LmbacherMMtlmg. Nr. »1. PiänumcrationöpreiS: Im Comptoir ganzi. fi. N, hnlb!, sl. 5.5«. Fiir dic Zustecun^ ms Hau« halbj. 5« lr, Mit der Post 2a»zj. si. 15, halbj. fl. 7.50, Freitag, 21. AM Insertionsgebtthr bi« IO Zeilen: imal <>0 lr., zm. »0 lr., »m. l fi.; sonst pr. Zeile im. 6 lr., ^m. «lr., Hm. 1« tr. u. s. w. Insertionsslempel jedcsm. »oll. I87l. Amtlicher Theil. Sc. l. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 17. April d. I. den Regie-lUlWratl, im l. t. Obersthofmeisteramte Franz Edlen b> Nay m ond zum k. k. wirklichen Hofrathe und Kanzlei-director dicseS Obcrsthofamteö allergnädigst zu ernennen »eruht. Der Landespräsident von Krain hat eine im Be-reiche der politischen Verwaltung in Krain erledigte Vezirkssecrelärestcllc dem Diurnisten Martin Jeretin verliehen. Nichtamtlicher Theil. Kaiscrreise. (Originalcorrespondeuz der „Wicurr Zeitung.") Innsbruck, 15. April. Eine malerische Schilderung der Fahrt über den Bren-^er kann nicht Gegenstand dieses Berichtes scin, wenngleich ^ Staffage, wie sie die schneebedeckten Höhen der starren ^ebirgswelt verleihen, lmlchc ihrcn Kranz immer enger ^lln die Landschaft schließen, je mehr sich dcr Zug nordwärts bewegt, nicht unuergcsscu bleiben darf, will man "."dcrs die Wirkung erfassen, welche all' die kleinen Ova« ^oncn machten, die dem kaiserlichen Feldherrn im Fluge °^gebracht wurden. Anfangs noch, als sich die Bahn durch grüne Äeratialdcn zwischcn Blülhenhccken hinzieht, ^s „och dic weißen Häuser von hoch oben hernieder-'^ulcn, begegnete man allüberall an Stationen und ^khöficn, an denen dcr Zug vorübcrstrich, Haustein von ^ndleuten, die Hüte schwenkend, laut rufend und wohl ^uch mit Pöllerschüsstn ihr Scherflein beitragend zu den Huldigungen dcr Hauptstadt. In Vozcn, Brixcu, Ster-i>ng waren au den Bahnhöfen die politischen und com» lNunalcn Ortsuorstände mit einem grnßcn Tlzcil dcr Bevölkerung versammelt und Sc. Majestät geruhten, den Hof-wagcn verlassend, die Aufwartungen delscllim entgegenzunehmen. Ii höher die Bahn steigt, desto unwirth-samer wurde die Landschaft. Hier herrscht noch der Winter mit eisigem Scepter. Seine weihen Flocken luhen noch in dcr Thalsohlc, oft noch ucser als das ^ahnnivcau; statt dcr „roihm Nose im grünen Feld" '>t di: düstere Föhre auf felsigem Grund das Wappen Und Zeichen des Frühlings, wie er sich hier darstellt, .^'n lockender Aufenthalt. Dcr Abendwind sttich schon ^!sig über die Schneemulden hin, als dcr Zug in der Kation Steinach Halt machte. In dem nahen Orte ämchen Namens war fcit Jahren dcr Neubau ciuer ">rche in Angriff genommen worden. Das kleine Stci-^ach. der Sitz eines dcr ältesten Klöster, dessen Stif-y'"U, in das Jahr 1241 verlegt und einer „schottischen Plugin" zugcmuthct wird, ist die Geburtsstätte einer ^schnlichcu Reihe bildender Künstler, die sich alle pie-s^ ,^ anheischig machten, zur Herslellnng nnd Aus-^"Uicknng des Gotteshauses mitzuwirken, und dieses H °U auch treulich lösten. Nachdem die Gemeinde dcr lllnificcn; dcö Nionarchcn einen ansehnlichen Beitrag ^ °ln Baukosten zu danken hatte, erbat sie sich aus t>e ^ bicscr Reise die Gunst, Sc. Majestät möge von is/ uvltschritten des Baues — der nahezu vollendet ^ sich durch deu Augenschein überzeugen, d Diese Bitte huldreichst gewährend fuhr dcr Monarch. ^," Hernl Statthalter Grafen Lodron zur Seite, und . Theil der Suite — so Uicl eben die bereit stehcn-. " ftrim!livcn drei Kutschen, mit Pinz^auer Gäulen da« "l' zu fassen vermochten — dem Dörfchen zu, inal""' Eiugange des romantischen GschnitzthalcS recht lick ^'^ siegen ist. Daß dcr ganze Apparat länd-^^' Empfangsfcie,lichlcit aufgeboten, daß namentlich weili?"^ Schuljugend, die adoleittente männliche uud lva ^ Bcuölkeruug. sonntäglich geputzt auf den Beinen die .v "N laum der Versicherung. Sehr schmuck waren Mit, , ^" "'i^ F"h"en und Wappenschildern verziert Hi,,s", lebendige Staffage die Schützcnabthcilung mit stellt "^ Fahne, die mannhafte Wehr' im Arm, auf-von V ^^' Majestät wurden am Eingänge der Kirche Aias Gcmeindcvorständen, dem CuratclcruS und dem ^,5" Herrn Madcr, welcher die hübschen Fresken selbst ten H>. "' empfangen und ließen sich durch lctztgenann-der ^""lcr durch die Näume dcr Kirche geleiten. In nrt . ^ überrascht den Eintretenden die stylvollc Ban-"no der künstlerisch werthoolle decorative Schmuck des Kirchleins, zumal wenn man der Nüchternheit oder dcr störenden Prunksucht gedenkt, wie sie sonst in Land-tirchcn sich breit machen. Mit berechtigtem Stolze kamen die Steinacher Gcmeindcvorständc immer wieder darauf zurück, daß Architekt Vonsladl, Bildhauer, Holz-fchnitzcr und Maler, die sich zn diesem edlen Werke vcr-einigten, ihre Mitbürger seien, und auch die Altarbilder rühren von einem Eingebornen, dem Maler Koller her. Se. Majestät erkundigten sich um alle Details, sprachen dann noch die anwesenden Beamten und Gemeindevcr-tretcr an und nahmen schließlich die ehrerbietige Danksagung des Herrn Cooperators huldreich entgegen, wobei Allerhöchstdersclbe dem besonderen Wohlgefallen über das harmonische Banwerk und die Leistungen der dabei be-theiligtcn ausübenden Künstler in gnädigen Worten Ausdruck gab. Mit allerliebster Schüchternheit überreichte ein kleines, in Bläue prangendes Mädchen dem Monarchen einen Blumenstrauß und unter den enthusiastischen Hochrufen der überglücklichen Insassen, unter Pöl-Icrschüssen und Mnfik fuhren Se. Majestät dem Bahnhofe zu, um die Fahrt nach Innsbruck fortzusetzen, woselbst die Ankunft um 7 Uhr 20 Minnten erfolgte. Am Bahnhöfe meinte man bcim Anblicke der Kopf an Kopf sich stauenden Menge, Innsbruck müsse sich hier ein Rendez-vous gegeben haben. Doch die Einwohnerschaft der Landeshauptstadt muß diesmal wirklich vollzählig ausgezogen scin; denn auch in den übrigen Straßen war dcS McnschenschwalleS kein Ende, aus dessen Reihen dem einziehenden Landesherrn fortwährend Hochrufe cntgcgcntöntcn, die sich zu einem brausenden Chorus vereinigten, als später die Musilbandc von Erz-Hcrzog-Rainer-Infanterle unter den Fenstern der Allerhöchsten Residenz die Vollshymne intonirte. Der heutige Tag galt dcr Vorbereitung zum morgigen Schützen- nnd Volksfeste. Leider nimmt der Himmel eine sehr grämliche Miene an. Ein tüchtiger Si-rocco hat schwarze Wetterwolken zusammcuacballt, die sich Nachmittags ihres Nasses zu cutlccrcn anhubcn. Se. Majestät ließen sich nicht abhalten zur Mittagsstunde die Fahrt nach der allen Salinenstadt Hall zu unternehmen, über welche Ihnen ein Telegramm, diesen Bericht überflügelnd^ Ausführliches gemeldet. — 16. April. Volks- und Schützenfeste haben im allgemeinen eine Familienähnlichkeit, für die wohl niemand empfindlicher zu sein ein Recht hat als der Berichterstatter, den, zu-gemulhet wird. dasselbe Bild stctS mit neuen Farticn zn bedecken. Die Eröffnung des Festschießens auf dem hicMn Laudeshauptschicßsiandc uud das Volksfest auf der Prügeldauwiese — der Name klingt eben nicht fchr uolksfcstlich — hatten das Eharalteristischc, was sie von ähnlichen Unternehmungen unterschied, zumeist in dcr Huldiguug zu suchen, die sie dem Landcsfürsten, der sich so recht eigentlich inmitten seines Volkes befand, darzubringen, unter Gottes freiem Himmel darzubringen bestimmt waren. Wcnu die Soune >o hell uud loh her» nicdcrlugt, wenn riugsum das junge Grün sich mit dem Himmelsblau verbindet und beide Farben wieder von der Schneedecke der Bergwände abgegrenzt werden, da lann allerdings Lust uud Freudigkeit über jedes Herz kommen und eine Frische der Bewegung erzeugen, die bei Naturlindern leicht an Ungebundenheit streift. Die Scene beider Fcste kann nicht schöner gedacht werden. Wer heute, aus deu düstern Engpässen deS Obcr-Inn.Thalcs kommend, plötzlich unterhalb Zierl etwa einen Augenblick auf das Flußufer nächst Innsbruck gethan hätte, der würde im ersten Momente wohl schwer errathen haben, was das Wimmeln und Drängen bei Büchsenknall und Pöllcrschuß zu bcdeulcu habe, ob Ernst, ob Spiel die lauseudköpfige Menge herausgelockt habe auf deu weiten grünen Plan. Näher kommend, hätten ihn wohl die bunten Wimpel, die lustigen Iuchezer eiueS Besseren belehrt. Doch auch den aus der Stadt Kommeu^ dcn^fcsfclte gleich auf dcr Brücke das lebensvolle, in herrlichen Nahmen gefaßte Gild. Der Thalbodcn dehnt sich hier weit aus, die zurücktretenden Berge gestatten ihm dies, nachdem sie ihn doch den Fluß entlang arg genug gezwängt. Nun gönnen sie ihm Raum und vergelten ihm die angethane Gewalt dadurch, daß sie seinen landschaftlichen Reiz erhöhen, ihre Gipfel in das Gold der Sonne, deren Kraft ihre Schncelappen noch fpotten, laucheud. Der Schicßstaud liegt am linken, die Festwiese am rechten Ufer, eine unzulängliche Barke besorgte an diesem Tage die directc Verbindung beider. Am Eingänge zum Schicßstande ragte eine mächtige Rcisigpforte, deren Fries beiläufig folgende Inschrift zeigle: Der Kaiser ist im Land, der Kaiser gibt das Vest' Willkommen ihr Schlitzen, willkommen zum Fest, Nnd doppelt willkommen, wer in ernsten Tage» Die Büchse muthig hat ins Feld getragen. Einen freien Vorraum durchschreitend, gelangt man in die gedeckte Vorhalle, deren Wände ganz mit Tro« phäen, Emblemen des WaidwcrlcS und deS ernsten Kam» pfeS verkleidet und mit lebenden Blumen zu Nischen um- , gewandelt waren.. Da prangte manch' denkwürdiger Schmuck; so z. B. ein französischer Adler, von den Inzinaer Schützen im Jahre 1809 erbeutet, die Scheibe, auf welche weiland Kaiser Franz den ersten Schuß gethan, Wasfengcräth aus den Befreiungskriegen, scltsam geformte Geweihe u. f. f., und über dem Eingang zum eigentlichen Schießstand zwei zerschossene tiroler Fahnen, die dabei waren am Berge Isel und in den Jahren 1849, 1859 und 1866. Dem Eingänge gegenüber barg eine Nische das lebensgroße Bild des Monarchen in Waidmannstracht, zu beiden Seiten zwei Säulen des Thrones, zur Rechten Vater Radetzty, zur Linken dcr Wirth vom Sand, da^ vor die mannigfachen Ehrengaben, welche Tirols Schützen errungen im Wctllampf nnd im blutigen Streite, so den güldenen Humpen von Kaiser Leopold nebst manch' an> derem lunst- und werthvollcn Pocal, den von dem s. k. Officierscorps dcdicirten Chrcnschild, die beiden Fahnen, welche die Commune Wien und die Frauen der Residenz Tirols Schützen gcwidmel, , endlich ringsum die Preife für die Sieger in dcm zu gewärligcnden Welt-lampfe. Manches Auge blickte lüstern nach den schmucken Bändern, auf denen zwischcn den Bildnissen dcr Allerhöchsten Kaiserfamilit blanke Gold- und Siltierstücke fuutelten. „Samiel hilf!" Daß lange vor Beginn dcs Schießens fröhliches Treiben hier herrschte, versteht sich von selbst. Minder erfreulich war, daß im Augcnblickc dcr Feierlichkeit selbst keine ordnende Hand es verstand, den Knäuel zu löscn, der sich elliarnilingslos gleich einem eisernen Reif um die Ehrengäste drängte und den harmonischen Eindruck, den die äußere Anordnung machte, total zu vernichten drohte. Zum Empfang deS Monarchen hatte sich anßer dcr Schicßstandsvorstehung auch Se. Excellenz dcr Herr LandcScommandirendc FML. Freiherr v. Philippouich mit dem General Grafen Thun und dcn Commandanten dcr beiden hcimifchcn Regimenter Oberst u. Grobbcu uud Oberst v. Höfcrn au dcr Spitze deS Officierscorps ein-gefundcn. Drei Musitbanden, die dcr Wlltaucr Schützen, jene von Steinach und von Inzing, allesammt in kleidsamer Landestracht, suchten nebst dcr Musitbandc des Infanterieregiments Rainer dcm Anprall dcr nachschiebenden Menge Stand zu halten. Unbeschreiblich war der Jubel, mit welchem Sc. Majestät der Kaiser, Allerhöchst« welcher die Paradeuniform als Oberst dcs Kaiscrjäger-regimcnts tru^, empfangen wulde, unbeschreiblich aber auch das Getümmel, das entstand, nachdem Sc. Majestät nach Entgegennahme dcr Ansprache des Herrn Schüz-zenmeisters Schönhcrr, dcr das Gclöbuiß der Treue feierlich wiederholte, die Halle betrctcn hattc. Die weiteren Momente dcs Allerhöchsten Besuches hat das Telegramm registrirt uud so versetze sich dom dcr Leser, dcm dabei manche empfindliche Berührung mit derben GcbiraSfäu-sten erspart bleibt, rasch auf den Schauplatz dcs Volksfestes. Hier waren Schaustellungen eigenthümlicher Art geboten und besondere Tafeln bezeichneten die Stellen, an denen die Jugend nationalen Spielen ost von olympischer Einfachheit oblag. „Schafflreibcn", ..Madlstcchcu". „Baumkraxeln". „Steinstoßen" — letzteres eine Abschwächung jenes Spieles, das schon Chricmhilden in die Gewalt Siegfrieds gab — vor allem aber eine in großem Maßstabe angelegte Tombola übten eine ungeheure Anziehungskraft auf die Menge, deren gespannteste Er< Wartung jedoch sichtlich der Ankunft dcs Monarchen galt. Sc. Majestät hatten mittlerweile dcn Schießstand in Wiltau mit einem Besuche gechrt, woselbst nulstcrhaflc Ordnung herrschte, und erschienen mit dcm schlage 2 Uhr auf dcm Festplatze. Alsbald st'öuttc Alles dcr Stcllc zu, wo der Monarch den Wagen ucilicß, um crst eine Tribüne zu besteigen und dann von den Ordnern, dcrcn Kraftanstrcngung kaum ausreichte, freien Raum zu schaffen, umringt, einzelne dcr Spiclc anzusehen, nach drei-vierlclstündigem huldreichen Verweilen unter den frohbe-wcgten Fcsttheilnehmern — Adel, Bürgerschaft und Landleute vereinigten sich auf grüner Erde - in die kaiserliche Residenz zurückkehrend, woselbst um 4 Uhr Hoft.1-fcl staltfand, zu welcher etwa 30 Gäste zuzogen wurden. 651 Als gälte es dem landesväterlichen Herzen das Scheiden aus dem Land Tirol recht schwer zu machen, überbot die Ovation, die man Sr. Majestät auf der Fahrt zum Bahnhöfe und bei Abgang des Hofzugcs darbrachte, wenn möglich alle früheren Huldigungen. Weithin hallte der stürmische Liebesruf, mit dcm Tausende treuer LandeSkinder dem Monarchen ihr Herz entgegentrugen, ihre Segenswünsche nachsendeten. Als wollten sie alle lauten Protest erheben gegen jene vereinzelte publicistische Vcrirrung, dic den Einzug dcs Monarchen in die Landeshauptstadt demonstrativ mit einem Hochrufe aus ein ehrwürdiges Haupt, dessen mildem loyalen Sinn gewiß jede derartige Demonstration widerstreben würde, begehen zu sollen wähnte, so erhoben Tausende von Männern angesichts der Berge, der Gedenksteine ihrer Hingebung an Kaiser und Reich, angesichts dcs Himmels, unter dem die Blutzeugen dieser Gesinnung den Heldentod starben, angesichts des Landes der Treue ihre Stimmen zn dcm donnernden Rufe: „Hoch der Kaiser! Hoch Oesterreich l" Politische^liebersicht. Laibach. 