtum drängen, so ist dies ein sicherer Fingerzeig, daß auch dort die Liebe, Verehrung und das Zutrauen zur Trösterin der Betrübten allgemein verbreitet sei. Wahrlich ein Ehrenzeugnis für unsere liebe gute himmlische Mutter Maria. Gebet. O himmlische Mutter, die Du keinen Anterschied des Ranges und der Würde, keinen Anterschied der Nation und des Landes kennst, sondern alle an Dein mütterliches Herz drückest, die Du als Deine Kinder erkennest, und die Du alle jene tröstest, die Du trauernd gewahrest, siehe auch mich. Dein Kind, Dein leidendes Kind! Zu dem Bilde Deiner großen Schmerzen eile ich, neben Dich, die Schmerzensmutter, sehe ich mich, im Schatten des Kreuzes ruhe ich, und so wie Du den Leichnam Jesu umfassend und seine Wunden betrachtend, zur Königin der Leidenden geworden bist, so hoffe ich in Deiner Gesellschaft und an Deiner Seite es dahin zu bringen, in allen meinen Leiden die rechte, christliche Geduld zu bewahren. Hilf mir dazu, meine Mutter! Amen. Marm-Dremchen. Niederösterrcich. 22.000 — 24.000IKommunikanten. Manhartsberg, die höchste Zierde Deiner Berge, — deine Würde Ist das Leiligkum Dreieichen, Wo Maria ihre reichen Gnadenschüße spendet allen. Die zu ihr vertrauend wallen. Örtliche Lage. ie nördliche Hälfte Niederösterreichs wird durch eine ausgedehnte Hügelkette, die man Manhartsberg nennt, in zwei fast gleiche Teile geteilt. Dieser Man¬ hartsberg streicht von der Donau, und zwar etwa von Krems aus gegen Nordosten, also in der Richtung gegen Znaim. Während seine Erhebungen von der Ostseite her ganz belanglos erscheinen, so daß man schon mit der Franz Josef-Bahn eine gute Weile mitten durch das Gebiet des Manhartsberges fährt, ohne recht zu wissen, daß dieses wellige Land ein „Berg"-Land sei, scheint derselbe Manhartsberg von Westen her, wo das ziemlich tief gelegene Kamptal streicht, oder wie man auch sagt, vom Lorner Becken aus ziemlich ansehnlich. Seine höchste Berges- spihe hat 536 Meter Meereshöhe. Im Gebiete dieses Manhartsberges liegt nun gegen die Stadt Lorn hin, und zwar unmittelbar über dem Dorfe Mold, eine Bergeserhebung, die man den Molderberg nennt. Auf seiner Löhe steht unsere zweitürmige Wallfahrtskirche Maria- Dreieichen, die dank ihrer erhöhten Lage (sie hat 378 m Meereshöhe) von allen Teilen des Lorner Beckens leicht gesehen werden kann. Unser Wallfahrtsort Dreieichen hat keine eigentliche Eisen¬ bahnstation, liegt aber derartig, daß in einer durchschnittlichen Entfernung von einer Wegstunde die Eisenbahn von drei Seiten, von Westen, Norden und Osten, um den Molderberg läuft, so daß Dreieichen von einer ganzen Reihe Bahnstationen verhältnis¬ mäßig leicht erreicht werden kann. Die Bahnen, die unseren Berg in solcher Weise umkreisen, sind ihrer zwei: die Franz- Josefsbahn im Osten, und die Kamptalbahn (Lüdersdorfer Lokal¬ bahn) im Norden und Westen. Man kann demnach von folgenden Stationen nach Drei¬ eichen kommen: Von Eggenburg in etwa A/s St., von Klein-Meiseldorf über Stockern in schwach -/« St., von Sigmundsherberg in A/< St., von der Stadt Lorn in einer schwachen Stunde, von der Haltestelle Mold in einer guten halben Stunde, endlich von der Stadt G a rs im Kamptale in stark A/z St. Von den genannten Stationen liegen Eggenburg und Klein-Meiseldorf östlich, Sigmundsherberg nördlich, Lorn und Mold westlich, Gars südwestlich von dem Wallfahrtsorte Dreieichen. Lier können wir eine kleine Nebenbemerkung nicht unter¬ drücken. Es wundert uns nämlich gar sehr, daß vo»r Sigmunds¬ herberg nach Dreieichen keine ordentliche Straße vorhanden ist. Sigmundsherberg ist doch eine wichtige Station, Schnellzugs¬ haltestelle, Knotenpunkt von drei verschiedenen Bahnen, und dennoch führt nach Dreieichen nur ein stellenweise recht miserabler Feldweg, der obendrein einen großen Amweg macht. Dieser Weg ist seit 1912 rot markiert und an Wegkreuzungen sind Wegweiser ausgestellt. Gnadenkirche und Gnadenbild. Aber eine große, halbkreisförmige steinerne Platte, die mit Ketten eingefaßt ist, kommen wir über einige Stufen empor zum Portale der Kirche. Wir blicken empor. Eine Sonnenuhr fällt uns auf. Bedeutungsvolle Worte sind dabei zu lesen: 8oli8 ortu U8que uck occa8um laucku- bile nomen Domini«, zu deutsch: „Vom Aufgange der Sonne bis zu ihrem Antergange sei gepriesen der Name des Herrn!" Eine Versicherung für den Pilger, daß er diese Pforten des Gebetes zu jeder Tagesstunde rechtzeitig betrete; es gibt hier kein zu früh, kein zu spät, es ist jede Minute geeignet, des Herrn Lob zu künden. And mag der Schatten der Sonnenuhr zeigen, welche Stunde immer, es wird immer eine Stunde des Gebetes sein! Anter der Sonnenuhr ist über dem Hauptcingange eine Schrift angebracht, deren groß geschriebene Buchstaben, als lateinische Ziffern betrachtet, zusammen die Jahreszahl 1814 ergeben (ein Ehronographikon). Sie lautet zu deutsch: „Eiche! Mögest du grünen und blühen an diesem Orte zu Ehren der schmerzhaften Mutter!" Freilich, dieser Wunsch ist nicht ganz wörtlich in Erfüllung gegangen; denn jene drei¬ fache Eiche, die man fast eine Wunderciche nennen könnte, ist längst verdorrt, und nur wie eine Reliquie, wie ein Über¬ bleibsel von ihr, wird hinter dem Hochaltäre in verschlossener 20» Z08 sfssft>Eft>sfssft>ssssft>sft>sft>sft>EfDsft>sft> Maria-Dreieichen sft>sfsEfssft>Sft><2ft>EfssfsssD<2ft>ssssft>sft>sft>Eft>Est> Nische ein ziemlich bedeutendes Stück dieses Baumes bewahrt. Aber sind auch die „drei Eichen" dahin, „Dreieichen" steht, grünt, blüht, segnet und — Gott sei Dank — wächst noch immer fort, Gott zur Ehre, der Schmerzensmutter zur Freude, den schmerzvollen Erdenkindern zum Trost und Segen. Wir betreten nun das J n n e reder Kirche; sie ist ziemlich groß (sie mißt in ihrer inneren Länge über 47 m), licht, einfach, von ansehnlicher Innenhöhe, im Barockstile'erbaut. DwDeckengewvlbe sind mit verschiedenen schönen Gemälden geziert, denen auch von Kennern ein ziemlich hoher Kunstwert zugesprochen wird. Der Hochaltar ist im großen und ganzen nicht als besonders gelungen zu bezeichnen. Es stört nämlich die etwas mißlungene und einen ziemlich großen Raum einnehmende Darstellung der drei Eichen unmittelbar über dem Gnaden-- bilde. Wer nicht besonders gut sieht, weiß sich anfangs mit diesem scheinbar leeren Fleck nichts anzufangcn, und erkennt erst bei deutlicherer Untersuchung zur nachträglichen Befriedi¬ gung, daß hier drei Eichen dargestellt werden sollen. Dafür ist das Gnadenbild, das, mit reichem Edel¬ steinschmuck geziert, in einem Glasschranke über dem Hochaltäre thront, ein wahrer Schatz und eine liebliche Zierde dieser Kirche. Die Schmerzhafte Mutter ist in diesem Drei- eichnerbilde wirklich schön und ergreifend dargestellt. Sie hat des toten Sohnes Haupt in die Hände genommen und sich selber niederbeugend und das Antlitz des totbleichen Kindes an ihre Wange pressend, scheint sie einen heißen Mutterkuß auf die erkalteten Lippen zu drücken. Gib, o Mutter, Quell der Liebe, Daß ich mich mit Dir betrübe. Flöße Deinen Schmerz mir ein! Laß mich liebend ihn umfangen. Der zum Tod für mich gegangen, . And gefallen ihm allein! Im Jahre 1867 wurde das Gnadenbild von unbekannten Dieben seiner wertvollen Kleinodien beraubt. Ein Diamant¬ ring, echte Perlen, drei wertvolle Goldketten und die reichen Kronen ob den Häuptern des Heilandes und seiner Mutter wurden entwendet. Wird wohl den unseligen Dieben solch ein Raub an gottgeweihter Stätte Segen bringen? Die Frevler sind wahrscheinlich längst schon tot, und vielleicht haben sie für ewig zu bereuen, was sie in unseliger Stunde am Gnadenbilde der Schmerzenskönigin verbrochen! Die Schatzkammer. Schon das Wort Schatzkammer übt auf manches empfind¬ same Herz einen eigenartigen Zauber aus. Doch der Zauber verschwindet, wenn man diese Schatzkammer tatsächlich einer eingehenderen Musterung unterzieht. Da hängen rundherum bis oben hinauf eine Anzahl meist recht wertloser Bilder. In den Kästen verschiedene Gegenstände von Metall, auch Silber, ab und zu ein kleiner goldener Gegenstand; das ganze weit zurückstehend gegen jeden beliebigen Iuwelierladen am Wiener Graben oder in der Kärntnerstraße. Die Kelche und Me߬ gewänder, die da zu sehen sind, sind nicht besser, als sie jede Halbwegs reiche Stadtpfarrkirche aufzuweisen hat. Den einzigen Schatz, den wir suchten, die ärztlichen Zeugnisse eines in Drei¬ eichen plötzlich Geheilten, konnten wir damals nicht finden, weil der Betreffende diese ärztlichen Zeugnisse bei seiner letzten Pilgerschaft wieder heimgenommen hatte. Endlich aber ersahen wir in einer Ecke eine Reihe von Gegenständen, die uns wirklich für den Gang in die Schatzkammer entschädigten: eine ziemlich ansehnliche Zahl von Krücken, Bandagen, Glieder- maschincn und dergleichen, wie sie die hier Gesundeten als Zeichen ihrer Dankbarkeit an Ort und Stelle gelassen. Es wird zwar mancher nicht unsere Ansicht teilen, aber dennoch sprechen wir sie ohne zu zögem und unverhohlen aus: diese Krücken und Stahlschienen dünkten uns die größten, wirklichen Schätze dieser Kammer zu sein. Wir haben an ihnen unsere himmlische Mutter Maria so recht erkannt. And durch den Sinn zog uns der Spruch : Wo Millionen Trost genossen, Lerzenswunden sich geschlossen. Wird auch mir noch Trost zuteil. Wird auch meine Wunde heil! Die Brünnlkapelle. Das ist ein stillfricdlicher, wald- umrauschter Ort, den wohl jedes Pilgers Fuß betritt. Es ist so viel Friede, so viel stille Einsamkeit, so viel Weltabgeschiedenheit über dieses trauliche Ortlein ausgebreitet. ' Sonst ist weiter nichts daran; inmitten hoher, verschiedener Wald- bäumc steht eine gemauerte Kapelle und ein Brünnlein davor; der Zugang S^D SfT SsD SsT SfD S^T S^D S^D S^T S^T S^D SsD SfT SfD S^D SsT Ä^aria-DkeibicheN S^T SfD S^D S^D SfD SsD SsD S^T S^D SsT SsT SsD S^T SfD S^D 309 links und rechts mit Mauern eingefaßt. Rechterhand ein großes steinernes Kreuz und die schlichte fromme Inschrift darauf: Zum Andenken des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi 1849. Man sagt, das Wasser des Brünnleins habe manchmal wundertätige Kräfte gezeigt. Viele glauben daran, gehen hin und benetzen dort ihr Angesicht, oder ihre Augen und trinken davon. Leil dir, Niederösterreich, daß dir Gott in deine grünenden Fluren solch himmlische Edelsteine eingewoben hat. Sei stolz, mein Österreich, auf deine Gnadenstätten: Wo der Sünder selig weinet. Wo das Leid sich froh versüßt. Wo die Gnadensonne scheinet. Wo Maria niedergrüßt. Aus der Geschichte des Gnadenortes. Vorbemerkung. Die Entstehung des Wallfahrtsortes Dreieichen datiert aus der zweiten Lälste des 17. Jahrhunderts, und zwar erhielt ein Bürger aus Lorn, der lange Zeit krank gewesen war, durch ein Traumbild die Weisung, sein Marienbild an jene Stelle zu bringen, wo sich heute die Gnadenkirche erhebt. Es ist ganz merkwürdig und gibt Stoff zum Nachdenken, daß damals in Niederösterreich binnen 19 Jahren drei neue Wallfahrtsorte entstanden, und daß alle drei eine staunenswert ähnliche Entstehungsgeschichte bieten. Wir deuten diese drei Er¬ eignisse hier kurz an. 1642. Mariataferl. Schinagl bekommt im Traume den Auftrag: „Alexander, willst du gesund werden, dann nimm dieses Bild und trage es auf den Taferlberg zur Eiche I" 1656. Maria-Dreieichen. Mathias Weinberger aus Lorn, der lange Jahre krank war, erhält im Traume die Mahnung, das Vesperbild, das er im Besitze hat, auf den Molderberg zu bringen, und zwar dorthin, wo er eine Eiche finden werde, die von der Wurzel aus geteilt sei. 1661. G ut e n stein. Sebastian Schlager erhält im Traume die Weisung, ein Bild malen zu lassen, und es auf den Berg Buchschach zu tragen, und dort an einem Baume zu befestigen. So werden also Schlag auf Schlag drei der bedeutendsten Wallfahrtsorte Niederösterreichs durch übernatürliche Traum¬ mahnungen begründet, Wallfahrtsorte, die sich bis heute in voller urkräftiger Frische erhalten haben. Die Sache wird noch viel interessanter, wenn wir erwägen, daß noch andere große Wallfahrtsorte Niederösterreichs beiläufig um dieselbe Zeit entstanden, nämlich L a n g e g g (16V0) und Maria-Enzersdorf (1723), daß ferner das Gnadenbild, am Sonntagsberg ebenfalls um das Jahr 1614 gemalt und zur Verehrung aufgestellt wurde, und daß auch in der Gnaden¬ kirche L o h en ei ch sich 1621 jenes merkwürdige Wunder er¬ eignete, durch das dieser Ort ziemlich berühmt wurde. Auch Maria-Schutz am Semmering gründet sich auf ein im Jahre 1679 gemachtes Gelöbnis der Ortsgemeinde Schottwien. Das heißt also: Mit Ausnahme von Maria-Lanzendorf sind sämtliche bedeutendere Wallfahrtsorte Niederösterreichs um jene Zeit des siebzehnten Jahrhunderts entstanden.- Was soll das bedeuten?- Wir wissen natürlich keine bestimmte Antwort auf diese Frage; aber es will uns vorkommen, als ob Gott durch die Sprache dieser Tatsachen sagen wollte: Du Niederösterreich und dein Fürstenhaus Labsburg, ihr seid in den schweren Zeiten der Reformation, in den Zeiten der lutherischen Irr¬ lehre im 16. Jahrhundert fest und treu zum katholischen Glauben gestanden. Darum sei euch jetzt Schlag auf Schlag eine ganze Kette von Gnadenorten gewährt. Der Dank Gottes für die bewiesene Treue Niederösterreichs und seines Lerrscher- hauses! — Wer wird die Kühnheit haben, auch nur annähernd abzuschätzen, wie viele Niederösterreicher an diesen ihren Gnaden¬ orten Trost, Leil, Frieden, Glück, Gesundheit, Segen für sich und die Ihrigen gefunden haben! Maria-Dreieichen, Gnadenkirche. Doch wir müssen uns endlich der Geschichte Dreieichens zuwenden. Entstehung des Wallfahrtsortes. Wir haben gehört, daß jener Mathias Wein¬ berger, Kürschnermeister in Lorn, im Traume gemahnt wurde, sein wächsernes Marienbild zu den drei Eichen auf den Molderberg zu tragen. Sein Beichtvater, den er diesbezüglich befragte, riet ihm gar sehr, dieser Weisung Folge zu leisten, und er nahm sich's tatsächlich vor. Da jedoch von diesem Tage an seine Gesund¬ heit sich merklich besserte, so begann er sich so ausschließlich mit seinem lange Zeit vernachlässigten Laubwerke zu befassen, daß er darob seines Versprechens vergaß. Aber Gott mahnte ihn daran. (Vergl. die ähnliche Geschichte von Wcißenstein.) Eben war er auf dem Wege nach Eggcnburg, wo er feine Kürschncrwarcn anzubringen hoffte, als ihn, gerade in der Nähe jener dreifachen Eiche eine derartige Müdigkeit Zig EsssfsEfssfssfssfssfsEfsEfssfssfsEfssfssfssfs Maria-Dreieichen sfsEfTEfssfs überkain, daß er unter einem Birnbaume hinsank und in Schlaf verfiel. Zwei Träume zogen da an seinem Geiste vorüber; der erste, ein sehr lieblicher, da er Gott zu schauen glaubte, der zweite ein fürchterlich drohender, als ob alle Elemente es auf sein Verderben abgesehen hätten. Da er nun zum Tode erschreckt erwachte, gewahrte er herumschauend ganz in seiner Nähe den dreifach geteilten Eichbaum. Sofort ge¬ dachte er da seines ersten Traumes und Versprechens, erkannte in den heutigen Träumen eine Fügung und Mahnung Gottes, eilte heim nach Lorn, holte sein Bild und stellte es in der Eiche in geeigneter Nische unter freiem Limmel auf. Dies ist der eigentliche Anfang des Wallfahrtsortes Dreieichen. Wechselvolle Schicksale. Das neue Bild zog bald die neugierigen und andächtigen Bewohner der Amgebung gar sonderlich an, und sie kamen herbei, zuerst einzeln, dann immer mehr, und nicht lange hernach wußte man allerlei zu erzählen von gar merkwürdigen Gebetserhörungen und Tröstungen, die man sich dort geholt hätte. So wurde der Zudrang zu dem Bilde von Jahr zu Jahr stärker, rind sogar von Böhmen und Mähren kamen Kreuzscharen herbei zu dem Marienbilde auf den drei Eichen. Doch das Bild sollte nicht übermäßig lange bestehen. An die Eichen ward Feuer gelegt, manche sagen, es sei Bosheit gewesen, andere wieder behaupten, es sei nur ein unglückseliger Zufall; vielleicht war's Fügung Gottes. Das Bild zerschmolz bei diesem Brande. Aber siehe da, die verbrannten Eichen schlugen bald hernach wieder vom frischen aus und begannen zu grünen (ganz ähnlich wie in Mariataferl!) Dieses uner¬ wartete Wiedergrünen der ausgebrannten Bäume sah man als Fingerzeig höherer Mächte an, daß Gott hier geehrt und angebetet sein wolle, und so fand sich denn kurz hernach ein gewisser SebastianFriedrich, Färber und Bürgermeister zu Lorn, der nach dem Muster des zerschmolzenen Vesper¬ bildes nun ein neues, holzgeschnitztes anfertigen ließ und es an der frischauflebenden Eiche befestigte. Am es vor den Anbilden der Witterung zu schützen, ließ er ein gutes Dach über das Bild anfertigen und den ganzen Platz ordentlich einzäunen. Die damaligen^ irchlichen Behörden sahen scheelen Auges auf den sich immer vergrößernden Zulauf zu dem Bilde, hielten die ganze Sache nur geeignet, die Leute vom sonntäglichen Gottesdienste abzuhalten und verboten endlich die mißliebige Andacht zu dem Bilde. Aber das Verbot hatte keinen Erfolg; die Andacht nahm ihren Fortgang. Endlich nach vielen Jahrzehnten sah man denn doch ein, daß solch eine beharrliche Zugkraft nur dadurch zu er¬ klären sei, daß Gott selber diese Andacht gutheiße, ja ver¬ lange, — und so ward denn endlich nach Antersuchung der ganzen Angelegenheit die bischöfliche Erlaubnis zumBaue einer Kirche gegeben. Dies geschah im Jahre 1729. Schon im nächstfolgenden Jahre 1730 wurde der Grund¬ stein gelegt, die Kirche begonnen und im Jahre 1735 (andere geben das Jahr 1737 an) vollendet und eingeweiht. Nun ereignete sich etwas Sonderbares; nämlich schon neunIahre darnach war wieder Grundsteinlegung. Die erste Kirche, die acht Klafter lang und vier Klafter breit war, hatte sich als gänzlich unzureichend herausgestellt. And so wurde im Jahre 1744 die neue, jetzt noch stehende Kirche begonnen. Diese so rasch aufeinanderfolgenden Kirchenbauten sprechen sehr deutlich dafür, daß der Aufschwung, den Maria- Dreieichen damals nahm, großartig und unerwartet gewesen sein muß. Mit der begonnenen zweiten Kirche hatte es aber seine Schwierigkeiten. Sie blieb jahrzehntelang unvollendet und wurde erst im Jahre 1819 durch den Ausbau der beiden Türme fertiggestellt. Also weist sie eine Bauzeit von 75 Jahren aus. Da denkt man unwillkürlich an das Sprichwort: Gut Ding braucht Zeit! Gebetserhörungen. Maria Macek. Wir bringen in folgenden Zeilen eine Schilderung einer Leitung, die im ganzen Lande Niederösterreich und Mähren bekannt wurde; wir haben sie schon zu Wiederholtenmalen gedruckt gelesen; auch sind persönliche, schriftliche Mitteilungen von Augenzeugen in unserem Privatbesitze. Maria Macek lebte bei ihren Eltern in Joslowitz, einem südmährischen Orte. Sie war im Jahre 1876, als sich ihr Leilungsfall zutrug, 20 Jahre alt, und war seit fünf Jahren stumm und trübsinnig. Ihr krankhafter Zustand schrieb sich von jener Zeit her, da sie, als fünfzehnjähriges Mädchen in Wien bedienstet, eine sehr traurige Nachricht betreffs ihres Vaters erhielt, die sie derart erschütterte, daß sich bald darauf Anzeichen der Geistesverwirrung zeigten. Auch hatte sie sofort ihre Sprache verloren. Noch an demselben Tage wurde sie in ein Spital trans¬ portiert, dann in die Wiener Irrenanstalt, endlich in jene zu Brünn gebracht. Dortselbst wurde sie einige Zeit hindurch ärztlich behandelt und dann als gesund entlassen. Man kennt dieses leere Wort: gesund entlassen! Maria Macek war nicht gesund. Vor allem fehlte ihr die Sprache, und ferner war ihr, wenn sich auch ihr Geist wieder gelichtet hatte, eine hochgradige Menschenscheu geblieben; sie konnte stundenlang einsam in einem Winkel verborgen sitzen. Auch war sie sonst schwach und kränklich. Nachdem sie diesen Zustand vier Jahre hindurch er¬ tragen hatte, nahm sie sich innerlich vor (sie konnte sich ja niemand mitteilen), an der Prozession nach Dreieichen, die am 26. Mai 1876 von Joslowitz abgehen sollte, teilzunehmen. Tatsächlich ward der Entschluß auch ausgeführt. Als sie nun am 27. Mai um halb 2 Ahr, da sich die Wallfahrerschar in Dreieichen zum Abschiede rüstete, von einer ihrer Verwandten in der Kirche gefragt wurde: „Nun, wie hat es dir in Dreieichen gefallen?" so nickte sie bloß bejahend mit dem Kopfe. Die Kirche verlassend, drehte sie sich an der Schwelle des Gotteshauses noch einmal um und betete wehmütig: „O, Liebe Frau, so lässest Du mich denn wieder so abziehen, wie ich gekommen bin!" Dann faßte sie die neben ihr gehende Verwandte bei der Land und sprach laut und deutlich: „And wie hat es denn dir gefallen?" Die fünf Jahre hindurch Stumme hatte unter dem Kirchenportale von Maria Dreieichen die Sprache wieder¬ gefunden. — §sFEfsEft>sfll>Eft><össEft>SsDsfsEft>EfssfDEft>sfssft>sft> Maria-Dreieichen sft>EfsEft>sft>ssssft><2fDsft>sft>Eft>Sft>Eft>ssT 311 Eine mächtige Aufregung ergriff die ganze Schar. Wie klangen jetzt so froh, so begeistert die Gebete, die Gesänge! Welche Andacht, welche Sammlung! Ein Telegramm brachte vorauseilend dem Vater die frohe Kunde. Da war denn ganz Joslowitz auf den Beinen, um die Begnadete festlich zu empfangen. And nicht lange hernach fetzte sich eine aus beinahe 400 Personen bestehende Dankprozession (eine für eine Land- eemcinde sehr große Zahl!) gegen Dreicichen in Bewegung. Ein Votiv bild sollte am Orte der Gnade überreicht werden; eine Schar weißgekleideter Erstkommunikantinnen trugen das Geschenk. Neben der Fahne schritt die Geheilte, in der Rechten ein Kreuz tragend, in der Linken Palmzweige, die man ihr unterwegs gereicht. Es war ein Tag des Jubels für alle Teilnehmer, ein Tag der Ehre für den friedlich stillen Wallfahrtsort am Manhartsbergs. Das Brillantenkreuzlein.. Es war im Jahre 1883, als eine feingekleidete Dame in die Sakristei kam und dem Priester, den sie dort traf, ein Kreuzlein überreichte, mit der Bitte, es möge der Gnaden- statue umgehängt werden. Der Priester versprach es, legte das ihm wertlos scheinende Kreuzlein beiseite, wollte es ge¬ legentlich tatsächlich an der Statue anbringen, aber vergaß schließlich gänzlich darauf. Da kam nach einigen Wochen ein Brief, auf den hin der Priester sich alsogleich beeilte, das Geschenk hervorzusuchen und es der Statue umzuhängen. Dieser Brief besagte bei¬ läufig folgendes: Eine hochgestellteBeamtensgattin (die Schreiberin des Briefes) hatte wie eben so viele Menschen¬ kinder schwer und hart unter verschiedenen Mühsalen und Kümmernissen zu leiden. Da wendete sie sich an die heilige Mutter Gottes und versprach ihr, wenn ihr geholfen würde, so wollte sie das liebste, was sie besitze, gerne der himmlischen Mutter zum Opfer bringen. Es geschah nun kurz nach der Ablegung dieses Ge¬ löbnisses, daß sie sich eines Nachts im Traume in einer großen, ihr fremdenKirche befand. Es war eine Marien¬ kirche, über dem Lochaltare war das Bild einer schmerzhaften Mutter; Kind und Mutter hatten Kronen, doch fiel ihr auf, daß nur des Jesukindleins Krone ein Kreuzlein hätte, nicht aber die Krone der Muttergottes. Da dachte sie im Traume : Ei, hier fehlt das Ehrenkreuzlein, da könnte ich ja leicht und Passend mein Brillantenkreuzlein opfern. Das Traumbild schwand; die Schläferin erwachte. Das hat seine Bedeutung! dachte sie. Aber zugleich war sie ratlos, was für eine Kirche das Wohl gewesen sein möge ; große Marienkirchen gibt es ja gar viele ! And sie schlief wieder ein. And vor ihrem Geiste stand abermals die Kirche, die sie nie zuvor gesehen. Aber diesmal befand sie sich selber draußen. And da kam (im Traume) ein altes Mütterchen daher. Die fragte die Träumerin: Was für eine Kirche ist denn das? And sie erhielt die Antwort: Das ist die Gnadenkirche Maria Dreieichen. Wach geworden, beeilte sich die Frau, diesen Namen sofort aufzuschreibcn, damit er ihrem Gedächtnisse nicht entfalle. Sie hatte ihn zum erstenmale im Leben gehört und wußte in der Tat nicht einmal, ob es denn wirklich eine derartige Kirche gebe. Bald erhielt sie die sehr willkommene und staunenswerte Nachricht, daß wirklich solch eine Kirche existiere, und beeilte sich, der merkwürdigen Weisung gemäß, ihr kost¬ bares Brillantenkrcuz persönlich an die Gnadenstätte zu bringen. Bemerkt muß noch werden, daß die Spenderin seit jener Wallfahrt sich gesund am Leibe und fröhlich an der Seele fühlte; sic hatte wohl einen trefflichen Tauschhandel gemacht! Der Bienenschwarm. Ferdinand Iungmayer aus Seefeld, Niederösterreich, schrieb uns in einem Briefe folgendes: Seit den Tagen seiner Jugend war in seinem Lerzen Liebe und Verehrung für Ansere Liebe Frau von Dreieichen. And diese Verehrung wuchs mit ihm selber und ward immer stärker. In allen Drangsalen und Kümmernissen schloß er heilige Bündnisse mit Anserer Lieben Frau und machte seine Gelöbnisse, und kein Jahr gab es, da er nicht die Wallfahrt nach Dreieichen mitgemacht hätte. Längst war er schon verheiratet. Da kam aber ein Jahr, da es ihm herzlich schlecht ging. Nicht ein Kreuzer Maria-Dreieichen, Gnadenbild. War im Lause. Schon nahte der Tag der gemeinsamen Prozession. Es jammerte sein Weib: „Ach Gott, daß wir doch gar kein Geld haben, daß doch nicht eine einzige Person von uns nach Dreieichen mitgehen kann!" „Laß gut sein," sprach vertrauend der wackere Mann, „Maria wird uns Reisegeld schicken." Das Vertrauen ward belohnt; das Reisegeld kam, und — es kam in der Tat aus Limmelshöhe. Ein Bienenschwarm kam angeflogcn und setzte sich an der Eiche hinter dem Lause an. Gar bald war der Bienenschwarm glücklich in einem Korbe eingefangen. Kam der Förster. „Lerr Förster, kaufen Sic mir einen Bienenschwarm ab." „Ach nein, ich hab kein Glück gehabt mit den leht- gekauften, ich kaufe keinen mehr." 312 sss sfs sfs sfs sfs g-r B-rg. Der heilige Lerg t8vch Speech bei Olmütz. Mähren. 20.000—24.000 Kommunikanten. Verlangt es dich, ein fürstlich Laus zu sehen Ein Gotteshaus von hoch erhabner Pracht, So mußt mit mir zum Leilgen Berge gehen. Sollst schauen dort, was Menschcnkunst gemacht! Doch lockt es dich, des Mutterherzens Schläge Belauschend — selbst zu sein ein glücklich Kind, So wandle, Pilgrim, nur dieselben Wege, Weil es die Wege zu Maria sind! Vorbemerkung. »vergeßlicher Tag, da wir dich geschaut, du herrlicher Tempel des Lerrn! Weit sind unsere Füße herum- gekommen in österreichischen Landen, manches Prunk¬ gebäude hat seine Zauberhallen vor unseren Blicken geöffnet und machte uns trunken von Begeisterung. Aber wenn wir — in seliger Erinnerung gedenkend dessen, was wir geschaut, der Kirchen herrlichste an unserem Geistcsauge vorbeiziehen lassen — dann nahest auch du, prächtiger Gottesdom, und drängest dich vor unser Auge, auch deine hinreißend schönen Lallen gaukeln und erstehen dann vor uns und scheinen im Vollbewußtsein ihrer Pracht die kühne Frage an uns zu stellen: „Wanderer, Wallfahrtspilger, sag', bin ich nicht schön?" Ja, du bist schön, mein Leiliger Berg, wunderschön! And deiner Schönheit werden wir Wohl nimmermehr ver¬ gessen! Du wirst als würdiger Bruder eingereiht bleiben in der Ehrenhalle der erhabensten Dome, die unseren Beifall im Sturme sich errungen: der Weizberg in der schönen Steiermark, der Dreifaltigkeitsdom im Windischen und sder Sonntagsberg in Österreichs Voralpen. Dies wollten wir vor allem sagen; und jetzt erst, nach¬ dem wir gleichsam einer drängenden Ehrenpflicht genug getan, wollen wir daran gehen, in schildernder Sprache des nüchternen Bcschreibers alles das zu erwähnen, was geeignet scheint, den werten Lesern eine genauere Kenntnis dieses Gnadenortes zu vermitteln. Artliche Lage. Wir nennen Olmütz und die meisten der Leser wissen, wo beiläufig diese Stadt zu suchen sei: es ist die zweitgrößte Stadt des mährischen Landes. Nordöstlich von dieser Stadt breitet sich ein Berg¬ gelände aus, das wir'sowohl an Gestalt und Ausdehnung, Löhe und Entfernung von der Stadt, und uM alles zu sagen. auch an der Kahlheit seiner Länge mit dem Bisamberge bei Wien vergleichen möchten. Will man vom Lauptbahnhofe Olmütz zum Leiligen Berg kommen, so kann dies nur per Wagen (Einspänner bis hinauf 7 Kronen) oder zu Fuß geschehen. Der Fußgänger hat für seinen Marsch immer eine sehr gute Straße unter den Füßen, die überdies durchwegs mit alten schattigen Allee¬ bäumen besetzt ist. Nach einer Wanderung von IVt Stunden gelangt man an jene Stelle, wo die Steigung beginnt. Der Löhenunterschied zwischen Bahnhof Olmütz (215 m) und Kirche Leiliger Berg (382 m) beträgt 167 m. Von dem soeben erwähnten Punkte führt die Fahrstraße, nach rechts abzweigend, auf bedeutendem Amwege zur Löhe, der Fu߬ gänger aber wählt gewiß den schnurgeraden Aufstieg zum Leiligtum, der etwa noch 20 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Außer sechs steinernen, hohen, schlanken Säulen, die uns die fünf schmerzhaften Rosenkranzgeheimnisse sowie eine Muttergottesdarstellung bieten, hat der Weg keinerlei religiöse Sehenswürdigkeiten. Das Äußere der Gnadenkirche. And nun Gruß dir, Leiliger Berg! Wir grüßen dein e blitzenden Turmkreuze und das Kreuz auf dem Giebel zwischen deinen Türmen. Die liebe Marienstatue auch grüßen wir, die, hoch über deinem Portale thronend, dem Ankömmling Segen und Gnade zu verkünden scheint. Gruß auch euch, ihr steinernen Gestalten, die ihr auf dem langen Gesimse des Klostergebäudes als Wache stehet, als Ehrenwache unserer Lieben Frauen Leiligtum! Den weiten, mit Gras bewachsenen Vorplatz über¬ schreitend, gelangen wir an eine sehr breite, stattliche Aufgangs¬ treppe, die uns alsbald auf die große Steinterrasse unmittelbar vor dem Portale bringt. Wir stehen hier vor einem preiswürdigen, gleichsam sebstbcwußten Gebäude aus der besten Renaissancezeit. Efssft>sft>Eft>sft>sft>sft>Sft>sft>sft>Eft> Der Heilige Berg bei Olmütz EfDEft>sft>sft>sft>sft>sfssft>sft>sfTEft>s^ 316 Von Andacht und Begeisterung warm gemacht, schauen wir die beiden vollkommen gleichen, weit ausladenden Trakte des Klostergebäudes wie zwei Flügel an, weit ausgebreitet, zum Fluge geöffnet, als ob uns das Heiligtum entgegenfliegen möchte, Gnaden und Erbarmen bringend, oder wie zwei Arme, die unsere liebe Kirche ausstreckt, als wollte sie uns Willkomm und Amarmung bieten und uns sagen: „Kommet zu mir, ihr alle, die ihr mühselig und beladen seid!" Bevor wir die heiligen Hallen betreten, machen wir noch einen Rundgang um das prächtige Gotteshaus, um es von allen Seiten zu besehen. Wir schauen es also von der Seite. And siehe da! Das große Kirchendach ist in der Mitte seiner Länge nach durchschnitten, als ob ein Zimmermann mit einem allerdings ungeheuren Beile einen Zwickel herausgeschlagen hätte; und in diesem Zwickel sitzt nun eine ziemlich hoch¬ strebende Kuppel. Ein kleines Dachreiterlein auf dem rück¬ wärtigen Teile der Kirche Hilst nicht unwesentlich mit, dem ganzen Baue Ebenmaß und Schönheit zu verleihen. Der Kreuzgang rund um die Kirche. Da wir uns eben zu einem Rundgange uni die Kirche angeschickt haben, so wollen wir alsogleich das anfügen, was wir dabei sonst noch geschaut. And wir fanden, daß die Kirche nach rückwärts hin in weitem Amkreise von einer Art Kreuzgang hufeisenförmig umschlossen ist, so zwar, daß der sonst offene Teil zwischen den beiden Enden eines Hufeisens hier durch die Kirche und die links und rechts daran stoßenden Klosterfronten ausgefüllt erscheint. Dieser hufeisenförmige Klosterhof, in dessen Mitte sich eine sehenswerte Marmorgruppe erhebt, ist wohl ein idyllischer, lieber Ort, wo Frieden und Ruhe zu walten scheint. Ein weicher Rasenteppich lagert sich über der ganzen Fläche, während Reihen von altehrwürdigen Bäumen Leben und Reiz in diese sonst so ungestörte Einsamkeit bringen. Langsam durchschreiten wir den einen Teil des großen Hallenbogens und befinden uns nun fast ganz hinter der Kirche. Dort nun erweitert sich die Halle, und da man diese Erweiterung von beiden Seiten mit Toren abgeschlossen hat, so finden wir eigentlich eine ziemlich geräumige Kapelle, die wohl für 800 Personen Platz bietet. Diese Kapelle hängt in architektonischer Beziehung innigst mit den Bogengängen zusammen, steht genau hinter der Kirche, und läßt sich am allerbesten und passendsten mit einem Edelsteine vergleichen, der an dem sonst gleichstarken Fingerringe eine erhöhte Stelle einnimmt; so fügt sich diese Kapelle in den hufeisenförmigen Bogen des Kreuzganges ein. Ans Deutsche interessiert es besonders, daß in dieser Kapelle, die recht hübsch im Geschmack der Barocke aus¬ gestattet ist, deutsche Predigten gehalten werden, während naturgemäß die Hauptkirche den Tschechen eingeräumt bleibt, die hier die Stammbcvölkcrung bilden. Des Gnadendomes Pracht im Inneren. Wenn man irgendwo das oft gebrauchte Wort an¬ wenden darf: „Der erste Eindruck ist überwältigend", so gilt dies gewiß mit Recht von der verschwenderischen Prachtfülle dieses kostbaren Gebetstempels auf dem Heiligen Berge. Eine langgedehnte, dabei hochansteigende Halle, als deren Hauptfarben Grau und Gold erscheinen, die mit Stukkatur und Gemäldeschmuck geradezu überladen ist, groß, hoch und majestätisch, das etwa ist das Ergebnis des ersten forschenden und zugleich hochentzückten Blickes. Man muß sich erst einige Augenblicke fassen, man muß sich erst in dem bestrickenden Gewirre von Kunst und Pracht zurechtfinden, bis man in der Lage ist, weitere Einzelheiten ins Auge zu fassen. Mit freudig klopfendem Herzen knieten wir zunächst huldigend vor dem Bilde der Gnade, und was wir da stam¬ melten, das war nicht so sehr ein zusammenhängendes Gebet als eine unwillkürliche Gratulation, ein Glückwunsch, dargebracht der Frau und Königin dieses Hauses, ein halb unbewußtes Frohlocken, weil sie hier im Tale der Tränen, in Menschen¬ elend und Menschenarmut, dennoch ein so würdiges Wohn¬ haus gefunden. Dann erhoben wir uns. Langsam unsere Schritte ab¬ zählend, gingen wir bis hart zum Haupteingange. Gleich darauf maßen wir ebenso die Breite des Bauwerkes, ein kurzer Äberschlag und wir chatten den Fassungsraum der Kirche herausgerechnet: sie ist imstande 6000 Personen aus¬ zunehmen. And nun schritten wir wieder langsam nach vorne. Zur Linken und zur Rechten nacheinander vier Seitenkapellen, so groß und so reichlichst geziert, daß manch eine Kirche nur allzugern über einen derartigen Altar als ihren Hochaltar verfügen würde. Was sollen wir sagen von diesen Seiten¬ nischen: überall kostbarster Marmor, überall herrlichste Stuck¬ arbeiten, überall Gemälde an Gemälde. Nun sind wir bis zur Kuppel gelangt. Hoch über uns — man hat uns gesagt, es seien 45 m — schließt eine schwach durchleuchtete Laterne den kühnen Bau. Eines gott¬ begnadeten Künstlers Hand hat dort die einzelnen Sätze und Anrufungen des „8ulve steZina" in der beredten Sprache der Farben dem staunenden Auge des Pilgers vorgeführt. Darunter aber erscheinen vier sehr große Bilder in den Bodenwinkeln der stützenden Pfeiler, wo die Vertreter der verschiedenen Weltteile: Europa, Asien, Afrika, Amerika Anserer Lieben Frau Huldigung und Verehrung darzubringen scheinen. Wir blicken um uns und schauen der Orgel wunder¬ sames Gefüge. Alles zeigt hier Einheit, Großartigkeit, künstlerischen Schwung, besten Geschmack. Es ist eine Wonne hier zu weilen, ein wahrer Kunstgenuß, hier den Blick betrachtend umher¬ schweifen zu lassen. Der Hochaltar. And doch haben wir der Schönheit Krone, den Glanz¬ punkt dieses Zauberbaues noch kaum erwähnt: den Hochaltar. Der hochwürdige Herr, der uns in liebenswürdigster Weise den Führer und Erklärer machte, hat uns mitgeteilt, daß Kunstverständige gesagt hätten, der Hochaltar am Heiligen sss sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs Eft> sft> sfs sfs sss Der Heilige Berg bei Olmütz EfssfsEsssfTEfssfDEsDsfssfssfsSfsEfssfD 317 Berge hätte in ganz Österreich seinesgleichen nicht. Dieses fachmännische Arteil gilt, soweit uns gesagt wurde, in erster Linie dem Säulcnaufbau, der den Tabernakel umschließt, sowie dem Baldachine über dem Gnadenbilde und dem herrlichen Antipendium. Wir bringen dieses geschätzte Arteil ebenso wie wir es vernommen. Aber etwas anderes war es, was bei diesem Hochaltäre unser eigenes, persönliches Interesse in allererster Linie erregte: die geradezu wundersam schöne, harmonische Eingliederung und Anpassung des Gesamtaufbaues dieses Lochaltares zu dem Hintergründe, den das Bauwerk des Presbyteriums gibt. Wir haben nunmehr aus unseren Reisen mehr als hundert Kirchen mit kritischem Blicke beschaut. Lind wir haben ost gefunden, daß der Lochaltar irgendwie als ein Fremd¬ körper im Gefüge des Ge¬ samtbaues erschien. And gerade von diesem Stand¬ punkte aus möchten wir den Lochaltar vom Olmützer Heiligen Berge als ein in jeder Beziehung musterhaftes Schaustück empfehlen. Die Größe, die Farbe, die Ge¬ stalt, die Richtlinien, alles dies ist so, daß es im Ver¬ hältnis zum Presbyterium „wie gegossen" erscheint: eine leitende Idee, ein ein¬ heitlicher, künstlerischer Zug ist hier ganz unverkennbar und in glücklichster Weise zum Ausdruck gebracht. Leil dir, Heiliger Berg bei Olmüh! Das Gnadenbild. Nicht überall hatten wir die Vergünstigung, das Gnadenbild in allernächster Nähe betrachten zu dürfen. Am Heiligen Berge aber wurde sie uns zuteil. Linser dienstfertiger hochwürdiger Führer ließ es sich nicht nehmen, uns das Gnadenbild mit eigener Land herunterzuholcn, eine Arbeit, die nicht ganz leicht, ja nicht einmal ganz gefahrlos ist. So stand es denn vor uns; es befand sich in einem schweren, silbernen tragbaren Kasten von rechteckiger Form. Der Kasten selber war etwa einen halben Meter oder etwas weniger hoch und vielleicht 30 cm breit. In diesem Gehäuse sanden wir gut befestigt das steinerne Bild Mariens. Welcher Art der Stein sei, weiß man nicht genau, jedenfalls ist er dem Sandstein nicht unähnlich. Es ist keine Statue, sondern Reliefarbcit, und zwar von kunstfertiger Land aus einer 36 8 cm hohen und 15'8 cm breiten Steinplatte herausgearbeitet. Man hat dieser steinernen Platte, soweit sie Amrahmung für das eigentliche Bild ab¬ gibt, die Bläue des Himmels und dazwischen hinein das blinkende Gold der Sterne gegeben: wohl eine passende Amrahmung für die Königin des Himmels, die hier aufrecht- stehend, mit ihrem göttlichen Kinde auf dem rechten Arme dargestellt erscheint. Das Angesicht Mariens zeigt sehr regel¬ mäßige, schöne Züge, und wir freuen uns ehrlich, dieses lieb¬ liche Bild von so unmittelbarer Nähe gesehen zu haben. Ansere Liebe Frau hält in ihrer freien linken Land nicht, wie man es sonst oft sieht, ein königliches Szepter, sondern einen Apfel, und das göttliche Kind weist noch ganz be¬ sonders mit seiner erhobenen Rechten gerade auf diesen Apfel in seiner Mutter Land hin: ein tiefsinniges Gegenstück zu jenem Vorfälle im Paradies. Heil Dir, du neue Eva, und dreimal Heil Dir, Du neuer Adam, der Du gekommen bist, um die unheilvollen Folgen des ersten Apfelgenuffes hinweg- zunehmcn durch den Tod am Kreuze! And noch rührender wird dies Bild, wenn man Dich, göttliches Kind, in voller Nacktheit auf dem Arme der Mutter sieht: Bist in Armut zu uns gekommen, hast nichts gewollt von dieser Welt, bist unberührt geblieben von Sünde und Anhell, und wolltest nur eines: erlösen, erretten, beglücken! Heil Dir Erlöser! Heil Dir, erhabene Mutter dieses Welterlösers! Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Das Gelöbnis des Kirchcnbaues. Bis zum Jahre 1629 dachte wohl niemand daran, daß die Bergeshöhe nordöstlich von der Stadt Olmütz einst eine so stattliche, weltberühmte Gnadenkirche krönen werde. Doch Gottes Fügungen sind eben wunderbar; und mitten im Dreißig¬ jährigen Kriege, der doch auch dem Mährcrlandc nicht un¬ erheblichen Schaden zufügtc, sorgte die allerscligste Jungfrau Maria in aller Stille, daß hier ein herrlicher Gottestcmpel erstände. Die Aranfängc dieses Gnadenortes sind merkwürdig genug. Der .Heilige Berg bei Olmütz. Phot. I. Derka, Heiliger Berg. Z18 sfssft>sft>ssssfssft>Eft>sfssft>Eft>sfssft>Ess Der Heilige Berg bei Olmütz sfDsfTsft>sfssft>sft>sfssft>ssssfssfTsfs(Zss Lebte da um die genannte Zeit in Olmütz ein reicher Weinhändler mit Namen Johann And rysek. Er war ein frommer, gottergebener Katholik; schon der Llmstand, daß Heller Lichtschein blendete sein Auge und in strahlender, paradiesischer Schönheit stand die allerseligste Jungfrau vor ihm. Das Gotteskind ruhte auf ihren Armen. Der Leilige Berg bet Olmütz, Inneres der Kirche. Das Traumbild schwand. Nur mit hohem Entzücken dachte der Begnadete daran, und sah es als eine Mahnung an, den Kirchenbau zu beginnen. Llnd siehe da, als er sich soeben wegen eines Platzes alles überlegte, kamen jene Fuhr¬ leute zu ihm, die einst beim Weinhandel in seinen Diensten standen, und fragten ihn, was es denn wäre mit dem Kirchen¬ bau, den er versprochen ? Lind sie wären noch immer, wie sie es ihm damals zu¬ gesagt, gerne bereit, ihn durch unentgelt¬ liche Fuhren soweit als möglich zu unterstützen. Diese doppelte Mahnung: durch den Traum und durch die Fuhrleute machte einen mächtigen Eindruck auf seine Seele, und er begann in inbrünstigem Gebete um Erleuchtung zu beten, Gott möge doch in seiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit ihm, dem armen Sünder behilflich sein, das Werk dort zu beginnen, wo er es haben wollte. alle seine drei Kinder sich dem geistlichen Stande widmeten (der Sohn wurde Priester, die beiden Töchter Klosterfrauen), läßt uns 'den Mann als einen sehr gottesfürchtigen Menschen erscheinen. Dieser Andrysek hatte nun behufs größerer Weinkäufe eine weite Reise nach Österreich unternommen. Eine Zahl von Fuhrleuten begleiteten ihn. Als sie nun bei ihrer Rück¬ fahrt eines Samstags abends in die Gegend von Wischau kamen, waren sie gezwungen, wegen der hereinbrechenden Finsternis im Dorfe Tu tschap zu stationieren und zu übernachten. Am andern Tage gingen alle miteinander in die auf einer Höhe gelegene Pfarrkirche, um dem Gottes¬ dienste beizuwohnen. Nach demselben betrachteten sie die um¬ liegende Gegend, von der Andrysek so begeistert wurde, daß er sofort an Ort und Stelle ein Gelöbnis machte: Wenn Gott der Herr seinen Weinhandel segnen und ihm die nötigen Reichtümer verleihen wollte, so würde er in der Nähe von Olmütz auf irgend einer Anhöhe eine Kirche zu Ehren der allerseligsten Jungfrau erbauen. Maria selber zeigt den Platz zumKirchenbaue. Das schöne Gelöbnis war gemacht, und Gott der Herr schien Wohlgefallen daran zu haben, denn cs mehrten sich zusehends des frommen Weinhändlers irdische Güter. Er selber dachte gar oft an sein Versprechen, aber, wie es schon bei so großen, weittragenden Beschlüssen geht: er wollte sich alles recht überlegen und wußte sich auch betreffs des Ortes keinen rechten Rat. Deshalb verzögerte sich die Ausführung des Planes. Da kam doppelte Mahnung. Im Traume sah er sich an schöner, lieblicher Waldesstelle, die ihm unbekannt war- Lind da geschah es zum zweitenmale, daß Gott der Herr sich gnädig erwies und ihm tröstenden Traum sandte. Wieder befand sich unser Andrysek im fremden wunderschönen Walde. Er war dort ganz allein; eine feierliche Stille lagerte über den unbewegten Wipfeln. Eine Menge prächtiger und wohlduftender Blumen erfüllten den weiten Wald. Er beschloß, sich recht viele davon zu pflücken; aber soeben die Land ausstreckend, sah er die Himmelskönigin vor sich stehep; wieder hielt sie ihr heiligstes Söhnlein auf ihrem rechten Arme und würdigte sich, ihrem eifrigen Diener huldvolle Worte zu sagen: er möge nur getrost seinen Bau beginnen, und dort (sie zeigte mit dem Finger auf einen bestimmten Ort hin), dort sei ja ein vortrefflicher Platz zum Baue, und überdies sei schon Material vorhanden. Noch immer träumend, machte Andrysek in seligem Entzücken die Zusage: „Ja gewiß, ich will bauen!" Da hob das Kindlein am Mutterarm seine Hand und segnete den Träumer. Der aber erwachte. Eine namenlose Freude durchflutete seine Seele. Von jetzt ab hatte er nur mehr den einen großen Gedanken: Bauen! Bauen! Wohl war die Jahreszeit ziemlich ungünstig; es war im Februar; aber der glühende Eifer ließ den be¬ geisterten Mann weder Kälte noch Schneegestöber achten. Er¬ kaufte sich eigens ein frisches Pferd, sattelte es und wollte die ganze Gegend abstreifen, nur um den rechten Platz für die Kirche aufzufinden. Man schrieb damals den 26. Februar 1629. Es war ein herzlich schlechtes, abscheuliches Schneewetter. Andrysek kam mitten im Llnwetter an den Fuß jenes Berggesenkes heran, auf dem heute die Kirche steht. Vor ihm dehnte sich sfsssssfssfssfsEfssfsEfsssssfssfsEfsSfsssssfs Der Heilige Berg bei Olmütz EfsSfstZfssfsEsTssssfssfsssssjstZsssfsSis 319 nunmehr dichter Wald empor. Was tun? Er band sich ein Tuch um das Gesicht, um sich vor den entgegenschnellenden Baumzweigen Halbwegs zu schützen, ließ den Zügel des Pserdes los, trieb es an und ließ es gehen, wohin es wollte. Es trug ihn langsam durch den Wald empor, zur Löhe hinauf. Als er droben war, erhob sich ein schreck¬ licher Wirbelwind; das Pserd bäumte sich vor Angst; An- drysek mußte trachten, rasch vom Sattel herabzukommen, um das scheue Tier zu beruhigen. Da hörte auch das wilde Toben des Orkanes auf und in erhabener Ruhe lag der Wald vor feinen Blicken. Vom Schnee belastet, standen die Bäume gar feierlich stille da. Er schaute herum; da fiel es wie Schuppen von des Mannes Augen: „Das ist ja der Ort, den ich im Traume geschaut!" Es überkam ihn ein wonniges, freudiges Gefühl. Mitten im Schnee kniete er nieder, nahm seinen Hut vom Haupte und begann zu beten: „Heiliger Herr und Du allerseligste Jungfrau Maria, wenn es wirklich der Wille des Aller¬ höchsten ist, daß ich hier ein Haus zu seiner Ehre erbaue, so wolle mich schützen und mit Deiner Gnade begleiten!" Dann ritt er fort, nachdem er zuvor die gefundene Stelle recht gut seinem Gedächtnisse eingeprägt hatte. Kurz darauf begegnete ihm ein einsamer Holzhauer. Wie der sich wunderte, hier einen fremden Reiter zu treffen! Dieser Holzhauer aber konnte ihm zugleich Auskunft erteilen, daß dieses Waldgebiet allhier dem Prämonstratenser-Kloster in Hradisch gehöre. Das war dem frommen Manne sehr erwünschte Kunde. Der Bau der ersten Kirche. Andrysek war Feuer und Flamme für seinen Plan. Rasch setzte er sich mit dem Abte von Lradisch in Ver¬ bindung und bat um Gmnd und Baubewilligung. Beides wurde ihm mit großer Bereitwilligkeit gegeben und der Abt Hauses anvertraute und ihn zum Hüter des Tempels machte. Da trug es sich im Jahre 1632, also noch im Jahre der Weihe, zu, daß dieser Sigar zeitlich am Morgen, da er noch im Bette lag, einen schönen Gesang von vielen Stimmen vernahm. Rasch erhob er sich, um der vermeintlichen Wall¬ fahrtsschar die Pforte des Kirchleins zu öffnen; aber wie er. staunte er, da er die Kirche bereits offen fand und in ihr vorne um den Hochaltar geschart, eine Menge von wei߬ gekleideten Männern erblickte. Vor Angst und Ehrfurcht fiel der Einsiedler auf sein Angesicht nieder, und da er sich erhob, waren die weißen Scharen verschwunden. Vorsichtig und zögernd trat er nun näher und fand zu seiner allergrößten Überraschung auf dem Hochaltäre ein Bild Mariens aus Stein, das anscheinend die himmlische Schar hier zurück¬ gelassen hatte. Mit größter Zärtlichkeit küßte er den heiligen Fund, nahm ihn dann in seine Arme und, das Herz voller Jubel, eilte er damit nach Olmütz zu Andrysek, um ihm zu ver¬ melden, was sich zugetragen hatte. Dem frommen Bauherrn rannen die Tränen der Rührung über die Wangen, es wollte ja Gott der Herr offenbar auf solche Art die Kirche zu einer Gnadenkirche machen, und dieses sonderbare Bild sollte das Bild der Gnade werden! In feierlichem Zuge ward es denn an seinen Fundort zurückgetragen und auf dem Hochaltäre gleichsam auf einem Throne der Gnade erhöht und herrlich geschmückt. Seit dieser Zeit begann ein starker Zuzug von Pilgern und eben damals reihte sich der Heilige Berg bei Olmütz in die Schar der Mariengnadenorte ein. Die wunderbare Heilung eines Blinden. Am Tage der Kirchweihe trug sich vor den Augen des versammelten Volkes ein augenscheinliches Wunder zu, das selber legte noch im Mai des laufenden Jahres 1629 den Grundstein zur künftigen Kirche. Schon nach drei Jahren war der Bau soweit vollendet, daß er die kirchliche Weihe erhalten konnte.fi 632.) Das Erscheinen des Wunderbildes. Während des Baues kam ein fremder Pil¬ ger, Sigar mit Namen, der verlangte, sich als Ein¬ siedler ständig hier nicder- lasien zu dürfen und an dem Baue sich nach Kräften zu beteiligen. Der Mann er¬ wies sich so brauchbar, daß ihm Andrysek nach Vollendung der Kirche die Schlüssel des neuen Gottes¬ Der Leilige Berg bei Olmütz, rückwärtiger Teil der Gnadenkirche. Dh°t. I. D-ria, H-Mg-r B-r,. 320 Ess Ess Ess sss Ess Ess sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Der Heilige Berg bei Olmütz Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess sehr viel dazu beitrug, diese neue Kirche als eine Gnadenkirche weit und breit bekannt werden zu lassen. Der Vorfall, der auch von Seite eines Arztes sehr gut beglaubigt ist, war folgender: In Olmütz hielt sich damals ein Edelmann, Frei¬ herr v. Bora auf, um sich dort von den Augenärzten be¬ handeln zu lassen, damit seine vollständige Blindheit behoben werde. Aber alle menschliche Kunst scheiterte an dem Qbel. Der fromme Andrysek riet nun dem Freiherrn, er möge sein Vertrauen auf himmlische Helfer setzen, was denn der Kranke auch von ganzer Seele tat. And welch ein Ereignis! Als der Freiherr v. Bora während der heiligen Messe des Bischofs auf dem Kirchen¬ pflaster kniete und zur Trösterin der Betrübten betete, öffneten sich plötzlich seine Augen, so daß der Hochbeglückte mit einem Schlage alles um sich herum deutlich sehen konnte. Man kann sich denken, mit welchem Jubel das versammelte Volk von diesem augenscheinlichen Wunder vernahm, und wie sehr und wie herzlich nun Dankgebete und Lobgesänge zum Himmel stiegen! Es war eine schöne, gnadenreiche Kirchweihe! Zerstörung der Kirche. Die wilden Schwedenscharen hatten es auf kirchliche Bauten ganz besonders abgesehen. Sehr begreiflich! Ihr König Gustav Adolf hat ja alles Schöne zusammengeflunkert, daß er nur wegen des „Evangeliums" nach Deutschland ein¬ gefallen sei: seine Scharen bemühten sich, zu diesen geheuchelten Worten die nötigen handgreiflichen Erklärungen zu geben. So ward denn Olmütz erobert und geplündert und das Hradischer Kloster zerstört, angezündet und die Mönche ver¬ jagt. Elf Jahre irrten sie dann heimatlos umher. Auch den Heiligen Berg traf ähnliches Schicksal: im Jahre 1645 zündeten die nordischen Apostel die dortige Kirche an und zerstörten, was sich eben zerstören ließ: wahrhaft evangelische Taten! Das Gnadenbild war dabei weggekommen; niemand wußte wohin; alles trauerte, am meisten Wohl Andrysek, der so das Werk, das er mit größten Opfern zustandegebracht, schon nach wenigen Jahren seines Bestandes in Schutt und Trümmer sinken sah! Die Wallfahrten hörten gänzlich auf. Dann kam der westfälische Friede und in zwei Jahren hernach räumten die Schweden endgiltig das Feld. Diese Apostel des Evangeliums kehrten in ihre Heimat zurück: Blut an den Fingern, Raub in den Taschen und das Kainszeichen des Mordes an den Stirnen. Zum dritten und letzten Male sah jetzt Andrysek seine hohe himmlische Gönnerin im Traume; sie mahnte ihn, das verwüstete Haus wieder herzustellen. Mit willigem Herzen ging er daran. Er wußte nicht, daß die Vernichtung der ersten Kirche nur die Wege zu einem anderen Baue zu ebnen hatte, der durch seine Pracht und seine Majestät dem Heiligen Berge zum Krondiamanten werden sollte, weithin leuchtend über die Lande, auf daß von der Schönheit dieses Juwels alle sich entzücken sollten, deren glückliche Augen es geschaut. Schweren Herzens ging Andrysek zum Abte von Hradisch. Ach, die Herren hatten mit ihren eigenen Kloster¬ ruinen übergenug zu tun; aber dennoch, sie waren sofort bereit, auch den Heiligen Berg, der mit schnurgerader Allee mit ihrem Kloster verbunden, lieblich bittend zu ihnen nieder¬ grüßte, wieder nach Kräften zu fördern. Wohl dauerte es zwanzig Jahre, bevor man Hand an das große Werk legen konnte; aber erstens war alles ausgesaugt, verarmt, zugrunde¬ gerichtet, und zweitens entstand nach und nach der immer kühner anwachsende Plan, das ehemalige Bergheiligtum in nie geschauter Pracht zu neuem Leben erstehen zu lassen. Mitten in diese Pläne fiel wie ein Sonnenstrahl des Trostes ein ganz unerwartetes Ereignis. Lange nach dem Abzüge der Schweden kam ein Mann auf den Heiligen Berg und brachte das Bild Mariens wieder zurück. Bis heute ist es ein Rätsel geblieben, wer der Mann war, woher er kam, wohin er ging und wie er in den Besitz des ver¬ loren gegangenen Bildes gekommen 'war. Dieses geheimnisvolle Dunkel, das die Rückbringung des Wunderbildes begleitete, trug wieder seinen Teil dazu bei, den alten Eifer für das Gnadenbild in neue Flammen emporschlagen zu lassen. Der Bau des heutigen Prachtgebäudes. Es war ein denkwürdiger, großer Tag für den Heiligen Berg, als am 30. März des Jahres 1666 Abt Sedlak von Hradisch den Grundstein zum kühnen Gottesbaue legte. 13 Jahre der Arbeit gingen dahin, dann war das Riesen¬ werk vollendet und die doppeltürmige stattliche Kirche grüßte von Bergeshöhe freundlich zu Tal. Es war im Jahre 1679, als der Bischof von Olmütz die Weihe des neuen Hauses vornehmen konnte. Ob Andrysek damals noch lebte — wir wissen es nicht! Aber ob auf Erden lebend, ob im Himmel weilend, jedenfalls war es für ihn ein Freudentag, ein Tag der Ehre und des Ruhmes. Doch das Gotteshaus sollte späterhin eines noch höheren Glanzes und der hehrsten Pracht verschwenderische Zier er¬ halten. Es war Abt Sancius, der in dem Jahrzehnte seiner würdigen Regierung (1722—1732) alle Ehre darein¬ setzte,- den Tempel am Heiligen Berge nach bestem Vermögen zu zieren. Er sparte nicht Gold, nicht Silber, nicht Marmor. Er gab dem kunstverständigen Prior am Heiligen Berge un¬ eingeschränkte Vollmacht, die Wände und die Decke durch prächtige Gemälde und ausgesuchten Zierat zu schmücken. Das Bild der Mutter der Gnade ließ er in silbernen Schrein sehen. Für Meßgewänder und sonstige Kirchenbedürfnissc gab er große Summen hin und er war es auch, der die wunderschöne Orgel herbeischaffte, die nach damaligem Geldc den gewaltigen Preis von 12.000 Gulden kostete. Der freigebige Abt sehnte sich gar sehr, das hundert¬ jährige Jubiläum des Wallfahrtsortes zu erleben. Es lag dies jedoch nicht im Plane der göttlichen Vorsehung. Kurz vorher ward er ins Jenseits abberufen. Die Hundertjahrfeier aber ward mit festlichem Pompe begangen und dabei auch das Gnadenbild f e ie rlichst gekrönt, und zwar im Namen des Heiligen Vaters zu Rom. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die breite Straße sfs sss sfs ssT Ess sjs sss sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs Der Heilige Berg bei Olmütz ssssssssissfssfssfssfsssssfsssssfDEfssfs 321 angelegt, die jetzt vom Berge hernieder gegen Olmüh führt, zu diesem Zwecke der damals noch bestehende Wald aus-- gerodet und jene anfangs erwähnten Obelisken mit den Leidensbildern Christi zur Aufstellung gebracht. Antersagt ! Wir nennen bloß das Jahr 1784 — und wir brauchen sonst kein Wort weiter hinzuzusctzen. Jeder Leser weiß, was diese Jahreszahl für die Klöster und Wallfahrtsorte be¬ deutete. Es war der Anglückskomet für manches gottgeweihte Werk. Auch das Kloster Hradisch ward dem Untergänge geweiht. Im genannten Jahre wurde es aufgehoben und seine Güter verkauft und dem Religionsfonde einverleibt. Bis zum 18. Jänner 1785 blieben die Geistlichen des Klosters noch beisammen. An diesem Tage, dem Sterbetage der Kommunität, wurde im Kloster sowohl als droben am Berge feierlicher Gottesdienst gehalten; es war der letzte Chordienst derer von Hradisch ! Dann klang wie täglich nach dem gemeinschaftlichen Stun- dengebcte das »3n1ve ke- xinu«! „Sei gegrüßt Du Königin!" Noch sterbend sandten sie der Mutter ihre Grüße. Es rannen ihre Tränen. Wehmütig drückten sie sich die Hände zum Abschiede und er¬ griffen dann den Pilgerstab, nun ging's hinaus in die weite Welt. Am Heiligen Berge aber war in selbigem Jahre ein Pfarramt errichtet und die Kirche als Pfarrkirche belassen. Das Klostergebäude aber hatte ausgelebt; nicht mehr sollte es fürderhin auch nur durch sein Dasein die aufgeklärten Religionsfeinde beleidigen. Es kam unter den Hammer, ja noch mehr, sogar unter den Demolierkrampen! Es wurde zertrümmert und zerstört und aus den verschleppten Steinen baute sich der neue Besitzer in Olmütz ein großes Haus. Also verfuhren irdische Gewalten mit den ihr verhaßten geistlichen Gütern. Neue Zeiten — neue Besitzer — neuer Geist. Jahrzehntelang schwebte die Wallfahrtskirche zwischen Leben und Tod. Denn nicht mehr lebten die splendiden Äbte von Lradisch, um das herrliche, weitläufige Gebäude in gutem Stande zu erhalten; und so litt es gewaltig durch den fressmden Zahn der Zeit und durch des Wetters Anbild. Aber es kam Rettung. Rettung durch den Erzbischof von Olmütz. And zwar kam die Rettung im Jahre 1846. Es gelang nämlich dem wackeren Kirchenvorsteher, jene Summe, die der Staat einst durch den Verkauf der Klostcrgüter be¬ kommen, wieder herauszubringen und sie stiftungsgcmäß dem Des Österreichers Wallfahrtsorte. ursprünglichen Zwecke zuzuführen. Wir bewundern dieses gelungene Kunststück des Bischofs! Diese Summe wurde nun einem anderen Prämon- stratenserstifte, nämlich demjenigen zu Prag, übergeben mit der Bestimmung, daß die Zinsen zur Erhaltung mehrerer Kloster¬ geistlicher auf dem Heiligen Berge bei Olmütz dienen sollten. Die feierliche Übergabe an das Kloster geschah im Jahre 1846. Wieder also weht wie ehedem auf dem Heiligen Berge das weiße Gewand der Prämonstratenser, wieder haben nach wie vor eifrige Söhne des heiligen Ordcnsstifters Sankt Norbert die Pflege und Fürsorge für die zahlreichen Wall¬ fahrer, die den Berg ersteigen, in ihrer Hand. Mögen sie mit der Hilfe Gottes recht Ersprießliches und Gnadenreiches erwirken und ihr Amt zum Heile der Seelen in größter Treue verwalten! Gebetserhörungen. Der hochwürdigste Herr Propst ?. Josef Lcndl hatte die Güte, uns unter anderem fol¬ gendes brieflich mitzuteilen: Wundcrheilungen gibt cs eine große Menge. Aus der letzten Zeit sind folgende Tatsachen zu verzeichnen: 1. OäenäZek Paul und Maria in Kkelov hatten ein zehnjähriges taubes Mäd¬ chen. Die Ärzte versuchten alles, aber umsonst. Sie machten eine Wallfahrt nach dem Heiligen Berg und am Rück¬ wege wurde das Kind hörend und hört bis jetzt gut. 2. Das siebenjährige Töchterlein des Häuslers Soukup Rudolf aus G roß - R a k o v ist am 2. Fe¬ bruar 1910 erblindet und blieb trotz angewendeter Mittel blind. Am 2. Juli 1910 unternahm der Vater des Kindes eine Wallfahrt hiehcr und opferte sein Kind der Gottesmutter auf. Als er abends heimkehrtc kam ihm das Mädchen bereits gut sehend entgegen. 3. Philomena Navratil aus Holic bei Olmütz war drei Jahre lang magenkrank und behielt keine Speise. Am Körper hatte sie viele kleine Geschwüre und war lange Zeit bettlägerig. Am Pfingstmontag 1910 ließ sie sich hieher führen, verrichtete die heilige Beichte, nach der heiligen Kommunion wurde sie vor Schwäche ohnmächtig. Bei der darauffolgenden Votivmesse cke Lentu wurde sie gesund und ging bald darauf zu Fuß zwei Stunden weit nach Hause. Von jener Stunde ist sie gesund, zu jeder Arbeit fähig und auch am Körper frei von aller Anreinheit. Diesen uns brieflich mitgcteilten Fällen fügen wir noch zwei aus dem Wallfahrtsbüchlein ansgewählte Vor¬ fälle an: Im Jahre 1907 lag im Olmützer Krankcnhause ein 14jähriges Mädchen krank darnieder und sollte an der rechten Hand wegen Bein fraß operiert werden. Am letzten Tage vor der Operation wandte sich die Patientin in heißen Gebeten an Anscrc Liebe Frau am Heiligen Berge um Hilft. Aber Nacht wurde darauf die Hand vollständig gesund. Mit dankbarem Herzen kam das Mägdlein bald darauf 21 Phot. I. Derka, Heiliger Berg. Der Leilige Berg bei Olmütz, Statue des hl. Norbert und St. Anna-Kapelle. 322 SfSSft)Sft)^SfSSft)Sft)SfDSft)Sft)Sft)Sft)Sft) Der Heilige Berg bei Olmütz SfTSft)Sft)Sft)Sft)SfDSsTSsTSfi)SsDSsTSsDSfDSft)EfD in Begleitung ihrer Eltern hieher, um durch die Darbringung eines Votivbildes ihren lebhaften Dank zu bezeugen. Ein Kind von Proßnitz war erblindet gewesen; jede ärztliche Hilfe hatte sich als umsonst erwiesen. Da brachten die Eltern die kleine Patientin in die hiesige Gnaden-- kirche, wo sie, es war im Jahre 1909, ihr Augenlicht wieder erhielt. Statistisches. Nächste Jubiläumsjahre: 1929 250jähriges Jubiläum der Vollendung und Ein¬ weihung der jetzigen Kirche und 300jähriges Jubiläum der Entstehung. 1932 200jähriges Jubiläum der feierlichen Krönung. 1946 lOOjähriges Jubiläum der Übergabe an das Kloster Strahov. Ständige Priester: 6 Prämonstratenser aus dem Kloster Strahov, darunter ein infulierter Propst. Äeilige Messen fremder Priester jährlich: 70—80. Wallfahrtskommunikanten jährlich: 20.000 bis 24.000. Besucher jährlich: 120.000. Geschloffene Prozessionen jährlich: 150—170. Lauptfest: Mariä Leimsuchung und darausfolgender Sonntag. — Auch Sonntag, Montag und Dienstag nach Mariä Limmelsahrt. Seelenanzahl der Pfarre 3200, des geschloffenen Dorfes 400. Meereshöhe: 379 m. Ständige Devotionalienhändler: 12. Gasthäuser: 6. Besuch des Wallfahrtsortes ist gleichmäßig anhaltend. Besondere Sehenswürdigkeit wäre auch die heilige Stiege. Nationalität der Wallfahrer: 80°/» Tschechen, 20°/° Deutsche. Zufahrt. Wien—Olmütz, Schnellzug 3V- St., !< 9.50, Personen¬ zug 7 St., K 7.40. Brünn—Olmütz (über Prerau), Schnellzug 3 St.,K5.50, Personenzug 4 St. K 4.20. Benachbarte Wallfahrtsorte. Leiliger Berg—A ltwaffer, Eisenbahn von Olmütz oder Bystrowan nach Domstadtl V»St., K 1.10, von Domstadtl 2'/« St. zu Fuß. Leiliger Berg—Dub, Eisenbahnfahrt Olmütz—Brodek, 13 km, 20 Min., K -.50. Leiliger Berg—W e l e h r a d, Eisenbahn Olmütz—Ang.- Lradisch, Schnellzug 2 St., K 3.30, Personenzug 2V° St., K 2.50. Leiliger Berg—L eiliger Lostein. Per Bahn nach Prerau (34 Mim, X —.80), dann 4 St. zu Fuß. Literatur. Mons praemonsüatus, d. i. ausführliche Beschreibung ... Olmütz 1679, 8°. (Man achte in dem lateinischen Titel dieses Buches auf das sinnreiche und gewiß beabsichtigte Wortspiel: praemonstraius heißt nämlich „vorhergezeigt", eine Bezeichnung, die in der Entstehungsgeschichte sehr gut begründet erscheint. »?rae- monstratus« spielt aber auch auf die „Prämonstratenser" an, die bis zum heutigen Tage die Wallfahrtsseelsorge inne¬ haben.) Lontinuatio Zratiarum o. Fortsetzung der Gnaden. Olmütz 1712, 4°. Kayser, ^tkenäum s. Universitas.Ollomucii 1731, fol. Mons praemonstrstus, d. i. Beschreibung .... Königgräh 1726, 8°. Erbsmann, „Leylsame Reflexion" (über den großen Brand), Fulnek 1706, 8°, 264 S. Moravia 1815, S. 459: Die große Feuersbrunst (1705). Kaltenbäck, Mariensagen, 188. Austria-Kalender 1845, 205. Krön es, Geistl. Wallst, Wien 1872, S. 121. Reg.-Mar.-Kal. 1899, VII. Mitt. d. Zent.-Kom. 1898, 102. St. Angelablatt, XIV, 111. Gebhard, Die heilige Sage, Wien 1866, I, 198. Kurze Erwägung. In klarster Weise zeigt die merkwürdige Entstehungs¬ geschichte des Äeiligen Berges, daß die himmlischen Mächte in gar mancher Beziehung auf den guten Willen und die Mitwirkung der Menschen rechnen. Dieser Andrysek muß nicht nur seine Zeit und Mühe, sondern auch sein Vermögen hinopfern, damit der Bau zustande käme. Zu diesen Opfern wird er zu Wiederholtenmalen durch Traumbilder gedrängt. Es hat fast den Anschein, als ob Maria ohne die Mithilfe dieses frommen Mannes nichts machen könnte oder wollte. Dieser Andrysek muß dann auch in anderer Weise durch seinen Gram und Kummer über die so schnell verwüstete Kirche gleichsam den für jedes gute Werk erforderlichen Teil des Leidens aufbringen, muß durch Schmerzen die Gnaden verdienen, muß dann abermals bereit sein zum zweiten Opfer des Neubaues. — Solche Menschen braucht Gott, an solche hängt er seine Gnade. Versuche darum, o Leser, das folgende Gebet mitzubeten. Aber kannst du es nicht ehrlich mitbeten, so überschlage es lieber, damit anstatt des Gebetes nicht etwa bloß eine geredete Heuchelei deinen Lippen entströme. Gebet. O Gott, der Du die Mithilfe der Menschen nicht nur haben willst, sondern sie zu der Ausführung Deiner ewigen Pläne fast zu bedürfen scheinst: Siehe mich Armseligen an, der heute vor Dir folgendes beteuert. Ob ich an Kraft, Talent, Besitz, Lebensdauer, Wirkungskreis viel oder wenig habe — ich habe es jedenfalls von Dir — von Dir allein — und zwar als Lehen, als geliehenes Gut für eine kurze Spanne Zeit. So stelle ich Dir denn, damit Deine Ehre dadurch be¬ fördert, damit Dein Name geheiligt werde, alles dies zu Deiner Verfügung, und zwar ohne Einschränkung, ohne Be¬ dingung, ohne „Wenn und Aber". Verfüge über mich, über meine Talente, über meine Kräfte, über mein Geld, über meine Ehre, über meine Lebenszeit, über meine Gesundheit! Ich stelle Dir dies alles ohne jedwede Einschränkung zur Verfügung, damit Du damit waltest und schaltest nach Deinem Plane. Nicht mein Wille soll zur Ausführung kommen, sondern der Deine; nicht mein Verstand soll leiten, sondern der Deine, göttliche; nicht meine Ehre soll erstrebt werden, sondern die Deinige! Nimm hin diese Opfer und wahrhaft glücklich wirst Du mich an jenem Tage machen, da Du dieses Opfer gnädigst und huldreichst anzunehmen geruhest! Amen! Waidhofen a. Y. mit Sonntagberg. Alois Ruzi-ka, Woidhoftn. Sonntsgbrrg. Riedcrösterreich. 20.000 bis 22.000 Kommunikanten. O Sonntagberg, ich eilt so manchesmal Im Flug an dir vorbei im schönen Tal. Blickt auf zu dir und grüßte minniglich Und — ohne dich zu kennen — liebt ich dich.- Da kam der Tag, da dich mein Fuß erklommen Und ich als Pilger war zu dir gekommen; — Mein Sonntagberg! Voll Staunen hochentzückt Lab deines Tempels Pracht ich da erblickt! Du bist wahrhaftig aller Berge Kron Und Öst'reichs allerschönster Gnadenthron! um Sonntagberge sollen wir heute alle unsere Leser laden; — eine leichte Arbeit fürwahr, eine hoffnungs¬ reiche! Denn wenn ein Berg solche Reize in sich vereint, wie unser Sonntagberg, wenn wir dem frommen Waller einen majestätischen, ehrfurchtgebietenden, glanzvollen Gebets- tcmpel, dem Naturfreunde zugleich eine wundersam herrliche, ja großartige Rundsicht vom Gipfel dieses Berges versprechen können, dann wird Wohl mancher, angeregt durch unsere warme Empfehlung, sich aufraffen und sagen: „Wohlan, laßt uns zum Sonntagberge gehen, um das mit eigenem Auge zu schauen, von dem uns so Verlockendes verkündet wurde." And wir sind überzeugt, es wird keiner sein, der vom Sonntagberge niederstcigend, nicht zu sich selber sagte: „Es freut mich, daß ich hinaufgegangen bin." Aufstieg zur Gnadenkirche. So pilgern wir denn die schöne Straße von der W e st- bahnstation Rosenau zum Heiligtum des Sonntag- bcrges empor. Fast ununterbrochen sehen wir die hohe Kirche, das Ziel unserer Sehnsucht, vor unseren Augen. And gerade dies, daß man auf dem Rosenaucr Wege fast immer das angestrebte Wanderziel vor sich hat, zeichnet diesen vor den übrigen sonst noch möglichen Aufstiegen vorteilhaft aus. Je höher man kommt, desto größer, desto ehrfurcht¬ gebietender erscheint das stattliche Bauwerk des gewaltigen Tempels, desto deutlicher sieht man die das Gotteshaus um- kränzenden Baulichkeiten sich der Gnadenkirche anschmiegen. Der Anblick wird geradezu großartig, wenn man einige huildert Schritte unterhalb der kleinen Ääuserrvtte Äalt macht und, das hehre Bild beschauend, in Bewun¬ derung emporblickt. Sei mir gegrüßt, o hehre heil'ge L>öhe, Wohin das Aug in gläub'ger Sehnsucht schaut. Wo still geheimnisvoll des Lümmels Nähe Des Erdenpilgers L>erz erquickt so traut! (Von einem Wittelsbacher.) 2l* Z24 Efs Efs sfs Ess sfs sfs sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs sfs Ess Sonntagberg Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss sfs Ess sss Ess Ess Ess Ess Sonntagberg, Oberer Teil einer Türken-Kedenktafel aus dem Jahre I68Z. Bald durchschreiten wir die letzte, schattige Allee und begrüßen mit frommem Pilgergruße das schöne steinerne Dreifaltigkeitsbild, das, in ziegelgemauerter Kapelle stehend, von dichten Kastanienbäumen überschattet, einen würdigen Anfangspunkt für das hochbegnadete Heiligtum der Allerheiligstcn Dreifaltigkeit bildet. Noch die letzten Schritte. An gastlichen Einkehrhäusern, an reichlich ausgestatteten Devotionalienhandlungen vorbei, er¬ reichen wir endlich die breite, nach links gewundene steinerne Stiege, die zur Terrasse der Kirche emporsührt. Diese Terrasse, dem steil anstrebenden Boden mühevoll von Menschenhand abgezwungen, mit großen viereckigen Platten schön gepflastert, ringsum auf senkrechten Mauerwerken ruhend, gibt der gesamten Baulichkeit das kühne Aussehen einer stolzen Fe Isenburg. Anwillkürlich empfindet man beim Anblicke dieser mächtigen Steinterrasse das beruhigende und befriedigende G.efühl der Sicherheit, der Festigkeit, der ver¬ trauenswertesten Kraftentfaltung. And es ist uns, als ver¬ nähmen wir leise anklingend ein uraltes Psalmwort Davids in unserer Seele, das sich hier im gewaltigen Bauwerke ver¬ wirklicht findet: „Ehrenreiches ward von dir gesprochen, du Stätte Gottes! Auf heiligen Bergen gegründet sind deine Funda¬ mente" (Psalm 86). Die Gnadenkirche. Mit heiliger Scheu und frommer Neugierde betreten wir die Pforte der Gnadenkirche. Was wir da erschauen, ist einfach großartig. Nie hätten wir auf dieser Bergesspihe solches erwartet. Nachdem wir alle Wallfahrtskirchen Öster¬ reichs geschaut, ist es hier mit einem Schlage klar und sicher: Wir haben soeben die schönste, die größte Wall¬ fahrtskirche Niederösterreichs vor uns. Maria- Lanzendorf, Maria-Dreieichen, ja selbst Mariataferl müssen zurücktreten vor der Pracht des Sonntagberges. Auch an Größe ist der Gottestempel am Sonntagberg allen andern Gnadenkirchen Niederösterreichs voran: Bei einer Länge von 60 m und einer Breite von 28 in wird der Fassungsraum der Kirche auf 5000 Personen geschätzt, also beträchtlich mehr als Mariataferl. Dazu noch die an allen Wänden, Pfeilern und Gewölben hervortretende reiche Stukkatura-rbeit und die zahllosen, frisch restaurierten, gewaltigen, farbenreichen Gemälde. Alles dieses läßt uns für einen Augenblick wie erstarrt stehen und in stummer Bewunderung hängt unser Blick an solch herzerhebender Pracht. „Es wird der Blick wohl trunken mir vom Schauen, Mein Lied verstummt vor solcher Anmut Glanz."- Langsam, andachtsvoll schreiten wir in den riesigen Hallen weiter. Anser Blick sucht das Gnadenbild am Hochaltäre. Da blick' ich auf zu einem nur der Sterne, Der an dem Himmel, der mich blendet, steht. Es sammelt sich mein Geist aus jeder Ferne, Andächtig sinkt die Seele im Gebet. (Richard Wagner, „Tannhäuser".) Dieser Stern, den unser Auge und unsere Seele sucht, ist das Gnadenbild. Wir finden es in der Mitte des Äochaltares, von leuchtenden Strahlen umgeben, von Engels¬ figuren getragen. Was es darstellt, ist von unten aus nicht wahrzunehmen, das Bild ist fast ganz geschwärzt. And auch wenn wir (durch besondere Güte von Seite der Kirchen- vorstehung) auf anderem Wege uns dem Gnadenbilde von rückwärts nähern dürfen, wenn es uns aufgeschlossen und zur genauen Besichtigung gezeigt wird, ist kaum mehr irgend eine Farbe zu unterscheiden. Nur so viel ist zu erraten, daß es Sonntagberg, Anblick vom Böhlerwerk (an der Bahnstrecke). Phot. Alois Ruzicka, Waidhofen- S^T GsT SsT SsD SsT SsT SsT SsD SsT SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsD SsT S-sD SoNNtagberg EsT SsT Zst) SsD SsT SsD SsT SfT SsT SsT SsT SsD SsD SsT SsT S^sT 325 eine Darstellung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit sein soll?) Das Bild ist auf Kupfer gemalt und etwa 75 cm hoch und 60 cm breit. Gegenwärtig ist es von einem -breiten Silberrahmen umschlossen. Wir steigen wieder in das Innere der Kirche hinab und betrachten beschauend den Hochaltar, die Seitenaltäre und die Gemälde. Der Aufbau über dem Hochaltäre, nämlich der oberste Teil mit dem Baldachin, ist wunderschön. Wir blicken weiter um uns; zu unserer Befriedigung Person. Im rechten Krcuzesbalken erinnert uns das Decken¬ gemälde an die Herabkunft des heiligen Geistes, spricht also zu uns von der dritten göttlichen Person. So betrachtet, erzählen uns diese drei Gemälde in den drei Krcuzesbalken: von Gott Vater, der uns erschaffen, von Gott Sohn, der uns erlöset und von Gott dem Heiligen Geiste, der uns ge- heiliget hat. Wir sprechen soeben von den Darstellungen der Aller¬ heiligsten Dreifaltigkeit am Sonntagbcrge. Da sei denn gleich ersehen wir, daß alles sten Dreifaltigkeit den Ruhm und die Macht dieser dreimalheiligen Gottheit verkündet. Da sind zunächst die Seitenaltäre in dem riesigen Quer¬ schiffe der Kirche: Der linke Altar stellt die Krönung Mariens dar: wir sehen dort deutlich die d r'e i göttlichen P er- o n e n abgebildet: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der rechte Altar ist dem Geheimnisse der heili¬ gen Tause Christi im Jordan geweiht; und siehe da, auch hier sind die drei heiligen, göttlichen Per¬ sonen, der Vater in den Wolken erscheinend, der Sohn im Iordan- fluß stehend, der heilige Geist in Gestalt einer Taube in den Lüften schwebend. Fragend schweift nun unser Blick zu den Deckengemäl¬ den empor. Auch an diesem Gnadenorte der Allerheilig- hier an dieser Stelle von jener wirklich interessanten, sehr Sonntagberg, Inneres der Gnadenkirche. Phot. Prihl, Steyr. großen und schweren M o n st r a n z e die Rede, die in der Schatzkammer auf- bcwahrt und nur zwei¬ mal im Jahre wirklich verwendet wird. Wir nennen diese Mon¬ stranz« darum so inter¬ essant, weil dieses ganze Stück nichts anderes ist, als eine sinnvolle Darstellung der Ver¬ klärung Christi. Wieder erscheinen hier die d rei oft genannten göttlichen Per¬ sonen, nämlich oben der Vater, der aus der leuchtenden Wolke spricht, der Heilige Geist, der in Gestalt einer Taube über dem Heilande ruht und endlich der Platz für die verklärte, zweite göttliche Person, für Jesus Christus, der dann hier gegenwärtig, und zwar wahrhaft, wirklich und wesent¬ lich gegenwärtig ist, sobald er unter der weißen Broteshülle hier sind Bilder der A ll e r h e i lig st e n Dreifaltig¬ keit, und zwar in den drei Hauptgcmälden über den drei vorderen Krcuzesbalken des Kirchengrundriffes. Nämlich: Lber dein Hochaltäre ist ein liebliches Bild der Erschaffung der Welt, auf dem wir Gott Vater, die erste göttliche Person, in Tätigkeit erblicken. Im linken Querschiffe (also über dem Altäre der Krönung Mariens) leuchtet an der Decke das Bild der Geburt Christi, also die zweite göttliche ') Notiz der Kirchenvorstehung. Gar so un¬ kenntlich ist das Bild keineswegs. Bei genauerer Betrachtung und günstiger Beleuchtung ist die Darstellung, auch die Farbe recht gut kennbar. von Priesterhand in diese Monstranze eingesetzt wird. Links, etwas unterhalb der reich mit Edelsteinen besetzten Lunula (die Vorrichtung zur Befestigung der heiligen Hostie) erscheint (ganz nach dem Berichte über die Verklärung) Moses mit den Gesetzestafeln, rechts aber Elias auf seinem feurigen Wagen. Am Fuße der Monstranze sieht man die drei Gestalten der Apostel, wie sie vom Lichte geblendet, erschreckt zu Boden gesunken, ihr Angesicht mit den Händen verhüllen. — Diese Monstranz ist ein Meisterstück! Im übrigen um¬ schließt die Schatzkammer, wie die meisten derartigen Räumlich¬ keiten an Wallfahrtsorten keine besonders wertvollen Gegenstände. 326 S-T Sfl) EfT S-T SsD SfD SsD S-T SfD S-D SsD SfD S-T SfD E-D Sonnragberg sfs SfD SsD Sfe) SsD S-D SsT S-D sss SfD S-D S-T SfD S-T S-D sfä) SfT SfZ Einiges davon werden wir übrigens noch im Verlaufe der geschichtlichen Darstellung erwähnen müssen. Wir verlassen die Schatzkammer und gehen durch die ganze Länge der stattlichen Kirche zurück, im Vorbeigehen einen anerkennenden Blick auf die in ihren Formen sehr ge¬ fällige und elegante Kanzel werfend, die nur eine einzige Farbe an sich trägt, nämlich die Farbe des Goldes. Dabei vergessen wir auch nicht, den zierlich geschnitzten Kirchenstühlen unsere anerkennende Aufmerksamkeit zu schenken und bleiben endlich, schon wieder ganz nahe dem Ausgange (oder wenn man will, dem Eingänge) stehen, um eine merkwürdige steinerne Gruppe zu betrachten, die von einem Eisengitter umschlossen, etwas ganz Angewöhnliches darzustellen scheint, was wir in anderen Kirchen nicht zu sehen gewohnt sind. Mit der Er¬ klärung dieser Gruppe kommen wir aber wie von selber auf das geschichtliche Gebiet, dem wir alsogleich unsere Auf¬ merksamkeit schenken wollen. Geschichtliches. Arsprungslegende. Das majestätische Bauwerk, das uns heutzutage am schöne Tempel seine Weihe erhielt. Früher stand an dieser Stelle 200 Jahre lang eine viel einfachere Kirche. Noch früher, bevor diese erste Kirche erbaut ward, schaute man hier eine Kapelle von kleinem Amfange, die schon damals, im 15. Jahrhundert, der Allerhciligsten Drei¬ faltigkeit geweiht war. Diese erste Kapelle ward vom Stifte Seitenstetten, dem der Berg gehörte, im Jahre 1440 errichtet, und blieb etwa 50 Jahre stehen, bis im Jahre 1490 jene erste, einfache Kirche, von der wir vernommen, eingeweiht werden konnte. And noch früher? Vor der Errichtung jener ursprüng¬ lichen Kapelle? — Da war eben nichts aus dieser ungast¬ lichen, rauhen Äöhe; das heißt, es war kein Heiligtum da. Menschen gab es schon ab und zu an jener unwirtlichen Stätte, ja es war sogar eine Einsiedelei dort. Einsiedelei aber nennt man eine einfache Lütte, wo sich fromme, Gott suchende Personen fern vom Weltgetriebe dem ungestörten Gebetsleben ergeben. Nun hatten sich ab und zu gerade von jenem Stifte Seitenstetten besonders fromme Ordensmitglieder von ihrem Abte die Erlaubnis erbeten, ein Einsiedlerleben führen zu dürfen, und hatten sich, um ja recht ungestört zu Sonntagberge erfreut, ist nicht immer an dieser Stelle ge- - sein, zu diesem Zwecke die verödete, fast niemals besuchte standen. 1929 wird es erst 200 Jahre, daß dieser wunder- Spitze des Rauding (so hieß früher einmal unser Berg) aus¬ erkoren. Von einem dieser Seitcnstettner Einsiedler erzählt mail sich, daß er ganz besonders fromm und gottesfürchtig war; und so geschah es, daß wegen seiner Frömmigkeit das eintrat, was er fliehen wollte: es begannen die Leute zu ihm zu pilgern, um bei ihm, dem Gottesmanne, sich Trost und Kraft zu holen. Dieser fromme, gottesfürchtige Einsiedler dürfte nun der Erbauer und Begründer jener Arsprungskapelle ge¬ wesen sein. Der Bau dieses ersten Heiligtums aber wurde durch ein Vorkommnis, das die Leute für ein Mirakel hielten, nock- besonders beschleunigt. Trieb da eines schönen Tages ein Hirt seine Herde auf den Berg hinauf. Anachtsam übergab er sich der Ruhe und bemerkte endlich nach längerer Zeit zu seinem nicht ge¬ ringen Schrecken, daß die ganze Herde sich verlaufen habe. Atemlos suchte er die ganze Gegend ab und brack- endlich nach stundenlangem, vergeblichem Suchen ermattet und todmüde bei einem Felsen zusammen. Der Schlaf senkte sich auf seine Lider. Aber siehe da, im Traum erschien ihm, dem frommen Hirten, der inbrünstig zu Gott gerufen hatte, ein liebliches Bild, durch das ihm der Ort geoffcnbart ward, wo seine Herde sich verlaufen hätte. Der Traum ver¬ schwand, der Hirte erwachte. Freude durchzuckte sein Herz; aber was war dies? neben sich bemerkte er ein weißes Brot. Dieses genießend, fand er alsbald seine Kräfte wieder, eilte so rasch ihn seine Füße trugen, an die im Traume ge¬ schaute Stelle und fand zu seiner unbeschreiblichen Freude dort seine verlorene Herde. Rasch verbreitete sich solches Gerücht im ganzen Tale und viele stiegen hinauf und betrachteten mit heiliger Scheu jene Stätte, wo Gott der Herr nicht bloß rettenden Traum, Sonntagberg, Zeichenstein. PH°I. L,d°rm°m>, Wien. gesandt, sondern auch wunderbare Speise gegeben. Bald war §sT SsD SfD SsD SsT SsD SsT SsD SsT SsT SsD S^D SsD SsD S^T SsD SsD S^T SVNNtüHbbrg S^D SsT S^D SfD S^T SsD SsT SsT 6^D SsD SsT SsD S^D S^T SsT SsT ^2/ man allseits einig über den neuen Namen dieses Steines und niemand nannte ihn fürderhin anders als den Wund er¬ ste in oder den Zeichenstein. Eben dieser Stein ist in der Nähe des Kirchcnportales bis heute zu schauen. Man hat dazu eine aus Äolz geschnitzte Statue eines Äirten gestellt, während ein Brot, das neben dem Manne liegt, an die wunderbare Äimmelsgabc erinnert. So wird der andächtige Sonntagbergpilger gleich beim Be¬ treten des Gotteshauses an die alte, schöne Entstehungs¬ geschichte gemahnt. Nun aber sofort den Blick nach aufwärts. Wie sinnig und zutreffend hat nian doch den Gegenstand des Decken¬ gewölbes hoch droben über dem Wunderstcine gewählt. Dort droben erscheint im Bilde der Patriarch Jakob, schlummernd auf einem Steine, wo ihm im Traume die Himmelsleiter erscheint und er erwachend ausruft: „Wahrhaftig, der Äerr ist an diesem Orte und ich wußte es nicht." Auf solche Art entstand dieser luftige, hohe Gnadcnort, und wie wir schon früher vernommen, wurde der Volksandrang bald so stark, daß schon nach 50 Jahren eine ziemlich große, geräumige Kirche daselbst erbaut werden mußte. Das Türke nbründl und seine Geschichte. Im 16. Jahrhunderte treffen wir auf ein hochinteressantes Ereignis, das nicht bloß Sage, sondern wirkliche Tatsache ist. Dieser Vorfall spielte sich beim heutigen Türkenbründl ab, das wir uns zunächst im Geiste beschauen. An vierzehn kleinen Kreuzwegstationen, die längs des Weges auf kleinen hölzernen Säulen stehen, führt uns von der Kirche weg ein Waldpfad sanft hinab, bis wir endlich nach etwa fünf Mi¬ nuten an sehr traulicher, anmutiger Stelle eine mäßig große Kapelle erreichen, die etwa für 50 Personen Raum bietet und inwendig ganz und gar mit Tuffsteinen grottenartig aus¬ gemauert ist; in der Grotte verschiedene Nischen, in denen sich etliche Äeiligenstatuen befinden. Doch uns fesseln jetzt nicht diese Figuren, unser Blick richtet sich empor bis zu jenem Bilde, das über der steinernen Dreifaltigkeitsstatue, fast schon ganz oben an der Decke ziemlich groß gemalt ist. Was man hier im Bild erschaut, das trug sich einst in Wahrheit zu. Als nämlich im Jahre 1529 die wilden Türkenhorden das belagerte Wien umschwärmten, verblieben noch mehrere Jahre hindurch vereinzelte Türkenscharen in der ganzen Um¬ gebung zurück. And da geschah es im Jahre 1532 (das Jahr ist nicht ganz sicher, die Tatsache selber aber wohl), daß eine Plünderungssüchtige Reiterabteilung den Sonntagbcrg hinaufritt, um die Kirche und ihre vermutlichen Schatzkammern auszurauben. Aber siehe da, Gott schützte wunderbar sein Laus. Die Türken waren soeben an jener Stelle angclangt, an der wir selber jetzt im Geiste stehen, als die Pferde insgesamt halt machten und sich dann nicderließen. Weder gütiges Zureden, noch die Schärfe der Peitsche brachte sie wieder auf die Beine. Da erfaßte die wilden Gemüter Grauen und Entsetzen vor dieser Stätte der Wunder, und so rasch sie konnten, stürmten sie in wilder Flucht den Berg hinab, ohne sich jemals wieder zu zeigen. Abwendung der Irrlehre durch das Gnaden¬ bild. Bald sollte dem Gnadenorte eine ärgere Gefahr drohen als die Türkennot: nämlich die damals aufstrebende Lehre Sonnlagberg, Türkenbründl. Luthers, der Protestantismus. Auch um den Sonntagberg herum erfaßte gar viele der wilde, aufrührerische Taumel des Abfalles von der Kirche und wenige Jahre bloß dauerte es, so war ein großer Teil der Bevölkerung protestantisch ge¬ worden. Da hatten nun die treu gebliebenen Katholiken harte Zeiten und mußten mancherlei Spott ertragen, besonders auch, so oft sic zum Wunderstcine am Sonntagbcrg cmporzogen, denn da wallten sie, so spotteten die Protestanten, hinauf, um Götzendienst zu treiben, um einen Stein dort abgöttisch zu verehren. So geschah cs, daß die heilige, früher so besuchte Stätte fast der Verödung anheimfiel. Schon war cs so weit ge¬ kommen, daß kein eigener Priester mehr droben blieb, sondern daß nur etlichcmalc im Jahre einer hinaufstieg, um dort das heilige Meßopfer darzubringen. Das war Wohl eine traurige Zeit, die Zeit des Ver¬ dorrens, des innerlichen Absterbens. Da kam Rettung und Am kehr zu Gott und seinem Äeiligtume durch das heutige Gnadenbild. Im Jahre 1614 war es, daß der damalige glaubenstreue Abt von Seiten- stetten dieses Dreifaltigkeitsbild malen und es ob dem Wunder¬ steine aufhängen ließ. Merkwürdig! Dieses Bild übte Zauberkraft auf das Volk. Die alte Lust zum Wallfahren erwachte wieder, aufs neue entbrannte die Liebe zum heiligen Berge und in un¬ glaublich kurzer Zeit herrschte wieder frohes, religiöses Leben auf der Bergesspihe. Das Bild der heiligsten Dreifaltigkeit hatte dies vollbracht; der Segen Gottes ruhte offenbar darauf. 328 SfD SsD SsD SsD SsT SsT SsD S^T SsD GfT SfD S^D S^D SsD S^D SsT SvNNtttgberg SsD SsT S^D SsD S^D SsD SsD S^D SsD SsD S^D GfD SsD SfD SfD SsT S^D S^T Durch 63 Jahre blieb dann dieses Bild an jener Stelle, wo heute noch der Wunderstein zu sehen ist. 1677 aber ward es unter ungeheurem Zulauf des Volkes von seinem bisherigen Standorte gehoben und an den Ehrenplatz der Kirche verseht, wo cs bis heute noch den Gegenstand heißer Verehrung vonscite der massenhaft zu¬ strömenden Gläubigen bildet. Noch gäbe cs jetzt manches nicht Uninteressante zu be¬ richten: von dem Brande, der in fast wunderbarer Weise gelöscht ward, — von der Pest, die keinen von denen ergriff, die am Sonntagberg gebetet hatten, — von der zweiten Türkengefahr, um deren Abwendung mitternächtliche Betstunden am Sonntagbergc abgehalten wurden. Wir haben anderes zu berichten. Der Bau der heutigen Prachtkirchc. Wir haben zu berichten von jenem wundersamen Gott¬ vertrauen, daß der damalige Superior ?. Bonifaz hatte, als er in den ersten Jahren des achtzehnten Iahr- hundcrtes sich mit dem Gedanken trug, das kühn gedachte Bauwerk zu beginnen, das wir heute anstaunend preisen. Gott- vcrtraucn sagen wir, weil der gute Superior nach langem Betteln und Sparen mit einer Summe begann, die nicht ein¬ mal den zwanzigsten Teil der Baukosten zu decken imstande war. Fast noch mehr müssen wir aber jenes Gottvertrauen des damaligen Abtes ?. Benedikt Abeltz Hauser preisen, der in dem Augenblicke, da jener Superior mit dem Riesenplane der neuen Kirche vor ihn trat und um seine Erlaubnis zum Beginne bat, ohne Zögern das gewagte Werk erlaubte. War es doch sein Lieblingsspruch, den er oft im Munde führte: „Brüder, aller Segen kommt vom Sonntagberg!" And so begann der Bau. And Gottes Segen ruhte auf ihm. Mcnschcnkraft, Kraft der Pilger war es, durch die die Steine und all das übrige Material auf die steile Bergcshöhe emporgeschafft wurde. Wohl dauerte cs 23 Jahre, bis die Kirche soweit fertig war, daß sie die Weihe, die Konsekration erhalten konnte. Aber, dauerte es auch lange, sie steht ja doch! And da weiß uns die Überlieferung Merkwürdiges zu berichten. Es war einmal in der Bauzeit an einem Sams¬ tage, dem Zahltage, als der Superior alles verausgabt hatte und sich vollständig mittellos sah. Es wurde ihm angst und bange, was denn jetzt werden sollte und er rief in feiner Not zum starken, mächtigen Äclfer im töimmel. And siehe, da öffnete sich die Türe und herein humpelte ein altes Weiblein, einen Korb am Arrue. Den übergab sie dem würdigen Priester: „Der Korb gehört dem Pater Superior". Sprach's,machte „Kehrt euch" und verschwand. Wer be¬ schreibt den freudigen Schreck des Superiors, als er in den Korb blickend, selben bis oben mit Geld angefüllt sah. Schnell eilte er der Botin nach; aber er fand sie nimmer. Er fragte die Leute nach ihr, aber sie alle schüttelten die Köpfe; sie hatten nichts gesehen. Dem Superior aber war augenscheinlich geholfen! Ob wir in diesem Vorkommnisse ein übernatürliches Ereignis sehen müssen? Vielleicht war es doch kein Engel, vielleicht war es doch ein Menschenkind aus Fleisch und Blut. Man bringt den sonderlichen Vorfall mit einer sehr frommen, heiligmäßigen Wachshändlerin in Verbindung, die damals, im siebzehnten Jahrhunderte, auf dem Sonntag¬ berge ihren Verkaufsladen hatte. Soviel ist sicher, daß der Leib dieser Person nach hundert Jahren noch unversehrt im Grabe gefunden ward, ja noch mehr: auch im Jahre 1891, im Jubiläumsjahre, ward diese Wachsverkäuferin in dem Gewände des dritten Ordens, dem sie zeitlebens ange¬ hörte, noch immer unversehrt im Grabe gefunden. Sie selber gilt dem Volke als Äeilige und ihre irdische Äülle als „heiliger Leib". Weitere geschichtliche Ereignisse. Wir überstiegen die neueren Zeiten mit wenigen Worten. Die Regierung Kaiser Josefs II. war natürlich auch für den Sonntagberg eine Zeit des Jammers. Aber die Drang¬ sale gingen vorüber wie eine Prüfung Gottes, die auch über den Gerechten auf eine Weile kommt und dann wieder ver¬ schwindet. Der Sonntagbcrg hat sich bald von dieser Anter- drückung erhoben und lebt und wächst und blüht und — segnet rings um sich das ganze Land. Dann kamen die schweren Kricgsjahre, die Brand¬ schatzungen, die Metallablieferungen, die teils mit eisernem Säbel in der Faust von Feindesscharen erpreßt, teils mittels glatten, geschriebenen Dokumenten nicht minder gewalttätig anbcfohlen wurden. Doch auch diese Zeiten gingen vorüber und der Sonntagberg steht und wächst und blüht! Dann kam das wilde Element des Feuers. Zweimal ward die Kirche fast wunderbar gerettet. Das zweitemal war's Sonntagberg, Wandgemälde im Türkenbründl. Phot. Nuzicka, Waidhofen. §^T SsT S^D SsT SsD SsT SsT SsD SsD SsD SfD SsD S^T SsD SsD S^T SsD SsD SvNNtagberg SsD SsD S^D SsT SsD S^D SsT S^T E^D S^D SsT SfD SsD S^D S^D SsD 329 erst im Jahre 1873, als gelegentlich eines Gewitters der Blitz einschlug und das Gebälke der Kirche Feuer fing. Gott bediente sich da eines zarten Kindes, das gerade hinsah, das Feuer gewahrte und zu schreien anfing. Noch war's Zeit zu löschen und zu retten. In der Schatzkammer sieht man noch beute gleich in: ersten Kasten links beim Eingänge in dem untersten Fache angebrannte Dachschindeln, die von diesem ge¬ fahrdrohenden Tage stammten. Gleich ober denselben liegen in der Schatzkammer Erinnerungen an die Türken- einsälle: mehrere türkische Pfeile sowie ein Roßschweif, den die Muselmänner an ihren Kopfbedeckungen, den Turbanen, zu tragen pflegen. Doch nun genug von diesem Gottesheim auf anmutiger Bcrgeshöhe, das Menschenkunst und Mcnschenfleiß so wunderschön geschaffen hat. Genug auch von den geschicht¬ lichen Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Wohlan, wir wollen uns wieder zur Gegenwart wenden. vielen anderen prächtigen Felskoloffe stehen vor unserem Blicke. Sengsengebirge und der hohe Priel haben sich eingefunden, um das schöne Bild zu vervollständigen; auch der Traunstein will in der Ehrenkette des Sonntagberges nicht fehlen. Überaus anmutig winkt auf nachbarlicher Löhe, fast genau so hoch wie der Sonntagberg selber, ein Laus des Lerrn, ein Gotteshaus, ein Tabernakel des Allerhöchsten: die Kirche von Windhag. Rechts davon tief im Tal, eingebettet in grüner Wiege, Waidhofen an der Pbbs; und gegen Westen das Vaterhaus unserer wackeren Wallfahrtspriester: das Stift Seitenstetten, eine Äeimat der Benediktinermönche. Dies alles betrachtend, fühlt sich das Äerz gedrängt, ein andächtig inniges Tedeum, ein „Großer Gott, wir loben Dichl" anzustimmen, um denjenigen zu preisen, der die Erde so schön, so wunderschön erschaffen hat. Jedenfalls bleibt der Sonntagberg eine Stätte, die den Menschen wie von selber zwingt, des Schöpfers Macht und Weisheit und Erhabenheit in demutsvollem Beten anzuerkennen. Wollen Sie vielleicht beichten? Der Ausblick vom Sonntagberge. Wir befinden uns, wenn wir aus dem Gipfel des Sonn¬ tagberges stehen, 704 m über dem Meeresspiegel. Wir sind also in Sonntagberg bedeutend höher als Mariataferl, und zwar um 26l m. Andererseits aber ist der Standplatz der Mariazeller Gnadenkirche noch um 158 m höher als der Gipfel des Sonntag¬ berges. Das Tal jedoch, das sich unter uns zu Füßen des Sonn- tagberges ausbreitet, hat bei Rosenau etwa 350 m Meereshöhe; wir sind also 354 m hoch emporgestiegen, bevor wir diesen Berges¬ gipfel erreichten. Der Sonntagberg ist also, wenn man den Aus¬ stieg vom nächstliegenden Tale berechnet, säst genau anderthalbmal so hoch als der Mariataserlberg. Der Sonntagberg ist weithin übers Flachland sichtbar; aber eben deshalb ist auch die Aussicht von seinem Gipfel eine umfassende, weitausgreifende. Er ist gleichsam ein vorgerückter, Ein ehemaliger Herr Kooperator am Sonntagbcrge erzählt in der „Korrespondenz der L8S. pers. 8uc.", Jahr¬ gang 1910, I. Lest, folgendes Ereignis, das er uns selbst auch mündlich mitteilte. Am Sonntag nach dem Weißen Sonntag des ver¬ gangenen Jahres war ich im Beichtstühle. Während der 7 LIHr-Messc trat ein beffergekleidetes Ehepaar in die Kirche und ging nach vorne. Mir fiel auf, daß der Äcrr sich nach allen Seiten umschaute, als suchte er etwas. Ich meinte, sie wollten beichten gehen und wüßten nicht, wo gerade Beichte gehört werde. Nach der Messe ging ich durch die Kirche, um auf mein Zimmer zu gehen. Ich sah beide beim Sakramentsaltar stehen. Ich trat auf den Äcrrn zu und fragte: „Wollen Sie vielleicht beichten?" Seine Antwort war: „Nein." Ich ging auf mein Zimmer. Nach ungefähr einer Viertelstunde klopfte es an meiner Tür. Ich gehe hinaus und sehe das Ehepaar stehen. Der Mann sagte: „Ich möchte vorgeschobener Poften der Alpen und zugleich Grenz¬ wächter gegen die im Norden sich dehnende Ebene. Diese Ebene liegt denn auch in aller ihrer Pracht vor uns und unser Auge schaut entzückt liebliche Städte und Dörfergruppen, und dahinter, weit von uns die Waldviertler und Wachauer Berge und endlich auch die Löhen der böhmischen Gebirgszüge. Nach Süden aber bietet sich ein gewaltiger Fernblick; da stehen in ununterbrochener Felsenreihe die ehrsurchtge- bietenden Spitzen der nörd¬ lichen Kalkalpen. Da sieht man im Westen des Ötschers Pracht, gegen Süden winken die Felsenzacken des Gamstein und des Äochkaar. Die meist schneebedeckte Pyramide des Grimming ragt gar ernst zum Äirnmel, die Majestäten der Ennstaler Berge, das Lochtor mit seiner breiten Felsen¬ mauer, der Buchstein und die Sonntagberg, Turken-Votivbild von Purgstall. m°u Ruzicia, Waldh-sm. Von der Marktgemeinde Purgstall aus Dankbarkeit für glückliche Errettung vor der Türkengefahr gespendet. ZZO SsT Ssc) SsD SsT SsD SsD SsT Sfs SsT SsD SfD Sss SsD sss sss sss Sonntogberg SsT SsT sss SsD S^T SfD SsD SsD sss SsT SsD S^D SsD SfT SfD SsD SsT S^T mit Euer Hochwürden sprechen." Ich lud beide ein, aufs Zimmer zu kommen. Die Frau blieb indes auf dem Gange. Der Mann sagte: „Ich wollte nicht beichten, aber seit Ihrer Frage läßt es mir keine Ruhe. Es ist mir, als sagte eine Stimme zu mir: ,Du sollst doch wieder einmal beichten/ Aber heute wird es nicht gehen. Wir kommen von N. und haben dort bereits gefrühstückt." Meine Antwort war natür¬ lich: „Beichten können Sie schon, nur nicht kommunizieren. Aber wohin fahren Sic heute noch?" ^Er sagte: „Nach Wien." „Nun," sage ich, „da gehen Sie heute hier beichten. Morgen haben Sic in Wien leicht Gelegenheit, die heilige Kommunion zu empfangen. Gehen Sie nur hinab in die Kirche, ich komme gleich, um Ihre Beichte zu hören. Morgen gehen Sie zur heiligen Kommunion." Es geschah wie ich gesagt. Ich hörte beiden die Beichte. Nach etwa vier Tagen erhielt ich einen Brief aus Wien, von Frauenhand geschrieben. Da stand wörtlich: „Euer Lochwürden! Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, daß Sie durch Ihre Frage meinen Mann zum Beichten gebracht haben. Sie haben dadurch wahrscheinlich seine Seele gerettet, denn mein Mann war schon jahrelang nicht bei den heiligen Sakramenten. Denken Sie sich, welches Anglück uns passiert ist. Wir kamen glücklich nach Wien und gingen Sonntags beide zur heiligen Kom¬ munion, nachmittags in den heiligen Segen. Wie wir nach Lause kommen, klagt mein Mann über heftiges Anwohlsein. Er will hin zum Sopha, stürzt indes mit einem Aufschrei tot zu Boden. Ein Lerzschlag hat seinem Leben ein Ende ge¬ macht. So trostlos ich über das Anglück bin, so ist es doch der Gedanke, der mich aufrichtet: Mein Mann hat an seinem Todestag die heilige Kommunion empfangen. And das ver¬ danke ich der heiligen Dreifaltigkeit auf dem Sonntagberg." Statistisches. Nächste Jubiläum sjahre: 1914 300jähr. Iub. der Aufstellung des Gnadenbildes. 1929 200jähr. Iub. der Einweihung der gegenwärtigen Kirche. 1940 450jähr. Iub. der Einweihung der ersten Kirche, zu¬ gleich 500jähr. Iub. der Errichtung der ersten Kapelle. Ständige Wallfahrtspriester: 4 Benediktiner von Seitenstetten. L e i l i g e Messen fremder Priester jährlich: 100. Kommunikanten jährlich 20.000 bis 22.000. Besucher jährlich 40.000 bis 50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 100. Lauptfeste: Dreifaltigkeitsfest und Sonntag nach Michaeli. Seelenanzahl der Pfarre Sonntagberg: 2267; Einwohner der Läuserrotte rings um die Kirche: etwa 100. Ständige Devotionalienhändler: 5 (mit 7 Verkauss- ständen). Gasthäuser: 4. Metschänker: 2. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist betreffs der Kommuni¬ kantenanzahl immer ziemlich gleichbleibend, betreffs der an¬ kommenden Prozessionen fallend. Zufahrt. In Amstetten teilt sich die von Wien kommende Laupt- strecke der Westbahn in zwei wichtige Linien: die eine gegen Linz (die geht uns heute nichts an), die zweite gegen Lieflau und das Gesäuse; auf dieser, die nun fast genau gegen Süden zieht, müssen wir weiterfahren und kommen nach Zurücklegung zweier Laltestellen nun zz> jenen Stationen, die für die Besteigung des Sonntagberges in Betracht kommen: sie heißen nach der Reihe: Lilm-Kematen, Rosenau, Sonntagberg und endlich Waidhofen an der Mbs. Von Lilm-Kematen dauert der Aufstieg 1'/» Stunde, von Rosenau eine Stunde, von Laltestelle Sonntagberg V4 Stunden, von Waidhofen etwa IV2 Stunde. Der erste Weg wird wohl seltener betreten, der zweite von Rosenau ist der bequemste und beste; es geht nämlich von dort eine gut erhaltene Straße, teilweise auch abkürzende Fußsteige zur Bergeshöhe empor. Alle diejenigen, die möglichst leicht zur Gnadenkirche gelangen wollen, besonders aber den Wallfahrtsscharen ist einzig und allein die Straße von Rosenau aus zu empfehlen. Der dritte Weg', von Laltestelle Sonntagberg, eigentlich der kürzeste, kann nicht angeraten werden : es ist ein ganz vernachlässigter, holperiger, steiler Karrenweg ohne Markierung. Der vierte Weg von Waidhofen a. d. Pbbs wird wohl nur von solchen gewählt, die mit Schnellzügen gekommen sind, folglich in den früher ge¬ nannten Laltestellen nicht aussteigen konnten. Er ist teilweise recht steil. W i e n-Sonntagberg. Schnellzug bis Waidhofen a. d. Mbs 2^/4 St-, K 7.— oder Personenzug bis Rosenau 4M St., K 5.30. Man kann auch bis Amstetten Schnellzug, von dort bis Rosenau Personenzug benützen. Benachbarte Wallfahrtsorte. Sonntagberg—Mari ata ferl. Direkte Personenzüge Rosenau-Krummnußbaum IVs St., K 1.50. Oder Schnellzug von Waidhofen a. d. Abbs— Pöchlarn. Sonntagberg— M a r i a z e l l. Diese Tour ist nur in den längsten Sommertagen in einem einzigen Tage zu bewältigen. Liebei Eisenbahnsahrt von Lunz nach Waidhosen (Rosenau) 3 St., K 2.30. Ein umständlicherer, aber weit bequemerer Weg ist folgender: Von Waidhofen (Rosenau) mittels Eisenbahn über Lunz und Kienberg-Gaming nach Station Neudruck 4 bis 5 St., X 3.60; von Neudruck Mündige Fußpartie nach Station Winter¬ bach der Mariazellerbahn, von dort per Eisenbahn nach Maria¬ zell 1'/4 St., ic 1.50. Sonntagberg—Neustift (O.-Ost.) Fußpartie von zirka 4 St. Auch mittels Eisenbahn: Rosenau—Klein-Reifling lum- steigen) -Groß-Raming l'/s St., K 1.50. Von Groß-Raming noch 2 St. zu Fuß. Literatur. Abt Nivard, Sonntagberg. Linz 1705, 4°. Beständig fruchtbarer Gnadenberg. Steyr 1752, 8°. P a m p ichler, äe sacris. pereZrinationibus . . . Styrae 1759, 4°. Sammlung der Gnadenfrüchte. Steyr 1780, 8°. Austria-Kal. 1845, 177. Rak, Die Wallfahrtskirche, St. Pölten 1909, Verl, der Kirche, 8°, 38 S. Ave Maria, Linz, IV, 57. Dillingers Reiseführer XIX, Nr. 14, S. 212. Gspann in Vaterland 1907, Nr. 142, 26. Mai. Monatsblatt d. Alt. Ver. 1906, Bd. VIII. Amstettner Wochenblatt 1900, 24. Juni. Queiser in Amstettner Wochenbl. 1896, 19. u. 26. Juli. Dillingers Reise- u. Frd.-Ztg. 1897, Nr. 27. III. öst. Weckstimmenkal. 1896. Mitt. d. Sekt. Wienerwald 1893, Nr. 86. St. Pöltner Ztg. 1891, Nr. 22 z. Jubiläum. Kremser Ztg. 1891, Nr. 17 z. Jubiläum. SjD SsD SsT SsD SjT SsD SsT SsD SsD SsD SjD SsT SjD SsT SjT Rankweil (Restaurierung) Ber. u. Mitt. d. 'Alt. Ver., Wien XXVI (1890), 137. F riest (Rundschau n. d. Natur) Waidhofen, Lex Lith. 1888. Nied.-Ost. (Landesverband) Lechner. Wien 1911, S. 266. Förster, Touristenführer, Wien, 309. Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. K., Wien VII, 47, 63, 69, 85, 150, 210, 212, 380. Gebhard, D. hl. Sage. Wien 1866. II, 51. Kurze Erwägung. Betrachte, wie der dreieinige Gott noch bis zum heutigen Tage für tausende und abertausende von Pilgern dasselbe Wunder wirkt, das er einst vor 500 Jahren an dem armen Lirten getan am Wundersteine. Er gab ihm das, was er verloren hatte, wieder zurück und gab ihm überdies ein weißes Brot zur Kräftigung seiner Natur. — Be¬ denke nun, dast die viel tausend Wallfahrer, die am Drei¬ faltigkeitsberge die heiligen Sakramente empfangen, ganz ähnlicher Gnade teilhaftig werden: Durch die priesterliche Lossprechung erhalten sie in der heiligen Beichte das¬ jenige zurück, was sie verloren hatten, den Lerzensfrieden, die Liebe Gottes, die Reinheit der Seele; — und außerdem empfangen sie zur Stärkung ihres geistlichen Lebens ein wunderbares weißes Brot, die heilige Lostie, den Leib unseres Lerrn Jesu Christi. SfT Sst) SfD Sst) SfS SfD SfD SfD EfD SfT SfT SsD 6fD SfT 331 Gebet. Wir beten Dich an, ewiger Vater, Schöpfer Limmels und der Erde, von dem wir Leben haben, und Leib und Seele und alle irdischen Gaben. Wir beten Dich an, göttlicher Sohn, menschgewordener Gott, durch den wir Erlösung haben und Rettung und ewiges Leil. Wir beten Dich an, Leiliger Geist, Spender der Gnade, durch den uns Licht und Liebe und mannigfacher Limmels- segen zuteil ward. Wir beten Dich an, unzerteilte, einige Dreifaltigkeit, und bitten Dich in Demut: So wie Du uns im Geiste empor¬ geführt an diese Gnadenstätte des heiligen Sonntagberges, so wolle dieser Gnade die neue und größere Luld hinzufügen, daß Du einst bei unserem Sterben uns zum ewigen Sonntag¬ berge der Freude, zum Lümmel einführen wollest; damit wir Dich dort nicht mehr im Bilde bloß, sondern in deiner glor¬ reichen Wesenheit erschauen und Dich anbetend, ein ewiges L eilig zu singen vermögen. Amen. Nimm meinen Dank, erhab'ne Gottesstatt, Wo ich beseligt durfte niedersinken Vor meinem Gott, der mich erschaffen hat, Vor diesem Bild des Ew'gen, des Dreieinen, In dem sich allen Glückes Güter einen, — Daß ich am dreimal heil'gen Quell durst' trinken. Die Gottheit durst' dem armen Staub vereinen. (M. L.) Kgnkweil. Vorarlberg. 20.000 Kommunikanten. Wußte man einst nur „Schönberg" zu sagen, Sagt man mit Stolz ,^iebfrauenberg" heut, Wirst dich, o Berg, darob nicht beklagen. Da man statt „Schön" dir das „Schönste" ja beut. Örtliche Lage. den drei wichtigeren Marienwallfahrtsorten des Landes Vorarlberg: Maria-Bildstein, Rankweil und Tschagguns nimmt Rankweil jedenfalls die erste Stelle ein. Es liegt so ziemlich in der Mitte des Landes, und zwar unmittelbar an der Eisenbahnstrecke, die vom Arlberg gegen Bregenz führt. Der Ort Rankweil ist schön zu nennen, ohne daß wir uns über seine natürliche Lage besonders entzücken können; es zeigt sich eben auch in Rankweil der hervorstechende Zug der gesamten Vorarlberger Landschaft: Ein sehr breites, flaches, von Dörfern dicht bedecktes Land, das gegen Westen und Osten von hohen Bergen abgeschlossen wird, die, je weiter südlich es geht, desto mächtiger aufstreben. Ein schönes Bild, aber fast ohne jegliche Abwechslung. Doch hat Rankweil zum Unterschiede von den übrigen Ortschaften ein leicht erkennbares Merkmal: Aus den rings umlagernden Läufern hebt sich in der Mitte der Stadt ein Felsenkegel mit ausgedehntem, altertüm¬ lichem Gebäude, einem massigen Rundturm, dazu einem hochragenden, gespitzten Kirchenturm; und siehe da: dieses weitläufige Gebäude auf dem Felsenkegel ist eben unser heutiges Ziel, es ist die Wallfahrts- und Gnadenkirche zu Rankweil. Menschenkunst hat dem trotzigen Felsen einige Wege zur Löhe empor abgerungen, so daß der Wallfahrer nun¬ mehr, wenn er nicht die Wallfahrts st iege benützen will, von zwei Seiten aus ziemlich bequemen Promenade¬ wegen zur Löhe emporkommen kann. Benützen wir die Fahrstraße, so kommen wir an mehreren stattlichen, einzeln in umgebenden Gärten stehenden Lausern vorbei, die den hier beschäftigten Wallfahrtspriestern zur Wohnung dienen. Die Gnadenkirche. Laben wir nach kurzem Anstiege jene Stelle erreicht, wo rechter Land eine Kaffeeschenke (Mesnerei), linker Land einige Verkaufsbuden stehen, so befinden wir uns schon un¬ mittelbar beim S t i e g e n a ufg ang e, der durch ein alter¬ tümliches Durchgangstor auf den Friedhof und von dort, immer wieder aufwärtsführend, zum Gotteshause empor leitet. Ganz eigenartig sind die vielen Galerien, die teils um den Friedhof herum, teils knapp an der Kirche den ganzen großen Platz umringen. Man nennt diese Galerien ZZ2 SsD SfD SfT SfD SsD SsD SsD SfD SsT SfD SsT SfD SfD SsT SsT SfD NdNEtveil S^D SsD S^D SsD SsD SsD SfT SsT S^D SsD SsD SfD SfD SsT SsD SsT S^T S^T den Am lauf; was für einen Zweck diese Galerien eigentlich haben, ist uns unbegreiflich, um so mehr, als wir überall strenge Verbote lesen, während des Gottesdienstes auf dem Amlaufe zu verweilen. Denn wenn man bloß schöne Aus¬ blicke in das Tal und auf die rings sich türmenden Berges¬ massen hätte bieten wollen, so hätten dazu unseres Erachtens einige wenige Aussichtswarten vollkommen genügt. Doch wie dem auch sei, jedenfalls bleiben diese traulichen Bogengänge an den Felsenbrüstungen ein ganz besonderes Abzeichen für unseren Gnadenort, und wir freuten uns selber, unter ihren schützenden Dächern dahinwandelnd das schöne Landschaftsbild, das sich von da aus unseren Augen entrollte, zu genießen. Wir betreten die Kirche. Die wunderschön ornamentierte und ausgemalte Kirche, licht, romanisch gebaut, macht den allerbesten Eindruck. Wir sind ohneweiters bereit, ihr, was Schmuck und Zier¬ lichkeit anbelangt, einen recht achtenswerten Platz in der Reihe der verschiedenen Wallfahrtskirchen zu geben. Nachdem wir diesen ersten Eindruck ge¬ wonnen, beginnen wir unsere eingehendere Betrachtung. And da sehen wir, daß diese Kirche linker Land noch ein zweites kleineres Schiff, vom ersten durch drei stattliche niedrige Pfeiler abgetrennt, besitzt; dieses zweite Schiff schließt, wie wir dann später gewahren, nach vorne hin mit dem Gnadcnaltare ab. Noch immer im ersten, im Haupt¬ schiffe stehend, fällt unser Auge auf eine große, gut gemalte Kreuzigungs¬ gruppe, die den ganzen Chorbogen ausfüllt. Ihr Anblick ist jedenfalls erbauend und Andacht weckend. Doch nicht nur die größeren Gemälde, sondern auch die vielfach hervortretende Kleinmalerei zwischen den Ornamenten ist herrlich schön. And jetzt erst fällt uns etwas Eigen¬ tümliches auf, daß das Chor, nämlich das Presbyterium nicht in der Mitte der Kirche, sondern merklich nach rechts ver¬ schoben ist. Warum wohl diese Anregel¬ mäßigkeit? Es werden Wohl die sonderlichen Formationen des Felsenuntergrundcs Schuld daran tragen; tatsächlich sieht man, sobald man die Kirche verläßt und im Amlauf genauer umhcrblickt, an einigen Stellen künstliche Mauern mit natür¬ lichen Felsenmaffen gleichsam kämpfend, so daß mehrere Wände direkt natürliche Felsenwändc sind. Indem wir schließlich mit einem gewissen Wohlgefallen den herrlichen Bau der drei Altäre bewundern, wenden wir uns dem zweiten Schiffe zu. Dabei führt unser Weg an einem Altäre vorbei, der ein etwa mannshohes, scheinbar silbernes Kreuz hinter einer Glaswand, und überdies vergittert, zeigt. Wir werden von dem Kreuze später noch zu sprechen haben. And nun das zweite Schiff. Es besteht aus einer L o r e t t o k a p ellc, die den Gnadenaltar umschließt und einem durch ein Gitter von dieser Lorettokapelle getrenntes Schiff. Beide zusammen, Lorettokapelle und Schiff, sind jedoch nicht so lang wie das früher erwähnte Hauptschiff. Wir möchten die Lorettokapelle mit ihrem Schiff eine „Seitenkirche" nennen. Dort nun, wo in den übrigen Kirchen das Musikchor seinen Platz hat, hat man auch in dieser Seitcnkirche eine „Empore", einen großen viereckigen Raum hergerichtet, der ausschließlich für die Frauen bestimmt ist. Man sieht von diesem Chore direkt auf die Lorettokapelle hinunter. Wir erwähnen diesen Frauenchor deshalb, weil wir uns in dieser sonst so schönen Kirche geradezu entsetzten über diese Sünde der Geschmacklosigkeit, die man mit der Errichtung dieser wahrhaft un¬ schönen Empore begangen, und die durch ihre niedrig dahinschleichende, horizontale, lang- gedehnte Brüstung die Kirche arg entstellt. Besonders beleidigend ist der Anblick von der Hauptkirche aus. Man vermauere doch gegen die Hauptkirche hin den ganzen Trakt und schmücke ihn mit einem monumentalen Ölgemälde — ob das besonders schön sein wird, wissen wir nicht, aber jedenfalls schöner, als es sich jetzt präsentiert! Doch genug davon — der Anblick des Gnadenaltares versöhnt uns wieder vollkommen mit diesen Anregelmäßigkeiten der Bauart. Der Rankweiler Gnadenaltar ist eine der lieblichsten Gebet st ätten, die wir g e s e h en. Er ist scheinbar aus Äolz, doch ganz versilbert oder, wenn wir wollen, vergoldet; denn der Mctallglanz der von ihm ausgeht, hält die Mitte zwischen Silber und Gold. Dieser ungewöhnliche Schimmer übt in der halbdunklen Lorettokapelle einen sonder¬ baren Reiz. Inmitten dieses Altares erhebt sich, etwa 120 cm hoch, das Gnadenbild, eine Marien- statuc mit weißem Kleide, umwallt von blauem, sternenbesätem Mantel. Wie gerne kniet man da hin, um seine andächtigen Gebete zu verrichten, in dieser Stätte, wo wir uns in das Häuschen von Nazareth zurückversetzt fühlen! Denn siehe da: an den Wänden sechs Gemälde, die uns ver¬ schiedene Szenen vor Augen führen, wie sie sich eben im Hause zu Nazareth, im Schoße der heiligen Familie zugetragen haben. Wahrlich, wenn wir den Gnadenaltar von Rankweil verlassen, so entfernen wir uns mit dem erhebenden Gefühle, eine wunderliebe und würdige Gebets- und Gnadenstätte ge¬ schaut zu haben. Der Stein des heiligen Fridolin. Anter all den Sehenswürdigkeiten dieses interessanten Wallfahrtsortes hat der Fridolinsstein, den man links vom Phot- Iitz, Rankweil. Rankweil, das Gnadenbild. §^>sft>sft>Eft>Ssssft>sfssft>sft>sft>sft>SsSsft>sft> Rankweil Eft>Eft>Eft>sfsEfssft>sft>sft>sft><2sssft>sft>sft>sfsEfs 333 Kirchenportale in einer eigenen, engen Kapelle sieht, unsere Blicke ganz besonders gefesselt. Es ist ein klotziges Felsstück von nicht ganz einem Meter Löhe und recht unregelmäßigen Formen; der Stein weist zwei tiefe Löcher auf, die ganz ausgesprochen die Form von menschlichen Knien zeigen. Das eine dieser Löcher (wohl 40 bis 50 cm tief) liegt etwas tiefer als das andere, fo daß man, sobald man die Knie tatsächlich hineinstellt, das eine Knie merklich höher halten muß als das andere. Diesen Felsblock umspinnt eine uralte, wunderbar liebe Sage. Schon im sechsten Jahrhunderte, so heißt es, war von Schottland her ein Mönch Namens Fridolin') ins Land gereist und hatte von einem neubekehrten reichen Manne Arso beträchtliche Güter für einen Klosterbau erhalten. Arso starb unvermutet und dessen geiziger Bruder Landolf bestritt die Schenkung seines toten Bruders. Es kam zum obersten Gerichte, das damals in Rankweil seinen Sitz hatte. Der Mönch Fridolin wurde gerichtlich auf- gefordert, für seinen Klagegegenstand lebendige Zeugen vorz «führen. Aber er hatte keine. Arso, der freigebige Schenker, lag schon zwei Jahre im Grabe. Traurig giug der heilige Mönch Fridolin in den Wald oberhalb Rankweil, um dort ungestört zu Gott beten zu können. Aus hartem Steine (dem heutigen Fridolins- steine) kniete er hin; beklommenen Lerzens flehte er zu Gott um Lilfe. Da hatte er eine himmlische Vision: von leuchtenden Wolken umsäumt trat ihm eine übernatürliche Gestalt entgegen, die ihm sagte: „Zieh' gegen Glarus und rufe den toten Arso, daß er zeuge gegen Landolf!" And da die Erscheinung schwand, fühlte Fridolin seine Knie in den Stein sinken, als ob er weiches Wachs wäre. Da mag er wohl im ersten Schrecken aufgesprungen sein; die natürliche Stellung der Knie bei einem Menschen, der sich soeben erhebt und dessen ganzes Gewicht sich nun, während das eine Knie bereits erhoben ist, für eine Sekunde auf das andere Knie legt (das nun in unserem Falle selbst tiefer in den Stein cinsinken mußte), entspricht recht gut den am Steine in der Tat ersichtlichen Vertiefungen. Die auf solch unerwartete Art entstandenen Löcher, die sich sofort verhärteten, gaben dem heiligen Manne die Ver¬ sicherung und den Mut, das merkwürdige, unerhörte Anter- nehmen zu wagen: er machte sich auf und ging gegen Glarus zum Grabe des Arso. Auf göttliche Eingebung hin rief er ins Grab hinein; und siehe da, es erschien a m G r a bes- rand der tote Arso. Ohne Zögern ging er mit dem heiligen Mönche gegen Rankweil. Noch traf er die Ver¬ sammlung (die ja längere Zeit tagte) beim Malstein vereint. Mit Arso an der Land trat Fridolin vor die Richter. And alsogleich wandte sich Arso an Landolf und rief ihm zu: „Bruder, warum hast du meine Seele der Güter beraubt, die mir angehörtcn!" Lelles Ent- l) Ein Teil der Gebeine dieses hl. Fridolin liegen in der St. Stephanskirche zu Wien, der Rest in Säkkingen. Sein Fest fällt auf den 6. März. sehen ergriff da alle Versammelten und totenbleich vor Auf¬ regung erklärte sich Landolf bereit, das Zurückbehaltene herauszugeben. Da drehte der Auferstandene sich um und von Fridolin geleitet ging er zum Grabe, stieg hinein und schlief weiter den großen Schlaf des Todes bis zur einstigen nimmer endenden Auferstehung. