M. 5l. Laibach den 24. December 1864.___________8. Jahrgang. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blatter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prämimcrationsprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Winter. Still liegt das Schncefcld, Das schimmernd weiße. Vom Himmel nieder ' ' ' ^' Fließt der Mondglan; Und fließt und fließt Ueber das Gefild Nie wogende Wellen. ' ^ Nnr Rauschen und Singen Der silbcrschänmenden, Immcrflnthendcu Wogen Sind vcrstnmmt. Doch lausch' ich immer, Und ich hör' es: Rauschen nnd Singen. Des wogenden Weißen Meeres. Wic bei dicker Kälte, Wo eisig die Lnft haucht, Daß ich mich tiefer hülle In den schlitzenden Mantel, Dennoch die Fünlchcn ^' Bei mciucn Trittcu ^n 5,5.) li 3s.isl!i Knisternd herausspringcn "'-6 ^^ > - Auö dem Schnee — So blühen Rosen auch, Glühende Rosen, Unf dem Schnccfeld; So klingen mir ->!Nj7c/5» In dieser Nnhc Hcllc Lieder, Flüstern nnd raunen Hcllc Stimmen Ans dem Silbcrgcwog Wie ans schäumender Flnth, Und aus dem eisigen Windzng Weht immer Ein warmer, spielender, Fächelnder Hauch Ewiger Poesie. ____ ' 5»' Ein Courierritt. Ipisodc ans dem amcrikauischeu Bürgerkriege. (Fortsetzung.) , Sie war lange schon verschwunden, ehe der Offizier sich so weit Zu fassen im Stande war, um seine Lage zu würdigen. Seine Pflicht rief ihn ohne Säumniß fort; er mußte ja von seinem General dem andern General eine Depesche überbringen; aber sein erregtes heißes Vlut, scin leichter Sinn ließen ihn vergessen, daß er ein Courier sei, und daß einen solchen Noth und Tod nicht aufhalten sollten, seine Pflicht zu thun. „Sie ist zu schön: ich muß bleiben!" sagte er vor sich ^ hin, legte seine beschmutzte Uniform,.,M, ,,,uud zog den Nock „des Bruders" der Dame an. Er warf nock einen wohlgefälligen Blick in den hohen Trumcau, aus dem ihm die tadellose Gestalt eines Vroadway Lions cntgegenschaute, ehe er sich in das Gemach der Dame begab. Er öffnete mit hochklopfendcm Herzen die Thüre und trat ^ in das Pcnetrale der Schönen, die, an dem Tische lehnend, ihn zu erwarten schien und mit den Worten begrüßte: „Willkommen , schöner Herr! Ich sage Ihnen, daß ich mich bereits zu fürchten angefangen hätte, waren Sie nicht gekommen, und ! denken Sie sich, ich bin allein, in dieser schweren Zeit ganz allein im Hause; aber diese Wollköpfe sollen mir es büßen — j sind Alle in's.Hyrf hinab gerannt — ja, wo kein Herr zu Hause ist. . ."^.,5 .„, "'u/l Dtt Offizier verneigte sich vor der Dame, deren augen-' scheinlich wohlgefällig auf ihm ruhender Blick eine hohe Nöthe in seine Wange rief, und unterbrach sie lächelnd: „Obwohl ich nicht eine Idee habe, wo ich mich befinde, schließe ich doch eben aus der noch immer nicht erfolgten Rückkehr Ihrer Diener..." „Meiner Sclaven," untcrbracb ihn die Dame. „Ihrer Sclaven," fuhr der Offizier fort, „daß dieses Haus viel zu entfernt von dem Schlachtrayon liegen müsse, als daß ihnen von dorther Ungemach drohen sollte; obwohl ich selbst nichts sehnlicher wünsche, als jene riickkehren zu sehen, da ich Ihre Güte in Gewährung eines Führers für mich in Anspruch nehmen würde." „Wie, Sie wollen noch fort, in der Nacht? —" „Ich - ich soll -" „Ah — Sie sollen — aber Sie müssen nicht — und ietzt sage ick, Sie können nicht — der Himmel hat sie zu meinem Schutze gesandt, Sie dürfen nicht fort, bis meine Sclaven kommen ! Wir haben in letzterer Zeit von den Streif-parthien der Conföderirtcn, die ich Guerillas nenne, viel aus-qestandcn!" , „In der That? — es freut mich um so mehr, daß mich das Schicksal in dieses Haus geführt hat, da ich hier eine Dame treffe, die