Kr Annst, Literatur, Theater n. geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. 22, VHWN,e l. s. Post »nicr l!nu?err m,t voriosrc,er Zusendung ganuäbr,» », baibinbr,« 4 sl, C,M., und w,rd baibjöbr,!, voraus­ bezahlt. Alle i. t. Postümler nebnien Pränumeral,»» an. I n Laibach lränumrriri man beim Verleger am Raa», Nr. >yu, >,» erste» Olocke. Die beiden Quellen. Bei,» Jahreswechsel. ^^ie Götti», die ernste, schreitet, Die nimmer müde Zeit Durch einen Hain entlaubet Von, Wiuterfrost beschneit. Es ragen die Thatcn der Nonvelt Wie Eiclien grau empor. Aus ihrem Dunkel sprudelt Ein rascher Bronnen hervor. Der rauschte wohl, als der Frühling Sich Neilchenkränze wand. Der rauschte, als der Sommer Die Zold'ne» Garben band; Er rauschte, als der Winzer Zum Moste Lieder sang. Und als in blanke Fesseln, Der Winter die Fluren zwang. So manchen Pilger erquickte. Der Ouell, so labend und gut, Doch manchem Tollen verkühlte Er auch das erhchte Blut. Oeheimnißvoll aus der Tiefe, Bracht' diesen, er Kranze heraus; Doch jenem Tollen schwemmte Er Steine zur Gruft vor das Haus. Der Eine fand goldene Körner I n seinem klaren Giund, . Dem Ändern zischten Nattern, Und stachen das Herz ihm wund. Dem Ersten bliytcn Cristolle Der liebe entgegen, so hell; Den, Zweiten bracht' Todtcnlränze Der kalte, sprudelnde Quell. Oft sielen blutige Tropfen, Oft Thränen der Freude auf ihn. Doch unverändert an Farbe Floß spielend und leicht er dahin, Ihn kümmerte nicht das Gestrippt An mancher einsamen Stell', Wo Bronnen viel versieget Einst munter, wie er und hell. Ihn kümmerten nicht die Gräber, Die er im Laufe begrüßt. Der Ocean nicht, der liefe, Deni selbst entgegen er stießt. Wie die Zeit mit dem Blick der Sonne Zum sprudelnde» Vorne eilt, War' je sie stille gestanden, Sie hätte an ihn, verweilt; Sie hätte die Blumen gesammelt, Die perlend sein Thau uns schafft, Sic hätte die Todten beweinet. Die er dahin gerafft. Da trübt sich ihr glänzend' Auge, Sie schliefet mit rascher Hand Die Mündung des rauschenden Quelles Demnach schon ein zweiter sich fand. Der neue bricht rasch und kräftig Aus finsterer Urne zu Tag, Noch können wir's nimmer errothcn. Was er uns wohl bringen mag. Ob weniger Blumen, ob mehr noch, Ob Schmerz, ob wonnige Lust. W,r müssen es stumm erwarten Mit frommer, hoffender Brust. Der den Iahrgucll bcrvo, gerufen. Den Lauf beweget der Zeit, Der Herr, der die Sonnen gezählct, Und Nächte der Ewigkeit; Er wird zum Besten es lenken, Ob rossg die Wellen glüh',,. Ob schwer von blutigen Thränen Durch Lclchenhiigel sie zieh'n. Ur. Rudolph Puff. Der Klausner. Erzählung von M, Vehovar. (Beschluß.) Die ersten Wolken umdüsterten den bisher reinen Himmel der Liebenden, aber ihre Neigung blieb sich gleich, nur warf der Wille des Vaters den Schleier deö Geheim­nisses über ihr Verhältnis;; denn er wollte der Tochter Ruf nicht auf ein ungewisses Spiel gesetzt wissen. — Jetzt 28H erst fühlte Andreas das Untergeordnete und die Armse­ligkeit seiner Lage, und Tag und Nacht war er mit Pla­nen zu deren Verbesserung beschäftigt. Freudig kam er an einem rauhen Wintertage zu dem Pächter und entdeck­te ihm, daß er einen Ruf nach dem berühmten Salzberg­werke Wieliczka erhalten habe. Dort, versicherte er, wolle er sich durch Fleiß und Geschicklichkeit hervorthun und ei­ne günstigere Gestaltung seiner Lage müsse eintreten. Agnes schwankte zwischen Furcht, den Geliebten zu verlieren, und der Hoffnung, welche ihr aus dieser Tren­nung zu dämmern schien, als aber ihr Vater des Gelieb­ten Ansichten theilce und dieser sich hoch und theuer ver­maß, binnen zwei Jahren, nicht nur mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, sondern auch mit Ansprüchen auf einen ehrenvollen Posten, zurückzukehren, da fügte sie sich, obwohl mit Schmerz in dessen Willen, und Andreas Abreise wurde