„Freiheit, Wohlkasd, Kildong für Alle.' MMp Zkilmz Str. SS. Freitag, S. August IG«?. vi. Jahrgang Die ^Marburger Zeitilttg" erscheint jedr:> Sonntaji, Mittivoch niid Frcitati. Preise — für Marburg: gan!^jäh?iq albjäl)riq 4 sl.» vierteljährig '.i sl. Die ein Mal gespaliene Garmondzeile wir!» bei einmaliger Einschaltnng mit 10. l»eij>vetmallger mit 15. bei dreimaliger mit '^0 tr. tierechnet. wo;» siir jedesmalige ttinschaltnng 30 kr. Znseraten.^iempel .cl'iilir kommen. Zur itjeschichte des Tages. Der böhmische Hochadel soll eifrigst bemüht sein, die Stellunq de» Freiherrn von Beust anzul^reifen. Das ungünstige Er»,ebniß der ReichsrathSver^andlunj^n. bei tvelchen es dem Freihcrrn von Brust nicht gelungen, sich eine Mehrheit zu bilden ; die Beschlüsse de» Abge-ordnetenhauses, welche auf eine Abänderung d)essen Annahme Lord Stanley die KriegSseage abhängig macbea will, scheint Kaiser Theodor abgelehnt zu haben. Grund deS ZerlvürfnisseS. daS schon vier Jahre ztvischen Grohliritannien und dem afrikanischen Herrscher danert. ist bekanntlich die Berhnstung des englischen Konsuls in Mass^ma (am rotheu Meer) uzld einiger Misiionäre und Reisenden britische? Ration von Seite der Abyssinier. TroK lviederholter Bitten und Drohungen lvoilte Kaiser Theodor diese Männer, von denen er sich persönlich beleidigt glaubt, bisher / e f i r i t a Sonntaji, Mittivoch niid Frcitati. Preise — für Marburg: gan!^jäh?iq albjäl)riq 4 sl.» vierteljährig '.i sl. Die ein Mal gespaliene Garmondzeile wir!» bei einmaliger Einschaltnng mit 10. l»eij>vetmallger mit 15. bei dreimaliger mit '^0 tr. tierechnet. wo;» siir jedesmalige ttinschaltnng 30 kr. Znseraten.^iempel .cl'iilir kommen. nicht freigeben ; nicht einmal gegen „Geschenke" der Königin Victoria. Die Gefangenen sind allerlei Qualen ausgesetzt. Es bleibt nun England, will eS sein Ansehen im Osten nicht.auss Spiel setzen, nichts Anderes mehr übrig, als eine kleine Sepoy'Armee gegen Kaiser Theodor auszusenden, die. an das heiße Klima gewöhnt, in Abyssinien bald Sitge erfechten wird. Ob damit da< Leben der zehn Englander. welche gerettet wirden sollen, nicht erst recht in Gefahr käme, ist freilich eine andere Frage. — Wie aus Amerika gemeldet wird, hat die beabsichtigte Freibeuterei gegen Juarez wenig zu bedeuten. Geworben wird allerdings an verschiedenen Punkten, zumal im Süden, wo viel Gesindel herumstreifen mag. das sich nach Zerstreuung srhnt. und werben läßt sich in Amerika am Ende für Abenteuer jedweder Art. wie die verschiedenen früheren Freibeuterzüge gegen Mexiko. Nikaragua und Kanada genugslim bewiesen. Doch bei derartigen Unternehmungen kommt eS auf die Zahl und den Geist der greischürler zugleich an. und bis jetzt scheinen Beide nicht bedrohlich zu ftin. In den nördlichen Staaten machen die Werber schlechte Geschäfte; von Kalifornien aber, tvelches das größte Kontingent abgeben ivürde. verlautet einstweilen dariiber nichts Gerlüßliches. A»chthä«fer oder TchulhSufer! Marburg, 8. August. Der letzte Sonntag war für die Gemeinde Langeck ein Tag des Unglücks, des Verbrechens — ein Tag der Schmach für das ganze Volk; denn kannibalische Greuel, wie sie laut unserem „Marburger Berichte" in der genannten Gemeinde sich ereignet, vermögen wir uns nur zu erklären aus den Fehlern der Erziehung, aus dem Mangel an guten Schulen, die allein im Stande sind, die Wildheit der Zugend, besonders auf dem flachen Lande, zu bändigen. Der