190« «-„„»st,. ^ \, (t t t Q . Kolgk 32. für jibteilungsuimmcbt Herausgeber: pvof. Rudolf €. Pccrz, k. F. Bezirksfchulinspektor in Laibach. Die „Blätter für Abteilüngsunterrrcht" erscheinen als Beilage zur „Laibacher Schiilzcitimg“ monatlich. Bezugsgebühr 2 K jährlich. Einzelnummer 30 h. Inhalt: 1.) Die Nichtstuer — 2.) Aus der „Laibachcr Schulzettung". 3.) Der ungeteilte Vormittagsunterricht. — 4.) Die fünfte Frage. — 5.) Die Wechseircde. — ti.) Briefkasten. — 7.) Von Schule zu Schule. Gegen die Kritik kann man sich weder schützen noch wehren: man muß ihr zum Trutz handeln, und das läßt sie sich nach und nach gefallen. Goethe. Die Nichtstuer. Kain unlängst, als ich am Mecresstrande weilte, der Bricfbvte mit einem Zeitungsblatt, auf dein die Warte stunden: „Erwiderung wäre erwünscht." „Holla," dachte ich, „da schlägt dir wieder jemand auf den Pelzl" Dach nichts van dem; die Hiebe galten diesmal dem ganzen Stande und vornehmlich jenem Teil desselben, der sich den „zarten" nennt. Wer mag die Nute geschwungen haben? Wer saust als unser liebes Bäuerlein, dem es just nicht klar werden wollte, daß der Lehrer auf Ferien geht, während der „arme Landinnnn" auf dem Felde braten fall. Wie rasch könnten wir da in die Fechtstellung kommen und den Hieb parieren, so wir des langen Winters gedächten, da der Dvrfzensvr hinter dem Glase oder am Spieltisch sitzt, indes wir »ns mit der Jugend plagen. Dach, was nutzt wähl dieser Streit? Lassen Geistesarbeit und Ackern mtb Mähen sich überhaupt vergleichen? Ist es möglich, auch mit den besten Gründen den Bauer von der starren Meinung, vom Schlagwort abzubringen? Vergebliches Bemühen I Die Zipfelmütze ninß beim Zipfel gepackt werden, auf daß der Geist des Trägers zugänglich werde; wir müssen den Kritiker und Neider im voraus gefangen nehmen, indem wir ihn unsere Arbeit sehen, beivnndcrn lassen, indem wir ihm Schritt für Schritt zeigen, daß dieselbe nicht nur die „paar Stunden Schnlchaltens" heischt, wie sie der mir zngekvinineiie Zeitungsartikel festlegt, sondern daß viel, viel mehr an ihr haftet, daß die „paar Stunden" kaum das Drittel sind. — „Allein wie," fragst du, „soll ich es nnstellen, dem Bauer mein Feld zu eröffnen"? Höre, was ich tat, als die Klasse so recht nach meinem Geschmack hergerichtet und gesattelt hatte! Saß da am Wirtshanstisch in Gesellschaft meiner Dvrfzensvren. Sprach einer: „„Jesses, Herr Lehrer, Sie hab'ns gunt; jetzt werdn's sechs Wochen spazier'n geh'n!"" Pas war in zarter Form die Kritik des Zeitungsartikels. Gab ich zurück: „Sie haben eigentlich recht; werde spazieren gehen jeden Tag, aber leider nur ein paar Stunden." — „„Wieso? Sö hab'n doch den ganz'n Tag frei!"" — „Na, Sie Herr Schmidbauer, ich kann es Ihnen jetzt nicht häarklcin erzählen; aber besuchen Sie mich morgen in der Schule so um 3/tl Uhr, da werde ich Ihnen etwas zeigen!" — Der Schmidbauer kam. Auf dem Schnltische lag gerade meine im Konzept fertiggestellte Kvnferenzarbeit. — „„Gott, was hab'ns denn dv z'sammeng'schrieb'n?"" — „Ja, wissen Sie, wir Lehrer hatten jetzt ein halbes Jahr nachzudenken und zu überlegen, ob es besser wäre, daß die Kinder schief schreiben oder so gerade aufrecht. Nun, und da wußten diese Büchlein studiert werden, da wußte man probieren . . . „„und dcrentweg'n sein Sö wvll a ollwail in G'schlvß aufigong'n""! „Richtig, ja, im Schloß habe ich manche Stunde in alten Akten herumgesucht, wie man in früheren Zeiten geschrieben hat." — „„Na, da hob'n Sö schon vüll Zeit braucht!"" — „Das will ich meinen! Und jetzt kommen die Ferien. Da heißt es alles ordnen und fein abschreiben, da wird mancher Bogen Papier gekauft werden müssen." — „„Sö, armer Herr Lehrer! I beneid Jhna net!"" — Die Wirkung war da. Doch nicht genug! — Es