Erscheint Dienstag und Fltilag. Redaktion: S!»l>», M. Mar» Nr. 22N. 3, St. Expedition: Rann Hous'Nr. I9ll. Insrrtionsgebühren: für die 2sP»ltige Zcilc °der deren Raum für , Mal S tr„ 2 Mal » tr 2 Mal i» kr. Insertion«. stempel jede« Mal 2« kr. Verlag und Druck von I . Vlasnik. Abonnement MMibM'b ganzjährig lä'G! ^ Kz? !,^< halbjähr!« < /,". Mjt >, Einzelne Exemplare kosten 5 Nkr. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Verantwortlicher Redakteur: (Manuskripte werden nicht zurückgesendet,) P. v. Nadics. I. Jahrgangs Lai6llch am 4. August 1865. M ftI. Velcredi' s Programm und die berechtigten Wünsche der slovmischen Nation. Mit Vertrauen sehen wir dem ersten Lebenszeichen des neuen Staats­ministers entgegen. Die, gänzliche Beseitigung der Träger des alten Sy­stems, daß Schmerling der Sorge für die Verfassung Oesterreichs enthoben und seinem juristischen Berufe wiedergegeben wurde, daß Lich­tenfels und Lasser gänzlich zur Ruhe gesetzt, daß in der Thronrede des Kaisers die Wiederberufung des gegenwärtigen, dem Oktober-Diplome keineswegs conformen Reichsraths nicht einmal angedeutet, und in dem a. h. Handschreiben die Ersprießlichkeit der Thätigkeit der einzelnen Mi ­nister fu scharf bezeichnet wurde — ließ keinen Zweifel darüber entstehen, daß mit dem bisherigen deutsch-centralistisch-bureautratischen Systeme entschieden gebrochen, die Autonomie der Königreiche und Länder zur Wahrheit und der Vereinbarung der Völker Oester­reichs freie Hand gelassen werden solle. Unsere Hoffnung hat uns nicht getäuscht. Das Rundschreiben Velcredi's an die Länderchefs spricht klar, deutlich und unzweifelhaft Prinzipie n aus, denen wir unsere volle An­erkennung nicht versagen, denen wir unfern allseitigen Beifall zollen müssen, und deren praktische Ausführung nicht zn bezweifeln ist, da der Staatsminister erkärt: „auf deren richtiges Erfassen ein be­sonderes Gewicht legen zu müssen". Der Staatsminister forder t von der Administrativbchörde „Vcr­ständniß für eine gesetzlich geregelte freie Bewegung der vermiedenen Elemente". »Der Vorgang der Behörden muß das Zeichen des Verständ­nisses für eine freie selbstthätige EntWickelung der Kräfte an sich tragen. Ich kann es (sagt Velcredi) nur als eine der segensreichsten Be­strebungen unserer Tage betrachten, den Kreis jener An­gelegenheiten nach und nach zu erweitern, welche der Selbstverwaltung derjenigen zugewiesen sind, deren In ­teresse hierdurch unmittelbar berührt wird". Damit ist das große Prinzip der Autonomie sanctionirt. Es wird also der Landtag Krams künftighin Gelegenheit haben, nicht bloß Hunde­ steuer- und Morastbrennersgesetze, sondern auch andere wichtigere Gegen­ stände zu berathen, namentlich den Unterricht nach den Landesbedürf­ nissen zu regeln, ein freies Gemeindegesetz zu entwerfen, Bezirks­ gemeinden zu schaffen, alle Landesanstalten in die volle eigene Verwaltung zu übernehmen, über die politische Neugestaltung ein entscheidendes Votum mit zu fällen, und in dieser Beziehung getreu unfern historischen Erinnerungen die Wiedererrichtung der innerösterreichi­ schen Hofkanzlei zu betreiben. Damit aber unser Landtag wahrhaft unser Land und Volk vertrete, ist es nöthig, daß neue Wahlen ein­ geleitet werden. Denn — abgesehen, daß eine sechsjährige Wahlperiode viel zu lang ist — wurden die gegenwärtigen Abgeordneten unter der Herrschaft des damals in vollster Blllthe stehenden Schmerling'schen Sy­ stems gewählt; viele derselben waren auch im öffentlichen Leben noch nicht bekannt genug, sie haben sich jetzt erst entpuppt; andere sind ihren damaligen Programmen im Laufe der Jahre untreu geworden und die Wähler fehen sich hier wie dort getäuscht! Wir bitten daher den Herrn Staatsminister recht dringend, bei Sr. Majestät die Auflösung des Landtags und die Ausschreibung neuer Wahlen be­antragen zu wollen. Dieser neue Landtag wird dann die Wünsche des Landes gewiß vertreten, und dieselben auch zur Geltung bringen, denn „es ist ja die Pflicht der Behörden, diese Bestrebungen, so weit sie die gesetzlichen Grenzen einhalten, mit allem Eifer zu unterstützen, und durch ein takt­ volles Benehmen gegenüber autonomen Körperschaften das gute, dem allgemeinen Interesse dienende Einvernehmen zu befestigen". Der Staatsminister gibt ferner der Beamtenschaft folgende wichtige Lehre: „I n dem unmittelbaren mündlichen Verkehre mit der Bevölkerung, und zwar in Vertrauen erregenden Formen, liegt eine wesentliche Bedin­ gung, daß der Beamte nicht in einen todten Formalismus versinke, daß er sich seine Anschauungen aus und nach dem Leben bilde, und hierdurch dem amtlichen Wirken einen wahren Erfolg sichere, welcher in der Erledigung von Exhibiten - Nummern an sich doch gewiß nicht zu suchen ist". Trefflich sind die Worte über die Bedeutung der Presse: „Di e freie Meinungsäußerung in der Presse, wenn sie von Wahrheitsliebe geleitet wird, muß von Beamten als ein wertvolles Gut geachtet werden; subjektive Empfindlich­ keiten find bei Seite zu lassen!" — In der That, es gibt für einen Staatsmann, der die berechtigte öffentliche Meinung in Wahrheit in sich aufnehmen will, kein kostbareres Gut, als eine freie, offene Presse, welche der Volksstimme Ausdruck gibt, die Gebrechen des Staatslebens