Erscheint Mnüag und Freitag. Ncdllltion: 6t»l», N.Markt Nr. 220, 2. St. Expedition: „»nn H»us°Nr. !9N. Instrti«»««tbühren: s,ir die 2sp»ltige Zeile oder deren Uum für' Mol 6 kr., 2 Mal ?kr 3 Mal l« kr. Insertwns. stempeliede« Mal 3° kr. Verlag und Druck von I . Blas««. l. Jahrgang, Zeitschrift für »atcrländische Interessen. (Manuskripte «erden nicht zurückgesendet.) La in ach am 26. September 1865. Hei beginn des vierten Quartals unserer Zeitschrift. Pranumerationsbedingungen: Abonnement fiil Laivach: ganzjährig 5 fi. — kr. halbjährig 2 „ 50 „ »ierlcljHhri« > „ 2i „ Durch die Post: ganzjährig 6 fi. 4« kr halbjährig 3 „ 20 „ uierteljährig I „ 70 ,, einzelne Exemplare kosten 5 Nkr. Verantwortlicher Redakteur: P. v. Rabies. M 77. Unser Blatt kostet im Verlage abgeholt ganzjährig 5 si. - kr halbjährig 2 „ 50 „ vierteljährig 1 ,, 25 „ Ins Haus gestellt ganzjährig 5 „ 60 „ halbjährig 2 „ 80 „ vierteljährig 1 „ 40 „ Durch die Post zugesendet ganzjährig 6 » 40 „ halbjährig 3 „ 20 „ vierteljährig 1 « 70 „ Des Kaisers Entscheidung. Wie ein Alp lag es auf den Völkern Oesterreichs. Man sah, daß e« »uf dem seit 26. Februar 1861 betretenen Wege nicht gehen könne, und wußte nicht, wie heraus aus diesem Labyrinthe. Da, plötzlich er­heitert sich der umwölkte Himmel, neue Rathgeber werden an die Stufen des Thrones berufen. Wieder einmal ein Sonnenblick fällt in die Nacht jahrelangen Jammers und Haders, langjähriger Erniedrigung, und wir stehen an der Schwelle einer neuen bessern Zukunft, denn die Dunkelheit der Nacht beginnt zurückzuweichen vor der Morgenröthe, die den Tag versöhnlicher Verständigung der Völker unter einander und der Krone brin­gen soll. Des Kaisers hochherzig erhabenes, Wort: „Ich will Frie­den haben mit meinen Völkern!" zerhaut den gordischen Knoten, und bricht den Bann der Verbitterung und der Unzufriedenheit, der die Nationen gefangen hielt. Es freut uns unendlich, daß jene wenigen Worte, welche wir unier dem überwältigenden Eindrucke des kaiserlichen Manifestes dem Abdrucke desselben in der letzten Nummer beifügten, ihre volle Bestätigung bereits gefunden haben. Nicht blos zweifelt heute nicht leicht Jemand, daß die diesseitigen Landtage — und nicht etwa der weitere oder der engere Reichstag — über diestaatsrechtliche Frage zu entscheiden haben werden; sondern das Manifest findet auch allerwärts begeisterte Aufnahme. Die „6a2e.t«, Mroäo^a«, das mit so und so viel Preßprozessen beglückte unabhängige Blatt der Polen in Galizien, nahm es mit Enthusiasmus auf; alle föderalistischen Organe Böhmens erklären ihren ungeschmälerten Beifall; die eigens veranstaltete Festvorstellung im Prager böhmischen Theater gab den treuen Böhmen Gelegenheit, unter den Klängen der Volkshymne ihrem geliebten Könige tausendfache Llava's zu bringen; der Piager Stadtrath beschloß die neuerliche Inaugurirung der seit 4 Jahren suspendirten Feier des 20. Oktober. Ebenso nahm die national-liberale Partei Croatiens das Manifest durchaus günstig auf, Vertrauen und gute Hoffnungen daraus, schöpfend. I n Pest bezeichnet man den 20. Sep­tember als einen ewig denkwürdigen Tag in der Geschichte Ungarns; eine neue Aera habe begonnen und der Name des Monarchen werde von den Karpathen bis zur Adria mit Begeisterungsjubel begrüßt werden! I n dieser allgemeinen Völkerfreude sind — wie ein Telegramm aus Agram lautet — „die Anhänger des Schmerling'schen Systems ganz consternirt". Das sind jene liberalen deutschen Centralisten, welche, voll Phrasen im Munde, nur die eigene Herrschsucht im Herzen tragen, und sich kein Gewissen daraus machen, über Abwesende abzustimmen, ihnen Gesetze vorzuschreiben und Steuern aufzulegen; die im Namen des Na­tionalitätsprinzips Schleswig-Holstein an Preußen überliefern und dafür Millionen ausgeben, armen Klosterbrüdern aber ein Paar Hundert Gulden entziehen, weil diese Freunde und Lehrer ihres Volkes, ihr Volk aber zu­fällig slavisch ist; die für die Gleichberechtigung jedes Schacherjuden schwär­men, aber mit Freuden die Hand bieten, ganze Nationen in Fesseln zu legen; die einen lächerlichen Windmühlenkampf gegen mittelalterliche Ideen führen, während ihnen selbst das mittelalterlichste Ideal vorschwebt, die Menschheit in zwei Theile zu theilen, in Knechte und Herren — nur müssen sie die Herren sein! Beschämt müssen diese Centralisten sein, denn Wochen sind verstrichen, seit die alten Bahnen verlassen wurden — wo sind heute die Gefahren, die dem Reiche drohen, wo sind die wider­spänstigen Reihen, die sich dem ordnenden Staatsgedanken nicht fügen wollen, wo diechaotische Zerrüttung, die man dem Staate prophezeite, falls man aufhörte, die Völker Oesterreichs zu Formen der Freiheit zu zwingen, denen der Geist der Freiheit fehlte? Unendlich lächerlich haben sie sich gemacht, diese Herren Centra­listen, welche von Haus zu Haus liefen, und es in allen Gassen und Straßen Jedem verkündeten: „die freie Verfassung ist aufge­hoben« — als ein kaiserliches Manifest ihrer Macht und Herrlichkeit ein Ende fetzte, und den Völker n zurückgab, was ihnen Absolutismus und Schmerling'sche Willkür entrissen. Wir ersuchen um die ganz ausführliche und leserliche Adresse, damit die Versendung pünktlich erfolge. Insertionsgebiihren: für die 2spaltige Zeile oder deren Raum für 1 Mal 6 kr., 2 Mal 8 „ 3 Mal 10 „ Insertionsstempel jedes Mal 30 kr. Angesichts des Völkerjubels werden sie nun Wohl erkennen, wie viel es in Oesterreich mit ihrer „Partei" und ihren Tendenzen geschlagen hat, und die Saat des Mißtrauens, welche sie in den Herzen der Bürger mit ihrem Unkenrufe, daß uns eine neue Aera des Absolutismus bevorstehe, ausstreuen möchten, wird in Nichts