^M 35. »843 Frühlings ' Verkiindigung, ^^ie Erde sagt /S den Lerchen an, , Daß der Frühling gekommen sey. Da schwingen sie sich himmelan Und singen eg laut und fr«i. Es hört's der Wald., es hörl's das Feld, Die Wiesenblumen und Quellen. Und endlich hört'e die gauze Welt, . Auch der Meusch in seinen Zellen. .. Der Meusch hört es zuletzt und sieht , . Nur, wie der Frühling ihm entflieht. — ^ H. bosfmanl». Vaterländisches , Communicationswege' in Krain in Attrer und ,!?. ', . neuerer Zeit.^ ' , ,, Vou . , ^ . ,. '- Milglied ter f. k. Landwirlschafts« Gesellschaft in Kram, Vor ungefähr 80 Jahren, als Krain noch leine ordentlichen Fahrstraßen halte, fand, nach Mitthci' Inngm nnsteer Vorfahren, der Warentranspcrt durch das Land nur auf Lastthicren (Saumpferdcn) Statt. Nie dergleichen Transporten auf Saumpferden gaben sich die, Einwohner der an dem Heerzuge zwischen Trieft und Laibach, dann Görz und Laibach gelegenen Dörfern und Ortschaften ebenso geschäftig ab, alS 5ch heut zu Tage die meisten derselben hauptsächlich und «it vorherrschender Neigung in der Ueberfü'h-lung der Waren auf dcr Achse beschäftigen. Im Innern des Landes Krain bestanden, außer Einigen wenigen CommunicationSwegen, die aber bef weitem nickt so fahrbar waren, als es gegenwärtig unsere Feldwege sind, sonst keine St>as;cn. Freulde, welche durch, das, Land rciscten, warcn WeistentheilS nur beritten. Eben so mußte im Innern des Landes allek Verkchr mil Landes. Erzeurzui^ sen UNd andern Waren nur durch Saumrossc und Menschen, als Lastträger, Statt finden. Diejenigen, welche sich vorzüglich mit di»scm Transporte beschäftigten, und zu dem Ende viel« Saumpferde hielten, hießen in der Landessplnchc ^ovor bedeutet eine über den RUcken tine's Lastthieres gleichgcwichtig verthtilte, Last. . Wenn gleich zu -jener Zeit Saumpfcrl«^ M'ie heut zu Tage d«e Fuhipferde, b^i'vielep .häWfn «uf dem Lande gehalten, wurden, so wurde M»:' diejenige Besitzer der Saumrosse mit dem Namen/i:er alren No'm.rstraße. 3. Zwischen Triest und Oderkrain, Gö'rz und Oberkrain, durch Haidenschaft, W^ppach, Schwär» zenberg, Sairach, Pölland, Lack. 4. Zwischen Gorz und der Wohein und deU Hähern Oberkrain durch das Kanalerthal an dem Isonzoflusse durch Tollmem, Kirchheun in diö Wo-, hein und die Kärntner Gränze. Solche der damaligen Zeit angemsssens einfa, che und natürllche Transportmittel geben den Beweis, wie wenig es Noth that, auf die Anlegung und Verbesserung der Straßen bedacht zu siyn; uud in welchem Zustande die Landeswege zu Anfange des 18. Iahrhundertes seyn mußten, kann man sich wohl denken, da man damals, der mündlichen Ueberlieferung zu Folge, in der Stadt Laibach nur zwei Kutschen, und sonst im ganzen Land? nicht eine einzige zählte. Nach der Zeit machte Kram in der Anlegung und Verbesserung der Haupt- und Vicinalstraßen bs? deutende Fortschritte, daß man siedenzig Jahre später, der Erzählung zu Folge, in der Stadt Laibach 100 Kutschen zählte, deren größere Zahl dem Adel und den sich da aufhaltenden Fremden angehörten. Jedoch blieb die damalige Commerzialstraße zwischen Laibach und Oberlaibach auf