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Ar alte Geschichten. Rankweil und seine Amgebung gehören zu jenen Orten, wo sich schon in den allerersten Zeiten menschlicher Ansiedlungen ein regeres Leben zeigte und die sich alsbald zu Mittel¬ punkten für menschlichen Verkehr emporschwangen. Schon im Jahre 2874 nach der Erschaffung der Welt (das wäre also etwa 1300 Jahre vor Christi Geburt) sollen hier etruskische Ansiedler eingezogen sein und sich einen Götzentempel errichtet haben, der allerdings nicht Rankweil, der Stein des hl. Fridolin. Phoi Nr, Raniw-n. in Rankweil selber, sondern in dem sehr benachbarten Feldkirch zu sehen war. Als Christus seine wunderbare, himmlische Lehre auf Erden verkündigt hatte, brachten eifrige Glaubensboten die frohe Botschaft des Evangeliums verhältnismäßig sehr früh in die Rankwciler Gegend. Der Lberlieferung nach soll schon der hl. Lucius hier als Glaubensbote aufgetreten sein, der späterhin als Bischof von Chur am Ende des zweiten Iahrhundertes seinen Tod fand. Fernerhin haben wir aus dem sechsten Jahrhunderte schon die merkwürdige Geschichte des hl. Fridolin ver¬ nommen. Als ganz auffallenden Beweis für das hohe, ehrwürdige Alter Rankweils mag der Amstand gelten, daß in St. Peter, der ersten und ursprünglichen Pfarrkirche von Rankweil, noch alljährlich am 30. Juni eine St ist messe für die beiden austrasischen Könige Sigcbcrt (gestorben 656) und Dagobert (gestorben 679) gelesen wird. Lier in der Amgebung Rankweils spielte sich auch das blutige Schauspiel des M a rty r iu m s des hl. Eusebius ab. Es liegt nämlich Vz St. westlich der nach Rankweil ein- 334 SsT SsD SsD 6^D SsD SsT SsT SsT SfD SsT SsD SfT SsT S^D SsD S^D NüNkiveil S^D S^D S^T S^D SsT S^D SsD S^D SsD S^D S^D S/D SsT SsT S^D S^D S^T S^Z gepfarrte Ort Brederis, während man nördlich von Rankweil nach einer guten Gehstunde den Viktorsberg antrifft. Aus diesem Mktorsberge lebte etwa 30 Jahre hindurch der Schotte Eusebius, ein Bcncdiktinermönch aus St. Gallen, als Einsiedler. Als er dann predigend nach Brederis kam, wurde er von einer ihm feindselig gesinnten, noch heidnischen Rotte angcfallcn; man schnitt ihm mit einer Sense den Kopf ab. Zum Entsetzen aller aber soll St. Eusebius das abge- schlagene Haupt auf seineArmc genommen und damit auf jenen Berg gegangen sein, wo er so lange als Ein¬ siedler gelebt hatte. Dort wurde endlich sein Leichnam bestattet. Die Mörder sollen von der Erde verschlungen worden sein. Die Dorfkirche von Brederis steht an der Stelle des Martyriums. Phot. Fitz, Rankweil. Rankweil, das wunderbare Kreuz. Die Erbauung der Kirche auf dem Liebfrauen¬ berge. Wir müssen wohl gestehen, daß die Vorgeschichte unseres Wallfahrtsortes der Merkwürdigkeiten recht viele bietet. Nun erst kommen wir dazu, den Bau derjenigen Kirche, die uns heute vor allem anderen interessiert, zu besprechen. Aber auch hiebei sind wir, wenigstens in den Anfängen, nicht in der Lage, das nebelige Gebiet der Sage zu verlassen. Die so lieben Ereignisse, die wir zu berichten haben, gründen sich nur auf mehr oder weniger verläßliche Über¬ lieferungen, sind aber nicht als historisch sicher anzusehen. Ja nicht einmal die Zeit der Entstehung der Wall¬ fahrtskirche kann mit Bestimmtheit angegeben werden, obwohl sie wahrscheinlich im 12. Jahrhunderte zu suchen ist. Historisch sichere Kunde von ihrem Bestehen haben wir erst im Jahre 1300. Früher einmal, so erzählt uns die Legende, stand auf diesem Rankweiler Felscnkegel, der so recht für ein festes Schloß geschaffen erscheint, eine Burg, die den Herrn von Hörnlingcn gehörte, ünruhige Kriegszeiten brachten dem be¬ drängten Schlosse Belagerung, Zerstörung, Brand und Ein¬ äscherung. Aber siehe, in der Schloßkapclle blieb ein altes, großes Marienbild ausHolz «litten im Feuer meer un¬ versehrt. Es war das heutige Gnadenbild. Sofort wendete sich die Aufmerksamkeit des Volkes diesem gesegneten Bilde zu. Bald dachten die Burgherren daran, ihr niedergebranntes Schloß aufzubauen. Aber übernatürliche Mächte störten den Bau und was Menschenfleiß in schwerem Tagwerk mühselig geschaffen, das rissen unsichtbare Hände in der Nacht leise wieder zusammen. Zugleich vernahm ein alter, beim Bau beschäftigter Arbeiter zu Wiederholtenmalen eine Stimme, man möge anstatt des Schlosses eine Kirche zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria errichten. Dieselbe innere Mahnung empfanden auch andere. Der Menschenwille fügte sich endlich dem Willen des Herrn und statt der Burg ward die Kirche gebaut. Aber noch bis heute kann die Kirche in manchen ihrer altertümlichen Formen ihre Entstehungsgeschichte nicht verleugnen: vieles darin, sogar noch vorhandene Schie߬ scharten, erzählen von einstiger, vergangener Schloßherrlichkeit, ünd insbesonders ist es der dicke Rundturm, der so ganz und gar das weltliche Gepräge eines Schloßturmes zur Schau trägt. So war denn anstatt der Ritterburg eine Frauenkirche auf der Bergesspitze und der Berg, der früher mit vollem Rechte der „Schönberg" hieß, begann nun, sich eines anderen Ehrentitels zu rühmen: „Ünser-Lieben-Frauenberg." Schon seit dieser Zeit soll die neue Bergkirche das Ziel von Wallfahrern gewesen sein, das es bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Das wunderbare Kreuz. Es kam ein Kreuz geschwommen, Der Wildbach trug's daher, Viel Leute, die eilig gekommen. Die stritten um's Kreuz gar sehr. Tagtäglich kommen geschwommen Viel Kreuze; sie sendet der Lerr, Doch selten noch hat man vernommen. Daß Lader und Streit drum wär'. Die Rankwcilcr Marienkirche besitzt außer dem Maricn- bilde noch ein zweites hochverehrtes Kleinod, das wunderbare Kreuz. Es ist in der Kirche öffentlich ausgestellt und gerade dort zu sehen, wo zwischen Presbyterium und Gnadenkapelle der Weg von der Hauptkirche in den Anbau vorbeiführt. Wann dieses ehrwürdige Stück nach Rankweil kam, weiß man nicht. Jedenfalls erst nach der Erbauung der Marien¬ kirche und wahrscheinlich viel früher als im Jahre 1347, weil es in diesem Jahre nachweislich „erneuert" wurde. Wir werden also nicht stark in die Irre gehen, wenn wir seine Ankunft in das 13. Jahrhundert verlegen. Ein wilder Bach, der Frühdischbach genannt, brachte das Kreuz auf seinen wilden Sturzwellen daher. Beim s(s Ess Ess sss Ess Ess sfs Ess sss Ess sss sss s(s Ess Ess Ess Ess Rankweil SsS SsS Ess Ess Ess SsS §sS SsS CsS SsS Ess SsS EsD SsS SsS SsS 335 Dorfe Muntlir warf er die fremdartige Schnitzerei auf den Kiessand. Staunend betrachteten die Leute den absonderlichen Fund. Woher war das Kreuz gekommen? Wer hatte es in den Bach geworfen? Niemand wußte Auskunft und man weiß bis heute nichts davon. Nur soviel vermutet man, daß es etwa von einem kreuzfahrenden Ritter aus dem Morgenlande mitgebracht sein könnte. Wie es aber in den Bach kam, ob absichtlich hineingeworfen, oder von den wilden Wellen irgendwo gewaltsam geraubt, darüber schweigt jegliche Aber- liefcrung. Nun wohin mit dem Kreuz? Sowohl die Leute von Rankweil, als die von Zwischenwasser wollten es für sich haben, denn der Frühdischbach bildete gerade die Ortsgrenze zwischen diesen beiden Ansiedlungen. Schon gab es Lader und Zank. Da kam ein alter Friedensrichter Der Am bau der Kirche. (1470 — 1490.) Als im Verlaufe der Jahrhunderte die ursprüngliche Kirche etwas baufällig und auch schon viel zu klein geworden war, dachten die Rankweiler an eine neue Kirche, und zwar wollten sie selbe unten im Tale haben. Aber — wie uns die anmutige Sage berichtet — waren die himmlischen Mächte damit nicht einverstanden, sondern wollten, daß anstatt der neuen Kirche im Tale die Marienkirche am Berge neugebaut oder vergrößert würde. Denn also geschah es: In nächt¬ licher Weile wurde das ganze begonnene Fundament vom Tale aus emporgebracht, und man fand des Morgens droben die begonnenen Aushebungen und die Fun¬ damente genau nach den Plänen vor, nach denen man im Tale begonnen hatte. Diese auffallende Mahnung vom Himmel befolgte man und baute die Kirche am Berge droben. Rankweil, Inneres der Kirche, Lochaltar, links das wunderbare Kreuz. Phot. Fitz, Rankweil. daher, ein anderer Salomon und riet also: „Spannt zwei wilde Ochsen vor ein Gespann, legt das Kreuz darauf und laßt die Ochsen gehen, wie sie wollen: wohin sie dann gehen, dorthin soll das Kreuz gehören!" Man folgte dem Rate und die Ochsen gingen geradewegs über Geröll und Gestrüpp auf denRankweilerLiebfrauenberg hinauf. Alldort verblieb das Bild nun schon sechshundert Jahre Tag und Nacht. Ja, als es die Rankweiler einmal versuchten, das hochgeehrte Bild mit nach Einsiedeln auf eine Pilgerfahrt zu nehmen, verschwand es am Weg bei der ersten Nachtstation und ward später wieder am Liebfraucnberg ge¬ funden. Seit dieser Zeit nimmt man es nimmer auf Pro¬ zessionen mit. Der Ort, an dem das Kreuz damals am Frühdischbach zum erstenmale gesehen wurde, bewahrt noch bis heute ein kleines Erinnerungszeichen: ein in der Nähe stehender Brunnen trägt noch jetzt den Ehrennamen: Kreuzesbrunnen. Wenige Jahre später verdankte Rankweil seine Rettung vor Plünderung oder vielleicht sogar Zerstörung seinem Gnaden¬ bilde; denn die im Jahre 1499 heranziehenden schweizeri¬ schen Eidgenossen verschonten den Ort, und zwar nur aus dem Grunde, „weil sich daselbst ein wundertätiges Marienbild befand". 1629 wurde das „Frühmefser-Benefizium" errichtet, so daß fortab zwei Priester zu Rankweil tätig waren. Die Lorettokapelle. (1657.) In diesem Jahre gab der Edelsinn eines sehr frommen reichen Ehepaares Veranlassung, die Kirche zu vergrößern, und zwar durch den Zubau eines zweiten, wenn auch kleineren Schiffes, dessen Presbyterium als Lorettokapelle gedacht war. Die Bodengestaltung der Felsen war aber eine derart ungünstige, daß zur Herstellung des nötigen Antergrundes scchzigtausend Fuhren Material notwendig waren. 336 EsSSfSSfsSfSSfSSfSEsSSfSSsDSfSSsSSfSSfDSsSSsTSfS Nankweil sfSEssSsTSfSSsTEfSEsSEfSSfSEfSSfSEfSEfTSfSEfSEfSCssssT Ein Teil des Neubaues mußte auf hohen Pfeilern nnd ge¬ waltigen Gewölben errichtet werden. Bei dieser Gelegenheit ereignete sich ein schauerliches A n glttck. Da man nämlich den alten, kreisrunden Festungs¬ turm erhöhen wollte, um ihm doch mehr das Aussehen eines Kirchenturmes zu verleihen, stürzte das hiezu erbaute Gerüste ein und begrub fünf Arbeiter mit seinen Trümmern; zwei davon waren augenblicklich tot, drei starben kurz darauf. Man stellte sofort die beabsichtigte Erhöhung des Turmes ein und ließ ihm seine frühere Gestalt, die er bis heute noch besitzt. Heldenmut in Sturmeszeit. Am 7. August 1759 wurde Josef Hannibal Graß als Pfarrer für Nankweil präsentiert. Er sollte, wie unterdrückt und eine fromme Übung nach der anderen abgeschafft. Die Rankweiler ertrugen diese Neuerungen nur mit Anwillen, und wenig hätte cs im Jahre 1789 gefehlt, so wäre es zu einem förmlichen Aufstande gekommen. Die Regierung schob natürlich die Schuld der Wider¬ setzlichkeit ganz auf den Pfarrer, an dem allerdings das Volk wie an einem Vater hing. Als dieser fortfuhr, bisweilen Seelen- und Wallfahrtsämter auch an Wochentagen in der Gnadenkapelle abzuhalten, wurde er von dem Vogtei¬ amte zu Feldkirch zur Verantwortung gezogen, ohne jedoch eine schärfere Maßregel zu erfahren. Interessant sind und bleiben hiebei die Bemerkungen, die bei diesem Anlasse der Vogteiverwalter an das Ober- und Kreisamt zu Bregenz in betreff des Herrn Dechant Nankweil, Partie aus den Lallen um die Kirche. M"'- Sitz, Raniw-il. Graß machte; sie zeichnen nicht undeutlich die Ver¬ legenheit, in der man sich diesem strammen Pfarrer gegenüber befand. „Wir kennen," so schreibt er, „den Anhang des Pfarrers von Nankweil zu gut und sind mehr als über¬ zeugt, daß wenn dieser Pfarrer wirklich seiner verbotwidrigen Handlungen wegen, der allerhöchsten Ver¬ ordnungen gemäß, an Geld gestraft werden würde, die geschöpfte Strafe ihm gewiß von dem gutherzigen und für jene alten Gebräuche und Mißbräuche schwärmerisch eingenommenen Volk vielleicht zum Nutzen des Pfarrers in doppeltem Maße erseht, da¬ durch aber die höchste Willcns- sich später erwies, dem berühmten Heldennamen Hannibal keine Anehre machen. Anter ihm war es, daß im Jahre 1768 die Stiftung für den dritten W a l lfa h rt s p ri e ster, den 10 Ahr- Messer, zustande kam. And nun rückten die Zeiten Kaiser Josefs II. heran. Wie sich unser Hannibal Graß dabei benahm, das möge uns ?. Scithner 8. s, der das Büchlein „Ansere Liebe Frau von Nankweil" schrieb, erzählen. Die Freude, die Pfarrer Graß über diese Hilfe in der Seelsorge empfinden mußte, wurde bald getrübt durch die neuen kirchenfeindlichen Dekrete und Maßnahmen der Re¬ gierung Kaiser Josefs II. Nur zu sehr wurde die Pfarrei Nankweil durch dieselbe betroffen und namentlich die Wall¬ fahrt beeinträchtigt. Kaiser Josef verbot auf's strengste, daß an Wochen¬ tagen ein Amt in der Gnadenkapelle gehalten, oder ein Opfer ausgenommen werde. Die Bruderschaften wurden Meinung niemals erzielt werden und endlich der wegen seines beharrlichen Angehorsams ohnehin von den Bauern geschätzte Pfarrer nur noch größeren Anhang erhalten würde." Der Vogteiverwaltcr macht sodann den Vorschlag, den Pfarrer Graß auf eine andere landesfürstliche Stelle zu ver¬ setzen und an seinerstatt einen anderen, „für abgetane Mi߬ bräuche" nicht so sehr eingenommenen Geistlichen nach Rank- weil zu geben. Im gleichen Sinne berichtete das hohe Kreisamt zu Bregenz an die Landesregierung zu Innsbruck. Es heißt in dem Schreiben unter anderem: „Das Obcr- und Kreisamt ist von der fast in allen Stücken widrigen Denkungsart dieses Pfarrers schon mehrfältig überzeugt und versichert, daß er sich niemals von seinem Eigen¬ sinn und Andächteleien abwendig machen, auch das dortige, ihm sehr anhängliche Volk immerfort bloß nur nach seinem Gutdünken zu Aberandachten verleiten, mithin im wesentlichen die Religion niemals aufklären werde, maßen 6 Phot. Kilophot, Wien XIX. I. Vorderes Ochsenhorn. (2288 m) 2- Muter Ochsenhorn 8. (Kroßes Ochsenhorn (2bi3 in) 4. Lärchhorn (1844-'m) b. ^atlelhorn^Reifhorn (2130 m), Kirchental (Salzburg). (Seite 415.) S^D S^D SsD S^D SfT S^T SsT S^sD SsD S^D SsT SsT SsD S^D SsD S^D S^D SsD SsT S^T S^T SsT S^D S^T SsT SsT S^D S^D SsD SsT SsT SsD SsD SsD 337 er hiezu aus Abgang der erforderlichen Wissenschaft und wahren Begriffen auch nicht imstande sein dürfte." — Half alles nichts. So sehr auch dieses Amt auf die Absetzung dieses unverbesserlichen Pfarrers drang, blieb er doch zum großen Troste der Geistlichkeit und des Volkes auf dem Liebsrauenberge. Er erlebte noch nach dem Tode Kaiser Josefs II. ruhigere Tage; wenigstens wurden viele die Wall¬ fahrt beschränkenden Verordnungen wieder außer Kraft gesetzt und die Bruderschaften des heiligen Rosenkranzes, des schwarzen Skapuliers und der heiligen Dreifaltigkeit wieder eingeführt." So der Bericht in ?. Seithers Büchlein. Wir gestehen unumwunden, daß uns derartige Helden¬ gestalten, wie diejenige dieses herrlichen „Hannibal" immer mit großer Begeisterung erfüllen. And zu den seligsten Zeiten, die die Abfassung dieses Werkes über die Wall¬ fahrtsorte uns, dem Verfasser brachte, gehören diejenigen, da wir die Wonne genossen, solchen markigen Kraftgestalten zu begegnen. Mit schwärmerischen Gefühlen malen wir uns das Idealbild aus (das leider nur in unserer Einbildungskraft besteht), daß nämlich jene kaiserlichen Eingriffe in heiligste Rechte der Kirche allüberall in allen Wallfahrtsorten auf solche „Äannibal" -Gestalten gestoßen wären! Ei, da wären diese Dekrete zerstiebt und zerplatzt wie Seifenblasen am Granit ! Geschehnisse der letzten Zeit. 1805 kam Vorarlberg an Bayern. Damit begann eine systematische Verfolgung der Geistlichkeit. Es ent¬ standen Streitigkeiten wegen einer Änderung der Pfarrgrenzen von Rankweil. Endlich brachte das Jahr 1814 der bayerischen Regierung in Vorarlberg ein Ende; damit hörten auch die häßlichen Reibereien auf. 1826 bekam die Kirche einen ihr sehr werten Schah: die Gebeine des heiligenMärtyrers Benedikt, die bisher in Rom in den Katakomben gewesen waren. 1863 schlug der Blitz in denSpitzturm, zerstörte in der Kirche den Altar des heiligen Benedikt und verwüstete ihn so sehr, daß man seine Teile, sowie die Teile des heiligen Märtyrerleibes in den Kirchenbänken zusammensuchen mußte. Auch wurde an fünf Stellen das Kirchenpflaster ruiniert; der Turmknopf fand sich unten im Dorfe. Später tauchte abermals der Entschluß auf, unten im Tale eine neue Kirche zu bauen, wie schon vor einigen Jahrhunderten. Die göttliche Vorsehung vereitelte diesen Plan; es wurde nichts daraus. Die Durchführung hätte wahrscheinlich eine Verödung der Bergkirche und vielleicht sogar ein Aufhören der Wallfahrten mit sich gebracht. Bald darauf kamen einige große, freiwillige Spenden zur Restaurierung der Wallfahrtskirche, darunter auch das Legat einer frommen Jungfrau, die alles, was sie sich in ihrem Leben durch harte Arbeit zusammen¬ gespart hatte, kurz vor ihrem Tode der Wallfahrtskirche, und zwar zuhanden des Pfarrers und zu seiner freien Verfügung vermachte. Des Österreichers Wallfahrtsorte. So konnte denn eine recht umfassende und auch plan¬ volle Renovierung der altertümlichen Kirche vorgenommen werden, derart, daß nunmehr die hübsche Kirche allen Be¬ suchern wohlgefällt und ihre Herzen wie von selber zur An¬ dacht stimmt. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1915 750jähriges Jubiläum der Entstehung der Kirche (eigentlich des Datums der ältesten bezüglichen Urkund e.) 1957 ZOOjähriges Jubiläum der Lorettokapelle. Ständige Priester: 3 Weltpriester. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 60. Kommunikanten jährlich : gegen 20.000. Besucher jährlich : nicht bestimmbar. Geschlossene Prozessionen jährlich: zirka 50. Hauptfeste: Mariä Geburt. Häuser um die Kirche herum (auf dem Felsenkegel): 5. Ständige Devotionalienhändler: l (mit 4 Buden). Gasthäuser: oben keines. Kaffeeschänker : 1 (Mesner). Der Besuch des Wallfahrtsortes ist fallend. Zufahrten. Wien —Rankweil. Personenzug 27 St. K 22.60. Schnell¬ zug bis Feldkirch gegen 15 St. 14 30.30. Von Feldkirch eine Geh¬ stunde oder eine Eisenbahnstation. B r e g e n z— Rankweil. Personenzug 1 St. K 1.20. J n n sb r u ck—Rankweil. Schnellzug bis Feldkirch 3°/» St. 14 8.80, Personenzug bis Rankweil 69s St. 14 6.70. Benachbarte Wallfahrtsorte. Rankweil— G ebhardsberg. Wie Rankweil— Breg enz. Rankweil— M a r i a B il d st e in, Bahn bis Schwarzach 50 Min. 14 —.80. Rankweil—T s ch a g g u n s. Über Bludenz (umsteigen) — Tfchagguns; bei gutem Anschluß 1 St. 14 1.40. Literatur. Summer, Marianischer Wallfahrter. Augsburg 1728, 8°. Kaltenbäck, Mariensagen, 131. Seither L. 3. A. L. Fr. v. R. Verlag Pfarramt R. 1893. 16", 184. Anonym, Beschreibung, Verlag Hämmerle, Rankweil, 16", 32 S. Ave Maria, Linz, XV, 87. Reg.-Mar.-Kal. 1885, VIII. Mitt. d. Zent.-Kom. 1878, 22. — 1882, ÜVIII. (Taufstein.) — 1895, 41. Gebhard, Die hl. Sage. Wien 1866. I, 87. II, 183 (Kreuz). 185, 193 (St. Fridolin). 1888 (Pfarrkirche). Kurze Erwägung. Wer immer die Rankweiler Gnadenkirche von außen besieht, dem scheint sie eher eine Truhburg zu sein als eine Wallfahrtsstätte. Noch sieht er da Schießscharten — aber keine Pfeile werden mehr abgeschossen, es seien denn Pfeile der Liebe und des Erbarmens. Noch steht der runde massige Turm, — aber nimmer tönt von ihm das Hifthorn ins Tal, sondern der Glocken milder Ton ruft zum hehren, friedvollen Gottesdienste. Noch dräuen gar schrecklich die senkrechten 22 ZZ8 SfT SsD SsD Sfs SsT Ess SsT sss GfT SfT SsD SfD SfT SsT SsD S?D Welehrad SsT SsD SfT SsD SsD sss SsD sss S^D SsT SsT S^T S^T S^T SfD sss S^s S^T Felsenabstürze, — aber sie sind seit Jahrhunderten friedliche willige Träger, die das Laus der Limmelsfürstin auf steinerner Schulter tragen. Früher herrschten mächtige Adelsgeschlechter in diesen Räumen, — jetzt die liebste und einflußreichste Burg¬ frau: Maria, die Mutter Gottes. Ehemals gab es Gelage und Festlichkeiten, — heute wird an tausende und tausende das Brot der Engel verteilt. Ehemals herrschten die Gebieter der Burg über alles Volk, das ringsum wohnte; — heute beherrscht in weiterem Umkreise stillfriedlich alle Menschen¬ herzen die Herrin von Rankweil. Gebet. O große, starke Burgfrau, meine Mutter Maria! Siehe vor der Zugbrücke Deines Schlosses, vor dem Tore Deiner Burg harrt und klopft ein müder Pilger. Nicht in feindlicher Absicht, nicht als Verräter heischt er Einlaß; den Frieden des Herzens sucht er bei Dir, die Ruhe der Seele, die er vergeblich draußen gesucht! Mutter, laß ein den Ab¬ gematteten, stoße nicht hinweg den Flehenden! Wohin, sag', Mutter, wohin soll ich gehen, wenn Du mich nicht aufnimmst? Wohin meine Wanderung wenden, wenn bei Dir keine Her¬ berge mehr ist? Wer wird barmherzig sein gegen mich, wenn die Mutter der Barmherzigkeit selber mich nicht aufnimmt? Soll der Tag, an dem ich klopfend vor Deiner Pforte stand, mir zum Trauertage werden? Soll er mir künden, daß die Mutter, allen sonst eine Mutter, nur für mich kein fühlend Lerz mehr habe! Nein, o Mutter, schließ auf das Tor! Nur rasten bei Dir ein Weilchen! Nur küssen den Saum Deines Gewandes, nur ein einzigsmal den Segen Deiner Land, den milden Blick der Güte! Dann will ich fröhlich wandern weiter, weiter, die Wege der irdischen Pilgerschaft bis zu den Grenzpfählen der kommenden Ewigkeit. Amen. Welehrad. Mähren. 26.000 Kommunikanten. Die Morgensonne stieg herauf; Ich sah von Licht umstrahlt das Kreuz, Das dort aus hohem Turmesknauf Ob Welehrad zum Lirmnel weist. Vor tausend Jahr stieg Jesus Christ Als Gnadensonne hier empor, Der, Welehrad, Dein Licht nun ist. Den jubelnd Preist der Völker Chor. Die Bedeutung Welehrads. n vierfacher Beziehung ist Welehrad interessant: 1. Welehrad ist der heißumstrittene Gegenstand einer ganzen Reihe von namhaften Geschichts¬ forschern. Denn es ist höchstwahrscheinlich, wenn auch nich- vollkommen sicher, daß sich in Welehrad der Lerrschersitz und das Lauptlager des großmährischen' Fürsten Swatopluk (im 9. Jahrhunderte) befunden habe. 2. Welehrad ist bekannt als echt slawischer Wall¬ fahrtsort, wo hauptsächlich die beiden großen Slawenapostel St. Cyrillus und St. Methodius verehrt werden. 3. Welehrad ist besonders in den letzten Jahrzehnten der Zentralpunkt für soziale Vereinigungen aller möglichen katholischen Vereine. 4. Welehrad ist berühmt durch seine herrliche Kir ch e, die jedenfalls in Mähren die größte ist und von der zudem viele behaupten, daß sie auch betreffs der Schön¬ heit die erste Stelle unter allen Landeskirchen einnehme. Wenn nun uns in diesem Werke hauptsächlich der zweite der vier genannten Punkte nahe liegt, so können wir dennoch nicht umhin, auch betreffs der übrigen unseren Lesern mehr oder minder ausführliche Notizen zu bieten. Örtliche Lage. Welehrad liegt in einem anmutigen Talkessel, der nur gegen Osten (Llng.-Lradisch) einen ebenen oder eigentlich st Infolge dieser erst während der Drucklegung richtig gestellten Kommunikantenanzahl wäre dieser Wallfahrtsort schon auf Seite 286, zwischen Barbana und Weißenstein einzureihen gewesen. ganz sanft abfallenden Ausgang besitzt, sonst aber von allen Seiten von meist reich bewaldeten niedrigen Bergen umschlossen ist. Diese Berge erheben sich gegen Westen hin bis zu 553 m, überragen also in ihren höchsten Partien die Kirche Welehrad (209 m) um fast 350 m. Man nennt dieses Wald¬ gebirge im Hintergründe Welehrads das Marsgebirge. Als wir selber die stattlichen Gebäudemassen von Welehrad zum ersten Male erschauten, war ein schöner Septembermorgen und schon von weitem blinkten uns, von den Strahlen der Sonne entzündet, die beiden Turmbildnisse des hl. Cyrillus und Methodius als erste Grüße der ehrwürdigen Gnadenkirche entgegen. Dann führte uns unser Weg an einer hohen Garten¬ mauer vorbei. Durch ein großes Gittertor sahen wir da zu¬ nächst die vielverehrte „Cyrillka", die nach dem hl. Cyrillus so benannte Gnadenkapelle, die uns ein wenig an die Gnadenkapelle zu Altötting erinnert. Weiter schritten wir bis zur Ecke der langen Garten¬ mauer, bis sich endlich linkerhand der große Vorhof oder, richtiger gesagt, Zwischenhof unseren Blicken in seiner ganzen Ausdehnung zeigte. Der erste Anblick ist etwa folgender: man sieht vor sich in eine lange und dabei sehr breite Sackgasse hinein, die von drei Seiten von gelben Gebäuden eingeschlossen erscheint. An der linken Längsseite gewahren wir die Kirchenfront mit ihren Türmen, an der rechten Längsseite (also der Kirche gegenüber) eine ganze Reihe von nicht regelmäßigen, ja nicht einmal in ganz gerader Linie stehenden Baulichkeiten, die offenbar zum Kloster gehören. Weit vor uns schließt der Riesenplatz mit ähnlichen Gebäuden ab. g^> sfs Ess sfs sfs Ess sfs sss Ess Efs Ess sfs Ess Ess Ess Ess sfs sfs Welehrad sfsSfssssEssSssssssfssfsEfsEssEssssssfssfsEsssfs 339 Der weite Raum ist ganz leer. Devotionalienhändlcr haben kein Rechst hier ihre Buden aufzuschlagen; wir finden sie in einer nahen Seitengasse, dicht nebeneinander, wohl ihrer zehn. Wir stehen also vor der zweitürmigen Kirche, und zwar auf der großen Steinterrasse vor ihr. Wir blicken empor. Die Gestalt der Türme, die vielen Gesimse an der Fronst die Wir nähern uns der Kirchenfront. Von der Gartenmauer, die uns noch ein Stück be¬ gleitet, blicken die großen steinernen Figuren verschiedener Heiligen auf uns hernieder. Dann sehen wir links, schon ganz nahe der Kirche, von Bäumen überschattet eine schneeweiße überlebensgroße Statue des göttlichen Aer¬ zens Jesu; der Heiland hat (nach französischer Manier) die Arme segnend erhoben und wie einladend ausgebreitet, Das Kirchengebäude im großen und ganzen. Bei einem Gottes¬ hause, das so altehrwürdig, so gerühmt, so viel besprochen ist, das zudem an Größe die erste Stelle im Lande ein¬ nimmt, müssen auch wir notgedrungen uns länger aufhalten als sonst. -) Notiz der Kirchenvorstehung: Diese Statue ist ein Geschenk von schlesischen Wallfahrern, die jährlich in einer bis 1600 Wall¬ fahrer zählenden Prozession den Gnadenort besuchen. Welehrad, Gesamtansicht. verschiedenen"'Heiligenstatuen, die man in die Nischen der Front eingestellt hat, droben über allen andern Heiligen das schöne Standbild der Muttergottes — all dies hat uns genügsam die Stilart des Gotteshauses, das wir betreten wollen, verraten: es ist reinster Renaissancestil. Wir treten ein. Welehrad, Kirche und Kirchenplah. Welch eine enorme Länge hat doch diese Kirche! Weit vor uns (die Kirche mißt 86 m innere Länge) schauen wir den Hochaltar. Er hat gutes Seitenlicht, kein störendes Hinterlicht, ebenso ist das knapp vor dem Hoch altare liegende Luerschiff trefflich beleuchtet; die Lichtverhältnisse dieser Kirche sind also brillant zu nennen; die wichtigsten Teile der Kirche haben das aller¬ beste Licht ! Das ist eine der ersten angenehmen Empfin¬ dungen, die uns der Anblick dieser Kirche einflößt. Noch stehen wir am Eingänge und schauen nach vorne. Links und rechts von uns sehen wir eine ganze Reihe von mächtigen 22* Z40 sss sfs sfs Efs sfs sss sfs sss sfs Ess sfs sfs Efs sfs sfs Ess Welehrad Ess Ess sfs Ess Ess sss Ess sfs sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Rundbögen und oben über den Rundbögen wieder rund abgeschlossene Fenster; die Sache mutet uns säst an, wie ein echt romanischer Bau. Aber die Marmorpilaster an den dicken Pfeilern (wenn dieser etwas widersinnige Aus¬ druck erlaubt ist), die reichen Gesimse, die verschwenderisch an¬ gebrachten Stuckverzierungen, die Art der Gemälde, alles dies spricht laut für Renaissance. So sind wir denn bis zum Querschiffe gekommen. Aber siehe da! Die ganz ausgesprochen quadratische Form der Welehrad, Inneres der Kirche. Vierung und der beiden Querschiffe! Nun ist das architek¬ tonische Rätsel gelöst. Der ganze Bau ist ein streng stil¬ gerechter altehrwürdiger romanischer Bau, den jüngere Geschlechter, so weit es ging, in Renaissance modernisierten. Diese Lösung gibt uns nun über manches weitere sofort aufklärende Antwort. Anser Blick eilt zum Beispiel zur Löhe, zur Decke über der Vierung empor. Wir sehen dort eine Kuppel. Aber welch eine Iammerkuppel gegen die bekannten stattlichen Ricsenkuppeln aus der Rcnaiffancezcit! Sie wird nämlich nach außenhin ganz und gar vom Kirchcndach verdeckt, so daß kein Mensch, der sich die Kirche bloß von außen ansieht, auf das Vorhandensein einer Kuppel schließen würde. Dementsprechend hat sie auch nur eine verhältnismäßig kleine Laterne. Wenn wir all dies erwähnen, so sind wir weit davon entfernt, etwa diese Kuppel tadeln zu wollen. Im Gegenteile: sie ist recht schön und da sie als Grundfarbe ein Helles weiß trägt, sticht sie dadurch sogar recht gut von der übrigen gelb¬ lichen Malerei der Kirche ab. Lier sei noch bemerkt, daß wir die Kirche nach unserer sorgfältigen Berechnung und unter Anwendung unseres ge¬ wöhnlichen Maßstabes auf 8000 Personen Fassungsraum schätzen, also eine ganz außer¬ ordentlich große Kirche vor uns haben. Wir haben schon erwähnt, daß die Kirche eine gelbliche Färbung zeigt. Nun setzen wir hinzu, daß gerade in der Art und Weise der Ausmalung der Kirche der Grund liegt, warum wir (im Gegen¬ sätze zur fast allgemeinen Meinung und Behauptung), die Welehrader Kirche nicht für die schönste Landes¬ kirche anzusehen gewillt sind, sondern daß wir dies¬ bezüglich der Kirche am Leiligen Berge bei Olmütz die Palme des Sieges zuerkennen möchten. Die Malerei in der Welehrader Kirche hat etwas Verschwommenes, Inklares, Abgeblaßtes. Kein einziges Bild an der langgedehnten Decke tritt markant, gleichsam führend und tonangebend hervor. Nehmen wir dazu den Llmstand, daß das Gewölbe der Kirche eigentlich niedrig ist, wenigstens niedrig für eine Renaissancekirche, daß aber diese Art Malerei, wie sie gegenwärtig in Welehrad sichtbar ist, ihrer ganzen Art nach höchstens für die kühnen Wölbungen der Renaissance und Barock geeignet erscheint, so werden wir bei einigem Nachdenken und noch besser bei verständigem Beschauen zur Erkenntnis kommen, daß gerade darin (in der Art der Gemälde) ein wesentlicher Schönheitsfehler für die sonst so bewundernswerte Kirche zu suchen sei. Man sagt, die alten Zisterzienser hätten sich diesen Kirchenbau geleistet. Es ist aus alten Urkunden und Bildern zu ersehen und durch Aus¬ grabungen aus neuester Zeit erwiesen, daß diese mächtige Kirche ursprünglich noch viel mächtiger war. Anstatt der sieben Seitenbogen hatte sie deren neun und wo heute die niedrige Kuppel zu sehen ist, stand einst ein achteckiger Turm von gigantischer Löhe, der alle andern Türme Europas übertraf, nach dem großen Brande 1685 jedoch abgetragen wurde. Wie mag nun betreffs der Innenverzierung und Malerei diese Kirche in jener ursprünglichen Bauzeit aus¬ gesehen haben, wie hatten sie sich die ersten Baumeister erdacht? Wir kennen auch andere Zisterzienserkirchen aus dieser alten Zeit und wir wissen, daß die Zisterziensermönche den romanischen Stil nicht wenig liebten und fleißig verwendeten. Aber in welcher Art? Da standen oder stehen noch die ge¬ waltigen viereckigen Pfeiler ganz nackt da, aus riesigen Quadern zusammengefügt, ohne den geringsten Anwurf, ohne die leiseste Spur einer Verzierung. gss sss sss sss Ess sss sss sss sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Welehrad sss Ess sss sss Ess Ess Ess sss sss Ess sss sss sss sfs Ess Ess Welehrad, die Doppelstatue der heiligen Brüder Cyrillus und Methodius. Z42 sft>sssEfssft>sft>sft>sft>sft>SsD6ft>Sft>6st>sft>Sft>Eft>^D Welehrad Efssft>Eft>sfsSft>sft>sft>sft>sft>ssTssssft>Sft>Sft>Eft>Eft>E^> Wenn man solche Lallen mit solchen Pfeilern, mit solchen Mauern betritt, so wird man sich eines gewissen Ge¬ fühles des Erschauderns kaum erwehren können. Es liegt in diesen massigen altromanischcn Riesenbauten ein Ernst, eine Wucht, die den Menschen niedcrdrückt, ihn demütigt und ihn so recht klein und nichtig erscheinen läßt. And in dieser Art und nicht anders stand auch sicherlich einst Welehrads Kirche da. So und nicht anders war das erste Ideal der kühnen Baumeister. And wir fügen ohne Furcht hinzu: Gerade jn dieser ursprünglich gewollten und beabsichtigten Ausstattung Welehrad, Ansicht der ehemaligen Zisterzienser-Abtei und der großen romanischen Kirche mit dem Riesenturme, der alle anderen europäischen Türme an Löhe überragte. Wäre das höchste Schönheitsideal für die Welehrader Kirche zu suchen und zu verwirklichen. Der Hochaltar. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wollen wir unsere Aufmerksamkeit einzelnen hervorragend schönen Stücken zu- wendcn. Nicht alles können wir beschreiben, dazu ist diese herrliche Kirche zu reich! Nur einzelnes! Wenn wir soeben als Titel „Hochaltar" hingcschrieben haben, so gilt dies nicht von dem großen mächtigen Aufbau, der die ganze Rückwand der Kirche füllt, sondern speziell von dem niedrigen, marmornen, breiten Altar selber. „Ein Kunst¬ werk!" sagt man allgemein. Wir sagen noch mehr: „Ein schönes Stück!" Aus karrarischem Marmor, also schneeweiß! Gefertigt erst zum Jahre 1863?) Ein Geschenk des Kardinals Fürstenberg! In Rom gearbeitet! Wert 72.000 Kronen! Auf vier Paaren schön bekränzter Tragsäulen ruht die breite Mensa. Anter der Mensa, hinter den Säulen¬ paaren ein R e li efa n ti p en d ium, das uns Szenen aus dem Leben der apostolischen Glaubensboten Cyrillus und Methodius vors Auge führt. Aber der Mensa, links und rechts vom Tabernakel, zwei prachtvoll schön gearbeitete hul¬ digende Engel. Wahre Meisterstücke in ihrer Art; die Gesichtchen zart gearbeitet, die Haare, die Kleider von wunder¬ barer Feinheit, das Rauchfaß samt Kette so natürlich! Zwei herrliche Wachposten scheinen den Hochaltar und seine Zugänge zu behüten. Im Querschiffe nämlich, und zwar an den beiden Hauptpfeilern, mit welchen das Presbyterium beginnt, steht an der Evangelienseite die weiße Doppelgruppe des hl. Petrus und Paulus, an der Epistelseite die Doppelstatue des hl. Cyrillus und Methodius. Diese beiden schneeweißen Doppelstandbilder aus Marmor gehören infolge ihrer Größe, Schönheit sowie ihrer weithin leuchtenden, blendend Weißen Farbe zu den auffälligsten Stücken der prächtigen Kirche. Die Seitenkapellen. Ist seiner ganzen Natur nach der Hochaltar, der der Himmelfahrt der allerseligsten Jungfrau geweiht ist, das auf¬ fallendste Stück der Kirche, so bilden die zahlreichen Seiten¬ kapellen einen sehr würdigen, reichen, ja erhabenen Ruhmes- kranz um dieses Zentralheiligtum des Hochaltares. Nicht weniger als zwölf Seitenaltäre, jeder in einer eigenen Kapelle, entzücken hier Aug und Herz des aufmerksamen Betrachters. Man hat alle diese Kapellen in übereinstimmend gleicher Weise ausgestattet, ein Amstand, der jedenfalls den Eindruck einer vollendeten Einheit bedeutend zu erhöhen in der Lage ist. Die genaue Beschauung dieser Kapellen erfordert Wohl geraume Zeit. And gerade bei diesen Kapellen treten nun die Vorteile jener Neugestaltung der Kirche, die wir früher getadelt haben, erheblich hervor. Durch die zahlreichen Gemälde, mit denen nämlich die Wände der einzelnen Seitenkapellen buchstäblich überdeckt sind, bieten sie gleichsam bildlichen Anterricht. Allerdings erfordert die Entgegennahme dieses Anterrichtcs seine Zeit und auch eine gewisse Schärfe der Sehkraft. Die Gemälde jeder einzelnen Kapelle haben nur Szenen zum Gegenstände, die sich auf das Geheimnis, dem diese Kapelle geweiht ist, beziehen. Anter allen sechzehn Kapellen ragen nun zwei ganz besonders hervor. Sowohl durch ihre Stellung: man findet sie nämlich an den beiden Enden des Quer¬ schiffes, als auch durch ihre Größe und den Reichtum 0 Notiz der Kirchenvorstehung: 1000 Jahre früher (863) kamen die heiligen Slawenapostel zum Fürsten Rostislaw nach Welehrad. Notiz der Kirchenvorstehung: Es sind 16 Kapellen, aber nur 12 Altäre, in 4 Kapellen sind Beichtstühle aufgestellt. S^T EfT SfT SfT SsT SfD SfD SfD SfT SfD SfT SfT SfD SfT SfD SfD EfD SfT Ä)elehrad ihrer Bilder; auch das ist an diesen zwei großen Kapellen rühmenswert, daß sie mit dem Presbyterium und seinem Hochaltar im ganzen Aufbau und in ihrer Eigenart sehr gut harmonieren; also erweist sich auch hierin eine sehr erfreuliche Gedankeneinheit. Auch die Wahl der Heiligen, denen die beiden Kapellen geweiht sind, zeigt das Großzügige des ganzen Planes. Denn erschauen wir auf der Evam gelienseite die Kapelle des hl. Benedikt, so grüßt uns gegenüber davon, auf der Epistelseite, das Heiligtum des hl. Bemard. Bene¬ dikt und Bernard — zwei Marksteine in der Geschichte der christlichen Orden. Wir brauchen nur diese beiden Seitenaltäre zu kennen, so wissen wir: Dieses Gotteshaus habep Mönche errichtet, und zwar haben hier Zisterzienser gehaust. Sie haben den Patriarchen aller Ordenslcute, den Vater Benedikt, verherrlicht und da¬ zu ihren glorreichen Ordens¬ stifter, den hl. Bernard. jetzt (unter allen zwölf) noch ein wenig näher in Augenschein nehmen. Sie ist gleichsam typisch, vorbildlich für alle anderen; St. Bernards Altar und Kapelle gilt unser andachts¬ voller Besuch. Mit Lust be¬ schauen wir die reichen Bilder, die da an allen Wänden und Winkeln prangen und die uns erzählen vom wunder¬ reichen Leben eines Heiligen, den wir seit unseren Jugend¬ tagen höher schätzen als manch einen andern aus der glanzvollenScharderHeiligen Gottes. Links und rechts vom Altäre grüßen die stattlichen Figuren St. Bernards und seiner Schwester Humbeline, die er, der große Bruder, für Christus und Christus- liebe gewann. Das Hauptbild des Altars zeigt uns den Heiligen, wie er voll Herzens¬ glut die allerseligste Jungfrau verehrt und grüßt. „M a- riens Zitherfpieler" lautet die sinnige Unterschrift. Rechts ein Bild zeigt uns den rosenrot ge¬ wandeten Jüngling, der soeben St. Stephans Kloster betritt: „Oräinem inZreäitur" „Er tritt in den Orden ein". Welehrad, die Cyrillka von außcn.swurde jedoch neuestens umgebaut). Welehrad, blostgelegte Fundamente der früheren noch größeren romanischen Kirche. Die Ausgrabungen wurden nach genauem Studium wieder verschüttet. Der Altar des heiligen Bernard. Nur eine dieser beiden Seitenkapellen werden wir Z44 S^T SsD SfD SfT SfD SsT SsD SsT SfT SsD SsD SsD S^D SsD SsD SsD Welehrad S^T S^D SfD SsD SsD SsT S^D SsT S^D SsD SsT SsT SsD SsD S^T SsD SsD S^D „Lkucem praeckicul", „er predigt das Kreuz" heißt eine Weitere Darstellung, die uns zeigt, wie er seinen leiblichen, an einer großen Wunde darniederliegenden Bruder für Christi Leeresdienst zu gewinnen versteht. Die Chorstühle. Als wir diese schauten, hielten wir unwillkürlich unseren Fuß an und blieben eine Weile wie festgewurzelt stehen, indem unser Aug sich an diesem Formenreichtum, an Welehrad, Cyrillka von innen. diesem Prachtwerke künstlerischer Holz¬ schnitzerei, mit Wonne weidete und sättigte. Wir hörten späterhin, daß unsere persönliche Bewunderung nicht vereinzelt dasteht, wir vernahmen, daß das Lob dieser Chorstühle alle singen, die sie jemals geschaut haben. Diese Chorstühle befinden sich im mitt¬ leren Hauptgange der Kirche zwischen Kanzel und Presbyterium. Sie sind ein mächtiges Zeugnis von dem Fleiße und dem Kunst¬ sinne der Mönche. St. Bernards eifrige Schüler vollendeten nämlich mit eigener Land das herrliche Stück im Jahre 1695 zur Ehre des Lerrn, damit in so zierlichen Chorstühlen ihr gemeinsames Ordensgebet um so würdiger und flammender zum Limmel stiege. Aber der Meister geschickte Lände vermochten es auch hier nicht, ihre Ordens¬ angehörigkeit, den Stolz ihres Lebens, zu verleugnen. Denn jenen Heiligenfiguren, die jedem Mönche von Citaux lieb und wert sind und immer wert bleiben werden, haben auch die Künstler, die diese Stühle fertigten, die besten Ehrenplätze angewiesen. Lind wie sie das schön angeordnet haben! Auf der Epistelseite steht zu oberst der Sohn Gottes, Jesus Christus, und unter ihm die zwei Ruhmesmänner, die wir schon kennen: St. Bernard und Sankt Benedikt; aus dem gegenüberliegenden Ein Gegenstück dazu:„Er bekehrt dieSchweste r"; Lumbeline, die, nachdem alle fünf Brüder sich dem Lerrn geweiht, allein in der Welt zurückbleibt, bis Bernards siegendes Wort sie seinem Meister zuführt. Sie wird in ihrer neuen Laufbahn sich die Krone einer Heiligen erwerben. Dann wieder erscheint der gewaltige Bernard vor dem Gegenpapste, den er durch seine durchdringende Beredsamkeit in Demut niederzwingt vor dem einzigen und rechten römischen Papste und so Einheit nach der Spaltung, Friede nach dem Kriege, Ruhe nach dem Sturme schafft; „Lcclesism ckekenckil" heißt dieses Bild: „Er verteidigt die Kirche." Droben aber auf dem Gewölbe prangt in herrlichen Farben St. Bernards Leimgang. Von Engeln umgeben schwebt er empor in lichtvolle Höhen zu Gott: „Er eilt zum Himmel." Wahrhaftig, ein lehrhafter Bilderkranz, wohl geeignet, den aufmerksamen Beschauer zu fesseln, zu interessieren, zu unterrichten. Ganz ähnlich dieser Bernardskapelle erhebt sich gegen¬ über am anderen Ende des Querschiffes die Benediktns- kapelle, in jeder Beziehung ein würdiges Seitenstück des Heiligtums des großen Mönches St. Bernard. Chorstuhle, auf der Evangelienseite, winkt ein sinniges Gegenstück: Dem Heiland gegenüber steht seine Mutter Maria und unter ihr, den beiden großen Mönchen vis ä-vis, ihre beiden heiligen Schwestern Scholastika und Lumbelina. And unter diesen Hauptgruppen weiter unten reiche Gruppen von Engeln, Aposteln und Evangelisten! Welch eine bedeutungsvolle Gleichförmigkeit in dem Ganzen doch zu finden ist! Das eben ist das Schöne an dieser Riesenkirche, daß die Meister, die daran gearbeitet, fern waren von jeder Klein¬ herzigkeit und von engem Gesichtskreise! Alles, was sie arbeiteten, ist groß, groß an Schönheit, groß in der Idee! Die Deckengemälde. Wenn wir, bei den Chorstühlen stehend, unseren Blick nach aufwärts lenken, so überschauen wir einen Großteil der reichen und herrlichen Deckengemälde des Hauptschiffes. Wir erwähnen einige von diesen Gemälden aus dem Grunde, weil sie zugleich historisch lehrhaft sind rind so den Leser mit einzelnen Zügen aus der Geschichte dieser Stätte bekannt machen. Wir sehen da gegen den Hochaltar hin eine blutige Metzelei von Ordensleuten: „Wertvoll in den Augen Gottes sss sfs sfs sss sfs EsD sfs sfs sfs Ess Ess Efs sfs sss Ess sfs Ess Ess Welehrad Ess sfs Ess sss Ess sfs Ess Ess Ess Ess sss sfs sss Ess Ess Ess 345 sst der Tod seiner Heiligen", sagt uns die Überschrift. Das kunstreiche Bild mahnt an eine schreckliche Szene des Jahres 1421, als aus einem benachbarten Dorfe fanatische Tabo¬ rite» in das Kloster einbrachen und drei der Insassen, den Abt und zwei Laienbrüder, ermordeten und obendrein das Kloster plünderten. Die drei Ermordeten wurden in der Kirche selber verbrannt. Der Stein, auf dem sich diese grauenhafte Tat zutrug, dient heute als Fundament für das Kreuz an der Welehrader Straße. Noch eine andere Kunde bringt uns der große Triumph¬ bogen, daß nämlich ein großer Brand im Jahre 1716 das Heiligtum einäscherte, daß es aber alsbald unter Abt Florian wieder hergestellt wurde. Gegen die Kanzel hin trägt die Decke ein großes Ge¬ mälde, das die Taufe Boriwojs darstellt. Der taufende Bischof ist der heilige Methodius, der Taufpate der berühmte Fürst des großmährischen Reiches Swatopluk. Ferner liest der aufmerksame Beobachter der Gemälde und Inschriften, daß die Kirche im Jahre 1885, also zur jedem Besucher auffällt und das um so interessanter wird, wenn man erfährt, daß dieses schöne Stück nicht von einem gelernten Künstler, sondern von einem Manne angefertigt wurde, der ohne jeglichen Unterricht in der Bildhauerei dieses Bild in dieser Art zuwege brachte. Endlich rübmen wir noch die schon erwähnte C yrillka, eine Kapelle außerhalb der Kirche, die vormals durch lange Zeit vernachlässigt, in neuerer Zeit wieder herrlich restauriert wurde. Der Flügelaltar mit dem Hauptbild der anbetenden heiligen drei Könige wird Wohl jedem Be¬ sucher unbedingt gefallen. In der Cyrillka, die früher als Pfarrkirche für die Klosterbediensteten galt und heutzutage als besonderes Heiligtum des heiligen Cyrillus gilt und daher stark besucht wird, werden zu gewissen Zeiten auch die Reliquien des hl. Cyrillus zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Auch dies soll nicht unerwähnt bleiben, daß Welehrad ein historisches Museum besitzt, in welchem eine große Menge bedeutender Funde — das Ergebnis mannig¬ facher Ausgrabungen — geborgen sind. Zeit des tausendjährigen Jubiläums des Todes des So haben wir denn diesen Sonstige Sehens¬ würdigkeiten. Es gibt in dieser reichen Kirche soviel zu schauen, zu bewundern! Welche Gedankenfülle liegt in der reichen Bilderkette verborgen, die sich im Meisterstücke der überaus gelungenen Kanzel dem Beschauer zeigt! Ferner das imposante Musikch or mit seiner reichgezierten, guten Orgel. Auch das große Kreuz beim Ein¬ hl. Methodius, gründlich und allseitig renoviert wurde. Wir fügen hinzu (was allerdings nicht als Inschrift zu lesen ist), daß diese Restaurierung fünf Jahre dauerte (1880—1885) und daß sie 80.000 Gulden kostete. Dieser Betrag wurde großenteils durch die Freigebigkeit und Opferwilligkeit ver¬ schiedener Pilger und besonders auch mehrerer Priester auf¬ gebracht. Der rühmenden Erwähnung verdient sicherlich noch, genau über den Chorstühlen, der sogenannte /,Himmelsthron" eine Darstellung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und des um¬ gebenden Heiligen- und Engelchores. Es macht den Eindruck, als ob sich dieser sehr plastisch gemalte Himmel auf den Säulen der K i r ch e erhöbe; wir wissen nicht, ob diese treffliche Wirkung beabsichtigt war oder einem günstigen Zufall zuzuschreiben ist. Wunderbau zur Ehre des Herrn flüchtig betrachtet. Wie ein Märchen aus Stein mutet er uns an. Die mehr als 1000jährige hochberühmteVor- geschichte gibt ihm eine große Ehrwürdigkeit. Er ist ein sprechendes Zeugnis für die Emsigkeit und Schaffensfreu¬ digkeit der alten Zisterzienser- mönche. Zugleich bietet die gange der Kirche, das Welehrad, Umzug einer größeren Pilgerschar. SsT S^D SfD SsT SsT SsT S^D S^T SsD SsT S^D SsD SsD SfT SsD S^T S^T Sss sfs sfs sfs sfD sfs sfs sss sfs Sfs sfs sfs Sfs Sfs sfT sfs Welehrad tadellose, sorgsame Erhaltung dieses Riesenbaues den Beweis, daß auch die jetzigen Hüter des Gnadentums ihrer hohen Aufgabe vollkommen gewachsen sind und sich derselben mit Lust und Hingebung widmen. Möge Welehrads Heiligtum gedeihen, blühen, segnen! Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Welehrad war einst die Hauptstadt des großmähri¬ schen Reiches des König Swatopluk und zugleich ein Hauptwirkungsfeld der beiden Slawen¬ apostel Cyrillus und Methodius. Damals war Welehrad wohl ziemlich groß und wahrscheinlich auch stark befestigt. Die erste Kirche, die damals die genannten Heiligen hier errichteten, war schon der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht. Das Jahr 906 war ein Llnglücksjahr für Reich und Stadt. Welehrad fiel in die Hände der Feinde. Neuer Glanz sollte die berühmte Stätte umfließen, als der erste Markgraf von Mähren, Wladislaw Heinrich, daselbst einZisterzienserkloster gründete, 1198. Die Zisterzienser waren dazumal einer der strengsten Orden, die überhaupt in der katholischen Kirche bestanden und hatten mit den Ge¬ sinnungen ihres heiligen Ordensstifters St. Bernard eine große Neigung zu besonderer Marienverehrung gleichsam als geistige Erbschaft erhalten und auch treu bewahrt. Zeugnis von dieser nachhaltigen Verehrung der Gottesmutter gibt die grandios angelegte Ordenskirche, die ursprünglich noch größer war als heute und seit dem Jahre 1228, ihrem Vollendungs¬ jahre, der Himmelfahrt Mariens geweiht war. Die Kirche, wie wir sie heute schauen, stimmt nur im all¬ gemeinen mit dieser alten Riesenkirche überein, ist aber baulich vielfach umgeändert worden. Erst vor wenigen Jahren haben kunstsinnige Forscher durch tiefe Ausgrabungen die Fundamente der ursprünglichen romanischen Kirche der Zister¬ zienser bloßgelegt. Fast 600 Jahre übten die Mönche des heiligen Ber- nards dort alle Art seelsorglicher Ämter, bis sie durch den zerschmetternden Blitzstrahl Josefs II. vernichtet wurden. Ihr K l o ster wurde a uf g e h o b en, die Seelsorge in Welehrad der Weltgeistlichkeit übergeben. Seit dem Jahre 1890 aber leben und wirken in der altehrwürdigen Klosterkirche die Söhne des heiligen Ignatius, die Jesuiten. Es weht also in den uralten tausendjährigen Mauern wieder derselbe alte Geist: der Geist des Mönchtums, diese Quintessenz der Lebensnorm Christi. Was das Besihrecht der Kirche und des Klosters be¬ trifft, so waren selbe bei der Klosteraufhebung vom Staate konfisziert worden. Vom Staate kaufte dann die ehemaligen Kloster¬ güter im Jahre 1837 ein Privatmann. Im Jahre 1883 gingen diese Güter durch Kauf auf den katholischen Llnterstützungsverein der Ol mützer Erz¬ diözese über, der gegenwärtig als Grundbesitzer gilt. Im Jahre 1890 endlich wurden die ??. Jesuiten nach Welehrad berufen. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1928 700 jähriges Jubiläum der Marienkirche. 1935 1050jähriges Jubiläum des Todes des hl. Methodius. 1940 50 jähriges Jubiläum der ?L. Jesuiten. 1963 1 lOOjähriges Jubiläum der Ankunft der beiden Slawen- apostel in Welehrad. Ständige Priester: 6 bis 7 Priester aus der Gesell- schast Jesu. Heilige Messen fremder Priester jährlich 500 bis 600. Wallfahrtskommunikanten jährlich: 26.000. Besucher jährlich: 50.000 bis 60.000; im Iubiläumsjahre 1913 bis jetzt (25. Juli) etwa 130.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 50 bis 70. Versammlungen und Exerzitien: Alle zwei Jahre die Ver¬ sammlung der Anionisten (die die Vereinigung der nicht unierten Kirche mit unserer heiligen katholischen Kirche anstreben.) Jährlich Theologenversammlung, Bauernversammlung, Arbeiterversamm¬ lung. Jährlich gemeinschaftliche Exerzitien für Bauern, für alle Stände, für Burschen, Lehrer, Studenten, Akademiker, Priester. Seelenzahl der Pfarre: 3055, des Ortes 700. Ständige Devotionalienhändler: 10. Gasthäuser: 5, außerdem zwei Anterkunftshäuser für Pilger (zusammen 160 Betten). Es existiert auch ein großer Versammlungs¬ saal für Vereinsversammlungen im Klostergebäude selbst. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend, betreffs der Vereinstätigkeit und der sozialen Seite sehr steigend. Nationalität: Tschechen; Deutsche nur einzeln. Zufahrt. Welehrad liegt eine Wegstunde nordwestlich der Nordbahn¬ station Angarisch-Lradisch. Von Wien nach Ang.-Lradisch, Schnellzug, 2Vs St., X 6.50. Personenzug, 4 St., X 4.90. Von Brünn über Gaya und Bisenz nach Ang.-Lradisch, Fahrzeit 4 St X 3.50. Von O l mütz über Prerau nach Ang.-Lradisch, 2Vs St., X 2.50. Schnellzug, 2 St., X 3.30. Benachbarte Wallfahrtsorte. Welehrad—L eiligerBerg beiOlmütz (ähnlich nach Dub), siehe oben bei Olmütz. Welehrad— S t i p a (30 km nordöstlich von Welehrad), Ang.-Lradisch—Otrokowitz (umsteigen)— Zlin, gegen IV- St., X 0.90, dann IVz St. Fußtour. Welehrad— L l. L o st e in (zirka 40 km nordöstlich von Welehrad). Eisenbahnfahrt von Ang.-Lradisch nach Lullein (um¬ steigen)—Bystritz am Lostein, über 2 St., X 1.80. Welehrad—Turas (bei Brünn), siehe oben bei Brünn. Welehrad— S a s s i n (S ch 0 ß b er g, 56 km südsüdwestlich von Welehrad), Eisenbahn Ang.-Lradisch nach Lundenburg (um¬ steigen)—Sassin, zusammen bei günstigem Anschlüsse gegen 3 St. X 2.80. Literatur. J. V. Welehrad. Brünn 1898, Gr. 8", 32 S. N e v e til. In „Vaterland" Nr. 8, 1908. (Davon Separat¬ abdruck, Wien, St. Norb., 1908, 8°, 28 S.) Live Maria, Linz XII, 5. Nevelil, Velekraä, Olomouc, 1907. 4", 9 S. 4 Tafeln. Vychodil, Lopis. Velekiraäu, 1909. Gr. 8", 110 S., reich illustriert. R e j z e k 8.3. Lapis svatzmö velekraäskö, 1900, Gr. 8°, 43 S. Mitt. d. Zentr.-Komm. 1885, XIII. — 1890, 37. — 1893, 62. 166. - 1894, 119. — 1891, 134. 188. — 1902 (XXVIII), 40. - 1905 (3. L. IV) 50-84. §ss sfs sfs Efs sfs Ess Ess Efs sss Efs sfs Ess sfs Ess Maria-Nazareth im Sanntale EsssssssssfsEsssssssssssssssssssssssSss 347 Kurze Erwägung. Siehe Welehrad als die mehr als tausendjährige Wiege des jungen Christentums in den Slavenländern! Wie ehr¬ würdig ist dieser Ort! Dort ward zuerst der Samen des Leils gestreut! Von dort gingen die wärmenden, leuchtenden Strahlen des Sonnenlichtes Christi in die bis dahin kalten und finsteren Aerzen. Dort, in Welehrad, sproßten die ersten zarten Keime christlicher Tugend und besonders christlicher Nächstenliebe hervor. And mag sein, daß wir betreffs unserer Nationalität nicht dem Volke der Mährer angehören, so gehören wir betreffs der Religion - doch ihnen als Brüder an. And wir ehren den Ort und die heilige Stätte, an der Christus, der Welterlöser seinen ersten Bund mit Mährens Volke schloß! Gebet. O Äerr, der Du uns durch Deine Barmherzigkeit die Gnade des Glaubens erteilet, o hilf, daß wir ihn nie ver¬ lieren! O Aerr, der Du uns eine Perle geschenkt, gib, daß wir sie nimmer verächtlich wegwerfen! O Äerr, der Du uns zu Christen gemacht, hilf, daß wir als Christen denken, handeln, leben können — und als Christen auch sterben! Gib uns Treue, gib uns Mut, gib uns wahre Liebe zu Dir! Laß uns wandeln auf den Bahnen jenes Lichtes, mit dem Du uns voranleuchtest, laß uns warm sein von den Strahlen Deiner Liebe, die größer und stärker ist als Sonnenbrand! Laß uns Dir heute und immer und ewig Dir, Dir allein nur gehören, in Freud und Leid, in Ehre und Schmach, in Not und Tod, in Zeit und Ewigkeit. Amen. Msria-AgMeth im Sanntsie. Steiermark. 20.000 Kommunikanten. Wir grüßen dich, du Leiltgtum, Du stilles, holdes, trautes. Zur hehren Gottesmutter Ruhm Im lieblichen Sanntal erbautes! Du trägst den Namen Nazareth, Den hohen, werten, schönen. Gewiß, hier wird so manch' Gebet Zu Nazareths Lerrin ertönen. Örtliche Lage. rt, wo Südsteiermark gegen Westen hin eine Landes¬ spitze gleich wie einen Keil zwischen Kärnten und Kram einzuschieben trachtet, liegt in großer Welt¬ abgeschiedenheit unsere Wallfahrtskirche Maria-Nazareth. Sie befindet sich, nach Luftlinien gerechnet, etwa 30 km südlich von Anter-Drauburg, ebenso viele Kilometer westnordwestlich von Cilli und etwa 45 km nordöstlich von Laibach. Der nächste größere Ort, zugleich Poststation, ist Praßberg, nördlich davon erhebt sich die Praßberger Alpe bis über 1500 m Meereshöhe. Steht man auf der Anhöhe von Maria-Nazareth, so sieht man die meist mit Schnee bedeckten Gebirgsstöcke der Karawanken gegen Westen hin: den Grintouz (2559 m) und die etwas niedrigere Oistriza. Überhaupt genießt man vom Vorplatze der Kirche aus einen entzückenden Rundblick auf die prächtigen Berge und Täler ringsumher. Will man unserem Wallfahrtsorte Maria-Nazareth mittels Eisenbahn möglichst nahe kommen, so bieten sich hiezu zwei Wege: 1. Von Laibach aus mit der Bahn Laibach—Stein bis zur Endstation Stein. Von dort in etwa 6 Wegstunden nach Maria-Nazareth über einen Sattel (422 m relative Höhe). 2. Der zweite, viel kürzere Zugang von einer Eisen¬ bahnstation aus, ist jener von Osten herein, und zwar von der Aaltestelle Packdorf (Linie Cilli—Zeltweg), oder auch von der Station Ritzdorf an der Pack. Von Packdorf bis Maria-Nazareth schwach 2 St., von Ritzdorf V-l St. länger. Auf diesem Wege durchwandert man den Ort Pra߬ berg und kommt endlich zum kleinen Dorfe Prihova, über dem sich in romantischer Lage das Kloster Nazareth, etwa 50 m hoch über dem Spiegel des Flusses Sann erhebt. Die Wallfahrtsstiege. Sind wir in dem schon erwähnten Dörfchen Prihova angekommen, so müssen wir zunächst den S a n n fluß mittels Brücke überschreiten, dann noch über eine zweite kleinere Brücke hinüber, die ein Nebenflüßchen der Sann, die Drieth, überquert und befinden uns dann auch sofort beim Beginne der Wallfahrtsstiege. Schon drängen sich hier die mahnenden Aeiligtümer zusammen. Ein vergoldetes Kreuz inmitten der Brücke hat uns an das Werk der Erlösung erinnert, gleich neben der Brücke mahnt uns Sankt Johann von Nepomuk an seine Tugenden und seinen Martertod. Dann geht es fröhlich aufwärts. Wir haben viele Wallfahrtsstiegen gesehen, auch viele, die vielleicht kunstreicher, die länger waren; aber so idyllisch schön, so romantisch, wie die Wall¬ fahrtsstiege nach Maria-Nazareth hinauf war nicht bald eine zweite. Während uns zur rechten Land die jäh anstrebenden Berggelände zum Greifen nahe sind, geht es linker Land steil hinab zur Sann. Aber auf diesem abschüssigen Boden haben mächtige Baumriesen Wurzel gefaßt, uralte Aerren, wahre Majestäten in ihrer Art. And so stehen sie in ur¬ wüchsiger Pracht einer nach dem andern zu unserer Seite, während wir langsam die Stufen emporsteigen. Nach der 46. Stufe haben wir Gruß mit Gegengruß auszutauschen: eine Kapelle steht da, auf deren Altar¬ bilde der Gruß des Engels Gabriel dargestellt wird. Welcher Pilger würde da nicht sicherlich freundlichen Gegen¬ gruß von der Aausfrau zu „Nazareth" erhalten. „Sei gegrüßt, mein Pilger!" 348 Ess Ess Ess sfs Ess sfs Ess Ess sfs Ess Ess Ess sfs Maria-Nazareth im Sanntale sfs sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Dann wenden sich die Stufen im rechten Winkel direkt zur Höhe des Berges. Von beiden Seiten her neigen sich die Baumkronen über die schmale Stiege, um dem Wanderer Schatten zu bieten. Aber nach der 121. Stufe dürfen wir im besseren Schatten eines weit erhabeneren Baumes rasten, im Schatten des Kreuzes Christi. So bleiben wir denn ein Weilchen bei dieser Kreuzigungskapelle stehen und gedenken sinnend des schönen Verses aus dem Preisliede des Kreuzes: O edler Baum, des Preises wert. Den unsres Königs Blut verklärt. Der Christi heil'ge Glieder trug, Als unsre Sünd' ihm Wunden schlug. And weiter schreiten wir auf dem traulichen Stufen¬ gang. Endlich haben wir nach 192 Stufen die Höhe erreicht. Das Innere der Gnadenkirche. Ich grüße dich aus ganzer Seele, du zierlich liebes Kirchlein; bist ein Schmuckkästchen in deiner Art und die dich verwalten und für dich sorgen, werden einst für solche Verwaltung gar leichte, angenehme Rechenschaft legen können. Ein Blick in diese Kirche und wir fühlen uns heimisch darin. Nicht als ob das Ganze etwas Großartiges wäre. Nein, das nicht, aber lieb und traulich und freundlich und Peinlich rein erhalten. Bei jedem Altäre (und wir haben deren zehn gezählt!) möchte man stehen bleiben und recht ausgiebig betrachten. Doch daß wir die Sache regelrecht beschreiben. Wir haben als Grundriß ein Rechteck vor uns; Fassungs¬ raum etwa 2000 Personen. In dieses Rechteck schieben sich von jeder Seite (links und rechts) je drei Mauern hinein, so daß dadurch an den Seiten der Kirche gleichsam Zellen entstehen. In diesen Zellen stehen die Altäre. Ganz vorne steht der Hoch¬ altar und unmittelbar neben ihm noch rechts und links ein anderer Altar. Diese beiden Seiten¬ altäre sind aber von rück¬ wärts (und zwar wegen der schon erwähnten vorgescho¬ benen Seitenwände) gar nicht zu sehen. Mit diesem großen Rechteck aber ist die Kirche noch nicht abgeschlossen. Wenn wir zwischen Hochaltar und Seitenaltar hindurchgehen, finden wir hinter dem ersteren einen weiteren Raum, das Herz und Heiligtum den großen Kirchenplatz. Ei, ei, eine Lourdeskapelle! In Felsen stehet die weiße Madonna der Pyrenäen und ihr zu Füßen kniet die hochentzückte Bernadette Soubirous. „O Maria, ohne Makel der Sünde empfangen, bitt für uns!" Jetzt schauen wir um uns herum. Ein weiter, etwas ansteigender Platz, eine mit starken Kastanienbäumen bewachsene Bergwiese. Wohl ist unser Ziel die Gnaden¬ kirche, aber es geht fast nicht anders, man muß unwillkürlich non diesem herrlichen Plätzchen in die Weite blicken, wo eine reizende, entzückende Landschaft sich den trunkenen Blicken bietet. Doch zur Kirche! Dort steht sie vor uns: zweitürmig, groß, schmucklos. An einem Friedhöfe vorbei, der zu unserer Linken liegen bleibt, nahen wir dem Portale. Noch haben wir elf Stufen zu ersteigen, bis wir an der Schwelle der Kirche uns befinden. Ein nettes Tor, fast die einzige Zier der sonst ganz einfachen äußeren Kirchen- und Turmwände bringt uns in das Innere. dieses Gnad en orte s, eine Nachbildung des heiligen Häuschens von Nazareth. Erst als wir diese fromme Stätte gesehen hatten, wußten wir, warum sich dieser Ort „Nazareth" nennt. Bleiben wir in diesem Herzen Nazareths! Hier haben wir das Gnadenbild. Man hat uns gesagt, es sei aus Holz; es hat aber ein so wunderbar feines Ge¬ sichtchen, daß wir unbedingt der Meinung waren, diese Statue müsse aus Wachs sein. Das ganze Bildnis ist etwa lebensgroß, die Muttergottes hat ihr Kindlein auf dem linken Arme. Sie trägt als Zierat immer Gewänder aus kostbaren, verzierten Stoffen. Diese Lorettokapelle in „Nazareth" gehört zu den schönsten und zierlichsten in ihrer Art, die uns unter die Augen gekommen. Sie ist sehr licht, und sehr geschmackvoll und reichlichst ausgemalt. Die Wandgemälde, eine ganze Reihe marianischer Darstellungen, darunter auch Abbildungen von §^s sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess sjs Ess sss Ess Ess Ess Maria-Nazareth im Sanntale sssEssEssSsssssssssssEssssssssEsssssEss 349 anderen Gnadenorten, wirken sehr erbaulich und erwecken un¬ willkürlich Andacht im Kerzen des Beschauers. O vielgeliebte Mutter mein, Sollst mir gegrüßt in Andacht sein, And segne mich, der doch Dein Sohn, Der hoffend kam zu Deinem Thron! Von der wunderlieben Gnadenkapelle begeben wir uns Nicht nur das Volk, sondern auch der Bischof selber nahm seine Zuflucht zum neuentstandenen Keiligtume Mariens, wie es eine interessante Ausschreibung aus seiner Kand beweist, in welcher er sagt, daß ihm der unerfahrene Doktor in Laibach beinahe ums Leben gebracht hätte; und deswegen habe er nun seine Zuflucht zu Loretto und Nazareth genommen. noch einmal zurück in die Äauptkirche. Wie sehen da am Kochaltare als Altarbild eine sehr schöne Darstellung der Verkündigung Mariens, also wieder eine offenbare Erinnerung an das größte Ereignis von Nazareth. Neben diesem Kauptbilde fallen uns'zwei schöne seitliche Bilder auf, die wohl den hl. Franziskus von Assisi darzustellen haben. ' Zm großen und ganzen ist der Kochaltar etwas breit, aber nicht unschön. Über¬ haupt ist die ganze Kirche mehr breit als hoch angelegt und auch die Decke ziemlich flach abgewölbt. Der Baustil der Kirche muß wohl romanisch genannt werden. Zur besonderen Zier und zum Aufpuhe der Kirche gereicht das schöne Pfla¬ ster, sowie gut geschnitzte K irch e nstü h le, die offen¬ bar neueren Datums sind. Bevor wir die traute Kirche wieder verlassen, statten wir noch unter dem von vier Säulen getragenen Musik¬ chore einem Seitenaltare einen Besuch ab, der der Königin des heiligen Rosen¬ kranzes geweiht ist und an dessen gelungenem Altar¬ bilde wir uns erfreuen und erbauen. Eben um diese Zeit baten die durch das Vordringen der Türken aus der kroatischen Ordensprovinz vertriebenen Franziskaner-Ordenspriester den Laibacher-Bischof um Überlassung der Kirche zu Maria-Nazareth, damit sie sich hier niederlaffen und ein Kloster errichten könnten. Dieser Bitte willfahrte der Bischof und schon am 25. Oktober 1632 Maria-Nazareth, Inneres der Kirche. Phot. Lenz, Cilli. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Dem Laibacher Fürstbischof Thomas Chrön gefiel es, auf jenem Kügel, der heute das Franziskanerklostcr trägt, eine Lorettokapelle zu erbauen; er wollte dadurch der allerseligsten Jungfrau Maria eine besondere Ehrung bereiten. Da jedoch der betreffende Kügel, der den Namen Gradisöe führt, nicht sein Eigentum war, so war es vor allem notwendig, sich das Eigentumsrecht zu verschaffen. Dies geschah denn auch, und zwar so, daß der bisherige Kerrschasts¬ inhaber den ganzen Kügel aus seinem Landesgerichtsbezirke ausschied. Im Jahre 1625 mußte der Kapellenbau so ziemlich zu Ende geführt gewesen sein, wie ein ober der Türe eingesenkter Denkstein es kundtut. Die nächsten Jahre wurden dazu verwendet, die neue Lorettokapelle inwendig recht schön und nett einzurichten. wurde das Lbergabsprotokoll ausgenommen. Aus diesem Protokoll ersehen wir, daß die Marienstatue während der sieben Jahre des Bestandes der Lorettokapelle mancherlei Pretiosen als Weihegeschenke erhalten hatte (drei goldene Fingerringe, vier Alabasterkronen, verschiedenen Silberzierrat), ein Zeichen, daß die Verehrung des Volkes für das neue Keiligtum nicht unbedeutend ge¬ wesen sein mag. Sicherlich aber trug die neue Niederlassung einer ver¬ hältnismäßig großen Ordenssamilie nicht wenig dazu bei, dem Orte noch größere Anziehungskraft zu verleihen, da es ja den Pilgern dadurch leicht gemacht war, ihr Bedürfnis nach dem Sakramentenempfangc zu befriedigen. Die Franziskaner schritten alsogleich zum Baue des erforderlichen Klostergebäudes und bestritten die Bau¬ kosten zumeist aus den zahlreichen bei der Kirche eingehenden 350 SsT SsT SsD SsT S^D SsD SsD SsD SsD SfD SsT SsD S^D Ä)cttrM-NOAÄ^bty LIN StlNNttt^b SsD S^T S^D S^T SsD SsD S^T SsT S^D SsD SsT SsD SsT S^T S^Z Opfergeldern, sowie auch durch eigens hiezu eingeleitete Sammlungen in der Umgebung. Etwas später (wohl um das Jahr 1661) wurde die heute noch bestehende Kirche an die Lorettokapelle angebaut und der Empfängnis Mariens geweiht. In den josefinischen Zeiten wurde in Nazareth eine Lokalie errichtet; selbe wurde zuerst einem Weltpriester übergeben, aber bald hieraus der jeweilige Guardian des Klosters zum Kuraten bestellt. 1961 300jähriges Jubiläum der Vollendung der Kirche.-- Ständige Priester: 6 Patres Franziskaner der Kramer Provinz (Leiligenkreuz). Leilige Messen fremder Priester: jährlich 20 bis 28. Kommunikanten: jährlich 15.000 bis 20.000 (dazu noch gegen 10.000 Pfarrangehörige). Besucher: jährlich 30.000. Geschloffene Prozessionen: jährlich keine. Äauptfest: Mariä Verkündigung. Auch alle andere» Marienfeste. Seelenanzahl der Pfarre: 890. Nächste Post: Prafiberg in Steiermark. Meereshöhe: Zirka 390 m. Ständige Devotionalienhändler: Keine. Gasthäuser: 2. Der Besuch des Wallfahrtsortes nimmt ab. Nationalität: Alles slowenisch. Zufahrten. Laibach — Stein. 1'/4 St., K —.80. Von dort etwa 6'/2 St. Fußtour ostnordöstlich. C i l l i—Packdorf, 1 St., K —.90. Von dort l^/i St. west¬ südwestlich. K la g en su rt—Packdorf, über Anter-Drauburg (um¬ steigen), 4 St., K 4.80. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Nazareth— Maria-Neustift (bei Oberburg), 4 Gehstunden westsüdwestlich. Maria-Nazareth—P letrowitsch, Eisenbahn Packdorf— Pletrowitsch, 50 Mim, K -.70. Maria-Nazareth—S t. Josef ob Lilli, Eisenbahnfahrt nach Lilli (wie oben). Maria-Nazareth—M ar b u r g, Eisenbahn Packdorf— Anter-Drauburg (umsteigen)—Marburg, 4 St. und mehr, K 4.80. Literatur. Orožen, Bistum nnd Diözese Lavant, Selbstverlag, Laibach 1877, II/2, 246 ff. Austria-Kal. 1845, 203. Schematismus der Krainer Franz.-Prov. (lat.), Laibach. Phot. Pfarrer Franka, Ossiach. Maria-Nazareth, Altar und Gnadenbild in der Loretto-Kapelle. Seit jener Zeit weist die Geschichte der Kirche und des Klosters keine hervorstechenden Ereignisse auf. Friedlich und stille, wie seine natürliche reizvolle Lage, war allezeit auch die nun schon dreihundertjährige Geschichte dieser gnadenreichen Stätte des Gebetes und der Andacht. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1925 ZOOjähriges Jubiläum der Erbauung der Loretto¬ kapelle. 1932 300jähriges Jubiläum der ??. Franziskaner. Gebet. Erhabene Mutter des Lerrn! Die Du einst in Nazareth ein heiliges, verborgenes Leben geführt hast und nun unter vielen anderen Leimstätten auch im stillen Waldestale der Steiner Berge das Bild Deines geliebten Häuschen er¬ schauest, wir bitten Dich, daß Du uns, die wir jetzt im Geiste an diese Stätte gewandelt sind, vom Pimmel aus segnest! Laß uns mit heiligen, erhebenden Gedanken, mit neuen, guten Vorsätzen, mit gestärkter Hoffnung von dannen ziehen und verleihe uns, daß wir, die wir Dich auf Erden in Deinem bescheidenen Wohnhause ausgesucht haben. Dich bald in Deinem himmlischen Palaste schauen und verehren dürfen. Amen. SsT S^T SfD SsD SsD S^D SsD SsD SfT S^D SsT S^D SsD S^T S^T SsT Euschartbbkg SfT SsD S^D SsT SsD SsT S^D S^T SsD S^T SsT SsD SsD S^D SsT S^D 351 Lulchsnberg). Kärnten. 13.000 bis 20.000 Kommunikanten. Wenn die Frühlingsblumen blühen. Blickt der Kärntner auf zur Löh' ,Zum Luschari muß ich ziehen. In die Mutkergottesnäh'!" And er klimmt auf steilen Wegen Froh zum Leiligtum hinauf, Lolt sich seiner Mutter Segen Dort für seinen Lebenslauf. Einleitung. mir gegrüßt, du hoher, heiliger Berg, du stolzer Ruhm des Kärntnerlandes, du kostbares Juwel im sHsSW Steingeschmeide der Julischen Alpen! Dich grüßen von allen Seiten her deine ungeheuren Felsenbrüder: des Mangarts Riesenwände, des Wischbergs stolzer Grat, des Triglavs kahle Käupter, wahrhaft die Fürsten der julischen Berge. Dir winkt ganz nahe des Steinernen Jägers wildes Gehänge, dir winkt — ein Bruder dem Bruder — der viel¬ gerühmte, schöne Dobratsch. Zu deinen Füßen öffnet der grausige Felsenkessel der Seissera seinen kraterförmigen Schlund, als blickend und sinnend, wo sie des Füllhorns Segen am besten und schönsten über das arme Geschlecht ihrer menschlichen Brüder auszugießen vermöchte. And ihr suchendes Auge fiel auf dich, glücklicher Berg! And sie nahm Besitz von dir und sprach: „Kier ist's gut sein, hier will ich meine Kutte bauen, einen Gnadenthron zugleich für meine Brüder, die Menschen!" — And sie machte dich groß und berühmt und beliebt, und ließ deinen Namen „Luschari" einen Namen der Wonne und des Trostes werden. And darum, wenn wir dich heute rühmen und preisen, du prächtiger Berg, — nicht dich rühmen wir, nicht deiner eigenen Schönheit schallt unser wollt' er laut dein Lob verkünden, das Lob des Berges Luschari! Dörfer und Gehöfte grüßen herauf aus riesiger Tiefe und der Bäche Silberglanz winkt und blinkt aus dem umgebenden Grün der Matten und Wiesen. Fröhlich und herzlich stimmen wir ein in diese mannigfachen Grüße. — Aber nicht du selber bist es eigentlich, schöner Berg, dem unsere Begeisterung gilt, nicht die toten Felsen, nicht die starren Massen des Ge¬ steins, auch nicht deine steilen Kalben, nicht der grüne Waldesmantel, der deinen riesenhaften steinernen Leib verhüllt, kann heute unseres Grüßens Ziel und Gegenstand fein. Anderes ist's, was heute unseren Sinn und Geist mit den Ketten der Liebe in deinen Bannkreis zieht: — bist ja einer von jenen glücklichen Bergen, die Gottes Erbarmen sich gewählt zu Stätten der Gnade und Kuld, einer von jenen Bergen, denen (um mit einem uralten Worte der Schöpfungsgeschichte zu sprechen) Gott selber seinen Odem einzuhauchen sich gewürdigt hat. Jahrtausende, ja vielleicht Äunderttausende standest du vergessen, unbeachtet, an Wert in keiner Weise vorgezogen deinen Bergesbrüdern rings um dich. Da kam des Kimmels Königin, die holde, milde, unaussprechlich süße Frau, — sie kam, in ihren Armen tragend ein blitzendes Füllhorn der Gnaden, ein Füllhorn zum Abcrfließen reich an Segen und Erbarmung. And sie stand ob den Julischen Alpen, weithin ') Das „sch" in Luschari wird weich ausgesprochen. Eine seltenere Schreibweise ist Ascharye. Luschariberg. Preislied, nein: Maria ist's, die wir grüßen, — sie alleine, die wir jubelnd preisen. Aufstiege zum Luschariberge. Der Berg Luschari liegt 1789 m über dem Meere, 1044 m über der Schnellzugsstation Tarvis, 984 m über der nächsten Station Sassnitz. Es gibt zu seiner Löhe fol¬ gende fünf Aufstiege: 1. Von Tarvis gegen Südwesten, markierter Tou¬ ristenweg, 3Vz St. 2. Von Saifnitz gegen Süden, der Pilger weg, auch Grabenweg genannt. Es ist der am allermeisten be¬ gangene, verhältnismäßig beste Weg. Dieser Weg zweigt etwa Vi St. außerhalb Saifnitz von der Landstraße ab; sein Beginn ist durch einen steinernen Engel, der mit der Kand gegen die Luscharibergkirche weist, markiert. Anfangs geht es ganz gemächlich und so lange man noch das Kirchlein 352 ssssfDssssft>sfssft>sft>sst>Eft>Eft><öf°>sft>sft>Eft>sft>EsT Euschariberg Efti ssDsft>sft>sft>sfssft>sft>sft>sfssft> Ess Ess EsZ winken sieht, vermeint man, in Kürze droben sein zu können. Die Sache ändert sich wesentlich, sobald man in den Luschari- graben gekommen ist. Der Weg geht dann steil empor, ist zum Teile erst den Felsen abgerungen, führt ost im Schatten mächtiger Nadelholzbäume dahin und bringt uns, an zwei Quel¬ len vorüber, nach etwa zwei Stunden auf die lieblich gelegene Luscharialm, wo wir eine dritte Quelle und auch ein Wirts¬ haus finden, in dem man gegen wenig Geld gute Ware be¬ kommt. Diese Luscharibergalm ist ein sehr liebes, trautes Plätzchen. Nun kommt das letzte Stück des Weges. Links starren da die trotzigen Felsgebilde des wilden Steinernen Jägers aus den Wanderer hernieder. Die Sage weiß von diesen drohenden Gesteinsmafien fol¬ gendes zu berichten: Es waren einst zwei kühne Jäger; ihnen war's nicht recht, daß am nahen Luschariberge ein Gnadenbild Einzug hielt und mit dem Gnadenbilde betende, singende, also lärmende Wallsahrtsscharen; ihr kostbares Wild, so grollten sie, werde ihnen verscheucht. Da gingen sie denn hin und schossen im wilden Wermuts ihre spitzigen Pfeile gegen das Bild Mariens; die Strafe Gottes sollte ihnen nicht erspart bleiben; in Stein verwandelt müssen sie als warnende Standbilder ob dem Luschari stehen, Jahrhundert für Jahrhundert, unfreiwillige Zeugen der .Herrlichkeiten dieses marianischen Gnadenthrones. Noch folgt, am Bettlerkreuz vorbei, ein recht steiles Wegstück gegen Westen, dann aber führt ein schön gebahnter Weg an der Westseite der eigentlichen Luscharibergkuppe sanft empor, bis die Kirche erreicht und die dritte Wegstunde so ziemlich erschöpft ist. 3. Der Steinweg. Ebenfalls von Saifnitz herauf. Er verbindet, ohne die Alm zu berühren, die Kirche direkt mit dem untersten ebenen Teile des Pilgerweges. Seinen Namen Steinweg trägt er in allen Ehren. Er ist zugleich der Schlittenweg; doch davon später noch. 4. Der Raiblerweg. Dieser kommt von Osten her, ist anfangs sehr steil, dann etwas leichter, führt immer durch Wald, bietet ab und zu schöne Ausblicke auf die Felskolosse der Iulischen Alpen und vereinigt sich schließlich (von der Straßenabzweigung aus gerechnet in etwa 2 St.) mit dem Sassnitzer Wege auf der Alm. Dann also noch das letzte Stück von der Alm empor. 5. Ein letzter Weg, der von Westen heraufführt, soll besonders steil sein, kommt aber nur für die dort Ansässigen in Betracht. Die Gnadenkirche. Nun ist die stolze .Höhe erreicht! Am die letzte Berges¬ kuppe biegend, sehen wir das ersehnte Ziel, die Kirche, nur wenige hundert Schritte vor uns. So sei uns denn herzlich gegrüßt, Maria, Keil der Kranken, der Sünder Zuflucht, der Betrübten Trösterin, den Irrenden ein Licht, allen die guten Willens sind, liebende Mutter! Sei uns gegrüßt an dieser Stätte, die Dein freier Wille sich zum Orte des Erbarmens erkoren, sei uns gegrüßt in diesem schlichten Tempel, in diesem bescheidenen Gnaden¬ bilde ! Ein einfaches, niedriges Kirchlein mit einem ebenso einfachen dicken, viereckigen Turme, das ganze an eine Berg¬ lehne hingebaut und von fünf bis sechs Käufern umgeben, das ist die Gnadcnstätte Luschari. Durch eine Doppelreihe von Verkaufsbuden hindurch und vorbei an dem „Pfarrhose", oder richtiger gesagt, an dem Wohnhause der Franziskaner-Wallfahrtspriester, kommen wir zur Kirche. Wir treten ein. Wir finden nichts besonders Rühmenswertes darin. Eine Dorfkirche, die etwa für 800 Personen Raum bietet und genau in Kreuzes¬ form erbaut ist. Der Kochaltar, auf dem das Gnadenbild ausgestellt ist, ist gerade an jener Stelle aufgebaut, an der einst das Bild aufgefunden ward; eine lateinische Inschrift am Chorbogen, oberhalb des Presbyteriums, erinnert an diese Auffindung: „In koL LoLo IVluter Lkrlstl InVentu stellt"; zu deutsch: „An dieser Stelle ist die gefundene Mutter Christi gestanden". Dieser etwas geschraubte Satz wurde erwählt, weil er zugleich ein „Chronographikon" sein soll, es geben nämlich die großen Buchstaben zusammengezählt die Jahres¬ zahl EcdVIIHI (1360). Die Kirche hat im ganzen vier Altäre, zeigt an der Decke Gemälde, macht aber sonst den Eindruck einer gewissen Leere. Doch muß man bedenken, daß diese Baulichkeit schon uralt ist, ferner daß in einer so bedeutenden Köhe mehr aus solide Bauart als auf besonders prunkende Ausstattung gese.hen werden muß; und endlich kommt auch noch der Llmstand in Betracht zu ziehen, daß dieses Gotteshaus nur Sommerkirche ist; die Wallfahrtssaison dauert vom Feste Christi Kimmelfahrt bis zum Rosenkranzsonntage; die übrige Zeit des Jahres steht der Bau vollständig verlassen, da sich alle Bewohner in das schützende Tal zurückziehen und die Gebäude auf der Bergeshöhe oft ganz und gar verschneit und vereist sind. Der Luschariberg ist, was die Seehöhe betrifft, der allerhöchst gelegene Wallfahrtsort der Monarchie und man muß sich wahrhaftig wundern, daß an einem so schwer zugänglichen Orte jährlich 13.000 bis 20.000 Kom¬ munikanten gezählt werden. Wenn man noch obendrein be¬ denkt, daß in der Fasten- und Osterzeit, sowie an den drei goldenen Samstagen im Oktober unser Wallfahrtsort Luschariberg vollkommen menschenleer ist, während andere Wallfahrtsorte gerade in diesen Zeiten hohen Besuch auf¬ weisen, so ergibt sich daraus, daß wir mit vollstem Rechte diese Kommunikantenzahl um 100 Prozent vermehren und den Luschariberg so einreihen könnten, als ob er 40.000 Kommunikanten aufwiese. Jedenfalls gehört der Luschariberg zu den berühmtesten, bekanntesten und häufigst genannten Wallfahrtsorten Österreichs. Das Gnadenbild. Last nicht Lände, hast nicht Füße, Gnadenbild, das ich hier schau, Dennoch wärmstens ich begrüße Lier die hohe Limmelsfrau. Arm wie einst in Bethlems Stalle, Scheint ihr schlichtes Gnadenbild, Dennoch ist und bleibt für alle Sie die Mutter wundermild. Die hier folgenden Notizen über das Gnadenbild von Luschari, die wir sonst nirgends vorgefunden hätten, hat uns der Kochw. Kerr Pater Guardian von Saifnitz, ?. Adolf Maria-Luschari (Kärnten). (Seite 351). Phot. Kilophot, Wien XlX. Äärl Heidrich, Wien/ lse. Maria-Luschari, die Auffindung der Statue. E-il- M-). SsZsfssfssfssfTsfssssEssEfsEjDEssEfDsfsssTEfssfDsfsEfs Luschariberg sfs sss sfs Ess sss Efs Efs EfS sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs sfs Z53 Lader m einem eigenen Handschreiben mitgeteilt. Wir geben seinen interessanten Aufschlüssen mit Vergnügen und bestem Danke ungeschmälert Raum: Im Gnadenaltare Anserer Lieben Frau am Luschari- berge ist ein altes Bildnis der heiligen Gottesmutter. Es ist eine stehende Statue der Gottesmutter mit dem heiligen Iesu- kinde auf dem linken Arme. Es ist aus Lindenholz und 0<54 m hoch. Beim Bildnisse sind nur die beiden Köpfchen direkt aus den Händen der Köchinnen gegen Barbezahlung erkaufen. So sonderbar diese Einrichtung, die freilich nicht an ein erstklassiges Hotel in der Hauptstadt erinnert, anfänglich scheint, so praktisch und vorteilhaft ist sie bei den gegebenen Ausständen in der Wirklichkeit. Es wird dadurch das so teure Menschemnaterial erspart, und diese Ersparnis scheint wieder dem Pilger zugute zu kommen: denn was man hier bekommt ist im großen und ganzen gut und billig?) ausgearbeitet, wie es bei alten Muttergottesbildnissen ge¬ wöhnlich der Brauch war, der übrige Körper ist mit Seide, das heißt, wie es scheint, mit einem Velum aus Seide um¬ wickelt und nur an der Vorderseite mit einem silbernen Mantel versehen, wie es bei den Heiligenbildern in der griechischen Kirche häufig vorkommt. Demnach sind von dem ganzen Körper nur die beiden Köpfchen zu fehen und nicht einmal die Hände. Das Bildnis hat an und für sich nichts Auffallendes, doch die Köpfchen sind nicht schlecht ausgearbeitet. Das Haupt der Gottesmutter ist in ziemlich guter Proportion zum ganzen Körper (1:6). Das Haupt des Iesukindes ist halb zu seiner Mutter, halb zum Volke gewendet, die Muttergottes schaut direkt auf das Volk. Beide Häupter bedecken vergoldete Silberkronen. Die Augen beider scheinen dunkelgrau zu sein, ebenso ist ihre Gesichtsfarbe sehr dunkel, sei es vom Alter, sei es, daß sie schon anfangs so dunkel angebracht war. Auch die Qualität der angebrachten Farben ist nicht möglich festzustellen. Das Bildnis erinnert sehr an die orientalischen (griechischen) und an die alten Kata¬ kombenbilder, was gewiß ein Zeichen von hohem Alter ist. Diesen Mitteilungen des Hochw. Herrn ?. Lader fügen wir noch an, daß das Bild, scheinbar auf einer großen aber sehr schmalen Mondsichel stehend, samt dieser Mondsichel in einem ovalen Barockrahmen eingefügt ist, der eine ziemlich ungefüge Darstellung von Wolken bietet. Vor dem Gnadenbilde hängen an langen Kettchen mehrere Reihen von großen Gold- und Silbermünzen, die einen ganz eigenen Anblick gewähren. Die Gasthäuser. Außer dem schon erwähnten Wohnhause der Franzis¬ kanerpatres und den Häusern der Devotionalienhändler gibt es auf der Höhe des Luschariberges noch zwei geräumige Gasthäuser, deren verfügbare Lagerstätten meistens bis auf das letzte Plätzchen besetzt sind. Phot. Pfarrer Franta, Ossiach. Luschariberg, Gnadenbild. Es geht in diesen Wirtshäusern noch recht patriarcha¬ lisch zu. Da sitzen in großen, rauchigen Stuben (doch gibt es auch Extrastübchen) die Pilger an langen Tischen beisammen; man hört da slowenisch, deutsch und italienisch sprechen; so führt die Liebe und Verehrung zur Mutter des Herrn die Nationen in Eintracht zusammen. Die großen Wirtsstuben sind zugleich Küchen. Am einen gewaltigen Herd hantieren die flinken Köchinnen. Sie sind von der „Außenwelt" durch feste eiserne Barrieren, die etwa euren Meter weit vom Herde abstehen und ringsherumlaufen, abgesperrt. Kellner und Kellnerinnen gibt es hier nicht; wer etwas haben will, muß zu den Barrieren kommen und es sich Schlittenfahrten ins Tal hinab. Luschari steht jedenfalls auf der Höhe der Zeit; denn wenn das Rodeln heutzutage als hochmoderner Sport an¬ gesehen werden kann, so ist auf dem Luschariberge diesem Sport schon seit Jahrhunderten fleißig gehuldigt worden, alter¬ st Zu dieser Schilderung, die unsere persönlichen Er¬ fahrungen aus früheren Jahren wiedergibt, macht die hochw. Kirchenvorstehung anno I9l3 folgende Notiz: Dies entspricht derzeit (1913) nicht mehr der Wahrheit, denn die Wirtsstuben sind seit sieben Jahren nicht mehr zugleich Küchen; diese sind nunmehr von den Gaststuben getrennt. Des Österreichers Wallfahrtsorte. 23 3^4 SsD SjD SsD SsT SjD SsD SsT SsD Ese> SsT SsT SsD SsD SsD VsD SsD Luschariberg S^sD S^sT S^sD S^sT S^sT S^sT S^D G^sD SsT E^sD S^D S^T S^T S^T S^D E^T E^T dings mit zwei Unterschieden: Sonst nämlich wird nur im Winter gerodelt, am Luschariberg aber nur im Sommer. Ferner liest man jetzt jeden Sonntag von zahlreichen oft Phot. Tücher, Saifnitz Fertig zur Talfahrt vom Luschariberg. schweren Anfällen beim Rodelsporte, am Luschariberge soll trotz der gewaltigen und außerordentlich steilen Rodelbahn sich bisher noch kein Anfall ereignet haben. Wir hatten schon früher von diesen ganz eigenartigen Talfahrten vom Luschariberge ins Tal hinab vernommen und wir müssen gestehen, daß uns die Neugierde nicht wenig reizte. Wir wollten die abenteuerliche Fahrt jedenfalls pro¬ bieren, um darüber aus eigener Erfahrung berichten zu können. Vor allem ist es notwendig, daß man sich im Tale unten, in Saifnitz, einen Schlitten eigens bestelle. Die Schlittcnführer aber wohnen zumeist im untersten Teile des Luscharigrabens, dort wo die starke Steigung beginnt; dort ist ja auch das Ende der Talfahrt. Eine feste Taxe gibt es unseres Wissens für diese Fahrten nicht, wenn wir uns recht erinnern, zahlten wir dafür 5 Kronen. Der Führer muß da zunächst den schweren, gut mit Eisen beschlagenen Schlitten auf seinen eigenen Schultern über den sehr steilen Stcinweg hinauftragcn. Dieses Äinauft schleppen ist nach Aussage der Führer das allerschwerste. Dennoch kommt es vor, daß manche dieser Leute diese be¬ schwerliche Partie an einem einzigen Tage sogar zweimal mitmachen. Bei der Talfahrt setzt sich der Passagier rittlings auf den Schlitten, während der Führer das Fahrzeug meistens zieht, manchmal aber auch an den steilsten Stellen sich selber vom auf den Schlitten kauert und darauf zu achten hat, daß das Gefährte stets in einer ungefährlichen Richtung dahin- glcitc. So geht's über Stock und Stein, über Baumwurzeln und Geröll bergab. In etwa 25 Minuten ist die merkwürdige Fahrt zu Ende. Wir müssen ehrlich gestehen, daß uns das Ganze wenig befriedigte. Wir hatten uns die Sache so vorgestcllt, daß die Fahrt zumeist über glatte Wiesengehänge mit einer gewissen Eleganz und Leichtigkeit vor sich gehen würde; dafür aber mußten wir erkennen, daß es vielmehr eine schwere, hart an¬ strengende Arbeit für den Führer war. Wir hatten das Gefühl einer gewissen Beschämung, daß uns hier von einem Mitmenschen, den wir als ein uns vollkommen ebenbürtiges Geschöpf betrachten, uns so niedrige, fast möchten wir sagen „zugtierartige" Dienste geleistet werden mußten. Freilich wirken demgegenüber Acberlegungen anderer Natur etwas versöhnend und besänftigend: Erstens die vielleicht Jahr¬ hunderte alte Gewohnheit und zweitens der Amstand, daß diese Dienste für die Leute in der Tat eine fast ständige Er¬ werbsquelle bilden, die sie selber wollen und mit der sie sich stillschweigend einverstanden erklären. Also Lebwohl für diesmal, lieber Luschariberg! Noch von Saifnitz aus blicken wir empor und grüßen das liebe Kirchlein hoch droben auf der Bergeshöh', das sich vom Tale aus wie die Kolzfigürlein einer Spielereischachtel präsenticrr. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die Auffindung des Gnadenbildcs. An einem Samstage abends des Jahres 1360 soll es gewesen sein, da wollte der Gemeinde-Schafhirt des Dorfes Saifnitz die zerstreuten Tiere in die Hürde treiben, damit sie des Nachts vor Anwetter und Gefahr gesichert wären. Aber wer beschreibt seine Angst, als er die ihm anvertraute Herde auf den gewohnten Weideplätzen nicht vorfand. Rasch machte er sich auf die Suche, begann zu rufen und zu flöten und durchstreifte eiligen Schrittes die Wald- und Wiesengebiete ringsumher. Amsonst! Die Herde war nicht zu finden. Immer schneller ward da sein Schritt, immer dringender sein Ruf, immer angstvoller sein Herz. . Schon hatte er auf seinen Streifungen fast die Höhe des Berges erreicht. Da bot sich seinen überraschten Augen ein sonderliches Bild: er sah seine ganze Herde regungslos um einen Busch ver¬ sammelt. Schnell eilte er hin; und siehe da, die Schafe waren alle in einer Stellung, als ob sie die Knie gebeugt hielten, und alle schauten, ohne ihre Augen abzuwenden, auf den Wachholderstrauch, den sie so sonderlich umzingelten. Da trat der erstaunte Hirte näher, nachsehend was es da gäbe. Schauder ergriff ihn, als er nun im Wachholder- strauchc eine zwei Fuß hohe, aus Holz geschnitzte Marie n- statue vorfand — das heutige Gnadenbild. Mit Ehrfurcht nahm er den unerwarteten Fund in seine Arme, küßte das Bild und beschloß, es alsoglcich, noch an demselben Tage zum Pfarrer von Saifnitz ins tiefe Tal hinabzutragen. Doch kaum hatte er begonnen sich zu bewegen, so war seine ganze Herde sofort hinter ihm her und alle miteinander gaben ihm das Geleite talab. Da kamen wohl ob solcher Prozession aus allen Käufern von Saifnitz die Leute heraus und betrachteten mit Staunen den merkwürdigen Zug, und viele schloffen sich sofort an und gingen zum Pfarrhausc mit. Der würdige Pfarrherr horchte auf den Bericht, war darob erstaunt und fragte die versammelte Menge, ob denn niemand von der Herkunft dieses Bildes zu berichten wisse, ob es jemand als Eigentum zugehöre und ob niemand wisse, wie cs in jenen Wachholderbusch geraten; aber niemand wußte Antwort zu geben. §fSSfSSft>SsTSsDEfTSft>Ss°>Sf°>Sst>EfTSft>Eft>Efll>Eft>Sft>sft)Sft> Luschariberg sft>Sft>Eft>EfsSfSSfTSft>Sft>Eft>sft> 355 Da faßte der Priester den lobenswerten Entschluß: er wolle das Bild vorderhand bei sich behalten und im Pfarrhofe gufbewahren; man könnte ja später überlegen, was damit zu geschehen hätte. Alle waren mit diesem Entschlüsse zufrieden. Aber am Morgen, Sonntags, sollte sich etwas ganz Anerwartetes ereignen. Die Statue war aus dem Pfarrhofe verschwunden und niemand wußte wie und wohin. Die Schafe aber, die am vorhergehenden Tage die Finder der Statue gewesen waren, liefen in der Frühe, kaum aus der Lürdc gelassen, in schnellstem Laufe über die Berges- Halden empor, zur Spitze hinauf. So schnell, daß ihnen der Lirt kaum zu folgen vermochte. And alsbald sammelten sie sich wieder um den Wachholderstrauch und stellten sich gleich¬ sam verehrend rings herum auf. And siehe da! Im dichten Busche stand, wie Tags zuvor, das Bild der Muttergottes. Ganz erstaunt nahm der Lirt das wundersame Bild abermals an sich und wieder trug er es, begleitet von seiner Lerde, »ins Tal. Da schüttelte der Pfarrer wohl bedächtig sein Laupt, - nicht wissend, was er von der Sache zu denken hätte. Nochmals nahm er das Bild und verwahrte es sorgsam in seinem Lause. Doch dieselben geheimnisvollen Kräfte, die sich nun schon zweimal so wirksam gezeigt hatten, traten noch ein drittesmal in Tätigkeit und zum drittenmale ward das Bild am darauffolgenden Morgen in jenem Wachholder¬ strauche entdeckt. Da nahm es der Pfarrherr zu sich und reiste damit alsbald zu seinem Bischöfe und Oberhirten, dem Patriarchen von Aquileja; ihm erzählte er den unerhörten Fall. Mit gespanntem Interesse horchte der Kirchenfürst auf den Bericht und nachdem er sich hinlänglich von der Wahr¬ heit des Erzählten überzeugt, küßte er ehrfurchtsvoll die Statue, gab Erlaubnis, sie öffentlich zu verehren und sprach den Wunsch aus, daß an jener Stelle, wo der Wach¬ holderstrauch grüne, eine Kapelle erbaut, und daß die auf¬ gefundene Statue als Gnadenbild auf den Lochaltar dieser Kapelle aufgestellt würde. Mit Jubel nahm die Bevölkerung diesen Wunsch des Oberhirten entgegen, willig brachte sie Geldopfer und rüstig machte man sich an den neuen Bau. And da war auch, so erzählt uns die Legende, ein von Geburt aus blinder Mann. Der vernahm von dem Fund der Statue, von der neuen Kapelle, die auf der Spitze des Luschari gebaut werden sollte. Da ergriff glühendster Eifer fein Lerz. Soweit seine Blindheit es gestattete, wollte er sich an dem heiligen Werke beteiligen. Deshalb begehrte er, daß man ihn hinaufführe; dort wolle er wenigstens Steine Zusammentragen zum Lcilig- tume. And da er nun an die Arbeit ging, ward ihm herr¬ licher Lohn seines Vertrauens zuteil: die von Geburt aus unbrauchbaren Augen erlangten alsbald ihre Sehkraft wieder. Lei, wie durch solches Wunder der Eifer der Bau¬ leute, die Andacht der Wallfahrer sich mächtig entfachte! Seit jener Zeit krönt die Felsenspitze des Luschari ein ehrwürdiges Leiligtum Mariens; seit jener Zeit gehört der Luschari zu jenen auserwählten Gnadenstätten, die der müden, kranken, betrübten Menschheit Krast und Gesundheit und Tröstung vermitteln. Leil Luschari! — — Das Jubiläum im Jahre 1760. Die Geschichte des Luschariberges ist arm an hervor¬ ragenden Zügen und mit Recht bemerkt einer der Geschichts¬ schreiber dieses Berges: Das größte geschichtliche Ereignis ist die Entstehung selber und ihr wunderbarer Fortbestand durch 550 Jahre bis auf den heutigen Tag. — Dieser Ge¬ danke hat etwas für sich: daß eine so abgelegene schwer zu¬ gängliche Kirche sich durch mehr als ein halbes Jahrtausend als gefeierte Wallfahrtskirche behaupten konnte — scheint dies nicht fast ein Mirakel? Mit großer Feierlichkeit wurde das Jubiläum im Jahre 1760 gefeiert. Am Maria Limmelfahrtstage versammelte sich eine ungezählte Menge Volkes auf der luftigen Löhe. Drei Tage lang dauerten die Festlichkeiten. In feierlicher Prozession wurde das wunderbare Bild um die Spitze des Berges getragen. Todesurteil und Auferstehung. Kaiser Josefs II. Wille und Machtgcbot bereitete auch der Wallfahrt auf dem Muttergottesberge zu Luschari ein gewaltsames Ende. Im Jahre 1786 war es, da auch für diese berühmte Stätte das Dekret der Aufhebung, der Befehl der Zerstörung eintraf. Man fragt sich vergebens, was der Luschariberg verschuldet und auch das andere fragt man sich, welche Mißbräuche denn bei dieser so opferreichen, mühseligen Pilgerfahrt zum Luschariberge empor vorgefallen seien. Das Gnadenbild wurde von seiner bisherigen Stätte weggetragen: nach Saifnih in die Pfarrkirche hin¬ unter. Die Altäre wurden zerstört, die Glocken entfernt, das Kirchenpflaster aufgeriffen. Das öde Gemäuer ward dem zer¬ störenden Einflüsse der Witterung überlassen. Schade, daß die eifrigen Lcrren in Wien damals nicht das zweite Buch Mosis, und zwar das 19. Kapitel, Versikel 12 und 13 vor 356 Sss sss SfT sss SfT SsT SsT SsD SsD SsD SsT SfD Sss SsD S^T S?D Luschariberg SsT SfT SsD sss SsT SsT SsT SsT Sss SsD SfT sss sss SsT Sss Sss Sss SsT Augen hatten und daß sie das nicht taten, was dort so deutlich und klar geschrieben steht: „Du sollst dem Volk rings herum Schranken setzen, und zu ihnen sagen: Littet euch, den Berg zu besteigen! und seine Grenzen zu berühren; und jeder der den Berg berührt, soll des Todes sterben; er soll gesteinigt oder mit Pfeilen erschossen werden!" Also diese eine so wichtige Maßregel war vergessen worden, und darum eilte das Volk von Kärnten und das vom Küstenlande nach wie vor hinauf zu den Ruinen der Muttergotteskirche. Wohl empfing sie dort nimmer, wie ehedem, fröhliches Glockcngeläutc, kein Priester spendete ihnen Segen vom Altäre aus, kein Gnadenbild grüßte vom Lochaltar her¬ nieder, — aber die Pilger knieten wie vor Jahren an der hochheiligen Stätte, in heißen Gebeten den Limmel bestürmend, daß er ihnen das geliebte Leiligtum wieder herstelle. And da man in Wien auch noch obendrein vergessen hatte, der Mutter¬ gottes das scharfe Dekret zukommcn zu lassen, daß sie sich künftig nicht mehr unterstehen dürfe, irgend jemand mit einer himmlischen Gnade zu belästigen, so stand die Löhe wie ehedem droben am Luschariberg in der Mitte ihrer treuen Kinder, um sie zu segnen und ihre Lerzensseufzer zu erhören. Schon nach vier Jahren der Verödung kam ein seliges Auferstehen. Am 15. September des Jahres 1790 gab Kaiser- Leopold den Befehl, das Gnadenbild von Saifnih wieder auf den Luschariberg zu tragen, und die Kirche wieder instand zu sehen. Mit unendlichem Jubel ward dieser kaiserliche Befehl befolgt und bald war alles wieder so, wie es früher allezeit gewesen war. Wenn das Datum der Wiedereröffnung richtig ist (und wir haben gar keinen Anlaß, daran zu zweifeln, um so weniger, da wir es in zwei Büchern vollkommen gleich angegeben finden), so drängt sich hier zweierlei mit Macht dem denkenden Geiste auf. 1. Am 20. Februar 1790 hatte Kaiser Josef II. die Augen für diese Erde geschloffen, und nicht ganz sieben Monate hernach, am 15. September desselben Jahres, liegt schon das kaiserliche Dekret seines Nachfolgers betreffend die Wiedereröffnung Luscharis perfekt vor; uns will dies erscheinen wie eine rasche, entschiedene Verurteilung der früheren Politik. 2. Während die bis zur Wiedereröffnung verstreichende Zeit bei anderen Wallfahrtsorten viel länger dauerte und während manche der damals zerstörten Kirchen bis heute nicht wieder aus den Trümmern erstanden, wurde gerade die Wallfahrt am Luschariberge so rasch wieder hergestellt, daß uns wenigstens kein anderes, ebenbürtiges Beispiel bekannt geworden ist. Dies spricht zunächst für die Berühmtheit des Luschariberges und vielleicht auch (obwohl wir dies letzte nur mit Rückhalt aus- sprechen) dafür, daß das slowenische Volk seine Leiligtümer mit besonders großem Eifer reklamierte. Noch mehr Nachdruck erhält dieser letztere Grund, wenn man erwägt, daß der zweite gewaltige slowenische Gnadenort Monte Santo, schon 1793 sein Auferstehen feierte, während z. B. nach Mariazell die erste Prozession erst vier Jahre später (1797) gestattet wurde. Die beiden letzten Jubiläen. Als im Jahre 1860 das fünfhundertjährige Jubiläum gefeiert wurde, war der Andrang auf dem Berge so groß, daß man es wohl in der Geschichte dieses Wallfahrtsortes als beispiellos bezeichnen muß. Nicht weniger als 103.000 Kommunikanten wurden in diesem Jahre auf der so unwirt¬ lichen Bergeshöhe gezählt, das ist also, wenn man die Wall¬ fahrtszeit auf den Luschari mit 150 Tagen ansetzt, im Durchschnitt eine tägliche Kommunikantenanzahl von 680 Personen. (Das heißt nicht bloß an Sonn- und Feiertagen sondern auch an jedem Wochentage!) Am diesem Andrange Genüge leisten zu können, mußte die heilige Kommunion häufig genug im Freien ausgespendet werden, wobei die Kommunikanten auf der bloßen Erde um die Kirche herum niederknieten. Aber die letzte Jubelfeier (550jähr. Iub. der Entstehung im Jahre 1910) liegt uns folgender Bericht vor: Die Jubelfeier begann unter großen Schneefällen am 4. Mai 1910 und dauerte bis zum Rosenkranzfeste am 2. Oktober. In allen Monaten ohne Ausnahme gab es Heuer auf dem Luschariberge Schnee, bei der Eröffnung lag er noch 3m hoch. In der ganzen Zeit wurden 21.150 heilige Kommunionen gereicht, 705 heilige Messen daselbst zelebriert und 65 Vorträge gehalten, und zwar 32 in slowenischer und 33 in deutscher Sprache. Die Beichtväter waren sehr in Anspruch genommen und mußten häufig bis 10 und 11 Ahr, einige Male auch bis 12 Ahr nachts Beicht hören. Es waren beständig drei Beichtväter auf dem Berge tätig. Es kamen neben einzelnen und gruppenweisen Wallfahrern im ganzen 50 Prozessionen, darunter solche aus weiter Ferne, z. B. aus Süd- und Nordsteiermark, aus Kram, ja sogar Prozessionen von Görz und dem noch entfernteren Küsten¬ lande wallten zum heil. Berge. Am 2. Oktober fand die schöne Feier mit einem feierlichen Pontifikalamte ihren Abschluß. Gebetserhörungen. Von einer Lawine gerettet. In Tirol lebte eine fromme Frau, die zum Luschariberge eine ganz besondere Zuneigung hatte; sie war schon sechzehnmal droben und sagte, obwohl sie mehrere Wallfahrtsorte kannte: „Nirgends kann man so andächtig und innig beten, als auf dem Luschariberge." Nun wurde das Laus dieser Frau im Jahre 1882 von einer Lawine gefährdet. Ein furchtbares Gewitter mit starken Regengüssen tobte die ganze Nacht hindurch; die Wildbäche schwollen an, Erdreich ablösend dröhnten die Lawinen mit unaufhaltsamer Wucht in die Tiefe und be¬ drohten auch jenes Laus gar sehr. Die fromme Tirolerin aber vertraute auf das Bild Anserer Lieben Frau vom Luschariberge, das in ihrem Zimmer hing und empfahl sich dem Schutze Mariens; das Bild, das sie stets so treu ver¬ ehrt hatte, war ihr Loffnungsstrahl. And was geschah! 2lm nächsten Tage fand man, daß eine furchtbare Lawine, die unfehlbar das Grab des Laufes geworden wäre und deren Dröhnen man wohl vernommen hatte, gerade ober dem Laus von ihrer bisherigen Richtung abgewichen und seitwärts weiter niedergegangen war. Für dieses Abschwenken von der ur¬ sprünglichen Richtung war aber nach menschlichem Denken keinerlei Arsache zu finden. — Die Tirolerin aber sagte: „Das hat Ansere Liebe Frau vom Luschariberge getan!" Allein gerettet! Im Jahre 1905 wurde ein Slowene, ein geborener Krainer, in Amerika in einem Bergwerke mit mehreren an- Hssft>sft>Eft>Sft>sft>Eft>Eft>sft>sft>Efssft>Eft>Eft)Eft>Eft>Eft>sft> Luschariberg Eft> Efti Eft>sft>Eft>Eft> Efti Efti Sft>sft>sft>sft Eft>sft> Efti Sft> 357 deren Arbeitern bei einem Grubeneinbruche verschüttet. In dieser Not flehte er zu Maria von Luschari um Lilfe und gelobte den ganzen Wochenverdienst nach Luschari zu senden, wenn er mit dem Leben davon komme. And siehe! Er allein ist gerettet worden. And der gelobte Wochenverdienst, ein Goldstück, ziert gegenwärtig das Gnadenbild der Muttergottes aus dem Luschariberge. Der Blick zum Luschariberg. Ein Bürgermeister aus Kärnten schreibt uns fol¬ gendes : Ich Gefertigter war einmal so glücklich, daß sich mir die Fürbitte Mariens in wunderbarer Weise bezeugte, wie ich es nötigenfalls durch einen Eid bekräftigen könnte. Ich werde den Fall erzählen. Ich, Johann Schumack, bin im Jahre 1845 geboren, und zwar in Kühns- dorf in Kärnten, und genoß, weil ich schon frühzeitig in der Wirtschaft beschäftigt wurde, nur zur Not den Schulunterricht. Schon im Jahre 1859 kam ich als Roßknecht zu einem Bauern. Ich mußte im Lerbst die Rosse auf die Kleeäcker führen und sie nach dem Abendessen wieder Heim¬ treiben. Da ich nun einmal beim Linaustreiben der Rosse reiten wollte, sprang ich so unglücklich auf, daß ich einen Lodenbruch erlitt. Ich hatte große Qualen und noch mehr deshalb, weil ich dann oft schon in der Finsternis über die holperigen Acker¬ schollen stolpern mußte, wenn die Pferde nach Lause ge¬ trieben wurden. Oft waren die Schmerzen so groß, daß ich bitterlich weinte. Da ich nun im Jahre >859 am 22. September, wenn ich nicht irre, am Quatembersamstage um neun Ahr abends, da schon große Finsternis herrschte, über die Felder ging, wurden die Schmerzen unerträglich groß. Wieder weinte ich; und in meiner großen Lerzensnot wendete ich mich gegen Sonnen¬ untergang hin, dorthin, wo ich die Gnadenstätte Maria- Luschari wußte, und begann weinend zu seufzen: „O, Maria von Luschari, hilf mir in dieser Krankheit!" — And siehe da, in dem Augenblicke, da ich in meiner Kammer an dem¬ selben Abend das Licht auslöschte, hörten auch die Schmerzen aus und ich wußte nur mehr so viel, wo sie früher einmal waren. Ich habe früher nicht reiten können und mußte immer zu Fuß gehen und die Pferde treiben, habe früher geweint vor Schmerzen, dann aber geweint vor Freuden, weil ich keine Schmerzen mehr hatte, und die Pferde leicht reiten konnte. Seit dieser Zeit kommen, wie zur Erinnerung, ab und zu an dieser Stelle nur mehr ganz unbedeutende Schmerz¬ empfindungen. Ich bin jede Stunde bereit, diese Erzählung mit einem Eide zu bezeugen. Statistisches. Nach st e Inbilä um s j a hr e: 1960 600jähriges Jubiläum der Entstehung. Ständige Priester: 3 Franziskanerpriester der Krainer Provinz (Leiligenkreuz). Heilige Messen fremder Priester jährlich: 130 bis 150. Kommunikanten jährlich: 13.000 bis 18.000. Besucher jährlich : 30.000 bis 35.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: Min¬ destens 14. Lauptfeste: Pfingsten und alle Marientage. Bewohner um die Kirche herum : Zirka 50. Ständige Devotionalienhändler : 8 bis 9. Gasthäuser: 2. Der Besuch des Wall- fahrtsortes ist etwas fallend. Nationalität der Wall¬ fahrer: Drei Viertel Slo¬ wenen, ein Viertel Deutsche, sehr wenig Italiener. Zufahrten. Da die nächste Eisen¬ bahnstation Saifnitz keine Schnellzugsstation und über¬ dies von Tarvis aus mit der Bahn in zwölf Minuten zu erreichen ist (X —.30), so geben wir hier nur die Ver¬ bindungen mit der großen Station Tarvis an. Wien—Tarvis, über Leoben — Villach, Schnell¬ zug, 10 St., K 20.20, Personen¬ zug 14 St., X 15.40. Wien — Tarvis über Amstetten (längere Fahr¬ zeit), Schnellzug X 20.10, Per¬ sonenzug X 17.60. V i l l a ch—Tarvis (Tar¬ vis liegt 23 Kilometer süd¬ westlich von Villach), Schnell¬ zug 50 Min., X 1.30, Per¬ sonenzug I V« St., X I.