Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der Ulissionstätigkeit der Söhne des heiligsten ßerzens Jesu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des Missionswerkes in Wort und Schritt zu fördern. Das Arbeitsfeld dieser fflissionäre ist der Sudan (Zentral» Afrika). Der „Stern der Reger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus milland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. fibonnemenfspreis ganzjährig mit Postversendung 2 K — 2 ITlk. — 3 Frc. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hiessen gelesen. Mit Empfehlung der hochwiirdigslen Oberhirten von Brixen, Brünn, heitmerih, liinz, Olmüfj, Marburg, Crient, Triest und Wien. Heft 8. August 1914. XVII. 3ahrg. if|| Si„ alter Veteran der zentral-afrikanischen Zlliffion, der Hochwürdige P. Josts Sei ist am 25. Juni im Alter von 78 Jahren eines sanften Todes im ZTtiffionsfolleg zu Brescia verschieden. Als mustergültiger Priester wirkte er zuerst in den beiden Diözesen Trient und Verona. Später zur Leitung des afrikanischen Seminars in Verona berufen, wirkte er zugleich auch als Oberer der Missionsfchwestern „Fromme Mütter des Negerlandes" und leistete in beiden Ämtern wirklich Hervorragendes. Nachdem das zentral-afrikanische Institut in die religiöse Genossenschaft der „Söhne des heiligsten Herzens Jesu" umgewandelt wurde, trat er im Jahre (8H6 derselben bei und diente ihr lange als Generalprokurator. Außerdem war er stets weit und breit ein gesuchter Beichtvater und Prediger und ein unermüdlicher Arbeiter im Weinberge des Herrn. Vor vier Jahren mußte er sich aber von allen Beschäftigungen infolge eintretender Altersschwäche zurückziehen und bereitete sich so auf sein Ende vor durch Beten und Dulden. Tr war der Senior der noch jungen Missionsgesellschaft. H. 1. i*. 170 Stern der Neger. Heft 8. er „Stern der Neger" kann es sich 5/ nicht versagen, seinen geehrten Lesern, insbesonders jenen in Oesterreich, einige Zeilen niederzuschreiben über den großen Schicksalsschlag, welcher Habsburg und seine Lande am 2b. Juni dieses Jahres getroffen bat. Ich meine die empörende und gemeine Bluttat in @ er aj era o, welcher ein edler Habsburgersprosse und eine ebenso edle Fürstin zum Opfer fallen mußten als Märtyrer gläubiger Gesinnung und kraftvoller Betonung der Kulturmission Oesterreich-Ungarns. Diese zwei Eigenschaften waren ja schon lange den gelben internationalen Kulturnnter-gräbern und besonders den hochstrebenden Serbeirnm Südosten der Mo-narchie ein spitzer Dorn im Auge; und so ließen sie, im Fürstenmorden schongeübt,eine fanatischeMeute los, welcher leider Gottes ihr Werk allzu gut gelang. Die zweiteHälftedes 26. Juni sah Se. k. uk. Hoheit den Erzherzog Fra n z Ferdinand neben seiner durch-lauchten Gemahlin der Herzogin Sophie von Hohenberg entseelt auf dem kalten Totenlager, von Kugeln aus Meuchlershänden gemordet. Seit dem l. Juli 190:), dem Tage ihrer Vermählung, waren sie in starker und christlicher Liebe vereint, einer Liebe, über die selbst das schwarze Verhängnis zu staunen schien — denn auch der Tod getraute sich nicht, sie zu trennen! Erzherzog Franz Ferdinand ist und bleibt eine Lichtgestalt in der Geschichte der Habsburger. Man hatte in ihm einen Mi a n n vor sich, voll Energie, voll Kraft und Saft! In all seinem Tun und Lassen ist es der Mann, welcher uns an ihm gefällt. Männlich kämpfte er sich durch, von der Gründung eines eigenen Herdes an bis zu den großen Aufgaben eines großen Generals Das ermordete Chroniolgerpaar Erzherzog Franz Ferdinand und ßerzogin Sophie von ßohenberg. und Feldherrn. Sein Tod war der eines furchtlosen W a n n e s und S o l d a t e n ! Er war ferner ein vorbildlicher Patriot für alle — und das kostete ihm sein Herzblut! Hätte er nicht dem Ansehen, dem Ruhme Oesterreichs gelebt, hätte er nicht Großösterreich auf sein Panier geschrieben gehabt, so hätte sich die Hand von Mordgesellen nicht wider ihn erhoben! Die Völker sahen auch in ihm den pflichttreuen Christen und Katholiken. Sein Beispiel in dieser Hinsicht mochte für manche, ja' für viele eine stumme Mahnung, für zahlreiche aber auch eine erfolgreiche An-ciferung gewesen sein. Die Völker hätten ein erbauliches Familienleben auf dem Throne gu sehen bekommen, ein hehres Bild einer ka -t h olischen Ehe. All diese Hoffnungen eines großen Reiches hat ein Mörder vereitelt; ein bronzener Sarg deckt sie zu — auf immer? Alan frügt sich, was nun? Die Zeichen der Trauer und der Verehrung haben sich in den vergangenen Tagen mit elementarer Gewalt oeäußert. Eines glückseligen Todes sind diese zwei Opfer gestorben, wenn derselbe imstande tu, den Wall um den Habsburgerthron noch fester zu kitten und Oesterreichs Völker einem giftigen Schlumnter zu entreißen! Mögen sie nun ruhen und schlafen in Frieden! Sie haben genug getan! Nie werden sie von dem dankbaren und edlen Oesterreich vergessen jein. In ihrem reichgesegneten Leben, ja selbst in ihrem rührenden, pflichtgetrenen Tode schöpfen wir die Hoffnung, daß Gott uns noch nicht verlassen hat, daß Israels Lenker, der nicht schläft noch schlummert, derselbe ist, welcher auch immerdar über Oesterreichs Throne und Reiche wacht. B. i\. Heft 8. Stern der Neger. 171 Islam, Kolomalpolitik und die katiiolifdien Millionen. (Schluß.) Bei der kurzen Umschau in den verschiedenen außereuropäischen Kolonien, die wir in der letzten Nummer angestellt haben, mußten wir uns gestehen, daß in denselben manch seltsame Pflanzen zur Blüte kommen können, welche uns völlig befremden; aber noch zahlreicher sind jene, die wir mit den unumstößlichen Moralprinzipien einfach nicht in Einklang bringen können. Wir stoßen da geradezu auf dunkler Mächte Walten. Eine wunde Stelle tritt beinahe überall zutage, und hie ist, daß nicht nur Privatgesellschaften und Handelshäuser, sondern auch Regierungsbehörden untie r heiratet e Leute den verheirateten mit gleichen oder sogar noch besseren Eigenschaften vorziehen, wenn es sich um Weiße handelt. Wer den Dekalog nicht außerordentlich stramm einhält — das heute so gepriesene und von den zehn Geboten ©ctt-eg getrennte m o -r a l i s ch e Empfind e n ' ist hier ein allzu papierener Panzer —, dem wird durch diese Maßregel das Konkubinat zum Verlegenheitstöter; es wird ihm dasselbe ja sozusagen anempfohlen, wenn nicht aufgezwungen. Um dabei den äußeren Schein und die Ehrenhaftigkeit vor der öffentlichen Welt zu wahren, riet ein protestantischer Bischof seinen weißen Schäflein, sie mögen sich unter den Heiden und Mohammedanern landesüblich verheiraten, d. h. für ein Weib soundsoviel bezahlen und dasselbe dann bei sich behalten, solange sie in jenen Gegenden weilen würden. Verlassen sie dieselben, so wird diese „Frau" entweder fortgeschickt oder den Verwandten zurückgegeben — und mit ihr allenfalsige Anhängsel. Auf den folgenden Wirkungsposten wiederholt sich die gleiche Geschichte: eine afrikanische und asiatische Illustration zu einem bekannten Liede! Daß solch geartete Pharisäerei der liebe Gott verdammt und daß sie mit der ch r i st-lichen Ehe nicht im entferntesten etwas zu tun hat, muß jedem Christen klar sein; für Heiden kann es hingehen! Abgesehen von dem schon Gesagten geben diese Herren durch ihre Handlungsweise den mohammedanischen Beamten, Offizieren und Dschallabas geradezu An-leitnng zu einem die Gesetze umgehenden Sklaven h anbei! Von diesen heiratet einer z. B. irgendwo im Sudan vier Frauen (den Mohammedanern erlaubt); nach einiger Zeit zieht er mit dieser seiner Familie entweder ans Rote Meer nach Suakin oder gegen Darf u r. Von Suakin setzt er nach Arabien über — des Handels wegen natürlich — und hält sich dort einige Zeit auf. Während derselben wird er es aber nicht versäumen, seine vier bislang als Frauen gehaltenen Sklavinnen für* ein recht ansehnliches Sümmchen zu verkaufen. Nach einem Jahre kehrt er in die Negerländer zurück und begi n n t d a s S p i e l v o ir n e u e m! Als Ausrede wird er anführen, daß er sich von allen vieren habe scheiden lassen! In Darfur vermag er sie zwar ebenfalls ohne viele Umstände loszuschlagen, jedoch ist der Gewinn ein viel geringerer. Solche Geschäftchen können auch sehr gut den mohammedanischen Beamte n gelingen, zumal, da die Häuptlinge und Sultane in Zentralafrika es sich zur Ehre anrechnen, eine oder mehrere ihrer Töchter oder Sklavinnen an Effendis verheiraten zu können. O, wie die Lehre des mondsüchtigen Mohammed dem sinnlichen Menschenherzen entgegenkommt! Auch unter den Stämmen im Innersten Afrikas herrscht nicht 172 Heft 8. Stern paradiesische Einfalt, sondern es bringen sich auch da alle bösen Neigungen zur Geltung. Das Gefasel von: glücklichen Naturzustände dergleichen Völklein, welchen man ihnen ja nicht durch die Evangelisierung rauben soll, ist, gelinde gesagt, eine gedankenlose, falsche, irreführende Behauptung! Sie bewahrheitet sich nirgends; wohl aber herrscht allenthalben Unterdrük-kung, Knechtschaft und Willkür! Ein weiterer wunder Punkt in den Kolonien sind die Filialen der geheimen Gesellschaften, die Freimaurerei, bezw. deren Wirke n. Der feige Feldzug gegen die Missionen im Belgisch-Kongo war ihrWerk, Freimaurer waren dieAnkläger, jene Sippe, welche sich dort auf Kosten des Schweißes der Eingeborenen und durch Ausbeutung ihre Taschen füllte! Überall in den Kolonien tritt sie mehr oder weniger versteckt den Missionären und der Christianisierung in den Weg. Haben wir auch nicht gleich Pombals Methoden zu verzeichnen, so klügeln doch Freimaurer in administrativen Stellungen julianische Verfügungen und Verordnungen aus, die ein gedeihliches Missionswirken hindern. Ekelhaft ist ferner in