20. April. Die Gerüchte, daß mit dem in Wien weilenden Grafen Clam-Martinitz wegen Nebernahme eines Portefeuilles unterhandelt werde, werden nun von der» selben Seite, woher dieselben ausgegangen, oemcnlirt. Wie ein von den betreffenden Kreisen in der Regel gut bedientes Blatt zu berichten weiß, sind die Großgrundbesitzer aus dem „verfassungstreuen" Club ausgetreten und trcff-n bereits alle Anstalt, einen selbststän» digen Club zu bilden. „So ist es denn der Regierung gelungen," bemerll das „Ocsterr. Journal" zu dieser Nachricht, „durch ruhige« und maßwolleS Abwarten, durch unerschütterliches Festhalten an ihrem Programme die anscheinend so compacte Masse ihrer Gegner vollständig zu zersprengen. Wiederum zeigte eS sich, waS für ein schwaches Bindemittel die bloße Negation sei. wie lose das zusammenhängt, was sich auf bloßem Haß basirt, zumal wenn er leinen sachlichen Motiven ent» springt, sondern lediglich auf kleinliche persönliche Ranküne zurückzuführen ist." Die Ber diner „Provinzial Correspondenz" er-llärt die Andeutungen der Vcrsailler Regierung, daß An-tlbietungen bewaffneter Einmischung deutscherseits sogar mit einiger Dringlichkeit gemacht worden seien, als grundlos und nur durch die Absicht hervorgerufen, um auf die öffentliche Meinung Frankreichs linzuwirten. Die deutsche Regierung erkannte es allerdings als Ehrenpflicht, gegenüber der französischen Regierung aus Ver> pflichtungen gegen Deutschland etwa erwachsende Hemmnisse abzuschwächen und hat der Versaillcr Regierung durch ein Entgegenkommen bei der Rücksendung der Gefangenen, durch das Zugcständniß größerer Trnppcn-zusammenziehung, durch Nachsicht bci den finanziellen Forderungen thunlichste Erleichterung gewährt, darüber l,inaus aber weder Einmischung angeboten noch bcabsich» tigt, und würde sich zu solcher nur entschliefen, wenn die deutschen Interessen ernstlich gefährdet würden. Vor Paris scheint nun der Kampf bald in das letzte Stadium einzutreten: ein Theil der von General Ducrot in NcnneS formirtcn Armee hat, wie man unterm 18. meldet, seine Verbindung mit Ma^ Mahon be-werlstelligt, der zu Fontcnay mipRoscs, im siidcn von Paris, sein Hauptquartier hat und, wie man erwartet, längs der von den Insurgenten besetzten Foils Mont» rouge, Bicßtre und Ivry über Vitry gca,en Charenton auf dcm rechten, innerhalb der deutschen Zone liegenden Scinc-Uscr vorzudringeu beabsichtigt. Das Gcfecht vor ASnieres am 17 , das mit der Einnahim d^s Schlosses Vecon endigte, wird durch ein Circular Thiero' und eine Mittheilung Picard'ö in der Nationalversammlung bestätigt und als eine entscheidende Waffcnthat hingestellt. Von aufständischer Seite liegt ein Gericht Clusc-rel's vom 18. vor, der nur von dem Zurückwerfen der feindlichen Angriffe in Neuilly spricht und im Ucbrigcn meldet, daß die Nacht „ruhig" gewesen sci. Die Ver-sailler Truppen, welche bald 400, bald 3000 Mann stark auf der Ile dc la Grande Ialte eingcschlosscn »nd dem Untergänge oder der Gefangenschaft verfallen sein sollten, haben sich, nach einer Meldung vom 16. d., schon wahrend der Nacht in kleinen Abtheilungen mit heiler Haut zurückgezogen. Die Zahl der seit dem 18, März ausgewanderten Pariser beträgt 500.000. Außer Fame's Silbcrschatz wuidc auch jener Thier's und mehrerer abwesender Banquiers der Münze übergeben. Die Kronjuwclen wurden gefunden und confiscirt. Ueber Döllinger's Excommunication wird der „Pr." auS München geschrieben: Die Maß' rcgel ist „wegen formaler Häresie," d. h. wegen Nichtanerkennung dcs Dogma'S der Unfehlbarkeit erfolgt. Herr o. Döllinger hat den betreffenden erzbischöftichen Erlaß am 18. Abends erhalten; die öffentliche Bekanntmachung hat sich der Erzbischof vorbehalten. Der hochbejahrte, im treuen Dienste seine Kirche ergraute Mann wird van dieser harten Maßregel sicher schwer betroffen sein, allein überrascht wird sie ihn gewiß nicht haben, er wird sie seit Wochen erwartet haben. Da Herr v. Döllingcr kirch» liche Functionen nun nicht mehr ausüben kann, so wird derselbe auch bei dem am 24 d. am königlichen Hose stattfindenden Feste des St. Georgcn-Ordcns nicht mehr wie bisher als Ordensprobst fuuctioniren; es ist auch bereits ciner der Hof Canoniter bestimmt worden, bei jenem Feste das Hochamt zu celcbrircn. Wenn die erz-bischöflichc Curie consequent sein will, so muß sie nun auch alle diejenigen excommuniciren, welche die Oster-montaft'Adrcsse an den König unterzeichneten, denn sie Alle erklären, daß sie das als staatsgefährlich erscheinende Dogma der Unfehlbarkeit nicht anerkennen. Unter den Unterzeichnern aber befindet sich eine sehr große Anzahl dcr hervorragendsten Männer auS alle» Stunden und Kreisen der Gesellschaft; uicle der höchsten Beamten dcS Staates und des königlichen Hofes, die ersten Capacitate» dcr Wissenschaft und der Kunst, die gcachlelsten Männer dcs Vürgcrstandes dcr Stadt habcn die Adresse unterzeichnet, unter welchen sich auch dcr Obmann und einige Mitglieder der Kammer dcr Rcichsräthe befinden, an deren conservative!,' und gutlatholischcr Gesinnung der Herr Erzbischof bisher gewiß nicht gezweifelt hat. Wird man nun alle diese Männer aus der katholischen Kirche ausschließen wollen? Wird mau allc Folgen der Excommumcirung gegen dieselben geltend zu ma- chen suchen? Diese und ähnliche Fragen sind es, die M allen Kreisen hier vielfach besprochen werden und die «W diesem Augenblicke hier alles Andere in den Hintergrund drängen. Nachrichten aus Neapel zufolge ist dcr zur Theilnahme an der daselbst stattfindenden maritimen Ausstellung dort eingetroffenen österreichischen Flotten^ abtheilung der freundlichste Empfang sowohl vM Seite dcr Behörden, als auch der Bevölkerung zu Thel^ geworden. Die italienischen Marineofficicre werden ihren österreichischen Kameraden zu Ehren cin Banket , veranstalten und auch zwischen den Mannschaften beider ! Flotten herrscht das herzlichste Einvernehmen. ! Sitzung des Abgeordnetenhauses. ^ Wien, 18. April. Präsident Ritter v. Hopfen eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 15 Minuten. i Auf dcr Ministcrbank: Ihre Excellenzen die Herren Minister Freiherr v. Holzgethan, Dr, Habicli" ! ncl, Generalmajor Freiherr v. Scholl, Dr. 5> ircöet. ! Dalü Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. ! Die Abgeordneten Graf Margheri ui'.d Baron Morpurgo leisten die feierliche Angelobung. ! Dem ölbg. Dr. Mayrhofcr wird cin sechs-wöchentlicher Urlaub ertheilt. ! Das Präsidium des Herrenhäuser