—. Benachbarte Wall¬ fahrtsorte. Luschariberg— M o n te Santo, Eisenbahn sahn von Tarvis über Aßling (umsteigen) nach Görz, 4 St., X 4.90. Luschariberg— Brezje, von Tarvis direkte Bahnver¬ bindung nach Ottotsche, 2 St., X 2.50. Luschariberg— S an kl Jod oei, genau so, nur anstatt Ottotsche zwei Haltestellen weiter. Luschariberg— G a ll e n be rg, dieselbe Strecke jedoch bis Vizmarje, 3 St., X 3.50. Luschariberg—M aria im Veldessee, dieselbe Strecke bis Lees, 1^/» St., X 2.10. Luschariberg—M aria-Luggau, Eisenbahn Tarvis— Arnoldstein (umsteigen) weiter nach Hermagor. Von dort 12 St. zu Fuß. Oder mit Eisenbahn über Villach nach Ober-Drauburg (großer Amweg). Von Ober-Drauburg 9 St. zu Fuß. Zu allen iibrigen Wallfahrtsorten des Landes Kärnten geht der Weg von Luschariberg jedenfalls über Villach, da der Prozession im Gebirge. Ach schwer drückt mich der Sünden Last, Kann länger sie nicht mehr ertragen, D'rum will ich nimmer Ruh und Rast Und wähle gern mir Müh und Plagen. Am hohen Fest der Gnad und Luld In Demut sühn' ich meine Schuld. Gesegnet, wer im Glauben treu. Er wird erlöst durch Buß und Reu. Glückauf! Glückauf! (R. Wagner, Tannhäuser, Pilgerchor). ZZ8 Ess Efs sfs Ess Ess Ess Efs Efs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Alwernia Ess sss Ess Ess Ess Ess sss sss sss sss sss Ess Ess Ess Ess Ess sss sss Luschariberg gerade in der äußersten Südspihe von Kärnten gelegen ist. Literatur. Kaltenbäck, Mariensagen, S. 256. Anonym, Maria-Luschari, Klagenfurt (Lermagoras) 1910, 16", 96 S. S chl o s s ar, Feuilleton der Wiener Zeitung, Okt. 1906. Rudniki, Die berühmtesten Wallfahrtsorte, Paderborn 1891, S. 148. ^ve IVImia, Linz, V, 161 und X, 229. Ott, Marianum, 1785. Reg.-Mar.-Kal. 1879, VII. St. Angelablatt VII, 38. Alte u. n. Welt, 1901, 342. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866, I, 67. Leo-Ges. d. s. W. d. kath. K., Wien, I, 71. Kurze Erwägung. Es hat dem Lerrn gefallen, uns stolzen Menschen bei der Entstehung dieses Wallfahrtsortes eine Lehre der Demut zu geben: Tiere waren nämlich dem Menschen Wegweiser, Pfadfinder, und sozusagen erste Vorbilder in der Verehrung des neuen Gnadenbildes. Er hat aber zugleich diese empfind¬ liche Verdemütigung gemildert, indem er unter den Tieren gerade jenes erwählte, das an Sanftmut allen andern vor¬ angeht, und das er selber zu Wiederholtenmalen, im Alten wie im Neuen Testamente zum herrlichsten Vergleiche init seiner eigenen Person herangezogen hat: „Er wird wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt" und wieder: „Sehet das Lamm Gottes!" und noch mehrere ähnliche Ausdrücke in der ge¬ heimen Offenbarung. Darum schäme dich nicht zu sagen: Ja, wie jene Lämmlein voll Begierde zum verborgenen Marienbilde eilten, also will auch ich, einem treuen, anhäng¬ lichen Lamme gleich, meiner großen Lirtin und Mutter im Limmel nachfolgen Schritt für Schritt. Gebet. O Lerr, der Du den unvernünftigen Tieren Einsicht und Erleuchtung gäbest, daß sie dort, wo niemand das Bild der Gnade vermutete, es dennoch fanden — verleihe auch uns, daß wir von Deinem heiligen Geiste erfüllt und durchglüht, Dich an jenen geheimnisvollen Orten und in jenen Zeiten unseres Lebens aufzufinden und zu erkennen vermögen, wo die Augen der Welt Dich nimmer schauen: in Leiden, in Kreuz und in allen Führungen Deiner göttlichen Vorsehung. Dies verleihe uns, o Lerr, auf die Fürbitte unserer Mutter, der allerseligsten Jungfrau Maria. Amen. fliwrrnm. West-Galizien. 14.000 bis 20.000 Kommunikanten. Dornenkron' und Diamanten Prangen an dem Bilde Dein, Und, wie alle es uns nannten, Soll's ein Bild der Gnade sein. Bild der Gnade? — An Juwelen Längt die Gnade sicher nicht! Und nur Dornen stnd's, die zählen, Und nur Leiden führt zum Licht. Örtliche Lage. allfahrtskirche und Kloster Alwernia liegt 30 km genau westlich von Krakau in einer Seehöhe von 317m, auf einem vorspringenden weithin sichtbaren Lügel etwa anderthalb Kilometer südlich von der Eisen¬ bahnstation Alwernia — Regulier (Meereshöhe 259 m). Der Löhenunterschied zwischen Station und Kirche beträgt demnach 58 m. Die genannte Eisenbahnstation Alwernia—Regulice ist eine der wenigen Laltestellen einer Flügclbahn, die in nordsüdlichcr Richtung die beiden Stationen Trzebinic (Rordbahn) und Wadowice (Eisenbahn Bielitz—Kalwarya) verbindet. Da übrigens auf dieser Flügelbahn täglich nur zwei Züge in jeder Richtung verkehren, so wird es sich in vielen Fällen empfehlen, wegen Vermeidung von Zeitverlust eine Strecke zu Fuß zu gehen, und zwar erreicht man von Alwernia nach Norden gehend, in 2'^ Stunden die Nordbahnstation Trzebinic, während inan von Alwernia nach Süden wandernd ebenfalls in 2Vz Stunden zur Station Spytkowice gelangt. (Von dort westwärts per Bahn in kurzer Zeit nach der be¬ deutenden Nordbahnstation Oswiecim.) Die Kirche. Etwas abseits von dem Städtchen Alwernia liegt von Waldesgrün umgeben die eintürmige Wallfahrtskirche Al¬ wernia. Durch Gittertore betreten wir den Kirchenplatz, der von einer umfriedenden Mauer abgeschlossen wird. Lier auf diesem Kirchenhofe finden wir eine Kapelle, in welcher zur Zeit des großen Ablasses ein feierliches Lochamt gesungen wird. Auch sind die vierzehn Kreuzweg- stationen zu sehen, die die Pilger mit Vorliebe vor dem Empfange der heiligen Sakramente besuchen. Sobald wir, die Schwelle der Kirchenpforte über¬ schreitend, das Innere des Gotteshauses erblickt haben, sind wir uns sofort klar, daß wir diese Kirche zu den schönen und gut erhaltenen rechnen müssen. Sie hat ausgesprochen K r e u z e s form, trägt alle Kennzeichen des Renaissancestiles an sich und zeigt als Grundfarbe ein schmutziges Gelb (Drap). Die Seitenwände sind mit lieblichen Ornamenten, die himmel¬ blaue Decke mit Goldsternen herrlich verziert. In lebhafter Erinnerung ist uns auch die prächtige Färbelung über der Vierung (Schneidefläche der Kreuzesbalkcn) geblieben. Einen Augenblick nach rückwärts blickend sehen wir hinter dem Orgelaukbau eine Wandmalerei, die einen SsT SfD SsD SsD S^D SsD SsD SsD S^D SsT SsT S)T SsT SsT S^T SsD SsT Alwernia SfDSfDSfTSfTSfDSfDSfTSfTSfDSfDSfTSfDSfDSfDSfDSfT 359 Vorhang darstcllt, der die Orgel wie in einem Baldachin erschauen läßt. Diese Idee ist charakteristisch und schön. Noch immer im schmalen, rückwärtigen Teile des Hauptschiffes verweilend, betrachten wir mit Wohlgefallen die beiden schief in den Winkel eingebauten Scitenaltäre, die als Hauptfiguren in Lebensgröße zwei Bilder Mariens und des heiligen Antonius, und zwar ganz aus Silber, zeigen, also wieder eine seltene Sache. Oberhaupt zeigt diese Kirche mancherlei Eigentümlichkeiten und ist, wenn auch nur halb so groß, dennoch an Schönheit ihrer vielbesuchten Schwesterkirche in Kalwarya entschieden voraus. Der Hochaltar, den wir etwas zu massiv und ein wenig zu weit in die Kirche vorgeschoben finden, überrascht hmwider durch sein außerordentlich plastisch gemaltes über¬ lebensgroßes Bildnis des Gekreuzigten. Hinter dem Hochaltar entdecken wir noch einen mäßig großen Chor raum, in wel¬ chem uns besonders zwei Marienbilder, die über¬ einander an der Rückwand des Hochaltares Platz gefunden haben, fesseln. Wie wir vernehmen, soll das untere, das bloß ein Kopf¬ bild ist, aus dem 11. Jahrhundert, das obere, das ganze Figur zeigt und Kleider von eigenartigem Ge¬ webe darstellt, aus dem 15. Jahr¬ hundert stammen. - Das Gnadenbild. Man hat diesem geschätzten Bilde eine eigene Seiten¬ kapelle errichtet, und zwar parallel mit dem Hochaltars, so daß also der Gnadenaltar in derselben Richtung steht, wie der Hochaltar. Der Eingang in die Gnadenkapelle ist jedoch nur von dem Qucrschiffe der Kirche aus möglich, nicht aber vom Presbyterium. Ober die Kapelle, die im Barockstile erbaut ist und an deren Wänden eine Zahl von offenbar silbernen Votivgegenständcn in Glasschränken untergebracht sind, ist nicht viel zu sagen. Das Gnadenbild selbst, für gewöhnlich mit einem Vorhänge verhüllt, zeigt kein Marienbild, sondern ein Bild des dornengekrönten Heilandes. Es ist etwa 80 cm hoch und 60 cm breit und soll von hohem Werte sein. Es zeigt in sehr breitem, reichem Rahmen einen mit Goldsternen verzierten hochroten Hintergrund, von dem sich das Brustbild des dorncngekröntcn Erlösers um so mehr abhebt, weil der Schultcrmantel Christi in hellstem Silber funkelt, während Strahlenkranz, Dornenkrone, Llntergcwand, ferner die um die Gelenke gewundenen Stricke, sowie der dicke Rohrstock in Gold erglänzen. In derlei Hellen Zierfarben: rot, silbcr, gold kommt dann das dichtgelockte, ganz dunkle Haar zur vollen Geltung. Es ist jedenfalls ein schönes Bild. Menschendank hat den Strahlenkranz des Bildes mit echten Juwelen reich- lichst geziert. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Entstehung von Kirche und Kloster. Im schönen Italien, unweit des berühmten Ortes Assisi, findet sich ein hoher Berg, Alverno genannt. Dort erhielt der heiligeFranziskus vonAssisi zwei Jahre vor seinem Tode die Wundmale des Herrn in sichtbarer Weise an seinem lebendigen Leibe eingegraben: an den Händen, an den Füßen und an seiner Brust. Seit jener Zeit har der Berg eine hohe Berühmtheit und gehört zu den häufigst besuchten Andachtsstätten Italiens. Nun trug es sich zu, daß ein polnischer Edler, Herr C h ri st o s K ory c i n s ki auf seiner großen Wallfahrt nach Spanien und Rom auch Assisi besuchte und von dort aus dann zum Berg Alverno emporstieg. Aber siehe da, eine tückische Krankheit erfaßte ihn daselbst und brachte ihn mit Riesen¬ schritten an den Rand des Grabes. Der edle Pole, den es nach heimatlicher Erde verlangte, machte in seiner Todesnot das Gelöbnis, er wolle im Falle seiner Gesundung in Polen irgendwo auf seinen Gütern Kirche und Kloster erbauen und selbes den Mindern Brüdern des heiligen Franziskus schenken. Der Herr erhörte das Gebet des Kranken und gab ihm die erwünschte Gesundheit zurück; dieser aber erfüllte gar schnell, was er in schwerer Stunde gelobt. Auf seinen weiten Besitzungen gab es manche schöne paffende Stelle zum geplanten Kirchenbau. Doch zeichnete sich gerade eine, die damals „Podskale" hieß, besonders aus. Denn es ging merkwürdiges Gerede schon seit längerer Zeit unter dem Volk herum, daß Hirten und Schäfer zu wieder¬ holten Malen dort unerklärlichen Lichtschein ge¬ sehen, daß sie Melodien und Sängen gelauscht, die Alwernia, die Gnadenkirche. ADvernik S^T S^T SsD S^T SsT SsT SsD S^D S^T SsD SsT S^T S^D SsD SsD S^T S^T droben am Berge erschollen und von denen niemand wußte, wer denn die Sänger seien. Auf diesem Berge nun ward das versprochene Kloster samt der Kirche im Jahre 1618 aufgebaut. Der neue Ort bekam seinen neuen Namen nach dem italienischen Heiligtum: Alwernia hieß er fürder und heißt es auch heute noch. Doch der ewige Herr schien mit dem hölzernen Bau wenig zufrieden und sandte, nachdem er 30 Jahre Geduld gehabt, seinen schnellen Diener, das Feuer, auf daß es den Holzbau in flammender Glut verzehre und verbrenne. So sahen denn die Bewohner Alwernias im Jahre 1648 tränenden Auges anstatt der geliebten Kirche ein rauchendes Trümmerfeld, j Aber des Herrn Zuspruch und Mahnung Alwernia Gnadenbild. trieb den Sohn des Gründers liebevoll an, das Werk seines toten Vaters schöner als zuvor zu erneuern; gar bald machte sich nämlich der wackere Mann ans Werk und, unterstützt von anderen Wohltätern, vollendete er im Jahre 1660 den st a ttlich e n P o r p hyrbau, wie er heute noch steht. Aber erst acht Jahre darnach bekam das neue Werk seine Krone durch die feierliche Konsekration. Geschichte des Gnadenbildes. Das Bild, das heute Alwernias Kirche als Gnadenbild ziert, befand sich ehemals lange Zeit in Konstantinopel. Späterhin kam es geschenkweise in den Besitz des österreichi¬ schen Hofes zu Wien, wo es besonders von Kaiser Fer¬ dinand II. hoch verehrt wurde. Dieses Bild war es auch, von dem der kummervolle Herrscher nach inbrünstigem Gebete die Trostesstimme vernommen haben soll: „Ferdinand, ich werde dich nicht verlassen." — Dieser Bericht, der sich in polnischen Büchern findet, ist jedoch darum zweifelhaft, weil ebendasselbe Vorkommnis einem anderen Marienbilde — „Maria mit dem geneigten Haupte" — zugeschrieben wird. Wir sind nicht in der Lage, bestimmt anzugeben, welcher von beiden Berichten der Wahrheit entspricht. Sterbend gedachte Kaiser Ferdinand noch dieses seines Bildes und überreichte es, um es vor etwaigem Mißbrauch durch Protestanten zu bewahren, seinem frommen Lofkaplan, ihn bittend, den ehrenreichen Schatz gut zu bewahren und in treuer Obhut zu behalten. Aus den Händen dieses Kaplans ging das herrliche Bild in den Besitz einer reichen, frommen ungarischen Familie über, Hollo mit Namen. Der Besitzer über¬ reichte es auf seinem Sterbebette einem seiner polnischen Freunde, Johann Michlayski. Da nun der soeben genannte Pole auf seiner Heimkehr nach Norden begriffen war, erkrankte er in der Nähe Alwernias schwer, so daß er die Reise unterbrechen und im Kloster der Bernardiner bleiben mußte. Dort wurde er zwar bestens verpflegt, aber den Tod vermochten die sorgsamen Wärter nicht mehr abzuhalten, und so starb Michlayski in den Armen der Ordensleute. Schnell ward der Sohn verständigt und eilte herbei. Vergebens bot er den sorgsamen Pflegern seines Vaters Geld und Entschädigung; sie wiesen alles von sich. Da machte er ihnen den Antrag, er wolle das Bild, das sein Vater so hoch geehrt, ihrer Kirche überlassen. Mit großem Jubel ward der Vorschlag angenommen und alsbald wurden Vorkehrungen getroffen, damit das kostbare Bild auch würdig empfangen werde. Es war ein wahrer Triumphzug, da es vom letzten Orte in festlicher Weise ab¬ geholt wurde. Man stellte es zunächst auf den Hochaltar der Kirche. Weil aber in den darauffolgenden Zeiten Gottes Macht durch dieses Bild gar manche Wundertat vollbrachte, da sich dort die Kranken Genesung, die Traurigen Trost, die Be¬ drängten Hilfe holten, so tauchte der Gedanke auf, dem Bilde besondere Ehre zu erweisen und ihm eine eigene Kapelle zu erbauen. Der schöne Gedanke wurde rasch zur Tat und so steht denn das Bild, hochgeehrt vom Volke, seit jener Zeit an seinem neuen Ehrenplätze, wo es in Liebe, Eifer und Andacht verehrt wird. Statistisches. Nach st e Iubiläumsjahre: 1918: 250 jähr. Iub. der Kirchenkonsekration, zugleich 300jähr. Iub. der Entstehung. 1936 250jähr. Iub. des Gnadenbildes. Ständige Priester: 5 Franziskaner der gal. Provinz (Bernardiner genannt). Leilige Messen fremder Priester jährlich: 500 bis 600. Kommunikanten jährlich: 14.000 bis 20.000. Besucher jährlich: 50.000 bis 60.000. Geschlossene Prozessionen: jährlich: 60 bis 80. gsDEfssfssfDEsTsssEfssfTsfssfssssSfsEsssfTEfssfsEfs Maria-Luggau sfs sss sfs sfs sfs sfs Efs sfs sfs sfs sss sss tvfs sss sfs Z61 Lauptfeste: Portiunkulafest und Sonntag nach Fron¬ leichnam. Stabile Devotionalienhändler: 1 (Sakristei). Gasthäuser: keines. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist fallend. Zufahrten. Wien N. - B.—Alwernia. Über Trzebinis (umsteigen). Wien— Trzebinie, Schnellz. 6'/? St., K 17'50. Persz. 12 St. K 13.30. Von Trzebinie schwach 3 St. zu Fuß oder 14 km mit sehr wenig befahrener Flügelbahn. Benachbarte^Wallfahrtsorte. Alwernia— K a l w a r y a. In Wadowice umsteigen. Bei gutem Anschlüsse 1°/» St., K 1.80. Alwernia— F r i e d e k 6 bis 7 St., K 4.90. Literatur. p. St. Podworski, ?umigtku 2 ^Itvernii, 12°, 16 S. Kurze Erwägung. Es ist unleugbar, daß in der Geschichte dieses Gnaden- ortcs zweimal irgendeine Krankheit des einzelnen Menschen zum großen Segen für viele gereichte und daß diese Krankheit ein Werkzeug im Plane der Vorsehung Gottes war. In der Krankheit machte jener erste Adelige Korycinski das Gelöbnis, Kirche und Kloster zu bauen; durch die Krankheit des zweiten, Michlayski,7kam das Bild an seinem ihm von Gott bestimmten Platz. Wie häufig aber kommt es vor, daß gerade der Kranke 'n großer Kurzsichtigkeit nur das Klagen und Seufzen kennt und nur allzuoft vergißt, zu sprechen: „Herr, Dein Wille soll geschehen und nach Deinem Plane möge mein Leben ver¬ fließen!" Gebet. O Lerr und Heiland, der Du allen Leidenden voran die Dornenkrone auf dem Haupte trugst, der Du Dein dorn¬ gekröntes Haupt zum Gnadenbilde machtest, auf daß des Menschen Schmerz im Meere Deiner eignen Schmerzen Trost und Linderung fände, wir bitten Dich, gib uns Geduld im Leiden, gib uns Ergebung in Deinen Willen, wenn unsere Lebensbahn sich anders gestaltet, als unser töricht Herz es sich wünscht. Verleihe Kraft unserer Schwäche, lege Deinen Segen auf unser Ringen und laß aus den Dornen unseres Schmerzes die Rosen der Vergeltung blühen. Amen! Maria-Luggau. Kärnten. Bis 20.000 Kommunikanten. In der Berge Riesen eingebettet Liegst du, welkverlorner Gnadenort, Doch der Kärntner Kerzen sind gekettet An das Kerz der Gnadenmutter dort. Was demAlpenvolke Du gegeben, Keine Zunge würdig dies bespricht. Mancher Kärntner ließe wohl sein Leben, Doch zu Dir die Liebs ließ er nicht. örtliche Lage. Mn der Ruhm und die Glorie eines Wallfahrtsortes darin gelegen wäre, daß er recht versteckt und weitab von menschlichen Verkehrswegen in Berges¬ tiefen vergraben sei, daß eine Pilgerfahrt zu ihm eine fast heldenmütige Bußfahrt genannt werden müsse, dann würde unserem Luggau gewiß der erste Platz unter allen Wallfahrts¬ orten Österreichs gebühren. Da ist keine Wallfahrtsstätte in ganz Österreich, die so schwer zu erreichen, die so viele an¬ strengende Märsche erforderte als Luggau. Weder Weißenstein, noch St. Georgenberg in Tirol, weder Luschari noch der Monte Santo bei Görz können sich in dieser Beziehung mit Luggau messen. Wo liegt Luggau? Nach den Landesgrenzen betrachtet, liegt Maria Luggau an der äußersten West grenze Kärntens. Nur eine Viertelstunde westlich von Luggau ist Ichon die Grenze gegen Tirol. Ferner bilden die hohen Berge, die sich unmittelbar südlich von Maria-Luggau erheben, die Grenzberge des österreichischen Staates gegen das italienische Königreich hin. Hätten wir aber Adlersflügel und machten wir von Maria-Luggau genau nordwärts über die Berge hin einen Flug, so kämen wir nach etwa 15 km zur Stadt Lienz in Tirol und nach etwa weiteren 30 km zur Großglocknerspitzc. Sollen wir die Lage Luggaus noch nach den Flu߬ läufen bestimmen, so können wir sagen: Maria-Luggau liegt im obersten Teile des Gailtales, fast schon am Ursprünge der Gail (Maria-Luggau selber hat eine Meereshöhe von 1170 m). Doch heißt dieses Tal, das die noch junge Gail durchströmt, hier oben noch nicht Gaistal, sondern Lesachtal und wird erst von Kötschach abwärts Gaistal benannt. Zugänge zum Wallfahrtsorte. Wir wollen einmal nach den verschiedenen Westrichtungen die Zugänge nach Maria-Luggau genauer visitieren. Von Süden her. Paschersteige, die über die Höhen des Paralba und seiner Berggenoffen von Granvilla und Sant Stefano aus dem Italienischen her führen, und zwar über Bergsättel, die 2200 m und mehr Mecreshöhe zählen. Wir können uns hier wohl eine nähere Beschreibung derartiger Verkehrsmittel ersparen. Vom Norden her. Der Lienzer Steig. Ein rot markierter Touristensteig, der wie man uns sagte, 6 St. Gehzeit erfordert. Man muß da zunächst von der Stadt 362 sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss sss sss sss Ess sfs sfs Maria-Luggau sfsSfsssDEsssfTEfDsssssTEfssfssfTsfssfssfssssssTi^N Lienz an der Drau etwa l'/r St. flußaufwärts gehen, über¬ setzt dann beim sogenannten Luggauer Brücke! den Wasser¬ lauf und muß nun über ein Joch, das auf seinem höchsten Der in Sillian absteigende Wallfahrer wähle nur bei sehr trockener Witterung die Abkürzung bis zum Ein¬ tritt ins Tal, denn bei nur mäßig nassem Wetter gibt es dort geradezu unpassierbare Sumpfstrecken. Akan wird in der Regel zuerst in das Dorf Sillian gehen und dort die Straße benützen müssen. Lat man einmal (nach etwa b/tstündigem Marsche) den Eingang zum Luggauer Seitental erreicht, so wird uns der Pfad sehr bald steil emporführen und uns in das Dorf Kartitsch und weiterhin zur höchsten Pa߬ höhe (1533 m) bringen. Die vortrefflichste, nie versagende Markierung aufdiesen Wegen sind die Telegraphenstangen, man lasse sie nie außer acht: sie führen stets die kür¬ zesten und verläßlichsten Steige. Äbrigens wird von Sillian nach Maria-Luggau Punkte 1880 m erreicht (also von Lienz aus zirka 1200 m Steigung), südwärts wandern. Wir hatten gute Lust, diesen Steig zu versuchen; aber man riet uns ab: Einer allein, so hieß es, sollte ihn nicht gehen; stellenweise müsse man sich über Trittstufen, die in die Felsen eingehauen seien, weiter¬ bewegen, und in die Tiefe schauen dürfe man, so warnte man uns weiter, dabei schon gar nicht. Nach solchen Beschreibungen ließen wir den Versuch bleiben. Wir halten uns für unseren Teil lieber auf den sicheren, wenn auch oft verspotteten „Kuh¬ wegen", von denen nicht leicht jemand abstürzen kann?) Von Nord ost her. Da soll, ebenfalls mit 6—7 St. Gehzeit, ein Steig von dem Wallfahrtsorte Lavant nach Maria-Luggau führen. Man muß dabei noch etwa 200 m höher klimmen als beim Luggauer Steig. Markiert ist dieser Weg nicht. Wir hörten nichts davon, daß er Schwindelfreiheit erfordere, doch wurde uns gesagt, daß er sehr schlecht sei. Nun bleiben die beiden Zugänge von Ost und West. Behandeln wir zunächst den von West her. Er ist jedenfalls der kürzeste und nach unserer Erfahrung der beste Zu¬ gang nach Maria-Luggau. Jedoch nur für Fußgänger ein¬ gerichtet. Equipagen und andere Lohnwagen sind nicht zu be¬ kommen. Dieser Weg beginnt so ziemlich genau in der Mitte zwischen den beiden Südbahnstationen Abfaltersbach und Sillian (in Sillian halten auch einige Schnellzüge). Man kann also in beiden absteigen. ff Notiz der Kirchenvorstehung: Dieser Weg „Koflweg" genannt, wird aber doch von vielen Wallfahrern beschritten. bereits eine fahrbare Straße gebaut, von der heute (1913) etwa die Hälfte fertiggestellt ist. Von der erwähnten Paßhöhe geht es dann nach Tilliach, dem letzten Tiroler Orte abwärts, und zwar an der ganz jungen Gail. And endlich von Tilliach nach Luggau auf Halbwegs ebenen Wegen. Die Gesamtdauer des Marsches wird verschieden angegeben. Man spricht von 6—8 St. samt Rastezeit. Wir selber machten die Tour in ziemlich flottem Tempo und brauchten dazu samt zwei Rastzeiten von je Vt St. zusammen 6 Gehstunden. Der Weg muß im ganzen etwas eintönig genannt werden, da die sich allseits erhebenden niedrigeren Vorberge den Ausblick auf die dahinter gelegenen Bergesriesen be¬ sonders gegen die Nordseite hin beständig verdecken. Zugang von der Ost seit e. Dieser letztere Zugang beginnt bei der Südbahnstation Oberdrauburg (50 km östlich von der früher erwähnten Absteigstation Sillian), führt zunächst auf sehr langgezogener Serpentinenstraße (die der Fußgeher ganz bedeutend kürzt) auf den Gailbergsattel (Steigung von Oberdrauburg 350 m) und dann sanft hinab gegen Kötschach, einen Wallfahrtsort ; Gehzeit 2 Vs St. Von Kötschach führt der Weg gegen Westen, und zwar über Sankt Jakob bis Bierbaum auf minderer Straße, von Bierbaum ab auf einem Wege, den man zwar auch Straße nennt, der aber im Grunde genommen nur ein besserer Karrenweg ist. Da die dortigen Terrainverhältnisse recht schwierige sind, mußte man den Weg ziemlich hoch an der Bergeslehne führen, wo man nun auf der sechsstündigen Strecke (Rastzeit nicht mit eingerechnet) Kötschach bis Maria- Luggau nicht weniger als 74 Gräben zu passieren hat. Das §jT SsD SsD SsT SsT SsT SsT SsD SjD SsT SsT SjT EsD SsD SjD Ess Ällarka-LuggaU SsD SjD SfT SsD 6jT SjT SjT SsD 6sD SsD SjT SsD SjT SsT SfT 363 Sträßchen zieht infolgedessen in endlosen Windungen und dabei unaufhörlich bergauf und bergab dahin, und zwar in einer Weise, wie wir sie so arg noch nirgends anders be¬ obachtet haben. Aber diese ost riesigen Windungen haben zur Folge, daß der Weg betreffs der Naturschönheit sehr abwechslungs¬ reich ist, und daß also die ganze Strecke als herrlich be¬ zeichnet werden muß. Insbesondere ist die größte aller Straßen¬ windungen, unmittelbar vor dem Orte Bierbaum, ungemein romantisch und versöhnt uns in etwas mit den ermüdenden Windungen unseres Weges. Was die Steigung von Oberdrauburg bis Maria- Luggau (Gehzeit zusammen samt Rastzeit zum mindesten 10 St.) betrifft, so wäre sie nach der Karte 550 m (Ober- drauburg liegt nämlich 620, Maria-Luggau 1170 m hoch). In Wirklichkeit ist die Steigung ganz bedeutend größer: 1. Steigung von Drauburg nach Kötschach 350 w. 2. Neuer¬ liche Steigung von Kötschach nach Maria-Luggau 462 m. 3. Da der Weg, wie erwähnt, immer wieder stark bergab geht, um dann um so mehr anzusteigen, so wären zu diesen 800 m, nach unserer Schätzung noch mindestens 400 m zu addieren, was eine Gesamtsteigung von Oberdrauburg bis Luggau von 1200 m ergibt. Aus dem Gesagten folgt, daß für einen Besuch von Maria-Luggau sich jedenfalls der Zugang von Westen (Sillian) empfiehlt, während der Weg nach Oberdrauburg als Rückweg von Luggau benützt werden mag. Denn man hat in Sillian einen Ausgangspunkt, der um 468 m höher liegt, als Oberdrauburg, also offenbar eine Verringerung der Löhenleistung. Auf diesem schwierigen Straßenwege Kötschach-Luggau ist auch täglich einmalige Postbotenfahrt eingeführt. Natürlich braucht die Fahrt entsprechend lang. Von Oberdrauburg bis Kötschach 2 St. And dann ganz separat, ohne Rücksicht auf Maria-Luggau kommt, so werden ihm von jeder Seite die 14 Kreuzwegstationen am Wege in den Wallfahrtsort ein¬ begleiten und seine Seele in entsprechende Stimmung bringen. Von Kötschach her kommend wird er überdies in der Nähe des Wallfahrtsortes eine sehr liebliche Lourdeskapelle am Wege antreffen. Ja noch mehr: er wird hier die Erfüllung eines Schriftwortes vorfindcn: „die Steine werden laut ausrufen": denn siehe da, an mehreren Stellen hat man in die Fels¬ wände den Engelsgruß in großer Schrift ge¬ meißelt: „Ave Maria!" And was im Stein geschrieben steht, es steht auch in unseren Äerzen, wenn wir schließlich die leichte Steigung zum Kirchenplatze überwindend uns der Gnadenstätte nähem: „Ave Maria!" So steht denn vor unseren Blicken die Gnadenkirche. Ein hochstrebender, viereckiger Turm ist das Wahrzeichen dieses Ortes. Vor dem Turm ein Brünnlein. Doch haben wir nichts vernommen, daß dieses Brünnlein etwa als heil¬ kräftige Quelle betrachtet würde. Neben dem Turine steht ganz frei ein außerordentlich hohes, aber ganz einfach aus Balken zusammengefügtes Kreuz da; wohl ein Missionskreuz. Wir betreten das Innere der Kirche; sie ist eher klein als groß zu nennen; 1000 bis 1200 Personen dürften in ihr Platz finden. Das Bauwerk zeigt an verschiedenen Stellen noch den ursprünglichen gotischen Baustil; doch ge¬ wahrt man zugleich deutlich, wie späterhin der Barockstil sich gelegentlich weitgreifender Renovierungen mitten in der Gotik Platz verschafft hat. Die Decke der Kirche ist mit sehr schöner Stukkatur- arbeit und Gemälden verziert. Die Kirchenstühle zeigen eine ganz eigenartige, durchbrochene Arbeit, wie man sie sonst nur selten vorfindet. Der Äochaltar, zugleich Gnadenaltar, ist von einem großen, geschmackvollen Baldachin überwölbt, und trägt über diese Fahrt eine zweite Post¬ botenfahrt zwischen Kötschach und Luggau, die in der Rich¬ tung nach Luggau 7Vs St. Fahrzeit hat, in der umge¬ kehrten Richtung (abwärts) 6Vz St. Fahrpreis von Ober¬ drauburg bis Kötschach 14 2. — , von Kötschach bis Maria-Luggau X 7.—, zu¬ sammen X 9.— . Daraus ergibt sich, daß ein rüstiger Fußgänger möglichst den Postwagen vermeiden wird, denn dieser braucht ebenso lange als der Fußgeher, fährt nur zu ganz bestimmter Zeit und kostet obendrein Geld. Kirche und Gnadenbild. Ob der Pilger von Westen oder Osten gegen Maria-Luggau, Gnadenkirche von Westen. Z64 <^SfSSft)SfDSft)S^SfSSft>SfDSft)SfDSfDSft)Sft)SfD MarM-LUggaU SsDSsDSfDSsDEsDSsDSsDSsTSsDSfTSfTSsTSsTSfDSfTSfDSfD dem Tabernakel das aus Lolz geschnitzte, etwa 60 cm hohe Gnadenbild, das meistens, wenn gerade kein Gottesdienst abgehalten wird, nach italienischer Sitte mit einem Vorhänge verhüllt ist. Die Darstellung, die das Gnadenbild bietet, ist die der schmerzhaften Mutter, jedoch in einer ganz sonder¬ baren Auffassung: Der Leichnam Jesu, den Maria auf dem Geschichtliches. Der Weizenacker. Das Entstehungs j a h r dieses Wallfahrtsortes ent¬ nehmen wir nur dem Titel eines alten Wallfahrtsbuches aus dem Jahre 1731, der folgendermaßen lautet: Mariabrunn in Krain. Lerzvg Bernhard von Kärnten findet an einer Quelle sitzend jenen Greis, der ihm vorher im Traume gezeigt ward. Maria-Luggau. Eine Taglöhnerin erhält von Maria den Auftrag, an Stelle eines Weizenfeldes eine Kirche zu erbauen. Schoße trägt, ist nämlich in auffallend kleinerem Maßstabe ausgeführt, als die Muttergottes, so daß der erwachsene Sohn scheinbar kaum die halbe Löhe seiner Mutter erreicht. Das Gnadenbild, das auf einem niedrigen Sockel steht, trägt gewöhnlich Prunkgewande aus kostbaren Stoffen. Auf einem Seitenaltare sieht man das Bild des heili gen Lukas. Soll ja doch der Name Luggau nach der wahrschein¬ licheren Ansicht aus „Lukas-Au" entstanden sein, während andere minder wahrscheinlich es von „Lugind'Au!" ableiten wollen. „Der vollkommene Weizenacker, welchen die schmerz¬ hafte Muttergottes anno 1513 in dem Tal Lessach an der Luggau selbst gesäet hat, und durch mehr denn 217 Zahre mit unverwelkten Früchten sowohl der Wunder als der Gut¬ taten bereichert." Es trug sich also im Jahre 1513 zu, daß eine recht fromme Taglöhnerin, von der nur der Taufname be¬ kannt ist — sie hieß Le lena — auf einem Weizenacker beschäftigt war, der sich gerade an jener Stelle befand, wo gss sss sfs Efs §fs Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess sss Ess Ess Ess Maria-Luggau Ess Ess Ess Ess Ess SsD Ess SsT Ess Ess Ess Ess Ess Ess Sss 365 heute die Gnadenkirche steht. Ermüdet von langer Arbeit legte sie sich auf ein Weilchen auf die Erde hin, um zu ruhen; bald war sie eingeschlafen und hatte nun ein Traumbild: Es ward ihr nämlich auf irgend eine Weise kundgemacht, daß an dem Platze, wo sie sich soeben befinde, gar bald eine Kirche stehen werde; und sie — die Taglöhnerin — sei dazu ausersehen, diesen himmlischen Willen in Ausführung zu bringen und den Kirchenbau zu veranlassen. Als sie erwachte, konnte sie sich zwar des Traumbildes ganz deutlich erinnern, erachtete es jedoch nur als gewöhnliche nichtssagende Träumerei und beschloß das Vorkommnis weiter nicht zu beachten. Aber merkwürdigerweise brachte sie den Gedanken nicht mehr aus ihrem Kopfe und mußte immer wieder an den Traum denken; und so sehr sie sich auch das Unmögliche an der Sache, daß sie, die Taglöhnerin, eine Kirche bauen sollte — vorstellte, so hatte sie trotzdem fürderhin Tag und Nacht keine Ruhe mehr. Da sprach sie endlich zu sich selbst: „Ich will mich doch einmal vergewissern, ob was dran ist; ich will auf dem abgecrnteten Acker eine brennende Kerze aufstecken, und wenn die Kerze drei Tage und drei Nächte ohne zu verlöschen brennt, dann will ich darin einen Finger¬ zeig Gottes erkennen, daß mein Traumgesicht wirklich von oben gekommen sei." Sie führte ihren Vorsatz aus, zündete die Kerze an, und siehe da, trotz Wind und unruhiger Luft brannte die Kerze drei Tage und drei Nächte lang. Der Bau der Kapelle. Nun war denn Lelena für ihre Person überzeugt, daß sie nicht irgend einer Täuschung unterliege, sondern daß tat¬ sächlich der Limmcl das Werk von ihr begehre; und so sann sie denn nach, wie sie es am besten beginnen könnte. Sie entschloß sich zu folgendem: Von ihrem mühselig zusammen¬ gespartem Eelde kaufte sie ein Bild der schmerz¬ haften Mutter Christi, ein sogenanntes Vesperbild, und begann, mit diesem Bild auf dem Arme von Laus zu Laus zu gehen und um Beiträge zur geplanten Kapelle zu bitten. Man kann sich denken, daß sie da'genug des Spottes, des Lohnes und der Verachtung einheimste. Ja es gab sogar solche, die sie einfach für verrückt hielten, so daß sie schließlich sogar ins Gefängnis kam. Aber sie ließ sich durch nichts aus der Fassung bringen und erduldete alles mit froher Geduld. Die Gefängnisstrafe dauerte nicht lange. Denn gar bald erkannten die Richter, daß das Mädchen unschuldig sei, und ließen sie wieder frei. Sofort begann sie jetzt wieder ihre Bettelgänge, und zwar mit bedeutend mehr Glück als das erstemal. Die Lerzen schienen durch eine geheimnisvolle Macht umgewandelt zu sein und viele, die früher nur Spott¬ worte für die Sammlerin hatten, gaben ihr jetzt Geld und sicherten ihr werktätige Lilfe zu. And so dauerte cs nicht lange, daß tatsächlich am Weizenacker eine Lolzkapelle fertig dastand. Der erste merkwürdige Vorfall. Damals wohnte in der dortigen Gegend ein armer Mensch, den man allgemein als einen Blödsinnigen kannte. Er hatte den Gebrauch seines Verstandes gänzlich verloren. Da traf es sich, daß dieser Bedauernswerte zur neuen Kapelle kam, an der noch ein Zimmermann eine letzte Arbeit verrichtete. Die Statue stand damals schon drinnen. Der Tölpel nahte sich, sah mit verlornem Blicke auf den kleinen Altar; und vielleicht geblendet von den bunten Farben der Statue, trat er ganz nahe hinzu, nahm die Statue herunter und schickte sich an, damit fort¬ zugehen. Da schrie ihn der Zimmermann derb an: „Antersteh dich!" Maria-Luggau, Inneres der Wallfahrtskirche. Von dem Drohworte erschreckt und eingeschüchtert, kehrte der Arme um und stellte das Bild wieder an seine Stelle. Aber dieser Augenblick war für ihn ein Moment der Gnade: sein Geist wurde licht, wie Schuppen fiel es von seinem um- nachteten Verstände, und von Stund an sprach und handelte er vollkommen vernünftig wie alle anderen Leute. Dieses Er¬ eignis machte in der ganzen Amgebung sehr großes Auf¬ sehen, da der Blödsinnige überall als solcher wohlbekannt ge¬ wesen war. Bau einer kleinenKirche. Nun dachte Lclena daran, anstatt der schlichten Lolz¬ kapelle eine aus Stein gefertigte Kirche zu errichten. Sie be¬ gab sich in dieser Angelegenheit nach Pittersberg zu einem gewissen Lerrn Johann v. M a n n d orf, um von ihm die Bewilligung znm geplanten Baue zu erhalten. Dieser Lerr Z66 Ess §sT SjD Ess SsD SsT SjD SsD SsD SfD Sfs SsD Ess SsT SsD Dkarla- aber war von der Absicht des Mädchens so begeistert, daß er nicht nur den Bau erlaubte, sondern vielmehr die ganze Sache selber in die Land nahm. Aber sein ursprünglicher Eifer erwies sich alsbald nur als Strohfeuer. Verschiedene Schwierigkeiten und besonders der Widerstand einiger Bauern machte seinen ersten Mut bald schwinden und seine Spannkraft erlahmen. Er wollte schon alles gehen und stehen lassen und ritt mißmutig nach Lause. Da scheute Plötzlich sein sonst sehr zahmes Rößlein, warf ihn aus dem Sattel und schleppte ihn, während sein Fuß noch im Steigbügel hing, eine Strecke mit sich fort. In dieser großen Gefahr durchleuchtete ihn blitzartig die Erkenntnis, Phot. I- Unterrainer, Lienz. Maria-Luggau, Gnadenbild. daß dieser Anglücksfall eine Strafe für seine Feigheit sei. And schneller als man es beschreiben kann, machte er das heilige Gelöbnis, im Falle der Errettung den Kirchenb au sofort mit aller Macht zu betreiben. Kaum hatte er das Ge¬ löbnis in seinem Lerzen gemacht, als das wilde Rößlein stille stand; er war gerettet. Nun hielt ihn nichts mehr auf; bald stand die ver¬ sprochene, allerdings kleine Kirche aus Stein vollendet da. Eine neue, große Kirche. Der Andrang zum neuen Leiligtume wurde rasch so bedeutend und wuchs so ausfallend, daß schon nach zwei Jahren die neue Kirche znsammengerissen und ein großes würdiges Gotteshaus an ihrer Stelle errichtet wurde. Bis zur Vollendung verging freilich manches Jahr, aber im Jahre 1536 war die Kirche soweit fertig, daß sie die heilige -LuggaU SsT SsT SsT SsD SsD SsT SsT SsT EsD SsD SsD SsD SsD SsD SsD Weihe erhalten konnte. Sie wurde unter dem Titel „Maria Schnee" geweiht, freilich bloß aus dem Grunde, weil sie wegen der hohen natürlichen Lage und wegen des rauhen Klimas oft genug mit Schnee bedeckt erscheint. Weitere Ereignisse. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war es ein gewisser Lerr Graf v. Ortenburg, Landeshauptmann von Kärnten, der dem Wallfahrtsorte Luggau sein größtes Interesse ent- gcgenbrachte. Weil nun bis dahin noch nichts Ge¬ schriebenes über den neuen Gnadcnort vorlag, so ließ er eines Tages alle hochbejahrten Bewohner des ganzen Tales, darunter auch den 116 Jahre alten „Matthias von der Wiesen" zusammenkommen, und forderte sie auf, alles was sie über die Entstehung des Gnadenortes wüßten, wahr¬ heitsgetreu zu berichten und kundzugeben. Sic erzählten mm alle einhellig das, was wir soeben berichtet haben. Derselbe Graf errichtete im Jahre 1593 neben der Kirche ein Kloster und übergab selbes den Franzis¬ kanern. 1594 wurde Luggau zu einer selbständigen Pfarre erhoben. 1640 entstand ein großer Brand, dem das Kloster zum Opfer fiel. Doch blieb die Kirche davon verschont. Schon fünf Jahre früher, 1635 war das Kloster einem anderen Orden, nämlich den „Dienern Mariens", auch S e r- viten genannt, übergeben worden, die tatsächlich bis heute die Wallfahrts- und Pfarrseelsorge in Luggau zu leisten haben. Wir erwähnen schließlich noch, daß mehrere Vorkomm¬ nisse der Entstehungsgeschichte in der heutigen Kirche an der Decke durch Gemälde verewigt sind. Gebetserhörungen. (Dem Gedenkbuche der L. L. Patres Servilen entnommen.) Selbst der Tod muß vor Dir weichen O Maria von Luggau! Durch erstaunungsvolle Zeichen Zeigst Du Dich als Wundcrfrau! (Auf einem Votivbilde zu Luggau.) Von den Fraisen geheilt. Am 9. Juni 1909 erschien in Luggau Frau Rosa Ortner v. Waldi mit ihrem vierjährigen Töchterlein, um für eine merkwürdige Leitung zu danken, derer das Kind ein Jahr früher teilhaftig geworden war. Das Kind hatte so starke und so andauernde Fraiscnanfälle, daß es dadurch an den Rand des Grabes kam und dem Tode unfehlbar ver¬ fallen schien. Da machte die Mutter das Gelöbnis, sie wolle mit dein Kinde eine Wallfahrt nach Luggau machen, wenn es gesund würde. And sonderbar: Von dem Augenblicke an hatten alle Fraisenanfälle ein jähes Ende und kehrten nie mehr zurück. Das Kind war das ganze verflossene Jahr voll¬ kommen gesund geblieben. Dank der lieben Gnadcnmuttcr von Luggau! Eine Doppelheilung. Am 7. September 1907 kam eine Bauersfrau aus dem Pustcrtalc (also doch sehr weit her) und brachte uns die Kunde ihrer auffallenden Leitung. Sie war wegen eines Fu߬ leidens schon ein ganzes Jahr im Bette gelegen; alle Mitte §^T SsT S^D SsT SsT SsT SsD S^T SsD S^T SsD SsT EsD SfT S^D S^T -LuggttU SsD S^T SsT S^D SsT SsT SsT SsD S^D S^D SsT SsT SsD SsD SsD 36/ Ziinn öick k'ei A^kn.M nnier.D-mö untz.M^n lo gai-^5 Si iL mat aari^ üch unS niiu^ sran^ chil' kinss/^cria kfartzer Iläctz ML -n'Ärssttst^ > Sa? i-mit Ka^dM>! M lM^^crKnrSn-n kst,st Mf- Historische Bilder von Maria-Luggau, nach den zirka 3.4 m hohen Original-Ölgemälden, die im Kreuzgange dortselbft zu sehen sind. (Zusammen 15 Bilder; hievon hier einige Proben). k/laria NNlkt al'kSm-f ans Jenen Mer Möhlin. - ' saZuUirS^ena ÜazarMr M,itz erAMätt - ./SIfl'i-u Sie armen GonaMer sissan?« Mkoiiuc n , . chü-SenMerf - Lelena bekommt im Traume den Auftrag, auf dem Weizenacker eine Kirche zu bauen. -Herr Mgcr müsse ssaiö ssni xage5 wuökru ßichm (ri ssni sivieSoch lötiM cr zu /variti Miksti , ^ ässs ittn M>e ülfsff i-M munSeröm aciiulsfn - .'vn^Kn Ski aMig Aüiu ttMrstzi Wklst . Eine auf dem Acker aufgestellte Kerze brennt ununterbrochen drei Tage und drei Nächte hindurch. Die Träumerin wird verlacht und von der Lbrigkeit ins Gefängnis gesetzt. Der Pfleger von Pittersberg, vom Pferde stürzend, gelobt, sich des Kirchen- baues anzunchmen. Die Klischees zu obigen Bildern wurden von der Redaktion der „Monat-Rosen", Serviten-Konvent Innsbruck, bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Z68 ssT Ess SfT EsZ> sfs sfs sfs SsT Ess sfs sfs Ess Ess Efs Ess Nkaria die sie anwendete, um dem Lbel Einhalt zu gebieten, waren ganz umsonst gewesen. Menschliche Lilfe versagte völlig. In dieser Not kam ein Bekannter zu ihr und riet ihr folgendes: „Gelobe du der schmerzhaften Mutter in Luggau, daß du im Falle der Genesung von nun an alle Jahre, so lange es dir möglich wäre, dorthin eine Wallfahrt unternehmen wollest. Siche, auch ich hatte durch anderthalb Jahre ein Fußleiden, wie du; auch bei mir verzagten die Arzte an der Lcilung, und was hab ich getan? Dasselbe, was ich dir soeben an¬ geraten habe: ich verlobte mich nach Luggau, und wurde bald darauf gesund." Die Bäuerin ging auf den Gedanken ein und verlobte sich in angegebener Art nach dem großen Gnadenorte. Lind siehe, sie konnte bald aufstehen und die Reise antreten. Merk¬ würdig, daß die gewaltigen Fußtouren die Frau, die ein ganzes Jahr lang im Bette gelegen war, nicht ermüdeten! Ja mehr noch: Je länger sie ging, je näher sie dem Wall¬ fahrtsorte kam, desto leichter wurde ihr, desto frischer schritt sie aus. Dank sei der allerseligsten Jungfrau Maria für solch eine augenscheinliche Gnade! Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1935 300jähriges Jubiläum der ?. ?. Serviten. 1936 400jähriges Jubiläum der Kirchenweihe. 1944 350jähriges Jubiläum der Pfarre. 1963 450jähriges Entstehungsjubiläum. Sft ä n d i g e P r i e st e r: 5 ?. ?. Servilen der Tiroler Provinz. Lei lige Messen fremder Priester jährlich: 50—100. Kommunikanten jährlich bis 20.000. Besucher jährlich: 25.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: zirka 20. Lauptfest: lll. Sonntag im September und seine Oktave. Einwohnerzahl der Pfarre: 450. Ständige Devotionalienhändler: 5. Gasthäuser: 2. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist gleichmäßig an¬ haltend. Zufahrten. W i e n—Oberdrauburg. Wien Südbahnhof über Leoben Villach; Schnellzug 10 St. K 23.30. Personenzug 16 St. K 17.90. Wien—Sillian; ebenso, nur (Personenzug) um l'/s St. länger, Schnellzug K 26.30, Personenzug X 23.—. V i l l a ch—Oberdrauburg; Schnellzug l'/s St. X 4.20, Perfonenzug 2'/4 St. X 3.20. J n n sbru ck—Sillian (über Franzensfeste);Schnellzug 4 St. X 7.90, Personenzug 5'/s St. X 6.— . Benachbarte Wallfahrtsorte. Luggau— L a v a n t. 6 St. über das Gebirg. Auch über Sillian oder Oberdrauburg nach Station Dölsach. Luggau Ess Ess Ess Eftz) Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Luggau—Köts chach. 7 St. zu Fuß oder mit Poft (Leiter¬ wagen) 6—7 St. Literatur. Ursprung, Wunder und Guttaten, München 1760, 4". komer, orixo et prosecutio. Viennae 1667, 4° p. M bis 217. Der vollkommene Weizenacker, Raab 1731, 8°. Austria-Kal. 1845, 190. Kaltenbäck, Mariensagen 122. ^vs IVInria, Linz, XIV, 229. Reg.-Mar.-Kal. 1879, VI. ^non^m, Naria-LuZxau, Selbstverlag Kloster, 1901, 16°, 147 S. Mitt. d. Zent. Kom. 1881, XLIV, 1906 (14. k 4/2), 28. Gebhard, die heilige Sage, Wien 1866, l, 66. II, 169. Leo-Gscht. d. s. W. d. kath. K., Wien I, 49. Anonym, Die Wallfahrt Maria Luggau. Verlag Serviten- Konvent, 1913, 12°, 32 S. mit 16 historischen Bildern. Kurze Erwägung. Mit der Statue der schmerzhaften Mutter, die sie sich um ihr letztes Geld gekauft, geht die arme Lelene von Laus zu Laus sammeln. — Ein wahrhaft rührend schöner, poetischer Gedanke. Mach es nach in deiner Weise: Mit dem Bild der schmerzhaften Mutter auf den Armen, im Lerzen, geh du Verdienste absammeln bei jeder Station deines Lebens, bei jedem Tage, bei jeder Stunde, die dir gegeben ist. Glaube es: in ihrem Namen unter ihrem Schutze wird dir dein Leben, mag es sich wie immer gestalten, unglaublich reiche Gaben und Geschenke abwerfen, aus denen du dir deine eigene Kirche, deine Wohnstätte im Limmel erbauen wirst können. Lab acht insbesondere auf die Leidensstationen deines Lebens. Vor diesen harten Leiden stehst du mit deiner Schmerzenmutter auf den Armen, im Lerzen, und rufest: „Leid, im Namen der Mutter Jesu sollst du mir Verdienst geben für die Ewigkeit!" O Seele, wie freigebig wirst du da manches bisher so über¬ spröde Leiden gegen dich finden. Gebet. O Gnadenmutter, die Du durch eine armselige Bauern¬ magd Großes leisten, eine Kirche bauen wolltest, die Du weiter durch Deine Berührung einem umnachtctcn Geiste Licht geschenkt hast, wir Arme bitten Dich: laß Großes, Edles ge¬ schehen durch unsere schwachen Kräfte, gib uns das Helle Licht der Weisheit, daß wir die Wege Gottes recht er¬ kennen, daß wir im Licht der Ewigkeit alles betrachten und dann froh die Wege ziehen, die Wege Gottes, und wenn es auch des Leidens Wege sind! So hilf uns, Mutter, bleib an unserer Seite und weiche nicht von uns in» Leben und im Sterben, damit wir einst von Dir nicht trauernd weichen müßten in der Ewigkeit. Amen. Maria-Eisenstadt löjsEfssfsEfTsfssfDEfTssssfDEfDsfssfDEfsssDSfs 369 Maria-Eisenstadt, Gesamtansicht. Der Kalvarienberg befindet sich ganz links lder achteckige Turm neben dem Kirchendache). PH". Sws, E>s°»st°dt. Maria-Lileultadt. Angarn. 17.000 Kommunikanten. Ungarns Lerrin, wundermilde. Sieh vor Deinem Gnadenbilde Mich, den Siinder reuig knien. Labe Mitleid mit mir Armen, Schenk' mir Gnade und Erbarmen, — Will dann fröhlich heimwärts zieh'n! Fußpartie Loretto—Eisenstadt. es gilt, dem allberühmten Kalvarienberge zu Eisen- stadt ehrenden Besuch abzustatten, so wählt das Wiener Kind am besten und passendsten den Weg über Loretto in Ungarn. Loretto und Eisenstadt! — Sind ja doch diese beiden Gnadenorte wie Schwestern, sind auf ein und demselben Boden grundständig: schmiegt sich ja das eine von Westen, das andere von Osten an die lieblichen waldigen Abhänge des Leithagebirges. Schwestern auch darum, weil sie dieselbe hohe Patronin als Mutter ehren: Maria. Wir brechen also vom heiligen Loretto aus, um die schöne, dankbare Fußpartte über den mäßig hohen Kamm des grünenden Gebirges anzutreten. Man hat uns darauf aufmerksam gemacht, daß ein rot-weiß markierter Weg die beiden Orte miteinander verbinde. Aber da die Markierung von der Lorettoseite über ver- schiebens Leiden und offene Flächen führt, dingten wir uns um wenige Leller einen Schulknaben, daß er uns bis zur „Allee" geleite, von wo aus ein Verfehlen des Weges kaum mehr möglich ist. Etwa 40 Minuten lang braucht man bis zu der eben ge¬ nannten Allee. Ein kleiner Abstecher bringt uns zur Dreifaltigkeits¬ kapelle, die die Lorettaner vor mehr als 200 Jahren zum Danke für endgiltige Befreiung aus Türkennot erbauten. Die „Allee", von der wir sprachen, ist ein etwa '/s Stunde langer, schnur¬ gerader Durchschlag durch den Wald, der auf beiden Seiten von Prächtigen, zum teil uralten Buchen besäumt ist. Langsam steigen wir über die sanft ansteigende Löhe empor, erreichen den Kamm des Gebirges, schreiten dann noch immer in derselben Allee auf ebenem Wege voran, bis uns die rechts abzweigende rote Mar¬ kierung veranlaßt, die schöne Buchenallee zu verlassen und nun den etwa dreiviertelstündigen Abstieg gegen Eisenstadt zu be' ginnen. Bald vereinigt sich unsere rote Markierung mit einer gelben, die uns nun direkt zur „Wallfahrtskirche am Berg e", also zu unserem eigentlichen Reiseziele führt. Kalvarienberg und Kirche. Wir nähern uns nun im Geiste dem Kalvarienberge. Wir sehen einen ziemlich breiten Sticgcnaufgang mit etwa 20 Stufen. Links und rechts gemauerte Geländer mit ver¬ schiedenen Statuen als Verzierung. Daneben zu beiden Seiten Gartenanlagen, die den Kalvarienberg mit schönem Grün um¬ rahmen. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Wir betreten, nachdem wir die ersten Stufen empor¬ gestiegen, die Gnadenka pelle. Es ist ein kleiner Rundbau mit Kuppel. Es werden kaum mehr als 200 Personen darin Platz finden. Aber dem Lochaltare steht, in Prachtgewänder gehüllt, eine Statue Mariens aus Sandstein. Dieses Gnadenbild dürfte etwa 1 m hoch sein. Die Muttergottes ist stehend dargestellt und hält auf dem linken Arme das Iesu- kindlein. Diese Gnadenkapelle, ein zum stillen Beten recht ge¬ eigneter Ort, ist das Kerz und der Mittelpunkt eines großen Stein bau es, der sich weit über und um diese Kapelle herum auftürmt. Die Spitze des kleinen obersten Türmchens dürfte wohl 25 m hoch sein. Dieser Steinbau besteht eigentlich aus einer Menge von neben- und übereinander liegenden Lohlräumen und Kammern, größer und kleiner, von ver¬ schiedener Gestalt und Bauart. Die Kammern sind durch Rundgänge, die außen an dem Bauwerke Herumlaufen, miteinander verbunden. In jeder Zelle ist mittels entsprechender Statuen irgend ein Geheimnis aus der Leidensgeschichte Christi dargestellt. Wir kommen, den Stufen folgend, nach und nach sehr hoch hinauf; wenn wir bei der zweiten, oberen Kapelle angelangt sind, können wir schon über den Giebel des ziemlich hohen nachbarlichen Propsteigebäudes nach Angarland hinüber¬ sehen. Diese zweite, kleinere Kapelle, nach unserer Schätzung etwa 20 m über dem Boden erhöht, hat einen Altar, auf dem ab und zu die heilige Messe gelesen wird. Von unten aus gesehen, ist die Kapelle in jenem achteckigen Raum zu suchen, der als Turm das ganze, jedenfalls interessante Bau¬ werk nach obenhin abfchließt. Wir erwähnen, daß dieser Kalvarienberg im Jahre 1910 einer gründlichen Restaurierung unterzogen wurde. Neben dem soeben beschriebenen Kalvarienberge befindet sich noch die Pfarrkirche, die durch einen Gang mit dem Kalvarienberge zusammcnhängt. Diese Kirche, die, streng ge¬ nommen, kein Gegenstand der Wallfahrt ist, zeigt sich als ziemlich geräumiger Rundbau, der etwa für 1500 Personen Platz bietet. Von außen sieht der Bau wie eine alte Festung 24 Z70 SsT SsT SsT SjD SjD SsD SjD SjD SfT SjD SjD SjD SsD SjD SsT Nkarla-Eisenstadt 6sT EjT SsT SfT SjT SsT SsD SsD SfT SjT SfD SsD SsD SsD SjT SjT SsZ aus, die auf der Seite gegen Müllendorf, also gegen Westen hin, zwei massige, viereckige Türme zeigt, die jedoch nur wenig über die Kirche selber hervorragen. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Der fromme Fürst Paul Esterhazy wohnte im Jahre 1690 irgendwo einer Fronleichnamsprozession bei. Dabei sah er eine Marienstatue, die ihm über alle Maßen gefiel, und alsogleich begehrte er, eine ähnliche zu be¬ sitzen. Er gab also den Auftrag, daß eine solche aus Stein ausgehauen würde; dies geschah. Als nun die Statue fertig war, ließ der Fürst sie in sein Badhaus nach Groß- Höflein bringen, also nicht in eine Kirche, sondern in ein Privathaus. (Groß-Höflein liegt etwa Vi Stunden außerhalb Eisenstadt gegen Müllendorf und Wiener-Neustadt zu.) Nun kamen stürmische Kriegszeiten. Feindliche Scharen drangen in die Gegend, kamen auch nach Groß-Höflein und steckten den ganzen Ort in Brand; auch das sürstliche Bad¬ haus wurde ein Raub der Flammen. Doch siehe da, das Bild der allerseligsten Jungfrau Maria ging ungeschwärzt und unversehrt aus diesem Flammenmeere hervor. Man hielt dieses Begebnis für ein Mirakel und ging sofort daran, dieser Statue einen würdigen Platz an¬ zuweisen; dazu erkor man die Sakristei der Groß- Höfleiner Kirche. Wenige Jahre blieb das Bild allda und war während dieser Zeit das Ziel mannigfacher Verehrung vonseite der Gläubigen. And wenn wir den damaligen Berichten Glauben schenken dürfen, so ereigneten sich durch die Fürbitte vor diesem Bilde damals unzählige Wunder. Besagter Fürst Ester¬ hazy kam nun gelegentlich nach Maria - Lanzen¬ dorf. In diesem Wallfahrts¬ orte war aber damals erst kürzlich jener Kalvarien¬ berg vor der Kirche erbaut worden, der bis heute noch steht. (Vergleiche das, was beim Wallfahrtsorte Maria- Lanzendorf davon gesagt wurde.) Dieser Kalvarien¬ berg, der damals als Kunst¬ werk galt, stach dem Fürsten, wie man zu sagen pflegt, stark in die Augen und sofort gedachte er auch in seiner Heimat etwas ähnliches Her¬ stellen zu lassen. Also mußte derselbe Baukünstler, ein Franziskanerlaicnbruder, nach Eisenstadt übersiedeln und dort den Kalvarien¬ berg nach dem Muster von Maria-Lanzendors bauen, aber gleich viel größer und höher. Der Platz, den sich der fromme Fürst für die Er¬ richtung des neuen Kalvarienberges ausersehen hatte, war aber damals ein nicht unbeträchtlicher Sumpf. Darum ließ also jener großherzige Marienverehrer unter unzähligen Mühen den Sumpf verschütten und gewann auf diese Art den Bauplatz für das geplante Heiligtum. Die Errichtung des Kalvarienberges fällt in das Jahr 1701. Anterdefsen war jenes steinerne Muttergottesbild, von dem wir früher vernommen, noch immer im Bad¬ hause des Fürsten. Am dem frommen Begehren der Leute entgegenzukommen, hatte der Besitzer es an solchem Platze aufstcllcn lassen, daß es dem Volke zugänglich war. Es kamen auch gar viele, um dort ihre Andacht zu verrichten und durch volle 17 Jahre verblieb das Bild an besagtem Ort als ein Trost und Zufluchtsbild für die leidende Menschheit. Maria-Eisenstadt, Kalvarienberg. E. Stotz, Sis-nstodt. Dieser Amstand veranlaßte den frommen Fürsten Ester¬ hazy, jener Steinstatue einen noch ehrenvolleren Platz an¬ zuweisen: er ließ sie in den Kalvarienberg über¬ tragen, allwo sie in der unteren Kapelle über dem Altäre die vornehmste Stelle einnimmt. Dort steht sie nun seit jener Zeit und wird von andächtigen Pilgerscharen, die von weit und breit herbeiströmen, fleißig besucht und verehrt. Statistisches. Nächstes Iubiläumsjahr: 1951 250 jähriges Jubiläum der Entstehung. Ständige Wallfahrtspriester: 3 Weltpriester, und zwar ein Propst und 2 Kaplane. .Heilige Messen fremder Priester jährlich: nur einige wenige. Kommunikanten jährlich: 17.000 (vor 17 Jahren nur 4000). Besucher des Wallfahrtsortes jährlich: 30.000. Hs sfs sss sss Ess Gss sfs Ess sss sss Ess sfs Ess sfs Ess sfs Maria-Eisenstadt sfssfsEssEsTsfssfsSfDssssfDsssssssfssssssssss 371 Geschlossene Prozessionen: jährlich etwa 60, darunter Deutsche in größter Zahl, dann Angarn, Kroaten, Slowaken. L a u p t fest : Mariä Namen. Einwohnerzahl der zur Kirche gehörigen Pfarre: 1400 (dieselbe Pfarre hat noch eine zweite Kirche, Klosterkirche der Barmherzigen Brüder). Außerdem besteht in Eisenstadt noch eine zweite Pfarrkirche. Ständige Devotionalienhändler: Etwa 10. Gasthäuser: 4. Kaffeeschänker : 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist im ganzen steigend. Zufahrten von Wien. 1. Die empfehlenswerteste Zufahrt bleibt jedenfalls die¬ jenige über Loretto in Angarn. Also von Wien-Südbahnhof mit der Pottendorfer Linie bis .Haltestelle Weigels- dors, 1 St., K 1.60, oder vom Staatsbahnhof über Gramatneusiedl (umsteigen) nach Anter-Waltersdorf, von dort 2 St. zu Fuß nach Loretto; von dort weitere 2A St. nach Eisenstadt. Von Eisenstadt (resp. Station Müllendorf) nach Wien retour. Diese Partie läßt sich in einem Tage absolvieren. Hiebei sowohl in Loretto als in Eisenstadt je dreistündiger Aufenthalt. Gesamtleistung von Fußtouren für den ganzen Tag: 6 St. 2. Bequemer, aber weniger interessant ist die Fahrt vom Aspangbahnhof nach Stativ nMüllendorf, 2^4 St., K 2.-, von Müllendorf 1A St. zu Fuß (Müllendors heißt auf den ungarischen Fahrplänen: SzärazvLm). Wer zeitlich in der Früh von Wien abfährt, kann hiebei in Maria Lanzen¬ dorf ab st eigen, vier Stunden daselbst verweilen, dann nach Müllendorf weiterfahren und noch an demselben Tage in Wien zurück sein. 3. Eisenstadt hat auch eine eigene Bahnstation, ungarisch Kismarton genannt. Die Zufahrt wäre vom Staats- b a h n h o f über Bruck an der Leitha (umsteigen). Fahrpreis K 2.70. Diese Strecke kann wegen langer Fahrtdauer (4 St.) weniger empfohlen werden. Literatur. Persianisch-Marianisches Gnaden-Brünndel. Wr.-Neustadt 1732, 8». Zwey Traktätlein: Myrrhenbüschlein und Gnaden-Bad Mariä. Wien 1716, 4". Austria-Kal. 1845, 202. Jordänszky, Kurze Beschreibung. Preßburg 1836. 4°, S. 64. Von mehreren Priestern. Geschichte des Kalvarienberges, Raab 1912, 8", 132 S., illustriert. Kurze Erwägung. Vor 200 Jahren hat der Zuzug zu diesem Bilde Mariens begonnen und hat nicht aufgehört bis auf den heutigen Tag. Nicht aufgehört hat der Eifer frommer Seelen in der Andacht zu dieser Mutter der Christenheit. Nicht auf¬ gehört hat aber auch der Reichtum himmlischer Gegengeschenke und Gnaden, die den Bittenden an diesem Orte gespendet werden. Nicht aufgehört die Güte und die Erbarmung Mariens für diejenigen, die zu ihr sich wenden. Dafür sei gepriesen die allerheiligste Dreifaltigkeit, gepriesen auch die große Gnadenvermittlerin bei Gott: die allerseligste Jungfrau Maria! Gebet. O Maria, die Du in steinernem Standbilde länger als 200 Jahre inmitten des heiligen Kalvarienberges ver¬ weilst, verweile gnädig auch bei uns denn auch unser Leben ist nur oft genug ein Kalvarienberg des Leidens. Sei Du uns Helferin, sei uns Schätzerin, sei uns Trösterin! Hilf uns aufwärts steigen die mannigfachen Stationen des schmerzensreichen Kreuzweges, damit wir zur Löhe der Tugend und zum Lohne Deiner ewigen Anschauungen gelangen mögen. Amen. Einst am blutigen Kalwaria Standest schmerzensvoll, o Mutter, Du! Zeigtest weinend uns zum Kreuze: „Seht die Liebe!" riefest Du uns zu. Leut in Eisenstadts Kalwaria Strahlt verklärt, o Mutter, uns Dein Bild, Lächelst huldreich uns entgegen: „Seht die Liebe! Seht dies Kindlein mild!" Ja, wir seh'» die Liebe und wir grüßen Dich, Dich und auch Dein Kindlein minniglich. (M. S.) Luldigungsengel. Partie aus den Deckenmaiden der Kirche zu Laindorf. 24» Äaindorf, Partie aus den Deckengemälden. (Naumhalber an dieser Stelle zur Darstellung gebracht) von 15.000 bis 5000 Kommunikanten Gnadenbild von Mariathal. Z74 sfs sfs Ess Ess sfs sfs sfs sfs sss sfs sss sfs sfs sss sfs sfs Mariathal EfssfsSfssfTsfDEsssfsEssssssfssfsEfDsfsEsssssEfssfsEsN Ein Briinnlein im Wald an lauschiger Stell', Das hatte geheilt viel Kranke schnell — Bis endlich am Grunde verschwemmt von Sand Das forschende 'Ang' das Gnadenbild fand. O. Mutter vergib, wenn ost im Sand Des irdischen Sinnes Dein Bild mir schwand! Zu tiefst im Lerzen liegt's doch in mir Und ewig gehört mein Lieben nur Dir. psriathsj. Angarn. . 15.000 Kommunikanten. ström hin ziehen, liegt, von Waldcshöhen umringt, nur 12 Icm nördlich von der Stadt Prcßburg, unser Wallfahrtsort Mariathal. Man kann, von Mariathal west¬ wärts wandernd, in IVz St. die träge March und damit zugleich die Landesgrenze gegen Niederösterreich erreichen. Die nächste Bahnstation wäre Stampfen, von wo aus ein dreiviertelstündigcr Weg zum Wallfahrtsorte örtliche Lage. eine Kirche. Dann plötzlich senkt sich der Weg zu einem wo die kleinen Karpathen sich gegen den Donau- Gasthause hinab, führt dann sofort über eine Brücke und nach wenigen Schritten wieder hinauf; da sieht man sich auf einmal von einer Schar Devotionalienkaufbuden umgeben, von denen wir an einem ganz gewöhnlichen Frühlings-Wochentage ihrer sechs geöffnet fanden, also gewiß ein Zeichen von starkem Wallfahrerverkehr. Aber noch immer beliebt es der Kirche, Verstecken zu spielen. Doch führt von den Buden ein schnurgerader, präch¬ tiger, breiter Promenade¬ weg nach Süden. Zst man diesen etwa zwei Minuten lang fortgewandert, so befindet man sich bei einem alt aus¬ sehenden Klostergebäude und sieht nun, schon beim Ein¬ gangstore stehend, endlich den hohen, starken, viereckigen Turm nur wenige Schritte vor sich in die Löhe ragen. Der Vorplah. Der erste Anblick ist nicht übermäßig einladend. Es machte uns das alles den Eindruck wie eine alte, verlassene, weitgedehnte Fabrik. Doch ändert sich alles sehr bald, wenn man an dem Turm vorüber den eigentlichen Vorplatz der Kirche erreicht. Lier beginnt die Poesie und die Schönheit. führt. Doch hat diese Station so schlechte Zugsanschlüsse, daß wir allen, die von Wien oder Niederösterreich überhaupt kommen, empfehlen, in Theben-Neudorf (Deväny-ujfalu) oder in Blumenau (Lamacs) auszusteigen. Von beiden letztge¬ nannten Zugängen empfehlen wir den Blumenauer Weg mehr, u. zw. deswegen, weil man dabei immerfort am Rand des Gebirges und doch auf guter, Halbwegs schattiger Straße wandelt, während der Weg von Neudorf herüber über sonnige Feldwege führt. Im übrigen braucht man sowohl von Neudorf als auch von Blumenau zirka I V4 St. nach Mariathal. Der Wallfahrtsort liegt nicht unmittelbar an der Land¬ straße, sondern ein kleines Lalbstündchen ostwärts in einem Bergkessel, den von Norden her eine hochthronende Burgruine bewacht. Lat man endlich das slowakische Dörfchen Mariathal erreicht, so sieht man zunächst nicht das Geringste, was an einen Wallfahrtsort gemahnen könnte; nicht einmal Anter dichtschattigen Bäumen, die den größten Teil des Loses verdunkeln, winkt eine alte, e f e u u m s p o n n e ne, lange Mauer, die uns des Idyllischen gar manches bietet. Eine Lourdesgrotte, in diese Amgebung vortrefflich passend, ist das erste Objekt der Andacht, dem wir hier be¬ gegnen. Nicht weit davon ein Paulusbild aus Stein neben einem Baum, den man auf mehr als 300 Jahre schätzt. Dort ist die Gruft der Pauliner (doch unter¬ irdisch und nicht sichtbar), in der die alten Mönche ohne Särge, nur angetan mit ihrem Ordenshabit, zur Ruhe ge¬ bettet wurden. Weiterhin die Kapelle der heiligen Anna, ein schön erhaltenes Leiligtum im Barockstile, das etwa für 100 Personen Platz bietet und auf seinem durch ein schönes Eisengitter abgefriedeten Altäre ein weißes, lebensgroßes Bild Sankt Annas und ihrer heiligen Tochter Maria zeigt. EsDSfS SfS SfD EfD S^T SfT EfD SfD SsI SfDEfD SfTSsS EfSEfs sfs SfS Mariüthal EfS SfS SfS sfö! Efs <§fs Ess SfS EjS Ess Efs Efs Ess Ess Efs sfs sfs Ess sfs Efs Ess Ejs sft> sfs Mariathal EsssfsssDEsDssssfssssssssfssfsEsssfDsssssssssEsNEssEfs so daß sie insgesamt wohl an 2000 Personen zu fassen in der Lage ist, während wir die eigentliche Kirche nur auf etwa 1500 Personen schätzen. Der Park und seine Kapellen. Aus der Kirche tretend, finden wir in der Nähe noch¬ mals mehrere offene Verkaufsläden und kommen dann in einen wunderschönen uralten Park, der den Stolz des Wall¬ fahrtsortes und gewiß eine hohe Anziehungskraft für jedweden Pilger besitzt. Man wandelt da, an prächtigen, ehrwürdigen Waldesriesen vorüber, einen ebenen, gut erhaltenen Weg. Sechs Kapellen, jede mit irgend einer Darstellung aus dem Leben Mariens geziert, tauchen an der linken Seite dieser anmutigen Waldespromenade in ganz kurzen Zwischenräumen auf und bringen uns unfehlbar an das eigentliche Ende des Pilger pflegen diese Brunnenkapelle die „Gnadenkapelle" zu nennen. Linker dem Lochaltare, der so ziemlich genau in der Mitte der Kapelle steht, findet sich der eigentliche Brunnen, ein kreisrund herausgemauertes, mit Schutzgeländern ver¬ sehenes, IVs m weites Becken, aus dem man mittels blecherner Strickeimer das Wasser etwa aus (I m) Tiefeherausziehen muß. Zu diesem Zwecke stehen an den Bänken ringsumher mehrere solche recht reinliche Eimer und dabei eine ganze Schar Gläser. Daß von dieser Einrichtung fleißig Gebrauch gemacht wird, davon überzeugte uns das reichlichst verschüttete Wasser auf dem Pflaster rings umher. Der Park und das Brunnenhaus sind die Prunk¬ stücke des Gnadenortes, die Mariathal zu einem wirklich empfehlenswerten Wallfahrtsorte machen. Mariathal, die Brunnenkapelle im Walde. Parkes, nämlich zur heiligen Brunnenkapelle. (Von dort aus dehnt sich dann der Wald stundenlang nach allen Rich¬ tungen hin.) Die Brunnen kapelle ist eine herrliche Wald¬ andacht, die uns ein wenig an das Brünnlein bei Drei¬ eichen gemahnt. Doch bietet sie eigentlich mehr. Denn solche Baumriesen hat Dreieichen nicht; Dreicichen hat auch nicht das kleine, freilich ganz schwache Gebirgsbächlein, das man auf zwei altertümlichen gewölbten Brücken überschreitet. And vor allem: Dreieichen hat nicht die schöne Brunnen- kapcllc; denn wir haben ja hier in Mariathal über der Quelle fast eine Kirche. Auf dem Grundrisse, der einem vierblättrigen Kleeblatte ähnelt, erhebt sich die schön erhaltene, reich ausgemalte, mit zier¬ lichen Fenstern versehene Kapelle, in der sicherlich 500 Per¬ sonen zu gleicher Zeit Platz finden. Die Bilder vn der Decke erzählen dem aufmerksamen Beschauer die ganze so reiche Geschichte dieser denkwürdigen Stätte. Die Aus der Geschichte. Der heilige Gerard und seine Genossen. Bis hinauf in die ersten Zeiten der Geschichte des König¬ reiches Angarn müssen wir zurückgehen, um die Aranfänge dieses Gnadenortes kennen zu lernen. Da lebte denn, es war im Beginne des elften Jahr¬ hunderts, in Angarn ein gottes¬ fürchtiger Mann, der spätere Märtyrer und er sie Bischof von Csanad, Gerard mit Namen. Der hatte in heiligem Bußeifer eine Reise in die heiligen Länder unter¬ nommen und dort das Leben der ägyptischen Einsiedler kennen gelernt. Da erfaßte ihn mäch¬ tiger Drang, das, was er in lebendigen Beispielen geschaut, auch durch die eigene Tat nachzuahmen. And so zog er sich denn, nach der ungarischen Leimat zurückgekehrt, alsbald vom Getriebe der Welt zurück und suchte in abgelegener Waldeseinsamkeit in treuem, ernstem Sinne Gott allein zu dienen. Bald scharten sich Genossen um den eifrigen Diener Christi, so daß an vielen Orten solch heilige Einsiedeleien entstanden. Darunter war nun auch jene Waldesstätte, wo heute Mariathal gelegen ist; damals hieß sie „Thalerwald". Wenn die alten Bäume des Thalerwaldcs Verstand und Denkkraft besessen hätten, sie hätten sich gar sehr gewundert über die neuen kleinen Kapellen, die da in ihrer Mitte auferbaut wurden, über die ernsten, bu߬ fertigen Männer, die hier in einfachen Lütten weilten und heiligen Geistesübungen oblagen. Im Jahre 1030 geschah es nun, daß einer dieser An¬ siedler des Thalerwaldcs, von Gott mit der Anlage zur Bildnerkunst ausgestattet, in seinen Mußestunden eine der und ihre Übel schwanden Aber Vier obere Plafondbilder der Heiligen Brunnenkapelle. Baum, zur Quelle wasche dich, so wirst todes. Das Geheimnis der Stätte seiner Statue nahm er mit sich ins Grab und niemand hatte eine Ahnung, wo das Bild Mariens hingekommen wäre. Bericht und alsbald erhob auch sie voll innigstem Flehen ihr Herz zu Gott empor um Hilfe rufend in der großen Not. And siehe da, auch ihr erschien im Traume bald darauf die hohe, lichtumflossene Gestalt der Himmelskönigin. Auch sie erhielt den seligen Befehl: „Geh hin in den Wald Zwei wunderbare Hei lun g s f ä l l e. Hundert Jahre waren vergangen. Da lebte in derselben Gegend ein armes Weib, das sich durch Heirat an einen lasterhaften Mann gekettet hatte. Zu ihrem größten Leidwesen gebar sie dann zwei Kinder, die von Geburt aus gänzlich mißgestaltet waren. Da weinte das Weib gar sehr und in inständigem Flehen schrie sie zu Gott um Hilfe. And siehe da, einst träumte ihr, sie sähe die Himmelskönigin in unvergleichlicher Pracht vor sich. And sie hörte den geheimnisvollen Befehl: Geh hin in den Wald, da wirst du einen hohlen Baum an- tresfen, an dessen Fuß ein frischer Quell aus demBodenquillt. Dortwasche deincKind er lein, so werden sie heil von ihren Gebrechen!" Die Frau erwachte. Hochbeglückt durch die himmlische Weisung säumte sie nicht einen Augenblick, eilte in den Wald, sand den Baum und die Quelle und wusch ihre Kleinen im frischen Wasser. And siehe da: Die Gebrechen schwanden unter der waschenden Hand dahin und in wenigen Augenblicken lächelten liebliche, wohlgestaltete Kindergesichter dem hochbeglückten Weibe entgegen. — Das war das erste Wunder bei der Quelle im stillen Thalerwald. (Bild 3). Gar bald sollte dem ersten ein zweites, nicht minder großes folgen. Ein tief bedauernswertes Weib, an doppeltem Abel leidend: blind an den Augen, lahm an den Gliedern, vernahm von dem Wunder, das wir erzählt. Wie Himmelsbotschaft klang ihr Das Bild im Brunnen. woher hatte das Brünnlein im Wald die Heil¬ kraft? Warum lag gerade auf seinen Wassern des Himmels augenscheinlicher Segen? Gar bald sollte ein liebliches Ge¬ heimnis gelüftet werden, der ganzen Gegend zur großen Freude. Auch damals nämlich, wie vor hundert Jahren, lebten in der Nähe des Brünnleins fromme Siedler in einfachen Hütten. Auch sie vernahmen die herrliche Mär der Wundertaten Mariens beim benachbarten Brünnlein und freuten sich herzlich darob. Doch einer von ihnen, ein Greis schon an Jahren, wollte die Sache tiefer erforschen. And von nun an flocht er in seine täglichen Gebete den Wunsch, Gott der Herr möge ihm seine Pläne betreffs des Brünnleins ein wenig enthüllen. (Bild 4). zum hohlen daneben und du heil!" Sie tat es sofort und für immer dahin. Diesen zwei ersten großen Wundern folgten noch viele andere nach. SsT SsD SfD SsD S^D SsD SsT SsD SsD S^D S^T S^T S^D S^T SsD CsT SsD S^D EsD SsD S^D SsT SsD SsD SsT SsD S^D SsD SsD SfD 377 Statue der allerseligsten Jungfrau aus weichem Lindenholze schnitzte, die er dann nach ihrer Vollendung mit heiliger Freude auf den Altar einer der Wald- k a P e ll e n stellte; es war das erste Muttergottesheiligtum im stillen Thalerwald. Doch nicht lange blieb es an Ort und Stelle, da die noch junge Kirche des Angarlandes noch einmal die Blut¬ taufe erhalten sollte. Mordgierige Scharen, lechzend nach dem Blute der Christen, durchzogen die Gefilde und Wälder. Da nahm denn jener heilige Künstler, um sein liebes Marienbild vor Zerstörung zu retten, den ihm so teuren Schatz und ver¬ traute ihn einem schweigsamen alten Baum¬ riesen an, in dessen hohlemStamme er das holde Bildnis barg. Es stand aber jener Baum an der Stelle, wo heute der Hochaltar des Brunnenhauses zu finden ist. Der Einsiedler selbst muß bald darauf gestorben sein, vielleicht des blutigen Marter- Z78 sfs sss sss sfs Ess Ess sfs sfs sfs sfs Efs Ess sfs sfs sss sfs Mariathal sfsEssssssssEfsEfssfsssDsfssssSfssssEsSEsssssssTEsTEss And so ging er denn eines Tages, wie schon ost, dem Brünnlcin entgegen. Leute trieb ihn ein ganz besonderer innerlicher Drang dazu. Im Lichte der Sonne schimmerte das nahe kleine Bächlein und auch die Quelle flammte vom Licht. Aber Sonnenlicht, so dachte der Greis, kann doch solch ein Schimmern nimmer sein. Rasch trat er hinzu, da sah er aus der Tiefe der Quelle leuchtende Strahlen blitzen. 'Mit höchster Erregung stieg er nieder, grub und untersuchte und siehe, im Sande verseh wemmt lag liehen Wallfahrtsorte herauscntwickelt, zu dem aus nah und fern gar viele fromme Pilgerscharen verehrend zogen. Da lebte denn im Angarlande der fromme König Ludwig I., auch der Große genannt, derselbe, der im hoch¬ heiligen Mariazell die große Kirche zu errichten befahl. Der hörte von Mariathal und seinen Wundern und seinem Bilde. Von Frömmigkeit getrieben, suchte er die heilige Stätte auf und kniete lange Zeit verehrend vor dem Bilde. Dann aber, sich erhebend, sprach er beiläufig also: „Viel zu gering scheint mir für solches Gnadenheiligtum diese einfache Mariathal, Inneres der Kirche. Phot. k. k. Postm. Wetschl, Stampfen. da ein Bild Mariens. Mit unsäglicher Wonne nahm der fromme Greis den Fund und küßte das Bild mit erstem ver¬ ehrenden Kusse, brachte cs alsbald in die Mitte seiner Brüder und stellte es dann in einer der Kapelle auf. (Bild 2). Wie aber war das Bild in den Brunnen gekommen? Wahr¬ scheinlich hatte die fortschreitende Fäulnis im Innern des alten Baumes eine Gasse gebildet, so daß dadurch das Bild abwärts gleitend in die Quelle gefallen war. Nun war es wieder gefunden! Nun hatte der Thalerwald ein liebes, teures, schönes Gnadenbild. Der Bau der Kirche (1377). Wieder ging mehr als ein Jahrhundert vorüber. Der stille Thalerwald hatte sich unterdessen zu einem ganz ftatt- Kapelle! Wohlan, ihr Leute, wir wollen eine große, stattliche Kirche bauen!" (Bild 1). Hundertfaches freudiges Echo weckte in den Herzen der frohlaufchenden Zuhörer dieses königliche Wort. Es war ein großer Tag, als am Vorabende des Pfingstfestes 1377 der fromme König mit eigener Hand den Grundstein zum neuen Gottes¬ bau und gleichzeitig zu einem Kloster legte, das fortan die Paulin er bewohnen sollten. And als der Bau vollendet war, kam der König abermals herbei und mit eigenerHand trug er die gnaden¬ reiche Statue aus der bisherigen engen Kapelle heraus, in feierlichem Triumphzuge in die neue Kirche und stellte sie auf des Hochaltares Höhen, als auf dem ihr künftig gebührenden Thronsitze auf. So war Mariathal als Wallfahrtsort begründet und gefestigt. Späterhin, unter der Regierung Kaiser Leo¬ polds I., ließ ein frommer ungarischer Palatin Esterhazy das Brümnlein in Stein fassen und darüber jene schöne, geräumige Brunnen¬ kapelle errichten, die heute noch allen Pilgern so sehr gefällt. Die Mutter der Gnade aber zeigte sich den Kindern, die zu ihrer Waldesstätte pilgerten, gar huldreich und half ihnen sichtlich und wunderbar in gar vielen Leiden, Krankheiten und Trübseligkeiten; 139 merkwürdige H eilungs fälle finden sich bis heute noch aus jenen Zeiten verzeichnet. Letzte Ereignisse. Viele hundert Jahre hatte der Orden der Pauliner in dieser schönen Waldeinsamkeit gelebt und das liebliche Gnadenjuwel gar sorgsam gehütet. Doch im Jahre 1786 traf ihn ein schwerer Schlag: Josef II. hob diesen ungarischen Orden auf. Seit dieser Zeit verwalten Weltpriester das Erbe der ehemaligen Ordens¬ gemeinde. Zweimal wurde dieses marianische Laus in kurzer Zeit von verheerendem Brande verwüstet, zuerst 1812, dann 1821. Gegen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war die Kirche schon recht baufällig geworden. Da wurde sie dann gelegentlich des 500jährigen Jubiläums 1877 gründlich re¬ stauriert, hiebei der frühere Hochaltar entfernt und durch den heutigen gotischen Flügelaltar ersetzt. sfssft>Sft>sfDssTss°>SsTEsD<2ft>sft>ssssft>sft> Maria-Trost in Brünnl bei Grahen sfssftxöfDsfsEfsEfssfssfsEfTsfsEfssfs Z79 Besonderen Aufschwung erhielt in den letzten Jahren der Wallfahrtsort durch die sich jährlich wiederholenden großen Männerwallfahrten von Preßburg. Statistisches. Nächste Jubiläumsjahre: 1927 550jähriges Jubiläum der Kirche. 1930 900jähriges Jubiläum der vermutlichen ersten Auf¬ stellung der Gnadenstatue. Ständige Priester: 2 Weltpriester, nämlich Pfarrer und Kaplan. Heilige Messen fremder Priester jährlich: zirka 200. Kommunikanten jährlich': 14.000 bis 15.000. Besucher jährlich: 50.000 bis 60.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 250 bis 300. Lauptfest: Mariä Geburt. Ständige Devotionalienhändler: 17. Gasthäuser: 2. Kaffeeschänker: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Wallfahrer: 60°/» Slowaken, 20°/» Ma¬ gyaren, 15"/« Deutsche, 5°/o andere Slawen. Zufahrten. Wien-Staatsbahn über Marchegg, direkte Fahrt ohne Am- steigen bis Blumenau, 2 Stunden, K 2.—. Benachbarte Wallfahrtsorte. Mariathal—Sch oHb erg (Saffin). Eisenbahnfahrt Blumenau — Kutti (umsteigen)—Schoßberg. 2^/» Stunden. K 2.50. Literatur. Grieskirchner, IVluZnue Anx. äominae mirsdiiia, Viennas 1661, 4°. Kummer, Luteus agu. viventium (deutsch), Preßburg 1734, 8.°. Koptik, ll'dalleiäos(!) libri äuo äs ortu ... (in Versen) Lopronü 1744, 4°. ?. S. C. Erneuerter mar. Gnadenbrunn, Preßburg 1764,8°. Kollenitz, Der im Acker verborgene Schatz, Wr.-Neu- stadt 1714, 12°. 2lustria-Kal. 1845, 174. Kaltenbäck, Mariensagen, 147. Iordänszky, Kurze Beschr., Preßburg 1836, 4°, 13. Krö n es, Geist. Wallfahrt, Wien 1872, 101. Ott, Marianum, 342. H olik, Mariathal, Preßburg 1908, 12°, 16 S. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866. II, 325. Kurze Erwägung. In der Geschichte dieses Gnadenortes ist es ganz be¬ sonders interessant, wie der Pimmel diesen Gnadenort gleichsam jahrhundertelang früher vorbereitete, indem er den frommen Künstler veranlaßte, die Statue zu schnitzen, wie diese Statue aber, kaum daß sie da war, auch verschwinden und nun durch Gottes Vorsehung durch sehr lange Zeit in Ver¬ borgenheit liegen mußte. And als später dann die von Gott gewollte Zeit der Offenbarung herankam, schritt der All¬ mächtige selber ein, indem er durch die vor jedem Menschenauge verborgene Statue geheimnisvoll heilende Kräfte walten ließ. And endlich sollte ein Ordensbruder des ersten Schnitzers diese Statue wieder finden und sie so erst auf „den Scheffel stellen" und zur allgemeinen Verehrung bringen. Gebet. O holdselige Mutter, die Du uns aus dem Mariathaler Bilde so liebreich und verheißend anblickst, die Du uns mild¬ reich Dein Äaupt entgegenneigst, wir bitten Dich, laß' dieses zarte Bild an uns armen Pilgern nicht zur Lüge werden. Was das Bild uns kündet, das vollführe Du, Himmels¬ königin: Neig' Dein barmherziges Auge uns zu! Nimm uns in Dulden auf! Sei uns eine liebreiche, gute Mutter! Amen! Msrm-Lrolt in lörünnl bei Grshen. Böhmen. 12.000 bis 15.000 Kommunikanten. Sei mir gegrüßt, o Brünnlein hell, Des Simmels lieblicher Gnadenquell; Ich hür „Maria-Trost" Dich nennen — Laß mich Betrübten nun erkennen. Daß nicht umsonst Dein Name ist. Daß Du des Trostes Brünnlein bist. Örtliche Lage. s wir uns anschickten, die Gnadenorte des südlichen Böhmens aufzusuchcn, ward uns von befreundeter Seite gesagt: „Im Brünnl bei Gratzen wird es ihnen sicher gefallen." — Ein wahres Wort fürwahr! In Brünnl bei Gratzen ist es schön! Wir haben auf der Hauptstrecke der Franz Iosefsbahn von Wien aus ganz Niedcrösterreich durchfahren und befinden »ns in der Schnellzugsstation Gmünd. Gleich darauf rollt der Zug über die böhmische Landesgrenze und die allererste Station hinter dieser Grenze, Gratzen, ist auch unsere Aussteigstation. Schon während der Eisenbahnfahrt von Gmünd her sieht des Spähers scharfes Auge im Südwesten, etwa zwei Stunden entfernt, bedeutendere Bergeserhebungen austauchen, die um so mehr auffallen, weil sie die einzigen namhaften Höhenzüge dieser Gegend sind. Einzelne Gipfel dieser Gebirgs¬ kette erreichen eine Höhe von mehr als 1000 m, so der Hoch¬ wald und der Rebelstein. Schauen wir genauer aus, so bemerken wir an einem dieser Berge, und zwar an dem, der ziemlich weit rechts steht, in halber Höhe seines Abhanges eine Dorfschaft und mitten in dieser Dorfschaft eine zweitürmige Kirche: das ist Ess Ess sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss Ess Ess Maria-Trost in Brünnl bei Gratzen Ess sss sss Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess 380 die Kirche Maria-Trost, die wir suchen; die Ort¬ schaft aber, in der diese Kirche liegt, heißt Brünnl. Wir verlassen nun in Grahen den Zug und haben die Wahl, entweder die ganze Tour bis Brünnl in 2^ Stunden zu Fuß zurückzulegen, oder aber die erste Lälfte des Weges, nämlich bis Stadt Gratzen, in einem Stellwagen, der fast zu jedem Zuge da ist, zu absolvieren. Übrigens ist die Straßen¬ wanderung gar nicht langweilig und führt uns durch schöne Auen, durch Wald, dann an fischreichen großen Teichen vorbei. Bis Strobnitz geht die Straße mit wenigen Un¬ ebenheiten so ziemlich eben fort, von Strobnitz an, das 558 m hoch liegt, ist eine ziemlich bedeutende Steigung (137 m) bis zur Löhe der Wallfahrtskirche zu überwinden. Der Stiegenaufgang. Doch hinan zum Leiligtume selber. Sei mir gegrüßt, du Doppelpaar der Türme! Seid mir gegrüßt, ihr hohen Pappeln, ihr grünende Schildwachen vor Mariens Gnadenthrone. Euch auch grüß ich, ihr breiten, steinernen Stiegen, die meinen Fuß emportragen sollen zum „goldenen Lause"! And ihr, steinerne Engelein an den Gesimsen des mächtig breiten Stiegenaufganges, nehmt meinen Gruß! Nicht umsonst soll euer einladendes Winken sein, denn sehet, ich komme. Aber laßt uns noch zuvor den sprudelnden Quell besuchen, der da vorne, umrauscht von mannigfachen Waldesbäumen, mit seinem Gurgeln und Plätschern uns zuruft: „Komm und trinke! Es wird dir zum Lei le sein!" And während wir aus einer der beiden Quellen unseren Durst löschen, den Durst des Leibes und den Durst der Seele, grüßt unser Lerz in frommer Verehrung die schmerzhafte Mutter, die in niedriger Felsenkapelle hinter dem Brünnlein in lieblichem fast lebensgroßem Steinbilde die ankommenden Pilger freundlich willkommen heißt. Doch damit wir es deutlicher beschreiben: Die Kapelle der schmerzhaften Mutter samt den beiden eisernen Auslauf¬ röhren des Brünnleins bilden den Mittelpunkt, sozusagen den Kern der gewaltigen Stiegenanlage; neben und über der Kapelle führen die steinernen Stufen empor zum Gotteshause. Die Gnadenkirche. Es blitzt und blinket in strahlendem Gold O Mutter, Dein Ruhmesbau, And wenn ich noch schöneren nennen sollt' Ich wüßte mir keinen, o Frau. So gib dich zufrieden, verlange nicht Auf Erden himmlische Pracht, Wenn manches dem goldenen Kaufe gebricht, Kat's doch die Liebe vollbracht! Mit frommer Neugierde überschreiten wir die heilige Schwelle. Ein erster Blick und höher schlägt das Lerz, wir wissen im selben Momente, daß das, was wir jetzt schauen, 'zu den herrlichsten Prunkstücken gehört, die unserem Auge auf unseren weiten Reisen begegnet. Vor unsere Seele drängt es sich mit Macht, was man uns wie prophetisch gesagt: „In Brünnl, bei Maria-Trost, wird es ihnen gefallen!" — Wir stehen in einem mäßig großen kuppel¬ tragenden Rundbau. Wie gebannt vom Glanze des Goldes starrt das Auge auf solcher Schönheit unver¬ muteten Glanz. Das ist der erste Ein¬ druck, den man hier emp¬ fängt: Gold! Gold! Überall Gold! In reichlichstem Golde prunkt der herrliche Lochaltar. Zwei Galerien, vie aus ihm sozusagen hervorwachsen, eine nach links, die andere nach rechts, dienen ihm zur Zierde und zum Schmucke. Gold in ver¬ schwenderischer Fülle zeigen auch die beiden Seitenaltäre. Von Gold übergossen erscheint auch die figurenreiche, wunderbar gearbeitete K a n z e l, die sich wegen der breiten Rundung des mächtigen Baues gleichsam verstecken muß. Goldglanz flimmert uns entgegen von den schönen Statuen an den Wänden, von den Beicht st ühlen und zumal von dem kunstvollen, bewunderns¬ werten Aufbau des Musikchores und seiner prächtigen Orgel. In breite, quadrierte Goldfelder laufen nach oben hin die gewaltigen Pfeiler aus und ihre goldenen Kapitäler weit ausbreitend, vereinigen sie sich oben zu einer riesenhaften goldenen Krone, die sich als entzückendes, breites Band unter dem hochragenden Kuppelbaue hinzieht. And so haben uns die Säulen mit ihrem Golde emporgezogen zur Löhe und unser Blick haftet nun s^>ssssfTsft>s?TEsTEs°>EfT<-fTsft>Eft>Eft>GfsEft> Maria-Trost in Brünnl bei Gratzen Eft>Sft>Eft>EfTsft>EsssfTsfs Z8I wie trunken an den Herrlichkeiten, die wir dort oben erschauen. „Wohl den Meister will ich loben!" Das Kuppelgewölbe füllt ein mächtiges Rund- Gemälde, das, in licht¬ grauem Haupttone gehalten, wundersam zart zu dem vielen Golde ringsumher stimmt. Wir konnten uns den Inhalt dieses Gemäldes nicht ganz enträtseln, doch scheint es uns einen Huldigungszug aller Heiligen darstellen zu wollen, während Maria, die erste aller Heiligen, bereits vor dem Throne ihres Sohnes angelangt, kniend ihre An¬ betung stammelt, und mit ausgestrecktem Arm auf die nach ihr kommenden Scharen weist und diese der göttlichen Huld und Güte zu empfehlen scheint. Die Kuppelwölbung wird oben von einer sehr und eine immerwährende Zusage gleichzeitig, daß diese Bitte des ehrlichen Beters Erfüllung erlange. Es dürfte hier der richtige Platz sein, vergleichend einer anderen Kirche zu denken. Maria Trost in Brünnl bei Gratzen, Musikchor und Orgelgalerie. großen, lichtdurchfluteten, achtseitigen Kuppellaterne gekrönt und abgeschlossen. Ganz zu oberst, im hellsten Glanze des Tages¬ lichtes, eine strahlenumwobene T a u b e, das Sinnbild des Heiligen Geistes, ein würdiger Abschluß des kühnen Baues, ein immerwährendes Flehen: Veni Lnncte Lpiritus! Komm Leiliger Geist! die sich ebenfalls Maria Trost nennt, die aber, ein Zier- stttck des Steiererlandes, unweit der Landeshauptstadt Graz ihre Doppeltürme zu luftigen Höhen erhebt. Wir haben nämlich vernommen, daß die Kirche in Brünnl nach dem Muster der Grazer Kirche erbaut sei. Da uns nun die Kirche in Brünnl ganz außerordentlich gefiel, so sahen wir dem Besuche -der Grazer Kirche mit Maria-Trost in Brünnl bei Gratzen, Inneres der Kirche. einer gewissen neugierigen Spannung entgegen, müssen aber gestehen, daß wir uns ein wenig getäuscht fanden. Es wäre uns nämlich von selber gar nicht eingefallen, daß diese beiden Kirchen Maria Trost in Brünnl und Maria Trost bei Graz) als ähnliche Kirchen mit¬ einander zu nennen seien, denn die Ähnlichkeiten sind wahrhaftig weit geringer als die klaffenden Anterschiedc. Die Ähnlichkeiten sind: Beide Kirchen find zweitürmige Barockkirchen mit einer Kuppel, sind Prächtig geziert und tragen denselben Namen. Die Unterschiede aber sind: Die Kirche in Graz ist mehr als doppelt 382 sfsSfssft>sft>sft><-ft>sfssfssft>sfDsft>Ess Maria-Trost in Brünnl bei Gratzen sfsEfö>sft>sft>sft>EfTsfDsfssfTEft><2fsgsZ so groß als die in Brünnl, ja, vielleicht an Flächeninhalt sogar dreimal so groß. Die Grazer Kirche zeigt das Gepränge einer bnnt ausgemalten Kirche, die in herrlicher Farbenfülle unsere Sinne bezaubert, während die Kirche in Brünnl nur eine einzige Farbe zu kennen scheint: Gold! Ferner ist die Aus¬ stattung der Kuppeln eine ziemlich verschiedene und wir sagen: Die Grazer Kuppel kann sich mit jener in Brünnl an berückender Pracht, Eleganz und Geschmack wohl nimmer messen. An wenn es darauf ankäme, uns zu erklären, welcher dieser beiden Kirchen wir die Palme der Schönheit geben möchten, wir sagten Wohl: der Kirche in Brünnl. Das Gnadenbild. And nun zum Gnadenbilde! Ein ziemlich bedeutendes Ölgemälde, auf Leinwand gemalt zeigt sich uns ober dem gebauten Kreuzgange (die vierte Seite bildet die Kirche mit ihren beiden Türmen). And jetzt erst werden wir auf die ab¬ sonderliche Bauart und ganze Anlage des Gotteshauses auf¬ merksam: Der Äa up tein gang der Kirche (die Stufen- anlagc) befindet sich an der Breitseite der Kirche, während die beiden Türme an den beiden Enden der Lang¬ seite stehen. Man kommt also, wenn man von der Seite eintritt, zuerst unter einem Turme durch, durchschreitet dann die ganze Länge der Kirche und findet am andern Ende den zweiten Turm. Durch diese Anordnung der Türme bekommt die sonst kleine Kirche eine wahrhaft imponierende Front, da sich da, noch gehoben durch den kolossalen Stiegenaufgang, die Lang¬ seite der Kirche und dazu noch beide Türme vor dem Auge des Beschauers neben einander entfalten. Eine glückliche Idee! Maria Trost in Brünnl bei Gratzen, das Ursprungsbrünnlein (gleich oberhalb der Kirche). Wir verlassen den Kreuzgang und steigen über eine etwas holperige Stein¬ stufe ins Freie hinaus, wo wir auf der schräg anstei¬ genden Wiesenfläche, von der Kirche nur wenige Schritte entfemt, zum eigentlichen Brünnl kommen. Das Brünnl ist aber hier in Mauern eingefaßt und ab¬ geschlossen, so daß man zum Wasser nicht dazukommen kann. Das Wasser dieser Quelle wird durch Röhren bis zu jenen früher erwähn¬ ten Ausflüssen im Sticgen- hause geleitet. Das Arsprungsbrünnl steht in einem durch einen Lolzzaun abgegrenzten Raume, in welchem sich auch, von Bäumen beschattet, Tabernakel. Die Gestalt der Mutter des Lerrn dürfte etwa 130 cm hoch sein. Wir sehen sie stehend, das Kindlein auf dem linken Arme wiegend. Kind und Mutter tragen Kronen, mit denen sie im Jahre 1842 vom damaligen Pfarrer und späteren Kardinal Landgrafen Fürstenberg feierlichst gekrönt wurden. Kleine Engelgestalten, die das Bild umschweben, halten die Krone Mariens von beiden Seiten. Die Muttergottes trägt in diesem Bilde auffallend reichgelocktes, beiderseits bis zur Brust herabwallendes Laar. Kindlein und Mutter find in festliche, krinolinenartige Gewände gehüllt. Vor dem Altäre brennen drei Ampeln, zwei davon in Gestalt großer silberner Lerzen: Eine stille Mahnung für uns, auch unser eigen Lcrz hier zu lassen beim trauten Gnaden¬ bilde der gebenedciten Gottesbraut. Kreuzgang, Arsprungskreuz. Wir verlassen die goldene Tempelhalle und finden uns alsbald in einem von drei Seiten rings um die Kirche an¬ drei Kreuze vorfinden, deren mittleres, das Leilands- kreuz, wohl 4 Vs m hoch ist, also eine ganz stattliche Löhe aufweist. Eine Tafel am Sockel des Kreuzes gibt uns Aufschluß, daß wir uns hier an einer historisch Hochbedeut¬ famen Stelle befinden. Wir werden davon sofort ver¬ nehmen. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Arsprungsgcschichte. Im Jahre 1701 lebte im Dorfe Friedrichschlag bei Strobnitz in Böhmen ein Bauernbursche, der sich durch eine hervorragende Frömmigkeit auszeichnete. Sein Name war Mathias Egidi. Ihn erwählte Gott zum Vermittler reicher Gnaden, indem er ihn, gerade an der Stelle des heutigen Arsprungsbrünnleins hinter der Kirche, mit mehr¬ facher Erscheinung auszeichnete. Dort sah der Bauernbursche das heilige Kreuz Jesu Christi sowie auch ein Marienbild und erhielt den Auftrag, gleich in der Nähe sjs sjs sfs sss sss sfs Ess sfs Ess sjs sjs sfs sjs Maria-Trost in Brünnl bei Grasten EssSssssssssSssssssssSssEssssssfssss 383 «m Wilhelmsberge, eine Kapelle zu erbauen und sie auf den Titel „Maria Trost" einweihen zu lassen. Der Bursche kam dem Auftrage nach und baute die verlangte Kapelle. Sein Anternehmen fand den regsten Beifall der Be¬ völkerung, die Kunde von den stattgehabten Erscheinungen verbreitete sich bald und der Zulauf des Volkes zu dem Orte der Erscheinungen wurde von Zahr zu Jahr sichtlich größer. Schon fünf Jahre später wurde der Grundstein zur heutigen schönen Kirche gelegt und das Gotteshaus nach 19 jähriger Bauzeit vollendet. M erkwürdige Ereignisse. Lier fügen wir ein Vorkommnis ein, das darum er- Das ursprüngliche Bild scheint sich der Spender mit nach Lause genommen zu haben. Es kam dann später nach Eisgarn in Niederösterrcich in die Propstei, wurde aber im Jahre 1887 nach Brünnl zurückgegeben, wo es bis heute in der Schatzkammer aufbewahrt wird. Das zweite, größere Gnadenbild, das man in der neu¬ erbauten Kirche zur Verehrung aufstellte, wurde im Jahre 1841 von einem Blitzstrahle getroffen und zum größten Teile zerstört; der noch übrige Rest ist ebenfalls in der Schatz¬ kammer aufbewahrt. Das dritte Gnadenbild, das bis heute noch den Loch¬ altar ziert, wurde nach jenem Brande besorgt, in Krummau gemalt und im Jahre 1842 geweiht und an seinen Ort gestellt. Maria-Trost in Brünnl bei Gratzen, Kirchenstiege und Brunnen. Wähnenswert ist, weil es sich mit ähnlichen Tatsachen in der Entstehungsgeschichte einiger Wallfahrtsorte (z. B. Maria-Taferl, Leiligwaffer u. a.) deckt. Nicht nur daß jener erwähnte Bauern¬ bursche dichtgescharte Pro" zessionen zu einer ihm in der Vision gezeigten Kirche sah, sondern es sagten auch zwei Männer aus Rosenberg, Gemeinde Gallitsch, gerichtlich aus, daß sie am Tage vor Leiligen drei Könige beiläufig um acht Ahr gesehen hätten, wie aus der ganzen Gegend ringsherum ganze Scharen von Menschen über die Gipfel der Bäume hin gegen den Brünnler Berg hin- schrittcn. Ferner sei hier ein als besonders beglaubigt be¬ zeichnetes Vorkommnis aus der Bauzeit der Kirche erwähnt. Eine gewisse Christine Gubernat aus Oppolz sagte verächtlich: in Brünnl wird ebensowenig eine Kirche gebaut, als mir auf der Stirne Lörner wachsen! Drei Stunden darnach zeigten sich Schmerzen an der Stirne und das Weib bekam hornartige eiternde Auswüchse, die einen üblen Geruch verbreiteten. In ihrer Angst eilte sie nach Brünnl und blieb dort volle acht Tage, die sie in Bußwerken zubrachte. Daraufhin verloren sich diese sonderbaren Gewächse wieder. Die drei Gnaden bilder. Schon im Jahre 1701 wurde an dem Orte der Er¬ scheinungen in der neugebauten Kapelle ein Bild Mariens verehrt. Als es sich nun darum handelte, dieses Bild in die ueue Kirche zu übertragen, hielt man es für zu unscheinbar und klein und besorgte die Lerstellung eines anderen, neuen, das dann fast 120 Jahre in der Kirche verblieb. Sonstige Denkwürdigkeiten. Die Geschichte dieses Wallfahrtsortes ist im Grunde genommen sehr arm an besonders hervorragenden Vor¬ kommnissen. Im Jahre 1762 erreichte Maria Trost den höchsten Grad seiner Blüte; es wurden nämlich damals 62.541 Kom¬ munikanten gezählt. Aber die erste Säkularfeier, die am 15. August 1825 gefeiert wurde, enthält das pfarrliche Gedenkbuch unter anderem folgende schöne Sätze: „Das war eine für Brünnl höchst merkwürdige und schöne Festivität . . . Als am letzten Tage der Oktave bei dem heiligen Segen die matten Strahlen der untergehenden Sonne das mit der funkelnden Krone ge¬ zierte Gnadenbild umspielten und die ganze Lalle Gottes gleichsam vergoldeten, da war das ein ergreifender Anblick und es ging wie ein Ahnen durch die Lerzen, als ob die 384 EfsSfssfssfssft>sft>sft>sft>sft>Eft>Eft> Maria-Trost in Brünnl bei Gratzen Eft>EfssfDsft>sft>sft>Dfssft>sft>g^ Gottheit selber dem ungeheuchelten Ausdrucke frommer An¬ dacht von so viel tausend Menschen das Siegel ihres gött¬ lichen Wohlgefallens aufdrücken wollte ..." Im Jahre 1888 wurde die Kirche einer sehr weit¬ gehenden und gründlichen Restaurierung unterzogen und darnach neu konsekriert. Die damals hergestellte Neuvergoldung hat sich als vorzügliche Arbeit erwiesen, denn sie hat sich seit dieser Zeit, durch 25 Jahre, vortrefflich frisch und kräftig erhalten. Im Jahre 1901 endlich ward das 200jährige Jubiläum des Bestandes der Wallfahrt mit möglichst großem Zeremoniell festlich begangen. Maria-Trost in Brünnl bet Kratzen, Gnadenbild. Gebetserhörungen. Das Pfarrarchiv enthält viele Akten, in denen Gebets¬ erhörungen und wunderbare Leitungen verzeichnet sind. Aus neuerer Zeit wurde uns mittels Privatbriefes folgender Fall mitgetcilt. Keinen Schmuck mehr! Am 28. März wurde ich im Kindbette so gefährlich krank, daß trotz ärztlicher Behandlung der Verlauf der Krank¬ heit ein sehr bedrohlicher wurde. Ende Mai war ich fast nur mehr ein Läuflein Gebeine. Man hatte mich schon mit den heiligen Sterbesakramenten versehen. Schließlich war ich schon so schwach, daß ich niemand mehr erkannte; ich schlug die Augen nur dann auf, wenn mir die Wärter kalte Tücher auf die Schläfe legten. Wie ich eben einmal wieder die Augen aufschlug, kam mir das Bild der heiligen Familie ober dem Bette in die Augen; es wird noch heute von unserer ganzen Familie hoch verehrt. Mit innigstem Vertrauen blickte ich auf die Muttergottes und fühlte mich plötzlich so außerordentlich ge¬ kräftigt, daß ich mich im Bette aufrichtete, dann herausstieg und mich auf dem Fußboden auf die Knie niederließ. Meine Angehörigen eilten mir sofort zu Lilfe, denn sie vermeinten ich würde zusammenbrechen; aber nein! Ich streckte meine Arme gegen das Bild aus und mit innigster Andacht betete ich also: „Liebe Limmelmutter! So vielen hast du schon ge¬ holfen! Lils auch mir! O schenk mir wenigstens sieben oder acht Jahre das Leben, bis meine fünf Kleinen, die sonst Waislein würden, herangewachsen sind! Denn sie bedürfen meiner mütterlichen Lilfe gar sehr! Lind ich verspreche Dir dafür, liebe Limmelmutter: Mein Leben lang will ich keinen Schmuck mehr tragen und die Ohrgehänge in meinen Ohren bring ich als Opfer nach Brünnl zu Maria Trost!" Von diesem Tag an begann die Krankheit zu weichen, die Gesundheit kehrte zusehends zurück. Bald konnte ich auch die versprochene Wallfahrt nach Brünnl machen und opferte dort meine Ohrgehänge, die heute noch in der Schatzkammer samt meiner Namensunterschrift zu sehen sind. Wörnharts, Niederösterreich, 1899. Pauline Stundner. Geheilter Veitstanz. Ein von Josef Krenek, Steinmetzmeifter in Budweis, Altstadtgasse 57, am 4. September 1910 an hochw. Lerrn Dechant ?. Sigismund Bredl, Pfarrer in Brünnl, ge¬ richteter Brief besagt unter anderem folgendes: Am Tage Mariä Geburt, das ist am 8. September, werden es gerade zwanzig Jahre, daß wir mit einem Kinde, das den schrecklichen Veitstanz hatte und bei dem alle ärzt¬ liche Lilfe umsonst war (obwohl wir sieben Arzte um ihre Lilfe ersucht hatten), in unserer Angst nach Maria-Brünnl hinzogen und dort unsere innigste Andacht verrichtetem And wir haben wirklich an diesem Tage des Kindes Gesundheit erdetet, denn seit dieser Zeit bis heute, das sind zwanzig Jahre, hat sich keinerlei Anfall mehr gezeigt. And jetzt ist aus dem geheilten Kinde eine barmherzige Schwester geworden, die dieses Jahr am Feste der heiligsten Dreifaltigkeit ihre Ordensgelübde abgelegt hat. Wir senden zugleich einen Be¬ trag zu einer Dankmeffe für diesen Tag und bitten den Fall öffentlich bekanntmachen zu wollen. Die Statue ober der Türe der Schatzkammer ist ja auch von uns; leider können wir Heuer nicht selber nach Brünnl fahren und bitten Euer Lochwürden demütig, an unserer Statt die Bitte und den Dank der lieben Gottesmutter zu Füßen legen zu wollen. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1915 200 jähriges Jubiläum der Kirchenkonsekration. 1951 250 jähriges Jubiläum der Entstehung. Ständige Priester: 2 ?. ?. Zisterzienser von Lohenfurt. Leilige Messen fremder Priester jährlich : 30 bis 40. Kommunikanten jährlich: 12.000 bis 15.000. Besucher jährlich: 40.000 bis 50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich : gegen 400. Lauptfest: Mariä .Himmelfahrt und die anderen Marientage. Einwohner des Ortes: 450. Devotionalienhändler: 20 bis 24 Buden (doch nicht ständig). SfD SfD SsD Sst> SsD SfT SfD SfD SsT SsT SfD SfD SfD SfD SfD SfT SfT Altbunzlau EfD SsT EsD SfD SfT SfT SfT SfT SfT SfT SfD SfD EfD SsD SfD SfT 385 Gasthäuser: 7. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist fallend. Zufahrten. Wien— Gratzen, 5Vs Stunden, X 6.30. Bei Schnellzugs¬ benützung bis Gmünd 3V2 Stunden. X 8.30. B u d w e i s— Gratzen, I Stunde, K 1.30. Benachbarte Wallfahrtsorte. Brünnl— M aria Schnee (bei Reichenau a. d. Maltsch), Fußtour, südwestlich, 5 bis 5Vs Stunden über Beneschau. Brünnl—W a l d e n ste i n, 6 bis 6^s Stunden Fußtour; oder Eisenbahn: Gratzen— Loheneich, V2 Stunde, X —.70. Brünnl— st. i m a u, 6 bis 6V- Stunden Fußweg. Vorzu¬ ziehen per Bahn, und zwar entweder: Gratzen—Budweis (um¬ steigen)— Lolkau stimau, oder: Beneschau— Zartlesdorf—Lvlkau stimau. Literatur. Schalter, Top. XIII, 135. Austria-Kal. 1846, 121. Sommer, Böhmen, Budw. Kr., Prag 1841, S. 139. Reg. Mar.-Kal. 1897, IV. ?. Raab, 8. O. L., Iubiläumsbüchlein, Selbstverlag, Gratzen 1901, 8°, 28 S. Leo Gschft. D. s. W. d. kath. K., Wien, IX, 86, 89, — IX, 90 (Leilbrunn). Anonym (Dechant ?. Sig. Bred). Die Pfarr- und Wallfahrtskirche .... Verlag Kirche, 1912, 16", 32 S., 4 Bilder. Kurze Erwägung. Die Kirche Maria Trost in Brünnl ist ein Versuch, das in Stein und Bauwerk darzustellen, was die katholische Kirche so oft und oft in der lauretanischen Litanei ruft: „Du goldenes Laus, bitte für uns!" Wie das Gold unter den Metallen das beste ist, so ist Maria unter den Menschen die erste. Sie wird ein „Laus" genannt, weil sie den Lerrn des Limmels und der Erde beherbergen durfte. Sie ist aber auch zugleich jenes gewaltige Weltenhaus, wo alle Menschen, die zu ihr Zuflucht nehmen, Platz und gütige Aufnahme finden. So nahe denn auch Du diesem goldenen Lause und birg Dich darin vor jeder Gefahr und sprich zu Maria: „O Mutter, laß mich in Deinem goldenen Lerzen wohnen und weise mich nie von Dir hinaus, ich will Dir den Zins meiner kindlichen Verehrung wenigstens an allen Deinen Festestagen pünktlich zahlen." Gebet des heiligen Bernard. O Maria! Du Lberselige! Du Mutter Gottes und Mutter des schuldigen Sünders! Du Mutter des Richters und Mutter des Verbannten! Da Du Mutter von beiden bist, so gestatte nimmer, daß Dein Sohn, der göttliche Richter, mich. Deinen Pflegesohn, der ein Sünder ist, verdamme, sondern bewirke durch Deine Mutterliebe die Versöhnung von beiden und nimm durch Deinen Sohn, der Richter ist, mich. Deinen Sohn, der Sünder ist, ins ewige Vaterland auf. O überselige Maria. Amen. Wbumlau. Böhmen. 15.000 Kommunikanten. Ein Bild, gar reich behangen Mit Goldes funkelnder Zier, Der Böhmen Gesänge klangen Schon tausend Jahre hier. Ein Kaiser mit Krondiamanten Verzierte dies Bildnis fein — Ein König macht' ihn zuschanden: Er schmückt's mit dem Blute sein. Örtliche Lage. an findet diesen uralten Wallfahrtsort mitten im Lerzen des Königreichs Böhmen; sagt ja doch der Volksmund, daß das Löwenstandbild nächst der Wcnzclskirchc der Mittelpunkt des Böhmerlandes sei. An der Elbe gelegen ist Altbunzlau von der Landeshauptstadt Prag 20 Km nordöstlich entfernt. Eine breite Reichsstraße verbindet diese beiden Städte in fast gerader Richtung. Doch wird selbst¬ verständlich von den meisten Pilgern die Eisenbahnroute gewählt. Altbunzlau ist nämlich eine Station der Nordwestbahn und also von Prag aus entweder über Lissa oder auch über Wschetat zugänglich. Fast ebenso rasch, ja vielleicht noch rascher, gelangt man von Prag aus zum Ziele, wenn man als Absteige- station die Stadt Brandeis wählt, die als Gegenstück zu Altbunzlau, am andern Afer der Elbe liegt und von deren Bahnhof die Gnadenkirche zu Altbunzlau in eben derselben Eehzeit (V„ St.) erreicht wird, wie von der Station Alt¬ bunzlau selber. Dos Österreichers Wallfahrtsorte. W Das charakteristische der Altbunzlauer Gegend ist eine weite, einförmige Ebene und mitten darin eine mächtig an¬ steigende zweitürmige Kirche: die Marienkirche. Nicht weit davon ragt noch ein anderer, merklich niedrigerer Turm in die Lust, nämlich jener der Wenzelskirche, auch Kollegiatkirche zum hl. Kosmas und Damianus genannt. Die Marienkirche. Wir haben in Altbunzlau zwei Kirchen, die man beide als Wallfahrtskirchen betrachten muß: die ältere Wenzelskirche und die neuere, aber größere und wohl auch schönere Marien¬ kirche. Die erstere ist Pfarrkirche, die zweite ist Filialkirche. Die Marienkirche gehört zu der bekannten Art jener großen, mächtigen Renaissancekirchen, die durch Löhe und Lichtfülle imponieren. Die Kirchenfront, die sich auf einer steinernen etwas erhöhten Terrasse zur Löhe hebt, ist gewaltig in ihrer Anlage, hat gedrungene, etwas nach aufwärts strebende Bauart, ist regelmäßig eingetcilt, zeigt die üblichen Nischen mit den Lciligcnfiguren, hat sehr breites, 25 Z86 sft>Sft>Eft>Eft><-st>Sft>Eft>sft>Sft>SfSEft>§st>Sft>Sft>Sft> Altbunzlau Eft>Sft>sft>Sft>Eft>Sft>SfDSft>Sft>SfTEft>Eft>Eft>CsTSft>EsZ reichgegliedertcs Ecsimseband, durch das es augenscheinlich in eine untere und obere Lälfte getrennt wird, und schließt nach oben hin mit einem einfachen, großen dreieckigen Giebel ab. Altbunzlau, die Marien-Wallfahrtskirche. dessen Zier- und Mittelpunkt eine goldstrahlende, bedeutend vergrößerte Abbildung des Gnadenbildes ist. Soweit wäre nun alles recht schön, wenn nicht die Türme, die an dem anderen Ende der Kirche stehen, den Gesamtfernanblick wesentlich stören würden. Der Anblick der Front wird dadurch für den Beschauer, der direkt von vorne hinschaut, etwas schwerfällig. Doch ist es immerhin nicht ausgeschlossen, daß gerade diese Bauart manchem andern Beobachter gerade wegen dieser Massigkeit besonders gut ge¬ fallen wird. Es hängt da eben gar viel vom Geschmacke des Einzelnen ab. Das Innere der Kirche ist jedenfalls schön, wenn »vir auch mit der Bezeichnung herrlich diesesmal zurückhalten wollen. Sie ist schön; denn bei ihrer respektablen Größe (sie bietet Raum für 4000 Personen) zeigt sie jenen edlen Renaissancebaustil, den wir schon an gar mancher anderen Kirche aufrichtig bewundert haben. In Altbunzlau ist es be¬ sonders das reichgliedrige, stark ausladende Gesimse, die orna¬ mentale Ausschmückung der Chorbögen der Seitenkapellen, sowie eine Anzahl stattlicher quadratischer Pfeiler, die aller¬ dings unmittelbar an den Wänden stehen und also den Charakter eines Pfeilers fast eingebüßt haben — alles dieses sowie die guten Lichtverhältnisse des prächtigen Äochaltares sind es, die uns beim Beschauen der Kirche mit hoher Be¬ friedigung erfüllen. Wir nennen sie aber nicht herrlich, und zwar aus dem Grunde, weil viele Teile der Kirche, unter anderem auch die Scitenwände des Presbyteriums bloß eine einfache graue Färbelung aufweisen, so daß uns in dieser Kirche, wie man zu sagen pflegt, etwas abgeht. Ansere Empfindung war etwa die: Es ist alles wunderschön, aber die Kirche vertrüge noch leicht für l 00.000 bis 200.000 Kronen innere Aus¬ schmückung. Nicht übergehen wollen wir, daß uns der Blick nach rückwärts auf die Orgelgalerie aufrichtig erfreute. Das Gnadenbild. Das Altbunzlauer Gnadenbild, das Palladium (Schutzbild) des Königreiches Böhmen genannt, dessen lichtdurchflutetes Abbild den eintretenden Pilger schon aus weiter Ferne aus dem über dem Hochaltäre befindlichen Glasfenster grüßt, ist ein recht kleines, etwa 18 cm hohes und 12 cm breites Metallreliefbild korinthischen Stiles. Als Rahmen hat es einen in dunklen Farben gehaltenen, recht zierlichen Miniaturaltar. Das Bild selber trägt in seiner ganzen Ausstattung die Anzeichen hohen Alters und kann unseren modernen verwöhnten Anforderungen betreffs Schönheit nur mehr teil¬ weise genügen. Das schönste daran scheint uns das Antlitz der Gottesmutter und der Faltenwurf sowohl des Schleiers, als des Mantels zu sein. Maria blickt mit einer gewissen Traurigkeit, wenn wir nicht etwa richtiger sagen wollten, Schläfrigkeit auf ihr Kind, das sich — vollkommen nackt — in ihren Armen windet. Die Finger ihrer Hände sind sichelförmig gebogen und besonders der Mittelfinger der linken Kand ungemein lang. Die Gestalt des Iesukindes ist in mehrfacher Beziehung verfehlt und vom Standpunkte der heutigen Kunst gewiß nur eine Karikatur. Die Wenzelskirche. Zweifellos die ältere und wohl auch die inter¬ essantere, wenn auch nicht die schönere der beiden Alt¬ bunzlauer Kirchen, ist die Kirche des heiligen Wenzel, die sich etwa fünf Minuten von der Marienkirche, und zwar in der Richtung gegen die Elbe hin und gegen die Stadt Brandeis befindet. Schon v'o n außen bietet sie ein ernstes Aus¬ sehen. Sie ist niedrig, ihre kurzen Stützpfeiler fest, stark und einfach. Am sie herum läuft eine alte Mauer. Ganz in ihrer Nähe die uralte K l e m e n s k a p e ll e, ein im Innern recht vernachlässigtes Heiligtum von turmähnlicher Gestalt; kaum erkennbare Freskenreste sind der einzige Schmuck der kahlen Wände; sie hat eine muschelförmige Apsis. Doch nun zur Wenzelskirche, von der wir sagen können, daß sie ein Zentralheiligtum des böhmischen Volkes sei, ähnlich etwa wie Welehrad in Mähren. Sie ist im Innern ganz merkwürdig eingerichtet und hat eigentlich drei Teile. Der vordere Teil enthält nämlich zwei Kirchen übereinander, deren untere die uralte Krypta des AsssfssfssfsEfsEssEssEfssfssfssfTEfssfTsfDsfssfssfsEsT Altbunzlau Efs sfs sfs sfs sss Efs sfs sfs Efs sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs 387 heiligen Kosmas und Damianus ist, während die obere Kirche Presbyterium und Chorstühle umfaßt. Tritt man von außen ein, so kommt man zunächst in die rückwärts gelegene, übrigens ausgedehnteste Kirche, die sich ebenerdig hinzieht und von der aus man dann, weiter- schreitcnd, etwa über zwölf Stufen empor, zum Presbyterium oder etwa ebensoviele Stufen hinab in die Krypta des heiligen Kosmas und Damianus gelangen kann. Im großen und ganzen muß man sagen, daß die beiden oberen Kirchen zusammengenommen, die etwa für 4000 Per¬ sonen Platz bieten, nicht gerade großartig sind. Das ganze ist etwas zu niedrig. Damm hat sich auch der Rokoko- Lauptaltar notgedrungen mehr in die Breite als in die Löhe entfalten müssen, ein Amstand, der ihm nicht besonders günstig ist. Der S ti e g e n g a n g, der sich, wie wir früher erwähnt haben, zwischen dem vorderen und rückwärtigen Teile der Kirche befindet, muß als recht gut gelungen bezeichnet werden. Ebenso hat uns die Orgel gefallen, die mit vielen goldenen Schwebeengeln zierlich und zart geschmückt ist. Auch die vielen weißen Statuen an den Pfeilern oder, richtiger gesagt, an den Pilastern, die jedem der romanischen Pfeiler vorgestellt sind, machen einen sehr befriedigenden Eindruck. Von einem ein¬ heitlichen Baustile kann in dieser Oberkirche keine Rede sein. Romanischer Stil und Renaissance sind gleich stark vertreten, ja auch die Gotik hat sich ihren Teil zu sichern verstanden. An Bilderschmuck besitzt die Kirche eine Reihe großer viereckiger Gemälde, die an den Seitenflächen der Kirche nebeneinander hängen. Sonst entbehrt die Kirche einer weiteren malerischen Ausstattung und es ist auch ihre Decke nur einfach gefärbelt. Erwähnt soll noch werden, daß sich der rückwärtige ebenerdige Teil der Kirche zangenartig nach vorne erweitert und also die beiden vorderen Kirchen gleichsam umarmt, so daß man bei weiterem Vordringen in die Seitengänge von links und von rechts in die Krypta hinuntersehen kann. Von diesen Seitengängen enthält der eine auf der Evangelienseite eine hochinteressante historische Stein¬ gruppe: die Ermordung des heiligen Königs Wenzel durch Boleslav. Diese Steingruppe steht genau an jener Stelle, an der der Mord geschah und man sieht den König, wie er sich an den Ring der Kirchentüre anklammert. Ehemals war nämlich an jener Stelle eine Türe in die alte (damals einzige) Anterkirche. Leute ist allerdings durch Auf¬ schüttung das Löhenverhältnis merklich geändert worden, so daß die alte Kirche eine Souterrainkirche geworden ist. Vorne im Mittelschiffe steht rechts vor den zum Priesterchor führenden Stufen ein Altar, der schmerzhaften Muttergottes geweiht, links ein Kreuzaltar. Das darauf stehende große hölzerne Kreuz ist historisch denkwürdig. Es wurde von einem ungenannt sein wollenden Wohltäter nach dem 30jährigen Kriege der Kirche geschenkt und stand immer in großen Ehren. Im Jahre 1689 aber geschah es, daß in der Zeit vom 2. bis 8. Juli im Beisein vieler Personen das Christusbild öfters die Gesichts¬ farbe wechselte und auch die Augen öfters öffnete und schloß. Diese Begebenheit wurde durch eine Kom¬ mission, die im Auftrage des damaligen Erzbischofs Johann Friedrich Graf Waldstein eingesetzt war, strenge und genau untersucht und als wahr bestätigt. Das Kruzifix, das während der Zeit der Untersuchungen vom Altäre entfernt worden war, wurde dann am 20. August in feierlicher Prozession herum¬ getragen und auf den Altar zurückgebracht. Der obgenannte Erzbischof ließ im Jahre 1691 einen neuen Altar auf seine Kosten aufrichten, bei dem seither täglich eine heilige Messe zelebriert uud darauf besondere Gebete zu Ehren des Ge¬ kreuzigten verrichtet werden. Die Krypta. Baulich das hochinteressanteste Stück. Eine wunderschön regelmäßige fünfschiffige streng altromanisch er¬ baute Kirche, die allerdings sehr niedrig (2Vz m) und sehr finster ist. Am uns die reinen romanischen Formen an den Säulen zu zeigen, hat man Zündhölzer anzünden müssen. Diese Kirche ist übrigens auch ziemlich groß: sie dürfte für 800 Personen genügen. Lier befand sich durch drei Jahre hindurch der Leib des heiligen Wenzel, bis er Altbunzlau, das wunderbare Kruzifix. 