liitiRmcis. Juli« I N5 I. Mittheilungen d e 6 historischen Vereins für Krain. Neligionszustande im Iti. Jahrhunderte in Krain. {Q u p und Hieron y m von Prag waren ob ihrer Religionsneuerungen auf dein Reichstage zu Köst n iz als Ketzer verbrannt worden. Ihre Asche wurde in die Wellen des Rheins gestreut; aber ihre Lehren und die Erde, auf welcher ihre Leiber zu Asche verglommen, wurden von ihren fanatischen Schülern gesammelt und in die Welt weiter getragen. Der Funke des einmal angefachten Religionszwistes entstammte den barbarischen Hussitenkrieg, der zwar endlich gedämpft, aber nach hundert Jahren zum heftigeren Brande in der kühnen Brust des Augustiner-Mönches, Marti» Luther, und durch diesen ljuiit verheerenden dreißigjähr. Kriege entzündet ivorde». Luther's Lehren wider die päpstlichen Ablaßbriefe und geistliche Weltherrschaft, gegen das Meßopfer und Fegefeuer, gegen einige Saeramente und die Tradition, gegen die Ehelosigkeit und die Klostergelübde der Geistlichkeit, gegen die Faste ii. f. w., wurden auf dem vom Kaiser Carl V, aus-gebotenen Reichstage zu W o r m o 1821 verdammt, L u t h e r selbst mit Kirchenbann und Reichsacht belügt, seine Schriften verbrannt, und nach seiner beharrlichen Verweigerung der Rückkehr zur katholischen Kirche, jene blutige» Kriege über halb Europa, und die vielleicht noch durch weitere Jahrtausende fortwährenden traurigen Kircheuzwiste erweckt. Die damaligen Zeit- und Kriegswirren hemmten gleich Anfangs die Wirksamkeit der schärfsten landesfürstlichen und kirchlichen Perbote gegen den Lutherismus in Krai». Bald drangen Luther's Lehren und Lehrer in unser Vaterland, die höheren Volkselasse» begünstigten ihre Verbreitung, die unteren nahmen es bei der geringen Zahl der katholischen Priester mit der Glaubensmeinung ihrer Seelsorger nicht so genau, und daher geschah es, daß 1831 der Domherr von Laibach, Primus Trüber (von Rastschiza bei Auersperg in Krain gebürtig), in der hiesigen Domkirche der Erste Luther's Lehre öffentlich zu predigen anfing und bald viele Anhänger gewann. Man untersagt ihm bei Strafe die Kanzel, und entsetzt ihn des Amtes; aber mit Genehmigung der krainischcn Landschaft und des Rathes von Laibach wird ihm die bürgerliche Spitalkirche (jetzt ein Warengewölb im k. k. Kreisamts-Gebäude) eingeräumt. Von hier auf Betrieb des dritten Laibacher Bischofes, Franz Freiherrn von K a tz i a n e r, und den dießfalls erlassenen Befehl des römischen Königs und Herrn der innerösterreichischen Länder, Ferdinand 1., entfernt, wird Trüber 1540 von seinen Gönnern in die erledigte Pfarr Lack übersetzt, aber von da durch Anordnung des Bischofes von F r e i s i n gen, dem diese Pfarr und Herrschaft gehörte, so auch später von den Pfarren Tüffer und Ratschach entfernt. Inzwischen entspannen sich durch die zuwachsende Zahl der neuen Sectirer in Steirr», Kärnten, Krain und Görz nothwendig mehrfache Zwiste und Beschwerden zwischen den beiden Religionsparteien. Man überlief den Landesfürsten gegenseitig mit Bitten um Unterdrückung oder Zugeständniß der evangelischen Religionsfreiheit. In Laibach und am Lande gewann unter hohen und niedern Ständen die neue Lehre immer festeren Fuß. Der Laibacher Domherr, Paul Wiener, wurde der katholischen Kirche abtrünnig, aber darob auch 1547 auf das Ansuchen Urban's Tertor, des vierten Fürstbischofes von Laibach, aus Krain verwiesen. Desgleichen erging es im nämlichen Jahre dem vorerwähnten evangelischen Prediger und darum entsetzten Laibacher Domherrn, Primus Trüber, der indessen Pfarrer in St. Barth el m ä geworden; denn eS wurden ihm aus Betrieb des Fürstbischofes Urban und den hierauf erflossenen unmittelbaren Befehl Kaisers Carl V., bei Verlust seiner Freiheit, die Gränzen der österr. Erbländer untersagt, und seine Bücher und Schriften verbrannt. Trüber, mit dem Kirchenbanne belegt, flüchtete sich in's deutsche Reich, wo er in verschiedenen Städten, nämlich: in Rotte» bürg an der Täuber, in Kempten und Harr ach, durch vierzehn Jahre (bis 1561) als Prediger verweilte. *) Indessen predigten und wirkten Truber's Freunde und Nachfolger: Johann S ch e r e r und Georg J c r e sch i z (insgemein Juri Kobila genannt **), dann Caspar P o k an; *) Trüber war ehedem auch Kaptau in (šiiti, slavischer Prediger in Triest, dann evangel. Prediger zu R nb i a bei Görz k. gewesen. **) Nicht, wie irrig geglaubt wird, der katholische, später evangelische Priester Georg Dal mati uns, sondern Georg Jercschiz erhielt den Beinamen „Juri Kobila." Dieser sott nämlich bei einem Gastmalc von einem Herrn durch Anbot einer Stute (slavisch Kobila) zur evangel. Lehre gelockt worden seyn. Juri heißt aber Georg. Valvasor, Buch VII., Seite 434. zu Krainburg, »och immer öffentlich oder geheim für die neue Lehre. Da erging 15!54 neuerdings ein scharfes landesherrliches Verbot. Die Austheiluug der Saeramente nach evangelischem Ritus wurde bei hoher Strafe untersagt, und dem Fürstbischöfe U r b a n X ertor die thätigste Sorge zur Vertilgung alles Irrglaubens empfohlen. Diese Verfügungen bewirkten aber nur den offenen Bruch zwischen beiden Religionsparteieu. Beinahe sämmtliche Landstände von 'Stetem, Kärnten und Kram, mit Ausnahme des geistlichen Standes, bekannten flch 1555 in einer, dem Landesfürsteil und deutschen Könige, Ferdinandi., unterlegten Klageschrift zur evangelischen Kirche, und baten um unbedingte Religionsfreiheit und um rückhaltlosen Schlitz für die evangelischen Kirchen- und Schuldiener. Der 1547 nach Deutschland geflüchtete Primus Trüber erschien 1561 auf die schriftliche Einladung der krainischen Landstände wieder in Kraiu, brachte den ersten Buchdrucker (Johann Mandel, oder mit seinem latein. Namen Manlius) und das schon 1853 zu Tübingen in windischer und eroatischer Sprache mit lateinischen Lettern von ihm herausgegebene