theilt die doit ^gefaßten Beschlüsse mit. Bezüglich der an das Haus gelangten Regierung^ vorlagen beziehen wir uns auf dic gestern unter der Rubrik „Parlamentarisches" mitgelhcilten Gesetzentwürfe. Unter dcn Einlaufen erwähnen wir noch einen Gcsetzcntnmif, betreffend die Fortcrhcbung dcr Ttcncrn und Abgaben zur Bestreitung des Staatsaufwandes bis Ende Mai l871, dann eine Zuschrift deS Ministers für Cultus und Unterricht, welche znr Kenntniß dcs Hauses bringt, daß dic Auflassung der mcdkinisch-chirurgischen Lehranstalten zu Lcmbcrg, Olmütz und Talzburg von Sr. Majestät mit dcr Modalität bewilligt wurde, daß dcr Beginn deS Studienjahres 1871/72 als letzter Termin für die Aufnahme von Schülern festgesetzt werde. Vom AckcrbauminMcrium wurde ferner ein Gcsctz-cntwnis ;, ir verfassungsmäßigen Behandlung vorgelegt, bctreffcnd die Errichtung einer landwirlhschaftichen Hochschule in Wien. Unter den eingelaufenen Petitionen befindet sich die Petition der Stadtgemeindc Laib ach um Verlängerung dcr Wirksamkeit dcS Neichsgesctzcs, betreffend die Haus-zinKstcucrbcfreuing für Neu-, Zn> und Umbauten; dic Petition dcs Gcmeinderathcs von Brunn in dcrselbcn Angelegenheit. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Schrift-fühicrwahl. Mchstcr Gegenstand ist dcr Antrag dcs Rekruten^ cmöschusscö, betreffend die Nicdcrsctzung einer Commission über die sanctionirten Landc^vcrlhcidigungsgcsctze sür Tirol und Vorarlberg. Vcrichtcrstaller Seidl beantragt, diese Angelegen« hcit ciuem aus 15 Mitgliedern zu wählenden Ausschüsse zuzuweisen. .smilsellin. Lorlotte und der Capital». Novelle nach dcm Englischen. ». Capitel. (Die Biene und der Schmetterling. — Madame Dupont« wohlwollende Einrichtungen. — Dcr Capitän willigt in l'orloltc'ö Kommen) Die Duponts hatten einen großen Parfümcricladcn in der Rue des Magasins gemiethet und wohnten im Entresol, wo die ganze Luft fo sehr von den Nohl-gcrüchcn des Lavendel, der Orangen und tausend anderer , Blüthen durchdrungen und gesättigt war, daß dies städtische Daheim wenigstens einen der fünf Sinne lcb' haft an die nackten Klippen, aromatischen Weiden und weiten Meeresbilder der Provence erinnerte. Madame Duponts Orangenkübcl und Veilchentöpfe im Fenster waren in der Thal überzählig und auS rein ästhetischen Gründen da. Madame war der herrschende Genius dieser Raume — dcs Entresol und Ladens — eine geborene Krämcr-frau und Herrscherin, häßlich, lebhaft, luchsäugig, doch ihre Kräfte nicht in unnützer Reizbarkeit und Acten dcr Grausamkeit vergeudend, sondern vielmehr ihren Werlh genau berechnend und, wie ihre übrigen Vorräthe, sorg« faltig auf Zinsen legend. Sie betrachtete Monsieur Dupont als einen wünschenswerthen Gehilfen in ihrem Geschäft wie in der Familie, war ihm unter jedem dieser Gesichtspunkte treu und üble sogar eine außerordentliche Nachsicht gegen ihn. Doch fiel eS ihr nicht ein, ihn als etwas Anderes, als eben ihren Gehilfen und Untergebenen zu betrachten. Monsieur Dupont seinerseits war ganz zufrieden mit dieser Stellung. Sie ersparte ihm unendlich viel Muhe und sagte so seiner indolenten, vergnügungssüchtigen Natur zu. Monsieur Dupont war ein lebhafter kleiner Mann, von sehr hübscher Gestalt, mit weißen Zähnen und einem sehr kleinen Fuß, welche sämmtlichen persönlichen Vorlheile Mudame in Betracht gezogen und eher über als unter ihrem Werthe geschätzt hatte, als sie ihre Verbindung mit Monsicnr schloß, befähigt und geschickt, wie sie es für geschäftliche Unterhandlungen war. Doch die stärkste Festung hat einen schwachen Punkt in ihren Außcnwerkm und das Herz dcr weisesten der Frauen hat cinen leisen Hang znr Thorheit. Im Uebrigen war Monsieur außerordentlich gutmüthig, über allc Maßen eitel und in hohem Grade zum Lügen geneigt. Nicht zur gemeinen, boshaften, gehässigen — nein, nur zur gasconischen Lügc. sich selbst und Alles, was mit ihm zusammenhing, zn verherrlichen. Monsieur und Madame paßten bewundernswürdig zu einander: er war die Zierde und der Schmuck, sie der nutzbringende Theil in ihrem ehelichen Haushalt, und der einzige Fehler in der Inscenirung war, daß dcr herkömmliche Wurf dcr Charaktere in dem Schauspiel eine Umkehr erlitt. Das Paar hatte keine Kinder, doch war es einer von Madamc's hervorstechenden Charattcrzügen, daß sie sehr vicl Familienlicbe hatte, und sowohl alle ihre eigenen, als auch Monsieurs Vettern und Basen bis zu dem entferntesten Grade der Blutsverwandschaft, insofcrne es sich um die Gründung eines eigenen Hauswesens handelte, anerkannte, befehligte und mit der größten Unparteilichkeit im Leben vorwärts brachte. Sie konnte sich diesen Luxus erlauben, denn die Duponts waren allc von der derben, behäbigen Art von Krämersleutcn, und sie dachte. daS beste Verfahren, in dergleichen Unternehmungen Erfolg zu haben, sei, sie kräftig und ohne Zögern anzufassen. Madame war eines schönen Mainachmittagcs, nach' dem dic besten Vcrtaufsslunden für elegante Kunden vorüber waren, in ihre Prioatgcmächer hinaufgestiegen. Sie war in ihrem unabänderlichem schwarzen Kleide mit glei- l l chcr Jacke und schwarzem Koftfputze; der letztere aufgehallt durch eine gelbe Rose, welche Sommer und Winter, ungeachtet zehnfacher Wiederprodliction, niemals auf Madamc's Haupte verwelkte oder dahinstarb. Wenn sic dic Spitzen ch >r Coissürc durch ncuc crsctztc, nahm sie dic unsterbliche Rose hcrauS und kniff und schüttelte sic so lange, bis sie sie wieder in all' ihrer ursprüngliche» Schönheit und Farbenfrische der Nische oberhalb ihrer rechten Schläfe cinvcrlcibcn lonntc. In ihren Ruh', stunden pflegte Madame anhaltend und mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu nähen, indem sie irgend cinen gchcimnißvollcn Theil ihrer Garderobe das Oberste zu untcrst, die Rückseite nach außen zu wenden pflegte, während Monsicnr. der den ganzen Tag nichts gcthan hatte, als vom Entresol zum Laden nud vou dort wicdcr zurnckzuschlcndern, Cigaretten rauchte, Galignani und die Theaterzettel las, in einem Zitz' schlafrock und ciner griechischen Mütze auf einem mit einem Lcopardcrifclle überzogenen Ruhebette lag, inmitten dcr hcllen Malerei, dcs Marmors und Spiegelglases, so wic dcr Vergoldung, womit Madame als cchlc Französin ihren kleinen Salon zu schmücken nicht versäumt hatte, obgleich sie sich niemals darin anfielt, außer, wic es ciue von der Etiquette vorgeschriebene Eercmonic verlangte, cinc Stunde dcs Nachmittags, oder wcnn sic Gesellschaft cmpfing. Monsieur lag mit geschlossene!! Augen, aufgenommen, wcnn er in Zwischcnräumcn dic runden, schwarzen Augäpfel zu ihrcr vollen Ausdehnung öffnete, ja fo vicl als möglich erweiterte, um in dein gegenüberliegenden Spiegel mit gespannter Aufmerksamkeit und Befriedigung seinen wcichgckräuselten Schnur bart und mit noch größerer Selbstzufriedenheit die allgemeine Symmetrie seines winzigen Fußes zu betrachten, zu welchem Zwecke er sich bemühte, denselben in einem rechten Winkel in die Höhe zu heben, um sich