herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Sühne des heiligsten herzen» jsesu. preis ganzjährig. Österreich 2 50 S. Deutschland 2 Mark. Italien e Lire, Ungcrr 2 SO pengö, Tschechoslowakei 12 ČK, (Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2 50 Franken, übrige» Rußland 2 Goldmark. Unser heiliger Vater piu» XI. hat wie schon früher pavst piu» X. der "Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Rpoftc lischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten OberhirtEk von Lrixen, Lrünn, <9raz, üeitmerik, Liinz, vlmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis de» Seneralobsrn Lest 10 Oktober 1932. XXXV. Jahrgang. Fällt jetzt noch Manna? Von P. Josef Musar. In den letzten drei Jahren herrschte in Südafrika im allgemeinen eine große Trok-kenheit. Besonders in einzelnen Gegenden, wie im nördlichen Transvaal und im Zuln-lart'b, gab es sehr wenig Regen. Infolgedessen blieb die Ernte aus und die Eingeborenen litten große Hungersnot. Selbst zahlreiches Vieh verhungerte, weil alles ausgetrocknet und keine Weide mehr vorhanden war. In dieser Zeit der Not geschah in Natal ein Ereignis, welches man zwar nicht als ein Wunder zu betrachten braucht, das aber doch ans Wunderbare grenzt. Man fand nämlich bei Anbruch eines schönen Morgens, daß auf einer Farm eine Fläche von über 4000 Quadratmeter mit einer dünnen, weißen Schicht bedeckt war, welche wie starker Reif öder feiner Schnee aussah. Sobald die Schwarzen dies merkten, eilten sie herbei und sammelten, begleitet von den Kindern des Farmers, dieses „Manna" in ihre Körbchen und aßen es mit großem Appetit. Und es hatte in der Tat fast die gleichen Eigenschaften wie jenes Manna, welches in der Heiligen Schrift (Ex. 16, 14, und 16, 31) beschrieben wird. Dort heißt es: „Als der Tau vom Erdboden weg war, da sah man in der Wüste etwas Kleines, weiß wie Schnee, ähnlich dem Reise aus der Erde. (Nach dem Hebräischen zitiert.) Und es war wie Koriander-Same toeifs und sein Geschmack wie Semmel mit Honig." So war auch dieses „Manna" in Natal, kleinkörnig wie der Mohnsame, aber teilweise auch flockig. Es war weiß wie Mehl, hatte keinen Glanz und fühlte sich hart an. Wenn man einen Druck auf dasselbe ausübte, zerfiel es zu Staub, sonst aber behielt es die ursprüngliche Form. Der Farmer füllte eine Flasche mit demselben und brachte es in die nächstgelegene Stadt. Aber es blieb trotz des vielfachen Hin- und Her-schüttelns der Flasche unversehrt. Sein Geschmack war angenehm und honigsüß, und die kleinen Körnchen und Flocken zergingen aus der Zunge wie Konditoreis. Es scheint, daß sich etwas Ähnliches auch schon früher einmal ereignet hatte, und zwar im Jahre 1856 am Tugela-Fluß, als der Kampf zwischen dem Zulukönig Cete-wayo und seinem Bruder Umbulari stattfand. Ein alter Neger namens Kanyile erzählte, daß er von seinem Vater gehört habe, wie eine Abteilung der Panda-Zulus einen ähnlichen Stoff gefunden habe, als sie das Kampffeld der. beiden Brüder besuchte. Er selbst, obwohl 70 Jahre alt, konnte sich allerdings an ein solches Ereignis nicht erinnern. Jedenfalls hat die obige Begebenheit großes Aussehen und Interesse im Lande hervorgerufen. Es regnete damals nichts und der Himmel war nur teilweise mit leichten Wolken bedeckt. Das Bemerkenswerteste dabei aber ist, daß die Neger, obwohl nicht weniger über das geheimnisvolle Erscheinen dieses „Mannas" erstaunt als die Weißen, doch dasselbe ohne Zögern auflasen und als Nahrung gebrauchten, ohne die geringste Furcht vor einer Vergiftung. Die Einge- borenen sind nämlich diesbezügliche sehr vorsichtig, da unter ihnen Vergiftungen mit Speise und Trank von seiten anderer nicht selten vorkommen. Mag man diese Erscheinung erklären, wie man will, jedenfalls ist sie sehr auffallend, und man braucht sich nicht zu wundern, wenn die Schwarzen dieses „Manna" als eine Gabe des Himmels zur Zeit der Not ansahen. Die Buschmänner. Von Bruder August Cagol, F. S. C. (Schluß.) Die Buschmänner zerfielen in Sippen oder Unterstämme. Jede Sippe hatte ihre eigenen Jagdgründe. „Wilderer", das heißt Zugehörige einer fremden Sippe, die aus unrechtmäßiger Jagd betroffen wurden, ermahnte man erst freundschaftlich, ihr eigenes Jagdgebiet nicht zu überschreiten. Leisteten sie der Aufforderung kein Gehör, so wurde ihnen ein Hinterlhalt gelegt, und einige stille Giftpfeile beendigten die Angelegenheit. Die Buschmänner begruben ihre Toten, indem sie den Leichnam in Seitenlage in einem Nischengrabe beisetzten mit dem Gesichte gegen Osten. Das geschlossene Grab ist mit einem Steinhügel überdeckt. Des Buschmanns Ohr liebt die Musik. Aus einem hohlen Kürbis und einigen zusammengedrehten Tiersehnen stellt er sich eine einfache Laute her und vergnügt sich an Saitenspiel und Tanz. Ferner besitzt er eine Vereinigung von Saiten- und Blasinstrument, Goragenannt. Es besteht aus einem biegsamen Stabe oder Bogen, der mit einer Tiersehne bespannt ist. An der Unterseite dieser Saite ist ein flaches Stück eines Straußenfederkiels von etwa vier Zentimeter Länge befestigt. Die Saite wird an den Mund gehalten und durch den ein- und ausgehenden Atem in Tonschwingungen versetzt. Die Gora bringt sanfte, beruhigende Töne hervor, die auch das Ohr des Europäers wohltuend berühren. Die Gesänge der Buschmänner sind eintönig und schwermütig. Während des Ge- sanges wird mit den Händen zum Takte geklatscht. Die Buschmänner pflegten aber auch die bildende Kunst. Sie versahen Felswände mit allerlei Darstellungen, meistens Jagdbildern. Dr. Emil Holub teilte ihre Fels-gravierungen vier verschiedenen Entwicklungsstufen zu, deren erste etwa 600 Jahre zurückliegt, während die letzte etwa 150 Jahre alt ist. Die erste Periode ist gekennzeichnet durch eine Technik, die einfach die Gestalt des Tieres oder Gegenstandes mit Spritzschlag aus der Steinsläche hervorholt. Im zweiten Zeitabschnitt ist die Figur flach aus