Nro. 4» Dienstag den 26. Jänner !79o. Inländische Nachrichten. <^:b und vielleicht ist kein Gold drückender als Kw< !nengold. — Und doch lsi unser Kaiser m .dieser trüben Lage, bey dieser gewissen ^Todesnahe noch immer geschäftig, mit ?l-ner Rastlosigkeit, die gesunde Iungma'n-Ntr beschämt. O! wie bcwunderungswü^ ftinen Berufsgeschäften überfällt, der stirbt leicht, sagt Smeka; so handelte Friedrich der Große, so Joseph. Mögen sich die grauen Tagdiebe schämen, die den Tod gedankenlos wi Großvatterseffel erwarten. — Zu diesem kömmt noch die unbeschreiblich verwirrte Weltlage, die kürzlich einen grossen Staatsrath — den ersten seit Josephs Regierung — veranlaßte. Unsere ehrwürdigsten Glazköpft können den Faden nicht finden, der sie aus diesem polmschen Labyrinthe leitete. — Das Jahr 1790. wird auch fur uns ein äusserst wichtlges Jahr werden. Wir haben Arbeiten vor uns, «n denen Herkules erlahmt wäre. Die Niederlande sollen wieder erobert werden; — denn wie könnten wir dieß blitzende Gestein in unserer Krone entbehren ? — wir sollen in Pohleu eine Hauptrolle übernehmen; sollen mit dem geharnischten Nren-nus tourniren, die römische Königswahl durchtreiben, uud so manche Falte lm deutschen Staatsrocke ausbögel^. Wir haben Muth, Entschlossenheit, Denker, Käm» pfer, — auch so ziemlich Goldlinktur zu all diesen Unternehmungen ; doch das Haupt ist krank, und da leidet der ganze gigantische Körper bis auf die kleine Zehen hinunter. Albmi, ein tiefer Kenner der Reichs-Verfassung ist wirklich in Ma nz, um, wie es heißt, einige Artikel m d«r Wchlka-l pitulazion zu berichtigen, oder einige n?u?,i uach den Bedürfnissen der gegenwärtigen,' Zeit beyzufügen. Wenn Privatbriefen aus! Regmsburg ^ und Mainz zu glauben ist,' so soll die römische Königswahlin der Per-! son des Croßherzogs vo« auf den 11. d. kam in der Wohnung des Hrn. F. M. Loudon Feuer aus. Zwey Küsicn mit wichtigen Schriften nebst allen übrigen Ge-rathschaften des Zimmers wurden ein Raub der Flammen. Der Hr. F. M. durch dat Hewlnsel seines Windspieles geweckt, war dcr erste, der die Feuersbrunsi entdeckt«; nur seinen gut getroffenen Anstalten haben wir cS zu danken, daß es nicht weiter um sich grif. So cin kleiner Zufall, hätte er nlcht den größten Helden Europas so ein theures ^eben rauben können? Es steht dermal die ganze Armee unter Loudoiis Bchhlen. Ihm ist von dM Monarchen die Ertheilung der militärischen Chargen vom Qzsizicr bis zum Generale ganz überlassen. Die FeldequipH-ge des Hrn, F. M. kömmt nach Wien zurück ; sie wird bis auf weitere Verfügung im Belveder.e untergebracht, wo bereits die !nöthigen Anstalten getrozfeu worden sind. DlciN' veranlaßte die Mmhmasslmgen , es müsse entweder daß Friedeusgeschaft mit der Pforte sehr weit gcdiehen fttm, oder es^' würde,, nach den vielen Zllrüsiungen M' schlicsstn, der Kriegsschauplatz in Norde« aufgeschla,M'werden. — Man spricht hier !all,z?,Mtl', die pohlische Thronfolge wure schon von allen Höfen dem Prinzen Lnd-wig you Wümmberg zugesichert worden Der He. F. M. koubott brachte sei-mr Gemahlinn ein verwaißtes bildschönes Türkemnadchen ans Belgrad mit, die es nun taufen lassen, und als ihre Tochter erziehen wird. Loudon