festgesetzt. Die Trennungsstunde kam. Stumm und weinend lag Agnes in den Armen des tiefbewegren Andreas; -— da fuhr, wie ein schrecklicher Blitz, ein Gedanke durch seine Seele: „Wirst du auch treu des Geliebten harren, Mäd­chen?" — fragte er mit erglühendem Gesichte. „»Und du tonntest zweifeln? — Sollte es nicht mir darum bangen,«" entgegnete sie, „„und ich nicht fürchten, daß dir in der Entfernung ein Mädchen, besser und schö­ner als ich, begegnen könnte?"" „Mich treffe Gottes Fluch, wenn je mein Auge auf einem andern Weibe mit Wohlgefallen ruht" rief er fei­erlich aus; — „aber," fuhr er bebend fort, „Agnes! die Du mir mehr als mein Leben bist, wenn Du mir un­treu werden könntest! — dann verzweifle ich an Gott und an seinen Engeln, dann begrabe ich mich lebendig, und verflucht sey mein Mund, wenn er je wieder den Namen Weib ausspricht, verflucht mein Auge, wenn es den Blick zu einer andern erhebt! — Schwörst Du mir ein Glei­ches?" — „„Gott sieht in mein Herz!"" schluchzte an seiner Brust das Mädchen und herein trat der Vater mit der Warnung, den Abschied sich nicht zu erschweren. Er legte mit der Bedingung die Hände der Liebenden in ein­ander, ihr Bündnis; als heiliges Geheimnis; bis zu An­dreas Rückkehr zu bewahren. Stumm umarmte dieser »och ein Mal Vater und Tochter, und der Morgendes an­dern Tages sah ihn schon mehrere Meilen weit von der Heimat entfernt. Noch nicht ganz zwei Jahre waren seit diesem Tage verflossen, als am Abende des Kirchwechfestes der Schicht­meister Bröl l mit seinen Gästen im Hell erleuchteten Zim­mer beim Kartenspiele saß und seine junge Gattin mit munterer Laune die Frauen unterhielt. Da flog klirrend eine zersplitterte Fensterscheibe in das Zimmer und eine furchtbare Mannsstimme brüllte ein gellendes: „Glück auf!" durch die Öffnung. — Schrecken ergriff die Ge­sellschaft; der Schichtmeister- und die übrigen männlichen Gäste sprangen auf, und eilten hinaus, den verwegenen Störer zu züchtigen, aber keine Spur von einem Men­schen war in der Dunkelheit zu gewahren, und in der Meinung, daß irgend ein betrunkener Unhold diesen Streich gespielt, begaben sie sich wieder nach dem Zimmer. — Doch hier fanden sie des Schichtmeisters Frau in tiefer Ohnmacht, aus welcher sie sich erst nach langer Zeit erholte. Aber schrecklich war ihr Erwachen! I n fürchterlichen Zuckungen rief sie den Namen Andreas aus, und we­der Zureden noch Fragen ihres Garten und der Uebrigen konnten sie beruhigen und zu etwas andern, bringen, als zu unzusammenhängcnden, Allen unverständlichen Aeuße­rungen, worunter die Worte: „verfluchen und leben­dig begraben" am öftersten vorkamen. Jedermann glaub­te, daß der Schreck sinnverwirrend auf die Nerven der zarten Frau gewirkt habe. Es wurde nach dem Arzte geschickt und die Gäste entfernten sich mit Bedauern über den Unfall. — Unter den Händen des Arztes besserte sich erst am an­dern Tage der Zustand der Leidenden und ihr erstes Ver­langen war, als sie sich etwas erhohlr hatte, mit ihrem Gatten allein zu sprechen. Während dieser geheimen Un­terredung langte der Vater der Schichtmeisterin an, und als a«ch er sich zu der Kranken begab, wurde das Ge­spräch lebhafter, und tobend verließ endlich der Schichtmei­ster das Zimmer, eilte mit fürchterlicher Heftigkeit in's Freie, und kehrte erst spä't am Abende zurück, ohne nach seiner Gattin zu fragen. Es wird nicht schwer zu errathen seyn, daß die Gat­tin des Schichtmeisters leine andere, als Agnes, war. Andreas hatte in der Trennungs-Stunde ahnungsvoll von der Möglichkeit einer Untreue gesprochen. Das Bild des armen Steigers war nach seiner Entfernung bald aus der Seele des schwankenden Mädchens gewichen; der stolze Vater, dem diese armselige Verbindung ohnedies nicht zu­sagte, hatte auch das Seinige beigetragen, jeden gebliebe­nen Eindruck zu verwischen