M. 11._________ Laibach >en 18. My 1864.__________8. Jahrgang. Nsätler au8 Rrain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumerationsprcis ganzjährig 2 st. österr. Währung. Neues Leben. Und sind dciui jenes Frühlings Tage Mit Licht und Liebe ewig hin? Umschwebt der Knmmcr nnd die Klage Allein noch Deinen müden Sinn? Sind keines Glückes Morgenthorc Geöffnet in der Dcimm'rungszcit? Und hörst Du nur in Deinem Ohre Das Lied vom hoffnungslosem Leid? — O glaub' es nicht! Nach Wintertagen Kommt abermals die Sommerzeit, Und alle Deine trüben Klagen Verwandeln sich in Fröhlichkeit! Laß einmal nnr den Sonnenschimmcr Geliebter Augen Dich dnrchglüh'n, Und staune dann, wie schnell die Trümmer Besiegter Wolken rückwärts zieh'n. 3. Die Hochzeit zu Maichau. Eine Erzählung aus Unterlrain von Leopold Kordcsch. (Schluß.) Von dem Tage des Hofconcertes an war Kunibert Aumer eine Persönlichkeit in Wien, von der jeder Gebildete sprach. Gerne hätte der jetzt so glückliche Jüngling Wien verlassen und wäre in seine theuere Heimat geeilt, aber noch fehlte ihm das kaiserliche Empfehlungsschreiben, von welchem er sich den größten Erfolg versprach. Als ihm des andern Tages vom Grafen ! Stahremberg 50 Ducaten im Namen der Kaiserin überreicht ! wurden, nahm er sich ein Herz und gestand seinem hohen Gönner, dem er Alles verdankte, welche Motive ihn nach Wien geführt haben, und wie ein Empfehlungsschreiben sein einziger z Wunsch sei. „Was kann ein Empfehlungsschreiben, wenn auch von höchster Hand, Euch nützen, wenn Ihr nicht zugleich einen guten Posten, nämlich Vrod, habet?" warf Stahremberg ein. ! „Beides Euch zu erwirken, wird mir, so hoffe ich, nicht eben ! schwer sein; allein Ihr müßt Euch geduldeu. Es ist jetzt eben die Zeit der Concerte. Ihr werdet weitere Einladnngen zur , Mitwirkung ohne Zweifel erhalten und dann wird sich das Weitere für Euch thun lassen, da Ihr ohnehin in höchsten Gnaden steht. Schreibet nach Hause, meldet Euer Glück und Eure baldige Ankunft, fobald Ihr das Ziel erreicht habet, das ist mein wohlgemeinter Nath." ^ Kunibert dankte gerührt seinem Wohlthäter und Gönner und befolgte seinen Rath. Er schrieb seinem Valer, entdeckte ihm erst jetzt das Geheimniß seiner Liebe, sein Glück bei Hofe, sowie seine kühnen Hoffnungen. Einen seelenvollen Brief an Elsbeth, und einen zweiten an seinen Freund Otto schloß er bei, mit der Bitte, beide Schreiben eigenhändig an die Adressaten zu bestellen, es hinge sein Lebensglück, ja sein Leben davon ab. In dem an Otto gerichteten Briefe beschwor er ^ diesen, seine Freundschaft zu beweisen und sein Versprechen zu ! erfüllen. Bald bot sich ihm Gelegenheit, noch in zwei Hofconcerten > mitzuwirken. Seine Triumphe blieben hinter den: ersten nicht zurück. Als Graf Stahremberg hierauf dem überaus gnädigen ! Kaiser das Anliegen Kuniberts und die Ursache desselben vorbrachte, erhielt der Künstler nicht nur ein sehr ehrendes kaiser- ! liches Empfehlungsschreiben, sondern zugleich das Decret als Hofconcertmeister. < Es war gerade ein Jahr vorübergegangen, seit Kunibert i in Wien angekommen war. Nun hatte er die gewünschten Documente in seinen Händen. Er kam um Urlaub ein, er- ! hielt ihn und reiste, nach einem herzlichen Abschiede von seinen j Gönnern uud Freunden, glücklich wie ein König, der Heimat entgegen. Sein reichgcfüllter Geldbeutel beschleunigte die schwierige und weite Reise in der rauhen Jahreszeit sehr. Bald stand er auf heimischem Boden und nun ging es rasch von Laibach abwärts gegen Nudolfswerth. Er traf dort gerade zur Mittagszeit ein. Sein alter Vater schloß ihn in