verlohr bekanntlich im letztern Feldzuge seinen einzigen Erben , den Oberstlieutenant von Loudon. Dies schmerzte ihn mehr, als seine bey Belgrad empfangene Quetschung. Nicht nur in Wien, sondern im Reiche wird der Name Loudon auf alle Art gefeyert. So prägte kürzlich ihm zu Ehren der geschickte Medailleur Reich in Nürnberg eine Denkmünze. — Eine Seite zeigt das ganz getroffene Brustbild des Helden. Die an» dere stellt die Belagerung Belgrads dar, auf die ein geharnischter Ritter zurennt, wir blankem Degen auf die Veste weisend. Schade daß die matte Umschrift der Arbeit des Künstlers nicht entspricht. , . Der Herzog von Ursel war kaum von der Armee zurück , als er sogleich nach den Niederlanden eilte. Er hoffte ungefähr den 6. d. in Luxenouvg eintreffen zu können. Mau glaubt, daß die Gegenwart eines so beliebten Herrn, von einem der größten! Häuser in,den Niederlanden, in Vereinigung mit andern Gutgesinnten schr vieles zur Wiederherstellung der Ruhe beytragen köyne. Se. Maj. der Kaiser haben beym letzen Militär-Avancement die Hrn. Generale Feldwachlmeister Gr. Nadasdo, Huss, ^Meyne, Qrosz, Zehentncr, Smart, Li-^en, Kavanagh, Keul, Enzenberg, Thun, ^rbach, Harnancourt, Wenkheim den al-^n, Cder, Pfefferkorn , und la Tour m seldmarschalll., daü auch die Obersten Fürst! ^- Fnrstenberg, Belloute, Gr. 5Nebcrsberg , -'Mach, Hodiz, Welsch, Kalnoky, Da-^dovtch, Dlesbach, Scheidlein,. Seddeler, ^r. Keglevich , Szerclem, Mungelas / NosMh, Mikovini, Gr. Wolkenstein, Ctttti, Boros, Schn'Mmr, unb Gr«f Auersberg, zu Generalmajore befördere. Der Ingenieur Oberstlieutenant Prinz be Ligne, und der Kabineissekretar v. Bour-gois sind ^u Obersien , der regierende Priyz Anhalt - Köchen zum Oberstlieut., bey Ter-,;i Infanterie, die Majore von Haid, und Lattermann zu Oberstlieutenante, die Hauptleute Prinz Anhalt - Köthen der jün« gere bey Lattermann Infanterie, danlt Stipschütz, Götz, Fleischhackcl zu Majore avanzirt worden. Zugleich ist beym Gr. Thurnischm Infanterie Regimente derObcrstl. Brabck als Oberster, der ite Major Gr- Sola als Oberstlieutenant, der Gr. Klam als iter Major, und der Grenadier Hauptm. de Loen als 2ter Major vorgestellt worden; wobey der Kapitain Vardarini die Kompagnie erhielt, und der Oberl. Hesti als Kapitain vorrückte. Am 7. d. erlebte man allhier einen sehe seltnen Fall, indem es gerade 50. Jahre sind, seitdem der würdige Präsident des Reichshosraths Hr. v. Haagm Neichshofrath geworden war. Sämmtliche Herrn Reichshofrathe hatten sich scholl um 8 Uhr früh in dem grossm Rathssaale versammelt, wo der älteste Reichshos-rath Frcyh. V. Vartellstein Se. Excellenz mit einer kurzen, aber schr rührenden Rede empsieng. Dicse S^ene war des Pinsels eines Hochard's würdig. Unser berühmte Sticker Leutschacher kat auf Befchl Sr. Majestät dcs Kaisers, zween prächtige Uniforme für den Fürstm von Potemkin zu verfertigen gehabt; sie sind mit Pcrlcn , und Edelsteine sehr kost-l bcir gestickt, er mußte diese grst rn an Fürstm Gallizm übergeben, der sie durch eine« Kurricr nach Iaffy übersendet hat n,it dcm Auftruge/ bls letzten dieses dort rin-, zutrefen. Belgra.5, 5en 7« Jänner. Wir ha-bn, '.mmer geglaubt, der htfsfgk Chnsttaq