ARGO. Zeitschrift für krainische Landeskunde. Kummer 3. Laibacli, im September 1892. I. Jahrgang. Die „Gradišča“ in Krain. Von A. Müliner. Das Gradišče von St. Michael bei Hrenovic. (Fortsetzung.) Die erste Nachricht von der Existenz des Burghügels von St. Michael gab der „Fragebogen“* 1) der Schule Hrenovic dto. 30. März 1877. Da heisst es ad Frage 12. „Bei St. Michael ein Hügel stari grad, wo Münzen, Waffen, Schmucksachen, Ziegel und Heschirrtrümmer und ziegelgemengter Mörtel gefunden wurde. Ferner Bronzen, Glasperlen, zwei Keltenmünzen mit Kopf und Ross.“ Die Münzen gelangten in den Besitz des Herrn Regierungsrathes Anton Rit. v. Globočnik, welcher *) loh liess im Jahre 1876 als Conservator der k. k. Cent. Oonnniss. 1000 Fragebogen drucken, welche 20 Fragen nach archäologischen Objecten, Fundstätten &c. enthielten ; sie wurden an die Pfarren und Schulen in Untersteiermark und Krain versendet. Sie enthalten zahlreiche mitunter sehr werthvolle Mittheilungen, gehen Nachricht von bishin ganz unbekannten Fundstätten und archäologischen Objecten. Die Bögen enthielten folgende Fragen : 1. Gibt es in der Pfarre einen vom Volke „Gradišče“ genannten Platz oder Hügel, und wo liegt er? 2. Gibt es eine vom Volke „Groble“ oder „Grüble“ genannte Oertlichkeit? 8. Gibt es in der Gegend Hügel, welche vom Volke „gomile“ genannt werden? oder „na gomilah“ genannte Oertlichkeiten? wenn ja, wie viele sind ihrer? 4. Gibt es eine „Ternovo“ oder „na tornovim“ benannte Oertlichkeit? 5. Kommt die Ortsbezeiehnung „Straža“, „Podgrad“, „Pregrad“, „Podzid“, „Prezid“, oder „v zideh“ vor? 6. Kommt der Name „Staro mesto“ oder „Razderto“ als Ortsbenennung vor? 7. Kommen Namen wie „ajdna“,. „ajdovski zid“, „ajdovski grad“, „ajdovše“ u. dgl. vor? 8. Existiren Gemäuerreste, von denen das Volk sagt: „da je turk grad (zid, šanee) zidal“, oder „da ga (jih) je Turk poderi“, oder ähnliches ? 9. Kommt der Name „stari terg“ vor? 10. Sind alte Strassenzüge oder Oertlichkeiten in Wald oder Feld unter dem Namen „stara cesta“, „stari pot“ oder schlechtweg „cesta“ auch „ostras“ (Hochstrasse, alta strata) bekannt, und wo verlaufen sie? damals in Adelsberg als k. k. Bezirkshauptmann fungirte. Noch im September des Jahres 1877 besuchte ich auf der Durchreise nach Wippach und Heidenschaft die Gegend, um die Fundstätte zu besichtigen, und eventuell für meine „Emona“ Material zu gewinnen. Doch passte, wie der Augenschein lehrte, dieses Object vermöge seiner Lage vorläufig nicht in den Rahmen des Buches. Die Pfahlbaufunde am Moraste bei lg lenkten die Aufmerksamkeit der Archäologen auf Krain. Man sah bald ein, dass das Land eine reiche Fundgrube für Alterthümer ist und die Gewinnung von Fundstücken für die Museen war jetzt der erste Zweck. Inder „prähistorischen Commission“ der k. k. Akademie der Wissenschaften wurde in 11. Sind in Kirchen, Kapellen oder in Profangebäuden oder sonst wo Steine oder Säulen mit römischen Inschriften oder gemeisselte Sculpturen vorhanden, und wo sind sie gefunden (wenn bekannt)? 12. Ist in der Gegend eine Oertlichkeit bekannt, wo beim Ackern, Graben &e. alte Münzen, eiserne oder bronzene Waffen, Sehmueksachen aus Bronze, behauene Steine, alte Ziegel- oder Geschirrtrümmer, oder mit Ziegelstiiekcken gemengter Mörtel hervorkämen? 13. Finden sich in der Gegend zugeschliffene und durchbohrte Steine vor, welche das Volk „strele“ nennt, und finden sich vielleicht zugesehärfte oder zugespitzte Feuersteine? 14. Hat Jemand in der Gegend dergleichen unter 12. und 13. Genanntes gefunden und wer ist er, oder besitzt Jemand irgend welche Alterthümer ? 15. Gibt es in der Gegend Grotten oder Höhlen? Sind da Steine, Thier- oder Menschenknoehen ausgegraben oder gefunden worden? Knüpfen sieh an Höhlen Volkssagen ? 16. Gibt es sonst irgend in alterthümlieher Beziehung Bemer-kenswerthes in der Gegend? und wie weit reichen die Taufbücher zurück ? 17. Kommen unter dem Volke Sagen vor, welche sieh auf die hl. Walburga oder hl. Kunigunde beziehen? 18. Pflegen zu Weihnachten, Ostern und Johanni vom Volke irgend abergläubische Gebräuche geübt zu werden, oder knüpfen sieh an diese oder andere hohe Feste alte Sagen? 19. Weiss das Volk etwas von gekrönten Schlangen oder von der Mistel: tiöji lim (viseum album) oder sonst einer Pflanze zu erzählen, und was hält es von den Zigeunern? 20. Kommen in der Gegend Namen von Personen, Oertlichkeiten, Bergen, Wässern &e. vor, deren Bedeutung entweder unklar oder aus der slovenisehen Sprache nicht zu erklären ist, und welche sind es? der Sitzung vom 6. Juni 1878 beschlossen, auch in Krain Ausgrabungen vorzunehmen, mit welcher Arbeit Hofrath v. Hoehstetter und Oustos Desch-mann betraut wurden. Unter des letztgenannten Führung bereiste Hoehstetter das Land und liess an mehreren Punkten Grabungen vornehmen. Im Jahre 1879 erschien in den Dencbschriften der kais. Akademie der „Erste Bericht über die prähistorischen Ansiedelungen und Begräbnissstätten in Krain, “ erstattet von Carl Deschmann und Ferdinand v. Hoehstetter. Der Bericht bespricht achtzehn Localitäten. einzelne mit kaum fünf Zeilen, andere, wie z. B. Vač ■mit dreiundzwanzig Quartseiten. Unser Gradišče von St. Michael ist sub Nr. 3 mit etwa 30 Zeilen bedacht. V'. Hoehstetter schreibt darüber Folgendes: „Der um die Altertliumsforsehung in Krain hochverdiente k. k. Bezirkshauptmann in Adelsberg, Herr Anton Globočnik, welcher auf. diesen Punkt zuerst aufmerksam gemacht hat, begleitete uns am 23. Juli dahin.“ „Ausgedehnte, durch Anbau zum Tlieil mehr oder weniger verwischte' Erdwälle, an mehreren Punkten mörtelloses Mauerwerk und einzelne tumulusahnliehe Hügel sind auf dem stark coupirten und durch steile Abhänge geschützten Plateau oberhalb des Dorfes St. Michael die deutlichen Peste einer uralten, sehr ausgedehnten und wohlbefestigt gewesenen Ansiedlung. An verschiedenen Stellen dieser alten Burg wurden zufällig beim Ackern Armringe aus Bronze (im Museum zu Laibach 1), Bruchstücke von Bronzefibeln und Bronzenadeln, eiserne Lanzenspitzen, blaue Glasperlen, buntfarbige Emailperlen, Steinplatten und unter denselben Urnen mit Leichenbrand, Skelette und barbarische Silbermünzen aufgefunden. Alle diese Funde, sowie das gänzliche Fehlen Voh römischen Altertlnimern sprechen dafür, dass wir es hier ebenso wie bei feržišče mit einer vorrömisehen Niederlassung zu thun haben.“ „Einzelne flüchtige Grabversuehe, die wir anstellten, gaben kein weiteres Pesultat. Bei'dem grossen Umfange dieser alten Burg, mussten speziellere Untersuchungen und umfassendere Nachgrabungen einem .späteren Zeitpunkte überlassen bleiben.“ Hoehstetter gibt schliesslich die Resultate der chemischen Analyse eines Bronzestückes nach J. Salmiler. welcher folgende Zusammensetzung fand : Kupfer........................... 