manchen Kolonien ihre Postenhascherei, zum Nachteile sowohl der Staaten, als der guten, befähigten Elemente. Aus der gleichen Quelle fließt die Verhätschelung des Islams, sowie, daß man ihm nicht die Berechtigung zur Ausbreitung unter ben heidnischen Negern abspricht; denn, was vom Grund aus schlecht ist, muß unschädlich gemacht werden. Aus der nämlichen Quelle holt auch jene Strömung ihre Wasser, welche in Indien und China — sogar in Paris — dem morschen Buddhismus wieder auf die Beine helfen will! Alte und junge Dämchen, mit dem Dreiangel behängen, machen dafür Propaganda. Eine alte Dame (im Grade 33) hat sogar einen neuen der Neger. Messias entdeckt und auch erzogen! Die Freimaurerei bringt es fertig, daß in ernsten Zeiten den Völkern, Reichen und Kolonien die rechten Männer fehlen. In die ausschlaggebenden Stellen sucht sie, wenn schon nicht ihre Kreaturen, so doch wachsweiche Gestalten, die jeder Energie und Tatkraft bar und, zu bringen. — Hat denn noch kein findiger Kopf daran gedacht, ihr eine g l e i ch a r t i g e christliche Organisation entgegenzustellen? Wunte man denn nicht den alten, mit Recht oder Unrecht verpönten Templer-o r d e n in neuer und eben angedeuteter Form, (ohne Harnisch und Zweihänder!) wieder erstehen lassen, auf daß er beschirme, befestige und ausbaue ben T e inst e l des Gottesreiches aus Erden, welchen zu unterwühlen und zu zerstören sich jene als letztes Ziel gesetzt haben? Institutionen, wie pro Ecclesia et pontifice, Ritter des hl. Petrus, die glänzenden Überbleibsel von Maltheser- und Georgi-Rit-tern u. dgl. sind in diese m Kampfe papierene Armeen, sie können nicht in Betracht kommen. Ihre Waffen zum Kampfe sind längst veraltet und somit minderwertig. A n t i f r e i m a u r e r - T a g e, tion Zeit zu Zeit und an verschiedenen Orten gehalten, wären ebenso angezeigt, wie es die Katholiken-Tage sind. Man muß sich immer mehr klar werden über die große Schädlichkeit und Verwerflichkeit dieser dunklen Gesellschaft, welche in allen Gottlosigkeiten, die sich jetzt auf Gottes Erdboden ereignen, die Hand im Spiele hat, wenn sie nicht gar die Führerrolle übernimmt. Daher Aufklärung unter den Katholiken über sie! Österreich hat seine mutige „Bonifatius-Korrespondenz", aber das ist immer noch sehr wenig! In E u r o p a, wo alles Schlimme ausgeheckt wird, muß man dieser Sippschaft zu Leibe gehen. Tut j man es, dann wird auch in den Kolonien Heft 8. 173 Stern der Neger. bald bessere Lust zu spüren fein, dann können es dort m e h r ehrliche und strebsame Söhne des Vaterlandes zu etwas bringen. Ich schicke diese Zeilen hinaus in die Welt. Geschrieben mußten sie auch an dieser Stelle werden: denn das Schurzfell ist in Afrika und Asien nach dem Islam der e r st e Feind der Verbreitung des christlichen Glaubens. Sogar protestantische Mis-sionsgesellfchaften stehen unter ihrem Einflüsse. Bezwecken und erreichen tun sie nichts, außer, daß sie den katholischen Missionären immerfort Hindernisse in den Weg legen. Ersteht irgendwo eine katholische Missionsstation, so wird flugs nicht weit von ihr eine protestantische angelegt, um Zwietracht unter den Eingeborenen zu säen. Gelingt dieses, so sind diese Helden vollauf zufrieden! Herr von Dalwigk sagte weiter: „Die Arbeiten der Missionäre und die Pflichten, welche die Regierungen den Missionen gegenüber hätten, haben wir gesehen. Es bleibt nur noch die Frage übrig: ,Wie können wir Laien zur Bekämpfung des Islams beitragen?'. Zunächst würde wohl pekuniäre Unterstützung am Platze sein, die wir den Missionären zusenden. Sagen wir nicht, wir hätten so schon so viele Ausgaben für Staat und Kirche und caritative Zwecke; weitere Lasten können wir nicht mehr tragen! Wenn wir an die großen Entbehrungen denken, denen sich die Missionäre aussetzen, müssen wir uns dieser Ausrede schämen. Die meisten Europäer haben keine Ahnung von den Lasten und den Widerwärtigkeiten, mit denen die Missionäre zu kämpfen haben. Von Hunger und Durst und von den Leiden der tropischen Hitze will ich gar nicht sprechen; auch will ich nichts sagen von den schweren Krankheiten, die aber gleichwohl den Glaübensboten nicht abzuhalten vermögen, die Pflichten seines Berufes zu erfül- len. Wohl aber möchte ich erwähnen den Kampf gegen Aberglauben, Heuchelei und Hinterlist auf seiten der Schwarzen, sowie die böswilligen Schikanen von seiten einzelner Europäer, besonders von Organen der Kolonialregierung. Auch der wankelmütige Charakter des Negers, der aller Erwartungen spottet, ist für den Missionär eine harte Geduldprobe und verlangt große Selbstüberwindung von seiner Seite. Ich meine darum, wir haben allen Grund, diesen heldenhaften Pionieren der christlichen Kultur ihren Beruf durch pekuniäre Unterstützungen zu erleichtern". Damit hat Herr von Dalwigk vollauf recht. Ich begnüge mich damit, nur ganz wenige Erörterungen noch hinzuzufügen. Er spricht von der Pflicht der Unterstützung. Das Bekehrungswerk der Menschheit ist eine Lebensäußerung unserer heiligen katholischen Kirche; darum muß es auch etwas überaus Edles sein, dasselbe zu fördern, sei es durch Almosen, sei es durch Werben oder gar durch persönliche Hingabe. Trotzdem muß es noch immer beklagt werden, daß für diese Angelegenheit auch nicht annähernd das rechte Verständnis herrscht im katholischen Volke. Es könnte und müßte sonst wohl auch in dieser Hinsicht, besonders in Österreich, namentlich aber in Ungarn, noch viel mehr geschehen, sowohl von seiten der Laien, wie auch von seiten des Klerus; denn die durchschnittliche Jahreseinnahme von 16,000.000 Mark steht noch lange nicht im rechten Verhältnis zu den ungeheuren Aufgaben des Missionswerkes, wie zu den Leistungen der Protestanten für Missionen unter Nichtprotestanten, die gegenwärtig nach Warneck (8. Auflage, Berlin 1905) einen jährlichen Durchschnittsbeitrag von 60,000.000 Mark zu verzeichnen haben. Es ist allerdings richtig, daß die Leistungen der Katholiken Frankreichs, Belgiens, Hollands, Luxemburgs und Deutschlands sich neben den Beiträgen der wirtschaftlich gleichstehenden protestantischen Länder sehr wohl sehen lassen können, und daß die bedeutenden Mehreinnahinen der protestantischen Missionen von den zwei reichsten Ländern der Erde herrühren, die noch dazu vorwiegend protestantisch sind, von England nämlich und den Vereinigten Staaten. Gleichwohl« enthebt das nicht der Notwendigkeit, die katholischen Missionseinnahmen, besonders in den bisher zurückstehenden Ländern zu steigern, sondern macht unsere Pflicht in dieser Richtung nur noch einleuchtender. Unter den Missionsfreunden, also unter solchen, welche die Missionen wirklich unterstützen, gibt es nun ganz sonderbare Ansichten und Begriffe. Manchem Geber scheint z. B. sein Scherflein überaus groß und er fragt sich, was Wohl die Missionäre mit dem vielen, vielen Gelde (das sie aber in Wirklichkeit leider nicht haben) anfangen und wozu es verwendet werde! Die Antwort darauf ist leicht zu geben. Es wird sehr sparsam für die Mission direkt und indirekt verwendet, reicht aber trotzdem manchmal kaum für das Allernotweirdigste! Dazu kann ich gleich mit einer Illustration dienen. Meine Missionsstation ist die zweitnächste zu Khartoum. Das Notwendige zu unserem Unterhalte mußte jedes Jahr zweimal unser Missionsschiff, von jetzt an der Regie-rungsdampser, von Khartoum herausbefördern. Diese Strecke beträgt 88 Kilometer und dafür kommen die Frachtspesen allein aus rund 1100 Mark. Welche Summe kommt heraus, wenn man nur bezüglich dieses Ausgabepostens auch die anderen und weiter entfernten Missionsstationen in Betracht zieht! Man rechne und schließe vom Teil aus das Ganze! Es gibt aber noch ganz absonderliche Missionsfreunde. Ein hochadeliger Herr aus den Gauen des ehemaligen römischen Reiches deutscher Nation beliebte, den Sudan schon wiederholt in den schönen Wintermonaten aufzusuchen, um sich dem Jagdvergnügen hinzugeben. Er kam von Khartoum mit einem eigens für sich und das Personal gemieteten und mit allem Nötigen versehenen Dampfer nilaufwärts. Das kostet für die Saison, etwa zweieinhalb Monate, 30.000 bis 40.000 Mark! Das wäre noch nichts und ginge uns auch nichts an. Der edle Herr stellte aber an eine Missionsstation das Ansinnen, sie möchte ihm einen, und zwar ganz bestimmten Missionspriester als Begleiter mitgeben. Einmal wurde er glatt zufriedengestellt. Im folgenden Jahre wollte er den nämlichen, der Missionsstation schwer fallenden Diensterweis; man machte Schwierigkeiten, schlug ihm die Bitte ab, zumal, da gerade der Winter die beste Zeit für Missionierung bietet. Der hohe Herr schickte aber solange ein Telegramm ums andere, bis wir nachgaben, und der Priester, so notwendig geräde e r in dieser Zeit war, mußte ihn wiederum begleiten. Der hochadelige Herr machte dabei geltend, er könne Anspruch darauf erhebe n, weil er k a t h o l i s ch sei!! Er tat sehr entrüstet, als man ihm zu Khartoum an die protestantischen Missionäre am Sobat verwies, denn die haben erstens mehr Zeit, und überdies schickt es sich für sie als Laien besser, Jagdhandlanger-dicnste zu leisten. Für so etwas steht ein Priester denn doch zu hoch! Für uns Missionäre sind solche Begleitungen der Jagdliebhaber absolut keine Erholungen. Den Sommer haben wir ja nicht in Karlsbad oder Baden-Baden zugebracht, sondern hier oben in Sumpf und Regen. Unsere Kräfte sind nicht gestärkt durch sommer- Stern der Neger. Heft 8. 