Das MgMMM der Linken des östklMichischen Michstagrs mit Rücksicht auf Slovenisch- und Italienisch-Oesterreich, von -—- Wien. Mechitharisten-Buchdruckerei. 1 8 4 N /L T^)s M in der Politik, wenn die einzelnen Partheien sich gehörig gliedern, nichts wünschenswerther, als daß sie ihr Glaubensbekenntniß offenherzig der Welt vorlegen, damit man den Umfang ihrer Bestre¬ bungen kennen lerne und deren Werth würdigen könne. Die nunmehr bekannt gewordenen Programme des linken Centrums und der äußer¬ sten Linken unseres Reichstages sind allseitig mit dem größten Interesse gelesen und,geprüft worden. Ter ausgesprochene Endzweck der Linken ist die freiheitliche Entwickelung der VölkerstämmeOesterreichs unter der staatlichen Form einer demokratischen Monarchie. Gleichheit Aller und Gleichberechtigung aller Völker ist ihr Wahlspruch. Um dieses Ziel zu erreichen, will sie eine kräftige Centralgewalt; dabei jedoch jeder Na¬ tion ihre eigene Verwaltung und Gesetzgebung gewahrt wissen, und nicht zugeben, daß Mitglieder eines Volkes, ohne die absolute Noth- wendigkcit dazu, in das Gebiet des andern einbezogen werden. Wenn man nun die weitern in dem hier fraglichen Programme entwickelten Grundsätze einer strengen Prüfung unterzieht, so kann man nicht umhin zu erklären, daß dieselben zum Theile mit den lei¬ tenden Prinzipien der Linken, zum Theile mit der geographischen und etnographischen Beschaffenheit des neu zu organisirendeu Länderkom- pleres unvereinbar sind; und daß endlich in diesem Programme über die wichtigsten politischen Fragen Reticenzcn vorkommen. Die Linke will eine kräftige Zentralgcwalt. Wir können uns eine solche nicht denken, ohne sie nicht blos mit den materiellen Mitteln, sondern auch mit den, zur Leitung des ganzen Staatökörpers nach Innen und Außen nothwcndigcn politischen Hebeln ausgestattet zu wissen. Zu einer kräftigen Centralgewalt genügt es nicht, daß ihr die äußern Angelegenheiten, das Herr-, Zoll-, Post-, Eisenbahn-, Münz- und Handelswesen, die Schiffahrt, die Staatsschulden und die Bank¬ angelegenheit, vielmehr ist es unerläßlich erforderlich, daß ihr auch in den, in das Gebiet des Ministeriums des Innern, der Justiz und des Kultus gehörigen Angelegenheiten die oberste Leitung zugewiesen wer¬ de. Dies ist zur einheitlichen Leitung des Staates nothwendig, und h umso mehr zulässig, als dabei die administrative Selbstständigkeit der zu schaffenden einzelnen Föderativstaaten, und die in diese Sphäre einschlagcnde Gesetzgebung, so weit sie durch die Ecntralregierung und den Reichstag nicht beschränkt werden muß, in einem ansehnlichen Umfange noch immer recht wohl bestehen kann. Um den gegenseitigen Verkehr zwischen den einzelnen Volksstämmcn möglichst zu erleichtern und zu beleben, gibt cs kaum ein zweckmäßigeres Mittel, als bei allen gleichförmige Gesetze in bürgerlichen Angelegenheiten, in Handels- und Wcchselsachen, in der Proceßordnung, im Hypothekarwesen und im Strafrechte einzuführeu. Jedermann, der das Triebwerk des prakti¬ schen Lebens kennt, der weiß es sehr wohl, daß ein Tiroler auch mit einem Bukowiner sich recht gerne in ein Geschäft cinlaffen werde, da» fern jener die Gesetze genau kennt, nach denen er die aus dem Ge> schäfte entstandenen Rechte, wenn ihnen im gütlichen Wege nicht ge¬ nügt werden sollte, geltend machen kann. Diese genaue Kenntniß kann er sich aber nur dann verschaffen, wenn das, was in Tirol, auch in der Bukowina rechtlich gilt. Nur dann kann er das Geschäft mit Zuversicht in eine Form einkleiden, welche den von ihm bezielten Zwecken vollkommen entspricht. Würde man aber jedem einzelnen, der nach dem Programme der Linken zu bildenden