neue Testament lind den Psalter, dann die Evangelien und den Katechismus von L it t h e r in's Land, und wurde zum besoldeten ständischen Prediger in Laibach ernannt. Aber nicht lange wieder blieb Trüber unangefochten. Kaum in Laibach angelangt, mußte er zur Prüfung seiner Lehrsätze zwei Mal (1561 und 1562) vor dem fünften Fürstbischöfe, Peter von Seebach, erscheinen. In Gegenwart des Landesverwesers und des Stadtmagistrates, der ständischen Verordneten und anderer Herren wurde er über 24 Glaubenssätze zur Rede gestellt und als Ketzer erklärt. Demuugeachtet bewilligten ihm 1563 die Stände wegen zunehmender Zahl der netten Bekenner sogar einen Amtsgehilfen in dem Prediger Sebastian C r e l l i u s. Man errichtete eine evaiigelijche Schule in Laibach, und unterstützte aller Orten und Maßen die Verbreitung der neuen Lehre. Da begann 1565, nach dem Absterben Kaisers Ferdinand I., dessen Sohn Erzherzog Carl die Regierung in Stetem, Kärnten und Krai» mit den nachdrücklichsten Befehlen zur Unterdrückung der evangelischen Lehre. Dem ständischen Prediger, Primus Trüber, wurde, trotz der schriftlichen Einrede der Landstände, die Weisung ertheilt, binnen zwei Monaten mit Familie und Habe das Land zu räumen. Er wanderte wieder nach Würtemberg, wo er Pfarrer zu Deverdingen bei Tübingen ward, ttnd 1586 starb. Inden en weilten und wirkten noch immer mehrere Prediger und Anhänger für die neue Lehre in Krain, namentlich: Gregor Ulahovizh in Rudolphswerth (Neustadt!), John n n W e i r l e r in Gurkfeld, und neben anderen besonders der nach T ruber's Landesverweisung zum Superintendenten in Laibach ernannte SebastianCrellius. Nach dessen Tode (1869) wurde Christoph Špindler, auf Ansuchen der evangelischen Bekenner in Krain, voit Tr über aus Deutsch-lIWk heremgesendet und zum Superintendenten in Laibach «KE. In diesem Jahre zählte man bereits im ganzen Lande bei 24 evangelische Prediger. Doch fegten ihren Bestrebungen die kathol. Priester einen festen Damm entgegen. Auf den Landtagen wurden, statt anderer nicht minder tvichtiger Fragen, fast ausschließend nur heftige Streitreden über Religionsfreiheit gepflegt. Die fortwährenden Türkeneinfälle und übrigen Zeitwirren nöthigten der kathol. Regierung und Kirche zeitweise Nachgiebigkeit ab, wodurch die evangelische Partei, zumeist aus dent mächtigen Herren- und Ritterstande bestehend, zu immer höherem Begehren ermuthiget wurde. So kam endlich 1572 ein Religionsvergleich zu Stande, welcher der neuen Lehre in ©feiern, Kärnten und Krain Duldung und Schutz versprach, und auch auf dem wegen eines neuen Türkeneinbruches in Kroatien nach Bruck an der Mur ausgeschriebenen General-Landtage 1578 die wiederholte Genehmigung des Landesfürsten, Erzherzogs Carl, erhielt. Nun gewann der Lutherismus immer größeren Bestand. Atu, den in Laibach geführten evangelischen Tauf-, Commuui-kanteu -, Trau- und Begräbnißregisteru, welche vom I. 1578 bis 1597 noch vorhanden sind, kann für die Hauptstadt die Mittelzahl der nach diesem Ritus jährlich Getauften auf 116 und der Verstorbenen auf 80 Personen, daun der Getrauten itttf 60 Paare bestimmt werden. Diese Register weisen namentlich die Unterschriften der buchführenden damaligen evangel. Sceljorger in Laibach: Magister und Superintendent Christ o p h S p i it d l e r, dann Magister G e o r g D a lm a t i nu s, Caspar Gumperg, Schweiger, Tulschak, Swil-I ch ak, Felizian Tr ub er u. A.; Letzterer, ein Sohn des ofterwähnten verwiesenen Primus Trub er, war von Tübingen, wo er seine Studien gemacht, 1580 als deutscher Prediger nach Laibach berufen worden. Auch am Lande wirkte man für die evangelische Lehre lehr emsig; aber nicht minder thätig zeigten sich die Gegen-bemühungen der kathol. Landes- und Kircheuvorstände. Schon im Jahre 1579 wurde der Prediger Bart h e l in ä K u ö fe l aus Krainburg und aus dem nächstgelegenen Schlosse E cf, wohin er flch geflüchtet, abgeschafft, ttnd den Bürgern von Krainburg, bei Verlust ihrer Stadtfreiheiten, dem Landvolke aber bei hoher Strafe der Besuch seiner Predigten untersagt. Deßgleichen erging es den Predigern in Rad m a n n 8 b o r f, V i g a u n, R a tsch a ch und W ei re l b c r g. Darob wurden 1882 von den evangel. Ständen in Steiern, Kärnten und Krain Abgeordnete auf den Reichstag nach A u Fs b u r g gelendet, mit dem Aufträge, von dem römisch-deutschen Kaiser R u d o l p h II. unmittelbar Schutz und Hilfe zu erbitten wider diele, dem 1572 geschlossenen Religionsvergleiche entgegen* laufenden Maßregeln; sie konnten aber wenig für die neue Lehre erwirken. 3m nämlichen Jahre, 1582, als die erwähnten Abgeordneten nach Augsburg kamen, erschien in Laibach ein Mann, dessen in V alv a s o r's 10. Capitel, VII. Buche, eine lange und merkwürdige Erwähnung, mit vielen erhebenden Gedichten und Zeugnissen, geschieht. Dieser war Niko dem Frischt in, Professor der Geschichte und Dichtkunst an der hohen schule zu Tübingen, und selbst ein gerühmter Dichter, als welchen, ihm auch von dem römisch-deutschen Kaiser Maximilian II. aus dem Reichstage zu Regensburg 15)76 der Dichterkranz sammt dnem goldenen Gürtel zu Theil geworden. Um ihn der gefährlichen Rachsucht, die seine saty-rischen Schriften bei vielen Mächtigen geweckt hatten, auf eine glimpfliche Art zu entziehe», war derselbe vom Herzoge Lud-w i g von Würtemberg den kraiuischen Landständen zugeschickt, und von diesen auch zum evangel. Schulreetor in Laibach bestellt worden. Aber trotz seinen glanzenden Wissenschaften, ungeachtet der rühmlichsten Zeugnisse, die seinen Verdiensten um das Schulwesen in Laibach von allen Ständen und Classen ertheilt wurden, fand er gleichfalls in Krain nicht Ruhe noch Stand. Mögen nun, wie Einige berichten, Familienverhältnisse, oder, wie V a l v a s o r behauptet, die selbst »ach Krain gedrungene Rachsucht