so edle patriotische Gefühle hegt," fagte der 202 Offizier, sichtlich mit erhöhtem Antheile, und so mehr erfreut, einen neuen Entschuldigungsgrund für sein Bleiben zu haben . . . denn des Ritters Pflicht ist ja, den Tameu Schutz zu ,geben! „Eie sind hier fremd!" lautete die freundliche Antwort, „sonst wüßten Sie, daß Sie sich auf der Besitzung des Mr. William Vritton, des ausgesprochensten Unionisten in Virginien, befinden. Was macht Papa Lincoln? Ist er noch immer so guten Humors, und erzählt er noch immer so schöne Anekdoten? — ich habe mich wegen ihm einmal halb trank ge- Der Offizier füblte sich behaglicher und behaglicher — hier war er ja ganz zu Hause — er erwiderte die Einladung der Dame, an ihrer Seite Platz zu nehmen, durch die In-troduction seiner Persönlichkeit. „Ich heiße James Warren, bin ein Massachussctsmann; mein Vater hat viel Vcsitz und schöne Fabriken — ich ging aus Patriotismus zur Armee und bin Adjutant bei General ^ ^ *" „Charmant," fagte die Dame, „und ich heiße Flora Vritton, bin eine virginische Lady, mein Vater hat schöne Plantagen und beiläufig vierhundert Neger — uud aus Patriotismus ..." hier stockte sie, es war ihr eine Locke über die Stirne gefallen und die mußte sie wieder aufstecken, kam aber damit nicht zu Stande. „O, ich bin kein so wüthender Abolitionist, wie man uns in Massachusscts gewöhnlich nennt," sagte der Offizier. „Das glaube ich selbst," sagte die Dame, „ich lann aber mit der Locke doch gar nicht fertig werden. Ach, Mr. Warren, hier haben Sie eine Nadel, wollen Sie wohl so galant scin, mir die Locke festzustecken?" Natürlich war der junge Herr sogleich bereit: das war aber eine schwierige Arbeit. Die Dame hielt nicht slille genug — seine Hand zitterte und verteufelt warm wurde es ihm auch dabei, aber endlich war die Locke doch festgesteckt. Sie dankte, cr aber versenkte seine glühenden Blicke in das Vlütenbcet der Reize, die ihm so freundlich lockend entgcgenduftcten, cr konnte seine Augen nicht losreißen von dem entzückenden Anblick — und vierhundert Neger — wer möchte da noch länger Abolitionist bleiben! üm >,W, „O sehen Sie mich'nicht so an, mir wird ganz bange..." rief die Dame, indem sie sich die Hände vor die Augen hielt, — aber James, der kühne Massacdussetsmann, sprang auf und erfaßte und küßte und drückte die Neidische an scin pochendes Herz: denn cr hatte bemerkt, wie sie schelmisch lächelnd durch die feinen, rosig angehauchten Finger nach ihm blickte. Flora wehrte ihn leicht ab und indem sie den schönen Kopf zurückbog, sagte sie nichts als: „Völiave Mii'sols!" (Das Deutsche: Artig, mein Herr!) Der junge Adjutant stand etwas verlegen und suchte in in ihren Blicken zu lesen — aber Flora sagte ganz ruhig: „Sie werden eine Erquickung bedürfen, Herr Adjutant! Verzeihen Sie, daß, ich sie nur mit Wein und Früchten zu bewirthen vermag." l James Warren fand sich bald wieder zurecht, um so mehr, als die Freundlichkeit der Dame immer zunahm, je heiterer und natürlicher cr sich der Ausbcutuug ihrer beiderseitigen eigenthümlichen Situation überließ. Stunde um Stunde verfloß wie in einem schönen Traume, j es kam Niemand — endlich erhob sich Flora mit der Frage: „Gedenken Eie morgen Frühe aufzubrechen, Herr Adjutant?" i James Warren war wie aus den Wolken gefallen: auf ! dieses rasche, kühle Ende seiner warmen Herzensergüsse war ! er nicht vorbereitet: mit einem leisen Anfluge von Bitterkeit ! sagte er: > „Sie verabschieden mich, Miß? — ohne — ohne irgend ein Angedenken an diese unvergeßlichen Stunden?" ! Flora sah eine Weile vor sich nieder, dann erhob sie das schöne