Erscheint InsertionSgebiihreu: jeden Samstag Für die ZspaltigeZeile oder deren Raum bei l maliger und kostet: Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 tr., 3 Mal lU tr. Mit bei Post ganzjährig . . fl. 5 — Stempel jede« Mal 30 kr. halbjährig . . ,, 8,50 Für Laibach ganzjährig . . fi, 4.— Redaktion und Administration: halbjährig . . „ 2. -Klosi.-rftauengasse Nr. 5? (gegenüber dem Casiuo). Für die Zustellung in's Haus sind ganzjährig 50 fr., Zuschriften und Geldsendungen halbjährig 30 fr. zu entrichten. find zu richten an den Eigenthümer de« Blatte«. Einzelne Nnmmer lO fr. NIMV. Manuskript« werden nicht zurückgesendet. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: I^Stsi- (5i-aZ86l1i. in . Jahrgang« Laibach am 12. September 1868. M 39. Der Tabor in Sachsenfeld. Die Resolutionen, welche bei dem zweiten slovenischen Tabor in Sachsenfeld am ti. September d. I . beschlossen wurden, lauten: Die Volksversammlung verlangt: 1. Die slovenische Sprache muß im slovenischen Gebiete die ausschließliche Amtssprache sein und zu diesem Zwecke muß unverzüglich ein Termin von einem halben Jahre festgesetzt werden, bis zu welchem die Beamten des Slovenischen in Wort und Schrift mächtig sein müssen; unverweilt muß eine Kom­mission von praktischen Fachmännern zusammengesetzt werden, welche bei allen gegenwärtigen und künftigen Beamten die Prü­fungen über die Kcnntniß der slovenischen Sprache zu leiten haben wird. 2. Die Kirchenbehörde muß auf slovenischem Gebiete in flovenischer Sprache amtiren; im theologischen Alumnat sind die Gegenstände, welche jetzt deutsch vorgetragen werden, slo­venisch zu lehren. 3. Zur Hebung der Landwirthschaft bedürfen wir guter Schulen für Ackerbau, Weinbau, Gartenbau, Seidenzucht und Forstwesen; um diesen Zweck zu erreichen, sollen so schnell als möglich die erforderlichen Schulen bei uns errichtet, dann auch eine slovenische Landwirthfchaftgesellschaft gegründet werden. 4. Die Volksschulen im slovenischen Gebiete müssen rein slovenisch, in den Mittelschulen die Unterrichtssprache ebenfalls slovenisch sein; das Deutsche, beziehungsweise das Italienische bleibe Lehrgegenstand. 5. Die flovenischen Länder sollen in ein gemeinsames Slovenien vereinigt werden. Die deutsche Nation im Kaiserreiche. Unter diesem Titel bringt das „Vaterland" nachstehenden bemerkenswerthen Artikel: „Wir sind Oesterreicher; wir sind aber auch Deutsche, unserer Nationalität nach, und wenn wir aus allen Kräften gegen unsere eigenen Nationalen und gegen Alle, die dafür sich ausgeben, opponiren, opponiren Oesterreichs halber und in Anbetracht seiner realen Lebensbedingungen, so empfinden wir deshalb nicht minder die Schmach, die in allen diesen Königreichen und Ländern Tag für Tag dem deutschen Namen, der deutschen Nation angethan wird. Wir hören aus dem Munde von Männern anderer Na­tionalitäten Worte des Hohnes, Worte des Hasses gegen den „Deutschen" aussprechen. Es schmerzt uns, unsertwegen und der Nation wegen. Auch ist es ein Unrecht, welches uns zu­gefügt wird. Allein so groß dieß Unrecht ist und so wenig Unrecht durch irgend welche Umstände zu Recht weiden kann, so sind es doch nicht vorzugsweise Slaven u. f. w,, die wir deshalb anklagen dürfen. I n ihrem Munde ist es erklärlich, Feuilleton. Geisterspuck im flovenischen Lande. (Mei ist Asmodi, wer sein Medium? — Da« Medium macht seine ergebenste Vorstellung. — Erlebnisse des Mediums bei« Wiener Schützenfest. — Asmodi und das Medium machen Bekanntschaft im Krainei Landtag. — Biographie des unseligen Asmodi. — Wie wurde er ein Nemufntai? — Seine Verdammung und seine eventuelle Er­lösung. — Ieremiaden um die Verlorne Walhalla. — Wie ist's im böhmischen Land? — Gemischter Zug und gemischte Naarenhandlung. — Abfahrt nach 2avec mit Geisterpost.) Asmodi sieht alles — hört alles — weiß alles. Ein eigentlicher Teufel ist er nicht, doch wird er nach seinem Tode lange lange auf Erden gefegefeuert, was selbst für einen, an Langeweile gewöhnten verwunschenen Geist höchst unangenehm sein soll. Das Medium ist immer ein Spiritist. Das Medium klopft Geister, rückt Tische, verehrt Hume und die Davenports und schwört zu Allan-Kardec. Wo der geisterblöde Philister nichts sieht, da wittert, da sieht das Medium Geister. Einen Spiritus lamiliaris hat das Medium seit Entstehung der Dienstmännerinstitute nicht mehr. Ich stelle mich meinen lie­benswürdigen nemZkutar'schen und slovenischen Leserinen, mei­nen freundlichen Lesern als Medium vor und will erzählen, wo und wie ich die Bekanntschaft des armen Asmodi gemacht. Ein echtes Medium besucht jede Feierlichkeit, jedes Spek­ takel, jeden Skandal. Lügen meine Freunde nicht, so bin ich ein echtes Medium. Natürlich war ich auch beim Wiener Schützenfest. Eben sprach ein Redner mit Begeisterung von der großen Ausdehnung der deutschen Zunge. Vom Velt bis an die Adria, vom Rhein (ein etwas faules Stückchen reicht auch über diesen) bis an die Weichsel!! Meine lieben Leser sehen hieraus, daß die deutsche Zunge im Vergleich zur Breite außerordentlich lang ist. D a kauerte in einer Ecke, dort, wo Fahnen aus böhmischem, mährischem, slovenischem Land gar stolz und stattlich lehnten, ein armer Teufel. Er zähnellap­ perte, er weinte. Mager war er (alle Geister sind sehr ma­ ger) — aber seine Magerkeit war selbst für einen Teufel auffallend. Ich grüßte ihn, er glotzte mich an, er dankte mir nicht. — — Am 5. September kam ich in den Keiner Landtag. Ich trat in den Saal. Gleich unter dem ersten Tische links hockte wieder — der arme, wandernde Geist. Mi t unzweideutigem Entsetzen starrte er in den Saal hinein, die langen Geister­ ohren waren aufgerichtet, Fiebergrausen schüttelte das bejam­ mernswerte Fantom. Der Teufel wurde dem Medium in­ teressant. „Hören Sie, unglücklicher Geisterahasver, ich lade Sie zu einer Tasse Geisterthee ein. Natürlich heute Mitternacht. Wollen Sie mir die Ehre erweisen?" Ein trauriges „Mi t entschuldbar, verzeihlich; denn tragen nicht unsere eigenen deutschen Landsleute die Hauptschuld daran? Mehr als die berühmte deutsche Geduld müßten jene Stämme haben, wenn sie ihnen jetzt nicht mitunter reißen sollte. Was seit Jahren in Oesterreich gesündigt worden — waren nicht Deutsche die Urheber, die Rädelsführer davon? Und was heute geschieht, weshalb man heute mit Fingern auf uns zeigt, geht das nicht Alles im Namen deutscher Nation vor sich? Sollen wir aufzählen alles Unrecht, allen Unsinn, der vorgekommen und noch dominirt, und mit Citaten nach­weisen, daß Deutsche in deutscher Sprache und mit deutscher Großsprecherei die ganze Verantwortung davon übernommen? Die Koryphäen aller verderblichen Systeme bis heute waren Deutsche oder gaben sich dafür aus. Die ganze Presse, welche dem Unrecht und der Verkertheit und der Corruption das Wort redet, erscheint in deutscher Sprache. Und dennoch ist es nicht die deutsche Nation in Oesterreich, die das Alles thut. Was in der Presse auf diese Manier sich breit macht, ist eitel Iudenthum, welches eines gangbaren Artikels sich be­mächtigt, ihn verfälscht und zu eigenem Nutzen wieder ver­schachert hat. Und was sonst im Namen des Deutschthums sich an die Spitze gestellt hat, ist eitel persönlicher Egoismus, der herrschen und glänzen will und keinen anderen Weg offen sah als die in Deutschland selbst bankerott gewordene Oeutsch­thümelei. Nut in dem Sinne ist die deutsche Nation in Oester­reich Schuld an der Schmach des deutschen Namens, daß sie zum großen Theile sich passiv verhalten hat; daß sie nicht aufgestanden ist Mann für Mann und laut protestirt hat vor Gott und Menschen dagegen, daß eine solche Presse ihren Sinn und Willen vertrete und ausspreche, und dagegen, daß solche Männer ihre wahren und wirklichen Vertreter seien. Hui tauet, «onsLutii'e viästur. Wir sind Deutsche und haben nicht geschwiegen, wir sind unschuldig. Unsere näheren Freunde sind Deutsche, haben nicht geschwiegen und sind unschuldig. Von unseren weiteren Freun­den sind viele Deutsche, haben laut gesprochen und sind un­schuldig. Aber unzählige andere Deutsche sind in Oesterreich und seinen verschiedenen Königreichen und Ländern, welche in That und Schrift in der herrschenden kleinen Partei nicht ihre Vertretung erblicken, und dennoch schweigend dem einbrechen­den Parteiterrorismus sich unterwarfen und dem heute etablir­ten um so weniger sich zu widersetzen wagen. Wie foll es Unter so bewandten Umständen den österrei­ chischen Deutschen in Zukunft ergehen? Der neue staatsrecht­ liche (!) Versuch geht seinem Ende zu; sollen die Deutschen in Oesterreich aus dem Munde der siegenden Nationalitäten ruhig und phlegmatisch das Vae vioti» entgegennehmen, wie ihre 8oi-üi82,iit Vertreter aus dem Munde der Magyaren es bereits geduldig, gesenkten Hauptes entgegengenommen? Vergnügen!" war die Antwort, und das Gespenst verfiel wieder in dumpfes Glotzen. Unser Gespräch war laut. Der läutselige Herr Präsident läutete zu meiner Verwunderung nicht. Freilich versteht er's nicht, wenn Geister sprechen, auch wurde meine Einladung auf der „reservirten" Gallerie gemacht. Um Mitternacht erschien der Geist. Gespenster sind be­kanntermaßen pünktlich. Er stellte sich mir vor. Aus der guten alten Polizeizeit war er gewohnt, zu diesem BeHufe seine ganze Biographie zu geben. „Ic h war vor einem Dutzend Iährchen Student in Lai­bach und wurde als solcher von der deutschen Kultur jahrelang beleckt. Bald gab es keinen deutschen Klassiker, den ich nicht gelesen, den ich nicht zum Theile memorirt. Aber auch in hei­mischer Sprache und Literatur wurden