r N STERN DER NEGER Zweimonatssrlirid März/ A pril 1956 INHALT Aus jedem Volke Dienér des Heiligtums............................25 Johannes Lephska Mein Weg zum Priestertum .... 27 Afrikas einheimischer Klerus .... 31 P. Karl f'scher Negerpriester bewähren sich .... 34 Br. LuJmtp Kastei Meine Reise nach Peru (Schluß) ... 36 Brief aus Rom..........................38 Missionsärztliches Institut Würzburg . 38 Hugo Kocher Der Schatz des Inka (Schluß) .... 41 P. Otto fie;nrich Besuch im Krüger-Nationalpark ... 42 Brief an Gott..........................47 Kurz berichtet.........................47 Hier spricht Afrika _ 3. Umschlagseite Titelbild Im Großen Seminar (Priesterseminar) von Tananarive auf Madagaskar tragen die Seminaristen zum ersten Mal den Talar. Das ist ein Ereignis auch für die Verwandten der jungen Leute. Die kleinen Brüder und Schwestern des jungen Seminaristen im Kolleghof schauen voll Verehrung und Stolz auf ihren älteren Bruder, der neu „eingekleidet“ wurde. (Fides-Foto) Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 2.50 - S 12 - 300 Lire Einzahlung Deutschland : Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionäre Sohne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/J agst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern V________________________________________J Schwenningen bei Ellwangen (Jagst) Foto-Zirlik So sehr hal Goli die Well geliebt „Gnadenstuhr, Gnadenthron, nennt man Darstellungen wie die hier wiedergegebene, die sich in der Kapelle zu Schwenningen bei Ellwangen (Jagst) befindet. Bildwerke dieser Art wurden etwa seit dem 12. Jahrhundert, zuerst in Frankreich, üblich. Das genannte stammt aus der spätgotischen Zeit und legt Zeugnis ab von der noch tiefen deutschen Frömmigkeit, als schon Anzeichen einer kommenden Auflösung alles Heiligen sichtbar wurden. Fast unnahbar erhaben ist Gottvater, der ewige Herrscher und furchtbare Richter, der zugleich gütiger und barmherziger Vater ist. Er ist der unerschütterliche, niemals wankende Thron der Gnade und Liebe, aber innerlich doch so bewegt, daß sein Mund starr ist vor Schmerz über seinen so grausam getöteten Sohn. Wieviel haben wir ihn doch gekostet! Aber „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn für sie hingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben“. yFie bejaht er aber diesen Tod für uns, indem er seine Linke fest entschlossen wie einen Kreuzesbalken über die Rechte seines Sohnes legt. Wie unendlich gütig fließt sein Mantel um den ge-(Fortsetzung Seite 26) Der Heilige Vater bei der abendlichen Rosenkranzandacht ln seiner Privatkapelle Am 2. März vollendete unser Heiliger Vater Papst Pius XII. sein 80. Lebensjahr. Den Glückwünschen aus allen Teilen der katholischen Welt schließen sich die Mitglieder unserer Kongregation und die Lesergemeinde des „Stern der Neger" in Ehrfurcht und dankbarer Freude an. Möge es dem Heiligen Vater vergönnt sein, auch weiterhin mit Tatkraft und Weisheit das Reich Gottes auf Erden zu leiten und auszubreiten. Mögen seine Bemühungen um einen gerechten und allgemeinen Frieden unter den Völkern von Erfolg gekrönt werden. Aus jedem Volke Diener des Heiligtums Der französische Missionsbischof Guebriant schreibt: „Wir stehen heute vor einem brutalen Entweder — Oder! Entweder geben wir die Bekehrung der Heiden auf und beschränken uns auf die Rettung der bereits gewonnenen Neuchristen oder wir werfen unsere besten Kräfte auf die Heranbildung eines einheimischen Klerus, der allein die Mission vor dem Verbluten bewahren kann. Eine dritte Möglichkeit gibt es jetzt nicht mehr. Deshalb haben die letzten Päpste in ihren Missionsrundschreiben und die oberste Missionsbehörde alle Oberhirten in den Missionsländern zu einer raschen und energischen Lösung dieser derzeit vordringlichsten Aufgabe gedrängt.“ Wir bringen nachstehend aus den Missionsrundschreiben der drei letzten Päpste Stellen, die sich mit der Frage des einheimischen Klerus befassen. Benedikt XV. (Maximum illud, 1919): „Die Hauptsorge für alle Missionsleiter muß es sein, daß sie aus dem Volke selbst, unter dem sie weilen, Diener des Heiligtums erziehen und schulen. Darin liegt hauptsächlich die Zunkunft neuer Kirchen. Denn der einheimische Priester, der durch seine Abstammung, seine Geistes- anlage, sein Fühlen und Streben mit seinen Volksgenossen in Verbindung steht, besitzt eine wunderbare Kraft, ihrem Geiste den Glauben beizubringen. Wie die Kirche Gottes eine allgemeine ist und bei keinem Volk oder Stamm etwas Fremdes, so gehört es sidi, daß aus jedem Volke Diener des Heiligtums erstehen, denen sich die Stammesgenossen als Lehrern des göttlichen Gesetzes und Führern zum Heilswege anschließen. Wo daher einheimische Geistliche in genügender Anzahl und von guter Ausbildung und ihres heiligen Berufes würdiger Haltung vorhanden sind, da kann man mit Recht das Werk des Missionars glücklich vollendet und die Kirche vortrefflich begründet nennen. Wenn dann vielleicht auch ein Verfolgungssturm ausbricht, um sie zu erschüttern, so braucht man nicht zu fürchten, daß sie mit diesem Fundament und Wurzelwerk die feindlichen Angriffe nicht aushalten werde.“ Pius XI. (Rerum ecclesiae, 1926): „Zu allererst erinnern Wir euch an die so wichtige Aufgabe der Heranbildung eines einheimischen Klerus. Wenn ihr diese nicht mit aller Kraft durchsetzt, so wird nach Unserer festen Überzeugung einerseits euer apostolisches Arbeiten unfertig bleiben und andererseits die Begründung und Einrichtung der Kirche in jenen Ländern auf längere Zeit verzögert werden. Der Klerus, den die Apostel über die neuen Christengemeinden setzten, war nicht von auswärts eingeführt, sondern aus der eingeborenen Bevölkerung selbst ausgewählt worden. — Nehmen wir den Fall, infolge eines Krieges oder anderer politischer Ereignisse trete in irgend einem Missionsgebiet eine neue Regierung an die Stelle der bisherigen, und man fordere nun die Abreise der auswärtigen Missionare. Welches Verhängnis würde alsdann in jenen Gegenden die Kirche bedrohen, wenn nicht ein Netz von eingeborenen Priestern das ganze Gebiet überziehen würde und so für die Bedürfnisse der in Christus angegliederten Bevölkerung gesorgt wäre. — Wenn jeder von euch für eine möglichst hohe Zahl von eingeborenen Alumnen Sorge tragen muß, so bemüht euch außerdem, sie sorgfältig zur Heiligkeit eines echt priesterlichen Lebenswandels heranzubilden, ferner auch zu einem apostolischen Geiste, der sich mit einem großen Eifer für das Seelenheil ihrer Brüder verbindet. Es ist von größter Wichtigkeit, daß sie gleichzeitig in den weltlichen und in den geistlichen Wissenschaften unterrichtet werden. Aber sie sollen darin nicht einen ungeregelten oder abgekürzten Unterricht bekommen, sondern im Wege des üblichen Studienplanes eine umfassende und gründliche Ausbildung erhalten." Pius XII. (Evangelii praecones, 1951): „Die Missionsbemühungen zielen in erster Linie darauf hin, neuen Völkern das Licht der christlichen Wahrheit aufleuchten zu lassen und neue Gläubige zu gewinnen. Ihr Ihr Endziel aber muß sein, die Kirche fest und endgültig bei den neuen Völkern zu verwurzeln und ihr eigene Bischöfe zu geben, die aus den Eingeborenen hervorgegangen sind. Wir haben, als Wir im Jahre 1944 die Leiter der Missionswerke empfingen, erklärt: ,Das Ziel, das sich die Glaubensverkünder mutig und hochherzig setzten, besteht darin, daß sie die peinigten Leib! Und seine Rechte greift stützend unter das gemarterte Haupt. Der Sohn, ewig aus dem Schoße des Vaters geboren, in Ewigkeit mit ihm herrschend, liegt da als das für uns verblutende Lamm, um uns immer neu zu beleben. Ob der Engel wohl imstande sein wird, all das für uns entströmende kostbare Blut aufzufangen? Es ist nicht nötig. Der Heilige Geist ist der rotgoldene Feuerstrom und Strahlenkranz, der vom Immerlebendigen zu uns Sterblichen Kraft und Licht und Glut und Heiligkeit weht und uns, den Gliedern des Leibes Christi, mitteilt. Wir sollten dieses Bild sehr, sehr oft anschauen, vor allem jetzt in der Fastenzeit. Wir würden erschüttert feststellen, wie erbärmlich und elend wir vor dieser Liebe des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes stehen und wie sehr wir die Reinigung durch die österlichen Sakramente nötig haben. P. Otto Heinrich Kirdie in neue Gebiete tragen, so daß sie dort immer tiefere Wurzeln schlagen und, wenn sie sich genügend entwickelt hat, sobald wie möglich ohne weitere Hilfe der Missionswerke leben und blühen kann.' — Wir sagen Gott unendlichen Dank dafür, daß in den beiden Nationen Korea und China ein erlesener und bereits zahlreicher Klerus aus der Bevölkerung hervorgegangen ist und daß verschiedene Diözesen Bischöfen aus dem Lande selbst übergeben werden konnten." Um genügend finanzielle Mittel zur Heranbildung des einheimischen Klerus zur Verfügung zu haben, errichtete Papst Benedikt XV. das „Werk des hl. Petrus", das unter dem christlichen Volk leider noch nicht genügend Eingang gefunden hat. Mein Weg zum Priestertum Von Johannes L e p h a k a , Negerpriester der Diözese Lydenburg Für gewöhnlich ist es eine unangenehme Sache, über sich selbst zu schreiben. Weil ich aber darum gebeten wurde, will ich versuchen, den Lesern des „Stern der Neger" so kurz wie möglich zu berichten, wie ich zum Priestertum gefunden habe. Meine Heimat „Bothsabelo, Zuflucht" heißt mein Heimatdorf und liegt ungefähr zwölf Kilometer