25» Z88 ^sfs sft>sft>Eft>sft>SfDsfs sft>sft>sss sft>sfs sst> Altbunzlau Ess Efti sfs sft> Efs Eft>Sft>sft>SfT Eft>Sft>sft>sst>sft> Efti Eft> Ess Eft, endlich nach Prag überführt wurde. Seine Gruft befindet sich noch in der Mitte der Anterkirche. Der kleine Altar am vorderen Ende der Kirche ist den heiligen Märtyrern Kosinas und Damianus geweiht und hat anstatt eines Altarblattes ein gemaltes Fenster mit dem Bilde der beiden heiligen Märtyrer. Andere Sehenswürdigkeiten. I. Die Schatzkammer. In dieser befanden sich einst bedeutende Kleinode und kostbare Gegenstände. Aus zahlreichen Opfergabcn, besonders aus den Edelsteinen, welche die Kaiserin Altbunzlau, Ermordung des hl. Wenzel an der Kirchentüre. Maria Anna dein Gnadenbilde verehrt hatte, ließ der Dekan des Kollegiatkapitels Johann Frik eine prachtvolle M o n- st r a n z e zum Andenken an die damals stattgefundene Heilig¬ sprechung des heiligen Johannes von Nepomuk unfertigen. Sie wiegt 25 Pfund, ist noch vorhanden und wird nur an den höchsten Festtagen in Gebrauch genommen. Außerdem sind in der Schatzkammer noch 19 flache Schreine auf die Art von eingerahmten Bildern angefertigt, in denen unter Glas Votivgeschenke aus Gold und Silber: Kreuze, Ninge, Ohrringe, Edelsteine, Perlen rc. aufbewahrt sind. In einigen dieser Schreine befinden sich auch Reliquien verschiedener Heiliger. Die Schatzkammer war seinerzeit reicher an Votiv- gcschcnkcn, doch im Jahre 1806 mußten viele wertvolle Opfcr- gaben, so z. B. ein goldener Kelch mit Edelsteinen besetzt. 15 silberne Kelche, ein solches Ciborium und Kruzifix, von Kaiser Ferdinand III. gespendet (es wog 22 Pfund), ein silbernes Antipendium und viele kleinere Gegenstände dem Staate für die Kriegskasse abgeliesert werden. 2. Der Ambitus. An diesem Säulengang, der sich im Osten an das Heiligtum anschließt, begann man im Jahre 1728 zu bauen, fertiggestellt wurde er erst im Jahre 1731. Die Malerei in den zwölf Kapellen des Ambitus stammt vom Maler Wenzel Kramolin und stellt die ganze Geschichte des Gnadenbildes von der Auffindung bis zur letzten Rückkehr aus Wien dar. Auch sind einige besondere Gnadenerweise, die den Verehrern des All¬ bunzlauer Gnadenbildes zuteil wurden, bildlich dargestellt. Oben in den Wölbungen sind die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Marias veranschaulicht. 3. Anweit der Gnadenkirche steht an der Straße eine dem heiligen Benedikt geweihte Kapelle, wobei früher auch der Friedhof (bis 1835) war. Daneben steht ein vom Kapiteldekan Frik gestiftetes Siechenhaus. In demselben finden sechs ältere Frauen Anterkunst, denen die Reinigung beider Kirchen obliegt. 4. In der Straße gegen Benätek steht eine Kapelle, dem seligen Podivin geweiht, von dem der Chronist Kosma schreibt: „Er war der Knappe und unzertrennliche Gefährte des heiligen Märtyrers Wenzeslaus sowohl in der Arbeit als auch in der Pein." Sie steht an der Stelle, wo der Selige an einem Baum des Waldes, der sich damals bis hier erstreckte, erhängt wurde. Die Freskomalerei in ihr soll vom Maler Rajner ausgeführt sein. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes P Argeschichte des Gnadenbildes. Altbunzlau ist der älteste und darum ehrwürdigste Wallfahrtsort Böhmens. Seine Anfänge reichen wohl in das 11. Jahrhundert, ja viele sind der Ansicht, daß gleich nach dem Tode des heiligen Herzogs Wenzeslaus, der von seinem Bruder Boleslaus dem Grausamen am 28. September 935 in Altbunzlau am Kircheneingang ermordet wurde, der Ort das Ziel vieler frommer Pilger ward, die an der geheiligten Stätte des Märtyrers ihre Verehrung und Andacht zum Ausdrucke bringen wollten. Doch auch als marianischer Wallfahrtsort ist Altbunzlau altehrwürdig, wie wir aus den folgenden historischen Angaben ersehen werden. Das Gnadenbild der Muttergottes, welches in Alt¬ bunzlau in der Marien-Wallfahrtskirche verehrt wird, wird bis auf die Zeiten des Slawenapostels, des heiligen Methodius, zurück¬ geführt und bestehen über den Ursprung desselben ver¬ schiedene Legenden. Die verbreitetste ist folgende: Als Herzog Boriwoj vom heiligen Methodius in Mähren getauft worden war und nach Böhmen zurückkehrte, kam der Heilige auch nach Böhmen und unterrichtete die Gemahlin des Herzogs, Ludmilla, im heiligen Glauben. Ludmilla ergab sich nach ihrer 9 Bearbeitet von Hochw. Herrn Rudolf NemeLkal, Spital- kurat in Wien III, nach dem Buche ,,8tarä koleslav" von Sdrinko, Residialkanonikus in Altbunzlau, B. Styblo, Prag 1880. SsSSfDEfSSfDSfDSfSEfDSsDEfDEfSSfSEfSEfssfsSfSEfSEfSSfD Altbunzlau Efs Sst> EsS EsT Efs SfS Efö> <öfö> <öfö> SsT Sfö> SsS Sfö> SfS SsS sft>sft>sft>sfssfssft>Eft>sft>sfsEft>Sft>sst> Altbunzlau sft>sft>sfssft>EfDsft>sfssft>sfssfssfssft>sft>sft>Sssg^ beim Ackern an die Stelle des jetzigen Loch¬ altars kam, blieben die Pferde stehen, wichen vor dem Orte zurück und wollten den Pflug nicht mehr wcitcrzichen. Der Bauer trieb die Pferde an, setzte die Pflugschar tiefer in den Boden und siehe, es kam eine kleine metallene Statue der seligsten Jungfrau mit dem Icsu- kinde auf den Armen zum Vorschein. Er verwunderte sich beim Anblicke derselben, hob das Bild ehrerbietig auf und trug cs nach Lause. Als er es am nächsten Morgen besichtigen wollte, fand er es nirgends; doch als er aufs Feld zur Arbeit hinauskam, erblickte er dasselbe an der Stelle, wo er es vorher ausgeackcrt hatte. Er nahm es zum zweitenmal nach Lause, doch kehrte cs in der folgenden Nacht von selbst wieder an die Fundstelle zurück. Darüber wunderte er sich sehr, dachte nach und erkennend, daß hier Gottes Macht walte, kam er zu dem Entschlüsse, das Bild in die Kirche zu bringen. Er nahm es also von der Stelle und ging damit zum Kapiteldckan und den Domherren der St. Wenzelskirche in Altbunzlau, erzählte ihnen was vor- gcfallen war und übergab es zur Aufbewahrung in der Kirche. Aber o Wunder, auch aus der Kirche kehrte das Bild zweimal auf den bestimmten Ort des Feldes zurück. Die frommen und gottesfürchtigen Priester erwogen die Angelegenheit und kamen zur Erkenntnis, daß die seligste Jungfrau sich den Ort am Felde auserwählt habe und dort verehrt werden wolle. Sie ließen daselbst eine steinerne Kapelle bauen, damit darin das Bild würdig aufbewahrt und verehrt werde." Er erzählt ferner, daß durch die Opfergaben der Wall¬ fahrer bald ein größeres Kirchlein zustande kam und daß dort viele Erhörungen und Wundertaten durch die Gottesmutter geschahen. „Woher aber oder wie das Bild ins Feld gekommen sei," so berichtet Kaspar Arsenins weiter, „das geht aus der Erzählung alter Personen und den Memoiren der Kirche hervor: es war das Bild des heiligen Wenzeslaus, das er tagtäglich verehrte und als eifriger Diener der gebenedeiten Jungfrau Maria oft bei sich trug. Daß aber das betreffende Bild das des hl. Wenzeslaus sei, dafür spricht außer der ständigen Überlieferung auch der Amstand, daß man im Besitze der Altbunzlauer Kirche noch heutzutage (nämlich 1629) einen kleinen Trinkbecher des hl. Wenzeslaus schauen kann, der aus ganz ähnlichem Metall verfertigt ist wie das genannte Bild der gebenedeiten Jungfrau Maria." Das Gnadenbild d a s Palladium Böhmens. Vom 12. Jahrhundert an bis in die zweite Lälfte des 16. Jahrhunderts sind , die Schicksale des Gnadcnbildes sozusagen wie mit einem Schleier verhüllt, so daß wir nur aus Legenden ganz geringe Nachrichten schöpfen können, z. B. daß der hl. Johannes von Nepomuk vor seinem Märtyrcrtod zu dem Gnadenbilde eine Wallfahrt gemacht und sich dort auf den Tod vorbereitet habe. Das Kapitel selbst mußte zu wiederholten Malen vor den Feinden flüchten, so im Jahre 1437 sogar nach Buda¬ pest in Ungarn, wohin auch die Kostbarkeiten und alten Ur¬ kunden mitgenommen wurden. Dieselben gingen dann ver¬ loren. In diesen schweren Zeiten waren zwar die Wallfahrten nach Altbunzlau nicht so zahlreich, doch haben sic nie auf¬ gehört. Eine große Prozession von besonderer Be¬ deutung wurde von der St. Iakobskirche (Prag-Altstadt) aus am 18. August 1609 arrangiert und zwar auf die Meinung: Die Gottesmutter möge durch ihre Fürbitte bei Gott dem Lande und dessen Einwohnern in allen Wider¬ wärtigkeiten beistehen und den katholischen Glauben bewahren helfen. Bei dieser Wallfahrt geschah es zum erstenmal, daß die Katholiken bei dem Gnadenbilde in Altbunzlau als dem Schutzbilde (pull sä Ium) des ganzen Königreiches Zuflucht nahmen. Anter diesem Ehrentitel wurde fortan die Gottesmutter zu Altbunzlau öfters verehrt und angerufen. Der Bau der heutigen Marienkirche. Im Jahre 1611 zwangen die Stände Kaiser Rudolf II. abzudanken und es wurde sein Bruder Matthias zum König gewählt. Dieser vermählte sich mit seiner Base Anna, Tochter des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. Diese Kaiserin, eine eifrige Katholikin, begründete das Gotteshaus in Altbunzlau in seiner jetzigen Gestalt. Der Geschichtsschreiber Balbin berichtet, daß sie einigemal tausend Dukaten für diesen Zweck geopfert und selbst entschieden habe, daß ein neues herrliches Gotteshaus zu Ehren des ehrwürdigen Gnadenbildes erbaut werden solle. Auf Befehl des Kaisers Matthias wurden im Jahre 1616 Lolz, Kalk und Gelder für den Bau angewiesen. Mit dem Bau wurde im Jahre 1617 begonnen, Baumeister war der Italiener Jacobo Devacannis. Da bald darauf, im Jahre 1618, der Aufstand der protestantischen Stände Böhmens erfolgte und der dreißigjährige Krieg seinen Anfang nahm, erlitt der.Bau Verzögerungen, umsomehr, da die größten Wohltäter des Leiligtums, die Kaiserin Anna (ch 15. De¬ zember 1618) und bald darauf auch Kaiser Matthias selbst (ch 20. März 1619) starben. Doch des Baues nahmen sich jetzt die Lerren Wilhelm Slavata und Iaroslaw Martinih an, die ihre wunderbare Rettung (sie wurden von den Rebellen aus einem Fenster der Burg in den tiefen Graben geworfen) dem Schutze der Gottesmutter zuschrieben. So wurde das Gebäude verhältnismäßig bald vollende^ (1623), doch fehlten die Türme und die innere Ausschmückung. Das Gnadenbild in Feindeshand (1632 — 1638). Im Verlaufe des 30jährigen Krieges hatten Kirche und Gnadenbild viele Anbilden zu erleiden. Nachdem Prag in die Gewalt des protestantischen Sachsenführers Arnheim ge¬ kommen war (im November 1631), dauerte es nicht lange, daß auch Altbunzlau schwer hcimgesucht wurde. Am 24. Februar 1632 überfielen zwei sächsische Rittmeister mit ihren Rciterscharcn die Stadt, plünderten und raubten alles aus und verschleppten besonders aus den zwei Kirchen alle heiligen Gemälde, Gefäße und Paramente. Was sie nicht nütnehmcn konnten, zerschlugen oder verbrannten sie. Anter SfT SsT SsD SsD SsD SsD SfD SsT SsD SsD SsD SsT SfT SsD SsD SsD SsD AltbUNZltUt SsD SsD S^T SfT SfD S^D SsD SsT SsT S^D SsD SsD SsD SsT S^D SsD Z91 der Beute befand sich auch das Gnadenbild. Dieses über¬ gaben sie in Prag ihrem Oberst, dem Baron Laurenz Hof- kirch. Derselbe war Protestant und ein Renegat, denn er trat, obwohl Österreicher, in Dienste des Kurfürsten von Sachsen. Am 29. März ließ Hofkirch am Altstädter Ring, der Teinkirche gegenüber, einen neuen Galgen errichten, darauf einen Zimmermannsgesellen aufhängen und gleich dem Galgen gegenüber auf zwei alten, zerbrochenen Stühlen das Gnaden¬ bild aufstellen und mit einer Pyramide aus Lanzen und Musketen umgeben. Auf einem Blatt Papier war mit folgenden Jahres wurden die Grüfte beider Kirchen erbrochen, die Leichname des Schmuckes und der Kleider beraubt und die Gebeine zerstreut. Bald darauf mußten aber die Schweden vor dem kaiserlichen Leer die Flucht ergreifen. Beim Ver¬ lassen ihres Lagers blieb zwischen den Zelten ein glimmender Feuerherd zurück, der, durch einen Sturmwind entfacht, das verlassene Lager in Brand steckte. Das Feuer griff zunächst auf das Dach der St. Klemenskirche, dann die St. Wenzeslaus- kirche über und vernichtete fast alles, so daß die Kollegiats- kirche zur Ruine wurde (20. Jänner 1640). — Das Gnaden- Anterschrift und Siegel angegeben, warum diese Entehrung dem Bilde zugefügt wurde. Das Bild blieb im Besitze des Kommandanten, der es nach der Eroberung von Prag durch Wallenstein nach Leipzig mitnahm. Dort ließ er es sorgfältig hüten, damit er dafür gelegentlich großes Lösegeld bekomme. Den diplomatischen Bemühungen des Kaisers Ferdinand II. und seines Heerführers Wallenstein gelang es nicht, das Gnadenbild zurückzubekommen; erst im Jahre 1638 kam durch freiwillige Spenden, wozu den größten Teil Katharina von Lobkowitz bestritt, soviel zusammen, daß das Heiligtum heimlich ausgelöst werden konnte. Die edle Dame verwahrte das Gnadenbild einige Zeit in ihrem Palais zu Prag. Am 12. September wurde es von der Lorettokapelle in feier¬ licher Prozession auf einem Thron, hinter welchem Kaiser Ferdinand III. selbst mit seiner Begleitung schritt, nach Alt- bunzlau übertragen. Das Gnadenbild zum erstenmal in Wien (1639—1646). Doch das Verbleiben an der Gnadenstätte war von nicht langer Dauer. Da zu Beginn des Jahres 1639 die Protestanten abermals von Meißen aus nach Böhmen kamen, brachte der Dekan des Kapitels am 16. März alle Kirchen¬ schätze und auch das Gnadenbild wieder nach Prag. Das letztere übergab er der edlen Frau Benigna Katharina von Lobkowitz in Obhut, die cs bald darauf nach Wien dem Kaiser überbrachte. Derselbe war darüber hocherfreut und ver¬ ehrte dasselbe innig mit seiner Gemahlin Maria Anna. Auf dem Altar, wo das Gnadenbild in der Hofburg aufgestellt war, ließ er täglich eine heilige Messe zelebrieren, der er selbst beiwohnte und hielt vor demselben mit der Kaiserin und dem Hofstaate Privatandachten. Die Kaiserin ließ auch, als sic glücklich eines Sohnes, des späteren Kaisers Leopold l., genesen war, das Gnadenbild mit kostbaren Perlen, Edel¬ steinen und Diamanten schmücken und für das Haupt der Gottesmutter eine kostbare Krone anfertigen. — Das Heiligtum der Gottesmutter und die Stadt Altbunzlau hatten unter¬ dessen mchreremal unter feindlichen Einfällen zu leiden. Am 1. Mai 1639 wurden Stadt und Kirche von disziplinlosen kaiser¬ lichen Truppen ausgeplündcrr, am 2 7. Mai kamen feindliche Scharen und verwandelten Stadt und Kirche in ein befestigtes Heer¬ lager. Zu diesem Zwecke wurde das Dach des Turmes der Kollcgiatskirche abgetragen, die Turmmaucrn mit Erde aus¬ gefüllt und darauf Kanonen postiert. Am 27. Juni überfielen die Söldner das marianischc Heiligtum und vernichteten darin alle Altäre, Bilder und Verzierungen. Im Jänner des Allbunzlau, das Gnadenbild. bild blieb die ganze Zeit beim kaiserlichen Hof bis zum Tode der Kaiserin Maria Anna (13. Mai 1646). Dieselbe äußerte vor ihrem Sterben dem Kaiser gegenüber den Wunsch, daß nach ihrem Tode das Gnadenbild, das sie beständig in ihrem Gemache fromm bewahrte, nach Altbunzlau zurückgebracht werde. Als dann Kaiser Ferdinand gelegentlich der Krönung seines ältesten Sohnes Ferdinand zum König von Böhmen (5. August 1646) nach Prag reiste, brachte er das Gnadcn- bild mit und händigte cs dem Erzbischof von Prag, Kardinal Harach, ein mit der Bitte, dasselbe in feierlicher Prozession nach Altbunzlau bringen zu lassen. Dies geschah dann am 19. August desselben Jahres. 392 sft> sfs 8ft> sft> sfs sft> sft> sfs sfs sfs sfs sft> sft> sfs sfs Altbunzlau Efssfssft><-fll>sft><2ft>Eft>Eft>sss<-ft>EsTsft>Eft>EsD Das Gnade n bild zum zweiten m al in Wien (1648—1650). höchst feierlicher Weise. Von dieser Zeit an (1650) blieb das Gnadenbild bis zu den heutigen Tagen in Böhmen, Die Freude über den Besitz des Gnadenbildes war für Altbunzlau wieder nicht von langer Dauer. Zu Beginn des Jahres 1648 wurde dasselbe abermals nach Prag, und zwar in den St. Veitsdom gebracht, da man meinte, daß der Feind die den Dom bergende Burg nicht so leicht erobern werde. Doch dem feindlichen Heerführer Königsmark gelang es dennoch. Prag und dessen Kirchen, selbst der St. Veits¬ dom, wurden den Söldnem zur Plünderung überlassen und mußte aber in Kriegszeiten öfters an andere Orte in Sicher¬ heit gebracht werden. Im Jahre 1662 kam es zur Zeit des türkischen Krieges nach Prag in die Maria Schnee-Kirche (16. August), woher es am 20. November desselben Jahres nach Altbunzlau zurückgebracht wurde. Zur Erinnerung daran steht an derselben Stelle der Kirche bis jetzt eine ver¬ goldete Nachbildung des Gnadenbildes. In den Kriegen gegen die Preußen im 18. Jahrhundert wurde das Heiligtum dreimal, und zwar in den Jahren 1744, 1756 und 1757 heimlich nach Prag gebracht und sobald die Gefahr vorüber war, gleich wieder zurückgestellt. Im Jahre 1778, als der Feind zum viertenmal nach Böhmen kam, wurde das Gnaden¬ bild über Prag, wo auch Gefahr drohte, nach Beraun ge¬ flüchtet, bald darauf nach Prag und kurze Zeit später nach Altbunzlau zurück¬ gestellt. — Es ist zu be¬ merken, daß in diesen be¬ wegten Zeiten, da das Gnaden¬ bild öfters jahrelang von Altbunzlau abwesend war, die Wallfahrten und die Verehrung der Gnadenmutter in der Kirche zu Altbunzlau nicht aufhörten und beständig Gnadenerweise und wunder¬ bare Hilfe den Pilgern zuteil wurden. Altbunzlau, die Wenzelskirche sss SsD SsD SsD SsD 393 Seelenzahl des geschlossenen Ortes: 4000. Ständige Devotionalienhändler: Mehrere. Gasthäuser: Viele. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Wallfahrer: Tschechisch. Die Kollegiatkirche zu Ehren der hl. Kosmas und Damian und des hl. Wenzeslaus. Dieses berühmte Gotteshaus hat eine gar reiche ge¬ schichtliche Entwicklung und weist demnach auch die ver¬ schiedensten Bauarten auf. Wir wollen zunächst die allmähliche Entstehung des jetzigen Gesamtbaues geben; dadurch wird auch die jetzige Form und Gliederung verständlicher werden. Arsprünglich war an dieser Stelle nur eine kleinere Kirche, die den hl. Kosmas und Damianus geweiht war. Am Eingang zu derselben wurde der hl. Wenzeslaus überfallen und getötet. Die Räume dieses Kirchleins bestehen noch heutzutage in ihren wesentlichen Teilen und bilden einen Teil der größeren, in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts vom Herzog Bretislaw I. erbauten Basilika. Die Geschichte erzählt, daß dieser Fürst vom Papst Benedikt IX. zur Buße aufbekommen habe, eine Kirche zu erbauen, und zwar deswegen, weil er gelegentlich eines Kriegszuges nach Polen als Kriegsbeute außer vielen anderen kostbaren Dingen auch die Leichname des hl. Adalbert und Gaudentius und der fünf heiligen Brüder und Märtyrer: Benedikt, Isaak, Matthäus, Johannes und Christinus ohne kirchliche Erlaubnis nach Böhmen mitgenommen hatte. Fürst Bretislaw erfüllte bereitwillig diese Aufgabe, indem er in Altbunzlau eine Basilika zu Ehren des hl. Wenzeslaus erbaute und dabei ein Kollegiatkapitel stiftete. Dieses Gotteshaus wurde im romanischen Stile, der damals in Blüte stand, ausgeführt und hatte drei Schiffe, die mit halbrunden Apsiden ab¬ schlossen. Zur Zeit der Husitcnkriege hatte diese Basilika viele Schäden erlitten und wurde dann im 16. Jahrhundert um¬ gebaut, und zwar im gotischen Stile. Als ferner während des 30 jährigen Krieges der romanisch-gotische Bau der Basilika durch die protestantischen Söldner fast zu einer Ruine gemacht worden war, wurde das Gotteshaus um die Mitte des 17. Jahrhunderts im Renaissancestile erneuert. Darum kann man an der heutigen Kollegiatkirche drei Bau¬ stile vereinigt sehen. Zufahrten. Von Prag. Vier Zufahrten möglich: 1. Prag N.-W.-B.—Celakowitz (umsteigen)—Brandeis. 2. „ „ — Lissa (umsteigen)—Altbunzlau. 3. „ F. I.-B.—Neratovic (umsteigen)—Brandeis. 4. „ „ — Wschetat (umsteigen)—Altbunzlau. Fahrzeit für alle Strecken l Vs bis 2 St. Fahrpreis K 1.20 bis X 1.60. Benachbarte Wallfahrtsorte. Altbunzlau—L eiliger Berg bei Pkibram über Prag. Altbunzlau —Filippsdorf. In Wschetat umsteigen. Schnellzug, 4 St., X 7.40; Personenzug, 7 St., X 5.60. Literatur. Arsenius, lliber äs icone. . . Polmer monumenta V.) Austria-Kal. 1845, 162. Kaltenbäck, Mariensagen 32. Schaller, Top. IV, 104. Sommer, Bunzlauer Kreis II, 64. Krönes, Geist. Wallfahrt, Wien 1872, 77. Ott, Marianum, 1203. Reg. Mar. Kal., 1896, I. Srdinko, Ltarä IZoIesIav, Selbstverlag, Altbunzlau 1880, 8 , 120 S. Dottel, 8tarä Ooleslava, Xörbra, ?rsre, 8°, 50 S. Mitt. d. Zent.-Kom. I., 197, XVI, XXXXI und OXVIII. Gebhard, Die hl. Sage, Wien 1866 II, 228. Leo-Gschft. d. f. W. d. kath. K. Wien. X, 3. 10. 50. Kurze Erwägung. Das Gnadenbild von Altbunzlau ist aus einem Materiale, das man nicht genau bestimmen kann. Die hl. Ludmilla soll dafür all ihr edles verschiedenartiges Metall zusammengeschmolzen haben: ein sinniges Symbol der Seele Mariens, die ja eine holde Verbindung aller erdenklichen Tugenden gewesen. Zugleich auch für dich, o Leser, eine sanfte Mahnung, alles Gute und Schöne in deinem Herzen zu vereinigen, damit du ein Gnadenbild Gottes werdest. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1935 lOOOjähriges Jubiläum des Martertodes des hl. Wenzel. 1940 250jähriges Jubiläum der Konsekration der Marien- Kirche. 1960 800jähriges Jubiläum der Auffindung des Bildes. Ständige Priester: 9 Weltpriester (6 Kollegiat- kapitularen und 3 Kapläne). Heilige Messen fremder Priester jährlich: 70 bis 80. Kommunikanten jährlich: 14.000 bis 15.000 Besucher jährlich: 30.000 bis 50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 130. Äauptfest: Mariä Himmelfahrt. Gebet. O Maria, selige Gottesmutter, die Du seit tausend Jahren im gnadenreichen Palladium Böhmens, im heiligen Bilde, wirken, segnen, helfen wolltest — o Maria, selige Muttergottes, die Du seit 2000 Jahren nicht nur Deinem Sohne Jesus, sondern auch uns eine liebliche Mutter sein wolltest — o Maria, selige Gottesmutter, von der seit 6000 Jahren der Seher und Propheten begeisterte Zunge gesprochen und gesungen und die ihr Auge entzückt geschaut, o Maria, selige Gottesmutter, wir bitten Dich, daß Du uns so leitest und führest und begnadest, daß wir im Himmel einst tausendmal tausend Jahre ohne Ende, ohne Aufhören Dich schauen, sprechen und jubelnd lobpreisen dürfen. Amen. 394 EsssfssfsssssfssfssfDSfsssssfDSfssfsEfsssTsfssfs Maria-Plain EfDSfSSfSSfSSfSSfSEfSEfTSfSSfSEfSSfTEfSEfSDsTSfSEfSEsT Marjg-K!sm. Salzburg. 14.000 Kommunikanten. Schmuck des Limmels, Lochverklärte, Lolde, Reine, Treubewährke, Die so hoch erhoben ist! Stern des Friedens, Tugendsonne, Aller Engel Freud und Wonne, O Maria, sei gegrüßt! (Alzog.) handenseins dieser so anregenden Heiligtümer auf dem Mutter¬ gottesberge. Vier ziemlich große Kapellen, nahe beieinander oder übereinander, kommen uns da in den Weg ; sie sind auf recht abschüssiger Hügellehne hingebaut; Stiegen und kurze steile Wege führen von einer zur andern. Wir erschauen in ihrem Innern Darstellungen genau nach den Geheimnissen des schmerzhaften Rosenkranzes, und zwar in lebensgroßen würdigen Figuren ausgeführt: das Gebet Christi am Ölberge, die Geißelung, die Dornenkrönung, die Kreuz¬ tragung. Die fünfte und letzte dieser Stationen ist eigentlich keine gemauerte Kapelle, sondern ein luftiges Gebilde, daß unter einem hohen, von vier schlanken Säulen getragenem Dache das Kreuzesbild un¬ seres Erlösers samt den gewöhnlichen Neben¬ figuren zeigt. Wir verrichten unsere fromme Andacht bei diesen fünf Kapellen und schreiten weiter. Zwischen wohlgepfleg¬ ten Gebüschgruppen hindurch bringt uns der Weg zur großen Kapelle der schmerzhaften Mutter gottes: dort ist in sehr schöner, großer Gruppe die Kreuzabnahme Christi dar¬ gestellt. Wir sagen, ohne uns lange zu besinnen, daß gerade diese Kapelle (es ist ein schöner, ziemlich großer Rundbau) und die darin enthaltene Darstellung unter allen Vorkapellen Maria-Plains die allerschönste ist. Diese bewegte Gruppe machte auf uns den tiefsten Eindruck. Leicht entflammt sich bei solchem Anblicke das Herz, um der Königin der Schmerzen ein mitleidsvolles, andächtiges Ave zu Füßen zu legen. Ganz oben auf der Plattform zieht, bevor wir die eigentliche Gnadenkirche betreten, noch eine niedliche Kapelle, linkerhand gelegen, unsere Aufmerksamkeit auf sich: die heilige Grabeskapelle Christi, eine möglichst getreue Nach¬ bildung jener gefeierten Stätte in Jerusalem, wo Christi Grab war. Diese Kapelle zeigt also im Innern die beiden viereckigen, durch eine niedrige Verbindungstüre getrennten Grabkammern und trägt als äußeres sichtbares Erkennungszeichen das kleine Türmchen. Kirche und Gnadenbild. Lind nun zur Kirche selber. Da steht sie in ihrer ganzen Herrlichkeit vor uns. Wir betrachten sie von außen, von jener Seite, woher wir eben kommen. Sie sieht eigenartig aus: eine große breite Vorderfront mit zwei viereckigen, verhältnismäßig Zugang zum Heiligtum. winkt ihr uns heute, ihr andern schönen Felsenkuppen, die ihr euch so malerisch um Salz- burgs liebliche Hauptstadt scharet. Wir haben höchstens freundlichen Blick für euch und flüchtigen Gruß. Denn unserer Sehnsucht Ziel steht heute nordwärts, dort, wo uns von waldiger Höhe zwei Türme winken; sie haben heute gesiegt über all die andern zauberhaften Schönheiten, die sich verlockend um uns her verbreiten: „Wir ziehen zur Mutter der Gnade!" Wir pilgern nach Maria Plain! Wo der Weg führe von Salzburg nach Maria Plain? Ach das ist wahrlich nicht schwer zu beantworten. Denn alle die möglichen Zugänge von Salzburg sind derartig, daß wir Maria-Plain. ab und zu immer wieder die beiden Türme einladend auf- leuchtcn sehen; also nur immer gerade fort gegen die Türme hin! Lind da werden wir zum Schlüsse, ob wir von rechts oder links kommen, am Fuße eines mäßig hohen Berges stehen, auf den ein ziemlich guter Fahrweg zum Heiligtum der Muttergottes emporführt. Einzelne Wohnhäuser finden sich da noch zu beiden Seiten. Auch Bildsäulen tauchen neben uns auf, mit Darstellungen aus den Rosenkranzgeheimnissen. Ein schwaches Viertelstündchen mag so die Wanderung hügelan gedauert haben, da kommen wir endlich in den Bereich der Kirche, und der nächsten, unmittelbar davor lagernden Kapellen, gleichsam der Vorwerke dieser Festung Mariens. Lind daß wir gleich die Gehzeit genauer angeben: Wir sind, wenn wir von der Stadt selber kommen, etwa eine Stunde bis zur Höhe gegangen, wenn wir aber vom Staats¬ bahnhof ansgingen, haben wir etwa Stunden bis da herauf gebraucht. Doch wir gedenken jetzt nicht mehr der vergangenen Zeit, wir freuen uns ja schon der Gegenwart und des Vor¬ sfs sfs sfs Ess sfs sfs sfs Ess sfs sfs sfs Efs Ess Ess Maria-Plain sfDSsssfsEfsEsssfsEfsssDsfDsfDEfsEsssfTEfssfsEfs Z95 niedrigen Türmen gibt dieser Vorderseite etwas Massiges, Wuchtiges. Es will einem fast vorkommen, als ob die Türme im Mauerwerk „stecken geblieben" wären; um ein Stockwerk höher hätten die Türme leicht sein können. Übrigens entspricht die ganze Bauart dem italienischen Barocco des Meisters Antonio Dario. Ganz abstechend von dieser wuchtigen Vorderfront präsentiert sich der rückwärtige Teil der Kirche; der sieht nämlich wie abgeschnitten aus und scheint uns auf seine ganz respektable Löhe viel zu kurz zu sein. Der Gesamteindruck dieser Kirche (jedoch nur von außen) ist der: sehr breit, sehr hoch, aber viel zu kurz; die Türme zu niedrig. Sie kommt uns vor wie ein Mensch mit gewaltig starker Brust und kräftig entwickeltem Körper, der aber im ganzen zu kurz gewachsen ist. Doch soll dies alles nicht etwa ein Tadel sein. Wir wollen ja doch nur beschreiben, was wir vorfanden. Ja wir betonen ausdrücklich, daß der ganze Bau durchaus nicht un¬ schön sei; im Gegenteil: er ist wirklich schön zu nennen, wenn er auch in der ganzen Anlage von dem, was wir gewöhnlich erschauen, merklich abweicht. Wir schreiten nun dem mittleren Eingangstore zu; wir hätten die Wahl zwischen drei Eingängen, die sich neben¬ einander befinden. Wir bemerken noch beim Vorbeischreiten, daß vor der Kirche das Standbild des heiligen Benedikt (die Wallfahrtspriester auf Maria-Plain gehören ja dem Orden des heiligen Benedikt an) treue Wache hält vor der Gnadenkirche. Schon von außen, über dem Laupttore, begrüßt uns ein marmornes Bild der allerseligsten Gottes¬ mutter, und drei Inschriften ober den drei Portalen geben uns gute Loffnung auf die Gnaden, die wir in dieser Kirche finden werden: Lilse der Christen, Trösterin der Betrübten, Zuflucht der Sünder, Bitte für uns! In weihevoller Stimmung betreten wir das Innere. Wir sind überrascht; denn siehe da, diese Kirche will uns im Innern länger vorkommen, als sie von außen ge¬ schienen! Das Presbyterium steht nämlich in einem kleineren Zubau der von außen nicht oder eben nur schwer zu sehen ist, und durch den die Gesamtlänge der Kirche sich um ein beträchtliches vergrößert, so daß im Innern der Kirche der Gedanke, als ob das Gotteshaus zu kurz ge¬ raten wäre, fast ganz ausgeschlossen erscheint. Im Gegenteile, wir stehen in einer großen, geräumigen Kirche, die gewiß für etwa 2000 Menschen Platz bietet. Ein einziges großes Schiff bildet den Lauptrauin der Kirche, dem beiderseits je zwei Kapellen angebaut sind. Der Lochaltar, in dessen Mitte sich das Gnaden¬ bild befindet, kann als sehr gelungenes Kunstwerk bezeichnet werden. Das Gnaden bild selber ist ein kleines, nur 40 cm hohes, auf Leinwand gemaltes Bild, und stellt unsere liebe Frau vor, wie sie sitzend das liebe Icsukindlein, das auf ihrem Schoße liegt, enthüllt. Das Gesichtchen des göttlichen Kindes ist sehr anmutig und bekommt noch ganz eigenartigen Reiz durch die etwas große Krone, die man ihm um das Laupt gelegt hat. Mehrere offenbar wertvolle Gnadengeschenke dienen zur Zier des gnadenreiches Schatzes. Das Bild selber befindet sich in breiter, goldener Llmrahmung, die sich, von flimmernden Strahlen um¬ glänzt, von einem geschmackvollen dunkelfarbigen Baldachin vortrefflich abhebt. Ausblick und Abstiege von der Kirche. „Den schönsten Anblick der Stadt Salzburg gewährt der Ausblick von Maria-Plain." Diese Wahrheit ist all- Maria-Plain, Lochaltar in der Gnadenkirche. bekannt, allgemein anerkannt und unumstößlich wahr. Liegt ja doch der Berg Maria-Plain gerade im Norden dieser Stadt, während aus der entgegengesetzten Seite, im Süden, sich Berg an Berg erhebt, himmelragend, schneebedeckt, so daß Salzburg erscheint, als liege es in einer riesenhaften wunder¬ schönen Fels en wiege. Diesen herrlichen Ausblick genießend, erhebt sich unser Lerz zu einem freudigen Tedcum und lobt den Lcrrn und Schöpfer, der die Erde so wundcrherrlich erschaffen hat. And nun soll wieder Abschied genommen sein von der lieblichen Gnadenhöhe. Wohin also? Nach Salzburg wenden wir uns nimmer; diesen Weg kennen wir schon. Also bleiben uns zwei weitere, häufig beschrittene Abstiege offen; der eine Z96 EsSEfssfSSfSSsDSfDEfSSsTSfssfTSfssfsSfSSfsSsDSfs Maria-Plain SfSSfSSfSSfsSfSSfSSfSSsTSsSSfSSsTSfTSsTSfSCfSEfSEfSEsT nach Osten, der andere nach Westen; der erstere führt zu einer Haltestelle der Hauptstrecke der Staats¬ eisenbahn (Strecke Salzburg — Steindorf—Wels—Linz), die Haltestelle heißt Berg Maria-Plain. Doch bedarf es immerhin eines halben Stündchens, bis man von genannter Haltestelle zur Gnadenkirche emporgelangt; hinunter geht es allerdings etwas rascher. Der zweite Abstieg, nach Westen hin, ist derjenige, auf dem man am schnellsten zu einer Eisen¬ bahnstation gelangt. Eine Viertelstunde flotten Marsches bringt uns nämlich zur Haltestelle Bergheim (die dritte Haltestelle der Lokalbahn Salzburg — Oberndorf—Lamprechts¬ hausen). Von Haltestelle Bergheim erreicht man nach etwa 10 Minuten langer Fahrt den Bahnhof Salzburg. hatte in seiner Behausung zur eigenen Andacht den himmlischen Gnadenschatz, dessen Wohltaten nun in Plain so reichlich strömen, nämlich ein Bildnis der allerseligsten Jungfrau Maria. Als nun des gemeldeten Bäckers Dach und Fach ebenfalls von den Flammen ergriffen ward und alles bis in den Grund niederbrannte, ist gedachtes, auf schlechte Leinwand gemaltes Frauenbild mitten im Flammenmeere unversehrt erhalten worden, was die Bewunderung aller im höchsten Grade erregte. Alles umher war Glut und Asche; unser wundertätiges Marienbild allein stand unverletzt und unberührt da. Darüber sind nicht wenige Herzen zu besonderer Andacht und Ehrerbietung entzündet worden. Maria-Plain, historische Gemälde. Die wunderbare Rettung des Bildes aus der Feuersglut. Baron von Grimming, der erste Verehrer des Enadenbildes. Aus der Geschichte des Wallfahrsortes. Wie das Bild zum Gnadenbilde ward. (Nach Kaltenbäck.) Als im Jahre 1633 das bedrängte und verwirrte Deutschland in vollem, grausamem Kriegsfeuer entbrannte, also, daß auch Ströme des Blutes selbes nicht zu löschen vermochten, hat es sich begeben, daß den 10. Dezember des genannten Jahres Truppen Bernhards von Weimar den Marktflecken Regen in Niederbayern urplötzlich ange- sallen, geplündert, und die ganze Ortschaft den unersätt¬ lichen Flammen aufgeopfert. Alles stand in Hellem, erschreck¬ lichem Brande, kein Haus war übrig, das nicht in Glut und Asche zerfiel. Linker anderen wohnte allhier ein ehrsamer Bürger und Bäckermeister, Paulus Regner mit Namen; dieser Das vomFeuer verschonte Bild auf Wanderung. Vor allen aber entbrannte in Liebe gegen diesen goldenen Gnadenschatz die Gemahlin des Pflegers von Fürstenegg, die mit dem Familiennamen G ri m m i n g hieß. Sie wußte das Bild an sich zu bringen, ließ es in ein schönes Altärlein zierlich einfassen und in der Schloßkapelle zur Privat¬ andacht aufstellen. Nach ihrem Tode kam das Bild in den Besitz ihres Sohnes Rudolf, der es auf seinen Edel¬ sitz Mühlegg bei Salzburg brachte und das Bild in hohen Ehren hielt. Nachdem er es mehrere Jahre in seinem Hause gehabt hatte, kam ihm der Gedanke, das bewußte Bild der öffentlichen Verehrung zugänglich zu machen. Zu diesem Zwecke ließ er es an einer idyllisch gelegenen, viel be¬ gangenen Stelle auf einem Wald¬ sattel nächst Lengenfeld (unfem der heutigen Gnadenkirche) im Freien an einem Pfahle befestigen, wobei er nicht versäumte, dem Bilde zum Schuhe gegen Llnwetter einen hölzernen Kasten anfertigen zu lassen. Das Datum dieses Tages ist in der Geschichte Maria- Plains jedenfalls wichtig: es ist der 8. Dezember 1652, also fast genau 19 Jahre nach dem erzählten Brande zu Regen. Bemerkenswert bleibt hiebei auch, daß die Aufstellung am 8. Dezember, also an einem Marienfeste vor sich ging. Das Bild neuerdings auf Wanderungen. Das neuaufgestellte Bild hatte sich bald das Ver¬ trauen des Volkes errungen, und mancher verrichtete dort ein stilles Gebet. Aber das fürsterzbischöfliche Konsistorium wünschte, daß man es in einer Kirche unterbringe; dies wollte jedoch Baron Grimming nicht und so nahm er es bald wieder SsD SsD SsD 6)3 EsD SsT SsD SsD SsD §sD SsT SsT SsD SsD SsD SsD Älkarla-PlaiN 6)3 Ss3 6)3 6)3 6)3 6)3 6)3 6)3 6)3 6)3 6)3 6)3 Ss3 6)3 6)3 6)3 397 sich nach Müh leg g, stellte jedoch an jener Waldes¬ stelle eine Kopie des Bildes auf. Aber auch in Mühlegg sollte das Bild nicht dauernd bleiben. Denn der fromme Äerr beschloß, ein Einsiedlerleben zu führen und zog sich auf den W a n k e rb e rg bei Nessel¬ wang im Bistum Augsburg zurück. Dort baute er sich eine Klause und stellte das Bild am Ehrenplätze auf einer von der Nachbarschaft erbauten Kapelle auf. Kurz hernach mischte sich das Ordinariat aus pfarrlichen Gründen in die Angelegenheit ein und ließ das Bild zu¬ nächst in die Pfarrkirche Nesselwang, und wieder nach kurzer Frist zum Ordinariate nach Augsburg bringen. Dort blieb es dann etwa 20 Jahre liegen. Die erste Kapelle auf dem Plainberge. Sowohl die allerseligste Jungfrau selbst, als auch das Salzburger Volk schienen sich nicht allzusehr auf das Original¬ bild zu steifen, denn es entwickelte sich bei der Kopie im Wald bald ein reges und immer regeres Andachtsleben. Bald wurde der Lolzkasten durch eine Lolzkapelle ersetzt und schon 1710 die gemauerte Kapelle erbaut, die bis zum heutigen Tage noch an Ort und Stelle steht; es ist die Arsprungskapelle. Unterdessen hatte der eifrige Salzburger Erzbischof Graf Thun es für gut befunden, eine ziemlich geräumige Kapelle, die die Gestalt eines Achteckes hatte, auf der Spitze des Plasnberges aufzubauen, östlich von dem Orte, wo heute die Gnadenkirche steht. In diese neue achteckige Kapelle ließ der Stifter eine Kopie jenes Waldbildes aufstellen. Dies geschah schon im Jahre 1657. Es war also nun das Originalbild beim Ordinariate in Augsburg, eine Kopie davon in der Llrsprungskapelle (wo sie sich bis zum heutigen Tage befindet), eine zweite Kopie in der achteckigen Kapelle auf der Bergesspitze. Bau der Kirche. Wieder lenkte die allcrseligste Jungfrau Maria ihre Gnadenhuld und das Volk seine Andacht von dem bisherigen Bilde ab und übertrug es auf die neuaufgestellte Kopie auf der Bergesspitze. Der Zulauf des Volkes machte den Bau einer g e- raumigenWallfahrtskirchc wünschenswert. Der Bau nahm drei Jahre in Anspruch, 1671 bis 1674. Gleichzeitig wurde ein Kloster errichtet. Zwei Jahre darauf bezogen tatsächlich vier Benediktiner den neuen Klosterbau, und waren von da an laut Schenkungsurkunde Besitzer der Wall¬ fahrtskirche sowie der dazu gehörigen Baulichkeiten. Das ursprüngliche Gnadenbild neuerdings auf Wanderung. Dem erzbischöflichen Stifter der großen Wallfahrtskirche war durch den Bau der Gedanke an das ursprüngliche Gnadenbild wieder näher gerückt worden. Er wußte, daß es beim Ordinariate in Augsburg tatlos und rühmlos lagerte und beschloß daher, den Versuch zu machen, es heraus¬ zubekommen. Der Versuch gelang, das Llrsprungsbild wurde am 12. Mai 1676 freigegeben und kam nach Salzburg zurück. Nun hatte man glücklich das Bild, doch wußte man augenscheinlich damit nichts Rechtes anzufangen. Am Plain¬ berge sowohl, als in der Arsprungskapelle hatten sich die beiden Kopien mit der Zeit fast unbestrittenes Bürgerrecht erworben. Das Originalbild kam wie ein Fremdling da¬ zwischen. Also ließ es der Erzbischof eine Weile in seinem Palais. Dann aber besann er sich doch eines andern und gab es den Benediktinern, die es nun in ihrem Kloster am Plainberge an irgend einem geeigneten Platze aufstellten. So blieb alles von 1676 bis 1732, also durch 56 Jahre. Diese 56 Jahre bieten daher ein Schauspiel, wie man es ähnlich in der Geschichte der Wallfahrtsorte vergeblich suchen wird: InnächsterNähe voneinander standen nun drei vollkommen gleicheBilder aufgestellt. Maria-Plain, die Ursprungskapelle. von denen jedes einzelne ein gewisses Recht hatte, als Gnaden¬ bild zu gelten. 1732 wurde diesem Zustande ein Ende gemacht, indem auf Anordnung des damaligen Erzbischofs das erste ur¬ sprüngliche Bild an die Stelle des dritten rückte und auf dem Lochaltare der großen Kirche aufgestellt wurde. Diese Aufstellung geschah unter großer Feierlichkeit am Feste Mariä Geburt des Jahres 1732. Das dritte Bild kam in die sogenannte Schatzkammer, zugleich Kapelle im 1. Stockwerke des Klosters. Von nun an hatte das vielgewanderte Bild definitiv Ruhe; ja sogar die kritischen Zeiten Josefs II., in denen eine wahre Bilderwanderung stattfand, gingen am Maria- Plainer Bild spurlos vorbei. Wenigstens schweigen sich alle uns zugänglichen Maria-Plainer Geschichtswerke über diese Zeiten gründlich aus. Die Krönung des Gnadenbildcs. (1751.) Not lehrt beten, sagt das Sprichwort. — Das sollten im österreichischen Erbfolgckricge auch die Be- 398 sfssfssfsEfssfDEfssfDsfsssDsfDiZfDsfssfsEfsSfDSfs Maria-Plain sfssfsssTEsssfTsfssfssfsSsssfsssslZfsSfsGsTEfsEfssfsEsT wohner der lieblichen Stadt Salzburg aufs neue erfahren. Als nämlich die blutigen Kriegeswürfel derart rollten, daß man allgemein vermeinte, daß binnen kürzester Frist feindliche Regimenter das Salzburger Talbecken überschwemmen und die ruhige Stadt züm Schauplätze blutiger Metzeleien machen wollten, da gedachte das Salzburger Domkapitel seiner Schutzfrau am Plaincrberge und machte öffentlich ein feier¬ liches Gelöbnis: wenn die drohende Gefahr schadlos vorüberzöge, so sollte das heilige Bildnis Mariens die Ehren¬ zier kostbarer Kronen erhalten. Das ganze Land vereinigte sich mit dieser Bitte des Domkapitels und die mächtige Frau im Limmel hörte das Flehen der Menschen und wendete des Krieges Schicksal in unvorhergesehener Weise zugunsten der Stadt Salzburg, die Maria-Plain, Gnadenbild. gänzlich verschont blieb. Da wurden denn die versprochenen Kronen gefertigt, in Rom vom Äeiligen Vater Benedikt XIV. eigenhändig geweiht und in pomphafter Feierlichkeit dem Gnadenbilde aufs Äaupt gesetzt (1751). Bis heute wird alljährlich in der Woche zwischen dem fünften und sechsten Sonntage nach Pfingsten die solenne Erinnerungsfeier an diese Krönung begangen. Zweihundertjähriges Jubiläum der Kirchen¬ konsekration. Vom 9. bis 16. August 1874 wurde diese Festlichkeit abgehalten, bei der uns besonders der Amstand gefällt, daß während dieser Zeit eine Mission mit täglich vier Predigten abgehalten wurde. Wir stehen dieser Art Jubiläumsfeier aus mehrfachen Gründen sehr sympathisch entgegen. Sonst bietet die Geschichte Maria-Plains in neuerer Zeit nichts besonders Erwähnenswertes. Gebetserhörung. Des Kindes Gebet. Ich war noch ein Kind, als mich meine Mutter nach Salzburg in einen Kostplah gab, wo es mir sehr schlecht ging. Die Mutter selber war im Dechantshof und hatte wenig Zeit, sich um mich zu kümmern, und so konnte ich es ihr auch gar nicht sagen, wie schlecht es mir ging. Da ging ich eines Tages heimlich von meinen Zieheltern weg, um meine Mutter aufzusuchen; doch hatte ich keine Ahnung von dem Weg. And so bin ich nach Maria-Plain gegangen und habe dort die Muttergottes inständig gebeten, sie möchte mich doch zu meiner Mutter führen und dann der lieben Mutter einen solchen Platz schenken, wo sie mich doch zu sich nehmen könnte. So inständig hab' ich gebetet, wie es eben nur ein Kind mit fünf Jahren vermag! So alt war ich dazumal! And die Muttergottes hat mein Beten erhört und ließ mich bald meine Mutter finden, und die Mutter kam dann bald nach Grodig (?) als Wirtschafterin, wo auch ich selber bei ihr bleiben konnte. Bagota, 1898. Anna Aiche. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1924 250jähriges Jubiläum der Kirchenkonsekration. 1926 250jähriges Jubiläum der zweiten Aufstellung des Gnadenbildes und 250jähriges Jubiläum der ??. Benediktiner. 1933 300jähriges Jubiläum der wunderbaren Errettung des Gnadenbildes. 1952 300jähriges Jubiläum der ersten Aufstellung des Bildes. Ständige Prie st er: 4??, Benediktiner von Sankt Peter, Salzburg. Leilige Messen fremder Priester jährlich: 200. Kommunikanten jährlich : 12.000 bis 14.000. Besucher jährlich: 40.000 bis 50.000. Geschloffene Prozessionen jährlich: 25. Lauptsest: 5. Sonntag nach Pfingsten. Auch die gol¬ denen Samstage im Oktober. Einwohnerzahl der Läufer um die Kirche: 35 Personen. Ständige Devotionalienhändler: 2. Gasthäuser: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Zufahrten zum Gnadenorte. Wien—Salzburg. Schnellzug 6'/s St., X 14.80, Per¬ sonenzug (bis Berg Maria-Plain) zirka 11 St., X 11.20. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Plain-P ö st li n g berg. Eisenbahnfahrt Berg Maria-Plain— Linz T/s St., X 4.60. Schnellzug Salzburg—Linz 2 V« St., X 6.10. Maria-Plain— K i r ch e n tal. Eisenbahnfahrt Salzburg— Reichenhall, von dort Stellwagen. Maria P l a i n— A ltötting. Eisenbahnfahrt Salzburg —Tüßling zirka IV« St., X 1.50. Maria-Plain— M a r i a S ch m olln. Eisenbahnsahrt Berg Maria-Plain—Steindorf (umsteigen)—Mattighofen IV2 St-, X 1.50. sfs sfs sfs sfs sfs Sfs sfs sfs Sfs sfs ssT sfs Efs sfs sfs sfs sfs Maria-Plain EsTEfssfsssssfDSfDDsTSfTsfsEfsEfsSfssfDsfDsfsEsD 399 Literatur. Faber S. B., Gekrönter Marian. Granatapfel. Salz¬ burg 1697, 8°. Austria-Kal. 1846, 98. Kaltenbäck, Mariensagen. Krönes, Geist. Wallfahrt, Wien 1872, 65. D o nin, Mar. Austria, 220. Kurze Erwägung. Komm, lieber Pilger und geh mit mir nach Maria- Plain. Lind wir denken uns, es soll diese kleine Wallfahrt ein Vorbild unseres Limmelsweges sein, des Weges in die Leimat. Schau dich um und blick auf den Bergeskranz dort hinter Salzburg! Millionen haben sich daran schon hoch¬ entzückt, und er ist in der Tat feenhaft schon; — aber Doppel-Glasbild von I. Trenkwald in der Votivkirche zu Wien. Maria-Plain. Csik-Somlyö (Siebenbürgen). Im Schutte eines niedergebrannten Laufes wird das reinwand- Die Frauen und Kinder erbeten vor dem Gnadenbilde den Sieg bild Mariens gänzlich unversehrt gefunden. für ihre für den Glauben kämpfenden Männer. Neg.-Mar.-Kal. 1880, VI. Ott, Marianum, 368. R e i t l e ch n er, Mar. Salzbg., 68. N e i tl e ch n er, Wallfahrtsbüchlein, Salzburg Lartl, 1898, 16°, 64 S. Rudniki, Die berühmt. Wallfahrtsorte, Paderborn 189l, 182. Gebhard, Die heil. Sage, Wien 1866, I, 37. Leo-Gsschft. d. soz. W. d. kath. K., Wien V., 251. können dir die schö n e n B e r g e zu deinem Leite helfen? Können sie dich glücklich machen? Nein, sie können es nicht! — Drum wende weg dein Angesicht, wir gehen nach Plain ! Nun kommen die Kr euz w e g s ka p e l len, eine nach der andern; so kommen sie — auch in deinem Leben. Zum Schluffe kommt doch die letzte! Schau hinein in die einzelnen: so mußt du leiden wie der da drinnen! Zn seinem Namen! Dann geht's schon. Komm weiter! 400 sfs sfs sfssfs sfs sss sfs sfs sss sfs sfs Ess sfs sfs sss sfs Maria-Saal EjssfssfssssEsTssTsfssfsSfssfssfsSsssfssfssfssfTEsTZ^ Die Kirche! Siehst du die zwei Türme? Sie wären doch groß genug, daß du sie sehen könntest. So überseh' sie doch nicht: sic zeigen hinauf! Als man sie baute, haben die Bauleute hundertmal das Richtblei in den Känden gehabt, nur damit die Türme nicht schief geraten; und du? Wo hast du das Richtblei deiner Seele? Ist es denn wirklich so gleichgiltig, ob die Seele geradeaus zum Kimmel wächst, oder ob es schief geht? ' Komm zum Gnadenbild! Schau, dieses Bild hat sich im Feuer gut bewährt! And die, die darauf abgemalt ist, und ihr göttlich Kindlein, die werden sich gut bewähren, wenn dir ein anderes Feuer droht. Du willst ja nicht in die Kölle, nicht einmal ins Fegefeuer. Gut denn, flüchte dich zu ihr, die sogar ihre Leinwandbilder vor Feuersflammen zu bewahren weiß. Bist ja doch mehr als ein Leinwandbild! Gebet. O Mutter, ich sinke vor Dir hin, nnd hab nur den einen Wunsch: nimm mich in Deinen Schutz! Der Weg ist schwer, der Weg ist lang, das Kerz so bang, die Seele krank! Doch hier ist's gut, in Deiner Kut, da wächst mein Mut! O Mutter, liebe Mutter mein, laß mich ein Weilchen bei Dir sein und schick' nicht fort Dein blindes Kind, das ohne Dich den Weg nicht find't. O Mutter, reich' mir Deine Kand, die Weiche zarte Mutterhand, und führ' mich dann in jenes Land, wo ich den ew'gcn Vater weiß. And führ' mich hin und sprich' zu ihm in Mutterweis': Lieb Vater schau, das Kindlein Dein, in Deinen Kimmel laß es ein, ich denk es wird nun artig sein, und wird Dich loben voller Freud' o Gott, in alle Ewigkeit. Amen. Maria-Saal. Kärnten. 12.000 Kommunikanten. Zum Lerzogsstuhl, da wandern her Gar viele Lenk' und staunen sehr. Weil Kärntens Fürst an dieser Statt Sein Land zu Leh'n gegeben hat. Ich aber denk': »Nicht wett davon Steht mir ein lteb'rer Lerzogsthron: In Maria-Saal, der Kirche d'rin. Wohnt doch des Limmels Königin." Zu ihr hin lenk' ich meinen Fuß Nur ihr gilt meines Lerzens Gruß, Und hoffe, sie belehnet mich Mit Äimmelsland für ewiglich. Örtliche Lage. är nicht weit von Kärntens Kauptstadt, in zwei Gehstunden spielend zu erreichen, liegt im Nord¬ nordosten von Klagenfurt auf einer Anhöhe die sehr stattliche, zweitürmige und wir können mit Recht sagen, hochberühmte Kirche Maria-Saal, oder wie sie ehemals hieß „iVlsriu in 8vlic>", das heißt „Maria auf dem Throne". Maria-Saal. Merkwürdig: in ganz Österreich haben wir unter diesem Titel keine Gnadenkirche, kein Gnadenbild getroffeü. Nur hier, wo ganz nah der historisch berühmte Lerzogsstuhl auf offenem Felde zu sehen ist, hier hat auch Gottes Gnade ihren „Stuhl" aufgeschlagen in 80I10", „Maria auf dem Throne", Maria-Saal ist auch Eisenbahnstation; die Kirche ist von der Station etwa zehn Minuten entfernt. Westlich von Maria-Saal schleicht in sumpfigem Grunde die Glan dahin, während ringsumher ein ganzer Kranz von mäßigen Bergen Ehrenwache um das Keiligtum halten. Diese Berge, deren höchster sich etwa 500 Meter über die Kirche hinaus erhebt, geben der ganzen Gegend ein gewisses Leben und das Gepräge der Anmut. Maria-Saal selber weist eine Meereshöhe von 505 Meter auf. Die Umgebung der Kirche. Das Imponierende, das der prächtige Bau schon an und für sich bietet, wird noch in bedeutendem Maße durch die ganz eigenartige altertümliche Amgebung gehoben. Wir stehen da nämlich in einer ehemaligen Festung und wenn auch längst friedliche Zeiten herangekommen sind, so gibt es noch auf allen Seiten eine Menge von altertümlichem Mauerwerk, von Winkeln und Gängen, daß man sich ur¬ plötzlich wie in längst vergangene Ritterszeit versetzt fühlt. Ehemals hatte die Kirche von zwei Seiten tiefe Wall¬ gräben, die eigentlich heute auch noch vorhanden sind, wenn sie auch ihre wehrhafte Bestimmung verloren haben. S^D SsT S^D SsD S^sD S^sD S^sD S^sD SfD SsD S^sD S^sD SfD SfD SsD GsT Ä^üklü-Eaal SsT SsT S^D SsD SsT tZ^D S^D S^D SfT E^T S^D S^T SsD SsD SsT SsD 401 Sogar eine Zugbrücke war da. Wo einst die Lerren Propste gewohnt haben (in einer Ecke des großen Festungsplatzes), da bemühen sich heute moderne Jugendbildner ihren jüngeren Erdgenossen die Geheimnisse des ABC beizubringen. Für die Pfarrherren von heute hat man ein anderes Gebäude hergerichtet. Das Interessanteste in diesem Festungshofe ist jedenfalls das „Oktogon", vom Volke gern „Der Leiden- tempel" genannt. Ob wirklich hier die Kelten einst ihre Opscrfeste hielten, ob die Römer dieses Achteck erbauten oder vielleicht gar die heidnischen Slawen — wer kann dies wissen? Das Wahrscheinlichste ist aber doch, daß es ursprünglich als eine christliche Taufkapelle auferbaut wurde, wie dies manchmal bei Bischofskirchen oder sonstigen wichtigeren Gotteshäusern der Fall war. Dieses Oktogon hat zwei Stock¬ werke und man kann darin im sogenannten Umgänge sowohl ebenerdig als im ersten Stocke im Kreise herumgehen. In der Gruft unter diesem Oktogon hat man später nach dem Muster in Jerusalem ein heiliges Grab Christi eingebaut. Nicht weit von dem Oktogon findet sich eine mehrere Meter hohe L ichtsäul e, die mitten im Friedhöfe steht und in welcher kraft einer Stiftung eines Kaplans für immer¬ währende Zeiten ein Lichtlein zu brennen hat. Diese Lichtsäule ist ein prächtiges Zier stück in rein gotischem Stile, und gefällt gewiß jedem, der sie sieht. Man nimmt an, daß der untere Teil von einem ehemaligen Sakramentshäuschen ge¬ nommen sei, das sich später infolge geänderter Bauart der Kirchen überflüssig gezeigt hatte. Die Kirche selber zeichnet sich nach außenhin vornehmlich durch die schöne dreiteilige Apsis aus und ist an ihren Wänden, besonders an der Südseite, wo sich auch der gewöhnliche Eingang befindet, reich mit alten Fresken, Skulpturen und Bildern ausgestattet, so daß gerade durch diesen Schmuck die Altertümlichkeit des ganzen Bau¬ werkes noch stärker zum Ausdrucke kommt. Das Innere der Kirche. Wir überschreiten die Schwelle der herrlichen g o- tischcn Kirche. Es ist eine mächtige dreischiffige Lalle, die sich unseren Blicken beim Eintreten zeigt. Mißt doch dieses Gotteshaus 50 Meter in der Länge, 20 Meter Breite, 19 Meter Löhe. Der Fassungsraum dieser Kirche kann also Wohl auf 5000 Personen geschätzt werden. Im übrigen ist die mittlere der drei Lallen wesentlich höher als die beiden seitlichen. Der Loch alta r, in seinen Dimensionen ziemlich bedeutend, doch im ganzen mehr hoch als breit, zeigt schöne, jedoch von der Schablone nicht besonders stark abweichende architektonische Formen, in die hinein man einen großen Baldachin für das Gnade »bild gebaut hat, der jedoch unserem persönlichen Empfinden nicht ganz zusagen will. Er trägt, besonders in seinen oberen Partien, durch seine vielen geraden Abschlußlinien eine gewisse Steifheit zur Schau. Das Gnadenbild selber ist ein Steinguß aus dem 15. Jahrhundert, den die Sachverständigen kunstvoll nennen. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Die allerseligste Jungfrau Maria erscheint da in sitzender Stellung und schaukelt auf ihrem rechten Knie das schon ziemlich große Iesukindlein. Der sentimental affektierte Gesichts¬ ausdruck Mariens, die mit etwas zur Seite geneigtem Laupte träumerisch nach oben blickt, ist nicht imstande, dem Ideal¬ bilde der erhabenen Gottesmutter, wie wir selber es uns denken, einen richtigen, entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Auch mit dem Bilde des Iesukindleins mit seinen sehr dicken Wangen und seinen zu kurzen Armen können wir uns nicht recht abfinden, obwohl es im übrigen recht lieb ist. Doch wie dem auch sei. Die Muttergottes hat gerade dieses Bild zum Gnadenbilde erkoren und das ist schließlich für uns die Lauptsache. Die Begriffe Kunst, Schönheit rc. spielen bei solcher Wahl vonseite der Limmlischen jedenfalls eine untergeordnete Rolle. Auffallend ist in der Kirche auch der große Chor¬ bogen und das darauf befindliche Gemälde: Das Welt¬ gericht. Im übrigen gibt es in dieser Kirche bei den ver¬ schiedenen Seitcnaltären Nischen und Kapellen und noch mancherlei schöne, oft recht altertümliche Stücke, auf deren Beschreibung wir jedoch hier nicht weiter eingehen. Im großen und ganzen kann man sagen, daß die Kirche zu Maria-Saal unter den verschiedenen Wallfahrts¬ kirchen Österreichs, was Schönheit, Größe und Kunstwert be¬ trifft, wohl einen ehrenvollen Platz für sich be¬ anspruchen darf. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Gründung der ersten Kirche. Die ersten sicheren Nachrichten über Maria-Saal gehen bis in das 8. Jahrhundert nach Christus zurück. Damals war es, daß durch die Bemühungen des Salzburger Bischofs Virgilius das Christentum in diese Gegend getragen wurde. Ceithumar, der damalige ncubekehrte Slawcnherzog, hatte diesen heiligen Bischof gebeten, selber zu kommen, um die ersten Blüten des Christentums im Lande Kärnten zu hegen und zu betreuen. Da der Bischof persönlich nicht abkommcn konnte, sandte er ihm einen eifrigen Apostel, den heiligen Modestus mit vier anderen Mitarbeitern. Der heilige Modestus bestimmte nun gerade Maria- Saal zu seiner Kirche, also zur B i sch o ss kir ch c. Vielleicht fand er selber dort eine schon früher erbaute Kapelle vor. Das sogenannte Modestusstöckl wird als die erste Kapelle bezeichnet, in der dieser Apostel Kärntens die heiligen Ge¬ heimnisse feierte. Mit großem Eifer arbeitete der heilige Mann an der Christianisierung des Landes und starb endlich reich an Ver¬ diensten zwischen den Jahren 760—765. Sein Grabmal ist heute noch neben dem Kreuzaltare in der Kirche zu Maria- Saal zu sehen. Es ist eine große dicke Steinplatte auf sechs dünnen Säulen. Es wird von den Pilgern, die nach Maria- Saal kommen, noch gerne und andächtig ausgesucht. — Er¬ wähnt sei die durch 1000 Eide bekräftigte Erzählung, daß dieses Grabmal von selber nach und nach seinen ursprüng¬ lichen Platz verlassen habe. 26 402 EfSSfSSsDSfDEsSEsSSsSSfSSsTSsSSfSSfTEsTSsSEfSSsS Maria-Saal EfSEfSSfSEfSSfSSfsSfDEfDEfSEsSEfT Die Einsetzung der Herzoge Kärntens. steine) Platz nahm und die Edlen des Landes belehnte und Mit der Kirche Maria-Saal hängt innig zusammen ihre Huldigung entgegennahm. Dieser Herzogsstuhl findet sich jene ziemlich berühmte, durch viele Jahrhunderte gebräuchliche noch heute unweit der Straße, die von Maria-Saal nach Zollfeld führt, in einem umfriedeten Raume unter Bäumen. Erwähnt sei, daß sich die Zeremonie am Fürsten¬ stein bis 1414 erhielt (Herzog Ernst der Eiserne), jene am Herzogsstuhle aber bis 1597 (Ferdinand II.). Die Herren Herzoge scheinen die Pro¬ zedur am Fürstensteine denn doch etwas lästig gefunden zu haben, während jene am Lerzogsstuhle leichter an¬ nehmbar erschien. Maria-Saal. Maria-Saal, der Friedhof um die Kirche, interessante Bilder an der Mauer, rechts die sehr schone gotische Lichtsäule. Zeremonie der Einsetzung des jeweiligen Herzogs von Kärnten. Da war auf dem Felde bei Karnburg, nahe der ehemaligen Herzogsburg, das Stück einer alten römischen Säule, das mit der Zeit den Namen Kärntens Fürstenstein erhielt. Dort erwartete irgend ein Vertreter des Bauern¬ standes den neugewählten Herzog und legte ihm in Gegen¬ wart einer großen Volksmenge etliche Gewissensfragen betreffs seiner künftigen Regierung vor. (Modern gesprochen hatte der angehende Herzog seine Thronrede zum Besten zu geben.) Dann erst durfte der Herzog, nachdem er zuvor noch einen gelinden Backenstreich erhalten hatte, statt des nun abtretenden Bauers auf dem Fürsten¬ steine Platz nehmen. Gleich daraufzog man in feierlichem Zuge in die Kirche von Maria- Saal, wo der Herzog erst die kirchliche Weihe erhielt. Nachmittags begab man sich dann auf das Z o Il¬ feld hinaus, wo der neue Landesherr am sogenannten Herzogs st uhl (nicht zu verwechseln mitdemFürsten- Wie das Gnadenbild nach Maria-Saal kam. Die K u n st v erstän- digen belehren uns, daß der Steinguß, der gegen¬ wärtig in Maria-Saal als Gnadenbild verehrt wird, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stamme. Die gesprächige Sage jedoch, die sich allzeit blutwenig um Kunst und historische Treue kümmerte, weiß ganz andere Dinge zu berichten. Sie verlegt die Herbeibringung der Statue in das Jahr 998, oder sagen wir rund: auf das Jahr 1000. Der hl. Adalbert, Bischof von Prag, hatte sich aus Recanati in Italien (bei Loretto) ein steinernes gss sfs Ess sss sjs sfs Ess Ess sjs sfs Ess Ess Ess sss Ess Ess sfs sfs «Maria-Saal Ess Ess sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess sfs Ess sfs s?s 403 Marienbild mitgebracht; dieses Bild sollte nun wieder aus uns nicht näher bekannten Gründen an seinen Arsprungsort nach Italien zurückbefördert werden. Zu diesem Ge¬ schäfte erwählte sich der Bischof zwei vcrtrauenswerte Männer. Diesen träumte aber auf der Reise, sie sollten das Bild nicht nach Italien, sondern nach Maria-Saal bringen. Begreiflicherweise mißtrauten sie dem Traun,c und setzten ihre Reise fort. Doch siehe da, als sie sich in der Gegend des heutigen Villach befanden, waren Pferd und Wagen nicht mehr von der Stelle zu bringen. Dieses Ereignis, das sich natürlicherweise nicht erklären ließ, erinnerte die Boten an den Traum, dem sie nunmehr willig Folge leisteten. Auf solche Art kam das Bild nach Maria-Saal, wo es ursprünglich in der Mitte der Kirche unter einem kunstreichen Baldachin feinen Platz fand, bis ihm spätere Geschlechter den Ehrenplatz auf dem Lochaltare für immer anwiesen. Larte Zeiten. Mannigfache Not nahete im Laufe der Jahrhunderte der Gnadenstätte. Die Türken suchten den Ort heim und plünderten ihn in grausamer Art. Dann kamen die ungarischen Söldner des Matthias Korvinus und belagerten Maria-Saal. Man machte sich kampfbereit und alle wehrhaften Männer Maria- Saals suchten sich wacker zu verteidigen. Wie durch ein Wunder kam Ersatz herbei und die Belagerer entflohen. Dann kam die Irrlehre Luthers. Die treuge¬ bliebenen Katholiken hatten jetzt vielfach Spott und Lohn zu erdulden, der sich dann noch steigerte, wenn sie es wagten, in öffentlichen Prozessionen die Wallfahrtsorte aufzusuchen. Dann kam der große Brand vom Jahre 1669, an dem die Türme samt den Glocken zugrunde gingen und auch das Innere mannigfachen Schaden davontrug. Endlich kamen die staatlichen Schätzmcistcr des Jahres 1809 und holten sich, was sie für Kriegszwecke brauchten: und sie brauchten wahrlich viel. Nur weniges an Silbcrsachen ließen sie gnädig zurück. Seit dieser Zeit herrschte verhältnismäßig Ruhe und der Wallfahrtsort hatte Gelegenheit, sich von den Todeswundcn, die ihm Kaiser Josefs II. Land geschlagen, langsam zu erholen. Statistisches. Nächste Jubiläa msjahre: 1939 I150jähriges Jubiläum des Bestandes (entsprechend der im Jahre 1889 stattgehabten Jubelfeier). 1948 950jähriges Jubiläum des Gnadenbildes. Ständige Priester: 1 Stistsdechant, 2 Kanoniker, l Katechet (sämtlich Weltpriester). Leilige Messen fremder Priester jährlich: 100. Wallfahrtskommunikanten jährlich: 12.000. Besucher jährlich: 80.000 bis 100.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 15 bis 20. löauptfest: Mariä Limmelfahrt. Bewohnerzahl der geschloffenen Ortschaft: 1200. Ständige Devotionalienhändler: 1. Gasthäuser: 10. Kaffeeschänker: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist gleichmäßig anhaltend. Nationalität der Wallfahrer: 5w/° deutsch, 50"/° slowenisch. Zufahrten. K l a g e n f u r t—Maria-Saal. 16 Min. K 0.30. Maria-Saal, der Lochaltar mit dem Gnadenbilde. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Saal — Mariahilf ob Gutta ring. Über Launsdorf (umsteigen)—Wieling. 1"/« St. K 1.30. Maria-Saal—Maria Wörth im Wörthersee. — Zuerst nach Klagenfurt. Dann kurze Fahrt zum Wörthersee nach Krumpendors oder Pörtschach, dann Schiffsiiberfuhr. Literatur. Größer, Maria-Saal, Klagenfurt, St. Josefs-Verein. 1913. 8". 41 S. 2. Auflage. 26* 404 SsD SsD SsZl SsT SsT SjT SsD SsT SsD §sT SsD SjT SjD SjD Älkarla-Langegg <§jT «ZjjD SjjD SsD (§sT SsD SsD SsT SsT «ZsT «ZjT SjD «ZsT losT «ZfD SsT «Z^T Scha schl, Kurze Geschichte von Maria-Saal. 1896. Kleimbacher, Das Heiligtum Maria-Saal. K a lt e nbäck, Mariensagen, Nr. 10. Maria-Saal, der Lerzogsstuhl am Zollfelde. Austria- (Ost. Aniv-) Kal. 1845. S. 152. Pruner I. D., Lplenäor antiquae urbis Lslse. Klagen¬ furt 1690 und 1692. Marianischer Gnadenthron des Herzogtums Kärnten Klagenfurt 1764. 8". Geschichte des Ursprunges . . . Klagenfurt 1831, 12". Marianischer Gnadenthron. Druck von Kleinmayer, 5tlagen furt, 1849. » Ott, Marianum, 2433. — Krönes, Geist. Wallfahrt, Wien 1872, S. 81. Reg.-Mar.-Kal. 1891, VII. Mitt, der Zent.-Kom. I, 27.123. - 3. IV. (1859), 44. - XII, 11.24. -- XVIII, 170.181. — 1884, GXIX. LLXXIV. - 1885, LXLI. - 1888, 247 (Zollfeld). - 1888, 50 (Oktogon). — 1889, 18 (Zollfeld). - 1890, 34.87. — 1893, 76. - 1895, 33. Leo-Gschft. D. s. W. d. kath. K. Wien. I, 12. Kurze Erwägung. Der Lichtherd des Kärntnerlandes! — Der Ort, wo die ersten Glaubensquellen kräftiger und reichlicher quilltew als sonstwo im Lande! — Jene Kirche, die den ersten Bischof Kärntens beherbergte! — Der älteste Gnadenthron Mariens im Herzogtum«: ! — Eine der schönsten Kirchen des Landes! — Eine Stätte, die in mannigfachen Gewitterstürmen von des Herrn Hand so sichtlich beschützt ward! — — Dies alles ist die Kirche Maria-Saal! Wahrlich ein herrlicher, preiswürdiger, ruhmvoller Ort! Gebet. O Mutter, die Du Deinem Bilde einst mit sanfter, aber unwiderstehlicher Gewalt die Wege gewiesen, daß es dorthin wandle, wo Du es sehen wolltest — siehe, auch wir werden nur allzuoft von feindlichen Kräften auf Bahnen gedrängt, die uns schädlich und verderblich sind; — o dann komme, Mutter, hilf dann ! And mit heiliger Macht bezwinge unser störrig Herz, daß cs von neuem in die Wege Gottes lenke, daß es wandle die Pfade des Heiles, die Pfade, die zum Himmel führen und zu Dir, Mutter! — Amen. Mgria-Langegg. Niederöstcrrcich. 12.000 Kommunikanten. „Leil der Kranken!" — O Maria, Kranken Seelen schaffe Ruh, — Spende Glück für Sündenwehe, — Daß beseligt jeder gehe Von vangegg der Leimat zu. (M. L.j Aufstieg zur Gnadenkirche. ir kommen per Dampfer von Maria-Tafcrl, dem öster¬ reichischen Myrrhenberge. Also frisch hinein in die schöne, bergumkränzte Wachau. Vorbei an alten Ruinen, an stattlichen Stiften, an prächtigen Bergen, an romantischen Felsen. So fahren wir dahin etwa anderthalb Stunden lang, bis uns am rechten Afer die sagcnumsponnene Festung Agg st ein trotzig von ihrer luftigen Bergcsspitze entgegenstarrt. Aggstein ist der Endpunkt unserer Schiffahrt. Wir haben nämlich die Landkarte genau zu Rate gezogen und herausgeklügelt, daß der Weg über Aggstein der kürzeste und geradeste nach Langegg wäre. Daß wir uns bei dieser Forschung getäuscht haben, das werden wir erst später — all¬ zuspät — innewerden. Also steigen wir in Aggstein ans Land und fragen wie weit es nach Langegg zu gehen wäre: anderthalb Stunden, sagt man uns. Das kommt uns viel vor; wir hätten den Weg für kürzer gehalten. Doch ist nichts mehr zu ändern. Wir beginnen den Aufstieg, der uns nach dreiviertelstündigem Wandern, wobei cs immer über Waldwege aufwärts geht, zur Festung Aggstein bringt. Man könnte sich diese alte S-T S^D SsT S^D S^T SsD c?sD SsD SsD SsT SsD SsT SsD SsT SsT S^D S^D SsD SsT S^D S^D S^D SsD SsT SsT S^D S^D SsD SsD SsT S^D S^D 405 Ruine auch inwendig anschcn (Eintritt kostet 20 Keller), aber wir verzichten auf den Genuß, wir wissen uns heute besseres als Aggstein — und unsere Zeit drängt. Aber daran denken wir im Vorbeigehen, daß in dieser festen Burg gerade jenes Gnadenbild, dem wir heute unseren Besuch abzustatten gedenken, durch acht Monate Schutz und Versteck fand, auf daß es die Plünderscharen der Schweden nicht verunehrten. And aus diesem Grunde winken wir der stolzen alten Veste unseren freundschaftlichen Gruß zu. Dann gehts weiter und nach etwa 20 Minuten sehen wir rechts von uns auf einer Bergeshöhe eine wunderschön daliegende Kirche: es ist Langegg, die Gnadenstätte. Aber noch trennt uns ein tiefes Tal von ihr und dieses Tal wird im weiten, weiten, fast endlosen Bogen umgangen. Ab und zu sehen wir die schöne Berg¬ kirche wieder. Endlich, nach, gut andcrthalbstündigem, festem Marsche haben wir das Pfarrdörfchen erreicht. Wunderbar schön grüßt aus dem Hintergründe des Dorfes der stattliche Ötscher den ankommenden Pilger. Jetzt sehen wir auch die bequeme Straße, die von Aggsbach sich nach Langegg heraufziehl. And diese Straße, so hören wir, sei der einzige ordentliche Pilgerweg und zugleich der kürzeste. Ja, hätten wir dies früher gewußt! Doch nun zur Kirche empor. Zwischen einer Reihe von kleinen Vcrkaufslädcn kommen wir zum prächtigen Bau der Wallfahrtskirche und des Klosters. Gnadenkirche und Gnadenbild. Wir nähern uns der Kirche, die auf erhöhter Hügel- spitze ob dem einfach schlichten Dorfe thront. Am die Kirche stehen im weiten Kreise die 14 Kreuzwegstationcn; sie stehen alle auf grünendem Boden, mitten auf Wiesengrund; ge¬ pflegte Wege gibt es da nicht. Linkerhand von der Kirche erhebt sich eine ziemlich allererste Eindruck, den wir haben: ei, wie groß, wie geräumig! Ganz unerwartet groß für eine so abgelegene Waldgegend. 3000 Personen haben darin gewiß Platz. Ein zweites, was uns auffällt, ist die Lichtfülle; es ist keine dunkle Kirche mit Dämmerlicht, sondern ein licht- und glanz- durchflutetcs Gotteshaus. Ein drittes, was unwillkürlich fesselt, sind die gewaltigen, sehr farbcnkräftigen Gemälde an der Decke, besonders das mittlere, das uns in verschiedenen Gruppenbildern den Gedanken nahe legen will, daß Maria das Heil der Kranken sei. Die Gemälde stammen von einem Wiener Kinde; der Meister, der sie damals gemalt, hieß Mölk. Nun der Hochaltar und die übrigen Altäre! O Armseligkeit über Armseligkeit! Sonst haben die ärmsten Dorfkirchen Säulen und Verzierungen am Hochaltäre; die gewaltige, sonst so schöne Langcgger Kirche hat nur gemalte Säulen um den Hochaltar, einen gemalten Baldachin, ge¬ malte Heiligenfiguren. And ganz dasselbe ist bei allen anderen Altären der Fall: Alle Verzierung, aller Schmuck ist hier nur an die Wand gemalt, nicht ein einziger geschnitzter oder gebauter Altar. Was sollen wir uns davon denken? Wir denken uns gar nichts Ehrenrühriges, sondern wir denken nur: Seht da die Armut vereint mit dem guten, ja besten Willen! Man hat die in Prächtiger Renaissance erbaute Kirche herrlich hin¬ gestellt, man hat die Deckengewölbe nach Kräften ausgcstattet. Dann aber ging offenbar das Geld aus. Das ist wohl ein deutlicher Wink für diejenigen, die gar so gerne hinter Klostcrmauern und in Wallfahrtskirchen Schätze über Schätze vermuten! In Langcgg wird davon wohl nicht viel auf¬ zutreiben sein. Nun das Enadcnbild. Ein nach unserer Schätzung etwa 80 cm hohes Bildnis der Muttergottes, die das Iesu- kindlein (dargestellt als etwa zweijähriges Kindlcin mit ver- umfangrciche Kapelle. Das ist die ursprüngliche Kapelle mit ihren Zu¬ bauten, die dann nach der ersten Vergrößerung nur mehr als Presbyterium der zweiten Kirche diente. Als aber im Jahre 1773 die dritte, jetzige Kirche fertig¬ gestellt war, wurde die zweite Kirche zusammengerissen und nur mehr ihr Presbyterium, die ursprüngliche Kapelle, übriggelassen. Man ersieht an dem Bauwerk dieses Heiligtums ganz deutlich, daß die ehemalige Kirche eine wesentlich andere Richtung betreffs des Hochaltars hatte als die jetzige. Nun endlich in die Kirche selber. Da ist der 406 sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfssft>Eft>sft>sft>sssEft>sfsEft> St. Anna zu Altwasser Sft>sft>sft>sft>sft>Eft>sft>sft>ssTSft>sft>Esssft>sft>Ess Reg.-Mar.-Kal. 1890, II. Ott, Marianum, 1882. M a n r e r - K o l b, Mar. N.-O. 306. Kerschbaum er I, 468. Schw e ick h a r d, I, 216 ff. Kurzer Bericht, Linz 1858, 2. Ausl. 12", 28 S. Gesch. Beil. z. d. Kons. Kurr. St. Pölt. II (1885), 173. Wiener Zeitung, 1907, Nr. 201. Top. v. Nied.-Sst. V., 648. Blätter d. Ver. d. Ld. Kd. 1877, 53. Förster, Touristenführer, Wien. 376. Nied. Ost. (Landesverband) Lechner Wien, 1911. S. 248. Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. K. Wien. VII, 32. 34. 246. 314. Kurze Erwägung. Denke einmal nach, warum denn die Muttergottes sich einen vom Weltgctricbc so abgelegenen, so versteckten Ort, wie cs Langcgg ist, für die Spendung ihrer Gnaden aus- crsehcn hat. Weit entfernt von jeder großen Stadt, inmitten stiller Gebirge und einer zufriedenen Bauernbevölkerung, läßt sie die Lichtstrahlen ihrer Duld aufblihen Jahrhundert über Jahrhundert. — Siehe, das ist ein Erkennungszeichen Mariens: Sie liebt das Niedrige, das Verborgene, das Stille, das Unauffällige. Die arme Bauernbevölkerung steht ihrem wahrhaft mütterlichen Kerzen mindestens ebenso nahe, wie der Trubel der riesigen Städte. Sie ist Muter und Keiferin der Kleinen, der Armen, der Niedrigen, der Mühseligen, der Beladenen. Mit welchem Vertrauen darfst du dich da ihr nähern! Gebet. Maria hin zu Dir! Lin zu Dir — rufen wir; Sei unsere Mutter in jeglicher Not! Zeige, wir bitten Dich Alle gar flehentlich: Zeig Dich als Mutter im Leben, im Tod! Iesum erweiche. Daß er uns reiche. Wenn wir verscheiden, die rettende Land, Führ' uns zum Lasen, ins himmlische Land. Amen. (Schluß des Langegger Wallfahrtsliedes.) W St. flnna zu Pitwaller. Mähren. 10.000 bis 12.000 Kommunikanten. Auf der Weide, still verstecket, war Dein Ort, Ans zur Freude wardst entdecket als ein Wunderhort Gnadenzeichen nun für viele, die da kommen And nicht weichen von dem Ziele, bis vernommen Sie die Kunde: »Dir geschehe, wie Du willst!" Sel'ge Stunde! Manches Wehe Du ja liebreich stillst! Örtliche Lage. nkt man sich zwischen den beiden Städten Olmütz und Troppau eine gerade Verbindungslinie gezogen, so trifft man ungefähr in der Mitte dieser Linie den Gnadenort Altwasser an. Er liegt nämlich zirka 30 Kilometer nordöstlich von Olmütz und 33 Kilometer südwestlich von Troppau. Altwasser selber liegt nicht an der Bahn. Will man von dort zur nächsten Station gelangen, so hat man die Wahl: Entweder in stark anderthalbstündiger Fußtour nordöstlich gegen die Stadt Bautsch, oder in stark zwei Stunden westlich gegen Domstadtl. Lnscre Gnadenkirche liegt nicht auf einem Berge, nicht einmal in der flachen Ebene, sondern direkt in einer Mulde drin. Ein Bächlein, das in der Nähe der Kirche vorbeifließt, hat dem Dorfe und der Kirche den Namen ge¬ geben : Starawoda, Altwasser. Diese tiefe Lage gibt einerseits der Gnadenstättc einen idyllischen Reiz, andererseits aber ist sie zugleich Ursache, daß man die Kirche erst auf ziemlich kurze Entfernung hin zu sehen imstande ist. Sowohl wenn man die Straße gegen Bautsch als auch jene gegen Stadt Licbau hin pilgert, verschwindet schon nach einer Viertelstunde der Anblick der friedvollen Wallfahrtskirche. Die Gnadenkirche. „8slve, 83nct3Srux!" „Sei gegrüßt, heiliges Kreuz!" Das ist die erste Mahnung, die wir bei der Annäherung an die Kirche bekommen, indem wir diese Worte von dem Sockel eines schönen Stiftungskreuzes, das gerade vor der Kirche steht, ablesen. Also wohlan: Sei gegrüßt, heiliges Kreuz! Wir fanden den Kaupteingang geschlossen. Da gingen wir längs einer Reihe gleichfalls geschloffener Verkaufsbuden die Straße weiter. Im Kalbdunkel mächtiger Kastanienbäume fanden wir da längs der Pfarrhoffront (Piaristengebäude) vier steinerne Statuen aus der Barockzeit; eine davon, die Statue des Keilands, machte einen nachhaltigen Eindruck auf uns; wir halten sie jedenfalls für die schönste unter den vieren. Sie trägt die Inschrift: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Kimmel und auf der Erde." Wir versuchten also von der Pfarrhofseite den Eingang in die Kirche; sie war gesperrt; wir gingen noch ein Stück weiter; ein dritter Eingang war gesperrt. Freilich sagte uns nachträglich der Pfarrherr zur Er¬ klärung, daß die Kirche durch den mächtigen, mit einem Kreuzgange umschlossenen Vorhof so vereinsamt stehe, daß drinnen etwa verwegene ruchlose Kände ungestört ihr frevles Spiel treiben könnten. Mag dieser Grund auch etwas für sich haben, wir können uns trotzdem des Gedankens nicht entschlagen, daß eine Wallfahrtskirche, die jährlich auf 25.000 bis 30.000 Besucher rechnet, unbedingt während der Wall- fahrtssaifon tagsüber geöffnet zu halten sei. Lind gerade die Altwasser-Kirche wäre infolge ihrer Bauart sehr leicht mit einem Abschlußgitter unter dem Chore zu versehen. S^D SsD SjT SfD SfT SsT SjT SsD SsT SsD SsT SsD SsD SsD SsD DsT St. ÄNNN KU Aktwasser CsT SsT SsT SsD SsD SsT SsD SsD SsD SsD SsT SsT SsD SsD 409 St. Anna zu Altwasser. Doch daß wir von der Kirche selber auch ein wenig sprechen: Das nenn' ich mir einmal ein eigenartiges Bauwerk. Groß und massig und dabei hoch, hoch, riesig hoch. Die Höhe des steilen Daches wetteifert fast mit den beiden Turmspitzen. Das Hauptschiff der Kirche ist, so sicht man es schon von außen, ein gewaltiges Achteck. Aber nur ganz einfach gefärbelt und ohne jeglichem architektonischen Schmuck. Vor die eine Seite (Eingangsseite) des Achteckes hat man nun die beiden Kirchentürme mit der zwischen ihnen liegenden Kirchenfront gleichsam angeschoben. Türme und Front bilden ein für sich abgeschlossenes Ganzes und sind durch ihre reichliche Gliederung, die sich besonders in vielen Renaissance-Gesimsen äußert, durchaus von dem Aussehen des übrigen Teiles der Kirche verschieden. Die beiden Turm- Helme, die in schmächtige, magere Spitzen auslaufen, stehen in merkwürdigem Gegensätze zu dem fast ungeheuren Kirchcndachc. Doch ist der Anblick de.s gesamten Bauwerkes, be¬ sonders von der Bautscher Straße her, ein sehr ansprechender und wir möchten durch vorhergegangene Beschreibung nicht im mindesten ein abfälliges Arteil fällen. Rings um die Kirche herum läuft in gewaltigem Rechteck ein Kreuzgang, der weiß getüncht ist und außer den 14 Kreuzwegbildcrn kaum irgend etwas be¬ merkenswertes enthält. Nur an der einen Ecke wurde in neuester Zeit eine recht anmutige Lourdesgrotte ein¬ gerichtet. Auch diesen Krcuzgang, als zur Kirche gehörig, fanden wir abgesperrt. An Ausdehnung und Länge dürften diese einfachen Ambitcn zu den größten gehören, die uns überhaupt untcrgckommen sind. Das Innere der Kirche. Der hochwürdige Pfarrer selber machte in freund¬ lichster Weise unseren Führer und öffnete uns die neidisch hemmenden Torflügel. Lind was sahen unsere Augen? Eine mächtige Barockkirchc, hinreichend, um für 3000 Menschen Platz zu bieten — und der Eindruck dieses weiten, säulenfrcicn Raumes noch bedeutend gehoben und verstärkt durch die Höhe des Gewölbes! And der Baustil? Wir möchten ihn den P i a ri st c n st i l nennen; wir sahen schon mehrere Piaristcnkirchcn auf diese Weise gebaut: nämlich ein großes Achteck, dessen eine Seite dem Eingänge, die gegenüberliegende dem beginnenden Prcsbyteriumzubau, die sechs andern Seiten aber, von denen auf jeder Seite je drei halbkreisförmig zu stehen kommen, sechs Seitcnaltärcn oder eigentlich Seitcnkapellcn gewidmet erscheinen. 410 sfssfssfssfssfssfssfssfssfssfssfssfsEfssss St. Anna zu Altwasser sfsSsssfDsfssfsssssfssfDsfssfssfDEsTsfssfssssHI Was die Malerei betrifft, so sind die unteren Partien bloß gefärbclt, die oberen aber rind insbesondere die Decke mit reichlicher Stuckarbeit und vielen dazwischen hineingemalten Bildern verziert. Leider sind die Gemälde schon ziemlich abgcblaßt. Sollten wir den Gesamteindruck dieses Gotteshauses mit wenigen Worten bezeichnen, so sagen wir: Die Kirche ist recht schön, ja fast erhaben und gehört jedenfalls zu den schöneren der von uns besuchten Wallfahrtskirchen. Störend wirken nur die allzu einfachen Färbelungen in den unteren Partien, die die Kirche etwas leer erscheinen lassen, sowie das grelle Oberlicht gerade über dem Loch- altare, so daß dadurch Lvchaltar und Gnadenbild betreffs der Beleuchtung beeinträchtigt werden. Der Lochaltar selbst ist ein ziemlich einfacher Barockaltar mit einem Altarbilde, das die Linnnelfahrt der allerseligsten Jungfrau darstellt. Über dem Altare schaut man das Gnadenbild, das in breiten Silbcrrahmcn gestellt, aber sonst etwas spärlich dekoriert ist. Das Gnadenbild ist eine uralte, schon recht schadhafte Statue der heiligen Mutter Anna mit ihrem Kinde Maria auf dem Arme; die Statue ist kaum 25 cm hoch, ist also zu den kleinen Gnadenbildern zu zählen. Man hat sie mit Stoffgewändern umkleidet. Der Grund¬ ton der Farbenfaffung ist eine dunkle, fast schwarze Farbe. Der Königsbrunnen. Nur fünf Minuten von der Kirche entfernt sprudelt eine frische Quelle aus der Erde, die sowohl eine schöne Lage als auch einen schönen Namen hat: man nennt sie nämlich „Königsbrunnen". Von Waldcsgrün umrahmt, erhebt sich da auf einer Steinterrasse, zu der man über zwölf Stufen emporsteigt, der kleine Kapellenbau, der die Quelle umschließt. Die Form dieser Kapelle ist ganz eigen¬ artig. Man denke sich einen ganz gewöhnlichen Barockturm (Zwiebelturm), dem man den unteren Teil weggeschnitten hat. Der obere Teil, der etwa drei Meter hohes Mauerwerk und dann nur mehr den gewaltigen Turmhelm aufweist, wäre dann die Kapelle beim „Königsbrunnen" in Altwasser. Also jedenfalls ein stattlicher Zwerg. Wie der Brunnen zu seinem hohen Namen gekommen sei, darüber gibt es zweierlei Berichte oder eigentlich Sagen. Die seinen erzählen, daß der königliche Mörder Bo les laus von Polen, der den heiligen Bischof Stanislaus mit eigener Land am Altare niedergestreckt hatte, von Gewissensbissen geängstigt, aus seinem Lande entflohen und nun auch hieher gekommen sei. And da er nun aus dieser Quelle einen Labetrunk schlürfte, ward der Trunk zum Gnadentrunk für seine gefolterte Seele; eine heftige Reue ergriff sein Lerz, so daß er von Stund' an nur mehr an Buße und Sühnung dachte. Nach Angarn pilgernd, fand er Aufnahme in einem Kloster, wo er den Rest seiner Tage in eifrigen Büßerwerken verbrachte, bis er schließlich eines reuigen und seligen Todes starb. Die zweite Sage ist schlichter. Ein königlicher Prinz soll einmal hier eine Jagd veranstaltet haben. Müde und durstig lagerte er beim Brunnen und mit Wonne genoß er den kühlenden Trank. Da rief er freudig aus: „Wahrlich, dieses'Wasser ist eines Königs würdig!" und so blieb der Quelle der Name „Königsbrunn". Es gibt wenige Pilger, die diesem schönen Brunnen nicht ihren Besuch abstatteten und es gibt deren viele, die da behaupten, daß der Genuß dieses herrlichen Wassers auch Wunder zu wirken imstande sei; und mancher gab vor, durch das Trinken dieses Wassers Leilung in körperlichen Leiden erhalten zu haben. Interessant ist der Gebrauch, den die Olmüher Pro¬ zession befolgt: Mit ihrem Wallfahrtspriester an der Spitze ziehen sie zum Brunnen, wo ihnen der Priester mit silberner Schale aus der Quelle schöpft und jedem einzelnen der Schar das Wasser zu trinken reicht. Die Geschichte des Wallfahrtsortes. Arsprungsbericht. Die Entstehung des Wallfahrtsortes reicht in das 15. Jahrhundert zurück, ohne daß man jedoch eine bestimmte Jahreszahl angeben könnte. Damals stand an der Stelle der heutigen Kirche eine uralte Kapelle, die dem heiligen Jakobus dem Alteren geweiht war. In der Nähe dieser Kapelle ragte eine Salweide zum Äimmel, in deren Geäste eines Tages ein Lict die heutige Gnaden st atue auffand. Der merkwürdige Fund erregte die Aufmerksamkeit der Leute und es ist leicht begreiflich, daß etliche Seelen das Bedürfnis in sich verspürten, diesem Bilde ihre besondere Verehrung zu widmen. Da der Limmel dem andachtsvollen Vertrauen auch seinen Segen schenkte und manch eine merkwürdige Erhörung zutraf und dann weitererzählt wurde, so kam es, daß der An¬ dächtigen nach und nach mehr wurden. Da man nun für die kleine, unscheinbare Statue fürchtete, daß sie durch die Anbilden des Wetters rasch zugrunde gehen könnte, so kamen findige Köpfe auf den Einfall, das Bild in die schon erwähnte Iakobus- kapelle zu tragen. Dies tat man denn auch, gewiß in der Meinung, etwas recht Gescheites damit vollbracht zu haben. Das Erstaunen war darum nicht gering, als man schon am nächsten Tage die Statue an ihrem früheren Stand¬ orte fand: am Baume droben. Man betrachtete diesen unerklärlichen Rücktransport des Bildes für einen Wink des Limmels und beschloß, dem Bilde den frei gewählten Platz zu belassen. Man höhlte also den Stamm der Weide aus und setzte das Bild in die künstliche Öffnung. Lier war es ja doch auch wenigstens zum Teile gegen die Einflüsse des Regens ge¬ schützt. Ein Stück des Baumes wird heute noch in der so¬ genannten Schatzkammer von Altwasser aufbewahrt. Die erste Steinkirche. Viele Jahre hindurch ward das Annabild in seinem Baumstamme mit Freude und Andacht verehrt, bis endlich ein Bischof von Olmütz den Bau einer kleinen Steinkirchc, die sich über dem Stamm der Salweide wölbte, in die Land §sssfssfsSfsEft>sfsEft>Eft>sft>Eft>Eft>Sft>sfDsfssft> St. Anna zu Altwasser sft>sft>sft>sft>Eft>sft>sfssft>ssTsfssfssfT 411 nahm. Die Mittel zum Bau wurden vom Volke selber auf¬ gebracht. Dieser Kirchenbau datiert aus dem Jahre 1582. Mehrere Jahrzehnte später traf sich ein Ereignis, das wir eigens erwähnen müssen. Der Ruf der merkwürdigen Gnadenerweise, die von dieser neuen Andachtsstätte ausgingen, bewog im Jahre 1617 den Kardinal und Bischof von Olmüh, Franz Fürst von Dietrichstein, den viel¬ genannten Wallfahrtsort mit einem Besuche zu beehren. Aber was tat der hochgestellte Kirchenfürst? Eine halbe Meile von Altwasser entfemt zog er sein Sch uh Werk von den Füßen und wanderte nun barfuß, wie ein büßender Mönch, zum Gnadenorte. Bewundern wir hier einerseits das herrliche Beispiel der Demut, das dieser Mann durch solches Benehmen dem ganzen Volke gab, so sagt uns dieser Vorfall zugleich deutlich, daß Altwasser damals ein hervorragend gnadenreicher Ort gewesen sein müsse. Wie uns eine Überlieferung erzählt, belohnte Gott der Lerr diesen Akt der Demut seines Dieners sehr bald und augenscheinlich, da am Wallfahrtsorte durch sein Gebet und seinen Segen eine vom bösen Geiste geplagte Frauens¬ person von ihren furchtbaren Zuständen und Anfällen befreit wurde. Derselbe Kardinal war cs, der sich auch lange Zeit hindurch mit dem Plane trug, in Altwasser eine größere Kirche zu bauen. Obwohl er seit dem er¬ wähnten Besuche immerhin noch 19 Jahre Zeit gehabt hätte, sein Vorhaben auszuführen, kam er nicht dazu. Doch wir begreifen leicht, daß man in so unruhigen Zeiten, wie es der dreißigjährige Krieg eben war, gar leicht von ruhigen Werken des Friedens abgehalten werden konnte. Gerade das Land Mähren hatte unter den apostolischen Leimsuchungen des „evangelischen" Königs Gustav Adolf nicht wenig zu leiden. Die Erbauung der jetzigen Kirche. Was dem einen Olmützer Bischöfe nicht möglich war, das sollte einer seiner Nachfolger verwirklichen und aus¬ führen; Bischof Lichtenstein kam im Jahre 1683 nach Altwasser und sein Lerz wurde ihm warm, so daß er dieses Ortes nicht mehr vergessen konnte. In seinem Geiste regte sich der Wunsch, hier eine große Kirche zu bauen. And dem Wunsche folgte die Tat und was doppelt wert ist, die rasche Tat. 1683 ist das Jahr des Besuches und des Vorsatzes, 1688 das Jahr der Vollendung und Weihe. Die heutige Kirche stand damals fertig; wer aber zahlte den Bau? Jener Bischof Karl von Lichtenstein. Aber nicht, daß er ihn zahlte, rühmen wir so sehr, sondern daß er in ehernen Buchstaben über das Laupttor schreiben ließ: „Here piorum", „Von dem Gelde frommer Leute". Wohl hatten manche Gläubige ihre Weihegeschenke dazugebracht, aber den Löwenanteil hatte der fromme, freigebige Bischof auf sich genommen. Ehre seiner Demut, Ehre seiner Bescheidenheit! Damals war es auch, daß das Gnaden bild feinen silbernen Rahmen erhielt, der es noch heute umschließt und daß es definitiv von seinem alten Standplatze, dem Weidenbaumc, herunter kam. Der Wcidenbaum selbst wanderte damals, allerdings als ein stark beschnittener Strunk in die sogenannte Schatzkammer. Die Piaristen in Altwasser. Der freigebige Bischof suchte alsbald die herrliche Kirche, die er erbaut hatte, auch mit einem verläßlichen und hinreichend großen Priesterpersonale zu versehen. Bisher war nämlich Altwasser nur eine Filiale der Stadt Liebau ge¬ wesen, dessen Priester einige Male im Jahre hier Gottes¬ dienst versahen; das war gewiß weder verläßlich noch auch hinreichend. St. Anna zu Altwasser, der Königsbrunnen. So übergab denn der eifrige Bischof die neue Kirche dem Piaristenorden, der damals in hoher. Blüte stand. Das Jahr der Übergabe ist das Jahr 1690. Anfangs wohnten die Ordenspriester in einem Privathause, bis einige Jahre später ein Kloster und Kollegium errichtet wurde. Die höchste Anzahl Ordensmitglieder, die jemals in Altwasser lebten, war 12. Seit dem genannten Jahre versahen nun die Mit¬ glieder des Piaristenordens die Wallfahrtsseelsorge in Alt¬ wasser und überstanden auch die kritische Zeit Kaiser Josefs II. Halbwegs glimpflich, da sie selber als Pfarrverwcser auf der damals neuerrichteten Pfarre belassen wurden. Das 19. Jahrhundert verfloß ruhig und ohne Störung für den Wallfahrtsort, der sich während dieser Zeit 412 Eft>sft>sft>sft>sft>sft>Eft>sft>Eft>sft>Eft>sft>Eft>sft) St. Anna zu Altwasser Eft>sft>sft>sft)Sft>Eft>sft>Eft>Eft>Eft>Eft)Eft>sft>sft>Eft>Hg wieder allgemach aus dem Tiefstände am Ende des 18. Jahr¬ hunderts erhob und heute unter den Wallfahrtsorten Mährens immerhin einen beachtenswerten Platz einnimmt. Eine Gebetserhörung (Aus einem Privatbriefe.) „Lind er redete recht." Ich bin so frei, Ihnen einen Fall bckanntzugeben, der sich im Jahre 1893 zugctragen hat. Mein Sohn Franz war an Diphtheritis erkrankt; mit Gotteshilfe überwand er dieses Leiden und genas, aber es blieb eine traurige Folge davon übrig, er hatte keine rechte Aussprache, stotterte nur, so daß wir uns nur schwer mit ihm verständigen konnten. Es hatte den Anschein, als ob dieses Äbel sich zu einem un¬ heilbaren Leiden entwickeln wollte. Nun geht von der Stadt Kremsicr jedes Jahr am 25. Juli eine Wallfahrt nach Altwasser in Mähren (Sankt Anna). Mein Knabe Franz fing an, mich zu bitten, ich möchte ihn bei dieser Wallfahrt mitgehcn lassen. „Aber was fällt dir ein, bei einer solchen Krankheit vier Tage lang zu Fuß zu gehen! Du stirbst uns ja!" Doch der Knabe ließ nicht nach in seinen Bitten, bis wir es ihm wirklich gestatteten. Wie staunten wir alle, als sich bei der Rückkehr heraus- stellte, daß das Kind seine richtige Aussprache wieder ge¬ funden hatte und daß von dem früheren Näseln jetzt gar keine Spur mehr vorhanden war. Wir glauben mit Be¬ stimmtheit behaupten zu können, daß solch eine unerwartete Besserung nur einer besonderen Gnade Gottes zuzuschrciben sei. Der Knabe zählt heute 17 Jahre und ist gut entwickelt. Was wir hier angeführt haben, ist volle Wahrheit. Kremsicr 1899. Peter Ortel. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1932 350jähriges Jubiläum der ersten Kirche. 1938 250jähriges Jubiläum der zweiten Kirche. 1940 250jähriges Jubiläum der Piaristen. 1953 750jähriges Jubiläum der ersten Ansiedlungen (Ur¬ kunde des Markgrafen Leinrich Wladislaw, der diese Gegend dem Lradischer Kloster übergibt). Ständige Priester: 2 Piaristen-Ordenspriester. Bei Konkursen 12 bis 15 Aushelfer. L> eilige Messen fremder Priester jährlich: 300. Kommunikanten: 10.000 bis 12.000. Besucher: 25.000 bis 30.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 170 bis 175. Lauptfest: 26. Juli (Sankt Anna) samt Oktav. Seelenzahl der geschlossenen Ortschaft um die Kirche: 450. Ständige Devotionalienhändler: 3. Bei Konkursen bis 25. Gastbäuser: 3. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist etwas im Zunehmen. Nationalität der Bevölkerung: Rein deutsch. Nationalität der Wallfahrer: Zur Lälste deutsch, zur Lälste tschechisch. Zufahrten. O lmü tz—Altwasser. Eisenbahn Olmütz—Domstadtl 1 St. X 1.20. Dann gut 2 St. zu Fuß. Z auchtl (Nordbahnstation)—Altwasser. Zauchtl—Bautsch, 2'/s St. X 1.40. Dann I Vr St. zu Fuß. Benachbarte Wallfahrtsorte. Altwasser- Leiliger Berg bei Olmütz. Von Alt¬ wasser zu Fuß nach Domstadtl, von dort per Eisenbahn in '/2 St. nach Wisternitz (2. Station nördlich von Olmütz), von Wisternitz in IV« Gehstunden nördlich nach Leiligberg. Oder noch kürzer: Anstatt in Wisternitz in Bystrowan aussteigen (letzte Station vor Olmütz), von dort in 1 St. auf den Leiligberg. Altwasser—D u b. Von Altwasser nach Olmütz (wie oben beschrieben), von Olmütz zwei Stationen südwärts auf der Prerauer-Strecke; Station Dub. Altwasser— Z u ek m a n t e l. Eisenbahn Domstadtl— Iägern- dorf (umsteigen) — Ziegenhals 3 St. X 3.90. Altwasser—Fr jede k. Eisenbahn von Bautsch- Zauchtl (umsteigen)—Mähr.-Ostrau (umsteigen)—Friede!. Gesamtfahrzeit bei günstigen Anschlüssen gegen 5 St. X 3.50. Literatur W 0 lny. Die Markgrafschaft M. I, 283. Austria-Kal. 1846, 111. Simonik, Die Gnadenstätte, Olmütz 1887, 8°, 72 S. St. Angelablatt XIII, 206. Kurze Erwägung. Wie die glühende Kohle im Ofen nicht nur diesem selber ihre Litze mitteilt, sondern auch noch dem ganzen Zimmer bis zu den Wänden hin wohltuende Wärme ver¬ leiht, so hat Christi Allmacht sich gleichsam verbreitet, hat nicht bloß seiner leiblichen Mutter Maria, die ihm am aller¬ nächsten stand, ein hohes Maß von Wunderkraft gegeben, sondern hat einen, wenn auch geringeren Teil seiner Glorie und Macht auch noch seiner lieben Großmutter, die wir ge¬ wöhnlich Anna nennen, zugewiesen, so daß auch diese mit Christus so nahe verwandte Frau das Vcrfügungsrecht über gewisse Gnadenquellen und Lulderweise in ihren Länden hat. Wenn wir also Sankt Anna ehren, so ehren wir durch sie eigentlich nur Christus den Lerrn. Denn wenn sie in der Lage ist, auch nur die kleinste Gnade und Lilfe uns zu gewähren so ist sie dies einzig und allein imstande durch ihr göttliches Enkelkind: Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit. Gebet. Liebe, erhabene Mutter Anna! Deinen gnadenreichen Wallfahrtsort bewundernd, nahe ich mich heute im Geiste Deiner Lichtgestalt und bitte Dich: führe mich zu Deiner glor¬ reichen Tochter Maria, der Gottesgebärcrin! — Lind Du Maria, die als Stern auf dunklen Pfaden von Gott der Welt gesetzt ist, ich bitte Dich, führe mich zu Deinem Sohne Jesus, dem Retter und Erlöser der Welt! — Lind Du, heiligster aller Menschen, Gottessohn, Jesus Christus, der du uns ähnlich werden wolltest und unser Bruder zu nennen Dich würdigtest, wir bitten Dich, führe uns zum Vater, dem ewigen, allmächtigen Gott! sind Du, ewiger Vater, von dem wir alles haben und besitzen, Leben und Odem und Talent und Kräfte, wir bitten Dich, führe uns, die wir hier in der Verbannung der Erde leben, zu Dir ins Vaterhaus, ins Limmelreich, damit wir, den Limmel erreichend, Dich und Deinen Sohn verehren, anbcten und preisen, Maria loben und uns auch der lieblichen Gesellschaft unserer heutigen Führerin Sankt Anna erfreuen mögen in Ewigkeit! Amen. Lsplas. Llnterkrain. 8000 bis 12.000 Kommunikanten. Sei mir gegrüßt, mein liebes Krain, Du Land der frommen Slowenen, Die Berge und die Liigel dein Schmückst du mit Kirchen, mit schönen. Sie ragen zum Limmel und bringen dir Den himmlischen Segen herab dafür! Örtliche Lage. Anterkrain geht heute die Fahrt zum mächtig strebenden Wallfahrtsorte Zaplas. Die Hauptstadt des Slowenenlandcs, Laibach, ist unser Ausgangspunkt. Nach Südosten soll uns die Bahn heute tragen etwa in der Richtung gegen den Zirkniher See, oder gegen Gottschee hin. Wir lösen uns ein Billet entweder nach Sankt Lorenz in Krain (K 1.80) oder eine Station weiter nach Großlack (K 1.90). Nach zweistündiger Fahrt (von Laibach gerechnet) finden wir uns in der Haltestelle St. Lorenz in Krain, von wo aus, wie wir nach unserer genauen Landkarte annehmen können, die Wallfahrtskirche Zaplas in etwa I Vi St. zu er¬ reichen sein muß. Diese letzte Annahme gilt nur für diejenigen, die den Weg wissen. Tatsächlich gingen wir ganz gehörig in die Irre und kamen auf diesem „kurzen" Wege erst in 2 St. nach Zaplas. Daraus ergibt sich hintennach die gute Lehre: Lieber bis Station Großlack fahren und dort immer auf der Straße fort gegen Zaplas marschieren; in I Vs St. ist das ersehnte Ziel dann erreicht, — ohne Ärger, ohne nutzloses Äerumirren- In Stunden solcher Irrfahrten erhebt sich dann immer in unserem Geiste das Bild unseres heimischen Wienerwaldes mit seinen ausgezeichneten Wegmarkierungen. Ja, wenn doch die Äerren Wallfahrtsvorsteher die großen Vorteile einer guten, um¬ fassenden Wegmarkierung zu ihren Wallfahrtsorten hin be¬ herzigen würden! Die Straße von Großlack bringt uns immer sehr sanft ansteigend bis in die Nähe des Pfarrdorfes Catez, wo die Wallfahrtspriester ihren Sitz haben. Aber wir be¬ treten dieses Dorf nicht, sondern steigen schon früher den steilen, kurzen Pfad zur Wallfahrtskirche empor, die wir schon seit längerer Zeit majestätisch auf dem Abhange des Zaplasberges liegen sehen. Hier die Höhenverhältnisse. Station Großlack liegt 279 m über dem Meere, Pfarre Catez 431, Wallfahrts¬ kirche Zaplas 544, die Spitze des Berges Zaplas 609. Wir haben also Straßensteigung Großlack bis Catez 152 m, von dort jäh ansteigend zur Wallfahrtskirche 113 m. Entstehungsgeschichte des Wallfahrtsortes. Obwohl die Entstehung dieses Wallfahrtsortes neueren Datums ist (sie datiert vom Beginne des 19. Jahrhunderts), konnten wir darüber nichts Ausführliches finden, sondern müssen uns begnügen, hier dasjenige wiederzugebcn, was uns vom hochw. Herrn Pfarrer zu Catez darüber mündlich erzählt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begab sich ein Mann auf jene Höhe, wo heute die Wallfahrtskirche steht, um dort im Waldgebüsch sogenannte Weinstecken zu finden und abzu¬ schneiden. Da erblickte er plötzlich im Gesträuche liegend eine kleine Muttergottes st atue (die aber heute nicht mehr vorhanden ist). Er nahm sie, trug sie heim und bewahrte sie in seinem Kasten auf. Des andern Morgens fand sich das Bild dort nicht mehr vor; es war unterdessen auf unerklärliche Weise wieder an denselben Ort gekommen, wo es gestern ge¬ funden ward. Der merkwürdige Vorfall wurde ruchbar und es gab bald darauf nur eine einzige Meinung im Volke: „Man muß dort oben eine Kapelle bauen!" Rasch ward an die Ausführung geschritten und eine kleine (wahrscheinlich hölzerne) Kapelle errichtet. Doch die damaligen Zeiten waren, weil der josefinische Geist noch stark herumspukte, einer neu entstehenden Wallfahrtskapelle durchaus nicht günstig und so wurde die beginnende Wallfahrt zu wiedcrholtenmalen und energisch sowohl vonseiten der welt¬ lichen als auch der geistlichen Obrigkeit unterdrückt. Aber alle die scharfen Maßregeln hatten nicht den ge¬ wünschten Erfolg: die Wallfahrt blieb und erstarkte sogar 414 SfD §fD 6fT EfD SfD SfD SfD NfD SfD SfT SfT SfD DsD SfD SsD Zaplas SsD S^D S)sT SsT DsD S^sD SsT SsT SsD S^T S^sT SsT SsD SsD SfD SfT Sst) S^Z And so wurde denn endlich mit Gutheißung des Ordinariates eine steinerne Kapelle (von der heute nur mehr das Presbyterium steht) errichtet (1846). Einige Jahre später erhielt die neue Kapelle die kirchliche Benediktion und zugleich die Erlaubnis, daß dort die heilige Messe gelesen werden dürfe (1855). Die Kirche in ihrem heutigen Zustande. Seit dieser Zeit wurde manches verändert. And da der Zuzug der Wallfahrer nicht nur anhielt, sondern immer stieg, wurde der Plan zu einem großen Gotteshause ent-- Zaplas, das Gnadenbild. worfen und von dem gegenwärtigen Pfarrer von Catez im heiligen Vertrauen auf Gottes Vorsehung auch begonnen. Was wir bei unserem Besuche, im Jahre 1910 daselbst sahen und was wir auch in diesem Buche im Bilde bringen, ist nur ein kurzes Äbergangsstadium und wird bald einem ganz anderen Gotteshause Platz machen. Anscr Bild zeigt vier Türme. Die zwei kleinen, mit scharfen Blechspitzen ausgestatteten werden demnächst niedergerissen. Die beiden anderen, viereckigen, die ein flaches Notdach tragen, werden zu zwei schönen, hohen Türmen ausgebaut, deren Bild wir im Plane sahen. Der Rohbau der neuen Kirche, die im Spät-Renaissance- stile gebaut wird, ist fertig, doch vorläufig nur mit einem Ziegel- dache gedeckt; es sollen große Tonnengewölbe verfertigt werden. Die Bauart ist recht gefällig und verspricht einen lichten, weiten Raum für die Pilger zu geben. Besonders schön dürften sich die großen Rundbögen machen, die an den Seitenfronten Platz für ziemlich flache Altarnischen geben. Ebensowenig als man gegenwärtig über das Innere des Kirchenschiffes sagen kann, läßt sich auch über das Presbyterium sprechen, da dies einer gänzlichen Re¬ novierung und Amgestaltung entgegengeht. Das gegenwärtige Gnadenbild (wohl eine Nachbildung des ersten, verloren gegangenen) ist eine etwa 60 cm hohe Lolzstatue der allerseligsten Jungfrau als Himmelskönigin. Das freie Haupt ist von sehr gewellten Locken umrahmt, die rechte Hand hält ein Zepter, auf dem linken Arme sitzt das segnende Jesukindlein, das die Erdkugel auf seinem Schoß hält. Die Gewände sind als Prunk- gewande gedacht; der Gesichtsausdruck von Kind und Mutter ist slawisch. Man hat den beiden Figuren Kronen auf die Köpfe gesetzt, die viel zu klein sind und also stören; ein Äbelstand, dem sehr leicht abgeholfen werden könnte. Hier schieben wir ein interessantes Ereignis ein, das uns der hochw. Herr Pfarrer von Catez erzählte. Vor einiger Zeit wurde er gebeten, zu einem Manne zu kommen, der etwa fünf bis sechs Gehstunden von Zaplas entfernt wohnt. Der Pfarrer folgte dem ungewöhnlichen Rufe, ward freund¬ lichst ausgenommen und empfing folgende Kunde: „Herr Pfarrer, ich war krank und mein Weib war auch krank; und da verlobte ich mich: wenn ich wieder gesund werde, lasse ich das Presbyterium in Zaplas auf meine Kosten re¬ staurieren. — Nun bin ich gesund geworden; ich will mein Versprechen einlösen. Haben Sie die Güte und lassen Sie das Presbyterium nach Ihrem Gutdünken restaurieren; was es dann kostet, das zahle ich." Von dem Angebote dieses hochherzigen Spenders wird demnächst Gebrauch gemacht und das Presbyterium gründlich renoviert werden. Auch anderweitige Gaben fließen, wie uns mitgeteilt wird, reichlichst ein. Äbrigens belehrt uns eine Eisenbahnfahrt durch das schöne Krainerland sehr bald, daß hier baulustige, fromme und auch freigebige Leute wohnen müssen. Nirgends noch haben wir so viele Kirchen und Kapellen gesehen, wie in Krain. And wie poetisch, wie erhebend ist es, von allen Bergesspihen Kirchen und Kapellen herniederwinken zu sehen! Ja, es wohnt ein gottesfürchtiges Volk in jenen Gauen, das fromme Volk der Slowenen. Das Reisen in jenen Land¬ strichen wird uns stets in wohltuendster Erinnerung bleiben. Da wir von dem gegenwärtigen Zustande des Gnaden¬ ortes sprechen, so sei erwähnt, daß in der Nähe der Kirche, etwa drei Minuten entfernt, ein Brünn le in entspringt, das seit der Entstehung der Wallfahrt von Pilgern gerne aufgesucht und dessen Wasser als heilkräftig gerühmt wird. Anmittelbar bei diesem Brünnlein soll demnächst, wie uns mitgeteilt wird, eine Lourdesgrotte errichtet werden. Statistisches. Nächstes Iubiläumsjahr: 1959 150jähriges Jubiläum der Auffindung der Marienstatue. Ess sfs sfs Ess sss Ess sfs Ess Sfs sfs sss Efs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Kirchental sfssfssfDsfTsfssjsEsDsfDsfssfTEfssfDEfsSfssfssfD 415 Ständige Priester: Bei der Wallfahrtskirche selber keiner. Der Gottesdienst wird vom Pfarrer von Catez versehen; ihm hilft feit einigen Jahren ein eigens wegen der Wallfahrt bestellter Benefiziat. .Heilige Messen jährlich (alle zusammengerechnet auch die von der Pfarrgeistlichkeit dort zelebrierten): 150. Kommunikanten jährlich: 8000 bis 12.000. (Kom- munionempfang nicht in der Bergkirche, sondern in der Pfarrkirche). Besucher jährlich : zirka 20.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 3. Lauptfest: Mariä Himmelfahrt. Größter Konkurstag: der Freitag nach dem Feste Mariä Himmelfahrt. Ständige Devotionalienhändler: 1 (an Konkurstagen viele). Häuser neben der Kirche: 2 (davon ein Gasthaus). Besuch des Wallfahrtsortes ist stark im Steigen begriffen. Der Nationalität nach sind die Besucher des Wallfahrts¬ ortes fast durchwegs slowenisch. Benachbarte Wallfahrtsorte. Zaplas—Trauerberg. Eisenbahnfahrt Großlack—Nassen- fuß 1 St. K 0.70. Zaplas—Neustift in Krain. Eisenbahn Großlack— Groß-Lup (umsteigen)—Reisnitz gegen 3 St. K 2.50. Zaplas—B r e z j e. Eisenbahn Großlack—Laibach (um¬ steigen)— Ottolsche über 3 St. K 3.30. Kurze Erwägung. Die Muttergottes wird nicht müde, ihre Gnaden zu erteilen und immer neue Scgensquellcn zu eröffnen. So hat sie sich im 19. Jahrhunderte Zaplas zur neuen Gnadenstätte er¬ koren. Das hat sic getan in einem Jahre (1809), das durch schreckliche Kriege berüchtigt ist; mitten in Kriegen dachte sie an Friedcnswerke. Sie ließ den Gnadenort entstehen gerade zu einer Zeit, da der Freisinn und die ungläubige Auf¬ klärung ihre Triumphe feierten. And sie verhalf dem Gnadcn- orte zur Blüte, obgleich geistliche und weltliche Obrigkeiten sich dagegen stemmten: Mariaiststärker als die Obrigkeiten. Was Gott will, wird durchgeführt, nicht was die Menschen wollen. Gebet. O Du mächtige Jungfrau, die Du erhaben bist über alle menschlichen Kräfte, die Du nach Deinem Gutdünken Gnaden verteilest, an wen und wo immer Du willst, verleihe mir die Gnade, daß ich niemals für solche Anerbietungen Deiner Huld blind und unempfindlich sei, oder mich gar dagegen stemme und wehre. Verschaffe mir ein tiefempfindsamcs und ver¬ ständiges Herz. Erbitte mir die Gnade der Wissenschaft und des Rates, damit ich alle Deine Einsprcchungcn als solche erkenne, und dann die Gabe der Weisheit und der Stärke, damit ich nach solchen Einsprcchungcn auch mutig und un¬ entwegt handle, so daß ich, geführt von Deiner Weisheit, geleitet von Deiner Liebe die Wege zur ewigen Heimat finde. Amen. Lirchental. Salzburg. 11.000 Kommunikanten. Und sollte ich frei mir erkiesen Zur Andacht geeigneten Ort, Ich wählte gar gern mir diesen, Es betet so selig sich dort. Dort fand meine zagende Seele Am Lerzen der Mutter das Glück: Dort fand — doch nein, ich erzähle Nicht weiter, — ich denk nur zurück. S Mutter, Du hehre, Du milde. Gib allen mit segnender Land, Die flehend sich nah'n Deinem Bilde, Was selber ich dort einst fand. Örtliche Lage. enn einmal, wie es schon lange gewünscht wird, der Schienenstrang dem Laufe der Saalach folgend, die beiden Ortschaften Rcichcnhall und Saal¬ felden mit einander verbinden wird, dann wird's nicht mehr kostspielig und zeitraubend sein, nach Kirchental zu kommen. Dann wird man in Station Loser oder noch besser in Halte¬ stelle St. Martin die Eisenbahn verlassen und nach einem Stündchen angenehmer Wanderung das Reiseziel erreicht haben. Heute ist die Sache noch wesentlich umständlicher. Kommt wan von der österreichischen Gegend her, so muß man Wohl oder übel von Salzburg an die Flügelbahn nach Reichcnhall benützen (50 Min., 60 Pfennige) und sich dort dem Postwagen anvertrauen. (dA3. Wenn er gerade um die 3cit unserer Ankunft zur Abfahrt bereit steht.) Dieser Post¬ wagen wird uns gegen Vorbezahlung von K 3.