seiner Feinde ihm das Verweilen hier unmöglich gemacht haben: kurz, er verließ schon nach zwei Jahren (1684) unser Vaterland, und begab sich nach Deutschland zurück, wo er verschiedene Länder und Städte durchirrte. Als endlich Frischt in hilflos und kummervoll weder einen Unterhalt für seine Familie, noch einen Drucker für seine Schriften gefunden, schrieb er an den Herzog von Würtemberg, seinen vormaligen Beschützer, um eine Unterstützung. Aus ungewissen Gründen wird ihm diese verweigert; er kann sein reizbares Gemüth nicht mäßigen, erwiedert ungeziemend und jcharf, und wird darob nach Würtemberg, später auf das Schloß Hohen-Aurach in Haft gebracht. Hier verlor Fr ischlin bei einem Fluchtversuche, durch den Sturz über einen Felsen, sein schicksalschweres, unruhiges Leben. Die katholische Gegenreformation gewann durch die landesherrlichen Verordnungen, wodurch den Evangelischen mehrfache Hemmnisse unterlegt worden, immer weitere Wirksamkeit. So wurde dem Freiherrn L o r e n z v. L a n t h i e r i, als Inhaber des Marktes Wippach, der Befehl zugestellt, bei tausend Ducaten Strafe, alle seine evangel. Unterthanen, deren es in Wippach etliche zwanzig gab, entweder der kathol. Kirche wieder zuzuwenden, oder aber binnen vierzehn Tagen mit Familie und Habe ans dem Lande zu weisen. Der vom damaligen Laudesverweser in Krain, Christ oph Freiherr» v. A n e r sp e r g, in die Pfarr St. Kanzian bei Auersperg eingesetzte evangel. Prediger, Magister Georg Dalmatin ns, wurde auf landesherrl. Befehl abgeschafft, und i» diese Pfarre ein kathol. Seelsorger gesetzt. Der Churfürst und Erzbischof von Köln und Bischof von Fr ei singen, als Inhaber der Stadt Lack, schickte seinen Weihbischof mit anderen Bestellten nach Lack, ließ die evangel. Beamten ihrer Dienste entsetzen, und einige angesehene Bürger, weil sie der evangel. Lehre zugethan, mit verschiedenen Strafen belegen. Ebenso hatten 1672 der Cardinal von Trient und Bischof von B r i x e», C h r i st oph, dann 1583 sein Nachfolger , Fürstbischof J o h a it n Th o ma s, als Eigenthümer der Herrschaft V e l d e s, ihre Abgeordneten nach Krain gesendet, mit dem Aufträge, den evangel. Prediger, Magister-Christoph Faschangs in Veldes abzuschaffen, und die Landleute zu bekehren, oder int Gegenfalle ihrer Huben zu entsetzen. Bei dem beharrlichen Widerstande der evangel. Bauern, welche demnach ihre Gründe verlasse» sollten, wäre es 1587 in Veldes bald zu bedenklichen Unruhen gekommen, die aber durch das billige Einschreiten des Landesverwesers, welcher den ausgewiesenen Bauern Bezahlung ihrer Gründe erwirkte, gütlich beigelegt wurden. Im folgenden Jahre, 1588, tvurde durch den kathol. Probst in R a d m a n n s d o r f die evangel. Religionsübung daselbst abgestellt, so auch der inzwischen zum evangel. Prediger in V i g a u n auf dem Schlosse Katzenstein bestellte Magister, Georg Dalmatinus, trotz der Einsprache des Schloßherrn v. K a tz i a n e r, von da abgeschafft. Dagegen war von dem Freiherrn v. A u e r s p e r g in die erledigte Pfarr T öp liz in Unterkrain ein evangel. Prediger eingesetzt, die Stelle des 1591 verstorbenen Superintendenten von Laibach, Magister-Christoph Špindler, an zwei andere aus Carlstadt gerufene Prediger, Barthol Knafl und Barthol Sim-plicius, übergeben; Spindler's hinterlassenem Sohne Thomas aber, auf die Empfehlung der kraiuischen Stände, vom Herzoge Ludwig von Würtemberg das zu Tübingen von dem Krainer M i ch a e l T y ff e r n u s für seine Landsleute gestiftete Stipendium ertheilt. Da übernahm nach dem Absterben Erzherzogs C a r l, dessen Sohn Erzherzog Ferdinand (später Ferdinand 11. als römisch-deutscher Kaiser) die Regierung der iunerösterr. Lande mit den bestimmtesten Anordnungen zur Unterdrückung der evangel. Lehre. Den 13. Sept. 1598 erging an die Stände von Ste i ern der Befehl, alle evangel. Kirchen - und Schullehrer in G ratz, J u d e n b u r g und andern Orten binnen vierzehn Tagen aus dem Lande zu schaffen, ihre Kirchen zu sperren, die Bücher und Schriften aber in Beschlag zu nehmen. Den 30. October nämlichen Jahres erhielten die evangel. Prediger und Schullehrer in Laibach die Weisung, noch vor Sonnenuntergang an diesem Tage die Stadt, in drei Tagen aber das Land zu räumen. Mit gleicher Strenge wurden sie im December desselben Jahres in Kärnten über die Gränzen gewiesen. Vergebens hatten- im folgenden Jahre, 1599, auf dem nach Gratz ausgeschriebenen Landtage die evangel. Stände dieser drei Provinzen ihre Klagen erhoben. Die kathol. Reformation schritt mächtig vorwärts. In Gratz selbst wurden zehn Wägen voll evangel. Bücher aus den Buchhandlungen weggenommen, die Kirchen geschlossen, in Laibach aber alle vorhandenen Büchcr und Schriften zusammengesucht, zum Theil auf offenem Platze verbrannt, oder aber auf das Landhaus gebracht und auch von hier später (1616) gehoben, und in dem Jesuiten-Collegium verwahrt. Endlich erhielt die evangel. Lehre in Krain ihren letzten Stoß, als im I. 1601 durch die vom Landesfürsten bestellte kathol. Gegenreformations-Commission, bestehend aus dem für die kathol. Kirche äußerst eifrigen Fürstbischöfe T h o m a s C h r ö n, dem Landeshauptmanne Georg Freiherrn v. Lenko v i z h u. A., auch den evangel. Bekennern jeden Standes die strengste Weisung ertheilt wurde, entweder ihrem Glauben zu entsagen, oder binnen sechs Wochen und drei Tagen ihre Güter zn verkaufen, ihre Schulden einzulösen oder zu bezahlen, den zehnten Auswanderungs - Pfennig abzutragen und dann alle innerösterr. Provinzen zu räumen. Sechs Bürger von Laibach kehrten zur kathol. Kirche zurück, die übrige» verließen nach Verlauf dieser Zeitfrist das Land und zogen großen Theils nach Böhmen, Ungarn und Deutschland. Die in Krain tue und da noch verweilenden Prediger: Felizian T ruber, Georg Klement, Johan n S v oilsche