Beilage zur Kaibacher Zeitung. M 36. " Siebenter Jahrgang. 27. Juni 1863. I'gmmeral'cndlich. ^m Blauen über mir zwei Schwalben Die trafen sich im raschen ^'anf, Die eine ;o>i hinab in den Dännncr, Die andre flog in's Hell herauf. Ich sah sic nahc,nnd lcis verweilen, Und zwitschern, ach! ich weiß nicht wie, Dann ginc; znrnck die weite Reise Und fern nn Duft verschwanden sic. Mir aber war's, alö sei dem Sehnen, Das anöfliegt ans dem Herzen mein, Cin Grus; von dir ciitgcaentommcn, ^3o warm, so leidend dacht' ich dein. Das Haus aus der „Cinschicht." -VTnfcrn der gewaltigen, rauschenden, reißenden Donau stand vor Jahren ein niederes altergraneö Gehöfte, dessen Stuben mit der Fa^ade in vollkommenem Einklänge standen. Gebälk und Getäfel .trugen daZ Gepräge des Zerfalles. War gleich das Walten einer ordnenden Hand nicht zu verkennen, so ließ doch der peinliche Eindruck, den daZ Elend im Gefolge hat, nur in geringerem Maße sich mildern. Dieses Gehöfte befand sich, nachdem es seine Herren mehr-sach gewechselt hatte, im Besitze eines ziemlich betagten Mannes, ^r daselbst ein Schankrecht übte. So lange noch in der Umgegend einige Ziegclöfen bc- ! trieben worden waren und das Holz- und Schwärzergeschäft geblüht hatte, war das Gewerbe nicht gar so übel hingegangen, als aber diese Bedingungen der Existenz fielen, brach die bit-cntc Noth herein. Selten nur verirrte sich ein müder Tourist od coldn.,« !'<'cnluljli, anzuzeigen, daß, gleichwie die Cron dieses Granatapfels, als nur eine Schalo mit der Frucht, die dann liegt, nicht zu vergleichen, alsu bei dem Hochadel das innere Gemüth und große Qualitäten weit mehr, als das äußerliche Ansehen und anercrbte Cron des Adels anzusehen, anf dieses Sinnbild müssen alle, die sich hineinbcgebcn, anspielen und allein von deu Früchten ihre Sinnbilder wählen. (Wir sehen denselben Vorgang beantragt, wie er bei der ^c»-(leimn ttlx.'i'osm'um eingehalten.wurde, wo jedes Mitglied ein auf die Biene bezügliches Symbol zu wählen hatte.) 4. Der Patron dieser hochadcligcn Academie soll sein der hl. Achatius (LandeZPatron), dessen Fest am 22. Juni fällt: und soll dieser Tag feierlich mit einer sonderlichen Festivität celcbrirt werden. (An diefcn Tag tnüpft sich die Erinnerung an die siegreiche Schlackt bei Sisset — und war daher diese Wahl für eine adelige Genossenschaft ganz trefflich.) ! 5. Weil diese Academie, wie Anfangs gedacht, in ritter- ^ lichen Exercitien besteht, also sollen sich alle uusehulichen Academici im Ringelrcnnen mit den Lanzen, mit dem Wurfspieß. Nlit dem Tegen und dergleichen Ritterspielen ererciren und in allen, einem Cavalier wohl anstehenden Wissenschaften verfec-tioniren. 0. Jährlich soll öffentlich ein anfehnlichcs Tournier angestellt ! und gehalten werden, entweder im Sommer im Iunio, oder j Winterszeit im Februario, nach Befund der Herren Acadcmici. Tic „Prämia" sollen entweder zusamnleugeschossen, oder solche vou der löbl. Verordneten - Stelle ausgeworfen werden ! und in Silbcrgcfäßcn, als Uhren, Tegen und Schalen bestehen. > Die Herren Academici follcn alle auf wohlgcwandten und geschmückten Pferden, in schöner Kleidung dazu erscheinen. ?'. ! ^he als die Haufttaction vor sich geht, sollen sich 4 kochen hindurch die Herren Academici in dem Ringelrenneu ! wenigstens wöchentlich ein Mal ererciren und an dem gewöhnlichen Ort am Capuzmervlatz. wie schon vor Jahren practicirt worden, erscheinen. 