dem Steine gemeißelt. Auf der dritten und besten Stufe ist die Umrißlinie geschnitten oder geritzt oder ausgemeißelt, während die Form des Körpers reliefartig herausgearbeitet wird. Die vierte Periode zeigt deutlichen Verfall; die Linien sind nachlässig ausgehauen oder ausgemeißelt. Diese Felsgravierungen wurden von den Buschmännern weiters mit Farbe behandelt. Die Tonerde- und Eisenrostfarben in den Abstufungen von weiß, schwarz, gelb und rot wurden mit tierischem Fett verrieben und mittels zäher Zweige, deren Enden zu haarfeinen Pinselspitzen geschlagen waren, aufgetragen. Diese Felsenbilder haben Jahrhunderte überdauert. Der Buschmann war eine scheue, sorglose Seele, die in den Tag hineinlebte. Er war aber als verschlagen und rachsüchtig verschrien und zog sich besonders durch seine Viehräubereien den Haß aller zu, und Am 6. August haben auf dem deutschen Dampfer Mambara" vier unserer Mitbrüder die Reise in die Mission nach Transvaal angetreten. Unser Bild zeigt die angehenden Missionäre reisefertig. Bon links nach rechts: Br. Rainer, P. Bieg, der Pater Generalsuperior, P. Steidle, Bruder Steurer. Bei der Abschieds-seier im Missionshaus Josess-tal zeigte der hochwürdigste Generalsuperior in einer inhaltsvollen, gedankentiefen Ansprache den erhabenen Zweck der missionarischen Aussen-Lung und erinnerte daran, daß die abreisenden Patres die ersten Neupriester sind, die aus dem Josefinum hervorgingen. Möge den jungen Glaubensboten nach glücklicher Meerfahrt eine segensreiche Wirksamkeit im fernen Süden beschieden sein! Hottentotten, Buren und Bantu verfolgten ihn wie Ungeziefer. Wo er konnte, rächte er sich mit seinen Giftpfeilen, doch wurde er mehr und mehr in unwirtliche Gegenden zurückgedrängt. Heute gibt es Buschmänner nur mehr am unteren Oranjefluß und in der Kalahari-Wüste. So bewohnt der Buschmannstamm der Qung das sogenannte „Sandveldt" in Südwestafrika, einen nordwestlichen Ausläufer der Kalahari zwischen der großen „Etoscha-Pfanne" und dem (trockenen) „See" Ngami. Der Name „Qung" beginnt mit einem Schnalzlaut, der gebildet wird, indem man die Zunge gegen den Gaumen schlägt. Die von den Qung bewohnte Gegend ist weder fruchtbares Gelände noch wassevlose Wüste. Sie ist mit dichtem Busche bestanden, und Wasser kann fast überall durch Graben im Boden gefunden werden. In der Regenzeit, die gewöhnlich von November bis April dauert, sammelt sich reichlich Wasser an und bildet in den Bodensenkungen Teiche. Nach dem Aufhören ber Regen verschwindet das Wasser allmählich von der Oberfläche, und im Winter sind nur mehr wenige Wasserlöcher vorhanden, in deren Nähe die Qung sich. aufhalten. Diese einfachen Leute führen ein frieo-liches, einhelliges Familienleben. Die Eltern zeigen große Zuneigung zu ihren Kindern. Die Handhabung der Zucht ist leicht gemacht. Es ist überflüssig, einem Kinde zu sagen, es solle sich ankleiden; es ■ legt ja seine Naturkleidung nie ab. Es braucht auch weder sein Gesicht zu waschen noch sein Haar zu kämmen. Ein junger Mann wird durch Erlegung einiger Stücke Großwild berechtigt, seine Braut heimzuführen, die feit seiner Kindheit Tagen für ihn bestimmt ist. Wenn die junge Frau die Stunde ihrer ersten Niederkunft erwartet, begibt sie sich allein an einen verborgenen Ort im Busche und kehrt bald darauf mit ihrem erstgeborenen Kinde zurück. Zwei Tage später versieht sie wieder ihre gewöhnlichen Hausfrauenpflichten; das zarte Kind trägt sie in einem um ihre Hüften gebundenen weichen Felle auf ihrem Rücken überall mit sich herum. Die Sprache der Qung ist im Aufbau und im Wortschatz sehr einfach. Die Schwierigkeit liegt in der Aussprache. Sprachkenner verwenden nicht weniger als 49 Laut-zeichen zu ihrer Darstellung. Sie hat fünf Schnalzlaute. Die meisten Wörter sind einsilbig, und die meisten Silben sind aus Schnalz- und Selbstlaut zusammengesetzt. Musikalische Intonation ist ein wichtiges Merkmal der Sprache, und bei vielen Wörtern gibt eine Änderung in der Stimmhöhe eine vollständig veränderte Bedeutung. Man l* unterscheidet fünf „Töne" int Qung: hoch, mittel, nieder, fallend und steigend. Die Qung können in des Wortes wahrer Bedeutung nicht weiter als bis fünf zahlen aus dem einfachen Grunde, weil ihnen weitere Zahlwörter fehlen. Ihren Mangel im Aufzählen ersetzen sie durch vorzügliche Beschreibung der Einzelheiten eines Gegenstandes. Der Buschmann ist nicht ohne natürlichen Witz. Zwei Männer, von denen jeder ent wildes Schwein während der Schonzeit erlegt hatte, wurden zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Sie erklärten dem Richter: „Wir werden mit -Gefängnis bestraft, wenn wir ein wildes Schwein töten; wir werden mit Gefängnis bestraft, wenn wir die Kuh eines Farmers töten; es ist viel leichter, eine Kuh zu töten." (Vorsatz für die Zukunft.) Ein anderer Qung hatte eine Eland-Antilope erlegt. Der Richter mühte sich ab, ihm klar zu machen, daß die Eland-Anti-lope „königliches" Wild sei, das König Georg von Großbritannien gehöre und nicht geschossen werden dürfe. Der Buschmann erwiderte, die Rinder der Farmer hätten alle das Brandzeichen des Eigentümers auf dem Felle, er aber hätte noch nie das Brandmal König Georgs auf dem Felle einer Eland-Antilope gesehen. Witbank, April 1932. Meine Erlebnisse am Hofe des Schillukkönigs Fablet. Von P. Isidor Stang, F. S. C. (2. Fortsetzung.) Als er sich bald darauf entfernte, um uns Negerbier und gekochtes Rindfleisch mit einer Art Polenta auftragen zu lassen, sagte Akuotsch zu mir: „Lieber Vater, schaue dir den König nur gut an! Hast du seine verächtliche Miene mir gegenüber nicht gemerkt? O, wenn du wüßtest, wie er mich haßt. Darum halte ich es auch für das beste, ich gehe zu den anderen Leuten hinüber, daß ich ihm aus den Augen bin, und er offener mit dir reden kann." Nachdem Akuotsch zu meinen anderen Begleitern hinübergegangen war, die auch vom König mit Fleisch und Bier