so mit größerer Bequemlichkeit seiner Besichtigung hinzugeben. I (Fortsetzn»« folgt) 255 Dr. Smolk a, als Berichterstatter der Minorität, spricht sich gegen diesen Antrag aus, denn durch diesen Antrag würde das Recht der Landtage bezüglich der ihnen zustehenden Landesgcsctzgcbung beschränkt und zudem laufe formcll der Antrag der Geschäftsordnung zuwider. Der Nekrutirungsausschuß dürfte sich zudcm auf ihm ferne liegendes Gebiet begeben haben, indem er einen Antrag stellte, welcher über die ihm zugewiesene Aufgabe offenbar hinausreichc. ländlich sei eS nicht staatsmännisch klug. das Gesetz zu altcriren. Abg. Christian Freiherr v Kotz: Da ich in jüngster Zeit zufällig in Tirol war, wurde ich von dem Abgeordneten Freiherrn o. Giovanelli crsuclt, mitzuthci-lcn, daß sich die Tiroler an der Debatte über diesen Antrag nicht betheiligen werden, weil sie dieselbe für eine lein? Landesa'.i^K'gclihcit halten. Wenn man die allgemeine Begeisterung sieht, die in Tirol für Se. Majestät herrscht, wie Nord- und Süd^Tirol eine gleiche Stim» Mung ergriffen hat, dann muß man vorsichtig scin mit ber Annahme dcS Antrages, eine Commission mit der Untersuchung zu beauftragen, warum die Versöhnung lnit Tirol eingetreten ist. Die jüngsten Verhandlungen im Hause haben es gezeigt, daß man weder mit der Rekrutenverweigerung, noch mit der Stcuervcrwcigerung durchgcdrungcn ist, und unter diesen Verhältnissen, glaube ich, hat auch der AuS-schuß, der über alle Deccnz hinauszugehen scheint, einen Ungerechtfertigten Antrag gcsttllt. (Unruhe links.) Präsident (unterbrechend): Ich mnß den Herrn Abgeordneten ersuchen, daß ich es denn doch unmöglich iulasscn kann, eincin Ausschüsse den Vorwurf zu machen, baß er die Grenzen der Dcccnz überschreite. Ich bin gewiß gewohnt, jedem Redner die Redefreiheit zu wah» len; aber gewisse Grenzen sind, wie mir scheint, nothwendig, und ich muß den Herrn Abgeordneten an diese Schranken erinnern. (Beifall links,) Baron Kotz (fortfahrend): Ich halte ferner die ^anze Angelegenheit, um die es sich handelt, für nicht slhr wesentlich und glaube, daß die Commission wieder 'n der Minorität bleiben wird, wenn sie beantragen ^llte, daß man den erzielten Ausgleich mit Tirol wie-der störe. ^ Abg. Sturm ftolcmisirt gegen die Argumente Twolla's. . Abg. Ocl z betont, daß man an einer beschlossenen, "Urch hie kaiserliche Sanction bekräftigten Angelegenheit "lcht mäkeln möge. Nach dcn SchlußauSführuugen der beiden Bericht-» "natter Dr. Smolka und Seidl wird der in Rede ' ^cnde Antrag angenommen. . Der nächste Gegenstand der Tagesordnung ist die ^!le Lesung des Antrages der Abgeordneten Fux und Bossen hinsichtlich der Revision der Pr eßge setzte b u n g. Es ergreift das Wort der Antragsteller Al^. Fux: Wenn ich den Antrag auf Revision der Preßgesetzqebung eingebracht habe, so bestimmte mich dazu die Erwägung, baß die Praxis im Laufe der Zcit cinc Reihe von Uebel» senden zu Tage gefördert hat, deren Abhilfe dringend Nöthig erscheint. Ich werde mich einer Auszählung und Kritik jcner ^ebelslände enthalten und verweise nur auf eine Reihe ^°n eingebrachten Petitionen aus verschiedenen und her-.^ragenden Kreisen, die ciue gründliche Reform der bethenden Prcßgesetzgebung anstreben. . Meinerseits wünsche ich eine Revision der bestrhen-k" Prcßgcsetzgebung bcsonders in der Richtung, daß ihr "°ch eine freiere Bewegung zu Theil werde als bisher, ,^ dem Volke das tägliche geistige Brot in einer billig" ^'^ geboten werde, als cö bis jctzl aus fiSca» IM», Rücksichten möglich war. Man möqe es der Presse .vollem Maße gönnen, ein kräftiges Leben zu entfal-l ' ^cil sie nur unter dieser Voraussetzung ihrem wah-lva ^"^ nachkommen kann. weil sie nur dann mit un-»delbarcr Treue das zu leisten vermag, wozu sie bc-..'"' 'st, nämlich ein Wächter und Beschirmer der Volts-^lc zu sei». (Beifall links.) Unk ' ^" Antrag ist in eine allgemeine Form gekleidet dürl?^ Mitglied dcS h, Hauses wird die Reformbe-bun ^'^ ""b Vcrbcsserung der bestehenden Prcßgesctzgc-H,9 ln einer oder der anderen Richtnng anerkennen uud slii^" ^utrag in der uorliegeudcn Fassung zu unter. Ij>k geneigt sein. In formeller Beziehung beantragt zu i!^' d°b sein Antrag einem aus dem gauzen Hause b^l)le>ide>, Ausschusse von neun Mitgliedern zur Vor- hung zugewiesen werde. ^leser Antrag wird hierauf angenommen. Nlirm ? ""t> zum nächsten Gegenstände der Tagesord-gen l^ . '^ zur zweiten Lesung der Rcgicrungsvorla' ""reffmd die Notariatsorduuug geschritten, tari..« ""^st ergreift das Wort der Obmann des No- °' "usschnsses slellei, >?'^ Mcnde, um einen formellen Antrag zu diese«'^ e'" abgekürztes Vcrfahrcu der Behandlung dc« ^kne..ist^,d^ intcndirt und der schon die Annahme Wale u '^ l""d, als die Notarialsordnung zum ersten °r das Haus gebracht wurde, nl« ?> ""er bittet um d'c Behandlung seines Antrages ^!"9lichk,it^ntrag. telin«! " Dringlichkeit des Antrage« wird mit Zweidrit-Dtba, " "nertannl und hierauf der Antrag felbst ohne " angenommen Präsident: «Ich möchte mir in formeller Beziehung! die Frage erlauben, ob mit Rücksicht darauf, daß alle! allfällig/n Amcndemcnts in der Generaldebatte angemeldet werden müssen, was für die bctreffeudcu Herren doch eine Vorbereitung nöthig macht, cs nicht zweckmäßig scin würde, den Gegenstand bis zur nächsten Sitzuug ^u vcrtageu. Ich glaube, daß dies der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechen würde." (Zustimmung.) Die Sitzung wird sohii, um 12 Uhr 10 M',u. ge« schlössen. Nächste Sitzung morgl,» ^olmillags li Uhr. Tagesordnung: 1. Erste Lesung der heute mitge» theilten Rcgierunqsvorlageu. 2. Zweite Lcsuug der Regierungsvorlage über die Notariatsordnung. Jus Dcrlin. Die katholische Vewea.u»la.. — Das städtische Reichstastsfest. Berlin, 18. April. Die liberalen Fractionen des Reichstages sind übereingekommen, allen von der katholischen Fraction lüuftighin in die Discussion gestreuten Religiousfragen aus dem Wege zu gehen, eventuell gleichzeitig zu begegnen. Auch die Regierung berathschlagt über energische Maßregeln zur Vereitlung der Umtriebe der katholischen Ultramontane» und deren merkliche Absicht, durch einen ncucn RcligionShader die vollzogene Einigung des deutschen Reiches zu gefährden. Inzwischen nimmt die confcssionclle Bewegung immer weitere Dimensionen an. In Vonn fand am 15. o. cinc Versammlung distinguirter katholischer Persönlichkeiten statt, welche „Reformen an Haupt und Gliedern der katholischen Kirche" anstreben; unter diesen waren Florcucourt, der ehemalige Redacteur des Wiener „Vater« land," Professor Schulte aus Prag, Geschichtsprofessor Cornelius aus Müuchcn, Professor RcintcnS auS Brcs« lau, Professor Michelis aus Braunsbcrg. Overregie-rungsrath Wülffing auS Köln führte den Vorsitz. Die Tagesordnung bildete die Berathung und Beschlüsse über eine festere und umfassendere Organisation der neuen Bewegung Auf Ende September ist auch eine Generalversammlung aller Altlatholiten sigualisirt. Das