UWMMNNÄ« M lür Annst^ Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermaunsthal. .M IO. Montag am 2?. Juli 184Q Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Wo! ein halber Noaen. Der Preis des Nlaltes ist in Laibach ganziähria 6, h»!biähr,g ?> fi. Durch die s. t. Post unier llnuvert mit vortofre,er Zusendung aanzjährig », lalbiäbrig 4 st. C.M., und wird dalbjähria »Krau«, bezahlt. Alle t. l. Postämter nebme» Pränuinerailon an. I n Laibach »ränumerirl man beim Verleger am Raan, Nr. >yn, im ersten Stocke. Hie nächtlichen Krieger. Obcrstcicrische Sage. ') ^^>n Wald von dichten Eichen umdämmert' einst die Mur, D'rin sab man seltner Zeiche» geheimnisvolle Spur i Manch' Nildniß falscher Gi'itcr, manch' blut'ge» Opferstei». Und roher Heiden Lieder durchschüiterten de» Hai». Der fromme Bischof Ruper t von Salzburg law daher: Bald standen die Götzen nimmer, bald stand der Hain nicht mehr; D» mußten die Eichen sinken zur Buße, daß sie so lang Beschallet so blut'ge Opfer, belauscht so wilden Gesang. lind so Viel Blatter winkte,! im zweigcreichc» Wald, So viele Aehren blinkten am Feld statt der Eichen bald; Und wo mit schwarzer Seele das Volk der Heiden lag, Pries nun der Christen Kehle den jungen Frcudcntag. Doch als nach Jahren wieder der fromme Ruper t kam, Da sah er vom Berg wohl nieder auf's Feld mit tiefen Gram: Zerstört ist und Vernichtet, so weit sein Auge schaut, Was er mit Lieb errichtet» was er mit Kraft gebaut. Zerwühlt ist Acker und Wiese, zertrümmert Kirch' und Haus, Nicht wagt sich der Christen Häuslein aus Kluft und Wald heraus. Das greift ihm i» die Seele, da ruft'-s in ihm uiit Macht' »Es ward mit Gott begonnen, es sei mit Gott vollbracht!" Da geht er von Berg zu Berge und hebt die Bedrängten empor/ Umsonst nicht schallt begeistert sein Wort zu ihrem Ohr; Sie raffen sich auf, zu streiten für Gottes Ruhm und Ehr', Vertrauen ist ihre Waffe, Gebet ist ihre Wehr! Hohnlachend seh'n die Heiden das kleine Häuflein nah'», Sie steh'» in Stahl und Eise», es würdig zu emfah'n, Sie stürmen mit Kolben und Keule» zu Roße d'ran und d'rauf, Sie rufen mit wilde», Heulen all' ihre Götzen auf. Da braust ein gräßlich Getümmel, die Luft ist von Blitzen erhellt. Da spaltet sich der Himmel, da spaltet sich das Feld, Hinnnler taumeln die Reiter in's sinst're Grab in, Nu , — D'rauf schließt der Abgrund wieder die schwarzen Lippen zu. Und aber »ach langen Jahren am heiligen Rupertstag, Da scholl's noch dumpf aus dem Boden wie rasselnder Schwertelschlag;" Und legte der Landmann lauschend an's Eichfeld dann sein Ohr, Da llong's wie wildes Heulen aus tiefer Erd' empor. Und wenn er in finst'ren Nächten hinaus vor die Hütte sah. Da regt' es sich an den Ufer», d» wiehert' es fern und nah'. Auf schwarzen schnaubenden Rossen durchsaust' es wülhend die Nacht, Mi t bläulich blitzenden Lanzen, in fremder, schauriger Tracht. »Das sind die Heidcnreitcr! Weh' dem, der hinaus sich wagt!" — So sprach,sich bekreuzend, der Landmann,—»sie machen »uf Christen Ioad"" ^ Nun ist der Spuck verschwunden, — g»r lieblich grünt das Thal, Die Kirchlein glänzen friedlich im Morgensonnenstrahl. — Job. Gab. Sei'dl. Der Savestrom in Krain. 