Der üetlige Vater Pius X. hat der Ne-četrten, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der bochwllrdigsten Lberhirten von Briren, Briinn, Traz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg Trient, Triest und Wien, txx der D Ä y AkyolWe EffioppWiH. Bezugspreise für das Jahr 1926 Ganzjährig: Für österreich 2 Schillinge, für Deutschland 2 Goldmark, für Italien und Alto Adige 8 Lire, für die Tschechoslowakei 10 Tschechokrouen, für Jugoslawien 24 Dinars für Ungarn 24.000 ung. Kronen und für die Schweiz : : : : : 2 Franken, : : - Herausgegeben vom Missionshaus Graz, Paulustorgaffe 10. Steiermark. Rest 8/9. ftuguft/September 1926. XXIX. (Jaf)rg. — =ii Das erste Genera!Kapitel der Kongregation der HMflionäre Sohne des heiligsten Berkens ^efu in Schrezheim. —' ' . — - -■ , :■ zJ einem Rundschreiben der Ge-neraUeitung unserer Kongrega-tion im Sommer vorigen Jahres wurde eine Anordnung getroffen des Inhaltes: In allen Häusern der Gesellschaft, in Europa und Afrika, sollten in den gemeinschaftlichen Besuch der Ordensleute vor dem Allerheiligsteu Gebete zu Ehren des Heiligen Geistes eingeschaltet werden, Gebete um Licht und Gnade für das erste Generalkapitel der Kongregation, das für den Juni 1926 festgesetzt worden war. Ein ganzes Jahr hindurch haben seitdem die Ordensleute, Priester und Brüder, Tag für Tag in gemeinschaftlichem und auch privatem Gebet zum göttlichen Tröster gefleht, daß er die Herzen erleuchte und das kommende Kapitel leite zur größeren Ehre Gottes. Was überhaupt das Kapitel sei, fragst du mich? Es ist eine Zusammenkunft der höheren Amtsinhaber der Kongregation und einiger Patres, die. von den Ordens- mitgliedern als Vertreter und Vertrauensmänner gewählt und entsandt werden. Die wichtigste Aufgabe des Kapitels ist die Wahl des Geueralsuperiors und der übrigen höheren Obern und dann Beratung über wichtige Fragen, die die Kongregation und Mission betreffen. Je näher der große Tag heranrückte, um so inniger wurden die Gebete, um so höher stieg aber auch die Spannung. Und endlich war er da. Der 7. Juni sah die „Kapitularen" vollzählig in unserm Hause in Schrezheim in Württemberg zur vorbereitenden Versammlung vereint. Am Morgen des 8. Juni fand dann die erste und Hauptversammlung statt: die Wahl eines neuen Generals. Schweigend schritten die Kapitularen in den Kapitelsaal. In ihren Zügen lag heiliger Ernst. Und während sie an die Erledigung ihrer wichtigen Aufgabe gingen, beteten nebenan in der Hauskapelle Ordensleute und Zöglinge des Hauses laut den heiligen Rosenkranz, damit die liebe Gottesmutter durch die Macht ihrer Fürbitte Gottes Segen für das Werk erflehe. Und mit Erfolg! Um 9 Uhr hatte die Wahl begonnen und 20 Minuten später war sie beendet. In feierlichem Zuge geleitete man den Neugewählten in die Kapelle, wo ein feierliches Tedeum, ein Dankeshpmnus aus freudigem Herzen, dem Vater im Himmel gesungen wurde. Daran schloß sich die Huldigung der Ordensleute und Zöglinge. Der neue Generalsuperior unserer Kongregation ist aber kein anderer wie der alte: Der hochwürdigste P.Jakob Lehr,P.8.0., wurde als Haupt der Kongregation wiedergewählt; gewiß ein schönes „Vertrauensvotum", das ihm die Vertreter der Gesellschaft zu Füßen legten. Das Ergebnis hatte der Erwählte selbst nicht erwartet, mußte er doch nun seinen schönen Plan, gleich nach dem Kapitel als einfacher Missionär in die Missionen abzureisen (für die Reise nach Transvaal hatte er schon Vorbereitungen getroffen), wie Rauch verfliegen sehen. Das war die Hauptversammlung, und das Ergebnis brachte der Draht mit Blitzesschnelle in alle Häuser der Genossenschaft bis tief nach Afrika hinunter, und überall brachte die Kunde Lösung der Spannung und weckte ungeteilte, freudige Zustimmung. Der nächste Tag stellte dem Generalsuperior durch Wahl einen Rat von vier Assistenten zur Seite: Hochw. P. Alois Wilfling, Hochw. P. Alois Jpfelkofer, Hochw. P. Alois Mohn und Hochwürden P. Isidor Stang. Zum Superior für die Niederlassungen in der Mission wurde Hochw. P. Josef Klassert, zum Generalsekretär der frühere Redakteur des „Stern der Neger", Hochw. P. Heinrich Wohn-haas, gewählt. So waren die höchsten Stellen in der Leitung der Kongregation besetzt und man konnte an die Lösung der einzelnen Fragen gehen. Was das für Fragen waren, hat die Neugierde des Redakteurs nur zum Teil erfahren können, sind aber für unsere werten Leser nicht von Interesse. Am 13. Juni wurde das Kapitel geschlossen. Nun soll es seine Früchte bringen, und das Schifflein unserer Genossenschaft unter der neuen Leitung mit frischer Brise weitersegeln zu Gottes Ehre und der Mitmenschen Heil und Segen! 5md die Schwarzen fähig zur Zivilisation und was versprechen sie für die Zukunft? Von P. Bernhard Zorn, F. S. C. heißumstrittenes Thema! Ein guter Teil der südafrikanischen Politik behandelt es schon seit Jahren; hängt doch von seiner richtigen Lösung so vieles ab für Land und Leute. Bis jetzt konnten nur nebensächliche Probleme gelöst werden; der Hauptknoten wird jedoch noch viele Schwierigkeiten machen. Es besteht kein Zweifel, die Eingeborenen, besonders einige Stämme, haben in der Zivilisation bereits bedeutende Fortschritte gemacht. Eine hübsche Anzahl hat ihre Studien mit Erfolg vollendet: Da gibt es Redner, die sich auch nicht zu CO * Unsere Kapitularen. 58011 Iinfš na* re*tš: H°chw. P. 91. Mohn, Hochw. P. I. Staffers, Hochw. P. A. Wilfling, Hochw. P. I. Münch, Paternität Hochwst. P. Jakob Lehr, GSeneratfuperior; Hochw. P. H. Wohnhaas, Hochw. P. A. Jpselkofer, Hochw. P. I. Stang. I Heft 8/9 Stern der Neger 115 schämen brauchten, vor dem Plenum eines Parlamentes zu erscheinen. Manche haben die guten und die schwachen Seiten ihres Volkes genau kennengelernt und möchten nun nach Kräften erstere vervollkommnen, letztere langsam verschwinden machen. Dazu benötigen sie eine einflußreiche Stelle, erst in den unteren Ämtern, dann auch im Parlament, von wo aus ja Land und Leute regiert werden. Wird ihnen das gelingen? Das ist die Frage, um die es sich hauptsächlich handelt; alles übrige käme dann von selbst. Mehrere Kommissionen arbeiten jetzt daran: 1. an Hand der Geschichte fest-zustellen, was die Eingeborenen vor etwa 1000 Jahren geleistet haben, auf welcher Stufe der Zivilisation sie damals'gestanden sind; 2. einen Überblick zu gewinnen von ihren jetzigen Leistungen; 3. klarzustellen, mit was für einer Entwicklung für die Zukunft gerechnet werden kann. Dr. A. M. Moll glaubt (!), aus der Geschichte beweisen zu können, daß die Bantustämme, wozu auch die Zulukaffern gehören, schon vor 7000 Jahren mit Ägypten in Berührung standen. Nicht nur, daß viele von ihnen dort arbeiteten, sondern daß manche auch einen regen Handel mit diesem, damals schon höchst zivilisierten Volke betrieben. Aber trotz des regen Verkehrs mit dem ägyptischen Kulturvolk wäre ihnen die Zivilisation desselben fremd geblieben. In all den Jahrhunderten, ja in Jahrtausenden hätten sie nicht einmal Lesen und Schreiben gelernt. Ich möchte Behauptung und Beweis doch sehr in Frage stellen und mich statt auf eine dunkle Vergangenheit lieber auf den festen Boden der neueren Geschichte des Volkes und auf ihre Fortschritte in der Gegenwart stellen. Die Bantu, und unter ihnen besonders der Zulustamm, sind ein tapferes, kriegerisches Völklein. Ihre Eroberer sind siegreich vorgedrungen nach Osten und Westen und besonders nach dem fruchtbaren Norden. Solch tapferen Kriegern mit einer glänzenden Tradition kann man unmöglich die Fähigkeit zum Fortschritt auch auf anderen Gebieten absprechen. Daß die Eingeborenen nicht lesen und schreiben konnten, als die modernen Europäer in ihr Land kamen, ist noch lange kein Beweis für ihre Unfähigkeit dazu. Schöne, ausgeprägte Sprachen haben die Bantustämme. An Klarheit, Geschmeidigkeit und Wortfülle steht zum Beispiel die Zulusprache kaum irgendeiner europäischen nach!