17 s) liche Hochlandspartien, sondern geschwächt durch Fieber und dergleichen schlimme Erscheinungen. Der betreffende Herr nun, der seinen katholischen Glauben so betonte, war der eigentümlichen Ansicht, mit der Beköstigung des Missionärs auf seinem Schiffe seiner Verpflichtung gegen unsere Missionsstation völlig nachgekommen Zu sein. Natürlich! So ein katholischer Herr gibt für Trinkgelder viele Pfund aus. Reisemarschall und Dampferingenieur erhalten außer freier Station wöchentlich 200 Kronen, wenn nicht mehr. Der Landsmann und Priester aber, dem solche Hin-und Her-Jagdfahrten mehr Bußfahrten sind, sollte sich unentgeltlich zur Verfügung stellen, vielleicht noch aus Anerkennung und Dank dafür, weil der adelige Herr so und so sich noch dein k a t h o l i-schen Adel beizuzahlen beliebt! Anstatt einer Missionsstation unter die Arme zu greifen, dort mancher kränkelnden Existenz etwas zugute kommen zu lassem haben solche reiche Herren noch die Dreistheit, sich unter Inanspruchnahme der Missionen recht schöne und billige Sudanabstecher zu verschaffen! So gearteter Helden wohlfeile Ausrede ist immer die, daß die Propaganda für die Missionen auf- kommen müsse, obgleich die Propaganda in dem gemeinten Umfange dazu gar nicht einmal imstande ist. Es steht aber nirgends geschrieben, daß Missionsstationen und Missionäre für die Verschönerung und Erleichterung der Afrika-Abstecher von hohen Herren aufzukommen haben! Man geht allen an die Hand, besonders Landsleuten; wer aber den Missionär als einen höheren Diener ansehen will, der hat sich tüchtig verrechnet. Kam da wiederum einmal ein ganzer Trupp amerikanischer Touristen den Nil Katechütenzöglinge des liehrerieminars in Hiiuan, jetzt Khartoum. herauf. Diese verbanden mit dem Angenehmen auch gleich das Nützliche, indem sie Kinematograph-Aufnahmen machten, um selbe dann in Amerika sich teuer bezahlen zu lassen. Da drahteten sie von Bor nach Tonga, wir sollten den ganzen Distrikt zusammenrufen und bei ihrer Ankunft einen großen Tanz veranstalten. Um ihnen diesen Gefallen tun zu können, hätte ein Missionär stundenlang in der heißen Nachmittagssonne herumlaufen und dem Häuptling sogleich 2 bis 3 Pfund (40 bis 60 Mark) einhändigen müssen. S o wäre etwas zustande gekommen. Wir kannten aber unsere Pappenheimer und rührten selbstverständlich keinen Finger. Die guten Leutchen kamen und glaubtem Schilluk-horden auf dem Plane zu finden. Kein Mensch war aber zu sehen, und wir zogen uns mit passenden Ausreden aus der Schlinge. Was hätten die Aankees aber für den geforderten Tanz gespendet? Ein Häuflein Hirsekorn, eine Tagesportion für ein Pferd! Die Mission hätte aber hernach herhalten müssen, die Schilluk zu besänftigen und zu bezahlen. Schließlich kann ich nicht umhin, noch einer anderen Gattung von sogenannten Missionsgönnern ein wenig meine Aufmerksamkeit zuzuwenden. In den Jahren 1898 und 1899 wurde unser Missionshaus in Milland erbaut. Ich sah cs entstehen und nach seiner Vollendung verlebte ich noch zwei schöne Jahre inmitten munterer Jugend im Vereine mit unserem jetzigen apostolischen Vikar, Msgr. Geyer. Das Haus ist einfach gehalten in allen seinen Teilen, nur auf etwas hatte man das Augenmerk gerichtet, auf große, luftige Räumlichkeiten, damit den jungen Leuten, die stundenlang und in größerer Anzahl in einem und demselben Zimmer sitzen müssen, die nötige gesunde Luft nicht fehle. Da sind nun manche Wohltäter der Ansicht wenn sie ein großes Gebäude sehen, diese Missionäre müssen viel Geld haben, weil sie sonst ein so großes Haus nicht hersetzen könnten; und doch wäre cs viel folgerichtiger, wenn sie denken würden, weil das Haus groß ist, werden jedenfalls auch viel Leute darin sem, die infolgedessen auch viel mehr Bedürfnisse haben und darum muß man ihnen zu Hilfe kommen und sie durch Almosen unterstützen. Ebenso übersehen die Betreffenden bei ihrer Beurteilung vollständig, daß, wenn ein Institut einen ganzen Erdtnl mit Missionären versorgen soll, man sich da nicht mit einem Hühner-steig begnügen kann, sondern daß es da auch einen größeren Bau braucht und darum auch mehr Mittel erforderlich sind, und das umsomehr, wenn man erst noch für die Bauschuld die Zinsen zahlen muß. Mir kommt es jedesmal vor, wenn ich höre, daß man aus dem Umstande, weil ein solches Haus groß ist, den Schluß zieht, es müßten auch die Bewohner jedenfalls vermögliche Leute sein, wie wenn jemand, der einen Bettler mit einem großen Sacke des Weges einherzic-hen sieht, daraus die Folgerung ableiten würde, daß der Bettler auch sehr reich sein müsse. * Dun wir am Ende einen Überblick über das bisher Gesagte, so steht betreffs des Islams und seiner Beziehung zu Kultur u i: d C h r i st e n t u m i n Afrika und Asien die traurige Tatsache fest, daß die Kolonialmächte, welchen ja doch die ganze Welt untertan ist, seine Gefahr sehr unterschätzen, wenn iticht gar verneinen. Warum das so ist, haben wir auch gesehen, trotzdem ihm jedes R e ch t auf Verbreitung abzusprechen wäre. Als einziger Damm stellt sich ihm der Katholizismus in den katholischen Missionen entgegen. Anstatt aber, daß diese unterstützt und gefördert würden, ha- Heft 8. S tern der N c g e r. 177 Ben sie einerseits im unter Dürftigkeit zu leihen, anderseits legt ihnen das nach den Kolonien verpflanzte e u r o-päische Heidentum, organisiert in der Frei m a n r e re i, auf Schritt und Tritt Hindern iffe in der Missionstätigkeit in den Weg. Was solches Gebaren zeitigt, ist nichts Gutes! Die Katholiken nicht nur Deutschlands und Österreichs, sondern aller Länder können indirekt der Sturmflut des Mohammedanismus entgegentre- ten und sich als Kreuzritter-Reserve ins Gefecht stellen, wenn sie 1. nach ihrem Können und Wissen die katholische. Missionstätigkeit e n e r g isch und dauernd unterstützen, 2. danach trachten, daß bei ihnen selbst wieder kernfestes und mutiges Christentum herrsche und 3. durch die ihnen zu Gebote stehenden politischen Mittel' den Einfluß der Freimaurerei im Staate lahmlegen. Das walte der allmächtige Gott! üierfcibefri der Hfiäiofi, Gesammelt von P. Pasqu. Erazzolara F. S. G. (Schluß.) ■ 4. Der Hase und die Giraffe. Es sei im voraus bemerkt, daß die Giraffe der Sage nach Eier legt, nicht als ob das einer glauben würde. Eines Tages kam der Hase zu seinem Freund Mn (©treffe) auf Besuche Zum Abendessen brachte man ihm ein gebratenes Huhn in sein Gemach, d. h. in jene für ihn bestimmte Abteilung der Hütte, wo er schlafen sollte. Als Lagerstätte hatte man ihm ein Stück zusammengerollter Baumrinde zurechtgelegt. Da aber der Hase bemerkt hatte, daß die Frau des Herrn Rin ihre Eier in seiner nächsten Nähe hingelegt hatte, wollte ihm der Braten nicht recht munden. Der Feinschmecker hätte eben frisch gelegte Eier viel lieber gehabt als altes Hühnerfleisch. AIs sich daher alles zur Ruhe begeben hatte, schlich sich der Hase leise aus seiner Schlsifkammer an den Ort, wo die Eier verborgen lagen, nahm sie alle zu sich und, in sein Gemach zurückgekehrt, verzehrte er sie mit dem besten Appetite, während er das Hühnerfleisch stehen ließ. Es war das der Gastfreundschaft zwar nicht zuträglich, aber für den Herrn Hasen sind das eben nur Kleinigkeiten. Dabei schlief er ganz aus-gezeichnet. Am nächsten Tage drängte er schon in aller Frühe mit der Abreise. „Ein befreundeter Vogel," wußte er zu melden, „hat mir die traurige Nachricht gebracht, daß mein Sohn verschieden sei; ich sollte darum eiligst nach Hause kommen." Er bat deshalb seinen Gastgeber, ihn sofort über den Fluß zu setzen; sein Heim befand sich nämlich jenseits desselben. Dieser begab sich denn auch sogleich mit dem Hasen znm Flusse, und alsbald setzte sich der Kahn in Bewegung. Inzwischen hatte dB er die Frau des Riu den Abgang ihrer Eier bemerkt und begann nun ihr Klagelied, um dem Gemahle die Schurkerei mitzuteilen. „Giraffe,, du trägst den Hasen dorthin — auf die andere Seite des Flusses? Er hat doch meine Eier entwendet!". Herr Rin, vollauf mit Rudern beschäftigt, um den Freund möglichst rasch zu befördern, hörte nur die Worte, ohne sie zu verstehen, und frägt darum den Hasen, was ihm denn seine Frau so eilig zu melden habe. 178 toter n der Me Hr. Heft 8. „Giraffe, Giraffe, mein Freund, rudere schnell, ein schwerer Stürm ist im Anzug." So übersetzte der listige Hase die Worte der armen Frau. Dadurch wurde ser unliebsame Bekanntschaft machen müssen. Als dann die Giraffe heim kam und den wahren Sachverhalt erfuhr, nützte natür-lich alles Ärgern nichts mehr. Eine Flegerirau, die Korn zerreibt. Herr Nni angespornt, noch schneller zu rudern, und bald waren sie glücklich am Ziel. So hatte sich der Hase durch seine Schlauheit. auch diesmal gerettet. Denn wäre seine Freveltat zu früh seinem Freunde zu Ohren gekommen, so hätte die Sache doch schlimm ausfallen können; wahrscheinlich hätte er dann mit dem Was- Der Hase und die Schildkröte. ; 'Much mit der Schildkröte hatte der Haje Freundschaft geschlossen, und so kam ereines schönen Tages zu ihr auf Besuch. Nach den üblichen Begrüßungen ging die Frau „O kuma" (Schildkröte) fort, um aus dem „Dero" (Speicher) einiges „Bel" (Durrahkorn) zu holen. Nachdem sie zurückgekehrt war, schickte sie sich zum Mahlen au. Zu diesem Zwecke rief sie ihren Sohn herbei, der sich ruhig vor sie hinlegte. Die Mutter schüttelte jetzt das bestimmte Quantum Durrah auf den panzerharten Rücken ihres Sprößlings aus und fing darauf zu mahlen an. Dazu saug sie ein eintöniges Lied, wie es ihr gerade in den Sinn kam. „Kröte, fasse Mut! Es erübrigt nur mehr ganz wenig Mehl (zu mahlen). Der Sohn erwiderte in seinem Eifer: „Ma, mon regi!" (Mutter, nur zu!) Der Hase stand inzwischen ruhig zur Seite und beobachtete alles aufs genaueste, damit ihm ja nichts entgehen möchte; denn heute wolle er von seinen Gastgebern einmal lernen, wie man Gäste zu behandeln habe. Nachdem nun das Korn gemahlen war, machte sich Frau Schildkröte an das „Po-lenta"kochen, ohne natürlich das „Deck" (Sauce) zu vergessen, um die „Polenta" darin eintunken zu können. Nachdem man sich noch zuvor die Hände gewaschen, setzte Heft 8. totem der Neger. 