stolzer Freude an sein Herz, aber als das Entzücken des Wiedersehens vorüber war, verdüsterte sich des Greises Blick und er sagte: „Mein Kunibert, ich glaube, Du wirst in der Fremde, die Deine Talente so sehr ausgezeichnet hat, gelernt haben, ein Mann zu sein. Es hat sich ein Gerücht verbreitet, das Schloßfräulein von Maichau werde sich dieser Tage mit Ritter Georg von Gräh aus Gradaz vermalen. Ihr Vater, so heißt es, zwinge sie zu dieser Heirat mit Gewalt. SoNte es so sein, so füge Dich in das Unvermeidliche, mein Sohn, und bedenke, daß Deine edle Liebe es war, die Dich gehoben, zum Manne gemacht, zu so hohen Ehren gebracht hat. Ja, fasse Dich, man munkelt sogar, daß gerade heute Abends die Vermälung in Maichau vor sich gehen sollte." Kunibert war bei diesen Worten leichenfahl geworden. Er sagte jedoch nichts darauf, obschon er die gewaltige Aufregung seines Innern nicht zu bemeistern vermochte. Dann fragte er bloß, ob der Vater die beiden Briefe richtig an beide Geschwister bestellt habe, und ob Otto jetzt in Maichau sei. Der Vater halte die Briefe in eigener Person an ElZbeth und Otto bestellt, Otto aber befand iich jetzt nicht mehr auf Maichau; sein Vater hatte ihn uor wenigen Wochen auf Reisen ! geschickt, welchem Befehle der Sohn sehr ungern gehorcht haben ! soN, aber doch gehorchen mußte. ! Kunibert hörte diese letzteren Nachrichten scheinbar ganz ! kalt und gelassen an. Er versuchte nun etwas Speise und ! Trank zu sich zu nehmen, aber es wollte nicht gehen. Nach ' dem Essen packte er seine mitgebrachten Habseligkciten aus, ! ' übergab sie sammt und sonders dem Vater, so wie auch einen z großen Beutel mit Geld, worin sich mehr als 1000 fl. be- > fanden, zeigte ihm alle Auszeichnungen, die er in Wien ! empfangen hatte, und als der Tag auf die Neige zu gehen > begann, zog er sein schönstes Gewand an, legte die Kette, mit der Ehrenmünze, um den Hals, steckte seine Papiere zu sich ! und übergab seine Harfe einem Musiklehrlinge zum Tragen. „Lebet nun wohl, mein theuerer Vater," sprach er bewegt, „ich ziehe gegen Maichau hinaus, und will selbst sehen, was an diesen Gerüchten wahr sei. Ich nehme meine Schriften mit, auf das; ich nicht so unbedeutend dort erscheine, als im vorigen Jahre. Vielleicht ladet man mich wenigstens zur Hochzeit? Ich will die Braut um jeden Preis noch einmal sehen." ! Mit diesen Worten schritt er zur Thür hinaus. „Gott gebe ihm Kraft und Muth, daß er diesen Schlag glücklich überdauert," betete andächtig der alte Musikmeister. i Schon begannen einzelne Sterne am Himmel zu funkeln, ! als Kunibert mit dem Knaben, der die Harfe trug, unter dem Maichauer Berge anlangte. Des stolzen Schlosses Fenster glänzten ! dem Wanderer hellerleuchtet entgegen. Hörbar pochte des Harfners Herz, als müßte es zerspringen. Kaum konnte der kleine Knabe, dem Eiligen folgen. Plötzlich schien es, als wenn Töne einer kleinen Glocke in die Tiefe hinunterschallten. Endlich war der steile Weg zurückgelegt und die weit offen stehende Schloß-Pforte erreicht. Eine Menge Knappen, Reisige und Tienstvolk standen auf den Gängen, besonders auf dem sogenannten Kirchgange, der vom Thore links zur Burgcavelle führte. Kunibert brauchte nicht zu fragen. Die Glockentöne vom Berge herab, die ihm nicht entgangen waren, die erleuchtete Cavelle — er wußte genug. In der Mitte des Schloßhofes stand eine prachtvolle, sehr tiefe Cisterne, die noch jetzt zu sehen ist. Bis zu dieser schleppte er sich hin, lehnte sich an den Nand derselben und starrte mit weitgeöffneten Augen auf die Capellenthüre, ihm gegenüber. — Endlich ging diefe