k und N i ela s W u r i z h, wurden aufgesucht, und auf das Hauptschloß nack Laibach in Haft gebracht. Erstürmung des Forts von Malbor ghetto im Jahre 1S09. Von F r a n z 3f a v. Legat. Gleich der tapfern Vertheidigung des Forts vouPredil an der Flitfcher Klause (von Kärnten in'6 Görz'sche), durch den jungen Jugenieur-Hanptmann H e r r m a n n in eben diesem Jahre, verdient auch jene des Forts von Thalavai, oberhalb des Eisenhammers von Malborghetto, an der Kärntner Straße nach Italien gelegen, dem Andenken derNach-welt übergeben zu werden. Ueber erstere mangeln aber die ausführlichen geschichtlichen Beschreibungen: daher nur diese (wie ste I. W. R i e dler in der often, milit. Zeitschrift 1813, L. Heft, dargibt) hier im Auszuge zur Bewunderung vorgeführt werden kann. Das Fort Thalavai, oberhalb Malborghetto, war auf einer Anhöhe erbaut, welche 30 Klafter über dem Bette der Fella liegt und das ganze Thal beherrscht; es bestand aus zwei mit Brustwehren umgebenen Blockhäuser», die, von mehreren Batterien geschützt, durch einen acht Schuh hohen, in Felsen gehauenen Gang verbunden waren; die auf 30 Schuh schief abgehauenen Felsen erschwerten gleichfalls das Stürmen. Minder fest war das Fort von Predil, einem Bergkegel, der hart an der Straße und tausend Schuh über der Meeresfläche liegt; die zweite Redoute war hier noch gar nicht vollendet. Schade, daß beide Forts nicht von Stein aufgeführt wurden; allein, da auf beiden Puncten den größer» Theil des Jahres über jede Nacht der Mörtel gefriert, so mußte man, durch die Zeitverhältnisse verhindert, die günstige Jahreszeit abwartend, sie aus Holz erbauen. Nach des Erzherzogs Jo h a n n ausdrücklichen Befehl sollten beide Forts nur ausgewählte Truppen zur Besatzung erhalten; allein statt derselben wurden nach Malborghetto (ant 13. Mai 1809) bloß 200 Füsiliere und 50 schützen mit 1 Offizieren von dem Oguliner Gräuz-Regimente, 1 Lieutenant und 8 Mann vom Mineur - Corps, und 24 Artilleristen mit 10 Kanonen und einer Haubitze gelegt; ein Ober - und 1 Unterarzt hatten die Verwundeten, ein Oberund Unterbäcker den Proviant zu besorgen. Nach Predil kamen 222 Szluiner und einige Artilleristen mit 10 Kanonen. Beide Abtheilungen waren von dem schon abgematteten Nachtrab, in deren moralische Stärke man bei der Erschöpfung der physischen Kräfte kein großes Vertrauen setzen konnte; btt größte Hoffnung beruhte daher auf der Artillerie. Und doch geschahen hier Wunder, fielen Männer den schönen Tod fib's Vaterland, welche dem Leonidas mit seinen 300 Spartanern und übrigen wenigen Griechen — dem Jureschitz, Zriny, D'Arman, Srein und andern unsterblichen Helden der Vorzeit und Oesterreichs würdig zur Seite gestellt werden sollen. Mit Schießbedarf, Lebensrnitteln und Arzneien wurden beide Forts auf sechs Wochen versehen, und diese kostbaren Vorräthe in Felsenkammern verwahrt. Die beiden Hauptleute vom Genie-Corps, H e n f e f und H c r r in an», ausgezeichnete Jünglinge, begeistert von Vaterlandsliebe, boten sich zur Vertheidigung dieser beiden Ehrenposten an, allein der General Nobili schlug ihre Bitte ab. Von einem unnennbaren Gefühle getrieben, bestürmten sie nun den Erzherzog Johann mit ihren Bitten, der endlich ihre Wünsche erhörte, und Heu-seln zum Befehlshaber des wichtigeren Malborghetto, den jünger» Herr mann zum Befehlshaber vonPredil ernannte. An Honsel schloß sich anch noch der Hauptmann Kupka von Erzherzog Franz Carl Infanterie an. — Den 12. Mai war der Oberfeuerwerker Ignaz Rauch vom Bombardeur-Corps mit seiner Mannschaft eingerückt. Er ließ sogleich die noch unvollendeten Batterien herstellen, und brachte mit vieler Anstrengung das zerlegte Geschütz dahin. (In die Malbor-gheiter Batterie wurden 2 Kanonen und 1 Haubitze, in die Batterie zwischen den Blockhäusern 2, in die Wiesen-Batterie 2, in das Vorwerk 2 Kanonen, in die Schachtel-Batterie wurde 1, in die Retour- Batterie 1 Kanone vertheilt.) Am 13. zog sich der österr. Nachtrab hinter das Fort zurück; der Vortrab der französ. Armee, unter dem Befehle des Vieekönigs von Italien, besetzte das Dorf Malborghetto. Am 14. Mai geschah ihr erster Angriff, wurde aber zu ihrem bedeutenden Verluste zurückgewiesen. Bald darauf versuchten sie durch Ersteigung des Berges Galosch das Fort zu umgehen; allein nur mühsam konnte» unter dem Feuer der beiden obern Batterien Fußgänger truppweise den Fußsteig, welcher über denselben führt, erklettern; erst int Nachtdunkel gelang es ihnen ungestört. Am nächsten Morgen (15. Mai) forderte der Feind die Besatzung zur Uebergabe auf. Mit lakonischer Kürze erwiederte H e n s e l: „ E r habe d e n B e feh l, s i ch z u v e r t h e i-digen, aber nicht zu unterhandeln erhalten.“ Sogleich rückte eine feindliche Schaar auf der Straße gegen die Verschanzungen vor; das furchtbare Kartätschen- und Mus-keteiifeuer aus den Blockhäusern vereitelte blutig jeden Versuch, bette gefährlicher wurden der Besatzung die feindlichen Schützen, welche das Gebirg zur Rechten des Forts erstiegen hatten; allein anch diese trieb der Oberfeuerwerker Rauch, der eine dreipfündige Kanone von der Malborghetto-Batterie auf einem dem Gebirge nähern Puncte unter dem heftigsten feindlichen Musketenfeuer aufführen ließ, auf die entfernteren Berge zurück, und erst gegen Mittag des andern Tages wagten es einzelne Schützen, sich den Blockhäusern wieder zu nähern. Den 16. Nachmittags forderte der Feind die Besatzung zum zweiten Wale auf: „Es sey sehr thöricht, mit so weniger Mannschaft gegen ein ganzes Heer sich vertheidigen zn wollen; werde das Fort erstürmt, dann dürfe auch Niemand Schonung erwarten." Hen sei erwiederte kalt: Er werde sich wehren." Die Mannschaft, sobald sie die Drohung des Feindes vernommen, freute sich über den festen Sinn ihres Befehlshabers. „Glaubt denn der Feind," riefen einige