m kaihöljscheMsswNsMöchrist Berausgegeben vom IRiHionshaus 6raz, Paulusforgaiie 10. Preis ganzjährig: Öiferreich 2 S, Deutschland 2 Soldmark, Italien 8 hire, üichechoilowakei 10 5K, Sugoiiawien 24 Dinar, Ungarn 24.000 u. K, Schweiz 2 Franken, Amerika 2 Goldmark. Der ßeilige Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige messen geleien. IRit Empfehlung der hochwürdiglfen Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, heitmerifz, tiinz, Olmüb, IRcirburg, Crient, Uriels und Wien. Best 7. Ruh 1927. XXX. Jahrgang. ü 4 Flnkunft des neuen Apostolischen präfekten in Lydenburg. Von Hochw. P. Bernhard Zorn, F. S.-C. n „Wenn der Kasten von Hamburg nur glücklich übers Meer kommt!" meinten einige von uns; sie dachten an die „Usambara", die unsern neuen Präfekten bringen sollte. Wir hofften alle, daß er am St.-Josefs-Feste in unserer Mitte fein würde. Daraus wurde nichts: Das lebensprudclnde Witbank, näher an der Bahn •gelegen, vielleicht auch die zwei Josefs, die dort amtieren (Hochw. P. Josef Klafsert und Hochw. P- Josef Angerer), hatten ihn zuerst angezogen and ein paar Tage für sich in Anspruch genommen. Wir vergönnten ihm und ihnen ja die Freude von ganzem Herzen; um so mehr, weil Witbank die erste eigentliche Missionsstation ist, die man, von Süden heraufkommend, in unserm Missionsgebiet antrifft. Am 22. März traf Msgr. Mohn in Lyden-'burg ein. Einige Autos mit Würdenträgern empfingen ihn am Bahnhöfe. Selbstverständlich war der zurzeit amtierende Propräfekt, Hochw. P. Stephan Berger, auch dabei. Er reichte ihm die Hand zum Willkomm; nach ihm die andern Herren. Nach herzlichen Worten der Freude über seine glückliche Ankunft fährt man zum „Sisters-Convent“. Ich meine zum Kloster der „Loreto-Schwestern". Diese haben in Lyden-burg ein neues, hübsches Kirchlein, welches auch als Pfarrkirche dient, und eine große Schule für europäische Kinder. Pfarrer von Lydenburg ist Hochw. P. Josef Weiller, F. S. C. Als solcher hatte er auch den Empfang unseres neuen Präfekten dort gemeinschaftlich mit den Schwestern arrangiert. Die über hundert Schüler zählende fröhliche Kinderschar, alle im festlichen Gewände, waren schön zu beiden Seiten der in Blumen prangenden Gartenallee aufgestellt. Sie jubelten ihrem ankommenden Hirten entgegen. — Auf der ebenfalls mit Blumen geschmückten breiten Veranda hatte Hochw. P. Weiller sich zum Empfange bereitgestellt. Neben und hinter ihm die Katholiken von Lydenburg, welche zahlreich erschienen waren. Auf der andern Seite standen die Schwestern, umgeben und gefolgt von frommen Marien, die ja bei ähnlichen Anlässen nie fehlen. 98 Stern der Neger Hochw. P. Weiller, als Pfarrer von Lyden-burg, hielt die Begrüßungsrede in englischer Sprache, feierlich und von Herzen kommend. Nach beendetem Empfang traten die Herren ins Kloster und nahmen im Empfangszimmer ein Frühstück. Es war gegen 11 Uhr morgens. Draußen waren zwei Autos geblieben, welche die Herren nun schnell nach „Maria-Trost", fünf Meilen westlich von Lydenburg, brachten. Heft 7 genannt. — Und nun war er nach kurzer Trennung wieder zurückgekehrt, um fleißig mit uns an der Bekehrung der armen Heiden weiterzuarbeiten, jetzt freilich als unser Oberhaupt, unser Führer, aber auch als unsere väterliche Stütze. Gewiß, viele und schwierige Arbeiten stehen uns noch bevor; aber wir fürchten uns nicht, „wir halten fest und treu zusammen!" Msgr. P. Mohn verhandelt mit Farmern wegen Ankauf eines Bauplatzes für eine neue Schule. (Phot. 3. P. Beruh. Zorn, F. S. C.) Viel Prunk gab es bei uns nicht! Autos haben wir keine, hohe Würdenträger auch nicht. Dafür aber war der Empfang in seiner Einfachheit um so herzlicher. Hochw. P. Dr. Matthias Raffeiner, Rektor von „Maria-Trost", brachte dem neuen Oberhirten einen warmen Willkommgruß. Um ihn herum wir andern Patres und Brüder. Welch ein freudiges Wiedersehen! Waren wir ja doch alle schon lange Jahre im Sudan zusammen gewesen; hatten Freud' und Leid vor, während und nach dem Weltkriege mit ihm geteilt; ihn dort immer „das gute Möhnele" i Nach den ersten Herzensergüssen näherten wir uns, Msgr. allen voraus, dem Haupteingange des Hauses. Dort standen vor dem Triumphbogen die ehrwürdigen Schwestern mit den Schulkindern und noch anderen Eingeborenen. Nachdem nun auch sie den neuen Präfekten willkommen geheißen, trat eine Lehrerin vor und begrüßte ihn ans englisch. Als sie geendigt, kam ein ganz kleines Mädchen dahergetrippelt und überreichte ihm einen so gewaltigen Blumenstrauß, daß es ihn allein gar nicht halten konnte. Köstlich zum Anschauen! Msgr. lachte wie gewiß lange nicht Stern der Neger 99 Heft 7 mehr. Das Kind war nicht viel mehr als ein Jahr alt und der Strauß fast ebenso groß als die kleine Negerin selbst. Es folgte ein Lied in der Zulusprache, von den Schulkindern gesungen, dann noch eine Begrüßung auf englisch und eine auf kaffrisch. Alles ging flott, frank und frei. Das hätte ich mir nicht so nett erwartet! Es ist ja wahr, daß die Schulschwester alles gut eingedrillt hatte; wahr ist auch, daß diese unsere Kaffern-kinder im allgemeinen sehr geweckt sind und selten scheu werden. Doch ich schreibe diesen schönen Erfolg hauptsächlich dem freundlichen und herzgewinnenden Auftreten unseres guten Oberhirten zu, zu dem auch die Eingeborenen gleich Vertrauen faßten. — Es war Mittag geworden. Die Kinder zogen sich zurück und wir begaben uns zu Tisch. Aber auch da noch dauerten die Begrüßungen fort. Reden wurden gehalten, Gedichte deklamiert, unschuldige Witze gemacht, alles Gesehene und Geschehene nochmals kommemoriert und kommentiert, so daß wir fast vor Freude vergaßen, warum wir eigentlich zu Tisch gegangen waren. — Das wäre im wesentlichen der Empfang unseres neuen Präfekten hier in Transvaal. Möge uns .der liebe Gott ihn noch lange Jahre gesund erhalten, zu seiner Ehre, uns zum Vorbild und zur Rettung so vieler Seelen, die nun seiner Obhut anvertraut sind. Ficilige Schlangen. Von Hochw. P. Bernhard Zorn, F. 8. C. Nordwestlich von Lydenburg liegt Sekukuni-land, benannt nach dem Basutohüuptliug „Sekukuni". Dort ist' eine ziemlich starke Ouelle, die nur bei außergewöhnlich langer Trockenheit versiegt. Eine große, giftige „Mambaschlange" hatte sich vor einiger Zeit in der Nähe der Quelle eingenistet. Das wurde für viele fatal. Da weder dieses noch das letzte Jahr viel Regen brachte, trockneten die meisten kleineren Quellen aus. Und so waren viele Neger, selbst aus weiter Ferne, gezwungen, ihren Wasserbedarf aus dieser noch lebenden