schlug eins! Die Glocke verkündete den Schulanfang und mein Bäuerlein wollte sich aus dem Staube machen. Allein ich hielt's am Zipfel: „Macht ja nichts, bleiben Sie nur im Schulzimmer; Sie sind ja Mitglied des Ortsschulrates und dürfen beim Unterrichte .zuhümiM" — Gelt, wie gnädig? Wer schlau ist, wird das Recht zu glätten wissen. Der Unterricht begann. Ich hätte sonst wohl vvrgctragen; doch heute griff ich aus dem Kasten einen Pack Hefte heraus, Aussatz- hefte, und begann die Fehler zu besprechen. Der Hospitant blickte verstohlen nach den Schlachtfeldern und nickte bedenklich mit dem Haupte. Als ich ihn dann zur Tür geleitete, meinte er: „„Dös wird woll a Arbeit kost Hab'»!"" — „Na, so etwa drei Stunden von der — .freien Zeit'!" — Am nächsten Sonntage, so berichtete mir ein Freund, soll der Schmidbauer im Gasthaus erzählt haben, wie übel die Lehrer mit der „vüllen Arbeit" daran seien und daß man sie gar nicht zu beneiden hätte. Ob es so war, ich weiß cs nicht; aber eines merkte ich von da an: Man brachte mir weit mehr Achtung entgegen als zuvor und niemals wieder hörte ich einen unsere freie Zeit preisen.-* — Das Beispiel wird vielleicht manchem Kollegen nicht gefallen, weil es den Ortsschulrat, den die Lehrerschaft bekämpft, wieder zu Ehren bringt. Wer sich ohneweiters abwendet, ist indes ebenso vom Schlagwvrte gefangen wie der Mann mit der Zipfelmütze; auch hieher paßt das Wort: Das Kind mit dem Bade ausschütten. Der Ortsschulrat als Vermittler zwischen Schule und Volk, in dem angedeuteten Sinne, ist zweifellos eine willkommene Einrichtung und dem Lehrer eine Stütze; wenn man ihn in diese Wirkungssphäre zu bannen weiß, so wird der Schein von .unfern Wirken in die breiten Schichten dringen und rechte, überzeugungsvvlle Autorität zeitigen. Da wird kein Artikel gegen die Lehrer gedruckt werden — und wenn schon, so keine Erwiderung brauchen. — Ich kenne ci» lateinisches Sprüchlein, das da lautet: Principiis obsta; sero medicina paratur! Den Anfängen widerstehe, d. H. baue vor; zu spät wird das Heilmittel bereitet! — Der Lehrer muß auch ein wenig Diplomat sein; was man als Behörde ihm an die Seite stellt, soll er als Vermittlung zu benützen verstehe». 1 Während diese Zeilen durch die Presse liefen, hörte ich dein Gespräche mehrerer Dorfrätc zu. Unter anderm berichtete einer: „Diescrtage rief mich unser Lehrer in die Schule; es mnr Schulschluß. Was die Kinder nllcs anfsagen konnten, wie schön sic sangen, wie sie den Lehrer lieb änschantcn! Mir liefen die Tränen herunter." — Die Worte taten mir wohl und erschienen mir als Echo zu dem Artikel, den ich tagszuvor geschrieben. Bus der „Eaibacher Scbulzcitung“. (Verwalter: Lehrer F. Bersin, Laibach, Bezugspreis 4 K. — Schriftleiter: Rud. E. Peer,z.) Inhalt von Folge 8: a) Bericht über den Lehrertag und die Schnlausstellung in Reichcnberg. (Adolf Endler in Triest.) b) Anastasius Grün. Politische Stellung und Rückwirkung auf das dichterische Schassen. (Dr. F. Riedel in Laibach.) c) Die Bezirkslchrcrkonferenz in Gottschcc. (Jg. Loser in Stalzern.) Der ungeteilte Vormittagsunterricht. (Vortrag, gehalten vom Schulleiter Hans Petschauer in der Bezirkslehrerkonferenz zu Gottschee am 7. Juii 1906.) (Schluß.) Wie jede Neuerung, so hat auch der Vormittagsunterricht seine Feinde, gibt es doch Leute, die grundsätzlich alles bekämpfen, was sie aus dem liebgewordenen Einerlei aufscheucht. Welche Gegengründe geben nun diese an? a) Durch die notwendigen Pausen wird die Unterrichtszeit verkürzt. Durch den § 62 werden nun die Pausen ohnedies eingeführt werden. Bei dem ungeteilten Vormittagsunterrichte beträgt die erste Erholungspause zehn, beim Ganztagsunterrichte dagegegen nur fünf Minuten. Von einer ungebührlichen Verkürzung des Unterrichtes