die Jünglinge gründlich gebildet. Stellen Sie sich vor! Mit 1? Jahren hatte ich bereits ein slovenisches Gebetbuch und ein Loril o gelesen und wußte bereits zwei Lasu i von Prof. Metello auswendig, auch war mir nicht unbekannt, daß Vodnik, Lope de Vega, Ca» moiins, PreZiren, Tasso, Petüfi irgendwo und irgendwann Dichter, also arme Teufel gewesen. Daß die Slaven nie aus dem Todesschlummer erwachen werden, davon war ich über­zeugt. Slovenisch lernte ich niemals gründlich. Wa s ma n nicht kennt, das kann man nicht lieben. Gleichgil­tigkeit aber wird durch kleine Impulse zum Haß. Diese Im ­pulse kamen und ich wurde — ein NeiMutar. Wozu hätte ich auch Slovenisch gelernt? Für Köchinen, für Hausknechte und anderes Pack? Sprach nicht jede Kellnerin, wenn sie nur 2 Monate in Laibach war, schon eine recht liebliche und neckische deutsche „«^raoliÄ,"? „Einst las ich im „Klassiker" Hebbel. Da stieß ich auf eine begeisterte und begeisternde Ode: Auch die Vedientenvölter rütteln Am Baum, den jeder todt geglaubt. Die Czechen und Polaken schütteln Ih r struppig Karyatidenhaupt. „Unsinn rief ich, Unsinn! Diese Völler rütteln nie, die schütteln nie an ihren Ketten! Ha, Ha! Wenn das in hun­dert Jahren geschieht, so soll mich doch gleich der Teufel holen! „Und wehe! Mi t dem von Pater Kochem Seite 127 für ähnliche Feierlichkeiten vorgeschriebenen Ceremoniell wurde ich augenblicklich beim Frack gepackt (Link s waren glücklicher­weise damals strenge verboten), in die Hölle spcdirt und bekam dort den Namen Asmodi. „Was habe ich durch meinen Frevel verloren! Wäre ich als NemZkutar auf eine andere, ehrlichere Weise zu Grunde gegangen, z. B. im Kampf für's deutsche Vaterland in Schles­wig-Holstein — so würde ich in den deutschen Extrahimmel, in die Walhalla gekommen sein, wo auch „Klassiker" Hebbel in schwarz-roth-goldner Glorie sitzt, geschmückt mit dem himm­lischen rothen Adlerorden, — während die struppigen Vedien­lenvölker in ganz miserable himmlische Vorzimmer einquartirt weiden, — Stiefelputzer im Jenseits! Dieß V»s vioti» wird nicht recht und billig sein, den noch aber unvermeidlich, wenn sich die Deutschen nicht erman nen nnd nicht zur rechten Zeit noch die den deutschen Namen compromittirenden Männer und Coterien verleugnen, praktisch und thatlräftig verleugnen. Werft sie über Bord ; gebt Euch nicht mehr zu ihrem Vorwande und Redestoffe her; laßt sie allein stehen und meldet Euch selbständig als zu berücksichti gender Faktor zum bevorstehenden Ausgleiche! Brecht oder ver hindert das Uebergewicht des nationalen Elementes, welches Oesterreich zersprengen muß, indem Ih r die deutsche Nation» lität nicht als aufreizendes und bindendes Element geltend macht! Oesterreich, seine Königreiche und Länder, Recht und Compromiß, das sind die Stichworte Derer, die nicht Herr schuft wollen und Unterjochung, sondern Verständigung und Freiheit für Alle; nicht endlosen Kampf, sondern Frieden und Versöhnung und Weiterentwicklung. Gerade jetzt ist der M o ment, wo Deutsche ein segensreiches Wort zwischen die Strei« tenden hineinreden können, die bereits zu völliger Kriegsbereit schaft gerüstet, nicht mehr ihre geistigen Waffen, nicht mehr ihre Ansprüche und Rechtsgründe, sondern die Physische Gewalt anzuwenden im Begriffe sind. Denn was ist Efccution anders als Physische Gewalt, und was anders als Physische Gewalt ist die bekannte vis iueitiae, ist der andererseits angedrohte passive Widerstand bis auf's Aeußerste? Haben die Deutschen wirklich in Oesterreich noch eine Mission, so müssen sie es jetzt bewähren, als erfolgreiche Vermittler, nicht als Mit streitet der einen oder der anderen Armee. Dieses Amt gehört freilich der Krone und wird schließlich von ihr ausgeübt wer den; aber diese Krone trägt ein Deutscher, und sonderbar wird es sich ausnehmen, wenn die Deutschen ihren deutschen Fürsten und den Enkel ihrer deutschen Kaiser bei seiner erhabensten Aufgabe im Stiche lassen, während sie derselben erfolgreich vorarbeiten könnten." Landtagsberichte. 8. Sitzung des lrainischen Landtages am 5. September. Nach Verlesung des Protokolle« und Mittheilung des Einlaufes verliest der Vorsitzende einen Antrag des Abg. Dr . Bleiwei s und Genossen auf Abänderung des ß, 87 des Gemeindestatutes von Laibach (S. 10. Sitzung). Nbg, Svete c verliest den Bericht über die Wahl Mulley's und beantragt: 1. Die Wahl ist zu annulliren; 2. es ist der Regierung der Wunsch auszusprechen, daß für die Folge die Anfertigung der Wählerlisten von Ndelsberg und Oberlaibach auf gleicher Grundlage geschehe. Der Lanbespräsident setzt den Standpunkt der Ne gierung auseinander und sucht den Vorgang zu rechtfertigen, gibt aber zu, daß das Stimmenverhältniß der Wähler aller dings ein unnatürliches fei. „Ach wehe, wehe! Da nach Dante jeder in dem gestraft wird, worin er gesündigt hat, so lautete mein Urtheil: Walle einher auf Erden als ruheloser Geist, walle einher so lange — bis du felbst wirst rufen hören, rufen von Millionen Zungen: „„Wir , die schon lange Ketten tragen, Vom Slavenstamm in Oesterreich: Die Fesseln haben wir zerschlagen, Wir Slaven sind Euch Deutschen gleich!"" „Schon 10 Jahre walle ich einher — ruhelos! Oft schon hört' ich die ersten zwei Verse der erlösenden Strophe, — nie noch die letzten zwei! „Vor Kurzem war ich in Böhmen. Dort kann man nichts hören, alles ist eingesperrt. Wer zum Meeting ging, wird eingesperrt, wer zum Meeting gehen wollte, wird eingesperrt, wer zum Meeting möglicherweise hätte gehen können — wirb auch eingesperrt. Wie soll ich je erlöst werden?" Asmodi verfiel in dumpfes Brüten. „Hören Sie, armer verfluchter Freund, morgen ist ein flovenischer Tabor in 55avec. Wollen Sie mithalten?" „Wenn es Ihnen Vergnügen macht, ja," sagte Asmodi; „doch — ich hoffe nichts l Wir tonnen auf zweierlei Art reisen. Entwe der mit dem gemischten Zug" — „Gemischten Zug? was ist das? Ich kenne gemischte Waarenhandlungen, wo man Seide, Zucker, Kaffee und dann und wann einey Häring verkauft, aber gemischter Zug? Erkläret mir Graf Oerindur?!" — „Nun sehen Sie, das ist — gerade so, meinte Asmodi. Es fahren von Krain einige hundert Slovenen nach Cilli; dann aber auch einige deutsche Brüder zum Sängerfest nach Marburg. Also, fehen Sie — gemischter Zug. Oder wir fahren mit Geister-Extrapost. Sie speisen ja doch bei der „Schnalle"? Nun nach dem Speisen, so gegen 3 kommen Sie hinter die Schießslätte und in 55 Sekunden will ich Sie nach Savec transportiren. Einverstanden?" Es schlug Eins. Asmodi verschwand in die Geisterher berge. Hoch aufflackerte meine Lampe und erlosch. — II. (Wer hat die Geisterpost erfunden? — Ein Nationalfest. — Nationale slefierionen de« Medium. — Asmodi, der unfehlbare Seelenzähler. — Problematische Naturen und dunkle Vlistenzen beim Tabor. — U So lole produziren sich auf eine nie dagewesene Weise mit den Augen. Asmodi hofft auf baldige Erlösung. — Da« Medium empfiehlt sich allseitig. — Asmodi verschwindet. — Livioruf und Freudenfeuer aller Orten. — 2ivil» Lwvsuijll I) Alles ist schon dagewesen, wie der weise Ben Aliba sagt. Auch die Geisterpost hat nicht der nemstutar'sche Asmodi, fondein ein echter Deutscher, Dr. Faust und Compagnie -j-f-f Angedenkens) erfunden. I m goldigen Sonnenglanze schimmerte das Land. An den Straßen erhoben sich beflaggte Maibäume und Triumph bögen, nationale Fahnen wehten von den Häusern. Frohe, festlich gekleidete Menschen jubelten der endlosen Wagenreihe Abg. Kaltenegge r beantragt die Agnoscirung der Wahl. Dr. Tom an. Der Landtag hat ausgesprochen, daß er die Wahl so lange nicht anerkennen wird, als nicht die Gleich» heit hergestellt ist. Die Regierung hätte die Stimme des Landtages beachten sollen. Abg. De 2man zieht in sehr erbaulicher Weise gegen die „eigensinnige" Majorität des Landtages los. Dr. Toman weiset unter Beifall mit Entschiedenheit den Vorwurf der Unehrlichkeit von der Majorität zurück. Abg. Kromer erzählt, es sei die Wahl Mulley's ur­ sprünglich vom Referenten im Landesausschuß anstandslos be­ funden worden, und beruft sich auf eine dießfällige Aeußerung Dr. Costa's und Kos'. Dr. Bleiwei s weist auf die Erklärung des Regie» rungsvertreters hin und erwidert dem Abg. Kromer, daß ihm von den vorgebrachten Aeußerungen nichts bekannt sei, diesel­ ben also im Landesausschusse nicht gemacht worden sein können. Dr. Prevec wünscht, daß die Regierung bei Oberlai­ bach den gleichen Maßstab anlegen würde, wie bei Adelsberg, und wahrt dem Landtage das Recht der endgiltigen Entschei­ dung. Dr. Costa erklärt, daß er dem Abg. Kromer im Pri» vatgesprache gesagt, das Referat sei bereits fertig und der Wahlakt unbeanstandet, was er (Costa) vom Abg. Kos ge» hört, ohne jedoch den Akt selbst gesehen zu haben; diese Aeu­ßerung könne ihn sonach nicht binden. Auf Antrag des Grafen Barb o wird Schluß der De­batte angenommen. Berichterstatter Svetec: Die Debatte ist zu einem sol­chen Umfange angewachsen, daß es mir schwer fällt, auf alle vorgebrachten Einwendungen zu antworten. Ich werde mich daher nur an die Hauptsachen halten. Einen nebensächlichen Umstand muß ich aber doch erwähnen, bevor ich an die Wider­legung dessen gehe, was gegen den Ausschußbericht zu Gun­sten dieser Wahl gesprochen wurde. Ich habe eine Stelle in der Rede des Hrn. Kromer mit dem Ausrufe „abscheulich!" begleitet. Um alle Zweifel, worauf sich dieser Ausruf bezo­gen haben mochte, zu beseitigen, erkläre ich rundheraus, daß dieses Wort gegen Hrn. Kromer gerichtet war (Ruf: Oho! rechts) und zwar deßhalb, weil er etwas an die Oeffentlich­keit gezerrt