89'78% Zinn............................6'83% Blei................................l-85% Kobalt und Nikel ...................0'90% Eisen...............................0-28% 99-54% Die Patina ergab : Zinnoxydhydrat 60'92%. Malachit (kohlensaures Kupferoxydhydrat) 34'55 %, Bleiweiss 4/51 %, nebst Spuren von Eisenoxyd, Aluminiumoxyd und Kieselsäure. P Es ist dies ein vollgegossenes Spiralarmband aus Bronze. Es besteht aus einem doppelt gewundenen fein gerippten Bronzestab von 10 mm Stärke und hat einen inneren Durchmesser von 60 mm. Es kam im Jahre 1839 als Geschenk des Anton Samuel ins Landesmusgum. Seit dieser Zeit richtete auch Se. Durchlaucht Prinz Ernst zu Windischgrätz seine Aufmerksamkeit diesem Gradišče zu, und liess, nachdem er schon verschiedene Fundstücke erworben, 1882 liier graben. Ein von Sr. Durchlaucht 1884 in der Sitzung der anthropologischen Gesellschaft am 9. Dezember vorgelegtes Eisenschwert von St. Michael erregte die Aufmerksamkeit dieser Gesellschaft, welche sich der Fundstätte anzunehmen beschloss und dies um so mehr, als das vorliegende Fundstück den Charakter der sog. La - Tene - Cultur, welche den Galliern oder Kelten zugeschrieben wird, zeigte. Die Sache schien um so wichtiger als La-Tène-Fundstiicke in den Ostalpen zu den grossen Seltenheiten bisher gehörten und ein grösserer La-Tène-Fund, wie er im östlichen Alpengebiete Insilili vermisst wurde, zu erwarten war. Nach: den Beobachtungen des Prinzen E. Windischgrätz waren die Gräber ausschliesslich Brandgräber. In der Anlage von den W a t s c h e r Gräbern g ä n z-licli verschieden. „Bemerkenswerth dabei .ist, dass das Grab von feinkörnigen, rothen Sandsteinen umgeben ist, in deren Mitte sieh die Köhlensehiohte mit dem Leichenbrande lind den Beigaben befindet. Letztere sind meistens zerbrochen. Bei sämmtliehen männlichen Gräbern findet man Waffen, Wurfspiesse und Hacken aus Eisen. Die Schmuckgegenstände sind alle auffallend gross, sowohl die Bronzen als auch die Glasperlen p.“ Im Monate September 1885 begann Gustos Szombathy hier zu graben. Er arbeitete „pöd MačkoVcam“ und ,.za Polsno“ zwei Taste, (den 9. und 10 September) und liess später die Grabungen durch einen gewissen Anton Burger aus Adelsberg fortsetzen. Im Ganzen wurden in diesem Jahre 177 Gräber geöffnet, und zwar 49 pod Mačkovcam, 84 za Polšno und 44 pod Ka-culam. Die Mehrzahl derselben enthielt jedoch nichts als Brandasche in unregelmässigen, 40—70’cm unter der Erdoberfläche liegenden, 30—60'cm breiten und 20—40 cm tiefen Gruben, welche manchmal mit Schotter oder grösseren Steinen überdeckt waren. 1886 setzte Dr. Hoernes die von Szombathy 1885 begonnenen Ausgrabungen nach dessen Di-rectiven fort und berichtete über seine Erfahrungen in den Mitth. der anthrop. Gesellschaft, Band XVII. 1887. Im folgenden Jahre 1888 besprach Dr. Hoernes in den genannten Mittheilungen- dieses Gradišče und seine Funde, unter dein Titel : „Die Gräberfelder an der Wallburg von St. Michael bei Adelsberg in Krain, mit 4 Tafeln und 6 Illustrationen im Texte.“ P Cf. den Vortrag des Prinzen, gehalten in der Anthropologen-versammlnng zu Klagenfuit in Mitth. der anthrop. Gesellschaft XV. Band 1885, p. 90. Vier Gräberfelder -wurden ausgebeutet. Za Polšno, pod Kaculam, Mačkove und pod Mačkovcam, Taf. JV, Fig. 1. Von diesen Localitäten ist Mačkovec eine im Nordwesten des Gradišče gelegene isolirte Erhöhung von ziemlich quadratischer Oberfläche. Pod Mačkovcam ist ein schmaler Hügelrücken östlich von Mačkovec und nördlich vom Gradišče, von letzterem durch ein kleines Thal geschieden. Za Polšno ist ein, gegen Westen etwas schräg abfallender Wiesengrund, westlich vom Wege der gegen Lueg führt. Pod Kaculam ist eine mit Aeckern bestellte Terasse im Osten des Gradišče beziehungsweise der nordöstlichen Eckkuppe Kacul. Die weitaus grösste Zahl der umgewühlten Gräber erwies sich als Brandgräber mit oder ohneUrnen. Bei dem ziemlich systemlosen Vorgehen beim Graben und der regellosen Ausbeutung durch heimische Raubgräber, welche den Boden nach Fundstücken durchwühlten, so dass im schon umwühlten Terrain noch manches Stück als Nachlese schon bei den Arbeiten für das k. k. Hofmuseum und auch später von mir gefunden wurde, ist eine klare Ueber-sicht und Scheidung der Funde wohl schwer möglich. Wenn wir die charakteristischen Formen der Waffen und Fibeln zunächst ins Auge fassen, welche die genannten Fundstätten lieferten, so finden wir, dass in za Polšno fast ausschliesslich Waffen gefunden wurden; von hier stammen drei Eisenschwerter des La - Tène - Typus, Taf. IV, Fig. 2, ( gallisch ) ; vier Yatagane (einschneidige säbelartige Klingen) mit unter einen Winkel von etwa 140° nach vorwärts geneigten Griffen. Taf. IV, Fig. 3. Fünfundfünfzig Eisenspeere, einige davon vom La-Tène-Typus, circa dreissig Eisen ä-xte, von einer Form, welche man bisher fast ausschliesslich a u s K r a i n kennt. Die meisten stammen eben von St. Michael; einige bewahrt das Landesmuseum aus den Gräbern bei Nassenfuss, welche durch die sonstigen Sachen als gallisch charakterisirt sind. Drei Stücke sind aus den Hügelgräbern von St. Magdalena bei St. Marein erhoben. Von Fibeln sind viererlei Formen als besonders wichtig zu verzeichnen : 1. Die alte Brillenfibel aus Bronzedraht, Taf. IV, Fig. 4, welche Helbig die „Homerische“ nennt ; sie kommt in Griechenland massenhaft vor und ist auf der Balkanhalbinsel allgemein verbreitet. Sie ist in Bosnien, Groatien, Krain, Steiermark, Oberösterreich und in Ungarn bis an den Plattensee verbreitet, in Norditalien dagegen selten. Für die Balkanhalbinsel setzt man sie in den Anfang des I. Jahrtausendes v. Ohr. 2. Die Bogenfibel aus Eisen und Bronze. Sie tritt in zwei Formen auf, Taf. IV, Fig. 5, fi, die letztere ist nach Tischler eine nordische Form der ersteren, welche in Italien ausschliesslich gefunden wird. Nach Dtimmler findet sie sich schon in vorgriechischen Oulturschichten auf den Kykladen. In St. Michael dürfte sie bis in die Mitte des I. Jahrtausends v. Ohr. reichen. 3. Die Ger tosa fi bel, Taf. IV, Fig. 7, in mitunter auffallender Grösse; ein Exemplar misst 23’3 cm, cf. Hörnes 1. c. p. 236. Sie ist in St. Michael sehr häufig und ist für die Gräber pod Mačkovcam und za Polšno charakteristisch. 4. Die La-Tène-Fibeln (gallisch), Taf. IV, Fig. 8. Sie finden sich za Polšno am häufigsten. Sie gleichen im Ganzen den keltischen Fibeln aus den Gräbern von Nassenfuss. Den Gräbern pod Kaculam und am Mačkove weist Dr. Hörnes ein höheres Alter an als denen za Polšno ; wie wenig sicher indessen das gesammte Fundmaterial schon zur Zeit der Hauptarbeiten auf diesen Grabfeldern gesichtet erscheint, zeigt die Bemerkung des Dr. Hörnes auf pag. 225 seines Berichtes : „Meine eigene Erfahrung lässt mieli vermuthen, dass unter den vorstehenden von Herrn Burger untersuchten Gräbern, namentlich auf Za Polšno und Mačkovec sich einige bereits ausgeplünderte befanden, aus welchen nur die den Baubgräbern entgangenen kleineren Objecte und Fragmente gerettet wurden. Wenn aber auch nur eine geringe Zahl von Gräbern über die einstige Ausstattung der verschiedenen Nekropolen wirklich Aufschluss gibt, so sind diese wenigen doch sehr werthvoll, da sie zeigen, welche Formen überhaupt auf diesem Grabfelde Vorkommen, so dass man darnach die weitaus überwiegende Menge der von unberufenen Händen in St. Michael erbeuteten Fundstücke nach ihrer Zugehörigkeit bestimmen kann.“ Pod Kaculam wurden dreierlei Bestattungsweisen beobachtet: 1. in offenen Brandgruben, 2. in Urnen, welche bisweilen mit umgestürzten Schalen bedeckt waren oder über deren Rande in kleiner Distanz eine Steinplatte lag (Maria-Raster Typus). 3. Die Leiche wurde unverbrannt beigesetzt, leicht mit Erde verschüttet und dann mit flachen Steinen bedeckt. Skelette fanden sich im ganzen 4. Eines, ohne Beigabe, war über 2 m lang. Bei zweien fanden sich E i s e n s c h m u c k s a c h e n, ein offener Hals- und ein offener Armreif. Noch müssen wir einer eigenen Form von Ringen erwähnen, welche sich unter anderen theils offenen, theils geschlossenen, theils massiv, theils hohl gegossene hier vorfanden. Dr. Hörnes spricht von ihnen 1. c. p. 237. Siehe Taf. IV, Fig. 9. ' „Armringe, u. zw. Oberarmringe von sehr charakteristischer, an die kleinen „slavisehen“ Schläfenringe erinnernden Form.