besondern Staaten die Gesetzgebung in den obgcdachten Nechtssphären überlassen, so würde cs leicht und unausbleiblich geschehen, daß jeder einzelne Bundes¬ staat ein verschiedenes materielles und formelles Recht erlangte, und wir würden die Erneuerung jener Hemmnisse und Verwirrungen wie¬ der sehen, welche vor der Kundmachung des jetzt geltenden allgemei¬ nen bürgerl. Gesetzbuches, bei dem Bestände der zahllosen Statutar- Rechte zum empfindlichsten Nachtheile des Staates herrschten, und wie sie noch gegenwärtig zwischen den ungarischen und nicht ungari¬ schen Antheilen des Kaiserstaates leider! in einem solchen Maße be¬ stehen, daß sich beide Thcile desselben Staates wie zwei feindliche Mächte, wie In- und Ausland, gegenüber stehen. Ein solches Ver- hältniß ist nicht geeignet, die Erfüllung des demokratischen Wunsches allseitiger Verbrüderung anzubahncn. Die allgemeine Gleichheit der hier fraglichen Gesetze im ganzen Kaiserstaate wird der wahre Kitt der einzelnen Volksstämme werden, welche, wenn sie auf gemein¬ schaftlichen Bahnen wandeln, endlich bei dem gemeinschaftlichen Ziele ankommen werden. 5 Auch mit der geografischen und etnographischen Beschaffenheit des staatlich zu reorganisirenden Gebietes stimmt das Programm nicht zusammen. Schon der Staat: Polnisch-Oesterreich, entspricht nicht dem Grundsätze der Gleichberechtigung aller Volksstämme; denn dieser Staat soll nach dem erwähnten Programme, Galizien, Krakau und die Bukowina umfassen, und die Verwaltungssprache polnisch und ruthenisch sein. Nun ist es aber jedem in der Geografie Bewanderten bekannt, daß das Gebiet dieses projektirten Staates von drei, ihrer Sprache nach, wesentlich verschiedenen Völkern bewohnt ist, von de¬ nen jedes ein für sich abgeschlossenes Gebiet einnimmt; nemlich von den Mazuren oder Polen in Westgalizien, nnd in einem Theile des österr. Schlesiens in der Zahl von beiläufig 2,300,000; von den Ru- thenen oder Russinen in Ostgalizien mit 2.700,000 und von den Wal¬ lachen oder Rumänen in der Bukowina mit 242,000 Seelen. Bei die¬ sem Sachverhalte steht mit Rücksicht auf die Zahl der Bewohner nichts im Wege, das obgedachte Gebiet in drei Staaten einzutheilen. Wenn man erwägt, daß in der Schweiz der Eanton Ury eine Bevölkerung von 13,000, der Eanton Zug von 14,500, der Eanton Genf von 52,500, der Eanton Zürich von 218,000 und der die größte Volkszahl enthaltende Eanton Bern nur von 350,000 Seelen zählt, und daß doch jeder für sich einen Staat bildet; so wird man es nicht albern finden, daß man für die Bukowina bei einer Bevölkerung von 242,000 Einwohnern, die Stellung eines besonder« Bundesstaates an¬ spricht; um so mehr, da die Einwohner dieses Landes, mit Rücksicht auf die Fruchtbarkeit des letzter», unter günstigen Verhältnissen sich verdoppeln könnten; und da bei der muthmaßlichen Fusion, der, alle übrigen Landesbcwohner an Zahl überwiegenden Walachen in Sie¬ benbürgen mit der Bukowina, die Zahl der Rumänen, mit jenen in Ungarn, zusammen sich auf 1,765,000 Seelen belaufen würde. Auch ist es nicht abzusehen, warum der Rumäne in der Bukowina sich der polnischen oder ruthenischen Sprache in seinen Landesangelegenheitcn bedienen sollte? Ein solches Verlangen widerspricht dem Principe der Gleichberechtigung. Auch wider die von der Linken projektirte Reorganisirung des jetzigen Böhmens und Mährens und des sogenannten Italienisch- Oesterreich lassen sich viele und wohlgegründete Einwendungen ma¬ chen. Wir wollen jedoch nur die handgreiflichen Irrthümer berichte 6 gen, welche unter dem Artikel Slavonisch-Oesterreich /eden Sachken¬ ner widerlich entgegenstarren, denn es heißt im erwähnten