Lmlmchtl Zeitung. Nr. 35«. Pränumerationsprei«: Im Lomploll ganzj. ft. 11, hlllbj. n. 5.5«. Für die Huflellunn ins Hau? balbj. 5<1 ti. Mit dcr Post >ian,j. sl. 15, halbj. fl. ?.«<. Mittwoch, 30. October Insert» onsgtbllhl bis I« Zeilen: Inilll eo^.. 8m. »l» lr., »m. 1 fi.; sonft pr. Zeile l m. ß!r., 8ni. f« lr., 3m. 10 ll. u. s. w. Insertioni. 30 N. 1867. Nichtamtlicher Theil. Oesterreichs gebesserte Lage. M'ä m>"l"' dieser Ucbcrschrift wird der „A. Allg. Ztg." "'s Wien, 24. d.M., gcschricbcn: . ^^cn ^' l'"l' hcutc ad von dcn Tagescrcignissen w von dcn parlamentarischen Kämpfen, wic wichtig >no mtcrcssant sic auch seien, lassen Sic einen raschen Mrblick anf die volkswirthschaftlichcn Zustände Ocstcr- "cyö im heurigen Herbste werfen nnd d'ic politische Lage ^ Nl so »veil dabei ins Auge fassen, als sie unmit- Mdar darauf cinwirttc. Die Parallele mit den Vcr- NMnsscn nn Spätjahr 1.^0<> wird sich jeder selbst ziehen onncu. Was vor allein eine tief eingreifende Bcsscrung Umführt, ist „icht Mcnschcuwerk, nicht das Verdienst lcr Negierenden noch der Negierten: unser großer Agri. Mtnrswat ist in der Mehrzahl ftiucr Provinzen mit Mcr C^'ntc gesegnet worden, die um so belebender auf °"s gcsammtc Gebiet der Voltswirthschaft wirkt, als das schliche Enrofta einen schweren Ausfall im Ertrage der ^l°tfrüchtc erlitt, den Oesterreich mit seinem Ucbcr- Mssc deckt. Man überschätzt sicherlich nicht, wenn man 'c diesjährige Ausfuhr Oesterreichs an Eercalicn und ^ilhlcncrzcugnisscn auf 15)0 Millionen Gulden anschlägt. "'Nc Eisenbahnen, nnscrc Dampfschiffe (auf dcu Flüssen . . auf dcm Meere) können mit Hcrbeizichnng nnd rasten- Benutzung ihres gcsannntcn Materials den riefen« Men Andrang kaum bewältigen, und müssen sich nencr-"'^ mit auswärtigen Bahuverwaltungcu verstäildigen, U! hn»^vtc von Wagen für dcn Export nus;nlcilicn, ^M'ci erhnitcn sich die Preise der Brotfrüchte auf einer imcncil Hi^. ^^ I^^g^ d„ß ^^ Bedürfniß des «"seiidcu Auslandes noch nicht nachläßt. Trotz der "erduld hohen Steuern stellt sich dadurch die Boden- M dieses Jahres so ausgiebig, wic dic Chronik der «!> ?U'thschaft sie änßcrst selten verzeichnet; in Weichem Mßitabc steigern sich die Erträgnisse der Eisenbahnen, ^ Segel- und Dampfschiffe. Die Staatönotcn.Einis-!^u lgcgcn welche wir Unicrc nationalökonomischen Bc> ^lcil übrigens uicht aufgeben) findet nntcr solchen Um-ucilidcn dnrch dcn außerordentlichen Zufluß fremder Enpi. ^^n in h^tciil Silber nnd Gold eine Balance, dic um w ,"lwch,nbarer ist, als sie von reinem Ertrage des ^l'vhcmdcls herrührt. Befruchtend wirken diese reichen ^Mssc cmf hie Gewerbe, welche vollanf beschäftigt sind „'° auch in dieser Beziehung einen bcmcvkeuswerthen ^Wlsntz zu dcn nördlichen nnd westlichen Bändern unseres ^'tinc„l»> bilden, von woher täglich bittere Klagen übcr f !^"ng in Handel nnd Industrie sich erheben. Die ^schreitende Entwicklung unserer inneren staatsrccht-^, >w Verhältnisse findet natürlich lebhaften Ailklang oci fris^ .^^^^lliüq, deren materielle Vage inner Inhres-^^ so wesentlich sich verbesserte. Der Au5gle,ch nut hat^'u factisch, wenn anch noch nicht formell feststehend, ^eiti lN°^ Mehrheit der Bevölkerung jenseits der f^ ^ ,brr constitntionellcn Negicrnng zugeführt, die Nti ^^!'"'l,'>l Elemente cnlwaffnel nnd dcm ungarischen >lNt?^^'" N^uvernemeutale Klaft verliehen. Der Eifer, ^c. s'" in letzter Zeit der diesseitige Rcichsrnlh dic s,,,'Mingsreform in Angriff genonuncn, die Uiner-^"',^ ^^^^. .^^ ^^^. ^ ^sonders in den Erstrebten ^'"llttionellen Bürgschaften der jährlichen ^tcncrbc-dts^'M uud iu Uiililärangelcgenhcilen — von Seilen sch^luustcr >''l Theil wnrdc, endlich der kaiserliche Bc-Vt^f ""f die Vischossadrcssc: alle diese hervorragenden lMci, v^ ""^ kräftigen und liberalen Umschwungs sich "" Wcgc zu einem freiheitlichen, gcorductcu, in H^n Mgcn ncncn Staatsorganisinus dcn Blicken der l^^lN'l'clcgt, uud das am Hcrzcu Oesterreichs ua° ^scili ^^ ^ Prssi>"ismus. wcuu auch noch nicht ganz !^ncw ' ^^ wesentlich verringert nnd zurückgedrängt. i»,^,>. "" Verhältniß zu der bezeichneten Besserung der ^iedcv ?"^""bc hat auch die Wcltstclluug des Reiches fl»,^ /'Erkennung bei alten nnd ncncn Feinden ge^ dc»^',,'u ocmsclbcn Verhältniß hat unser inneres Fric-Ic liliu'^"^ uach außen sich geltend machen können. ^ftliV?"^' ^'^ "cucrwachtc bürgerliche nud volkswirlh-"^'h^l ' ^^Uigkcit iu Oesterreich sich entfaltet, um so ^ltlltts. ?' ^'^ der Einfluß dieses NcichcS auf die Er-^Yil^^,. allgemeinen Friedens in Europa. Neue l/N edcn ^'^l^l' Thatsachen und dieser Erkenntnisse trc-- ^n,.,,^^ hervor. Frohen Muthes geht es an die !" ^"qV,6 ^'"^ °" den Ansban unseres Eisenbahnnetzes: ^seitia, ,"^' dircctc Initiative der Ncgicrnng, in der ""' NciclMMtc durch den Untcrnchunmgsgelst und die That der Capital- und Industrickräftc. Hculc zciqt die Kronprinz Rudolphs-Bahn dic Eröffnung cincr Subscriptiou auf 4^ Millioucn ihrer Prioritätöobliga< tioncu au. Da bereits die Aclicu diescr Vahn längst in fcstcn Händen sich befinden, fo bieten diese Priori-täten, selbst abgesehen von der Rcgicrungsgarantic, volle pupillarischc Sicherheit und mehr als ll pEt. Zinsen in Silber. In nächster Zcit wird die Franz-Ioscp!)5-Bahn mit ihren Acticn und Prioritäten folgen, ein großartiges zukunftrcichcs Werk, dcsfen Ansführuug in erprobten, lcnntnißrcichcn Händen liegt. Eben deshalb nnd in Folge des oben bezeichneten Aufschwunges nnsercr volkS-wirthschaftlichcn Zustände steht der Erfolg nicht nur der Subscriptioucn, sondern der bezeichnete.? Üntcrnchmuugen selbst außer Zweifel, nno wiro wettere reiche, fruchtbare ^ändcrstreckcn in dcn großen lohnenden Weltverkehr dcs Reiches cinbczichcn. 44. Sitzung drs Ibneordnctcnhanses vom 26. October. Auf der Ministcrbank: Sc. E^cllcnz der Herr Minister Graf Taaffc. Präfidcnt Dr. Giskra eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 50 Min. Dic eingelaufenen Petitionen werden dcn betreffenden Ansfchüsfcn zugcwicseu. ^Darunter befinden sich ^8 Petitionen um Anfhcbung dcs Euncordatcs.) Voin Schriftstellcrvcrein „Eoncordia" in Wien ist übcr Aufforderung dcs Präsidiums cine Dcukschrift bc-trcffcnd dic Revision dcs Prcßgcsctzcs ciugclaugt (wird dcu, Prcßaussämssc zugewiesen). Anf der Tagesordnung stcyt die Fortsetzung dcr Verhandlung über das Schulgesetz. Die Generaldebatte wurde gestern bereits geschlossen. Berichterstatter Dr. Figuly bemerkt, daß ihm uach den in dcn gestrigen Rede?' vorgeführten Argumcn-teil fiir das Gesetz wcnig inchr zu sagen übrig bleibe. Man sprach gestern dem Staate nur das Recht zu, auf dic Brotstudicu Einfluß zu nehmen. Dies mache ihm begreiflich, daß man bisher sich darauf befchränktc, an dcn Univcrsitätcn das zn lehren, was man branchlc, um taugliche Staatsbeamte zu bildcu. Wenn man anf Prcn-ßen hinwies nnd bemerkte, daß dort d»c Schnlc von der Kirche nicht getrennt sei, so müsse er dcm entgegenhalten, daß in Rhcin-Prenßen nicht nur die Schule von dcr Kirche vollkommen getrennt sei, sondern daß man dort noch viel welter gehe, indem der Reiigionenntenicht nicht in dcr Lchulc, sondern in dcr Wohnung des Psarrcro crlhcilt wcrdc. Dic Geistlichkeit, welche die .