m i 1 13 i i I g 1 m H I m i I 1 I i 1 1, m 1 i PROGRAMM des 1101ER-GIH1ASIUHS in für das Schnljahr 1882 — 83. INHALT: Erziehung und- Unterricht bei den Griechen von Pr. Brcžllik. Schulnachrichten vom Dircctor. Rudolfswert. Druck von J. Krajec. 1 1 I I e! I B 1 iÜ 1 PROGRAMM des K. K. OBER-CIMNASIÜMS für das Schuljahr 1882 — 83. INHALT: Erziehung und Unterricht bei den Griechen von Fr. Breznik. Scliulnachrichten vom Üircftor. /4/ Rudolfswert. Druck von J. Kr&jec. Verlag der Lehranstalt. cj stolici Erziehung und Unterricht bei den Griechen. Einleitung. Iluidtta fifytazov äya&'ov &v&QCÖaois. Sokrates. Bei jedem Volke, welches feste Wohnsitze angenommen und einen gewissen Grad geistiger und materieller Cultur erreicht hat, stellt sich das BedürfniBS ein, der jungen Generation den gesammten erworbenen Culturstoff auf eine leicht fassliche Weise zu übermitteln, d. h. ihr eine dem erreichten Culturgrade entsprechende Erziehung zu geben. Daher entspricht die Erziehung in den einzelnen Epochen der Geschichte eines Volkes so ziemlich genau dem in der betreffenden Periode errungenen Standpunkte der Cultur. Für das Gedeihen und die Wohlfahrt eines Staates bildet die Erziehung die Grundlage und die Vernachlässigung derselben empfinden die Staaten zu ihrem Schaden. Daher muss die Erziehung eine Hauptangelegenheit. für den Gesetzgeber sein; denn die Verfassung wirkt zurück auf das sittliche Leben ihrer Bürger. Jede Tüchtigkeit und Kunstfertigkeit bedarf einer gewissen Vorbildung und vorbereitenden Angewöhnung zu ihrem Betriebe. Die Bürger sind Glieder eines Ganzen, nämlich des Staates; der Staat aber hat nur einen Zweck; daher soll der Staat seinen Mitgliedern eine solche Erziehung geben, dass sie alle nach dem einen Ziele streben können und wollen. Es soll darum die Erziehung eine Staats- und nicht eine Privatangelegenheit sein. Als oberster Grundsatz für die Erziehung bei den Hellenen galten die geflügelten Worte des Sokrates: „In einem schönen Körper muBS t) Aristot, Polit. YIII, 1. auch eine schöne Seele wohnen". Dass war den Grichen das Ideal dea Menschen, das Ideal des Hellenen. Man strebte nach harmonischer Ausbildung aller geistigen und körperlichen Kräfte mit der liichtung auf das sittlich Schöne und Gute. Doch wurde auch hierin der goldene Spruch nndh ayav stets festgehalten. Man suchte in der gesammten Erziehung die übermässige Fülle der Kraft zu massigen und zu zügeln ohne sie gänzlich zu unterdrücken oder erlahmen zu lassen. In dieser Ueberzeugung erzogen die Hellenen die Jugend.J) Iluidsiu2) ist der allgemeinste Ausdruck für die Erziehung, und bezeichnet eigentlich Kinder- und Knabenerziehung, in weiterer Bedeutung aber umfasst das Wort naiöeia die gestimmte körperliche und geistige Erziehung, durch welche der junge Weltbürger veredelt und vervollkommnet wurde. Das Ziel, weiches die Erziehung erreichen soll, ist das naXät £fjv, ein glückseliges Leben, kurz Glückseligkeit. Ein glückseliges Leben aber ist nur dann möglich, wenn sich das Individuum nicht bloss die nüthigen theoretischen Kenntnisse angeeignet, sondern auch durch eine tüchtige Praxis den Charakter gebildet und die grossen sittJiohen und nationalen Gedanken seines Stammes zu seinem Eigen-thume gemacht hat. Wie im Leben des einzelnen Menschen, so wechselt auch im Staatsleben Müsse und Thätigkeit mit einander. Für das Leben der 'l'hat ist nöthig Mut und ausdauernde Tapferkeit, für das Leben in Müsse Philosophie; in beiden Zuständen aber bedarf der Mensch weiser Mässigung und Gerechtigkeit. Zur Erreichung dieses Zieles bildete und erzog bei den Hellenen die Knaben und Jünglinge jener für uns so lehrreiche Doppelunterricht, nämlich Musik und Gymnastik.3) So wuchsen bei den Hellenen praktisch tüchtige Männer heran, die gesund waren an Geist und Leib, sowohl ethisch als aesthetisch gut gebildet. Ihre gediegene und harmonische Durchbildung des Geistes und Körpers zeigten sie auch äusserlich durch würdige Haltung, edlen Anstand und offenherziges Auftreten.4) Diese Yorzüge vereint mit einer 1) Fr. Jakobs, Rede über die Erziehung der Hellenen zur Sittlichkeit. Yerm. Schriften. III. Th. p. 16. 2) Hach Becker (Charikles II, p, 20) ist ctycoytj die von Aussen einwirkende Leitung und Zucht. Dagegen umfasst der allgemeinste Ausdruck naidtia die ge-sarmnte geistige und leibliche Bildung des freigeborenen Hellenen, der spezielle Ausdruck TQOtyq die Wartung und Pflege im Bezug auf die Entwicklung des körperlichen aber auch geistigen Gedeihens namentlich in der ersten Jugendzeit. 8) Plat. de rep. II, p, 370, E.; US °vv r\ naiöda j tj jisv ini ßäuaai yvpvKCTixrj, tj 6’ inl povcrixtf; HI, p. 404, E.: xazä fišv [lovam]-* 6io(fQ06vrrii>, xata äs yvfiyaaz0ti]v iv 6afiaaiv ijisiav . . _ *) Vgl. öraasborgor, Erziehung und Unterricht im dass. Alterthum I, p. 195. J t eff lieh on Naturanlage nannten die Griechen xcdox&ya&la, und Männer,r welche sich durch Erziehung und Unterricht eine harmonische Bildung angeeignet hatten, xcclo't x&ya&ol. Dass in der menschlichen Natur zwei verschiedene Wesen vereint sind, nämlich Geist und Körper, blieb den Hellenen nicht verborgen. Desgleichen erkannten sie wol, dass jeder dieser Theile bildungfähig sei. Wie schwierig jedoch die Aufgabe der Erziehungskunst sei, [sagt Plato1) klar mit den Worten: „Der Knabe ist unter allen Thieren am schwierigsten zu leiten und zu beherrschen“. Hiemit verlangt er, dass durch die Erziehung und den Unterricht die widerstrebende, trotzige und spröde Naturanlage des Knaben nicht gewaltsam gebrochen, Bondern gemildert, sanfter gemacht und in das rechte Geleise gebracht werden solle. Ferner finden wir bei den Hellenen betont die Erziehungsbedürftigkeit. Schon Pythagoras sagte, dass die Menschen von Natur schlecht seien; daher dürfe die geistige Bildung nicht vernachlässiget werden; denn durch sie unterscheide sich der Grieche vom Barbaren. Derselben Ansicht, dass die Menschen von Natur nicht gut sind, sondern es erst durch Erziehung und Unterricht werden, ist Plato, welcher im Menon (p. 147, B.) sagt: d qvent oi dya&ol iylyvovto, fiadv nov ijfüv oi iyiyvmöxor r&v vitav rnvg aya&ovg rag rfvmig, otig fjfieTg nagedaßö-nsg ixeivmy anoqr^dvrtat iqvXdrrofifv iv StxQonöXet, xaracrjfirjrdfierOi aoXv Tj to xqvgIov, ira /iriSelg dvrovg diiqr&tiQS*, dl).’ ineiSt] acplxoivro tig t^v i\).ixiay IQ^cn-fiDi ylyvoivro raig nöXtaiv. Die Aufgabe der naidda war somit die Menschen körperlich und geistig ßshiovg noim.2) Kein Yolk des Alterthums hat diese Aufgabe schöner gelöst als die Hellenen. Entsprechend der Dichotomie des Menschen hatten Bie zwei Bildungsmittel, Musik und Gymnastik, wodurch »ie ihre Jugend zur Tüchtigkeit in Wort und That heranbildeten. Schon bei Homer bestimmt Phoenix die Tüchtigkeit des Mannes durch seine Wirksamkeit nach Aussen durch Wort und That (II. IX, 443: pvdeoy rt ^TjrfjQ’ spsnat, ftQrpirijQd rs SQymv) und in der historischen Zeit haben es hauptsächlich die Athener durch Musik und Gymnastik zur schönsten Harmonie in der Bildung gebracht, wovon uns Aristophanes8) eine herrliche Schilderung gibt. Daher sagt Thukydides (II, 41) mit Stolz von Athen: „Ganz Athen ist eine Schule Griechenlands . . . da« beweist die Macht des Staates selbst, die wir durch unsere Eigen- >) Plat. Leg. YII, p. 808, D; de rop. IV, p. 441, B. \ *) Plat. de musio. c. 1. s) Aristoph. Ran. 726 ff. schäften erlangt haben . . . von dieser Macht haben wir grosse Denkmäler und sprechende Zeugnisse aufgestellt und werden von der Mit-und Nachwelt bewundert werden".*) I. Erziehung und Unterricht im heroischen Zeitalter. Der Mythos, der Schatten der Geschichte, ist die einzige Quelle, die uns über das Denken, Wollen und Handeln der Hellenen in diesem Zeitalter einigen Aufschluss gibt. Zum Glücke fliesst der griechische Mythos so reichlich, dass wir uns nach demselben ein so ziemlich genaues Bild des Volkslebens in der heroischen Zeit entwerfen können. Da aber im Mythos ausser dem Staate der Menschen auch der Götterstaat, ein Abbild der Menschenwelt, eine sehr bedeutende Rolle spielt, so dürften einige Bemerkungen über die Erziehung der Götter wohl am Platze sein. Die griechischen Götter sind nach den Theogonieen nicht von Ewigkeit, sondern sie sind zu einer gewissen Zeit in’s Dasein getreten. Da sie sowohl geistig als auch körperlich die Menschen weit übertreffen, so kann bei ihnen von einer Erziehung und vom Unterrichte wie bei Menschen keine Rede sein. Pallas Athene, die bewaffnet aus dem Haupte des Zeus entsprungen ist, zieht gleich nach der Geburt mit den übrigen Göttern zum Kampfe gegen die Giganten2) aus. Pholbos Apollon versteht gleich nach der Geburt das Saitenspiel, handhabt den Bogen mit Leichtigkeit und vernichtet die Feinde3). In gleicher Weise zeigt Hermes bereits in der Wiege das ihm eigene Wesen, die Schlauheit; denn er stiehlt dem weisen Apollon die Rinder und macht aus der gefundenen Schildkröte ein Saiteninstrument4). Nur die leibliche Pflege (rpoguj) wird bei neugeborenen Göttern hie und da erwähnt, so z. B. bei Zeus, der Hera, dem Dionysos, dem Hermes u. a. Als riz&cu, ri&i\vca treten uns im Mythos die Nymphen der Berge, der Quellen und der FIüsbo entgegen. So haben nach der Sage den Zeus auf dem kretischen Berge Ida die Nymphen genährt. Milch und Honig werden als seine erste Nahrung genannt, heilige Tauben bringen ihm Ambrosia von den Strömungen des Okeanos, und eine Art Schutzwache 1) Ygl. auch Plat. Protag 387, D und S19 B. 8) Hymn. auf Athene v. 8. s) Hymn. auf Apollon Del. v. 131. *} Hymn. auf Hermes v. 22 u. 24. gegen die Nachstellungen seines Vaters Kronos bildeten die Kureten, welche ihn in Waffenrüstung umtanzten. So wird der junge Göttersprössling Zeus ohne Wissen seines Vaters von den Nymphen ernährt und aufgezogen, wofür sie in den Himmel als Sternbild unter dem Namen des Bären versetzt wurden. Auch über Heras Jugend weiss die Sage Vieles zu erzählen. Nach der Ilias (XIV, 202 u. 203) wurde sie vom Okeanos und der Thetis aufgezogen, nach dem alten Delischen Hymnensänger Oien von den Horen (Paus. 2, 13, 3), während die örtlichen Sagen von Argos, von Stymphalos, von Samos von ihrer Geburt in diesen Gegenden und ihrer Pflege bald durch Nymphen des Ortes, bald durch alte Heroen berichteten J). Eine ganz besondere leibliche Pflege wird dem Dionysos zu Theil. Zeus übergibt den Knaben dem Hermes, der ihn den Nymphen von Nysa zur Auferziehung überbringt. Nach einer anderen Version hat ihn anfänglich die Meeresgöttin Ino gepflegt. Nach Pherekydes ward er hingegen von den Dodonaeischen Nymphen, d. h. den Hyaden, grossgezogen. Nach der gewöhnlichen Sage (Hymn. in Dionys. 