März/April Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Postverlagsorl: Ellwangen (Jagst) So gesund und fröhlich wie dieses katholische Chinesenmäd-chen aus Hongkong sehen nicht alle Kinder der englischen Kronkolonie an Chinas Küste aus. Flüchtlingselend und Wohnungsnot (je Quadratkilometer 2700 Einwohner!) stellen die Behörden und die privaten Wohlfahrtsorganisationen vor fast unlösbare Aufgaben. Um so dankbarer wurde die Spende von einer Million DM aus der letztjährigen Fastensammlung der deutschen Katholiken entgegengenommen. Hongkong steht stellvertretend für das Elend weiter Gebiete in Asien, Afrika und auch Südamerika. Immer mehr wachsen die Völker der Erde zu einer Gemeinschaft, zu einer Völkerfamilie zusammen. Es darf nicht sein, daß unter dem gleichen Dach die einen in Wohlstand oder gar Überfluß leben, während die andern bittere Not leiden oder gar verhungern. Die deutschen Bischöfe haben in ihrem gemeinsamen Aufruf der diesjährigen Fastenkollekte gegen Hunger und Krankheit einen schönen Sinn gegeben: „Die Fastenaktion im Jahr des Eucharistischen Kongresses soll die Gabenbereitung sein für die große Eucharistiefeier, die wir mit den Vertretern aller Völker der Welt in München begehen werden." STERN DER NEGER Z weimonatsschrif l Jahrgang 53 INHALT Bischof Joseph Gargitter: Heimat und Mission gehören zusammen ................. 25 P. Adalbert Mohn: Neugründang in Spanien ........... 26 P. Georg Klose: Von Amsterdam nach Lima .......... 30 Kleine Missionsrundschau ......... 34 P. Adalbert Mohn Die katholische Kirche ........... 39 Belgisch Kongo wird selbständig... 40 P. Oskar Hof mann: St. Ansgar, Apostel des Nordens... 42 Hugo Kocher: Die schwarze Blüte (1) ........... 44 Koko und Poko .................... 48 Von Josef stal nach Spanien ...... 3. Umschlagseite Titelbild Herz Jesu von unbekanntem Meister Eggingen bei Ulm Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien : Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.---S. 15 — Lire 500 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck : Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Unsere Bilder: R. Lechner 5, Zirlik 1, Fides 11 Vor seiner Rückreise nach Südafrika wurde Bischof Anton Reiferer mit P. Generalprokurator Anton Fink (Rom) vom Hl. Vater in Audienz empfangen. Heimat und Mission gehören zusammen Aus einer Predigt des Hochwst. Herrn Bischofs Dr. Joseph Gargitter von Brixen Es hängt von dieser gegenwärtigen Stunde ab, ob viele Völker, zumal der ganze afrikanische Kontinent in naher Zukunft das Antlitz Christ oder das des gottlosen Bolschewismus tragen werden, ob viele Heidenvölker das Herz der Heilsbotschaft des Erlösers zuwenden oder in die Sklaverei des Materialismus fallen werden, ob Millionen von Seelen gerettet werden oder verloren gehen, ob die Kirche Christi ihre Sendung zum Heil und Segen für diese Völker fortsetzen kann oder ob ihr der Zugang in diese Länder auf viele Jahre und Jahrzehnte versperrt sein wird. Da tut großzügige und rasche Hilfe not, Hilfe an Missionaren und an den notwendigen finanziellen Mitteln, ohne die die Arbeit in den Missionen lahmgelegt bleibt. Das Gottesreich auf‘Erden ist ein lebendiger Organismus, für dessen Gesundheit und Wachstum alle Glieder beitragen müssen. Wir sind Glieder am Leibe Christi. Und jede Pfarrgemeinde ist wie eine lebendige Zelle im Gottesreich und jede Diözese ist eine solche Zelle, ein lebendiges Glied am Gesamtorganismus der Kirche. Der einzelne Christ, die Pfarrei und die Diözese leben vom Lebensstrom der Gesamtkirche; ihr Lebenssinn ist es, als lebendige Glieder zum Wohl und zum Aufbau des Leibes Christi beizutragen. Wenn sie diese Aufgabe nicht erfüllen, sterben sie notwendig ab. Deshalb müssen alle, jeder einzelne Christ, jede Pfarrgemeinde und jede Diözese, missionarisch eingestellt sein. Das Interesse und die Hilfe für die Missionen gehören zu den Lebensbedingungen und zu den selbstverständlichen Lebensäußerungen der Pfarrei und der Diözese. Man kann ruhig sagen, die Kraft des Glaubens in einem Volk zeigt sich in den Missionsberufen und in den Missionshilfen, die es hervorbringt. Blü- Neiigrüitdung in Spanien ■ Von P. Adalbert Mohn Am 23. Februar reisten zwei Patres (P. Konrad Lohr und P. Adalbert Mohn) und vier Brüder ( Br. Paul. Zeller, Br. Linus Mischi, Br. Martin PI on er und Br. Matthias Oberparle'iter) nach Spanien, um beim Aufbau von zwei neuen Niederlassungen, die unsere Kongregation in diesem Jahre- dort gründet, mitzuwirken. P. Franz Kiefer le war schon im vergangenen Herbst worausgereist, um die nötigen Vorbereitungen ZU treffen. In Saldana, einem etwa 3000 Einwohner zählenden Städtchen im Norden der Provinz Palenoia in der Landschaft Altkastilien, beginnen wir in Kürze mit dem Bau eines großen Knabenseminars. Das I Baugrundstück ist etwa fünf Hektar1 groß und bietet also genügend Möglichkeiten für den' Ausbau des Semipars, für die Anlage von Sport* platzen, Gärten usw. Die Seminaristen werden am schon bestehenden Instituto Laboral zur Schule gehen. Dieses' Institut ist bisher eine rein naturwissenschaftliche Mittelschule mit Englisch als einziger Fremdsprache.. Unter Mithilfe unserer Patres soll es zu einem Vollgymnasium 'entwickelt werden, ; wobei unsere Patres den Unterricht in Latein und Griechisch und ebenfalls in Deutsch geben sollen; auf den Deutschunterricht wird von seiten der Spanier besonderer Wert gelegt. hender Missionsgeist ist ein sicheres und zugleich das schönste Zeugnis für die Lebendigkeit des Glaubens in jeder Pfarrei und Diözese. • Diözese und Missionen sind keine Konkurrenzunternehmen, sondern gehören zusammen in der Einheit des Leibes. Christi, in der Familiengemeinschaft, der einen katholischen Kirche. Damit die Missionare selber leben und arbeiten können, damit die unerläßlichen Voraussetzungen für die Missiönsarbeit bereitgestellt werden können |h§? denkt an die Missionsstationen, an die Gotteshäuser, die Seminare, die Schulen, die Spitäler —; bedarf es großer finanzieller In der Nähe der. Provinzhauptstadt * Palencia erwerben wir ein 31 Hektar 3 großes Landgut (die Spanier nennen so j etwas eine Finca), das die wirtschaftliche;* Grundlage sowohl für das Knabensemi-1« nar in dem 63 km entfernten Saldana * wie auch für das später von uns in Pa- j lencia noch zu errichtende Noviziat und 1 Klerikal geben soll. Dort wartet also die I Arbeit vor allem auf die Brüder; die mit : 1 nach Spanien gereist sind und sofort mit * der Aussaat beginnen müssen, um schon j in diesem Jahre das landwirtschaftliche -J Anwesen, das überall künstlich bewäs- .1 • sert ist/gründlich ausZunützen. D(e Gegend, in’der die beiden Städte- l Palencia und Saldana liegen, ist ziemlich 1 steppenartig und nur an den Flußläufen ì fruchtbar. Sie heißt, „ Campos göticos Gotische Felder". Das deutet darauf hin, J daß hier einmal ein germanisches Volk .1 |||idie Westgoten -r— gelebt hat, Palencia 1 und Saldana, die beide an dem Flüßchen ,| Carrion liegen, hatten schon in der "1 Römerzeit, also vor fast 2000 Jahren, | einige Bedeutung. Die alte Brücke , mitfl den’ 22 Bögen in Saldana stammt noch | aus dieser Zeit.’ Die, Westgoten Waren | im 4. Jahrhundert nach Chritsuš als'>3 erstes germanisches Volk christlich get‘J worden; allerdings schlossen sie sich | nicht der'katholischen Kirche an, sondern I der damals sehr mächtigen Irrlehre der i Mittel. Beherzigen wir hierin ein Wort Pius XII., der schreibt.: „Was könnte ein-Missionspriester, der in-der Ausübung seines apostolischen Amtes durch das Fehlen aller Mittel behindert ist, nicht allein mit dem Geld tun, däs mancher Christ nür für flüchtige Vergnügungen; ausgibt. Jeder Gläübige, jede Familie,-jede christliche Gemeinschaft sollte hier; ihr Gewissen fragen. Denkt an die; Gnade unseres Herrn Jesus Christus, der, obschon er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich 'werdet (2 Kor. 8,9), und gebt von euerem'Überfluß und manchmal selbst von dem, was ihr. nötigbraucht." Zur Gründung von zwei Niederlassungen in Nordspanien reisten am 23. Februar in Ellwangen ab: sitzend, von links, P. Konrad Lohr, Br. Paul Zeller, P. Adalbert Moiin; stehend die Brüder Martin Ploner, Matthias Oberparieiter und Linus Mischi. Arianer, die jedoch gültige Bischöfe und Priester hatte wie die katholische Kirche. Im 5. Jahrhundert zogen die Westgoten vom Balkan nach Italien und von dort • weiter nach Frankreich, wo sie zunächst ein Königreich errichteten. Im 6. Jahrhundert zogen sie weiter nach Spanien, wo sie wiederum ein großes und mächtiges Reich gründeten. Zu gleicher Zeit errichteten auch die germanischen Sweben im westlichen Spanien und im nördlichen Portugal ein Königreich, während das Reich der Westgoten fast die gesamte übrige Halbinsel umfaßte. Von den Sweben stammt der Name Schwaben. Die Sweben waren ein großes germanisches Volk, das sich später in die Stämme der Thüringer, Franken, Schwaben