ZV. Jahrgang. Nr. 47. Zeitschrift für Vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag unl kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi. ll — Ganzjährig ss. 5.— Halbjährig ., 3. -Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 1«, II. Stock. Die Administration in ONotar Kleii's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 3l3. Insertionsgebühren: Für die Xipaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 fr. Stempel jedes Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haascnstein sl Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümer de« Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilunge» nicht bcrückffchtigct. Laib ach, Freitag am 11. Juni 1869. Denkschrift des lrainischcn Landesausschusses an die Minister Graf Veust, Graf Taaffe und Dr. Gistra. Das traurige Ereigniß vom 23. Mai l. I., welches von allen Vaterlandsfreunden auf das Tiefste beklagt wird, hat den ergebenst gefertigten Landesausschuß, als gesetzlichen Vertreter der Landes-Interessen veranlaßt, mittelst eines eigenen Zirkulars, wovon ein Abdruck hier beiliegt, sich an sämmtliche Gemeindevorstände Krams zu wenden, und seine warnende und belehrende Stimme zu erheben. Gleichzeitig sieht sich jedoch der in Ehrfurcht gezeichnete Landes­ausschuß verpflichtet, auch an Euer Exzellenz sich zu wenden und feine Anschauungen über die tiefer liegenden Gründe und Ursachen desselben ehrerbietigst vorzutragen. Hiebei kann jene Denkschrift nicht ignorirt werden, welche der Gemeinderath der Landeshauptstadt Laibach an die h. k. k. Mini ­sterien im gleichen Gegenstande zu richten sich veranlaßt fand, indem deren vom einseitigen Parteistandpunktc aufgefaßte und den Wir­tungskieis des Gemeinderathes weit überschreitende Darstellung mannigfacher Berichtigung bedarf. Vor allem muß auf die ohnehin schon bekannte Thatsache hin­gewiesen weiden, daß der vorbestandene Gemeinderath im September v. I . von der k. t. Landesregierung aufgelöst und sohin im März l. I . derselbe vollständig erneuert wurde. Hiebei wurden sämmtliche vom konstitutionellen Vereine in Laibach in Vorschlag gebrachte Kandidaten zu Gemeinderäthen ge­wählt, während die nationale Partei mittelst einer öffentlichen Er­klärung kundgab, daß sie sich an den Wahlen überhaupt nicht bethei­ligen werde. Von den 1201 Wahlberechtigten haben sich sohin 565 an der Wahl betheiligt, während die Majorität derselben dem Wahl­tampfe überhaupt ferne blieb. Obgleich der Gemeinderath unzweifelhaft der gesetzliche Reprä­sentant der Landeshauptstadt Laibach ist, fo kann doch andererseits auch die Thatsache nicht ignorirt werden, daß derselbe lediglich als der Ausdruck einer Partei erscheint, welche nicht bloß der aus zwei­maliger Wahl des Landes hervorgegangenen Landtagsmajorität, son­dern der Majorität der Bevölkerung von Krain überhaupt, ja fogar der Mehrzahl der Bewohner der Landeshauptstadt selbst schroff ge­genüber steht. Diese Thatsache macht die eigenthümliche Färbung der Denk­schrift des Gemeinderathes erklärlich, fordert aber andererseits auch naturgemäß die sorgfältige Prüfung und allseitige Erwägung derselben. Wie sehr aber auch die Verschiedenheit der politischen Ansichten als natürliche Folge des konstitutionellen Lebens erkannt werden muß, so bleibt es doch andererseits gewiß im höchsten Grade bedauerlich, daß der Gemeinderath Behauptungen in feine Denkschrift aufgenom­men hat, welche geradezu als unrichtig bezeichnet werden müssen. So heißt es in der Denkschrift wörtlich: „S o schritten die Bauern der Umgebung daran, die mörderischen Rufe zur That zu machen, überfielen die Städter mit Knitteln und Pflöcken, und nur dem Einschreiten der Gensdarmerie und des Mi ­litärs ist es zu danken, daß nicht ein grauenhaftes Unglück ge schal), nur den militärischen Sicherheitsmaßregeln