bewirtet wurden, kam der König zu uns ins Haus zurück. Er hatte, nach der Sitte am Königshofe, allein sein Mittagmahl eingenommen und schien nun gelaunter zu fein als am Anfang unseres Besuches. Er bedankte sich für die ihm geschenkten Eisenstangen und erzählte lachend, daß -verschiedene weibliche Personen an seinem Hofe ihn bereits um die Gunst gebeten Die österreichische M i s s i o n s a n s st e ll u ng in Mariazell. Eröffnungsrede des Herrn Bundespräsidenten Wilhelm Miklas. hätten, daß er ihnen davon durch feinen Hofschmied Eisenringe um die Fußknöchel legen lasse. Wir plauderten über verschiedenes und besonders über die Sudanregierung und ihre einheimischen Beamten, die ihm ein Dorn im Auge waren, weil sie seine Machtgelüste im Zaume hielten, und er nicht mehr imstande war, wie seine Vorgänger die Leute zu bestehlen, grausam zu quälen und seine Rache an seinen bekannten oder vermeintlichen Feinden auszulassen. Dieser scheinbar überlegene, verächtliche Blick des Herrschers verriet mir seine schwarzen Gedanken gegen die fremde, ihm ausgezwungene Sudanregierung mit ihren mohammedanischen Beamten, welche meist aus Ägypten stammten und nur arabisch sprachen. Ehe ich gegen Abend den König verließ, um mit meinen Leuten nach Hause zurückzukehren, trug mir der König mit ernster Miene zwei Bitten vor. Er sprach: „Abuna, du bist der König der Seelen und ich König der Leiber meines Volkes. Wir wollen deshalb unsere Herrschaft ausüben, ohne daß einer dem anderen zu nahe kommt. Du weißt ferner", fuhr er fort, „der Herrscher des Landes bin ich auch heute noch, trotz der Intriguen der fremden Regierungsbeamten, die mir das Leben sauer machen und mich zu ihrer Kreatur herabwürdigen wollen, über die das ganze Volk lacht. Da du nun mein Freund geworden bist, so sollst du mir zwei Bitten erfüllen. Erstens bei Streitig- keiten deiner Leute schicke sie stets zu mir und nie zur Regierung. Ich werde alles zu deiner Zufriedenheit gerecht entscheiden. Zweitens bitte ich dich, alles aufzubieten und mir bei der Regierung zu helfen, daß der Großhäuptling von Debalo, der mir offen den Gehorsam gekündigt hat, eingekerkert wird, damit meine Leute Respekt vor mir haben und mich als wirklichen König ehren und fürchten." Sofort antwortete ich dem König, daß ich seine beiden Bitten erfüllen und meine Leute in Streitsachen nur zu ihm schicken würde. Was den Großhäuptling von Debalo angehe, sei dieser auch mein Feind, weil er unsere Christen in seinem Bezirk verfolge und einen habe verwunden lassen, lyd) sei deshalb fest entschlossen, diesen frechen Rebellen der Regierung anzuzeigen, damit bald Ruhe im ganzen Lande sei und ihm, dem König, gehorcht werde." Diese meine Worte gefielen dem König sehr, und er ließ mir beim Abschied als königliches Geschenk zwei Elefantenstoßzähne von ziemlichem Werte überreichen. Auch alle meine Leute und Begleiter waren voll des Lobes über die gute Bewirtung am Königshofe zu Faschoda, und wir zogen gegen Abend zufrieden heimwärts, das Herz voll frohester Hoffnungen für die Zukunft der Mission. Schon am nächsten Morgen schickte ich einen Boten zum Mamur nach Kodok und ließ den rebellischen Oberhäuptling verklagen. Er wurde gefangengenommen und in Ketten Die österreichische Mission saus st ellung in Mariazell. Der ^ zweite Afrika-Saal der Missionsausstellung zeigt die Waffen und Geräte der Zwergneger in Belgisch-Kongo. Die österreichische Mission saus st ellu n g in Mariazell. . Ein Glanzstück der Missionsausstellung ist der chinesische Buddha-Altar. gelegt. So hatte ich mein dem König ge-gebenes Versprechen gehalten. Nachdem der König einen neuen Oberhäuptling in Debalo eingesetzt hatte, hieß es im ganzen Lande, jetzt erst sei er ein wirklicher und mächtiger Herrscher und habe den Abuna als Freund und Berater zur Seite stehen, der nicht nur lesen und schreiben könne, sondern auch mit allen Gesetzen der Sudanregierung vertraut sei. Auch der Königssohn Coti besuchte mich bald wieder in stiller Nacht zusammen mit dem Neuchristen A-kuotsch. Beide waren mit weißer und roter Kuhasche so eingepudert, daß ich sie zuerst gar nicht erkannte und sie für reisende arabische Kaufleute hielt, ha sie eine Art Turban als Kopfbedeckung trugen. Aknotsch verstellte überdies noch seine Stimme. Als er mir aber lachend die Hand reichte, erkannte ich ihn an einer Fingernarbe. Schnell wurden im Zimmer die Vorhänge vor etwaigen Spionen geschlossen. Dann brachte ich selbst das Nachtessen herbei, und so merkte niemand etwas von meinem hohen Besuche. -Coti, der Königssohn, erhob sich zuerst und begrüßte mich recht herzlich als den Nachfolger des Abun-dit, wünschte mir ein langes und glückliches Leben und eine segensreiche Regierung meiner Missionsstation Lull. Dann bat er mich um meine Freundschaft und versprach mir als Unterpfand seines vollsten Vertrauens, später seinen zweitältesten Sohn zur Erziehung auf die Missionsstation zu schicken. „Er gehört ganz dir", fuhr er begeistert fort, „und nicht nur lesen und schreiben soll er bei dir lernen, sondern du sollst ihn auch das Wort Gottes lehren und ihn im Christentum so unterrichten, als wenn er dein eigen Fleisch und Blut wäre. Nachdem ich Muotsch kennengelernt und seinen lauteren, christlichen Lebenswandel beobachtet habe, der ohne Falschheit und Heimtücke ist, kann ich mich nur freuen, wenn mein Sohn ein guter Christ wird und mich, seinen Vater, mit christlicher Liebe liebt und mir gehorcht. Es tut mir sehr leid, daß du nicht in mein Dorf Angoynam kommen kannst. Dort habe ich einen großen Anhang unter den Leuten und dort gründen wir später eine neue Missionsstation. Heute schon gebe ich dir die Versicherung, daß ich nicht nur meine eigenen Kinder in die Schule schicken werde; auf meinen Befehl werden ungesäumt alle Kinder des ganzen Dorfes und der Umgebung die Schule besuchen. Weil ich Muotsch, meinen teuren Freund, -als Berater an meiner Seite haben möchte, so muß er später mit seiner Familie zu mir ziehen, und du, Abuna, stellst ihn dann als Lehrer und Katechist an, und du wirst sehen, das Christentum macht Fortschritte unter meinen Leuten, die mir Vertrauen sch-enken und all meinen Befehlen blindlings gehorchen." (Fortsetzung folgt.) Der Diener Gottes Daniel Comboni. (Fortsetzung.) 