26) wird er von den Nymphen des quellenreichen Waldgebirges Nysa in Thrakien erzogen. In ähnlicher Weise berichten die Sagen über die leibliche Pflege anderer Götter, aber fasst überall erscheinen die Nymphen als Ammen und erste Pflegerinnen, die Gedeihen und Waohsthum verleihen. Umgekehrt erscheint die Erdgöttin Demeter als xavQiTQocfo?, d. h. als pflegende Amme und erzieht die ihr anvertrauten menschlichen Sprösslinge zu kräftigen Helden und weisen Königen. Insbesondere erzählte man zu Eleusis, dass sie im Dienste des Königs Keleus den kleinen Königssohn Triptolemos oder Domophoon gepflegt habe. Bei Tage reichte sie ihm Ambrosia, des Nachts legte sie ihn in himmlisches Feuer, um ihn für die Unsterblichkeit zu läutern. Und so gedieh der Knabe wunderbar. Von einem eigentlichen Unterrichte junger Götter ist nirgends berichtet. „So hat der Mythos als ein äusserliches, jedoch nothwendiges Moment nur das tQiqw&ai aus dem Bereiche des Irdischen auf die Götterwelt übertragen, ohne jedoch die eigentliche Erziehung durch Bildung und Unterricht zur Bedingung zu machen. Die göttliche Urkraft bedarf solcher dem Sterblichen nöthigen Hilfsmittel nicht, eie entfaltet sich sogleich mit dem Eintritt in den organischen Leib, welcher ihr nur als symbolische Hülle dient2)“. Eine andere aber war die Erziehung und der Unterricht der Söhne der Götter mit sterblichen Frauen. Wir finden auch bei diesen die Nymphen, Horen und andere weibliche Gottheiten bei der Ernährung und Pflege thätig. So wird Aristaeus, der Sohn i) Preller — Plew. griech. Mythol. p. 180. *) Joh. Heinr. Krause — Geschichte der Erziehung . . . Halle, 1861, p. cS. des Apollo und der Kyrene, Tochter des Hypseus (Pmd. Pyth. IX, 5—56), von Hermes den Horen und der Gaea überbracht, damit sie ihm Nektar und Ambrosia auf die Lippen träufeln und ihn so zu einem unsterblichen Gotte machen sollten. Sodann soll ihn Cheiron erzogen haben; die Musen lehrten ihn Weissagung und Heilkunde, machten ihn zum Wächter ihrer Heerden und brachten ihm die Behandlung der Milch, die Pflege des Oelbaumes, der Bienen, die Mischung des Weines und Honigs bei (Apoll. Rhod. II, 510, IV. 1132). Daraus nun ist ersichtlich, dass bereits Anfänge gemacht wurden im praktischen Unterricht. Noch deutlicher zeigt sich dies bei Herakles, dem Sohne des Zeus und der Alkmene. Dieser wird von der eigenen Mutter liebevoll gepflegt und auferzogen. Dann erhielt er von Amphitryon den Unterricht im Wagenlenken, von Kastor im Waffenkampf, von Autolykos im Ringen, von Eurytos im Bogenschiessen, in der Musik von Linos und in den Wissenschaften von Cheiron. Besonders die Bogenkunst erlernte er meisterhaft, so dass er sogar mit Unsterblichen wetteiferte. Sein Geschoss, ohne welches Troja nicht erobert werden konnte, ging auf den besten Schützen vor Troja über, auf den Philok-tetes. Freilich überwiegt im Herakles das Gymnische; er hat wohl zum Lehrer in der Musik den Linos, aber diesen erschlägt er mit der Luier, und gerade dies ist ein bezeichnender Zug für die heroische Zeit. In ähnlicher Weise finden wir die Erziehung und den Unterricht aDderer Göttersprösslinge mit irdischen Frauen, wie Perseus, Kastor und Poly-doukes im Mythos geschildert. So wird auch Achilleus, der Sohn der Thetis, von Cheiron sehr sorgfältig erzogen. Daher möge das über Herakles Gesagte genügen. Gegen das Ende der vorhomerischen Heldenwelt finden wir bereits als älteste hellenische Erziehungsanstalt auf dem Berge Pelion die Schule des Kentauren Cheiron, oi Oocptri ixiy.uazo xal h fisQonsööi &sovrov). Die Höhle des Kentauren lag unter dem Gipfel des Pelion in hoher, frischer und reiner Luft; ringsherum waren die Berghalden bewachsen mit duftenden und heilenden Kräutern. Aber nicht blos Cheiron, der sich durch Gerechtigkeit und Weisheit unter den Sterblichen auszeichnete, auch dessen Gemahlin Nais oder Chariklo und Tochter Endeis2) widmeten sich der Pflege, Erziehung und Bildung des Menschengeschlechtes. Cheiron erscheint als Personification der altheroischen hellenischen Pädagogik, die ihre Blüthen im Norden Griechenlands trieb, in den schönen Ebenen und Gebirgen Thessaliens, wie bei den halbbarbarischen i) Tzetzes kqo 'O/xtjQOv v. 179 f. -) Sehol. Pind. Pyth. 4; Ovid. M XccqixMvos xal (Uü.vQag, tva KtvxavQov jit xovqoi -d-fjtyav cqvai. Knäblein, nimmt es in die Arme, lässt es auf seinem Schosse sitzen, reicht ihm beim Mahle Mark und Fett von Schafen (^vdov xal oiäv nlova drjfiöv) wie Hector dem Astyanax1) und schaukelt ihn auf und nieder in seinen Armen2). In vornehmen Familien sah man mit grösster Sorgfalt darauf, dass der Sprössling kräftig und stark wurde, andererseits aber auch zart und zierlich, wodurch sich Fürstensöhne von denen des gemeinen Mannes (STj/xÖTrjg) auszeichneten3). Der Knabe wächst dann in den Sitten und Gebräuchen der Familie und des Volkes auf und bildet sich darnach. In reichen Fürstenhäusern bekommt der etwas reifere Knabe einen steten Begleiter, der häufig nur einige Jahre älter, also nur Jugendgenosse desselben ist. Dergleichen ältere Kameraden werden entweder durch Armut oder durch ein Missgeschick gezwungen, in einer glücklicheren Familie Aufnahme zu suchen. So finden wir im Fürstenhause des Peleus zu Phthia den Phoinix und Patroklos als Begleiter des Achilleus. Ersterer war bedeutend älter als Achilleus und ist im Zelte des Achilleus vor Troja‘bereits ein Greis. Phönix rühmt sich den jungen Achilleus gepflegt und gebildet zu haben zu einem allseitig tüchtigen Manne *). Patroklos, den auch ein eigentümliches Geschick zu Peleus gebracht hat, war nicht blos Begleiter des Achilleus, sondern zugleich jugendlicher Freund und Genosse; er wird von Achilleus bald als traigog bald als &tndna>v angesprochen5). Die Aufgabe solcher Begleiter war, mit gutem Rathe und klugen Reden dem Pflegebefohlenen das Richtige anzudeuten6) Aber zwischen den homerischen Begleitern und den Pädagogen in der historischen Zeit waltet der bedeutende Unterschied ob, dass jene theils jüngere, theils ältere Männer von edler Abkunft waren, diese hingegen von ganz niederer Abkunft, zumeist Sklaven. Die homerischen &sQdnovrts waren Männer von guter Bildung, Musterpädagogen, welche Lehrer und Erzieher in einer Person waren, die späteren Pädagogen zumeist Sklaven der niedrigsten Art, selbst körperlich zu anderen Beschäftigungen untauglich! und hatten mit dem Unterrichte nichts zu thun. Bildungselemente der homerischen Jugend. Die Bildungselemente der homerischen Jugend waren einfach und von geringem Umfange; von Schulen und systematischem Unterricht i) Hom. II. XXII. 500 ff. *) Hom. II. YI, 474. 8) Hom. Od. XIII, 221. <) Hom. II. IX, 443: ^v-d-tav is (jrjTrjg' Bfitvai nQrpafjgd re sgy/m*. 5) Hom. U. XXIII, 90. «) Horn. fl. XI, T85. nach unserer Anschauung kann natürlich keine Rede sein, daher auch nirgends ein bestimmtes Lebensjahr angegeben wird, in welchem der Knabe seine geistige und körperliche Ausbildung erhielt. Der Unterricht begann mit Gesang und Saitenspiel, wodurch die Ausbildung des Geistes und Gemüthes bezweckt wurde. Welch’ bedeutenden Einfluss die für Harmonie so empfänglichen Hellenen dem Gesänge und der Musik zuschrieben, zeigt unp das interessante allegorische Bild des Sirenengesanges Odyssee XII, 39 f. oder XXIV, 60, wo, als die neun Musen den Klagegesang über den Tod dos Peliden angestimmt hatten, keiner der Achaeer thränenlos blieb. Sterbliche und Unsterbliche beweinten den Tod des Achilleus 17 Tage und Nächte. Daher finden wir den Sänger bei Homer überall hochgeehrt*). Den Sänger denkt man sich als einen Mann von reiner Gesinnung und hoher sittlicher Würde, der keineswegs von schlechtem Charakter sein kann, daher genannt &$lo{ avf\Q2). Daher liess Agamemnon einen &oiö6{ als Beschützer der Klytem-nestra zurück, um ihr Gemüth harmonisch zu stimmen und vor bösen Gedanken zu bewahren. Als Meister in der Musik und vortreffliche Sänger nennt uns die Sage den Orpheus, Linos und den Thamyris, welcher letztere Sieger in den musikalischen Kämpfen zu Delphi zuletzt wegen seiner Ueberhebung von den Musen geblendet und der Kunst beraubt wurde3). Saiteninstrumente waren die xl&agis und die gop/xiyl, welcher sich sowohl die eben genannten Sänger, als auch die bei Homer öfters erwähnten De-modokos und Phemios bedienten4). Bei der grossen Neigung des griechischen Volkes zur Poesie und Gesang, die ihm von Natur eigen waren, gab es gewiss eine Menge Volkslieder mit einfachen Melodien, in denen Natur und Leben, Thaten der Götter und Helden (xXia &v8q&v) verherrlicht wurden 5). Die Erlernung solcher Lieder nun bildete den Stoff beim musikalischen Unterrichte. Dass man ein genaues Auswendiglernen der bekanntesten Lieder und Gesangsweisen, sowie eine gewisse Eleganz im Vortrage von dem Knaben verlangte, lässt sich wohl annehmen, da die Griechen bereits in dieser Periode Gesang und Spiel so hoch schätzten, dass sie ihnen für Gaben von Gottheiten galten, dass man die Musen für Spenderinnen des Gesanges, Apollon für den Erfinder des Saiten-spiels erkannte. Gesang und Saitenspiel verschönerten die Freuden der 1) Hom. Od. VIII, 479 f.: jäf äv&Q<%uy£ begleitet. Der Tanz sollte den Körperbewegungen des jungen Fürstensohnes Anmuth und Grazie verleihen1). Söhnen und Töchtern der Fürsten und Edlen ist der Tanz ein Gegenstand künstlerischer Uebung, theils um bei den Götterfesten anfzutreten, theils um sich gesellig zu vergnügen. Ein sehr liebliches Bild des Tanzes wird in der Ilias (XVHI, 567 ff) beschrieben: „Jungfrauen und Jünglinge jugendlich heiteren Sinnes sammelten die honigsüsse Frucht in geflochtene Körbe. Unter ihnen spielte ein Knabe auf hellklingender Leier eine anmuthige Weise und sang dazu mit wohlklingender Stimme ein schönes Linoslied; sie aber begleiteten ihn gleichzeitig unter Reigentänzen und Gejodel mit den Füssen stampfend". Ein anderes Bild bietet uns die Odyssee2), wo sich Freier der Penelope am Tanz und Gesänge bis zum Abende ergötzen, und in der Ilias (XHI, 637) wird der anständige Tanz zu jenen angenehmen Dingen gerechnet, wovon man nicht leicht satt wird. l) Hom. II. IQ, 893 and 394. s) Hom. Od. XVUi, 804. Gymnastik. Von den orientalischen Völkern unterscheiden sich die Griechen durch ihre Regsamkeit und Beweglichkeit. Dieser eigentümlichen Seite ihres Charakters verdankt die Gymnastik ihre Entstehung und Ausbildung. Sie war eines der eigentümlichen Institute des griechischen Lebens und zeigt sich bereits bei Homer in voller Entfaltung. Wie überhaupt die Ausbildung des Körpers jener des Geistes vorangeht, so finden wir auch die somatische Ausbildung der Anakten-Söbne im homerischen Zeitalter, dem Jugendalter der Hellenen, überwiegen. Wie sehr die That des Armes in dieser Zeit überwiegt, erhellt am besten aus den Worten des Laodamas an Odysseus (Hom. Od. VHI, 147): ov fxiv yuQ fiei^ov xltoi avigot, oqqct xsv ycriv, i\ 6n noööiv te gt£j] xal xtyßir lyaiv. Im homerischen Epos wird von jedem echt hellenischen Stamme die Gymnastik eifrig betrieben, von den Achaeern überhaupt, die Myr-midonen und Phaeaken werden besonders erwähnt. Um ein klares Bild vom regen Betreiben der Gymnastik und Agonistik zu entwerfen, werden im folgenden die einzelnen Kampfübungen näher besprochen werden. Den ritterlichen Wettkampf im Wagenrennen erwähnt Homer in der Ilias (XXIH, 306 ff). Da ertheilt der greise Nestor in dem Agon, welcher zu Ehren des Patroklos veranstaltet wurde, aus seiner Erfahrung guten Rat seinem Sohne Antilochos vor der Abfahrt, womit dieser den Menelaos, welcher mit edleren Rossen zum Agon gekommen war, mit seinen trägen Rossen überflügeln könnte. Auch erinnert ihn Nestor daran, dass Zeus und Poseidon ihn als Jüngling geliebt und ihm im Wettrennen Unterricht ertheilt haben. Daraus nun, sowie aus dem Umstande, dass als Preis unter anderen werthvollen Sachen auch zwei Talente GoldesJ) ausgesetzt werden, ist wohl zu entnehmen, dass das Wagenrennen auf dem Gebiete der Agonistik den bedeutendsten Rang behauptete und dass den Söhnen der Adeligen in der Agonistik ganz besondere Ausbildung zu Theil wurde. Ton gymnastischen Uebungen im engeren Sinne werden bei Homer erwähnt der einfache Wettlauf, das Ringen2), der Wurf mit dem Diskos, Solos und Akontion und der Faustkampf. Bei den oben erwähnten Traueragon zu Ehren des Patroklos siegt im Wettlaufe Odysseus, da die ihn beschützende Athene seinen Gliedern Schnelligkeit und Stärke verleiht3), gegen Aias und Antilochos. Im Ringkampfe i> Hom. ii. x-ym, 269. 2) Der Bingplatz heisst tvxrbv dirttäov, ») Hom, IL XXIII, 773. messen sich der Telamonier Aias und Odysseus; obwohl an Stärke dem Aias nachstehend, weiss Odysseus doch Stand zu halten aber durch Schlauheit. Im Faustkampfe wird Eurvalos von Epeios besiegt, weich letzterer den Faustkampf eingeführt haben soll. Der Faustkampf erscheint hier als Kunstfertigkeit, wobei kriegerische Stärke nichts entscheidet. Beide Agonisten haben während des Kampfes die Lenden mit dem ftö/ta umgürtot und die Fäuste mit Schlagriemen bewaffnetJ). Im Wurfe des Solos, einer eisernen Scheibe aus rohem Guss, zeichnet sieh Poly-poites aus. Er wirft ihn leicht, wie ein Schäfer seinen Krummstab unter die Herde, weit über das Ziel2). Ferner treten noch Aias und Diomedes in voller Waffenrüstung zum Zweikampfe mit Speeren auf; der Sieg bleibt unentschieden. Der Speerkampf war das kühnste Wettspiel und blieb späterhin von rein gymnastischen Hebungen ausgeschlossen. Ausser diesen Uebungen werden bei Homer noch manche andere erwähnt 3). Die Wettkämpfe bei dem Traueragon zu Ehren des Patrokles gewähren uns einen genauen Einblick in die homerische Gymnastik. Wenn auch Palaestren und Gymnasien nicht erwähnt werden, so lässt sich aus den beschriebenen Wettkämpfen doch mit Sicherheit schliessen, dass die jungen Fürstensöhne allmählich in solche Wettkämpfe eingeführt wurden. Lehrer der Gymnastik werden keine erwähnt, weil die homerischen Menschen die Kenntniss jeder Kunst und Fertigkeit den Göttern verdanken, so z. B. dem Zeus4), Poseidon, Hermes u. a., oder es erscheinen hervorragende Helden als Lehrer, auch die Yäter selbst unterrichten ihre Söhne. Doch zeichnen sich die homerischen Helden nicht in allen Kampfarten aus, sondern nur in einer. Bios Odysseus macht eine Ausnahme; er tritt auf als ausgezeichneter Läufer, Ringer, Diskoswerfer und Bogenschütze5), und wo seine Kraft und Gewandtheit nicht ausreichen, siegt er durch List oder mit Hilfe seiner Schutzgöttin, der Athene. Zu den zweckmässigsten Leibesübungen wurde bei Homer auch die Jagd gerechnet und theils des Vergnügens, theils des Nutzens wegen betrieben. Wie jede ausgezeichnete Fertigkeit als unmittelbare Gabe der Götter gilt, so lehrt auch die homerischen Helden die Artemis selbst das edle Waidwerk6). Der junge Odysseus unternimmt mit den 1) Hom. II. XXIII, 670. а) Hom. II. XXIII, 844. 