Quelle zu entnehmen. So geschah es, daß mehrere Unvorsichtige von der Schlange gebissen wurden und bald starben. Trotzdem dachte niemand daran, das schädliche Reptil aus dem Wege zu schaffen. Der Aberglaube, daß die Quelle nicht versiege, solange sie von der Schlange benützt und beschützt würde, war stärker als die Furcht vor derselben. Sv vergingen noch einige Monate; die Opfer wurden immer zahlreicher. Da geschah es, daß im verflossenen September auch ein Weißer mit seiner Karawane dort ankam. Die Eingeborenen, die bei dem Transport waren, eilten alsbald zur Quelle, um zu trinken und auch das nötige Wasser zum Kochen zu schöpfen. Einer von ihnen wurde von der Schlange gebissen und starb noch am nämlichen Tage. Das wurde dem Weißen doch zu dumm; er nahm sein Gewehr und eilte zu der Stelle. Obwohl alle Eingeborenen ihm abrieten und ihn zu überzeugen suchten, daß der Tod einiger Menschen nicht so viel zu bedeuten habe als der Schaden, den das unfehlbare Austrocknen der Quelle nach sich ziehen würde — und das sei sicher, sobald die Schlange getötet würde —, suchte er die Schlange auf und schoß sie in Stücke. Wie ein Blitz ging die Nachricht hievon durchs ganze Land! Die Leute nahmen eine drohende Stellung an. Selbst der Häuptling teilte ihre Ansicht. Um sein Leben zu retten, mußte der Weiße sich im Galopp über die Grenze flüchten. Sein Hab und Gut wurde von der Bevölkerung beschlagnahmt und erst nach langen Verhandlungen der Regierung mit dem Häuptling Sekukuni und dessen Leuten erhielt er wieder alles zurück. Die Negierungsbeamten hatten versucht, den abergläubischen Eingeborenen klarzumachen, daß die Schlange gar keinen Einfluß auf das Bestehen der Quelle habe, daß sie eben nur dort sich aushalte, weil Wasser da sei; doch vergebens. Noch heute warten die abergläubischen Sekukunis, ob das Töten jener Schlange nicht doch die gefürchtete Wirkung habe. — Sie werden voraussichtlich wenigstens ein Jahr warten müssen, da es in ben letzten Tagen wiederholt stark geregnet hat. — Ein Glück! Hätte es nicht geregnet, wäre die Quelle möglicherweise doch versiegt. Solch kleine Zwischenfälle sind oft Ursachen von großen Unruhen. □ID =o= Fiuf der Suche nach Diamanten. Bö" ^ Von Hochw. ?. Al. Jpfelkofer, F. 8. C. □lü -4/ „Guten Abend, Pater! Dürfte ich Sie vielleicht etwas belästigen?" So begrüßte mich eines Abends ein alter Irländer. „Aber bitte, kommen Sie herein! Sie sind mir sehr willkommen." — „Ja, unsere Geistlichen sind doch überall gleich. Jederzeit ist ihre Türe offen und es ist einem Katholiken ein Vergnügen, wieder einen Priester zu sehen und mit ihm einen Abend zu verplaudern. Mein Name ist H ... Vor der Flu*) (1918) hatte ich mein Heim in Rustenburg (westliches Transvaal); seit dem Tode meiner Frau aber bin ich heimatlos und arbeite bald da, bald dort. Jetzt bin ich mit einem Gefährten von Pilgrims-Rest gekommen, wo ich im Minenbüro vorsprach und mir Aussicht auf Anstellung gemacht wurde. Ich hoffe, morgen Nachricht zu erhalten. Zu Fuß sind wir hergekommen, denn so kann man die Gegend besser sehen, und unser Transvaal ist wirklich interessant." „Sie suchen Arbeit im Goldbergwerk? Was ist denn Ihr Beruf, wenn ich fragen darf?" — „Ein alter Minenarbeiter. In meiner Jugend habe ich auch in Diamantengruben gearbeitet." — „Das ist aber schön! Möchten Sie nicht davon erzählen?" — „Gewiß." „Das Diamantensuchen ist so eine Sache; es ist ein Hasardspiel: der eine macht damit sein Glück, der andere, und das sind die meisten, gehen daran zugrunde. Die ganze Woche arbeitet *) Die spanische Influenza (Flu) hat im Oktober und November 1918 große Verheerungen angerichtet. man mit einem halben Dutzend oder mehr Schwarzer auf dem Diamantenfeld, um den Felsen zu brechen und zu zerkleinern. Am Samstag hat man endlich einen Haufen Material beisammen, das des Waschens bedarf. Dies besorgt man natürlich selbst. Man bringt eine Schaufel voll von dem Material in ein Sieb, gießt Wasser darauf und rüttelt, daß die Steine ordentlich durcheinanderkommen. Das erfordert einen eigenen Kniff. Auch ich brachte anfangs nichts zustande, bis ein Bure, der neben mir arbeitete, mich darauf aufmerksam machte. Dann aber hatte ich den Kniff bald los. Enthält das Sieb nach mehreren Waschungen nur mehr Steine und Sand und keine Erde mehr, so wird es schnell umgestülpt, und nun ist der spannendste Augenblick gekommen. Gierig suchen die Augen den besonderen Glanz des kostbaren Steines, der manchmal so klein ist wie der Kopf einer Stecknadel. Ist der Diamant da, der im Umstülpen des Siebes ja zu oberst kommen mußte, so wird er gleich auf seinen etwaigen Wert geprüft und wandert dann in die Tasche; und eine zweite Schaufel voll Material wandert in das Sieb und das gleiche Waschen, das gleiche Rütteln, das gleiche Umstülpen und Suchen wiederholt sich. Freilich, der Fund ist selten und öfter als einmal verschwindet der ganze Haufen Material ohne Ergebnis. Eine Woche Mühe und Arbeit, eine Woche Arbeitslohn der Schwarzen: alles ist umsonst gewesen. Doch gibt cs auch wieder Funde, die für Wochen schwerer Arbeit entlohnen. Allerdings ist mit dem Finden des Diamanten das Geld noch nicht gemacht. Man muß den Schatz auch an den Mann bringen. Aber wer in der ganzen Welt kennt den richtigen Wert eines Diamanten; allerdings den endlichen Wert hat er erst nach dem Schleifen. Jedenfalls muß der Diamantensucher Obacht geben, daß ihn der Händler nicht über die Ohren haut. Wie oft müssen Diamanten um billiges Geld losgeschlagen werden, weil der Sucher Geld braucht, um seine Ausgaben zu decken. Sowie der Händler das merkt, kann man nichts mehr kriegen. Es braucht daher auch einen besonderen Kniff zum Verkauf des Diamanten. Kommt da eines Samstags ein Kollege zu mir und bittet mich, ihm 70 £ zu leihen, um seine Arbeiter und Gläubiger zu befriedigen; er könne für seine Steine diese Summe nicht erhalten. .Zeig' sie her', sage ich ihm. Es sind drei kleine, aber wunderbare Steine, einer ist ein Prachtexemplar. ,Bist du einverstanden,' sage ich ihm, ,ich gebe Dir sofort die 70 £, verkaufe die Diamanten und den Mehrertrag teilen wir uns?' Der Mann nimmt mein Angebot an. Ich wickle zwei Diamanten in ein Papier, das ich dann in die linke Westentasche stecke, das Prachtexemplar wird in ein zweites Papier gehüllt und wandert in die rechte Westentasche. So gehe ich zum Händler. Ich trete in sein Kontor. ,Guten Abend, wie geht heute das Geschäft?' — ,Nicht sonderlich.' — selbstverständlich, wenn man nichts zahlen will, geht natürlich kein Geschäft.' — ,Wieso? Haben Sie Diamanten?' — ,Gewiß, aber ich sehe schon, mit Ihnen ist heute nichts mehr zu machen, besser, ich gehe wieder.' — ,316er bitte, bleiben Sie, zeigen Sie mir Ihren Fund!' Ich lege ihm die zwei Diamanten hin. ,Da, sehen können Sie sie, ich verkaufe sie aber nicht.' — ,Ah, prachtvoll! Wieviel sind sie wohl wert?' — ,Das müssen Sie als Händler besser wissen.' — ,Jch gebe Ihnen 40 £ dafür.' — ,Jch habe Ihnen schon gesagt, diese Steine sind mir nicht feil!' — .Nicht um 50 £?' — .Nein, ich geb' sie nicht her.' — ,60 F?' — ,Ach was, geben Sie mir meine Steine her, ich will fort.' — ,65 £?' — ,Nein, nein!' — ,70 £?