— in wcht ganz 4 St. nach Loser bringen. Kommt man von der andern Seite, von Tirol her, so stellt sich die Zufahrt auch nicht viel besser. Da muß man in Saalfelden die Eisenbahn verlassen, von dort im Omnibus in den Ort Saalfelden fahren, daselbst auf den Postwagen warten, der gegen Loser fährt. Dieser bringt uns in drei¬ stündiger Fahrt nach St. Martin bei Loser. (Fahrpreis K 2.40.) Von St. Martin führt westwärts der kürzere rind schönere Weg nach Kirchcntal hinauf. Der Weg von Loser (südwärts über den Tirolersteig) ist länger und auch weniger schön. Die dabei zu überwindende Steigung beträgt von Loser aus 237 m, von St. Martin einige m weniger. (Loser weist an Seehöhc 629 m auf, Kirchcntal 856 m.) Anstieg zum Heiligtume. , Wir haben in St. Martin glücklich den Postwagen verlassen. Ein Wegweiser steht vor uns: „Nach Kirchental, 416 EfssfssfssfssfDEfsSfssfDssDsfssfDsfssfssssssssfs Kirchental (H) 40 Min." Wir schauen westwärts in die Berge. Da gibt es wohl kein Jrregehcn! In der einzigen hier vorhan¬ denen Talbildung, die wir fast einen Graben nennen möchten, zieht der Weg hinauf gegen die wilden Loferer Stcinberge hin. And dort in diesem Graben muß Kirchental liegen. Wir wandern frohgemut weiter. Bald nimmt uns ein lichter Lochwald auf und ein trefflich erhaltener steiler Serpentinenweg führt uns unfehlbar unserem Ziele entgegen. Von allen Seiten rinnen uns jugendliche Waldbächlein über den Weg, murmelnd, plätschernd, hastend. Ein ganzes Netz von Wasseradern scheint den Waldes¬ abhang zu umspinnen. „Seid mir gegrüßt, klare Bergwässerlein! Nicht wahr, ihr bringt mir Willkommgruß von unserer lieben Frau im Kirchental?" Da scheinen sie freudiger zu sprudeln, deutlicher zu murmeln und vom lichten Sonnenstrahl getroffen, leuchten ihre Wellen blitzend auf. „Dank euch, ihr Bächlein! Lab' eure Gegenantwort wohl verstanden." Gewaltige Felsblöcke umlagern den Weg; 3 bis 4 m hohe sind darunter. Aber es sind keine Wegelagerer, die uns den Weg versperren, o nein, Zierfelsen sind es, die unserer Lieben Frauen Weg verschönern helfen. Wie tausendjährige, ehrwürdige Schildwachen umstehen sie den breiten Pfad. Lind einem von ihnen, dem größten und stärksten, hat man sogar ein großes Lolzkrcuz auf seine breiten Schultern gesetzt und eine goldene Leilandsfigur daran in Lebensgröße. Lind willig trägt der alte Felsen die süße Bürde; hätte er Seele und Rede, er würde aufjubeln, daß er erwählt ward, Christi Kreuzesbild tragen zu dürfen. Altersgraue Stein marterln, klein und verwittert, unterbrechen fünfzehnmal unseren Weg und erinnern uns an die 15 heiligen Geheimnisse des Rosenkranzes. So genießen wir eine halbe Stunde lang ein köstliches, angenehmes Wandern. Da leuchten endlich Weiße Wände durch das dunkle Tannengrün: „Sei gegrüßt Kirchental, sei gegrüßt. Du, Unsere Liebe Frau!" Vorbei an stattlichen Gasthausbaulichkeiten, die weite Räume für die Pilger bieten, vorbei auch an etlichen Verkaufs¬ buden, die uns verraten, daß man hier an einem gutbesuchten Wallfahrtsorte sich befinde, lenken wir unsere Schritte zur Kirche, dem letzten der wenigen Gebäude in diesem einsamen Talkefi el. Linkerhand erschauen wir noch eine anziehende Gruppe: eine Lolzkapelle unter drei mächtigen Linden; das ist der Arsprungsplah des Gnadenortes, die Quelle, von welcher der Gnadenstrom seinen Ausgang nahm. Weiter links ein groß angelegtes Gebäude, dreistöckig, mit hohem Dache und stumpfem Giebel: „die Regenzie" ist's, wo der hochwürdige Lerr Regens (Direktor) wohnt und die beiden andern Wallfahrtspriester; in den oberen Stockwerken aber sind gastliche Räume zur Unterbringung von Pilgern. Der Kirchenplah. Gleich einem Stern aus heil'gen Limmelshöhen, Strahlst Mutter Du am stillen Gnadenort, Wer flehend hier zu Dir emporgesehen. Fand Limmelslicht, trug Lerzensfrieden fort. Laßt uns, bevor wir die Schwelle des Gnadenthrones Mariä überschreiten, ein Weilchen sinnend stehen, um zu schauen, zu betrachten, welch zauberisch schönes Plätzchen sich die Lochgcbenedeite erwählt zur segensreichen Gnadenstatt. Ein waldumfriedetes Leiligtum. Steile Lalden tannen¬ grüner Berggclände schließen wie eine Riesenwiege das Kirch¬ lein ein. And hoch über all das frische Grün ragen die grauen Felsenhäupter alter Bergesriesen in die Limmelsbläue. Liebe Mutter, hast Du etwa gedacht Deiner traurigen Flucht ins fremde Ägypterland und hast Du Zuflucht gesucht hier im Schuhe treuer Felsengeistcr? And wäre es so, wie gut hast Du gewählt! Wie treu, wie sorgsam hüten sie Dich und Dein Leiligtum, die drei mächtigen Bergesbrüder aus der Felsenfamilie der Loferer Steinbcrge: das Ochsenhorn, das Linterhorn, als drittes im Bunde das Breithorn; ebenbürtig einander an Kraft und Größe und Alter, ebenbürtig auch an Treue und Sorgfalt für Dich ! Mutter, hehre Gnadenmutter, segne Deine Berge, segne die Menschen, die in diesen Bergen wohnen, segne auch uns die wir heute Dir huldigend nahen. . Die Gnadenkirche. Wir stehen vor der Front der Kirche. Eine echte, un¬ verfälschte Renaissance-Fassade, mit rechteckigem Portal und einem flachen, dreieckigen Giebel darüber. Aber und neben demselben fünf große, rechteckige Fenster, wie die eines stock¬ hohen Wohnhauses, über welche ein ziemlich reich gegliedertes Gesimse hinläuft. Die beiden Seitenteile eines in der Mitte etwas ge¬ wölbten, mit einem Marienbilde geschmückten Giebelaufbaues bilden zugleich die untere Partie der beiden Türme, die wohl recht schön ansetzen, offenbar aber mitten im Baue stecken geblieben sein mögen und späterhin nach oben zu mit zwei verhältnismäßig zu kleinen Lelmen abgeschlossen wurden. Dieser Turmbau bildet eine Eigentümlichkeit der Kirchentaler Kirche, infolge welcher man sie leicht aus hundert anderen zu erkennen vermag. Nun das Innere der Kirche! Wieder erkennt man den Renaissancebau auf den ersten Blick: das Tonnengewölbe, die reichen breiten Gesimse, die Wandpilaster (Lalbpfeiler), die rechteckigen Fenster. Ja, so sehr stilgerecht ist dieser Renaissancebau, daß man unwillkürlich die dazugehörige Kuppel sucht. „Wo ist die Kuppel?" Siehe da, diese fehlt, denn das sich über der Vierung erhebende Kreuzgewölbe ist offenbar nur ein Notbehelf, ist nur eine verkümmerte Kuppel. Auch hier wie bei den steckengebliebenen Türmen ließ wohl der vorzeitige Tod des Kirchenbauers und größten Gönners (Erzbischof Thun) den schönen Plan nicht zur vollen Ver¬ wirklichung kommen. Doch abgesehen davon ist die Kirche recht ehrfurcht¬ gebietend, ja schön zu nennen; insbesondere ist es ihre be¬ trächtliche Inncnhöhe, die dem Baue ein majestätisches Ge¬ präge verleiht. Aber dem Loch alt ar (an der Apsis) wölbt sich ebenfalls in stattlicher Löhe eine lichtreiche, abschließende Lalbkuppel. §ssssDSsDEft>Eft>sft>Eft>sft>Sft>Eft>Eft>Eft>sft>sft>Eft> Kirchental sfssssEft>sft>sft><öft>sfö>sft>sft>sfsEfssft>sfSSft>sft>sft>sfsssDsft>Eft>sft>sfssfsEft>sfssfssft> Kirchental Sft>sft>Eft>sfDsft>sft>ssssfDSsSsft>Sft>sft>sft>sft>Eft>EfN datiert die eigentliche Geschichte des Gnadenortes; dieser Zeit¬ punkt gilt auch als Grundlage für die Iubiläumsfeierlichkeiten nach lOO und 200 Jahren. Jedoch wurden die Iubiläums- feierlichkeiten späterhin aus verschiedenen Gründen um ein Jahr verschoben, sodaß 1802 das 100jährige, 1902 das 200jährige Jubiläum festlich begangen wurde. 1792. Schwere Zeiten für Klöster und Wallfahrts¬ kirchen! Kaiser Josef II. am Ander des Regierungsschiffcs! Nun, ein Kloster war in Kirchcntal nicht, niemals früher und niemals später; immer versorgten Welt¬ priester dort den Wall¬ fahrtsdienst. AlsovonKlo- steraufhebung keine Rede! Aber aus den ver¬ haßten Wallfahrtskirchen „alles Angeschickte und Nebensächliche" entfernen! Von Salzburg kam der Befehl, es sollten in Kirchcntal alle Bilder, die auf Gnaden¬ erweisungen h i n- dcuten, entfernt und auch der Hochaltar „ein¬ fach" gemacht werden (das heißt: die Gnadenstatue heruntcrkommen). Aber in Kirchental war man auf einen un¬ rechten gekommen. Der wackere Regens (Kirchen- rorstehcr) erhob sich näm¬ lich ohne Furcht als ge¬ harnischter Ritter und Vorkämpfer für die Ehre Ansercr Lieben Frau und für ihre liebe Kirche. Obwohl wir sonst nicht gern Namen angeben, so Dies war ein Schaden für den Ruf des Wallfahrts¬ ortes ! Wie mußte da der gute Name des Ortes leiden. Man empfand es als eine wahre Erlösung, als dieser unwürdige Zustand im Jahre 1855 ein Ende nahm. Gebetserhörungen. In den Kirchcntaler Büchern finden sich seit 212 Jahren 640 Gebetserhörungen ausgezeichnet. Hier nur eine davon. Andreas Hartmann, später Jesuit, schreibt: Am 16. Mai 1900 in dem großen Gefechte bei Mafeking (China) ... schlug um 3 Ahr 31 Mi¬ nuten unmittelbar neben mir ein Zwölfpfünder ein, so daß ich seitwärts tau¬ melte und der Oberst mit einem Stabsoffizier mir zu Hilfe eilen wollte. Ich aber stürmte mit dem Rufe „Kirchentaler Mutter, hilf!" weiter, bis um 4 Ahr 18 Min. eine andere Kugel neben mir zerplatzte, so daß nur die Bixis des Geschosses übrig blieb. Ich hob sie noch ganz heiß auf und ver¬ wahre sie nun in meinem Schreibtische, bis ich sie der Muttergottes nach Kirchental schicken kann. Auch viele andere Kugeln oder Stücke von solchen kamen mir ganz nahe. Alle wunderten sich, wie ich so glücklich und un¬ verletzt davongekommen. Nach drei Monaten bekam ich von meinen Geschwistern einen Brief, worin mir mitgeteilt wurde, daß meine Schwester Anna für mich nach Kirchental gegangen sei und am 16. Mai von 3 bis wollen wir den Namen dieses ehrenwerten Prie¬ sters allen Lesern kund¬ Sieh', wir Kinder sind gekommen. Weil wir fröhlich es vernommen. Daß Du uns're geben: er hieß I. Winkelhofer. Der setzte sich also hin und schrieb, höflich in der Form, aber scharf im Inhalt, einen Brief an die Behörde, und machte Vorstellungen von dem Schaden, den solch eine Kirchcnrcinigung nach sich ziehen würde. Der Brief war ein Kernschuß, die offenherzige Mannes¬ sprache drang durch. Die Kirche von Kirchental blieb wie sie früher war. Heil Winkelhofer! 1841 bis 1855. In dieser Zeit wurde eine recht unglückselige Idee in Kirchcntal verwirklicht. Man verwendete die vorhandenen Gebäulichkeiten als Priestcr-Korrektions- anstalt. Anbelauscht am stillen Orte Flüstern wir Dir Kindesworte: Liebe Mutter, sei gegrüßt! Schutz zu verdanken habe. (Man völlige Abercinstimmung nicht nur der Stunden.) 5 Ahr nachmittags in der Wallfahrtskirche für mich gebetet habe. Jetzt war mir klar, wem ich diesen achte hier wohl auf die des Tages, sondern auch Statistische Daten. Nächste Iubiläumsjahre: 1939 250jähriges Jubiläum der Aufstellung des Gnaden¬ bildes. 1920 250jähriges Jubiläum der ersten Lolzkapelle. 1952 250jähriges Jubiläum der Kirchenweihe. Ständige Priester: 3 Weltpriester. Heilige Messen fremder Priester jährlich: Zirka 50. Hs sfs sfs sfs sfs sss Sfs sfs sfs sfs Ess sfs ssT sfs Ess sfs sfs sfs Kirchental sfDsfssfsssTEsssfDssssfssfssfssfssssEfDSfDsfDSfD 4l9 Kommunikanten jährlich: I I.000. Besucher jährlich : nur etwas mehr als Kommunikanten; höchstens 15.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 20. Lauptfest: Mariä Geburt. Einwohnerzahl der um die Kirche liegenden Läufer: 20 Personen. Ständige Devotionalienhändler: 3. Gasthäuser: I. Doch können auch beim Regens und Mesner Pilger unterkommen. Zusammen gegen 200 Betten. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist ein wenig steigend. Literatur. Kirchentalischer immer hell fließender Gnadenbrunnen. Salzburg 1780, 8°. Austria-Kal. 1846, 112. Kaltenbäck, Mariensagen, 260. Krönes, Geist. Wallfahrt, Wien 1872, S. 61. Ott, Marianum, 1637. Reg.-Mar.-Kal. 1882, II. R e i tl e ch n er, Mar. Salzburg, 119. Leilmayer, Geschichte, Pustet, Salzburg 1902. Anonym, Beschreibung. Salzburg 1908, 8. Aufl. 24°, 21 S. (Diöz. Priester.) Beschreibung, Innsbruck 1892, Verlag Kirchenmesner, 16°, 40 S. Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. K. Wien. V, 286. Kurze Erwägung. Wie sie sich versteckt, die liebe Wundertäterin und große Gnadenspenderin der Menschheit. In einem steilen Graben zwischen Felsen und Fichten wollte sie weilen, wo nur die Waldvögelein ihr Lieder singen, nur Fuchs und Reh sie besuchen konnten; aber die Menschen fanden sie doch in ihrem Versteck und tausend und tausendmal ging wohl einer zu ihr und rief sie an: „Mutter, komm und hilf mir!" And sie kam und hat geholfen. — Sag', Leser, gelüstet es dich nicht, sie einmal aufzusuchen in der idyllisch schönen Einsamkeit? Könntest ihr dort manches sagen, was nur sie allein hören soll, wo nur sie allein helfen kann, was nur sie allein versteht! And wer weiß? Vielleicht bekommst du dort Antwort, — Antwort, wie sie nur in stiller Einsamkeit gegeben wird, — Antwort, wie sie nur eine Mutter gibt, — Antwort, die dich erleuchtet, erwärmt und tröstet. Darum: Kommst du einmal in die Gegend, steig' hinauf nach Kirchcntal! gebürtig ist. Fern in Afrika denkt sie an das waldstille Tal und singt ein süßes Preislicd für die „Liebe Frau" in jenen Bergen, wo sie ihre Jugendzeit verträumte. And wahrhaftig Kirchental, Enadenbild. der fromme Gruß klingt stellenweise wirklich wie flammendes Beten. Lehres Bildnis meiner Mutter, Unserer Frau von Kirchental, Last mein Lerz mir warm entzündet, Grüß' Dich hunderttausendmal. Mutter süß, vcn Anmutsfülle Sind die heil'gen Lippen Dein, Rosenfarbig! Liebesatmend Lächelnd schaut Dein Kindlein drein. Limmlisch reine Einfalt thronet Auf der Stirn der Mutter mild, Kirchentaler Muttergottes Unvergeßlich teures Bild! Gebet. Anstatt eines Gebetes setzen wir ein Gedicht von einer Trappistin her, die offenbar aus jener Gegend von Kirchental Immer will ich auf Dich blicken In des Lerzens Leid und Weh, Sterbend einst ans Lerz Dich drücken, Bis ich Dich im Limmel seh'. 27* 420 sfs sfs Ess sft> sft> sfs sss sft> sft> sft> Ess sft> Maria-Neustift bei Pettau Eft>Sft>sft>sfssft>sft>EsDsft>sft>sft>Eft>EfTsft> Maria-Neustift bei Pettau, Gesamtansicht von Süden. Maria-SeulM bei Kettsu. Südsteiermark. 10.000 bis 12.000 Kommunikanten. Du zeigest im lieblichen Gnadenbilde Als mächtige Menschenbeschützerin Dich, Als Gnadenreiche, die überaus milde Mit schirmendem Mantel gar mütterlich All jene bedecket, die voller Vertrauen Wie Kinder zu Dir, dem Mütterlein, schauen. Örtliche Lage. er Wallfahrtsort Maria-Neustift bei Pettau liegt im südöstlichen Teile Steiermarks und ist vonPettau (gegen Südwest) in etwa 2Vz St., von der Süd¬ bahnstation Pragerhof (gegen Südost) in schwach 3 St., von den Südbahnstationen Windisch - Feistri h und Pölt s chach (gegen Osten) in je 4 St., von der Station Rohitsch, Endstation der Flügelbahn Grobelno— Rohitsch (gegen Norden) in 4 St. zu erreichen. Sämtliche hier angegebene Strecken sind durchwegs Straßenwanderungen. Die bequemste Annäherung aber vermittelt jedenfalls Hebung, die auf ihrem Gipfel die ansehnliche Wallfahrtskirche trägt. Die Ersteigung dieser letzten Löhe (115 m Steigung, 352 m Meereshöhe) erfordert noch weiters Vi St. Gehzeit. Die Lage der Wallfahrtskirche ist, von Norden aus gesehen, recht hübsch, da sich im Hintergründe der J elo- vetz bis 624 m und hinter diesem der Donatiberg bis 883 m erhebt. Nach Norden hin dehnt sich die weite Fläche des oberen Pettauer Feldes, die ganz auffallend die Gestalt eines rechtwinkeligen Dreieckes zeigt. Wir haben bei unserem Aufstiege zur Kirche sowie auch beim Abstiege, bei dem wir einen anderen Weg ein- schlugen, keinerlei Kapellen, Stationen oder dergleichen vor- die E i s e n b a h n st a t i o n S t e r n tal, die erste Station der Flügelbahn Pragerhof — — Budapest. Diese Haltestelle Sterntal, von Pragerhof 8 km entfernt (9 Min. 40 b) liegt auf einsam erHeidc, und zwar genau nördlich von Maria-Neustift, das man gegen die Berge des Südens hin vor sich liegen sieht und dem man fast schnurgerade auf annehmbarem Feldwege nähcrrückt. Nach einer guten halben Stunde kommt man auf eine Fahrstraße, durchwandert die kleine Ortschaft Saukendorf, hat dann drei Brücken über kleine Flußläufe zu passieren und findet sich nach einer Stunde (von Sterntal aus) am Fuße jener Bergescr- Maria-Neustift bei Pettau, Stiegenaufgang zur Kirche. gefunden. Der Weg hinauf zur Kirche ist äußerst leicht zu finden. Es hat übrigens den Anschein, als ob über diesen Berg hinauf von allen Seiten verschiedene Wege empor- führtcn, die alle wie die Fäden des Netzes einer Kreuzspinnerin in einem Mittelpunkte zu¬ sammenlaufen ; und dieser Mittelpunkt ist, wenn auch keine Kreuzspinne, so doch die kreuzgeschmückte Wallfahrts¬ kirche. Das Äußere der Gnaden kirche. Wir stehen hier vor einem Bauwerke, das durch Alter, Geschichte, Schönheit und Lage gleicherweise inter¬ essant und ehrwürdig ist. S^T SsD SsT SfD SfD SsT SsT SsT SsT SsT SfD SsT GsT SsT SsD Maria-Neustift bei Pettau EfsEfssfssfssfDsfsSfTsfsSfsSfsSfDsssEfD 421 Es ist eine große, aus der Blütezeit der Spät¬ gotik (14. oder 15. Jahrhundert) stammende Kirche, die in ihren strengen, himmelwärts strebenden gotischen Formen ein Bild der Majestät und ernster Würde bietet. Wohl trägt das Außere der Kirche die Spuren hohen Alters deutlich genug an sich, aber soweit unser Empfinden maßgebend ist, scheinen gerade den mächtigen gotischen Kirchen diese Zeichen der Altertümlichkeit vortrefflich zu stehen und den Reiz dieser Bauwerke nur noch zu erhöhen. Von dem unteren Teile des M a r k t e s steigt man über eine lange Stusenreihe empor, kommt dann auf eine Terrasse, die Wohl als Lauptplatz der Ortschaft anzusehen ist und gelangt nun neuerdings über breite, mit Statuen verzierte Stufen (es sind ihrer 24) zum mauer- umgürteten Leiligtume Mariens. Als ob man in einem Ritter-Burghofe stünde, also heimelt es den Beschauer an. An den stellenweise recht hohen, alten Mauern sind noch Schießscharten zu sehen, Erinnerungen an harte, aufgeregte Zeiten. Angesichts dieser Zeugen einer bewegten Zeit mag hier eine kleine geschichtliche Erinnerung Platz finden. Als im Jahre 1475 die Türken in diese Gegenden kamen und das ganze Drautal verheerten, ließen sie dennoch die schöne, weithin sichtbare Kirche Maria-Neustifi ganz unversehrt, eine Tatsache, die die Leute heute noch als eine wunderbare er¬ zählen. Die Verteidigungsmauer der Kirche war zugleich die Abgrenzung des Kirchenfriedhofes. Leute sieht man allerdings nur mehr einen Grasfleck um die Kirche. Auch sollen ehemals in allen vier Ecken dieses eingefriedeten Raumes turmartige Gebäude gestanden sein. Leute läuft nur eine Mauer herum, und man genießt nach allen Seiten hin, soweit die Löhe des Mauerwerkes dies gestattet, eine recht anmutige Aussicht ins Weite. Die Vorderfront der Kirche ist etwas kahl und glatt und erhält nur durch das mit erkerartigen Anbauten und einem Dache geschmückte, schöne Portal etwas Leben. Gleich über der Vorderfront der Kirche, und zwar in der Mitte, ragt der achtseitige niedrige Turm in die Löhe. Er ist offenbar nur ein Notturm und im Vergleich zur Aus¬ stattung der Kirche sehr armselig. Aus der Ferne möchte man ihn fast bloß für einen Dachreiter halten, doch ist er ein wirklicher, gut fundierter Turm. Im übrigen weisen die äußeren Seitenwändc der Kirche die lückenlose Reihe der hohen gotischen Strebepfeiler auf, während gegen Osten hin eine schöne Apsis das würdige Bauwerk abschlicßt. Die Bilder an den Portalen. Nun aber haben wir, noch immer außen stehend, einige jener von Kunstverständigen so gesuchten und geschätzten Ein¬ zelheiten zu betrachten, die gerade an der Neustifter Kirche eine seltene Löhe der Schönheit zeigen. Wir meinen da die Skulpturen über den drei Portalen der Kirche. Das Laupt- Portal hat hiebei die Palme des Sieges davongetragen. Diese steinerne Reliefgruppe, darstellend das Sterben Mariens, ist einzig schön in ihrer Art. Wir kennen mehrere Bilder und Reliefs, die in derselben Zeit entstanden, denselben ergreifenden Gegenstand darstellen; aber die Fein¬ heit dieses Bildes in Maria-Neustift scheint uns von keinem andern erreicht worden zu sein. Denn wenn auch die um¬ gebenden zehn Figuren nichts Außerordentliches bieten, so sind die drei Lauptgestalten in der Mitte mit ihren so ergreifend lebendigen Zügen Meisterwerke ersten Ranges. Die rührende Ergebenheit im Antlitze der sterbenden Gottesmutter ist so wunderbar zart, daß auch eines Malers Pinsel des Steinmetzen harten Meißel nur schwer wird übertreffen können. Es ist wohl derselbe Meister, der uns am rechten Por¬ tale mit der Darstellung der Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenlande erfreute P Auch hier erweist sich die Meisterschaft in Behandlung der Seelenstimmungen. Maria-Ncustift bet Pettau, Antoniuskapelle an der Nordseite, ursprünglich Sakramentskapelle. Das freudige Linhorchen der Muttergottes, das kindlich selige Aufblicken des ersten der drei Weisen, das bescheidene Zuwarten des drittelt — all dies sind herrliche Kunstleistungen. Unerklärlich freilich und vielleicht als ein Zeichen be¬ sonderer Ehrfurcht geltend, scheint uns jene Engelshand, die aus der Löhe niedergreifcnd, dein zweiten Weisen die goldene Krone vom Laupte nimmt,, als wollte ihm der Engel bedeuten: Leg' ab die Loffartskrone, Des Stolzes Diadem, O Mensch, und werde wieder Ein Kind zu Bethlehem! And um noch das dritte, linke Seitenportal zu erwähnen: es zeigt in Steinrelicf die Wappen der Cillier Grafen und ein vereinigtes Wappen der Grafen Wurmbrand-Stuppach. Noch ein weiteres Stück an der Außenseite der Kirche zieht die Augen der Kunstfreunde unwillkürlich an sich: Gegenüber ') Abbildung hiezu siehe S. 512. 422 sft>sfsssssfssft>ssssft>sft>sfssfssfssfssfs Maria-Neustift bei Pettau sft>sfssft>sft>Sfssfs-sfsEft>sft>Eft>sfsEss dem Eingänge zum Pfarrhofgebäude, also an der linken Seite der Kirche, findet sich eine zierliche gotische Arbeit, der¬ zeit A n t o n iu s k a p e lle genannt, doch war sie ursprünglich cine S a k r a m e n t s k a p c l l e. Wir können nach all diesem wohl sagen, daß wir unseren Rundgang um diese Kirche hochbefriedigt abschließen und mit doppelt gesteigertem Interesse die Schwelle des Portales übertreten, begierig, des schönen Baues innere Räume zu schauen. käme. Es ist aber dieses Bild eine aus einem einzigen Stein blocke gemeißelte Figurengruppc von 3 m Länge und 2 m Höhe. Aufrecht, in Lebensgröße steht da die seligste der Frauen, ihr göttlich Söhnlein am linken Arm tragend. Ihr im schönsten Oval sich bietendes Antlitz scheint wonnige Freude zu verraten über das herrliche Amt, dessen sie hier zu walten hat; nennt man sie doch seit vielen Jahrhunderten in Schriften und Urkunden: »lVlnter ckivinae Zrutine in monte Zrstinrum!« Maria-Neustift bei Pettau, Inneres der Kirche. Das Innere der Gnadenkirche — das Gnadenbild. Laß dich loben und preisen, du herrlicher, lichter, gotischer Bau! Riesige, schlanke Pfeiler, an deren Sockel sich die Altäre schmiegen, streben empor zum hohen Gewölbe, das mit elegantem Rippcnwcrke das Heiligtum Mariens abschließt. 35 m lang, 15 m breit, ist dieses Gebäude imstande, an die 3000 Menschen zu fassen. Das Prunkstück der ganzen Kirche ist wohl der H o ch- altar. Freilich zeigt er die Formen der Barocke an sich, doch fügt er sich dem ganzen Bilde prächtig ein. Der Altar selber ist niedrig und wohl mit Absicht so gehalten, damit das eigenartige Gnadenbild ober ihm zur rechten Geltung „Mutter der göttlichen Gnade am Berge der Gnade!" Lind klassisch schön hat der gewandte Meißel des Künstlers diesen Gedanken aus dem spröden Steine heraus- gezaubcrt zu fröhlichem Leben. Anter dem weiten Mantel Mariens, den sieben dienstbeflissene Engelgestalten weit ausbreiten, haben sich von links und von rechts zahl¬ reiche Menschenkinder zur großen, himmlischcn Mutter geflüchtet. Man zählt deren in dieser Steingruppe linkerhand nicht weniger als 47, rechterhand deren 34 ! And welch eine mannigfache Gesellschaft ist da ver¬ treten: Sie tragen Tiaren und Bischofsmützen und Kronen, Ordensgewänder und Ritterrüstungen, und was das rührendste ist: sie blicken alle so vertrauensselig, so innig, so flehend zur großen Helferin auf!- Ganz droben aber tragen zwei Engel eine Krone herbei, zu krönen diejenige, die so viel verehrt, so viel geliebt, auf die so viel gehofft, so viel vertraut wird! Wahrlich, die schönste Krone Mariens ist und bleibt: die Krone ihrer mütterlichen Barmherzigkeit. Vom Gnadenbilde weiter aufwärts schauend, sehen wir das Symbol des Heiligen Geistes, die schwebende Silber¬ taube, hier um so eindrucksvoller, da sie sich von einem leeren Hintergründe kräftig abhebt, und hoch darüber die engelumgebcne Stcingruppe des himmlischen Vaters! Laßt uns hinknien im Geiste vor diesem Hochaltäre, laßt uns eintrcten in die Scharen derer, die da so innig bitten — und auch wir, der Gnade so bedürftig, wollen unsere Stimme erheben und mit einstimmen in den Chor des Gebetes: „Anter Deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgcbärerin!" Die übrigen Seitenaltäre. Ist der Hochaltar das wichtigste Zierstück dieses erhabenen Tempels, so sind die Seitcnaltäre ihm treueste Helfer und Genossen im Lobpreise Mariens. Haben sie doch alle, es sind ihrer neun, mit einer einzigen Ausnahme Marienbilder als Hauptfiguren, so daß sie als Marienaltäre erscheinen und diese ganze Kirche, wie selten eine andere als eine Ehren¬ halle der Gottesbraut gelten kann. Eines dieser Bilder sei hier noch besonders hervor¬ gehoben : die Rosenkranzkönigin. Ein, wie so vieles andere dieser Kirche, aus Stein gehauenes Bild, das links und rechts von den Steinfiguren Sankt Katharinas und Sankt Andreas umgeben, im Mittelbilde die auf einen. Throne Maria, die Mutter der Gnade, auf dem Berge der Gnade, gewöhnlich Ncustift in Antersteier genannt, berühmt durch vollkommene Ablässe, sehr viele Wunder und Kupferstich aus d-m Jahr-IW» durch dcn Besuch verschiedener Nationen. g-st-ch-n »°n Wolfgang Kilian. 1. Maria Markgräfin Manrikin, vom Schlag gestreift, nach ärztlichem Urteile in einer Stunde schon tot, genas nach einem Gelübde völlig. 2. Dem Petrus Kevatschovitsch, der in türkischer Gefangenschaft schmachtete, lösten sich nach einem Gelöbnisse die Eisenkettcn von selber, die der Befreite nun der Gottesmutter hierherbrachte. 3. Viele Leute, lange Zeit der Vernunft beraubt, erhielten den freien Gebrauch des Geistes durch die Fürsprache der Mutter der Gnade. 4. Margarita Baronin von Lerberstein sah nach einem Gelöbnisse ihr lahmes Kind gesund einhcrschreiten. s. Das Gnadenbild zu Maria-Neusttft bei Pettau. 6. Verschiedene Leute, durch Gehirnschlag, Fieber und andere schwerste Krankheiten darniederliegend, wurden hier nach Anrufung der Gottes¬ mutter gesund und vollkommen hcrgestellt. 7. Maria Renata, des Baron Sauer dreijähriges Töchterlein, das die Ärzte aufgegeben, genas vollständig nach einem Gelöbnisse der Eltern. 8. Nikolaus Tsgetsch, ein Lutheraner, dessen ganzer Körper schrecklich aufgeschwollen war, gelobte Rückkehr zum katholischen Glauben und wurde sofort gesund; andere wurden aus Feuer und V'asser errettet. 9. Viele Blinde, Stumme, Lahme und Taube verlobten sich hierher, wurden geheilt und erhielten die sehnlichst erwartete Gesundheit. ssssfssssEssssssssEssEsssfssssssDSssEsssfssss Maria-Reustift bei Pettau Ess sss Ess Ess Ess sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess 423 Maria-Neustift bei Pettau S^D SsD S^D SsD SsD S^T SfD S^D SsD Sse) SsT S^D SsD S^D Ss8 sitzende, mit Zepter und Rosen geschmückte, gekrönte Gottes¬ mutter zeigt, die, selber still verklärt zum Limmel blickend, auf ihrem Arme ein wunderliebes in Äemdchen bekleidetes, auf- jedoch trägt soviele Zeichen der Spätgotik an sich, daß sie kaum vor dem Ende des 14. Jahrhunderts, wahrscheinlicher im 15. Jahrhunderte auferbaut worden ist. Alle Angaben eines Maria-Neustifk bei Pettau, das Gnadenbild. bestimmten Erbauungsjahres (meist wird das Jahr 1424 genannt) gehen über mehr oder minder wahrscheinliche Vermutungen nicht hinaus. Auch das heutige Gnaden¬ bild dürste zuversichtlich erst aus dem 15., höchstens 14. Jahr¬ hunderte stammen. Nach der Angabe des gegen¬ wärtigen Pfarrers von Maria- Neustift, Lochw. Lerrn Matthäus Tertinek, wären folgende Daten festzuhalten: Entstehung der Wall¬ fahrt vor dem Jahre 1414. Er¬ bauungszeit der Kirche 1405 bis 1414. Jedenfalls bestand im 15. Jahrhunderte hier schon ein K u r a t b e n e fi z i um, infolge¬ dessen sich also ein ständiger Priester zu Maria-Neustift aufhielt. Man hatte für dieses Benefizium den Namen „oberste Kaplanei am Gnadcnberge bei Pettau". Die Bezeichnung Gnadenberg ver- wärts blickendes Iesukindlein wiegt, das sich mit den Ländchen am Kopftuche seiner Mutter festhält. Ganz unten aber knien gar klein und winzig (vielleicht als Symbol der Schwäche und Armseligkeit) zwei in einfachste Pilgepkleidung gehüllte Menschengestalten, wahre Musterbilder heißesten Gebetseifers rät uns, daß unser Ort also schon im 15. Jahrhunderte als ein Wallfahrtsort ünserer Lieben Frau galt. 1615 lebte hierorts der Benesiziat üngar Simon. Dieser wurde von Ferdinand II. beauftragt, die Kirche Maria-Neu- stift samt ihrem Gült den Leobner Jesuiten zu übergeben. Er und demutsvollster Andacht. Schließlich erwähnen wir noch, daß die Wände des Gotteshauses eine große Anzahl gut geschnitzter Statuen zeigen, die der Kirche zur hohen Zierde gereichen. Überdies besitzt die Kirche etwelche recht schöne Grabdenkmäler. Sie ist ein wahrhaft interessantes, reiches Gotteshaus! Eine heilige Stiege bietet den Pilgern Gelegenheit, ihre Andacht auch in dieser so beliebten Form zu äußern. Geschichtliches. Die Marienstatue, die hier verehrt wird, soll bereits in einem Kaufbriefe aus -cm Anfänge des 11. Jahrhunderts erwähnt werden. Betreffs der Kirche besteht vielfach die Meinung, selbe sei im Jahre 1230 erbaut worden. Dies ist insoferne möglich, als etwa schon um diese Zeit an Stelle der heutigen Kirche eine andere frühere ge¬ standen haben mag. Die heutige Kirche Maria-Neustift bei Pettau, Mittelbild am Lauptportal, Tod Mariä. gss Ess Ess Ess sfs Ess sfs sfs Ess Ess sfs sfs sfs sfs sfs Marra-Neustift bei Pettau Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss sfs sss sss 425 verzichtete tatsächlich im genannten Jahre auf seine Stelle, worauf allhier die Jesuiten einzogen. Im Jahre 1682 grassierte in hiesiger Gegend die Pest, so daß sich die Neustifter verlobten, alljährlich am Vigiltage des hl. Äaver zu fasten; auch wurde im Zusammen¬ hänge mit diesem Gelöbnisse einige Jahre später (1690) östlich an die Kirche dieA'averi-Kapelle angebaut, wobei man freilich erst fragen muß, ob sie denn wirklich schön sei. 1685 schlug der Blitz in den Turm ein, schmolz die vier Glocken und vernichtete Orgel und Turmuhr. 1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, worauf deren Gült (Besitzstand) in Maria-Neustist auf kaiserliche Entschließung zum Studienfonds einbezogen wurde. Einige Jahre später (1786) wurde hier zu Maria- Neustift eine eigene Pfarre errichtet. Mitt. d. Zentr.-K. J. II (1857), 220. - XV. LV. - 1878, dVI. - 1883, XVII. - 1882, XIV, LXXIV. - 1881, LXXIII. Kurze Erwägung. Wir haben nicht weniger als vier Maricnwallfahrts- orte, die sich Maria-Neustift nennen — Maria-Neustift in Oberösterreich, Maria-Neustift bei Oberburg, Maria-Neustist bei Gottschee und endlich unser Maria-Neustist bei Pettau. Wie lange sind die Zeiten vorbei, da diese Marienstiftungen tatsächlich neue Stifte waren. Doch seien auch die Namen längst nicht mehr wahr, so ist immer neu und immer wahr und immer gleich die Liebe und Verehrung zur allerseligsten Jungfrau Maria geblieben. Auch wir selber für unsere Per¬ son sind vor einer gewissen Reihe von Jahren, da wir in die Welt eintraten, in gewisser Beziehung neue Stiftungen Gebetserhörungen. Eigene Ausschreibungen nicht vor¬ handen. Doch lassen die gezahlten Dank¬ messen und Opferbilder auf eine Anzahl von 700 bis 800 jährlicher Gebets¬ erhörungen schließen. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1914 500jähriges Jubiläum der Erbauung der heutigen Kirche und des Bestehens der Wallfahrt. Ständige Priester: 2 Welt¬ priester. Leilige Messen fremder Prie¬ ster jährlich: gegen 200. Kommunikanten jährlich: 10.000 bis 12.000. Besucher jährlich: 50.000 bis 60.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 40 bis 50. P auptfest: Mariä Leimsuchung. Ferner zwölf gro Konkurstage. Doch wird dieKirche während des ganzen Jahres besucht. Ständige Devotionalienhändler: 7. Gasthäuser: 9. Maria-Rcustift bei Pettau, Seitenaltar, Rosenkranzkönigin. Kaffeschänker: 3. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist stark steigend, jedoch abhängig von der Gunst der Wirtschaftsjahre. Nationalität der Pilger: 99Vs°/<> Slowenen, VsV» Deutsche. Zufahrt. G r a z—Sterntal. 3Vs St. X 3.90. Gottes und wohl auch seiner heiligsten Mutter Maria ge¬ worden. Möge unsere Marienliebe niemals veralten, unser Eifer niemals rosten, unsere Verehrung niemals enden. Gebet. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Neustist— M a r b u rg. 50 Min. X 1.20. Maria-Neustist -Sankt Josef ob Cilli. 1 Vs St. X 2.20. Maria-Neustist—Ä eilige Dreifaltigkeit inW. B. Per Bahn bis Marburg (wie oben), dann Stellwagen oder 4 St. zu Fuß. Oder ohne Benützung der Bahn 5 St. zu Fuß. Literatur. G r a d e r, C., Maria-N. und Umgebung. (In „D. 'Auf¬ merksame". 1855, S. 66.) P e t s chnig, Die Wallfahrtskirche. (In Mitt. d. Zentr.- K. 1870, 105-109.) Austria-Kal. 1845, S. 167. Lacer IVIur. Ltir. ?oä. Lrsecü. 1709, 8°, II. O Maria, die Du ohne Ende die Mcnschenherzen mit Deiner Liebe neu bestiftest, die Du auch mein Perz, das arme, Dir erwählt, auf daß cs Dich liebe. Dir diene. Dich ehre — ja Mutter, mit größter Lust und Freude, mit Jubel und Lobgesang erkenne ich Dein heiliges Eigentumsrecht auf mein Perz und meine Seele, auf meine Kräfte und Fähigkeiten, auf meine Zeit und meine Güter in vollstem Amfange, ohne irgend eine Ein¬ schränkung, ohne irgend einen Vorbehalt an und habe nur die eine Bitte auszusprcchen: Die Stiftung, die Du Dir erwählt, die behalte auch für immer, sei und bleibe meine Perrin, meine Gebieterin, meine Fürstin und Königin heute und allezeit im Leben und im Sterben, auf Erden und im Pimmel. Amen! 426 sfs sfssfssfssfs Ess sfssfsEft>sft>sft>Eft>Efssft>sft>sft> Maria-Schnee Efs sfs sft>sfDsft> Efti Efs sss Efti sft>sft>Sft> Efti ssssfs Ess Maria-Schnee. Südböhmen. 9000— 10.500 Kommunikanten. Auf eigens geartetem Throne. Auf Felsen und hartem Gestein Maria mit Jesus, dem Sohne, Lälk Rast und harret dort dein! Sie blicket hernieder so milde And ladet dich mütterlich ein: So komm' denn zum lieblichen Bilde, Satt Rast bei Maria am Stein. Vorbemerkung. m südlichsten Teile von Böhmen, ganz hart an der obcröstcrreichischcn Landesgrcnze, gibt cs zwei Maria¬ ni sehe Gnadenorte, die zueinander in der allerinnig¬ sten Beziehung stehen. Es sind dies die beiden Stätten: Maria-Schnee bei Reichenau und Maria-Rast am Stein bei Hohcnfurt. Diese beiden Orte sind gar nicht weit voneinander entfernt. Maria-Rast am Stein liegt nämlich nur etwa vier Wegstunden westlich von Maria-Schnee. Will man diese angedeutete allerinnigstc Beziehung zwischen den beideir Örtlichkeiten näher bezeichnen, so könnte man sagen: Maria-Rast ist ein Doppelgänger von Maria-Schnee und umgekehrt Maria-Schnee ein Doppel¬ gänger von Maria-Rast am Stein. Schon wer sich die beiden Gnadenbilder dieser Orte betrachtet, und wenn es auch nur eine Betrachtung der Abbildungen in diesem Buche wäre, wird überrascht sein, solch auffallende Ähnlichkeit zu finden; beidemal findet er eine Marienstatue auf einem klotzigen, un¬ förmlichen Steine fitzend abgebildet. — In ganz Österreich gibt es sonst nirgends diese gewiß frappante Darstellungsart. Nur an diesen zwei Nachbar-Wallfahrtsorten Südböhmens. Noch interessanter gestaltet sich die Wechselbeziehung zwischen diesen beiden Wallfahrtsorten, wenn man ihre Ent¬ stehungsgeschichten studiert; dann sind diese beiden Orte nicht bloß Doppelgänger, sondern dann ist Maria-Schnee gleichsam eine neue Auflage von Maria-Rast am Stein, und wenn inan will, Maria-Rast am Stein wieder eine neueste Auflage von Maria-Schnee. Das mag dem unbefangenen Leser für den ersten Augenblick unklar sein; wir wollen uns auch momentan nicht bemühen, diese Llndeutlichkcit sofort zu beheben; die weitere Lesung der folgenden Zeilen wird ja von sich selber Licht und Klarheit bringen. Nur dies wollen wir hier bemerken, daß wir wegen dieser innigen Beziehung der beiden Orte diesmal ausnahms¬ weise den kleineren Wallfahrtsort Maria-Rast am Stein un¬ mittelbar an Maria-Schnee anfügen werden, obwohl er seiner Kommunikantenanzahl nach erst viel später zur Besprechung gelangen sollte. Örtliche Lage. Die Eisenbahn, die die Hauptstadt Linz mit der böhmi¬ schen Südstadt Budweis verbindet, bringt uns nach Z a r tles- dorf. Dort steigen wir ab und wenden uns gegen Nordost. Die Straße führt uns in etwa ^/4 St. über Llnter-Haid nach Reichenau an der Maltsch; von dort gelangt man, im rechten Winkel südwärts abbicgcnd, an vielen großen Bildstöcken vorbei, in weiteren 25 Minuten zur anmutigen Bergeshöhe von Maria-Schnee; schon von weither hat uns auf diesem Anstiege die waldumgebcne Kirche mit ihrem schönen Kirchcn- turme Ankunftsgrüße entgegensendet. Die verlockende Abkürzung von Anterhaid direkt zum Berge möchten wir Ortsfremden nicht empfehlen, es sei denn, daß etwa schon eine verläßliche Markierung her¬ gestellt worden wäre und man dieser Markierung sorgfältig folgt. Denn man kommt dann unmittelbar vor dem letzten Anstieg in ein sehr sumpfiges Terrain, über das nur an einer ganz bestimmten Stelle ein mit Steinen ausgclegter Weg und eine schmale Steinbrücke hinüberführt. Verfehlt man diese, so hat man das Vergnügen, sehr beträchtliche Limwcge zu machen. Die Wallfahrtskirche. Eine ziemlich geräumige, gut restaurierte Kirche. Der erste Eindruck, den man beim Eintreten hat, ist etwa der: sehr freundlich und licht, aber zugleich einfach, ja sogar leer; — die langen Seitcnwände starren dem Besucher vollkommen kahl und schmucklos entgegen. Auf dem Hochaltäre ist ein Ölgemälde, das die Muttergottes in jener Darstellung bringt, die wir gewöhnlich „Maria-Schnee" nennen; in dieser Art soll nämlich die Erscheinung der Himmelskönigin stattgefundcn haben. An dem Gewölbe der Kirche prangen in reichen, schönen Farben einige Gemälde, von denen besonders das vorderste. gsDsfssfssssEssEsTEfsSfsEfsEfs ssssfssfssfs EfsEfssfsEfs Maria-Schnee EfsGfTEsssfsEfsEfssfssfLisfsssTsfsEfDsfDsfssfTsfD 427 jjbcr dem Presbyterium alles Lob verdient. Von weißer Stukkatur geschmackvoll umgeben, erscheint da zu oberst Gott Vater und Gott heiliger Geist, die Mitte des Bildes nimmt die schöne Figur des göttlichen Aerzens Jesu ein, vor dem kniend, gleichsam sürbittend die allerseligste Jungfrau Maria.auf Wolken erscheint. Ganz unten zwei große huldi¬ gende Engelgestalten, zwischen denen man die Gnadenkirche Maria-Schnee erblickt. Das ganze will wohl sagen: Maria empfiehlt ihrem göttlichen Sohne diesen Gnadenort. Die beiden andern Gemälde, von demselben Künstler angesertigt, stellen die Himmelfahrt Mariens, sowie deren Krönung im Himmel dar. Bemerkenswert und sehcnswürdig ist jedenfalls der große K r c u z g a ng, der, von den Längsseiten der Kirche beginnend, das Presbyterium und den Vorderteil der Kirche umschließt. Lob erzwingt und dabei unser Lerz und Gemüt in mächtiger Weise begeistert und ergreift. Aber des Zauberreizcs höchste Kraft liegt doch noch anderswo verborgen: dort an der hölzernen Inschrifttafel lesen wir, daß im Jahre 1500 Maria selber in höchsteigener Person aus diesem Blocke sich zu kurzer Rast und Ruhe niedergelassen habe. Bei solcher Lektüre regt unsere leicht beschwingte Phantasie die raschen Flügel und zaubert uns das Bild vergangener Zeiten vor unser Geistesauge, so daß wir mit einem Gemisch von Ehrfurcht, Liebe und Dank diesen Stein beschauen, der der Hochgebenedeiten zum Throne und zur Ruhestätte dienen durfte! Noch ist's derselbe Felsen, derselbe Ort, dieselbe Stelle! Wie packt solch ein Gedanke das Innere des Menschen! Wie innig und ehrfürchtig drücken sich die Lippen im Huldigungskusse an die glatte Felsenwand, wie fröhlichfroh lispelt die Lippe „Ave so daß das Gotteshaus mit seinem vorderen Teile in einen von Obstbäumen besetzten, mit Gras bewachsenen vier¬ eckigen Raum hineinragt, der ringsherum von offenen Wandelhallen abgeschlossen ist. Der Kreuzgang enthält in einsr großen Zahl von halbkreisförmigen Bildern Darstellungen aus dein L e b e n M ariä, die leicht verständlich sind und durch geeignete Unterschriften noch mehr der Auffassung des Volkes zugänglich ge¬ macht wurden, so daß dadurch der aller¬ erste Zweck, die religiöse Erbauung, gut erreicht wird. Zwischen den Säulen findet man noch obendrein die 14 Kreuzweg¬ stationen. Die Deckengewölbe des Kreuzganges sind blau mit goldenen Sternchen und machen einen guten Eindruck. Das steinerne Herz des Gnaden¬ ortes. Von einer der Langseiten der Kirche führt eure Holztüre unmittelbar in einen gar merkwürdigen Nebcnraum, in die eigentliche Stätte der Gnade — es ist jene Kapelle, die sich über zwei unges chlachten, rohen Felsblöckcn erhebt, von denen der rückwärtige, wohl 2 m hoch, ein hölzernes Marienbild trägt, so daß die Mutter des Herrn hier gleichsam auf einem natürlichen Throne der Rast und Ruhe pflegt. Es ist gewiß nicht unpassend, diesen unförmlichen Eteinkloh — „das steinerne Herz des Gnadenortes" zu nennen. Im ersten Augenblicke stehen wir erstaunt und festgebannt beim Anblicke dieser seltsam schönen Gruppe, die voll der Poesie und Anmut sich unser stilles Phot. F. Alt, Reichenau Maria-Schnee, ' Kapelle mit dem Felsen und der Muttergottesstalue. 428 sss sjs sss Ess sfs sfs Ess sfs sss sfs sfs sss sss sfs sfs Ess Maria-Schnee EsTEfssssEssSfsSfsssssf-xZfsEfsSfssfssfDSsTsfsEfsEfsE^ Maria!". Ja, es ist ein interessanter, ein weihevoller, ein gesegneter Ort! Bei den allermeisten der anderen Marienerscheinungen ist die Phantasie und Einbildungskraft darauf angewiesen, sich das gesamte Erscheinungsbild durch eigene Kraft vorzugaukeln und vorzustellen. Andersistes hier inMaria-Schnec, in Maria-Rast am Stein und auch in Lourdes. An diesen (und vielleicht noch etlichen ähnlichen Wallfahrtsorten) war es gewiß ganz be¬ sonders reizvoll, daß Maria auf einem wilden Felsen stehend oder ruhend dem beglückten Menschenauge sich zeigte. And dieser starre, erwählte Felsen ist bis zur Stunde zu sehen; seine Gegenwart, sein Vorhandensein kommt der Phantasie auf halbem Wege hilfreich entgegen und befähigt sie, sich ein be¬ sonders markantes, treffendes Bild der Arsprungserscheinung zu machen. Dieser Doppelfels der Erscheinung steht also inmitten einer Kapelle, die etwa Raum für 100 Personen bietet. Dieses Heiligtum war in früheren Zeiten die eigentliche Kirche, da die große Kirche nebenan erst späterhin dazu¬ gebaut wurde. Bis hiehcr wäre alles recht schön und auferbaulich und erfreulich. Nun haben wir jedoch einiges zu erwähnen, was unfern persönlichen Schönheitssinn in minderer Weise anzu- regcn imstande war. Da hat man auf den ersten Stein hin den heiligen Josef gesetzt, und zwar in kleinerem Ma߬ stabe als das Muttergottesbild; diese Darstellung ist ab¬ lenkend und stört die Einheit. Ferner hat man zu den Füßen der Muttergottes hin einen ganzen Reigen tanzender Engel ausgestellt, die alle noch viel kleiner als der heilige Josef sind. Dieser Engelreigen paßt uns gleichfalls nicht; das Ruhen und Rasten, das Stillesitzen der Muttergottes läßt sich in Holz recht gut und würdig darstellen; aber das Tanzen und Drehen und Schweben der Engel wird (in Holz dargestellt) eben immer „hölzern" ausfallen müssen. Der Engelreigen in Maria-Schnee erweckt unbedingt diese Em¬ pfindung. Ferner hat man die Statue Anserer Lieben Frau mit Blumen „verschmückt". Gewiß gut gemeint! Aber mit dem Blumenflor hat man gerade das Packende, das Ergreifende der Idee: „Maria auf hartem Felsgestein" glücklich zuge¬ deckt. Gerade durch die großartige Einfachheit, daß die Himmelskönigin auf nacktem Felsen rastet, wirkt diese Gnadenstätte so eigenartig auf den Beschauer. Jede Blume ist hier überflüssiges Beiwerk, nur dazu angetan, den eigentlichen, ergreifenden Gedanken zu verzerren und abzu¬ schwächen. (Man erwäge vergleichsweise einmal den abenteuer¬ lichen Gedanken, wenn, man zum Beispiel die berühmte Felscngrotte in Lourdes mit Blumen austapezieren wollte; da wäre mit einem Schlage das Einfache und dabei so Großartige dieser heiligen Stätte zerstört.) Ferner enthält diese Kapelle in Maria-Schnee noch drei ganz einfache Seitenaltäre, auf denen in Lebens¬ größe die heiligen Leonhard, Franziskus und Florianus dar- gestellt sind. Durch eine Entfernung dieser drei Statuen oder eigentlich der Altäre könnte der erhebende Eindruck der Hauptidce: Maria auf dem Felsen nur gewinnen. Platz für diese Statuen böte in Fülle die große Hauptkirche, die ohnehin beim ersten Betreten das Gefühl einer auffallenden Leere hcrvorbringt und deren Weiße große Wände nach derartiger Verzierung fast zu schreien scheinen. Aus der Geschichte. Die Erscheinungen um das Jahr 1500. Die Entstehungslegenden der beiden Wallfahrtsorte Maria-Rast am Stein und Maria-Schnee gehören ihrer ganzen Natur nach zusammen, lassen sich auch nur schwer trennen und werden deswegen hier gleich in einem Zuge ge¬ meinschaftlich behandelt. Lauschen wir einmal andächtig, was uns die alte Sage darüber zu erzählen weiß. Einst — es mögen schon über 400 Jahre seit jenen Tagen vorübergegangen sein — gefiel es der allerseligsten Jungfrau und Himmelskönigin Maria, herniederzusteigen von Himmelshöh, und mit ihrem Kindlein unter den Menschen sich sehen zu lassen. Sie erwählte sich zum Orte ihrer Erscheinung einen gar mächtigen Felsenblock, der mit vielen anderen, meistens kleineren Steinen jene An¬ höhe bei Hohenfurt bedeckt (Maria-Rast am Stein). Es zeigte aber jener große Stein (und zeigt es bis heute noch) ganz deutlich zwei Vertiefungen, die ganz so aussehen, als seien sie zum Sitze und zum Fußschemel einer menschlichen Person eigens hergerichtet. Auf diesem so eigenartigen Felsenthrone nahm nun die Himmelskönigin Platz und es schien, als ob sie allda rastete. Wie lange sie hier geblieben, wie oft sie erschienen, wie viele Leute sie schauen durften — über all dies gibt uns die neidische Sage keinerlei Auskunft. Nur eines weiß sie noch zu berichten: Es hüteten auf jener Bergeshöhe Heranwachsende Kinder dieÄerden. Aus Mutwillen und Bosheit sangen sie unzüchtige, schlechte Lieder. And da wollte die hohe, reine Himmelsfürstin nimmer dableiben. Sie ging mit ihrem göttlichen Knäblein von dannen und ließ die gnädig erwählte Stätte wieder ohne Gnade und Huld einsam stehen. Aber nicht ganz und gar wollte die Hohe diese Gegend verlassen. Sie suchte sich nur ein anderes, besseres Plätzchen; und siehe da: vier Stunden weit vom ersten Platz lag auf Bergeshöh' wieder ein so gewaltiger Stein (Maria-Schnee). And diesen Stein erkor sie sich zur neuen Raststätte und zeigte sich hier im Vollglanze himmlischer Majestät, umgeben von huldigenden Engelscharen. Diese Erscheinung ließ sich zu öfterenmalen sehen. Bis hieher erscheint der Faden des Berichtes voll¬ kommen klar und die Sache immerhin möglich. Von jetzt an aber kommt Verwirrung in die Geschichte. Es schlägt nämlich die Sage von Maria-Nast auch in die Legende von Maria Schnee hinein. Denn wie uns die älteste, im Jahre 1663 von der kirchlichen Behörde gutgcheißene Druckschrift betreffs Maria-Schnee vermeldet, hat sich Maria „wegen der An- gestümigkeit der Hütenden auf dem Felde" augenscheinlich (das heißt, so daß man sic beobachten konnte) von dem Orte des heiligen Steines gleichsam zu Fuß hinwegbegeben mit diesen Worten: „O ihr Andankbaren, die ihr mich gsSSfSSfSSfDSfSSfSEfTEfSEfDSfTSfTEfSEftxöftxZsDEftxZfTEft! Maria-Schnee Sft>SfSSft>Eft>Sft>Eft>SfSEft>SsT§fDSfTSfDSfSSfDSft> 429 hier nicht geduldet, ihr werdet also von jetzt an, um mich zu besuchen, in die Ferne ziehen m ü s s e n!" Diese Darstellung stimmt offenbar nicht mit der Wahrheit, da tatsächlich Mariens Macht und Huld von jener Zeit an sich ganz augenscheinlich im Wallfahrtsorte Maria-Schnee bemerklich machte. Wir glauben mit Sicherheit annehmen zu dürfen, daß diese Sage von der Auswanderung Mariens und ihren vorwurfsvollen Worten einzig und allein von Maria. Rast am Stein bei Hohenfurt, nicht aber von Maria-Schnee geltem könne. Es wäre doch eine ganz merkwürdige Sache, daß an beiden Orten die ungestümen Äirtenkinder die Arsache des Auswanderns Mariens gewesen sein sollten H) einem Buche, das wahrscheinlich 1650 zum erstenmal gedruckt ist und 1663 die bischöfliche Gutheißung erhalten hat; dieses Buch, betitelt: „Prob st ein Mariens oder Heiliger Stein Mariä, gedruckt in Linz in dritter Auflage" bringt die damals noch ganz neuen Berichte gleichsam als Augenzeuge oder wenigstens als Zeitgenosse und ist wegen der bischöflichen Gutheißung in hohem Grade vertrauenswürdig. Dieses Büchlein erzählt uns nebst einigen auffallenden wundersamen Heilungen auch noch dies, daß damals die erste gemeinschaftliche Prozession zu Maria- Schnee stattgefunden habe. „Insonderheit hat bekennt Georgius Leit geb, damals in Diensten bei Ambrosio Spuleck, Burgem in Doch mag sich dies verhalten wie immer, so wurden jedenfalls in Maria- Schnee etwelche Eindrücke am Felsen, die vielleicht ganz natürlichen Ursprunges sind, mit dieser Sage in Verbindung gebracht, und man glaubte hier die Spuren eines eingefaschten Kindleins, das hier ge¬ legen wäre, so auch die Spuren einer zur Rechten sitzenden Person, die offenbar bei dem Kindlein wachte, dazu oben¬ drein auf der andern Seite die Spuren einer weiteren erwachsenen Person zu be¬ merken. Dies alles verstärkte jene ursprüngliche Sage und so wurde angenommen, daß Jesus, Maria und Josef auf diesem Steine gleichsam von weiter Reise ausgeruhet, also „gerastet" hätten. Betreffs der Zeit dieser Erscheinungen Mariens besagt eine am Felsen angebrachte Tafel zu Maria-Schnee, daß selbe urkundlich um das Jahr 1500 stattgcfunden hätten. Die Erscheinungen im Jahre 1631 und 1632. Von diesem Llrsprungsjahre 1500 bis etwa 1630 fehlen uns weitere Nachrichten. Aber von diesem letztgenannten Jahre an werden uns betreffs Maria-Schnee (nicht Maria- Rast bei Hohenfurt, von dem wir durch 400 Jahre gar nichts wissen) merkwürdige Tatsachen erzählt, und zwar in Maria-Schnee, die Gnadenkirche von außen. F- A"» Reichenau. Böheimischen Markt Reichenau, daß, als er anno 1631 zu Sommerszeit an einem Donnerstag abends die Ochsen in dem nächstgclcgcnen Feld bei dem heiligen Stein weidete, unversehens den heiligen Stein mit einem ungewöhnlichen Licht und vielen Kirchsahr tern mit Lichtern in den Händen gesehen habe, nicht ohne Schröcken; solches eilends seinem vorgedachten Herrn Ambrosio angedeutet hat. Aber von seinem Herrn, dessen still zu schweigen ermahnt ist worden. Aber nicht lang hernach (1632) ihm dasselbe begegnet ist, mit dem Zusatz, daß inmitten der Kirchfahrtcnden einer in weißen Kleidern (als ein Priester) vor dem Altar er¬ schienen ist." 9 Wir stehen mit unserem Zweifel an der Echtheit dieser unglaubhaften Erzählung nicht allein; denn die sonst ziemlich ausführliche Monographie des ?. I. Hulka (derzeit Bischof von Budweis) schweigt darüber (nämlich über die bösen Lirtenkinder) gänzlich, sowie er auch die weiter unten folgenden Licht-Erschei¬ nungen re. nur ganz flüchtig erwähnt. Die vorliegende Darstellung ist ein Auszug aus dem „Probstein". Man beachte hier die auffallende Ähnlichkeit dieser Er¬ scheinungen mit jenen bei der Entstehung von Maria-Taferl, die sich etwa 20 Jahre später zutrugen. Es scheint der allerseligsten Jungfrau zu gefallen, in gewissen Zeitperioden sich immer in gleicher Weise zu offenbaren, um so aus diesen ganz ähnlichen Erscheinungen auf ein und dieselbe Entstehungsursache, nämlich die Macht und das Erbarmen Mariens, schließen zu lassen. 430 sss sfs sfs Ess sfs sfs sst> Efs sss sfs Ess sfs sfs sft> sfs sft> Maria-Schnee SfS EfS EsS EfS SsD EsS EsS SfS EsD EsT SsS SsSSsSEfS SfS EsDEssgrT Ein Jahr darauf wurde jener Ambrosius Spuleck, der seinem Knechte zu wiederholten Malen den Auftrag gegeben hatte, von den Erscheinungen zu schweigen, bedenklich krank. Da nahm er seine Zuflucht zum heiligen Stein. Während er nun daselbst seine Gebete verrichtete, ersah er einen wei߬ gekleideten Knaben, der ihm winkte und ihn an jenen Ort geleitete, wo jetzt der Lochaltar steht; dort weis¬ sagte nun der Knabe, daß allhicr gar bald das heilige Meßopfer werde dargebracht, und daß von allen Seiten Kirchfährten zusammenströmcn würden. Ferner verkündete er, daß gar nicht weit von hier ein Brünnlein entspringen werde, in dessen Wassern die Menschheit von unterschiedlichen Krankheiten werde erlediget werden. Nachdem er also geredet, führte er jenen Ambrosio abermals zum heiligen Stein, wo der Stein sich plötzlich zerteilte und der Knabe darin verschwand. Manche behaupten, daß der heilige Stein erst von jenem Augenblicke an so auffallend in zwei große Teile ge¬ spalten sei, wie wir ihn jetzo sehen. Andere wieder sagen, daß die beiden Steine immer weiter auseinanderrückten, und wenn sic einmal so weit voneinander wären, daß ein Wagen hindurchkönne, dann komme bald der jüngste Tag. Daß diese Sage unhaltbar sei, geht daraus hervor, daß die beiden Steine heute (1910) gerade soweit auseinandcr- stehcn, wie im Jahre 1680, wo sie gemessen wurden. Sic sind nämlich nach wie vor unten etwa 94 cm, oben etwa das Doppelte von einander entfernt. Was übrigens jener wunderbare Knabe vorhergcsagt hatte, sollte wirklich seine Erfüllung finden. Denn 20 Jahre später fand man am Tage des heil. Franziskus eine neu¬ entstandene Quelle in der Nähe des heiligen Steines, die bis heute noch ihre segcnspendendcn Wasser verleihet. Das Wasser wurde alsbald mit einem kleinen Brunnen- Hause überdacht und mit einer geeigneten Schöpfvorrichtung versehen. Kapellen- und Kirchenbau. Nun wurde auch an die Erbauung einer Wallfahrts¬ kapelle gedacht. Lind zwar war es die damalige Äbtissin der Klarissinnen von Kr ummau (dieses Kloster war Grundherr der ganzen Gegend), die sich mit besonderem Eifer der Sache annahm und aus eigenen Mitteln den Bau der neuen Kapelle unternahm. So geschah es, daß im Jahre 1653 der Grundstein für die Kapelle gelegt, ein Altar neben dem heiligen Steine errichtet und daselbst das erste heilige Me߬ opfer dargebracht wurde. Da sich nun während dieses ersten heiligen Meßopfers eine gar sonderbare Leitung einer bisher auf Krücken gehenden Person ereignete, so ist es leicht zu begreifen, daß dadurch die Andacht und der Eifer des Volkes nur noch mehr entflammt und noch größeres Vertrauen zu Maria wach- gcrufen wurde. Die Prozessionen mehrten sich und allent¬ halben erscholl das Lob des neuen Wallfahrtsortes. Lind gar bald genügte die kleine Kapelle an der Bergesspitze nimmer dem Drange der Pilger. Einige Jahre (1666) hernach wurde der Bau des Kreuzganges in Angriff genommen. Von verschiedenen Seiten flössen die Llnterstühungen, die Lilfsgaben. Ganz be¬ sonders aber war es wieder das Klarissinnenkloster in Krummau, das einen großen Teil der Ausgaben bestritt. Etwa 40 Jahre später (1696) wurde in Krummau Schwester Beatrix Wintirsch zur Äbtissin erkoren. Sie darf als die eigentliche Erbauerin der jetzigen Kirche gelten. Den Bauplatz schenkte die Gemeinde Reichenau „aus Liebe und Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria". Der Bau wurde mit größten, Eifer fortgeführt. Die umwohnende Be¬ völkerung wetteiferte in Dienstleistungen. Ein Bürger aus Rosenthal kam herbei und bat, man möge ihm gestatten, eine Woche lang als Zurcicher der Maurer zu arbeiten, da er sonst nichts habe, womit er der Mutter Gottes seine Liebe beweisen könnte. Bei solchen Erfolgen wagte es die fromme und unter¬ nehmende Äbtissin, den ganzen Bau gleichsam in einem Zuge zu vollenden, so daß auch das Musikchor und der schlanke Turm angefangcn und vollendet werden konnten. Seit dieser Zeit stand Maria Schnee als Wallfahrts¬ ort in hoher Blüte. Traurige Dekrete. Die aufblühende Wallfahrtsstätte sollte sich nicht mehr lange der Wohltaten jener gottgeweihten edlen Jungfrau im Kloster der Klarissinnen zu Krummau erfreuen. Einer, dem die Klöster ein Dorn im Auge und dem der Anblick eines Ordcnskleides zuwider war, hatte für zehn Jahre Macht bekommen auf Erden. Er holte aus zum tödlichen Streiche gegen eine tadellose Stätte des Gebetes: am 6. Februar 1782 wurde nämlich das J un g fr a u en k l o ste r der heiligen Klara in Krummau aufgehoben. Das war wohl ein trauriger Tag, als die ehrwürdigen Bewohnerinnen des Laufes, 19 an der Zahl, an ihrer Spitze die Oberin und Äbtissin Maria §fs EsS Ese> EsT §se> Ese! Ess Css Ess sfe> Ess sfä! sfs Maria-Schnee Cfs Ess sss sss EfD Ess sss EsD lass 8sä> Ess sfs Ess SsT Ess 431 Nepomucena, als Geächtete und Verbannte jene Schwellen überschritten, über die sie einst, in der Jugend Tagen, so opferfroh ihren Fuß gesetzt. Fortan lebten sie zerstreut in der Stadt, eingemietet in Privatwohnungen und leuchteten durch ihr wahrhaft erbauliches Beispiel. Tief ver¬ schleiert (ihr klösterliches Kleid zu tragen hatte man ihnen verboten) — und immer in Schwarz gekleidet, besuchten sie Man bemühte sich dabei nicht einmal, das Schriftstück in vornehmer Weise auszufertigen und anzubringen; mit ganz ordinären Nägeln wurde der geschriebene Zettel hingenagelt. Dann, nach zwei Tagen, kam die würdige Amtskom¬ mission, um Bilder, Reliquien und Statuen und „andere unschicksame Sachen" aus der Kirche zu entfernen — also echte, unverfälschte Bilderstürmerei. Das alles über¬ eifrig das Gotteshaus, beugten sich beim Eintritte jedesmal tief, um die geweihte Erde zu küssen, empfingen häufig die heiligen Sakramente und lebten als Muster stiller Tugenden dahin, bis sie, eine nach der anderen, von dieser irdischen Verbannung in das ewige Licht¬ reich der Freiheit hinüberschlummern durften. Wir aber sagen: Wer immer uns ein kirchlich so korrektes, mustergiltiges Laus der Andacht, wie das Klarissen¬ kloster in Krummau es gewesen, wcgräumt, der hat auch den letzten Schcingrund verloren, sich ein Mäntelchen der guten Meinung umzuhängen und vielleicht gar Interessen der Kirche vorzuschieben. Gute Ordensleute waren, sind und bleiben das Mark der Kirche! And wer uns das Mark nimmt, nimmt uns das Leben. — — Das Kloster hatte man aufge¬ hoben, nun rückte man der verhaßten Wallfahrtskirche an den Leib. Das Gnad en bild, so hieß es in einem Dekrete, muß nach Reichenau über¬ tragen werden. Die Sache stand auf dem Papier, kam aber nicht zur Aus¬ führung. Ernste Stimmen aus der Beamtenschaft, die die Sachlage gut kannten, gaben zu wiederholten Malen nach Prag hin deutliche Winke, dieses gefährliche Anternehmen nicht zu wagen. Das Gnadenbild blieb. — Zwei Jahre hernach (1788) gab sich der Bischof zum willige» Werk» zeuge kirchenfeindlicher Bestrebungen her und dekretierte also: 1. In der öffentlichen Kapelle Maria-Schnee (Gnadenkirche) darf das hochwürdigste Gut nicht aufbcwahrt, der Segen nicht erteilt, die Predigt und das Lochamt nicht gehalten werden. 2. Die Steinkapelle soll gesperrt und der Schlüssel Er. bischöflichen Gnaden übergeben werden. 3. In dem Kreuzgange sollen alle Statuen, Bilder und Altäre abgeschafft werden. — Die Kapelle, die den heiligen Stein umschloß, wurde also gesperrt und obiges Dekret an die Tür genagelt. gab man dem Administrator (Priester), er möge es unterdessen aufbewahren. Aus jenen Tagen ist bis heute noch ein rührendes Erinnerungszeichen zu sehen, wie das gläubige Volk, trotzdem man ihm seine Licblingsstätte genommen, dennoch, dem Zuge des Lerzens Folge leistend, sich an die Gnadenstätte drängte, das Schriftwort zur Wahrheit machend: Siehe, ich stehe bei der Tür und klopfe an (Apok. 3, 20). Die guten Leute schnitten sich in die hölzerne Türe hinein, an der das harte Dekret hing, in Kreuzes form ein Loch, um auf den heiligen Stein, der ihren Füßen und ihrer Berührung unzugänglich war, wenigstens ihren verehrenden, sehnsuchts¬ vollen Blick werfen zu können. Vergebens ringt die plumpe irdische Gewalt mit dem Geiste und seinem Wollen; und die Liebe vermag, wenn anders sie will, immer Siegerin, immer Königin zu bleiben. — F r ü h l i n g s e r w a ch e n. And dräut der Winter noch so sehr, es muß doch Frühling werden. Fünfzehn Jahre lang hatte unser Leiligtum auf diese Auferstehung zu warten — aber sie kam doch. Im Jahre 1797 mußte nämlich wegen großer vor¬ angegangener baulicher Amänderungen die Kirche aufs neue geweiht werden. Bei dieser Gelegenheit durfte alles wieder in die Kirche getragen werden, wie es einstens war, die verschlossene Kapelle öffnete sich und mit heiliger Freude umlagerte das Volk nun wieder seinen verehrten heiligen Stein. In demselben Jahre erließ die Gemeinde Reichenau eine Bestimmung, die recht interessant ist. Wir wollen sie hier wörtlich bringen. Da es nämlich in Maria-Schnee anläßlich einer Tanzunterhaltung zu wüsten Raufexzcffen gekommen war, wurde, um solchem Anfuge künftighin zu steuern, „feierlich und einstimmig von der ehrsamen Markt- gcmcindc Böhm.-Reichenau der Schluß gemacht und zu Ehren der jungfräulichen Gnadenmutter Mariä das Gelübd festgesetzt: daß von nun an und für immer bei Maria- Schnee kein Tanz gestattet wird zu halten und so vielmehr Phot. F. Alt, Reichenau. Maria-Schnee, Deckengemälde in der Kirche. 432 sfs Efssfssfssfs Ess EsssfssfsEfsEfssfssfDEfsEfssfs Maria-Schnee EsssfTsfsEfssfssfsssTSsssfsEfsSfsEsDEfssfsEfsEfsEsssfT die Musik alldorten vermög einhellig gegebenen Bürgergcsetz verboten ist unter der schärfsten Ahndung und zur Straf¬ ziehung des Wirtes, der sich erfrechen sollte, wider dies in guter Absicht festgesetzte Bindnis zu verfehlen." Ein klarer Beweis, wie ernst den verschrieenen und ver¬ leumdeten Bewohnern der Wallfahrtsorte daran gelegen ist, etwa zutage tretende Mißbräuche mit Entschiedenheit nieder¬ zukämpfen. Aus der neuesten Zeit haben wir das erfreuliche Faktum zu melden, daß im Jahre 1895 die Verwaltung und Be¬ sorgung des Wallfahrtsortes Maria-Schnee einer eifrigen Ordens-Kongregation übergeben wurde: seit diesem Jahre steht nämlich der Ort unter der Leitung der Brüder vom Allerheiligsten Altarssakramente. Gebetserhörungen. Schnelle Kilfe für ein krankes Kind. Wir hatten einen Sohn namens Alfons, der war bis zum dritten Jahre ganz frisch und gesund. Dann aber bekam das Kind eine uns unerklärliche Krankheit, daß es weder sitzen noch stehen konnte. Wir haben viele Doktoren gehabt und sehr viel Geld darangesetzt, aber alle menschliche Kilfe erwies sich als umsonst. So mußte das arme Geschöpf drei Jahre lang leiden. Da wandte sich endlich meine Frau zu der himmlischen Keiferin Maria-Schnee; dieser Ort ist fünf Stunden von Brünnl entfernt. Meine Frau fuhr mit dem Kinde hin. Noch bei der Kinfahrt nach Maria-Schnee beim heiligen Stein konnte das Kind weder gehen noch sitzen, und noch beim Kinauffahren über den Berg hat das Kind, so oft ein Wagenrad an einen Stein stieß, fürchterlich geschrieen. Nachdem aber meine Frau ihre Andacht verrichtet hatte und mit dem Kinde heimfuhr, hat es nicht mehr geklagt und am dritten Tage darauf hat das Kind schon gehen können und hat mir voller Freuden gesagt: „Da schau, Vater, ich kann schon gehen!" Jetzt ist dieser mein Sohn schon 29 Jahre alt und ein tüchtiger Geschäftsmann. Ich kann den Keilungsfall nötigenfalls beeiden. Brünnl bei Gratzen 1899. Johann Llmlauf, Fleischhauer. Zehnjähriges Kopfleiden geheilt. Ich litt durch zehn Jahre an so heftigen Kopfschmerzen, und zwar täglich, daß ich fast nichts essen konnte, ohne es größtenteils wieder erbrechen zu müssen. Dieser erbärmliche Zustand dauerte von meinem 6. bis zu meinem 16. Lebensjahre. Da ging ich, da ich nicht sehr weit hatte, nach Maria- Schnee, dort befindet sich ein Stein mit der Statue der aller¬ seligsten Jungfrau Maria darauf. Dort machte ich das Ge¬ löbnis, ich wollte von nun an täglich ein kleines Gebet zur Ehre Mariens entrichten. Lind wunderbar: ich war von jetzt an von meinen Kopfschmerzen befreit. P s ch n eig, bei Anterhaid bei Kaplitz. Wenzl Differenz, Bahnwächter. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: I9Z1 ZOOjähriges Jubiläum der zweiten Erscheinungen. 1945 50jähriges Jubiläum der ?. ?. Brüder vom Aller¬ heiligsten Sakramente. 1950 450jähriges Jubiläum der ersten Erscheinung. Ständige Priester: 1 Priester aus der Kon¬ gregation vom Allerheiligsten Sakramente zu Budweis. Aushelfer von Fall zu Fall. Leilige Messen fremder Priester jährlich : 150. Kommunikanten jährlich: 9000 bis 10.500. Besucher jährlich: 40.000 bis 50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 150. Lauptfest: Sonntag nach Maria-Schnee (5. August). Auch die drei goldenen Samstage. Einwohner um die Kirche herum: 50 Personen.! Ständige Devotionalienhändler: 1 (doch zeitweise bis 20 Buden). Gasthäuser: 3. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Zufahrt. Von Linz nördlich mit der Linz—Budweiser Bahn, und zwar bis Station Zartlesdorf. Linz—Zartlesdorf gegen 3 St. K 2.80. Schnellzug IV2 St. K 3.70. B u d w e i s— Zartlesdorf I V2 St. X 1.80. Schnellzug gegen 1 St. K 2.40. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Schnee —Maria-Rast am Stein. Zu Fuß über Anterhaid 4 Vs St. Von Lohenfurt bis Zartlesdorf (neue Bahn) V»_St. X —.90. Maria-Schnee — B rü n nl bei Gratzen. Fußtour gegen 5 St. Maria-Schnee— K im a u. Eisenbahn Zartlesdorf— Lolkau Birnau 1 St. K 1.—. Maria-Schnee— G 0 j au (schlechte Verbindung). Entweder per Eisenbahn nach Budweis, von dort wieder über Krummau nach Gojau. Oder per Eisenbahn bis Kolkau-Pimau, von dort westlich 3^/2 St. zu Fuß (ev. auch nur 2 St. zu Fuß bis Golden- kron und von dort wieder Eisenbahn). Literatur. Austria-Kal. 1847, 108. Reg.-Mar.-Kal. 1878, VIII. Probstein Mariä, 1650; — 3. Aufl. Linz, Rädlmayer 1688; — 4. Aufl. Linz, Feichtinger 1761. Schnölzer, Der hl. Stein, Neuhaus, Landsraß 1846. Sommer, Böhmen IX, 248. Klime sch, Urk. u. Reg. des Klarissinnen-Klosters Krummau, Prag 1904, Selbstverlag. Lulka, Gnadenort Maria-Schnee. Budweis 1905, 8°, 44 S. 2. Aufl. Leo-Gschft. D. s. W. d. kath. K. Wien. IX, 93. Kurze Erwägung. „Auf dem Felsen hast Du mich erhöht!" also kann Maria mit dem Psalmiste« frohlockend rufen (Psalm 60, 3). Wir aber schauen auf zum lieblichen Steinthrone und rufen mit den zarten Worten des Kohenliedes zur Felsenkönigin empor: „Meine Taube in den Felsenklüften, in der Mauer¬ höhlung, zeig' mir Dein Angesicht, laß Deine Stimme in meinen Ohren klingen!" Wohl dem, der seine Koffnung seht auf Maria, die Mutter des Kerrn. Von ihm wird gelten das große Wort des Weltheilandes: „Er ist dem weisen Mann zu vergleichen, der sein Kaus auf einen Felsen baute. sfs ssD sfs ss°> Ess EsD sfs sfs sss sfs sfs Ess Efs sfs Ess Maria-Nast am Stein sfs sfs sfs Efs sfs sfs Ess sss sfs sfs Efs sss Sfs sfs 433 Da fiel ein Platzregen, es kamen Wassergüsse, es tobten die Stürme und stießen an jenes Haus, — aber es fiel nicht zusammen, denn es war auf einem Felsen gegründet." (Matth. 7, 24. 25.) Gebet. Sei mir gegrüßt, Maria, mein Fels, meine Zuflucht und Kraft! Nimmer verlassen ist, wer sich auf Dich verläßt! Alles mag wanken, alles mag weichen, doch nie Deine Liebe, nie Deine Macht! Ja, hohe und herrliche, mächtige Frau — auf Dich und Dein Erbarmen hab' ich seit Jahren gebaut, will weiter bauen, will bauen, bis in Todesnot die Kelle der müden Hand entsinkt; und noch mein letzter, brechender Blick wird deutlich sprechen: Mutter, ich danke Dir, daß Du den schwachen Baumeister helfend unterstütztest, denn was ich geleistet, Maria, — es ist nur Deine Leistung! Amen! Msris-Zslt sm Stein. Südböhmcn. 3000 Kommunikanten. (bI8. Wegen enger Beziehung zuMaria-Schnee schonhiereingereiht.) „Komm, Kind, und bau mir die Kapelle, So klang's in manches Lerz hinein. — Die Knaben waren rasch zur Stelle Und sügten emsig Stein an Stein. Was Kindeshiinde froh begonnen, Das nahm Gott selbst in seine Land, Bereit, mit Gnade reich zu lohnen Die KindeStat dem ganzen Land. Örtliche Lage. dieselbe Eisenbahnstation Zartlesdorf, die auch nach Maria-Schnee brachte, bei welcher auch heute, da Maria-Rast am Stein unser Da blinkt und winkt ein Kirchlein klein. Da klingt und singt ein Lied gar feilt. Da lockt des Himmels Mütterlein: „Komm, liebes Kind, halt Rast am Stein!" schönes Ziel ist, Halt zu Lohenfurt mit Maria-Rast am Stein. (Maria-Rast ganz rechts, beinahe auf der Spitze des Berges.) machen haben. Dort in Zartlesdorf müssen wir ja aussteigcn und mittels neu¬ erbauter Flügelbahn west¬ wärts streben, der Stadt Hohenfurt entgegen. Wir sind im Böhmerwalde, haben also Bergland vor uns, und zwar schönes Bergland. Schon von ferne winken uns die beiden bedeutenderen Höhen : der Hirschcnstein (1026 m) und der Steril¬ stem (1125 m), für uns um so beachtenswerter, da auf ihren Vorbergen das Wall¬ fahrtskirchlein liegt, dem heute unser Besuchen gilt. Lange Strecken hin begleitet uns der jungen Moldau schwarzes Wellenband; es ist gar nicht zu leugnen, daß die Böhmerwaldflüsse wegen des Eisengehaltes ihrer Wasser eine fast unheimlich dunkle Färbung zeigen, die demjenigen um so auffallender erscheint, der nur die lichtgrünen Bächlein der Alpenländcr Österreichs gewöhnt ist. Nach einer halbstündigen Eiscnbahnfahrt ist Hohenfurt erreicht. - Vergebens ist diesmal das Locken des hohen Stiftsturmes, der uns rcchtcrhand außerhalb des Ortes Mn interessanten Besuche des Zisterzienserstiftcs ladet; wir haben diesmal wichtigeres, höheres, dringenderes: dort oben an der Lehne, im waldigen Bergesgipfel halbversteckt Des Österreichers Wallfahrtsorte. Frohgemut geht cs empor durch Wiesen und Felder, vorbei an neuen, schön ausgestattctcn Bildstöcken, darstellend des leidenden Heilandes K re u zw e gst ati o n en. Wird's Sünde sein, wenn wir bekennen, daß unser Herz damals so gar nicht aufgelegt war zur Betrachtung des Leidens? Der sonnenhelle Tag, die freundliche weithin offene Gebirgsgegend, die schöne Jahreszeit, die liebliche Stadt drunten mit dem altehrwürdigen Stifte — und droben ein so interessantes, vielgerühmtes Ziel, eine ganz neue Wohnstätte unserer Lieben Frau — alles dies stimmte unser Herz zu sanften, milden 28 434 sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss sjs sfs sss sfs sss sfs sfs Maria-Rast am Stein EfssfsssTEfssssSsDsfsEfsEssEfssfD- S- S-id-l, Krumma». (Oben die Kapelle, rechts davon die Lalle mit dem Felsen, unterhalb die 14. Station, Grab Christi.) gfDsfssfsssssft>SsDsft>Eft>Sft>Eft>sft>sft>Eft>Eft>sft>EfD Maria-Nast am Stein sfsSfssftxZfssfssfssfssfsLftxZfssfsSfssfssfs 435 holden Gottesknaben fest umschlungen, während ihre Linke sich schützend um den kleinen Heiland legt, der ans ihrem Knie sitzt. Das Gotteskind selbst trägt im Bilde zum Gegen¬ sätze mit Maria eine ziemlich hohe Krone über den dichten, reichgcringelten Locken. Mit der Linken die Erdkugel an sein Herz pressend, hat der Knabe die Rechte zum Segen er¬ hoben, während sein Mund offenbar diese huldreiche Land- bewegung durch entsprechende Worte begleitet. Liebe und Dankbarkeit hat dem traulichen Felsenbilde Mariens eine Fülle von Blumen hingebreitet. So sehr wir nun auch die gute Absicht erkennen und anerkennen, bleiben wir trotzdem bei unserer früher ausgesprochenen Meinung: Lasset, ihr guten Leute, dem Muttcrgottesbilde den Felsen, den sie sich erwählt hat, ihr habt hundertfach Gelegenheit, auch erst in späterer Zeit, so doch um so wundersamer zu erteilen. „Nicht auf ewig zürnen wird der Herr, nicht auf immer drohen" (Psalm 102). Vierhundert Jahre der Verlassenheit schienen genug der Buße für die einstige schmachvolle Verachtung und Vertreibung. Aber wunderbare Fügung! Abgrund göttlicher Weis¬ heit und Vorsehung: was jugendliche Menschenkinder einst im Llbermute verbrochen, das sollte durch heiligen Eifer einiger Knaben wieder gutgemacht werden. So bietet die Geschichte von Maria-Rast wahrhaftig ein wundersames, ergreifendes Schauspiel göttlicher Erbarmung und göttlicher Gerechtigkeit. Im Jahre 1887 war es, da schlossen sich sieben Lohen- andcre Bilder dieser Frau mit Blumen¬ gewinden zu schmücken! — Llnd be¬ denket das eine : Tausende von Kirchen und Kapellen und Zimmern haben blu m e n ges chmückte Marienbilder; — euer Ruhm, ihr Lohenfurter, ist die Mutter auf dem Felsen, aber nicht die Mutter im Blumen¬ garten ! Entstehungsgeschichte. Wir haben in den vorher¬ gehenden Seiten geschildert, wie jener Ort, den Maria sich zu ihrer zweiten Rast erkoren (Maria- Schnee), gar bald aufblühte und ein Ort der Gnade wurde und es auch verblieb bis zum heutigen Tage; denn Maria-Schnee gehört auch heute noch zu den größeren Wallfahrtsorten des Königreiches Böhmen. Doch nun zurück zu jener armen, verlassenen Stätte, welcher eigentlich all diese Gnaden gegolten, und wo Maria ursprünglich ihren Thron aufschlagen wollte, — zurück im Geiste zu „Maria-Rast am Stein bei Lohenfurt". Verödung und Vergessenheit durchIahr- hrinderte lang war der Anteil und die Erb¬ schaft für die angebotene, aber verachtete Gnade. Wohl stand der Stein wie ehemals, wohl ging ein unbestimmtes Gerede durch das Volk, daß der Ort ein Gnadenort sei, wohl stieg ab und zu ein stiller Beter empor zum heiligen Steine, wenn Herzeleid seine Seele umdüstcrte, um dort zu beten, zu weinen und sich Trost zu holen, — aber alles dies waren nur Ausnahmen — im großen und ganzen war der Ort ver¬ gessen und verschollen. Da begann in aller Stille ein wunderbares Walten der Gnade. Die Himmelskönigin konnte jenes Ortes, auf den zu allererst ihr barmherziger Blick gefallen, niemals ganz vergessen, und sie beschloß, die zugedachten Gnaden, wenn furter Schulknaben aus eigenem An¬ triebe zusammen; sie wollten dort am heiligen Steine droben mit eigenen Länden eine Kapelle bauen! Wer hat den frommen Kindern diesen eigenartigen Entschluß eingegeben? — Wer sonst als die Barmherzigkeit Gottes, die nun einen Strom der Gnade für jenen auscrwählten Ort eröffnen wollte! Mit jugendlichem Feuereifer gingen die kleinen Baumeister an's Werk. Einzeln umhcrliegende Steine, deren es viele in der dortigen Gegend gibt, trugen sie unter großen Mühen als Baumaterial zusammen. Ihr Bauwerk, das etwa für acht Personen Platz bot, lehnten sie an den starken Stamm einer alten Fichte. Aber die Mauern wurde ein rundes Dach¬ gerüste gelegt, sogar eine Tür ward hcrgcstellt und die Pfosten hiezu aneinander gebunden. Nach mehr als zwei Monaten war die Kapelle zur unsäglichen Freude der kleinen Unter¬ nehmer fix und fertig. Das Kinderwerk konnte nicht lange verborgen bleiben. Es trug ihnen zunächst Lob und Anerkennung ein. Dann erhielten sie vom Katecheten sogar die Erlaubnis, eine Opfer¬ büchse daselbst anzubringen, damit sie durch die frommen Gaben anderer instand gesetzt würden, für ihr „Waldkirchlein" ein Marienbild anzuschaffen. Freilich wurde ihnen zu ihrem allergrößtem Leidwesen die Opferbüchse ausgeraubt, aber schnell fand sich ein wohl¬ tätiger Bürger aus Lohenfurt, der den Knaben alles ersetzte und ihnen alsbald zur Anschaffung eines Marienbildes behilflich war. Die ganze Angelegenheit bekam jedoch plötzlich eine ernstere Wendung, als in demselben Sommer der greise Prälat des Stiftes Lohenfurt zu jenem „Kinder- Mariazell" emporstieg - und sich für die Sache lebhaft zu interessieren begann. Nach einer Phatagravhic gezeichnet van Emilie Pr-Mo. Maria-Rast am Stein. Einst Kinderspiel, nun Wallfahrtsziel. Ursprungskapelle von Maria-Rast bei Lohenfurt. 28* 436 sfsssssfssft>Eft>sfsssssft>sft>ssssft>Sft>Sfssft> Maria-Rast am Stein sft>sfDEft>sft>sft>6ft>sfssft>sfTsft>Sft>Eft><2fs5. August 1888 wurde der neue Bau unter großem Gepränge feierlichst cingcweiht. Das war wohl ein Ehrentag für jene sieben frommen Hohenfurter Knaben. Lind Maria, die Himmelskönigin legte sichtbarlich ihren Mutter- segcn auf das Werk ihrer zarten, guten Kinder. Der Ruf des neuerbauten lieblichen Kirchleins ver¬ breitete sich alsbald in der ganzen Umgebung; Pilgerscharen kamen, einzelne Waller stiegen den Berg hinan, von wunder¬ baren Gebctscrhörungen wurde gesprochen und in aller Mund erschallte der Lobpreis des neuen Gnadenortes. Da nun ohnehin das Kirchlein gar zu enge war, so wurde schon zwei Jahre hernach eine Ehrenhalle über dem heiligen Steine selber erbaut. Bis zum Jahre 1890 MarM-Rast am Stein, das Gnadenbild am Felsenthrone. tUummau. hatte man nämlich die kleine Kinderkapelle, die sich über dem heiligen Steine wölbte, an ihrem Orte belassen. Da sie aber durch die Einflüsse der Witterung bei ihrer mangelhaften Bau¬ weise begreiflicherweise schnell dem Verfalle entgegenging, wurde sie also nach drei Jahren ihres Bestandes hinweggcräumt und an ihrer Stelle die heute bestehende Halle samt der Felsenkapclle erbaut. Dies also sind die gewiß bescheidenen Anfänge dieses Heiligtums, daß sich seit der kurzen Zeit feines Bestandes bereits einer hohen Beliebtheit erfreut. Wir halten dafür, daß dem lieblichen Orte eine noch größere Zukunft bevorstehe. Statistisches. Nach ft e Iubiläumsjahre: 1937 50jähriges Jubiläum der Begründung der Kapelle. Kein ständiger Priester, doch Meßlizenz, keine Kommunikanten (doch gehen viele Pilger in Lohenfurt zur Kommunion, zusammen jährlich 3000). Besucher jährlich: 20.000. Prozessionen jährlich: 10 bis 12. Hauptfest: Mariä Himmelfahrt. Meereshöhe der Wallfahrtskapelle 7Z0 (Lohenfurt 530) m. Bewohner am Berge: 16 bis 18 Personen. Ständige Devotionalienhändler: 2; ge¬ wöhnlich nur im Orte Lohenfurt. Gasthäuser: 1 Bierschank am Berge. Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Literatur. Tibitanzl, Einst Kinderspiel . - - Strebersdorf, Wien 1904, 8°, 24 S. Tibitanzl, Einst Kinderspiel . - - Strebersdorf, Wien (Katholischer Schulfreund, Iahrg. 1904). /zve Maria, Linz, XI, 205 Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. K., Wien, IX, 9b SsD SsD SsD S^c) SsD SsT S^T SsD SsT SsT SsT S^D SsD SsD S^D SsD SsD ÄZbtZberg Kurze Erwägung. Nimm dir die ernste Lehre von der rechtzeitigen Aus¬ nützung der gegebenen Gnadenfrist zu Herzen. Maria-Rast am Stein mußte (wenn wir der ernsten, freilich nicht sicheren Legende glauben) 400 Jahre die ihm zugedachten Gnaden entbehren, weil cs die Stunde der Heimsuchung mutwillig verscherzte. Die Stunde der Heimsuchung für dich ist das gegenwärtige Leben. Jetzt steht dir Gott nahe, jetzt macht er dir seine Angebote, bietet dir seine Bündnisse. Erkennst du die Wichtigkeit dieser Angebote, dann Heil dir! Erkennst du sic nicht — so wird geschehen, was in Maria-Rast am Stein geschah — die Stunde wird Vorbeigehen, die Todesschleier werden dich decken und die Gnade bleibt verscherzt; wie lange? 400 Jahre? Wir wissen es nicht; aber unser Meister hat stets von einer Ewigkeit gesprochen. SsT SsD S^T SsD S^D S^T SsD SsD SfT SsD SfT 4^7 Gebet. O Herr, der Du jedem Menschen hier auf dieser Welt eine kurze Prüfungszeit gegeben hast, die unwiderruflich ewige Schicksale entscheiden soll, der Du überdies keinem einzigen eine Wiederholung dieses Lebens gestattest, wir bitten Dich in großer Angst und in bangem Zittern: laß uns die Wichtig¬ keit dieser kurzen, einzigen Lebensfrist klar und scharf er¬ kennen, und hilf uns, daß wir nach dieser Erkenntnis auch handeln und mit jedem Tage, mit jeder Stunde geizen, damit wir einst mit Deiner Hilfe als rechtschaffene Arbeiter anerkannt und mit jenem Lohne belohnt werden, den Du allen jenen verheißen hast, die Dir treu und unentwegt auf Erden dienen. Lind Du allerseligste, barmherzige Jungfrau Maria, sei unsere Fürsprecherin an Gottes Throne, daß wir diese Ziele erreichen und nach kurzer Prüfungszeit hinieden ewig rasten dürfen. Amen. Weizberg, Gesamtansicht. Mmberg- Oststeiermark. 10.000 Kommunikanten. Phot. Dellefant, Weizberg. Des Meisters Land die Kunst erfand, Den Stein in Formen zu gießen, Er goß ein Bild gar zart und mild. Ein Bild von Maria, der Süßen. S Mutter mein, ich selbst bin Stein, Und Du doch geschickter als alle. So gieß' aus mir ein Bild von Dir, Damit ich dem Lerrn gefalle. Äommet, ihr Freunde, kommet mit ü gilt es zu beschauen, eine Krone 8 schönen Steiermark weites Gefild Zugang zum Heiligtums. uns; eine Krone der Ehre, wie der kaum eine zweite aufweisen kann. Lind wo denn die Krone der Zierde wäre? Ich will es euch sagen: Der „Himmelberg" ist's! So nennt das Volk noch immer die schöne Stätte, die heute schon längst einen andern Namen erhalten: „Weizberg" nennt man sie heute; und wo soll denn der Weizberg anders liegen, als dort, wohin sein Name schon deutet: nahe bei Weiz, der lieben Kleinstadt im östlichen Teile der steirischen Berge. And seid ihr alle gut zu Fuß, wie wir hoffen, so wollen wir, der Hauptstadt Graz enteilend, in direktem Marsche auf unser ersehntes Ziel hinsteuern: nordöstlich, immer nordöstlich! Da werden wir zuerst die hehre Gnadenstätte Maria-Trost an¬ treffen; wir kennen sie bereits; heute muß sie sich Wohl mit kurzem Gruße begnügen; wir haben ein weiteres Ziel, und — dürfen wir es sagen: vielleicht sogar ein schöneres. Liebes, schönes Maria-Trost, sei uns nicht böse, daß wir also sprechen, aber dein Bruder, der Weizberg, ist eben gar so wunderbar schön! Also von Maria-Trost noch immer nordostwärts, dann werden wir nach vierstündigem Marsche, aus Waldesdunkel ins Freie tretend, eine halbe Stunde vor uns das erblicken, was wir suchen: das Städtchen Weiz, und des Städtchens schönste Zier: die Wallfahrtskirche am Berge. Ah, welch ein Anblick von der Entfernung! Sehet, der mächtige Vater im Himmel hat sich einen prächtigen Mantel gewoben, grünsamten, hellfarbig: die frischen Hänge der 438 sfssst>sfssft>sft>Efssft>sft><2fssft>Eft>Eft>Eft>§ft><2ft>Sft> Weizberg Eft>sfsEfssft>sfDEft>sft>Sft><2ft>sfssft>sft>EsTEft>EsD Berge; und Menschenhand hat diesem Waldesmantel einen Ehrensaum gegeben: das blinkende Städtchen Wciz mit seinen zierlichen Lausern. And den schönen Samtmantel hat Gott seiner lieben Mutter geschenkt zum Präsente. And sie nahm ihn, froh im Lerzen, und sagte: Ja, der Mantel ist mein! And sie löste einen Diamant aus ihrem himmlischen Königs- ornatc und fügte ihn mitten ein in den grünen Mantel, daß er blitzt und leuchtet meilenweit: die Kirche droben am Weiz- berge. Ist ja doch jegliche Stätte der Gnade ein Edelstein, den Marias mildreiche Land ihren Menschenbrüdern gegeben! Also Diamant meiner Mutter, Gruß dir, herzlichsten Gruß! Gruß deinem schneeweiß blinkendem Gemäuer, Gruß auch deinen weithin leuchtenden Türmen! Welch ein frohes Wandern nach solchem Ziel! Wie manches feurige Ave ent¬ reißt dieser stetige Wunderblick der begeisterten Brust! Ja, liebes Wciz, bist eine der schönsten Zierden der grünenden Steiermark und in deiner prachtvollen Kirche der Gnade hat dir der Lerr ein gleichsam lebendes, pochendes Lcrz geschenkt, damit du lebest, lebest für ihn und ihm zur Ehre gereichest immerdar! Aufstieg zur Gnadenkirche. Nun stehen wir in Weiz. Wir fragen den nächstbesten der uns Begegnenden: „Wo führt der Weg zum Weizberg hinauf?" „Da gibt es mehrere: die Straße dort, in sanftem Ansteigen führt Sie in 20 Minuten zur Löhe." „Ist diese Straße der Weg der Pilger?" „Nein, das nicht, der Pilger- Weg führt kurz, aber steiler, in gerader Richtung zum Berge empor." „Wie lange dauert der Marsch?" „Zehn Minuten." „Gott vergelte die Auskunft. Das ist unser Weg! Wir sind Pilger!" Frohgemut wandeln wir dahin, zuerst in der Ebene flachem Gefild, dann im Schatten eines Laines steiler empor. Ah, schöne Kapellen, Schmerzenskapellen unseres Leilandes und seiner Mutter, Gruß euch, Pilger f ü h r e r, Pilger l e h r e r! Ihr zeigt ja den richtigen Weg, ihrl e h rt uns in rechter Stimmung des bitteren Leidens des Lerrn ge¬ denkend, die so sorgsam schön erhaltenen Wege emporzusteigen. Ja, alle Ehre euch, Weizer Bürger, daß ihr den Wallfahrts- Weg so schön erhaltet! Wohl euch, daß euch die Wege zur Mutter noch liebe, teure Stätten sind und sich eurer sorgsamen Pflege offensichtlich in hohem Maße zu erfreuen haben! And nun endlich am Ziele! Den Kirchcnplah betritt unser Fuß und vor uns steht in ernster Pracht der gewaltigen Kirchenfront breites, massiges Bauwerk. Ein würdiges Paar gedrungener Türme gibt der imposanten Front Schmuck und paffenden Abschluß. Sie gefallen uns, wenn wir auch wissen, daß sie in ihrer jetzigen Gestalt nur Nottürme sind. Will man sie erschauen in jener Ausstattung, wie sie gedacht und gewollt sind, so muß man Einblick nehmen in die Pläne des Kirchenarchivs und man wird dann gewiß mit stiller Sehnsucht und großem Wohlgefallen jenen Tag herbei¬ wünschen, da diese bisher nur auf dem Plane zu schauenden Türme mit ihren zwei herrlichen Lelmen der sichtbaren und greifbaren Wirklichkeit angehören werden! Möge bald dieser Frcudentag für die Stadt Weiz erscheinen! Eine zweifache Aufgangs stiege führt uns zum schönen Portale empor. Laben wir diese Stiege hinter uns so befinden wir uns in einem mit einer Ringmauer um¬ schlossenen Raume, dem eigentlichen Kirchenplatze. Das Portal selber gibt dem cintretenden Pilger eine ernste Mahnung zur Andacht und Ehrfurcht: „Wie furchtbar ist dieser Ort! Denn hier ist nichts anderes, als das Laus Gottes und die Pforte des Limmels!" (1. Moses 28, 17.) Aber dieser Inschrift eine sehr würdige in Stein gehauene Muttergottesdarstellung, neben ihr huldigend, ebenfalls aus Stein, einige Figuren. Loch droben zwischen den Türmen fesselt unseren Blick ein liebliches Marienbild, hinter dem himmelblauer Linter- grund hervorleuchtet; es ist ja überall ein Stücklein L i m m e l, wo immer Maria zu rasten sich würdigt. Das Innere der Gnadenkirche. Wohlan denn, laßt uns eingehen in das Laus des Lerrn! Eine großartig schöne Kirche, ein Jdealbau im italieni¬ schen Renaissancestile zeigt sich unserem erstaunten Blicke. Wir haben manches Bauwerk geschaut, hier ist der allerschönstcn eines! Der erste Eindruck ist ein geradezu überwältigender. . Anwillkürlich hemmen wir unsere Schritte und als ob wir erst Mut schöpfen müßten näherzutreten, starren wir ehr¬ fürchtig auf diese Offenbarung wundersamer Schönheit. Da fällt unser Blick auf eine lateinische Inschrift, die gleich beim Laupteingange neben der Chorstiege zu finden ist. Wir lesen sie, wir übersehen sie, wir bieten sie unseren Lesern in deutscher Sprache. Sie lautet: O Pilger, halt ein! Nicht eher schreite zum Altar, Bevor du bewundert — ein Wunder fürwahr! — Der Mutter Mariä Wundertraft, Die solches Bauwerk herrlich geschafft! Denn ihr Werk war es ganz allein: Sie hat ohne irdische Gründer, Vertrauend bloß auf ihre Kinder In allerschwierigster, arger Zeit, Da Kriege tobten weit und breit. And Armut herrschte und bitteres Leid, Den Tempel allhier zu solcher Pracht, Wie du sie nun schaust, emporgebracht! * » -r- And jetzt erst, Pilger, geh' And Gnade dir erfleh'! Sei mir. gegrüßt, herrlicher Tempel! Du Sinnbild der Majestät! Du irdischer Abglanz himmlischer Schönheit! Du Meisterwerk aus Menschenhand! Triumph der Baukunst! Würdiger Thronsaal der schmerzhaften Königin! Leser, verzeihe uns die Begeisterung: aber wer Feuers¬ glanz zu schildern hat, muß flammende Worte brauchen. Aus grauem Grundton blinkt mannigfaltige Goldver¬ zierung und prächtige Farbenharmonie großartiger Decken- und Wandgemälde uns entgegen! And wie geräumig diese Kirche ist, wie weit ihre mäch¬ tigen Lallen! And wenn ihrer 6000 zu gleicher Zeit kommen, g^> sfs sfs sss sfs Sft> SsT Sfs Eft> sft> 8ft> sfs Ess sfs sfs sfs sft> Weizberg Cft>sft>sfsEfssfsEft>SfsSft>Efssft>sft>SfDsft>sft>sft>Sft> 4Z9 sie können zu gleicher Zeit in dieser Kirche ihr feuriges „Ave", ihr brausendes „Tedeum" singen. Wie kühn gespannt die hohen Bogen des Deckengewölbes! Wie zierlich das reichgegliederte Renaiffancegesimse, wie prächtig die Säulcnkapitäler darunter! Wohlan, jetzt laßt uns schwelgen in der Beschauung der großartigen Deckengewölbe! Es sind ihrer fünf. Das größte ist in der Mitte. Gleich ober uns, beim rück¬ wärtigen Eingänge, sehen wir ein farbenprächtiges Bild der Verkündigung Mariens; das zweite Bild nach vorne stellt uns die Geburt der allerseligsten Jungfrau dar. Das dritte in der Mitte, das größte (vergleiche Abbildung), ist eine kunst¬ reiche Darstellung des Innern des jüdischen Tempels, und wir schauen da die Reinigung Mariens und die Weissagung des greisen Simeon. Das vierte Gemälde mahnt uns an die un¬ befleckte Empfängnis Mariens, das fünfte, schon gegen den Hochaltar hin, an die Himmelfahrt der Gottesbrant. O daß doch die zahlreichen Malereien, mit denen auch die Seitenwände reichlichst bedeckt sind, ebenso frisch und gut erhalten wären, wie die gewaltigen fünf Deckengemälde; leider sind die Seitenwände und ihr Zierat schon etwas ab- gcblaßt. Dies alles haben wir geschaut, während wir stille be¬ wundernd rückwärts beim Eingänge standen. Nun schreiten wir vorwärts. Links und rechts von uns weiten sich Seitenkapellen und nach diesen, wieder links und rechts, genau in der Mitte der Kirche, zwei noch größere, wahrhaft preiswürdige Seitenkirchen; denn fast muß man sie Kirchen nennen und manch ansehnliches Gotteshaus müßte es als Vorteil einschähen, solch ein Apsis (Vorderabschluß) zu bekommen, wie hier diese beiden großen Seitenkapellen! Jede dieser beiden Seitenkirchen umschließt einen kleinen zier¬ lichen Altar, der ganz und gar in Gold erglänzt und den Eindruck macht, als müßte er ein ansehnliches Kunstwerk sein. And wie licht alles in dieser Kirche ist! Ja, wir preisen dies als einen großen Vorteil dieser Hallen, daß durch die zahlreichen, bloß mit einfachem Glas verschlossenen Fenster eine derartige Fülle von Tageslicht von allen Seiten herein¬ brechen kann, daß eben dadurch die Schönheiten des Innern in ihrer ganzen Würde und Pracht zur Geltung kommen. Langsam weiterschrcitend, mustern wir mit zufriedenem Blicke linkerhand die zierliche Kanzel, von deren Schall¬ deckel herab die hochragende Mosesfigur uns die zwei Gesetz- tafcln präsentiert, als wollte er uns auffordern: „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote!" And über den Gesetzestafeln funkelt, von blitzenden Strahlen umlcuchtet, der ewige Name Gottes: „Jehovah!" „Ich bin, der ich bin!" And nun den Blick zum Hochaltar! Mustergiltig in seiner Art! Stilgerecht, der Größe des Gotteshauses ent¬ sprechend, würdig in den Formen, rcichgeschmückt ohne über¬ laden zu sein, bildet er den vornehmen Abschluß dieses an Schönheiten so reichen Bauwerkes. So laßt uns denn niederknicn und derjenigen unsere Verehrung zollen, die des Hauses Frau und Fürstin ist. Da schauen wir ihr steinern Bild, das Bild der schmerz¬ gefolterten, gramcrfüllten Mutter dessen, den man als Ver¬ brecher gekreuzigt und dessen blasse Leiche sie nun auf ihrem Schoße trägt. Engelfiguren umschweben sie und einer von ihnen hält uns mit starkem Arme eine Inschrifttafel entgegen, daß wir uns erinnern, was die Muttergottes hier in diesem Tempel vor allem von uns fordert: „Habet acht und sehet, ob denn ein Schmerz gleich sei meinem Schmerze!" (Jeremias, Klage¬ lieder.) Aber dieser Stcingruppe ragt das nackte Kreuz empor und an dem Kreuze das blutende Äerz Jesu. Aber ein überaus zierlicher, geschmackvoller Baldachin, der das Schmerzensbild überschattet, sagt uns, daß dieser Schmerz bereits seine Ver¬ klärung, seinen Lohn, sein Ende und seine Vergeltung ge¬ funden habe. Schmerzensmutter, Dir zu Füßen Will ich preisen, will ich grüßen. Deinen toten Sohn und Dich! Selber tot, bitt' ich um's Leben, Mutter, wolle Du mir geben, — Daß ich lebe ewiglich! And ob das große Schmerzensopfer von Sohn und Mutter annehmbar war vor dem ewigen Gott und Richter? — Die oberste Gruppe des Altares zeigt uns dies in treff¬ licher Weise. Dort sehen wir dargestcllt in der Gestalt eines Greises mit lang herabwallendem Gewand die erste gött¬ liche Person, Gott Vater. Neben ihm, auf Wolken schwebend die Erdkugel, um deren Schicksal es sich ja handelt. Seine beiden Arme sind mit bezeichnender Gebärde weit aus- gestreckt, sein Blick richtet sich mit Befriedigung auf die Gruppe unter ihm, deren Mittelpunkt sein toter Sohn ist, alles an ihm atmet Versöhnung, Erbarmung. Ja fast scheint er die bisher verfluchte Erde nun mit seinem eigenen Leibe zu decken; fast scheint er nicht mehr Richter, sondern Verteidiger, Be¬ schützer der Erde und also auch der Erdgebornen zu sein! And zu höchst über dem Ganzen als Abschluß des gesamten Altaraufbaues schwebt wie ein Bild des Friedens und der nimmer gestörten Seligkeit der Heilige Geist, dargestellt in seinem Symbole der Taube; Strahlen leuchten rings um ihn, Strahlen des Lichtes, Strahlen des Glückes, Strahlen der seligen Freude. And nun: Leb wohl, du einzig schöner Bau, Leb wohl, du steinern Bild der Frau, Seitdem ich staunend euch ersah. Bleibt meinem Geist ihr stetig nah. And war das Schauen Seligkeit, Bleibt das Erinnern Herzensfreud'. Lebewohl, du herrlicher Gnadenbcrg meiner süßesten Mutter! Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Die ehemalige Gnadenkirche und das G n a d e n b i l d. Die erste Geschichte der Kirche am Weizberge verliert sich im Dunkel der Vorzeit. Anstreitig gehört sie jedoch zu den ältesten Gotteshäusern der schönen Steiermark. Ä^eizberg SsD VsD (FsD SsD SsD SsD SsD S^T SsD SsD SsT SsD S^T S^D S^T S^T S^T Wie uns eine ziemlich verläßliche Quelle berichtet, war die alte Kirche am Weizbergc schon im Jahre 1065 durch die Wohltätigkeit eines Herrn von Rattmannsdorf errichtet worden. Denn über dem Portale jener ursprünglichen Kirche prangte das Wappen derer von Rattmannsdorf und daneben die denkwürdige Zahl 1065. Doch dürste die Kirche zu aller Anfang nicht der schmerzhaften Mutter, sondern dem Geheimnisse Mariä Himmelfahrt gewidmet gewesen sein. Interessant ist dabei die Tatsache, daß sich bis heute noch, also fast durch 900 Jahre, unter dein Volke der Name „Maria H i m m e l s b e r g" Weizberg, Kirchenfront. PH"*- Dellefant, Weizberg. für diese Kirche erhalten hat und daß noch jetzt die zahl¬ reichen Wallfahrer sowie die Einheimischen die Gnadenmutter gerade unter diesem Titel anzurufen lieben. Aber nicht lange dauerte es, so ward das ursprüngliche Geheimnis durch ein anderes verdrängt und aus der Kirche Mariä Himmelfahrt wurde eine Kirche der schmerzhaften Mutter. Veranlassung hiezu gab die Aufstellung der noch gegenwärtig hier verehrten schönen Statue der schmerzhaften Mutter. Die allcrseligste Jungfrau erscheint hier fast in Lebensgröße und hält selber weinend den toten Weltenhciland auf ihrem Schoße. Das Bild ist ein seltsames Denkmal alt¬ deutscher Kunst, eine uralte Steingußarbeit, nach mehrfachem alten Zeugnis eigenhändig von Tiemo, Abt zu Admont, verfertigt. Da Ticino ini Jahre 1090 auf den erzbischöflichen Stuhl von Salzburg erhoben wurde, so stammt dieses wahr¬ haft kunstvolle Gnadenbild aus denjIahren 1080 bis 1090 ist also schon über 800 Jahre alt und liefert auf diese Art zugleich einen Beweis für das Altertum der ursprünglichen Kirche am Weizbergc. Tiemo und seine berühmten Steingüsse. Der gepriesene und hochbegnadete Ticinos stammte aus dem Lande Bayern. Seine Eltern gehörten dem Adel an und trugen den Namen Herren von M e g l i n g. Der Knabe kam noch in zarten Jahren in das Kloster zn Altaich (in der Nähe der Stadt Regens¬ burg), wo damals neben Gelehrsamkeit und Wissenschaft die Künste gepflegt wurden: Bildncrei, Erzgießerei und Malerei. Die Klosterschule erhielt in Tiemo ihren talentiertesten und späterhin berühmtesten Schüler. Er besaß eine ganz eigenartige Gabe, verschiedene Gegenstände in der plastischen Kunst nachzubilden und ward nach vielfacher Annahme zum Erfinder einer besonderen Art von Steinguß, also Herstellung von Statuen, Figuren aus künstlicher Masse. Gerade für das Land Bayern, das ja recht arm an ge¬ eigneten Steinsorten für Bildhauer ist, war diese Erfindung von großer Wichtigkeit. Die von ihm angefertigten Meister¬ stücke galten in der damaligen Zeit (um das Jahr 1100) und auch noch später im 1 2. Jahrhunderte als unerreichte Wunder¬ werke der Kunst. Freilich erheben neuere Kunsthistoriker gegen das Alter dieser Statuen Tiemos ihre Einwendungen und schieben ihre Entstehung in das 13. oder 14. Jahrhundert. Dem entgegen bezeugt aber eine echte Llrkunde des 12. Jahrhunderts, daß Tiemos Werke „teilweise noch bis heute erhalten geblieben" seien. Sie mußten also schon wesentlich früher entstanden sein. Ferner ist auch das Ansehen der steten Äberlieferung, die diese Steingüsse beständig dem hl. Tiemo zuschreibt, nicht ganz außer acht zu lassen. Auch findet man diese Stein¬ arbeiten gerade an solchen Orten, an denen Tiemo tatsächlich sich aufgehalten oder wohin er doch leicht kommen konnte. Nun finden sich heutzutage derlei genannte Steingüsse aus der Land Tiemos noch an folgenden Orten vor: Altaich, St. Peter in Salzburg, Admont, Radstatt, Altenmarkt, Friesach, Ober- und Anter-Drauburg, Enns. Außer den soeben genannten Statuen, die für unser Werk weniger von Bedeutung sind, fanden wir noch an vier Wallfahrtsorten Gnadenbilder, die mit mehr oder weniger Sicherheit als Stein güsse Tiemos ausgegeben werden. Diese Wallfahrtsorte sind: Weizberg, A dlw a n g und Laufen (bei Ischl) in Oberösterreich, und der freilich nur ehemals bedeutende Wallfahrtsort Groß-Gmain bei Salzburg. Wir stehen also vor einer frappierenden Tatsache: Aus der Land dieses Künstlers Tiemo sind nicht weniger als vier Bilder hervorgegangen, denen nachträglich die höchste Ehre zuteil ward: die Gotteswahl zum Gnadenbilde. Wir kennen nur einen einzigen Fall, wo etwas Ähnliches zutrifft: die ver¬ schiedenen Marienbilder aus der Land des Evangelisten st Anstatt Tiemo findet sich häufig auch die Lesart Thiemo. S^D S^T SsT SsT S^D SsT SsT SfD SsD S^D SsD S^T SsT SsT SsD SsD SsT Weizberg sfs sfs sfs sss sfs sfs sfs e>ss sfs sfs sss sfs sss sfs sss sss 44! Lukas. Freilich muß man betreffs der letzteren gar manche, sehr berechtigte Fragezeichen beisetzen, ob sie denn wirklich dem Pinsel des hl. Lukas ihre Entstehung ver¬ danken. Außerdem hätte die Wahl der Bilder des hl. Lukas zu Gnadenbildern noch den einen außerordentlich wichtigen Er¬ klärungsgrund, daß nämlich bei Anfertigung dieser Gemälde die allerseligste Jungfrau selber in höchst eigener Person als Modell gesessen sei. — Anter diesen Umständen können wir also wohl die Bilder des hl. Lukas als ganz einzig¬ artig ausscheiden, da sich ja doch niemand auch nur annähernd mit diesen Leistungen vergleichen könnte. Aber abgesehen vom hl. Lukas steht unser Tiemo ganz einzig da. Dieser Mann hat im Reiche der Gnade ein geradezu unglaubliches, nie dagewesenes Glück gehabt: vier seiner Bilder werden Gnadenbilder! Das ist um so interessanter, als diesen Tiemo auch die irdische Kunst als einen ihrer Großen feiert; und wir wissen bereits zur Genüge, daß der Allmächtige bei der Auswahl der Gnadenbilder gerade der irdischen Kunst nicht übermäßig hold ist. And doch sind gerade in diesem Falle die Spuren Gottes deutlich zu erkennen und die Gründe, warum er gerade diese Wege einschlug, auch für kurzsichtige Menschenaugen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, ja sogar Leichtigkeit, nachzuweisen. And es ist gewiß sür den Menschen ein stiller Lochgenuß der Seele, wenigstens in diesem einen Falle den Entschließungen der göttlichen Vorsehüng mit Verständnis und Einsicht nachforschen zu können. Dieser Tiemo starb nämlich im Jahre 1101 im Orient den glorreichen Tod eines Blutzeugen und wurde nachträglich wegen seines besonders gottinnigen Lebens von der heiligen katholischen Kirche in die Zahl der L eiligen ausge¬ nommen, so daß schon auf Erden sein Laupt das Lichtdiadem des Leiligenscheines umstrahlt. Lier liegt des Rätsels Lösung. Gott wählte zu Gnaden¬ bildern nicht die Steingüsse des Künstlers Tiemo, ja auch nicht einmal die Werke des Salzburger Erzbischofes. Tiemo, sondern die Arbeiten des L e ili g en, die Statuen des Märtyrers Tiemo! And wir erlauben uns zu sagen: Wäre Tiemo nicht heilig gesprochen worden, schon die Tatsache, daß vier seiner Bilder Gnadenbilder wurden, bezeugt und beweist es uns: Dieser Mann muß ein Leiliger gewesen sein! Es wäre demnach gefehlt, wenn uns die irdische Kunst dieses Beispiel des Tiemo entgegenhalten und behaupten wollte, daß Gott also auch irdische Kunfterzeugnisse „richtig einzuschätzen wisse". Wir sind tief überzeugt: Der Künstler Tiemo hätte die Gnade nimmer vom Limmel zu reißen vermocht, das vermochte allein der L e i l i g e Tiemo, der Märtyrer Tiemo! Schon Dechant Franz Leopold Niedlegger hatte den festen unumstößlichen Beschluß gefaßt, das große, kostspielige Unternehmen im Vertrauen auf Gottes Vorsehung und Mariens Liste frisch zu wagen. Aber der Tod, der Menschen¬ pläne so wenig achtet und Menschenwollen so ganz und gar nicht respektiert, machte auch dem begeisterten Dechante einen schwarzen Strich durch seine Rechnung und holte ihn inmitten seiner Pläne aus dem Erdcnlcben ab. Er starb an einem Marientage, am 23. Jänner 1755. Sein würdiger Nachfolger Paul Lieronymus Schmutz war von Gott dazu auserkoren, während der 18 Jahre seines pfarrlichen Waltens den größten Teil dieses grandiosen Bauwerkes zustande zu bringen. Der Bau der jetzigen Kirche. Weizberg, das Innere der Gnadenkirche (oben das größte Deckengemälde). Zweihundert Jahre lang hatte die ehemalige Kirche auf des Weizbergs Lohen das Bild der Mutter Christi be¬ herbergt, hatte zahllose Pilger aus nah und fern in ihren Mauern gesehen, war ein ehrwürdiger Gnadentempcl der allerseligsten Jungfrau Maria gewesen — bis endlich die Zeit herannahte, da der alte Bau nimmermehr recht Zusammen¬ halten wollte, da seine Mauern rissig und sprttngig wurden und es geboten erschien, den lieben Limmelbcrg mit einer neuen Krone in Form eines neuhergestellten Maricn- tempcls zu schmücken. Auch war im Laufe der Zeiten die Pfarr gemein de selber an gewachsen, so daß die begrenzten Räume der bisherigen Kirche sich oft genug als unzulänglich herausgestellt hatten. Also auf zum neuen Kirchenbaue! Schon im ersten Zahre seiner Wirksamkeit konnte er am 16. November 1755 seiner versammelten Pfarrgemeinde die behördliche B a u b e w i l l i g un g von der Kanzel aus vorlesen und sie auffordern, zu dem nun zu beginnenden Werke ihre hilfreiche Land zu bieten. And wahrhaftig, die Gemeinde Weiz tat Er¬ staunliches. Alle wetteiferten durch Geschenke, durch persön¬ liche Arbeit, durch Zufuhren u. dgl. den Bau zu fördern. Es herrschte eine unglaubliche Begeisterung dafür. Schon im nächsten Frühjahre wurde die neue Ring¬ ln a u c r, die heute noch steht, sowie die A u s g a n g s st i c g c von der Stadt her fertiggestellt. 1757 wurde der rückwärtige Teil der alten Kirche (die betreffs ihrer Richtung eine gerade entgegengesetzte Lage im 442 Ess sfs sss Ess sfs Vergleich mit der heutigen Kirche hatte) abgebrochen, in der restlichen Hälfte der Gottesdienst gehalten und nunmehr wacker an der neuen Kirche gearbeitet. In einem Jahre ward die erste Hälfte roh fertig, im zweiten Jahre die zweite Hälfte. So wurde also noch im Jahre 1758 die gro߬ artige Hauptfront der Kirche aufgeführt und das kühn gespannte riesenhafte Gewölbe der Kirche vollendet. Übertragung der Gnaden st atu e. Bis zur feierlichen Konsekration war wohl noch lange, lange hin! Aber man kann sich vorstellen, wie sehr die braven Weizberg, der Lochaltar. Als besondere Merkwürdigkeit wird berichtet, daß das steinerne Standbild, sonst so tiefernst und traurig, bei dieser Iubclprozession zu lächeln schien und so freundlich und mildiglich anzusehen war, daß viele, die es sahen, darob vor Freude weinten. Der hochberühmte Iesuitenpater Sartori hielt damals die Festpredigt. Was er gesprochen, liegt bis heute noch gedruckt vor. Wir erwähnen hier, daß er in dieser brillanten Lobrede Mariens auch das besonders betonte, daß viel¬ hundertjährige Erfahrung Zeugnis dafür biete, daß das ausdrucksvolle Antlitz dieser kunstvollen Muttergottesstatue niemals vom geringsten Schmutze sei verunreinigt und entstellt worden; durch so viele Jahrhunderte habe es beständig und ohne Unterbrechung die nämliche Schönheit und Lieblichkeit erhalten, die ihr die Land ihres heiligen Bildners einst gegeben. Ausgestaltung des Riesenbaues. Von jetzt ab ging es nun freilich in etwas langsamerem Tempo vorwärts. Aber immer wieder zeigten sich die Weizer Bürger zu größten Opfern bereit. 1766 wurden die beiden stattlichen Türme gebaut, aber vorderhand nur mit einem Notdache versehen. 1771 wurde die ganze Kirche mit Freskomalerei ausgeschmückt, und zwar von dem Tiroler Maler Josef von Mölk. 1773 wurde die Kirche von außen verputzt; in demselben Jahre starb Pfarrer Schmutz; hervorheben wollen wir, daß die gütige, himmlische Mutter sich diesen ihren liebeglühcnden Sohn und Verehrer an einem ihrer Fest¬ tage, am 2. Februar, zu sich in die himmlische Freude heimholte. 1776 am 22. Juli wurde endlich dem herrlichen Werke die Krone ausgesetzt: die Kirche wurde feierlich konsekriert und eingeweiht. Nun war aber auch unbeschreiblich der Jubel der braven Gemeinde! Der erhebende Anblick eines so staunens¬ werten Baues erfüllte sie nach so vielen Mühen und Opfern mit erquickendem Troste; denn sie waren sich froh bewußt, ihre Kräfte und ihr Vermögen zur Ehre Gottes und seiner gcbenedeitcn Mutter verwendet zu haben. Weizer verlangten, so rasch als möglich wenigstens die Gnaden¬ statue an ihrem neuen Orte zu schauen. Dieses große Ereignis, die Übertragung der schönen Statue der schmerzhaften Mutter fand statt am Festtage Mariä Empfängnis des Jahres 1758. Es ist wahrhaftig rührend zu lesen, was das pfarrliche Gedenkbuch über diesen so feierlichen Triumphzug Mariens berichtet. Die prachtvoll geschmückte Muttcrgottesstatue prangend in grünsamtcncm, reich mit Gold gesticktem Mantel stand auf herrlicher hoher Tragbahre bereit. 30 kräftige Bauern, alle gleich gekleidet, hatten das Ehrenamt, die schwere Steinstatue im Iubelzuge herum zu tragen. Trompeten und Pauken, Glocken und Orgel und das Gedröhne zahlloser Schüsse ver¬ kündeten weithin die Festesfreude. Getrübte Herzensfreude. Nicht lange noch war der herrliche Bau vollendet, da schickte der Herr schwere Prüfung über die wackere Gemeinde. Im Jahre 1793 fuhr nämlich während eines Llngewitters ein Blitzstrahl in die neue Kirche hinein, zündete und ver¬ nichtete Türme, Kirchendach, Glocken und T u r m u h r. Da stossen wohl bittere Wehmutstränen aus den Augen so mancher, die noch bei den allerersten Arbeiten mitgeholfen und den Bau mit Lust hatten wachsen sehen. Aber opferbereit wie früher gingen sic sofort daran, den Schaden gutzumachen, und binnen Jahresfrist stand der neue Dachstuhl (ein Meisterwerk in seiner Art), standen die Türme und von den Türmen rief wie früher die eherne Stimme der Glocken zum Gottesdienste zusammen. S^T S^T SsD SfT SfT SsT SsT SfT VsT DfT SsT SsD SsT SsD SsD SsD SsD SsD WbLZöbvg SsD SsD SsD SsD SsD S^D SsD S^D SsT S^D §^D SsD SsD SsD SsD SsD 443 <2 chlu ß wort. Ständige Priester: 5 Weltpriester, und zwar Großen Männern setzt man steinerne Denkmäler. — l Kreisdechant, 3 Kapläne und 1 Benefiziat. Jene Bewohner der steirischen Stadt haben sich ohne es zu wollen oder vielleicht nur zu ahnen — ein prächtiges Erinnerungszeichen gesetzt, das bis heute noch ihre Frömmigkeit, ihren Opsersinn, ihre Energie beweist. Wohl gibt es große und schöne Kirchen auch anderwärts; aber hier in Weiz spricht ein besonderer Llmstand vor allem zu unserem Äerzen : cs ist nicht das Werk irgend eines geldstarkcn Großen, sondern die gemein¬ same L e i st u n g v o n vielen hundert Kleinen, und zwar eine Leistung, zu der sie alle miteinander — und das ist das wunder¬ bare — durch einen mächtigen, allgemeinen Impuls begeistert wurden. Noch heute sprechen die Enkel und Llrenkel mit Bewunderung und Ehrfurcht von dem helden¬ haften Großmute ihrer Vorfahren, die dieses majestätische Gotteshaus aus eigenen Mitteln hin¬ bauten, um ihrem Gnadenbilde einen würdigen Thron zu bereiten. lind cs ist uns, den Fremdlingen, die wir das gelungene Werk staunend beschauen, als ob selber — Ä eilige Messen fremder Priester jährlich: ca. 80. Weizberg, Seitenkapellcn. uns eine leise, fromme Ahnung überkäme: Gott selbst hat mitgeholfen bei dem Bau und die gütige Mutter Maria hat ihren Segen dazu gespendet, — sonst wäre es nimmer möglich gewesen! Statistisches. Nächste Jubiläum sjahre: 1915 850jähriges Jubiläum der ersten Kirche. 1926 150jähriges Jubiläum der Konsekration der heutigen Kirche. 1958 AOjähriges Jubiläum der Abertragung der Statue. Weizberg, das Gnadenbild. Kommunikanten jährlich: 10.000 (samt Einheimischen 50.000 bis 60.000). Geschlossene Prozessionen jährlich: 30. Äau Pt fest: Dritter Sonntag im September. Einwohnerzahl der Pfarre: 8000. Ständige Devotionalienhändler: 1. Gasthäuser: 4. Kaffeeschänker: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist fallend. Zufahrten. Graz—Weiz. Mit Amsteigen in Gleisdorf. 2 St. X 1.60 Benachbarte Wallfahrtsorte. Weizberg— L e i l b r u n n. Leilbrunn ist 14 Kilometer nördlich von Weiz; schwach 4 Gehstunden. Weizberg— M a r i a - T r o st bei Graz. Von Weiz 4 Gehstunden südwest auf rot markierten Wald- und Feldwegen. Oder Bahn über Gleisdorf — Graz 2 St. X 1.60. — Dann elek¬ trische Straßenbahn. Weizberg—F ieberbründl. Durchwegs Straßenwande¬ rung gegen Ost (zuerst Ostnordost) über Unter-Feistritz, Stuben¬ berg, St. Johann am Lerberstein. Die wilde Klamm bei Stuben¬ berg sowie die Derbersteinklamm sind prächtige Schaustücke, die dieser Weg bietet. Gesamtgehzeit Weiz — Fieberbründk gegen 5 St. Weizberg— B r e i t e g g. Die vom Weizberg sehr gut sichtbare Kirche Breitegg liegt südlich von Weiz und ist in I St. zuerst per Straße, dann rot markierter Waldweg, zu erreichen. Literatur. Lacer IVIur. Ltzuius ^oäiucus. drascii 1709. VIII. Austria-Kal., 1845, S. 157. Wallner Jos. Die Pfarr- u. Wallfahrtsk. Gratz 1852, 8°, 48 S., 2 Bilder. 444 Eft) Eft) sft> Eft) sft> sft) Eft) Eft) Eft) sft> Eft) Eft) Eft) Eft) sft> Maria-Puchheim LftlEft>Eft>sft>Eft>Sft>Eft>Eft>sft>Cft>Sft>sft>sft>sft>sft>Sft>E^, Richter Ed. Beitr. zur Gesch. des Marktes. Mitth. h. V. f. St. V. S. 127-IS2. P scheid e n Georg. Die Gnadenstatue. Graz 1874,8", 24 S. Reg.-Mar.-Kal. 1890 XI. Leo Gschft. D. s. W. d. kath. K. Wien. II, 258. (Thiemo u. seine Werke) Mitt. d. Zentr.