3) Hom. Od. IV, 343. *) Hom- II. XXIII, 306. 8) Hom. II. XXIII, 709 ff u. 755 ff. - Od. YIII, 186 ff. б) Hom. II. Y, 51 f. Söhnen des Autolykos eine Jagd in die Schluchten des Parnassx). Manche Jagden haben eine mythische Berühmtheit erlangt, wie die auf den Kalydonischen Eber. Diese musische und gymnastische Erziehung wurde in der homerischen Zeit nur den Söhnen der ävaxrsg zu Theil. Auf solche Weise herangebildet, strebten die männlichen Sprösslinge des Adels darnach, das ethische Ideal dieser Zeit zu erreichen, welches nicht blos in Heldenmut, Heldenkraft und Gewandtheit im Kampfe bestand, sondern auch in der Besonnenheit und Klugheit im Rathe und in der Gewandtheit der Rede2). Als echt homerische Bildungsideale erscheinen Achilleus und Odysseus. Die Söhne der Gemeinen (drjfiözai) folgen dem Stande des Vaters und bekommen keine besondere Ausbildung. Was sie zum Betriebe der väterlichen Beschäftigung benöthigen, erlernen sie unter Anleitung des Vaters. Die Srniözai sind bei Homer entweder kleine Grundbesitzer oder ötifiiovQyoi, d. i. Volksarbeiter, die ein gemeinnütziges Geschäft betreiben und dadurch das Gemeinwohl förderten (Od. XVII, 384), also Wahrsager, Aerzte, Baumeister, Sänger, Herolde (Od. XIX, 135) und dienende Ordner der Plätze zu Tanz- und Kampfspielen (Od. VIII, 258 f), Lederarbeiter (II. VH, 220 f), Goldschmiede (Od. IH, 425), oder Taglöhner - ^rs?, die sich um Lohn und Unterhalt (Od. XVIII, 356) an Andere verdingen. Erziehung des weiblichen Geschlechtes. Die Erziehung des woiblichen Geschlechtes in dieser Periode ist sehr dürftig und auf einen sehr geringen Wirkungskreis beschränkt. Die jungfräuliche Tochter des Anakten lebt im Jungfrauengemache (naQ&evcbt') in der Umgebung ihrer Eltern und der iQocpög, (Diese, auch in den weiblichen Arbeiten sehr verständig3), verbleibt als Erzieherin der Fürstentochter, bis diese erwachsen ist, ja sie bleibt bei ihr auch nach der Verheiratung und ist neben der Mutter ihre zuverlässigste Rathgeberin in allen Lebenslagen.) Unter der Leitung der Mutter und der TQocpög eignet sich die Fürstentochter allmählich die Sitten und Gebräuche der Familie und des Stammes an und erhält praktischen Unterricht in den Zweigen weiblicher Beschäftigung. Als ihre grössten Verzüge werden 1) Hom. Od. XIX, 431—468; XXI, 217—220. 3) Max Duncker: Gesch. des Alterthums, I. Aufl., III. Bd. p. 271. 8) Hom. Od. XV, 418: u)laä BQ'fa iövla, gerühmt Ehrbarkeit, guter Verstand, Geschicklichkeit in weiblichen Arbeiten und Schönheit!). Dies bringt ihr guten Euf (an? bei den Menschen2), worauf sehr viel gehalten wird. Der Wirkungskreis ist auf das Haus beschränkt, ausserhalb des Hauses ist ihre Gegenwart nur etwa bei Opfern und anderen religiösen Handlungen erfordert. Die Töchter werden im Sinne der gymnischen Bildung zum Spinnen, Weben, Sticken, zum Waschen der Gewänder angehalten, wie auch zur Sorge für die leibliche Nahrung3). Die Weberei scheint die edlere Beschäftigung gewesen zu sein, da nach dem homerischen Epos nicht blos Helene und Penelope verstehen prächtige Gewänder zu verfertigen, sondern sogar die Göttinnen Kalypso und Kirke dieser Arbeit obliegen. Aber auch das Spinnen war nicht blos untergeordneten Dienerinnen überlassen, sondern findet sich der Spinnrocken (filMdtrj) auch in Händen der Fürstinnen. So erhielt Helene als Geschenk einen silbernen Korb zur Aufbewahrung des Garnes mit einer goldenen Spindel. Ferner wurde auch der Gesang in der Erziehung der Jungfrauen nicht vernachlässigt. Mit dem Singen verkürzen sie sich oft die freie Zeit, wie Nausikaa, nachdem sie die gewaschenen Gewänder am Ufer des Meeres zum Trocknen ausgebreitet hatte4). Auch während des Spinnens und Webens pflegen sie zu singen, selbst Kirke und Kalypso singen beim Weben5). Andererseits wird auch die Kenntniss der Heilkräuter und Zubereitung von Wundergetränken homerischen Frauen zugeschrieben. So erzählt Nestor6), dass Agamede (vielleicht nur eine andere Form des Namens Mrjdsiu nach Faesi), Tochter des Mulios die Kenntnis aller Heilkräuter hatte, so viele die Erde hervorbringt. Von der Helene heisst es in der Odyssee (IV, 220), dass sie einen kummerstillenden und grollversc&euohenden Wundertrank zu bereiten verstand. Dass das weibliche Geschlecht auch in der Gymnastik die entsprechende Ausbildung bekam, zeigt uns das homerische Epos recht klar. Freilich zielten die gymnastischen Uebungen nur darauf hin, dem Körper Geschmeidigkeit und Grazie in der Bewegung zu verleihen. Dazu diente vor Allem das Ballspiel, welches als eine Anregung zu Tanz und Ge-öang galt. Die Odyssee (VI, 100 f) schildert uns ein reizendes Bild, wo die Königstochter Nausikaa mit ihren Mägden, nachdem sie den l) Hom. II I, 114-116; XIII, 431; XXI, 460; Od. III, 380 u. 451. s) Horn. Od. VI, 29. 3) Hom. II. IH. 125, 387; VI, 456, 491; Od. I, 357; II, 94; V, 62 u. 5. <) Hotn. Od. VI, lül f. s) Hom. Od. V, 61 f; X, 221. «) Hom. II. XI, 741, f. Schleier abgelegt um Ball zu spielen, selber ein Tanzlied zu singen beginnt. Ganz besonders aber liegen die jungen Fürstinnen der Orchestik ob, und das homerische Epos schildert uns öfters tanzende Jünglinge und Jungfrauen bei freudigen Familienfesten, als auch bei Aufzügen zu Ehren der Gottheiten*), wobei jedoch niemals an ein paarweises Tanzen zu denken ist. Im Allgemeinen aber ist das Leben der Jungfrauen bei Homer, obschon die Erziehung streng ist (Od. VI, 25 f), nicht ängstlich auf das Haus beschränkt. In der heitersten Laune, frei und ungezwungen nehmen sie Antheil an den Freuden des Lebens. So fährt „Nausikaa ohne Knechte, selbst die Maulthiere lenkend, mit ihren Mägden an den Strand (Od. VI, 81 f., 316 f.) und mit der Arbeit wechselt fröhliches Spiel. Sie zeigt sich entschlossen, nichts weniger als zimpferlich, als ihr Odysseus entgegentritt (Od. VI, 138 f). Sie flieht nicht vor ihm, Bondern sie steht ihm hilfreich bei. Sie verbirgt nicht das natürliche Gefühl des Herzens 2): Wäre mir doch ein solcher Gemahl erkoren vom Schicksal, Wohnend in unserem Yolk und gefiel es ihm selber zu bleiben.“ Die Erziehung in der Heldenzeit beruht auf dem überlieferten Herkommen, nicht auf gesetzlichen Staatseinrichtungen; sie wird nur Adeligen zu Theil, der gemeine Mann ist davon ausgeschlossen. Die Frauen sind den Männern gleichberechtigt und ihre Thätigkeit zumeist auf die Verwaltung des Hauswesens, die Pflege der kleinen Kinder und Beaufsichtigung der Sklavinnen beschränkt. Und mit Rücksicht auf das Wirken der Frau nach innen lässt sich ja die Odyssee geradezu als Lobgesang auf Penelope und Preis ehelicher Treue auffassen. “k. II. Historisches Zeitalter. Wie über den Ursprung der bedeutendsten griechischen Staaten, so wissen wir auch über die Erziehung und den Unterricht und das gesammte gesellschaftliche Leben der Hellenen vom Ausgange des he- i) Hom. Od. VI, 255; XVI, 183; XVIII, 571. V Ludwig Blume, dag Ideal de» Helden und des Weibe» bei Homer. Wien, I&74, p. 45. !* roischen Zeitalters bis auf Lykurgos und Solon herab fast nichts. Die "Wanderungen der griechischen Stämme, mit welcher die historische Zeit Griechenlands beginnt, brachten manche Aenderuagen und Neuerungen des griechischen Lebens hervor. Manche gute Einrichtung ging im Stürmen und Drängen der Stämme unter, neue Culturelemente bildeten sich durch Berührung verschiedener Stämme aus, doch die Grundpfeiler der Erziehung und des Unterrichtes der heroischen Zeit, Musik und Gymnastik, werden nicht aus ihren Angeln gehoben. In dieser kriegerischen Zeit schützte die Religion, welche dem Leben der Hellenen die festliche Weihe gab und Gesittung, Milde und Humanität förderte, die griechischen Stämme vor ethischer Verwilderung1). In der Erziehungsgeschichte der Griechen verdient Athen den ersten Platz, weil es der Centralpunkt hellenischer Bildung ist, eine Stadt, deren Gründerin Athene ist, die Beschützerin der Künste und Wissenschaften, die Hauptstadt des friedlichen Attika, welches seit dem heroischen Zeitalter dieselben Bewohner gehabt2), das ursprünglich griechische Gepräge am meisten bewahrt und echt hellenische Cultur entwickelt hat. Die Athener zeigen die reinste Harmonie der Bildung und das schönste Gleichgewicht zwischen geistiger und körperlicher Pflege der Jugend8). Gesetze über Erziehung und Unterricht aus der vorsolonischen Zeit sind uns nicht bekannt. Man hielt an den durch das nalaibv td/upov geheiligten naidiifiaxa fest. Die verschiedenen Culte und Mysterien, deren Vorstände die Eumolpiden waren, hatten auf die religiösen Zustände den grössten Einfluss, andererseits leiteten die Eupatriden das gesammte Staatsleben bis Solon im aristokratischen Sinne. Mit Solon brach für Athen ein neues Stadium der Entwicklung an. Die emporstrebenden demokratischen Elemente begannen sich mit den Aristokraten zu reiben, und diese Entwicklung schreitet fort,*, bis die Demokratie unter Perikies vollständig siegt. Doch blieb den aristokratischen Familien bis zum peloponnesischen Kriege ein höherer Grad von Bildung eigen4). Aber Solon, der zum Friedensstifter zwischen Volk und Adel gewählt worden war, hat auch die Erziehung und den Unterricht für die jungen Athener so geordnet, dass auch der Bürger- und Bauernstand daran Theil zu nehmen verpflichtet war, damit die gesammte männliche Jugend Attikas zu guten und schönen Männern heran wachse. Dadurch fiel der Unterschied zwischen vornehm und gering weg, und 1) Krause o. o. p. 69. 2) Thuk. I, 2. B) Grassberger o. o. I, 217. r <) Aristot. Rhetor. I, 8. die grosse Kluft zwischen den Ständen wurde immer kleiner, „je mehr Bürger zu sittlicher Tüchtigkeit und Vaterlandsliebe erzogen werden konnten" *). Nach Solons Bestimmung mussten die Eltern dafür sorgen, dass die Söhne in Musik und Gymnastik Unterricht bekamen2). Dagegen waren die Kinder strenge verpflichtet zum Gehorsam und ehrfurchtsvoller Pietät gegen die Eltern, Wegen Verletzung der Kindespflicht (ydxcoöig yovewy) konnte ein jeder die Klage erheben, weil Verletzung der Kindespflicht als Sache der ganzen Gemeinde angesehen wurde. Nur vermögenslose Eltern, welche es verabsäumt hatten, den Sohn ein Gewerbe lehren zu lassen, * uni ihn dadurch die Existenz zu sichern, hatten nach Solons Gesetz3) keinen Anspruch auf Ernährung und Pflege im Alter (ytjQoßoaxiiO&ai). Besondere Bestimmungen über Schulpflichtig-keit hielt Solon für unnöthig, da er auf das Pflichtgefühl und die Einsicht eines jeden vertraute. Kam aber ein Pall von Pflichtverletzung vor, so konnte der Areopag, welcher bis Perikies die oberste Aufsicht über das gesammte Staatsleben hatte, einschreiten4) oder der erste Archon, welcher die Fürsorge für Waisen hatte, eine yQacpri xaxcbffsns gegen Vormünder anstrengen, welche ihre Pflicht in dieser Beziehung nicht erfüllt hatten5). Im Allgemeinen aber geht das zarte Band der Verwandtenliebe in der Liebe zum Staate zu sehr auf. Der Bürger gehört mehr dem Staate als dem Hause an, er wird durch die ausschliessliche Widmung seiner Thätigkeit dem Staate vom Weibe und der Familie abgezogen. Die Frauen verlieren jene den Männern gleichberechtigte Stellung des heroischen Zeitalters, weil sie durch eine solche Isolirung von der Oeffentlichkeit auf ihrer Bildungsstufe stehen bleiben, während die Männer durch die Theilnahme an den öffentlichen Verhandlungen, den Spielen und allerlei Festen eine allseitige Bildung erlangten6). Die von Solon durch seine Gesetzgebung für Attika begründete Erziehung, die &Qiaia rraidela mit ehrbarer Zucht und Strenge, die im dixaios l6yo? bei Aristophanes (Nub. 961 f.) herrlich geschildert wird, dauert ungeändert bis zum peloponnesischen Kriege fort. Allein zu Athen waren die Erziehung und der Unterricht nicht so enge mit dem Staatsorganismus verbunden als zu Sparta, wo der Staat die Erziehung 1) Duncker, o. c. IV, p. 245. 2) Plat. Krit. p. 50 D.; Aeschin. g. Timarch. § 9. *) Plut. Sol. c. 22 und Aeschin. g. Timarch. § 13. *) Isokrat. Ä.reopag, o. 17, § 43 f. s) Schümann: Grrioh. Alterth., I, 2. Aufl., p, 544. 