ist es zu danken, d aß die Stadt vor einem Ueberfalle der Bauern geschützt wurde." Dieser Satz ist vom Anfange bis zu Ende unwahr, indem bei dem Ueberfalle am Ianöberge überhaupt gar kein Militär anwesend war, in Ioscfsthal von Seite der Bauern aber ebenfalls kein An­griff erfolgt zu sein scheint, da sämmtliche dießfalls Verhaftete bereits aus der Untersuchungshaft entlassen sind. Was endlich einen Ueberfall der Stadt Laibach durch die Bauerir betrifft, fo mögen Wohl ängstliche Gcmüther einen solchen befürchtet, und bezügliche Gerüchte ausgestreut haben. Diese Furcht erwies sich jedoch ganz ungerechtfertigt, da ein solcher Ueberfall nicht versucht wurde, ja nicht einmal die Spur einer solchen Absicht zu Tage trat. Ebenso unwahr ist es, „daß selbst der Eisenbahnzug in der Gegend von Franzdorf mit Steinen von den Bauern beworfen wurde," Der Vorfall reduzirt sich einfach darauf, daß ein blödsinniger Hirt beim Herannahen des Zuges sein Vieh von der Bahn vertrei­ben wollte und zu diesem Ende einen Stein nach deniselben warf, welcher jedoch den daherbrausenden Zug traf. So werden an sich unbedeutende Ereignisse tendenziös verdreht und ausgebeutet. Wenn sich der Gemeinderath nicht scheut, in einer öffentlichen Denkschrift an das Ministerium Behauptungen vorzubringen, deren thatfächliche Unwahrheit so leicht nachgewiesen weiden kann, so ist es unschwer, daraus einen Schluß zu ziehen auf den Werth der übrigen Argumentationen und Verdächtigungen. Ohne der Denkschrift in allen einzelnen Punkten folgen zu wollen, sei es gestattet, nur einige wesentlichere hervorzuheben und des Nähern zu beleuchten. Der Gemeinderath will in den Tabors einen Grund der in Frage stehenden Ereignisse erblicken. Seit einem Jahre wurden in Steiermark, im Triester Statthaltereigebiete und in Krain 7 Tabors mit Bewilligung von drei Statthallereien und strenge innerhalb der von den Behörden genehmigten Programmspuntte abgehalten. Ueber ZO.OOt) Slovenen haben daran theilgenommen, ohne daß auch nur die geringste Unordnung vorgefallen, ohne daß sich irgend ein Anstand ergeben, und ohne daß auch nur ein Redner den an­wesenden Regierungs-Kommissären den Anlaß selbst nur zur gering­fügigsten Bemerkung gegeben hätte. Wie kommt nun der Laibacher Gemeinderath, dessen Mitglieder sich so gerne „verfassungstreu" und „liberal" ^ar exoelleuoe nennen, dazu, Volksversammlungen, welche auf Grund der Gesetze und streng in den gesetzlichen Schranken stattfinden, zu verdächtigen? Könnte nicht mit ebenso viel Recht der Bestand jener vom Reichsrathe beschlossenen, vom Kaiser sanktionirten freiheitlichen Gesetze als der Grund der Ianöberger-Affaire bezeichnet werden, auf deren Boden auch die Slovenen ein politisches Leben zu entfalten beginnen? Hiebei darf nicht vergessen werden, daß die Laibacher Turner schon in den Vorjahren dreimal ähnliche Angriffe zu erdulden hatten, also zu einer Zeit, wo noch keine Volksversamm­lung stattgefunden hatte. Als zweiter Grund weiden die Aufreizungen der nationalen Presse angeführt, hiebei aber ganz ignorirt, daß diese lediglich zur Abwehr gegen die fortwährenden Verhetzungen der Organe der anti­nationalen Partei gezwungen sind. Wenn man auch von den außer Landes erscheinenden Blättern ganz absehen will, so kann der unbe­fangene Beobachter nicht verkennen, daß der Parteienzwist und Hader in Kram die größten Fortschritte gemacht hat, seitdem das Organ des konstitutionellen Vereines das „Laibacher Tagblatt" Tag um Tag die nationale Partei und ihre Führer in der gemeinsten Weise an­greift, alles was der Nation lieb und theuer ist, in den Koth zieht, und allen voltsfreundlichen Bestrebungen mit Hohn und Spott in's Gesicht schlägt. Selbst den hochherzigen kaiserlichen Gnadenatt der Strafnachsicht an die aus der IeLica-Affaire Verurthcilten, welcher in