«mdcolicoc nicht kennt oder wenigstens nicht t'enneu soll. hält Redner onrchaus nicht für das geeignete Organ znr Erziehung der itmdcr. Scit 1W4 habe der Elcruo dle Au,ficht üb.r die Schule, scit l8:)5 sei er der Herr dersciocn. Was hat dcr Elcrus seit dlcser Zelt aus dcr Schulc gemacht? Äian hörc dic hehrer, dic Gemciudell, du Vandtagc darüber, sie alle tlageu üocr dcn Verfall l>rr Schulet Man fnh in dcm Eoncordatc cinc Stütze des Absolutismus, wie hat es sich bewahrl? Der Eleruo thäte wohl daran, sich dcn Slaatsgejctzen zu fügen im Sinnc des hcillgcn Apostels Paulus. Redner ucrlicst dic betreffende Stelle uud sagt: Sie werden mir verzeihen, wcnn ich dem Apostel Paulus mehr glaube als anderen Doctrincn. (Heiterkeit.) Mit dcr Fördcruug dcs Wisscus fördere man Moralität, Freiheit, ^umauität nnd dcn Wohlstand. Deshalb müsse das Concordat fallen. Machen Sie die Schulc frei, schließt Reducr, und Oesterreichs Zutuuft wird cs Ihncn danken. (Bravo.) ES wird znr Spccialdcbatte gcfchrittcn. § l lantct: Die Leitung uud Aufsicht über das gesammte Unterrichts- nnd Erzichiiugswcscu stcht ausschließlich dcm Staate zn uud wird durch die hiczu vcrfasfuugsmäßig bcrufcncn Körperschaften nnd Organe ansgcübt. (Sc. Excellenz Instizministcr Ritter v. Hyc erscheint auf der Ministcrbank.) Abg. Dr. Jäger findet, daß dieser Paragraph mit den Bestimmungen dcs §11 lit. i dcr rcuidirtcn Verfassung nicht im Einklänge stehe. Dort wcrdc nor-mirt. daß bezüglich dcr Volks- und Mittelschulen dcr Rcichsrath nnr dic Grnndgcsctzc festzustellen habc. Damit sci wohl gemeint, daß die Leitung dcn Gemeinden nnd Landtagen gehöre, während dcr § 1 dic Leitung nnd Anfsicht dcs gcsammten Unterrichts- uud Erzichuncis-wcscns dem Staate zuspreche. Er könne sich nicht enthalten, auf das zurückzukommen, was cr gcstcrn gcsagt habe, nm so mehr, als cr heutc dcn Nussprnch einer Autorität vorliegen habc, wülchc noch weiter gehe als cr selbst. (Redner beginnt einen Zeitungsartikel vorzulesen, welcher sich iu energischester Weise gegen die Trennung dcr Schnlc von der Kirche ausspricht.) Präsident: Es wäre angezeigt, wenn der Herr Redner auch die Antoritüt nennen wollte, welche cr citirt. Dr. Jäger nennt dcn Dr. K l u n als Verfasser. Dr. Klun rechtfertigt sich. Der Artikel sci aus dcm Zusammenhange gerissen und nichts als ein Abdruck auö dem „Schulboten." Dr. Tom an stellt dcn Antrag, das Wort „aus schließlich" wegzulassen, und wcndct sich hierauf gcgcn dic Ausführungen dcs Dr. Klun in drr Generaldebatte. Präsident: Ich mache dcn Herrn Redner aufmerksam, daß das Haus sich soeben gegen allgemeine Betrachtungen entschieden hat. Dr. Tom an: Der tz 1 enthält das Princip, ich spn'chc nnr gegen dieses nnd glaube, daß ich bei dieser Gelegenheit anch den Dr. Klun eitircn kann. Präsident: Ich bitte dcn Hcrrn Redner fort» zufahren. Dr. Tomau: Es wird mir doch crlanbt scin, gegen das Princip dcr Trennung der Schule. . . . Präsident: Abcr Sie haben ja das Wort. (Unrnhc.) Dr. To man (fortfahrend): Es wird mir doch erlaubt sein, gcgcn Ansführuugcu zu sprcchcu. . . . Präsident (erregt): Sie haben ja das Wort, Hcrr Dr. Toman! (Gesteigerte Unruhe.) Dr. Toman: Dann verzichte ich anf das Wort, wcnn solche Chicancn ausgeübt wcrdcn. Präsident (erregt): Ich bitte dcn Herrn Dr. Toman, das Wort zurückzunehmen. Dr. Toman: Abcr ich bittc, ich muß die Unterbrechung dcs Hauses so auffasscn. Wcnn dcr Hcrr Präsident cs auf sich beuchen-------- Präsident (mit erhobener Stimme): Dr. Toman, ich fordere Sie znm letzten male auf, das Wort zurückzunehmen. Dr. Toman: Ja, wcnn man so lerrorisirt wird. Präsident: Ich fordere Sie nnf, auch dicseS Wort znrück^un hmcn. Dr. Toni an ^audcrt. Präfidcnl: So rnfc ich Sie ,.;ur 5>duuuss." Dr. Toman: So rnfen 2>c mich ;ur Ordnung. (Gesle ncrtc Unruhe. Rufe: I'ie Sitzuua sclü.eßcu. — Dr. Toman will fortfahicn zu sprechen ) Präsident: Hier habe lä> allein dic Ordnung anfrccht ;n crhaltcn, ich cnt;irhc ^hncn das Wort. ! Dcr Berichierstattcr erhält daö Schlußwort, in welchem cr dcn Ausschüßantiag auficchlcrhält. Bci der Abslimmnng wird lnachdem in dcr ersten Abstimmung rin Irrihum nnlerlnusen, bri noäimaligcr Aoslimmllng) dcr ^ 1 nach dcm Antrage dcs Dr. Bcr-ger angenommen; dic übrigen Anllägc blc,bcn in dcr Minorität. § 2 lautet: Unbeschadet dieses ^ujsk! töreclilcs bleibt dic Besorgung, Vcilung und nniüittelbarc Bcaussichligunss dls Nc-ligiononntcrrichtes für die verschiedenen Glmibcnoaenossen in dcn Volks- nnd Mittclfchulcn dcr betreffenden Kirche oder Religionsgenosscnschaft ül'crlasscn. Dcr Unterricht in dcn übrigen Vclngeaenstandln in diesen Schulen ist unabhängig von dcm Einflussc jeder Kirche oder Rcligionsgenosscnschaft. Mg. Dr. Jäger gegen dic praktische Ausführbarkeit der Alinea 2: Soll dcr Rcligionslclircr dic Schüler nicht z. B. vor der Darwin'schcn Vcrandcrnngö-thcoric warnen, nnd wird man dcn Einfluß dcS uicht katholischen ^chrcrs auf die religiösen Anschauungen vcr-hiudcru tönucn? Abg. Kuranda glaubt, cs wärc dcr Sachr vicl klarer culsprochcn, wcnn in dcm Alinea 2 dic Worte „dcm Einflüsse" ausgelassen würden uud dieses Alinca lauten würde: „Der Unterricht in dcn übrigen ^chracacn^ ständen iu dicscn Vchulcn ist unabhängig von jcdcr ^ircke oder Rcligionsgcnosscnschnft". Daö Wort Ein lu?' 3 nicht recht zu bemessen, wcil cr weder acwo m u°^ überwacht wcrdcu laun. ljcwogcn, noch Redncr stellt eincn bezüglichen Autraq nnd wcndct ^,, ^./'9M dle Bcmerkungcn scincs unmittc.barcn Voncduns. Dtc Physik ;cht. daß dic biblische Schö-Pfuugss,eich,chtc Mlr syn.bolisch auf;ufasjcn sci. Dcr im-icllgc Gegensatz zwischen K^rchc und Wisftnfchast sci durch dic buchstäbliche Änslegnng dcr heil. Schrift geschaffen worden. Es gcbc übrigens unter dcm höheren Clcrus 1704 höher begabte Köpfe, welche den scheinbaren Widerspruch, zwischen Kirche und Wissenschaft zu lösen nothwendig! finden, während dcr niedere Clerus sich noch nicht zu dieser Anschauung aufgeschwungen hat. Abg. Dr. Jäger: Die Divergenz zwischen Dar« w i n und der katholischen Lehre besteht in der Lehre von der Erschaffung des Menschen, und da haben wir in der heiligen Schrift eine bestimmte Angabe, welche unö als Glaubenssatz hingestellt wird, daß nämlich der Mcnsch aus der Hand Gottes hervorgegangen und daß er nicht durch diese tausend und tausend Umwandlungen vielleicht von Infusorien heraus (große Heiterkeit) im Laufe von Jahrhunderten diese Gestalt angenommen hat wie jetzt, wo cr diese Physiognomie, diese Nase und diese Ohren hat. (Große Heiterkeit.) Wenn man nun dem klaren Worte der heiligen Schrift nicht mehr glauben darf, dann weiß ich nicht, was ich sagen sollte: wenn man diese nur als Allegoric oder als Symbol auffassen soll, dann haben wir keinen Glauben mehr, dann ist uns, nach dem bekannten Schrift« stcller, Christus auch nur Symbol und kein wirklicher Mann gewesen. Abg. Greut er beruft sich iu Betreff der Ehelosigkeit auf Jesus und die Apostel und glanbt, dcr Grund, daß man den Einfluß dcr Geistlichkeit beseitigen wolle, liege in dcr materialistischen Richtung der Zeit. Er sagt.