-Koinm. Xl, 66. — 1880, XII. LXXV. LIX. Kurze Erwägung. Wer möchte es den Pilgern verargen, daß sie in Hellen Scharen zum Weizberge wallen, zur schönen Wohnstätte der noch schöneren Mutter? Wer wundert sich über das Kind, das in die Arme der Mutter eilt? Wer staunt, daß der schwer Leidende einen anderen Leidenden aufsucht und bei ihm sein gramerfülltes Äerz erleichtert? Lind dort am Weizberge, ob dem Altäre steht ja doch seit mehr als 800 Jahren die erhabene Königin der Schmerzen im erhabenen steinernen Bilde. Aber nur ihr Bild ist aus Stein, nimmermehr ihr Äerz! Sie horcht: auf das zarte Kind, das ihr die ersten Grüße bringt, duftig vom Zauberglanze der Jugend. Sie horcht: auf das stille Seufzen des Greifes, der zitternd und kaum fähig, sich zu erhalten, zu ihr aufblickt: „Mutter, eine glück¬ selige Sterbestunde!" Sie horcht: auf die Flut der Klagen, die der schwer bedrückte Kreuzesträger gerade für sie aufgehoben, gerade ihr, ihr allein anvertrauen will. Sic horcht: auf die leisen, demutsvollen Geständnisse des zerknickten Lerzens, das sich nimmer aufzublicken traut zum erzürnten Gott, aber noch mit einem letzten Funken des Vertrauens sich an ihr Mutterherz wendet, das er, der Sünder, einst gekannt, vielleicht Jahrzehnte lang verlassen und — weh' ihm — sogar verspottet hat, rind das er nun doch endlich als einzige Zufluchtsstätte er¬ kennt: „Mutter! Gnade!" -O, die Schmerzensmutter hat unendlich viel zu hören, zu trösten, zu heilen! Lind sie tut es, nimmermüde, immer bereit, als wahres echtes Mutterherz. Gebet. Du großes Lerz meiner Mutter! Du Meer des Friedens! Du Weltenraum des Erbarmens! Inniger als sonst rufe ich heute zu Dir ! Glühender als zuvor schallt mein Beten, dringender als je mein Äilferuf. Mutter, meine Not ist groß, mein Schmerz ist unbeschreiblich! Dir will ich's klagen. Dir nur sagen! Mutter hilf! Denn zu helfen hat Dich Gott der Welt geschickt. Gedenke, daß'das Erbarmen Deine heilige Pflicht ist, das Verzeihen Deine herrlichste Tat, das Lieben Deine Krone! Laß mich nicht hinwegziehen von dieser Stätte, weinend, trostlos und klagend : „Äeute habe ich sie nicht erkannt als diejenige, wie sie der Weltkreis preist: als meine Mutter!" Nein, laß mich, dem Kinde gleich, das jahrelang von der Mutter 'getrennt, nunmehr an ihr warmes Äerz fliegt und Seligkeiten verkostet in mütterlicher Um¬ armung — also laß mich heute erfahren und erleben, daß Du noch Maria bist, die Mutter der reinsten, heiligsten, er» barmungsreichsten Liebe. Amen. flana-Mchheim. Oberösterrcich. 10.000 Kommunikanten. Auf Sberösterreichs waldigen Auen Wie leuchtende Blumen auf grünender Flur Sind herrliche Orle der Gnade zu schauen — Der himmlischen Königin irdische Spur. — Von all diesen Blumen die schönste im Land, Maria-Puchheim wird sie genannt. Örtliche Lage. n der Hauptstrecke der Westbahn, fast genau in der Mitte zwischen Linz und Salzburg liegt die Eisenbahn- station Attnang-Puchheim, die Aussteig¬ station für solche Passagiere, die den Gnadenort Puch¬ heim aufsuchen wollen. Von der Station führt die Straße direkt zur Kirche, und zwar westwärts; Gehzeit 20 Minuten. Die Straße ist zum Teil mit Alleebäumen gut bepflanzt und man genießt während der Wanderung schöne Ausblicke in die südwärts gelegenen Gebirge, aus denen sich besonders der nahe Traunstein gewaltig hervorhebt. Warum wir Puchheim die schönste Gnadeublume Oberösterreichs nennen. Puchheim besitzt unter allen Gnadenorten Oberösterreichs sicherlich die a ll e rschö n ste Kirche. Wir meinen das nicht einmal so sehr betreffs des äußeren Anblickes, obwohl sich Maria-Puchheim gegen Nörten. Phot. Guldinger, Puchheim §sS§ft>Sft>Eft>SsSEfTSft>Eft>Sf°>Sft>Eft>sfSEfDEft>SfL>Sft> MaNO-PuchheiM Sft>Sft>Sft>Eft>Eft>Efö>EfsEfssfssfssfTEsSEft>Sft>SfS 445 diese doppcltürmige Kirche, umgeben von anderen turmgekrönten Gebäuden (einem Schlosse und einer alten Kirche), ganz so ausniwmt, als ob sie sechs Türme hätte, ein Anblick, der sicherlich einen ganz eigenen Reiz besitzt und die Gnaden¬ kirche recht stattlich er¬ scheinen läßt. Also nicht das Außere ist heute für uns maßgebend, sondern das Innere — die überaus anziehende, lieb¬ liche Ausstattung dieser mäch¬ tigen Kirche. Da haben wohl die eifrigen Rcdemptoristcnpatres der allerseligsten Jungfrau im Kimmel droben etwas gar Liebes und Kochwill¬ kommenes getan, daß sic ihren irdischen Tempel zu einem so außerordentlich lieblichen Schahkästlein umgestalteten. Wie sollen wir dieses Gotteshaus würdig be¬ schreiben? Ein sehr edler, wciterBau in rein romanischer Stilart, also überall die mächtigen Rundbogen, die sich von einer Säule zur anderrt wölben. Nicht weniger als fünf Schiffe hat dieser lieb¬ liche Dom und bietet Platz für etwa 4000 Personen! Doch die schönste Zier dieses Gnadentempels ist unbestritten die gelungene, farbenprächtige Gemäldegalerie, die sich uns von der Decke, von den Wänden, von den Bogcngcwölbcn aus bietet. Da reiht sich, umgeben von feiner Ornamenkarbeit, Bild an Bild! und welch anheimelnde Bilder: die allbekannten Gegenstände aus der biblischen Geschichte; jedes Kind erkennt auf den ersten Blick, was da und dort zur Darstellung kommen soll. And eben diese Klarheit, diese Durch¬ sichtigkeit der dargestellten Idee ist ein hoch einzuschätzender Vorzug, den diese Art Malerei vor mancher andern Kirchcnzier besitzt. Wir sprechen jetzt nicht vom Standpunkte des Künstlers, wir wollen die Puchheimer Gemälde nicht etwa diesen oder jenen in dieser oder jener Kirche gleichstellen oder vorziehen. O nein, wir freuen uns nur über die Einfachheit und zugleich leichte Verständlichkeit dieser Darstellungen. Wir haben in verschiedenen Kirchen gewaltige Kuppel¬ gemälde geschaut, Kuppelgemälde voller Gestalten und mit er¬ drückender Farbenkraft hingeworfen; aber wie oft standen wir diesen Gemälden ratlos und unsicher entgegen: wir wußten, ehrlich gestanden, nicht zu sagen: was will denn dieses Gemälde dort droben sagen? And erst nachdem wir eine Viertelstunde lang in unseren Büchlein, die uns ausführliche Erklärungen dazu gaben, geblättert, da erst ging uns etwas Licht aus und wir begannen die Idee des Künstlers zu begreifen; und selbst dann (seien wir ehrlich!) wollte uns noch gar manches, ja vieles un¬ begreiflich scheinen. Wie anders, wie ganz anders ist's in der Puchheimer Kirche; da brauchen wir kein Büchlein, das uns die Malereien erklärt: wir schauen hin und verstehen sie: die ganze biblische neutestamcntliche Geschichte blinkt uns da in frischen, freudigen Farben entgegen. Wir spüren es: das hat der Künstler nicht in irgend einer Künstlermarotte nur zu seinem eigenen Ruhme und aus eitler Gefallsucht so gemalt, sondern direkt für uns, zu unserer Belehrung, zu unserer Freude ist dies alles so angefertigt worden. And so geschieht cs, daß wir uns in der Puchheimer Kirche gar so heimlich fühlen. Da möchte man stundenlang knien und beten. Da freut sich die Seele, da jubelt das Kerz, da schwelgt es in Wonne und Andacht. Es sei uns gestattet, hier einen Vergleich mit einigen andern schönen Kirchen zu ziehen. Wir haben die Mariazcllcr Kirche geschaut. Sie ist jedenfalls der Puchheimer voraus. Sie hat uns mit heiliger Bewunderung ergriffen — aber wir haben ihre zahlreichen Bildermedaillons nicht auf uns wirken lassen können, sic waren uns zu hoch droben und für diese Köhe zu klein; wir wissen bis heute nicht, was sie darstellcn. Wir haben den Prachttcmpcl des S o n n t a g s b c r g e s geschaut: Ein steinernes Tedcum. Wir sind klein geworden im Geiste vor dieser erdrückenden, gewaltigen Majestät dieser Ricsenhallcn. And wir kamen nach Puchheim. Was wir da empfanden, war nicht so sehr staunende Bewunderung, nicht das Gefühl der eigenen Niedrigkeit und Kleinheit, sondern das Gefühl der lautersten, herzlichsten Freude. Immer wieder sahen wir empor, immer wieder und unser Kerz hüpfte fast vor wonniger Lust. „Kicr ist's gut sein, Kerr, hier wollen wir drei Kütten bauen!" das war so recht der Kern unserer Gefühle. Mariazell erzeugt Bewunderung, der Sonntagsberg Anbetung, Puchheim aber Kcrzensfreudc. Maria-Puchheim gegen den Traunstein. Guldingcr, Puchheim. 446 sfs sfs sfs Ess Ess Ess sfs Ess Efs Efs Ess sfs sss Ess sfs Maria-Puchheim EfsEssEssEfsssTsssEsDssTEfTEfsssssfssfsEfTEfsEssEsT Doch genug davon! Wir glauben hinreichend erklärt zu haben, warum wir Puchheims Gnadentempel als die schönste Blume Oberösterreichs betrachten. Der Hochaltar. In einer abgedunkelten Nische, von prachtvoller Dekora¬ tionsmalerei umrahmt, blickt dem eintretendcn Pilger der Hochaltar einladend entgegen. Der vergoldete Unterbau, dessen Breitseite drei Ziertürmchcn schmücken, zeigt in seiner Mitte den Goldtabernakel, ein nach menschlichen Begriffen würdiges Zelt des Herrn der Heerscharen. Der lichte Farbenton bringt den Altar in erwünschter Weise trefflich zur Geltung. Über dem Unterbau wölbt sich in Form eines romanischen, jedoch reich verzierten Bogens, der Oberbau des Altares und um¬ schließt ein gelungenes Gemälde, Maria die Zuflucht der Christen; es ist ein Meisterstück vom Wiener Maler Kastner und zeigt, wie alle Menschenalter, vom Greise bis zum Kinde herab, zur allcrseligstcn Jungfrau ihre Zuflucht nehmen; sie hinwieder scheint ihnen als einzige Rettung ihr göttliches Kindlcin anzubieten. Den Hintergrund der ganzen Altarnische schmückt in den oberen Partien eine schöne Darstellung der allerhciligsten Dreifaltigkeit. Der Gnadenaktar. Anter den vielen Seilenaltären erregt selbstverständlich der Gnadenaltar unser besonderes Interesse. Er zeigt im großen und ganzen einige Ähnlichkeit mit dem Hochaltäre, ist aber bedeutend kleiner als dieser. Den Mittelpunkt des Altars bildet ein Bild „von der immerwährenden Hilfe" in einer sehr reichgegliedertcn, Prunkhaften Umrahmung, Hoch oben halten zwei schwebende Engel eine Krone in ihren Händen. Geschichte des Originalbildes „von der immerwährenden Hilfe". Wir können von der Vorgeschichte dieses Bildes hier nur kurze Andeutungen geben. (Näheres siehe im Büchlein Anzenberger, L. 88. k. U. L. Fr., Verlag der Redemptoristen, Puchheim.) Im 15. Iahrh. ward es von der Insel Kreta nach Nom gebracht, dort in der Kirche des heiligen Matthäus auf den Hochaltar gesetzt und seit dieser Zeit von den Gläubigen vielfach verehrt. Der Titel „Mutter von der immer¬ währenden Hilfe" war dem Bilde schon damals zu eigen, als cs zum erstenmale nach Rom kam. Die französische Revolution und die darauf folgenden sehr unruhigen und unsicheren Zeiten brachten es mit sich, daß man es für gut erachtete, das Bild von seinem bisherigen Platze zu heben und in Posterula zu bergen. Man wußte in der Öffentlichkeit nichts davon, wohin das Bild eigentlich geraten sei, bis es endlich im Jahre 1863 von einem Redemptoristenpater aufgefunden wurde. Papst Pius IX. gestattete es auf Bitten der Ordensmitglieder, daß dieses Bild in der Re¬ de m p t o r i st e n k i r ch e, die dem heiligen Alphon- sus geweiht war, auf dem Hochaltäre zur öffent¬ lichen Verehrung ausgesetzt wurde. Dies geschah im Jahre 1866. Seit dieser Zeit haben sich die genannten Ordensleute dieses Bildes mit einer großen Vorliebe angenommen und bringen cs überall dorthin, wohin sie selber kommen. Man wird auch kaum irgend eine Redemptoristen¬ kirche ausfindig machen können, wo nicht an hervorragendem Platze solch ein Marienbild zu sehen wäre. Dem nachhaltigen Eifer dieser Patres ist wohl auch zum Teile die wahrhaft staunenswerte Verbrei¬ tung zuzuschreiben, deren sich die Verehrung dieses Bildes erfreut. In den ersten zehn Jahren von 1866 bis 1876 ver¬ sandte von Paris aus ein gewisser Robinau gegen fünf Millionen Medaillen, die jene Darstellung zeigten; Photographien wurden von Rom aus 30.000 und in vier Jahren von Paris aus 155.000 verbreitet; Kupferstiche und Stahlstiche von Rom 130.000, darunter 1400 Bilder für cbcnsoviele Altäre, von Paris dagegen 250.000. Von Regensburg durch die bekannte, rührige Verlagshandlung Marra-Duchheim, Lochaltar im Festschmuck. (H> sfä> sfs sss Sss SfD SsD Efs Ess sss SfD Ess sfs sfs sfs sfs sfs Maria-Puchheim sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs Sfs h>n, daß er diese Kirche wieder Herstellen lassen möge." Nach diesen Worten verschwand die Er¬ scheinung. Beide Zeugen bestätigten eidlich ihre Ausjagen und fügten bei, daß sie sonst keinerlei außerordentliche Vorfälle gesehen oder gehört hätten. Da sich die Kunde dieser angeblichen Erscheinung rasch verbreitete, wurde alsbald die Zeugenaussage von der welt¬ lichen und geistlichen Obrigkeit geprüft und da sich alle An¬ gaben als stichhältig erwiesen, wurde die gründliche Ler- stellung der Kirche mit großer Begeisterung in Angriff genommen. Dies der historische Ursprung dieser istrianischen Gnadenkirche. Weitere Ereignisse. Anfangs war die Kirche der Obhut eines weltlichen „Kustos" anvertraut, während die geistlichen Funktionen von der Pfarrgeistlichkeit in Pirano excurrencko besorgt wurden. Späterhin wurden eigene Kapläne angestellt, die dauernd bei dem Leiligtum ihren Wohnsitz nahmen. Erst in allerneuester Zeit trat hierin eine Wendung ein, indem auf Veranlassung des damaligen Bischofs von Triest Franz Nagl (des nachmaligen allzufrüh verstorbenen Kardinals von Wien) im Jahre 1907 die Franziskaner der Trienter Provinz M der Kirchenverwaltung und der Seelsorge betraut wurden. Strugnano, Gnadenbild. N- P-nco, Tu-st . Gleich darauf tauchte die Idee auf, das altehrwürdige Bild gelegentlich des vierhundertjährigen Bestandes der Wall¬ fahrt feierlich zu krönen, was auch im Jahre 1912 in festlicher Weise stattfand. Statistisches. Meereshöhe der Wallfahrtskirche: ca. 50 bis 60 m über dem Meere. Räch st es Iubiläumsjahr: 1962 450jähriges Jubiläum der Entstehung, 50jähriges d. feierlichen Krönung. Ständige Priester:3 Patres aus dem Franziskaner¬ orden aus der Provinz Trient. Kommunikanten jährlich: 10.000. Besucher jährlich: 25.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 20. Lau Pt fest: Mariä Himmelfahrt, daneben zweiter Sonn¬ tag nach Ostern und Mariä Geburt. Einwohner der Pfarre (die Pfarre besteht aus einer großen Zahl über das ganze umgebende Berggelände zerstreuter 29* 452 Eft>sft>ssssft>sft>sft>sft>sfssft>sfssft>Eft>Eft>sft> Maria-Schoßberg sft>ssssft>sft>sft>ssDsft>sft>sssEft>sft>Eft>sft>sft>sfD einzelner Gehöfte, von denen kaum je zwei oder drei Läufer unmittelbar nebeneinander stehen): 1000. Devotionalienhändler: Eigenes Verkaufsgewölbe der Kirchenvorstehung. Gasthäuser: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist, wenn nicht steigend, so sicherlich mindestens gleichbleibend. Sonstige Sehenswürdigkeiten: Etwa zehn Minuten entfernt steht, jetzt als Privatbesitz der Villa Tartini, das Kirch¬ lein des heiligen Bischofs Basso; dieses Kirchlein war ursprüng¬ lich Pfarrkirche. Gebetserhörungen. In der Sakristei sowohl, als auch in dem Presbyterium finden sich an den Wänden zahlreiche, meistens italienische Votivtafeln, die sehr ausführliche Dank¬ sagungen enthalten und oft mit den betreffenden Photographien der Dankenden versehen sind. Literatur. Asson, ?. Theod. Kurze Geschichte, Verlag des Franzis¬ kanerklosters, 1912, 16°, SO S. Xi c o räo äel Lantuario. I'rwste 2kiuk 189b, Gr.-8°, 52 S. II blaläini, Loroxrapkia eccles. Laäova 1700. Vaterland, 28. Aug. 1910, Feuilleton (Hoppe). Leo-Gschft. d. soc. W. d. kath. K., Wien 1909. IV/ 2. Lest, 77. Schlußgedanken. Die Gnadenkirche zu Strugnano ist ein zierliches, an¬ mutiges Kirchlein und hat, wie die verhältnismäßig große Kommunikantenanzahl hinreichend beweist, für Istrien seine nicht geringe Bedeutung. Dem Fremden würden wir aber einen eigens unternom¬ menen Besuch dieses Heiligtums nicht besonders anraten, Strugnano hat gar keine besondere Anziehungskraft; weder durch seine natürliche Lage, noch etwa durch die Größe der Kirche noch durch sonstwelche besondere Sehenswürdigkeiten. Auch ist sie ver¬ hältnismäßig schwer zu erreichen. Sie ist eine einfache, liebliche, sehr nette Dorfkirche, sonst nichts. Kurze Erwägung. Sehr anregend ist das Durchdenken und die Anwendung der drei Worte Mariens bei der Gründung des Wallfahrtsortes: 1. „Ach, in welch' elendem Zustande ist doch mein Laus!" Hieraus ergibt sich: Die Muttergottes will, daß ihre. Heiligtümer gut erhalten werden. Ferner die persön¬ liche Anwendung: Ich selber bin ein Haus Gottes; inwiefern? And vielleicht: in welch' elendem Zustande befindet sich dies Haus? Welches ist bei mir dieses Elend? 2. „Kinder, fliehet doch nicht!" Ein wunder¬ volles Wort! Wir würden dieses Wort als Inschrift mancher Marien st atue bestens empfehlen. — Es sagt uns, daß wir Kinder sind, also unbehilflich und geliebt wie Kinder; und zweitens, daß uns Maria gern bei sich sieht. Eine indirekte Aufforderung zur Marienverehrung! 3. „Begebt euch zum Pfarrer und saget ihm, daß er diese Kirche wieder Herstellen lassen möge". Ganz so ähnlich hat Maria an den ver¬ schiedensten Orten, zu verschiedensten Zeiten geredet. Der Sah zeigt eine große Hochachtung Mariens vor der Priesterschaft und ihren Respekt vor dem Priesteramte. Sie ermahnt aber zugleich die Priester, sich Kirchenbauten und Kirchenaus¬ schmückung recht sehr am Herzen gelegen sein zu lasten. Gebet. O meine liebenswürdige Mutter, die Du mit zwei armen Feldhütern geredet und ihnen so tiefsinnige Worte zugerufen hast, erlaube mir, daß ich diese Worte als zu mir selber gesprochen betrachte und nimm als Ehrengabe eine best¬ mögliche Erfüllung dieser Deiner Mahnungen an. Hilf mir durch Deine Gnade, daß ich selber, stets eingedenk, daß ich ein Tempel Gottes sei, auf die Heiligkeit und Schönheit dieses Tempels allen Fleiß verwende; gestatte, daß ich Dich selber zur Herrin und Gebieterin in diesem Hause mache, damit Du hier waltest und schaltest nach Deinem heiligen Wohlgefallen. Amen. Msris-Schoßberg. (Slowakisch: Sassin, ungarisch: Sasvar.) Angarn, 10.000 Kommunikanten. _ Örtliche Lage. große Wallfahrtsort Maria-Schoßberg liegt 23 km ostsüdöstlich von Lund en bürg im ungarischen Teile des Marchfeldes. Von Wien liegt cs in genau nordöstlicher Richtung 70 km entfernt. Maria-Schoßberg ist Eisenbahnstation der Linie Lun- dcnburg—Kutti—Tyrnau, von Lundenburg 28 Bahnkilometer entfernt. Diese Strecke wird von der Lokomotive je nach An¬ schluß in Kutti in eineinhalb bis drei Stunden zurückgelegt. Dafür zahlt man X 1.10. Es verkehren nach jeder Richtung hin drei Züge per Tag. Wo einst des Meeres graue Wogen Das ganze Land weithin bedeckt. Da kam ein Stern heraufgezogcn, Der süße Loffnung uns erweckt: Denn rings von immergrünen Fichten Umrauscht, wohnt nun Maria hier Und tausende vertrauend richten Des Serzens Glutgebet zu ihr- Wegen dieser etwas mangelhaften Verbindung sannen wir auf andere Mittel und Wege, uns dem Wall¬ fahrtsorte näherzubringen. Denn es war jedenfalls peinlich, in Lundenburg sechs volle Stunden auf das nächste Züglein nach Kutti und dort wieder eineinhalb Stunden auf das Züglein nach Schoßberg zu warten. Wir studierten unsere Landkarte und siehe da: es fand sich, daß von Hohenau eine anständige Straße bis nach Maria-Schoßberg führe und daß bei fleißigem Marsche diese Fußtour in vier Stunden zurückzulegen wäre; wir könnten also jedenfalls doppelt so rasch am Ziele sein als mit der Eisenbahn. SsD SfD SsT SfT SsD SfD S^D SsT SsD SsT SsD SsT SsD SsD Sse) Maria-Schoßberg lZsDsfssssEsDsfssfssfDssssfssfsEsssfssfssfssfs 453 Gedacht, getan! Zwar machten wir in Hohenau einen schüchternen Versuch, irgend ein Zcuglein zum Fahren auf¬ zutreiben, aber das war umsonst! Wir mußten uns bequemen, samt unserem allerdings leichten Gepäck die Straße unter die Sohlen zu nehmen. And wahrlich, es war ein schönes Wandern! Immer ostwärts ging's und immer — durch Wasser. Denn es hatte damals Hochwasser gegeben und die Äcker nnd Wiesen an der March waren weit und breit überschwemmt. And mitten hindurch schritten wir trockenen Fußes auf unserer Straße. Wenigstens 25 Brücken mußten wir dabei passieren, denn man ist in dieser Gegend auf Hochwasser gefaßt und gibt den trägen Fluten möglichst vielen Abzug unter der hochgebauten Straße. So ging's in munterem Marsche zuerst gegen Sankt Johann an der March, wo uns bis heute noch die Weißen Gänseregimenter im guten Gedächt¬ nisse sind, die gerade, unseren Luftschiffern zum Trotz, in schwerfälligem Fluge ihre Probeflüge über die weiten Tümpel machten. Dann nach Sankt Georg und dann — sahen wir schon von Ferne über den niedrigen Wald herüber die Türme von Maria- Schoßberg. And als wir endlich dort waren, sahen wir zu unserem Erstaunen, daß wir den langen Marsch in dreidreiviertel Stunden vollendet hatten; aller¬ dings hatten wir wacker ausgegriffen! Die nächste Llmgebung der Gnadenkirche. Wenn man so wie wir wohlgemut gegen Maria-Schoßberg pilgert und dabei seine heimischen niederösterreichischen Gnadenkirchen gut kennt, so erinnert man sich beim Anblick dieser slowakischen Kirche alsogleich an Maria-Lanzendorf bei Wien. Da wie dort die weite Ebene und aus der Ebene heraus eine gewaltige, zweitürmige Kirche, die wie eine Riesin unter den kleinen Häuslein in ihrer nächsten Amgebung hervorragt. Zuerst kommt man auf einen großen Platz, da gibt es Verkaufsbuden und Gasthäuser und noch etwas Seltsames: eine kleine dreieckige Kapelle mit drei Türmchen und darinnen das Bild der schmerzhaften Mutter. Dann erst biegt sich unser Weg nach links und wir kommen auf den eigentlichen Vorplatz vor der Kirche, dem man durch nette Wildparkanlagen ein friedlich schönes Aussehen zu geben verstanden hat. In den Park¬ anlagen Kreuze und Kapellen. And nun die Kirchenfront! Ein fast riesenhafter Bau ist's, der sich da vor uns Mm Himmel hebt. And wenn auch seine Formen sich ganz und gar nicht von den gewöhnlichen Formen einer Hoch¬ renaissancefront entfernen, so rufen sie doch wegen ihrer reichen Gliederung, wegen ihrer Größe und Höhe und wegen der harmonischen Schönheit des Ganzen uneingeschränkte Zustim¬ mung und Beifall des Beschauers hervor. Das Innere der Kirche. Am hellichten Tage war's, da wir an der Kirchenklinke drückten, — und sie gab nicht nach — die Kirche war ge¬ schlossen! Wir erwähnen diesen Amstand nur darum, weil uns dies bei einem so bedeutenden Wallfahrtsorte nicht wenig auffiel. Selbstverständlich hatten wir uns gar bald Eintritt verschafft. Das Innere dieser Kirche ist in mehrfacher Beziehung interessant. Erstens wirkt dieses Gotteshaus vorteilhaft durch seine bemerkenswerte Größe; es finden da sicherlich 5000 Per¬ sonen, vielleicht 6000 genügend Raum. Zweitens fällt alsbald das prächtige weitausladende Renaissancegesimse auf, das sich in dieser Kirche, ab¬ weichend von den meisten anderen, ohne Anterbrechung auch um das Presbyterium schlingt, so daß das Gesamtbild dieses Gesimses an einen riesenhaften Triumphkranz erinnert, den man der Kirche aufgelegt hat. Dieses Gesimse gewinnt noch durch die zahlreichen schönen Kapitälcr, die in unmittel¬ barer Nähe davon die Pfeilerbündel und Pilaster schmücken, an Schönheit und Zierkraft. Phot. I. Gottstein, Maria-En ersdorf. Maria-Schoßberg, Gnadenkirche, links Triangel-sft>sft>sft>sft>sft>sft>Eft>sft>sft>Sft>sft>Eft>sft>sft> Maria-Schoßberg sft> EsS sft> Eft> E,T sft> EsD s^> Sfi! Ess Efi> Eft! EsS SsT sft> Eft> Eft) Drittens muß die Bauart der Kirche uneingeschränkt gelobt werden. Die drei majestätischen Rundbogen an den Seiten, die mächtigen Verbindungsspangen der Decke und die dazwischenliegenden großen Deckenovale, die man fast kleine Kuppeln nennen möchte, all das ist vorzüglich in seiner Art. Aber — bei all dieser großzügigen Schönheit ist und bleibt die Kirche etwas leer. Renaissancekirchen von dieser Bauart wirken eben nur, wenn sie so reich als möglich verziert, wenn sie mit Gemälden, Stuckarbeiten, Pfeilern rc. gleichsam über¬ laden sind und gerade dadurch unterscheiden sie sich von den gotischen Kirchen, die, je einfacher und zierloser sie sind, desto eindrucksvoller wirken. Viertens sind die Deckengemälde aller Beachtung wert. Denn, wenn wir zuvor von einer gewissen Nüchtern¬ heit und Einfachheit dieser Kirche sprachen, so gilt dies nur von den Seitenwänden, während die Decke davon eine rühmliche Ausnahme macht. And welch eine Ausnahme! Denn man höre und staune: an den Deckengemälden und den übrigen in der Kirche befindlichen Fresko- gemälden hat seinerzeit ein italienischer Künstler namens Giuseppe Tamanti volle siebzehn Jahre gearbeitet; und daß er den Pinsel meisterhaft zu führen verstand, beweist zur Genüge der Amstand, daß die fünf Ovale (kleine Kuppeln) von Sachverständigen auf 280.000 Kronen Wert geschätzt wurden. Hochaltar und Gnadenbild. Der Schoßberger Hochaltar hat etwas Besonderes an sich: er weicht nämlich von der gewöhnlichen Sorte der Barock¬ altäre vollkommen ab und ist in seiner Art etwas ganz Originelles und Eigenes. Wir bringen seinen hohen schmalen Aufbau, der fast an eine S t o ckuhr erinnert, im Bilde und überlassen es jedem Leser, sich darnach ein eigenes Arteil zu bilden. Schön ist jedenfalls daran das große gold¬ strahlende Kreuz, unschön jedenfalls der sehr primi¬ tive Glaskasten, den man zu Füßen dieses Kreuzes hingestellt und in welchen man das arme Gnadenbild eingesperrt hat. Das Gnaden bild selber, dieser Schatz der Wall¬ fahrtskirche, ist eine etwa meterhohe schöne Pieta aus Birn¬ holz geschnitzt, die eine braune Farbe zeigt. Die schmerzhafte Mutter, ihren göttlichen Sohn auf dem Schooße haltend, sitzt unter dem Schafte des Kreuzes. Sowohl Sohn als Mutter tragen kostbare Kronen, die ihnen im Jahre 1864 bei der feierlichen Krönung auf die Häupter gesetzt worden sind. Die Kronen sollen das Geschenk eines Kardinals sein und einen Wert von 20.000 Kronen darstellen; 92 Edelsteine sind zur Zierde eingefügt. Man pflegt die verehrte Statue mit wertvollen Seiden- und Atlaskleidern zu zieren; früher einmal hatte sie einen Mantel aus purem Silber; den aber hat ihr eine frevle Räuberhand entwendet. Aus der ziemlich reichen Garderobe des Gnadenbildcs sei aber noch ein beson¬ deres Stück erwähnt: ein Kleid, das einst ein chinesischer Mandarin als Prunk- und Staatsgewand getragen: jetzt trägt es als Ehrenkleid Unsere Liebe Schmerzhafte Mutter zu Schoßberg. Andere Sehenswürdigkeiten. Prächtig ist die Kanzel; ein zierliches, reizendes Stück. Am allerbesten gefällt uns daran, daß man ganz oben die lebensgroße Statue des Heilandes hingestellt hat, wie er Samenkörner ausstreut: die guten Samenkörner des heiligen Evangeliums. Diese liebliche Symbolik hat uns die Kanzel besonders schätzbar erscheinen lassen. Weiter erwähnen wir dankend, daß uns der H. H. Propst in die Schatzkästen Einblick gewährte. Denn was man sonst „Schatzkammer" nennt, ist in Schoßberg nicht vor¬ handen, aber an einem wohlverborgenen Orte des Kloster¬ gebäudes sind in einem großen gläsernen Schranke eine Reihe von sogenannten Schätzen aufbewahrt. Besonders interessiert hat uns ein ganz neuer Kelch aus dem Jahre 1910 und zwar deswegen, weil er ein Votivgeschenk der hundertsten Prozession von Neuhäusl ist, also beweist, wie anhänglich und treu das Volk diesem Wallfahrtsorte zugetan ist. Ferner betrachteten wir mit großem Interesse eine uralte Monstranze und einen ebenso alten Kelch, beide aus der Zeit der Arpaden und beide schon längst außer Brauch gesetzt. Wir staunten diese alten Stücke mit ungeheuchelter Verwunderung an. Nicht als ob sie uns durch ihre Formen entzückt hätten; denn diese sind für unsere an den modernen Geschmack ge¬ wöhnten Augen nicht besonders reizvoll. Aber das verblüffte uns, daß zwei so alte silberne Stücke allen Schicksalswendungen zum Trotz bis heute weder in Räuberhände fielen, noch auch von Staatswcgen eingezogen wurden, noch ins Münzamt wandern mußten, sondern sich allhier bis heute im gläsemen Schranke eines Wallfahrtsortes heil erhalten konnten. Also doch ganz gewiß sehenswerte achtungeinflößende Raritäten! -i- * 4- Hier ist auch noch zu erwähnen, daß Saffin einen sogenannten Kalvarienberg (Kreuzigungsgruppe) sowie eine Lorettokapelle besitzt. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Veranlassung der Aufstellung der Marien st atue 1564. Die Entstehung dieses bedeutenden Wallfahrtsortes ist eine merkwürdige, weil ihr Anfang in einem Streite zwischen zwei Ehepersonen zu suchen ist, der durch die Anrufung der Gottesmutter nicht bloß geschlichtet, sondern sogar zum Argrund unzähliger Gnaden für viele Tausende Bedrängter werden sollte. Wir entnehmen folgende Geschichte viererlei Berichten, von denen zwei den Hergang ohne Amschweife erzählen, während die beiden anderen offenbar bemüht sind, das Herbe an der Sache zu mildern. Wir haben die zwei ersteren übereinstimmenden Berichte gewählt, weil wir glauben, daß sie wahrheitsgetreuer sind und weil diese deutlicher die Macht der Hilfe Anserer Lieben Frau erkennen lassen, die, wenn man sie darum anfleht, auch das Böse zum Guten zu wenden vermag. Graf Emerich Czobor, ein heißblütiger Mann, war während einer Spazierfahrt mit seiner Gemahlin Angelika, geborene Bakits, in Streit geraten, der so heftig wurde, daß sfs sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss VsS Ess Ess Maria-Schoßberg Sfs sfs sfs sfs sfs EfT sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs Ess 455 der erregte Graf sowohl seine Gemahlin als auch deren Zofe aus dem Wagen warf und allein weiterfuhr. Entsetzt über die Roheit ihres Gemahls sank die Gräfin an derselben Stelle in die Knie und flehte die allerseligste Jungfrau an, dies Ärgernis zum Guten zu lenken, wofür sie ihr, falls sie erhört werde, versprach, an demselben Orte, wo sie aus dem Wagen gestoßen wurde, eine Statue der schmerzhaften Mutter aufstellen zu lassen. Kaum war das Gelöbnis ausgesprochen, so zeigte sich die schnelle Erhörung. Denn siehe, schon rasselte die Equipage des Grafen heran. Er hatte, seinen großen Fehler einsehend und tief bereuend, den Kutscher umkehren geheißen. And als der Wagen bei der Gräfin anhielt, sprang der Gemahl alsbald heraus, ging auf feine Gattin zu, bat sie um Ver¬ gebung und versprach, in Zukunft derartige Auftritte meiden zu wollen. Der ewige Gott aber wußte diesmal eine voreilige Sünde zu unermeßlichem Guten zu wenden. Denn die Gräfin, die über die ganz unerwartet schnelle Amkehr ihres zornmütigen Gemahls hocherfreut war, teilte ihm sofort das Gelöbnis mit, das sie soeben der Muttergottes gemacht hatte. Der Graf, dessen jäher Zorn nunmehr einem aufrichtigen Reuegefühl Platz gemacht hatte, war nicht nur nut dem Gelobten hocheinverstanden, sondern drängte geradezu zu allerraschester Erfüllung. Man ließ bei dem nächstbesten Schnitzer (irgend einen hervorragenden Künstler wußte man nicht aufzutreiben) das Bild der schmerzhaften Muttergottes aus Bimholz anfertigen und in der dreieckigen Kapelle, Triangel genannt, zur öffentlichen Verehrung aufstellen. (Ob diese Kapelle erst damals gebaut wurde, oder schon früher bestand, konnten wir nicht ermitteln.) An diesem Orte blieb die Statue zunächst 90 Jahre stehen, wurde dann wegen drohender Türkengefahr in die Kapelle eines nahen Schlosses übertragen, kam aber nach glücklicher Abwendung dieser Gefahr wieder an Ort und Stelle in die Triangelkapelle. Auffallende Ereignisse bei der Gnaden st atue. Kanonische A n t e r s u ch u u g. Im Jahre 1710 vernahmen verschiedene Leute in der Amgebung der Statue bei Nachtzeit Weinen, Schluchzen und Seufzen. Man nahm an, daß dies bittende Stimmen aus dem Fegefeuer seien, weil tatsächlich gerade dort Äunderte von Soldaten begraben worden waren. 1718 ließ der damalige Lerrschaftsbesitzcr den Fasan¬ garten, in besten Nähe die Triangelkapelle stand, vergrößern, so daß auch die Kapelle innerhalb der Amfassungsmaucr zu stehen kam. Es wurde gleichzeitig verboten, den Fasangartcn zu betreten, so daß die Kapelle nunmehr vom Verkehre ab- gcschnitten war. Dieses Verbot erwies sich als gänzlich hin¬ fällig, da die frommen Verehrer Mariens es teils durch List, teils durch offene Gewalt übertraten. Auch mehrten sich damals in bemerkenswerter Weise verschiedene Gerüchte über stattgefundene wunderbare Tei¬ lungen, so daß schließlich die kirchliche Behörde sich ver¬ anlaßt sah, cinzugreifcn und eine kanonische Anter- suchung einleitete. Die erste Maßregel, die man traf, bestand darin, daß das Bild von seinem bisherigen Orte entfernt und in die lauretanische Kapelle der Sassiner Pfarrkirche übertragen wurde. Die Sassiner, die der Meinung waren, man wolle ihnen ihr Bild überhaupt wegnehmen, eilten bewaffnet herbei und bewachten fortan Tag und Nacht die lauretanische Kapelle. Maria-Schoßberg, Entstehung des Gnadenorres. Anterdessen nahm der kanonische Prozeß seinen Gang und die in Betracht kommenden Personen wurden unter Eid einvernommen. Das Ende dieser Antersuchuug war, daß eine Reihe von Vorkommnissen als wirklich wunderbare Tat¬ sachen anerkannt und daß daher diesem Bilde vom Reichsprimas von Angarn der Titel eines wahren und wirklichen Gnade nbildes zuerkannt wurde. Selbstver¬ ständlich wurde nun auch gestattet, daß das Bild aus seinem vorläufigen Aufenthalte in der laurctanischcn Kapelle wieder an den Ehrenplatz in der Triangelkapclle zurückgebracht werde. 456 sfs sfs Ess Ess sfs sjs sfs Ess sfs Ess sjs sss sss sfs sfs Maria-Schoßberg SfssfssfssfssfsEfssfDSfsEfsssTEsDEfsssssssEsTEssÄs Die feierliche Übertragung hatte man für den 10. No¬ vember 1732 festgesetzt. An diesem Tage kamen 200 Pro¬ zessionen aus den verschiedensten Gegenden nach Saffin zusammcngeströmt. Die Zahl der bei dieser Festlichkeit An¬ wesenden wurde auf 25.000 abgeschätzt. Bei dieser Gelegen¬ heit erhielt der Ortspfarrer von Sassin den Auftrag, die wundertätige Statue vorläufig in seine Obhut zu nehmen. Die Pauline r übernehmen die Sorge für das Gnaden¬ bild und bauen die große Kirche. Längst war die Kunde von dem neuen Wunderbilde zu Ohren des Pauliner-Provinzials Franziscus Rozsa ge¬ langt; die sonderbaren Berichte, die er da hörte, spornten ihn mächtig an, sich alle Mühe zu geben, um dieses neuerstandene Gnadenkleinod unter die Obhut seines Ordens zu bekommen. Darum wendete er sich an den damaligen Fürstprimas von üngarn und konnte um so mehr auf dessen starke Hilfe rechnen, weil dieser hohe Kirchenfürst früher selbst Pro¬ vinzial und General des Paulinerordens gewesen war und noch immer die Ordenskleidung und seinen Ordensnamen „Frater" trug, den er auch späterhin bis ans Ende seines Lebens beibehielt. Gar bald zeigte sich der wirksame Einfluß dieses hohen Gönners und in kürzester Frist war die ganze Angelegenheit zugunsten der Pauliner entschieden, so daß ihnen die Gnadenstatue und die mit diesem Bilde zusammenhängende Wallfahrtsseelsorge am 2. April 1733 übergeben wurde. Die erste Sorge der Pauliner war, einem so berühmten Bilde eine würdige Leimstätte zu verschaffen; sie dachten an den Bau einer möglichst stattlichen Wallfahrtskirche. Wirklich fanden sich so viele Wohltäter, daß der Bau dieser festen, großen und prachtvollen Kirche, wenn auch nicht über¬ schnell, so doch schrittweise vorwärtsging, bis endlich im Jahre 1764, also nach 31 Jahren, der Bau so weit gediehen war, daß die feierliche Übertragung des Marienbildes statt¬ finden konnte. Zufällig war in diesem Jahre das 200jährige Jubiläum der Entstehung des Wallfahrtsortes, so daß also das verehrte Bild mit geringer Unterbrechung durch volle zwei Jahrhunderte hindurch in der Triangelkapelle seinen Platz gehabt hatte. Der Primas von Angarn nahm selbst diese höchst pomphafte Übertragung des Bildes auf den neuen wahrhaft würdigen Ehrenplatz vor. Aufhebung des Paulinerordens und andere traurige Dinge. Auch für den rasch erblühten slowakischen Wallfahrts¬ ort Sassin kamen jene düsteren Tage schweren Verhängnisses, da er, von kaiserlichen Verordnungen bis tief ins Lebensmark getroffen, dem Tode preisgegeben werden sollte. 1786 war jenes Jahr, in dem laut Lofdekret der Paulinerorden als aufgehoben erklärt wurde. 500 Jahre hatte er dem Lande üngarn seine besten Kräfte ge¬ widmet; und wenn diesen Todesstoß vielleicht der leise Schimmer eines Trostes begleitete, so war es höchstens die Wahrnehmung, daß eben auch ganze Reihen anderer klöster¬ licher Niederlassungen zur selben Zeit ohne Schonung hinweg¬ gefegt wurden. Die prachtvolle Baulichkeit der Pauliner Klosterkirche aber wurde nicht demoliert und zerstört, sondern wie man damals sagte, zur Pfarrkirche erhoben. Wir haben in Sassin so ziemlich am anderen Ende des Ortes noch eine zweite, ehemalige Kirche gesehen, die aber derzeit entweiht ist und zu irgend welchen Magazinszwecken verwendet wird. Wir vermuten, daß diese zweite kleinere Kirche ehemals die Pfarrkirche war und daß der dortige Pfarrer nach der Auf¬ hebung der Pauliner in die bisherige Klosterkirche verseht wurde. Doch wissen wir nicht, ob diese unsere Ansicht richtig sei. Gelegentlich der Aufhebung des wohlehrwürdigen Pau¬ linerordens geriet sowohl die Bibliothek, als auch das Archiv in Verlust. Auch wurden alle Gattungen Para¬ mente und Kirchengeräte, sowie verschiedene Pretiosen und wichtige Dokumente verschleppt. Diese Verluste, besonders der der unersetzlichen schriftlichen Baugeschichte dieses monumen¬ talen Werkes, werden noch jetzt allseitig tief bedauert. Wiedererblühen im 19. Jahrhunderte. Die Tage der Traurigkeit, die Jahre der Zerstörung, die Jahrzehnte des Darniederliegens gingen sachte dahin, ünd auch für die verfehmten und verfolgten Heiligtümer kam die Zeit, da sie erleichtert aufatmen durften und ihnen gleichsam Engel vom Himmel die erlösende Botschaft brachten: „Die¬ jenigen, die dem Kinde nach dem Leben strebten, sind gestorben!" Es gingen die großen Kirchenstürmer und Ordensver¬ nichter einer nach dem andern den Weg alles Fleisches, ünd wieder lockte die Gnade der ewig lebenden himmlischen Mutter die Herzen ihrer irdischen, leidensvollen Kinder an sich, ünd wieder flatterten die Fahnen, und wieder schallten die Wall¬ fahrtsgesänge, und dichtgedrängte Pilgerscharen wallten wie ehedem die Straßen nach Sassin zum Gnadenbilde der großen schmerzhaften Frau. ünd Sassin ward wieder wie früher einer der größten Wallfahrtsorte des Landes üngarn. ünd als das Jahr 1864 herannahte, jener Zeitpunkt, an dem die Gnadenkirche ihr dreihundertjähriges Jubiläum feiern durfte, da war man schon wieder längst über den toten Punkt hinüber und man machte sich daran, das zu Ende zu führen, was einst die Pauliner begonnen, aber nicht vollenden konnten: nämlich die Kirche durch den Ausbau der beiden herrlichen Türme gleichsam zu krönen. Es war ein großes Werk und kostete viel, aber mit Gottes Hilfe ward es glücklich zustande gebracht, ünd am Tage der Voll¬ endung kam der Fürstprimas von üngarn in eigener Person nach Sassin und brachte mit sich zwei Kronen aus Gold, die der Heilige Vater in Rom geweiht hatte, und setzte sie feierlichster Weise dem altehrwürdigen Gnadenbilde aufs Haupt. Es war ein Tag des Triumphes, der Freude, des unermeßlichen Jubels für das fromme Volk der Slowaken und für den größten ihrer Wallfahrtsorte: für ihr geliebtes Sassin. ssssfssfssfs sfssfssfssfssfssfssfssfs sfssfssfssfsEsT Maria-Schoßberg EsDsfssfssssEfDsfsssssfDEsssfssfssfssfDiZfsEss 457 Gebetserhörungen. Ein steifer Arm geheilt. Der Fall, den ich angeben kann, beruht auf reiner Wahrheit. And ich freue mich recht herzlich darüber, auch ein Fünklein zur Verherrlichung der Himmelskönigin bei¬ tragen zu können. Im Jahre 1890 war ich mit vielen Leidenheimgesucht. Ich bekam infolge eines natürlichen Zustandes die sogenannten Blut- oder Kinderfüße, hatte also viele Wunden und große Schmerzen und konnte keine zehn Schritte ohne Stock gehen. Dann im Juli desselben Jahres erkrankte ich, obwohl ich mich sehr gut hielt, im Kindbette an heftigem Fieber und schweren Entzündungen. Erst nach drei Wochen ließ Fieber und Entzündung nach, aber dafür fand ich einmal beim Er¬ wachen meinen rechten Arm steif und stark angeschwollen. Alle versuchten Heil¬ mittel erwiesen sich als un¬ zulänglich und mehrere Arzte, die mich behandelten, erklärten nach längerer Zeit den Arm für unheilbar. Das war wohl ein Jammer für eine Familienmutter, die sieben kleine Kinder zu versorgen hatte und nicht 'einmal sich selber pflegen konnte, da der so wichtige rechte Arm ganz unbrauchbar blieb. Da nahm ich nach einem Vierteljahre Zuflucht zur großen Helferin Maria und beteiligte mich an einer großen Prozession nach Maria - Schoßberg. Dort betete ich Wohl mit großer Inbrunst und zum Schluffe vor dem Abschiede vereinigte sich die ganze Prozession mit mir und bestürmte die allerseligste Jungfrau um Hilfe für mich; aber ver¬ gebens schien unser Flehen zu sein! Ich kam heim. Noch vertraute ich. Da kamen die Nachbarsleute und weil alle Feldsberg in Nied.-Osterr. hierher. Ihre Hand zeigte unter dem Gelenke eine große Narbe, die Finger selbst waren zu einer Faust zusammengekrümmt und unbeweglich. Beim Ab¬ schiede öffnete sich plötzlich die Hand und war geheilt. Dies geschah in Gegenwart und unter Zeugenschaft einer großen Zahl von Wallfahrern. Übrigens sind in den letzten 30 Jahren über 25 Gna- denerhörungen mit Votivgeschenken honoriert worden. Vor dem Gnadenbilde getröstet. Wir entnehmen einem an den H. H. Propst gerichteten Originalbriefe folgende Stellen: Euer Hochwürden! Ich Unterzeichneter besuchte im Jahre 1904 zum ersten Male Maria Schoßberg. Bei dieser Wallfahrt bat ich die Phot. I. Gottstein, Maria-Enzersdorf. Maria-Schoßberg, Inneres der Kirche. andern über meinen Jammer weinten, konnte nur die Hebamme allein mich trösten und redete mir gut zu, ich möchte den Mut nicht sinken lassen. Am zweiten Tage nach der Wallfahrt ver¬ spürte ich in meinem Arme ein starkes Stechen, so daß ich nicht wußte, wie ich den Arm wegen der Schmerzen legen sollte. Am nächsten Morgen aber war der Arm frei beweg¬ lich und arbeitsfähig. Abends schon konnte ich melken; nach zwei Tagen das Kreuzzeichen schon anstandslos machen. Der Arzt, ein Jude, erklärte selber, daß hier nur durch ein Wun¬ der geholfen worden sei. — Dank sei Dir, o schmerzhafte Mutter Maria, für diese Guttat, die Du mir erwiesen! Drasenhofen, N.-Ssterr., 1899. Sophie Wolf. Wiederherstellung der zusammengekrümmten Hand?) Am 30. August 1873 kam mit einer Wallfahrtsschar ein 19jähriges Mädchen Barbara Wenzel aus Garsten bei st Dieser und der folgende Fall wurden uns vom K. Ä. Propst Ward« schriftlich mitgeteilt. Gnadenmutter Maria um Wiedererlangung meiner Gesund¬ heit, denn ich war schon lange Jahre kränklich und öfters arbeitsunfähig. Im nächsten Jahre machte ich die Wallfahrt abermals und trug meine innigen Lerzensanliegen um meine Gesundheit und um die Erhaltung unseres Lebens in den schweren Mißjahren der allerseligsten Jungfrau vor. And siehe da, jetzt fühle ich mich gesund und froh. Auch in den zeitlichen Nöten ist uns geholfen worden. Was aber meinen Eifer zu künftigem Wallfahren besonders erregt hat, ist: Als ich mich vor dem Gnadenbilde befand, war es mir, als befände ich mich vor Maria im Himmel. Maria zeigte sich mir im Gnadenbilde als eine anziehende Gestalt und je öfter und länger ich das Bild ansah, desto leichter ward mir ums Herz, desto mehr Vertrauen und Eifer zu ihrer Verehrung hatte ich; was ich als ein Gnadengeschenk betrachte. Darum will ich auch für Maria Schoßberg ein Bild und einen Leuchter, der meinen Namen trägt, als Zeichen des Dankes und Widmungsgeschenk zur Bekräftigung meines Ge- 458 sfs Efs Ess Ess Ess sfs sfs Efs Efs sfs Ess Efs sfs Efs sfs Maria-Schoßberg EssEfsssDssTsfsssDsfsEfssfsssDEssssDEssEsssfsEfsEfs löbnisses aufopfem. Das Bild und den Leuchter werden wir auf einer Tragbahre in der Begleitung unserer Freunde am 14. Sep¬ tember vom Stadteingange in die Gnadenkirche einbringen. Schrattenberg, im September 1907. Alois Jpsmiller. Gasthäuser: 5 bis 6. Es können im Notfälle bis 10.000 Pilger untergebracht werden. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Wallfahrer: Die Lälfte Slowaken, ein Drittel Magyaren, ein Sechstel Deutsche und wenige Prozent Tschechen. Statistisches. Nach st e Iubiläumsjahre: 1914: Dreifaches Jubiläum: 350jähriges Jubiläum der Entstehung, 150jähriges Jubiläum der Vollendung der heutigen Phot. I. Gottstem, Maria-Enzersdorf. Maria-Schoßberg, Lochaltar mit Gnadenbild. Kirche und Übertragung des Gnadenbildes nnd Mjähriges Jubi¬ läum der Krönung. 1932: 200jähriges Jubiläum der feierlichen Aufnahme des Sassiner Bildes unter die Gnadenbilder. Ständige Priester: 3 Weltpriester. Leilige Messen fremder Priester jährlich: 100. Kommunikanten jährlich: 10.000. (Samt Psarr- kindern 11.500.) Besucher jährlich: 50.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 100. Lauptfest: Pfingsttage, an denen immer gegen 8000 Wallfahrer zusammenkommen. Seelenanzahl der Pfarre: 3500. Ständige Devotionalienhändler: 6. Zufahrten. W i e n—Maria-Schoßberg. 1. Eisenbahn Wien (Nord- bahnhof) — L undenburg Schnellzug 1^4 St. K 4'20, Personen¬ zug 2 '/4 St. X 3'20. Äiezu Lundenburg —Maria Schoßberg I V2 bis 3 St. 14 1'10. 2. Wien—Pr eßburg (Bahn projektiert.) Fahrzeit und Fahrpreis noch nicht bekannt. Preßburg— Kutti (umsteigen)—Maria-Schoßberg 2 Vs St. X 2'80. B r ü n n—Lundenburg. Schnellzug 70 Min. X 2'80. Per¬ sonenzug 2 St. X 2'10. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Schotzberg— M a r i a t h al (ungarisch). Aber Kutti nach Blumenau (bei Preßburg) ca. 2V4 St. X 2'50. Von dort «l'/s St. zu Fuß. Von den in der Nähe liegenden österreichischen Wall¬ fahrtsorten kommen eigentlich nur die an der Nordbahn gelegenen in Betracht: Also Welehrad (von der Station Angarisch- Lradisch weg) — dann der h e i l i g e L o st e in (von Lullein weg). Außerdem die Wallfahrtsorte in der Brünner Gegend: Turas, Wran au, SloupundKiritein. Bei allen diesen Wallfahrtsorten muß man von Maria-Schoßberg aus zuerst die Stadt Lundenburg erreichen und dann von dort die be¬ treffenden meist kurze Strecke weiterfahren. Literatur. M a t j e k a (Neu-Aufl. v. Lrebicsek) Marianischer Pilger, Gran 1864, 8° 80 S. Austria-Kal. 1845, 194 S. Neuer Stern. Preßburg 1734, 8°. Venne poetične. Vyrnnvise 1734, 8°. Jordnnzky, kurze Beschr. ... ung. Gnadenb. Preßburg 1836, 4°, 21. Krönes, Geist. Wallfahrt, Wien 1872, 109. Ott, Marianum 1672. Reg. Mar. Kal. 1905, VIII. Rudniki, Die berühmt. Wallfahrtsorte, Paderborn 1891. 207. Gebhard, Die hl. Sage. Wien 1866, I, 228. Kurze Erwägung. Es gibt allhier die schmerzhafte Königin gnadenreiche Audienz allen, die da zu ihr kommen wollen. And sie kommen wirklich, sie kommen zu allen Zeiten, aus allen Orten; sie kommen behaftet mit allerlei Gebrechen und Leiden. Es kommen hierher die Blinden, die in geistiger Finsternis des An¬ glaubens tappen und sie erhalten das frohe Licht des be¬ seligenden heiligen Glaubens. Es kommen hierher, die da lahm sind bei der Erfüllung guter Werke und die nicht vorwärtskommen auf dem Wege zum Äimmel; und sie be¬ kommen allhier Kräftigung und Stärke, damit sie wandeln und nimmer müde werden, bis das Ziel erreicht ist. — Gs kommen hierher gar viele Taubstumme, taub das Wort Gottes zu hören, stumm ihre Sünden zu bekennen und siehe, sie erhalten allhier ihre Sprache und ihr Gehör. — Gs kommen hierher gar viele Bresthaste, mit dem Aussatze der Sünde geschlagene, die hier in den Beichtstühlen den sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss Sfs sss Ess sfs sfs sfs Neukirchen zum heiligen Blut. EsD sfs sfs sfs sfs Sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Sfs 459 heilsamen Teich Bethesda finden, und von da an frohgemut, geheilt und erleichtert den Weg in die Heimat wallen. Es kommen hierher gar viele Tausende, die hungrig sind und werden hier umsonst gespeist mit einem Brote vom Himmel, um das die Engel sie beneiden, und das in ihnen die herr¬ liche Wirkung hervorbringt, daß sic in Ewigkeit nimmer¬ mehr sterben. Gebet. O Herr, der Du uns in diesem Gnadcnthronc der schmerzhaften Mutter eine Zufluchtsstätte für jegliches Leid, einen Heilungsort für jedwede Krankheit geschcnkct hast, ver¬ leihe uns, wir bitten Dich, daß wir den Ort der Gnade mit Ehrfurcht betreten, daß wir die Wege dahin wie Wege des winkenden Heiles wandeln, daß wir die Zeit der Wallfahrt wie eine goldene Frist der Huld und des Heils erkennen, daß wir allhicr durch Vermittlung der allerseligsten gcbene- deiten Jungfrau Maria dasjenige erhalten, was unseren Seelen so überaus nottut: Verzeihung, Friede, Licht, Er¬ mutigung und festen Willenscntschluß, von jetzt ab mit Treue die Pfade Deiner Gebote zu pilgern, die da sind die ein¬ zigen Pfade des Heiles. Amen. Zu Dir, o Mutter, fleh' uns heute wallen. Ein jeder trägt sein Bündlein Leid — zu Dir; — O sei barmherzig, sei uns gnädig allen. Wir danken Dir in Ewigkeit dafür. sfsSfssft>sfssfssfssft>sfssft>sft>sfssft> Neukirchen zum heiligen Blut. sfssft>EfsEfssfsSft>Eft>EfTsft>Eft>Eft>Sfs8sDg^ Bauwerke ganz auffallend klein. Wir schätzen sie auf etwa 1000 Personen Fassungsraum. Auch vermag uns der Ge- samteindruck, den die Kirche von hier aus macht, nicht über¬ mäßig zu begeistern und wir sagen uns zu unserer eigenen Enttäuschung, daß wir also die bayerische Grenze nur darum überschritten haben, um hier eine ganz gewöhnliche, freilich schön ausgemalte Dorfkirche aufzusuchen. Doch wie schnell sollte sich unser Arteil ändern und welche Überraschungen sollten wir hier erleben! Wir verlassen den Vorraum, beginnen unseren Rund¬ gang um die Kirche. „Wo wohnt da der Lcrr Pfarrer?" fragen wir eine zufällig durch den Friedhof gehende Person. „Ah, der wohnt nicht hier, der wohnt unten im Ort vielleicht zehn Minuten von da." „Ja, ist denn dies nicht die Pfarrkirche?" „Wohl, wohl, das ist die Pfarrkirche." „And ist das auch die Gnaden- und Wallfahrts¬ kirche?" „Gewiß." „And da wohnt der Pfarrer 10 Minuten entfernt von dieser Kirche!? — Ja ist denn gar kein Priester da zum Beichthören und dergleichen?" „A freilich, gleich da hier im Kloster wohnen die an¬ deren geistlichen Leeren." „Ach so, da ist ein Kloster. Besten Dank! Da geh' ich hinein." And wir gingen zur Klosterpforte: ein Franzis¬ kanerkloster. Nun erfuhren wir mancherlei Interessantes. Erstens, daß das Kloster der Franziskaner seine eigene Kirche besitzt, die, wie sich herausstellte, den ganzen Tag allen Pilgern offen steht und die eigentlich nichts anderes ist, als eine hinter dem Lochaltare der Pfarrkirche zugebaute Kirche, so jedoch, daß diese beiden Kirchen einen gemein¬ samen Loch alta r haben, nämlich einen Doppelaltar. Jetzt war es uns klar, warum die Kirche von außen so lang- gedehnt erscheint, dagegen die Pfarrkirche uns so klein vorkam. Tatsächlich fassen beide Kirchen zusammen gegen 3000 Personen. Zweitens erhielten wir Aufschluß, daß betreffs des Gnadenbildes, das über dem Lochaltare steht, ein alter Streit zwischen Pfarre und Kloster schwebe, der gegenwärtig in folgender Weise geschlichtet wurde: Gnaden¬ kirche ist und bleibt die Pfarrkirche und deswegen steht die Gnadenstatue immer mit dem Angesichte gegen die Pfarr¬ kirche hin; doch hat nur der Guardian des Klosters den Schlüssel zu dem Schrein, in dem die Gnadenstatue steht, ebenso ist das Kloster rechtlicher Eigentümer der Statue. Die beiden Kirchen sind durch ein eisernes Gitter, das vom Lochaltare nach links und rechts die schmalen Durchgänge abschließt, voneinander getrennt. Zu diesem trennenden Gitter hat nur der Pfarrer den Schlüssel. Bei Konkurstagen (vielleicht auch an Sonntagen) sind die Gitter geöffnet. Durch das erwähnte Eisengitter hindurch hatten wir nun ziemlich freien Ausblick in die Lallen der Pfarrkirche, und wir geben unumwunden zu, daß sie von hier aus einen bedeutend besseren Eindruck macht als von der niedrigen kleinen Eingangspforte her. Sie sieht wesentlich größer aus und ihr schöner Bilderschmuck kommt voll und ganz zur Geltung. Gewiß, sie ist eine recht schöne, besterhaltene Kirche. Von der Franziskanerkirche gibt es nicht viel zu berichten. Sie hat außer dem Lochaltare noch zwei Seiten¬ altäre im Barockstile mit schönen Gemälden und hat rückwärts ihrer ganzen Breite nach einen Gang, der gleichzeitig als Eingangshalle dient. Der gemeinschaftliche Lochaltar besteht der Lauptsache nach aus sechs schönen Säulen, von denen je drei auf einer Seite stehen, und zwar so angeordnet, daß sie als Grundfläche ein gleichseitiges Dreieck bilden und daß nun diese beiden Dreiecke mit je einer Spitze (Säule) sich einander gegenüberstehen. Mitten zwischen diesen beiden innersten Säulen steht das Gnadenbild. Im übrigen kann uns der untere Teil des Altares nicht recht zusagen; er scheint uns ein wenig verzopft zu sein. Das Gnadenbild ist eine etwa 60 cm hohe Lolz- statue, die die Muttergottes aufrechtstehend zur Darstellung bringt. Besondere Kunst können wir an diesem Bilde nicht entdecken. Die Muttergottes, die ihr ganz nacktes Jesulein auf dem linken Arme trägt, hält mit den Fingern der Rechten einen Stab umschlungen. Das Jesulein ist hölzern dem Material und der Laltung nach. Der Gcsichtsausdruck der allerseligsten Jungfrau zeigt eine gewisse Anbehilflichkeit und Steifheit und ziemlich derbe, wenn auch nicht unschöne Züge. Das weite Antergewand, das wohl einen verbrämten Purpur¬ mantel darstellen soll, geht bis über die Schuhe hinab, während ein Obergewand nach Art der alten Meßkleider in viele Falten bis zu den Knieen herniederhängt. Geschichtliches. Drei verschiedene gar wunderbare Ereignisse werden uns betreffs dieses hervorragenden Wallfahrtsortes berichtet: 1. Das Ereignis mit der heiligen Lostie (1400). 2. Die Aufstellung und Mißhandlung des Gnaden¬ bildes (1450). 3. Die Entstehung des Leiligbrunnens (1610). Inwieweit der erste Vorfall, der sich übrigens mit der Entstehungsgeschichte der Frohnleichnahmskirche in Zlabings ziemlich deckt, glaubwürdig sei, entzieht sich unserer Beurteilung. Die beiden anderen Fälle, besonders aber der dritte, sind jedenfalls als verbürgte historische Tatsachen hinzunehmen. Die Lostie am Baumstrunke. Es war im Jahre 1400, als ein Bürger von Neu¬ kirchen an jener Stelle, wo heute die Kirche steht, ganz un¬ vermuteter Weise auf einem ab gehauenen Lolz- stocke eine glänzende Lostie liegen sah. Ihr Schein war so auffallend, daß dem Bürger aus Schreck davon die Axt aus der Land fiel; schnell eilte er nach Neukirchen, um die Wundermär alldorr zu verbreiten. Bald darauf begab sich eine sehr große Menschenmenge, unter ihnen auch der Orts¬ pfarrer, an Ort und Stelle, um zu sehen, was es gäbe. gss sfs sft> sss Sfs sfs sfs sfs sfs Efs sft> sft> sfs Eft> Neukirchen zum heiligen Blut. sfsEftx-ftx-fssfssfsSfssfssfssftiEfDsfssfs 461 Das Ende war, daß der Pfarrer die leuchtende Hostie ehrfurchtsvoll aufhob, mit sich nahm und sie unterdessen im Tabernakel einschloß, bis er sich vom Bischöfe weitere Verhaltungsmaßregeln erbeten hätte; aber merkwürdigerweise war die Hostie des anderen Tages aus dem Tabernakel ver¬ schwunden und fand sich, diesmal noch helleren Glanz verbreitend, an ihrer ersten gestrigen Fundstelle. Darob allergrößtes Erstaunen unter der Bevölkerung. Man war allgemein überzeugt, daß Gott der Herr sicherlich an diesem Orte eine Kapelle wolle; rasch wurde diese Meinung zur festen Überzeugung, die Überzeugung zum Vor¬ sätze und der Vorsatz zur wirklichen Tat: in kürzester Frist stand ober dem Stocke eine Kapelle. Doch wissen wir nichts davon, daß etwa diese Kapelle schon eine Wallfahrtsstätte gewesen wäre; oder wenn schon. Da faßte furchtbares Entsetzen des Frevlers Herz und wie von Furien gepeitscht floh er hinweg, warf sich auf sein Pferd und gab ihm die Sporen. Aber siehe da, das Roß war nicht von derStelle zu bewegen, sondern stand wie angewurzelt. In Verzweiflung fast von Sinnen, sprang er herunter und riß dem Tiere rasch alle vier Hufeisen ab, in der Meinung es dadurch zum Laufen zu bringen; aber es war alles umsonst; das Roß stand wie eine Marmorsäule. Da sprang der früher so wilde Reiter ab, ging in die Kapelle zurück und bew e i n temit bittern Tränen sein Verbrechen, ünd niemals mehr verging von dieser Zeit an ein Jahr, ohne daß er eine andachtsvolle Wallfahrt hieher unternommen hätte. Die vier Hufeisen und den Säbel ließ der Mann reumütig bei der Marienstatue zurück; eines der vier Eisen sowie der Säbel sind im Laufe der Zeiten abhanden so doch sicherlich eine von nicht allzugroßer Bedeutung. Das Gnadenbild und seine ürsprungs- g e s ch i ch t e. Im Otte Lauczim in Böhmen befand sich seit unbestimmbarer Zeit jenes Marienbild, das jetzt in der Kirche zu Neukirchen als Gnadenbild verehrt wird. Da nun die hussitische Lehre damals viele Köpfe verwirrte und ihre Anhänger auch zu einer tollen Bilder- stür m e r e i veranlaßte und entflammte, geschah es, daß eben dieses Bild von einem fanatischen Hussiten aus der Kirche hinaus¬ Neukirchen zum heiligen Blut, Inneres der Pfarrkirche. geworfen wurde. Eine fromme Frau nahm es mitleidig auf und flüchtete damit gegen Neukirchen, wo sie es in der früher erwähnten Kapelle auf¬ stellte, neben der auch ein Brünnlein quillte, das heute in die Sakristei eingeschlossen ist. Da trug es sich zu, daß ein Bürger der ümgebung ziemlich bezecht heimkehrte und dabei an jener Kapelle vorbei¬ kam. Kaum hatte er das ihm noch unbekannte Bild erblickt, so brach seine wilde hussitische Bilderwut los. Zuerst schimpfte cr in unflätiger Weise darüber, dann riß er es vom Altäre herunter und warf es in den Brunnen, fand es aber gleich darauf wieder am Altäre stehen. Obwohl sich dieses so augenscheinliche Wunder noch zweimal wiederholte, ward sein hartes Herz dadurch nicht erweicht, sondern nur noch mehr verhärtet: er riß seinen Säbel aus der Scheide und schug eine tiefe Wunde in den Kopf des Bildes: und da geschah jenes große Wunder, von dem der Ort bis heute seinen Namen hat: aus dem Holze heraus quoll frisches Blut. gekommen, die andern drei sind noch bis heute ober der Sakristcitüre zu sehen; das vierte dort befindliche ist nicht echt, sondern nur nachgemacht. Dieses augenscheinliche Wunder war cs nun, durch welches die Wallfahrten zu dieser Stätte begannen. Da sie mit der Zeit immer größeren ümfang annahmen, wurde — wahrscheinlich schon 1545 — eine vergrößerte Ka¬ pelle hergestellt und als mit der Zeit auch diese sich als unzulänglich bewies, endlich die heutige Gnade nkirche aufgebaut und gleichzeitig zur Pfarrkirche erhoben. Dies ge¬ schah im Jahre 1609. Die Mutter des Herrn scheint mit diesem Baue sehr zu¬ frieden gewesen zu sein, denn schon im nächsten Jahre beschenkte sie den Ort mit einer gar wertvollen Gabe: dem Heiligbrunnen. Entstehung des H e ilig b ru nn en s. Es war im Jahre 1610, als eine noch junge, aber- ganz gelähmte Person unter großen Mühen und 462 sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss Neukirchen zum heiligen Blut. sfssfsssDEsssfTEfssfTsfDsfDSfsEfssfDsfDsssgst, Beschwerden als Pilgerin ankam und sich in innigem Bitt¬ gebete dem Erbarmen der allerseligsten Jungfrau empfahl. Müde von der sehr beschwerlichen Reise (sie war von Bischofteinitz in Böhmen hergekommen), verfiel sie in einen sanften Schlummer. Da war es ihr als ob eine wunderbare Frau mit ihr redete und ihr sagte: „Geh zum näch st e n Feld¬ hügel und grabe dort mit deinen lahmen Länden nach Keckwasser (Quellenwasser). Ich werde dich schon an den richtigen Ort hin führ en." Neukirchen zum heiligen Blut, holzgeschnitzte Gruppe, darstellend die Entstehung des Wallfahrtsortes. Kaum erwacht, machte sich das kranke Mädchen, so gut es ging, auf den Weg und schlug, vom Geiste Gottes ge¬ trieben. den Weg ein. der heute mit sieben Steinfiguren be¬ zeichnet ist. An einer gewissen Stelle machte sie Lall und be¬ gann nun mit ihren armseligen verkrüppelten Fingern zu graben. Und siehe, unter ihren Länden wurde es feucht und alsbald sprudelte eine kühle erfrischende Quelle aus der Erde. Mit heiliger Lust trank Barbara, so hieß das Mädchen, als erste von dieser Limmelsgabe und erhielt nach einigen Tagen, nachdem sie noch öfter getrunken und ihre lahmen Glieder mit dem Wasser gewaschen hatte, ihre Gesund¬ heit wieder. Aus Dankbarkeit verblieb sie dann durch mehrere Jahre hindurch an dem ihr so lieb und wert ge¬ wordenen Wallfahrtsorte. Der Bau des Klosters. Es ist leicht begreiflich, daß durch solche Vorkommnisse sich der Ruf des Gnadenortes weithin verbreitete und daß man von allen Seiten her in Hellen Scharen gezogen kam. um hier bei der wunderreichen Gnadenmutter seine Lerzens- anliegen vorzubringen. Dieser Zudrang wurde mit der Zeit so groß, daß die Pfarrgeistlichkeit schließlich ganz außer stände war. alles das zu leisten, was die Pilger haben wollten. And so erwog man schon seit Jahren den Plan, eine Ordens¬ familie hier einzuführen. Nach längerem Schwanken entschied man sich endlich für die Fr anz i s k a n er p a tre s, die denn dann unter einem riesenhaften in Neukirchen nie gesehenen Menschen¬ gedränge ihren Einzug hielten. In einem Jahre war dann das Kloster fertig und wurde am 10. September 1661 feier- lichst eingeweiht. Bis auf den heutigen Tag erfreut sich das Franziskanerkloster des größten Ansehens in der ganzen Pfarr¬ gemeinde. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1950 Doppeljubiläum. 550jähr. Jubiläum der Auffindung der heiligen Lostie, 500jähr. Jubiläum des heiligen Blutes am Gnadenbilde. 1959 350jähr. Jubiläum des Ausbaues der Kirche, auch der Pfarre. 1960 350jähr. Jubiläum des Leiligbrunnens. 1961 300jähr. Jubiläum der ?. ?. Franziskaner. Ständige Priester: 2 Weltpriester in der Pfarr¬ kirche und 4 Franziskaner. L eilige Messen fremder Priester jährlich: 20. Kommunikanten jährlich: Insgesamt gegen 20.000. Davon die Lälfte Auswärtige. Besucher jährlich : 30.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 10. Lauptfest: Mariä Geburt. Einwohnerzahl der Ortschaft: 1700. Ständige Devotionalienhändler : 9 bis 10. Gasthäuser: im Orte 28. neben der Kirche 2. Kasfeeschänker: 2. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist gleichmäßig an¬ haltend. Nationalität der Wallfahrer: fast ausschließlich Deutsche. Zufahrten. Wien F.-I.-B. — Furth. Entweder über Lorazdovic und Klattau (billigste Strecke) zirka 15 St. K 14.60 oder über Pilsen (ebensolang) K 15.20. Bis Pilsen und Lorazdovic auch mittels Schnellzügen. Prag F.-I.-B.-Furth. Schnellzug 4 Vs St. K9.20. Per¬ sonenzug 6Vs St. ll 7.--. Benachbarte Wallfahrtsorte. Neukirchen—T an n a b e r g. Nördlich über Eschlkam in stark drei Stunden Straßenwanderung, oder um Vs St. kürzer über Feldwege. Neukirchen—M ariahilfberg bei Passau. Von Bahnstation Neuern über Eisenstein, Zwiesel, Deggendorf (be¬ deutender bayerischer Wallfahrtsort), Plattling, Passau 5 bis 7 St., Fahrpreis zirka 5 bis 6 Mark (?). sfs sfs sfs sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess sss Sloup sfs Ess sfs Ess Ess sss sfs sfs Ess Ess Ess Ess Efs sfs sfs sfs sfs 463 Literatur. Kleine Chronik, Marienbuchdruckerei in Neukirchen. 1910 (?) 12°, 22 S. Kaltenbäck, Mariensagen, 104. Ott, Marianum, S. 2625. Der Lohe Bogen, Zeitschrift der Mariendruckerei in Neukirchen, 10. Iahrg. Reg.-Mar.-Kal. 1886, VIII. Kurze Erwägung. Diesen Wallfahrtsort verdanken wir der hussitischen Bildcrstürmerei, denn wenn nicht jener Fanatiker aus Laß gegen Maria sich an ihrem Bilde so sehr vergriffen hätte, so wäre das Bild wohl unbekannt geblieben. So hat Gottes Weisheit und Allmacht auch hier die schändlichsten Anschläge der Feinde zu größtem Segen für viele gewendet. Gebet. O Äerr, der Du durch das Lervortriefen frischer Blutestropfen aus der hölzernen Statue Deine Wundermacht bezeuget und das harte Äerz des Frevlers zur bußfertigen Gesinnung gebracht hast, wir bitten Dich, daß wir das gro߬ artige tägliche Wunder Deiner heiligen Blutserneuerung auf unseren Altären erkennen. Deine Güte und Allmacht, die sich darin offenbart, anbeten und dadurch zu wahrer Reue und Lebensbefferung angeregt werden mögen. Verleihe uns dies, o Äerr, auf die Fürbitte Deiner Mutter, der allerseligsten Jungfrau Maria. Amen. Sloup. Mähren. 8000 bis 10,000 Kommunikanten. O Mährische Schweiz, wie bist du so schön Man preiset dich aNerwiirts, Du bietest so viel auf grünenden Löh'n, Erfreuend, erquickend das Lerz, Doch schimmert vor allem ein dreifacher Stern Weithin über Täler und Au, Drei Gnadenorte der Mutter Les Lerrn: Kiritein und Sloup und Wranau I W Die Mährische Schweiz. s klingt nicht schön für unsere deutschen Ohren, der Name Sloup. Aber wer fragt nach Namen, wenn nur das Auge hochbefriedigt wird von dem, was dieser Ort zu bieten hat. And er bietet des Schönen genug. Ist er ja doch einer von den drei Krondiamanten, die Schmuck und Zier und Marksteine zugleich in jenem waldigen Gebiete sind, das den stolzen Namen trägt: Mährische Schweiz. Es dehnt sich aber diese Mährische Schweiz von der Mährischen Schweiz nirgends gesehen haben, die herrlichen Steinkroncn hochromantischer Burgruinen. Es ist leicht begreiflich, daß ein so weitgedehnter, an Reizen reicher Waldkomplex wie der Brünner Wald von der reiselustigen Gilde der Touristen längst in Beschlag ge¬ nommen wurde und daß in allen Regenbogenfarben die trefflichen Markierungen durch das endlose Blätter¬ grün der Wälder den fremden Waller sicher und beruhigend an die erwünschten Ziele geleiten. And da der überwiegende Mährens Äauptstadt, von Brünn aus, viele Stunden weit, vielleicht zehn Stunden weit nach Norden hin. Sie ist schön, diese Gegend, wenn wir ihr auch den prunkenden Namen „Mährische Schweiz" mit vielem Rechte abzusprechen wagen. Viel wahrer und bezeichnender wäre die Be¬ nennung : „MährischcrWiener- wald", denn wahrlich, das ist ein Brudcrland des anmutigen Wiener Waldgebietes. And sollten wir den Anterschied zwischen Wienerwald und Mährischer Schweiz kundgeben, so sagen wir: die Mährische Schweiz rühmt sich ihrer vielen großen Tropfsteinhöhlen und unterirdischer Grotten und Abgründe, der Wienerwald hingegen trägt, was wir in Großteil der Waldläufer der deutschen Nationalität an¬ gehört, so kann man in diesem Gebiete, dessen Stammbevöl¬ kerung fast durchwcgstschechisch ist, dennoch mit der deutschen Sprache ohne Schwierigkeit überall durchkommen. Dies geht so weit, daß alle Kauf¬ leute Alksichtskarten mit deut¬ schem Aufdrucke in reichster Auswahl führen und feilbieten. In diesem Waldgebietc glänzen nun wie in heiligem Triangel drei Wallfahrtsorte: Sloup, Kiritein, Wranau. Sloup als der Nordpunkt, die beiden andern als die beiden Endpunkte eines fast gleichseitigen Dreieckes; Kiritein liegt nämlich 2 Vs St. östlich, Wranau 1Vi St. westlich von der Stadt Adamstal. 464 sss Ess sss sfs sss Ess sfs sjs sfs sss Ess sfs Ess sss sss sjs sfs Sloup Ess sfs sfs sfs sss sjs Ess sfs sfs sjs sss Ess sss sss sss Ess Ess Ess Ess Örtliche Lage. Wir verlassen die Landeshauptstadt Brünn mittelst der nach Norden führenden Staatseisenbahn, die über Kolm gegen Prag weiterleitet und kommen nach einer Fahrt von einer Stunde zur Station Raitz. Der Ort Raitz liegt nicht mehr im Gebiete der Mährischen Schweiz, weswegen es uns niemand als verleumderisches Gerede anrechnen wird, wenn wir behaupten, daß der „Raitz" dieses Ortes ausschließlich in seinem Namen zu suchen ist. Eine Straße, die in ihrer Hauptrichtung streng ost¬ wärts zieht, bringt uns in gut 2 St. an das Ziel, wobei wir eine Höhendifferenz von 180 m zu überwinden haben (Bahnhof Raitz 290 m, Sloup 470 m Meereshöhe). Doch gefällt sich die machthaberische Straße darin, uns diese Steigung fast doppelt fühlen zu lassen, da sie nebst kleineren Wellengängen den Wanderer in Petrowitz aus die Höhe von 555 m zwingt, um ihn von dort talab gegen Sloup zu be¬ fördern. Die eigentliche landschaftliche Schönheit, die man von der Mährischen Schweiz voraussetzt, beginnt eben erst mit dem Abstieg von dem letztgenannten Dorfe Petrowitz, von wo aus sich die dunklen Slouper Berge recht hübsch präsentieren. Aber erst eine Viertelstunde vor dem Ziele selbst taucht die zweitürmige Gnadcnkirche vor unseren Blicken empor. And nun sofort ein großes Lob! Man hat dieser hoch¬ anstrebenden Kirche eine Färbelung gegeben, bei der die weiße Kalktünche mit einem sehr zarten Lichtblau wechselt. Da nun gerade die blaue Farbe die Eigenschaft hat, jedes Weiß in seiner Wirkung zu unterstützen, gleichsam das Weiße noch weißer zu machen, so ist der Anblick dieses Gotteshauses, dessen blendende Mauern sich kräftig von dem dunklen Samt der dahinter lagernden Nadelwälder abheben, ein ganz eigenartig schöner. Die Gnadenkirche. Auf ziemlich geräumigem Dorfplatze, von schattigen Bäumen umringt, erhebt sich der würdige Bau. Vergebens heischen wir Einlaß. Der Schlüssel hat seine Schuldigkeit getan und das Innere der Kirche dem Blicke des Pilgers entzogen. Wir bemerken dies eigens, weil gerade alle mähri¬ schen Wallfahrtskirchen dieser Gegend, Sloup, Wranau, Kiritein, Iaromeritz und auch die südböhmischen, wie Bechin, Klokot, ebenso sorgsam verschlossen gehalten werden. Wir haben diese Sitte oder Ansitte in deutschen Wallfahrts¬ orten nur ganz selten angetroffen. Wir pilgerten also zum alten Sakristan, einem Kapu- ziner-Tcrtiaren, der hier ein Einsiedlerleben führt. Gerne führte uns der Alte in das Heiligtum ein, dessen Schönheiten wir alsbald mit prüfendem Blicke zu mustern begannen. Schönheiten! Das Wort ist eigentlich nicht ganz am Platze. Als eigentliche Schönheit, die des uneingeschränkten Lobes in vollem Maße würdig ist, erschien uns nur das Gnaden¬ bild und seine nächste Amgebung: die schmerzhafte Mutter unter dem Kreuze! Das Holzbild ist lebensgroß und wird überragt von einem hohen Kreuzesschafte, von dem herab das Linnentuch flattert. Die Muttergottes trägt gol¬ denen Mantel und sonst keinerlei Stoffkleider. Vielleicht ist cs in erster Linie dieser Goldmantel, der uns das Bild so schön erscheinen ließ. Denn merkwürdig : gerade die Gnaden¬ bilder mit goldenen Mänteln haben, wenn sie sonst Halbwegs annehmbar gearbeitet waren, unsere persönliche Schönheits¬ empfindung stets in hohem Grade zu erregen vermocht. And wir geben dem goldenen Mantel unter allen Arten von Be¬ kleidungen für Gnadenbilder ohne Bedenken den ersten und berechtigsten Preis. Rings um das goldene Bild ein goldener Strahlen¬ kranz, der aber zum Anterschiede von den meisten ähnlichen die Eigentümlichkeit zeigt, daß die Endspitzen der Strahlen untereinander durch eine Art starken Goldkranzes ver¬ bunden sind, der wieder genaue Kreisform aufweist. Da Gnadenbild und Kreuzesschaft sich von einem guten, einfachen Hintergründe deutlich abheben, so präsentiert sich die ganze Gnadengruppe als lobwürdiges Schaustück. Bleiben wir beim Hochaltäre. Es ist eine kühn er¬ dachte, luftige Arbeit. Vier Säulen, die in einem Tra¬ peze nebeneinanderstehen, bilden den gesamten Aufbau des Altares und vereinigen sich schließlich hoch droben über einem reichgegliedcrtem Gesimse durch vier gewundene Spangen zu einem gekrönten Baldachin, unter dem die Gruppe der heiligsten Dreifaltigkeit zu erschauen ist. And was ist es nun mit dem Gotteshause im all¬ gemeinen? Es ist im Renaissancestile in Form eines Achteckes aufgebaut, das an zwei gegenüberliegenden Seiten sich zu Presbyterium und Musikchor ausweitet; hat ebenso wie seine gelobte Außenseite blaue Färbelung; ist licht, hoch, aber eigentlich ohne besondere Zier. Das Ganze ist, wie wir dies von einigen Schwesterkirchen Mährens ebenso behaupten können, mehr praktisch als auffallend schön und künstlerisch hergestellt. Die Kirche gehört mit ihrem Faffungsraume für zwei¬ tausend Personen zu den mittelgroßen Tempeln Gottes. Die Versuche, der Eintönigkeit etwas zu Hilfe zu kommen, können nicht als besonders glückliche bezeichnet werden. So sind zum Beispiel die weitausgebreiteten, die ganze Decke füllenden Gemälde in der Art ihrer Ornamentik geradezu geschmack¬ los zu nennen. Die ganz goldenen großen Kapitäler der hohen Pilaster sind zwar an und für sich gut, scheinen uns jedoch nicht so recht zum Ganzen zu paffen; sie be¬ fremden fast. Etwas, was uns sehr aufgefallen ist und was wir sonst nirgends erblickten, ist der schräg aufsteigende Schall¬ deckel an der Kanzel. Sollen wir in einigen Schlagworten den Eindruck der Slouper Wallfahrtskirche schildern, so sagen wir : ein in reiz¬ voller Gegend wunderschön dastehender stattlicher Bau, der sich aber betreffs der inneren Ausstattung nicht über die Mittelmäßigkeit zu erheben vermag, wohl auch darum, weil alle seine Teile fast durchwegs nach Renovierung ver¬ langen — eine Arbeit, die allerdings schon geplant ist, wie wir aus den Opferstöcken mit tschechischer und deutscher Aufschrift erfahren haben. Geschichtliches. Obzwar die Gemeinde Sloup zu den ältesten Ort¬ schaften Mährens zählt, gehört ihre Kirche doch erst der neueren Zeit an; der Grund ihrer Erbauung und die llrsache der zahlreichen Wallfahrtszüge zu dem nunmehrigen Gnadenort ist in Kürze folgender: Als die Klosterkirche der ?. ?. Minoriten in Brünn in den Jahren 1720 bis 1730 einer gründlichen Renovierung unterzogen wurde, stellte man eine auf einem Seiten« ltare befindliche Statue der schmerzhaften Gottes¬ mutter in den Klostergang hinaus. Karl Ludwig Graf von Rogcndorf, Herr von Raitz und Iedovnitz, ein eifriger Verehrer dieses Marienbildes, bei welchem er fast immer Erhörung seiner Gebete gefunden, sah die geliebte Statue im Klostergange stehen und erbat sich dieselbe vom Guardian, wofür er ein namhaftes Geschenk zur Ausschmückung des Gotteshauses beisteuerte (1728). Mit Freude und Dank für die erhaltene Gnade lud er die kostbare Beute auf einen gedeckten Wagen und führte sie ohne Aufenthalt bis n a ch S l o up mit der Absicht, der Gottesmutter dort, wo sie noch kein Heiligtum besaß, eine Kapelle zu erbauen und die Statue zur Verehrung aufzu¬ stellen. Lim ein öfteres ungebührliches Hin- und Hertragen zu verhindern, brachte er sie gleich an den Ort ihrer künftigen Bestimmung und gab sie dort in die Obhut des Müllers Severa, eines frommen, gottesfürchtigen Mannes, welcher die Statue mit Freude unter seinem Dache beherbergte und ihr ein eigenes Zimmer zur Kapelle umwandelte, wo er nun täglich mit den Seinen die Abendandacht verrichtete. And siche ! Die Mutter des Herrn erwies sich dankbar für die ihr gezollte Verehrung und heilte die 45jährige Tochter des Müllers von dem langjährigen Mel der Fallsucht, wofür diese wieder in seligem Dank ihr ganzes ferneres Leben dem Dienste dieser wunderbaren Gnadenstatue weihte. Sehr schnell verbreitete sich die Kunde von dieser er¬ langten Gnade in der Llmgebung und bald stellten sich z a h l- reiche Pilger vor dem Gnadenbilde ein. Nun war die Errichtung einer Kapelle zur Notwendigkeit geworden und der allgemeine Wunsch fand seine Erfüllung im Jahre 1730, von wannen auch mit Erlaubnis des Bischofs von Olmütz an allen Freitagen dortselbst die heilige Messe ge¬ lesen wurde. Eine Holzhütte in der Nähe der Kapelle schützte die Wallfahrer bei hereinbrcchcndem Llnwetter. Bald jedoch sehnte sich das Volk nach einem würdigen Gotteshause und wer immer die schmerzhafte Gottesmutter in Sloup besuchte, brachte einen Stein mit zum Baue der neuen Kirche, so daß sich auf dem Platze vor der Kapelle bald ein ansehnlicher Berg von Steinen erhob. Der Graf entschloß sich, den allgemeinen Wunsch zu erfüllen, doch der unerbittliche Tod holte ihn heim, ehe er noch dies schöne Werk zu beginnen vermochte. Seiner nunmehr ver¬ witweten Gemahlin lag es nun ob, den Entschluß des teuren Verblichenen auszuführen und so entstand denn in den Jahren 1751 bis 1754 das heute noch stehende Gotteshaus, dessen Kosten die edle Wohltäterin allein auf sich genommen. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Trotzdem ließ sie in edler Bescheidenheit am Tore die In¬ schrift anbringen, die zu deutsch lautet: „Vom Herrn ist dies gemacht und es ist wunderbar in unseren Augen" (Ps. 117, 23.). Im Jahre 1754 vom Bischof und Kardinal von Ol- mütz Ferd. Jul. v. Trojer feierlich geweiht, wurde die neue Kirche von nun an der würdige Aufenthalt der Gnaden¬ statue, die noch am selben Tage aus der kleinen Kapelle übertragen und auf dem Hochaltäre aufgestellt wurde. Die Gräfin ergänzte ihr edles Werk durch Errichtung einer Kaplanei im Jahre 1759 und durch Erlegung einer Phot. A. Podivinsky, Sloup. Sloup, Äußeres der Euadenkirche. Fundation für zwei Brüder des III. Ordens als Hüter des Heiligtums, welche in einer nahen Einsiedelei lebten. Derzeit freilich reicht die Fundation kaum zur Erhaltung eines einzigen Bruders hin, der heute tatsächlich in unmittelbarer Nähe der Kirche wohnt. Gebetserhörungen. Auf unser diesbezügliches Fragen teilte uns der Hochw. Herr Pfarrer mit, daß cs allerdings solche Fälle gebe und daß ihm speziell zwei Fälle bekannt seien, bei denen man wohl ein übernatürliches Eingreifen höherer Mächte an¬ nehmen dürfe. Doch fehlen uns diesbezüglich bestimmtere Daten. 30 466 SfD SsD SsT SsD S^D SfT S^T SsT SsD SsD SsT SsD S^D S^D SfD SsT SsT SlvUp SfT SsD SsD S^T SsD SsD SsD SsD SsD SsT SsD SsD SsD SsT S^D SsD S^T S^T S^D Statistisches. Zufahrten. Näch st e J u bilä u m s j a h r e: 1928 200jähr. Jubiläum der Aufstellung des Gnadenbildes. 1930 200jähr. Jubiläum der ersten Kapelle. 1954 200jähr. Jubiläum der heutigen Kirche. Ständige Priester: 2 Weltpriester (Pfarrer und Kaplan) und I Benefiziat. LeiligeMessen fremder Priester jährlich: 15 bis 20. Kommunikanten jährlich: 8000 bis 10.000. Phot. A. Podivinsky, Sloup. Sloup, Altaraufsatz und Bild der schmerzhaften Muttergottes lzugleich Gnadenbild). Besucher jährlich: 40.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 120 bis 140. Lauptfest: Fest der 7 Schmerzen (in der Fastenzeit), Pfingsten und die Muttergottestage. Ständige Devotionalienhändler: 3. Gasthäuser: 5. Seelenanzahl der Pfarre 2200. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist fallend. Nationalität der Wallfahrer: 2 bis 3°/„ deutsch, sonst Tschechen und Slowaken. Brünn—Sloup. Fahrt bis Naitz. 1 St. li 1.10. Benachbarte Wallfahrtsorte. Sloup— K i r i t e i n. 4 St. zu Fuß gegen Süden. Sloup—Wran a u. Bahn Raitz—Adamstal. 25 Min. K -.50. Sloup— J a r o m e r i tz. Drei Gehstunden bis Boskowitz. Von dort Bahn nach Gewitsch IV- St. K 1.10. Literatur. Wolny, Kirchl. Topogr. Mährens. 8. II. 338ff. S o u k o p, Xzttecka ?e Lloupn (Sträußchen von Sloup) zum lOOj. Iub. 1854. 2. Ausl. Brünn, 1855. Austria-Kal. 1847, 100. Mitt. d. Zentr. Kom. 1884, XXXV. - 1885, XXVIII. Kurze Erwägung. Ihr Kinder Gottes! Kommet, lasset uns nach Sloup eilen! Aber nicht als Touristen eilen wir hin, nicht um Äöhlen, um Abgründe zu schauen! Oder wenn schon einen Abgrund, so nur den Abgrund des bittersten Leidens unserer lieben Mutter Maria! Ja, lasset uns zu unserer leidenden Mutter eilen! Lasset uns ansehcn das überaus traurige Bild am Altäre! In tiefsten Schmerzen schauen wir da unsere vielliebe Mutter. Über ihr zartes, bleiches Antlitz schleicht die Träne! Ihre Lande sind ineinandergeklammert, vor der Brust zusammengepreßt. Ihr Auge starrt auf den toten, lieben Sohn auf ihrem Schoße. Die Engelein um sie, sonst so munter und so froh, sie weinen heute mit ihr! And du? — Geh hin zu deiner leidenden Mutter und was du sonst immer zu tun pflegst, wenn du einen leidenden guten Bekannten in tiefem Schmerze siehst, tu es auch heute: geh hin und sprich deiner Mutter dein Beileid aus. Gebet. Ja, Du schmerzensreiche, Du kummervolle Mutter! Löre meine Worte! Trauere nimmer über Deinen toten Sohn, denn er wird auferstehen, er muß und wird ewig glorreich leben! Trauere vielmehr ein Weilchen über den armseligen Bettler, der heute vor Deinem Bilde kniet! Trauere über ihn, denn er ist so tot für Gott und lebt nur dieser Erde! Bitte für ihn, daß er lebe, daß er auferstehe! Küsse ihn mit dem Kusse einer Mutter, auf daß er gesunde, lege Deine Land auf sein so totenstilles Lerz, daß es wieder erwärme und fröhlich schlage. Nimm ihn wieder zum Kinde auf, weil er sonst nichts begehrt, o Mutter, als Dein treues Kind zu sein. So wirf denn jetzt. Barmherzige, einen Blick der Gnade auf den armseligen Bettler, daß er aus diesem Blicke Loffnung schöpfe und Vertrauen und sich sage: „Ja, meine Mutter wird mich nicht verlassen, wird mir sicher helfen!" Amen. sfs sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs Sfs Ess sfs Ess sss sfs sfs sfs Gojau sfs Efs sfssfs sfs sfs sfs sfs sss sss sfssfs sfs sfs sfs sfs sss 467 Gojgu. Südböhmen. 6000 bis 10.000 Kommunikanten. Sechshundert Jahre sind vergangen Im nimmermüden Zeitenlauf, — And tot sind viele, die gegangen Als Wallfahrtspilger hier herauf. Sechshundert Jahre sind verschwunden In unaufhaltsam rascher Eil', Doch auch Millionen Äerzenswundcn Verschwanden hier und fanden Heil. Sechshundert Jahre sind verronnen, Rur eines konnte nicht vergeh'»: Die einst in Gojau froh begonnen. Die Lieb' zur Mutter bleibt besteh'». Örtliche Lage. ie Gnadenkirche Gojau liegt genau westlich von Krum mau in Südböhmen und ist von dieser Stadt aus in etwa einer Gehstunde zu erreichen (Weg über die Straße um 20 Min. länger). Auch der durch seine Passionsspiele wohlbekannte Ort Höritz ist in der Nähe, und zwar liegt Höritz schwach zwei Gehstunden südwestlich betritt unser Fuß einen gepflasterten Vorraum, der von einer Mauer umfriedet ist, dann geht's durch ein Gewölbe weiter. An der Seite erblicken wir ganz im Freien verwaschene Gemälde an den Wänden; es waren hier in früheren Zeiten die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes dargcstcllt. Auch hier macht die ganze örtliche Lage den Eindruck einer Burg. Während wir durch die Wölbung schreiten, haben von Gojau. übrigens liegen alle drei genannten Orte Krummau, Gojau und Höritz an ein und derselben Bahn¬ strecke, die sich nämlich von Budweis gegen den südlichen Teil des Böhmerwaldes nach Salnau (am Plöckensteine), Schwarzes Kreuz und Passau hinzieht. Verläßt man in der Station Gojau den Zug, so bringt uns eine Fu߬ wanderung von zehn Minuten zum ersehnten Ziele. Beim Verlassen des Stations¬ gebäudes für den Pilger unsichtbar, tritt die Kirche nach wenigen Minuten plötz¬ lich linkerhand hervor und zeigt sich sofort in ihrer aller¬ schönsten Ansicht. Von grünenden Wäl¬ dern und Gärten umgeben, im Hintergründe von dem Gojau, rechts Böhmerwald, Großer (1188 m) und Kleiner (UNS m) Chum. Gebirgszuge des Böhmerwaldes umrahmt, thront die Gnaden¬ kirche inmitten einiger stattlicher Häuser auf einem mäßig hohen Hügel. Das große Kirchendach überragt weithin alle anderen Baulichkeiten und nebst dem Hauptturme winken uns zwei kleinere Türme am Seitengebäude freundlichen Willkomm entgegen. Der Gesamtanblick wäre fast der einer alten befestigten Ritterburg, wenn ihm nicht die ganze Umgebung mehr die Eigenart des ungestörten, einsamen Dorffriedens aufprägen würde. And das wird auch schließlich der Eindruck sein, den wir uns von dem Gnadcnorte mitnehmcn: ein großes stattliches vielbesuchtes Dorfheiligtum. Kirche und Gnadenbild. Wir ersteigen mühelos den kleinen Hügel und nähern "ns, durch eine prächtige Allee schreitend, der Kirche. Zunächst wir linkerhand die kleine Kapelle Mariä E n t s chl a fu n g welche als die ursprüngliche Gnadenkapelle anzusehen ist. Gleich, daranstoßend die Kapelle mit dem Bilde des hl. Leonhard und hl. Wolfgang. Die beiden genannten Kapellen bildeten f r ü her einmal zusammen die Kirche, und zwar so, daß das Presbyterium die jetzige Kapelle der Entschlafung Mariens war. Ein Türmchen mit einer Ahr ziert das ehemalige Gotteshaus. Weiterschreitend finden wir rechts den Eingang zum Pfarrhof, daun noch weiter die turmgeschmückte Kapelle des hl. Johannes von Nepomuk mit einem prachtvollen im Barockstil erbauten Altar und einer schönen Maricnstatuc aus dem XIV. Jahrhunderte. Eine annähernd gleich alte aber kleine Statue der Mutter Gottes befindet sich in der St. Leon- Hardi-Kapelle. Diese Kapelle wird auch „böhmische Kapelle" genannt. 30* 468 Efs Ess sfs Efs Ess sfs sfs Efs sfs sfs Ess Ess sfs Ess sfs sfs sfs Gojau Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess sss sfs Lind nun endlich zur Lauptkirchc. Das Portal — wir finden cs gleich neben der früheren Kirche (Entschlafungskapelle und Leonhardikapellc) Gojau, Lochaltar und Gnadenbild. zu unserer linken Land — ist einfach, aber schön. Llnter dem Torbogen schauen wir ein Bild Mariens, wie sie mit ihrem Schutzmantel eine große Zahl von geistlichen (links) und weltlichen (rechts) Gestalten schützend bedeckt. Es liegt also etwa der Gedanke ausgedrückt: Maria, die Helferin- der Christen. Beim Eintritte überrascht uns der Anblick einer be¬ deutend großen stattlich gebauten Kirche. Eine Reihe von hohen, mit guten Ornamenten und Malereien geschmückten Fenstern geben dem Tageslichte reichlich Zutritt, so daß das Gotteshaus dadurch ein freundliches Aussehen erhält. Die Bauart ist eigenartig und erinnert lebhaft an die ähnlich gebaute, aber bedeutend kleinere Kirche zu Walden¬ stein im Waldviertel in Niederösterreich. In der Mitte des rückwärtigen, großen, streng gotischen Raumes erheben sich zwei schlanke Säulen, wodurch der Raum in zwei Teile (Schiffe) geteilt erscheint. Wir bemerken, daß dieser rückwärtige Teil erst kürzlich restauriert wurde und also ein recht hübsches Ansehen bietet. Der vordere Teil und das Presbyterium ist nicht mehr zweischisfig, sondern blos einschiffig. Seit der Re¬ staurierung im Jahre 1913 sieht man am Gewölbe wieder die alten herrlichen Gemälde aus dem XVII. Jahr¬ hunderte bloßgelegt. Auf der Evangelienseite oberhalb des Oratoriums ein Wandgemälde aus der zweiten Äälftc des XV. Jahrhunderts, welches die göttliche Mutter, das Iesukind auf beiden Armen tragend, darstellt. Auf der Epistelseite wurde eine Grotte errichtet, in welcher eine in Lourdes selbst geweihte Marienstatue steht, die hochverehrt wird. Am Hochaltäre begrüßen wir das Gnadenbild. Es ist eine im XV. Jahrhunderte aus Lindenholz geschnitzte Statue der Muttergottes, die ihr göttliches Kindlein auf dem linken Arme trägt. Die Muttergottes ist in sitzender Stellung abgebildet. Das schöne, von dichten Haarsträhnen umrahmte Antlitz Mariens ist länglich, oval, zeigt sehr regelmäßige Züge, hohe Stirn, kleinen Mund und will große Seelenruhe und innerliche Zufriedenheit verraten. Weniger gelungen scheint uns das krausköpfige, etwas frisch ausblickende Jefukindlein, das in seiner Rechten einen Apfel (oder Kugel) trägt. Die Größe der Statue mag etwas kleiner als Lebensgröße sein. Kindlein und Mutter sind mit Stoffklcidern und Kronen geziert. Der Pochaltar selbst besteht aus rotem und schwarzem Salzburger Marmor und wurde vom Zisterzienser- Priester und Gojauer Pfarrer ?. Georgius Poller und Goldcnkroner Abte Gottfried Bilansky um 5800 fl. erbaut. Die schönen Statuen des hl. Benedikt, Bernhard, Josef und Joachim flankieren stimmungsvoll den Altar. Kapelle und Bild „Mariä Entschlafung". Durch die etwas tiefer liegende Sakristei gelangen wir zur Kapelle Mariä Entschlafung mit einem schönen, künstlerisch wertvollen, ganz in Gold gehaltenen Reli cf- bilde, das uns die inmitten der Apostel stehende und in ihren Armen entschlafende seligste Mutter Jesu zeigt. Wie innig und sinnig haben da unsere gläubigen Vorfahren den letzten natürlichen Augenblick — die Entschlafung der sterbenden Gottesmutter — mit ihrer übernatürlichen Pimmelfahrt in Verbindung gebracht! Dieses liebliche Bild ist jedenfalls älter als der Altar, auf dem es steht; doch läßt sich die Zeit feines Llrsprunges aus Mangel an schriftlichen Quellen nicht mit Sicherheit angeben. Die Konturen erinnern an die Zeiten Karls IV. Die Kapelle selber ist ein einzig übriggebliebencs, altehrwürdiges Erbstück hoher Vergangenheit. An diese mahnt lebhaft das einfache Kreuzgewölbe mit dem an der Frontseite befindlichen engen gotischen Fenster, in dessen unterem Teile eine rote Marmortafel mit der fünf¬ blättrigen Rose der Rosenberge eingemauert ist, welche die Aufschrift enthält: -V v. IVlccLLl.XXXVIIl perkeclu est eccle8in in loto, d. i.: „Im Jahre des Perm 1488 ist die Kirche im ganzen vollendet worden." Vor diesem Fenster stand ursprünglich der Pochaltar des Mariä Entschlafungs- Kirchleins mit dem zierlichen oben erwähnten Altarbilde. Nach all dem Gesagten fiel es uns ein wenig unliebsam auf, daß man diesen altehrwürdigen Raum mit seinem schönen goldenen Bilde als Garderobezimmer für die Ministranten und zum Herrichten des Rauchfasses und dergleichen ver- SfT §jD SfD SfT SfD SfD EfD SfD EfD SfD SfD SfT SfT SfT SfD SfD SfT GvINU SjT EfT SfD SfT EfT SfD SfD SfD ZjT SfD GfD SfT SfD SfD SfT SfD SfD 469 wendet. Allerdings hat diese Kapelle eine wirklich ungünstige Lage, da sie zwischen Sakristei und Pfarrhof liegt und also als Durchgangszimmer benützt wird. Dem Äbelstandc könnte abgeholfen werden, wenn dieses Bild der Entschlafung Mariens in die benachbarte Lconhardikapelle oder besser noch m die „Böhmische Kapelle" übertragen würde. -!- -k- -r- Wie gar viele der seligsten Jungfrau geweihte Wall¬ fahrtsorte, besitzt auch die Gnadenstätte Maria-Gojau ein ur¬ altes schönes Brünn lein, welches sich am Bergabhange nächst dem ehemaligen Lospitale und jetzigem Schankhause gegen die Mittagseite befindet und etwa 4 m tief ist. Geschichtliches. Der Wallfahrtsort scheint sehr alt zu sein. Zumal man immer wieder erzählt, daß der hl. Wolfgang hier Messe gelesen habe; bei dem nahe gelegenen Orte Ruben wird ein Stein mit Fußstapfen gezeigt, auf dem der genannte Leilige gestanden sein soll. Die Wallfahrten zu diesem Steine wurden im Jahre 1466 vom Prager Konsistorium unter Strafe der Exkommunikation verboten. Eine Sage erzählt, daß man die - Kirche ursprünglich verwaltet werden dürfe. Tatsächlich aber verwalteten die Zisterzienser-Priester aus dem Stifte Goldenkron die Kirche erst vom Jahre 1656 bis zur Säkularisation 1785. Die Kirche, von der in obigen Zeilen die Rede ist wurde von Äussiten zerstört. Erhalten blieb vom alten Bau nur das südliche romanische Portal mit dem Unterbau des anstoßenden Turmes. 1474—1485. Erbauung der Pfarr- und zugleich Wallfahrtskirche Mariä Limmelfahrt zu Gojau durch den damaligen Pfarrer Pils. Es heißt in einer alten Urkunde von Goldenkron: „Llm das Jahr 1469 oder früher trat die Pfarre Gojau der Pfarrer Michael Pils an, der diesen hochberühmten und durch Wunder ausgezeichneten Ort durch 34 oder mehr Jahre getreulich verwaltete." „Jin Jahre 1474, als die Äussitenstürme sich schon gelegt hatten, begann der Pfarrer Michael Pils durch gesammelte Bei¬ träge die Kirche zu Gojau zu erbauen, wie sie jetzt noch steht. Zum Andenken daran findet man in einem roten Marmor¬ steine an der Nordseite derKirche die Jahreszahl NLLLLLXXIIII (1474) und auf der gegenüberliegenden Seite die Inschrift: „Beendet NcccciRXXV (1485). Pfarrer Michael selbst aber starb, nachdem er die Ehre Gottes und seiner Mutter auf Erden wunderbar gefördert hatte, im Jahre 1503, um bei der „gespitzten Kapelle" (5 bis 6 Min. ent¬ fernt) erbauen wollte. Aber über Nacht seien die Bausteine mehrmals an den gegenwärtigen Ort gekommen. Eine andere Sage berichtet: Ein Ziegel¬ decker stürzte vom oberen Teile des Ziegeldaches in die Tiefe. Weil er aber während des Fallens die seligste Jungfrau anrief, erhob er sich vom Erdboden frisch und gesund und arbeitete weiter- Die Stelle jedoch, von welcher er hcrabstürzte, bezeichnete er mit einem weißen Kreuze, welches sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. 1263. König Ottokar von Böhmen beschenkte das Zisterzienserstift Goldenkron, das er zum Danke für seinen Sieg über die Llngarn gestiftet hatte, mit mehreren Gütern, worunter auch das Gut prueckium Kajov angeführt wird; es ist dies die erste Erwähnung des heutigen Gojau. 1320. Oliverius, Bischof von Sabina, erteilt mit noch sieben anderen Kardinälen dieser Kirche Ablässe. Ebenso beschenkte Johann von Ienstein, Erzbischof von Prag und Leidens¬ genosse des Johann von Nepomuk, dieselbe mit Ablässen, welche sein Nachfolger Wolfram von äkworec am 23. Mai 1397 bestätigte und ver¬ mehrte. 1346. Abermalige Erwähnung. Ein gewisser Busco de Ruben schenkte der Kirche der seligsten Jungfrau zu Gojau eine Rodelmühle. 1400. Papst Bonifacius IX. inkorporiert die Gojauer Marienkirche als Pfarrkirche dem Stifte Goldenkron und gibt die Erlaubnis, daß diese Pfarre von Zisterzienser-Priestern Gojau, zweischiffige Kirche mit schöner Orgel und Kanzel. 470 SjD SjT SjD sss SjD SsT 6(8 SjD SjT §jD SjD Sj8 SsD SjT SjD SjD Gojau 6(8 SjT 6(8 6(8 6(8 S(D S(T 6(8 6(8 6(8 SsT S(D 6(8 §(D 6(8 S(D S(D Sst) S(D MM -bei Gott sich ewig zu freuen. Er liegt begraben im Presbyterium der Kirche zu Gojau vor dem Hochaltäre der Gottesgebärerin und hat ein Epitaphium (Inschrift) be¬ kommen, das jetzt (1683) beim Apostelaltare eingemauert ist. Auf diesem Denkstein ist auch sein Bild zu erblicken." In der Pfarrbibliothek befindet sich eine Beschreibung von Gojau aus dem Jahre 1660, in welcher angegeben ist, daß in Gojau die jetzt noch bestehende kleine Kirche — Gojau, das Gnadenbild. baut (also vor seiner Heiligsprechung), 1752 endlich die sogenannte Kreuz- oder Totenkapelle. 1769 wurde der Hochaltar der Kirche in der jetzigen Gestalt errichtet. Ehemals gehörte die Kirche dem Kloster Goldenkron so daß auch die Seelsorge von Angehörigen dieses Stiftes Zisterziensern, versehen wurde. 1785 wurde das Stift Goldenkron durch Kaiser Josef II. aufgehoben. 1787 kaufte Fürst zu Schwarzenberg die Herrschaft Goldenkron. Seit dieser Zeit versehen Weltpriester den Pfarr- und Wallfahrtsdienst. 1671 wurde die erste, 1716 die zweite Kaplanstelle zu Gojau gestiftet. Statistisches. Nach st e Zubiläumsjahre: 1938 450jähriges Jubiläum der Kirchweihe. 1963 700jähriges Jubiläum der ersten Nennung des Ortes. Ständige Priester: 2 Weltpriester (ein dritter ist systemisiert). Heilige Messen fremder Priester jährlich: 30. Kommunikanten jährlich : 6000 bis 10.000. Besucher jährlich: 30.000 bis 40.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: ca. 100 Lauptfest: Mariä Himmelfahrt. Samstage im Oktober. Seelenzahl der Pfarre: 1700, der Häuserrotte: 45 Personen. Meereshöhe der Kirche: 560 m. Devotionalienhändler: 4 (mit 6 Buden). Gasthäuser: l. Die Prozessionen bleiben gleich, aber sind schwächer, die Besucher nehmen ab. Zufahrten. B u d w e i s—Gojau. I V- St. K 1.30. Benachbarte Wallfahrtsorte. Gojau—Kim au. Per Bahn bis Goldenkron '/2 St. K —.40. Von dort 2°/? St. zu Fuß. Auch mittels Bahn bis Budweis (umsteigen)—Holkau—Kimau (etwas umständlicher). Gojau— M a r i a - S ch n ee. Zuerst bis Holkau— Kimau (über Goldenkron oder Budweis). Von dort mittels Bahn nach Zartlesdorf. Dann 1 Gehstunde. Gojau—Maria-Rast am Stein. Zuerst bis Zartles¬ dorf (wie oben); von dort Flügelbahn nach Hohenfurt. Vs St. K -.40. nun Mariä Entschlafungs- und Leonhardi-Kapelle — die älteste der Umgebung gewesen sei, daß im Jahre 1255 gegen Süden hin die große Kirche erbaut, und 1400 bis 1434 durch die Freigebigkeit des Geschlechtes der Rosenberge er¬ weitert und renoviert und endlich um das Jahr 1533 zu ihrer jetzigen Gestalt gebracht worden sei. 1642 wurde die in gotischer Form und mit reichlicher Ornamentik geschmückte Orgel gebaut und kostete damals 649 Schock Groschen. 1660 wurde die obenwähnte Spitzige oder Fron- lcichnamskapelle, 1699 die St. Johannes-Kapelle gc- Literatur. Schalter, Top. XIII. 153. Bericht v. St. M. zu Kojau. Linz 1660, 12°. Austria-Kal. 1845, 168. Neg.-Mar.-Kal. 1892, IV. T r a j er, Diözese Budweis. S 0 in m e r, Böhmen, IX, 262. Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. K. Wien, IX, 89. Tanger!, Arkundenbuch von Goldenkron. Mörath, Marien-Verehrung zu Gojau 1907. Michälek, Maria-Gojau zum 400jährigen Jubiläum 1888. §^> sss sfs sfs Ess sfs sfs Ess sfs Ess Ess sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs St. Benigna EsssfsEfssfssfsEfsEfssfDEfssfTEsTEfsSfssfTEfTssD 471 Kurze Erwägung. überdenke, welch eine endlose Kette von verschiedenartigsten Leiden im Laufe von sechs Jahrhunderten, wie sie Gojau hinter sich hat, vor dem Gnadenthrone der allerseligsten Jungfrau hin- gelegtwurden,und dazu diestürmischeLerzensbilte: „Mutter,hilf!" Wie viele wird es gegeben haben, die in ganz ähnlichen Seelew oder Leibespeinen sich befanden, wie du jetzt bist. And sie sind tot! Vergangen ist Leid und Freud, Lust und Weh! So trag auch du in Stille und Ergebenheit dein Kreuzlein weiter; und wird es manch¬ mal gar zu schwer, so blick' auf zur Mutter und sprich : „Mutter, hilf!" And solche Aufblicke werden niemals ganz umsonst sein! Gebet. O große Trösterin der Erde, die Du von Geschlecht zu Geschlecht allen denen beispringst, die zu Dir ihre Zuflucht nehmen, die Du nimmer müde wirst im Äelfen und Trösten, die Du unseren Vorfahren vor 100 und 300 und 600 Jahren ebenso liebreich und hoffnungverheißend erschienest, als du uns erscheinest, wir bitten Dich, füge zu Deinen jahrhundertelangen Wohltaten noch die neue hinzu, daß Du auch meiner Dich an¬ nimmst und auch für meine Leiden ein mütterliches Gedenken habest. So nimm mich an, wie ich bin und zeige gütig und gnädig, daß Du nicht vergessen habest des Wortes, ja des Befehles, den Du unterm Kreuze erhalten: „Mutter, siehe Deinen Sohn!" So hilf mir denn, daß ich Dein Kind sein könne und dann — sei mir meine Mutter! Amen. Gojau, das Reliefbild Mariä Entschlafung, aus dem iS. Jahrhunderte. Lt. Mnigna. l8vals llolMiva.) Böhmen. 6000 bis 10.000 Kommunikanten. Örtliche Lage. den westlichen Abhängen des Brdy-Waldes, der mit seinen schönen Bergzügcn einen großen Teil des von Moldau, Wottawa und Bcraun umschlossenen Landstriches ausfüllt, liegt in ziemlicher Abgeschiedenheit das Bergwerksdorf Sankt Benigna. Dieser lateinische Name heißt zu deutsch: Äeilige Gütige, daher denn auch unser Sankt Benigna bei den dortigen aus¬ schließlich tschechischen Landbewohnern Zvntn vob rotiva genannt wird. Die Ortschaft liegt 33 km östlich von Pilsen, 55 km südwestlich von Prag und nur 16 km nordwestlich vom be¬ rühmten Wallfahrsorte Leiligerbcrg bei Pribram. Das Dorf St. Benigna liegt in einem waldreichen, etwas breiten Tale, das ringsum von s anft a n ste i g en d en geringen Berg es höh en umgeben ist. Die Lage ist also immerhin anmutig zu nennen. Die Kirche selber steht, von einem Kranze großer Bäume umgeben, auf einer Anhöhe. Gleich an die Kirche schließt sich das Klostergebäude an. In der finstern Bergwerksgrube flronun man zu Benigna fleht. Und es flammt gleich Feuersgluten Ans den Kerzen das Gebet. Sind geschwärzt auch oft die Kleider, Kann gar weiß die Seele sein, Und die jchwarzumrußte Kittle Schließt oft edle Kerzen ein. Schon von Weitem fällt dem nahenden Besucher auf, daß dieser mächtige Bau der Kirche aus zwei Teilen bestehe, die mit hohen blechernen Dächern eingedeckt sind. Der niedrige starke Turm erreicht mit seinem abgestutzten Lelme gerade den Dachfirst des höheren Teiles der Kirche. Doch soll schon in allernächster Zeit ein hoher, neuer Turm aufgeführt werden, dessen Pläne und Bilder bereits fertig vorliegen. Die Wallfahrtskirche. Sind wir näher gekommen, so fallen uns an dem größeren Teile des Gotteshauses die mächtigen gotischen Strebepfeiler in die Augen, denen jedoch leider keine gotischen Spitzbogenfenster entsprechen; die Kirche hat nur ganz einfache rechteckige Fensteröffnungen, wie man sic in der Rcnaissancezeit mit Vorliebe machte. Das Portal ist denkbar einfachst. Das Innere der Kirche wirkt gewaltig durch seine Äöhc. And doch war die Kirche einstens noch höher. Der würdige Pfarrhcrr führte uns in allen Bodenräumen herum 472 EfDSfSSfSSsSEfSEsSSfSDfSSsTSfSEsSEsSEsssjSEfSSsS St. Benigna EfSSfSEfTSsDLsSSsTEfDSsDSsSEfSSfSGsSSfSEfTSfDEfDSsTEsT und zeigte uns an mehreren Stellen der Mauer noch die ganz deutlichen Spuren einstiger bedeutend höherer Stcinwände mit entsprechend großen gotischen Fensteröffnungen. Dies alles hat man jetzt vermauert. Auch die Größe der Kirche ist immerhin stattlich. Wenn wir das Schiff selber mit 2200 Personen Fassungsraum berechnen, so müssen wir noch 800 dazu addieren, die aus den großen Galerien Platz haben und überdies noch 400 Personen, die in der Seitenkapelle unter dem Turme stehen können. Das wären also zusammen 3400 Personen. Doch hat uns der hochw. Herr Pfarrer versichert, daß einmal, und zwar gelegentlich des Besuches des Kardinals von Prag zu gleicher Zeit laut Zählung 6000 Personen in der Kirche versammelt waren. Im übrigen ist die Kirche einfach, macht aber, weil sie nett gefärbclt und schön instand gehalten ist, einen guten Eindruck. Der Martertod der hl. Benigna (453). Es war im Jahre 453 nach Christi Geburt. Attila der furchtbare Hunne, trug Tod, Verwüstung und Brand über Europas blühende Lande. Bis an den Rhein drangen feine wilden, mordgierigen Scharen. Brennende Dörfer und Städte bezeichneten ihren entsetzlichen Zug. In Todesängsten zitterte auch die alte, herrliche Rheinstadt Köln. Dräuend nahten die mörderischen Scharen. Da erhob sich unter Kölns Töchtern eine Helden- jungfrau, Arsula mit Namen. Ihr erhabener Mut zeigte sich der außerordentlichen Gefahr vollkommen gewachsen; ja noch mehr: sie verstand es, Hunderten und Tausenden ihrer Genossinnen durch ihr flammendes Wort heiligen Mut zum blutigen Martyrium zu geben. And so ward heiligernste Losung ausgerufen unter den Töchtern Kölns: „Wir wollen St. Benigna mit dem projektierten Turm. Das Altarbild ist ein echtes Stück von Rokoko-- geschmack und Zopfstil; es hat die Form eines vier¬ blättrigen Klees. Daneben knien verehrende Engels¬ figuren. Wir können uns mit diesem Hochaltar nicht befreunden. Gleich hinter dem Hochaltar ist ein winziges Kapellchen, in dem das Gnadenbild, eine aus Holz ge¬ schnitzte Statue der heiligen Jungfrau Benigna steht. Der kleine Raum erhält durch ein gelbes Fenster Licht. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. (Anter gütiger Mitwirkung des hochw. Herrn Spital-Kuraten Rudolf NemeSkal zu Wien, bearbeitet nach dem tschechischen Wallfahrtsbüchlein: ?. Bernhard Max Brand, Augustiner- Ordenspriester, Das Kloster St. Benigna, Prag 1907, Kotrba.) Die Geschichte dieses Wallfahrtsortes bietet des Inter¬ essanten, Überraschenden und Außerordentlichen gar viel. Wir können den Leser im vorhinein versichern, daß er von dieser Lektüre hoch befriedigt sein werde. sterben — sterben als Christinnen, — sterben als Jungfrauen — sterben als Märtyrinnen. And jede von uns, so schwören wir, wird auch grausamsten Tod der Schändung vorziehen! So geloben wir es im Namen Christi des Heilandes!" Hochherzig hielten sie den heilig-hehren Eid und ihrer Tausende sanken dahin unter den rasenden Schwertstreichen einer wilden Mordbande. Der kurze Kampf ward ihnen zur erhabensten Ehren¬ krone, denn nach 1500 Jahren noch rühmt und preist man St. Arsula und ihre heiligen Genossinnen; und noch heute schaut man in Köln die riesige Gallerie ihrer Totenköpfe im gemeinsamen ehrwürdigen Gruft¬ gewölbe. Anter den tapferen Scharen war nun auch eine, die den Namen Benigna trug. Wir wissen nichts weiter von ihrem Leben; aber schon der Amstand, daß man ihren Körper nach Rom transportierte und daß ihr Name unter tausenden Vergessenen und Verschollenen lebendig blieb, läßt uns sfs sfs sfs Ess Ess Ess sss sfs sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Sfs sfs St. Benigna EsT sfs sss Esssss sss sfs Sfs sfs sss EsD sss ssssss sfs sfT 47Z mit Sicherheit annehmen, daß sie in irgend einer hervor¬ ragenden Weise tätig war, vielleicht auch, daß schon ihr Vorleben durch besondere Tugendhaftigkeit leuchtend erstrahlte. A r s p r u n g s g e s ch i ch te (1262). Wir müssen jetzt von der deutschen Stadt Köln im Geiste mitten in das Herz des Böhmerlandes eilen und während die heiligen Gebeine der Märtyrin in Rom den Todesschlummer schlafen, haben wir uns jene Stätte zu be¬ sehen, an der nach Gottes Ratschluß jenes Heldenmädchen einst gefeierte Kirchenpatronin, Fürbitterin bei Gott und Wundertäterin des Menschenvolkes werden sollte. Da lebten denn im Bezirke Rokizan, südwärts von Prag, die Herren von Hasenburg. Einer aus diesem Geschlechte, Olbrich Zajic von Hasenburg, hatte sich eine Burg Waldeck gebaut und es gefiel ihm, sich von dieser Zeit Ritter von Waldeck zu nennen und zu schreiben. Er war ein gar frommer Gottesverehrer und ließ, getrieben von Eifer für die Ehre des höchsten Herrn, unweit jener Burg eine Klosteransiedlung und Kirche erbauen, die anfänglich Inselkloster oder Kloster auf der Insel genannt wurde. Wie sie zu diesem merkwürdigen Namen kam, ist uns unbekannt. Der Kirchenbau entstand im Jahre 1262. Nach dem Berichte des alten Schriftstellers Balbinus spinnt sich um die Entstehung dieser Kirche eine gar anmutige Legende, die wir jetzo mitteilen wollen. Als jener Ritter Olbrich in der Nacht des 24. März, also unmittelbar vor dem Feste Mariä Ver¬ kündigung (1262) in seinem Schlafzimmer darniederlag, war es ihm, als ob er ein sanftes Säuseln vernähme. Verwundert blickte er in seinem Zimmer umher und sah zu seinem Staunen zwei schöne und edle Männer, die er als die heiligen Apostel Petrus und Paulus erkannte und die ihn folgender¬ maßen anredeten: „Olbrich, Gott der Herr weiß, was du im Sinne hast und sehnlichst begehrst; und es wird geschehen! Steh' auf, zieh' dich eilig an und folge uns." In großer Erregung folgte Olbrich der Aufforderung und schritt hinter den Führern dahin; aber kaum hatte er einige Schritte gemacht, so umfing und faßte ihn ein sanfter und doch mächtiger Lufthauch und trug ihn in einem Augenblicke an einen ihm bekannten Ort, der mitten in dichten Wäldern gelegen war und den Namen Ostrov (Insel) führte. Diese einsame Waldesstelle ist eine Stunde vom Schlosse Waldeck entfernt. Er hatte also den Weg von einer Wegstunde in wenigen Sekunden zurückgelegt. And siehe da, eine ungewöhnlich schöne und edle Gestalt einer Jungfrau stand ihm mit einemmal gegenüber; eine wunderbare Lerzensstimmung, gleichsam eine Entzückung, überkam den Ritter. Da trat einer der beiden Führer näher und fragte: „Olbrich, sprich: Kennst du diese hochehrwürdige Jungfrau?" Da antwortete der Gefragte: „Wohl sehe ich ste, aber ich kenne sie nicht und weiß nicht, wer sie ist! So lange ich lebe, habe ich nichts geschaut, was solcher Schönheit gliche!" Da gab ihm der Apostelfürst aufklärende Kunde: „So wisse denn: Die Gottesmutter ist es; dieselbe, die du so oft und voller Inbrunst anrufcst." Da fiel der Ritter in die Knie und schaute verehrend auf zur holdseligen Gestalt der Himmelskönigin. Diese aber sprach freundlich zu ihm: „Meines Sohnes Wille ist es und auch der meine, daß du, Olbrich, an der Stelle, wo du mich heute stehen siehst, in Bälde ein Kloster errichtest und meine Diener hin ein führe st; ich verspreche dir dafür reich¬ liche Vergeltung." So sprach die Himmlische und ließ den Ritter traumverloren und hochentzückt allein. Man kann sich denken, daß der fromme Mann, hoch angeeifcrt durch solche Vision, mit allem Eifer an die Aus¬ führung des von Gott gewünschten Werkes schritt. Er baute ein Kirchlein, die heutige Nebenkapelle des hl. Nikolaus Tolentinus und anschließend daran ein Kloster, in das er¬ st. Benigna mit dem bisherigen Notturin. Augustinermönche cinführtc. Es ist im Königreiche Böhmen die älteste Niederlassung dieses Ordens. Drei Söhne des Gründers sowie noch seine Enkelkinder, ja vielleicht auch noch Arenkel setzten den begonnenen Bau in großem Stile fort und errichteten jene herrliche gotische, dreischiffige Kirche, deren einzelne Mauerteile sich noch bis heute erhalten haben, um als Zeugen einstiger Pracht uns, den Nachgeborenen, zu künden, was vergangene Geschlechter zu leisten imstande waren, wenn Eifer und Gottesfurcht sie zu großen Anternehmungen begeisterten. Dieser gewaltige Kirchenbau dürfte aber nach verschiedenen Bemerkungen nicht vor dem Jahre 1370 vollendet worden sein, so daß die Gesamtbauzeit von Kirche und Kloster mehr als 100 Jahre betrug. Die Reliquien der hl. Benigna kommen in die Inselkirche (1327). Mitten in der Bauzeit der erwähnten Kirche traf es sich, daß ein Prager Kanonikus, der in direkter Linie von dem genannten Ritter Olbrich abstammtc, nach Rom 474 Ess sfs Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess sss Ess Ess Efs sss Ess Ess St. Benigna sssEsDEssssssssssssfsEsssssssTEsDEsDEsssssEssEssssTEsD pilgerte, um die Gräber der heiligen Apostel zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit erbat er sich vom Heiligen Vater den Leichnam der hl. Benigna, der damals in Rom lag. sowie etliche andere Reliquien und brachte sie. es geschah dies im Jahre 1320. nach Prag. Als er sechs Jahre darauf zum Sterben kam. vermachte er die heiligen Schätze dem Inselkloster, wohin sie denn auch am 23. Mai des Jahres 1327 in feierlichem Zuge überführt wurden. Seit dieser Zeit begann der alte Name des Klosters in Vergessenheit zu geraten. Dafür nannte man jetzt die Niederlassung nur mehr St. Benigna. Mit großer Freude ward der heilige Schatz empfangen; die Augustinermönche sorgten dafür, daß man der neuen Patronin ein würdiges Plätzchen verschaffe. Sie errichteten zu diesem Behufe eine Art Grotte zwischen Hochaltar und der alten Marienkapelle und stellten daselbst eine eigens zu diesem Zwecke angefertigte Statue der Heiligen auf. Die Beschreibung dieser Statue ist darum interessant, weil sich beim Wegführcn dieses Standbildes (wie wir später erfahren werden) merkwürdige Dinge ereigneten, die aus der Beschaffenheit der Statue selber nicht zu erklären sind. Die Statue ist nämlich aus Holz und nur I V^ alte Prager Ellen, das heißt ca. Im hoch, also doch höchstens 40 KZ schwer. Der Kopf der Heiligen ist etwas groß, aber zeigt regelmäßige und nicht unschöne Züge. Die Augen sind geschlossen, die Hände nach unten übereinander gelegt, als wären sie gefesselt, auf der Brust ist ein kleiner Behälter zu sehen, in den zeit¬ weilig kleine Reliquien der Heiligen eingefügt werden. Das Kleid der Statue ist schneeweiß. Diese Grotte der hl. Benigna wurde bald ein beliebtes und viel besuchtes Plätzchen, womit zugleich der neue Wallfahrtsort eröffnet erscheint. Hussitenstürme (1421). Im Anfang des 15. Jahrhunderts wurde Böhmen durch die furchtbaren Hussitenkriege verwüstet. 