schonungslos aufdeckt, und, wenn die Regierung Irrwege geht, die rechte Fährte zeigt. Den Passus von der subjektiven Empfindlichkeit sol­ len sich aber insbesondere unsere Pappenheimer hinter die Ohren schreiben, welche gleich Zeter und Mordio schreien, wenn man irgend eine unangenehme, aber wahre Bemerkung über eines ihrer verhätschelten Schooßkinder (Vereine, Institute u. dgl.) macht, während sie sich für pri­vilegirt halten, unser Land und unser Volk, unsere na­tionalen Institute, autonomen Körperschaften und die Männer des Volkes mit Lügen zu verdächtigen und mit. Koth zu bewerfen! Das Rundschreiben schließt mit dem bedeutsamen Satze: „Da s Amt und der einzelne Beamte hat mit dem Volle M dessen Sprache zu verkehren und die Eignung hiezu ist ein gewich­tiges und entscheidendes Moment bei Veurtheilung der Verwendbarkeit eines Beamten". Nachdem hier nicht bloß vom mündlichen Verkehre die Rede ist, das Wort „Amt" eine solche Einschränkung ausdrücklich ausschließt, und die diesfallige Eignung der Beamten als entscheidend für ihre Verwendbarkeit hingestellt wird, so ergeben sich naturgemäß daraus folgende Consequenzen: ' 1. Alle Verordnungen und Bescheide der Behörden werden in Krain fürderhin in der Landes-, d. i. der slowenischen Sprache ergehen. 2. Wer in Krain eine öffentliche Stelle bekleiden will, wird seine Kenntm'ß der slovenischen Schriftsprache nachzuweisen haben, und es wirb z. B. das Unding aufhören, daß Lehrer nicht einmal die Muttersprache ihrer Schüler verstehen! — Das ist die kurze Analyse des Rundschreibens. Es ist eine That für sich, und wir hoffen, daß es auch ganz zur That wird. Das neue Ministerium hat in wenig Tagen mehr Tüchtiges gethan, als der so viel gepriesene Schmerling in vier Jahren. Das Militär wurde reduzirt, ein als „unmöglich" erklärtes Budget sanktionirt, das Marineministerium aufgelöst, das Finanzministerium reorganisirt und ver­einfacht, eine allgemeine Preßamnestie erlassen, und endlich mit dem bureau­kratischen Centralismus entschieden gebrochen. Das sind keine großen Worte — aber entscheidende Thaten. Und nur Thaten tonnen Qesterreich retten, groß und glücklich machen! Wir sehen mit Vertrauen den weitern Maßnahmen des Ministeriums Belcredi entgegen! — Ein Wort über die militärische Bedeutung des Essegger Vllhnnehes. (Aus der Militär-Zeitung.) ' Die Session des Reichsrathes ist geschlossen, ohne daß die so wich» tige Angelegenheit der südöstlichen Bahnen zur Vorlage gebracht worden wäre; das Essegger Bahnnetz, welches seit Beginn der Reichsrathssession der von Seiner Majestät dem Kaiser zugesagten und gewünschten verfas­ sungsmäßigen Behandlung harrte, wäre mit keiner Silbe erwähnt worden, hätte nicht der Abgeordnete Dr. Tom an durch seine von 85 Genossen unterzeichnete Interpellation diese für die Gesammt-Monarchie vorwiegend wichtige Eifenbahnfrage vor das Forum verfassungsmäßiger Behandlung zu ziehen versucht. Doch auch dieser in allen Theilen der Monarchie freudig begrüßte Versucht) scheiterte an dem passiven Widerstände des Handelsministeriums, und der Leiter desselben wußte einer präzisen Be­ antwortung der Interpellation, wozu er im Siune der Vcrfasfungs-Urknnde verpflichtet gewesen wäre, auszuweichen. Vielfache Gründe bestimmen uns in diesem Augenblicke, die Ursachen der Negation gegenüber dem von Sr. Majestät in öffentlicher Audienz gegebenen Versprechen — der Theilnahmslosigkeit gegenüber den dringend­ sten Bedürfnissen der Bevölkerung Ungarns, Kroatiens und Slavoniens — die gänzliche Vernachläßignng der im Interesse der Sicherheit und der Wehrkraft des Gesammtstaates an seinen südlichen Grenzen unumgänglich nöthigen Schienenwege, nicht eingehend zu erörtern. Wir konstatiren nur zwei Resultate der im Süden des Reiches seit sieben Jahren mit aller Konsequenz verfolgten hanoelsministericllen Politik: a) Die Herstellung der für die Entwicklung der nationalen Wohl­ fahrt, der Industrie und Volkswirthschaft, gleichwie für die militärische Verteidigungsfähigkeit im Süden der Monarchie dringend notwendigen Eisenbahn-Kommunikationen bleibt für die nächste Zukunft abermals vertagt. d) Die k. k. privilegirte Südbahngesellschaft kann mit voller Beru­ higung auch in nächster Zukunft ihr bisheriges Monopol ausbeuten; jede mögliche Konkurrenz und Gefahr einer Dividenden-Abnahme wurde durch das ihr wohlgeneigte Handelsministerium beseitigt. Alle Bauprojekte, welche den Norden des Reiches betreffen, wurden zur Vorlage gebracht und teilweise im Sturmschritte erledigt. Nur zwei ') Dr. Tom an erhielt nicht nur sehr schmeichelhafte Dankadressen der Handels­kammer» «on Fiume, Kapstadt und Siffek, sondern auch viele Privatschrei­ben hochgestellter Persönlichkeiten, welche ihm den wärmsten Dank ausdrückten und zur muthigen Ausdauer in Verfechtung einer so wichtigen Angelegenheit aufforderten. «>nm. de« Verf. 258 Projekte wurden nicht vorgelegt: „Die von Cervignano über Udine, Vil­ lach, Leoben nach Haag zu führende Bahn", und „das Essegger Bahnnctz". Der ganze Süden des Reiches bleibt auch fernerhin der Gnade und Groß­ ninth der Gesellschaft Rothschild-Talabot preisgegeben. ° So betrübend nun diese Thatsache für jeden guten österreichischen Patrioten sein muß, so dürfen wir dessenungeachtet den