- Führen Sie nur den Grnndsatz dcS Matcria» lismus cin in die Schule, dann wird das Volt kommen und sagen: Bildung verlangt ihr? Gut. Wir wolleu die Bildung im Namen der neuen Wissenschaft. Mit dcr alten Theorie sind wir fertig. Der Mensch ist jetzt nichts als Matcric. daS Dcnkcn ist nichts als daS Phos-phorcScircn dcS Gehirnkastens. Diese Bildung nehmen wir an. Was gehört aber zur Bildung? Wenn das Denken, daS zur Bildung nothwendig ist, nach dieser materialistischen Auffassung dcS Menschen nichts anderes ist als cin PhoSpyorcsciren des Gehirnes, so muß dcr Phosphor uach dem massenhaften Verbrauche auch wieder ersetzt werden. Ersetzt wird er dadurch, daß dcr Mensch bessere Speise 511 sich nimmt. (Große Heiterkeit.) Was wird die nächste Forderung des Liberalismus dann fein? Das Volk wird sagen: Mit cnrcr Bildung bleibt uns zu Hause. Uns hungert. Dcr Phosphor im Hirn muß crsctzt werden, darnm werden wir uns zu euren Tischen setzen. Das ist das Erste, das Nothwendigste, und wenn ihr so ein Nevolntiönchcn macht oder machen laßt, schreibt dann: „Heilig ist das Eigen» thum" auf eure Thüren. Wir wollen Phosphor haben für unser Dcntcn, denn sonst ist das Denken nnd auch die Bildung unmöglich. (Unruhe.) Sehcu Sie, m. H., daS sind die praktischen Con-scquenzen. (Große Heiterkeit. Präsident läutet.) Abg. Schindler. Bis wir Liberc.le von der socialen Demokratie gänzlich als Phosphor aufgebraucht worden sind (Heiterkeit), erlaube ich mir auf die vorliegende Frage zurückzukehren uud den AuSschußantrag zn vertheidigen. Das Wort „ausschließlich" wurde ab» sichtlich im Hinblick auf Art. 5 des Concordats gewählt, dcr den ganzen Unterricht der katholischen Jugend der Kirche unterstellt. Gegenüber dieser Bestimmung war^ dcr Ausschuß vollkommen im Rechte, das Alinea nach der vorliegenden Fassung zn formulircn. Die Absicht dieser Stylisirung lag in nichts anderem, als ein für alle mal im Staate das Wissen vom Glauben zu scheiden. ES wird nnn Kanzeln geben für das Glauben, es wird Kanzeln gcbcn für das Wissen. Die ersten werden in dcr Kirche, die zweiten in den Universitäten nnd herunter bis in dcr Volksschule stehen. Berichterstatter Dr. Fignly betont die Wichtigkeit des Alinea 2 des § 2. Ein Widerspruch mit dem übrigen Inhalt des Gesetzes könne in diesem Alinea nicht ge» funden werden. Was die von einem Redner beantragte Wcgwssung des Wortes „Einflnß" betreffe, so hlelt der Aneschnß dieses Wort für sehr wichtig, denn es wäre ohne dasselbe möglich, etwas in das Gesetz hincinzuin-tcrprctircn, was nicht darin stehe. Davor müsse man sich bewahren. Es wird zur Abstimmung geschritten. Alinea 1 dcS § 2 wird angenommen. Das Alinea 2 dieses ParagraphcS wird ohne die Worte „dem Einfluß" zur Abstimmung gebracht und wird angenommen. (Dagegen die Rechte mit Ausnahme der Abgeordneten Dr. Landcsbcrgcr uud Dr. Klun.) Es gelangt hierauf das Aliuca nach dem AuSschußantragc zur Ab« stimmung. Da das Resultat dcr Abstimmung zwcifel-haft erscheint (es wurden nämlich 61 dafür und 60 dagegen gezählt), so wird zur namentlichen Abstimmuug geschritten. Abgeordneter K uranda erklärt, seinen Antrag zurückziehen zu wollen. Präsident: DaS ist nicht mehr zulässig. Bei der hierauf erfolgten namentlichen Abstimmung erklären sich 75 Mitglieder des Hauses für und 54 gegen den Ausschußantrag. (Dafür die Liuke, einzelne Mit«! glicder des rechten Centrums, vou der Rechten Klnu, Hormuzaki, Landesbcrgcr und Pctrino.) Zu § 3. lautend: Die vom Staate, von einem Lande oder von Orts« gemeinden ganz oder theilweisc gegründeten oder erhaltenen Schulen und Erziehungsanstalten sind allen Staatsbürgern ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses zu« gänglich, beantragtAbg. Steffens statt des Wortes..Ortsge- meiude" das Wort „Gemeinde" zu setzen, um jeden! Zwcifel, daß auch Bezirks- und Catastralgemeinoen zur! Errichtung von schulen berechtigt sind, zu beseitigen. (Unterstützt.) Berichterstatter Dr. Figuly schließt sich diesem Antrage an. § 3 wird hierauf mit dem Amendement Steffens angenommen. §§ 4 und 5 lauten: tz 4. Es steht jeder Kirche oder ReligiouSgesellschaft frei, auS ihren Mitteln Schulen für den Unterricht dcr Jugend von bestimmten Glaubensbekenntnissen zu errichten und zn erhalten. Dieselben sind jedoch den Gesetzen für das Unterrichtswesen unterworfen. § 5. Für solche Schulen kann die Zuerlermung der Rechte ciucr gleichartigen öffentlichen Lehranstalt in Anspruch genommen werden, wenn allen gesetzlichen Bc-dinguugcn für die Erwerbung dieser Rechte entsprochen wird. Präsident eröffnet über beide Paragraph«: zugleich die Debatte, da dieselben im Zusammenhange stehen. Abgeordneter Sawczynski beantragt folgende Stylisirung des tz 5: „für solche Schulen, desgleichen für jene, die von Privaten errichtet werden, kann die Zucrkcnnung der Rechte einer öffentlichen Lehranstalt in Anspruch genommen werden . . ." u. s. w. Redner begründet seinen Antrag damit, daß es einerseits wüuschenSwcrth sei, die hier aufgestellten Bestimmungen anch auf die Priuatlehranstaltcn auszudehucn, dann anderseits den beschränkenden Zusatz, der in dem Worte „gleichartig" liegt, zu entfernen, da manche Schule eine von dcr bisherigen Einrichtung neue haben könne. (Unterstützt.) Abgeordneter Dr. Berger beantragt für den Fall,! daß das Hans siä, für die Weglassung dcö Wortes! „gleichartig" im § 5 aussprcchcn sollte, die §tz 4 uud 5 in einen Paragraph zusammenzuzieheu, dessen zweites Alinea dann so zn lauten hätte: „dieselben sind jedoch den Gesetzen für daö Untcrrichtswescn unterworfen nnd können die Zucrtcunung dcr Rechte einer öffentlichen Lehranstalt nur dann in Anspruch uehmcu, wenn u. s. w." (Wird unterstützt.) ! Abgeordneter Baron Seiffcrtitz und Abgeordneter Dr. Herbst erklären sich ebenfalls gegen den vom Abgeordneten Sawczynski beantragten Zusatz. Es handle sich hier nicht nm Feststellung der Rechte von Privatanstalten, sondern nnr um Regelung dcS Verhältnisses der Schule zur Kirche. Wollte man den Antrag des Abgeordneten Sawczynsli annehmen, so wäre man veranlaßt, auch noch viele andere Bestimmungen aufzunehmen; es wäre aber der Satz, so wie er aufgestellt ist, überhaupt nichtssagend. DaS, was ausgedrückt werden soll, ist klar im Amendcment des Abgeordneten Dr. Bcrger ausgesprochen. Berichterstatter Dr. Figuly erklärt sich gegen den Antrag Sawczynsli ans den vom Abgeordneten Herbst bereits angeführten Gründen und schließt sich dem stylistischeu Autrag des Abgeordneten Bcrger an. Es wird hieranf zur Abstimmung geschritten. tz 4 wird mit großer