‘ — ,Nun, wenn Sie die Diamanten absolut haben wollen, um 70 £ meinetwegen.' Ich erhalte das Geld und, mich zum Gehen wendend, sage: ,Nun, gute Nacht! Ich muß gehen, sonst könnte ich noch mehr verlieren.' Seine Neugierde ist gestachelt, er will meinen Prachtdiamanten sehen und nach einigem Feilschen gibt er mir für diesen allein weitere 70 £, die ich mit meinem Kollegen teilen kann." „Da ist doch ein Priester, der sich um die Edelsteine der Seelen kümmert, gewiß besser daran als solch ein Diamantensucher. Mit Gottes Gnade arbeitet er wohl nie vergebens und kann hoffen, daß der Liebhaber der Seelen am Ende der Tage ihm nicht bloß vollen, sondern sogar überreichen Lohn für die geretteten Seelen auszahlen wird." — „Ja, Pater, da haben Sie recht!" Inzwischen war die Nacht vorangeschritten und der ehemalige Diamantensucher und voraussichtliche Goldgräber nahm seinen Abschied. Nach einigen Wochen führte mich mein Beruf nach Pilgrims-Nest zum Sonntagsgottesdienst für die Katholiken. Natürlich erkundigte ich mich angelegentlich nach Herrn H . .., konnte ihn aber nicht finden. Seine Erwartung, in Pilgrims-Rest Arbeit zu finden, muß sich wohl leider nicht erfüllt haben. X)as fftuttergottesbilcL Hochw. P. Stang nacherzählt von Hochw. P. Bayer, F. S. C. c*o Eines Tages kommt ein Heide in unsere Missionsstation Tonga. Im Zimmer des Obern hängt ein Madonnenbild: Maria mit dem Jesuknaben. Der Mann steht und schaut, und end- und sagt: „Siehst du, das ist nicht meine Mutter und nicht meine Schwester, und doch habe ich sie lieber als Mutter und Schwester. Die Frau, die du da stehst, ist eine gar große, „Maria Josefa", zu Ostern 1927 in „Maria-Trost" getauft. (Taufpate N. N. aus Graz.) (Phot. u. P. Beruh. Zorn, F. S. C. Den Bericht über die schöne Tauffeier von 24 Negern am heiligen Osterfeste bringt das nächste Heft.) lich entschlüpft ihm die Frage: „Pater, was j mächtige Königin, viel mächtiger als die Frau hast du denn da für eine Frau? Ist das deine des Gouverneurs von Khartum. Sie ist die Mutter?" — „O nein, mein Lieber." — „Dann Königin des Himmels und der Erde, sie hat ist's gewiß deine Schwester?" — „Auch nicht."— uns den Sohn Gottes geboren, darum hab' „Ja, wer soll es dann sein? Frau hast du ja ich sie so gern." Der Heide steht und staunt, auch keine!" Da nimmt der Pater den Helden dann geht er seines Weges. Aber er kommt an der Hand und führt ihn hin zum Bilde wieder; und immer wieder tritt er hin zuin Madonnenbilde, und eines Tages sagt er: „Pater, auch ich will die Mutter Gottes gern haben, auch ich will ein Christ werden. Sie läßt mir keine Ruhe. Wenn ich weg bin, dann Alle Eingeborenen haben die Sitte, vor der Regenzeit das alte Gras abzubrennen. Das verheerende Element nimmt dabei Proportionen an, die sich kaum beschreiben lassen. Wer solche Szenen nicht mit eigenen Augen betrachtet hat, kaun sich kaum eine richtige Vorstellung davon machen. Wie auf ein gegebenes Zeichen zünden Eingeborene das dürre Gras auf einer Linie von mehreren Meilen an, gewöhnlich am Nachmittage. Kein Lüftchen regt sich; aber sobald die Flammen emporschlagen, wird es anders. Der Wind hebt an und treibt die roten Zungen ihrer Nahrung zu. Bald entsteht eine wahre Hölle, die nach vorn, nach links und nach rechts sich ausdehnt, so daß man glauben möchte, die ganze Welt brenne. Bevor die Nacht hereinbricht, ist die Brandfläche um das Zehnfache größer geworden. Aber es brennt weiter, immer weiter, die ganze Nacht, den folgenden Tag und oft auch noch mehrere Tage und Nächte ununterbrochen. Selten wird dem Elemente von Menschenhand Einhalt getan, es sei beim, daß es für Farmen und kultivierte Wälder eine sichere Gefahr würde. In solchen Fällen zündet man Gegenfeuer an, um dem herannahenden Feinde den Proviant abzuschneiden. Wenn dann das Feuer alles verzehrt hat, was die Einge-• borenen für dasselbe bestimmt hatten, fällt gar oft ein ausgiebiger, starker Regen, der dann von unschätzbarem Nutzen ist: Er löscht das nunmehr unnütz, ja gefährlich gewordene Feuer aus, benetzt, lockert und befruchtet den Boden. Wie durch ein Wunder hervorgezaubert erscheint bald das frische Grün, das rasch wächst ruft mich das Bild zu dir, und bin ich da, dann fragt es immer: ,Ciok, willst. du nicht mein Kind werden?'" Und Ciok ist wirklich Christ und Marienkind geworden. und den Herden, welche während der Trockenzeit sehr abgemagert waren, wieder saftige, nahrhafte Weide bietet. Ter so erwünschte Regen ist aber keineswegs Zufall. Die Eingeborenen kennen ihr Land sehr gut; ebenso die Witterung, die Wetterzeichen usw. Sie zünden daher das Gras nur an, wenn sie fast mit Sicherheit voraussehen, daß Regen nahe ist. Ein weiterer Nutzen dieser Wald- und Steppenbrände ist folgender: Im hohen Grase dieser warmen Landstriche halten sich ungezählte Schlangen und Reptilien aller Art auf, Raubvögel, Insekten, angefangen von den schönsten und nützlichsten, bis zu den häßlichsten und schädlichsten. Das Feuer vertilgt alles, reinigt alles, selbst übelriechende und gefährliche Sumpfgegenden! Es ist ja wahr, daß bis zum nächsten Jahr die Schlangen und Insekten wieder ebenso zahlreich sich einfinden, daß beim kommenden Regen die Moderluft in den Sümpfen wiederkehrt; kurz, daß es übers Jahr wieder ganz genau sein wird, wie es heuer vor dem Brande war: doch nicht schlimmer, wie es gewiß der Fall sein würde, ließe man der wuchernden Natur ungehinderten Lauf. Erwähnt sei noch, daß sich die Eingeborenen auf diese Weise ihre Verkehrswege frei und gangbar halten. Straßen in unserm Sinne kennen sie freilich nicht. Sie haben nur Fußpfade, die mehr oder weniger ausgetreten sind. Diese würden nun in einem Jahr ganz verwuchern und unsichtbar werden, reinigte man sie nicht durch Feuer. Doch! „Es ist nicht alles Gold, was glänzt!" Die Steppenbrände haben eine schlimme Schattenseite: □n qp Dip dB Steppenbrände. Von Hochw. P. Bernhard Zorn, F. 8. C. dg □ fl □ qp rib od Dia Dem trügen Eingeborenen, der vernachlässigt hat, rings um seinen Kraal alles Gras und jeden zündbaren Gegenstand zu entfernen, wird all sein Hab und Gut in wenigen Minuten zu einem Häuslein Asche reduziert. Vor allem seine Hütte, worin er doch auch einige Kleidungsstücke, Geräte, mitunter auch sauerverdientes Geld hat. Bleibt's dabei, so erträgt er es noch leidlich. Schlimmer steht's, wenn die Eltern nicht daheim und im Kraal kleine Kinder eingeschlossen sind. Es ist schon öfters vorgekommen, daß solch arme Würmchen lebendig verbrannten. In nächster Nähe des Wohnhauses haben die Schwarzen gewöhnlich ihre Vorratskammer. Es ist eine kleine, runde Hütte, auf Pfählen gebaut und mit Stroh gedeckt. Viel ist selten darin; jedenfalls jedoch die ganze Ernte, alles wovon sie leben. Brennt das Haus, so ergreift das Feuer natürlich auch alle nahestehenden Gebäulichkeiten und — die Kornkammer. Sie brennt um so schneller und gründlicher ab, da sie ganz aus brennbarem Material besteht. (So erging es unserm Nachbar nach der letzten Ernte.) Fast alle Eingeborenen haben Vieh: Zugochsen, Kühe und Kälber. Manche besitzen ganze Herden. Diese verbringen die Nacht nicht in geschlossenen Ställen, sondern in einem ummauerten, geräumigen Orte, etwa 20 bis 50 m von den Wohnungen entfernt. Der Eingang ist mit Balken oder Stacheldraht immer gut verschlossen. Oben ist alles frei. Da die Rinder, wenn sie morgens freigelassen und abends, bevor sie in ihr Nachtquartier („isibaya“ genannt) befördert werden, das herumstehende Gras abfressen oder niedertreten, fügt ihnen etwaiges Steppenfener in der isibaya nie Schaden zu. — Schlimm ist es, wenn einiges Vieh nachts draußen blieb. Wird es auf der Weide, im Grase, von einem Steppenfeuer überrascht, so wird es, wenn auch nicht ganz verbrannt, jedoch meistens so angebrannt und geröstet, daß es geschlachtet werden muß. Es könnte sich wohl in den meisten Fällen durch die Flucht retten, aber für gewöhnlich laufen sie in das Feuer hinein, da hinter der Feuerlinie keine Gefahr mehr droht. Insofern wäre das ganz logisch, aber selten kommt eins durch diese Brandlinie, ohne erst schwer verletzt worden zu sein. Am 7. August vorigen Jahres war im-Distrikte „Barberton" wie alljährlich das dürre Gras wieder angezündet worden. Es entstand ein furchtbarer Brand, um so mehr, als es seit langen Monaten kaum geregnet hatte und das Gras bis in die Wurzeln eingedorrt war. Das Feuer drang in die Nähe einer Farm, welche den Herren Hoy und Wolfe gehörte. Einen Teil des Grases hatte man schon früher abgemäht, getrocknet und das Heu an Ort und Stelle zu großen runden Haufen aufgestapelt. Zum Glück war es am hellen Tage. Einer der Farmer bemerkte die drohende Gefahr. — Ein Gespann mit 16 Ochsen war nicht weit vom Orte beim Pflügen. Rasch rief er die Leute mit den Tieren und dem Pfluge herbei und befahl, das Gras rings um die Heuschober umzupflügen. Auf diese Weise wäre dem Brande erfolgreich Einhalt getan worden. — Leider kamen die Flammen, vom Winde getrieben, viel zu schnell heran. — Die Ochsen wurden darob scheu und gerieten in Wut. Da sie alle miteinander fest angebunden waren, konnten sie nicht fliehen. Schon schlugen die Flammen zwischen ihnen ans. Sie wurden noch rasender und unbändiger, brüllten, es war entsetzend. Zum Glück kamen die zwei Burschen, die sich bis dahin wacker gewehrt und alles versucht hatten, die Tiere zu befreien und zu retten, noch mit dem Leben davon. Die 16 Ochsen wurden jedoch so stark vom Feuer geröstet, daß einige von ihnen gleich eingingen. Aber auch die weniger verletzten mußten geschlachtet werden, da sie sich kaum wieder ganz erholt haben würden. Heft 7 Stern der Neger 105 □ Q □ Umschau. non Nom. Am 24. Mai fand im Damasus- ! mänien und Jugoslawien wohnten nebst den Hofe des Vatikans vor dem Heiligen Vater anderen Gesandten und Geschäftsträgern dem und dem päpstlichen Hofe zur Feier des Feste bei, das die Einheit und Allgemeinheit 300jährigen Jubiläums der Gründung des | der katholischen Kirche und Weltmission in er- iS . 1 . r .. J M 1 Knabe (Häuptlingssoh») aus dem Stamme der Sur, auf einer Gitarre spielend. Propagandakollegs ein Sprachenfest statt. Die Alumnen des Kollegs feierten in dreißig verschiedenen Sprachen die Großtat der Errichtung des allgemeinen Missionsinstitutes. Bei seiner Ansprache gedachte der Heilige Vater in besonderer Weise der verfolgten Kirche Mexikos und Chinas. Die Botschafter Frankreichs, Belgiens und Spaniens sowie die bevollmächtigten Minister von Bayern, Ru- j hebender Weise vor Augen führte. („Osserva-tore Komano“, Nr. 121.) Asien. Die ersten Glaubensboten der neu erstandenen Wiener Missionsgesellschaft „Königin der Apostel" — 2 Priester und 3 Schwestern — haben ein Arbeitsfeld in der Diözese Allahabad in Indien übernommen. Nach den neuesten Meldungen ans China leidet das Apostolat schwer unter den endlosen Wirren und Kämpfen. Die Missionsschäden sind namentlich im engeren Kriegsgebiet sehr bedeutend. Kirchen wurden zerstört, entweiht, geplündert, in Ställe, Theater und sogar Bordelle umgewandelt. Man hat viele Christen unter Androhung schrecklicher Qualen zum Abfall aufgefordert und zu Dutzenden ermordet. In Sunschuanfang haben die Soldaten 20 Waisenkinder getötet und die übrigen Kinder um einen Spottpreis verkauft. Während der siebenmonatigen Belagerung der Stadt Sianfu sind 50.000 Menschen verhungert. Beim Kampfe um Tungyuenfang befürchtete man in der Mission ein allgemeines Blutbad. Da erschien, wie die Soldaten und Heiden berichten, ein himmlisches Heer auf den Mauern, das die Angreifer abschreckte. Auch die neuesten Berichte entrollen grauenvolle Bilder. Sie reden von verödeten, mit Leichen bedeckten Feldern, von angeschwollenen Flüssen, die zahllose Kinderleichen mit sich führen, von rauchenden Ruinen der Kirchen und Missionen. Von den 41 Stationen der Franziskaner ist kaum eine einzige verschont geblieben, während das Leben der Missionäre und Schwestern bisher wie von unsichtbarer Hand geschützt erschien. Zu den Schrecken des Krieges gesellte sich noch die Cholera, die täglich Hunderte dahinrafft. Japan. Die japanische Regierung hat unlängst die Anbetung von Tieren verboten. Vor einiger Zeit hatte man 5800 wilde Hunde erlegt. Für diese fand hierauf in einem Park zu Kobe ein „Gottesdienst" statt, den der Oberbonze unter Beihilfe von 30 Bonzen und im Beisein von Regierungsvertretern hielt. Nachträglich