*) Wer eine schöne, ausgebildete Sprache beherrscht und gut anwendet, ist aber ipso facto wenigstens weiterer Bildung fähig. Was die Eingeborenen leisten und was für Aussichten sie bieten für die weitere Kulturarbeit, zeigen am besten die staunenswerten Erfolge, die die Mariannhiller Missionäre unter ihnen erzielt haben. Man möge nur ihre Stationen besuchen und mit eigenen Augen sehen, was die Neger alles von diesen tüchtigen Missionären und braven Pionieren echter Zivilisation gelernt haben! Kinder machen die schönsten Handarbeiten: stechten Körbchen und Körbe, Matten, Stühle, Sofas und viele andere Gegenstände, wie sie auch in Europa nicht schöner, sicher nicht dauerhafter angefertigt werden. Mädchen, die noch in die Schule gehen, nähen, häkeln, sticken usw. Und ihre Arbeiten sind so, daß sie auf jeder *i Man möge sich nur die vortreffliche Konversationsgrammalik der Zulusprache von P. W. Wanger, Mariannhill, anschauen. Ausstellung Preise erhalten würden. — Da gibt es ferner Schreiner, Sattler, Buchbinder, Fußbekleidungskünstler, Schneider, Maler, Dichter, Musikanten, ja sogar Philosophen, Theologen und Priester, die schon seit Jahren an der Bekehrung ihrer schwarzen Brüder arbeiten. Nun aber sage ich: Was den Missionären von Mariannhill gelungen ist, könnte anderen auch gelingen, wenn sie die Sache ebenso richtig und mit derselben Energie und demselben Opfergeiste anfassen würden. Also, schließe ich, sind die Eingeborenen wirklich fähig, Fortschritte zu machen, wahre Zivilisation anzunehmen. Bis sie so weit sind wie andere Völker in Europa oder Amerika, wird's wohl noch Zeit brauchen. Sie haben ja erst angefangen. Führe man das begonnene Werk ununterbrochen weiter, und ein wunderbarer Erfolg wird die Mühe lohnen! Das und noch manches andere mögen sich die Herren, die sich mit der Frage der Eingeborenen befassen, vor Augen halten und sie werden staunen, wie schnell sie eine leichte Lösung finden werden. Wir Missionäre können nur indirekt an der Lösung so vieler Probleme mitwirken. Aber auch unsere Freunde und Gönner in Europa können vieles tun, damit endlich der Fluch Chams von dem armen Volke genommen und sie als gleichberechtigte Kinder unseres himmlischen Vaters im Reiche Christi aufgenommen werden. SS Witbank. Von Br. August C a g o l, F. S. C. SS or fünfzig Jahren war die Gegend des heutigen TransvaalerKohlen-zechenstädtchens Witbank baumlose Weidestäche, gewöhnliches, wellenförmiges „Hochfeld", das von Wild, besonders Antilopen, wimmelte. Die Gewinnung der Kohle, die heute schwunghaft betrieben wird, nahm erst vor etwa dreißig Jahren ihren Beginn, obschon das Vorhandensein der hiesigen Kohlenlager seit 1877 bekannt war. Die Witbanker Kohlenfelder haben den großen Vorteil, daß die Flöze in verhältnismäßig geringer Tiefe liegen. Sie sind daher leicht in Angriff zu nehmen und die Bergwerke sind frei von Grubengas, dem Schrecken der Kohlenbergleute in den meisten Gegenden der Welt. Kurz vor Ende des letzten Jahrhunderts wurde ernstlich mit dem Abbau der Kohle begonnen. Die damalige Farm Zeraats-bosch oder „Witbank" (der holländische Name kommt von einer Bank weißen Sandsteins), die bei den Buren als eine „Hungerfarm" galt, weil die bisherigen Besitzer nicht einmal das zum Leben Notwendige darauf erwerben konnten, wurde zum Bergwerkslager ausersehen. Eine Gesellschaft, die heutige „Witbank Colliery Company", erwarb die Farm und umliegende Gründe, insgesamt 3500 Kapmorgen (3000Hektar). Nach der Erinnerung alter Leute war das Witbanker Bergwerkslager ein äußerst einfacher, aber gemütlicher Platz. Die Bevölkerung, einschließlich Polizei und Eisenbahnangestellte, zählte 1902 nicht mehr als 60 Seelen. Im Lause der Zeit entwickelte sich Wit- bank langsam, aber stetig. 1906 wurde ein „Gesundheitsausschuß" gebildet, den 1910 ein „Dorfrat" ersetzte; 1914 wurde Wit-bank als selbständige Stadtgemeinde er- eines großen Elektrizitätskraftwerkes Anlaß zu neuer Entwicklung. Die Bevölkerung Witbanks besteht zum Großteil aus Zechen- und Eisenbahn- klärt. Der Krieg gab der südafrikanischen Kohlenindustrie neuen Antrieb, aus dem Witbank großen Nutzen zog. Ein Streik im Jahre 1922 aber brachte einen ernsten Rückschlag, doch hat sich die Kohlenindustrie inzwischen wieder erholt; auch ist der Bau angestellten und zählt 3000 weiße Einwohner. Die Schwarzen sind auf eigenen Siedlungen, Locations genannt, in der Nähe der Stadt untergebracht. Trotz reger Bautätigkeit sind Häuser und Wohnungen immer gesucht. In nächster Nähe des Bahnhofes befindet sich der unregelmäßig geformte Platz des ursprünglichen Bergwerkslagers, die heutige „Witbank Colliery" (Kohlenzeche), deren hoher Eisenfchornstein nimmermüde dichte, schwarze Rauchwolken ausstößt. Für einen bestimmten Tag hatte unser hochwürdiger Superior P. Josef Klassert für sich und einen Begleiter die Erlaubnis zum Besuche der Witbanker Zeche erhalten. Mittels Fahrrad begaben wir uns rechtzeitig zum Kanzleigebäude. Die maßgebende Persönlichkeit war noch nicht anwesend. Ein freundlicher Däne, der Elektromann der Zeche, fand sich bald ein. Er ersah, daß der schwarze Hut des Herrn Pfarrers denn doch zu gut sei für den Gang in die ebenso schwarze Unterwelt, obschon keine Gefahr vorlag, daß er dabei die Farbe verlieren könne. Gefällig brachte er eine andere, sehr altertümliche Kopfbedeckung voll malerischer Flecken und überzähliger Öffnungen, die das Aussehen meines sonst so würdigen Vorgesetzten dem eines Räuberhauptmannes wirksam näherbrachte. Ich selbst hatte mich schon mit einem langjährig erprobten Kopfschutz versehen, der keinen Ersatz nötig machte. Dann hatten wir in der Kanzlei jeder einen gedruckten Zettel mit unserer Unterschrift zu versehen, durch die wir uns einverstanden erklärten, daß, wenn in der Kohlengrube uns etwas Menschliches zustoßen oder gar unser letztes Ständlein schlagen sollte, die Minenverwaltung keinerlei Verantwortung für diese unsere Privatangelegenheiten übernehme. Schließlich wurden wir noch mit offenen Karbid-Grubenlampen ausgestattet. Dann kam der Herr Betriebsleiter im Auto angefahren. Er verschwand nach kurzer Begrüßung im Innern des Kanzleigebäudes und kam bald, als besserer Land- streicher angekleidet, zurück, bereit zum Gang in den Kohlenschacht. Der hochmögende Herr fuhr uns dann selbst in seinem Auto zur Einfahrtsstelle, die fast eine Viertelstunde entfernt ist. Schacht und Verladestelle der Zeche sind mit doppelgleisiger Feldbahn verbunden, auf der an unendlichem Drahtseile in ununterbrochener Folge kleine Förderwagen mit Fußgängergeschwindigkeit laufen, die vollen aus dem Schachte der Eisenbahn zu, die leeren in den Schacht zurück. Vor dem Eingang in den Untergrund war ein uns gut bekannter Katholik mit der Aufsicht über die nimmermüden Wagen beschäftigt, dem der Betriebsleiter uns zur Führung übergab. Auf sanft geneigter Fläche gingen wir selbdritt in den Schacht hinein, der aus dem Sandstein des Obergrundes ausgehauen ist. Bald war die Sohle des Bergwerks erreicht, die nicht tiefer als 100 Fuß unter der Erdoberfläche liegt. Wir gingen voran in einem Gange von etwa 6 in Breite und 2 m Höhe, der flach-gewölbt erscheint und nur am Anfang