Nr. .15. ' > SmMss den 15. April 1865. 9. JalMW. (Ncilage zur „Laibachcr Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der PränumerationSftrciö ganzjährig 2 fl. österr. Währ. Mhlinßöpsiichtcn. Nur im Lcn; vergesset uicht Früh dcu Weinstock anfznschlingcn, Daß sich froh im Sonnenlicht Nauk um Ranke mag entringen. Denn sein Segen schwebet reich Ucbcr's ganze Jahr ucrheißeud; Nicht den Veilchen, Rosen gleich, Tic verwelken, frühlingögleißcud. Ja, den Wcinsiock liebt das Jahr, Dessen Glnthcn wonnig spürend Und zuletzt dcn Goldsaft gar Sich zum Stcrbctrank erkürend. Laßt mich in der Ingeud früh' Für dcu letzten Schlaftrunk sorgen, Daß er stetig mich um glüh' Bis zum Abcud ohue Morgen. Eine kmmsche Judith. Historische Novelle aus dem 15. Jahrhundert. Von I. A. Vabni g g. (Schluß.)^ Währeud sich dieses Alles zugetragen, kam auf dem geheimen Wege ein Schreiben von Hclcncns Vater seiner Tochter zu. Sie las dasselbe zu wiederholten Malen aufmerksam durch, und verbarg cZ in ihrem Busen, ohne dcn Inhalt desselben ihrer Tante mitgetheilt zu haben. Ein Gedanke schien nach diesem plötzlich im Herzen Helencns tiefe Wurzel gefaßt zu haben. Ein Gedanke, groß und mächtig/ welcher um so mächtiger zu werden drohete, als er der einzige in diesem furchtbaren Momente sich zeigte, der ihr Rettung bringen könnte. „Endlich, endlich geht mein heißes Sehnen dem langge-wünschteu Ziele zu", rief froh bewegt, und das erstemal in seinem Leben mit sich selbst zufrieden, der Aga, wohlgefällig dcn abgsgaugeuen Frauen nachblickend, aus. Er theilte seinen Vertrauten die ferneren Weisungen riicksichtlich der Sicherheit seines vermeintlichen sichern Opfers, beschenkte dieselben sehr großmüthig, und schloß sich in sein Gemach ein. Helene war am andern Morgen außergewöhnlich lustig geworden, worüber sich die Tante nicht wenig wunderte, be-, sonders wenn sie an Helencns Lage und an ihr unheilvolles Geschick dachte. Diese ausgelasscue Fröhlichkeit kouute sie sich mir dadurch erklären, weil sie wußte, daß ihre Pstegbcfohlene mit dcn geheimsten Gängen der Vurg vertraut war, wodurch eine bcabsichtete Flucht ermöglicht sein könnte. Ob ihre Muth- maßungen gegründet waren, wird die Folge zeigen. Gegen Mittag schmückte sich Helene mit aller Sorgfalt. So etwas hatte sie schon lange nicht gethan. Wie die Vraut von Abydos stellte sie sich in vollem jugendlichen Glänze vor dcn Aga hin, reichte ihm auf die vertraulichste Weise ihre Nechte, zum sicheren Zeichen, daß sie mit seinen Wünschen volllommen einverstanden sei. Der Aga schwelgte, in Helenens Anblick verloren. Dieses uuvcrmuthete Glück konnte er kaum fassen. Ein großes Gastmahl ordnete er eilends an, zu welchem er alle Würdenträger seiner Horde einladen ließ, um Zeugen seines Neilagers zu sein. Tie Vurg Gradaz wimmelte seit diesem Augenblicke von zahllosen geschäftigen Händen. Tie Stunde des Gastmahles war erschienen. Der Geist der Fröhlichkeit herrschte uuter den Eingeladenen, der noch dadurch ciucu grüßcrn Aufschwung erhielt, weil die Vraut des Aga gegen alle türkische Sitte mit größter Zuvorkommenheit die Gäste bediente, und ihnen eigenhändig die verschiedenen Getränke kredenzte, welche der Koran ihnen erlaubte. Das Echwclgermahl währte bis in die tiefe Nacht hinein. Mit dem Auftauchen der lieblichen Sterne war auch der Kreis der Gäste immer lichter und lichter geworden. Einer verlor sich nach dem Andern, denn ein bleierner Schlaf