schämte sich doch die Regierung dieser „Kulturtat" und verbot die Tierverehrung als eines modernen Kulturvolkes unwürdig. Die zahlreichen Tieraltäre sollen nun als Kunstgegenstände in die Museen wandern. Afrika. Die mit Rom vereinigte koptische Kirche in Ägypten verlor zu Beginn des Jahres 1925 durch den Tod ihre beiden Bischöfe. Am 10. August 1926 ernannte der Heilige Vater zwei neue Bischöfe, Markus Khouzam und Basilius Bistauros. Sie empfingen am 30. November 1926 in der Sankt-Josefs-Kirche zu Kairo von Msgr. Cassulo, dem Apostolischen Delegaten in Ägypten, die Bischofsweihe. Markus Khouzam, Bischof von Theben, residiert in Tahtah. Basilius Bistauros hat seinen Sitz in Minieh. Als Papst Leo XIII. im Jahre 1895 diese beiden Bischofsitze errichtete, zählte man im Lande kaum 10.000 mit Rom vereinigte Kopten. Inzwischen ist ihre Zahl auf über 26.000 gestiegen. Auch die Schismatiker nahmen an der Weihe und Inthronisation der beiden Bischöfe lebhaften Anteil. Selbst Mohammedaner halten freigebig zu den üblichen Ehrengeschenken beigesteuert. Möge es den beiden neuen Oberhirten gelingen, im schönen Niltal eine reiche Seelenernte einzubringen. Zu Cubango in Angola hat Msgr. Keiling eine neue Schwesterngenossenschaft für einheimische Mädchen gegründet, die den Titel führt: „Kongregation der hl. Theresia vom Kinde Jesu." Die vor zwei Jahren heiliggesprochene Karmeliterin, die so viel für die Missionäre gebetet und gelitten hat, genießt schon in allen Misstonsländern große Verehrung. Im ganzen dürfte Afrika rund 1000 einheimische Schwestern aufweisen. Am bekanntesten sind die Bännabikira, die „Töchter Mariens" in Uganda, die am 12. August 1925 ihr erstes Generalkapitel abhielten. Am Kongo ist eine neue einheimische Genossenschaft „Hilssschwestern Unserer Lieben Frau" entstanden. Gründerin ist Maria Lwata, die seit ihrer Bekehrung zum Christentum mehr als 20 Jahre im Dienste der Missionen steht. In Natal (Südafrika) erhielten am Feste Mariä Himmelfahrt 1926 die ersten drei einheimischen Franzis-kanerinnen das Kleid. Katholiken, Protestanten und Heiden waren zusammengeströmt, um am Feste ihrer Stammesschwestern teilzunehmen. Nachrichten des üj)eoIogen=nMfsionsuerbarides Österreichs. Missionsakademie der Akademischen Missionsverbände Wiens. Am 16. Mai veranstaltete eine Arbeitsgemeinschaft des Akademischen Missionsvereines Wien und des Vorortes des Theologischen Missionsverbandes im Anschluß an den Wiener Katholikentag eine Missionsakademie. Pater Dr. Thauren, S. V. D., referierte über das Thema „Mission und Rasse" und besprach die Schwierigkeiten, die' das Erwachen des Selbstbewußtseins der farbigen Rassen mit sich bringt, sowie die große Sendung, die die katholische Mission in der Lösung der Rassenfrage hat. Bundeskanzler Prälat Dr. Seipel wies in seiner Rede über „Mission und Weltlage" der eine Umkehr der bisherigen Kolonialpolitik bedeutet und gerade uns Österreichern verschärft die Pflicht der Mitarbeit am Missionswerke in Erinnerung ruft. Prälat Wolny zeigte in der Schlußansprache die Pflichten auf, die insbesondere auch unseren Gegenden aus der Missionsnot der Gegenwart erwachsen. Die Teilnehmer der gelungenen Missionsveranstaltung — ungefähr 400 Alt-' und Jungakademiker — wurden auch durch Gesangseinlagen des Knabenchores von St. Gabriel und des Wiener Theologenchores unter Leitung von P. Marusczhk, S. V. D., erfreut. auf die Bedeutung des Mandatsgedankens hin, Aus dem Semesterbericht der Missionsakademie von St. Gabriel. Unsere erste Vollversammlung war eine Franziskusfeier; sie zeigte die echt apostolische Einstellung des Heiligen, der als erster Ordensstifter ausdrücklich die Heidenmission in seine Ordensregel aufnahm. Die zweite Vollversammlung behandelte die Eismission der PP. Oblaten in Kanada. Die dritte Vollversammlung war hauptsächlich dem Rechenschaftsbericht des scheidenden ersten Obmannes gewidmet. In einem Nebenreferat wurde die Vertretertagung des Th.-M.-V. besprochen. Dann waren wir im verflossenen Semester so glücklich, einen gründlich geschulten Fachmann in P. Thauren als unseren Berater zu erhalten. Er übernahm gleich die Missionswissenschaft, und vier Fach- seminare traten zusammen, darunter ein historisch-geographisches Missionsseminar, das auch die Herstellung von historischen Missionskarten besorgt. Unsere Pressetätigkeit verlief in den gewohnten Bahnen. Wir stellten den Sankt-Gabrieler-Wochenkalender 1928 zusammen sowie einen Monatskalender 1927 für unser Schweizer Missionshaus Mariahilf. Eine ganze Reihe von Missionsartikeln wurde in österreichischen und reichsdeutschen Tageszeitungen, sowie in unseren eigenen Zeitschriften veröffentlicht. Mit der Fertigstellung einer Missionsliedersammlung („Missionsharfe") wurde begonnen. Der Zauberer der Gahlri. Eine Erzählung aus Kamerun von P. Johannes Emonts, S. C. J. ^ (Fortsetzung.) JJ Als Majiko nach oben befördert war, flößte der Pater den beiden letzten Kranken, dem Ulambi und dem Unbekannten, nochmals Wein ein und bemühte sich sorglich um sie. Die Steifheit der Glieder hatte etwas nachgelassen, der Puls und das Herz arbeiteten zwar sehr schwach, aber in der Höhle konnten sie nicht bleiben. Sie mußten nach oben. Alles gipg ohne Unfall vonstatten, und als letzter verließ Kembä die Höhle. Alle atmeten auf. Das war eine harte und beschwerliche Arbeit gewesen. Über den Toten betete der Missionär ein De profundis und zusammen mit Kembä und Majiko, der wenigstens einige Worte mitbeten konnte, ein Vaterunser. Es begann nun eine neue Arbeit. Das Seil wurde aufgezogen und au seine vorige Stelle gelegt. Die Wachen wurden abgewechselt und zwei andere Träger als Wächter aufgestellt. Wo sie jetzt toaien, gerade oberhalb der Höhle, da konnten sie nicht bleiben. Wenn Tufa kommen sollte, durfte er sie nicht mehr finden. Eine passende Lager-stelle fand sich in der Nähe. Vorsichtig wurden zuerst die Kranken, iobann der Tote und zuletzt die Lasten hinübergeschafft und dann alle Spuren verwischt. Weit durfte man nicht gehen, weil der Zustand der beiden Kranken das nicht zuließ. Als die Überführung vollendet war, wäre P. Breuer am liebsten nach Buabengi zurückgeeilt, um sich bei Ketam Hilfe zu erbitten, aber er mußte davon abstehen, da er die beiden Schwerkranken nicht verlassen durfte. Den Kembä oder einen der Träger nach Buabengi zu schicken, war zu gefährlich, und so blieb nur einer übrig, das war Zimba, der Sohn des Bigmanns, der auch wohl am geeignetsten war. Doch zuerst sollte er