Majorität angenommen. Die vom Abgeordneten Sawczynski zu § 5) bean? tragtc Einschaltung wird abgelehnt (dafür die Rechte); dagegen die Weglassung dcS Wortes „gleichartig" beschlossen und die §§ 4 und 5 in einen Paragraph zusammengezogen und dem Antrage des Abgeordneten Bcrger entsprechend angenommen. tz 6 (jetzt tz l')) wird ohne Debatte angenommen. Derselbe lautet: Die Benützung von Schuleu und Erziehungsanstalten für bestimmte Glaubensgenossen ist Mitgliedern einer anderen Rcligionsgcsellschaft durch das Gesetz nicht nntersagt. § ? (jetzt 0) lautet: Die Lehrämter an den im § 3 bezeichneten Schu-lcn und Erziehungsanstalten sind für dazu befähigte Staatsbürger ohuc Uutcrschico ocS Glaubensbekenntnisses gleichmäßig zugänglich. Als ReligionSlehrcr dürfen nur diejenigen ange-stellt werden, welche die betreffende confcssionclle Oberbehörde als hiezu befähigt erklärt hat. Bei audcrcn Schuleu und Erziehungsanstalten, welche für bestimmte Glaubcusgenosseu errichtet und erhalten werden, ist dies-falls das Errichtungsstatut maßgebend. Die Wahl dcr Erzieher und Lehrer für den Privatunterricht ist durch lciue Rücksicht auf daS NcligionSbetenntniß beschränkt. Abgeordneter Groß (Wels) stellt den Antrag, als drittes Alinea zu diesem Paragraph den Satz aufzu-uchmen: „der Schuldieust ist von dem Meßnerdienst zu trennen". So lange, meine Herren, der Schullehrcr als Meß' ncr verpflichtet ist, zum Gebete zu läuten, deu geistlichen Herrn anzuziehen, ihn zu begleiten, kurz alle nicdcrcu Functionen auszuüben, so lange wird er nie in dcr Gemeinde die ihm gebührende Stellung einnehmen. (Beifall.) Die materielle Seite dieser Frage könnte, glaube ich, füglich den Landtagen zur Lösung überlassen bleiben. (Unterstützt.) Abgeordneter Greuter erklärt sich gegen das in diesem Paragraph enthaltene Princip der Confessions- ! losigkeit der Schule wegen des Zwanges, welcher dadurch ! dem Lehrer in dcr Aussprechung seiner Ueberzeugung alls' erlegt werde. Abg. Dr. Landesberger wendet sich gegen dic Ausführungen GreuterS, der sich als Vertreter der Jugend gerirc. Die Frage,, um die eS sich handle, sei die: wcr 'st fähig, den Unterricht zu ertheilen? Und diese FM kann nur in Unabhängigkeit von der Confession beam' wortet werden. Wenn Abg. Greutcr glaubt, den Confessionen werde cin Zwang angelegt, so müsse er das bcstrcitcn. Verschiedene Religionen können neben cmandel bestehen und wahre Bildnng besteht darin, daß ein: Religion der anderen Achtung gewähre. (Lebhafter Beifall.) Die Religion wird auch nicht unter AufstellM deS Satzes leiden: „Die Lehre ist frci für jcdcrmam'. (Allgemeine Zustimmuug.) Abg. Freiherr v. Sciffcrtitz: Mein Vorredner aus Tirol hat i:n Interesse der Gewissensfreiheit ^ danert, daß dieser Paragraph hier aufgenommen ist. 3^ kann nnr im Interesse jener Partei, welche dieser Hell hier vertritt, bedauern, daß immer mit den crtrcmstc>> Waffen gefochten wird. WaS wir schaffen wollen, '!l kcin Experiment, cS besteht ja in vielen Ländern, und nirgends ist es vorgekommen, daß Lehrer an solchen coir-fessionslosen Schule« sich in Ausübung ihrer Confession beciuträchtigt saheu. Wohin eS aber kommt, wenn ma" dic rcin weltlichen Gegenstände deS Unterrichts nicht auch von der Religion scheidet, dafür habe ich cin cclatantcs Bcisfticl. In meinem Vatcrlande existirt ein f. k. Staats gymnasium, dies befindet sich seit 1855) — in dicscl» Jahre wnrdc das Concordat geschaffen — iu den Ha" den des Iesuilen-OroenS. In ciner Doctrin nun, wclchc an diesem k. l. Staatsgymnasium, das von Icsuitc» bedient wird, gelehrt wird, kommt folgender Passus voll ,.ll>l!^inll>ll!ll>i lmimulii; l>ul <«l »nllii'ilü^ l!Ul 5Ui><'i'»'l' !m'll!i>; nilllil'lili» n«ü <,'>,!, l'l'^o <,'l 5llixr»lllm<>I>" (Heiterkeit.) 5i <'vl ^u^i-lililm-illi^, nut <>«t s) !!<»» <>>l, «>.«l l die rcin weltlichen Gegenstände nicht bis zu einem ge< wissen Maße von dcr Confession scheidet! (Allgemein Zustimmung.) Abg. Greuter erwiedert und sagt lmter andernu In diesen Tagen ist hier im Hause so viel über d't katholischen Institutionen gesagt worden, daß ich wähl' haftig — wie soll ich nur sagen? ... daß es m^i anekeln würde, in diese Vorwürfe nochmals cinMchc»' Präsident: Ich bitte doch den Herrn Ncdn^ die Güte zu haben, darauf Rücksicht zu nehmen, dap er in einem Parlamente ist (Zustimmung links), ^ man sich ciner andern Ausdrucksweise zu bedienen psM' als sie dem Herrn Redner vielleicht an anderen Orte" geläufig geworden ist. Abg. Greuter: Nun jetzt muß ich denn doch-' Präsident: ES wird mir wirklich sehr schtv^ mein Amt in dcr Weise wie bisher fortzuführen. Abg. Greut er: Wem habe ich denn hier ci""' Vorwurf gemacht? Ich habe mich einfach auf die slcn^ graphischen Berichte berufen; ich berufe mich daraw daß man nns Dinge hier entgegcngcschleudert hat, n>^ chcs ohuc irgend eine Vemcrkuug von Seite des Pl">. oiums im Hause geschcheu konutc Lebhafte Bravor" im rechten Centrum — große Unruhe), indem man saa)' der EleruS vertrete nicht die Moral, sondern die La'"' Wenn man das nnö gegenüber gestattet, dann luc 1 ich, was ich zu thun habe, daun heißt cS, s^i "'^ dersetzen und schweigen. (Lebhafter Beifall im rccht Centrum.) ^ Präsident rechtfertigt sich, indem der Ausdr^ es „ekle jemanden an," ans Acnßcrungcn, die in b Hanse vorgekommen, zu autwortcn, in dcr p^laA, « tarischcn Discussion noch nicht gehört wurden sei. ^^ den dem Clerus gemachten Vorwurf betrifft, so scl gemacht worden, während er (Gistra) nicht präs^ ^ er sei aber von niemand im Hause bemerkt worden, >) , auch kein Zeichen des Mißfallens hervorgerufen, cr > daher nach geschehener Rücksprache mit dem Vlttpl"' oenten darüber hinansgcgangcn. Al. Nach dem Schlußworte deS Berichterstatters ^ Figuly wird zur Abstimmuug geschritten und ^ (früher 7) mit großer Majorität angenommen; dcl . trag Groß bleibt in dcr Minorität, für denselben l" nur cin Theil der Linken. . heü Abgeordneter Frh. v. Gi 0 vanclli beantrag Schluß der Sitzung. (Wird angenommen.) ^ftc Präsident befragt daS Haus, ob die Sitzuug Montag oder Dinstag stattfinden soll^ ^fitt Abgeordneter Dr. Herbst: Ich spreche M'ly ^t> auS, daß die nächste Sitzung am Montag MW"^!!' zwar aus dem Grunde, weil alle Mitglieder des v ^ 1705 cs wu-'schm dürften, daß dcr Gegenstand, der daS Vaus dlc gauze Woche bcfchäftigt, so bald als mög- uu) zu i>ndc gebracht wcrdc und der Geist und dic vorm einer ruhigen Acrathung baldmöglichst wieder oic,cm Hause eiukchrcu inüchlcn. Lebhafte ^ustimuiuug.) ^cl der Abstimmung wird Montag als dcr WWc Sitzungötag bestimmt. Schluß der Sitzung! " /2 "!)r. Nächste Sitzung: Montag. . Tagesordnung: Debatte über das Schulgesetz, Schrift. Ncdc ic.«; Mg. Dr. Klun in >rr Schulgcsch-dcllM am 25. Gctotur 1867. ^llm geehrter Herr Vorredner hat sehr viele wnhre Säl)c "«lMProcheu. die ein jeder Schulmann, 511 dcncn auch ich mich M»e. Uullinhaitlich nnter?chre,beu wird. Allein ich glaube, cr ist >' emigen Pnutlm weiter gegangen, als cö sich nach mcincr An-MMiuiig ans diesem Gcse^c dednriren läßt; andrrersci!