“ „Diese geschmackvolle Form „mit S-förmigem Ende,“ doch ohne Spirale am Schlüsse derselben, kommt später namentlich nördlich von der Donau, in slavischen und ehemals slavischen Ländern an kleinen Ringeln aus Silber und Bronze ziemlich häufig vor, zum Theil schon mit ungedreheten, vorwiegend aber mit gedreheten Thongefässen und reicht nach Woldrich bis ins XI. Jahrhundert n. Chr. Das Vorkommen ähnlicher, wenn auch viel grösserer Ringe in St. Michael dürfte als Hinweis auf den wahrscheinlichen Ausgangspunkt dieses für die Pa-läoethnologie Mitteleuropas so werthvollen Typus anzusehen sein.“ „Die slavischen „Schläfenringe“ sind manchmal so gross, dass sie als Handgelenkringe angesehen werden müssten, wenn ihre Lage in den Gräbern, dicht an den Häuptern der Bestatteten, nicht eine andere Art der Anbringung, wahrscheinlich an einem um den Kopf gelegten Bande, bezeugen würde.“ Bemerkenswerth ist, was Dr. Hörnes p. 240 über dieses Fundgebiet sagt : „Die weitaus grössere Zahl der ausgegrabenen Ueberreste zerfällt in zwei ungleiche Gruppen oder Stufen, von welchen die schwächere, frühere, ausschliesslich auf dem kleinen Gräberfelde Pod Ka-eulam und an einer Stelle des Hügels Mačkovec, die stärkere, spätere an mehreren Punkten im Norden der Ansiedlung, namentlich in den Gräbern Za Polšno und Pod Mackoveam vertreten ist. Die erstere eharakterisirt sich durch ein Inventar, welches innerhalb der sogenannten „Hallstätter Epoche“ ein entschieden alterthümliehes Gepräge trägt und das Bild einheitlicher Geschlossenheit gewährt.“ „Vollkommen gleiche Verhältnisse, wie sie hier vorliegen, hat noch kein anderer Fundplatz ergeben. So vielfache Beziehungen und Analogien die zahlreichen Gräberfelder Krains in ihrer Ausstattung bisher erkennen Hessen, mit dem Inhalt der Nekropolen von St. Michael deckt sich doch keines ihrer Inventare.“ „Das Grabfeld Pod Eaculam scheint älter, die Nekropole Za Polšno und was den gleichen Charakter trägt, jünger als die Mehrzahl krainiseher Ansiedlungen und Begräbnissplätze ans der Hallstätter Epoche, jedoch wieder alterthümlicher als die ausgesprochen keltischen Grabstätten von Nassenfuss in ünterkrain und Idria bei Bača im Küstenlande. Bezeichnende Merkmale sind 1. für Pod Kaeu-larn das zahlreiche Vorkommen der B r ill enf ib e 1 und die ältere einfachere Gestalt der halbkreisförmigen Bogenfibel, 2. für Za Polšno die fast ausschliessliche Herrschaft der Certosafibel und die Ausstattung zahlreicher Gräber mit Eisen Waffen, welche vorwiegend La-Tène-Typen zeigen, aber theilweise aneli ältere Formen bewahrt haben. Welche Mengen von Fundgegenständen übrigens dieser hochinteressanten Fundstätte bereits entrissen wurden, beweist die Zusammenstellung der Funde, welche Br. Hörnes in seinem öfter ci-tirten Berichte gibt und welches nur das im k. k. Hofmuseum und der Sammlung Sr. Durchlaucht des Prinzen Ernst zu Windischgrätz aufgespeicherte Materiale umfasst. Es werden da p. 227 ff. aufgeführt. Pod Ka c u1a m: 19 Urnen, 26 Schalen, 43 Brillenfibeln, 3 Bogenfibeln aus Bronze, 18 Bogenfibeln aus Eisen, 15 Armringe aus Bronze, 14 Armringe aus Eisen nebst diversen Bruchstücken von Bingen, Nadeln, Ketten, Anhängseln &c. und diversen Perlen. Za Polšno: 30 Certosafibeln, mehrere andere Fibelformen, als Armbrustfibeln und 11 La-Tène-Fibeln, 3 Halsringe, 8 Stück Binge mit S- und spiralförmigen Enden, zahlreiche Bruchstücke von Armreifen, 3 Fingerringe, circa 50 Perlen, 2 Stück gerade zweischneidige, 4 gekrümmte einschneidige Schwerter, 55 Speere, 30 Streitäxte, 3 Messer, Bruchstücke von diversen Bingen, Ketten, Scheiden, Beschlägen, Gürteln, Gabeln &c. Pod Mackoveam: 1 Thonschale, 5 eiserne, 4 bronzene Handringe, 2 eiserne und 2 bronzene Bogenfibeln, 2 Brillen- und 1 Sichelfibel, 4 Nadeln, 1 Certosafibel. Diverse Funde von Pod Mačkove und Za Polšno: 180 Certosafibeln, diverse Hals- und Armringe, 7 Fingerringe, 100 Glasperlen. Ohne sichere Fundstelle: 1 Steinbeil, 1 schöne Bronzeaxt, 3 Bronze-speeren, 1 Thonring, 1 Gussform, 3 Eisenäxte, 2 Eisenmesser, 3 Speere, 4 Wurfgeschosse, 1 Speerschuh, 1 Pflugschar, diverse Thongefässe. Zusammen gegen 700 Objecte. Es wird unseren Lesern aufgefallen sein, dass bei allen Schürfungen, sei es bei den Spekulations-gräbereien der Baubgräber, sei es bei den Grabungen des k. k. Hofmuseums, bei denen es sich neben der Gewinnung von Schaustücken doch auch um die wissenschaftliche Seite der Frage handelte, immer nur von den Gräberfeldern pod Kacu lam, za Polšno, pod Mackoveam und Mačkovec die Bede ist. Der Bingwall selbst und der Baum innerhalb desselben ist hier, wie dies auch anderwärts bisher der Fall war, gai' nicht in Betracht gezogen worden. Allerdings liefern diese alten, schon vor Jahrtausendenausgeplündertenundniedergebrannten Wohnstätten hartbedrängter Menschen, höchst selten Schaustücke für Musealkästen, um die Neugierde grosser und kleiner Leute zu befriedigen ; da sind allerdings die Gräber, in welche die Lebenden ihren theuren Verstorbenen ihre Liebesgaben beilegten, ergiebiger, und da zunächst Museen die Ausgrabungen betreiben Hessen, stürzte man sich zunächst auf diese Stätten des Todes, welche oft leider ganz sinnlos geplündert wurden. Aber gerade unser Gradišče von St. Michael wird lehren, wie wichtig das Studium der Wohnstätten der Lebenden ist und welche Anhaltspunkte für die Geschichte diese Untersuchungen bieten, wenn sie lege artis unternommen werden. Spielte sich doch in der Wohnstätte das Leben und Treiben der Bewohner ab, hier arbeiteten sie für ihr tägliches Brod, hier kämpften sie um ihre Freiheit und Existenz, und hier fielen sie mit den Waffen in der Hand unter den Schwertern ihrer Sieger, und hier sanken ihre Heimstätten, welche sie bewohnt hatten in Trümmer. Sorgfältig geleitete Grabungen innerhalb der Gradišča und Einschnitte durch ihre Wälle bis auf den Urboden, sind daher eine Nothwendigkeit für die Erforschung der alten Geschichte. Allerdings scheute man bisher vor diesen Arbeiten zurück, weil sie wenig oder keine Ausbeute für die Schaukästen lieferten, und seien wir offen : Urnen, Waffen und Schmuck, wenn nicht schon Situlen, nach Hause zu bringen, war doch zunächst das Ziel dieser meist sehr kostspieligen Campagnen. Wie schon oben bemerkt, schenkte Se. Durchlaucht Prinz Ernst zu Windischgrätz unserer Fundstätte fortwährende Aufmerksamkeit und sammelte durch etwa zwölf Jahre hindurch unter anderen eine reiche Collection von Eisenwaffen, deren Fundstätte jedoch nicht in den so viel durchwühlten und oben besprochenen Gr ab feldorn, sondern im Nordwalle des Gradišče selber war. Se. Durchlaucht widmete einige Stücke dem Landesmuseum, und hatte die Güte, mir nicht nur seinerzeit seine Sammlung in Wien zu zeigen, sondern mich öfter von neuen Vorkommnissen zu verständigen. Am 22. September 1891 besuchte ich diese Fundstätte und beschloss, so bald als möglich dieses „Waffenmagazin“ zu erschliessen. Am 11. November besuchte ich abermals in Gesellschaft des Prinzen den Platz. Se. Durchlaucht liess am „Waffenmagazin“ und za Polšno eine Probegrabung vornehmen. Erstere blieb erfolglos, die letztere ergab ein verbogenes Bronzedraht-Armband und eine verrostete Eisenspeerspitze. Ich liess nun den Winter hindurch im sogenannten „Waffenmagazin“, dem nordwestlichen thurmartigen Eckvorsprunge des Walles graben, um zunächst einerseits Anhaltspunkte für meine späteren Untersuchungen, sowie andererseits Waffenstücke für daš Museum, in dem dieser Fundort noch gar nicht vertreten war, zu gewinnen. Es gelang über 100 Stücke diverser Eisengegenstände zu erhalten, welche den, von Se. Durchlaucht dem Prinzen Ernst zu Windischgrätz- gesammelten, ganz gleich waren. Inzwischen besprach der Prinz die Funde dieses Platzes in der Monatsversammlung der anthropologischen Gesellschaft in Wien vom 12. Jänner 1892 unter Vorlage von 25 Stücken, welche eine Auswahl aus vielen Hunderten bildeten, welche Se. Durchlaucht besitzt. „Sie lagen sämmtlich in einer tiefen Grube, welche von den Anwohnern das „Waffenloch“ genannt wird. Es sind zumeist Sehwerter und Speereisen, letztere von verschiedener, oft enormer Länge, dann Pfeilspitzen, meist verbogen und verkrümmt, ausserdem übersintert und durch reichliche Kalksinterkrusten mit grösseren und kleineren Steinfragmenten verkittet.