schien sich derselben mit aller Gewalt zu bemächtigen. Der überglückliche Vestgcbcr nnr widerstand noch der Gewalt des Schlafes. Als er endlich allein mit dcn Frauen war, verlangte er noch — Nein. Helene bracht solchen mit einer innerlich nicht zu verkennenden Freude, und er trank diesen trotz des Verbotes seines Propheten mit langen gierigen Zügen aus der Haud seiner Vraut, als gäbe außer dieser Seligkeit keinen Himmel mehr, bis er bewußtlos in seinem Lchnstuhle entschlief. Dieß war die Lage, in welche Helene ihren ärgsten Feind zu versetzen wünschte. In ihrem zum weiten Himmel erhobenen Blicke war das tiefste Tankgcfühl unverkennbar zu lesen. Ohne geringstem Geräusche war er von den Frauen in sein Schlafgcniach gebracht. Alles Fernere bedeckte die schweigende Nacht mit ihrem gchcimnißvollcn Dunkel. — Seine gesummte Dienerschaft und Sklaven lagen im Vorgemache des Saales sowie in den Gängen ringsherum im tiefen Schlafe. Helene, die sorgsame Aufwärterin, hatte diesen sowie den früher eingeladenen Gästen nicht vergessen, den wohlthätigen Freund der Nacht mit gewandter Hand mitzutheilen. Ein plötzlich unerwarteter Lärm entstand in der schweigenden Nacht, ehe als noch der Morgen graute, ringsherum um Gradaz. Nach einem dreitägigen wütbeuden Kampfe, in welchem die muthigcn Bürger der Stadt Nudolfswerth mehrere furchtbare Stürme zurückschlugen, war Ali Pascha von der krainischen 58 Ritterschaft gänzlich geschlagen, und nachdem sich die Kärnthner mit den Krämern bei dem heutigen Vcrschlin, welches von dem Feinde damals verbrannt und in einem Schutthaufen verwandelt war, vereiniget hatten, mit Verlust mehr als des halben Heeres in die Flucht gegen Möttling, Tfcherncmdl und bis an die Culpa gejagt, und hier von Wolf von Lenkowitsch mit den ! unvermuthet herbeigclangten Zenggern, welche dem fliehenden i Feinde den ganzen Rückzug versperrten, beinahe ganz vernichtet worden. Ali Pascha, wüthend über die vcrnachläsiigtcn Anstalten seines Aga, sah seinen rettungslosen Untergang, und versuchte sich durch einen kühnen Sprung in die Culpa zu retten. Tie Wellen schlugen über ihn zusammen und kein Auge hat ihn mehr gesehen. Auf dem links von Wcinitz gelegenen Verge von sanften Vuchengrün umsiossen — so geht die Eagc — erblickten , die Eicger der Christenheit die Himmelskönigin mit dem Jesu- ! kindlein im Arme, von einem unbeschreiblichen Glänze umflosscn, auf einem Königsstuhlc sitzend. Ihre Rechte war gegen den Culpastrom ausgestreckt, als wollte sie der geretteten Christenheit andeuten, das; hier das Grab des feindlichen Frevlers sei. Ein kleines Kirchlein, Maria am S essel^) genannt, verewigt bis auf den heutigen Tag dieses feierliche und unerwartete Moment der fo unverhofften Rettung. L's war wirtlich ein Moment der unerwarteten Rettung ! Tie ungeheuere Acute des ganzen feindlichen Lagers fiel in die Hände der Sieger, und die Gefangenen erhielten ihre niege-hofftc Freiheit. Wer tann den Jubel der Erlösten beschreiben! Die Sieger zogen triumphircnd in Gradaz ein. Cine neue Ueberraschuug. Der Führer des feindlichen Nachtrabcs lag mit durchschnittenem Halse in seinem Vlute starr und entseelt. Zu den Fnfteu des Bettes am Boden lag dessen blutiger Handschar, und im Saale hielt Wolf von Lcnkovitsch seine Hcldcn-tochtcr, eine zweite Judith, in scincn Armen, denn sie hatte den Inbalt seines letzten Schreibens vollkommen verstanden, und ihn zum Wohle des Vaterlandes