14. Bischof. Bei -der Rückkehr von Delen nach El Obeid anfangs November 1875 fand Comboni wichtige Briese bor, die seine Anwesenheit in Khartum notwendig machten, weshalb er sich nach den Exerzitien alsbald dahin begab. Am 8. Dezember vollzog er auch die Weihe des Vikariates an die Unbefleckte Gottesmutter. Die innige und gedankenreiche Weiheformel hatte wieder er selbst verfaßt und den Weiheakt durch ein Rundschreiben vom 28. Oktober, dem Vorabend der Abreise vom Gebe! Nuba, für alle Stationen angeordnet. Er ahnte wohl den furchtbaren Gewittersturm, der sich über feinem Haupte zusammenballte. Um sein Lebenswerk zu retten, entschloß er sich, nach Europa zu reisen. Diesmal wählte er den Weg über Suakin am Roten Meer. Am 26. Dezember traf er mit seinem Sekretär in Berber ein und mußte zu seinem Leidwesen feststellen, daß die für die Kamillianer eingerichtete Station weder unter der mohammedanischen noch der schismatischen Bevölkerung nennenswerte Missionsersolge zu erzielen vermochte, weswegen sie auch zwei Jahre später von den Kamillianern aufgegeben wurde. In den ersten Tagen des Jänner 1876 wurde mit zehn Kamelen die Wüstenreise unternommen, die bis Suakin 14 Tage beanspruchte. Bei der Ankunft in Kairo gingen die neuen Jnstitutsgebäude der Vollendung entgegen. Am 26. März 1876 gelangte er nach Verona und am folgenden 6. April war er in Rom, wo er, wie bereits erwähnt, sieben lange Monate sich gedulden mußte, bis die oberste Missionsbehörde der Propaganda endlich am 27. November auf Grund eines KW SiH-r-«,,, Der diesjährige Eucharistische Kongreß wurde Ende Juni zu Dublin, der Hauptstadt Irlands, abgehalten. Nahezu eine Million Andächtige nahmen an der Prozession teil. Erteilung des Segens auf der O'Connell-Brücke mt Mittelpunkt der Stadt. Beschlusses der Vollversammlung sämtlicher Propagandakardinäle die gegen ihn ins Werk gesetzten Anfeindungen zurückwies und seinen Unternehmungen neuerdings die Gutheißung erteilte. Es geschah dies in einer für ihn überaus ehrenvollen Weise. Am 10. Dezember 1876 erhielt die Entscheidung der Propaganda die päpstliche Bestätigung. Die Freude des Dieners Gottes war groß. „Mein Werk", schrieb er an seinen Freund Brieolo, „ist unversehrt aus diesem Sturme hervorgegangen, der es auf der ganzen Linie von Afrika bis Köln für immer niederzuwerfen drohte ... Es wird nun kräftiger und glücklicher sich entfalten und seinen Weg durch die Jahrhunderte fortsetzen, um Afrika mit dem Lichte des Evangeliums zu erleuchten, und erst an den Toren der Ewigkeit mit der siegreichen Kirche Christi haltmachen. Jesus sei dafür gelobt . . ." Nach der glänzenden Rechtfertigung, die dem Provikar zuteil geworden war, zögerte man auch nicht mehr, ihm die höchste Anerkennung für sein Wirken zu zollen. Am 2. Juli 1877 wurde er von der Propaganda zum Apostolischen Vikar und Bischof ernannt und am 8. Juli von Pius IX. bestätigt. Die Erhebung zur bischöflichen Würde war der geziemende Lohn für die beispiellose Kühnheit dieses Mannes, der es unternommen hatte, eine fast erloschene Mission wieder zu beleben und sie, trotz unzureichender Kräfte und Mittel, hoffnungsvoll zu entwickeln. Mit Recht heißt es im Ernennungsdekret des Heiligen Stuhles vom 31. Juli 1877: „Du hast viele Jahre in Afrika gelebt und glänzende Proben Deiner Klugheit, Einsicht und Frömmigkeit sowie eines brennenden Seeleneifers und einer ungewöhnlichen Geschicklichkeit in der Ausbreitung des katholischen Glaubens an den Tag gelegt . . ." Die Bifchofsweihe erteilte ihm am 12. August 1877 Kardinal Franchi, der mehr als jeder andere die Drangsale des Dieners Gottes kannte und ihm stets ein väterlicher Berater gewesen war. Don Squaranti, der Direktor des Mis-stonsseminars, und die Oberin der Schwe-stern'kongregation Bollezzoli wohnten der Feier bei. Noch am gleichen Tage empfing Pius IX. den neugeweihten Bischof in Privataudienz und beschenkte ihn mit einem goldenen Bruftkreuz an goldener Kette, einem kostbaren Ring und einem silbernen, mit dem päpstlichen Wappen gezierten Stab, wobei er bemerkte: „Es wäre das eher eine Aussteuer für einen Kardinal als für einen Missionsbischof; aber dir schenke ich es gern." So erstattete gewissermaßen der Heilige Vater den Peterspfennig hundertfach zurück, der ihm wiederholt von den schwarzen Kindern des großen Missionärs gespendet worden war. Das Wappen, das sich Comboni wählte, kennzeichnet treffend den Gegenstand seiner Opfer und die Beweggründe seines Höffens. Im unteren Felde erscheint der dunkle Erdteil Afrika; rechts davon sieht man einen Löwen in Angriffsstellung, links ein heimtückisches Krokodil, Sinnbilder der offenen und der geheimen Feinde der Glaubensverbreitung. Im oberen Felde leuchten die heiligsten Herzen Jesu und Mariä mit der Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." Die zahlreichen Freunde des neuen Missionsbischofs beeilten sich, ihm ihre Glückwünsche darzubringen. Noch zwei Jahre später erhielt er ein Gratulationsschreiben. Es kam vom Apostolischen Vikar der Gallastämme Wilhelm Massaja, der seit dem Pariser Zusammensein die Erinnerung an Comboni liebevoll bewahrt hatte. Bei der Ankunft in Verona bereitete ihm die Stadt, in der seine Institute entstanden waren, einen überaus ehrenvollen Empfang, an dem sich auch Kardinal Canossa beteiligte. Weinend umarmte Combonis alter Vater seinen zur bischöflichen Würde gelangten Sohn. In den Straßen der Stadt verkaufte man Combonis Bild um fünf Centesimi. „Seht, man verkauft mich um einen Soldo", sagte er lächelnd. Nicht