^^M R3. ^»«44^ Vaterländisches Freiherr Hans Katzianer im Türkenkriege. (Fortsetzung.) ^^S war am zweiten Mai, alS der Sultan Mit semer jungeheuern sHeeresmacht von 300,000 Mann, und einem Vortrab von 30,000 Mann von Consiantinopel aufbrach, im langsamen Zuge Sir-mlen durchzog, ohne Widerstand über d»e Save und Dräu setzte, und bis nach Mohacs vordrang. Dort ward Johann Zapolya, zum Zeichen knechtischer Ehrerbietung und Huldigung, zum Handkusse des Sul« tans zugelassen; dort empfing er auch die altgehei» ligte ungarische Krone. Darauf zog der Großherr ungehindert bis Ofen; Alles unterwarf sich bis dahin seiner Macht. Am 3. September dort angelangt, zwang er schon nach einer sechstägigen Belagerung die Stadt zur Ueber« gäbe und am siebenten Tage nach OfenS Eroberung fand Zapolya's feierlicher Einzug auf den Thron der Arpaden Statt. Darauf wälzte sich die türkische Macht wie ein sch-weres Ungcwitter gegen Wien hin. Wien, schwach befestigt, war nur mit 16,000 Mann besetzt, eine unbedeutende Besatzung gegen das gewaltige Türkenheer, welches mit vierhundert Fcucrschlünden am 20. Sept. sich den Mauern der Stadt näherte. Es ist hier keineSwlgS unsere Aufga» be, in die einzelnen Ereignisse der Belagerung weiter kmzugehen. Sie hat in unserer Zeit zur Genüge 'hre Gcschichtsschreiber gefunden. Darum behalten wir auch nur den Mann im Auge, dessen Thaten und Verdienste im Kampfe gegen den Chrlstenfeind zu schildern wir «nS zum Vorwurf dieser Abhandlung gewählt haben. Unter den zwanzig Hauptleuten und KriegS, rathen, die dem Statthalter des Königs Ferdi« nand in Oesterreich unter der E„ns, Frecherm Georg von Puchhaim zu Naps und Kiumpach, zu- aeordnet waren und denen man die verschiedenen Quartiere Wiens zur Vertheidigung angewiesen, war HanS Katzianer in Aller Meinung einer der vornehmsten, der entschlossensten und tapfersten. Wie der Pfalzgraf Philipp vom Rhein, der den Ober, bcfehl führte, der alte Kriegsheld Graf Nicolcus von Salm, Verwalter der obersten Feldhauvtmann-schaft, der sich schon in der Stcyermark als wackerer KriegSmann hervorgethan, wie ferner der Frei» Herr Wilhelm von Roggendorf, FeldmarschaN, der Freiherr Leonhard von Fels, Oberst von sielen Fähnlein, Nlcolaus von Thurn, Oberst über eine Schaar von Reisigen und Spaniern, wie der un» garlsch, Hauptmann Paul Bakits, ein sehr erfahre« ner Kriegsmann, und so jeder andere der Haupt-anführer seinen Posten angewiesen crhalccn hatte, so stand der Frecherr und Landeshauptmann von Krain, Johann Katzianer, als Oberster an der Spitze der leichten Reiterei auf dem scinigen in der Ge» gend des Kärntnerthores, um dort die Mauern gegen den Sturmdrang der Türken zu vertheidigen. Seit dem 26. Sept. war der Feind Tag und Nacht in rastloser Thätigkeit, hier durch Untergraben der Mauern und Anlegung der Minen, dort durch schweres Geschütz, durch Sturmlärm und Scharmützel Wiens Eroberung zu erzwingen. Auch das Kärntncrthor war bald durch Minen, bald durch feindliche Sturmangriffe in den ersten Tagen des October mehrmals schwer gefährdet und bedrängt. Allein alle Versuche deS Feindes, die Mauern zu zer« trämmcrn und in die Stadt einzudringen, wurden durch Tapferkeit im Kampfe und ourch kluggeordncte Gegenanstalten gegen dic türkischen Kriegskünste im, mer glücklich vereitelt, denn wie kaum ein Anderer kannte vornehmlich der Freiherr Katzianer, der schon Jahre lang über daS Kriegswesen der