179 man sich auf den Boden, und nun griff jeder mit seiner natürlichen Gabel zu. Auch der Löffel ist sehr einfacher Natur. Man nimmt zu diesem Zwecke ein Stückchen „Polenta" in die Hand, formt es vermittels des Daumens in geschickter Weise zu einem Schüsselchen im Kleinen, und nun kann man damit die Sauce bequem aufgreifen. Alle sind vollauf beschäftigt; nur ab und zu einmal hört man ein Wort; denn wer nicht flink ist, bekommt wenig oder nichts. Die Arbeit ist denn auch in kürzester Zeit verrichtet; man wäscht sich die Hände und nun kommt das Pfeifchen zu Ehren. Nach einiger Zeit verabschiedet sich der Hase: „Dong wubedba; an clong aciclo tuwa". Er ladet sie natürlich zu einem Gegenbesuch ein. Dieser Einladung wird denn auch sehr bald Folge geleistet. Der Hase, der nun zeigen wollte, daß er es wohl verstehe, mit Gästen umzugehen, ruft sogleich seine Mutter: „Ma, kel bell". (Mutter, bringe Dur-rcch!) Er hatte ihr schon zuvor aufgetragen, wie sie sich zu benehmen habe. Alsbald bringt sie „bei" herbei und schüttet das bestimmte Quantum auf den Rücken des Hasen aus, der sich schön zu ihren Füßen hingelegt hatte. Dann fängt sie an, mit ihrem Steine darauf zu mahlen. Dach eitel Beginnen! Da bringt sie kein Mehl zustande, sondern droht dem armen Hasen alle Haare am Rücken auszuraufen. Der Hase verwundert sich höchlich, daß er die Schildkröte in einer so unbedeutenden Sache nicht erreichen könne. Diese aber, welche den seltsamen Vorgang lachend mitangesehen hatte, ging schließlich hinzu und belehrte den einfältigen Hasen, daß ihr Rücken denn doch für eine solche Arbeit mehr Eignung habe als der feinige. Das leuchtete auch dem Hasen ein, und er sah sich gezwungen, sich anderweitig Mehl zu verschaffen, wollte er feinen Gast nicht mit leerem Magen nach Hause schicken. So hatte also der Hase an seinem eigenen Balg die Wahrheit des Sprichwortes erfahren: „Wenn zwei dasselbe tun, so ist's doch nicht immer dasselbe". Der Hase und die Turteltaube. Auch mit der Turteltaube war der Hase befreundet, und so stattete er ihr einmal einen Besuch ab. Nachdem sie sich gegenseitig die neuesten Ereignisse mitgeteilt hatten, erteilte der geschäftigteTurteltäuberich der Frau des Hauses den Auftrag: „Bringe Wasser zum Kochen und richte es her für den „dek" und den „kwon" ; für Fleisch, Mehl, Simsim usw. werde ich schon sorgen. Es wird alles auf dem Herde zusammengestellt; nur die Hauptsache fehlt noch. Da geht der schlaue Hausherr hinzu, schüttelt ein paarmal kräftig fein Gefieder, und siehe, da fällt in Mengen Fleisch für den „dek" und Mehl für den „kwon" heraus, so daß eilt reichliches Mittagmahl hergerichtet werden kann. Der Hase machte große Augen, so etwas hatte er noch nie gesehen. Dabei beobachtete er alles aufs genaueste, damit ihm ja nichts entgehen könnte. Nun schickt man sich zum Essen an, wobei auf jeden so reichliche Portionen entfallen, daß sie sich ordentlich sattesten können. Der Hase, ganz befriedigt und vergnügt, ladet dann schließlich die Turteltaube zu einem Gegenbesuch ein. Diese läßt natürlich nicht lange auf sich warten; am nächsten Tage schon kommt sie zum Hasen auf Besuch. Es wird nun alles pm Kochen bereitgestellt, es fehlen nur noch Fleisch und Mehl mit Zubehör. „Das alles finde sich in seinem Felle," hatte der Hase gesagt. Dann begibt er sich zum Herde und beginnt sich gewaltig zu schütteln. Doch heraus kam trotz aller Mühe----------nichts. Er verwundert sich höchlich darüber, aber 180 Stern der Ne g e r. Heft 8- bie Sache wird dadurch nicht anders. Da kommt ihm die Turteltaube zu Hilfe. Sie schüttelt sich, und da kommt wieder alles mögliche zum Vorschein, selbst Fische nicht ausgenommen. „Hui," denkt sich der Hase, „woher wohl meine Ungeschicklichkeit kommen mag?" Inzwischen wird das Mahl hergerichtet. Da weigert sich die Turteltaube erber ganz entschieden, mitzuhalten, denn daS Essen habe sie gestellt, und das werde sie als Gast nicht nehmen. Der Hase möge nur seine Habe bringen, um sie einem Gaste vorzusetzen. Da wird aber der Hase zornig und erklärt kurz entschlossen: „Iß jetzt gleich auf der Stelle, sonst prügle ich dich". Er bestellt sich auch sofort einen Stock zu diesem Zwecke. Da die Turteltaube nicht nachgibt, so ergreift er sie und „klopft" sie ordentlich durch. Da kommt aber wieder allerhand zum Vorschein. Der Hase untersucht mm diese merkwürdige Vorratskammer uttb findet da unter den Federn alles mögliche versteckt, was er natürlich alles herausfallen läßt. Erst nachdem er der Turteltaube das Gefieder gründlich reingefegt, d. h. nachdem er ihr alles gestohlen hatte,, trieb er sie fort. Kurzum, die Streiche des Hasen sind einfach unzählbar. Schwierigkeiten der Schiiicihrf von Khartoum nach Wau in der Bahr=et=6hazaI=Provinz, (Eine Erinnerung von Bochw. P. Edenhof er F. S. C.) Das einzige Verkehrsmittel zwischen Khartoum und Wau, der Hauptstadt der Bahr-el-Ghazal-Provinz, ist, wenn man es so nennen darf, die Schiffahrt. Eine Reise in diesen Gegenden bietet zwar viel des Interessanten, aber auch sehr viel des Beschwerlichen. In der Trockenzeit, die dort mit Anfang Dezember beginnt und bis Ende März dauert, kann man per Schiff überhaupt nicht ganz bis Wau vordringen, da im Djurflufse das zur Schifffahrt notwendige Wasser fehlt. Deswegen gehen in dieser Zeit die Schiffe bis Me-schra el Rek, worauf von dort die Reise zu Land fortgesetzt werden muß, was bei gemäßigtem Tempo einen Zeitraum von fünf bis sechs Tagen in Anspruch nimmt. Zumeist geht der Weg dabei durch öde, unbewohnte Steppen und ungeheure Urwälder. In der Regenzeit jedoch, wenn der Djurfluß genügend Wasser mit sich führt, dringen kleinere Schiffe bis Wau selbst vor. Die Möglichkeit hiezu bietet sich von Mitte Juli bis Dezember. Doch selbst in dieser Zeit ist die Schifffahrt nicht ganz ohne Gefahren, da sich ihr nicht selten ein fast unüberwindliches Hindernis in den Weg stellt durch den sogenannten „©ebb" im Gazellenflusse (Bapr el Ghazal). „Sedd" ist -ein arabisches Wort und heißt Hindernis. Sedd el Bahr heißt somit Hindernis des Flusses. Der Bahr el Ghazal ist eigentlich nicht so fast ein Fluß, als vielmehr ein großes Sammelbecken, in das sich mehrere kleine Flüsse ergießen. Die Ufer des Bahr-eUGhazal und dieser kleinen Nebenflüsse sind nun zwar streb kenweise festes Land, vielfach ober und das zum weitaus größten Teile sind es unermeßliche Sumpfgebiete, mit schwimmenden Vege-tationsmasfen, die zumeist aus Schilfgräsern, Papyrus und nicht zum wenigsten aus Heft 8. 181 Stern der Neger. Wasserknöterich bestehen. Das Sammelbecken des Gazellenflusses stellt überdies eine weite Depression des Bodens dar und erzeugt daher meilenweite Sümpfe. Diese Sümpfe sind aber fast ganz mit üppiger Wasservegetation bewachsen und bieten dem Auge das Bild einer einzigen unermeßlichen Wiese. Die kleinen Zuflüsse des Sammelbeckens führen ihre Wasser zwischen engbegrenzten, von Schilf gebildeten Scheinufern dein Hauptstrome zu. Wenn dann nach dem Regen die Wasser anschwellen, so heben diese häufig Teile des schwimmenden Schilfusers, die verstärkte Strömung reißt dieselben sodann los und trägt sie flußabwärts. Geraten solche schwimmende Inseln in eine Flußvereugung, so bleiben sie hängen und die nachdrückende Strömung keilt sie nur noch fester ineinander. Immer neue nachfolgende Schilfmassen setzen sich an ihnen fest oder werden auch auf sie hinausgeschoben. So entstehen diese Hindernisse, gewissermaßen Verschließungen des Gazellenflusses, die Sedds, die oft so dicht sein können, daß sie festes Land zu sein scheinen. Häufig erreichen diese Sedds eine solche Ausdehnung, daß man Umi der Richtung des Flusses keine Spur mehr entdecken kann. Nur vom höchsten Punkte des Schisses ans kann man mittels eines Feldstechers dieselbe wieder ausfindig machen. Stößt ein Schiff nun auf ein solches Sedd, so gilt es, sich durchzuarbeiten, koste es, was es wolle, um nicht stecken zu bleiben und sich dem Hungertode auszusetzen. Das Schiff sucht an der günstigsten Stelle sich den Durchgang zu bahnen, aber trotz des Volldampfes geht es oft keine Handbreit vorwärts, es ist wie angekettet und bewegt sich auf und nieder. Da muß also zu anderen Maßregelngegriffen werden. Die Matrosen legen ihre gewöhnlichen Kleider ab und ziehen enganliegendeHo-sen an, umwinden sich dann die Füße mit wollenen Binden und springen, mit breiten Handsägen ausgerüstet, aus dem Schiffe inden Sedd nieder. Sie sinken nicht etwa unter, wie mau erwarten möchte, sondern stehen sicher, wie auf festem Lande. Nun Beginnen sie den Sedd in Stücke zu sägen, um so dem Schiffe einen schmalen, aber mit Aufwand des Volldampfes immerhin passierbaren Weg zu bahnen. Oft muß noch al-ses, was Kraft hat, zu Stangen greisen, um den Sedd auf die Seite zu stemmen. Die mehr oder weniger lange Dauer dieser Arbeit hängt natürlich auch ab von der größeren oder geringeren Ausdehnung der angeschwemmten Massen, sowie von deren größeren oder geringeren Festigkeit. So kann man einen oder auch mehrere Tage, ja selbst eine Woche lang zu tun haben. ßiiupflmg flbdallach und Söhne. Wenn cs nun wenigstens bloß eine solche Stelle geben würde, aber so sind deren gewöhnlich mehrere. Kaum hat man sich mühsam durch einen ©ebb hindurchgearbeitet und man atmet erleichtert auf, Da, auf einmal von neuem ©topp! Ein anderes, vielleicht noch umfangreicheres Stück ©ebb breitet sich vor einem