durch Holz gestützt ist. An den kalkgetünchten Wänden sind in regelmäßigen Abständen elektrische Birnen angebracht, die ein mattes Licht verbreiten. Das Geräusch der rollenden Wagen, zu unserer Rechten die vollen, zur Linken die leeren, machte eine Unterhaltung nicht möglich, zumal der schmale Raum zwischen den beiden Gleisen uns zum „Gänsemarsch" zwang. Hin und wieder begegneten wir schwarzen Gestalten, die die Rollwagen bedienten oder sonstwie beschäftigt waren. Nach einiger Zeit kamen wir zu einer Wegkreuzung, dem Hauptknotenpunkt der Förderbahn. Hier trafen wir auf zwei „Weiße", denen aber erst Wasser und Seife volle Berechtigung zu dieser Bezeichnung geben konnten. Einer von ihnen war der „Mine-Captain", der eigentliche Betriebsleiter für Untergrund. Diesem übergab uns nach der Begrüßung unser bisheriger Führer, der an seinen Platz am Eingang des Schachtes zurückkehrte. Der Minenhauptmann stellte uns seinen Gefährten, einen Schachtmeister, zur Verfügung, der uns den eigentlichen Betrieb zeigen sollte. Der freundliche Mann führte uns zunächst in seine ^.Kanzlei", ein aus dem Kohlenflöz herausgearbeiteter Seitenraum mit Tisch, Bank und Schreibseligkeiten, hell erleuchtet durch eine starkkerzige Birne. Wir erfuhren, daß am Vortage 3320 Förderwagen voll Kohle, zu je 660 kg, zusammen also über 2000 Tonnen Kohle, die Mine verlassen hatten. Das Bergwerk, dessen Förderlänge 27 km beträgt, ist in zehn Distrikte eingeteilt, von denen neun im Betrieb sind. Im ganzen werden etwa 500 Mann beschäftigt. Die Zeche förderte im letzten Jahre (1925) 820.000 Tonnen Kohle und erzielte 70.700 Pfund Sterling Gewinn. Unser Führer zeigte uns dann einen Teil der Stollenverzweigungen. Es ist auffällig wenig Grubenholz verwendet im Bergwerke. Das Kohlenflöz ist 6 Fuß (1'80 m) stark. Die Stollen von etwa 6 m Breite sind durch Quergänge miteinander verbunden, so daß Kohlenpfeiler von etwa 6 m im Quadrat stehenbleiben, die ohne weitere Stützen die 30 m hohe Sandsteindecke tragen. Das weit- und vielverzweigte Stollennetz gleicht einer neuzeitlichen Katakombe oder einer teilweise ausgebauten, niederen Gruftkirche, deren schwarz-demantene Pfeilerreihen sich in geheimnisvollem Dunkel verlieren. Beim Durchwandern der langen Gänge gelangten wir an ein Stollenende, „vor Ort", wie der Bergmann sagt, wo einige Schwarze beschäftigt waren, mittels Preßluftbohrern tiefe Löcher in wagrechter Richtung in das Kohlenflöz zu treiben. Gleich darauf führte ein weißer Bergmann die Dynamitpatronen mit gut IV2 m langer Zündschnur in die Löcher ein, die er mit sandgesüllten Papier-düten abdichtete, um dann die drei Zündschnüre anzuzünden. Alsdann zogen wir uns in einen Seitengang zurück. Nach drei Minuten erdröhnten nacheinander drei Schüsse, deren Echo in den Stollen widerhallte. Wir gingen an den Ort der Sprengung zurück. Dichter, bläulicher Pulver-dampf zog unter der niederen Decke hin und ließ das Ergebnis der Sprengung nur mit Mühe erkennen. Fast wie abgemeißelt lag der losgerissene Kohlenhügel in gleichmäßiger Schichtung da, der etwa 20 Förderwagen füllen sollte. So wird an allen Verzweigungen des Bergwerks gearbeitet. Die Sprengungen sind die einzige Handarbeit, die die weißen Bergleute ausführen; alles andere ist den Schwarzen überlassen, die um bescheidenen Lohn alle schwere Arbeit verrichten. Man kann sich bei ihrem Anblick des Bedauerns nicht erwehren. Die Zivilisation der Weißen hat. diesen Naturkindern von gestern fast nichts gebracht als eine Art Industrie-versklavung. Sie sind billige Arbeitskräfte; durch sie werden die Gestehungskosten der Kohle gering, und sie bringen den Bergwerksgesellschaften fette Dividenden ein. Möge diese „billige Kohle" nicht einmal dem Lande teuer zu stehen kommen; möge vielmehr der weiße Mann in seiner Überlegenheit zu der Überlegung kommen, den Schwarzen nicht zu sehr auszunützen und so Ursache zu werden, daß diesem der Geduldsfaden einmal reißt. Durch Wasserschaden hat die Mine wenig zu leiden. Wir sahen Untergrundwasser, das durch ein Pumpwerk hinausbefördert wird; die Leitungsröhren sind nicht aus Metall, sondern aus Hartholz, da das Wasser sehr säurehältig ist und Metallröhren angreift. Nach mehr als zweistündiger Wanderung strebten wir wieder dem Lichte zu. Ein Führer brachte uns zum andern. Alle Beteiligten waren von unserem Kommen unterrichtet gewesen, ein Zeichen von guter Ordnung in der Leitung der Zeche. Die Mine war merkwürdig still geworden; die nimmermüden Förderwagen hielten eine Art Dornröschenschlaf. Wir erfuhren, es seien gerade keine Eisenbahnwagen zur Verfügung; diese Arbeitsunterbrechung bedeute für die Zeche einen Verlust von 30 engl. Schilling in der Minute. Als wir dann wieder ans rosige Tageslicht kamen, atmeten wir freier, fanden aber unsere Gesichter wie zu einem Kriegstanz bemalt, von den Handflächen gar nicht zu reden. Wir gingen zwischen den Gleisen der Feldbahn dahin, die im letzten Teil der Strecke bedeutend ansteigt, um die Höhe des Verladeturmes zu erreichen. Auf einmal kam Leben in die wie ver- träumt dastehenden Förderwagen; die vollen zogen aufwärts, die leeren abwärts, dem gähnenden Schachte zu. Offenbar waren wieder Eisenbahnwagen zugeführt worden. Wir stiegen zwischen den rollenden Wagen den Verladebau hinan. Mittels Gleisabzweigungen wurden die anrollenden Wagen durch Schwarze vier riesigen Walzenrädern zugeführt, in denen die vollen Wagen einen Purzelbaum schlugen und dabei ihren Inhalt nach unten verloren. Dieser fällt auf Verlesesiebe, unter denen Metallgürtel ohne Ende durchgehen, die die betreffende Kohlensorte nach Überschreitung ihres höchsten Punktes in darunterstehende Eisenbahnwagen abgeben. In nächster Nähe befinden sich Kessel-und Maschinenhaus, wo Licht und Kraft erzeugt werden zum Betriebe des ganzen Bergwerkes und für die Stadt. Als wir unter dem hohen Schornstein vorbeigingen, ertönte die schrille Dampfpfeife; es war 12 8A Uhr. Wir lieferten unsere Bergmannslampen ab, der schwarze Hut kam wieder zu verdienten Ehren, und fort ging es, unserem Heime zu. (Sch uß folgt.) XDunkle Mächte, Zusammengestellt von Br. August Cagol, F. S. C. ★ ★ m /bwohl Afrika immer mehr aufhört, der „dunkle Erdteil" zu fein, so gibt es immer noch, besonders im Innern, viel geheimnisvolles, abergläubisches Treiben. Wo die Eingeborenen noch ganz unter sich sind, da ist der Einfluß dunkler Mächte noch nicht gebrochen; da beherrschen noch insgeheim Einzelne ganze Volksmassen mittels aber- gläubischer Furcht. Dem zufälligen Besucher mögen die Eingeborenen als ein glückliches, sorgenfreies, bedürfnisloses Volk erscheinen; trotzdem sind sie nie sicher vor dem auf sie lauernden Unglück in der Form grausamster Verbrechen, die ihren Ursprung in Aberglauben und Zauberwesen haben. Allerdings geht die weiße Verwaltungsbehörde gegen alle Zaubereien mit äußerster Strenge vor, allein der Schrecken, den die Zauberer einjagen, ist so groß, daß der Versuch, größeren Schrecken mittels Bestrafung durch den Arm des Gesetzes einzuflößen, nur zu häufig scheitert an der Schwierigkeit, greifbare Beweise zu erlangen. Man kann von keinem Eingeborenen erwarten, daß er gegen einen Zauberer aussage, der, wie er felsenfest glaubt, die Macht besitzt, ihn durch übernatürliche Religion, einem Gemisch von oberflächlichem Christentum und heidnischem Aberglauben, begangen worden waren. Tomo, der Hauptschuldige, hatte sich als einen Propheten und „Sohn Gottes" ausgegeben und „taufte" die Leute im Großbetrieb in den Flüssen. Der Häuptling Schaiwila hatte