gestrige glänzende BcgrüßungSfest der städti' schcn Behörden in den festlich geschmückten Räumen deS neuen Ralhhauscs für die Mitglieder des Buudesraths und des Reichstags war von nahezu tausend Personen besucht. Der Kaiser, die Kaiserin, der Kronprinz, die Prinzen Friedrich Karl und Alezander verweilten mehrere Stunden. Der Stadtsyndicuö Duncker brachte ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser auS, in das die Anwesen' den begeistert einstimmten. Der Kaiser wurde mit dem Pariser EinzugSmarsch empsaugen. Die Begrüßungsrede des Bürgermeister-Stellvertreters Heedemanu beantworte Simson. Unter den Anwesenden erregten außer de» kaiserlichen Mitgliedern noch Bismarck, Prinz Wilhelm von Baden und Bischof Ketteier, der sich mit der Kai. serin lange und lebhaft unterhielt, besondere Aufmerksamkeit. Die treffliche Musik, sowie die auserlesenen Speisen und Getränke hielten die Gäste bis zum frühen Morgen beisammen. Bürgermeister Hcedcmann sagte bei der Eröffnung des Reichstagsfestes in feiner Begrüßungsrede: „Was seit dem Verfalle des deutscheu Reiches in jedem deut' scheu Gemüth zu einer trauerndcu Sehnsucht in der Hoffnung auf bessere Zeiten sich barg; was in den Kämpfen von 1813 und 1815 im Bewußtsein der er» kannten beherrschenden Gcwalt in der Einheit der deut» schen Stämme zu einem unzertrennlichen Ganzen vollbracht ward; was in Deutschland auch damals noch nicht sein volles Recht gefuxden, die Koryphäen und Jünger der Wissenschaft, die Dichter begeistert als ihr Eigen bargen und allmälig im Uebcrwindcu aller Hindernisse als Männer zum Glauben des Volles erhoben, mußte in der wunderbaren Verkettung zur Versöhnung der cutgegcnstehcnden Mcinuugen und endlich in impro» visirtem Kampfe gegen den auswärtigen Erbfeind, in der dculscheu Erhebung im freimüthigen Entgegenkommen der Fürsten und Völlerstämmc zum Aufrage gebracht werden, Kaifer und Reich ist wieder erstanden! Wir alle haben es zu behüten, das Blut uuserer Brüder und Kinder im Frieden zu sühnen. Das von der Urlrafl seiner schöpferischen Bestimmung aller Orten Zeugniß gebende Innenleben des deutschen VolteS wird in Einig» keil und im Frieden Kaiser und Reich bewahren, wel-cheS in der Freiheit aller guten individuellen Bestrebung gen, im ungehinderten Austausche der Meinungen, wel» chcr allein Irrthum von Wahrheit. Böses vom Guten scheidet und durch Einführnng der dahin zielenden Ge< setze uud Institutionen im Staat und in Gemeinde, in Kirche und Schule die Sicherung findet. So ist auch unser, der Gürgcrgemeindc der Rest. denzstadt des deutschen Kaisers, Sinnen und Hoffen m Zuversicht auf die gewohnte Oberleitung unseres Deutsch, land wie des unS ein Beispiel gebenden Fürstenhauses der Hohenzollern gerichtet. Deshalb haben wir für Pflicht und unseren Gefühlen entsprechend erachtet, die Thüren unferer Festräumc im Gcmcindehaufe zum erstenmale für Kaiser und Reich zu öffnen, und heißen Sie von Herzen willkommen." Präsident Simson antwortete im Wesentlichen: „Als Kaiser und Reich vor nun fast zwei Menschenal-tern von der Wcltbühnc verschwanden, da schien auch der Untergang des preußischen Staates nahe. Unter de„ Mitteln, durch wclchc seine Wicderaufrichlung gelang, nahm die Herstellung der Freiheit der Städtevcrfassun. gen eine hervorragende Stelle ein. Der Freiherr rwn Stein erkannte, wie schwer ein Volk ertranken mußte, das in seinen wichtigsten Gliedmaßen, den Gemeinden, verkümmert war. Auf seinen Rath unternahm König Friedrich Wilhelm III. gesegneten Andenkens, ein neuer Slädtcgründer zu werden; man hat mit Recht gesagt, ein Städtegründer in viel tieferem Sinn, als König Heinrich gewesen ist. Da zeig« sich, welche Fülle von opferfreudiger Hi»° gebung an das Gcmeindewohl, von Arbeitslust und Ar« beitskraft für seine Zwecke in unserem Voll verborgen lag; da erwies sich der Dienst an der Gemeinde unter den welllichen Einrichtungen des Landes alsbald neben Schule und Heer als eine beiden ebenbürtige Erzichungs» anstatt der Nation und nachmals als die wirksamste Vorbereitung des Mannes für den Beruf der Volks' Vertretung. Nun steigt nach Kämpfen und Siegen ohne Gleichen endlich die Erfülluug, „die schöuste Tochter dcS größten Vaters," segnend zu uns hernieder. Wie sollte die Hoheit dieser Tage, deren Gehalt lein Mitlcbcnder ganz zu durchschauen vermag, nicht gerade die Herzen Ihrer Mitbürger glühend uud lebcudig durchdringen und elitflainmen? Hier mögen in der Residenz des deutschen Kaisers, dcm Sitze der Ncichsrcgie-ruug, dem Versammlungsorte des deutschen Reichstags, fortan die Geschicke des Vaterlandes allezeit zum Heil -und Gedeihen, zu Freiheit und Frieden entschieden werden. — Das Hoch des Stadtsyndicus Dunckcr auf den Kaiser lautete: Se. Majestät der deutsche Kaiser Wilhelm der Siegreiche. König von Preußen lebe hoch! Der Kaiser und die Prinzen nahmen um 11 Uhr am Büffet Platz, um 12 Uhr hnb der Kaiser die Taftl auf und verließ den Saal unter neuen Hochrufen; die polnischen Abgeordneten haben die Einladung des Magistrates zum Begrüßungefeste abgelehnt. In dem be züglichen Schreiben heißt eS: „Der ehrenvollen Einladung können wir Polen, wie wir überhaupt gegen unsern Willen und trotz unserer Proteste nur der obwaltenden Umstände halber im deutschen Reichstage Sitze einzunehmen genöthigt sind, nicht Folge leisten. Wir müssen unsere Theilnahme an dem Feste überdies schon auS Achtung für die Deutschen ablehnen, indem wir durch Einmischung eines fremden Elementes in ein specifisch deutsches Fest leinen Mißton bringcn wollen. Schließlich ist aber unser Fernhalten auch auS dcr Achtung vor uuS sclbst und aus der Achtung vor unserem Volle, welches uns gewählt hat, geboten, denn obwohl wir die Großartigkeit dcr jüngsten Ereignisse zu würdigen wissen, und obwohl wir die staatliche Vereinigung dcr deutschen Stämme auf Grund des Nationalität«!-Princips und historischen Rechts mit ausrichtiger Freude begrüßen, so sind uu< sere Gefühle dennoch dadurch tief verletzt, daß eben dieses Deutschland den Polen gegenüber dieselben Grundsätze und Rechte, welche es für sich in Anspruch genommen und welche Grundsähe und Rechte den Polen im vollsten Maße und ganzer Bedeutung ebenfalls zur Seite stehen, nicht gelten lassen will. Obgleich wir demnach die Freude der Deutschen begreifen, wclchc ihren Ausdruck auch in dieser feierlichen Festlichkeit findet, können wir Polen leider auS den angegebenen Gründen daran nicht theilnehmen." (Pr.) Hagesnemgkeiten. — (Schematismus dcr k. k. Landwehr.) Aus der k. k. Hof» und Staatsdruckerei ist soeben der vollständige Schematismus der l. k. Landwehr der im Neichsrathe vertreteneu Königreiche und Länder fiir 1871 hervorgegangen. Derselbe enthält die Centrallcitung, das Obercommcmdo und sonstige Territorial- uud Localbehördcn, die Officiere der Fußtruppen, der Cavallerie und des Iusiizdienstcs, die Landwehr-Aerzte und Beamten. — (Vollzug der gegen G efä'llsübe rtreter verhängten