und Alemannen teilte; ein Teil davon zog in der großen Völkerwanderung' bis nach Spanien und Portugal und gründete das erwähnte Königreich, während die übrigen Stämme sich in West-und Süddeutschland, in Frankreich und der Schweiz niederließen. Im Jahre 586 wurden die Westgoten katholisch; aber schon 711 wurde ihr Reich von den mohammedanischen Arabern vemichtét. Unter Kaiser Karl dem ' Großen versuchten die Franken, Spanien, das fast ganz von den Arabern beherrscht wurde, für das Christentum und die Germanen zurückzugewinnen. Bei diesen Kämpfen, die nur geringen Erfolg hatten, fiel nach der Sage der berühmte fränkische Held Roland in dem Pyrenäenpaß zu Roncesvalles. Aus der Vermischung i der iberischen Urbevölkerung, der eingewanderten Römer und Germanen hatte sich inzwischen das spanische Volk gebildet, dem es in jahr--hundertelangen Kämpfen gelang, die arabische Fremdherrschaft abzuschütteln. Nach und nach wurde ganz Spanien wieder katholisch, so daß es heute zu den am meisten katholischen Ländern gehört, die es überhaupt gibt. Im 16. und 17. Jahrhundert eroberten die Spanier und Portugiesen ganz Mittel- und Südamerika, die Philippinen in Ostasien und andere kleine Gebiete. Trotz der vielen Greuel, die von spanischen und portugiesischen Soldaten und Kaufleuten begangen Wurden, gab es doch aus beiden Ländern auch unzählige Missionare, die den überseeischen Völkern den katholischen Glauben brachten, darunter auch die beiden größten Hei- denmissionare Franz Xaver und Petrus Claver, von denen jeder — der eine in Ostasien, der andere in Südamerika — über 300 000 Heiden mit eigener Hand getauft haben soll. Im vorigen Jahrhundert schüttelten alle diese spanischen und portugiesischen Kolonialländer die europäische Herrschaft ab und verwiesen die spanischen und portugiesischen Priester des Landes. Seitdem herrscht in diesen Ländern, vor allem in Mittel- und Südamerika und auf den Philippinen in Ostasien ein erschreckender Priestermangel. Heute, nach über 100 Jahren, ist aller Nationalismus der Befreiuungskriege vergessen. Man sieht Spanier und Portugiesen sozusagen als Landsleute an, weil man ja dieselbe Sprache spricht wie sie. Es ist eine seltsame Fügung, daß nun gerade in unseren Tagen kaum ein Land in Europa einen derartigen Überschuß an Priesterberufen aufweist wie Spanien; nur sind die Spanier allein nicht in der Lage, all die vielen Berufe aufzu- fangen und nach Süd- und Mittelamerika zu lenken. Deshalb hat sich unsere Kongregation entschlossen, in Spanien Niederlassungen zu gründen, um Priester ausbilden zu helfen für die priester-armen Länder in der spanischsprechenden Welt. Die Provinz Palencia, in der beide Niederlassungen liegen, liegt in der Landschaft Altkastilien, die in Spanien den' meisten Überschuß an .Priesterberufen hat. Palencia selber ist eine Stadt von 45 000 Einwohnern mit vielen herrlichen Kirchen, Palästen und anderen Baudenkmälern. 1209 wurde hier die erste spanische Universität gegründet, die dann 1239 nach Salamanca verlegt wurde und zu den ersten Universitäten Europas gehört. Die Stadt verfügt über einige Industrie, vor allem Metall-, Textil- und Lederindustrie. Sie ist zugleich Bischofsstadt. Der Bischof selber war es, der uns herzlich und dringend gebeten hat, in sein Bistum zu kommen, um Missionspriester für Südamerika heranzubilden. • Portal der Kathedrale von Palencia. Straße in Palencia Tal,von Roncesvalles, in dem nach der Sage der Held Roland, Paladin Karls des Großen, im Jahre 778 den Tod fand. Yon Amsterdam nach Lima Reiseeindrücke aus Südamerika. Von P. Georg Klo s e Am 15. November 1959 stach der holländische Frachter „Achilles" zu seiner Jungfernfahrt nach Südamerika in See. An Bord befanden sich zwölf Passagiere, unter ihnen Schwester Ruth und Schwester Clarissa aus Vierzehnheiligen bei Bamberg, P. Karl Wetzel und P. Georg Klose. P, Wetzel kehrte von seinem Heimaturlaub nach Lima zurück, P. Klose machte seine erste Fahrt in sein Bestimmungsland Peru. Nachdem wir zwei Wochen lang clas Meer ausgiebig in seinen stürmischen Launen erleben und auch seine phlegmatische Ruhe etwas hatten genießen dürfen, begann der interessanteste Teil unserer Reise in die Mission,’ von dem ich nun einiges erzählen möchte. Auf der Ölinsel Curasao Es ist Freitag, der 27. November. Kurz nach dem Mittagessen ertönt an Bord der Ruf: „Land in Sicht!“ Eine Insel taucht vor uns aus dem Meere auf. Ich gehe auf die Kommandobrücke und betrachte durch das Fernglas das öde Eiland mit seinem spärlichen Baumbestand. Curasao, so heißt die Insel, liegt einige Meilen vor uns. Der Kapitän unterrichtet uns über diese bekannte holländische Kronkolonie, die bedeutendste der niederländischen Antillen im Karibischen Meer. Hier befinden sich nämlich die größten Ölraffinerien der Welt. Das im 40 Meilen entfernten Venezuela geförderte Erdöl wird zum größten Teil auf dieser Insel .verarbeitet. Daher legen fast alle Schiffe, die Westindien passieren, hier an,, um öl zu fassen. Auch für unser Schiiff'war das der einzige Grund, hier unsere Fahrt zu unterbrechen. Gegen 14 Uhr legen wir in der einige Meilen vom eigentlichen Hafen entfernten Caracasbay an; denn wegen unserer Dynamitladung durften wir den schönen, großen Hafen nicht anlaufen. Gleich beginnen Neger — mit ihren gelben Tropenhüten ein die Kamera lockender Anblick — emsig mit modernen Maschinen und Hebevorrichtungen die dicken Ölleitungen zur Brennstoffübernahme herzurichten. Wir Passagiere freilich müssen noch dreiviertel Stunden warten, bis sich die Polizei an Bord bemüht, um uns die Erlaubnis für einen Besuch der Insel zu erteilen. Zwei Taxis stehen bereit, die beiden Fahrer sind Neger. Der eine hat ein interessantes Gebiß. Wie ein Urwald stehen die Zähne durcheinander und ragen nach allen Himmelsrichtungen. Der arme Kerl mag sich wohl schon oft beim Essen die Kiefern verrenkt und in die Lippen gebissen haben. Seiner Fahrkunst tut das aber keinen Eintrag. In flotter Fahrt geht es durch die ziemlich trockene und Unfruchtbare Insel. Vorbei an knallbunten Bungalows gutsituierter Familien und dem Einfällen nahen Elendshütten der armen Bevölkerung erreichen wir in 15 Minuten Wilhelmstadt, die Hauptstadt der Insel. Wir verabreden uns noch mit dem Taxifahrer für die Rückfahrt und beginnen unsern Stadtbummel. Bummel durch Wilhelmstadt Das grelle Farbengemisch der Häuser und Geschäftsreklamen fällt einem in den verhältnismäßig engen Straßen zuerst auf. Der Fremde spürt aber auch etwas von der holländischen Sauberkeit im Straßenbild der südländischen Stadt. Curagao ist ein beliebtes Touristenziel der Nordamerikaner. Es ist außerdem Freihafen, und so kann man alles verhältnismäßig billig kaufen. Wenigstens gilt das für einen amerikanischen Geldbeutel. Als Ausländer muß man verflixt aufpassen, wenn man nicht von den Geschäftsleuten übers Ohr gehauen werden will. Sobald die Verkäufer merken, daß man Dollars in der Brieftasche hat, verstehen sich die Preise der Waren plötzlich nicht mehr in Curagaoer Gulden, sondern in amerikanischen Dollars; durch diesen Trick bekommt man ein Mehrfaches des Preises abgenommen, ohne es recht zü merken. Dabei stellen sich manche Verkäuferinnen, als könnten sie nicht bis drei zählen. Es ist überraschend zu sehen, daß die Bevölkerung zu drei Vierteln aus Negern besteht. In Kleidung und Lebensstil Nach, der Ankunft in Callao: Von links nach rechts die beiden Reisegefährtinnen Schw. Ruth und Schw, Clarissa, Schw. Provinzialoberin Johanna, Kapitän, erster Offizier, P. Klose, ganz außen Schw. Corona aus Landshut. ahmen sie die Amerikaner nach. Für einen Europäer ist es ein. ungewohntes Bild, fast nur Neger in vornehmen amerikanischen Wagen fahren zu sehen. Wie in fast allen südamerikanischen Ländern gibt es auch hier die sogenannten Kollektivtaxen, die ich übrigens ganz praktisch finde. Ein solches Taxi fährt nur eine bestimmte Strecke. An einem der beiden Endpunkte der Strecke steigen die Passagiere ein und warten geduldig, bis sich fünf Mann eingefunden haben. Dann geht die Fahrt los. Der Fahrer hält dort, wo man aussteigen will, und nimmt unterwegs weitere Fahrgäste auf. Die Preise sind niedrig. Den Hauptreichtum der etwa 120 000 Einwohner der Insel bilden die Ölraffinerien. Menschen aus aller Herren Länder finden sich hier ein, um Geld zu verdienen. Wir bummeln durch die Stadt, ergötzen uns an der bunten Vielfalt der Kleidung, besichtigen einige Kirchen -— geraten dabei auch in eine Synagoge und eine protestantische Kirche —und kommen zum venezolanischen Obst- und Gemüsemarkt, einer besonderen Sehenswürdigkeit von Curagao. In einem Nebenbecken des großen, von der Natur selbst geschaffenen Hafens liegen etwa 20 bis 30 helle Schoner (Segelschiffe mittlerer Größe) an einem Kai. Unmittelbar vor dem Bug eines Schiffes steht — auf der Kaimauer — ein dunkelhäutiger Venezolane und preist seine auf einem Tisch ausgebreiteten Früchte und sein Gemüse an. Der Anblick ist wenig appetitlich. Eine weitausgespannte Zeltplane schützt den Händler und seine Ware vor den sengenden Sonnenstrahlen. Und so steht eine Bude neben der anderen. Wild und verwegen sehen diese Gemüsehändler drein, die ihre Zitronen, Orangen, Bananen, Tomaten, Papaias, Ananas und andere Tropenfrüchte auf ihren Booten von Venezuela herüberbringen. Wir betrachten die Früchte, von denen ich viele noch nie gesehen hatte. Zum Kauf kann uns jedoch keine verlocken. Der Gestank des Wassers, in das alle Abfälle geworfen werden, die großen Und kleinen Fliegen, die den Händlern keine Ruhe lassen, und die stinkenden Fische und Muscheln, die feilgeboten werden, ■ lassen einem alle Kauflust von selbst vergehen. Eine weitere interessante Sehenswürdigkeit von Wilhelmstadt ist eine Pontonbrücke. Die St.