allen Theilen unseres Landes den ungetrübtesten Jubel erweckte, konnte dieses Blatt nicht hinnehmen, ohne ihn zum Gegenstande seiner Polemik zu machen und ihn mit dem bittein Ergüsse seiner Galle zu vergiften. Die Krainer sind ein immer sehr loyales, ihrem Kaiser, ihrer Religion und ihrer Nationalität treu ergebenes Volt, und es ist daher wohl nur ganz natürlich, daß Angriffe auf einen dieser unvertilgbaren Leitsterne des ganzen Volkes die höchste Erbitterung wachrufen müssen gegen jene Partei, welche trotz ihrer verschwinden­den Minderheit die Herrschaft über unser Land unv Volk erzwingen will. Die Denkschrift des Gemeinderathes verdächtiget auch unfern ganzen Klerus, wobei man das Erstaunen nicht unterdrücken kann, wie die Vertretung der Landeshauptstadt einen ganzen Stand anzu­greifen und herabzusetzen wagt. Trotz vieler Denunziationen ist bisher noch kein einziger Priester unseres Landes wegen politischer Vergehen dem Gesetze verfallen, und es haben sich bisher alle De­nunziationen als bloße Verleumdungen dargestellt. Auch dem Schulwesen hat die Denkschrift des Gemeinderathes ihr Augenmerk zugewendet, und die Klagen über den gänzlichen Mangel an Disziplin leisten an Uebertreibung gewiß das Ungeheuer­lichste. Nachdem jedoch dem Landesausschusfe eine Einflußnahme in dieser Richtung nicht zusteht, muß er es der Landesregierung über­lassen, diese ungerechtfertigten Vorwürfe gründlich zu widerlegen. Aber sein Erstaunen kann der Landesausschuß nicht unterdrücken, daß der Gemeinderath nicht bedacht hat, daß die schuld der etwa wirklich herrschenden Disziplinlosigkeit doch nur auf die Profesforen zurückfällt? und daß, weil die Lehrkörper der hiesigen Mittelschulen ihrer Majorität nach entschieden der sog. liberalen Partei angehören, diefe die Verantwortung für solche Uebelstände trifft? Wie kann es aber auch anders sein, wenn den Schülern jedes Vertrauen zu ihren Lehrern fehlt? und woher foll das Vertrauen kommen, wenn der Lehrer mit feinen Schülern nicht einmal in ihrer Muttersprache sprechen kann? wenn das Vaterland, die Muttersprache und die vaterländische Literatur öffentlich in der Schule verhöhnt werden und die Lehrkanzel zur Pflanzstätte politischer Umtriebe gemacht wird! Die vom Gemeinderathe in Antrag gebrachten Maßregeln dürf­ten keineswegs den beabsichtigten Zweck herbeiführen, da dieselben auf falschen Anschauungen und unrichtigen Voraussetzungen beruhen. Trotz der wiederholten Verwahrungen der Denkschrift gipfeln diesel­ben doch lediglich in Maßregelungen des Klerus, der Presse und der Schule, Entfernung aller Lehrer, welche einer andern politischen Gesinnung sind, als der gegenwärtige Laibacher Gemeinderath, ja Maßregelungen des ganzen Landes und Volkes, damit dasselbe zu den politischen Anschauungen einer Minderheit bekehrt werde, welche ihre Anhänger kaum nach ein Paar Hunderten zählt. Abgesehen von der Unmöglichkeit der Durchführung, abgesehen von der Gesetzwidrigkeit eines solchen Vorganges im konstitutionellen Staate, würde auch das ganze Beginnen ein vergebliches sein, da die Geschichte aller Zeiten und Völker lehrt, daß nationales Be­wußtsein und politische Ueberzeugungen eines Volkes durch Gewalt­maßregeln nie geändert werden können. Es liegt aber auch kein Gruud dafür vor; denn die stets loyalen Slovcnen fordern nichts als was durch die Staatsgrundgesetze prinzipiell schon gewährleistet ist. Möge sich das hohe Ministerium der Einsicht nicht verschließen, daß nicht die in der Denkschrift des Gemeinderathes dargestellten Vorschläge, sondern die volle und rückhaltslose Durchführung des Prin­zips der nationalen Gleichberechtigung geeignet ist, das slovenische Volk zu befriedigen und die Eintracht zwischen allen Bewohnern un­seres Landes herzustellen. Wie weit wir aber noch von der prakti­schen Durchführung