Arreststrasen.) Es ist der Fall vorgekommen, daß ein um den Vollzug einer Arreststrase gegen einen GefällsUbertreter angegangenes Bezirksgericht nicht blos die Zustellung der von der Fmanzvezirls'behörde an den Verurtheilten hierüber ergangenen Verständigung, sondern auch die Vorladung des Verurtheilten zum Antritt der Arreststrafc aus dem Grunde abgelehnt hat, weil nach der Mimstenalverordnung vom 4. Mai 1868 in den Arresten der Bezirksgerichte lediglich die Verwahrung der Gefällslibertreter während der Un'ersuchung und der Vollzug der gefällsgerichtlichen Arreststrafen stattzufinden hat, den Bezirksgerichten aber lemesweas die Einleitung des Vollzuges der von den Gefällsgerichten geschöpften Straf-erlenntnisse übertragen worden ist. Um solche Vorkommnisse zu verhüten und die daraus entstehende Erschwerung und Verzögerung im Vollzuge der gcfällsgerichtlichen Arreststrafe möglichst zu beseitigen, verfUgt ein Erlaß des Justizministeriums an sämmtliche Oberlandesgerichte die Vcrstän-digung der Bezirksgerichte dahin, daß sie über Ersuchen der Gefällsbehörden, welche nach § 886 G. St. G. berufen sind, die Vollstreckung der gefällsgerichtlichen Erkenntnisse zu veranlassen, nicht blos die wegen GefäNsUbertre- 656 tungen auferlegten Arreststrafeu in deu bezirksqerichtlichen Arresten in Vollzug zu sehen, sondern auch die darauf bezüglichen Verständigungen der Gefällsdehördeu den Aerur» theilten zuzustellen und die Letzteren zum Antritte der Arreststrafe vorzuladen oder nöthigenfalls gesiellig zu machen haben. — (Ein Haupttreffer bei Eduard Fürst.) Vei der am 1. September 1870 stattgehabten Ziehung der 1864er Lose wurde der Haupttreffer von 200.000 st. auf einen Nalenbrief gemacht und gehören die glucklichen Gewinner dem Wiener Kleingewerbe an. Fortuna hatte sich also diesmal eines Besseren besonnen. — (Trichinen-Kran lheit.) Von HauSwalde bei Heiligcnbeil, wo die Trichinentranlheit ausgebrochen, sind Patienten in Berlin angelangt und befinden sich dorl in ä'rzücher Behandlung. Sie haben dieselben in Folge des Genusses von geräuchertem rohen Schinken belommen. der Von einem Schwein herrührte, dessen bis dahin genossenes, durchgekochtes und gebratenes Fleisch keinen Schadcn angerichtet halte. — (Berliner Aquarium.) Der Director des Berliner Aquariums Herr Dr. Brehm ist gestern mit einer reichen Ladung von Thieren des adrialischen Meeres von Trieft in Wien angekommen und noch mit dem Abendzuge nach Berlin weitcrgcreist. Er hofft, durch diese Beschleunigung der Fahrt und die persönliche Ueberwachung der zarten und empfindlichen Geschöpfe diefe zum größten Theil lebendig nach Berlin zu bringen. Das Aquarium ist auf diese Zufuhren aus dem fernen adrialischen Meere angewiesen, dessen interessante Thierwclt sich wed^r in der Ostsee noch in der Nordsee findet. — (Die Blattern-Epidemie) tritt in allen Theilen des GroßherzoglhumS Badens sehr verheerend auf. — (Auf dem Rothschi ld'schen Comptoir) m Frankfurt a. M. erschien vorgestern Nachmittag ein Mann, angeblich ein Franzose, und forderte vier Millio« nen. „Nenn ich sie nicht erhalle," erklärte er, „so wird Frankfurt von einer Verschwörergesellschaft in die Luft gesprengt, mit dem Haufe Rothschild wird der Anfang gemacht." Sofort erpwdirte ein Kanoncnschlag, der Fenster, Thüren und Tische zertrümmerte und einen Mäkler verwundete. Der Franzose, der verhastet wurde, scheint wahnsinnig zu sein. — (Aus Paris.) Die Rückzahlung von Schulden jeder Art, welche bis zu diesem Tage (18. April) gemacht und für welche Acceple auf Sicht gegeben wurdeu, muß zufolge Decreles biunen drei Jahren uom 15. Juli d. I. ab cffectuirt werden. — Wer die Stadt verlassen will und nicht unter 19 oder über 40 Jahre alt ist, bedarf eines förmlichen Passes; alle im dienstpflichtigen Alter befindlichen Bürger werden zurückgehalten. — (Die Prinzessin Mathilde) (Cousine des Kaisers Napoleon) foll vom belgischen Minister des Innern ersucht worden sein, ihren Aufenthalt anderwärts zu nehmen. Die Prinzessin hat sich bis jetzt geweigert, Belgien zu verlassen; man bezeichnet ihr Haus als das Centrum der bonaparlistischen Agitation. Locales. — (Der katholisch-politische Verein) sür Krain, dessen abgeänderte Statuten von der t. k. Landesregierung genehmigt wurden, wird heute Abends seine con. stiluirende Versammlung halten. Programm: Wahl der Direction, Bestimmung des Monatsbeürages und der Monalsversammlungcn, schließlich allfällige Anträge. — (Für die freiwillige Feuerwehr) spendeten Herr Michael Lentfchc in Lauerza 30 st. und Herr Baron Grimschitz 5> fl. — (Unglücks fall.) Am Mittwoch gegen Mittag war der Prakticant eines hiesigen Specereigeschäfleö, ein junger Mensch von etwa 18 Jahren, im Keller damit beschäftigt, aus einer großen Flasche, die etwa 70 Pfund Vitriol enthielt, eine zweite kleinere Flafche zu füllen, als plötzlich die große Vitriolflasche unter mächtigem Knalle erplodlrte und ihren Inhalt über den Pralticanten ergoß. Der Bedauernswert he erlitt auf der Brust uud im Gesichte sehr erhebliche Verletzungen uud liegt schwer krank, doch nicht hoffnungslos darnieder. Die Augen blieben wunder-darerweife verschont. — ^(Tabor in Lees.) Das endgiltig beschlossene Programm des Tabors in LeeS, der am 29. Mai abgehalten wird, lautet: 1) Vereinigung aller Slovcucn in ein administratives Ganzes mit nur rincm Landtage in Laibach, 2) Regelung der Servitulssragc in Oberlrain, 3) die con» fefsiouölosen Schulen mögen aufgehoben und das Volksschulgesetz vom 25. Mai 1868 den Verhältnissen eines jcdcn Landes entsprechend abgeändert werden, 4) Einführung der slovenischen Sprache in Amt und Schule, 5) Grüuoung von Aushilfs- und Vorschußlassen auf dem flachen Lande, In dem vorbereitenden Taborausschusse ist der oberkrainische Clerus durch 4 Mitglieder vertreten. An der Spitze steht der gewesene Reichsralhöabgeordnete Pfarrer Looro Pintar. — (Eisenbahn project.) Der Buchdruckereibe-siher Friedrich Geillcr, der Eisenbahn- und Bcrgbauunter-nehmer Samuel Samuely uud der t. k. Major Emanuel Schuppanzigh von Frantenbach haben beim Handelsministerium um die Vewllligung zur Vornahme lcchnischcr Vorarbeiten für eine Eisenbahn angesucht, welche von der Linie Laibach-Tarvis der Kronprinz-Rudolphbahn nächst Jauer-bürg abzweigen und, dem Idriathale folgend, die Bergstadt Idria erreichen soll. Von dort soll die Trape entweder Über Heiligenkreuz oder über Wippach in das Wip« pachthal einlenken und durch dasselbe einerseits bei Nadre-sina, andererseits bei St. Peter den Anschluß an die Südbahn in der Richtung gegen Trieft und Fiume erlangen. Neueste Post. Zara, 19. April. Auf gleichzeitige Initiative Sr. Excellenz des ErzbischofeS, des Militalcommatldo's, des LandeSausschufseS und der Stadtoertretung tvurdc heute in der hiesigen Mctropolitalilirche für den liochbctrauerten Viccadmiral v. Tegetthoff, welchen diese Stadt zu ihren Ehrenbürgern zählt, ein feierlicher Trauerftottcödienst gehalten, bei welchem alle