sich seiner bedient, um sich seiner persönlichen Feinde zu entledigen. Tomo tötete die ihm Bezeichneten, indem er sie Einige von den Neugetauften zu Ostern (vorn links eine Lehrerin). (Phot, von P. B. Zorn, F. 8. C.) Mittel zu töten. So geschieht es meist nur durch Zufall oder wenn die Furcht vor dem Zauberer unerträglich wird, daß Schwarze als letztes Mittel den Schutz des weißen Mannes anrufen. Weiße sind nach ihrer Ansicht gegen Zauberei gefeit, wahrscheinlich, weil sie mächtigere Zauberkraft'besitzen! Kürzlich wurden zu Broken Hill in Nord-Rhodesia drei Eingeborene hingerichtet wegen einer ganzen Reihe von Mordtaten, die unter dem Deckmantel der während der „Taufe" so lange unterWasser hielt, bis das Leben entflohen war. Der Unterhäuptling Makwati diente den beiden als Helfershelfer. Tomo Ndjendwa, ein stiernackiger Eingeborener aus dem Njassaland, hatte die Schule einer protestantischen Mission besucht und arbeitete später zu Elisabethville im Kongo-Staat und zu Broken Hill in Nord-Rhodesia als Tischler. An letzterem Orte wurde er mit einem Anhänger der Sekte des „Wachtturms" bekannt, der ihn mit deren Lehren bekannt machte und ihn taufte. Tomo ging dann in Nord-Rhodesia umher, verkündigte die neue Lehre und „taufte11 die Leute durch Untertauchen in fließendem Wasser. Seine Tätigkeit brachte ihn in Zwist mit der Behörde, die ihn wegen des ihm nicht erlaubten Predigens eine Zeitlang einsperrte. Nach wiedererlangter Freiheit setzte er seine Reisen als „Apostel" unbeirrt sort. So gelangte er auch in das Gebiet des Häuptlings Schaiwila, eines Gewaltmenschen, der in dem Wanderapostel eine verwandte Seele erkannte. Er nahm den „Gottesmann" gut auf, versorgte ihn mit allem Notwendigen und ließ sich selbst von ihm „taufen". Er beklagte es, daß die Häuptlinge unter der Regierung der Weißen nicht mehr ihr altes, angestammtes Recht ausüben könnten, das Land von „Hexen" zu befreien. Er habe schon viel Schaden erlitten durch Hexen, ohne sich ihrer nachdrücklich erwehren zu können. Tomo war nicht schwer von Begriff; es entsprach auch durchaus seiner natürlichen Anlage und Neigung, des weißen Mannes Macht brechen zu Helsen; trotz seines christlichen Firnisses war ihm die Wiederkehr der alten heidnischen Machtoerhält-niffe ganz recht; nicht zuletzt war die Freundschaft des freigebigen Schaiwila sein eigener Vorteil. Als Häuptling kannte Schaiwila selbstverständlich sein Gebiet, seine Leute und die unter ihnen befindlichen „Hexen" und gab dem Tomo entsprechende Winke und Weisungen. Dieser setzte seine gewohnte „apostolische" Tätigkeit fort und führte wie sonst die „Täuflinge" an den Fluß Mkusche, dem er den Namen „Jordan" gab. Gewisse Leute aber erkannte er als „Hexen" und drückte sie beim Untertauchen so lange unters Wasser, bis sie den Geist ausgegeben hatten. So würden nach und nach 22 Eingeborene, darunter 12 Frauen, ermordet. Einige der Opfer setzten sich zur Wehr, andere fügten sich willenlos. Nachdem in einem Dorfe eine „Hexe" ertränkt worden war, ließ Tomo alle Bewohner des Dorfes versammeln, zeigte ihnen den Körper der entseelten Person, warnte vor „Hexerei", befahl, die „bestrafte Hexe" zu verscharren und nichts von dem Geschehenen zu offenbaren. Er bedrohte alle mit plötzlichem Tode, die es etwa wagen sollten, die Beseitigung der „Hexen" bei den Behörden anzuzeigen; Gott werde Löwen schicken, die die Ankläger noch auf dem Wege zur „Boma" (Amtshaus der Regierung) zerreißen würden. Die einfachen Eingeborenen glaubten dem Unhold, dem übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden, und wagten aus abergläubischer Furcht nicht, etwas gegen ihn zu tun. So kam es, daß die Behörden lange im unklaren blieben Über das Tun und Treiben des „Propheten" und mit größter Mühe allmählich Berichte darüber aus den Eingeborenen herausbringen konnten. Endlich aber fand der Eingeborenen-Kommissär einen Unterhäuptling, der sich nach vielem Zureden bereit erklärte, den „Sohn Gottes" festzunehmen, wenn er durch sein Dorf käme. Der beherzte Mann hielt Wort. Im September betrat der „Prophet" mit einigen Schülern das Dörslein an der Kongo-Grenze. Die Dorfleute, die an seine Wunderkrast glaubten, sammelten sich um ihn und lauschten heilsbegierig seinen Worten. Da trat das Dorfoberhaupt vor und erklärte den „Wundermann" als seinen Gefangenen. Die Lage wurde schwül und für den Dorfschulzen bedenklich. Tomo war redegewandt und hatte den Vorteil für sich, im Rufe übernatürlicher Kräfte zu stehen. Er lachte seinem Gegner verächtlich ins Gesicht und wendete sich dann ans versammelte Volk mit dem Hinweis auf die Dummheit der Menschen im allgemeinen und des Dorfvorstehers im besondern. Der Unterhäuptling aber war nicht aus bet Fassung zu bringen. Ohne sich in Streitigkeiten einzulassen, versetzte er dem „Propheten" einen furchtbaren Hieb mit seinem Keulenstocke. Das war der Wendepunkt des Dramas. Als die Jünger des „Sohnes Gottes" sahen, daß ihr Meister wanke und zusammenbreche, ergriff sie Bestürzung und sie verließen schleunigst das Bildfeld. Die Dorfleute aber, die mit einem Schlage die Schwäche und Falschheit des vorgeblichen Propheten erkannten, bearbeiteten ihn dermaßen mit ihren Knütteln und Keulen, daß kaum ein Lebensfünklein in dem kräftigen Körper zurückblieb. Trotzdem fesselten sie ihn gut und trugen den besinnungslosen Betrüger int Triumphe zur „Boma". Der Gefangene war der-' maßen zugerichtet, daß er sogleich ins Spital gebracht wurde, wo ihm die beiden Arme abgenommen werden mußten, deren Wunden bereits in Brand übergingen. Im übrigen erholte sich die kräftige Natur Tomos bald und Ende Januar konnte die Gerichtsverhandlung zu Broken Hill beginnen. Mit Decken umhüllt, die nur den Kopf freiließen, erschien der armelose Tomo vor den Schranken. Er leugnete nicht im geringsten, führte aber zu seiner Verteidigung zwei Gründe an: erstens: alles,, was er getan, sei auf Schaiwilas Befehl geschehen, zweitens habe er wirklich geglaubt, Hexen zu finden. Der Richter verwies ihm den Widerspruch seiner Gründe; wenn er Leute auf Schaiwilas Befehl tötete, so war dieser der „Hexenfinder", nicht er. Wie gesagt, die drei Hauptschuldigen wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Andere Mitschuldige erhielten Gefängnisstrafen von 12 Monaten bis zu 5 Jahren und 10 bis 24 Hiebe. Die Zeitung sagt kurz, Tomo sei am Vorabend seiner Hinrichtung in die katholische Kirche aufgenommen worden. 