SENDERGRUPPE ADRIATISCHES KÜSTENLAND SENDER LAIBACH KONZERTABEND M i t w i r k e n d Kammersänger Dr. Julius Pölzer Tenor Miran Viher Violine Marijan Lipovšek Klavier Dienstag, 2 7. März 1945 im großen Union-Saal FRANZ SCHUBERT: ÜBER WILDEMANN (Bergstädtchen im Harz.) Die Winde sausen am Tannenhang, die Quellen brausen das Tal entlang, ich wand’re in Eile durch Wald und Schnee, wohl manche Meile von Höh’ zu Höh’, Und will das Leben im freien Tal sich auch schon heben zum Sonnenstrahl, ich muß vorüber mit wildem Sinn und blicke lieber zum Winter hin. Auf grünen Heiden, auf bunten Au’n müfi’t ich mein Leiden nur immer schau'n, daß selbst am Steine das Leben sprießt, und ach, nur eine ihr Herz verschließt. Ü Liebe, Liebe, o Maienhauch! Du drängst die Triebe aus Baum und Strauch! Die Yögel singen auf grünen Höhn, die Quellen springen bei deinem Weh’n! Mich läßt du schweifen im dunklen Wahn, durch Winde pfeifen auf rauher Bahn. O Frühlingsschimmer, o Blütenschein, soll ich denn nimmer mich dein erfreu’n? FRANZ SCHUBERT: DER WANDERER Ich komme vom Gebirge her, es dampft das Tal, es braust das Meer. Ich wandle still, bin wenig froh, und immer fragt der Seufzer: wo? Immer wo? Die Sonne dünkt mich hier so kalt, die Blüte welk, das Leben alt. Und was sie reden, leerer Schall, ich bin ein Fremdling überall. Wo bist du, wo bist du, mein geliebtes Land? Gesucht, geahnt, und nie gekannt! Das Land, das Land, so hoffnungsgrün, das Land, wo meine Rosen blühn, wo meine Freunde wandelnd gehn, wo meine Toten auferstehn, das Land, das meine Sprache spricht, o Land, wo bist du? Ich wandle still, bin wenig froh, doch immer fragt der Seufzer wo? Immer wo? Im Geisterhauch tönt’s mir zurück: »Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück!« FRANZ SCHUBERT: WILLKOMM UND ABSCHIED Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde, es war getan, fast eh’ gedacht. Der Abend wiegte schon die Erde und an den Bergen hing die Nacht. Schon stand im Nebelkleid die Eiche ein aufgetürmter Riese da, wo Finsternis aus dem Gesträuche mit hundert schwarzen Augen sah. Der Mond von einem Wolkenhügel sah kläglich aus dem Duft hervor, die Winde schwangen leise Flügel, umsausten schauerlich mein Ohr, die Nacht schuf tausend Ungeheuer, doch frisch und fröhlich war mein Mut, in meinen Adern welches Feuer! ln meinem Herzen welche Glut! Dich sah ich und die miilde Freude floß aus dem süfien Blick auf mich, ganz war mein Herz an Deiner Seite und jeder Atemzug für Dich. Ein rosenfarbnes Frühlingswetter lag auf dem lieblichen Gesicht und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter! Ich hofft’ es, ich verdient’ eis nicht. Doch ach, schon mit der Morgensonne verengt der Abschied mir das Herz: in deinen Küssen welche Wonne! In deinem Auge welcher Schmerz! Ich ging. Du standst und sahst zur Erden und sahst mir nach mit nassem Blick: und doch: wTelch’Glück, geliebt zu werden, und lieben, Götter, welch ein Glück! FRANZ SCHUBERT: AUFLÖSUNG Verbirg dich, Sonne, denn die Gluten der Wonne versengen mein Gebeiin! Verstummet Töne, Frühlingsschöne, flüchte dich und laß mich allein! Quillen doch aus allen Falten meiner Seele liebliche Gewalten, die mich umschlingen, himmlisch singen! Geh unter, Welt, geh unter, Welt, und störe nimmer die süfien ätherischen Chöre! Geh unter, Welt, geh unter, Welt, geh unter! Laßt mich nur auf meinem Sattel gelten! Bleibt in euren Hütten, euren Zelten! Ich reite froh in alle Ferne, über meiner Mütze nur die Sterne. Er hat euch die Gestirne gesetzt als Leiter zu Land und See, damit ihr euch daran ergötzt, stets blickend in die Höh’. Laßt mich nur auf meinem Sattel gelten! Bleibt in euren Hütten, euren Zelten! Und ich reite froh in alle Ferne, über meiner Mütze nur die Sterne. ROBERT SCHUMANN: MEIN ALTES ROSS Mein altes Roß, mein Spielgenoß, was siehst