weniger freudig empfing ihn feine Heimatstadt Limone. Zu dew Festmahl, das man zu seiner Ehre veranstaltete, waren 45 Personen geladen. Erst gegen Schluß der Tafel bemerkte der Bischof, daß sein armer Taufpate fehlte. Er lud ihn dafür am folgenden Tage zu Tische irnd beschenkte ihn mit einem neuen Anzug. Am 24. September verließ er seine Heimat zu einer größeren Reise nach Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich, um auch als Bischof für seine Mission zu wer- Die Riesenschlußfeier des Eucharistischen Kongresses im Phönix-Park, wo Kardinal Lauri als päpstlicher Gesandten das Pontifikalamt hielt. Ben und zu sammeln. Im häufigen Gegensatz zu früher erwies man ihm jetzt hohe Ehren. König Leopold II. von Belgien, der Begründer des Kongostaates, unterhielt sich zwei Stunden lang mit ihm und verlangte, daß er auch an den Ufern des Kongo eine Missionsstation errichte. Obschon der Unsrige den Wunsch des Königs nicht erfüllen konnte, blieb dieser ihm dennoch sehr gewogen. In einem Briese schrieb Leopold II., die Nachwelt werde Combonis Namen segnen und ihn mit goldenen Buchstaben in die Geschichte der afrikanischen Zivilisation eintragen. Anfangs Dezember traf der Bischof wieder in Verona ein. Am 10. Dezember fand in der Kirche San Tomio die kirchliche Abschiedsfeier statt und am 13. Dezember verließ die Karawane Verona. Es war Combonis letzter Abschied von seinem Vater. In Rom gewährte Pius IX. den Missionären eine besondere Audienz. Diesmal hatte Comboni die Genugtuung, neben zehn Prie- stern und Laienhelfern auch die ersten fünf Schwestern vorstellen zu können. Die Überfahrt erfolgte von Neapel aus. In Kairo hatte der Bischof auch eine lange Audienz beim Khedive, dem Herrscher des Landes. Um jene Zeit traf der kühne Afrikaforscher Stanley in der ägyptischen Hauptstadt ein. Zu dem Bankett, das man aus diesem Anlaß abhielt, wurden auch Comboni und Don Squaranti geladen. Der Sekretär der geographischen Gesellschaft schrieb damals in einem Artikel über Comboni: „Seit einigen Tagen weilt hier der Apostolische Vikar von Nigritien, Monsignore Comboni. Der erlauchte Prälab ist Gegenstand lebhafter Sympathiekundgebungen und der Bewunderung aller, dir sich, für das schwierige -afrikanische Problem interessieren. Er beabsichtigt, Missionsstationen am Weißen Nil und in Darfnr zu gründen, die Nuba-Mission wieder zu eröffnen und sein Werk allmählich bis zunr Tanganikafee, der Grenze seiner apostoli- Einheimische Lehrer der Mission in Barberton. scheu Jurisdiktion, zu erweitern. Wir hatten die Ehre, von biefem Manne empfangen zu werden, den gang Europa wie einen Heiligen verehrt, und er ist wirklich ein Heiliger der Kultur. Wir wissen nicht, was wir mehr bewundern sollen: die erleuchtete Kraft seines Verstandes, das heilige Feuer der Überzeugung, das ihn durchglüht und begeistert, oder seine lombardisch herzlichen Umgangsformen. Er hat die neue Zeit begriffen und trachtet, nicht nur den Glauben zu verbreiten, wie es seine kirchliche Pflicht ist, sondern auch die Zivilisation im modernen Sinne. Es steckt ein ausgezeichneter Politiker in diesen priesterlichen Gewändern." Wenn dieser Artikel auch manche schiefe Auffassung enthält, so zeigt er doch, welch hohe Achtung Comboni auch in wissenschaftlichen Kreisen genoß. Am 28. Jänner 1878 verließ die Karawane Kairo. In Assiut erhielt sie die Nachricht vom Tode Pius' IX. In Berber blieben die Schwestern zurück, um ftcE). dort etwas in die Missionsverhältnisse einzuleben. P. Carcereri und die übrigen Mitglieder des Kamillianer-Ordens hatten einige Monate vorher den Sudan verlassen, um in Frankreich und anderswo bei der Gründung neuer Niederlassungen ihres Ordens mitzuwirken. Am 12. April traf Bischof Comboni in seiner Residenz ein, begrüßt von einer großen Volksmenge aus allen in Kartum vertretenen Religionen und Riten. (Fortsetzung folgt.) Amschau. Am Sonntag, den 10. Juli 1932, wurde in dem berühmten Wallfahrtsort Mariazell die erste österreichische Missionsausstellung unter dem Protektorate des Bundespräsidenten Wilhelm Miklas eröffnet. Sie sollte den Besuchern nicht nur einen umfassenden Einblick in den reichen Anteil Österreichs an der Ausbreitung der Kirche in den Heidenländern gewähren, sondern auch die großen wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen der österreichischen Glaubensboten in das gebührende Licht rücken. Die sehr reichhaltige Schau führte daher den Titel: „Österreichische Missionäre als Kul- turträger in aller Welt." Die vielen interessanten Gegenstände aus Ozeanien, Afrika, Amerika, Indien, China usw. füllten das Schulgebäude und das Zelt des Hofes in schöner, übersichtlicher Ordnung voll an. In einem besonderen Saale wurden die Bilder und Andenken hervorragender Österreicher zusammengestellt, die sich um das Missionswerk Verdienste erworben haben. Dort erblickte man auch das Bild des 1853 in Khartum verstorbenen Missionärs F. L. Gerbl, des Gründers der Änania, der ersten CV.-Verbindung. Die Ausstellung hat fraglos mächtig dazu beitragen, das Inter- esse für die katholische Weltmission im Klerus und Volk zu fördern. Möge sie ihren Eindruck auch auf jene Gebildetenkreise nicht verfehlt haben, die bisher der Missionsfache noch zu wenig Teilnahme entgegengebracht haben. Asien. (6 in fortschrittlicher heidnischer Raja h.) — Der kleine Staat Cochin, der sich längs der 'Küste von Malabar hinzieht, gehört zu den katholifche-sten Indiens, wenn auch der Rajah mit seiner Regierung noch heidnisch ist. Der neue Fürst, seit acht Monaten auf dem Thron, wollte aber wenigstens einen Beweis seiner modernen Denkart erbringen. Er verbot durch Staatsgefetz in den Hindutempeln Cochins die Tieropfer mit der Begründung, sie vertrügen sich nicht mit der modernen Aufklärung. — Die armen Götter werden sich infolge dieses Jöntalicfien Dekretes für die Zukunft mit Kürbis uno Gurken begnügen müssen. (Chinesische