Pro¬ gramme unter e) „Slavonisch-Oesterreich. Aus Krain, den am linken Drau- ufer gelegenen Theile des Klagenfurter Kreises in Kärnthen, mit dem slavonischen Theile von Steiermark und Görz. Verwaltnngssprache slavonisch." Vorerst ist die BezeichnungSlavonisch-Oesterreich unrichtig. Die slavischen Bewohner des nördlichen und nordöstlichen Istriens, des Gebietes der Stadt Triest, des Görzer Kreises, Krains, Kärn- thens und Steiermarks mit den, im angrenzenden Theile Ungarns wohnenden Slaven, bilden einen Volksstamm, und ihre Sprache ist Eine Mundart mit geringfügigen Varianten, die sie die slovenische Sprache (slovonslci jorülc) und sich selbst Slovenen s8Iov6nei) nen¬ nen , daher von den im Königreiche Slavonien lebenden Slaven zu unterscheiden sind. Geografisch und etnografisch unverständlich ist ferner die Bezeichnung „dem am linken Drauufer gelegenen Theile des Klagenfurter Kreises in Kärnthendenn nicht nur in den am rechten Draveuser, folglich südlich desselben, gegen Krain gelege¬ nen Theilen Kärnthens, ist die Bevölkerung slavisch, sondern auch am linken Ufer. Man kann nach dem Personal-Stande der Gurker (Kla¬ genfurt) Diöcese vom I. 1848, in welchem jede einzelne Pfarre mit der Sprache des Gottesdienstes bezeichnet ist, folgende Linien als Sprach- oder Nationalgrenze ziehen. Von der Grenze Italiens gegen Westen: die Pfarren Pontafel und Egg — gegen Norden: der Berg¬ rücken zwischen dem Untergail- und Dravethal, dervobraö bis zu seinem Auslaufe in die Gail, von da an die Gail bis zu deren Mündung in die Trave; dann der Bergrücken vom Schlosse Landskron bis Pörtschach, von wo sich die Grenze nordöstlich an den Ulrichsberg wendet; von hier über den Helens- und Christofberg über Dier dem Grifnerbergc zu, auf dessen Rücken sich die Grenzlinie, südlich herab bis an die Post¬ straße erstreckt, welche dann die Scheidewand bis an die Grenze Steiermarks macht; von letzterer zieht sie sich dann über die Schwan¬ berger Alpe bei Sobot gegen den Radlberg über die Pfarre Gam- liz und Erenhausen bis an die Mur, die dann die natürliche Scheide¬ wand bis zu der an der ungarischen Grenze gelegenen Stadt Rad- kersburg bildet. Nicht die Drave ist die Sprachgrenze, sondern alles südlich von der besagten Scheidelinie gelegene Land ist slovenisch, 7 mit einziger Ausnahme des von 20,000 Deutschen bewohnten Bezir¬ kes Gottschee in Krain, und der bei Mureck am rechten Murufer lie¬ genden, 3759 Seelen zählenden Pfarr Abstall, deren ?/<> deutsche Ein¬ wohner, bei dem Vorhandensein slovenischer Ortschaften am linken Murufer hier wohl ebensowenig, als die einzelnen deutschen Bewohner einiger Städte und Märkte erwähnenswerth sind. Sohin ist die beantragte politische Unterordnung Südtirols so wie Istriens, Dalmatiens, Triests und der italienischen Theile von Görz unter eine provinzielle Regierung nicht nur wegen der wesentlich ver¬ schiedenen Lokalverhältnisse und Bedürfnisse, dann wegen der räumli¬ chen Entlegenheit praktisch unzweckdienlich, sondern auch im Wider¬ spruche mit den in der Notel des Programms aufgestellten Grundsätze. Soll denn Dalmatien, welches nach den ämtlichen statistischen Tabellen vom 1.1842, 401.000 Einwohner hat, von denen mindesten 370.000 Slaven sind, als ein italienisches Land behandelt werden? Soll nicht vielmehr die ungleich geringere Zahl der italienischen Be¬ wohner, die sich größtentheils in Städten aushalten und noch dazu die Meisten die slavische Sprache, wo nicht sprechen, doch verstehen, sich dem Interesse der weitaus größeren Mehrheit der slavischen Be¬ wohner fügen? Soll bei diesem Sachverhalte nicht vielmehr Dalma¬ tien mit dem sprachverwandten