kann daher kaum die Rede sein. Für Lehrer an Schulen mit Abteilungsunterricht oder für den Einklaßler sind die Pausen von Vorteil, weil während derselben für die Stillbeschäftigung der mittelbar unterrichteten Abteilungen Sorge getragen werden kann. b) Der schulfreie Nachmittag bietet herzlosen Eltern willkommene Gelegenheit, ihre Kinder in gewinnsüchtiger Weise auszunützen. Dieser Satz sieht zwar besorgniserregend aus, doch in der Wirklichkeit verhält es sich anders. Wenn der Unterricht um 8 Uhr einsetzt, wird es nicht mehr Vorkommen, daß die Kinder bereits vor Sonnenaufgang mit dem Vieh auf die Weide geschickt werden, was beim Ganztagsunterrichte eine alltägliche Erscheinung ist. Daß das Kind an den freien Nachmittagen zur Arbeit verwendet wird, ist richtig und gut. Es soll erkennen lernen, daß die Arbeit nicht eine Last, sondern eine Notwendigkeit ist. c) Die Bevölkerung wird auf halbe Arbeit hinweisen, da sie die Tätigkeit des Lehrers nur nach der Stundenzahl beurteilt, die er in der Schule zubringt. — Hat die Bevölkerung das Recht, über die Tätigkeit des Lehrers zu urteilen? Dieses Recht hat sie nicht. Dazu ist der Inspektor berufen. Ein Inspektor aber, der alle rückschrittlichen Bestrebungen bekämpft und die ehrliche Absicht hat, die Schule vor jeder Bevormundung zu schützen, wird sich sein Urteil in der Schule bilden. Da ist das Arbeitsfeld des Lehrers. Was die Bevölkerung über den Lehrer spricht, wird niemals vollständig der Wahrheit entsprechen, weil er allen nicht recht tun kann und weil oft parteiliche Gehässigkeit das Urteil diktiert. d) Als einziger Grund, der gegen die Einführung des Vormittagsunterrichtes ein gewichtiges Wort spricht, ist folgender: Die aufsichtslosen Arbeiterkinder gewöhnen sich an das Straßenleben und machen den Eltern sowie den Ortsschulräten wegen nichtentschuldigter Versäumnisse viel Kopfzerbrechen. Da diese Erscheinung nur in größeren Städten oder in Fabriksorten eintritt, so ist schon in dem oben genannten § 60 darauf hingewiesen, daß der Vormittagsunterricht in Städten nur während der heißen Jahreszeit eingeführt werden darf. Fassen wir alle diese Punkte zusammen, so ergibt sich, daß der Vormittagsunterricht ein bedeutender Fortschritt ist in Bezug auf Pädagogik, Hygiene und Ethik. Dessen Einführung ist daher überall anzustreben; er bedeutet einen Segen für Lehrer, Schüler und Eltern. Trotz aller Vorteile, die mit dem Vormittagsunterrichte verbunden sind, ist dessen allgemeine Einführung für die Dauer des ganzen Jahres an vielen Schulen ausgeschlossen. An Schulen, deren Sprengel von geringer Ausdehnung ist, so daß die Kinder höchstens einen Weg von 3 km zurückzulegen haben, wird die Einführung nicht dringend geboten sein. Auch für Schulen, wo infolge Überfüllung der Halbtagsunterricht eingeführt werden mußte, wird man den ungeteilten Vormittagsunterricht kaum zur Geltung bringen können, weil die geforderte Stundenzahl nicht erreicht werden kann. Im allgemeinen soll es der Schulleitung, bezw. dem Ortsschulrate freigestellt werden, das Ersuchen um Genehmigung des Vormittagsunterrichtes während des Schuljahres je nach den Bedürfnissen an die Landesschulbehörde zu richten. Für den Sommer soll der Vormittagsunterricht an allen Schulen ohne Ausnahme eingeführt werden. Es wird dann nicht im Schweiße des Angesichts gelehrt und gelernt werden, die Schule wird sich bei der Bevölkerung wieder beliebt machen; sie soll eben nicht eine Stätte des Hungerns der gerade in Entwicklung stehenden Generation, sondern des Wohlwollens, des Frohsinnes sein. Die fünfte Frage. (Gegenüberstellung.) Sie Angliederung des dritten Schuljahres zur Unterstufe: 1.) Oberlehrer Johann Oberleiner in Winklern (Kärnten): „Ein vorzeitiges und künstliches Heranreifen zeitigt schlechte Früchte.