lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ ^O3. Montag au: 23. Dezember 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein Halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand,in Kupfer gestochene« kolorirtes Eostumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz» jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C, M.. und wird halbjährig «orausbezahlt. Alle t. l. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lcrcher am Hauptplatze. Der Ghristbaum. > O, wie viele schöne Gaben " Lichtumstrahlt der Christbaum trägt! Guter Kinder Eltern haben Liebcrfüllt sie eingelegt. Wie sie jubeln, freudetrunken. Wie die Kinder fröhlich sind! Traurig und in sich versunken Steht ein armes Waisenkind. Von den uielcn schönen Gaben Ist ihm keine dargebracht: Äch! sie liegen längst begraben. Die einst liebend sein gedacht.. Doch ein Mädchen fühlt Erbarmen, Hin zum Waisenkind es stiegt, Theilt sein Spielzeug mit dem Armen, Und zwei Herzen sind beglückt. H. Costa. Die Weihnachtsbrote. Ein Veitrag zu den Sitten und Gebräuchen in Krain, von Joseph Buchenhain. '<°M^^ genthümlichkeiten; so auch Krain. Die Zeit­schrift Carnioli a hat in den sechs Jahren ihres Bestehens schon Vieles von den Gebräuchen und Sitten unserer Pro­vinz veröffentlicht, daher auch dieser kleine, anspruchslose, und eben zeitgemäße Aufsatz bezüglich der Weihnachtsbroce nicht unwillkommen sein dürfte. Bei Möttling in Umerkrain werden zu Weichnachten mit besonderer Sorgfalt in jedem Hause 4 Brote gebacken, wovon eines aus Weihen-, die drei andern aber aus ge­mischtem oder Kornmehl bereitet werden. Das Weitzenbrot wird überdies mit verschiedenen Verzierungen, als Ge­stechten, Kränzen, kleinen Vögeln, Blumen (alles aus Teig und von Mädchenhänden geformt) sinnreich ausgeschmückt, und die Hausfrau trägt besonders Sorge, daß solches gut aufgehe, recht schön aussehe und wenigstens eine Spanne hoch sei. Dieses Brot wird in der Landessprache Lo ­»IiiZImUc genannt und hat eine zirkelrunde Form von"3em breiten Neife eines Siebes, in welchen man es hinein­zwängt, bevor es in den Ofen geschoben wird. Die anderen drei Brote werden auf ganz gewöhnliche Art bereitet. Sobald die Weihnachtsbrote aus dem Backofen ge­nommen werden, trägt sie die Hausfrau in die sogenannte Kammer («aän«, KiliiH) oder in den Keller (Kram). Am Weihnachtsabende, wenn sich schon Alles zur Ruhe begeben hat, bringt die Hausmutter die Brote in die Stube und legt sie auf den reinlich abgeriebenen, ganz leeren, massiven Eßtisch dergestalt, daß das weiße in die Mitte, der andern drei zu stehen kommt. Am Morgen des heiligen Christ­tages werden die Weihnachtsbrote unangeschnitten wieder in die Kammer oder in den Keller getragen. Am Vor­abende des heiligen Stephans und des Neujahrsfestes wird diese Ceremonie wiederholt. Sobald hingegen am NeujahrS­morgen das ganze Hausgesinde und alle Glieder der Fa­milie von der Morgenandacht aus der Kirche nach Hause gekommen sind, versammeln sich Alle stehenden Fußes um den Tisch, worauf die Brote liegen, wobei nur der Haus­vater das Recht hat, obenan zu sitzen. Da der Glaube herrscht, daß diese Brote an den drei heiligen Abenden von der Allgegenwart Gottes gesegnet worden sind, und nach einer frommen Annahme das weiße Brot das neu­geborene Christkindlein, die schwarzen Brote