aus; nun kann die mühsame Arbeit von neuem beginnen. Unter solchen Umstanden verliert die Reise bald allen Reiz, selbst für solche, die gerne auf Abenteuer ausgehen; denn, ist man im Sedd eingeschlossen, so kommt zur Mühe, die es kostet, sich den Weg zu bahnen, noch manch andere Plage und Schwierigkeit. Bei Tage hat man die unerträglich heiße tropische Sonne, sowie die strichweise auftretenden großen Stechmücken, die in großen Schwärmen den Menschen angreifen und ihn ganz erbärmlich zerstechen. Vielfach lassen sie eine ziemliche Geschwulst als Andenken zurück. Mau schlägt mit allem, was einem in die Hand kommt, um sich, um seine Haut gegen die ungebetenen Gäste zu verteidigen. Unter Umständen kommt noch eine weitere Plage hinzu, daß einem nämlich das Trinkwasser zu Ende geht und man nicht weiß, woher eines nehmen, da man sich eher in einem Pfuhl von Schmutz glaubt als in einem Flusse. Mit Einbruch der Nacht muß sodann die Arbeit nicht nur ruhen, schreitet also nicht vorwärts, sondern es kommt auch noch eine Nachtplage dazu: die kleinen Stechmücken. In großen Schwärmen über-sallen sie jedes Lebewesen, um es aufs peinlichste zu belästigen. Gerne kriecht da ein jeder sobald als möglich unter sein feines Mückennetz ins Feldbett, bis die Müdigkeit selbst das Gesumme dieser kleinen lästigen Tiere unhörbar macht und einem den so nötigen Schlaf beschert. Daß die Verschließung Des Bahr el Gha-zal durch den sogenannten Sedd für die Schiffahrt gefährlich werden kann, dafür einige Beispiele. Unmittelbar vor dem Aufstande des Mahdi fungierte ein gewisser Gessi Pascha, ein geborener Italiener, der in ägyptische Militärdienste getreten war und sich im Sudan zu hoher Stella emporrang, als Gouverneur in der Bahr-el-Ghazal-Provinz. Er 'sollte aus verschiedenen Gründen nach Khartoum zuriickkeh-I ren, und zwar auf einem Schiffe,, das eben das einzige Verkehrsmittel war.. Allein man fand den Bahr el Ghazal sosehr mit Sedd verschlossen, daß es unmöglich schien, sich durchzuringen. Die Speisevorräte gingen zur Neige und man steckte noch immer im Sedd. Rettung schien nicht mehr möglich. Der sichere Hungertod-stand in Aussicht. Da man aber in Khartoum wohl wußte, daß Gessi Pascha schon lange die Bahr-el-Ghazal-Provinz verlassen hatte, um sich nach Khartoum zu begeben, aber immer noch nicht angekommen war, schickte ihm die Regierung ein Schiff entgegen, um ihn zu suchen. Tatsächlich fand man ihn in der eben -erwähnten Notlage und konnte ihm so noch rechtzeitig Rettung in äußerster Gefahr angedeihen lassen. Doch erlag der wohlverdiente Mann, der ohnehin schon längere Zeit kränklich war, kurze Zeit darauf auf einer Reise nach Italien den ausgestandenen Strapazen. Gegen Ende des Jahres 1908 (ich befand mich damals im Bahr el Ghazal) Blieben die Schiffe der Regierung mehrere Monate im Sedd stecken. Die Besatzung verdankte damals ihre Rettung vor dem Hungertode nur einem glücklichen Zusammentreffen verschiedener günstiger Umstände. Zu wiederholten Malen schon mußten Schiffe, die mit Vorräten für die Regierungsstation Wau im Bahr et Gha- Zal beladen waren, infolge des Sedds unverrichteter Dinge wieder nach Khartoum zurückkehren. Die Regierung, mit den Engländern an der Spitze, tut ihrerseits das Menschenmöglichste, um den Bahr el Ghazal offen zu halten, aber bisher hatte sie keinen Erfolg, wohl aber ungeheure Auslagen zu verzeichnen. In neuerer Zeit hat ein Deutscher Mittel und Wege gefunden, dieses bisher schreckliche Übel in Segen zu verwandeln. Der Mangel an Brennstoff in diesen Gegenden hat ihm die Idee nahegelegt, aus dem Sedd einen Brennstoff zu machen, und es ist ihm das geglückt. Unter Zusatz von Teer wird der Sedd in Preßkohlen verwandelt, die einen hohen Heizwert besitzen und den ungeheuer teuren Transport von Kohle und anderem Brennmaterial nach diesen Gegenden überflüssig machen. Ferner ist es auch gelungen, den Sedd zur Papierfabrikation zu verwenden. Man benützt hiezu den Saft der.Pflanze, der nach entsprechender Behandlung in fünf Stunden einen cremefarbenen Schimmer erhält und in acht Stunden weiß ist, woraus er bei der Papierfabrikation zur Verwendung gelangen kann. Die Außenfasern der Pflanzen, die, wenn das Papier gut werden soll, entfernt werden müssen, lassen sich sehr gut zu Seilen und Stricken verarbeiten. Somit wäre die denkbar beste Ausnützung des Rohmaterials geboten. händlich — littllck. Erinnerungen aus Tonga. Dem Berichte eines unserer Missionäre über sein letztes Arbeitsfeld unter den Schilluk in Tonga entnehmen wir folgende Zeilen: Die Neger, unter welchen wir wirken, bilden einen großen Stamm, welcher eine beträchtliche Strecke des oberen linken Nil-ufers bewohnt, gerade da, wo dieser Fluß vom Süden kommend einen östlichen Lauf nimmt; also ganz weit drinnen in Afrika! Sie gehören zu den wildesten des schwarzen Erdteiles. Feldbau im kleinen, Viehzucht im größeren Maßstabe macht ihre Beschäftigung | aus. Die Hauptarbeit jahraus jahrein besteht aber darin, daß sie ihren kostbaren Leib so viel als nur möglich füttern, schmücken, einschmieren — alles ist dazu gut — und schön in der Sonne spazieren tragen, also in einem gewohnheitsmäßigen und überlieferten Müßiggänge. Der Arbeit, mit Ausnahme jener notwendigen zur Be- stellung der Felder und zur Viehzucht, haben fie seit Urahnen Zeiten erbitterte Feindschaft geschworen; sie gehen ihr überall aus dem Wege! Die Jungmannschaft lernt jetzt allmählich lesen und schreiben. Sie haben schon eine Fibel in ihrer (Otschollo-Schilluk-) Sprache. Da stehen manche Sätze, auf welche sie ein Patent genommen haben. Einer davon lautet übersetzt: „Das Arbeiten ist hart!" So seufzt der Otschollo vor sich hin, wenn er sich zu arbeiten anschickt, wenn er daran ist' und auch wenn er aufgehört hat. Da, wohl um sich so ausdrücklich zu Gemüte zu führen, es ja nicht mehr zu tun, wenigstens nicht freiwillig und ohne es vorher gut bedacht zu haben. Ihr werdet wohl begreifen, welch eine Unsumme von Geduld es unserseits gebraucht hat, um von diesen Geschöpfen nur einigermaßen brauchbare Handlanger beim Baue des hiesigen Hauses und der Kirche heranzuziehen! Die schwersten 184 eitern der Neger. Heft 8. Arbeiten lasteten dabei so wie so auf den Schultern der Priester und Brüder. Beim Kornanbaue kalkuliert der Otschollo, wie viel er anbauen müsse, auf daß das Ergebnis der Ernte fürs ganze Jahr reiche. Hat er das so ziemlich genau herausgebracht, so rodet er auch nicht um vieles Geld einen Quadratzentimeter Boden mehr aus! Warum unnötige Mühe? Bei der Viehzucht nimmt er es nicht so genau. Da tut er schon etwas Übriges, um ja einen schönen Biehstand zu haben und ihn zu vermehren. Vieh zu schlachten, — ausgenommen bei Opfern — um Fleisch zu essen, hält der Otschollo für die größte Sünde auf Gottes Erdboden; eine solche könnte er nur begehen im Stande vollständiger Verrücktheit und auch da kommt sie nur einmal jedes Jahrtausend vor. Dunkel ist für die europäischen Leser der Sinn von all diesem Tun! Man muß eben eingeweiht sein in die Verhältnisse. Vieh braucht er zu etwas Besserem als zum Abschlachten. Der Vater ober seine Söhne kaufen sich dafür ihre Weiber! Da kostet eines 10 Ochsen oder auch 6 Ochsen und 2 Kühe. Man sieht, bei den Otschollonegern gelten die Weiber noch etwas. Wenn man aber dächte, was gekostet hat, das hält man auch wert, so wäre es fehlgeschossen. Das Weib, einmal verheiratet, ist zum Arbeiten da, und nicht selten ist ihr Los sehr bitter, besonders in den alten Tagen, wenn es von den jüngeren Nebenweibern verdrängt wird. Flitterwochen gibt es nicht, es sei denn, daß dafür die Jahre vor der Verheiratung anzusehen sind. Ja, da haben es die Otschollomädchen gut, tragen dafür aber auch den Stolzteufel mit sich herum. Von den begüterten Otschollo, besonders von den Häuptlingen, kann man sagen, sie tun ihr ganzes Leben nichts als essen, Vieh aufziehen und heiraten. Je mehr Weiber, desto besser! Notwendigkeit spielt dabei nicht die Hauptrolle, sondern Lüstern- heit. Selbstverständlich gilt dieser Zustand nur von den Heiden und kann auf die bekehrten Otschollo nicht angewendet werden. Von diesen heißt es: nimm dir eine Frau und halte sie wert alle Tage deines Lebens, denn sie ist deine Gefährtin, nicht dein Hausesel! Die liebe Jugend wächst dementsprechend auf, ohne Zucht und Schranken, und uns geplagten Pionieren liegt es ob, diese Klötze und Klötzchen zu hobeln. Noch etwas anderes lese ich in der Fibel und das lautet: „Die Schilluk sind starke Esser." Dies ist ein Lob, welches sich jeder gefallen läßt, besonders wenn er selber die Probe machen und bestehen soll! Was so ein Magen leisten kann, geht einfach über unsere Begriffe. Nicht selten kommt es vor, daß wir beinahe nichts mehr zu beißen haben. Da heißt es dann, sich selbst etwas zu holen, d. h. zu erjagen. So war ich erst kürzlich mit einem Bruder auf der Jagd und brachten wir dabei zwei große Antilopen zur Strecke. Wer sich wundert über meine Teilnahme, dem sei verkündet, daß ich sechs Kugelpatronen verschoß: die meisten sangen „piieng" und landeten ungefähr in Abessinien! Wer Soldat gewesen ist, wird mich verstehen! Das Wild wird dabei gleich an der Stelle ausgeweidet, zerstückelt und ein Teil gekocht für Gefolge und sogenannte Jagdführer, welche uns Jäger an die guten Stellen bringen und auf das Wild aufmerksam machen. Kleine Töpfe sind es nicht, welche da voll Fleisches brodeln. Alles wird aber bis zur letzten Faser verzehrt, sei es auch noch so reichlich gewesen. Die Unterlassungssünde „Übriglassen" ist in diesem glücklichen Lande nicht zu finden. Kommt man nach Hause, so haben die Leute wieder Hunger. Es wird