Croatien vereinigt, oder als ein be¬ sonderer Föderativstaat, um so mehr constituirt werden, als es jedem Sachkundigen bekannt ist, daß die Verhältnisse und Bedürfnisse dieses Landes, von denen aller andern österreichische Provinzen wesentlich verschieden sind, daher auch einer eigenthümlichen Leitung bedürfen? Was endlich das sogenannte Slavonisch richtig Slovenisch- Oesterreich anbelangt, so ist die Art der Zusammensetzung desselben in dem Programme der Linken mit den auffallendsten Jrrthümern ver¬ webt, Das ganze ilirische Küstenland (der Görzcr Kreis, Stadt Triest und Istrien mit den zu Jlirien gehörenden Inseln Vog-Iis, Olxrrso» Russin pic^olo und Russin Kranä«) hat nach den oberwähnten stati¬ stischen Tabellen 486.000 Einwohner. Da man nun die italienische Bevölkerung gewöhnlich auf höchstens 180.000 anschlägt, so ergibt sich, daß die Zahl der Slaven im Küstenlande sich auf 306.000 be¬ laufe. Sollen nun denn 306.000 Slaven wegen der neben oder unter ihnen wohnenden 180 000, Italiener, als ein italienischer Volksstamm behandelt werden, und sich nach italienischen Ma.rimen regieren las- 8 sen? Wäre eine solche Behandlung nicht ein Hohn des Principes der Gleichberechtigung? Es sei mir gestattet, zur detaillirteren Begründung der ober¬ wähnten Zahlen rückstchtlich des slavischen Nationalitätsverhältnisses speziellere Daten anzuführen. Hinsichtlich Istriens mit Ausschluß der Stadt Triest, lieferte Herr Cerer k. k. Hauptzollamtsbeamte in Triest, der mit den Verhältnissen dieser in jeder Beziehung interessanten Halb¬ insel, durch seinen mehrjährigen Aufenthalt und seine in ämtlichen Geschäften jedes Vierteljahr in allen Gegenden Istriens gemachten Bereisungen, vollkommen vertraut ist, eine genaue Uebersicht der Bevölkerung Istriens in Nr. 14 der in Laibach erscheinendrn politi¬ schen Zeitung Slovenija. Nacb dieser Uebersicht sind in den im sogenannten alt-österr. Istrien liegenden ehemals zu Krain gehörenden Bezirken Oaswlnuo- vo (Xoviz-rsä) tüastua, kisino und Lolas, mit Ausnahme einiger italienischen und deutschen Familien, nur slavische Bewohner. Im ehe¬ maligen venetianischen Istrien hingegen gestalten sich die Zahlen der italienischen Bevölkerung folgendermaßen: Im Bezirke kinKueMo sein Theil der Bevölkerung dieser Stadt und des Or¬ tes lioecv beiläufig . . 800 Italiener. Lusummon. . 54.200 s Auf den zum Königreiche Jlirien gehörenden Inseln V«§>Iin (Kork) tNsrso fKres) und Ivussin piccolo 6 Francis (l^osinj) sind unter den 31.800 Einwohnern nur höchstens 2.000 Italiener, nemlich in den Städten Veolia, Russin pieeolo und Olisrso, in welch letzterer sich meistens Venetiauer unter der Republik ansiedel¬ ten, da Okoi-80 der Sitz der venetianischen Regierung für diese Inseln war. Es stellt sich somit mit Inbegriff dieser Inseln die Zahl der Italiener in Istrien auf 56.200 Seelen. Aus dieser Uebersicht ergibt sich ferner, daß die Italiener nur in den Küstenstädten größtenteils rein, in jenen des innern Landes aber mit Slaven gemischt, daß hingegen in dem ehemaligen alt-österr. Istrien blos Slaven wohnen; daß letztere selbst im venetianischen Istrien der Zahl nach überwiegend sind, und daß nur in den Bezir¬ ken Pirano und Rovigno die Anzahl der Italiener größer ist. Herr Cerer bemerkt hierbei, daß er die Zahl der Italiener lieber höher an¬ setzte, und daß diese, die Inseln mitgerechnet, kaum 55.000 Seelen erreichen dürfte. Hingegen belauft sich die Zahl der Slaven in Istrien, am Festlande und auf den Inseln auf 172.900 Seelen» Diese eben angeführten Daten bestätigen sich nach der von mir durch eigene Anschauung, so wie durch die, mit Beihilfe mehrerer verläßlicher im