-Anna-Bay verengt sich an der Küste wie ein enger Flaschenhals und weitet sich dann zu einem großen, langgestreckten Hafenbecken. Einen günstigeren Hafen kann man sich kaum denken., Die beiden Ufer dieser etwa 150 Meter breiten Einfahrt verbindet eine schwimmende Brücker Sooft ein Ozeandampfer einlaufen will, wird die auf großen Pontons ruhende Brücke mittels eines kleinen, eingebauten Motorbootes herumgeschwenkt und so die Einfahrt freigegeben. Dies geschieht mindestens alle halbe Stunde, da laufend Frachter, 'Bananehdampfer oder Passagierschiffe ein- oder auslaufen. Durch Zufall kommen wir mit einem netten jungen Curagaoer ins Gespräch, der einige Zeit bei seinem Bruder in Deutschland gewesen war und uns an der Sprache als Deutsche erkannt hatte. Wir erfahren von ihm, daß die Neger hier eine eigene Sprache, das Papia-mento, sprechen. Der Wortschatz dieser Sprache stammt zum großen Teil aus dem Spanischen und Portugiesischen; dazu kommen Elemente anderer Sprachen. Außerdem prägt jeder frei nach dem Augenblickseinifall neue Wörter und Formen, die der Stammesbruder aber instinktmäßig sofort versteht. Dieses Kauderwelsch ist natürlich nur den Eingeborenen verständlich. Wir bummeln wieder über die Pontonbrücke zurück zum Taxi. Die bunten, malerischen Giebel in der Altstadt erinnern uns ganz an Holland. Auf der Straße kennt man keine Eile und keine Hetze. Obwohl die Straßen eng sind und der Verkehr dadurch oft ins Stocken gerät, beobachten wir keine -Nervosität, was unsj die wir aus dem alten Europa mit seiner Hast kommen, besonders beeindruckt. Als wir zahlen wollen, haben wir die größte Mühe, dem Fahrer mit dem Urwaldgebiß klarzumachen, daß fünf holländische Gulden gut einem amerikanischen Dollar entsprechen, ja, daß er dabei sogar noch etwas besser wegkommt. — Um 20.45 Uhr werden die Taue des Schiffes gelöst, und wir gleiten ruhig in die sternklare Nacht hinaus. Weiter nach Colon Die See ist ruhig. Von' Zeit zu Zeit wird die venezolanische Küste als dunkelgrauer Streifen am Horizont sichtbar. Am Nachmittag aber bietet sich uns im Süden ein herrlicher Anblick: Die Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien ragt leuchtend in den blauen Himmel. Knapp 6000 Meter hohe gigantische Berggipfel strahlen in ihrem weißen Schneegewand. In unsagbar schönem Glanz ruhen die riesigen Gletscherfelder an den steilen Flanken dés wuchtigen Bergmassivs. Dje unverletzbare Ruhe diesér Bergeshöhen scheint bis zu uns aufs Schiff auszustrahlen. Mit tiefer Freude nehmen wir das prächtige Bild in uns auf. Langsam, mit dem Sinken der Sonne?, Schmilzt auch der Silberglanz der Schnee-und Gletscherfelder wieder dahin. Die Sonne versinkt hinter dem Horizont und läßt die Berge noch einmal in zartem Rosa erglühen. Dann ragen die Gipfel nur noch grau und kalt in den Abend-himmel. Am Sonntag, dem 29. November, erreichen wir gegen 16.15 Uhr die Bucht von Colon (benannt nach Cristobal Colon = Christoph Columbus). Ein Lotse lenkt unser Schiff durch eine enge Einfahrt in die ausgedehnte Bucht, wo wir vor Anker gehen; denn die Durchfahrt durch den Kanal ist nur bei Tag gestattet. Einige Frachter und Tanker liegen bereits in der durch einen Steinwall gegen die Meereswogen geschützten Bay und warten auf den Morgen. Im Lauf der Nacht gesellen sich-uns noch andere Schiffe zu, darunter auch ein glänzend weißer deutscher Bananendampfer. Wir werfen einen Blick auf unser Schiff und stellen fest, daß inzwischen schon mehrere Flaggen aufgezogen worden sind. Da flattert lustig im Abendwind das amerikanische Sternenbanner als Zeichen der Begrüßung. Der' Kanal ist nämlich mit einem beiderseits acht Kilometer; breiten Uferstreifen Eigentum dér Vereinigten Staaten. Und es ist Seemannsbrauch, beim Einlaufen in einen fremden Häfen die Flagge des betreffen-^ den Landes zu hissen. Außerdem sehen wir die rot-weiß-blaue holländische Flagge vorn am Bug wehen und am Top des hinteren Mastes die hellblaue Flagge der Schiffsgesellschaft ; KNSM. Eine quadratische gelbe Signalflagge kündet den Hafenbehörden, daß an Bord c alles gesund ist. Zum Glück haben unsere beiden Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen ihre Seekrankheit bereits hinter sich und sind wohlauf, sonst -müßten wir ' wahrscheinlich eine weiße Flagge hissen mit der Bedeutung: Seekranke Ordensschwestern an Bord! Das rote Fläggentuch über der Kommandobrücke ist uns schon von Amsterdam her vertraut. Es erinnert uns daran — falls wir es schon wieder vergessen haben sollten —, daß wir Sprengstoff und Munition an Bord haben. Und weil wir für . die Kanalfahrt . einen Lotsen benötigen, winkt die blau-gelb gestreifte Flagge lebhaft flatternd zum Hafen hinüber. Die Nacht schlafen wir alle sehr gub denn die’ Maschinen dürfen auch einmal ausruhen. Ich gehe bald, ins Bett, um am nächsten Morgen auf dem Posten zu sein, denn . es wird ein interessanter Tag werden. Auf dem Panamakanäl Es ist Montag, der 30. November. Uin 5.30 Uhr sollten wir die Anker lichten. Jedoch noch gestern abend war die Weiterfahrt auf 8.00 Uhr festgelegt worden. Doch wegen der Unpünktlichkeit der Arbeiter ("wir sind in-Südamerika!) rasseln die Ankerketten erst um 9,30 Uhr und holen die schweren Anker aus der Tiefe. Wir durchqueren die Budit von Colon und erreichen nach 20 Minuten langsamer Fahrt die dreistufige Eingangsschleuse zum Kanal. Wir müssen zunächst noch warten, aber dann werden wir in das erste Schleusenbecken gezogen. Rechts und links halten an starken Seilen je drei kleine, aber kräftige, auf Zahnradschienen laufende Dieselloks unser Schiff, um *es beim Einfluten des Wassers in das Schleusénbassin vor Beschädigung an den Wänden zu bewahren. Die riesenhaften Eisentore drehen sich ; in ihren Angeln und greifen schließlidi mit ihren raubtiergleichen Verschlußzähnen knirschend ineinander. In wenigen Minuten steigt der Wasserspiegel, und wir werden néun Meter gehoben. Die Sonne brennt glühend heiß vom blauen Tropenhimmel, aber wir halten auf der Kommandobrücke aus, um das interessante Schleusenmanöver genau zu beobachten. Nun öffnen sich, wie von unsichtbarer Hand geschoben, langsam die vorderen,, mächtigen Tore, und Wir werden von den schwarzgelben Dieselloks in das zweite Becken gezogen. Wieder hebt sich das Schiff um neun Meter. Der gleiche Vorgang wiederholt sich darin noch ein drittes Mal. Der Höhenunterschied zwischen dem Meeresspiegel und dem Kanal beträgt also 27 Meter. Obep angekommen, breitet sidi vor uns ein ziemlich ausgedehnter See aus. Links, kurz vor der Schleuse,. wartet die „Réina del Mar", eines der neuesten und modernsten englischen Passagierschiffe, das zwischen England und Chile verkehrt. Wir winken freudig hinüber. .Unser. Augenmerk gilt nun dem Kanal, der. zum großen Teil kein eigentlicher Kanal, sondern ein langgestreckter See ist,. Rings an den off tief eingebuchteten Ufern sehen wir nichts als dichte, dschungelartige Wälder. Dieser Gatüri-see entstand durch Aufstauung deš Chagres an der Ostseite der Landenge von Panama. Er bildet das Wasserreservoir für den Betrieb der Schleusen, und selbst, wenn es zwei Jahre lang nicht regnen sollte, würde der Kanal infolge, dieser gestauten Wassermassen befahrbar bleiben. Wir stehen an Deck, blicken staunend hinüber zu den ” dunkelgrünen Wäldern und bewundern die vielen kleinen; wild-verwachsenen Eilande des Sees, die in mir robinsonhafte Gefühle erwecken. Als sich der künstliche See zu Beginn unseres Jahrhunderts mit Wasser füllte, flüchteten die Tiere dieses Urwaldgebietes auf die verschiedenen Erhebungen, die nun als Inseln aus dem Wasser ragen. Die Barro-Colorado-Insel ist heute ein bekanntes, nur Wissenschaftlern zugängliches Naturschutzgebiet für biologische Forschungen. Ein Lotse steuert die „Achilles" auf der durch Bojen gekennzeichneten Route durch, den See, der nach einiger Zeit immer schmäler wird. In Colon Waren für die Schleusenmanöver 15 bis 20 Neger an Bord gekommen, sie hegen nun auf der faulen Haut oder wollen mit Ansichtskarten, bunten Tüchern oder sonstigem Krimskrams nebenbei etwas verdienen. Sie fahren täglich einmal, praktisch nichts tuend, durch den Kanal, ver- Kleine Missionsrundschau Erzbischof von Durban zur Rassenfrage Auf der Jahresversammlung des Südäfri-kanischen Instituts für Rassenbeziehung am 11. Januar, die von 300 Delegierten aus allen Teilen der Union beschickt war, bezeich-nete Erzbischof Hurley von Durban das mit 1960 beginnende Jahrzehnt als schicksalhaft für Südafrika. Diese Dekade dürfte nach den Worten des Bischofs wohl das Ende des Kolonialismus auf dem Kontinent und möglicherweise eine Krise für die weiße Herrschaft in Südafrika bedeuten. Das Rasseninstitüt würde in den kommenden zehn Jahren eine ungeheuer große Aufgabe zu lösen haben. Es hätte die weißen Südafrikaner zu überzeugen, daß die gemeinsame Auffassung der Menschheit über dienen dabei sieben Dollar und sind damit auch noch nicht zufrieden. Nach getaner Arbeit — sie haben lediglich beim Passieren der Schleusen die Taue auf dem Schiff zu befestigen und nachher wieder zu lösen .