von der schönen Missionsstation Gien Cowie entfernt. Dort habe ich das Licht der Welt erblickt, als jüngstes von sieben Kindern, zwei Buben und fünf Mädchen. Zwanzig Jahre bevor der katholische Missionar in unser Dorf kam, waren meine Eltern schon in der anglikanischen Hochkirche getauft worden. Wir Buben tummelten uns viel im wilden Busch herum. Unsere Kinderaibeit bestand hauptsächlich im Viehhüten und nebenbei fingen wir Vögel oder jagten mit ein paar mageren Hunden die Hasen. Wir waren glücklich und zufrieden, wenn uns dann abends eine Schüssel mit Maisbrei vorgesetzt wurde, und machten uns > einerlei Sorgen um die Zukunft. In der Schule Als ich zehn Jahre alt war, sagten meine Eltern: „Bub, nun mußt du auch in die Schule gehen wie deine Geschwister!" Dieser Befehl gefiel mir. Ich hatte die andern Kinder schon immer beneidet, die in die Schule gehen durften. Die einzige Schule in unserm Dorf war eine kleine lutherische Missionsschule. Man gab mir Schiefertafel und Griffel in die Hand, und so marschierte ich mit großen Schritten zur Schule. Ich guckte auf dem Weg nach links und rechts, um zu sehen, ob die Leute mich bewunderten. Ich glaubte jetzt mehr zu sein als meine Kameraden, die sich noch hosenlos im weiten Busch herumtrieben. In der Schule gefiel es mir sehr gut; die Lehrerin war gar nicht bös und hatte große Geduld mit uns Kindern. Zwei Jahre verbrachte ich in dieser Schule und lernte Lesen und Schreiben. Taufe und Erstkommunion Da kamen die katholischen Missionare in unser Dorf und begannen mit dem Bau einer Schule ganz in der Nähe meiner Elternwohnung. Diese Schule war schöner, hatte richtige Fenster und auch Schulbänke. Das hat mich und viele Kinder angezogen, und wir übersiedelten in die katholische Schule. Regelmäßig jeden Mittwoch kam P. Richard Habi-c h e r bald auf einem braunen, bald auf einem weißen Pferd zur Schule geritten. Er gab uns Kindern Religionsunterricht. Wir begannen zu Gott zu beten und lernten allmählich den katholischen Glauben begreifen. Nachdem ich zwei Jahre lang fleißig den Katechismus gelernt hatte, wurde ich am Weihnachtsfest 1936 von P. Habicher getauft, und ich durfte auch zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen. Ich hatte eine ganz große Freude. Father Johannes Lephaka, Maria Trost (Auln. W. Kühner) Meßdiener Zweimal in der Woche mußte idi die zwölf Kilometer nach Gien Cowie laufen, um für unser Dorf die Post zu holen. Ich machte diese Gänge ganz gern, weil idi in Gien Cowie immer gut aufgenommen wurde, und die Missionare gaben mir oft Geschenke wie Brot, Orangen und manchmal audi Süßigkeiten. Der Rektor der Station, P. Habicher, brachte mir das Ministrieren bei. Wie er so bei diesem Unterricht über den großen Ehrendienst am Altar zu mir sprach, erfaßte mich die Sehnsucht, auch einmal ein Priester zu werden. Aber das war noch unsicher, und ich wußte nicht, ob das auch für einen schwarzen Buben möglich sein würde. Der Pater ermahnte mich, fleißig zu beten und brav zu sein. Ich freute mich immer, wenn der Missionar zu uns ins Dorf kam, um Gottesdienst zu halten; ich durfte dann immer bei der hl. Messe dienen. Im M i s s i o n s s p i t a 1 Ich wurde krank. Auf einem zweirädrigen Karren, von zwei Eseln gezogen, brachte man mich nach Gien Cowie ins Spital. Schwester Rita pflegte mich mit großer Liebe, und schon nach drei Wochen konnte ich wieder herumlaufen und mit den Kindern auf der Station spielen. Es gefiel mir sehr gut, und ich wäre am liebsten dort geblieben. Ich mußte aber wieder zurück in unser Dorf; doch sollte mein Wunsch bald in Erfüllung gehen. Die Schule in unserm Dorf war nicht groß, und die Kinder, die die vierte Klasse vollendet hatten, mußten die Schule verlassen. Meine Eltern gaben mir die Erlaubnis, nach Gien Cowie zu gehen, und dort konnte ich in der Pensionatsschule weiter lernen. Nach zwei Jahren hatte ich die fünfte und sechste Klasse bestanden. Jeden Tag hatten wir hier Schülermesse, und die meisten katholischen Kinder gingen täglich zur heiligen Kommunion. Auch in der Schule erhielten wir täglich von P. Habicher und P. Brandmaier Religionsunterricht. Meine Sehnsucht, Priester zu werden, wuchs immer mehr. Schwierigkeiten Zaghaft offenbarte ich nun zum ersten Mal meinen noch protestantischen Eltern den heißen Wunsch meines Herzens und bat sie, mich in das Knabenseminar eintreten zu lassen. Aber da stieß ich auf großen Widerstand. Die Eltern wollten nichts davon wissen. Sie hatten damals noch kein Verständnis füi das katholische Priestertum. Sodann ist es bei unserm Stamm Sitte, daß der jüngste Sohn mit seiner Frau in das Elternhaus einzieht, und es ist auch seine Pflicht, für die alten Eltern zu sorgen. Und so wurde mein Wunsch glatt abgeschlagen. Daraufhin versuchte P. Habicher, meine Eltern zu überreden, und versprach ihnen, daß er für alle Studienkosten aufkommen würde. Aber auch seine Bemühungen waren erfolglos; meine Eltern ließen sich nicht überreden, das Ja-Wort zu geben. In der Katechistenschule Nun mußte ein neuer Plan gemacht werden: Ich sollte vorläufig einmal in die Katechistenschule gehen. Ein tüchtiger Katechist kann auch viel tun für die Ausbreitung des Reiches Gottes. Da hatten die Eltern nichts einzuwenden, namentlich weil der Katechist wie jeder andere Mann heiraten darf und für seine Arbeit auch bezahlt wird. In unserem Missionsgebiet gab es aber keine Katechistenschule, und so schickte midi P. Habicher nach Mariathal in Natal, wo die Mariannhiller Missionare eine solche Schule hatten. Ich trat die 800-Kilometer-Reise an mit der Hoffnung, daß mein Wunsch, Priester zu werden, doch noch einmal in Erfüllung gehen würde. Diese Katechistenschule war nur fünf Kilometer vom Kleinen Seminar (Kna-bensenminar) entfernt, öfters wurden gegenseitige Besuche gemacht. Mit traurigem Herzen beneidete ich die Studenten des Seminars. Nach sechs Wochen konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen. Mit Zustimmung meines Vorgesetzten und des Heimatpfarrers trat ich in das Knabenseminar ein. P. Habicher machte daraufhin einen zweiten Versuch bei meinen Eltern. Diesmal ging er aber nicht überredend und bittend vor, sondern warnend und mahnend. Der Patriarch Abraham habe es nicht gewagt, Gott das Opfer seines einzigen, geliebten Sohnes Isaak zu verweigern. Wie sie es da wagen könnten, Gott za widerstehen, wenn er eines von ihren sieben Kindern zu seinem Ehrendienst berufe. Er habe doch die Macht, nicht nur ihren Johannes, sondern alle sieben Kinder von ihnen zu nehmen. Nun war das Eis gebrochen, und meine Eltern erklärten sich bereit, ihren Jüngsten dem Herrn zu schenken. Groß war meine Freude, als ich davon hörte. Groß war auch die Belohnung, welche die Eltern für ihre Hochherzigkeit erhielten-Gott schenkte ihnen die Gnade des wahren Glaubens. Mit ihren Kindern nahmen sie am katholischen Religionsunterricht teil und wurden in den Schoß der katholischen Kirche aufgenommen. Seit mehreren Jahren versieht mein ältester Bruder im heimatlichen Dorf das Amt des Katechisten, und das vor zwanzig Jahren noch ganz heidnische und protestantische Dorf fühlt jetzt den Hauch p. Richard , Gien Cowie (Archiv) der wahren Kirche Christi. Mit großem Eifer arbeitet nun P. Günter B r o s i g an dem begonnenen Bekehrungswerk weiter, und wir hoffen, daß es ihm gelingen wird, alle für den wahren Glauben zu gewinnen. Im Knabenseminar Der Wahlspruch, den man uns vorlegte, lautete: „Bete und arbeite!" Lehrer und Vorgesetzte waren mit uns streng, aber wir wußten, daß sie es gut mit uns meinten. Auch die Schwierigkeiten der Lateingrammatik und der andern Bücher voll höherer Wissenschaft waren nicht unüberwindlich. Die Umgangssprache war Zulu, und so konnte ich mir hier ohne große Mühe die Kenntnis dieser Sprache erwerben. Schnell gingen die vier Jahre in diesem Kleinen Seminar vorüber, und nach überstandener Reifeprüfung kam der Abschied. Ich mußte zurück in meine Heimat. Probejahr Der junge Seminarist soll durch die Tat beweisen, daß es ihm mit dem Priesterberuf ernst ist; er soll zeigen, daß er auch schwere Aufgaben und Prüfungen meistert. Die kirchlichen Obrigkeiten haben daher bestimmt, daß jeder Priesterkandidat ein volles Jahr in der Heimat verbringt als Gehilfe seines Pfarrers, ehe er in das eigentliche Priesterseminar aufgenommen wird. Dieses Probejahr wurde auch mir nicht ge- schenkt. Und wahrlich, mein Chef hat mich nicht geschont: heute in diesem Dorf, morgen in jenem Katechistendienst. Er stellte mir ein Fahrrad zur Verfügung, und nun ging es los. Bemerkungen über Müdigkeit oder weite Entfernungen wurden entweder ganz überhört oder kurz abgetan. Zur Abwechslung mußte ich auf der Stationsschule für einige Monate den Lehrer machen. In der freien Zeit mußte ich Gebete und Kirchenlieder vom Englischen oder Lateinischen in die Sepedi-Sprache über setzen. Am Ende des Probejahres sagte P. Ha-bicher: „Johannes, ich weiß, daß ich dich geschunden habe; dafür darfst du jetzt nach überstandener Probe ins Priesterseminar eintreten. Und merk dir das Sprichwort: Müßiggang ist aller Laster Anfang. Und wenn du einmal wirklich nicht weißt, wie du die Zeit verbringen sollst, dann hacke Holz oder klopfe Steine!