“ Der „Kleinstoff“ soll gründlich verarbeitet werden. „Das erste Schuljahr legt den Grund, das zweite erweitert die Elemente, das dritte festigt, nagelt und nietet. “ 2.) Oberlehrer Rudolf Pensler in Pirken-Görkau (Böhmen): Der Stoff des zweiten Schuljahres ist zu weit ausgreifend, der kindliche Geist für den Stoff der Mittelstufe zu schwach, bei fester Grundlegung der Elemente (1 X 1 !) rasches Fortschreiten in der Mittel- und Oberstufe möglich. Sprechfertigkeit, Kopfrechnung, klare Anschauungen verlangt das Leben; daher gründliche Unterstufe! 3. Oberlehrer Josef Windisch in Lienfeld bei Gottschee: Ein vorzeitiges Hinübergreifen rächt sich später und verleidet dem Lehrer die Arbeit. Zu frühes Vorgreifen zwingt im Verlauf zu stetem Zurückgreifen. Wer einen „Massenerfolg“ anstrebt, wird unmöglich in einem Jahre über die „Einmalcinsstufe“ kommen. zur Mittelstufe: 1.) Oberlehrer Josef Perz in Nesselthal (Krain): „Besser vorwärtsschieben, als zurückhalten!“ In der Unterstufe für das dritte Schuljahr Zeitverschwendung, Langweile; es bleibt für die Oberstufe zu wenig Zeit übrig, insbesondere bei der sechsjährigen Alltagsschule. In Krain also unbedingt zur Mittelstufe! 2.) Schulleiter Robert Schneider in Stockenboi: „Das Wiederholungsjahr bringt mehr Schaden als Nutzen.“ Das Kind kommt mit dem zehnten Jahre in die Oberstufe und die Sommerbefreiungen können nicht den besten Erfolg (die Oberstufe rauben. Bewältigung des Stoffes der Mittelstufe durch die verbesserten Methoden möglich. 3.) Lehrer A. Pohl, Limbach (Niederösterreich) hat die dreiklassige Volksschule im Auge. Die Unterstufe als „Vorbereitungsstufe“ kann recht wohl in zwei Jahren Lese-, Sprach- u. Rechenfertigkeit sichern; letztere bezogen auf den Zahlenraum 1—20 bei allseitiger Behandlung der Zahl. — Also eher Einschränkung des Stoffes der Unterstufe als ihre ungebührliche Ausdehnung. 4.) Lehrer A. Heider in Aichkirchen (Oberösterreich): Die Vorbedingung für einen gedeihlichen Fortgang im schriftlichen Regelrechnen und im Aufsatze kann in zwei Jahren nicht erreicht werden. Der Wortschatz der Kinder wird unzureichend, der Unterricht oberflächlich. 5.) Lehrer Josef Schmid in Sankt Daniel (Kärnten): „Im dritten Schuljahre müssen die Kinder den Lehrstoff der Unterstufe noch einmal wiederholen und befestigen. Die Schüler werden sich dabei durchaus nicht langweilen, denn der Lehrer ist ja kein Phonograph, sondern ein denkender Mensch, der denselben Gegenstand jedesmal anders bespricht.“ Dem Berichter ist es noch nicht gelungen, in zwei Jahren den der Unterstufe zugemessenen Stoff aufzuarbeiten. 4.) Oberlehrer Josef Bitterlich in Schönau (Böhmen): Drei Jahre hindurch derselbe Stoff — das ermüdet, stumpjt ab. Mit Rücksicht auf jene Schüler, die in die Mittelschule übertreten, soll man rasch vorwärtsrücken, damit man den nötigen Vorbereitungsstoff bewältigt. 5.) Schulleiter Anton Eiselt in Waldecke (Böhmen): „Das herangewachsene Kind treibt unter den kleinen Abc-Schützen oft nur Unfug und stört den Unterricht.“ Schulleiter E. vertritt übrigens den vielfach berührten Standpunkt der „freien“ Verteilung. Schwächere Schüler sollen lieber das zweite Schuljahr wiederholen, als daß durch sie die vorwärtsstrebenden Kameraden aufgehalten werden sollen. Hauptbedenken liegen in der Disziplin, die eben gelockert werden könnte. Die Rlecbsclrede. Zur C. Krage. (Welche Stoffmasse» [Sapitcl] sollen aus dem jeist bestehenden Lehrpläne ausgeschieden oder in demselben zngeschnittcn werden?) 