—- zerrinnt ein Teil dieser sieben Dollar wieder in Panama-City in Bier und. Wisky. Auf dieser acht- bis neunstiindigèn Fahrt durch den 70 Kilometer langen Kanal begegnen uns Schiffe aller möglichen Nationen. Wir haben nur sehr langsame Fahrt, um bei der nicht allzubreiten Fahrrinne nicht mit entgegenkommenden Ozeanriesen in Kollision zu geraten. Selbst beim Mittagessen haben wir keine Ruhe, weil es immer wieder etwas Neues zu sehen gibt. Kurz vor der Ausgangsschleuse weitet sich der Kanal zum Miraflores-See. Inzwischen pirsche ich mich über riesige Rohre, Taue, Seile und Ankerketten bis zur äußersten Bugspitze vor und beobachte zusammen mit dem zweiten Ofizier aus allernächster Nähe die interessante Schleusendurchfahrt. In drei Stufen geht es wieder 27 Meter hinab, zum Pazifischen Ozean. Es ist immer noch mörderisch heiß. Barfuß auf den Holzplanken des Decks zu stehen, ist fast unmöglich. Meine Nase beginnt wie eine rote Kontrollampe der Schleusenanlagen zu glühen. Nach einer halben Stunde halte ich es doch für ratsamer, mich in den Schäften zurückzuziehen. Denn auf einen Panamasonnen- das lächerliche Bestehen auf Farb'enunter-schieden ebenso hinausragt wie etwa ein Berg den Maufwurfhügel überragt. In einem veränderten Südafrika müßte der weiße Mann äußerste Anstrengungen machen, um die Vorurteile der Vergangenheit zu überwinden. Südafrikaner müßten geistig und gefühlsmäßig auf den veränderten Kontinent vorbereitet sein, in dem sie zu leben hätten. Während das Institut hilft, soweit das in seinem Bereich möglich ist, müßten auch Presse, Universitäten und religiöse Körperschaften mithelfen, um die öffentliche Meinung zu bearbeiten. Den weißen Afrikanern muß geholfen werden, daß sie mit wohlwollender Sympatie stich möchte ich doch lieber verzichten. Die Landenge von Panama wurde im Jahre 1513 vom tollkühnen Spanier Vasco Nunez Balboa entdeckt. Er' drang in das Innere des Landes vor und hatte dabei das Glück, es an der schmälsten Stelle zu tun. Aber welch ein entsetzlicher Weg durch diese mörderische, versumpfte, fieberschwangere tropische Urwaldzone! Doch er war der erste Europäer, der den Stillen Ozean an Amerikas Westküste sichtete. Es geschah dies am 25. September 1513. Im Jahre 1958 passierten — allerdings eine Rekordzahl — 10 550 Schiffe den Panamakanal. 1904 war mit dem Bau des Kanals und seiner gewaltigen Schleusenanlagen begonnen worden, und nach zehnjähriger Bauzeit war er schon vollendet. Im Lauf der Jahre wurde die Kanalzone von den Amerikanern stark befestigt. Etwa um 16.30 Uhr kommen wir wieder auf die offene See. Wir blicken noch einmal: zurück. Eine weite, herrliche Bucht liegt vor uns. Einsame, wuchtige Felskegel recken sich aus den Fluten. Märchenhaft schön liegt Panama-City an dem weiten Bogen der Bucht und den sanft ansteigenden 'Hängen. Die untergehende Sonne taucht das ganze Panorama in zartes, feenhaftes Abendlicht. Lange noch sitzen wir auf Deck in den Liegestühlen und genießen den wundervollen Anblick. (Schluß folgt) Blick in eine Lehrwerkstätte, geleitet von einem Missionsbruder. Wie man sieht, sind die Schreinerlehrlinge ganz bei der Sache. Viele Angehörige der schwarzen Rasse sind sehr bildungshungrig; denn Bildung bedeutet sozialen Aufstieg und politische Macht. und nicht mit Befürchtungen auf die Entwicklung Afrikas schauen, daß sie es als einen Gewinn und nidht einen Verlust anse-hen, daß Menschen, gleichviel welcher Farbe sie sind, einen Schritt vorwärts tun in der Entwicklung des menschlichen; Geistes und der Übernahme der Verantwortlichkeit. Erzbischof Hurley beklagte es als eine Tragödie, daß nicht viel Zeit mehr zum überlegen übrig bleibt und daß den weißen Südafrikanern wie, ein Geburtsfehler ihre Unfähigkeit anhaftet, der Wahrheit in Rassen- dingen ins Auge zu schauen: Die Hautfarbe ! ruft bei ihnen solch blindes'Vorurteil und ’ unversöhnliche Leidenschaft hervor, daß kla- i res Sehen 'und vernünftige Überlegung un- . möglich erscheinen. Was Afrika angeht, so | müßte ihm der Westen weitherzig seihe wirt-' schaftliche Hilfe angèdeihen lassen. Mit dem ; Fall der Kolonialschranken werden" afrika- 3 nische Gebiete dem Handel und 'der Inve- J stierung von überallher offenstehen! Der Westen muß sich klar sein, daß, wenn er..' nicht die gebotene Gelegenheit ergreift, die ! marxistische Welt das tün wird. Mit "solch altertümlichen ■] landwirtschaftlichen Metho- J den (vier Bilder) kann man i das 404 Millionen zählende-f indische Volk nicht ernäh- ; ren. Mit dem Fastenopfer der deutschen und österreichischen Katholiken will -man . u. a. auch land wirt- Ì schaftliche Schulen errich- ■ ten. In der Zentrale der. Welt-* Ernährungs-Organisation (FAO) der Vereinten Nationen in Rom ließen sich über 1600 Geistliche und Kleriker. - aus 92 Nationen in die Arbeit dieser großen Organisation einführen.' Das 1950 gegründete Uni- ' . y ersitätskolleg für Mis- sionsärzte in Padua konnte in den zehn Jahren seines Bestehens bereits 55 Ärzte in die Missionen entsenden. Am 10. Januar weihte Kardinal Agagianian, Proprä-. fekt der Propagandakon-gregation, für die Studenten und Studentinnen (z. Z. 26 aus Italien und 45 aus Asien und Afrika) ein neues,, Kollegsgebäude ein., Auf dem Bild überreicht Kardinal Agagianian einer Studentin aus Asien als Geschenk ein neues Meßbuch,- Kleinseminar für Farbige in Kapstadt Das neue Seminar für Farbige, das am 9. Dezember letzten Jahres bei Kapstadt eröffnet wurde, wird sich in kurzer Zeit als zu klein erweisen. Erzbischof Owen McCann, der die größte und am meisten fortgeschrittene „farbige" Bevölkerung in Südafrika in seiner Diözese hat, errichtete ein kleines Seminar für 30 Knaben, die in dem nahen Kolleg der Schulbrüder die Schule besuchen sollen. Die Zulassungsgesuche aus der Erzdiözese und andern Diözesen beweisen, daß das Seminar schon bald zu klein sein dürfte. Auch stellte sich die Notwendigkeit heraus, ein großes Seminar zur Verfügung zu haben, damit man nicht gezwungen wäre, alle die Groß-Semi-naristen nach Rom oder dem St.-Peters-Seminar in Pevensey-Natal zu schicken. Die Farbigen stellen in Südafrika eine Mischrasse aus Hottentotten, Buschmännern, Europäern, Malaien, Afrikanern und Indern dar. Sie machen ungefähr 10 Prozent der Gesamtbevölkerung und der Katholiken des Landes aus. Da sie weder zur führenden europäischen Kaste nodi zu der afrikanischen Majorität gehören, sind sie in gewissem Sinne benachteiligt. In der Nachkriegszeit haben sich ihr Lebensstandard Und ihre Erziehung beträchtlich gehoben, auch sind sie zahlreich in die katholische Kirche eingetreten. Ein eigenes ÜniVersitätskolleg wird durch Zutun der Regierung in der Nähe von Kapstadt für sie errichtet; hoffentlich kommt das Große Seminar auch dorthin zu stehen. Tiefer als das Meer, höher als die Berge Den Studenten von Schwarzafrika, die Ende Dezember 1959 in Paris ihren II. Kongreß abhielten, schickte der Allgemeine Chinesische Studenten-Bund die folgende Glückwunschbotschaft: „Im letzten Jahr haben Studenten von Schwarz-Afrika am Kampf gegen Imperialismus und Kolonialismus für die nationale Unabhängigkeit aktiven Anteil genommen. Solange die Studenten Schwarz-Afrikas einig und wachsam bleiben, werden die imperialistischen Komplotte zuschanden werden. Die chinesische Jugend steht an der Seite der afrikanischen Jugend." Die Studenten von Kamerun erhielten die folgende Sonderbotschaft: „Die nationalen demokratischen Bewegungen in Asien, Afrika und Lateinamerika zeigen sich in voller Stärke, während die Todfeinde des afrikanischen Volkes, die von den USA geführten Imperialisten, auseinanderfallen. Die Freundschaft unserer beiden Länder ist ' tiefer als das Meer, höher als die Berge." Papst Johannes XXXII. ernannte Bischof Mau-] rian Rugämbwa von Rutabo, Tanganjika, zumi ersteh Kardinal der schwarzen Rasse. Wir sehen ihn im Gespräch mit Papst Pius XII. Formosa: Schule und Schttlerhelm Das von den Schweizer