hatte, was im Privatkreise vor sich gegangen war. Ein solches Gebahren ist nach meiner Meinung abscheulich. (Kromer: Das geht Sie nichts an, ich war dazu aufge­fordert.) Bringe ich auf diese Weise meinen Nächsten nicht in die größte Verlegenheit? Kann er immer die Unwahrheit meiner Behauptungen nachweisen? Hat denn der Mensch allemal einen Zeugen zur Hand oder einen Stenografen, der jedes Wort notirt? Läuft er nicht Gefahr, in den Augen der Welt beschämt dazustehen? Das ist ein Ueberfall aus den, Hinterhalte, das ist abscheulich! Dieß mußte ich vor­ausschicken, damit meine Aeußerung recht verstanden würde. — Es hat mich Wunder genommen, daß Hr. Kromer und ebenso Hr. DeLman verlangt, daß die Verifizirung der Wahlen in der ersten Sitzung hätte vorgenommen wer­den sollen. Meine Herren, wissen Sie denn nicht, daß erst vor kurzem aus Rudolfswerth ein Protest wegen der Wahl des Dr. Suppan, d. h. richtiger gegen die Wahl Ravnikars eingelaufen ist, wodurch neue Erhebungen nothwendig gewor­den sind? Die Schuld an der Verzögerung, daran, daß der Bericht über diese Wahl nicht früher vorgelegt wurde, tra­gen die Urheber des jüngsten Protestes; hätten sie nicht die Leute dazu aufgefordert, wäre die Sache leicht gleich in der ersten Sitzung erlediget worden. Es sei mir nun erlaubt, zuerst dasjenige in's Auge zu fassen, was gleichsam gegen die Ziffern des heutigen Aus­fchußberichtes gerichtet worden ist, damit nicht Jemand mei­nen wird, es sei dieser Bericht von unfern Gegnern widerlegt, zu, die sich unter Pöllersalven eine Stunde lang zur Ver­sammlung bewegte. Mit donnernden Aviorufen empfingen Jünglinge und Männer die Ankommenden. I n allen Dörfern, an allen Wegen stand in dichten Gruppen das Volk, jubelnd und Hüte schwenkend. Wer diesen Tag miterlebt und behauptet: Dieser Enthusiasmus, dieser Empfang war gemacht und nicht aus dem Herzen des Volkes gekommen: — der kann nimmer böswillig, der muß blödsinnig genannt werden. Und dort auf dem weiten, grünen Plan, den dunkler Wald im Hintergrund umsäumet, da stehen sie — tausend und wieder tausend slo­venische Männer. Sie wissen es nicht zu sagen und doch fühlen sie es tief, daß sie die Parias gewesen und — sind im Sü ­den des weiten Oesterreich. Was dort verhandelt worden am weiten grünen Plan, wird an anderer Stelle besprochen werden. Nur Eine Re­flexion will das Medium sich erlauben. Keinem der zugegen gewesenen geheimen Agenten kann es beifallen zu behaupten, nur Ein illoyales Wort sei gefallen. Nicht Eine Resolution ist gefaßt worden, die der recht und billig denkende deutsche Bruder nicht mitunterschreiben müßte, will er eben — gerecht und billig sein. Wir Slovenen wollen nicht untergehen, wie Millionen unserer Brüder untergegangen sind im — Deutschthum. Zeigt uns Einen Deutschen, den das Slaventhum verschlungen und für jeden Einzelnen zeigen wir Euch eine Million verlorner Brüder — vom deutschen Belt bis an die Adria, die deutsche Adria, wie ihr sie nennt! Wir wollen leben, als Slovenen leben und wir und unsere Kinder sollen als solche sterben! Lebe der Deutsche immerhin friedlich unter uns! Kümmert er sich um uns nicht, ist er uns gleichgiltig; schätzt er uns als gleichberechtigte Menschen, dann ist er unser Freund; sollen uns aber die er­sten Menschenrechte, Gebrauch unserer Sprache in unserer Schule, in unserem Amt noch weiter entzogen werden, soll die Germanisirung per tag und netas noch fürder andauern im flovenifchen Land: — dann, dann wird Friede und Glück noch lange fern fein von unserer schönen Heimat! Sagt uns nicht: Das Deutschthum hat eine größere Kultur! Wir wissen es! Germanisirung ist also ein Glück! Ein schönes Glück! Es ist unser nationaler Tod! Stellet dem Menschen, der ruhig und behaglich leben will, die schönste«, die angenehmsten gewalt­samen Todesarten vor Augen: er hat weder Lust geviertelt, noch gehängt zu werden, selbst vor dem modernen Cyankali hat er Respekt. Er wird sich erheben und kämpfen, wie man eben für sein Leben kämpft. Doch genug der Reflexionen! — Erstaunt glotzte Asmodi vom wolkengetragenen Mantel herunter und machte mich aufmerksam auf dies und das. „Sehen Sie, jetzt konstatirt der kais. Commissär dort auf der Tribüne, die Versammlung sei von 15.000 slovenischen See­ len besucht. Er irrt sich. Es sind ihrer nur 14.7??.« „Aber Asmodi", meinte das Medium, „der Commissär muß es doch besser wissen!« „Hi, hi!« kicherte der Spuckgeist. „Slovenische Seelen sind nur 14.777 da> die übrigen sind lauter seelen­ lose —«. Das aus der Tiefe erdonnernde Aviv machte den Schluß der Worte Asmodi's unverständlich. erschüttert worden. Hr. Dr. Kaltenegger glaubt, daß Hrn. Mulley noch immer die Majorität der Wähler bleibt, auch wenn man von jenen 90 absieht, die weniger als 10 fl. an direkten Steuern entrichten. Ich hatte den Hrn. Dr. Kal­ tenegge r fo verstanden, als hätte er fagen wollen, daß solcher Wähler, die weniger als 10 fl. zahlen, nicht 102, sondern nur 90 sind; doch erklärte mir der Hr. Abgeordnete, er habe nur gesagt, daß unter denen, welche sich an ver Wahl betheiliget haben, 90 solcher waren, die nicht 10 fl. zahlen. Die Ziffer 102 im Berichte ist daher vollkommen richtig, sie steht unangefochten da. — Daß all e Laaser Wähler für Hrn. Mulley war^n, ist nicht wahr; aus Laas waren nur 5 zur Wahl gekommen, die übrigen sind zu Hause ge­ blieben. Es ist also, meine Herren, der Bericht durchweg unversehrt, ist in keinem Punkte widerlegt und folglich auch von den Gegnern als nichtig anerkannt. Wenn Hr. Kromer etwa behaupten wollte, daß alle, welche nicht zur Wahl ge­ kommen sind, gleichen Sinnes mit den Wählern des Hrn. Mulley waren, so entgegne ich, daß dem nicht so ist, da es ein öffentliches Geheimniß war, daß sich diese deßhalb nicht an der Wahl betheiliget haben, weil sie wußten, daß sie nichts ausrichten tonnen. Die Laaser und auch mehre Adels­ berger Wähler sind nicht erschienen, weil sie sich dachten, un­ sere Mühe ist vergebens, so lange die Wahl eine solche Grundlage hat, wie dermalen. Dieß ist der Grund, weß­ halb sie nicht gekommen sind. Die wichtigste Frage ist jetzt die, ob die Grundlage, wie sie in Oberlaibach derzeit besteht, gesetzlich ist oder nicht? Darum handelt es sich! Und wenn die Gegner den Beweis hergestellt haben, so werden sie siegen. Aber ich denke, daß ihnen der Beweis nicht gelungen ist. Das will ich kurz aus­einandersetzen. Zwei Behauptungen haben die Gegner aufgestellt, erstens, daß es nach ß. 13 G. W. O. freistehe, nach Belieben zwei oder drei Wahlkörper aufzustellen, und zweitens, daß das, was die Gemeinde und die politische Behörde einmal beschließen, unantastbar fei. —Is t es wahr, daß man sich's einrichten kann, wie man will? Nein! Ich wundere mich, daß ein so gewiegter Jurist wie Dr. Kaltenegger auch so etwas behaupten kann. Es ist hier nichts dem eigenen Gutdünken anheimge­stellt, sondern das Gesetz bestimmt klar, daß in der Regel, d. h. im allgemeinen 3 Wahlkürper sein müssen, und nur ausnahmsweise zwei. Wann 2 Wahtkörper zugelassen sind, ist im Gesetze wieder genau und klar bestimmt, das Gesetz sagt: nur dann, wenn wenige Wähler sind und zwischen den­selben hinsichtlich der Steuern kein bedeutender Unterschied be­steht, nur dann! Sind nun 700 Wähler, soviele hat die Gemeinde Oberlmbach (Ruf: Richtig!), sind das wenige Wähler? Ist der Unterschied der Steuerleistung ein geringer, wenn 2 Wähler über 200 fl., einige über 100 fl., andere über 50 st. u. f. w., viele aber nur 3 fl. zahlen? Um hier­über zu urtheilen, dazu bedarf es keiner sonderlichen Weis­heit. Daß das nicht wenig ist, erkennt jeder, der nur zählen kann. (Heiterkeit links). Und doch ist behauptet worden, der Unterschied sei ein kleiner. Ist das nicht lächerlich? — Weiters frage ich, hat die politische Behörde vielleicht nur aus Unwissenheit das nicht beurtheilen können? Meine Herren! I n Oberlaibach haben die beiden Kandidaten, nämlich Obre?» und Mulley selbst zwei Wahlkörper aufgestellt. Konnten die beiden das Gesetz kennen? Ich dächte doch, da beide hier saßen, als das Gesetz berathen wurde. Konnten sie unterscheiden, ob in Oberlaibach viel oder wenig Wähler im Verhältnisse zu an­dern Gemeinden sind? Ich glaube, ja; namentlich konnte dieß Hr. Mulley, der in allen Gegenden Krains gedient hat und daher genau weiß, was für Gemeinden in Kram sind, daher auch weiß, daß Oberlaibach die größte Gemeinde im Laibacher Bezirke und eine der größten in ganz Krain ist. Mein Kobold wurde immer heiterer. Nach langer Pause sagte er: „Sehen Sie jene Herren dort? Ja? Eben sagt ihnen der stämmige Mann vor ihnen, sie mögen sich trollen; was die Regierung erfahren will, wird sie gewiß durch ihre legitimen Organe erfahren. Hei, wie sie sich drücken! Und dort, dort stehen drei Herren mit stattlichem Bäuchlein, glat­tem Kinn und steifer Cravatte. Hu, wenn Sie das hören könnten? Sie sprechen von Verrätherei, windischer Rohheit, Abfallenwollen. Keiner versteht „windisch". Ein Dolmetsch, der die Sprache auch nicht kann oder die Gute» blos foppen will, kömmt von Zeit zu Zeit mit Berichten, z. B. eben jetzt. „„Grad hat der Redner gesagt: Alle Deutschen schlagt's todt, dann is a Ruh! Das übrige Hab ich nit verstanden."" Und den ernsten Mann, der vor den dreien steht, sehen Sie ihn? Wie seine Gesichtsmuskeln zucken! Jetzt wendet er sich um, und was er den Herren sagt, ruhig und gelassen, das haben die noch nie gehört in ihrem langen Leben. Er nennt ihr Benehmen, ihr lautes dummes Glossiren frech! Er ruft ihnen zu: Legt euch ins Grab, wenn ihr unsere Zeit nicht verstehen