Muth nicht sinken lassen, und nicht aufhören, mit aller Macht der Ueberzeugung eine gerechte uud wichtige Sache zu verfechten; es ist unseres Erachtens eine heilige Pflicht der Publizistik, nach Kräften zur Besiegung des Widerstandes bei­ zutragen, welcher von gewisser Seite den Interessen des Reiches und der Bevölkerung entgegengesetzt wurde. Ausdauer führt zum Ziele. Wir haben in früheren Nummern einen Theil des Essegger Bahn­ netzes, nämlich die strategische Wichtigkeit der Linie Semlin-Sisset-Fiume, einer ausführlichen Vespreclnmg unterzogen, und erlauben uns heute die Betrachtungen über die militärische Bedeutung dieses Bahunetzes mit besonderer Berücksichtigung der Linie Stuhlweißenburg-Essegg-Semlin fortzusetzen. Diese Linie bietet vor Allem das Mittel zur innigen Verbindung des östlichen Festnngs-Systcmes, weil durch den Anschluß in Stuhlweißcu­ bürg an die bestehenden Verbindungen nach Uj-Szöny und Ofen die Fe­ stungen Komoru, Ofen, Peterwardein, Essegg und der strategisch wichtige Punkt Semlin untereinander solidarisch verbunden werden; da voraussicht­ lich schon in nächster Zeit eine Eisenbahn von Komorn durch das Waag­ thal nach Mähren ins Leben treten wird, so ergibt sich daraus die weitere Verbindung mit Olmütz. . Als Fachblatt wollen wir gar nicht auf Utilitätsgründe des Handels, der Industrie und Volkswirthschaft eingehen, sondern nur die strategischen und militär-ökonomischen Vortheile hervorheben. Die Linie Uj-Szöny-Stuhlweißenburg-Essegg ist die beste und sicherste Vertheidigungsbasis des rechten Douauufers. Die Erfahrungen des Feldzuges 1848 49 haben uns belehrt, wie geringe Resultate durch die Verwendung von Kriegsfahrzeugen auf der Donau erzielt werden können; die Terrainverhältnisse gestatten das Her­ anschleichen und die gedeckte Aufstellung von Schützen in den Kornfeldern bis in die nächste Nähe des Ufers, und wenige gut gezielte Schüsse reichen hin, um jede Lenkung eines Fahrzeuges unmöglich zu machen. Eine gere­ gelte wechselseitige Unterstützung am rechten Donauufer zwischen Komorn und Essegg kann nur durch eiue Eisenbahn-Verbindung gesichert werden, und es bleibt unbegreiflich, wie die durch die unermüdliche Thatkraft des Grafen Edmund Zichy gegründete Kaiser Franz Josef Orientbahn durch den damaligen Finanzminister der Südbahn-Unternehmung zu Liebe ge» opfert werden durfte, ohne die Ausführung der Linie Stuhlweißeuburg- Essegg früher sicher gestellt zu haben. Die Pestcr Handelskammer sprach sich damals in ihrer Eingabe an Se. kais. Hoheit den Herrn Erzherzog Albrecht, wie folgt, aus: „Bitter enttäuscht der Beschluß über Absorption der Orientbahn durch die Sübbahngesellschaft mit Auflassung der Linien Stnhlweißenburg-Essegg-Semlin. Gerade jene Strecken, welche alle natürlichen wie künst­lichen Verkehrsmittel gänzlich entbehren, wurden hiemit der volkswirthschaft­lichen Versumpfung, dem sprichwörtlichen Ersticken im eigenen Fett, wis­sentlich hingeopfert. Somogy und Baranya, die Staats- und Privat-Waldungen Slavoniens sollen weiterhin werthlos bleiben". Auch in militär-okonomischer Hinsicht ist die Linie Stuhlweißenburg-Essegg von hoher Bedeutung. Die Kostspieligkeit des neuen Kriegsmate­riales, insbesondere der Artillerie - Ausrüstungsgegenstände, gestattet nicht, alle wichtigen festen Plätze mit dem zur nachdrücklichen Vertheidigung noth­wendigen Geschütz- und Mnnitionsstande zu dotiren. Dnrch Herstellung dieser Linie in Verbindung mit den kroatisch-slavonischen Linien wird es bei einer vernünftigen Betriebsleitung möglich, nöthigcnfalls in 36 Stunden aus dem Arsenale von Wien, und in 48 Stunden aus den Vorräthen der Festung Olmütz, die entferntesten Punkte der Monarchie — Sem­lin und Fiume — mit Geschütz-, Munitions- und Verpflegungs-Bedarf zu versehen. Nur durch ein zusammenhängendes Vahnnetz wird es möglich sein, die Finanzkräfte des Reiches zu schonen, relativ geringe Streitkräfte durch Vielseitigkeit zu verdoppeln, und auf diese Art ohne beträchtliche Opfer in Friedenszeiten, die Machtstellung und Ehre des Reiches zu sichern und jeden Angriff mit Nachdruck zurückzuweisen. Die Wehrkraft des ganzen starken Oesterreichs steht dann binnen wenigen Tagen an den bedrohten Punkten, möge es nun die Vertheidigung des zur Stunde vollständig iso» lirtcn Küstenlandes, oder der unteren Donau — der italienischen oder orientalischen Frage — gelten; — zwei Fragen, die früh oder spät nur durch das Schwert ihre Lösung finden werden. Wir wollen in dieser Beziehung an die Nachwehen erinnern, welche die kostspielige Truppenaufstellung in Galizien gelegentlich der letzten orien­talischen Krisis auf die finanziellen Zustände unseres Vaterlandes ausübte. Dreihunderttausend Maun mußten Monate lang in gedrängten Massen mitten im Winter die Dezimirung durch Krankheiten erdulden, weil damals Monate erforderlich waren, um eine Armee zu konzentriren. Getreide, Mehl, Heu :c., in Ungarn angekauft, brachten Monate auf der Achse zu. Vergessen wir dagegen nicht, welchen moralischen Eindruck das schnelle Eintreffen der Brigade Namming in Mailand hervorrief, durch deren blo' ßes Erscheinen der bekannte Putsch vereitelt wurde. Wie entscheidend würde ferner das Armeekorps des Generals Grafen Clam auf das Re­sultat der