Türken mannich-fache Erfahrungen gesammelt, deren listige Kriegs-Manieren. Und doch gelang eS nicht immer, d»e 54 feindlichen Minen zu vernichten. Am 9. Ocr. wurde der Wall am Kärncnerthore durch zwei derselben so weit aus einander gesprengt, daß vierundzwan-zig Mann neben einander anlaufen konnten, und auch neben dem Burgthore war die Mauer stark beschädigt. DaS ersahen die Türken als die gün« stigste Scunde, um die Stadt zu erstürmen. Sie wagten eS zweimal, mit Sturmgeschrei gegen die Mauer anzulaufen, wurden aber immer m>r Glück zurückgeworfen. Auch em dritter Scurmlauf büel» ohne Erfolg. Dieser dreimal erneuerte Kampf auf der Seite des Kärntnerlhors und deS Burgthors war auch der blutigste und härteste der ganzen Belagerung. Allein Graf Nlcolaus von Salm, oberster Scaachalcer, un) Herr Johann Katzianer, wir vier Fähnlein Oesterrelchern und Kärntnern, standen fester da als selbst der Kärntnerthurm, den d»e feindlichen Minen erschütterten. Nur einige Spa« nier und Deutsche stürzten mir der Mauer hmunrer und flogen mit derselben in d»e Luft» emlge wur« den unbeschädigt in den Graben und in d«e Stadt geworfen." Dleser wilde und blutige Kampf hatte die Kräfte des Feindei so erschöpft, daß der Sultan am fol» genden Tage seinem Hec:e Ruhe und Erholung gönnen mußte. Als nun ader am II. Occ. eine neue Mine aufflog und die Mauer auf der Seite des Kärntnerthores abermals durch Sprengung erwei» tert wurde, wagren die Türken einen neuen Sturm. Dreimal wieder erneuert, ward er von Wilhelm von Roggendorf und !Eck Reisach immer mit Glück zurückgeworfen, wobei auch Hans Katzianer sein Schwert »m Türkendlute färbte, denn zwölfhundert türkische Leichen füllcen damals die Bresche, die jetzt zehn Klafter lang erweitert war. Das Kriegsgebot des Islam forderte einen dritten Sturm. Er ward am 12. Occober gewagt, und wiederum in der Gegend, »vo noch Hans Katzianer seinen Posten hielr, denn zwischen dem Kärntner - und dem Stubenthore war von neuem em bedeutender Theil der Mauer durch Minen zu Boden gestürzt. Man kämpfte auch dießmal wieder von beiden Seiten Mir äußerster Erbitterung, doch für den Sultan ohne Erfolg; denn sHon mußten die türkischen Krieger mir Prü» geln und Säbeln zum Sturm und Streit getrieben werden, so muthlos und velzayc stand nun schon das Tinkenheer vor Wiens Mauern da, Unglück und Mißgeschick im Kampfe, Hungersnoch, Krank--heilen und Ungemach >n jeglichcr Art harten schon allen Muth gebeugt, alle Kräfte gelähmc. Des Sul-cans Stolz aber I»eß noch keinen Abzug zu. (Fortsetzung folgt.) Sine Nacht in der Bretagne. (Beschluß.) Diese Nachricht schlug wie ein Donner ein. Die Spinnerinnen ließen die Spindeln fallen, und die Hütte hallte wieder vom verzweisiungsoollen G» schrei. Auch mich hatte die plötzliche Schreckenskunde bestürzt — da machte das fahle Grinsen der Bett» lennn Mich Mißtrauisch. Glaubt eS nicht! rief ich, meine Srimme ver» stärkend. Sie lügt, sie w«ll Euch nur erschrecken, der Trunk redet auS ihr. Mit emer wilden Geberde warf sich Timor nach m»r um, und unverwandt in mem Gesicht starrend, murrte sie: Seht doch den Edelmann! Ich soll lügen, soll betrunken seyn! Geduld, nur eme kleine Welle Ge» dulo, und die Geister der Schiffbrüchigen, d«e ar» men Seelen der Ertrunkenen werden dem Edelmann schon antworten, ihm und den Frauen von Loc-Evar. Horch', schrie Dinah jctzc, und das Entfttzen, das in ihren Zügen wimmerte, steigerte