6) Yergl. W. WBgner : Hellas I, 201, der Kinder nach vollendetem siebenten Jahre selbst übernahm. Bei den Athenern besass die Familie, welche der Herd und Mittelpunkt der Erziehung bis zum siebenten Jahre war, auch nachher bedeutenden Einfluss auf den Knaben und Jüngling, obwohl sie sich den grössten Theil des Tages ausser dem Hause, nämlich in der Schule und in den Gymnasien befanden. TpoqDKf. In dem Augenblicke, wo das Kind in den Kreis der Menschheit eintritt, die sich ihm zunächst als Familie darstellt, beginnt die eigentliche Erziehung des Kindes. Die Griechen nannten die Erziehung, welche dem Kinde bis zum siebenten Jahre zu Theil ward, von welchem Jahre bereits eine geflissentliche Einwirkung auf das Kind durch den Unterricht begann, rQocpri - Ernährung, weil die Hauptaufgabe darin bestand, das Kind zu nähren und zu pflegen. Nach altererbter Sitte pflegte man in Athen vor dem Hause, in welchem ein Knabe geboren ward, einen Kranz von Oelzweigen als Symbol seiner Beschäftigung mit dem Landbau, und vor dem Hause, wo ein Mädchen geboren ward, eine Wollenbinde, als Sinnbild der weiblichen Arbeiten, aufzuhängen. Der Vater besass zu Athen die unumschränkte Gewalt über das neugeborene Kind. Daher wurde es ihm vor die Füsse gelegt. Hob er das Kind nicht auf, so wurde es ausgesetzt, was häufiger bei Mädchen geschah, die als xafiisTov nixqiv galten. Von Solon wurde nur der früher gestattete Kinderverkauf verbotenx). Die Aussetzung derselben blieb auch nachher gestattet; doch geschah diese zumeist so, dass das Kind von Jemanden aufgefunden und auferzogen wurde. Hob aber der Vater das Kind auf (itxvov avuiQtlo&ai), so erkannte er es als echt (yvoglov) an. In Sparta wurde das Kind einer Commission der Aeltesten des Geschlechtes vorgelegt; fand diese das Kind normal gebaut, stark und lebensfähig, so wurde es auferzogen, sonst ausgesetzt. Eine rühmliche Ausnahme in diesem Punkte machten unter den Hellenen die Thebaner, bei denen die Aussetzung der Kinder bei Todesstrafe verpönt war (Aelian. Var. Hist. II, 7). Die Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit der Sitte zeigt sich schon in der ersten Pflege des Kindes. Fast 'in ganz Griechenland pflegte man die neugeborenen Kinder nach dem erBten Bade, wozu Wasser mit Oel gemischt genommen wurde, daher in Sparta aber statt Oel *) G. F. Schoemana: Griech. Alterth., 4. Aufl,, p. 581. Wein, in Ondr/yuva, - Windeln zu wickeln. Nur in Sparta that man dies nicht, weil es dem dort herrschenden Abhärtungssyteme zuwider war (Plut. Lyc. 16), während es Platon Leg. VIII, p. 779 (ß^XQ1 dvoh'-fooiv to yevöpsvov (manyaräv) ganz in der Ordnung findet, wenu die Kinder durch zwei Jahre in Windeln gelegt werden*). Nach dem Berichte desselben Schriftstellers (Polit. VII, 17), wandten einige Völker sogar orthopaedische Hilfsmittel an, um die noch zarten Glieder gegen Verdrehung und Verrenkung zu sichern. Am fünften Tage, bis zu welchem sich der Vater entschied ob er das Kind annehmen oder verstossen wolle, feierte man das Geburtsfest, bei den Hellenen ä/j.qidooiua -Umlauf genannt, weil an diesem Tage die religiöse Lustration durch einen Umgang um den Hausaltar stattfand, wobei man mit dem Kinde um den heiligen Herd lief?). DaB Hauptfest zur Feier des Familienereignisses fand erst am siebenten, später gewöhnlich am zehnten Tage statt. Unter Zuziehung von Verwandten und Freunden erfolgte ein feierliches Dankopfer der; Here Ilithyia für die Geburt des Kindes und endete mit einem damit verbundenen Festschmause3). Der Vater und die Verwandten, ja sogar Sklaven brachten an diesem Tage dem Kinde als Geschenke Spielsachen aus Metall, der Mutter aber gemalte Gefässe dar. Ferner erhielt es an diesem Tage den Namen, welcher in der Regel schon im heroischen Zeitalter (Hom. Od. VIII, 554: all’ Im näöi ri&tvrai, ind xt rtxmai coxfjsg) von den Eltern, später wohl zumeist vom Vater bestimmt wurde. Der erste Knabe erhielt gewöhnlich den Namen des Grossvaters (Plat. Lach, p. 179 u. ö.) oder eines angesehenen Verwandten, oder des Vaters selbst wie Demosthenes. Auch wählte man den Namen öfters aus dem Kreise der Götter und Heroen, dessen Schutz dadurch das Kind besonders anempfohlen wurde. Der Geburtstag wurde jährlich bei den Griechen festlich begangen4) und besonders interessant ist das Geburtstagsgebet an diejenigen Götter (&tol jsvi&Xwi, narq^ot, 6[iöyvioi), „welcho von den Eltern als Urheber des Kindersegens, von den Kindern als Beschützer ihrer Eltern, von den Geschwistern als Zeugen ihrer gegenseitigen Liebe, von allen als Gründer und Erhalter des Geschlechtes, so wie seiner Rechte und Pflichten verehrt wurden“5). Der Hauptinhalt des Gebetes war, wie es selbstverständlich ist, ein langes glückliches Leben. Ara nächsten Apaturienfeste, welches jährlich im Monat Pya- 1) Plut. Sol. 13. 2) Hesych. 8. v. dficpidgopta. 3) Daher die Ausdrücke: dtxdrrjv &vew, tcruäv. <) Eine Sitte, welche der homerischen Welt noch fremd ist. 5) Grassberger o. c. II. Th., p. 224. nepsion zu Ehren des Apollo Patroos gefeiert wurde, liessen die athenischen Bürger ihre Kinder in das Register der Phratrien einschreiben. War der Knabe vor dem dritten Lebensjahre nicht in die Rolle der Phratrie. eingeschrieben, so war er des Bürgerrechtes für immer verlustig1). Doch kehren wir nach dieser Abschweifung über die Familienfeier an den Amphidromien zu der Kinderstube zurück. Die erste Nahrung gab dem Kinde die Mutter selbst oder eine Amme, deren Gebrauch bei den bemittelten Classen in ionischen Staaten allgemein war. Die zk&ri war nicht immer eine Sklavin, in Athen verdingten sich auch arme Bürgerinnen. Besonders berühmt als Ammen waren die kräftigen Spartanerinnen, welche sogar gekauft wurden, wie z. B. die Amykla für Alkibiades (Plat. Alkib. c. 1 u. Lye. c. 16). Wenn das Kind von der Muttermilch entwöhnt war, so war die Function der Amme zu Ende und an ihre Stelle trat die eigentliche Kindeswärterin (ziz&ijvij, tQoqtoi). Man wählte hiezu meist eine ältere Frau, welche zu anderen Beschäftigungen nicht mehr brauchbar war. Diese nährte das Kind mit Honig, später auch mit festerer Nahrung mittels Yerkauens. Als Lager der Kinder werden eigentliche Wiegen (evxiytjza xXmöta) erst von Plutarch erwähnt bei Proklos ad Hesiod. 784; Platon weiss in den Gesetzen noch nichts davon, wohl aber finden sich zu diesem Zwecke Mulden (trxdcpri) erwähnt, selbst Schilde. Am meisten im Gebrauch war die Korbschwinge (tixvoy), bereits bei Homer im Hymnus auf den Hermes erwähnt (v. 21: jutmr Isqco in l/»w). Alle waren zum Schaukeln eingerichtet: denn das Kind soll so viel Bewegung machen als dienlich ist, damit der Körper nicht in Trägheit verfalle und das Wachsthum nicht gehindert, werde. Daher trugen die Wärterinnen die Kinder oft in’s Freie und begleiteten die Mutter zu Besuchen und Festlichkeiten. — Um die Kinder einzuschläfern, trugen Mütter und Wärterinnen die Kinder immer schaukelnd und singend herum, wie es Platon Leg. p. 790 beschreibt: r\vixa yäo Av nov ßovXy&äöi xazaxotfil^siv za dvövnrovyta räv naidlm ai prjTtQtg, ov% i)öv/jav avzoTg nQOGcptQOvaiv, alXä zovvaniov xivrjiriv iv zaTg dyxdXatg äst atiovtrat xal ov cnyrjv aXXd ztra /isXqidlav. Solche Lieder nannte man ßavxaX^fiaza, xazußavxaX'f\6sig‘i). Mit Rücksicht auf den wohlthuenden Einfluss solcher Lieder auf Kinder sagt Aristot. Probl. XIX, 38, p. 920 Bekk: dia. zi QV&fi& xal fielst xal öXmg ralg trvfKfoovlaig %uiffov0i ndvztg ; trtjfisToy öe zu rcaiäla tvdvg ysvö /isva ^cdntiv avzoig. Auch für die Zerstreuung und angenehme Unterhaltung der Kinder war gut gesorgt, besonders beim ionischen Stamme. Man gab 1) Duncker o. c. 4. B., p. 241. 2) Vgl. Athenaous XIV, 10, 818: «' äe zobv zn&svovffäv cböal xazaßav-xuXrjtTtig 6vofid^ovzai. ihnen zur Beschäftigung allerlei Kleinigkeiten. Als erstes Spielzeug diente die von Archytas :) erfundene Klepper (n\aray^). Wir finden aber auch anderes Spielzeug erwähnt, wie Geräthe, Thiergestalten u. dgl. „Da gab es bemalte Thonpuppen fx6qm, xoq07z).6&oi, xoQonldörai) in menschlicher und Thiergestalt, wie Schildkröten, Hasen, Enten und Affenmütter mit ihren Jungen im Arm, welche in ihrem hohlen Körper klappernde Steincheu bargen. Ferner Wägelchen aus Holz, Häuser und Schiffe aus Leder und alle jene selbstverfertigten Spielzeuge, in deren Erfindung die Kinder ein so reiches Talent zu entwickeln pflegen“ 2). Puppen gab es aus Wachs und Thon. Thonpuppen mit beweglichen Gliedern wurden in Kindergräbern gefunden. Uebrigens waren die Puppen nicht blos für Mädphen, sondern Figuren aller Art, auch mythologische, wie der an den Baum gebundene Marsyas als Gegenstand dieser Art öfters vorgesetzt wurde. Während jedoch die Puppen besonders als Spielzeug der Mädchen galten, spielten die Knaben mit künstlichen Lieblings-thieren, wie Gänsen, Enten und Schwänen. Insbesondere war die Gans bei den Griechen ein sehr beliebtes Thier (vrgl. Hom. Od. XIX, 536, die Gänse der Penelope) und war in der Gynaikonitis gern gesehen. Sie war den Griechen das Symbol der Liebenswürdigkeit und Milde. Auf Gräber vornehmer Griechinnen wurde die Gestalt einer Gans gestellt3). Die Knabenspiele. Sind die Kinder dem Säuglingsalter entwachsen, aber für den systematischen Unterricht noch nicht zugänglich, so beginnt das Kinderspiel. Hiebei zeigt sich vor Allem das Streben nach energischer Bewegung; daher auch die Spiele zumeist im Laufen. Springen und Tanzen bestehen, wobei sich das Selbstgefühl und eigene Kraft unter Lärmen und Jauchzen kundgibt. In den Kinderspielen zeigt sich aber schon die Nachahmung verschiedener Thätigkeiten; der Knabe versucht sich im Reiten und Fahren, das Mädchen in der Pflege der Kinder, in weiblichen Arbeiten u. s. w. Eines der ersten althellenischen Knabenspiele war das Steckenpferd, bestehend aus einem Rohrstock (daher nsgißfiym xalupov), wozu die Väter selbst den Knaben die Anleitung gaben. So berichtet Valerius Maximus (VIII, 8), dass Alkibiades einmal den So- 1) Aristot. Polit. VIII, 6: xcu ri\v 'Aqfirov nlnruyrjv ohrr&ai y eviio&ai xal&s, f\v didöcun roli nuiäioig, 8nros '/Qcbfievoi rathy ptr/Siv xnruyvviom r&v xatä Ttjv oixlav. 2) Guhl u. Koner: daa Loben der Griechen u, Bömer 2. Aflg. p. 22 ■. s) Vgl. Schräder: Aua der Geschichte der Hausthiere in „Nord u. Süd“ 1880, Hft. 45, p. 346. krates angetroffen habe, wie er auf einem Rohrstock reitend mit Beinern Söhnchen gespielt habe. Aehnliches wird vom Spartanerkönige Agesilaos berichtet (Plut. Agesil. 25), ein Beweis, wie anmuthig selbst im rauhen Sparta das Familienleben war. (Andere Hüpf- und Sprungspiele erwähnt Pollux IX, 115, 121, 126.) Unter den Lauf- und Fangspielen ist besonders interessant die Xaho] fivia, eine Art blinde Kuh, wobei einem aus der Gesellschaft die Augen verbunden wurden, während die Spielgenossen mit ausgestreckten Händen ihn zupften oder mit Lederriemen so lange neckten, bis er einen von den Ausweichenden erwischte, welcher hierauf die gleiche Rolle übernahm. Ein Abart dieses Spieles ist das Rathe-oder Versteckspiel (iiv'foda) und das Fangspiel (änodiÖQaaxtvda). Eine Nachahmung des Verhältnisses zwischen König und Unterthanen stellte dar das Königespiel (ßamXixhda), wobei einer durchs Los zum König bestimmt wurde und sodann den anderen als seinen Soldaten Aufträge zu ertheilen hatte 1). Oft gestaltete es sich zu einem Lauf- und Massen-spiel. Sehr interessant waren die Ziel- und Wurfspiele und darunter besonders beliebt das Scherbenspiel (ooTQaxhda). Die Spielgenossen theilten sich in zwei Parteien; dann warf ein Theil eine Scherbe, welche auf der inneren Seite mit Pech bestrichen und deshalb „Nacht“ genannt wurde, in die Höhe, während die andere Seite weiss gelassen war und „Tag“ bezeichnet wurde. Die Spieler waren darnach in eine Tag- und Nachtpartei getrennt. Fiel die weisse Seite obenhin, fo war die Tagpartei die siegende, und verfolgte die Partei der Nacht. Jeder Ergriffene erhielt den Ehrennamen „Esel“ und musste seinen Ueberwin-der auf dem Rücken bis zur Stelle tragen, wo die Scherbe lag2). An den Ufern des Meeres, der Seen, Teiche und ruhig strömenden Flüsse wurde von den Knaben ein auch bei uns wohlbekanntes Wurfspiel geübt, nämlich das „Schirken“ (ino6tQaxu7ft6s), dessen Beschreibung hier nach J. H. Krause folgen mag: „Scherben oder von den Wellen abgeschliffene flache ßteinchen warf man so über die Oberfläche des Wassers hin, dass diese von dem in leichter Schwingung dahinschwebenden mehrmals flüehtig berührt und in kreisförmigen Wellen bewegt wurde. Der Scherben oder Stein wurde in flacher oder horizontaler Lage mit den Fingern gefasst und mit seitwärts niedergebeugtem Leibe untenhin fortgeworfen, so dass er gleich nach dem Abwurfe in möglichst gerader Richtung über dem Wasserspiegel hinflog. Der- 1) Ygl. darüber die anmuthige Erzählung vom Königsspiel des jungen Kyros unter den Dorfknaben bei Herodot I, 144. 