heldcnmüthig ausgeführt. Alles drängte sich an dieselbe, beglückwünschte sie, und der edle Sigismund von Weichselburg bot ihr in der höchsten C'rtase der Bewunderung seine Hand an. Hocherröthcnd trat Helene bei diesem ehrenvollen Antrage zurück, erklärte mit zum Himmel erhobener Hand, einem heiligen Gelöbnisse zur Folge allen fernern irdischen Freuden zu entsagen. Das Kloster zu Michclstetten hat sie in wenigen Tagen in seinen ruhigen Schoos; aufgenommen, wo auch ihre Gebeine im stillen Frieden ruhen. Zur Geschichte der Seidenzucht in Kram. (S chl u ß,) Bei diesem Anlasse erhalten wir einige nicht unwichtige Taten über den Stand der Pcer'schen Maulbeerbaumpflanzung. In seinem Garten befanden sich damals 150.000 zum Ucbcr-setzen taugliche Bäume. Für jeden solchen forderte Peer 24 *) Das beinahe ganz ucrnachläßigtc Kirchlci», in dessen mittlerem 'Schiffe Maria mit dem Icsnlindleiii in obiger Stellung zur Erinnerung an dieses Moment zn sehen ist, verdient wohl cincr größeren Aufmerksamkeit m:d Beachtung. Aumcrf. des Verf. oder 21 kr. Interessant ist die von Peer überreichte Deduktion über den Nutzen, den 500.000 Bäume in 24 Jahren abwerfen könnten. Die ersten 4 Jahre dürfen die Bäume nicht abge-laubt werden. Im 6. 7. und 8. Jahr liefere jeder Baum jährlich mindestens 30 Pfd. Blätter, das macht in 4 Jahren von 500.000 Bäumen L00.000 Ztn. Blätter, 1 Ztn. 5 50 kr. gering gerechnet 500.000 fl.: das 10. 11. 12. Jahr 45 Pfd. Blätter jährlich auf den Baum gerechnet, macht in 4 Jahren 900.000 Ztn. im Werthe pr. 750.000 fl. : das 13. bis 16. Jahr 60 Pfd. Blätter, also in 4 Jahren 1,200.000 Zentner Blätter im Werthe 1.000,000; im 17. bis 20. Jahr 90 Pfd. Blätter jährlich, 1,800.000 Ztn. Blätter, werth 1,500.000 fl.: im 21. bis 24. Jahr 124 Pfd. Blätter durch 4 Jahre 2.480.000 Ztn. im Werthe von 2,000.000 fl.; daber im Ganzen 5,750.000 fl. als Erlös für die Blätter in 24 Jahren. Wenn man 30 Pfd. Blätter für 1 Pfd Oäi6tw rechne, wo doch in Italien nur 25 gerechnet werden, kommen 230.000 Ztn. ttlÜLtw, u 30 kr. gering gerechnet das Wiener Pfund, macht 11^ Millionen Gulden. Aus diesen 230.000 Ztn. 6ü1ettH, wenn mann 10 Pfd. auf 1 Pfd gezogene Seide passirt, kommen , 23.000 Ztn. feine gezogene Seide heraus, diese ä, 6 fl. das Wicuer Pfund gerechnet, stellen einen Werth von 13,800.000 fl. vor. Die Unkosten bei Ziehung der Seide. Brennholz :e. zahle reichlich die übrig bleibende I^livelia. Wenn diese 23.000 Ztn. feine gezogene Seide im Lande verarbeitet würden, so könnte dasselbe jährlich 1 Million gewinnen. Dieses glänzende Projekt verfehlte jedoch seines Eindruckes auf den Commerzienkonscß und die Peer'schen Plantagen, welche theils ! auf der Gemeinde bei Ziska (Schifchka?) theils hinter den Ca- ! stellmauern, theils auf den eigenen Grundstücken des Peer sich befanden, geriethen im Jahre 1764, ein Jahr vor dem Ausgang des Privilegiums in Verfall, und es stellte der Com-merzienkonscs; den Antrag, sie um 3608 sl. 30 kr. abzulösen und die Bäume auf angemessene Orte zu vertheilen, welcher jedoch von dem Wiener Commerzienrath nicht angenommen ! wurde. Dcr Commerzicnconseß legte nun selbst cine Maulbeerbaumpflanzung an. Hiezu wurde im I. 1765 der hinter dem Ballhause gelegene Schweigcr'sche Garten auf 12 Jahre gegen einen jährlichen Micthzins von 60 fl. gepachtet. Diese Pflanzung stand jedoch an Umfang weit hinter der Peer'schen. Im I. 1777, wo der Commerzieyconseß