Spiritisten finden den Weg zur Kirche.) Shohchow (Nordchina). ■— Eine merkwürdige Erscheinung der hiesigen Präfektur ist das Heilsverlangen, das sich bei den Bewohnern seit den letzten Jahren zu regen beginnt und sie antreibt, aus sich heraus um Katechisten, Missionäre und Glaubensbelehrungen zu bitten. Ein Herbergsvater im Dorfe Sin-taiyoh bat um religiöse Bücher und schließlich schriftlich und mündlich um einen Katechisten. Im Verlauf von 14 Tagen konnte dieser ein Haus mieten, den dortigen Dorflehrer und 25 Familien für den Glauben gewinnen. Noch wirksamer gestaltete sich ein Besuch des P. Sigebald. Bei seinem ersten Erscheinen in Sintaiyoh trafen Abordnungen von den Nachbardörfern ein und erkundigten sich nach der Religion. Der Lehrer einer spiritistischen Sekte versprach dabei, mitsamt den von ihm gewonnenen Spiritisten zur wahren Kirche Christi zurückzukehren. Beim nächsten Besuch erschienen L V H, m Siam, das Land be= weißen Elefanten, zählt unter 11 Millionen Einwohnern etwa 40.000 Katholiken. Überall im Lande trifft man herrliche heidnische Tempel. Unser Bild zeigt eine Anzahl Götzenpriester auf einer Wallfahrt. : ' . Bankok (Siam) ist berühmt durch seine Wasserstraßen, schmale, teils natürliche Wasserläufe, teils künstlich angelegte Kanäle. Viele Menschen bringen dort ihr ganzes Leben in den Booten zu und scheinen glücklicher zu sein als die Bewohner der schmutzigen Hütten in den überfüllten Städten des Fernen Ostens. fünf weitere Lehrer dieser Sette mit demselben Verlangen, und so tonnten in acht Dörfern Schulen und Katechumenate eröffnet werden. Bereits beträgt die Zahl der Katechumenen im Umkreis von Sintaiyoh 3000 und wächst dabei ständig. (Leiden einer chinesischen Stadt unter kommunistischem Terror.) Shanghang (Tingchow, Fukien-Ehina). — Unter allen Missionen Chinas hat wohl am meisten die Apostolische Präfektur Tingchow im Süden Chinas ■— Provinz Fukien — unter der Geißel des Kommunismus geseufzt. Wie oft die armen Missionäre — acht Deutsche und ein Schweizer — mit ihrem Apostolischen Präfekten der rohen Gewalt weichen mußten, um immer wieder von neuem zu ihrer Herde voll Aufopferung zurückzukehren, wird vielleicht nie ganz offenbar werden. Am 20. April haben kantonesische Truppen die drei Kreisstädte, Shanghang, Wuping und Enteng, neuerdings von den Roten gesäubert, während der ganze übrige Teil der Mission nach wie vor in den Händen der Bolschewiken sich befindet. Wie unsicher die Lage bei all dem noch ist, geht daraus hervor, daß der Apostolische Präfekt bis jetzt zweimal vergebens versuchte, in seine Residenz Wuping zu gelangen; kommunistische Streifen halten Weg und Steg besetzt. Die Missionäre konnten wohl nach Shanghang zurückkehren, aber in welchem Zustand fanden sie es wieder! Die Mauern, unter großen Geldopfern letztes Jahr fertiggestellt, sind abermals zerstört, die Bewohner teilweise hingerichtet, teilweise verschleppt und bis heute nicht zurückgekehrt; ungezählte erlitten Kerkerhaft und Mißhandlungen jeder Art, bis sie sich mit Geld loskaufen konnten. Man schätzt den materiellen Verlust der in den letzten Jahren völlig der- amtiert ©labt auf 700.000 bis 800.000 chinesische Dollar. Die Gefahr einer Hungersnot stand vor der Tür, bis ein General mit drakonischer Strenge eingriff, Preise herabsetzte, Lebensmittelkarten einführte, widerstrebende Kaufleute in Haft nahm. Es hat den Anschein, als ob die Stadt sich wieder langsam erholen wolle. Die Frage ist nur, tote lang wird der Friede dauern? Amerika. (M o d e r it e Verkehrsmittel in den Mission en.) Welch ungeheure Erleichterungen die modernen Verkehrsmittel den Glaubensboten bringen, zeigt auch die folgende Mitteilung aus Peru. P. Gorera, spanischer Passionist, begab sich nach Lima, um nach den Mühen seines Apostolischen Amtes etwas der verdienten Ruhe zu genießen. Von Jquitos ab benutzte er die bis San Ramon im Chan-chamayo-Tale verkehrende Luftlinie. So konnte er in drei Tagen eine Reise machen, zu der er sonst wenigstens einen Monat gebraucht hätte. Auch P. Martinez hat die Reise nach der Hauptstadt Perus angetreten über Cajamarea im Norden Perus. Er mußte eine Reihe timt Beförderungsmitteln für seine entschieden viel kompliziertere Reise gebrauchen: vier Tage zu Fuß, fünf zu Pferid bis Chachapoyas, dann weitere sieben Tage im Sattel bis Cajamarea, einen Tag im Auto bis Chilete, einen Tag Bahnfahrt und schließlich von '$0001001)0 bis Callao Zwei bis drei Tage Küstenschiffahrt. Afrika. (200 Kilo m e t e r W e g z u r heiligen Messe.) Kongolo (Katanga — Belgisch Kongo). Jede Station der Väter von hl. Geist in Katanga umfaßt ein weites Gebiet. Da die Missionäre zahlenmäßig nicht genügen und die fluktuierende, wenig dichte Bevölkerung über einen großen Raum zerstreut lebt, mußte man weit vorgeschobene Katechistenposten schaffen, die bisweilen 200 und 250 Kilometer von der Mission entfernt liegen. Es kommt der Tag, an dem alle diese kleinen Christengemeinden — unter großen Opfern ins Leben gerufen — ihren eingeborenen Priester haben werden! Die Missionäre arbeiten mit ganzer Kraft darauf hin. Inzwischen müssen die wackeren Katechisten den Eifer ihrer Gläubigen wachhalten, bei den seltenen oder Papaias-Früchte (Melonenart) von der Antillen-Jnsel St. Andreas. wenigstens unzureichenden Besuchen des Paters. Mehrmals im Jahr, so an den hohen Festen, werden die kleinen Herden zur heiligen Messe geführt. Kurze Zeit vorher ermuntert der Katechist seine Leute zum Kirchgang durch eine Gelegenheitsrede, die man leider nicht ganz wörtlich wiedergeben kann: „Höret alle! Ostern ist nahe, das große Fest. In acht Tagen brechen wir auf zum Hause iGottes. Niemand darf fehlen. Darum, ihr Frauen und Mädchen, haltet Mehl, viel Mehl bereit; denn die Reise ist lang. Ihr Männer und Jungmänner, trocknet Fleisch in Menge und auch Fisch. Denn ihr wißt, daß die Kinder Gottes kein Fleisch genießen