Sonntag, der für gebildete Menfchen ein Tag der Ruhe ist, der Erhebung für Geist und Gemüth. der geselligen Freude — ivaS ist dieser Tag auf dem flachen Lande für die Jugend, wenn er nicht in dumpfer Trägheit verlebt wird? Als Freiherr von Bach vor zwölf Sah-rea die Volksschule und mit derselben die Zukunft des Volkes in freiheits» feindliche Hände gab, geschah es. um ^gehorsame Unterthanen" ablichten ju lassen. Die Früchte dieser Erziehung sehen wir nun reifen! An dem Tage zumal, wo die freieste, schönste Menschlichkeit sich zeigen soll, was beginnt, was vollbringt ein Sprößling, der zur Bewäl^rung des Bach'schen Systems herangewachsen? Wie benimmt er sich im geselligen Berkehre? Da finden wir keine Achtung vor dem Rechte der Persönlichkeit; da macht sich die Geringschätzung Anderer breit, namtntlich der Armen und Ab« hüngigen; da begegnen uns Grobheit, Rohheit — und wenn ein Gläs-chen über den Durst all den Firniß herabgeschwemmt, welchen die herkömmliche Abrichtung aufgetragen, dann fletscht die Berthiertheit ihre Zähne. Bändigt die wilden Triebe durch Bildung und Ihr habt die entsetz-lichea Folgen der Verwahrlosung nicht mehr zn beklagen. Wäre das natürliche Recht der Jugend auf Bildung durch gute Schule« verfassungsmäßig verbrieft und in thatfächlicher Geltung — hätte jede Gemeinde, auch die kleinste, ihre Schule, jeder Lehrer die gebührende, wirthfchaftliche Stellung — würde sich die allgemeine Schulpflicht auf mindestens acht Jahre erstrecken — würde der Schulzwang strenge durchgeführt und den Armen der Besuch der Schule durch Gemeinde- und Staatsmittel erleichtert . . . unsere Knaben würden zu biederen, freien Männern erzogen — unsere männliche Jugend wäre die Zierde, die Hoffnung des Volkes. Der Sonntag Rachmittag wäre der geistigen Veredlung geweiht — einsam oder in Gemeinschaft ging es über Feld und Flur — die Betrachtung „Kein Pardon. Du Schurke! Ihr habt auch uns keinen Pardon gegeben. Meinen Säbel!" Er wollte aus dem Bette springen. Der kranke hinfällige Greis fiel kraftlos zurück. Er wurde ruhig. Aber er »var völlig tvahnwitzig. Und hatte er in seinem irren Geiste dtn Armen gesehen, dem sie jetzt Hülfe, Labung, das Leben bringen wollte? Das Mädchen schauderte noch einmal. Aber sie mußte fort. Sie mußte den Wahnsinnigen verlassen. Sie muhte das hülflose Kind mit ihm allein lassen, mußte einem andern Hülflosen das Leben retten. Sie nahm Brod auS dem Schranke. Milch aus der Küche und flog zu der Weide am Wasser zurück. „Hier, hier, stärkt Euch!" Der Verlvnndete langte sehnsüchtig nach der Milch. Er trnnk sie i« langen Zügen. Wie labte sie ihn! Er langte nach dem Brode. Wie erquickte es ihn! Die Laterne beschien wieder voll sein Gesicht. Die wahnwitzige Rede hatte einen entsetzlichen Gedanken in dem Mädchen geweckt. Sie blickte fcheu in daS Gesicht, deffen tödtliche Blässe sie vorhin nur gesehen hatte. Rein, dieses feine, jugendliche Gesicht, mit den großen, schwarzen Augen, die sich wieder belebten, konnte keinem Bösewicht, keinem herzlosen Verführer angehören. Das sagte ihr Herz ihr. Und ihr >>erz sagte ihr auf einmal noch mehr. WaS? Konnte sie es deutlich verstehen unter seinem plötzlichen ungestümen Klopfen? Aber klar stand dos helle Licht vor ihr, das auf der Kuppel des Fürstenschlofses aufgeflammt hatte, und sie sah es jetzt fort und fort brennen, und es verlöschte nicht wieder vom plötzlichen Sturme, und in dem