2) Grassberfler o. o. I, p. 57 ff. jenige war Sieger, dessen Scherbe am weitesten über das Wasser ging und am öftesten auf und niedertauchte“ *). Ein anderes, ebenso bekanntes Spiel ist das Treiben des „Kreisels“ (ße/ißri^ oder OTQÖpßilos, bei den Römern ,turbo‘ genannt). Diesen schlugen die Knaben in den Wohnungen und auf den Gassen unter dem wiederholten Rufe: rr,v xarä aavz'ov t).u oder czgecpov, fit] löiacrai mit einer Lederpeitsche. — Ebenso beliebt wegen der damit verbundenen Bewegung im Freien war da* Reiftreiben (tqo'/os, wnxrjlania). Dies bestand darin, dass man einen metallenen, mit klirrenden Schellen versehenen Reif wie ein Rad mittels einer eisernen Ruthe (Huttiq) rollend fortbewegte, bald rechst, bald links drängte, damit er nicht umfiel2). Den Kreisel weihten die Knaben, wenn sie aus den Kinderschuhen herausgetreten waren, dem Hermes (Anthol. ed. Jacobs I, p. 289), wie die Mädchen ihre Puppen vor der Vermählung der Artemis (Anthol. Pal. VI. 280). Eine als Spiel wohlbezeugte, wenn auch nur pnssive Leibesbewegung war das Schaukeln auf der Strickschaukel (aiwQa) und wurde nicht blos von Mädchen, sondern auch von den Knaben rege betrieben. Eines besonderen Betriebes erfreute sich unter den Knaben und Mädchen das Ballspiel (rj tTcpaipitrtrnj), welche» wir, da es einen wesentlichen Theil der Gymnastik bildete, später besprechen wollen. Es Hessen sich noch eine Menge Kinderspiele anführen3), doch die Besprochenen zeigen zur Genüge, wie sehr die lebensfrohen Griechen schon bei den Kindern nicht nur Kraft und Gewandtheit, sondern auch den kindlichen Frohsinn zu entfalten suchten. Die Hellenen sahen in den Kinderspielen ein Vorspiel und eine gewisse Vorbedeutung für das ganze Leben. Daher meint Platon (Leg. I, p. 643, B. C. D.), man könne durch systematische Leitung der Spiele den Neigungen der Kinder eine bestimmte Richtung auf ihren zukünftigen Beruf geben. Auch Aristoteles verlangt, dass die Kinderspiele Nachahmungen dessen sein sollen, was später ernst betrieben wird; doch dürfen auch die Spiele nicht frei-gebornen unanständig, nicht anstrengend, aber auch nicht zu leicht sein *). Es soll daher das Spiel die erste Schule des Kindes sein. Um die Kinder vor Unarten und dummen Streichen zu bewahren, bediente inan sich mancherlei Zuchtmittel. Bei den kleinen Kindern genügten Schreckbilder, wie die Marmo, Gorgo, Akkö, Alphito, Lamia und Empusa, lauter gespenstische Wesen, die sich von Menschenfleisch nährten, kleine 1) Ygl. damit das slovenisclio Knabenspiel „žabico delati“. 2) Aoron zu Horaz Od. III, 24, 57; Horaz selbst nennt ihn trochus Graeous. 8) Vgl. Grassberger o. o. I. Th. 1. Abthl. 4) Aristct. Polit. VII. 16. Kinder raubten, ihnen das Blut aussaugten u. s. w. Solche Gespenster hiessen fxOQjiolvxua1), auch ßqixsloi. Bei grösseren Kindern sparte man aber auch Schläge nicht. So sagt Protagoras in Platons Pratag. p. 325 billigend: ü äs (asl&ncu rb tiaid(ov) wotisq t-iSlov diaar^scfifitvov xalxafimö-fitvoy tv&vvovaiv antdaig xal nXrjyaig. Am häufigsten wurden Schläge mit Sandalen oder Sohlen ertheilt. Platon aber empfiehlt (Leg. V, p. 729) als Mittel der Zucht vor Allem das vov&srsTv- Ermahnen und das gute Beispiel. Da nämlich beim Kinde der Verstand nicht so weit ausgebildet ist, um das Gute einzusehen, so soll es durch gute Beispiele daran gewöhnt werden. Denn das Beispiel der Erwachsenen, wie es aus Reden und Handlungen erfolgt, ist auf das zarte Kindergemüt von weittragender Bedeutung. Das aber, an was man sich in der Kindheit angewöhnt, wird zur zweiten Natur. Auch ist die in Haus und Familie gewonnene sittliche Bildung und Haltung der Jugend eine unerlässliche Vorbedingung für den Erfolg des Unterrichtes2). Welchen Wetteifer bei den Attikern alle Pamilienglieder entwickelten um das Kind artig und wohlgesittet zu machen, zeigt uns unter anderem klar die Rede des Sokrates in Platons Protagoras c. 15: „Die Wärterin, die Mutter, der Pädagog und der Vater selbst geben eich Mühe, dass dar Knabe auf das Beste gedeihe, indem sie ihn bei jeder Handlung und Rede belehren und ihm zeigen, das ist recht, jenes unrecht, das ist gut, jenes schlecht, das fromm, jenes gottlos, das sollst du thun, jenes nicht“. Daraus geht nun hervor, dass sich die Hellenen wohl bewusst waren, dass eine tüchtige Familienerziehung die wichtigste Grundlage für alles Uebrige sei. Andererseits fehlte es zur Unterhaltung und Furchterregung nicht an Ammenmärchen und Altweibergeschichten (yQa&v oder rn&&v [iv&oi, auch ygacov v&tof). Solche Geschichten waren theilweise aus der Götterlehre entnommen und hatten einen wohlthätigen Einfluss auf die sittliche Bildung der Kinder, wenn sie nicht zu viel Grauen errregten und auf diese Weise die Phantasie und das zarte Kindergemüt zerstörten. Daher empfiehlt Platon (Rep. I, p. 877 f.) grosse Vorsicht in der Auswahl solcher Geschichtchen, weil junge Leute, deren Phantasie einmal durch solche Geschichtchen zerstört ist, später richtigen Vorstellungen kein Gehör geben. Und Plutarch de educ. 5 sagt: doxeiTlXarmv d dai-fiöviog ifi/xeXwg rtanaivüv xaTg xizOcug fiij roi'i xv%6ttag fiv&ovg roiff naiäloig \6ftiv. Iva fii] rag rovratv \pv(ag 0; a.Q%fjg ävoiug xal diaq-0-OQäq dvani/inXaö&ai Ovfißaivrj. Auch Aristoteles (Rep. VII, 17) will solche Erzählungen und Sagen bei der Erziehung der Kinder von Paedonomen überwacht i) Vgl. Euathath. zur Odyss. I, 101, p. 1895. ») Vgl. Grassberger o. o. II. Th. p. 78. ■wissen, damit das Unanständige und Grauenhafte vom Ohr der zarten Jugend fern gehalten werde. Sehr gangbare Geschichten, woran selbst Erwachsene viel Gefallen fandenx), waren die Fabeln des Aesop und als Anfang sehr beliebt: irp xqüvos, ^Te ~ es war einmal; z. B. bei Aristhoph. Vesp. 1179: Es war einmal eine Maus und eine Wiesel u. s. w. Ungefähr bis zum siebenten Jahre blieb die Erziehung der Knaben und Mädchen ungetrennt unter der Leitung der Mutter und der "Wärterin2)- Da nun begann für die Knaben die eigentliche Erziehung (naiddn) ausser dem Hause, in der Schule, in der Palaestra und in Gymnasien, während das Mädchen neben geringen auswärtigen Unterricht von der Mutter in Handarbeiten unterwiesen wurde. Mit dem siebenten Jahre trat der Knabe auch aus der weiblichen Aufsicht heraus und an die Stelle der Wärterin kam der Pädagog, dessen Aufsicht und Leitung er anvertraut wurde. Anforderungen einer besonderen Bildung wurden an den athenischen Erzieher nicht gestellt; denn man nahm zum Pädagogen einen Sklaven. Freilich hätte man dazu einen gebildeten und verständigen Sklaven nehmen sollen, da er auf die Entwicklung des Knaben bedeutenden Einfluss hatte. Allein darauf achtete man selbst in den besten Familien nicht. Daher werden in späteren Zeiten Klagen laut, dass man nicht einmal darauf Rücksicht nehme, ob die Pädagogen geborene Griechen oder aber Barbaren wären. So hat selbst der berühmte Perikies seinem Mündel Alkibiades3) einen thraki-Bchen Sklaven, den Zopyros, welcher in Folge eines Falles von einem Oelbaume sich das Bein gebrochen hatte und zu anderweitigen Beschäftigungen unbrauchbar war, zum Jugendhüter bestellt, und im Platonischen Dialog Lysis (p. 223 B.), werden zwei ungebildete Pädagogen erwähnt, welche sehr schlecht hellenisch sprachen (i')fioßuQßaQi£one?). Hinsichtlich der Feinheit in der Aussprache und in der Artigkeit war man bei den Hellenen sehr aufmerksam und feinfühlend. So erzählt Quintilian (instit. or. I, 48), dass man an Alexander dem Grossen später Fehler bemerkt habß, die in der schroffen Behandlung eines seiner Pädagogen, des Leonidas, wurzelten und die selbst der grosse Aristoteles, der die Ausbildung des Alexander vom 15—22 Jahre leitete, nicht mehr beheben konnte. Am heftigsten klagt über die Gewissenlosigkeit der Eltern in der Wahl der Pädagogen in seiner Zeit PJutaroh (de educat 7). Daher pflegte Karneades (geb. 210 v. Chr.) zu sagen, dass die Söhne reicher Leute nichts ordentlich lernen als reiten; denn die 1) Vgl. Aristoph, Nub. v. 69 u. 566. 2) Aristot. Polit. VII, 17; r&izT/v yUQ zr\v fjhxiav xal räv intet, km htmyxawv otxot rrjv tQoyrjv b%uv. i) Plat. Alkibiad. I, p. 122’ Pferde seien allein, die ihnen nicht schmeichelten, sondern sie herabwürfen, wenn sie die Reitkunst nicht verständen. Die Function des Pädagogon bestand darin, dass er den Knaben ausserhalb des väterlichen Hause’ beaufsichtigte. So begleitete er ihn in die Schule (diäaamXsTov) und auf den Turnplatz (ncdaiarga) und wieder zurück, wobei er fasst eine absolute Herrschaft über den Knaben ausübte *), was schon der Ausdruck ag-^tiv besagt. Ferner trug er dem Knaben die Bücher und andere Schulrequisiten, namentlich auch die Kithara in die Schule und wartete während des Unterrichtes beim Schulgebäude. Es kam auch vor, dass er dem Unterrichte beiwohnte und so mochte mancher Pädagog oft mehr in der Schule erlernt haben als sein Zögling. Sonst durfte ausser den nächsten Verwandten des Lehrers (/pafifiärtönfc) bei Todestrafe niemand die Schule während des Unterrichtes betreten nach dem Gesetze, dass uns bei Aeschines gegen Timarchos § 12 er-erhalten ist: xai fiij it-tazm rotg vntQ rfjv räv naidcoy r(ki%(uv ovaiv tlaitvai r&v naiScor evöov uyrmv, iäv fiij vlög dtdcf6*d).ov % ddsXcpbg ij ■&vyaiQÖg avf\Q. iäv äi ns nana ravt’ tiOir), O-uvdrq) — Ausserdem hatte der Pädagog seinem Zöglinge gewisse Regeln des Anstandes («uxoc/t/a) beizubringen, so z. B. mit gesenktem Blicke auf der Strasse einherzugehen, älteren Leuten auf der Strasse bei Seite zu treten2), beim Sitzen nicht die Füsse über einander zu schlagen, bei Tische mit einem Finger nach Eingesalzenem, mit zwei nach Brod, Fleisch und Fischen zu greifen, das Oberkleid über die linke Schulter zu schlagen, kurz der Knabe wurde vom Pädagogen angehalten zur Bescheidenheit, sittlichen Scheu und zum Gehorsam (aidä xclI nsi&co Xenophon de re p. Lac. 2, 2). Unter der Aufsicht des Pädagogen blieben die jungen Athener bis zum Aufhören des Schulbesuches und bis zur Jünglingsreife (usigatiova&ai), also ungefähr bis zum vollendeten 18. Jahre3), wie wohl hie und da die Thätigkeit des Pädagogen nach Umständen auch bis zum zwanzigsten Jahre gedauert haben mochte. Aus dieser harten und strengen Erziehung wuchsen Männer heran, welche die sichersten Stützen der Familie, die verlässlichsten Verthei-diger des Vaterlandes, einsichtsvolle Lenker des Staates, durch Weisheit und Beredsamkeit treffliche Erzieher des Volkes waren und durch die grossartigen Leistungen ihres Geistes Gegenstand der Bewunderung und Nachahmung für alle Zeiten wurden. i) Plat. Lysis, p. 208 -.ri'ds noi&v av ovros ö Trcudttycoyog 6ov apjftf; ä^mv 6^nov, sig dtdamdXov. *) Vgl. Äelian (Yar. Hist. III, 21.) über den Paedagog deB jungen Themistokles. 8) Xenoph. de rfe p. Lao. m, i. Was nun das Alter betrifft, in welchem die Knaben die Schule zu besuchen begannen, so wurden die Söhne vermögender Eltern ziemlich frühzeitig in die Schule geschickt und hörten sehr spät auf (Plat. Protag. p. 326), daher ilev&tQtog ntnaiötvfiivoi, während die Knaben armer Eltern später mit dem Schulbesuch begannen und früher aufhörten um sich einem nützlichen Gewerbe zuzuwenden. Dies galt im Allgemeinen für die Praxis. Die beiden Theoretiker Platon und Aristoteles sind über das Jahr, in welchem der Unterricht beginnen sollte, nicht einig. Die Ansichten Platons sind in verschiedenen Schriften divergirend, Aristoteles J) aber meint, dass die Knaben vom 5. bis zum 7. Jahre nur Zuschauer dessen sein sollten, was sie später lernen. Damit stimmt die ausdrückliche Angabe des Pseudo-Plutarch2) überein, dass init dem 7. Jahre die Leiden des Knaben unter dem strengen Schulregiment beginnen. Auch in den angeblich von Hesiod geschriebenen vno&fjxai soll der Rat ertheilt worden sein, vor dem 7. Lebensjahre des Knaben den Unterricht nicht zu beginnen. Dass man aber auf die Induvidualität des Knaben besonders Rücksicht nahm und vor der treibhausmässigenEntwicklung die Jugend schützte, sagt uns ausdrücklich Xenoph. de re publ. Laced. II, 1: „Diejenigen Hellenen, welche ihre Söhne am besten erziehen, schicken sie in die Schule, wenn sie verstehen, was man ihnen sagt.