“ Im Priesterseminar Wenn auch zaghaft, so doch mit freu digem Herzen klopfte ich an die Pforte des Priesterseminars St. Joseph in Natal. Nach einem kurzen Willkommgruß wurde ich von meinem neuen Rektor unter die Alumnen aufgenommen. Ein älterer Seminarist wurde beauftragt, mir die Räumlichkeiten des Hauses zu zeigen: Kapelle, Hörsäle, Bibliothek, Speisesaal, den gemeinsamen Schlafsaal usw. Er versuchte es auch, mich mit den Vorschriften des Seminars vertraut zu machen. Besonders betonte er: Das Rauchen ist hier verboten! Das gab mir einen Stich. Die Liebe zu meinem kleinen Pfeifchen war eben groß, und ich brachte es nicht übers Herz, diesen kostbaren Gegenstand in den Fluß zu werfen. Hätte ich es doch getan! Dann wäre mir manche Rüge der Vorgesetzten erspart geblieben. Am folgenden Tag begann das neue Schuljahr mit einem feierlichen Gottesdienst, und dann ging es in den Hörsaal. Der Philosophieprofessor hat mir keinen kleinen Schrecken eingejagt mit den komischen Begriffen, die er uns zum Verdauen vorlegte, die Lehre vom So-sein des Daseins und vom Dasein des Soseins. Aber trotzdem waren die sechs Jahre des philosophischen und theologischen Studiums im Priesterseminar schöne Zeiten und gingen nur allzu schnell vorüber. Mit der Heimat blieb ich brieflich verbunden und ich muß hier erwähnen, daß ich während meiner Seminarzeit über hundert ermahnende und ermunternde Briefe von meinem Seelsorger aus der Heimat erhielt. Priesterweihe und Primiz Die letzten Prüfungen waren überstanden. Es folgten noch ein paar Tage Exerzitien, um Geist und Seele auf den großen Tag vorzubereiten. Mit Glück-und Segenswünschen meiner Mitseminaristen und Vorgesetzten beladen verließ ich das Seminar und reiste zurück in die Heimatdiözese Lydenburg. Viele Monate zuvor schon sehnten meine lieben Eltern den Tag der Priesterweihe herbei, ihre Vorfreude war groß. Und doch verlangte Gott noch ein großes Opfer von uns. Mein Vater hat den Tag nicht mehr erlebt. Wenige Monate vor dem Weihetag wurde er von seinem Schöpfer in die Ewigkeit abberufen. Der Vater hat seinen Sohn freigegeben für Gott, und so war auch ich nicht ungehalten, da Gott unsern Vater von uns nahm. Am 16. Dezember 1952 erteilte mir der schon verstorbene Bischof Johannes R i e g 1 e r auf der Mutterstation Maria Trost die heilige Priesterweihe, und am folgenden Tag feierte ich in meiner Heimatpfarrei Gien Cowie das erste heilige Meßopfer. Mein alter Freund und Führer zum Priestertum, P. Richard Habicher, stand bei der Primizmesse assistierend an meiner Seite, und in der Predigt schilderte er das Werden und Wirken des Priesters. Uber meine Priesterweihe und Primiz brachte der „Stern der Neger“ schon im August 1953 einen ausführlichen Bericht. Die drei ersten Priesterjahre verbrachte ich auf der Missionsstation Maria Trost, wo ich an der dortigen katholischen Mittelschule unterrichtete zigen Generalobern P. Richard Lech-n e r , in die praktische Seelsorge eingeführt zu werden. Eine gute Stütze und einen klugen Berater habe ich auch meinem geistlichen Mitbruder Hochw. Denis Bourhill, der ein Jahr vor mir in Barberton zum Priester geweiht wurde. In meiner freien Zeit bemühe ich mich, die deutsche Sprache zu erlernen. Schwester Leona gibt sich große Mühe, mir die schwierige deutsche Sprachlehre bei-zubringen, aber zu meinem großen Bedauern sind ihre Bemühungen noch nicht von allzu großem Erfolg gekrönt worden. Aber was nicht ist, kann noch werden. Hoffnung ist ja der Wanderstab von der Wiege bis zum Grab. Ich möchte die deutsche Sprache beherrschen, da ich den Wunsch habe, die deutsche und österreichische Heimat unserer Missionare zu besuchen, die unter großen Opfern unserm Volke reichen Segen gebracht haben. Nun ist mein Bericht doch länger geworden, als ich anfangs dachte. Hoffentlich habe ich meine Leser nicht gelangweilt. Um Euere Gebetshilfe bittend grüßt Euch der Negerpriester Johannes Pitsi Lephaka. Weihe des ersten Priesters aus dem Swaziland. Der Neugeweihte zelebriert zusammen mit dem Bischof seine erste hl. Messe. und in der Seelsorgsarbeit der Station mithalf. Ich hatte das Glück, unter der ausgezeichneten Leitung des damaligen Rektors dieser Station, des jet- Afrikas einheimischer Klerus Vier Gründe sind es vor allem, derentwegen die Kirche auf die Heranbildung eines einheimischen Klerus in den Missionen, auch denen Afrikas, drängt. 1. Im Falle einer nationalistischen Bewegung oder gar einer Verfolgung sind die ausländischen Missionare viel mehr der Anfeindung und Ausweisung ausgesetzt als der einheimische Klerus. 2. Nur Priester, die aus dem Missionsvolk stammen, können dessen Geistesund Gemütsart ganz verstehen und das Evangelium wirklich bodenständig machen. 3. Die Missionare dürfen nicht durch die Seelsorge der Neuchristen festgehalten werden, sondern müssen der eigentlichen Bekehrungsarbeit erhalten bleiben. 4. Vielfach ist das Klima der Missionsländer der Gesundheit der aus nördlicheren Ländern stammenden Glaubensboten wenig zuträglich und verbraucht ihre Kraft vor der Zeit. Aus diesen Gründen ist die Kirche seit Jahren bestrebt, auch den afrikanischen Völkern eigene Priester und Bischöfe zu geben. Die beiden großen Schwierigkeiten in der Erreichung dieses Zieles sind die niedere Kulturstufe der afrikanischen Völker und das Opfer der Ehelosigkeit. In Ländern mit hoher Kultur, wie Indien und China, wächst die Zahl der Priester im Verhältnis zur Zahl der Christen viel rascher, in Ländern mit niedriger Kultur ist es umgekehrt, so vor allem in Afrika. Die Ehelosigkeit und der Verzicht auf Kinder bereitet gerade in Afrika größte Opfer und erfordert das Ablegen tief eingewurzelter Auffassungen und Ideale. Erste Anfänge Die Anfänge in der Heranbildung einheimischer Priester waren enttäuschend, die Erfolge gering. In Westafrika gründeten die Väter vom Hl. Geist 1847 das erste Knabenseminar. 1864 konnte der erste Priester geweiht werden. Nach verheißungsvollen Anfängen ging die Zahl der Ausgeweihten immer mehr zurück. In 50 Jahren brachte das Seminar nur zehn Priester hervor. Ein anderes von den Vätern vom Hl. Geist 1857 in Westafrika gegründetes Seminar brachte erst nach 42 Jahren den ersten Priester hervor. In Uganda begannen die Weißen Väter 1885 mit dem Lateinunterricht, 1893 mit dem eigentlichen Seminarbetrieb. Die Anfänge schienen verheißungsvoll. Und doch erwiesen sich die Schwierigkeiten in der Folge als fast unübersteigbar: Von den ersten 300 Kandidaten erreichten nur drei das Ziel. 1913 konnten die ersten Priester geweiht werden. Dann ging es besser voran. Ähnliche Schwierigkeiten hatten die Jesuiten am Kongo, die dort 1896 mit einem Kleinen Seminar begannen. Die Schlafkrankheit zerstörte das begonnene Exz. Irenäus Dud, der am 3. Juli 1955 neuernannte Apostol. Vikar von Rumbek im jetzt selbständigen Staate Sudan. Msgr. Dud ist der Sohn eines Häuptlings und ist etwa 37 Jahre alt. 1944 zum Priester geweiht, leitete er während der letzten drei Jahre vor seiner Bischofsweihe eine große Missionsstation. Er ist der erste sudanesische Bischof. Bischof Ramarosandratana, Diözese Tananarive auf Madagaskar, erhielt Besuch von Professor Lasaga, Havana, und seiner Frau, die Präsidentin des Weltbundes der Marianischen Kongregationen ist. Das Ehepaar befand sich auf einer Informationsreise durch die Missionsgebiete Afrikas. Weihbischof Etoga von Yaunde, Kamerun. Er wurde am 30. November 1955 in Yaunde in Gegenwart von 75 OOO afrikanischen Christen als erster eingeborener Bischof von Französisch Afrika zum Bischof geweiht. Werk. 1922 begann man aufs neue, und 1937 konnten die ersten drei Priester geweiht werden. Verteilung auf die einzelnen Gebiete Die Verteilung der Seminare für den Priesternachwuchs ist in den einzelnen Gebieten sehr verschieden. Gering ist die Zahl der Seminaristen im mohammedanischen Nordgürtel (Marokko, Algier, Tunis, Ägypten, Sudan). In West- und Zentralafrika sowie in Nigerien sind die Verhältnisse bedeutend besser. In Ostafrika, besonders in den Ländern um den Viktoriasee, ist die Entwicklung erfreulich. In Südafrika (Südafrikanische Union, Basutoland, Swaziland, Angola, Mozambique, Rhodesien) bestehen sieben Seminare. Die Zahl der Priester in den einzelnen Gebieten entspricht ungefähr der Zahl der Seminaristen. Heute dürften in Afrika, soweit es der römischen Missionsbehörde untersteht (also ohne Abessinien, Erythrea und Ägypten) ungefähr 1500 eingeborene Priester gezählt werden. Besonders erfreulich ist die Entwicklung in Ruanda. Dort wurde 1904 mit einem Kleinen Seminar begonnen. Von den ersten 15 Jungen wurden drei Priester. Bis April 1954 hatte Ruanda schon 126 Priester hervorgebracht. Nachdem die Entwicklung soweit vorangetrieben war, konnte den Afrikanern auch das Hohepriestertum anvertraut werden. 