Haupt, das eine hohe Nöthe übergoß, als sie leise sprach: j „Ich werde Sie sehen, ehe Sie Viittonhill verlassen!" Eie verneigte sich leicht, trat an das Fenster zurück und der ! Adjutant taumelte wie ein Träumender in scin Gemach. > Er entkleidete sich und warf sich auf das Bett — aber ! er konnte nicht schlafen: er war so glück- und weinsclig, daß z es ihn nicht in Ruhe ließ: er trat an das Fenster — die Nacht war endlich Herrin geworden über die Dämpfe des Thales mit leinen Sümpfen und lag in der ganzen Schönheit ihrer j südlichen Natur über der Erde. Der blaue Himmel stand voll i hcllblinkcudcr Sterne, zwischen denen dic silberne Mondschcide ! langsam hinschwamm. ! Er legte die heiße Brust.hinaus in die duftige kühlende Nacht, deren linde Lüfte wie süße Liebesgrüße an seinen bren-, nendcn Schläfen vorüberstrichcn. Horch! hallen da nicht Schritte herauf, von der Ein- zäumung des Gartens her? > Der junge Offizier hielt den Athem an sich und lauschte: sein Ohr hatte ihn nicht getäuscht — es nahten Schritte — das müssen die Neger sein, welche liederlicher Weise das Haus mit ihrer Herrin allein gelassen baben, und jetzt von ihrem ! Ausflüge ins Torf hinab heimkehren. ! Ehe jedoch die Schritte näher kamen, ertönte hinter und ! bald darauf vor ihnen lauter, hallender Hufschlag, zwei Reiter ! sprengten dem Hause zu. (Schluß folgt.) i ! _____________ Eine PNanze, welche Fliegen fängt. So wie die Bewegung des Stundenzeigers einer Uhr sich ! unserer unmittelbaren Wahrnehmung entzieht, weil er in den, ! von uns auffaßbaren Zcitmomcnten nur äußerst kleine, für ! uns verschwindende Räume zurücklegt, so kann auch das Leben ! der Pflanze nicht unmittelbar wahrgenommen werden, sondern es äußert sich nur nach größeren Zeitabschnitten in seinen Wirkungen als eine Reihenfolge von Entwicklungsstufen der äußern Gestalt. Um so mehr muß es überraschen, wenn man von deutlich sichtbaren, sogar dem Anscheine nacb willkürlichen Bewegungen in der Pflanzenwelt hört. Solche in vereinzelten Fällen vorkommende Erscheinungen haben sogar bei Einigen die Ansicht hervorgerufen, als fände ein Hinstreisen der pflanzlichen Natur an die thierische statt. Eine sehr auffallende Pflanzenbcwegnng finden wir zum Beispiele bei dem schwingenden Süßtlec, einem Halbstrauche Cüdasicns mit dreizähligcn Blättern, deren zwei viel kleinere Ecitcnblältchen abwechselnd ruckweise fortwährend auf- und absteigen, so lange die Pflanze in kräftigem Wuchs steht und in hinreichend warmer Temperatur sich besindct. Die Bewegung erfolgt Tag u»d Nacht und soll in Ostindien sich in einer Minute selbst bis zu scchszig Mal wiederholen; l^i den in unseren Treibhäusern gezogenen Exemplaren findet sie in viel größeren Zwischenrüumen Statt, aber anch hier stoßweise. Der Grund dieser höchst merkwürdigen Erscheinung ist uns bis zum Augenblicke noch unbekannt. Eine andere nicht periodische Bewegung, welche auf den ersten Anblick dcn Anschein einer Empfindlichkeit der Pflanze darbietet, finden wir bei der sogenannten Einnpflanze oder der schamhaften Mimose, einem kleinen Halbstrauche Brasiliens. Bei dieser bcwirtt schon eine geringe mechanische Einwirkung, wie ein schwacher Stoß, ein Betupfen mit Säure (Salpeter- oder Schwefelsäure), oder wenn man die Blätter brennt u. s. w., das; die betroffenen Ficderblättchcn sich zusammenlegen und der Blattstiel sich sentt. Trifft die Erschütterung die ganze Pflanze, so tritt diese Erschütterung bci allen Blättern derselben auf. Die merkwürdigste Erscheinung dürfte aber jene sein, „daß eine Pflanze Fliegen fängt." In den Sümpfen von Karolina findet sich eine