8. Das Haupt der Herren Academicorum lann genannt wer- ! den Obrister oder Nitterhelt, oder desgleichen- sell jährlich ! erwählt oder confirmirt werden, doch nicht länger als drei Jahre dadri bleibn. Tcm sollen in AcademisclM Sachen alle Pari reu. , j Letztens ist auch beliebt worden, das; Jeder das acadcmi-schc Symbolum oder Gemälde, in Gold geschmelzt, auf einem purpurfarbnem Band, wie die Körner des Granatapfels find, tragen solle, oder allein diejenigen, so die „Carauana" ausgestanden und ein Prämium bei dem Rittcrspicl oder Tournicr davongetragen. Auf der letzten leeren Seite der Handschrift stehen mir Rothstift von Thalbcrg's Hand die Namen: Gallenderg, ^ Auerspcrgc, Thurn, Lambcrg, Cobcuzl, Pctazi, Vlagaj, Lichtenbcrg, L. V. v. Egk, Nauber, Brenner, Valvasor, Paradeiser, Apfaltrern, de Leo, Kosiak. Da mir über diese Acadcmic, ob sie zu Stande gekommen und wie sie sich bethätigte, nichts weiteres bekannt, so geht mit diesen Zeilen meinErsuchcn an alle Adcligen d c s Lan-dcs um etwaige gütige Notizen aus denEchloß-a r ch i v c n. Das europäische Porzellan. Seit etwa anderthalb Jahrhunderten bekannt geworden, hat die Vereitung von Porzellan in allen Staaten Curova'ö sich eingebürgert und behauptet einen um so hervorragenderen Platz unter den gewerblichen Thätigkeiten, als bei ihr zugleich die Kunstlicbe ihre Befriedigung findet. 1709 wurde von Böttcher in Meißen das erste europäische weiße Porzellan hergestellt und 18L0 führte allein England für 1,450.000 Pf. St. Porzellan aus. Die älteste aller Fabriken ist die Meißener, in einer Beziehung noch heute die erste von allen. Kein anderes Porzellan kann mit dem Meißener an Feinheit des Korn, Härte, Gleichförmigkeit und Glanz der Masse und Reinheit der Glasur wetteifern. Tiefes Porzellan verträgt raschen Tempcraturwechsel nicht gut, zerbricht aber beim Anstoßen und dergleichen nicht so leicht. In ihrer Unmasse von Formen besitzt die Meißener Fabrik so lange einen unbezahlbaren Schal;, als der Rococostyl dieser Formen bei der, vornehmen Welt beliebt ist. Aas diesen Styl verstehen sich auch ihre Modcllirer und Maler vortrefflich. Nenn man sieht, wie die feinsten Spitzen und Schleier iu Meißner Porzellan nachgeahmt werden, wie Blumen und Fruchtstücke den Geschmack des vorigen Jahrhunderts wiedergeben, Vasen und Figiirengnippen dic Kunstrichtungen der gnlen alten, Zcit repräsentiren, so wird man sich über die Bewahrung alter Traditionen freuen und doch zugleich die Fragen aufwerfen, od es gutgethan ist, den Rococostyl so grundsätzlich festzuhalten und was ans der Meißener Fadrit werden soll, wenn der Geschmack der Reichen ein anderer wird. Tcnn die Preis'.', welche diese Fabrik für ihre Artikel fordert, weisen sie auf die Kundschaft der höhcrn Stände au. Ta-> berliner Porzellan ist bedeutend wohlfeiler, und die königliche Fabrik der preußischen Hauptstadt fcheint iu neuester Zcit sogar mehr nach niedrigen Preisen zu streben, als mit dem Kunstwerth ihrer Artikel ver- e'mbar ist. Vci großen Sachen beweist Berlin, daß cZ in bestem Styl zeichnen, modcllircn und malen kann, und geniale, originelle Künstler besitzt. Sein Viscuit-Porzellan gilt für das beste. Tic nächste Stelle nach der Berliner Fabrik nimmt die Wiener