am 5. Wochentage, den die Weißen Freitag nennen. Auch die Tausbewerber dürfen kein Fleisch essen, sonst gibt es keine Taufe für sie! Ich wiederhole: Von heute an rechnet sieben Tage an euern Fingern ab, ob mit Sternchen oder mit Stäbchen gleichviel, wenn ihr nur ant achten Tage zum Abmarsch bereit seid. Habt ihr verstanden? Vergeht nicht und kommt nicht zu spät. Jedesmal gibt es solche Spätlinge. Genug davon. Ihr «könnt jetzt in eure Hütten gehen." Am festgesetzten Tag eilen sie aus den entferntesten Orten herbei, und die Karawane tritt ihren Marsch zum Gotteshause an. Gesänge und Rosenkränze helfen über die Länge des Weges hinweg. -Mr acht Tage herrscht auf der Mission Hochbetrieb. Beichthören, Trauungen, unvermeidliche Verhandlungen, um delikate Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, usw.... Aber mit neuem Eifer und neuem Mut kehren sie wieder heim, diese schwarzen Christen, um ihr Tagewerk mit seinen Verpflichtungen wieder aufzunehmen, fern von Kirche und Missionar. (Fides-Korrefpondenz.) Der Sohn des Freimaurers. Von Anna Kayser.* (Fortsetzung.) „Er schrie doch auch zum weißen Gott, als er im Sumpfe steckte. Der hat ihn aber stecken lassen. Es geschah ihm recht." Ein Jubellaut ging durch Pater Werners Seele. Auch dieser? „Er rief zum lieben Gott? Hast du es gehört?" Er griff den Christen bei der Schulter. „Sag die Wahrheit!" „Georg hat noch nie gelogen." Er berief sich auf seinen Christeunamen. „Hättest ihn sehen sollen, den schwarzen Sünder, wie er heulte und winselte, ehe ihn der Schwarze holte. Geradeso wie der arme Kuluba, der Mann der Mikami, vor acht Jahren. Ka-rullu hat dazu gelacht. Das haben wir nun getan." „Ihr seid noch halbe Heiden", verwies der Missionär strenge. „Was tut Karullu dann?" „Er schrie immerfort zum weißen Gott. Wenn er ihm helfe, wolle er . . . Weiter ist er nicht gekommen. Das grüne Moor hat ihm den herfluchten Mund gestopft." Pater Werner ließ die Leute stehen und ging heim. Er mußte allein sein. Sein Herz war so voll überschwenglichen Dankes gegen Gott, daß er alles, den Schmerz um den toten Mitbruder, das Heimweh und Alleinsein und die lähmende Müdigkeit, vergaß. Seine Seele jubelte über den herrlichen Doppelpreis, den Gott ihm für das Blut des Bruders bezahlt hatte. „Dank dir, verklärter Bruder! Bitte weiter für mich am Throne Gottes!" betete er innig, als er wieder vor dem Tabernakel kniete. Dann brachte er für die beiden das hei- * Druck und Verlag der Bonifatius-Druckerei in Paderborn. lige Opfer dar, zu dem sich auf den Klang des Glöckleins viele Christen einfanden. Nach der heiligen Messe legte er seinen Pfarrkindern noch einmal wieder zündende Gedanken über christliche Nächsten- und Feindesliebe in die Seelen. Er selbst tat einen heiligen Schwur zu Füßen des Tabernakels: unter seinen roten Kindern im Heidenlande zu leben und zu sterben!--------- * * * Einige Wochen später kamen die beiden Sendlinge zurück. Mit ihnen Bruder Rhabanus, ein kaum dem Noviziat entwachsener Jüngling, den es stürmisch nach dem Missionskreuz verlangte. Und, wie er Pater Werner in einer stillen Stunde vertraute, nach der Palme, die seinem Vorgänger geworden war. „Gemach, mein Sohn", lächelte Pater Werner nachsichtig. „Die Wirklichkeit sieht meist ein wenig anders aus als kühne Jünglingsträume." Auch Nachrichten aus Europa hatten die drei mitgebracht. Pater Werner griff zuerst nach einem Brief aus T. Er war vom Pater Rektor. Überaus liebevolle Worte richtete der an den geistlichen Sohn, die ihm und seinem Mitarbeiter vollste Anerkennung für ihre bahnbrechende Missiollsarbeit aus-sprachen. Dann kam er auf Pater Werners Herzübel zu sprechen, von dem der Pater Visitator ihm nach seiner Rundreise durch die Missionsgebiete erzählt hatte. „. . . Ihr Elternhaus, das Ihre Verwandte, Fräulein Heltorf, in großmütiger Weise zu einem Missions-Erholungsheim, herrichten ließ, wurde bereits vor einem halben Jahre in Benutzung genommen. Selbst- verständlich haben Sie das erste Anrecht auf einen Erholungsaufenthalt in Ihrem Vaterhause. Die Vertretung steht zu jeder Zeit bereit. Ich erwarte Ihre baldige Äußerung . . .", schrieb der Obere, der noch nicht um Bruder Rudolfs Tod wußte. Wieder griff das Heimweh nach Pater Werner. Er sollte die Heimat Wiedersehen nach diesen schweren Jahren? Sollte wieder unter den alten Bäumen im Parke wandeln? Am stillen blauen See weilen, die lieben Menschen wiedersehen, die ihn mit Jllbel empfangen würden? Mit Ruth all das mannigfache Erleben austauschen dürfen? Sollte ruhen, ruhen dürfen int Frieden der Heimat? Es war eine lockende Versuchung, die den Missionar für Minuten gefangennahm. Besonders die so lange entbehrte geistige Anregung war es, die ihn mit Allgewalt zum Nachgeben drängte. Da aber stand groß und heilig sein Gelübde von jenem Morgen, da er von Muka-ruts Sterben heimkam, vor seiner Seele. Und ein heroischer Entschluß reifte in ihm. „Ich bleibe!" Das war seine Antwort auf das lockende Anerbieten. Und davon würde er nie um Fingersbreite weichen, konnte kommen, was wollte. Warum sollte er dem natürlichen Menschen, der längst an das entsagungsreiche Leben des Missionars gewöhnt war, wiederum Konzessionen machen, die sich bei der Rückkehr rächen würden? Warum von neuem das wohlige Leben und die Bequemlichkeiten zivilisierter Sphären genießen, wo er, Opfer zu bringen, ausgezogen war? Seine Christen verlassen, die noch eben um den Verlust des Mitbruders trauerten? Und sein Missionswerk, das eben jetzt neues Aufblühen versprach, nun die schlimmsten Widersacher beseitigt waren? „Nie und nimmer! Nur der Tod soll mich von meinem Posten reißen!" Laut hatte er es gesagt in kraftvollern Entschluß. Er griff zum zweiten Briefe. Er war von Dr. Reinert. Froh öffnete er den Umschlag. Er freute sich doch, aus der Heimat zu hören. Ein kleines Zettelchen fiel aus dem Doppelbogen. Es trug in ungelenken, zitterigen