'ir 6in Ftexenrid)ter in 'Crcmsvaal. ir ★ Von Hochw. P. Bernhard Zorn, F. S. C. ★ -JJ ||||pj||ntet' diesem Titel teilt uns Hochw. ^3 ?. Zorn einige interessante Einzel-W&kM heiten mit über die Lehrmethode und das Vorgehen des schwarzen Betrügers, von dem uns Br. Cagol im vorhergehenden Artikel erzählt hat. Wie viele verschiedene Religionsbekenntnisse schon in Transvaal allein sind, könnte ich mit Bestimmtheit gar nicht sagen. Und doch meine ich in erster Linie nur jene. die Weiße als Gründer haben und sich noch mehr oder weniger an Christus halten. Nun bestehen aber außer diesen schon bereits Dutzende von sogenannten „Native-Churches“ („Eingeborenen-Kirchen") oder „Native-Missions“. Sie haben sich nach und nach ganz von ihren Mutterkirchen oder Muttersekten getrennt und auf eigene Füße gestellt. Doch, was zu erwarten war, trat ein: Viele von ihnen teilten sich wiederum, und so kam es, daß in verhältnismäßig wenig Jahren Hunderte von verschiedenen Bantu-Religionen entstanden, die als Gründer und Beschützer einen von irgendeiner Sekte abgefallenen Eingeborenenhäuptling oder einheimischen Minister haben. Die einen schimpfen über die anderen; jeder will besser sein als andere; ein wahres Babylon! Großes Aufsehen erregte Ende Jänner Dorfältesten einen Besuch ab und bat um die Erlaubnis, den Eingeborenen predigen zu dürfen. Hatte er dies erlangt, so bestellte er alle an einen nahen Fluß, und dort begann er seine sogenannte Mission. Zu Anfang sprach er nur von der Gastfreundschaft, die alle den Fremdlingen schuldeten. (Offenbar lag ihm viel daran, sich ein gutes Fundament und Unterkommen zu sichern!) Dann erklärte er. Mütter bringen ihre Kinder zum Missionär, damit er ihnen die Hände auflege, sie segne und für sie bete. (Phot, von P. Bernh. Zorn, F. S. C.) dieses Jahres ein Gerichtsverfahren gegen Tomo Ndjendwa. Anhänger einer kleinen Sekte, war er in derselben getauft und einigermaßen unterrichtet worden. Bald fühlte er sich selbst stark und gescheit genug, eine eigene Sekte zu gründen, und begann sein neues Evangelium zu predigen. Die leichtgläubigen Eingeborenen schenkten ihm Gehör, bis ihm die Polizei das Handwerk legte. Das kam so: Tomo besuchte gewöhnlich nur größere Ortschaften, stattete dem Häuptling oder dem was gute Sitten und Moral (natürlich nach seiner eigenen Anschauung) seien. Sobald er glaubte, ziemlich Boden und Interesse gewonnen zu haben, kam er auf die Notwendigkeit der Taufe zu sprechen. Nichts sei der Taufe jedoch so widersprechend und hinderlich als Zauberkünste und Hexereien. Er behauptete sogar, daß alle jene, die damit irgend etwas zu tun hätten, unmöglich seine Taufe empfangen könnten. Wer irgendwie in diesem Punkte schuldig sei, erklärte er, könne gar nicht untertauchen, oder wenn es ihm auch gelingen sollte, würde er nicht wieder aus dem Wasser herauskommen können. Manche, die kein gutes Gewissen hatten, befiel eine mächtige Furcht und sie trauten sich gar nicht zum Flusse. Andere waren wieder beherzter und wollten es doch auf die Probe ankommen lassen. Viele wurden wirklich von dem Prediger getauft, ohne daß sich Außergewöhnliches ereignet hätte. Hören wir, was geschworene Zeugen bei Gericht über einige Fälle berichteten: A sagte aus: „Der Prediger zeigte mitunter auf eine anwesende Person und behauptete, sie könne hexen. Protestierte sie, so lud er sie ein, die Probe zu bestehen. Aus Furcht vor ihm wollte sie nicht untertauchen, und nun behauptete der Hexenrichter erst fest, sie sei schuldig; darum müsse sie sterben, denn er, der Prediger, habe vom Häuptling den Befehl, alle Hexen in seinem Distrikte umzubringen. Und mit Gewalt drückte er sie dann solange unters Wasser, bis sie ertrank. “ Ein zweiter Zeuge: „Auch mich beschuldigte er der Zauberkünste und wollte mich ertränken. Doch widersetzte ich mich und drohte, ihn beim Häuptling wegen unbefugter Machtausübung anzuklagen. — ,Aber ich habe ja vom Häuptling selbst den Auftrag erhaltend erwiderte er stolz. ,Gut, ich werde zu ihm gehen und mich vergewissern!' — ,Dann werde ich beten, daß ein Löwe dich auf dem Wege zerreißt, noch bevor du ankommst!'— Nun wurde mir die Sache noch verdächtiger und ich riß mit Gewalt aus." Eine Frau erzählte ganz ruhig: „Als ich darankam, getauft zu werden, blickte mich der Minister scharf an und sagte: ,Du bist keine Hexe; aber ich sehe in deinem Magen eine Medizin, die dir deine Großmutter gegeben hat. Sie ist eine wahre Hexe und du mußt mir sie heute Nacht her zum Flusse bringep.' — Ich tat so, und während ich am Ufer saß, ging er mit ihr in den Fluß, tauchte sie unter und hielt sie so lange mit dem Kopf unterm Wasser, bis sie ertrunken war. Ich sah alles, wußte gar nicht, wie mir war; meinte halt, es müsse so sein." Ein weiterer Augenzeuge sagte: „Ich kann gar nicht begreifen, wie willig manche arme Opfer in den Tod gingen. Es muß wohl etwas Übernatürliches im ganzen Wesen des Ministers gelegen haben! Als er einer Frau erklärte, daß sie eine Hexe sei und sterben müsse, sagte sie ganz ergeben: ,Gut, wenn ich eine Hexe bin, muß ich allerdings sterben', und sie ließ sich wie ein Pudel ersäufen." Mehr als 20 Augenzeugen wurden verhört und jeder wußte grauenerregende Geschichten zu erzählen. Aber nur noch eine will ich anführen: „Storno", der Inquisitor, tötete in einem Dorfe allein mehrere Personen und gab an, daß sie alle Zauberer und Zauberinnen seien — sie hätten die Lieblingsfrau des Häuptlings verhext, so daß sie keine Kinder gebäre; der Häuptling selbst habe ihm befohlen, alle zu ermorden, die schuld daran wären. Cr ★ . A Liömenjagd mit pfeil und Sogen. S) ★ W ^ Von Br. August (Sagos, F. S. C. A Menschheit kehrt trotz allen ortschritts gern zum Alten zu-ick. Trotzdem man heute so vollendete Schußwaffen und wirksame Geschosse besitzt, greift der eine oder andere Jäger auf Pfeil und Bogen zurück, weil das „sportsmäßiger" sein soll. Dr. Pope, der Führer einer Jagdgesellschaft im Tanganyika-Gebiet (früher Deulsch-Ostafrika), bezog mit drei anderen Herren am Abend eine für den Jagd-zweck errichtete Hütte im Urwald, nachdem zuvor außerhalb ein totes Zebra als Lockspeise hingelegt worden war. Die Jäger verhielten sich vollständig ruhig, sie rauchten nicht und saßen fast regungslos im Finstern. Die Nacht brach herein; der viel-farbene Himmel verfärbte sich in dunkles Blau; die Sterne erschienen und die Stimmen der Nachttiere wurden vernehmlich. Die Insekten begannen ihr langes Konzert; das entfernte kurze Gewieher des Zebras, das an das Bellen eines kleinen Hundes erinnert, der Ruf des Nachtfalken, das schauerliche Gelächter der Hyänen; zuletzt in weiter Entfernung der Donner des Löwengebrülls. Ein Schakal läßt sein klägliches Gebell hören, als er sich dem Köder nähert; bald ertönt auch die häßliche Stimme der Hyänen ganz in der Nähe. Ein weiches, schnurrendes Grunzen zeigt die Ankunft von Löwen an, und alle anderen Tiere ziehen sich hastig zurück. Das Herz der Männer in der finstern Hütte schlägt schneller. Ein schnalzender Laut durch-dtingt die Dunkelheit: große, rauhe Zungen lecken behaglich Blut aus dem entweideten Tierleichnam. Die Jäger warten lange und kriechen dann leise zur Öffnung; ihre Bogen sind gespannt, die Köcher bereitgestellt. Alle legen einen Pfeil auf die Kerbe und erheben sich langsam, zum Schusse bereit. Aufflammt das blendendweiße Magnesiumlicht und in erschreckender Deutlichkeit ist das gestreifte Hinterstück des toten Zebras zu erkennen sowie drei Löwen, auf dem Köder stehend oder kauernd, der dichte Dornbusch als Hintergrund der Gruppe. Drei Pfeile gehen zu gleicher Zeit ab und zwei Tiere verschwinden lautlos aus dem Gesichtskreise. Der dritte Löwe ist wie geblendet von dem grellen Lichte; er erhält einen vierten Pfeil. Da geht das Blitzlicht aus und Dunkelheit herrscht wieder, schwärzer wie zuvor. Weit in die Nacht ist das näselnde Grunzen eines Löwen zu hören, der wahrscheinlich verwundet wurde. Eine Stunde verging in Stillschweigen. Kleinere Raubtiere kamen nicht mehr zur Lockspeise; es war klar, daß noch Löwen in der Nähe waren. Das entfernte Rollen eines „alten Herrn" tönte von der offenen Steppe herüber. Plötzlich wurde wieder Lecken und Schmatzen hörbar; Löwen waren am Köder. Die Jäger machen sich schußbereit und das Blitzlicht erhellt den Raum vor der Hütte. Zwei Löwen sind in voller Beleuchtung; der größere, ein Weibchen, ist irrt Vordergrund. Drei Pfeile schwirren ihm zu; es stößt ein Grunzen der Überraschung und des Schmerzes aus und beide Tiere verschwinden. In stiller Nacht ist das Keuchen der Löwin- zu hören; sie atmet schwer und sucht zu brüllen, ist aber anscheinend nicht fähig, die