Freytag den 5. May 1826. Gefühle an einem Frühlingsmorgen. «^holder Morgen sey gegrüßt! Du heiterst auf die Seele, Die sich in Wunne ganz ergießt; Alis ncucr Lebens« Quelle Ja schöpfet sie und tst entzückt Und fühlet fich durch dich beglückt. DeS Phöbus erster Purpnrstrahl, Wie lächelt er so sanft und hold, Besäumet schon das Welltenall; Durchblickt mit hehrem Msengold Der Ncrge Gipfel und erhellt Die Erd' nud allcs ist beseelt. Wie lieblich ist das zarte Grün, Es glänzt vom Perlenthaue; Es dufte» VeUchen, Rosmarin, Vergiß mein nichts das blaue; Eö kleidet stch die Wicsen ° Flur, Velcbcnd athinet die Natur. Dort rieselt sanft ein Nächlein hin. Und schlangelt über Diesel sich; Dic Nllnnen. daß sie lieblich blühn'. Erfrischet er so wunderlich, Und tränket Graö und Kräuter, Uud macht die Hcevde hciter. Des frohen Hirten Melodie Erqetzt mich; Uud belebet Ist durch der Vögel Harmonie Mein Herz, i>aö sich erhebet Zu Gott, und voll von Zuversicht, Zu Ihm, dem Schöpfer bethend spricht: 1 O Gott wie gütig bist du doch.' — Du zeigst unö Deiner Werke Pracht, Du liebst uns deine Kinder noch, Durch dich sind wir zur Freud' erwacht.'.'! I. N. Asch mann. —--------- ,,^>»----------- Kaiser Ale/anders Reise in die Krimm, seine Krankheit und sein Tod. (Fo rtsetzu na..) Am »o. November Vormittags setzte der Kaiser über die Alma, und traf über Sably iil Koslow ein, wo er Nachtlager hielt. Deputirte im Nahmen sämmtlicher Ortsbewohner üb«rreichten ihm eine Supplik, in der sie umWiedecherstellung der ehemahligen Handelsfreyhtit ihrer Stadt bathen, die seit sech? Jahren znr Begün» stigung des Hafens von Theooona sehr beschrankt wor« den war. Er nahm ihr« Bittschrift gnädigst an; einer gleichen Auszeichnung gewänigten sich die Vorsteher der carrainschen Genoffenschafc, die um Gleichstellung der Abgabe» und der Gildenstcuern mit den kanarischen Bewohnern bathen. Am folgenden Tage besah der Kai< ser die merkwürdigsten Anstalten der Scadl: dieQna, rantane, die Cafernen, die Merschee der Tarracen, ,die Caraitenschlile , besuchte selbst das Caraitenhans »vahrend des Goiiesdienstes/.reibte dann nach Perekop ab/ wo er für diesen Tag, den n., Nachtlager hielt. Hier schenkte er am folgenden Morgen einer armen Familie, die sich ihm stehend darum nahte, die nölhige Geldsumme zum ?lnfb.nle eineö Hallseö. Am i2.nüh rrat der Kaiser aus Perekop seine Zlückreise nach Taganrogan. -----. 7« <^>_ Bey seinem Scheiben aus der Krimm versprach »ganz ^ bestimmt^ im nächsten April oder May die Kaiserinn ft Elisabeth hierherzurück zu führe,,. Diese Versicherungen, s< und die nahe Anwesenheit des hohen Kaiserpaares er si regte überall unrer den Bewohnern der Halbinsel die a größte Freude, alles wurde von den Erwartungen einer A frohen, glücklichen Zukunft belebt, und es herrschte E überall ein neues, unweit regeres 3 eben, denn s»nst.Em« n Menge neuer Weingarten entstanden im vorigen Herbste v auf der Südküste; felbH auf der neuen kaiserlichen Be« d sitzung Arzanba wurde einer angelegt, und «in deutscher st Winzer dabey angestellt. Im Oclober und November g gingen fast posttäglich aus Sympheropsl und andern Ge« H genden der Yalbinfel zahlreiche Fuhren mit Früchten, n meistens Bnnen, nach Tsganrog ab. Für dieprojectirte z n«ue Anlegung eines öffentlichen Gartens in Taganrog, ^ wurde, nächst dem aus Petersburg'verschriebenenEng- g lander, .auch der bisher in Sywpher?pol etablirte