1421 kam 2 j s k a, der gefürchtete Räuberhäuptling, auch in die Gegend von St. Benigna. Die Mönche brachten alles Wertvolle, darunter auch den Leichnam der hl. Benigna auf das Schloß Waldeck in Sicherheit und versuchten es auf jene Weise, die einst Leo der Große dem Hunnenführer Attila gegenüber in Anwendung gebracht hatte, das drohende Unglück von Kirche und Kloster abzuwehren : sie zogen nämlich in einer feierlichen Bittprozession dem wilden Manne entgegen. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: für die Mönche das Schwert, für die Kirche der lodernde F e u e rbr a n d! Die Nachfolger Äskas vollendeten getreu das Werk ihres Führers, wiederholten die Plünderung und zerstörten gewaltsam, was des Feuers Macht nicht vernichten gekonnt. Ode lag die einst so blühende Stätte, verstummt war Gebet und Gesang und kein Pilger lenkte mehr seine Schritte zur Gnadenstatt. 30 Jahre dauerte die Zeit des Ruins, dann kamen wieder Augustiner ins Land — man weiß bis heute noch nicht recht, woher sie eigentlich kamen--und mit Hilfe des altadeligen Geschlechtes derer von Waldeck (Hasenburg) richteten sie zuerst das alte Marienkirchlein und einige Zellen, für sich selber her, bis es ihnen im weiteren Verlaufe ge¬ lang, auch die große Kirche wenig st en s unterDach zu bringen. Aber der neue Aufschwung war von kurzer Dauer; denn die Unruhen hatten kein Ende, so daß die Augustiner sich abermals veranlaßt sahen, Kloster und Kirche aufzugebcn. Nur einer, der Prior, blieb als letzter vereinsamt zurück, bis auch er im Jahre 1552 infolge der feindlichen Gesinnung der Bevölkerung zum Wander¬ stabe griff. Mißglückte Verschleppung der Statue (1577). Das adelige Geschlecht der Lasenburg verarmte mit der Zeit und vergriff sich, um seiner mißlichen Lage aufzu¬ helfen, an den Kirchengütern von St. Benigna. Nachdem man schon früher das Kloster verkauft hatte, ging man nun daran, auch die K i r ch e n ei n r i ch tun g zusammenzu¬ raffen und wegzuführen, und zwar nach Mseno. Als nun der Wagen mit den Kirchengeräten, unter denen sich auch die Statue der hl. Benigna befand, voll¬ geladen war, zeigte es sich, daß die Ladung ein ganz außer¬ ordentliches Gewicht hatte, derart, daß man genötigt war, sechs Ochsen vorzuspannen; und auch diese brachten die Ladung am .ersten Tage nur zwei Meilen weit und schienen überdies am Abend äußerst abgemattet. Am nächsten Tage ging die Fahrt auffallend besser und die Tiere zogen mit großer Leichtigkeit den Wagen. Da man aber, an Ort und Stelle angekommen, die Ladung ver¬ sorgte, vermißte man dabei die Statue der Heiligen. Weil sie jedoch ganz bestimmt und totsicher mit auf¬ geladen worden war, so begann man sie zu suchen und darnach zu fragen, jedoch ohne Erfolg. Da aber endlich die Fuhrleute nach St. Benigna zurückgekehrt waren, fanden sie die hölzerne Statue dort stehen, wo sie immer ge¬ standen war: in der kleinen Gnadenkapelle. Sie wagten nicht, das Bild anzurühren, da ein geheimes Grauen sie er¬ griffen hatte. Doch eilten sie mit der Kunde rasch nach Mseno. Dort machte die Entdeckung der Statue weniger Schrecken als vielmehr Freude. Denn man war ja überzeugt, daß die Statue von den Fuhrleuten entweder vergessen oder absichtlich zurückgelassen worden war, und alles folgende nur mischendes Manöver gewesen sei. Zudem hatte die Gemahlin des Ritters Hasenburg auf ihrem Schlosse Budin schon eine Kapelle für die neuankommende Statue hergerichtet, also konnte es für sie nur Freude und Genugtuung sein, die Statue doch in ihre Gewalt bekommen zu können. So traf sie denn sofort Anordnungen, daß das Bild herbeigeführt werde. Diesmal wurden anstatt der sechs Ochsen sechs Pferde eingespannt. Doch auch diesen schien die an und für sich geringe Last viel zu schwer und sie brauchten volle zwei Tage für die geringe Strecke. Die Schloßfrau nahm die Statue mit vielen Freuden in Empfang und ließ sie in der Kapelle aufstellen. Für den nächsten Tag war schon bestimmt, daß die erste heilige Messe sfs sfs sfs sfs sss Ess sfs sfs sfs Ess sfs Ess sfs sfs sss sss sfs St. Benigna Sfs sfs sfs Efs sfs sss sss Sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs 475 vor dem betreffenden Altäre zelebriert werden sollte ; zu dieser Feierlichkeit hatte man sogar etliche Gäste geladen. Aber siehe da, als man am Morgen die Schloßkapelle betrat, fehlte die Hauptsache: St. Benignas Statue. Nach wenigen Tagen ward die Nachricht gebracht, daß daß Bild schon wieder an seinem vorigen Platze in St. Benigna stehe. Seit dieser Zeit hatte die Statue Ruhe. Vernichtung der Kirche durch die Angarn (1620). Kirche und Kloster waren durch Kauf an Lobkowitz übergegangen und als dieser beim Kaiser in Angnade ge¬ fallen war, vom Staate eingezogen worden. Es war ein traurige Zeit für St. Benigna, da diese Kallen, die doch dem Gottesdienste geweiht waren, ohne Priester, ohne Gottesdienst blieben — jahrzehntelang. Aber zur Verödung kam noch gewaltsame Plünderung. Die Angarn, die im Solde des Winterkönigs standen, kamen im Jahre l620 in diese Gegenden und plünderten alles, was zu finden war, rein aus. Einen Schrank mit Re¬ liquien verschiedener Heiligen, der sich in der kleinen Kapelle St. Benignas vorfand, rissen sie auf und verstreuten im Äbcrmute die Gebeine in der ganzen Kirche. Sobald nun die Stadt Pilsen von dieser ruchlosen Tat vernommen hatte, sandte sie eiligst zwei Priester nach St. Benigna, denen die Aufgabe oblag, die verstreuten Reliquien einzusammeln und sie nach Pilsen zu bringen; die Freude der Bewohner von Pilsen war groß, denn sie meinten nun die ehrwürdigen Reste der heiligen Märtyrin Benigna in ihrer Mitte zu haben. Wie sich später Herausstellen sollte, war dies eine Täuschung. Man bewahrte den kostbaren Fund in der Erzdechantei zum hl. Bartho¬ lomäus auf. Nun ging die Kirche zu St. Benigna dem vollen Ruin entgegen, derart, daß ihre starken Mauern sogar als Steinbruch benutzt wurden. Neu Herstellung der Kirche (1639). Im Jahre 1637 kam in das nahe Zbirow ein gewisser Herr Johann Kolens als kaiserlicher Bezirkshauptmann, der sich für die verödete Kirche gar sehr interessierte und dafür Sorge trug, daß sie alsbald Halbwegs hergestellt wurde. Auch bemühte er sich, die schon eingegangene Wall¬ fahrt nach Sankt Benigna aufleben zu machen und die Augustinermönche wieder einzuführen, doch gelang ihm dies letztere nicht. Erst im Jahre 1676 wurde über Veranlassung Kaiser Leopolds I. Kirche und Kloster den Augustinern übergeben, jedoch ohne irgend welchen Grundbesitz. Man kann sich denken, daß da also für die neuen Patres wenig M nagen und zu beißen war, sintemalen ein altes Sprichwort ganz richtig vermeldet, daß man von einer Mauer nichts hcruntcrbcißen könne. Es waren armselige Zeiten für die Patres. Sehr langsam ging es mit der Zeit aufwärts. Goch sollte gerade in diese allerärgstc Zeit der Armut ein unerwartetes Ereignis einfallen, das alle mit großer Freude erfüllte — allerdings nicht die Gemeinde Pilsen. Wiederauffindung der echten Reliquien der heiligen Benigna (1677). Die neu gekommenen Augustiner nahmen nach und nach verschiedene Änderungen und Adaptierungen in der Kirche vor, wie sie ihnen gut und zweckdienlich schienen. Anter anderem wollten sie zu der kleinen Benigna-Kapelle von der Kirche her einen Eingang Herstellen. Vorderhand befand sich St. Benigna, der Lochaitar in der Gnadenkirche. zwischen Kapelle und Presbyterium eine dicke Mauer. Als man nun daran ging, diese Mauer zu durchbrechen, kam man auf einen großen Stein, den man wegwälzte, und siehe da, hinter ihm fand sich eine Kassette mit der Auf¬ schrift: »Zanotke öeni^nE corpus reconckitum anno 1493« („Der Leichnam der heiligen Benigna im Jahre 1493 bewahrt"). Es stellte sich also heraus, daß man durch diesen Fund auf j ... ersteck gekommen sei, in welches (wie man etwas unsicher fabelte) die Augustiner am Ende des 15. Jahrhunderts den Leib der Heiligen gebracht hatten, um ihn vor drohenden Verunglimpfungen zu schützen. 476 sfs sfs sss Ess sfs Efs sfs Ess Ess Ess sfs Ess sfs Ess sfs Ess St. Benigna EssssssssEsssfsSssssssfssfsEfDssssfssfssfsSfsEssEssgsZ Die Freude war groß. Es war der 29. April 1677. Aus der unweit gelegenen Mühle kam auch eine Frau mit ihrem schwer kranken Kinde herbei, das Kind hieß Bartholomäus Lukas. Da nahm sie einer der Augustiner bei der Land und führte sie ganz nahe zur Wölbung, in der sich der kostbare Schrein befand, und siehe da, das Kind war in demselben Augenblicke vollkommen heil und gesund. Sehr bald kam der Bezirksdechant von Horowitz herbei. Mair ging daran, den Reliquienfund zu untersuchen. Es fand sich die schriftliche Authentik (Beglaubigung) und so war denn alles in Ordnung, man konnte beruhigt den Fund als echt und ungefälscht annehmen. Lind so beschloß man denn, den Schrein in aller Ehr¬ furcht zu heben und ihn vorläufig in die Nikolaus-Tolentinus-Kapelle zu stellen, wo auch die Statue der heiligen Benigna aufgestellt war. Dies geschah denn nun auch. Es war 3 Ahr nachmittags. Als der Schrein der Statue zu Füßen gestellt wurde, rötete sich das sonst bleiche Antlitz der Statue so auffallend, daß alle Anwesenden darüber betroffen waren. Sowohl dieser letzte Vorfall, als die vorerwähnte Heilung sind von verläßlichen Zeugen protokollarisch bestätigt. Der bleierne Schrein wurde jedoch bald nach Prag transportiert, damit dort im Namen des erzbischöflichen Ordinariates eine neuerliche Ant ersuch ung und Prüfung stattfindcn könne. Da sich keinerlei Grund zur Anzweiflung der Tatsache ergab, wurden die Reliquien alldort in einen neuen kostbaren Schrein umgelegt, der zuletzt mit dem Siegel des Erzbischofs verschlossen wurde. Doch wurden auf Befehl des Kirchen- fürsten zwei Teile des heiligen Leibes der Kassette entnommen: ein Stück davon behielt sich der Erzbischof für sich selber, ein anderes Stück, und zwar den Kinnbackenknochen, ließ er seperat in Silber fassen und stellte ihn der Kirche in St. Benigna zusamt dem neuen Schreine zur Verfügung. Diese Reliquie befindet sich nun hinter Glas auf einem Polster und wird bei besonderen Anlässen den Pilgern zum verehrenden Kusse dar gereicht. Wir eilen hier der Geschichte etwas voraus und fügen hinzu, daß im Jahre 1894 Erzbischof Schönborn in Sankt Benigna weilte und bei dieser Gelegenheit auch die ehr¬ würdigen Reliquien besichtigte. Da ihm nun der bisherige Schrein wegen seines hohen Alters und der dadurch ein¬ getretenen Schadhaftigkeit nimmermehr entsprechend schien, ließ er einen neuen Reliquien kasten Herstellen und überdies die heiligen Gebeine in zwei Teile teilen: der eine Teil kam im neuen Schreine dorthin, wo er bisher ge¬ standen war, nämlich ober die Eingangstür in ein eisen¬ vergittertes Fenster, der zweite Teil ist beständig auf dem St. Benigna-Altare zur Verehrung ausgesetzt. Versuch einer Aufhebung des Klosters (1787). Nach und nach hatte sich Kirche und Kloster im Ver¬ laufe von mehr als einem Jahrhunderte soweit erhoben, daß der Wallfahrtsort wieder zu einer gewissen Blüte gelangt war. Da traf am 25. März 1787 eine kaiserliche Kom¬ mission ein, die die Aufhebung des Klosters aus¬ sprach und daran gehen wollte, den kaiserlichen Befehl auch durchzuführen. Da kamen aber aus den umliegenden Dörfern in Scharen die Leute herbei (es war ja gerade Feiertag) und setzten sich mit großem Nachdruck dafür ein, daß dieses Dekret nicht durchgeführt, sondern daß jedenfalls der Gottesdienst in der Kirche St. Benigna erhalten bliebe. Sie wiesen darauf hin, daß sie zur eigentlichen Pfarrkirche nicht weniger als zwei Stunden Weges hätten. Dem Kommissionshäuptling, der übrigens ein gutgesinnter Mann war, leuchtete die Sache soweit ein, daß er beschloß, unterdessen alles in Schwebe zu lassen und den Tat¬ bestand nach Wien zu berichten. Dies geschah denn auch und hatte insofern durchschlagenden Erfolg, daß damals Sankt Benigna zur Pfarre erhoben und zugleich die alldort verbleibenden Augustiner mit der Be¬ sorgung der neuen Pfarre betraut wurden. Dies geschah nach längeren Verhand- lungen zwei Zahre nach jener verunglückten Klosteraufhebung, nämlich im Jahre 1789. Seit dieser Zeit genießt St. Benigna Ruhe und Frieden und hat sich im letzten Jahrhunderte immerhin in schöner und aner¬ kennenswerter Weise entwickelt. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1927 Dreifaches Jubiläum: öOOjähr. Jubiläum der Neliquienankunft. 350jähr. Jubi¬ läum der vereitelten Verschleppung derselben. 250jähr. Jubiläum ihrer Wiederauffindung. 1953 1500jähr. Jubiläum des Martertodes St. Benignas. 1962 700jähr. Jubiläum der Entstehung. Ständige Priester: Pfarrer und Kaplan, beide Augustiner-Eremiten der böhmischen Provinz. Heilige Messen fremder Priester jährlich : 30 bis 5V. Wallfahrtskomm uni kanten jährlich: 6000 bis 10.000. Besucher jährlich: 12.000 bis 15.000. G eschloss ene Proze ssi o n en jährlich: 3 bis 4. Äauptfest: St. Benigna (6. Sonntag nach Ostern, Fest der Abertragung.) Einwohnerzahl der Pfarre: gegen 3000. Meereshöhe der Wallfahrtskirche: 473 m. Ständige Devotionalienhändler: 1. Gasthäuser: 5. Der Besuch des Wallfahrtsortes nimmt ab. Nationalität der Wallfahrer: Tschechisch. Zufahrten. P ra g—St. Benigna. Eisenbahn über Beraun, Zditz »ach Lokowitz 2Vr St. K 2.50. Schnellzug 1'/« St. K 3.30. Von St. Benigna, die Gnadenstatue. §ss Ess sfs sss Ess Efs Ess sfs Ess sfs Sfs Ess sfs Ess sfs Ejs Ess sfs Maria-Sorg EsssssEfsEfDEfssfssfsEssEfsssssfssssEfTEfsEfssfs 477 .tzotowitz 2 St. Straßenwanderung gegen Süden; oder auch langweilige Stellwagenfahrt über Komorau (K 1.20). Pilsen— St. Benigna. Eisenbahn bis Mauth, 1 St. L 1.30. Von Mauth I Vz St. Fußtour. Benachbarte Wallfahrtsorte. St. Benigna— K eiliger Berg bei P k ibra m. Vier¬ stündige schöne Fußpartie, teilweise durch Wald. Eisenbahnfahrt wegen abgelegener Station zeitraubender. Alle übrigen Wallfahrtsorte ziemlich entlegen und per Bahn nur über Prag oder Pilsen zu erreichen. Literatur. Brand, KläSter Lvuto Oobrotivsky. V ?rs2e 1007. 8". 112 S. B alb in, Miscell. l. 7. I, 109. Balbin, List. Montis S. 6. Schalter, Top. VIII, 46. Leo-Gschft. d. s. W. d. kath. 53'., Wien, X, 133. Kurze Erwägung. Wir entnehmen aus der Geschichte St. Benignas mit großer Befriedigung, daß es der ewigen Majestät Gottes manchmal gefällt, das Kleine und Unbedeutende zu erheben und groß und bedeutend werden zu lassen. Denn siehe, ein junges Mädchen, das im Augenblicke ernster Gefahr stand¬ haften Mut und Opferfreude für die Sache Christi gezeigt hat, wird in einer wirklich wunderbaren Weise nun schon durch anderthalb Jahrtausende von Gott verherrlicht. Sie genießt also in einer gewissen Beziehung schon hier auf Erden einen nie endenden, sozusagen ewigen Lohn, ein schwaches Abbild dessen, was Gott im Jenseits denen bereitet hat, die ihn lieben und ihm treu dienen. — Aber noch etwas anderes müssen wir besonders hervorhcben: Eine deutsche Jungfrau vom deutschen Rhein her ist es, die im Kerzen Böhmens, mitten unter einem ganz tschechischen Volke als heilige Patronin und Wundertäterin fleißig verehrt wird. Wahrhaftig ein Lehr¬ stück zur Lösung der leidigen nationalen Frage. Wie töricht und kleinlich mögen vor Gottes Auge die kindischen Reibereien zwischen Slawen und Deutschen und anderen Nationen er¬ scheinen ! Gebet. O Derr, der Du der mutig bewahrten Jungfräulichkeit die Krone der Wunder gegeben hast, laß uns in diesen heiligen Lcbensschicksalen Deine heilige, ewige Vorsehung be¬ wundernd betrachten und anbetend verehren, daß wir, an¬ geeifert durch herrliche Vorbilder, allzeit bereit seien, unser Alles hinzugeben für Dich und Deine Ehre, daß wir die Nichtigkeit und Flüchtigkeit alles Irdischen erkennend, nur nach Ewigem und Beständigem streben und in allem und jedem nur Dir, Dir allein dienen und Deine Pfade wandeln, — Pfade des Glaubens, der Tugend, des Lichtes, des Lebens, — Pfade, die hienieden schon Frieden und jenseits Lohn und Seligkeit bringen, — Pfade, die nur im Kimmel enden. Amen. Maris-Sorg. Böhmen. 8000 bis 9000 Kommunikanten. Ich will kein Prachtgebäude sein. Bin nur ein Kirchlein schlicht und klein, Im Waldestale tief verborgen Und sprech' dir von „Mariens Sorgen" Und wünsche, Pilger, dir vom Lerzen „Mariens Sorg" für Freud und Schmerzen. örtliche Lage. man in den letzten Jahren das neue Wunder- element „Radium" entdeckt hat, ist die nordbvhmische ÄWSW Stadt St. Joachim stal, wo man eben das Radium findet, weltberühmt geworden. Maria-Sorg aber liegt eine Gehstunde westlich von St. Ioachimstal. Wer also nach Maria-Sorg pilgern will, wird trachten, zuerst nach St. Ioachimstal zu kommen. Doch gibt es noch eine andere Möglichkeit, sich dem Wallfahrtsorte zu nähern. Denn auch Merkels grün, die Endstation der Flügelbahn Dallwitz-Merkelsgrün, liegt nur eine Wegstunde von Maria-Sorg, und zwar südsüdwestlich da¬ von entfernt. Jedenfalls werden die meisten der weiterhcrkommenden Pilger jene Bahnstrecke benützen müssen, die sich von Eger über Karlsbad, Komotau, Saaz nach Prag hinzieht. An dieser Hauptstrecke liegen unweit von Karlsbad die beiden Stationen Dallwitz und Schlacken wert, von denen je eine kurze Flügelbahn in das Erzgebirge hinein ab¬ zweigt und zwar von Dallwitz nach Merkclsgrün (60 Deller), von Schlackenwert nach St. Ioachimstal (40 Keller). Jede dieser beiden Flügelbahncn bringt uns unserem Wallfahrtsorte bis auf eine Echstundc nahe. Der bessere Fußweg (Straße) führt von St. Ioachimstal nach Maria-Sorg. Bei ihm wollen wir bleiben. Ioachimstal ist eine langgedehntc Stadt, durch die man eine volle halbe Stunde zu gehen hat. Man benützt daher wohlweislich von dem am untersten Ende der Stadt gelegenen Bahnhof den Stcllwagcn (50 Keller), der uns in ziemlich rascher Fahrt die beträchtlich ansteigende Kauptstraße bis zur Kirche emporführt. Dort bei der Kirche zweigt dann nach links hinauf die Straße nach Maria-Sorg ab. Zwei Drittel dieser Straße ist Steigung; dann im letzten Drittel fällt das Terrain gegen Maria-Sorg wieder bedeutend ab. Während der Steigung gibt es hübsche Rückblicke in die tief unter uns liegende Stadt Ioachimstal, sowie auch auf den „Stolz des Erzgebirge s", den K e i l b crg, 1274 m hoch, der uns seine waldige imposante Breit¬ seite zeigt. 4^8 EsT sjs Ess Ess SsS sss sss sss Ess sss sjs <§ss sss Ess Ess Ess D!aria-Sorg Ess Ess sss sss sss sfs sfsEsssfssfssfsEfs Maria-Sorg EfDEfssssEssEfssfTsfsEfsSsssfssfsEfssfssfssfsEfD 481 Georg ist tot!' und nach langer Weigerung gab sie nach und vor etlichen Wochen schritt sie zum Altäre mit dem jungen Paust dem Nachbar!" Da umflorte sich der Blick des stämmigen Soldaten und ein Zug unendlicher Trauer flog über sein gebräuntes Gesicht. And ein gewaltsamer Gedanke rang sich aus seinem Innern empor; und säst tonlos begann er nach längerer Pause: „Also für tot hielt mich meine Marie?! — Wohlan! So will auch ich fürder tot sein für sie und für die ganze trügerische Welt!" „Georg!" rief erschreckt das Mütterlein und umhalste schmeichelnd ihren lieben Sohn, „Georg!" und bittend sah das alte Mutterauge in des Sohnes Antlitz. „Mutter, laß mich ! Laß mich! Im Erzgebirge droben fand umsonst war seine Liebestat, nach wenigen Minuten schon gab der schwer Mißhandelte in seinen Armen den Geist auf. And da er starb, raschelte es im Gebüsche, zwei Männer traten heraus; sie sahen den Toten, sie sahen unseren Georg. „La, Mörder!" schrien sie den Barmherzigen an. „Mörder!" Furchtbar klang dieser Vorwurf im Ohre des gänzlich Reinen, des Schuldlosen. Aber die beiden waren wie von dämonischen Gewalten besessen: „Mörder!" schrien sie, warfen sich auf ihn, banden ihm die Lände auf den Rücken, nahmen ihn zwischen sich und führten ihn hinab nach St. Ioachimstal (was damals schon mit jugendlicher Kraft emporgeblüht war) und übergaben ihn den Richtern. And alles war überzeugt: Dieser Fremdling hat den Juden getötet! Vergeblich war sein Beteuern, sein Schwören, sein Erzählen. ich auf meinen Streifereien einen heiligen Mann, den die ganze Gegend hoch ver¬ ehrt; in wilder Waldcs- einsamkeit dient er seinem Lerrn und Gott in Gebet und Buße. An seiner Seite sei fürder mein Platz! Mutter, ich geh', ich werde sein Jünger und Schüler!" Vergebens war das bange Weinen der Greisin, vergebens alles Gerede. Sein Entschluß stand unerbittlich fest. And nur eines wollte er sich als Erinnerung nehmen an seine Braut. Er ging vor des Nachbars Wohnung und schnitt sich von der mächtigen Linde, die des Laufes Ein¬ gang beschützte, einen festen Wanderstab. „Du Stab sollst fürder mein Begleiter sein!" Die Stadt St. Ioachimstal, die in der Geschichte Rlld. W-Is, SI. J-atdansi-l. von Maria-Sorg eine große Rolle spielt. Links über den Berg, bei dem Turm vorüber. Weg nach Maria-Sorg. And ohne seine Braut gesehen zu haben, eilte er frühmorgens des nächsten Tages davon, weit weg hinauf gegen des Erzgebirges Wildnis. And er pilgerte manchen Tag und oftmals sah er mit stiller Wehmut auf den Lindenstab in seiner Land. Nach langer Zeit war er dem ersehnten Ziele nahe. Nur mehr eine Viertelstunde trennte ihn von der Klause und Kapelle des frommen, einsamen Siedlers Niavis. Da ertönte ein banges Seufzen und Gestöhn an sein Ohr. Er hielt den Schritt an, lauschte und vernahm es nun deutlich aus dem nahen Gebüsch. Da ging er der Stimme nach und schon nach wenigen Schritten fand er blutüberströmt, verwundet sterbend einen Juden liegen, dem räuberische Lände Gewalt angetan und ihn halbtot hier liegen gelassen hatten. Schnell bereit zur Lilfe kniete er nieder, ein zweiter barmherziger Samaritan. Er gab dem armen Lausierer was N' hatte, er holte ihm aus der nahen Ouelle frischlabendcn Brunst er versuchte seine klaffenden Wunden zu verbinden — „Zum Galgenberg!" so hieß das strenge Arteil, „zum Galgenbcrge noch heute!" And mit roher Gewalt führten sic den, der nichts verbrochen, zum Todesgericht. Schon stand er am düsteren Platze des Todes, in der nächsten Minute schon sollte das Arteil vollzogen werden. Da erhob er sich zu seiner ganzen Größe und mit weithinschallen¬ der, mächtiger Stimme rief er, gleichsam als wollt' er den Limmel zur Zeugenschaft rufen: „Ich sterbe ohne Schuld! And ich bitte Gott, daß er meine Anschuld an diesem Lindenstabe bezeuge!" Dies sprechend, hob er den Stock und stieß ihn in die Erde hinein. Da packten ihn die Schergen und im nächsten Augenblicke schon baumelte der Anglückselige sterbend am Stricke. Aber Wunder. — „Wunder!" schrie man auf. Denn der dürre Lindenstab begann zur selbigen Stunde ein frisches, neues Leben: grünende Keime und Knospen setzten sich an und entfalteten sich rasch zu frischgrünen Blättchen. Des Ssterreichers Wallfahrtsorte. 31 482 Efs sfs Ess sfs Efs sfs sfs sfs sfs sfs Ess sfs Efs Ess sfs s?s Maria-Sorg Ess sfs Ess sss sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Es war ein schrecklicher Aufruhr in der jungen Stadt ob des schauerlichen Mißgriffes, den man getan und man eilte um Rat und Hilfe zu Niavis hinauf, dem gottes¬ fürchtigen Propheten. Der hörte ernst die Mär. Dann ging er hin und hob das junge Bäumchen sorgsam aus der Erde der Galgenstätte, nahm es mit zu seinem Heiligtum und pflanzte es liebevoll neben die Kapelle, damit es fortan des Heiligtumes Hüter wäre. And seit diesem Tage gilt die Linde hier als heiliger Baum und immer wieder sorgt man für kräftigen Nachwuchs. Lind solange Maria-Sorg bestehen wird, werden auch Linden seine Pforten beschatten und behüten. Das ist die Sage der Linden von Maria-Sorg. St. Joachimstals Begründung und erste Blütezeit. Es schweige nun die Sage und die strenge Geschichte spreche an ihrer Statt. Die Prophezeiung des heiligen Mannes Niavis machte mächtigen Eindruck auf die Gemüter und wollte nimmermehr vergessen werden. Ja so nachdrücklich wirkte sie, daß sich tatsächlich mehrere Jahre hernach, es war dies im Jahre 1515, eine kleine Gesellschaft von Linternehmern zusammenfand, um den Bergbau hier „mit Gewalt aufzubringen". Man begann damit, eine uralte, aber längst verlassene Fundgrube am Schottenberge wieder zu belegen. Lind siehe da, das Llnternehmen war von geradezu fabelhaftem Glücke begleitet, da man in den nächsten 35 Jahren (1515—1560) nicht weniger als 40 Tonnen Goldes ge¬ wann, das ist mehr als vier Millionen Gulden nach dem damaligen Geldwerte. Mit unglaublicher Schnelligkeit wuchs die Stadt St. Ioachimstal sozusagen aus dem Erdboden her¬ aus, so daß sie binnen fünf Zähren schon 1200 Läufer er¬ reicht hatte. Die Vorhersagung des frommen Niavis hatte sich glänzend bewährt! Aber ebenso wahr wurde auch die An¬ kündigung des nachmaligen Niederganges dieser schnell auf¬ geblühten Bergstadt. Dieser Niedergang hatte mehrere Gründe: die reichsten Erzadcrn schienen zu versagen und aufzuhören, der S ch m a lk a l d isch e Krieg brachte so viel Linruhe, daß ein ruhiges Weiterarbeiten fast nicht möglich war; am allermeisten aber trug zum Stillstände die soge¬ nannte Gegenreformation bei, indem man in den Jahren 1620 und späterhin die Leute mit Gewalt zwang, den früheren katholischen Glauben anzunehmen. Dies wollten aber die meisten Protestanten nicht und wanderten massen¬ weise aus, über die Grenze hinüber. Lind so war St. Ioachims¬ tal wie ausgestorbcn. Llm das Maß des LInglückes voll zu machen, wütete dann durch dreißig Jahre hindurch jener furchtbare Krieg, der gerade das schöne Böhmerland in so schrecklicher Weise hcimsuchte. Neuerliches Aufblühen von St. Ioachimstal (1691). Es ist eine unleugbare und ganz merkwürdige Tat¬ sache, daß jene Prophezeiung des frommen Johannes Niavis zweimal zum lebendigen Sauerteige wurde, dem St. Ioachims¬ tal sein Leben verdankte: denn erstens wurde der Versuch, die Stadt zu begründen, nur infolge dieser Prophezeiung gemacht und zweitens wurde derneuerlicheAufschwung der Stadt wieder nur mit direktem Hinweis und infolge des Vertrauens auf diese alte Weissagung herbeigeführt. Denn also trug es sich zu: Im Jahre 1691, in der Zeit der größten Not, fanden sich einige tatkräftige Männer von St. Ioachimstal zusammen, die im sesten Ver¬ trauen auf den zweiten Teil jener Vorherverkündigung den Entschluß faßten, sich die Gnade Gottes zum neuen Werke zu versichern und zu diesem Zwecke an der Stelle der ein¬ siedlerischen Klause ein Kirchlein zu erbauen. Sie hofften auf diese Art, daß der himmlische Bergvater sie, die doch wieder katholisch geworden waren, in Gnaden ansehen und die Weissagung von dem nochmaligen Aufschwünge der Bergstadt zur Wahrheit bringen werde. Man suchte also den Ort, wo die Kapelle des alten Einsiedlers gestanden war. Aber die Lösung dieser Aufgabe gestaltete sich nicht allzu leicht, da die ganze Gegend mit Wald und Gestrüpp verwachsen war; hatten ja doch die Protestanten alles von Grund auf zerstört und die Bausteine verschleudert, um ja jedwede Erinnerung an die katholischen Zeiten zu vernichten. Endlich fand man einen Stein mit ein¬ gemauertem Kreuze (der heute noch ober der Kirchentüre zu sehen ist) und kam auch auf alte Grundmauern; man durste also wohl annehmen, die gewünschte Stelle entdeckt zu haben. Der Magistrat der Stadt nahm sich der Sache kräftig an und beschloß mit Erlaubnis des Bischofs dort eine Stein- käpelle zu bauen. Über den Namen war man bald einig. Die ganze Gegend dort hatte den Namen „Die Sorg" und so sollte die Kapelle künftighin Maria-Sorg heißen. Lind so geschah es auch. Vorläufig erbaute man eine provisorische Lolz- k a p e lle und stellte in ihr das Bild, das heute als Gnaden¬ bild gilt, zur öffentlichen Verehrung auf. Dies geschah im Jahre 1693. Die Geschichte des Gnadenbildes. Den Llrsprung dieser Marienstatue umspinnt eine recht anmutige interessante Sage. Wer das Bild geschnitzt hat, wann es geschnitzt wurde, wo es entstand, über all dies sind keine Aufschlüsse zu haben. Das eine darf man be¬ haupten, daß der Schnitzer ein recht wackerer Meister seiner Zunft gewesen sein müsse. Lind auch das andere scheint der Überlieferung nach wahrscheinlich, daß die Statue, damals schon alt und ge¬ bräunt, zeitweise ein treu und innig verehrtes Privat¬ eigentum eines Mädchens war, das späterhin mitten in protestantischen Wirren und sogar in einem Hause wohnend, das nur Protestanten innehatten, treu bei ihrem katholischen Glauben verblieb. Vielleicht war diese Treue schon ein erster Gnadenerweis, den die Gottesmutter an die redliche Verehrung dieses ihres Bildes knüpfen wollte. Wenn man der Sage Glauben schenken darf, so war diese jugendliche Besitzerin eine wirklich glühende und eifrige sss sfs sfs Ess sfs §fs sfs sfs sfs Ess sfs Ess sfs Ess Ess sfs Efs Ess Maria-Eorg EfSEsSEsssfDEssEsssssEfssfsEfssfsSfssfssfssfsEfs 483 Verehrerin Gottes, die ost stundenlang vor ihren Bildern kniete und sich heiliger Andacht hingab. Doch die Bewohner des „roten Kaufes" (so hieß das Gebäude) kamen mit der Zeit hinter die frommen Llbungcn des Mädchens und bald darauf entschlossen sich zwei pro¬ te st antischeBrüder, diesen religiösenÄb ungen für immer ein Ende zu machen. Der eine von ihnen bemächtigte sich eines Tages des Bildes und wollte es zum Spotte mit dem Angesichte gegen die Wand nageln; noch heute sieht man am Kinterhaupte der Statue die Spuren des Nagels; sein frevles Beginnen fand rasche Strafe : kaum hatte er die bos¬ hafte Tat begonnen, so fiel er von der Leiter, auf der er eben stand und starb. Sein Bruder, durch dieses Mißgeschick nur um so mehr verbittert und verhärtet, nahm das Bild und steckte es in eine alte, ganz mit Schmutz gefüllte K ü h n e r st ei g e. Wirklich ward das Bild hier durch lange Zeit nicht entdeckt und blieb verschollen. Als dann bei der Gegenreformation die große Pro¬ testantenauswanderung vor sich ging und viele Käufer um Spottpreise zu haben waren, erwarb ein gewisser David Weidner dieses rote Kaus. Bei der gründlichen Säuberung, die er alsbald vornahm, fand er denn in der Kühne r- stcige die Statue Mariens. Er freute sich darob sehr, ließ sie gut reinigen und verehrte sie dann aufmerksam und liebevoll in seinem Kaufe. Der Mann starb späterhin als Stadtrichter (1682) und vermachte das Bild seiner Tochter Anna Lucia Mader, die es nun durch zehn Jahre hindurch als Keiligtum aufbewahrte. Da nun im Zahre 1693 die erwähnte Kolzkapelle Maria -Sorg errichtet war, fühlte sich die Besitzerin ge¬ drängt, ihr Bild dieser Kapelle zu schenken. Dies tat sie denn auch und so wurde die Statue im ge¬ nannten Jahre Eigentum der neuen Kapelle und blieb fortan das Gnadenbild von Maria-Sorg. Der Bau der Kirche (1694—1699). Die öffentliche Aufstellung des Bildes schien den Eifer der ganzen Gegend zu beleben. Von allen Seiten kam man zu dem neuen Bilde und der verlangende Ruf nach dem Bau dersteinernen Kirche wurde immer lauter, und nachdrücklicher. Schon im nächsten Jahre wurde damit begonnen. Im Jahre 1699 war der neue Bau soweit fertig, daß er cingcweiht und daß das Marienbild aus der hölzernen Kapelle auf den Kochaltar der neuen Kirche über¬ tragen werden konnte. Der Tag dieser Festlichkeit, der 8- September 1699 (Mariä Geburt), war ohne Zweifel für die Geschichte Maria-Sorgs und auch für die Stadt Sankt Ioachimstal ein wichtiger, freudiger und auch denk¬ würdiger Tag. Schon im nächsten Jahre wurde auf Ansuchen der Ge¬ meinde vom bischöflichen Konsistorium die Bewilligung erteilt, daß von nun ab nach Maria-Sorg auch gemeinschaft¬ liche Prozessionen veranstaltet werden dürften. Die Stadtgemcindc St. Ioachimstal aber kam von dieser Zeit an merklich wieder in Aufschwung. Der Geschichte etwas vorauscilcnd fügen wir hinzu, daß sich St. Ioachimstal seit den letzten zwei Jahrhunderten wieder zu einer bedeutenden Blüte erhoben hat, obwohl man eigentlich nicht sagen kann, daß es ebenso groß und bedeutend geworden sei, als zur Zeit der ersten Gründung; und tatsäch¬ lich war dadurch der zweite Teil jener Prophezeiung nur zum Teil, aber sicherlich nicht ganz wörtlich erfüllt. Aber siehe da: die neuentdeckten Eigenschaften des Elementes Radium verheißen gerade dieser Stadt Phot. Rud. Weis, St. Ioachimstal. Maria-Sorg, Gnadenbild und Frontansicht der Kirche. einen ungeahnten Aufschwung für die Zukunft; denn in ganz Europa ist St. Ioachimstal der beste Fundort für dieses Element, lind es wäre doch gewiß alles Nach¬ denkens wert, wenn man so nach einigen Jahr¬ hunderten jene Weissagung in unerwartetem Vollglanze zur Wahrheit werden sähe. Viel¬ leicht ist gerade die jetzt beginnende Radiumzcit durch jene alte Verheißung vorhcrvcrkündet worden. Wie hat doch Christus gesagt: „Kimmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen" und auch jene Worte nicht, die erleuchtete Propheten im Namen Gottes verkündigen! 3l» 484 sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs sfs sss sss sss sfs Ess sfs sfs Maria-Sorg SsS6fS SfS EsD SfS<2fS SsT GfS SfS SfD8fS EfS EsT SfS SfS DsN Eft> Die Errichtung des Kapuzinerklosters (1/54). Wohl stand nun ein schmuckes Kirchlein in Maria- Sorg, aber noch fehlten die eigentlichen Lttter und „Be¬ sorger" von Maria-Sorg. Doch siehe da, der Äerr sorgte auch für dies. Über die Art und Weife, wie das neue Waüfahrts- kirchlcin zu einem Lospiz (das heißt in diesem Falle: Anter- kunftshaus für Priester) kam, wird folgende Geschichte erzählt: Als im Jahre 1751 einer von den angesehenen Orts¬ bürgern der Stadt Ioachimstal, namens Felix Grimm, der zugleich Kirchenvorsteher des Maria-Sorger Gotteshauses war, eine Geschäftsreise unternahm, wurde er an der Elbe, nahe der Stadt Melnik durch Lochwasser auf¬ gehalten und mußte einige Tage an Ort und Stelle verbleiben. Am einfallenden Sonntage ging er nach Melnik in die Kirche und sah an einer Straße beim Vvrübergehen ein großes Äolzkreuz vor einem Lause. Da fragte er einen der Passanten, was für ein Laus das wäre. Die Antwort lautete: Ein Lospiz für Kapuziner von einer adeligen Dame erbaut. Da blitzte dem Ioachimstaler Bürger ein Gedanke auf: Dergleichen könnten wir doch wahrhaftig auch bei uns auf der Sorg oben errichten, dann hätten wir Priester für die Kirche! Der Gedanke verließ ihn nimmer und schon bei nächster Gelegenheit brachte er ihn bei einer Sitzung der Gemeinde¬ vorsteher zur Sprache. Die Idee fand all- seitigen einstimmigen Beifall und noch an selbem Tage wurde der Entschluß gefaßt, daß die Gemeinde ein Kapital von 4000 Gulden widme, damit die Interessen davon zur Erhaltung einiger Kapuzinerpatres auf der Sorg verwendet werden könnten. Davon wurde natürlich die geistliche und weltliche Behörde, sowie auch der Kapuzinerordcn selber geziemend in Kenntnis gesetzt und nach Erledigung mancherlei Formalitäten konnten endlich im Jahre 1754 die ersten Kapuzinerpatres ins neue Lospitium Einzug halten, das sie sich freilich zum größten Teile aus eigenen Mitteln hatten bauen müssen. Bemerkenswert ist nur der Amstand, daß das Erektions¬ dekret die schon früher bestandene Marienkirche, die eigentliche Gnadenkirche, nicht denKapuzinern in Be¬ sitz und Eigentum übergab, sondern sie bloß als Verwalter und Lütcr dieser Kirche haben wollte. Dies war denn auch die Arsache, warum die Kapuziner klugerweise zugleich mit dem Lospiz eine neue kleine Kirche erbauten, die als K l o ster- kirche galt und die, wie wir schon früher erwähnt haben, gleichsam eine Fortsetzung der Marienkirche, und zwar hinter den Lochaltar hinaus, bildet. Seit dem Jahre 1754 blieben die Patres Kapuziner in ungestörtem Besitze von Kirche und Kloster; ja auch die kritischen Zeiten Kaiser Josefs II. scheinen an Maria- Sorg spurlos vorbeigegangen zu sein, da die Reihenfolge der Superioren in Maria-Sorg keinerlei Unterbrechung erlitt. Da sich während dieser ganzen Zeit in der Einsamkeit dieses stillen Lochtales keinerlei bemerkenswerte Neuerungen ergaben, so können wir hiermit unseren geschichtlichen Bericht abschließen. Statistisches. Nächste Jubiläumsjahre: I9l5 400jähr. Jubiläum der Gründung der Stadt Sankt Ioachimstal. 1943 250jähr. Jubiläum der Aufstellung des Gnadenbildes. 1949 250j ähr. Jubiläum der Kirchweche. 1954 200jähr. Jubiläum des Einzuges der ??. Kapuziner. (bI8. Im Jahre 1890 soll in Maria- Sorg ein Jubiläum gefeiert worden sein. Wir wissen nicht aus welchem Anlasse; die uns vorliegenden geschichtlichen Daten geben dazu keinerlei Anhaltspunkte.) Ständige Priester: 2 ??. Ka¬ puziner der mähr.-böhm. Provinz. Leilige Messen fremder Priester jährlich: 10—15. Kommunikanten jährlich: 8000— -9000. Besucher jährlich: 20.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 15—16. Lauptsest: 15. August. Die Kirche liegt einsam, doch sind in der weiteren Umgebung einzelne Läufer mit zusammen etwa 300 Personen. Ständige Devotionalienhändler: 1 (Sa¬ kristei). Gasthäuser: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist stark steigend. Nationalität der Wallfahrer: durchwegs deutsch. Zufahrten. (Vorbemerkung. Wir berechnen im Fol¬ genden der Einfachheit halber alle Zufahrten nur bis Schlackenwert. Von dort aus hat man mit der Flügelbahn noch bis Sankt Ioachimstal 40 Min. (40 Leller) zu fahren. Von St. Ioachimstal noch eine Gehstunde über den Berg. Prag- Schlackenwert. Schnellzug 4 St. X 8.60 Personen¬ zug 6V? St. K 6.50. E g e r—Schlackenwert. Schnellzug 2Vs St. K 3.30. Per¬ sonenzug 3Vs St. X 2.50. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria-Sorg— M a r i a - Kul m. Schlackenwert— Daßnitz 1 V2 St. kl 1.40. Maria-Sorg—M aria-Natschitz. Von Schlackenwert 2 St. K 2.80. Maria - Sorg— M a ria - Schein. Schlackenwert—Ko- motau—(umsteigen)—Maria-Schein. 4 St. K 3.50. Maria-Sorg— M a r i a - St 0 ck. Umständlich. Eisenbahn Schlackenwert—Karlsbad — (umsteigen) — Petschau (umsteigen) — Luditz. Von dort 1'/» St. zu Fuß; oder auch Schlackenwert— Karlsbad. Vs St. X —.50, von dort 5 St. zu Fuß. Maria-Sorg, Marterl im Wald. E^sft>sfDsft>sft>EfTsfTsfll>ssT6ft>sfsEft>SsSEft>Eft>SsS Frauenberg bei Admont EfssfssfssfssfsEfssfsSfssfssfDsfssfssfsSfs 485 Literatur. Sch a ller, Top. II, 92. Sommer, Böhmen. XV, 120. Reg.-Mar.-Kal. 1893, IX. W e nis ch, Maria-Sorg. Verl. Friedrich, St. Ioachimstal <1900?), 12°, 32 S. Dick, Glaubwürdige Nachricht. St. Ioachimstal 1738. l>. Seraph O. S. Lap. Gebetserhörungen (ält. Datums). Verl. Friedrich, Ioachimstal, 24 Heller. Leo Gschst. d. s. W. d. kath. K. Wien X, 146. Kurze Erwägung. Das irdische Leben ist ein Bergwerksleben. In finsteren Stollen arbeiten da die Menschen und graben — wonach? Nach Verdiensten für die Ewigkeit ! Nicht alle Stollen find gleich ergiebig; nicht jedes Menschenleben ist gleich verdienst¬ lich. And wenn nun schon beim irdischen Bergbaue sich die Knappen so gerne dem Schutze Mariens anvertrauen, ihre Heiligtümer aufsuchen, ihre Bilder in den Schächten auf¬ stellen, um wie viel mehr wird es sich geziemen, daß wir unser geistiges Streben, das Streben nach wahren himmli¬ schen Verdiensten unter den Schutz Mariens stellen, daß wir sie als Patronin, als sorgende weise Mutter anrufen, unter deren Leitung wir so leben und arbeiten, wie es wahrhaft Gott gefällig ist. Gebet. Maria sorg'! Sorg' als Mutter für Deine Kinder! Sorg' als Königin für Deine Antertanen! Sorg' als Erd¬ geborene für Deine irdischen Brüder und Schwestern! Maria sorg'! Sorg' als Weiseste für Deine törichten Kinder! Sorg' als Mächtige für uns Schwache, als Barmherzige für uns Verschuldete, als Mutter des Schöpfers für uns Geschöpfe, als Mutter des Erlösers für uns Erlöste! Maria sorg'! Sorg' in Krankheit und in Gesundheit, sorg' in Arbeit und Ruhe, sorg' bei Tag und Nacht, sorg' im Frieden und im Kriege, sorg' im Leben und im Sterben! Sorge allezeit für alle! Niemand schließ' aus von Deinem Schutzmantel, niemand vyn Deiner mütterlichen Sorgfalt und Liebe! And vor allem sorge, sorge Maria, daß wir Gott lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus allen unseren Kräften und sorge, sorge Maria, daß wir nach Gott auch Dich lieben mit wärmster treuester nie ermüdender Kindesliebe, im Leben und im Sterben und in alle Ewigkeit. Amen. ssrsuenkerg bei Mnwnt. Steiermark. 8000 Kommunikanten. Wie heißet das Kirchlein, schmuck und traut. So lieblich auf waldiger üöh' erbaut Im Skeirerlande, im schönen? Wem soll dies Kirchlein fröhncn? Es fröhnet Maria, der milden Maid, Der Limmelsfrau im Sonnenkleid; Die sendet vom Berge Segen ins Land — Drum hat inan ihn „Frauenberg" genannt. Auf der Reise zum Frauenberg. feue Eisenbahn, wieder leistest du uns vortreffliche Dienste! Fragt man den Schaffner: „Wohin geht die Fahrt?" so gibt er gemessene Antwort: „Durch's Gesäuse über Selztal nach Innsbruck." Besten Dank für die Auskunft! Aber unsere Fahrt, obwohl es genau dieselbe ist, klingt ganz anders: „Wir fahren heute beiMaria-Taferl vorüber, dann beim Sonntags¬ berg, dann nach Admont, wo wir — weil's ein Schnellzug ist, aussteigen und nach Frauenberg wandern." So wären wir also glücklich in Admont; nicht umsonst heißt es „uck Montes", „an den Bergen", denn von allen Seiten türmen sich die felsigen Riesen zu großartig schönem Gebirgskranze. Der gewaltigen Admonter Kirche statten die meisten Pilger wohl gerne ihren Besuch ab und freuen sich an der erhabenen Größe dieses Gottestempels. Dann aber geht cs weiter. In etwa 20 Minuten (vom Bahnhofe aus gerechnet) kommen wir zur Ennsbrücke, die wir überschreiten, jedoch ge¬ wiß nicht, ohne den Schritt für ein Weilchen zu hemmen, um die prächtige Rundsicht, die sich gerade von dieser Brücke aus bietet, zu genießen. Dann wendet sich unser Sträßchen nach links, wo wir schon in der Ferne auf der Spitze eines Hügels unser Ziel erschauen. Etwa eine Stunde lang heißt es noch wandern, bis wir den Berg erreichen. Zuletzt geht es auf kurzem, aber steilem Anstiege empor zum schönen Gipfel, wo die Kirche steht. Einige Verkaufsbuden laden uns zwar stille, aber deutlich ein. „Kauft etwas!" Doch wir haben vorderhand noch keine Lust; wir wollen zunächst das Heiligtum selber betrachten. Kirche und Gnadenbild. Da stehen wir nun vor der eigenartigen Kirche. Ein Brüderpaar von zwei viereckigen, mit einer „Zwiebel" ge¬ krönten Türmen steht vor uns. Schön ist das Ganze! Rückwärts, am Ende des angcbautcn Pfarrgebäudes, meldet sich ein dritter, offenbar kleinerer Turmbruder. Er möchte auch ein Turm sein; wohl, er ist ein Turm, aber so groß wie seine zwei stolzen vorderen Brüder ist er nicht! Aber wie sonderlich gekleidet sind doch diese Türme! Die sind ja ganz scheckig, der Steirer tät wohl sagen: „g'scheckert", schwarz und weiß. Es ist fast so, als ob da auf diesen weißen Maucrflächcn die Engel „Domino" spielen wollten, denn ganze Reihen von schwarzen Domino¬ steinen sind da bis oben hinauf ancinandergereiht. Diese schwarzen, rechteckigen Flächen aber sind bei näherer Beschauung 486 sfssft>sft>sfssfssft>sft>sft>ssssft>sft>Efsssssft> Frauenberg bei Admont sft>sft>sft>sft>sft>Eft>EsDSsSEfsSfsgsTg^ wieder gar nichts anderes als eine Anzahl von ganz gemeinen Schlackenstücken, die man in den frischen Mörtel eingelassen hat. Wir machen noch einmal aufmerksam, daß sich das Ganze recht gut und zusagend ausnimmt und einen sehr ge¬ fälligen Eindruck macht. Da wir vor den beiden Türmen stehen, befinden wir uns im Osten der Kirche, dort, wohin auch der Lochaltar des Heiligtums sich richtet. Wir müssen also, um den Eingang ins Gotteshaus zu gewinnen, die ganze Länge der Kirche ab¬ schreiten und kommen endlich, vom Süden her seitwärts eintretend, in einen Vorraum, von dem linkerhand ein Portal in den schloßähnlichen Pfarrhof führt, während rechterhand die eigentliche Kirchentürc sich befindet. Schon beim Eintritte grüßen wir den reich verzierten Hochaltar, der uns vom andern Ende der Kirche entgegen¬ ausgestatteter Amgebung erschauen. Am dieses Frauenbild ein aufrechtstchendes aus Holz geschnitztes Marienbild mit dem Jesulein auf dem linken Arme — um dieses Frauen¬ bild herum schweben anbetende, verehrende Engelscharen. Ein dreifacher Kranz von Engels gestalten, die aller¬ nächsten am kleinsten, die zweiten größer, die entferntesten am größten, bringen diesem Gnadenbilde Tag und Nacht und Jahr für Jahr den Ehrensold ihrer liebenden Gegenwart. And alle diese zierlichen Engelsgestaltcn sind ganz goldfarben. Dazu noch die Säulen mit reichsten Goldgirlanden umgeben und überdies zwischen den Engelscharen hindurch goldene Strahlen, die vom Gnadenbilde auszugehen scheinen, wie Strahlen der Sonne vor ihrem Antergange in den leichten Wolkengebilden — dies alles macht einen eigenartigen Eindruck; das Gnadenbild ist hier so Frauenberg bei Admont, mit dem Dtirenschöberl. winkt: „Sei uns gegrüßt, du himmlische Hausfrau, du Herrin des Frauenberges, du liebliche Maid!" Die Kirche selber ist mäßig groß, ist in dem italienische nRenaissancesti le erbaut, also fast über¬ laden mit Stuckaturarbeit und Bildwerk. Doch ist der Ge- samtcindruck ein sehr befriedigender; es ist alles wie aus einem Guß, nichts stört hier die angenehm wirkende Einheit, die sich in dieser Vielheit von Schnörkeln, Gemälden und Verzierungen dem Auge darbietet. Herrliche Frauenbergkirche! Wärest du um die Hälfte länger, um die Hälfte höher, du wärest eine würdige, ebenbürtige Schwester des unvergeßlich schönen Sonntags- bergcs! Durch eine Doppelreihe von schön gearbeiteten Kirchen¬ stühlen schreiten wir langsam gegen den Hochaltar hin. Niederkniend beim marmornen Speisegitter wiederholen wir zunächst die herzlichste, feurigste Begrüßung dieses so scgen- spendenden Bildes, das wir hier in überaus zierlicher, reich recht von lauterstem Gold umgeben, fast umhüllt und eingesponnen in puren Goldglanz. And dennoch, so sehr das Gold hier dem Auge sich aufdrängt, hat es der Meister (Ehre sei ihm dafür!) wunder¬ bar verstanden, dem Ganzen das Gepräge des Schönen, des Einheitlichen zu geben. Wir sind durchaus nicht von der Naturanlage, alles zu loben (wie sich der Leser vielleicht zu öfteren schon überzeugt hat), aber was wahr ist, bleibt wahr: der Hochaltar des Frauenberges ist nach unserem innersten Empfinden ein herrlich gelungenes, schönes Werk. Ave Maria! Wir umschreiten dann langsam den Altar; aber siehe da: hinter ihm, ganz an die Mauer gelehnt, versteckt, so finster überdies, daß man beim hellichten Tage Zündhölzer anbrcnnen muß, um nur Halbwegs etwas auszunehmen, steht kaum einen Meter über der Erde in einer Nische em überlebensgroßes, bemaltes Marienbild, m gsx> sss sss sss Ess ssö> sfs Ess Ess Ess Ess sfs sss sfs sfs sfs Frauenberg bei Admont sfssft>sfssfssfssfssfTsfssft> sfssfsEfssfssfs 487 seiner Darstellung dem Gnadenbilde auf dem Lochaltare etwas ähnlich, wenn auch an Größe es beiweitem übertreffend. Was ist's mit diesem Bild? Gefällig gibt uns der hochw. Lerr, der uns begleitet, Auskunft: das ist das zweite Gnadenbild, oder wenn man es der Zeit nach genauer sagen wollte: es ist das erste Gnad en bild. Aralt schon, wohl schon seine 700 Jahre. Früher einmal, bevor dieses zweite dort droben von den Fluten der Enns hcrbeigetragen worden war, war dieses große, jetzt im Dunkeln stehende Bild das Gnadenbild. — Armes Bild, verlassenes, vergessenes! Was hast du Böses begangen, daß man dich gleichsam strafweise in so dunkle Abgeschiedenheit versetzte? Gedenkt man nimmer all der Gnaden, die vor dir erdetet wurden, hat man vergessen, daß du einst das hochgelobte Werkzeug himmlischer Luld im ganzen; früher, so sagt man uns, sollen es mehr gewesen sein; aber man hat etliche gestohlen. Gar bald stehen wir am Ziele beim Kalvarienberge. Wir steigen etwa zehn oder zwölf Stufen empor und stehen auf einer kreisrunden, vielleicht acht Meter im Durchmesser zählenden Plattform, aus der die großen Kreuze des Leilendes und der beiden Schächer weit in die Lüfte ragen. And darunter die Figuren Mariens und Johannes und Magdalenens. Wir steigen wieder dieselben Stufen hinunter und wandeln nun im Kreise um die Platt¬ form herum, da sie ja ein gedeckter breiter Gang mit halbkreisförmigen Öffnungen umkreist; an denMauern dieLeidens- stationen des Kreuzweges Christi in Lebensgröße dargestellt. Die ganze Anlage dieses Kreuzweges und dieser runden Lalle ist schön gedacht und paßt auch vortrefflich auf den warst? And ist die Kirche nicht groß genug, dir ein besseres Plätzchen zu bieten, ist keiner von den Altären, der dir zum Throne dienen könnte? Verdienst du nicht mehr, daß die Sonne dich bescheine, daß die Pilger freien Auges, ohne Fackel und Kerzen dich zu schauen vermöchten? Also dachten wir und gingen sinnend weiter, und durch die Seele zog uns die ergreifende Klage des Propheten Jeremias, der seine Klagelieder mit dem Schmerzensrufe beginnt: „Wie sitzet einsam die Stadt, die so volkreiche! Wie eine Witwe ist geworden die Lerrin der Völker . .. keiner von ihren Lieben tröstet sie. Frauenberg bei Admont, rechts Allee, die zum Kalvarienberg führt. dh»>. Burg-r L Co., München. alle ihre Freunde verachten sie!" And inniger, andachtsvoller, ehrlicher beteten wir gerade diesem Bilde zu Ehren ein flammendes „Ave Maria!" Der Kalvarienberg. Wir haben die Kirche verlassen und stehen nun aber¬ mals draußen im Freien. Da lockt uns unwillkürlich eine schöne alte Kastanien alle e, die unmittelbar bei der Kirche beginnend, auf dem nach beiden Seiten hin steil ab¬ fallenden Kamme eines Lügels in schnurgerader Richtung zu irgend einer Baulichkeit führt, die wir jetzt vorderhand nur ganz undeutlich sehen. Wir fragen, was es dort gebe. Da sagt man uns, das sei der Kalvarienberg. Den müssen wir natürlich ansehen. So wandeln wir denn die kurze Strecke, kaum zwei Minuten lang, dahin. Zwischen den stämmigen Kastanien sehen wir ab und zu auf einer Säule ein Standbild eines Leilig en, etwa acht Platz hin. Aber der Mann, der die Statuen geschnitzt, war kein Künstler. Anförmliche, fast abstoßend dicke Figuren halten dort Wache um das Kreuz Christi! Das wäre' wohl ein gutes, Gott ehrendes Werk, diese unwürdigen Bilder durch bessere, erbauliche zu ersetzen. Abschied vom Gnadenorte. Leb' wohl, du anmutiger, lieblicher Ort! Verlassen müssen wir dich jetzt, doch unsere Seele wird noch lange deiner gedenken! Nicht mehr nach Admont lenken wir unsere Schritte, sondern zur nahen Bahnstation Frauenberg. Da heißt es zunächst hinab von der steilen Lügelhöhe, hinab ins Ennstal, herab also von 766 m bis auf 622 m Meereshöhe; also 144 m bergab. Das ist ein steiler Berg fürwahr und wer da schnurstraks hinab wollte, könnte wohl Genick und Glieder brechen. Aber Menschcnwitz und Menschcngeschick hat der trotzigen Berglehne einen schmalen Gurt angelegt, einen 488 sss sfs Ess sss sfs sfs sfs sfs sss sss sjs sss sfs Ess Frauenberg bei Admont sfs sfs sfs sfs sss Ess sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs Ess Efs EfZ schönen, nicht allzustcilcn Fußpfad, der die Länge schief durch¬ querend allgemach in die Tiefe leitet; und dabei geht es immer durch prächtigen Wald. Nun sind wir an der Ennsbrücke und müssen noch ein Vicrtelstündchen durch Wiese und Au zur Lalle¬ st eile Frauenberg wandern, die gar einsam und verlassen neben einer Fabrik im moosigen breiten Talboden daliegt'und auf die von würdiger Löhe herab die ansehnliche Kirche herniederblickt. Noch sucht unser Auge die beiden Türme, noch be¬ mühen wir uns, das herrlich schöne Bergbild unserem Ge¬ dächtnisse mit unauslöschlichen Zügen einzuprägen. Frauenberg bei Admont, Inneres der Enadenkirche. Da pfeift von ferne die Lokomotive, die von Admont heranbraust. Schon steigen ihre Rauchwolken uns ganz nahe empor, schon knarren die Bremsen, schon steht der Zug. Geschwind hinein und davon! Adieu, lieber Frauenberg, wir grüßen dich innig und herzlich zum Abschied und dir, holde Fürstin und Lerrin des Frauenberges, Maria, dir sei Dank gesagt für all das Schöne, für all die guten Anregungen, die wir uns auf deinem Berge geholt haben. Ave Maria! Wie sagt doch das Buch der Weisheit: „Alles dies ging vorüber wie ein Schatten, wie ein rascher Eilbote und wie ein Schiff, das das wogende Meer durchfährt, von dem man, ist es vorbei, keine Spur mehr findet, noch die Bahn seines Kieles in den Fluten." (Weisheit 5, 9. 10.) Ein letzter Blick. Da wir Frauenberg verließen, wollten wir weiterwandern nach Frauenstein bei Klaus und dann nach Adlwang. Eine Station nur fuhren wir also dahin und schon in Station Selztal verließen wir unseren Waggon, um jenen Zug zu be¬ steigen, der uns nun mitten durch die Eingeweide der Erde, mitten durch den Felsenleib des Bosruck nach Norden bringen sollte. And da gewahrten wir (wir waren Fremdlinge damals in dieser Gegend), daß sich der Zug langsam gegen Osten drehte, also gegen die Admonter Gegend; und immer bergan und immer gegen Nordosten ging's. „Ei, da kommen wir ja gerade wieder zu unserem lieben Frauenberg!" so dachten wir und sahen neugierig zum Fenster hinaus, und in der Tat, da winkten schon von ferne die beiden traulichen Türme und jede Minute brachte uns der liebgewonnenen Stätte näher. And als endlich nach längerer Fahrt der Zug in der Station Ardning hielt, lag der Frauenberg in wundersamer Gebirgsschönheit vor unseren Augen. Wir hatten ihn nie zuvor in solcher Pracht geschaut. Die ganze Riesenkette der Ennstaler Berge, die massigen Brüder Buchstein, das breite Lochtor mit seiner gewaltig ausgebreiteten Wand, der Sparafeld, der Reichenstein und all die anderen Majestäten „und all die Berge, die sieben. Wie der Sterne Chor die Sonne umstellt, Umstanden wie liebend Mariens Gezelt, Das Amt eines Schützers zu üben. (Frei nach Schiller.) And die Abendsonne überflutetete mit feurigem Lichte Berge und Leiligtum und es war, als ob die ganze Natur ein stummes aber deutlich fühlbares Tedeum sänge, ein Großer Gott, wir loben dich. And wir sahen auf unsere genauen Landkarten und faßten den Entschluß: „Sollten wir wieder in diese Gegend kommen, so machen wir es anders als heute, da steigen wir in Ardning ab und hinunter zutale eilend, gewinnen wir dann in einstündigem, gewiß herrlichem Marsche das liebe trauliche Leiligtum Mariens, den Frauenberg. Aus der Geschichte des Gnadenortes. Aufstellung des Gnadenbildes. Der schöne Lügel, auf dem sich heute die Wallfahrts¬ kirche erhebt, hieß ehedem nicht anders als Kulm-Berg. Wie nun das heute dort ausgestellte Marienbild auf den Kulmberg gekommen sei, darüber wissen die alten Chronisten folgendes zu erzählen. Bei einem riesigen Lochwasscr, das im Frühjahre 1404 das ganze Ennstal überschwemmte, sollen die hochwallenden Fluten ein liebliches Brustbild der allerseligsten Jungfrau, aus Lolz geschnitzt, herbeigetragen und am Fuße des Kulmberges ans Land geworfen haben. Leute §^>SfSSft>SfDSf°>SfTSfSEfSEfSSfsSfDSfssfsSfSSfsSfT Frauenberg bei Admont EfSEfSEfSEfSSfDEfSEfSIZfSEfTSfSEfTEsDSfTEfS 489 noch steht an dieser Stelle, die allgemein der Frauenberg- Ursprung genannt wird, eine Bildsäule. Die Wasser des Flusses hatten das Fraucnbild in ein dichtes Gestrüpp hincingeworfen, wo es sich in den Stämmen und Zweigen fest verfing. In merkwürdiger Weise wurden die in der Gegend wohnenden Leute auf diesen Ort aufmerksam gemacht : ein Licht st rahl vom Äimmel senkte sich gerade über diesen Ort hell und scharf hernieder. Diese Lichterschcinung war so sonderbar, daß tatsächlich neugierige Leute hingingew Zulauf von allen Seiten immer größer wurde. Im Jahre 1447 wurden diese Zubauten konsckricrt und die Kirche gleichzeitig zu einer Pfarrkirche erhoben. Die Wallfahrt nahm nun einen noch größeren Auf¬ schwung, bis sie nach etwa 100 Jahren, in der Zeit des Auf¬ tauchens der lutherischen Irrlehren, ganz erlosch. Zwischenbemerkungen über die Glaubwürdigkeit dieser Llrsprungsgeschichte. zu schauen, was es gäbe: sie fanden die Marienstatue im Gesträuche. Darob allergrößte Verwunderung und Staunen — und dann geschwind nach Admont „zum Lerrn Akten". Die Erzählungen müssen recht glaubwürdig und gut bezeugt gewesen sein, da sich der Abt sofort bereit erklärte samt seinem Kapitel an Ort und Stelle zu gehen und das Bild in die Kirche abzuholen. Also geschah es auch; eine große Menge Volkes nahm bei dem Zuge teil. Auf einem Seiten¬ altar in der Kirche fand das Bild seinen vorläufigen Platz. Am nächsten Morgen jedoch war es nicht mehr am Altäre; niemand wußte, wohin es gekommen fei, bis man es am Abend, geleitet von abermals aufglänzenden Lichtem, an demselben Orte fand, wo es gestern gelegen. Eine nochmalige Aber¬ tragung in die Stiftskirche hatte nur den Erfolg, daß sich dasselbe Schauspiel ein drittesmal wiederholte, jedoch mit dem Unter¬ schiede, daß diesmal die Statue auf der Spitze des Kulmberges lag, wo sich ihr Aufenthalt durch Hellen Feuerschein, wie bei einem Waldbrande, verraten hatte. Diese Ereignisse machten in der ganzen Gegend größtes Aufsehen und der Abt war überzeugt, daß es Limmelswinke seien, daß Gott der Äerr auf dem Kulmberge eine Kirche haben wolle, in der das angc- Wir haben die Erzählung von der Entstehung dieses Wall- fahrtsortes als eine Art Sage hingestellt. Wir gestatten uns jedoch hier anzufügen, daß wir nach unserer persönlichen Ansicht sehr geneigt sind, dieser Sage ziemlich unbedingten Glauben bei¬ zumessen. Die Gründe dafür sind folgende: 1. Die Begleitumstände, unter denen die Statue bekannt wurde, also z. B. das Lerbeischwimmen auf Wasserfluten, die Lichterscheinungen, die Übertragungen des Bildes durch übernatürliche Kräfte an einen anderen Ort, enthalten nichts Anwürdiges oder Angereimtes und finden sich in de» manchmal sehr gut beglaubigten Entstehungs¬ geschichten anderer Wallfahrtsorte sehr ähnlich vor, so daß wir darin - man verzeihe uns das kühne Wort: „den gewöhnlichen Vorgang Gottes bei außergewöhnlichen Vorfällen" klar und deutlich erkennen. 2. In ungemein kurzer Frist folgen einander: die Auffindung, die erste Kapelle, die erste Kirche, die Vergrößerung dieser ersten Kirche. Von der Auffindung der Statue bis zur Grundsteinlegung der ersten Kirche zählen wir nur sechs Jahre. Wir schließen daraus, daß tatsächlich sehr merkwürdige Dinge vorgefallen sein müssen, weil uns sonst dieses fast „überstürzte" Bauen und das rapide Vergrößern ziemlich unerklärlich wäre. Z. Die Ablaßbulle des Leiligen Vaters vom Jahre 1410 (also wieder sechs Jahre nach der angeblichen Auffindung) sowie die Ablaßerteilungen mehrerer Kardinäle, die in demselben Jahre der neuen Kirche gedachten und die außerdem über den Arsprung, über die örtliche Amgebung, über die ersten Erbauer, sowie über die wunderbaren Ereignisse Auf- Frauenberg bei Admont, das Gnadenbild. schwemmte Marienbild Verehrung finden könnte. Eine Äolzkapelle war in kürzester Frist fertig. Am Tage ihrer Einweihung gelobte der Abt, daß er all¬ jährlich am zweiten Sonntage nach Ostern mit einer Prozession hieherziehen wolle. Das Gelöbnis wurde treu gehalten und bald war die Statue auf dem Kulmbcrgc der Zcntralpunkt für viele fromme eifrige Wallfahrer geworden. Kaum waren einige Jahre verflossen, so sah man sich genötigt, die Kapelle durch eine geräumige Kirche zu ersetzen. Die vielen Gebetserhörungcn, die vermeldet wurden, fachten den Eifer und die Opferwilligkcit der Gläubigen gar sehr an und so konnte schon im Jahre 1410 der Grundstein zum neuen Bau in die Erde gesetzt werden. Vollendet wurde diese Kirche im Jahre 1423. Aber kaum war sie fertig, so mußte man alsbald an 3u bauten und Vergrößerungen denken; denn der heilige Ort war dem Volke so sehr ans Lerz gewachsen, daß der schlüsse geben. Wir glauben annehmen zu dürfen, daß diese verschiedenartigen großen Privilegien nur auf Grund wirklich hervorragender Ereignisse so rasch erteilt wurden. Diese drei Gründe bewegen uns in diesem Falle, für unsere Person den früher gebrachten Berichten über die Ent¬ stehungsgeschichte des Frauenberges zu glauben. Weitere Ereignisse. 1525, in der Zeit der Bauernkriege wurde die Kirche ausgeplündert, das Gnadenbild jedoch blieb unberührt. Fast durch das ganze 16. Jahrhundert hindurch war nun der Frauenberg verödet. Dann kamen wieder bessere Zeiten; das Volk war vom lutherischen Taumel ernüchtert, da es die entschlichen Früchte der Verwilderung und Zügel¬ losigkeit sah, die diese geistlichen Revolutionäre mit ihren neuen Lehren gebracht hatten. 1675, znr Zeit einer Pest, machte die Gemeinde Pürgg das Gelöbnis einer jährlichen Dankprozession, wenn sie von 490 SjD SjD §jT SjT SjD SjT SjD SfD SsT SfD SjT SjD SjT SsT Frauenberg bel 2lbM0Nt DsT SsD S)sD S)sD SsD E)T S)sT SsT S(T SsD S^D SjD SjT SjT SsZ der „reißenden Sucht" verschont bliebe. And siehe da, während in allen umliegenden Ortschaften die Pest zahlreiche Opfer forderte, blieb der Ort Pürgg davon gänzlich verschont. 1683 hatte der heiligmäßige Abt Adalbert Heusler zu Admont die Aufgabe erhalten, das Ennstal gegen Einbrüche der Türken zu verteidigen. Dabei verkühlte er sich und wurde schwer krank. Da machte er das Gelöbnis, im Falle seiner Gesundung die Kirche am Frauenberge mit aller Pracht neu zu erbauen. Er wurde gesund und noch im selben Jahre begann der Neubau. Gott unterstützte sein Werk, denn es fand sich plötzlich in der Nähe ein Marmorbruch, wo man Weißen, schwarzen und bunten Marmor zum Kirchen¬ bau vorfand. Der Marmorbruch lieferte sonderbarerweise jedoch nur soviel, als eben zum Bau benötigt wurde; dann war der Vorrat erschöpft. Die neue Kirche (die heute noch Frauenberg bei Admont, altes Frauenbild (hinter dem Altäre postiert). steht) wurde im Jahre 1687 konsekriert. Der Erbauer ruht in der Gruft vor dem Gnadenaltare zu Frauenberg. 1736 wurde der gegenwärtige, so viel bewunderte Loch alt ar hergestellt, der Kalvarienberg errichtet und eine große Pilgerherberge für etwa 200 Per¬ sonen erbaut. 1740 berichtet uns ein Chronist, daß in dieser Kirche täglich vermöge Stiftungen sechs silberne Lampen Tag und Nacht brennen. Das Pfarrarchiv birgt drei handschriftliche Bücher mit Aufzeichnnngen über wunderbare Gebets¬ erhörungen. So war Frauenberg ein berühmter, vielbesuchter Wall¬ fahrtsort geworden und blieb es auch, bis ihm im Jahre 1782 das Lebenslicht ausgeblasen werden sollte. Iosephinisches. Da sich die katholische Christenheit im Laufe der Jahr¬ hunderte allerlei angewöhnt hatte, was die staatliche Obrigkeit als gänzlich ungeeignet erkannte, so sah sich diese genannte welt¬ liche Obrigkeit veranlaßt, verschiedenes in den Kirchen und kirchlichen Gebräuchen anzubefehlen und zu verordencn: Im ganzen Reiche durften keine Wallfahrten mehr stattfinden, alle Heiligenbilder und Statuen sollten der Prunkgewänder die man ihnen gegeben hatte, entledigt werden (was an diesen Prunkgewändern wertvolles Metall war, nach Wien!); — Votivbilder waren zu entfernen und zu ver¬ brennen, — alle goldenen und silbernen Weihegeschenke ab¬ zuliefern nach Wien! — Der Pfarrer durfte von den Leuten keine Wachsopfer mehr annehmen ! In der Kirche durfte höchstens ein ewiges Licht brennen, während der heiligen Messe auch an den größten Feiertagen höchstens sechs Kerzen. — Die Leichen sollten nicht mehr in Särge gelegt, sondern in Säcke genäht werden, und ähnliches. Im Jahre 1786 — so lesen wir — wurde die Marienstatue, also das Gnad en bild, von dem Seiten- altare entfernt und auf Befehl des Bischofs von Leoben auf den Hochaltar gestellt, ein Vorgang, der dem Bilde gewiß zum Vorteil gereichte. Nun wissen wir aber nicht, war jener Befehl des Bischofs eine wackere Mannestat, gleichsam trotzend den unrechtmäßigen gewalttätigen Dekreten, oder war das von oben so anbefohlen? Wir wissen es nicht. — - Dann kamen noch die Jahre 1809 und 1810. Alles was Gold- und Silberwert hatte, sogar Kelche und Mon¬ stranzen, mußte an das Münzamt in Wien abgeliefert werden. So waren die Besitzungen jener himmlischen Frau, die man vor 20 Jahren aus allen ihren Wohnungen und Gnadenstätten gewaltsam zu vertreiben suchte, jetzt will¬ kommene Hilfe in der Not. O Ironie des Schicksals: man war so arm und bankerott geworden, daß man zur Vertriebenen, zur Geschmähten, zur Ver¬ jagten betteln gehen mußte! . Wie ein blutroter Komet, wie eine fürchterliche Geisel Gottes kam über die Herren von der Aufklärung das Schreckgespenst des „Imperieur frun^uis" Napoleon 1.; sie hatten sich vor 20 Jahren mit roher Willkür dessen be¬ mächtigt, was der Kirche war, jetzt sollten sie fühlen, was es heißt, wenn ein Fremdling in das Eigentum dringt! Dann kamen die Hungerjahre 1816, 1817. Der Staat konnte den Leuten nichts zu essen geben und so trieb ein unwiderstehlicher Zwang die armen Hungernden zu den Füßen Mariens. Die alten Heiligtümer bekamen wieder Ansehen und Besucher. Die ver¬ lassenen, vielgeschmähten Wallfahrtsorte wurden wieder Gegen¬ stand des Zulaufes. „Maria, du hast gesiegt!" Auch unser Frauenberg lebte wieder auf; wieder schallen die Gesänge, wieder flattern die Pilgerfahnen und das Volk drängt sich wie ehedem um das Bild seiner guten Mutter. Möge Maria verzeihen, was man ihr angetan und segnen, segnen, segnen! Gebetserhörung. Vom Rand des Grabes zum Leben! (Privatbrief.) Im Jahre 1862 war ich an Typhus so schwer er¬ krankt, daß jegliche Aussicht auf Besserung verloren war und ssDsfssfssfsEfTEfssfsSfssfsssTEsssfTEfssssEfsssD Frauenberg bei Admont sfssfsEfDsfssfssfTsfTsfssfssfssfssfssfssfs 49 l daß ich bereits für tot erklärt war. Da machte ich in meiner Todesnot schon am Rande des Grabes ein dreifaches Gelöbnis : Ich wollte, wenn ich wieder gesund würde, am heiligen Schutzengelsonntag zu keiner Tanzunterhaltung gehen, ferner sollte, wenn ich wieder aufkäme, mein erster Gang nach Frauenberg zur Danksagung sein und drittens Wollteich, sobald die nötige Kraft vorhanden wäre, eine Wallfahrtsreisc nach Mariazell erzwingen. Das Gelöbnis war groß für mich, die Hilfe aber augenscheinlich; denn von dieser Stunde gings besser. Es war der Weg vom Grabesrande zurück. Bald war ich ganz her¬ gestellt und erfüllte, was ich gelobt hatte. Ich kann für solche Gnade der Muttergottes nicht dankbar genug sein. Rottenmann, 1899. Peter Dechter, Bahnwächter. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1923 500jähriges Jubiläum der Vollendung der ersten Kirche. 1937 250jähriges Jubiläum der Konsekration der heutigen Kirche. 1954 550jähriges Jubiläum der Entstehung der Wallfahrt 1947 500jähriges Jubiläum der Pfarre. Ständige Wallfahrts Priester: 5 Benediktiner, von Admont. Keilige Messen fremder Priester jährlich : 60. Kommunikanten jährlich 8000. Besucher jährlich 14.000 bis 15.000. Geschlossene Prozessionen jährlich : 30. Lauptfest: Zweiter Sonntag nach Ostern (Gnaden¬ sonntag). Seelenanzahl der Pfarre 1600, — der umliegenden Lauser 30 Personen. Ständige Devotionalienhändler: 2 (mit 7 Ständen). Gasthäuser: 1. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend (seit der Erbauung der Bahn). Zufahrt zum Gnadenorte. W i e n— Frauenberg. Personenzug ab Westbahnhof bis Laltestelle Frauenberg 7'/., St. K 8.40. Schnellzug bis Admont 4'/- St. K 11.10. L i n z —Frauenberg. Durch den Bosrucktunnel bis Halte¬ stelle Ardning (eine Station vor Selztal). Personenzug 3 bis 3V, St. K 3.90. Von Ardning eine schwache St. zu Fuß. Oder auch Schnellzug bis Selztal, von dort eine Station gegen Admont (nämlich Laltestelle Frauenberg). Benachbarte Wallfahrtsorte. Frauenberg — Sonntagberg. Eisenbahnfahrt Frauen¬ berg bis Rosenau 2-/« St. X 3.50. Frauenberg— Ne usti ft. Eisenbahn Frauenberg—Klein- Reifling (umsteigen)—Groß-Raming, 2 St. K 2.80. Dann 2 St. zu Fuß. Frauenberg—P ö st l i n g b e r g. Wie oben bei Linz. Frauenberg - A dlw a n g. Ardning — Rohr (umsteigen)—Bad Lall 2-/4 St. K 2.80. Literatur. Lacer IVIsr. Ltir. 2oä. Qraecii. 1709, 8°. Austria-Kal. 1845, 179. Ave Maria, Linz, XI, 83. Neg.-Mar.-Kal. 1881, IV. ?. Scherf, 500j. Iub. Frauenberg 1904, Selbstverl. 8", 16 S. Mitt. d. Zentr.-Kom. 1894, 231. Leo Gschft. d. s. W. d. kath. K. Wien. II, 216. Kurze Erwägung. Überdenke, daß jenes furchtbare Hochwasser im 15. Jahr¬ hunderte, über das sich gewiß im ganzen Ennstale ein großer Jammer erhoben hatte, der ganzen Gegend zum Segen wurde: denn es brachte das Marienbild, es machte den Frauenberg zum Wallfahrtsorte und sogar materieller Nutzen ergab sich daraus: denn jeder Wallfahrtsort bringt den ansässigen Bewohnern Vorteile. So »volle auch du ab¬ warten, ob nicht manches Leid, das dir tiefsten Kummer und wahre Sorge»» bereitet, für dich znm Scgcnsstrome werde und dir unerwartetes Glück bringe. Du kannst es jetzt noch nicht recht überschauen, dämm murre nicht voreilig; abwarten, ja abwarten sogar bis sich die Pforten des Jenseits für dich eröffnet haben. Lind niemals an dem Grundsätze irre werden: Der Vater im Himmel will immer mein Gutes, mein Bestes! Gebet. O Maria, deren Bild am Hochaltäre des Frauen- bergcs von Engelscharcn umringt erscheint, verleihe mir die Gnade, daß ich selber, den Engeln gleich. Dich ehre, auch niemals von Deiner Seite weiche und ii» Deinem Lobe niemals ermüde. Hilf mir auch, daß ich, nm würdig Deinen Sohn und Dich verherrlichen zu können, wie jene Engel im Golde erstrahle, in jenem Golde, das allein bei Dir in Ehren steht: im Golde christlicher Tugend und eines heilige»» Lebens. Dies erbitte mir, erflehe mir, verleihe mir und dann laß mich auf ewig einst in Deiner beglückende»» Nähe »veilen, leben, beten und lobpreisen. Amen. Du Bild au» Berg', o teures Gut, Dich trug herbei die wallende Flut And barg Dich ain Afer im Sande. Für Dich zum Tage ward die Nacht, Als Engelshand zu Berg Dich bracht' — Es lohten die Wälder im Brande. And seit inan Dir eii» Lein» dort gab. Strömt groß wie die Enns vom Berg herab Ein Strom voller Segen dem Lande. SfssfTEst>E^I Die Leute sahen das absonderliche Spiel gar bald und kamen herzu, um zu sehen, was es gebe. Da schrien sie auf vor Verwunderung; die Späne waren mit leuchtendem Phot. E. Prietzl, Steyr. Neustift bei Großraming. Schnee bedeckt; vom Kimmel aber brannte die Glut der Sommersonne. „Ein Mirakel!" schallte cs und die merk¬ würdige Kunde ward weitergetragen von Mund zu Mund. And bald fand einer das erlösende, erklärende Wort: „Maria Schnee!" Das Wort schlug ein und hielt sich, heut' noch nach achthundert Jahren klingt es fort: „Maria Schnee!" Oswald von Äartwcigstcin sah was geschehen. „Ein Zeichen Gottes, daß die Kirche hier errichtet werden soll." And wem geweiht? „Maria Schnee und meinem Namenspatron, dem heiligen Oswald!" Die Kirche ward gebaut. Man schrieb damals das Jahr 1124 und einer von den Maurern ritzte die Jahreszahl in einen Tuffsteinquader des Turmes, wo sie heute noch zu lesen ist. Das Gnadenbild. Schon in dieser ganz alten Kirche stand jenes Gnaden¬ bild, das wir heute noch in Neustift sehen, das gotische, lebensgroße Liebfraucnbild mit dem lieben Jesulein. 1480 — 1483 jedoch wurde die ganz alte Kirche vollständig abgetragen und eine von Grund auf neue hergestellt und bei dieser Gelegenheit auch irgend eine Arkundc abgefaßt, aus der wir wissen, daß damals schon das Bild als w u n d er t ä ti g — „mirucuIosL" — galt und als Wallfahrtsbild besucht wurde. Also jedenfalls schon ein altehrwürdiges Bild! In dieser zweiten Kirche stand jedoch das Bild Mariens nicht auf dem Kochaltare, sondern hatte auf einem Seiten- altare seine Stelle gefunden, während den Kochaltar eine Reliefdarstellung der Geburt Christi schmückte, die heute noch im Pfarrhofe steht. Ein Heller Stern in wilder Lutheranerzeit. Ein gar schönes Ruhmesblatt hat sich unser Wall¬ fahrtsort im 16. Jahrhunderte errungen, da er, einem starken Felsen in brandendem Meere gleich, allen Lockungen und Aufreizungen vonseite der neuen Irrlehrer wacker und be¬ ständig Widerstand leistete. Ist es nicht wunderbar zu hören, daß in der ganzen Gegend ringsumher die protestantischen Prediger die Stelle ehemaliger katholischer Priester ein¬ nahmen, während in Neustift nicht eine einzige F a m ilie dem alten angestammten Glauben untreu wurde? And so kam es auch, daß sich die Reste der treu gebliebenen Katholiken gerade in Neustift sammelten und dorthin eilten, um sich Mut und Beharrlichkeit zu holen. Man schrieb dieses feste, starke Bekenntnis der katholischen Lehre der besonderen Gnade der heiligen Schutzfrau dieses Ortes, der allerseligsten Jungfrau zu. Auch in den bald darauf ausbrechenden Bauern¬ kriegen wußten sich die Bewohner Maria-Neustifts kaltes Blut und ruhige Äberlegung zu bewahren. Während in dec ganzen Gegend die tolle Ketze losging, hielten sich die Neu¬ stifter Bauern von den Aufrührern immer ferne und blieben ergeben und staatstreu. Auf diese Art rettete sich dieser Wallfahrtsort über jene gefährlichen Zeiten hinüber und blieb, was er früher war: der Gnadenort Mariens! Ja noch mehr: es lag setzt Segen auf dem Orte und er kam zu großer Blüte. Die hilfreiche Güte Mariens glänzte in zahlreichen Gebets- erhvrungen und viele Kranke, die sonst nirgends ihre Keilung fanden, wurden in Maria-Neustift wieder gesund. Auch die Päpste ehrten den aufstrebenden Ort durch besondere Privilegien und Ablässe. Weitere Ereignisse. 1690 wurde der jetzige, gewiß allen Lobes werte Barock-Gnadenaltar aufgestellt und das Gnadenbild wieder daselbst cingefügt. Nun blühte der Wallfahrtsort recht kräftig, so daß von 1720 bis zur Aufhebung Garsiens sich oft 4 bis 5 Priester hier aufhaltcn mußten. Diese Priester waren Benediktiner vom Kloster Garsten, das Kaiser Josef II. späterhin mittels Kofkanzleidckret aufhob. Die Pfarre Ncustift gehörte schon seit 1200 zum Stifte Garsten. Bei dieser Gelegenheit hatten auch die Kirchcnschäyc schlechte Zeiten und wanderten aus: ins Münzamt nach Wien, wie noch zwei für die damalige Zeit nicht unbedeutende Kofkammerobligationen zeigen. gss sfs sfs sfs sfs Efs sss Ess Efs Ess Sfs Ess sfs sfs sfs sfs Neustift bei Großraming sfs sfs Ess Ess sfs sfs sfs Ess Ess sfs Efs sfs Ess sfs 495 Die allerseligste Jungfrau Maria wollte nun wahr¬ scheinlich lange schon an Stelle der bereits baufällig ge¬ wordenen Kirche eine neue, schönere in Neustift haben, aber die Menschenkinder drunten waren wenig aufgelegt dazu; sic sagten, sie hätten kein Geld. Da schickte ihnen der liebe Gott seinen Sendling, nämlich einen Blitz in den Turm hinein, und zwar am 23. Juli 1887, der die alte Laterne herab¬ schlug und auch sonst der Kirche hart zusetzte. Er wurde nebst Gott ein wahrer Wohltäter der Kirche, denn sie steht nun (zwar noch ohne Turm) prachtvoll da. Damals also wurde schleunigst die Kirche halb abge- sperrt und an einen Neubau, beziehungsweise Vergrößerungs¬ bau geschritten, von dem wir schon früher Erwähnung getan haben. Seit dieser Zeit wurde unter tüchtigen Pfarrern un¬ ermüdlich an der Verschönerung dieser Kirche gearbeitet. So wurde unter anderem 1903 die jetzige Lourdeskapellc eingerichtet; im Jahre 1908 wurde der schöne Gnaden- altar vervollständigt und erhielt bei dieser Gelegenheit wieder alle Engelsfigurcn zurück, die man in früheren Zeiten entfernt hatte, so weit sie noch aufzufinden waren. Gebetserhörungen. Die zerbrochene Triebstange. Im Jahre 1851 trug sich beim Ausbessern des Turmes ein ganz merkwürdiger Vorfall zu, der in der Kirche auf einem Ölbilde därgeftellt ist und den noch ein bis heute (1910) lebender Augenzeuge, ein Neustifter Wirt und Schul¬ kamerad des geretteten Knaben, Lerr Serafin Derfler, bezeugen kann. Auf den Turm wurden Lasten aufgewunden; dies geschah mittels einer kreuzförmig gestalteten Kurbel (Triebstange). Der betreffende Schulknabe Kaspar Steindler von Äofberg hals mit beim Kurbeldrehen. Durch einen Zufall schnellte die Triebstange zurück, prallte dem Knaben an das Genick an, nnd zwar so heftig, daß die Stange selber entzwei brach; dem Knaben aber war nicht das mindeste geschehen. Wir glauben, daß bei diesem Falle jedwede Erklärung von einem besonders „harten Kopf" versagen muß: hier hat nur Gottes Äilfe sichtbarlich gewaltet. Die Sprache wiedererlangt. Johanna Karntlehner, geboren 1890, bekam als neun¬ jähriges Kind ein gefährliches Äalsleiden. Trotz ärztlicher Äilfe nahm das Abel so sehr überhand, daß sie keinen Menschen auch nicht auf die geringste Entfernung rufen konnte. Drei Ärzte hatten im Laufe von acht Monaten ihre Kunst vergeblich versucht. Da wurde den Eltern geraten, sich zu den Doktoren nach Linz zu wenden. Dies war jedoch den armen Leuten zu kostspielig und so nahmen sie anstatt dessen ihre Zuflucht zur Muttergottes und verlobten sich nach Maria- Ncustift. Am 6. Mai 1900 vollzogen sie das Gelübde und noch am selben Tage erhielt das Kind die laute Sprache. Dies bezeugen ihre Eltern Simon und Anna Karnt- kehner und noch vier Zeugen aus Kürnberg und St. Peter, Niederösterreich. Der verschluckte Kern. In Laag in Nicdcrösterreich ereignete sich folgender Fall: Ein Kind, namens Maria Sturm, hatte am I I. August 1906 einen Marillcnkcrn verschluckt, wovon aber bie Eltern nichts wußten. Die Folge davon war eine schwere Erkrankung, die sich im Verlaufe von vier Wochen so steigerte, daß das Kind bereits ein Opfer des Todes schien. „Leute oder morgen stirbt sie," sagte man am letzten Tage. Diese letzte Nacht war schon sehr schlecht, die kleine Patientin konnte keine Medizin mehr behalten, alles wurde erbrochen, die ganze Nacht war andauernd böse und überaus unruhig. Früh sagte der Vater zur Mutter: „Ich gehe jetzt in die heilige Messe". And dann gab er gleich seine Anord¬ nungen, was zu geschehen hätte, wenn das Kind während der Messe sterben sollte. Bevor er zur Tür hinausging, erinnerte er sich, daß er früher mit seinen Eltern in Maria- Neustift gewesen und dort gebetet habe. Da fügte er hinzu: „Wenn aber das Kind wieder gesund wird, so gelobe ich hiemit eine Wallfahrt nach Maria-Neustift." Er ging in die heilige Messe. Er betete. Dann ging er heim. „Vater, unser Miherl hat während der heiligen Messe einen Kern erbrochen." — Das Kind war gerettet; es wurde kurz nachher voll¬ ständig gesund, ihre Photographie auf dem Votivbilde zeigt sie uns. Geheilte Epilepsie. Die Barmherzige Schwester M. Lieronyma Schörk- huber, 1880 in Neustift geboren, schreibt: Von meinem 11. bis zum 19. Lebensjahre litt ich an Epilepsie (Fallsucht). Die Änfälle wurden immer häufiger und stärker. Alle Mittel halfen nichts. Da, in dieser größten Not, machte ich das Gelübde, Maria-Ncuslift bei Großraming, Enadenaltar. 496 Eft>sft>sft>sftsft>Eft>sft>sft>sft>Eft>sft>sft>Eft>sft> Neustift bei Großraming Eft Eft> Ess Efti sft> Eft sft> Efti Eft>Eft>Eft>sft>sft> Eft sft ssI nach Reustift zu „Maria, Heil der Kranken" zu wallfahrten. Meine Eltern und ich waren damals in Tcrnberg. Wider alle Hoffnung kam ich ohne Anfall in Ncustist an. Vor dem Gnadcnaltare bat ich inständig und unter vielen Thränen, wenn es schon Gottes Wille nicht sei, daß ich ganz geheilt werde, so möge mich die liebe Himmelsmutter doch ohne Anfall Heimkommen lassen. Ich kam glücklich heim und hatte nie mehr von einem solchen Anfall zu leiden, bis heute nicht. Statistisches. Nach st e Iubiläumsjahre: 1924 800jähriges Jubiläum des ersten Kirchenbaues. 1943 450jähriges Jubiläum des sicheren Bestandes der Wallfahrt. StändigePriester: 2 Weltpriester. Heilige Messen fremder Priester jährlich: 30 bis 40. Kommunikanten jährlich 8000 bis 9000. Besucher jährlich: 20.000 bis 30.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 30 bis 40. Lauptfest: 5. August (Maria-Schnee) und Sankt Oswald. Seelenzahl der Pfarre: 1730, der geschloffenen Ort¬ schaft 90. Meereshöhe der Kirche: 664. Devotionalienhändler: 2 und ein Wachsladen. Gasthäuser: 3. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Zufahrt. W i e n-Großraming über Amstetten—Kastenreith, nur Personenzug 6 St. K 6.30. Über Amstetten—Klein-Reifling (bis hieher Schnellzug) 3'/r St. K 8.70. Linz—Großraming (über St. Valentin) 2V.z bis 3 St. X 2.80. Steh r—Neustist. Auch zu Fuß, zirka 4V- St. südöstlich, längs Klein-Ramingbach. St. Pete r—S eiten st etten (Westbahn)—Neustist, 20 I L. Kirch- miarm-«cyuy am Un^n Ortschaft Schottwien. (Seite 573.) Kiritein, der Hochaltar (Mähren). (S?tt? 499.) §fs sss ssö> Ess sfs sss sfs sfs Ess sfs Ess sfs Ess sfs sfs Ess 8sT Kiritein Efs sfs (Zss sfs sfs EfD sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs 497 kiritein. Mähren. 8000 Kommunikanten. Es drängt der Feind zum Bild von Stein, Mit schwerem Kammer schlug er drein. Schlug Künd' und Fü H' in Stücken. Doch tot zu hämmern ihr die G n a d', Berräumen ihr des Segens Pfad, Das wollt ihm schier nicht glücken. Drum sei von Kolz heut' Fuß und Kand, Geht doch als Mutter sie durch's Land, Uns allen zum Entzücken. Einleitung. item! Du Perle der Mährischen Schweiz! Du Gnadcnstätte, gleich ausgezeichnet durch den Reiz deiner Lage, durch das Imposante deines Äußeren, durch die Pracht deiner inneren Gestaltung, durch die Schön¬ heit deines Gnadenbildes! Komm Kiritein! Wie ein Traumbild sollst du heute, da wir in stiller Stube deine Herrlichkeiten schildern wollen, vor unserem Geiste heranschweben, dich hinstellen vor uns und deine Schönheit, die wir vor wenigen Tagen geschaut, uns noch einmal zeigen! Noch einmal wollen wir, im Geiste uns zurückerinnernd, jenen erhebenden Augenblick genießen, da gebaute Kiritein erschauen werden: ein massiger Kirchenbau auf einer Anhöhe, die, selber wieder rings umher von höheren Bergeshöhen umschlossen, friedevoll und stille daliegt. Doch wem vier Stunden des Marsches zu viel er¬ scheinen, der mag sich dem eisernen verläßlichen Freunde, der Lokomotive, anvertrauen und sich bequem in den Wagen lehnend durch Dampfeskraft bis zur Station A d a m s t a l führen lassen, jener Station, voll welcher ihm linkerhand hin (gegen Westen) der Aufstieg zu einem anderen Wallfahrts¬ orte, Wranau, sich öffnet; doch diesen wird er heute liegen lassen, denil heute gilt es ja nach Kiritein zu kommen, und so wird er sich ostwärts wenden und ohne den Ort wir auf deiner hochgelegenen Vor¬ terrasse zu deinem Portale tretend, ins Knie sanken vor dem durch¬ brochenen, aber leider geschlossenen Gittertore — und da wir wie bezaubert durch das Gitter hin¬ durch auf jene Pracht hinstarrtcn, die dein hoher Altar mit seinen schnecschimmernden Säulen, mit seinem zauberisch leuchtenden hohen Ovalfenster uns bot! Schon dieser erste Blick hatte unser Herz mit der frohen Versicherung er¬ füllt: wir kamen hieher nicht bloß an eine Stätte der Gnade, sondern auch an eine erlesene Stätte der Schönheit! — Örtliche Lage. Doch wie kamen wir eigent¬ lich hieher? Welche Wege mußten Kirttem. unsere Füße wandeln, um das prächtige Blühen dieser schönen Waldesblume bewundern zu können? Von Brünn aus führte uns der Weg hieher. Liegt ja doch Kiritein etwa 16 km Luftlinie vom Bahnhofe dieser mährischen Hauptstadt, und zwar in nordöstlicher Richtung entfernt. Man braucht kein übermäßig guter Fußgeher zu sein, um diese Strecke zurückzulegen. Vier Stunden der Wanderung bringen uns leichtlich an's erwünschte Ziel. Die erste Stunde werden wir wohl langweiliges Gehen haben. Dann werden wir jene Anhöhe ersteigen, von der aus unserem Äug' immer schönere Rückblicke auf die Stadt Brünn sich bieten werden. Nach anderthalb Stunden wird uns des Waldes Grün umfangen, wir werden eintreten in die ge¬ priesenen Gefilde der Mährischen Schweiz. Lind immer lchöncr und schöner wird sich das Waldgebirg rings um uns entfalten, bis wir endlich, aus dem Walde tretend, das stolz Des Österreichers Wallfahrtsorte. Adamstal zu berühren auf minderer Straße durch Wald¬ gebiet gegen Babih hinauf wandern, dann immer ostwärts weiterschreitend in einer Gesamtzeit von 1^/4 St. Kiritein er¬ schauen. — — — Den möchten wir kennen, den beim Anblicke dieses stolz und erhaben dastehenden Baues das Herz nicht höher schlägt vor Freude und williger Anerkennung. Des Turmes hohes Gefüge spricht die Sprache des Himmels, der Kuppel eigenartig (wallachisch?) geformte Wölbung kündet stolze Kraft und Würde, cfcuumsponnene Mauern unmittelbar neben der Kirche in den Gartcnpartien raunen von Romantik, die nahen anstoßenden Terrassen, Ambiten, Kloster und Direktions¬ gebäude sprechen von einem gewissen Reichtum und Wohl¬ stand, der prächtige Wald ringsumher singt das hohe Lied der Schönheit — während drinnen im Heiligtum das Muttergottesbild von Gnaden, Hulden und Erbarmung flüstert. 32 498 SsT SsT S^D S^D S^D S^D S^T S^D S^D S^D S^D SsD SsT S^D S^T S^D AtkilbÜl SfD SsD SsD S^D S^T SfD SsD S^D S^D SsD SsT SsT SsD S^T SsD SsT SsD Ese) So rede denn, Kiritein, in dieser deiner vielfachen Sprache zu unseren: Kerzen, daß wir deine Worte verstehen und sie weitcr- tragen und wieder anderen vermelden, damit es durch unsere Bot¬ schaft noch viele innewerden, wie schön du bist, o Kiritein! Das Äußere der Kirche. Wir müßen noch einige Augenblicke bei dem merk¬ würdigen Äußeren dieses Baues betrachtend verharren. Von Kiritein, Grundriß der Kirche. (Man beachte, daß der große weiße Mittelteil genau so aussieht wie ein Srdenskreuz.) der breiten Stiegen ter rasse haben wir schon Erwähnung getan, auch vom hohen Turme über dem Kauptcingangc. Aber das sicht man nicht auf jedem Kirchcnturme, was man in Kiritein erschaut; da sehen wir in zwei Drittel Köhe des Turmes, fast schon dort wo die Ahr ihre gemessene Marsch¬ route vollbringt, links und rechts auf starken Mauervor¬ sprüngen sehr große S t e i n g ru p p cn, die irgend welche Leilige darzustellen haben. Fast macht es den Eindruck, als ob da droben steinerne Ziegeldecker am Turme ihre Repara¬ turen zu vollbringen hätten. Ferner erstreckt sich, unmittelbar an die Kirche an- gebaut, gegen rechts hin eine ziemlich hohe, aber nichi über¬ mäßig weite Ambitcn-Anlage, die an ihrem äußersten Ende mit einem Kalbturme abschließt, der in sich einen Altar der hl- Anna birgt. Nach einem älteren Bilde, das uns der würdige Pfarr¬ herr zeigte, sahen wir die Kiriteiner Kirche auch nach links hin mit einer symmetrischen Ambiten- Anlage geschmückt, von der allerdings heute keine Spur zu sehen ist; es wäre also dann ursprünglich der Grundriß der Kirche wie eine riesenhafte ovale Vase gedacht, die links und rechts je einen großen Kenkel trüge. Leute besteht nur mehr der eine Kenkel; wer weiß wer den andern weggeschlagen! Das Innere der Kirche. Es beliebt dieser sonderbaren Kirche mit dem fremden Beschauer ein wenig Verstecken zu spielen. Denn wenn man sich durch sorgfältiges Betrachten der Außenseite vollkommen überzeugt hat, daß diese Kirche eine ganz ausgeprägt scharfe Kreuzesform besitze, und zwar mit so scharfen Konturen, wie man sie sonst selten sieht — blickt man sich, ins Innere ein- getreten voller Verwunderung um und sagt: Ja, diese Kirche hat ja doch gar keine Kreuzesform — und oben¬ drein: die Kirche ist ja gewachsen, während wir ein- tratcn! Man hat da eine höchst einfache und doch verblüffend wirksame Schwarzkünstelei bei dieser Kirche angewendet. Wir wissen nicht, ob uns der Leser genügend verstehen wird. Man hat nämlich die vier Zwickel zwischen den Kreuzesbalken mit Zwischengebäuden ausgefüllt, die aber im Vergleiche zu der hohen Kreuzesform so niedrig sind, daß man sie beim Ge¬ samtüberblick von außen gar nicht beachtet. And doch stehen diese vier Teile oder Zwickel innerlich in einer sehr organi¬ sierten Verbindung mit den Kreuzesbalken, so daß sie, alles in allem betrachtet, von innen den Anschein eines mächtig großen Ovales bieten, das nicht weniger als 50 m innere Länge und 30 m Breite besitzt, so daß leicht 6000 Personen darin Platz finden können ; nehmen wir die geräumigen Orgcl- galerien und Emporen dazu, so faßt diese Kirche ohne Schwierigkeit 7000 Personen, rangiert also sicherlich unter den sehr großen Wallfahrtskirchen an ehrenwerter Stelle. Noch besser werden wir die bauliche Gestaltung dieser ganz merkwürdigen Kirche begreifen, wenn wir mit Auf¬ merksamkeit uns folgendes sagen lassen: In dem riesenhaften Oval, von dem wir soeben gesprochen haben, liegt einge¬ schlossen ringförmig ein zweites, kleineres Oval, das allerdings nur mit acht ungeheuer starken Pfeilern markiert ist. Die vier mittleren Pfeiler sind die Tragstützen der Mittelkuppel; zwischen den zwei vorderen enger ancinander- gerückten Pfeilern befindet sich Kochaltar und Gnadcnbild, zwischen den zwei rückwärtigen Pfeilern dementsprechend das Musikchor. Steht man genau in der Mitte der Kirche unter der hohen Kuppel, so hat man vor sich den Kochaltar, rechts und links zwei weitgedehnte Seitenkapellen, deren Altäre einander vis-a-vis stehen und wie oben gesagt wurde, fast sfs Ess EsS sfs sfs sfs Ess Ess Sjs Ess sfs sfs Ess sfs sfs Ess Ejs Kiritein Ess sss sssSss Ess Ess Ess EssEss sss ssssfs sss sfs sss Ess 499 zo m voneinander entfernt sind, hinter sich das Musikchor. Die Pfeileranlage wird von einer halbkreisförmigen Galerie umschlossen, und zwar sowohl die Pfeileranlage des Lochaltares als jene der Orgel. Hochaltar und Gnadenbild. Unbestritten das Schönste in der ganzen Kirche ist die ganz gewaltig hohe Vorder wand der Kirche mit ihren. Hochaltäre. Wir haben schon anfangs erwähnt, daß sich hoch droben ein ovales Fenster befindet, aus dem in blendend schönen Farben ein Bild Mariens hernieder¬ leuchtet. Dieses Fenster ist hoch und rot genug, um durch seinen Lichtschein den Gesamtanblick des Lochaltares nicht zu stören. Der Altar selber ist eine Garnitur von sechs ge¬ rippten Stuckatursäulen, die von der Nähe betrachtet lichtgrau, von größerer Entfernung aber fast schneeweiß er¬ scheinen. Mitten in dieser Ehrenwache aus Marmorsäulen thront das Gnadenbild von Kiritein: eine 2 m hohe, also überlebensgroße Maricnstatue; sie ist aus einer Stein¬ gattung gemeißelt, die in der Nähe von Kiritein nicht zu finden ist; blendender Strahlen reichster Goldesglanz umfließt die Hohe, Schöne; ein sternenbesäeter blauer Mantel ver¬ hüllt zum großen Teile das gelbliche Antergcwand, während das Gotteskindlcin sich uns in roten Gewänden zum An¬ sehen bietet. Die Gnadenstatue der Gottesmutter in Kiritein zeichnet sich durch außergewöhnliche Schönheit aus, so daß ein Kenner marianischer Kunstwerke in Bild und Stein aus dem XVII. Jahrhundert über dieses Bild geschrieben: „Mag der Bildhauer, der diese Statue verfertigt, wer immer gewesen sein, er war ein großer Künstler; denn dieses Bild der Gottesgebärerin zählt in seiner Erhabenheit, Schönheit und jungfräulichen Lieblichkeit zu den schönsten und w u n d e r b a r st e n Gebilden Mariens." And der dies geschrieben hat Recht. Feindeshand hat der Statue Gewalt und Schmach an¬ getan, und hat ihr Kopf, Hände und Füße abgeschlagen; aber die Liebe der treuen Marienkinder hat alles wieder ersetzt, nicht mehr aus Stein, sondern aus Holz. And gerade dadurch hat nun die Kiriteiner Statue ihre besondere Merkwürdigkeit: sie ist aus zweierlei Material: aus Stein und Holz. Sonstiges in der Kirche. Wir stellen mit großer Freude fest, daß man der Wohnung Gottes im Altäre (dem Tabernakel) hier jeg¬ liche Sorgfalt angedeihen ließ, denn prächtig strahlt er in frischestem Golde und reiche Silberzier läßt des Goldes Blinken noch um so kräftiger hervortreten. Nun sehen wir uns um. Ein eisernes Speisegitter hat unser Wohlgefallen in hohem Grade errungen; ebenso die Kanzel mit ihrer kühnen Engelsgruppe am Schalldcckcl. Doch daß wir auch von der Bauart reden: das ganze scheint uns eine Art italienischer Renaissance zu sein und erinnert ein wenig an den Prachtbau am Weiz- bergc in Steiermark. Die Decken des ganzen Tempels sind mit reicher Malerei im Barockstile ausgemalt. Sie bilden ein Meisterwerk des Malers E t g e ns. Die den ornamentalen Teilen eingefügten Aufschriften erklären, was die Gemälde darstellen. Das Fresko der mittleren Hauptkuppcl stellt dar die glorreiche Gemeinschaft Mariens mit der Aller- heiligsten Dreifaltigkeit und den Heiligen. Die Fresken der vier Nebenkuppeln stellen in meisterhaften Allegorien die heilige Maria dar als die Mutter der schönen Liebe — der Furcht — der Erkenntnis — der heiligen Hoffnung. Sämtliche Wände wirken harmonisch in ihrer erhabenen Einfachheit und lassen umso wirkungsvoller den Haupt- Kiritein, der Lochallar. altar als den Gnadcnthron Mariens und die großartigen Fresken als den Lobgesang der Gnadenfülle Mariens hervor¬ treten. Diese Behandlung der Wandflächen verrät ebenfalls die Meisterhand in der Baukunst und Dekoration. Nicht die Überladenheit des Barocks, nicht das Anersättliche des Schnörkels und der Zier, sondern der erhabene Gedanke unserer heiligen Religion soll hier alles andere beherrschen und übertönen: die Himmelskönigin in ihrer Glorie, in der Macht ihrer Fürsprache als Mutter der göttlichen Liebe, als Hilfe der Christen, als Sitz der Weisheit, als Trösterin der Betrübten. Alles Irdische verschwindet in Anbetracht der Himmelspracht wie unnützer Schnörkel! Mächtige, marmorierte 32» 5gy sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Sss sfs sss Efs sss sfs Kiritein sss sss sjs sss sss sss §ss Sss §ss Ess Ess sss Ess Ess Ess sss E^T korinthische Pfeiler rings an den Wänden kragen das herrliche, reichgegliederte und schön marmorierte obere Gesimse und lassen enge Streifen der gefärbelten Wand frei, an denen, wie in Nischen, Cherubinen — stehend auf dem unteren, kleinen Gesimse — die Embleme der lauretanischen Litanei tragen. Die Kirche hat nur ganz wenige Bänke; dies im Verein mit dem sehr schönen Pflaster trägt dazu bei, den Eindruck der Erhabenheit zu vermehren. Llnd nun noch am Ende unserer Beschreibung etwas Allerliebstes: Wir schauen zur hohen Orgel empor. Ihre gewaltigen schön geordneten Pfeifen haben sich in zwei Partien getrennt rind lassen in der Mitte einen großen, weiten Bogen frei. Durch den Bogen hindurch blickend er¬ schauen wir an der Turmkuppel ein sinnreiches Gemälde (von Etgens): Thront da die aller seligste Jungfrau Maria in Wolken und dirigiert, in ein von Engeln gehaltenes Notenbuch blickend, den himmlischen Chor. Rings um sie schweben zahlreiche Engelsfiguren, offenbar eifrigst beflissen zu singen und zu musizieren im Sinne, nach der Leitung und Meinung der hohen himmlischen Kapellmeisterin — wie paffend, wie würdig und schön solch eine Darstellung über dem Chore der irdischen Musiker, die sich da zusammenfinden, um Gotteslob in Gesang und Instrumcntenschall zu kündigen! Phot. Pompelus, Brünn. Kiritein. Turmbild hinter dem Musikchor, gemalt^von Etgens. Maria, die himmlische Chordirigentin, umgeben von 2t musizierenden Engeln. Maria am Chore zu Kiritein, Willst himmlischen Sanges Meisterin sein. Du schwingest den Taktstock, es singen laut Die Engel mit Dir, der Gottesbraut. Maria am Chore zu Kiritein, O steige hernieder, sollst fürderhin sein Die Meisterin auch für den irdischen Sang, Damit er ertöne in himmlischem Klang. Maria am Chore zu Kiritein Wirst immer zur lieblichen Mahnung uns sein: Zu singen mit Dir für ewiglich Ein „Großer Gott, wir loben Dich!" Leider sind die Wände des Gotteshauses seit der Kon¬ sekration der Kirche, seit dem 18. Jahrhundert, niemals renoviert worden! Leider wurden die Fresken, nachdem das Gut Kiritein samt Patronat im Jahre 1894 in den Besitz des regierenden Fürsten Liechtenstein übergegangen war, im Jahre 1900 mit dem Kammer bearbeitet und große Flächen herabgeschlagcn, da wegen Vernachlässigung des Daches Wasser ins Gemäuer eingedruNgen und im Jahre 1896 und 1899 an zwei Stellen der Mörtelanwurf von der Kochaltarkuppel hcrabgefallcn war. Wohl ist der jeweilige Patronatsherr laut Kaufvertrages vom Jahre 1833 verpflichtet, sämtliche Patronatsgcbäude auf eigene Kosten zu erhalten. Wohl bindet sich der regierende Fürst Liechtenstein in höchsteigener „Erklärung" vom Jahre 1897 durch die Verpflichtungen der Fundationsurkunde dto. 5. Juni 1690 und des eben erwähnten Kaufvertrages dto. 7. März 1833: Das Wort des Fürsten, sein erhabener Kunstsinn, lassen das Schönste und Beste er¬ warten! Öffentliche Sammlungen wären ja eine Beleidigung des Fürsten und 'die Fortsetzung der privaten Sammlungen, welche bisnun den Betrag von 12.000 Kronen ergeben haben, kann nur wenig mehr hereinbringen. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Den Ursprung des Gnadenbildes verhüllen undurch¬ dringliches Schleier; eine weitverbreitete Sage erzählt: Ein Blitz wom sKimmel habe die Gnadenstatue aus fernen Gegenden in ein kleines Buchenwäldchcn unweit von Kiritein getragen, wo man heute noch den Ort zeigt, an welchem sie nach einem Gewitter in einem Baume gefunden worden. Kcute steht an der Stelle des mit der Zeit abgestorbenen Baumes eine Säule mit dem Bilde der Gottesmutter; das Gnadenbild selbst wurde in der Pfarrkirche auf einem Scitcnaltare zur Verehrung aufgestellt. Freilich war damals die Pfarrkirche nicht das stattliche Gotteshaus von heute, sondern ein gar armselig Kirchlein mit anschließendem P r ä m o nstr a t ense rklo st er, wie alte Urkunden aus dem Jahre 1320 melden. Vom Ende des 14. Jahrhunderts bis zum Jahre 1607 fehlt jegliche Kunde über den Gnadenort und es läßt sich annehmen, daß die Kussitenkriege auch dieses liebliche Örtchen nicht unverschont gelassen; erst im Jahre 1607 finden sich wieder Spuren des erwachenden Lebens. Nun waren cs drei Jesuiten patres von Brünn, die in den SsT C^sD SsD S^D SsD S^D S^T S^D S^T S^D SsD S^T S^D S^D SsT S^D 501 §^T S^D SsT SsT SsD SfD S^T S^D SsT SsD S^D SsD SsD SsT SsD SsT S^T SsD Klkltbln Wallfahrtszeiten aushilfsweise bis in die Nacht den Wall¬ fahrern zu Diensten standen und bis zu Anfang des Dreißig¬ jährigen Krieges eine segensreiche Tätigkeit entwickelten. In den schweren Zeiten des Dreißigjährigen Krieges erlahmte das Leben am Gnadenorte, der Zuzug der Wallfahrer erlosch und in den Jahren 1630 bis 1634 war es bereits soweit gekommen, daß Kiritcin nicht einmal mehr einen Pfarrer hatte. Doch das Vertrauen der Kiriteiner Wallfahrer zur milden Helferin in des Lebens Nöten war noch nicht ge¬ storben, das bewies deutlich das Jahr 1648. Im September dieses Jahres brach in Brünn die Pest aus, die sich weit ins Land hin verbreitend bis zur Hälfte des Jänner 1649 wütete. Da sammelten sich die Scharen der Gläubigen zu einem Wallfahrtszuge nach Maria- Zell, auf welchem Wege sie zuerst die Mutter in Kiritein aufsuchten, um ihre Hilfe und Fürsprache zu erflehen. Die Pest wich und im Jahre 1651 wurde die wunder¬ tätige Muttergottesstatue vom Seitenaltare, wo sie nahezu an 400 Jahre gestanden, auf den Hochaltar übertragen. Im Jahre 1671 bezogen wieder Mönche das verlassene Kloster und brachten neues Leben mit sich. Das Jahr 1690 eröffnete dem alten Kirchlein eine hoffnungsfrohe Zukunft. Eine reiche Wohltäterin opferte einen Teil ihres Ver¬ mögens zum Baue einer neuen Kirche, der sich aber so¬ sehr verzögerte, daß im Jahre 1728 der Grundstein gelegt und erst im Jahre 1771 das vollendete Gotteshaus k o n- sekriert werden konnte. Nun stand der Gnadenort wieder in vollster Blüte, bis im Jahre 1844 zur Zeit, da Tausende von Pilgern dort weilten, ein großer Brand das Kloster und einen Teil der Kirche verheerte. Aber auch hier ward dieses Llnglück der Grund schöneren Erstehens: Ein hochherziger Gönner und dessen drei Töchter nahmen sich des verwüsteten Heiligtums an und infolge ihres großen Opfersinnes erstand dieses bald schöner denn je zu neuem Glanze und jährlich wallen nun an viele tausende Pilger aus allen Teilen Mährens, Böhmens und Ungarns nach dem lieblichen Gnadenorte, um dort der Mutter der schönen Liebe ihre Huldigung zu Füßen zu legen und sich bei ihr Trost und Hilfe in allen Trübsalen des Lebens zu holen, den sie, die hohe Gnadenspcnderin, dort in unermeßlicher Fülle ihren Verehrern austeilt. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1920 600jähriges Jubiläum der ersten sicheren Kunde. 1928 200jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung der Kirche. Ständige Priester: 2 Weltpriester (in den Kon¬ kurszeiten 5 bis 7 Aushelser). Heilige Messen fremder Priester jährlich: 50. Kommunikanten jährlich: 8000. Besucher jährlich: 80.000. (Hievon auch ein namhafter Teil Touristen.) Geschlossene Prozessionen jährlich: 200. Hauptfest: Mariä Namen als Patrozinium. Ferner Pfingsten, Christi Himmelfahrt und Mariä Heimsuchung. Kiritein, Vas Gnavenbild. Ständige Devotionalienhändler: angeblich lO. Wir selber fanden keinen. Gasthäuser: 5. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist gleichmäßig an¬ haltend. Nationalität der Wallfahrer ist zu 99°/o tschechisch, die der Touristen großenteils deutsch. Bezeichnend ist jedenfalls, daß man in den Kaufläden gleich viel deutsche wie tschechische Ansichtskarten aufliegen findet. Zufahrten. Brün n—Adamstal. Vs St. X — .60. Dann 1 Vs St. zu Fuß ostwärts (Wien—Brünn Schnellzug 2Vs St. K 7.—). Benachbarte Wallfahrtsorte. Kiritein—W r a n au. 3 Gehstunden nach West. Kiritein—T uras. Über Brünn. Von dort 1 Vs St. süd¬ östlich; auch Bahnverbindung. Kiritein — Sloup. 4 Gehstunden nach Nord. Kiritein— J a r o m e t i tz (bei Gewitsch) Bahn Adamstal— Skalih (umsteigen)— Žarometih. Z St. K 1.90. Literatur. 1 i e b a n, li/Imia Kikitinslca, llitomySIi, 1738, 8°. Kiriteiner Wallfahrt, Brünn, 1669, 8". Mitt. d. Zent.-Kom. 1892, 162. 502 SsT SsD SfD SsD SsT SsT SsT SsD SsD SjT SsT SsT S^DS^T SsD SsT Pöüauhevg SsD SsT S^T SfD SsT SsD SsD S^T S^T SsD S^T SsT SsD SsD SsD SsD S^T SsZ Kurze Erwägung. Wenn Gott der Herr dem Mährerlandc einen herr¬ lichen grünenden Prunkmantel gegeben hat, den die Landes¬ bewohner in freudigem Stolze „Mährische Schweiz" benennen, so hat ihrerseits die allerseligste Jungfrau Maria diesem Waldcsmantel ihre zierenden Edelsteine angehcstet, die drei lieblichen Gnadenstätten Kiritein, Wranau und Sloup. Linker diesen dreien nimmt unser Kiritein wohl den ersten Rang ein, nicht gerade durch die Kommunikantenanzahl, betreffs derer ihm Sloup voranstcht, sondern betreffs der herrlichen Gegend und des wahrhaft majestätischen Gotteshauses. Wir freuen uns herzlich darob, daß auf diese Art in der Mährischen Schweiz nicht nur dem Auge natürlicher Hochgenuß, sondern dem Herzen die Wonne der nahe gefühlten Gottesgnade ver¬ liehen ward. Es wird niemand gereuen, dieses köstliche Ehren- plähchen Llnserer Lieben Frau ausgesucht und dort sein An¬ liegen vor dem Throne der Gebenedeiten niedergelegt zu haben. Gebet. O Mutter vom Himmel, wir danken Dir, daß Du zu uns gekommen, daß Du uns Stätten gegeben, wo Du im lieblichen Bilde uns nahest, wo wir andachtsvoller als sonst Dein stilles, sanftes Wirken empfinden, wo wir mit glühen¬ derem Vertrauen unsere kleinen und großen Leiden vor Dir hinbreiten, vor Dir der Helferin, der Trösterin, der mächtigen Mutter des Herrn. So laß uns denn für immer mit Dir verbunden sein, gib, daß wir durch Treue und Ergebenheit Dir dienen alle Tage unseres kurzen Lebens. Llnd führe uns so, daß wir einst den großen, erhabenen Wallfahrtsort des Himmels betreten und dort unsäglich Schöneres erschauen, als selbst die schönsten, lieblichsten Gefilde der Erde zu bieten imstande sind, daß wir von Dir geführt die Zaubergrüße des vor uns sich öffnenden Paradieses empfangen und ewig, ja ewig dann weilen dürfen im heiligen, herrlichen Gotteslande! Dies wolle uns geben Mutter, Fürstin, Herrin der Welt! Amen. MUsuberg. Oststeiermark. 8000 Kommunikanten. Örtliche Lage. von den hochgchenden Wogen des nimmer- rdcn Menschcngetriebes der Großstädte liegt, ssam in einer Bcrgwicge eingebettet, der stei¬ rische Marktflecken Pöl lau. Nordöstlich von diesem Flecken erhebt sich der Pöllauberg, dessen Gipfel eine ansehn¬ liche Kirche trägt, — unsere Wallfahrtskirche. Man braucht wohl eine Stunde, bevor man die nicht unbedeutende Höhe gewonnen hat; denn da der Markt Pöllau 432 m, der Pöllauberg 752 m Seehöhe aufweist, gilt es nicht weniger als 320 m Steigung zu überwinden. Doch bevor wir den Anstieg beginnen, müssen wir eben zuerst in Pöllau selber sein. Wie aber kommt man dorthin? Wir können da wohl von der langweiligen, zeitraubenden Stellwagcnverbindung absehen, die von der Süd¬ bahnstation Krieglach aus über Ratten, Birk¬ feld nach Pöllau führt. Die einfachste Verbindung bleibt Wohl die über Hartberg. Hartberg aber ist eine Station der Eisen¬ bahn, die von Wien über Aspang und Wechsel südlich nach Graz führt. Von Hartberg ist Pöllau auf guter Straße in etwa 3 St. zu erreichen. Pilger, denen eine dreistündige Fußtour zuviel ist, können dieselbe Strecke auch mittels Postwagen zweimal im Tag 2Vt St., K 1.80, zurücklegen. Wer nicht nach Ort Pöllau, sondern direkt auf den Pöllauberg hinauf will, wählt anstatt der Straße den gut markierten (rot) Fußweg, der über St. Anna in etwa 3 St. ans Ziel bringt. Es blicket stolz von Berges Zinne Die prächtige Kirche weit ins Tal Und steigst du hinauf, so wirst du inne. Daß Gnaden warten ohne Zahl Auf dich, wenn du mit kindlichem Sinn Verehrend das Bild der Königin, Das Lerz eröffnest der Mutter dein — Dann wird sie dir Stern und Stütze sein. Die Gnadenkirche. Hat man die letzte Steigung zur Kirche empor glücklich überwunden, so steht man mit einer gewissen Befriedigung stille, um die herrliche gotische Front dieses Gottes¬ hauses zu betrachten. Besonders ist es das Portal, das unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, in dessen Spitzbogen wir ein anmutiges Bild der segenspendenden Gottesmutter be¬ grüßen. Es erinnert ein wenig an das Portal der Maria- zeller Gnadenkirche. Links und rechts vom Portal hohe Strebepfeiler und zwischen ihnen weiter oben drei schön ge¬ arbeitete Blindfenster nebeneinander. Alles reich und zierlich und geschmackvoll. Der Turm, der über dem Portale in der Mitte sich erhebt, ist wohl als ein mißratener Sohn zu bezeichnen, da er ganz abweichend von der gotischen Stilart seiner Mutter, der Kirche, seine etwas zwerghafte Gestalt in Renaissance¬ formen darbietet. Offenbar ein späterer Zubau oder Llmbau. Im übrigen zeigt die Kirche von außen die bekannten, schönen gotischen Formen und sieht recht stattlich aus. Wir betreten die Kirche von einem Seiteneingange, der über eine nette gedeckte Stiegenanlage emporführt und sind im ersten Augenblicke ein wenig überrascht; denn wahrhaftig, wir hätten die Kirche nach ihrem Äußern für größer gehalten, als sie sich nun von innen tatsächlich erweist. Sie hat etwa für 2000 Personen Fassungsraum; bei unserem Aufstiege hätten wir sie auf allermindestens 3000 eingeschäht. Doch wie dem auch sei, jedenfalls trägt sie auch m ihrem Innern ganz ausgeprägt gotisch eStilart. Da stehen nacheinander die hochaufstrebenden Pfeiler; aber §ss sfs sss Ess ssT sss Lfs sfs Ess Ess sfs sfs Ess Ess Ess Efs sfs sfs Pöllauberg Efs sfs sfs sfs sfs Ess sfs sfs sfs sfs sfs Efs sfs sss Ess sss 503 wie sie nur ungeordnet sind! Die Kirche ist eigentlich zwei- schiffig, denn drei in der Mitte hintereinander stehende Pfeiler trennen den Inncnraum in zwei vollkommen gleiche Kälften. Aber leider ist man gegen das Presbyterium hin von dieser Zweischiffigkeit abgekommen und hat links und rechts vor dem Kochaltar noch je zwei hintereinanderstehende Pfeiler hingepflanzt. Die Folge davon ist, daß der Koch¬ altar eigentlich durch drei Pfeiler (die vorderste Mittelsäule und die beiden vorderen der erwähnten Scitcnsäulen) so ziemlich verdeckt ist. Eine unglückliche Idee! Dieser versteckte Kochaltar ist ein mächtiges, freilich schon etwas gealtertes Stück, das die gewöhnliche Säulen- und Statuenverzierung hat und in der Mitte seines Aufbaues die G n a d e n st a tue birgt. Diese ist eine aus Kolz geschnitzte, lebensgroße Statue der Muttergottes, die ihr göttliches Kindlein auf dem linken Arme trägt. Die Statue ist mit Prunk- gcwändern aus gewebten Stoffen geziert. Wir gehen längs des schönen Marmorgitters, das rings um den Koch¬ altar läuft, um diesen herum, bewundern mit auf¬ richtigem Wohlgefallen die gelungenen gotischen Wandverzierun gen (eine hübsche Anlage von Blenden mit Steinsitzen), die rings um das Presbyterium zu sehen sind, und finden hinter dem Kochaltar, und zwar gleichsam Rücken an Rücken mit ihm, noch einen zweiten Altar mit Tabernakel und eine nicht üble, holzge- schnihte große Marienstatuc. Wir wissen nicht, wozu dieser Altar, dieser Tabernakel, diese Statue. Vor dem ersten Mittelpfeiler, der den Altar verdeckt, ist eine ganz in Gold erstrahlende überlebens¬ große Marien st atue zu erschauen, die die Inschrift trägt: „Ganz schön bist du uud kein Makel ist an dir!" Wir gestehen aufrichtig, daß uns diese liebliche Statue ein regeres Interesse abgewonnen hat, als die Gnadenstatue selber und daß sie jedenfalls ein stark hervortretcndes Schaustück in dieser Kirche bildet. Wir schauen zu den bloß an der Südseite befindlichen großen gotischen Spitzfenstcrn empor; sie sind durchwegs ohne Malerei, daher die Kirche so licht und hell. Die Wände und das Deckcngcwölbe der Kirche find mit weißer Kalktünche überzogen, doch sind alle hcrvortretcndcn Gewölbe¬ rippen in schmutziggelbcr Farbe gestrichen. Der Gesamteindruck, den die Kirche macht, ist jedcn- snlls ein günstiger. Dem rückwärtigen Kaupteingangc znschrcitend, sehen wir an der Brüstung des Musikchores in weißem Gipsguß sechs überlebensgroße Gestalten von Männern, die jeder eine Tafel mit einer Inschrift vor sich halten; cs sind die vier Evangelisten und dabei zwei alttestamentlichc Pro¬ pheten. Aber diesen in Relief ausgcführtcn, liegenden Gestalten sicht man noch etliche Ölgemälde an derselben Brüstung. Das Ganze ist sehr ansprechend. Anter dem Musikchore führt eine dreifache Stiege zum Kaupteingangc hinunter. Diese Stiegen sowohl als die höchst massiven Pfeiler, die dem darüber gebauten Turme als Fundament dienen, sind in ihrer ganzen Anlage als recht gelungen zu bezeichnen und so eigenartig, daß wir fast sagen möchten, daß diese rückwärtige Vorhalle eine Sehens¬ würdigkeit dieses Gotteshauses bedeute. Ein Nundgang um die Kirche. Wir stehen also vor der Kirche und blicken in die Berge hinaus. Tief unter uns liegt der L) rt Pöllau mit seine in großen Stiftsgebäudc; dieser Talblick ist wohl das anziehendste Schaustück der Rundsicht von diesem Berges¬ gipfel aus. Im übrigen türmen sich ganze Ketten von grünen Bergen, den Ausläufern der Kalkalpcn vor uns auf rind hemmen dadurch das Auge im weitcrausschaucnden Fernblicke. Langsam um die Kirche schreitend, gelangen wir an deren Nordseitc, wo eine freistehende ziemlich große Kapelle sich befindet, die Annakapelle, deren Inneres jedoch keinerlei Merkwürdigkeiten aufweist. Auch der Außcnbau zeigt sich als ein ganz gewöhnlicher, turmgeschmückter Kapellenbau. Nicht unerwähnt soll hier bleiben, daß ziemlich knapp vor dem Kaupteingangc schon im Freien unter der Kaupt- sticgc sich eine eigentümliche Säule befindet, die uns als eine Betsäule aus dem Jahre 1673 bezeichnet wurde. 