Bethlehem-Missio-] naren geleitete Studentenheim in der Stadt Taitung entspricht einem dringenden Bedürf-j nis. Bereits ist es mit 160 Studenten besetzt, und die Eltern besonders der auswärtigen Studenten sind froh, daß ihre Söhne in ei-] nem Haus, das zu besserer Disziplin und besseren Leistungen .anregt, Unterkunft ge-: funden haben. Aber auch die staatliche Mit-] telschule weiß den guten Einfluß des Heimes mit seiner geistlichen Leitung auf die;' Studenten wohl zu schätzen und hat darum : zwei chinesische Priester als Professoren für den Unterricht in Geschichte, Englisch und Mathematik angestellt. Ihr Auftreten und] Wirken hat .bereits dahin geführt, daß manche heidnische Professoren ihre frühere Einschätzung der Missionare und Priester ei-3 ner Revision unterzogen haben. Viele von ihnen haben gerade deshalb die Ausstellung „Katholische Kirche" besucht. Den Bitten der Eltern entsprechend haben die Bethlehemiten bereits mit dem Bau eines zweiten Studentenheims für 36 Insassen, in Cheng-kung im Norden von Taitung begonnen. Die Ingenbohler Heiligkreuzschwestern denken ebenfalls daran, bei der Pfarrkirche ein Heim für 16 Studentinnen zu eröffnen. Die katholische Kirche in der Welt Von den 540 Millionen Einwohnern Europas sind heute 43 Prozent katholisch, also nicht einmal die Hälfte; dennoch stützt sich die katholische Mission fast völlig auf den „alten" Erdteil. Obwohl Amerika unter seinen 374 Millionen Einwohnern 60 Prozent Katholiken hat, gibt es dort nur zwei1 Länder, die sich aktiv an der Weltmission beteiligen; die beiden nordamerikanischen Staaten USA und Kanada —; also die beiden Staaten, deren Bevölkerung eigentlich europäischen Charakter hat. So hat die katholische Kirche bis zur Stunde eigentlich noch ein ganz europäisches Gepräge. Die Kirche in Südamerika, Mittelamerika, Afrika und Asien ist nicht voll mündig geworden; das sieht man daran, daß sie fast überall noch Missionskirché ist, auf Priester aus anderen Ländern wartet und noch nicht selber eine tragende Rolle innerhalb der Kirche spielt. Die Kirche in Australien, Neuseeland und Hawaii hat europäisches Gesicht; auf der Inselwelt Ozeaniens ist sie im übrigen reine Missionskirche, wenn auch dort schon ein erheblicher Teil katholisdi ist. Der volkreichste Erdteil der Welt, Asien, ist zugleich derjenige, in welchem die Kirche bisher am wenigsten Fuß zu fassen vermochte. Das einzige katholische Land Asiens, die Philippinen, ist ebenfalls Missionsland, weil es wie die Länder Mittel- und Südamerikas ein Land ohne Priester ist und noch ganz auf die Unterstützung von Europa und Nordamerika angewiesen ist. Unter den 1600 Millionen Einwohnern Asiens gibt es nur 32 Millionen Katholiken (zwei Prozent), von denen weit über die Hälfte auf den Philippinen leben. In Afrika mit seinen 220 Millionen Einwohnern hat die katholische Kirche schon elf Prozent für sich gewonnen, also mehr als doppelt soviel wie die verschiedenen protestantischen Kirchen zusammen. Die fünf Prozent Orthodoxen in Afrika gehören den sehr alten christlichen Kirchen in Ägypten und Abessinien an. Das Schwergewicht des Protestantismus liegt in Europa, wo er 26 Prozent ausmacht; er ist hier vor allem in drei Gruppen gespalten: Lutheraner, Reformierte (Kalvinisten) und Anglikaner, die freilich auch wieder unter sich gespalten sind. Bei den 22 Prozent Protestanten in Amerika sind nicht nur die verschiedenen größeren Kirchen gemeint, sondern auch die unzähligen Sekten, die sich von den einzelnen evangelischen Kirchen abgespalten haben. In Asien vermochte der Protestantismus noch weniger Fuß zu- fassen als die katholische Kirche. Der „protestantischste" Erdteil ist. Australien mit der umliegenden Inselwelt Ozeaniens (16,5 Millionen); den 25 Prozent Katholiken stehen dort 64 Prozent Protestanten gegenüber. Seltsamerweise ist dieser am letzten entdeckte und cbristiandlsierte Teil der Welt heute derjenige, der prozentual die meisten Christen aufweist. A. M. Belgisch Kongo wird selbständig n Belgien hat sich entschlossen, seinem: afrikanischen Kolonialgebiet, noch in diesem Jahr die politische Unabhängigkeit zu geben. - Vielerlei Fragen ergeben sich aus diesem überstürzt scheinenden Abzug Belgiens aus Afrika: Werden die Afrikaner genügend geschulte-, Führungskräfte haben? Wird zwischen den verschiedenen Stämmen blutiger Bürgerkrieg ausbrechen? An welchen der großen Machtblöcke wird sich der neue Staat anlehnen? Was wird aus der jungen Missioiis-•kirche? In weiser Voraussicht hat 'der Hl. Vater im letzten Jahr in Belgisch Kongo und Rüanda-Urundi die Hierarchie errichtet, d. h. aus den bisherigen Missionsgebieten Erzdiözesen und Diözesen gebildet und sie weitgehend einheimischem Klerus übergeben. ' Die Einstellung der meisten afrikanischen Führer berechtigt zu der Hoffnung, daß sich die Bildung des neuen Staates in Ruhe und Frieden und mit vereintem guten Willen’ Vollziehen wird. Die Kirche hat durch die Verlautbarungen der Apostolischen Vikare und Präfekten „freudig das Aufsteigen des I Kongo zur Unabhängigkeit begrüßt" und 1 die Gläubigen an den „Vorrang der Rechte Gottes und der menschlichen Per-, son" erinnert und ihre sozialen und brüderlichen Verpflichtungen , hihgeschärft. Die Kirche ist ängstlich bemüht, die Missionsarbeit aus den politischen Kämpfen herauszuhalten, und hat den Priestern und Ordensleuten' untersagt, sich als Wahlkandidaten aufstellen 'Zu lassen oder an derartigen Versammlungen teilzunehmen. 1 Dagegen empfiehlt die Kirche den katholischen Laien, positiv und in brüderlicher Eintracht mit den Andersgläubigen am Aufbau des Kongolandes und an der Schaffung des Geistes, der den neuen Staat erfüllen soll, mitzuarbeiten. Außer der kommunistischen bekennt sich keine Partei zu einer Ideologie, die gegen die Prinzipien verstößt, die die Kirche als Grundlage deš gesellschaft- lichen Lebens fördert. Eine. Reihe vonf Parteien zählen unter ihren Vorkämp-j fern aufrichtige Katholiken. 'Mehrerel europäische Katholiken entschlossen sicht ihrerseits, am Aufbau des neuen Staates! mitzuarbeiten, und traten der Nationa-j len Demokratischen Union bei. Sie: erM klärten: „Wir haben den Ehrgeiz;# auf verwaltungstechnischem, Wirtschaft® lichem und wissenschaftlichem Gebiet» die diskrete, aber notwendige Rolle vonf Ratgebern und Fachleuten zu spielen,» solange wir nötig und erwünscht sind." § Auf dem Gebiet der inneren Organi« sation,' des Laienapostolates und derj Sozialarbeit betont die Kirche ihren Wil-1 len, möglichst viele einheimische Füh-f rUngskräfte heranzuziehen und das Chri-j štentum im afrikanischen Boden zu ver-| wurzeln. Die Laien werden sich täglich! mehr ihrer Verantwortung bewußt, undf der Eifer der aktiven Vorkämpfer be-| rechtigt zu großer Hoffnung für die Kir-I che in Kongo und Ruanda-Urundi. Diel allumfassende Caritas, die normaler-] weise wenig in Erscheinung tritt, war in-l mitten der Unruhen des letzten Jahres! stark beachtet. Gerade auf die Missions-! Stationen.haben sich die meisten Männert und Frauen in ihrer Not geflüchtet, weil! sie wußten, daß sie hier Hilfe und Trost finden würden, gleichviel, welcher Rasse] und Religion sie angehörten. Die Kirche sieht sich in diesen Jahren! des Umbruchs am Kongo auch vor große ! Schwierigkeiten gestellt. Die Verwirrung! der Geister, die Unsicherheit der Zukunft, die politischen Leidenschaften hemmen zunächst die Arbeit der Missio- j nare und wirken anscheinend auch läh-l mend auf eine Anzahl Katholiken. Lange Jahre erhielt die Kirche für ihre soziale und schulische Tätigkeit finanzielle Hilfe . von der belgischen Regierung, und in all den Jahren bestand zwischen Kirche und Kolonialverwaltung ein gutes Einver-j nehmen. Das wird nun von Böswilligen und schlecht Informierten gedeutet, als seien die Missionare mit dem Kolonialsystem verbündet gewesen. Die Bezie- Blick in-das große Stadion von Leopoldville,, der Hauptstadt belgisch Kongos. Von den 13 800 000. Einwohnern Belgisch Kongos sind 4 Millionen Katholiken, 750 000 Protestanten, 90 000 Mohammedaner, der Rest Heiden. . - hungen mancher, afrikanischer Führer und Journalisten zu den belgischen und französischen Kommunisten sind ebenso wie die Schlagworte, die von den marxistischen Organisationen in Umlauf gesetzt werden, imstande, teilweise das Vertrauen der öffentlichen Meinung auf die Kirche und ihre Priester zu zerstören. Verleumdungen finden bei Leichtgläubigen, besonders unter den Heiden und bei gewissen protestantischen Sekten, allzuleicht Gehör. Selbst Katholiken .lassen sich durch tausendfach wiederholte Behauptungen irreführen, fangen an zu zweifeln und schämen sich ihrer Priester. Dies ist eine Folge der raschen Missionierung des Kongo, ohne daß die Zahl der Priester der wachsenden Zahl der Gläübigen folgen konnte. Der Religionsunterricht und die seelsorgliche Betreuung konnten nicht immer mit, der gewünschten Ausdauer und Gründlichkeit geboten werden. So läßt sich