Zügen Ruths Handschrift . . . Was war das? Pater Werner wurde erregt, als er die kaum leserlichen Worte entzifferte: „Herbert, zum letzten Male grüßt Dich Deine Schwester. Im Himmel warte ich aus Dich. Ruth." Der Missionär fühlte sich bleich werden. Das Blatt sank ihm aus der Hand. Was bedeutete das? Was war geschehen? War Ruth nicht mehr auf Erden? Mit unsicherer Hand griff er nach Rei-nerts Brief. „Lieber Herbert! Der kleine Zettel hat Dir alles gesagt. Und so brauche ich mit der Trauerkunde nicht zurückhalten. Ruth — unlsere Ruth ist nicht mehr. Der gute Engel unseres Hauses, die unersetzliche Samariterin und Freundin aller, die litten, ist tot. Kannst Du es -fassen daß sie, die noch vor kurzem in bester Gesundheit ihrer Liebesarbeit nachging, nun im Grabe liegt? Wie es kam? — — Du kennst den ,Liter-stoffer'. Und -erinnerst Dich vielleicht, wie er vor Jahren den Wagen deiner Eltern beschoß und Naturbrücke in der Kenia-Kolonie (Ostafrika). Ruth leicht verletzte. Zu diesem 'SußfeSt wurde ich eines Tages gerufen. Ich fand einen unheimlichen Gast in der elenden Kammer — die schwarzen Pocken. Unverzüglich ließ ich den Kranken zum Hospital dringen und isolieren. Zu Hause erzählte ich den Fall Ruth und Melitta. Ruth sah ich nachdenklich werden, aber damals fiel es mir nicht weiter auf. ,Wer pflegt den Kranken?' fragte sie. 'Schwester Martha ist Lei ihm', gab ich Bescheid. Ruth wurde erregt. ,Die junge Schwester mit der schwachen Lunge bei einem Pockenkranken? Aber das geht doch nicht! Sie wird sich den Tod Holen.' Ich beruhigte sie mit dem Hinweis, daß alle Schwestern Bis zur Grenze des Möglichen in Anspruch genommen seien, und daß tunlichst für Abwechslung gesorgt werden würde. Ruth ging bald. Ihr merkwürdiges Wesen fiel mir auf. Sie verabschiedete sich umständlicher und zärtlicher, als es sonst ihre Art mar, von den Kindern und sah noch oft zurück. Hätten wir sie nicht fortgelassen! Als ich am anderen Morgen ins Hospital kam, erfuhr ich, daß Ruth im Jsolierhause sei und Len Staffer pflege. Sie war schon am Vorabende gekommen und hatte sich nicht abweisen lassen. Was war zu tun? Du kennst ihren starken Willen. Ein doppeltes Motiv mochte sie leiten. Sie wollte 'edle Rache an dem rabiaten Kumpan nehmen und Leib und Seele dem Leben zurückgewinnen. Vierzehn Tage stand der schwarze 'Gast an Stosfers Lager. Dann ließ er wider Erwarten ab von seinem Opfer. Er hatte sich ein edleres ersehen. '911s Staffer mit seinen blöden Augen wieder ins neugeschenkte Leben sah, da lag seine hochherzige Pflegerin im höchsten Fieber — hoffnungslos. Ich sah es bald, daß jedes Hoffen Torheit fei. Sie litt und starb, wie die Heiligen Gottes sterben. Niemand als Schwester Melitta, der Beichtvater und ich haben dieses kostbare Sterben gesehen. Sie hatte wenige lichte Augenblicke. Nur die letzte Stunde war klar und voll Frieden. Da schrieb sie die wenigen Worte für Dich auf. Eine Stunde später war ihre Seele bei Gott. Nun weiht Du alles. An der Seite deiner Eltern Haben wir sie begraben. Aber ich weiß, D u suchst sie anderswo. Du wirst es leichter — oder doch anders tragen als wir. Bei euch Höhenmenschen ist 'Überwinden das tägliche Brot. Vielleicht, daß ihre Seele Dir nun näher ist als früher. Durch unser Haus, durchs Kinderheim, durch die Stadt geht eine einzige Klage. Kaum einer war in dem ungeheuer großen Leichenzug, dem diese edle Priesterin der Karitas nicht in irgendeiner Weise Gutes getan hatte. — Vielleicht hörst Du es als Seelenfischer gern, daß der Mann, für den dieses unersetzliche Leben geopfert wurde, wieder zur Kirche kommt und seine Umsturgideen usw. gründlich aufgesteckt hat. Und jeden Dag soll er zum Kirchhof gehen und an einem Grabe der Wernerschen Familiengruft beten und weinen. So erzählen die Leute . . . Uns kann es wenig trösten. Opfer und Preis waren zu ungleich. Ob Dich andere Geschehnisse heute interessieren? In unserem und im Kinderheim stecht alles auf Halbmast. Melitta will sich nicht trösten lassen. Sie kann der Freundin nicht enkraten. (Ihr Gatte auch nicht.) Und die Kinder —? Ruth und Herbert sind groß und verständig genug, um den Verlust schwer zu empfinden, Ich bin 'überzeugt, wäre in der ersten Trauerzeit der Staffer in unser Haus gekommen, es wäre ihm schwerlich hold ergangen. — Ruth mit ihren vierzehn Jahren ist ein großes Mädel geworden. Man merkt -ste hat bei ihrer hochseligen Patentante Schule genommen. Aber die Meisterin ist ihr zu früh' gestorben.------- Herbert trägt die rote Mütze. Unsere Bekannten sagen, mit solchen Augen hätte auch der Tertianer Herbert Werner einstmals in die Welt geschaut. Daß sie recht hätten! -Er feiert immer noch im Turmzimmer seine kindlichen Mysterien: Hochamt, Vesper. . . Gestern drangen sogar die diskreten Klänge des päpstlichen Segens durchs Haus. Weißt Du noch, -wie wir ihn zum Heidenapostel stempelten? Vielleicht will er dieser Bestimmung mannhaft gerecht werden. In gemeinsamem Schmerze grüßen wir Dich alle! Hans und Melitta. PS. Bist Du in der Lage, umgehende Gerüchte, die von Deinem demnächstigen Erholungsurlaub irrt Hause Deiner -Väter wissen wollen, bestätigen zu können? Wir erwarten Dich mit Sehnsucht. D. O." Pater Werner ließ den 23rief sinken und stützte den Kopf in die Hand. Auf solche Kunde war er nicht gefaßt gewesen. Ruth war nicht mehr auf -Erden? Vom heißen, mittäglichen Erntefeld hatte Gott sie heim-gernfen zu frühem Feierabend? Fragend stand der einsame Missionar wieder, wie in jener blutigen Nacht an des Mitbruders Leiche, vor den ewigen Ratschlüssen. Aber er heischte keine Antwort. Der letzte Weltentag oder sein eigener letzter mochte sie bringen, g folgt.) ©tgentümer Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des heiltgsten Herzens Jesu. Verwaltung: Missionshaus „Maria Fatima" Post Unterpremftätten b. Graz. Stmk. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: ?. Alois Wils-