mehrjährige, wunderbare Pflanze, die Fliegenfalle der Venus (DionuLH NUZoirMö,) genannt. Sie hat langestielte, rundliche Wurzelblätter, welche auf der oberen Fläche und am Rande mit steifen Haaren beseht sind und eine solche Erregbarkeit besitzen, daß sie bei einer Berührung dieser Oberfläche rasch zusammenklappen, wobei die Wimpern von beiden Seiten her in einander greifen. Setzt sich daher eine Fliege oder sonst ein Insekt auf das Blatt, fo wird es hiedurch gefangen und wird von dem zusammengeklappten Blatt so lange in Gefangenschaft gehalten, bis das Insekt entweder gctödtct oder doch so ermüdet ist, daß die Bewegungen und somit der die Schließung deö Blattes bewirtende Reiz aufhört; erst dann kann das Blatt wieder in seine normale Lage zurückkehren. Beide Hälften halten so fest zusammen, daß man sie ohne Zerreißen nicht öffnen kann. Wiewohl folche Bewegungen äußerst auffallend sind, so können wir doch nicht anstehen, ihnen dcn Charakter der Will-kührlichieit abzusprechen und sie aus dem Bereiche der thierischen Functionen z« verweisen. Sie sind bloß unmittelbare Folgen äußerer Einflüsse und haben ihren Grund in einem eigenthümlichen Bau deZ Zellgewebes. In Folge dieser Structnr der Theile wird eine derartige Spannung derselben begründet, daß durch eine äußere Anregung eine plötzliche Aenderung ihrer gegen- 203 seitigen Stellung bewirkt wird, die man eben als eine Bewegung wahrnimmt. Es ist demnach keine Veranlassung vorhanden , eine Sclbstthätigkeit der Pflanze anzunehmen, so sonderbar es auch für den ersten Augenblick erscheinen mag, wenn man hört, „daß eine Pflanze Fliegen fängt." Alte Vorurthcile. „Der Rhein verliert sich im Sande." So wurde uns in der Schule gelehrt und so stand es in den geographischen Lehrbüchern , und was der Lehrer sagt, muß wahr sein. Ich habe später die Angabe des schnöden Endes unseres Rheins noch mehrmals gefunden und finde sie eben wieder in einem Romane eines geschätzten Schriftstellers aus der neuesten Zeit. Wenn es nun auch möglich gewesen wäre, daß seit der Zeit der Normannen und der Hansa der Rhein sein Bette geändert habe nnd endlich wirklich im Sande verlaufe (wie denn unsere ganze politische Entwicklung seit jener Zeit im Sand versteckte), so hat man doch in neuester Zeit wiederholte Versuche einer directen Seeschifffahrt von Köln aus gemacht; in den vierziger Jahren kam eine Dampf-Jacht der Königin von England dircct von London uach Köln, man fährt auf allen Nheinschiffen dircct nach Rotterdam und von dort auf einem andern Schiffe nach London. Indessen die alte Lehre klebt uns noch immer an, und bis auf die neueste Zeit wird der Rhein mit der Ver« läumdung heimgesucht, daß er sich im Sande verliere. Tas wahre Sachverhältniß ist dieses. Bald nack seinem Eintritt in Holland theilt sich der Rhein in zwei Arme. Der südliche Arm bekommt den Namen „Waal," nimmt dann die Maas auf, theilt sich und vereinigt sich wieder und diese verschiedene Arme heißen dann „neue Maas," „alte Maas," „Marve" u. s. w. Zuletzt fällt die Wassermasse in mehreren Mündungen in die Nordsee. Der nördliche Arm behält noch eine Zeit lang den Namen Rhein, gibt einen Tbcil seiner Wässer durch den Drususcanal an die Mcl ab und theilt sich dann abermals. Der südliche Arm heißt nun „Leck," der nördliche „krummer Rhein." Noch einige Theilungen bringen dann noch die Namen „alter Rhein" und „Vecht" hinzu. Der krumme Rhein und der alte Rhein sind wenig mehr als todte Graben, die nur vermittelst Schleußcn fahrbar sind. Hier hatte sich allerdings , da sieben Achtel der Wasscrmasse an Waal und Leck abgegeben waren und