sie an einen gewissen Zerer überließ, der auch die Pasquale'sche Scidenbandfabrit in Laibach übernommen halte, befanden sich im Cchwciger'schen Garten nur 17 gute Bäume und 200 Setzlinge. Am Echlost-berge gab es damals 265 Bäume, von welchen jedoch nur 118 als brauchbar erklärt wurden. Neben dieser Pflanzung bestand anch cine Eeidcnziehanstalt, welche ebenso wie die Bäume dem ! Zerer auf 16 Jahre überlassen wurde. Inzwischen hatte jedoch die Seidcnzucht auf dem flachen Lande beträchtlich zugenommen, begünstigt von der Regierung der Kaiserin Maria Theresia, welche mit Patent vom 16. August 1763 die Scidenzucht allen Obrigkeiten, Klöstern :c. empfahl und sie auf das Beispiel Tirol's und der Grafschaft Görz aufmerksam machte. Samen sollte Frati« verabreicht, den Herrschaften, die sich besonders hervorthun, goldene Gnadenpfennige ausgefolgt werden. Auch sollten Bäume aus den kön. Pflanzschulen auf Verlangen unentgeltlich abgegeben werden. Es sollten die Unterthanen in der Pflege durch Sachverständige unterwiesen, ihnen Samen und Gcräthschaftcn unentgeltlich beigestellt, und die erzeugten Ga-letten um einen angemessenen Preis abgelöst werden. Im I. 1^65 wurde durch Patent verkündet, daß 1. auf die Maulbeer-bäume niemals eine Steuer gelegt werden und 2. es Jedem frei stehen solle, öde Gründe mit Maulbeerbäumen zu bepflanzen, ! wenn der Eigenthümer des Grundes dieß nicht selbst binnen ! Jahresfrist thue.' Diese Sorgfalt der Regierung für das Auf- ! blühen der neuen Industrie war nicht ohne Erfolg. Die Grenz-üegcndcn Krams gegen Trieft, Görz, Fiume, der größere Theil ^ des österreichischen Istriens, das Gebiet von S. Servolo und ! der Wippachcr Bezirk ernährte sich von der Seidenzucht. Auch ! auf Pfarrhöfcn und Landgütern beschäftigte man sich eifrig ! damit. Die Qualität der Seide war der Friauler gleich, jene vom I. 1764 sogar besser. Wir finden im Viccdomarchiue statistische Daten über die Seidenerzeugung in den Jahren z 1774, 1775 unv 177L. ImI. 1774 betrug dieselbe: 1 In In- ! Nerkrain, in den Herrschaften Duino, Sisticma, Wazenstcin, Wippach, Mitterburg, Mahrenfcls, Castua 12854^ Pfd. Oaiktw, und beschäftigte 702 Personen. 2. In Unterkrain erzeugte das Capitel von Rudolfswcrth 4 Pfd. und das Gut Lnegg ! 27 Pfd Aulstw/ woraus 2^ Pfd. feine gezogene Seide und ^ 1 Pfd. ?av6i1g. gewonnen wurden. 3. In Ob ertrain wurden ! ^ 52^ Pfd. Seide (oder 207 Pfd. Oiüßtta) erzeugt. Im I. ! 1775 erzeugte Innerkrain 11453 Pfd., dagegen Ober-und Untertrain nicht mehr als 499 Pfd. 10 Loth Oläßtw 'oder 8 Pfd. 27 Loth Seide. Ungefähr dasselbe Ergebniß lie- ^ fette das I. 1776. In diesem Jahre entschloß sich auch die ! Regierung, über eine von der Ackcrbaugesellschaft erstattete Aeußerung, die Seidenzucht ganz der Privatindustrie zu über« > lassen und ihr die Unterstützung aus Staatsmitteln zu entziehen ! (die Auslagen für die Pflanzung im Schweiger'schen Garten ! betrugen jährlich 280 fl., davon 120 fl. für den Gärtner und z 60 fl. Pachtzins). Die Ackcrbaugesellschafl war der Ansicht, > die Seidcnkultur in Krain habe üch stets nur nach Maßgabe ^ der erhaltenen Unterstützung gehoben oder vermindert und werde "ie jene Ausdehnung gewinnen, wie in Görz, obwohl die Qualität des Produktes die Görzcr'sche übertreffe. Jedoch sollte der ^ Fornello (die Anstalt zur Abwindung der Seide) von der Ne- ! t gierung fort erhalten werden. Daß die Seidcnzucht Krams auch, ! Nachoem