« sind l», !. ^"'"l;c" gezogen worden, denen ich nicht beistimmen Ich wcrdc zuerst nur einige Momente an« seiner Rede rincr ncnachlnnst unterziehen. Den Schwerpunkt in der Controverse stellt er dahin, daß er 01c Kompetenz des SlaateS bcstrcitct. Dem Staate, dic Eompctcnz wlsscnschasuichel, Fressen zu vindicirc», daran wird wohl uic- uand dcnleu; et! wird niemanden rinfallen, den Staat anfznfor- °°ui, dnß cr über Darwins Theorie oder in ähnlichen Frage» sein ^°!,!!!". "bgcbc; allrin ich glanbe. in einer anderen Richtung ist ^ Pflicht des Staaie?, im ^Erziehiingüwesen mitzureden. Die Thesis, das, die Schule eine Ergänzung dcr Familie sei, u»ierschveil)en wir alle: das ist eine, Thatsache, dic seil Iahrhuu-°"lr>> nucrlaunt ist. Die Herren, namentlich die von dcr Schnle, werden wissen, "el"! große Verdienste um die dentschc Sprachwissenschaft^ und >m das deutsche Schuln'esen sich Anther erworben hat. Vchon ^Wcr hat in scinem bekannten ossenen Scndschrcibcn an dic Ma. Zurate nnd Ralhsherren appellirt, und nicht ail dic einzelnen ^.>lchenv0rsläude oder au dcu Staat; weil er in seinem Send-Mcibcn die Schule als eine ssorlsetzuug nnd Ergänzung dcr Fa->'"l>c betrachtet. Wir alle stehen, glaube ich, auf drin Boden, ^K dic Schnle nud speciell die Volksschule eine Ergänzung der Min'lie jft. >)„^^^ f^c,,^ daß die Eltcrn bei dein Unierrichte der A"dcr und bei der Erziehung derselben ein maßgebendes Wort Zuzureden haben, nnd dieses Recht finde ich auch m dem Gesctz-'"wmfc vollkommen gewahrt. Ich will auf diesen Pnnlt noch ^"cv zu sprechen komme». . . >> Ich glanbe. et- kann keinem Staate glcichgiltig sein, iuic die ''Ugeud c'r;ogcn nnd herangebildct wird; ich glanbc aber anch, ^l! es cinc mcht zu bcslrcitc'nde Thatwche i'.', das; an cincu Staat, „ !",' n seine Vcrfassnug wesentlich ändert, anch dic Pflicht her-?" "». da« Erziehuugs- niid Unlerrichtssystem ebenfalls nmzuge-'^.,"'; denn in der Erziehung und Bildnng dcr Jugend liegt die ^"'"'N de« Staates. sclü ' Lnnzen Schulorgauiomns uimint alxr gerade dic Volls-^ / ^ '"^» geehrter'Herr Vorredner anch betont hat, cincn l^r 'sachlri^wcrihln Rang cin. ">»mal ist es dil Volksschule, welche die Grundlage siir dcu U°^e!i wrinr anfzusührcuden Ban des Unterrichtes bietet, anderer-^, >st c?ader auch diesc bescheidene Slällc, an welcher der größle ^1«! d^. Bevölkerung, nnmrnllich der größle Theil der arbeücn-°"l Classcn die einige Äloglichlcit siüdet. dereinst dem Staate Ulhlich ^,1 werden, sich gellend ;u machen und nlierhanpt in vollß-^'Uhschllfliichcr As;irhüng Eiitsprrchenocs ;n leisten. Wenn mciu gcehrler Herr Vorredner am Schlüsse seiner Rede v°>l drr Finanznulh nnd dem hereinvagcndcu Bauterolt spricht, so ^tchc ich, duß ich allerdings uuch nlcht so schwär,, sehe-, aber ^l>t,e l'ci diesen ^imhcn nnd Bedrängnissen, in denen sich unser f Irland befindet, müssen wir fragen, wüdnrch ist eS dcn>i gc-"N'ine,,, daß es so is! ? >^,s^. H„s,„„^ ^„^ die b,^her,ge Leitung n,ld Änfsichl des, ^ulwssnis eulspvechcnd. wenn solche Rcsnlialc zu Tage liegen? -Ultiin dir Rcsnltaic so spreche», dann rnsc ich zn.' ll in ! e h „.,."- Z» anderen Principien sich bctennen, als dir bisherigen """lM' sind! (Rnfc: Sehr richtig!) ^ schatten Sie mir, meine Herren, daß ich speci.ll a!ü Schul-. "ü. dcr anch eine peinlich langjährige ^'ehrcrpraris hinter sich lss' ^rradr das Vollsschnlwesen' hier näher zergliedere. Die s^ ^ragf, welche sich dabei auswirft, ist die : leistet unfer<> Voll«. t'Nf <'" ^^'"' sssglnwärligen (Ilu'dcrnng. unter ihrer gegeinvär. ,^u>ci!iing nnd'Anfsicht das. was sie leijlen soll? nnd wo nicht. l^gen die Gnlnde nnd wie tann da abgeholfen werdin? ^ -^"s! nnsere Volksschule nicht das lcislel, was sie leisten soll ^!'!'cnic Herren, vor wenig Wochen warm an ZnxNanscnd ostcr-^ ^' ^'^h"r in W,eu uersammelt, nnd einstimmig lautete das I^'": Die Pollsschulc le,stet caö nicht, was sic lcistcn soll. — Nln ," ^" U'cht zu denm. !"clch? einen ilbrrmäßigen Antorilätcn-te>, s" ^>."bcu und ans die Worlc einer ^ehrcrvers.'iniulung schw^ hj' 'rlbft wenn 2000 hehrer versammelt sind; aber betrachten ,^, Mls^-e Zustä,^^ ^„f^, ^ollsschulwcsrn in Oesterreich, wrrfcn ^o>,<""^ ^''lck anf die Lullnrvcrhciltnissc in den verschiedenen ^ n dcru nnsercs schijneu Vaterlandes: wie stehen diese, wenn ^ >">t jcneu in einigen anderen Bändern vergleichen wolleu, >H„ "'" mau den Anstand dcö Schulwesens beurtheilen, so hat Mttichst drei Momente ins Angc ;u fassen: Üe'üll,!,' '"'^ Au^ahl der Volksschulen, i:> welcheu d,c Moglichkclt Resultate, nämlich die Anzahl der dcs Besens und N.!'^ ledigen Indiuiduen in einem Staate. Ich i^"'/'l wir zuerst dic Anzahl der österreichischen Volls,chulen. Tch^ l"r Daten aus derzeit vom Schlüsse des Jahres 1«'^ l>^»dcn ^''" ''"ben sich die" Verhältnisse wohl nicht bedeutend > d«, 'h habc aber das Jahr I^l. deshalb gewählt. weil, ^"»a Z?"> bekannt ist, nn Jahre 1«62 bei der Iudnstrieans-^"del ° ^"'bon auch hie Lehrmittel nnd Un!crrich!^r,olge allcl ?"if,!s/"^slrllt worden nnd bc, die'er Gelegenheit ausn»hr^ch °°rZc,t l..^"^ "l"r fast alle kändcr publicirt worden »lnd. Vcil ?> Win "° "°n wohl dinglich einzelner Bänder weiter gel n -.ll^'rn ?"' """ Vergleich anstellen zwischen den einzeln ^ B^,/° "us; mau cincn Zeitpunkt annchmeu. "1 ,ve!chc"i, " collidircu. Wenn wir also dic Daten ans diesem Jahre betrachten, so will ich Sie dabei nur auf cinc Hahl aufmerksam mache». Da« gcsammtc Oesterreich hnttc damals'nicht ganz 30.000 Volksschulen bci einer Bevölkerung »on beiläufig 35 Millionen. — Prcnßcu, welches uns hrutc anch schon cilin worden ist, hatte damals cinc Bevölkerung von 17'/, Millionen Einwohnern, d. h. dic Hälftc dcr Bevöllcrung Orstcrreichl>, halte aber '^7.000 Volksschulen (Bewegung.) Die llciuc Schweiz mit rincr Bevölkerung von nicht ganz ^7, Millionen h.nte nber ?00l> Volksschulen / Fraukrcich über 0«.0',)0. England über ?2.()!A> Vollsschulcn Ich will nur das Verhältnis- gegenüucr der Schweiz beleuchten, eiucm Landc, Über dessen Sl.):^ives.'i, ich nicht blos theoretisch, suudrrn anch ftrattisch ctwas näher insormiri bin. Wenn wir die Anzahl der östcrrcichischcu Volksschulen mit jcncr dcr schweizerischen vergleichen, müßten wir nach dem Verhältnisse der Bcvöllc» rnug in Oesterreich wenigstens ?