dem Morastgrunde schlecht fahrbar; schwere Lastwagen erforderten eine-zahlreiche Bespannung; wenn sie aus der Mitte der Bahn abwichen, versanken sie oft im weichen Grund und konnten nur mit Mühe fortgezogen werden. Schweres Triebvieh, wenn es der Seite der Bahn zuging, versank ofc in dem Moor, daß man Mühe hatte, eS mit Hilfe der Stangen und Stricke wie. der hervorzuziehen. Die Steilheil des alten Stra» ßenzuges von Oberlalbach gegen Loitsch über den Berg Il»8lcall2, und von Loitsch weiter über den Berg Lvrst gegen Planina, erforderte ungeheuern Kraftaufwand der Zugthiere. Wmn der Unzfluß bei Planina ausgetreten, und das Planinerthal/ durch welches die Hauptstraße hinzog, Monate lang unter Wasser hielt, so mustr?^ die Frachtgüter in den Ortschaften Laase und Planina zu Schiffe gebracht, und an die bei» derseingen Ufer überführt, dort wieder auf die Wägen geladen und fortgeschafft werden. Die Steilheit des Straßenzuges zwischen Pla-Nina UüdAoelsderg über den Berg HIükIlkouL machte aber eine lange Reihe der Zugthlere zur Bespannung der Frachtwägen nothwendig. Alle diese Hindernisse mußten dle Transportkosten sehr vertheuern und den Verk.hr hemmen. Von dem eben Erzählten sind wir zum Theile n«ch Zeitgenossen, so wie wir uns freuen, Augenzeugen dessen zu seyn, was zur Erleichterung des Verkehrs, zur Schnelligkeit und Wohlfeilheit aller Art Transportes in unserer Zeit geschehen ist. Die geregelten neugebautett Straßenzüge zwi» schen Adelsberg und Planina, zwischen Loitsch und Planina, zwischen Oberl«lbach und Loitsch, die Befestigung des Straßenkorpers zwischen Laibach und Oderlaibach, so wie die Negulirung und Erweiterung desselben. der neu angelegte Scraßenjug über den Berg Optschina nach Triest lassen ja m den Verbesserungen dieser Art Nichts zu wünschen übrig. Di« Epoche der kriegerischen Truppeubewegun-gen gab Veranlassung zur Anlegung mehrerer B.e» z>rks- und Commnnalstraßen » weiche in der darauf erfolgten Frledenszeit nach und nach zur Vollendung gediehen, deren sichtbare Zweckmäßigkeit eine wetteifernde Nachahmung bei Haupc- und Untergemem« den zur Anlegung der so vorchellhaften Verb«ndungs» strafen erregte, daß wir heut zu Tage von Bezirk zu Bezirk, von emer Gemeinde zur andern über. all auf gutgebauten Straßen in gemächlichen Chaisen dahin rollen. Die Anlegung, Perbesserung und Erhaltung guter Straßen sind bewährte Zeichen der fortschre»« benoen Landes,-Civilisation , welcher der projectins , und gehoffte Eisenbahnzug die Krone aufsetzen wird. Die drei Gürtel. Vor dreihundert odev noch wehr Jahrs« lebte in derGrafschaft Nizza ein wohlhabender Landmann, Namens Thibaut/ welcher zwei hübsche Mädchen hatte, Margott und Blanda genannt. Beide Mädchen wußten, daß sie hübsch wa.ren und hielten deßhalb einen ehrlichen Landmann für pi.l zn gering, um ihm die Hand zu- geben. Sie äußerten d,eß oft, und am öfterstcn gegen ihres Nach« bärS Tochter, die junge Madeleine, welcher s:< nach ihrer Art recht gut waren, dcnn Madeleine war ein . recht treuherziges, verständiges Mädchen, zwar recht nett gewachsen und freundlichen Angesichts, aber