“ „Auch ein Helm befand sieh bei den übrigen Waffen ; derselbe war von einem Schwerte durehstossen.“ „Der Vortragende bekennt sieh zu der Ueberzeugung, dass die umwallte und über mehrere Hügel sich erstreckende Ansiedelung von St. Michael das alte Me tu 11 um gewesen sei, welches Cäsar Octavianus am Schlüsse seines Feldzuges gegen die Japuden (35 v. Ohr.) bezwang, und wo er den erbittertsten Wiederstand dieses illyrisehen Volkes fand ’).“ Die vorgelegten Waffen waren meist neue Formen und grösstentheils verschieden von den bisher in den Gräbern gefundenen. So stand die Frage im Frühjahre 1892, als der hohe krainische Landesausschuss den Beschluss fasste, nach dem vom Berichterstatter vorgelegten Programme die Arbeiten in St. Michael in Angriff nehmen zu lassen um das Bäthsel des St. Michaeler Gradišče endlich seiner Lösung näher zu bringen. (Fortsetzung folgt.) Die Römerbrücke bei Steinbrtck. Zwischen den Ebenen, auf denen die drei römischen Städte, Celeia, Emona und Neviodunum (Oilli, Brunndorf in Krain und Ternovo - Munken-dorf an der steiermärkischen-krainer Grenze) sich ausbreiteten, ist ein fast ununterbrochen zusammenhängendes Gebirgssystem gelagert, nur durchbrochen von zwei bedeutenderen Flüssen, der Save und San. Diese beiden Flüsse sind es auch, welche zwischen den drei benannten Ebenen und den angesiedelten Orten die natürlichsten Verbindungen herstellen. Während nämlich die Save die Laibacher Ebene mit der Gurkfeld - Dernovaner verbindet, knüpft die San von Cilli kommend, letzteren Punkt an die Save. Eingezwängt zwischen hohen Bergen, treffen sich die beiden Flüsse hart an der steierisch-krainer Grenze bei Steinbrück, einem Winkel der Erde, der nur durch diese Flussvereinigung zu einer Bedeutung kommen konnte. Er wurde durch sie der Knotenpunkt des Verkehres zwischen jenen drei Städten, welcher sich in vorrömischer und römischer Zeit vorwiegend auf die Flussschifiahrt con-centrierte. Bis. in die neueste Zeit blieb dieses Verhältniss unverändert, da es ein natürliches ist; nur haben die Rinnsale der beiden Flüsse ihre Bedeutung verloren, dieselbe dafür ihren üfer- *) *) Cf. Mitth. der anthrop. Gesellschaft in Wien 1892, Nr. 1, p. 7. rändern abgetreten, längs welcher die Eisenstrassen der Neuzeit das Berggewirro dieser Gegenden durchziehen. Von welcher Seite immer der Reisende sich Steinbrück nähert, stets fallen ihm zwei stattliche Steinbrücken ins Auge, deren ältere die Fahrbahn der Strasse, die neuere die Schienenstränge der Eisenbahn tragend, beide jedoch die San hart vor ihrer Mündung in die Save überspannen. Ein Inschriftstein, der eine Büste des grossen Wohlthäters der Steiermark — des Erzherzogs Johann — trägt, besagt, dass die ältere der beiden Brücken ihm. dem edlen Erzherzoge ihr Dasein verdanke. Diese Brücke ist es jedoch nicht, welcher der Ort seinen Namen „zidan most“ (gemauerte Brücke) — Steinbrück — verdankt, den Balthasar Haquet, welcher zur Zeit Kaiser Josef II. in Krain als Professor wirkte, sagt in seiner „Orictographia Carniolica“, III. Theil pag. 149, Folgendes: „Warum man sich dieses Namens (Steinbrück) bedient, weiss ich nicht, denn niemals hat eine Brücke da gestanden. “ Mittelalterliche Geschichtsquellen melden jedoch, es sei unter Leopold dem Glorreichen 1224 eine Brücke über die Save gebaut worden, diese Brücke wurde wahrscheinlich auf den Pfeilern einer älteren Römerbrücke aufgeführt und soll dieselbe in den Fehden Friedrich IV. mit den Gillier Grafen von den kaiserlichen Truppen 1445 zerstört worden sein, um den Zuzug der krainischen Lehensleute des Oilliers zu verhindern. Die älteste Nachricht über die Lage der alten Brücke und zugleich Bürgschaft, dass die Reste römischen Ursprunges sind, ist in einem Schreiben enthalten, welches im Laibacher Museum vorliegt. Es ist ein Brief des Franz Skola, k. k. Navigations-Baubeamten am Savestrome, vom Jahre 1836 ohne Datum. Der Brief enthält die Zeichnung einer Kupfermünze im Avers und Revers, welche Skola irrig dem Tiberius zuschreibt, da der Anfang der Legende auf dem Originale, welches in der Sammlung liegt, schlecht erhalten ist. Das Stück ist eine Münze von Claudius (Coli. 84). Der Avers zeigt den Kopf des Kaisers nach links, mit der Umschrift : TI • OL AVDI VS • CAESAR ■ AVG ■ P ■ M • TR • P. IMP. P. P. Rev. S. 0. die mit Hehn und Schild bewaffnete Pallas den Speer schwingend. Dazu schreibt nun Skola: „Diese altrömische Kupfermünze ist im März 1830 vom Gefertigten selbst an dem rechtseitigen Brückenköpfe der einst bestandenen Brücke über den Savestrom an der krainerschen Uferseite ob dem Markte Ratschach, bei Steinbrücken genannt, in dem uralten Mörtel eingedrückt, gefunden worden.“ „Sie scheint an der Kehrseite das Biiduiss des römischen Kaisers Tiberius zu haben, der dort, nach der noch bestehenden Volks sage eine Brücke erbaut haben soll.“ „Die damalige Brücke soll bald zerstört worden sein, und es hat sich seit dem nur noch der Name „Steinbrücken“ nebst einigen geringen Ueberresten des damaligen Guss mauer werk es von den Brückenköpfen an den beiden, nämlich an der krainerschen und steierschen Uferseite erhalten.“ Kaiser Claudius besiedelte eine Menge von Ortschaften in Noricum und Pannonien mit römischen öolonisten und Veteranen. Zu diesen Claudischen Gründungen gehörten auch Emona und Celeia, welche letztere speziell den Beinamen Claudia führt. Bei der intensiven Thätigkeit dieses Kaisers für die Cultur der Alpenländer, ist es begreiflich, dass er den Strassen- und Brückenbauten volle Aufmerksamkeit zuwendete und unsere Münze ist ein Beweis dafür, dass bereits unter Claudius (41—54 n. Ohr.) eine gemauerte Brücke über die Save erbaut worden war. Dieser gut verbürgten Nachricht Skolas stehen noch einige gegenüber, welche ich zu verschiedenen Zeiten sammelte. So theilte mir der in Videm verstorbene Pfarrer Ribšel vor Jahren, als er noch in Lack a. d. Save pastorirte, mit, dass im Jahre 1834 in Folge der enormen Dürre jenes Jahres die Save fast ganz eintrocknete ; bei dieser Gelegenheit kam am rechten Saveufer der Rest eines alten Brückenpfeilers zum Vorscheine, welcher wegen der Hindernisse und Gefahren, die er der Schifffahrt bereitete, abgetragen wurde. Bei dieser Arbeit fanden sich im Mauerwerk mehrere röm. Münzen, zwei davon, eine Silberund eine Kupfermünze, erhielt Pfarrer Ribšel 1868 vom Herrn Martin Potoöin. Auch der verstorbene Podhorn in Ratschach soll einige, damals gefundene Münzen erhalten haben. Die zwei von Pfarrer Ribšel acquirirten Stücke überliess er dem verstorbenen Herrn Fürstbischöfe Stepišnik in Marburg. Das Silberstück ist ein Denarius der Republik der Familie Flaminia, u. zw. von