'Topographisch-statistisch dargestellt von Kar l Premier » (Fortsetzung.) Ungeachtet die Geschichte späterer Zeit über die Ver­hältnisse des Handels und der Savebeschiffung in unserem Vaterlande gänzlich schweigt, so ist doch immerhin zu »er­muthen, daß die Wichtigkeit der Save und ihre Beschif­fung unter solchen Regierungen, denen das Land und des­sen Handel am Herzen lag, auch gehörig beachtet worden sein, und daß dieser Strom als eine, durch seine Verbin­dung mit der Donau und den ostlichen Ländern sehr wich­tige Wasserstraße, fortan Handelsschiffe auf seinem Rücken getragen, und die Anerkennung seiner Wichtigkeit in mer­cantilischer Hinsicht nie verloren haben wird, wenn auch die Schiffahrt auf demselben wegen mannigfaltiger örtli­cher Hindernisse nur auf kleinen Schiffen betrieben werden konnte. Nur erst dem letzten Habsburger, Kaiser Karl vi,, war es vorbehalten, bei seinen großartigen, allenthalben mit kaiserlicher Munificenz getroffenen Anstalten für Han­del, Wissenschaft und Kunst, auch die Save für größere Schiffe fahrbar zu machen. Noch unser Topograph, der nie genug zu würdigende Freiherr Weichard Valvasor , erzählt von den großen Hindernissen, welche der Saveschiffahrt zu seiner Zeit ent­gegen standen, und mit welchen Gefahren, und. Beschwer­den die Beschiffer, dieses Stromes zu kämpfen hatten.- Vor­züglich schauerlich werden, von ihm der...sogenannte weiße Schwall (bell l5li»i>), und die .übrigen, zwischen Grafen­ ")Ich verdanke diesen Stoff der Mitthcilung meines werihen Freundes, weg, eigentlich «nl^ek und Ra.tschach .in. dem Flußbette .des Herrn I . V. Sonnta g zu Seckau, eines wackern Sammlers vaterländischer Tagen, von dessen reichem, auf dem Wege der Sub« befindlich gewesenen Felsengruppen beschrieben,, .In. dieser scriplio» erscheinenden Sammelwerke (»Alpenblumcn« betitelt), das zwischen hohen Gebirgen liegenden Strecke strömt, die Save Publikum sich manchen Genuß zu verspreche» hat. I . G. S . K«>2 über bedeutende Steinfelsen dahin und bildet zahllose Stru­ del, was besonders bei niederem Wasserstande, wo denn auch die Gefahr viel größer ist, ganz gräulich anzuschauen ist. Schwillt aber der Fluß ungewöhnlich stark an^ so läßt sich die angezeigte Strecke gar nicht befahren. Wer diese Wasserstürze und Strudel zum ersten Ma l sieht, kann nicht glauben, daß es möglich sei, mit einem Schiffe, ohne daß es in Trümmer geht, durchzukommen. Nichts destoweniger fahren unsere Schiffer, spricht Val ­ vasor, mit ihren, Sautrögen ähnlichen, mit Waaren und Gütern vollgeladenen Schiffen ohne Sorge und Furcht darüber hin. Allein die darin befindlichen Leute müssen sich entweder im Schiffe niederlegen oder stark anhalten, damit sie bei einem solchen Sprung oder Schuß, welchen das Schiff macht, nicht hineinfallen, wofür sich die Schiff­ leute schon gut zu hüten wissen. Der Schuß selbst aber, welchen das Schiff macht, geht gar wunderlich vor sich, indem das von dem Fall des Schiffes getroffene Wasser in die Höhe springt, und das Schiff durch das Wasser schießt. Hier muß aber die Be­ hendigkeit des Tchiffmanns das Beste thun, und durch be­ queme Lenkung das Unbequeme der Fahrt ersetzen; denn es geschieht oft, daß bei einem solchen Abfall viel Wasser in das Schiff kommt, und solches füllt; deshalb muß sodann der Schiffer häufig anlanden und das Wasser auswerfen. So weit Valvasor. Allen diesen Gefahren ist nun durch die einsichtsvolle, für die Industrie so väterlich besorgte Regierung abgehol­fen, wovon die Canäle beim weißen Schwall, Prußnik und Steinbrückenschwall, dann das Aussprengen der Felsen in dem Rinnsal selbst, sprechende Beweise sind. Vor andert­halb hundert Jahren bestand noch kein Schiffzug; die Schiffe wurden nur durch Stangen mit großer Anstren­gung stromaufwärts fortgeschoben. Zwei Schiffer saßen in einem Schiffe, welches aus einem einzigen Baume in der Form eines Troges gehauen war, und dreißig Centner Waaren fassen konnte. I n der Nähe des weißen