wurde uns Orsova bescheren; aber dieß Nest wehrt sich , als hätte es Moloch der Krüger des Orkus aus höllischen Quälern snhürmt. Diese Vestung kann sich rüh-'mm die erst- u seyn, die Londons Don mrn widerstand. Aber auch dic Wit- . lerung war uns enrg'egen. Frost, und Smrme zwangen uns dic Belagerung aufzuheben, und sie in eine Blokade zu verwandeln. Was unsere Lcute auf dem Berg Auion ausgestanden, ist kaum zu verreiben. Sie hatten mit der gri'UlnigsttN Kalte auf ihrem Rück.uge zu ringen; so wie wir überhaupt in den letzten Tagen des Iarrs durch Frost , und Krankheit sehr vicl Leute vcrlohren haben. Vater London ist jetzt in Wien; aber sein Geist schwebt über uns, und alles geht nach seinem Plane. Jüngst wurde ein Schreiben des gedachten Hrn. F. M., in welchem er die'gesamm-te Mannschaft, die mit der Blokade beschäftiget ist, zur Standhaftigkeit aufmuntert / bey dem Befehle öffentlich abgelesen. Dcr Obcrstl. Lagris ist bey Ant. Ester' ha;y und Liptan bn> Ioh. Palfy Oberster worden. Die Qrsovaner feuerten seit einigen Tagen gewaltig aus ihren -Kasematten, und erwarteten einen Entsatz sammt einen Hransporr von Munition, und Lebensrnitteln , welcher auch wirklich im Anzüge war; er bestand in lo^QO. Mann, die nahe ben Kladova an das Vranovaczkische Freikorps stiessm, und es endlich nachdem sie iOO Köpfe niedergemacht haben, bis nach Kladova zurückdrückten in der Hoffnung .den aus »oo Wagen bestehenden Trans-irrt glücklich nach Orfova zu. bringen; «iltin der Oberstlieutenant Liptay , der dieß Vorhaben der Feinde schon ehevor durch Kundschafte erfuhr, begchrte eine Untet-siützilllg vom Kommandirenden Hrn. G. F. M. L. Wartensleben , die er auch durch die Vorrückung einer Division Erdödyi Huffaren, und des Reiskyischen Infanterie Regimentes erhielt, die dann über die Feinde mit so einer ÄZuth herfielen, daß dcr dreymal stärkere Türkische Heerhaufell nachdem er zoc> Mann auf den Wahl-plaze zurückgelassen hatte, sich in größter Unordnung mit Verlust einiger P/o->viantwagen nach Widdm über Hals und !H>pf zurückzog. Ich vergleiche jetzt M meinem Vergnügen den vor zc> Jahren qe führten Türkinkrieg mit dem letzter» Feldzuge , und mein Herz steigt bey dieser Parallele stolz empor. Welche Feldherrn, Taktik, Kriegszucht damals! welche jetzt! — Auxenburg , den 24. (lhristm. Endlich waglen es die Insurgenten auch aufun" loszustürmen; aber da gelang es ihnen nicht; sie wurden von uns mit blutigen Köpfen zurückgeschlagen, und 1600 haben dabey ihr Leben verlohren. Mir ahndet es, die Ruhe kehre allmahlig zurück; denn sowohl der Adel, als auch die Geistlichkeit wünscht schon aus innigen Henen sich dem Schutze Oesterreichs zu unterwerfen. Jener ist un^nfrieden sich unter G^ setze schmiegen zu muffen, die ihm der niederländische Francklin — ein van der No«>t vorschreibt: Diese Vom Unfuge überzeigt predigen an allen Orten folgende Satze: n.) Die Unterthanen sind recht daran, wenn sie iyreFre^heiten zu erhalten tracht tcn. b.) wenn aber der Gchuyhcrr ihnen selbe zusteht, so haben sie unrecht, sobald sie diese Güte nicht erkennen. ^ouü alle Dienstage nachmittag um 2. Mr auf dem Platze w-o. 183. in dsr »ou Klemmayerschen Buchhandlung ausgegeben.