1939 weihte Pius XII. die Bischöfe Kiwanuka und Ramaro-sandratana und übergab ihnen je e;ne Diözese in Uganda und auf Madagaskar. Und heute ist die Zahl der schwarzen Bischöfe in Afrika auf zwölf gestiegen, darunter drei Weihbischöfe. In Südafrika allein sind zwei Diözesen Negerbischöfen anvertraut. Bildungsgang des afrikanischen Priesters Zum Schluß in kurzen Zügen etwas über den Bildungsgang des afrikanischen Priesters, wie ihn P. Beckmann in „Die Kirche im neuen Afrika" darlegt. Die Meister in der Heranbildung eines einheimischen Klerus, die Weißen Väter, verlangen, daß ihre Missionare jede Missionsstation zu einer Vorschule für das Kleine Seminar machen, in der die Begabteren eigens gesammelt und in die Bahnen des künftigen Berufes geleitet werden. Darauf folgt der Eintritt in das Kleine Seminar. Neben Latein wird eine europäische Sprache gelehrt. Die Unterrichtssprache in Zentralafrika ist eine einheimische, sonst eine Fremdsprache. Griechisch wird nicht gegeben, Mathematik in bescheidenem Maß, Naturwissenschaft erst im Großen Seminar. Im Vordergrund steht die Herzens- und Charakterbildung. Auch Hand- und Feldarbeit sind vorgesehen. Die Lebensweise ist die des gewöhnlichen Volkes. Man kleidet sich, ißt schläft und wohnt nach den Gewohnheiten des Volkes. Im Großen Seminar wird von dieser Methode teilweise Abstand genommen. Das Kleine Seminar dauert höchstens acht Jahre und schließt ab mit einer Prüfung. Auch im Großen Seminar (Priesterseminar) wird das Hauptgewicht auf Charakterbildung und religiöse Erziehung gelegt. Das Philosophiestudium dauert, zwei bis drei Jahre. In manchen Missionen folgt dann ein Probejahr im Heimatvikariat. Daran schließen sich sechs Jahre Theologiestudium an. Vor Erteilung der höheren Weihen werden die Seminaristen für zwei oder drei Jahre in die praktische Missionsarbeit zu erfahrenen Missionaren geschickt. Während dieser Probezeit werden die Studien nicht vernachlässigt. Dann folgt die letzte Vorbereitung auf die Weihe. Damit ist deutlich gezeigt, wie ernst und solid die Ausbildung des schwarzen Klerus betrieben wird. Man tut das Menschenmögliche, um dem schwarzen Erdteil würdige und tüchtige Priester zu schenken. Schwarze Priester bewähren sich Von P. Karl Fischer, Reichenau- Mission Die eingeborenen Priester leisten voll und ganz, was sie ihrem Beruf schuldig sind. Als Neupriester werden sie von einem Missionar in die praktische Seelsorgsarbeit eingeführt. Ihre Nachahmungsgabe ist bekannt. Sie gewöhnen sich rasch die Handlungsweise ihrer priesterlichen Lehrmeister an, und da sich die Missionare eines Gebietes gut kennen, kann man aus der Art eines schwarzen Priesters leicht auf den Missionar schließen, der ihn in die Praxis der Seelsorge eingeführt hat. Wie ich feststellen konnte, bereiten sie sich auf die Predigt gut vor. Sie schreiben sie, lernen sie und üben sie ein. Darüber habe ich mich oft gewundert, da sie doch in ihrer Muttersprache predigen und von Natur aus die gebore- Ein Priester aus Belgisch Kongo teilt die hl. Kommunion aus (5 Aufn. Fides-Foto) nen Redner sind. Sie können aber auch, wenn es sein muß, eine schöne Predigt aus dem Stegreif halten. Nachstehend ein Beispiel, wie erfolgreich sie in der Seelsorge arbeiten. Ich war einige Zeit der Seelsorger einer kleinen Missionsstation, die mitten zwischen den Besitzungen weißer Bauern lag, die alle protestantisch oder auch ganz ungläubig waren. Hier erlitt die Seelsorge einen herben Schlag durch die gewaltsame Schließung der beiden Schulen und durch Verbot des Religionsunterrichtes auf dem Boden der Farmer. Da diese Unterdrückung auch während des letzten Weltkrieges andauerte, war das christliche Leben fast erstorben. Die einklassige Missionsschule besuchten nur etwa dreißig Kinder, in der Sonntagsmesse erschienen außer den Kindern nur eine Handvoll Frauen. Mit Hilfe dieser Frauen Jconnte ich viele wieder zum Sonntagsgottesdienst und auch zu den heiligen Sakramenten bringen. Nun wollte der Bischof auch das Sakrament der Firmung spenden. Aber die meisten der Firmlinge konnten nicht einmal das Vaterunser beten. Mit Mühe gewann ich, unterstützt von den Frauen, 69 Personen für die Firmung, zumeist Kinder, die in der Schule das Nötigste gelernt hatten. Da kam mir der Gedanke: Warum sollte man nicht draußen an den einzelnen Orten abends eine Mission halten können, Ich legte meinen Plan dem Bischof vor und bat ihn, beim Apostolischen Delegaten für Südafrika um die notwendige Erlaubnis für die Abendmessen nachzusuchen. Zugleich bat ich ihn um drei schwarze Priester. Alles wurde mir gewährt und ein „Glück auf!" zugerufen, aus dem aber ein gelinder Zweifel klang. Ich wählte die drei Priester aus, legte ihnen mein Anliegen vor und bat sie, einen Plan zu entwerfen und die Predigtthemen bis Ende Juli vorzubereiten. Es wurde vereinbart: Jeder hält an dem ihm zugewiesenen Ort in einer bestimmten Hütte, wo er auch wohnen wird, alle Predigten. Einer bleibt in dar Missonsstation. Heilige Messe mit Kommunion und die Vorträge finden an allen Orten abends von sechs bis neun Uhr statt. Es wird ausgemacht, daß die fünf Tage der Mission an einem Sonntag enden. An diesem Sonntag sollen die Christen der Außenstationen in Prozession zur Hauptstation kommen. Und so wurde es gehalten. Vor der Sonntagsmesse war Predigt, an die sich die Erneuerung der Taufgelübde anschloß. Die Predigt nach der hl. Messe, über das Ehesakrament, sollte eine Dialogpredigt (mit zwei Predigern) sein. Aber bei dieser Predigt versagte der „Zweifler“, weil er sich nicht ermannen konnte, die Einwände gegen die kirchliche Eheauffassung in der wahren Sprache des Volkes vorzubringen. Da half der andere schnell aus durch seine umso genauere und ausführlichere Erklärung und hielt die große Menge der Zuhörer während seiner etwas langen Predigt in Spannung. Daran schloß sich die Erneuerung des Eheversprechens an. Die einzelnen Ehepaare wurden zum Altar gerufen und antworteten auf die Frage des Priesters mit „Siyakuthembisa, wir versprochen es". Alle wollten vortreten, aber ich mußte viele mit Ernst zurückweisen, konnte es aber nicht übers Herz bringen, einzelne Frauen abzuweisen, die im Namen ihrer abwesenden Männer das Versprechen geben wollten. Die schwarzen Priester bekannten nachher, es sei ihnen zum Weinen gewesen vor Freude, als sie die Begeisterung ihrer Landsleute sahen. Auf ausdrücklichen Wunsch schickte ich dem Bischof zweimal einen ausführlichen Bericht vom Fortgang der Mission. Nach dem zweiten ließ er mich wissen, daß er am Sonntag selbst dabei sein wolle. Diese Nachricht spornte die Leute nodi mehr zur Teilnahme an, besonders weil der Bischof die zur Ordnung ungültiger Ehen notwendigen Dispensen geben konnte. Nicht ohne Grund hatte er diesmal den schwarzen Priestern die Dispensvollmacht nicht gegeben. Aber leider konnte der Bischof wegen plötzlicher Erkrankung dann doch nicht kommen. Ohne zu übertreiben, kann ich sagen, daß der Erfolg der Mission alle Erwartungen übertraf: Viele Beichten nach langen Jahren und viele Kommunionen, zahlreiche Abtrünnige fanden wieder zurück, nicht wenige Paare meldeten sich zur Ordnung ihrer Ehe und, was noch mehr besagt, eine Unzahl solcher, die zwar als Kind getauft worden, aber dann ohne Unterricht aufgewachsen waren und nicht einmal das Kreuzzeichen machen konnten, meldete sich zum Unterricht. Diese Mission hat gezeigt, wo mit der Arbeit eingesetzt werden muß. Diese Arbeit ist schwer, wegen des Widerstandes der Weißen. Und wer hat das alles geleistet? Drei eifrige schwarze Priester. Familie und Priesternach wuchs Im April des Jahres 1951 war Kapstadt an der Südspitze Afrikas Schauplatz der größten katholischen Glaubenskundgebung, die Südafrika je gesehen hat. Höhepunkt war die Radioansprache des Hl. Vaters an die Versammelten. Der Hl. Vater wies auch auf die Notwendigkeit eines größeren Nachwuchses an eingeborenen Priestern hin und sagte: „Das bedeutet, daß die Familien der katholischen Eingeborenen durchdrungen sein müssen von einem starken Glauben, einer großen Hochschätzung des Priestertums und dem Bewußtsein, daß es für sie eine hohe Auszeichnung und eine große Ehre ist, wenn Gott einen ihrer Söhne zum Dienst am Altare ruft. Eltern, die von diesem Geiste durchdrungen sind, werden es nicht fehlen lassen an Großherzigkeit, ihr Bestes dem Herrn der Ernte zu geben, dessen liebevolles Herz betrübt ist über den Mangel an Helfern beim Einbringen der Ernte." Meine Reise nach Peru Von Br. Ludwig K ä s t e 1, Huänuco (Schluß) Am Abend war öfter Tanz und Kino, natürlich ohne uns. Wir beteten alle Tage unter freiem Himmel den Rosenkranz, zu dem sich auch viele Mitreisende einfanden. Hernach gab es meist noch gemütliche Unterhaltung mit frohen Liedern, bis wir uns dann gegen 11 Uhr ins Bett verkrochen. Die Tierwelt des Wassers bot uns manches Interessante. Da waren die etwa einen Meter langen Delphine, die gelegentlich aus dem Wasser tauchten und meterlange Sprünge machten. Manchmal ließen sich auch die gefährlichen Haie sehen. Dann wieder flogen kleine Fische bis zu 200 Meter über die Wasserfläche. Je weiter es nach Süden ging, desto häufiger tauchten ganze Schwärme von Pelikanen und Wildenten auf. Schön war es auch jedesmal, wenn abends der glühend rote Ball der Sonne ins Meer versank. An Amerikas Küste entlang Am 6. Februar in der Frühe erblicken wir zum erstenmal das Festland von Südamerika, und um 10 Uhr setzen wir im Hafenstädtchen La Guaira den Fuß auf den Boden der Neuen Welt. Der Berghang über dem Städtchen ist zum Teil mit saftigem Grün überzogen, zum Teil blickt die rote Erde durch. Bis weit hinaus ist der Hang mit armseligen Häuschen übersät. Viele der Reisenden fahren in die 20 Kilometer entfernte Hauptstadt Caracas hinauf. Wir machen einen Spaziergang durch das gepflegte Hafenstädtchen. Abends um 10 Uhr geht es wieder weiter. Wir spüren immer mehr die südliche Sonne und kommen aus dem Schwitzen nicht mehr heraus. In der Kabine und im Speisesaal ist es kaum noch auszuhalten. Am 7. Februar landen wir mitten in der Nacht in Karta-gena. Wie gerne hätten wir das Grab unseres Kongregationspatrons, des Negerapostels Peter Claver, besucht. Aber wie hätten wir uns in der stockdunklen Nacht zurechtfinden