aber die drei Weisen aus dem Morgenlande bei dem Volke bedeuten^ so werden sie auch mit der größten Ehrfurcht von dem Haus­vater behandelt und in drei Theile getheilt. Ein "Theil davon, und zwar der größte, wird unter" die Hausleute, der andere unter das Hausvieh vertheilt, der dritte hingegen für Verwandte, Freunde, Bekannte und Nachbarn aufbe­wahrt, welche zu dieser Zeit einander besuchen und sich wechselweise mit den Weihnachtsbroten zu betheilen pflegen. Diese Beehrung mit den gesegneten Broten ist immer ein Beweis von Liebe und Achtung, die man gegen einander 4R» hegt, und es ist ein untrügliches Zeichen, daß zwischen Fa­ milien, welche das Weihnachtsbrot unter einander theilen, kein Haß, sondern die innigste Freundschaft bestehe. Der Weihnachtsabend ist dem Volke gleichsam ein Bote, des Friedens und ein Zeuge der Versöhnung; auch die Thiere, mit Ausnahme des unreinen Schweines, sollen Theil daran haben; denn sie waren ja einst Zeugen von der beglücken­ den Geburt des Weltheilands, daher betheilen die Unter­ krainer in frommer Erinnerung an diese heilige Zeit auch diese mit dem Weihnachtsbrote. Io<:ooi-a! Der Stiefvater. Ein Lebensbild von der Verfasserin des in der Carniolia No. 36, 3? und 38 l. I . erschienenen Lebensbildes »die Stiefmutter.« (Beschluß.) So verflossen drei freudenleere Jahre, so rückte die Zeit heran, in welcher Auguste vom Pensionate in das Elternhaus zurückkehren sollte. Sie kam. Die entwichenen drei Jahre hatten sie zur üppigen Knospe einer reizenden Jungfrau heranreifen, ihre gemüthskranke Mutter dagegen welken gemacht, und sie erschracken beinahe Beide beim Wiedersehen. Auguste aus Leidwesen über das betrübte Aussehen ihrer Mutter, letztere aus einem Grunde, den sie sich,selbst nicht zu offenbaren getraute. Augustens reines, lindliches Gemüth, ihr für alles Schöne und Gute empfäng­ licher Geist sprachen ihren Vater nun um so mehr wieder an, als er an der Seite seiner übrigens höchst achtungs­ würdigen Gattin, alles geistigen Austausches entbehrte. Ed­mund sah sich nun wieder mehr an das Haus angezogen und jeder freie Augenblick wurde dazu gewidmet, um mit seiner Tochter am Fortepiano und bei Lesung der Bücher gediegenen Inhaltes zuzubringen; er und Auguste waren heiter, nicht so Marie , die sich in eine höhere Sphäre geistiger Bildung nie hinauf zu schwingen vermochte. Darum fühlte sie sich vor ihrem Gatten von der Tochter gewisser­maßen verdunkelt und der Funke des Argwohns wuchs hiedurch zur Flamme der Eifersucht empor, der Marien's innerstes Leben angegriffen hatte und Leib und Gemüth um so mehr zerstörte, als sie die furchtbare Leidenschaft aus Zartgefühl und Schonung ihres schuldlosen Kindes in sich verschloß. Auguste und Edmund ahnten nichts von dem furchtbaren Leiden Marien's , wiewohl die Abnahme ihrer Lebenskräfte sichtbar war; sie setzten ihren geistigen Verkehr, bei welchem Auguste von ihrem Stiefvater am Wissen von Tag zu Tag zunahm, harmlos fort, bis das verzehrende Feuer in Marien's Busen den Geist des Le­bens aufgezehrt und die stille Dulderin auf das Kranken­lager gestreckt hatte. Auguste war die sorgfältigste und mitleidvollste Pflegerin ihrer geliebten Mutter, deren Sterbe­ bett sie bis zum letzten Lebenshauche der Geliebten nicht verließ. Edmund theilte diese Sorgfalt für seine ver­ehrte Gattin, deren