für dcn alten Rhein nichts mehr übrig blieb, die Mündung in die See verstopft. Allein seit länger als 50 Jahren ist auch diese Mündung wieder geöffnet. Demnach verliert sich der Rhein nicht im Sande. Taß man den verschiedenen Armen, in die er sich theilt, andere Namen gegeben hat, thut nichts zur Sache. Vielleicht mochte es, damit man sieb zurecht finden könne, nothwendig sein, die verschiedenen Arme, die sich namentlich durch Verbindung mit dcr Maas bilden, mit verschiedenen Namen zu bezeichnen. Daß man den Namen des Hauptstromcs aufgab und dafür dcn Namen des Ncbcnstromcs Maas annahm, gehört zu dcn Ungeschicklichkeiten, die mehrfach vorkommen. Eo 204 muß der schöne und stärkere Missouri in Amerika bei seiner Vereinigung mit dem Mississippi auch seinen Namen aufgeben und ihn in dem letzteren verlieren. Daß nur die letzten todten Ausläufer des Rheins den alten eigenthümlichen Namen beibehalten, ist ebenso eine Ungeschicklichkeit, die sich vielleicht dadurch erklären läßt, daß der Nhcin früher den Haupttheil seiner Gewässer wirklich in diesen Armen ergoß und daß sich das im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Denn der Nhcin hat sein Vctte vielfach verändert, und noch heute gibt es große Strecken von trockenen Flußbetten, in denen sonst der Rhein strömte. So lagen NheinberH iin'v' Cleve früher uumittelbar am Nhcin und liegen jetzt eine, resp. zwei Stunden von ihm entfernt. Der alte eigentliche Rhein verläuft sich nicht im Sande, sagt die „Gartenlaube," fondern theilt sich nur in mehrere Arme, die dann andere Namen bekommen. Er bringt seine ,. grünen Wellen endlich dem deutschen Meere zu und trägt ehrlich die Schiffe aus der See ünb m die'See. Ist die Schleppe an den Kleidern snndlich? Ein interessanter Aufsatz des Prälaten von Schmid über Ulm, der sich in den „Württemberg'schen Jahrbüchern" (1822) vorfindet, enthält u. A. auch einen Streit über die Moden, welche im ILtcn Jahrhundert in Ulm aufgekommen waren. Namentlich waren es die Geistlichen, welche sich über, den sündlichen und vcrdammungswerthcn Gebrauch dcr Klcidcrschleupen ereiferten, und einer derselben, Mr. Johannes Eberken, holte, well er auf heftigen Widerspruch stieß, sogar ein Gutachten aus dem Auslande, von dem Nector zu Lindau, ein. Dieses Gutachten fiel jedoch zu seinem höchsten Leidwesen gegen ihn selbst aus. Der Herr Nector war nämlich der Meinung, daß im 16. Verse des 3. Capitels Iesaia's , wo eZ heißt: „Darum, daß die Töchter Zions stolz find, und gehen mit aufgerichtetem Halse, mit geschminkten Angcfichtern, treten einher und schwänzen, und haben köstliche Schuhe an ihren Füßen," — nur vom stolzen, hoff artigen Einhergehen dieNedesei, ja daß ein Kleiderüberschuß in der heiligen Schrift svgar für erlaubt erklärt wurde, weil es Ies. 6, 2, von Gott selbst heiße: „Seines Kleides Saum habe den ganzen Tempel erfüllt!" Epigrammatische. Durch Uebertreibung tödtct sich Im Lcbcu selbst dic beste Sache, Darum vor Allem mäß'gc Dich, Damit Dein Thun man nicht belache. Ist wer scusibcl Und nimmt Gemeinheit übel, Stirbt cr vor der Zeit An Herzeleid. - -"^ ' ! Dcr Vatcr leitete dc:i Sohn, ! Das war in den Perückcnzcitcn; ^ Denn jetzt gchölt's zum guten Ton, Daß Sühuc ihr- Väter leiten. Das isi dach Unparteilichkeit Und von Charakter zeugt's nicht minder: l Hier trägt cr ein verschnürtes Kleid, ! Dort Frack, den schwarzen, ucbst Cylinder. ^ --------.,/^> ^s, , m'ckn.l i, Lite r a tM> ^ ).. Wir haben vor einiger Zeit auf das Octoberhcft, als erste ^ Nummer ciucr neuen Folge von „W cstcr m a u u'ö i l l u st r i r t c n ^ deutschen M o u a t s h c f