“ > Die griechischen Elementarschulen (dtdamaltin8), in welchem die Knaben einerseits Lesen, Schreiben, Rechnen und später auch Zeichnen, andererseits Musik lernten, waren Privatanstalten, da das griechische Alterthum die Schule als Staatsanstalt nicht kannte. Der Staat betrachtete die Schule nicht als Dienerin, sondern gestattete ihr eine freie Entwicklung auf nationaler Grundlage. Die Volksschule war bei den Griechen zunächst Erziehungsanstalt4) und ihre Thätigkeit schloss sich enge an das Elternhaus an. Diese Stellung der Volksschule zum Staate rief grossen Wetteifer unter Eltern und Lehrern hervor. Als Unterrichtslokale diente in der älteren Zeit oft ein dürftiger Raum mit Bänken, nicht einmal gegen die Zudringlichkeit des Publi-cums geschützt, oder oft auch nur eine freie Stätte6), wie noch heutzutage in Indien die Knaben um den Lehrer im Sande herum sitzen 1) Ariatot. Bepubl VII, 15. 2) piut. nsQi iwvöixrjg c. 40. 8) Plat. Leg. VI, p. 767, C; VII, pag 804 C; und Thuk. VII, 29. 4) pjat Pratag. p. 326: !ier^ tavra sig didaöxdlmv ni/inoneg nokv fiällov iniD-ovta impelsia&cu tv*oxsl6&at )/ ünlofiaytlv ficcv&arovtri). Knabenchöre wurden hauptsächlich am Feste der Gymopaedien aufgeführt. Festchöre von verschiedenen Altersclassen traten an den Hyakinthien auf. Ein solcher Wechsel-gesang ist uns bei Plutarch im Lykurg, c. 21 erhalten. Zuerst sang der Chor der Alten: „Wir waren einstmal krafterfüllte Männer!“ Darauf antwortet der Männerchor: „Wird sind es; hast du Lust, versuche es!“ worauf der Knabenchor erwiderte: „Wir werden einst noch viel gewaltiger sein 2). Die musische und gymnische Ausbildung der jungen Athener dauerte in der Regel bis zum vollendeten sechzehnten Jahre, worauf sich die Unbemittelten dem Gewerbe, Handel oder Ackerbau (ts^iw ßamvöixai') zuwandten. Der Reiche, der sich zum Staatsmann ausbilden wollte, setzte die geistige und körperliche Ausbildung fort. Vor Allem mussten sie die Gesetze kennen lernen um darnach zu handeln und zu leben3). Der zweijährige Zeitraum bis zum vollendeten achzehnten Jahre war eine Uebergangsperiode, in welcher die Knaben fitiltqiTißoi Messen mit Rücksicht auf die folgende Stufe syrjßot. Als angehende Jünglinge lagen sie besonders der körperlichen Ausbildung ob. Da traten sie aus der Palaestra in das Gymnasium ein, wo schwierigere Uebungen unter der Leitung des Gymnasten vorgenommen wurden. Gymnasien gab es in allen Städten Griechenlands. Athen besass drei berühmte Gymnasien, die Akademie l/4 Meilen nordwestlich von der Stadt, das Lykeion im Osten am Illissos und Kynosarges in der Nähe des vorigen. Die Gymnasien hatten grossartige Räume und Anlagen und waren geschmückt mit schönen Statuen, die offenen Räume waren beschattet von Platanen-Alleen. Berühmt wegen der vielen Kunstwerke und der Umschattung eines Cypressenhaines war das Kraneion zu Korinth. Unter den vielen Räumlichkeiten des Gymnasiums war auch ein Zimmer für das Ballspiel, Sphaeristerion genannt. Das Ballspiel wurde in der mannigfachsten Weise vorgenommen und man hielt es besonders für geeignet, Gewandheit und Anmut der Bewegung, richtiges Augenmaes !) Nach der Sage soll ihn schon sAtheno nach der Besiegung der Giganten getanzt haben (Dionys. Halik. VII, 72). 2) Pausan. UI, 14. 3) Plat. Protag. 326, C. und zugleich Gesundheit zu fördern J). Gewöhnlich verband man damit frohe Gesänge und Tanz. In Athen scheint das Ballspiel bei Jung und Alt beliebt gewesen zu sein und einen gewissen Aristonikos, welcher sich durch besondere Anmut im Ballspiel hervorgethan hatte, gaben die Athener das Bürgerrecht und setzten ihm eine Ehrenstatue2). Mit dem vollendeten achzehntcn Jahre trat der junge Athener in das Ephebenalter. Zu den bisherigen gymnischen Uebungen kam noch der Unterricht im Reiten (inmxfi) und im Gebrauche der Waffen hiezu um den Epheben für den Kriegsdienst vorzubereiten. Die Epheben wurden auch in das Gemeindebuch (Irj^utQ^otöv) eingetragen, für volljährig erklärt und waren bürgerlich selbständig. Praktisch wurden sie in den Kriegsdienst eingeführt dadurch, dass sie als nsgiaoloi — Grenzwächter zwei Jahre dienten. Wie die Knaben an den Hermeen, so zeigten die Epheben jährlich ihre gymnastischen Künste an den Pro-metheen und Hephaesteen, womit zugleich ein Packellauf vom Altar des Prometheus am Eingänge der Akademie in die Stadt veranstaltet wurde. Zu diesen gymnischen Uebungen kamen noch dazu die Jagd, Wasserfahrten u. a., welche mehr des Vergnügens wegen betrieben wurden. Die geistigen Bildungsmittel hingegen mehrten sich fortwährend, besonders seit dem peloponnesischen Kriege und der Entwicklung der Sophistik zu Athen. Daher genossen vornehme und wohlhabende Jünglinge auch höheren geistigen Unterricht in der Rhetorik, Philosophie, Mathematik, Geographie und Naturgeschichte. Die Lehrcurse in diesen Disciplinen kamen sehr hoch zu stehen, oft bis auf 100 Minen. Hauptsächlich waren es die Sophisten, welche für rhetorische Curse ungeheuere Summen verlangten. Leider aber zielte dieser Unterricht mehr nach der Gewandtheit im Reden und politischer Ausbildung, als nach der Entwicklung eines guten Charakters und Adels der Gesinnung. Der geschilderte Unterrichtsgang galt freilich nur für die männliche Jugend. Die Unterweisung der Mädchen blieb den Müttern und Wärterinnen überlassen. Von Mädchenschulen geschieht nirgends Erwähnung und die Kenntnisse der Mädchen dürften sich über die Fertigkeit im Lesen und Schreiben wenig erhoben haben. Zwar verlangt Plato (Leg. VI, p. 764) Schulen und Gymnasien für Knaben und Mädchen, allein dieser Wunsch blieb unerfüllt. Schulbildung der Mädchen war mit der gesammten weiblichen Zucht bei den Athenern unvereinbar. 1) W. Wägner o. o. I, p. 341. 2) Curt, Wachsmut: die Stadt Athen im Altert. I. 604, Erziehung und Unterricht beim dorischen Stamme. Während zu Athen und beim ionischen Stamme überhaupt Körper und Geist harmonisch ausgebildet wurden, erstrebte man zu Sparta, der Hauptrepräsentantin des dorischen Stammes, durch die Erziehung und den Unterricht nur Kriegstüchtigkeit. Schon die erste Erziehung bis zum siebenten Jahre war auf Abhärtung berechnet und nur gesunde und fehlerfreie Kinder wurden im Elternhause auferzogen, die verkrüppelten am Taygetos ausgesetztx). Nach zurückgelegtem siebenten Jahre übernahm der Staat die gesammte Ausbildung der Jugend. Die Knaben wurden dem Paedonomen übergeben, welcher sie in Rotten (Hai) und Scharen (dytlai) eintheilte. Eine jede dieser Altersabstufungen hatte wieder ihre eigenen Aufseher. Die sich dem achzehnten Lebensjahre nähernden Jünglinge hiessen fitlluQEveg und vom vollendeten achtzehnten Jahre tiQsveg, entsprechend den attischen Epheben. Kleidung Nachtlager, Kost und die ganze Beschäftigung zielte auf Abhärtung. Bis zum zwölften Jahre trugen die spartanischen Knaben Sommer und Winter einen Chiton, vom zwölften Jahre einen kurzen Mantel (tQlßmv). Der Kopf war ohne Bedeckung, das Haupthaar bis zum Ephebenalter geschoren, die Füsse waren ohne Beschuhung, die Kost sehr einfach und karg, so dass sie oft zum Stehlen von Speisen gezwungen waren. Das Nachtlager bestand aus Schilf aus dem Eurotas. Alle vierzehn Tage wurde vom Paedonomen eine Körperschau vorgenommen und das Fettwerden als Untugend bestraft2). Um die Knaben gegen körperlichen Schmerz abzuhärten, wurden sie jährlich am Altäre der Arthemis Orthia bis auf’s Blut gegeiselt3). Wer es ohne Aeusserung des Schmerzes ertrug, bekam als Belohnung einen Kranz. An den gynanischen Uebun-gen, wodurch die körperliche Ausbildung bewirkt wurde, nahmen beide Geschlechter Antheil. Yon den bereits bei der gymnischen Ausbildung der athenischen Jugend erwähnten Uebungen waren in Sparta der Faustkampf mit Faustriemen4) und das Pankration ausgeschlossen. Schon mit dem siebenten Jahre begannen die Uebungen im ÖQÖfios, später in den Gymnasien und dem Platanistas. Die sich dem Mannes-alter nähernden Jünglinge betrieben mit besonderer Vorliebe dass Ballspiel, weshalb sie auch ircpuiQsig genannt wurden. Zu diesen gymnischen 1) Plut. Lyk. c. 16. 2) Athen, 22, 5E0 c. 8) Plut. Lyk. o. 18. *) Paus. 8, 4, 8 ff. Uebungen kam der Unterricht in mancherlei Tänzen, von denen wir den Kriegatanz Pyrrhiche bereits angeführt haben. An den gymnischen Uebungen im Laufen, Ringen, Ballspiel und im Tanzen nahmen auch die Jungfrauen Antheil, wodurch sie körperlich trefflich gediehen; die weiblichen Arbeiten hingegen, wie Spinnen und Weben, blieben den Sklavinnen überlassen. Die Spartanerinnen waren wegen ihrer Stärke und Schönheit unter den Griechinnen berühmt und von den Athenerinnen durch fasst männlichen Charakter und Derbheit verschieden. Bei der vorherrschenden gymnischen Ausbildung blieb die geistige vernachlässiget, sie beschränkte sich zumeist auf die yptfytjuara J). Und selbst Lesen und Schreiben lernten die Spartiaten erst dann, als es durch die Verhältnisse unentbehrlich wurde. Doch bewirkte das öffentliche Zusammenleben, dass sich die Jugend Schnelligkeit in der Auffassung und richtiges Urtheil aneignete, welche Eigenschaften sich in der sprüchwörtlich gewordenen Kürze und Klarheit im Antworten (/ItyapXoy/a) äusserten2). Auf diese Weise wurde der spartanischen Jugend frühzeitig eine sociale Erziehung zu Theil. Auch von den Dorern wurde die Musik als ein ganz besonderes Erziehungsmittel anerkannt und es kam der musikalische Unterricht der Gymnastik zunächst. In der dorischen Musik herrschte Einfachheit und sie war in enge nationale Schranken gebannt. Gegen Neuerungen auf dem Gebiete der Musik, wie auch in anderen Dingen, war man stets abgeneigt, dafür aber entwickelten sich die rein nationalen Keime zu um so herrlicherer Blüthe, darunter besonders die chorische Lyrik. Die Dichtkunst stand überhaupt im hohen Ansehen. „Man berief berühmte Sänger, wie den Thaletas aus Kreta, Terpandros auB Lesbos, Tyrtaeos aus Attika und den Sklaven Alkmann gab man das Bürgerrecht, um durch ihre Gesänge zum Preise der Götter und zum Lobe der Tapferkeit und Todesverachtung die Herzen der Jugend und Männer zu begeistern“ 8). Solche echt nationale Lieder, deren Inhalt der Staatsidee entsprach, wurden von den Knaben und Jünglingen zu Ehren der Götter unter Musik und Tanz vorgetragen. (Vrgl. Athen. 14, 25: ož öl XOQoig x (M oo C I a s s e 00 Cß w p p ----------- 3 3 3 S - © o p- P-© © ^ Slovenisch Serbo-Croatisch —* to Deutsch g £ Ji cr cr CD O P P P P H* •— K> Römisch- Katholisch Griechisch- Katholisch ® i ® a * £ N* O o p p - o pr ganz . & 05 05 02 cn CD 0Q CC P P d S 3 3 © © a, p- P- © © f-i »-j 00 © f-* ~ 3' *- rT3 ^ -------------- ® © to p pr H- P- w _______________________ a g c» - r< -4 © P" I I halb O- © E? © zahlend co Ot CD © ganz i i halb tO CD 05 zahlend die Aufnahmstaxe A 2 fl. 10 kr. SD SW den Lehrmittel-beitrag 4 il. 1-20 fO x H* 05 CO im L Som. to to ►-* im II. Sem. £* «''S* © © p ? ®ö 0 £-cr W“ © 1 JV’ * -1 CN CO 03 cn CO I______________________I Soldaten I I $2, > p er Ol CO to o 1 I I I I I VI. Vermehrung der Lehrmittelsammlungen. A) Lehrerbibliothek. a) Durch Ankauf: - Archiv für slavische Philologie von Jagio YI. Bd. Heft 1—4. — Archiv für Heimatskunde von Schumi Franz I. Bd., Bg. 6—16. — Bronn, Classen und Ordnungen des Thierreiches V. Bd., II. Abth., Lief. 4—8; VI. Bd., III. Abth. Reptilien, Lief. 30—35. — Andrea Carl, Globus, XLI. Bd., Nr. 21—24; XLH. Bd., Nr. 1—24; XLHI.B1, Nr. 1—17. — Bartsch Carl, Germania, neue Reihe, 15. Jahrg., Hti 2—4; 16. Jahrg. Heft 1 und 2. — Die Völker Oesterreich-Ungarns, etnographische und culturhistorische Schilderungen: Die Tiroler und Vorarlberger von Dr. Josef Egger, die Zigeuner in Ungarn und Siebenbürgen von Dr. J. H. Schwicker. — Die Czechoslaven von Dr. Jaro-slov Vlach und 3 Studien von Helfe rt. — K. k. geolog. Rcichsanstalt: Verhandlungen 1882, Nr. 9—18; 1883, Nr. 1—6; Jahrbücher 1882, Nr. 2—4, 1883 Nr. 1; Festschrift zur 600-jährigen Gedenkfeier der Belehnung des Hauses Habsburg mit Oesterreich (von den historischen Vereinen Wiens.) — Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik von Dr. Alfred Fleckeisen und Dr. Hermann Masias 125. und 126. Bd., Heft 5—12; 127. und 128. Bd., Heft 1 und 2. — Mühlbacher E., Mittheilungen des Institutes für österreichische Geschichtsforschung, HI. Bd., Heft 3 und 4; IV. Bd., Heft 1. — Ortschaften-Verzeichniss der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. — Petermann A., Dr., Mittheilungen 1882, 28. Bd., VI—XII; 1883, 29. Bd., I—V. — Pape W., Dr., Deutsch - griech. Handwörterbuch, 4. Aufl., bearbeitet von M. Sengebusch. — Valvasors Kärnten, Lief. 9—15. — Weis.s J. R., Dr., Lehrbuch der Weltgeschichte, 7. Bd. — Zeitschrift für Realschulwesen 1883, Heft VH—XII; 1883, Heft I und H. — Zeitschrift für Schulgeographie 1882, III. Jahrg., Heft 6; 1883, IV. Jahrg., Heft 1—4. — Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Prof. Dr. H. Steintbal, 14. Bd., Heft 1—3. — Verordnungsblatt für den Dienstbereich des Ministeriums für Cultus und Unterricht 1882, Heft XIV—XXIV; 1883, Heft I-XH. - b) Durch Geschenke: Vom hohen k. k. Ministerium für Cuitus und Unterricht: Zeitschrift für die osterreich. Gymnasien 1881, Heft 4, 8, 9 u. 12; 1882, Heft 2—12; 1883, Heft 1, 2, 3. — Oesterr. botan. Zeitschrift 18S2. Nr. 7—12; 1883, Nr. 1—5. — Zeitschrift für deutsches Alterthum und deutsche Literatur, XXVII. Bd., 2. Heft; XY. Bd., 1.