auf. Ein Troß von reichgetleidcten Dienern mit Fackeln drängte sich hervor, ihm folgten Ritter und Damen, in prachtvollen Festkleidern, endlich Hermann von Maichau mit dem Vater Georgs von Grätz, zuletzt dieser selbst, mit der engelsschöncn Braut am Arme. Letztere schluchzte laut auf, als sie auf den Gang heraustrat, und die hell leuchtenden Wachsfaäeln zeigten sie von Thränen überströmt. „O Elsbeth, meine Elsbeth!" rief jetzt der Harfner, der wie eine Statue am Brunnen gestanden hatte, sich plötzlich belebend , „so muß ich denn trotz Deines Schwures Dich dennoch sehen an eines Andern Hand? Aber Tu bist ja schuldlos. Dein Wanken, Deine Thränen sagen es mir. Umsonst habe ich mir Ehren und Stellung erworben, umsonst bringe ich ein kaiserliches Schreiben in meine Heimat — Alles umsonst! Eicbc hier die treue Harfe, durch die ich einst Dich selbst gewann — ich brauche sie nicht mehr. Nimm sie hin als mein Brautgeschenk und sei glücklich, sei meiner gedenk!" Nach diesen rasch und laut gesprochenen Worten, die im ganzen Schlosse widerhallten, richtete er noch einen seelenvollen Scheidcblick auf die Braut, welche, sammt den Hochzeitsgästen, erstarrend ihm entgegensah, legte die Ehrenkette, sammt seinen Schriften, schnell am Brunnen nieder, schwang sich behend auf das steinerne Cisternengeländer und war mit einem Sprunge in der Tiefe verschwunden. Ein allgemeiner Aufschrei der Versammlung erdröhnte, ein gräßlicher Schrei jedoch übertönte alle Stimmen. Er kam von Elsbeth, die zusammensank und dem Bräutigam in dic Arme fiel. Sie war — todt. — Schreiend und jammernd trug man die Braut in ihr Gemach. Alle Wiederbelebungsversuche mißlangen. Schreckenbleich verließen noch an demselben Abend die meisten HochzeitZ-gäste das unheilvolle Schloß. Man zog die Leiche aus dem Brunnen, und unter Weinen wurden die Liebenden auf einem gemeinsamen Paradebette aufgebahrt, die erst der Tod vereint hatte. Nach ihrem Begräbnisse in der herrschaftlichen Familiengruft, verließ Hermann von Maichau in tiefer Betrübniß und Reue das Schloß, um es nie wieder zu betreten. Er starb nach wenigen Monaten auf dem Schlosse Duino, am adria-tischen Meere. Von seinem hoffnungsvollen Sohne Otto, der in den Krieg gezogen fein soll, wurde nichts weiter mehr bekannt. Der alte Aumer in Rudolfswerth überlebte den Sohn nur ein Jahr. Beide einst mächtige Geschlechter, die Herren von Maichau, wie die Herren von Grätz, sind längst, sowie viele andere, ganz ausgestorben. Eine Sage berichtet, daß in den unterirdischen Gewölben von Maichau ungeheuere Schätze begraben liegen, sowie auch, daß der blonde Harfner mit den goldenen Locken noch alljährlich in der verhängnißvollen Hochzeitsnacht, wo er den Tod fand, sich im Schloßhofe am Brunnen sehen lasse, den Brunnen umkreise und nach einem Erlöser umher-spähe. Der kaiserliche Gesandte Johann Kl) oben hl von Profseck, des Deutschen Ordens Com» thur in Laibach. Biographische Slizze von P. v> Radics. Man hat bisher in der Betrachtung der Theilnahme Krams an den Aeußerungen des Staats- und Eulturlebens Oesterreichs, beziehungsweise Deutschlands und Europa's, im 16. Iahrhun- i derte immer nur die Helden krainischer Nation, die den Osmanen todesmuthigen Widerstand leisteten und die sloveni-schen Schriftsteller, die die Muttersprache zur Schriftsprache erhoben, vorzüglich betont, dazwischen dem oder jenem Manne der Kirche oder der LandeZverwaltung mehr Würdigung spendend , hat aber jener hervorragenden und bedeutenden Söhne des Landes noch so gut wie gar nicht Erwähnung gethan, die von den Kaisern in ihrem vollen hohen Werthe