diefes verfassungsmäßigen Rechtes entfernt sind, kann daraus ersehen werden, daß noch heute die meisten Bezirks­hauptmannschaften ihre Zuschriften an stockflovcnische Parteien und Gemeindevorstände in deutscher Sprache herausgeben, daß bei meh­reren Gerichten trotz der bestehenden Gesetze, Nerhörsprotololle mit Inquisiten, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, in dieser Sprache aufgenommen werden, daß anderthalb Millionen Slovcnen noch heutigen Tages nicht eine Mittelschule besitzen, in welcher die slovenische die Unterrichtssprache wäre. Und doch hat der große Leibnitz schon vor hundert Jahren gesagt: „Die Sprache ist ein Spiegel des Verstandes, und gemeiniglich, wenn eines Landes Sprach am besten ausgeübet worden, das Land uud Volk alsdann selbst geblühet." Während bei jedem andern Volke der Patriotismus, d. i. die Liebe zu seinem Vaterlande und seiner Nation als eine der edelsten Tugenden und heiligsten Gefühle gilt, erscheint bei einer gewissen Klique der Name „Slovene" gleichsam als ein Schimpfwort und die nationale Gesinnung als ein Verbrechen. Zum Schlüsse noch zwei Bemerkungen: Italiener und Deutsche leben friedlich und unbehelligt in un­serm ganzen Lande zerstreut. Die Opposition der Bevölkerung richtet sich nie gegen sie, sondern nur gegen jene kleine größtenthcils aus Eingcbornen bestehende Fraktion, welche aus selbstsüchtigen Gründen die Herrschaft über unser Volt erzwingen und ihre Anschauungen dem ganzen Lande aufdrängen will. Die Denkschrift des Laibacher Gemeinderathes versucht es sogar der nationalen Bewegung unseres Landes eine soziale Färbung zu geben, eine Anschauung, die so absurd und haltlos ist, daß sie einer ernsten Widerlegung nicht bedürfte. Der Landesausschuß hat im Vorstehenden seiner festen Ueber­zeugung einen gewissenhaften offenen Ausdruck gegeben. Geruhen Euere Exzellenz diese Darstellung der geneigten Auf­merksamkeit zu würdigen und es wolle die hohe k. k. Negierung durch die volle und rllckhaltslose Durchführung der verfassungsmäßig ge­währleisteten, vom krainischen Landtage so nachdrücklich erbetenen Gleichberechtigung der slovenischen Sprache in Schule und Amt, die Wünsche der stets loyalen Slovenen ihrer Erfüllung zuzuführen. Vom Landesausschusfe des Herzogtums Kram. Laibach, am S. Juni 1869. Zur Charakteristik unserer Feinde. CM , 6. Juni. Wenn der tiefere Grund der Nationalitätenidee, die niemand in Abrede stellen kann, ohne mit den schreiendsten Thatsachen in Widerspruch zu gerathen — in nichts anderm liegt, als in der end­losen Verschiedenheit, welche zwischen den einzelnen Nationalitäten besteht, und wenn in der Anerkennung der Individualität der einzelnen Nationen ein Fortschritt liegt, der aber auch ohne sich einer argen Inkonsequenz schuldig zu machen — und dieß mag unseren Gegnern gelten — alle jenen Bedingungen bereitwilligst zugestehen muß, welche jede Nation zur Sicherstellung und Entwicklung ihrer Individualität fordern darf und muß, fo liegt allerdings in den Worten eines unserer Gegner: „Der Slovene, er lebt schon ganz anders, er geht anders, starrt stets vor sich hin, schaut niemandem in's Gesicht...", wenn man die Form bei Seite läßt und dem Gedanken an sich tiefer auf den Grund sieht, unendlich viel Wahrheit: denn darin liegt eine direkte, wenn­gleich unbewußte Bestätigung der Individualität des slovenischen Volkes, die in ihrer Ausgeprägtheit selbst denjenigen unlons voleu» mächtig imponiren muß, die sie um jeden Preis verwischen wollen, weil sie mit der ausdrücklichen Anerkennung derselben auch für die unabweislichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, einstehen müß­ten. Es muß sich aber für unfern Herrn Gegner aus dem obigen Zugeständnisse der weitere Folgesatz richtig erweisen, daß die zu Tage tretende Individualität des slovenischen