Küstenlande wohnenden Geistlichen und Patrioten, angestellte Untersuchung über das Nationalitätsverhältniß vollkom¬ men, ja sie ergibt ein dem Slavenstamme noch günstigeres Resultat, wenn man die Sprache des Gottesdienstes in den einzelnen Pfarren, die bis zur genauer» Erhebung, noch die einzig sichere Eruirungsme- thode ist, als Norm annimmt, und nach derselben die Abstammung der Pfarrkinder beurtheilt. Iv Nach dem Diözesan - Schematism d. I. 1848 ergeben sich im Allgemeinen folgende Zahlen der zu jeder Nationalität gehörenden Be¬ wohner. In den Dekanaten: Triest (mit Ausschuß der Stadt Triest, ob¬ gleich auch hier in mehreren Kirchen slavischer Gottesdienst gehalten wird) ferners in Dolina, 3slsano, Kastna, kisino, kostsna, Korman, Karkovco, und Ospo wird in allen Pfarren nur slavisch gepredigt. II Hingegen kann man in den Dekanaten Pinguente, von der ge¬ mischten Pfarre in dieser Stadt, so wie von den Pfarren Portole, Piemonte und Mamiano höchstens V» als dem italienischen Stamme gehörig annehmen, da in der Stadt Pinguente die Predigten gewöhn¬ lich in slavischer und nur selten in italienischer Sprache gehalten wer¬ den. Ebenso ist in den Pfarrsprengeln Protole, Piemonte und Mo- miano nur ein Theil der Bevölkerung dieser Pfarrorte und einiger Weiler italienischer Abkunft: Die Pfarren dieses Bisthums: Parenzo, Montona, Saldier, Rovigno, Pola, Sissano und Dignano nehme ich als rein italienische an, da in selben ausschließlich italienisch gepredigt wird; hiebei muß jedoch erwähnt werden, daß die Bauern in dem Pfarrsprengel Mon¬ tona slavisch sprechen, daß einige 30 Familien der Pfarre Pola, meist Colom, Slaven sind, und daß die Bewohner von Sissano slavisch und 12 italienisch sprechen. Einzelne Italiener in den rein slavischen Pfarren xann man im vorliegenden Falle nicht berücksichtigen. In den übrigen, zur Hälfte von Italienern bewohnten Pfarren sind jedoch nur die Bewohner der Pfarrorte Visinada, Visignauo so wie Vale Italiener; meist eingewanderte Earnier, oder italienisirte Slaven. Dieß ist vorzüglich im Psarrsprengel St. Vincenti der Fall. Der Pfarrort selbst wird von beiläufig 400 Italienern, übrigens aber die Pfarre rein von Slaven bewohnt. Im Psarrsprengel der Stadt Albona wohnen nur in der Stadt, der slavischen Sprache kundige Italiener, daher in dieser Pfarre so wie in allen als gemischt ange¬ gebenen Pfarren in beiden Landessprachen gepredigt wird. In dieser für die italienische Bevölkerung günstigen Berech¬ nung ergibt sich nun folgende Zahl der Italiener in Istrien. Italiener Im Bisthum Triest und Eapodistria (ohne Stadt Triest) 28.900 „ „ Parenzo-Pola 25.858 „ ,, Veglia, die italienische Bevölke¬ rung der Städte Veglia,Cherso, kufsin piccolo .... 2.000 Zusammen in Istrien und auf den Inseln . 56.758 Hiezu die Bevölkerung der Pfarren Triest (als italienisch angenommen) . 63 954 ergibt die Gesammtzahl von 120.712 und wollte man zu dieser Zahl noch die eingewanderten höchstens 2000 Seelen zählende Wallachen*) in Istrien zählen, so ergeben sich 122.712 Italiener, während die Bevölkerung der Slaven in den drei genannten Bisthümern mit Ausschluß der politisch zu Dalmatien ge¬ hörenden unter dem Bisthum Veglia stehenden Insel Arbe, 211,280 Seelen beträgt. Diese Zahlen sind sprechend. Hierbei ist aber nicht zu übersehen, daß ein großer Theil Istriens von der ehemaligen venetianischen Re¬ gierung in Betreff der Bildungsmittel sehr stiefmütterlich behandelt wurde; indem ihre Politik dahin ging, alle geistige Thätigkcit des *) In Istrien wohnen meist am Fuße des Montn inaKxiore (riök-r xora) in dm Pfarren 2nras, UMrduuü so wie in einigen Orten am Karst und bei HUonn eingewanderte Walachen, die sich Murlaka, VIn- Iii auch kinchsni nennen; sie sprechen nur unter sich ihre eigene Mundart, sonst slavisch. 