—3. Heft. — Ergebnisse der nach dem Stande vom 31. December 1880 in Krain angeführten Zählung der Bevölkerung etc. — Von der k. k. Land.-Reg. f. Krain: Landesgesetzbl. f. d. Herzogth. Krain 1882, St. 7 bis Schl.; 1883, Stück 1—4. Materialien zur Pilzkunde Krains, 3. Heft, vom Verfasser Wilhelm Voss. — Joannes Antonius Scopoli, 1. Heft, vom Verfasser Wilhelm Voss. — Die Rost-, Brand- und Mehithaupilze der Wiener Gegend, vom Verfasser Wilhelm Voss. — P. Ovidii Nasonis Carmina selecta von Otto Gehlen und Kar! Schmidt, von der Verlagsbuchhandlung des Bermann & Altmann in Wien. — Oesterreichische Geschichte für das Volk, VHI (Reformationszeitalter), VHI (der 30-jährige Krieg) und X (Die letzten Habsburger), Geschenk der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. — Liturgik für kath. Gymnasien von P. J. Wiedemann, Augsburg 1883, Geschenk der Riegerichcn Buchhandlung. — Das alte Rom von Christoph Ziegler, Stuttgart 1^8;: vom Verfasser. —3 Exempl. „Vindobona“ vom Journalisten- und Schriu. . Jler-Vereine „Concordia“ in Wien, B) Schüler-Bibliothek. a) Durch Ankauf: Kiepert, Atlas antiquus. — Stielers Schulatlas. — Trampiers Mittelschulatlas. — Jurčič, Deseti brat. — Gregorčič, poezije. — Tomšič, Svetin. — Celestina, arithmetika, 6 Exempl. — Schenkl, Chresthom. Xenoph. — Janežič, Cvetnik HI. — Wappler. — Egger, II. Th., l.Bd. — Jesenko, zemljepis, 10 Exempl. — Knjige Matice slov. — Knjige Mohorove družbe. — Stecher, Gudrun, Maria Stuart, der Erlöser. — Rožek, Slovnik, 3 Exempl. — Sommerbrot, Griech. Theater. — Lenau, Gedichte. — Seidl, Gesammelte Werke. — Körner, Dramen. — Klop-stock, Oden und Elegien. — Lessing, Dramaturgie. — Halm, Dramen. — Süptle, IH. Th. — Hubad, Pripovedke. — Genovefa, slov. — Talija, 5 Hefte. — Jesenko, Prižigalec. — Tomšič, Rokodelčič. — Stare, Die Kroaten. — Jenko Ivan, Pesmi. — Falke, Die ritterl. Gesellschaft. — Celestina, Geometrija, -6 Exempl. — Wretschko, Botanik. — Gin-dely, II. Tb. — Wappler, II. Th. — Schcnkl, Uebungen. — Dr. Pich, Physik. — Süpfle, II, Th. b) An Geschenken: Vom Herrn k. k. Gymn.-Prof. Jos. Marn, als Verf., Jezičnik XX. — Vom Herrn Dir. Fischer: Virgil ed. Ladewig; Sallust Jug.; Ciesar d. b. civ.; Woldrich, Zoologie; Giebel, Zoologie; Mozart, II. Bd.; Vernalecken; Bill, Botanik; Erjavec, Živalstvo. — Vom Herrn Ipa-vitz, Mag. Cbir.: Praprotnik, Spisovnik; Janežič, Cvetnik; Praprotnik, Pesmi; Turkuš. Vojska, mir. Bilc, pesmi. — Vom Herrn L i e b s cb e r: Oest. Liederkranz. — Vom Herrn Jos. Novak: Meiring; Corn. Nep. ed. Haake; Egger, II. Th.; Mozart, III.; Süpfle, I.; Letopis 69, 71. — Vom Herrn Tikvie: Tainski, Pesmi; Jurčič, Listki I.; Lessing, Em. Galloti; Schakesp, Jul. Cass. C) Physikalisches Cabinet. Wellonmaschine nach Mach mit 4 Stell«chravi'ien und Senklotli. Spiegelsertant. Cou'ombs Dreh wage. Electrische Eisenbahn mit elliptischer Bahn. D) Naturhistorisches Cabinet. a) Durch Geschenke: 2 Ardea stellaris von den Herren J. Ruprecht, Apotheker in Treffen, und Ritter v. Fichtenau, Postmeister in Rudolfswert. 1 Picus martius vom Herrn J. Rosina, k. k. Gerichts-Adjunkt in Treffen. 1 Upopa epops vom Herrn A. Gustin, Handelsmann in Rudolfswert. 1 Perdix cinerea vom Herrn G. Luser in Rudolfswert. V) Durch Ankauf: 1 scinrua vulgaris, 1 Buteo cinercus, 1 corvus corone, 1 Oriolua Galbula, 1 Vanellus cristatus, 1 Scolopax rusticula, Lenkert und Nitsche zoologische Wandtafeln (Fortsetzung). Zippel und Bollmann, Repräsentanten einheimischer ^Pflanzenfamilien in bunten Wandtafeln mit erläuterndem Text (Fortsetzung). Ein neues Herbarium angelegt. VII. Maturitätsprüfungen. Die Themen für die schriftliche Prüfung waren: 1. Uebersetzung aus dem Deutschen ins Lateinische: Grysar, Handbuch lat. Stilübungen I. Abth., Nr. XXI: „Das Orakel hatte — dass er ihm den eigenen Vater getödtet.“ 2. Uebersetzung aus dem Lateinischen ins Deutsche: Livius, XLII., Cap. 50.: Paucos ante dies Perseus — citium copias omnes con-trahit. 3. Aus dem Deutschen: Begeisterung ist die Quelle grösser Thaten. 4. Aus dem Griechischen ins Deutsche: Homer Odyssee XXIY. v. 35: r<5v d' ahscpvxij — v, 86. 5. Aus dem Slovenischen: Kako se je kazal in odlikoval patriotizem avstrijskih narodov v raznih dobah pod Habsburžani. 6. Aus der Mathematik: a) 4x — Sy — 120 3a; — 5z — 90 in ganzen positiven Zahlen aufzulösen; b) Jemand hat 8400 fl. zu 4 % °/0 auf Zinseszinsen 10 Jahre lang ausgeliehen und sich jährlich eine bestimmte Summe auszahlen lassen. Nach Verlauf von 10 Jahren hatte er an Capital und Zinseszinsen noch 4000 fl. zu fordern. Wie viel hat er sich jährlich auszahlen lassen; c) wie gross ist der Halbmesser des Parallelkreises von Rudolfswert, wenn der Erdhalbmesser 858'474 Meilen genommen wird; d) die Seiten eines Dreieckes sind gegeben durch die Gleichungen y = 4/s x — 13/s> y = — % * + 38/2; y = — 2 x + 19. Man bestimme die Länge der Seiten und gebe die Winkel und den Flächeninhalt des Dreieckes (analytisch). Die mündliche Prüfung wird am 17. Juli unter Vorsitz des k. k. LruidcBschulinepectors Herrn Jakob Smolej abgehalten. Das Ergebniss wird im nächsten Programme veröffentlicht. VIII. Chronik des Gymnasiums. Das Schuljahr wurde am 16. September 18S2 mit einem feierlichen Gottesdienste eröffnet. Die Namensfeste beider Majestäten wurden wie alljährlich in würdiger Weise gefeiert; die Gymnasialjugend nahm mit dem ganzen Lehrkörper am feierlichen Gottesdienste in der Franziskanerkirche theil, und hatte an beiden Tag*Serien. Am Vorabende des Namenstages Ihrer Majestät der Kaiserin ve mstaltete der Director wie alljährlich eine musikalisch-declamatorischo Scuülerakademie, zu der Gäste geladen wurden, die sich sehr zahlreich versammelten. An demselben Tage hat der Studenten-Unterstützungsverein an 25 dürftige Schüler Winterkleider, Wäsche und Schuhwerk vertheilen lassen. Das 600-jährige Jubiläum der Vereinigung dos Herzogthums Krain mit dem Allerhöchsten Habsburgischen Kaiserhause wurde auf das festlichste nach folgendem Programme am 11. Juli gefeiert: I. Um 9 Uhr Früh Festmesse in der Franciscaner - Kirche. — Um 10 Uhr Vertheilung der Prämien — Post - Sparkassebüchein — an die Schüler der gewerblichen Fortbildungsschule. — II. Um 11 Uhr Früh musikalisch-declamatorische Vorträge: 1. Ansprache. 2. Gemischte Chöre: a) Volkshymne, F. Haydn; b) Kranjska z Avstrijo, A. Förster; c) Fraz-Josefs-Hymne, C. Hussack; d) Kviško rojaki, P. H. Sattner; e) Das ist mein Oesterreich! C. Santner. 3. Declamationen: a) Die Habsburg, Ludwig Frankl; 6) Oesterreich-Habsburg, F. Tiefenbacber; c) Maria Theresia, Fr. Marx; d) An mein Vaterland, Gabriel Seidl; e) O njega veličanstva Cesarja Frana Josipa I. slavnem prihodu v Ljubljano v dan 11. julija 1883, Fr. Krek; f) Sanje Cesarja Rudolfa I.; g) Turjaška Rozamunda, Presiren; h) Slovenja Cesarju! S. Gregorčič. — Nachmittag improvisierte Bewirthung aller Gymnasialschüler. — III. 9 Uhr Abends Beleuchtung des Gymnasial-Gebäudes bei Gesang. Der k. k. Landesschulinspector, Herr Jakob Smolej, inspicierte die Anstalt vom 4. bis 7. Juni und hielt nach beendeter Inspection mit dem Lehrkörper eine Conferenz, in welcher er seine Wahrnehmungen besprach. Lehrsupplent Johann Teutsch wurde von seiner Dienstleistung an der Anstalt am 16. Juli 1882 enthoben und an seine Stelle Raimund Perušek mit h. Minist. - Erlass vom 18. Juli 1882, Z. 10053, zum wirklichen Lehrer ernannt. Lehrer Franz B r ežni k wurde mit Erlass des hochlöbl. k. k. Landes-schulrathes vom 4. September 1882, Z. 1092, Lehrer Anton Riedel vom 4. Sept. 1882, Z. 1372, Lehrer Raimund Nachtigall vom 25. Sept. 1882, Z. 1701, im Lehramte definitiv bestätiget und ihnen der Titel „Professor“ zuerkannt. Feiner erhielten die erste Quinquenalzulage Professor Anton Riedel mit Erlass des hocblöbl. k. k. Landesschulrathes vom 19. Dec. 1882, Z. 193*, und Professor Raimund Nachtigall mit Erlass des hochlöbl. k. k. Landesschuir vom 19. Dec. 1882, Z. 2175. Zum Schlüsse sei noch gesprochen das ultimum Vale einem verehrten Collegen, und in den Annalen des Gymnasiums erhalten das Andenken an P. Ignaz Staudacher, der durch 24 Jahre am Gymnasium erspriesslich wirkte, als eifriger Katechet die religiös-sittliche Erziehung der Jugend zu fördern bestrebt war in der Schule, wie durch seine vortrefflichen Exhorten; der auch sonst rastlos arbeitete im Weinberge des Herrn und vorzüglich im Volke als Kanzelredner beliebt war. — Geboren ward der Verblichene zu Möttling im Jahre 1831, trat nach absolvirten Gymnasialstudien anno 1850 in den Franciscaner-Ordon und begann 1858 als Religionslehrer an der hiesigen Lehranstalt zu wirken und arbeitete unverdrossen fort, bis er einer längeren schweren Krankheit am 13. Februar 1883 erlag. Sit ipsi terra levis! IX. Erlässe. 1. Hoher Ministerial-Erlass vom 22. Juli 1882, Z. 10820, Einführung der ßlovenischen Sprache als Unterrichtssprache am Unter-Gymnasium. 2. Hoher Ministerial-Erlass v. 14. Juli 1882, Z. 7759, womit es nicht gestattet ist, Schüler vor Beendigung des neunten Lebensjahres ins Gymnasium aufzunehmen. Ferner müssen die Frequentations-Zeuguisse aus der Volksschule Jahr und Tag der Geburt genau enthalten. X. Studenten - Unterstiitzungs - Verein. Der Studenten-Unterstützungs-Verein hat dafür gesorgt, dass alle dürftigen Schüler mit den nothwendigen Büchern, Schreib- und Zeichnenmaterial versehen wurden, dass mehrere Quartierbeiträge und Krankenaushilfe erhielten. Im Herbste bekamen 25 Schüler meist ganze Anzüge, einige nur die nötigen mit Schuhwerk und Wäsche, im Sommer wurden damit 15 Schüler betbeilt; auch wurde für einige Schulgeld und Aufnahmstaxen bezahlt. Yon den 100 fl. welche die Sparcasse der Direction im Monate März 1. J. vorzüglich zum Ankaufe von Lehrmitteln für arme Schüler geschickt hat., sind nach dem Beschlüsse des Lehrkörpers für 4 Schüler Kleider um den Betrag von 18 fl. 92 kr., für 4 Schüler Stiefel um den Betrag von 20 fl. und Lehrmittel um den Betrag von 61 fl. 8 kr. an-geschatft worden. Der Ausschuss des Vereines hielt in der dazu bestimmten Zeit drei Berathungen ab. Die Generalversammlung fand am 27. Juni statt. Die Direction erfüllt nur eine angenehme Pflicht, wenn sie allen Wohithätcrn und Gönnern, insbesondere aber dem hohen Landtage des Ilerzogihums Krain, welcher abermals 200 fl. spendete, und dem löbl. krainischeu Sparcassevereine für die grossherzigen ausgiebigen Spenden den innigsten, tiefgefühlten Dank ausspricht. Dankend muss auch hervorgehoben werden, dass im Convente der hochw. P. P. Franciscaner Schüler abermals, wie alljährlich, die ganze Kost, in mehroren Häusern viele Schüler die Mittagskost unentgeltlich erhielten. Abschluss der Rechnung pro 1883. fl. kr. Einnahmen: Saldo vom vorigen Jahre . Von den Mitgliedern . . Coupons ..................... Concert 18. November 1882 Landesausschuss pro 1882 Von der Sparkasse behoben 100 3 166 50 119 46 58 45 200 — 211 30 Summe . 855 74 Ausgaben: fl. kr. Für Winter- und Sommerkleider, Wäsche und Schuhe 382 89 Bücher. Schreib- und Zeichen-Requisiten .... 107 62 2 Stück Laibacher und 1 St. rothen Kreuz-Lose 60 82 Krankheits-Aushilfe 12 2S Quartier-, Schulgeld- und Aufnahinstaxcn-Beiträge . 48 51 Porti und Dienerschaft 9 46 In der Sparcasse angelegt 200 — Baar vorrath . 34 16 Summe . . 855 74 Bestand der Casse des Vereines: In Papieren Nominalwert 3050 — In der Sparcasse 200 — Baarvorrath 34 16 Summe . 