Luc. Flami-nius Oilo circa 194 v. Ohr. Das zweite Stück ein Gallienus (254—268 n. Ohr). Hat es mit diesen beiden Stücken seine Richtigkeit, so kann der erstere vielleicht unter Olau- dius nook in Circulation gewesen, und bei der Erbauung der Brücke hinein gekommen sein. Das zweite kann für eine Reconstruction der Brücke unter Kaiser Gallienus sprechen. Die Brücke selbst übersetzte den Savestrom hart vor dem Zusammenflüsse desselben mit der San, unmittelbar oberhalb des Brückenkopfes der Eisenbahnbrücke, bei deren Erbauung man bei der Fundirung der Stützmauern Spuren von Gussmauer-werk fand. (Of. E. Ritter v. Heider : der Bau der schiefen Brücke bei Steinbrück, Graz 1872, p. 2.) Die Römerstrasse von Neviodunum nach Oeleia zog somit am rechten, oder krainischen Ufer der Save, bis zum Oonfluenzpunkte derselben mit der San, übersetzte hier den Savefluss und zog dann am rechten Sanufer nach Oeleia. Diesen Zug bezeugen auch die 1886 auf dem Grunde des Franz Koritnik, Reichenburg gegenüber, gefundenen Meilensteine1) des Maximinus Thrax (235—238 n. Ohr.) und Trebonianus Gallus (251—253 n. Ohr.), über welche Herr Oustos Deschmann in den Mitth. d. k. k. Cent. Oommiss. 1887, p. LXXXIV eingehend berichtet hat. Auf beiden Säulen ist die Entfernung von Oeleia mit M. P. XXXV angegeben, nur ist auf der des T. Gallus die erste X durch einen Bruch weggefallen. Diese Angabe stimmt gut mit der heutigen Entfernung, welche von der Generalmarschroutcn-Karte auf dieser Route von Oilli nach Gurkfeld mit 8 österr. oder 40 römischen Meilen notirt ist. Da der Fundort der Säulen circa 3 röm. Meilen oberhalb Gurkfeld liegt, so erscheint die Differenz eine kaum nennenswerthe. Manner. Die ägyptische Mumie im Landesmuseum zu Laibach2 3), Der einstige kais. Generalconsul in Egypten, Anton Ritter von Laurin, ein geborener Krainer, *) Im Laibacher Museum durch B. Pečnik. 2) Da so mancher der Besucher des Laibacher Museums diese Mumie und die Hieroglyphen des Sargdeckels schon neugierig betrachtet hat, so dürfte es vielleicht unseren Lesern nicht unwillkommen sein, eine Erklärung des Textes hier zu erhalten. Die hier gegebene Uebersetzung des hieroglyphisehen Textes stammt von einem Landsmann, dem ehemaligen Seriptor der k. k. Universitätsbibliothek in Graz, Dr. Albert Kosmač, welcher am 7. Oktober 1872 im 26. Lebensjahrein Laibach starb. Wir glauben einen Akt der Pietät gegen den leider zu früh verstorbenen gelehrten Landsmann, sowie gegen den edlen Geber Bitter von Laurin zu üben, wenn wir diese Studie des Dr. Kosmač hier veröffentlichen. Das Manuscript des Dr. Kosmač gibt zunächst den ägyptischen Text und dann die hier folgende Uebersetzung. verehrte dem Laibacher Museum eine ägyptische Mumie von 170 cm Länge, welche in einem Sarge aus Sykomorenholz ruht. Er ist mit einem Byssus-gewebe, welches in einer Art Kalk getränkt ist, überzogen, 191 cm lang und 51 cm breit. Zeichnungen und Inschriften darauf sind mit verschiedenen Farben entworfen und heute noch gut lesbar, nur am untern Theil des Sargdeckels hat die Schrift gelitten. Auf dem Deckel ist ausser der hieroglyphisehen Inschrift auch das Todtengericht dargestellt. Dasselbe nimmt eine Zone in der Bauchgegend der Leiche am Sargdeckel ein. Rechts Pom Beschauer ist die Wage abgebildet, auf welcher die Lebensthaten des verstorbenen gewogen werden, dabei steht der schakalköpfige Anubis und der Höllenwächter Oms, das Vorbild des griechischen Kerberos. Weiter links von der Wage, steht die Seele, vor ihr der ibisköpfige Thoth, der Schreiber; beide Figuren nach links gewendet. Die nun folgenden acht Götter und Richter sind nach rechts gewendet in der Erwartung der vorgeführten und gerecht befundenen Seele. Zunächst bemerkt man den Sperberköpfigen Phre mit der Sonnenscheibe am Haupte, dann folgt Osiris, Oberrichter in der Unterwelt, mit Scepter und dem königlichen Pschent am Haupte, unter den folgenden mit den Federn der Me (Gerechtigkeit) ausgestatteten Figuren bemerkt man den Kynoskephalos, den sperberköpflgen Horus, und am Schlüsse der Reihe den schakalköpfigen Anubis. Die deutsche Uebersetzung des ägyptischen Textes der hieroglyphisehen Inschrift lautet, wie folgt: A. Auf der Aussen Seite des Sargdeckels: Königliche Sühnung dem Osiris, dem Ersten in der Unterwelt, dem grossen Gotte, dem Herrn von Abydos1), auf dass er verleihe alle Opferbrode, alles Zafa2) (Götterspeise), alle Freude, alle guten und heiligen Sachen, viel süsse, der Person des Osiriden “), des Oeffners, des Priesters des Ammon 4) Sahsahta5) des Gerechtfertigten (Seligen). Es spricht 1) Abydus, die Hauptstadt des thinitischen Nomos. 2) Zafa war die Götterspeise der altägyptischen Gottheiten, entsprechend dem Ambrosia der olympischen. 3) Jeder Verstorbene, der vom Todtengerieht für würdig befunden wurde, in die Seligkeit einzugehen, ward selbst ein Osiris. 4) Ammon war der Hauptgott von Theben und erscheint seit der ersten Glanzperiode der thebäischen Reichsherrsehaft an der Spitze des oberägyptisehen Pantheons mit dem regelmässigen Titel : „Ammon-Ra, König der Götter.“ 5) Sahsahta ist der Name unseres Helden. Das Syllabar desselben ist ein Instrument, etwa ein kleiner Meissei, dessen man sieh zur Bearbeitung von Holz und Elfenbein, wie auch bei der Einbalsainirung der Leichen bediente. Es dient auch allen diesen Begriffen zum Determinativ, als ein Symbol der Idee glätten, poliren, dann glän- Munth0) : er ist lebend in Wahrheit, der Sohn des Baknaran, des Gerechtfertigten, und seiner Mutter, der Hausfrau Naswart, der Gerechtfertigten. Siehe, Oeffner des Ammonstempels, Sahsahta, Gerechtfertigter, Sohn des Oeffners des Ammonstempels. Es spricht Munth : er ist lebend in Wahrheit, seine Mutter ist die Hausfrau Naswart. Es spricht Amsath, Huphy, Daumntuf und Ga-bahsanuf6 7) : mein Sohn, ich liebe Dich, Osiride, Oeffner des Ammonstempels, seliger Sahsahta. Es spricht Daumntuf: Ich, mein Sohn, liebe dich, Osiride, Oeffner des Ammonstempels, seliger Sahsahta. Es spricht Munth : er ist lebend. Siehe, Osiride, Oeffner des Ammonstempels, seliger Sahsahta, siehe, Osiris gibt alle Opferbrode und Zafa. B. Auf der Innenseite des Sargdeckels: Königliche Sühnung dem (Sonnengotte) Ra8), dem Harmachis9), dem obersten der Götter, dem Tum10), dem Herrn der beiden Länder (Ober- und Unterägypten) zu Tunnu11 12), dein Ptah-13 *) Sokar-Osiris residirend zu Patuf (auf dem heiligen Berge), dem Anubis1S), dem Ersten an der göttlichen Hadespforte, dem Herrn von Tasar (dem heiligen Lande), dem Osiris Unnafar, dem Herrscher der Ewigkeit, — auf dass .sie gewähren tausend Stiere, tausend Gänse, tausend göttliche Räucherkörner, tausend Linnenbänder, tausend Denkmale, tausend von allen guten heiligen Sachen, tausend von allen viel süssen Sachen der Person des Osiriden, des Oeffners des Ammonstempels, dem Sohne des Oeffners des Ammonstempels. Es spricht Munth : Er ist lebend gerechtfertigt, der Sohn des Oeffners des Ammonstempels, des seligen Baknaran, und seiner Mutter der Hausfrau Naswart selig, der Tochter des Oeffners des Ammonstempels, des seligen Sahsahta, des Sohnes des Oeffners des Annnonstempels, zen, leuchten. Ich glaube hier die letztere Bedeutung festhalten zu sollen und übersetze daher den Namen Sahsahta wegen der Reduplication des Radicals: „der überaus Leuchtende auf der Erde.“ 6) Munth, der Sonnengott in Theben, die Morgensonne. 7) Amsath, Huphy, Daumntuf und Gabahsanuf sind die vier Todtengenien und Herrscher der Weltgegenden. Sie waren diejenigen, welche die Sünde von dem Verstorbenen austilgten und sie auf die Eingeweide übertrugen, welche in die Kanopen gelegt wurden. 