heUcn. glänzenden Lichte glänzte das bleiche Gesicht des verwundeten jungen Franzosen immer frischer und lebeNdiger. Und auch der junge, brave Bauer erschien darin, aber er verschwamm und verschwand immer «ehr in dem leuchtenden Glänze deS Andere», der immer strahlender wurde. So träumte sie. — Die Liebe z»« Lebe» ist groß. Das Lebe» ist süß. Der verwundete Frauzose hatte sich erquickt, gelabt. Er versuchte sich zu erheben. Es gelang ihm mühsam. Er konnte aifrecht stehen, aber nur gestützt auf einen Stab, Pen er bei sich trug. Waffen führte er nicht «ehr. Er sah sehnsüchtig hinüber nach der andern Seite des breiten, reißende» Stroms. der Natur böte sinnigen Genuß — in trautem Vereine würden Lieder gesungen „von Allem. waS Menfchenherz erhebt" — auf Turnplätzen würden sich die Burschen in der gleichmäßigen Entivicklung ihrer körperlichen Kräfte üben, ihre Arme stäblcn und stärken zur Arbeit, zum Höchsten. was dem Jünglinge, dem Manne obliegt — zur Vertheidigung des Vaterlandes. Die mühsam erworbenen Kreuzer ivürden nicht vergeudet, die Gesundheit nicht untergraben — ein muthiges. freies, glückliches Geschlecht würde auf dem freien Boden Oesterreichs wandeln! —> All' dieser Segen käme von einer guten Schulbildung! WM Ihr für dieses Ziel nichts opfern, so werdet Ihr für andere Zwecke opfern müssen l Zuchthäuser oder Schulhäuser! Wir haben keine andere Wahl! Mitglieder der fiiddeutfche« Kortfchritt»- Partei !>al>r« sich dieser Tage i« Etuttgort verjammelt und ihn Aajichten über die gegenwärtige Lage deS Vaterlandes in einer umfassenden Erklärung kundgegeben. In verschiedenen Städten Süddeutschlands sollen nun ähnliche Versammlungen abgehalten und ihnen die Stuttgarter Erklärung vorgelegt werden; dieselbe lautet; Die unterzeichneten Mitglieder der freisinnigen, die Einigung Deutsch« lands erstrebenden Partei in Süddeutschland haben sich zu Stuttgart übrr solaende Darlegung ihrer Meinung geeinigt: 1. Die Wiedervereinigung der süddeutschen Staaten mit Nord-deutschland ist die unentbehrliche Lebensbedingung des deutschen Volkes. Erst wenn dieser Zusammenschluß vollzogen sein wird, kann die deutsche Ration ihren Frieden wieder finden, erst dann wird auch der Friede Europas gesichert sein. 2. So wenig die deutsche Ration ein anderes Volk verhindert, sich nach seinem Willen einzurichten, ebenso entschieden weift sie jede fremde Einmischung in ihre Selbstgestaltung zurück. Jeder Versuch eines solchen Eingriffs muß und wird Deutschland einig finden. 3. Die Schutz- und Trntzbündnisse der süddeutschen Staaten mit Preußen und dem norddeutschen Bunde sind ein erster Schritt, um die militärischen Kräfte zu Einem deutschen, von dem Bundesfeldherrn ge-jührten Heereskörper zusammenzufassen und die politische Einheit gegen Außen ^u sichern; die damit verbundenen Anstrengungen des Voltes sind unerläßlich zur Sicherung der Unabhängigkeit. Freiheit und Ehre des Vaterlandes. 4. Die Zolleinigung ist die nothwendige Reform der bisherigeu höchst unvollkommenen ZoUvereinSverfaffung. DaS sogenannte Zollparla-ment ist ein Mittel, dem Volke endlich die gebührende Mitwirkung bei der Ordnung seiner wirthschafllichen Angelegenheiten zu sichern und die freie Bewegung des Ganzen nicht länger durch den engherzigen Widerspruch des Einzelnen hemmen zu lasten. ö. Bei diesen Reformen nationaler Gemeinfchaft darf aber die Ent-Wicklung nicht stehen bleiben. Indem die Bevölkerung sich den unvermeid-lichen Lasten der erhöhten Militär- und Steuerpflicht unterzieht, muß sie auch dringend verlangen, an den Rechten, welche die norddeutfche Bundesverfassung geivährt. ihren vollen Antheil zu erhalten. 