Schlacht bei Magenta eingewirkt haben, wenn nicht die unglück­liche Unterbrechung der Tiroler Bahn seine Ankunft verzögert und die höchste Ermüdung der Truppen herbeigeführt hätte. Diese Beispiele genügen, um die militärische Wichtigkeit der Bahnen im Allgemeinen zu beleuchten. I n südöstlicher Richtung ist die schleunige Ausführung des Essegger Bahnnetzes, welches seine Anknüpfungspunkte in Stuhlweißenburg und Großwardein, seine naturgemäßen Endpunkte in Semlin und Fiume hat, ein Gebot der Selbsterhaltung, der Kraft und Wehrhaftigkeit unseres Vaterlandes. Nach den Vorgängen während der nun abgeschlossenen Regierungs­periode bleibt uns nur Eine Zuversicht, nur Ei» Stern der Hoffnung, welcher aber jene, die ihm vertrauend folgten, noch nie irregeführt. Die Pfade, auf denen wir der Vervollkommnung entgegenschreiten, sind oft dornenvoll und mühsam; Sümpfe und Ungeziefer hemmen zuweilen den wünschenswertben raschen Fortschritt, aber Muth und Beharrlichkeit müssen das glückliche Endziel erreichen. So blicken wir und mit uns das ganze große Oesterreich in dieser Stunde vertrauensvoll zu unserem erhabenen Monarchen, welcher — nach­dem durch Seine Höchsteigene Initiative der Weg des Ausgleichs und der Verbrüderung in den seit Jahren zur Betrübniß aller wahren Patrioten dies» und jenseits der Leitha bestandenen Verfassungsstreite angebahnt wurde — mit sicherer und umsichtiger Hand auch die unter dem'bishe­rigen Systeme zum großen Nachtheile der Interessen und Bedürfnisse des Reiches vernachlässigten Eisenbahn-Kommunikationen, deren Mangel am empfindlichsten in den südlichen Ländern der ungarischen Krone her­vortritt, der sehnlichst erwarteten Verwirklichung entgegen zu führen wis­se« wird. 1^. 2. 8. Die Steuerlmft und Steuerexelution. Die materielle Lage der österreichischen Völker gestaltet sich von Jahr zu Jahr immer trauriger und wenn das irdische Regime Vieles zn wünschen übrig läßt, so muß man auch hervorheben, daß die liebe Natur seit Jahren ehrlich dazu beiträgt, die Landwirthschaft und die in innigster Beziehung mit ihr verbundene Klein- und Groß-Industrie, sodann auch den Handel mit egyptischen Plagen zur Verzweiflung zu treiben. Es ist eine bewährte Erfahrung, daß bei uns alle Geschäfts- und Erwerbszweige in ihrem Fortkommen leiden, wenn der Oekonom, wenn der Grundbesitz kein Geld hat, uud unser Grundbesitz hat kein Geld, er hat nur oder macht nur Schulden, denn mit einer sehr geringen Ausnahme von glück­lichen Landstrichen oder bevorzugten Kulturen (Gemüse, Hopfen :c.) ist seit Jahren an eine den Verhältnissen entsprechende Verzinsung des Kapi­tals in der Landwirthschaft nicht zu denken, in den letzten zwei Jahren mußten wir aber bereits die traurige Erfahrung machen, daß der Grund­besitz die Steuern nicht erschwingen die Zinsen von aufgenommenen Kapitalien nicht zahlen könne. Dieser sehr deprimirenden Lage der Land­wirthschaft folgt auf dem Fuße die Impotenz ganzer Industriezweige, der Hunger des kleinen Gewerbstandes. Beide sind mit ihren Absatzquellen auf den Verbranch des Inlandes beschränkt, denn unser Export ist unter Null, und kommt nur ausnahmsweise in einzelnen Branchen vor, sobald daher der Grundbesitz unvermögend ist, neue Anschaffungen zu machen, oder die unumgänglich nothwendigen Bedürfnisse koulant zu zahlen, ist auch der Industrielle, der kleine Gewerbsmann, durch die materielle Roth seines Konsunienten kaum zahlungsfähig, der Steuerrückstand des erster« zieht die Stenerunfähigkeit, relative oder absolute, des letztern nach sich. Der rühmlichst bekannte National-Oekonom Mac-Culloch bemerkt sehr richtig, daß der alte Grundsatz: „Wenn du Jemand reich haben willst, so mußt du nicht feine Güter vermehren, sondern seine Bedürfnisse ver­mindern," — konsequent durchgeführt, jeden Fortschritt der Kultur und jede Verbesserung unserer Lage hintertreiben muß. I n dieser Lage befindet sich Oesterreich. Wi r möchten Oesterr­reichs Völker reich haben, allein wir vermehren ihre Güter nicht, und die Bedürfnisse derselben Völker (die Konsumtion) vermindern sich von selbst in Folge der materiellen Noch, es ist ein erzwungenes Sparen, das jeden Fortschritt der Kultur hintreibt, jede Verbesserung der Lage unmöglich macht. Zugleich, dürfen wir uns nicht verhehlen, daß die Zu­stände gerade dieses Jahr keine Besserung in Aussicht stellen, ja daß wir uns am Anfange einer Krisis befinden, die ohne energisches und sachge­mäßes Handeln der Regierung und bei einer anhaltenden Ungunst der Naturverhältnisse, zu einem erschreckenden Abgrunde führt, aus dem eine der schwierigsten socialen Fragen uns anstarrt. Leider müssen wir her­vorheben, daß die Regierung selbst den ersten Schritt hiezu thut, wiewohl sie unwilltuhrlich zu Maßnahmen gedrängt wird, die sich als eine Kette in der durch und durch zerrütteten Finanzfrage darstellen; wir wollen dieselben sogleich beleuchten. Die Steuern haben in Oesterreich eine so exorbitante Höhe erreicht, daß sie lange in keinem richtigen Verhältnisse zu der Ertragsfähigkeit der Boden- und Arbeitsrente stehen. Der Finanzminister sagt, ich muß das Geld haben, und ist die Nothwendigkeit und Begründung des Steuerbe­truges anerkannt, so folgt als nächste Konsequenz daraus, daß die Finanz-Verwaltung