zerstieben vor der hehren Versicherung des Manifestes, welches „das Recht der Völker, durch ihre legalen Ver­ tretungen bei der Gesetzgebung und Finanzgebahrung beschließend mitzu­ wirken", als „einesichere Bürgschaft für die Förderung der Interessen des Reiches und der Länder" und als „feierlich gewährleistet und unwi­derruflich festgestellt" bezeichnet. Darum hat das kaiserliche Manifest überall, wo Einsicht sich mit ehrlichem Willen paart, die freudigste Erregung erweckt. Preis dem Herrscher, der so zu seinen Völkern spricht, Ehre den Rathgebern der Krone, die zu solchen Schritten reihen! Eine Antwort für die Opposition. Wir sind kein Regierungsorgan, — d. h. wir sind durch keinerlei Verhältnisse der Regierung verpflichtet, sondern gehen mit ihr, so lange ihre Worte und Thaten zu unserem Programm stimmen. Deßhalb stehen wir der gegenwärtigen Opposition diametral entgegen, die zum Theil auch in amtlichen Landesblättern noch immer spuckt, welche sich in die neuen Ideen nicht hineinleben können, und ihre politische Weisheit noch immer aus der ^Ostdeutschen Post" und der „Neuen freien Presse" trotz der Preßprocesse — schöpfen. Mit Freude registriren wir daher einen Artikel der — dem gegen­ wärtigen Ministerium bekanntlich nahestehenden „Debatte" — die, in ei­ ner Entgegnung auf die von der centralistischen Presse gegen die Regie­ rung erhobenen Vorwürfe über angebliche „Bloßstellung der Krone", „Er­ schütterung des öffentlichen Rechtsgefühls", „Mangel an Konstitutionali­tät" u. ä. unter anderem Folgendes fagt: „Macchiavellistisch wurden die Mißstimmungen ausgebeutet, welche einerseits durch die thörichte Interpretation Goluchowski's, andererseits durch die noch größeren Thorheiten der ungarischen Komitate erregt wurden, und das Februarstatut ward von Herrn von Schmerling mit dem Ansprüche hingestellt, die Verfassungsfrage definitiv gelöst zu haben. I n dem Oktoberdiplom behielt sich Se. Majestät das Recht vor, zur Behandlung solcher Gegenstände der Gesetzgebung, welcher nicht der Kompetenz des gesummten Reichsrathes zukommen, seit einer langen Reihe von Jahren aber für die Länder dießseits der Leitha eine gemeinsame Behandlung und Entscheidung erfahren haben, die Neichsräthe dieser Lan­der separat einzuberufen. Statt dessen wurde die Institution des engeren Reichsrathes geschaffen, welcher mit den Formen und den Befugnissen von heute die Autonomie der diesseitigen Länder total absorbirt. Das Oktoberdiplom setzte die Zahl der Mitglieder des Reichsrathes auf hundert fest. Eine solche Versammlung hatte keinen Platz für ein Dutzend ruthenischer Bauern und sechsmal soviel Negierungsbeamte, mit denen man bequem Majorität spielen kann. I n eine solche Versammlung hätten die Landtage allerdings nicht einen Schweif von stillschweigenden Votanten, welche nichts zur Erhöhung der geistigen Bedeutung einer ge­setzgebenden Körperschaft beizutragen vermögen, sondern nur ihre besten und unabhängigsten Männer geschickt und sie mußte demzufolge nothwen­digerweise die Vlüthe der Intelligenz und des Besitzes der Monarchie in sich vereinigen. Vyn den „Wünschen" einer solchen Versammlung hätte man nicht sagen können: „die werfe ich unter den Tisch." Die Aeußer­ungen einer solchen Versammlung hätte man nicht mit der Bemerkung ab­thun können: „Wenn man eine Verfassung haben will, muß man dem Dr. X. doch wenigstens gestatten, sich das Maul zu zerreißen." Eine solche Versammlung hätte der Regierung sehr ernst in die Augen und auf die Finger gesehen und deßhalb zog man es vor, sich auf die Liberalen zu spielen und eine große „imposante" Körperschaft zu schaffen, die aber ge­rade der Regierung durchaus nicht imponirte und nicht imponiren konnte. 3l8 Damals also, als man binnen drei Monaten Principien zur Gel» tung brachte, welche mit den Grundsätzen und dem Grundgedanken des Oktoberdiplonis im vollen Widerspruche standen, als man diesen weisen und hochsinnigen Alt der Krone, durch welchen der Verfassungsgedanke m der gesummten Monarchie das unwiderrufliche Bürgerrecht erhielt, als man diesen eigensten Akt des Kaisers als „unselig« bezeichnete und «er­schrie, damals wurde die Krone bloßgestellt, nicht heute. Als man das Leopoldinifche Diplom zerriß, welches mit zu den Le­gitimitätsgrundlllgen des Thrones zahlt, als man die böhmische Krone wie ein Stück altes Eisen in den Schmelztigel des engern Reichsrathes warf, als man in Ungarn die Vollgiltigkeit der pragmatischen Sanktion negirte, damals hatte man die Krone nicht nur bloßgestellt, nein! man hat ihre Legitimität vernichten, man hat an die Stelle des legitimen Besitzes das Eroberungsrecht setzen wollen, welchem gegenüber die Empörung ein heili­ges Recht ist, damals war man daran, dem Hause Habsburg eine Stellung in der Monarchie anzuweisen, wie sie Viktor Emanuel m Italien hat." Der Minister- und System-Wechsel in Österreich. 