und zu diesem Zwecke auch al­le Anstalten getroffen, daß nie ein Brief des Geschiedenen in die Hände der Tochter gelangte, und so hatte denn,, noch eh^ ein Jahr abgelaufen war, der Antrag des zwar weniger angenehmen, aber doch wohlhabenden und uielge­achteten Schichtmeisters willkommenen Eingang gefunden. Andreas kam mit den schönsten Aussichten in seine Heimat zurück. Gräßlich aber war der Eindruck, wel­chen die Nachricht von Agnesens Untreue und seines Jugendfreundes auf ihn machte. Bei seinem festen, con­sequenten Charakter läßt es sich erklären, daß er jenen Ausspruch in der Trennungs-Stunde wahr machen konnte, daß er, gleich einem Menschenfeinde, sich in jene Einöde freiwillig vergrub, wo Friedrich ihn fand, und seinen Haß gegen ein Geschlecht, von welchem er so schändlich betrogen wurde, in diesem düstern Aufenthalte, wo er sich ganz allein mit seinen Gefühlen befand, immer mehr mit seinen finstern Begriffen nährte. Seit jenem Kirchweih-Abende, wo er sein verzweifelndes: „Glück auf!" durch das Fenster des erschrockenen Pächters donnerte, ward er nie I83 wieder an einem bewohnten Orte gesehen und erst nach längerer Zeit erkannten die Landleute in dem Klausner den verschwundenen Andreas. Der freundliche Ehehimmel in des Schichtmeisters Hause war seit der unglücklichen Entdeckung getrübt. Bröl l dachte redlich genug, um das treulose Benehmen seiner Oattin und ihres Vaters zu verabscheuen und an die Stelle der wirklich zärtlichen Neigung trat Haß, Härte und Miß­trauen. Er ward zum Haustirannen; die nach kurzer Zeit wieder erblühte Gattin vermochte ihn nicht mehr zu fesseln. Sie verließ endlich sein Haus und gern willigte er in die Scheidung. Ih r nachher geführter leichtsinniger Lebenswandel bewies, daß sie weder des einen, noch des andern durch sie betrogenen Mannes würdig gewesen war, denn vor mehreren Jahren hatte sie mit einem elenden Aben­teurer die Heimat verlassen und vor zwei Jahren erhielt ihr Vater die Nachricht, daß sie in L*** in den dürftig­sten Umständen gestorben sey. Der Schichtmeister Bröl l war lange in der trübsten Stimmung geblieben, nur die rastlose Thätigkeit hatte ihn wieder an das Leben geknüpft. Er vermählte sich, wie­wohl schwerlich aus Liebe, zum zweiten Male, und wur­de endlich wieder ein angenehmer Gesellschafter. Nur des Einsiedlers durfte niemand gegen ihn erwähnen; denn ihm hatte es nicht gelingen können, diesen von seiner Unschuld an Agnesens schändlicher Untreue zu überzeugen und so wurde auch bei ihm jede Erinnerung an den unglücklichen Jugendfreund ein Stachel innern Grames und, wiewohl ungerechten, Vorwurfes. Friedrich fühlte die innigste Theilnahme mit den Schicksalen der beiden Jugendfreunde, deren Lebensglück durch ein leichtsinniges, wankelmüthiges Geschöpf so grau­sam zerstört worden. Er vermied es sorgfältig, durch ir­gend eine Erwähnung die alten Wunden des redlichen Schichtmeisters aufzureißen und der Befehl seiner Obern zum Abmärsche kam ihm nicht unerwünscht, da er sich schon aus seiner düsteren Umgebung hinaus zu sehnen begann. Ehe er abreis'te, wollte er noch einen Schritt zur Versöh­nung der beiden so arg getäuschten Männer versuchen, und machte sich daher zu einem neuen Besuche des Klaus­ners auf. Er stellte ihm die ganze Verkettung der Um­stände und die Unschuld des Schichtmeisters in das hellste Licht und wandte alle Überredungskünste an, ihn aus die­ser Einsamkeit wieder in's thätige Leben und in freundliche Geselligkeit zu bringen, aber er erwiederte ihm bestimmt und fest, daß alle Mühe vergebens sey. Es freue ihn zwar, seinen Jugendfreund unschuldig zu wissen, doch ihn wieder sehen könne er nicht, ohne an die Vergan­genheit schmerzlichst erinnert zu werden. Unter Menschen gehen werde er nimmer mehr; seine Grotte sey ihm durch die Zeit zu lieb geworden und er wolle