Schwalls mußten die Waaren aus den Schiffen geladen, und auf dem Rücken oder auf Saumpferden nach einem in Felsen gehauenen, kaum einen Fuß breiten Sceigeweg in bedeu­ tender Höhe am Saveufer aufwärts getragen, das ausge­leerte Schiff aber durch Menschenhände über den Schwall hinaufgezogen werden. I m Jahre i?7? wurde in der Gegend mnln, llc-r?,>!l» ein neuer Treppelweg angelegt. Je mehr die entgegenstehenden Hindernisse auf ärarische Kosten hinweggeräumt wurden, desto mehr hob sich die Be­schaffung dieses nicht nur für Krain allein, sondern auch für die östlich liegenden Länder der Monarchie wichtigen Stromes. I n die Regierungepochen unserer hochherzigen, unsterblichen Regenten, Maria Theresia, Joseph ll. und Franz l. gehören viele mir großen Kosten unternomme-Nen, wichtigen Verbesserungen und Arbeiten an diesem Stro­me. Der vor Kurzem an der Spitze des k. k. Hofbauraths befindlich gewesene Director, Herr Hofrath Joseph Sche­merl Ritter von Leytenbach, dessen verdienstvolle Brust weiland Se. Majestät Kaiser Franz i. mit dem österr. kaiserl. Leopoldsorden schmückte, und der einst als Landcs­ ingenieur in Krain unserm Vaterlande angehörte, war es aber insbesondere, der durch mehre noch bestehende Bau­ ten, Regulirungen und Reinigungen des Strombettes mit tiefer Einsicht zum Besten des Landes und seiner Indu­ strie zu wirken, und die Aufmerksamkeit der Regierung in hohem Grade auf diesen Strom und seine Wichtigkeit zu leiten wußte, wie denn auch noch in der neueren und neue­ sten Zeit derselben auch hinsichtlich dieses Flußcs fortan Vieles zA verdanken ist. Die Navigationsämter würden vermehrt und mit untergeordnetem technischen, an den wich­ tigeren Stellen des Stromes aufgestellten Personale, als Bühnenmeistern, Steinmehwertführern, Zimmermannswerk­ führern , Maurerwerkführern und Bergknappen versehen. Jedes der Nauigationsbauämter zu Lictai, Ratschach und Gurkfeld erhielt auf Conservationsbauten jährliche, in meh­ ren Tausend Gulden bestehende Dotationen. Diese besondere, in der immer mehr und mehr aner­ kannten Wichtigkeit des Stromes begründete Aufmerksam­ keit und kaiserliche Munificenz hob aber auch die Naviga­ tion auf einen immer höheren Fuß, so zwar, daß die An­ zahl der jährlich sich ergebenden Schiffahrten ohne alle Uebertreibung sich immerhin auf 500 bis 800 berechnet. Diese Schiffahrt bringt hingegen dem öffentlichen Schatze durch die von den Schiffsinhabern an die Navigations- Zollämter zu Iessenitz, Ratschach und Salloch zu bezah­ lenden Mauthgebühren jährlich im Durchschnitte 100.000 st. ein, wovon auf Iessenitz allein 60.000 fi. gerechnet wer­ den können. Diese gesteigerte Savebeschiffung hatte auch zur na­türlichen Folge, daß sich die Bauart der Schiffe bedeutend veränderte. Ungeachtet schon in der späteren Zeit die Schiffe, mit welcher dieser Strom befahren wurde, eine nicht unbedeutende Größe und bei 10 Menschen Beman­nung hatten, so werden doch seit dem Jahre 181? die Schiffe nach noch größeren Dimensionen erbaut, und die sogenannten Halbschiffe sind ganz verschwunden; und wer sich neben ein jetziges 2? Klafter langes, mit 18 Schifsteu­ten besetztes und 1000 bis 1200 Centner Waaren tragen­des Schiff ein anderes, aus einem einzigen Stamme ge­zimmertes, trogartig geformtes, kaum 30 Centner Kauf­mannsgut tragendes, nur von zwei Menschen geleitetes Fahrzeug aus den Zeiten V alva sor's denkt, der kann er­messen, welchen Aufschwung in Folge der ihr zu Theil ge­wordenen höheren Unterstützung die Schiffahrt genommen hat. Dieselbe wird gegenwärtig abwärts mittelst Nudern