11. Schwerlich ist je ein Staatsmann von der öffentlichen Meinung hingebender aufgenommen worden als der nun abgedankte Minister. Wie ein Triumphator trat er die Regierung an; zwei Jahre lang war sein Einfluß in stetem Steigen begriffen, jedes seiner Worte hatte das Ansehen eines Evangeliums, hundert gewandte Federn posaunten täglich seinen Ruhm aus und an seinem Erfolge zu zweifeln galt als Hochuerrath. Noch im Herbste 1862 wurde das denkwürdige Wort des Kaisers gemeldet: „das Haus Habsburg habe vom Glück zu sagen, daß es in neuester Zeit vom Hause Schmerling stark protegirt werde." Damals siel der ungarische Hof­kanzler, GrafForgach, den Wünschen des, mächtigen Ministers zum Opfer, damit der „Dualismus" in der Regierung verschwinde. Noch zwei Jahre später mußte ihm auch Herr Graf Rechberg weichen, nicht bloß wegen der verschiedenen Auffassung der deutschen Politik und des Verhältnisses zu Preußen, sondern weil Graf Rechberg überhaupt einer mehr föderati­ven Organisirung des Staats zuneigte und die Möglichkeit der Februar-Verfassung anzuzweifeln begann. Indeß hatte ihr Schöpfer selber fein Werk bereits feinem Schicksal überlassen; mit einer Art von fatalistischem Türkenglauben sah er unthatig der Entwicklung zu. Er regierte nicht nur nicht mehr, er administrirte kaum noch. Immer lauter wurde die Klage über das Nichtsthun, die Trägheit und Arbeitsunlust des berühmten Mi ­nisters. Er hatte im Jahre 1861 das famose Wort gegenüber den Ungarn erfunden: „Wir können warten"; lange hatte man eine tiefe Staatswcis­heit und große verschwiegene Pläne hinter dieser Formel gesucht, aber all« mählig kam man hinter das Geheimniß: der Minister wußte sich selber keinen Rath und schon seit Jahren verbarg er seine Rathlosigkeit hinter pompösen Worten. Das war wirklich das Geheimniß. I m Reichsrath selbst hatte sich zuletzt aus den eigenen Anhänger« des Ministers eine heftige Opposition herausgebildet. Die entschiedene deutsch-liberale Partei überhäufte ihren regierenden Führer feit Jahr und Tag mit Vorwürfen, und man klagt nun diese parlamentarische Opposition der Thorheit an, den Sturz ihres eigenen Kabinets veranlaßt zu haben, ohne daß sie gewußt, was sie that. Möglich, daß es sich so verhielt. Aber was die Opposition gethan hat, das hat sie in ehrlicher Verzweiflung über das Benehmen ihres Partei-Ministeriums gethan, und ihre Despara­tion war in der That nicht zu verwundern. Zwei volle Jahre hatte Herr von Schmerling dazu gebraucht, um von den drei Nationen Siebenbürgens Feuilleton. Norherbejlimmung. HnmomKe von I. A. Hartmann. (Fortsetzung u. Schluß.) Freund C. hatte Sympathie für die Mailänder Millionärs, obwohl ihm, zeitliche Güter betreffend, noch sehr viele Gulden und auch einige wenige Kreuzer von einer runden Million abgiengen. Wir legten ab; — da gab es Geflügel, Käse, Schinken, Obst, Confekt in Hülle und Fülle, Wein vom besten 48ger Eigenbau, und wir waren nicht die Männer, damit zimpferlich zu thun. Mit Poganzen wurde begonnen. Damit die geneigten Leserinnen erfahren, was für ein Ding eine Poganze eigentlich ist, so theile ich das Rezept behufs Zubereitung derselben mit, erkläre jedoch ausdrücklich, daß ich die Haftung für das Gelingen nicht auf mich nehme. Da von allen Verfasserinnen der Kochbücher die Köchinnen gedutz! werden, so erlaube ich mir auch Anspruch auf diese Begünstigung. Nimm, o Köchin! einen dünnen, bereits gebackenen Omeletten-Teig, schmiere guten und viel saueren Rahm darauf, und schiebe die Ge­schichte wieder in die Bratröhre. Wie lange nun das Gericht backen soll, weiß ich selbst nicht, jedenfalls sollte es nicht verbrannt werden, und daß dies nicht geschieht, ist, o Köchin! deine Aufgabe. Poganzen sind eine Nationalspeise auf der windischen Mark. Ich für meinen Theil scheute sie wie die Sünde, denn sobald ich nur einen Bissen davon in den Magen bekam, folgten Bauchgrimmen und Unter­leibsleiden anderer Art. Wir waren in der besten Stimmung. Freund C. sang, M. impro­visirte, O. deklamirte, ich plauderte mit der Hausfrau, und diese lachte über unsere Tollheiten, daß ihr das Kinn wackelte und die Thränen über die Backen liefen. Wir dachten an den Abschieb; doch die Hausfrau, der wir die ver­dammten Poganzen ins Himmelreich erhoben hatten, wollte uns ausnahms­weise überraschen, und ich vernahm zu meinem Entsetzen, 6 Stück Po­ zwei in einen Landtag zu vereinigen und diesen Landtag zur Beschickung des Reichsraths zu vermögen. Als die Siebenbürger eingetreten waren erklärte die Regierung den engern Reichsrath für die deutsch-slavischen Länder auch gleich als weiteres oder Gesammtparlament für das ganze Reich. Das war Alles, was der Minister für die Durchführung seiner Verfassung zu thun vermochte, und von nun an legte er die Hände in den Schooß. Inzwischen verschlimmerten sich die wirthschaftlichen Verhältnisse des Reichs zusehends und der finanzielle Banqnerott rückte hart vor die Thüre. Die Regierung brachte dennoch, und obgleich bereits der Versuch eines Anlehens gänzlich mißlungen war, zwei Iahresbudgets mit enormen Deficits ein; sie betheuerte, bei diesen Ansätzen schon an die möglichste Grenze der Ersparung gegangen zu sein; als aber der Reichsrath noch über zwanzig Millionen wegstrich, da erklärte sich die Regierung doch auch mit diesen Abminderungen einverstanden. Welches Parlament der Welt wäre nicht in Verzweiflung gerathen über solche Zustände! Freilich lag darin das Vekenntniß der Partei selber, daß sie_Höllia abgewirthschaftet habe. Aber das war auch das allgemeine Gefühl, baß es so wie bisher unmöglich weiter fortgehen könne, und darum ist dem Ministerium Schmerling in Oesterreich selber kaum eine ernstliche Thrime nachgeweint worden. Solche Thränen wurden nur geweint von den Nicht- Oesterreichern in Wien und bei uns, welche eben durchaus mit sehenden Augen blind sein wollen. I m Uebrigen ist der verlässigstc Barometer der politischen Stimmungen in Oesterreich, die Börse, gegen den Fall des Herrn von Schmerling ganz unempfindlich geblieben. Noch vor zwei Jah­ ren konnte man sagen, daß die Börse der stärkste Hort dieses Ministeis sei, schon der Börse wegen hätte der Kaiser eine Aenderung gegen ihn nicht wagen dürfen; jetzt hat die Börse ihn fallen lassen, ohne auch nur mit einem Procent niedrigerer Curse um ihn zu trauern. Auch das Capi­ tal scheint somit die allgemeine Ansicht zu theilcn: „schlechter kann es nicht werden, aber besser, und übler als Schmerling