6. Znsbesondere ist daS Verlangen von Süddeutschland, gemeinsam mit dem Norden das deutsche Bürger-. Niederlaffuugs- und Gewerberecht zu ordnen und die in Art. 4 der Bundesverfaffung näher bezeichnete nationale Gesetzgebung auszuüben, vollberechtigt und unabweisbar. In diesem national-politischen Sinne sind die Wahlen zum Zollparlament zu vollziehen. 7. Um' jedoch daS Ziel der völligen Einigung der süddeutschen Staaten mit Rorddentschland zu erreichen, ist der Eintritt in den nord- „JenseitS erst ist der Rhein! Roch io weit!" „Ich wollt über den Strom?" fragte ihn daS Mädchen. „Dort liegt meine Heimat!" „Aber Ihr kommt nicht weiter. Ihr seid zu schwach." „Jenseits sände ich vielleicht Kl^meraden, die mich unterstützten." „Und wenn Ihr sie nicht fändet? sragte das Mädchen. „O. ich stürbe doch immer näher meiner geliebten Heimath." „Ja. Ihr würde! sterben. Wißt Ihr, daß überall das Volk Jagd macht auf verwundete Franzosen?" „Ich «iieiß eS. Wir sind gehetzt bis hier. Meine Kameraden kamen iveiter. Mich mußten sie hier zurücklassen." In das Gesicht des Mädchens stieg eine ZorneSgluth. „Thun Sie ihnen kein Unrecht." rief rasch der Franzose. „Mit Gtsalir ihres LebenS hatten sie mich hundert Meilen »veit geführt, getragen für mich gehungert. Hier konnte ich nicht tveiter. Die Verfolger ivarrn hinter uns. Sie wollten mich nicht verlassen. Ich beschwor sie verjjebens. Ich ^ivang sie. Sie mußten. Ich wollte sterben. Aber das Leben ist süß. ?)tademo»seUe. Sie haben mich gestärkt Und auch das Vaterland ist süß. Was ist daS Leben ohne das Vaterland? O. Made-moiselle, meine Kräfte sind zu schivach, den Muß zu durchwaten; mit diesem zerschossenen Arm kann ich ihn nicht dnrchschwimmeu. Könnte« Sie mich hinülierschaffen?" Wie süß ist da» Vaterland! Die Worte hatten dem Mädchen einen tiefen Stich in das Hcrz gegeben. Sie sah den blaffen Mann an. der, um sich nur aufrecht halten zu können, der Stütze seineS Stocks bedurste. Sie dachte an den Bater. der iu seinem Wahnwitz jeden Franzose» erschlage» lvollte. Sie dachte a» die veesührte, heute zum Grabe getrage»e Schwester. Sie sah wieder das schö»e. weiße Geficht des verwundete», schwachen fremden Kriegers und wollte weine«. Aber sie war ei» starkes, kräftiges uud ein reines, edles Herz. „Rein. Ihr kommt nicht fort. Ihr müßet vor Hnnzer umkommen, oder sie würde« Euch erschlage».- „Ich werde mitleidige Herzen finden." deutschen Bund trotz der Lücken und Mängel seiner Verfassung und trotz der beklagenswcrtdcn Mißgriffe der preußischen Verwaltung der einzig mögliche Weg. Der Präger Friede darf hiebei kcin Hinderniß ftin. Wenn nur erst das deutsche Volke die nothwendiin'n Organe seines Wil-lens und s.iner Thatkraft erhalten hat. dann wi,d cS anch für seine In« teressen sorgen, sein Bedürfniß nach freier Enltvicklnng btfriedigen und seine Kulturbestimmung sür die Menschl^eit erfüllen. Vermischte Nachrichten. (In Pariser Blättern) wird eine Kundmachung, die Juarez am Reujahrötage 186ö von Chihuahua aus erlaffen. abgedruckt, welche nachstehende. angefichlS der jüngsten Erreignisse bcachtenöwerthe Stellen enthält: „Nach drei Iahren ungleichen Kampfes mit den fremden Legionen leistet unser Land noch immer muthig und