3284 16 Jährliche Beitragsleistungen der Mitglieder. Herren: Aleš Anton, Dechant in Semič 5 fl. — Bergmann Josef., Apotheker 2 fl. — *Bruiur Gottfried, k. k. Landesgerichtsrath 5 fl. — Dejalt Johann, k. k. Rittmeister 2 fl. — Derganc Anton, k. k. Gymn.-Professor 2 fl. — *Donnemiller Nicodemus, k. k. Gymnasial-Professor 3 fl. — Dollhof Wilhelm, k. k. Bezirkshauptmann 3 fl. — *Ekel, Josef J k. k. Bezirkshauptmann 4 fl. — Elsner Ernest, k. k. Steuerinspector '6 fl. — *föscher Johann, k. k. Gymnasial-Director 12 fl. — Furlan Matthaeus, k. k. Hauptsteueramts-Einnehmer, 2 fl. — Dr. Galle Josef, k. k. Landesgerichtsrath, 3 fl. — Ger dešic Josef, k. k. Staatsanwalt, 2 fl. — Grebenc Michael, k. k. Bezirksger.-Kanzlist, 2 fl. — Hladik Moritz, Forstmeister in Einöd, 2 fl. — P. Hrovat Ladislaus, k. k. Gymn.-Professor, 2 fl. — Ipavic Franz, k. k. Kreiswundarzt, 2 fl. — Jagodic Johann, k. k. Landes-geriehtsrath, 2 fl. — Jevnihcr Vincenz, k. k. Kreisgerichts-Präsident, 8 11. — Kalčič Anton, Kaufmann, 2 fl. — j Kastelic Fi'anz jun., Handelsmann, 2 fl. — P. Klemenčič Rafael, k. k. Gymn.-Professor, 2 fl. — Kmetič Michael, Bürgermeister, 2 fl. — Kovačič Franz, Hauptsteueramts- * Ausschussmitglieder. Controlor, 2 fl. — Krajec Johann, liefert verschiedene Drucksorten für den Verein unentgeltlich. — Kfestan Joh., Werk-Director in Hof, 2 fl. — Kuloviz, Badearzt in Töpliz, 3 fl. — v. Lehmann Albert, pens. k. k. Hauptmann, 2 fl. — *Leinmüller Jos., k. k. Oberingenieur, 4 fl. — Loger Johann, pens. k. k. Oberlandesgerichtsrath, 5 fl. — Mohar Martin, k. k. Hilfsämter-Director, 6 fl. — Merzel Josef, pens. Pfarrer in Töpliz, 2 fl.— Nestel, Ingenieur in Hof, 2 fl. — Ogoreutz Josef, Kaufmann, 5 fl. — Pauser Adolf, Kaufmann, 2 fl. — Pcinitsch Josef, k. k. Finanzwach-Commissär, 2 fl. — Plesko Carl, k. k. Landesgerichtsrath, 5 fl. — Polanec Johann, k. k. Gymn.-Professor, 2 fl. — Frl. Pollack 2 fl. — Beichel Franz, k. k. Steueramtsadju.net, 2 fl. — Rizzoli Dominik, Apotheker, 2 fl. — Biedel Anton, k. k. Gymn.-Professor, 3 fl. — Budež Carl, Gutsbesitzer, 7 fl. 50 kr. — Sitar Franz, pens. Pfarrer in Töpliz, 2 fl. — Frau Skaberne Josefine, Hausbesitzerin, 2 fl. — *Dr. Skedel Johann, Hof- und Gerichts-Advocat, 5 fl. — Skrabec Andreas, Canonicus, 2 fl. — Canonicus Staudacher Ferdinand, pens. k. k. Gymn.-Professor, 2 fl. — P. Sattner Hugolin, suppl. Religions-Professor, 2 fl. — Solar Johann, Pfarrer in Nassenfuss, 2 fl. — Taboure Josef, pens. k. k. Hauptsteueramts-Einnehmer, 2 fl. — Tandler Friedrich, Buchhändler, 3 fl. — Trenz Franz, k. k. Gerichts-Adjunkt, 2 fl. — Dr. Vojska Andreas, k. k. Landesgerichtsrath, 2 fl. — *P. Vovk Bernard, k. k. Gymn.-Professor 2 fl. — Vovk Johann, Canonicus, 2 fl. — Wagner Franz, pens. k. k. Hilfsämter-Director, 2 fl. — Weidlich, Verwalter in Hof, 2 fl. — Wieznicky Emanuel, k. k. Ingenieur, 2 fl. Beitragende Mitglieder die jährlich 1 fl. zahlen: Frau Bacher Babette. — Herr Breznik Franz, k. k. Gymn. - Prof. — Jenkner Carl, Handelsmann. — Oblak Valentin, Handelsmann. — Herr Pinter Franz, Hausbesitzer. — Frau Bohrmann Marie, Hausbesitzerin, Herr Verbič Lorenz, k. k. Steueramts-Adjunkt. — Preatoni Alois, Hausbesitzer. Die öffentliche gewerbliche Fortbildungsschule wurde im Laufe des Schuljahres, d. i. vom 24. _ September 1882 bis 1. Juli 188J besucht: Im Vorbereiiungscurse von 27, im I. Curse von 12, im II. Curse von 10, und im kaufmännischen Curse von 8 Schülern. Abgangs-Zeugnisse behufs der Freisprechung erhielten im Vorbereitungscurse 2 Schüler, zum Schlüsse verblieben 24 Schüler, » I- Cnrse 1 ,, „ „ » H » no 7 • n u n » n » 1 y> „ kaufmänn. Curse 1 „ „ „ „ 7 „ Die Anstalt besteht seit dem Jahre 1874. Jahrgänge an den Abtheilungen Vorbereitung»' Cure . . Erster Curs Zweiter „ Kaufmännisch Curs . . Zahl des Lehrpersonales Im ganzen sind 4 Lehrer des Ober-Gym-nasiums und 1 Lehrer der Volksschule Schüler in ausser der Anstalt 24 — 11 — 7 7 49 Anm erkung Der Unterricht wurde an Sonn- und Feiertagen früh von 8—12 Uhr und nachmittag von 1—3 Uhr ertheilt. Für die Kaufmannslehrlinge Dienstag und Donnerstag von 2 — 3 Uhr. Lectionsplan für die öffentliche gewerbliche Fortbildungsschule. Vorbereitungscurs: Deutsch- und Slovenisch-Lesen mit Uebungen im Schreiben 1 Stunde, Rechnen 1 Stunde. Erster Curs: Deutsche und slovenische Sprache 1 Stunde, Rechnen 1 Stunde, Geographie 1 Stunde, Naturwissenschaften 1 Stunde. Zweiter Curs: Deutsche Sprache und Geographie 1 Stunde, Rechnen und Geometrie mit Geschäftsführung 1 Stunde, Naturwissenschaften und Technologie I Stunde. Zeichnen und Schreiben gemeinschaftlich 2 Stunden. Kaufmännischer Curs: Rechnen, österreichische Vaterlandskunde, Warenkunde, kaufmännische Aufsätze, 2 Stunden; zum Schlüsse des Jahres wurde die einfache Buchführung an einem einmonatlichen Geschäftsgänge eingeübt. XII. Anzeige für das Schuljahr 1883—84. Das nächste Schuljahr beginnt am 16. September mit dem heiligen Geistamte. Die Anmeldungen zur Aufnahme in die I. Classe finden am 14. und 15. September Früh von 8 bis 11 Uhr und Nachmittags von 2 bis 4 Uhr statt. Jene Schüler, welche bisher der Lehvanstalt angehörten, melden sich bis spätestens 15. September zur Wiederaufnahme gegen Erlag von 1 fl. 20 kr als Lehrmittelbeitrag. Für Fremde, welche von anderen Gymnasien an die hiesige Anstalt übertreten, gilt derselbe Termin zur Aufnahme, wie für die Einheimischen; sie haben aber die Zeugnisse der beiden Semester von 1883 nebst dem Taufscheine mitzubringen, und zahlen die Aufnahmstaxe. Zur Aufnahme in die I. Classe haben sich jene, welche die Yolksschulclassen öffentlich besucht haben, mit einem Frequentations-Zeugnisse unter ausdrücklicher Bezeichnung seines Zweckes, in welchem die Noten aus der Keligionslehre, der Unterrichtssprache und dem Rechnen enthalten sein müssen, und mit dem Taufscheine auszuweisen. Neben dem Lehrmittelbeitrage ist die Aufnahmstaxe von 2 fl. 10 kr. zu bezahlen. Die Wiederholungsprüfungen werden am 15. September abgehalten. Das Schulgeld beträgt halbjährig 8 fl. uud ist im Laufe des ersten Monates eines jeden Semesters zu erlegen. — Oeffentliche Schüler haben Anspruch auf Befreiung von der .Entrichtung des Schulgeldes, wenn sie a) im letztverflossenen Semester vollständig entsprochen, d. h. in den Sitten die Note „musterhaft“ oder „lobenswertb“., im Fleisse die Note „ausdauernd“ oder „befriedigend“ und mindestens die allgemeine erste Zeugnissclasse sich erworben haben; b) wenn sowohl sie selbst als auch diejenigen, welche die Obliegenheit haben sie zu erhalten wahrhaft dürftig, d. i. deren Vermögens-Verhältnisse so beschränkt Bind, dass ihnen dio Bestreitung des Schulgeldes nicht ohne die empfindlichsten Entbehrungen möglich sein würde. Um die Befreiung von der Schulgeldzahlung zu erlangen, haben die Schüler ein an den hochlöbl. k. k. Landesschulrath für Krain gerichtetes, mit dem Zeugnisse über das letzte Semester und dem Vermögensausweise belegtes Gesuch bei der Direction zu überreichen. Der Yermögensausweis ist von dem Gemeindevorsteher und dem Ortsseelsorger auBzustellen und darf bei der Ueberreichung vor nicht mehr als einem Jahre ausgefertiget sein; er hat die umständliche Begründung der über die Vermögensverhältnisse darin ausgesprochenen Ansichten zu enthalten. — Schüler der I. Classe können erst im II. Semester um die Befreiung von der Schulgeldzahlung ansucheu. XIII. Location der Schüler. VIII. Claese. Painič Josef aus Oberlaibach. Pivec Rupert aus Zwetendorf in Steiermark. Pirc Josef aus Laibach. Tikvic Johann aus Sakošak in Steierm. Mihalkoyiö Josef a. Fiankofzen in Steiermark. Podgoršek Franz aus Ponigl in Steierm. TU. Claetse. Ovsec Franz aus Gotendorf Texter Konrad aus Neumarktl. Hribar Franz aus Mannsburg. Zarnik Thomas aus Kropp. Ekel Karl aus Rudolfswert. Nicht lociert: Knafel Franz aus Gutenfeld. Pugel Theodor aus Mihovo. VI. Claese. Papež Otto aus Najsenfuss. Pooek Franz aus Bukovšek in Steiermark. Praunseis Alois aus Lichtenwald, Steierm. Zottmann Carl aus Laibach. Bobek Johann aus Reifnitz. Štukelj Josef aus Rudolfswert. Pelc Johann aus Reifnitz. Žagar Josef aus Trebeljno. Strancar Josef aus Ustja. Gregorič Josef aus Ambrus. Bojanec Anton aus St. Peter. Kastigar Alois aus Dobrnič. Kopitar Franz aus Krašin.ja. Petkovšek Jotef aus Bevke. Nicht lociert: Nemanič Martin aus Želebej bei Mött-ling. Pogačnik Franz aus Neumarktl. V. Classe. Koren Johann aus Möttling Požek Nikolaus aus Adlešiče. Vinšek Anton aus St. Stephan. Rudež Vladimir aus Feistenberg. Rom Josef aus Treffen. Prokopp Richard aus Rudolfswert. Deu Eduard aus Planina. Weiss August aus Karlstift in N.-Oest. Kraaevic Wilhelm aus Vranoviče. Jagodic Franz aus Rudolfswert. Češarek Alois aus Deutschdorf. Karlovsek Josef aus St. Margarethen. Šaštlj Emil aus Nassenfuas. Ancelj Jacob aus Suhor. Perpar Anton aus Dolenji vrh. Nicht lociert: Globevnik Johann aus Škocijan. Mišmaš Josef aus Grosskoren. Kukar Johann aus Černembel Dereani Emanuel aus Seisenberg. Zupančič Alois aus St. Veit beiZatičina. Perpar Johann aus Doberniče. Zajec Franz aus Hönigstein. IV. Classe. Jerman Anton aus černembel. Z ega Johann aus St. Michael b. Rudolfsw. Češarek Franz aus Reifnitz. Hafner Johann aus St. Bartholmae. Bobik Joharn aus Laibach. Kump Wilhelm aus Möttling. Kovačič Anton aus Adelsborg. Weiss Leopold aus Karl.tifc in N.'Oest. Belle Johtfnn aus Dobe bei Landstrass. Bergmann Josef aus Rudolfswert. Radanovič Johann aus Munkendorf. Lajek Alois aus St. Michael bei Rudolfswert. Mišič Anton aus Rudolfswert. Bobik Max aus Laibach. Rosina Wilhelm aus Kandia. Böhm Ferdinand aus Laibach. Ramroth Franz aus Gottschee. Kljun Jacob aus Reifnitz. Deu Oslcar aus Planina. Štepec Alois aus Weichselburg. Krankheitshalber blieben ungeprüft1. Badovinac Goorg aus Žumberg in Croa-tien. Faleschini Ludwig aui Prečina III. Olasse. Fabiani Victor au» Seisenberg. Germ Matthäus aus Adlešico. Petrič Josef aus Korschdorf. Zugelj Matthäus aus Podzemelj. Papež Anton aus Sittich. Kerin Martin aus Heiligenkreuz. Novak Ignaz aus Sahovec. Raktelj Leopold aus Reifnitz. Pezdirc Anton aus Slanmavas. Zega Franz aus lvandija. Gregorič Victor aus Rudolfswert. Ogolin Johann aus Semič. Praunseis Franz aus Lichtenwald in Steiermark. Kos Matthäus aus Lapušnik. Barle Johann aus Radanje. Yidmar Franz aus Safara. Požek Ferdinand aus Möttling. Zaloker Rudolf aus Möttling. Peie Johann aus Rudolfawert. Knez Josef aus Joliannesthal. Penca Franz aus Nassenfuss. Tominc Enterich aus Požega in Siavonien. Remic Johann aus Weichselburg. Nicht lociert: Bobik Ferdinand aus Laibach. Gustin Franz aus Möttling. Novak Anton aus Prečina. Weibl GuEtav aus Möttling. Vohinc Eduard aus Nassenfuss. II. Classe. Lavrin Josef aus Semič. Germ Josef aus Adlešice. Kimovec Johann aus Lašče. Preatonl Karl aus Rudolfswert. Zettel Leopold aus Čateč. Dereani Alois aus Seisenberg. Galle Josef aus Nassenfuss. Malerič Josef aus Vojna yas. Kulavic Johann aus Maichau. Knoblehar Franz aus Nassenfuss. Kambič Peter aus Krasine. Picek Eduard aus Hof bei Seisenberg. Böhm Camillo aus Gottschee. Kolbeseu Albert aus Cernembel. Vojska Anton aus Rudolfswort. Gustin Anton ans Möttling. Murgelj Franc aus Boršt. Barbič Michael aus Sutna. Lavrič Viktor aus Trebelno. Stermale Alois aus Vir. Kerin Johann aus Heiligenkreuz. Nicht lociert blieben: Lušin Johann aus Triest. Stariha Mathias aus Sodinsdorf. Stermole Josef aus Vir. Plut Stefan aus Ručetna vas, Kastelic Mathias aus Mehovo. Miillor Carl aus Seisenberg. Bojanec Franz aus St Peter, Hochreiter Emil aus Debreczin. Fabian Anton aus Černembel. Findeisen Heinrich aus Gornjigrad. Hraniloviö Johann aus Ž umberk. Jermann Johann aus Mihela vas. Pauser Adolf aus Rudolfswert. Podboj Josef aus Seisenberg. Mežnaršič Franc aus Rudolfswert. Logar Otmar aus Rudolfswert. Weibl Rudolf aus Möttling. Humek Martin aus Raka. Schmidt Heinrich aus Laibach. Clarici Johann aus Precina. I. Masse. Mrše Anton aus Rudolfswert. Lupša Franz aus Triest. Yohinc Victor aus Nassenfuss. Slobodnik Georg aus Radoviča. Strgar Vincenz aus Leskovec. Vidmar Stephan aus Sela. Zorec Anton aus Hof. Creek Michael aus Sadinja vas Hribar Ernest aus Jesenice. Strmolo Franz aus Virje. Vozel Johann aus Sava. Globočnik Albert aus NyregphäsAn, Nicht lociert blieben: Grailand Franz aus Töpliz. Mežnaršič Eduard aus Möttling. Ogoreutz Carl aus Rudolfswert. Vidic Franz aus Kandia. Druckfe hier: Seite 5, Zeile 2 von unten lies Plut. statt Plat. „ 39. „ 20 „ oben „ Tonarten „ Tonorten. „ 41, „ 10 „ „ „ Q-rammatik „ Gymnastik. k ►