Voltes eine — man könnte sagen — unverwüstliche sein muß, wenn man sich der Er­kenntniß nicht verschließen kann, daß sie sich nicht allein im sozialen Leben ausprägt, sondern sogar das äußere Benehmen des einzelnen beeinflußen soll; wir sagen „soll" , da wir in der That bisher weder Zeit noch Anlaß gehabt, eine so harmlose Kulturstudie zu machen, und daher vorderhand auch unserm Herrn Gegner auf's Wort glauben, von der innigen Ueberzcugung ausgehend, daß fein und feiner Partei Forscherblick unablässig auf die indifferentesten Handlungen und geringfügigsten Anstände gerichtet ist, während sie für die „Kapitalfragen des politischen Tages" — denn es bleibt ihnen dazu keine Zeit übrig — nicht das geringste Verständniß zei< gen, Beweis dessen die Reden in Windischfeistritz. Für alles dieß können wir unserm Herrn Gegner nur zum Dank verpflichtet sein, worüber er sich allerdings höchlich wundern mag, da sein ausschließ­licher und bewußter Zweck — die Form spricht ja dafür — nur der war: zu beleidigen, daß er aber seinen Zweck auch nur halb nicht erreicht, können wir ihm offen erklären. Wohl aber hat er damit — und dieß mag ihn reuen — seine Achillesfersen gezeigt; wohl hat er damit geholfen, den Schleier zu zerreißen, hinter wel­chem sich jene bis zum Himmel erhobene Kultur und Bildung ver­steckt hielt, von deren Wundern man uns immer und immer erzählte, mit deren unüberwindlicher Macht und alles vernichtender Kraft man uns schreckte, und in deren Namen die Partei, die sie immer im Munde führt, zur Hegemonie über uns berechtiget zu sein glaubt. Ja ! wenn es mit jener Kultur und Bildung nur seine Richtigkeit hätte! Aber selbst im zugegebenen Falle möge jenen Herren, die auf Grund dieses Prinzipes herrschen wollen, gesagt sein, daß die ge­schichtliche Entwicklung der Menschheit, gegen die man sich umsonst stemmt, bereits jenen Weg betreten hat, wo die Epoche der Hege­monien verschwindet und an deren Stelle die freien Nationen treten, welche sich nach unserm filosofischen Völkerrecht als gleichberechtiget anerkennen, und in harmonischer Entwicklung ihrer individuellen Kräfte die allgemeine menschheitliche Bestimmung zu vollziehen als ihre höchste Aufgabe ansehen. Darin sucht auch die slovenische Na­tion Trost, daraus schöpft sie ihre Kraft und Ausdauer. Aber nun ist einmal jene Bildung, auf die sich unsere Gegner stets berufen, eine hohle Fräse, die Vorfälle in Krain, so beklagenswerth sie auch fein mögen, haben Anlaß gegeben sie uns als eine solche zu zeigen. Ja, noch mehr! Das Treiben unserer Gegner seit dieser Zeit hat uns zum mindesten ein stilles Bedauern abgenöthiget; denn nicht ge­nug, daß man mit einer gewissen Bestialität über jene Hersiel, ging man noch einen Schritt weiter, suchte mit Habgier den wahren Feind auf dort, wo er nie zu finden sein wird, und als man ihn doch gefunden zu haben vermeinte, dann wurde gleichzeitig die ländliche Bevölkerung Krains zu Barbaren gestempelt, die slovenische Geist­lichkeit verhöhnt, jene Männer, welche die Nation in Ehren hält und auf die sie mit Stolz blickt, mit wahrer Wuth mit Anschuldigungen jeder Art überschüttet, die heiligsten Menschenrechte, welche auch Rechte der Nation sind, verdammt, in den Koth gezogen und mit Füßen getreten, und dieß alles hat man — das ist aber auch schon das erbärmlichste! — dort gesprochen, wo man wußte, daß man ge­hört werde, man hat es gesprochen, damit es gehört werde. So hat also diese Partei ihre stärkste Waffe aus der Hand ge­geben, weil nunmehr selbst diejenigen, welche uneingedenk des Sprich­wortes: „eine schlechte Waare muß sich selber loben" bis nun an eine Bildung dieser Partei — wenn wir sie überhaupt eine Partei nennen dürfen —, glaubten, an deren Existenz zu zweifeln beginnen müssen. Schließlich glauben wir uns nach dem vorgeschickten