Brave, „uns gleich Knaben durch Drohungen schrecken zu können? Wohlan, er prahle nicht bloß, er stürme; dann wird es sich zeigen, ob wir uns vor dem Tode fürchten." — So wuchs die Erbitterung, mit ihr der Muth. Bald nach der Aufforderung zeigte sich eine feindliche Schaar vor Malborghetto, allein auch diese wurde gar bald durch das Kanonenfeuer der Oesterreicher in das Dorf wieder zurückgetrieben. Gegen Mitternacht versuchte der Feind noch einen Ueber-fall; schnell und muthvoll drang er vor und stürmte die vordem Verschanzungen; die wachsame Besatzung empfing ihn mit einem lebhaften Feuer; aber es fehlte ihr an Leuchtkugeln, die Wirkung jedes Schusses war zufällig, und der Feind, durch die Dunkelheit begünstiget, konnte in das Fort bringen; da stürzte sich B ar t h o l o maus V u r g s t haler, vom 2. Artillerie-Regimente der 2. Majors-Compagnie, aus den Verschanzungen und zündete ein verlassenes Haus links der Straße mit Lichtern an. Die Gegend wurde nun erleuchtet; jeder Schuß aus die feindlichen Reihen gerichtet, und — der dritte Sturm des Feindes abgeschlagen. Mit dem frühesten Morgen (17. Mai) begann ein neuer Angriff; noch in derselben Nacht hatte der Feind zwei Batterien, eine von zwei Kanonen und einer Haubitze, die andere von zwei Kanonen, am Fuße des Galosch aufgeworfen, und beschoß, so wie der Tag zu grauen begann, aus derselben das Fort, jedoch mit geringem Erfolg. Sparsam antworteten die Oesterreicher, später schwiegen sie ganz, und jeder feindliche Schuß wurde nun ein Gegenstand ihrer Kritik und ihres Gespöttes. Als es aber dem Feinde gelang, einige Granaten bis an das Blockhaus zu werfen, da donnerten um so heftiger alle vordem Batterien, und vor ihrem Feuer verstummte gar bald das feindliche Geschütz. Jede Nacht wurde bisher noch vom Feinde benützt, Truppen über das Gebirg zu senden; das Fort war nun völlig umringt, und von allen Seiten näherten sich feindliche Schaaren. Es war die Division Fonsanelli, die sich jetzt zum Sturm rüstete; gegen eine Stunde hielt sie das Feuer mit Kanonenkugeln aus, bis auf ein gegebenes Zeichen gegen 1 Uhr alle Massen zugleich vordrangen, während die Division Grenier zu ihrer Unterstützung anrückte. Wüthend stürmten die Soldaten, mit starkem Branntwein berauscht, vorwärts; gräßlich wüthete das Feuer unter ihnen; ganze Züge stürzten zugleich, und zwei heftige Stürme wurden auf zwei Puncten von den tapfern Oesterreichern abgeschlagen. Die feindlichen Generale, erzürnt über denWiderstand und besorgt wegen des Verlustes, den sie nur durch das Gelingen ihrer Unternehmung entschuldigen konnten, befahlen den Sturm zu erneuern. Der Sieg müßte ihnen zu Theil werden; er kostete sie ja nur Menschen und sie hatten die Ueberzahl. Noch ein Mal werden die feindlichen Truppen von ihre» Anführern vorwärts zum Kampfe getrieben, doch der Witer-stand bleibt derselbe und frische Bataillons rücken vor, um über die Leichen ihrer getesteten Brüder zu stürmen; zuletzt gelingt es einer Schaar, die vom Gebirge gegen die Blockhäuser vordringt, den Berg zu erklimmen; ein mörderisches Gew ehr jener empfängt sie auch hier. Doch jeder Verlust wird durch neue vordringende Haufen schnell ersetzt. Da stürzte der Hauptmann Hensel, von einer Flintenkugel am Kopfe getroffen, bei bei: Wiesen-Batterie zu Boden. „ M u t h, C a m c rade» !"„ ruft er der Mannschaft noch zu. Doch mit seinem Falle hört die ordnungsvolle standhafte Vertheidigung auf; die Feinde erstürmen die Batterie und stoßen ihre Vertheidiger nieder. Der tapfere Hensel, der wehrlos am Boden liegt, wird von demselben Offizier, der ihn zwei Mal vergebens zur Capitulation aufgefordert hatte, durchbohrt und durch Kolbenschläge und Bajonnetstiche völlig getödtet. Der Feind bringt nun in den bedeckten Weg, erobert die Batterie zwischen den Blockhäusern mit den zwei Zwölfpfünderu und gleich darauf die sogenannte Schachtel-Batterie; ein furchtbares Gemetzel beginnt; die erbitterten Feinde geben keinen Pardon, und selbst der Unterarzt Hutzler wird gemordet, gerade bei Erfüllung seiner heiligsten Pflicht. Nun kämpft Verzweiflung auf der Seite der Oesterreicher, und theuer verkauft Jeder sein Leben, da er dem Tode nicht entgehen kann. Jetzt stürmen die Feinde den Waffenplatz, und da sie durch die verrammelten Thüren nicht einzudringen vermögen, so laufen sie aus den Sturmpfählen herum, und einige Wagehälse versuchen durch die Schießscharten einzudringen. Noch wehrt sich die Besatzung und unterhält ein lebhaftes Musketenfeuer. — Der Oberfeuerwerker Rauch, der mit seiner wenigen Mannschaft die Malborghetto-Batterie auch ohne Fußvolk vertheidigte, greift zu dem letzten Mittel, die Feinde noch einige Zeit aufzuhalten, und setzt durch Granaten Malborghetto in Brand; schnell kehrt die feindliche Reiterei und Artillerie durch das Dorf zurück, und ein Theil des Fußvolkes eilet zum Löschen; doch auch diese Batterie wird vom Feinde erstürmt. Einer ihrer heldenmüthigsten Vertheidiger, Hauptmann Kupka, wird mit mehr als 30 Bajonnetstichen durchbohrt und gleich daraus bie Besatzung in den Blockhäusern überwältigt. Gefallen waren »och der Hauptmann Wo hrt ich, der Lieutenant Moser, der Fähnrich Korb ich, mit ihnen noch 75 Mann vom Feldwebel abwärts; gefangen wurden Hauptmann Cäsar, die Oberlieutenants S z a l e und Schulledich, und der Fähnrich Jauch ich von den Ogulinern, der OHrlieutenant N ehm vom Mineur-Corps und der Oberarzt Boch, sammt dem größeren Ueberreste der Mannschaft, unter welcher 22 Artilleristen sich befanden. Nur Wenige entrannen im allgemeinen Gewühle. Doch selbst die Gefangenen wären der Wuth ihrer Feinde geopfert worden, hätte nicht gerade der Zufall den Vicekönig herbeigeführt, der über die Vertheidigung des Forts einige Erläuterungen zu wissen verlangte. Im Gewühle des Sturmes sollte der Oberfeuerwerker