kann kein anderes Mini­ sterium wirthschaften." Es kommt aber noch Ein für die Beurtheilung der Lage höchst wichtiger Umstand hiezu. Während nämlich Herr von Schmerling bn seiner Februar-Verfassung buchstäblich von der Hand in den Mund lebte, hatte er doch immer noch Ein Ausknnftsmittel in Petto. Er scheint seit geraumer Zeit in der Absicht zugewartet zu haben, bis die Lage entspre­chend gereift sein würde für den intendirten Staatsstreich, und es liegen bestimmte Andeutungen seiner Soldschreiber vor, wornach er selber eben jetzt die Lage für reif gehalten hätte, um mit seinem Hintergedanken her­vorzutreten. Er sah sich nach wie vor für den unentbehrlichen Mann der Situation an; aber er war bereit, den Verhältnissen Rechnung tragend, mit seiner eigenen Person die erforderliche Schwenkung vorzunehmen, und selbst auf einem von dem bisherigen ganz verschiedenen, ja entgegen» gesetzten Wege als Retter Oesterreichs aufzutreten. Mit einem Wort: er war bereit nicht nur das kaiserliche Oktober-Diplom, sondern auch seine eigene Verfassung vom 26. Februar, die wir vier Jahre lang als das einzige Palladium des Kaiserstaats rühmen hörten, mit eigenen Händen entzwei zu reißen, um sich mit der liberalen Partei in Ungarn auf der Basis des Dualismu s zu vereinbaren. Man muß diese Thatsache wohl in's Auge fassen. Sie wirft erst das volle Licht auf die Stellung sowohl der neuen Regierung als der ge­wesenen. Ein böhmisches Blatt hat sich sehr bezeichnend geäußert: der Rücktritt Schmerlings sei „der Fall eines großdeutschen und der Anfang eines österreichischen Ministeriums in Oesterreich." Darin liegt auch die Lösung des Räthsels, daß der Minister sowohl, als die deutsch-liberale Partei im Reichsrath auf einmal ihre Sprache gegen Ungarn änderten und mit den liberalen Magyaren förmlich zu liebäugeln begannen., Wir ganzen feien wieder aufgelegt und kämen im Augenblick aus dem Ofen. Fatale Situation! Ich zog Freund C. auf die Seite und brachte ihm nach einiger Mühe bei, er möge sich sogleich an die Hausfrau mit der Bitte wenden, ihm die Construktion ihrer neuen Weinpumpmaschine zu erklären und sie wo möglich lange im Preßhause aufhalten. Dieses Manöver gelang. Unsere Hausfrau setzte die Weinpumpe über die Poganzen, was auch er­ klärlich war, da letztere über 100 Gulden gekostet hatte, während eine Poganze sich bedeutend billiger, calculirt; freilich ist das Eine zum Essen, das Andere zum Wcinpumpen, doch das macht eben nichts — in einem Sinne erzeugen beide die gleiche Wirkung. Kaum waren die Beiden draußen, wurden auch bereits die prasseln­den Poganzen hereingebracht. Ich stürzte mich auf ein im Speiseschrank liegendes, einige Jahrhunderte altes Buch, riß die großen Oktavblätter heraus und begann die Poganzen einzuwickeln, — jeder der drei anwe­senden Herren erhielt eine, während ich drei für meinen Freund C. gut einmachte und in eine der großen Rocktaschen seines Millionärrockes schob. Fünf Minuten später trat unsere gute Mama ein; ein selbstzufrie­denes Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie die leere Schüssel sah, und wenig hätte gefehlt, so wären für Herrn C., der nach ihrer Meinung zu kurz gekommen war, abermals ein Paar Poganzen bereitet worden. Wir nahmen Abschied und erhielten noch Jeder einige schöne gut erhaltene Muskattrauben auf den Weg. Zwei Hausleute begleiteten uns mit Laternen bis in die Ebene zur Fahrstraße. Der Regen hatte aufgehört, doch war der Weg schlüpfriger als früher. Unsere Laternenträger waren etwas angestochen, und, wie ich glaube, litten auch wir unter dem Einflüsse der Weindünste, und balan­cirten, wie angehende Schlittschuhläufer, bis wir endlich den letzten, doch ziemlich steilen Hügel erreichten. Einer unserer Laternenträger entschied für den Fußpfad, da die Fahrstraße im Hohlwege nicht zu passieren war, weil der Koth darin knietief lag. / o ? " Vorsichtig stiegen wir den jähen Abhang herab. — Plötzlich erscholl ein kerniges Kreuzhimmelsakrament und gleich darauf ein dumpfer Fall. Freund C. war ausgeglitscht und schoß, wie mit Dampf getrieben, den schlüpfrigen Weg bergab, feinen Napier-Hut in der Hand haltend und mit den Füßen hin und her arbeitend, um den richtigen Cours zu hal­ten; einen Augenblick später verschwand das Licht des vorderen Laternen» 3l9 müssen nun diese Wechselbeziehungen des deutschen und des magyarischen Liberalismus näher betrachten. Man kann die Regierungszeit des Herrn von Schmerling in zwei Perioden theilen; in beiden ist es zu einer eigentlichen Thai nicht gekom­men, um die Verfassung vom 26. Febr. zur Wahrheit zu machen. Auch darin ist der Minister sich gleich geblieben, daß er das kaiserliche Oktober» Diplom und dessen mehr föderative Anschauung stets mit dem vollen Haß des liberal-bureaukratischen Parteigeistes behandelte. Sonst aber haben die Hoffnungen und Berechnungen des Ministers sich vor und nach dem Jahre 1863 in zwei verschiedenen Richtungen bewegt, bis er ganz zuletzt, als ihm das Wasser bis an den Hals gieng und er im Herrenhaus am 23. Juni die vollendete Hoffnungslosigkeit der ganzen bisherigen Wirtschaft eingestehen mußte, noch ein drittes neues Programm in Aussicht stellte, enthaltend „Aenderung des bisherigen Verwaltungssystems und Einführung (!) der Autonomie." Solche vergeblichen Worte waren freilich auch in sei­nem berühmten Programm vom Dezember 1860 gestanden, und er hat sich bei allen Wandlungen nachher nie mehr derselben erinnert, bis es zu spät war. I n der ersten Periode also stolzes Pochen auf die Unverletzlichkeit der Februar-Verfassung, die vom Kaiser feierlichst zugesichert sei, und für die alle Bischöfe bei Strafe der beleidigten