sich noch. Wir lauschten Alle. E>r. melancholischer Gesang tönte so eben durch das Rauschen deS Wetters __ er kam näher, wurde deutlicher, und als der Wind eine Pause inachce, tonnten wir d»e Worce eines Klageliedes verstehen, welches »n den breragnlschen Gemeinden für die Scelen der Verstorbenen gesungen zu werden pflegt. Hört Ihr die Geister der Schiffbrüchigen! unterbrach die Alte d,e schauerliche Stille in der Hütce: denn >ch selbst stand noch in stummer Betroffenheil Über diese gehelmnißvollen Summen der Nacht. Es werden Pilger seyn, rief ich zu meiner ei« genen Ermuthigung. Reisende, d»e im Vorüberziehen em frommes Abendlled singen. Sehr doch nach, lachte die Alte, Mich herausfordernd. Ich wollte trotzig nach der Thüre stürzen. Die Herrinn der Hütte hielt mily zurück, mdem sie, weinend wie die andern, sprach: Ihr seyd mein Gast — laßt Euch warnen, folgt nicht dem Rufe der Todten! Betet lieber mir uns! Wahnglauben', rief ich. Hört Ihr nickt, wie die Stimmen sich entfernen. Sie werden verhallen auf dem Kirchhofe, sagte Timor, und ihren stechenden Blick auf Mich rich-tend, fügte sie hmzu: Ich weiß wohl, in der Stadt glauben sie nlchr an die Heimkehr der Todten, und der Edelmann taun immer sagen: eS wären nichr die Geister der Ertrunkenen vom großen Christoph. 55 Und der Edelmann hat die Wahrheit gesagt, l'eß sich Plötzlich eine gewichtige Stimme hinter unS vernehmen. Ein Priester war so eben eingetreten. Aus der Begrüßung der unglücklichen Frauen entnahm lch, daß es der Pastor oder __ wie sie in der Bretagne sag?« __ der Rcctor deS Kirchspiels von Loc > Evar war. Er ging sogleich auf Timor zu, faßte sie scharf in's Auge und sagte streng: Was hast Du hier zu thun? Die Armen, war die trotzige Antwort, sind überall zu Hause, wo eS einen Bissen Brot gibt UNtcr christlichem Dache. Nicht der Hunger, nein, die Schadenfreude am Unglück Anderer hat Dich nach Loc»Eoar ge« führt! So hat sie wahr gesprochen? fragte Dinah Mit zerreißender Stimme. Nicht ganz, antwortete der Priester. Das eng. lische Schiff, welches in Treguier anhielt, brachte nicht nur die Nachlicht vom Schiffbruche deS gro« ßen Christoph, es hat auch die Männer von Loc» Evar ausgeschifft, welche gerettet worden. Gerettet! Sie sind gerettet? Zum Theil. Im Augenblick des Unglücks thaten sechs Männer für den Fall ihrer Rettung das Gelübde: sie wollten dann barfuß und verschleiert die Messe hören, die ich für sie lesen würde. Und dlese Scchs? Ihr hörtet sie so eben vorüber kommen. Die Frauen wollten auS der Hütte stürzen. Halt! rief der Rector, indem er sich an die Schwelle stellte. Ihr dürft sie noch nicht sehen: sie haben angelobt, ihre Verhüllung erst nach dem hei« llgen Amte abzulegen. Ihre Namen, ihre Namen wenigstens, schrie Dinah außer sich. Das hieße «hren Schwur brechen, sprach der ehrwürdige Prlcster weiter. Denn sie haben geschworen, sich ihren Frauen, ihren Schwestern oder ihren Müttern nicht eher zu erkennen zu geben, als bis sie chr Gelübde vollbracht häccen. Ehrt also die Ver-pfilchcung, welche sie gegen den Hlmmel übernommen. Aber dle Frauen wollten sich nicht zurück hal» ten lass.n, s^ l.