cm, die prächtig vergoldet nnd ihren Ruhm besonders in einer an Kühnheit streifenden Frische der Malerei sucht. In Mannigfaltigkeit der Formen wird Berlin von Wien übertreffen. Tie Fabrik von Sevres hat vor allen anderen den Vorzug, vom Staat mit der größten Freigiebigkeit bedacht zn werden. ! Nach den gewöhnlichen Angaben arbeitet sie mit einem jährlichen Verlust von beinahe 00.000 Thalern, doch dürfte der Zuschuß, l den der Staat ihr gibt, ein noch bedeutenderer sein. Dieses Geld ist nicht weggeworfen und trägt vielmehr reichliche Zinsen. Sevres ist eine Hochsclmle, deren aus Künstlern und Gelehrten zusammengesetzter Lehrkörper dem gewcrbtreibenden Frankreich Unterricht ertheilt. Hier werden Formen erfunden und Farben l geprüft, welche nachher Jedermann zu gut kommen. In den ! letzten Jahren hat ein achtbarer Fortschritt stattgefunden. Die ! französische Gesellschaft scheint zum Zeitalter Ludwigs XV. um- ! kehren zn wollen i in Sevrcs, hat man sich einem reinen und ^ keuschen Slyl zugewendet. Line Eigenthümlichkeit desselben be- z fleht in den gedämpften Farben und in dem matten Golde. ! Tic neueste Specialität von Eevres ist eine blasse braune Farbe, dic in einem bestimmten Lichte fleischfarbig erscheint. Einen ! schönen Effect machen zarte weiße Zeichnungen, die so auf diesem i Untcrgnmde ausgeführt werden, daß der letztere durchschim- ! inert. Tie Malereien des Porzellans von Sevres verdienen ! die börste Anerkennung. In jeder Linie liegt Ausdruck, in ^ jedem menschlichen Muskel Leben. i Kopenhagen und Petersburg stehen mit Berlin etwa auf gleicher Stufe. Tie Kopenhagcner Malerei ist nickt schön, vor- ^ züglich dagegen die nach Modellen von Thorwaldsen gearbeiteten Figuren. In Petersburg legt man ein besonderes Gewicht auf ! die Herstellung von riefigen Stücken, an die man anderswo ! wegen der ungeheueren Kosten nicht zu denken wagt. Ehe eine I einzige Vase von solchem Umfange tadellos ans dem Brande ! kommt, haben fo uud so viele mißlungene zerschlagen werden ! müssen. In den englischen Porzellanfabriken herrscht seit einiger ! Zeit eine große Lebhaftigkeit, die denn auch bedeutende Erfolge ^ errungen bat. Man ist besonders bestrebt, neue Erfindungen ! zu machen. Tie königliche Manufactur von Worcester liefert ! Limogcs-Porzcllan und Raffaelisches Porzellan. Das erste hat ^ seinen Namcn daher, daß es nach Art der berühmten Schmelz- ! arbeiten von Limoges gemacht wird. Auf einem Untergrunde > 'uon höchst kräftigem Blau oder Nlauschwarz wird mit weißem ! Schmelz gemalt: die Wirkung ist prachtvoll, die Figuren scheinen ! zu schweben. In dieser Manier ist ein Service der Königin . ausgeführt, für das vierhundert Zeichnungen nöthig waren. ^ Tic Wirkung des raffaclischcn Porzellans beruht auf dem fchönen inüchwcißcn Untcrgrunoe, durch den die Farben weicher erschci- ^ uen und die Schatten auf eine m'crkwürdige Weise in einander verschmelzen. Unter den Privatfabriken glänzt die Minton'sche > Vmch dic Verbindung von nachgeahmtem Marmor und Porzellan , bei den Ornamenten ihrer Gefäße und durch eine neue Art von Malerei, dic den Farben einen außerordentlichen Glanz verleih!. Alles englische Porzellan ist weicher als das vom Festlande. Die Moldauerinnen. Tie Tamcn der immer unzufricdeucn, immer nach einer kleinen Revolution begierigen Bojaren am Prnth