erfolgreich Widerstano. Wie daS kommt, sollte jener betrogene Mann endlich verstellen lernen, welcher die traurige Sendung übernommen. daS Werkzeug der Sklaverei eineS freien BolkeS zu werden. Er möge eS wisse«, möge eS endlich einfelien. daß nur der Berratl). der Eidbruch an dem Lertrage von Soledad und die mit der Gelvalt der Bajonnette erzwungenen AnerkennungS-Erklärungen die RechtStitel sind, auf welche seine Herrschaft begründet worden, daß sein wankender Thron nicht auf dem freie» Willen der Ration ruht, sondern auf Blut und Leichen... Der fremde Herrscher liebt eS wohl nicht, über die falsche Lage, in die er gerathen ist. nachzudenken, und statt unsere Wahrheit predigende Mahnung zu hören, wird er sie mit dem Lächeln der Verachtung von sich weisen. DaS macht nichts; der Tag des erwachenden Beivußtselns wird einst anbrechen... Endlich wird für den Herrscher und die Berräther. welche ihn unterstützen und heute über uns lachen, der Tag kommen, an dem sie — abgenützt — mit Reue zurückblicken werden, aber zu spät; denn d.nln wird die Gerechtigkeit der Ration unbeugsam sein und streng " (Aus der holsteinischen Beamtenwelt.) Der „Elbs. Ztg." tvird aus Kiel nachfolgende drollige Geschichte mitgetheilt. welche einen Beitrag zn der Rothwendigkeit liefert, die RcchtSpfl,ge von der Verwaltung zu trennen. Ein in der Rahe KielS ivohnender Bürger wollte sein HauS verkaufen und begab sich, um ihm mangelnde Papiere zu ersetzet,, in die AmtSfchreiberlvohnung seines AmteS. Der Herr AmtSschreiber empfing ihn böslich und bedaueitr. daß noch eine Urkunde mangle, ein Zeugniß deS OberamteS zu B.. doch er habe darum geschrieben und werde eS baldigst erhalten. Der Bürger, der schon mehrmals in solcher Weise vertröstet worden, sragte ärgerlich: „Wer ist denn eigentlich der Amtmann von B. ?" — Der Herr AmtSschreiber vor ihm versetzte mit Würde: „Der bin ich." — „Also Sie schreiben tvegen dieser Sache an sich selbst?" — „Allerdings." — „Und wann, wenn ich sragen darf, wird der Herr Amtmann von B. Ilinen autivorten?" — „Sobald seine AmtSobliegenheiten. die nicht die meinitien sind. eS verstatten " — Der Bürger ging, um einige Tage darauf in d,m AmthanS zu B. wieder vorzusprechen. Ein Wagen halt vor der Thür, auf dem Flur tritt ihtn der Herr AmtSschreiber von drüben und hiesiger Amtmann ausfahrgerüstet entgegen. Der Bürger bleibt stehen und bittet um Auskunft ütier die bttvußte Angelegenheit ; allein der Herr Amtmann griißt verbindlichst und läßt den Berblüsften mit den Worten stehen, er sei in diesem Augenblicke weder Amtmann noch AmtSschreiber. sondern Iuftiziar (Patrimontil-nchter). der zu einer richterlichen Sitzung auf's Land fahre. Ist das nicht die reinste Posse, die vollständig an den Darmstädter Beamten errinnert. der die Sache sich dadurch nur noch mehr vereinfacht hatte, daß er drei Stuben neben einander besaß, in deren jeder er eine verschiedene Behörde repräsentirte. Aber unter unseren würdige» Schnauzbärten ist selbstver- ständlich, großer Jammer über daS Aufhören dieses alten Schlendrians, unter dem Verivalter und Verivaltete so gar beqmm lebten und höchstens der Herr Oberiilspektor einmal dem Herrn Kammerrath. d. h. sich selbst, einen amtlichen Rüfiel zu crtheilen hatte. (Lehrertag.) Vom CentralKomite für die erste allgemeine österreichische Lehrerversammlung wird solgender Aufruf Veröffentlicht: „An die Bewohner Wiens! Am ü., 6. uiid 7. September