Rauch, von der Menge übermal- tigt, eben niedergestoßen werden, als ein ftanzös. Hauptmann herbeisprang und ihn der Wuth der Stürmenden entriß. Doch nur zum Zeugen, daß er der erste die Batterie erstiegen, sollte ihm der österr. Artillerist dienen ; denn bald darauf wurde Ranch vorgeführt, um auf Befehl des frqnzös. Generals von 3 Schützen mit kaltemBlnte hingerichtet zu werden. „Widersin tt i g," rief der General, „sey die Vertheidigung gewesen, und zwecklos das Blut so vieler B r a v en gefl o ssen; 1 3 0 0 3)? a n n tu it r e n heute allein beim St n r m gefallen, s ch were Rache fordere ihr Tod; z w e i österr. Befehls h a b c r hatten ihre n Lohn, der dritte >v e r d e ihn jetzt erhalten; kein Gefangener d ii r f e heute a u f Schonung zählen." — Schon schlugen die Schützen auf den wackern Rauch an, als ein Adjutant herbeieilt und imte zu halten befiehlt: „Der B i r ekön i g wolle den Gefangene n spreche tt." Dieser, als er von R a u ch die Stärke der Besatzung erfuhr, rief mit Heftigkeit aus: „Wie konnte eine so kleine Schaar den Kampf gegen ein ganzes Heer wagen?"— „Der brave Soldat," erwiederte Ranch, „denkt nur an seine Pflicht, aber an keine Ueber gäbe." — Mit der nämlichen Antwort zufrieden, schenkte der Vitekönig dem Tapfern das Leben. „Der Befehlshaber des Ge-s ch ü tz c S," äußerte ein General, „h ab e d i efe G n a d e a m wenigsten verdient." Rauch, nur kühner durch diese Bemerkung (die schönste Lobrede auf ihn), bat sogleich um dieselbe Begünstigung für seine Waffenbrüder, und der Prinz, der warme Lobredner ihrer Tapferkeit, befahl sogleich die Gefangenen so zu behandeln, wie es unglückliche, doch brave Krieger verdienen. So fiel das Fort von Malb or ghetto an demselben Tage und in denselben Stunden, als auch bei Nr far den Oesterreichern der sichere Sieg entrissen ward. Noch bewahrt den Ruhm Hen set's und seines am P r e d i l unsterblich gewordenen Freundes H e r r nt a n it die gerechte Stimme der Geschichte, und eine auf den Namen dieser beiden Leonide errichtete Stiftung in der k. k. Ingenieur-Akademie in Wien. Die Eroberung von Istrien ISIS. (Dcjlcvv. milit. Zeitschrift 1818.) Der k. k. General Graf Nugent ivar mit seiner Brigade, die nur aus 1 Bataillon Warasdiner-Kreuzer und 1 Escadron Radetzky Husaren bestand, als die Feindseligkeiten im I. 1813 begannen, von Carlstadt vorgerückt, und hatte sich bei Fiume im österr. Littorale aufgestellt. Die von den Franzosen besetzte Halbinsel Istrien lag in der linken Flanke feiner Stellung und bedrohte jede Vorrückung, welche der General mit seinem so schwachen Corps gemacht haben würde. Eben die geringe Zahl der ihm zu Gebote stehenden Truppen hinderte den General Graf Nugent, an eine ernsthafte Unternehmung gegen Istrien zu denken. Denn jede Theilung seiner Truppen wäre eine Auflösung gewesen, und aus keiner Seite hätte er dann den feindlichen Streitkräften, die mit bedeutender Uebermacht ans der Fronte und rechten Flanke zum Angriff herangezogen, zn widerstehen vermocht. — Vor beut Jahre 1797 hatte nur der kleinere Theil von Istrien, nämlich: die Grafschaften Mitterburg, Mahrenfels, Wachsenstein und Chersan, mit einer Bevölkerung von 24.000 Seelen, Oesterreich — der übrige Theil des Landes, mit ungefähr 93.000 Seelen, der Republik Venedig angehört. Mit dem Venetianischen war denn im Frieden von Campo Formio ganz Istrien an Oesterreich gefallen. Im I. 1803 war der größere Theil Jstrien's mit Venedig zum damaligen Königreiche Italien gefügt ivorden, und 1809 trat Oesterreich auch den Rest der Halbinsel mit dem Küstenlande ab, und ganz Istrien wurde von nun an zu den illyrischen Provinzen gerechnet. Im 1.1809 hatte der altösterreichische Antheil seine Anhänglichkeit a» diese Regierung thätigst bewiesen. Das Volk war wider die Franzosen aufgestanden. Es hatte, ohne militärische Unterstützung, der ftanzös. Besitznahme die ganze Zeit des Waffenstillstandes über widerstanden. Auf diese Gesinnung der Jstrier bauend, erbot sich der Hauptmann Laz ar ich zu einer Unternehmung nach der Halbinsel. Ihm waren die Oertlichkeiten derselben und der Geist ihrer Bewohner aus das genaueste bekannt. Auch hatten die Jstrianer den rühmlichen Antheil nicht vergessen, den Lazar ich an den Ereignissen des Jahres 1809 genommen, und dadurch sich ihre allgemeine Achtung erworben hatte. *) Besonders von den Bewohnern jenes längst österreichisch gewesenen Antheils hoffte der Hauptmann die thätigste Mitwirkung bei dem vorhabenden Besreiungsversuche. Da der General Graf n g e n t von dem großen Nutzen dieser Unternehmung überzeugt war, so nahm er diesen Antrag mit gerechter Würdigung ans, konnte aber zu dessen Ausführung, bei seiner eigenen Schwäche, dem Hauptmann L a z a r i ch nicht mehr als 1 Offizier, 47 Mann Kroaten und 1 Corp. mit « Mann Husaren bewilligen. Lazar ich erhielt den Auftrag, alle Ortschaften, nach welchen es ihm mit diesem kleinen Detachement vorzudringen gelänge, für Se. Majestät den Kaiser von Oesterreich in förmlichen Besitz zu nehmen, und das Volk zu den Waffen anszu-rusen. Am 2. Sept., mit Anbruch des Tages, rückte Lazarich von Fiume aus der Jstrianer Strgße vor. An diesem Tage wurde der Marktflecken Častna, dann Leprimaty auf dem Monte maggiore besetzt. Lazarich sicherte sich in Lovrana, indem er *) Lazarich war tut J. 180!), als ObcrUeutenaut lei bett 5neštet Jägern, durch die Brust geschossen worden. Nach dem Kriege wurde er als Real-Jnoalide pettsionirt, für seine ausgezeichneten Dienste aber zum Hauptmann befördert. Durch eine zu Ende des Jahres 1810 glücklich ausgeführte Operation wurde ihm die Kugel ans der Brust gezogen und seine Gesundheit so gut hergestellt, daß er sich 1813 beim Ausbruch des Krieges zum Felddienste meldete und bei dem Corps des Generals Nugent angestellt wurde, ohne noch bestimmt bei