MM3WUWURN2WW für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. stedigirt von Johann Hladnik. «^? ^7 Dinstag den 12. Juni. _______^8^O. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern. Dinstag und Samstaa. Der Preis dcs Vl.iltes ist im Comptoir ganzjährig 3 fl. halbjährig i fl. 30 kr. Durch die Post ßanzjährig 5 N- , halbjährig 2 fl. C. M. Nache an den Blumen. M ^^lümlein blühen auf ten Fluren, No sich bin mein Auge wendet; Leider hat für mein? Seele Längst ihr Vlühen schon geendet! Warum bin ick wohl kein Kind m,br, So ein Kind mit tausend Rosen? — Mir, dem Mann. will keine blühen. Mir dem armen Freudelosen! S'yd ihr Blümlein gram geworden, Weil ich einst" als Kind euch neckte? Weil ich euch aus Liebe pflückte, Und an meinen Nuscn steckte? Kind und Blumen sind ja Freund,, Die sich unzertrennbar lieben. Sagt, worum seyd nicht für ewig Treu, ihr Liebchen, mir geblieben? Rache h°b' ich euch geschworen -Thränen sollt ihr noch vergießen, UnV auf meinem Grabe sollen Sie euch tausendfältig fließen! Auf das Grab, worin ich ruhe. Laß ich euch, ihr Falsch?, setzen; Ihr mögt des Verlaß'"«« Asche, Mil dem Schmerzelislhaue netzen!! M«ro« l a w. D e r M <, s k e n b a l l. Schwank von Dr. N. Vtrauß und Lan ner's zauberische Klänge verfehlten auch in Zwiebelhein ihre Wirkung nicht, uno trotz der Ueber-fülle des Saales, trotz dem Stoßen und Wirbeln der Mas- ken, der soliden Fußberiihrungen der Landjunker, brachen sich die Tänzer mit stinken Ellbogen Bahn und begrüßten mir lautem Bravo die gute Idee Wo llz wickels, starr der schleppenden Polonäse mit einer rauschenden Gallopade beginnen zu lassen, die wie ein Waldstrom jedes Hinderniß entfernte und die steiferen Zuseher wie Felsen und Holzklötze mit sich riß. Hier und da stand eine einsame Schöne am Ufer, wie ein verblü-thes Gänseblümchen und wartete, ob keine Welle Lust habe, sie zu entführen. Mancher Krautjunker chasiric wie ein kühner Alpenjäger durch den tanzenden Wildbach, um häufig mit halben Rockschößen und abgetretenen Schuhen das Täubchen seiner Sehnsucht am jenseitigen Ufer zu erhäschen und im wirbelnden Tacte zu einführen. Indeß schienen die beiden Templer ihre Rebecken vertauscht zu haben und in angelegentlicher Conversation zu stehen. »Aber, Mädchen!" flüsterte der eine Templer, »ich kenne dich ja heute kaum, weiß nicht, bist du es, oder nicht? so ganz fremd, schüchtern gegen mich, deinen guten Onkel." — »Ach, guter Onkel!" seufzte Nebecka. — »Deine Stimme, wie verändert?" brummte der Alte. __«Verstellen Sie selbe doch auch," flüsterte Nebecka, «noch sind wi? unerkannt, aber ich fürchte die Lauscher." — »Sorgen Sie gar nichts, theure Amalia! betrachten Sie meinen Mantel, er ist sonst vollkommen gleich mir, dem des Oheims, bis auf den grauen Pelz, den ich nur in Eile annähen ließ, den meine Tante früher nicht gewahrte, und durch den Sie mich nun für einen Fremden hält, während ihr Oheim bei ihr für den Neffen Arthur gilt. Zum Demaskiren kommt es nichc, dessen bin ich gewiß; wenn Tante und Oheim sich als Fremde bemerken, so wird es beiden eine Zeit lang Scherz machen, sich zu necken, und wir genießen indeß einige herrliche Stündchen; denn vorerst erfahren Sie, liebe Amalie, meinen Lebensplan;« so flüsterte auf der andern Seite Arthur seinerAma-lie tröstend zu. Das Paar verlor sich im Gewühle, welches nach allen Seiten durch die Tanzenden wogte. »He da, Camerad!"iief der Schalksnarr, und schlug im Crcdenzzim-mer mit der Schellenkappe so heftig den guten Ausschuß Wollzwickel auf die Schultern, daß er vor Einsetzen das Glas 18« — mit edlem Ofner fallen ließ; »weißt Du schon, daß, während du dich hier labest, im Saale alles toll zugeht und man eben den friedlichsten, solidesten Ballgast, der nicht eine Seele beleidiget, hinauswirft?" — »Alle Hagel!" grollte