Gärt» h «er Estern angestellt, und vollaußg für dieses Etablisse« s ment 16000 Rubel bestimsU. Mehrere tausend Pappely « wurdenzu einer neuen Allee inTaganrog ausderKrimm l hinüber trailsponirt, und dem früher erwähnten Herrn l v. Slewen wurde auch über dies« entstehenden Anla» l gen die Aufsicht und Direction übertragen.Aufber Rück. 1 reife, schoneinigshunbert Werstevon Taganrog, übersiel ! den Kaiser «in ziemlich heftige« Fieber. Dieses Unwehl. < seyn, das er lange vor seiner Suite zu verbergen suchte, verrielh sich derselben deutlich erst durchsein sehr leiden» des Aussehen inMariopol. Den «rstenKeim seiner Krankheit höhlte sich der Kaiser in Sewastopol, wo «r, die Flotte besichtigend, der dringenden Vorstellung seiner Umgebung, «inen Mantel anzunehmen/ nicht achtend, sich lsng« der scharfen, kalten Seeluftim bloßen Über. rock« aussetzte, und desselben Tages, b«n6. November, noch zu später Abendzeit, dem suf ein«mhohen Berge g«legenen Kloster des heiligen Georg, wo die Bergluft gleich scharf und empnndlich ihn anweht«, eben so leicht bekleidet «inen Besuch machte. Am ^.AbenbS traf Se. Majestät bekanntlich in Taganrog wieder ein, zwang sich, dusen Abend und den folgendenTog, in Gesellschaft seiner theuern Gemahlinn noch recht heiter zu seyn, machte aber am i9., wie er «< sonst unausgesetzt jeden Tag in Taganrog zu thun pflegte, keine Promenade mehr mit der Kaiserinn. An diesem Tage aß «r wenig zu Mittage, verlteß dle Tafel, «he sie beendigt war, und fühlte schon ein nicht mehr zu bezwingendes Unwohl-seyn. Am >s). wandelte ihn eine Ohnmacht a», «r fühlte sich so unwohl, baß er das Bette hüthen mußte, und auf-Zureden femes Leibarztes, Wylie, entschloß er sich, Arzeney zu nehmen, die aber von gar keinem günstigen Erfolge war, daher denn Se. Majestät am 2a., sich um nichts besser fühlend, alle Arzeney ganz beseitigten. Hr v. Wylie besaß nicht Muth u»d Entschlossenheit genug, diesen Vorsah des Kaisers zu bekämpfen. An diesem Tage stellt« sichdas hitzig« Fieber in seiner gan^n Heftigttit ein, gewann taglich großer« Fortschritte über den erlauchte:, Patientln, und hielt ihn in einer fast ununterbrochenen Lethargie, in derer bey momentanem Erwachen zu eimger Milderung der schrecklichen Fiebergluth au. ßerordentlich viel Limonade verschluckte. Übeihaupt gebrauchte der Kaiser während seiner iHlagigen Krank« heit nur wenige Arzeney, gröhlen Theils äußere, wie spanisch« Fliegen, Senfpflaster, Anlegung von Blut. egeln!c., innere Heilmittel gar keine, «kr ertrug sein LeidensungeMach mit der bewunderungswürdigsten Geduld und Gelassenheit; sein steter Ausruf in der Krank, heit bey lichtern Momenten war : „Wie es Gott gffal. lig ist l" Sie hatte am 26 einen so bedeutenden Grad der Gefahr gewonnen, daß di« nächsten Umgebungen Sr. Majestät, y^n Furcht ergriffen, st« bathen, sich mit Gott zu versöhnen, wozu sie sich auch bey ihren im Leben immer so musterhaft frommen und religiösen Gesinnungen gern verstanden. Am 27., früh Morgens um 6 Uhr, meldet« man denzubieser heiligen Handlung herbeygebrachten Geistlichen bey Sr. Majestät, er nahte sich ihrem Bette mit dem Crucistx«, si« öffneten die Augen, erhoben sich, stützten sich auf ihren Elbogen, Alles verließ das Zimmer. Der Kaiser, für einige Au» genblicke nun allein mildem Geistlichen, vollzog in der chriUichen Demuth die Beichte, und sagte ihm dabey die merkwürdigen Worte: „Ich bitt« , setzen Sie