18. Urteil. K. k. Bezirksschulinspcktor Karl Blaschke in Neu titsch ein. Diese Fragen können in konkreter Weise nur auf Grund bestimmter Lehrstoff-Verteilungen beantwortet werden. Bekanntlich setzen die von Landschulräten herausgegebenen Normallehrpläne den Lehrstoff nur in ganz allgemeinen Grundzügen fest und erst die auf Grund des Ministerialerlasses vom 10. November 1884 zu veranlassenden Bezirkskonferenzen nehmen unter Berücksichtigung der speziellen Bezirksverhältnisse eine Auswahl und Verteilung des Stoffes, insbesondere aus den Realien auf die einzelnen Klassen und Abteilungen der verschiedenen Schulkategorien des Bezirkes vor. Wenn nun bei diesen Konferenzen von der Lehrerschaft unzweckmäßige Stoffe in die detaillierten Lehrpläne aufgenommen wurden, so ist dies eben eine Schuld der Lehrerschaft des betreffenden Bezirkes. Ich habe mit Erstaunen aus Ihrem geschätzten Blatte entnommen, welche Lehrstoffe aus Rechnen, Naturlehre etc. den niederorganisierten Schulen zugemutet werden, und es nimmt mich nicht Wunder, wenn dagegen angekämpft wird. So schreiben die Normallehrpläne z. B. das Rechnen mit den häufig vorkommenden gemeinen Brüchen vor. Der mährische Normallehrplan fügt erklärend folgende Brüche an: Vs, Va, V», V&, V«, Vio, Vao, V-5, Va>, Vioo. — Wenn nun Rechenbücher gemeine Brüche wie enthalten, so hat sich der Lehrer einfach an solche Beispiele nicht zu halten, wie denn überhaupt nicht die für alle möglichen Verhältnisse bearbeiteten Lehrbücher, sondern der Lehrplan für den Unterricht maßgebend sind, bezw. die bezirksweise vorgenommene Lehrstoff-Auswahl. Diese bedarf nur von Zeit zu Zeit, je nach den Verhältnissen, einer Revision; diese muß wohl bezirksweise vorgenommen werden. Obige Fragen können daher ohne Kenntnis der Lehrstoffverteilung und der Bezirksverhältnisse nur allgemein diskutiert werden. Znsahsrage pir sechste» Krage. Was soll ott bie Stelle ber alujeßridjettcn Kapitel in bie Lehrpläne eingesetzt werben? Zur 8. Krage. (Soll die Einklassige eine Achtklassige im kleinen sein oder eine Schnlgattnng besonderer Art?) 4. Urteil. Schulleiter Joh. M. Peter in Zwischenwasser (Vorarlberg). Ist die Einklassige eine Art Achtklassige, so wird wohl viel gelehrt aber wenig gelernt. In der Einklassigen soll insbesondere der Sprache und dem Rechnen das Wort geredet werden. Die Realien sollen zunächst eine Hilfe der beiden Hauptgegenstände sein. (Ich spreche nur von Gegenständen, die die Lehrer zu behandeln haben.) Ist ein Kind in Sprache und Rechnen gut unterrichtet, so ist es viel besser dran nicht bloß für das gewöhnliche Arbeitsleben, sondern auch für eine spätere Weiterbildung, als wenn man ihm eine Menge Stoff geboten hat, von dem aber wenig fcstsitzen blieb. Manche Mehrklassige würde dem Volke mehr nützen, wenn sie nicht gar so viel Stoff, aber das Wenige gründlicher bearbeiten würde. Die Schule sollte dem Kinde aus Sprache und Rechnen sehr viel zum unverlierbaren Eigentum machen. Wie ist aber dies bei der Menge Stoff möglich? Oft schon hatte ich Gelegenheit zu beobachten, wie besonders jüngere Leute im Rechnen nur im Zahlenraume bis 100 schrecklich unbehilflich waren, obwohl sie es täglich mehr oder weniger brauchten. Ist das Fortschritt? Ich bin durchaus kein Feind des Realienunterrichtes. Haben wir Zeit und entsprechendes Schülermaterial, so bin ich für die Durcharbeitung des gesamten Lehrstoffes der achtklassigen Schule. Aber halbe Arbeit ist nirgends viel wert am wenigsten in der Schule. Ich kann nicht dafür sprechen, daß die Einklassige eine Achtklassige im kleinen sei. Wieder eine Entlastung. Zu dem in Folge 30 der „Blätter für Abteilungsunterricht“ erschienenen Artikel „Wieder eine Entlastung für die Landschule“ sei mir ein kleiner Beitrag aus der Praxis gestattet. Vom Lernmittelelend weiß auch ich ein Lied zu singen. Es wurde hier an der Sprachgrenze noch durch den Umstand verschärft, daß die Kinder bald Hefte mit deutscher, bald mit tschechischer