erkannt und zu den wichtigsten politischen Missionen jener Tage auserkoren waren! Und die Geschichte der Diplomatie weist uns eben im 16. Jahrhunderte in der Neihe ihrer Vertreter drei ausgezeichnete Männer krainischer Landsmannschaft: den Freihcrrn Sigmund von Herberstein (geb. zu Wippach in Kram), der zweien Kaisern als Gesandter an fast allen Höfen Europa's diente, und der während seiner russischen Ambassade durch die Kenntniß der slovenischcn Muttersprache Rußlands Geschichtsbücher entdeckte und der gelehrten Welt vermittelte; den Freiherrn Josef von Lamberg (geb. zu Orteneck in Kram), Gesandten Kaiser Ferdinands I. am osmanischen Hofe, und den Freiherrn Johann Khobentzl von Prosscck, den muthigen Vertheidiger der Sache seines Kaisers beim Czaren Wassiljewio, und der Angelegenheiten des hohen deutschen Ordens, dem er angehörte, bei seinem Kaiser. Dieses Letzteren Leben, dessen an Ehren reichen Inhalt cr selbst durch hohen Fleiß und rühmliche Ausdauer gebildet hat, in kurzen Umrissen zu schildern, ist die Aufgabe dieser Zeilen. Wir begegnen dem Namen Khobentzl in historischen Docu-menten zuerst 1209 , in welchem Jahre (St. Veit in Kärnten 7. August) Herr Ulricus Cubentcel unter den Zeugen einer Urkunde des Herzogs Bernhard von Kärnten erscheint, worin dieser an die Mönche von St. Paul die Villa Brasfowe vergibt. Aus Kärnten zog sich die Familie nachher in unsere Heimat, in das Gebiet von Trieft, das in jenen Zeiten zu Kram gehörte. Herr Christoph von Khobentzl erscheint in den 30er Jahren des XVI. Jahrhunderts im Besitze von Schloß Prosscck bei Trieft, dessen Wein — der edle Profsecco — schon bei den Rittergelagen des Mittelalters seine Rolle spielte. Herr Christoph erheiratete mit der Anna Luegerin die durch Erasmus Lueger berühmt gewordene Burg Lueg bei Adelsberg und ward unseres Botschafters, des Herrn Hans von Khobentzl, Großvater. Dieser Herr Johann von Khobentzl in Laibach an der seit 1418 bestehenden lateinischen Schule erzogen , kam anfänglich in die Dienste des Bischofs von Laibach, der ihn zunächst in der bischöflichen Kanzlei beschäftigte. Bald wurde er Kastner auf der bischöflichen Herrschaft Oberburg, in der unteren Eteiermark, dann Administrator von Millstadt in Kärnten. Von da scheint cr nach Graz gekommen zu sein; wenigstens sehen wir ihn bald in innigen Beziehungen zu dem Kloster Rein (in der obern Steiermark), dessen Prälat um diese Zeit (1559—1577) der Lacker Vartholomäus Chrudeneck gewesen. Schon war Herr Khobentzl in Neaierungskreiscn wohl be-kcmnt und auch beliebt. Mit dem Jahre 1564 beginnt sein Glück rasch und immer rascher zu wachsen: in diesem Jahre (16. Juli) werden er und sein Bruder Ulrich von Kaiser Ferdinand I. in den Freiherrnstand erhoben und mit Prossegg, Lueg und Mossau belehnt, all dieß, wie es im Lehensbriefe heißt, wegen treuer geleisteter Dienste. Zwei Jahre später (1566) lesen wir im Capitelschlusse des hohen deutschen Ritterordens unterm 10. Februar (Mergentheim): Der kais. Rath Johann Khobentzl wird M-raoäum, DiZMiNtiomZ in den Orden aufgenommen, und zwar auf Fürbitte des Kaisers und Erzherzog Carls, des Regenten von Innerösterreich. Und kaum in den Orden getreten, widmete er demselben seine ganze geistige Kraft, und wir sehen ihn von 1567—1582 in unablässiger Correspondenz mit dem Großmeister über sein persönliches Verhandeln beim Kaiser, in Betreff der Wiedererlangung Preußens für den hohen Orden. Unter dem Jahre 1571—73 finden wir ihn als kaiserlichen Gesandten in Rom; zurückgekehrt, wird er Comthur des Deutschen Hauses in Laib ach — wo er sich inzwischen ein