sich stärken und von den überstandenen Leiden ausruhen. Majiko und Maopi lagen in der warmen Sonne. Sie fühlten sich wohl und aßen bereits von den Bananen und gerösteten Maiskolben, bie die Träger in ihren Taschen hatten. In einigen Tagen würden sie gewiß wieder vollkommen hergestellt sein. Ulambi lag auf dem ausgerollten Feldbett des Paters, daneben, in Decken eingehüllt, der Bahiri. Ihre Augen waren noch immer geschlossen. Die beiden waren die Sorgenkinder des Paters, der sich eifrig um sie bemühte und die Hoffnung nicht aufgab, sie dem Leben zu erhalten. Seine Lippen bewegten sich fortwährend im, Gebete. Eine ganz traurige Aufgabe war dem Missionär die Bestattung des toten Zenjo. Aus seiner Werkzeugkiste holte er zwei Hacken hervor, die die Träger mit Stielen zu versehen hatten. Dann wurde in der Nähe ein Grab geschaufelt, und danach fand das Begräbnis statt. Der Priester betete die Totengebete. Zenjo wurde ins Grab gelegt, mit kleinen Zweigen und Blättern zugedeckt und nach einer kleinen Ansprache und gemeinsamem Gebet mit Erde überdeckt. Ein einfaches, schnell zusammengefügtes Holzkreuz wurde darauf ge- stellt, und die Trauerfeierlichkeit war zu Ende, aber die Trauerstimmung hielt alle noch eine ganze Zeit gefangen. Kaum daß jemand ein Wort gesprochen hätte. Selbst die heidnischen Träger waren ergriffen. Jeder aß, was er bei sich hatte. Kembä hatte für den Pater noch etwas Maisbrot und einige Bananen in der Küchenkiste, er selber begnügte sich mit gerösteten Maiskolben. Ein Feuer zum Kochen durfte nicht angezündet werden, da der aufsteigende Rauch sie hätte verraten können. Nach und nach belebte sich das seltsame Lager wieder, die Unterhaltung kam in Fluß, und dann erzählte Zimba, wie es ihm ergangen war. „Weißer Mann", so begann Zimba, „dir verdanke ich meine Rettung, du bist gut, bu bist wie ein Vater, du sollst wissen, wie es mir ergangen ist. Ich war an dem Abend, da bu nach Bnabengi kamst, mit vier anderen Brüdern und einem kleinen Dschindar, die alle ungefähr so alt sind wie ich, in unserer Wohn- und Schlafhütte. Wir hatten uns das Abendessen gekocht, wie wir das jeden Abend tun; dann hatten wir noch vielerlei erzählt, auch von dem Weißen, der angekommen war und der Ulambi, den Häuptlingssohn, ermordet und aufgefressen hatte. So hatte man damals in ganz Buabengi erzählt, als der Zauberer Tufa von seiner Reise zurückkehrte. Wir wünschten, daß der Weiße bald unser Dorf verlasse, denn wir dachten, er würde auch uns töten und essen. Dann legten wir uns auf unsere Matten und schliefen ein. „Wir hatten schon lange geschlafen, da fühlte ich eine Hand über mein Gesicht streichen; sie faßte mich am Hals und ich bekam keine Luft mehr. _ Leise, ganz leise wurde ich aus der Hütte hinausgetragen. Ich hörte, wie der Mann, der mich trug, draußen jemand anredete: „Bist du da, Tufa?" — „Ja, hier bin ich, hast du ihn, Buzu?" — „Es ist gut gegangen,, niemand hat etwas gemerkt. Schnell, binde du ihm Hände und Füße zusammen und stopfe ihm den Mund zu, damit er nicht schreien kann." So wurden mir Hände nnd Füße zusammengebunden, in meinen Mund steckten sie ein Stück Zeug, und dann trugen sie mich fort. Es war eine finstere Nacht, nnd vor lauter Angst wagte ich nicht, die Augen aufzumachen. Die Männer schritten vorsichtig dahin und sagten kein Wort. Sie wechselten sich ab im Tragen, und ich hatte eine große Furcht. Ich ! konnte nicht rufen, hätte es auch nicht getan Heft 7 Stern der Neger 109 vor lauter Angst, denn ich hatte gehört, daß, Tufa dabei war. Endlich, ließen sie mich auf den Boden nieder, machten mir die Fuße frei und dann mußte ich zwischen ihnen gehen. Dann fingen sie an zu sprechen. Es war Buzu und sein Bruder Tufa. Sie sprachen davon, daß sie eigentlich meinen Vater hatten fangen und in die Seufzerhöhle bringen wollen, aber das sei nicht möglich gewesen; deshalb hätten Ketams bist, der später auch einmal die Seufzerhöhle kennenlernen wird." Weißer, Tufa hat über uns gelacht, über uns gespottet, Tufa ist ein schrecklicher Mensch, er ist grausamer als das grausamste Tier. Den andern, die in der Höhle gefangen waren, gab er einen Schluck Wasser und jeder konnte einmal in eine Banane beißen. Das tat er nicht, weil er SDJitleib mit uns hatte, sondern weil er sich sie mich, seinen Sohn, mitgenommen, damit mein Vater in Zukunft nicht mehr wage, ihnen entgegenzutreten. Sie brachten mich in die Seufzerhöhle, dort banden sie mir die Füße wieder fest und sagten: „Hier hast du gute Gesellschaft. Da liegt Ulambi, der Häuptlingssohn, der allesdings nicht mehr den Mund auftun wird. Hier ist Ngemba, ein anderer Bahiri, den ich hieherschafsen mußte, damit er mein Geheimnis nicht verrate. Es sind auch noch drei Opolindaleute da, die dir von den Greueltaten des Weißen erzählen können. Dich mußte ich hierhin bringen, weil du der Sohn noch lange an unserem Stöhnen, an unseren Leiden und Qualen zu erfreuen gedachte. Jedem gab er noch einige Fußtritte und dann ging er davon. Ja, Weißer, als du heute in die Höhle kamst, zitterte ich vor Angst, denn ich dachte, daß es Tusa sei. Als ich dich aber kurz nachher mit Kembä eintreten und im Lichte der kleinen Lampe dein mitleidiges Gesicht sah, da war ich froh. Nun weiß ich, das Tufa ein ganz' grausamer Mensch ist. Ich weiß aber auch, daß du gut bist. Tufa hat uns alle in Buabengi belogen. Das werde ich meinem Vater sagen, wenn ich gleich nach Hause zurückkehre." — „Meinst du denn, den weiten Weg allein zurücklegen zu können? Hände und Füße werden dir noch weh tun. Soll ich Kembä mitgehen lassen?" — „Ich werde schon fertig. Es ist besser, daß ich allein gehe, sage mir nur, was ich meinem Vater bestellen soll." — „Es genügt, daß du ihm erzählst, was du gesehen und gehört hast. Er wird dann schon wissen, daß er den Häuptling und die Bahirileute benachrichtigen muß, die dann gewiß Ulambi und Ngemba heimholen werden. Wenn sie erfahren, was Tusa getan hat, werden sie suchen, ihn zu ergreifen, um ihm eine gerechte Strafe zuteil werden zu lassen. Ich bleibe hier bei den Kranken, bis Hilfe kommt. So, nun geh, steh aber zu, daß du dem Zauberer nicht wieder in die Hände fällst." — „Weißer, du sollst mit mir zufrieden sein." Mit diesen Worten eilte Zimba nach Buabengi, und der Pater war überzeugt, daß der Bub seinen Auftrag bestens ausführen würde. Majiko hatte sich schon ziemlich erholt. Die Bananen hatten ihm gut geschmeckt und er hätte noch mehr gegessen, wenn er noch welche hätte haben können. „Der Hunger tut weh", sagte