^'n zu emer andern Thüre und öffneten sie hastig. Geher denn, Ihr Frevlerinnen am Heiligen! erhob der Nector sc.ne Stimme. Aber zucert vor dcr Strafe des E.ddrucheS. Die Erste, welche den Schlcier ver Schiffbrüchigen zu heben wagt, kann den vergebens suchen, den sie erwartet. Diese Warnung war mächtig genug, die yer-zweifiungsvolle Ungeduld der Frauen zu bannen. Sie wichen von dem offenen Ausgange zurück und drängten sich wieder um den Priester, der ihnen Worte deS Trostes sagte und sie zur Selbstverleugnung ermähnte. Zuletzt forderte er sie auf, ihn zur Kirche zu begleiten und ihre Gebete mit den seini-gen zu verschmelzen. Alle folgten dem Nccior — nur Dinah kehrte an der Thüre um, lief zu Timor zurück, drückte krampfhaft deren Hand und fragte mit bebender Stimme: Du weißt, wer die Geretteten sind? Zch weiß eS, antwortete die AUe kalt und schneidend. Ioan, ist Ivan darunter? Du sollst warten, hat der Rector gesagt, versetzte Timor höhnisch. Nein, schrie Dinah, sich auf die Knie werfend und ihre Hände um daS Kind faltend. Ich, beschwöre Dich, Timor, sage mir: lebt Ioan, oder ist er untergegangen? Nur eine Geberde, die Iz sagt, nur ein Schütteln, wenn er todt ist. Lie» ber gleich sterben alS. warten. O laß Dich erbitten, Tlmor! Und was bietest Du mir für die Entdeckung? AlleS, was ich habe! Sprecht, was ,hr wollt, Timor. Meinen Rosenkranz von Ebenholz, mein vergoldetes Kreuz? __ Hier sind sie. Es «st nicht genug. Da ist noch der silberne Reif, den er an meinen Finger gesteckt, nehmt ihn, nehmt AUeS — nur endet diese Ungewißheit. Sie kniete noch immer vor Timor, mit dem einen Arm den Säugling an ihre Brust schließend, mit der andern Hand lhr Kreuz, ihren Rosenkranz und den Ring, ihre Heiligthümer darreichend. Die Alte ließ ihren bösen Blick einen Moment auf der Unglücklichen lasten, die wie eine mit dem Tode Ringende erschien, sodann Ichlug die Grausame eine wahnsinnige Lache auf und sagte: Behalte Alles, ich will nichtS, ich sehe Dich liebrr leiden. ?" Da rassce sich Dinah empor und floh aus der Hütte nach der Kirche. Ich folgte ihr, um bis an's Ende theilnehmender Zuschauer dieses Trauerspieles zu seyn. Die Kerzen leuchteten schon auf dem Altare. Man konnte sie knistern hören in dcr harrenden Stille. Mit einem Mal that die Thüre der Sacri-stei sich auf. Die sechs Schiffbrüchigen schrillen langsam daraus hervor, in Leichentücher gehüllt, d,e 56 ihre ganze Gestalt verbargen. Ein Seufzer, ein Schluchzen wurde unter den versammelten Frauen laut, von denen einige' sich dennoch so weit verga« ßen, einen Namen, den Namen chres Vaters, ihres Sohnes, ihres Bruders oder ihres Mannes auszu» sprechen. Aber die Verhüllten blieben stumm und unbeweglich, keinen Laut, keine Geberde alS Erkennungszeichen gebend. Ich sah mich nach Dinay um. Am Eingänge der Kirche lag sie auf den Kmen, ihr Kind vor »hr auf dem Boden. Sie schien nicht mehr die Kraft zu haben, eS zu tragen, schien wie ein wehrloses Opfer das Urtheil über Leben und Tod zu erwarten. Keine Klage mehr enthallte ihrer Brust, und wenn eine von den andern Frauen den Schmerz ihrer Erwartung zu laut werden ließ, so erhob der Prie» ster am Altare höher seine Stimme, und die düstere Feierlichkeit wurde nicht weiter gestört. Wunderbare Macht des menschlichen Willens oder vielmehr des göttlichen Glaubens über die menschliche Seele. Wie in heiliger Ferne knieten die jcchs Verhüllten am Altar, und keine der sehnsuchtsvollen Frauen nahte ihnen! ' Jetzt.hatie der Priester den Segen gesprochen, jetzt stieg er die Stufen des Altars nieder, j>ht gab er den knienden Männern das Zeichen der Er» Hebung. Schwinget Euere Herzen zu Gott! sprach er und faßte den