und Stangen, aufwärts aber durch den Zug mittelst Vieh­bespannungen auf eigens durch das Aerar hergestellten und gut erhaltenen sogenannten Treppelwegen (anderwärts der Hufschlag genannt) betrieben. (Fortsetzung folgt.) <3in Blick. Von M. Ent. Vorwort. Die folgenden Blätter enthalten leine Novelle, son­dern eine wirkliche Begebenheit. Ich danke ihre Mitthei­ KO2 lung de»! Herrn Ritter von —. Wir hatten davon ge­sprochen, daß es Widersprüche im menschlichen Herzen gebe, die auch dem scharfsinnigsten Seelenforscher unbe­greiflich bleiben werden. Das veranlaßte ihn, mir die fol­gende Erzählung miczutheilen, die mindestens für den Psy­chologen nicht ohne Interesse sein wird. Der Titel hat mich in Verlegenheit gesetzt. Er ist bei einer solchen Er­zählung ziemlich gleichgültig, und ganz unschicklich wird man ihn zuletzt nicht gewählt finden. Doch bemerke ich, daß nach der Versicherung des Herrn Ritters von — alle genannten Personen, außer Amalien , die als Witwe in einer entfernten Provinz lebt, seit mehren Jahren todt sind. «Lothar war beim Eintritt seiner Volljährigkeit zu dem Besitz eines sehr ansehnlichen Vermögens gelangt. Reicher noch, als das Glück, harte ihn jedoch die Natur ausgestattet. Ich habe wenig schönere Männer gekannt; keinen, dessen Züge zu gleicher Zeit so edel und so ein­nehmend gewesen wären. Die hohe Slirne zeugte für die Hoheit, das feurige und dabei krystallhelle Auge für die Energie und die Klarheit seines Geistes, während den fein­geschnittenen Mund die gewinnendste Milde und Anmuth umspielten. Dabei besaß er eine gleich rege Empfänglich­keit für den heiteren Scherz, wie für den strengen Ernst, eine reiche, glänzende Phantasie, die ihm immer die frische­sten und duftigsten Blüten bot, und, was mit einer solchen Phantasie selten vereint ist, eine Besonnenheit, die ihr, wenn es galt, das Gleichgewicht hielt. Man dürfte die letztere bei Lothar vielleicht einen gefährlichen Vorzug nennen. Denn die Natur hatte die Keime der heftigsten Leidenschaften in ihn gelegt, und er hatte diese nur be­ herrschen, nicht zu besiegen gelernt. 3r liebte das Vergnü­ gen,, und schwärmte, seit er mündig geworden, in Deutsch­ land, Frankreich und England herum, um es aufzusuchen." »Damit war Niemand unzufriedner, als sein Freund Albert , der, wie er in Hinsicht auf glänzende Eigen­schaften unter Lothar stand, diesen sonst eben so sehr be­wunderte und verehrte, als er ihn auf das treueste und zärtlichste liebte. Alber t war ein durchaus sittlicher, un­ladelhafter Character; gütmüthig und wohlwollend, sanft und einfach; ein tüchtiger Geschäftsmann, und nebenher ein eifriger Münzensammler. Er hatte in Amalien eine würdige, ihm ganz gleichgesinnte Gattin, und in ihrem Besitz ein neidenswerthes Glück gefunden. Ein ähnliches hätte er nun gar gerne auch seinem Freund Lothar ge­gönnt, wie viele höchst wünschenswerthe Bereicherungen seiner Sammlung er dem Herumschwärmen desselben auch zu danken hatte. Daher in jedem Schreiben drängende Ermahnungen an Jenen, dem wüsten,' unstäten Leben end­lich ein Ende zu machen, zurückzukehren, und sich den häuslichen Herd zu erbauen; Ermahnungen, die Lothar meistens mit einigen drolligen Scherzen beantwortete.