die Steuer mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln ein­treibt, daß sie erequirt, pfändet, sequestirt, kurz alles thut, was der fiska­lische Standpunkt derselben ihr erlaubt. Die Regierung ist folglich mit Rücksicht auf die ihr zu Gebote stehenden Exekutivmittel der erste Faktor, der in seinem eigenen Blute, in seinem eigenen Fleische wühlen muß, um dem Finanzgesetze gerecht zu werden. Es nützt nichts zu beweisen, daß keine Renitenz vorliegt, daß die Steuer pünktlich gezahlt wurde, so lange sie zu erschwingen war, oder so lange überhaupt disponible Mittel, selbst durch Schuldenmachen, aufzubringen waren, das Aerar exequirt, es pfän» det und in welchem Umfange diese Maßregel angeordnet werden muß, ist daraus zu entnehmen, daß über 20 Millionen Steuerrückstande aushaften. Daß diese Zustände unter geregelten Verhältnissen und bei einer weisen Finanzpolitik nicht vorkommen können, dafür spricht die Erfahrung aller Staaten und die Geschichte der Nationen, die im Wohlstande leben, Haben aber solche Zustände aufkommen können, fo lange der größte Theil der österreichisen Lander von der Natur gesegnet wurde, was sollen wir für das kommende Jahr gewärtigen, indem in einem großen Theile un­seres Vaterlandes der Grundbesitz in Folge der anhaltenden Dürre und der tropischen Hitze, die alles Wachsthum der Pflanzenwelt vernichtet, aus der Fechsung die Saat nicht einbringt, die er der Erde anvertraut, in dem der Viehstand aus Mangel an Futter einigemal deciniirt wird, i» dem die Geldnoth immer drückender wird? — Wir fürchten sehr, daß die Steuerrückstände sich mindestens verdoppeln werden, und daß diejenigen Steuerpflichtigen zu den Ausnahmen gehören werden, die die Iahresvor­schreibung ohne Zwangsmittel in Abfuhr bringen werden. Unter solchen Umständen kann die Finanzverwaltung in die Lage kommen, die Hälfte der Realitäten zu erequiren, oder durch politische Pfändung den Viehstand 259 der Steuerpflichtigen oder was zu finden sein wird, zu veräußern, allein es entsteht die Frage, ob die Staatsverwaltung nicht auch höhere Rück» sichten zu befolgen hat, als sie eben in den Vorschriften über die Steuer­einhebung niedergelegt sind. Wir würden uns unter Umständen keinen große» Hoffnungen in dieser Richtung hingeben, seitdem wir gesehen habe», daß in Ungarn unter denselben oder wo möglich noch schlimmeren Verhältnissen Exckutionsmaßregeln unerbittlich in einem Momente durchge­führt wurden, in dem die Staatsgewalt an die Exequirten förmliche Hun­gergaben vertheilte, allein die Regierung ist so eben in einer Rekonstituirung begriffen, und wir tragen uns mit der Hoffnung, daß die Männer, die der Monarch zur Regelung der politischen und materiellen Verhältnisse der Monarchie berufen hat oder berufen wird, nicht gegen ihr eigenes Interesse handeln und Wohl und gründlich überlegen werden, was der Regierung und der Steuerfähigkeit des Landes frommt. Wir rathen zur Vorsicht und zur Mäßigung bei der Steuereintreibung, wenn nicht ein namenloses Elend unverschuldet über ganze Familien verhängt werden soll. Wenn schon jetzt der Fall vorkommt, daß Gemeindevorsteher ihr Amt niederlegen, um nicht die Mehrzahl der Steuerpflichtigen exequiren zu müssen: was soll erst im nächsten Winter, was im nächsten Frühjahre aus unfern Steuerträgern werden! Wir meinen nichts weiter, als daß in Fällen, wo durch die Mißernte jedes Einkommen illusorisch wurde, folglich auch die Steuer, wie bei einer gänzlichen oder thcilweisen Vernichtung der Frucht durch Elementarereignisse ihre Supposition verloren hat, gerne Rücksichten für die Zuwartung oder den Steuernachlaß erwirkt werden und walten mögen, die dort geboten erscheinen, als daß der Staat seine Lebensadern nicht unterbinde, die. er aus eigener Vedrängniß in einem so hohen Maße in Anspruch genommen hat. Nxg. Politische Nevue. Se Majestät haben den Vizepräsidenten der k. k. böhmischen Finanz­landesdirektion , Vincenz Ludwig Ritter vonKappel-Savenau, und den Vizepräsidenten der k. k. Centralseebehörde, Franz Karl Ritter von Becke, zu Sektionschefs im Finanzministerium mit Einbeziehung in die dritte Diätcnklasse, und zwar den ersteren zur Führung der Sektion für den Finanzverwalrungsdieust, letzteren zur Führung der Sektion für das Budget- und Kreditwesen allergnädigst zu ernennen geruht. Die Finanz-Procuraturen sollen wesentlich modifizirt werden; der Finanzrath Kratzer aus der Präger Finanz-Prucuratur wurde der „Pr." zufolge, behufs Beratungen hierüber nach Wien berufen. Briefe aus Ungarn nielden, daß man dort authentisch unterrichtet ist, Majlat h sehe ein selbstständiges ungarisches Ministerium als ein Verderben Ocsterreichs an, und seine Freunde hätten in Ungarn Alles anzuwenden, um in dieser Cardinalfrage Dea l auf die Seite der Alt­conservativen zu bringen. Deak's Organ begrüßt das neue Ministerium mit Enthusiasmus; es weiß sich keincs „schönern und wichtigern Momentes" in der Geschichte der inneren Verwaltung Oesterreichs zu erinnern. Besonders große Hoff­nungen knüpft es an die Peusionirung Reichensteins und an die Ernen­nung des General Haller, und erblickt darin die Möglichkeit, die Union Siebenbürgens mit Ungarn, wie sie im Jahre 1848 beschlossen wurde, nun auch durchzuführen. Dieselbe Hoffnung