wollt, oder verlasset unser Land, wenn ihr uns so verachtet! Und sind sie nicht frech? Sie ziehen sich zurück und geifern weiter. Doch was ist das? Da erscheinen 6 stämmige Jüng­linge, lebensfrische Gestalten, im rothen Hemd, mit der Geier­feder am Hut. Sie umstellen die Herren, sagen nichts, aber starr blicken sie die Männer an und lange. Ha, ha! lachte Asmodi, war' ich Freiligrath, war' ich ein Adolf Bube, ich sänge: I n dem Urwald am Parana blickt zur Höh' die Klapper­ schlange, Und den Affen, Papageien wird eS schaurig, wird es bange! Ha, ha! jetzt lustwandeln die Guten zur Wiese hinaus, geleitet von der freundlichen Rothhemden — liebendem Blick." Manches sah ich noch. Raum und Zeit fehlen mir, da­von zu berichten. Was mich höchlich wunderte, war die stets zunehmende Lustigkeit meines Koboldes. „Freundliches Me­dium" — sprach er — „heute blitzte der erste Hoffnungsstrahl in mein freudloses, spuckiges Dasein. Bald, bald, sagt mir eine ,Nhnung, bin ich erlöset, komm' ich zur Ruhe! Du selbst, liebes Medium, reisest fort, weit fort aus diesen Landen! Wenn du einstens wiederkehrest, dann bin ich längst erlöset-^ und du wirst Manches verändert finden, gewendet zum Bessern!" Asmodi verschwand. Ich aber befand mich im wogenden Menschengewühle, das die Straßen von 2avec erfüllte. Die Dämmerung brach an. Der Markt erstrahlte im Lichterglanze, von allen Seiten ertönte froher Gesang. Ein halbes Dutzend Musikbanden spielte fröhliche Weisen. Auf dem Heimwege wurden die Taboriten von tausendstimmigen, jauchzenden Avio's geleitet. Und als es Nacht ward, da er­glänzten die Berge weit und breit im slovenischen Land von Freudenfeuern und die Flammenschrift ihrer Gipfel kündete Meilen- und meilenweit: Sivila Lloveuija! Das Medium. Aber, diese zwei Herren haben das als eine kleine Wähler­ zahl angenommen. (Gut! Gelächter links.) Dann ist die Frage aufgeworfen worden, ob die poli» tifche Behörde das Recht hatte ^ etwas abzuändern und gleich war die Antwort fertig: sie hatte lein Recht! Man sagte, die Gemeinde hat sich nicht beschwert und sonst auch kei» Mensch; es war also lein Grund vorhanden, Abänderungen vorzunehmen. Ist das wahr? Hat sich die Adelsberger Ge. meinde nicht zweimal beschwert? hat dieselbe nicht klar das große Unrecht nachgewiesen (Rufe: Hört!), das ihr geschieht? Und hat nicht schon der Landtag sich hierüber ausgesprochen, (Rufe: Hört!) hat er nicht das Unrecht nachgewiesen und den Wunsch geäußert der Regierung gegenüber, daß das geändert weiden soll? Auch das ist nachgewiesen. (De2man : Aber der Landesausschuß!) Ich bitte um Geduld, auch dar auf werde ich dem Hrn. De2man antworten. (Heiterkeit.) Meine Herren! Hat etwa die Landesregierung hier nicht wirklich Aenderungen vorgenommen? Hat sie nicht wirklich aus freien Stücken geändert, ohne daß sie darum angegangen wurde? Sie hat geändert! I n Adelsberg sind nämlich früher so wie in Oberlaibach zwei Drittel sämmtlicher Wahler aufgerufen worden; das hatte die Gemeindevertretung ver fügt und die politische Behörde bestätiget, auf diese Weise ging die erste Wahl für den zweiten Landtag vor sich. Als es aber zur zweiten Wahl kam, hat die Regierung geraden Weges Adelsberg aufgetragen, drei Wahlkörper zu bilden, und Adelsberg — mußte gehorchen. (Bravo! Bravo!) Aber noch Eins. I m letzten Landtage wurde nachgewiesen, daß Hrib nicht zu Oberlaibach gehöre, und die Regierung hat das bestätiget und gleich abgeändert. Wenn nun die Regie rung Eine Ungesetzlichkeit beseitigen konnte, ohne daß sich die Gemeinde Oberlaibach beklagte, konnte sie es auch bei der andern thun, wenn es nämlich auch wahr wäre, daß von anderer Seite kein Protest eingelaufen ist. Es fragt sich aber auch noch, welche Gemeinde sich hätte beschweren sollen? Die Adelsberger Gemeinde hat sich beklagt, aber für sich, wegen des Unrechtes, das ihr wiederfuhr. Um das, was in Oberlaibach geschah, wie diese politische Gemeinde eingetheilt wurde, hatte sie kein Recht sich zu kümmern. Hätte etwa Oberlaibach protestiren sollen? Es hatte wahrlich keinen Grund, denn es war ja den Oberlaibachern ganz recht so, da sie auf diese Weise viele Wähler gewannen, warum hät­ ten siesich also beschweren sollen? Und die Herren Obre?« und Mulley hatten wohl auch keinen Grund zu Beschwerden. (Ge­ lachter.) Wer hätte sich also beschweren sollen? Freilich es heißt: Der Landesausschuß! Ich bitte Hrn. Deöman, die Gemeindeordnung durchzulesen. Er wird da finden, daß dem Landesausschusse ein solches Recht der Initiative nicht zusteht, daß dieser sonst nichts zu thun hat, als im Land» tage zu referiren, daß zwei Wahlkörper eine offenbare Ab­ normität sind; damit hat er seine Schuldigkeit gethan. Herr Deöma n hat gewaltig laut deklamirt und uns allerlei Vorwürfe gemacht, aber sein Hauptzweck war, uns vor der Welt kompromittiren. (Beifall. De i man: Ich protestire dagegen!) So hat er zum Beispiel gesagt, im frühern Landtage, da die Majorität auf einer andern Seite war, habe man nicht auf Kleinigkeiten gesehen. Auch jetzt geschieht das nicht; aber ich frage, sind denn 60 Wähler, die jetzt Oberlaibach unrechtmäßiger Weise mehr hat, eine Kleinigkeit? Hr. DeSman sagt ferner, daß wir inkonsequent sind, daß wir jetzt anders vorgehen, als in der ersten Session dieses Landtages, und namentlich auf mich hat ers abgesehen, daß ich damals anders sprach als heute. Ich wundere mich, daß Hr. DeLman, der die Protokolle der 1. Session gelesen hat, jene der 2. Session zu lesen unterließ. I n diesen hätte er gefunden, was ich auf den gleichen Vorwurf schon einmal erwidert, daß ich, falls ich wirklich geirrt, diesen Irrthum damals öffentlich berichtiget habe, und glaube, daß ich ein Recht hatte, ihn zu berichtigen, wenn ich mich später über zeugte, daß sich die Sache anders verhalte. Oder wollen Sie denn behaupten, daß sich der Mensch nicht eines besseren belehren lassen darf, daß er, wenn er in einem Irrthume befangen ist, der Konsequenz zuliebe im Irrthume verharren muß. (Gut! wahr ist's.) Herr Deima n meint auch, daß wir auf einmal in die Rüstkammer greifen, da wir die Gemeindeordnung zu unserer Waffe auserwählt haben. Ich staune, meine Herren, daß Hr. DeLman die Gemeindeordnung, die kaum zwei Jahre alt ist, fchon in die Rüstkammer wirft. (Heiterkeit.) Er wundert sich, daß wir zu dieser Waffe gegriffen haben, daß wir uns damit wehren. Das sollte ihn, denke ich, nicht Wunder nehmen. Womit anders sollen wir uns wehren als mit dem Gesetze? Das Gesetz ist unsere Waffe und da< mit schlagen wir jeden Gegner aus dem Felde. (Gut!) Hr. DeLman bedauert die Wähler und klagt, welches Unrecht ihnen geschehe, da sie öftere Wege wegen der Wahlen haben. Er thut fehr Wohl daran, daß er sie deßhalb be dauert, aber warum bedauert er nicht auch die Adelsberger Wähler, die schon so lange an dem Unrecht leiden, daß ihrer kaum die Hälfte dasselbe Recht genießt, wie die Oberlaibacher? Warum bedauert er diese Ungerechtigkeit nicht? (Gut.) Er bedauert ferner, daß unsere Wähler außer den vielen andern Steuern noch eine Blutsteuer zahlen müssen, nämlich dafür, daß das Volk von uns in der Unwissenheit erhalten wird. (Heiterkeit.) Meine Herren! Was die Steuern anbelangt, so wissen wir, wo das Unrecht steckt, wir wissen auch, wer sich's angelegen sein läßt, es zu beseitigen und ich denke, daß sich wohl die Gelegenheit finden wird, zu zeigen, wer an diesem Unrecht am meisten Schuld ist. (Gut!) Was den Vor­wurf betrifft, daß wir das Volk in der Unwissenheit erhal ten, so hat darauf schon Hr. Dr. Toman geantwortet. Ich wiederhole nur die Frage: denken Sie denn im Ernste, daß Sie, indem Sie das Volk germanisiren wollen, lieber Deutschen als heimischen Leuten Anstellungen geben und fremde Bücher statt heimischer verbreiten, damit unser Voll aufklären, ihm die Augen öffnen? (Gut! Gut!) Schließlich kam Hr. DeLman , der früher die Legalität betonte, auf die Opportunität zu sprechen und sagte, es sei nicht opportun die Wahl Mulley's zu annulliren. Erstens, meint er, werde das Volk dadurch apathisch, zweitens haben ja wir Nationalen ohnehin eine so eminente Majorität, daß uns an Einer Stimme nichts gelegen sei. Was die Apathie anbelangt, habe ich erklärt, warum die Laaser und viele Adelsberger apathisch waren; sie wußten, daß sie nichts thun können. Damit sie also nicht länger apathisch sein werden, verschaffen wir ihnen ihr Recht und sie werden wieder Lust bekommen für die Wahl. Wir, die Majorität, werden aber eben hier beweisen, daß nicht Leidenschaftlichkeit, nicht das Jagen nach einer Stimme die Triebfeder unserer Handlung«« weise ist, sondern daß unser einziger Leitstern das Gesetz ist. (Beifall.) Noch einige Worte an. den Herrn Regierungsvertreter. Der Herr Regierungsvertreter hat gesagt, der Streit bei die­ sen zwei Wahlorten drehe sich um 2 Dinge: sollen die Wahl­törper nach den politischen Gemeinden oder nach dem Näh» lerverzeichnisse für jene Ausschüsse zusammengestellt werden, die das Gemeindevermögen zu verwalten haben. Meine Herren! es ist nicht richtig, daß jemand das Wähleroerzeichniß im Sinne hätte, nach dem die Verwaltungsausschüsse gewählt werden; wir haben uns auf das Gesetz gestützt und jenes Verzeichnis; zur Grundlage verlangt, das für die Wahl der Gemeindevertretungen nach §ß. 1? und 21 GWO . ange­legt wurde; wer sich hierüber näher unterrichten will, lese die Protokolle der letzten Session. Ich will nicht streiten darüber, ob unsere Ansicht richtig ist oder nicht; bei eingehen­der Prüfung des Gesetzes dürfte man uns beipflichten. — Die Landtagswahlorbnung hatte noch nicht die Eventualität vor Augen, daß sich die Stadt» und Landgemeinden zu einem Ganzen vereinigen weiden — deßhalb, weil sie viel früher eingeführt wurde — sondern die LWO . hatte das vor Augen, daß die Markt- oder Stadtgemeinden für sich bleiben und nach ihren 2 oder 3 Wahltörpern zur Wahl kommen. Dieß wollte ich anführen, um zu zeigen, daß der Regierungsver­treter Unrecht hat zu behaupten, wir hätten an ein anderes Wahleroerzeichniß gedacht als an dasjenige, welches auf Grund der §§. 