durchaus nicht hübsch. Da sie uun arm war und nur schlichte Klelder trug, wurde sie neben ihren hübschen, geputzten Freundinnen immer übersehen und hielt sich deßhalb für ganz reizlos. Dle gute Madeleine würd«? durch diesen Glatt» ben nicht erbittert, war nur noch mehr bemüht sich zu biloen und durch Güte zu gefallen, und in Wahrheit, Jeder, der sie kannte, liebte und achtete sie auch. Eines Tages gingen Margott, Blanda und Madeleine spazieren; im Gespräch vertieft bemerkten sie nicht, daß die Bäume schon längere Schatten warfen, denn sie unterhielten sich über ihre Zukunft. „Ich habe mir ftst vorgenommen, keinem Geringern als einem vornehmen Beamten unsers Grafen die Hand zu geben," sagre Margott; »ich bin jung, hübsch, reich und habe also gar keine Neigung, eines ehrlichen Bauers Frau zu werden." »Und ich,« rief lachend Blanda, »heiratb/ kci> nen, der nicht noch einmal so reich wie der Vater ist; ich, noch ein Jahr jünger als Margott, sicher nicht häßlicher, habe Geld, und nicht Lust, alS Weib eincS armen Arbeiters mich zu plagen." Als Madeleine schwieg, sprachen die Schwestern halb scherzend, halb spottend.' »NUN'Madcleine, wen willst Du Heirachen?« 107 »Ach,« sagte diese, „ich bin wedee' schön, noch r^ch, noch so gewandt wie Ihr, ich bin mit einem armen ehrlichen Manne zufrieden; ich weiß nut> daß ich keinem Mann ohne L«ebe das Jawort geben konnte/ daß ich aber dem, welchen ich liebe, treU ergeben bis in den Tod seyn werde.« Sie standen j.-tzt an einem Stege, über wel« chen ein altes Mütterchen mühsam an seinem Stade herbtiwantte. »Die arme Alte!« s«gt< Madelcine, »sie ist so leicht gekleidet und d«r Abend wird kühl.« Schnell band sie ihr Tuch vom Kopfe und reichte es der Alten mit den freundlichen Worten: „und hast Du kein Obdach, Mütterchen, so komm» mit m»r, mein Vater nimmt alle armen und alten Leute gerne auf, wenn ich ihn darum anspreche." Margo» und Bland« gaben nun auch der Alten zwei Münzen und diese erwicoerbe: »Madeleine, ich danke Dir, mein gutes Kind, «ch brauche kein Ob» dach; auch Euch Beiden!" — nehmt von mir ein Gegengeschenks Sie zog drei Gürtel aus der Tasche und sagte: »Nun mag sich Jede einen wählen." Margott ergriff schnell einen Gürtel von Nosa« Sammet mit Silber gestickt und einem Brillant, am Schlosse. lölanda nahm den zweiten 6«n grünem Sam« Met Mit Gold durchwirkt und einem blitzenden Rubin. ßüv Madcleine, die b.schcidcn dle Freundinnen zuerst wählen ließ, blieb nu» ein einfachem Gürtel von blendender Weiße mit Blumen vom reinsten Aetherblau durchwebt. Ehe die Mädchen der Alten danken kennt««, war diese verschwunden. »Gewiß, sagten die Schwestern, »hat uns eine mächtige Fce beschenkt! Du aber, arme Madeleine, b'st sehr verkürzt worden; obgleich Du ihr die meisten Dienste geleistet hast, gab sie Dir nur ein schlichtes Band.