sollen. Nach wenigen Stunden geht es weiter. Auf der holländischen Insel Curacao faßt unser Schiff 900 Tonnen Ol. Und dann der schönste Teil der ganzen Reise: die Durchfahrt durch den 81 Kilometer langen Panamakanal. Gegen 12 Uhr kommt der Kanal in Sicht, und alles strömt auf Deck. Das Wetter ist ausgezeichnet. Der Gatunsee, die höchste Stelle des Kanals, liegt 27 Meter über dem Spiegel des Atlantischen und des Stillen Ozeans. Das Schiff wird durch drei Schleusen auf diese Höhe gebracht, und ebenso geht es wieder hinab. Welch üppige Vegetation an den Ufern! Im Wasser taucht ein Krokodil auf; an Land sehen wir Eidechsen, die wohl einen Meter lang sind. Zehn Stunden braucht das Schiff für die Fahrt durch den Kanal. Als es in den Stillen Ozean hinausgleitet, liegen wir in tiefem Schlaf. Nun geht es noch sechs Tage an der Westküste Südamerikas entlang gegen Süden. Nach zwei Zwischenlandungen fahren wir am 6. Februar nachmittags Sonntagsgottesdienst aut dem Schilf. Einfahrt in den Panamakanal. Mit einer Taufe an Bord des Schiffes beginnen die Patres ihre Missionstätigkeit. Unsere Reisenden haben das Schiff verlassen und werden von der Bahn an steilen Berghängen und tiefen Abgründen vorbei über die Anden gebracht. Der Lastwagen bringt sie vollends nach Hua-nuco, wo sie im Kreis ihrer Mitbrüder von den Strapazen der Reise ausruhen. Die nächsten Tage sind der Erkundung von Stadt und Umgebung gewidmet. (6 Aufn. Archiv) 5 Uhr in den Hafen von Callao bei Lima ein. Wir packen unsere Sachen zusammen, nehmen noch kurz Abschied von guten Bekannten und betreten zum ersten Mal den Boden von Peru. Da stehen auch schon zwei unserer Patres und drücken uns sehr herzlich die Hände. Die Zollbeamten kontrollieren das Gepäck. Als sie die Rosenkränze erblicken, die wir obenauf gelegt halten, suchen sie sich die besten aus und sehen sonst nichts mehr. Mit dem Auto fahren wir nach Lima, wo P. Wetzel uns gastlich beherbergt. Von Lima nach Huanuco Hier in Lima bleibe ich vier Wochen. Dann, am 16. März, ist die Zeit für die Weiterfahrt an meinen Bestimmungsort Huanuco gekommen. Morgens um sieben Uhr besteigen wir — P. Wagner fährt mit mir — in Lima die Bahn, die uns zuerst durch die weite Küstenebene führt. Hier in Peru löst man als Geistlicher eine Fahrkarte zweiter Klasse, darf aber in erster Klasse fahren. Allmählich steigt das Gelände an, bis wir die Berge erreichen. Beiderseits der Bahn hohe Gebirgswände; alles kahl, nur die Talsohle von herrlichem Grün bedeckt. Nach einer guten Stunde Fahrt taucht das erste Hindernis auf: Da gerade Regenzeit ist und es in diesem Jahr ausnahmsweise viel geregnet hat, kommt von den Bergen eine Unmenge Wasser, und so war an einer Stelle das Bahngleis unterspült und der Schaden noch nicht ganz behoben. Endlich nach zwei Stunden geht es weiter. Im Zickzack klettert die Bahn die steilen Wände hinauf, indem sie einmal vorwärts, dann wieder rückwärts fährt. Auf einen Kilometer nimmt sie die Steigung von etwa 50 Meter. So geht es weiter, bis wir die Höhe von 4700 Meter erreichen. Manchem wird es in dieser dünnen Höhenluft schwach, und so kommen die Bahnbediensteten mit Sauerstoffsäcken und halten sie den Reisenden vor die Nase. Ich habe das nicht nötig, amüsiere mich an den Treiben. Zu Mittag lassen wir uns ein tüchtiges Essen bringen. Nachmittags erreichen wir die Höhe. Es wird frisch, ja kalt, so daß wir die Mäntel aus dem Koffer holen. Auf den Berggipfeln liegt sogar Schnee, und das in der Äquatorzone. Hier steigen wir um, und nun geht es nochmals vier Stunden auf der Höhe dahin. Hier oben liegen Goldminen, aber die Leute sind arm. Lamas treiben sich auf der Weide herum. Allmählich wird es Nacht. Das Abendessen wird auf einem alten Brett serviert von einem Kellner, der aussieht wie bei uns ein Maurer, der Feierabend gemacht hat. Besteck und Salzgefäß zieht er aus dem Hosensack. Um acht Uhr steigen wir auf ein Auto, eine alte Holzkiste. Ich sitze mit dem Fahrer zu viert im Führerhaus. Nun geht es vier Stunden lang 2000 Meter tiefer. Der Fluß, der uns begleitet, wird immer größer, die Straße immer schlechter und ge- fährlicher. Es ist gut, daß man bei der Dunkelheit nicht so genau hinsehen kann. Auf einmal hören wir vorn ein wildes Rauschen. Was ist los? Ein reißender Wildbach geht über die Straße. Wir können nicht weiter, nur eine halbe Stunde vor unserem Ziel Huànuco. Was bleibt uns übrig, als im Auto sitzen zu bleiben und zu schlafen. Ein Damm von Erde und Felsbrocken versperrt uns den Weg, als sich das Wasser schon wieder verlaufen hat. In der Morgenfrühe steigen wir um auf Autos, die in entgegengesetzter Richtung fahren wollten und auch nicht weiter können. So gelangen wir gegen acht Uhr an unserem Reiseziel an. Für die 350 Kilometer von Lima hierher hatten wir gerade 24 Stunden gebraucht. Inzwischen habe ich mich hier bei meinen Mitbrüdern gut eingewöhnt. dcUf aus Jlotn Im Oktober des vergangenen Jahresf übersiedelten unsere drei Bamberger Frat- , res Josef Heer, Georg Klose und Josef * Uhl in die Ewige Stadt, um hier ihre > theologischen Studien fortzusetzen. Sie*': wohnen in unserem Haus in unmittelbarer Nähe des Vatikans und besuchen die Vor-' lesungen der Propaganda - Universität „Athenäum". Sie berichten unter anderem: Auf dem Janiculus, einem der sieben Hügel Roms, steht das große, breit hingelagerte Propagandakolleg, in dem Theologiestudenten aus aller Welt untergebracht sind. Diese rund 240 Studenten, die in diesem Kolleg und dem dazugehörigen nahen Athenäum ihre Studien betreiben, verteilen sich auf 42 Nationen. Offizielle Umgangssprache ist Italienisch, doch ist auch die englische Sprache sehr in Gebrauch, da ein großer Teil der Studenten aus früheren englischen Kolonien, z. B. Australien, kommt. Die anwesenden Neger sprechen fast alle französisch. Wie alle Kleriker der einzelnen römischen Kollegien, sind auch die „Propagandisten", wie wir sie nennen, an ihrer Kleidung zu erkennen. Sie tragen einen schwarzen Talar mit je fünf roten Knöpfen an den Ärmeln, rotem Zingulum und roten Randverzierungen am Kragen. Täglich sitzen wir in den Vorlesungen unter den Schwarzen, Weißen, Gelben und Braunen und lauschen dem lateinischen oder |oder auch italienischen Redefluß unserer fProfessoren. Die Zeit, da wir noch so viel « wie nichts verstanden, vor allem wegen der ! italien’schen Aussprache des Lateins, ist vorüber. Mit unseren Mitstudenten haben wir rasch Kontakt gefunden. „Do you speak English?" war meist die erste Frage, die wir an den nächstbesten Nachbarn im Hörsaal richteten. In den ersten Wochen stand uns James, ein netter Irländer, mit Rat und Tat zur Seite. Er erklärte uns alles, was wir wissen wollten und wissen mußten, und half uns die nöt;gen Bücher beschaffen. In fast jeder Pause sind wir belegt, d. h. wir gehen mit irgend einem Chinesen, Japaner, dem Albert aus Vietnam oder dem Albert von der Elfenbeinküste, oder mit Hamid aus dem Staate Libanon, oder mit dem Italiener Franco in den ausgedehnten Gartenanlagen des Kollegs spazieren; sie zeigen großes Interesse für Deutschland ünd vor allem für die deutsche Sprache. Die Propaganda-Universität wird außerdem noch von Klerikern von dreißig anderen römischen Kollegien und Ordensinstituten besucht. Unsere Fahrräder, die wir aus Germania mitgebracht haben, tragen uns immer wieder einmal durch den brausenden Verkehr der Stadt zu irgend einem Heiligtum oder einem Baudenkmal aus alter oder neuer Zeit. Die erste Fahrt hatte der Kirche „St. Paul vor den Mauern" gegolten, die auf uns einen überwältigenden Eindruck machte. Missioiisärzlliclies Institut Würzburg Das Leitmotiv des Missionsärztlichen Institutes Würzburg ist der Auftrag des Herrn an seine Jünger: „Gehet hin und heilet die Kranken, die dort sind, und verkündet: Das Reich Gottes ist nahe." Die ärztliche Fürsorge für die Kranken ist also ein unmittelbares Anliegen un- seres Heilandes und ist so eng mit dem Missionsauftrag verbunden, daß er seinen Aposteln, seinen Bischöfen also, die Macht und den Auftrag gab, sich um die Kranken besonders anzunehmen und für ihre Gesundheit zu wirken. Die Krankenfürsorge wurde bald den Diakonen Missionsärztliches Institut Würzburg mit Klinik übertragen; später wurden für diese Aufgabe die Exorzisten geweiht. Die Missionsärztliche Fürsorge als eigenständige Einrichtung der Mission ist erst in unserer Zeit entstanden. Wir dürfen uns freuen, daß gerade bei uns in Deutschland, in Würzburg, vor etwa dreißig Jahren damit der Anfang gemacht wurde. Gründer dieses Werkes ist der ehemalige Apostolische Präfekt von Assam, Msgr. Pater Becker aus dem Orden der Salvatorianer. Mitbegründer und Träger sind mit dem Bischof von Würzburg vor allem die Päpstlichen Werke der Glaubensverbreitung und die Vereinigung der Ordensoberen. Mit diesem Werk der Laienmissionshilfe wurde eine Entwicklung angebahnt, die sich seitdem auf viele Länder ausgedehnt hat und eine Reihe anderer Berufszweige in den Dienst der Mission unmittelbar hineinbezogen hat. Die erfolgverheißende Entwicklung des Institutes wurde durch die verhängnisvollen Jahre des Nazismus und des Krieges schwer getroffen, ja fast lahmgelegt. Aber schon in den ersten Jahren nach dem Kriege meldeten sich über- raschend viele Ärzte und Studenten für die missionsärztliche Arbeit. Man kann durchaus nicht sagen, daß es sich hier um Menschen handelte, die wegen der ärztlichen Berufsnot in der Heimat