Lebensfaden abgelaufen war; sie seg­nete ihr Kind, welches sie ihrem Gatten mit der Offenba­rung ihrer sich selbst bereiteten und nun bald überstandenen Seelenleiden empfahl und ihr Geist ging hinüber, wo seit ihrer Wiedervermählung ihre Gedanken und Wünsche so oft waren. Edmund betrauerte wehmüthig mit seiner Tochter den Verlust der stillen Dulderin und that auf ihrer Leiche einen heiligen Schwur, der Tochter ein wahrer Vater zu sein, und während er bereits seit der Vermählung mit Marien nicht nur für die geistige Ausbildung Augu­stens, sondern auch für die Vermehrung ihres nicht unbe­deutenden Vermögens bedacht war, trug er für die Aus­bildung seines jünger« Bruders Sorge, damit er zur Voll­endung und Selbstständigkeit gelange, da Edmund bemerkt hatte, daß Auguste auf seinen Bruder einen Eindruck gemacht hatte, den sie zu erwiedern schien. Die jungen Leutchen lernten einander näher kennen und lieben, und nach einem Jahre nach dem Tode Marien's segnete Ed­mund seine Tochter Auguste als Braut seines Bruders im Namen ihrer wahren Eltern, deren Stelle er vollkom­ men vertrat. , „. , , , Der betrogene Gauner. Humoreske von Bernhard Thomschitsch. Erschöpft von den Anstrengungen des Kartenspieles, den leeren Beutel in der Tasche, saß in einer der schmu­tzigsten Tavernen des Städtchens V" * halbschlummernd das liederlichste Kleeblatt von der Welt, und fluchte neid­erfüllt über einen begünstigten Sohn Fortunens, welcher eben mit sehr befriedigter Spielleidenschaft sich aus dem Staube machte. — Die trübe Zukunft, die sich nun plötz­lich vor den schlaflechzcnden Augen der wackern Ritter auf-that, beschäftigte dergestalt ihre Sinne, daß sie inmitten der philosophischen Betrachtungen über das wandelbare Glück weder auf das Spiel eines eben eingetretenen Leier­mannes, noch auf das Augenspiel einiger Anwesenden ach­ teten, womit diese die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken suchten. Das weibliche Dienstpcrsonale nahm sich diese von jeder Partei gleich streng bewiesene Kälte nicht wenig zu Herzens doch nicht so der süße Leiermann, der, sobald er mit seiner Arbeit fertig war, einen Teller ergriff, und die allem Anscheine nach hochgestellten Fremden um einen Gnadenpfenning ersuchte. Wiewohl Jeder von der Schwind­süchtigkeit seines Beutels hinreichende Kenntniß hatte, griffen doch Alle mechanisch in ihre Taschen und wühlten in großer Verlegenheit gegen die sie si/irenden Augen des Gastwirthes herum, worauf der Vornehmste der unglücklichen Herrschaf­ten ein Paar so flammende Blicke auf den unbefriedigten Tonkünstler warf, daß dieser im Hui das kostbare Instru­ment ergriff und sein Heil in der Flucht suchte. Es war wohl leicht möglich, daß dieser tragikomische Auftritt den Eigenthümer der Bedienungs-Anstalt auf die geldentblößcen Brüder aufmerksam machte; denn es dauerte nicht lange, als er, ganz sonderbar gelaunt, mit der Rech­nung in das Zimmer trat, und zwar gerade zu rechter Zeit, da sich das edle Dreiblatt eben anheischig machte, bei einer Seitenthüre das Fersengeld zu nehmen. Schnell sperrte er 4tR „Schätzbarster Herr Onkel! ihnen dieselbe vor der Nase ab, steckte den Schlüssel zu sich und sprach: „Was wollt' ich sagen? — Es kommt mir vor, daß die drei vornehmen Herren nichts, als drei derbe Wind­beutel sind, welche, weil sie nicht im Stande, mich für meine Forderung zu befriedigen, heimlich und gewissenlos meine Spiel- und Durstlosch-Anstalt verlassen wollten? — Was wollt' ich sagen? — Daraus wird aber nichts, und Sie werden schon so lange unter meinem Dache bleiben, bis ich zur Zahlung dieser Rechnung gelange. — Was wollt' ich sagen? — Sie, mein Herr, haben einen guten Mantel. Sie wollen denselben in Versatz stellen? Be­sinnen Sie sich! Den Augenblick bin ich wieder da.