er. „Nicht wahr, Maopi, wir haben es erfahren." Er war gerade daran, seine Gefangenschaft zu schildern, als einer der Wächter und im selben Augenblick auch Zimba eilends heranstürmten. „Was gibts? Was ist los?" fragten alle in größter Aufregung. „Es kommen zwei Männer aus dem Wege von Buabengi her, ich kann aber nicht sagen, ob Tufa, der Zauberer, dabei ist, jedenfalls sehen beide aus wie Zauberer", sagte der Wächter. „Es ist Tufa mit seinem Bruder Buzu", sagte Zimba, der gerade dazu kam. „Sie kommen gewiß zur Höhle. Wir müssen sie fangen." — „Ja, wir fangen sie", sagten die Träger. „Weißer, laß uns nur machen. Wir lassen den einen in die Höhle hinabsteigen. Dann ist er gefangen. Den andren aber ergreifen wir, binden ihn, und dann ist auch er unser Gefangener. Du sollst mit uns zufrieden sein, Weißer. Sie entkommen uns nicht." P. Breuer gab gern seine Einwilligung. Jetzt, nachdem sie die Schandtaten der beiden gesehen hatten, konnte er sich ganz auf sie verlassen. Doch eilte er selber mit und versteckte sich in der Nähe der Felsenwand. Es dauerte noch einige Zeit, ehe die beiden Schurken ankamen. Es war wirklich Tufa, den man an seinem Zauberschmuck erkennen konnte, der Mann an seiner Seite war gewiß sein Bruder, man sah es an der großen Ähnlichkeit der Gestalt und der Gesichtszüge. Sie erreichten jetzt die Stelle des früheren Lagers und unterhielten sich so laut, daß man es in den Verstecken deutlich hören konnte. „Siehst du, daß deine Angst unbegründet war", sagte Tufa zu seinem Bruder Buzu. „Ja, es war ganz undenkbar, daß sie die Höhle fanden. Und wenn sie dieselbe gefunden hätten, sie hätten doch nicht hinabsteigen können. Sie sind fort. Der Weiße hatte es eilig, denn die Träger werden darauf gedrängt haben, schnell aus dem unheimlichen Buabengi fortzukommen. Wir haben uns also ganz umsonst hieher bemüht." — „Es hätte doch dem Weißen durch irgend einen Zufall das Geheimnis zu Ohren kommen können," meinte Buzu, „darum war es besser, wir überzeugten uns an Ort und Stelle." — „Du hast immer soviel Bedenken I Jetzt aber wirst du einsehen, daß ich recht hatte." — „Allerdings, sie sind fort. Hätten sie geahnt, daß sie so nahe bei denen waren, die sie suchten, dann wäre der Weiße nicht fortgegangen, ohne sie zu befreien. Ich hätte nicht gedacht, daß er sich so leicht vertreiben lasse." — „Es war sein Glück, daß er sein Gewehr bei sich hatte, sonst läge er jetzt selber drunten in der Höhle und könnte über seine Dummheiten nachdenken. — Eigentlich können wir nun wieder umkehren, aber ich will doch einmal nachsehen. Vielleicht hat Ulambi ausgelebt. Er und besonders Ngemba haben länger ausgehalten als ich gedacht. Dem Zimba will ich einige Fußtritte geben, die eigentlich seinem Vater gebühren. Ja, das wäre eine Freude, diesen Bigmann hier stöhnen zu hören, ihm Fußtritte geben zu können, ihn hungern und dursten zu lassen. Glaube mir, Buzu, die Zeit wird kommen. Dieser Ketam muß daran glauben, eher habe ich keine Ruhe." — „Sei vorsichtig, Tufa. Ich traue dem Ketam nicht. Weshalb hat er darauf gedrängt, daß der Weiße nach Buabengi kam? Weshalb tat er das gerade in unserer Abwesenheit? Und weshalb war der Weiße in seinem Gehöft? Nochmals sage ich dir, Tufa, sei auf der Hut vor diesem Ketam!" — „Gerade weil ich so vorsichtig vor diesem Bigmann sein muß, deshalb muß er hier in der Seufzerhöhle verschwinden. Laß mich nur machen. Mir entgeht er nicht." Sie nahmen das Seil und banden es an den Baum; Bnzu aber stemmte sich gegen den Stamm und ließ seinen Bruder in die Tiefe hinabgleiten. Als die Spannung des Seiles nachließ und Tufa in die Höhle eingetreten mar, standen die beiden stärksten Träger schon hinter Buzu, der ohne Gegenwehr zum Gefangenen gemacht wurde, während die anderen Träger hinzueilten und dem Tufa die Möglichkeit des Aufstieges abschnitten. Der Zauberer faß nun gefangen in seiner schrecklichen Kefang ke bänu. Groß war die Freude der Träger, noch größer die Genugtuung des Missionärs, der nun erst recht wieder Mut faßte. Die beiden Hauptübeltäter, diejenigen, die den Widerstand gegen ihn ins Werk gesetzt hatten, waren machtlos, waren in feiner Hand. Nun konnte der Pater hoffen, vom Häuptling, von Ketam und dem ganzen Volk bester aufgenommen zu werden und für seine Mifsionsgründung mehr Entgegenkommen zu finden. Der kleine Zimba hatte Buzu sein Messer aus dem Gürtel gerissen; wäre der Pater ihm nicht in die Hand gefallen, dann wäre es um den Bruder des Zauberers geschehen gewesen. Der Bub war kaum zu bändigen. Seine Augen flammten vor Zorn und Wut. Zwei Träger mußten ihn gewaltsam zurückhalten, sonsl hätte er sich an seinem Feind vergriffen; darum war es gut, daß Pater Breuer seinen Gedanken eine andere Richtung gab und sagte: „Zimba, du wolltest ja deinem Vater Nachricht geben. Willst du nicht sofort aufbrechen, sonst kannst du vor Einbruch der Nacht unmöglich in Buabengi sein. Dein Vater wird sich freuen, dich wiederzusehen und zu erfahren, daß seine größten Feinde gefangen sind." — „Ja, Weißer, ich gehe sofort und zögere nicht, aber wirst du auch den Gefangenen gut bewachen lassen, daß er nicht fortläuft?" — „Darüber kannst du dich beruhigen. Majiko und auch Maopi, die mit dir gefesselt in der Höhle gelegen haben, und nicht weniger die Träger werven dafür sorgen. Buzu kann nicht entkommen." Zimba eilte nun, so schnell er konnte, nach Buabengi. Sein Vater, der Häuptling, der ganze Stamni sollte noch vor Sonnenuntergang die wichtige Nachricht von den Ereignissen erfahren. Kaum war der schwarze Bigmannssohn fort, als der Missionär Vorsorge zu treffen anfing für die Nacht. Eine passende Stelle wurde für das Nachtlager ausgesucht. Aus Stöcken, Zweigen, Lianen und Blättern wurden zwei Hütten gebaut, in denen man Schutz gegen die nächtliche Kühle finden wollte. Da die Schwarzen sämtlich mit Buschmesfern bewaffnet und im Bau solch einfacher Waldhütten wohl bewandert waren, so ging das schnell vonstatten. Der Missionär und die beiden Schwerkranken bewohnten die eine, die übrigen Mitglieder der Karawane die andere Hütte. Ulambi ruhte auf dem Feldbett des Paters, der kranke Bahirimann hatte ein weiches Lager aus Gras und Blättern erhalten und lag in warme Decken eingehüllt neben dem kranken Häuptlingssohn, während P. Breuer daneben in seinem Reifestukst saß und die Pflege übernahm. In der Nebenhütte knisterte lustig das Feuer. Rundherum hockten die schwarzen Träger, rösteten ihre Maiskolben und schauten auf Majiko, der soeben von der geheimnisvollen Gefangennahme und von ihrer Hast in der Höhle berichtete. Hände und Füße taten ihm wie auch dem Maopi noch weh von den Fesseln, aber sonst fühlten sie sich wohl. Buzu lag in einer Ecke der Hütte. Nun war er gefangen, und hätte der Missionär nicht jede Mißhandlung verboten, dann wäre es ihm schlimm ergangen ; die wütenden Träger konnten sich nur schwer entschließen, dem Befehl des Weißen zu entsprechen. 