Aufschrift brachten; dem Übel war auf keine Weise zu steuern. Da beschloß endlich 1893 der Ortsschulrat über meinen Antrag, die Hefte im großen zu beziehen und die Einkassierung der entfallenden Beträge zu besorgen, wenn ich die Verrechnung und Ausfolgung an die Schüler übernehmen wollte. Mit Freuden erklärte ich mich dazu bereit. Seitdem sind dreizehn Jahre vergangen und der Erfolg? Der Jahresbedarf an Schreib- und Zeichenheften schwankt zwischen 40 bis 50 K bei einer Schülerzahl von 45 bis 60. Die Hefte werden zu Fabrikspreisen abgegeben; nur Hefte dritter Qualität, von denen das Hundert 1 K 40 h kostet, werden mit zwei Heller verrechnet. Der kleine Gewinn (fünf bis sechs Kronen jährlich) ermöglicht es, daß arme Kinder die Hefte kostenlos erhalten. Von dem Reste des Gewinnes werden Armenbücher angeschafft. Der Gemeindevorsteher erhält in der Regel zweimal im Jahre Ausweise über die von mir verabfolgten Hefte und hebt von den Eltern die Beträge ein. Die Bevölkerung ist des Lobes voll über diese Einrichtung, weshalb ich dieselbe auch auf andere Bedarfsartikel, wie Bleistifte, Federn u. a., ausdehnen will. Das Anlagekapital von nur 25 K hat sich seither mehr als verdoppelt, der Wert der an arme Kinder verteilten Hefte beträgt bisher über 72 K. Hiebei muß ich der Firma Eichmann & Ko. in Arnau, Böhmen, gedenken, welche jeder Bestellung eine Anzahl Gratishefte beilegt. Daß auch Vereine die Beschaffung der Lernmittel erleichtern können, zeigt der „Bund der Deutschen der Iglauer Sprachinsel“, welcher über Antrag der Lehrerschaft die früher üblichen Weihnachtsbescherungen einstellte und jetzt alle nötigen Bücher und Schulrequisiten zur Verfügung stellt, sobald auch die Gemeinde einen angemessenen Beitrag (70 Heller pro Kind und Jahr) leistet. Pattersdorf, Post Frauental bei Deutschbrod. Anton Eiß, Schulleiter. Briefkasten. Pen chlaubigcrn: Die Mahnung bezüglich der versprochenen Gegengabe für den mir zur Verfügung gestellten erste» Jahrgang war am Platze, doch sie trifft weniger mich als Umstande verschiedenster Art. „Talaufwärts" musste doch eine Bereicherung erfahren, der Auszug erforderte gründliche Sichtung und Einordnung, der Druck lief nebenher und nahm manchmal ein langsames Tempo. Nun liegt alles fertig vor und wandert gleichzeitig mit diesen „Blätter" hinaus. Wer beides, „Talaufwärts" und den „Auszug", nicht erhalten hat, möge sich melden; die Verwaltung wird dem Wunsche postwendend entsprechen. — Dr. E. S.: Ihre Mitarbeit für das „Lebrxrheiin im Süden" ist mir sehr willkommen, aber nicht in dem nugcdcutcten Sinne. Wenn ich mich einmal durch den Berg von Akten hindnrchgearbeitet haben werde, wird ein Aufklärungsbericht folgen. Soviel kann ich schon jetzt sagen: Der rauhe Frost des Winters ist und bleibt des kranken Lehrers Feind, der milde Hauch des Südens sein Retter. Wenn es Theorien anders bestimmen, so sind cs eben Theorie». — IilczirKsschukinspeKtor M. in it.: Daß sic als Inspektor auch in die Wechselrede springen, ist überaus erfreulich und sollte den übrigen Kollegen im Schulaussichtsamte zum Vorbild dienen. — Direktor Wohaupt in Aöhmisch-^eipa: Ihr Jahresbericht ist ein trefflicher Wegweiser für Leiter. Wieviel Rufzeichen treten da dem aufmerksamen Leser vor die Augen: Lcrnausflügc, Körperpflege, Schultaschenfrage, Fleiß in der Schule, die Schwatzpausc, die Feier von Gedenk und Gelöbuistagen, die Verabreichung von Mittagssuppen, die Weihnachtsbescherung usw. Neben den üblichen Tabelle» sind das Leckerbissen, für die ich Ihnen herzlich danke. — «dverkehrcr R«d. L. in Sch. Del L.: Sie wollen Ihre Mitteilungen nicht gedruckt sehen und doch muß ich Sie um Freigabe bitten. Ich erwarte Ihre Zustimmung. Der lapidare Stil ist ja für den Zweck der