Luft aus der Kehle zu stoßen. Sie ist schwer verwundet: Lungenschuß. Ein entferntes Gebrüll kommt näher. Es ist der „alle Herr". Als er schon ganz nahe ist, zieht er sich wieder zurück; sein Mut ist über jeden Zweifel erhaben, aber seine Vorsicht ist noch größer. Stunden verrinnen. Der eine und andere Jäger nickt ein wenig ein. Hyänen kommen und machen sich am Aas zu schassen; sie werden einige Male mittels Blitzlichtes und etlicher Pfeile verscheucht, dann läßt man sie gewähren. Am frühen Morgen zogen die Jäger vorsichtig aus der Hütte. Sie waren sicher, drei Löwen verwundet zu haben, suchten aber vergebens. Kein toter Löwe war zu sehen. In die nahe, dichtbewachsene Schlucht einzudringen, wohin die verwundeten Tiere sich offenbar zurückgezogen, wäre aber heller Wahnsinn gewesen. In den frühen Morgenstunden, wenn der Himmel noch kühl erscheint und grauer Dunst über der erwachenden Steppe liegt, kann man oft Löwen beobachten, wie sie sich nach getaner Nachtschicht gemächlich zu ihren Verstecken begeben. So wanderte die Jagdgesellschaft eines Morgens durch offene Gegend und hielt von einem Geländerücken aus Umschau nach dem König der Tiere. Sie sichtete denn auch zwei Löwen, die nach nächtlichen Streiszügen ihre Verstecke aufsuchten. Die Männer beschleunigten ihre Gangart, um den Raubtieren den Weg abzuschneiden. Es gelang ihnen, zwischen das größere Tier und eine dichtbewachsene Schlucht zu kommen, während das kleinere entkam. Der größere Löwe hielt auf 100 m Entfernung im Laufe inne und sah seine Gegner mit verächtlichem Blicke an. Dann kehrte er sich auf eine Seite, wie in verhaltener Ungeduld. Die Jäger liefen seitwärts vor und stellten sich wieder zwischen ihn und seine Schlucht. Mit einem Blicke voll zorniger Überraschung stieß er ein drohendes Knurren aus und brachte den Schwanz in zuckende Bewegung. Die Männer näherten sich ihm nur noch mehr. Da kehrte er sich um, wie wenn er wünschte, von ihrer lästigen Gegenwart befreit zu werden, es aber nicht für notwendig und unter seiner Würde erachtete, körperliche Gewalt zu gebrauchen. Als aber die Aufdringlichen immer näher an ihn heranrückten, machte er offenbar seinen Schlachtenplan. Er richtete sein Augenmerk auf eine nahe Baumgruppe und lief darauf zu. Mit langen, schwingenden Sätzen fegte er über die Glasfläche hin und erwartete an seinem Stützpunkt seine Gegner. Als die Jäger unablässig heranrückten, sprang das Tier in die niedere Gabelung eines Baumes. Nachdem die Männer auf 50 m herangekommen waren, schossen zwei ihre Pfeile mit scharfen Stahlspitzen ab. Es war eine ungenaue Salve, die aber dazu diente, den Löwen in Kampfstimmung zu versetzen. Er brüllte ihnen seine Herausforderung entgegen und schlug kampflustig seine Flanken mit dem Schwänze. Die Jäger schossen wieder und wieder. Zwei Pfeile trafen ihn am Kopfe, er wurde wütend. Einen Augenblick schien es, er wolle den Baum verlassen und sich auf seine Angreifer werfen; ehe er aber dazukam, hatte er einen Pfeil in der Lende sitzen. Er drehte sich, in die Wunde zu beißen und das Geschoß zwischen den Zähnen zu zermalmen. Inzwischen drang ein gutgezielter Pfeil tief in seine Brust ein. Sein Zorn war erschrecklich, aber sein letztes Gebrüll hatte das unheilvolle Ge-röchel eines in die Lunge geschossenen Tieres. Der Pseilregen dauerte fort und einer der fliegenden Todesboten drang tief in die Leibesmitte ein. Blut quoll dem Tiere aus Rachen und Nase, der Körper erzitterte unter schwerem Keuchen und es schien, als ob es fliehen wolle. Da brach es Schusse. Die Bekämpfung der ihn treffenden Pfeile hält ihn vom Angriff auf den Jäger ab. Eingeborne greifen den Löwen mit ihren einfachen Waffen, wie Speer und Schild, an. So wagten sich vor zwei Jahren zehn vollständig unbekleidete Naudi in den Kampf mit drei Löwen, die sie mit ihren Speeren und Wurfmessern töteten, während Büffelschilde ihnen Schutz ge- Romantische Partie auf unserer Farm Maria-Trost. (Phot, von P. Beruh. Zorn, F. S. C.) der Länge nach in der breiten Gabelung zusammen; der Kopf sank nach unten, als es verendete. Dr. Pope und seine Gefährten schossen zwölf Löwen, vier mit Bogen und Pfeilen, acht mit Gewehren. Letztere waren Tiere, die in der Nähe angriffen, und bei solchen Gelegenheiten war die Flinte eine wahre Lebensretterin. Der von einem Pfeil getroffene Löwe lenkt feine Aufmerksamkeit vom Jäger auf das Geschoß hin und gibt diesem Gelegenheit zu einem weiteren währten vor der Tiere furchtbaren Zähnen und Krallen. Löwenjagd in alten Tagen. Es war Sitte der alten Buren, wenn sich Löwen in der Gegend zeigten, alle Nachbarfarmer zu benachrichtigen, eine Jagdpartie zu bilden und den Raubtieren gemeinsam auf den Leib zu rücken. Die Flinten jener Tage waren von kurzer Tragkraft, und die Jäger mußten sich daher sehr nahe an die Löwen heranmachen, um sie schießen zu können. Auch das Laden dauerte lange genug, weshalb die Leute nicht alle auf einmal feuerten, sondern immer einige Schüsse in Bereitschaft hielten für den Fall, daß das angeschossene Tier nicht kampfunfähig gemacht war. Die Farmer übten ein sehr sinnreiches Verfahren im Vernichtungskampfe gegen Löwen. Unter dem Planzelt eines Ochsenwagens versteckten sich mehrere bewaffnete Männer. Der Wagen wurde dann so nahe als möglich zu dem Aufenthaltsorte der Löwen gebracht und alsdann die Ochsen, die in einer Weise angespannt waren, die ein schnelles Ausspannen ermöglichte, losgemacht und zurückgetrieben, während die Männer im Wagen auf dem Löwenanstand zurückblieben. Das Zelttuch wurde ein wenig zurückgeschlagen, um einen Überblick zu gewinnen, und der Angriff konnte beginnen. Die Farmer jener Tage waren sichere Schützen, soweit es die Güte ihrer Waffen nur zuließ, und wenn ein verwundeter Löwe sich zum Angriff auf den Wagen anschickte, so erreichte er selten sein Ziel. fr Kampf eines HMflionsbruders ^ Ä — mit einem Leoparden. -Jj HEft« 22. September v. I. sollte |||i|jgn Bruder Zacharias, R. M. M. (Mariannhiller Missionär), eine gar unliebsame und zugleich gefährliche Bekanntschaft machen mit einem wilden Leoparden. Der Bruder arbeitete weit draußen auf dem Felde, 128 km von der nächsten Missionsstation St. Triashill entfernt, um dort Vorbereitungen für einen Neubau zu treffen. Eines 'Tages brach in seine kleine Viehherde, die er von der Station mitgebracht hatte, ein Leopard ein und es gelang dem Raubtiere, ein Kalb zu töten. Nachdem es seinen Heißhunger gestillt hatte, nahm es wieder Reißaus und ließ die übrigen Stücke liegen. Bruder Zacharias vergiftete dieselben in der Hoffnung, der Leopard werde wiederkommen und sie holen. So glaubte er diesen Eindringling unschädlich zu machen. Doch dieser sollte ihm vorher noch einen gar schlimmen Streich spielen. Am obgenannten Tage ging der Missionsbruder, das Ge- wehr auf der Schulter, aus, um sich das nötige Fleisch zu besorgen. Nichts ahnend schritt er dahin. Er merkte nicht, daß im Gebüsch versteckt der Leopard lag. Plötzlich sprang die wilde Bestie auf ihn los und grub ihm die Klauen in den linken, die Zähne in den rechten Arm. Ein furchtbares Ringen entstand, ein Kampf auf Leben und Tod! Unter gewaltiger Kraftanstrengung gelang es dem Bruder, die Kehle des Leoparden zu ergreifen und festzuhalten. Zugleich schrie er laut um Hilfe. Makazza, ein Heide, hörte ihn, eilte sogleich herbei und mit gut geführtem Axthieb schlug er den Schädel des Leoparden entzwei. Wahrscheinlich war das Raubtier durch das Gift schon stark geschwächt, denn sonst wäre es dem Bruder unmöglich gewesen, ihn