8) Ra ist der Sonnengott, wie er bei Tage leuchtet am Himmel. 9) Harmachis war der Gott des Auf- und Niederganges, und dann vornehmlieh die Morgensonne. 10) Tum oder Atum ist eine Qualification des Sonnengottes, und zwar die Sonne des Niedergangs und der Nacht. -11) Die Stadt Tunnu dürfte Gebel Silsileh im Nomos Apollino-polites sein. Ihr eigentlicher Name war Chun. 12) Ptah ist der Gott der Offenbarung, welcher die Wahrheit zur Erscheinung bringt. 1S) Anubis, der im ägyptischen Todteneultus eine sehr grosse Rolle spielt, ist der Seelengeleiter und entspricht als solcher dem Hermes psychopompos-der Griechen. des seligen Kary. — 0 du Vorsteher der Oberen, Osiris, Mächtiger in der Unterwelt, und Ammon, residirend zu Abydos, gib viel Opferbrode im Schattenreiche, gütig nehme ihn auf unter die Herren der Ewigkeit im Herrlichkeitshause und verleihe Schutz dem Osiriden, dem Oeffner des Ammonstempels, Sahsahta dem Gerechtfertigten, dem Sohne des Oeffners des Annnonstempels. Es spricht Munth : er ist lebend. C. Umschrift links: Hudu s u) grosser Gott, der Herr des Himmels, gibt Opferbrode, alles Zafa, alle guten heiligen Sachen, alle viel süssen Sachen dem Oeffner des Ammonstempels, Sahsahta dem Gerechtfertigten. Ammon- Ra ist der Herr. D. Umschrift rechts: Hudu’s (Edfu’s) grosser Gott gibt alle Opferbrode, alles Zafa, alle guten heiligen Sachen, alle viel süssen Sachen der Person des Osiriden, des Oeffners des Ammonstempels, Sahsahta dem Gerechtfertigten. Ra ist der Herr. E. Am unteren T h ei 1 e des Sarges: Königliche Sühnung dem Seblä), dem Pürsten der Götter, Tum, dem Herrn der beiden Länder zu Tunnu, dem Ptah - Sokar - Osiris, residirend zu Patub, auf dass er gebe alle Opferbrode dem Oeffner des Annnonstempels, Sahsahta dem Gerechtfertigten. Es spricht Munth : er ist lebend gerechtfertigt. Königliche Sühnung dem Ra, Harmachis dem obersten der Götter, Tum, dem Herrn der beiden Länder zu Tunnu, dem Ptah-Sokar-Osiris, residirend zu Patub, dem Anubis, dem Ersten (oder dem Hüter) an der göttlichen Hadespforte, dem Herrn von Tasar, Osiris Unnafar, dem Herrscher der Ewigkeit, auf dass sie gewähren alle Opferbrode, alles Zafa, alle guten heiligen Sachen der Person des Osiriden, des Oeffners des Annnonstempels, Sahsahta des Wiederbelebten. Es spricht Munth den Segensspruch. Königliche Sühnung dem Ra, dem Horns der beiden Sonnenberge, dem obersten der Götter, dem Harmachis, Tum, dem Herrn der beiden Länder zu Tunnu, dem Ptah-Sokar-Osiris, residirend zu Patufi, Anubis dem Vorsteher (Wächter) des Sarges, dem Ersten an der göttlichen Hadespforte, dem Herrn von Tasar, dem Osiris Unnafar, dem Herr- 14) Hudu's, der Gott von Edfu, ist der Name des Sonnengottes, wie er in dieser Stadt als Horus verehrt wurde. 15) Seb nimmt im ägypt. Pantheon die vierte Stelle ein im Verein mit seiner Gemahlin Nut, welche von den Griechen mit der Rhea, wie er selbst mit Kronos identificirt wird. Seb war der Regent der Erde, während Ra das Universum überhaupt, Ammon den Himmel und Osiris das Schattenreich, die Unterwelt, beherrschte. So heisst die Erde in den Denkmälern: das Gefilde des Gottes Seb, das Wohnhaus des Gottes Seb. seller der Ewigkeit, auf dass sie verleihen alle Opferbrode, und Todtenopfer : tausend Stiere, tausend Gänse, tausend göttliche Räucherkörner, tausend Linnenbänder, tausend von allen guten heiligen Sachen, tausend von allen viel süssen Sachen der Person des Osiriden, des Oeffners des Ammonstempels, Sahsahta des Gerechtfertigten. Es spricht Munth : Es lebt der Sohn des Baknaran, des Gerechtfertigten, seine Mutter war die Hausfrau Naswart die Gerechtfertigte. Königliche Sühnung dem Seb, dem Fürsten der Götter, dem Tum, dem Herrn der beiden Länder zu Tunnu, dem Ptah-Sokar-Osiris, auf dass er gewähre alle Opferbrode, alle guten heiligen Sachen der Person des Osiriden Sahsahta des Gerechtfertigten. Es spricht Munth : er ist lebend in Wahrheit der Sohn des Baknaran. Königliche Sühnung dem Ra, dem Harmachis, dem höchsten der Götter, Seb, dem Fürsten der Götter, Tum, dem Herrn der beiden Länder zu Tunnu, dem Ptah-Sokar-Osiris, residirend zu Patub, dem Anubis, dem Ersten an der göttlichen Hadespforte, dem Herrn von Tasar, dem Osiris Unnafar, dem Herrscher der Ewigkeit, auf dass sie verleihen Todtenopfer, tausend Stiere, tausend Gänse, tausend göttliche Räucherkörner, tausend Linnenbänder, tausend aller guten heiligen Sachen, aller viel süssen Sachen der Person des Osiriden, des Oeffners des Ammonstempels, Sahsahta dem Gerechtfertigten. Es spricht Munth: Er ist lebend gerechtfertigt der Sohn des Baknaran, des Gerechtfertigten und seiner Mutter Naswart der Gerechtfertigten, der Tochter des Sahsahta. --— —OSXSO-»- Kleinere littheilungen. Alte Eisensclimelzen in lletje. Oestlieh der krainischen Gränze liegt auf einer isolirten Anhöhe in 521 m Höhe die Ortschaft Retje mit der Filialkirche St. Crucis, welche die Höhe einnimmt. Etwa 10 Minuten unter dieser Kirche am Nordab-hange des Berges gegen Doberna hin, wurden 1868 unter einem Steinhaufen über 550 Stück gallischer Silbermünzen1) gefunden, welche in einem Thonkruge von 20 cm Mündungsdurchmesser verwahrt, hier vergraben waren. Dass diese Höhe im Alterthume schon besiedelt war, dafür spricht auch der im Kirchlein von Retje eingemauerte Inschriftstein, welcher dem Andenken einer keltischen Familie gewidmet ist. Er nennt den 100jährigen Vater Dias-tumar, Sohn des Ibliend, die 75jährige Gattin Coma, des Chilo Tochter und die beiden, bereits latinisirten Söhne, den 50jährigen Viator und den 45jährigen Crispus; endlich eine Tochter, deren Name allerdings durch Bruch des Steines beschädigt, wahrscheinlich So(limara) lautete. Der Platz ist für eine Ansiedlung sehr günstig, da kaum 100 m tiefer im Norden und 40 m im Süden, sehr gute Quellen entspringen, ja die Höhe selbst, schon in 4 m Tiefe Brunnenwasser liefert. Nicht weit vom Dorfe, im Wäldchen, findet man Grabhügel, deren einer aufgegraben wurde. Leider konnte ich über den Charakter der Fundstücke keine Auskunft erhalten. Es entsteht nun die Frage : welche Existenzbedingungen veranlassten im Alterthume, diesen so hoch abseits gelegenen Punkt aufzusuchen, der noch dazu einen Silberschatz von Q Cf. Noviee 1868, dto. 8. Juli, und Knakels Bericht in den Mitth. d. k. k. Cent. Commiss. 