Majestät das Iahres-Tedeum halten sollten. Die Ungarn würden und müßten kommen, wenn man nur ein klein wenig Geduld habe; die Politische und wirtschaftliche Vlüthe Oesterreichs, welche sich unter dieser Verfassung entfalten müsse, werde allen Trotz und Widerstand brechen. Die ungarischen Gesetze von 1848 und die Sonderverfassung der St. StephansHrone, worauf die Magyaren ihre Renitenz basirten, seien ohnehin ungültig und durch den Insurrek­tions-Krieg verwirkt. So sei also die parlamentarische Organisirung Ge­sammtösterreichs nur noch eine Frage der Zeit. Und im äußersten Falle koste es ja den Minister nur einen Federzug, er brauche nur direkte Wah­len in Ungarn auszuschreiben, fo werde sich der Reichsrath mit nicht-ma­gyarischen Deputirten aus Ungarn füllen. Das wäre freilich ein drastisches Mittel ; es könne aber auch nur das unerschütterliche Festhalten an der Ver­fassung vom Februar über die unabsehbarsten Folgen hinweg helfen. Der Lockerung würde die Anarchie, der Anarchie der Racenkrieg folgen in seiner furchtbarsten Gestalt. (Fortsetzung folgt). Politische Nevue. Die große Tagesfrage beschäftigt alle Gemüther; alles andre tritt hier weit zurück in den Hintergrund. — Die Regierung schreitet auf dem Wege großer Ersparungen weiter. Mehrere Platzcommanden wurden neuer­lichst aufgelöst. Dasselbe Schicksal dürfte demnächst den Unterrichtsrath treffen, dessen Präsident Ritter v. Hasner seiner Stelle bereits entho­ben ist. Das Anlehen, welches Oesterreich auszugeben im Begriffe steht, im Frieden für den Frieden contrahirt ist nur in seinem geringsten Theile für die Begleichung eines Deficits, hauptsächlich aber und in erster Linie zur Lösung schwerwiegender und folgenreicher Verpflichtungen, zur Tilgung der durch die Bank-Acte fest normirten Staatsschuld an die Bank, zur Rück" zahlung der von dem früheren Finanzminister im Auslände aufgenommenen Vorschüsse, zur Einlösung der die Marimalsumme von 80 Millionen Gul­den überschreitenden Hypothekar-Anweisungen (Salinenscheine) bestimmt, und es stellt sich daher den Geldmärkten nicht als eine neue Schuld, son­dern als eine Umwandlung der schwebenden in eine consolidirte Schuld dar". Durch diese Umwandlung wird endlich das Institut der National­bank mittelst Wiederherstellung der Valuta einer seit siebenzehn Jahren vielfach gehemmten, die voltswirthschaftliche Entwicklung der Monarchie trägers, dem Freund C. zwischen die Beine gefahren war. Beide fuhren nun in Gemeinschaft den Rest des Weges bergab. Als wir am Fuße des Abhanges anlangten, fanden wir Beide koth­bedeckt und sich gegenseitig mit Zündhölzeln aushelfend, um, den Moment des Brennens derselben benützend, die schönen Ornamente und Rosetten, die Herr C. wahrend seiner unfreiwilligen Rutschpartie sich zugelegt hatte, von Rock, Hose und Hut abzuschaben. Wie die Poganzen und Trauben aussahen, läßt sich nicht leicht beschreiben. Wir lachten, was am Ende das Gescheideste war, über den Vor­fall, und verfolgten singend den Heimweg. Beim Gasthause zu St. Veit erwartete uns das Fuhrwerk, und innerhalb einer Stunde rasselte der Leiterwagen auf dem historisch bekannten Pflaster der Stadt Pettau. Auf meinem Zimmer angelangt, entledigte ich mich meiner Kleidung und fuchte das Lager, kam jedoch zu keinem Schlaf, — ich langte nach den Blättern, in welchen die mitgebrachten Trauben eingepackt waren und las, in Ermangelung anderer Lektüre, deren Inhalt. Das Buch schien eines jener Produkte zu sein, die zu Nutz und Frommen der leidenden Menschheit irgend ein Klostermönch in alter Zeit verfaßt haben mochte, und das über Behandlung verschiedener Krankheiten der Menschen und Thiere in der sonderbarsten Weise sich ergieng. Da kamen Schlangen-, Bären-, Dachs-, Hasen- und sonstige Fette, Kräuter und Moose, Blut und Hirn diverser Thiere, gesammelt zu allen Tag­ und Nachtstunden, an die Reihe. Mich begann dieser altdeutsche Schreib­ styl, gewürzt niit lateinischen und griechischen Brocken, zu intercssiren. Wie bereits erwähnt, war das Buch medizinischen Inhaltes, und wenige der verschiedenen Mittel entbehrten einer sympathetischen oder kabbalistischen Zuspeise. Meine zwei Blätter enthielten den Buchstaben F., und so fand ich unter anderen auch folgendes Rezept: „Fallen der Haare zu ver­ hüten". Ich gebe dasselbe in faßlichem Deutsch, wie folgt: „Nehme ein nußgroßes Stück frisches Vienenwachs, drei Löffel reinen Rosenhonig, setze das ganze an die Gluth und mische ein halbes Seidel frisch abgezogenen Birkensaft dazu und reibe dir bei Sonnen» aufgang damit den Kopf ein". Bemerkt war aber nicht, ob man dann entblößten Kopfes herum­ gehen müsse. Das Mittel ist originell; ich möchte dasselbe jedoch keinem unserer kahlköpfigen Stutzer anrathen, denn wahrhaftig, mit einem nach dieser Anleitung einbalsamirten Schädel bei 28 Grad Wärme zu prome« mächtig fördernden Thätigkeit wieder zurückgegeben, und nicht nur das seit­herige demüthigende und dem Staatscredite so nachtheilige System der Be­werbung um vereinzelte, mühsam aufgesammelte Vorschüsse, sondern auch voraussichtlich die lange Reihenfolge der an dem Mark Oesterreichs zehren« den Credit-Operationen zum Abschluß gebracht. Der Zinsfuß des Landes wird nicht länger durch die Concurrenz des Staates unerschwinglich ver­theuert, das verfügbare Capital nicht weiter den dringendsten volkswirth» schaftlichen Bedürfnissen entzogen, die Steuerkraft des Landes nicht weiter bis zur Erschöpfung angespannt werden. Z u dem Ende gingen dem Anlehen bereits beträchtliche Ersparnisse im Staatshaushalte voran, weitere Verminderungen der Ausgaben werden sich, auch abgesehen von den darauf unmittelbar abzielenden