« »Was thut es,« antwortete diese, »Ihr seyd schöner und mit bessern Kleibern versehen; zu mei->"r einfachen Tracht würde ein kostbarer Gürtel ja boch nicht passen. Darauf gingen die Mädchen nach Hause und verwahrten die Gürtel, um sie beim ersten glänzen--den Feste anzulegen. Einige Wochen später kam der junge Graf von Nizza von seinen Reisen zurück, gesund und vervollkommnet, zur Freude seiner verwitweten Mutter. Ihr sehnlichster Wunsch war, den theuern Sohn Hkückllch vermählt zu sehen, und mehr als eine Prin» ^'ssinn schlug sie ihm vor; aber Graf Eugen sprach: »Soll ich glücklich seyn, theure Mutter, so lasse mir freie Wahl, die Schönste und Liebenswürdigste ist in "einen Augen auch die Vornehmste und Reichste, 'ck) will selbst wählen und Du sollst meine Wahl loben.« Die Mutter fügte sich endlich in deS Sohnes Wunsch und unter dem Vorwande, daß der junge ^l'af bei seiner Heimkehr seinen Unterthanen Feste ^'ben wolle, wurden von dem Letzteren alle Jung-ballen, die das viehrzchnte Jahr erreicht und das ^'"ßigste noch nicht überschritten hatten, zuerst nach "^«za in daS Schloß zu einem Balle einaeladeu. Auch Blanda und Margott waren unter den Eingeladenen und bildeten sich nicht wenig darauf ein; denn obgleich der Graf befohlen hatte, daß alle Jungfrauen eingeladen werden sollten, so suchten seine Hofherren doch nur die angesehensten und schönsten aus. Mit freudestrahlenden Blicken verkündeten sis Madeleinen ihr Glück und besprachen sich mit ihr über die Wahl ihres Putzes. Madeleine war nicht eingeladen, sie hatte es auch gar nicht erwartet und zeigte sich bereitwillig, ihre Freundinnen zu schmücken. Den T«g vor dem Balle kam Margott zu Madeleinen und sprach: „denk' einmal, was vorgeht, der Graf versammelt die schönsten Jungfrauen seines Lsnöes m der Absicht, sich mit einer von ihnen zu vermählen; wir haben dieß in Nizza gehört, wo wir heute waren, um uns unsern Ballstaat einzukaufen, und sieh nur, waS ich hier im Körbchen habe: Spitzen, Bänder, Sammet und Seide, für vieles Geld, und dieß danke ich nur der guten alten Frau. Blanda und ich haben die beiden schönen Gürtel verkauft und der Juwelier hat sie uns gut bezahlt.« »Meinen Gürtel würde ich nicht so bezahlt bekommen, aber ich könnt' ihn auch nicht so leichb verkaufen, um deS gutmüthigen Gesichtes willen, mit welchem die Frau ihn mir gab. Doch ihr braucht freilich Putz zum Feste und ich will Euch die Haare so schön flechten und Euch so schmücken, daß Ihr gewlß gefallen sollt," sagte Madcleine. Die gute Modcleine hielt Wort. Sie putzte ihre Freundinn«« auf das Schönste heraus und freute sich kmdlsch, baß e< ihr so gut gelang. »Es ist doch schade, daß Du nicht einmal daS Fest sehen sollst,« äußerte Blanda j »weißt Du was, Madeleine, gehe mit das halbe Stündchen bis nach Nizza, wir geben Dich für unsere Dienerinn aus und da kannst Du in den Saal gehen.« »Ja, das wäre herrlich!" rief auch Margott, und die gutmüthige Freundinn sagte: »Nun wohl, ich will Euern Wunsch erfüllen, wartet ein wenig, bis ich mich anständig gekleidet, dann folge ich Euch." Und sie ging, in einer kleinen Weile aber kam sie wieder im weißen einfachen Gewände, um wel« ches sie den Gürrel, daS Geschenk der guten Frau, gelegt hatte. , Die drei Mädchen begaben sich hierauf, noch von einem Diener Thibaut'S begleitet, nach Nizza. Dort angelangt, gingen sie sogleich in das Schloß und wurden m den großen