« Der Unerbittliche ging aus der Gaststube. „Was ist da sich lange zu besinnen!" sprach der Eine. „Entäußere dich, Carl , deines Mantels; du kannst dir ja in bessern Zeiten einen anderen beischaffen." Hierauf umarmten Car l beide Unglücksgefährten und bewiesen die Theilnahme an dem Schicksale seines Mantels in einem so hohen Grade, daß er bis zu Thränen gerührt wurde. „Es sei!" sprach er. „Aber ist denn kein Mittel, theuere Brüder, denselben meinem kältescheuen Leibe zu retten?" „Wo sind die Journale?— Mehr als ein Mal haben Sie uns aus der Verlegenheit geholfen." Dies sprechend langte der, welcher früher zu, Car l geredet hatte, nach denselben, und nach einer Pause sprach er: „Da ist ein gewisser Herr Siegfried, der seinen Neffen sucht. Car l ist sein Taufname, wie der deinige. Ich will verdammt sein, wenn dich das Glück nicht sucht. Nun?" lispelte er leise, indem er fragend seinen Freund anstierte und den Zeigefinger auf den Mund legte, zum Zeichen, daß er sich ja hüten solle, seine Meinung laut werden zu lassen. Carl glotzte ihn eine Zeit zweifelhaft an, errieth aber als ein bewährter Praktikus in der Gaunerei bald, was sein Freund damit meinte. Der eintretende Wirth fand seine Gefangenen in einer heißen, unzertrennlichen Umarmung. Gravitätisch schritt Car l auf.ihn zu, warf ihm verächtlich den Mantel zum Versatz hin und versprach, zur Berichtigung der Zeche in aller Kürze verläßlich zu kommen. Die Tafel war aufgehoben. Halbschlummernd schmauchte noch Herr Siegfrie d das Pfeifchen, indeß seine theuere Ehehälfte Kaffee schlürfte, bald ihren Gemal einen kalten, schläferigen Januar schalt, bald den Fluß ihrer Rede auf die Pflegetochter leitete', wodurch einige beim Aufräumen des Tisch-Service's unterlaufene Unordnungen gerügt wer­den sollten.,Dieser nicht sehr auferbaulichen Predigt machte jedoch — zur Freude Iosephinens — die Ankunft eines Boten ein Ende. Siegfrie d erbrach ein Schreiben, fluchte über die Menge Streusand, der aus dem Briefe in seine Aermel lief, und las: Ich bin unfähig, die Gefühle zu schildern, die sich meiner, bemächtigten, als mir durch die Intelligenz-Blätter die Aufnahme in Ihren theuern Familien­kreis zugesichert wurde. Ich trat ohne Verzug die Reise an, und seit lange läge ich schon in Ihren Armen, wenn ich nicht außer Stande wäre, weiter zu reisen. — Schon drei Tage bin ich im Städtchen V" * im Hotel zum Marksauger. Ich hoffe, daß Sie mich unverzüglich von hier abholen werden. Alles Uebrige mündlich. Es umarmt Sie Ihr dankbarer „Nun ist der Wille meines seligen Bruders erfüllt," frohlockte Siegfried. — „Aber auch mein Wille! — Jetzt Hab' ich Kinder. Dich, Iosevhine, und Carl, mei­nen Neffen! — Ob ich ihn wohl kennen werde? — Vor 15 Jahre» kam er, ein Knabe, zu uns mit seinem Vater, ein blühender Jüngling wird er wieder kommen!" — Auch der mürrischen Madame theilte sympathetisch ein Theil jener