Maßnahmen, noch in Folge der fortschreitenden Besserung und demnächstigen Wiederher­stellung der Valuta fernerhin zuverlässig ergeben. Das Anlehen ist noch nicht abgeschlossen, dessen Abschluß aber be­vorstehend; dasselbe wird, nach den angedeuteten Zwecken zu schließen, circa 100 Millionen betragen; das Anlehen wird endlich unter Vermitt­lung Rothschilds und unter Betheiligung des englischen Geldmarktes rea­lifirt werden. I n Paris erschien eine Broschüre, welche großes Aufsehen macht, und das Vorgehen der preußischen Regierung zu rechtfertigen sucht. Sie ist ein Machwerk preußischer und italienischer Agenten unter den Auspizien des neuen Grafen v. Bismark und zeichnet sich vorzüglich durch ihre ver­bissene Sprache gegen Oesterreich aus. Aus der Handels« und Gewerbekammer. (Sitzung am 22.September. Vorsitzender: Herr Samassa; Schriftführer: Frei­herr Michael Angelo Zois ; anwesend 1t Kammerrüche.) Der Herr Schriftführer liest das Protokoll der letzten Sitzung vor, welches ohne jede Bemerkung genehmigt wird. Kammerrath Ho rat inter­pellirt den Herrn Vorsitzenden, ob die Einsendung des Präliminar« an das Ministerium nach Wien eine im Gesetze begründete ist, ihm scheint dieß eine bureaukratische Maßnahme zu sein, denn wenn größere Körper­schaften fowie der Gemeinderath über ein Budget von 84000 fl. selbst­ständig verfügen kann, so kommt es ihm sonderbar vor, wie man mit die­ser Kleinigkeit das Ministerium behelligen soll. Er stellt daher den An­trag, daß man das vereinbarte Präliminare Niemanden zur Bestätigung einsenden soll. Der Herr Vorsitzende bedauert, auf diese nicht an der Tagesordnung stehende Interpellation, nicht vorbereitet gewesen zu fein, um gleich eine Aufklärung geben zu können, verspricht jedoch sich die Ueberzeugung zu verschaffen, worauf sich diese Gepflogenheit stützt, ersucht sohin die Debatte hierüber bis zur nächsten Sitzung zu vertagen. Nachdem noch Herr Kammerrath Holzer bemerkt, daß die Vor­lage deßwegen geschehen muß, weil man ohne Genehmigung des Ministe­riums die Hllndelskammerbeiträge'nicht umlegen und durch die Steueräm­ter einbringen kann, wird der Vertagungsantrag des Herrn Vorsitzenden einhellig angenommen. Uebergehend zum Punkte 2 der Tagesordnung, betreffend die Wahl der Hllndelskammeibeisitzer werden als solche beim Handelsgerichte in Lai­bach über Antrag des Herrn K.-N. Horak, der bei dieser Gelegenheit gegen die Ansicht des Herrn Vorsitzenden der Gewerbesettion das Recht gewahrt wissen will, sich an dieser Wahl zu betheiligen, die Herren Han­delsleute Dreo, Kordin, Jos. Pleiweiß und Ioh. Georg Winkler, und über Antrag des Herrn Supa n für Neustadtl die Herren Obla l und pernio vorschlagen. niren und auf das Wachsen der Haare zu warten, dürfte etwas beschwer­lich werden. Am Schlüsse des Blattes fand ich weiter ein sonderbares Rezept: „Fragen, die Zukunft betreffend, aufzulösen". Man höre: „S o du deine nächste Zukunft kennen lernen willst und du den Willen und Macht hast, auszuharren und fest anzustreben, und du mehrere Sachen vorhabest, aber das rechte zu finden nicht getrauest, so schreibe deine verschiedenen Gedanken und Meinungen auf Papierblätter und rolle sie zu Kügelchen zusammen. Weitn dann am Morgen das erste Geläute beginnt, so bete drei Vaterunser und ein „Schutzengel", mische die Papier­kügelchen in die hohlen Hände und wie du ausgebetet hast, werfe über die linke Achsel rückwärts das Papier, und welche Kugel dann die naheste vor dir liegt, hebe auf und thue das, was darin geschrieben, mit Gott und allen Heiligen". Ich las den Satz wiederholt, und ich muß gestehen, daß der In» halt mich eigentümlich aufregte, übrigens stand ich noch etwas unter dem Einflüsse der vergangenen Stunden. Ich sprang auf, riß fünf Blätter aus» meinem Notizbuch, welche ich einzeln mit Laibach, Temesvär, Bu ­kurest, Braila und Pettau bezeichnete, that in vorgeschriebener Art, warf die Kügelchen rückwärts, und hob das mir zunächst liegende auf, wickelte es auseinander, — es war Laibach. Ich hatte seit zwei Monaten mit Bukurest, Braila und Temesvär correspondirt, um an einem der genannten Plätze ein Engagement zu finden, wohingegen ein Pettauer Kaufmann mich einem Laibacher Hause, wie er mir gelegenheitlich mittheilte, sehr warm empfohlen hatte. — Nachdem nun meine Gedanken in einen Canal geleitet waren, be­mächtigte sich meiner ein fester Schlaf, der bis neun Uhr Morgens anhielt. Als ich etwas später in die Schreibstube kam, sah ich einen an mich addressirten Brief auf dem Pulte liegen. — Es war ein Dekret von einem der ersten Häuser Laibachs. Seit jener Zeit habe ich die Kügelchen oft gebraucht, namentlich in Fällen, wo ich über einen einzufchlagenden Weg schwankte. — Das ist die Geschichte der Vorherbestimmung. 32Y Nachdem vom Herrn Schriftführer das Concept der Konkursaus­ schreibung zur Besetzung der Sekretärstelle vorgelesen worden, stellt Herr Canton i den Antrag, daß man in der Konkursausschreibung insbesondere die Kenntnisse des Handelsgesetzbuches betonen soll, da ja die Handelsleute öfters in die Lage kommen, sich beim Sekretär Raths zu erholen. K.-R. Ho rat bemerkt, daß die Kenntniß der commerziellen und industriellen Angelegenheiten betont ist. besitzt er solche und dazu einen re­ gen, thätigen Patriotismus, so kann sich die Kammer Glück zu so einer Erwerbung wünschen. K.-N. Pleiweiß fragt, bis zu welchem Tage der Konkurstermin aus­ geschrieben wurde, und ob das Kammerpräsidium die Resignation des je­ tzigen Sekretärs mit Ende September d. I . angenommen hat. Er findet es sehr sonderbar und nicht in der Ordnung, daß der Sekretär nach Be­ lieben die Kammer verläßt, er befürchte, daß derselbe unausgearbeitete Rückstände habe, jedenfalls ist der schon seit 2 Jahren versprochene Jah­ resbericht noch immer nicht fertig, er soll sonach seinen Verpflichtungen früher nachkommen, nicht aber einfach austreten. Herr K.