spricht nicht undeutlich Baron Eötvös in der neuesten Nummer seiner Wochenschrift aus. Eötvös bringt damit zugleich die wichtige Nachricht in Verbindung, daß die Einberufungsschreiben für den ungarischen Landtag am 18. August, als dem Geburtstage des Kai­sers erlassen und die Eröffnung desselben auf den 20. Oktober bestimmt werden soll; der croatische Landtag soll neuerdings und zwar bis zum 28. Oktober hinausgeschoben werden; der siebenbürgische Anfangs No­vember zusammentreten. Offenbar soll der Vorrang, welchen man damit den Ungarn einräumt, diese zu Concessionen bewegen, welche den Eintritt dersiebenbürgische« und croatischen Deputation erleichtern. Die cislcitha­nischen Landtage sollen dann gleichfalls im November berufen werden, und so könnten hüben und drüben die Grundlagen für eine Verfassungsrevision gewonnen und die Meinungen darüber gesichtet werden. - Paris, 29. Juli. König Leopold von Belgien hat den dringen­den Wunsch geäußert, vor seinem Tode noch den Kaiser Napoleon zu sprechen. I n Folge dessen wird der letztere morgen nach Brüssel reisen. I n einer die Anerkennung des Königreiches Italien durch Spanien besprechenden Note drückt Herr Drouin de Lhuys unter Anderem die Hoffnung aus, daß „die Regierung des Königs Viktor Emanuel" bald von allen europäischen Mächten anerkannt sein wird. Briefe aus Rom bestätigen, daß die Zusammenkunft des Papstes mit dem König Viktor Emanuel und dem Kronprinzen Humbert gegen Ende August stattfinden werde; der König wird auf seiner Reise Rom nicht berühren; der Papst soll schon jetzt über den bevorstehenden Besuch freudig erregt sein. Der italienische Gesandte in Bern hat die Schweizer Bundesregie­ rung von dem Projekte des italienischen Handelsministers, eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen Italien und Deutschland durch die Schweiz herzustellen, verständigt, und den Bund zur Mitwirkung an der Realist- rung dieses Projektes eingeladen. Die spanische Gesandtschaft beim König Franz II . wurde aufgehoben. Der „Moniteur" veröffentlicht eine Correspondenz aus Washington, welche feststellt, daß die Aufstellung von Bundestruppen an der Grenze von Texas den Zweck habe, die Ruhe in Texas sicher zu stellen. Die Truppen werden im Lande vertheilt, um den Oppositionsgeist zu un­terdrücken. Aus dem Gemeinderathe. (Zitzung am 28. Juli. — Vorsitzender: Vürgermeister Dr. G. H. Costa; anwesend 19 Gemeindeiälhe). (Schluß.) Gemeinderath Dr. Schövpl, im Namen der III. Sektion, refe­ rirt in Betreff der Brückenmauth an der Karlstädter Linie. Es wird nach Antrag der Sektion beschlossen, die Befreiung der innerhalb des Stadt­ pomeriums sich bewegenden Fuhren von der Brückenmauth bei den k. k. Behörden motivirt anzusuchen und die Abnahme der Pflastermauth von solchen Fuhren an der Karlstädter Linie mit Ende Oktober d. I . aufzu­lassen. Gemeinderath Stedry, im Namen der IV. Sektion, referirt über Bauten. Nach einer Debatte, an der sich die Herren Gemeinderathe Dr. Orel und Mallitsch betheiligen, wird, nach Antrag der Sektion, die -Pflasterung der Gasse vom Mayr'schen Hause in der St. Peters-Vorstadt bis zur Bahnhofgasse mit abgeköpften Kugelsteinen und Leisten und die Makadamisirung der Bahnhofgasse beschlossen. — Derselbe referirt auch über die Konkurrenz der Stadtgemcinde zu den Baukosten des Lyceal­gebäudes und beantragt die Annahme des Antrages des Landesausschusses, wornach der die Stadtgemcinde treffende Konkurrenzbeitrag pr. 2203 fl. vorschußweise gegen dem bestritten werden wird, daß derselbe seitens der Stadtgemeinde vom Jahre 186? an in Raten zurückbezahlt werde. Dieser Antrag wird auch angenommen. Gemeinderath Bürger, für die IV. Sek­tion, referirt über den Antrag des Wenzel Koudelta, betreffend die Er­richtung eines Theiles der Quaimauer bei der Schusterbrücke, und es wird nach Antrag der Sektion beschlossen, den Antrag des Koudelta abzulehnen. Derselbe referirt über die weitere Bewilligung eines technischen Diurnisten, und beantragt, diese Bewilligung bis Ende September l. I . zu ertheilen. Nach einer kurzen Debatte wird der Antrag der Sektion angenommen. Gemeinderath Dr. Ritter v. Kaltenegger, für die VII. Sektion, re­ferirt über die Rechnung der Oberrealschul-Direttion pro 18«^ , welche mit Ausscheidung einiger Posten in der Ausgabe erlediget wird. — Sofort wurde zu den Gegenständen der geheimen Sitzung übergegangen. Aus den Vereinen. Juristische Gesellschaft. (Sitzung am 21. Juli 1865 unter dem Vorsitze Sr. Excellenz des Herrn Statthalters Frei­herr« von Schloißnigg.) Zur Vorlesung gelangt ein Schreiben des Herrn Reichsrathes Dr. Ritter von Waser, das wörtlich lautet wie folgt: „Sr. Wohlgeboren dem Herrn Dr. von Kaltenegger, Präsi­denten-Stellvertreter der juristischen Gesellschaft in Laibach. — Durch die geehrte Zuschrift vom 19. d. M. Z. 705 wurde ich in Kenntniß gesetzt, daß mich die juristische Gesellschaft in Laibach zum Ehren­mitgliede ernannt hat. Es hat mich hocherfreut, im Kreise der Juristen Laibachs gekannt zu sein und der mir zu Theil gewordenen Auszeichnung würdig zu erschei­nen. Ich erkenne hierin ein ehrenvolles Zeichen öffentlicher Anerkennung, worauf ich besonders Werth lege, weil dieses Zeugniß von Männern be­urkundet wird, welche fremde Leistungen auf dem Felde der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens zu beurtheilen berufen und daher auch kompe­tent sind, der öffentlichen Meinung Ausdruck zu geben. Indem ich Euer Wohlgeboren höflichst ersuche im Vereine der Dollmetsch meines ergeben­sten Dantes sein zu wollen, ergreife ich die Gelegenheit die Versicherung der besondern Achtung zu erneuern, womit ich verharre Euer Wohlgeboren ergebenster Diener Dr. Waser m.p. Wien am 29. Mai 1865. Weiters wird vorgewiesen Nr. 29. der österr. Notar.