Prunksaal eingelassen. Blands und Margott, im reichen Putze, gingen vor. auS, Madeleine, im einfachen Kleide, bescheiden hinter ihnen her. Schon waren mehrere Jungfrauen versammelt, dle Reichen hatten ihre Dienerinnen hinter ihren Sitzen stehen, hinter Margott und Blanda weilte Madelcme. Von Minute zu Minute füllte sich der Saal mehr und mehr mit reizenden Mädchen, jedes hatte ihr bestes Gewand angelegt; doch Margott und Blanda überstrahlten alle Uebrigen durch Pracht und Schönheit des Anzuges. Jetzt öffneten sich unter Trompeten und Pau-kcnschall die Flügelthüren und seine Mutter an der 108 Hand führend, gefolgt von mehreren Edelherren und Pagen, trat der Graf von Nizza cin. Huldreich grüßte er die Versammelten, lange schaute er forschend im Saale umher, von einem holden Antlitze zu dem andern flog sein Auge, plötzlich haftete sein Bllck lange auf einer Stelle, sine Mienen wurden verklärt und feierlich und entschieden schritt er hin zu dem Platze, ws Margott und Blanda saßen. Erröthend erhoben sich Blanda und Margott zugleich von ihren Sitzen und neigten sich tief vor dem Grafen, welcher mit leursellgem Gruft an ihnen vorüberschrltt und Madeleins Hand ergriff. Mlt sanf-rer Gewalt zog er die halb Bewußtlose n«ch sich in die Mitte des Saales, führte sie zu dem Thronses-scl, auf dem seine Mutter saß und sprach bewegt: ^Theure Muttcr, Du hast mir. verstattet, bei der Wahl meiner Lebensgefährtinn nur mein Hcrz zu Rache zu ziehen. Ich folge seiner Stimme, wenn ich diese Jungfrau zu meiner Lebensgefährtinn erwähle, denn noch nie hat der Anblick eines Weibes so rüh» rend zu meiner Seele gesprochen, wie die Züge dieses Mädchens, das, ich fühl' es, mich für das gsnze Leben gcfeMt.,.hat." Die Gräfinn schaute daS Mädchen freundlich aber scharf an und sagte: »Ja, ich glaube Dir, mein Sohn, auch mich ergreifr daS Wesen dieses lieben Kindes, Gott segne Deme Wahl." Und zu der ErröthMen sich w.endend sprach bee G^af: „Wie heißest Du,?«. , »Madeleine." »Madelcine,'« willst Du von Herz«« g,rn M,in Wcib ftyn?" , Sie sah ihn hell an,und sagt« dann. sanft: „Ja, so wahr mir.Gott helfe!" . Und alle huldigten ihr und jubelnd führte sie der Graf unter den Thronhimmel. Als' das Fost beendet war, wies man Madele«' ncn mch>er«.schone Zimmer in dem Flügel des Schlosses an, den die Gräfinn bewohnte; dort sollte sie bis zu dem nahen Vermählungstage wohnen. Zur Bedienung erhielt sie mehrere Zofen und zum Schmucke die herrlichsten Kleider! Als sie nun am andern Tage von ihren Frauen geschmückt, wurde, legten diesc den unscheinbaren Gürtel ab und gaben ihr einen von Gold und Edelsteinen. Also geziert ging sic den andern Morgen zur Gräfinn, ihr den Morgengruß zubringen, aber kalt wurde sie von ihr empfangen und als jetzt der Graf ein^ trat, bemerkte sie, daß auch er nicht mehr derselbe sey. Er sprach nur w.'nige Worte mit ih? und Ma^ deleine zog sich beschämt und verletzt wieder in ihr Gemach zuiück. Bald nachher kam eine vertraute Dame der Gräfinn zu ihr, mit vieler Schonung kündigte sie Madeleinen an, daß der Graf schnell andern Smnes geworden sey und sich gar