der liebe Wanst von neuem angefüllt, daß er gespannt ist wie eine Trommel. Das ist das Ideal der Leibesbehaglichkeit,, und da wird der Otschollo beschaulich, legt 185 Heft 8. , Stern der Neger. sich in die Sonne und gedenkt wiederum der schon genossenen Bissen. Bei allen besonderen Anlässen spielt die Magenfrage eine der Hauptrollen. Ende Mai weihten wir unser Kirchlein ein; die hauptsächlichste Folge davon war, daß unser größter Ochse sein Leben lassen mußte; denn eine Feier ohne Schmaus mit Hirsebier und ohne Tanz ist einfach unbegreiflich. Ende vorigen Jahres starb der heidnische Großhäuptling von Tonga. Große Totenfeier also, welche in mehrtägigen Tänzen und in der Hinopferung von 30 Ochsen bestand. Der Geist des Toten und seiner Ahnen bekam, wohlgemerkt, nur die Knochen, die Otschollo das Fleisch. Für kleinere Hausund Hofarbeiten sind Otscholloknaben bei uns im Dienst, einige für eine Woche, andere für länger, ja bis über einen Monat — und das ist für sie lange! Das Geleitwort der fürsorglichen Eltern lautet dabei immer: Dort leidet man keinen Hunger. Also der Magen ist der Pol, um den sich alles dreht, und Fleisch der immer ersehnte Bissen. Deswegen geht der Otschollo auf die gefahrvolle Nilpferdjagd, deshalb streift er tagelang mit Hunden in der Steppe, um eine Gazelle zu erjagen, ja diese Gier heißt ihn auch verendetes Vieh nicht verschmähen. Das sind in Kürze einige Charakterseiten der Schilluk. Sie sind ein ganz zünftiges Bölklein. Waren denn die alten Deutschen vor Zweitausend Jahren anders? .... S Ein Tiroler Millionär in Hgucif arid = Hfrikcn ti? Dem Lieben nacherzählt von Robert üonolli. (iS. Fortsetzung.) Erst jetzt merkte Friedrich, mit welch inniger Liebe er Gabriel zugetan war. „Gott hat mir einen teuren und liebevollen Freund geschenkt, der mir eines Tages meine Augen zum ewigen Frieden schließen wird. Dieser Gedanke freut mich nicht wenig." So hatte er mir vor zwei Monaten geschrieben. Aber auch hierin sah er sich nun bitter getäuscht. Armer Friedrich! Es kam die Nacht. Am Himmel drohte ein strömender Regen, wie sie in jenen Ländern häufig sind, und die Traurigkeit der Natur senkte sich noch viel schwerer auf das bedrängte Herz des Verlassenen. Voll Betrübnis verbarg der arme Jüngling sein Gesicht in beide Hände und weinte bitterlich. Wie viele Erinnerungen tauchten jetzt vor seinem geistigen Auge auf! Er war so niedergedrückt, daß er glaubte, das Herz müsse ihm brechen vor Schmerz. Er dachte zurück an die glücklichen Jahre seiner Kindheit, an die traurigen Stunden seiner Jugend, an die Ergebenheit und Treue feines Freundes ... Ein plötzlich aufleuchtender Blitzstrahl, dem sofort ein rollender Donner folgte, schreckte ihn aus diesen traurigen Gedanken aus. Ganz erschrocken hob er den blutigen Leichnam Gabriels vom Boden auf und trug ihn, so gut er eben konnte, in die nahe Hütte. Da er in seinem Unglück niemand gefunden hatte, der ihm hilfreiche Hand zum Löschen des Feuers geboten hätte, war seine kleine Kapelle ganz niedergebrannt, und so blieb ihm nicht ein-mal mehr der Trost, in seinem lieben Heiligtum vor Gott sein schmerzerfülltes.Herz ausschütten zu können. An jenem Abend sandte die Glocke im Walde nicht wie gewöhnlich ihren Gruß zur Himmelskönigin empor, sondern vom rasenden Sturmwind, der sich soeben entfesselte, bewegt, ließ sie nur unregelmäßig und traurig ihre metallene Stimme erklingen, was für unseren bedrängten Freund gleichsam eilt unglückliches Vorzeichen war. Die Hütte ließ schon überall das Wasser des lln-wetters durch. Im nahen Wald rollten die Donnerschläge und die Blitze beleuehteten das traurige Bild. Friedrich wusch den Leichnam vom Blute rein, kleidete ihn frisch an, legte ihn dann ans eine Strohmatte, zündete die mit Palmöl genährte Lampe an, kniete sich daneben nieder und betete den Rosenkranz. Er war entschlossen, die Nacht über bei dem verstorbenen Neophhten auszuharren. Wenn der Mensch in seinen Bedrängnissen und Schmerzen kein Vertrauen hätte und tticht im Gebet sich Kraft und Stärke holte, so wäre er verloren! Es war kurz nach Mitternacht, als es Friedrich vorkam, als ob er in den Blättern des Waldes ein Rauschen vernehme. Ganz allein, im Dunkel, neben einem Ermordeten, unter dem Eindrücke der Furcht vor einem schlauen, erklärten Feinde, der jeder Freveltat fähig war, in der Einsamkeit des Waldes, voll Angst und Besorgnis im Herzen, was konnte er sich da Gutes erwarten? Er machte sich jedoch Mut, sprang aus und verschloß, da er einen Angriff vermutete, die Tür, welche aus einem dichten Geflecht von Bambusrohr bestand. Dann kehrte er zurück und kniete sich zu Füßen des verstorbenen Neophhten nieder. Kurz darauf war draußen ein vorsichtiger Schritt vernehmbar. Friedrich nahm sein Kruzifix in die Hand und empfahl seine Seele Gott dem Herrn. Fast war er froh, nun an seinem Lebensende angelangt zu sein und sich mit seinem Gabriel im Tode vereinen zu können. Zugleich aber war er auch entschlossen, sein Leben möglichst tenerzu verkaufen; er ergriff darum jetzt sein Gewehr und richtete es gegen die Tür. Es dauerte niü klänge,so begann diese sich zu bewegen, beim eine Hand versuchte, wie es schien, sie zu erbrechen. „Wer da?" ries Friedrich mit lauter Stimme. Keine Antwort. Einen Augenblick herrschte lautlose Stille; da erscheint am Rande der Hütte eine kohlschwarze Hand, welche eine Öffnung zu machen versucht. Der matte Schimmer, der den Ort beleuchtete, ließ nicht zu, die Sachen in der Hütte genauer zu unterscheiden. Friedrich hielt die Lampe gegen die Öffnung, die sich immer mehr vergrößerte, und richtete auch die Mündung seines Gewehres dorthin. Und siehe, eine dicke Schlange streckte vorsichtig den Kopf herein und zischte ganz unheimlich. Das Ungeheuer blieb aber an Ort und Stelle und schien nicht hereinzuwollen; allein eine Hand von außen schob sie vorwärts. Der unerschrockene Jüngling zielte nun auf den Kopf und wartete nur auf einen günstigen Augenblick, um den gefährlichen Feind unschädlich zu machen. Als nun das gefürchtete Reptil seinen Kopf erhob und mit offenem Rachen und zischender Zunge sich zum Angriff bereit machte, da feuerte der Bedrohte einen Schuß ab, der Kopf und Halswirbel der Schlange zerschmetterte. Draußen hörte man einen langgezogenen wilden Aufschrei, auf den ein rollender Donner gleichsam als Echo folgte. Beim Abfeuern des Gewehres war unglücklicherweise das Licht erloschen, und so blieb unser armer Tiroler Missionär im Finstern. Jetzt verließen den Unglücklichen seine Kräfte und er sank bewußtlos zu Boden. Eine Stunde später wurde er neuerdings durch einen Lärm aufgeschreckt. Schritte mehrerer Personen näherten sich der Hütte. Er dachte, es werde Wohl der heimtückische Zauberer sein, der nun in Begleitung einiger Helfershelfer 'komme, in der Absicht, ihn lebendig zu verbrennen' Eine Minute später sah er, wie die Tur plötzlich fiel und vier Schattengestalten schweigend eintraten... Er drückte das Kruzifix an seine Brust, stieß noch einen gellenden Schrei aus und fiel bewußtlos zurück auf den Leichnam seines verstorbenen Begleiters. 30. Kapitel. Durch ein merkwürdiges Zusammentreffen der Umstände ergab es sich, daß an dem gleichen Abend auch ein anderer mit dem armen Jüngling trauerte. Ich befand mich damals in S ... Am Morgen jenes Unglückstages erhielt ich durch Vermittlung eines Unbekannten ein Schreiben folgenden Inhaltes: „Haben Sie die Güte und kommen Sie heute in die Stadt R... Sprechen Sie im Hotel N... vor und verlangen Sie, in das Zim-mer Nr. 9 geführt zu werden. Im Vertrauen usw. Unterzeichneter B. K. F.". Diese rätselhafte Einladung vermochte ich mir nicht zu erklären. Gleichwohl begab ich mich noch am selben Morgen zum bezeichneten Hotel und klopfte an der Zimmertür Nr. 9 an. „Herein!" erwiderte eine freundliche Stimme, und nachdem ich die Tür geöffnet hatte, sah ich mich einem Herrn von zirka fünfzig Jahren mit blondem Vollbart gegenüber. Er kam freundlich auf mich zu, drückte mir die Hand und hieß mich auf dem nebenstehenden Sofa Platz nehmen. Es war ein stattlicher Mann von sympathischem Aussehen. Auf den ersten Augenblick verwirrte mich die ganze Erscheinung dieses Herrn: diese Physiognomie mußte mir bekannt sein. Allein wie sehr ich auch mein Gedächtnis anstrengte, ich konnte mich nicht mehr erinnern, wo, wie und wann ich mit ihm schon zusammen gewesen wäre. Aber der Unbekannte half mir bald aus meiner Verlegenheit. „Sind Sie dersHerr .?" sraglejer mich „Jawohl!" „Ich ersuche Sie gleich jetzt um Geduld und Nachsicht, wenn ich Sie etwas belästige ..." „Ich bitte Sie, mein Herr, ich bin kein Freund von Komplimenten. Gestatten Sie, mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?" „Mit Baron Friedrich Ka..., den es ungemein freut, Sie zu sehen und mit Ihnen über eine Angelegenheit zu sprechen, die ihm gar sehr am Herzen liegt." Nach diesen Worten setzte er sich mir gegenüber auf einen Stuhl und fuhr dann 188 Stern der Neger. Heft 8. fort: „Könnten Sie mir positive und sichere Auskunft geben über einen gewissen Friedrich D. ..der um das Jahr 1854 zu R ... geboren wurde?" „Gewiß, ja, ich hatte sogar das Glück, sein intimster Freund zu sein." „Sehr gut! Könnten Sie mir sagen, wo er sich gegenwärtig befindet?" P. Soief Sembianti F. S. C. f „Auch das. Bor drei Jahren reiste er von hier nach Frankreich und zurzeit befindet er sich als Katechist der Lyoner Gesellschaft für die afrikanischen Missionen zu Porto Novo in Dahomey." Noch hatte ich den Satz nicht vollendet, da schlug der Herr mit der Faust so heftig auf den Tisch, daß ich erschrocken zusammenfuhr. Seine Augen sprühten Feuer und sein sonst so