du mich wiehernd an? Deine Sehne wie lahm. mein Mut, wie zahm, wir reiten nicht mehr hindann! Du schüttelst dein Haupt, deine Nüster schnaubt! Ich glaube, du träumst, Kamerad, wir fliegen zusamm’ überm Bergeskamm den alten geliebten Pfad! Ein knarrendes Tor, du scharrst davor, deine schäumende Stange tropft! Ein rauschend Gewand, eine weiße Hand, die den funkelnden Hals dir klopft! Es stäubt der Kies, schlaf’ süß, schlaf’ süß, und hinaus in die blauende Nacht! Auf tauigem Rain im Mondenschein dahin mit Macht, mit Macht! Verhängt der Zaum, im Herzen edn Traum, auf der Lippe den letzten Kuß; dumpf hallender Huf, und Wachtelruf, und fern ein rauschender Flull! Einen letzten Blick zurück, zurück auf der Liebsten schlafendes Haus! Mein Kamerad, wie schad’, wie schad’, das alles, alles ist aus! Mein Kamerad, den geliebten Pfad, den hat verweht der Schnee! Und das Tor verbaut und verloren die Braut, und mein Herz so weh, so weh! ROBERT SCHUMANN: STÄNDCHEN Komm in die stille Nacht, Liebchen, was zögerst du? Sonne ging längst zur Ruh, Welt schloß die Augen zu. Rings nur einzig die Liebe wacht. Liebchen, was zögerst du? Schon sind die Sterne hell, schon ist der Mond zur Stell’, eilen so schnell, so schnell. Einzig die Liebe wacht. Höre die Nachtigall, ruft dich allüberall, hör’ meiner Stimme Schall, Liebchen, o komm in die stille Nacht! Es ist so süß, zu scherzen mit Liedern, mit Herzen und mit dem ernsten Streit! Erglänzt des Mondes Schimmer, da treibt’s mich fort vom Zimmer, durch Platz und Gassen weit; da bin zur Lieb’ ich immer wie zum Gefecht, wie zum Gefecht bereit. Es ist so süfi, zu scherzen mit Liedern und Herzen und mit dem ernsten Streit und mit dem ernsten Streit. Die Schönen von Sevilla mit Fächer und Mantiila, blicken den Strom entlang; sie lauschen mit Gefallen, wenn meine Lieder schallen, zum Mandolinenklang, und dunkle Rosen fallen mir vom Balkon zum Dank. Ich trage, wenn ich singe, die Zither und die Klinge, vom Toledanschen Stahl. Ich sing’ an manchem Gitter und höhne manchen Ritter mit keckem Lied zumal: den Damen gilt die Zither, die Klinge dem Rival. Auf denn zum Abenteuer, schon lösch der Sonne Feuer jenseits der Berge aus. Der Mondnacht Dämm rungstunden, sie bringen Liebeskunden. sie bringen blut’gen Strau 1? und Blumen oder Wunden trag’ morgen ich nach Haus. Auf denn zum Abenteuer, schon lösch der Sonne Feuer jenseits der Berge aus, jenseits der Berge aus und Blumen oder Wunden trag’ morgen ich nach Haus. Auf ihrem Leibrößlein, so weiß, wie der Schnee, die schönste Prinzessin reit’t durch die Allee. Der Weg, den das Rößlein hintanzet so hold, der Sand, den ich streute, er blinket wie Gold! Du rosenfarb’s Hütlein wohlauf und wohlab, o wirf eine Feder verstohlen herab! Und willst du dagegen eine Blüte von mir, nimm tausend für eine, nimm alle dafür! Nimm tausend für eine, nimm alle dafür! ) HUGO WOLF: ZITRONENFALTER IM APRIL Grausame Frühlingssonne, du weckst mich vor der Zeit, dem nur in Maienwonne die zarte Kost gedeiht! Ist nicht ein liebes Mädchen hier, das auf der Rosenlippe mir ein Tröpfchen Honig beut, so muß ich jämerlich vergehn und wird der Mai mich nimmer sehn in meinem gelben Kleid. in meinem gelben Kleid. Wie heimlicher Weise ein Engelein leise mit rosigen Füssen clie Erde betritt, so nahte der Morgen. Jauchzt ihm ihr Frommen ein heilig Willkommen! Herz, jauchze du mit! ln ihm sei’s begonnen, der Monde und Sonnen an blauen Gezeiten des Himmels bewegt. Du, Vater, du rate! Lenke du und wende! Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles, sei alles gelegt. HANS PFITZNER: NACHTS Ich stehe im Waldesschatten wie an cles Lebens Rand, Die Länder wie dämmernde Matten, der Strom wie ein silbern Band. Von fern nur schlagen die Glocken über die Wälder herein, ein Reh hebt den Kopf erschrocken und schlummert gleich wieder ein. Der Wald aber rühret die Wipfel im Traum von der Felsenwand. Denn der Herr geht über die Gipfel und segnet das stille Land. Und segnet das stille Land, stille, stille Land. HANS PFITZNER: DER GÄRTNER 0 Wohin ich geh’ und schaue in Feld und Wald und Tal vom Berg hinab in die Aue, viel schöne, hohe Fraue, grüß’ ich dich tausendmal, grüß’ ich dich tausendmal! In meinem Garten find’ ich viel Blumen schön und fein; Adel Kränze wohl drauß wind’ ich und tausend Gedanken bind’ ich und Grüße mit darein! Ihr darf ich keinen reichen, sie ist zu hoch und schön; sie müßen alle verbleichen; die Liebe nur ohnegleichen bleibt ewig im Herzen stehn. Ich schein’ wohl froher Dinge und schaffe auf und ab und ob mir das Herz zerspringe, ich grabe fort und singe und grab mir bald mein Grab. Viel schöne, edle Fraue, ich grüß’ dich viel tausendmal, tausendmal, tausendmal! HANS PFITZNER: STUDENTEN FAHRT Die Jäger ziehn in grünen Wald, und Reiter blitzend übers Feld, Studenten durch die ganze Welt, so weit der blaue Himmel wallt. Der Frühling ist der Freudensaal, viel tausend Vöglein spielen auf. Da schallt’s den Wald bergab, bergauf: Grüß dich, mein Schatz, viel tausendmal! Viel rüst’ge Bursche ritterlich, die fahren in des Stromes M itt', wie wilde auch sie stellen sich, trau mir, mein Kind, und fürcht’ dich nit! Querüber übers Wasser glatt laß werben deine Äuglein und der dir Wohlgefallen hat. der soll dein lieber Buhle sein! Durch Nacht und Nebel schleich ich sacht, kein Lichtlein brennt, kalt weht der Wind. Riegl’ auf, riegl’ auf bei stiller Nacht, weil wir so jung beisammen sind! Ade nun, Kind, und nicht geweint! Schon gehen Stimmen, da und dort, Hoch überm Wald Aurora scheint und die Studenten reisen fort, und die Studenten reisen fort. RICHARD STRAUSS: ICH TRAGE MEINE MINNE Ich trage meine Minne vor Wonne stumm im Herzen und im Sinne mit mir herum. Ja, — daß ich dich gefunden, du liebes Kind, das freut mich alle Tage, die mir beschieden sind. Und ob auch der Himmel trübe, kohlschwarz die Nacht, hell leuchtet meiner Liebe goldsonnige Pracht. Und liegt auch die Welt in Sünden, so tut mir’s weh, die arge mufi erblinden vor deiner Unschuld, deiner Unschuld Schnee. Ich trage meine Minne vor Wonne stumm im Herzen und im Sinne mit mir herum. Ja, — daß ich dich gefunden, du liebes Kind, das freut mich alle Tage, die mir beschieden sind. RICHARD STRAUSS: HIMMELSBOTEN Der Mondschein, der ist schon -verblichen, die finst’re Nacht ist hingeschlichen, steh’ auf du edle Morgenröt’, zu dir all mein Vertrauen steht. Phöbus, ihr Vorbot, wohlgeziert, hat schon den Wagen angeschirrt, die Sonnenroß’ sind vorgespannt, Zügel ruht in seiner Hand. Ihr Vorbot, der Don Lucifer, schwebt allbereits am Himmel her, er hat die Wolken aufgeschlossen, die Erd mit seinem Tau begossen. O fahrt vor ihr Schlafkämmerlein, weckt leis die süße Liebste mein, verkündet ihr, was ich euch sag’ — mein Dienst, mein Gruß, ein guten Tag. Doch müßt ihr sie fein züchtig wecken, dabei meine heimliche Lieb’ entdecken, sollt sagen, wie ihr Diener wacht so kummervoll so kummervoll die ganze Nacht. Schaut für mich an die gelben Haar, ihr Hälslein blank, ihr Äuglein klar, küßt ihr für mich den roten Mund, und wenn sie ’s leid’t. die Brüstlein rund. RICHARD STRAUSS: ICH LIEBE DICH Vier adlige Rosse voran unserin Wagen, wir wohnen im Schloße in stolzem Behagen. Die Frühlichterwellen und nächtens der Blitz, was all sie erhellen ist unser Besitz. Und irrst du verlassen, verbannt durch die Lande; mit dir durch die Gassen in Armut und Schande! Es bluten die Hände, die Füße sind -wund, wer trostlose Wände, es kennt uns kein Hund. Steht silberbeschlagen dein Sarg am Altar, sie sollen mich tragen zu dir auf die Bahr, und fern auf der Haide und stirbst du in Not, den Dolch aus der Scheide, dir nach in den Tod!