einer Truppe eingetheilt zu seyn. mehrere kleine Schiffe in den Häfen jener Küste in Bereitschaft setzen lieft, die Verbindung mit dem General Grafen Nngent sowohl, als mit der von dem Admiral Freemantle an der nbriiit. Küste aufgestellten engl.Flotille, zu unterhalten. Das Detachement traf spät Abends in Vragna unter dem Monte niaggiore ein. Die Nacht wurde verwendet, um Nachrichten solvohl von des Feindes Stellung und Bewegung, als von der Stimmung und Bereitwilligkeit der Jstrianer einzuziehen. Um 2 Uhr nach Mitternacht traf auf den Vorposten ein Bote mit einem an den kaiserl. österr. General in Fiume adresstrten Schreiben des Kaplans Pnot aus Galignano ein. Dieser eifrige Anhänger Oesterreichs gab die wichtige Nachricht, daß die französ. Besatzungen von Pola und Rovigno Marschbefehle erhalten hätten, daß sie sich zwischen Dignano und Gimino vereinigen, am 3. in Mitterburg eintreffen, am 4. ihren Marsch gegen den Monte maggiore fortsetzen, sich an dessen Fuße mit der aufgebotenen Nationalgarde des e.rvenetianischen Antheiles von Istrien vereinigen, und dann der österreichischen, zu Fiume aufgestellten Brigade in den Rücken fallen würden. Die Stärke der feindlichen regulären Truppen wurde auf 3000 Mann mit 12 Kanonen, jene der zur Vereinigung mit denselben bestimmten Nationalgarde auf 4000 Mann angegeben. Der Hauptmann Lazarich, indem er diese Mittheilung weiter an den General Graf Nugent beförderte, fügte hinzu: er glaube sich durch anderweitige Nachrichten berechtiget, diese angegebene Stärke des Feindes für ivcit übertrieben zu halten. So gering sie aber nun immer seyn möge, so sey ste doch seiner eigenen Stärke von 56 Mann unendlich überlegen, und seine Lage könnte dadurch vielleicht bedenklich werden. Jedoch könne er sich jetzt nicht entschließen, die erst angefangene Unternehmung auch schon wieder aufzugeben und den Rückzug anzutreten. Sein künftiges Benehmen hänge von der Stimmung ab, die er bei dem Landvolke antreffen würde. Er werde aber auf keinen Fall früher bei der Brigade einrücken, als er die genauesten Nachrichten vom Feinde gesammelt, und der General so viel Zeit als möglich gewonnen habe, sich zu.dessen Empfang vor-zubereite». Dem Boten war weder mit der Mannschaft, noch mit Jemanden aus dem Volke zu sprechen verstattet worden, und er wurde unter einer Bedeckung nach Fiume abgeschickt, die gleichfalls dafür sorgen mußte, daß die erhaltenen Nachrichten nicht ruchbar wurden; denn die angebliche Stärke des Feindes hätte leicht die Hoffnungen der Gutgesinnten, den Eifer des Landvolkes und selbst den Muth der Truppen zu erschüttern vermocht; im Gegentheile konnte eine voreilige Alarmirung des Landes die Ausführung eines gewagten Planes eher verhindern, als befördern. Am 3. Sept. Morgens versammelte sich das Landvolk der Umgegend zu Vragna. Hauptmann Lazarich gelangte zu der freudigen Ueberzeugung, daß alle Gemüther mit Treue Oesterreich ergeben wären, und daß man von ihrem tief eingewurzelten Hasse gegen die Franzosen jede erwünschte Mitwirkung mit Sicherheit erwarten könne. Der Hauptmann Lazarich wurde dadurch zu dem kühnen, aber durch den Erfolg gerechtfertigten Entschluß bewogen, mit seinem schwachen Detachement dem Feinde entgegen zu gehe». Da der Anmarsch eines so bedeutenden feindlichen Corps dem Landvolke dieser Gegend nicht bekannt geworden, so mußte die Vorrückung deAA)etachements das allgemeine Vertrauen erwecken, und den Uebergang von den ausgedrückten Gesinnungen des Volkes zu thätigen Handlungen beschleunigen. Auf dem Vormärsche wurde der rechts an der Straße auf einem Berge liegende Ort Bogliunz besetzt. Das Volk kam dem Detachement mit den Kirchenfahnen und unter dem Geläute der Glocken entgegen. Auf der Straße nach Mitterburg, im Orte Paaß, machte Hauptmann Lazarich Halt, sowohl um die Mannschaft ausruhen zu lassen, als mit genauere Nachrichten von des Feindes Bewegungen einzuziehen. — Leute, die aus der Gegend von Mitterburg herauf kamen, sagten aus: die anrückende feindliche Colonne stehe unter den Befehlen des Bataillonschef Spr ing. Sie bestehe aus dem 4. italienischen leichten Bataillon, einer Division Ottochaner, einigen und achtzig französ. Kanoniers und Gensd'arme»; ihre Stärke betrage 1100 Mann. Sie habe 3 Kanonen mit vieler Munition bei sich. Sie werde noch denselben Abend in Mitterburg eintreffen, wo die Beistellung vieler Vorspann angeordnet wäre. So unverhältnißmäßig die Stärke des Detachements, verglichen mit jener des Feindes, immer war, so blieb der Hauptmann Lazarich doch unverändert bei dem gefaßten Entschlüsse, auf derselben Straße dem Feinde entgegen zu marschiren. Er nahm Abends um 5 Uhr seine Stellung neben dem Dorfe Cerauglie auf einem Hügel, die heil. Dreifaltigkeit genannt, an dem Puncte, wo sich die beiden Straßen nach Triest und Fiume theilen, und setzte eine Vortruppe über das Dorf Novano hinaus. ■— Dieses gewagte Benehmen schien bei dem ersten Anblick keine wahrscheinliche Hoffnung des Gelingens darzubieten. Doch eine nähere Entwickelung der Gründe, auf welchen der Plan des Hauptmannes Lazarich gebaut war, wird hinreichen, indem sie seine Ansichten darstellt, uns auch seine Hoffnungen einzuflößen. — Die vortreffliche Stimmung des Landvolkes verbürgte es, daß der Feind die Schwäche des Detachements nicht erfahren — daß im Gegentheile das von dem Hauptmanne Lazarich ausgesprengte Gerücht, „das Detachement sey nur der Vortrab eines nachfolgenden bedeutenden Corps," von dem Enthusiasmus gerne geglaubt, und noch lieber dem verhaßten Feinde glauben gemacht würde. Der österr Commandant konnte bei dieser Anhänglichkeit des Volkes mit Sicherheit darauf rechnen, jede, auch die geringste Bewegung des Feindes sogleich auf das genaueste zu erfahren. Das 4. leichte italienische Bataillon, die Haupttruppe der feindlichen