17 und 21 GWO . angelegt wird. Der Regierungsvertreter hat ferner gesagt, daß es nur zwei Mittel gebe, diese Verwickelung zu lösen: entweder ein Recurs der Gemeinde oder eine Aenderung des §. 13 dahin, daß überall 3 Wahlkörper sein werden. Diese Interpreta­tion ist unrichtig und zwar deßhalb, weil der Regierungsver­treter ganz im Einklänge mit Hrn. Dr. Kaltenegger behaup­tet hat, daß es den Gemeinden vollständig freigestellt fei, es sich einzurichten, wie sie wollen. Ich habe diesen Punkt schon eingehend beleuchtet und gezeigt, daß dem nicht so ist, und wann drei Wahlkörper aufzustellen sind, wann zwei. Daher glaube ich ist der Wunsch, den der Bericht an die Ne­gierung richtet, vollkommen gerechtfertiget, umsomehr, da die Regierung schon in Adelsberg eine Aenderung angeordnet hat, gleichwie wegen der Gemeinde Hrib. War ihr dort Abhilfe möglich, wird sie ihr auch im vorliegenden Falle möglich sein. Meine Herren! ich schließe mit der Bitte, daß Sie sich in keiner Hinsicht durch die Ausführungen unserer Gegner irre führen lassen. Was ich Ihnen empfehle, ist gesetzlich, und wenn Sie Herr Kromer an Ihr Gelöbniß erinnert hat, mahne auch ich Sie daran, in der Ueberzeugung, daß Sie diesem Gelöbniß vollkommen Genüge leisten weiden, wenn Sie die Anträge des Ausschusses annehmen. (Lebhafter Beifall.) Nach einigen persönlichen Bemerkungen der Abg. Kal ­tenegger und Dexman wird zur Abstimmung geschritten und der Antrag Kalten egger's mit 18 gegen 12 Stimmen abgelehnt, der des Ausschusses angenommen. Der Protest der Minoritä t gegen diesen Beschluß des Landtages wird nach einer lebhaften Controverse zwischen dem Landeshauptmann, Dr. Toman und Svetec als unzulässig erklärt. 9. Sitzung des trainischen Landtages am 9. September. Nach der Verlesung des Protokolle« gibt der Vorsitzende bekannt, daß Dr . Klu n um einen Urlaub bis Schluß der Session angesucht habe, welcher bewilliget wird. Zu Schrift­führern wurden in der letzten Sitzung gewählt Rude 2 und Pfarrer Tavöar. . Svete c und Genossen bringen einen Antrag ein auf Abänderung des ß. 45 der Gesch.-O., wornach jeder Abge­ordnete das Recht hat einen nicht an der Tagesordnung stehen­den Antrag zur Sprache zu bringen und an die Beantwortung von Interpellationen Besprechungen derselben, jedoch ohne De­batte und Antragsiellung zu knüpfen. „ «, ^ ° An der Tagesordnung ist die Vorlage des L.-A. betref­fend die Aenderung der ߧ. 5, 20 und 32 der Dienstesprag­malik und Dienstesinstruktion für die landschaftl. Beamten und Diener, ^ ^ ^ ^ «> . I n der Spezialdebatte stellt Dr. Costa den Antrag, es möge die Besetzung der Vorsteherposten bei den landschaftl. Aemtern dem Landtage zustehen und vom L.-A. nur proviso. r> vorgenommen werden. Krome r ist gegen eine Besprechung der Eigenschaften der Competenten im vollen Landtage. Auch würde mau eben die tüchtigsten Bewerber abschrecken, wenn sie vom Landtage erst bestätiget werden sollten. . . ^. Dr. Costa's Antrag erhielt die Majorität, ebenso die weitern hiemit im Zusammenhange stehenden Anträge. Ueber Antrag Peter Ko^ler's wird bei den „Enthebungsgründen aus dem Dienste« der Passus „tadelhafte« politisches Verhalten« ausgelassen und schließlich die Vorlage in dritter Lesung ge­nehmiget. ^. . . . ^ ^ Der Bericht des L.-A. über das Fmdelwesen wird durch Dr. Vleiweis verlesen und über Antrag des Abg. Sve­tec einem Fünferausschusse übermittelt; in diesem sind: Dr. Beiweis, Dechant Toman, Dr. Kaltenegger, Ritter v. Gariboldi, Dr. Costa. Der Bericht des L.-A. betreffs der Unterbringung der Oberrealschule wird dem Finanzausschusse zugewesen. — Verwaltung dieser Fonde. Der Landesausschuß lönne später eine Tangente bestimmen, höchstens aber 5°/,. Dr. Costa. Obwohl es auf den ersten Blick großmüthig erscheine, wenn man unentgeltlich die Verwaltung übernehme, und er früher selbst der Ansicht des Vorredners war, sei er doch jetzt anderer Meinung. Kaltenegger'« Antrag sei unklar und lasse dem L.-A. zu viel Spielraum. Der Staat, der umsonst die Verwaltung geführt hat, habe eine Entschädigung in den Stempeln gefunden. Uebrigens sei es in der Absicht der Regierung gelegen gewesen, eine ähnliche Verwaltungs­tangente einzuführen. Wi r beabsichtigen also nur das, was die Regierung selbst eingeführt hätte. Uebrigens werden die Frucht­nießer nicht geschädiget, da diese Tangente aus den Intercala­rien geschöpft wird. Abg. Krome r sagt, daß auch er früher Kaltenegger's Ansicht war. Eben dadurch aber, daß der Staat alles selbst administrirte, sei er so weit gekommen, daß er nun alle diese Lasten an die Länder abwälzen will. Wir haben schon genug übernommen, das Maß der Lasten sei erschöpft. Außer dem schon bestehenden 4°/„tigen Zuschlag erheischen neue unver­meidliche Auslagen, als der Bau einer Realschule, Umbau des Irrenhauses u. a. m. eine neue Umlage von wenigstens 5 bis 6"/„. Wir müssen daher einen rationellen Haushalt führen. Der Studentenfond fei kräftig genug, um die Verwaltungs­kosten selbst tragen zu können; der Landessäckel sei bis auf den Grund ausgeleert, daher man nicht opferwillig sein könne. Anderwärts betrage die Tangente sogar 8"/„. Landespräsident Conrad wünscht eine genauere Stylisi­rung des Passus, wo von der Tangente und dem Bezüge derselben aus den Intercalarien die Rede ist. Nachdem dies geschehen und die Formulirung des Abge­ordneten Svetec angenommen wird, wurden sämmtliche An­träge des Finanz-Ausschusses auch in 3. Lesung genehmiget. Dritter Gegenstand der Tagesordnung ist die Begründung des von Dr. Bleiwei s und Genossen eingebrachten An­trages, wornach ß. 87 der Gemeinde-Ordnung für die Haupt­stadt Laibach vom 9. Juni 1850 dahin abgeändert und er­gänzt werden soll, daß der Bürgermeister solchen Gemeinde­räthen, welche die Sitzungen fahrlässig besuchen, eine Geld­strafe bis 20 st. auferlegen tonne, dieselben nach zweimaligen unbegründeten Ausbleiben des Mandates verlustig und in der nämlichen Wahlperiode nicht mehr wählbar seien. Dr . Blei ­wei s sagt, das Gesetz sei mangelhaft und enthalte nichts für einen solchen Fall. Das später erschienene Gemeinde-Gesetz habe die Bestimmung von Geldstrafen bis 10 fl. Der höhere Betrag seines Antrages sei gerechtfertiget, da man es hier mit dem städtischen Kapitale und der städtischen Intelligenz zu thun habe. Die Verschärfung des Mandatsverlustes sei mit Rücksicht auf den analogen, in unserem Gemeindestatute vor­kommenden Fall bei der Vürgermeisterwahl (H. 42) angewendet. Wie dort die Gefahr vorliege, daß die Gemeinde keinen Vor­stand bekäme, so sei hier anderseits der Fall möglich, daß das Gemeindehaupt da wäre, jedoch ohne Körper. Wenn einem oder dem andern an dem ordentlichen Gemeindeleben nichts gelegen sei, wenn ihm dies oder jenes nicht gefalle, so könne er ja sein Mandat niederlegen. Eine Opposition aber, die darauf abziele, daß das Wirken der Gemeindevertretung ganz aufhöre und in's Stocken gerathe, sei eine Auflehnung gegen die Verfassung. Redner beantragt die Zuweisung des Antrages an den Ausschuß für die Gemeindeangelegenheiten. Wird an­genommen. Beim 4. Punkte der Tagesordnung: Bericht des Aus­schusses über die Verkeilung der Hutweiden und Wechsel­gründe entspinnt sich wieder eine längere Debatte, an der sich Kromer, Dr. Kaltenegger, Dr. Costa, Pintar, der Berichterstatter Dr. Toman und der Landespräsident betheiligen. Auf die von Kromer und Kaltenegger gel­tend gemachten Bedenken, ob der Landtag competent sei, die Sache in Gesetzesform zu behandeln, da sie eigentlich in die Competenz des Reichsrathes falle, erklärte der Herr Landes­präsident, die Regierung erachte dies als eine Landesangele­genheit, da es zur Landesagritultur gehöre. Mi t einigen we­nigen Aenderungen, werden die Anträge des Ausschusses sowie der Gesetzentwurf auch in 3. Lesung angenommen. Baron APsalter n stellt den Antrag, der Landtag möge auch die deutsche Uebersetzung des Gesetzentwurfes besorgen lassen. Dr. Tom an ist gegen die offizielle Uebersetzung; man habe schon viele Gesetze deutsch erlassen, ohne sie in'S slove­nische übersetzt zu haben. Er habe jedoch nichts dagegen, wenn privatim eine Uebersetzung durch den Landesausschuß oder die Regierung beigeschafft werde. Apfaltern' s Antrag wird bei namentlicher Abstimmung mit 18 gegen 10 Stimmen abgelehnt. Nächste Sitzung Monta g 14. September. Tagesordnung: 1. Bericht des Landesausschusses über den Wahlakt der Städte Rudolfswerth, Gurkfeld, Möttling, 6er­nembl, Landstraß und Weirelburg. 2. Bericht des Finanz-Ausschusses, betreffend die Pauschalirung der Amts- und Kanzleierfordernisse für die landschaftlichen Aemter und Landes­anstalten. 3. Antrag Svetec' s und Genossen auf Abän­derung des §. 45 der Geschäftsordnung. 