Freude sich mit, die ihr Gatte über das baldige Wieder­sehen seines Neffen so herzlich empfand. — Iosevhine aber erbebte in süßer Ahnung und eine flüchtige Roche überzog ihre Wangen. Kurz, in dem Hause Siegfried's war der Himmel voll Geigen.' Mi t närrischer Freude stieg Siegfrie d am kommenden Morgen in seinen Wagen und fuhr nach V" * zu seinem geliebten Neffen. (Beschluß folgt.) Die Rache. Piro « hatte einen Groll gegen die Einwohner von Beaune in Bourgogne. Er ging dahin und hieb rund um die Stadt alle Disteln ab. Auf die Frage, warum er also verfahre, entgegnete er: „Ich bin mit den Einwohnern von Beaune in einem Kriege begriffen, darum schneide ich ihnen jetzt die Lebensmittel ab." Die ober« und die untern Kräfte. Papst Clemens XIV . hatte von einem Venetianer einige Gemälde gekauft und fragte den berühmten Maler Mengs, wie er sie fände. „Herrlich schlecht," antwortete dieser, „EuereHeiligkeit sind betrogen worden." — „„Aber der und der Maler haben sie mir gelobt."" — „Das macht," entgegnete Mengs , „weil diese Maler und ich verschiedene Personen sind; sie loben, was über ihre Kräfte geht und ich tadle, was unter den meinigen steht." Feuilleton des Mannigfaltigen. (Englische Ordnung!) Der sehr geschätzte »Wanderer« berichtet: »Die schauderhaften Voxscenen dauern jetzt noch auf den Straßen der Städte in England fort, wie im Mittelalter, und Wettkämpfe dieser Art finden noch überall Statt. So ge­schah es am 2-Oktober d.I., daßsich nahe am Kensington-Kanal bei London zwei Leute borten, von denen der Eine nach dem dritten Gange todt blieb. Der Todtschläger und die Sekundanten, überzeugt von ihrer Straflosigkeit, überlieferten sich selbst dem Gerichte. Es wurden vier Zeugen abgehört, und diese sagten, es sei Alles in der besten Ordnung geschehen, man hättesich nur am Oberleibe geschlagen. Der Gebliebene, Georg Benson, habe 413 nach einem Stoße auf die Brust und einem Hiebe gerade auf das Ohr — »Quack« — gemacht, sei umgestürzt und mit den Worten: »Ich «in ein todter Mann!« sogleich gestorben. Man sprach den Mörder frei, »weil Alles in der Ordnung gegangen.« (Eine Wiederholung des leucadischen Sprunges.) Ein Offizier der Besatzung von Antwerpen hatte sich in die Tochter eines reichen Kaufmanns verliebt, fand aber weder bei dem geld­stolzen Vater, noch bei der schönen Tochter Gehör, und stürzte sich aus Verzweiflung in die Scheide. Drei Schiffer ruderten sofort auf ihn zu und retteten ihn. Die Wirkung des Sprunges vom leukadischen Felsen wiederholte sich an ihm. Gerührt dankte er seinen Rettern und sah die spröde Schöne nicht mehr an. Das schöne Mädchen, welches den jungen Mann im Stillen sehr geliebt und ihren Stolz nur nicht hatte besiegen können, sah sich nicht mehr begehrt, sprang in die Scheldc, als gerade Niemand dabei war und ertrank. < (Ich bin verheirathei!) In einem Kaffeehause saß Je­mand bis tief in die Nacht zwischen zwei Herren, die Piauet spielten, und sah ihrem Spiele beständig zu. Bei einem streitigen Falle wandten sie sich an ihn; er aber versicherte, er verstehe von dem Spiele ganz und gar nichts. »Aber wie ist es denn möglich, daß Sie hier bis an den hellen Morgen sitzen können?« fragte der Eine. — »»Ich bin — verheirathct!