504 sfs sfs sfs sfs sss Ess sfs sfs sfs sfs sfs sss Ess §fs sfs Pöllauberg sfssfsEsssfsSfsSfs<2fsEft>sfssft>sft>Eft>sft>sft>sft>sft>sst>sft)iZft>EfD Mariahilfberg in Gutenstein sft>sft>Eft>sft>Eft>sfsEft>sft>sft>ssssft>Eft> 507 Raum, dcr wie von selber zur Andacht stimmt. Das Gottes¬ haus hat mittlere Größe, wir schätzen den Fassungsraum mit etwa 1200 Personen, hat neun Altäre, die in ziemlich tiefen und breiten Seitennischen stehen. Die Kirche ist im Rundbogenstilgebaut, der sich allüberall geltend macht; das einzige, was wir auszu- sctzcn hätten, ist, daß sie um einige Meter zu niedrig ist, und darum den Eindruck einer gewissen Gedrücktheit macht. Links und rechts neben dem Eingänge siebt man nächst den Seitenaltären vier ziem¬ lich große Bilder, die an die Geschichte des Wall¬ fahrtsortes erinnern. Sieben andere ähnliche hängen im Gange des Klostcrgcbäudes. Der Äochaltar zeigt sehr gefällige Formen und ist übrigens einer von jenen bekannten Säulenaltären, die zu beiden Seiten je zwei Säulen und davor eine größere Statue zeigen. Die Stelle, ' wo sonst bei anderen Altären das Loch- altarbild ist, nimmt hier das von einem großen Strahlenkränze umgebene Gnadenbild ein, das unter einem hübsch ge¬ arbeiteten Baldachin ruht. Das heilige Bild selber ist klein und eigentlich nichts anderes, als ein auf Blech gemaltes Mariahilfbild. Wie dies Bild entstanden und wie es zum Gnadenbilde geworden, darüber soll uns ein wenig später dcr geschichtliche Teil unserer Schilderung Kunde verschaffen. Die Wanderung um den Berg herum. Wenn die Wallfahrer nach andächtigem Besuche der Kirche und des Gnadenbildes nach weiteren „Sehenswürdigkeiten" Lim- schau halten, so kann sich gerade der Mariahilfberg mit vollstem Rechte wahrer „Sehenswürdigkeiten" rühmen, deren Besuch kein Pilger unterlassen sollte: wir meinen die schönen Spazier¬ wege, die von den Vätern Serviten rings um die Spitze des Mariahilfbcrges angelegt sind. Die Durchwanderung wird ebenso den heilsbegierigen Waller befriedigen, der hier mancherlei An¬ regung für seine frommen Gefühle empfängt, wie sie zugleich das Äcrz des Touristen, des Naturfreundes höchlichst entzücken wird. Wir beginnen unsere Rundreise nach links hinüber, weil wir in dieser Richtung die v i e r z e h n K r e u z w e g st a ti o n e n in ihrer eigentlichen Reihe und nicht verkehrt besuchen können. Es sind durchwegs schöne Kapellchen. Die letzten Stationen sind überaus kühn auf Fclscnvorsprünge hingestellt worden, von wo man einen prachtvollen Rundblick über die majestätischen Gehänge des Schncebcrges und seiner Nachbarn genießt. Dazu der Tiefblick in das freundliche Klostertal, wie cs sich gegen Gschaid und Schwarzau hinzicht! Wir wandern den Rundweg weiter und kommen nun an verschiedenen teils künstlichen, teils natürlichen Grotten vorüber, von denen einige wunderschön und malerisch da¬ liegen. Die Siebenväterkapelle und die E i n s i e d ler- grotte sind die schönsten. Links von uns aber gähnt ein tiefes, schluchtartiges Tal, dcr letzte Teil des hier außer¬ ordentlich engen Klostertales, das sich im Bogen um den Mariahilfberg herum gegen Gutenstein hinzieht. Über dieses Tal herüber winken eine Reihe schöner Berge ihre Grüße, überragt vom gewaltigen Llntersberge. Weiter führt uns unser Spaziergang auf Steigen, die oft gewaltsam den Felsen abgerungen wurden und wir kommen endlich zum nördlichsten Punkt des Weges, wo sich die Aussicht auf den Markt Gutenstein dem Auge bietet. Ein prachtvoller Talblick fürwahr! Von da führt uns ein kurzer Weg durch schönen Wald an der Mariä Empfängnis-Grotte vorbei zu Kloster und Kirche zurück. Der ganze Weg hat etwa ein Stündchen Zeit beansprucht! Laben wir ihn durchwandert, so wird sich ein kleiner Abstecher zur sogenannten Magdalenengrotte wohl lohnen. Von dem großen Grasplatze, der sich vor der Kirche sanft abwärts senkt und mit seinen mächtigen, alten Silber¬ pappeln einen lieblichen Anblick bietet, zweigt sich zwischen den Gasthäusern „Landschuhinachcr" und „Bergwirt" ein schatten¬ reicher, fast ebener Weg ab, dcr uns endlich zu einen: Felsen führt (rechts), von dein aus inan hinabsteigend zur Magda- lcnengrotte gelangt. Diese Grotte wurde zur Erinnerung an jenes Bauernmädchen Magdalena errichtet, die vor dem Ge¬ witter flüchtend, das Gnadenbild gleichsam neu entdeckte. Ihrer heiligen Namenspatronin wurde diese Kapelle geweiht. Wer etwa in das Klostertal absteigen und dort nach Schwarzau pilgern will, oder aber auf diesem Wege mit Gutenstein, Phot. Weingartshofer, Mödling. das Kreuzbild in der Felsenklamm auf dem Wege zum Mariahilfberge. 508 sfs sfs ssssfs sfs sfs sss sfssfs sss sfs sfs sfs Mariahilfberg in Gutenstein sfDsfssfssfssfssfssfsEfsEfsssTsfTEfssssSfTg^ einem Llmwege von etwa Vr St. in den Markt Gutenstein kommen wollte, der wird auf dem Abstiege in das Klostertal zwischen engen Felsgehängen durch eine schöne Klamm Gutenstein, der Sochaltar. zum Tale gelangen. Von dort aus müßte, wer nach Guten¬ stein will, den vorerwähnten schluchtartigen Graben durch¬ wandern, durch den die Straße immer längs des Piesting- flusscs im Bogen gegen den Marktflecken sich hinzieht. Besonderen Naturfreunden wird empfohlen, sich die alte verlassene Burgruine ob dem Markte Gutenstein anzusehen, zu der man über eine etwa 80 m lange Brücke gelangt, mittels welcher in allerengster wilder Schlucht die Steina- Piesting ihrer Länge nach überbrückt ist. Aus der Geschichte des Gnadenortes. (Bemerkung. Wir entnahmen die geschichtliche Er¬ zählung einem der ältesten Büchlein über Gutenstein, das noch im Jahre 1769 gedruckt wurde und dessen Verfasser sich rühmt, daß er den Bericht über den großen Brand von etlichen bejahrten Männern in gänzlich gleichlautender Erzählung öfters ver¬ nommen habe.) Wie das Gnaden bild entstand und an Ort und Stelle kam. Da Maria auch in diesem rauhen Gebirge verlangte, von andächtigen Seelen geehrt zu werden und ihnen den Schahkasten göttlicher Gnade zu eröffnen, so erkor sie sich als Werkzeug dazu einen aufrichtigen und gottseligen Mann, Namens Sebastian Schlager, Bürger und Äauen- schmicd im Markte Gutenstein. Im Jahre 1661 bei nächtlicher Ruhe erschien nämlich die Äochgebenedeite zu sieben malen diesem Manne und befahl ihm ein Bild malen zu lassen und es auf dem Berge Buchschach (dem heutigen Mariahilfberge) zu befestigen. Nach so vielen Mahnungen ging der demutsvolle Mann nach Mariazell, rief alldort nach empfangenen Sakramenten die Mutter der Barmherzigkeit inbrünstig um Erleuchtung an und ließ in Mariazell auf einer Blechtafel das Bildnis Mariens malen, so wie es ihm im Traume vorgekommen war. Er kam heim und stets unschlüssig, behielt er ein Jahr lang das Bild in seiner Kammer und war immer willens, es nicht auf dem Buchschach, wohin ja niemand kam, sondern es irgendwo an der Mariazeller Wallfahrtsstraße zur öffentlichen Verehrung aufzuhängen. Aber sehr beunruhigt in seinem Äerzen eröffnete er seinem Beichtvater die bangen Zweifel seiner Seele; dieser jedoch befahl ihm strenge, daß man in solch' einem Falle nicht das tun dürfe, was einem selber besser schiene, sondern daß blinder Gehorsam gegen höhere Befehle zu leisten wäre. Da ging der Mann alsbald in Be¬ gleitung seines Bruders auf den Berg Buchschach und befestigte das Bild im finstern Walde an einer der großen zahlreichen Buchen, die dort standen und von denen der ganze Berg seinen Namen hatte. Kein Mensch wußte vorläufig von dem Bilde, ja sogar die beiden Brüder ver¬ gaßen allgemach darauf. Wie sich das Gnadenbild auch anderen Per¬ sonen kundmachte. Zwei Jahre vergingen; da geschah es im Jahre 1664, daß am heiligen Palmsonntage vier Männer den Berg Buch¬ schach erstiegen, unter ihnen der D r e ch s l e r m e i st e r K le rian. Vom Anstieg ermüdet, legten sie sich zur R ast unter die Bäume, und zwar soll diese Ruhstation gerade dort sich be¬ funden haben, wo heute die Statue der Unbefleckten Empfängnis Mariä auf hoher Säule vor der Kirche steht. Als sie so dalagen, sah gedachter Klerian um einen mächtigen Buchenbaum in der Nähe eine schöne weiße Taube schweben; dreimal umkreiste sie den Baum. Schnell war Klerian aufgesprungen, um sie zu erlegen, denn er hatte eine Flinte bei sich; aber er kam nicht zum Schuß; die Taube enteilte. Schon wollte sich Klerian zu seinen Weg¬ gefährten zurückbegeben, da blendete ein unversehcnes Licht wie das Leuchten eines Blitzstrahls sein Auge und da er erschreckt in die Köhe blickte, gewahrte er an der Buche das Bild Mariens. Schnell rief er seine drei Genossen herbei und zeigte ihnen den sonderbaren Fund; auf dies hin wurden die Männer von einer gewissen Ehrfurcht ergriffen und knieten nieder, uni zu beten. Klerian aber stieg nach andächtigem Gebete auf den Baum, löste das Bild ab und brachte es ins Tal hinab zum damaligen Pfarrer Resch. Der war eine Weile unschlüssig, was er beginnen sollte und begehrte schließlich das Bild für sich; er wolle es im Pfarrhofe verwahren. Etwa ein Jahr lang blieb das besagte Bild allda; aber dem würdigen Pfarrherrn ließ es keine Ruhe, und so §fssft>sft>sfssft>sft>sft>Sft>Eft>sfsssDsft>Eft>Eft> Mariahilfberg in Gutenstein sfssft>Eft>ssssft>EfTsft>sft>sfssft>Sft>Ef8 509 sehr nahm diese Anruhe in seiner Seele überhand, daß er endlich den Finder Klerian rufen ließ und ihm befahl, das Bild wieder auf den Berg zu tragen und an derselben Stelle aufzuhängen, wo er es vorgefundcn hätte. And so geschah es; es war eben der heilige Fronleichnamsabcnd 1565. Am Feste der heiligen Magdalena, und zwar in leht- bcmeldctcm Jahre, verfügte sich Maria Magdalena W > e s er in, ein junges Bauernmägdlein, auf den Buchschach, um ihres Herrn Schafe allda zu weiden. Ein Anfallender Gewitterregen verursachte, daß sie sich, um Schutz zu suchen, ungefähr unter jene Buche begab, an der das Gnadenbild angcheftet war. Da vernahm sie vom Tale her den Glocken¬ klang zur heiligen Wandlung; schnell kniete das fromme Kind nieder, um ihren Gott vom weitem anzubetcn. Da sie also dabei ihre Augen andächtig zum Himmel erhob, ersah sie zu ihrer großen Freude das Bildnis Mariens am Baume, verehrte es kindlich und brachte die Meldung von dem Funde gar bald in's Tal hinab. Damals wohnte in Gutenstein auch ein gewisser Georg Köfcr, der war seit Jahresfrist wegen seines erlahmten rechten Armes gar unpäßlich. Als er nun die Kunde von dem Bilde vernahm, ergriff ihn eine wundersame Be¬ gierde, durch Verehrung dieses Bildes sich die Gesundung zu erbitten, und so bestieg er am nächsten Sonntag in Begleitung seines Bruders den Berg. And siehe: Georg Kiffer verspürte alsoglcich eine ganz merkliche Besserung an seinem kranken Arme; auf dies hin machte er diese durch Maria empfangene Gnade allcrort bekannt und erlegte sofort einiges Geld, auf daß eine kleine Kapelle erbaut werden könnte. Wie zuerst eine Kapelle und dann sogar eine Kirche erbaut wurde. Von dieser Zeit an begann der Zu lauf zum Bilde und schon am Maria Himmclfahrtstag desselben Jahres 1665 waren 52 Per¬ sonen um das Bild ver¬ sammelt, die dort gemein¬ schaftlich ihren Rosenkranz beteten. And noch im selben Herbst wurde, obwohl der Ortspfarrcr manche Ein¬ sprache dagegen erhob, an obigem Orte eine höl¬ zerne Kapelle errichtet. Da nun in den fol¬ genden zwei Jahren der Besuch immer größer wurde, so hielt man es für ange¬ zeigt, die Angelegenheit dem hochwürdigsten Konstistorium in Passau ausführlichst zu melden; und so ward denn dann von dort aus eine kirchliche A nter¬ such u n g s k o m m i s s i o n beauftragt, die Vorgänge ani Berge Buchschach trcuestens zu untersuchen und wahrheits¬ gemäßen Bericht zu erstatten. Nachdem die abgeordnetcn Kommissäre gründlichen Be¬ richt erstattet, wurde solches auch seiner päpstlichen Heiligkeit Clemens IX. im Jahre 1668 untertänigst beigebracht; gar bald wurde also auch vom römischen Stuhle väterlich und gnädigst erlaubt, in erwähnter Kapelle die heilige Messe zu lesen und den Grundstein zu einer neuen Kirche zu legen. Dies alles geschah dann wirklich also am Feste der Allerheiligsten Dreifaltigkeit des Jahres 1668 in Gegenwart einer ungeheuren Menge Volkes, wobei von dem Herrn Dechant eine „bewegliche und gelehrte Pre¬ digt" gehalten wurde. Zugleich aber wurde ein wohl erbautes Kloster für sieben Geistliche aus dem Orden der Diener Mariens (Servitcn) neben der Kirche errichtet, damit sie den Kirchfahrtern mit Predigen, Beichthörcn und anderen Gottesdiensten größere Bequemlichkeit und geistlichen Trost verschaffen sollten. Was sich weiterhin am Gnadcnorte zutrug. Anterdesscn wendete auch Leopoldus I., der vor¬ der Welt große Kaiser in einer gefährlichen Krankheit seine Augen nach der Kaiserin des Himmels und der Erde. So groß nun die Lieb' und das Vertrauen Leopolds zu unserer Gnadenmutter, so behend und schnell war ihre mütter¬ liche Hilfe. Leopoldus erhielt als Frucht seiner Andacht die erbetene Genesung; Maria aber erhielt gleichsam zum Lohn und als Bezahlung größere Verehrung und Dankbarkeit. Denn dieser fromme Monarch kam samt seiner kaiserlichen Gemahlin Margaritha den 10. Mai 1670 nach diesem heiligen Berge, um seiner wundertätigen Helferin zu danken. Allda opferte er ein Kruzifix, sechs Leuchter, eine Hängelampe, alles von Silber; dazu 300 Gulden. Gutensten, Talblick vom Mariahttfberge. Ph°>. Mödlwg. 510 Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess Ess sfs Ess sfs Ess Ess Mariahilfberg in Gutenstein sfs Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Ess sss Ess Ess Ess Ess Ess Den 25. Mai 1708 gegen 9 ühr Abends wurde unser Gotteshaus inwendig von einer wütenden Feuers¬ brunst ergriffen, so daß Kirche und Turm in Hellen Flammen standen, ehe daß man Hilfsmittel zur Löschung hätte beibringen können. Es hat zwar die Gnadenmutter bei diesem Brande ihr Bildnis vom Feuer nicht erretten wollen, jedoch bewirkte sie dafür, daß es mitten in Feuersflammen wie der Dornbusch in der Wüste unversehrt verharren sollte. Denn weil das Gnadenbild ganz mit glühenden Kohlen Gutenstein, Einfiedlergrotte. bedeckt war, konnte man es lange Zeit nicht finden und erst nach zwei Stunden wurde es mit eisernen Hacken aus der Glut gezogen. And da fand sich denn, daß der Silbcrrahmcn und alle kostbaren Votivgeschenke ringsherum zerschmolzen waren, aber das blecherne Blättlein, auf welchem das Bild¬ nis gemalt war, hatte nur geringen Schaden erlitten, so näm¬ lich, daß die rote und frische Ölfarbe etwas verdorben, aber gar leicht wieder in denselben Farben aufgefrischt werden konnte und vollkommentlich dieselbe Gestalt, welche dem Angesicht Mariä und des liebreichen Iesukindes vom Feuer gar nicht genommen worden war, treulich erseht werden konnte. So schmerzlich nun auch diese schreckhafte Feuersbrunst war, so brachte sie dem Gnadcnorte nur neue Glorie und ein fröhliches Auferstehen aus dem Flammengrabe. Denn durch die flammende Andacht und edelmütige Freigebigkeit des Reichsgrafen Hoyos und dessen Gemahlin wurde alles schöner hergestellt als es zuvor gewesen, so daß man den jetzigen Stand dieses Gnadenortes mit Stolz dem vorigen Stande zum Vergleiche entgegenhalten kann. Seit der eben erwähnten Zeit, also seit zweihundert Jahren, blieb der Zustand des Gnadenberges und seiner Kirche so ziemlich im gleichen. Insbesondere fiel uns auf, daß sämtliche Berichte, die uns zur Hand sind, die Zeiten Kaiser Josef II. mit Stillschweigen übergehen. Es dürfte also Gutenstein dantals vermutlich mit dem bloßen Schrecken davon¬ gekommen sein. Vielleicht auch war es noch nicht „an der Reihe", so daß der unerwartete Tod des Kaisers Ursache seiner Verschonung und Erhaltung wurde. Aus neuester Zeit teilen wir ein wichtiges Ereignis mit: Im Jahre 1901 ging die Wallfahrtsseelsorge aus den Händen der österreichischen Serviten in die Hände der Scrviten aus der tirolischen Provinz über. Grund: Personalmangel der österreichischen Provinz. Gnadenerweise Llnserer Lieben Frau vom Mariahilfberge. In dem früher schon erwähnten Büchlein, das gelegent¬ lich des hundertjährigen Jubiläums 1768 abgefaßt wurde, finden sich von Seite 37 bis Seite 210 (also 173 Seiten umfassend!) „Erzählungen vielfältiger Gnaden und Wohl¬ taten, die der Höchste auf Fürbitte seiner glorreichen Mutter den Andächtigen erteilet hat". Es sind nicht weniger als 403 Fälle aufgezählt, also eine beiläufige Übersicht über jene Gnadenerweisungen gegeben, die Maria, die hilfreiche Mutter in einem Jahrhundert an jenem gesegneten Wallfahrtsorte den leidenden Menschenkindern gespendet hat. Wir bringen hier wenigstens die Überschriften der dort enthaltenen Kapitel in ihrer altertümlichen, anheimelnden Sprachweise zum Ab¬ druck und setzen in Zahlen dazu, wieviele Heilungsfälle in jedem einzelnen Kapitel berichtet werden. 1. Die Mutter der Barmherzigkeit errettet aus Gefahren der Seelen und tröstet in verschiedenen Gemütsanliegcn (11). 2. Die Kostbarkeit des guten Namens wird von Maria beschützet; die ünschuld von den Banden befreiet (3). 3. Geistesgestörte und Verwirrte erlangen durch Maria den Gebrauch der Vernunft (6). 4. ünsere Gnadenmutter erteilet das verlorne oder in Gefahr stehende Augenlicht (27). 5. Durch Fürbitt Mariä werden die Tauben hörend (12). 6. Die verfallene Red (Stimmlosigkeit) wird durch Maria wieder hergestellt (2). 7. In Gefahr zu ersticken und in schmerzlichem Hals¬ weh springt Maria ihren Pflegekindern bei (15). 8. Verschiedene Nasenleidcn werden von Maria gut¬ gemacht (3). 9. Die mit Lähmungen und Schwindsucht behafteten krummen Hände und Glieder werden von Maria zu vorigem Gebrauche wieder hergestellet (30). 10. Krumme und mit anderen Fußschmerzen Behaftete werden von unserer Gnadenmutter aufgerichtet (45). ssNsfs sss sjs sfs sfs sfs Ess sfs sfs sfs Efs sfs SsS Ess Mariahilfberg in Gutenstein sfs sfs sfs sfs sss sfs sfs sfs sft> sfs sfs sfs sss 51l I I. Beinbrüche und Quetschungen werden von Maria geheilet; und viele unter schwerer Last Erliegende unverletzt erhalten (30). 12. Zn gefährlichen Fällen (Stürzen) breitet Maria ihren Schutzmantel aus (23). 13. Schmerzliche und gefährliche Leibschäden werden von Maria erlediget (8). 14. Maria vertreibet beschwerlichen Ausschlag und Blattern (3). 1 5. Die von der Frais und fallenden Sucht Beängstigten werden mit Gesundheit erfreuet (15). 16. Magenschmerzen und Gedärmreißen verlieren sich (4). 17. Maria stillet das aus Nasen oder Mund heraus-- fließende Geblüt (11). 18. Die Fürbitt Mariä zerteilt die Wassersucht, Rot¬ lauf und andere beschwerliche Geschwülsten (11). 19. Die mütterliche Güte erledigt von Steinschmcrzen, Lüftweh und Seitenstechen (5). 20. Die Frauen erkennen in ihren Leiden Maria als Lelferin (20). 21. Bei Schlagfluß verhindert Maria den drohenden Tod (2). 22. Die Straf der leidigen Pestilenz (Pest) wird durch die Fürbitt unserer Gnadenfrau abgewendet (8). 23. Die seligste Jungfrau ist ein starker Schild gegen die sichtbaren Feinde (13). 24. Ansere gütigste Frau heilet und errettet die, so von wilden Tieren angefallen werden (10). 25. Maria heilet, so von dem Geschütz beschädiget wurden (4). 26. Der marianische Gnadentau löschet das schädliche Feuer (14). 27. Maria, der glorreiche Meerstern, errettet in Wasser- gefahr (22). 28. Die Litz des Fiebers wird durch die mitleidige Land Mariens abgekühlt (14). 29. Verschiedene Krankheiten werden durch Lilfe Mariens vertrieben (25). 30. Maria strafet jene, die ihr Gelübde verschoben haben (7). Gutenstein-Mariahilfv erg?) Zm Monat August 1909 erschien im Wiener sozial¬ demokratischen Zentralorgan ein in rohem, bcngelhaftem Tone geschriebener Artikel über die Wallfahrtskirche Gutenstein. In diesem Artikel wurden alle Leiligenbilder in niederträchtiger Art und Weise geschildert und insbesondere die St. Peregrini- kapelle mit der Statue des hl. Peregrin in erbärmlicher Weise gezeichnet, so daß jedem Leser unwillkürlich die Schamröte aussteigen muß über den Verfasser des Artikels und das Blatt, das derartige Schilderungen aufnimmt. Doch auch diese infame Zeitungsnotiz brachte etwas Gutes und Erfreu¬ liches ; denn alsbald darauf schrieb ein Lerr aus Niedcröster- reich an die hochwürdigen Patres Serviten ein Brieflein, worin derselbe mitteilt, daß gerade in der Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg mit dem Leiligtum des St. Perc- grinus sein Gebet erhört wurde und sein Kind Lcrmine von einem schweren Leiden befreit wurde, das kein einziger Arzt M heilen vermochte, trotz aller angewandten und verordneten 9 Wir entnehmen folgende Notiz demI„Apostolat der christlichen Tochter" (Angelablatt). Medikamente. Voll von Freude über die Genesung des Kindes, welche seit September 1902 beständig anhielt und kein einziger epileptischer Anfall mehr sich entstellte, dankt derselbe der „Gnaden-Mutter vom Mariahilfberg und dem hl. Peregrinus" und läßt in Anbetracht und gleichsam zur Sühne für den genannten Schmähartikel um Veröffentlichung dieser Gebetserhörung bitten. Dieser Bitte sei hiemit Folge geleistet mit dem Wunsche: Es mögen die Gläubigen in allen Anliegen nur vertrauensvoll das Leiligtum auf dem Maria¬ hilfberg bei Gutenstein besuchen und auch sie werden Lilfe finden und mit Freuden ausrufen können: „Maria hat geholfen." Phot. Weingartshofer, Mödling. Gutenstein, Siebenväterkapelle. Kann man daheim nicht ebensogut beten? Dem Gutcnsteincr Wallfahrtsbüchlein „Der Mariahilf¬ berg" entnehmen wir folgendes Gcschichtchcn: In der Nähe eines Städtchens in Baden befindet sich eine vielbesuchte Wallfahrtskirche. Auf dem Wege zu derselben traf einst der im Städtchen stationierte aufgeklärte Förster eine alte Frau, die ihren Rosenkranz betend ihres Weges ging. Der Förster fragte sic nun, ob sie denn daheim nicht eben so gut beten könne. Statt aller Antwort fragte die Frau entgegen: „Wohin gehen Sie, Lerr Förster?" „Ins Wirts¬ haus, ein Glas Bier trinken." „Könnten Sie denn Ihr Bier nicht auch zu Lause trinken?" „Freilich, aber im Wirtshaus 512 sss sjs sfs sss Ess sfs Ess sss sfs sjs Sfs sfs sfs Mariahilfberg in Gutenstein Efs ssssfDEfssfssfDEfs sfDssDsfDEfs sfssfsEfDGjT ist es frischer, schmeckt mir besser und ich habe eine angenehme Gesellschaft." „Sehen Sie, Äerr Förster," entgegnete nun die Frau, „so geht es mir gerade auch mit dem Beten. In der schönen Kirche auf dem Berge oben geht's Beten viel frischer, es schmeckt viel besser und ich habe eine Gesellschaft, nämlich viele andächtige Mitbeter." — Der Förster entfernte sich, ohne Antwort zu geben und dachte sich dabei: „Eigentlich hat das einfältige Ding vollkommen recht." Statistisches. Nächste Jubiläum sjahre: 1918 250jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung der Kirche. 1961 300jähriges Jubiläum der Entstehung. Ständige Wallfahrtspriester: 4 ??. Serviten. Leilige Messen fremder Priester jährlich: 30 bis 35. Kommunikanten jährlich: 7000. Besuche r jährlich: 15.000 bis 20.000. Geschloffene Prozessionen jährlich: gegen 50. Devotionalienhändler.: 5 (mit 10 Buden). — Gasthäuser: 3. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist etwas steigend. Zufahrt. Wien-Südbahnhof— Leobersdorf (direkte Verbin¬ dung)—Gutenstein, 2°/^ St., K 2.90. Wien Aspangho f—Sollenau—Steinabrückl (umsteigen) —Gutenstein, 3 St., K 2.40. Benachbarte Wallfahrtsorte. Gutenstein— M a ri a z e l l, II- bis 12stiindige Fußtour über Klostertal—Schwarzau—Zellersteig—Lalltal. Gutenstein— M a ri a - L an z en d o r s, 20, St., K 2.— (in Steinabrückl umsteigen zur Aspangbahn). Gutenstein—M aria-Enzersdorf (über Leobersdorf, Südbahnstrecke), 2'/« St., Kr. 2.40. Literatur. Marianischer Gnadenbaum. Wien 1751, 8°. Gründlicher Bericht. Tyrnau 1769, 8°. Austria-Kal. 1846, 103. Kaltenbäck, Mariensagen, 235. Ott, Marianum, 660. Reg.-Mar.-Kal. 1894, I V. Maurer-Kolb, Mar. N.-Ö., 196. Sch weick Hardt, II, 108. — Sacken, S. 12. Anonym, Der Mariahilfberg, Vrl. Servitenkl. 1903,16°, 222 S. Mensch ick. Der Wallfahrtsort, Gutenstein 1905, 8«, 36 S. Text, 42 Bilder. F. Kg. in Der Bote aus dem Waldviertel 1905, Nr. 655. Förster, Touristenführer. 109. Nied.-Öst. (Landesverband) Lechner, Wien. S. 193. St. Angela-Blatt XVI, 413. — XX, 252. Top. v. N.-S. III, 779. — VI, 141. Kurze Erwägung. Du aber, marianischer Leser, erkenne aus diesen vielen Wohltaten, die Maria in ihrem Gnadenorte Gutenstein spendet, welcher Äberfluß allda auch für dich Vorbehalten sei. Komm nur und siehe! Ich wünsche dir Glück zu allen Früchten, die du allda genießen kannst. Liebe, lobe, verehre Maria! Llnd bleibe ihr Kind! Laß dich zur Wallfahrt auf¬ rufen durch den heiligen Glauben, der dich ernst auf diesen Ort der Gnade weiset! Laß dich dann führen durch die Äoffnung, die dir in den kommenden Mühseligkeiten den Weg zeigen wird, daß du Maria, die Gütige findest. Llnd dann, am Gnadenorte selber, soll die Liebe deine Be¬ gleiterin sein und dich lehren, das beste und herzlichste Maria zu sagen, was dein Äerz nur ausdenken kann. Lind kehrst du dann heim, so soll frohe Dankbarkeit an deiner Seite pilgern, die dir den Vorsatz einflüstert, deine gute Mutter nimmermehr zu vergessen. Gebet. O Maria,meine Mutter, mache mich demütig ohne Ncustift bei Pettau, Reliefbild der Anbetung der drei Könige. (Dieses zu Seite 42l gehörige Bild wurde raumhalber hier nachträglich untergebracht.) Falschheit, fröhlich ohne Leichtfertigkeit, traurig ohne Kleinmütigkeit, rein und keusch, ehrbar, redlich und wahr¬ haftig, daß ich Gott fürchte, seine Gebote halte, meinen Nächsten liebe und ihm zur Erbauung gereiche mit Worten rind Werken. Gib mir ein standhaftes Äerz, daß mich nichts abwendc von Gott und von Dir, weder böse Gedanken, noch Be¬ gierden des Fleisches, noch Anfechtung; daß mein Ver¬ stand, mein Wille, ,nur auf Gott und sein Gebot gerichtet sei. Gib mir Be¬ harrlichkeit im Guten, damit ich ausharre im Glauben, in der Loffnung und Liebe bis an mein Ende. Amen. Maria in der Wüste Eft>sfsEfsEsTsfDsft>sfTsft>sfsSfssfssft>Efs 5IZ Wsrjg in der Wüste. Untersteiermark. 7000 Kommunikanten. Örtliche Lage. aria in der Wüste liegt in einen, kleinen Scitcntale der Drau, etwa 20 Kilometer westlich von der südsteierischen Stadt Marburg. Will man dem Orte mittels Eisenbahn möglichst nahe kommen, so muß man dazu jedenfalls jene Strecke befahren, die von Marburg über Villach nach Tirol (Franzensfeste) führt. Als Absteigstationen kommen zwei in Betracht : F a al, von dort immer gegen Westen auf einer minderen Straße über einen Bergrücken mit 160 m Steigung. Gchzeit etwa 40 Minuten. Die zweite in Betracht kommende Station ist St. Lorenzen, von dort gegen Südwest in 20 Minuten mit geringer Steigung immer auf der Straße zur einsamen Kirche Maria in der Wüste. Bemerkenswert ist die große Krümmung, die die Eisen¬ bahn zwischen den beiden genannten Absteigstationen macht, weil sie einen stark nach Norden vorgeschobenen Bergrücken zu umfahren hat. Die Gnadenkirche. Vor allem fällt die wunderschöne Lage auf, die dieser Wallfahrtsort hat. And darum ist eigentlich der Name „Maria in der Wüste" gar nicht am Platze. Wir er¬ warteten aufrichtig gesprochen als Gnadenbild ein Bild von der Flucht nach Ägypten, also den Wüstenaufenthalt der heiligen Familie; aber dem ist nicht so. Der Name „in der Wüste" soll tatsächlich von der verlassenen, einsamen Lage des Wallfahrtsortes Herkommen. Fürwahr eine herr¬ liche Wüste! Man hat die Kirche an einen Punkt hingcbaut, an dem mehrere schluchtartige reichbcwaldeteTäler Zusammentreffen. Dieser anmutigen Lage hat man noch mehr Reiz dadurch gegeben, daß man ob der Kirche auf einer Äügelspihc die St. Anna-Kapelle hinbautc, so daß das Ganze ein wunderliebes Bild bietet. Aber es ist hinwiderum eben auch nur diese romantische Lage, durch die der Anblick der Kirche so sehr gehoben wird, denn diese, die Kirche an und für sich betrachtet, hat gar wenig von Poesie und Anmut. Diese bedeutend große Kirche (wirschätzen den Fassungsraum auf 4000 Personen; andere behaupten gar, es gingen 5000 Personen hinein) wurde in dem Jahre 1627 aufgebaut. Schon die Größe der Kirche verrät, daß man damals etwas tüchtiges und bedeutendes leisten wollte und bereit war, dafür auch große Geldopfer zu bringen. Nun scheint aber die Bauarbeit einem etwas minder begabten Baumeister in die Hände gekommen zu sein. Die äußeren Formen dieser großen Kirche sind nämlich beispiel¬ los einfach und primitiv. Wohl gibt es genug Kapellen und kleinere Kirchen, die ebenso einfach gebaut erscheinen. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Man nennt es „in der Wüste", Doch ist's ein idyllischer Wald, Wenn's einen zu suchen gelüste. Er fände nichts Schöneres bald. Dort hat man ein Kirchlein erbauet. Dort pilgert zu beten man hin, Und jeder, der gläubig es schauet, Dem bringet sein Kommen Gewinn. aber eine Kirche von dieser Größe (4000 Personen Fassungs¬ raum!) und dabei von so einfachen Formen, — das ist uns auf unseren Reisen noch nicht untcrgekommen. Die nächstbeste Spielzeugkirche aus irgend einer Spielschachtel für Kinder kann kaum einfacher sein, als diese Kirche in Maria in der Wüste. Die Vorderfront ist ein riesiges, flaches aufrecht- stehendes Rechteck, das oben in einen dreieckigen Giebel ab¬ gespitzt ist. In dieser Ricscnwand sind übereinander vier Maueröffnungcn zu sehen. Die Seitenwändc ebenso glatt mit zwei Reihen halbkreisförmiger Löcher. Weiter gegen vorn hat die Kirche zwei kapellcnartige Erweiterungen (Krcuzcsbalken des Grundrisses). In gefälligem Gegensätze zu dieser gewaltigen Scheuer steht der Turm, der über einem hohen, viereckigen Unterbau einen recht netten Aufsatz und Abschluß aufweist. Als wir nach hinreichender Besichtigung der äußeren Bauart die weiten Inn en hall en betraten, hatten wir das unbestimmte Gefühl, daß irgend etwas wichtiges hier die Schönheit störe. Aber wir konnten uns lange Zeit keine klare Rechenschaft über diese Empfindung geben. Im Baustile konnte dies nicht liegen. Im Gegenteile: die zwei Pfeiler reihen mit den hohen Bogen, mit den schönen Gesimsen und dazu die Wölbung des Hauptschiffes, alles dies ist sogar imposant zu nennen und zeigt die edlen Formen der damals üblichen Renaissance. Hier sei gleich nebenbei bemerkt, daß die Kirche durchaus weißen Kalkanstrich zeigt und daß nur die Pfeiler bis zu den Kapitälcrn hinauf in ihrer natürlichen Steinfarbc da- stchcn. Ob man dies Zweierlei in der Farbe schön nennen soll? Ob man cs vielleicht tadeln soll? Wir wissen es nicht! Aber jedenfalls ist cs auffallend. And wir meinen, wenn wir mitzurcden hätten — wir ließen schließlich doch die Pfeiler auch weiß tünchen. Einheitlichkeit ist immer ein wichtiger Helfer und Förderer der Schönheit. Wir richten unsere Blicke aufmerksam nach vorne zum Hochaltar. Dort dürfte jener Schönheitsfehler liegen, den wir suchen und der uns vom Anfänge an störte. Wir haben da vor uns in der Mitte des Altarcs tiefrotes Licht. Man hat nämlich dem Gnadenbilde, einem in Lebensgröße geschnitzten Maria hilfbilde, durch Anbringung roter Gläser Rückenlicht gegeben. Es scheint hierzulande Sitte zu sein, die Gnadenbilder mit rückwärts hcrcinfallcndcm Tageslichte unter Zuhilfenahme verschiedengefärbter Gläser zu beleuchten; wir erinnern uns, derartige Beleuchtungen außer in dem eben besprochenen Orte noch in Maria im See Veldes, ferner in St. Jodok und auch in Neustift bei Rcifnitz gesehen zu haben. Diese Beleuchtung hat zweifellos eine sehr gute Seite an sich, aber doch auch wieder einen Nachteil, daß nämlich das cinfallendc starke Gegenlicht das Auge so sehr reizt, daß man dadurch 33 Maria in der Wüste EsD SsT Ess SsS EjT EsT Ess sjs g^> den Alrar und seine Einzelheiten, und insbesondere das Gnadcnbild selber merklich schlechter wahrzunehmen imstande ist. So ist es eben auch in Maria in der Wüste. Man kann die Einzelheiten des sehr großen, oben säst unförmlich breit gehaltenen Altares nicht ausnehmen; dazu kommt noch, daß das Gold des Lauptaltares durch mehr als 40 Jahre nicht mehr erneuert wurde (1868) und sich infolgedessen nicht mehr geltend machen kann. Erst bei näherem Linzutreten kann man den Lochaltar genauer studieren. And da gewahrt man, daß dieser Altar geradezu überschwenglich überladen ist und dazu errichtet zu sein scheint, um an einem warnenden Beispiele die Nachteile des Zopfstiles dem Beschauer vor Augen zu führen. Es scheint uns also in dem Lochaltar und seiner Form jener anfangs erwähnte Schönheitsfehler zu liegen. Äbrigens lag die gesamte Kircheneinrichtung dem An¬ scheine nach in unberufenen Länden. Die beiden vorderen Maria in der Wüste. Seite naltäre, ganz in Gold und Weiß ausgeführt, also in zwei Farben, die sonst die feinsten, vornehmsten Wirkungen zu machen imstande sind, sind nach unserer Ansicht als mi߬ lungen zu bezeichnen; wir können derlei Formen nimmer als schön und ansprechend bezeichnen. Die Kanzel, Wohl von demselben Meister stammend, weiß ähnliches über des Meisters Kunstgeschick zu berichten. Vom Mittelschiffe aus betrachtet zeigt sie geradezu unschön breite Formen, so daß ihr der Vorwurf einer Plumpheit leider nicht zu ersparen ist. Wir schließen hiemit die Betrachtung dieser Kirche, die trotz ihrer Größe nicht imstande war, besonderen Eindruck auf unser Empfinden zu machen. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Genau gesprochen steht die heutige Gnadcnkirche auf einer kleinen Lalbinsel, die der dort vorbcifließende Radelbach bildet. Dort soll nun seinerzeit eine Kapelle zu Ehren des hl. Stephanus gestanden haben, die aber späterhin durch Lochwasser gänzlich vernichtet wurde. Sofort verlobte sich der damalige tatkräftige Abt von St. Paul namens Lieronymus Markstaller, an Stelle der ehemaligen Stephans- kapelle eine Marienkirche zu erbauen, ein Gelöbnis, daß er in kürzester Frist auch zur Ausführung brachte. Das Jahr, in welchem der Abt diese Marienkirche er¬ baute, läßt sich nur mit großer Wahrscheinlichkeit, nicht aber mit perfekter Sicherheit angeben: der Bau wurde 1627 be¬ gonnen und ein Jahr darauf, also 1628, vollendet. In den ersten beiden Jahren gab es keine dort an¬ sässigen Priester, sondern es wurde die Kirche von dem nahen Kloster zu Faal versorgt, so daß einer von den Mönchen öfters die heilige Messe in der neuen Kirche las. Schon nach zwei Jahren erwies sich diese Einrichtung als unzulänglich und so residierten denn seit 1630 eigene Leiter in der Kirche in Maria in der Wüste. Schon damals hatte die Kirche, namentlich „am fürnembsten Patrocinium und Khürchtag, am Suntag nach v. l. Frauen himmelfarth" großen Zulauf des Volkes. Im Jahre 1641 wurde die Bruderschaft des hei¬ ligen Rosenkranzes eingeführt, was zur Lebung des Wallfahrtsortes viel beitrug. 1652 hören wir, daß die S t e i n k r e u z e (am Wege zum Wallfahrtsorte) verfertigt und aufgestellt worden seien. Aus demselben Jahre besitzen wir ein Schreiben des Abtes Pla¬ cidus, aus dem wir ersehen, wie pfiffig und billig der Lerr Abt sich für die Kirche ein Geschenk auszubitten verstand. Er schreibt nämlich (wohl an irgend eine Lerrsckaft in der Nähe) folgendes: „Weillen auch Lerr Kuchelmeister ein Jesu Bild (Statue) zu der Bruderschaft des hl. Namens Jesus um 4 fl. hat lassen machen vnd herabgeschickt, also bitt ich Ihr Gnaden, die wollen darzue auch ein Sessel machen lassen, damit man solliches mit sambt vnser Frauen möchte zu Ge¬ dachtnuss bei der Bruederschafft vnd mehrerer Andacht der Brueder vnd Kirchfatter vmbgetragen, solliches Bild habe ich schon fassen vnd beklaiden lassen, gehet demselben chündlein') an jetzo nicht mer ab, als ein chrös") vnd ein Barocka P welches die Frau Pflegerin^) wol machen khünnte, vnd wan sye khein Laar derzue hette, wollte ich Ihre von der Kirch aufgeopfertes Jungfrau Laar schon etwas hinauf) schicken." — — — 0 Kindlein. Krause, ss Perücke, ff Verwalterin (Be¬ schließerin). sfs Ess Ess Ess sfs sfs sft> Sfs Ess Eft> sfs Ess Ess sfs Ess Ess Maria in der Wüste Ess Ess sfs Ess Ess sfs Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess 515 Da der Zulauf des Volkes sich nicht nur nicht ver¬ minderte, sondern stets im Wachsen begriffen war (es kamen einmal 13 Prozessionen zu gleicher Zeit in Maria-Lils an), so entschloß sich Abt Filipp Rottenhäusler, die Kirche umz »bauen und zu vergrößern. Dies geschah im Jahre 1672. Seit dieser Zeit blieb die Kirche so ziemlich unverändert. Anter Kaiser Josef II. wurde die bisherige Wallfahrts¬ kirche zu einer Lokalie umgcwandclt, an der seit dieser Zeit ein vom Staate dotierter Kurat angestellt war. Anfangs waren die Kuraten noch Mönche von St. Paul in Faal, wurden aber bald von Weltpriestern abgelöst. Geschichte der St. Anna-Kapelle. Am das Jahr 1652 stellte ein reicher Bürger von Marburg an den Lorrn Abt Paulus die Bitte, er möge hm das Berglein nebst der Kirche zu Maria in der Wüste, allwo die drei Kreuze errichtet feien, schenken; er wolle darauf eine Kapelle bauen. Der Abt scheint diesem Wunsche willfahrt zu haben, denn wir vernehmen, daß im Jahre 1658 der Patriarch von Aquileia tatsächlich die Erlaubnis zur Errichtung einer Sanft Anna-Kapelle auf diesem Berglein gab. Schon im nächsten Jahre 1659 wurde die Kapelle gebaut. Etwa 130 Jahre hatte sie schon bestanden, als ihr unter Josef II. Regierung das Todesurteil gesprochen wurde. Auch der damalige Dechant von Kötsch war sehr- regierungsfreundlich und stimmte diesem Demolierungsbefehle vollkommen bei. Nicht so die Bauernweiber von der Am- gebung, die sich zusammcnscharten und in Deputation zum Dechanten gingen: er möge ihnen die Kapelle lassen. Der aber soll sie gar barsch angefahrcn und ihnen gesagt haben: „Mein Lerz ist härter als Stein!" Worte, deren Erinnerung ein ganzes Jahrhundert nicht verwischen konnte; denn noch immer denken die Bewohner der dortigen Gegend mit Un¬ willen daran. Die Kapelle wurde also daraufhin wirklich öffentlich feilgeboten und von einem Sankt Lorenzer Bürger um den Kaufschilling von 30 fl. erstanden. Aber der brave Mann dachte nicht an Zerstörung; er schenkte die Kapelle der Ge¬ meinde. Auf solche Weise blieb diese Kapelle er¬ halten, die eine wahre Zier des stillen Waldivinkels ist und die noch heute alljährlich am Tage der heiligen Anna von Pilgern eifrig besucht wird. Statistisches. Nächste Jubiläumsjahre: 1922 250jähriges Jubiläum der heutigen Kirche. 1927 300jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung der ersten Kirche. 1959 ZOVjähriges Jubiläum der Anna-Kapelle. Ständige Priester: Ein Weltpriester als Pfarrer. Franziskaner und Kapuziner-Patres als gelegentliche freiwillige Aushelfer. Leilige Messe» fremder Priester: jährlich bei 60. Kommunikanten: jährlich 7000 Wallfahrer und 5000 Ein¬ heimische. Besucher: jährlich 20.000. Geschlossene Prozessionen: jährlich 3 oder 4. L a uptfest: 24. Mai als Patroziniumstag, auch 15. August und Ioachimssonntag. Seelenanzahl der Pfarre: 1400, der Läufer um die Kirche: 20 Personen. Meereshöhe der Kirche: 331 m. Stabile Devotionalienhändler: Keiner. Gasthäuser: 2. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Nationalität der Wallfahrer: Slowenen. Zufahrten. Marburg—Sankt Lorenzen. -A St. K 1.20. K l a g e n fu r t - Sankt Lorenzen. Gegen 3 St. G ra z—Sankt Loreuzen. Aber Marburg (Schnellzug bis Marburg). Zusammen gegen 2 St. ii 4.50. Personenzug Graz— Sankt Lorenzen. 2V- St. K 3.90. -Anstatt Sankt Lorenzen auch die weiter gegen Marburg gelegene Absteigstation Faal zu berücksichtigen (35 Min., 80 d). Von dort Fußweg nach Maria in der Wüste über Berg¬ rücken. b/« St. Benachbarte Wallfahrtsorte. Maria in der Wüste— M a r i a - R a st. 2 Gehstunden gegen Osten. Oder per Bahn Sanft Lorenzen—Maria-Rast. 18 Min. K -.60. Maria in der Wüste—L eilige Dreifaltigkeit. Zu¬ erst per Bahn bis Marburg (wie oben). Von Marburg 4 St. z» Fuß. Literatur. OroLen, Bistum und Diözese Lavant. Verlag des Lavanter Ordinariates. 1875. I, 417 ff. 2upnija in boLja pot Device IVWrijs v. stusöavi. Verlag der Kirche. Marburg 1904. Kurze Erwägung. Wie lieblich erfüllt sich an dem Waldeswinkel, den man wegen seiner Abgeschiedenheit „eine Wüste" genannt hat, das trostvollc Wort des Prophctenfürsten Isaias: „Siehe, ich wirke Neues: e keimet nun auf! Ich mache in der Wüste einen Weg und in der Einöde Wasser¬ ströme ... um zu tränken mein Volk, meine Auserwählten!" Diese letzten Worte „um zu tränken mein Volk" gelten wohl von allen Wallfahrtsorten; aber sie werden hier an diesem Orte, der „in der Wüste" heißt, um so bedeutungs¬ voller. Gebet. O Maria, die durch die Gegenwart Deines Bildes jene Wüste zum Paradiese gewandelt, o sieh auch hier ein armes, dürres, wasserloses Lerz vor Dir; siehe meine Seele als trockene Wüste. Komm', Mutter, komm' und nimm Wohnung in meinem Lcrzen, damit auch hier der Gnade Ströme fließen, damit auch hier des Karmels Lustgefild erblühe, damit der Tugend Weizenfelder sprossen, damit der fruchtbcladcncn Bäume Schmuck in dieser einst so öden Wildnis prunke, da¬ mit des Paradieses Wundcrblütcn prangen: die Liebe, der Glaube, die nimmermüde Freude zu -Andacht und Gebet. Ja, komm', Mutter, komm' und wandle mich zum edlen, schönen Garten der Lust und Gnade. Amen. - 33* 516 Ess sfs Ess sfs Ess Ess Ess sfs sss sfs sss Ess sss sfs SfDSfSSft>Efs<^^sft>s^Eft>sfssft>sfssss<^ ftimau Sft>^EsDSiTSft>EsDE^Eft>sfTsft> 517 werk bietet gar nichts Besonderes, es ist ein Rotundenbau im Barockstile; ein kleiner Dachreiter bildet Abschluß und Zier des Eternitdaches. Die 25 Leidensstationen des Herrn. Die größte Sehenswürdigkeit des Wallfahrtsortes Himau sind wohl die 25 Leidcnsstationen des Herrn, die rings um das Dorf im Felde zerstreut liegen und zu deren Besuch man etwa zwei Stunden Zeit verwenden muß. Es ist interessant, den Inhalt dieser 25 Stationen kennen zu lernen: 1. Christus nimmt Abschied von seiner liebsten Mutter. 2. Das letzte Abendmahl Christi des Herrn. 3. Das Viehtor bei dem Hofe Gethscmani (durch welches Christus den Garten betrat). 4. Hof Gethscmani. 5. Christus sagt zu seinen Jüngern: „Meine Seele ist betrübt bis zum Tode/' 6. Das Gebet Christi im Garten. — Diese Station ist wohl eine der schönsten. In stiller Waldeinsamkeit ist die lebensgroße Statue Christi auf einem Hügel von Steinen dargestellt. Einige Meter darüber eine offene Kapelle, in welcher ein Engel erscheint, um dem Welterlöser das Kreuz zu bringen. In gewisser Entfernung davon die schlafen¬ den Jünger (alle in lebensgroßen Statuen) auf dem Boden liegend. 7. Christus wird von Judas verraten. 8. Christus wird gebunden und aus dem Garten geführt. 9. Der Fall Christi des Herrn unter dem Olberge. 10. Christus wird durch den Bach Cedron geführt. 11. Christus wird unweit des Waffertores mit Kot und Steinen beworfen. 12. Das Wassertor, durch das Christus gefänglich in die Stadt Jerusalem eingeführt wurde. 13. Christus wird zu Annas geführt. 14. Christus vor dem Hohenpriester Kaiphas. 15. Christus wird bei Pilatus verklagt. 16. Christus wird von Hcrodes verspottet. 17. Christus wird im Rathause gegeißelt, gekrönt, dem Volke vorgestellt und zum Krcuzestode verurteilt. 18. Christo dem Herrn wird das Kreuz aufgelegt. 19. Christus begegnet seiner liebsten Mutter Maria. 20. Christus erhält von der heiligen Veronika das Schweißtuch. 21. Die Töchter Jerusalems begegnen weinend dem kreuztragendcn Herrn Jesus vor dem Gerichtstore. 22. Christus sinkt unter der schweren Krcuzeslast kraft¬ los zu Boden. 23. Die Kreuzigung Christi des Herrn auf dem Kal¬ varienberge. 24. Christus der Herr wird vom Kreuze herab- grnommen. 25. Das Begräbnis Christi des Herrn. Für die würdige Besuchung dieser Stationen bestehen in deutscher wie in tschechischer Sprache eigene Büchlein, die jedem Besucher empfohlen werden. Das Schlußgebct wird immer bei dem Kreuze unter den großen Linden gebetet. Kimau, Portal des Kreuzganges mit Turm. Geschichtliches. Die Wallfahrtskirche in 6imau verdankt ihre Ent¬ stehung dem Iesuitenklostcr zu Krum mau. Hier lebte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Laien¬ bruder namens Johann Gurre, der eine besondere Ver¬ ehrung zur Gottesmutter hegte und den Lieblingswunsch hatte, in der Nähe von Krummau cine L o r ett o ka p e l l e zu er¬ bauen. Sein Plan fand Beifall bei den Patres des Kon¬ ventes und cs wurde um die Erlaubnis dazu, wie auch zur Errichtung eines Kreuzweges beim fürstcrzbischöflichcn Kon¬ sistorium in Prag (die Diözese Budwcis wurde erst unter Kaiser Josef II. Regierung im Jahre 1784 errichtet) angc- sucht. Die Erlaubnis wurde im Jahre 1648 gegeben und zur Ausführung der Idee das Dorf Himau auserschen, das mit dem Wirtschaftshof seit 1626 durch Schenkung von Seite des Fürsten Oldrich von Eggenbcrg dem Iesuitenklostcr zu Krummau angehörte. Frater Johann Gurre opferte für die Ausführung sein ganzes Privatvermögen, auch das Iesuitenkolleg, die Klaris- sinncn, die ??. Minoriten, die Bürger von Krummau und auch das Landvolk aus der Umgebung steuerten freigebig bei. Die Lorcttokapclle wurde in den Dimensionen und genau nach dem Original in Loretto (Italien) gebaut und im Jahre 518 sfs sfs sfs sfs Efs sfs sfs sfs sfs EfD sfs sfs sfs SsS sfs sss sfs Mmau sfT Sfs sfs sfs sfs sfs sss sfs Sss sss sss sfs sfs sss sfs Eft>sft>sft>sfsEft>Eft>Eft>Sft>sft>sft>Eft>Eft>Eft> Haindorf Eft>sft>sft>sfssft>sft>sft>sfssfsEssEfssft> 521 Bei solchem Blicke beflügelt sich der Schritt und man freut sich innig des lockend schönen Anblickes. Eine breite Allee nimmt uns in der Nähe der Kirche auf; und links und rechts von der Allee stehen Bude an Bude die De¬ votionalienhändler; das Ganze ist so regelmäßig gebaut, daß wir scherzhaft diese beiden Buden- rcihcn die „vorderen Ambiten" der Kirche nannten. Dann ein zweiter Vor¬ platz, der schon mit Mauern gegürtet ist; ein Blumengarten drin, verheißend hindeutend auf die Blume aller Blumen: Maria, die Gottesbraut. Die Kirche selber thront auf einem massigen Felsen, den man gegen den Fluß hin mit künstlichen Auf¬ schüttungen und starken Strebe¬ pfeilern erweitert und gefestigt hat, so daß nun der Anblick des Gotteshauses besonders von der alten Steinbrücke her ein wirklich imposanter zu nennen ist. entschädigen aber die meisterhaften Deckengemälde, großzügig entworfene Riesenbilder. Kunstleistungen ersten Ranges aus der Land des im Jahre 1907 verstorbenen Wiener Künstlers Groll, der an der dortigen Kunst¬ akademie die Stelle eines Professors innchatte. (Wir bemerken. Kirchenfront und Ambiten. Die hohe breite Kirchen¬ front mit ihren beiden Türmen zeigt die bekannten nnd beliebten Äauptformcn einer stattlichen Renaissance-Fronte, deren Turm¬ helme in eleganter Weise die Zwiebelgestalt aufweisen. Loch droben über dem mittleren der drei Portale thront das große steinerne Standbild der allerseligsten Jungfrau, das von einem Protestanten, und zwar in Zittau, also dem Arsprungsorte des Gnadenbildes, angefertigt sein soll. Ja, es sollen beide sogar in einem Lause entstanden sein. Rund um die Kirche laufen Ambiten mit vier Kapellen. Diese Ambiten sind aber verhältnismäßig sehr eng, nämlich hart neben die Kirche hin angebaut. Sie weisen keinerlei besondere Merkwürdig¬ keiten auf. Laindorf, das Innere der Gnadenkirche. Phot. Ferd. Stracke, Reichenberg. Der große Lochaltaraufsatz ist nur an die Rückwand der Kirche gemalt. Das Innere der Gnadenkirche. Ein Barock-Prachtbau von gewaltigen Größcn- vcrhältnisscn. Die Kirche faßt wohl 6000, samt den Emporen aber 7000 Personen. Wenn man diese Kirche, deren große Seitenwände nur gelblich gefärbelt erscheinen, im ganzen betrachtet, erscheint sie durch den Mangel an Scitendckoration etwas leer. Dafür daß derselbe Meister auch die Wallfahrtskirche auf dem Pöstlingbcrgc durch seine herrlichen Kompositionen ge¬ schmückt hat.) Durch das freundliche Entgegenkommen des Lerrn Pater Guardian Dänemark sind wir in der angenehmen Lage, hier¬ in diesem Buche mehrere Stücke dieser vortrefflichen Gemälde zu bringen, was wir um so lieber tun, da wir hiedurch einem 522 SsT EfD SfT EfD SfT SfT EfT SfT EfS SfT SfT SfS SfD EfT SfD EfT Haindorf EfT EfS EfD EfS SfT EfT EfS EfS EfS EfS EfS EfS EfT SfS EfT EfS Ess Zss Markus. Sein Symbol ist der Lowe, da sein Evangelium mit dem Berichte über den Wüstenprediger Johannes beginnt; als Wüstenkönig aber gilt der Löwe. Johannes. Vor ihm flattert der Adler; denn einem geistigen Adler gleich, erhebt er sich in die höheren Regionen der Gottheit Christi, und spricht in erhabensten Worten von der Göttlichkeit des Messias. Haindorf. Gnadenkirche. Die kühn entworfenen, herrlichen Plafondbilder der vier Evangelisten, gemalt von Groll (gest. 1987), Professor der Kunstakademie zu Wien. ^^(^(^^^SfD(^SfDc^S^Sft)Sst)Sft)Sft)SfDSfDSft) Haindvrf Sft) SfT Sft) SsD Sfs SfD SfT Sft) SfD Sft) SfD Sft) SfS SsT 523 Matthäus. Ein Mensch (Engel) reicht ihm den Schreibkiel; denn er beginnt sein Evangelium mit dem Berichte über die menschliche Abstammung Christi. Lukas. Sein Bild begleitet der Stier, da sein Evangelium mit dem Opfer des Zacharias beginnt; das wichtigste aller Opfertiere war jedoch der Stier. Die vier Gestalten: Mensch, LSwe, Skier und Adler werden in der Lciligen Schrift vom Propheten Ezechiel und in der Geheimen Offen- barung des hl. Johannes oft erwähnt und wurden späterhin in der oberwähnten Weise von den vier Evangelisten angewcndet. 524 SjT SsD SsD SsT SsD SjD SsD SjD Sse> SsD SsD S^D SjD SjT SjT SsD Kainborf SjD SjD SjD SsD SsT SsT SfD SsD SsD 6sD SsT SsD SsT SsT SsT SjT SsZ E^T Wiener Künstler ein wohlverdientes Lorbeerblatt in seinen Ruhmeskranz zu flechten hoffen. Wenn wir zunächst auf die kreisrunde Doppeldarstellung der Kauptkuppel Hinweisen, so darf der geneigte Leser dabei nicht übersehen, daß in der Photographie die stark gewölbten Kugelflächen der Kuppel nur flach zur Darstellung kommen, so daß die gegen den Rand hin postierten Figuren notwendigerweise verkürzt erscheinen, was selbstverständlich beim Gemälde selber nicht der Fall ist. Die dortselbst erscheinende Krcuzigungsszene bietet nebst dem gewaltig aufragcnden, recht frei stehenden Kreuze des Erlösers noch ganz aus¬ gesprochen vier von einander getrennte Gruppen: die klagenden Engel, die weinenden Frauen, die fliehenden Feinde, die erschütterten Soldaten. Die zweite Kuppelhälfte, figurenrcicher als die erste, darstellend die glorreiche Kimmelfahrt der Gottesbraut, weist als Glanzpunkte die lichtumstrahlte Gestalt des ewigen Vaters, der soeben der nahenden Erlöser¬ mutter sein „Ave!" kündet, sowie die lieblich hervortretende, licht gehaltene Figur der verklärten Kiimnelsfrau auf. Auch die ganz unten am Rande erscheinenden Menschengruppen — bewegte Darstellungen des nieverhallenden Rufes: Keilige Maria, bitt' für uns! — verdienen unsere vollste ehrende Aufmerksamkeit. Ferner verweisen wir auf das ganzseitige Bild S. 372, wo wir die Entwürfe zu den übrigen Teilen der Decke studieren können, und wo unser Blick sicherlich mit besonderem Wohlgefallen auf den feinen, poetischen Darstellungen des Englischen Grußes haften wird. Die vier Gestalten der Evangelisten, die wir dortselbst erschauen, bringen wir auf Seite 522 und 523 in vergrößertem Maßstabe. Es sind markige, schwungvolle Bilder, ganz geeignet, uns in den fern der Welt gelegenen Ideenkreis der Evangelien zu versehen. Endlich verweisen wir noch auf die kleine Schlu߬ vignette Seite 371, die demselben großen Gemäldezyklus entnommen, den Beweis liefert, wie dieser geniale Künstler auch in Nebengruppen wahrhafte Kabinettstücke von Schönheit zu liefern imstande war. Der sehr schlank und hochstrebend erscheinende Hinter¬ grund des Koch alt ares erweist sich bei näherer Be¬ trachtung als — gemalt. Aber das Ganze ist so vortrefflich und so plastisch durchgeführt, daß die Täuschung von wirklichem Säulenwerke und von Gesimsen eine geradezu frappante ist. Die Kirche, zu deren schönstem Schmucke auch reich- gegliederte Gesimse und Kapitäler der starken Pfeiler ge¬ hören, hat in einer Seitenkapellc, und zwar auf der Cvangelienseite, ein ziemlich bemerkenswertes Schaustück: einen Flügelaltar, den der berühmte Feldherr Wallenstein mit sich im Feldlager herumgeführt haben soll. Doch wird die Tatsächlichkeit dieser Nachricht bezweifelt. Ämter diesem Flügelaltar war bis vor kurzem unten in einer Altarnische ein Strunk des alten Baumes zu sehen, auf dem der erste Standort des hiesigen Gnadenbildes war. Bei der Restaurierung der Kirche ließ der ?. Guardian den Baumstrunk ganz vermauern, und zwar deswegen, weil viele Pilger, um von Kopsleiden befreit zu werden, ihre Köpfe in die Nische hineinzustecken pflegten, ein Gebrauch, der gewiß nicht besonders schön ist, und wie der ?. Guardian meint, auch etwas nach Aberglauben aussieht. Doch hat er vor, den Baumstrunk wieder freizulegen, allerdings ihn mit einem geeigneten Schutzgitter vor allzugroßer Annäherung zu schützen. Betreffs des Gesamteindruckes, den die Kirche macht, sagen wir: in Entwurf und Stil und Deckendekoration ein großes und geniales Meisterstück, mit dem allerdings die innere Ausstattung nicht gleichen Schritt zu halten vermag. Das Gnadenbild. Das kleine, samt Sockel und ganz einfacher Zackenkrone 39 cm hohe Kolzbild, das man wegen des holdseligen Lächelns „Formosa", „die Anmutsvolle" nennt bildet den Mittelpunkt, die Anziehungskraft und den Stolz des Gnadenortes. Es ist eine so gelungene Bildhaucrarbeit, daß man fast versucht wäre, ihr das hohe Alter abzusprechen und ihren Ursprung etwa in das 15. Jahrhundert zu ver¬ setzen. Die Gestalt der allerseligsten Jungfrau ist sehr schmächtig und infolge der einseitigen Belastung des linken Armes mit dem Iesukindlein säbelförmig gebogen. Das krausköpfige, dick¬ wangige Kindlein, ein Knäblein von 1 bis I Vz Jahren, ist nur von den Küsten an bis zu den Fußspitzen umkleidet und soeben vollauf mit einem Apfel beschäftigt, den es mit beiden Künden und ausgespreizten Fingern umklammert hält. Mit Wohlgefallen wendet die Mutter ihrem fröhlichen Kinde ihr Antlitz zu und freut sich sichtlich der Zufriedenheit ihres gött¬ lichen Sprößlings. Ja, sie hat noch in der ziemlich tief nach abwärts gehaltenen Rechten eine Reservefrucht, die aber wegen ihrer Größe eher an einen Kürbis als an einen Apfel gemahnt. Die allerseligste Jungfrau trägt rote Schuhe, hat ein schleppendes gelbes Antergcwand, ziemlich knappen goldenen Obermantel und um den Kais ein lose nach vorne herab¬ hängendes Tuch. Die Kaare legen sich in sehr regelmäßigen Strähnen gegen die rückwärtigen Kalspartien und verschwinden dann unter dem vorerwähnten Kalstuche. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Im 13. Jahrhunderte. Wir können es uns nicht versagen, freilich mit mehreren Änderungen, jene herrlichen Worte hieherzusetzen, die Julius Kelbig, der Verfasser der Geschichte der Kirche und des Klosters in Kaindorf, in seiner Einleitung niederschreibt, indem er den Versuch macht, dem Leser ein Bild jener rauhen, unwirtlichen Stätte zu geben, die sich kurz vor Ent¬ stehung des Wallfahrtsortes einem etwaigen Besucher dar¬ bieten mochte. „Ein tiefes, rauhes Waldland, durch das nur wenige betretene Pfade führten, wo Kirsche, Wölfe und Eber hausten und auch der grimme Bär noch Freistatt hatte — so müssen wir unseren Gau hier denken, bis von Norden her der Strom der deutschen Siedler in die Lausitz drang. Die Berge ragten damals zwar nicht mächtiger empor als heute, auch der Fluß hat sein Felsenbett seit jenen Tagen kaum erheblich tiefer ausgewühlt, — die tausend- gfs sfs sfs sss Efs Ess sfs sss Efs 8ft> Ess Ess Ess Ess Cfs sfs sfs 6fe> Sss Ess Ess Efs Sfs Haindorf sfs sjT sfs sfs sfs §fä> sfs sft> sfs sfs sfs Gfs <öfö> sft> sfs sfs 527 Gegen Ende des 15. Jahrhunderts, und zwar vom Jahre 1472 bis 1498 wurde abermals ein neuer, diesmal recht massiver K ir ch e n ba u hergestellt, der aber nach den vorhandenen Beschreibungen weder durch besondere Schönheit noch auch durch Größe hervorragend war. Die Konsekration dieser (dritten) Kirche fällt in das Jahr 1498. Sie hatte nur drei Altäre und war „zu Ehren der Heimsuchung der fröhlichen Jungfrau Maria geweiht." („Fröhlich" wohl wegen der .Heimsuchung, aber gewiß zugleich eine An¬ spielung auf das lächelnde Gnadenbild.) H a i n d o rf in der Reformatiouszeit. Vom Jahre 1558 bis 1621 gehörte Laindorf einer protestantischen Adels¬ familie, die, ihre Macht benutzend, die Seelsorge alsbald von protestantischen Predigern besorgen ließ. Die Gnaden¬ kirche selber wurde gesperrt, das Bild in einem Flügelaltare verschlossen. Verschiedene Versuche, auch von Seite auswärtiger einflußreicher Freunde des Wallfahrtsortes, diesem Übel zu steuern, blieben so ziemlich erfolglos. Ja, man erzählt sogar, daß später¬ hin eine protestantische Gutsherrin das Gnadenbild in ihr Schloß nahm, weil sie willens war, den Marienkultus gänzlich auszurotten. Doch trug es sich zu, daß bei einem Brande des Schlosses gerade dieses Holzbild Mariens unversehrt blieb, worauf die Schloßherrin (anstatt diesen deutlichen Fingerzeig Gottes zu ihrem eigenen Heile zu verwerten) es in Eile und Schrecken in die Kirche zu Hamdorf zurücktragen ließ. Doch soll es mit dieser Brandgeschichte, wie strenge Historiker nachweisen, nicht recht stimmen. Weitere Ereignisse. Im Jahre 1621 mußte die Kirche wieder den Katholiken ausgeliefert werden und alsbald hielt der Dechant von Friedland nach langen Jahren wieder die erste feierliche Prozession, wobei er auch die Errichtung eines Pilger Hauses anregte. Im Jahre 1680 wurde rings um die Kirche herum das „zirkelrunde Bogenwerk" (Ambiten) erbaut, das sich aber als miserabel fundamentiert erwies, so daß es nach 16 Jahren wegen Gefahr des drohenden Einsturzes gründlich repariert werden mußte. 1690 war insoferne ein sehr wichtiges Jahr für den Wallfahrtsort, weil damals Kirche und Wallfahrtsjeclsorgc dem Franziskanerorden übergeben wurde, eine Ma߬ regel, die selbstverständlich dem Aufblühen des Wallfahrts¬ ortes sehr vorteilhaft war. Die feierliche Übergabe vollzog sich am 16. Februar 1692. Noch in demselben Jahre wurde mit dem für die neuen Priester unbedingt notwendigen Klosterbau begonnen und dieser im Jahre 1698 vollendet. Mit dem Einzuge der ??. Franziskaner kam in mancher Beziehung neues Leben in den Wallfahrrsort: der Zuzug der Wallfahrer wurde bedeutend größer, da nun ja so vor¬ treffliche Gelegenheit geboten war, am Gnadenorte die heiligen Sakramente zu empfangen, ünd so finden wir nach Verlauf von drei Jahrzehnten, im Jahre 1721, die respektable Zahl von 64.000 Wall¬ fahrtskonmrunikanten und dazu die An¬ kunft von 111 auswärtigen Priestern. Auch die bauliche Ausge¬ staltung des Gnadenortes ging mm ziemlich rasch vor sich. Nachdem schon im Jahre 1693 die fünfzehn Kapellen auf dem Wege von Friedland nach Äaindorf hergestellt worden waren, mußte man sich immer mehr und mehr an den Gedanken gewöhnen, in Hain¬ dorf irgend eine große Kirche zu bauen, da dies zur unbedingten Not¬ wendigkeit geworden war. Freilich zögerte man begreiflicherweise mit der Inangriff¬ nahme eines so großen Werkes, haupt¬ sächlich Wohl wegen der fehlenden Bau- kapitalicn. Endlich wurde im Jahre 1722 mit dem Baumeister Hafcnecker aus Prag der Kirchenbaukontrakt abgeschlossen und unterfertigt. Doch scheint der Plan zum Baue von einer anderen Meister¬ hand herzurührcn; es wird nämlich all¬ gemein angenommen, daß der gefeierte Altmeister der Barocke, Fischer von Erlach, den Plan zu diesem genial angelegten Baue gezeichnet habe. Dies scheint um so wahrscheinlicher zu sein, da nachweisbar damals Fischer von Erlach viel in Friedland verkehrte und da zudem die mächtige Kirche unleugbare Ähnlichkeiten mit dem Meisterstücke jenes großen Baumeisters, mit der St. Karls- kirche in Wien, aufweist. Schon nach drei Jahren stand der majestätische Bau fertig da und konnte am Tage der Heimsuchung Mariens 1725 feierlich ein geweiht werden. Doch erst 1729 wurde der Knopf der Kuppel aufge¬ setzt und in demselben Jahre die Kirche dem regelmäßigen öffentlichen Gottesdienste eröffnet. 1754 erließ der König von Preußen das Verbot der Wallfahrten nach ausländischen Wallfahrts¬ orten, so daß also nach dem Wortlaute und Sinne dieses Dekretes fürderhin keine preußischen Untertanen in das öster¬ reichische Haindorf pilgern sollten: eine recht alberne, unübcr- Laindorf, Gnadcnbild, genannt: Formosa (die Anmutige). 528 S^D EsD SfD S^D S^D SsD S^D SfT SsD S^D S^D S^D S^D S^D SsD S^D HtNN^Okf S^T S^D S^D SsT SsT S^D S^D S^T S^D SsT SsD SsD SsD SsD S^D S^D S^T S^F legte Vorschrift, die sich auch tatsächlich als ganz hinfällig erwies, da ja doch dem preußischen König in .Haindorf keinerlei Macht zum Einschreiten gegen dort einziehende Wall¬ fahrer zustand. Ein sehr verhängnisvolles Jahr für Kaindorf war das Jahr 1761, weil damals ein großer Brand die Kirche fast gänzlich ruinierte. Mit knapper Not gelang es dem damaligen Superior, das Gnadenbild zu retten. Doch wurde der große Schaden dank der Opferwilllgkeit vieler Wohltäter in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder gutgemacht und die Kirche aufs neue wieder hergestellt. Böse Zeiten. 1784 mußten infolge einer allgemein erlassenen kirch¬ lichen Vorschrift Kaiser Josefs II. alle silbernen, über¬ haupt kostbaren Weihegeschenke aus der Kirche entfernt i) werden. 1785 wurden durch strenges Dekret alle Wall¬ fahrten verboten, infolgedessen Kaindorf durch mehrere Jahre hindurch gleichsam verwaist und verlassen dastand. Doch wurden 1791, nach dem Tode des Kaisers, ohne lange Er¬ laubnisfragerei die alten Prozessionen wieder nach und nach ausgenommen. 1791 hatten die kaiserlichen Schätzmeister in der Kirche mannigfache Beschäftigung, da sie alle vorhandenen Edel¬ metalle abschätzen 2) mußten, damit sie dem „rechtmäßigen Besitzer", dem Staat, jederzeit zur Verfügung stünden. 1807 wurde ein weiterer Schritt in der Besitzergreifung dieser Edelmetalle gemacht, indem jedes Stück die staatliche Punzierung^) bekam. 1810 wurde endlich dem grausamen Spiel ein gnädiges Ende bereitet und alle wertvollen Geräte an die Statthalterei a b g e l i e f e r t. 4) Seit dieser Zeit genoß die Kirche, weil in ihr nicht mehr viel zu holen war, einer befriedigenden Ruhe. In den allerletzten Jahren, und zwar von 1899 bis 1909 wurde die Kirche in allen ihren Teilen sorgfältig restau¬ riert, eine Arbeit, die zwar 200.000 Kronen Geld kostete, die aber durch ihren Erfolg die große Auslage glänzend lohnte. Statistisches. Nächste Iubiläumsjahre: 1925 200jähr. Iub. der Kirchweihe. 1942 250jähr. Iub. der ??. Franziskaner. 1961 650 (oder 750) jähr. Iub. der Entstehung. Ständige Priester: 4 ??. Franziskaner aus der böhm.-mähr. Provinz. Keilige Messen fremder Priester jährlich: 500. Kommunikanten jährlich: 6000—7000. Besucher jährlich: 100.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 8. Kauptfest: Mariä Leimsuchung. Ständige Devotionalienhändler: 2 lange Reihen von Ver¬ kaufsbuden. Gasthäuser: 22. Kaffeeschänker: 2. ft Erster Schritt, ft Zweiter Schritt, ft Dritter Schritt, ft Vierter Schritt. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist ziemlich gleichmäßig anhaltend. Nationalität der Wallfahrer: deutsch. Zufahrten. W i e n—Kaindorf. Über Reichenberg. Von Wien N.-W.-B. nach Reichenberg Schnell;. 9 St. K 18.90. Personenz. zirka 15 St. X 14.90. — Weiter von Reichenberg über Raspenau nach Laindorf 1 St. K 1.20 (Retourkarte X 1.86). P r a g— (F.-I.-B.)—Laindorf. Mer Iungbunzlau-Turnau und Raspenau. Zirka 7 St. X 6.32. Benachbarte Wallfahrtsorte. Laindorf-Filippsdorf. Wer Raspenau— Reichen¬ berg—Zittau nach Neu-Gersdorf. 3Vs bis 4 St. Zirka X 3.—. Läindorf—B o s k o w. Mer Raspenau—Turnau nach Semil. 3 St. X 3.20. Literatur. Julius K e lb i g , Geschichte der Kirche. Friedland 1894, 8°, 132 S. Julius L e l bi g. Das Wallfahrtshaus in Kaindorf. Fried¬ land, 64 S. F r i n ds, Kirchengeschichte Böhmens. An etlichen Stellen. Oppitz, Fruchtbarer und schattenreicher Lindenbaum. Kaindorf, 1731. Kerrmann, Geschichte von Reichenberg. Bd. I, Loserth, Beiträge zur ältesten Geschichte Böhmens. Gebhard, Dis heilige Sage. Wien 1866. II, 289. Austria-Kal. 1845, S. 165. Sommer, Böhmen. Bunzlauer Kreis. Prag 1834. II, 317. Reg.-Mar.-Kal. 1880, III. Mitt. d. Zentr.-Kom. 1877, XV. - 1888, 26. - 1900, 153. 217. — 1901, 116. — 1902, 258, 338. Mitt. d. Zentr.-Kom (Über Fischer v. Erlach.) 1894,160,225. Leo-Geschft. d. s. W. d. kath. K. XI, 38. Kurze Erwägung. Sehr sinnig hat ein alter Schriftsteller diesen Gnaden¬ ort einen fruchtbaren und schattenreichen Lindenbaum genannt. Was sind des Lindenbaums duftende Blüten anderes als die Gnaden, was sein Schatten anderes, als der reiche Seelen¬ trost? So kommet, die ihr trüben Kerzens seid, kommet zu eurer Mutter, labet euch und stärket euer Kerz am Kimmelsdufte ihrer Gnade — und auch ihr kommet, die ihr müde seid und rastet im wunderbar erquickenden Schatten dieser Kimmelslinde! Gebet. O liebe, reiche Mutter vom Kimmel, sieh' nieder auf die Schar Deiner Kinder, die heute im Geiste dem heiligen friedlichen Käme sich nahet, wo Du so milde und tröstend all denen zu helfen bereit stehst, die hoffend und harrend zu Dir ihre Zuflucht nehmen. Vergiß nicht, daß man Dich „Formosa" nennet, die Anmutige, die Liebreiche. So zeig' uns Deines Antlitzes Liebreiz, Deines Kerzens Erbarmen und sieh' gnädig, freundlich, gütig nieder auf die, die armselig, elend, aber vertrauend Dir zu Füßen knien! Mutter, ewig lächelnde, unterbrich nicht Dein holdes Lächeln, wenn unsere Armut, unsere grenzenlose Kinfälligkeit, unsere Schwachheit vor Dir erscheint. Lächle, lächle, Mutter und Dein Mutter¬ lächeln wird uns wie die Morgenröte sein, wird uns Trost und Keil und Seligkeit bringen. Amen! gss sfs sfssfs sfs sfs sfs sfs Sfs sfs sfs sfs sfs sfsSfs sfs sss sfs sss Trens sfs sfs sss sfs sfs sfs sfs sfs sfs sss SfT Efs sfs sfs sfs sfs sfs ,^29 Lrens. Tirol. Über 8000 Kommunikanten P In stillem Glück das Kind erblick' Ich heut' auf Deinem Arm, Dein Kindlein ruht so weich und gut. Denn Mutterherz ist warm. Lieb Kindlein schau, die holde Frau, Die Deine Mutter ist, Wie liebt sie Dich gar wonniglich. Weil Du ihr Söhnlein bist. O sag' es ihr, daß sie auch mir Ein wenig Liebe schenkt Und daß sie gern in Himmelsfern' Des Erdenkindes denkt. Örtliche Lage. der Schienenstrang der Südbahn von Innsbruck ab südwärts zwischen himmelstrebenden Gebirgs¬ zügen über den Brcnnerpaß gegen Bozen und weiter gegen Trient führt, dort findet sich 69 km südlich von Innsbruck (nur 15 Km nördlich von der bekannten Eisenbahn¬ station Franzensfeste) die Bahnstation Freienfeld. Etwa zehn Minuten von dieser Haltestelle entfernt, und zwar nördlich von ihr gegen die Bcrgeslehne zu liegt eine schmucke Kirche, die sich sofort durch ihren spitzigen Turm, als eine echte Tiroler Kirche zeigt: cs ist die Wallfahrtskirche Maria -- Trens. (Meeres¬ höhe der Kirche gegen 960 m.) Pilger, die nicht den Personenzug, son¬ dern einen Schnellzug benützen, müssen den Zug in der Station Sterzing verlassen; Sterzing ist (gegen Innsbruck hin) die erste Station nach der soeben genannten Halte¬ stelle Freienfeld. Von Sterzing führt eine gute, in ihrer ersten Hälfte sehr schön mit Alleebäumen bepflanzte Straße an der Burgruine Sprechenstein vorbei in IM Gehstunden nach Trens. Auf diesem Wege findet man schon ganz nahe beim Wallfahrtsorte eine Kapelle, auf der die Inschrift angebracht ist: „Bis hieher und nicht weiter kamen die feindlichen Reiter. 1797." War vielleicht dieses Stillehaltcn und Llmkehrcn einer gefährlichen Plündererschar ein von Maria veranlaßtes Er¬ eignis, um ihren Gnadenort zu schützen? Wir wissen cs nicht; aber unmöglich wäre solche Annahme nicht! Kirche und Gnadenbild. Die Trenscr Wallfahrtskirche zeigt nach außen hin allereinfachste Form. Die Vorderfront besteht eigentlich im ') Wegen Richtigstellung während des Druckes erst hier eingereiht. Des Österreichers Wallfahrtsorte. Grunde genommen nur aus einem sehr großen Quadrate und einem darüber gelegten gleichseitigen Dreiecke. Im untern Teile des Quadrates sieht man das Kirchenportal von spär¬ licher Verzierung umrahmt. Ober dem Portale steht ein sehr wertvolles in Stein gehauenes Marienbild mit dem Iesukinde, ein Kunstwerk ersten Ranges. Gehen wir vom Eingangstorc nach links um die Kirche, so kommen wir zu einem Anbau (aus dem Jahre 1727 und 1728). Dieser Anbau ist die eigentliche G n a d e n k a p ellc. Die Kirche selber stammt schon aus dem Jahre 1498. Vom Eingangstore nach rechts gehend finden wir etwa in der Mitte der Scitenwand den Turm, während sich weiterhin gegen rechts der Friedhof an die Kirche anschließt. Bei diesem Friedhöfe fielen uns längs der Mauer 14 schön gearbeitete Kreuzwegstationcn auf. Fünf aus Ratschinger Marmor gefertigte Wcihbrunnbcckcn schmücken dessen Längs¬ seite und sind eine stille Erinnerung, den armen Seelen zu lieb ein paar Weihwassertropfcn versprengen zu wollen. Beim Eintritte in die Kirche fällt uns gleich rechts eine lebensgroße oder vielleicht überlebensgroße Statue der Roscnkranzkönigin in die Augen, die hier gleichsam Pförtnerin zu sein scheint. Ferner sehen wir an der uns gegenüberliegenden Kirchcnwand eine Llnzahl kleiner, ganz gleich großer, mit Ql- Z4 Trens, Gesamtanblick; im Hintergründe Stubayer Alpen (bis 3500 m). 530 sfs sfs Ess sfs sfs sfs sss sfs sfs sfs Ess Sfs sfs sss sss sss sfs Trens sfs SsDsf-> sfs sfs sft> sfs sfs sss sfs Sfs sfssssSfssfs EfTsfs 8ss färbe gemalter Votivbilder, die in ununterbrochenen Reihen über- und nebeneinander hängen. Die Kirche hat mittlere Größe; wir schätzen ihren Fassungsraum auf 1200 bis 1500 Personen. Die Bauart ist, wie sich im Innern deutlicher zeigt als am Äußern, gotisch. Der Äoch alt ar ist ein würdiges Meisterstück, bei dem be¬ sonders der oberste Aufsatz sowie der von einem geschmack¬ vollen Baldachine herabwallende, das Altarbild einschließende Vorhang unsere Aufmerksamkeit erregt. Die malerische Aus¬ stattung der Decke (des Plafonds) kann unsere Zustimmung in nur geringem Maße finden. (Die Gemälde sind von M ö l k.) Wenden wir endlich unser Auge demjenigen Gegen¬ stände zu, dem ja schließlich unser Besuch hier gilt, nämlich dem Gnadenbilde, so finden wir dieses, wie schon früher erwähnt, in einer durch ein Gitter abgeschlossenen separaten Seitenkapelle, die sich durch ihre Bauart (Kuppelbau) von der Äauptkirche wesentlich unterscheidet. In dieser Kapelle erhebt sich, fast die ganze Rückwand ausfüllcnd, der marmorne Altar, auf besten oberen Gesimsen jubilierende Engelei n die Gottesmutter in ununter¬ brochenen Liedern zu preisen scheinen. In der Mitte des Altaraufsatzes thront, die umhüllenden Prunkgewande flügel- Trens, der Gnadenaltar. Trens, Gnadenkirche mit Friedhof. artig ausgebreitct, das herrliche Gnadcnbild. Es ist eine zirka 120 cm hohe Marienstatue. Die Muttergottes steht und hält im rechten Arme ihr göttliches Söhnlein. Das Knäblein ist überaus bausbackig, die Mutter blickt ernst und milde nicht auf das Kindlein, sondern gleichsam auf die vor ihr ver¬ sammelten andächtigen Verehrer hernieder. Das gekrönte Äaupt umfunkelt ein Kranz von zwölf Sternen, während überdies goldene Strahlen nach allen Richtungen hin lichtes Geflimmer verbreiten. Wer dieses Gnadenbild geschaut, wird sicherlich mit uns im Arteil übereinstimmen und sagen: Es ist ein herrlich Stück! In der Sakristei der Kirche befindet sich eine Statue der schmerzhaften Mutter von ansehnlichem Kunst¬ werte. — And noch eines wollen wir, weil es uns gefallen hat, nicht unerwähnt lassen: Beim Ausgange gegen das Dorf hin halten nebst dem Tore der Friedhofmauer auf zwei Säulen zwei gar liebliche Gestalten treue Wache: Äerz Jesu und Äerz Mariä; nämlich zwei Statuen, die in Farben ge¬ faßt diese uns so heiligen Geheimnisse znr würdigen Dar¬ stellung bringen. Wir scheiden hiemit von dem lieblichen Gotteshause und wenden unsere Aufmerksamkeit dem zu, was uns Sage und Geschichte über die Vergangenheit dieser ehrwürdigen Gebetsstätte zu berichten weiß. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. Arsprungslegenden. Die Wolkenschleier großer Ansicherheit verhüllen neidisch die Anfänge dieses trauten Ortes, und nur der Legende matt leuchtende Strahlen lassen uns hie und da einen klärenden Blick in längst verschwundene Zeitläufte werfen. Etwa um das Jahr 500 nach Christi Geburt soll in jenen stillen Tälern Tirols ein heiliger Sendbote Christi, der heilige Valentin, des Evangeliums Freuden- gss Ess sfs sfs Sss sfs sfs Efs sss sfs sss sss Ess Ess Efs sfs sfs Ess Ess Trens Efs sss sfs Efs sfs Efs Ess sfs Ess sfs Efs sss sfs sfs sfs sfs sfs 5Z1 botschaft verkündet und so den christlichen Glauben in diesen Gegenden erweckt haben. Diese Nachricht erscheint um so leichter glaubhaft, als es über allen Zweifel erhaben ist, daß gerade Tirol sich einer sehr frühen Christianisierung er¬ freute (vergleiche die Wallfahrtsorte Gäben, San Romedio, Gerfaus). Ferner ist cs ganz bestimmt, daß ehemals oberhalb des heutigen Ortes Trens an der Berglehne eine Straße von Flans über Vallgenein nach der nahen Burg Sprechen- stein führte. Da nun späterhin die heutige Gnadenstatue im angemuhrten Schutte eines Wildbach cs in der Nähe des Dorfes aufgefunden ward, so liegt die Vermutung nahe. deutsch nichts anderes heißt als:'„Wi ld b äch e" oder auch „Wasserstürzc". Mit diesem Namen wurde die Örtlich¬ keit schon im 9. Jahrhunderte urkundlich bezeichnet, während späterhin der erste Name in Trentes und Trens es, endlich in das kurze Trens überging. Doch was dem Dorfe Gefahr und Schaden in Hülle und Fülle brachte, das brachte ihm auch seinen größten Segen: Das Gnadenbild. Wie wir früher angenommen, kam ja das Gnadenbild eben durch solch einen wilden „Torrens" (Sturzbach) ins Tal hernieder und ein weiterer „Torrens" wurde die Veranlassung zur Auffindung der vcrmuhrten Statue. Als nämlich die Wasser drohend das letzte Dorfhäuschen bedrängten, suchte daß an jener erwähnten Bergstraße an passender Stelle ein kleines Heilig¬ tum gestanden sei, wie es eine frühere christliche Generation sich erbaut hatte; vielleicht war dieses Heiligtum eine der ältesten Kapellen des Landes über¬ haupt. Dann also mag jenes Angcwitter, dessen Spuren bis heute noch immer erkennbar sind, herniedergegangcn sein, die Kapelle zusammengerissen und mit ungeheuren Lawinen¬ massen talwärts getragen haben. Auf diese Art könnte die heutige Gnadenstatue an ihre spätere Fundstelle gekommen sein. Wenn nun dadurch der Vorgang in ganz natür¬ licher Weise dargestellt erscheint, so wird das gläubige Gemüt dennoch die tadellose Erhaltung dieses zarten Äolzgebildes mitten in einer nieder¬ stürzenden Masse von Geröll, Fels¬ blöcken, Holzstämmen und dergleichen dankbar einer besonders gütigen Vor¬ sehung des allmächtigen Gottes zu¬ schreiben. Die Auffindung der Statue der geängstigte Hausbesitzer mit Hilfe einiger Nachbarn dem wilden Elemente einen alten halbverschütteten Graben zum Abzüge frei zu machen, um so selber Luft zu be¬ kommen. Aber siehe da: als sie den alten Graben beinahe ganz ausgehoben hatten, fanden sic zu uutcrst ein be¬ maltes Äolz: die Maricnstatue, die heute in der Gnadcnkapclle zur Ver¬ ehrung ausgestellt ist. Das war dein Bauer wohl ein erwünschter Fund und mit Freuden trug er das Geschenk des Himmels in seine bescheidene Wohnstube und stellte es mit Ehrfurcht auf und verrichtete davor seine Andacht; aber schon am nächsten Morgen war cs nicht mehr vorhanden. Man suchte cs mit Eifer — der eine erzählte davon dem andern — und nicht lange hatte man die Entdeckung gemacht: „Das Bild steht ja in der kleinen Dorfkapelle!" Darob gewaltiges Erstaunen: wer hat das Bild in die Kapelle getragen? Aber kein Mensch wußte davon etwas zu sagen. Da eilte der glückliche Finder Wie lange das heute so ver- Trens, das Gnadenbild obne Prunkgewande. sinnend zum Pfarrer nach Stilfes. ehrte Bild ini schützenden Erdreiche Der ließ sich die Sondcrmär erzählen gelegen sei, darüber fehlt jegliche Angabe. Auch der Zeit- und ging dann selber hin, um sich zu überzeugen. Er nahm das Punkt der legendenhaften Auffindung, die wir sofort be- Bild von der Kapelle hinweg, trug es abermals in des Bauers richten werden, entzieht sich einer sicheren Beurteilung, ob- Schlafkammer, verschloß die Türe, versiegelte sic ü'vhl er mit einiger Wahrscheinlichkeit in das l 4. Jahrhundert und ging in seinen Pfarrhof Schon am nächsten Morgen nach Christus verlegt werden kann. Jedenfalls wird im ward er zum Mirakel gerufen: zum neuen Marienbilde 2ahre 1345 die Marienkirche in Trens schon in der Dorfkapelle! Die Kammer des Bauers aber urkundlich erwähnt, so daß dieses Jahr als Arsprungs- lahr des Wallfahrtsortes angenommen werden kann. Am die eben genannte Zeit herum trug es sich zu, daß abermals ein heftiges Anwetter über das Dorf Trens hcrmcderging. Wenn wir dem Namen des Örtchens trauen wollen, so scheinen derartige Naturereignisse gerade dort keine Seltenheit gewesen zu sein. Kommt ja doch der Name -irrens von dem lateinischen „torren tes" her, was zu trug unverletzt ihre Siegel, und als man sie brach und ein¬ drang, war kein Bild mehr vorhanden. Aber der Menschen¬ geist ist ein Geist voll des Mißtrauens und Zweifels und daher schritt man zur nochmaligen Probe und versiegelte abermals das Bild in der Kammer; der Erfolg war der gleiche: der nächste Morgen sah die Maricnstatue in der Dorfkapclle! Das war Aufregung, Freude und Jubel in Trens und in der ganzen Amgebung! Man eilte zum neuen Bilde der 34* 532 Ess Ess sfs sfs Efs sfs sfs sfs sss sfs sfs Ess sfs Ess Ess Ess Ess Trens EsssfsEssssDssssfssssssTEssEssEsssssEssEssssDSsSEssEssE^ Gnade und IN kürzester Frist wußte man von auf¬ fallenden unerklärlichen Mirakeln zu berichten, so daß das ganze Tal der Limmelsfrau dankte, daß sie huld¬ reich eingezogen und sich hier eine Stätte erkoren, wo sie helfen wollte den Schwachen, trösten die Betrübten, segnen alles Volk, das zu ihr sich wandte. Das ist die schlichte Arsprungslegende des Wallfahrts¬ ortes Trens. Der geheilte Blinde. Folgendes Ereignis aus der ersten Gnadenzeit des Ortes Trens mag hier besonders berichtet werden, erstens deshalb, weil eine übernatürliche Mahnung einen fremden Pilger von sehr weiter Ferne nach Trens weist und zweitens, weil man annimmt, daß gerade dieses Vorkommnis ausschlaggebend für den Neubau einer größeren Kirche daselbst ge¬ wesen sei. Doch lassen sich keine bestimmten Jahreszahlen angcbcn. Das Ereignis ist folgendes: Als einst ein frommer Pilger, der nach Rom zu den Gräbern der Apostel gewallt war, seine Leimreise antrat, hatte er das Anglück durch ein schnell herein¬ brechendes Augenleiden gänzlich zu erblinden. Das war großer Jammer für ihn ; in heißen Gebeten flehte er zu Maria, auf die er besonders vertraute. messe in der Marienkirche, und zwar für jeden Dienstag. Diese Stiftung konnte späterhin aus ver¬ schiedenen Arsachen nicht immer genau eingehalten werden weswegen sie im Jahre 1717 durch neuerlich hinzugefügtes Stistungskapital von einem Nachkommen des ersten Stifters neuerdings ins Leben gerufen wurde. 1443 stiftete die Gemeinde Trens zu Ehren der Mutter¬ gottes eine tägliche Frühmesse für alle Wochen¬ tage mit Ausnahme des Dienstages (für den schon durch die erste Stiftung gesorgt war). Diese Stiftung setzt wohl eine merkliche Steigerung des Wallfahrtsverkehres voraus. Äbrigens gab es an den hohen Marienfesten schon seit un¬ vordenklichen Zeiten immer feierlichen Gottesdienst vonseite der Pfarrgeistlichkcit zu Stilfes. 1498 wurde über Anregung des sehr eifrigen Pfarrers von Stilfes, Johannes Aerb, die gegenwärtige Wall¬ fahrtskirche er¬ baut. Auch wurde durch Bemühung des¬ selben Pfarrers eine große Tafel gemalt, auf welcher eine nicht unbeträchtliche Anzahl von verschiedenen auf¬ fallenden Ereignissen im Bilde dargestellt waren, die in späterer Zeit noch ergänzt wurden. Diese Wun¬ dergeschichten waren durchwegs solche, deren Veröffentlichung von bischöflicher Seite ge¬ stattet worden war. 1648 (also im Schlußjahre des Drei¬ ßigjährigen Krieges) Trens, Holzschnitzerei in der Sakristei. NM Lilfe. Da hatte er in der Nackt ein Traumbild, das ihm befahl, nach Trens zur Marienstatue zu wallen. Froh des Befehles begann er zu fragen, wo denn dieses Trens zu finden wäre. Niemand wußte davon; erst bis er auf Tiroler Gebiet gegen Trient gekommen war, wies man ihm den rechten Weg. Mit Freude begab er sich hin und bei der Annäherung bemerkte er die beginnende Wiederkehr seiner Sehkraft. Betend vor dem Bilde ward er völlig und für immer gesund. Weitere Ereignisse. Wenn alles bisher Erzählte mehr oder minder legenden¬ haft war, so sind die folgenden Daten dafür vollbcglaubigte historische Tatsachen. Wir bringen sie nur in kurzen klaren Andeutungen. 1345. Erste urkundliche Nennung einer Marienkirche in Trens. 1407. Konrad Trautson, Besitzer des nahen Schlosses Sprechenstein stiftete um dieses Jahr die erste feste Wochcn- wurde in Stilfes der sogenannte „Kaplan von Trens" eingc- führt, ein Priester, der äußerlich als Pfarrkaplan von Stilfes galt, dem aber die gesamte Obsorge für die Filialkirche anvertraut war. 1727 wurde eine neue Gnadenkapelle zu bauen begonnen, damit dem hochverehrten Gnadenbilde künftig ein besserer Platz zu eigen wäre; bisher war es ja nur auf einem Seitenaltare der Lauptkirche zur Verehrung ausgestellt gewesen. Zn einem Jahre war der Bau fertig, und so konnte denn am 30. März des Jahres 1728 unter großer Feierlich¬ keit die Inthronisation des Bildes auf dem neuen Ehrenplätze vor sich gehen. Nach 100 Jahren wurde dann das Jubiläum dieses wichtigen Tages festlich begangen. 1786 endlich wurde in Trens eine eigene Ex- positur errichtet, so daß nun ein Priester für beständig in Trens Wohnung nahm und dort im Namen des Pfarrers von Stilfes die Seelsorge ausübte. Er führt noch immer den Namen: Kaplan von Trens. Seit dieser Zeit hat die Geschichte dieses stillen Gnaden- ortcs keinerlei hervorragende Denkwürdigkeiten auszuwcijcn. gft> sfs sfs sfs sfs sfs Efs sfs sss Ess Ess Efs sfs Ess sfs sfs sfs sfs sfs Trens Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs Ess sss Ess Ess Ess Ess sfs 5ZZ Der liebliche Wallfahrtsort „Maria-Trens" wird be¬ sonders von kreuzbeladenen Müttern und solchen aufgesucht, die einmal ungestört recht innig und aufrichtig ihr Lerz aus- schüttcn und beten möchten. Die dankbaren Pilger äußern sich immer wieder voll Begeisterung: „Wie gut läßt es sich doch beten in Trens!" Das traute Peiligtum findet darob auch weit und breit warme Verehrer; aus Deutschland und Italien, selbst aus Amerika erhielt der jetzige Kaplan schon Briefe, worin das Lob der „Mutter von Trens" in dankbarer Begeisterung Ausdruck fand. Die Gebetserhörungen sind auch sehr zahlreich und finden nicht nur in den ungezählten Weihegeschenken, sondern auch in vielen Zuschriften an den Seelsorger dankbare Bestätigung. Statistisches. Nächste J u b i l ä u m s j a h r e: 1928 200jähriges Jubiläum der Inthronisation des Gnaden¬ bildes in der Gnadenkapelle. 1945 600jähriges Jubiläum der ersten Nennung des Wall¬ fahrtsortes. Ständige Priester: 1 Kaplan in Trens, Dekan und Kooperator in Stilfes. Leilige Messen fremder Priester 'jährlich: 120. Kommunikanten jährlich: 8000 «samt Einheimischen bis 20.000). Besucher jährlich: 10.000. Geschlossene Prozessionen jährlich: 7. Lauptsest: Mariä Limmelfahrt. Großer Konkurstag: Rosenkranzfest. Konkurstage sind nebstdem alle Marienfeste und mehr oder weniger alle Samstage des Jahres. Seelenzahl der geschloffenen Ortschaft Trens: 400. Ständige Devotionalienhändler: 3. Gasthäuser: 5. Der Besuch des Wallfahrtsortes ist steigend. Zufahrten. J n n s b r u ck— Trens. Schnellzug Innsbruck—Sterzing l'/s St. K 3.50. Personenzug Innsbruck—Freienfeld 3 St. X 2.70. Benachbarte Wallfahrtsorte. Trens—W e i ß e n st e i n. Eisenbahn Freienfeld — Leisers St. ic 3.10. Trens—W a l d rast. Eisenbahn Freienfeld - Matrei 1°/« St. X 1.90. Trens A b s am. Wie Innsbruck, dann Dampftramway nach Lall. Trens-M o n ta g n a g a. Sterzing—Trient Schnellzug 3 V- St. X 6.50. Personenzug Freienfeld—Trient 5 St. K 5.— . Literatur. Ott, Marianum 1716. Reg.-Mar.-Kal. 1883, Xi. Anonym, Die Wallfahrt, Brixen bei Weger (ohne Jahr; neu> 16°, 160 S. Mitt. d. Zentr.-Kom. 1902 (XXVIII), 33. Kurze Erwägung. Betrachte das Gnadenbild, wie es sich dir in der Ab¬ bildung in diesem Buche zeigt! Siche, wie alles wetteifert, die Königin, die Mutter, die Gnadenspenderin zu loben! jubilierende Engelein singen ihre schönsten Weisen: Der Sterne Schimmer, der Kronen Glanz, des Lichtes Strahlen umlcuchten ihr gebencdcitcs Paupt. Goldene Ketten zieren den Pals, wunderschöne Prunkgcwande dienen ihr zum Schmucke und auf ihrer Brust ruht ein goldenes Perz durch und durch gestochen vom gefiederten Pfeile der Liebe. Die Liebe zu den Menschen ist es, die dieses heilige Perz Mariens verwundet hat, Wohl auch die Liebe zu Dir! Sieh doch noch einmal, wie tief, wie fest der starke Pfeil im Perzen sitzt! Gebet. O Mutter der schönen Liebe, nicht umsonst soll ich Dein hehres Gnadenbild betrachten. Nicht umsonst soll mich Trens, das Gnadenbild in Prunkgewanden. der reiche Saum Deines Prachtgewandes erinnern, den Gruß zu sagen, der der schönste ist und bleibt: „Ave Vlgiia plenu!" Siehe, meine Mutter, diesen Gruß wiederhole ich verehrend vor Deinem Gnadcnbilde: Nicht ein toter Gruß ist's, sondern ein lebendiges Rufen und Beten! Nicht auf Seide und Samt, sondern im lcbcnswarmen Pcrzen klingt er; nicht vom äußersten Saume her, sondern aus der innersten Kammer meines Perzcns; nicht mit der Nadel genäht, sondern von der Zunge freudig gesprochen; nicht mit Gold gestickt, sondern mit Liebe gehaucht und gerufen. Nicht bloß einmal, sondern hundertmal, tausendmal, heute und ewig: „Ave iVluria plenu!" „Gcgrüßct seist Du, Maria, Gnadenvollc!" Amen. Kommunikanten. und ab. Von Waldneukirchen an, wo noch eine Halbe Wegstunde bis zur Haltestelle ist, hörte sich die Gemütlichkeit wieder auf. Wir verrannten uns so gründlich, und verloren so sehr jede Möglichkeit uns zurechtzufinden, daß wir nur durch eingehende Fragerei uns wieder orientieren konnten. Denn leider sind die oberösterreichischen Straßen in dieser Beziehung noch weit zurück gegen die vortrefflichen Markierungen auf den niederösterreichischen und bayerischen Wegen; ab und zu steht zwar irgend e ne Lolztasel mit einer Bemerkung, aber gerade an jenen Stellen, wo man die Äolztafel am notwendigsten braucht, steht gewiß keine da. Wir fassen alles zusammen. Sowohl von Bad Lall als auch von Grünburg und Waldneukirchen ist so ziemlich gleichweit nach Adlwang, nämlich auf jeder Strecke etwa 1^4 Stunden. Wer aber sicher gehen und sein Ziel nicht erst nach vergeblichen Irrfahrten erreichen will, der wähle die Straße von Bad Lall aus, sie ist die geradeste und jedenfalls noch am besten markierte, obzwar weniger schön als die beiden anderen Wege. Als die Menschen ganz vergaßen Ihres Gnadenbildes hier. Wollt' sie Gott beschämen lassen Durch ein armes, kleines Tier. Ameisscharen türmten schnelle Schützend einen hohen Bau, Wichen nimmer von der Stelle, Blieben treu der lieben Frau. Treu, obwohl sie nichts von, Lohne Wußten, der im Jenseits winkt. Nichts auch von der Limmeiskrone Die der M e n s ch sich dort erringt! Wallfahrtskirche und Gnadenort. Die Kirche Adlwang, die wir nach so vielerlei Irr¬ fahrten begreiflicherweise nicht gerade in der allerrosigsten Laune begrüßten, macht den Eindruck eines großen, starken, massiven, ja fast etwas schwerfälligen Bauwerkes. Insbesondere ist es der mächtige viereckige Turm mit seinen rohen Quadersteinen, der uns beinahe an eine Festung er¬ innern will. Schon von außen her erkennen wir an den großen spitzbogigen Fenstern die Bauart der Kirche, oder wenigstens des Presbyteriums: es ist die gotische. Wir betreten das Innere und gewahren nun fast auf den ersten Blick, daß diese Kirche nicht auf einmal ge¬ baut wurde, sondern daß sich hier zwei Bauarten ganz auf¬ fallend vereinigen. Denn während der vordere Teil reinste Gotik zeigt und mit seinen Deckenrippen einen prächtigen An¬ blick gewährt, ist der rückwärtige ein Machwerk aus späterer Zeit, von dem inan wirklich nicht recht sagen kann, welchen! Stile es angehört. Fast möchten wir sagen: Dorfkirchcn- sti l. Die großen eirunden Fensteröffnungen, die sich nach innen erweitern, erinnern lebhaft an die Gnadenkirche m Dreieichen. Wir begeben uns also nach vorne in den schönen gotischen Teil und bleiben, nachdem wir unsere gebührende Andacht verrichtet, betrachtend bei dem Hochaltäre stehen. Im Grunde genommen ist dieser Altar nicht gotisch, paßt also in diesen Raum nicht recht hinein, aber er ist jedenfalls schön. Ein hoher Aufbau mit einer doppelten Dar¬ stellung Unserer Lieben Frau: unten das Gnadenbild, nämlich die schmerzhafte Muttergottes mit dem toten Gottessohne auf den Knien; das Bild scheint aus Sandstein gemeißelt zu sein, ist etwa über 1 m hoch und Fußwege nach Adlwang. ir kamen bei unserem Besuche Adlwangs von Süden und zwar von Steiermark her, wo wir den Frauen¬ berg bei Admont besucht hatten, und hatten uns vor¬ genommen, in der Station Waldneukirchen aus¬ zusteigen und von dort westwärts auf der Straße gegen Adlwang zu pilgern, was wir in IV4 Stunden zu erreichen hofften. Doch der Mensch denkt und Gott lenkt. Im allerletzten Augenblicke riet uns ein dort ansässiger Herr, nicht in Waldneukirchen, sondern schon in Grünburg auszusteigen, dann den viel schöneren Weg auf dem Bergrücken bis zur großen Linde zu machen, — die große Linde, die, so sagte er, zeigt ihnen jedes Kind — und von der großen Linde führt dann ein rot markierter Weg hinunter zur Kirche. Wir horchten aus: „ein markierter Weg!" und wir dachten an unsere Prachtmarkierungen im heimischen Wienerwalde (0 Oberösterreich, wir kannten damals deine Wege noch nicht!), und unser Lerz freute sich und siegeszuversichtlich stiegen wir in Grünburg aus. Wir gingen also unseren Weg empor; seien wir ehrlich: es war ein schöner Weg durch halbschattige Obstgärten, stellen- weise durch kleine Waldstriche, dabei genossen wir herrliche Aus¬ blicke in die südlich gelegene Bergwelt der Alpenkette, aber — das Lästige dabei war, daß wir bei jedem Gehöfte, und deren gibt es viele, stehen bleiben und.uns weiterfragen mußten: „Wo geht es zur großen Linde hin?" Denn es gibt da bei diesen ein¬ samen Gehöften so viele Wirtschaftswege und Zufahrten in die Läufer, daß man den Lauptweg, der meistens auch nicht viel besser ist als ein gewöhnlicher Wirtschaftskrieg, gar schwer findet. Endlich, nachdem wir eine halbe Stunde redlich gegangen und gefragt hatten, so ost wir konnten, hatten wir richtig die große Linde nicht getroffen und kamen ein ganzes Stück weiter links oben aus dem Wald heraus. Von ferne winkte uns die große Linde. Loffnungsfroh steuerten wir nun an ihr vorüber, während unsere Blicke gierig nach der versprochenen roten Markierung suchten. Wirklich fanden wir späterhin im Laufe von weiteren 3/4 St. etwa fünf oder sechs alte „Patzen" auf den Bäumen, die wohl noch der Arahnl selig als junger Bursch hingekleckst hatte. Das hatten wir bald heraus: Auf solche Markierung war durchaus kein Verlaß. Wieder ging's an's Fragen, an's Über¬ legen, an's Irregehen, dann durch nasses Gras und weglosen Wald zurück auf den rechten Weg und — endlich waren wir doch in Adlwang. Es geht eben ohne Markierung auch, denkt sich der biedere Oberösterreicher. Aber er denkt nicht, daß dem fremden Pilger nach solcherlei Erfahrung jegliche Lust zum „Wall-Irr¬ fahrten" gründlich vergehen kann. Es sei bei dieser Gelegenheit gleich eines anderen Weges von Adlwang zur Bahn Erwähnung getan, und zwar jenes Weges nach W a l d n e u k i r ch e n, den wir ursprünglich machen wollten. Auf dem Rückwege von Adlwang wählten wir ihn uns, um die Zugänge zum Gnadenorte möglichst gut kennen zu lernen. Da fanden wir auf unserer genauen Landkarte eine Straße verzeichnet. Die ganze Darstellung ließ auf eine möglichst einfache Strecke schließen. Bis Waldneukirchen, nämlich bis zum Ort Waldneukirchen, ging auch alles ziemlich glatt: annehmbares Sträßchen durch schöne fruchtbare Gegenden freilich etwas auf ZZ4 EsS SfS SfS sfSSfc> sfT SfD. z»h. Sch°sd°ppi°r, PosMngb-rg. dieses alsogleich beim Verlaßen der Bahn seine entsprechende Fortsetzung. Aufwärts geht es zunächst zu einer großen runden Aussichtsterrasse (ein alter Festungsturm). Von der Terrasse eine Steilstiege empor zu einem kleinen mit Kastanien bepflanzten Platze. Dort finden wir eine Statue des heiligen Johannes von Nepomuk, neben ihm zwei hochanstrebcnde Zypressen; auch sie weisen nach oben. Dann weiter hinauf über eine Doppel stiege zur eigentlichen Plattform der Kirche: wir sind am Gipsel, aber noch weit über unsere kleine Menschengestalt türmt sich die imposante Barock front und links und rechts, hoch, hoch hinauf die beiden elegant gebautenTürme. So strebt hier alles nach aufwärts: der Berg, die Bahn, die Stiegen, die Bäume, die Kirche, die Türme — und der Pilger wohl auch; ja, der übertrifft sie sogar noch alle: er strebt nach dem Höchsten und Besten, nach Gott: „Lursum corckn!" Empor die Herzen! Des Österreichers Wallfahrtsorte. 35 546 SsD SsD Ess EsD SsD SjD SsD SsT SsD EsD Sss SsT SsD SsD SsD SsD PöstliNgberg §jD SsD SjT SsT SsD SsT SsD SsD §sD SsD SsD SsD SsD SsD EsD SjT SjT E^Z Mitten an der Stirnseite der Front gerade unter dem Mittelgicbel blickt ein großes, ernstes Auge hernieder: die Turmuhr. Wie viel sie geschlagen hat für den Ankömm¬ ling, diese Ahr? O, sic hat und kennt nur einen einzigen Schlag und der heißt in Menschensprache: „Ave Maria!" Denn wer immer das Glück hat, auf dem Gipfel dieses Berges zu stehen, für den ist eine jener Segensstunden ge¬ kommen, da sein Mund und sein Herz inniger als sonst beten soll und will: „Ave Maria!" Pöstlingberg. ° . V > s s Der Ausblick vom Berge. Man verzeihe uns, daß wir, bevor wir die Kirche be¬ treten, zuvor noch das Auge frei umherschweifcn lassen in Gottes schöner Natur, die sich hier wahrhaftig herrlich bietet. Von unten herauf winkt die Stadt Linz mit ihrem hohen Domturme, links und rechts schauend findet der Blick waldige, liebliche Berg kupp en, an denen hin in vor¬ nehmer Ruhe der Donaustrom seine Wege zieht. Be¬ sonders präsentiert sich vortrefflich der K ü r en b e rg - W a l d (angeblich stand dort die Burg der Ritter von Kürenbcrg, wovon einer als Sänger des Nibelungenliedes genannt wird), auch Wilheringerwald genannt, weil an seinem nordwestlichen Abfalle das Stift Wil Hering liegt. Nun aber verliert sich das Auge in die Ferne. Vom nahen dunklen Pfennigberge ausgehend, beginnt es die stolzen Höhen am Horizonte einzeln ins Auge zu fassen und sie zu erkennen und zu nennen. Da grüßt gerade noch mit einem Käppchen der nieder-österreichische Schneeberg, nicht weit von ihm bedeutend mächtiger der Ötscher, dann im Vordergrund der liebe Sonntagsberg und gleich neben ihm der steirische Hochschwab. Nun kommen die stolzen hochragenden Ennsberge, unter denen das B u ch st ein m a ssiv sich kräftig vorhebt; weitersuchcnd erblickt man den Pyrgas und das Warscheneck und dann die beiden kühnen Felsen- spitzen des kleinen und des großen Priel. Auch der Dachstein hat sich eingestellt, um uns Grüße zu senden, während gleich neben ihm der bedeutend nähere Traun¬ stein ziemlich groß tut; bei reiner Fernsicht, nament¬ lich im Spätherbst, werden auch der Watzmann, der Anters berg und der hohe Staufen sichtbar. Za, wahr¬ haftig : es ist ein herrlich Stück Land, das uns der Pöstling- bcrg erschließt. Die Gnadenkirche. Wir haben die Front dieser Kirche schon zuvor gelobt. Doch hat sie zum Gegensätze von vielen anderen ähnlichen Bauwerken nur leere Flachnischen im unteren Teile, während das obere gemauerte Stockwerk der Türme ein großes Halbrundfenster und darüber einen dreieckigen Abschlu߬ giebel über reichlichem Gesimse zeigt. Die beiden Helme der Türme, sie sind erst 1891 er¬ baut worden, haben unbedingt ihre Eigenheit und unter¬ scheiden sich auffällig von anderen üblichen Formen. Beson¬ ders die quadratischen durchsichtigen Glockenkammcrn mit den nach oben hin abschließenden Rundbögen sind sehr charakteri¬ stisch. Sie sind gewiß schön zu nennen. Im übrigen zeigt das Bauwerk der Kirche nach außen hin recht einfache Formen und keinerlei Schmuck; die Kreuz es form der Kirche ist allerdings auch von außen schon stark markiert. Das Innere derKirche betretend, fühlen wir uns schon beim ersten Anblicke sehr befriedigt. Wir haben eine mittelgroße Barockkirche vor uns, die sich durch eine nach¬ drücklich hcrvortretcnde EinheitlichkeitinBauart und Schmuck sehr empfiehlt. Wie groß sie sei? Man hat uns versichert, daß bei einer Mission die angesammelten Leute abgezählt wurden und daß sich hiebei die Zahl 4000 ergab. Wir sehen keinen Zweifel in diese Angabe. Da wir aber den Fassungsraum unserer Kirchen doch mit etwas anderem Maßstabe messen, als der Kaufmann das Häringfaß, so haben wir bei einer Annahme von 3000 Personen Fassungsraum (samt Ncben- räumen) der Kirche gewiß kein Anrecht getan. Die Form ist jene in kleineren Barockkirchen so be¬ liebte : Vier Kreuzesbalken mit abgestumpften Verbindungs¬ teilen zwischen je zweien dieser Balken. Vor diesen schrägen Abstumpfungen sind danw Seitenaltäre angebracht. Die Wände sind mit vielen bloß gefärbelten Pilastern geschmückt, die ihrerseits wieder unter den breiten durch- sfs sfs sfs sfs sfs sfs sfs Efs Efs Ess sfs Ess sfs Ess Ess Ess sfs Efs Pöstlingberg Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess Ess sfs sss sfs sfs sss sfs Ess Ess 547 laufenden Gesimsen schöngeformte Kapitäler tragen. Die Flachkuppeln der Decke zeigen in schönen Stukkornamentcn Bilder -Medaillons von großer Anmut. Die beiden Kuppel-F re s ko - G e m ä l d e sind eine der letzten Arbeiten des im Jahre 1907 verstorbenen Andreas Groll, Pro¬ fessors der Kunstgewerbeschulc des Wiener Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Das eine im Mittelschiff stellt dar die Schmerzen Mariä sowie ihre Aufnahme und Krönung im Himmel; — das andere im Presbyterium die Vision des Propheten Ezechiel, welcher Maria in den Wolken als Königin des Kümmels erblickt, während unter ihm die alte Welt in Trümmer sinkt .. Das schönste Stück der Kirche ist der Hochaltar, der vorzüglich in den ihm angewiesenen Raum hincinpaßt und die Kirche effektvoll abschließt. Besonders die Mittel¬ hätte. Dreimal bestieg er nebst anderen Höhen zu diesem Zwecke den Pöstlingberg und fand endlich beim dritten- male ein neu aufgestelltes Wetterkreuz auf der Bergcsspiye. Sofort beschloß er, sich die Bewilligung geben zu lassen, bei diesem Wetterkreuze sein Bild anbringen zu dürfen. Die Erlaubnis war leicht zu haben und so ließ er denn am ersten Adventsonntage 1716 die Statue hinauf- bringen und sorgte dafür, daß zum Schutze gegen die Un¬ bilden des Wetters eine einfache Schuhhütte darüber ge¬ baut würde. Dies also war der bescheidene Anfang des Wall¬ fahrtsortes Pöstlingberg. Bau der Kirche. Anfangs wurde von dem neuen Bilde kaum gesprochen. Kwlzschlägcr und Schwämmcsucher waren cs, die etwa ab gruppe, das Gnadenbild und seine Umgebung, verdient volles Lob. Anter einem leuchtenden breiten Gold¬ kreuze, um das herum rings die Engelcin auf Wolken die Leidenswerkzeuge Christi tragen, sieht man das eindrucksvolle Gnaden¬ bild, ein holzgeschnitztes Vesperbild von etwa 90 cm Höhe. Aber dem Bilde ein Stoffbaldachin. Ganz oben, wieder sehr prächtig aus- geführt, die Figur des ewigen Vaters unter einem halb¬ kreisförmigen großen Bogen. Die sehr breiten Gesimse zu beiden Seiten des Altares, sowie seine Säulen rahmen dieses Mittclbild wunder¬ schön ein. Pöstlingberg, Inneres der Wallfahrtskirche. Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes. A r s P r u n g. Anser Pöstlingberg gehört jedenfalls zu den neueren Gnadenstätten. K>at er ja doch noch nicht einmal die ersten zweihundert Jahre hinter sich. Im Jahre 1716 war es, als ein frommer Mann, Franz Obermayer, der bei den Kapuzinern das sogenannte Amt eines Ausgchers innehatte, durch die Lesung des Leidens Christi so sehr gerührt wurde, daß er sich alsbald entschloß, ein geschnitztes Bild der schmerzhaften Mutter anfertigen zu lassen und selbes irgendwo an einer geeigneten Stelle zur öffentlichen Verehrung aus¬ zusetzen. Die Schnitzerei vollführtc der Holzschnitzer Jobst aus Linz. Lange konnte der fromme Obermayer keinen rechten Platz finden, der ihm für fein neues Bild so recht zugejagt 9 Wir bemerken, daß dieser Künstler Groll derselbe ist, der auch die Wallfahrtskirche in Laindorf so herrlich schmückte; Kunstproben seiner Meisterhand findet der Leser hier in diesem Buche beim Abschnitte über Laindorf reproduziert. und zu ein kleines Gebet vor dem schönen Bilde verrichteten. Aber mit der Zeit wurde es mehr bekannt. Es begab sich nun nach vier Jahren, daß eine ganz gelähmte Frau aus dem benachbarten Schlosse Hagen ein besonderes Ver¬ trauen zu dem Vesperbild am Wetterkreuze faßte und sich zweimal eigens hinführen ließ. Gott segnete ihre Fahrt, so daß sie beim ersten Besuche die eine, beim zweiten Be¬ suche die andere Krücke an Ort und Stelle zurück¬ lassen konnte und vollständig hergcstellt wurde. Dieser Vorfall machte das Bild auf der Bcrgeshöhe weit und breit bekannt und man begann mit Vertrauen hcrbcizukommen. Nun schrieb auch Graf Stark) cm berg auf Wild- bcrg seine Genesung von langer Krankheit nur der Für¬ sprache der schmerzhaften Mutter Maria zu und entschloß sich zum Danke dafür aus eigenen Mitteln auf dem Berge eine Kirche zu erbauen. (Wie groß mag das Leiden, wie groß die Freude über die Heilung gewesen sein, wenn es den Grafen zu solch einem Opfer veranlassen konnte!) 35* 548 SsTSsDSsTSsTS^DS^DS^TS^DS^DS^DS^DS^DS^DS^DSsDSsD PöA!iNAhb1,'H SsD SsD SfD SfD SsT SsD SsD SsD SsT SfT SfD SsD S^T SsD SsD S^D S^D S^D Im Jahre 1738 begann er das Bauwerk und konnte es tatsächlich bis zur Wölbung fertigbringen. Dann raffte ihn der Tod hinweg und der Sohn trat an die Stelle des Vaters und vollendete dach was dieser begonnen hatte. Im Jahre 1747 konnte endlich das Gnadcnbild in die neue Kirche übertragen werden. Jener Obermayer, der cs vor 31 Jahren auf den Berg gebracht hatte, genoß die hohe Freude, es nun auf eigenen Armen in die neue Kirche bringen zu dürfen. Aber erst im darauffolgenden Jahre (1748) wurde die Kirche bene- diziert und das erste heiligeMeßopfer daselbst dargebracht. 1948 200j. I. der Benediktion der Kirche. Ständige Priester: 1 Pfarrer und ein Aushelser. P e i l i g e Messen fremder Priester jährl.: 50 bis 6g. Kommunikanten: 6000. — Besucher: 200.000. Geschlossene Prozessionen jährlich : 15. Lauptsest: Schmerzhafter Sonntag (September). Ständige Devotionalienhändler: 2. — Gasthäuser: 4. Der Besuch ist steigend. — Nationalität deutsch. Zufahrt. Wien W.-B.—Linz. Schnz. 3Vs St. K 8.80. Personen- zug 5Vs St. K 6.70. Weitere Ereignisse. Der edle Graf dachte daran, neben der Kirche ein Kloster auf¬ Benachbarte Wallfahrtsorte. Pöstlingberg— (Linz)—P u p p i n g. 5 Gehstunden über zubauen und es den Paulinern zu über¬ lassen, weil er diese als besondere Ver¬ ehrer der allerseligsten Jungfrau Maria erkannt hatte. Doch es sollte anders kommen. Verschiedene Ursachen trugen dazu bei, daß der geplante Kloster¬ bau unterblieb und daß anstatt der Ordensleute ein Weltpriester als ständiger Kaplan hier Woh¬ nung nahm. Im Jahre 1785 wurde die Kirche zur Pfarrkirche ernannt. Ein Jahr hernach, am Feste der Heimsuchung Mariens 1786, erhielt die bisher nur einfach bencdizierte Kirche die feierliche Konsekration. Schließlich noch ein Vorkomnis aus allerjüngster Zeit. Eine besondere Ehre und Auszeichnung wurde nämlich dem Pöstlingberg und der Wallfahrtskirche daselbst durch die großartige Prozession zuteil, welche zum Schluffe des Katholikentages in Linz am 17. August 1913 hieher stattfand. Die Menge der Teilnehmer und Zuschauer wurde von den Zeitungen auf 25 bis 30.000 geschätzt. Pöstlingberg, Gnadenbild. Efferding oder Aschach. Per Bahn über Wels und Efferding. Pöstlingbg —(Linz)—Falls b ach. Dir. Fahrt bis Gunskirchen. 1 V-St. K 1 .10. Literatur. Kolb, Marianisches Oberöster¬ reich. — Geschichte und Gebete. Anonym, Verlag Schöfdoppler, Pöstlingberg. 24°, 48 S. - Austria-Kal. 1847, S. 104. — Pillwein, Beschreibung von Linz. S. 339. — Ave Maria, Linz, V, 185. — XII, 127. — XIII, III. — XV, 21. — XVI, 41. - Reg.-Mar.-Kal. 1902, IX. Kurze Erwägung. - Kein Wallfahrtsort von all denen, die wir geschaut haben, hat einen so mächtigen Kreis von Boll¬ werken der Kriegskunst um sich wie der Pöstlingberg seinen Kranz von Festungstürmen. Aber nicht mehr sind sie Pilssstätten des blutigen Kampfes, sondern sie sind dem phantasiereichcn dichterischen Gemüte höchstens große Rosen, mit denen der Pöstlingberg sein Paupt umschlungen hat zu Ehren der Rosenkranzkönigin, die auf ihm zu wohnen sich würdigte. Möge die GebetscrhörUng. Vieljähriges Nervenleiden geheilt. In meinen Schuljahren war ich von einem schweren Nervenleiden befallen, welches sieben bis acht Jahre hindurch andauerte. Trotz verschiedenster angewandter Mittel erwies sich menschliche Pilse als vergeblich. Da gelo bten meine Eltern, eine jährliche Wallfahrt zur schmerzhaften Mutter auf den Pöstlingberg zu unternehmen und o Wunder! — von der S t u n d e d e s G e lö b n i ss e s air bis zum heutigen Tage (19 Jahre) hat sich dieses ehemals so hart¬ näckige Äbel nicht im geringsten mehr gezeigt. Gesagtes beruht auf strengster Wahrheit. EwigerDank sei Gott für seine erbarmende Pilse und der schmerzhaften Mutter für ihre mächtige Fürbitte! Lindach-Allhaming, 1899. Ignaz Windischbauer. Statistisches. Näch st e J ub i l ä u m s j a h r e: 1916 200j. I. der Entstehung. gnadenreiche Verehrung Mariens gefestigt sein durch unein¬ nehmbare Bollwerke, möge sie blühen, wachsen und bestehen bis ans Ende der Tage! Gebet. O schmerzhafte Mutter, die Du auf Bergeshöh', gleich¬ sam entweichend dem menschlichen Getriebe, Deinen Thron aufgeschlagen hast, wolle uns, die wir zu Dir fliehend unsere Leiden Dir verkünden, mit gnädigem Mutterblicke ansehen, dainit Dein Blick uns tröste, stärke und ermutige. Lehre uns, v Mutter, stets zur Pöhe zu streben und niemals erdwärts! Lehre uns im Pinblicke auf Gott und Ewigkeit alles was der Vater schickt, in christlicher Geduld aufzunehmen und zu tragen, damit wir einst gewürdigt werden, auf jenem heiligen Berge für ewig zu wohnen, wo Du mit Deinem Sohne schon heute in endloser Seligkeit Dich freuest. Amen!