an seinem Schwü­re, den er bisher so treu gehalten, nicht brüchig werden. Der Starost Kaniowski. N°,< L. Arnold Kinou. Zu Ende des achtzehnten Iahrhundertes, unter der Negierung August u>,, wohnte auf dem Schloße Kaniow in Polen ein Edelmann, den man kurz de» Starosten Ka­niowski nannte, und der zwar keine Gelegenheit unbe­nutzt ließ, Gutes zu wirken, der sich aber jedoch nicht sel­ten auf Kosten Anderer lustig machte. Eines Tages kamen zwei ziemlich dicke Herren aus einer entfernteren Gegend des Reiches, welche den Staro­sten nicht weiter kannten, auf sein Schloß. Es war be­reits Abends, und der Besitzer der Burg nahm die frem­den Reisenden nach alter Sitte gastfreundlich und höflich auf. Nachdem man beim Nachtmahle tüchtig gegessen und noch fleißiger getrunken hatte, fragte sie der Edelmann nach dem Zwecke ihrer Reise. Sie antworteten, daß sie gesonnen wären, ein ausländisches Bad zu besuchen, um von ihrer Wohlbeleibtheit, die ihnen bei vielen Geschäften sehr hinderlich war, befreit zu werden. Kaniowski ver­setzte nichts darauf, trank ihnen vielmehr weidlich zu, und ließ sie dann auf ihr bestimmtes Zimmer geleiten. Als sie fest eingeschlafen waren, befahl er sie in ein grobes Hemd und den gewöhnlichen Arrcstantcnkittel zu klei­den, au.ch ihnen derbe Schuhe anzuziehen und sie in das Ge­fängnis; zu den andern Gefangenen zu sperren. Einer dieser Herrn wachte in der Nacht auf und fühlte heftigen Durst; er rief seinen Diener, und als sich dieser nicht melden woll­te, stand er selbst auf, um auf dem Nachttische sein Was­ser zu suchen. Bei diesem Geräusche wachte ein Arrestant auf, hörte die Flüche und das Geschrei des Reisenden und reichte ihm eine Kanne mit Wasser; doch dieser ließ sie un­angetastet und weckte seinen Gefährten, mit dem er zu sprechen begann; nach einigen Worten, in denen sie sich über ihren Zustand besprachen, fragten sie auch gegenseitig, ob sie schliefen, träumten, oder ob diese traurige Existenz Wahrheit sey; als sie jedoch kein genügendes Resultat her­ auszufinden vermochten, beschloßen sie ruhig den Anfang des Tages abzuwarten. Aber kaum fing es an zu tagen, so erschien ein Hei­ duke und trieb sie zur Arbeit. So ging es länger, als eine Woche hindurch, und sie begannen sichtbar abzuma­ gern. Zu Ende dieser Zeit gab Herr Kaniowski ein großes Fest im Schlosse, gerade wie es an seinem Na­ menstage zu geschehen pflegte, lud viele Gäste und be­ wirthete auch seine Gefangenen hinreichend mit Essen und Trinken. Die gegen die bisherige Gewohnheit genossenen geistigen Getränke wirkten bald auf diese zwei Herren, und als sie fest eingeschlafen waren, befahl Herr Kaniowski, sie zu überllciden und in die Gastzimmer zu bringen. I n der Nacht wachte wieder einer derselben auf, und suchte, seiner Gewohnheit nach, die Kanne mit Wasser. Aber kaum hatte er das geringste Geräusch gemacht, so erscheint ein Diener, schlägt Feuer, zündet die Kerzen an und prä­ sentirt ihm ein Glas mit Wasser. Der Herr traute abermals nicht. Verwundert über die Veränderung weckt er wieder seinen Gefährten, um sich zu überzeugen, daß er nicht träume. Beide bestürmen den Diener mit Fragen über die Aenderung ihres Zustandes, doch dieser will von gar nichts wissen, und in der größten Ungewißheit erwarten sie den Anbruch des neuen Tages. 284 Am Morgon des zweiten Tages wurden sie mit einem köstlichen Frühstücke bewirthet, und als sie Herr Kani­owski fragte, nach welchem Bade sie zu reisen gesonnen seyen, antworteten sie, ihr Entschluß habe sich geändert und sie wollten nach Hause zurückkehren. G h a r a d e. Viersilbig. Euch Ersten, ihr Spiegel der göttlichen Kraft, Oft leider getrübt von Leidenschaft, Wünsch' ich das Zweite , was immerdar Sich zur Vernichtung Ncllonll gebar; Und —das unschätzbarste Kleinod fürwahr — Das Ganze euch Allen zum neucn I