üs»0(1 Volksschulen haben. In Oesterreich kommt im Durchschnitt auf 1170 Einwohner crsl ciuc Volttschnlc, in dcr Schweiz auf 450, in PrcußlN anf tti>0. Das sind allgemeine Ziffcru, die vcrhältnißmäszig noch günstig klingen. Wenn wir aber bci diesen statistischen Studien in die Details der einzelnen Krouländcr tiugchru, meine Herren, da kommen wir miiunter zu noch belrubeiidercn Resultaten. Ich habe als Dmchschniitgziffcr 1170 genannt, meines Wis-scnö sind nnr vier Provinzen, welchc über diesem Mittel stehen, das heißt besser, und zwar Tirol, Salzburg, Känüen und Mähren, nämlich ni Tirol anf 45:l, m Salzburg ^uf 8«8, in Käru-teu auf 10'>5 und in Mähren auf 1126 Einwohuer, All- übrigcu Kroniändn- strhrn tiefer, und wir habm sogar Kronländer, wo erst ans -^70 Eiilwohncr eine Schnle kommt. In dein v'aude, da« mich ^schickt hat, tommt crst aus 1890 Eiuwohurr cme Schnle. Ich will Sie mit den übrigen Detail« nicht ermüden, aber cint Thatsache ist r5, da>; sch^ die Anzahl der Schulen rinc hcr« rcn" klcme gegen o,e dcr ilbrigen Lnünrstaalen Europas ,st. Der Schulbesnch. welcher uus den Beweis liefci)', srN. wie yiele von der dargebcleüen Moglich^^j^ s^, auszndildcn. Gebrauch mnch?n, ist in Oesterreich leider ebenfalls cin ungünstiger. Im Durchschnitte tann mmi fagm, da^; von ws) schulpflichtigen Kindern «4 wirk. lich dic Schulc besuchen; die anderen wachsen zumeist anf. wie die Tannen im Walde. Allein diese vcrhällnisimäßig noch gutc Ziffer ist uocl, brlrli-bendcr. wenn >r,vurdr gewöhnlich uotirt. wic uiclc lc^cu und schreiben können, nnd ich lönnlc Ihnen rin !t.'and nenne», in welchem ich anch als Vehrcr an e,mr Mltlelschnlc gewirkt habe, wo drei, höchstens süuf von hundert Rccrnteu dcs Besens nnd Schreibens tnndig war,'!,. (Nufc: Ho«.') Blicken wir aber ans dir li'nnrigen Verhältnisse iu deu einzelnen Provinzen — und wir brauchen uns nicht einmal mit diesen Hifsirn abzugeben. Ich habe mir anch erlanbl, auf d^n allgemeine!! Cnltnrznstaud hinzn-il'ciscn. — Das Resultat liegt offen. Nun sage ich nber: Nicht allein dic ?0 Stimmen der österreichische,: Lehrer sind e«, die nncl, zu dem An5sprnchc bcstim meii. daß die österreichische Volksschule nicht das leistet. wcw sie leisten soll, sondern die Zifsmi. D'c Ziffern sind Thalsache», die Ziffern find, wic der Allmeistcr der Nalnrwisscnscljaiien sagl. der Icylc nittrvntliche Richter, dic Z ffcru sprccheu laut. Nuu möchte ich sagen, !v>c lummt eö denn, daß dieser wahrhaft l'cdancrnvwcrlhc Zustand entstanden ist? Wo lag die Schnld davon? Meine Herren! Man ist rs im vürg.-rlichcn ^,'eben gcivohnt, wenn mau eine Anstalt benachiet, die, wic man zn sagen pflegt, nicht gnl geht, zu sage,,, die Direcnon, der Ver-wallnügsralh', im Simile das Milüsterinm, die oberste spitze, dic ^ciinng, die Anisichl ist nicht r,chlig: - da muß gewechselt n,,rrdcu. Ich für meine Person stehe nichl im mindesten an, zn erklären, daß. wenn es wirtlich so ist, und ei! ist so. die Hauptschuld auf dic Vcilung und Oberanf,lcht der Schulc fällt. Dir Herren, wrlchc vom ^hrjache sind, werden diele n/wisse „rolilische Schulverjassung" sehr wohl keimen; es ist dies ein bellagenowel: :hes Sumlnclsminm von allein Möglichen, nnd hier sag: gleich der § 1, daß der bllnfsenoe Orlsseeilorger nicht blos den Schulbesuch nnd was da» alla/meinc der Schulc bcirisst, foudern anch die Methode, den melhodischen Unterricht zu überwachen hat. Die Arlilel 5, bis « des Concoroaics haben den gleichen Zwett, d. h, sic übergeben der Geisllichleit cbeüfatls dao Recht nnd die Pflicht, den «Hciamiiiiunteincht, abcr uuch da« Methodische nn Nuterrichie zn tibenvachen. Meine Herren! Gerade dle methodischen Ver-hälluisse sind es, denen wir i,uc oben crwahulc (irscheiunng veidnntcn. Ich gestehe, daß im österrcichljcheu Volksimterrichiawchn in den letzte»! Jahren ziemlich uiel geleistet worden ist, d. h. ,n dem Decenuinm vom Jahre 1^0—1l-r b>"'!eht auch Nü'.'r u.l<ü tciuerlei Divergenz, damit sind wir allc einverstanden. Ich bin dafür, daß auch der hehrer in diesem Schnlcomitl- fitze uud nebst dem Sitze anch Stimme darin habe (Bravo!) Meine Herren! Sehen Sie sich einmal den ^ehrerstand in Oesterreich an, Sie finden schier keinen Lehrer, bei dem nicht leider das > o,^>0!edcrho!^ ich: E« ist uicht damit gethan, dic fiuanzicllcn Vrrhattmssc allein auszubessern; besser ansbildni muß man dcn Lehrer. Wcuu rr iu dem Rath? sitzt, in welchem nbrr dic Schule abgesprochen wird, so hat er eine augeselieucre Stellung. Gegen-wäriisi, abrr gibt es vicle Orl>, wo der emc,üdr'Hi rt eiur bt-liebtcre Persöulichkeil ist, al« drr Gcmeiiidc^'ehrrr, (Rufc: Sehr i lchllg! links und im Cenirum ) Dieinc Herren! Sehen 3ie den Bauer in vielen i'änbern bei uns an. Den Schafhirt zirht cr 511 Rathe, wenn er glanbl, daß dcn Schafen riwa« gebricht, nicht abcr zieht cr den i'ehrer zu Ralhc, wrun seine Kinder nicht in dcr Ordnung sind. Der Vehrer soll nicht der Diener des Pfarre« sein, sowie er nichl di-r alleinige Dmer dcr Gemeindc sein sr>ll. Sitzt rr aber im Rathe, so hat rr eine angrscheurrr Stellung als jetzt. Was ist baun dic Folge? Wrr wendet sich dem ^chrerstandr zn? Wollen wir es dahin br,uge», daß nnr Unfähigkeit sich diesem rdlen Siande zuwendet? Bemabc jeder Knecht ,st nnf di-m ^ande bess,> daran, als der Lehrer. Wollen Sie, daß fähige Männer mil einrm richtigeil Strrbcn sich diesem Stande widmen, so geben Sie ihnen mcht blos cineu besseren Gehalt, sondern eine Stellung, die gnchiet ist in der Gemeinde, in der der hehrer arbeitet, u,ld das ist nnr dann möglich, wenn cr cmancipirt wird van seinem Herrn Pfarrer, wenn er nicht, ich möchte sagen, der Knecht des Dieners dei Kirche, sondern cin fclostbrwnßtrr Bürger ist, wic die cmderrli Gemcindcbnrgcr. Meinr Hcrrrn! Man hat von verschiedcnen Momeutcn gesprochen nnd uamcnltich zlve, Puntlr h^rvolgel^oben, ans n'elchein die 'irche rin 5llcht anf die Schnlr habe. Ich b.incrte neb^nbci, wenu ich von drr Kirche spreche, so thue ich es wegen der lllrzc-reu Bc;eichuu!!g5weise; ich veiftebr darunter immer de» Elrrn« uud scheide übrigens den Clcrns strenge von der Kirche. Das rrstc Moment nun war, daß die Schnlc rine „Tochter drr Ki ckc" jci, daß die Klrchr dic Schnlc örgründe und erhalte, und daber das Recht habe, dieselbe zn leiten, (trlanden Sir mir, daß ich dem widerspreche. Das ist nicht ganz richtig. Ich will da nur einige Worte an5 dem Wcrkc: „Die Gründnilg der öfter reichischcn Volksschule" citiren, einem au^gezeichnrten Wrrkr von einem Verfasser, dru sicherlich kein Mrnscli zu den Cuncordats ftürmrrn Milrn wird^ nämlich von Sr. Excellenz dem früheren Unterstciatssecretcir Baron Helfert. 'Heiterkeit.) Dieser sagt in fei ner „Geschichte drr österreichischrn Volksschule": „Weder d,r Kirche, noch dir (>>rge»lirche I,at dir Bollsschule cicschaffen, deren rrst im Zritaltcr nach drr Glaubensspaltnnss nachweisbare Spuren virl-mehr überall drr Sorgfalt des weltlichen Regiments angehören." Und das ist auch wahr. Srhrn Sie sich dir Geschichte drs deut-schrn Volk5schiilwesru<.!f > r- ! ihre'Bestimmung rrfüllr, daß sie srlbstäudiq wirtl, ckai jn, '" nen Hanse, (Beifall von allen Seiten.) ' """w'astr '" r,gr- Der zweite Punkt, drn man häufia für ^ o< ^. . Kirche augeführt bat, ist drr, daß di Vf. ^ ^ "^"^'' ^" Bild»nqc.rad besitzt und dab r -,, ^?'. ^", ""'" ^heren Voltsschulc ?i. sorgen. ^ """""'" berechtigt ist, fiir die nicht'rln'Hrn^b?^^' '?"' '" 'l"e ^itif di.ses SaM ' brersänd wi N ^ ^""' ""f ^s Nnnrdinn, übcr. Ist der Rus^ ^.