sich, behandeln Sie mich jetzt als einen Christen, und vel» , gessen Si« ganz meine kaiserlich« Majestät." Bey dem Genusse des heiligen Mahles zeigte sich oi« hohe S««« , lenwürd« des Kaisers Alexander in ihrerganzen Groß«. > Er genoß dasselbe mit «iner all« Anwesende tief «0 e greifenden Frömmigkeit, lüßk darauf das Kreuz, die g Hand des Gomsdienels, und sprach mit zwar unlel- U—- 7l «^M brochener, dennoch ausdruckvosser Stimme die schöne,,, göttlichen Worte auS: «Ich habe nie solchen Trost ge. fühlt, al« gerade,etzt." Alle« schluchz, laut. In diesem Moment stürbe sich der Prediger, ein betagter ehr. würdiger Greis, vorSr. Majestät auf die Knie, und bath Sie dringendst, für das Wohl des VolkeS ihre Gesundheit zu schonen, und von den Ärzten Arzeney anzunehmen. Der Kaiser versprach««, und sagte: „Man könne nun mit ihm machen, was manwoüe."— Zwey Bcief, der Kaiserinn Elisabeth, wovon der «ine sn die Kaiserinn Mutter, der andere an die Großfürstinn He. l«NH gecichtetwar, unterrichteten die taiserliche Familie Und ti« Großen des Hofes zuerst von der bedeinenden Krankheit des Kaisers; im Publicum ahnete man noch nichts von derselben; da gar kein» Biisletins au5g,g«. ben wurden. Man vernahm sie erst am Mittwoch, den 7 December, drey Tag« vor Ankunft be« Couriers mit der Tvresüachricht. Spatere Briefe der Kaiserinn Elisabeth, officielle Bericht« des Barons Diebjtsch und des Leibarztes Wyli«, erhielten Furcht und Hoffnung in schwankendem Grabe. Aufdie ll,sterl,gungen der beyden letztern, vom 27. und »lj, November, daß dss inflam» lualorische Fieber des «^aisets den Grad der höchsten Gefahr erreicht habil, wurden in allen Kirchen der N«, sidenz Gebethe an cordnet, für die Rettung des allge» liebten Monarchen. Ein voM 2<). datirt eingehender Brief der Kaiserinn Elisabeth erfreute die Residenz mit neuen Hoffnungen; sie meldete eine eingetreten'« Besserung, doch war dieß nur ein Hoffnungsstrahl für Momente. ^ie in der Residenz eingehende Tlauerbothschaft am 9. Dec., die die Ksiselinn Mutter gerade in der Hofcapell« »m Gebethe traf, lösete endlich alle Zweifel, erfüllte da alle Gonüther in den »rste« Tagen mit starret Betau, bunq. Wir wollen hier nicht mehr die Scenen des Iam. wers, deS tiefen Schmeres beschreibend wiederhohlen, der die höchsten, mittlern und niedern Clrtel unsers Publicums bey dieser Todesbothschaft ergriff; ss« s>nb schon genugsam von ben politischen Tagesblälleru theils «nlstellt, theils >vahr dargestellt worden; wir wollen nur in einer schlichte« Erzählung das referiren', wie Kaiser Alelande: starb, wie uig«s L«b«» w«hl. Es «ntständ «ine lange Pause und tief« Stille, währ«nd der «r verschied. So starb Alexander, der unumschränkt« Gebiether von mehr denn Einem Welt, lh«il«! — Ss mußt« dieser gellönt« Liebling sein«sZ«it. alter», i« «iner noch jllgentzlichen, kraftvollen Mannes« tpoch«, im noch nicht vollendeten 46. Lebensjahr«, in wenigen Tagen hinwelken, und doch versprach uns sein« stark,, durch k ini an die S«ite stellen. Ein volles Haus und lauschender Beyfall bezeugten den llbhaflen Anlh«il des Publicums an diesem Concerte. N a tur - E reig niß. Unweit Abo, der Hauptstadt Finlands, h^tein ziemlich hoher Berg angefangen, sich zu senken. Er sinkt täglich um fast 6 Zoll «m, und man hat berechnet, baß, wenn er nicht plötzlich ganz zusammensinkt, ,r in zwly Iahien ganz dem ebenen Boden gleich seyn wird. Ge drus? t b « y Ig « az