7. Kapitel. Eine merkwürdige Versammlung. Kurzer Inhalt: Im Gehöfte des Bahiri-häuptlings ging es erregt her. Seit Tagen schon beweinte in an den kleinen Zimba, den Sohn des großen Ketam, als tot; und nun wollen ihn einige Leute zum Hause seines Vaters haben laufen sehen. Das ist doch unmöglich, daß Toto wieder lebendig werden! Aber gar, was der Knabe erzählt haben soll: daß Tufa, der Zauberer, vom Weißen aus Opolinda in der Seufzerhöhle gefangen fei, das (lang den guten Schwarzen als ganz widersinnig. Aber das Gerücht war da und beschäftigte nicht nur den Häuptling und seine Leute sondern hielt das ganze Dorf in Spannung. Glauben konnte man es aber nicht. Als aber einer meinte, es müsse wohl umgekehrt gewesen sein: der Weiße sei vom geistermächtigen Tufa überwältigt worden, da klang das glaubwürdiger. „Ja, so wird es gewesen sein!" Da kam nun auch der Bigmann Tetgöm zur Versammlung und wußte mit Sicherheit zu erzählen: dieser Schurke von einem Weißen hätte sich am ganzen Stamme rächen wollen und zu diesem Zwecke sich im Schadagebirge versteckt gehalten. Als Tufa und sein Bruder auf der Jagd an seinem Versteck vorbeigekommen wären, hätte sich der hinterlistige Fremdling auf sie gestürzt. Aber Tufa habe ihm das Gewehr ans der Hand geschlagen und ihn mit Hilfe Buzus überwältigt und gefesselt. „Auf ein Zeichen Tufas kam dann dessen Schutzgeist herbei und trug den Gefesselten durch die Luft davon in die Seufzerhöhle. Der Weiße soll geschrien haben wie ein Kind und gewinselt wie ein Hund; aber der Kebia ke Tufn hat ihn nicht losgelassen." Das war den Leuten mundgerecht und fand begeisterten Glauben. „Ja, Tufa ist ein Mann, der keinen Weißen und auch kein Gewehr furchtet", rief jemand. „Es lebe Tufa, der Zauberer!" — „Es lebe der Zauberer, es lebe Tufa!" riefen alle einstimmig und tranken ihre Becher leer. „Wie der Weiße es nur wagen konnte, Tufa anzugreifen!" In wildem, lautem, sröblichem Zechgelage wurde der Sieg Tufas über den ialschen Weißen gefeiert. Doch bald wendete sich das Blatt wieder. Gerade hatte wieder jemand die Unbesiegbarkeit Tufas gefeiert, und die Begeisterung hatte ihren Höhepunkt erreicht, als Ambana, ein Verwandter Ketams, in die Versammlung hineinstürzte und neue Nachricht brachte. „So ist es wirklich wahr, was man von Tufa erzählt?" fragten mehrere zugleich. „Gewiß ist es wahr, es verhält sich so, obschon es unglaublich scheint. Ich befand mich gerade mit dem Bigmann und einigen Bekannten im Gespräch über den Weißen, als Zimba kam und die Nachricht brachte." — „Erzähle, wie es möglich war, daß Tufa den Weißen überwältigte und ihm das Gewehr abnehmen konnte!" riefen die Leute ungeduldig. „Was? Das Gewehr abnehmen!---------------— Daß Tufa den Weißen überwältigte? Wer sagt denn das? Ihr meint das Gegenteil!" Ambana riß die Augen weit auf und begann jetzt die allgemeine Bestürzung derjenigen zu gewahren, die ihn so erwartungsvoll und neugierig anstarrten. Dann fuhr er fort: „Ja, es ist wirklich wahr, daß Tufa nun selber in der Seufzerhöhle gefangen liegt und daß Buzu als Gefangener in den Händen des Weißen ist." Die Bestürzung Beschubas und der Versammelten läßt sich in Worten nicht beschreiben. Die Gesichter wurden lang und länger, die Männer schauten sich fragend an. Ambana berichtete ja gerade das Gegenteil von dem, was sie eigentlich erwartet hatten. Der Häuptling hatte sich zuerst wieder zurechtgefunden und fragte: „Wie? Tufa ist in der Seufzerhöhle gefangen? Wir hatten gehört, daß der Weiße dem Tufa am Wege aufgelauert habe, um ihn zu erschießen; da sei es dem Zauberer gelungen, den Weißen zu fangen und mit Hilfe seines Schutzgeistes in die Seufzerhöhle zu bringen." — „Dann bist du aber sehr falsch unterrichtet, großer Häuptling. Was ich jetzt sage, habe ich von Zimba selber gehört. Er kam gerade von der Seufzerhöhle, als ich mit einigen Bekannten beim Bigmann lvar und mit ihnen zusammen über das geheimnisvolle Verschwinden Zimbas sprach, dessen Totenklage wir hörten. Ganz außer Atem stürzte auf einmal Zimba durch die Tür des kleinen Platzes herein und lief freudestrahlend zu seinem Vater, den er stürmisch begrüßte. Ketam war ganz außer sich vor Freude und Erstaunen. „Wie, Zimba, du lebst? Wir hielten dich für tot. Hörst du die Klageweiber?" — „Ja, Vater, ich lebe, und das habe ich dem Weißen zu verdanken. Er hat mich und die anderen aus der Kesang ke bänu befreit. Welch ein Glück, daß der Weiße kam!" — „Du sprichst da von anderen, die er auch befreit hat. Waren denn noch andere da?" — „Ja, Vater, es waren noch fünf andere da. Einer ist tot, und Ngemba wird auch wohl sterben." — „Ngemba?" rief er bestürzt. „Ngemba, der seit einigen Wochen spurlos verschwunden ist? Der Bruder Molozos?" — „Ja, Ngemba war auch da. Ob er am Leben bleibt, ist fraglich. Er ist wie ein Skelett, nur noch Haut und Knochen, und das Leben ist nur noch ein kleiner Funke, der jeden Augenblick verlöschen kann. Die Kesang ke bänu ist ein schrecklicher Ort. Ich habe sie gesehen! Ein Ort des Todes! Ein Ort des Hungers! Welch ein Glück, Vater, daß der Weiße kam. Ich wäre auch vor Hunger gestorben, wie jener, den der Weiße soeben begraben hat." — „Der Weiße hat euch gerettet, sagst du? Er war in der Seufzerhöhle?" — „Ja, Vater. Der Weiße, der von Opolinda, der hier in Buabengi war und fortgejagt wurde. Er hat mich und Ulambi und Ngemba und die drei anderen, die aus Opolinda sind, befreit." Als der Häuptling den Namen „Ulambi" hörte, sprang er von seinem Stuhl auf, starrte Ambana an und packte ihn bei den Schultern. Wie außer sich rief er, ohne den Mann ausreden zu lassen: „Was sagtest du? Ulambi? Ulambi war in der Seufzerhöhle? War es vielleicht mein Ulambi? So sprich — schnell." Der Häuptling zitterte vor freudiger Überraschung, Erwartung und Neugierde am ganzen Leib. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Misstonshaus der Söhne dos heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgaste 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Krönst einer, Misslonsbruder in Graz, Paulustorgasse 10. — Universitäts-Buchdruckers, „Styria" in Graz.