^Uss gebildet, w bilde man ihn eben w e ma sie ^ ^' '"'^ Ma» gründe Päda^ien, Hemin.r.en, f '.^ '>' ! ' """"" "ill. lZnstimmunq links.) Man schaff lemc .pmdcrnlssc, wenn Gtädt? und Länder Padaqossi^ und Sc-mmünrn gründen wollcn. Äian gründe i'ebreroereinc, Land^ Irl,rev,nnodcu. Hiricn, Uebclstcindr mus, abqrlwliei! wrrdrn. Dnnn, 1706 tonuut nach und nach cine ziemliche Gleichheit zwischen Lehrer und Pfarrer heraus, wenn wir einen gebildeten Lehrerstand heranziehen; das aber ist unsere nächste Pflicht. Ich mache darauf aufmerksam, daß gerade auf dem Gebiete der Lehrerbildung in der neuesten Zeit in einigen deutschen Ländern und in der Schweiz enorm viel geschehen ist, während wir bei uns diese traurigen Pädagogien an den Normalschulcn u. s. w. haben, wo sie ein sogenanntes Mcthodenbuch auswendig ochsen, um es dann buchstäblich und wortlich wieder bei einer Visitation herunter zu leiern. (Heiterkeit.) DaS ist Thatsache. Ich habe vor so und so vielen Jahren dieses Mcthodenbuch auch gründlich ver» daut. (Heiterkeit.) Ich möchte aber noch einen anderen Standpunkt kennzeichnen. Man sagt, wenn die ganze Leitung nnd Aufsicht nicht der Geistlichkeit übergeben wird, so steht es mit der Schule sehr schlecht. Ich glaube, man tbut der Geistlichkeit da Unrecht. Mir wenigstens will es scheinen, der Einfluß, den die Geistlichen außerhalb der Schule auf die Kinder, auf die Eltern beim Religionsunterrichte, von der Kanzel und im Beichtstuhle ausüben, sei denn doch ein so gewaltiger, daß die Geistlichkeit nicht darnach ausgeben sollte, noch ein eigenes Privilegium filr die Lei-Mug der Schule in Anspruch zu nehmen. Ich als Geistlicher würde, wenn man mir das Privilegium geben wollte, es ab' lehnen, weil ich darin beinahe ein geistiges Ärmuthzengniß sehen würde, daß ich nicht im Stande bin, mit gleichen Waffen zu kämpfen. Die Geistlichkeit hat diesen Schutz nicht nöthig, sie wird außerhalb der Schule in ihrem Interesse, im Interesse des vci' rdrlndcn Christenthums und der Religion überhaupt wirken. In ihrem Interesse, im Interesse der Religion, der Kirche, der Geistlichkeit liegt cs ja zunächst, eine gute Scbulc zu haben, deun aus ciucr guten Schule geht cm gebildetes Poll hervor, nnd ciil gebildetem Volk ist stets auch cm gutes Voll, es sind üdcrzcugiingstrcue und gute Staatsbürger. Bildung und Vicli' gion sind wahrhaftig leine Gegensätze, Ich müßte das bestrcitcu, wcnn man von Irreligiosität zu sprechen anfängt und dadurck gleichsam die Bildung in Verruf bringt. Der wahrhaft gebildete Mann, meinc Herren, ist auch ein religiöser Mann, wcuu er auch vielleicht kein clerical Ge-nnntcr oder etwas dergleichcu ist. Wäre dieses nicht der ,vall, so müßte auck der Rückschluß richtig sein, daß ein in diesem Sinne Religiöser lcin Gebildeter ist, was wir doch auch nicht zugeben werden. «Heiterkeit) Religiosität und Bildung siud daher leine Gegensätze ,sie ergänzen sich gegenseitig. Indem ich also der Ansicht bin, daß gerade in den tztz i i—I Z des vorliegenden Gesetzentwurfes der Kirche ein hiurcichcuder Einfluß auf dic Schule gewahrt ist, daß durch die Vcräudcrungeu, die in der Aufsicht und Leitung vorgenommen werden, ohne Zweifel das Schulwesen erst recht sich heben werde, muß ich voli meinem Standpunkte uud auf dem Bodcn einer langjährigen Lchrerpraxiö stehend, diesen Gesetzentwurf freudig dcgvüßcn. Ich zwcislc leinen Augenblick, daß er in dem großen >treise der Schulfreunde und Lehrer Befriedigung finden wird; mag auch da uud dort manches zu ändern sein. Die Grund-lage ist cinc gesunde und auf dieser Grundlage wird sich weiter dauen lassen. Zum Schlüsse möchte ich mir noch cinc Bemerkung vom voltswirthschastlichen Standpunkte erlauben. Es hat mcm geehrter Herr Aorrcdncr auch betont, daß unsere voltswirthschaft lichen Zustände cbcn nicht die allcrgüustigstcn sind; darüber find wir uns leider allzusehr tlar, und wir gehen jetzt daran, ueue 'chwerc Lasten zu übernehmen. Meine Herren! Nur ein gcbil deter Arbeiterstand — der ist die Zukunft für die vollswirths'chaft lichen Verhältnisse in Oesterreich, nnd ein solcher braucht gute Schulen. Ich will hier über die Mittelschulen und Universitäten nicht sprechen, ich sehe gerade im Vollsuntcrricktc die Erhebung des Voltes in der Beziehung, daß die gewerbliche Thätigkeit eine erhöhte wird. lind ich brauche da wohl nicht in Details mich einzulassen; blicken Sie ai,f jcnc Staaten, die ich früher zu nennen mir die Freiheit genommen habe: die Schweiz, Sachsen, die Altcnglands' slaaten iu Nordamerika, wie hoch stehen da die industriellen und sommerzicllcn Verhältnisse, uud wie schwungvoll wcrdcn Agri> cultur und Industrie dort betrieben? Ein denkender Arbeiter, ein gebildeter Arbeiter ist denn doch bei Gott! weit mehr werth, als' cin- rohe Massc mit ihrer '/, Pfcrdetraft, wie sic in der Statistik berechnet wird. Hätte die Schweiz, hatte Sachsen, welche beide eine so un-gunst.gc geographische Lage im Verhältniß zu Oesterreich haben, in ihren vollSwirthschaftlichen Verhältnissen anf jene Stufe sich emporgeschwungen, auf der sie jetzt stehen? Und der Kampf in Nordame^ita gerade in den östlichen Staaten, in den neuengli schcn Staaten! Wenn ich dic Fragc vom Standpunkte der Schule uud dann vom Standpunkte dcr VoNswirthschast betrachte, so gebe ich mciuen ganzen Beifall dem Gcsctzciuwurfc. wie er uns vom con-fcssioncucn Ausschusse vorgelegt worden ist, uud indem ich die Herren ersuche, demselben zuzustimmen, möchte ich uur mit dem Dichter noch ausrufen: „Auf gewaltiges Oesterreich, Vorwärts, thu's dcn andern gleich." (Lebhafter Beifall.) Oesterreich. Wien. 28. October. (Reichs rath.) In der heutigen Sitzung dcS Abgeordnetenhauses lirachte der Iu» stizminislcr die Strafprorcßordnung mit dem Antrage der Regierung auf abgekürzte Behandlung derselben ein. Der Zchulgcsctzcntwurf wuroe mit einigen Amendements paragraphenweise in zweiter Lesung angenommen. (Aus-führlichcr Bericht morgen.) Locales. — (Feldmarschllll Fürst Weriand von und zu Windisch gräz) ist auf seiner Besitzung zu Haasberg in Innertrain nach turzer Krankheit in hohem Alter gestorben. Noch bis in seine lchtcn Lebensjahre führte der alte Krieger mit kräftiger Hand die Verwaltung seiner Güter bis ins lleinste Detail. Der Nachfolger des Fürsten ist sein Sohn GM. Hugo Fürst von Winoischgräz, der sich vor lurzem mit einer Gräfin lttadziwill vermählte. — (Se. Durchlaucht Fürst Lothar Metlernich-Win neb u r g) der neu ernannte erste Regierungs» rath der t. t. Landesregierung, wird heute erwartet. — (Theater.) „Greift nur hinein ins volle Menschenleben — Wo ihr es packt, da ist's interessant." Diesen Spruch des Altmeisters Goethe scheint auch der fruchtbarste deutsche Luslspieldichtcr Ä. Äenedif sich zum Motto gewühlt zu haben. Das gestern zum Benefiz des Hrn. Kraft bei gut besuchtem Hause gegebene Lustspiel: „Die zärtlichen Verwandten," enthält solche lebenswahre