d. I. treten in Wie» die Lehrer Oesterreichs zu dem Zivecke zttsammen. um zu berathen und fcstzustcUen, auf welche Weise unser ösfentlicheS VolkScrjiehungS- und UnterrichtSwesen auf jene Höhenstuse gebracht werden könne, aus welcher es den berechtigten Forderungen der Jetztzeit entspricht. Da» Unternehmen ist also ein duich und durch patriotisches, denn eine gesund organisirte und energisch wirkende Volksschule ist die erste Bedingung, weiin unser theureS Baterland erstarken soll. DieS wünscht ab^r gewiß d.,S gesammte österreichische Volk aus'S lebliafteste. denn glühende Vaterlandsliebe war zu allen Zeiten ein hervorragender Zug des OesterreicherS. Zm Hinblick auf diesen edlen Zweck des angedeuteten Unternehmens wendet sich daS unttrzeichliete Komitv mit vollstem Vertrauen an die edlen Bewohner Wiens mit der Bitte. daS Unternehmen in materieller Richtting fördern zu »vollen. Es handelt sich darum, den atlS nahen und feryen Provinzen deS österreichischen KaiserstaateS zum allgemeinen österreichischen Lehrertage herbeieilenden Lehrern für die drei Bersammlungötage gretquartiere zu verschaffen, wie dieS bei ähnlichen Gelegenheiten in ganz Deutschland stelS geschieht. DaS unterzeichnete Koinitv bittet also jene Bewohner WienS. ivelche geneigt sind, in den Tagen der Versammlung einen oder metirere Lehrtt nnenkgeltlich zu bequartieren. dies. faUS die Anmeldung schriftlich geschieht, dem WohnungSkomitv bekanntgeben zu wollen. (Der Prager Wetterprophet Seycek) sagt für den Monat Angust Uttd weiter für den Herbst folgende Witterung voraus: Der Monat August bringt durchgängig gleiche Witterung, tvie sie im letztverflossenen Juli gewesen. In seinen letzten drei Tligen wird frostige Luftströmung eintleten, in den Gebirgsgegenden Schnee fallen, auf dem flachebenen Lande dichter kalter Regen herabströmen, in dem ersten Mondesviertel deS Septembers in den tiefer liegenden Tlialgegenden hoheS Waffe? anschivemmen. D'e heurigen H^rbstmonate September und Oktober lverden trockeii. stark tvindig. sonnig sein und nur Spntzregen bringen, folglich eine Witterung, die das Umackern der Getreidtfelder erschlvert. dagegen auf die vorzügliche Reisung der Reben günstig tvirken. endlich der Weintraubcnlese ein mildeS Wetter gewähren tvird. Die Herbstnachte werden ijeuer kühl, die grühmorgen thauneblig. und ivährend der Tageszeit fast jeder Tag andauernd sonnig sein. Marburger Berichte. (H a Up tsch ul e.) Die Marburger Hauptschule zählte in verflossenen Jahre 423 Schüler, wovon 104 die erste, 74 die ztvelte, 95 die dritte. lö0 die vierte Klasse besuchten: letztere hatte zlvei Abtheilungen; in der ersten befanden sich 80. in der zweiten 70 Schüler. (Gewerbe.) 3m Landbeziike Marburg wurden im Juli an folgenden Orten WirthShäuser erösfnet: Brunndorf (Johann Antenstciner. Johann Schwcinzer). Jelovetz (Simon Konrad). Kranichsfeld (Stephan Stern). St. Lorenzen (Ignatz Kasstak). Rottenberg (Joseph Lederer). Schleinitz (Johann Puckl). (Kannibalen.) Am Sot»ntage Nachmittag begab sich der Sohn eines Grundbesitzers in Langeck bei St. George» mit drei Freunden in den Keller seines VaterS. Als ihnen der Wei» zu Kopfe gestirgeit. suchten sie Streit mit dem Winzer deS «^Grundbesitzers. Marti» Leber und miß-handelten ihn. Die Mutter. Elisabeth Leber nahm sür ihren Sohn „Jetzt nicht. Jetzt sind sie Alle in Zorn, in Wuth. Sie tragen nur Rachsucht im Gemüthe. Ich bringe Euch nicht