Nro. 72. -1 LaAchcr MH Zeitung. Freytag den 9. Herbstm. Inländische Nachrichten. "Wien den 3. Herbsim. Sowohl der k. k. bevollmächtigte Minister bey dem Kongresse m Szißtow, Freyherr v. Her< bert, nebst dem Herrn Grafen v. Ester-ha;y, als die Herren Gesandten der vermittelnden Machte, Graf von Luchesini, der Ritter Keith, und Baron von Haeften, sind vorgestern und gestern hier angekommen. — An eine große Verminderung der k. k. Armeen wird, wie es scheint, vor der Hand wohl nicht gedacht; denn die bey dem Ausbruch? des Turkenkrieges Neu errichttun-vierten BataltioM bey dcn ungarischen Regimentern werden, den neuesten Befehlen zu Folge, alle beybehalten, indem bejondcrs die Ungewißheit dts Aus-ganges der Angelegenheiten mit Frankreich jede Abdankung bedenklich machs. — Ge. Majestät haben das Kuraßier-Regiment Schackmin, statt dcs nach Mahren abmar-Wnndcn Regiments Kinskp, zur Auf- wartung nach Wien bestimmt. Hohenzyf-lern Kmaßier geht nach den Niederlanden, Kavanagh nach Böhmen, und die beiden Karabinieregimenter nach Ungarn. Bloß die zwey Walschen Regimenter Belqiojoso und Kaprara sollen getrennt, die Mannschaft unter das erste Garnisottsregiment vertheilt, und dieses sammr den dritten Batallionen von Pelegrini und Toskana, die Besatzung der Lombarden formiren. — Die Kaiserin von Rußland soll Willens seyn, dem berühmten Englander, Herrn Fox, eine Bildsäule errichten , und sie zwischen Demosihcnes und Cicero setzen zu lassen, weil dieser Mann England und das rußische Reich durch seine Beredsamkeit von einem verderblich n Kriege gerettet hat. — Wie man nun sicher weiß, werden die Wiener Vorstädte in 12 Distrikte getheilt , und jedem derselben Ml Polizeykommissär mir 1222, nn Adjunkt Mlt 8oc>, und ein Aktuar Ml't 400 Oul-dcn Gehalt vorgesetzt wcrden. Ihre Vcr« rlchtungen werden darin bestehen: für die öffentliche Sicherheit zu sorgm, und die kleinern Klagsachcn, die bisher vor die «^ unstudierten bürgerlichen Grundrichter ge-W hörttn, abzuthun. Nebstdem, daß die gerichtliche'Chikane bey kleinen Schuldsirei-tigkeiten ganz verniieden wird, ist für jede , Vorstadt ein Versorgungs u.id Arbeitshaus , cm Arzt, und eine Apotheke für Arme bestimmt. Zugleich hat jeder Direktor darauf zu sehen, daß die Schulfähige Jugend den gehörigen Unterricht erhalce, von den Strassen abgefchaft > und schon frühzeitig zum thätigen Lebcn angehalten werde- Jedem Distrikte wird zugleich ein Korporal nebst einer verhält-nißmaßigen Anzahl Poli,:eysoldaten, zur schnellern Befolgung der Befehle des Kommissars , zugetheilt werden. — Die zu Szißtow befindlichen Minister der vermit-telndeMächte sowohl, wie auch die k. k. Gesandte erhielten jeder, nachdem den 4. M d. die Friedensartikel unterzeichnet waren, M von den türkischen Bevollmächtigten ei.nen M schönen Hengsten , und zwar jeder einen Schimmel, nur der preußische allein einen Rappen ^ dann prachtige Zobelpel;e MM Geschenke. — Des Kaisers Majestät M sind von Pillnitz über Theresienstadt, am M 28. August in der Nacht nach Prag zu-M rückgekommen. Kur; vorher ist auch der M Prinz Anton von Sachsen, mit der Erz-M Herzogin / seiner durchl. Gemahlin / in » Prag eingetroffen. Se. Maj. haben sich » hierauf am 30. des Morgens nach Lieben/ W ausserhalb Prag begeben, wo an diesem Tage der Kaiserin Maj. mit der Ercher-»^ zoginnen KK. HH. erwartet wurde. Der W feyerliche Einzug II. MM. war auf benzi. Nachmittags festgesetzt. — Für die Wallachey ist schon ber Hospodar be^ stimmt; und dieser ist der Fürst Michael Suzzo, welcher schon vor dem berüchtigten Mavrojmj über diese Provinz gese-. zet war. Alle Unterthanen sind mit dieser Wahl des Großherm vollkommen zufrieden , indem derselbe einen sehr friedfertigen und zur Nachsicht geneigten Karak-ter b?fi,et, welcher wirklich den Absi'chttn der erhabenen Pforte in diesem Fache ent>-spricht. Für die Moldau aber ist noch kein Hospodar ernannt; vermuthlich wird dessen Benennung erst nach dem Kongresse mit Nußland Statt finden. Der Kongreßort ist noch unbestimmt / ob ihn schy!i einige für Iast'y angeben ; soviel ist indessen gewiß, daß, da die Bestimmung desselben von der Czarin abhängt, er gewiß nicht auf der linken Seite der Donau seyn wird. — Der in öffentlichen Blattern verbreiteten Nachricht einer Nedukzion bey der k. k. Armee kann man entgegen setzen, daß zwey neue Infanterie, und zwey Kavallerieregimenter errichtet werden , worunter ein Hussarenregiment mit schwartn Uniform uud weißen Schnuren begriffen ist. Rlagcnfurt den s. Herbsim. Den 1. Herbstmondes wurde allhier unter dem Vorsitz Sr. Exzellenz des Herrn Viuzenz Grafen Ursini Rosenberg zur Wahl der künftigen Herren Verordneten geschritten, wobey gesammte Herren Stande, bevor es zu Abgebung der Stimmen, zum Verordneten des geistlichen Standes kam , einhellig den Wunsch äußerten, Se. fürstlich« Gnaden den Hrn. Bischofen Grafen v. Salin Reiferschtid durch allgemeine Anbiethung dieser Stelle, ein Denkzeichen ihrer Dankbarkeit, für ein bey dem eben neu geen-digten Zevutauonsgescha'fte bezeugten patriotischen Eifer, an den Tag legen zu können, welches aber Se. fürstlich. Gnaden mit den verbindlichsten Ausdrücken sich verbat , und schon durch die gürige und erkenntliche Denkart der Hrn. Stände sattsam belohnet zu seyn betheuerte. ^ Man schritt nun zur Ballota^'on der Her-r?n Verordneten, und die Mehrheit der Stimmen fiel für den geistlichen Stand auf den würdigen Hrn. Domprobst von Gurgg Ferdinand v. Li.elhofen; für den Herrcnstand auf den Hrn. 'larl Freyherrn Von Standach, k. k. Kämmerer, welcher diese Stelle bereits zweymal mit Ruhm bekleidete; und auf den Hrn. Max. Fr?y< Herrn v. Rechbach , k. k. Kreiskommijsair ollhier; und endlich für den Nitterstand auf den Hrn. Joseph v. Kochler zu Iochen-sieiu. k. k. Kammerer, welcher ebenfalls kur,vorher von dem wichtigen Deputa< zionsgeschafte von Wien zurück kam. Villach den 4. Herbsim. Heute wü-lhete vom gewaltigen Sturme begünstigt eine erschreckliche Feuersbrunst, die unser gan-zesStadtchen würde verschlungen haben, hat-te^nicht di? Wachsamkeit unseres Kreisamtes, und die thatige Hilfe unserer Bürger diesem Unglücke gesteuert. Es wurden nur 29 Häuser in der Klagenfurter - Vorstadt ein Opfer dieser gahe um sich greifenden Flammen , woben 4 Personen ihr Leben verlohren haben. Brunn den zi. August. Um 27. dieses, des Abends gegen io Uhr, trafen Se. K. H. der Erzherzog und Palatin von Ungarn , Alexander Leopold allhier ein, übernachteten bloß bey uns, und setzten Tags darauf früh um halb 8 Uhr, nach-d'em Sie Messe gehört hatten , Dero Neise sogleich weiter nach Böhmen fort. Bukarest den 16. August. Den 10. August wurde der Friede von Seite Oe- sterreichs in der ganzen Moldau unb Wal« lachey publizirt. Die Beamten und ein geringer Theil des Militärs dürften Vor Ende des Herbstm. nicht herauskommen, bis die erst ausgeschriebenen Steuergiebig-keittn eingegangen sind. — Bey Tyrgul-fernos 5 Stunden von Roman stehen mit schweren Geschütz im Lager 10,020 Rufs sen, diese werden uns ablösen heißt es. — Eilt rußischer Offizier, deren sich in Roman allzeit mehrere einsinden, erhielt folgenden Brief aus Kiow vom s. August. " Ehe " wir es uns versahen, sind in unserer " Gegend übcr 20,020 Russen angekom-" men. Niemanden war vordem von " dem Anmarsch dieses Korps etwas bk-" kannt, nun sind sie aber da uud stehen " anderthalb Stund vor Kiow im Lager. " In Kiow selbst ist ein grosser TranS-" port mit sehr vielen Musketen änge» " kommen. Noch zur Smnd kann Nie-" mand die Ursache dieser Vorkehrung er-^.rathen. Alles in der Stadt ist vaher " voller und verschiedener Konjektura^io« " nen. — Diese Truppen scheinen nicht " gegen die Türken bestimmt zu seyn, " und machen daher alle Aufmerksamkeit " rege. Die Russ-n zahlen eine Armee " die dermal wider den Großve^icr stcht, " auf 6s tausend Mann. Repmn hat " mit 23 tausend Mann , 76 taustnd " Türken am 9. Heum. geschlagen-, es " sind also 6s tauftnd auch für 200 rau-" ftnd Türken (wenn es Möglichkeit wä« " re, daß sie so ankamen, allein man " weis, daß der Großvezier, in der'Reali-" tat kaum über 60,000 Mann zähle) über-" fiüßig. — Der Feldmarschall Roman-" zow, der bisher in der Moldau einsam " in dem Schooße der Ruhe lebte, hat " von seiner Monarchin mittelst einetz> ^ sehr gnädigen Handbilltts das Kymman» M." bo über die Truppen bey Kiotv erhal- " ten. — Dieser General, wie wir ho« " ren, ist also schon wirklich in ssiow " eingetroffen, und hat gleich nach seiner " Ankunft die Truppen von Regiment zu " Regiment mustern lassen. Gegen wen " er diese 20 tausend Mann anführen soll, " ist noch ein grosses Geheimniß. — /^ Man verfiel schon sogar anf die po- M^ pulare Meynung, gegen diePohlen. ^- M." Doch wer kann hierüber noch was U" verläßliches sprechen. — Die Trup- W.^ pen zu Land sind nach der Schlacht W," ben Matschin 4 Tage jenseits der D<>- M;" nau im Lager stehen geblieb?« , am M" 5ten Tag aber in ihr voriges Lager M^ bey Galatz imückmarshirt, allein nach M/< einen an den Fürst Repttm anbelangten M." Kurrier, der Sachm von Wichtigkeit M^" mitbringen mußte, den 7ten Tag wie» M/V der über die Donau gegangen. Etwas M.^ muß der General Repnin vorgesehen M>^ haben, weil er die Schiffbrücke stehen, M^ und selbe durch BrückenschanM und M" nner Besatzung von 3 Bataillonen de- U^^ cken ließ. Die rußische Flotille auf " d«r Donau hat ebenfalls ihre vorige " Stellung eingenommen. Lemderg den 22. Tlugust. Heute marschirr eine Kompagnie Artilleristen von hier nach Böhmen ;u ihrem ersten Regiment. Waldek g'ht ebenfalls nach Böh« men, Toskana hingegen nach Ungarn, wo diese beyden Kavallerieregimenter gestanden ,smd. — Bis !s. Htrbstm. müssen d'e kaiserlichen österreichischen Truppen die Moldau und Wallachey versassen; wir bekommen in Gallizim viel Militär; und dies, wie man sagen will, aus verschiedenen Ursachen. Au slä ndische Nachrichten. Deutschland. Roblenz dcn 15. August. Der De-putirte der Nauonalversammlung, Herr von Koigni, dessen jüngst erwähnet wurde , wirklich daselbst angekommen ist. Er ist bekanntlich mit dem Auftrage von Paris abgegangen, um die aus dem Vaterlande entwichenen Prinzen m versöhnen, und sie zur baldigen Znrückkehr zu bereden. Maynz den 2c>. Auust. Heute sind die beiden Grafen von Bouille , Va:er und Sohn , nachdem sie in Schwedische Kriegsdienste getrelten, und schon vor Gustavs Abreise aus Aachen nach Stockholm abgegangen waren, wieder hier qngtkome men, und in dem Gasthofe zu den drey Reichskronen abgestiegen. Wie man hört, werden sie einige Zm alltzier verweilen. Dresden den 29. Äuguji Nach Briefen aus Pilniz sind des Kaisers Maj. am 2s. August gerade um Mittagszeit daselbst eingetroffen, und von dem Kurfürsten, von dem Herzog Anton und dessen Gemahlin der Erzherzogin Therese mit der innigsten Freude empfangen worden. Se. preußische Maj. sind um Dreyviettelstunden spater daselbst eingetroffen. Wir) alle Dienst-und Freytaqe nach nma.qs um 4. Uhr auf dem Platze N". 535. in 0er von Kleinmayerschet! Buchhandlung ausgegeben.