t c u" aufmerksam gemacht und sind , uun in der Laac, nnscrcu Lesern auch das soebcu crschicncnc Novcm- ! berhcft dieser gediegenen Zeitschrift empfeh.'en zn können. Auch hierin ! findet sich Unterhaltendes und Belehrendes m gleich vorzüglicher Weise, , durch meisterhaft ausgeführte Illustrationen geschmückt und erläutert. ^ Eine humoristische Novelle vou Friedrich Schocdlcr eröffnet deu Neigen ! dcr Beiträge, vou denen namentlich eine sehr wcrthvollc Abhandlung ! vou V, R. Abckcn über „Goethe's Hnrzreisc im Winter 177?," ferner ^ dcr Aufsatz „Zur Culturgeschichtc der Tanzkunst" vou A. Czcrivinski, ^ sodann die wissenschaftlichen Abhandlungen vou Nöggcrath und Schellen ^ hcruorzuhcben sind. Auch dic Fortsetzungen der „Erinnerungen einer l alten Frau" und der „Bilder ans dem deutschen Stndentcnleben" vou ! Ioh. Hnbcr werden allgcmciu befriedigen. An kleineren Mittheilungeir ! vom Gebiete dcr Industrie und Völkerkunde ist auch dieses Heft wic- ! dernni reich, nnd einige litcrarischc Kritiken entsprechen dem Programm dcr Monatshefte, die sich die Aufgabe gestellt haben, nur auf wirklich wcrthvollc Wcrlc in empfehlender Weise hinzudeuten, ohne ! dcm Leserkreise kritische Diatribcu und langathmigc Auscinandcr- ^ sctzungcn vorzutragen. i Es liegen uns die bcidcn ersten, Hcftc dcs Bandes V des ! „Familien b n ch cs ,d,es österreichischen L l o h d" ,;nr ! Vcurthcilung vor. ^ "^^, ^-! , u:^. ! Mit Vergnügen konstatiren wir den bcdcuteudcu Fortschritt, den ! dic umsichtige Redaktion ui dem novellistischen Theil dcs Familienbuches , ! iu letzter Zeit unverkennbar gemacht hat. Zwei allerliebste Erzäh-^ lungeu schiuiickeu dic bciden Hcftc: „Hcrr Müller" vou Gcrstaeckcr ^ und „ciuc Eiscnbahngcschichtc" von Tcmmc. Wir habcu selten Gc-! lcgcnhcit gchabt so gnt erfundeuc uud dabci so spauucnd erwählte - Novcllcn zu lesen. „Herr Müller" zeichnet sich namentlich durch gc-z lungcnc Charakteristik der handelnden Personen vorthcilhaft ans. In dcr „Eiscnbnhugcschichte" ist dagegen dcr Knoten so hübsch geschürzt ! und dic stylistischc Darstellung so reizend, das; diese Novellc allciu ^ schon das ganzc Heft zu cincm dcr anziehendsten gestalten könnte. ! Im ersten Heft findet sich außcr Gcrstaccker's Novelle noch ! „Julius vou Tassct", ciuc literarischc Lcbcuseriuncrung von H. Küuig, ^ „Afrika uud Europa" von Kohl nnd „dic Nirc" , ein anscrlcscncS ^ Gedicht vou Halm. Läßt sich auch nicht läugncn, d.iß uns dcr Gruudtou dieses Gedichtes an Heine erinnert, so halten wir „die, Nirc" doch mit zu dcu Vesteu gehörig, das Halm je geschrieben hat. ! - Das zweite Heft bringt nebst Tcmmes mcistcrhaftcr Erzählung ! noch dcu „Wunderdoktor vou Goslar" aus dcr gewandten Fcdcr von ! Schmidt-Wcissenf clö, cin kulturhistorisches Bild, das vou viclem ! Verständniß dcr Gefühl- und Denkweise der Menschen zeigt. Dann ! dic „dcutschc Hansa iu Eugland" uou Wintcr und ciuigc allgcmcinc intcrcssantc Betrachtungeil ans dcm Gcbictc der Natur. ! Iu S o m m c r's Verlag m'Wicn sind zwci Kalcndcr erschienen : ! Ocstcrrrichischer V o l ks kalcn d cr für 18L5 uud I l l u- ! strirtcr katholischer V o l k s la l c u d c r für 18U5 von Dr. H. A. Iarisch. Tcr crstcrc bringt Beiträge von A. Silbcrstciu, Bcrmau, Kaltcnbrunncr, Proschko, Stelzhammer?c. und zeichnet sich ! durch einen reichen, mannigfaltigen, unterhaltenden und belehrenden ^ Inhalt aus. Dcr zwcitc hat besonders dic Förderung katholischen l SiuucS zum Zwecke, uud briugt dcmsclbcu cutsprcchcndc Vciträgc. l Das Publikum hat dic Wahl. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Klcwmayr A F. Vamberg iu Laibach.