Haus *) neben der deutschen Kirche hat erbauen lassen — in Padua und Prior von Vrixen. Im Jahre 1575 sendet ihn der Kaiser an den Czar Vasilides nach Nußland, in Sachen der Wiedergewinnung dieses Reiches für die katholische Kirche und in politischen Fragen, wegen Polen und der Türkei. Wic haben über diese erste Ambassade Khobcntzl's nach dem nordischen Reiche einen von ihm selbst geschriebenen Bericht, einen Brief an Draäkoviö, den damaligen Bischof von Agram, welches Schreiben sich durch treffliche Auffassung der russischen Verhältnisse und durch vorzügliche Klarheit und Offenheit in der Schilderung auszeichnet. Von diefer Mission nach Wien zurückgekommen, nimmt Khobentzl wieder die „preußische" Angelegenheit auf, und zwar gestützt auf die während der Reise durch Polen gesammelten historischen Daten. Er überreicht noch im selben Jahre dem Großmeister eine Denkschrift, die die Entstehung des hohen deutschen Ritterordens, seinen Wachsthum, den Verlust von Preußen und Licfland, und die Art und Weise, wie diese Länder wieder erlangt werden könnten, in trefflicher Anordnung vorführt. Die von der Hand eines Regi-ftrators oder Archivars herrührende Aufschrift auf dem Einbande sagt: Bericht . . . Durch den viel meritirten Johann Khobentzl von Prosseck, Comthur zu Laibach. Das Jahr 1577 führte ihn wieder in die Nähe des crz-herzoglichen Hofes in Graz, bei dem cr in hohem Anfehen stand, er kam als Comthur an die Commenda am Lech, wo noch jetzt inmitten eines neuerstandenen StadttheilcZ das alte gothische Kirchlein auf einem Hügel zwischen mächtigen Bäumen über die Häuser der benachbarten Zinzendorf- und Harrachgasse emporragt, und noch heute liest Du an dem Meßnerhause in Marmor gegraben, daß hier „der Steierer Asylum" gewesen, und unter den „rettenden Worten" den Namen Khobentzl. Comthur am Lech blieb cr bis 1590. ") Vielleicht das jetzt Baron Nastern'schc Hauö in dcr deutschen Gasse. Inzwischen traf ihn eine zweite Mission nach Nußland 1581, an den „Reichstag," wo er 1582 im Namen des Erzherzogs den „Abschied" unterschrieb, an die Hofe von Spanie n, Frankreich und Toscana; inzwischen war er auch Coad-jutor der Vallei Oesterreich, Hauptmann in Görz und Gra-disca, erzhcrzoglicher Hofkanzlcr und Kammerpräsident und » Geheimratli geworden; auch des Et. GeorgsordenZ, den Erzherzog Carl gegen die Türken gründete, Seele war Khobentzl. Im Jahre 1592 (20. Februar) ward er Landeshauptmann von Kram, es war dich eine hohe Auszeichnung für das Heimatland, daß ein Cavalicr, der bereits die höchsten Ehrenstcllen am Hofe seines Landesfürsten bekleidet hatte, zum Abschlüsse seiner Carriere an die Spitze der Landesverwaltung einer geographisch so eng begrenzten Provinz gestellt werden sollte, es war dieß aber auch ein Zeichen von der hohen Bedeutung, die das kleine Land in jenen Tagen als Grenzland gegen den Erbfeind der Christenheit behauptete. Doch nur ein Jahr währte Khobentzl's Wirken in dieser Sphäre — sein Fürst nahm ihn wieder vom Platze, denn er benöthigte seiner als Minister bei den Reichskreisen und Reichstagen, und 1594 finden wir seinen Namen wieder unter dem NeichstagZabschiede. An seine Stelle als Landeshauptmann war 1593 ein Herr von Lcnkoviö getreten. Wie das Jahr seiner Geburt, ist uns im Momente auch das seines Todes noch unbekannt. Sein Portrait haben wir in der Portraitsammlung der Handbibliothek Sr. Majestät des Kaisers erhalten. Sein Wahlspruch war: vili^Liitia M6 ksoit. An seine Missionen in Rußland knüpfte sich die Wappensage, daß er dem Czaren, den seine Kammerherren durch einen Gisttrunk aus dem Leben