auch der'gegenwärtige Erfolg des Kibanguismus erklären, wenn sich auch die Katholiken weniger als andere, Christen von ihm gewinnen lassen. Auch sonstige Sekten, wie die Zeugen Jehovas, und ungezählte Heilkühstler und Wundertäter tragen zur allgemeinen Verwirrung der Geister bei. Von der Universität Elisabethville aus bemüht sich ein mit altem-Brauchtum verbrämtes Neuheidentum sich auszubreiten Für die Kirche lautet das Gebot der Stunde: Intensives Gebetsleben, leuchtender Glaube, uneigennützige Liebestätigkeit, Aufgeschlossenheit für dìe Fragen der Zeit. Kommt dazu das ernsthafte Bemühen, den Unterricht im Glauben zu vertiefen, die Liturgie dem Volkscharakter anzupassen, die Katechese mit neuem Geist zu erfüllen, den Kontakt zwischen Klerus und den gebildeten Laien zu vertiefen, so wird die Kirche ihre Missionsarbeit trotz der augenblicklichen Schwierigkeiten hoffnungsvoll weiterführen können, auch in einem unabhängigen Kongostaat. St. Ansgar, der Apostel des Nordens Der Name Ansgar, durch Lautverschiebung zu Oskar geworden, ist ein deutscher Name. Er läßt sich in die zwei Silben ans oder os und gar oder kar zerlegen. Die erste Silbe bedeutet im Althochdeutschen Gott, die zweite Speèr. Ansgar war in Wahrheit der Speer, den Gott gebrauchte, um den Norden für sein Reich zu erschließen. War dieser erste Missionar, der von Deutschland auszog, eine Kämpfernatur, weil er so Großes leistete, daß Hümmeler in seinem Buch „Helden und Heilige" die Behauptung wagt, er habe eine solche Großtat in der Geschichte vollbracht, daß der Name Ansgar auch vom Ruhme eines Bonifatius nicht überstrahlt werde? Nein, er war eher alles andere als gerade das. Er war ein Mensch, „fromm, sinnig, phantasiereich, schwächlich und zartfühlend, aber trotzdem lebhaft und beweglich“. Im Kloster Corbie in Flandern aufgewachsen und erzogen, kam er nach der Priesterweihe als Lehrer in das Kloster Korvey an der Weser. Wenn er an dieser Tätigkeit auch Freude fand, so sehnte er sich doch in seinem Innern darnach, anderen Menschen, die nodi nichts von Christus und seineT Erlösung wußten,' die Frohbotschaft vom Reiche Gottes zu bringen. Als der Dänenkönig Harald nach seiner Vertreibung bei Ludwig dem Frommen Aufnahme gefunden und im Jahre 826 sich hatte taufen lassen, wollte ihm Kaiser Ludwig zur Stärkung seines Glaubens Missionare mitgeben. Darum beriet er sich mit den Bischöfen und Äbten, wem er diese schwierige Aufgabe anvertrauen könne. Abt Wala von Korvey schlug dem Kaiser Ansgar vor. Zusammen mit seinem Mitbruder Autbert stellte sich dieser gerne zur Verfügung. Mit dem königlichen Gefolge fuhr er den Rhein hinab, an der friesischen Küste entlang zum Ort seiner Bestimmung. Der König kümmerte sich wenig um die Missionare; doch legte er ihrer Arbeit auch keine Hindernisse in den Weg. Doch bevor sie noch eine Kirche bauen und eine Gemeinde sammeln konnten, wurde der König und sie mit ihm nach zweijähriger Tätigkeit im Jahre 829 deäl Landes verwiesen. Autbert war inzwia sehen auch so schwer krank-geworden! daß er seine alte Abtei wieder auf-1 suchen mußte. War es ein Zufall oder war .es eine! Fügung der göttlichen Vorsehung, daßj im gleichen Jahre eine schwedische Ge-| sandtschaft an den Hof Ludwigs desi Frommen kam und um Missionare bat.?f Der Herr wollte seinen „Speer" zum] zweiten Male werfen. Ludwig berieft Ansgar für diese neue Aufgabe, und dai man ihm die Versicherung gab, daß| ein anderer das Werk der Bekehrung? in Dänemark fortsetze, war er bereit,! die Frohbotschaft auch in dieses Land; zu tragen. Mit einem Mitbruder trat eri auf einem Handelsschiff die Fahrt nach; Schweden an. Der Kaiser hatte ihm das ’ Schiff zugewiesen und ihm auch viele; Geschenke, unter anderem 40 handge-| schriebene Bücher für den Schweden-! könig Björn mitgegeben. Unterwegs? aber wurde das Schiff von normannischen Seeräubern angegriffen und ausgeplündert. Die beiden retteten nur ihr nacktes Leben und gelangten auf Umwegen in; die Stadt Byrka. Der König nahm sie ? freundlich auf und unterstützte sie in : ihrer missionarischen Tätigkeit. Freilich.; konnten sie auch hier keine Massen- ; bekehrungen verzeichnen. Die wenigen aber, die sich taufen ließen, standen treu zu ihrer Kirche, unter anderen auch der! Vorsteher von Byrka und Ratsherr des? Königs Hérigar. Nach zweijähriger Tätigkeit reiste Ans-1 gar in die Kaiserpfalz, um Ludwig dem J Frommen Bericht über seine ersten Er- I folge und Mißerfolge zu geben. War es schon immer der unerfüllte Wunsch Karls des Großen geblieben, ein Nord-; landbistum zu gründen, so wurde Lud- ■ wig nun durch diesen Bericht Ansgars angeregt, diesen Plan Gestalt annehmen zu lassen. Er errichtete in Hamburg ein [ Erzbistum für die nordischen Länder und [ ließ Ansgar um Weihnachten 831 durch den Bischof von Metz die Bischofsweihe erteilen. Papst Gregor IV. bestätigte die Bistumsgründung, verlieh Ansgar das Pallium und sandte der neuen Diözese seinen Segen. Gleichzeitig setzte er Ansgar zu seinem Legaten für die nordischen Länder ein. Durch die Verleihung des letzteren Titels ermöglichte es ihm der Papst, genügend Missionskräfte von den deutschen Abteien für die Nord-landmission zu bekommen, so daß er von jetzt ab die Arbeit vorantreiben konnte. In Hamburg erbaute er seine Bi'scfaofskirche und eine Klosterschule: die bald von schwedischen und dänischen Jungen besucht wurde. So begann nun die Arbeit auf dem Missionsfeld die ersten Früchte zu bringen. Doch bald sollte über die junge Pflanzstätte der erste Sturm ■ hereinbrechen. Ludwig der Fromme starb; der dänische König Harald fiel wieder vom Glauben ab; die Normannen überfielen Hamburg; Kirche und Kloster gingen in Flammen auf. Wiederum mußte Ansgar fliehen. Auch in Schweden wurde der Stellvertreter Ansgars, Gauzbert, des Landes verwiesen. Sieben Jahre lang blieb Byrka verwaist. Als der Erzbischof dann für einen Ersatz sorgte, ließ dieser bald seine Herde im Stich. Bischof Gauzbert wollte in Schweden keinen zweiten Versuch mehr wagen. Da reiste Ansgar selbst nach Schweden. Er konnte beim König wenigstens das eine erreichen, daß man in Zukunft wieder die Predigttätigkeit und den Kirchenbau duldete. Auch im eigenen Lande gab es Schwierigkeiten. Karl der Kahle zog die Liegenschaft Turhold in Flandern an sich und nahm damit dem Erzbistum Hamburg seinen finanziellen Rückhalt. Erst als das reiche Bistum Bremen mit Hamburg vereinigt wurde, konnte Ansgar wieder aufatmen. In der größten Not aber trat eine Wende ein. Horich, dessen Horden Hamburg geplündert hatten, erkannte in einer Seuche seines Heeres das Strafgericht Gottes. Er ließ Ansgar zurückkehren und gestattete ihm freie Religionsausübung. Mit neuem Eifer ging der Erzbischof ans Werk. Seine Predigt war gepaart mit dem persönlichen Beispiel. Arm und bescheiden lebte er. Bevor er selbst an den Altar/trat, um das hl. Opfer zu feiern, hatte er schon drei oder vier Mitbrüdern den Ministrantendienst geleistet. So gewann er das Herz dér beutesüchtigeri und wilden Normannen. Ihr Anführer Horich war so von der Persönlichkeit des Bischofs ergriffen, daß er dem Schwedenkönig Olaf schrieb; „In meinem Leben habe ich keinen so edlen Mann gesehen und in keinem Sterblichen solche Treue gefunden wie in Ansgar.“ Der kränkliche Missionar war im innersten seines Wesens ein Held. Das hatten diese wilden Krieger begriffen; und darum auch hatten sie Achtung vor ihm. Vorbild seines Heilig-keitsstrebens war ihm der hl. Martin. Wie bei diesem,-so findet sich auch bei ihm die werktätige Nächstenliebe. Kein Armer ging ungespeist von seiner Türe. Im Spital leistete er die niedrigsten Dienste. Hier holte er sich auch den Keim zu seiner Todeskrankheit. In einer seiner zahlreichen Visionen hatte er von Gott die Weisung erhalten: „Gehe hin; mit der Martyrerkrone geschmückt, wirst Du zu mir zurückkehren!