und am Sercth sind ein schönes und liebenswürdiges Geschlecht. Einer ihrer größten Reize liegt in ihren schwarzen Augen, die nicht selten von langen schwarzen Wimpern beschattet werden. Sie gelten oft für flatterhaft uno unbeständig, doch steht es damit, wic ein neuer gut erzählter und namentlich vortreffliche Eittcnbildcr enthaltender Roman W. von K.'s: Lastar Viurcsku, ein moldauisches Genrebild (Leipzig, Voigt und Günther) versichert, nicht so schlimm, als man es macht. Iassy besitzt eben so viele schöne und znglcich bcachtenswcrthc Franen, wie irgend eine Stadt von gleicher Größe. In den letzten vierzig Jahren haben sich die Verhältnisse, dic früher allerdings nicht fchön waren, sehr zum Guten gewendet. Bis zum russisch-türkischen Kriege von 1828 wurden die Ehen auf orientalifchc Weise geschlossen. Man verheiratete junge Leute mit einander, die sich kanm kannten. Tie Eltern machten Alles ab, der junge Mann crfnhr wenige Tage vor der Hochzeit, daß er heiraten werde-die Braut ihrerfeits kam unmittelbar aus der Kinderstube, und beide sahen sich vielleicht zum ersten Mal vor dem Altar. Ta die Moldauer in der Negel außerordentlich gutmüthig sind, so behandelte der, Mann die Frau, die nur in seltenen Fällen aus dem Hause kam, freundlich, und Alles ging vortrefflich. Als nber das Land in ein freieres VcrIMniß znr Pforte kam und die Gesellschaft einen europäischen Charakter annahm, da wurde es von großem Nachtheil, daß die Ehen ohne gegensei-tige Liebe geschlossen wurden. Wie früher wuchsen die Kinder unter den Zigeuner-Dienstboten wild auf, und wenn die Mädchen dann als Frauen in die neuen Salons traten, so fehlte ihnen der sittliche Halt, der sich ohne eine gute Erziehung schwer einstellen wird. Bald indessen ging aus den Frauentreisen selbst eine heilsame Reform hervor. Tie Mütter schickten die Mädchen schon in früher Jugend aus dem Hause fort und ließen sie in Wien und Paris, oder, wenn dazu die Mittel fehlten, wenigstens in Lemberg und Ezcrnowitz erziehen. Tieso Maßregel hat den besten Erfolg gehabt. Was jetzt in der Moldau noch allein Anstoß erregt, ist die Häufigkeit der Ehescheidungen. Weil die griechische Geistlichkeit zu Trennuugcu bereitwillig die Hand bietet, werden mancke Ehen leichtsinnig geschlossen. Man verliebt sich gegenseitig, tritt mit einander zum Altar, gefällt sich nach einiger Zeit nicht mehr und gelangt nach dem ersten Zank zu dem Entschluß einer Trennnng in Frieden und Freundschaft. Tie meisten Ehen werden wieder geschieden, einige nach einem Paar Jahren, andere nach einem Paar Monaten. Der Mann heiratet eine andere Frau, dic Frau einen andern Mann, nnd man vergißt sich. Es gibt Franen, die in den Gesellschaften zwei bis drei Männer sehen können, mit denen sie nacheinander verheiratet gewesen sind, und am Arm des dritten oder vierten treten sie in die Thür. Die Geistlichkeit trägt alle Schuld an diesem häßlichen Zustande. Sie läßt sich die Scheidungen gut bezahlen und macht gewöhnlich in einigen Tagen Alles ab. Auch der jetzige Landesfürsl Johann l. wurde als Oberst Kuza von seiner Frau Helene Rosetti gefchieden. Nach seiner Erwählung zum Fürstcu hat cr das gute Beispiel gegebeu, sicb wieder mit ihr zu vereinige"' ^vaniU'orllichcr Redactcm- I. v. Kleinnlayr. - Truck nnd Verlag von Igtt, u. Klcinmayr bl F. Vambcrg in Laibach.