Wollzwickel, wischte die mit rothem Wein begossene Cocarde — das ämtliche Zeichen des Ballcommissarius— ab, gab dem eben her-einkeuchenden Ianus einen solchen Rippenstoß, das; er im Nu die Gesichter wechselte, und kam gerade zum Saale, als man die papierne Figur des colossalen Piero ts, welcher den Tankenden im Wege stand, hinaustrug. »DummerSchnack!" brummte Wollzwickel: „Schade um meinen rochen Wein, war so delicar." Aber noch sollte sein Aerger gesteigert werden. Schon im Anfange des Balles hatte er sich gezürnt, daß Florian, sein Söhnlein, nach langem Außenbleiben die Tour zerknittert und zerfetzt brachte, in Folge eines kleinen Raufhandels, den er mit den Gassenjungen bestand. Jetzt erblickte er zu seinem Entsetzen das hoffnungsvolle Söhnlein mit einer ziemlich unreizenden Maske im rasenden Tanze da-hinschweben, erblickte den erhitzten Jungen bald im lebhaften Streite mic einem Schneider, der ihm vorzucanzen versuchte und den der Bursche ohne weiteres bedrohte, ihn durch seinen Vater hinausführen zu lassen. »Der Ficramencsbube, der taugt doch zu gar nichts," schimpfte Wollzwicke l, und wollte eben nacheilen, da, wie eine vom Südwind getriebene Wasserhose, borst ein wohlbejahrtes Paar, Meister Löffelstiel, der Zinngießer, mit seiner Gattin. Emsig hatten die sentimentalen Eheleute wie vor fünfundzwanzig Jahren, treu einander haltend, seit dem Beginne des Balles getanzt, emsig, um die zwei für die Eintrittskarten verwendeten Gulden heraus zu gewinnen; bis Mitternacht durften sie hoffen, den Zweck zu erreichen. Da blieb der wie ein Rad umflatternde lange braune Rock des Meisters Löffelstiel am Fußgestelle der Büste Terpsichore hangen, die Büste wankte und verfing sich in der kühn gethürmten Haube der Madame Zinngießerin; sie faßte mit der Linken den Gatten, das erste Mal in friedlicher Absicht seit fünfundzwanzig Jahren, mit der Rechten den Kopfputz, aber schon harten die stürmenden Nachtänzer das Paar aus der Ordnung gebracht und weit hin schlug es über. Jetzt, wie wenn bei einem Cavallerie-Angriffe die erste Front aus dem Sattel stiegt, und die nachfolgenden Reiter von dem feindlichen Feuer errafft, aus den Bügeln sinken, so stürzte erst ein gewaltiger Schmid mit seinem Liebchen auf die Liegenden, ein fester Schuster mit seiner Braut kollert darüber, noch einige Paare nach; W ollzw icke l wollte Ordnung stiften, aber ein Schneider flink und wild brach sich die Bahn und bohrte mit dürren Ellbogen so heftig dem Commissarius in die Rippen, daß er laut ächzte: „meine Cylinderuhr bricht!" Nun aber ermannte sich der beleidigte Uhrmacher, faßte den Sohn der Nadel am Arme und schrie ihm mit donnernder Stimmein die Ohren: »Haben Sie so Eile, auch am Boden zu liegen? Sie — Schneider!" — »Herr!" donnerte der Angehaltene, »Herr Commissär, wollte ich sagen, bitte tausend Mal um Vergebung." Aber Wollzwickel war zu gereizt, er griff nach dem Glockenzuge und zu Ende war der Walzer. (Fortsetzung folgt.) Gine Arkansas-Scene aus dem a m e r i kanischen Le l» e n. Von H. >8lon»n8ll)l narodopi»" (Slavische Ethnographie) ist eben die dritte Auflage erschienen. Schon als dieß Werk im Jahre 1842 zum ersten Male erschien, wurde darauf in diesen Blättern aufmerksam gemacht, seither sind zwei Auflagen desselben vergriffen worden, die dritte ist nur durch wenige Zusätze von den früheren unterschieden. In der Gegenwart, in welcher das Slaventhum seine passive Rolle aufgegeben und eine höhere Bedeutung in der Geschichte gewonnen hat, so wie bei dem Umstände, daß ein großer Theil der gegenwärtigen Wirren dem Streben, namentlich der slavischen Völker, ihre Nationalität zu höherer Geltung zu bringen, entsprungen, ist des ausgezeichneten slavischen Alterthumsforschers 8asgrj^ ethnographische Karte mit der ihr beigegebenen Erläuterung eine um so