berechtiget zu halten, an einen in Cilli lebenden Herrn Redner in Windisch­feistritz die bescheidene Frage zu stellen, wer denn eigentlich in der Stadt Cilli am meisten zu leiden habe? und von wem? denn es möchte kaum mehr unentschieden sein, wessen Loos erträglicher ist, das der Laibacher Turner, oder jenes der Nationalen von Cilli, die es unter ihrer Würde halten müßten, gegen rohe Ausbrüche blinder Leidenschaft mit gleichen Waffen zu kämpfen. — Dieß alles möge auch zur Aufklärung demjenigen Herrn dienen, der bisher zu viel Zeit darauf verwendet hat, um dem tiefern Grunde des Charakters des Slovenen, wie er sich in feiner Eigentümlich­keit ihm und seinesgleichen gegenüber zeigt, nachzuspüren. *) Tagesneuigkeiten. Laibllch, 11. Juni. — (Frage.) Dr. Klun ist Hofrath geworden. Da man den Nationalen immerwährend vorwirft, daß sie alles nur aus Egoismus thun, so sind wir sehr neugierig, wann von ihnen einer Hofrath wird. — (Deutscher Witz.) Wenn das deutsche Volk wegen irgend etwas zu bedauern ist, so sind dieses „etwas" seine Führer und seine Blätter, in erster Reihe die gemeinsten Produkte gesunkener " ) Ersuchen fortzufahren. Ihren zweiten Wunsch konnten wir leider nicht erfüllen, weil die bezüglichen Nummer» gänzlich vergriffen find. Di« Redaktion. Witzbolde (??) , welche als verkommene Genies und journalistische Landstreicher alles mit ihrer ekligen Jauche begießen. Wi r wollen unseren Lesern ein Pröbchen dieses Absuds aus dem Witz (?) blatt „Reibeisen" auftischen. Hofrath, Orden, Dingelstedt, — Die Wiener haben mit ihm das G'frett. — Der Linzer Staatsanwalt, juchhei, — Schleicht traurig um den Vischofbrei, — Verbrennt sick aber doch die Nasen — Wird deßhalb weggeblasen. — Toman, Costa, Bleiweis — Schuhwichs ist kein Eiweiß, — Es ist ein wahres Gaudium — Slovenien's Trifolium. — Herr Konrad ist Präsident — Der nicht blaset, was uns brennt, — Statt zu bleiben Ordnungshüter — Reiset er auf seine Güter. — Die Katze läßt das Mausen nicht, — Die Czechen lassen die Flausen nicht, — Dazu noch die treuen (?) Tiroler Herzen — Das sind Oesterreichs Schmerzen! — Hier ein zweites: Livorno, Lai b ach und Linz sind drei Städte, — Wo man attentätert um die Wette, — Wahnsinn, Nohheit, Pfaffentrutz, — Alle Drei sind nichts nutz'. — Und solche Sudeleien werden dem Volke vorgelegt, von hungernden Gassenpoctcn nach Ellen geschmiedet und mit 3 kr. die Zeile verkauft! Guter Guttenberg! Hättest D u jemals ahnen können, daß Deine Erfindung derlei Schmiere in der Welt verbreiten helfen wird, D u hättest Dich lebendig begraben lassen, bevor D u sie gemacht! Offener Brief an Herrn Karl Deiumn, Museallustos :c. in Laibach. I n der Volkergeschichte finden sich Momente, welche durch eine einzige Persönlichkeit berühmt oder — berüchtigt geworden, durch eine Persönlichkeit, welche die Macht und das Wohl ihres Volkes för­derte oder dasselbe umstieß, deren Andenken daher im Buche der Weltgeschichte entweder mit goldenen Lettern geschrieben, oder als abschreckendes Beispiel hingestellt ist und daher einen schwarzen Fleck darin bildet, auf die also die Nation stolz zurückdenkt oder sie als Schandfleck verflucht und am liebsten aus der Erinnerung streichen möchte. Beispiele gibt es genug, und es dürfte sich kein Volk rühmen, daß es auf all e seine hervorragenden Männer mit Stolz blicken kann. Männer aber, deren sich die Nation schämt, zählen wir zwei Arten: Die erste Art ist jene, welche durch erlaubte und unerlaubte Mittel, durch Terrorismus, Heuchelei, Bestechung u. f, w,, aus Gewinnsucht oder Ehrgeiz nach der höchsten Stufe des Ansehens nnd der Macht strebt, daher das Volk beherrschen will, theilweise um sich entweder zu bereichern, oder weil sie dem Glauben lebt, daß ihr Regiment dem Lande wirklich heilbringend sein werde; die zweite Art, größtenteils eine