-Zeitschrift, welche eine sehr ehrenvolle Besprechung des letzten Heftes der Vereins, mittheilungen enthält, worin es unter andern heißt: „Die Protokolle und die hieraus abgedruckten besondern Abhandlungen zeigen die vielseitige Thätigkcit und das Gedeihen des Vereines,, welcher auf das wissenschaft­liche Leben im kleinen Kronlande gewiß sehr anregend wirkt." Auch wird bekannt gegeben, daß nunmehr die Vereinsbibliothet vollständig geordnet sei, und gegenwärtig 1175 Bände zähle. Hierauf hielt Herr Bürgermeister Dr. Costa einen mehr als ein­stündigen Vortrag über „Die G e sä ngniß reform", worin er nach einigen kurzen einleitenden Bemerkungen über Wesen, Zweck und Durch­führung der Strafen die neuesten in Bezug auf die Einrichtung des Ge» fängnißwesens in England und Amerika versuchten Reformen bespricht, die diesfalls aufgestellten Systeme historisch und kritisch beleuchtet, und die Anwendung- der einzelnen Systeme in den Strafbüchern verschiedener Staaten Europas mittheilt. Referent unterzieht sohin das System der Einzelnhaft einer ein­gehenderen Beurtheilung, bespricht nach einem kurzen literarischen Ueber­blick die Vorzüge desselben, widerlegt die dagegen erhobenen Einwen­dungen und befürwortet schließlich jenes System der modifizirten Einzeln­hllft, wobei der Sträfling ursprünglich in Einzelnhaft gehalten, unter zweck­mäßiger Anleitung zur Arbeit fohin zur Gemeinschaftshaft vorbereitet, nnd durch verschiedene die Verwendung des Sträflings zu gewerblichen Beschäftigungen bezweckenden Zwischenanstalten fortschreitend endlich zur bedingten Freilassung gelangt. — Bei der sohin eingeleiteten Debatte beantragte Se. Excellenz der Herr Präsident, daß dieser in so anregender Weise behandelte Gegen­stand wegen vorgerückter Stunde zur weiteren Besprechung in der nächsten Sitzung vorbehalten werde. Se. Excellenz betonte weiters, in die bespro­chene Frage selbst eingehend, daß die Durchführung der von dem Herrn Referenten befürworteten Gefängnißreform sowohl von einer Reform der Strafgesetzgebung, als davon bedingt sei, daß zur Leitung von in solcher Weise eingerichteten Gefängnißanstalten vollkommen geeignete Persönlich­keiten aufgestellt werden, welch' letztere Bedingung Wohl schwieriger zu er­füllen sei, denn die erst er e. Weiters betheiligten sich an der Debatte die Herren Dr. v. Kaltenegger, Oberamts-Direktor Dr. Costa, wel­cher als ein Hauptmoment die Zurückführung des Sträflinges in die bür­gerliche Gesellschaft hervorhob — und Finanz-Direktor Felsenbrunn, welcher darauf hinwies, daß in dieser Beziehung bereits in Oesterreich nämlich in Böhmen Privatvereine zur Besserung entlassener Sträflinge gegründet worden und gegenwärtig noch fortbestehen. Schließlich wurde der von Sr. Excellenz dem Herrn Präsidenten gestellte Antrag auf Vorbehaltung einer weiteren Besprechung dieses Ge­genstandes mit dem Amendement des Herrn Oberamts-Direktor Dr. C 0st a, daß diese Besprechung nach erfolgter Drucklegung des Vortrages des Herrn Referenten zur Tagesordnung gelange — angenommen. Lokales und Provinziales. — Der k. k. vensionirte Oberstlieutenant und Kämmerer Karl Graf Wallis, Freiherr von Carighmain, domizilirend zu Prag, hat aus 3«U Rücksicht für die gegenwärtigen so schwer belasteten Staatssinanzen, auf seinen für dreißig ehrenvolle Jahre erworbenen Ruhegehalt von 945 fl. jährlich, Verzicht geleistet. Das Kriegsministcrium bringt diesen Akt eines tatsächlichen Patriotismus zur öffentlichen Kenntniß. — (Dr. Ißleib's Berichtigung in Nr. 51 unsers Blattes und unsere Berufung an das Oberlandesgericht in Graz.) Unterm 2. d. M. wurde uns nachstehender Bescheid des hiesigen k. t. stdt. del. Bez.-Gerichtes, ddo. 29. Juli 1865, zugestellt: „Das h. t. t. O. L. Gericht hat über die Beschwerde des Peter v. Radics wider das Erkenntnis; v. 25. Juni l. I . Z. 1634 in Preß­sachen in der Erwägung, daß die von Dr. Ißleib verlangte Berichtigung in der Zeitschrift „Iri^lav " zwar aufgenommen, aber nicht in der Art geschehen ist, wie selbe verlangt wurde, und daß über die Frage ob die bezügliche Weigerung grundlos ist, zu verhandeln, und mit Erkenntniß zu entscheiden ist, denberufenenBcfcheid aufzuheben, und dem k.k.st.d. Bez.'Gerichte aufzutragen befunden, im Sinne des §. 