willkommenere Erscheinung, als sie über die so verwirrten Nationalitatsverhälrnisse im Osten Europa's einen befriedigenden Aufschluß gibt. Palacky hat eine „Beschreibung des Königreichs Böhmen" (l^npi» kr^lowstwi esskelw) veröffentlicht. Das Werk enthält die Aufzählung sämmtlicher nach der bisher bestehenden polirischen Landeseintheilung geordneter Ortsnamen Böhmens in böhmischer und deutscher Sprache, die Anzahl der Häuser und Bewohner nach den Conscriptionsausmeisen vom Jahre 1843 ist bei jedem Orte angegeben. Nur von einem Manne, wie Palacky, der lange Jahre mit Forschungen in 188 Archiven und Quellenschriften zugebracht, konnte man ein gediegenes Werk erwarten, das aus dein Labyrinthe von Zwei-feln über so viele altböhmische Ortsnamen herausführt. Nicht uninteressant ist es, insbesondere die böhmischen und deutschen Namen der Wohnorte in vielen deutschen Gegenden Böhmens zu vergleichen, weil daraus ersichtlich ist, wie so viele deutsche Ortsnamen durch Verstümmelung der böhmischen einstanden sind. Weit verdienstlicher wäre das Werk, wenn das trockene Namenverzeichniß hie und da mit historischen Anmerkungen ausgestattet, und so auch für den in die Geschichte minder Eingeweihten genußbarer geworden wäre; doch verspricht der Verfasser in der Einleitung, seiner Zeit ein größeres historisch-topographisches Lericon von Böhmen der Ocffenrlichkeir zu über-geben, zu dem er seit langen Jahren Materialien gesammelt hat. Bei seiner gründlichen Kenntniß der vaterländischen Geschichte und Zustande kann man von ihm nur ein tüchtiges Werk erwarten. ' (Boy.) Feuilleton. M"" Gin Schelmenstreich. — Wahrend der bekannte Schauspieler Unzelman im Spärjahre 18^0 in Stuttgart bei Freitag logirte, vergebens hoffend, daß er auf der dortigen Hofbühne zu einem Gastspiel gelangen würde, hatte er eine so bedeutende Zeche contrahirt, daß ihm sein Wirch nicht , mehr borgen wollte. Eines Morgens lispelte ihm der Oberkellner auch wirklich zu, daß Hr. Freitag nachher zu ihm kommen und sich seiner Schuld auf irgend eine Weise versichern wollte. Unzelman dankte für die Nachricht, und setzte sich augenblicklich heftig weinend vor seinen geöffneten, ziemlich leeren Koffer. Herr Freitag trat herein: „Warum weinen Sie denn so, Hr. U nz elman?" fragte er ihn. — »Ach," seufzte dieser, »da soll ich mich von einem Kleinod trennen, das mir an's Herz gewachsen ist." — «Was haben Sie denn für ein Kleinod?" — »Sehen Sie diesen grünen Frack da? Dieser Frack ist von meinem unvergeßlichen Pa-then Gö'the. — Sie wissen doch, daß mich Göche aus der Tqufe gehoben hat? — und ihn werde ich nun versetzen müssen, um Sie, würdiger Herr Freitag, befriedigen zu können; denn das erwartete Geld von Berlin bleibt doch ein Bischen zu lange aus!" — Herr Freitag hatte Mitleid und sagte: „Nun, nun, wenn der Frack wirklich von Göthe herstammt, so brauchen Sie ihn nirgends anders zu versetzen, als bei mir; so viel cin And,rer darauf gibt, gebe ich auch." Heftig weinend nahm Unzelman den Frack, küßte ihn wohl zehn Mal und rief: «Ja, den hat der unsterbliche Göthe getragen, und wenn ich ihn hätte verkaufen wollen, hätte ich erst gestern von einem Engländer llwO Pfd. bekommen können. Aber nein, nein! ich kann mich nicht auf immer von ihm trennen!" Nach längerem weiteren Jammern verstand sich Herr Freitag nicht nur dazu, die Zecde einstweilen unbeachtet zu lassen, sondern lieh dem leichtsinnigen Künstler auch noch obenzu eine namhafte Summe bar. Abends pflegten sich in dem Gastzimmer des Hrn. Freitag mehrere Hofschauspieler cinzufin-den; ihnen zeigte der Wirth mit selbstgefälligem Lächeln die eroberte Kunstantiquität. Auf ein Mal sprang Drobitz auf, besah das Kleidungsstück genau und sagte mit seiner bekannten Ungenirtheit: »Esel, der du bist! Kennst Du denn meinen grünen Frack nicht mehr? Ich