keinen Platz fanden. Es sind Männer und Frauen, denen die Mission ernstes Anliegen, ja Lebensaufgabe bedeutet. So wurden seit dem Jahre 1950 allein 33 Ärzte, Ärztinnen und Schwestern in eine Reihe von Missionsländern ausgesandt, vor allem nach Pakistan, Indien, Nige-rien, Uganda und Südafrika. Das Institut will überall dort der Kirche dienen, wo man seine Helfer braucht. Neue Aufgaben — neue Formen Die Wiederaufnahme der Missions-hilfe nach dem Krieg bedeutet nicht einfach eine Fortführung des begonnenen Werkes. Die Situation hat sich geändert. Zur Bitte um Missionsärzte kommt jetzt immer mehr der dringende Ruf um M i s-sionsschwestern, ja um Fachleute aller Berufe der Krankenfürsorge. Geht es doch darum, den jungen Diözesen im Heidenland zu helfen, einen einheimischen Krankenpflegedienst aufzu- Bischof Tarcisius van Valenberg aus der Diözese Pontiniak, Borneo, unterhält sich mit Schwester Isabella Diaz Gonzales aus Flores, Indonesien, die am Missionsärztlichen Institut ihre Ausbildung als Krankenschwester erhält, in ihrer Muttersprache. Links Dr. P. Eugen Prucker OESA, Direktor des Missionsärztlichen Instituts, rechts Obermedizinalrat Dr. Bundschuh, Chefarzt der Missionsärztlichen Klinik. bauen: Krankenhäuser zu errichten, vor allem aber, einheimische Frauen und Mädchen im Krankenpflegedienst zu schulen. Das Neuheidentum strengt sich an, gerade diesen Bereich der sozialen Hilfe ausschließlich in seine Hand zu bekommen. Neue Aufgaben verlangen neue Formen. So werden in unserem Institut in Würzburg jetzt nicht nur Ärzte und Ärztinnen, sondern auch Hebammen, Krankenpflegerinnen und alle zum ärztlichen Dienst und zur Führung eines Krankenhauses gehörenden Fachkräfte angenommen und ausgebildet. Neben den Einzelmitgliedern des Instituts, die sich durch einen Missionseid auf zehnjährige Missionstätigkeit verpflichten, hat sich im Institut eine Gemeinschaft der Missionshelferinnen gebildet, die grundsätzlich ihren Missionsberuf als Lebensaufgabe erwählen möchten, wenn sie sich auch in zeitlichen Stufen auf die Gemeinschaft verpflichten. Die Gemeinschaft gibt Freiheit für den Missionsdienst und Sicherheit und Schutz in beruflichen und wirtschaftlichen Fragen. Die laienhafte Form der Gemeinschaft sichert dem ärztlichen Dienst größere Freiheit und größere Nähe zu den Laien des Missionslandes. Schon arbeitet eine Gruppe dieser Missionshelferinnen an unserem neuen Missionskrankenhaus in Shrirampur (Indien), und zwar, wie wir mit großer Freude sagen dürfen, zur allgemeinen Zufriedenheit der Missionsleitung und vor allem des einheimischen Volkes. Ein weiteres Krankenhaus können wir noch in diesem Jahr in Jhansi, ebenfalls Indien, übernehmen. Eine große Zahl von Helferinnen bereitet sich in Würzburg auf die Aussendung vor. Um die Ausbildung unserer Laienmissionshelfer sicherer planen zu können, wurde in unserem Institutsgebäude in Würzburg eine eigene Klinik, verbunden mit einer staatlich anerkannten Pflegeschule, eingerichtet. Diese Klinik hat sich in wenigen Jahren einen guten Namen als Krankenhaus erworben. Diese Klinik ist hauptsächlich Vorbereitungsstätte zur Übernahme anderer Krankenhäuser in den Missionen. Neben den schon erwähnten beiden Krankenhäusern sollen demnächst noch zwei weitere in Indien und Afrika übernommen werden. Leider müssen wir viele Bittsteller auf später vertrösten. 1950 wurden auch wieder die tropenmedizinischen Kurse für ausreisende Missionare aufgenommen, in denen Missionspriester und -brüder eine gedrängte Ausbildung in der Tropenhygiene und vor allem zur ärztlichen Hilfeleistung erhalten. Gerade in diesen Tagen wurde wieder ein solcher Kurs abgeschlossen, an dem 35 Missionare teilnahmen. Unsere Mitglieder verpflichten sich durch Eid, zehn Jahre lang der Mission ohne besonderes Entgelt zu dienen. Nach diesen zehn Jahren können sie weiter in der Mission oder im Missionsland bleiben oder auch in die Heimat zurückkehren. Die beruflichen und wirtschaftlichen Probleme, die sich daraus er- geben, sind oft schwierig. Wir suchen sie zu lösen in Zusammenarbeit mit unseren Institutsmitgliedern durch entsprechende Versicherungen und Sparkonten, wie sie eben jedem Laien zur Verfügung stehen. Hier liegt für viele gutwillige Menschen ein Arbeitsfeld offen, das wir gerade in dieser Zeit nicht ernst genug nehmen können. Freilich beansprucht die Mission auch in der Form der Laienmit-arbeit den ganzen Menschen. Es wäre ein verhängnisvolles Mißverständnis, wenn jemand meinte, eine zeitlich begrenzte Laienarbeit bedeute eine halbe Mitarbeit. Wer in der Heimat versagt, braucht nicht zu denken, daß er sich in der Mission bewähren kann. Mut und Demut, große Anpassungsfähigkeit und tiefe Liebe zu Gott und den Menschen sind die notwendigen Voraussetzungen, Insbesondere sollen unsere Laienhelfer durch gute fachliche Arbeit und vorbildliche Frömmigkeit, durch Treue zur Kirche und gute Zusammenarbeit mit den Missionsbischöfen den Eingeborenen den Weg zur Kirche beispielhaft zeigen. M. I. Streifscharen durchziehen das Land. Die letzten Aufrührer verkriechen sich in den Bergwinkeln, in den Urwäldern. Mit eisernem Besen fegt Pedro de la Gasca das wiedergewonnene Peru aus. Er duldet keine Übergriffe. Das Gesindel, das sich in den unruhigen Zeiten hier und dort zusammengerottet hat, wird aus seinen Schlupfwinkeln getrieben, über Gonzalez Pizarro und seinen Feldhauptmann Franzisco de Carvajal ist der Spruch gefällt. Ohne Aufschub wird die Hinrichtung vollzogen. Die Köpfe duk- ken sich. Langsam kehrt die Ordnung wieder, des Statthalters Wort hat seinen vollen, guten Klang. — Und wieder steht Don Fernao vor dem Gitter an der Pforte des Klosters der Barmherzigen Schwestern. Dona Lucia, deren Gesicht in diesen Wochen bleich und schmal geworden ist, wird gerufen. Die Hände finden sich, zwei Augenpaare leuchten. „Lucia!“ „Fernao!" Nach den ersten stammelnden Worten der Liebe ein langes, zärtliches Schweigen. Endlich eine Frage, die sich nur schwer über Lucias Lippen ringt. „Mein Vater?“ Don Fernao schüttelt den Kopf. „Die Streifsdiaren haben ihn nicht aufgegriffen. Zu seinem Glück. Ein schweres Urteil wartete seiner. Er gehört zu denen, die bis zuletzt des Kaisers Wort trotzten. Sein Haus haben die Indianer verbrannt, die Pflanzungen verwüstet, die Mine verschüttet. Er selbst ist mit wenigen Knechten geflohen. Wohin ... niemand hat es erfahren. Vielleicht ist er mit seinen Getreuen nach Chile gewandert, vielleicht ist er in den Urwald gezogen .. Dona Lucia senkt den Kopf. „Gott sei seiner armen Seele gnädig" flüstert sie, und auch Don Fernao faltet die Hände. Dann aber sucht er Lucias Blich. „Laß die Toten ruhen, Liebste. Uns aber ruft das Leben. Eine neue Zeit hebt an für Peru. Mit starker Hand hat Pedro de !a Gasca die Zügel ergriffen. Sein Wirken wird allen, den Spaniern wie den Inkas zum Heil. Die neue Zeit ruft und verlangt nach treuen Sachwaltern, und ein solcher will ich sein. Das Vertrauen des Herrn hat mich über viel gesetzt. In Cuzco wartet ein Heim auf dich, Lucia. Liebste, Beste ...“ „Ja, Fernao, ich komme, aber erst nach Jahresfrist. So lange laß mich hier. Das Vaterhaus ist verwüstet, der Vater selbst ist tot, ich fühle es. Für ihn, der in Sünden gelebt und dahingefahren ist, will ich Buße tun. Für ihn will ich beten um Gnade und Erlösung. Uber Jahr und Tag aber sollst du kommen und mich heimführen. Und an diesen Tag will ich denken, jede Stunde meines Lebens.“ „Ein langes Jahr willst du mir rauben, ein Jahr des Glücks?“ klagt Don Fernao. „Ein Jahr laß den Toten, auch sie haben ein Anrecht auf uns. Dafür will ich dir angehören ein ganzes langes Leben lang, in Lieb und Treu." „So soll es sein, Lucia. Ubers Jahr will ich kommen und anklopfen an der Klosterpforte, dann soll uns kein Gitter mehr trennen.“ Das Mädchen reicht beide Hände heraus. „Dann will ich hingehen, wo du hingehst, dann will ich bleiben, wo du bleibst.“ Die Glocken der nahen Kirche heben an zu läuten. „Welch Schicksal immer dir bestimmt ist, es soll auch das meine sein" flüstert Dona Lucia, und die Glocken singen dazu ein dröhnendes, klingendes Amen ... Amen ... Amen ... Besuch im Krüger-Nationalpark Von P. Otto Heinrich Der größte Wildpark der Erde Durch die fortschreitende Erschließung und Kolonisierung ist in Südafrika das Großwild rar geworden. Um es vor dem allmählichen Aussterben zu bewahren, erklärte schon Präsident Krüger, der bekannte Burenführer, im Jahre 1898 das Gebiet am Sabifluß zum Tierschutzgebiet, und 1929 schuf die Regierung hier den Krüger-Nationalpark, der etwa die Größe der halben Schweiz hat und der gewaltigste Tierpark der Erde ist. Hier tummeln sich in freier Wildbahn Löwen und Elefanten, Büffel, Antilopen, Giraffen, Flußpferde und eine Unmenge anderer Tiere. Wie groß ihre Zahl sein muß, kann man daraus ersehen, daß die über 2000 Löwen im Jahr ungefähr 150 000 Stück Großwild schlagen. Die Tiere fühlen sich in diesem Riesenzoo wohl und gedeihen prächtig. Aus diesem Grund und weil sie von Natur aus die Nähe des Menschen meiden, bleiben sie von selbst in ihrem Schutzgebiet. Es kommt aber doch vor, daß Löwen die Erfahrung machen, ihr Futter leichter im Viehkraal der angrenzenden Siedler finden zu können, und sich deshalb aus ihrem Gebiet entfernen. Entweder werden sie dann wieder dorthin zurückgetrieben, wo sie herkamen, oder sie werden, wenn sie allzu widerspenstig sind, getötet. Solche Besuche können wir manchmal auf unserer Station Frie- denheim erleben, da siđi der Krügerpark unmittelbar an der Ostgrenze unserer Missionsdiözese von Süden nach Norden erstredet. An den Eingängen der Zufahrtsstraßen befinden siđi Kontrollhäuser, wo man etwaige Waffen abgeben und eine Taxe von ungefähr 6 DM pro Kopf zahlen muß. Zur Vermeidung von Unfällen ist es im Park verboten, das Auto zu verlassen. Im Auto dagegen ist man völlig sicher. Freilich ist es ziemliđi aufregend, wenn man zum ersten Mal im Leben eine Begegnung mit Löwen hat. Sie liegen etwa lässig auf dem Weg, den man passieren will, und zeigen keine Eile, Platz zu machen, sondern beschnuppern erst einmal den Wagen, bevor sie siđi anstandshalber zur Seite bequemen. Haben Sie einen Löwen gesehen? So fuhren wir denn — ein Mitbruder ein junger Engländer, zwei Missionsschwestern des hl. Franziskus und meine Wenigkeit — eines schönen Tages hinein in dieses Tierparadies und waren sehr gespannt auf unser erstes Zusammentreffen mit dem König der Wildnis. Den ganzen Tag über hatten wir schon nađi einem mächtigen Löwenkopf Ausschau gehalten, aber vergebens. Die erste und fast einzige Frage, die man mit andern Besuchern wechselt, ist: „Did you see lions — Haben Sie Löwen gesehen?