-R. Dreo wünscht, daß im Edikte juridische Kenntnisse ge­fordert werden sollten. Der Herr Vorsitzende und der K.-R. Hora l bemerken, daß die Sekretäre der Handelskammer nicht überall Juristen sind, genügend ist es, wenn der Sekretär nur praktische Erfahrungen hat, denn was haben die juridischen Kenntnisse genützt, wenn man zu lau war, sie auszuüben. Herr K.-R. Supa n anknüpfend an das Sprichwort „der Wahrheit eine Gasse" kann sich nicht verhehlen, daß die Handelskammer sowie sie jetzt ist, im Volle nicht beliebt ist, und wenn einer oder der andere: Auflösung beantragen sollte, so würde das Land solches mit Ver­gnügen sehen. Die Handelskammern haben ja keinen andern Wirkungs­kreis als Regierungsvorlagen zu begutachten. Hätten Sie einen Wirkungs­kreis wie in Frankreich, Belgien, England, Amerika und Deutschland so würden die Steuerzahler Wohl nicht fragen, für was zahlen wir. Für die jetzige Arbeit des Sekretärs findet er 600 fl. genügend. Allein der Sekretär soll was mehreres thun als °/g'Dutzend Sitzungsberichte schrei­ben, er soll die Seele der Kammer sein, was thun nicht die Sekretäre anderer Kammern, z. V. jener in Agram, der eine so großartige und dem Lande zum großen Vortheile gereichende Ausstellung zu Stande brachte. Bei der zugesicherten Autonomie ist auch ein größerer Wirkungskreis zu erwarten und eben um einen tüchtigen Sekretär zu gewinnen, stellt er den Antrag, man soll ihm eine Vermehrung des Gehaltes bis auf 1000 fl. in Aussicht stellen. Nachdem der Herr K.-R. Hora l bemerkt, daß man im Jahre 1844 in Laibach eine ordentliche Ausstellung ohne Hilfe des Sekretärs hatte, daß der Sekretär Klu n für 600 fl. viel, Sekretär Urani ö aber weder für 600 si. noch für 840 fl. etwas geleistet habe, und daß man je besondere Leistungen des neuen Sekretärs noch immer entlohnen könne, Herr K.-R. Holz er die Bestimmung schwer findet, wenn man annehmen könnte, daß der Sekretär soviel geleistet, um ihm die Erhöhung zugestehen zu können, Herr K.-R, Schwendtner, obwohl die löbliche Ansicht des Herr Supa n theilend, doch nicht glaubt, daß alles Heil und Glück vom Sekretär abhängt, und Herr Vr. Zois bemerkt, daß man sich nicht die Blöße geben solle, nachdem 600 fl. bestimmt wurden, einen größeren Gehalt festzusetzen, und nachdem derselbe noch erläutert, daß die Bestimmung des Gehaltes für Urani ö mit 840 fl. in der Sitzung vom 29. Dezember 1855 stattfand, zieht Herr Supa n sein Amendement zurück, und wird nachdem die Anträge der Herren Cantoni und Dreo abgelehnt wurden, der Hllndelskammerbeschluß mit einer kleinen statistischen Aenderüng und Bestimmung des Termins bis Ende Oktober mit Majorität angenommen, und über Antrag des Herrn Pleiwei ß die sogleiche Einschaltung des Ediktes in die „Laibacher Zeitung" „l^lav « und „Novioo« angeordnet. Der Herr Schriftführer liest sodann die Note der k. k. Landesre­gierung ddto. 9. September 1865 Z. 9565, welche gestützt auf den §. 25 Absatz 2 der prov. Gemeindeordnung für Laibach und des Gesetzes vom 5. Mai 1862, dem gestellten Ansuchen der Kammer den Israeliten den Aufenthalt in Laibach außer den Jahrmärkten zu untersagen, nicht entspre­chen kann. K.-R. Pleiweiß betont nun, daß es sich hier um die Aufrecht­erhaltung eines alten Gesetzes handelt, und nachdem er die diesfälligen Gesetze und Verordnungen citirt, constatirt er, daß diese Gesetze nie auf­gehoben wurden, deßhalb den Juden der Aufenthalt in Laibach verboten ist, weßhalb er den Antrag stellt, die Kammer möge, mit den angeführten Gesetzen begründet, sich an das Handelsministerium wenden, daß das alte Gesetz so lange aufrecht erhalten und befolgt werden solle, bis es durch ein neu erlassenes aufgehoben wird. K.-R. Ho rat findet die Abweisung wirklich auf schwacher Grundlage fußend, wenn man sich auf eine unter dem Drucke der Vach'schcn Periode erlassene provisorische Gemeinde­ordnung beruft. Unsere Vorfahrer haben sich mit Geld das Gesetz er­kauft, will man es beseitigen, so müssen wir dafür entschädigt werden. Er stellt jedoch in Berücksichtigung, daß diese Sache eine Landesangelegen­heit ist, den Antrag, den ganzen Akt dem Landesausschusse abzutreten, damit die Wahrung des Rechtes durch den Landtag geschehen kann. Ueber­haupt findet er es sonderbar, daß in Laibach Jedermann befugt sein soll, das Gewerbe auszuüben, was in andern Städten, z. B. Görz, nicht der Fall ist, und trotzdem begehrt das Steueramt jedes Jahr erhöhte Steuern. Wollen sie uns schon die Steuern erhöhen,, so sollen sie uns auch einen Schutz gewähren. K.-N. Baron Zoi s erwartet keine günstige Entschei­dung vom Ministerium. Wir wünschen Aufrechterhaltung von Privilegien, die uns passen, während wir über die Aufhebung anderer gejubelt haben, die auch ohne Entschädigung gestrichen wurden. Wir begehreu in Allem die Freiheit und doch wollen wir sie Andern entziehen, bloß darum, weil sie andern Glaubens sind. Da sonach wenig Hoffnung auf einen gün­stigen Bescheid vorhanden, und man sich nur einer scharfen Kritik aussetzt, so beantragt er, einstweilen den Gegenstand auf sich beruhen zu lassen. Nachdem K.