21 des Preßgesetzes v. 17. Dezember 1862 Nr. 6 ex 1863 N. G. V. zu verfahren." — (Für Freunde von Alpenpartien.) Sonntag am 6. d. M., Früh 5 Uhr, geht von hier aus eine Gesellschaft auf den Nrintovo. Der Weg wird genommen über Flödnik, St. Georgen, Höflein, in die Kanter, dann über den Qriutovo, in die Feistritz, nach Stei n und zurück nach Laibach. Diejenigen Naturfreunde, welche diese Partie mitzumachen gesonnen sind, wollen sich bis Samstag Mittag in der öitllvnicÄ - Restauration melden. — Sonntag am 6. d. M . fährt ein Vergnügungszug aus Agram nach Römerbad und Markt Tu ff er und lehrt am selben Tage nach Agram zurück. — Von des Messerschmieds Flugblatte in der Fensterscheibe des Aus­lagkastens ist wieder an selber Stelle eine Nummer erschienen. Sonderbar — und doch wahr! (Siehe „l^lav " Nr. 52, „Offene Sprechhalle"). — (Eine Schlange — oder was!) Den Portier der hiesigen lcmdsch. Burg überraschten seine Freunde an seinem Namenstage (25. d. M.) mit Zusendung einer kleinen Kiste — in welcher auf Laub gebettet eine Schlange lag, den Schweif geringelt, den Kopf nach oben gestreckt. I m Momente welch' Entsetzen — bei näherer Besichtigung eine höchst seltene Formation einer ganz gewöhnlichen Gurke, die in ihrer völligen Länge 4' mißt. Die Stellen des Mundes und der Augen sind von Na­tur vertieft, so daß diese Frucht in der That eine täuschende Aehnlichkeit mit einer Schlange bietet. — Das steierm. „Industrie und Gewerbeblatt" bringt in seiner letzten Nummer abermals einen Artikel über „Steiermart's Glasindustrie" uud zwar aus der Feder des Herrn Ed. Heider, Besitzer der Glasfabrik in Hrastnigg. Während die früheren gleichbenannten Aufsätze den gegen­wärtigen Stand unserer Glasindustrie und die Stellen derselben bezeichne­ten, wo Abhilfe noththut, wird nun ein positiver Vorschlag gemacht, der in der Bildung einer Actiengesellschaft gipfelt, und die, ausgedehnt über die Grenzen unserer Provinz, auch die Fabriken von Krai n und Kärnten in sich fassen und den Namen „Südösterreichischer Glas-Industrie-Verein" führen soll. Durch jenen begründeten Vorschlag ist die Frage der Glas­industrie unseres Vaterlandes in eine Phase getreten, aus der sie sich zur wahrhaften Bedeutsamkeit für das Land zu entwickeln anfängt, und es ist zu wünschen, daß ihr die heimischen und angrenzenden Glasindustriellen die verdiente regste Theilnahme schenken möchten. (Tgsp.) — Die Schlußverhandlung gegen Wenzel Lamberger, welcher bekanntlich am Abend des 9. Juni l. I . am IellaSiöplatz in Agram die verunglückte ärostatisch-pyrotechnische Production veranstaltete, hatte am 28. v. M . bei der tünigl. Comitats-Gerichtstafel statt. Lamberger wurde des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens (Z. 335 St. G. V.) schuldig erkannt und im Sinne des §. 33? St. G. B. mit Anwendung des §. 266 zu strengem Arrest in der Dauer von zwei Monaten verurtheilt. Der Antrag der tön. Staatsanwaltschaft lautete auf strengen Arrest von 6 Monaten. Der Verurtheilte und die Staatsanwaltschaft stellten sich sich mit diesem Straferkenntnisse zufrieden. — Aus Lemberg wird der „Deb." gemeldet: In der hiesigen Ge­meinde schwebt ein interessanter Streit zwischen den Christen und Israe ­liten . Seit nämlich durch das Gemeindegesetz Christen und Israeliten zu einer einzigen Gemeinde verschmolzen wurden, beanspruchen die Israe­liten das Miteigenthum an dem Vermögen der Christengemeinde, von wel­cher sie bisher ausgeschlossen gewesen. Die Christen weigerten sich, dieser Forderung zu entsprechen, und führen als Argument an, daß sie ihrerseits keinen Theil von dem Vermögen der besondern Iudengemeinde in Anspruch nehmen. Die Frage ist auch im Gemeinderathe zur Sprache gekommen, konnte aber trotz der langen und heftigen Debatten nicht zur Entscheidung gebracht werden. — Einen glücklichen Beschluß faßten die Ortsvorsteher einer schwäbischen Gemeinde; es wurde festgesetzt, sich in amtlichen Correspon­dcnzcn fortan der Prädicate „Wohllöblich — Verehrlich — Hochachtungs­voll" zu enthalten. Qeffentlicher Dank. Allen ?. I'. Herren und Damen, welche am letztvergangenen Sonn­tage zur Hebung der Iakobifeier in der Stadtpfarrkirche St. Jakob durch Aufführung einer, nach dem Urtheile aller competenten Kunstverständigen meisterhaften Messe, auf welche Art immer so Erhebliches beitrugen, spricht gefertigte Kirchenvorstehung hiermit den öffentlichen Dank aus. Kirchenvorstehung der Stadtpfarrkirche zu St. Jakob in Laibach, am 2. August 1865. Gingesendet. Es gibt Herren in Laibach, welche Zeit genug haben, sich darin zu gefallen, daß sie Alles, was von nationaler Seite kommt, verdächtigen, und dadurch nicht selten Zwistigkeiten im Privat- und Familienleben her­vorrufen. So wurde erst kürzlich der in Nr. 60 des ^Iri^lav " über die Reife einiger Laibacher nach Dresden gebrachte Artikel vis-^-vis meinem Vater in einer Weise interpretirt, welche sich jeder weiteren Kritik entzieht. Da es mir nun darum zu thun ist, den lieben Hausfrieden unge° stört zu erhalten, so fordere ich alle jene Herren, welche sich fortwährend bemühen, Zwietracht in unserer Familie zu säen, hiemit auf, von dieser, gemeinen Handlungsweise abzulassen, umsomehr, als es ihnen dadurch ge­ wiß nicht gelingen wird, das zu erreichen, was sie bezwecken —. Josef Strzelba Junior. Erinnerungstafel (aus dem Intelligenzblatte der Laibacher Zeitung). Am 5, August. Viel. Feilbieluug der der Ursula Erbeschnik gehörigen Heiratsgutforderung mit 200 fl. C. Vi. (städt. del. Bez. G. Laibllch.) — Termin für Verlassenschaftsgläubiger nach Mathäus Groschel von T>o­brazhov» (Bez. A. Idria.) Am 7. August. 3. erek. Feilbietung der dem Michael Pirnat von Koliöevo gehörigen Realitäten; Schätzwerth 1810 fi. 40 kr.