hinüber. Ich »viU Such nicht in den Tod führen. Bleibt hier, ich habe einen Platz sür Such, einen sichern Platz. Dort stärkt Ihr Euch ganz, dort tvartet Ihr. bis die Menschen »vieder ruhiger und sriedsertiger getvorden sind. Dann tvill ich Such hinüber bringen, zu Eurer Heimat, Eurem Baterlande." „DaS Leben ist süß." Der Franzose nahm die Hand deS Mädchens und drückte sie an sein Herz. ..DaS willst Du. Mädchen? Du bist mein Engel, ich folge Dir." „Wartet hier fünf Minnten; dann bin ich zurück bei Euch uud hole Such ab." Sie kehrte zum Haufe zurück. DaS Fährhaus war kein großes, ge-r.1umigeS Gebäude. Es hatte eine Stube, ein paar Kammern, eine Küche, einen Stall. DcS Alles lag unmittelbar an einander, und waS in dem einen Räume geschah, konnte in dem andern gehört iverden. In keine tonnte sie den Verwundeten bringen. Der Führknecht Wilhelm, der trotz, vielleicht gerade wegen seines Blödsinn» leicht zum Berrätlzer iv rden tonnte, tvar zivar nicht im Hause, sonder» hielt sich ia einer Fahrhüte auf. die. näher der Fähre zu. dem Hause aegenüber lag. Dort schlief er auch, und er kam nur deS Mittags zum Effen in daS Hau». Aber ihr Bater hatte ein scharfes Gehör, uud daS Alter und die Krankheit haben keinen Schlaf. Das Haus liatte indeffen eine» geräumigen Vodrn. auf den man vermittelst einer Leiter hinaufstieg. Die Leiter stand lose ; sie konnte fortgtnommen lverden. sie lag gewöhnlich. Dritten nicht tvahrnehu». bar. im Stalle. Auf dem Boden war der Verwundete sicher. Es lag Heu dort oben. In daS He> trug daS Mädchen das Bett,, auf dem ihre Schwester gestorben war. Milch und Brot stellte sie in eine Ecke. Dann kehrte sie zu dem llfer zurück. „Yolgt «ir." Sie nahm die Hand deS Franzosen »nd führte ihn in daS Haus zn der Leiter, die Leiter hinauf, auf den Bode», zu dem weichen, war-«enden Bette. „Dort. Schlaft ruhig. In der Ecke sinöet Ihr Milch uitd Brod Morgen früh komme ich »vieder. Gott sei mit Euch." „Mädchen, mein Engel," rief der Franzose, und er suchte ihre Hand und sie ließ ihn sie finden. Sie ließ sie ihm. Seine Lippen drückten einen heisten Kuß darauf. Sie brannten schon. So schnell kehrt Leben und Feuer in den jugend-lichen Körper. in'S jugendliche Herz zurück. Sie flot, Verivirrt von dem Boden. Sie vtrg.,p beinal)e. d>e Leiter hinter sich sortzunrhmen. und in den Stall zurückzutragen. Seine Lippen brannten noch auf ilirer Hand. Es war später Abend geworden. Zn dem Hause heltschte vollkommene Ruhe. Der Aührknecht Wilhelm ivar von der Lciche zurückgekehrt und hatte sich sofort in seiner Hütte zur Rulle begeben. In der Stube schlie-fen der GreiS und daS Kind. — daS kranke Kind unruhig, der GreiS rut)ig nach der Aufregung durch die Ereignisse deS Abends. Das Mädchen setzte sich vor ihr Bette, sann und träumte wieder, und sciß, bis die Schwarzivälder Uhr an der Wand Mitternacht schlug. Sie erschrak. Sie hatte daS Ansagen der Todte» vergessen. Von dem Schlage der Uhr erwachte der GreiS. „Hs Varttll in Str«ß abgehalten wird, wobei die Musikkapelle des lbbl. k. k. 7. KaiserjAger« Vataillous die neuesten Pieren exekutiren wird. Die Kapelle wirli mit dem gemischten Zuge von Marburg abfahren. Ein großes Beft-Kegelschiebe«. — Abends beugalische Veleuchtmig. Für gute Speisen, Getränke und prompte Bedienung wird bestens sorgen, und ladet zum zahlreichen Besuche ergebenst ein 401) Marie Hubma«». Z. 8040. Editt. (38« Vvnosrt i. Mrourx. Vorläufige Anzeige. Herr