habe ihn vor cin Paar Tagen Unzelman geschenkt, weil der Kerl doch gar zu lumpig einheraing!! —Beschämt und voller Wuth eilte Hr. Freitag aufUnzelman's Zimmer, aber der waraufNimmerwiedersehen verschwunden. Barbarische Volksbelnstissnngen in Spanien. — Am l 7. Mai fand in Madrid eines der großartigsten Thiergefechte Statt, und zwar zwischen einem Tiger und Stier. Die Königin Isabella selbst kam von Aranjuez dahin, um dem Schauspiele beizuwohnen. Der Tiger stammte aus Bengalen und gehörte zu einer der prächtigsten Gattungen. Er war aus der Menagerie des Thierbändigers Charles. Der Stier gehörte zu den renommirtestcn dieser Gattung in Spanien. Gespannt war Alles auf den Ausgang des Kampfes, die größten Wetten wurden von den Cavalieren gemacht. — Das Schauspiel begann mit einer Hirschhetze, dann folgten die Uebungen des Thierbändigers Charles mit seinen beiden Hyänen, darauf der Kampf von Hunden mir einem Eisbär und endlich der furchtbare Kampf zwischen dem Tiger und Stier. Die Käfige des Tigers und des Stiers wmden zu gleicher Zeit eröffnet. Der Stier kam zuerst hervor; seine Gestalt, sein Much und namentlich die Schönheit seiner Füße .waren einnehmend. Nach einer Weile kam auch der Tiqer hervor, aber abgespannt und erschlafft wie cin Gefangener der nach langer Zeit aus dem Kerker gelassen wird. A- trat vier Schritte in den Vordelgrund, legte sich dann auf seine Hinterpfoten nieder und beobachtete den Stier. Der Stier näherte sich ihm mit gebeugtem Kopfe und sicherem Schritt Einen Augenblick blieb er stehen, beobachtete seinen Gegner' dann aber stürzte er auf denselben in voller Wurh. Der Tiaer machte einen Seitensprung und nahm eine günstige^tellüna zur Gegenwehr. Der Kampf begann. Lange dauerte er, bis endlich der Stier dadurch Sieger wurde, daß er den Tiger mit seinen Hörnern aufspießte und ihn zu Boden warf. Der Sieger legte sich hierauf in der Mitte des Circus nieder und betrachtete mit triumphirender Miene das Publikum und verharrte in dieser Stellung so lanae, bis auf Verlangen des Publikums gehetzte Hunde dem besiegten Tiger vollends den Garaus machten. — An diesem Tage waren an 90.000 Zuschauer zugegen. Gine sonderbare Art von Wahnsinn — ist in Paris zum Vorschein gekommen. Ein Herr, Namens V i g ier hatte die ftre Idee, daß ihm seine Feinde die Füße abschneiden wollen, und daß sein Dienstmädchen mir denselben im Einverständnisse sey. Um Rache an der letzcern zu nehmen, schoß er am l 9. Mai nach derselben ein mit Schrot geladenes Pistol ab, welches aber das Mädchen nur leicht verwundete, da die Schrote am Corset grösitentheils abprallten. Nachdem nun der Unglückliche seinen Rachedurst gestillt, verbar-rikadirte er sich in seiner Wohnung mit Tischen, Sesseln und allen sonstigen Einrichtungsstücken, die er auftreiben konnte. Ein Polizeicommissär kam/ um ihn zu verhaften. Er weigerte sich. Ein Secrecar des Commissärs, welcher über die Barrikade zu ihm steigen wollte, wurde von ihm mit einer Pistole am Aim und Hut leicht getroffen. Die Barrikaden wurden zum Theile beseitigt, und man sah ichc den Unglücklichen mit dem größten Pfiegma im Zimmer auf- und abgehen, eine Pfeife rauchend. Auf dem Commodekasten lagen zwei Pistolen, welche bis zur Mündung mit Ladung gepfropft waren. Es war nicht leicht, ihm beizukommen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, von ihm mit den Pistolen getö'dtet zu werden. Man versuchte ihn zu blenden, indem man ihm Asche in die Augen warf, um ihn so ohne Gefahr einsangen zu können. Aber es gelang nicht. Auch andere Versuche hatten keinen Erfolg. Diese Hetzerei dauerte bereits drei volle Stunden. Endlich gelang es einem Gensd'armen, über die Barrikade hinüber zu steigen und ihn zu fangen. Vigier wurde in's Irrenhaus abgeführt. Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.