“ So glaubte Ansgar an ein wirkliches Martyrium. Der Herr aber hatte ihm mit dieser Weisung sagen wollen, daß auch ein Leben, das in Gehorsam, Liebe und Opfer zu ihm gelebt ist, dem Martyrium gleichkommt; denn es ist ein öffentliches Bekenntnis für den Herrn. So gab er am 3. Februar des Jahres 865 seine Seele dem Herrn zurück. Seit der Reformation sah es so aus, als sei sein Werk wiederum vernichtet. Seit einigen Jahrzehnten aber regt sich im Norden neues Leben. Das nordische Missionswerk hat die Arbeit unter seinem Namen wieder aufgenommen. Die Hierarchie wurde im Jahre 1931 in den Ländern Norwegen, Schweden und Dänemark errichtet. In Hamburg residiert seit dem vergangenen Jahre wieder ein Weihbischof. Papst Johannes XXIII. hat im Jahre 1959 erstmals einen Apostolischen Visitator für die nordischen Länder ernannt und mit diesem Amt Erzbischof Lucas SVD, den früheren Apostolischen Delegaten für Südafrika, betraut. Möge der Tag nicht mehr ferne sein, an dem auch das alte Erzbistum Hamburg-Bremen neu errichtet wird. Oskar Hofmann, MFSC DU zckwacze SUUe Erzählung aus der Kongomission. Nach! einer Aufzeichnung von P. Spiegeleerl . MS.C, gestaltet von Hugo Kocher Am Lömela, einem Nebenfluß -desi Kongo, leben die Negerstämme deri Munji und Booli. Dort liegen auch Ortschaften Doronga, Njolis Heimatdorf J im Urwald, die Missionsstationen Rosi kèla, Bgkote mit dem Noviziat und das I Ürwalddorf Umwani, die Heimat Eieng-i was. ; Es stellen sich vor: Njoli, ein Booti- j Mädchen, die Heldin der’ Erzählung;;’ Malga, ihre Mutter; Ingongwa, ihr Vater; Umweni, die Tochter Badolis, eirn« gleichaltriges Mädchen; Ongä, der Zau-i berer von Doronga; Makangwe, der": Schmied von Doronga, ein Christ; Ala-j kein, die Frau eines berühmten yer-| storbenen Zauberers der Booli. Außer- ; dem Jomono, ein jüngerer Bruder! Ingongwas; Aketi, sein älterer verheil rateter Bruder; Badoli, dessen Frau und, Njolis Tante; Mjangwe, der Dichter und-Bootsbauer von Doronga; Kamba, der Häuptling von Doronga; Ndangi, Gehilfe ; des, Zauberers, und Ümbai, die Mutter; Margas, Njolis Großmutter. Die verbotene Hütte Der hagere, kahlköpfige Onga zupft; an dem grauen Ziegenbärtchen am Kinn. Speichel sickert ihm aus den Mundwinkeln, und er kann ein meckerndes; Lachen nicht unterdrücken; Eben hat; ihm Ingongwa, der tüchtigste Jäger des Stammes, eine fette junge Antilope gebracht. Wohlgefällig betastèn Ongas knotige Finger, die mit ihren gekrümmten Nägeln an Geierkrallen erinnern,, die Keulen, den breiten Rücken und die Brüst des Wildes. Er wartet ja schon lange auf Ingongwas Besuch. Jetzt ist es also 'so weit. Marge, die Frau des" Jägers, hat sich in die Hütte ihrer Mutter zurückgezogen. Sie erwartet ein Kind. Und Ingongwa ist gekommèn, um den Dorfzauberer zu rufen. „Eine schöne, fette Antilope“, kichert Onga. „Es soll alles so geschehen, wie du es von mir verlangst. Meinen stärksten Zauber will ich machen, alle bösen Geister bannen. Marga soll ganz ungefährdet mit ihrem Kind in der Hütte hausen, und wenn die Tabuzeit Um ist, wird sie dir stark und gesund entgegentreten und ein Kind in deine Arme legen, in dem du weiterleben wirst. Es ist gut, Ingongwa, wir sind Freunde. Du gehörst zu den Getreuen, die nicht auf die Worte des Fafa, des weißen Paters lauschen. Du bist kein Abtrünniger wie der kriecherische Onguti oder wie Ma-kangwe, der Schmied, der bösen Zauber in die Lanzen und Messer hämmert, seitdem er das Kreuz um den Hals trägt und Gebete statt der kräftigen, alten Beschwörungen murmelt, die ihn sein Va-ter lehrte. Es ist gut, Ingongwa, ich will gleich mit dir kommen." Onga klatscht in die Hände. Aus der Hütte kommt seine Frau, die dicke Ba-doi, gewatschelt. Auch ihr feistes Gesicht wird freundlich beim Anblick der Beute. Auf Ongas Wink trägt sie die Antilope in die Hütte, um sich sogleich an das Zèrlegen, das Braten und Trocknen des Fleisches zu machen. Ingongwa aber kauert sich im Schatten eines großen Mandumbelebaumes nieder, den bei der Rodung der Dorflichtung die Axt verschonte. Er wartet, während sich der Zauberer vorbereitet. Es ist still im Dorf. Die Weiber arbeiten bereits in den zaunumhegten Pflanzungen oder sie sind zu den Wasserstellen gegangen, um in großen Krügen den Tagesvorrat zu schöpfen. Der Weg dorthin ist weit und er wird noch weiter durch die Klatschgeschichten, die sich die Frauen und Mädchen beim Wasserholen erzählen. Alles, was im Dorf geschieht, wird dabei besprochen, natürlich auch die zu erwartende Niederkunft Margas. Als sie vor ein paar Tagen, von Schmerzen geplagt, zusammenbrach, wollte sie den Fafa rufen lassen, den Pater, der eben auf einer seiner Urwaldreisen in Doronga angekommen war. Hö! Ipil wie da Ingongwa, ihr Mann, über sie hergefallen war. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte mitten im Dorf Prügel bekommen. Auch Ingongwa, der Jäger, denkt daran und ballt im Grimm die Fäuste. Soll sein Kind von vornherein all den Gefahren ausgesetzt sein, die die Abtrünnigen bedrohen? Onga, der Zauberer, ruft alle bösen Geister aus dem Busch und heftet sie an die Versen derer, die zum Kreuz, zum Gott der weißen Männer, 'beten. Er erinnert sich an Kohoi, den ein stürzender Palmbaum erschlug, an Umbanr, die im Fluß ertrank, und an die Zwillinge, die Ma-kangwes Frau geboren hat. Der Fafa hat sie getauft, und schon ein paar Tage später würgte sie ein tückischer Waldgeist, genau so, wie es Onga vorhergesagt hatte. Ingongwa vergaß, ganz im Banne des Zauberers, daß auch andere, heidnische Männer, Frauen und Kinder in derselben Zeit gestorben oder verunglückt waren. 1 Wie lange nur der Medizinmann heute wieder braucht! Ingongwa wirft besorgte Blicke in die Richtung der Hütte, in der jetzt seine Frau sitzt. Er seufzt. Zehn Monate darf .er Marga nun nicht mehr sehen, eine lange Zeit, aber so will es nun einmal das Gesetz des Stammes. Nur die Verwandten dürfen die junge Mutter besuchen, dem Vater von ihrem Wohlbefinden und vom Gedeihen des Kindes berichten. Er selbst soll Mutter und Kind erst nach Ablauf der Tabuzeit aus der Hütte der Schwiegermutter abholen. Ungeduldig rutscht Ingongwa hin und her. Kann sich nicht in der Zwischenzeit irgend ein Dämon, ein böser Geist, in die Hütte schleichen? All die Spukgestalten, die Onga zu bannen versteht, schrecken ihn. Fischköpfige Ungeheuer, mit langen Schwänzen, spitzen Krallen und geschwollenen Bäuchen birgt das Dunkel des Urwaldes. Gespenster gibt es, die den Schlafenden das Blut aus den Adern saugen und andere, die sie mit ihrem kalten Atem anblasen und ihnen das Fieber und andere böse Krankheiten anhängen. „Oh, oh!“ stöhnt Ingongwa in seiner Sorge. „Es gibt so vieles, was wir nicht verstehen. Wir wären verloren ohne Onga, der die Warnungen der Geister erlauscht, der den Regen ruft, wenn die Ernte in Gefahr ist, zu verdorren, der die bösen Dämonen bannt. Wieder ein ungeduldiger Blick nach der Hütte, und nun ein Aufatmen. Endlich ist Onga bereit. Sein Gehilfe, ein flinker, junger Bursche, hebt die Matte, und hervor tritt der Zauberer von Do-rongä. Auf dem Kopf trägt er die in der Sonne blinkende Muschelmütze. Ingong-wa schaudert, denn er weiß, wer diese Mütze berührt, der fällt tot zu Boden. Um den Hals hängen kupferne Reifen und Ketten, die bei jedem Schritt klirren, Amulette; Knochen, Federn, gedörrte Eidechsen und Mäuse, Holzplättchen, in die zauberische Zeichen eingeritzt sind, baumeln auf seiner Brust. Ein Leopardenfell hat er um die Hüften gegürtet. Den kupferverzierten Stab in der Rechten schreitet' er durch das Dorf, gefolgt von Ingongwa und seinem Gehilfen, dessen Blicke hin- und herschweifen. Ndangi paßt gut auf, und wehe dem, der den Zauberer nicht ehrerbietig grüßt oder gar spöttisch hinter ihm herlächelf. Ongas Gehilfe vergißt keinen und sorgt dafür, daß sein Herr und Meister die Verächter mit Bannflüchen belegt. Die Kupferglocke am Schwanz des Leopardenfelles bimmelt und verkündet das Nahen des guten Geistes, vor dem alle bösen Dämonen weichen müssen. Die Hütte, in der Marga uriter Schmerzen auf das Kommen des Zauberers wartet, liegt ganz am Ende des Dorfes. Dicht, hinter; ihr . wuchert der Urwald üppig empor. Ein Flug Papageien streicht kreischend ab, als der kleine Trupp, dem sich neugierige Kinder angeschlossen haben, näherkommt. Jetzt gibt Onga mit dem Zauberstab einen Wink. Gehorsam bleibt Ingongwa stehen, und hinter ihm drücken sich die Buben und Mädchen aufgeregt flüsternd aneinander. Dreimal umschreitet der Medizinmann die Hütte, verscheucht mit einem Elefantenschwanzwedel die Geister, die bereits auf das Neügeborene lauern, Mit der Spitze seines- Stabes furcht er den Bannkreis in den Sand, den Ingongwa während dèr nächsten zehn Monate nicht mehr überschreiten darf. Der flinke Ndangi stellt einen aus einer Asti gabel geschnitzten Stuhl vor den IlütJ teneingang. Wieder tritt der Wedel ih! Tätigkeit, um das Böse zu vertreiben! ehe sich Onga setzt. Ndangi kauert sich| nieder und beginnt mit ausgestrecktenj Händen den Zaubersang, ab und zu] fällt Onga murmelnd ein. Zuletzt betritt; ,er die Hütte.'Man hört das Wimmern’ M-argas, die an- und àbschwellendej Stimme des Zauberers. Dicker, wohlj riechender Qualm kriecht aus dèm nied-j rigen Eingang. Jetzt ist alles geschehen, wie es diel Sitte erfordert. Ingongwa, der junge-Vater; kann beruhigt in seine eigene] Hütte zurückkehren. Eine Weile später! bringt ihm die alte Umbai die Nach-] rieht, daß ein Töchterchen angekommeh| ist. Ingongwa klatscht in die Hände.j Sein Gesicht strahlt. Es ist gewiß ein] besonders schönes Kind und ein kluges] Kind von vornherein. Der Vater braucht! nicht lange nachzudenken. Njoli soll diel Kleine heißen, ein guter Name, Njolii wie seine eigene Mutter hieß. In dem Namen liegt eine wichtige Vorbedeutung, war doch seine Trägerin die besteh Mattenflechterin, und niemand tat esi| ihr in der Salzbereitung ;gleich. Wieder klatscht Ingongwa in die-; Hände und ruft den Namen nach alleni vier Himmelsrichtungen. Zwar findet! seine