sie von der Regierung sich selbst überlassen war, fort- ^ blühte, beweist eine Bemerkung in Hoff's. „Gemälde von i Krain" (erschienen 1808): Laibacb habe vor einigen Jahren ^och eine Seidenzeug- und eine Seidcnbandfabnk gehabt. Sie ! feien aber in der verflossenen Kriegsjahren eingegangen. ! A. D. Der Bessemerstahl. Die in ihren Folgen höchst wichtige Entdeckung Bessemcr'Z, i hämmerbares Eisen und Stahl auf eine weit wohlfeilere Weise ! als bisher zu erzeugen, besteht in Folgendem: Das Wichtigste der Methode ist, daß durch sie Roheisen unmittelbar aus dem Hochofen binnen 30 Minuten in vollkommen hämmerbare Eisen? oder Stahlstangen verwandelt werden kann und dadurch Zeit und Kosten der bisher angewandten Uebergangsprozesse vermieden werden. Das Interessanteste bei diesem neuen Verfahren ist, daß diese Verwandlung des Roheisens mittels Erzeugung eines ungeheuren Hitzegrades ohne Brennmaterial und lediglich durch ein kaltes Gebläse bewerkstelligt wird. Der Erfinder geht von der Voraussetzung aus, daß Roheisen ungefähr 5 p(5t. Kohlenstoff enthält, daß dieser in der Weißglühhitze neben Sauerstoff nicht bestehen kann, ohne sich mit diesem zu verbinden und zu verbrennen', daß die Naschheit des Vcrbrcnncns von der Oberfläche des erponirten Kohlenstoffs abhängt, cndliH, daß die zu erreichende Tempcraturhöhe des Metalls von der Schnelligkeit abhängt, mit der sich der Sauer- und Kohlenstoff verbinden kann. Daraus folgt, daß man diese beiden so zusammenbringen müsse, daß ihre Oberflächen möglichst stark auf einander einwirken, um einen Hitzegrad zu erzeugen, von dem man bisher in unseren größten Oefen keine Ahnung hatte. Um diese Theorie praktisch zu bewahrheiten, hat Vcssemcr ein unseren Kupolöfen ziemlich ähnliches Gefäß von 5 Fuß Höhe und 3 Fuß Durchmesser gebaut. Es ist mit feuerfesten Ziegeln gefüttert. Ungefähr 2 Zoll vom Boden führte cr 5 Tuyörc-Nöhren ein, deren Enden aus gut gebranntem, feuerfestem Thon bestehen und deren Mündungen ungefähr ^ ZM messen. An einer Seite dcS Gefäßes, ungefähr in der Hälfte seiner Höhe, befindet sich eine Ocffmmg, durch die daZ Roheisen einstießt, und gegenüber ein, mit Lehm geschlossenes Zapfloch. Außerdem befindet sich beim Zapfloch ein cylindrisches Gebläse, start genug, um 8 —10 Quadratzoll zu lomprimircn. Nachdem dieses mit den Tuy^re-Röhren in Verbindung gebracht ist, beginnt der Proceß. Sowie das Roheisen aus dem Schmelzofen in das Gefäß einströmt und das Gebläse zu arbeiten anfängt, hört man aus dem In: nern des Gefäßes ein mächtiges Aufbrausen, das Metall wird heftig an den Wänden herumgeworfen, so daß es das ganze Gefäß erschüttert. Das währt 15 —20 Minuten; während dieser Zeit verbindet sich der Sauerstoff der athmosphärischen Luft mit dem Kohlenstoss im Eisen und erzengt eine gewaltige Hitze; die sich vermindernde Quantität Kohlenstoff gestattet einem Theil Oxyd, sich mit dem Eisen zu verbinden, das in ein Oryd verwandelt wird. In Folge des hohen Temparaturgrades schmilzt dieses Oxyd, sowie es gebildet ist, und erzeugt ein mächtige» Lösungsmittel für jene erdige Ba>'en, die mit dem Eisen verbunden sind. Durch das ununterbrochene Aufkochen werden Schlacken und Metalle auf's Innigste gemischt, jeder Theil de3 letzteren kommt mit dem flüssigen Oryd in Berührung, wclchcö das Metall von allen erdigen Vasen des Roheisens auf's wirksamste reinigt, während Schwefel und andere flüssige Bestandtheile, die in gewöhnlichen Temperaturen so fest am Eisen hängen — ersterer als schwefelsaures Gas — ausgctricbcn werden. Man hat angeblich schon ausgerechnet, daß auf diese Weise eine bestimmte Quantität Eisen um 2 Pfund Sterling wohlfeiler als das bisherige ordinäre englische Eisen erzeugt werden könne. 