Allma», Direktor der italienischen Oper in VeV-^srlt, die (tl)re anzuzeigen, daß daS a« Freitag S. September stattfinden werde. In den Concerten vieler Künstlirgrößen beruhte die Anziehungskraft lediglich auf deren persönlichem Talente. Nicht so in den Concerten von varlott» welche von dem Unternehmer auf die von ihm in Ame-rika eingesülirte Weife gegeben tverden. indem außer vsriatt» I'stti mehrere berühmte Virtuosen an einem und demselben Abend austreten werden. Jede Nummer deS reichhaltigen Programms tvird demnach von einem Künstler ersten RangeS vertreten, und wird auf diese Art ein EistMblt erzielt, wie eS bisher dem europäischen Publikum noch nicht vorgesührt tvorden ist. Näheres in späteren Annoneen^^__(384 Berkauf einer Berlaßrealitiit und der Fahrnisse. Vom k. k Bezirksgerichte Marburg wird hiemit bekannt gemacht, daß am HI. August 1867 und die darauf folgenden Tage jedesmal Vormittags 9 Uhr angefangen in Strichovetz nächst der Bahnstation Pähnitz die freiwillige Versteigerung der zum Nachlasse nach Maria Weuß gehörten, auf ?94Ä fl. öst. W. bewertheten behausten Veiugartrealitüten Urb 'Nr. 1076 aä Burg Marburg und Urb. Nr. 308 »ä Ehrenhausen im Flächenmaße von zusammen 11 Joch 1503 Q..Alstr., soivie der sämmtlichen atif 573 fl. geschätzten Fahrnisse, bestehend auS Wirthschafts« Vieh, Getreide. Heu Stroh, HauS-, Zimmer- und Kücheueinrichtungsstücke, dann WirthschaftSgcräthschafttn stattfinden wird. Der Berkauf bekinut mit den zusammenhängenden Realitäten und werden sodann am selben h^^iund am folgenden Tage die Fahrnisse feilgeboten. Jeder Kauflustige ihat, bevor er einen Anbot macht, ein Badlum von 10 deS Schätz-wertheS auf die übliche Weise zu Händen der LizitationSkommission zu erlegen, welches der Erstehet gleich nach geschloffener Lizitation gleich auf ein Drittheil dcS MeistboteS zu erhöhen hat. Die Realitäten wie die Fahrnisse loerden nur bei Idieser einzigen Feilbietung auSgeboten. uicht unter dem Schtvätztverthc hintangegeben und sind die Falzrnisse sogleich zu bezahlen. Die übrigen LizitationSbedingnifse, der Gruudbuchsextrakt und das Schätzprotokoll können in der h. g. Registratur eingesehen werden. Marburg am 18. Juli 186/.__ 405) Au verkallfen: 3 gut erhaltene Klaviere zu 45, 90 und zu 130 fl. Anfrage beim Schullehrer zu St. Magdalena in Marburg. Samstag ««d Souutag iu Th Götz Bterhalle: 6er eekten Tiroler ZSagergesellschast Hölleofteiller »US äem ?u8tertkule. Gin Lehrjunge, der deutschen und slovenischen Sprache mächtig, wird in einer Gemischt-Waarenhandlung auf dem Lande aufgenommen. Nähere AuSkunst bei Herrn I. C. Petternel! in Marburg._(387 Eisenbahn-Fahrordnung fllr Marburg. Räch W»e»: «ach Trtest: Abfuhrt: 6 Nh? 25 Min Früh. Ubfahrt: 8 Uhr 14 Min. Früh. 7 Nt,r s Min Abends. 8 Uhr 48 Min. Abends. !»tach Billach: Abfahrt: S Uhr Krüh. Die gemischten Züge verkehren täglich in der Uichtnvg nach Wien: Trieft: Abfahrt: 12 Uhr 34 Min. Mittags. Abfahrt: 1 Uhr I2 Mm. Mitt«gs. Die Eilzüge verkthren täglich zvif«^ Wien nnd Trieft. Nach Wien: N«ch Trieft: Abfahrt: 2 Uhr 46 Min. Mittags. Abfahrt: 1 Uhr bZ Mi«. «ittsA». Feuer-Signale für Marburg. An der großen Glocke des Stadtpfarr-ThurmeS: 4 Schläge bei einem Brande in der innere» Stadt. Z ...... „ ^ Grazer Borftadt. 2 „ 1 Schlag Kärntner Borstad.. Magdalena-Borstadt. Verantwortlicher Redakteur: Kranz Wiesthaler. S. «. St. O. Druckund Vertag van Ednnrd Ianfchitz in Marbnrß.