schönes Antlitz schien vor Aufregung ganz entstellt. Ich glaubte, es mit einem Irrsinnigen zu tun zu haben, griff nach meinem Hut und maß mit verstohlenem Blick den Zwischenraum zwi- schen mir und der Tür. Als er aber das merkte, sprach er mit ruhiger Stimme: „Fürchten Sie nichts, mein Herr! Verzeihen Sie den Schmerzausbruch eines um glücklichen ... Reisenden, der, um Friedrich zu sehen, in dieser Jahreszeit eine lange und beschwerliche Reise unternahm. ...Ist er schon Priester?" „Nein, mein Herr, er ist nur Laienbruder bei den Missionären." „Aber er wird es werden?" „Ich glaube nicht." „Ist er durch Gelübde gebunden?" „Ja. Aber nach je drei Jahren steht es ihm frei, dieselben zu erneuern . . ." „Wohl dachte ich mir... Aber solches hören zu müssen, hatte ich nicht erwartet." Lange unterhielten wir uns mitsammen. Ich erzählte von den Erlebnissen und den Schicksalen des armen Jünglings, von seinem guten Herzen, und mehr als einmal sah ich eine verstohlene Träne in den Augen des vornehmen Herrn. Er wollte, daß ich mit ihm zu Mittag speise; ich nahm die Einladung dankend an, und bei dieser Gelegenheit wurden mir viele Dinge klar, die bisher für mich undurchdringliche Geheimnisse gewesen waren. Ich sage nur — der Leser wird es wohl schon erraten haben —, daß nämlich jener Herr der Vater unseres jungen Missionärs war, und daß sich für Friedrich eine ehrenvolle und glänzende Zukunft eröffnete. ■— Doch kehren wir nun zu unserem Friedrich zurück, um zu sehen, wie es ihm nach jener schrecklichen Nacht erging, von der er schon -geglaubt hatte, daß sie die letzte seines jungen Lebens sein würde. Als sich die Kräfte wieder einstellten und er wieder zu sich kam, befand er sich in den Armen seines verehrten Obern und zweier anderer Priester, die soeben mit der Schwester Sara zur Mission gekommen waren. Wenn das Gewitter am Abend die Ka- Heft 8. Stern der Neger. 189 rotocme nicht gezwungen hätte, für einige Stunden Halt zu machen, so wäre sie vielleicht eben noch zur rechten Zeit gekommen, um das Unglück vom guten Gabriel abhalten zu können. Unbeschreiblich bitter war die Überraschung der Neuangekommenen, als sie den Hilferuf Friedrichs hörten und in der Hütte die blutige Leiche des Neophy-ten fanden. Petrus warf sich halbverzweifelt über die Leiche seines Bruders, weinte und rief ihn mit klagender Stimme und mit den zärtlichsten Ausdrücken. Als Friedrich den ganzen Hergang der Sache erzählt hatte, da schien es, als könne niemand die furchtbare Rache verhindern, welche der Neger am Zauberer zu nehmen schwor. Als er jedoch vernahm, daß sein Bruder noch vor dem Tode die heilige Taufe empfangen habe, ließ er sich besänftigen und versprach, die Rache der göttlichen Gerechtigkeitzu überlassen. Am nächsten Morgen herrschte im Sankt Josef-Tale reges Leben und ein außerordentlicher Zusammenlauf, veranlaßt durch die Ankunft der Weißen und das Begräbnis des ermordeten Gabriel. Abgesehen von den Katechumenen, kam tags-über auch eine große Anzahl Neugieriger. Der König selbst, welcher von der Ermordung des Dieners seines weißen Freundes Kunde erhalten hatte, kam herbei und befahl, den ruchlosen Zauberer mit den: Tode zu bestrafen. Aber die Missionäre und besonders Friedrich verwandten sich mit Hilfe von Geschenken und mit guten Worten derart zugunsten Kekeles, daß sie den Häuptling zu einem milderen Entschluß bestimmten, indem sie erklärten, sie selber hätten jenem Unglücklichen schon von Herzen verziehen. „Deine Taten stehen in: Einklang mit deinen Lehren," sprach der König Eoffelo zu Friedrich. „Wohlan, ich bin mit der Gesinnung der Weißen sehr zufrieden und wünsche, daß auch sie sich freuen, unter meinem Schutze zu stehen." Nachdem man in aller Eile aus einigen Kisten einen Altar fertiggestellt hatte, wurde dreimal an jenem Tage das Opfer der Versöhnung dargebracht. Friedrich konnte fast nur weinen, einerseits aus Schmerz über den Verlust seines Freundes, anderseits aus freudiger Rührung darüber, daß er nach so langer Zeit wiederum der Feier des heiligen Opfers beiwohnen konnte. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes, Arabischer Witz. Die Araber sind im Grunde genommen ein lebenslustiges Volk. Solange sie des Lebens Ernst nicht allzu hart anfaßt, sind sic gern lustig und lachen viel. Ihr Lachen hat für uns einen rohen Klang, und unsere Amateur-Psychologen schätzen gern den Bildungsgrad des Menschen nach dem Lachen ein. Es gibt in Kairo viele einheimische Witzblätter, teils illustriert, teils ohne Bilder. Sie kommen und gehen fast mit je- der Jahreszeit, denn nur in seltenen Fällen können sie alt werden. Wenn sie einen politischen Witz bringen, der nach oben hin anstößt, ist die Behörde bei der Hand und unterdrückt das Weitererscheinen des unglückseligen Blättchens. Aber einigen ist auch eine lange Lebensdauer beschieden, und zu diesen gehört das Witzblatt El Seif (Der Degen). Dieses pflegt den politischen und aktuellen Witz, und es wird interessant sein, einige Witze der letzten Nummern, die unserem Verständnis am näch- 190 Heft 8, Stern der *9? eg er. sten liegen, hier in deutscher 'Übersetzung wiederzugeben. Am Schlüsse eines Aufsatzes, der die Unsicherheit in den Provinzen einer kritischen Betrachtung unterzieht, sagt das Blatt: Man schreibt uns aus der Gegend von Mellawi (wo die meisten Verbrechen vorkommen und die als die unsicherste Gegend in Ägypten gilt), daß dort vollkommene Sicherheit herrscht. Wahrend der letzten 24 Stunden ist dort nichts passiert, als daß man einige belanglose Mörder gefaßt hat. Die Ereignisse bei der Al-Azhar-Moschee: Ein Studierender wurde gefragt, auf welche Weise er seine Freitagsgebete verrichtet. Er antwortete: Unter Messerstichen. (An dieser Lehranstalt hat kürzlich im Verlaufe eines Streites ein Studierender einen andern erstochen.) Die Verwaltung der Al-Azhar-Mofchee hat sich entschlossen, den Studierenden einen Fechtsaal einzurichten, in dem mit Messern gefochten wird. Damit die Ulemas (Geistliche und Lehrer) von der Al-Azhar-Moschee ihre Gebete in Ruhe und in Sicherheit verrichten können, werden sie unter Eskorte nach dem Gouvernorat gebracht. Über die Volkspartei, die übrigens bei den Einheimischen nicht sehr beliebt ist und die sich in der Hauptsache aus ganz alten Männern zusammensetzt, macht sich neben dem EI Seif auch der El Massamir (Die Nägel) lustig. Das erstere Blatt schreibt: Die Volkspartei bittet uns, die Nachricht zu dementieren, nach der unsere Partei auch einige „lebende" Mitglieder zu den ihren zählt. (Gemeint ist offenbar, daß die Mitglieder der Partei alle so alt sind oder vielmehr waren, daß sie schon alle gestorben sind.) Der El Massamir schreibt: Die Leitung der Partei hat den Vorstand des Vereines zur Hebung des Fremdenverkehrs gebeten, in den ägyptischen Führern der Tatsache Erwähnung zu tun, daß das Lokal der Partei zu denselben Stunden geöffnet ist, wie das ägyptische Museum. Auf jeden Fall ist man gebeten, die Mitglieder nicht zu berühren (weil sie schon so alt sind wie die Mumien). Dasselbe Blatt schrieb, als der erste Balkankrieg losbrach und viele Griechen in ihr Vaterland zu den Waffen eilten, daß die ägyptischen Zollbeamten nun auf eine gewisse Zeit alle entlassen würden. (Der Witz liegt in der Anspielung darauf, daß, da die Griechen das größte Kontingent zu den Haschischschmngglern stellen, die Zollbeamten jetzt weniger zu tun hätten.) Die folgenden Witze entstammen ausschließlich dem El Seif: Die dreijährige Kultur. Nachdem die Regierung den Fellachen gestattet hat, zwei Drittel ihres Bodenbesitzes zu bebauen, erlaubt sie ihnen nun auch, die Kanäle und 'Bassins zu bepflanzen. Zum griechisch-türkischen Konflikt: Wir lesen im Ephimeris, das; die griechische Armee sich in bewunderungswürdiger Weise vorbereitet — zur Flucht. (Ein Witz, dessen Pfeil übrigens weit vorbeischoß.) El Sayd Lutfi El-Moufalonti ist ein angesehener arabischer Schriftsteller, der kürzlich ein Buch schrieb unter dem Titel: „Die Gesichtspunkte". Dieses Buch scheint dem Seif nicht zu gefallen und er schreibt: El Sayd Lutfi El-Moufalonti hat beschlossen, daß die zweite Ausgabe seines Buches die folgende Aufschrift trägt: Geschrieben von einem armen Anonymus und gedruckt auf Kosten Sayd Lutfis. (Wahrscheinlich hat Sayd Lutfi nicht als Verfasser gezeichnet und möchte trotzdem als solcher bekannt fein.) Vom Nilstand. Der Nil ist um zwei Meter vier Zoll gestiegen — an Staub. Da der Nil das Land mit zuviel Staub überschwemmt, hat der Danzim angeordnet, daß Leute angestellt werden, die den Strom besprengen und das Bett desselben säubern. Ein Mann ist in den Nil gefallen und gestorben — er ist im Staub erstickt. Da der Wasserspiegel des Nils in diesem Jahre ein so außerordentlich „niedriger" ist, hat die Regierung beschlossen, die Gehälter der Beamten zu „erhöhen". Von den kantonalen Gerichtshöfen. Tie Regierung hat angeordnet, daß ein Komitee, bestehend «aus Richtern von den kantonalen Gerichtshöfen, nach Darfur (im Sudan) entsendet wird, um die dortige Gesetzgebung zu studieren. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Konrad Kümmel. Das Kloster Untermarchtal an der Donau sah im August des vorigen Jahres in seinen Mauern einen ehrwürdigen Kreis von Priestern, die sich dort versammelt harten, um den vierzigjährigen Gedenktag ihrer Priesterweihe zu feiern. Unter den Jubilaren befand sich Monsignore Kümmel, der begnadete Volksschriftsteller. 