richtige. — Das Blatt lesen Sic von A bis Z.? Wcil's eben ein „Blättchen" ist. — Schiiffrilcr ch. in A.: In Hermagor spreche ich am 30. d. M. über die „zehn Gebote des Landlehrers", in Spittal au der Drau am 1. September über „die Konzentrationspunkte im A6-teilungsuntcrrichtc". Vielleicht können Sie sich mit Ihrer Truppe irgendwo dazuschlagen. Das Versprechen drückt mich; ich werde cs im nächsten Jahre kaum einlösen können. — Wezirksschukinspeklor W. A. in W.: Die Zustiinmungskarte von der Inspektionsreise war ein frischer Gruß, der mich erquickte. Streuen Sie die „Blätter" noch weiter aus, sie werden dann umso größer, umso stärker in die Lande fliegen! — Ä. L. A. in W.: Sie meinen, ich werde mich doch beugen müssen. Ne, ne, lieber brechen! Der Kriechernaturen sind ja schon so viele auf der Welt; ivozu die Bereicherung durch mich? Kreuz und quer von Schule zu Schule. 6. Die Dreimalige hart am $chienen$tra«g. Sie liegt auf einem Felsblock, an dem das Eisenroß vorüberbraust, mächtig, den weiten Plan beherrschend. Würde nicht der dichte Kranz von Obstbänmen sie umhülle», man hielte sie schier für die Königin des Tales. Den festgeprägten Zug des Hauses trägt auch sein Walter, der Oberlehrer. Das halbe Gesicht ist Bart und zwar ein Schnurrbart, der fünf bartlüstere Jünglinge versorgen konnte. Die zwei Blitze über den scharfgeschnittenen Wangen decken üppige Brauen und wolliges Kopfhaar ergänzt den Ausdruck männlicher Kraft. Unter diesem Kopfe spazierte zwar ein kleiner Kötper durch die Welt, nun schier an die fünfzig Jahre, aber ein sehniges Gerüst voll Beweglichkeit trotz schulmeisterlicher Mühe und Plage. — „Grüß Gott!" Uns fährt es in die Glieder, als hätte uns weiland ein Recke ans dem Lande der Nibelungen angerufen. Indes, der Blick ist freundlich, die Hand ist weich: Treten wir ein — in die Kanzlei des Leiters I Welch sinnvoller Wandschmuck! Bilder ans längstvergangenen Tagen, Eriunerungstagen der Schule in T., darunter zwei, die des Lehrers Arbeit preisen! Da sicht im güldenen Rahmen die Widmung des Ortsschulrates und der Gemeindevertretung zu lesen, die, losgelöst vom örtlichen Kolorit, ungefähr lautet: „In Würdigung Ihres verdienstvollen Wirkens an unserer Volksschule, in Anerkennung Ihres mannhaften Auftretens, in Hochschätzung Ihrer Be mühungen, den Kindern echten religiösen, friedliebenden Sinn ciuzupflanzen, diese zu führen zum reichen Born deutscher Wissenschaft und Kunst, des Ge werbefleißcs und der Arbeitskraft, um bei erhöhten Daseinsfordcrungen nicht in Knechtschaft herrschsüchtiger Parteien zu geraten, beglückwünscht Sic heute der Ortsschulrat im Namen aller fortschrittlichschulfreundlich Gesinnten, zugleich Sie ersuchend, in der erfolgreichen Tätigkeit fortzufahren, sowie diese Adresse gls Zeichen unserer Zustimmung und Dankbarkeit wohlgefällig cntgegcnzunehmen." Ob er sie wohlgefällig entgegennahm? Wer wird es bezweifeln? Noch jetzt, da geraume Zeit seit dieser Huldigung verronnen war, hob sich der gewaltige Schnurbart, um einem Lächeln Platz zu mache». Und einen Fnckelzug gab's damals, daß man glaubte, der Weltbrand lohe durchs Dorf; alle, die tüchtige Arbeit zu schätzen wissen, kamen und drückten ihm die Hand. Es kamen auch die Schüler und als sie weggingen, tickte etwas in der Westentasche, etwas, was zwei goldene Schalen trug und daran die Widmung war: Von den dankbaren Schülern. Gelt, das klingt schier wie ein Märchen? Solchen Dank sind Lehrer im allgemeinen nicht gewöhnt. Nicht jeher Ort heißt eben T. aber nicht jeder Oberlehrer heißt auch St. Biel liegt also an der Persönlichkeit des Lehrers. Das Volk fühlte sich nicht berufen, die methodische Knust und pädagogische Kniffe zu preisen; aber es gab Worte für das, was es erkannte und als Wirkung