auch nur für einige Augenblicke festzuhalten. Br. Zacharias, unfähig zu reiten, schickte einen Lehrer und einige Burschen auf die Missionsstation, die aber erst am Abend Heft 8/9 . Stern der Neger 131 des Sonntags daselbst ankamen. Morgens in aller Frühe machten sich P. Atswanger und Br.Haach mit Schw. Apollinaris, einer gelernten Pstegerin, auf den Weg und erreichten den Unglücksort am Dienstag, also gerade acht Tage nach dem Ereignis. Nach sorgfältiger Behandlung wurde der Verwundete auf die Station St. Triashill und von da in das Spital zu Salisbury gebracht. Interessant und bemerkenswert ist noch, daß die Eingeborenen dem verwundeten Missionsbruder sagten, die erste und geeignetste Behandlung in einem solchen Fall sei, mit einem Blasbalg aus die Wunden zu blasen. Auch andere haben bestätigt, daß das so recht die Medizin der Eingeborenen sei. ' W €me Ti6xengefd)id)te. ,_A_, X? Von P. Bernhard Zorn, F. S. C. X? VS (Aus meinem Tagebuch.) |aj3 es im heidnischen Afrika I Zauberer und Hexenmeister und ^EaSi-Ö-j natürlich auch Hexen gibt, ist eine allgemein bekannte Tatsache. Aus meinen Erlebnissen, wie ich sie den Blättern meines Tagebuches anvertraut habe, will ich dir, freundlicher Leser, ein persönliches Zusammentreffen mit einer alten Hexe erzählend Ich schildere dir aber nur das, was geschehen ist; über den ursächlichen Zusammenhang spreche ich kein Urteil aus. Unter meinen Arbeitern beschäftigte ich folgende fünf Männer: Haramia, Morfa'tn, Karüma, Amin und Sabun. Kuriose Namen! Alle dem Arabischen entnommen. Haramia heißt „Diebstahl", Morfain nennt man «die Hyäne", Karüma ist hingegen „ein fröhliches Ereignis, ein Fest", Amin heißt «treu" oder „der Treue" und Sabun bedeutet „Seife". Die Namen werden den Eingeborenen meist zufällig gegeben. Wird in der Geburtsnacht etwas im Hause entwendet, nennt man das Kind „Haramia", «Diebstahl". Heult in jener Nacht ganz nahe bei der Wohnung eine Hyäne, so muß der kleine, unschuldige Wicht zeitlebens zum Andenken an dieses Ereignis den Namen des nächtlichen Raubtieres tragen. Fröhliche Ereignisse übertragen selbstverständlich auch angenehmere Namen. Haramia hatte einem Engländer einen schönen Hund entlockt, um ihn zu schlachten und zu verspeisen. Da er jedoch in der Nähe des Flusses, den er schwimmend passieren wollte, von einem Polizisten erwischt wurde, warf er den bereits getöteten Hund ins Wasser und kam so noch mit knapper Not in Sicherheit. Morfain, dem Haramia durch Pfeifen telegraphiert hatte, lauerte weiter unten am Flusse, bis der tote Hund wieder an die Oberfläche kam, und schwamm herzhaft auf ihn zu, um ihn herauszuziehen. Inzwischen hatten sich auch die drei anderen Spießbürger eingefunden. Was dann weiter in jener Nacht geschah, blieb mir ein Geheimnis! Tags darauf kamen meine fünf Helden wie immer wieder zur Arbeit. Einer von ihnen brachte ein riesiges Bündel Holz. Das wunderte mich, da wir ja daran waren, ein Stück Wald auszuroden, somit Holz in Hülle und Fülle vorhanden war, ja verbrannt werden mußte. Aber ich schwieg und hielt die Augen offen. Gegen 10 Uhr zündete ich einen ringsum abgesonderten Holzstoß an und bald knisterte ein riesiges Feuer. Die Flammen schlugen meterhoch empor. Da siehe: Karuma holte auch sein Holzbündel herbei; unterstützt von Amin und Sabun warf er es mitten in die Flammen. Nun konnte ich die Neugierde nicht länger zurückhalten; ich trat wie zufällig näher hinzu, und was sah ich? Die äußeren Reiser des großen Bündels verbrannten rasch; der Kern aber blieb frei auf dem brennenden Holz liegen und knisterte und kreischte. Es war der Hund des Engländers. Schaudernd ging ich zurück, denn ich meinte, den widrigen Geruch nicht ertragen, das Sichzusammenziehen der Muskeln und Nerven nicht mitansehen zu können. Und doch beobachtete ich aus der Ferne alles, was vorging. Kaum war eigentlich nur die Haut des Hundes geröstet, zogen ihn die Leute aus dem Feuer und verzehrten ihn. — Doch genug; nicht jeder hat einen Magen wie Haramia und Co. Doch kommen wir nun rasch zum zweiten Teile unseres Dramas. Warum hatte Haramia den Hund des Engländers getötet? Vor einem Monat hatte ihm dieser (natürlich nicht ohne Grund) fünfundzwanzig festePeitschenhiebeaufdieSchatten-seite schwingen lassen. Die taten lange weh! Direkt konnte er sich unmöglich dafür rächen; aber indirekt. Der Engländer hatte einen schönen Hund, den er fast vergötterte. „Den muß ich ihm um jeden Preis umbringen," dachte Haramia, „das wird den Engländer mehr schmerzen als mich die Hiebe!" Und damit war das Schicksal des schönen Tieres besiegelt. Die Aussicht auf einen fetten Braten half natürlich auch noch, das Vorhaben auszuführen. Doch der Hauptgrund war: der verhaßte Weiße sollte von seinem eigenen Lieblingshunde verhext werden. Wie sollte das geschehen? Nachdem Haramia und Co. dem halbgebratenen Tiere einige Zähne ausgeschlagen und die Fußkrallen abgeschnitten hatten, verzehrten sie ruhig den Braten und machten sich dann wieder an die Arbeit, als ob nichts geschehen wäre. Ab und zu aber warfen sie sich kurze, vielsagende Blicke zu. Abends 6 Uhr ist Schluß der Arbeit und jeder eilt seinem Hause oder der Herberge zu; so auch unsere fünf. Haramias Hütte liegt etwa eine halbe Stunde südöstlich von unserer Mission, mitten im Walde. Ich kannte das Haus schon von früher, da die Mutter Haramias — übrigens dem Aussehen nach eine wahre Hexe — seit längerer Zeit krank daniederlag und ich ihr öfter Medizinen brachte. Diese nahm sie stets dankbar an; nur von Religion und Glaubenswahrheiten wollte sie bis jetzt absolut nichts wissen. Obwohl die Sonne schon nahe am Untergehen war, eilte ich noch hinaus zu ihr. Haramia war eben eingetreten. Er erschrak förmlich, als ich so unerwartet erschien. Vor seiner Mutter hatte er die mitgebrachten Zaubermittel ausgebreitet: 3 Hundszähne und 4 Krallen von den Vorderfüßen. Die Alte bedeckte alles schnell mit einem Felle und war dann sehr gesprächig. Nachdem sie meine Medizin genommen, fing sie feierlich an: „Du, Pater, weißer Mann, bist zwar auch ein Fremder, aber nicht wie andere. Du nimmst kein Geld von uns, auch keine Mädchen, Schon längst haben wir gesehen, daß du uns liebst und nur aus unsern Vorteil bedacht bist. Du selbst hast von uns keinen Nutzen und verlangst auch keinen. Auch deine Religion ist gut; ich glaube das schon längst. Auch hätte ich sie bereits angenommen, wenn ich in derselben nur auch meinen Beruf ausüben dürfte. Rache für meinen Sohn habe ich geschworen, und bevor mir das nicht gelungen, kann ich keine Christin werden. hinaus und schrie: „Bleib sitzen, mein Sohn! Schüttle Zähne und Krallen nicht eher ab, bis ich gesprochen habe. Ich werde so lange schweigen, bis der Engländer von den Zähnen des Löwen und von dessen sondern bin und bleibe die graueHexe der Löwengrube." Dann nahm sie unter fürchterlichen Grimassen Zähne und Krallen, küßte sie, spuckte darauf, rezitierte hundert gräßliche Formeln, immer rasender, warf Zähne und Krallen vor sich in der Luft herum, bis einige von ihnen wie zufällig auf ihren Sohn fielen. Rasch lief sie zur Tür Krallen zerrissen, elend umgekommen ist wie dieser Hund!" Mir schauderte; ich war nicht fähig, etwas zu tun oder zu reden. Erst kam mir der Gedanke, dem betreffenden Engländer alles zu erzählen, um ihn zu warnen; dann aber schien mir die Sache wieder zu dumm, zu abergläubisch, als daß ich etwas darauf geben sollte. Auch hätte ich den Leuten viel schaden und mir Todfeinde machen können. Also schwieg ich. Noch im selben Jahre wurde