1869, p. XII. fast 6 Kilo Gewicht Q aus den letzten Jahrhunderten v. Ohr. barg. Es ist nun interessant zu sehen, wie auch hier wieder das Eisen die causa movens war. Gleich auf einem Acker südwestlich vom Dorfe fand ich in einem Maulwurfshaufen ein Stück Brauneisenstein, dem bald andere bis zu gut Faustgrösse folgten. Die Leute versicherten, dass sie beim Ackern hier reichliche Mengen dieses Erzes fänden. Doch nicht nur dieser Acker, auch das Feld auf der Anhöhe, östlich der Kirche, ist reich mit Erz bedeckt. Als Anton Feile von Retje den Brunnen hinter dem Presbyterium der Kirche grub, fand er in 2 m Tiefe Erze und Schlacken. Die ganze Schichte war aufgeschüttet — nasuto — erst beim 3. Meter folgte der natürliche steinige Boden. Doch nicht nur Erze, auch alte Schlacken findet man hier auf dieser Höhe. Sie wurden auf die Wege als Schottermaterial verführt. Die gefundenen Stücke, von mitunter Kopfgrösse, sind dicht, schwarz, am Bruche feinkörnig, auf der Oberfläche dunkelbraun und glasig. Der Strich grau, das spec. Gewicht 2'09. Sie gleichen vollkommen den Schlackenmassen, welche ich unter den Feldwänden der „rujava stena“ am Nanos nächst Strane auffand. Man darf ruhig behaupten, dass beide dem gleichen Schmelzprozesse ihre Entstehung verdanken. Woher die Erze stammen, konnte ich noch nicht bestimmen; wahrscheinlich aus der Umgebung, da über der Grauwacke der Gegend ein Gerolle *) *) Die Münzen wogen pr. Stück 1024-10-54 Gramm. mit thonigem Bindemittel und S pharos id eri ten, oder Spatheisensteinen aufliegt, auf welche dann plastischer Thon und die Kohle folgt. Für den gewiss ältesten und in der „prähistorischen“ Zeit bei uns üblichen: den Windofenbetrieb, ist der Punkt besonders geeignet, da im Herbste hier der Westwind, im Winter aber der Nordost mit grosser Gleichmäs-sigkeit und Heftigkeit hinwegweht. Wir dürfen daher den Punkt in die Beihe jener antiken Ansiedlungen einreihen, welche wir als Industrial-Ansiedlungen1) bezeichneten. Zu wünschen wäre eine genauere Detailforschung in der hier kurz angedeuteteu Eichtung, welche wir, da der Ort im Nachbarlande Steiermark liegt, den Gelehrten der eisernen Mark hiermit empfohlen haben wollen. Milliner. Ein keltisches Messer von Slavina. Herr Pfarrer Johann Sajovic von Slavina übergab jüngst dem Landesmuseum ein interessantes Eisenmesser von der auf Taf. IV, Fig. 10, abgebildeten Form. Es hat einige Aenlichkeit mit dem noch heute im Wippaeherthale üblichen „folc“ (falx vineraria), genannten Winzermesser, welches auch auf einem Bömersteine in Pettau in der Hand eines Winzers zu sehen ist. Victor Gross bildet in seinem Werke: La Tène un oppidum Helvète Paris 1886, auf Taf. IX ein ganz ähnliches ab, Taf. IV. Fig. 11 und bemerkt auf pag. 41 des Textes dazu „Une lame de forme curieuse, qui n’a pas encore été constatée ailleurs.“ „Eine Klinge von merkwürdiger Form, welche noch nirgend anderwo nachgewiesen wurde.“ Es ist dies jetzt der vierzehnte Ort in Krain, wo gallische Funde nachgewiesen sind. , Milliner. Funde heim Baue der Unterkrainer Bahn. Nächst der Brücke über den Gruberischeii Canal traf man in 2 m Tiefe beim Graben des Bahnkörpers auf Ge-fässe mit Leichenbrand, Lehm und Kohlen gefüllt. Die Gefässe sind aus freier Hand gearbeitet, bestehen aus rohem mit Sand gemengtem Thon, und sind durch die ganze Masse . schwarz gebrannt. Eine Urne zeigt am Boden 12 cm Wandstärke. Leider wurde die Fundstelle nicht beachtet und die ohnehin zerdrückten Gefässe zertrümmert und hinausgeworfen. Weit interessanter aber ist der jüngst gemachte Fund von Urnen sehr roher Form, denen von Maria Bast in Steiermark nahe verwandt. Es kam bei km 23 45 in 1 m Tiefe ein gut erhaltener lichtroth gebrannter Topf von 160 mm Höhe und 175 mm Eanddurchmesser zum Vorscheine. Der Band einfach ohne 0 Cf. Argo Nr. 1, p. 9. Umstülpung, die Wände wenig gebaucht, mit zwei gegenüberliegenden Warzen geziert. Der Topf war mit einem Gemenge von Lehm und calcinirten Knochensplittern gefüllt, Kohlen und Asche fehlen, so dass die Masse die lichte Lehmfarbe zeigt; über den Inhalt des Topfes war der Bo-dentheil eines zertrümmerten Topfes gestülpt, welcher aber den Band des Topfes nicht überragte. Eine zweite Urne ähnlicher Grösse und gleichen Inhaltes ist schwarz gebrannt, hat senkrechten Band und zwei breite aber wenig vorspringende Henkel und erinneit an den Typus einiger unserer Iger Pfahlbau-Urnen. Von einer grossen dickwandigen ziegelrothen Vasenurne des Mariaraster-Typus sind Scherbenstüeke vorhanden. Das Fehlen jeder Metallbeigabe deutet auf Armuth der Begrabenen. Die sehr zarten Knochenreste scheinen übrigens auf Kinder schliessen zu lassen, welche hier beigesetzt wurden. Bei Sap nächst St. Marein traf man auch auf römische Gräber, welche zwei rothgebrannte Thonlampen ergaben, ein Stück trägt am Boden den Fabriksstempel IANVABI, der zweiten fehlt der Boden. Die Sachen wurden durch die lobi. Bauleitung dem Landesmuseum übergeben. Müllner. Kölnische Funde bei Hrastnik. Nördlich von Hrastnik, am rechten Ufer des Bobenca-baches, südlich von Log und östlich unter Prapretno, ist ein, das Bobencathal beherrschendes Plateau, na Cerence genannt. Hier wurden jüngst bei einem Hausbaue behauene Werkstücke gefunden. Eine vorgenommene Grabung ergab diverse Bruchstücke von römischen Geschirren, theils .un-glasirt, theils terra sigillata, gemengt mit Steinfragmenten. Etwas tiefer gegen, das Thal hin, wurde 1887 ein schwerer Goldring mit einer Carnee gefunden, auf welcher eine sitzende, jugendliche männliche Figur, mit einer Maske in der Beeilten und einem Krumstab in der Linken, dargestellt ist. Die Geschirrtrümmer gehören Vasen, Schalen und grossen Amphoren an. Kohlenreste und Leichenbrand wurde gänzlich vermisst. Da nun jede menschliche Ansiedelung einen ökonomischen Hintergrund haben muss, so war derselbe hier zunächst zu suchen. Die behauenen Werkstücke aus Korallen- und Alpenkalk, sowie die Abfallsstücke des gleichen Gesteines, und der Umstand, dass diese Werkstücke aus verschiedenen Gesteinen hergestellt sind, lassen annehmen, dass sich hier eine Steinmetzwerkstätte befand, welche den nahe liegenden Korallenkalk ausbeutete und verarbeitete. Dieser Korallenkalk liegt in mächtigen Massen über dem Alpenkalke und der Grauwacke, welche wieder von den Kohlenschichten überlagert ' sind, ausgebreitet. Diese Brüche wurden auch in neuester Zeit beim Baue der Südbahn ausgebeutet. Müllner. Die Juden in der Archäologie. In Unterkrain befand sich nächst Rožanc bei Oer-nerabl ein Mythrastempel, von dem die in den Felsen gehauene bekannte Mythradarstellung mit der Inschrift: D-I-M PPP- A FIJI • NEPOS • ET PROCVLVS. ET ■ FIRMINVS PRO ■ SALV • SAV • SVORVMQVE (Dem unbesiegten Gotte Mythra. Die drei Publier: Nepos, Proculus und Firminus für ihr und der ihrigen Heil), noch übrig ist. Diese Felskluft heisst beim Volke merkwürdiger Weise „judovska kapela,“ „Judenkapelle“ oder „v Judjih,“ „bei den Juden.“ Es besteht kein Zweifel, dass Judenburg in Obersteier auf den Trümmern eines alten Römerortes steht. Ob nicht einst in der Slavenzeit am Orte ein ähnlicher Namen haftete, aus welchem dann Judenburg Q entstand. Bemerkenswerth ist eine Mittheilung, welche mir der gelehrte Archivar Dr. Zahn, gelegentlich einer Besprechung dieser Frage, machte, dass nämlich in alten Chroniken die Zeit zwischen den Römern und den Deutschen, also gerade die Zeit der freien Slaven in unseren Alpenländern, mit Juden und imaginären jüdischen Regenten ausgefüllt wird. Die Sache wäre einer Untersuchung werth. Milliner. Archäologische Mittheilimgen aus der Gegend von Coinenda. Westlich von Stein liegt die Pfarre Comonda St. Petri. Südlich davon, etwa h entfernt, liegt an der Bezirksstrasse von Stein nach Vodic der Ort Zeje. Das Terrain ist hier etwas erhöhet. Hinter dem Dorfe heissen einige Aeckèr „na Grobljah,“ an deren Ende aus einigen Wres-gründen die Quelle „Grobeljnek“ entspringt. Auf den Aeckern „na grobljah“ hat man schon öfter Ziegel ausgeackert, weshalb im Volke die Sage entstand, es sei hier einst die Pfarrkirche gestanden, welche aber seinerzeit, von selbst nach Coinenda überwanderte, da die Bewohner von Zeje zu wüste Leute gewesen seien. Von Zeje gegen Nordwest dehnt sich c. 2 hm weit das bewaldete Hügelterrain „Bidersca“ aus; hinter welchem gegen Contenda hin ein ebenes Feld liegt. Hier zieht ein Feld- und Waldweg „stara cesta“ „alte Strasse;“ dieser Strassenzug lässt sich circa 10 7cm weit jenseits Kaplavas nächst der jetzigen Steiu-Krainburgerstrasse gegen Nordwest, fast bis vor die Mauern von Krainburg verfolgen. Er durchzieht die Katastralgemeinden Našovče und Lahovče; an manchen Stellen, wo er durch Aecker hindurchzieht, ist die Strasse vom Pfluge angegriffen und da- ') Der Jude im Wappen bedeutet niebts, da die Städtewappen eben schon in der späteren Zeit entstanden und meist mit Rücksicht auf den Ortsnamen zusammengestoppelt wurden. Cf. den Mann mit dem Rade im Radmannsdorfer, die Fusssohle im Nassenfusser, den Papagai (Sittich) im Sitticher Wappen. durch verengt worden; denn, während sie im Walde 6 bis 10 m breit erscheint, ist sie zwischen den Aeckern oft bis auf 3 m herabgekommen. Beiläufig in der Mitte der Gemeinde Lahovče zweigt mitten im Walde ein Weg von der „stara cesta“ ab. Dieser ist verlassen und überwachsen. Im weiteren Verlaufe wendet sich der Strassenzug gegen einen ziemlich tiefes und entsprechend breites, altes, heute trockenes Rinnsal, welches den Namen „Sidoli“ führt. Unter dem Dorfe Voglje sind zwei Wasserrinnsale kenntlich, welche sich immer mehr einander nähern um sich jenseits Vodice, nahe der alten Strasse 1), zu- vereinigen. Diese Rinnsale heissen „v Sidolih.