4. Erledigung meh­ rerer Petitionen. Der Gesetzentwurf über Einführung von Gememdetaxen wird fammt dem Tarife angenommen, nachdem von den Ab­geordneten Pintar, Peter Ko-ler, Langer, Koren und Politische Revue. Krome r bei mehreren Tarifposten Abänderungen beantragt drei Reiche in der Weise zu constituiren, wie sie i« doch früher das Königreich Hellas und das Fürstenthum Rumänien auf Congresfen constituirt haben. Von der Reform Fähigkeit der Türkei hält Gottfried Kinkel gar nichts. Er äußert sich hier» über wie folgt: „Daß sich etwa die Türkei im Sinne de« europäischen Fortschritts regeneriren, und dadurch den guten Willen ihrer christlichen Unterthancn sich gewinnen könnte das halte ich ebenfalls für eine Chimäre, . Ma n kann alle Achtung vor der jungtürkischen Reformpartei haben, aber die Türkei regeneriren kann sie nicht, weil sie Mittel anwenden müßte, welche so drastisch wären, daß die Constitution des „kranken Mannes" sie nicht mehr vertrüge. Gebt allen Unterthancn der Pforte gleiche Rechte, und beruft ein Parlament, um dem Volke feinen Antheil an der Gesetzgebung und Negierung zu sichern, so wird sofort die Majorität der Christen über die mahomedanische Minderheit das Uebergewicht gewinnen. Der Sultan hat soeben wieder einmal den Staatsrath eröffnet, mit der Zusage, den neuen Reform-Gedanken Raum z» geben. Allein wird er selber der absolutistischen Verfügung über die Staatsgeloer und der bequemen Gewohnheit entsagen wollen, seine Privat'Bedürfnisse durch Anleihen aus den Cassen der einzelnen Ministern zu beschaffen, Anleihen, die dann niemals znrückbezahlt werden? Daß die westeuropäischen Mächte also die Türkei conserviren, ist im Grunde eine alberne, weil blos hemmende, wenn auch für den Moment nothwendige Politik." Was die Auseinandersetzungen des General Türr über die orientalische Frage betrifft, so bemerken wir nur, daß die scr ungarische Politiker vor Allem gegen den „Aberglauben" zu Felde zieht, als ob Rußland im Oriente omnipotent wäre, und über alle christlichen Völker der Türkei unbedingt zu bis poniren vermöchte. Tliest. (Die Erklärung der sechs Abgeordne ten des slavischen Territoriums), welche in, Tricster Landtage nicht erscheinen wollen, lautet im Wesentlichen: „I n Berücksichtigung dessen, daß in Folge des in slavischer Sprache verfaßten Protokolls über die Verhandlungen, welche bei einer am 16. Jul i d. I . in Oböina von den Abgeordneten und sämmtlichen Ortövorstehern des Territoriums abgehaltenen Versammlung stattgefunden — welches Protokoll auch damals dem Stellvertreter des PodestK, Hrn. Dr. v. Bascggio über reicht wurde — keinerlei Erledigung ergangen; in Erwägung, daß der Stadtrath (Landtag) sich noch nicht einmal mit die fem Protokolle beschäftigt habe und daß man in der Sitzung des Landtages vom 25. August das hartnäckige Bestreben des selben ersehen konnte, auf eine Aenderung des Statutes, inso fern es auf das Territorium und die Territorialmiliz Be ziehung hat, hinzuarbeiten; in Erwägung, daß im Programm des Landtages für diese Sitzungsperiode auch die Erweiterung des Weichbildes der Stadt Trieft in Aussicht geuommeu ist, was ganz den Wünschen und Ansichten der Bevölkerung de« Territoriums entgegen ist; in Erwägung, daß die Zahl der Vertreter des Territoriums eine ungenügende und in keinem Verhältnisse zu der Zahl der Abgeordneten der Stadt Trieft ist, auch die Abgeordneten des Territoriums ihrer geringen Anzahl wegen immer und bei jeder Gelegenheit überstimmt werden; in Erwägung, daß es aus den gepflogenen Erhcbun gen hervorgeht, daß die Bevölkerung des Territoriums völlig unschnldig an den letzten in Trieft vorgekommenen Ereignissen sei und lebhaft gegen jede Beschuldigung, als ob sie dieselben hervorgerufen, Protestire; — erklären die Unterzeichneten, we der in den Sitzungen des Landtages noch in jenen des Stadt rathes weiter erscheinen zu können, und Protestiren hiermit ge gen alle Beschlüsse des Landtages oder des Stadtrates, in sofern dieselben auf die Angelegenheiten des Territoriums überhaupt, insbesondere aber auf das Bestehen der Territorial» miliz oder die Erweiterung des Weichbildes der Stadt Trieft Bezug haben sollten. Gezeichnet: L«vrenöi6, PrimoNä, Na bergoj, Danev, Serjav, Godina." -^ Wie der „Osserv. Trieft." meldet, hat fortan in Folge höherer, auf Grund der Bestimmungen des Unterricht« gesetzes vom 21 . December 1867 getroffenen Anordnungen in der Hauptschule von Capodistria, in der untern Realschule in Pirano und in den übrigen, aus dem Istrianer Schulfond dotirten Hauptschulen in Veglia, Cherso und Lussin, fowie in der Pfarrhauptschule in Parenzo — in welchen allen die Un terrichtssprache die italienische ist ^ der obligatorische Unter licht in der deutschen Sprache aufzuhören und blos als freier Lehrgegenstand fortzubestehen. Dagegen wird in diesen Schulen der Unterricht in der slovenischen, beziehungsweise illyrischen Landessprache, je nachdem diese oder jene von der Mehrheit der Bevölkerung in den betreffenden Bezirken gesprochen wird, als obligatorischer Lehrgegenstand für die dem slavischen Sprach« stamme «ngehörigen Schüler eingeführt. Petersburg. Die „LiröSvrj«, V6äorll08ti" besprechen die Zustände in Böhmen und äußern sich wörtlich wie folgt: „Die Deklaration der böhmischen Abgeordneten, ausgezeichnet sowohl durch ihren ruhigen Ton als auch durch ihre gewich tigen Gründe, ist sehr wichtig. Die böhmischen Abgeordneten, welche die Deklaration unterfertigt hatten, verlangen nichts, was die Grenzen des historischen Staatsrechtes Böhmens über schreiten würde, was nicht von den Königen selbst gewährlei stet worden wäre. Diese Deklaration kann als ein Programm des Ausgleiche« zwischen Böhmen und Oesterreich angesehen werden, als ein Programm, gegründet auf den nationalen Rechten der Böhmen und unterbreitet dem Kaiser von Oester­reich und dem Könige von Böhmen. Von diesem wird es ab hängen, dem Begehren einer Nation, die zu seinen ergebensten Wien. Zwei politische Schriften liegen uns vor, die sich und angenommen wurden. „.. , . «> . .» zählt, zu gewähren, oder einen entgegengesetzten Weg einzu mit der orientalischen Frage beschäftigen. Die eine ist von Der Bericht des L.-A. über die Einführung von Beznks- schlagen. Die nächste Zukunft muß uns zeigen, welchem von Kinkel, die zweite von Türr. verlretungen wird dem Verfassungsausschusse zugewiesen. dicfen zwei Wegen die Staatsmänner von Oesterreich den Vor Gottfried Kinkel, welcher die orientalische Frage nicht Dem Abg. Grafen Margher i wird schließlich em drei­ zug geben." Das genannte Journal bemerkt ferner, daß felbff früher gelöst sehen will, als bis Polen wieder hergestellt ist, die Magyaren und Polen bereits einzusehen beginnen, wie noch wöchentlicher Urlaub bewilliget. denkt sich die Zukunft der europäischen Türkei folgendermaßen: wendig es sei, die Böhmen zu befriedigen, und verweist auf „Ein vergrößertes Königreich Griechenland mit Creta und 10. Sitzung des krainischen Landtages am 11. September. die Verlegenheiten, in welche der galizifche Landtag die Wiener allen Inseln des Archipelagus, mit Epirus, Thessalien, Ma» Nach der Protolollverlesung werden zwei eingelaufene Regierung bringt, worauf es dann» fortfährt: „Die Drohung cedonien und mit Konstantinopel, wenn man nicht diese Stadt Petitionen dem Ausschüsse für Abänderung der L.W.-Ordnung mit dem an die Wand drücken der Böhmen, welche der Reichs nebst Gebiet für einen neutralen Freihafen aller Welt erklären kanzler Beust bei Antritt seines Amtes ausgestoßen hatte, ver zugewiesen. und als folchen unter den tractact! mäßigen Schutz sämmtlicher wirtlich« sich vollständig. Dieß beweisen nicht nur die Maß­ Erster Punkt der Tagesordnung: Bericht des Finanz­ Seemächte beider Hemisphären, stellen will. Zweitens ein sla­ regeln, welche gegen die böhmische Journalistik getroffen wer ausschusses über die Antrage des L.-A. auf stiftbriefmäßige visches Reich, das nördlich an die Donau, westlich ansadria­ den, fondein auch die Beeinträchtigungen» des Vereinsrrchtes, Verwendung des P. P. Glavar'schen Armen- und Kranlenfon­ tische, und östlich ans schwarze Meer stößt. Drittens Nu­ welche Beeinträchtigung keineswegs mit der jungen Freiheit des; es werden sämmtliche Anträge des Finanzausschusses mänien, wozu dann mit der Walücher und Moldau, noch ein Oesierreichs im Einklänge steht. Freilich tritt die böhmische ohne Debatte angenommen. rumänisches Stück Bessarabiens von Rußland, und die eben- Agitation etwas stürmischer auf, überschreitet jedoch nirgends Beim Berichte über die Uebernahme mehrerer Stiftungs­ falls rumänische Bukowina von Polen zu verlangen wäre. die gesetzlichen Schranken. Doch diese ganze Strenge wird kaum fonde in die eigene Verwaltung entspinnt sich eine längere Diese drei Reiche würden, besonders Anfangs, sehr schwach das erwachte Selbstbewußtsein der Slaven unterdrücken können. Debatte über die vom Finanzausschüsse beantragte 5°/,tlge Tangente aus dem Erträgnisse der Fonde - mit Ausnahme der Invalidenstiftungen — zur Deckung der Verwaltungslosten. Blutmischuug aller drei Nationalitäten nachweisbare Verwand-nimmt, während die slcwische Ray« unter dem schwerer, Drucke Abg. Dr. Kaltenegger ist gegen diese Tangente, ob­ schaft derselben vielleicht dazu beitragen würden, das Einheits­der obgenllnnten wächst und wie Sand am Meere sich ver wohl er erkennt, daß die Verwaltung dieser Fonde viel zu band zu verstärken." Kinkel fordert, daßl die europäischen mehrt. Das Schicksal hat diese Nation» nicht dem Verderben, thun geben werde; die entfallende Tangente betrüge 1000 bis Mächte, um diese von ihm vorgeschlagene tösung herbeizu geweiht; diese Nation ist die Nation der Zukunft!" 