“ So haben auch wir oft und oft gefragt, aber niemand konnte unsere Frage bejahen. Doch unser Engländer vertröstete uns auf ein Gebiet, das wir gegen Abend erreichen würden. Wir vereinbarten, daß der, der den ersten Löwen zu Gesicht bekäme, einen Schilling erhielte. Aber allmählich gaben wir die Hoffnung auf, denn es war schon dämmrig geworden. Doch da schnellte mein Engländer plötzlich in die Höhe: „Lion — ein Löwe!" Eine große Aufregung bemächtigte sich unser. Und richtig, aus dem dunklen Hintergrund tauchte ein mächtiger Löwenkopf auf, und da kam auch schon ein zweiter und dritter Löwe daher, bis es zuletzt acht waren, alle schön im Gänsemarsch hintereinander. Dazu gesellten sich ein paar Löwenbabys, die sich recht tolpatschig und lächerlich gebärdeten. Wenn sie gar zu ausgelassen waren, bekamen sie von ihrer Löwenmutter einen Klaps. Acht Löwen und ein Büffel Diese Löwen waren durchaus nicht entsetzt, als sie uns erblickten, aber würdigten uns auch nicht vieler und gnädiger Blicke. Um sie recht lange betrachten zu können, fuhren wir rückwärts. Da bot sich uns ein prächtiges Schauspiel: Ein gewaltiger Kaffernbüffel hatte die Löwen auch bemerkt und war darüber nicht nur aufgeregt, sondern in äußersten Zorn geraten. Er senkt seine mächtigen Hörner gegen die in etwa 300 Meter Entfernung auf Beute ziehenden Majestäten und wirft mit den Hufen Sandwolken gegen sie. Diese tun, als sähen sie den grimmigen Gegner nicht, und lassen sich von ihrer Marschrichtung nicht im geringsten abbringen. Aber schon nach ein paar Sekunden wird es dem Büffel ungemütlich, er saust 50 Meter zurück und wiederholt das Spiel mit dem Sand. Das macht er noch dreimal so und verschwindet dann im Hochwald. Es wurde mir klar, daß die Löwen kein leichtes Spiel mit dem Beutemachen haben. Denn die Waffe der Tiere gegen ihren Todfeind ist ihre größere Schnelligkeit. Die Löwen können daher nur kranke und minderwertige Tiere schlagen und solche, • die sich an dar abendlichen Tränke überraschen lassen, weil das sichernde Tier der Herde nicht auf Draht war. Eindrucksvoll vergleicht der hl. Petrus den Teufel mit einem solchen Löwen und mahnt, nüchtern und wachsam zu sein. Giraffen-Galopp Ein kleines Erlebnis hatte ich mit Giraffen. Sie standen in Gruppen unter men, doch bei den meisten reichten die Köpfe noch etwas über die Baumkronen. Wegen ihrer Schutzfarbe hat man Mühe, sie zu entdecken. Um diese Giraffen auch in der Bewegung zu sehen, ließ ich mich verleiten, das Auto zu verlassen. Aber die nächststehende Giraffe tat, als ob ich ein Nichts oder höchstens ein un- Ein Löwe hat ein fettes Zebra geschlagen und schleppt es in sein Versteck, um mit der Familie üppige Mahlzeit zu halten (Wiedergabe des Bildes erfolgt mit freundl. Erlaubnis des Verlags Georg Westermann). bedeutender Zwerg wäre. Ich warf einen Stein — es half nichts. Ich wagte mich noch näher heran und warf wieder. Da stürmte sie mit den andern davon — ein Schauspiel ohnegleichen. Es war, als ob Berge in Bewegung versetzt worden wären. Ich blickte mich um, ob mich nicht schon ein Löwe am Hosenbein hätte, und kam wieder heil und froh ins Auto zurück, nicht ohne wegen meiner Kühnheit gelobt und getadelt zu werden. Wir hatten jetzt vor, das Gebiet zu verlassen. Denn vor Einbruch der Dunkelheit muß man entweder in einem der gesicherten Übernachtungscamps sein oder sich aus dem Wildpark entfernt haben. Da kamen noch ein halbes Dutzend Negerfrauen daher. Wir wunderten uns über ihre Furchtlosigkeit. Aber für gewöhnlich greifen ja die Löwen den Menschen nicht an. So fuhr einmal ein Neger, der noch Heide war, mit dem Rad durch den Krügerpark. Unversehens stieß er auf eine Gruppe Löwen, die sich ausgerechnet auf dem Weg niedergelassen hatten. Wie er später erzählte, überlegte er kurz, dann stieg er vom Rad und betete die Löwen an: „Ngawa bonka ama bubesi", machte einen Bogen um sie, und sie ließen ihn gnädig laufen. Dagegen fand man einmal von einem Schwarzen nur noch das verbogene Rad und blutige Kleiderfetzen. Ballspiel mit Löwen Einmal fuhr ein Ehepaar in den Park, um Filmaufnahmen zu drehen. Als sie seitlich vom Weg eine Löwengruppe erblickten, stieg die Frau aus dem Wagen, schlich sich an die schlafenden Löwen heran und begann, Golfbälle nach ihnen zu werfen, während ihr Mann beim Auto stand und den Filmapparat laufen ließ. Der erste Ball ging daneben; aber ein Löwe erwachte und sprang aufgeregt nach dem Ding. Um den zweiten Ball kümmerte er sich kaum mehr. Beim dritten, der ihn am Bauch traf, zuckte nur seine Haut. Ein Rudel Nyala-Antilopen an der Tränke, die sich, man sieht es ihnen an, eiligst wieder in den bergenden Busch zurückziehen werden. Der sichernde alte Bock in der Mitte scheint die Vorsicht selbst zu sein. Um die Sache interessanter zu machen, schlich sich die Frau von einer andern Seite an die Löwen heran. Da drehte sich der Mann zufällig einmal um und erblickte zu seinem nicht geringen Schrecken hinter sich in nur zwei Meter Entfernung einen gewaltigen Löwen, der ihn neugierig musterte. An der gesenkten Schwanzquaste erkannte der Mann die friedliche Gesinnung des Neugierigen. Doch jede falsche Bewegung konnte den Löwen in Aufregung versetzen. So unterließ er es, seine nichts ahnende Frau zu warnen. Diese setzte vielmehr das Ballspiel fort. Auch der bei ihrem Mann stehende Löwe interessierte sich für diese ungewohnte Unterhaltung und begab sich zu den andern. Als er an der Frau vorbeikam, erschrack diese nicht wenig. Nicht ganz ungefährlich Daß ein Besuch im Krügerpark auch gefährlich werden kann, mögen zum Schluß ein paar Erlebnisse von Besuchern zeigen, die leicht unangenehm hätten enden können. Am wenigsten zu trauen ist den Elefanten. Darum dart man nur bis auf 40 Meter an sie herankommen. Dennoch wagte es einmal ein Auto, einem solchen Koloß nachzufahren. Da drehte sich der Dickhäuter ärgerlich um und legte sich quer über die Motorhaube, bis Vorderräder und Motor in den Boden gedrückt waren. Die zu Tode erschrockenen Insassen wurden keines Blickes gewürdigt. Einmal fuhr ein Besucher gutgelaunt dahin. Plötzlich bremste er mit aller Kraft: über dem Weg lagen sieben Löwen, die sich sonnten. Sie drehten träge die Köpfe und blinzelten. Schnell wurde das Fenster des Wagens geschlossen. Nach einer Weile näherte sich lässig eine Löwin. Sie beschnüffelte die Stoßstange, beleckte die Scheinwerfer, zerkratzte ihr Spiegelbild auf der Tür, reckte sich dann hoch und preßte die Die Flußpferde sind eine besondere Attraktion des Krügerparks. Sie werden vier Meter lang und haben das Gewicht von drei Mastochsen. Sie nähren sich ausschließlich von Pflanzen. Nase ans Fenster. Nađi diesen unheimlichen Augenblicken trottete sie wieder davon. Ein andermal entdeckte ein großer Löwe sein Spiegelbild auf der Rückseite eines Autos, das festsaß, äußerte brüllend sein Mißfallen und ging zum Angriff über. Als er sich wieder zurückzog, war der hintere Teil des Wagens ein Wrack und die Insassen schienen reif für die Nervenheilanstalt. Ich war stark beeindruckt von dem tiefen Frieden, der in diesem Wildpark herrscht — wenigstens bei Tage. Denn da halten sich die Tiere, auch die Löwen, zu Gruppen zusammengeschlossen, getrennt von den andern Tiergattungen auf. So herrscht tagsüber große Ordnung und Friedfertigkeit. Bis dann bei Einbruch der Dunkelheit die Löwen brüllend verkünden, daß sie diesen Frieden wieder für eine Nacht zu brechen gedenken. So fängt man Nashörner! Die Nashörner heißen so, weil sie auf der Nase ein langes, spitzes Horn haben, mit dem sie Mensch und Tier aufspießen, wenn sie zornig sind, und das sind sie sehr schnell. Wenn ein solches Untier auf einen friedlichen Wandersmann losstürmt, ist es um ihn geschehen, wenn er den Trick nicht kennt, mit dem man ohne Anstrengung ein Nashorn überwältigt. Nur Nerven muß man haben. Wenn also in der Gegend ein Nashorn auftaucht und es einen gesehen hat, dann läuft man nicht davon — man wäre verloren —, sondern man zieht die Jacke aus und schwenkt sie wie ein spanischer Stierkämpfer in der Arena. Dadurch wird das Tier zornig und kommt auf einen zu, zuerst langsam, dann im Trab, zuletzt in gestrecktem