jener Engländer von einem Löwen ergriffen; er war auf einer Jagdpartie sehr waghalsig ge- etwa einem Jahre wurde im Lpdenburger Distrikt Platin ent-deckt. Die Farm Onverwacht (Unverhofft) gilt als der Welt reichstes Platinbergwerk der Zukunft. Man rechnet auf ihr mit 40.000 Tonnen platinhaltigem Erz, von dem jede Tonne eine Unze des Edelmetalls enthält (IV2 penny weight, das ist der dreizehnte Teil einer Unze, Platingehalt die Tonne macht die Gestehungskosten des Abbaues bereits bezahlt). Der Gesamtertrag des aus Onverwacht vorhandenen Edelmetalles beträgt bei dem heutigen Platinpreise eine Million Pfund Sterling. Bei jährlicher Verarbeitung von 5000 bis 6000 Tonnen Gestein wird das Bergwerk jährlich 125.000—150.000 Pfund Sterling abwerfen. Selbstverständlich ist es nicht ausgeschlossen, daß bei gesteigerter Erzeugung des Edelmetalles der Preis fallen wird, doch beginnen die Minengesellschaften bereits, sich zu einem Ringe zusammenzuschließen, und sie beabsichtigen, nach dem Vorbilde der Diamanten-gesellschaften den Platinweltmarkt zu überwachen und unter ihre Herrschaft zu bringen, um ein Fallen des Preises hintanzuhalten. Auch aus anderen Teilen des Transvaal, aus der Kapprovinz, aus Natal und wesen. Sonderbar ist nur, daß er im Rücken vier große Wunden von den Krallen des Löwen und drei weitere von dessen Zähnen im Oberschenkel hatte. An diesen Wunden starb er und die Mutter Haramias verbrannte die Zaubermittel. aus Rhodesia werden Plantinfunde berichtet. In den Tagesblättern der Union wird Klage geführt, daß der „kleine Mann" von der Platingräberei ausgeschlossen werde, obgleich die Platinfelder wegen ihrer leichten Zugänglichkeit sich gerade für die Ausbeutung durch den mit einfachen Mitteln arbeitenden „kleinen Mann" eigneten. Auf der Farm Onverwacht, die von der T. C. L. (Transvaal Consolidated Land & Exploration Company, Ltd.) übernommen wurde, ergab das beste Probebohrloch folgende Ergebnisse. Von 80 bis 90 Fuß Tiefe war der Durchschnittsgehalt des Gesteins an Platin 4L3 penny weight — 64 Gramm die Tonne, von 80 bis 100 Fuß Tiefe 14 6 p. w. — 22 g, von 100 bis 110 Fuß Tiefe 25 6 p. w. — 39 8 g, von 110 bis 120 Fuß Tiefe 8'9 p. w. = 13 8 g, von 120 bis 130 Fuß Tiefe 13 1 p. w. = 20 4 g, von 130 bis 140 Fuß Tiefe 2L2 p. w. — 33 g, von 140 bis 150 Fuß Tiefe 34'2 penny weight = 53 2 g. Lpdenburg, das beschauliche Landdorf, ist durch die Platinfunde in den Vordergrund des Interesses getreten und es herrscht bereits Wohnungsnot, obschon viel gebaut wird. Dr. Wegener, der Regierungsgeologe, Heft 8/9 Stern der Neger 135 versicherte kürzlich, er sei bezüglich der Platinaussichten Optimist, obgleich seine Zuversicht sehr milde sei, verglichen mit der anderer Leute. Der Preis des Platins ist 25 Pfund Sterling die Unze oder 16.000 Mark das Kilogramm. Fast die ganze Erzeugung geht nach Amerika. XX ^== Ubulongwe» Von P. Bernhard Zorn, F. 8. C. XX' i) gibt es überall; gab's ja llpil schon welche zu Moses' Zeiten im historischen Lande der Pharaonen. Hierzulande herrscht beständig die Flohplage. Möchte man abends gern Artikel für den „Stern" schreiben (tagsüber hat man keine Zeit dazu), so wird man immer von diesen lästigen Insassen gestört. Und gerade, wenn man eine gute Idee gefunden, mischen sie sich ein. Aber kaum, daß man wähnt, einen erfaßt zu haben, springt er davon und mit ihm meistens auch die gute Idee. Ist das nicht ärgerlich? In diesen Tagen ist es kalt geworden, ein Paar Grad unter Null. Ich schreibe wiederum abends. Ich lasse das Fenster ein wenig offen, damit die frische Luft hereinströmt und alle Friedensstörer in Schach hält. Um 11 Uhr muß ich fertig sein, denn das ist die Stunde, wo ich nach harter und heikler Arbeit am besten und am schnellsten einschlafe. Also flott dran, kurz und sachlich! Was ist „ubulongwe“ ? Ganz frischer, noch warmer Kuhmist. Über seine Genesis brauche ich nichts weiter zu schreiben, da seine Herkunft auch in Europa hinreichend bekannt sein dürfte. Und zu was ist er verwendbar? Die Herren Bauern werden mir mit der Antwort zuvorkommen; doch das bringt mich keineswegs außer Fassung! Nur sehr wenige Kaffern nehmen sich die Mühe, den „ubulongwe“ als Düngmittel zu gebrauchen, er wäre zu schade dafür! Findet er ja sonst auch so mannigfache, gute Verwendung: Die Wände der Hütten werden von innen und außen damit glattgestrichen und erhalten dadurch eine erstaunliche Haltbarkeit. Ähnlich einer Zementschicht, läßt er kein Regenwasser durch. Der Fußboden der Häuser wird erst fest mit feuchter Erde hergerichtet, gestampft, glattgerieben (mit runden Steinen) und zuletzt, ebenfalls wie die Wände, mit „ubulongwe“ bestrichen. Wozu denn aber überall der „ubulongwe“ ? Weil er gut bindet und sich glatt verarbeiten läßt. Dann ist dieses Material hier stets zu haben, es ist am billigsten, ja es kostet gar nichts. Zwar benützen die Kaffern den Kuhmist nicht, wie ich das bei den Schilluk, Nu er und Denka stets beobachtet habe, zur beliebten Haarfrisur, auch nicht als wirksame Zugabe, um aus Milch Butter zu machen; doch ist seine Verwendung auf sonstigen Gebieten noch so mannigfach, daß ich mir erst Zeit lassen muß, um nach geeigneten Ausdrücken zu suchen, es nach europäischem Sinne „verdaulich" wiedergeben zu können. Was macht daheim ein Fräulein, wenn es auf dem Wege Visitkarten von vorbeigegangenen Kühen antrifft? Es hebt die sauberen Kleider vorsichtig in die Höhe und trippelt auf den Zehen in weitem Bogen um sie herum. Ganz anders ein vernünftiges Kaffern-mädel, und wäre es auch eine Prinzessin. Es freut sich über den gratis gefundenen Schatz, packt sogleich seine Kleider oder Schürze, wenn es eine solche anhat, schön zusammen und füllt sie damit. Es nimmt dazu nicht etwa einen Stein oder Holz oder Gras, sondern seine fünf Finger, die es zu einem Schäufelchen improvisiert. Ist der Fund groß, so halten beide Hände her: sie werden durch diese nützliche Arbeit ja nicht degradiert. Ein Mädchen, das picht alle Arbeiten zu verrichten imstande ist, gibt keine brauchbare Frau und ist auch keine Kuh wert! Es kommt vor, daß neue Kleider mit der Zeit alt werden und schöne Farben im Alter verbleichen. Das ist nicht zu verwundern, denn es geht den Menschenkindern ja auch so. Man versucht mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln, Altes zu verjüngen und Verbleichtes wieder aufzufrischen. In Europa (und erst in Amerika!) erreicht man dies mit verschiedenen künstlichen Farbstoffen; hier in Afrika ist man noch nicht so weit: hier hat die Natur noch ihre Rechte. Ein alter Frack, ein seinerzeit buntfarbenes. Kleid hat nichts Anziehendes mehr aufzuweisen. Man bestreicht es von innen und außen mit „ubulongwe“, packt es dann, sest zusammengerollt, ganz in denselben ein und läßt den Knäuel ein paar Tage lang liegen. Nimmt man es heraus, so erscheint das Kleid wie verjüngt, hat eine schöne grünlichbraune Farbe. Wie ein Schmetterling ist es über Nacht aus seiner unansehnlichen Hülle herausgeschlüpft und beginnt ein neues Leben. Ich muß indes noch hinzufügend bemerken, daß die Kaffern dieses System allgemein nicht mehr anwenden; sie sind schon zu sehr in die Nähe der Weißen gerückt oder besser gesagt, diese haben sich schon zu sehr in ihrem Lande eingenistet; doch viele andere Stämme halten an diesen Gebräuchen fest. I Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, PauluStor-gaste Nr. 10,— Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Misstonsbruder in Graz, Paulustorgaste Nr. 16. - Universitats-Buchdruckeret „Styria" in Graz.