empfand. — „Das mannhafte Auftreten I" Es wiegt die Hälfte des unterricht-lichen Drills auf. Den biedern Sinn des Lehrers, sein tiefgründiges Wesen, bei dem kein Lebenswcllchcn über die Ufer gleitet, der unerschrockene, männliche Mut, das Urbild des Vvlks-chnrakters: das fordert die Zeit, das stelle mich der Staat voran I Wie sieht es in Wirklichkeit aus? Erst in der Schule des Lebens gewinnt sich einer oder der andere wieder, der mit guter Veranlagung in die Anstalt zog, die Lehrer hcranbildct. Dort, wo in der Hast aus zwanzig Kelchen geschlürft werden muß, wo die Stvffmassen den Armen erwürgen, versinkt jedes Quentchen, das dem Wesen gelten sollte. Wer die vier Jahre hindurch brav und fleißig Stunde um Stunde sein Pensum lernt, brav und fleißig sich allem fügt, sittsam und bescheiden der Schvlare ist, tritt mit einem schönen Empfehlungsbriefe ins Leben — als Schüler, nicht als Mann. Der Schüler soll nun Schüler zu künftigen Männern bilden? Der Schüler soll dem Stande Achtung bringen? Der Schüler soll das Volk zu Taten führen? Werft doch einmal die morschen Mauern der Seminare nieder und schickt uns Männer ins Landl „Friedliebender Sinn, deutsche Wissenschaft und Kunst, Gewerbefleiß und Arbeitskraft" — Ziele, die unsere neue Unterrichtsordnung aus vielverschlnngener Umwebung durchblicken läßt, hatte also der gesunde Sinn des Volkes schon längst gesteckt. „Friedliebender Sinn," wir nennen es wohl auch Toleranz, hebt so recht den Gebildeten vom geistig Umnachteten empor. Wie armselig gibt sich der Lehrer, den der Parteihader, der Nationalitätenstreit, der religiöse Zelotismus im Banne hält! Kann er sich zu den Gebildeten rechnen, da er von Zeitungsmenschen, halbgebildeten Demagogen in Fesseln geschlagen wird? — „Wissenschaft und KunstI" Es klingt hoch, ist aber doch nicht an die Sterne genagelt, und wer den Blick in den Bildersaal wirft und wahrhaft geschult ist, kann sich hole», was den Kleinen frommt und als dauerndes Eigentum bleibt. Aber auch hier wanken die Vorbedingungen. Wo steckt die Wissenschaft im Bildungsgänge des Lehrers? Ist es bei der Vielheit von Gegenständen möglich, auch nur in einem Fache zum Urgrund der Dinge zu bohren? Wird mit den Zöglingen mich nur einmal eine Gemäldeansstellung besucht und besprochen? Wer nichts hat, kann nichts geben — und cs wird der Oberlehrer in T. wohl erst im Laufe seiner Dienstzeit den Speicher gefüllt habe». — „Gcwerbefleiß und Arbeitskraft!" Pestalozzi! Fleiß und Arbeitssinn bringt nicht der Augenblick; als Eigenschaften muß sie die Erziehung, die Gewöhnung sichern. Der ungeteilte Vormittagsunterricht wird hier den Haupthebel bilden. Das Spiel des Kindes wird zur Beschäftigung und diese zur Arbeit werden. Allem soll die Schule vorbildlich erscheine». Dort muß die Arbeit in jeder Form gepflegt sein, Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes. Da ivird der Abteilungsnnterricht noch manche Wandlung durchzumachcn haben, bis er zum festen Ganzen führt, ans dem als wichtigstes Ergebnis der Sinn für einheitliche, gründliche Arbeit abfüllt. — Arbeitskraft führt zur Sclbsttätigkeit, diese zur Selbständigkeit, zur geistigen und Willensfreiheit. Wie der Vvlksznruf das männliche Auftreten des Oberlehrers an die Spitze stellte, so schließt er mit dem Lobe, daß das Wirken des Gefeierten der geistigen Knechtschaft Trotz bietet. Fürwahr, wer dem Vvlke die Freiheit des Denkens und der Entschließung bringt, hat es seiner menschlichen und göttlichen Bestimmung zugeführt; denn was Gott dem Menschen zum Unterschiede gab vom Tiere, so heißt es in dem heiligen Buche, war — der freie Wille. — (Fortsetzung folgt.) Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Rudolf E. Pecrz. — Druck von Josef Pavllcck ln Gotischer.