40 Jahre Priestertum, davon 8ii Jahre dem Apostolat der katholischeir Presse und der Volksliteratur gewidmet, welch eine segensvolle Zeit! Konrad Kümmel wurde geboren am 22. April 1848 als der Sohn einer wackeren Handwerkerfamilie in dem Dorfe Rechberg in Württemberg. Das Gymnasium absolvierte er in Schwübisch-Gmünd und Rottweil, woraus er 1868 die Universität Tübingen bezog, um Philosophie und Theologie zu studieren; nebenbei Verluste er sich mit großer Vorliebe in die deutschen Klassiker. 1873 empfing der junge Theologe in Rottenburg die Priesterweihe und wurde zunächst in der Pastoration in Weingarten verwendet. 1877 trat er in die Redaktion des Stuttgarter „Deutschen Volksblattcs" ein. Bald jedoch wurde ihm die Besorgung des in demselben Verlage erscheiitendeir „Katholischen Sonntagsblattes" sowie des „Bolks-uub Hauskalenders" übertragen. Dem „Katholischen Sonniagsblalt", dessen Auslage sich unter seiner Redaktion von 15.000 auf 78.O00 hob, gilt heute noch seine vornehmste Tätigkeit. Seine sämtlichen Erzählungen sind ursprünglich für das Sonntags-blatt oder den Kalender geschrieben und in deren Spalten abgedruckt worden. Erst auf Drängen seiner Freunde entschloß sich der Verfasser, eine Sammlung derselben herauszugeben. 1897 erschienen (Herder, Freiburg) die ersten Bändchen der Serie: „An Gottes Hand". Heute sind seine Schriften in mehr als i00.000 Exemplaren verbreitet und man kann ohne Uebertreibung sagen, daß K. Kümmel einer der am meisten gelesenen katholischen Volks-schriftsteller ist. Worin liegt nun das Geheimnis dieses Erfolges? Zwei Dinge sind es, die Konrad Kümmel als Schriftsteller charakterisieren, erstens der hellsehende Blick, der nicht nur alle sozialen Verhältnisse und äußeren Lebensbedingungen umfaßt, sondern tief eindringt in die Seele des Volles und dort die reichen Glaubens- und Tugendschätze entdeckt, an denen der oberflächliche Beschauer acht- los vorübergeht, und zweitens die Fähigkeit, diese Schütze zu heben und sie in wirkuitgsvolle Form zu lassen. Hiezu kommt ein Drittes: Seilt warmes Fühlen für das Bolk. Er weiß, daß die auf Gott gestimmte Volksseele in der Düsterheit des Alltags nach Soline hungert, und diesen Sonnenhunger zu stillen, setzt er sein großes literarisches Können und Wissen, seine große Erfahrung uitd praktische Lebensweisheit ein. Seine scheinbar io schlichten Erzählungen schlagen den Leier in ihreir Bann; ob sie ihn bitrch ihren Humor erheitern oder durch tragischen Ernst erschüttern, immer erfrischen sie den Geist unb lassen einen wohltuenden Eindruck zurück. Am besten bekannt ist wohl die Sammlung: „An Gottes Hand" (1897—1900, 6 Bändchen) nebst der Schwesterserie: „S on nta g s st i l le" (1906—1908, 6 Bändchen). Die darin erzählten Ereignisse sind meist der Wirklichkeit entnommen und in lebensvoller Form wiedergegeben. Im ganzen genommen erscheint die Serie: „L-onntags-stille" und von dieser wieder die beiden Bändchen: „Hinauf nach Sion" nach Form uiib Inhalt womöglich noch ausgereifter :mb vertiefter. — Bier weitere Bände: „Des Lebens Flut" schließen sich den beide:: ersten Serien an. Auch sie Dieten dem Volke eine Unterhaltungslektüre, die zugleich positiven, seelischen Nutzen bringt. 1903—1912 bescherte Kümmel seinen Lesen: zwei Bändchen humoristischer Erzählungen: „Auf der Sonnenseite". Wie manche Sorge::fal!e mag deren kerniger Humor in behagliches Lächeln ge-waildelt haben! — Im Jubiläumsjahr 1911 erschien: „Der große Stieg 1870/1871". Die Ereignisse jener großen Zeit sind hier in wahrhaft volkstümlicher Weise geschildert, liebersichtlich, wahrheitsgetreu, klar und lebensvoll entwickelt sich das Riesengemälde. Das Buch, das ganz dazu an-getan ist, edle Begeisterung zu wecken, ist ein Volksbuch in jeden: Sinne des Wortes. — „I n Königs R o ck" (1912) dient sozusagen dem vorausgeheirden als Rahmen. Es erzählt uns die persönlichen Erlebnisse des Verfassers während d s großen Kriegsjahres. Heitere Episoden, kecke Soldntenstückchen. gelungene Charakteristiken origineller Personen und Situatioiren sii:d eingeflochten, so daß irotz manch tief ergreifenden Gemäldes ein sonniger 192 Stern der Neger. Heft 8. Humor den Grundcharakter des Ganzen bildet. — Fassen wir K. Kümmels Wirken zusammen, so steht er vor uns als ein warmherziger, tiefblickender, zielbewußter Schriftsteller, der unbekümmert um die Einwände der Tendenzwitterer, seine ganze Kraft zu Nutz und Frommen des Volkes verwendet. Möge die ausgestreute Gottessaat zu reicher Ernte heranreifen! Dem Fürstcnmord timt Serajewo ist in der Nummer 27 der „Allgemeinen Rundschau", Wochenschrift für Politik und Kuliur, Begründer f Dr. Armin Kausen (vierteljährlich Mk. 2 60), ein aus der beliebten Feder Fritz Nienkemvers stammender Artikel gewidmet, der neben der menschlichen Seite des tragischen Ereignisses besonders die politischen Ursachen und Folgen desselben und damit seinen Einfluß auf die Gesamtlage der habsburgischen Monarchie, auch unter Berücksichtigung des Bundesverhältnisses zu Deutschland, einer eingehenden, sehr instruktiven Betrachtung unterzieht. Die Verhältnisse oes dritten Genossen im Dreibunde, wie sie sich infolge des Generalstreiks gestaltet haben, schildert ein genauer Kenner des Landes. Prälat Dr. Paul Maria Baum garten, in dem Aussatze: „Italiens kritische Stunde". Der Titel läßt schon einen Schluß auf den bedeutsamen Inhalt zu, der Fragen der Politik und der Kultur in gleicher Weise berührt. Aus letzterem Gebiet behandeln wichtige Themata die Abhandlungen: „Für und wider das Schaufenstergesetz" von Rechtsanwalt Dr. Hipp und „Zeitgemäße Jugendpflege" von Kaplan Kaspers, letztere vor allem nach der praktischen Seite ungemein beachtenswert. Ein Kabinettstückchen ist der „Wedekind-Rummel" von W, Thamerus. Im übrigeit verzeii net der Inhalt noch: „Dors-Friedhof". Von I. R. Woworsky. — „Bayerische Lehrersragen". Von M. Geßner. -„Die hessische Ordensvorlage verabschiedet". Von Generalsekretär L. Diehl. — „Türkischer Chauvinismus". Von Hans Fritz Freiherr von Fürstenberg. — „Sollen unsere Schüler Ferienreisen ins Ausland machen?" Von Dr. H. Beisenherz. — „Stille Freuden". Bon Josefine Moos. — „Altmeister Michael Haller im goldenen Priesterkranz". Von Seminarinspektor Jos. Brettner— „Warum?" Voir Therese Mußhosf. — „Vom Büchertisch." — „Die deutsche Werkbundausstellung in Köln". Von Dr. O. Doeting. — „Bühnen- und Musikrundschau". Voll L. G. Oberlaender. — „Finanz- und Handelsrundschau". Von M. Weber. — So führt sich die Rundschau im neuen Quartal bestens ein.Mögesievon Erfolg zu Erfolg weiter schreiten und im deutschen Katholizismus an Wertschätzung und Verbreitung dauernd wachsen. Interessenten stehen Probenummern gerne durch den Verlag zur Verfügung. Das Nibelungenlied. Der deutschen Jugend erzählt von Dr. Joh. Bumüller. 2. Ausl. Aus dem Missionsverlag St. Ottilien, Oberbayern, liegt vor uns ein graues Heftchen. Es enthält das Nibelungenlied in Prosa umgearbeitet und mit einer Reihe schöner Bilder aus den Nibelungensälen der königlichen Residenz in München geziert. Leicht und klar ist die Sprache. Wenn unsere Helden- und Bolkssagen in solcher Gestalt und Bearbeitung unter die deutsche Jugend kommen sollen, so kann dies Büchlein nicht genug begrüßt werden. Der Verlag wird des Beifalls und der Unterstützung Vonseiten der Jugenderzieher sicher sein. 78.000 Frcudcspendcr sind seit fünf Jahren bemüht, freudehungrigen Menschenherzen einen Lebknsfaktor von unschätzbarem Werte, die reine Freude, wiederzubringen. Doch sie reichten ilicht aus. Schon ziehen weitere 12.000 hinaus, um die Behebung des Freudendefizits unseres modernen Kulturlebens beschleunigen zu Helsen. Freude, „Mehr Freude!" will Bischof v. Keppler allüberall hintragen, wo Menschenherzen schlagen. So viele Tausende haben schon aus dem Freudenbüchlein zu ihrem Nutzen geschöpft; mögen noch weitere Tausende nach dem Büchlein greifen, von dem soeben das 79. —90. Tausend von Herder in Freiburg ausgegeben wird. — Zu den 9 früheren llebersetzungen des Büchleins tritt jetzt noch eine englische hinzu. Mvrtengrün. Ein Lehr- und Gebetbuch für christliche Brnuileute. Von P. Konrad Maria Esfin-ger O. 8. B. Neubearbeitet von P. Konrad Lienert O. 8. B. Mit roter Einfassung, 4 Lichtdruckbildern. 560Seiten. FormatVI. 71:120mm. In verschiedenen eleganten Einbänden zu PSO Mark und höher. Einsiedeln. Verlagsanstalt Benziger & Co. A. G. Ein überaus gediegenes, inhaltsreiches Standesgebetbuch für Braut- und Eheleute. Sein erster Teil: „Lehrreiche Lesungen" enthält 24 Kapitel, eines schöner als das andere, jedes auf sein spezielles Ziel so praktisch hinarbeitend, daß man mit wahrer und immer steigender Freude Seite um Seite liest und auf sich wirken läßt. Im zweiten Teile folgt eine auserlesene Sammlung von Gebeten für die mannigfaltigen Lagen und Bedürfnisse der Braut- und Eheleute. Die ansprechende Ausstattung paßt so recht zu dein zeitgemäßen Inhalte und machen das Werklein zu einem der besten Braut- und Hochzeitsgeschenke. Im gleichen Verlage erschien auch: Blumenstrauß zu Ehren unserer lieben Frau von Lourdes. Gebete und Andachten. Von Gustav Weber, Kaplan. Mit Lichtdruck-Titelbild, 5 ganzseitigen Illustrationen. 804 Seiten. Format IX. 77:129 mm. In Einbänden Mk. r— = K P20 und höher. Dies Büchlein mit der Begeisterung eines echten Marienverehrers geschrieben, ist wirklich ein vorzügliches Lourdes- und Maibuch, das sich sowohl durch seinen Inhalt wie auch durch seine schöne und geschmackvolle Ausstattung gar bald die Liebe und Zuneigung aller Marienkinder sichern wird. Die „Illustrierte Fraucnzeitschrist Elisabeth-blatt" (Preßverein Linz, jährlich 12 Hefte, 2 l\) verdient mit Recht den Namen: Die Lieblingszeitschrift der christlichen Frau, denn jede Frau hat in ihr eine Helferin und Ratgeberin in allen häuslichen Familien- und Erziehungsfragen gefunden.