Chatallere, einen so lebendigen, witzigen Dialog, dah es seine Wirlung auf vas Publicum nicht verfehlen lann. Das Publicum befano sich fortwährend in der heiteisten Stimmung unv lohnte auch die durchaus sehr gute Aufführung mit vielem Applaus und Hervorrufen. Eine köstliche Figur war wieder der weitge, reiste Gelvsack Schummrich des Hrn. Krossek. Diesem begabten Schauspieler muß besonders eine von aller Manier freie, durchdachte und in allen Theilen gerundete Wiedergabe jedeo Chalatler-ö nachgerühmt werden. Der Hr. Bcmfi^iant als Oswald Älilnau wurde bei seinem Auflleten mit Applaus empfangen und gab diesen ernsten, allem Schein abholden Charakter mit vieler Kraft und Wahrheit. Wir glauben, daß eine Reprise dieses Stückes an» Platze sein dürfte, weil ks beim Publicum besonderes Glück gemacht hat. Für morgen hat Hr. Zdllner dem Publicum einen außeroroentli heu Genuß zugedacht. Fanny Elhler tanzt« bekanntlich — Göthe. Herr Jackson Haines, der in kurzer Zrit beiühmt gewor« dene amerikanische Schlittschuhläufer uno Tänzer, tanzt noch mehr, er tanzt uns morgen den Propheten und „Novice" ! Unsere Leser schütteln vielleicht ungläubig den Kopf, abli wir haben da« Oliginaltrlegramm mit eigenen Augen gesehen, welches dem Herrn Zöllner diese Zusage des Tanzhcroen meldete. That-fache ist rs, oah Haines in Wien duich seine noch nie gelehene Virtuosität einen vollständigen Elfolg halle, daß er z. B. im Carllheater sechszi^mal bci auüuertauslem Hause spirlte und daß er nicht mehr Zeit braucht, um das Publicum zu bezaubern, als — jüllf Mmuten! Gründe genug, um ras zu propdezeihen, was einem Director vor allem nvlbthut uud was Herrn Zöllner leider in dieser Saison trotz aller Bemühungen und Opfer noch so selten beschert war — ein volles Haus! Neueße"M Wien, 29. October. (Tr. Ztg.) (Unterhaus.) Der Iustizininister entwickelte die leitenden Gesichtspunkte der eingebrachten neuen Strafproceßordnung, deren (»rundlagen auf Antlagcproceß (als Antlageftrinrip) Müudlich-teit, Oeffentlichtett und Schwurgerichte beruhen. Das Schulgesetz wurde in dritter Lesung angenommen, die Polen stimmten dafür. Endlich wurde die Strafgesetz-novellc und das Gesetz über die "l) !!!>liMlll>'Frcisprechul>g mit dcn Abänderungen des Herrenhauses in dritter Vcsung angenommen. Die „Wr. Ztg." bringt ein allerh. Handschreiben uom 20. October an den Banalstellvcrtretcr Baron ^evm Rauch, worin die Wahlen für dcn demnächst clnzuberu» senden croatischen Landtag mit herabgesetztem Census und nach dcn Anträgen des letzten Landtages ausgeschrieben werden. Telegramme. Toulon, 28. October. (Tr. Ztg.) DaS zweite Ge« schwader mit der Brlgaoc Potticr izt abgegangen. Die Truppcnzuzügc dauern fort. Paris, 28. October. Abends. Die „Patric" schreibt: Es handelt sich darum, an die diplomatischen Agenten Frankreichs im Auslande ein Circular zu versenden, welches dcn wahren Charakter der französischen Intervention darlegt, wie er in nnscrem „Monitcur" tlar präcisirt wurde. — Die „Patrie" versichert, dic ncucn italienischen Minister hatten unter zwei Bedingungen ihre Annahme ausgesprochen: Erstens, dcr König würde die Verletzung des römischen Gebietes öffentlich desavouiren; zweitens, der König würde einen Schrat anstreben, um durch eine Bewegung an der Grenze die italienische Armee mit der französischen Intervention in Verbindung zn bringen. — Dasselbe Blatt schreibt weiter: Man erwartet die Schließung dcr Garibaldische" Werbe- und Hilfscmult<'s. — Man versichert, General Montauban wcrdc das Exftcditionscorps befehligen. Paris, 28. October. (Tr. Ztg.) Die „Presse" meldet: Garibaldi, verstärkt durch mehrere tausend Deserteure dcr italienischen Armee, nahm „Monte Rotondo" nach erbittertem Kampfe. Man glaubt, Garibaldi stl seit gestern Abends vor dcn Thoren Noms. Das französische Geschwader ist in Civitavecchia angekonnren. Die Ausschiffung hat begonnen. Telegraphische Wechselcourse uom 29. October. 5perc. Metalliaues 5«. — 5perc. Mclalliqnes mit Mai- u"b Noucmbcr-Ziuscl, 57.80. - 5t»rrc. NaOoiialAnleheu 65.10. - <8mil' actien <;?!». — l5r?ditactiru I76.2>>. - 1860er Stalltöaxlelie!, 8!,»^. — Silber 121.75. - Landon 12110. ._ K, l Dilca'cn 5.91. cheschästs-ZeitiMl;. 5trainbllrst, 28. October. Auf drin heutigen Marlte sm>> erschienen: 48 Wagen mit Getreide, 4 Wagen mit Heu nud Stroh, 16 Wagen mit Hol;, 132 Stück Schweine von 8 bis 16 fl. DurchschuiltS-Prcise. sl. lr. fi. ! ll. Weizen pr. Mchcu 6 70 Vuttcr pr. Pfnnd . — > 34 ssoru „ 3 90 Lier pr. Stück . . — U Gerste ,. — — Milch pr. Mafz . - K' Hafer „ 2 — Nmdfleisch pr. Pfd. — 1 6 Ü. Mg. '^Ä, u.l 4- 5,» O. schwach f. qan, dew. 29.'2 „ N. , 3iil;.ü2 ^-10.4 O, schwach 'heiter "°" zi(>.. Ab. 828,.7 -l- Z.. O.s. schwach, heiter . Nach 2 <;» In ästcrr, Währung steuerfrei 5>6.70 Ü6.i«) ^, Stcucraul. iu o. W. v. I. !8Ü4 zu üpCt. rückzahlbar . 87.50 87.75 Silber-Äulehcil vou 18.25 5s.5.o .. „ .. 1864.. 100,. 74 HO 7460 Lomo-Reutcnsch. zu 42 !>. »uet. 1^75 ^25 N dcr Kroülär.dcr (für 100 fl.) Or.-Entl.'Olilig. Niederösteneich . ^ 57, 8»,- ^..^. oberösterreich , „ 0 „ 8(i.o0 87.50 Geld Waare Salzburg . . . . zu 5'/. 86.— 87.— Bühmen .... ,. 5 „ 88.50 89. Mähren .... „ 5 „ «6.75 87.25 Schlesien .... „ b „ 88.— 8l>. - Stelermarl ... „ 5 „ 89.50 90.— Ungarn.....„ 5 „ 69.— 69.50 Tcmcser-Banat . . „ 5 „ 68.— 68.50 EraaNcnuud Slavonien „ 5 „ 69.50 70.!0 Galizicn . . . . „ 5 „ 66 — 67.-- Siebenbürgen ... „ 5 „ 63.75 Ü4.i'0 Buloviua .... „ 5 „ 54.50 65.— Ung. m. d. V.-E. 1867 „ 5 „ 65.50 66. - Tcm.V.m.d.V.-E. 1867,, 5 „ 65.50 65.75 Actien (pr. Stück). Nationalbaul (ohue Dividende) 67li.— 6?«.— K.Ferd.-Nordo.zu1000fl.T.M. 1725.- 1730.- Kredit-Anstalt )u 200 fl. d. W, 176.80 177.- N.ö.<3scom.-Oes.zl,500fl.ij.W. 604.- 606 — S.-E.-G.zu20(>si.CM o.50"ssr, ^34 80 234 90 Kais. Clis. Bahn zu 200 si. EM. 138.50 139.- Sub,-n°rdd.Vcr,-B,200 „ « i!>0 Gal.Kc»rl,Lud.,N. z.200si. Mg. oft Bodm-Ercdit-Anstal« verlosbar zu 5'/, in Silber I'^.-- 105.— Domaincu-, 5»perc. in Silber . 1<).'<.54 104-- Uose (pr. Stltc?.) 2rcd.-A.f.H,u.G.z.100fl.ü.W. 126.- 126.50 Don.'DmPssch.-G.z.100si.EM 85.50 86.50 Stadtgem. Ofen „ 40 „ ü. W. 2«.— 24.— Esterhazy ,. 40 „ «M. 100.— 101.— Salm „ 40 « „ . 29. - 29 50 Pallffy .. 40 , „ . 21.25 22.25 ! Geld O°5 Elary zu 40 fi. CM. 24.- A'^ Sl.GcnoiS „40„ „ . 23.-^ "'^ Wmdischgrätz „20..... 17.50 1^ Waldsteiu ., 20 .. „ . 18 "0 >'',(, Keglevich „ 10..... I?. - ^'^ Rudolf-Stiftung 10 „ „ . N.7.» ^ Augsburg fllr 100 si siidd. W. K)3-<^ ^ ,^ jl> ssraulsurt a.M 100 fi. dctto 103.8C ^^ ^ Hamburg, fitr 10» Marl Nanlo !'1.?^> ,^.b0 London für 10 Pf, Sterling . 1242-) ^.^0 Paris für 100 Franks . . . ^.4<' (5ours der Oeldsortcn K. Münz-Ducatcu 5 fi. 94 lr. >' >'' g<; . Naplllconsd'or . . 9 „ 95 ,. )! " Zo " Russ. Imperials . l(» ,. I" ,< ^" " ^3 " Vereiusthaler . . 1 „ 82; ,. " 75 " Silber . . 121 ,. 50 ,. l" " ______ Pll< Krainische Gruudcullastungö - Obligatlo" -vatn°t,ruug: 87 Geld. 9