Ausartung der ersten, ist jene, welche, weil sie das angestrebte Ziel trotz der angestrengtesten Bemühungen nicht erreichen konnte, aus Nachsucht gegen das undankbare Volk den Glauben wechselt und zum Feinde übertritt. Für die erstere hat die Geschichte das Wort „Tyrann" , für die zweite den verächtlichen Ausdruck „Renegat". Renegaten gab es zu allen Zeiten und fast bei jeder Nation; auch die Slovenen zählen deren viele; die Blüte derselben sind Sie, wie ein Blick in Ihre Vergangenheit zeigt. Um jedoch kein Aerger­niß zu geben, wollen wir den Schleier, der übrigens nichts unbe­kanntes verbirgt, nicht lüften, wir wollen Ihnen Ihr Sündenregister gegen die slovenische Nation, deren eifrigster Vorkämpfer Sie einst gewesen, nicht vorhalten, da die Erfahrung sattsam beweist, daß Sie Vernunftgründen, wenn dieselben von Ihren Gegnern kommen, eine geradezu bewunderungswürdige Begriffsstutzigkeit entgegensetzen und einen Ihnen vorgehaltenen Gesinnungswechsel einfach negiren. Auch würden wir, wenn es uns auch gelänge, Sie dazu zu bringen, daß Sie die „liberalen" Schuppen wieder von Ihren Augen fallen lassen, an Ihnen leine Acquisition machen, die uns für die Mühe entschädigen würde, denn das verwirkte Vertrauen des Volkes und Landes werden Sie doch nimmermehr gewinnen. Zudem zeigen uns Ihre jüngsten Thaten, daß Ih r „Liberalismus" bereits dem Stadium der Tollhei t nahe ist, daß Sie es längst aufgegeben, nach Prin­zipien oder Ueberzeugung zu handeln; es fcheint vielmehr, als ob in Ihrem Ideenreiche eine völlige Demoralisation eingerissen wäre, denn es zeigt sich keine Spur eines leitenden Gedankens, es wäre denn der Trieb des Hasses gegen die verhaßten „Slovenen"; und selbst darin ist keine einheitliche Leitung bemerkbar, es herrscht die momen­tane Idee so lange, bis ihr eine andere den Rang ablauft. Die neuesten Ergüsse dieses Hasses gegen die Nationalen im berüchtigten „Promemoria" und in mehreren Artikeln Ihres Leib­ journals sind die schreiendsten Beweise, wie weit der „Liberalismus" führt. Da gibt es nichts mehr, das vor Ihrer Feder sicher wäre, tein Stand, lein Alter, keine Verdienste schützen mehr vor Ihren giftgeträntten Pfeilen, ja wir glauben, daß Sie selbst den Himmel anfeinden und mit Ihrer Galle begießen würden, wenn sie nur den entferntesten Anhaltspunkt zu der Annahme hatten, daß derselbe na­ tional wäre. Doch vergeblich sucht man in diesen Angriffen und em­ pörenden Federmanövern irgend ein anderes Ziel, als das der tota­ len Vernichtung, es manifestirt sich darin deutlich der aufgegebene Misanthrop, eine herzlose, unversöhnliche Natur, deren Lcbenselement Haß und Zwietracht sind. Diese Erscheinnngen sind die ganz natür­ lichen Folgen Ihrer Vergangenheit und der vielfachen Enttäuschungen, die Sie in Ihrem Lebenslaufe erfuhren, wir können es Ihnen gar nicht verargen, daß Sie ein Misanthrop geworden. Eines nur ist es, was wir entschieden perhorresziren, daß Sie nämlich mit dem Ergüsse Ihrer Galle Tagesblätter verunreini­gen, daß Sie als Führer einer durch Sie erschaffenen Klique die Spaltung zwischen den beiden Lagern immer größer machen, daß Sie in einer Stadt, in einem freilich nur von Ihren Anhängern gewählten Gemeinderathc die zweite Stelle einzunehmen die Stirne haben, obwohl Sie fehr gut wissen, daß Sie, Dank Ihren Thaten, die verhaßteste Persönlichkeit im Lande sind, daß Sie sich eines Rufes erfreuen, dessen Andenken unserm Volke nichts weniger als freudenreich fein wird. Personen mit Ihren misanthropischen Ideen passen überhaupt nicht unter die Menschheit, am allerwenigsten an die Spitze einer Partei, die sich prahlt, im Interesse des Landes und Volkes zu wirken. HuouLun« tÄnäeru aKurei'L patientia nostr«,? Wie lange wollen Sie noch durch Ihre Artikel und Ihr Leibblatt die Geduld auf die Probe stellen? Wollen