« »Albert hatte mit Amalien ein bedeutendes Ver­mögen erhalten; desto weniger vermochte er ihr die Bitte abzuschlagen, eine heißgeliebte Jugendfreundin, die Witwe geworden war, und nur sehr wenig Mittel besaß, in ihr Haus aufnehmen zu dürfen. Ganz gerne that er es an­fangs nicht, weil er fürchtete, daß zum mindesten sein häusliches Behagen eine Verminderung dadurch erleiden würde: aber bald fand er, daß dieses durch Clarens Ge­genwart nicht nur nicht gemindert wurde, sondern einen sehr erfreulichen Zuwachs erhalten hatte. Die Witwe wurde ihm mit jedem Tage werther, und bald stand es fest bei ihm, daß Freund Lothar keine Gattin finden könne, mit welcher er glücklicher leben würde, als mit Clären. Lothar antwortete ihm scherzend mit den Worten des Kauf­manns an den sinnreichen Junker von Mancha: „Könnt ihr mir ein Bildniß dieser Dame senden, wäre es auch nur so groß, wie ein Waitzenkern, so bin ich bereit, mich ohne alle Zögerung Stein und Bein zu ihrem Ritter zu schwören." Albert nahm die Sache ernsthaft; er sandte seinem Freunde Clarens Portrait, das er sich zu ver­schaffen gewußt hatte, und Lothar schickte ihm jetzt eine poetische Epistel voll liebenswürdiger Laune, in welcher er ihn bevollmächtigte, wenn die fragliche Dame ihrem Abbild und seiner Schilderung gleiche, ohne Verzug um ihre Hand für ihn zu werben: obwohl er eines solchen Glückes sich durchaus unwürdig bekenne.« „Wer Clären nicht genauer kannte, der fand Al­bert's Einfall, sie mit einem Mann, wie Lothar, zu ver­mahlen, vielleicht etwas sonderbar. Eine gediegene Ge­stalt, ausdrucksvolle Züge, das glänzendste schwarze Haar, und die dunklen, tiefbraunen Augen gaben ihr noch keinen Anspruch, eine Schönheit zu Heisien. Ueberdies war sie um ein Jahr älter, als Lothar, der damals dreißig zählte, und besaß weder glänzende Talente, noch einen ungewöhn­lichen Grad von Bildung. Allein ihr jeder leisesten An­regung empfänglicher Geist, ihre reine Herzensgüte, ihr, trotz eines überall mit Entschiedenheit sich aussprechenden festen Sinnes, unendlich weiches Gefühl; die Tiefe und Innigkeit ihres Gemüthes, und die Einfachheit, Unbefan» genheit und Wahrheit in allen ihren Empfindungen und in ihrer ganzen Arr zu sein, wogen jene Mängel und alle Vorzüge reichlich auf, deren Lothar sich rühmen durfte. Auch erkannte dieser Clarens Werth mitsicherem Blicke. Er hatte anfangs nur an ein flüchtiges Verhältniß zu der Witwe gedacht, mit der sein Freund ihn durchaus verbin­den wollte, bald aber liebte er sie ernstlicher, als er je ein Weib geliebt hatte, und bot ihr seine Hand an. Er selbst sagte einst von jener Zeit: nie sei er glücklicher gewesen; damals hätte jede schlimme Neigung in seiner Brust ge­schlummert, und jeder bessere Keim seiner Natur habe fri­sche Blüten getrieben." „Lothar war drei Jahre in Italien gewesen, und sprach von diesem Lande nie anders, als mit dem Feuer einer poetischen Begeisterung. Clara und Amalle hatten schon lange den Wunsch gehegt, das Wunderland ebenfalls zu sehen, der durch Lothars Erzählungen natürlich noch mehr aufgeregt und gesteigert wurde; und^ welche Ausbeute durfte Albert von einer Reise dahin nicht für seine Mün­zensammlung ermatten! So wurde sie denn beschloßt«. K»4 I n den ersten Tagen des Mai wollte? Lo-thar sich mit Cläre n trauen lassen, und vom Altare weg aus.den Li­ nien fahren. Die Poesie der Natur und der Kunst sollte sich mit der des Lebens verbinden, und die Blüthen von allen Dreien in einen und denselben Kranz 'verflochten werden.« Hier hielt der Erzähler einen Augenblick inne. »,Ich muß Sie um Vergebung bitten«, sagte er, „wenn ich im Ver­ lauf meiner Erzählung auf einzelne sehr unbedeutend schei­ nende Umstände eingehe. Sie sind das nicht, und ich gebe sie so, wie ich sie aus Amaliens Munde empfangen habe.