Colonne, bestand aus neu conscribirten jungen Leuten, von denen, wenn die Ueberraschung mitwirkte, gewiß kein nachdrücklicher Widerstand zu befürchten war. Die Nähe des österr. Detachements konnte den Ottochanern Gelegenheit geben, die feindliche Colonne zu verlassen, und wirklich gingen in der Nacht vom 3. auf den 4. Sept. bei 150 Mann zu Lazaricb über. Der wichtige Zweck, dem General Nugent Zeit zur Ergreifung der nöthigen defensiven Maßregeln gegen die ihn von mehreren Seilen bedrohenden feindlichen Angriffe zu gewinnen, reichte allein hin, das entschlossene Entgegenrücken zu rechtfertigen, und jener Zeitgewinn würde auch den Verlust des ganzen Detachements, wenn es bei dem rühmlichen Wage-stück unterlegen wäre, weit überwogen habe». — Aber auch im Falle, tast das Detachement von der Ueberniacht in die Flucht geschlagen würde, hatte Lazar ich die linke Flanke frei; er konnte die Reste seiner Truppe über das Gebirge an die Meeresküste führen, wo die zu Lovrano vorbereiteten Schiffe ihn entweder nach Fiume, oder nach der englischen Flotte brachten. Durch die entschlossene Vorrückung war endlich die Stimmung des Landvolkes erhöht, ihr Muth zu Thaten begeistert worden. Laz ar ich konnte auf ihre thätige Unterstützung rechnen, er liest auch wirklich am Abend die rückwärts gelegenen Orte aufbieten, und bis am Morgen sah er sich schon von ein Paar hundert Bauern verstärkt, die, obwohl mit allerlei Waffen sonderbar gerüstet, doch von gleichem Muthe belebt, ihren Hast gegen die Franzosen, ihre Ergebenheit gegen Oesterreich mit Aufopferung ihres Lebens zu bezeigen suchten. In allen Orten der Gegend ertönte die Nacht über der dumpfe Ton der stürmenden Glocken, ertönte durch das nächtliche Dunkel bis ins feindliche Lager und erfüllte die Brust der Anführer mit der Ueberzeugung, daß das Volk gegen sic aufgestanden sey, die Brust der jungen Conscribirten mit der Furcht, daß sie den nächsten Morgen von dem Feuer geordneter Truppen von der einen Seite, von der andern von den Mordgewehre» des wüthenden Volkes bedroht, ihre» Untergang nicht vermeiden könnten. Der Morgen des 4. Sept. brach an, der Feind hatte die Nacht unthätig vorüber gehen lassen; aber es war mit Gewißheit voraus zu sehen, daß er sich beim Anbruch des Tages vorbewegen werde. Der Hauptmann Lazar ich hatte den Plan gefaßt, ihn ungehindert bis an die Position Ceruglie vorrücken zu lasse», die Vorposten sollten sich langsam zurückziehen, die Landleute in den vorwärts gelegenen Orten sollten den Feind in Ruhe vorbei inarschiren lassen, ihm aber im Rücken unbemerkt folgen und dann angreifend vordringen, lvenn das Feuer bei der Position begonnen haben würde. Dieser Landsturm war größtentheils unbewaffnet; von den wenigen, mit Schießgewehren und Munition versehenen Männern hatten sich einige an das Detachement selbst angeschlossen. Die Uebrigen sollten den Feind mehr durch ihre Erscheinung iin Rücken beunruhigen, und durch Schreien lind Lärmen durch das Herabrollen von Felsenstücken über die Berge ihm Besorgniß erwecken, und dadurch verhindern, daß der Feind keine Truppen in die Flanken des Detachements senden könne. (Schluß folgt.) VERZEICHNISS d e v vom historischen Vereine für Kran, erworbenen Gegenstände. Nr. 49. Vom Herrn Buch-, Kunst- und Musikalienhändler, Johann Giontini, folgende in seinem Verlage erschienenen Werke: a) Pravi Slovenc, listi za podučenje naroda. Založnik: J. Giontini. Vrednik: Fr. Malavašič. Natiskar: J. Blaznik v Ljubljani. 8. Jahr g. 1849. Vollständig 336 Seiten. b) Dve Igri za slovensko glediše. I. J ur a n in Sofija, ali Turki pri Sisku. II. Stepan Subic, ali Bela IV. na Horvaškim. Prestavil iz ilirskiga slovensk rodoljub. V Ljubljani 1830. V založbi in na prodaj pri Janezu Giontini, bukvarji v Ljubljani. 8. 108 Seiten. c) Bramba evangeljske vere proti krivim usodkam- spoz-novavcev druge vere. (Vzelo iz Cesko-Braterskiga Vestnika čislo 30, J. 1830.) Na Dunaju (Boču) 1830. 8. 13 Seiten. d) Blumen der Freiheit und Vaterlandsliebe. Sechs Zeitgedichte, gesammelt zur Erinnerung an die ersten Tage des freien Oesterreichs. Laibach 1848. Bei I. Giontini. Ferners; Ansicht der innern Stadt Wien. Ausgegeben zu Leipzig von Otto Spanier. 1 Porträt vom Feldmarschall Grafen von Radetzky. 1 Porträt vom Feldmarschall Fürsten von Windischgrätz, imb 1 Porträt vom Ban Freiherrn von Jelinčič. — Alle drei Porträts sind lithographirt und im Quartformat. Vielen Dank dem Herrn Geschenkgeber. welcher durch das in den hierortigen Zeitungsblättern geschehene Ansuchen um Beiträge sich veranlaßt fand, die Sammlung der in Laibach gedruckten und hier aufbewahrten Werke zu vermehren. Nr. 30. Von der l ö b l. Direetion des hi st or. Vereines für das Gr o ßh er z o gt h u in Hessen zu D a r m st a d t: Periodische Blätter Nr. 21, ausgegeben im April 1851. 8. Nr. 31. Von der l ö b l. Direction des hi stör. Vereines von und für Oberbaiern zu München: Oberbairisches Archiv für vaterländische Geschichte, herausgegeben von dem histor. Vereine von und für Oberbaiern. Eilfter Band, 3. Heft. München 1850—1851. 8. Nr. 32. Vorn P. T. Herrn Anton Freih. v. Eodelli von Fahnenfeld, Director des histor. Prov. Vereines rc.: a) Adelsdiplom für Johann Marzina, gebürtig aus dem Gebiete von Görz, welchem, nebst einem eigenen Wappen, das Prädicat: von Märtzenhaiinb zum Hohenpaß auf Erona» berg, verliehe» wird. (Original auf Pergament, mit eigenhändiger Unterschrift Kaisers Leopold I. Ausgefertigt zu Wien am 16. August 1671.) b) Diplom, wodurch dem Hieronymus, des H. R. R. Edlen von Marzina de Merzenheiinb auf Hohenpaß, gebürtig aus Lack, von der Universität zu Padua am 20. August 1718 die Würde eines Doctors beider Rechte verliehen wurde. (Original auf Pergament mit einem Wappen.) (Fortsetzung folgt.) Druck von Ign. v. Klcinmayr 5$ Fedor Bamberg in Laibach.