Sie es etwa erleben, daß Ihr Name auf die Liste der Fluchwörter gesetzt wird? Ist es Ihnen nicht ge­nug, daß derselbe bereits als Epitheton der „Laibacher Wiedertäufer" gebraucht wird? Wollen Sie es fo weit kommen lassen, daß der Volkswitz sich Ihrer bemächtigt und am nächsten Nikolausabende un­gezogene Kinder Ihr Portrait zum Geschenk bekommen? Wollen Sie das im Volke bereits aufgetauchte Gerücht, als wären Sie der längst gefürchtete, profezeihte Antichrist, an Grund gewinnen lassen? Trotz aller Ihrer Fräsen von Sorgen für das Volkswohl u. f. w. vermögen Sie doch nicht eine einzige Handlung aufzuweisen, die Ihnen unter den verdienstvollen Männern Krams auch nur den niedersten Platz sichern könnte. Die erste dem Lande ersprießliche Handlung wäre — Ih r Abtreten vom öffentlichen Schauplatze, wo Sie schon so unzählige Blamagen geerntet, so viel Antipathien sich erworben. Sputen Sie sich, eilen Sie, verschwinden, verduften Sie, verkriechen Sie sich in irgend einen abgelegenen Erdenwintel, und — schreiben Sie Ihre eigene Geschichte jedermann zur War­nung und abschreckendem Beispiel, Renegaten zur Nachahmung, denn es wäre für Sie eine verdiente Buße, den eigenen Lebenslauf zu rekapituliren. Dann brauchen nicht allnächtlich zwei Polizeiorgane das böse Gewissen zu bewachen, und Sie selbst entfliehen der Verachtung, die Sie auf beinahe jedem Ihnen begegnenden Gesicht lesen können, Wenn Sie also Ihr eigenes Volk, dem Sie freilich als Ab­trünniger entfremdet sind, theilweise entschädigen wollen für den Aerger, den Sie ihm bis jetzt bereitet, dann befreien Sie es durch Ihr Abtreten vom politischen Schauplätze von einer Opposition, wie sie unsinniger, Vernunft- und naturwidriger gar nicht gedacht werden kann, ehe Sie in die Liste politischer Tollhäusler eingetragen werden. Zum Schlüsse erklären wir Ihnen offen: Solang e Si c als Führer der „liberalen" Laibacher Klique fungiren, solange IhreAnsichten als die der ganzenKlique gel­ten, solange Ihr Leibblatt eine so maßlose Sprache führt und Nationale mit Koth bewirft, unsere Insti­tutionen, Vereine und Versammlungen verhöhnt und verleumdet, solange ein „konstitutioneller" Gemein­derath unter Ihrer Leitung steht und Promemoria's wie das jüngste Kind Ihrer Galle nach Wien trägt, solange Sie im Landtage die Majorität und denKlc­rus schmähen, ist eine Aussöhnung der Parteien ein Ding der Unmöglichkeit, denn mit Renegaten Ihres­ gleichen Paktiren wir nie! Sehr viele mit dem Voll hinter sich. 3 8chmimmschul-ErüMung. 3 «" Die Laibacher Schwimmgesellschaft zeigt allen bisherigen ^ ^ Mitgliedern, sowie dem übrigen k. 1. Publikum, welches "A Z» sich daran betheiligen will, an, daß der Schwimmponton wieder -HZ» Z» aufgestellt wurde und die Saison mit heutigem Tage eröffnet ist. ^ « Der Beitrag ist für Schwimmer auf 4 fl. für die Saison, »^ A mit Schwimmunterricht auf 6 fl. festgesetzt. A « Die Vormittagsstunden von 9—11 Uhr sind für Damen ^ "U" reservirt. >? ^ Die Beiträge werden im Voraus entrichtet und wer- «>.«>«>«> fl., eingeteilt in HA N Treffer zu 38.600,23.200,15.400 ü., 28 ^reKdr ^äor xu 7.600 tl., 1000, 500 oto. Baargeld, kleinster Treffer 10 fl. Baargeld, zu gewinnen. 1 Los ? 50 Kr. Originalscheine 5 m«"«^st. 2.50. Abnehmer von 6 Originalscheinen erhalten das ausgezeichnete Oeldruckgemälde „Hirtenmädchen aus dem Sabinergebirge", Werth 6 fl., gratis. Lose sind noch in allen bekannten Verschleißlokalen, bei allen kaiserlichen und königlichen Postämtern zu bekommen, Originalscheine mit Prämie NUl bei -f ^l ^1?t'fK s» Wechsler in Wien, cl. ^>. clll^NU,, Kä'rntnerring Nr. 6. (Näheres in dem großen Inserat.) Derlei Lose find zu gleichen Begünstigungen zu haben bei Eigentümer und Herausgeber ?etsr 6iÄ38eIIi. — Für die Redaktion verantwortlich: ^»K. H16Lovo. — Druck von ^oset Llanuil: in Laibach.