nicht zu vermählen gedenke; zum Beweise aber» daß er Madeleinen nicht persönlich übelwolle, möge siü ein schö-nos Landgut in Nizza annehmen. Madeleine betrug sich bescheiden, doch mit Würde lehnte, sie die Gabe ab. Sie legte den rclchen Schmuck von sich, zog ihr weißes Kleid an, legte den einfachen Gürtel um und erklärte fest, baß sie augenblicklich in ihr Vaterhaus zurückkehren wolle, waS ihr ver» stattet wurde. Im Innersten betrübt schlich sich die arme Ma« beleine aus dem Schlosse; um nicht gesehen zu wer« den, ging sie durch den Garttn und ruhte, von Kummer ermattet, unter einem Baume. Nicht dcr Verlust gehoffter Hoheit und großen Reichthums drückten sie nieder, wunderbar hatte auch sie sich sogleich zu dem Grafen hingezogen gefühlt und ihn lieb gewonnen Mlt der ganzen Innigkeit ihres Herzens. »Ach," sagte sie leise vor sich, „wie theuer war mir dcr Mann, der m»ch jetzt verschmäht, ich werde ihn immer beweinen." Da regte es sich in den Zweigen, der Graf trat hervor, stürzte zu ihren Füßen und rief leidenschaft^ lich: »Himmlische Madeleine, kannst Du verzeihen? vergessen? Ein böser Traum mußte mich bethört ha» ben; ich glaubte mein holdes Ideal verloren und jetzt sehe lch eS wieder. Komm, meine Geliebte, fo» gleich soll uns der Priester verbinden." »0 scherzt nicht!« entgegnete Madeleine nnd sah den Grafen mit Hoheit an: „bin ich auch zu geringen Standes, um Eure Gemahlinn sepn zu tonnen, so verdiene ich doch wahrhaft n»cht, doß Ihr mich verspottet, weil ich, von Eurer Rede getäuscht, Euch Nlcht verhehlte, daß ich Euch liebt,!« »Du liebtest mich, Du liebelt mich noch la ju, b«lke der Graf, hob das zarte Mädchen empor und trug sie auf seinen Armen zu seiner Mutter. Eilends wurden die Vorbereitungen zur N«> «ählung getroffen; Madeleine gab sich aufs Nrue dem Zauber der Licbe hin und war glücklich« AlS der Segen über das Paar gesprochen wv,-den war, trat die junge Gräfinn vor das. Schliß mit eigner Hand den Armen zu spenden; da erblickte sie auch die alle Frau, welche ihr einst dcn Gürtel gcsch.-nkt, und ihr eine Gabe darreichend sprach sie holdselig: »Vieh', Mütterchen, Deine Gabe trag' ich am Trauungstage." Die Alte winötc dcr jungen Gräfinn bedeutsam und als diese von einem Gebüsch verborgen mit ihr sprechen wollte, verwandelten sich die schlechten Kleide» der Frau in ein von Roscndufr gewebtes G<-wand und ihr Antlitz strahlte wie das eines Engels., Freundlich sprach sie, «ch bin die Fee Grajiosa, und wollte Dir nnmer wohl. Herzensgute und klaren Verstand dankst Du dcr Nacur, sie reichen für den Himmel aus; um auch auf Erdcn beglückt zu werden und zu beglücken, bedarf das Weib noch eine Gabe. Darum schenkte ich Dir und Deinen Freundinnen den Gürtel der Anmuth. Die Eitlen haben ihn für Putz vertauscht, Dtt bewahrtest ihn, ohne ftinen Zauber zu kennen; lege il>n nie ab, und Deine Ehe wird glücklich seyn!" Die Fee verschwand als Rosenwölkchen, noch lang« sah Madeleine sie am Himmel hinzichcn. Der Graf und Maoeleme war.'n cin glückliches Paar; sie blieben es, denn sie lcgte dcn Gmtcl niemals ab. Verleger: Iguaz sjlois Edler v. Kleiumayr.