60 und zwar von derselben Güte, wie das beste importirtc schwe- j dische oder russische Eisen, das in England mit 20 — 30 Pfd. ! Lterl. per Tonne bezahlt wird. ^ Cm Löschmittel für brennendes Petroleum. ! Im Paris entstand kürzlich in einem Keller, wo trotz aller z polizeilichen Vorschriften eine bedeutende Quantität Benzin und > Petroleum lagerte, Feuer. Zuerst versuchte man den Luftzu- ^ tritt möglichst abzuschneiden, also das Feuer zu ersticken. Doch ^ dies; gelang nicht und erwies sich bald als unmöglich. Tcr Vrand wurde immer heftiger, die Gefahr immer größer. Ta kam der schon verzweifelnde Hauseigenthümcr auf den glücklichen Gedanken, wässeriges Ammoniak, gewöhnlich Salmiakgeist ^ genannt, zum Löschen anzuwenden. Sofort wurde ein Ballon davon in den Keller gegossen. Der glückliche Erfolg zeigte sich sofort. Tcr anwesende Polizei-Kommissär stellte eine der bisher nutzlos dastehenden Spritzen zur Verfügung. Es wurde nun i mit wässerigem Ammoniak gespritzt. In einer Viertelstunde war ! das Feuer vollständig gelöscht. Nur muß noch bemerkt werden, , das; , wie bei einer nachträglichen Revision sich herausstellte, ^ die benutzte Spritze etwas an ihren Ventilen gelitten hatte. — ! 3ic so praktisch bewiesene Wirksamkeit der Ammoniak-Flüssigkeit ! (I^HUOI' kininouii oauLtioi) als Löschmittcl für Petroleum:c. läßt sich auch wissenschaftlich beweisen. Einmal tritt das Ammoniak sofort mit dem Aenzin, Petroleum oder Tcrveutin-Ocl in eine chemische Verbindung, die durchaus nicht brennbar ist. ' Dieser Vorgang ist nämlich einc Art Vcrseifung. Andererseits, ! was noch wichtiger ist, verdrängt das sich verflüchtigende Am- ! moniak zum großen Theil die im betreffenden Raume befindliche ! Luft und zwar auf ganz mechanische Weise. Der noch darin ^ bleibende Nest der Luft wird so verdünnt, das; nicht genügend ! Sauerstoff zum Unterhalten der Flamme mehr vorhanden ist ! und das Feuer daher erlöschen muß. Schließlich ist auch zu i beachten, daß bei dem plötzlichen Verdunsten des Ammoniaks eine bedeutende Menge Wärme absorbirt wird, oder, wie man gewöhnlich sagt, Kälte erzeugt wird. Welchen Grad diese Kälte unter besonders günstigen Umständen erreichen kann, beweist am besten, daß man in Paris künstliche Eismaschinen erfunden hat, wo nur durch > plötzliches Verdampfen von wässerigem Ammoniak die Eisbildung bewirkt wird. Es ist daher die Ammoniak-Flüssigkeit durchaus wirtsam als Löschmittcl, wenn auch in der Praxis mancherlei Hindernisse die Anwendbarkeit desselben beschränken werden. Den Kaufleuten, welche mit Petroleum handeln, ist daher zu rathen, daß sie neben den Vorräthcn des Oels auch einc Quantität des billigen Salmiak-Geistes aufbewahren. Woher kommt das „in den April Schicken?" Auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1530, wo von der deutschen Nation Türkenhilfe und viel Geld gefordert wurde, wo man Neligionsstrcite schlichten und vieles andere, was nicht geschah, thun wollte, sollte auch das Münzwcsen in Ordnung gebracht werden. Aber wegen so vieler wichtiger Gegenstände konnte oder. wollte man nicht dazu kommen, sondern man setzte einen besonderen Münztag aus und zwar auf den ersten April. Dieser 1. April war nun das Ziel vieler und ^ großer Spekulationen. Aber der 1. April kam — und an einen Münztag ward nicht weiter gedacht. Alle die Spekulanten/ die sich auf den 1. April vertröstet hatten, hielt man für angeführte Narren; und so bekam der erste April im ganzen deutschen Reiche eine ganz eigene Merkwürdigkeit — als Feiertag der Narren! Schnelligkeit des TlmbcnstlMS. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni Verflossenen i Jahres trafen zwei Körbe mit reisenden Tauben, welche von ° Mcchcln kamen, bei dem Vorstand des Dijoncr Bahnhofes ein, mit der Bitte, die Vögel trinken und dann am Sonntag 8. Juni, Morgens 5 Uhr, loszulassen. Der Abgang fand wirklich um 5 Uhr 10 Minuten, bei hcllcm und schönem Wetter und bei Nordwind, Statt. Es waren in gerader Linie von Dijon nach Mcchcln 490 Kilometer. Vor 2 Uhr Nachmittags waren cilf Tauben wieder in dieser Stadt angekommen. Die erste war um 11 Uhr 42 Minuten eingetroffen. Tiefe Taube hatte daher mehr als 70 Kilometer (10 deutsche Meilen) in einer Stnnde durchzogen. Verweltliche Mmye. Aus dem Innviertcl wird dem Linzer Nbendboten V^l cincr merkwürdigen Rarität berichtet. Ein Hausbesitzer in Nicd zerschlug ein großes Stück Braunkohle, welches in der Mitte auscinandersprang und cinc große schöne Pflanze mit braunem Stengel und beiläufig neun weißen Blüthen zeigte. Wen erinnert dies nicht an die Kröten, von denen man erzählt, daß sie jahrtansendlang im Steine eingeschlossen, beim Zerschlagen desselben zum Leben wieder erwacht seien? Thatsächlich hat man dieses Jahr bei der Versammlung brittischcr Naturforscher vor-wcltlichc Ecpias gezeigt, welche beim Zerbrechen eine noch nicht cingctroänetc Tintcnflüssigkeit wahrnehmen ließen. Literatur. Unter dciu Titel: „Schleswig-Holstein, Kriegs- und Frico cuöbild cr ans dem Jahre 1804" gibt Graf Adcl-bert Bauoissiu, ebenso bekannt als Vorkämpfer für dic Befreiung seiner Hcimath, wie beliebt als Schriftsteller, im Verlage von Eduard Hallberger in Stuttgart ein Werk heraus, das dic allgemeine Beachtung im höchsten Grade Verdicut. Auf die dem Verfasser eigenthümliche, humoristische, höchst unterhaltende Weise werden wir mit dem letzten ruhniuoll beendeten Kriege, den Waffen-thaten der Oesterreicher und Preußen, den Bedrückungen der Dänen, der Geschichte, deu Verhältnissen und Gegenden des Landcö und dcM Charakter der Bevölkerung bekannt gemacht. Nur wirklich Intcrcs- , santcs, Originelles wird dcrnhrt, Unwesentliches Übergängen, so daß ^ wir mehr cinc spannende Erzählung, als einc Beschreibung vor uns zu haben meinen, aber eben deßhalb einen so überraschenden Total-Eindruck des Geschilderten erhalten,' daß wir empfinden, erst durch dic Lektüre dieses WcrkcS sei nns ein dnrchans richtiges Bild der« HerzogllMncr, seiner Geschichte, Bewohner und Eigenthümlichkeiten geworden. Erwähnen wir hiezn noch den überaus reichen Bilder-schmuck (das Werk soll ca. 200 Illustrationen enthalten), wclchcr uns in wcrlhvollen, künstlerischen Holzschnitten Alles veranschaulicht, was nnr irgend das Interesse erwecken kann, so erhalten wir dadnrch das Ocsain'mtbild eines höchst wcrthuollcn Werkes, wie cs über dcn cr^ wähnten Gcgcustaud noch nicht existirt, und ein würdiges Denkmal der wichtigsten Ereignisse, das verdient in Jedermanns Hände «u kommen. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr t5 F. Bambcrg in Laibach.