Schwiegermutter, daß eigentlich;; Umbai schöner ; geklungen hätte, aber; sie schweigt und verbeißt ihren Ärger;] Sie hätte sich zuvor mit Marga beraten; sollen, aber wer dachte schon an ein! Mädchen, hatte doch Onga einen Kna-| ben pröphezeit. Wie schön ist es in der Hütte., am’; Dorfrand. Hoch in den Wipfeln der., Bäume keckem die Affen, ruft ein Nas-; hornvogel, locken die großen Wald-] hühner. All die Laute dringen gedämpft in dip dämmerige Hütte herein, in der!f Marga auf ihrer Matte, liegt, schwach] und -müde von den ausgestandenen Schmerzen, aber überglücklich, ihre kleine Njoli in den Armen zu halten,] ihr erstes Kind. Sie wiegt es sacht und singt ein kleines Lied. Es besteht nur ; aus fünf armseligen Worten, die- sie ; immer wiederholt, und doch kann sie" alles hineinlegen, was sie empfindet an Glück und Freude, an Hoffnungen und guten Wünschen für das Neugeborene. Während sie die kleine Melodie summt, denkt sie an die Zeiten, die verflossen sind, an die Tage des Schäk-kerns und Kicherns ihrer Mädchehzeit, an,das Werben und Umworbenwerden. Schön war es, mit den Freundinnen an der Wasserstelle im Urwald zu kauern und von den' jungen Männern zu schwatzen, noch schonér, dem Auserwählten im Tanze gegenüberzustehen, den Flammenschein, das brennende Begehren, das eigene Bild in sei? hem Auge zu sehen, die ganze lange Nacht hindurch. Im Takt der Flöten und Trommeln sich zu wiegen, sich in rasende, tolle Wildheiten hineinzustei-gern, sich endlich müde und erschöpft auf die Matte niedersinken zu lassen, während das Blut noch immer in den Ohren?sang. Oh ja, an all das erinnert sich Marga, während sie ihre' Njoli wiegt. Sie erinnert sich der Werbung Ingongwas, der Kupferringe, Lanzen, Messer, der Felle und des Elfenbeins, das er für sie bezahlen mußte, gar nicht zu reden von den Ziegen und den Krügen voll herrlich gärendem Palmwein. Es war eine schöne Zeit, und doch will Marga das alles so nichtig scheinen, jetzt, da sie die Erfüllung in den Armen hält, die kleine Njoli. Sie lächelt bei dem Gedanken an Ingongwas Seufzer. Wie hat er geklagt, daß er seine Marga nun zehn Mondzeiten lang entbehren muß. Auch i ihr wollten sie so endlos dünken, als sie noch an seiner Seite saß, und jetzt ist sie überglücklich, daß ihr die kleine Njoli zehn Monate lang ganz allein gehören soll. Sie braucht nicht Mais und Hirse oder Maniok zu pflanzen, Unkraut zu jäten, sich mit Affen und Papageien herumzuärgern, die immerzu in die Pflanzungen einbrachen, um zu stehlen. Sie braucht nicht Häute zu schaben, Fleisch zu trocknen, Wasser, zu holen. All die Plage des Alltags bleibt ihr erspart, sie hat nichts anderes zu tun als glücklich zu sein, die kleine Njoli zu hegen und zu pflegen. Wie schön, wie wunderbar das ist! Und die Tage laufen hintereinander her wie die plätschernden Wellen im Fluß, und sie sind auch genau so silberblinkend wie jene, wenn sie die Sonne bescheint. Nächte hängen ihren stern-besetzten Mantel über die Hütte am Dorfrand auf, und um Marga ist nichts anderes als das sachte Klingen und Singen in ihrem Innern und das Raunen des gewaltigen, düsteren Urwaldes ringsum. Doch das Dorf, die Umwelt haben sie nicht vergessen. Die Verwandten, die nächsten Familienangehörigen kommen und erzählen Marga von dem, was draußen geschieht. Vom letzten Besuch des Fafa, des Missionars, und von dem großen Zauber, den er über den kranken Mafoi gesprochen hat. Seit Wochen lag er von _ Schmerzen- gequält in seiner Hütte, und vergebens waren alle Beschwörungen und Opfer Ongas. „Was der Zauberer nicht vermochte, das vollbrachte der Fafa mit seinem weißen Pulver und mit seinem Gebet. Mafoi ist genesen, so stärk und gesund Vie je zuvor und hat beschlossen, jetzt wirklich Christ zu werden. Sobald der Fafa von der Urwaldfahrt zurückkehrt, will er sich ihm anschließen, nach Bokela an den Lomelafluß zu gehen, um dort das zauberkräftige Gebet zu lernen, das der Pater über seinem Schmerzenslager gesprochen hat. .Onga tobt und verflucht ihn", so flüstern die Besucher. „Er hat Mafoi ein böses Ende prophezeit, aber der Genesene lacht darüber. Er trägt ein Medaillon auf der nackten Brust, das stärker als alle Amulette und Zauberflüche sein soll.“ Mehr als einmal erzählt Badoli, Mar-gas Tante, von diesem Medaillon. Es scheint fast, als brenne ihr ein besonderes Geheimnis auf der Zunge, aber immer ist die alte Umbai -oder ein anderer Besucher in der Nähe. Endlich gelingt es ihr, Marga ^allein anzutreffen. Sie läßt die Matte herab, daß es ganz dunkel in der Hütte wird. Noch einmal sieht, sie sich nach allen Seiten um, ehe sie hastig zu flüstern beginnt. „Ich sprach zu dir von Mafoi und von seinem Zauberamulett. Es ließ mir keine Ruhè, und in aller Heimlichkeit JC^ürzlidi nahmen unsre zwei teil an einer Rauferei. Kokó riß sich auf das Knie, und er weiß nicht einmal, wie, ‘Als die Schwester grad nicht guckt, hat er sie auch schon verschluckt. Und da Koko nun geheilt, froh das Paar von dannen eilt. Doch es dauert gar nicht lange, da wirds Poko angst und bange, und er überlegt im stillen,' ob es kommt von jenen Pillen. Immer schlimmer sind die.Qualen, es ist gar nicht auszumalèn, und so schleicht er sich zum'Glück in das Hospital Zurück. Unser Poko, dieser Arme, spürt, ès ist was mit dem Darme, und er fragt in seinem Harme, . ob sich jemand sein erbarme. Ohne Mucken, ohne Zucken muß ein fettes öl er schlucken, und nach einer kurzen Zeit ist es endlich dann so weit: Doch der Poko kennt sich aus: Dort in jenem Krankenhaus, wo die Schwestern sich befinden, kann man solches schnell verbinden. Eine nette, etwas fette Schwester namens Henriette fertigt mit geübter Hand Koko einen Schnellverband. Doch der Koko stöhnt und winselt,' denn sie hat das Knie bepinselt, und der kleine Patient findet, daß es ziemlich brennt. Poko aber schaut sich um in dem Sanatorium, während Koko man verbindet, ob sich hier was Gutes findet. Und er klaut in alter Frische aus der Nische überm Tische eine Schachtpl gelbe Pillen, um den Appetit zu stillen. Alles, alles ist vorbei, und der Darm ist wieder frei. Poko aber stammelt nur: Das war eine Pferdekur. ADAM bdn ich zum Fafa gegangen und habe ihn um seinen Zauber gebeten für, dich und die kleine Njoli. Hier nimm und schweig. Der Fafa sagt, du sollst es der kleinen Njoli um den Hals hängen oder aber, wenn du das nicht wagst, das Me- daillon unter die Matte legen, auf der die Kleine schläft. Dazu sollst du ein Zeichen mit der Hand machen und ein paar Worte sprechen, die ich nicht verstehen konnte, die ich mir aber gut merkte." (Fortsetzung folgt) Rathaus in Saldana Yon Joselslal Am Abend des 23. Februar bestiegen unsere sechs Spanienfahrer nach einem herzlichen Abschied in Josefstal in Ellwangen den Zug. Uber Stuttgart gelangten sie zunächst nach Paris. P.Mohn berichtet unterm 26. Februar: „In Paris besuchten wir die Kirchen Notre Dame und Sacre Coeur auf dem Montmartre und erlebten eine sehr eindrucksvolle Meßfeier in der Kirche Saint Sévérin, die, wie wir nachher hörten, die in Frankreich in- der liturgischen Bewegung führende Kirche ist. Alle Anwesenden gingen zur hl. Kommunion. Als wir am nächsten Morgen der spanischen Grenze entgegenfuhren, merkten wir gleich, daß wir in ein anderes Klima geraten waren: wolkenloser Hümmel, überall blühende Wiesen und Sträucher. Bei der Zollkontrolle an der spanischen Grenze wurde ich am gründlichsten durchsucht; sie fanden auch allerhand, warteten aber, bis alle Leute draußen waren, und ließen mich dann mit einem freundlichen Gruß laufen. Auf der Fahrt durch Spanien ging es durch viele Tunnels und über hohe Viadukte. Die Sonne brannte heiß, und wir hatten mächtig Durst. Aber auf den Bahnhöfen gab es nichts zu trinken. In Venta de Banos stiegen wir in drei Autos um und fuhren in rasender Kathedrale in Palencia, erbaut 1321—1516 nach Spanien Geschwindigkeit die 13 Kilometer nach Palencia. Dann ging es mit Autobus nach Saldana. Unsere Ankunft in Saldana war ein Volksfest. Alle Herzlichkeit, mit der wir auf der Reise von Franzosen und Spaniern behandelt worden waren, war nichts gegen die Aufgeschlossenheit, mit der wir empfangen wurden und noch immer umgeben werden. Saldana, wo wir die ersten Tage verbringen und wo von uns in Kürze ein großes Knabenseminar erstellt werden soll, ist eine Mischung aus Stadt und Dorf. Die beiden Kirchen sehen von außen und eine auch von innen recht verwahrlost aus, letztere wird aber eben instandgesetzt. Die Pfarrkirche überrascht im Innern durch ihre Sauberkeit und Schönheit. Zwei Kilometer von Saldana entfernt ist der- Muttergottes-Wallfahrtsort Ermi'ta del Valle; darum heißen viele Mädchen hier Maria del Valle. Wir sind bei Privatleuten untergebracht. Aus1 Saldana und Umgebung leben zur Zeit 480 Priester und Ordensleute über die ganze Welt verstreut. P. S. Eben wird schon der erste Bub für das Seminar angemeldet, zu dem noch nicht einmal der Grundstein gelegt ist."