-N. Pleiwei ß wiederholt betont, daß es sich in diesem Falle um keine Gnade, sondern nur um Aufrechterhaltung eines Rechts handelt, welches man vom Staatsministerium fordern soll, werden die Anträge zur Abstimmung gebracht; jener des Herrn Baron Zoi s und Pleiwei ß abgelehnt, der Antrag des Herrn Hora l aber mit Majori, tat angenommen. Schließlich wird über Antrag des Herrn Supa n beschlossen, in der „Laibacher Zeitung", „IriFlav " und „Mvioo " zu verlautbaren, daß die Statuten der Ex- und Importgescllschaft bei der Handelskammer er­ liegen, woselbst auch Einzeichnungen angenommen werden, und dem Herrn Pleiwei ß zugesichert, daß in Angelegenheit des Handlungsschulfondes dieser Tage eine Versammlung der Handelsleute einberufen wird, und sonach die Sitzung geschlossen. Lokales und Provinziales. — Am Sonntag Früh ist der ^u2ui Lolznl in Marburg ange» kommen, von den Repräsentanten der dortigen Cütavui««, am Bahnhofe empfangen und von denselben unter der Musik der Stadtkapelle in die Stadt begleitet worden. — Die 8c»Ko1oi (gegen 60) wurden, wie man uns berichtet, nach dem festlichen Empfange in den Lokalitäten der öitavuiea, wo ihnen ein Gabelfrühstück servirt wurde, neuerlich begrüßt, dann wohnten sie der hei­ligen Messe in der gräflich Brandis'schen Kapelle bei; Mittags war ge­meinschaftliches Mahl, später fanden Turnproduktionen im Verein mit den Marburger Turnern statt; Abends bei der LsseäÄ, endlich zeichneten sie sich durch meisterhaft ausgeführte Gruppirungen aus; beim Abschiede wur­den sie von den lebhaftesten Avio - und LlavÄ-Rufen der zahlreich ver­sammelten Menge begleitet. — Soviel für heute über die neuerliche Ma­nifestation des wackern Geistes unserer braven LoKoloi, die überall, wo sie erscheinen, der Nation zur größten Ehre gereichen! — Zur Ergänzung der Notiz in Nr. 76 unseres Blattes über die durch den Schulfreund Anton Baron Zoi s auf seinem Schlosse Egg vorgenommene Vertheilung slovenischer Bücher unter Schüler und Schüle­rinnen theilen wir mit, daß genannte Bücher aus der Sammlung des Hermagoras-Vereines waren, nämlich Ovstnilli und ^olsäarö^i und Velil:« pratiks. — Unter den ausgestellten Thieren in Marbur g befindet sich auch Jungvieh aus der Musterwirthschaft in Kaltenbrunn. Grinnerungstafel (aus dem Intelligenzblatt« der Laibacher Zeitung). Am 27. September. 3. «rek. Feilbietung der Realität de« Ant. Knafelc im Schätzwerth von 1768 fl. 40 kr. beim Bez. A. Feiftritz. — Reaffumirte 3. erek. Feilbietung der Realität de« Franz Gliha im Schätz­wert!) von 2338 fl. 80 kr. städt. del. Bez. G. Laibach. — Reaffumirte «et. Feilbietung einer intab. Forderung am Hause Nr. 77 auf der Polan» beim städt. del. Bez. G. Laibach. — 2, erek. Feilbietung der Realität des Primus Dolle« im Schätzwert!) von 7368 fl. bei« Bez. A. Senosetsch. — 3. eres. Feilbietung der Realität des Lukas Iebaöin im Schätzwerts von 1788 fl. beim Bez. A. Senosetsch. Am 28. September. 3. erek, Feilbietung der Realität des Michael Aumaiui im Schätzwerth von 6377 fl. beim Bez. A. Krainburg. — 3. erek. Feilbietung der Realität der Minna Kmetiö im Schätzwert!) von 845 fl. beim Bez. A. Krainburg. — 3. erek. Feilbietung der Hnbrealität des Simon Pleiweiß von Kreuz im Schätzwert!) von 2611 fl. 30 lr. beim Bez, A. Neustadt!. — 3. erek. Feilbietmig der Realität des in,'. Anton Kauschek im Schätzwert!) von 300 fl. beim Bez. N. Sittich. — 3. erek. Feilbietung der ReaÄtät des Ioh. Hraft im Schätzwerth von 8428 fl. beim Bez. N. Sittich. — Verhandlung gegen Math, und Ioh. Koviö wegen Löschung Von Forde­rungen 2 109 fl. 56'/. kr. C. M. beim Bez. A. Littai. Am 23. September. 3. erek. Feilbietung der Hubrealität de« Ioh. Traffer beim Bez. A. Naffenfuß. — 3. erek. Feilbietung der Realität des Ioh. Kimouz im Schätzwerth von 1308 fi. 40 kr. beim Bez. A. Stein. — 3. erek. Feilbietung der Realität des Ioh. Tratter im Schätzwerth von 658 st. 20 tr. beim Bez. N. Naffenfuß. — Verhandlung gegen Nndr» Ionke wegen Eigenthumsanerkennung beim Bez^ A. Tschernembl. — Oeffentliche Versteigerung der in die Franziska Pischkur'sche Konkursmasse gehörige auf 7000 fl. geschätzte Hausrealität beim Kreisgerichte iu Neustadt!. — Verhandlung/ gegen Math. Korzar wegen Verzehrung einer Forderung pr. 80 fl. beim Bez. A. Littai. Am 30. September. 3. erek. Feilbietung der Realität des Math. Schauß im Schätzwerth von 130 fi, beim Bez. A. Krainburg. Getraute. Domlilche. 24. September. Aloi s Keber, Schuster, Urlauber, mit Mari a Vogataj. St. Peterspflllre. 25. September. Herr Josef Leuz, Handelsmann, mit Frl. Franziska Strzelba, Seifensiederstochter. Verstorbene. Den 21. September. Johann Schager, Taglöhner, alt 31 Jahre, in der P°­lana-Voistodt Nr. 60, an der Lungensucht. Dem Herrn Emil Ziakowsti, k. k. Ober­realschullehrer, sein Kind Laura, all 8 Monate und 16 Tage, in der Karlstädter« Vorstadt Nr. 2l, am Brechdurchfälle. — Die ehrwürdig« ^^ter Colistine Bousquet, Chorfrau, starb im 29. Lebensjahr«, im Ursulinen-Klostcr Nr. 34, an der Bauch­fellentzündung. — Gertraud Kenda, Inwohnerswitwe, alt 65 Jahre, in der Polana-Vorstadt Nr. 40, an der allgemeinen Wassersucht. Wochenmarkt in Laibach am 23. September. Grdäpf«! Mtz. fi. 1.30, Linsen Mtz. fl. 4.—, Erbsen Mtz, fl. 3.70, Fisolen Metzen fl. 3.75, Rindschmalz Pfund kr. 53, Schweineschmalz Pfund kr. 46, Speck frisch Pfund kr. 40, Speck geräuchert Pfund kr. 44 , Butter Pfund kr. 46, Eier Stück 1'/, kr., Milch Mß. kr. IN, Rindfleisch Pf. 15 bis 17 kr., Kalbfleisch Pf­kr. 19, Schweinefleisch Pf. tr. 22, Schöpsenfleisch Pf. tl. 9, Hühndel pr. Stück tr. 20, Tauben Stück kr. 10, Heu Cent, fl. 1,60, Stroh Cent. fi. 1.35, Holz harte« 30zöllig Klafter fl. 850, weiche« Kft. fi. 6.50, Wein rother Eimer fl. <3, weißer Eimer st. 14. Getreidepleise in den Magazinen am 23. September. Weizen Mtz. fi. 3.68, Korn Mtz. fl.2.6N, Gerste Mtz. fl. 2.25, Hafer Mtz­fl. 1.8«, Halbfrucht Mtz. fl. 2,85, Heiden Mtz. fi. 3.—, Hirs« Mtz. fi. 2.80, Kukurutz Mtz. fi. 2.64. Gorrefpondenz der Redaktion. o. in