« (Fortsetzung folgt.) Mannigfaltiges. (Wohlthätigkeit-Verein.) Um die zu Lemberg m Galizien seit jeher in der Charwoche jedes Jahres zur Unterstützung der dortländigen Institute der barmherzigen Schwestern stattfindenden Geldsammlungen zu regeln und zu ordnen, so wie die Beiträge, welche in andern Wegen zur Unterstützung wahrhaft dürftiger und würdiger Fami­lien oder einzelner verschämter Hausarmen zusammenge­bracht werden, zu sichern, und, wo möglich zu erhohen, haben mehre Damen in Lemberg einen Verein gebildet, welcher unter dem Namen: »Wohlchäcigkeii-Verein in Lem­berg« die Genehmigung der Regierung nach einer in Nr. 5 der »<3!>!i?,w« micqetheilcen Verfassung erhalten hat. — Möge der edle Verein in doppelter Beziehung, zuerst für den Kreis, für welchen er gebildet wurde, dann aber auch in weiterer Sphäre als nachahmungwürdiges Beispiel, sich recht segenreich erweisen! — (Zur Warnung.) Aus Düsseldorf wird unterm 44. Juni berichtet: »Ein hiesiger Garoon machte heute eine Erfahrung, welche vielleicht dazu dienen kann, dem Grun­de der in neuerer Zeit so furchtbar überhand nehmenden Feuersbrünste auf die Spur zu kommen. Er horte näm­lich plötzlich ein heftiges Knistern und Sprühen, und als er sich umsah, stand eine hölzerne Büchse mit chemischen Streichzündhölzchen in vollen Flammen. Als Ursache der Instammation gab sich nichts Anderes zu erkennen, als daß die ohne Deckel auf dem Tischestehende Büchse den durch's Fenster fallenden Sonnenstrahlen ausgesetzt war.« — (Paganini's Testament.) Paganini hat sei­nen Schwestern, der einen 60,000, der andern 75,000 Franken, dann der Mutter seines Sohnes eine jährliche Rente von 1200 Franken vermacht; der Ueberrest seines Vermögens, das sich im Ganzen auf 1,700,000 Franken beläuft, gehört seinem Sohne mit der Bedingung, die Herrschaft Gajona bei Genua, welche Paganini- vor Kur­zem um anderchalb Millionen Franken gekauft hat, in ein Majorat zu verwandeln. Seine acht ausgezeichneten Vio­linen hat er an acht vorzügliche Violinspieler vermacht, als welche französische Journale Veriot, Ernst, Li­pinski, Mayseder, Molique, Ole Bull, Spohr und Vieurtemps nennen. In welcher Stadt Paga­nin i begraben werden soll, darüber ist man noch nicht einig. — ' (Erfindung.) Ein Herr Joseph Madersperger hat eine selbst den strengsten Anforderungen vollkommen entsprechende Näh-Maschine erfunden. — (Ei n Seestück.) Die Zollwächter in Dünkirchen, ß Meilen.von Calais gelegen, fanden unlängst am Ufer eine Flasche, in welcher wohlverschlossen ein Papier mit folgenden mit Bleistift geschriebenen Zeilen stack: »15. Laibäck. Druck «nd Vor April 1840. 4s Grd. Breite, 82 Grd. westl. Länge. Der Wallfischfahrer »die beiden Schwestern,« mit dem rei­chen Ertrage des Fanges beladen, litt die schrecklichsten Stürme. Seit drei Tagen ist der Schiffraum mit Wasser gefüllt, die Pumpen sind zugefroren; es gibt kein Mittel, das Schiff zu retten, wenn uns der Himmel nicht einem andern Fahrzeuge begegnen läßt. Die Nacht bricht an; werden »vir die Sonne wiedersehen? I n der höchsten Ge­fahr geschrieben von Pichon,'Schiffseigner, Kemedec, Matrose und Bilbot.« — Man hat von diesem Schiffe weiter Nichts gehört. — Lebenskunst für geistig beschäftigte Menschen. Unter diesem Titel ist s» eben bei Hir schwalb in Berlin die zweite Auflage eines Handbuches für Gelehrte, Künstler, Staatsmänner, über-Haupt Alle, deren Vcruf mit geistiger Thäligkeit verbunden ist, erschienen, welches der Doctor M. Ko lisch nach Neveilli-?«ri!