“ Nach der Volkssage soll in alten Zeiten, in einem Rinnsale die Kanker, im zweiten die Save geflossen sein ; bei Vodice sollen sich die beiden Flüsse vereiniget haben, daher der Name Vodice. Von Vodice aus soll sich das Wasser über die Felder von Bukovca und Skaručna, dann über Povodje hin ausgebreitet haben. — So die Volkssage. Doch kehren wir zu unserer Römerstrasse-v Sidolih zurück, so bemerken wir, dass sich am Rinnsale die Strassen-spuren verlieren, um am jenseitigen Ufer wieder zu erscheinen. Es scheint hier eine Ueberfuhr gewesen zu sein. Bemerkenswerth ist, dass man im heurigen Frühjahre dort, wo die beiden Rinnsale sich vereinigen und eine Art Landzunge bilden, beim Steinbrechen eine Aschenurne fand. Die Urne war zertrümmert; sie enthielt den Leichenbrand und ein Stück von einem Bronzearmband. Nicht weit vom Fundorte, jedoch jenseits des Rinnsales, liegen zwei schöne runde Tumuli. Es wurde schon oben der Orte Lahovče und Na-sovče Erwähnung ge than. In Lahovče wurden bekanntlich vom verstorbenen Pfarrer Belec Ausgrabungen veranlasst, welche römische Gräber und einen römischen Brennofen zu Tage förderten 2). Die Volkssage erklärt nun die beiden Ortsnamen in der Weise, dass sich in Lahovče Fremde, aus Italien kommende Leute (Lahi) ansiedelten, während die Heimischen (naši = die Unsrigen) in Našovče wohnten. A. Mejač. Die alten Fresken in der Kirclie St. Petri oh Yigaun. Das Kirchlein St. Petri auf der Höhe ober Vigaun ist im gothischen Stile erbaut und war ursprünglich reich mit Malereien geschmückt. Schon in neuerer Zeit wurden diese Gemälde übertüncht, kamen aber im vorigen Jahre wieder zum Vorscheine. Am besten und vollständigsten erhalten sind die Darstellungen auf der Nordmauer, wo sie 0 Von dieser Strasse verdankt das Museum dem Herrn Archivar Koblar eine Bronzemiinze von Maximinus Thrax, weiche zwischen St. Georgen und Hülben gefunden wurde. Die Bedaction. 2) Beschrieben im „Slovenec“ 1888, Nr. 135. auf drei, durch Pfeiler gesonderten, spitzbogigen Flachen in 27 Feldern vertheilt erscheinen. Die Felder im Durchschnitte circa 140 cm hoch und 100 cm breit sind in vier Reihen übereinander so vertheilt, dass jede Abtheilung neun Felder zählt. Die obersten drei Felder in den Spitzbögen sind dreieckig und enthalten (von W—0 besehen) Gott Vater, Christus und einen jugendlichen Kopf. In der zweiten Reihe sind dargestellt: die Erweckung des Lazarus, der Einzug in Jerusalem, die Austreibung der Krämer aus dem Tempel. Das letzte Abendmahl, die Fusswaschung und das Gebet im Garten Gethsemane. In der dritten Reihe sehen wir: die Verurtheilung Christi durch den hohen Priester, das Urtheil des Pontius Pilatus, die Verläugnung durch Petrus, die Geissellung, die Dornen-Krönung, Ecce homo, den Ruf nach Barabas, Abführung zur Kreuzigung. Die unterste Reihe enthält: Christus wird entkleidet, die Vorbereitung zur Kreuzigung, Christus am Kreuze, Abnahme vom Kreuze, Grablegung, Befreiung der in der Vorhölle Harrenden, die Auferstehung, Erscheinung des Herrn dem Thomas, die Reise nach Emaus. Ausserdem sind Reste von Malereien am Plafond zwischen dem gothischen Rippenwerk zu sehen, als Christus selbst, Andreas, Helena mit dem Kreuze, Engel &e. Auch die Westmauer war bemalt und ist die Hälfte eines Bildes, welches die Kreuztragung vorstellte, noch sichtbar. Die Arbeit ist ziemlich handwerksmässig im Charakter des XVI. Jahrhunderts ausgeführt und dürfte der italienischen Schule angehören. Die Musterung der Kleiderstoffe ist durch Patronirung hergestellt. Zahlreiche Besucher haben sich hier durch Kritzeleien zu verewigen gesucht. Die älteste Jahreszahl, weicheich finden konnte, ist: 1601. IoR; dann finden wir: Andreas Jareb 1602 Jar, Bartholomei Meriasiz 1612, Blasius Spocz 1631, Valentin Troper 1634, Anna Regina Papier geborne von Lahperg? Jakobus Papier 1638. HCP 1659, F. Vastinziz 1674. Ein Michael AIAS und Joanes Shebot haben keine Jahreszahlen beigefügt. Ausserdem kommen Jahreszahlen ohne Namen der Kritzler vor, z. B. 1602, 1612, 1627, 1638, 1644, 1653, 1660 u. a. m. Herr Professor Dr. Lampe hat über mein Ersuchen im August v. J. diese Fresken photographisch aufgenommen, möge er sie bald den Kunstfreunden bekannt machen. Milliner. Durchwachsene Kose. Bei Gartenrosen kommt es mitunter vor, dass der Blüthenstiel durch die Rosenblüthe hindurch wächst und in einiger Höhe eine neue Blütlie bildet; es stehen alsdann zwei Rosenbltithen übereinander. Ein Rosenstrauch im Garten des Gasthofes Virant zeigte diese Abnormität vor mehreren Jahren ziemlich reichlich. In Veldes erhielt ich unlängst einen blühenden Rosenzweig, der eine andere und weniger häufige Durchwachsung zeigte. Der Blüthenstiel war gleichfalls durch die Blüthe hindurch gewachsen, bildete jedoch keine neue Bliithen-knospe, sondern eine Laubknospe, aus welcher ein beblätterter Spross von 25 cm Länge erwuchs. Foss. Der Bienenfresser, Merops apiaster L. Dieser in unseren Gegenden seltene Vogel erschien im Mai d. J. bei Lipica. Es wurden, laut Mittheilung des Herrn Josef Hruša, k. k. Hofgestüttsmeisters in Lipica, vier Stück beobachtet und davon drei vom Waldhüter Zwölf erlegt. In Krain wurde der letzte Bienenfresser 1879 bei Seisenberg beobachtet. Früher aber, soweit Aufzeichnungen reichen, im Jahre 1807 und 1710. Im letztgenannten Jahre erschien eine grössere Schar dieser Thiere um Laibach, wie ein altes Oelbild bezeugt, welches im Museum bewahrt wird. Dasselbe stellt zwei Bienenfresser vor, mit folgender Aufschrift : Der gleichen Fremde Vögelein grosse schaar setzten sich umb Leybach nider den 1. Mai 1710 Jahr. Schuh. Erwerbungen des krainisclien Landes-nrnseums im Jalire 1892. I. Geschenke: Herr Graf Alfons Auersperg: Eine Rohrammer, Emberiza Schoeniculus L. Die löbl. Bauleitung der Unterkrainer Bahn: Eine ganze und mehrere zertrümmerte Urnen, gefunden bei Laibach und St. Marein. Drei röm. Wasserleitungsröhren, zwei röm. Grablampen. Fräulein Louise Bisail in Wippach: Eine Kupfermünze von Justinian. Frau Auguste v. Borota: Fünf römische und 21 neuere Münzen. Herr Cerno lo ge r, Lehrer in St. Marein: Einen Ziegel von 1611 mit dem Wappen von Sittich. (Fortsetzung folgt.) Druckfehler be richtig ung: In Nr. 2, p. 25, Zeile 10 soll heissen im s ii d w e s t e n, statt siidosten. MgL ' Dieser Nummer liegt eine autografine Tafel bei. Das Blatt erscheint monatlich 1—11/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.