nächsten der Männer bei der Hand, ließ ihn einen Schritt vortreten und befreite ihn von dem Leichentuche. Ein Schrei brach aus, und eine Frau stürzte nach dem Altar, in die Arme ihres erkannten Mannes. Der Priester ging zu dem zweiten Schiffbrüchigen, UN0 so fort bis zum letzten. Bei jcdcr Enthüllung erscholl ein neuer Iubelruf; ein Jauchzen, aber auch ein bangeS Aechzen. Endlich, als der Schleier deS letzten Schiffbrüchigen gefallen war, überschrie der Jammer die Freude deS Wiedersehens. Ich ging schnell zu D i n a h. Ich traf sie noch am Eingänge auf derselben Stelle, in derselben Lage, mit demselben Blick nach dem Altar hin. Alle Leichentücher waren hinweg gezogen. Nur oaS von Ioan nicht; und ihre vorgequollenen Augen suchten noch immer den Mann ihreS HerzenS, den Vater ihres Kindes. ... Ich übernachtete im Pfarrhause. Der Rcc« tor blieb wach, um die Witwen und Waisen zu trösten. Mir Anbruch des Tages fttzte ich meinen Weg nach Trceguier fort. Der Stunn hatte auS, getobt, die Nebeldecke war zerrissen, und die Sonne strahlte in scharfer Klarheit nieder auf die erstarrte Landschaft. Die Bäume standen vom Rauhreife befiedert und streckten ihre Aeste wie blinkende Zacken in die durchsichtige Luft. Bevor ich den Hügel hinabstieg, wandte ich mich noch ein Mal um nach den beriübten Hüttcn von Loc. Evar, die ich zctzt im Rücken hatte. Eine Frau bewegte sich so eben die gegenüber liegende Anhöhe empor, ein Kind auf dem Arm und in der Hand den weißen Bettelstab. Es war Dinah, die Wttwe Ioans. Feuilleton. (Etwas über französische Musik.) In einem geistvollen Werke: »Die letzten Stunden und der Tod in allen Classen der Gesellschaft, aus den Gcsichcspuneten der Humanität, der Physiologie und der Religion," betrachtet von H. Lauvergne, Oberarzt der Marine und des Hospitals am Bagno zu Toulon, ist auch folgende b.merkenswerthe Etel? le, die sich auf den Zustand der französischen Musik bezieht: „Seit man ,n Frankreich nur in gewissen Kreisen singt, seit die Musik, die so gewattig auf d,e Sitten wirkt, weiter nichtS als Modesache, oder Aus? bruch der Frivolität, oder ein Hebel gesellschaftlicher Unterhaltung »st, seitdem »st in das Volk ein Krämergeist gefahren, es ist berechnend und sclbstsüchsig geworden; auch sind die wahren Nalionalgesänge verstummt und vergessen. Vergebens führt man die Opern, wo Langeweile, Müßiggang und Neugierde alle Plätze besetzen, die Orgeln unserer Kathedralen, das Geläute gothischer Glocken, die Kanonen unse» rer Schlachtfelder ein; alle diese Töne, die sonst re-ligiöse und kriegerische Nationen so sehr in Bewe. gung setzen, sind hier nur ein leerer ^Schall, und wecken in keinem Menschen d,e Gedanken, an die sie erinnern sollten. Der bekannte und nur zu sehr befolgte Wahlspruch: »Alles für's Geld" bestimmt heuce fast durchgängig den menschlichen Charakter, den M"N den großgezogenen thierischen Egoismus nennen könnte, ist der Mensch für die ideale Ver-ehrung der schönen Künste verloren; die Form kann er sich vielleicht erhalten, den Geist und die Vortheile derselben weiß er gewiß nicht zu erfassen. — Ich habe auf meiner Reise Zdurch Frankreich beobachtet, daß die arbeitende Classe entweder gar nichr mehi' sing! wie vormals, oder daß ihre Lieder, stact die Pein der Liebe oder die Freuden des Vaterlan-des zu erzählen, größtentyeils Gehässigkeit und 3>c-' tenlosigkeit athmen.« Verleger: Ignaz -Awis Edler v. Klcinmayr.