Galopp. Nun wird es Zeit, daß man sich vor (nicht hinter!) einen dicken Baum stellt. Mit Fauchen, Zischen und Luftsprüngen macht man das Nashorn noch wilder, bis es wie eine Lokomotive durch die Büsche heranrast. Das Herz klopft heftig, aber man muß eisern stehen bleiben. Noch 30, noch 20, noch zehn Meter. Das Nashorn senkt den Kopf zum tödlichen Stoß. Noch fünf, noch zwei Meter. Aber jetzt rasch zur Seite gesprungen! Zu spät für das Nashorn. Es prallt mit ungeheurer Wucht an den Baum und das Horn fährt durch den Stamm. Nun holt man schnell eine Schraube aus der Tasche und dreht sie auf die Spitze des Horns. Damit ist das Tier festgemacht, und man kann in aller Ruhe mit ihm verhandeln. —mm Das Zebra und die Gnuantilope sind gute Freunde und leben in großen Rudeln nebeneinander. Irgend eine Bewegung des Photographen scheint die Tiere an der Tränke aufgeschreckt zu haben. <4 Auto. Archiv) Der Brief an Gott Die folgende köstliche Episode wurde in der Northern News von Ndola, Rhodesien, berichtet: Vor einiger Zeit sortierte der Postmeister in Solwezi die eingelaufene n Briefe. Er stutzte ein wenig, als er einen Brief bekam, dessen Adresse einfach lautete: An Gott. Da weiter nichts angegeben war und die Frankierung zum Himmel nicht postamtlich festgelegt ist, entschloß er sich, den Brief an den nächstbesten Geistlichen zu schicken. Das war zufällig ein katholischer Priester, ein humorvoller Mann, der in der Zwischenzeit nach Amerika zurückversetzt wurde. P. Bede öffnete den Brief und fand, daß er von einem Eingeborenen geschrieben war. Das Schreiben enthielt eine Bitte an Gott um fünf Pfund (unge- fähr 60 DM); es gab auch die Gründe an, warum das Geld benötigt wurde. P. Bede gewann die Überzeugung, daß der Wunsch berechtigt war, und entschloß sich, das Geld zu schicken. Freilich sind die Kassenbestände auf einer Missionsstation nicht immer sehr hoch. Doch nach einigem Hin- und Hersuchen brachte er drei Pfund zusammen, tat sie in einen Briefumschlag und schickte sie an den Schreiber des Bettelbriefes. Bald darauf erhielt das Postamt wieder einen Brief, adressiert: An Gott, vom gleichen Eingeborenen geschrieben. In ihm sprach der Schwarze Gott seinen Dank aus für das geschickte Geld, vermerkte aber zusätzlich: Der liebe Gott möchte in Zukunft Geldsachen nicht mehr durch P. Bede schicken, denn der Schreiber müsse dem lieben Gott leider zu wissen tun, daß P. Bede von den geschickten fünf Pfund zwei stibitzt habe. KURZ BERICHTET Witbank. Wie der Apostolische Delegat von Südafrika bekannt gab, wurde der Hochwürdigste P. Dr. Wilhelm Kühner MFSC zum Apostolischen Administrator der Missionsdiözese Lydenburg ernannt. (Southern Cross, 8. Februar.) P. Wilhelm Kühner stammt aus Bachenau, Würtemberg, besuchte in Ellwangen das Gymnasium und machte in Brixen und Rom die höheren Studien. Im November 1952 traf er in unserem südafrikanischen Missionsgebiet ein. Nach dem frühen Tod des Bischofs Riegler wurde er zum Kapitularvikar gewählt. Jetzt leitet er als Apostolischer Administrator bis zur Ernennung eines Bischofs die Diözese. P. Alfred Stadtmüller (links) mit seinem Bruder P. Adolf (Foto Zirlik) Am 8. Dezember des vergangenen Jahres traf Pater Adolf Stadtmüller aus den Vereinigten Staaten kommend mit dem Flugzeug in Frankfurt ein. Wenige Tage später konnten wir hier in Josefstal dem von schwerer Krankheit völlig Genesenen die Hand drücken. Beim abendlichen Zusammensein richtete P. General Richard Lechner herzliche Worte der Begrüßung an ihn. Er dankte ihm für die mühevolle Sammelreise in Amerika, ebenso für seine bisherige segensreiche Missionstätigkeit in Südafrika. P. Adolf ist mit Leib und Seele Negermissionar und hat vor allem als langjähriger Generalvikar des Missionsbischofs viel zum Fortgang der Bekehrungsarbeit in der Diözese Lydenburg beigetragen. Vor 35 Jahren war er das erste Studentlein des neu gegründeten Missionshauses Josefstal. Seinem gleichfalls anwesenden Bruder P. Alfred dankte P. General für die tatkräftige Unterstützung unserer Missionen durch laufende Belieferung mit Einrichtungsgegenständen aller Art und mit finanziellen Mitteln und für die Ausrüstung der neuen Missionare, die P. Alfred ebenfalls obliegt. — Am 16. Januar flog P. Adolf von Frankfurt aus nach Südafrika zurück. Am 4. Januar 1956 reiste P. Franz Demel (aus Schrobenhausen, Bayrisch Schwaben) von Venedig aus mit dem Schiff nach Südafrika, das für ihn kein Neuland mehr ist; denn vom Dezember 1948 bis Juni 1954 hat er bereits dort gearbeitet. Seine Heimatpfarrei gab ihm ein großes Altarkreuz und mehrere Statuen mit. Inzwischen ist er im Hafen von Durban an Land gegangen und in der Diözese Lydenburg eingetroffen. Am 17. Januar 1956 trafen P. Erich Huber und P. Andreas Lechner, der vom letzjährigen Generalkapitel wieder in sein Arbeitsfeld zurückkehrte, im Hafen von Callao bei Lima, Peru, ein und reisten nach kurzem Aufenthalt an ihren Bestimmungsort weiter. P. Alfred Stadtmüller gibt den ausreisenden Missionaren jedesmal eine Menge nützlicher Dinge mit; Kelche und Monstranzeu, Meßgewänder und Rosenkränze, Bücher, ärztliche Geräte für unser Spital in Gien Cowie, Werkzeuge für die Brüder und anderes mehr. Die kleinen und großen Spenden unserer Wohltäter sorgen dafür, daß die Wunschzettel aus der Mission nicht vergeblich bei ihm eintreffen. Vieles wird auch von Verwandten und Freunden der Missionare selbst angeschafft. So ein Lichtbildapparat für P. Anton Kühner in Huanuco und das hier abgebildete Glöcklein für P. Josef Beck, Middelburg. Einer unserer ehemaligen Zöglinge, jetzt Arzt in einer badischen Stadt, schickte vor kurzem einen kostbaren Kelch und hat weiteres in Aussicht gestellt. Das alles wird hier in Josefstal in Kisten verpackt, vom Zollbeamten geprüft und verschlossen und dann von unserem langjährigen treuen Klosterknecht Benno Kühlwein (aus Bieringen/Jagst) zum Ell-wanger Bahnhof gefahren. Diesmal haben elf Kisten P. Huber, neun Kisten P. Demel begleitet. — Allen Wohltätern ein herzliches Vergelt's Gotti Ellwangen. Alle sieben Schüler der neunten Klasse unseres Seminars haben die im Januar und Februar abgehaltene Reifeprüfung bestanden und sich für den Eintritt in unser Bamberger Noviziat entschieden. Achtung, Achtung! Ihr Buben und Mädchen: Hiec spdckt Afrika, tue* Baba Obxksckle aus Afrika! In der Zulusprache heißt Baba Vater, und Vater heißt lateinisch Pater. Omuschle aber heißt hübsch oder gut. Baba Omuschle, so nannten mich also meine schwarzen Naturkinder in Südafrika. Eigentlich habe ich von ihnen noch einen andern Namen bekommen. Jedem Europäer geben sie ja einen besonderen Namen in ihrer Zulusprache. Als ich eines Tages zufällig dahinterkam, wie sie mich noch hießen, war ich sehr enttäuscht. Sie nannten mich Umt-wana = das Kind. Ich beklagte mich darüber bei meiner schwarzen Zulu-Lehrerin Domitilla. Doch diese breitete weit die Arme aus und rief voll Entzücken: „Aber Baba, Du hättest gar keinen besseren Namen bekommen können. ,Umtwana' war bei den Zulus für den Sohn des Königs reserviert und heißt .Prinz'. Und wenn es hieß: ,Umt-wana kommt!', ging das mit Windeseile von Mund zu Mund, und wenn er dann vorbeikam, erstarrte alles in Ehrfurcht und sank auf die Kniee." Vor mir sind sie allerdings nicht auf die Kniee gesunken, wenn ich vorbeikam. Vielleicht war es nicht mehr Sitte. Nun möchte ich heute zum erstenmal mit Euch Buben und Mädels in dieser Kinderecke plaudern. Aber diesmal nicht aus Afrika, sondern aus einer deutschen Stadt, wo ich drei Wochen lang die Mädchen der dritten Volksschulklasse unterrichtete und dabei auch aus Afrika erzählte. In der letzten Stunde nun fragte ich sie: „Wer will jetzt mit mir als Missionsschwester nach Afrika?" Da schnellten fast alle Hände blitzartig in die Höhe, und wie ein Orkan kam es zu mir herangebraust: „Ich, ich auch, ich geh auch mit, Herr Pater ..." Als es wieder ruhiger war, streckte nochmals ein Mädchen. „Ja, Anneliese, was willst denn du noch?" Schüchtern und zögernd, zugleich ein klein wenig verschmitzt kam es: „He- He- Herr Pater, ich möchte Sie heiraten." Da war ich doch einen Augenblick platt, machte aber schnell gute Miene zum bösen Spiel, und, während die andern Mädchen gespannt horchten, sagte ich lachend: „Anneliese, da bist du längst zu spät dran mit deinem Heiratsantrag." „Ja", kam eine helle Stimme aus einer andern Ecke, „gelt, Herr Pater, ein Pater kann ja gar nicht mehr heiraten." Für heute erzähle ich nicht mehr weiter. In der nächsten Nummer plaudern wir weiter mit einander, aber nur, wenn ihr bis dahin meinen Briefkasten mit Eueren Brieflein füllt und mir darin schreibt, was für Antworten Ihr auf folgende Fragen wißt (Ihr könnt auch selbst Fragen stellen oder mir etwas Schönes mitteilen): 1. Was ist ein Pater? 2. Möchtet Ihr haben, daß ein Pater heiraten kann oder nicht, und warum? 3. Möchtet Ihr auch so begeistert als Patres oder Missionsbrüder oder -Schwestern mit nach Afrika ziehen wie meine Drittkläßlerinnen? Euer Baba Omuschle Missionshaus Josefstal Ellwangen (Jagst), Württ. Das ist Euer Baba Omuschle, wie er leibt und lebt. (Aufn. K. Lohr) Brüderlein und Schwesterlein aus der indischen Erzdiözese Ranchi, die 230 000 Katholiken, fast alles sog. Ureinwohner, zählt. Die Kirche unterhält ein blühendes Schulwesen. 280 Schwestern — davon sind 200 Inderinnen — widmen sich den Werken der Caritas und des Unterrichts. (Fides-Foto)