Civil' u»d Militärbehörden mit sä'innlllichcn hier garnisonilenocu l. l. Truppcnlörpe«n, der Landesausschuß, die Gemeindevertretung und eine zahlleichc Gevöltcrung sich delheiligtcn. Wien, 20. April. Dcr Finanzausschuß beschloß, die Genehmigung dcS Gesetzentwurfes der Sttuerfortcr-hcbuu^i für Mai zu beantragen. München, 20. April. Ueber Professor Friedrich wurde die größere Excommunication verhängt. Versailles, 20. April. Mittwochs Abends. Die Einnahme von AsmcrcS durch dic Regierungstrup« pen wird officiell bestätigt; bis Abends nichts Neues uom Kampfplatze. Mh» erc Pariser Aufstandsparteiblütter befürchten eine nahe Velsöhinnig. London, 20 April. Napoleon miethete cin HauS auf der Infel Wight. — Die Pforte soll im Sommer cine starte Panzerflotle ins Schwarze Meer entsenden. Brüssel, 1i). April. Die „Indcftcndance" meldet : Nächstens wird der National'Persammluna. in Versailles ein Gesetz vorgelegt werden, welches Thiers ermächtigt, in denjenigen Departements, wo es erforderlich sein sollte, den Belagerungszustand zu verhängen. Arn ssel, 19. April. Ueber die letzten Kämpfe berichtet „Eloile belgc" aus Paris, 18. d., Früh: Gestern wurde bei Neuilly mit großer Erbitterung getämftft. DaS Gefecht begann mit einem Gcwchrfeuer aus Häusern und Gärten. Die Mitrailleuse» forderten zahlreiche Opfer. DaS 20l. Bataillon der Insurgenten löste sich auf, da der Commandant desselben bald nach Beginn dcS Gefechtes getädlet wurde. Der Verlust dcr Insurgenten ist enorm. Sie zogen sich schließlich zurück, um einer Um< gchnng zu entrinnen. Granaten von dcr NcuilN)-Blü>lle Vermuthung. Die Födcrirlcn besitzen leinen Zoll« breit mehr auf dem rechten Seine-Ufcr, sie unterhalten ihr Kanoncnfeucr nur noch von dcr Enceintc, Clichy, LcvalloiS und Sablonuillc. Die Vcrsaillcr Truppen bombardiren heftig Pasfy. den Trocadero, Tcrnes, Le-vallois und Clichy. Paris, 19. April. (Tr. Z.) Die Versailler drana/ ten die Vorposten der Föderirten bci Nemlly aus 100 Meter zurück. Ein Insnrgcnlcnbericht sagt, die Angriffe auf die Trancheen von Issy und den Bahnhos Elamart wurden zurückgewiesen, und constatnt, daß i>aö Ncgcn' welter dilAnsammlung und das Zusammenhalten der Ratio» nalgarden erschwert. „Mot d'Ordre," „Commune" und ..Vcngeur" befürworten ein Versöhnnügsptogramm, dtssen Grundzüge die Erhaltung der Ncpnblil. Alifrechlhaltung dcS Communalrechtcs aller französischen Siädle, Auto-nomie der N^tionulgarde. Auflösung der Asscmblee und dcr Eommum, Neuwahl der Asscmblee und der Go mcindcrälhc, InterimSregicrnng in Versailles und Paris, slmncslie und Waffenstillstand sind. Versailles. 20. April. (Tr. Z ) Mittwoch Abend Sitzung der Asscmblce. Picard bestätigt die Einnahme von AsniöreS und fügt hinzu, diese, vereint mit dem negativen Parifcr Wahlresultatc, werde dem Aufstand.-einen entscheidenden Schlag versetzen. Bis Abends nichts NellcS vom Kampfplätze. Telegraphischer Wechsele vurH vom 20, April. 5pcrc. MetalliqmS 58.?5, — 5pcrc Metallenes mit M°i-nnd November-Binsen 58 75 — 5>perc, Natioiial-Anlehen 68.55. ^ 1860er StaätS-Nnlehen 90.30. - Vantactien 742. — llrcdil-Acticn 277,90 — London 125.30. - Silber 122 30. — K, l, Vtünz-Dncatcn 5.91. — Napolcond'or 9.96. Angekommene Fremde. Am 19. April, «5l< sn«t. Die Herren: Lanzer, Monfalcone, - Finmis, Mon-falcone. — Schwolcl, Wippach, — Laz;c>rini, Handels»,, Paulic, Priester. VorZt, — Malley. Eommissär, Ndelbberg. Mach Wir». — Müller, Kanfm, Wie». ^tn«>t NVl«»,,. Dic Herren: Mayer, Kanfm., Wie». — Unger. Kanfm., Nemschcid. — Brandl Kansm, Älagenfurt. .- Neu: malm, Kaiifm., Pest. — Oaiiscl, Knusli,., Wieii. — M>isci>iittrr, Kalifin, Kanischa. - Burgei', Priuat, Klagcilflirt. — Wol^ filler, Besitzer, Plauinc,. — Frau Gräfin Paco, Ponouilsch. Meleorolo^ische 3zool)nchlllllsse,l w Lni?liclj. ?1s^^7^3^' 'i-s^l" SSW.schw7>f. ganz bcw.^ ^ 20. 2 „ '>'. ^22,5, ! -4-14. SW. mäßigl ganz dew. ! ^ l0 , An. 324 34 ^ > 5 5. !SW. mäßigj trülx: ! ^^" Morgei,rc>!l>. Ncgeinvollcn, aliwcchsrlno starlc Güsse, Nach' mittags 5 Uhr Vlitz mit Donner, Regenbogen. Abends heftiger, > ll>lt,'r Wind, Blitze, in den Alpen Schiicrsa'll. Das Tageömilttl ^dcr Wärme ->- 10 1°. n«^»>»5i,"»^t '^ie„, l9. April, Die Vorkurse schtc zn hohen knrsen ein, bcl,aliptete dieselben nnler SchmmllmMN und steigerte sie schließlich »och »», etwa.'«. '.'Uiglo nolirlen 272 50 Dmj"WiN»Vl. 274.50, Aankucrcin 24«.50—251, Credit 278.70—279.80 Uuiou 268-208.50, Karl-Ludwig ^65.25, Tramway 2l9,75—-^>2, mir Lombarden fielen von 179,70 bis 177.40. Dir Miltanöbm'sc zeigte ohuc zn Tage tretende besondere Ursache eine rcseruirtc Hallimg, wenig Geschäft und im weiteren Verlause mäßige Rilctgana/. Rente hielt gestrigen Cnrö, 1»60cr Lose wa rrn mit 96 80 in Ve'rtehr. Nationalbant' wurden zu 746 744 gehandelt. Lombarden erholten sich anf 178.75. snlwcntionirtc Bahnen hatten nnr geringfügige Veränderungen. Lebhafteren Begehr regten Fsinf'kn'chen-Barcscr bis 168 und Lrmbcrg-Czeruowltzer mit 179.50 au. Credit und Anglo uariirtcn innerhalb dcr Curse des Vorgcschäslcö, Banlocrcin wichen unter 249, Union anf 266.50, Tiamway stiegen bis 223. k. AUsseneine Gtaatsschulo. Mr 100 fl. Geld Waar, Einheitliche Staatsschuld zu 5 pTt.: i„ Noten verziuSl. Mai-November 59,— 59,05 , „ „ sscbruur-August 58 95 59. „ Silber „ Jänner-Juli . 6870 6H.80 „ „ „ Aprll-October. <:8.«0 68.70 «^le »)I. 1839......287.-288.— „ „ 1854 (4"/,) zn 250 st. 90.— 90 50 ., I860 z» 500 fl, . . 96.75 97.— „ „ 1860 zu 100 si. . . ,08— 109.- „ 1864 zu 100 fi. . 124 25 124 50 '/laats-Domünen-Psaudbritsc zu 120 st. ü.W. i" Silber . . 122.50 123,— ». GrundentlastunstS-Oblinationen. Filr 100 fl. Ml> Wllar^ Bühmm . . . . zu5pilt 9450 95.50 Galizi«! .... « 5 « 74 50 75.- Nieder-Oesterrcich. . ^ b „ 96.50 97.— Ober-Oesterreich . . „ 5 „ 94.— 95 — Siebeubiirge» ... „ 5 „ 7425 74,75 Grntrmor/ ... „ 5 » 93 — 94 — Ungarn .... „ 5 „ 7930 79.80 t?. Andere iiffl-ntliche Alllehen. DonauregnlirnngSlosr zn 5 p !^,. , . Gelb Waare Slrbcnti. Vahn m Silber verz. . 89.— 89 25 SlaatSb. G. 3°/« « 500Fr. „I. Em. 139.- 139 l'U ^Sildb. G. 3°/. i> 500 Frc. pr. Stllcl 113 — 113 50 ,Slldb.-G. ^ 200 ft.z. 5"/<> filr 100 fl. 89.90 90.10 Slldb.-Nons 6°/, (187l>—74) i. 500 Frcs Pr. Stillt , . . 241 50 —.- Ung. Ostbahn sllr 100 fl. . , 85.- 85.20 »l. Vrivatlose (per Gtilck.) jCreditanstalt f. Handel u. Gew, Gelb Waaie ! zu 100 fl, ü, W......163 — 163.5« Rudolf-Stiftung zu 10 fl. . . 1450 15.50 Wechsel (3 Mo«) Geld Waare Augsburg für 100 st, sttdo. W. 104 20 104.40 Frankfurt a.M. 1W st. delta 104.50 104.70 Hamburg, sür 100 Warl Uai:c° 92. l5 92.25 London, fllr 10 Pfnud Gtvrliltg 125.20 125 30 Pari«, für 100 Franc« . . . —.— - -^ <5vur6 der Geldsrvteu Geld Waar, it. Miinz-Ducater, . 5 st. ft9 ll. 5 st. 90 lr. NaftoleonSd'or . . 9 „ 96 „ 9 „ 96j „ Preuß. Lassenschcine, 1 .. «4; . 1 ,. 85 ^ l^ill,« . . 122 ^ — „ 122 ^ 5»0 „ >«rainischr lKrundentlastung« - Obligationen, Pri^ I uatnotlruu«: 86.— Velb, — Waar,.