«« gab der Gefragte zur Antwort. (Neue Gaunerpraxis.) Kürzlich fuhr in Paris eine Dame in einem Omnibus und ein sehr fein gekleideter Herr saß neben ihr. Er war dicht in seinen Mantel eingehüllt, den er mit den Händen zusammenhielt, an denen er ganz weiße Glaceehand­schuhe trug. Cr sprach kein Wort und rührte sich nicht. Als die Dame ausgestiegen war, fand sie, daß man ihr die Börse ge­stohlen hatte. Bei näherer Untersuchung ergab es sich, daß der Herr mit den weißen Glaceehandschuhen ein Dieb vom Handwerk war, der falsche Hände außerhalb des Mantels angebracht trug, um seine Manövers mit den wahren desto sicherer auszu­führen. Das heißt doch Raffinement! (Der Vau eines neuen Opernhauses in Wien.) Man geht damit um, beide Kärntnerthore sammt dem Stadtwall dazwischen niederzureißen, den innern Raum gegen das Glacis hin auszudehnen, und ein neues Opernhaus, wie auch eine Börse dort zu errichten. Die Kosten von 4,000-000 fl. C.M. sollen durch die ersten Handlungshäuser gesichert sein. (Doktor Grnst Freiherr von Feuchtersleben), be­kannt als ein ausgezeichneter Schriftstiller, ist vor wenigen Tagen durch Stimmenmehrheit zum Dekan der medizinischen Fakultät in Wien ernannt worden. Grabschrift. I n Bingen am Rhein soll, wie der »Wanderer« erzählt, folgende Grabschrift, deren erste Wörter der Zeilen man herunter lesen muß, um den Doppelsinn zu verstehen, sich auf dem Kirchhofe befinden: Woh l auch die stille Häuslichkeit Ist eines Denkmals werth: Ih r sei es d'rum von mir gcweih't! Und «er die Tugend ehrt Auch in dem einfachen Gewand, Mir , meinem Schmerz ist er verwandt! — D. D. Vaterländische Schaubühne. Das ncue Lebensbild: »Der Hcirats«ntrag auf Helgoland« in 3 Akten noch Iordan's Gemälde von Louis Schneide r, aufgeführt Dinstag am 17, Dezember, bietet eigentlich nichts Neues, nichts Besonderes dar, die ganze Handlung besteht nämlich darin, daß ein englischer Hochbootsmann einem bekümmerten Elternpaare ihren in der Kindheit »uf dem Meere verloren ge­gangenen Sohn als rüstigen Matrosen zurückbringt, daß dieser sich sogleich in seine Muhme, die »bei sein alter Lehrmeister für seine Schwester hält, ver­liebt und sie zulcßt, wie natürlich, auch erhält. Zwischenpersoncn sind: Ein in Folge einer Wettesichstummstellender Lord mit seinem Groom, der das Mädchen, ohne ei» Wort zu reden, entführen will, und ein alter Fischer mit seinem blißdummen Jungen, der auch einen läppischen Freier bei dem jungen Mädchen abgeben soll, und endlich nach der mißlungenen Entführungsgcschichtc den Kürzein ziehen muß. Dem Stücke gebricht es jedoch nicht an komischen Elementen: es war auch entsprechend besetzt und wirksam durchgespielt. Herr Rosenschön gab den Hochbootsmann Jan Trolle auf eine höchst ergötzliche und befriedigende Art; ingleichen war Herr Engelbrecht »ls Matrose William voll Leben und Bewegung. Dlle. Henschel war als Claire recht n»i», Herrn Ziegler's Leistung »ls Peter Pump war dem Charakter ent­sprechend. Herr Halle r aber der wahre Typus echter Tölpelhaftigkeit, des Blödsinns und der Unbeholfenhcit eines dummen Bauernjungen. Er hatte zwar nichts zu sagen, «ls: »Ja Vater Peter Pump!