1050 fl. jährlich. Da Hoffnung vorhanden, daß die Frage der Rückstellung des incamerirten Fondes für das Land gün­ siig erlediget wird, sei er umsomehr für vorläufige kostenfreie. Correspondenzen. Vom SllNNthllle, 8. Sept. 2 . Unsere nationale nnd politische EntWickelung hat abermals einen glänzenden Tag erlebt. Das Meeting in Sachsenfeld (die Slovenen nennen den Markt Savec) bleibt in der Geschichte der slovenischen Nation mit goldenen Lettern eingetragen, denn sie hat neuer­ dings den Beweis ihrer politischen Reife schon dadurch gelie­ fert, daß die Theilnahme an diesem Tabor weit aus über die Grenzen aller Erwartung gewesen. Mindestens 15.000 Be­ wohner slovenifchen Bodens hatten sich über Einladung begei­ sterter und thatkräftiger Patrioten am 6. September in dem altprivilegirten landesfürstl. Markte Sachsenfeld eingefunden, um der Berathung über die Tagesfragen unter freiem Himmel auf dem so herrlich südlich vom Markte gelegenen, über 20 Joch großen Rasenplatze beizuwohnen, und sich über dieselben aus­ zusprechen. Mit freudiger Begeisterung wurde die Einladung in allen Theilen des Unterlandes angenommen, und man er­ wartete daher mit Recht eine sehr zahlreiche Betheiligung — allein die gehegten Erwartungen wurden, wie gesagt, und wie wir dieß mit Befriedigung und Stolz verzeichnen tonnen, weitaus übertroffen. Je mehr aber diese begeisterte Stimmung allenthalben bekannt geworden und auch in unsere Oasen-Stadt Cilli gedrungen war, desto mehr gab sich hier der Ingrimm unserer „liberalen" Gegner in einer keineswegs für Gebildete empfehlenswerten Manier kund. Zuerst wurden die Straßen» Plakate, welche den Aufruf und die Einladung zum Tabor enthielten, eines Morgens mit Koth beworfen vorgefunden, wir haben dagegen nichts davon gehört, daß die riesenhaften Plakate für dassteierische Sängerbundesfest in Marburg eine ähnliche Behandlung erfahren hätten. Weilers wurde uns so­gar von gehörten Drohungen erzählt, nach welchen es auf nichts weniger als auf das Leben einiger patriotischer Männer abgesehen gewesen sein sollte, was wir freilich nur mit mitlei­digem Lächeln, somit ohne Furcht und Zagen aufnehmen konn­ten. Der Ingrimm dieser liebenswürdigen Freiheitshelden ging endlich so weit, daß sie sogar die behördlich bewilligte Volks­versammlung als ein Mittel bezeichneten, wodurch das Volk nur aufgewiegelt und zur Verdummung geführt werde, wahr­scheinlich deshalb, weil die Inanspruchnahme gleicher Rechte für die Muttersprache in Schule und Amt für so viele Ge­bildetscheinende ein Dorn im Auge ist. Wahrlich sehr bezeich­nende Aeußerungen — und ganz würdig jener Männer, die vom Begriffe einer politischen Freiheit noch nicht das ^Itcka eingesogen haben. Allein nach allen diesen menschenfreundlichen Verwünschungen trat eine verbissene Resignation ein, die mit der Erklärung endete, daß es klüger sei, zum Sängerbundesfest nach Marburg zu gehen, um allen Skandalen auszuweichen. Wir sind dem bekannten Herrn, der fortwährend die deutsche Bildung im Munde führt, sehr dankbar füv diesen Ausspruch, denn wir wissen nunmehr, daß und von wem Skandale be­absichtiget worden sind. Die nach Tausenden zählende Ver­sammlung selbstbewußter Männer unseres Volksstammes legte eine bewunderungswürdige Ruhe und Ordnung an den Tag, die ungetheilte, gespannte Aufmerksamkeit der dicht gedrängten Massen ungeachtet der bedeutenden Sonnenhitze, und der mehr­stündigen Besprechung gab ein glänzendes Zeugniß der Wil­lenskraft und der Reife des Volkes. — Der Morgen des 6. September war mit dem herrlichsten Wetter herangebrochen, die Sonne erglänzte im reinsten Him­melsblau, kein Wölkchen zeigte, kein Blattchen regte sich und es schien, als ob die feierliche Stille der Natur der imposanten Kundgebung jedes Moment ablauschen wollte. Die erfrischende Herbstatmosphäre lud mit unwiderstehlicher Lust und Freude in das herrliche Sannthal, das zu beiden Seiten von einem Kranze bewaldeter, mächtiger Gebirgskuppen begrenzt wird. Um halb 10 Uhr Vormittags langte das sehnlich erwartete Dampfroß mit den liebenswürdigen Gästen aus dem Süden an. Darunter waren 60 Mitglieder des „Sokol" aus Laibach, welche die allgemeine Aufmerksamkeit erweckten. Die bei den deutsch-liberalen Bürgern von Cilli gefürchteten Sotolisten, welche man bisher wegen den rothen Hemden Garibaldi««« zu nennen pflegte, versetzten das Oasenstädtchen, gelinde ge­sagt, in einen unheimlichen Schrecken — denn man glaubte ja, es seien das Leute aus dem Pöbelhaufen und Rebellen; allein dieser bisher nur durch böswillige Traditionen erzeugte Wahn verschwand mit der Schnelligkeit eines elektrischen Schla­ges bei dem ersten Anblicke dieser wahrhaft interessanten, kräf­tigen, ja schönen Gestalten. Insbesondere war es das schöne Geschlecht — das eine plötzliche Umwandlung ihrer bisherigen Meinung kund gab, und als man erst mit diesen gefürchteten Herrn in nähere Berührung getreten war, nahm das Erstau­nen über die Enttäuschung gar kein Ende, denn man fand und überzeugte sich, daß diese Herren Sololisten lauter gebil­dete junge Männer aus den besten Klassen der bürgert. Ge­sellschaft seien, die sowohl durch ihre liebenswürdige Tournure im Verkehre, wie auch durch ihre nationale Begeisterung gleich anziehend sind und nach der gewonnenen Wahrnehmung auch in der That unwiderstehlich angezogen haben. -^ Nur diese 60 Sotolisten würden wir uns für ^ Jahr als Garnison in unser Städtchen wünschen — eine erfreulich gründliche Um­wandlung so vieler Verhältnisse stünde in Aussicht — und zwar für immer. Beim Marsche durch die Stadt wurden die Sotolisten aus mehreren Fenstern von zarten Händen mit reichen Vlu­menspenden bedacht. Nachdem der Postzug aus dem Norden eine ganze Stunde Verspätung hatte, so mußten die zuerst angekommenen Gäste vom Süden länger als nach dem Programme bestimmt, jene vom Norden abwarten. Sämmtliche Gäste wurden von dem Comitö auf das herzlichste begrüßt, und nachdem man die be­reit gestandenen Wagen besetzt hatte, setzte sich der Zug mit der zahllosen Wagenreihe auf der Straße gegen Sachfenfeld m Bewegung. Am halben Wege dahin langte man im Dorf« in den Natlonalfarben freundlich entgegen flatterte; mehrere Co Ml ömitglieder aus Sachsenfeld kamen da zu Pferde in natio. naler Tracht den Gasten entgegen, geleiteten sie sodann nach Lendorf, wo m der M.tte des Dorfes der erste Triumphbogen, mit der Aufschrift: „LoZ bl^oLluvi. 228»loveug^itabor'" ^^c^O^e n hatte in der Mitte eine Fahne mit den Reichsfarben, fchwarzgelb, und zu beiden Seiten Fahnen in den nationalen Farben. Hier wurden die Ankömmlinae von einem Theile des Meeting-Comit6 mit einer kleinen herzlichen Ansprache, von den Bewohnern des Dorfes aber mit lebhaften Zurufen und Pöllerschüssen begrüßt. Darauf ging es in lu­stlger Eile vorwärts bis nach Dreschendorf, wo der zweite Triumphbogen mit der Aufschrift: „Avel i Zloveuoi! 8r<5. uo»t 2m»A«,!" stand. Als sich der Zug dem Schlosse Neu-Cilli näherte, da erdröhnten Kanonen« und Pöllerschüsse in endloser Zahl. Das Meeting-Comitä und die Gemeindevertretung ging mit einer Musikbllnde den Gästen entgegen, man verließ die Wägen, begrüßte sich auf's herzlichste und nun ging es unter den Klän­gen nationaler Weisen in geordneter Reihe, der „Solol" an der Ttzte, gegen den Markt Sachsenfeld, wo sowohl am süd­lichen, als am nördlichen Eingange riesenhafte Triumphbögen geschmückt mit nationalen Fahnen und grünen Reisig, aufge­richtet waren. Am südlichen befanden sich auf den beiden Sei­ten die Aufschriften: „Uobro äoZIi!", auf der Kehrseite: „Hsäluiiua Ls!" Am nördlichen waren die Aufschriften: „vodro äoZIi!" und auf der Kehrseite: „2äiii2iiun »e!" Jeder dieser Triumphbögen war mit einer großen fchwarzgel­ben Fahne geschmückt. Nun ging es in den Markt, der auf das festlichste herausgeputzt war. Zu beiden Seiten der schnur­gerade angelegten Haupt- und Nebenstraßen waren Alleen von Fichtenbäumen gesetzt. Vor dem Hause des Herrn Bürgermei­sters Anton 2u,2a stand ein hoch und mächtig in die Lüfte ragender Maibaum mit einer riesenhaften nationalen Fahne. Hier war das Hauptquartier des „Sokol". Als er daselbst anlangte und vor dem Hause Aufstellung nahm, traten zwei weißgekleidete Fräulein vor und überreichten mit einer herzli­chen Ansprache einen prächtigen Kranz von frischen Blumen mit trikoloren Bändern für die Vereinsfahne. Nachdem der Vorstand-Stellvertreter für die sinnige Ueberraschung, die dem Vereine durch die zarte Aufmerksamkeit gegen das Vereins­kleinob widerfahren, gedankt, wurden sämmtliche Fahnen hier in Verwahrung gebracht. Sodann erfolgte die Vertheilung der Gäste zu den in vier Gasthäusern bereit gehaltenen Ta­feln. Diese Zeit der Erholung wurde in der gemütlichsten und herzlichsten Stimmuug unter den Klängen dreier Musik­banden, unter Gesang und Liederklang zugebracht, Toaste wur­den gegenseitig in herzinniger Weise ausgebracht. Während dieser Zeit langten noch fortwährend festlich mit Reisig und Fahnen geschmückte Wagen von Süden und von Norden an; in einem Zeiträume von einer halben Stunde wurde von der Nordseite her eine Anzahl von 300 Wagen gezählt; die fort­währenden Zuzüge dauerten bis gegen 3 Uhr Nachmittags, und die Ankömmlinge wurden stets mitstürmischen Jubel ein» pfangen. Nach 3 Uhr erfolgte der Auszug auf den Festplatz durch den in der Mitte des Marktes aufgestellten Triumphbogen, der als Aufschrift die Worte des Abgeordneten Herman enthielt: „LoF Kliös, in Hlavjani prsäolßo potlaösui ntop^'o 2clru2eui üvr»ta ua svet ua »vo^s »lavuo ius8to!" Das Volk war bereits in ungeheuren Massen ver­sammelt; was übrigens die Anzahl der am Platze Erschiene­nen anbelangt, so kann man mit einer bekannten Größe rechnen. Notorisch bekannt ist es nämlich, daß die Kirche von Pletroviö, nahe bei Neu-Cilli, 4000 Menschen fasse; nun ist aber als Minimum der Erschienenen eine 4mal so große Menge mit der gewissenhaftesten Beruhigung anzuneh­men, daher die Volksversammlung mindestens 15.