>e'3 »?nv«inl<,zie t?l li^Liön« >ieü Knmmeg livris »ux lruvuux cl' e«prit> bearbeitet hat. Zur Empfehlung dieses Buches, welches in drei Abthe>lu„gen zerfallt, >» der ersten die Erscheinungen des gesunden < in der zweiten die Erscheinungen des krankhaften Lebens, in der dritten die Kunst, geistig zu wirken, ohne das leibliche Leben und die Gesundheit zu gefährden, darstellt, und bei sei« ner trefflichen Tendenz und Durchführung recht viel Verbreitung, Vcoch­lung und ^ Befolgung seiner Lehren «erdient, genügt es, zu erwähnen, daß das Original nicht nur von de» französischen Journalen, sondern auch Von der pariser Akademie der Wissenschaften als das gemeinnützigste «»Jahre l»34 erschienene ärztliche Werk anerkannt und von letzterer mit dem monthuon'­scheu Preise gekrönt wurde, daß seit dieser Auszeichnung, außer mehren Nachdrücken, vier pariser Auflagen erschienen sind, und daß der Verfasser fünfzehn Jahre der ernstlichsten Studien, des fleißigsten Sammelns und e>> ner ausgebreiteten Praris darauf «erwendet hat. Wir stellen auszugs, weise aus dem zten Capitel, »welches vom Einfluß einer zweckmäßigenLe­bensweise nebst einige» Beispielen" überschrieben ist, nachstehende intcrcssan­ten Veirachlunge» und Daten zusammen, indem wir wünschen, dem Buche recht viele Leser, diesen aber recht vielen Nutzen zu verschaffen. Die Gesundheit gibt sich nicht, wie das Glück, Denen hin, die Von ihr einen schlechten Gebrauch machen, weilt dafür aber gern bei Denen, die sie zu schätzen wissen, und sie gewährt sehr viel für das Geringe, was sie fordert. Wendeten die Denker — worunter wir nun nach der Absicht des Verfassers alle Jene zu begreifen haben, deren Beruf vorzugsweise geistige Anstrengung erfordert — nur den zehnten Theil der Sorgfalt, die sie ihre,» geringsten Werte schenken, ihrer Gesundheit zu, so würden sie dieselbe verlo­ren zu haben gewiß nur selten bedauern müssen. I » sogar die bereits ge< suntenen Lebenstrafte lassen sich gar lange noch aufrecht erhalten und un« lerstützen. Es gibt eine Kuust, auch mit einem schlechten Magen zu ver< douen, »nd bei mancherlei körperliche» Nebeln lauge und erträglich zu leben, wie der geschickte Steuermann sein Schiff mitten untei- Klippen uuverlctzt zu erhalten weiß. Auf diese Art bildet man sich auf die Länge eine gleich« san> tünstliche Constitution, ein Zewissermassen philosophisches Temperament. Hieraus erklärt es sich denn auch, wie so viele Menschen trotz ihrer selbst übermäßigen geistigen Thätigkeit ein sehr hohes Alter erreicht haben, da» durch »ämüch, daß sie eine ihrer Natur angemessene und ihrem Eudzwecke entsprechende Lebensweise angenommen, und die Regeln der Lebcnstunst streng befolgt haben. Folgende, schon an sich interressanten Beispiele werden die Wahrheit unserer Behauptung bestätigen, und sie könnten gewiß noch um viele vermehrt werden, wenn das Privatleben berühmter Menschen, auf welches hier ?llles ankommt, nicht meist verborgen bliebe. Die Geschicht­schreiber und Biographen können in der Regel nicht genug über die Werke, Systeme, wie über das öffentliche Leben ihrer Helden sprechen, schweigen aber fast beständig von dem häuslichen Leben, dessen genauere Kennlniß doch für unser» Gegenstand von so hoher Wichtigkeit ist. Soviel aber — setzen wir unserseits diesem Auszuge bei — ist gewiß, daß, wenn schon Männer von so beständiger und intensiver geistigen Anstrengung, wie die folgenden, durch eine entsprechende Lebensweise es zu einem hohen, mitunter selbst rü­stigen Aller zu bringen im Stande waren, dies um so leichter bei der Mehr­zahl der geistig Beschäftigten wird eintreten können, welche nicht in der be­ständige» Anstrengung eigentlicher Gelehrter «der bedeutender und fruchtb«' rer Schriftsteller leben. (Fortsetzung folgt.) g bes Joseph Blasnik.