« aber schon seine Stellung' und Mimik gewählten einen höchst drastischen Anblick. Die übrigen Mit» beschäftigten halfen fleißig zur Rundung des Ganzen mit. Am 18. Dezember: »Die Spielkameraden« von Fr, Kaiser wie­derholt. Die Besetzung war dieselbe, wie die im vorletzten Blatte besprochene. Am 19. Dezember: »Die Erbschaft«, Schauspiel in einem Akte von Kotzebue. Ein bekanntes, sentimentales Stück. Herr Zieglc r hatsich als Oberst wieder »ls ein braver Schauspieler hervorgethan und seinen Charakter auf das treueste aufgefaßt. Auch Herr Rauch führte die Parthie des alten Wachtmeisters recht wacker durch. M»d. Ziegler als' Witwe Dohl war dies Mal offenbar nicht »n ihrem Platze, was sie gewiß selbst einsehen wird' — Witwe Dohl ist eine Frau von 34, höchstens 38 Jahren! — DUe. Hen­schel (Henriette) und Herr Kastner (Oberförster) genügten, Dlle. Zicgler wagte als Johann« einen theatralischen Versuch. Das Publikum munterte die junge, schüchterne Anfängerin wohlwollen» auf. Bouernfcld's vortreffliches, zwei»ktiges Lustspiel: »Das Tagebuch«, welches dem ersten Stücke folgte' ging unter allgemeinem Beifalle über die Bretter. Den Preis des Abends nahm Dlle. Holm au (alsLucic) durch ein wirklich treffliches Spiel fast allein' «^Beschlag. Ihre Grazie, ihre Munterkeit, ihre Bühncnsicherheit war in der That dies Mal ausgezeichnet und die Darstellerin wurde am Schluße stürmisch gerufen. Vorzügliches Lob verdient Herr Lenk «ls Lieutenant Born. Seine Agilität, sein leichtes, gefälliges Benehmen, kleiden diesen jungen Schauspieler sehr voitheilhaft. Herr Ziegler (Advokat Raschlcr), Herr Engclbrc cht (Hauptmann Wiese) und Mad. Ziegler (Raschlcr's Frau) gaben ihre Por­thieen mit Anstand und Conscqucnz. D»s Theater erfreute sich an den drei Abenden nicht des gewöhnlichen zahlreichen Besuches. Leopold Kordesch. Theater-Nachricht. Wir machen die Theaterfreunde auf die »m 26, Dezember Statt findende Vorstellung: »Der Todtent»nz», romantisch-komisches Volksmährchen mit Gesang, Tanz und Gruppirungcn von Fr. X. Told, Musik von Emil Titl. hiermit aufmerksam. Die Garderobe hierzu wird durchaus neu sein, überdies werden drei große, neue Dekorationen, als die Ansicht einer Secgegend, ein Zim­mer und eine Wolkendekoration, gemalt von unserm bekannten, vaterländischen Maler, Herrn Matthäus Lüngus, dabei vorkommen. D» dieses Stück in Wien so viel Aufsehen erregte, so dürfte es auch hier bei einer so reichen Ausstattung ei» Kassestück werden. Mandeln auszulesen. i. (Zweisilbig.) Die Erste ist, oder war ein berühmter Sänger; die Zweite!, in Eisen gerüstet, sucht den ebenen Weg, als den besten, und wirft, der Genius des drängenden Zeitgeistes, ein Netz über die Länder, worin das Vorurthcil sich erwürgt und der Fortschritt die Schwingen entfaltet. Das Ganze ist in der Roß- und Kutscherwclt in Anwendung; es ist der Pfad des Dritten im Bunde, der nicht in den scharfen Grenze« und Schran­ken, wie seine beiden Genossen, dennoch gleichen Schritt mit ihnen hält, um ihre Last zu erleichtern und d«r»n Theil zu nehmen, 2. (Zweisilbig.) Die Erste ist das Sinnbild manches leeren Gewächses, manches hoch getragenen Gehirnes. Die Zweite ist bald von der Ersten, bald von Holz, von Stein, ja selbst von Erde; sie ist bald gelb, bald weiß und braun, bald schwarz oder roth. Die Zweit e war ein Dichter, ein lieber, friedlicher Dichter, den jetzt wohl Wenige mehr lesen; ein lebender. Allen lieb gewordener Dichter hat auch von ihm gesungen. Das Ganze ist eine Zweite von der Ersten gemacht, das Sinnbild von Armulh und Genügsamkeit, Moschus. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.