—16.000 Menschen zählte. Dieß stimmt auch mit der vom l. f. Com­missär abgegebenen Taxirung ganz überein. Der zur Versammlung gewählte Ort war der sogenannte ­Kolenc'sche Rasenplatz, 20 Joch in der Ausdehnung; er ist in einer reizenden Landschaft gelegen, und im Hintergrunde durch den anmuthigen Kranz der Buchberger Gebirge, welche mehrere Steinkohlengruben enthalten, begränzt. Für das Präsidium und den landesfürstlichen Kommissär, dann für zwei Musikkapellen waren geeignete, mit dichtem Laubwerke und mit zahllosen Fahnen geschmackvoll gezierte Tribunen er­richtet; die Rednerbühne war auf der Präsidialtribune selbst zur rechten Hand angebracht. Auf dem endlos weiten Platze befanden sich allerlei Zelte und Buden mit Erfrischungen; überall flatterten zahlreiche nationale Fahnen und Fähnlein, in der Mitte derselben behauptete die lais. schwarzgelbe Fahne ihren würdigen Platz. Als l. f. Commissär fungirte der Herr Bezirlshauptmann Wra titsch, der mit der Abspielung der Volkshymne feier­lich empfangen wurde. Die Versammlung begrüßte das Comitö-Mitglied, der GeWerk Hr. Iva n S»2a , als eifriger Pa­triot bekannt, dem überhaupt das Hauptverdienst für das Zustandekommen dieser imposanten Kundgebung gebührt. Nach einer kräftigen Rede schlug er den Dr^Vonnja t als Vor­sitzenden der Versammlung vor, der unter stürmischer Akkla­mation auch als solcher gewählt wurde. Ueber den weiteren Verlauf des Tabor selbst werden Sie ohnehin gewiß einen de­taillirten Bericht bringen (War uns heute leider nicht mög­lich. Red.), daher ich mich dabei nicht aufzuhalten brauche.— Als die Tagesordnung erschöpft war, verlas der Vor­sitzende Dr. Vosnjat die eingelaufenen Telegramme (von Dr. Bleiweis und Dr. Costa), dann ein Schreiben tarnt­nerischer Slovenen, und erklärte sodann den zweiten Tabor für geschlossen; er kündigte an, daß eine Deputation aus Kroatien die Versammlung begrüßen wolle, dankte dem Volle für dessen überaus zahlreiches Erscheinen, das ein deutlicher Beweis seines Vertrauens zu den Führern sei, ferner dem Herrn Regierungs-Commissär für sein freundliches und wohl­wollendes Auftreten und schloß mit einem begeisterten Aivio auf Se. Majestät den Kaiser. — Die Menge löste sich nun in Gruppen auf und es be­gann ein ungezwungenes fröhliches Wogen auf dem Platze; es ertönte fröhlicher Gesang, die Musiken spielten, und endlich boten die bewunderungswürdigen Turnübungen der Sotolisten ein herrliches Schauspiel. Abends wurde vom Herrn Ignaz Klemens aus Laibach ein sehr gelungenes Feuerwerk abgebrannt. Der ganze Markt Sachsenfeld war brillant be­leuchtet; die beiden früher genannten Triumphbögen strahlten in einem Lichtermeer, kein Fenster blieb vergessen, und auch die in Alleen aufgestellten Fichtenbäumchen waren mit Lampen beleuchtet. HieLei verdient eine besondere Erwähnung die trans­parente Beleuchtung des Sachsenfelder Rathhauses. Am Bal­lone leuchtete folgendes Transparent: Tar äonlo Va» ^« ocl vseb, Ztiriu ntraui, koäajiuo »i rok«, in säruL'rao moöi V npeljavo Pontavnili, nam äauiu pravio, — LoZ 2ivi oeglu-j»! äoui uaj uaö Iclio. rechts (gegen Norden): 2äravo Oorsueo! 12 mr^ls planius. links (gegen Süden): 2äl«.vo Dolsueo! 12 A0lK« äoliun. — An den 4 Fenstern waren Transparente mit folgenden Inschriften zu lesen: Uaj so nlovsuski näroä maihivo oälikuje! 8InvenL0 omikau i>»<1 vs« uarnä« spoLtuje. 81oZa v ^vstrHi iue6, uaroäi naH biv». lia^rtHa Hs Krvav« vojsk« Knv». Nach dieser erhebenden Kundgebung gegenseitiger Sym­pathie und Solidarität traten die großen Vollsmassen ihren Heimweg an; überall war die schönste Ordnung und Ruhe erhalten, alles trug deshalb den Stempel der innersten Zu­ friedenheit und alle Besorgnisse vor Excessen wurden durch den eclatant gelungenen Verlauf des Programms Lügen gestraft. Der noch immer zahllos rückgebliebene Theil der großen Gesellschaft hatte sich um 8 Uhr Abends in die Lokali täten zur „goldenen Krone" und in den zu einem Garten um gestalteten großen Hofraum begeben. I m Saale begann der arrangirte Ball; alles Mmete Lust und Freude über das Bewußtsein von dem glänzenden Erfolge des Tages. Durch ein Telegramm, das au« sabac eintraf, wurde die festliche Stimmung noch mehr gehoben. — Wie im Traume verging die Zeit; als es 9 Uhr geworden, traten leider die Mitglie der des Laibacher „Solol", die sich in den wenigen Stunden ihrer Anwesenheit ein unvergeßliches Andenken im Herzen Aller erworben haben, den Rückweg an; Dr. 2arni l hielt eine herzliche Danlesrede für ihr zahlreiches Erscheinen und die Sokolfahne wurde zum Abschiede abermals mit einem von den Cillier Damen gespendeten wunderschönen Kranze au» trockenen Blumen geschmückt, wofür Herr Nol i in beredter Weise dankte. Man trennte sich freudig bewegt und doch mit schwerem Herzen; Alles erfüllte indeß das befriedigende Be wußtsein, daß dieser Tag, im Sannthale zu Sachsenfeld ver lebt, in den Annalen unsere« Volkes mit goldenen Lettern ein getragen bleibt. — Bis in die späte, späte Nacht noch herrschte fröhliche« Treiben im netten Markte. — Tageöneuigkeiten. Lllibllch, 12. September. — (Verfügung der Landesregierung.) Das k. k. Landespräfidium hat mit dem Erlasse vom 2. September 1868 Z. 1415 die in der Gemeinderathssitzung vom 13. Au gust l. I . gefaßten Beschlüsse, womit dem Bürgermeister die Leitung der Lolalpolizei in Laibach abgenommen und dem ersten Magistratsrathe übertragen, und mit den dießfalls nüthigen Einleitungen der Vizebürgermeister beauftragt wer­den follte, in der Erwägung, daß der Wortlaut der Satzun gen der provisorischen Genieindeordnung für Laibach die Kom petenz des GemeinderatheS zu einer derartigen Beschlußfassung und rücksichtlich Verfügung nicht erkennen läßt, aufgehoben, — (Konstitutioneller Verein.) Herr Lesjal, der „Eine Schwarze", auf den sich die „Liberalen" so viel zu Gute gethcm, hat seinen Austritt aus dem „konstitutionellen Verein" angezeigt, angeblich, weil ihm nun die Tendenzen des Vereines klar geworden sind! — (Der Vollsschullehrerversammlung) am nächsten Dienstag wird um 8 Uhr Früh eine Messe in der Domkirche vorangehen; die Verhandlungen beginnen um 9 Uhr, wie bekannt im städtischen Rathhaussaal. I m Namen des Vorbereitungs-Comitö's wird dessen Obmann A. Pr a protni t die Versammlung begrüßen und die Geschäftsord nung bekannt geben. Hierauf wirb zur Wahl des Vorsitzenben und zweier Schriftführer, dann aber zu den Debatten geschrit ten werden. Abends ist den Gästen zu Ehren in der öital nica Beseda. — (Ein Telegramm an Napoleon.) Der Her» mannstädter Bürger Pielz hat sich telegrafisch an den Kaiser der Franzosen um die Annahme der Palhenstelle bei feinem Sohne gewendet. Das betreffende Telegramm lautet folgender maßen: „An des Kaifers von Frankreich Louis Napoleon Majestät, dermalen in Fontainebleau. Sire! Die Vorsehung hat mir einen Sohn geschenkt, welcher am 15. August d. I., am Namenstage Eurer kaiserlichen Majestät, das Licht des Tages erblickte. Da in meiner Familie der Glaube an die heilige Mission des Hauses der Napoleoniden unerschütterlich ist und seit der Regierung Eurer kaiserlichen Majestät den höchsten Grad menschlich reiner Begeisterung und Verehrung erreicht hat, so habe ich beschlossen, meinen Sohn auf den Namen Louis Napoleon taufen zu lassen, nm ihm dadurch auf seinen Lebensweg einen Segen mitzugeben. Damit nun das Glück meines Hauses vollständig wird, wage ich es, durch die Zustimmung einer großen und ehrenwerthen Versammlung er» muthigt, dem Throne Eurer kaiserlichen Majestät mich zu nahen, und nicht aus eigennützigen Gründen, sondern aus dein Vollgefühle unserer Begeisterung Eurer kaiserlichen Majestät zugleich als glorreichen Schirmherr» der ganzen Gewerbswelt zu bitten, die Pathenstelle bei der Taufe meines Sohnes zu übernehmen und im Falle der huldreichen Gewährung einen Substituten zu ernennen. Gott fchütze Eure kaiserliche Majestät und die erhabene Familie l Gott segne das glückliche Frankreich." Haumn. (Aus »och «»gedruckten, «euen hebräischen Gesängen.) Geknechtet, geknebelt, zerrissen, war Iuda dem Feinde zum Hohn, Die Frucht seiner blutigen Arbeit siel fremden Satrapen zum Lohn. Da lebte im heimischen Lande ein Jude nach jüdischem Brauch; Den Haman, den liebten die Juden, die Syrier schätzten ihn auch. Erkoren zum Rathe des Reiches, da hat ihn der Ehrgeiz gefaßt, Da hat er, um Fremden zu schmeicheln, die Seinen tödtlich gehaßt. Nun hüllte sich Iuda in Trauer, der Rabbi zerriß sein Gewand; Gestorben für Iuda war Haman, verloren für's heilige Land. Geknechtet, verrathen war Iuda. Hilflos war es und bloß Es athmete, zuckte, es lebte! Wie das die Syrer verdroß! Und was die Syrer nicht wagten — das wagte Haman sogleich: Vernichten, verderben wollt' er die Juden im jüdischen Reich. Er baute zehntausend Galgen: Hängt alle Juden daran! Dann bin ich der einzige Jude, der größte jüdische Mann. Da sandte Iehova zum König. Er sagte ihm durch Mardochai, Daß Iuda, das winzige Inda, zum Leben berechtiget sei. Den König erzürnte der Frevel. Gestrafet soll Haman nur sein; Vom höchsten der Galgen klappert — des Haman dürres Gebein. » ^ * Viel hundert Jahre vergingen, noch sind die Juden nicht todt, Noch schützet die Juden Iehovah, noch lebt der alte Gott. Doch jährlich am Purim gedenket des Haman der Rabbi und flucht — Es fluchet das Voll dem Juden, der Iuda zu tödten versucht. Gedruckt bei Josef Blasni l in Laibach.