schaffen wollten, durch seinen Aufschrei beim Gastmahle gerettet habe, wodurch der Becher in das Wappen der Khobentzl gekommen. Seine Nachfolger nahmen sich den Ahnherrn zum Vorbild, wie sie sein Andenken durch stätes Fortführen des Taufnamens Johann ehrten — mehrere von ihnen stehen auf hervorragenden Blättern in der Geschichte der österreichischen Diplomatie! Wachsperlen. Die Wachäperlen, welche besonders in früheren Jahren auf vielfache Weise zum Damenschmuck verwendet wurden, und die häufig so schön angefertigt sind, daß nur ein geübtes Kenncrauge sie von den echten Perlen zu unterscheiden vermag, wurden im Jahre 1856 von einem Venetianer, Namens Iapuin, erfunden. Derselbe bemerkte, daß die Schuppen eineZ Fisches, des sogenannten Weißfisches, die Fähigkeit besitzen, dem Wasser eine perlenartige Färbung zu verleihen. Gestützt auf diese Entdeckung, versuchte er nun, kleinen Glaskugeln vermittelst des so vorgerichteten Wassers cin den echten Perlen ähnliches Ansehen zu geben. Das Experiment gelang jedoch nur theilweise. Die Oberfläche der Glaskugel nahm allerdings den Perlenglanz an; derselbe lieft sich jedoch sehr leicht wieder abreiben. Der menschlichen Erfindungsgabe gelang es aber bald, auch diese Schwierigkeit zu überwinden,, indem man die Glaskugeln hohl anfertigte, vermittelst eines Verfahrens, das man noch bis auf den heutigen Tag beobachtet. Jede Glaskugel wird allein geblasen, dann durch eine kleine Röhre inwendig mit der perlenartigen Flüssigkeit sorgfältig getränkt und mit einem leichten Ueberzuge von Wachs versehen. EZ bedarf der Schuppen von viertausend Fischen zur Herstellung eines Viertelmaßes der gedachten Flüssigkeit, welcher noch eine kleine Quantität Ammoniak und Hausenblase zugesetzt wird. Englisch und Französisch. Licht und Schatten findet man bei den Characteren der Individuen, wie bei denen von Nationen. — Der Herzog von Richelieu, Großneffe des Cardinals nnd Zeitgenosse des Regenten Philipp von Orleans und Ludwig XV., bekannt durch seine Don-Iuanerie, steckte ein Haus in Brand, um eine Frau zu entführen. Ein englischer Tandy wollte Schlittschuh fahrcn, traute aber der Eisdecke des See's nicht ganz. Um sich von ihrer Festigkeit zu überzeugen, warf er eine Handvoll kleiner Münze nach der Mitte der Eisdecke zu. Drei arme Kinder stürzten nach den Pennystücken, brachen durch und ertranken. .... Richelieu, der ein Haus anzündet, und der Engländer, welcher Geld auf'Z Eis wirft! . . . . Man kann hierdurch zu ernsten Betrachtungen über die beiden Nationen veranlaßt werden. Künstler und Professoren. In Rom gibt es keine Handwerker, sondern nur Künstler: Schuh-Künstler, Kleider-Künstler, Schmiede-Künstler lc. und der geringste Handwerter würde es als eine Beleidigung betrachten, wollte man ihm den Künstler-Namen verweigern. Daher kommt es denn, daß die eigentlichen Künstler, die Künstler nach unseren Begriffen, diese ehrende Bezeichnung ebenso verschmähen, wie die römischen Künstler den Namen eines Handwerkers; der elendste Farbenkleckser nennt sich in Rom Professor. Weibliche Furcht. Ein Schriftsteller fagte: „Ich habe Frauen gesehen, die sich fürchteten, in einem Wagen zu fahren, weil sie glaubten, das Pferd könne durchgehen; — die sich fürchteten, in ein ! Boot zu steigen, weil sie glaubten, es könne umschlagen: — die sich fürchteten, über eine Wiese zu gehen, weil sie glaub- > ten, der Thau könne fallen; aber nie habe ich eine gesehen, die sich gefürchtet hätte, zu heiraten —." Verantwortlicher Redacteur I. v. Meinmayr. — Druck und Verlag von Igu. v. Kleinmayr 35 F. Bamberg in Laibach.