13 -Volkes zu unterdrücken, und indem sie für die Slaven Istriens und Dalmatiens, welche sie in ihren Kriegsdiensten, in ihrer See- und Handelsmarine sehr wohl ausznbeuten wußte, zum Behufe der mate¬ riellen und geistigen Entwickelung gar nichts gethan hat; endlich, daß ehemals nur venetianische Priester nach Istrien gesandt wurden, die die slavische Sprache erst unter dem Volke lernen mußten, und häufig gar nicht erlernten. Wenden wir nun von diesen betrübenden Erinnerungen den for¬ schenden Blick auf die Diozöse des Erzbistbums Görz, in welcher sich die Bevölkerungsverhältnisse nach dem Diözesen Schematismus des Jahres 1848 folgendermassen gestalten. Die Slaven des Görzcr Kreises, seit Jahrhunderten zu Oester¬ reich gehörig, erfreuten sich seit jeher günstigerer Verhältnisse, als jene in Istrien, für welch letztere auch seit der Uebernahme von der vene- tianischen Regierung wenig geschah, bis endlich in neuester Zeit Herr Graf Stadion, als Gouverneur des Küstenlandes berufen, die drin¬ genden Bedürfnisse des Volkes mit seinem staatsmännischen Scharf¬ blicke erkennend, mehrere obgleich noch nicht hinlängliche Volksschulen errichtete, und die slavische Landessprache in dieselben einführte, die Bewohner des Gouvernements mit einer^ noch jetzt zu beachtenden Gemeindcverfassung beschenkte, und so dem Gebrauche der Landes¬ sprache Eingang verschaffte. Wir wollen nun die einzelnen aus den Diözesen Schematismen des Jahres 1848 entnommenen Zahlen mit Rücksicht auf die Nationa¬ lität zusammenstellen. 15 Es beläuft sich somit die Gcsammtbevölkerung des ganzen ili- rischen Küstenlandes auf 517,774 Seelen, von welcher 187,283 dem italienischen, 330,491 dem slavischen Stamme angehören. Wollte man nun, um die Berechnung möglichst genau zu machen, von der Bevöl¬ kerung der Städte Triest und Görz V- als nicht italienisch (slavisch, deutsch u. s. w.) annehmen, so würde der Stand der Italiener in die¬ sen beiden Städten auf 51,297 Seelen sich belaufen; und nimmt man von der als nicht zur italienischen Berölkerung gehörenden Einwoh¬ nerzahl dieser Städte von 25,648 Seelenlnur 15,000 als Slaven, (die serbische Gemeinde in Triest, mehrere Kaufleute, die vielen Arbeiter und Dienstboten) an, so ergeben sich im Ganzen 161,635 Italiener und 344,491 Slaven im österreichischen Küstenlande. Thatsache ist es, daß unter,der von mir angegebenen Zahl der Slaven, viele der italienischen Sprache kundig sind. Allein so wie man die in der slovenischen Steiermark und in Kärnthen deutsch ver¬ stehenden und deutschsprechenden slavischen Bewohner nicht als Deut¬ sche ansehen kann , ebenso wenig darf man die italienisch sprechenden, von slavischen Eltern herstammenden Küstenländer zur italienischen Bevölkerung rechnen. Sie müssen so wie die Slovenen in der Delega¬ tion Udine*) zum slavischen Volksstamme gezählt werden. Dieß ist und bleibt, möge man sich noch so sehr bemühen das Gegentheil zu behaupten, eine ausgemachte Sache; so wie es allbekannt ist, daß der Wahlort Pinguente des ehrenw: Herrn Fächln etti, bei einer See¬ lenzahl von beiläfig 800 nur 600 italienische Bewohner zählt, und der Geburtsort des Herrn sto ki-sueosclü der Pfarrort OoIsKoi-ioa, von jeher eine rein slavische Pfarre ist, da in selber, so wie in den umlie¬ genden Pfarren, ku«, IVovrcho, ILoroe, lunäur, Oepiü und 8usisie- vlcu slavisch gepredigt wird, und außer der Familie des Herrn Depu- *) Die venetianischen Slaven wohnen an der Gränze des Görzer Kreises in den Pfarren 8t. viorxio, (im V»I